Katholisches Religionsbüchlein

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Katholisches Religionsbüchlein (Biblische Geschichte)
für die Grundschule, 3. und 4. Schuljahr

Schwabenverlag Stuttgart (Verbesserte und ergänzte Neuausgabe - 2. Auflage; Die Bilder sind Schöpfungen von Philipp Schumacher, Bearbeitet von Friedrich Ernst, Neu bearbeitet und ergänzt von Dr. Franz Weber, Imprimatur Rottenburgi, die 23. Decembris 1952 + Carolus Josephus, Epps,)

Allgemeines: Ab 1925 bis 1965 wurde in Österreich ein "Katholisches Religionsbüchlein" von Wilhelm Pichler für den Religionsunterricht zugelassen. Auch in Deutschland wurde ein Katechismus für die unteren Volksschulklassen der Grundschule mit dem Namen "Katholisches Religionsbüchlein" mit Bildschöpfungen von Philipp Schumacher herausgegeben. In Bayern waren die Herausgeber die Bayerischen Bischöfe, für jedes Bistum eine Ausgabe des eigenen Bischofs. Das Erzbistum Freiburg (Katholisches Gotteslehrbüchlein) und Rottenburg gaben bearbeitete Büchlein heraus. Vor allem betrafen Veränderungen Gebete für das tägliche Leben zu den biblischen Geschichten. Es gab auch ein "Katholisches Religionsbüchlein für Hilfsschulen", ein "Katholisches Religionsbüchlein für einfache Schulverhältnisse" und ein "Katholisches Religionsbüchlein - Hilfsbüchlein für Anstalten und zum Privatunterricht.

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Inhaltsverzeichnis

Altes Testament

1. Wie Gott die Welt erschaffen hat

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Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer. Finsternis war über dem Abgrund. Der Geist Gottes aber schwebte über den Wassern. Da sprach Gott: "Es werde LichtI" Und es wurde Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war, und er schied das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Und es wurde Abend und Morgen: der erste Tag.

Und Gott sprach: "Es werde das Firmament in der Mitte der Wasser, und scheide Wasser von Wasser!" Gott nannte das Firmament Himmel. Das war der zweite Tag.

Und Gott sprach: "Das Wasser soll an einem Ort zusammenfließen, und hervorkommen soll das trockene Land!" Und es geschah. Gott nannte das trockene Land Erde, das große Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und er sprach: "Die Erde soll hervorbringen Gras, das grünt und Samen bringt, und Bäume, die Früchte tragen nach ihren Arten!" Und es geschah. Und Gott sah, dass es gut war. Das war der dritte Tag.

Und Gott sprach: "Es sollen Lichter werden am Himmel. Sie sollen Tag und Nacht scheiden und Tage und Jahre anzeigen und die Erde erleuchten!" Und es geschah. Gott machte die Sonne, den Mond und die Sterne. Und Gott sah, dass es gut war. Das war der vierte Tag.

Und Gott sprach: "Es sollen Fische werden im Wasser und Vögel in der Luft." Und Gott sah, dass es gut war. Und er segnete sie und sprach: "Wachset und mehret euch und erfüllet die Wasser des Meeres, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden!" Das war der fünfte Tag.

Und Gott sprach: "Die Erde soll Tiere hervorbringen nach ihrer Art." Und es geschah. Und Gott sah, dass es gut war.

Und Gott sprach: "Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bilde! Er soll herrschen über die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels und die Tiere der Erde." Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Als Mann und Weib schuf er sie. Und Gott segnete sie und sprach: "Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels und die Tiere der Erde!"

Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und es war sehr gut. Das war der sechste Tag.

So hat Gott vollendet den Himmel und die Erde und all ihre Zier. Und Gott ruhte am siebten Tage. Er segnete und heiligte diesen Tag, weil er an ihm ruhte von seinem Werk,

1. Wer ist Gott?

Gott ist der Herr des Himmels und der Erde, er ist auch unser Herr.

2. Was heißt: Gott ist allmächtig?

Gott ist allmächtig, heißt: Gott kann alles machen, was er will.

3. Was heißt: Gott ist ewig?

Gott ist ewig, heißt: Gott ist immer da gewesen und wird immer da sein.

4. Wie lautet der erste Satz im Glaubensbekenntnis?

Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde.

2. Von den Engeln

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Im Himmel hat Gott unzählig viele Engel erschaffen. Alle waren anfangs gut und glücklich. Sie liebten Gott und dienten ihm.

Es geschah aber, dass viele Engel hoffärtig wurden. Sie wollten Gott dem Herrn nicht mehr gehorchen. Da entstand ein Kampf im Himmel. Michael und die guten Engel kämpften gegen die bösen Engel. Die bösen Engel wurden besiegt und vom Himmel in die Hölle hinabgestürzt. Man nennt sie böse Geister. Der oberste von ihnen heißt Satan.

Die bösen Geister sind voll Zorn gegen Gott. Gegen uns Menschen sind die bösen Geister voll Neid und Hass. Sie wollen uns an Leib und Seele schaden und uns in die Hölle bringen.

Die guten Engel haben im Himmel bleiben dürfen. Dort schauen sie Gott. Das macht sie ganz glücklich. Immerfort singen sie: "Heilig, heilig, heilig, Herr Gott der Heerscharen. Himmel und Erde sind erfüllt von Deiner Herrlichkeit. "

Gegen uns Menschen sind die guten Engel voll Liebe. Sie beschützen uns an Leib und Seele und wollen uns in den Himmel führen.

5. Mit welchen Gaben hat Gott die Engel ausgestattet?

Gott hat die Engel ausgestattet mit großem Wissen und großer Kraft, besonders aber mit der heiligmachenden Gnade.

Gott hat jedem Menschen einen Schutzengel gegeben. Denke oft an deinen Schutzengel, folge seiner Stimme und bete täglich zu ihm!

3. Wie Gott die ersten Menschen erschaffen hat

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Gott bildete den Leib des Menschen aus Erde und hauchte in sein Angesicht den Odem des Lebens. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen. Gott nannte ihn Adam, das heißt Mann aus Erde.

Gott hatte für den Menschen das Paradies gepflanzt. Das war ein schöner Garten. Allerlei Bäume hatte Gott aus dem Erdboden sprießen lassen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. In diesen Garten führte Gott den Adam und sprach zu ihm: "Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, nur von dem Baume der Erkenntnis von Gut und Bös sollst du nicht essen. Sobald du davon issest, wirst du des Todes sterben."

Adam war noch der einzige Mensch. Da sprach Gott: "Es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein sei. Wir wollen ihm eine Gehilfin machen, die ihm gleich ist!" Hierauf führte Gott alle Tiere im Paradiese zu Adam. Dieser gab jedem Tier seinen Namen. Aber keines von allen war ihm gleich. Da ließ Gott über Adam einen tiefen Schlaf kommen. Dann nahm er ihm eine Rippe aus der Seite und bildete daraus ein Weib.

Als Adam erwachte, führte ihm Gott das Weib zu. Adam nannte das Weib Eva.

Adam und Eva lebten glücklich im Paradiese. Sie waren heilig und gerecht und wussten nichts vom Bösen.

6. Wodurch ist der erste Mensch Gott ähnlich gewesen?

Der erste Mensch ist Gott ähnlich gewesen durch seine unsterbliche Seele, noch mehr aber durch die heiligmachende Gnade.

4. Adam und Eva sündigen

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Voll Neid schaute der Teufel auf das Glück der Menschen. Um sie zu verführen, bediente er sich der Schlange; denn diese war listiger als alle Tiere der Erde.

Die Schlange sprach zu Eva: "Warum hat euch Gott geboten, nicht von allen Bäumen des Gartens zu essen?" Eva antwortete: "Wir essen von allen Bäumen des Gartens, nur von dem Baum in der Mitte des Gartens dürfen wir nicht essen, ihn auch nicht berühren, damit wir nicht etwa sterben." Die Schlange sagte: "Ihr werdet gewiss nicht sterben. Nein! Gott weiß: sobald ihr davon esset, gehen euch die Augen auf, und ihr seid wie Gott, erkennend Gutes und Böses."

Da sah das Weib, dass der Baum gut für das Essen und schön für die Augen sei, und nahm von seiner Frucht und aß, und gab ihrem Manne, und er aß auch.

Da wurden beiden die Augen aufgetan. Als sie merkten, dass sie nackt waren, flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen.

7. Wann begeht man eine Sünde?

Man begeht eine Sünde, wenn man ein Gebot Gottes mit Wissen und Willen übertritt.

8. Wann begeht man eine Todsünde?

Man begeht eine Todsünde, wenn man ein Gebot Gottes in einer wichtigen Sache ganz freiwillig übertritt.

9. Wann begeht man eine lässliche Sünde?

Man begeht eine lässliche Sünde, wenn man ein Gebot in einer geringen Sache oder nicht ganz freiwillig übertritt.

10. Woher kommen die Versuchungen zur Sünde?

Die Versuchungen zur Sünde kommen von der bösen Lust, von der bösen Welt und von dem bösen Feind.

"Mein Kind, alle Tage deines Lebens habe Gott in deinem Herzen und hüte dich, in eine Sünde einzuwilligen!" Tobias 4, 5.

5. Gott straft Adam und Eva und verheißt den Erlöser

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Als sie die Stimme Gottes hörten, verbargen sich Adam und sein Weib vor dem Angesicht Gottes unter den Bäumen des Gartens. Gott rief den Adam und sprach zu ihm: "Adam, wo bist du?" Der sprach: "Ich habe mich gefürchtet, weil ich nackt bin, und habe mich verborgen." Gott sprach zu ihm: "Wer hat dir denn gesagt, dass du nackt bist? Nicht wahr, du hast von dem verbotenen Baum gegessen?" Adam erwiderte: "Das Weib gab mir davon, und ich aß." Da sprach Gott zum Weibe: "Warum hast du das getan?" Das Weib antwortete: "Die Schlange hat mich betrogen, und ich aß."

Gott sprach zur Schlange: "Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allen Tieren der Erde. Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft. Sie wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihrer Ferse nachstellen." .

Da sprach Gott zum Weibe: "Du wirst viel zu leiden haben durch deine Kinder. Unter der Gewalt des Mannes sollst du sein, und er wird über dich herrschen."

Zu Adam aber sprach er: "Die Erde soll verflucht sein um deinetwillen. Dornen und Disteln soll sie dir tragen, bis du zur Erde wiederkehrst, von der du genommen bist. Denn du bist Staub und sollst zum Staube wiederkehren. "

Gott machte dem Adam und seinem Weib Röcke aus Fellen und zog sie ihnen an. Gott verwies Adam aus dem Paradiese. Vor das Paradies setzte er Engel mit feurigem Schwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.

Vom Stammvater Adam geht die Sündenschuld auf alle seine Nachkommen über. Diese Sündenschuld nennt man die "Erbsünde". Die Sündenstrafe aber ist der Tod. Der Leib des Menschen muss nun sterben: Das ist der erste oder zeitliche Tod. Die Seele aber war nun der Hölle verfallen: Das ist der zweite oder ewige Tod.

11. Was haben Adam und Ev.a durch die Sünde verloren?

Adam und Eva haben durch die Sünde die heiligmachende Gnade verloren.

12. Was erben alle Menschen von Adam?

Alle Menschen erben von Adam die Sündenschuld und die Sündenstrafe.

13. Wohin konnten die Menschen jetzt nicht mehr kommen?

Die Menschen konnten jetzt nicht mehr in den Himmel kommen.

14. Was tat Gott, damit die Menschen wieder in den Himmel kommen können?

Gott erbarmte sich der unglücklichen Menschen und versprach ihnen einen Erlöser.

Unter allen Nachkommen Adams ist Maria allein von der Erbsünde verschont geblieben, weil sie die Mutter des Erlösers werden sollte. Der Erlöser Jesus Christus hat dem Teufel seine Macht genommen. Um Jesu Christi willen ist auch seine Mutter Maria von der Erbsünde verschont geblieben und unbefleckt empfangen worden. Das Fest Mariä Unbefleckte Empfängnis feiern wir am 8. Dezember.

6. Kain und Abel opfern dem Herrn

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Adam und Eva bekamen von Gott zwei Söhne, Kain und Abel. Kain wurde ein Ackersmann, Abel ein Hirt.

Einst brachten beide Gott dem Herrn Gaben dar. Kain opferte von den Früchten des Feldes, Abel opferte von den schönsten Lämmern seiner Herde. Gott schaute mit Wohlgefallen auf Abel und seine Gaben. Aber auf Kain und seine Gaben sah er nicht. Darüber wurde Kain sehr zornig, und sein Angesicht fiel ein.

15. Was ist ein Opfer?

Ein Opfer ist eine sichtbare Gabe für Gott, den höchsten Herrn.

16. Wann ist ein Opfer Gott wohlgefällig?

Ein Opfer ist Gott wohlgefällig, wenn die Gabe gut ist und auch der Mensch, welcher sie opfert.

7. Kain tötet seinen Bruder Abel

Der Herr sprach zu Kain: "Warum bist du zornig, und warum ist dein Angesicht eingefallen? Wenn du Gutes tust, so wirst du Lohn empfangen, tust du aber Böses, so wird die Strafe sogleich vor der Türe sein. Unterdrücke die Lust zur Sünde und herrsche über sie!" Aber Kain hörte nicht auf den Herrn.

Eines Tages sagte er zu Abel: "Komm, wir wollen miteinander auf das Feld hinausgehen!" Als sie draußen waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder und schlug ihn tot.

Da sprach der Herr zu Kain: "Wo ist Abel, dein Bruder?" Er aber antwortete: "Ich weiß es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders?"

Der Herr aber sprach zu ihm: "Was hast du getan? Die Stimme von deines Bruders Blut schreit zu mir herauf von der Erde. Deshalb sollst du verflucht sein auf der Erde, die durch deine Hand deines Bruders Blut getrunken hat! Wenn du sie anbaust, wird sie dir keine Frucht geben. Unstät und flüchtig sollst du sein auf Erden!"

Kain sprach: "Meine Sünde ist zu groß, als dass ich Verzeihung verdiente!" Kain ging weg von dem Angesicht des Herrn und zog umher, fand aber nirgends Ruhe.

Abel ist ein Vorbild von Jesus Christus. So wie er, ist auch Christus unschuldig gestorben, und Gott hat das Opfer Jesu angenommen.

17. Wodurch warnt uns Gott vor der Sünde?

Gott warnt uns vor der Sünde durch die Stimme des Gewissens.

Das Gewissen sagt uns, was gut und was bös ist. Es treibt uns an, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Wenn wir Gutes getan haben, lobt es uns, wenn wir aber Böses getan haben, straft es uns.

8. Die Sündflut

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Adam und Eva bekamen von Gott noch viele Kinder. Immer größer wurde die Zahl der Menschen auf Erden. Aber fast alle waren böse. Darum sprach Gott: "Ich will die Menschen von der Erde vertilgen."

Mitten unter den bösen Menschen lebte ein frommer Mann. Dieser hieß Noe. Zu ihm sprach Gott: "Baue eine Arche aus Holz! Denn siehe, ich will eine Wasserflut kommen lassen. Alles, was auf Erden lebt, soll im Wasser umkommen. Du aber geh mit den Deinigen in die Arche! Nimm von allen Tieren ein Paar mit, dazu Nahrung für dich und die Tiere!"

Noe tat alles, was ihm Gott befohlen hatte. Er baute viele Jahre an der Arche. Zugleich mahnte er die bösen Menschen, besser zu werden. Sie aber hörten nicht auf ihn, sondern aßen und tranken und hielten Hochzeiten.

Als die Arche fertig war, sprach Gott zu Noe: "Geh in die Arche! Ich will regnen lassen vierzig Tage und vierzig Nächte lang."

Noe ging in die Arche. Mit ihm gingen hinein sein Weib, seine drei Söhne und die Weiber seiner Söhne, sowie die Tiere.

Nun regnete es vierzig Tage und vierzig Nächte lang. Das Wasser stieg immer höher. Zuletzt ging es über die höchsten Berge hinaus. Menschen und Tiere kamen im Wasser um. Nur Noe blieb am Leben und alles, was mit ihm in der Arche war.

Die Sündflut lehrt uns, dass Gott heilig und gerecht ist.

18. Was heißt: Gott ist heilig?

Gott ist heilig, heißt: Gott liebt das Gute und hasst das Böse.

19. Was heißt: Gott ist gerecht?

Gott ist gerecht, heißt: Gott belohnt das Gute und bestraft das Böse, wie es ein jeder verdient.

9. Gott schließt mit den Menschen einen Bund

Das Wasser stand 150 Tage lang auf der Erde. Da ließ Gott einen warmen Wind über die Erde wehen. Das Wasser fiel nach und nach. Es erschienen die Gipfel der Berge. Die Arche blieb auf einem Berg stehen. Da öffnete Noe das Fenster der Arche und sandte einen Raben aus. Der flog ab und kam nicht wieder. Darnach sandte er auch eine Taube aus. Er wollte sehen, ob das Wasser nun weg wäre von der Erde. Die Taube aber kehrte zurück. Denn sie fand nichts, wo ihr Fuß ruhen konnte. Noe wartete noch sieben Tage. Da entließ er wieder eine Taube aus der Arche. Diese kam zu ihm zur Abendzeit und trug einen Ölzweig mit grünen Blättern in ihrem Schnabel. Nun merkte Noe, dass das Wasser gewichen war von der Erde. Da sprach Gott zu Noe: "Geh aus der Arche mit deiner Familie und mit den Tieren!"

Noe tat so. Dann dankte er Gott. Er baute dem Herrn einen Altar. Er nahm von den Tieren und opferte ein Brandopfer auf dem Altar. Gott nahm das Opfer wohlgefällig an und sprach: "Siehe ich will meinen Bund mit euch schließen. Nie mehr wird eine solche Wasserflut die Erde verwüsten. Dies ist das Zeichen des Bundes: Meinen Bogen will ich in die Wolken setzen. Er soll ein Zeichen des Bundes sein zwischen mir und der Erde."

Nach der Sündflut hat Gott mit den Menschen einen Friedensbund geschlossen, weil er gütig und barmherzig ist. Er will die Menschen segnen, sie aber sollen nicht mehr Böses tun.

20. Was heißt: Gott ist gütig?

Gott ist gütig, heißt: Gott ist voll Liebe und schenkt uns alles Gute.

10. Gott beruft den Abraham

Nach der Sündflut wurden die Nachkommen Noes bald sehr zahlreich. Die meisten von ihnen waren böse. Sie - dachten nicht mehr an den wahren Gott. Einige beteten Sonne, Mond und Sterne oder Tiere an. Andere machten sich Bilder und verehrten sie als Götter.

Mitten unter den gottlosen Menschen lebte im Morgenland ein frommer Mann. Er hieß Abraham. Dieser glaubte an den wahren Gott und betete ihn an. Eines Tages sprach Gott zu Abraham: "Ziehe fort aus deinem Vaterhaus und aus deinem Vaterland! Ziehe in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich will dich zum Stammvater eines großen Volkes machen und dich segnen. In dir sollen alle Völker der Erde gesegnet werden."

Da zog Abraham fort, wie ihm der Herr befohlen hatte, und sein Weib Sara und sein Vetter Lot mit ihm. Sie kamen in das Land Kanaan. Dort sprach Gott zu Abraham: "Dieses Land will ich deinen Nachkommen geben."

21. Warum müssen wir Gott anbeten?

Wir müssen Gott anbeten, weil er der höchste Herr des Himmels und der Erde ist.

11. Abraham wird von Melchisedech gesegnet

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Eines Tages fielen fremde Könige in das Land ein. Sie führten viele Männer und Frauen mit sich fort. Auch den Lot und seine Familie nahmen sie gefangen mit sich.

Abraham hörte davon. Sofort rief er seine vielen Knechte zusammen. Er eilte mit ihnen den fremden Königen nach und besiegte sie. Lot und die anderen Gefangenen wurden befreit. So brachte Abraham alle Habe zurück, auch seinen Vetter Lot, die Frauen und das Volk.

Als Abraham zurückkehrte, zog ihm Melchisedech, der König von Salem, entgegen. Er brachte Brot und Wein zum Opfer dar; denn er war ein Priester des höchsten Gottes. Er segnete Abraham und sprach: "Gesegnet sei Abraham vom höchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat! Gepriesen sei der höchste Gott, der deine Feinde dir in deine Hand gegeben!"

Melchisedech ist ein Vorbild von Jesus Christus. Das Opfer des Melchisedech ist ein Vorbild des heiligen Messopfers.

22. Mit welchem Opfer sollen wir Gott danken?

Wir sollen Gott danken mit dem heiligen Messopfer.

12. Gott schließt mit Abraham den ewigen Bund

Hernach erging das Wort des Herrn an Abraham: "Abraham, fürchte dich nicht! Ich bin dein Schutz, und dein Lohn wird sehr groß sein." Abraham erwiderte: "Ach Herr, was willst du mir geben, da ich doch keine Nachkommen habe?"

Da führte Gott ihn ins Freie und sprach zu ihm: "Schau auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du kannst! So zahlreich soll deine Nachkommenschaft sein!" Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.

Als Abraham sehr alt war, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: "Ich bin ein mächtiger Gott, wandle vor mir und sei vollkommen! Ich schließe zwischen mir und dir einen Bund. Das ist mein Bund mit dir: Du sollst Vater vieler Völker werden. Deine Nachkommen sollen zahlreich werden und Könige sollen aus dir hervorgehen. Ich gebe dir und deinem Stamm den Boden deiner Wanderschaft, das ganze Land von Kanaan.

Du aber, halte meinen Bund, du und dein Stamm! Bei euch soll mit acht Tagen jeder Sohn beschnitten werden. Das ist das Bundeszeichen zwischen mir und euch.

Sara, dein Weib, wird dir einen Sohn gebären; den sollst du Isaak heißen!"

Der Herr tat, wie er verheißen hatte. Sara gebar einen Sohn. Abraham nannte ihn Isaak und beschnitt ihn am achten Tage.

Durch seinen Bund mit Abraham machte Gott den Anfang mit dem auserwählten Volke, aus dem der Erlöser kam.

Abraham wurde der Stammvater. Seine Nachkommen sind das Gottesvolk.

Die Nachkommen Abrahams haben den Bund mit Gott oft vergessen. Gott aber hat ihn treu gehalten und durch Jesus Christus alle seine Verheißungen erfüllt.

13. Gott prüft und segnet Abraham

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Als lsaak größer geworden war, prüfte Gott den Abraham. Er sprach zu ihm in der Nacht: "Abraham, nimm deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, den Isaak, geh hin auf den Berg Moria und bringe mir dort den Knaben zum Brandopfer dar."

Abraham stand am frühen Morgen auf und spaltete Holz zum Opfer. Das Holz lud er auf einen Esel. Dann zog er mit zwei Knechten und seinem Sohne Isaak fort. Am dritten Tage sahen sie von weitem den Berg Moria. Da sagte Abraham zu den Knechten: "Wartet hier, bis wir zu euch zurückkehren!" Nun legte Abraham das Holz seinem Sohn auf die Schultern. Isaak musste es den Berg hinauftragen. Abraham selber trug in einem Gefäß das Feuer und das Messer in seinen Händen.

Unterwegs sagte Isaak: "Mein Vater! Siehe, hier ist Feuer und Holz, aber wo ist das Opfertier?" Abraham antwortete: "Gott wird schon für ein Opfertier sorgen, mein Sohn." So gingen sie miteinander den Berg hinauf.

Auf dem Berge baute Abraham einen Altar und legte Holz darauf. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf das Holz. Nun streckte er seine Hand aus und ergriff das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.

Da rief ein Engel des Herrn vom Himmel: "Halt ein, Abraham, und tu dem Knaben nichts zuleide! Jetzt weiß ich, dass du Gott mehr liebst als deinen einzigen Sohn." Abraham erhob seine Augen und sah einen Widder in einer Dornhecke hängen. Abraham nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer statt seines Sohnes.

Da rief der Engel des Herrn zum zweiten Mal: "Weil du deinen einzigen Sohn nicht geschont hast um meinetwillen, so will ich dich segnen. Ich will deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Meere. In einem deiner Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden." Hierauf kehrte Abraham zu sein,en Knechten zurück, und sie zogen miteinander nach Hause.

Als Abraham auch die schwerste Prüfung des Gehorsams bestanden hatte, wurde er zum "Stammvater des Erlösers" eingesetzt. Abraham hat sich vor den übrigen Menschen ausgezeichnet durch seinen festen Glauben und seinen vollkommenen Gehorsam gegen Gott. Darum nennt man Abraham den" Vater der Gläubigen". Auch wir sind durch den Glauben und die Taufe wahre Kinder Abrahams geworden.

Sein Opfer auf dem Berge Moria ist ein geheimnisvolles Vorbild für das Opfer Christi am Kreuze.

23. Warum müssen wir uns dem Willen Gottes ganz unterwerfen?

Wir müssen uns dem Willen Gottes ganz unterwerfen, weil er unser höchster Herr ist.

14. Gott gibt dem Isaak Rebekka zur Frau und schenkt ihnen zwei Söhne

Als Abraham schon sehr alt war, sprach er zu seinem Oberknech Eliezer: "Die Töchter des Landes Kanaan sind gottlos; darum geh in das Land meiner Verwandtschaft und suche meinem Sohn Isaak ein gottesfürchtiges Weib aus. Der Herr, vor dem ich wandle, wird dich leiten auf deinen Wegen, dass du für meinen Sohn ein Weib findest aus meinem Geschlecht."

Da nahm Eliezer zehn Kamele und zog bis zur Stadt Haran, wo Nachar, Abrahams Bruder, gelebt hatte. Als er dort angekommen war, ließ er die Kamele außerhalb der Stadt vor einem Brunnen lagern. Es war Abend, die Zeit, da die Töchter der Stadt herauszukommen pflegten, um Wasser zu schöpfen.

