Kreuzweg am Kolosseum
Der Kreuzweg am Kolosseum ist der vom Papst angeleitete Kreuzweg im grössten Amphitheater Roms zu Karfreitag. Er wird seit 1964 wieder jährlich gefeiert und seit 1984 mit Texten lebender Persönlichkeiten gestaltet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die franziskanische Frömmigkeitsübung aus dem Heiligen Land, kam in der 1. Hälfte des 17. Jahrhundert aus Spanien nach Italien. Einer der stärksten Apostel des Kreuzwegs war der heilige Franziskaner Leonardo von Porto Maurizio († 1751), om Franziskanerkloster San Bonaventura auf dem Palatin, gleichsam oberhalb des Kolosseums. Er weihte etwa 700 Viae Crucis ein, erst in Franziskanerkirchen, einschließlich der berühmten 14 Stationen im Kolosseum, mit denen Papst Benedikt XIV. ihn zum Abschluss des Hl. Jahres 1750 beauftragte.<ref>Kreuzweg im Kolosseum: Das Werk eines Franziskaners von 1750 Vatican News am 17. April 2019</ref> Die 14 Bildstöcke aus weißem Marmor standen ellipsenförmig um die ehemalige Arena des Kolosseums angeordnet und zeigten die Szenen des Leidens Christi. 120 Jahre lang gingen die Gläubigen der Ewigen Stadt diesen Kreuzweg im Kolosseum. Als Rom 1870 zur Hauptstadt Italiens wurde, war damit vorerst Schluss. Die neuen Stadtherren ließen den Kreuzweg abmontieren, nur noch das Römische sollte zur Geltung kommen. Doch 2017 besannen sich die Verantwortlichen eine der Kreuzwegstationen von Leonardo di Porto Maurizio im Kolosseum wieder zu errichten.<ref>Kreuzweg im Kolosseum: Das Werk eines Franziskaners von 1750 Vatican News am 17. April 2019</ref>
Papst Paul VI. hat zu Beginn seines Pontifikats, seit 1964, einen Brauch aus dem 18. Jahrhundert wieder aufgegriffen. Von 1970 bis 1978 leitete er den Kreuzweg zu biblischen Texten (1970), zu Texten von Papst Leo dem Großen (1971), des Hl. Augustinus (1972), des Franz von Sales (1973), des Hl. Ambrosius (1974), von Paul vom Kreuz (1975), von Kirchenvätern (1976), der Hl. Theresa (1977) und von St. Bernhard (1978).
Der erste von Johannes Paul II. angeleitete Kreuzweg wurde von Texten Pauls VI. begleitet (1979), 1980 mit Texten der Benedikt-Regel, 1981 mit solchen von Katharina von Siena, 1982 von Bonaventura und 1983 mit Texten der Sel. Angela von Foligno.
Zum Abschluss des Außerordentlichen Hl. Jahres 1984 hat der Papst selbst die 14 Stationen kommentiert. Seit 1985 wünschte der Papst, dass diverse lebende Persönlichkeiten den Kreuzweg textlich ausgestalten.
via crucis biblica
Der Karfreitagskreuzweg mit dem Papst 1991 fand erstmals mit mehr biblisch orientierten Stationen statt (auch 2007 bis 2009, nicht aber 2010). Darin fehlen die biblisch nicht aufweisbaren Stationen, insbesondere das dreimalige Fallen Jesu unter dem Kreuz, die Begegnung mit der Mutter Jesu (unterwegs) und das Schweißtuch der Veronika.
Stattdessen ist die erste Station Jesu Agonie im Garten Gethsemane, hinzukommt das Bild Jesu vor dem Hohen Rat, das Versprechen an den guten Schächer Dismas, u.a. auch die Szene mit Jesus, Johannes und Maria unter dem Kreuz. Vorweggenommen wurde dieser biblische Kreuzweg durch eine Neufassung der Stationen im Libro del pellegrino, vorbereitet vom Komitee für das Hl. Jahr 1975. Die Neufassung der Stationen will aber die traditionelle keinesfalls ersetzen, zumal es in der Geschichte des Kreuzwegs immer eine Variationsbreite gab.
Der Kreuzweg zum Weltjugendtag in Sydney weicht in der Abfolge ebenfalls vom traditionellen Schema ab.
