Dei Verbum: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach den Anfangsworten '''Dei Verbum''' wird die Dogmatische Konstitution des II. Vatikanischen Konzils vom 18. November 1965 über die Göttliche [[Offenbarung]] zitiert. In der Rezeption deutlich hinter die Kirchenkonstitution [[Lumen Gentium]] zurückgetreten, fasst ''Dei Verbum'' einige zentrale Aussagen zur Offenbarung zusammen. Von besonderer Bedeutung ist das Bekenntnis zur Irrtumslosigkeit der [[Bibel]] und zur ''historischen Glaubwürdigkeit'' der Zeugnisse des Evangeliums über Jesus Christus.
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Nach den Anfangsworten '''Dei Verbum''' wird die Dogmatische Konstitution des II. Vatikanischen Konzils vom 18. November 1965 über die Göttliche [[Offenbarung]] zitiert. In der Rezeption deutlich hinter die Kirchenkonstitution [[Lumen Gentium]] zurückgetreten, fasst ''Dei Verbum'' einige zentrale Aussagen zur Offenbarung zusammen.  
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In ”Dei Verbum” wird dargelegt, daß Gottes Offenbarung in seinem Wort nicht intellektualistisch oder instruktionstheoretisch verengt verstanden werden kann, sondern personal  verstanden werden muß; so erfaßt sie den ganzen Menschen.
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Nach diesem Verständnis wird dem Menschen nicht primär durch sein eigenes Handeln die Gemeinschaft mit Gott zuteil, sondern Gott kommt den Menschen entgegen: Er redet jeden Menschen an, Er lädt ihn zur Teilhabe an seiner heilsamen, heilenden und heiligenden Gemeinschaft ein.
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”In den Heiligen Büchern kommt ja der Vater, der im Himmel ist, seinen Kindern in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf. Und solche Gewalt west im Worte Gottes, daß es für die Kirche Halt und Leben, den Kindern der Kirche Glaubensstärke, Seelenspeise und reiner unversiegbarer Quell geistlichen Lebens ist.” (DV 22)
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Diese Erfahrung eines entgegenkommenden Vaters können wir wahrnehmen in der Weise, wie Gott durch Umstände, durch seine Schöpfung, durch Menschen, durch sein Wort und über innere Erfahrung immer wieder Kontakt zum Menschen aufnimmt. ”Er nimmt mit ihnen das Gespräch auf.” Über diesen persönlichen Kontakt, das Gespräch mit Gott, vermögen wir ihn wahrzunehmen und ”kennenzulernen”.
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Das Wort Gottes, gehört, aufgenommen und umgesetzt, schenkt uns Anteil an Gottes ureigenem Leben,  und es macht uns EINS mit dem lebendigen Wort, Christus.  In diesem innigen Zwiegespräch mit den Wort, und im Gebet, wurzeln unsere christliche-missionarische Berufung und der Sendungsauftrag, das Evangelium zu verkünden.
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Das Leben aus dem Erfahrungsschatz des Wortes Gottes lebensnah auszudeuten, rückt die Erfahrung der Güte Gottes als ein attraktives Angebot in das Blickfeld. Er gestaltet sich als die adäquate Alternative für die säkularisierte Gesellschaft der Postmoderne.
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Gegenüber der hochdifferenzierten Wirklichkeit einer sich wandelnden Gesellschaft vermittelt die christliche Erfahrungsalternative im lebendigen ”Wort Gottes” etwas beständig Anpassungsfähiges und doch beruhigend Sicheres. Es ist ja nicht ein Trend, der verkündet wird, sondern ”Gottes Weisheit.”
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Der Glaube und ein innerer dialogischer Austausch mit Jesus Christus vermitteln ein Gespür dafür, wie sich diese [[Selbstmitteilung Gottes]](se ipse) durch uns jeweils anderen vermitteln will. Unerläßlich für das Gelingen dieser Vermittlung von Kommunikation ist deshalb der nötige Raum, die Zeit für den Umgang mit Christus, in der sich ein solches Bewußtsein von Innen her ausbilden kann.
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Von besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext das Bekenntnis der Offenbarungskonstituion zur Irrtumslosigkeit der [[Bibel]] und zur ''historischen Glaubwürdigkeit'' der Zeugnisse des Evangeliums über Jesus Christus.
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''( Vgl. Eicher, Peter: Offenbarung. Prinzip neuzeitlicher Theologie, München 1977, 518, Pfeiffer, Helmut: Gott offenbart sich. Das Reifen des Offenbarungsverständnisses im I. und II. Vatikanischen Konzil, Frankfurt 1982, 53; Waldenfels, Hans: Offenbarung, München 1969, 9.)''
  
 
Diese Aussage wurde von progressiven Exegeten schon binnen weniger Jahre nicht mehr ernst genommen, steht aber, neuesten Forschungsergebnissen zufolge, welche die Linie der [[École biblique]] fortführen, mit Sicherheit vor einer Wiederentdeckung.
 
Diese Aussage wurde von progressiven Exegeten schon binnen weniger Jahre nicht mehr ernst genommen, steht aber, neuesten Forschungsergebnissen zufolge, welche die Linie der [[École biblique]] fortführen, mit Sicherheit vor einer Wiederentdeckung.

