Existentialismus

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Pyramide der Neognosis

Existentialismus (auch Existenzialismus) ist die Lehre, dass es nichts Absolutes, Feste, Unveränderliches gäbe. Er kümmert sich nicht um das unveränderliche Wesen der Dinge und wendet seine Aufmerksamkeit nur der aktuellen Existenz der Einzelgegenstände zu. Er hat den Ursprung in einer neueren Philosophie (vgl. Humani generis 5+6).

Philosophische Denkrichtung

Als philosophische Denkrichtung ist der Existentialismus ein ins Negative gewandter Abkömmling der Phänomenologie Edmund Husserls. Husserls erfrischender Grundgedanke war es ja, die Frage der Erkenntnisstheorie einmal auszuklammern, um sich so wieder den Phänomenen, d.h. den Sinneseindrücken (und somit auch den hinter den Phänomenen stehenden Dingen) zuwenden zu können.

Während Husserl selbst gegen Ende seines Schaffens immer mehr einen idealistischen Standpunkt einnahm (d.h.: das eigentliche Sein sind die Ideen, die Wesenheiten), vertraten die meisten seiner Schüler einen gemäßigten Materialismus (d.h.: das eigentliche Sein ist das aktuelle Sein), ohne jedoch die Transzendenz des Seins aus den Augen zu verlieren. (Edith Stein fand gerade durch die phänomenologische Philosophie zum Glauben.)

Martin Heidegger hingegen, nach Ansicht Edith Steins Husserls begabtester Schüler, verzichtete bereits in seinem frühen Hauptwerk "Sein und Zeit" (1927) bewusst völlig auf die Transzendenz und betrachtete das Sein als rein zeitlich Gegebenes. Konsequenterweise wurde für Heidegger die Angst (vor dem Nicht-Sein) zum grundbestimmenden Moment der menschlichen Existenz, da das zeitliche Sein keinen Halt mehr in einem zeilosen, ewigen Sein als Gegenüber erfährt.

(Edith Steins Hauptwerk "Endliches und ewiges Sein" war unter anderem als direkte Antwort auf Heideggers "Sein und Zeit" gedacht, ist aber leider viel zu spät erschienen. Im Anhang widmet Sie einen eigenen Abschnitt Heideggers Werk.)

Jean-Paul Sartre, der eigentliche Begründer und Hauptvertreter des Existentialismus, führt den von Heidegger begonnen Weg bis zum bitteren Ende weiter (philosopisches Hauptwerk: "Das Sein und das Nichts" (1943)). Für ihn bleibt tatsächlich nur mehr die aktuelle Existenz des Augenblicks als "Wirklichkeit" über. Jegliche Transzendenz ist verlorengegengen, übrig bleibt extremer Materialismus. Der Mensch ist rein Zufällig entstanden, "ins Dasein geworfen", und muss sich selbst seinen "Sinn" erfinden. Dementsprechend ungeordnet ist das Werk Sartres: Ein Sammelsurium an Trostlosigkeit. Nicht mehr die Angst ist das bestimmende Moment des Seins, sondern "der Ekel" (So auch der Titel eines seiner Romane). Bezeichnend ist seine Sichtweise der Mitmenschen: "Die Hölle, das sind die anderen".

Seinen Menschenhass hat vor allem Sartres Lebensgefährtin Simone de Beauvoir zu spüren bekommen. Es ist unter diesen Umständen verständlich, warum sie zur Begründerin des modernen kämpferischen Feminismus wurde.

Aus der Distanz betrachtet scheint es verwunderlich, dass Sartre mit seiner pessimistischen Philosophie zum Modephilosophen und Vorzeigeintellektuellen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts werden konnte. Wie auch heute noch war jedenfalls die literarische Verarbeitung der eigenen Depressionen Grund genug für die Verleihung des Literaturnobelpreises (1964).

Literatur

  • Oscar Haefliger: Wider den Existentialismus. Kritische Betrachtungen, Francke Verlag Bern 1949 (87 Seiten).
  • Alfred Delp: Tragische Existenz, Freiburg 1935.
  • Hans Pfeil: Existenzialistische Philosophie, Paderborn 1950 (auch in italienisch+spanisch).