Transsubstantiation

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Die Wesensverwandlung des Brotes in den heiligsten Leib Christi im Heiligen Messopfer
Das Kreuzesopfer

Der Begriff Transsubstantiation (lat.: transsubstantiatio "Wesensverwandlung") bezeichnet in der Sprache der aristotelischen und scholastischen Philosophie den Kern des katholischen Dogmas, demzufolge der Gottmensch Jesus Christus in der Heiligen Messe durch vollständige Verwandlung der Substanz (lat. substantia, griechisch οὐσία ousía "Wesen") des Brotes in seinen Leib und des Weines in sein Blut unter bloßem Verbleiben der sinnlich wahrnehmbaren Akzidentien des Brotes und Weines wahrhaft, wirklich und substantiell (Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie) im Altarssakrament gegenwärtig wird.<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, S. 291 (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref>

Die Wandlung bewirkt also nicht eine "Impanation" (von lat. panis "Brot", "Brotwerdung") Christi, so dass nach der Wandlung eine neue Entität mit der Natur sowohl Christi als auch und des Brotes und des Weines vorhanden wäre, wie der eine Gottmensch Jesus Christus durch die "Inkarnation" (von lat. carno "Fleisch", "Fleischwerdung", "Menschwerdung" Gottes) die göttliche und die menschliche Natur besitzt; auch bewikr sie nicht eine bloße "Kompanation", d. h. eine "moralische" (geistige) Verbindung Christi mit Brot und Wein, mit denen Christus gleichzeitig zugegen wäre. <ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, S. 254, Transsubstantiation (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>

Die Transsubstantiation ist eine einzig dastehende Art der Verwandlung, die weder in der natürlichen noch in der übernatürlichen sonstwo vorkommt. Sie kann nur durch die Allmacht Gottes bewirkt werden und ist, wie überhaupt das Altarssakrament, ein Geheimnis des Glaubens.<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, S. 292.</ref>

Geschichte

Ausdrücklich gelehrt wird die Wesensverwandlung bereits von den Vätern des 4. und 5. Jahrhunderts (Cyrill von Jerusalem, Gregor von Nyssa, Johannes Chrysostomus). Definiert wurde es, wenn auch nicht dem Terminus transsubstantiatio nach, der zuerst im 12. Jahrhundert, in Gebrauch kam, so doch der Sache nach, gegenüber der Irrlehre Berengars, dann durch das 4. Laterankonzil 1215 gegenüber den Albigensern und Waldensern und schließlich gegenüber der Konsubstantiationslehre Martin Luthers durch das Konzil von Trient (sess. 13, can. 2).<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, S. 291-292.</ref> Dieses definierte, dass die Bezeichnung Transsubstantiation zutreffend ist. Zwingli sah in der Gegenwart Christi nur ein Sinnbild und Calvin meinte, Christus sei nur im Glauben der Menschen oder nur der Kraft nach, gegenwärtig.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, S. 254, Transsubstantiation (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>

Der Begriff transsubstantiatio / "Wesensverwandlung"

Ausgehend von der aristotelischen Metaphysik, nach der jedes Seiende eine Substanz (Materie), also ein innerstes Wesen, sowie eine "Form" im Sinne vielerlei Akzidenzien, also Eigenschaften wie Zeit, Ort, Zusammensetzung, etc. hat, verändert sich während der Eucharistie (durch die Wandlungsworte des Einsetzungsberichts) die Substanz des Brotes und Weines in Leib und Blut Jesu Christi, während die Akzidenzien gleich bleiben. Daher ist Christus selbst in dem, was wie Brot und Wein aussieht, solange diese Gestalten erhalten bleiben "als Lebendiger und Verherrlichter wirklich, tatsächlich und substanziell gegenwärtig mit seinem Leib, seinem Blut, seiner Seele und seiner göttlichen Natur", jedoch unsichtbar und verborgen.<ref>KKK 1413; vgl. 1377</ref>

Thomas von Aquin legte großen Wert darauf, Substanz und Akzidenzien (= Hinzukommendes) als real verschieden und damit gedanklich voneinander trennbar anzusehen. Daraus wurde die Folgerung gezogen, dass, wenn die Substanz bleibe und alle Akzidenzien verändert werden könnten, es auch möglich sein müsse, die Substanz auszuwechseln, während die Akzidenzien blieben. Die Scholastik leitete daraus die Möglichkeit einer "Transsubstantiation" ab.

