Teilhard de Chardin

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Marie-Joseph Pierre Teilhard de Chardin (* 1. Mai 1881 im Schloss Sarcenat bei Clermont-Ferrand; † 10. April 1955 in New York City) war ein frz. Jesuit, Theologe, Philosoph, Anthropologe, Geologe und Paläontologe.

Leben

Teilhard de Chardin (Familienname) wurde 1899 Jesuit; er wandte sich den Naturwissenschaften zu; u.a. lernte das 1905 erschienene Werk L'évolution créatrice von Henri Bergson kennen, das auf ihn tiefen Einfluss ausübte. Er wurde am 24. August 1911 zum Priester geweiht. Daran schloss sich ein paläontologisches Studium in Paris an. Der Erste Weltkrieg, in dem er als Sanitäter unter anderem an der Schlacht um Verdun teilnahm, unterbrach seinen wissenschaftlichen Werdegang und hinterließ tiefe biographische Spuren.

Wegen seiner unorthodoxen theologischen Auffassungen geriet er in Konflikt mit der Glaubenskongregation. Seinen Lehrstuhl am Institut catholique hatte er schon 1926 verloren, und er verbrachte die folgenden zwanzig Jahre, forschend, größtenteils in China.

Die Veröffentlichung seines 1940 fertig gestellten Hauptwerkes Le Phénomène Humain sollte er nicht mehr erleben. Er sollte nach dem Willen des Ordens überhaupt keine theologischen und philosophischen Werke mehr veröffentlichen. Trotzdem wurde er 1950 zum Mitglied der französischen Académie des sciences ernannt. Im Jahr 1951 wurde er – infolge der Enzyklika Humani generis aus Frankreich "verbannt". Auch diesmal gehorchte er der Ordensdisziplin. Seine letzten Jahre verbrachte er als Research Associate im amerikanischen Bundesstaat New York. Als er am Ostersonntag 1955 starb, folgten hernach bei der Beerdigung wenige dem Sarg.

Erst nach seinem Tod konnten seine Bücher gedruckt werden, sie erreichten in kurzer Zeit Millionenauflagen, nachdem schon seine Vorträge und unter der Hand vervielfältigten Manuskripte auf größtes Interesse gestoßen waren. Sein weltgeschichtlicher Optimismus riss viele mit, wobei dieser umso erstaunlicher schien, weil er auch durch das Erlebnis zweier furchtbarer Weltkriege nicht gelitten hatte. Möglicherweise war Teilhard gerade wegen dieser Ablenkung in die Zukunft in den 1960er Jahren so populär.


Denken

Die damalige Bedeutung von Teilhard de Chardins liegt in seinem mutmaßlich gescheiterten Versuch, den christlichen Glauben mit der damals in breiteren Volkskreisen "neuen" evolutionären Sicht von Kosmos und Leben zusammenzudenken. Zitat: "Auf welche Weise eint er [Gott] sie? Indem er [...] die Führung und den Plan dessen übernimmt, was wir heute Evolution nennen. Als Prinzip universeller Lebenskraft hat Christus, indem er als Mensch unter Menschen erstanden ist, seine Stellung eingenommen, und er ist seit je dabei, den allgemeinen Aufstieg des Bewusstseins, in den er sich hineingestellt hat, unter sich zu beugen, zu reinigen, zu leiten, und aufs höchste zu beseelen." <ref>Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos, 1959, Seite 305</ref>

Teilhards "visionäre Schau" ist geprägt von großer naturwissenschaftlicher Kenntnis und zugleich von tiefer Frömmigkeit, vor allem von der Herz-Jesu-Spiritualität. Seine Überlegungen zur Evolution des Menschen, insbesondere hinsichtlich dessen geistiger und spiritueller Aspekte, werden u.a. mit denen des indischen Philosophen Aurobindo verglichen, der den gegenwärtig lebenden Menschen als Übergangswesen zu einer höheren Entwicklungsstufe ansieht. Das Hl. Offizium warnte noch unter Johannes XXIII. vor den Werken Teilhards. Auch die Enzyklika Fides et ratio von 1998 muss als implizite Ablehnung wesentlicher teilhard'schr Prämissen gelten.

Monographien

Die Hauptwerke:

  • Der Mensch im Kosmos, Beck, München 1959 (Le Phénomène Humain, 1955), neu: ISBN 978-3-406-45541-4
  • Die Entstehung des Menschen, Beck, München 1961 (La Place de l'Homme dans la Nature, 1956), neu: ISBN 978-3-406-54742-3
  • Der göttliche Bereich. Ein Entwurf des inneren Lebens, Walter, Olten 1962 (Le Milieu Divin, 1957)