Humanae salutis (Wortlaut)

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Apostolische Konstitution
Humanae salutis

von Papst
Johannes XXIII.
in welchem Papst Johannes XXIII. das Jahr 1962 als Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils festlegt
25. Dezember 1961

(Offizieller lateinischer Text AAS LVI [1962] 5-13)

(Quelle: Herder-Korrespondenz, Herder Verlag, Sechzehnter Jahrgang 1961/62; Fünftes Heft, Februar 1962, S. 225-228: eigene Übersetzung: die Zwischenüberschriften wurden in Anlehnung an die italienische Übertragung des "Osservatore Romano" wiedergegeben)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


JOHANNES BISCHOF
Diener der Diener Gottes zum ewigen Angedenken

Einleitend

Jesus Christus, der Wiederhersteller des menschlichen Heils, hat vor seiner Himmelfahrt den von ihm erwählten Aposteln den Auftrag gegeben, allen Völkern das Licht des Evangeliums zu bringen. Zugleich gab er ihnen als unzerstörbares Unterpfand ihrer Sendung die tröstliche Verheißung: "Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" (Matth. 28, 20). Dieser tröstliche Beistand Christi ist in der Kirche immer lebendig und wirksam geblieben. Er hat sich aber gerade dann am mächtigsten erwiesen, wenn die menschliche Gesellschaft von besonders schweren Stürmen heimgesucht wurde. Gerade in solchen Zeiten zeigte sich die Braut Christi am meisten als fruchtbare Lehrerin der Wahrheit und als Sachwalterin des Heils und bewies vor aller Welt, welcher Macht der Liebe, des Gebetes, des Opfers und Leidens sie durch Gottes Gnade fähig ist. Das sind jene übernatürlichen und nie versagenden Hilfsmittel, die ihr göttlicher Stifter selbst angewandt hat, der in einer großen Stunde seines Lebens ausrief: "Seid getrost, ich habe die Welt überwunden" (Joh. 16, 33).

Die Krise der Gegenwart

In dieser unserer Zeit sieht sich die Kirche einer schweren Krise der menschlichen Gesellschaft gegenüber. Diese Krise ist von großen Umwälzungen begleitet. Während die menschliche Gesellschaft auf dem Wege zu einer neuen Weltordnung ist, hat die Kirche große Aufgaben zu bewältigen wie in den schwierigsten und ernstesten Zeiten ihrer Geschichte. Von der Kirche wird heute verlangt, dass sie die verästelten Strukturen der heutigen Gesellschaft mit dem Leben des Evangeliums erfülle. Diese Aufgabe ist ihr gestellt in einer Welt, die sich zwar ihres modernen wirtschaftlichen und technischen Fortschritts rühmt, die aber an einer gesellschaftlichen Krise leidet, die sie ohne Gott zu beheben versucht hat. Wir müssen zudem feststellen, dass die Menschen unserer Tage in ihrer geistigen Entwicklung mit den äußeren, materiellen Errungenschaften nicht Schritt gehalten haben. Hierin liegt der Grund für die Vernachlässigung der unvergänglichen geistigen Werte. Viele suchen geradezu gierig nach materiellem Genuss, den ihnen die fortgeschrittene technische Entwicklung so leicht macht. Hierin hat auch die Existenz eines kämpferischen Atheismus - ein ganz neues und erschreckendes Phänomen, das viele Völker erfasst hat ihren Ursprung.

Der Hinweis auf diese schmerzlichen und angsterregenden Tatsachen soll die Notwendigkeit erhöhter Wachsamkeit einschärfen und den Sinn für Verantwortung wecken. Der Anblick dieser Übel hat ängstliche Seelen so erschreckt, dass sie nichts anderes zu sehen vermögen als eine die ganze Welt umhüllende Finsternis. Wir aber möchten Unser festes Vertrauen auf den göttlichen Erlöser des Menschengeschlechtes setzen, der die von ihm erlöste Menschheit niemals verlässt. Ja Wir möchten Uns die Forderung Christi zu eigen machen, "die Zeichen der Zeit" (Matth. 16, 4) zu unterscheiden, und glauben deshalb, in all der großen Finsternis nicht wenige Anzeichen zu sehen, die eine bessere Zukunft der Kirche und der menschlichen Gesellschaft erhoffen lassen. Die in unserer Zeit aufeinanderfolgenden mörderischen Kriege, die durch viele Ideologien verursachten geistigen Schäden und die langen bitteren Erfahrungen vieler Menschen sind nicht ganz ohne nützliche Lehren geblieben. Der wissenschaftliche Fortschritt selbst, der dem Menschen die Möglichkeit zur Schaffung furchtbarer Waffen der Selbstzerstörung in die Hand gegeben hat, hat nicht weniger angstvolle Fragen wachgerufen. Er hat den Menschen in der gegenwärtigen sorgenvollen Lage zum Nachdenken veranlasst. Er hat dadurch die Menschen die Begrenztheit ihrer Möglichkeiten leichter einsehen lassen und hat so in ihnen den Wunsch nach Frieden und nach geistigen Werten geweckt. Er hat auch den sozialen Entwicklungsprozess zu einer immer engeren Zusammenarbeit und einer wachsenden gegenseitigen ergänzenden Hilfeleistung hin beschleunigt, ein Prozess, der, wenn auch mit unsicheren Schritten, bereits begonnen hat. All das erleichtert ohne Zweifel die apostolische Arbeit der Kirche. Denn viele, die bisher von ihrer hohen Sendung vielleicht keine Kenntnis hatten, sind heute, durch die Erfahrung eines besseren belehrt, eher bereit, ihre Mahnung zu hören.