Da betete Eliezer in der Stille: "O Gott, tu doch heute Gnade an Abraham, meinem Herrn! Siehe, die Töchter dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. Ich werde sie bitten, dass sie mir zu trinken geben. Sagt dann eine Tochter: ,Trink, und auch deine Kamele will ich tränken', so will ich daran erkennen, dass sie von dir, o Herr, für deinen Diener Isaak bestimmt ist." Während Eliezer noch betete, kam Rebekka heraus, das Kind des Bathuel, aus der Verwandtschaft Abrahams, eine schöne Jungfrau. Sie hatte den Krug auf der Schulter, stieg hinab zum Brunnen, füllte den Krug und kam wieder herauf. Eliezer sprach zu ihr: "Lass mich doch ein wenig Wasser trinken aus deinem Kruge!" Da sagte sie: "Trinke, mein Herr!" Und sie setzte eilends ihren Krug herab auf die Hand und ließ ihn trinken. Als er genug getrunken hatte, sprach sie: "Auch deinen Kamelen will ich Wasser schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben," Eliezer sah ihr erstaunt zu und sprach: "Wessen Tochter bist du? Ist im Hause deines Vaters auch Platz zum Übernachten?" Sie antwortete: "Ich bin die Tochter Bathuels, eines Sohnes Nachors. Es ist sehr viel Stroh und Heu bei uns und Platz genug zum Übernachten." Da verneigte sich Eliezer tief und sprach: "Gepriesen sei der Herr, der Gott meines Herrn Abraham, der mich richtig geleitet hat in das Haus der Verwandtschaft meines Herrn!"

Er nahm Herberge im Hause Bathuels und erzählte seinen Auftrag. Rebekkas Vater und Bruder antworteten: "Gott hat es so gefügt. Siehe, da ist Rebekka. Nimm sie, wie es Gott bestimmt hat, und ziehe hin!"

Am anderen Morgen sagten die Mutter und die Brüder zum Mädchen: "Willst du mit dem Manne ziehen?" Das Mädchen antwortete: "Ich will ziehen." Die Eltern segneten Rebekka und sie zog mit ihren Mägden nach Kanaan und wurde Isaaks Weib.

Isaak ist der zweite Stammvater des Gottesvolkes. Darum musste auch die Mutter seiner Kinder ein gottesfürchtiges Mädchen sein.

15. Die Söhne Isaaks streiten um die Erstgeburt

Nach dem Tode Abrahams segnete Gott den Isaak um seines Vaters willen. Rebekka gebar zwei Knaben. Den Erstgeborenen nannte man Esau, den anderen Jakob. Als die Knaben herangewachsen waren, wurde Esau ein Jäger, Jakob aber ein trefflicher Hirt. Isaak liebte den Esau, weil er gern Wildbret aß. Rebekka aber liebte den Jakob; denn Gott hatte ihr geoffenbart: "Zwei Völker stammen von dir ab. Der größere wird dem jüngeren dienstbar sein."

Eines Tages hatte Jakob ein Linsenmus gekocht. Da kam Esau müde vom Felde heim. Esau sagte: "Gib mir von dem roten Essen da, denn ich bin hungrig !" Jakob sprach: "Gib mir das Recht deiner Erstgeburt dafür !" Esau erwiderte: "Siehe, ich muss einmal sterben, was nützt mir da die Erstgeburt?" Jakob sprach: "So schwöre mir!" Da schwor er ihm, und verkaufte seine Erstgeburt dem Jakob. Jakob aber gab dem Esau Brot und das Linsenmus. Der aß und trank und ging davon. So achtete Esau die Erstgeburt für nichts.

Esau schätzte die Verheißungen Gottes gering. Darum war er nicht würdig, der dritte Stammvater des Gottesvolkes zu werden.

16. Isaak segnet seinen Sohn Jakob

Als Isaak alt geworden war, erlosch sein Augenlicht. Er rief den Esau zu sich in sein Zelt und sprach zu ihm: "Mein Sohn, du siehst, ich bin alt und kann alle Tage sterben. Nimm deinen Köcher und Bogen und geh hinaus; wenn du etwas erjagt hast, richte es mir zu. Dann will ich dich segnen, bevor ich sterbe." Esau ging alsbald hinaus.

Rebekka aber hatte jene Worte mit angehört und beredete den Jakob, sich für Esau auszugeben. Dann bereitete sie zwei Böcklein nach Art des Wildbrets, zog dem Jakob Esaus Kleider an, bedeckte seine Hände und seinen Hals mit den Fellen der Böcklein und schickte ihn mit der Speise zum Vater hinein.

Isaak sprach: "Komm näher her zu mir, damit ich dich betaste und erkenne, ob du mein Sohn Esau bist oder nicht. ~ Jakob ging hin. Isaak betastete ihn und sagte: "Die Stimme scheint Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände." Er erkannte ihn also nicht und aß. Darauf segnete er Jakob und sprach: "Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde Korn und Wein im Überfluss. Du sollst der Herr deiner Brüder sein, und Völker sollen dir dienen."

Kaum war Jakob hinausgegangen, so kam Esau mit dem Wildbret, das er zubereitet hatte, und sprach: "Steh auf, mein Vater, und iss!" Isaak erwiderte: "Wer bist "denn du?" Esau antwortete: "Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn." Da erschrak Isaak über alle Maßen. Hierauf sprach er: "Dein Bruder ist mit List gekommen und hat mir Essen gebracht. Ich habe ihn gesegnet, und er bleibt gesegnet." Esau weinte laut und schrie: "Oh, der Betrüger!" Zuerst hat er mir die Erstgeburt genommen und jetzt stiehlt er mir auch noch meinen Segen!" Von dieser Zeit an hasste Esau seinen Bruder und gedachte, ihn zu töten.

Gott selbst hat Jakob zum dritten Stammvater des Gottesvolkes bestimmt. Für den Betrug am Vater aber mussten Jakob und seine Mutter schwere Buße tun.

17. Jakob muss vor seinem Bruder fliehen

Rebekka erkannte, dass Jakobs Leben nicht mehr sicher war. Sie sprach deshalb zu ihm: "Fliehe, mein Sohn, nach Haran zu meinem Bruder Laban und bleibe bei ihm, bis der Grimm deines Bruders sich legt. Vor dem Abschied ließ Isaak den Jakob rufen, segnete ihn und sprach: "Gott der Allmächtige gebe dir den Segen Abrahams, dir und deiner Nachkommenschaft!" Auch befahl ihm sein Vater: "Du sollst kein Weib nehmen aus den Töchtern Kanaans!" Jakob hörte auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter und trat die Reise an.

Unterwegs musste er auf freiem Felde übernachten. Er nahm einen Stein, legte ihn unter sein Haupt und schlief ein. Da träumte er, und siehe, da war eine Treppe, die auf der Erde stand und deren Spitze bis zum Himmel reichte. Die Engel Gottes stiegen auf ihr empor und nieder. Gott stand darauf und sprach: "Ich bin der Herr, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du schläfst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Sie sollen zahlreich werden wie der Staub der Erde, und in einem deiner Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden. Ich will dich behüten, wohin du auch ziehst, und will dich in dieses Land zurückführen."

Als Jakob erwachte, sprach er: "Wahrhaftig, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht! Wie furchtbar ist dieser Ort! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus und die Pforte des Himmels."

Sobald der Morgen anbrach, nahm Jakob den Stein, richtete ihn zu einem Denkmal auf, goss Öl darüber und nannte den Ort: Bethel, das heißt Gottes Haus. Er machte auch ein Gelübde und sprach: "Wenn ich wieder glücklich zurückkomme in das Haus meines Vaters, so will ich hier dem Herrn einen Altar bauen und ihm den Zehnten opfern von allem, was er mir gibt."

Jakob zog weiter und kam zu Laban. Er blieb zwanzig Jahre bei ihm und diente ihm treu und fleißig. Er verheiratete sich mit dessen Töchtern, zuerst mit Lia und dann mit Rachel und bekam mehrere Kinder. Jakob wurde reich an Herden, Knechten und Mägden.

Auch im fremden Lande verließ Gott den Jakob nicht.

Denn Gott ist überall.

24. Was heißt: Gott ist allgegenwärtig?

Gott ist allgegenwärtig, heißt: Gott ist überall; er ist im Himmel, auf Erden und an allen Orten.

Die Himmelstreppe, die Jakob im Traume sah, ist ein Vorbild unserer Kirche. Jede Kirche verbindet die Erde mit dem Himmel. Darum werden die Kirchenmauern und der Altar vom Bischof auch mit Öl geweiht.

18. Jakob kehrt nach Kanaan zurück

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Nach zwanzig Jahren sprach Gott zu Jakob: "Kehre zurück in das Land deiner Väter! Ich werde mit dir sein." Da zog Jakob mit allem, was er hatte, zurück nach Kanaan. Er sandte Boten voraus an seinen Bruder Esau und ließ ihm sagen: "Lass mich Gnade finden vor deinen Augen!" Esau kam ihm entgegen, fiel ihm um den Hals, küsste ihn und weinte. Als er die Kinder sah, sprach er: "Wem gehören diese da?" Jakob antwortete: "Es sind die Kinder, welche Gott mir geschenkt hat." Und alle traten herzu und neigten sich vor Esau. Und sie schieden voneinander in Frieden.

Jakob dachte an sein Gelübde und ging mit all den Seinigen nach Bethel und opferte. Gott nannte Jakob mit einem neuen Namen: Israel.

Die drei Stammväter des Gottesvolkes sind Abraham, Isaak und Jakob. Man nennt sie auch Patriarchen.
Ihre Nachkommen nannte man später nach Jakobs neuem Namen auch Kinder Israels oder Israeliten. Sie sind das Gottesvolk des Alten Bundes.

25. Was heißt: Gott ist treu?

Gott ist treu, heißt: Gott hält, was er verspricht, und erfüllt, was er androht.

19. Joseph wird von seinen Brüdern gehasst

Jakob hatte zwölf Söhne. Der zweit jüngste hieß Joseph. Der Vater liebte ihn mehr als die andern und ließ ihm ein vornehmes Gewand machen. Die Brüder wurden darum auf Joseph neidisch und gaben ihm kein freundliches Wort mehr.

Eines Tages erzählte Joseph seinen Brüdern einen Traum. Er sagte ihnen: "Es hat mir geträumt, dass wir auf dem Felde waren und miteinander Garben banden. Meine Garbe richtete sich auf und stand aufrecht. Eure Garben dagegen verneigten sich vor der meinigen bis zur Erde." "Da sprachen die Brüder: "Willst du vielleicht unser König werden?"

Ein andermal erzählte ihnen Joseph: "Ich sah im Traume, wie sich die Sonne, der Mond und elf Sterne vor mir bis zur Erde verneigten." Diesen Traum erzählte Joseph auch dem Vater. Der Vater sprach zu ihm: "Sollen vielleicht ich, deine Mutter und deine Brüder uns vor dir zur Erde verneigen?" Von da an hassten die Brüder den Joseph noch mehr.

26. Was sind wir den Eltern schuldig?

Wir sind den Eltern Ehrfurcht, Liebe und Gehorsam schuldig.

27. Was hat Gott den guten Kindern versprochen?

Gott hat den guten Kindern in diesem Leben Schutz und Segen, im andern Leben die ewige Seligkeit versprochen.

28. Was hat Gott den bösen Kindern angedroht?

Gott hat den bösen Kindern in diesem Leben seinen Fluch und im andern Leben die ewige Verdammnis angedroht.

20. Joseph wird von seinen Brüdern verkauft

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Einmal waren die Brüder mit ihren Herden weit fortgezogen. Da sprach der Vater zu Joseph: "Geh und schau nach, wie es deinen Brüdern und ihren Herden geht!" Joseph ging.

Die Brüder sahen ihn schon von weitem kommen. Sie sprachen zueinander: "Seht, da kommt der Träumer! Wir wollen ihn töten! Dem Vater sagen wir: Ein wildes Tier hat ihn gefressen."

Als Joseph bei seinen Brüdern ankam, zogen sie ihm sofort sein vornehmes Gewand aus. Dann warfen sie ihn in einen tiefen, leeren Brunnen.

Bald darauf kamen fremde Kaufleute vorüber, die nach Ägypten reisten. Da sprach einer von den Brüdern: "Warum sollen wir unsern Bruder töten? Wir wollen ihn lieber verkaufen. Er ist doch unser Bruder." Die andern waren damit einverstanden. Sie zogen den Joseph aus dem Brunnen und verkauften ihn um 20 Silberstücke.

Hierauf schlachteten sie einen Ziegenbock und tauchten Josephs Gewand in das Blut. So schickten sie das Gewand dem Vater und ließen ihm sagen: "Das haben wir gefunden. Siehe, ob es das Gewand deines Sohnes Joseph ist oder nicht." Der Vater erkannte es wieder und sprach: "Das Gewand meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen!" Voll Schmerz trauerte er um seinen Sohn viele Tage und wollte sich nicht trösten lassen.

Die Geschichten von Joseph und seinen Brüdern zeigen, dass das Herz der Menschen zum Bösen geneigt ist.

29. Wie heißen die sieben Hauptsünden?

Die sieben Hauptsünden heißen: 1. Hoffart, 2. Geiz, 3. Unkeuschheit, 4. Neid, 5. Unmäßigkeit, 6. Zorn, 7. Trägheit.

Aus diesen Hauptsünden gehen viele andere Sünden hervor.

21. Joseph lässt sich nicht zur Sünde verführen

Die Kaufleute brachten Joseph nach Ägypten. Dort verkauften sie ihn an Putiphar, den Obersten der königlichen Leibwache. Joseph diente seinem Herrn treu und fleißig. Auch gab Gott dem Joseph Glück und Segen zu allem, was er tat, im Hause und auf dem Felde. Deshalb hatte Putiphar den Joseph gern und machte ihn zu seinem Hausverwalter.

Putiphar hatte ein Weib, das sehr schlecht war. Dieses wollte den Joseph zur Sünde verführen. Aber Joseph wollte nichts davon wissen. Er sprach: "Wie könnte ich etwas so Böses tun und sündigen gegen meinen Gott?"

Eines Tages ergriff die Frau den Joseph beim Mantel und wollte ihn festhalten. Joseph aber ließ den Mantel in ihren Händen und lief davon. Darüber wurde die Frau sehr zornig. Sie zeigte den Mantel ihrem Manne und sprach zu ihm: "Joseph kam zu mir herein und wollte mich zur Sünde verführen. Ich aber schrie. Da ließ er den Mantel zurück und lief fort." Putiphar glaubte seiner Frau und ließ den Joseph in das Gefängnis werfen.

Wer andere zur Sünde verführt, begeht eine schlimme Sünde. Er gibt Ärgernis.

"Wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!" (Matthäus 18,7)

22. Joseph legt Träume aus

Auch im Gefängnis verließ Gott Joseph nicht. Er fügte es, dass der Gefängniswärter ihn lieb gewann. Dieser machte den Joseph zum Aufseher über alle anderen Gefangenen. So gingen zwei Jahre vorüber.

Eines Tages ließ der König von Ägypten seinen Mundschenk und seinen Mundbäcker in das gleiche Gefängnis werfen. Joseph kam oft zu den beiden hinein. Einmal fand er sie sehr traurig. Er fragte: "Warum seid ihr so traurig?" Sie antworteten: "Wir haben Träume gehabt, aber niemand kann sie uns auslegen." Joseph sprach: "Kommt nicht die Auslegung von Gott? Erzählt mir eure Träume!"

Der Mundschenk erzählte: "Ich sah im Traume einen Weinstock mit drei Reben. Daran hingen reife Trauben. Ich drückte sie in den Becher des König aus und reichte dem König den Becher." Joseph sprach: "Die drei Reben bedeuten drei Tage. Nach drei Tagen wirst du wieder dem König den Becher reichen wie früher. Dann bitte den König, dass er mich aus dem Gefängnis erlöst; denn ich bin unschuldig hierher gekommen."

Hierauf erzählte auch der Mundbäcker seinen Traum. Er sprach: "Ich trug im Traum drei Körbe auf dem Kopf. Im obersten war feines Backwerk für den König. Da kamen die Vögel und fraßen es." Joseph antwortete: "Die drei Körbe bedeuten drei Tage. Nach drei Tagen wird dir der König den Kopf abschlagen und dich an den Galgen hängen lassen. Die Vögel werden dann dein Fleisch fressen."

Es geschah, wie Joseph vorausgesagt hatte. Nach drei Tagen setzte der König den Mundschenk wieder in sein Amt ein, den Mundbäcker aber ließ er aufhängen. Der Mundschenk freute sich über sein Glück, aber an Joseph dachte er nicht mehr.

23. Joseph wird Herrscher in Ägypten

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Zwei Jahre später hatte auch der König einen Traum. Es träumte ihm, er stehe am Nilfluss. Da stiegen sieben fette Kühe aus dem Wasser und weideten am Ufer. Hierauf kamen sieben magere Kühe und fraßen die sieben fetten Kühe. Darüber erwachte der König.

Er schlief wieder ein und hatte einen anderen Traum. Es träumte ihm, sieben volle Ähren wuchsen aus einem Halme hervor. Dann kamen sieben dürre Ähren und verschlangen die vollen Ähren. Der König erwachte wieder.

Am Morgen ließ er alle weisen Männer von Ägypten kommen und erzählte ihnen seine Träume. Aber keiner konnte sie auslegen. Jetzt erst dachte der Mundschenk an Joseph und sprach: "Im Gefängnis ist ein Jüngling, der Träume auslegen kann." Der König befahl, ihn zu holen. Er erzählte dem Joseph seine Träume. Joseph sprach: "Beide Träume bedeuten das gleiche. Die sieben fetten Kühe und die sieben vollen Ähren bedeuten sieben fruchtbare Jahre. Die sieben mageren Kühe und die sieben dürren Ähren bedeuten sieben unfruchtbare Jahre. Zuerst werden sieben fruchtbare Jahre kommen, dann sieben unfruchtbare Jahre. Darum suche der König einen weisen Mann. Dieser soll in den sieben fruchtbaren Jahren das überflüssige Getreide sammeln und für die sieben unfruchtbaren Jahre aufbewahren."

Dieser Rat gefiel dem König sehr. Er sprach zu Joseph: "Könnte ich einen weiseren Mann finden als dich? Du sollst Herr sein über ganz Ägypten!" Darauf zog der König den Ring von seiner Hand und steckte ihn an Josephs Hand. Auch gab er dem Joseph ein kostbares Kleid und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. Dann ließ er ihn auf seinem königlichen Wagen umherführen und ließ ausrufen: "Dieser ist der Herrscher über ganz Ägypten!"

24. Die Brüder Josephs kaufen Getreide in Ägypten

Es kamen die sieben fruchtbaren Jahre, wie Joseph es vorhergesagt hatte. Joseph ließ das überflüssige Getreide in Fruchthäusern sammeln. Aber auch die sieben unfruchtbaren Jahre kamen, und es entstand eine Hungersnot. Jetzt machte Joseph die Kornhäuser auf. Von überallher kamen die Leute, um Getreide zu kaufen.

Auch im Lande Kanaan war Hungersnot. Deshalb schickte Jakob seine Söhne nach Ägypten, damit sie dort Getreide einkauften. Zehn Brüder zogen fort. Benjamin, der jüngste Bruder, musste beim Vater bleiben.

Die Brüder kamen glücklich in Ägypten an. Sie wurden zu Joseph geführt. Voll Ehrfurcht neigten sie sich vor ihm. Joseph erkannte sie gleich. Sie aber erkannten ihn nicht.

Joseph wollte die Brüder prüfen. Deshalb stellte er sich fremd und redete hart mit ihnen. Er fragte sie: "Woher kommt ihr?" Sie antworteten: "Wir kommen aus dem Lande Kanaan." Joseph sprach: "Spione seid ihr und wollt das Land ausspähen!" Sie sagten: "Nein, Herr! Wir sind friedliche Leute und möchten nur Getreide kaufen. Zusammen sind wir 12 Brüder. Der jüngste ist beim Vater zu Hause und einer - ist nicht mehr." Joseph sprach: "Es bleibt dabei, Spione seid ihr!" Dann ließ er sie alle ins Gefängnis abführen.

Am dritten Tage befahl Joseph, die Brüder wieder aus dem Gefängnis zu holen. Er sprach zu ihnen: "Ich will sehen, ob eure Reden wahr sind. Ziehet jetzt nach Hause, dann kommt wieder und bringt mir euren jüngsten Bruder mit! Bis ihr aber wiederkommt, muss einer von euch im Gefängnis bleiben." Alsdann ließ Joseph den Simeon vor ihren Augen binden und wieder ins Gefängnis führen.

Joseph hatte die Säcke der Brüder mit Getreide füllen und oben in den Sack eines jeden das mitgebrachte Geld legen lassen. Die Brüder luden die Säcke auf ihre Esel und zogen heim.

Zu Hause erzählten sie dem Vater alles. Als sie dann ihre Säcke ausleerten, fand ein jeder sein Geld oben im Sack. Da erschraken sie. Der Vater aber sprach: "Ihr bringt mich noch um alle meine Kinder. Joseph ist nicht mehr, Simeon liegt gefangen und auch den Benjamin wollt ihr fortführen. Ich lasse ihn nicht mit nach Ägypten."

Schwer hatten sich Josephs Brüder an ihrem Vater versündigt. Jetzt mussten sie es büßen.

25. Die Brüder Josephs reisen zum zweiten Mal nach Ägypten

Das Getreide aus Ägypten war aufgezehrt. Die Hungersnot aber dauerte fort. Da befahl Jakob seinen Söhnen: "Ziehet noch einmal nach Ägypten und kauft Getreide!" Sein Sohn Juda antwortete: "Ohne den Benjamin dürfen wir nicht nach Ägypten kommen. Lass also den Knaben mit uns ziehen!" Da sagte Jakob: "Wenn es sein muss, so nehmet ihn eben mit! Auch Geld nehmet mit, noch einmal soviel als das erste Mal; denn ihr müsst auch das Geld zurückbringen, welches ihr in den Säcken gefunden habt. "

Die Brüder kamen glücklich in Ägypten an. Joseph befahl seinem Verwalter: "Führe die Männer in mein Haus und bereite ein Mahl; denn sie sollen mit mir essen!" Der Verwalter tat, wie ihm befohlen war. Dann holte er auch den Simeon aus dem Gefängnis.

Nun erschien Joseph. Die Brüder verneigten sich vor ihm bis zur Erde. Joseph grüßte sie freundlich und fragte: "Lebt euer alter Vater noch? Ist er gesund?" Sie antworteten: "Unser Vater lebt noch und ist gesund." Da erblickte Joseph den Benjamin. Er fragte: "Ist das euer jüngster Bruder? Gott segne dich, mein Sohn!" Und Joseph ging hinaus und weinte; denn er war tief gerührt.

Hierauf wusch Joseph sein Gesicht und kam dann wieder herein. Er ließ nun die Speisen bringen. Bei Tisch erhielt jeder von den Brüdern seinen Platz nach dem Alter. Darüber verwunderten sie sich sehr. Sie aßen und tranken und wurden fröhlich.

26. Joseph prüft seine Brüder und gibt sich zu erkennen

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Nach dem Mahle befahl Joseph seinem Verwalter: "Fülle die Säcke der Bruder mit Getreide! Oben in den Sack lege das Geld eines jeden! In den Sack des jüngsten lege dazu noch meinen silbernen Becher!" Der Hausverwalter tat so. Am andern Morgen zogen die Brüder fort. Aber kaum waren sie draußen vor der Stadt, da befahl Joseph seinem Verwalter: " Eile den Männern nach und sage: Warum habt ihr den Becher meines Herrn gestohlen?"

Der Verwalter holte die Brüder ein und sprach zu ihnen: "Ihr habt den Becher meines Herrn gestohlen." Diese antworteten: "Was? Wir sollen gestohlen haben? Wer von uns den Becher hat, der soll sterben!" Der Verwalter durchsuchte nun die Säcke. Im Sacke des Benjamin fand er den Becher. Die Brüder erschraken sehr und kehrten traurig in die Stadt zurück.

Sie gingen zu Joseph und fielen vor ihm zur Erde nieder. Joseph sprach zu ihnen: "Warum habt ihr das getan?" Juda antwortete: "Gott hat etwas Böses an uns gefunden, darum kommt dieses Unglück über uns. Siehe, wir alle wollen deine Knechte sein!" Joseph sprach: "Nein, nur der soll mein Knecht sein, der den Becher gestohlen hat, ihr andern ziehet heim zu eurem Vater!" Da sprach Juda: "Wenn wir ohne unsern jüngsten Bruder heimkommen, so stirbt unser Vater vor Schmerz. Also will ich dein Knecht sein anstatt des Knaben. Den Knaben aber lass mit seinen Brüdern heimziehen."

Jetzt konnte Joseph sich nicht mehr länger halten. Er weinte laut und sprach: "Ich bin Joseph, euer Bruder! Lebt mein Vater noch?" Die Brüder konnten vor Schrecken kein Wort hervorbringen. Joseph aber sprach freundlich zu ihnen: "Ich bin Joseph, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Fürchtet euch nicht! Durch Gottes Willen bin ich hieher gekommen, und Gott hat mich zum Herrn von Ägypten gemacht. Eilet nun heim zum Vater und führet ihn her zu mir! Ich will für ihn sorgen; denn noch fünf Jahre dauert die Hungersnot!"

Dann umarmte Joseph den Benjamin und alle seine Brüder. Erst jetzt wagten sie es, mit ihm zu reden. Er gab ihnen Wagen und viele Geschenke mit. Bei der Abreise sagte er noch: "Zanket nicht miteinander auf dem Wege!" Voll Freude machten sich die Brüder auf den Heimweg.

Wir dürfen nicht Böses mit Bösem vergelten.
Wir müssen einander verzeihen, sonst verzeiht auch Gott uns nicht.

27. Jakob zieht mit seinen Söhnen nach Ägypten

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Die Brüder kamen glücklich nach Hause. Sie riefen dem Vater entgegen: "Dein Sohn Joseph lebt und ist Herr von ganz Ägypten!" Jakob wollte es nicht glauben. Sie erzählten ihm nun alles und zeigten die Wagen und Geschenke. Da sprach Jakob: "Ich will hingehen und meinen Sohn Joseph sehen, bevor ich sterbe."

Jakob zog nach Ägypten mit allem, was er hatte. An der Grenze Kanaans brachte er Gott dem Herrn ein Opfer dar. Da erschien ihm der Herr und sprach: "Fürchte dich nicht! Ich will mit dir sein. Ich werde deine Nachkommen in Ägypten zu einem großen Volke machen und werde sie wieder in das Land Kanaan zurückführen."

Juda reiste voraus und meldete dem Joseph, dass der Vater komme. Sogleich fuhr Joseph seinem Vater entgegen. Sobald er ihn sah, sprang er aus dem Wagen, fiel ihm um den Hals und weinte vor Freude. Dann führte Joseph seinen Vater und seine Brüder zum König. Dieser sagte zu Joseph: "Lass sie im besten Teil des Landes wohnen!" Joseph tat so und gab ihnen die schöne Landschaft Gessen.

