Kreuzweg am Kolosseum 2021
Der Kreuzweg auf dem menschenleeren Petersplatz in der Coronavirus-Pandemie, statt im Kolosseum, wurde unter Vorsitz des Papstes Franziskus am Karfreitag dem 2. April 2021, meditiert bzw. gebetet.
Die Betrachtungen zu den 14 Stationen und Gebete, wurden von Kindern und Jugendlichen aus Foligno und Rom geschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINFÜHRUNG
- 2 Erste Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
- 3 Zweite Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
- 4 Dritte Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
- 5 Vierte Station: Jesus begegnet seiner Mutter
- 6 Fünfte Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
- 7 Sechste Station:: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
- 8 Siebte Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
- 9 Achte Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen von Jerusalem
- 10 Neunte Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
- 11 Zehnte Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
- 12 Elfte Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt
- 13 Zwölfte Station: Jesus stirbt am Kreuz
- 14 Dreizehnte Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen
- 15 Vierzehnte Station: Jesus wird in das Grab gelegt
- 16 Weblinks
EINFÜHRUNG
V. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
R. Amen.
Lieber Jesus,
du weißt, dass auch wir Kinder Kreuze zu tragen haben, die weder leichter noch schwerer sind als die Kreuze der Erwachsenen. Sie sind richtige Kreuze, und wir spüren, wie schwer sie sind, auch nachts. Und nur du weißt das und nimmst sie ernst. Nur du.
Nur du weißt, wie schwer es für mich ist, zu lernen, keine Angst vor der Dunkelheit und Einsamkeit haben zu müssen.
Nur du weißt, wie schwer es ist, es nicht halten zu können und jeden Morgen ganz nass aufzuwachen.
Nur du weißt, wie schwer es ist, nicht so gut sprechen zu können wie die anderen, nicht so schnell denken und richtig rechnen zu können.
Nur du weißt, wie schwer es ist, zu sehen, wie sich meine Eltern streiten und die Tür fest zuschlagen und tagelang nicht miteinander reden.
Nur du weißt, wie schwer es ist, von anderen gehänselt zu werden und zu merken, dass man von Feiern ausgeschlossen wird.
Nur du weißt, was es heißt, arm zu sein und auf das verzichten zu müssen, was meine Freunde haben.
Nur du weißt, wie schwer es ist, ein Geheimnis loszuwerden, das mir sehr wehtut, und nicht zu wissen, wem ich es erzählen kann, vor Angst, verraten, beschuldigt zu werden oder dass einem nicht geglaubt wird.
Lieber guter Jesus, du warst ein Kind wie ich. Auch du hast gespielt und bist vielleicht hingefallen und hast dich verletzt. Auch du bist zur Schule gegangen und vielleicht ist dir die eine oder andere Aufgabe nicht so gut gelungen. Auch du hattest eine Mutter und einen Vater und weißt, dass ich manchmal keine Lust habe zu gehorchen, wenn sie mir sagen, ich soll meine Hausaufgaben machen, den Müll rausbringen, das Bett machen und das Zimmer aufräumen. Auch du bist zum Katechismusunterricht und zum Gottesdienst gegangen und weißt, dass ich nicht immer mit solcher Freude hingehe.
Mein lieber guter Jesus, du weißt vor allem, dass es in der Welt Kinder gibt, die kein Essen haben, die ohne Ausbildung sind, die ausgebeutet werden und im Krieg kämpfen müssen.
Hilf uns jeden Tag, unsere Kreuze zu tragen, wie du deines getragen hast. Hilf uns, immer braver zu werden und so zu sein, wie du uns haben willst. Und ich danke dir, weil ich weiß, dass du immer in meiner Nähe bist und mich nie verlässt, besonders dann, wenn ich am meisten Angst habe, und weil du mir meinen Schutzengel geschickt hast, der mich jeden Tag beschützt und erleuchtet.
Amen.
Erste Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen. Doch sie schrien: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden solle. Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhrs und Mordes im Gefängnis saß […]. Jesus aber lieferte er ihrem Willen aus (Lk 23,20-21.24-25).
Betrachtung
Als ich in der ersten Klasse war, wurde Marco, ein Kind aus meiner Klasse, beschuldigt, seinem Banknachbarn das Pausenbrot gestohlen zu haben. Ich wusste, dass es nicht stimmte, aber ich habe geschwiegen, es war ja nicht mein Problem, und dann haben alle auf ihn als Schuldigen gezeigt. Warum hätte ich mich einmischen sollen?
