Textkritik

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Vorlage:Überarbeiten Die biblische Textkritik ist eine Methode wissenschaftlicher Bibelexegese, deren Ziel es ist, einen Bibeltext zu rekonstruieren, der der Urschrift des biblischen Textes möglichst nahe kommt. Sie gehört zu den historisch-kritischen Methoden der Bibelforschung sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments und ist seit der päpstlichen Exzyklika Divino afflante Spiritu vom 30. September 1943<ref>vgl. Divino afflante spiritu, Nr. 17-19.</ref> als Forschungsmethode von der katholischen Kirche anerkannt und gefordert.

Zielsetzung und Arbeitsweise

Textkritik ist deshalb besonders wichtig, weil sowohl vom Alten als auch vom Neuen Testament keine "Autographen", also "Urschriften" der Quellen und Verfasser, überliefert sind, sondern aus der frühesten Zeit nur Papyrus-Fragmente und Abschriften in Form von Handschriften erhalten sind, die meist nur (kleinere oder größere) Teile der biblischen Schriften enthalten. Bei der Herstellung neuer Handschriften ist mit Lese-, Schreib- und Hörfehlern zu rechnen.<ref>Josef Schreiner, Ein Beispiel biblischer Textkritik. In: Josef Schreiber (Hrsg.), Einführung in die Methoden der biblischen Exegese, Echter Verlag, Tyrolia Verlag, Würzburg 1971, Imprimatur: Würzburg, 13.1.1971, ISBN 3-429-00178-1, S. 84-96, hier S. 85-89.</ref>

Zur Rekonstruktion eines Urtextes werden die vorliegenden Zeugnisse handschriftlicher Überlieferungen untereinander sowie mit Übersetzungen und zeitgenössischen Zitaten biblischer Texte, etwa in den Schriften der Kirchenväter, verglichen. Nach bestimmten philologischen Regeln, nach inneren und äußeren Kriterien wird dann versucht, auf die älteste Fassung des Textes zurückzuschließen , um spätere "sekundäre" Zusätze zu identifizieren und als mögliche Verfälschungen des Urtextes auszuschließen. "Das wichtigste innere Kriterium ergibt sich aus der Tendenz handschriftlicher Überlieferungen, den Text verständlicher und eingängiger wiederzugeben." Daher ist die "schwierigere" Lesart vorzuziehen.<ref>Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 9 Sp. 1372 (Klaus Wachtel, Art. "Textkritik. 2. Neues Testament").</ref> "Als älteste Variante gilt jene, die die Entstehung der anderen am besten zu erklären vermag."<ref>Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 9 Sp. 1372 (Hermann-Josef Stier, Art. "Textkritik. 1. Altes Testament").</ref>

Die Ergebisse der wissenschaftlichen Textkritik werden in "kritischen Ausgaben" veröffentlicht, aus der die wichtigsten Lesarten zu den einzelnen Bibelversen im "Apparat" ersichtlich sind. Für das Neue Testament ist die Standardausgabe das Novum Testamentum Graece, herausgegeben erstmals 1898 von Kurt Nestle, heute von Eberhard Nestle und Barbara Aland ("Nestle-Aland") in inzwischen 28. Auflage, führend in der neutestamentlichen Textforschung ist das "Institut für neutestamentliche Textforschung" an der Evangelisch-theologischen Fakultät derf Universität Münster.

Geschichte der Textkritik

19. Jahrhundert - evgl. Bibelforschung, seit dem 20. Jahrhundert von katholischer Exegese übernommen

Die Textkritik wurde gegen innerkirchliche Widerstände, gegen die der Vatikan 1941 mit seiner Verfügung Consta alla Pontifìcia Commissione und dann mit der Enzyklika "Diviono afflante Spiritu 1943 eindeutig einschritt, für katholische Exegeten ermöglicht und ausdrücklich erwünscht. Kernpunkt in diesen Auseinandersetzungen war der Stellenwert der Vulgata, die das Konzil von Trient für "authentisch" ("zuverlässig") erklärt hjatte ("pro authentica habeatur", D 1506). Seit Divino afflante Spiritu dürfen katholische Exegeten auf den hebräischen und griechischen Urtext zurückgehen, die vom Tridentinum erklärte "Authentizität" der Vulgata bleibt für den Bereich der Liturgie und der Katechese bestehen.

Päpstliche Schreiben

Pius XII.

Paul VI.

Textkritische Ausgaben

  • Novum Testamentum Graece. Hrsg. v. Barbara Aland, Eberhard Nestle u.a., 28. Aufl., Deutsche Bibeklgesellschaft Stuttgart 2012, ISBN 978-3-438-05160-8.

Literatur

  • Hermann Josef Stipp, Art. "Textkritik. 1. Altes Testament" in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 9 Sp. 1372.
  • Klaus Wachtel, Art. "Textkritik. 2. Neues Testament" in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 9 Sp. 1372.
  • Kurt Aland, Barbara Aland, Der Text des Neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik. 1982. Stuttgart 2. Aufl. 1989, ISBN 3-438-06011-6.
  • Heinrich Zimmermann: Neutestamentliche Methodenlehre. Darstellung der historisch-kritischen Methode, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1967; 7. Auflage neubearbeitet von Klaus Kliesch, Stuttgart 1982, ISBN 3-460-30027-2.

Anmerkungen

<references />