Jakob lebte dort noch siebzehn Jahre. Vor seinem Tode gab er jedem seiner Söhne einen besonderen Segen. Zu Juda sprach er: "Das Zepter wird nicht von Juda weichen, bis der kommt, auf den die Völker harren."

Die Brüder führten den Leichnam des Vaters nach Kanaan und begruben ihn mit großen Ehren. Dann kehrten sie wieder nach Ägypten zurück. - Joseph wurde 110 Jahre alt und sah Enkel und Urenkel. Als er zum Sterben kam, sagte er zu seinen Brüdern: "Nach meinem Tode wird euch Gott zurückführen in das Land Kanaan. Nehmet dann auch meinen Leichnam mit in die Heimat!"

Joseph in Ägypten ist ein geheimnisvolles Vorbild Jesu.
Bis hierher hat Gott die Patriarchen wunderbar geführt.
Gott führte seinen liebevollen Plan auch weiter, um den Menschen Heil und Erlösung zu bereiten.

30. Was heißt: Gott ist allweise?

Gott ist allweise, heißt: Gott weiß alles auf das beste einzurichten, um zu erreichen, was er will.

28. Gott errettet das Knäblein Moses vom Tode

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Die Nachkommen Jakobs wurden in Ägypten ein großes Volk. Da kam ein neuer König über Ägypten, der von Joseph nichts mehr wusste. Er fürchtete die Israeliten, weil sie so zahlreich und mächtig wurden. Er ließ sie deshalb auf dem Felde und in den Ziegelhütten schwere Arbeiten verrichten, damit die Männer sterben sollten. Doch je mehr er sie bedrückte, desto zahlreicher wurden sie. Da befahl der König zuletzt: "Werfet alle Knäblein der Israeliten gleich nach der Geburt in den Nilfluss!"

Bald darauf bekam eine israelitische Mutter ein sehr schönes Knäblein. Sie versteckte es drei Monate lang in ihrem Hause. Länger konnte sie das Kind nicht mehr verbergen. Deshalb machte sie ein Körblein aus Binsen und bestrich es mit Pech und Harz. Sie legte das Kind hinein und stellte das Körblein in das Schilfgras am Ufer des Flusses. Die Schwester des Knäbleins blieb in der Ferne stehen und gab acht auf das Körblein.

Da kam die Tochter des Königs mit ihren Mägden an den Fluss. Sie erblickte das Körblein und ließ es von einer Magd herbeiholen. Als sie es aufmachte, fand sie darin ein weinendes Kind. Voll Mitleid sagte sie: "Ach, das ist eines von den Knäblein der Hebräer!" Die Schwester des Knäbleins kam herzu und fragte: "Soll ich eine hebräische Mutter rufen?" Die Königstochter antwortete: "Ja, geh hin!" Das Mädchen ging und holte seine Mutter. Zu dieser sprach die Königstochter: "Ziehe mir das Knäblein auf und bring es mir, wenn es größer geworden ist! Ich werde dich dafür belohnen."

Die Mutter zog den Knaben auf. Als er größer geworden war, brachte sie ihn der Königstochter. Diese nahm ihn als Sohn an und nannte ihn Moses.

Wo die Not am größten ist, da ist Gott am nächsten.

29. Gott befiehlt dem Moses, das Volk Israel aus Ägypten wegzuführen

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Moses wuchs im Palast des Königs zum Manne heran. Er konnte es nicht mitansehen, wie die Israeliten geplagt wurden. Deshalb kam er ihnen zu Hilfe. Der König erfuhr davon und trachtete Moses zu töten. Da floh er in das Land Madian. Dort hütete er dem Priester Jetro die Schafe.

Eines Tages trieb Moses seine Schafe weiter in die Wüste hinein. Da sah er einen Dornbusch, der brannte und nicht verbrannte. Moses wunderte sich darüber und ging hinzu. Aus dem Dornbusch rief eine Stimme: "Moses, Moses, komm nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus! Der Ort, wo du stehst, ist heiliges Land. Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs." Da verhüllte Moses sein Angesicht. Er wagte nicht, zu Gott aufzuschauen.

Der Herr sprach weiter: "Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und sein Klagen gehört. Ich will das Volk erretten und in das Land Kanaan führen. Gehe du zum König und sage ihm, er soll das Volk fortziehen lassen. Du sollst der Führer des Volkes sein."

Moses ging nun nach Ägypten. Sein Bruder Aaron kam ihm entgegen, wie es Gott befohlen hatte.

Mit Moses setzte Gott seinen heiligen Plan fort, den er mit Abraham begonnen hatte.

31. Was heißt: Gott ist unveränderlich?

Gott ist unveränderlich, heißt: Gott ändert sich und seine Ratschlüsse niemals.

30. Moses führt die Israeliten aus Ägypten

Moses und Aaron gingen zum König und sagten: "So spricht der Herr: Lass mein Volk wegziehen aus diesem Lande!" Der König antwortete: "Wer ist der Herr, dass ich auf seine Stimme hören soll? Ich lasse das Volk nicht ziehen."

Nun ließ Gott zehn schwere Plagen über das Land Ägypten kommen, eine schrecklicher als die andere. Aber der König gab nicht nach. Zuletzt drohte er dem Moses: "Komm mir nicht mehr unter die Augen, sonst musst du sterben!" Moses erwiderte: "Ich werde nicht mehr vor dein Angesicht treten. Doch wisse: Um Mitternacht wird der Herr alle erstgeborenen Söhne der Ägypter töten!" Mit diesen Worten ging Moses von dem König weg.

Gott aber befahl dem Moses: "Jeder Hausvater soll ein fehlerloses Lamm schlachten, aber ihm kein Bein zerbrechen. Das Blut sollt ihr an die Haustüren streichen. Das Fleisch sollt ihr braten und mit ungesäuertem Brot essen. So sollt ihr es essen: Gegürtet um die Lenden, mit Schuhen an den Füßen und den Stab in der Hand. Eilends sollt ihr das Lamm essen; denn es ist Pascha, das ist: Vorübergang des Herrn. Denn ich will durch meinen Engel in der Nacht alle erstgeborenen Söhne der Ägypter töten. Wo ich aber das Blut an den Häusern sehe, da werde ich vorübergehen."

Die Israeliten taten, wie der Herr befohlen hatte. Da geschah es zur Mitternacht, dass der Herr alle Erstgeburt im Ägypterlande tötete, vom Erstgeborenen des Königs, der auf seinem Thron sitzen sollte, bis zum Erstgeborenen der Magd, die im Gefängnis lag. Da ließ der König noch in der Nacht Moses und Aaron rufen. Er sprach zu ihnen: "Auf! Fort aus meinem Volke! Geht!" Auch die Ägypter drängten. Denn sie sagten: "Wir sind sonst alle des Todes."

Da zogen die Israeliten aus Ägypten fort mit allem, was sie hatten. Moses aber sprach zum Volke: "Gedenket dieses Tages, an dem ihr aus Ägypten, aus der Knechtschaft, weggezogen seid. Auch sollen eure erstgeborenen Knaben dem Herrn geweiht sein. Und wenn künftig dein Sohn dich fragt: ,Was bedeutet dies?' dann sollst du ihm sagen: ,Mit starker Hand hat uns Gott aus Ägypten, aus der Knechtschaft, fortgeführt'. "

Zum Andenken an die wunderbare Befreiung aus Ägypten feierten die Israeliten alle Jahre das Pascha oder Osterfest.
Wie Gott sein Volk aus der Knechtschaft des Königs wunderbar befreite, so wollte er alle Menschen aus der Knechtschaft der Sünde und von der Macht des Teufels erlösen.
Darum ist das alte Osterfest der Israeliten das Vorbild für das neue Ostern der Christen.
Im Ostermahl des Alten Bundes ist das Ostermahl des Neuen Bundes wunderbar enthalten: das heilige Messopfer.

31. Die Israeliten gehen durch das Rote Meer

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Gott selber zeigte den Israeliten den Weg. Er zog in einer Wolkensäule vor ihnen her. Diese war bei Tag dunkel, bei Nacht leuchtete sie wie Feuer. So kamen die Israeliten an das Rote Meer.

Bald reute es den König von Ägypten, dass er das Volk Israel hatte fortziehen lassen. Er eilte ihnen mit seinem Kriegsheer nach. Gegen Abend holte er sie ein. Die Israeliten fürchteten sich sehr. Moses sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Der Herr wird für euch kämpfen." Da ließ sich die Wolkensäule zwischen den Israeliten und den Ägyptern nieder. Sie war auf der Seite der Ägypter so finster, dass diese die Israeliten nicht angreifen konnten. Den Israeliten aber erleuchtete sie die Nacht. Moses streckte seinen Stab über das Meer aus. Da teilte sich das Wasser und stand zu beiden Seiten wie eine Mauer. Ein heißer Wind machte den Meeresboden trocken. So gingen die Israeliten trockenen Fußes hindurch.

Die Ägypter stürmten ihnen nach, mitten in das Meer hinein. Da brachen Blitze und Donner aus der Wolkensäule hervor. Die Ägypter wollten fliehen. Moses aber streckte wieder seinen Stab über das Meer aus. Nun schlugen die Meereswogen zusammen und bedeckten das ganze Heer des Königs. Das Volk aber stimmte ein Danklied an.

Welch große Wunder wirkt Gott durch das Wasser! Durch die Fluten des Meeres hat er die Ägypter vernichtet, die Israeliten befreit.
Dieses Wunder wiederholt sich geheimnisvoll bei der heiligen Taufe. Durch das Wasser der Taufe wird die Sünde vernichtet und der Christ aus den Fesseln des Satans befreit.

32. Gott gibt den Israeliten in der Wüste Speise und Trank

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Vom Roten Meer zogen die Israeliten weiter und kamen in die Wüste. Bald hatten sie nichts mehr zu essen. Deshalb wurden sie unzufrieden und murrten gegen Moses. Der Herr aber sprach: "Am Abend werdet ihr Fleisch essen und am Morgen werdet ihr euch mit Brot sättigen."

Da flogen am Abend große Scharen von Wachteln herbei. Sie bedeckten den Boden und ließen sich leicht fangen. Am Morgen war die Wüste mit kleinen weißen Körnlein, wie mit Reif, bedeckt. Die Israeliten riefen: "Manhu?" Das heißt: Was ist das? Moses antwortete ihnen: "Das ist das Brot, das der Herr euch gibt." Die Israeliten nannten es Manna. Es war süß wie Honigbrot. Vierzig Jahre lang gab der Herr den Israeliten dieses Brot, bis sie in das Land Kanaan kamen.

Immer weiter zogen die Israeliten in die Wüste. Da gab es weit und breit kein Wasser. Wieder murrte das Volk gegen Moses. Der Herr befahl dem Moses: "Nimm deinen Stab und schlage an den Felsen, so wird Wasser herausfließen!" Moses tat so. Sofort floß frisches Wasser in Menge heraus. Menschen und Tiere konnten sich satt trinken.

Das Manna ist ein Vorbild der heiligen Kommunion.
Mit wunderbarem Himmelsbrot hat Gott sein Volk in der Wüste genährt. Noch wunderbarer nährt Gott im Neuen Bunde sein Volk durch das wahre Manna: das Fleisch und Blut Jesu Christi in der heiligen Kommunion.

33. Gott erneuert seinen Bund mit dem Volke Israel und verkündet ihm seine zehn Gebote

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Am Anfang des dritten Monats nach dem Auszug aus Ägypten kamen die Israeliten an den Berg Sinai. Hier machten sie halt. Moses stieg auf den Berg. Dort sprach der Herr zu ihm: "Sage den Kindern Israels: ,Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern tat, und wie ich euch auf Adlerflügeln trug und hierher zu mir gebracht habe. Wenn ihr nun auf meine Stimme höret und meinen Bund haltet, so sollet ihr mir zum Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich sein und ein heiliges Volk. Waschet eure Kleider und haltet euch bereit auf den dritten Tag! Wenn dann die Posaunen erschallen, so sollen alle an den Berg herantreten.' " Moses ordnete alles an, wie es ihm Gott befohlen hatte. Der dritte Tag brach an. Eine schwere Wolke lagerte auf dem Berge. Dann fing es an zu blitzen und zu donnern, und mächtiger Posaunenschall ertönte. Das Volk fürchtete sich sehr. Der Berg war ganz in Rauch gehüllt, denn der Herr fuhr im Feuer auf ihn nieder. Moses führte das Volk aus dem Lager Gott entgegen und stellte es am Fuß des Berges auf. Da sprach Gott aus der Mitte des Feuers:

"Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande der Ägypter, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt hat.
Du sollst keine falschen Götter neben mir haben!
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht verunehren!
Gedenke, dass du den Sabbat heiligest!
Ehre deinen Vater und deine Mutter; dann wirst du lange leben, und es wird dir wohl ergehen in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.
Du sollst nicht töten!
Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen!
Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochs, Esel, noch alles, was sein ist!"

Voll Schrecken wich das Volk zurück. Da sprach Moses zu ihnen: "Gott kam herab, damit ihr ihn fürchtet und nicht sündigt." Das Volk sprach: "Alles wollen wir tun, was der Herr gesagt hat."

Moses baute einen Altar am Fuß des Berges und stellte zwölf Steine auf, nach der Zahl der zwölf Stämme Israels. Dann gab er den Befehl, dem Herrn Brandopfer darzubringen und als Friedopfer dem Herrn junge Stiere zu schlachten. Er nahm die Hälfte des Blutes und tat es in die Opferbecken. Die andere Hälfte sprengte er über den Altar. Hierauf nahm Moses das Blut und besprengte mit ihm das Volk mit den Worten: "Das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat."

Moses hat am Berge Sinai den Alten Bund geschlossen mit dem Blute von Opfertieren.
Christus hat den Neuen Bund geschlossen mit seinem eigenen Blute, das er am Kreuz vergossen hat.
Weil Gott der Herr heilig ist, muss auch sein Volk heilig sein.
Die heiligen Gebote Gottes gelten wie im Alten, so auch im Neuen Bund.

32. Wie lauten die zehn Gebote Gottes?

1. Du sollst allein an einen Gott glauben!

2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren!

3. Du sollst den Sabbat heiligen!

4. Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohl gehe und du lange lebest auf Erden!

5. Du sollst nicht töten!

6. Du sollst nicht Unkeuschheit treiben!

7. Du sollst nicht stehlen!

8. Du sollst kein falsches Zeugnis geben!

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut!

34. Moses baut das heilige ZeIt, stellt Priester auf und ordnet Feste an

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Darauf stieg Moses wieder auf den Berg und blieb dort vierzig Tage und vierzig Nächte. Der Herr gab ihm zwei steinerne Tafeln, auf die er selbst die zehn Gebote geschrieben hatte.

Auf dem Berge sprach Gott zu Moses: "Die Kinder Israels sollen mir ein Heiligtum erbauen, und ich will in ihrer Mitte wohnen." Dann zeigte der Herr dem Moses, wie das Heiligtum aussehen sollte.

Als Moses vom Berg herabgestiegen war, versammelte er sogleich die Israeliten. Er erzählte ihnen alles, was ihm Gott vom Heiligtum gesagt hatte. Da brachte das Volk Gold und Silber, kostbare Teppiche und feines Holz herbei. Moses ließ daraus ein heiliges Zelt anfertigen.

Im heiligen Zelt wurde ein großer Vorhang aufgehängt, welcher das Heiligtum und das Allerheiligste trennte. Im Allerheiligsten wurde eine goldene Lade aufgestellt. Sie war aus kostbarem Holz, mit reinem Golde überzogen innen und außen. Auf dem Deckel der Lade waren zwei Engel aus Gold abgebildet. Man nannte die Lade "Bundeslade". In ihr waren die zwei Tafeln mit den zehn Geboten des Bundes aufbewahrt.

Auch Priester gab Gott der Herr den Israeliten. Auf Gottes Befehl weihte Moses seinen Bruder Aaron zum Hohenpriester. Die Söhne Aarons und ihre Nachkommen aus dem Stamme Levi setzte er als Priester ein. Die Gehilfen der Priester hießen Leviten. Die Priester mussten den Gottesdienst halten und die Opfer darbringen. Es gab blutige und unblutige Opfer.

In jeder Woche feierten die Israeliten den Sabbat. Dazu kamen während des Jahres noch mehrere Feste. Die Hauptfeste waren das Osterfest, das Pfingstfest und das Laubhüttenfest. An diesen drei Festen mussten alle männlichen Israeliten vom zwölften Lebensjahr an beim heiligen Zelt und später, als der Tempel erbaut war, im Tempel erscheinen.

Der Gottesdienst des Alten Bundes war nur eine Vorbereitung für den wahren und vollkommenen Gottesdienst des Neuen Bundes.
Wie die Nacht endet, wenn der Tag beginnt, so hörte der Gottesdienst des Alten Bundes auf, als Christus uns den Gottesdienst des Neuen Bundes stiftete.

35. Moses errichtet die eherne Schlange

Beinahe 40 Jahre zogen die Israeliten in der Wüste umher. Nun hatten sie genug an den beschwerlichen Wanderungen. Auch das Manna schmeckte ihnen nicht mehr. Sie sagten: "Uns ekelt vor dieser Speise!" Zur Strafe schickte Gott giftige Schlangen unter sie. Viele Israeliten wurden von den Schlangen gebissen und starben. Das Volk ging nun zu Moses und sprach: "Wir haben gesündigt. Bete, dass Gott die Schlangen von uns nehme!" Moses betete für das Volk. Gott sprach zu ihm: "Mache eine Schlange aus Erz und hänge sie an einem Pfahl auf! Wer gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben." Moses tat so. Wer von den giftigen Schlangen gebissen war und die eherne Schlange ansah, wurde geheilt.

Die eherne Schlange ist ein Vorbild des Heilandes am Kreuz.

36. Der Tod des Moses

Nach langem Wandern kamen die Israeliten endlich an die Grenze des Landes Kanaan. Moses war alt geworden. Sein Bruder Aaron war schon gestorben. Auch die Tage des Moses gingen zu Ende. Vor seinem Tode versammelte er das Volk um sich. Wie ein sterbender Vater sprach er: "Höre Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und aus allen deinen Kräften. Bewahre diese Worte und lehre sie deine Kinder! Einen Propheten wie mich wird der Herr aus deinem Volke erwecken; diesen sollst du hören."

Hierauf segnete Moses das Volk. Dann stieg er auf einen hohen Berg. Hier erschien ihm Gott. Er zeigte ihm das Land Kanaan und sprach: "Siehe, das ist das Land, welches ich dem Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe." Moses starb auf dem Berge.

Der Prophet, den Moses vorhergesagt hat, ist Jesus Christus.
In dem Gebot, das Moses dem Volke zuletzt gegeben hat, sind alle übrigen Gebote Gottes enthalten. Man nennt es darum das Hauptgebot.

33. Wie lautet das Hauptgebot?

Das Hauptgebot lautet: "Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und aus allen deinen Kräften!"

37. Die Israeliten ziehen in das Land Kanaan ein

Nach dem Tode des Moses wurde Josue der Führer des Volkes Israel. Er war erfüllt mit dem Geiste der Weisheit, denn Moses hatte seine Hand auf ihn gelegt. Er führte die Israeliten an den Jordan. Die Priester schritten mit der Bundeslade in den Fluss hinein. Sogleich blieb das Wasser, das von oben kam, stehen. Das Wasser, welches unten war, floss ab in das Meer. Das ganze Volk zog so durch das trockene Flussbett an das andere Ufer. In der Nähe der Stadt Jericho feierten die Israeliten das Osterfest. Sie aßen zum ersten Mal von den Früchten des Landes. Von da an fiel kein Manna mehr.

Die Stadt Jericho war mit hohen und starken Mauern umgeben. Gott sagte zu Josue: "Geht sechs Tage lang, des Tages einmal, um die Stadt herum! Am siebten Tage aber geht siebenmal herum!" Die Israeliten taten so. Und siehe, am siebten Tage beim siebten Umgang stürzten die Stadtmauern zusammen. Die Israeliten zogen nun in die Stadt ein.

Mit Hilfe Gottes eroberten sie nach und nach das ganze Land Kanaan. Es wurde unter die zwölf Stämme Israels verteilt.

Nach dem Tode Josues erweckte Gott tapfere und fromme Männer als Führer, so oft die Israeliten in Not kamen und von ihren Feinden schwer bedrückt wurden. Die Israeliten nannten diese Männer Richter.

Der Einzug in das Land Kanaan ist ein Vorbild unseres Einzugs in den Himmel.
Bete oft um die Gnade, dass du in den Himmel kommst!
In den Himmel will ich kommen,
das hab' ich mir vorgenommen,
mag es kosten, was es will.
Für den Himmel nichts zu viel.

38. Saul wird zum König gesalbt, David sein Nachfolger

Der letzte Richter war Samuel. Zu ihm sprach das Volk: "Gib uns einen König, wie alle Völker Könige haben! Er soll unser Richter und Führer im Kriege sein." Samuel wollte, dass Gott allein König über das Volk Israel sei. Doch der Herr sprach: "Tue ihnen nach ihrem Willen!"

Bald darauf kam zu Samuel ein schöner, großer Mann mit Namen Saul. Auf Gottes Befehl salbte Samuel ihn zum König und stellte ihn dann dem Volke vor. Er sprach: "Seht, das ist der König, den der Herr euch gegeben hat!" Alle freuten sich und riefen: "Es lebe der König!"

Anfangs war Saul gehorsam gegen Gott, und Gott gab ihm Sieg über alle Feinde des Volkes Israel. Später aber wurde er ungehorsam. Deshalb wurde er von Gott verworfen.

Da sprach Gott zu Samuel: "Wie lange willst du trauern um Saul, den ich verworfen habe? Fülle dein Horn mit Öl und geh zu Isai nach Bethlehem! Aus seinen Söhnen habe ich mir einen König ausersehen." Samuel ging hin. Sobald er Isais ältesten Sohn erblickte, dachte er: "Dieser ist gewiss vom Herrn erwählt." Doch der Herr sprach zu Samuel: "Sieh nicht auf seine hohe Gestalt! Nicht ihn habe ich erwählt. Der Herr sieht auf das Herz." Noch sechs andere Söhne führte Isai dem Samuel vor. Doch dieser sprach zu ihm: "Keinen von diesen hat Gott erwählt. Sind das deine Söhne alle?" Isai sagte: "Es fehlt noch der jüngste. Der hütet die Schafe." Samuel sprach: "Lass ihn holen!" Als David kam, sprach der Herr zu Samuel: "Auf, salbe ihn! Der ist es!" Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn vor seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn kam über David und blieb bei ihm von diesem Tag an.

Die Könige wurden gesalbt zum Zeichen, dass der Geist Gottes sie erfüllt. Denn im Namen Gottes mussten sie das Volk regieren.
Weil der künftige Erlöser der König des neuen Gottesvolkes werden soll, heißt man ihn auch den Gesalbten, den Messias oder Christus. Er besitzt den Heiligen Geist in der ganzen Fülle. Die Könige Israels sind nur schwache Vorbilder des Königs Jesus Christus.

39. David besiegt den Riesen Goliath

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Bald darauf sammelte sich das Kriegsvolk der Philister zum Kampfe gegen Israel und lagerte auf einem Berg. Auch Saul sammelte ein Heer und lagerte auf dem Berg gegenüber. Nur das Tal war zwischen ihnen.

Da trat aus dem Lager der Philister ein Mann hervor mit Namen Goliath. Er war sechs Ellen und eine Spanne hoch. Auf seinem Haupt trug er einen Helm aus Erz und auf dem Leibe einen Panzer, an den Beinen trug er eherne Schienen, ein eherner Schild deckte seine Schultern.

Goliath rief zu den Israeliten hinüber: "Wählet aus euch einen Mann, dass er herabkommt und mit mir kämpft. Schlägt er mich, so wollen wir eure Knechte sein. Schlage ich aber ihn, dann sollt ihr uns dienen." So stellte sich der Philister hin, morgens und abends, vierzig Tage lang. Saul und alle Israeliten fürchteten sich sehr.

Auch die drei ältesten Brüder Davids waren mitgezogen in den Krieg. Eines Tages sprach der Vater zu David: "Bringe deinen Brüdern Essen und sieh, wie es ihnen geht!" Als David in das Lager kam und eben mit seinen Brüdern redete, trat Goliath wieder aus dem Lager der Philister und verhöhnte die Israeliten. Da rief David: "Wer ist dieser Philister, dass er das Heer des lebendigen Gottes verhöhnen darf?" Dann ging David zu Saul und sprach: " Ich, dein Knecht, will hingehen und wider den Philister streiten." Saul antwortete: "Du kannst nicht wider diesen Philister streiten, denn du bist jung, er aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf." David erwiderte: "Einen Löwen und einen Bären, welche in die Herde meines Vaters einfielen, habe ich erwürgt. Diesem Philister soll es nicht besser gehen! Der Herr, der mich vor Löwen und Bären bewahrt hat, wird mich auch aus der Hand dieses Philisters erretten." Da sprach Saul: "Geh hin, der Herr sei mit dir!"

David suchte im Bach fünf glatte Steine, legte sie in seine Hirtentasche, nahm seine Schleuder in die Hand und trat dem Philister entgegen.

Als Goliath den David kommen sah, sprach er: "Bin ich denn ein Hund, dass du mit einem Stecken zu mir kommst? Komm nur, ich will dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zu fressen geben! " David erwiderte: "Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, den du heute verhöhnt hast." Als der Philister näher kam, legte David eilends einen Stein auf die Schleuder, holte aus und traf den Philister an die Stirne, so dass der Stein in die Stirne hineinfuhr. Der Riese fiel zur Erde auf sein Angesicht. David lief hin, trat auf ihn zu, zog dessen Schwert aus der Scheide und hieb ihm das Haupt ab. Da die Philister sahen, dass ihr Stärkster tot war, flohen sie. Die Israeliten aber verfolgten sie, erschlugen viele und plünderten ihr Lager.

Der Riese vertraute auf seine eigene Kraft, der junge David aber vertraute auf die Hilfe Gottes, weil er für Gottes Ehre kämpfte.
Davids Zweikampf mit Goliath weist geheimnisvoll hin auf den Zweikampf Christi mit dem Teufel.

