Walter Kasper

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Walter Kardinal Kasper (* 5. März 1933 in Heidenheim) ist ein deutscher Kardinal, war Mitglied der römischen Kurie, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und war zehnter Bischof von Bistum Rottenburg-Stuttgart.

Biografie

Walter Kasper in Heidenheim an der Brenz geboren. Nach dem Besuch der Volksschule, der Oberrealschule in Göppingen, des Gymnasium in Wangen im Allgäu machte er 1952 sein Abitur am Gymnasium von Ehingen. Von 1952 bis 1956 studierte er Theologie und Philosophie an den Universitäten Tübingen und München. 1954 schrieb er eine Arbeit über die Lehre von der menschlichen Erkenntnis in den Quaestiones disputatae de veritate des Thomas von Aquin.

Am 6. April 1957 wurde Walter Kasper in Rottenburg zum Priester geweiht. Anschließend ging er als Vikar in der Herz-Jesu-Pfarrei in Stuttgart und von 1958-1961 als Repetent für Dogmatik am Bischöflichen Theologenkonvikt Wilhelmsstift in Tübingen. 1961 promovierte er mit einer Arbeit über die Lehre von der Tradition in der Römischen Schule an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und wird Doktor der Theologie.

Wissenschaftliche Laufbahn und Tätigkeitsschwerpunkt

Von 1961 bis 1964 war Kasper am Katholisch-Theologischen Seminar der Universität Tübingen Wissenschaftlicher Assistent bei Leo Scheffczyk und Hans Küng. Dort habilitierte er sich 1964 mit einer Arbeit über Philosophie und Theologie der Geschichte in der Spätphilosophie Schellings im Fach Dogmatik.

Noch im selben Jahr 1964 wird er im Alter von 31 Jahren Dogmatikprofessor am Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Von 1969 bis 1970 ist er Dekan dieser Fakultät. 1970 übersiedelte er nach Tübingen und übernimmt den Lehrstuhl für Dogmatik an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen, wo er 1970-1971 auch Dekan der Fakultät wird. Kasper war auch Mitarbeiter bei der Würzburger Synode und von 1975-1979 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger katholische Dogmatiker und Fundamentaltheologen.

1979 wurde er Konsultor des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und Vertreter der Katholischen Kirche in der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Weltrates der Kirchen (ÖRK). Außerdem war er als Berater und Mitglied der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz der Hauptautor des ersten Bandes des Katholischen Erwachsenenkatechismus, der 1985 erschienen ist. Von 1983 bis 1984 war für ein Semester an der Catholic University of America in Washington D.C. tätig. Es folgte weitere Gastaufenthalte in Rom, Jerusalem und Louvain-la-neuve. 1985 wurde Walter Kasper zum Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ernannt. Es folgten die Ernennung zum Sondersekretär der außerordentlichen Römischen Bischofssynode.

Bereits als Bischof übernimmt Walter Kasper als Herausgeber die Verantwortung für die dritte Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche, das von 1993 bis 2001 erschien. Seine Forschungsschwerpunkt liegen in den Bereichen Christologie, Ekklesiologie und Ökumene.

Bischof

Am 4. April 1989 wird er durch durch das Domkapitel zum Heiligen Martinus in Rottenburg zum Nachfolger des am 9. Mai 1988 verstorbenen Bischofs Dr. Georg Moser gewählt. Am 17. April 1989 erfolgte durch Papst Johannes Paul II. die Ernennung zum Bischof der Bistum Rottenburg-Stuttgart. Die Bischofsweihe erfolgte am 17. Juni 1989.

Ab 1991 war Bischof Kasper Vorsitzender der Kommission für Weltkirchliche Aufgaben der Deutschen Bischofskonferenz und Stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz. 1994 wurde er zum Kopräsidenten der Gemeinsamen römisch-katholischen evangelisch-lutherischen Kommission des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und 1998 zum Konsultor der römischen Kongregation für die Glaubenslehre sowie des Päpstlichen Kulturrates ernannt.

