Brief des Heiligen Vaters Franziskus an die Katholiken im Heiligen Land in der Karwoche 2024

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Apostolischer Brief

von Papst
Franziskus
an die Katholiken im Heiligen Land
Karwoche 2024

(Quelle: Deutsche Fassung auf der Seite des Vatikans)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Liebe Brüder und Schwestern,

seit langem schon denke ich an euch und ich bete jeden Tag für euch. Aber jetzt, so kurz vor Ostern, da bei euch viel vom Leiden und wenig von der Auferstehung zu spüren ist, habe ich das Bedürfnis, euch zu schreiben, um euch zu sagen, dass ich euch im Herzen trage. Ich bin euch allen nahe, liebe katholische Gläubige verschiedener Riten, die ihr im ganzen Heiligen Land verstreut lebt: vor allem denen, die in dieser Zeit am meisten unter dem sinnlosen Drama des Krieges leiden, den Kindern, denen die Zukunft verwehrt wird, denen, die weinen und leiden, denen, die in Angst und Fassungslosigkeit leben.

Ostern, die Herzmitte unseres Glaubens, ist noch bedeutungsvoller für euch, die ihr dieses Fest an den Orten feiert, an denen der Herr gelebt hat und wo er gestorben und auferstanden ist: Ohne das Land, in dem ihr seit Jahrhunderten lebt, in dem ihr bleiben wollt und in dem es euch vergönnt sein möge, zu bleiben, gäbe es nicht nur keine Geschichte, sondern auch keine Geographie des Heils. Danke für euer Glaubenszeugnis, danke für die Nächstenliebe unter euch, danke, dass ihr es versteht, wider alle Hoffnung zu hoffen.

Ich wünsche mir, dass jeder von euch meine väterliche Zuneigung spürt, die um eure Leiden und Mühen weiß, besonders in diesen letzten Monaten. Möget ihr neben meiner Zuneigung auch die Zuneigung aller Katholiken auf der Welt erfahren! Möge Jesus, der Herr, der unser Leben ist, wie der barmherzige Samariter das Öl des Trostes und den Wein der Hoffnung auf die Wunden eures Leibes und eurer Seele gießen.

Wenn ich an euch denke, kommt mir die Pilgerreise in den Sinn, die ich vor zehn Jahren in eurer Mitte unternommen habe; und ich mache mir die Worte zu eigen, die der heilige Paul VI. – der erste Nachfolger Petri, der eine Pilgerreise ins Heilige Land unternahm – vor fünfzig Jahren an alle Gläubigen richtete: »Die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten, ohne entscheidende Schritte in Richtung Frieden, stellen eine ernste und ständige Gefahr dar, die nicht nur die Ruhe und Sicherheit dieser Völker – sowie den Frieden in der ganzen Welt – bedroht, sondern auch bestimmte Werte, die aus verschiedenen Gründen für einen Großteil der Menschheit von höchster Bedeutung sind« (Apostolisches Schreiben Nobis in Animo).

Liebe Brüder und Schwestern, die christliche Gemeinschaft des Heiligen Landes hat im Laufe der Jahrhunderte nicht nur die heiligen Stätten gehütet, sondern sie hat durch ihre Leiden beständig Zeugnis vom Geheimnis des Leidens des Herrn abgelegt. Und mit ihrer Fähigkeit, sich wieder aufzurichten und weiterzugehen, hat sie verkündet und verkündet sie auch weiterhin, dass der Gekreuzigte auferstanden ist, dass er mit seinen Wundmalen den Jüngern erschienen und in den Himmel aufgefahren ist und unsere gepeinigte, aber erlöste Menschheit zum Vater geführt hat. In diesen dunklen Zeiten, in denen es scheint, als ob die Finsternis des Karfreitags euer Land und zu viele Gegenden in der Welt bedeckt, die vom sinnlosen Wahnsinn des Krieges entstellt sind, der immer und für alle eine blutige Niederlage ist, seid ihr Fackeln, die in der Nacht leuchten; ihr seid Samen des Guten in einem von Konflikten zerrissenen Land.

Für euch und mit euch bete ich: „Herr, der du unser Friede bist (vgl. Eph 2,14-22), der du die Friedensstifter seliggepriesen hast (vgl. Mt 5,9), befreie das Herz der Menschen von Hass, Gewalt und Rachsucht. Wir schauen auf dich und folgen dir nach, der du vergibst und sanftmütig und von Herzen demütig bist (vgl. Mt 11,29). Gib, dass niemand uns die Hoffnung aus dem Herzen raubt, dass wir wieder aufstehen und mit dir auferstehen. Gib, dass wir nicht müde werden, uns zur Würde eines jeden Menschen zu bekennen, ohne Ansehen von Religion, Ethnie oder Nationalität, angefangen bei den Schwächsten: den Frauen, den älteren Menschen, den Kleinen und den Armen.”

Brüder und Schwestern, ich möchte euch sagen: Ihr seid nicht allein und wir werden euch nicht allein lassen, sondern wir werden im Gebet und durch tätige Nächstenliebe mit euch solidarisch bleiben, in der Hoffnung, bald wieder als Pilger zu euch zurückkehren zu können, um euch in die Augen zu schauen und euch zu umarmen, um das Brot der Geschwisterlichkeit zu brechen und die jungen Pflänzchen der Hoffnung zu betrachten, die aus euren Samen gewachsen sind, die im Leid ausgesät und geduldig gehegt wurden.

Ich weiß, dass eure Hirten wie auch die Ordensleute euch nahe sind. Ich danke ihnen von Herzen für das, was sie getan haben und weiterhin tun. Möge im Schmelztiegel des Leidens das Gold der Einheit zunehmen und erstrahlen – der Einheit auch mit den Brüdern und Schwestern der anderen christlichen Konfessionen, denen ich ebenfalls meine geistliche Nähe zeigen und Mut zusprechen möchte. Alle schließe ich in mein Gebet mit ein.

Ich segne euch und erbitte euch den Schutz der seligen Jungfrau Maria, die eine Tochter eures Landes ist. Erneut lade ich alle Christen der Welt ein, euch ihre konkrete Unterstützung spüren zu lassen und unermüdlich dafür zu beten, dass die gesamte Bevölkerung eures geliebten Landes endlich im Frieden leben möge.

Brüderlich,

Rom, Sankt Johannes im Lateran, Karwoche 2024

Franziskus

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