40. David wird ein frommer und glücklicher König

Als Saul tot war, kamen alle Stämme Israels zu David und sprachen: "Schon als Saul noch König über uns war, hat Gott dir verheißen: Du sollst Fürst über Israel sein." Darauf salbten sie David zum König über Israel. David war dreißig Jahre alt, als er König wurde. Vierzig Jahre regierte er.

David zog mit seinen Kriegern nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die in dieser Gegend wohnten, und eroberte die Burg Sion. David nahm in der Burg Wohnung und nannte sie Davidstadt. Er übte Recht und Gerechtigkeit an seinem gesamten Volk. Er besiegte die Philister und alle anderen Feinde und wurde immer mächtiger. Denn der Gott der Heerscharen stand ihm bei.

Darnach zog David nach Juda, um von dort die Lade Gottes zu holen. David und das ganze Volk tanzte vor Gott. Sie sangen Lieder und spielten die Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln. Man trug die Lade in die Davidstadt hinein und stellte sie an ihren Platz im Zelt, das David für sie errichtet hatte. Dann brachte David Brandopfer dar und segnete das Volk. Vor der Bundeslade aber bestellte er Leviten als Diener. Sie mussten den Herrn, den Gott Israels, preisen, ihm danken und ihm lobsingen. David übergab ihnen diesen Lobpreis des Herrn:

"Dem Herrn sagt Dank, verherrlicht seinen Namen!
Kund machet seine Taten vor den Völkern!
Der Herr ist unser Gott,
und auf der ganzen Erde gilt sein Wort.
In Ewigkeit gedenkt er seines Bundes
und seines Wortes, das er uns gesprochen,
des Bundes, den er einst mit Abraham geschlossen,
und seines Eides, den er Isaak zugeschworen,
den er für Jakob als ein Recht bestätigte,
für Israel als ewigen Bund.
Gepriesen sei der Herr, Gott Israels,
von Ewigkeit zu Ewigkeit."

Und alles Volk sprach Amen und einen Lobspruch auf den Herrn.

Viele andere Lieder dichtete David zum Lobpreis Gottes. Man nennt sie Psalmen.

Auch einen Tempel wollte David Gott dem Herrn bauen. Da ließ Gott ihm durch den Propheten Nathan sagen: "Ich will dir Ruhe geben vor deinen Feinden. Wenn du dich zu deinen Vätern legen wirst, werde ich deinen Sohn nach dir einsetzen und sein Königtum bestätigen. Er wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde seinen Königsthron für immer befestigen. Dein Königtum soll bestehen und dein Thron soll gefestigt sein für alle Zeiten!"

Als David alt geworden war, rief er den Hohenpriester zu sich und sprach: "Salbe meinen Sohn Salomon zum König, denn ihn bestelle ich zum Fürsten über Israel! Dann zieht mit ihm herauf! Er komme dann herein und setze sich auf meinen Thron!" Man tat so. Der Hohepriester salbte Salomon. Dann stießen sie ins Horn, und das ganze Volk rief: "Es lebe der König Salomon!"

Die Zeit kam, dass David sterben sollte. Da sprach er zu seinem Sohne Salomon: " Ich gehe den Weg aller Welt. Sei getrost und sei ein Mann! Beobachte die Gebote deines Gottes, auf dass du Glück habest bei allem, was du tust!" Dann starb David und wurde in der Davidstadt begraben.

David und die anderen Könige Israels waren nur Abbilder von Jesus Christus.
Christus ist der ewige König, der das Volk Gottes regiert. Auch wir Christen singen die Psalmen Davids zum Lobpreis Gottes.

41. König Salomon erbaut den Tempel

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Nach dem Tode Davids erschien Gott dem Salomon im Traum und sprach: "Verlange, was ich dir geben soll!" Salomon sagte: "Mein Gott, Du hast mich an Stelle meines Vaters zum König gemacht. Doch bin ich noch ein junger Mann. Verleihe mir daher ein verständiges Herz, um Dein Volk zu lenken und zwischen Gut und Böse zu scheiden." Das Gebet Salomons gefiel dem Herrn. Daher antwortete er: "Weil du solches begehrt und nicht gebeten hast um langes Leben, noch um Reichtum oder um den Untergang deiner Feinde, sondern um Weisheit, werde ich nach deinem Wunsche tun. Ich gebe dir ein weises und kluges Herz. Aber auch Reichtum und Ehre gebe ich dir, so dass unter den Königen keiner sein wird wie du. Wenn du auf meinen Wegen gehst wie dein Vater David, schenke ich dir auch ein langes Leben."

Salomon ging daran, das Haus des Herrn zu bauen. Viele Handwerker arbeiteten an dem Tempel. Nach sieben Jahren stand der Tempel fertig da. Er war von zwei Vorhöfen umgeben. Der innere Vorhof war für die Priester, der äußere für das Volk. Der Tempel selbst war eingeteilt in das Heilige und in das Allerheiligste. Der ganze Bau war aufs herrlichste eingerichtet.

Zur Einweihung des Tempels rief Salomon das ganze Volk zusammen. Sieben Tage lang wurde ein Fest gefeiert. Große Opfer wurden Gott dem Herrn dargebracht. Darauf stellten die Priester die Bundeslade Gottes an ihren Platz in das Allerheiligste. Als sie aus dem Heiligtum traten, erfüllte die Wolke das Haus Gottes. Salomon kniete nieder und betete: "Siehe, Herr, der Himmel und die Himmel der Himmel können Dich nicht fassen, viel weniger dieses Haus, das ich erbaut habe. Lass Deine Augen offen stehen über diesem Haus bei Tag und Nacht! Achte auf das Flehen Deines Volkes, wenn es an dieser Stätte betet!" Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte die Opfer. Darauf erschien der Herr dem König und sprach: "Meine Augen und mein Herz sollen in diesem Hause sein alle Tage und auf jeden merken, der da betet."

Der Tempel von Jerusalem ist ein Vorbild für jedes katholische Gotteshaus.
Jedes katholische Gotteshaus ist geweiht.
An die Weihe der Kirche denken wir am Kirchweihfest.

42. Gott straft die Israeliten wegen ihres Götzendienstes

Nach dem Tod des Königs Salomon wurde sein Reich geteilt in das Reich Israel und in das Reich Juda. Zwischen beiden Reichen herrschte immer Streit und Feindschaft. Blutige Kriege brachen aus. Sünde und Laster nahmen immer mehr zu. Die Könige haben das Volk Gotte, nicht immer gut geleitet. Manche trieben sogar Götzendienst. Sie waren schuld, dass auch das Volk gottlos wurde.

In dieser Zeit hat Gott seinem Volke heilige Männer gesandt. Man nannte sie Propheten. Sie mussten das Volk warnen, wenn es sündigte, und trösten, wenn es verzagte.

Alles Mahnen und Warnen der Propheten war umsonst. Da kam endlich die Strafe Gottes, welche sie angedroht hatten. Zuerst wurde das Reich Israel bestraft. Der König von Assyrien fiel mit einem starken Heere in das Land ein. Der größte Teil des Volkes wurde gefangen weggeführt und in ganz Assyrien zerstreut. Das Reich Israel hatte jetzt aufgehört.

Das Reich Juda dauerte noch über hundert Jahre fort. Aber auch die Einwohner dieses Reiches lebten wie die Heiden. Da brach das Strafgericht Gottes auch über sie herein. Es zerstörte den prächtigen Tempel und die herrliche Stadt Jerusalem. Das Volk musste gefangen nach Babyion wandern. So nahm das Reich Juda ein Ende. Die Israeliten wurden von jetzt an Juden genannt.

In der Gefangenschaft hatten die Juden großes Heimweh nach dem Lande Kanaan. Sie trauerten gar sehr um den Tempel. In diesen Tagen gab ihnen Gott einen Trost. Er ließ ihnen durch einen Propheten sagen: "Ich will euch wieder in die Heimat führen. Ich will euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein."

Gott ist gütig. Er ist aber auch heilig und gerecht. Darum strafte er die Israeliten, als sie seinen Bund brachen und sein Gebot verachteten. In der Gefangenschaft fingen die Israeliten wieder an, Gottes Gesetz so treu zu beobachten wie ihre Väter.

34. Was heißt: Gott ist langmütig?

Gott ist langmütig, heißt: Gott schenkt den Menschen Zeit und Gelegenheit, sich zu bessern.

43. Die Propheten schauen die Herrlichkeit Gottes und mahnen das Volk zur Buße

Die Propheten waren vom Heiligen Geiste erleuchtet. Darum konnten sie die verborgene Herrlichkeit Gottes schauen und wussten voraus, was kommen wird.

Isaias war der größte Prophet. In seinem Buche schreibt er, wie er die Herrlichkeit Gottes sah: "Im Jahre, da der König Ozias starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen Thron, und das, was unter ihm war, erfüllte den Tempel. Seraphim standen darauf, und es rief einer dem andern zu:

Heilig, heilig, heilig,
Herr, Gott der Heerscharen,
Himmel und Erde sind erfüllt
von Deiner Herrlichkeit!

Und es erbebten die Türen von ihrem lauten Rufen, und das Haus war mit Rauch erfüllt."

Auch ein Priester von Jerusalem mit Namen EzechieI weilte mit den Juden in der Verbannung. Viele Juden staunten in Babyion über die schönen Götterbilder, welche die Heiden aus Gold und Silber gemacht hatten. Da zeigte Gott dem Propheten Ezechiel, dass seine Herrlichkeit größer ist als alle Herrlichkeit der falschen Götter. Ezechiel schreibt darüber: "Als ich inmitten der Gefangenen war, da öffnete sich der Himmel und ich schaute, und siehe: ein Sturmwind kam von Norden her, eine große Wolke und flackerndes Feuer. Oberhalb sah ich etwas, das einem Throne glich, darauf war eine Gestalt wie ein Mensch, und Glanz war rings um ihn her. Der Glanz um ihn sah aus wie der Regenbogen, der im Gewölk am Regentag erscheint."

Weil sie dem Volke seine Sünden vorhielten, wurden die Propheten oft gehasst und verfolgt, manche sogar umgebracht, wie der unglückliche Prophet Jeremias. Er musste den Untergang von Jerusalem voraussagen. Er warnte die Stadt mit den Worten: "Ein eisernes Joch wird der Herr auf euren Nacken legen, und ihr werdet dem König von Babyion dienen. - Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zum Herrn, deinem Gott!" Gott aber tröstete den frommen Propheten und kündigte ihm an, dass er an Stelle des zerbrochenen Alten Bundes einen neuen und besseren Bund mit den Menschen schließen werde: "Siehe, die Tage kommen, wo ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließe, nicht einen Bund, wie ich ihn mit den Vätern geschlossen habe, welchen sie gebrochen haben. Sondern dies wird mein Bund sein, welchen ich schließen werde: Ich will mein Gesetz in ihr Inneres legen und in ihr Herz schreiben, ihren Ungerechtigkeiten will ich gnädig sein und ihrer Sünden nicht mehr gedenken."

Durch solche Worte haben die Propheten die Bösen gewarnt und die Guten getröstet.

Die vier größten Prepheten sind Isaias, Jeremias, Ezechiel und Daniel.

44. Die Propheten verkünden das Kommen des Erlösers

Durch die Propheten hat Gott das Kommen des Erlösers angekündigt. Die Propheten nannten ihn den Messias, d. h. der Gesalbte.

Der Prophet Daniel sah die Königsherrschaft Christi voraus. Er schreibt: "Ich sah: Siehe, da kam einer in den Wolken des Himmels wie ein Menschensohn. Gott gab ihm Macht und Herrlichkeit und das Königreich. Seine Macht ist eine ewige Macht, und sein Reich ist ein ewiges Reich, das nie zerstört wird."

Auch Isaias sagte voraus, dass der Messias den Menschen das Reich Gottes bringen wird: "Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Denn ihr lastendes Joch, die Rute auf ihrem Rücken und den Herrscherstab ihres Bedrängers hast Du zerbrochen. Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt, auf seinen Schultern ruht die Weltherrschaft. Sein Name ist: Wunderbarer, Ratgeber, Gott, starker Held, Vater der Zukunft, Friedensfürst. Seine Herrschaft wird sich mehren und des Friedens wird kein Ende sein. Auf dem Throne Davids wird er sitzen von nun an bis in Ewigkeit."

Dieser Prophet hat auch die Wundertaten des Messias geschaut. "Da öffnen sich die Augen der Blinden, und die Ohren der Tauben tun sich auf. Da springt wie ein Hirsch der Lahme, und die Zunge des Stummen wird gelöst."

Aber auch das Leiden und Kreuz des Messias sah Isaias voraus: "Er ist ein Mann der Schmerzen. Um unserer Missetaten willen ist er verwundet, um unserer Sünden willen zerschlagen worden. Durch seine Wunden werden wir geheilt. Er wird geopfert, weil er selbst wollte, und er öffnet seinen Mund nicht. Wie ein Schaf wird er zur Schlachtbank geführt, und er verstummt wie ein Lamm vor dem, der es schert."

Dass der Messias als Lehrer der Gerechtigkeit kommt, verkündete Michäas: "Es werden die Völker zu ihm eilen und sprechen: Kommt, wir wollen hinaufsteigen auf den Berg des Herrn, und er wird uns den Weg zeigen und wir werden auf seinen Pfaden wandeln."

Auch den Geburtsort des Messias sagte der Prophet Michäas voraus: "Du Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird der Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel regieren soll."

Die Propheten mussten ihre Worte auch aufschreiben, damit die späteren Zeiten die Verheißungen Gottes besitzen und erkennen, wie alles sich erfüllt gemäß der Schrift. Zu einem Propheten sagte Gott: "Schreibe die Offenbarung nieder und zeichne sie in Tafeln ein, dass jeder es geläufig lesen kann; denn das Geschaute ist noch fern und es wird erscheinen am Ende, und nicht vergebens. Wenn er auch zögert, harre auf ihn. Denn er wird sicher kommen und nicht ausbleiben."

35. Wer hat gesprochen durch die Propheten?

Der Heilige Geist hat gesprochen durch die Propheten.

Darum ist alles, was die Propheten gesagt haben, heilig und wahr. Was sie verheißen haben, hat sich erfüllt und wird sich weiter erfüllen.

Die Worte der Propheten gelten für alle Zeit. Darum sind sie aufgeschrieben in der Heiligen Schrift.

Die Lesung der heiligen Messe wird oft aus den Propheten ausgewählt.

45. Die Juden kehren in ihre Heimat zurück

Es geschah, wie Gott durch einen Propheten verheißen hatte. Nach zehn Jahren durften die Juden aus der Gefangenschaft wieder heimkehren. Viele Tausende machten sich auf den Heimweg.

Andere Juden verdienten ihr Brot auch in fremden Ländern und fingen an, mitten unter den Heiden zu wohnen. Auch dort blieben sie dem Glauben ihrer Väter treu. So verbreitete sich der Glaube an den wahren Gott und die Hoffnung auf einen Erlöser auch unter den übrigen Völkern.

In Jerusalem bauten die Heimgekehrten zuerst den Brandopferaltar auf und opferten wieder täglich dem Herrn. Dann begannen sie mit dem Bau des Tempels. Als der Bau fertig war, wurde der Tempel feierlich eingeweiht. Das Volk war voll Freude über den neuen Tempel. Die Greise aber, welche den Tempel des Königs Salomon noch gesehen hatten, weinten, denn der alte Tempel war viel größer und prächtiger gewesen als der neue. Gott aber ließ durch einen Propheten vorhersagen, dass der Erlöser in den neuen Tempel einziehen werde.

Im Tempel wurden jetzt wieder die Gottesdienste abgehalten und die Feste feierlich begangen. Auch die Stadt Jerusalem wurde wieder aufgebaut. Die Juden in der Heimat bildeten von jetzt an wieder ein Volk und dienten treu dem Herrn. Einen König hatten sie nicht mehr.

Gott wollte, dass sie auf den verheißenen himmlischen König warten sollen, auf den Messias.

36. Durch wen hat Gott im Alten Bunde seine Ratschlüsse geoffenbart?

Gott hat im Alten Bunde seine Ratschlüsse geoffenbart durch die Patriarchen und die Propheten.

Das Geheimnis von Jesus Christus war den Israeliten zwar noch verborgen, aber von den Patriarchen verheißen, von den Propheten vorhergesagt und in vielen geheimnisvollen Bildern vorgezeichnet.

Was im Alten Bund verborgen war, das wurde im Neuen Bund offenbar: Jesus Christus ist der Heiland der Welt.

46. Das Volk Israel sehnt sich nach dem Erlöser

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In der Heimat lebten die Juden noch viele Jahre unter fremden Königen. Sie wurden aber mild behandelt. Doch einer von den syrischen Königen, namens Antiochus, war ein grausamer Mann. Er wollte die Juden zwingen, Heiden zu werden. Wer das Gesetz des Moses beobachtete, wurde mit dem Tode bestraft. Da fielen viele Juden von ihrem Glauben ab; andere aber wollten lieber sterben, als das Gesetz Gottes übertreten.

Nach harten Kämpfen waren die Juden endlich ein freies Volk geworden. Jetzt konnten sie in Ruhe und Frieden nach ihrer Religion leben.

Doch die Ruhe dauerte nicht lange. Bald bekamen die Juden unter sich selbst Streit. Sie riefen die heidnischen Römer zu Hilfe. Diese kamen in das Land und blieben darin. Sie machten den Ausländer Herodes zum König des Judenlandes.

Jetzt war das Zepter von Juda gewichen. Der Erlöser konnte nicht mehr ferne sein.

Viele Juden meinten, der verheißene Erlöser komme nur, um sie von der Herrschaft der Römer zu befreien und um ein großes Judenreich zu errichten. Sie wollten auch nur einen solchen Erlöser. Die frommen Juden dagegen hofften, dass der Erlöser ein Reich der Gnade stiften werde. Sie beteten voll Sehnsucht um den Erlöser. Endlich erbarmte sich Gott seines Volkes und schickte als Erlöser seinen eingeborenen Sohn:

Jesus Christus,
hochgelobt in Ewigkeit.

Neues Testament

1. Der Engel verkündet die Geburt des Johannes

In den Tagen des Königs Herodes lebte ein Priester namens Zacharias. Seine Frau hieß Elisabeth. Beide waren fromm und lebten tadellos in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Doch hatten sie kein Kind und beide waren schon hochbetagt.

Einst kam an Zacharias die Reihe, im Tempel das Rauchopfer darzubringen. So trat er in das Heiligtum hinein; das Volk aber betete zur Zeit des Rauchopfers draußen. Da erschien ihm auf der rechten Seite des Rauchopferaltars ein Engel des Herrn. Zacharias erschrak, als er ihn sah, und fürchtete sich. Der Engel aber sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias, dein Gebet ist erhört. Elisabeth, dein Weib, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Du wirst Freude und Wonne haben und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Viele Kinder Israels wird er bekehren zum Herrn, ihrem Gott. Er wird vor ihm hergehen und ihm ein williges Volk bereiten."

Doch Zacharias sprach zu dem Engel: "Woran soll ich das erkennen? Ich bin schon alt und auch mein Weib ist hochbetagt. " Der Engel antwortete und sprach zu ihm: " Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt worden, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Und siehe, du wirst stumm sein und nicht reden können bis auf den Tag, da dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast. Sie werden zu ihrer Zeit in Erfüllung gehenI"

Das Volk wartete auf Zacharias, und es wunderte sich, dass er solange im Tempel verweilte. Als er herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden, und sie merkten, dass er eine Erscheinung im Tempel gehabt hatte. Er winkte ihnen und blieb stumm. Als die Tage seines Dienstes vorüber waren, begab er sich nach Hause zurück.

Die Geburt des Johannes kündigte die nahe Erlösung an. Die von Gott bestimmte Zeit war vorüber. Jetzt war das Heil nahe.

2. Maria wird die Mutter des Erlösers

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Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa mit Namen Nazareth zu einer Jungfrau. Die war verlobt mit einem Manne, welcher Joseph hieß. Der Name der Jungfrau war Maria.

Der Engel trat zu ihr hinein und sprach: "Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Weibern." Maria erschrak und dachte nach, was dieser Gruß bedeute. Der Engel aber sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade gefunden bei Gott. Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären und du sollst seinen Namen Jesus heißen. Dieser wird groß sein und der Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird herrschen im Hause Jakobs ewiglich, und seines Reiches wird kein Ende sein."

Maria aber sprach zu dem Engel: "Wie wird dies geschehen, da ich keinen Mann erkenne?" Der Engel antwortete ihr: "Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, welches aus dir geboren werden soll, Sohn Gottes genannt werden. Siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch diese hat einen Sohn empfangen in ihrem Alter. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich."

Maria sprach: "Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort!" Und der Engel schied von ihr.

1. Wer ist die Mutter des Erlösers?

Die Mutter des Erlösers ist die allerseligste Jungfrau Maria.

2. Von wem hat Maria den Sohn Gottes empfangen?

Maria hat den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen.

Es ist ein geheimnisvolles Wunder, dass der Sohn Gottes ein Mensch werden wollte wie wir. Dieses Wunder konnte nur der Heilige Geist bewirken. Wir betrachten dieses Geheimnis im freudenreichen Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast."

3. Maria besucht Elisabeth, ihre Verwandte

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In jenen Tagen machte sich Maria auf und eilte in das Gebirge in Juda. Sie kam in das Haus des Zacharias und grüßte Elisabeth. Sobald Elisabeth den Gruß Marias hörte, wurde sie vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: "Du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes! Womit habe ich das verdient, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Da sprach Maria:

"Hoch preist den Herrn meine Seele,
und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland,
weil er die Niedrigkeit seiner Magd angesehen,
denn siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn Großes hat an mir getan, der mächtig und dessen Name heilig ist.
Er nimmt sich Israels an, seines Knechtes, eingedenk seiner Gnade und Treue,
wie er gesprochen zu unsern Vätern,
zu Abraham und seinen Nachkommen auf ewig."

Maria blieb drei Monate bei Elisabeth. Dann kehrte sie nach Nazareth in ihr Haus zurück.

3. Warum sollen wir Maria besonders verehren?

Wir sollen Maria besonders verehren, weil sie die Mutter Gottes ist.

4. Wie lautet das "Gegrüßet seist du, Maria"?

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes! Amen.

Das "Gegrüßet seist du, Maria" besteht aus einem Lobgebet und einem Bittgebet. Das Lobgebet stammt vom Engel Gabriel und von Elisabeth. Das Bittgebet wurde von den Christen hinzugefügt.

Noch ehe Jesus geboren war, wurde er und seine Mutter von Elisabeth erkannt und gepriesen. Dieses Geheimnis betrachten wir im freudenreichen Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast." Marias Besuch bei Elisabeth feiern wir am Fest Mariä Heimsuchung, am 2. Juli.

Marias Lobgesang heißt in der lateinischen Kirchensprache das "Magnificat".

Das "Magnificat" wird täglich im kirchlichen Abendgottesdienst (Vesper) gebetet oder gesungen.

4. Der Vorläufer des Erlösers wird geboren

Es kam die Zeit, da Elisabeth gebären sollte, und sie gebar einen Sohn. Als ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass ihr der Herr Erbarmen gezeigt hatte, da freuten sie sich mit ihr. Am achten Tage kamen sie zur Beschneidung und wollten dem Kinde den Namen seines Vaters Zacharias geben. Die Mutter aber sprach: "Nein, sondern Johannes soll es heißen." Da sprachen sie zu ihr: "Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen hat." Da winkten sie seinem Vater, wie er ihn heißen wolle. Zacharias schrieb auf ein Täfelchen:

"Johannes ist sein Name." Im selben Augenblick wurde seine Zunge gelöst, und er redete und lobte Gott. Im ganzen Gebirge von Judäa erzählte man von all diesen Dingen. Alle, die es hörten, sprachen: "Was wird wohl aus diesem Kinde werden?"

Sein Vater Zacharias aber sprach wie ein Prophet:
"Gelobt sei der Herr, unser Gott,
denn heimgesucht hat er sein Volk und ihm Erlösung gebracht,
wie er verheißen durch seiner Heiligen Mund, seiner Propheten, die einst gewesen:
Er wird uns Rettung schaffen von unseren Feinden und aus der Hand aller, welche uns hassen,
und seines heiligen Bundes gedenken,
den Eid erfüllen, den er geschworen Abraham, unserem Vater.
Du aber, Kind, sollst der Prophet des Höchsten heißen,
denn du wirst hergehen vor dem Antlitz des Herrn, seinen Weg zu bereiten."

Der Knabe wuchs und ward stark im Geist. Er lebte in der Einsamkeit bis zu dem Tag, da er dem Volk sich zeigen sollte.

Johannes wurde von Gott zum Wegbereiter und Vorläufer Jesu bestimmt.

Die Geburt des Johannes wird am 24. Juni gefeiert.

So wie Johannes bei der Beschneidung, so hast du bei deiner heiligen Taufe deinen Namen bekommen. Dein Namenspatron soll dein Beschützer und dein Vorbild sein.

Der Lobgesang des Zacharias heißt in der lateinischen Kirchensprache das "Benedictus". Das "Benedictus" wird von der katholischen Kirche täglich beim Morgenlob gebetet oder gesungen.

5. Jesus wird in Bethlehem geboren

In jener Zeit ging ein Befehl aus vom Kaiser Augustus, das ganze Land aufzuschreiben. Alle gingen hin, sich aufschreiben zu lassen, jeder in seine Vaterstadt. Da begab sich auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und dem Geschlechte Davids war, um sich mit Maria aufschreiben zu lassen.

Als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. -

In derselben Gegend waren Hirten auf dem freien Felde, die Nachtwache hielten bei ihrer Herde. Plötzlich stand ein Engel des Herrn vor ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie, und sie fürchteten sich sehr. Der Engel aber sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, Christus, der Herr. Und dies soll euch zum Zeichen sein: ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Krippe liegt."

Und sogleich war bei dem Engel eine große Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sprachen:

"Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede den Menschen auf Erden,
die guten Willens sind."

Als die Engel von ihnen geschieden waren in den Himmel, da sprachen die Hirten zueinander: "Lasst uns nach Bethlehem gehen und das sehen, was zu uns gesprochen worden ist und was der Herr uns angezeigt hat." Und sie kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag. Die Hirten kehrten heim und lobten und priesen Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.

Jesus Christus ist der Messias, den Gott durch die Patriarchen und Propheten als Erlöser uns verheißen hat.

Jesus Christus ist der Sohn Gottes. Er ist wahrer Gott wie sein himmlischer Vater. Er ist auch wahrer Mensch geworden wie wir.

