Lauda Sion Salvatorem

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Lauda Sion Salvatorem (Lobe, Zion, den Erlöser) heißt die Fronleichnamssequenz der Katholischen Kirche. Sie ist einer der großen Hymnen, die der heilige Thomas von Aquin 1263/64 in päpstlichem Auftrag für das damals neu eingeführte Fronleichnamsfest schrieb.

In diesem Text fasst er einprägsam die Lehre der Kirche über die Eucharistie zusammen, wie sie auf dem 4. Laterankonzil abschließend definiert worden war.

Vielleicht mehr als durch seine großen theologischen Schriften übt Thomas bis heute durch diese viel übersetzten und verbreiteten Strophen Einfluss auf das Glaubenswissen katholischer Christen aus.

Eine teilweise Übertragung von Maria Luise Thurmair (1972) findet sich im gemeinsamen Teil des Gotteslob (Nr. 545). Volkstümlicher ist jedoch die Übertragung von Franz Xaver Riedel (1773) Deinem Heiland, deinem Lehrer, die in verschiedenen Textfassungen in den meisten Diözesananhängen steht und fester Bestandteil vieler Fronleichnamsfeiern ist.

Text

1. Lauda Sion Salvatorem,
Lauda ducem et pastorem
In hymnis et canticis.
Quantum potes, tantum aude,
Quia maior omni laude,
Nec laudare sufficis.
2. Laudis thema specialis
Panis vivus et vitalis
Hodie proponitur.
Quem in sacrae mensa coenae
Turbae fratrum duodenae
Datum non ambigitur.
3. Sit laus plena, sit sonora;
Sit iucunda, sit decora
Mentis iubilatio,
Dies enim solemnis agitur
In qua mensae prima recolitur
Huius institutio.
4. In hac mensa novi Regis
Novum Pascha novae legis
Phase vetus terminat.
Vetustatem novitas,
Umbram fugat veritas,
Noctem lux eliminat.
5. Quod in coena Christus gessit,
Faciendum hoc expressit
In sui memoriam:
Docti sacris institutis
Panem, vinum in salutis
Consecramus hostiam.
6. Dogma datur Christianis,
Quod in carnem transit panis
Et vinum in sanguinem.
Quod non capis, quod non vides,
Animosa firmat fides
Praeter rerum ordinem.
7. Sub diversis speciebus,
Signis tantum et non rebus,
Latent res eximiae:
Caro cibus, sanguis potus,
Manet tamen Christus totus
Sub utraque specie.
8. A sumente non concisus,
Non confractus, non divisus
Integer accipitur.
Sumit unus, sumunt mille,
Quantum isti, tantum ille,
Nec sumptus consumitur.
9. Sumunt boni, sumunt mali,
Sorte tamen inaequali,
Vitae vel interitus.
Mors est malis, vita bonis,
Vide paris sumptionis
Quam sit dispar exitus.
10. Fracto demum sacramento,
Ne vacilles, sed memento
Tantum esse sub fragmento,
Quantum toto tegitur.
Nulla rei fit scissura,
Signi tantum fit fractura,
Qua nec status nec statura
Signati minuitur.
11. Ecce panis Angelorum,
Factus cibus viatorum,
Vere panis filiorum,
Non mittendus canibus!
In figuris praesignatur,
Cum Isaac immolatur,
Agnus Paschae deputatur,
Datur manna patribus.
12. Bone pastor, panis vere,
Jesu, nostri miserere,
Tu nos pasce, nos tuere,
Tu nos bona fac videre
In terra viventium.
Tu qui cuncta scis et vales,
Qui nos pascis hic mortales,
Tuos ibi commensales,
Cohaeredes et sodales
Fac sanctorum civium.

