Innozenz XI.

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Innozenz XI. (* 19. Mai 1611 in Como; † 12. August 1689) war Papst von 1676 - 1689 und ist seliggesprochen. Sein liturgischer Gedenktag ist der 12. August.

Der Selige Innocentius PP XI.

Biografie

Benedetto Odescalchi wurde am 19. Mai 1611 in Como als Sohn des Kaufmanns und Bankiers - Sproß einer alten Patrizierfamilie - Livio Odescalchi und seiner Gemahlin Livia Castelli di Gandino Bergamasco geboren. Seine Erziehung erhielt er im Kolleg der Jesuiten in Como. Der frühe Tod seines Vaters im Dezember 1622, bedeutete für Benedetto eine Zäsur. Mit 15 Jahren wurde er zu seinem Onkel Papirio nach Genua geschickt der dort eine Bank eröffnet hatte, um eine dreijährige kaufmännische Ausbildung zu absolvieren. Ab 1629 hielt er sich vorübergehend in Mailand auf, wo die Familie ebenfalls eine geschäftliche Niederlassung besaß. Er musste die Stadt jedoch wegen des Ausbruchs der Pest verlassen.

Im Herbst des folgenden Jahres verlor er auch seine Mutter. So kam der 19-jährige in die Obhut seines Onkels Papirio, der jedoch schon 1632 verstarb und die Geschäfte Benedetto und seinen Brüdern hinterließ: Nicola, Carlo und Giulio, der später in den Benediktinerorden eintrat und Bischof von Novara wurde. Benedetto lebte ab diesem Zeitpunkt vorwiegend in Como, wo er politische Aufgaben in der Stadtverwaltung übernahm. 1636 verließ er mit seinem Bruder Carlo seine Vaterstadt, um in Rom oder eventuell in Neapel eine Bank zu eröffnen. Ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben des Gouverneurs von Mailand trafen die beiden in der Ewigen Stadt ein, wo sie eine Wohnung in der Nähe von "Sant' Onofrio" am Gianicolo bezogen.

Studium der Rechtswissenschaften

Bald beschloss Benedetto, Rechtswissenschaften zu studieren und belegte zwei Jahre lang einen Kurs für Zivil- und Kirchenrecht an der römischen Universität La Sapienza und setzte sein Studium in Neapel fort. Die beiden Brüder übersiedelten nach Neapel, doch Carlo kehrte 1639 in den heimatlichen Norden zurück. Benedetto absolvierte sein Studium sehr rasch und promovierte in beiden Rechten (Dr. iur. utr.) im November 1639. Bereits Anfang Februar 1640 empfing er vom Generalvikar in Neapel die ersten Weihen.

Nach seiner Rückkehr nach Rom knüpfte er rasch Kontakte zu Francesco Barberini, dem Neffen von Urban VIII., und zu Kardinal Giovanni Battista Pamphili, der als nächster den Papstthron besteigen sollte (Innozenz X.). Bald erfolge seine Ernennung zum Apostolischen Protonotar und im Juli 1643 zum Präsidenten der Apostolischen Kammer. Wegen seiner Kenntnisse auf dem Gebiet der Geldgeschäfte wurde er im folgenden Jahr zuerst zum Generalkommissar und dann zum Gouverneur in den Marken ernannt.

Kardinal

Nach seiner Rückkehr nach Rom verzichtete er zwar 1645 auf das Amt des Präsidenten der Kammer, genoß aber dennoch das Wohlwollen Papst Innozenz' X., der ihn - in ungewöhnlich jungem Alter von 34 Jahren - am 6. März 1645 zum Kardinaldiakon mit der Diakonie "SS. Cosma e Damiano" ernannte (daher später der Papstname). Trotz seiner hohen Stellung zeichnete er sich durch eine bescheidene und anspruchlose Lebensführung aus, wegen seiner Mildtätigkeit und Fürsorge für die Notleidenden wurde er "Vater der Armen" genannt. Neben seiner Stelle als Erzpriester von "Santa Maria Maggiore" verwaltete er die durch die Abreise von Kardinal Francesco Barberini unbesetzten Kongregationen. Im Sommer 1648 wurde ihm die Legation in Ferrara überhagen. Auf dem Weg dorthin besuchte er Assisi und Loreto. Noch vor seiner Abreise hatt er Getreide in Apulien eingekauft, um es unter den Armen in der Emilia Romagna zu verteilen.

Bischof

Zu Beginn des Jahres 1650 wurde er zum Bischof von Novara ernannt, aber seine Bischofsweihe konnte erst nach seiner Priesterweihe, die er im erzbischöflichen Palast von Ferrara Ende Januar 1651 empfing erfolgen. Sein Bischofsamt trat er allerdings einJahr später an und verwaltete seine Diözese als "guter Hirte", aber auch mit Strenge. In Rom, wohin er sich vermutlich zu einem "Adlimina"-Besuch begeben hatte, blieb er wegen des Todes des Papstes und des folgenden Konklaves. Zugunsten seines Bruders Giulio verzichtete er auf seine Diözese Novara, wo er ebenfalls Einkünfte aus Benefizien für die Armenversorgung verwendet hatte. Vermutlich hielt sich Benedetto nach dem Ausbruch der Pest in Rom einige Monate in Capranica auf und kehrte erst wieder im Juli 1657 zurück.