Der Begriff "Transsubstantiation" auf dem Hintergrund der aristotelischen Metaphysik fand in die mittelalterliche Theologie Eingang. So sprach man beim Konzil von Trient von einer Verwandlung der gesamten Substanz des Brotes und des Weines (totius substantiae panis et totius substantiae vini). Hier bilden die Akzidenzien den naturgegebenen Inhäsionsgrund für die verwandelte Substanz. Der Aussagekern ist nichts anderes als die Realpräsenz Christi in seiner Gabe.

Versuche, das Dogma neu auszusagen

Transsignifikation, Transfinalisation

Der heutige deutsche Begriff "Substanz" bedeutet umgangssprachlich und in vielen Fachsprachen etwas anderes als das im scholastischen substantia Gemeinte, so dass die unkommentierte Wiedergabe von substantia mit "Substanz" missverständlich ist. In der Zeit vor und nach dem II. Vatikanischen Konzil gab es in der Theologie den Versuch, ein besseres Verständnis des Geheimnisses der Realpräsenz mit Rücksicht solche Veränderungen im Sprachgebrauch und im philosophischen Bedeutungsrahmen herbeizuführen. Im modernen Personalismus wurde überdies die an der Dinglichkeit des Seienden orientierte klassische Substanzmetaphysik kritisiert. Um das Glaubensgeheimnis der Realpräsenz in diesem neuen Wirklichkeitsverständnis zu verdeutlichen, wurde u.a. von den Theologen Schillebeeckx, Powers und Schoonenberg das Konzept der "Transsignifikation" und "Transfinalisation" entwickelt.

Die Änderung am Seinsbestand der eucharistischen Gaben von Brot und Wein in Leib und Blut Christi ist auf dem Hintergrund der arististotelisch-scholastischen Philosphie nicht physisch-sensualistisch, sondern "ontologisch" gemeint. Allein die menschliche Erkenntnis hat Zugang zu dem geänderten "Sein" von Brot und Wein, wenngleich der Mensch diese Veränderung nicht selbstständig hervorbringen kann. Wenn daher die Aussagen von der Transfinalisation und Transsignifikation innerhalb einer umfassenden Theorie des "Realsymbols" entwickelt werden, können sie sowohl dem von Gott herbeigeführten Seinswandel als auch den nur im Glauben zugänglichen Sinn-Wandel verständlich machen. Indem Gott die Zeichen von Brot und Wein zu wirklichkeitserfüllten Medien der Gegenwart von Christi Leiblichkeit macht, werden sie zu "Realsymbolen", die die Gegenwart Christi als des erhöhten Herrn, seiner verklärten Menschheit und Gottheit nach, anzeigen und wirklich vermitteln. Der Träger des Seins der Zeichengestalten ist Gott selber, der seine einzigartige Präsenz im menschgewordenen ewigen WORT auf einzigartige Weise in sakramentaler Vermittlung vergegenwärtigt und kommunizierbar macht.

Päpstliche Einordnung der Kritik

In seiner Enzyklika „Mysterium fidei“ vom 3. September 1965<ref>Rundschreiben „Das Geheimnis des Glaubens" vom 3. September 1965 über die Lehre und den Kult der heiligen Eucharistie</ref> nahm Papst Paul VI. zu einigen wichtigen Fragen der Eucharistie Stellung. Diese Enzyklika betont die bleibende Gültigkeit der traditionellen Terminologie der „Transsubstantiation“ (= Wesensverwandlung der Gaben). Begriffe wie "Transsignifikation" und "Transfinalisation" könnten zwar das Glaubensgeheimnis der Eucharistie ergänzend erklären; die in der heiligen Messe geschehende Wesensveränderung der ganzen "Substanz" des Brotes in den Leib und der ganzen "Substanz" des Weines in das Blut Christi darf aber nicht unter Verzicht auf den traditionellen Begriff auf diese beiden Begriffe beschränkt werden. Diese Maßgabe bekräftigte der Konzilspapst abermals im Credo des Gottesvolkes von 1968.

Weitere zeitgenössische Versuche

Es gibt zeitgenössische Versuche, das Geheimnis der Wesensverwandlung anders auszusagen. Es wird gefragt, wie weit Brot und Wein Erstmaterie sind, und man kommt dann zu der Auffassung: Sie sind Resultate aus dem Zusammenspiel von Atomen, Molekülen und Kräften. Noch in den 1920er-Jahren versuchte man die Transsubstantiation mit physikalischen Modellen zu vergleichen. In unseren Tagen möchten Existenzialismus und ganz sicher ein Personalismus die eucharistische Wandlung in einer Perspektive sehen, in der der personale, göttliche Gott erfahrbar wird, der erhöhte Herr, der sich den Seinen gibt, um mit ihnen eins zu sein.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

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