Jean Nicolas Grou

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Jean-Nicolas Grou SJ (* 23. November 1731 in Calais, Nord-Frankreich; † 18. Dezember 1803. auf Schloss Lulworth, England) war Jesuit und geistlicher Schriftsteller von ungewöhnlicher Fruchtbarkeit, solider Lehre und gutem Stil. Er war Übersetzer und Philologe. Sein Handbuch für innerliche Seelen gilt als Klassiker der geistlichen Lektüre.

Biografie

Jean Nicolas Grou war seit 1746 Mitglied des Jesuitenordens und empfing 1762 die Priesterweihe. Von 1751 bis 1755 Professor am Kolleg de La Fléche, später in Pont-á-Mousson und Paris, seit 1792 in England. Grou gewann zunächst als Platonübersetzer dann durch eine Verteidigung seines Ordens gegen die Jansenisten und Philosohen der Aufklärung Beachtung. Seit 1770 gab er sich ganz dem aszetischen Leben hin. Innerliche Abtötung ist die Voraussetzung für Selbstverzicht und Hingabe an Gott.<ref>Konrad Hofmann in: LThK, 1. Auflage, Band IV, Artikel: Jean-Nicolas Grou, Sp. 718-719; Henri de Gensac in: LThK, 2. Auflage, Band 4, Artikel: Jean-Nicolas Grou, Sp. 1067.</ref>

