Fiducia supplicans: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Februar 2024, 07:15 Uhr

Erklärung
Fiducia supplicans

Dikasterium für die Glaubenslehre
von Papst
Franziskus
über die pastorale Sinngebung von Segnungen
18. Dezember 2023 (Veröffentlichung)

(Quelle: www.vaticannews.va)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Präsentation

Diese Erklärung berücksichtigt verschiedene Anfragen, die sowohl in den vergangenen Jahren als auch in jüngster Zeit an das Dikasterium herangetragen wurden. Für ihre Ausarbeitung wurden, wie üblich, Experten konsultiert, ein sorgsamer Redaktionsprozess durchgeführt und der Entwurf auf dem Kongress der doktrinären Sektion des Dikasteriums diskutiert. Während der Ausarbeitung des Dokuments fehlte nicht der Austausch mit dem Heiligen Vater. Die Erklärung wurde schlussendlich dem Heiligen Vater vorgelegt, der dieser mit seiner Unterschrift die Approbation gewährt hat.

Im Laufe der Untersuchung des Behandlungsgegenstandes dieses vorliegenden Dokuments wurde die Antwort des Heiligen Vaters auf die Dubia einiger Kardinäle bekannt, die wichtige Klarstellungen für die hier vorgelegten Überlegungen dargeboten hat und die zugleich ein entscheidender Faktor für die Arbeit des Dikasteriums darstellt. Da „die Römische Kurie in erster Linie ein Instrument des Dienstes am Nachfolger Petri ist“ (Apost. Konst. Praedicate Evangelium, II, 1), muss unsere Arbeit neben dem Verständnis der beständigen Lehre der Kirche die Rezeption der Lehre des Heiligen Vaters fördern.

Wie in der bereits erwähnten Antwort des Heiligen Vaters auf die Dubia zweier Kardinäle bleibt diese Erklärung fest bei der überlieferten Lehre der Kirche über die Ehe stehen und lässt keine Art von liturgischem Ritus oder diesem ähnliche Segnungen zu, die Verwirrung stiften könnten. Der Wert dieses Dokuments besteht jedoch darin, einen spezifischen und innovativen Beitrag zur pastoralen Bedeutung von Segnungen zu bieten, der es in enger Verbindung mit einer liturgischen Perspektive ermöglicht, das klassische Verständnis von Segnungen zu erweitern und zu bereichern. Diese theologische Reflexion, die sich auf die pastorale Vision von Papst Franziskus stützt, beinhaltet eine wirkliche Weiterentwicklung über das hinaus, was vom Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über die Segnungen gesagt wurde. Dies erklärt, warum der Text die Form einer „Erklärung“ angenommen hat.

Und gerade in diesem Zusammenhang wird es verständlich, Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare segnen zu können, ohne deren Status offiziell zu konvalidieren oder die beständige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu verändern. Diese Erklärung soll auch ein Geschenk an das gläubige Volk Gottes sein, das den Herrn mit so vielen Gesten des tiefen Vertrauens in seine Barmherzigkeit anbetet und mit dieser Haltung immer wieder die Mutter Kirche um den Segen bittet.

Einführung

1. Das flehende Vertrauen des gläubigen Gottesvolkes empfängt das Geschenk des Segens, der aus dem Herzen Christi durch seine Kirche fließt. Papst Franziskus erinnert uns mit Nachdruck daran: „Gottes großer Segen ist Jesus Christus, er ist das große Geschenk Gottes, sein Sohn. Er ist ein Segen für die ganze Menschheit, er ist ein Segen, der uns alle gerettet hat. Er ist das ewige Wort, mit dem uns der Vater gesegnet hat, ‚als wir noch Sünder waren‘ (Röm 5,8), so sagt der heilige Paulus: ‚Das Wort, das Fleisch geworden ist und für uns am Kreuz geopfert wurde‘“ .

2. Gestützt auf diese große und tröstliche Wahrheit hat dieses Dikasterium mehrere formelle und informelle Fragen über die Möglichkeit der Segnung gleichge-schlechtlicher Paare sowie die Möglichkeit geprüft, angesichts der väterlichen und pastoralen Haltung von Papst Franziskus neue Klarstellungen zum Responsum ad dubium vorzunehmen, das von der vormaligen Glaubenskongregation formuliert und am 22. Februar 2021 veröffentlicht worden ist.

3. Das oben erwähnte Responsum hat zahlreiche und unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Einige haben die Klarheit dieses Dokuments und seine Übereinstimmung mit der beständigen Lehre der Kirche gelobt; andere waren damit nicht einverstanden oder hielten es in seiner Formulierung und den in der begleitenden Erläuterung angeführten Gründen nicht für klar genug. Um letzteren in brüderlicher Liebe zu begegnen, scheint es angebracht, das Thema erneut aufzugreifen und einen Einblick darzulegen, der lehrmäßige Aspekte mit pastoralen Aspekten kohärent verbindet, denn „jede Unterweisung in der Lehre muss in einer Haltung der Evangelisierung geschehen, die durch die Nähe, die Liebe und das Zeugnis die Zustimmung des Herzens weckt“ .

I. Der Segen in Verbindung mit dem Sakrament der Ehe

4. Die jüngste Antwort von Papst Franziskus auf die zweite der fünf Fragen, die von zwei Kardinälen gestellt wurden, bietet die Gelegenheit, diese Frage, insbesondere ihre pastoralen Aspekte, näher zu beleuchten. Es geht darum zu vermeiden, „dass etwas, was nicht der Fall ist, als Ehe anerkannt wird“ . Daher sind Riten und Gebete, die Verwirrung stiften könnten zwischen dem, was für die Ehe konstitutiv ist, nämlich die „ausschließliche, dauerhafte und unauflösliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die von Natur aus offen ist für die Zeugung von Kindern“ , und dem, was dem widerspricht, unzulässig. Diese Überzeugung gründet sich auf die beständige katholische Lehre von der Ehe. Nur in diesem Zusammenhang finden die sexuellen Beziehungen ihren natürlichen, angemessenen und vollständig menschlichen Sinn. Die Lehre der Kirche hält an diesem Punkt unverändert fest.

5. Dies entspricht dem Verständnis der Ehe, das das Evangelium vorlegt. Deshalb hat die Kirche das Recht und die Pflicht, in Bezug auf Segnungen jede Art von Formen zu vermeiden, die dieser Überzeugung widersprechen oder zu Verwirrung führen könnten. Dies ist auch der Sinn des Responsums der vormaligen Glaubens-kongregation, in dem es heißt, dass die Kirche nicht befugt ist, gleichgeschlecht-lichen Verbindungen den Segen zu erteilen.

