Kyriale

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Beginn des Kyriale im Graduale Novum (2011)

Das Kyriale ist ein liturgisches Buch, heute meist der Schlussteil des Graduale. Es enthält die feststehenden liturgischen Gesänge bei der Heiligen Messe (Ordinarium Missae) in verschiedenen Melodien: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus mit Benedictus, Agnus Dei, Ite, missa est/Benedicamus Domino), der Totenmesse und andere Gesänge im Umfeld der Messfeier.

Geschichte

Der Name Kyriale erscheint zuerst 1500 in einem römischen Franziskaner-Graduale analog zu Begriffen wie Antiphonale und Graduale und verbreitet sich im Barock. Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden für die einzelnen Bistümer gedruckte Manualien. In ihnen setzt sich die im Mittelalter begonnene Ausweitung und Ordnung der gruppenweise überlieferten Messgesänge zu "Ordinarien" durch, zugleich mit der Bindung an verschiedene Festgrade.

Seit 1905 ist es in Form des Kyriale seu Ordinarium Missae (Editio typica) ein eigenständiges liturgisches Buch. Das Kyriale wurde erarbeitet von den Mönchen der Abtei Solesmes. Die Herausgabe wurde angeregt durch das Motu proprio Tra le sollecitudini, mit dem Papst Pius X. die Pflege der Kirchenmusik und besonders des Gregorianischen Gesangs betont. Es ordnet die Gesänge in Ordinarien und in Gruppen ad libitum, gestattet aber den Austausch der Melodien gleichen Textes. Die Zuweisung an bestimmte Festzeiten und Festränge ist meist Richtlinie, nicht Vorschrift.

Im Zuge der Liturgischen Bewegung in den folgenden Jahrzehnten bekam das Kyriale Bedeutung im Zusammenhang mit der Entwicklung der Gemeinschaftsmesse, besonders in der Form des „Volks-Choralamtes“. 1932 brachten die Benediktiner der Erzabtei Beuron ein 76-seitiges „Kyriale für das Volk: als Anhang zu den Meßbüchern von Anselm Schott“ mit 12 der 17 Mess-Ordinarien heraus, das mehrere hohe Auflagen erlebte. Ab Mitte der 1930er-Jahre wurde es auch in den Schott-Volksmessbüchern am Ende abgedruckt. So wurde es möglich, dass die Gemeinde die Teile des Mess-Ordinariums lateinisch im Wechsel mit der Choralschola mitsingen konnte, anfangs im Bereich der kirchlichen Jugendbewegung und zunehmend auch in den Pfarrgemeinden im sonntäglichen Hochamt und zu besonderen Anlässen.

In den nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil herausgegebenen Choralbüchern Graduale Romanum, Graduale Triplex und Graduale Novum bildet das Kyriale in überarbeiteter Form jeweils einen Abschnitt am Ende des Buches, ist 1985 aber auch wieder separat erschienen.<ref>Franz Karl Prassl, Art. Kyriale in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 6, Sp. 552.</ref>

Das Graduale Novum (2011) enthält 18 Messreihen, 4 Credo-Melodien, die Gesänge zur Tauferneuerung (Asperges me und Vidi aquam) sowie die erforderlichen Cantus varii in ordine Missae occurentes, nämlich die gesungene Form von Segensformeln, Bussakt, Akklamationen und Singweisen des Alleluja.

Kyriale simplex

Das "Kyriale simplex" enthält einfacherere gregorianischer Melodien des Messordinariums. Das Kyriale simplex im Graduale simplex (1975 [2. Ausgabe]) enthält fünf Zyklen für den Gemeindegesang.

Ausgaben

  • Kyriale seu ordinarium missae. Die stehenden Meßgesänge des Graduale Romanum nach der vatikanischen Ausgabe mit deutscher Übersetzung der Rubriken und Texte. Pustet, Regensburg [u.a.] 1911 (150 S.)
  • Kyriale für das Volk. Als Anhang zu den Meßbüchern von Anselm Schott OSB hrsg. v. den Benediktinern der Erzabtei Beuron, Beuroner Kunstverlag, Beuron 1935 [weitverbreitete Ausgabe mit versch. Erscheinungsjahren]
  • Kyriale, Solesmes 1985.

Literatur

  • P. Dominicus Johner OSB: Erklärung des Kyriale nach Text und Melodie. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1933.

Päpstliches

Weblinks

Anmerkungen

<references />