Kurienkardinal

Am 16. März 1999 wurde Bischof Walter Kasper durch Papst Johannes Paul II. zum Sekretär des Päpstlicher Rat für die Förderung der Einheit der Christen ernannt, das er am 1. Juni 1999 antrat. Am 21. Februar 2001 erfolgte die Ernennung zum Kardinal. Kasper wurde dann am 3. März 2001 zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt und übte das Amts bis zum 1. Juli 2010 aus. Sein Nachfolger wurde Bischof Kurt Koch. Seinen Lebensabend verbringt er in Rom.

Außerdem ist er Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre, der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, des Obersten Gerichtshofes der Apostolischen Signatur, des Päpstlichen Rates für die Kultur und des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten. Papst Benedikt XVI. befördert ihn am 21. Februar 2011 vom Kardinaldiakon zum Kardinalpriester. <ref> Ordentliches öffentliches Konsistorium im Vatikan Kath.net am 21. Februar 2011</ref>

Positionen

Thesen des Theologieprofessors Kasper

In seiner Schrift "Gefahren, die der Kirche drohen. Hindernisse der Neuevangelisierung" 1990, befasst sich der Kirchenrechtler Prof. Georg May ausführlich mit den Werken des Dogmatikers Walter Kasper. Er zitiert (S.27-44) u.a. folgende Thesen des seinerzeitigen Professors, der inzwischen zum Diözesanbischof ernannt worden war:

  • "Der Glaube bedeutet nicht ein Fürwahrhalten von wunderbaren Tatsachen und von autoritativ vorgelegten Glaubenssätzen".
  • "Dogmen können durchaus einseitig, oberflächlich, rechthaberisch, dumm und voreilig sein".
  • Christus "hat sich also vermutlich weder als Messias noch als Gottesknecht oder als Gottessohn und wohl auch nicht als Menschensohn bezeichnet".
  • Das Dogma, dass Jesus "ganz Mensch und ganz Gott ist", sei "überholbar".
  • Ferner schrieb er "dass wir viele Wundergeschichten der Evangelien als legendarisch bezeichnen müssen".
  • Selbst wenn er Jesus Heilungserfolge zugesteht: "Sogenannte Naturwunder braucht man dagegen mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht als historisch anzusehen".
  • Die Auferweckung Jesu ist ihm "kein objektiv und neutral feststellbares historisches Faktum".
  • Beim ältesten Osterbericht (Mk 16,1-8) meint er, "dass es sich hier nicht um historische Züge, sondern um Stilmittel handelt, die Aufmerksamkeit wecken und Spannung erzeugen sollen". Auch andere neutestamentliche Tatsachenbehauptungen in den Oster- und Himmelfahrtsberichten seien nur "Stilmittel".
  • Die Aussagen über die immanente Trinität oder über die Präexistenz Christi sind nach Kasper "nicht unmittelbare Glaubensaussagen, sondern theolog. Reflexionsaussagen".
  • Kasper spricht auch von der "Auferweckung des einzelnen im Tod". Daher sei "auch die Rede von einem Weiterleben oder Fortleben nach dem Tod irreführend". Ferner ist die Rede von Himmel, Hölle und Fegfeuer "eine sehr unangemessene, ja irreführende Redeweise".
  • Mit dem "nicht ganz glücklichen Ausdruck" Unfehlbarkeit der Kirche sei gemeint, "dass die Kirche ... nicht mehr definitiv auf den Stand der Synagoge zurückfallen und Christus nicht definitiv verleugnen kann".
  • Auch das für ökumenische Gespräche höchst wichtige, in die Worte 'extra ecclesiam nulla salus' gekleidete Dogma von der universalen Heilsmittlerschaft der Kirche nannte er einen "höchst missverständlichen Satz".