Einsatz für Hilfsbedürftige

Im Juli 1660 wurde er zum Kämmerer des Heiligen Kollegs berufen, legte aber bereits ein Jahr später sein Amt wieder nieder. Er kümmerte sich vor allem um die Hilfsbedürftigen: so unterstützte er das von seinem Verwandten Tommaso Odescalchi eingerichtete Hospiz "Santa Galla", kümmerte sich um die deutschen Pilger, und als Schutzherr der Kirche von "Santa Maria dei Monti" befanden sich auch die Hospize der Katechumenen und Neophyten in seiner Obhut 1666 starb sein Bruder Giulio, und nach dem Tod von Carlo 1673 übernahm er die Vormundschaft von dessen Sohn Livio, den er zur Ausbildung bei den Jesuiten nach Rom holte. Innerhalb der Kurie bemühte er sich um ein Gleichgewicht der unterschiedlichen Parteien.

Nach dem Tod Clemens' X. wurde er nach zweimonatiger Sedisvakanz, nachdem Frankreich, das sich beim vorausgehenden Konklave seiner Wahl widersetzt hatte, seine Zustimmung erteilt hatte, am 21. Setember 1676 zu dessen Nachfolger bestimmt. An die Annahme der Wahl knüpfte er allerdings die Bedingung daß die Kardinäile die vonihm selbst ausgearbeiteten Vorschläge unterzeichenen sollten. Danach sollte der Papst für eine Verbesserung der Moral Sorge tragen, auf den Rat der Kardindle in Fragen, die den Kirchenstaat die Apostolische Kammer und das Heilige Kolleg betrafen, hören, er durfte sich dem Verkauf von Ämtern nur zur Sanierung der öffentlichen Schulden bedienen, den eigenen Verwandten war jeder Einfluß in finanziellen Angelegenheiten untersagt und er forderte eine strengere Disziplin des Klerus.

Die Zeremonien seiner Thronbesteigung wurden mit ausgesprochener Bescheidenheit gestaltet. Seine Reformmaßnahmen, die er sofort in Angriff nahm, konzentrierten sich auf eine Beseitigung der hohen Verschuldung durch rigorose Sparmaßnahmen, und dem Verfall der Moral in Rom begegnete er durch Behörden- und Klosteneformen und bemühte sich um eine sittliche Verbesserung der Stadtbevölkerung. Bei seinem Amtsanfitt war die finanzielle Lage der Kurie sehr schlecht um nicht zu sagen bankrott. Der Papst versuchte sofort die hohen Ausgaben zu vermindern und verbrachte selbst Tage mit der Kontrolle von Abrechnungen und Bilanzen, und es gelang ihm rasch, durch gezielte Maßnahmen den Schuldenberg um 70 % zu vermindern. Was die Reformen des Kirchenstaates betrat sollten die Kongregationen aktiver und die Gerichte reformiert werden.

Widerstand gegen Simonie und Nepotismus

Innozenz XI. widersetzte sich auch der Simonie (willkürliche Vergabe von kirchlichen Amtern), und wegen seiner sittenstrengen und asketischen Haltung hatte er keinerlei Interesse an der Förderung der Künste, ja er bekämpfte jede Art von Luxus und außerordentlichem Konsum. Für die urbanistische Entwicklung der Stadt setzte er sich dagegen ein und bemiühte sich, die Arbeiten an der Gestaltung des Montecitorio abzuschließen. Doch vielfach schwand die anfängliche Begeisterung, die bei seiner Thronbesteigung geherrscht hatte, denn die weniger dotierten Stellen waren kaum attraktiv für Vertreter der reicheren sozialen Schichten, die wenig Chancen für einen Aufstieg in der Kurie sahen. Sogar Kardinlile, deren Mitspracherecht wesentlich eingeschränkt worden war, zogen sich mehr und mehr aus ihren Aktivitäten in der Kurie zurück. Weil er jede Art von Nepotismus verabscheute, setzte sich Innozenz Xl. für die Autorität der Päpste, die aber wichtige oder einträgliche Ämter nicht mehr einem Nepoten übertragen durften, und für eine Reform der Kurie ein. Dieses Projekt wurde von vielen Vertretern der Kurie nicht positiv aufgenommen, selbst Kardinalstaatssekretär Alderano Cibo lehnte die Simonie nicht prinzipiell ab.

Intervention in den Türkenkriegen

In politischer Hinsicht war der Papst mit dem Türkenkrieg und der ständig wachsenden Politik des Widerstandes des französischen Königs Ludwig XIV. konfrontiert der sogar zur Schwächungder kaiserlichen Macht zu einem Bündnis mit den Türken bereit war. Für den Papst der sich aber als Streiter für die Reinhaltung des katholischen Glaubens sah, war die Abwehr der Türken von Europa von ausgesprochener Bedeutung. Während seines ganzen Pontifikates bemühte er sich, die christlichen Fürsten zu einer Heiligen Liga zum Kampf und zur Abwehr der Osmanen zu gewinnen.