5. Wozu ist der Sohn Gottes Mensch geworden ?

Der Sohn Gottes ist ein Mensch geworden, damit wir Menschen wieder Gottes Kinder werden können.

Dass der Sohn Gottes ein Mensch geworden ist, ist das größte Geheimnis unseres Glaubens.

Wir bekennen es mit den Worten des Glaubensbekenntnisses: "Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom Heiligen Geiste, geboren aus Maria, der Jungfrau."

Wir verehren es mit den Worten des Apostels Johannes: "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." Wir betrachten es im freudenreichen Rosenkranz mit den Worten: "Jesus, den du, o Jungfrau, geboren hast."

Wir feiern es am lieblichsten Fest des Jahres, am heiligen Weihnachtsfest (25. Dezember).

Das ew'ge Licht geht da herein,
gibt der Welt ein' neuen Schein.
Es leucht' wohl mitten in der Nacht.
Dies Licht hat uns das Kindlein bracht.

6. Maria opfert das Jesuskind im Tempel auf

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Als acht Tage um waren und das Kind beschnitten werden sollte, wurde ihm der Name Jesus gegeben, wie ihn schon der Engel genannt hatte.

Nach vierzig Tagen brachten Maria und Joseph das Kind in den Tempel nach Jerusalem und opferten es Gott dem Herrn auf, wie es im Gesetz des Moses befohlen war.

Damals lebte in Jerusalem ein frommer Greis mit Namen Simeon. Er wartete schon lange auf den Erlöser. Der Heilige Geist hatte ihm eingegeben: "Du wirst nicht sterben, bis du den Gesalbten des Herrn gesehen hast." Simeon kam in den Tempel, als Maria und Joseph das Kind hereinbrachten. Er nahm das Kind auf seine Arme, lobte Gott und sprach:

"Nun lässest du Herr deinen Knecht
in Frieden gehen nach deinem Wort,
denn meine Augen haben dein Heil geschaut,
das du bereitet vor aller Völker Angesicht:
Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zur Verherrlichung Israels, deines Volkes."

In Jerusalem war auch eine Witwe von 84 Jahren mit Namen Anna. Sie kam nie aus dem Tempel und betete und fastete Tag und Nacht. Auch sie kam herzu und durfte den Erlöser sehen. Dafür dankte sie Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung warteten.

Jesus wollte in allem Gott gehorsam sein. Darum ließ er sich auch beschneiden und darstellen, wie es durch Moses geboten war.

Im Tempel wurde Jesus nur zum Zeichen geopfert, blutig und wahrhaft aber am Kreuz.

Dieses Geheimnis betrachten wir im freudenreichen Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast."

Wir feiern dieses Geheimnis am Feste Mariä Lichtmeß (2. Februar).

7. Die Weisen beten den Erlöser an

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Als Jesus in den Tagen des Königs Herodes zu Bethlehem geboren war, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenlande nach Jerusalem und fragten: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten." Als Herodes dies hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. Sogleich ließ er alle Priester und Schriftgelehrten zu sich kommen und fragte sie: "Wo soll der Messias geboren werden?" Sie antworteten: "Zu Bethlehem, im Stamme Juda. Denn so steht geschrieben beim Propheten: Du Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird der Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel regieren soll." Nun schickte Herodes die Weisen nach Bethlehem und sprach zu ihnen: "Gehet hin und forschet sorgfältig nach dem Kinde! Sobald ihr es gefunden habt, zeiget es mir an! Dann will auch ich hingehen und es anbeten."

Die Weisen zogen nach Bethlehem. Der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er stehen blieb über dem Ort, wo das Kind war. Die Weisen gingen hinein und fanden das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie fielen vor dem Kinde nieder und beteten es an. Dann brachten sie Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhen.

In der Nacht befahl Gott den Weisen, nicht mehr zu Herodes zurückzukehren; deshalb zogen sie auf einem anderen Wege in ihr Land zurück.

Die Weisen haben durch den Stern erkannt, dass Jesus der verheißene Welterlöser ist.

Dass er der König der WeIt ist, bezeugten sie durch das Gold; dass er der ewige Sohn Gottes ist, durch den Weihrauch; dass er ein sterblicher Mensch ist, durch die Myrrhen.

8. Die heilige Familie flieht nach Ägypten

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Als die Weisen fort waren, erschien ein Engel dem Joseph im Traume und sprach: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten! Herodes will das Kind suchen, um es zu töten." Noch in der Nacht stand Joseph auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog nach Ägypten.

Als die Weisen nicht mehr kamen, wurde Herodes voll Zorn und ließ in Bethlehem und in der ganzen Umgebung alle Knäblein ermorden, die zwei Jahre alt und jünger waren.

Als Herodes gestorben war, erschien dem Joseph wieder ein Engel im Traume und sprach: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und kehre in das Land Israel zurück, denn die dem Kinde nach dem Leben strebten, sind tot." Joseph zog in das Land Israel. Er ging aber nicht nach Bethlehem, sondern in die Stadt Nazareth in Galiläa und wohnte dort.

In einem Psalm wird vorhergesagt:
"Gott entbietet für dich seine Engel,
dass sie dich beschützen auf allen deinen Wegen." (90. Ps.)
Das gilt von Jesus in besonderer Weise. Es gilt aber auch von uns.
Die von Herodes ermordeten Knaben nennt man die Unschuldigen Kinder. Ihr Fest ist am 28. Dezember.

9. Der Jesusknabe bleibt im Tempel

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Maria und Joseph reisten jedes Jahr nach Jerusalem zum Osterfest. Als Jesus zwölf Jahre alt war, ging auch er mit ihnen. Nach dem Feste machten sich Maria und Joseph auf den Heimweg. Der Jesusknabe aber blieb im Tempel zurück. Seine Eltern wussten nichts davon. Sie meinten, er sei bei der Reisegesellschaft, und gingen eine Tagereise weit. Dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn aber dort nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück. und suchten ihn. Erst nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel. Er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und fragte sie. Alle staunten über seine Weisheit und seine Antworten.

Maria sagte zu ihm: "Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich; wir haben dich mit Schmerzen gesucht." Jesus antwortete: "Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Hause meines Vaters sein muss?"

Hierauf ging Jesus mit seinen Eltern nach Nazareth. Er war ihnen untertan. Er nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Alle staunten, dass aus dem Munde des Knaben Jesus göttliche Weisheit sprach. Dieses Geheimnis betrachten wir im freudenreichen Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast."

Der Jesusknabe hat allen Kindern durch sein Beispiel gezeigt, dass man den Eltern gehorchen muss.

10. Johannes predigt und tauft

Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius , unter den Hohenpriestern Annas und Kaiphas, erging das Wort des Herrn an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste. Johannes kam in die Gegend am Jordan und predigte: "Tut Buße! Das Himmelreich ist nahe! Bereitet den Weg des Herrn! Bringet also würdige Früchte der Buße und waget nicht zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird ausgehauen und ins Feuer geworfen."

Die Leute kamen aus Jerusalem und aus ganz Judäa an den Jordan. Viele bekannten ihre Sünden und ließen sich taufen.

Als aber das Volk dachte, ob Johannes nicht etwa der Messias wäre, sprach Johannes: "Ich taufe mit Wasser zur Buße, es wird aber einer kommen, der mächtiger ist als ich. Dieser wird euch mit dem Heiligen Geiste und mit Feuer taufen."

Johannes war der letzte und größte Prophet. Die anderen Propheten haben den Erlöser nur von Ferne vorausgesagt. Johannes aber konnte sagen: "Hier ist er!"

Johannes hat als Vorläufer Jesu den Erlöser und das neue Reich Gottes angekündigt.

Wer in das Reich Gottes kommen wollte, musste zuerst seine Sünden einsehen und bereuen.

Durch die Taufe mit Wasser haben die Leute ihre Reue gezeigt und Besserung versprochen.

Der Vorläufer Jesu wird auch Johannes der Täufer genannt.

11. Jesus wird von Johannes getauft

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In jener Zeit begab sich auch Jesus an den Jordan. Als Johannes ihn kommen sah, sprach er: "Sehet, das Lamm Gottes, welches hinweg nimmt die Sünden der Welt!" Jesus war jetzt dreißig Jahre alt. Er wollte von Johannes getauft werden. Johannes aber wollte ihn nicht taufen. Er sagte zu ihm: "Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?" Jesus antwortete ihm: "Lass es nur geschehen. So ist es der Wille Gottes!" Da ließ es Johannes zu.

Als Jesus getauft war, stieg er aus dem Wasser und betete. Siehe, da öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam herab in Gestalt einer Taube. Eine Stimme vom Himmel rief: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Nach der Taufe ging Jesus in die Wüste. Dort betete und fastete er vierzig Tage und vierzig Nächte lang.

6. Woher wissen wir, dass Jesus der Sohn Gottes ist?

Dass Jesus der Sohn Gottes ist, wissen wir, weil der himmlische Vater es selbst bezeugt hat mit den Worten: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Jesus wird auch Christus oder Messias genannt, d. h. der Gesalbte, weil er den Heiligen Geist in seiner ganzen Fülle besitzt.

Als Jesus im Jordan getauft wurde, offenbarten sich alle drei göttlichen Personen auf einmal.

7. Welches sind die drei göttlichen Personen?

Die drei göttlichen Personen sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

8. Wie nennen wir den einen Gott in drei Personen?

Den einen Gott in drei Personen nennen wir die Allerheiligste Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit.

12. Jesus sucht Jünger und wählt Apostel aus

Danach begab sich Jesus nach Galiläa und verkündete die frohe Botschaft Gottes. Er sprach: "Die Zeit ist erfüllt. Das Gottesreich ist gekommen. Bekehret euch und glaubt an die frohe Botschaft."

Als Jesus seine ersten Jünger gewonnen hatte und die Zahl der Jünger größer wurde, wählte er zwölf aus und nannte sie Apostel. Er wollte, dass sie immer um ihn seien und er sie aussenden könne, seine Botschaft zu verkünden. Die Namen der zwölf Apostel sind: der erste Simon, dem Jesus den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, Jakobus, des Zebedäus Sohn, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus, Simon der Eiferer und Judas, welcher der Verräter wurde.

9. Wie hat Jesus die Kirche angefangen?

Jesus hat Gläubige um sich gesammelt und die Apostel als Hirten der Gläubigen aufgestellt.

13. Jesus wirkt sein erstes Wunder

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Es wurde eine Hochzeit gefeiert zu Kana in Galiläa. Die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen.

Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: "Sie haben keinen Wein mehr." Jesus sprach zu ihr: "Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Da sagte seine Mutter zu den Dienern: "Tut alles, was er sagt!" Es standen aber sechs große, steinerne Wasserkrüge da für die Reinigungen, wie sie bei den Juden üblich waren. Jesus befahl den Dienern: "Füllet die Krüge mit Wasser!" Sie füllten sie bis oben. Dann sprach Jesus: "Schöpfet jetzt und bringet davon dem Speisemeister! " Dieser verkostete das Getränk. Er merkte, dass es der beste Wein war. Da rief der Speisemeister den Bräutigam und sprach zu ihm: "Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn die Gäste genug getrunken haben, dann den geringeren. Du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten." So machte Jesus zu Kana in Galiläa den Anfang seiner Wunder. Er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

10. Was hat Jesus durch seine Wunder bewiesen?

Jesus hat durch seine Wunder bewiesen, dass er Gott ist.

11. Warum sollen wir Maria besonders verehren?

Wir sollen Maria besonders verehren, weil ihre Fürbitte bei Gott am meisten vermag.

14. Der wunderbare Fischfang

Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees Genesareth. Die Leute drängten sich an ihn heran, um das Wort Gottes zu hören. Am Ufer waren zwei Schiffe angebunden. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg Jesus in das Schiff, das dem Petrus gehörte. Er bat den Petrus, ein wenig vom Ufer weg zu fahren. Dann setzte er sich und predigte vom Schiffe aus.

Nach der Predigt sprach er zu Simon Petrus: "Fahre hinaus auf den See und werfet eure Netze zum Fange aus!" Petrus antwortete: "Herr, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich das Netz auswerfen." Da fingen sie eine so große Menge Fische, dass ihr Netz fast zerriß. Sie riefen ihren Genossen im anderen Schiff, dass sie kommen und ihnen helfen möchten. Sie kamen und füllten beide Schiffe, so dass diese beinahe versanken. Als Petrus dies sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: "Herr, geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch!" Jesus aber sagte zu ihm: "Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschenfischer sein!" Hierauf zogen die Jünger ihre Schiffe ans Land, verließen alles und folgten Jesus nach.

Durch den wunderbaren Fischfang hat Jesus vorausgesagt, dass durch die Predigt der Apostel viele Menschen in das Reich Gottes kommen und von ihnen in die Kirche Christi aufgenommen werden.

Wie Jesus sagte, so ist es geschehen. Schon nach der ersten Predigt des Petrus ließen sich 3000 Menschen taufen.

12. Wer gehört zur katholischen Kirche?

Zur katholischen Kirche gehören alle Getauften, welche den rechten Glauben haben und den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen.

15. Jesus verkündet die frohe Botschaft vom Reiche Gottes

Jesus zog durch ganz Galiläa. Er predigte in den Synagogen, verkündete die frohe Botschaft vom Reiche Gottes und heilte alle Krankheiten und Plagen im Volk. Große Scharen folgten ihm aus Galiläa, aus Jerusalem und aus Judäa.

Als er die Scharen sah, ging er auf den Berg. Dort setzte er sich, und seine Jünger traten zu ihm her. Dann tat er seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

"Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land besitzen.
Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Selig die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel."

Jesus erklärte auch die Gebote und sprach: "Ich bin nicht gekommen, das Gesetz und die Propheten abzuschaffen. Ich komme nicht abzuschaffen, vielmehr zu vollenden.

Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so kommt ihr überhaupt nicht in das Himmelreich hinein. Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Alles, was ihr wollt, dass es euch die Leute tun, das sollt auch ihr ihnen tun! Denn das ist das Gesetz und die Propheten.

Tretet ein durch die schmale Pforte! Weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen.

Wie eng aber ist die Pforte, wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!"

Als Jesus fertig war, da staunte das Volk über seine Lehre. Denn er lehrte wie einer, der Vollmacht hat.

13. Wer ist unser höchster Lehrer?

Unser höchster Lehrer ist Jesus Christus; denn er hat uns alles gelehrt, was wir tun müssen, um in den Himmel zu kommen.

16. Jesus heilt den Knecht eines Hauptmanns

Eines Tages ging Jesus wieder nach Kapharnaum. Dort war der Knecht eines römischen Hauptmanns schwer krank. Der Hauptmann liebte seinen Knecht. Deshalb schickte er vornehme Juden zu Jesus. Diese baten ihn, er solle kommen und den Knecht gesund machen. Jesus sprach: "Ich will kommen und ihn gesund machen."

Als Jesus nicht mehr weit vom Hause war, kam der Hauptmann ihm entgegen und sprach: "Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!" Da sprach Jesus zum Volke: "Wahrlich, ich sage euch, so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Ich sage euch aber: Viele werden vom Sonnenaufgang und vom Sonnenuntergang kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen, die Kinder des Reiches dagegen werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden."

Zum Hauptmann aber sagte er: "Geh hin, wie du geglaubt hast, so soll dir geschehen!" Und in derselben Stunde wurde der Knecht gesund.

Jesus lobte den Hauptmann, weil er glaubte. Den ungläubigen Juden aber drohte Jesus die Strafe an.

14. Warum müssen wir glauben?

Wir müssen glauben, weil ohne Glaube niemand selig werden kann.

Auch bei uns kehrt Jesus ein, so oft wir die heilige Kommunion empfangen. Darum beten wir dreimal wie der Hauptmann:

"Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!

17. Jesus erweckt den Jüngling von Naim

Von Kapharnaum ging Jesus mit seinen Jüngern in das Städtchen Naim. Viel Volk war bei ihm. Als Jesus nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus. Er war der einzige Sohn seiner Mutter, und diese war eine Witwe. Viele Leute aus der Stadt gingen mit ihr.

Als Jesus sie sah, hatte er Mitleid mit ihr. Er sprach zu ihr: "Weine nicht!" Dann trat er an die Bahre und berührte sie. Die Träger blieben stehen. Und Jesus sprach: "Jüngling, ich sage dir, steh auf!" Sogleich richtete sich der Tote auf und fing zu reden an. Und Jesus gab ihn seiner Mutter.

Alle, die dabei waren, wurden von Furcht ergriffen. Sie lobten Gott und sprachen: "Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden. Gott hat sein Volk heimgesucht."

Jesus ist der Herr über Leben und Tod: Er ist Gott. Durch Adam sind alle Menschen dem Tode verfallen.

Durch Jesus werden die Menschen erlöst zum ewigen Leben.

15. Wie lautet der letzte Satz im Glaubensbekenntnis?

Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben.

18. Jesus stillt den Sturm

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Eines Tages ging Jesus wieder an den See Genesareth.

Er setzte sich am Ufer nieder. Bald sammelten sich viele Leute um ihn. Sie wollten seine Predigt hören. Jesus stieg in ein Schiff und predigte bis zum Abend. Dann sagte er zu seinen Jüngern: "Wir wollen an das andere Ufer hinüberfahren." Sie fuhren vom Lande weg. Jesus legte sich im Schiffe nieder und schlief ein. Da erhob sich auf dem See ein gewaltiger Sturm. Die Wellen schlugen in das Schiff. Das Schiff begann sich schon zu füllen. Jesus aber schlief. Da weckten ihn die Jünger und riefen: "Herr, hilf uns, wir gehen zugrunde!" Jesus sprach zu ihnen: "Warum seid ihr so furchtsam? Wo ist euer Glaube?" Dann stand er auf, gebot dem Winde und dem See und sprach: "Schweig, sei stille!" Sogleich ward eine große Stille. Alle, die das sahen, wunderten sich sehr. Sie sprachen: "Wer ist doch dieser? Sogar Wind und Meer gehorchen ihm."

Jesus ist der Herr über Sturm und Meer. Er ist Gott. Jesus hat noch oft seine Apostel aus Gefahren gerettet. Jesus hat auch seine Kirche durch alle Stürme geführt. Die Kirche Christi wird nie untergehen.

19. Jesus erweckt das tote Töchterlein des Jairus

Als Jesus am anderen Seeufer war und sich viel Volk um ihn versammelte, da kam ein Synagogenvorsteher namens Jairus, fiel ihm zu Füßen und bat ihn flehentlich: "Mein Töchterlein liegt im Sterben. O komme doch und lege ihm die Hände auf, damit es gerettet wird und am Leben bleibt!" Jesus ging mit ihm. Viel Volk ging hinterdrein. Da kamen Boten vom Haus des Synagogenvorstehers und sagten: "Deine Tochter ist gestorben. Wozu bemühst du noch den Meister?" Jesus sprach zum Synagogenvorsteher: "Hab keine Furcht! Glaube nur, so wird sie leben."

Niemand durfte ihn begleiten als Petrus, Jakobus und Johannes. Sie kamen in das Haus. Hier hörte Jesus den Lärm, das Weinen, die Flötenbläser und das laute Klagen. Da ging er hinein und sprach zu ihnen: "Was lärmt und weinet ihr? Das Mädchen ist nicht tot; es schläft nur." Da verlachten sie ihn; denn sie wussten, dass sie gestorben

20. Jesus vermehrt Brote

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Jesus fuhr wieder einmal über den See Genesareth. Er begab sich in eine unbewohnte Gegend. Auch dorthin folgten ihm viele Leute nach. Er lehrte sie und heilte ihre Kranken.

Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: "Schicke die Leute jetzt fort in die nächsten Dörfer, damit sie etwas zu essen kaufen." Jesus aber sprach zu ihnen: "Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!" Andreas sprach: "Es ist ein Knabe da, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele?" Jesus sagte: "So bringet es mir her!" Dann hieß er die Scharen sich auf dem Grase setzen. Es waren ungefähr fünftausend Männer, die Frauen und Kinder nicht mitgezählt. Und Jesus nahm die fünf Brote und die zwei Fische, schaute auf zum Himmel und sprach das Dankgebet. Dann brach er die Brote und gab sie seinen Jüngern zum Austeilen. Und alle aßen und wurden satt.

Darauf befahl Jesus den Jüngern: "Sammelt die übrig gebliebenen Stücklein, damit sie nicht zugrunde gehen!" Da sammelten die Apostel die Stücklein und füllten damit zwölf Körbe. Als die Leute sahen, welches Wunder Jesus gewirkt hatte, riefen sie: "Das ist wahrhaft der Prophet, der in die Welt kommen soll!" Sie wollten ihn mit Gewalt fortführen und zum König machen. Er aber ging weg von ihnen auf einen Berg, um zu beten. Den Jüngern befahl er, sogleich über den See zu fahren.

Alle frommen Menschen verrichten beim Essen ein Tischgebet oder Dankgebet.

Jesus hat das beste Dankgebet gesprochen. Durch dieses Dankgebet hat er das Brot wunderbar vermehrt.

Beim heiligen Abendmahl aber hat Jesus durch sein Dankgebet das Brot in seinen heiligen Leib verwandelt.

Das Dankgebet Jesu nennt man auch die Eucharistie.

21. Jesus verheißt das Himmelsbrot

Jesus ging vom Ufer des Sees mit seinen Aposteln nach Kapharnaum. Hier suchten ihn die Leute, die er in der Wüste wunderbar gespeist hatte. Sie fanden ihn in der Synagoge. Jesus sprach zu ihnen: "Ihr suchet mich, weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Bemühet euch nicht um die vergängliche Speise, sondern um die, welche bleibt zum ewigen Leben, die der Menschensohn euch geben wird." Da sagten die Leute: "Herr, gib uns für immer dieses Brot!" Jesus antwortete ihnen: "Das Brot, das ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt." Da stritten die Juden untereinander und sagten: "Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?" Jesus aber sprach zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Denn mein Fleisch ist wahrhaftig eine Speise, und mein Blut ist wahrhaftig ein Trank."

Da sprachen viele von seinen Jüngern: "Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?" Und sie gingen von Jesus weg und wollten nichts mehr von ihm wissen. Da fragte Jesus die zwölf Apostel: "Wollt auch ihr weggehen?" Petrus antwortete: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn Gottes."

Was Jesus in Kapharnaum versprochen hat, das hat er beim Abendmahl in Jerusalem erfüllt.

16. Was empfangen wir in der heiligen Kommunion?

In der heiligen Kommunion empfangen wir den Leib und das Blut Jesu Christi zur Nahrung unserer Seele.

22. Jesus ist der gute Hirt

Als Jesus die Volksscharen sah, empfand er mit ihnen ein herzliches Erbarmen, denn sie waren elend und verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten haben.

Es kamen auch Zöllner und Sünder aller Art zu ihm, um ihn zu hören. Darüber murrten die Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie sprachen: "Er nimmt sich der Sünder an und ißt mit ihnen."

Da trug er ihnen dieses Gleichnis vor: "Wer von euch, der 100 Schafe hat und eines davon verliert, lässt nicht die 99 zurück und geht dem verirrten nach, bis er es findet? Und hat er es gefunden, so nimmt er es voll Freude auf seine Schultern. Und wenn er dann nach Hause kommt, so ruft er seine Freunde und alle Nachbarsleute zusammen und sagt zu ihnen: ,Freuet euch mit mir, ich habe mein verirrtes Schaf wieder gefunden!'"

Jesus sprach: "Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt setz sein Leben ein für seine Schafe. Der Mietling aber, der kein Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, verlässt die Schafe und flieht. Und der Wolf fällt die Schafe an und versprengt sie.

Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne. Ich gebe mein Leben hin für meine Schafe."

17. Wodurch hat der gute Hirt seine Liebe zu uns gezeigt?

Der gute Hirt hat seine Liebe zu uns dadurch gezeigt, dass er für uns am Kreuze gestorben ist und uns in seine Kirche aufgenommen hat.

23. Der barmherzige Samariter

Einst fragte einer aus den Schriftgelehrten, um Jesus zu versuchen: "Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetz?" Jesus antwortete: "Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte! Dies ist das größte und erste Gebot. Das andere aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." Da fragte der Schriftgelehrte: "Und wer ist mein Nächster?" Da nahm Jesus das Wort und sprach:

"Es ging ein Mann von Jerusalem nach Jericho und fiel unter die Räuber. Diese zogen ihn aus und schlugen ihn wund. Dann gingen sie davon und ließen ihn halbtot liegen. Da kam ein Priester des Weges. Er sah ihn und ging vorüber. Desgleichen kam auch ein Levit an die Stelle. Er sah ihn und ging vorüber. Ein reisender Samariter aber kam, sah ihn und wurde von Mitleid gerührt. Er trat zu ihm hin, goss Öl und Wein in seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Lasttier, führte ihn in die Herberge und sorgte für ihn. Am andern Tag zog er zwei Zehner heraus, gab sie dem Wirt und sprach: ,Sorge für ihn, und was du noch darüber aufwendest, will ich dir bezahlen, wenn ich zurück.komme.' "

Jesus fragte nun den Schriftgelehrten: "Welcher von diesen dreien scheint dir nun der Nächste gewesen zu sein von dem, der unter die Räuber gefallen war?" Der Schriftgelehrte antwortete: "Der, welcher Barmherzigkeit an ihm getan hat." Und Jesus sprach: "Geh hin und tue desgleichen!"

18. Wie lautet das Hauptgebot der Christen?

"Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und aus allen deinen Kräften. Dies ist das größte und erste Gebot. Das andere aber diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Niemand kann Gott lieben, wenn er nicht auch seinen Nächsten liebt. Jesus hat uns die Nächstenliebe gelehrt durch sein Wort und durch sein Beispiel.

19. Wodurch zeigen wir unsere Liebe zum Nächsten?

Wir zeigen unsere Liebe zum Nächsten besonders durch die Werke der Barmherzigkeit.

24. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

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Jesus sagte den Pharisäern und Schriftgelehrten auch dieses Gleichnis:

Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere sagte zum Vater: "Gib mir mein Erbteil!" Der Vater teilte das Vermögen unter seine beiden Söhne. Einige Tage darauf packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fremdes Land. Dort verschwendete er alles durch ein leichtsinniges Leben. Da entstand in jenem Lande eine Hungersnot. Auch der verschwenderische Sohn musste Hunger leiden. In seiner Not verdingte er sich als Schweinehirt. Da hätte er gerne seinen Hunger mit den Früchten gestillt, welche die Schweine fraßen. Aber niemand gab sie ihm.