Diese Aussagen werden vom Vatikan offensichtlich nicht als Widerspruch zum katholischen depositum fidei gesehen. Bischof Kasper wurde 1999 vom Papst in einflussreiche Ämter in der Kirchenleitung in Rom berufen.

===Wiederverheiratete Geschiedene<ref> Die Bischöfe der Oberrheinischen Kirchenprovinz: Zur seelsorglichen Begleitung von Menschen aus zerbrochenen Ehen, Geschiedenen und Wiederverheirateten Geschiedenen: Hirtenwort. Freiburg/Br. u. a.: (10.07.) 1993. </ref>=== Umstritten war der Hirtenbrief zur „Pastoral mit Geschiedenen und Wiederverheirateten Geschiedenen“, den Kasper 1993 zusammen mit den Bischöfen der Oberrheinischen Kirchenprovinz, Bischof Karl Lehmann von Mainz und Erzischof Oskar Saier von Freiburg veröffentlichte, in dem Rom um eine seelsorglichere Praxis im Umgang mit wieder verheiratete geschiedenen Katholiken ersucht wurde. Es solle nicht länger kategorisch ausgeschlossen sein, daß diese "nach ernster Gewissensprüfung" die heilige Eucharistie empfangen können. Dieser Hirtenbrief wurde vom Vatikan und der Glaubenskongregation unter Kardinal Ratzinger mit Verweis auf die kirchliche Lehre in dieser Frage zurückgewiesen.

Die Kongregation für die Glaubenslehre wies das Gemeinsames Hirtenschreiben mit dem Schreiben Annus internationalis familiae zurück (Fortgang der Diskussion siehe dort).

Auszeichnungen

Kasper erhielt am 14. Februar 2014 den Deutschen Kulturpreis für seine "außerordentlichen, herausragenden Leistungen für die Förderung der Einheit der Christen" in München (Osservatore Romano vom 21. Februar 2014, S. 3).

Zitate

  • "Es gibt eine Rückkehr des religiösen Bewusstseins, der religiösen Sehnsucht. Religion ist auch in die öffentliche Diskussion zurückgekehrt, und der liebe Gott ist im Grunde wieder salonfähig geworden. Aber das ist oft ein sehr vages Gottesverständnis, ein Allerweltsgott, oft eine rein emotionale Angelegenheit." (Quelle: Radio Vatikan)

Werke

  • Einführung in den Glauben. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1972
  • Jesus der Christus. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1974 (322 Seiten)
  • Zur Theologie der christlichen Ehe. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1977
  • Der Gott Jesu Christi. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1982
  • Theologie und Kirche. Matthias-Grünewald-Verlag, Band 1 Mainz 1987, Band 2 Mainz 1999
  • 'Sakrament der Einheit. Eucharistie und Kirche. Herder-Verlag, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2004, ISBN 3-451-28568-1
  • Wege in die Einheit. Perspektiven für die Ökumene. Freiburg im Breisgau 2005
  • Wo das Herz des Glaubens schlägt. Die Erfahrung eines Lebens. Mit Daniel Deckers. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2008, ISBN 978-3-451-29873-8.
  • Katholische Kirche: Wesen – Wirklichkeit – Sendung. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2011, ISBN 978-3-451-30499-6 (580 Seiten)
  • Barmherzigkeit. 
Grundbegriff des Evangeliums - Schlüssel christlichen Lebens. Herder Verlag, 4. Auflage 2014, 
ISBN 978-3-451-30642-6 (gebundene Ausgabe, 252 Seiten)
  • Das Evangelium von der Familie
. Die Rede vor dem Konsistorium Herder Verlag 2014
 ISBN 978-3-451-31245-8 (ca. 96 Seiten);

Literatur

Reaktionen auf sein Werk: Das Evangelium von der Familie:

Weblinks


Vorgänger
Georg Moser
† Bischof von Rottenburg-Stuttgart
1989-1999
Nachfolger
Gebhard Fürst

Anmerkungen

<references />