Jedes Mal, wenn ich daran zurückdenke, schäme ich mich immer noch. Es tut mir leid, was ich getan habe. Ich hätte meinem Freund helfen, die Wahrheit sagen und zur Gerechtigkeit beitragen können, aber stattdessen verhielt ich mich wie Pilatus und tat lieber so, als wäre nichts. Ich wählte den einfachen Weg und wusch meine Hände in Unschuld. Heute bereue ich es so sehr. Ich hätte ein wenig Mut haben, meinem Herzen folgen und meinem Freund in Schwierigkeiten helfen sollen.
Manchmal hören wir nur die Stimme derer, die Böses tun und wollen. Die Gerechtigkeit ist dagegen ein ansteigender Weg, mit Hindernissen und Schwierigkeiten. Wir haben aber Jesus an unserer Seite, der bereit ist, uns zu unterstützen und uns zu helfen.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, gib mir ein einfaches und aufrichtiges Herz. So werde ich auch in Schwierigkeiten den Mut und die Kraft haben, den Weg deiner Gerechtigkeit zu gehen: »Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir« (Ps 23,4).
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, gieße deinen Heiligen Geist in uns ein und gib uns deine Kraft, denn nur so werden wir den Mut haben, deine Wahrheit zu bezeugen, die der Weg der Gerechtigkeit und Versöhnung ist. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Zweite Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Die Männer, die Jesus bewachten, trieben ihren Spott mit ihm. Sie schlugen ihn, verhüllten ihm das Gesicht und fragten ihn: Du bist doch ein Prophet, sag uns: Wer hat dich geschlagen? Und noch viele andere Lästerungen stießen sie gegen ihn aus (Lk 22,63-65).
Betrachtung
Im Unterricht haben wir der Reihe nach aus dem Buch „Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte“ vorgelesen. Als Martina dran war, begann sie, die Buchstaben miteinander zu verwechseln, und so ergaben die Sätze keinen Sinn mehr. Wort für Wort fing ich an zu lachen und mit mir alle anderen. Ich erinnere mich noch, wie Martina im Gesicht ganz rot wurde, ihr die Stimme versagte und ihre Augen voller Tränen waren.
Vielleicht war es nicht unsere Absicht, sie auszulachen, doch wie viel Schmerz haben wir ihr mit unserem Gelächter verursacht!
Verfolgung ist nicht eine Erinnerung an eine ferne Zeit vor zweitausend Jahren. Manchmal kann unser Handeln einen Bruder oder eine Schwester verurteilen, verletzen und mit Füßen treten.
Manchmal mag es uns ein wenig Freude bereitet haben, jemanden leiden zu lassen, weil wir hinter diesen Leiden unsere eigenen Nöte versteckt haben.
Jesus hat uns gelehrt zu lieben, und in seiner Liebe liegt die Antwort auf alles Leid. Wir müssen bereit sein, alles zu tun, um anderen nicht weh zu tun, ja, um ihnen Gutes zu tun.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, nichts wird uns von deiner Liebe trennen. Mach uns fähig, unsere Brüder und Schwestern zu lieben, denen es weniger gut geht.
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, du hast uns Jesus gesandt, der gehorsam war bis zum Tod. Gib uns die Kraft deiner Liebe, um mutig unser Kreuz auf uns zu nehmen. Gib uns deine Hoffnung, und so werden wir dich selbst in den dunkelsten Momenten unseres Lebens erkennen können. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Dritte Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt (Jes 53,4-5).
Betrachtung
In der fünften Klasse der Grundschule war ich der Beste in Mathematik. Ich war mit den Tests in wenigen Minuten fertig und kannte nur ein Ergebnis: „sehr gut“.
Als ich zum ersten Mal „ungenügend“ las, dachte ich, ich sei ein Nichts. Ich spürte das Gewicht eines unerwarteten Versagens, ich war allein und niemand tröstete mich.
Aber dieser Moment ließ mich wachsen. Zu Hause trösteten mich meine Eltern und ließen mich ihre Liebe spüren. Ich richtete mich wieder auf und bemühte mich weiter beim Lernen.