Nun fing er an, nachzudenken. Er sprach: "Wie viele Taglöhner im Hause meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber sterbe hier vor Hunger. Ich will mich aufmachen, zu meinem Vater zurückkehren und ihm sagen: ,Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Halte mich nur wie einen deiner Taglöhner! Und er machte sich auf und kehrte zu seinem Vater zurück.

Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und wurde von Mitleid gerührt. Er eilte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach: "Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen." Da sprach der Vater zu seinen Knechten: "Geschwind, bringet das beste Kleid und ziehet es ihm an! Tut ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße! Bringet auch das Mastkalb her und schlachtet es! Dann wollen wir ein Freudenmahl halten. Denn dieser mein Sohn war verloren und ist wiedergefunden worden." Und sie hielten ein Freudenmahl.

Jesus hat uns in diesem Gleichnis die frohe Botschaft verkündet, dass Gott barmherzig ist.

20. Was heißt: Gott ist barmherzig?

Gott ist barmherzig, heißt: Gott ruft den Sünder zur Buße und verzeiht ihm, wenn er sich bekehrt.

21. In welchem Sakrament verzeiht uns Gott unsere Sünden?

Gott verzeiht uns unsere Sünden im Sakrament der Buße.

22. Wann haben wir Reue über unsere Sünden?

Wir haben Reue über unsere Sünden, wenn es uns von Herzen leid tut, dass wir sie begangen haben.

25. Jesus verzeiht einer reumütigen Sünderin

Ein Pharisäer namens Simon bat Jesus, dass er bei ihm esse. Jesus ging in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tische.

In jener Stadt lebte eine Frau, die eine Sünderin war. Als sie erfuhr, dass Jesus in dem Hause des Pharisäers zu Tische sei, brachte sie ein Gefäß voll Salböl, ließ sich hinter ihm zu seinen Füßen nieder und weinte. Dann fing sie an, mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen, trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes ab, küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.

Als dies der Pharisäer sah, sprach er bei sich: "Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, was für ein Weib dies ist, die ihn berührt; denn sie ist eine Sünderin. "

Da wandte sich Jesus zu ihm und sprach: "Siehst du diese Frau? Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben. Sie aber hat mit ihren Tränen meine Füße benetzt und sie mit ihren Haaren abgetrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben. Sie aber hörte nicht auf, seit sie hereingekommen ist, mir meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Ol gesalbt, sie aber hat mir die Füße mit Salböl gesalbt. Deshalb, sage ich dir, sind ihr viele Sünden nachgelassen, weil sie große Liebe hat. Wem aber weniger nachgelassen wird, der liebt auch weniger."

Hierauf sprach Jesus zu ihr: "DeineSünden sind dir vergeben. Dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin im Frieden!"

23. Welche Kraft hat die Liebesreue?

Die Liebesreue hat die Kraft, alle Sünden zu tilgen, wenn man dabei den Willen hat, die Sünden doch noch zu beichten.

26. Das Gleichnis vom Reichen und vom Armen

Unter den Leuten, welche zu Jesus kamen und seine Predigt hören wollten, waren auch Reiche. Zu diesen sprach Jesus einmal: "Es war ein reicher Mann. Er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage herrliche Mahlzeit. Es war aber auch ein Armer namens Lazarus. Dieser lag vor der Türe des Reichen. Er war am ganzen Leib mit Geschwüren bedeckt. Gern hätte er die Brosamen gegessen, die vom Tische des Reichen fielen. Aber niemand gab sie ihm.

Da starb der Arme und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Es starb aber auch der Reiche und wurde in die Hölle begraben. Als er nun seine Augen erhob, sah er den Abraham und den Lazarus in dessen Schoß. Da rief er: ,Vater Abraham, erbarme dich meiner! Schicke den Lazarus, dass er seine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge abkühle; denn ich leide große Pein in diesen Flammen.'

Abraham sprach: ,Mein Sohn, denke daran, dass es dir im Leben gut gegangen ist, dem Lazarus aber schlecht. Nun wird dieser getröstet, du aber wirst gepeinigt. Und dazu ist zwischen euch und uns eine große Kluft. Niemand von hier kann zu euch hinüberkommen.' "

24. Wohin kommt die Seele nach dem Tode?

Die Seele kommt nach dem Tode vor das Gericht Gottes.

25. Welche Seelen kommen in den Himmel?

In den Himmel kommen die Seelen, welche von allen Sünden und Sündenstrafen frei sind.

26. Welche Seelen kommen in die Hölle?

In die Hölle kommen die Seelen, welche in der Todsünde aus diesem Leben scheiden.

27. Welche Seelen kommen in das Fegfeuer?

In das Fegfeuer kommen die Seelen, welche noch lässliche Sünden oder zeitliche Strafen abzubüßen haben.

27. Jesus wird wiederkommen mit Macht und Herrlichkeit

Als Jesus einmal aus dem Tempel ging, sagten seine Jünger zu ihm: "Sieh doch, Meister, welche Steine und welches Gebäude!" Jesus antwortete: "Und doch wird kein Stein auf dem andern bleiben." Da fragten die Jünger: "Sage uns, wann wird das geschehen und welches wird das Zeichen vom Ende der Welt sein?" Jesus antwortete: "Nach der Trübsal dieser Tage wird sich die Sonne verfinstern, der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben und die Sterne werden vom Himmel fallen. Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Wenn das eintrifft, dann schauet auf und erhebet eure Häupter! Denn es naht eure Erlösung. Alle Völker auf Erden werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen mit großer Macht und großer Herrlichkeit. Er wird seine Engel aussenden mit gewaltigem Posaunenschall. Sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.

Dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Er wird die Menschen voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen, die Böcke aber auf die linke. Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ,Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmet in Besitz das Reich, das euch seit Anbeginn der Welt bereitet ist!' Zu denen auf der Linken wird er sagen: ,Hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinem Anhang bereitet ist.'

Diese werden in die ewige Pein eingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.

Den Tag aber und die Stunde weiß niemand, nicht einmal die Engel des Himmels, als allein der Vater. Seid also bereit! Der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet."

28. Wozu wird Jesus wiederkommen in Macht und Herrlichkeit?

Jesus wird wiederkommen in Macht und Herrlichkeit, um die Menschen zu richten und seine Erlösung zu vollenden.

28. Jesus erweckt den Lazarus aus dem Grabe

Nahe bei Jerusalem war das Dorf Bethanien. Hier wohnten drei Geschwister. Sie hießen Lazarus, Maria und Martha. Jesus kehrte oft in ihrem Hause ein, denn er liebte sie.

Da wurde Lazarus krank. Die Schwestern schickten zu Jesus und ließen ihm sagen: "Herr, dein Freund ist krank." Jesus aber blieb noch zwei Tage an dem Ort, wo er war. Am dritten Tage sagte er zu seinen Jüngern: "Lazarus, unser Freund, liegt im Schlaf. Ich gehe aber hin, ihn aufzuwecken." Da sagten die Jünger zu ihm: "Herr, wenn er schläft, wird er gesund werden." Da sagte ihnen Jesus offen heraus: "Lazarus ist gestorben."

Als Jesus nach Bethanien kam, lag Lazarus schon vier Tage im Grabe. Sobald Martha hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen und sprach: "Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben." Jesus sprach zu ihr: "Dein Bruder wird auferstehen." Martha sprach: "Ich weiß, dass er auferstehen wird, bei der Auferstehung am Jüngsten Tag." Da sprach Jesus: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Wer aber lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben."

Jesus ging an das Grab. Es war mit einem großen Stein verschlossen. Jesus befahl: "Hebet den Stein weg!" Sie taten es. Dann rief Jesus mit lauter Stimme in das Grab hinein: "Lazarus, komm heraus!" Sogleich kam dieser aus dem Grabe heraus.

Viele Juden glaubten wegen dieses Wunders an Jesus. Als aber die Priester und die Schriftgelehrten davon hörten, sagten sie: "Was fangen wir an? Dieser Mensch tut viele Wunder." Und sie beschlossen, ihn zu töten.

Wie Jesus den Lazarus auferweckt hat, so wird er einst alle Toten auferwecken.

29. Wann wird Jesus alle Toten auferwecken?

Jesus wird alle Toten auferwecken am Jüngsten Tage.

29. Jesus zieht feierlich in Jerusalem ein

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Das Osterfest der Juden war nahe. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Sehet, wir gehen jetzt hinauf nach Jerusalem. Dort werden sie mich geißeln und kreuzigen. Am dritten Tage aber werde ich auferstehen."

Als Jesus in die Nähe von Jerusalem kam, sandte er zwei von den Jüngern ab. Er sprach zu ihnen: "Gehet in das Dorf, das vor euch liegt. Dort werdet ihr ein Füllen bei einer Eselin finden. Führet es hierher!" Sie brachten das Füllen zu Jesus und setzten ihn darauf.

Eine große Menge Volkes begleitete den Heiland. Viele legten ihre Kleider auf den Weg. Andere rissen Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße. Die Volksscharen riefen: "Hosanna dem Sohne Davids! Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!"

Jesus begab sich in den Tempel. Dort fingen die Kinder an zu rufen: "Hosanna dem Sohne Davids!" Darüber wurden die Schriftgelehrten und Pharisäer zornig. Sie sprachen zu Jesus: "Hörst du, was diese sagen? Befiehl ihnen, dass sie schweigen!" Jesus antwortete: "Habt ihr noch nie gelesen: ,Aus dem Munde der Kinder hast du dir, o Gott, Lob bereitet'." Am Abend kehrte Jesus wieder nach Bethanien zurück.

Jesus ist feierlich in Jerusalem eingezogen, um zu zeigen, dass er der Messias ist.

Am Palmsonntag feiern auch wir den Einzug Jesu in unsere Kirche. Dabei bekennen wir feierlich, dass er unser Herr und Erlöser ist.

30. Judas will seinen Meister verraten

In zwei Tagen war das Fest der ungesäuerten Brote, das Osterfest der Juden. Die Hohenpriester und die . Schriftgelehrten suchten nach einer Gelegenheit, wie sie Jesus ergreifen und dann töten könnten. Da ging einer von den Zwölfen, Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern und fragte: "Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn euch verrate?" Sie versprachen ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte Judas eine Gelegenheit, Jesus an sie auszuliefern.

31. Jesus feiert das heilige Abendmahl

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Am ersten Tag der ungesäuerten Brote, an welchem man das Osterlamm schlachtete, fragten die Jünger Jesus: "Wo willst du, dass wir dir das Ostermahl bereiten?" Da sandte er den Petrus und den Johannes ab und sprach zu ihnen: "Geht in die Stadt! Dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Dem folget und saget: ,Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gemach, in welchem ich mit meinen Jüngern das Ostermahl halten kann?' Er wird euch dann ein großes, mit Polstern belegtes Obergemach zeigen. Dort bereitet es für uns!" Die Jünger gingen weg und kamen in die Stadt. Sie fanden es genau so, wie er es ihnen gesagt hatte, und sie bereiteten das Osterlamm.

Als es Abend geworden war, kam er selbst mit den übrigen Aposteln. Er setzte sich mit ihnen zu Tische und sprach zu ihnen: "Ich habe ein großes Verlangen gehabt, dieses Osterlamm mit euch zu essen, bevor ich leide." Und er aß mit ihnen das Osterlamm.

Nach dem Mahle band sich Jesus ein Linnentuch um. Hierauf goss er Wasser in ein Becken und fing an, seinen Aposteln die Füße zu waschen und mit dem Linnentuch abzutrocknen. Als er zu Petrus kam, sprach dieser: "Herr, du willst mir die Füße waschen?" Jesus antwortete ihm: "Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht. Du wirst es aber später verstehen." Petrus sprach: "Du sollst mir in Ewigkeit die Füße nicht waschen!" Jesus erwiderte ihm: "Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Teil an mir." Da sprach Petrus: "Herr, dann nicht allein die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt!" Jesus sprach zu ihm: "Wer gebadet hat, braucht nur noch die Füße zu waschen, dann ist er ganz rein. Auch ihr seid rein, aber nicht alle." Denn Jesus wusste, wer ihn verraten werde.

Dann setzte sich Jesus wieder zu Tisch. Er nahm Brot, erhob seine Augen zum Himmel zu Gott, seinem allmächtigen Vater, sprach das Dankgebet, brach das Brot, gab es seinen Jüngern und sprach: "Nehmet hin und esset! Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird!"

Als sie gegessen hatten, nahm er auf gleiche Weise den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn seinen Jüngern und sprach: "Nehmet hin und trinket alle daraus! Das ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes , welches für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Andenken!" Und sie tranken alle daraus.

30. Welchen Auftrag gab Jesus seinen Aposteln mit den Worten: "Tut dies zu meinem Andenkenn?

Mit den Worten "Tut dies zu meinem Andenken" gab Jesus seinen Aposteln den Auftrag, die heilige Messe zu feiern, bis er wiederkommt.

31. Was geschieht bei der Feier der heiligen Messe mit Brot und Wein?

Bei der Feier der heiligen Messe werden Brot und Wein in den Leib und in das Blut Jesu Christi verwandelt.

32. Wessen gedenken wir bei der Feier der heiligen Messe?

Bei der Feier der heiligen Messe gedenken wir des Erlösungstodes unseres Herrn Jesus Christus.

Man nennt die heilige Messe auch die heilige Eucharistie, d. h. Danksagung. Denn bei der heiligen Messe sollen wir Gott loben und danksagen, wie es Jesus selbst getan hat.

32. Jesus betet am Ölberg und wird gefangen

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Nach dem Mahle beteten sie den Lobgesang und gingen hinaus an den Ölberg. Dort war ein Garten mit Namen Gethsemane. In diesen Garten ging Jesus hinein. Am Eingang sprach er zu den Aposteln: "Bleibet hier! Ich will dorthin gehen und beten." Den Petrus, Jakobus und Johannes nahm er weiter mit in den Garten hinein.

Nun fing Jesus an, traurig zu werden und zu zittern. Er sprach zu den Aposteln: "Meine Seele ist betrübt bis zum Tode. Bleibet hier und wachet und betet mit mir!" Dann ging er einen Steinwurf weit weg von ihnen. Er fiel auf sein Angesicht und betete: "Vater, wenn es möglich ist, so nimm diesen Kelch weg von mir. Doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!"

So betete Jesus dreimal. Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Nun kam Todesangst über ihn. Sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde herab rannen. Da betete er noch flehentlicher als vorher. Dann stand er auf vom Gebet und ging zu den Aposteln. Diese schliefen. Er weckte sie und sprach: "Stehet auf und lasset uns gehen! Seht, der Verräter naht!"

Während Jesus noch mit den Aposteln redete, kam Judas in den Ölgarten. Mit ihm kam eine große Schar Soldaten und Knechte. Sie trugen Fackeln, Laternen, Stricke, Schwerter und Prügel. Judas ging voraus. Er hatte ihnen gesagt: "Den ich küssen werde, der ist es, den ergreifet!" Er trat auf Jesus zu und sprach: "Sei gegrüßt, Meister!" Und er küsste ihn. Jesus sprach zu ihm: "Freund, wozu bist du gekommen? Mit einem Kusse verrätst du den Menschensohn?"

Dann trat Jesus zu den Soldaten und Knechten und fragte sie: "Wen suchet ihr?" Sie antworteten: "Jesus von Nazareth." Jesus sagte: "Ich bin es." Da wichen sie zurück und fielen zu Boden. Jesus fragte sie noch einmal: "Wen suchet ihr?" Sie sagten wiederum: "Jesus von Nazareth." Jesus sprach: "Ich habe es euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich suchet, dann lasset diese gehen!"

Die Schar wollte nun Hand an Jesus legen. Da zog Petrus sein Schwert und hieb dem Malchus, einem Knechte des Hohenpriesters, das rechte Ohr ab. Jesus rührte das Ohr an und heilte es. Zu Petrus aber sprach er: "Stecke dein Schwert in die Scheide!" Hierauf ergriffen die Soldaten und Knechte den Heiland, banden ihn mit Stricken und führten ihn fort. Die Apostel aber flohen.

33. Wozu hat Jesus für uns leiden und sterben wollen?

Jesus hat leiden und sterben wollen, um die Strafe für unsere Sünden zu tragen und uns dadurch zu erlösen.

In die bittere Todesangst wurde Jesus am Ölberg gebracht wegen der großen Sündenschuld aller Menschen. Dieses Geheimnis betrachten wir im schmerzhaften Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat."
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33. Jesus bekennt vor dem Hohen Rat seine Gottheit

Die Soldaten führten Jesus zum Hohenpriester. Der Hohe Rat hatte sich schon versammelt. Falsche Zeugen sagten gegen Jesus Unwahres aus. Aber ihre Aussagen stimmten nicht überein. Da stand der Hohepriester auf und fragte Jesus feierlich: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sage uns: Bist du Christus, der Sohn Gottes?" Jesus antwortete: "Ja, ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen!" Sogleich rief der Hohepriester: "Was brauchen wir noch Zeugen! Ihr habt die Gotteslästerung selbst gehört. Was ist eure Meinung?" Sie schrien alle: "Er ist des Todes schuldig!"

Die Knechte führten Jesus fort und bewachten ihn bis zum Morgen. Sie verspotteten ihn, schlugen ihn mit Fäusten und gaben ihm Backenstreiche. - Als Judas hörte, dass Jesus zum Tode verurteilt worden sei, reute es ihn. Er brachte die dreißig Silberstücke den Hohenpriestern zurück und sprach: "Ich habe gesündigt. Ich habe unschuldiges Blut verraten!" Doch sie erwiderten: " Was geht das uns an? Das ist deine Sache!" Da warf er die Silberstücke in den Tempel, ging weg und erhängte sich mit einem Stricke.

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Petrus war von weitem bis in den Vorhof des Hohenpriesters gefolgt. Er setzte sich an das Feuer, welches die Knechte des Hohenpriesters angezündet hatten. Denn es war kalt in jener Nacht. Da sah den Petrus eine Magd und sprach zu ihm: "Auch du bist einer von den Jüngern Jesu." Petrus erwiderte: "Nein, ich kenne ihn nicht." Bald darauf sah den Petrus eine andere Magd und sagte: "Auch dieser war bei Jesus von Nazareth." Petrus leugnete abermals und sprach: "Ich kenne den Menschen nicht." Etwa eine Stunde später sagte einer von den Knechten des Hohenpriesters: "Habe ich dich nicht im Ölgarten bei Jesus gesehen?" Da leugnete Petrus zum dritten Mal und schwor sogar: "Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet." In diesem Augenblick wurde Jesus aus dem Hause des Hohenpriesters über den Vorhof geführt. Er wandte sich um und blickte den Petrus an. Da reute es den Petrus, dass er den Herrn verleugnet hatte. Er ging aus dem Vorhof hinaus und weinte bitterlich.

34. Woher wissen wir, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist?

Dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, wissen wir von ihm selbst; er hat es vor dem Hohenpriester feierlich bekannt.

35. Wodurch hat Jesus seine Gottheit bewiesen?

Jesus hat seine Gottheit bewiesen durch Wunder und Weissagungen.

Judas blieb verstockt und empfing die Strafe für seine Schuld. Dem Petrus aber wurde verziehen, weil er seine Sünde bereut und gutgemacht hat.

34. Jesus wird gegeißelt und mit Dornen gekrönt

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Am frühen Morgen führten sie Jesus zum römischen Statthalter Pontius Pilatus. Der fragte sie: "Welche Anklage habt ihr gegen diesen Menschen?" Sie schrien: "Er hetzt das Volk auf und hat sich zum König gemacht. Auch hat er gesagt, man solle dem Kaiser keine Steuern bezahlen." Da ließ Pilatus Jesus zu sich in das Gerichtshaus hineinkommen und verhörte ihn. Dann kam er wieder heraus und sagte: "Ich finde keine Schuld an ihm." Die Juden aber schrien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!" Pilatus sprach: "Ich will ihn geißeln lassen und dann freigeben."

Die Soldaten nahmen Jesus fort und zogen ihm die Kleider aus. Dann banden sie ihn an eine Säule und geißelten ihn. Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um, flochten eine Krone von Dornen, setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine Rechte. Dann beugten sie die Knie vor ihm, verspotteten ihn und sprachen: "Sei gegrüßt, König der Juden!" Sie spien ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn damit aufs Haupt.

Bei der schmerzlichen Geißelung hat Jesus die Strafe getragen, die wir für unsere Sünden verdient haben. Bei der Dornenkrönung ließ er sich verspotten zur Buße für unseren Stolz. Dieses Geheimnis betrachten wir im schmerzhaften Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, der für uns ist gegeißelt worden."
"Jesus, der für uns ist mit Dornen gekrönt worden."

35. Jesus wird zur Kreuzigung verurteilt

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Danach führten die Soldaten Jesus wieder zu Pilatus. Er trug den Purpurmantel und die Dornenkrone. So zeigte ihn Pilatus dem Volke und sprach: "Sehet, welch ein Mensch!" Die Hohenpriester und ihre Diener aber schrien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!" Pilatus sprach wieder: "Ich finde keine Schuld an ihm." Da antworteten die Juden: "Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben; denn er hat sich selbst zum Sohn Gottes gemacht."

Pilatus versuchte abermals, Jesus freizulassen. Die Juden aber schrien: "Wenn du diesen freigibst, bist du kein Freund des Kaisers." Da fürchtete sich Pilatus. Er nahm Wasser, wusch die Hände vor dem Volke und sprach: "Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten. Seht ihr zu!" Das Volk antwortete: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!"

Und Pilatus übergab ihnen Jesus zur Kreuzigung. Sofort ergriffen die Soldaten Jesus. Sie nahmen ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine Kleider wieder an. Dann führten sie ihn fort, um ihn zu kreuzigen. Jesus trug selbst sein Kreuz. So ging er zur Stadt hinaus auf den Berg, der Kalvaria, Golgotha oder Schädelstätte genannt wird. Zugleich mit Jesus wurden zwei Räuber zur Kreuzigung hinausgeführt. Unterwegs begegnete ihnen ein Mann aus Cyrene namens Simon. Da zwangen ihn die Soldaten, Jesus das Kreuz nachzutragen. Eine große Menge Volkes zog mit Jesus hinaus, darunter waren Frauen, die Jesus bejammerten und beweinten. Zu ihnen sprach Jesus: "Weinet nicht über mich, sondern weinet über euch und eure Kinder! Denn wenn das am grünen Holze geschieht, was wird dann am dürren geschehen?"

Für uns ist Jesus seinen schweren Kreuzweg gegangen. Dieses Geheimnis betrachten wir im schmerzhaften Rosenkranz mit den Worten:

"Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat!"

Mit himmlischer Geduld trug Jesus sein Kreuz für unsere Sünden. Dies betrachten wir bei den vierzehn Stationen der Kreuzwegandacht in der Kirche.

36. Jesus stirbt für uns am Kreuz

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Um die Mittagsstunde kam Jesus auf dem Kalvarienberge an. Die Soldaten zogen ihm die Kleider aus. Dann gaben sie ihm Wein, der mit Galle gemischt war. Jesus kostete ihn, wollte ihn aber nicht trinken. Dann kreuzigten sie ihn. Mit Jesus kreuzigten sie auch zwei Räuber, einen zur Rechten und einen zur Linken. Über das Haupt Jesu ließ Pilatus eine Aufschrift heften. Darauf stand geschrieben: "Jesus von Nazareth, König der Juden."

Nach der Kreuzigung nahmen die Soldaten die Kleider Jesu und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil. Den Leibrock aber wollten sie nicht zerschneiden, weil er aus einem Stück und ohne Naht war. Deshalb warfen sie das Los, wem er gehören solle. Dann setzten sie sich und bewachten Jesus.

Die Hohenpriester und viele Juden verspotteten Jesus und riefen zu ihm hinauf: "Wenn du der Sohn Gottes bist, so steig herab vom Kreuze! Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen." Jesus aber betete: "Vater, verzeih ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" Auch der Räuber zur Linken verspottete ihn. Der andere aber sprach: "Wir haben verdient, was wir leiden. Dieser aber hat nichts Böses getan." Dann sprach er zu Jesus: "Herr, gedenke meiner, wann du in dein Reich kommst!" Jesus antwortete: "Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein."

Nahe bei dem Kreuze standen seine Mutter Maria und der Apostel Johannes. Zu seiner Mutter sprach Jesus: "Weib, siehe da, dein Sohn!" Zu Johannes sagte er: "Sohn, siehe da, deine Mutter!" Von dieser Stunde an nahm Johannes die Mutter Jesu zu sich.

Von der sechsten bis zur neunten Stunde kam über das ganze Land eine Finsternis. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Dann sprach Jesus: "Mich dürstet!" Ein Soldat füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und gab Jesus zu trinken. Jesus nahm ein wenig von dem Essig. Dann sprach er: "Es ist vollbracht." Hierauf rief er mit lauter Stimme: "Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist." Bei diesen Worten neigte er sein Haupt und starb.

Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriß von oben bis unten, die Erde bebte, die Felsen spalteten sich, Gräber öffneten sich und viele Tote standen auf. Die Soldaten erschraken. Der Hauptmann aber sprach: "Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn!" Und alles Volk schlug an die Brust und kehrte schweigend nach Jerusalem zurück.

36. Wovon hat uns Jesus durch sein Leiden und Sterben erlöst?

Jesus hat uns durch sein Leiden und Sterben von der Sünde und von der Hölle erlöst.

37. Was hat uns Jesus durch sein Leiden und Sterben verdient?

Jesus hat uns durch sein Leiden und Sterben die Gnade und den Himmel verdient.

Dieses größte Geheimnis betrachten wir im schmerzhaften Rosenkranz bei den Worten:

"Jesus, der für uns ist gekreuzigt worden."

Am Karfreitag verehrt die Kirche das heilige Kreuz Christi in einem feierlichen Gottesdienst.

Wir verehren das heilige Kreuz mit den Worten: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Welch schwere Buße musste Jesus für unsere Sünden tragen! Welche Buße tust du für deine Sünden?

Die Kirche hat geboten, dass wir an jedem Freitag zur Buße für unsere Sünden uns der Fleischspeisen enthalten.

37. Jesus wird begraben

Am andern Tag war das Osterfest der Juden. Die Juden wollten nicht, dass an diesem hohen Festtag die Leichname am Kreuz hängen blieben. Sie baten darum den Pilatus, er solle den Gekreuzigten die Beine zerbrechen und sie abnehmen lassen. So kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen, sahen sie, dass er schon tot war. Darum zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten öffnete mit seiner Lanze seine Seite. Sogleich floss Blut und Wasser heraus.