Der päpstlichen Diplomatie gelang es Ende März 1683, Kaiser Leopold I. und den polnischen König Johann Sobieski zum Abschluß eines Defensivbündnisses zu bringen. Der Papst unterstützte die beiden Herrscher in ihrem Kampf gegen die vorrückenden Türken mit 1,5 Millionen Gulden. Dem aus kaiserlichen, bayrischen und polnischen Truppen bestehenden Entsatzheer gelang am 12. September 1683 die Befreiung von Wien, das von den osmanischen Truppen belagert worden war, und die Vertreibung des feindlichen Heeres. Die Vernichtung des türkischen Heeres bei Wien war sozusagen ein Wendepunkt: Nicht nur die Osmanen wurden weit nach Ungarn zurückgedrängt und Buda nach langer Besetzung befreit sondern im Vertrag von Regensburg (August 1684) konnte mit Frankreich ein zwanzigjähriger Waffenstillstand unterzeichnet werden. Wegen seines Einsatzes für die Befreiung Europas von der osmanischen Gefahr erhielt Innozenz XI. den Beinamen "Verteidiger des christlichen Abendlandes".

Auseinandersetzung mit Frankreich

Der Konflikt mit dem französischen König hatte sich an der Frage des sog. "Regalienrechtes" entzündet. Ludwig XIV. dehnte das Recht, während der Sedisvakanz frei werdende Pfründe zu besetzen und bischöfliche Einkünfte zu verwalten, 1673 auf alle 120 Diözesen Frankreichs aus. In drei Breven forderte der Papst die Rücknahme dieser Verordnung. Der König widersetzte sich nicht nur dieser Forderung, er zwang sogar den französischen Klerus in einer einberufenen Generalversammlung diese Bestimmung zu billigen. Innozenz XI. brachte seine Ablehnung der gallikanischen Artikel durch die Verweigerung seiner Anerkennung der vom König ernannten Bischofskandidaten zum Ausdruck. Durch die Aufhebung des Ediktes von Nantes im Oktober 1685 - wodurch die calvinistische Religionsausübung in ganz Frankreich verboten wurde - wollte sich der König als eifriger Verfechter des katholischen Glaubens deklarieren.

Der Papst war dagegen über die grausame Verfolgung der Hugenotten bestürzt. Bei der Neubesetzung des Erzbistums Köln im Oktober 1688, bestätige Innozenz XI. nicht den Wunschkandidaten des französischen Königs, Egon von Fürstenberg, sondem entschied sich für Joseph Klemens von Bayern. Dies bedeutete aber eine Einschränkung der französischen Machtinteressen und den Höhepunkt der Differenzen zwischen Frankreich und der Kurie. Im April des folgenden Jahres wurde der päpstliche Nuntius aus Paris abberufen, und Ludwig XIV. drohte mit dem Einrücken seiner Truppen in den Kirchenstaat. Innozenz Xl. antwortete mit der Ankündigung, Ludwig XIV. zu exkommunizieren. Der schwebende Konflikt konnte auch bis zum Tod des Papstes im selben Jahr nicht gelöst werden.

lrnozenz XI. wurde wegen seines schlichten Auftetens, seines strengen sittlichen Lebenswandels und seiner Festigkeit im Glauben bald als einer der würdigsten Päpste seiner Zeit verehrt. Trotz vereinzelter Kritik - wie etwa eine unzureichende theologische Ausbildung und das Unvermögen, den Heiligen Stuhl wieder in den Mittelpunkt der europäischen Machtkonstellation zu bringen.

Die Verurteilung des Quietismus durch die Bulle Caelestis pastor gilt, manchen Autoren nach, als ex cathedra ergangen, also heute noch verbindlich.

Kanonisation, Patronat und Verehrung

Seligsprechunng

Schon zu Lebzeiten im Rufe der Heiligkeit, wurde 1691 der Seligsprechungsprozess für Innozenz XI. eingeleitet. Diesen unterbrach Benedikt XIV. mit Rücksicht auf französische Empfindlichkeiten. Er wurde erst von Pius XI. wieder aufgenommen. Pius XII. sprach ihn am 7. Oktober 1956 selig.

Letzte Ruhestätten

Seine letzte Ruhestätte fand er zunächst, in die Wäsche und der Kleider Pius XII. gehüllt, im Petersdom gegenüber Papst Pius X.<ref>Pascalina Lehnert: Ich durfte ihm dienen, S. 163 </ref>

Anfang April 2011, wurde die bisherige Grabstätte im Petersdom für Papst Johannes Paul II. frei gemacht. Seine sterblichen Überreste wurden nun unter den Altar der Verklärung am linken Vierungspfeiler übertragen. In der Nähe, am letzten Pfeiler des Langhauses, befindet sich auch sein Grabmal.

Weblinks


Vorgänger
Klemens X.
Papst
1676 - 1689
Nachfolger
Alexander VIII.

Anmerkungen

<references />