Patristik

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Die Patrologie oder Patristik ist die theologische Wissenschaft, die sich mit dem Leben und Lehren der Kirchenvater in der Zeit der Christianisierung der griechisch-römischen Welt befasst. Sie behandelt die Zeugen für die Lehre der Kirche aufgerufenen Schriftsteller der altchristlichen Zeit als Einheit, nach den methodischen Grundsätzen der Geschichtswissenschaft.

Wenn auch der in ihr enthaltene Begriff der «Väter-Zeugen» durch die kirchliche Tradition, d. h. durch theologisch-dogmatische Gründe, nicht durch literaturgeschichtliche Gesichtspunkte, bestimmt worden ist, so deckt sie sich doch tatsächlich stofflich und zeitlich mit der Geschichte der altchristlichen Literatur.

Herkunft des Namens

Der Name Patrologie wurde erstmals vom lutherischen Theologen Johannes Gerhard (+ 1637) gebraucht; 1653 erschien nämlich seine «Patrologia». Damit wurde teilweise noch bis in das 19. Jahrhundert hinein die Geschichte der kirchlich-theologischen Literatur bis ins Mittelalter oder sogar bis zur Reformation bezeichnet. Nachdem man aber begonnen hatte, die Christianisierung der griechisch-römischen Welt als einen besonderen Zeitraum zu begreifen, schränkte man allmählich das Gebiet der Patrologie auf diese Zeit ein.

Dem Namen Patrologie wird mitunter der Name Patristik gleichgesetzt oder erweiternd beigefügt. Dieser ist aus dem Titel Theologia patristica entstanden, unter dem die Dogmatiker seit dem 17. Jahrhundert die Lehre der Väter im Unterschied zu , der Theologia biblica, scholastica, symbolica und speculativa behandelten.

Umfang der Patrologie

Die Patrologie muss nach dem Vorgang des heiligen Hieronymus, ebenso wie die altchristliche Literaturgeschichte, auch die Werke der außerkirchIichen Schriftsteller in ihren Interessenbereich einbeziehen. Dies geschieht nicht bloß deshalb, weil zwischen den Schriften der Väter und der häretischen Autoren enge, kultur- und literargeschichtlich aufschlussreiche Wechselbeziehungen bestehen, sondern vor allem auch deshalb, weil die Väter im Rahmen der Theologie- und Dogmengeschichte nicht selten durch die Gegenseite sehr stark angeregt und in der wissenschaftlichen Erfassung und Lösung der Probleme beeinflusst wurden. Die mehr unpersönlichen altchristlichen Schriftdenkmäler (liturgische Texte, Konzils- und Märtyrerakten, Heiligenleben, Mönchsregeln, Symbole, Inschriften, unliterarische Papyrusfunde) gehören nur mittelbar zum Bereich der Patrologie. Die von der patrologischen Wissenschaft methodisch durchforschten Quellen liefern dem katholischen Dogmatiker die für den Ausbau des Traditionsbeweises gesuchten und notwendigen Bausteine.

Weiterentwicklung der Patrologie

Aus der Theologia patristica hat sich die Dogmengeschichte entwickelt, die weit über die von der Patrologie gepflegte Berücksichtigung der Väterlehre hinausgeht und die von der Liturgie- und Konziliengeschichte dargebotenen Quellen ebenso fleißig ausschöpft wie die Väterschriften. Die Patrologie kann trotz der nahen Verwandtschaft und engen Verbindung mit diesen beiden Wissenschaften weder Dogmengeschichte noch Konziliengeschichte sein, wenngleich sie mit der Darstellung des Lebens und der schriftstellerischen Wirksamkeit der Väter auch die Würdigung ihrer Bedeutung für das synodale Leben der Kirche und für den Fortschritt der Glaubenserkenntnis verbinden muss.

Literatur

Enchiridion Patristicum

  • Johann Adam Möhler: Patrologie oder christliche Literaturgeschichte der ersten drei Jahrhunderte (Reihe: J. A. Möhlers Ausgewählte Schriften - Band II), Verlagsbuchhandlung Sabat 2011 (544 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-943506-01-3).
  • Michael Fiedrowicz: Handbuch der Patristik. Quellentexte zur Theologie der Kirchenväter, Herder Verlag 2010 (688 Seiten; ISBN 9783451312939)
  • Gerhard Rauschen und Joseph Wittig: Grundriss der Patrologie mit besonderer Berücksichtigung des Lehrgehalte der Väterschriften, Herder Verlag Freiburg 1921 (330 Seiten, 6. und 7. Aufl.).
  •  Carl Magon: Handbuch der Patrologie und der kirchliche Litteraturgeschichte, Manz Verlag Regensburg, Frakturschrift, Erster Band: 1864 (520 Seiten), Zweiter Band: 1864 (S. 523-1014).