Lauda Sion Salvatorem: Unterschied zwischen den Versionen
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Die [[Sequenz]] ist eine meisterhafte Mischung von tiefem Lehrgehalt in [[Dogmatik|dogmatisch]] genauer, aber zugleich stimmungsinniger Sprache und von reiner Lyrik, die eingangs und besonders am Schluss zu vollem Durchbruch kommt. Es verläuft kunstvoll nach Art eines mittelalterlichen Leichs in sechszeiligen Reimgesätzen und verklingt nach zwei achtzeiligen in einem zehnzeiligen von geschwellter Reim- und Tonfülle. Bau und Stimmung berühren und decken sich namentlich mit des Adam von St.Viktor Ostersequenz "Zyma vetus ... ", die beiden Zeilen Vetustatem - veritas wörtlich mit dessen Weihnachtssequenz "Ecce dies celebris". - Der Text der ältesten (13. Jahrhundert) und durchweg auch jüngeren germanischen Quellen zeigt beachtenswerte Unterschiede von jenem in den romanischen: Quantum potes, tantum gaude (statt aude); Laudis thema spiritalis (statt specialis); Doctis (statt Docti) sacris institutis / Panem, vinum in salutis / Consecravit [sc. Christus] (statt Consecramus) hostiam; Fac sanctorum omnium (statt civium). Das verbesserte [[Missale Romanum]] von1570 gab der Lesart der Romanen den Vorzug.<ref>Anselm Manser in: [[LThK]] 1. Auflage, Band VI, Sp. 410.</ref> | Die [[Sequenz]] ist eine meisterhafte Mischung von tiefem Lehrgehalt in [[Dogmatik|dogmatisch]] genauer, aber zugleich stimmungsinniger Sprache und von reiner Lyrik, die eingangs und besonders am Schluss zu vollem Durchbruch kommt. Es verläuft kunstvoll nach Art eines mittelalterlichen Leichs in sechszeiligen Reimgesätzen und verklingt nach zwei achtzeiligen in einem zehnzeiligen von geschwellter Reim- und Tonfülle. Bau und Stimmung berühren und decken sich namentlich mit des Adam von St.Viktor Ostersequenz "Zyma vetus ... ", die beiden Zeilen Vetustatem - veritas wörtlich mit dessen Weihnachtssequenz "Ecce dies celebris". - Der Text der ältesten (13. Jahrhundert) und durchweg auch jüngeren germanischen Quellen zeigt beachtenswerte Unterschiede von jenem in den romanischen: Quantum potes, tantum gaude (statt aude); Laudis thema spiritalis (statt specialis); Doctis (statt Docti) sacris institutis / Panem, vinum in salutis / Consecravit [sc. Christus] (statt Consecramus) hostiam; Fac sanctorum omnium (statt civium). Das verbesserte [[Missale Romanum]] von1570 gab der Lesart der Romanen den Vorzug.<ref>Anselm Manser in: [[LThK]] 1. Auflage, Band VI, Sp. 410.</ref> | ||
− | Die Kurzfassung (ab: Ecce panis) war in den [[Votivmesse]]n vom heiligen Sakrament weit verbreitet: die Ecce-panis- und die folgenden Strophen dienten, von dem die [[Monstranz]] zeigenden [[Priester]] angestimmt, regional als Gesang zum sogenannten Fronleichnamssegen. Das [[Missale Romanum]] 1970 hat | + | Die Kurzfassung (ab: Ecce panis) war in den [[Votivmesse]]n vom heiligen Sakrament weit verbreitet: die Ecce-panis- und die folgenden Strophen dienten, von dem die [[Monstranz]] zeigenden [[Priester]] angestimmt, regional als Gesang zum sogenannten Fronleichnamssegen. Das [[Missale Romanum]] 1970 hat die [[Sequenz]] fakultativ (frei ob man sie verwendet oder nicht) beibehalten: pastoral bedeutsam sind die seit dem Spät-Mittelalter bezeugten deutschen Nachdichtungen:<ref>Andreas Heinz in: [[LThK]] 3. Auflage, Band 6, Sp. 680.</ref> Eine teilweise Übertragung von [[Maria Luise Thurmair]] (1972) findet sich im gemeinsamen Teil des [[Gotteslob]]es 1975, Nr. 545 ([[Gotteslob]] 2013, Nr. 878 im Eigenteil des [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Bistums Rottenburg-Stuttgart]]). Volkstümlicher ist jedoch die Übertragung von [[Franz Xaver Riedel]] (1773; siehe unten) ''Deinem Heiland, deinem Lehrer'', mit einer Melodie von [[Michael Haydn]] (1781). Sie steht in verschiedenen Textfassungen in den meisten Diözesananhängen und ist/war fester Bestandteil vieler Fronleichnamsfeiern. |
Die Glaubens- und Frömmigkeits-Geschichte sowie die liturgische Praxis waren auch für die mehrstimmigen Vertonungen der [[Sequenz]] (seit dem 15. Jahrhundert) von Bedeutung. Zugrunde gelegt wurde häufig die chorale Melodie (so bei [[Guillaume Dufay]], [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], [[Orlando di Lasso]], [[Dieterich Buxtehude]], [[Johann Adolph Hasse]], [[Michael Haydn]], [[Felix Mendelssohn Bartholdy]] oder [[Paul Hindemith]]). Auch zahlreiche Orgelwerke (von [[Joseph Ahrens]], [[Anton Heiller]] u. a.) verdanken dem eucharistischen Gesang ihre Entstehung.<ref>Andreas Heinz in: [[LThK]] 3. Auflage, Band 6, Sp. 680+681.</ref> | Die Glaubens- und Frömmigkeits-Geschichte sowie die liturgische Praxis waren auch für die mehrstimmigen Vertonungen der [[Sequenz]] (seit dem 15. Jahrhundert) von Bedeutung. Zugrunde gelegt wurde häufig die chorale Melodie (so bei [[Guillaume Dufay]], [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], [[Orlando di Lasso]], [[Dieterich Buxtehude]], [[Johann Adolph Hasse]], [[Michael Haydn]], [[Felix Mendelssohn Bartholdy]] oder [[Paul Hindemith]]). Auch zahlreiche Orgelwerke (von [[Joseph Ahrens]], [[Anton Heiller]] u. a.) verdanken dem eucharistischen Gesang ihre Entstehung.<ref>Andreas Heinz in: [[LThK]] 3. Auflage, Band 6, Sp. 680+681.</ref> |