Heute weiß ich, dass wir jeden Tag schwanken und fallen können, dass aber Jesus immer da ist, um seine Hand auszustrecken, die Last unserer Kreuze auf sich zu nehmen und die Hoffnung in uns neu zu entfachen.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, du bist unter dem großen Kreuz gefallen, das du getragen hast. Auch ich falle oft und tu mir weh. Bewahre mich auf meinem Weg und gib mir die Kraft, meine Lasten mit dir zu tragen.
Lasset uns beten.
Herr, du hast unsere Leiden auf dich genommen und sie geteilt bis zur Richtstätte, die erdrückt und demütigt. Lass uns nicht im Stich unter der Last unserer Kreuze, die uns manchmal zu schwer scheinen. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Vierte Station: Jesus begegnet seiner Mutter
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! (Joh 2,3-5).
Betrachtung
Wenn ich an meine Mutter denke, sehe ich ihr freundliches Gesicht, spüre ich die Herzlichkeit ihrer Umarmungen und wird mir bewusst, wie sehr sie mich liebt.
Sie begleitet mich überall hin – zum Fußballtraining, zum Englischkurs und zum Katechismusunterricht am Sonntagvormittag.
Abends, selbst wenn sie müde ist, hilft sie mir bei den Hausaufgaben; und wenn ich nachts Albträume habe, setzt sie sich neben mich, beruhigt mich und wartet, bis ich wieder einschlafe.
Wenn ich ein Problem habe, unsicher bin oder einfach trübsinnig, dann ist sie immer für mich da und hört mir mit ihrem Lächeln zu.
Und in den schlimmsten Momenten brauche ich gar keine Worte zu sagen; ein Blick genügt, sie versteht sofort und hilft mir, jedes Leid zu überwinden.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, mach uns fähig, dass wir uns von Maria, unserer Mutter im Himmel, umarmen lassen.
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, gib, dass wir dem liebevollen Blick Marias begegnen, damit jeder von uns, von der eigenen inneren Einsamkeit befreit, in der mütterlichen Umarmung Marias ruhen kann, die in Jesus jeden Menschen umarmt und geliebt hat. Darum bitten wir durch ihn, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
Fünfte Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage (Lk 23,26).
Betrachtung
Im Sommer spielte ich immer mit Freunden aus der Nachbarschaft im Park vor unserem Haus. Seit ein paar Monaten hatten wir neue Nachbarn mit einem Sohn im gleichen Alter wie ich. Aber er hat nicht mit uns gespielt, er hat nicht einmal unsere Sprache richtig verstanden. Eines Tages bemerkte ich, wie er uns aus der Ferne zusah. Er wollte mit uns spielen, hatte aber nicht den Mut zu fragen. Ich ging auf ihn zu, wir stellten uns vor und ich lud ihn ein, mit uns eine Runde Fußball zu spielen. Walid ist seit diesem Tag einer meiner besten Freunde und auch der Torhüter unserer Mannschaft.
Wenn wir einen Menschen aus der Ferne betrachten, machen wir zuerst seine Umrisse aus, dann sehen wir, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, und langsam nehmen die Details seines Gesichts Form an. Aber erst, wenn wir ihn als Bruder oder Schwester erkennen, öffnen wir unser Herz für Jesus.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, gib, dass ich alle einsamen und ausgegrenzten Brüder und Schwestern, denen ich auf meinem Lebensweg begegne, in Liebe aufnehme.
Lasset uns beten.
Herr, mach uns fähig, dich in den Geringsten zu erkennen, denen wir auf unserem Weg begegnen. Gib uns den Mut und die selige Freude, die Hungrigen zu speisen, den Durstigen zu trinken zu geben, die Fremden aufzunehmen, die Nackten zu bekleiden und die Kranken zu pflegen, um dir in jedem Bruder und jeder Schwester zu begegnen und dich in ihnen aufzunehmen. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Sechste Station:: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Die Gerechten werden dem König antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen oder durstig, fremd oder nackt, krank oder im Gefängnis? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Mt 25,37-40).
Betrachtung
An diesem Tag hatte ich das wichtigste Spiel der Meisterschaft zu bestreiten. Es war die Gelegenheit, all mein Können zu zeigen. In der Umkleidekabine war ich aufgeregt und hatte Bange, aber als ich auf das Spielfeld kam, sah ich meinen besten Freund Marco unter den Zuschauern. Obwohl er Fußball nicht mochte, war er gekommen, um mich zu unterstützen. Es war das erste Mal, dass er kam, um mich spielen zu sehen, und leider haben wir verloren.