6. Es gilt zu betonen, dass es sich gerade bei der Feier des Ehesakraments nicht um irgendeinen Segen handelt, sondern um einen dem geweihten Amtsträger vorbehalten Gestus handelt. In diesem Fall ist der Segen des geweihten Amtsträgers unmittelbar mit der besonderen Verbindung eines Mannes und einer Frau verbunden, die durch ihren gegenseitig erklärten Ehewillen einen ausschließlichen und unauflöslichen Bund schließen. Auf diese Weise lässt sich die Gefahr einer Verwechslung zwischen dem Segen für eine beliebige andere Verbindung und dem dem Ehesakrament eigenen Ritus besser verdeutlichen.

II. Die Bedeutung der verschiedenen Segnungen

7. Die oben erwähnte Antwort des Heiligen Vaters lädt uns hingegen ein, uns zu bemühen, die Bedeutung der Segnungen weiter zu fassen und zu bereichern.

8. Die Segnungen können als eines der am weitesten verbreiteten und sich ständig weiterentwickelnden Sakramentalien betrachtet werden. Sie laden nämlich dazu ein, die Gegenwart Gottes in allen Ereignissen des Lebens zu erfassen, und erinnern daran, dass der Mensch auch im Gebrauch der geschaffenen Dinge aufgefordert ist, Gott zu suchen, ihn zu lieben und ihm treu zu dienen . Aus diesem Grund richten sich Segnungen an Menschen, Gegenstände für Gottesdienst und Andacht, sakrale Bilder, Orte des täglichen Lebens, der Arbeit und des Leidens, die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit sowie an alle geschaffenen Wirklichkeiten, die auf den Schöpfer verweisen und ihn mit ihrer Schönheit loben und preisen.

Die liturgische Bedeutung der Segnungen

9. In streng liturgischer Sicht erfordert die Segnung, dass das, was gesegnet wird, dem Willen Gottes entspricht, wie dies in der Lehre der Kirche zum Ausdruck kommt.

10. Segnungen werden in der Tat kraft des Glaubens gefeiert und sind hingeordnet auf das Lob Gottes und den geistlichen Nutzen seines Volkes. Wie das Rituale Romanum erklärt, „damit dies deutlicher zum Ausdruck kommt, haben gemäß alter Tradition die Segensformeln als Bestimmung, Gott für seine Gaben zu preisen, seine Wohltaten zu erbitten und die Macht des Bösen in der Welt zu besiegen“ . Diejenigen, die durch die Kirche den Segen Gottes erflehen, sind daher eingeladen, „ihre Gesinnung durch den Glauben zu stärken, durch den alles möglich ist“ und auf „die Liebe zu vertrauen, die zur Einhaltung der Gebote Gottes antreibt“ . Deshalb besteht einerseits „immer und überall die Möglichkeit, Gott durch Christus im Heiligen Geist zu loben, anzurufen und ihm zu danken“, andererseits gilt es darauf zu achten, „dass es sich nicht um Dinge, Orte oder Zufälligkeiten handelt, die dem Gesetz oder dem Geist des Evangeliums widersprechen“ . Dies ist ein liturgisches Verständnis von Segnungen, insoweit sie zu offiziellen von der Kirche vorgelegten Feiern werden.

11. Ausgehend von diesen Überlegungen erinnert die Nota explicativa zum oben genannten Responsum der vormaligen Glaubenskongregation daran, dass, wenn bestimmte menschliche Beziehungen durch einen besonderen liturgischen Ritus gesegnet werden, das, was gesegnet wird, den in die Schöpfung eingeschriebenen und von Christus, dem Herrn, vollständig geoffenbarten Plänen Gottes entsprechen muss. Da die Kirche seit jeher nur solche sexuellen Beziehungen als sittlich erlaubt ansieht, die innerhalb der Ehe gelebt werden, ist sie nicht befugt, ihren liturgischen Segen zu erteilen, wenn dieser in irgendeiner Weise einer Verbindung, die sich als Ehe oder außereheliche sexuelle Praxis ausgibt, eine Form der sittlichen Legitimität verleihen könnte. Der Inhalt dieser Erklärung wurde vom Heiligen Vater in seiner Antwort auf die Dubia von zwei Kardinälen bekräftigt.

12. Wir müssen zugleich die Gefahr vermeiden, die Bedeutung des Segens allein auf diesen Gesichtspunkt zu reduzieren, denn das würde dazu führen zu beanspruchen, für einen einfachen Segen dieselben moralischen Bedingungen zu verlangen, wie sie für den Empfang der Sakramente gefordert werden. Dieses Risiko verlangt ein Ausweiten dieser Perspektive. Es besteht nämlich die Gefahr, dass eine so geliebte und weit verbreitete seelsorgerliche Geste allzu vielen Voraussetzungen moralischer Art unterworfen wird, die unter dem Vorwand von Kontrolle die bedingungslose Kraft der Liebe Gottes in den Schatten stellen könnten, auf der jedoch die Geste des Segens beruht.

13. Gerade in dieser Hinsicht fordert Papst Franziskus uns auf, „die pastorale Fürsorge nicht zu vernachlässigen, die alle unsere Entscheidungen und Haltungen durchdringen muss“ und zu vermeiden, „Richter zu sein, die nur verneinen, ablehnen und ausgrenzen“ . Antworten wir also auf seinen Vorschlag, indem wir ein umfassenderes Verständnis der Segnungen entwickeln.

Segnungen in der Heiligen Schrift

14. Um über die Segnungen nachzudenken und verschiedene Gesichtspunkte zu sammeln, müssen wir uns vor allem von der Stimme der Heiligen Schrift erleuchten lassen.

15. „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Nm 6,24-26). Dieser „priesterliche Segen“, den wir im Alten Testament, insbesondere im Buch Numeri, finden, hat einen „absteigenden“ Charakter, denn er stellt die Anrufung des Segens dar, der von Gott auf den Menschen herabkommt: Er ist einer der ältesten Texte über den göttlichen Segen. Dann gibt es noch eine zweite Art von Segen, die wir in der Bibel finden, nämlich den, der von der Erde zum Himmel, zu Gott „aufsteigt“. Segnen ist demnach gleichbedeutend, mit Gott zu loben, zu feiern, ihm zu danken für seine Barmherzigkeit und Treue, für die Wunder, die er geschaffen hat, und für alles, was durch seinen Willen geschehen ist: „Preise den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen“ (Ps 103,1).