Autorenliste
- 1984: Papst Johannes Paul II.
- 1985: I.A. Chiusano, ital. Schriftsteller
- 1986: André Frossard, frz. Journalist
- 1987: Kardinal Miguel Obando Bravo, Nicaragua
- 1988: Hans Urs von Balthasar, Theologe
- 1989: Marek Skwarnicki, poln. Schriftsteller
- 1990: Michel Sabbah, lat. Patriach von Jerusalem
- 1991: P. Ignacio M. Calabuig Adan, OSM und P. Silvano M. Maggiano, OSM
- 1992: Miloslav Vlk , Erzbischof von Prag
- 1993: M. Anna Maria Canopi, Äbtissin (Novara)
- Kreuzweg am Kolosseum 1994: Patriarch Bartholomäus I.
- 1995: Sr. Minke de Vries, Grandchamp (Schweiz)
- 1996: Card. Vinko Puljiċ, Ebf. von Sarajevo
- 1997: Karekin I, armenischer Patriarch
- 1998: Olivier Clement, frz. ortodoxer Theologe
- 1999: Mario Luzi, ital. Dichter
- Kreuzweg am Kolosseum 2000: Johannes Paul II.
- Kreuzweg am Kolosseum 2001: John Henry Newman<ref>enthalten in: John Henry Newman: Betrachtungen und Fürbitten für den Karfreitag, Verlagsbuchhandlung Sabat 2019 (128 Seiten; ISBN 9783943506532; Hardcover).</ref>
- Kreuzweg am Kolosseum 2002: 14 Vatikanjournalisten.
- Kreuzweg am Kolosseum 2003: Johannes Paul II. (aus den Kurien-Exerzitien 1976)
- Kreuzweg am Kolosseum 2004: P. André Louf O.Cist.
- Kreuzweg am Kolosseum 2005: Kardinal Joseph Ratzinger
- Kreuzweg am Kolosseum 2006: Angelo Comastri, Kurienbischof
- Kreuzweg am Kolosseum 2007: Gianfranco Ravasi, Theologe
- Kreuzweg am Kolosseum 2008: Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, Hongkong (China)
- Kreuzweg am Kolosseum 2009: Thomas Menamparampil SDB, Erzbischof von Guwahati (Indien)
- Kreuzweg am Kolosseum 2010: von Camillo Ruini
- Kreuzweg am Kolosseum 2011: von Sr. Maria Rita Riccione OSA
- Kreuzweg am Kolosseum 2012: des Ehepaares Danilo und Anna Maria Zanzucchi
- Kreuzweg am Kolosseum 2013: vom libanesischen Patriarchen Kardinal Béchara Boutros Rai
- Kreuzweg am Kolosseum 2014: vom „Anti-Mafia-Bischof“ Giancarlo Bregnatini
- Kreuzweg am Kolosseum 2015: Renato Corti, emeritierter Bischof von Novara (Italien)
- Kreuzweg am Kolosseum 2016: Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia
- Kreuzweg am Kolosseum 2017: Anne-Marie Pelletier, Theologin
- Kreuzweg am Kolosseum 2018: Jugendliche
- Kreuzweg am Kolosseum 2019: Sr. Eugenia Bonetti
- Kreuzweg am Kolosseum 2020: auf dem menschenleere Petersplatz in der Coronavirus-Pandemie, von Mitarbeitern, Seelsorgern und Inhaftierten aus der Haftanstalt "Due Palazzi" in Padua
- Kreuzweg am Kolosseum 2021: auf dem menschenleere Petersplatz in der Coronavirus-Pandemie, die Texte wurden von Pfadfindern- und Kommunionskinder verfasst
- Kreuzweg am Kolosseum 2022: von verschiedenen Familien
- Kreuzweg am Kolosseum 2023: von Geflüchteten sowie Opfern von Gewalt und Krieg
- Kreuzweg am Kolosseum 2024:
Möglicher Ablass
Ein vollkommener Ablass wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Christgläubigen gewährt, der selbst die fromme Übung der Kreuzwegandacht verrichtet oder sich während der Fernseh- oder Rundfunkübertragung der Kreuzwegandacht, die der Heilige Vater betet, mit ihm in frommer Gesinnung vereint.
Weblinks
Anmerkungen
<references />