Transsubstantiation

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Die Wesensverwandlung des Brotes in den heiligsten Leib Christi im Heiligen Messopfer
Die sichtbare Wesensverwandlung von Lanciano
Das Kreuzesopfer

Der Begriff Transsubstantion bezeichnet in der Theologie begrifflich die Wirkung des Sakramentes der Eucharistie, zu deutsch: Wesensverwandlung.

Ausgehend von der aristotelischen Metaphysik, nach der jedes Seiende eine Substanz (Materie), also ein innerstes Wesen, sowie eine "Form" im Sinne vielerlei Akzidenzien, also Eigenschaften wie Zeit, Ort, Zusammensetzung, etc. hat, verändert sich während der Eucharistie (durch die Wandlungsworte des Einsetzungsberichts) die Substanz des Brotes und Weines in Leib und Blut Jesu Christi, während die Akzidenzien gleich bleiben. Daher ist Jesus Christus in dem, was wie Brot und Wein aussieht, wirklich, jedoch unsichtbar und verborgen präsent, solange die Gestalten erhalten bleiben.

Thomas von Aquin legte großen Wert darauf, Substanz und Akzidenzien (= Hinzukommendes) als real verschieden und damit gedanklich voneinander trennbar anzusehen. Daraus wurde die Folgerung gezogen, dass, wenn die Substanz bleibe und alle Akzidenzien verändert werden könnten, es auch möglich sein müsse, die Substanz auszuwechseln, während die Akzidenzien blieben. Die Scholastik leitete daraus die Möglichkeit einer "Transsubstantiation" ab.

Der Begriff "Transsubstantiation" auf dem Hintergrund der aristotelischen Metaphysik fand in die mittelalterliche Theologie Eingang. So sprach man beim Trienter Konzil von einer Verwandlung der gesamten Substanz des Brotes und des Weines (totius substantiae panis et totius substantiae vini). Hier bilden die Akzidenzien den naturgegebenen Inhäsionsgrund für die verwandelte Substanz. Der Aussagekern ist nichts anderes als die Realpräsenz Christi in seiner Gabe.

In der Zeit vor und nach dem II. Vatikanischen Konzil gab es in der Theologie eine breite Diskussion, die ein besseres Verständnis der Realpräsenz vorbereiten wollte. Im modernen Personalismus wurde überdies die an der Dinglichkeit des Seienden orientierte klassische Substanzmetaphysik kritisiert. Um das Glaubensgeheimnis der Realpräsenz in diesem neuen Wirklichkeitsverständnis zu verdeutlichen, wurde u.a. von den Theologen Schillebeeckx, Powers und Schoonenberg die Konzeption der Transsignifikation und Transfinalisation entwickelt.

Doch was ist jetzt „Transsignifikation“ und „Transfinalisation“?

Die Änderung am Seinsbestand der eucharistischen Gaben von Brot und Wein in Leib und Blut Christi ist nicht physisch-sensualistisch, sondern ontologisch (= Ontologie, Lehre vom Sein) gemeint. Allein die menschliche Erkenntnis hat Zugang zu dem geänderten Sein von Brot und Wein, wenngleich der Mensch diese Veränderung nicht selbstständig hervorbringen kann. Wenn daher die Aussagen von der Transfinalisation und Transsignifikation innerhalb einer umfassenden Theorie des Realsymbols entwickelt werden, können sie sowohl dem von Gott herbeigeführten Seinswandel als auch den nur im Glauben zugänglichen Sinn-Wandel verständlich machen. Indem Gott die Zeichen von Brot und Wein zu wirklichkeitserfüllten Medien der Gegenwart von Christi Leiblichkeit macht, werden sie zu Realsymbolen, die die Gegenwart Christi als des erhöhten Herrn, seiner verklärten Menschheit und Gottheit nach, anzeigen und wirklich vermitteln. Der Träger des Seins der Zeichengestalten ist Gott selber, der seine einzigartige Präsenz im menschgewordenen ewigen WORT auf einzigartige Weise in sakramentaler Vermittlung vergegenwärtigt und kommunizierbar macht.

In seiner Enzyklika „Mysterium Fidei“ vom 3. September 1965 nahm Papst Paul VI. zu einigen wichtigen Fragen der Eucharistie daher Stellung. Diese Enzyklika betont die bleibende Gültigkeit der traditionellen Terminologie der „Transsubstantiation“ (= Wesensverwandlung der Gaben). Begriffe wie Transsignifikation und Transfinalisation könnten zwar das Glaubensgeheimnis der Eucharistie ergänzend erklären; die in der heiligen Messe geschehende Wesensveränderung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib und der ganzen Substanz des Weines in das Blut Christi darf aber nicht unter Verzicht auf den traditionellen Begriff auf diese beiden Begriffe beschränkt werden. Diese Maßgabe bekräftigte der Konzilspapst abermals im Credo des Gottesvolkes von 1968.

Es gibt moderne Versuche, das Geheimnis der Wesensverwandlung anders auszusagen. Es wird gefragt, wie weit Brot und Wein Erstmaterie sind, und man kommt dann zu der Auffassung: Sie sind Resultate aus dem Zusammenspiel von Atomen, Molekülen und Kräften. Noch in den 1920er-Jahren versuchte man die Transsubstantiation mit physikalischen Modellen zu vergleichen. In unseren Tagen möchten Existenzialismus und ganz sicher ein Personalismus die eucharistische Wandlung in einer Perspektive sehen, in der der personale, göttliche Gott erfahrbar wird, der erhöhte Herr, der sich den Seinen gibt, um mit ihnen eins zu sein.

Wie weit aber ist hier das Eigentliche zu fassen, wie weit kommt es in den Blick? Mit den Begriffen „Transsignifikation“ und „Transfinalisation“ versuchen wiederum heute einige Denker weiterzukommen. Die Aussage lautet dann: „Das Wort Gottes weist der Substanz eine neue Realität zu“. Aber ist das schon alles? Wird nicht auch vom Opfergedanken gesprochen?

Von der Philosophie aus lässt sich dem Entwurf, den die Enzyklika Papst Paul VI. „Mysterium fidei“ („Das Geheimnis des Glaubens" vom 03.09.1965; Rundschreiben „Über die Lehre und den Kult der heiligen Eucharistie“) nur zustimmen. Es geht letztlich um die Frage, wie weit die Lehre der Kirche in den Kategorien der heutigen Philosophie ausgedrückt werden kann und darf. Dies bleibt weiter Aufgabe von Theologie und Lehramt.

Literatur

  • Helmut Honig: Kreuz und Altar. Die Gegenwart des Opfers Christi in der Eucharistie, Dominus Verlag Augsburg 2010 (40 Seiten; 
ISBN 978-3-940879-10-3).

Siehe auch: Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie
Siehe auch: Wesen, Substanz
Siehe auch: Konzil von Trient

Weblinks