Wilhelm Emmanuel von Ketteler

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Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (*25. Dezember 1811 in Münster, Westfalen † 13. Juli 1877 in Burghausen, Oberbayern) war Bischof von Mainz von 1850-77.

Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler stammt aus alter westfälischer Adelsfamilie. Er studierte Rechte. 1835 ist er Referendar am Land- u. Stadtgericht Münster. Er verließ nach der Verhaftung des Kölner Erzbischofs (Kölner Wirren) Clemens August von Droste zu Vischering im Jahre 1837, 1838 den Staatsdienst. Er studierte Theologie und empfing am 1. Juni 1844 die heilige Priesterweihe in Münster. 1846 wird er Pfarrer von Hopsten. 1848 ist er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, wo er für die verfassungsmäßige Verankerung der Kirchenfreiheit eintrat und nach Abschluß der entsprechenden Verhandlungen 1849 sein Mandat niederlegte. Den politischen Freiheitsforderungen zugetan, schloss er sich doch dem unter Bischof Melchior Diepenbrock gegründete konservative katholischen Vereinigung (Piusverein) an. Von Frankfurt aus wurde Ketteler durch eine Leichenrede für die beim Aufstand ermordeten Abgeordneten, sein Auftreten auf dem ersten Deutschen Katholikentag in Mainz und seine Adventspredigten zur sozialen Frage im Mainzer Dom einer breiteren Offentlichkeit bekannt. 1849 wurde er zum Propst von St. Hedwig in Berlin und zum fürst-bischöflichen Delegaten für Brandenburg und Pommern.

Bischof

1850 setzte die ultramontane Gruppe unter den Mainzer Domherren durch, dass Pius IX. anstatt des gewählten staatskirchlich orientierten Gießener Prof. Leopold Schmid Ketteler zum Bischof von Mainz bestellte. Die Bischofsweihe empfing er am 27. Juli 1850. Ketteler widmete sich den pastoralen Problemen seines kleinen Sprengels, trat aber noch mehr durch seinen Einsatz für die Interessen des gesamtdeutschen Katholizismus hervor. 1851 holte Ketteler ohne Abstimmung mit der hessen-darmstädtische Regierung die wissenschaftliche Priesterausbildung von der Universität Gießen an das Mainzer Priesterseminar, einigte sich dann aber vertraulich und einvernehmlich mit der Regierung auf andere Bereiche des Staat-Kirche-Verhältnisses. Ketteler nahm mehr als alle anderen deutschen Bischöfe seiner Zeit an der Diskussion wichtiger Fragen teil und wurde dadurch weit über seinen Sprengel hinaus bekannt. Bestrebungen, ihn auf ein größeres Bistum zu transferieren, scheiterten am staatlichen Einspruch. In Fortführung früher Positionen sprach Ketteler sich gegen manchen innerkirchlichen Widerspruch für die Religions- und Gewissensfreiheit aus, wandte sich aber gegen die Nationalliberalen, als diese die kirchlichen Freiheitsrechte wieder beschneiden wollten. Ketteler wurde v. a. durch seine Stellungnahme zur sozialen Frage bekannt (daher "Arbeiter-Bischof"), die er durch die Förderung von Produktionsgenossenschaften glaubte lösen zu können. Dafür warb er in Wort und Schrift, setzte zunächst jedoch noch nicht auf staatliche Sozialpolitik, sondern auf Freiheit für Selbsthilfemaßnahmen und für das caritative Wirken der Kirche. Erst langsam machte er sich mit dem Gedanken des staatlichen Arbeitsschutzes vertraut. Nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg (1866) nahm er als Realpolitiker von groß-deutschen Gedanken Abstand und warb für diesen Kurswechsel auch unter den deutschen Katholiken. Ketteler wandte sich während seines langjährigen Wirkens einerseits gegen die staatliche Kirchenhoheit, auf dem I. Vatikanum aber ebenso entschieden gegen die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit und des päpstlichen Universalepiskopates, da er davon eine Schwächung der bischöflichen Stellung befürchtete. Er gehörte zu jener Minderheit, die das Konzil vor der formellen Schlußabstimmung verließ, um nicht gegen die Vorlage stimmen zu müssen, beugte sich dann aber dem Votum der Mehrheit. Auf den seit 1867 stattfindenden Fuldaer Bischofskonferenzen besaß Ketteler zwar nicht den Vorsitz, war aber, v.a. seit dem Ausbruch des Kulturkampfes, deren geistiger Führer, obwohl Mainz weniger als die preußischen Bistümer vor dem Konflikt betroffen war. Er war führend im Widerstand, zeigte sich seiner eigenen Regierung gegenüber im Detail aber dennoch flexibel. Ketteler wußte seine Anliegen mehr als die anderen deutschen Bischöfe seiner Zeit in der Offentlichkeit zu vertreten und diese dafür zu gewinnen.

Werke

  • E. Iserloh (Hg.): Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, Sämtliche Werke und Briefe, 5 Bände (bis 1995), Mainz 1977ff.
  • Kann ein gläubiger Christ Freimaurer sein?, Mainz 1865.

Weblinks

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