16. Gott, der segnet, ihm antworten auch wir mit einem Segnen. Melchisedek, der König von Salem, segnete Abraham (vgl. Gen 14,19); Rebekka wird von ihren Familienangehörigen gesegnet, kurz bevor sie die Frau Isaaks wird (vgl. Gen 24,60), der seinerseits seinen Sohn Jakob segnete (vgl. Gen 27,27). Jakob segnete den Pharao (vgl. Gen 47,10), seine Enkel Efraim und Manasse (vgl. Gen 48,20) und alle seine zwölf Söhne (vgl. Gen 49,28). Mose und Aaron segneten die Gemeinde (vgl. Ex 39,43; Lev 9,22). Die Familienoberhäupter segnen ihre Kinder bei der Hochzeit, vor einer Reise oder bei einem bevorstehenden Todesfall. Diese Segnungen erscheinen somit als ein überreiches und bedingungsloses Geschenk.

17. Der Segen im Neuen Testament hat im Wesentlichen die gleiche Bedeutung wie im Alten Testament. Wir finden wieder die göttliche Gabe, die „herabsteigt“, die Danksagung des Menschen, die „aufsteigt“, und den Segen, der vom Menschen ausgeht und sich auf seine Mitmenschen „erstreckt“. Zacharias, der seine Sprache wiedererlangt hat, preist den Herrn für seine wunderbaren Taten (vgl. Lk 1,64). Der alte Simeon, der den neugeborenen Jesus in seinen Armen hält, segnet Gott dafür, dass er ihm die Gnade gewährt hat, den rettenden Messias zu betrachten, und segnet dann seine Eltern Maria und Josef (vgl. Lk 2,34). Jesus segnet den Vater in dem berühmten, an ihn gerichteten Lob- und Jubelgesang: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde“ (Mt 11,25).

18. In Kontinuität mit dem Alten Testament ist der Segen bei Jesus nicht nur aufsteigend und bezieht sich auf den Vater, sondern auch absteigend und wird als Geste der Gnade, des Schutzes und der Güte auf andere ausgegossen. Jesus selbst hat diese Praxis umgesetzt und gefördert. Er segnete zum Beispiel die Kinder: „Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie“ (Mk 10,16). Und das irdische Leben Jesu endet genau mit einem letzten Segen, der den Elf vorbehalten ist, kurz bevor er zum Vater aufsteigt: „Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und es geschah, während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben“ (Lk 24,50-51). Das letzte Bild Jesu auf Erden sind seine erhobenen Hände beim Segnen.

19. In seinem Mysterium der Liebe teilt Gott seiner Kirche durch Christus die Segensvollmacht mit. Der Segen, den Gott den Menschen gewährt und der von ihnen an ihre Nächsten weitergegeben wird, verwandelt sich in Integration, Solidarität und Stiftung von Frieden. Er ist eine positive Botschaft des Trostes, der Fürsorge und der Ermutigung. Der Segen drückt die barmherzige Umarmung Gottes und das Muttersein der Kirche aus, die die Gläubigen einlädt, ihren Brüdern und Schwestern gegenüber die gleichen Herzenshaltung wie Gott zu haben.

Ein pastoraltheologisches Verständnis von Segnungen

20. Wer um den Segen bittet, zeigt, dass er der heilbringenden Gegenwart Gottes in seiner Geschichte bedarf, und wer die Kirche um den Segen bittet, erkennt die Kirche als ein Sakrament jenes Heils, das Gott darbietet. Das Verlangen nach einem Segen seitens der Kirche bedeutet anzuerkennen, dass das kirchliche Leben dem Schoß der Barmherzigkeit Gottes entspringt und uns hilft, vorwärts zu gehen, besser zu leben, und um dem Willen des Herrn zu entsprechen.

21. Um uns zu helfen, den Wert eines eher pastoralen Ansatzes im Umgang mit dem Segnungen zu verstehen, hat Papst Franziskus uns aufgefordert, mit einer Haltung des Glaubens und väterlicher Barmherzigkeit die Tatsache zu betrachten, dass „wenn um einen Segen gebeten wird, drückt man eine Bitte um Gottes Hilfe aus, eine Bitte, besser leben zu können, das Vertrauen auf einen Vater, der uns helfen kann, besser zu leben“ . Diese Bitte sollte in jeder Hinsicht wertgeschätzt, begleitet und mit Dankbarkeit aufgenommen werden. Menschen, die spontan kommend um einen Segen zu bitten, zeigen mit dieser Bitte ihre aufrichtige Offenheit für die Transzendenz, das Vertrauen ihres Herzens, dass sie nicht nur auf ihre eigene Kraft vertrauen, ihr Bedürfnis nach Gott und ihren Wunsch, aus den engen Grenzen dieser in ihren Beschränkungen eingeschlossenen Welt auszubrechen.

22. Wie uns die heilige Therese vom Kinde Jesu lehrt, „allein das Vertrauen, ‚nichts anderes‘, kein anderer Weg führt zu jener Liebe, die alles schenkt. Mit dem Vertrauen fließt die Quelle der Gnade in unserem Leben über [...]. Die angemessenste Haltung ist daher, das Vertrauen unseres Herzens außerhalb von uns selbst zu verankern: in der unendlichen Barmherzigkeit eines Gottes, der grenzenlos liebt [...]. Die Sünde der Welt ist unermesslich, aber nicht unendlich. Die barmherzige Liebe des Erlösers hingegen ist wahrhaft unendlich“.

23. Werden diese Ausdrucksformen des Glaubens außerhalb eines liturgischen Rahmens betrachtet, findet man sich in einem Bereich größerer Spontaneität und Freiheit wieder, aber „die Wahlfreiheit im Bereich der Andachtsübungen darf jedoch nicht so verstanden werden, als ob sie gering geschätzt oder gar weniger geachtet werden sollten. Der richtige Weg ist jener, der dazu führt, die großen Schätze der Volksfrömmigkeit richtig und weise zu erschließen und die in ihnen ruhenden Kräfte zu entfachen“ . Die Segen werden so zu einer pastoralen Ressource, die es zu nutzen gilt, und nicht zu einem Risiko oder Problem.

24. Aus der Sicht der Volksseelsorge sind Segnungen als Akte der Frömmigkeit zu bewerten, die ihren Platz „außerhalb der Eucharistie und außerhalb der anderen Sakramente ihren Ort haben[...]. Sprache, Rhythmus, Verlauf und theologische Akzente volksfrommer Übungen unterscheiden sich von jenen liturgischer Handlungen“. Aus demselben Grund „soll vermieden werden, Feierformen der ‚liturgischen Feier‘ in Andachtsübungen hineinzutragen, die ihren eigenen Stil, ihre Schlichtheit und ihre eigene Sprache bewahren sollen “ .