Zitate

  • „Ganzhingabe: Es gibt kein Wort, das die Bereitwilligkeit der Seele, alles zu tun und alles zu leiden für Den, dem sie sich geweiht hat, besser bezeichnet als dieser Ausdruck. Die Hingabe an Geschaffenes kann nicht anders als begrenzt sein. Die Hingabe an Gott hat keine Grenzen und kann keine haben. Sobald man den geringsten Vorbehalt, die kleinste Ausnahme macht, ist die Hingabe keine Ganzhingabe mehr.“ (aus: Handbuch für innerliche Seelen, Kap. 1)
  • „Der Weg des Glaubens ist wesentlich ein dunkler Weg, ein Weg, auf welchem die Seele nichts mit dem gewöhnlichen Lichte der Vernunft erkennt, ein Weg, wo Gott vor allem beabsichtigt, den eigenen Geist absterben zu lassen. Es ist also einleuchtend, dass wir uns auf einem solchen Wege nicht mehr durch unser Nachdenken leiten lassen dürfen, sondern durch das Licht des Glaubens und den Antrieb des Heiligen Geistes. Es ist also keine Rede mehr vom Betrachten, denn man kann nicht mehr; noch von der Anwendung von Methoden, denn der Heilige Geist weht, wo Er will, und wann er will; noch von einer Übung des eigenen Geistes, denn er muss sterben; noch ein Nachdenken über das, was in einem vorgeht, denn man könnte es nicht erkennen, noch ein richtiges Urteil darüber fällen.“ (aus: Handbuch für innerliche Seelen, Kap. 60)
  • „... Gewöhnlich geschieht es, dass sie sich über ihre Fehler wundern. Sie werden über sie unruhig, eine falsche Scham verwirrt sie, und sie überlassen sich Mißmut und Verzagtheit. Das sind ebenso viele Wirkungen der Eigenliebe, die gefährlicher sind, als die Fehler selbst. Man wundert sich, unruhig und verwirrt zu sein. Das ist sehr unrecht und ein Zeichen dafür, dass man sich kaum kennt. Umgekehrt, man sollte darüber erstaunt sein, dass man nicht viel öfter fällt und sollte Gott danken für die Sünden, vor denen Er uns bewahrt.“ (aus: Handbuch für innerliche Seelen, Kap. 17)
  • „Liebe, welche zählt, welche rechnet, auf ihrem Vorteil schaut, die, mit einem Wort, nur bis zu einem bestimmten Punkte gehen will, ist keine vollkommene Liebe. Damit sie Gottes wirklich würdig sei, darf sie keine Grenzen kennen, muss sie sich über menschliche Klugheit und Vernunft erheben, muss sie bis zur Torheit, bis zur Torheit des Kreuzes gehen. So hat Christus Seinen Vater geliebt, so hat Er uns geliebt. Wir werden in der Ewigkeit alles gewinnen, was wir in der Zeitlichkeit verloren haben. Und wir werden in der Ewigkeit alles verlieren, was wir Gott in der Zeit verweigert haben.“ (aus: Handbuch für innerliche Seelen, Grundwahrheiten über das innerliche Leben)
  • „Alle Hindernisse, auf die wir nur stoßen, alle inneren Leiden, die wir durchmachen, kommen nur von der Eigenliebe her. In dem Maße jeweils, wie sie schwächer wird, wie wir unserem Selbst-urteilen-wollen entsagen, wie unser Wille sich unter dem Gottes beugt und Seine Verherrlichung und Sein Wohlgefallen anstrebt, in demselben Maße ebnen sich die Schwierigkeiten, hören die Kämpfe auf, verschwinden die Nöte, und Ruhe und Frieden ziehen ein in das Menschenherz.“ (aus: Handbuch für innerliche Seelen, Grundwahrheiten über das innerliche Leben)
  • „Die Reinheit der Absicht: Jedermann weiß es, dass die Absicht über die moralische Güte unsrer Handlungen entscheidet, dass, wenn die Absicht gerade und rein ist, die Handlung Gott angenehm ist, und zwar um so angenehmer, je gerader und reiner sie ist. … Die Absicht ist gerade, wenn sie sich Gott zum Ziel setzt und geradezu und ohne Umschweif auf ihn zustrebt. Sie ist es nicht, wenn sie sich, statt sich auf Gott zu richten, den Geschöpfen zuneigt. Die Absicht ist rein, wenn sie Gott um seiner selbst willen im Auge hat, wenn sie vor Allem auf seinen Willen und sein Wohlgefallen sieht.“ (aus: Geistliche Einsamkeit in Betrachtungen über die Liebe Gottes)
  • „Die Seele, die von Natur aus so betriebsam, so unruhig ist, findet sich, wenn sie der Wirksamkeit Gottes, die sie zur Stille hinzieht, unterworfen ist, in einem Zustand der Ruhe. ... Wie kann man sich fürchten, sich so Gott ganz hinzugeben? Was ist denn das Ziel seiner innigen Einladungen, seiner so herzlichen und drängenden Bemühungen anders als unser Bestes, unser wahres Wohl, das er unendlich besser als wir selber kennt, nach dem er glühend verlangt und das nur er allein uns verschaffen kann? Ruht den nicht unser Heil unvergleichlich sicherer in seiner Hand als in unserer?“ (aus: Maximes spirituelles, zweite Maxime; übertragen von Wilhelm Schamoni).<ref> aus] der deutschen Wikipedia, abgerufen am 23. Dezember 2023>/ref>

Asketische und mystische Schriften

Jean Nicolas Grou verfasste zahlreiche Schriften zu aszetischen und mystischen Themen. Einige seiner Schriften sind auch vom großen französischen Bischof und Prediger Jacques Bénigne Bossuet beeinflusst, etwa sein berühmtes Werk „Manuel des âmes intérieures“ („Handbuch für innerliche Seelen“), das vom 18.–20. Jahrhundert auch zahlreiche Übersetzungen erfuhr. Die in vielen seiner Bücher niedergelegte Lehre ähnelt auch der von Louis Lallemant SJ<ref> Adolphe Tanquerey, Grundriss der aszetischen und mystischen Theologie, ins Deutsche übertragen von P. Johannes Sternaux SJ, Paris, Tournai, Rom 1931</ref>. Weiters brachte Grou viele Übersetzungen klassischer philosophischer Werke heraus, vor allem seine Übersetzungen und Kommentare der Werke von Plato erfuhren eine weite Verbreitung. Im deutschen Sprachraum wurden die Werke von P. Grou besonders von Fürstbischof Johannes Zwerger von Graz-Seckau geschätzt.<ref>Johannes Grou: Von der Hingabe seiner selbst an Gott. Dt. Übersetzung: Hedwig von Liszt. Felizian Rauch Verlag Innsbruck 1904, Kurzer Bericht über das Leben des P. Grou</ref><ref> aus] der deutschen Wikipedia, abgerufen am 23. Dezember 2023>/ref>