Die Lebenskraft der Kirche

Die Kirche ihrerseits ist gegenüber der Entwicklung der Völker, dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt sowie den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen nicht untätig geblieben, sondern hat diese ganze Entwicklung mit aufmerksamer Sorge verfolgt. Sie hat sich energisch jenen Ideologien widersetzt, die alles Seiende auf die Materie zurückführen oder die Fundamente des katholischen Glaubens zu untergraben suchen. Sie konnte aber auch aus sich selbst reiche Kräfte des Apostolates, des Gebetes und der Aktion auf allen Gebieten des menschlichen Lebens schöpfen; zunächst durch das Wirken eines Klerus, der sich durch Bildung und Heiligkeit immer mehr auszeichnet, aber auch durch das Werk der Laien, die sich ihrer Bedeutung innerhalb der Kirche und insbesondere der Pflicht zur Zusammenarbeit mit der kirchlichen Hierarchie stärker bewusst geworden sind. Hinzu kommen die ungeheuren Heimsuchungen, von denen heute ein Großteil der christlichen Gemeinden besonders hart getroffen ist. Eine bewundernswerte Zahl von Bischöfen, Priestern und Laien nehmen wegen ihrer unbesiegbaren Glaubenstreue Verfolgungen jeder Art auf sich und geben so ein Zeugnis des christlichen Mutes. Sie sind darin jenen Märtyrern gleichzusetzen, deren Namen mit goldenen Lettern in der Geschichte der Kirche verewigt sind. Während die menschliche Gesellschaft ihr Gesicht verändert hat, beobachten Wir auch an der Kirche große Veränderungen und eine Vervollkommnung ihrer Gestalt. Ihre Einheit ist fester und beständiger geworden, ihre Lehre wurde weiter entfaltet, ihre Heiligkeit tritt deutlicher zutage. Sie scheint deshalb gegenwärtig für den heiligen Glaubenskampf durchaus gerüstet zu sein.

Die Gründe für die Einberufung des Konzils

Da Wir dieses doppelte Schauspiel erlebten, dort die große geistige Not der Menschheit, hier den blühenden Lebensreichtum der Kirche Christi, hielten Wir es bereits seit Beginn Unseres Pontifikates - zu dessen Würde Wir keineswegs durch Unsere Verdienste, sondern durch Gottes gütige Vorsehung berufen worden sind - für eine schwere Pflicht Unseres Apostolischen Amtes, Unser Augenmerk darauf zu richten, mit Hilfe aller Unserer Kinder die Kirche für die Lösung der gegenwärtigen Probleme geeigneter zu machen. Aus diesem Grunde glaubten Wir einer gleichsam übernatürlicher Eingebung entsprungenen Stimme folgen zu müssen. Wir hielten die Zeit für reif, der katholischen Kirche und der Menschheitsfamilie die Möglichkeit eines neuen ökumenischen Konzils zu schenken, das jene Reihe der 20 großen Kirchenversammlungen fortsetzen sollte, die im Verlauf der Jahrhunderte soviel zur Stärkung der Gnade in den Gläubigen und zur Entfaltung des christlichen Lebens beigetragen haben. Die große Freude, die die Ankündigung dieses Ereignisses bei den Katholiken der ganzen Welt ausgelöst hat, die inständigen Gebete, die für sein Gelingen die ganze Kirche gewiss verrichtet hat, dann der Eifer bei den Vorbereitungsarbeiten haben Uns in Unserem Vorhaben bestärkt; schließlich das lebhafte Interesse oder wenigstens die respektvolle Aufmerksamkeit, die diesem Konzil die von der römischen Kirche getrennten Christen und sogar die Nichtchristen entgegenbrachten; das alles zeigt deutlich, dass niemandem die Größe und Bedeutung dieses Ereignisses entgangen ist.