25. Die Kirche muss sich im Übrigen davor hüten, ihre pastorale Praxis auf die Festigkeit „vermeintlicher doktrineller oder disziplinarischer Sicherheit“ zu stützen, vor allem wenn das „Anlass gibt zu einem narzisstischen und autoritären Elitebewusstsein, wo man, anstatt die anderen zu evangelisieren, die anderen analysiert und bewertet, und anstatt den Zugang zur Gnade zu erleichtern, die Energien im Kontrollieren verbraucht“ . Wenn also Menschen einen Segen erbitten, sollte eine umfassende moralische Analyse keine Vorbedingung für die Erteilung des Segens sein. Und auch darf von ihnen keine vorherige moralische Vollkommenheit verlangt werden.

26. In dieser Hinsicht trägt die Antwort des Heiligen Vaters dazu bei, die von der vormaligen Kongregation für die Glaubenslehre im Jahr 2021 formulierte Erklärung aus pastoraler Sicht zu vertiefen, da sie tatsächlich auffordert zu einer Unterscheidung bezüglich der Möglichkeit von Segnungsformen, „die von einer oder mehreren Personen erbeten werden und die nicht eine falsche Vorstellung von der Ehe vermitteln“ , und die auch der Tatsache Rechnung tragen, dass in Situationen, die aus objektiver Sicht moralisch inakzeptabel sind, „dieselbe pastorale Fürsorge von uns verlangt, andere Menschen, deren Schuld oder Verantwortung durch verschiedene Faktoren, die die subjektive Schuldfähigkeit beeinflussen, gemildert werden kann, nicht einfach als ‚Sünder‘ zu behandeln“ .

27. In der eingangs zitierten Katechese hat Papst Franziskus diese Art von Segen vorgeschlagen, der allen gespendet werden kann, ohne etwas zu verlangen. Es lohnt sich, mit offenem Herzen diese Worte zu lesen, die uns helfen, die pastorale Bedeutung des bedingungslos angebotenen Segens zu verstehen: „Es ist Gott, der segnet. Auf den ersten Seiten der Bibel finden wir eine ständige Abfolge von Segen. Gott segnet, aber auch die Menschen bringen ihren Lobpreis zum Ausdruck, und bald erkennt man, dass der Segen eine besondere Kraft besitzt, die den, der ihn empfängt, sein Leben lang begleitet und das Herz des Menschen dafür bereit macht, sich von Gott verändern zu lassen [...]. Wir sind also für Gott wichtiger als alle Sünden, die wir begehen können, denn Er ist Vater, Er ist Mutter, Er ist reine Liebe, Er hat uns für immer gesegnet. Und er wird nie aufhören, uns zu segnen. Es ist eine kraftvolle Erfahrung, diese biblischen Segenstexte in einem Gefängnis oder in einer Rehabilitationsgemeinschaft zu lesen. Den Menschen, die trotz ihrer schweren Fehler gesegnet bleiben, zu vermitteln, dass ihr himmlischer Vater fortfährt, trotz ihrer schwerwiegenden Fehler, weiterhin ihr Wohl zu wollen und zu hoffen, dass sie sich schlussendlich dem Guten öffnen. Auch wenn ihre engsten Verwandten sie verlassen haben, weil sie sie für unverbesserlich halten, für Gott sind sie immer noch seine Kinder“ .

28. Es gibt verschiedene Anlässe, bei denen Menschen spontan um einen Segen bitten, sei es auf Wallfahrten, an Wallfahrtsorten oder sogar auf der Straße, wenn sie einem Priester begegnen. Als Beispiel dafür sei hingewiesen auf das liturgische Buch De Benedictionibus, das eine Reihe von Segnungsfeiern für ältere Menschen, Kranke, Teilnehmer an der Katechese oder an einem Gebetstreffen, Pilger, Reisende, Freiwilligengruppen und -vereine usw. vorsieht. Solche Segnungen sind an alle gerichtet, niemand darf ausgeschlossen werden. In der Einleitung zur Feier der Segnung älterer Menschen heißt es zum Beispiel, dass der Zweck der Segnung darin besteht, „den älteren Menschen ein brüderliches Zeugnis der Achtung und Dankbarkeit auszusprechen und dem Herrn gemeinsam mit ihnen für die Wohltaten zu danken, die sie von ihm empfangen haben, und für die guten Taten, die sie mit seiner Hilfe vollbracht haben“ . In diesem Fall ist der Gegenstand des Segens die Person des älteren Menschen, für den und mit dem man Gott für das Gute, das er getan hat, und die Wohltaten, die er empfangen hat, dankt. Niemand kann an dieser Danksagung gehindert werden, und jeder Mensch, auch wenn er in Situationen lebt, die nicht dem Plan des Schöpfers entsprechen, besitzt positive Elemente, für die er den Herrn loben kann. 29. Aus der Perspektive der aufsteigenden Dimension, wenn man sich der Gaben des Herrn und seiner bedingungslosen Liebe bewusst wird, selbst in Situationen der Sünde, insbesondere wenn ein Gebet erhört wird, erhebt das Herz des Gläubigen sein Lob und seinen Segen zu Gott. Diese Form des Segens ist niemandem verwehrt. Jeder kann - einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen - seinen Lobpreis und seine Dankbarkeit zu Gott erheben. 30. Aber der volkstümliche Sinn von Segnungen schließt auch den Wert von ‚absteigenden‘ Segnungen ein. Auch wenn es „nicht angebracht ist, dass eine Diözese, eine Bischofskonferenz oder irgendeine andere kirchliche Struktur auf Dauer und offiziell Verfahren oder Riten für alle möglichen Angelegenheiten genehmigt“ , könnten Klugheit und pastorale Weisheit – unter Ausschluss schwerer Formen des Skandals oder der Verwirrung unter den Gläubigen – es nahelegen, dass der Priester oder ein anderer Amtsträger der Kirche sich dem Gebet dieser Personen anschließt, die, obwohl sie sich in einer Verbindung befinden, die in keiner Weise mit der Ehe verglichen werden kann, sich dem Herrn und seiner Barmherzigkeit anvertrauen, seine Hilfe erflehen und zu einem besseren Verständnis seines Plans der Liebe und der Wahrheit geführt werden wollen.

III. Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren

31. In dem hier umrissenen Horizont liegt die Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren, deren Form von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden darf, um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen. In diesen Fällen wird ein Segen gespendet, der nicht nur einen aufsteigenden Wert hat, sondern auch die Anrufung eines herabsteigenden Segens von Gott selbst für diejenigen ist, die sich als mittellos und seiner Hilfe bedürftig erkennen und nicht die Legitimation ihres eigenen Status beanspruchen, sondern darum bitten, dass alles, was in ihrem Leben und ihren Beziehungen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird. Diese Formen des Segens sind Ausdruck der Bitte an Gott, jene Hilfen zu gewähren, die aus den Anregungen seines Geistes hervorgehen - die die klassische Theologie „helfende Gnaden“ nennt -, damit die menschlichen Beziehungen in der Treue zur Botschaft des Evangeliums reifen und wachsen, sich von ihren Unvollkommenheiten und Schwächen befreien und sich in der immer größeren Dimension der göttlichen Liebe ausdrücken können.

