Pius XI.: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. Juli 2006, 15:29 Uhr

Papst Pius XI., Kirche St. Paul - Rom

Biografie

Der spätere Papst Pius XI. wurde als Achille Ratti am 31. Mai 1857 in Desio bei Mailand geboren. Als vierter Sohn der Eheleute Francesco und Teresa Ratti (geb. Galli di Saronno) wurde er am 1. Juni 1857 auf die Namen Ambrosius Damian Achill getauft. Die Priesterweihe erfolgte am 20. Dezember 1879 in Rom, wo er in der Kirche S. Carlo al Corso die Primnizmesse feierte. Nach Studien an der Sapienza, der Gregoriana und der Akadamie S. Tommaso in Rom dreifach promoviert (Dr. jur.can., Dr. theol., Dr. phil.) wurde Ratti vor der Heimkehr nach Mailand von Papst Leo XIII. in Privataudienz empfangen. Nach Jahren des diözesanen Dienstes zunächst wurde der Gelehrte 1907 zum Präfekten der berühmten Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand bestellt, bevor ihn Papst Pius X. 1911 nach Rom berief. Hier trat er 1914 die Nachfolge des Präfekten der Apostolischen Vatikanischen Bibliothek, des Jesuiten Franz Ehrle an. Überraschend betraute ihn Papst Benedikt XV. im Jahr 1918 mit einer besonders schwierigen diplomatischen Mission. seit 1919 als Nuntius im neu erstandenen Staat Polen und mit zusätzlichen Aufgaben in Litauen und Russland. Ratti wurde am 28. Oktober 1919 als Titularerzbischof von Lepanto in Warschau zum Bischof geweiht. Nach der Rückkehr nach Rom wurde er 1921 zum Erzbischof von Mailand erhoben und am 15. Juni 1921 zum Kardinal ernannt.

Pontifikat

Nur wenige Monate nach der Kardinalserhebung starb der Friedenspapst Benedikt XV. am 22. Januar 1922 plötzlich an einer Lungenentzündung, nach einem nur 7-jährigen Pontifikat. Das langwierige Konklave entschied sich am 6. Februar 1922 für Ratti als Kompomisskandidaten zwischen "Politikern" und "Eiferern". Der neue Papst nahm den Namen Pius XI. an, in Erinnerung an die großen Vorgänger dieses Namens sagte er: "Pius bedeutet Frieden". Er bestätigte den liberalen Kardinalstaatssekretär seines Vorgängers, Pietro Gasparri, den Mitschöpfer der Kodifikation des Kirchenrechts von 1917, sofort im Amt.

Schon in der Antrittsenzyklika vom 23. Dezember 1922 bekannte sich der Papst dazu, das Werk beider Vorgänger, die er beide persönlich kannte und verehrte, fortzusetzen unter dem Leitwort "Pax christi in regno christi". Pius XI. entfaltete eine rastlose Aktivität sowohl auf politischem Gebiet ("Konkordatsära") als auch in pastoraler Hinsicht. Den Gedanken, das I. Vatikanische Konzil, das 1870 abgebrochen wurde, wieder einzuberufen, vertagte er jedoch. Pius XI. verfasste über 30 bedeutende Enzykliken und führte im Hl. Jahr 1925, das fast 900.000 Pilger nach Rom brachte, das Christkönigsfest ein. Unbeirrt hielt Pius XI. daran fest, dass sich die katholische Religion vor allen anderen Konfessionen und Religionen dadurch auszeichnet, dass sie, im Bewusstsein ihres geistlichen Ziels, zugleich einen öffentlichen Anspruch in der zeitlichen Ordnung vertritt. Aus dieser Position musste Pius XI. zeitweilig zugleich gegen autoritäre und totalitäre Übergriffe gegen die Kirche in Mexiko, Rußland, Spanien, Italien, Deutschland und zeitweilig auch gegen die totalitäre Versuchung in Gestalt der Action francaise in Frankreich antreten, deren politische Ideologie bereits Papst Pius X. 1914 verurteilt hatte. Die kriegsbedingt aufgeschobene Publikation dieser Verurteilung in modifizierter Form ordnete Pius XI. Ende 1926 an, was den frz. Katholizismus in starke Loyalitätskonflikte stürzte, aus denen das Papsttum jedoch gestärkt hervorging.

In der Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre führte der Papst neue Ansätze durch, deren Aufnahme in politische Programme jedoch in den stürmischen und kriegerischen Zeiten generell fehlschlug.

Pius XI. leistete den Verzicht auf den Kirchenstaat, indem er mit dem Königreich Italien 1929 die Lateranverträge abschloß. Somit wurde er zum Gründer des Vatikanstaates, der bewusst nur ein Minimum an staatlicher Eigenexistenz darstellen soll, damit das Papsttum künftig nicht als Teilnehmer weltlicher Politik wahrgenommen werden kann. Die Doppelrolle des Papstes als universales Kirchenoberhaupt und Momnarch des Kirchenstaatses hatte die Zeit von 1815 bis 1870 belastet, ohne dass die Päpste vor dem Einbruch des 1. Weltkriegs 1914 zu einer geeigneten supranationalen Lösung finden konnten. Nach längerer Krankheit starb der Papst am 10. Februar 1939 plötzlich am Vorabend der Zehnjahresfeier dies Vertragswerks der Aussöhnung. Bei seinem Ableben als galt der kämpferische "Christkönigs"-Papst als eine der eindrucksvollsten Persönlichkeiten der ganzen Papstgeschichte.

Literatur

  • Friedrich Ritter von Lama, Papst Pius XI. Sein Leben und Wirken dargeboten zu seinem goldenen Priesterjubiläum, Augsburg (Haas und Grabherr) 2. Aufl. 1930.
  • Carlo Confalonieri, Pius XI. Aus der Nähe gesehen, Aschaffenburg (Pattloch) 1958.

Weblinks


Vorgänger
Benedikt XV.
Papst
1922 - 1939
Nachfolger
Pius XII.