Das nächste Konzil tritt zu einer Zeit zusammen, wo die Kirche danach verlangt, durch ein vertieftes Studium ihren Glauben neu zu stärken und sich über ihre überall sichtbare Einheit zu freuen. Ebenso spürt sie immer drängender die Verpflichtung, nicht nur ihre heilbringende Lebenskraft wirksamer zu gestalten, die Heiligung ihrer Glieder und die Verbreitung der geoffenbarten Wahrheit zu fördern, sondern auch die Anpassung ihrer sonstigen Einrichtungen voranzutreiben. Darum wird das Konzil die Mutter Kirche in ihrer immerwährenden Lebenskraft und Jugend zeigen; eine Kirche, die alle menschlichen Ereignisse aus der Nähe verfolgt und sich selbst im Ablauf der Jahrhunderte immer neu gestaltet, neues Licht ausstrahlt, neue Siege erringt, während sie zugleich sich selbst und jenem erhabenen Bilde treu bleibt, das ihr göttlicher Bräutigam Jesus Christus, der sie liebt und schützt, ihrem Antlitz eingeprägt hat.

Zur gleichen Zeit werden in verschiedenen Teilen der Welt von sehr vielen die Bemühungen zur Wiederherstellung jener sichtbaren Einheit der Christenheit besonders verstärkt, die dem Wunsche des göttlichen Erlösers entspricht. In einer solchen Situation scheint es angebracht, die fundamentalen Wahrheiten des Glaubens besser zu verdeutlichen und die Voraussetzungen gegenseitiger Liebe zu schaffen, damit bei den vom Apostolischen Stuhl getrennten Christen der Wunsch nach Einheit lebendiger und ihnen dadurch der Weg zur Rückkehr geebnet werde.

Das nächste ökumenische Konzil ist auch dazu berufen, auf der ganzen Welt, auf der die Ungewissheit und die Angst vor ständig neuaufbrechenden, schrecklichen Konflikten lastet, allen Menschen guten Willens eine Möglichkeit zu bieten, Ratschläge für den Frieden zu erarbeiten und deren Verwirklichung die Wege zu bereiten. Der wahre Friede aber ist die Frucht der geistigen und übernatürlichen Güter und jener menschlichen Gewissenshaltung, die sich von Gott, dem Schöpfer und Erlöser des Menschengeschlechtes, erleuchten und führen lässt.

Das Programm des Konzils

Aber solche Früchte, die Wir von der ökumenischen Versammlung sehnlichst erwarten und über die Wir oft mit Vorliebe gesprochen haben, verlangen ein sorgfältiges Vorbereitungsprogramm, verbunden mit viel Studium und Arbeit. Dieses Programm befasst sich mit den Fragen der Glaubenslehre und der Praxis der kirchlichen Verkündigung. Sie werden vorgelegt, um die kirchlichen Einrichtungen und Bestimmungen möglichst vollkommen mit den Erfordernissen des Lebens in Einklang zu bringen und um so besser dem Aufbau des mystischen Leibes Christi und seiner übernatürlichen Sendung zu dienen. Sie umfassen die Heilige Schrift, die Tradition, die Sakramente der Kirche, das Gebet, die Kirchendisziplin, die caritativen Hilfswerke, das Laienapostolat und die missionarischen Aufgaben.

Aber die übernatürliche Ordnung muss sich voll und ganz auf die natürliche und zeitliche Ordnung auswirken, mit der die Menschen sich leider oft ausschließlich beschäftigen und auseinandersetzen. Auch in ihrem Bereich hat sich die Kirche als Mutter und Lehrmeisterin erwiesen, um einen Ausspruch Unseres Vorgängers Innozenz III. beim Vierten Laterankonzil zu gebrauchen. Obwohl die Kirche keine direkten irdischen Zielsetzungen verfolgt, so kann sie doch im Verlauf ihrer Geschichte nicht an den zeitlichen Fragen und Problemen, die jene hervorrufen, vorbeigehen. Sie kennt die Bedeutung der geeigneten Hilfsmittel für eine menschlichere Gestaltung des Lebens jedes einzelnen und für die Entfaltung seiner Seele, deren Heil der Sorge der Kirche anvertraut ist. Sie weiß auch, dass sie durch die Wiederbelebung der zeitlichen Ordnung durch das Licht Christi den Menschen zu einer besseren Selbsterkenntnis verhilft. Denn sie hilft ihnen, ihr eigenes Dasein zu erkennen, die Würde, mit der sie ausgestattet sind, das Ziel, das sie anstreben müssen. Von daher erklärt sich die Gegenwart der Kirche - de iure oder de facto - in den internationalen Institutionen. Aus demselben Grunde hat die Kirche ihre Soziallehre über die Familie, die Schule, die Arbeit, die staatliche Gemeinschaft, das menschliche Zusammenleben und alle Fragen dieser Art ausgearbeitet. Diese Lehre hat ihr zu sehr hohem Ansehen verholfen als maßgeblicher Stimme in der Auslegung, Verkündigung und Verteidigung der sittlichen Ordnung, als Behüterin und Schützerin der Rechte und Pflichten des einzelnen wie der staatlichen Gemeinschaften.