32. Gottes Gnade wirkt in der Tat im Leben derjenigen, die nicht behaupten, gerecht zu sein, sondern sich demütig als Sünder wie alle anderen bekennen; sie ist in der Lage, alles nach den geheimnisvollen und unvorhersehbaren Plänen Gottes zu lenken. Deshalb nimmt die Kirche mit unermüdlicher Weisheit und Mütterlichkeit all jene auf, die sich Gott mit einem demütigen Herzen nähern, und begleitet sie mit jenen geistlichen Hilfen, die es jedem ermöglichen, den Willen Gottes in seiner Existenz vollständig zu verstehen und zu verwirklichen .

33. Es handelt sich um einen Segen, der zwar nicht Teil eines liturgischen Ritus ist, aber das Gebet der Fürbitte mit der Anrufung der Hilfe Gottes durch diejenigen verbindet, die sich demütig an ihn wenden. Gott weist nie jemanden ab, der sich an ihn wendet! Schließlich bietet der Segen den Menschen ein Mittel, um ihr Vertrauen in Gott zu stärken. Die Bitte um einen Segen drückt die Offenheit für die Transzendenz, die Frömmigkeit, die Nähe zu Gott in tausend konkreten Lebensumständen aus und nährt sie, und das ist keine Kleinigkeit in der Welt, in der wir leben. Diese ist ein Same des Heiligen Geistes, den es zu nähren und nicht zu behindern gilt.

34. Die Liturgie der Kirche selbst lädt uns zu dieser vertrauensvollen Haltung ein, selbst inmitten unserer Sünden, unserer Unzulänglichkeiten, unserer Schwächen und Verwirrungen, wie dieses schöne Tagesgebet aus dem Römischen Messbuch bezeugt: „Allmächtiger und ewiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr, als wir verdienen, und Größeres, als wir erbitten. Nimm weg, was unser Gewissen belastet und schenke uns jenen Frieden, den nur deine Barmherzigkeit geben kann“ (27. Sonntag im Jahreskreis). Wie oft können die Menschen in der Tat durch einen einfachen Segen eines geistlichen Hirten, der in dieser Geste nicht den Anspruch erhebt, irgendetwas zu sanktionieren oder zu legitimieren, die Nähe des Vaters „über jedes Begehren und jeden Verdienst hinaus“ erfahren.

35. Daher sollte die seelsorgerische Sensibilität der geweihten Amtsträger auch darin geschult werden, spontan Segnungen auszusprechen, die nicht im Benediktionale zu finden sind.

36. In diesem Sinne ist es unerlässlich, das Anliegen des Papstes zu verstehen, auf dass diese nicht ritualisierten Segnungen nicht aufhören, eine einfache Geste zu sein, die ein wirksames Mittel ist, um das Gottvertrauen der Bittenden zu stärken, und dass sie dennoch nicht zu einem liturgischen oder halbliturgischen Akt werden, der einem Sakrament ähnelt. Eine solche Ritualisierung würde eine schwerwiegende Verarmung darstellen, denn sie würde eine Geste von großem Wert für die Volksfrömmigkeit einer übermäßigen Kontrolle unterwerfen und die Seelsorger der Freiheit und Spontaneität in ihrer seelsorgerischen Begleitung des Lebens der Menschen berauben.

37. In diesem Zusammenhang kommen mir die folgenden – teilweise schon zitierten – Worte des Heiligen Vaters in den Sinn: „Entscheidungen, die unter bestimmten Umständen Teil der pastoralen Klugheit sein können, müssen nicht notwendig zur Norm werden. Das heißt, es ist nicht angebracht, dass eine Diözese, eine Bischofskonferenz oder irgendeine andere kirchliche Struktur auf Dauer und offiziell Verfahren oder Riten für alle möglichen Angelegenheiten genehmigt [...]. Das Kirchenrecht soll und kann nicht alles abdecken, und auch die Bischofskonferenzen mit ihren verschiedenen Dokumenten und Protokollen können dies nicht tun, da das Leben der Kirche durch viele Kanäle neben den normativen fließt“ . So erinnerte Papst Franziskus daran, dass alles, „was Teil einer praktischen Unterscheidung angesichts einer Sondersituation ist, nicht in die Kategorie einer Norm erhoben werden kann“, weil dies „nur Anlass zu einer unerträglichen Kasuistik gäbe“.

38. Deshalb soll man die Segnung von Paaren, die sich in einer irregulären Situation befinden, weder fördern noch ein Ritual dafür vorsehen, aber man sollte auch nicht die Nähe der Kirche zu jeder Situation verhindern oder verbieten, in der die Hilfe Gottes durch einen einfachen Segen gesucht wird. In dem kurzen Gebet, das diesem spontanen Segen vorausgehen kann, könnte der geweihte Amtsträger um Frieden, Gesundheit, einen Geist der Geduld, des Dialogs und der gegenseitigen Hilfe für sie bitten, aber auch um Gottes Licht und Kraft, um seinen Willen voll erfüllen zu können.

39. In jedem Fall, gerade um jedwede Form von Verwirrung oder Skandal zu vermeiden, wenn ein solches Segensgebet von einem Paar in einer irregulären Situation erbeten wird und dies außerhalb der von den liturgischen Büchern vorgeschriebenen Formulare geschieht, wird ein solcher Segen niemals im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier oder sonst in irgendeiner Verbindung damit erteilt werden können. Dies gilt auch für die Kleidung, die Gesten und die Worte, die Ausdruck für eine Ehe sind. Dasselbe gilt, wenn die Segnung von einem gleichgeschlechtlichen Paar erbeten wird.

40. Ein solcher Segen kann stattdessen in anderen Kontexten seinen Platz finden, etwa beim Besuch eines Heiligtums, bei einer Begegnung mit einem Priester, bei einem Gebet, das in einer Gruppe oder während einer Pilgerreise gesprochen wird. Mit diesen Segnungen, die nicht in den rituellen Formen der Liturgie, sondern als Ausdruck des mütterlichen Herzens der Kirche erteilt werden, ähnlich wie die Segnungen, die dem Kern der Volksfrömmigkeit entspringen, soll in der Tat nichts legitimiert, sondern vielmehr das eigene Leben für Gott geöffnet werden, um seine Hilfe für ein besseres Leben zu erbitten und auch den Heiligen Geist anzurufen, damit die Werte des Evangeliums mit größerer Treue gelebt werden können.

