Ad-limina-Ansprache von Papst Paul VI. an die BBK am 29. September 1977

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Ansprache an Bischöfe aus der BBK beim Ad-limina-Besuch, 29. September 1977

(Offizieller lateinischer Text: AAS 69 [1977] 671-673)

(Quelle: Papst Paul VI., Wort und Weisung im Jahr 1977, Libreria Editrice Vaticana und Butzon & Bercker Verlag 1978, S. 401-403 (556 Seiten, Mit kirchlicher Druckerlaubnis Nr 305/6-7/78 Münster. den 9. März 1978 Dr. Spital, Generalvikar, ISBN 3-7666-9018-3)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


DEN "GUTEN KAMPF DES GLAUBENS" FÜHREN

Ehrwürdige Brüder!

Zunächst danken wir euch von Herzen für die Grußworte und die Beweise eurer aufrichtigen Ergebenheit, die in euer aller Namen unser ehrwürdiger Bruder Alfred Kardinal Bengsch, Erzbischof von Berlin, soeben gegeben und verdeutlicht hat. Wir sprechen euch also unseren besonderen Dank aus, heißen euch zugleich herzlichst hier in unserem Hause willkommen und umarmen euch, so sehr wir nur können, in väterlicher Zuneigung. Wir möchten euch aber auch als die ehrwürdigen Hirten der Kirchen von Berlin, Meißen und Görlitz begrüßen und mit euch all eure priesterlichen Mitarbeiter und die eurer Hirtensorge anvertrauten Gläubigen.

Ihr seid nicht nur hierher gekommen, um - wie es das geltende Kirchenrecht vorschreibt - "an den Gräbern der Apostelfürsten Petrus und Paulus zu beten" (can 341, 1), sondern auch um in einer Begegnung mit dem Nachfolger Petri ein Zeichen jener geistigen und herzlichen Verbundenheit eurer Person und eurer Gemeinden mit dem zu setzen, der nach dem Willen Christi "das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielfalt von Bischöfen und Gläubigen" ist (Lumen gentium, Nr. 23). Denn das ist ja die wahre Bedeutung eures "ad-limina"-Besuches: die sichtbare Einheit der Kirche mit dem Papst zu bekunden und damit eines der Merkmale, mit denen Christus seine Kirche auszeichnen wollte, deutlich zu machen.

In der Erfahrung dieser Einheit also möchten wir mit euch über das Leben eurer Kirchen sprechen. Wir haben den Kurzbericht, den ihr uns zur Vorbereitung auf dieses Gespräch zugeleitet habt, schon sorgfältig gelesen. Dieser Lagebericht wird auch von den verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie im Licht der Fünfjahresberichte über den Stand eurer einzelnen kirchlichen Aufgaben geprüft werden. Es drängt uns aber schon jetzt, euch unseren Glückwunsch und unsere lobende Anerkennung für den unermüdlichen Einsatz auszusprechen, mit dem ihr durch eure Tätigkeit und die begonnenen Vorhaben den immer dringlicheren Bedürfnissen unserer Zeit zu begegnen versucht.

Die Schwierigkeiten, mit denen ihr bei eurer Seelsorgearbeit zu kämpfen habt, sind uns so gut bekannt wie euch. Doch wir wären keine treuen Schüler des göttlichen Meisters, wenn wir nicht auf seine Hilfe vertrauten und unsere Aufgabe "hoffend gegen alle Hoffnung" (Röm 4, 18) erfüllten. Lasst euch daher vom wahren Geist des Evangeliums, der nur das Wohl der Seelen sucht, treiben und setzt euren Dienst in Treue fort. Dieser Dienst der Treue gegenüber den großen Schätzen christlicher Überlieferung wird immer darin bestehen, diese Traditionen zu bewahren, um sie an die heranwachsende, nach dem Wort Christi hungernde und dürstende Generation weitergeben zu können. Doch auch dem Neuen soll dieser Dienst Rechnung tragen, indem ihr mit dem Mut des Evangeliums alle vom Zweiten Vatikanischen Konzil beschlossenen oder empfohlenen Richtlinien fördert und auch der Situation Rechnung tragt, die sich aus den heutigen Bedürfnissen eurer Kirchen und den zugehörigen zeitlichen und örtlichen Bedingungen, unter denen ihr arbeiten müsst, ergeben. Das ist ja auch das Verfahren des Hausherrn im Evangelium, der aus seinem reichen Vorrat "Neues und Altes" hervorholt (Mt 13, 52).

Wenn ihr in eure Heimat zurückkehrt, dann überbringt den Gruß des Papstes den Priestern, die euch als kluge Mitarbeiter zur Seite stehen, und auch den Ordensmännern und Ordensfrauen, die sich um so viele Werke der Erziehung und Nächstenliebe verdient gemacht haben. Grüßt die katholischen Laien eurer Diözesen von uns. Vor allem aber überbringt die Grüße des Papstes der Jugend eures Landes, allen, die sich in Seminaren und Schulen, in katholischen Vereinen und Pfarreien im festen, unerschütterlichen Glauben an Christus und seine Kirche auf die kommende Zeit vorbereiten. Wir wissen sehr wohl, welche besondere Sorgfalt ihr auf die Jugendseelsorge verwendet. Erst vor wenigen Tagen haben wir wieder das gemeinsame Hirtenschreiben gelesen, das ihr zusammen mit den übrigen Bischöfen der DDR im November 1974 über das Thema der christlichen Jugenderziehung an eure Gläubigen gerichtet habt. Von euren diesbezüglichen Vorhaben erfuhren wir dann, als wir in verschiedene Dokumente eurer gemeinsamen, Ende November 1975 in der Domkirche zu Dresden abgeschlossenen Pastoralsynode Einsicht nahmen. Wir ermutigen euch daher alle, dieses Werk fortzuführen und dabei alle Vorhaben und Zielsetzungen aufzugreifen, die euch euer pastoraler Eifer eingibt. Freilich, die Schwierigkeiten, unter denen ihr arbeiten müsst, sind nicht gering. Alle wissen jedoch, dass die Kirche ihre erzieherische Aufgabe an der Jugend in Zusammenarbeit mit den christlichen Familien überall und unter allen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen erfüllen muss (vgl. Gaudium et spes, Nr. 42).

Es gibt noch vieles andere, was wir euch, ehrwürdige Brüder, sagen möchten, um so mehr als eure Anwesenheit in uns so viele Erinnerungen an Vergangenes wachruft und zugleich die Bande der Liebe festigt, die uns gegenwärtig mit euren Kirchen verbinden. Aber es soll euch genügen zu wissen, dass wir euch nahe sind in unseren Gedanken und in glühendem Gebet darum, dass ihr die Kraft findet, "den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen" (1 Tim 6, 12).

Als Unterpfand dieser engen Verbundenheit und Gemeinschaft erteilen wir euch aus ganzem Herzen unseren Apostolischen Segen.