Version vom 25. August 2007, 14:13 Uhr

Nach den Anfangsworten Dei Verbum wird die Dogmatische Konstitution des II. Vatikanischen Konzils vom 18. November 1965 über die Göttliche Offenbarung zitiert. In der Rezeption deutlich hinter die Kirchenkonstitution Lumen Gentium zurückgetreten, fasst Dei Verbum einige zentrale Aussagen zur Offenbarung zusammen.

In ”Dei Verbum” wird dargelegt, daß Gottes Offenbarung in seinem Wort nicht intellektualistisch oder instruktionstheoretisch verengt verstanden werden kann, sondern personal verstanden werden muß; so erfaßt sie den ganzen Menschen.

Nach diesem Verständnis wird dem Menschen nicht primär durch sein eigenes Handeln die Gemeinschaft mit Gott zuteil, sondern Gott kommt den Menschen entgegen: Er redet jeden Menschen an, Er lädt ihn zur Teilhabe an seiner heilsamen, heilenden und heiligenden Gemeinschaft ein.

”In den Heiligen Büchern kommt ja der Vater, der im Himmel ist, seinen Kindern in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf. Und solche Gewalt west im Worte Gottes, daß es für die Kirche Halt und Leben, den Kindern der Kirche Glaubensstärke, Seelenspeise und reiner unversiegbarer Quell geistlichen Lebens ist.” (DV 22)

Diese Erfahrung eines entgegenkommenden Vaters können wir wahrnehmen in der Weise, wie Gott durch Umstände, durch seine Schöpfung, durch Menschen, durch sein Wort und über innere Erfahrung immer wieder Kontakt zum Menschen aufnimmt. ”Er nimmt mit ihnen das Gespräch auf.” Über diesen persönlichen Kontakt, das Gespräch mit Gott, vermögen wir ihn wahrzunehmen und ”kennenzulernen”.

Das Wort Gottes, gehört, aufgenommen und umgesetzt, schenkt uns Anteil an Gottes ureigenem Leben, und es macht uns EINS mit dem lebendigen Wort, Christus. In diesem innigen Zwiegespräch mit den Wort, und im Gebet, wurzeln unsere christliche-missionarische Berufung und der Sendungsauftrag, das Evangelium zu verkünden.

Das Leben aus dem Erfahrungsschatz des Wortes Gottes lebensnah auszudeuten, rückt die Erfahrung der Güte Gottes als ein attraktives Angebot in das Blickfeld. Er gestaltet sich als die adäquate Alternative für die säkularisierte Gesellschaft der Postmoderne.

Gegenüber der hochdifferenzierten Wirklichkeit einer sich wandelnden Gesellschaft vermittelt die christliche Erfahrungsalternative im lebendigen ”Wort Gottes” etwas beständig Anpassungsfähiges und doch beruhigend Sicheres. Es ist ja nicht ein Trend, der verkündet wird, sondern ”Gottes Weisheit.”

Der Glaube und ein innerer dialogischer Austausch mit Jesus Christus vermitteln ein Gespür dafür, wie sich diese Selbstmitteilung Gottes(se ipse) durch uns jeweils anderen vermitteln will. Unerläßlich für das Gelingen dieser Vermittlung von Kommunikation ist deshalb der nötige Raum, die Zeit für den Umgang mit Christus, in der sich ein solches Bewußtsein von Innen her ausbilden kann.

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext das Bekenntnis der Offenbarungskonstituion zur Irrtumslosigkeit der Bibel und zur historischen Glaubwürdigkeit der Zeugnisse des Evangeliums über Jesus Christus. ( Vgl. Eicher, Peter: Offenbarung. Prinzip neuzeitlicher Theologie, München 1977, 518, Pfeiffer, Helmut: Gott offenbart sich. Das Reifen des Offenbarungsverständnisses im I. und II. Vatikanischen Konzil, Frankfurt 1982, 53; Waldenfels, Hans: Offenbarung, München 1969, 9.)

Diese Aussage wurde von progressiven Exegeten schon binnen weniger Jahre nicht mehr ernst genommen, steht aber, neuesten Forschungsergebnissen zufolge, welche die Linie der École biblique fortführen, mit Sicherheit vor einer Wiederentdeckung.

Offen blieb in der Konstitution weiterhin die Frage, ob Schrift und Tradition nach katholischem Verständnis ausdrücklich als "zwei Quellen" der Offenbarung zu deuten sind. Angeregt durch Dei Verbum setzt sich mehr und mehr das Verständnis durch, die Offenbarung als Ineinander der apostolischen Erfahrung (der ersten Kirche) und ihres Schriftzeugnisses zu verstehen. Dem traditionsgestützten kirchlichen Lehramt bestätigt das Konzil die von Christus gewährleistete Vollmacht, in Entscheidungsfällen irrtumslos zu sprechen.

Wesentliche Vorarbeiten für Dei Verbum leistete bereits Papst Pius XII. mit der Bibelenzyklika Divino afflante spiritu vom 30. September 1943.

Weblinks