41. Was in dieser Erklärung über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gesagt wird, ist ausreichend, um die umsichtige und väterliche Unterscheidung der geweihten Amtsträger in dieser Hinsicht zu leiten. Über die oben genannten Hinweise hinaus sollten daher keine weiteren Antworten über mögliche Art und Weisen zur Normierung von Details oder praktischen Aspekten in Bezug auf Segnungen dieser Art erwartet werden .

IV. Die Kirche ist das Sakrament (das Heilszeichen) der unendlichen Liebe Gottes

42. Die Kirche fährt fort, jene Gebete und Bitten zu erheben, die Christus selbst in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen vorbrachte (vgl. Hebr 5,7) und die gerade deshalb eine besondere Wirksamkeit entfalten. Auf diese Weise „übt die kirchliche Gemeinschaft nicht nur durch die Liebe, das Beispiel und die Werke der Buße, sondern auch durch das Gebet ihre mütterliche Funktion aus, die Seelen zu Christus zu führen“ .

43. Die Kirche ist so das Sakrament der unendlichen Liebe Gottes. Deshalb kann man, auch wenn die Beziehung zu Gott durch die Sünde getrübt ist, immer um einen Segen bitten, indem man die Hand nach dem Herrn ausstreckt, wie Petrus es im Sturm tat, als er zu Jesus rief: „Herr, rette mich“ (Mt 14,30). Einen Segen zu erbitten und zu empfangen, kann in manchen Situationen das mögliche Gut sein. Papst Franziskus erinnert uns daran, dass „ein kleiner Schritt inmitten großer menschlicher Begrenzungen Gott wohlgefälliger sein kann als das äußerlich korrekte Leben dessen, der seine Tage verbringt, ohne auf nennenswerte Schwierigkeiten zu stoßen“ . Auf diese Weise „ist das, was leuchtet, die Schönheit der heilbringenden Liebe Gottes, die sich im gestorbenen und auferstandenen Jesus Christus offenbart hat“ .

44. Jede Segnung ist eine Gelegenheit für eine erneute Verkündigung des Kerygmas, eine Einladung, der Liebe Christi immer näher zu kommen. Papst Benedikt XVI. lehrte: „Wie Maria ist die Kirche Mittlerin des Segens Gottes für die Welt: Sie empfängt den Segen, da sie Jesus aufnimmt, und sie teilt ihn mit, indem sie Jesus bringt. Jesus ist die Barmherzigkeit und der Friede, den sich die Welt aus sich heraus nicht geben kann und den sie immer und viel mehr als das tägliche Brot braucht“ .

45. Unter Berücksichtigung des oben Gesagten und im Einklang mit der maßgeblichen Lehre des Heiligen Vaters Franziskus möchte dieses Dikasterium schließlich daran erinnern, dass „das die Wurzel der christlichen Sanftmut ist, die Fähigkeit, sich gesegnet zu wissen und die Fähigkeit zu segnen [...]. Diese Welt braucht Segen, und wir können Segen geben und Segen empfangen. Der Vater liebt uns, und alles, was uns bleibt, ist die Freude, Ihn zu lobpreisen und Ihm zu danken und von Ihm zu lernen, wie man segnet und lobpreist“ . Auf diese Weise wird jeder Bruder und jede Schwester spüren können, dass sie in der Kirche immer Pilger, immer Bettler, immer geliebt und trotz allem immer gesegnet sind.

Víctor Manuel Card. FERNÁNDEZ

Präfekt
Msgr. Armando MATTEO

Sekretär für die doktrinäre Sektion

Ex Audientia Die 18. Dezember 2023

Franziskus

Weblinks

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pro

Reaktionen von Fernandez

Dikasterium für die Glaubenslehre - Pressemitteilung über die Rezipierung der Erklärung Fiducia supplicans am 4. Januar 2024

Wir veröffentlichen diese Pressemitteilung, um zur Klärung der Annahme der Erklärung Fiducia supplicans beizutragen, und empfehlen gleichzeitig eine vollständige und sorgfältige Lektüre dieser Erklärung, um die Bedeutung ihrer Handlungsempfehlung besser zu verstehen.

1. Lehre

Die nachvollziehbaren Antworten einiger Bischofskonferenzen auf die Erklärung unterstreichen die Notwendigkeit einer längeren Zeit pastoraler Reflexion. Was von diesen Bischofskonferenzen zum Ausdruck gebracht wurde, kann nicht als lehrmäßige Opposition interpretiert werden, denn das Dokument ist klar und drückt sich in klassischer Weise zu Ehe und Sexualität aus. Die Erklärung Fiducia supplicans enthält mehrere starke Formulierungen, die daran keinen Zweifel lassen:

Die vorliegende „Erklärung bleibt fest bei der überlieferten Lehre der Kirche über die Ehe stehen und lässt keine Art von liturgischem Ritus oder diesem ähnliche Segnungen zu, die Verwirrung stiften könnten“. Es geht darum, gegenüber Paaren in irregulären Beziehungen zu handeln, „ohne deren Status offiziell zu konvalidieren oder die beständige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu verändern“ (Präsentation).

„Daher sind Riten und Gebete, die Verwirrung stiften könnten zwischen dem, was für die Ehe konstitutiv ist, nämlich die ,ausschließliche, dauerhafte und unauflösliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die von Natur aus offen ist für die Zeugung von Kindern’, und dem, was dem widerspricht, unzulässig. Diese Überzeugung gründet sich auf die beständige katholische Lehre von der Ehe. Nur in diesem Zusammenhang finden die sexuellen Beziehungen ihren natürlichen, angemessenen und vollständig menschlichen Sinn. Die Lehre der Kirche hält an diesem Punkt unverändert fest“ (4).

„Dies ist auch der Sinn des Responsums der vormaligen Glaubenskongregation, in dem es heißt, dass die Kirche nicht befugt ist, gleichgeschlechtlichen Verbindungen den Segen zu erteilen“ (5).

„Da die Kirche seit jeher nur solche sexuellen Beziehungen als sittlich erlaubt ansieht, die innerhalb der Ehe gelebt werden, ist sie nicht befugt, ihren liturgischen Segen zu erteilen, wenn dieser in irgendeiner Weise einer Verbindung, die sich als Ehe oder außereheliche sexuelle Praxis ausgibt, eine Form der sittlichen Legitimität verleihen könnte“ (11).

Von daher bietet die Erklärung keinen Rahmen, um ihr gegenüber lehrmäßig in Distanz zu gehen oder sie als häretisch, der kirchlichen Tradition zuwiderlaufend oder blasphemisch zu betrachten.

