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− | Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom [[Integralismus]] geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht und diesem auch in früheren Zeiten nicht entsprochen hätte. | + | Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom [[Integralismus]] geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags weltweit unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht (und diesem ''auch in früheren Zeiten'' nicht entsprochen hätte). |
In seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" sagte [[Benedikt XVI.]] zu Lefebvre: "Wenn man bei der grundsätzlichen Absage gegenüber dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|II. Vatikanum]] bleibt, so sehe ich keinerlei Zukunft für eine dann in sich unlogische Position. Ausgangspunkt für diese Richtung ist ja die strengste Treue zur Lehrverkündigung, besonders [[Pius IX.]] und [[Pius X.]] wie - noch grundlegender - des [[Erstes Vatikanisches Konzil|I. Vatikanums]] und seiner Definition des päpstlichen Primats. Aber warum nur die Päpste bis zu [[Pius XII.]] und nicht weiter? Ist etwa der Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl teilbar nach Jahren oder nach der Nähe einer Lehre zur vorgegeben eigenen Überzeugung?" | In seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" sagte [[Benedikt XVI.]] zu Lefebvre: "Wenn man bei der grundsätzlichen Absage gegenüber dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|II. Vatikanum]] bleibt, so sehe ich keinerlei Zukunft für eine dann in sich unlogische Position. Ausgangspunkt für diese Richtung ist ja die strengste Treue zur Lehrverkündigung, besonders [[Pius IX.]] und [[Pius X.]] wie - noch grundlegender - des [[Erstes Vatikanisches Konzil|I. Vatikanums]] und seiner Definition des päpstlichen Primats. Aber warum nur die Päpste bis zu [[Pius XII.]] und nicht weiter? Ist etwa der Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl teilbar nach Jahren oder nach der Nähe einer Lehre zur vorgegeben eigenen Überzeugung?" |
Version vom 3. August 2008, 11:26 Uhr
Marcel Lefèbvre CSSp (* 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich; † 25. März 1991 in Martigny, Schweiz) ist ein Bischof der katholischen Kirche, der 1988 von Papst Johannes Paul II. als exkommunziert erklärt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Marcel Lefebvre wurde am 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich geboren. Er studierte u.a. in Rom, trat dem Orden der Spiritaner bei und wurde 1929 in Lille zum Priester geweiht. Er wandte sich bald der Afrikamission zu, weshalb er in innerfranzösische Konflikte nicht verwickelt war. Als erfolgreicher Leiter des Priesterseminars in Gabun rückte er in der Nachkriegszeit in den Episkopat auf. Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst Pius XII. erster Erzbischof von Dakar. Als Gegner der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen war er nach verdienstreichen Jahren in Afrika nicht mehr tragbar. Daher ernannte ihn Papst Johannes XXIII. Anfang 1962 zum Erzbischof-Bischof von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum Generaloberen der Spiritaner gewählt wurde. Als solcher nahm er am II. Vatikanum teil.
Auf dem Weg in den Integralismus
Er verfasste mehrere kritische Stellungnahmen, befürwortete jedoch die Liturgiekonstitution des Konzils und stimmte auch fast allen übrigen Dokumenten zu. Wegen nachkonziliarer Konflikte in seinem Orden trat er am 29. Oktober 1968 vom Amt des Generaloberen zurück. In der konfliktreichen Stimmung der 1968-er Jahre fand er bald Zuspruch für seine reformfeindliche Haltung. Bald danach wurde er Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ (s. Piusbruderschaft), die zunächst vor allem als Trägerin eines Priesterseminars tridentinischer Prägung in Econe (Schweiz) wirkte. Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine massive Ablehnung der Liturgiereform. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 stellte er die These auf, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne. Diese Position zwang den Hl. Stuhl zu einer forcierten Durchsetzung des Missale Romanum von 1970. Papst Paul VI. sah sich 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen dazu gezwungen, Lefebvre von seinen Ämtern zu suspendieren. Dieser leistete keinen Gehorsam, obwohl ihn der Papst abermals im September 1976 in Privataudienz empfing.
Mit Schreiben vom 11. Oktober 1976 stellte der Papst definitiv fest, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm neu eingeführten, absolut falschen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Durch vier gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes vollzogene und damit unerlaubte Bischofsweihen im Jahr 1988 habe sich Lefebvre als Tatstrafe die Exkommunikation zugezogen, wie Papst Johannes Paul II. am 2. Juli im Apostolischen Schreiben Ecclesia Dei festellte und die Bischofsweihen als schismatischen Akt verurteilte.
Zur liturgischen Frage
Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom Integralismus geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags weltweit unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht (und diesem auch in früheren Zeiten nicht entsprochen hätte).
In seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" sagte Benedikt XVI. zu Lefebvre: "Wenn man bei der grundsätzlichen Absage gegenüber dem II. Vatikanum bleibt, so sehe ich keinerlei Zukunft für eine dann in sich unlogische Position. Ausgangspunkt für diese Richtung ist ja die strengste Treue zur Lehrverkündigung, besonders Pius IX. und Pius X. wie - noch grundlegender - des I. Vatikanums und seiner Definition des päpstlichen Primats. Aber warum nur die Päpste bis zu Pius XII. und nicht weiter? Ist etwa der Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl teilbar nach Jahren oder nach der Nähe einer Lehre zur vorgegeben eigenen Überzeugung?"
Stimmen zu Marcel Lefebvre
- Es ist klar, dass man alles tun muss, damit diese Bewegung nicht in ein eigentliches Schisma hineingerät, das dann gegeben wäre, wenn Msgr. Lefebvre sich zu einer Bischofsweihe entschließen würde, was er gottlob in der Hoffnung auf Versöhnung bisher noch nicht getan hat. - (Joseph Kardinal Ratzinger in "Zur Lage des Glaubens", Neue Stadt 1985, S. 30)