Marcel Lefebvre
Marcel Lefebvre (* 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich; † 25. März 1991 in Martigny, Schweiz) ist ein Bischof der katholischen Kirche, der 1988 von Papst Johannes Paul II. exkommunziert wurde.
Biographie
Marcel Lefebvre wurde als drittes Kind einer Industriellenfamilie am 29. November 1905 in Tourcoing, Nordfrankreich (Diözese Lille), geboren. Von den insgesamt 8 Geschwistern wurden er und sein älterer Bruder Missionspriester, drei Schwestern gingen ins Kloster. Nach seinem Studium in Rom, das er mit einem doppelten Doktor – Philosophie und Theologie – beendete, wurde er am 21. September 1929 in Lille zum Priester geweiht. Im Jahr 1932 trat er in den Missionsorden der "Väter vom Hl. Geist" ein und ging als Missionar nach Gabun, Afrika.
In Gabun war er als Professor am Priesterseminar tätig, aber auch als einfacher Missionar im Busch, wobei er sein Geschick u.a. als Baumeister, Buchdrucker, Elektriker, Automechaniker und einziger Chauffeur des einzigen Automobils des Bistums unter Beweis stellen musste. In Afrika zählen heute ein Kardinal, zwei Bischöfe und zwei Staatsoberhäupter zu den ehemaligen Schülern Marcel Lefebvres.
1947 wurde Lefebvre zum Bischof geweiht, ein Jahr später wurde er Erzbischof und von Papst Pius XII. zum Apostolischen Delegaten für das ganze französisch-sprechende Afrika ernannt. "Apostolischer Delegat" bedeutet, dass er der verlängerte Arm des Papstes war, im Namen des Papstes zuständig für alle afrikanischen Länder, in denen französisch gesprochen wurde (und das waren nicht wenige!). 1955 machte ihn der Papst zum ersten Erzbischof von Dakar.
Im Jahr 1960 berief Papst Johannes XXIII. Erzbischof Lefebvre in die Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil und ernannte ihn zum päpstlichen Thronassistenten. Am Konzil selbst nahm Erzbischof Lefebvre teil in seiner Eigenschaft als Generaloberer (= höchster Oberer) der Väter vom Heiligen Geist (1962 war er in dieses Amt gewählt worden). Er war während des Konzils einer der führenden Köpfe einer Vereinigung von etwa 450 konservativen Konzilsvätern, die große Gefahren für den Glauben befürchteten durch die auf dem Konzil eingeführten Neuerungen. Mgr. Lefebvre bangte dabei vor allem um die Länder Afrikas, die ihm ja besonders am Herzen lagen, und deren noch jungen und ungefestigten Glauben er sehr gefährdet sah.
1968 trat er von seinem Amt als Generaloberer der Väter vom Hl. Geist zurück, weil er die Reformen, die im Gefolge des II. Vatikanischen Konzils auch in diesem Orden vorgenommen wurden, nicht mittragen konnte. Er zog sich nach Rom zurück mit der Absicht, sich zur Ruhe zu setzen.
Hier wurde er jedoch ein Jahr später von einigen Seminaristen "aufgestöbert", die in Rom studierten und die Verhältnisse am Seminar und an der Universität als zunehmend unerträglich empfanden. Überall herrschte Umsturz und Revolte, an eine geordnete Priesterausbildung war nicht zu denken. Sie baten daher Erzbischof Lefebvre, etwas für sie zu unternehmen. So kam es schließlich zur Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Aufgrund der Bischofsweihen hat man über Erzbischof Lefebvre die Strafe der "Exkommunikation" ausgesprochen. Dies war sicherlich nicht gerechtfertigt, da Mgr. Lefebvre nichts anderes am Herzen lag, als die "Familie der Tradition" am Leben zu erhalten, indem er die Weitergabe des Weihesakramentes sicherstellte.
Erzbischof Lefebvre starb am 25. März 1991. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. jedoch besteht fort. Sie umfasst heute 417 Priester, 62 Brüder und ebenso viele Schwestern sowie 183 Seminaristen. Im deutschen Distrikt gibt es 12 Priorate, 3 Schulen, ein Seminar, ein Karmel-Kloster, ein Schwesternnoviziat, ein Altenheim und etwa 30 Kapellen.