Version vom 29. August 2016, 14:28 Uhr
Lauda Sion Salvatorem (Lobe, Zion, den Erlöser) heißt die Fronleichnams-Sequenz in der Heiligen Messe der Katholischen Kirche. Gedichtet wurde sie vom heiligen Thomas von Aquin im Auftrage von Papst Urban IV., der ihn mit der Abfassung des Stundengebetes für das neu eingeführte Fronleichnamsfest 1264 betraute.<ref>Anselm Manser in: LThK 1. Auflage, Band VI, Sp. 410.</ref>
Als Formvorlage (auch Melodie wohl unverändert) diente die seit dem 12. Jahrhundert verbreitete Kreuzsequenz "Laudis crucis attolamus".<ref>Lucas Kunz in: LThK 2. Auflage, Band 6, Sp. 825.</ref>
Die Sequenz ist eine meisterhafte Mischung von tiefem Lehrgehalt in dogmatisch genauer, aber zugleich stimmungsinniger Sprache und von reiner Lyrik, die eingangs und besonders am Schluss zu vollem Durchbruch kommt. Es verläuft kunstvoll nach Art eines mittelalterlichen Leichs in sechszeiligen Reimgesätzen und verklingt nach zwei achtzeiligen in einem zehnzeiligen von geschwellter Reim- und Tonfülle. Bau und Stimmung berühren und decken sich namentlich mit des Adam von St.Viktor Ostersequenz "Zyma vetus ... ", die beiden Zeilen Vetustatem - veritas wörtlich mit dessen Weihnachtssequenz "Ecce dies celebris". - Der Text der ältesten (13. Jahrhundert) und durchweg auch jüngeren germanischen Quellen zeigt beachtenswerte Unterschiede von jenem in den romanischen: Quantum potes, tantum gaude (statt aude); Laudis thema spiritalis (statt specialis); Doctis (statt Docti) sacris institutis / Panem, vinum in salutis / Consecravit [sc. Christus] (statt Consecramus) hostiam; Fac sanctorum omnium (statt civium). Das verbesserte Missale Romanum von1570 gab der Lesart der Romanen den Vorzug.<ref>Anselm Manser in: LThK 1. Auflage, Band VI, Sp. 410.</ref>
Die Kurzfassung (ab: Ecce panis) war in den Votivmessen vom heiligen Sakrament weit verbreitet: die Ecce-panis- und die folgenden Strophen dienten, von dem die Monstranz zeigenden Priester angestimmt, regional als Gesang zum sogenannten Fronleichnamssegen. Das Missale Romanum 1970 hat die Sequenz fakultativ (frei ob man sie verwendet oder nicht) beibehalten: pastoral bedeutsam sind die seit dem Spät-Mittelalter bezeugten deutschen Nachdichtungen:<ref>Andreas Heinz in: LThK 3. Auflage, Band 6, Sp. 680.</ref> Eine teilweise Übertragung von Maria Luise Thurmair (1972) findet sich im gemeinsamen Teil des Gotteslobes 1975, Nr. 545 (Gotteslob 2013, Nr. 878 im Eigenteil des Bistums Rottenburg-Stuttgart). Volkstümlicher ist jedoch die Übertragung von Franz Xaver Riedel (1773; siehe unten) Deinem Heiland, deinem Lehrer, mit einer Melodie von Michael Haydn (1781). Sie steht in verschiedenen Textfassungen in den meisten Diözesananhängen und ist/war fester Bestandteil vieler Fronleichnamsfeiern.
Die Glaubens- und Frömmigkeits-Geschichte sowie die liturgische Praxis waren auch für die mehrstimmigen Vertonungen der Sequenz (seit dem 15. Jahrhundert) von Bedeutung. Zugrunde gelegt wurde häufig die chorale Melodie (so bei Guillaume Dufay, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Orlando di Lasso, Dieterich Buxtehude, Johann Adolph Hasse, Michael Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Paul Hindemith). Auch zahlreiche Orgelwerke (von Joseph Ahrens, Anton Heiller u. a.) verdanken dem eucharistischen Gesang ihre Entstehung.<ref>Andreas Heinz in: LThK 3. Auflage, Band 6, Sp. 680+681.</ref>
Inhaltsverzeichnis
Der Text
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Literatur
- Nikolaus Gihr: Die Sequenzen des römischen Meßbuches dogmatisch und aszetisch erklärt, nebst einer Abhandlung über die Schmerzen Mariä (Reihe: Theologische Bibliothek, Zweite Serie) Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1887 (Erstausgabe: 548 Seiten).
→Adoro te devote, Sacris solemniis, Pange lingua, Verbum supernum prodiens
Weblinks
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Anmerkungen
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