Während ich duschte, war ich traurig und niedergeschlagen, aber als ich aus der Umkleidekabine kam, traf ich meinen Freund. Er hatte mit einer Orangenlimonade in der Hand auf mich gewartet. Wir verbrachten einige Zeit miteinander, und so machten dieser Moment und diese Orangenlimonade alles erträglicher, die erlittene Niederlage wurde zu einer weniger bitteren Erinnerung.
Eine Begegnung, ein Blick oder eine Geste können unseren Tag verändern und unser Herz erfüllen. Im leidenden Gesicht eines Freundes oder auch eines Fremden ist das Gesicht Jesu zu sehen, der denselben Weg geht wie ich ... Werde ich den Mut haben, mich ihm zu nähern?
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, gib, dass ich in schwierigen Momenten deinem Blick begegne, damit ich Trost in deiner Liebe finde.
Lasset uns beten.
Herr, gib, dass das Licht deines Antlitzes, das voll Erbarmen ist, die Wunden der Verlassenheit und der Sünde, die uns plagen, lindert. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Siebte Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war keine Falschheit. Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit (1 Petr 2,22.24).
Betrachtung
In der vierten Klasse der Grundschule wollte ich unbedingt den Hauptdarsteller in der Aufführung am Ende des Schuljahres spielen. Ich hatte mich sehr angestrengt, um die Rolle zu bekommen, ich hatte den Text mehrmals vor dem Spiegel wiederholt. Die Lehrerin entschied jedoch, die Rolle Giovanni zu geben. Er war ein Kind, das sich immer zurückhielt.
In diesem Moment fühlte ich mich gedemütigt und war wütend auf mich selbst, auf die Lehrerin und auf Giovanni. Die Aufführung war ein Erfolg, und von diesem Moment an öffnete sich Giovanni mehr der ganzen Klasse gegenüber.
Meine Enttäuschung hatte dazu gedient, einem anderen Menschen zu helfen. Die Entscheidung der Lehrerin hatte jemandem eine Chance gegeben, der sie wirklich brauchte.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, mach mich zu einem Werkzeug deiner Liebe. Gib, dass ich den leidenden Schrei derer höre, die eine schwierige Situation erleben, damit ich sie trösten kann.
Lasset uns beten.
Herr, du bist zu Boden gefallen wie viele andere auch. Gib uns die Kraft, wieder aufzustehen, wenn wir nicht einmal mehr den Wunsch dazu haben. Mehre in uns die Gewissheit, dass wir, wenn wir müde oder verzagt sind, immer wieder neu anfangen können, mit dir an unserer Seite weiterzugehen. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Achte Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen von Jerusalem
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder! (Lk 23,27-28)
Betrachtung
Mein Bruder und ich hatten den ganzen Nachmittag mit Videospielen verbracht. Am Abend fragte uns unsere Mama, ob wir unsere Hausaufgaben gemacht hätten. Wir antworteten beide: „Sicher, Mama.“ Ich ging sofort auf mein Zimmer und fing an, sie zu machen, während mein Bruder auf der Couch fernsah.
Am nächsten Tag ging er nicht zur Schule und täuschte ein schreckliches Bauchweh vor. Als ich nach Hause kam, ging ich in sein Zimmer, und wir sprachen darüber, was passiert war. Es war falsch, dass wir Mama angelogen hatten und dass er Bauchschmerzen vortäuschte.
Ich machte ihm den Vorschlag, sofort die Hausaufgaben zu machen, und so half ich ihm, die vom Vortag nachzuholen. Als wir fertig waren, spielten wir den restlichen Nachmittag.
Einen Bruder zu korrigieren ist eine schwierige, aber notwendige Sache. Sie erfordert Mut, Einfachheit und Fingerspitzengefühl.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, du hast unsere Herzen mit Güte und Feingefühl erfüllt. Mach uns fähig, uns um unsere jüngeren Brüder und Schwestern zu kümmern.
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, mach uns zu glaubwürdigen Zeugen deiner Barmherzigkeit. Gib, dass unsere Worte und Taten immer ein ehrlicher und selbstloser Ausdruck der Nächstenliebe gegenüber jedem Bruder und jeder Schwester sind. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Neunte Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Jesus sprach: Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben (Joh 12,24-25)
Betrachtung
Im letzten Jahr haben wir mit der Familie unsere Großeltern nicht besucht. Meine Eltern sagen, es sei gefährlich, denn wir könnten sie mit Covid anstecken. Ich vermisse sie!