Werke

Werke in französischer Sprache

  • HW: Caractères de la vraie dévotion, Paris 1778; Die Kennzeichen der wahren Frömmigkeit : nach der neuesten Ausgabe aus dem Französischen übersetzt.
  • Morale tirée des Confessions de Saint Augustin, 2 Bände. Paris 1786.
  • Maxime spirituelles, Paris 1789.
  • La science pratique du crucifix, London 1796.
  • Méditations sur l'amour de Dieu. London 1796.
  • L 'intérieur de Jèsus et de Marie, 2 Bände Paris 1814.
  • Le chrétien sanctifié par l'oraison dominicale, Paris 1832.
  • Manuel des âmes intérieures Paris 1833 (Handbuch für innerliche Seelen, Getreu nach d. Originale ins Deutsche übertr. von M. Maria Gabriela vom hlst. Sakrament: Hedwig von Liszt), Alphonsus Buchhandlung Münster in Westfalen, 1910 (388 Seiten, 2. Auflage), 1917 (352 Seiten, 3. Auflage); 1919 (352. Seiten, 4. Auflage), 1924 (343 Seiten, 5. Auflage); 1933 (6. Auflage, 345 Seiten); Übers. u. neu hrsg. von Wilhelm Schamoni (Reprint d. Ausg. Schöningh Verlag Paderborn 1950, 248 Seiten), Schöningh Verlag Paderborn 1953 (3. Auflage), Josef Kral Verlag Abensberg 1983 (248 Seiten, ISBN 978-3-87442-004-4 kart.).
  • Le 'école Jésus Christ, 2 Bände, Paris 1855.
  • Retraite spirituelle sur les qualités et devoirs du chrétien, Paris 1913.

Werke in deutscher Sprache

Sämmtliche ascetische Schriften von Jean Nicolas Grou im Manz Verlag Regensburg:

Weitere

  • Selbsthingabe an Gott, Neu hrsg. von Justus Schweizer, Missionsverlag Ottilien 1934 (68 Seiten, in Fraktur, Druckerlaubnis des Ordinariates Augsburg vom 4. Januar 1939), 1939 (62 Seiten, 2. Auflage); Von der Hingabe seiner selbst an Gott, Fe Medienverlag (144 Seiten, ISBN 9783939684787 (ISBN-10: 3939684783) oder Priesterbruderschaft St. Pius X. Stuttgart ca. 2008 (134 Seiten), St. Roberto Bellarmin Foundation (134 Seiten).
  • Führer zur Innerlichkeit, Aus d. Schriften: Grou, bearb. v. Max Schmid, Verlag Kösel-Pustet München 1926 (317 Seiten, Leinwand); 1937 (324 Seiten, Leinwand).
  • Die Schule Jesu Christi, Neue deutsche Uebers. von Sr. Maria Gertrud, Alphonsus-Buchhandlung Münster i.W. 1932: Band 1 (406 Seiten), Band 2 (394 Seiten).
  • Grundsätze des geistigen Lebens, Aus dem Französischem übersetzt und herausgegeben von einem Katholischen Weltpriester. Im Anhange: Jubelgesang des heiligen Bernardus, Katholischer Bücher Verlag Münster 1849 (372 Seiten); Grundsätze für das innere Leben, Bucher Verlag Würzburg um 1900 (169 Seiten).
  • Das Heil der Welt, oder: die praktische Kenntniß des Kreuzes in den Sakramenten der Buße und des Altars, Kollmann Verlag Augsburg 1856 (186 Seiten); Heil der Welt, Anatiposi Verlag 2023 (ISBN 9783382025083, ISBN-10: 3382025086).

Literatur

  • Robert G. Doherty: Devotion to God. A study in the spirituality of Jean-Nicolas Grou. Pont. Univ. Gregoriana, Roma 1969.

Weblinks

Anmerkungen

<references />