Deswegen hoffen Wir, dass die Beratungen der ökumenischen Versammlung eine solche Wirkung haben werden, dass sie nicht nur den inneren Gewissensbereich des Menschen mit dem Licht göttlicher Wahrheit erfüllen und mit neuer Kraft stärken, sondern sich auf das ganze menschliche Leben auswirken.

Die Vorbereitungsarbeiten

Wir haben das ökumenische Konzil zum ersten Mal am 25. Januar 1959 angekündigt. Damals säten Wir mit bangender Seele und zitternder Hand den ersten Samen. Durch göttliche Hilfe unterstützt, haben Wir das ganze komplexe und schwierige Vorbereitungswerk begonnen. Seitdem sind fast drei Jahre vergangen. Voll Freude blicken Wir jetzt zurück auf jenen kleinen Samen, aus dem nun mit Hilfe der göttlichen Gnade ein großer Baum geworden ist. Beim Rückblick auf die geleistete Arbeit und den zurückgelegten Weg sagen Wir Gott innigsten Dank. Von ihm wurde Uns so reichliche Hilfe zuteil, dass sich alles in rechter und harmonischer Weise entwickeln konnte.

Bevor Wir die zu bearbeitenden Themen festlegten, wollten Wir vor allem den klugen und weisen Rat der Kardinäle, des gesamten katholischen Episkopates, der römischen Kongregationen, der Generaloberen der Orden und Kongregationen, der katholischen Universitäten und kirchlichen Lehranstalten hören. In einem Jahre wurde dieses hochbedeutsame Beratungswerk vollbracht. Es ließ sich daraus bereits klar ersehen, welche Punkte für ein vertiefteres Studium auszuwählen waren.

Zur Vorbereitung des Konzils wurden damals verschiedene Kommissionen gebildet, denen Wir die schwierige Aufgabe übertrugen, die Schemata über Lehre und kirchliches Leben auszuarbeiten, aus denen Wir jene auswählen, die Wir dem Konzil vorzulegen beabsichtigen.

Wir können euch nun mit großer Freude mitteilen, dass diese intensiv betriebenen Vorbereitungsarbeiten, zu deren Gelingen die Kardinäle, Bischöfe, Prälaten, Theologen, Kirchenrechtler, Gelehrten und Fachleute aus aller Welt sehr viel beigetragen haben, nunmehr ihrem Ende entgegengehen.

Im Vertrauen auf die Hilfe des göttlichen Erlösers, der der Ursprung und das Ziel aller Dinge ist, und dessen erhabener Mutter, der seligsten Jungfrau Maria, und des heiligen Josef, dessen Schutz Wir von Anfang an dieses äußerst wichtige Ereignis unterstellt hatten, glauben Wir die Zeit für die Einberufung des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils für gekommen. Deswegen geben Wir nun, nachdem Wir darüber den Rat der Kardinäle angehört haben, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und in Unserem eigenen Namen die Zusammenkunft des Zweiten ökumenischen Vatikanischen Konzils für das nächste Jahr 1962 bekannt, verkündigen es und berufen es ein. Es wird in der altehrwürdigen Vatikanischen Basilika gefeiert werden zu einem Zeitpunkt, den Wir mit Hilfe der göttlichen Vorsehung festlegen werden.

Wir bestimmen außerdem und legen fest, dass an der von Uns einberufenen ökumenischen Versammlung teilnehmen sollen Unsere Söhne, die Kardinäle, Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe und alle Residential- und Titularbischöfe aus der ganzen Welt sowie alle Kirchenmänner, die von Rechts wegen dem Ökumenischen Konzil beiwohnen müssen.