Genauso fehlen mir meine Freundinnen vom Volleyball und die Pfadfinder.
Ich fühle mich oft allein.
Auch die Schule ist geschlossen. Früher ging ich manchmal nicht so gern dorthin, aber jetzt möchte ich nur in die Schule zurück, um wieder meine Kameraden und die Lehrerinnen zu sehen.
Die Traurigkeit des Alleinseins wird mitunter unerträglich, wir fühlen uns von allen „verlassen“ und unfähig, wieder zu lächeln. Wie Jesus sind wir auf dem Boden zusammengesunken.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, ewiges Licht, ich bitte dich, leuchte auf, wenn ich mich in so dunkle Gedanken verliere und mich von dir entferne.
Lasset uns beten.
Herr, du bist als Opferlamm nach Golgota hinaufgegangen. Erleuchte uns in dieser dunklen Nacht, damit wir in dieser schweren Zeit nicht in die Irre gehen. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Zehnte Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Dann kreuzigten sie ihn. Sie verteilten seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen, wer was bekommen sollte. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand (Mk 15,24; Joh 19,24b).
Betrachtung
Auf den Regalen in meinem Zimmer standen sehr viele Puppen, jede war anders. Zu jedem Anlass bekam ich eine neue geschenkt, und ich mochte alle meine kleinen Freunde sehr.
Am Sonntag sagte der Pfarrer bei den Verlautbarungen am Ende der Messe, dass für Flüchtlingskinder aus dem Kosovo Spielsachen gesammelt werden.
Wieder zu Hause sah ich meine Puppen an und dachte: „Brauche ich sie wirklich?“
Traurig wählte ich einige aus – die ältesten und die, die ich weniger mochte. Ich bereitete eine Schachtel vor, um sie am folgenden Sonntag in die Kirche mitzunehmen.
Am Abend hatte ich jedoch das Gefühl, dass ich nicht genug getan habe. Bevor ich ins Bett ging, war die Schachtel voll mit Puppen und die Regale leer.
Sich vom Überflüssigen zu trennen erleichtert die Seele und befreit uns vom Egoismus.
Geben macht glücklicher als nehmen.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, wache über mein Herz. Mach es frei von der Sklaverei der materiellen Güter. Hilf mir, nicht nur das Überflüssige, sondern auch das Notwendige zu schenken.
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, schließe die Kluft zwischen uns. Gib, dass wir mit unseren Brüdern und Schwestern die Gaben deiner Vorsehung großherzig teilen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Elfte Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! (Lk 23,35-37).
Betrachtung
Am ersten Weihnachtstag fuhren wir mit den Pfadfindern nach Rom zu den Missionarinnen der Nächstenliebe, um an die Bedürftigen Mittagessen zu verteilen. Dafür verzichteten wir auf den Festtag in der Familie.
Auf der Hinfahrt mit dem Zug dachte ich an all die Dinge, die ich verpassen würde: Großmutter Marias selbstgemachte Cappelletti, das Bingospielen, den Panettone, die ausgepackten Geschenke vor dem Kamin ...
Auf der Rückreise dachte ich an die Gesichter der Menschen, die ich bedient hatte, an ihr Lächeln und ihre Geschichten ... Der Gedanke daran, diesen Menschen einen Moment in Heiterkeit bereitet zu haben, hatte dieses Weihnachten unvergesslich gemacht.
Sich selbst und seine Hilfe mit Liebe anzubieten, das hat uns Jesus am Kreuz gelehrt.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, befreie uns von unserem Stolz und unseren Vorurteilen. Gib, dass unser Herz offen ist für andere.
Lasset uns beten.
Herr, gib uns die Gnade, dass wir nicht an unseren Sünden festgenagelt bleiben, sondern hilf uns, in allen unseren Schwächen eine neue Möglichkeit zu sehen, die Macht deines Kreuzes durchscheinen zu lassen, das Leben und Hoffnung schenkt. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Zwölfte Station: Jesus stirbt am Kreuz
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Es war schon um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach – bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus (Lk 23,44-46).
Betrachtung
Vor einiger Zeit habe ich, nachdem ich das Thema im Unterricht behandelt hatte, einen Aufsatz über Kinder, die Opfer der Mafia wurden, geschrieben. Ich frage mich: Wie kann man solch schreckliche Taten verüben? Ist es richtig, solche Dinge zu verzeihen? Und wäre ich in der Lage zu verzeihen?
Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz allen das Heil geschenkt. Er ist nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder, die die Demut und den Mut zur Umkehr besitzen.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, gib uns die Kraft zu vergeben, denn du hast gesagt: „Im Himmel wird mehr Freude herrschen über einen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben“ (vgl. Lk 15,7).
Lasset uns beten.
Herr Jesus, du bist für uns am Kreuz gestorben. Nimm unser Leben, das sich an deinem Leben festhält, als ewiges und endgültiges Opfer an. Der du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Dreizehnte Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Gegen Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Josef; auch er war ein Jünger Jesu. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, ihm den Leichnam zu überlassen (Mt 27,57-58).
Betrachtung
Aus dem Krankenwagen stiegen Männer, die wie Astronauten aussahen, bekleidet mit Schutzanzügen, Handschuhen, Masken und Visieren, und nahmen meinen Großvater mit, der seit ein paar Tagen mit dem Atmen Mühe hatte.
Das war das letzte Mal, dass ich meinen Großvater gesehen habe. Er starb ein paar Tage später im Krankenhaus und litt, denke ich, auch an der Einsamkeit.
Ich konnte ihm nicht physisch nahe sein, mich nicht verabschieden oder ihm Trost spenden.
Ich habe jeden Tag für ihn gebetet, so konnte ich ihn auf seiner letzten irdischen Reise begleiten.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, wir danken dir, dass du uns durch deinen Tod am Kreuz die Kraft der Hoffnung gegeben hast.
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, gib, dass wir spüren, wie du uns nahe bist mit deiner Trost und Versöhnung bringenden Gegenwart, bis zu dem Moment, da du uns in deiner Vorsehung rufst, mit dir eins zu sein. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Vierzehnte Station: Jesus wird in das Grab gelegt
V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.
Josef nahm den Leichnam und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg (Mt 27,59-60).
Betrachtung
Lieber Jesus, mein Name ist Sara, ich bin zwölf Jahre alt und möchte dir danken, weil du mich heute gelehrt hast, im Namen deiner Liebe Gutes zu tun. Du hast mich gelehrt, im Vertrauen auf dich jedes Leiden zu überwinden; den anderen als meinen Bruder, als meine Schwester zu lieben; zu fallen und wieder aufzustehen; den anderen zu dienen; mich von Vorurteilen zu befreien; das Wesentliche zu erkennen und vor allem jeden Tag mein Leben mit deinem Leben zu verbinden. Heute weiß ich dank dessen, was du aus unendlicher Liebe getan hast, dass der Tod nicht das Ende von allem ist.
Gebet der Kinder und Jugendlichen
Jesus, hilf uns, mit dem Beten nicht aufzuhören, wenn wir spüren, dass unsere Herzen vor dem Stein deines Grabes schwer werden.
Lasset uns beten.
Herr, guter Vater, wenn wir auf unserem Lebensweg schwierige Geschichten sehen, dann schenk uns die Hoffnung von Ostern, dem Übergang vom Tod zur Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
SCHLUSSGEBET
Herr, guter Vater, auch in diesem Jahr haben wir den Kreuzweg deines Sohnes Jesus betrachtet. Wir haben es mit den Stimmen und Gebeten der Kinder getan, die du selbst als Beispiel hingestellt hast, um in dein Reich einzugehen.
Hilf uns, wie sie zu werden – klein, bedürftig an allem, offen für das Leben. Gib, dass wir die Reinheit des Sehens und des Herzens wiedererlangen.
Wir bitten dich, segne und beschütze alle Kinder dieser Welt, damit sie in Weisheit und Gnade heranwachsen, um den Plan des Guten zu erkennen und zu verfolgen, den du für jedes einzelne erdacht hast.
Segne auch die Eltern und alle, die mit ihnen bei der Erziehung dieser deiner Kinder zusammenarbeiten, damit sie sich immer mit dir verbunden fühlen, wenn sie Leben und Liebe schenken.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Der Heilige Vater richtet sein Wort an die Anwesenden. Am Ende der Ansprache erteilt der Heilige Vater den Apostolischen Segen:
Der Herr sei mit euch. Und mit deinem Geiste.
Der Name des Herrn sei gepriesen. Von nun an bis in Ewigkeit.
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn. Der Himmel und Erde erschaffen hat.
Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Weblinks
- Quelle: Die deutsche Fassung auf der Vatikanseite
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