In multiplicibus curis (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. Juli 2019, 19:22 Uhr

Enzyklika
In multiplicibus curis

von Papst
Pius XII.
über die erneute Fürbitte für das Heilige Land
24. Oktober 1948

(Offizieller lateinischer Text AAS 40 [1948] 433-436)

(Quelle: Herder-Korrespondenz Herder Verlag Freiburg im Breisgau, 3. Jahrgang, Heft 3, Dezember 1948, S. 112-113; private deutsche Übersetzung)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist



 Von den vielfachen Sorgen, die Uns in dieser Zeit - aus der So entscheidende Konsequenzen für die Lebensbedingungen der gesamten Menschheit erwachsen - die Bürde Unseres hohen priesterlichen Amtes so schwer machen, bedrängt Uns ganz besonders jene, die der Gedanke an den blutigen Krieg um die heiligen Stätten Palästinas in Uns erweckt.

Wir können euch, ehrwürdige Brüder, wahrlich versichern, dass weder erfreuliche noch traurige Ereignisse den Schmerz mildern können, der Uns bedrückt beim Gedanken, dass im Lande, in dem Jesus Christus zur Erlösung des ganzen Menschengeschlechtes sein Blut vergossen hat, bis zur Stunde Bruderblut vergossen wird. Und dass dort, wo zuerst die himmlische Friedensbotschaft erklang und die Seelen erhellte, Memchen sich bekämpfen, und die Not der Elenden und die Angst der Entsetzten von Tag zu Tag anwachsen, während tausende von aus ihrer Heimat vertriebenen Flüchtlingen in der Fremde herumirren auf der Suche nach Brot und Unterkunft.

Umso mehr quält Uns dieser Schmerz, da Wir von zahlreichen und nicht geringen Schäden an Baulichkeiten der Nähe der heiligen Stätten hören, die kirchlichen und wohltätigen Zwecken dienen. Dabei ist zu befürchten, dass die durch Geburt, Leben und Tod des Erlösers geheiligten Stätten - die im heiligen Land verstreuten und vor allem die in Jerusalem - dasselbe traurige Schicksal erleiden könnten.

Es ist unnötig, ehrwürdige Brüder, euch gegenüber zu erwähnen, dass Wir angesichts des gegenwärtigen Missstandes und der augenscheinlich daraus für die Zukunft erwachsenden noch größeren Übel nicht schweigend Unsren Schmerz verhülUen, sondern alles taten, was in Unserer Macht stand, um Abhilfe zu schaffen.

Ihr wißt, dass Wir noch vor Eröffnung der Feindseligkeiten eine Abordnung arabischer Persönlichkeiten empfingen, die gekommen waren, um Uns ihre Huldigung darbringen, und ihnen gegenüber Unsere Sorge um den Frieden in Palästina zum Ausdruck brachten. Wir erklärJen entschieden, dass er nur durch Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit verwirklicht werden könne, durch Respekttierung der Rechte der Einzelnen, der gewordenen Tradition - besonders auf dem Gebiet des Religiösen und durch strenge Pflichterfüllung seitens eines jeden Teiles der Bevölkerung, nimmermehr aber durch Waffengewalt.

Auch nachdem der Krieg entbrannt war, setzten Wir Uns - durch den Charakter Unseres apostolischen Amtes über jedem Konflikt stehend, der die mensch;llche Gesellschaft bewegt - mit größter Unparteilichkeit und wo immer möglich ein für den Sieg der Eintracht und für einen gerechten Frieden in Palästina, sowie für die Erhaltung der dortigen heiligen Stätten.

Trotz der dringenden Hilferufe, die von überall her zu Uns dringen, bemühten Wir Uns gleichzeitig, den vom Krieg Geschädigten zu helfen, soviel Wir konnten, und stellten dazu Unseren Vertretern in Palästina, im Libanon und in Ägypten die Mittel zur Vedügung. Auch ermunterten Wir die Christgläubigen der versemedenen Nationen zur Inangriffnahme und Fortführung von Hilfsmaßnahmen.

Überzeugt davon, dass alle menschlichen Mittel nicht ausreichten, einen so schwierigen und verwickelten Fall zu lösen, setzten Wir Unser Vertrauen vor allem in das Gebet zum göttlichen Friedensfürsten. Unlängst erst ermahnten Wir euch, ehrwürdige Brüder, in der Enzyklika "Auspicia quaedam" - wie Wir es auch jetzt wieder tun -, dass ihr und die eurer seelsorgerlichen Obhut anvertrauten Gläubigen öffentliche Bittgebete abhalten mögen, um durch die Fürsprache der heiligsten Jungfrau zu erflehen, dass in Palästina nach gerechter Ordnung der Verhältnisse wieder Eintracht und Friede einkehren" (Act. Ap. Sed, 1948, n. 5, p. 171).