Gegen Abend ging Joseph von Arimathäa zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus schenkte ihm den Leichnam. Joseph kaufte feine Leinwand und ging damit auf den Kalvarienberg. Auch Nikodemus, ein frommer Gesetzeslehrer, kam dahin und brachte kostbare Salbe mit. Die beiden Männer, welche im geheimen Jünger Jesu waren, nahmen den Leichnam vom Kreuz herab. Sie salbten ihn mit der kostbaren Salbe und wickelten ihn in die Leintücher.

Dann trugen sie Jesus in das Grab. Dieses war unten am Kalvarienberg in einem Garten. Der Garten gehörte dem Joseph von Arimathäa. Das Grab war in einen Felsen gehauen. In dieses Grab legten sie den Leichnam Jesu. Vor den Eingang des Grabes wälzten sie einen großen Stein und gingen hinweg.

Am andern Tage kamen die Hohenpriester zu Pilatus. Sie baten ihn, er solle das Grab bewachen lassen. Sie fürchteten, die Jünger könnten den Leichnam Jesu stehlen und dann sagen, er sei auferstanden. Pilatus gab ihnen eine Wache.

Da gingen sie an das Grab, versiegelten den Stein und stellten Wächter auf.

38. Wohin ist die Seele Jesu nach seinem Tode gegangen?

Die Seele Jesu ist nach seinem Tode in die Vorhölle hinabgestiegen zu den Seelen der verstorbenen Gerechten.

38. Jesus ist von den Toten auferstanden

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Als der Sabbat vorüber war, am ersten Tag der Woche, kauften Maria Magdalena, Maria, des Jakobus Mutter und Salome Spezereien, um hinzugehen und den Leichnam Jesu zu salben. Sie kamen in aller Frühe zum Grabe, als die Sonne eben aufgegangen war. Sie sprachen zueinander: "Wer wird uns wohl den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?" Er war nämlich sehr groß. -

Und siehe, es kam ein großes Erdbeben. Ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Antlitz war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wächter aber bebten aus Furcht vor ihm und waren wie tot. Als die Frauen kamen, sahen sie, dass der Stein weggewälzt war. Sie gingen in das Grab hinein. Da sahen sie den Engel zur Rechten sitzen und sie erschraken. Dieser aber sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Ihr suchet Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Was suchet ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Sehet den Ort, wo sie ihn hingelegt hatten! Geht eilends hin und saget es seinen Jüngern und dem Petrus, dass er auferstanden ist. Er wird euch vorausgehen nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat."

Mit Furcht und zugleich mit großer Freude gingen sie rasch vom Grabe weg und eilten, seinen Jüngern die Botschaft zu bringen.

39. Was geschah am dritten Tage nach dem Tode Jesu?

Am dritten Tage nach seinem Tode hat Jesus seine Seele wieder mit dem Leibe vereinigt und ist glorreich aus dem Grabe hervorgegangen.

Die Auferstehung Jesu ist das größte Wunder, das er gewirkt hat. Er hat dadurch gezeigt, dass die Sünde getilgt, der Tod besiegt und das Leben zurückgebracht ist.

Dieses Geheimnis betrachten wir, wenn wir im glorreichen Rosenkranz beten:

"Jesus, der von den Toten auferstanden ist."

Die Auferstehung Jesu feiern wir an Ostern. Das Osterfest ist das erste und höchste Fest der Christen.

39. Jesus zeigt sich den Aposteln und setzt das Sakrament der Buße ein

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Am Abend waren die Apostel versammelt. Aus Furcht vor den Juden hatten sie die Türen verschlossen. Da stand Jesus plötzlich mitten unter ihnen. Er sprach: "Friede sei mit euch!" Vor Angst und Schrecken glaubten sie, einen Geist zu sehen. Er aber sprach: "Sehet meine Hände und meine Füße, dass ich es bin. Betastet mich und seht: Ein Geist hat doch nicht Fleisch und Bein, wie ihr an mir sehet." Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.

Dann sprach Jesus abermals: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." Dann hauchte er sie an und sprach: "Empfanget den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten."

Thomas aber war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten ihm: "Wir haben den Herrn gesehen." Er aber sagte zu ihnen: "Wenn ich nicht an seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meinen Finger an den Ort der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, so glaube ich nicht." - Nach acht Tagen waren die Jünger wieder im Hause versammelt und Thomas mit ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen in ihre Mitte und sprach: "Friede sei mit euch!" Dann sagte er zu Thomas: "Lege deinen Finger herein und sieh meine Hände, reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!" Thomas rief aus: "Mein Herr und mein Gott!" Jesus aber sprach zu ihm: "Weil du mich gesehen hast, Thomas, hast du geglaubt. Selig, die nicht sehen und doch glauben."

40. Wer bezeugt uns, dass Jesus wahrhaft auferstanden ist?

Dass Jesus wahrhaft auferstanden ist, bezeugen uns die Apostel; sie haben den Auferstandenen selbst gesehen, mit ihm geredet, ihn berührt und für ihn das Leben hingegeben.

41. Welches Sakrament hat Jesus am Abend nach seiner Auferstehung eingesetzt?

Jesus hat am Abend nach seiner Auferstehung das Sakrament der Buße eingesetzt.

40. Jesus macht den Petrus zum Oberhirten

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Die Apostel verließen Jerusalem und gingen nach Galiläa. Dort zeigte sich ihnen Jesus am See Genesareth auf folgende Weise: Petrus, Jakobus, Johannes und vier andere Jünger waren eines Abends zum Fischen auf den See hinausgegangen. Aber sie hatten in jener Nacht nichts gefangen. Frühmorgens kam Jesus zu ihnen, redete und aß mit ihnen. Nach dem Mahle fragte Jesus den Petrus: "Sirnon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese?" Petrus antwortete: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe." Darauf sprach Jesus zu ihm: "Weide meine Lämmer."

Jesus fragte Petrus zum zweiten Mal: "Sirnon, Sohn des Jonas, liebst du mich?" Petrus antwortete: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe." Und Jesus sprach abermals: "Weide meine Lämmer!"

Dann fragte Jesus den Petrus zum dritten Mal: "Sirnon, Sohn des Jonas, liebst du mich?" Da wurde Petrus traurig, weil der Herr ihn zum dritten Mal so fragte. Er antwortete: "Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe." Darauf sprach Jesus zu ihm: "Weide meine Schafe!"

42. Wen hat Jesus zum Oberhaupt der Kirche gemacht?

Jesus hat den Petrus zum Oberhaupt der Kirche gemacht.

43. Wer ist der Nachfolger des heiligen Petrus?

Der Nachfolger des heiligen Petrus ist der Papst zu Rom.

41. Jesus gibt den Aposteln ihre Vollmacht

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Vierzig Tage hindurch hat sich Jesus den Aposteln gezeigt und ihnen viele Beweise dafür gegeben, dass er lebt. Er redete mit ihnen vom Reiche Gottes.

Er zeigte sich ihnen auf einem Berge in Galiläa. Da sprach er zu ihnen: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden."

44. Welche Vollmacht hat Jesus den Aposteln erteilt?

Jesus hat den Aposteln die Vollmacht erteilt, seine Lehre zu verkünden, seine Gläubigen zu leiten und seine Sakramente zu spenden.

45. Warum ist die Taufe das notwendigste Sakrament?

Die Taufe ist das notwendigste Sakrament, weil ohne Taufe niemand selig werden kann.

46. Was wirkt die Taufe?

Die Taufe tilgt die Erbsünde, sie heiligt die Seele, sie macht uns zu Christen und Mitgliedern der katholischen Kirche.

42. Jesus fährt in den Himmel auf

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Am vierzigsten Tage nach der Auferstehung erschien Jesus seinen Aposteln zum letzten Mal. Sie waren in Jerusalem im Obergemach. Jesus sagte zu ihnen: "Ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch herab. Bleibet in der Stadt, bis ihr ausgerüstet werdet mit der Kraft aus der Höhe. Johannes hat nur mit Wasser getauft, ihr aber sollt in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geiste getauft werden."

Dann führte er sie hinaus auf den Ölberg. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, fuhr er in den Himmel hinauf und setzte sich zur Rechten Gottes. Die Apostel schauten ihm nach, und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg. Siehe, da standen zwei Engel in weißen Kleidern vor ihnen und sprachen: "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schauet zum Himmel hinauf? Dieser Jesus wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen." Hierauf kehrten die Apostel mit großer Freude nach Jerusalem zurück.

47. Wann ist Jesus in den Himmel aufgefahren?

Jesus ist am vierzigsten Tage nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren.

48. Was hat Jesus durch seine Himmelfahrt gezeigt?

Jesus hat durch seine Himmelfahrt gezeigt, dass er auch als Mensch an der Herrlichkeit Gottes teilnimmt.

Jesus ist in den Himmel aufgefahren, um allen Erlösten im Himmel eine Wohnstätte zu bereiten. Der Himmel ist darum unsere wahre Heimat. Jesus ist im Himmel unser Herr und unser Fürsprecher beim Vater.

Daran denken wir, so oft wir im glorreichen Rosenkranz beten:

"Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist."

43. Jesus sendet den Heiligen Geist

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Danach begaben sich die elf Apostel in das Obergemach, wo sie blieben. Sie verharrten einmütig im Gebet mit den übrigen Jüngern, mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu. Es war eine Schar von ungefähr 120 Personen.

Das Pfingstfest war herangekommen. Alle waren an einem Ort beisammen. Plötzlich erhob sich vom Himmel her ein Brausen, als ob ein gewaltiger Sturm daherkäme, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer. Auf einen jeden von ihnen ließ sich eine Zunge nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geiste erfüllt und fingen an, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Heilige Geist ihnen eingab.

Wegen des Pfingstfestes waren Juden aus allerlei Völkern in Jerusalem. Als sich nun das Brausen erhob, lief eine große Menge zusammen und war erstaunt, weil ein jeder sie in seiner Muttersprache die großen Taten Gottes preisen hörte. Sie sprachen zueinander: "Was mag das wohl sein?" Andere dagegen spotteten und sprachen: "Sie sind voll süßen Weines." Da trat Petrus mit den Aposteln vor, erhob seine Stimme und sprach: "Ihr Männer von Judäa und aus Jerusalem! Vernehmet meine Worte! Diese da sind nicht betrunken, wie ihr meinet. Es ist ja erst die dritte Stunde des Tages. Vielmehr hat sich erfüllt, was der Prophet Joel vorausgesagt hat: ,So spricht Gott: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Da werden eure Söhne und eure Töchter prophezeien.' Ihr Männer Israels! Vernehmet diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott durch Wunder und durch Zeichen beglaubigt, ist von euch ans Kreuz geschlagen und getötet worden. Gott aber hat ihn auferweckt. Das können wir alle bezeugen. Er ist erhöht worden zur Rechten Gottes und hat den verheißenen Heiligen Geist ausgegossen, wie ihr seht und hört. So soll denn alles, was zu Israel gehört, erkennen, dass Gott Jesus den Gekreuzigten zum Herrn und Christus gemacht hat."

Als sie dies hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: "Liebe Brüder, was sollen wir tun?" Petrus antwortete: "Bekehret euch! Jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, damit ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfanget." Da wurden ungefähr 3000 noch an demselben Tag getauft und in die Kirche aufgenommen.

49. Wer ist der Heilige Geist?

Der Heilige Geist ist die dritte göttliche Person, die vom Vater und vom Sohne ausgeht.

50. Wann ist der Heilige Geist auf die Gläubigen herabgekommen?

Der Heilige Geist ist am Pfingstfest auf die Gläubigen herabgekommen in Gestalt feuriger Zungen.

51. Was wirkt der Heilige Geist in uns?

Der Heilige Geist heiligt uns durch die heilig machende Gnade und stärkt uns durch die helfende Gnade.

An Pfingsten hat Jesus den Heiligen Geist gesandt, den er uns durch seinen Tod am Kreuze verdient hat. In den heiligen Sakramenten empfangen auch wir den Heiligen Geist, besonders durch die heilige Taufe und durch die heilige Firmung.

Dieses Gnadengeheimnis betrachten wir, wenn wir im glorreichen Rosenkranz beten:

"Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.·

44. Die Kirche Christi breitet sich aus

Durch die Apostel geschahen in Jerusalem viele Zeichen und Wunder. Die Gläubigen verharrten einmütig im Tempel und brachen in den einzelnen Häusern das Brot. Sie priesen Gott und waren beim ganzen Volke beliebt. Täglich führte der Herr ihnen neue zu, die gerettet werden sollten. Die Apostel wählten als Gehilfen sieben Männer aus, die man Diakone nannte.

Die Hohenpriester und Schriftgelehrten aber waren unwillig darüber, dass die Apostel das Volk lehrten. Durch Gefängnis und Geißelschläge wollten sie die Apostel zwingen, nicht mehr von Jesus zu predigen. Petrus und die Apostel aber erwiderten: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen." Da gerieten diese in Wut und waren entschlossen, die Apostel zu töten.

Stephanus, einer von den Diakonen, wirkte große Zeichen und Wunder unter dem Volke. Er wurde vor den Hohen Rat geschleppt. Dort stürzten sie auf ihn los, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Er aber betete: "Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!" Dann sank er in die Knie und rief: "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an." Dann starb er.

Noch am selben Tage brach über die Kirche in Jerusalem eine Verfolgung herein. Die Jünger Jesu zerstreuten sich in die Gegenden von Judäa und Galiläa. Die Apostel aber blieben in Jerusalem.

In Samaria predigte der Diakon Philippus. Scharenweise kamen die Leute zusammen und hörten auf seine Worte; denn sie sahen die Wunder, die er wirkte. Darüber war eine große Freude in der ganzen Stadt. Männer und Frauen glaubten und ließen sich taufen.

Als nun die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie Petrus und Johannes dahin. Diese gingen hinab und beteten für die Gläubigen, damit sie den Heiligen Geist empfingen. Der Heilige Geist war nämlich noch über keinen von ihnen gekommen. Sie waren nur getauft im Namen des Herrn Jesus. Alsdann legten Petrus und Johannes ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.

52. Wer spendet die Firmung?

Die Firmung spendet der Bischof als Nachfolger der Apostel.

53. Welche Gnade erteilt uns die Firmung?

Die Firmung erteilt uns den Heiligen Geist, damit wir unseren Glauben standhaft bekennen und gegen die Feinde unseres Seelenheiles mutig kämpfen.

45. Die Apostel stellen Bischöfe und Priester auf

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Vom Judenland zogen die Apostel auch in andere Länder und verkündeten dort die Lehre Jesu. So entstanden viele neue Christengemeinden. Für diese wählten die Apostel fromme Männer aus und weihten sie zu Bischöfen. Diese wurden die Nachfolger der Apostel. Die Apostel stellten auch Männer auf, welche den Bischöfen helfen mussten. Sie wurden Priester genannt. Sie mussten die Christen unterrichten, leiten und ihnen die Sakramente Christi spenden.

54. Wer sind die Nachfolger der Apostel?

Die Nachfolger der Apostel sind die Bischöfe.

55. Wer sind die Gehilfen der Bischöfe?

Die Gehilfen der Bischöfe sind die Priester.

56. Wie erteilt der Bischof die Priesterweihe?

Der Bischof erteilt die Priesterweihe durch Gebet und Handauflegung.

57. Welche Vollmacht hat der Priester?

Der Priester hat die Vollmacht, das Messopfer zu feiern, die Sakramente zu spenden, zu predigen, zu segnen und zu weihen.

Dem Bischof ist ein großes Gebiet anvertraut. Man nennt es Diözese. Unser Bischof hat seinen Wohnsitz und seine Domkirche in der Stadt Rottenburg. Sein Gebiet heißt darum die Diözese Rottenburg.

46. Der Apostel Jakobus schreibt über die Krankensalbung

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Die ersten Christen waren ein Herz und eine Seele. Alles hatten sie gemeinsam. Es gab keinen Bedürftigen unter ihnen. Auch um die Kranken nahmen sie sich an. Der Apostel Jakobus ermahnte die Christen, für die Kranken zu sorgen. Er schrieb: "Ist jemand krank unter euch, so rufe er die Priester der Kirche zu sich; diese sollen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken zum Heil sein. Der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden auf sich hat, so werden sie ihm vergeben werden."

58. Welches Sakrament hat Jesus für die Kranken eingesetzt?

Jesus hat für die Kranken das Sakrament der Krankensalbung oder die Letzte Ölung eingesetzt.

59. Wann sollen wir die heilige Krankensalbung empfangen?

Wir sollen die heilige Krankensalbung empfangen, wenn wir gefährlich krank sind.

47. Die Kirche führt die Gläubigen in den Himmel

Je mehr die Christen verfolgt wurden, desto zahlreicher wurden sie. Die Nachfolger der Apostel haben die frohe Botschaft vom Reiche Gottes bis in die fernsten Länder gebracht. Wie Jesus vorausgesagt hatte, breitete sich die Kirche immer weiter aus. Man nennt darum die heilige Kirche auch die katholische, d. h. die allgemeine oder die über die ganze Welt ausgebreitete.

Viele Christen sind uns auf dem Weg zum Himmel vorausgegangen. Maria, die Mutter Jesu, ist nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden. Viele Christen sind für ihren Glauben an Jesus getötet worden; man nennt sie Blutzeugen oder Märtyrer Christi. Viele Christen haben die Lehre Jesu so treu und vollkommen erfüllt, dass wir sie als Heilige verehren. Die Rechtgläubigen auf Erden, die Heiligen im Himmel und die noch am Reinigungsort weilenden Verstorbenen bilden zusammen die Gemeinschaft der Heiligen. Sie alle sind miteinander verbunden wie die Glieder eines Leibes. Das Haupt dieses Leibes aber ist Christus. Er lehrt und leitet uns durch die Bischöfe und Priester. Er heiligt uns durch die Sakramente. Er wird einst wiederkommen in Herrlichkeit, um seine Getreuen heimzuholen in das ewige Leben.

60. Wozu hat Christus die Kirche gestiftet?

Christus hat die Kirche gestiftet, damit sie die Menschen zur ewigen Seligkeit führe.

Wir alle sollen einmal mit Christus teilnehmen an der himmlischen Herrlichkeit, so wie jetzt schon Maria, die Mutter Jesu, mit ihrem göttlichen Sohne die ewige Seligkeit teilen darf.

Daran denken wir, wenn wir im glorreichen Rosenkranz beten:

"Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat."
"Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat."

Anhang

I. Gebete

Das Vater unser

Vater unser, der du bist im Himmel,
geheiligt werde dein Name;
zu uns komme dein Reich;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel also auch auf Erden!
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Übel! Amen.

Das "Gegrüßet seist du, Maria"

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade;
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Weibern,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes! Amen.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater,
Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
der empfangen ist vom Heiligen Geiste,
geboren aus Maria der Jungfrau,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
abgestiegen zu der Hölle,
am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel,
sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters,
von dannen er kommen wird
zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige, katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Nachlass der Sünden,
Auferstehung des Fleisches
und das ewige Leben. Amen.

Morgengebet

O Gott, du hast in dieser Nacht
so väterlich für mich gewacht;
ich lob und preise dich dafür
und dank für alles Gute dir.

Bewahre mich auch diesen Tag
vor Sünde, Tod und jeder Plag,
und was ich denke, red und tu,
das segne, bester Vater, du!

Beschütze auch, ich bitte dich,
o heiliger Schutzengel, mich!
Maria, bitt an Gottes Thron
für mich, bei Jesus, deinem Sohn,
der hochgelobt sei allzeit
von nun an bis in Ewigkeit! Amen.

Abendgebet

Bevor ich mich zur Ruhe leg,
ich Händ' und Herz zu Gott erheb,
und sage Dank für jede Gab',
die ich von dir empfangen hab'.

Und habe ich beleidigt dich,
verzeih mir's Gott, ich bitte dich.
Dann schließ ich froh die Augen zu,
dein Engel wacht ja, wenn ich ruh.

Maria, liebste Mutter mein,
o lass mich dir empfohlen sein!
Und du, mein Heiland, Jesus Christ,
der ja mein Gott und alles ist,
in deine Wunden schließ mich ein,
dann schlaf ich ruhig, keusch und rein. Amen.

Gebet vor dem Essen

Segne, o Herr, uns und diese deine Gaben, die wir von deiner großen Güte empfangen werden. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Gebet nach dem Essen

Wir sagen dir Dank, allmächtiger Gott, für alle deine Wohltaten, der du lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Der Engel des Herrn

1. Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft,
und sie empfing vom Heiligen Geiste.
Gegrüßet seist du, Maria ...

2. Maria sprach: Siehe, ich bin eine Magd des Herrn,
mir geschehe nach deinem Wort.
Gegrüßet seist du, Maria ...

3. Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt.
Gegrüßet seist du, Maria ...

Der Rosenkranz

Gebet um die drei göttlichen Tugenden

1. Jesus, der uns den Glauben vermehre
2. Jesus, der uns die Hoffnung stärke
3. Jesus, der uns die Liebe entzünde'

Die fünfzehn Geheimnisse unserer Erlösung

Der freudenreiche Rosenkranz:

1. Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.

2. Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.

3. Jesus, den du, o Jungfrau, geboren hast.

4. Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.

5. Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.

Der schmerzhafte Rosenkranz:

1. Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.

2. Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.

3. Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.

4. Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.

5. Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.

Der glorreiche Rosenkranz:

1. Jesus, der von den Toten auferstanden ist.

2. Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist.

3. Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.

4. Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat.

5. Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.

Das Salve Regina

Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir verbannten Kinder Evas; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tale der Tränen. Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu uns und zeige uns nach diesem Elende Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes, o gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!

Gebet an der Krippe des göttlichen Kindes

Dich, o Jesus, bet ich an
wie die Weisen es getan.
Gold und Schätze kann ich nicht
bringen vor dein Angesicht;
aber meines Herzens Gold
schenk ich dir, o Jesus, hold.
Über alles lieb ich dich,
will dich lieben ewiglich.

Reuegebete

O mein Gott, alle meine Sünden reuen mich von ganzem Herzen, weil ich dich erzürnt und deshalb gerechte Strafe von dir verdient habe. Besonders aber reuen sie mich, weil ich dich, meinen besten Vater und größten Wohltäter, das höchste und liebenswürdigste Gut, beleidigt habe.

Ich nehme mir fest vor, mein Leben zu bessern und nicht mehr zu sündigen. Hilf mir dazu durch Jesus Christus unsern Herrn! Amen.

O mein Gott, ich habe den Himmel verloren und das Fegfeuer verdient. Verzeih mir meine Sünden!

O mein Gott, ich habe dich, meinen besten Vater, beleidigt. Verzeih mir meine Sünden!

O mein Jesus, für mich am Kreuze gestorben, verzeih mir meine Sünden!

Dich liebt, o Gott, mein ganzes Herz,
und dies ist mir der größte Schmerz,
dass ich erzürnt dich, höchstes Gut.
O wasch mich rein in Jesu Blut!

Ich danke dir, Herr Jesus Christ, dass du für mich gestorben bist. Ach, laß dein Blut und deine Pein an mir doch nicht verloren sein!

O Jesus, sei mir gnädig!
O Jesus, sei mir barmherzig!
O Jesus, verzeih mir meine Sünden!

Vater, ich habe gesündigt
und bin nicht mehr wert,
dein Kind zu heißen.
Gott, sei mir Sünder gnädig!
Mein Jesus, Barmherzigkeit!

Erweckung der drei göttlichen Tugenden und der Reue

O mein Gott, ich glaube an dich, weil du die unfehlbare Wahrheit bist.

O mein Gott, ich hoffe auf dich, weil du die unendliche Barmherzigkeit bist.

O mein Gott, ich liebe dich, weil du das höchste, beste Gut bist.

O mein Gott, aus Liebe zu dir bereue ich alle meine Sünden.

Erneuerung des Taufgelübdes

Fest soll mein Taufbund immer stehen,
ich will die Kirche hören;
sie soll mich allzeit gläubig sehen
und folgsam ihren Lehren.
Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad'
in seine Kirch' berufen hat;
nie will ich von ihr weichen.

Gute Meinung

Alles meinem Gott zu Ehren,
Gottes Lob und Ehr zu mehren,
in der Arbeit, in der Ruh.
Meinem Gott nur will ich geben
Leib und Seel, mein ganzes Leben.
Gib, o Jesus, Gnad' dazu!

Gebet zum Schutzengel

Heiliger Schutzengel mein,
lass mich dir empfohlen sein!
Tag und Nacht, ich bitte dich,
beschütz, regier und leite mich!
Hilf mir leben recht und fromm,
dass ich zu dir in Himmel komm! Amen.

Gebet beim Weihwasser nehmen

O Jesus, reinige mich von meinen Sünden!

Gebet beim Vorübergehen an der Kirche

Gelobt und gebenedeit sei das allerheiligste Sakrament des Altars, von nun an bis in Ewigkeit! Amen.

Gebet für die Eltern

O Vater, neige dich zu mir!
Die Eltern mein befehl ich dir.
Mein Gott, du wollest ihnen geben
viel Segen und ein langes Leben!
Vor Krankheit, Übel und Gefahr
sie beid' an Leib und See!' bewahr,
und mir ein frommes Herz verleih,
das willig und gehorsam sei!

Gebet um einen guten Tod

Jesus, Maria, Josef, euch schenk ich mein Herz und meine Seele.

Jesus, Maria, Josef, stehet mir bei im letzten Todeskampf!

Jesus, Maria, Josef, möge meine Seele mit euch im Frieden scheiden!

Gebet für die Armen Seelen

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen;
lass sie ruhen im Frieden! Amen.

II. Das Sakrament der Buße

1. Wie hat Jesus das Sakrament der Buße eingesetzt?

Jesus erschien nach seiner Auferstehung den Aposteln, hauchte sie an und sprach: "Empfanget den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten."

2. Auf wen ist die Gewalt, Sünden nachzulassen, übergegangen?

Die Gewalt, Sünden nachzulassen, ist übergegangen auf die Priester.

3. Welche Gnaden wirkt das Bußsakrament?

1) Das Bußsakrament tilgt die Sünden samt der ewigen Strafe;

2) es heiligt die Seele;

3) es hilft zu einem tugendhaften Leben.

4) Was müssen wir beim Empfang des Bußsakramentes tun?

Beim Empfang des Bußsakramentes müssen wir fünf Dinge tun: 1. besinnen, 2. bereuen, 3. bessern, 4. beichten, 5. büßen.