2. Rezipierung in der Praxis

Einige Bischöfe haben sich jedoch besonders zu einem praktischen Aspekt geäußert, nämlich die möglichen Segnungen von Paaren in irregulären Beziehungen. Die Erklärung enthält den Vorschlag einer kurzen Segnung im Sinne pastoraler Annahme (weder liturgisch noch rituell) von Paaren in irregulären Situation (nicht Verbindungen), wobei betont wird, dass es sich um Segnungen außerhalb liturgischer Formen handelt, die die Situation, in der sich diese Menschen befinden, weder billigen noch rechtfertigen.

Die Dokumente des Dikasteriums für die Glaubenslehre, so Fiducia supplicans, können unter praktischen Aspekten mehr oder weniger Zeit für ihre Anwendung, je nach den örtlichen Gegebenheiten und dem Urteil des jeweiligen Diözesanbischofs in seiner Diözese, benötigen. An einigen Orten steht einer sofortigen Anwendung nichts im Wege, während es an anderen notwendig erscheint, nichts zu erneuern und sich so viel Zeit wie nötig für die Lektüre und Auslegung der Erklärung zu nehmen.

So haben einige Bischöfe zum Beispiel entschieden, dass jeder Priester einen Unterscheidungsprozess vornehmen muss und dass er diese Segnungen nur im privaten Rahmen vornehmen kann. All dies stellt keine Schwierigkeit dar, wenn es mit dem gebührenden Respekt vor einem vom Papst abgezeichneten und approbierten Text geäußert wird, der versucht, die darin enthaltenen Überlegungen in irgendeiner Weise zu berücksichtigen.

Jeder Ortsbischof hat kraft seines Amtes immer die Entscheidungsbefugnis vor Ort, d.h. an dem konkreten Ort, den er besser kennt als andere, weil es sich um seine ihm anvertraute Herde handelt. Umsicht und Aufmerksamkeit für den kirchlichen Kontext und die örtliche Kultur können verschiedene Wege der Anwendung erlauben, aber nicht eine totale oder endgültige Verweigerung dieses Weges, der den Priestern vorgelegt wird.

3. Die schwierige Situation in einigen Ländern

Die Situation einiger Bischofskonferenzen muss im jeweils eigenen Kontext verstanden werden. In mehreren Ländern gibt es starke kulturelle und sogar rechtliche Schwierigkeiten, die Zeit und pastorale Strategien erfordern, die über das Kurzfristige hinausgehen.

Dort, wo es Gesetzgebungen gibt, die die bloße Tatsache, sich als homosexuell zu bekennen, mit Gefängnis und in einigen Fällen mit Folter und sogar mit dem Tod bestrafen, versteht es sich von selbst, dass eine Segnung nicht angezeigt wäre. Es liegt auf der Hand, dass die Bischöfe homosexuelle Menschen nicht der Gewalt aussetzen wollen. Es bleibt weiterhin wichtig, dass diese Bischofskonferenzen nicht für eine andere Lehre als die vom Papst unterzeichnete Erklärung eintreten, da diese die Lehre aller Zeiten ist, sondern dass sie die Notwendigkeit von weiteren Studien und weiteren Unterscheidungen in den Blick nehmen, um in einem solchen Kontext mit pastoraler Klugheit handeln zu können.

Es gibt tatsächlich nicht wenige Länder, die Homosexualität in unterschiedlichem Maße verurteilen, verbieten und kriminalisieren. In diesen Fällen stellt sich über die Frage der Segnungen hinaus ein großer und weitreichender pastoraler Auftrag, der die Ausbildung, die Verteidigung der Menschenwürde, das Lehren der Soziallehre der Kirche und verschiedene Strategien umfasst, die ihrerseits keine Eile zulassen.

4. Das eigentliche Neue des Dokumentes

Das eigentliche Neue dieser Erklärung, das ein großherziges Bemühen der Rezepierung erfordert und von der sich niemand ausschließen sollte, ist nicht die Möglichkeit der Segnung Paare in irregulären Beziehungen. Es ist die Aufforderung, zwischen zwei verschiedenen Formen von Segnung zu unterscheiden, nämlich der „liturgischen oder rituellen“ und der eher „spontanen oder seelsorgerisch motivierten“. In der Präsentation der Erklärung wird deutlich erklärt, dass die eigentliche Bedeutung des Dokumentes darin besteht, „einen spezifischen und innovativen Beitrag zur pastoralen Bedeutung von Segnungen zu bieten, der es in enger Verbindung mit einer liturgischen Perspektive ermöglicht, das klassische Verständnis von Segnungen zu erweitern und zu bereichern. Diese theologische Reflexion, die sich auf die pastorale Vision von Papst Franziskus stützt, beinhaltet eine wirkliche Weiterentwicklung über das hinaus, was vom Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über die Segnungen gesagt wurde”

Dies geschieht vor dem Hintergrund der positiven Bewertung der „volksnahen Pastoral“, die in vielen Texten des Heiligen Vaters aufscheint. In diesem Zusammenhang lädt der Heilige Vater zu einer Wertschätzung des einfachen Glaubens des Volkes Gottes ein, das selbst inmitten seiner Sünden aus der Immanenz hervortritt und sein Herz öffnet, um die Hilfe Gottes zu erbitten.

Aus diesem Grund hat der Text des Dikasteriums, mehr als bezüglich der Segnung von Paaren in irregulären Beziehungen, das hohe Profil einer „Erklärung“ angenommen, die weit mehr darstellt als ein Responsum oder ein Schreiben. Das zentrale Thema, das uns zu einer Vertiefung und einer Bereicherung unseres pastoralen Handelns einlädt, ist das umfassendere Verständnis von Segnungen und der Vorschlag, vermehrt solche Segnungen im Sinne pastoraler Fürsorge vorzunehmen, die nicht dieselben Bedingungen erfordern wie Segnungen in einem liturgischen oder rituellen Kontext. Jenseits der Polemik ruft der Text daher zu einer gelassenen Reflexion mit dem Herzen eines Seelsorgers auf, die frei von jeder Ideologie ist.

Auch wenn einige Bischöfe es für klug erachten, diese Segnungen vorläufig nicht zu erteilen, so müssen wir doch alle in der Überzeugung wachsen, dass nicht ritualisierte Segnungen keine Weihe der sie empfangenden Personen oder des Paares sind, und dass sie keine Rechtfertigung für alle ihre Handlungen sind und sie keine Bestätigung für das von ihm geführte Leben darstellen. Als der Papst uns aufforderte, ein umfassenderes Verständnis des pastoralen Segens zu entwickeln, schlug er uns vor, über eine Art des Segnens nachzudenken, die nicht so viele Bedingungen für diese einfache Geste pastoraler Nähe fordert, die vielmehr ein Mittel ist, um die Offenheit für Gott inmitten der unterschiedlichsten Umstände zu fördern.