Wir wissen, dass Unser Aufruf nicht vergeblich war. Und es ist Uns auch bekannt, dass - während Wir Uns, verbunden mlt der ganzen christlichien Welt, durch Gebete und Werke für eine glückliche Wiederherstellung der Ordnung in Palästina verwendeten, - es nicht an herzhaften Männern fehlte, die sich um dasselbe Ziel bemühten, ohne Mühen und Gefahren zu scheuen. Gerne anerkennen Wir ihre edlen Leistungen und sprechen ihnen in der Offentlichkeit Unser Lob aus. Da die Feindseligkeiten noch nicht beendet sind und die Schäden und Ruinen, die sie begleiten, immer zahlreicher werden, halten Wir es für angebracht, Unseren Aufruf zu erneuern und hoffen zuversichtlich, dass er nicht nur von euch, ehrwürdige Brüder, sondern von allen Christen willig aufgenommen wird.

Wie Wir am 2. Juni dem heiligen Kardinalskollegium gegenüber erklärten, als Wir ihm Unsere Besorgnis und Unruhe über die Situation in Palästina mitteilten, scheint es uns ganz ausgeschlossen zu sein, dass die gesamte Christenheit unbeteiligt oder mit leerer Entrüstung zusehen könnte, wie jener geheiligte Boden, den jeder gerne und mit tiefster Ehrfurcht betrat, um ihn in heißer Liebe zu küssen, nun von den Waffen der Kampftruppen verwüstet und durch Bombenangriffe zerrissen und zerstört wird. Wir können nicht glauben, dass jene heiligen Stätten und gar das Grab Jesu Christi sinnlos zerschlagen werden sollen.

Vielmehr hoffen Wir zuversichtlich, dass durch die Gebete der Christen aus aller Welt, die in dieser Meinung zum allmächtigen und barmherzigen Gott emporsteigen, zusammen mit den Bitten so vieler Menschen, die sich nach der Wahrheit und nach dem Guten sehnen, es jenen, denen die Geschicke der Völker anvertraut sind, erleichtert werde, den Weg zu finden, der zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit und Ruhe in Palästina führt, damit die Dinge dort im Einklang und unter Mitarbeit aller beteiligten Interessenten so geordnet werden, dass die öffentliche und persönliche Sicherheit aller gewährleistet ist und solche geistige und soziale Lebensbedingungen entstehen, die zu normalem Wohlstand führen.

Ebenso hoffen Wir, dass diese Gebete und Bitten, die beweisen, wie sehr das Schicksal der heiligen Stätten beinahe der ganzen Menschheit am Herzen liegt, alle in den zur Lösung der Probleme der Wiederherstellung des Friedens unter den Völkern berufenen hohen Versammlungen überzeugen, wie notwendig die Internationalisierung jerusalems und seiner Umgebung sei, wo so viele ehrwürdige Erinnerungen an das Leben und den Tod des göttlichen Erlösers erhalten geblieben sind. So schiene Uns unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Sicherheit der Heiligtümer am besten gewährleistet zu sein.

In ähnlicher Weise wird es erforderlich sein, durch internationale Garantien den freien Zugang zu den anderen heiligen Stätten, wie auch die Freiheit des Kultes und die Respektierung des Brauchtums und der religiösen Traditionen zu sichern.

Gebe Gott, dass bald der Tag anbricht, an dem fromme Christen wieder zu den heiligen Stätten pilgern können, um dort in Betrachtung der Zeugnisse der Liebe Jesu Christi, der sein Leben hingab für das Heil der Brüder, klar zu erkennen, wie die Menschen und Völker in Frieden zusammen leben können.

Getragen von dieser Hoffnung erteilen Wir euch, ehrwürdige Brüder, euern Gläubigen und allen, die mit willigem Herzen diese Ermahnungen aufnehmen, als Unterpfand der himmlischen Gnaden und als Zeichen Unseres Wohlwollens den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Castel Gandolfo bei Rom, am 24. Oktober 1948,
im zehnten Jahr Unseres Pontifikates.

Pius PP. XII.