Ermahnung zum Gebet

Schließlich bitten Wir die einzelnen Christen und das ganze gläubige Volk, alle Aufmerksamkeit dem Konzil zuzuwenden und zu dem allmächtigen Gott inständig zu beten, dass er ein so großes bereits unmittelbar bevorstehendes Ereignis gütig begleiten, es mit Tugendkraft stärken und ihm einen würdigen Verlauf geben möge. Dieses gemeinsame aus dem Glauben wie aus einer lebendigen Quelle fließende Gebet soll ohne Unterlass verrichtet werden. Es möge zudem durch freiwillige körperliche Buße ergänzt werden. Es möge auch bereichert werden durch das Bemühen um eine christliche Lebensführung. Denn diese bildet gleichsam das Unterpfand der festen Bereitschaft zur praktischen Verwirklichung der Vorschriften und Dekrete, die das Konzil selbst zum gegebenen Zeitpunkt erlassen wird.

Wir appellieren an Unsere sehr geliebten Söhne aus dem Welt- und Ordensklerus, ebenso an die Gläubigen aller Stände. Wir fordern besonders die Kinder zum Gebete auf; denn niemand kennt den Wert ihres Gebetes und ihrer Unschuld, den Gott ihm beimisst; ebenso die Kranken und Leidenden; denn Wir wissen, dass ihre Schmerzen und ihr Opferleben durch die Verdienste Christi sich zu einem gültigen und wirksamen Opfer für die Heiligung und Belebung der ganzen Kirche verwandeln können.

Schließlich bitten Wir alle von Rom getrennten Christen um ihr eifriges Gebet vor Gott; denn auch ihnen sollen die Früchte des Konzils zugute kommen. Es ist Uns ja keineswegs verborgen, dass viele von ihnen nach Frieden und Einheit, entsprechend der Lehre Christi und dessen Gebet zum Vater, verlangen. Auch die große Freude, mit der bei ihnen die Ankündigung des Konzils aufgenommen worden ist, ist Uns nicht entgangen. Auch wissen Wir, dass viele von ihnen versprochen haben, Gott um einen guten und glücklichen Verlauf zu bitten, und dass sie die freudige Hoffnung hegen, Vertreter ihrer Gemeinschaften zu entsenden, die sie über das Konzilsgeschehen unterrichten. Das alles war für Uns ein sehr großer Trost und eine große Hoffnung. Um solche Kontakte zu fördern und zu erleichtern, haben Wir schon vor geraumer Zeit ein eigenes Sekretariat dafür eingerichtet.

So wiederhole sich denn in Unserer Zeit in der Familie der Christenheit das, was sich nach der Auffahrt Christi an den Aposteln in Jerusalem ereignet hat, als sich die ganze, erst neuentstandene Kirche in voller Einmütigkeit um Petrus, den Hirten der Herde, versammelte und mit ihm und für ihn betete. Der anbetungswürdige Geist Gottes möge das heiße Flehen der gesamten Menschheit hören, das täglich aus allen Teilen der Welt zu ihm emporgetragen wird, und sich herablassen.

"Erneuere in dieser unserer Zeit durch ein neues Pfingsten deine Wunder und gewähre deiner heiligen Kirche, mit Maria, der Mutter Jesu, einmütig im Gebete zu verharren und unter der Führung des heiligen Petrus das Reich des göttlichen Heilandes auszubreiten, das Reich der Wahrheit und Gerechtigkeit, das Reich der Liebe und des Friedens. Amen."

Schlussbestimmungen

Diese Konstitution soll für jetzt und für immer Gültigkeit haben. Was durch sie angeordnet wird, soll von jenen, die es angeht, frommen Sinnes bewahrt und so wirksam werden. Ihre Geltung können keine anderen entgegengesetzten Dekrete aufheben, denn sie verlieren durch dieses Schreiben ihre Gültigkeit.

Wenn deshalb irgend jemand, gleichgültig auf Grund welcher Autorität, ob wissend oder unwissend, etwas Entgegengesetztes tut, so erklären Wir das für ungültig und gegenstandslos. Niemandem sei es zudem erlaubt, ewas von dieser Unserer Willenskundgebung oder diesem Schreiben auszulassen oder abzuändern. Auszüge oder Abschriften, gedruckte oder handschriftliche, die das Siegel eines kirchlichen Amtsträgers tragen und zudem von einem öffentlichen Notar unterzeichnet sind, sollen dieselbe Geltung besitzen wie das Original selbst, wenn es gezeigt würde.

Wenn jemand diese Unsere Entscheidung übergeht oder missachtet, so soll er wissen, dass er sich dadurch jene Strafen zuzieht, die für jene gelten, die den Weisungen der Päpste nicht gehorchen.

Gegeben zu Rom bei St. Peter am 25. Dezember des Jahres 1961

nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus,

im vierten Jahre Unseres Pontifikates
Johannes XXIII. PP.