5. Wie sehen diese “Segnungen aus pastoraler Fürsorge” konkret aus?

In deutlicher Unterscheidung zu liturgischen bzw. rituellen Segnungen sollen „Segnungen aus pastoraler Fürsorge“ vor allem sehr kurz sein (vgl. Nr. 28). Es handelt sich um Segnungen von einer Dauer weniger Sekunden, ohne Ritual und ohne Benediktionale. Wenn zwei Personen gemeinsam herantreten, um einen Segen zu erbitten, bittet man einfach den Herrn um Frieden, Gesundheit und andere Güter für diese beiden Personen, die ihn erbitten. Gleichzeitig bittet man darum, dass sie das Evangelium Christi in voller Treue leben mögen und dass der Heilige Geist diese beiden Personen von allem befreien möge, was nicht seinem göttlichen Willen entspricht und alles, was der Reinigung bedarf.

Diese nicht ritualisierte Form der Segnung erhebt in ihrer Einfachheit und Kürze nicht den Anspruch das zu rechtfertigen, was moralisch nicht vertretbar ist. Ganz offensichtlich handelt es sich nicht um eine Eheschließung, aber auch nicht um eine „Approbation“ oder Ratifizierung von irgendetwas. Es geht lediglich um die Antwort eines Hirten auf die Bitte zweier Menschen um Gottes Hilfe. Deshalb stellt der Priester in diesem Fall keine Bedingungen und will auch nichts über das Intimleben dieser Menschen erfahren.

Da einige die Frage aufgeworfen haben, wie ein solcher Segen aussehen könnte, wollen wir ein konkretes Beispiel betrachten: Stellen wir uns vor, dass inmitten einer großen Wallfahrt ein geschiedenes Ehepaar in einer neuen Verbindung zum Priester kommt: „Bitte gib uns einen Segen, wir finden keine Arbeit, er ist sehr krank, wir haben kein Haus, das Leben wird sehr beschwerlich: Gott möge uns beistehen!“.

In diesem Fall kann der Priester ein einfaches Gebet wie das folgende sprechen: „Herr, schau auf diese deine Kinder, gib ihnen Gesundheit, Arbeit, Frieden und gegenseitige Hilfe. Befreie sie von allem, was deinem Evangelium widerspricht, und gib ihnen, dass sie nach deinem Willen leben. Amen“. Und er schließt mit dem Kreuzzeichen über einen jeden von ihnen.

Es ist eine Angelegenheit von 10 oder 15 Sekunden. Ist es sinnvoll, diesen beiden Menschen, die darum bitten, diese Art von Segen zu verweigern? Sollten wir nicht ihren Glauben unterstützen, sei es im Kleinen oder im Großen, ihren Schwächen mit göttlichem Segen helfen und dieser Offenheit für die Transzendenz einen Zugang zu geben, der sie dazu bringen könnte, dem Evangelium treuer zu sein?

Um Missverständnissen vorzubeugen, fügt die Erklärung hinzu, dass, wenn der Segen von einem Paar in einer irregulären Situation erbeten wird „und dies außerhalb der von den liturgischen Büchern vorgeschriebenen Formulare geschieht, wird ein solcher Segen niemals im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier, oder sonst in irgendeiner Verbindung damit, erteilt werden können. Dies gilt auch für die Kleidung, die Gesten und die Worte, die Ausdruck für eine Ehe sind. Dasselbe gilt, wenn die Segnung von einem gleichgeschlechtlichen Paar erbeten wird” (39). Es ist daher klar, dass sie nicht an einem wichtigen Platz im Kirchengebäude oder vor dem Altar stattfinden sollte, denn auch dies würde Verwirrung stiften.

Aus diesem Grund ist jeder Bischof in seiner Diözese durch die Erklärung Fiducia supplicans ermächtigt, diese Art von einfachem Segen zu erteilen, verbunden mit allen Empfehlungen zur Vorsicht und Sorgfalt, aber keinesfalls ist er befugt, Segnungen vorzuschlagen oder zu erteilen, die einer liturgischen Feier ähneln könnten.

6. Katechese

An manchen Orten scheint eine Katechese erforderlich dahin gerichtet, allen klar zu machen, dass diese Art von Segnungen keine Bestätigung der Lebensführung derjenigen darstellt, die einen solchen Segen erbitten. Noch weniger bedeutet ein solcher Segen eine Absolution, denn diese Segenshandlungen sind weit davon entfernt, ein Sakrament oder ein Ritus zu sein. Sie sind einfache Ausdrucksformen pastoraler Nähe, die nicht die gleichen Anforderungen stellen wie ein Sakrament oder ein formeller Ritus. Wir werden uns alle daran gewöhnen müssen, die Tatsache zu akzeptieren, dass ein Priester, der diese Art von einfachen Segnungen erteilt, kein Häretiker ist, nichts ratifiziert und die katholische Lehre nicht leugnet.

Wir können dem Volk Gottes helfen zu entdecken, dass diese Art von Segnungen nur einfache pastorale Mittel sind, die den Menschen helfen, ihren Glauben zu manifestieren, auch wenn sie große Sünder sind. Wenn wir also zwei Menschen segnen, die sich spontan zusammenfinden, um den Segen zu erbitten, bedeutet das keinen Weiheakt oder dass wir sie beglückwünschen oder diese Art der Verbindung gutheißen. Das Gleiche geschieht, wenn wir Einzelpersonen segnen, denn derjenige, der um den Segen – nicht um die Absolution – bittet, mag ein großer Sünder sein, aber wir verweigern ihm nicht diese väterliche Geste inmitten seines Mühens um das Überleben.

Wenn dies durch eine gute Katechese deutlich gemacht wird, können wir uns von der Angst befreien, dass unsere Segnungen etwas Unzulängliches ausdrücken könnten. Wir können freiere und vielleicht fruchtbarere Diener in größerer Nähe sein mit einem Dienst, gezeichnet durch väterliche Gesten seelsorgerlicher Nähe und ohne Angst, missverstanden zu werden.

Erbitten wir vom neugeborenen Herrn seinen großzügigen und reichen Segen für alle, um ein heiliges und glückliches Jahr 2024 erleben zu dürfen.

Víctor Manuel Card. FERNÁNDEZ

Präfekt
Msgr. Armando MATTEO

Sekretär für die doktrinäre Sektion

(Die ERKLÄRUNG zur ERKLÄRUNG! Kath.net am 4. Januar 2024; auch in: OR 12. Januar 2024, S. 10+11)