1. Die Gewissenserforschung (Besinnen)

Vor der Gewissenserforschung soll man zum Heiligen Geiste beten: Komm, Heiliger Geist, und hilf mir, damit ich meine Sünden recht erkenne, sie von Herzen bereue, aufrichtig beichte und mich wahrhaft bessere! Amen.

Bei der Gewissenserforschung frage dich: 1. War meine letzte Beichte gültig? 2. Welche Sünden habe ich seit der letzten Beichte begangen?

Bei den schweren Sünden muss man noch besonders nachdenken über die Zahl und die wichtigen Umstände.

Beichtspiegel

Gegen die Gebote der Kirche

1. Gebot: Gebet

Habe ich die täglichen Gebete unterlassen? Habe ich unandächtig gebetet?

2. Gebot: Heilige Namen

Habe ich heilige Namen leichtsinnig ausgesprochen?

Habe ich heilige Namen im Zorn ausgesprochen (geflucht)?

3. Gebot: Kirche

Habe ich an Sonn- und Feiertagen die hl. Messe aus eigener

Schuld versäumt?

Bin ich aus eigener Schuld zu spät in die hl. Messe gekommen? Bin ich in der Kirche unandächtig gewesen?

Bin ich in der Kirche unartig gewesen?

4. Gebot: Eltern und Vorgesetzte

Bin ich gegen Eltern und Vorgesetzte ungehorsam gewesen? Bin ich gegen sie trotzig und grob gewesen?

Habe ich ihnen Böses gewünscht?

Habe ich alte Leute verspottet?

5. Gebot: Andere

Habe ich andere geschimpft?

Habe ich andere geschlagen?

Habe ich andern Böses gewünscht?

Habe ich andere zu einer Sünde verleitet?

Habe ich Tiere gequält?

6. und 9. Gebot: Unkeuschheit

Habe ich gesündigt durch unkeusche Gedanken und Blicke?

Habe ich Unkeusches geredet oder angehört?

Habe ich Unkeusches getan (allein, mit andern)?

Habe ich Unkeusches an mir tun lassen?

7. und 10. Gebot: Stehlen

Habe ich den Eltern Esswaren genommen?
Habe ich ihnen Geld genommen (wieviel)?
Habe ich andern etwas genommen (was)?
Habe ich fremdes Gut verdorben?

8. Gebot: Lügen

Habe ich gelogen?

Habe ich mich verstellt?

Habe ich von andern unwahre Fehler erzählt?

Gegen die Gebote der Kirche

Fasttage

Habe ich an verbotenen Tagen Fleisch gegessen?

In den sieben Hauptsünden

Bin ich hoffärtig gewesen?

Bin ich geizig gewesen?

Bin ich neidisch gewesen?

Bin ich schadenfroh gewesen?

Bin ich unmäßig gewesen im Essen und Trinken?

Bin ich zornig gewesen?

Bin ich träge gewesen?

2. Die Reue (Bereuen)

5. Welches ist das notwendigste Stück beim Bußsakrament?

Das notwendigste Stück beim Bußsakrament ist die Reue; denn ohne Reue kann keine Sünde vergeben werden.

6. Wann haben wir Reue über unsere Sünden?

Wir haben Reue über unsere Sünden, wenn es uns von Herzen leid tut, dass wir sie begangen haben.

7. Welche Sünden müssen wir bereuen?

Wir müssen alle Sünden, wenigstens alle schweren Sünden, bereuen.

8. Warum müssen wir unsere Sünden bereuen?

Wir müssen unsere Sünden bereuen aus Liebe zu Gott (Liebesreue) oder wenigstens aus Furcht vor Gott (Furchtreue)".

9. Welche Kraft hat die Liebesreue?

Die Liebesreue hat die Kraft, alle Sünden zu tilgen, wenn man dabei den Willen hat, die Sünden doch noch zu beichten.

3. Der Vorsatz (Bessern)

10. Was müssen wir uns beim Beichten vornehmen?

Wir müssen uns beim Beichten vornehmen, uns zu bessern und nicht mehr zu sündigen.

4. Die Beichte (Beichten)

11. Warum müssen wir unsere Sünden beichten?

Wir müssen unsere Sünden beichten, damit sie nachgelassen werden können.

12. Welche Sünden müssen wir beichten?

Wir müssen wenigstens alle schweren Sünden beichten, samt der Zahl und den wichtigen Umständen.

13. Was tut der Priester bei der Beichte?

Der Priester hört den Sünder an, ermahnt ihn und spricht ihn los mit den Worten: "Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."

5. Die Genugtuung (Büßen)

14. Wie sollen wir unsere Sünden wieder gutmachen?

Wir sollen für unsere Sünden Buße leisten und uns ernstlich bessern.

15. Welche Buße müssen wir besonders verrichten?

Wir müssen die vom Beichtvater auferlegte Buße besonders verrichten.

Wie du dich beim Beichten verhalten sollst

Wenn du in den Beichtstuhl kommst, gibt dir der Priester seinen Segen. Knie nieder und mache das Kreuz.

Beginne deine Beichte mit den Worten: "In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden. Das letzt Mal habe ich gebeichtet vor ... Wochen." Hierauf sage aufrichtig alle deine Sünden. Du musst wissen, dass der Priester aus der Beichte nicht das geringste aussagen darf. Wenn du fertig bist, dann sage noch: "Gott sei mir Sünder gnädig!"

Höre jetzt auf den Zuspruch des Priesters und merke dir genau, welche Buße er dir gibt!

Bei der Lossprechung bezeichne dich andächtig mit dem Kreuz. Der Priester entlässt dich mit dem Gruß: "Gelobt sei Jesus Christus!" Antworte: "In Ewigkeit. Amen."

Dann gehe aus dem Beichtstuhl und verrichte deine Buße! Verweile noch eine Zeitlang in der Kirche und bete ein Dankgebet. Gott hat dir seine Gnade geschenkt und dir deine Sünden verziehen. Dafür sollst du ihm danken. Denke auch noch darüber nach, welche Vorsätze du dir gemacht hast!

III. Das allerheiligste Sakrament des Altars

Jesus hat das Altarsakrament eingesetzt

1. Wann hat Jesus das Sakrament des Altars verheißen?

Jesus hat das Sakrament des Altars verheißen nach der wunderbaren Brotvermehrung, als er sprach: "Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt."

2. Wann hat Jesus das Sakrament des Altars eingesetzt?

Jesus hat das Sakrament des Altars eingesetzt beim letzten Abendmahl.

3. Was hat Jesus beim letzten Abendmahl getan?

Jesus hat beim letzten Abendmahl

1. das Brot in seinen heiligen Leib und den Wein in sein heiliges Blut verwandelt;

2. er hat seinen heiligen Leib und sein heiliges Blut seinem himmlischen Vater geopfert;

3. er hat den Jüngern seinen heiligen Leib zur Speise und sein heiliges Blut zum Trank gegeben.

4. Welche Gewalt hat Jesus den Aposteln verliehen mit den Worten: "Tut dies zu meinem Andenken"?

Mit den Worten "Tut dies zu meinem Andenken" hat Jesus den Aposteln die Gewalt verliehen, dasselbe zu tun, was er selbst beim letzten Abendmahl getan hat.

5. Auf wen ist diese Gewalt der Apostel übergegangen?

Diese Gewalt der Apostel ist übergegangen auf die Priester.

6. Wann üben die Priester diese Gewalt aus?

Die Priester üben diese Gewalt aus in der heiligen Messe.

Jesus opfert sich in der heiligen Messe

7. Welches ist das Opfer des Neuen Bundes?

Das Opfer des Neuen Bundes ist das Kreuzesopfer Jesu Christi.

8. Wo wird das Kreuzesopfer täglich erneuert?

Das Kreuzesopfer wird täglich erneuert im heiligen Messopfer.

Jesus gibt sich zur Speise in der heiligen Kommunion

9. Was empfangen wir in der heiligen Kommunion?

In der heiligen Kommunion empfangen wir den Leib und das Blut Jesu Christi zur Nahrung unserer Seele.

10. Welche Gnade wirkt die heilige Kommunion?

Die heilige Kommunion vereinigt uns aufs innigste mit Jesus Christus und bringt uns viele Gnaden.

11. Wie müssen wir die heilige Kommunion empfangen?

Wir müssen die heilige Kommunion im Stande der Gnade und in der rechten Absicht empfangen.

12. Wie müssen wir uns auf die heilige Kommunion vorbereiten?

Wir müssen

1. die schweren Sünden vorher beichten,

2. das Herz auch von lässlichen Sünden reinigen,

3. das heilige Messopfer andächtig mitfeiern und

4. von Mitternacht an nüchtern sein.

Jesus ist immerdar zugegen im heiligen Sakrament

13. Wie ist Jesus im Altarsakrament gegenwärtig?

Jesus ist im Altarsakrament lebendig und verklärt gegenwärtig.

14. Wie lange bleibt Jesus im Altarsakrament gegenwärtig?

Jesus bleibt im Altarsakrament gegenwärtig, solange die Gestalten von Brot und Wein dauern.

15. Was sind wir dem allerheiligsten Altarsakrament schuldig?

Wir sind dem allerheiligsten Altarsakrament schuldig, dass wir es in tiefster Ehrfurcht anbeten.

IV. Die Feier der heiligen Messe

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Das heilige Messopfer ist der heiligste Gottesdienst. In diesem wunderbaren Opfer bringt sich Jesus Christus immerfort für die ganze Welt seinem himmlischen Vater zum Opfer dar und schenkt uns sein heiliges Fleisch und Blut als Nahrung unserer Seele.

Der Altar

Das heilige Opfer wird dargebracht auf dem Altar. Dieser wurde vom Bischof hoch geweiht. Er bedeutet Christus. Während der heiligen Messe ist der Altar mit weißen Tüchern gedeckt. Es steht ein Kreuz darauf und Leuchter mit brennenden Kerzen. Der Teller (Patene) für das Brot und der Kelch für den Wein sowie der Speisekelch (Ziborium) müssen vergoldet sein.

Auf dem Altar im Tabernakel wird das allerheiligste Sakrament aufbewahrt. Man nennt es daher Altarsakrament. Zum Zeichen dafür, dass Jesus auf dem Altare gegenwärtig ist, brennt vor dem Tabernakel das Ewige Licht. Bei feierlichen Anlässen wird das allerheiligste Altarsakrament in der Monstranz den Gläubigen zur Anbetung gezeigt.

Die priesterlichen Gewänder

Die Priester tragen beim Gottesdienst heilige Gewänder. Denn sie verrichten beim Messopfer ein heiliges Werk und vertreten die Stelle Jesu Christi. An den verschiedenen Festen haben die Messgewänder auch verschiedene Farben. Die kirchlichen Farben sind weiß, rot, grün, violett und schwarz.

Wie die heilige Messe gefeiert wird

Schau während der heiligen Messe zum Altar! Gib acht, was dort geschieht und bete und singe mit, soviel du kannst! Bei der Feier der heiligen Messe unterscheidet man zwei Teile: die Vormesse und die Opferfeier.

Die Vormesse

Das Läuten der Sakristeiglocke zeigt an, dass die heilige Messe beginnt.

Die Eröffnungsgebete

Der Priester tritt an die unterste Stufe des Altares und verrichtet abwechselnd mit den Altardienern das Stufengebet. Er verneigt sich tief, klopft an die Brust und verrichtet das allgemeine Sündenbekenntnis (Confiteor). Bereue auch du deine Sünden und bitte um ein frommes Herz. Nach dem Stufengebet steigt der Priester betend zum Altar empor. Er küsst den Altar und betet das Eingangslied (Introitus). Dieses wird oft auch von Vorbetern gesprochen oder gesungen. Dann rufen wir abwechselnd neunmal zu Christus empor: Kyrie eleison - Herr, erbarme dich unser. Darauf beten oder singen Priester und Volk das Gloria in excelsis Deo - Ehre sei Gott in der Höhe. Der Priester fordert nun die ganze Gemeinde auf, mit ihm das Tagesgebet (Oration oder Kollekte) zu beten. Zum Volk gewendet, spricht er, und wir antworten:

Priester: Volk:
Dominus vobiscum Et cum spiritu tuo
Der Herr sei mit euch Und mit deinem Geiste

Zum Schluss des Tagesgebetes soll das ganze Volk sprechen: Amen. Das heißt: Ja, so soll es sein!

Nach den Eröffnungsgebeten kommen

Die Lesungen

Die erste Lesung oder Epistel enthält die Worte Gottes, welche die Propheten uns im Alten Testament und die Apostel im Neuen Testament aufgeschrieben haben. Die zweite Lesung heißt das Evangelium. Dies ist die frohe Botschaft, welche berichtet, was Jesus selbst gesagt und getan hat. Darum hören wir diese Lesung stehend an und sagen am Anfang: Gloria tibi Domine - Ehre sei Dir, o Herr! Nach dem Evangelium wird an Sonn- und Feiertagen die Predigt gehalten und oft das GIaubensbekenntnis (Credo} verrichtet.

Die Opferfeier

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Auf den Wortgottesdienst der Vormesse folgt nun die Opferfeier oder Eucharistiefeier, wie sie uns Jesus beim letzten Abendmahl aufgetragen hat.

1. Die Bereitung der Gaben (Opferbereitung)'

Der Priester deckt den Kelch ab, hält das Brot der Hostie empor und legt es als Opfergabe auf den Altar nieder. Er gießt Wein und ein Tröpflein Wasser in den Kelch, hält ihn empor und stellt ihn auf dem Altare bereit. Auch die Gemeinde opfert, besonders an Sonn- und Feiertagen, ihre Gabe. Vor allem aber müssen wir uns selbst Gott opfern. Bete darum während der Bereitung der Gaben folgende Gebete:

"Nimm an, o unendlich heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, dieses Opfer, welches dir der Priester für uns darbringt. Nimm es an zur Verherrlichung deines heiligsten Namens, zur Vergebung meiner Sünden, zur Danksagung für alle mir verliehenen Gnaden und zur Erlangung neuer Wohltaten für mich und für alle Gläubigen, die lebenden und verstorbenen."
"Nimm an, o Herr, meinen Willen, mein Gedächtnis, meinen Verstand und alles, was ich habe. Alles ist von dir, und ich überlasse es dir wieder. Gib mir nur die Liebe zu dir und deine Gnade, dann bin ich reich genug und suche nichts weiter."

Für uns alle betet der Priester das Gabengebet (Sekret oder Stillgebet).

2. Die Darbringung des heiligen Opfers (Opferdarbringung)

Zur Darbringung des heiligen Opfers betet der Priester mit dem Volk ein großes und feierliches Dankgebet, so wie es auch Jesus tat beim heiligen Abendmahl. Dieses Dankgebet heißt auch das Eucharistiegebet. Eucharistie bedeutet "Danksagung". Darum heißt man auch die ganze Messfeier und das allerheiligste Altarsakrament "die heilige Eucharistie".

Zur Einleitung des Dankgebetes fordert der Priester das ganze Volk auf, mit ihm Gott zu danken. Er ruft uns folgende Worte zu, und wir sollen darauf antworten:

Priester: Volk:
Dominus vobiscum Et cum spiritu tuo
Der Herr sei mit euch Und mit deinem Geiste
Sursum corda Habemus ad Dominum
Empor das Herz Wir haben es beim Herrn
Gratias agamus Domino Deo nostro Dignum et justurn est
Lasset uns danksagen dem Herrn, unsrem Gott Das ist würdig und recht

Feierlich hebt nun das große Lob- und Dankgebet an mit der Praefation. Das ganze Volk aber stimmt ein und betet:

Heilig, heilig, heilig,

Herr, Gott der Heerscharen.

Himmel und Erde sind erfüllt von deiner Herrlichkeit.

Hosanna in der Höhe!

Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!

Hosanna in der Höhe I

Still setzt der Priester das große Dankgebet fort und betet; das Opfer möge gelten für alle Anwesenden, für die ganze Gemeinde, für Papst und Bischof, für Priester und Volk, für die ganze heilige Kirche.

Sodann geschieht unter heiliger Stille das gleiche Wunder wie beim Abendmahl, nämlich die Verwandlung der Gaben,

Die heilige Wandlung

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Christus verwandelt das Brot und den Wein in sein Fleisch und Blut. Der Priester wiederholt, was beim Abendmahl geschehen ist. Er tut das gleiche, was Jesus damals getan hat. Er spricht auch die gleichen Worte, die Jesus damals selbst gesprochen hat:

Das ist mein Leib.

Das ist der Kelch meines Blutes, das für euch vergossen wird, Tut dies, so oft ihr es tut, zu meinem Gedächtnis.

Aus Brot und Wein wird durch die Allmacht und Liebe Jesu Christi sein heiliger Leib und sein heiliges Blut. Die Altarklingel und die Glocke auf dem Turm kündet es an. Der Priester erhebt die heilige Hostie und den Kelch mit dem heiligen Blut und zeigt beides dem Volk. Schau auf und bete:

Sei gegrüßt, o wahrer Leib Jesu Christi,
für mich am Kreuze geopfert!
o Jesus, dir leb' ich!
o Jesus, dir sterb' ich!
o Jesus, dein bin ich, tot und lebendig! Amen.
Sei gegrüßt, o kostbares Blut Jesu Christi,
für mich am Kreuze vergossen!
o Jesus, sei mir gnädig!
o Jesus, sei mir barmherzig!
o Jesus, verzeih mir meine Sünden! Amen.

Darnach betet der Priester in der Stille weiter, Gott möge das allerheiligste Opfer Jesu Christi gnädig annehmen.

Dann beschließt der Priester das große Dankgebet, erhebt die heiligen Opfergaben und spricht:

Durch Ihn (Christus) und mit Ihm
und in Ihm wird Dir, Gott, allmächtiger Vater,
in der Einheit des Heiligen Geistes,
alle Ehre und Verherrlichung
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Das ganze Volk spricht: Amen.

Nach dem Dankgebet betet der Priester mit dem Volk das Vater unser (Pater noster).

3. Der Empfang der heiligen Speise (Opfermahl oder Kommunion)

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Der Priester bricht die große heilige Hostie, wie auch Jesus beim Abendmahl das Brot gebrochen hat. Zum Austeilen an die Gläubigen sind im Speisekelch die vielen kleinen heiligen Hostien bereit. Alle die vielen heiligen Hostien sind der eine Leib Jesu Christi. So sollen auch alle, die dieses heilige Brot empfangen, untereinander eins werden in Frieden und Eintracht. Darum ruft der Priester uns den Friedenswunsch zu:

Pax Domini sit semper vobiscum!
Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!

Dann verrichtet er das Friedensgebet. Wir sprechen oder singen dreimal:

AgnusDei

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt:

Erbarme dich unser - gib uns den Frieden I

Nach einem stillen Vorbereitungsgebet empfängt zuerst der Priester die heilige Speise, darnach alle Gläubigen, die zur heiligen Kommunion gehen dürfen und wollen. Bevor der Priester uns die heilige Hostie reicht, zeigt er sie uns mit den Worten:

Sehet, das Lamm Gottes,
das hinweg nimmt die Sünden der Welt.
Wir aber klopfen dreimal an die Brust und sagen:
Herr, ich bin nicht würdig,
dass du eingehst unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort,
so wird meine Seele gesund.

Während des heiligen Mahles oder danach wird das Kommunionlied (Communio) gesungen oder gebetet und dann das Schlussgebet (Postcommunio) verrichtet.

Entlassung und Segen

Nun ist die Messfeier beendet. Der Priester entlässt uns mit dem Ruf: Ite missa est - Gehet hin, ihr seid entlassen! Dann gibt er uns allen den Se gen. Der Priester spricht jetzt noch die ersten Worte aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. Auch diese heiligen Worte sollen durch ihre göttliche Kraft am neuen Tag uns Segen bringen.

V. Das Kirchenjahr

Das Kirchenjahr beginnt mit zwei heiligen Jahreszeiten, der Weihnachtszeit und der Osterzeit. Im Winter ist die Weihnachtszeit. Wir bereiten uns darauf vor durch die Adventszeit. Sie dauert vier Sonntage hindurch. Es soll eine Zeit des Gebetes und der Buße sein. Bring auch du gern ein Opfer aus Liebe zu Jesus! Für den Advent hat die Kirche eine besondere Messe. Sie heißt nach ihrem Eingangslied "Rorate" - "Tauet Himmel den Gerechten!"

Die fröhliche Weihnachtszeit beginnt am Heiligen Abend. Unter dem Christbaum und vor der Krippe des göttlichen Kindes singen wir mit frohem Herzen: "Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein. " Die Kinder bekommen Geschenke, weil in dieser heiligen Nacht Gott selbst der ganzen Welt das größte Geschenk gebracht hat: das Christkind, Gottes eingeborenen Sohn. Um Mitternacht wird die Christmette oder das Engelamt gefeiert, bei Tagesanbruch das Hirtenamt und dann das feierliche Hochamt. Acht Tage nach Weihnachten ist das Fest Christi Beschneidung oder Neujahr (1. Januar). Am 6. Januar wird das Fest der Erscheinung des Herrn gefeiert; denn so wie den Weisen der Stern erschienen ist, so erscheint auch uns allen die Herrlichkeit Gottes durch den neugeborenen Erlöser. Besuche in der Weihnachtszeit gern die Kirche, knie nieder vor der Krippe und schenke dem göttlichen Kind dein Herzl

Im Frühling kommt die Osterzeit. Sechs Sonntage hindurch, während der vierzigtägigen Fastenzeit, von Aschermittwoch an, bereiten wir uns vor. Es soll eine Zeit der Buße und Besserung sein. Darum muss jeder Christ in dieser Zeit beichten und die heilige Osterkommunion empfangen. Die letzte Woche der Fastenzeit beginnt am Palmsonntag. Mit geweihten Palmen gehen wir Christus unserem Heiland entgegen, so wie einst die Leute von Jerusalem ihm entgegen gezogen sind. Am Gründonnerstag denken wir daran, wie Jesus das heilige Abendmahl eingesetzt und am Ölberg sein Leiden begonnen hat. Der Karfreitag ist der Todestag Jesu. An diesem Tag wird das heilige Messopfer nicht dargebracht. Da wird das Kreuz verehrt, und am heiligen Grab in der Kirche werden Betstunden gehalten. Am stillen Karsamstag ruhte Jesus im Grabe. In der hochheiligen Osternacht hat Christus den Teufel besiegt, die Macht der Hölle gebrochen und uns die Erlösung gebracht. In dieser heiligen Nacht wird darum ein heiliges Feuer und das Osterlicht entzündet. Es bedeutet Christus, den auferstandenen Heiland. Auch das Taufwasser wird in dieser Nacht geweiht. Denn durch die heilige Taufe sind auch wir mit Christus auferstanden von der Sünde zu einem neuen Leben der Gnade. Mit dem frohen Ruf Alleluja, d. h. "Lobet den Herrn", grüßen wir den hochheiligen Ostertag. Ostern ist das erste und größte Fest der Christen. Denn an diesem Tage hat Jesus unsere Erlösung vollbracht. Neben dem Altar steht jetzt vierzig Tage lang die Osterkerze, weil auch der auferstandene Heiland vierzig Tage lang sich seinen Jüngern gezeigt hat, bis er zum Himmel auffuhr. Am Ende der Osterwoche ist der Weiße Sonntag. Da empfangen die Kinder zum ersten Mal die heilige Kommunion. Vierzig Tage nach Ostern ist das Fest Christi Himmelfahrt, am fünfzigsten Tage nach Ostern das Pfingstfest. Mit der Pfingstwoche schließt die heilige Osterzeit. Zehn Tage nach Pfingsten wird das FronIeichnamsfest gefeiert mit der großen Prozession zur Verehrung Christi im Sakrament.

Im Sommer und Herbst halten wir die 24 Sonntage nach Pfingsten. In dieser Zeit sollen wir wachsen im Guten und Früchte bringen an guten Werken. Denn wenn Christus kommt und Ernte mit uns halten will, dann müssen wir reif sein für das Himmelreich.

Während des Kirchenjahres werden auch Feste zu Ehren der Muttergottes gefeiert, besonders Mariä Unbefleckte Empfängnis am 8. Dezember und Mariä Himmelfahrt am 15. August.

Von den Festen der Heiligen werden feierlich gehalten das Fest des hl. Stephanus am 26. Dezember, das Fest des hl. Joseph am 19. März, das Fest der hl. Apostel Petrus und Paulus am 29. Juni und Allerheiligen am 1. November.

VI. Christliche Tages- und Lebensordnung

1. Morgens beim Erwachen bezeichne dich mit dem heiligen Kreuzeszeichen, erhebe dich und nimm das Weihwasser ! Grüße deine Eltern und Geschwister mit dem schönen Gruß: Gelobt sei Jesus Christus ! Verrichte andächtig dein Morgengebet. Erwecke auch die Gute Meinung: 0 mein Gott, alles aus Liebe zu dir und deiner Ehre!

2. Wenn du kannst, so gehe auch am Werktag vor der Schule in die heilige Messe, besonders wenn die Schülermesse ist. Sei andächtig und artig im Gotteshaus.

3. In der Schule sei aufmerksam und fleißig. Lerne deine Aufgaben gern, vor allem die heiligen Lehren und die Gebete im Religionsunterricht. Zu Hause folge deinen Eltern gern und verrichte willig, was sie dir auftragen. So machst du ihnen Freude.

4. Vor und nach dem Essen verrichte das Tischgebet und sei zufrieden mit dem, was es gibt.

5. Mit deinen Geschwistern und anderen Kindern sei gut und freundlich, sei fröhlich beim Spiel und fange nicht Streit und Händel an. Gegen deine Lehrer sei freundlich und habe Achtung vor ihnen. Grüße deine Priester mit dem Gruß: "Gelobt sei Jesus Christus." Sei höflich und hilfsbereit gegen ältere Leute.

6. In der Versuchung denke an Gott. Er ist überall bei dir. Auch dein heiliger Schutzengel steht dir immerfort zur Seite.

7. An jedem Sonn- und Feiertag nimm mit ganzem Herzen teil an der Feier der heiligen Messe. Denn dies ist ein großes und heiliges Gebot. Komm auch gern in den übrigen Gottesdienst.

8. Bevor du dich schlafen legst, verrichte dein Abendgebet. Erwecke Reue über deine Sünden, bete für deine Lieben und auch für die Verstorbenen. Nimm das Weihwasser und beschließe den Tag mit dem heiligen Kreuzeszeichen.

Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der rechte Lebenslauf.