Prosaübersetzung

1. Lobe, Zion, den Erlöser,
lobe den Füher und Hirten
in Hymnen und Gesängen.
Wieviel du kannst, soviel wage,
denn er ist größer als alles Lob,
und nicht genug kannst du ihn loben.
2. Ein besonderes Thema des Lobes,
das lebendige und lebenschaffende Brot
wird heute vorgestellt,
das am Tisch des heiligen Mahles
der Zwölfschar der Brüder
unzweifelhaft gegeben wurde.
3. Das Lob sei volltönend, es sei klangvoll;
angenehm sei und schön
der Jubel des Herzens.
Der festliche Tag nämlich wird begangen,
an dem die erste Stiftung dieses Tisches
verehrt wird.
4. An diesem Tisch des neuen Königs
beendet das neue Pascha des neuen Gesetzes
den alten Zeitabschnitt.
Neuheit vertreibt das Alte,
Wahrheit den Schatten,
Licht sperrt die Nacht aus.
5. Was Christus beim Mahl tat,
das zu tun trug er auf
zu seinem Gedächtnis.
Belehrt durch die heiligen Stiftungsworte
weihen wir Brot und Wein
zur Opferspeise der Erlösung.
6. Das Dogma ist den Christen gegeben,
dass das Brot in Fleisch übergeht
und der Wein in Blut.
Was du nicht begreifst, was du nicht siehst,
bestätigt der beherzte Glaube
jenseits der gewöhnlichen Ordnung der Dinge.
7. Unter verschiedenen Gestalten -
nur den Zeichen, nicht den Wirklichkeiten -
sind außerordentliche Dinge verborgen:
Die Speise ist Fleisch, der Trank ist Blut,
doch Christus bleibt ganz
unter beiden Gestalten.
8. Vom Nehmenden nicht zerkaut,
nicht zerbröckelt, nicht zerteilt,
wird er als Ganzer empfangen.
Einer nimmt, tausend nehmen -
wieviel jene, soviel er:
gegessen, wird er doch nicht verbraucht.
9. Gute empfangen, Böse empfangen,
doch ungleich im Los
des Lebens oder des Untergangs.
Tod wird den Bösen, Leben den Guten:
Sieh des gleichen Verzehrens
wie verschiedenen Ausgang!
10. Schließlich, ist das Sakrament gebrochen,
schwanke nicht, sondern bedenke,
dass ebensoviel unter dem Bruchstück
wie im Ganzen enthalten ist.
Keine Spaltung der Sache geschieht,
nur die Brechung des Zeichens geschieht,
wodurch weder Stellung noch Größe
des Bezeichneten verringert wird.
11. Seht, das Brot der Engel,
es ist Speise der Wanderer geworden,
in Wahrheit das Brot der Söhne,
nicht den Hunden vorzuwerfen!
In Vorausbildungen ist es angedeutet,
mit Isaak wird es geopfert,
für das Paschalamm wird es gehalten,
als Manna wird es den Vätern gegeben.
12. Guter Hirte, wahres Brot,
Jesus, erbarme dich unser,
weide du uns, schütze uns,
lass du uns die Güter schauen
im Land der Lebenden.
Du, der du alles weißt und vermagst,
der du uns Sterbliche hier weidest,
mach uns dort zu deinen Tischgenossen,
zu Miterben und Gefährten
der heiligen Bürger.

Neue Versübertragung

1. Zion, sing! Dein Fest ist heute.
Sing dem Herrn, der dich befreite,
dessen Heiligtum du bist!
Kannst du auch mit tausend Liedern
seine Liebe nicht erwidern,
tu, soviel dir möglich ist.
2. Christus macht sich uns zu Eigen.
Heut erheben wir und zeigen
Brot, das lebt und Leben wirkt,
Brot, das er den Jüngern teilte,
das von Schuld und Trauer heilte
und den Himmel in sich birgt.
3. Laut soll unser Lied ihn loben,
jubelnd steige es nach oben,
mache enge Herzen weit.
Seht, das Gastmahl, sein Vermächtnis,
hält sein Opfer im Gedächtnis,
bis er kommt in Herrlichkeit.
4. Erdenmacht und -ruhm vergehen.
Wenn Gott straft – wer kann bestehen?
Das Gesetz hat Fluch gebracht.
Doch die Schatten sind zerronnen.
Neues hat der Herr begonnen,
und sein Licht vertreibt die Nacht.
5. Was er tat beim Mahl des Scheidens,
trägt die Heilkraft seines Leidens
zu den Menschen jeder Zeit.
So hat er es aufgetragen;
und wenn wir sein Machtwort sagen,
werden Brot und Wein geweiht.
6. Unverbrüchlich ist die Lehre,
Christi Willen gibt sie Ehre:
Brot wird Fleisch und Wein wird Blut.
Niemand sieht es, niemand schmeckt es,
doch der Geist des Herrn entdeckt es,
der in unsern Herzen ruht.
7. Zweierlei sind die Gestalten,
die das eine Heil enthalten,
Christus Speise, Christus Trank.
Er ist ganz in beiden Zeichen.
Er, den Brot und Wein uns reichen,
eint sein Volk in Lob und Dank.
8. Wer herantritt mit Verlangen,
wer getauft ist, darf empfangen,
was er ist: den Leib des Herrn.
Niemand kann die Gäste zählen;
jedem will er sich vermählen,
sättigt alle, nah und fern.
9. Die mit leeren Händen kommen,
werden freundlich aufgenommen,
schaun den Herrn von Angesicht.
Doch die Stolzen, Herzensharten,
die statt Gnade Lohn erwarten,
finden Zorn und Strafgericht.
10. Muss die Brotsgestalt zerbrechen,
um von Christi Tod zu sprechen,
kann doch nichts den Glauben schwächen,
der die Kraft des Herrn erfährt.
Er ist ganz in allen Stücken,
um die Seinen zu beglücken
und zum Himmel zu entrücken –
ganz, solang das Zeichen währt.
11. Seht das Brot der Engelscharen,
Brot der Wandrer in Gefahren –
für die Kinder helft’s bewahren;
werft es nicht den Hunden hin!
Denn die Schuld der Welt bezahlt es,
Isaak im Opfer malt es,
Glanz des Paschalamms durchstrahlt es,
und das Manna ist darin.
12. Guter Hirte, Brot der Seelen,
hab Erbarmen, wenn wir fehlen,
hilf, wo Angst und Hunger quälen,
lass uns deine Wege wählen
bis zum Ziel in Gottes Reich.
Du, der mit den Seinen leidet,
sie auf grünen Auen weidet,
von der Macht des Bösen scheidet
und mit Festgewändern kleidet,
mach uns den Verklärten gleich!
Peter Gerloff