Pius X.: Unterschied zwischen den Versionen

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Wilhelm Hünermann, Brennendes Feuer. Papst Pius X., Leipzig 1954.
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*Anton de Waal, ''Papst Pius X. Ein Lebensbild des heiligen Vaters. Mit einem Rückblick auf die letzten Tage Leos XIII,'' München 1904.
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*Wilhelm Hünermann, ''Brennendes Feuer. Papst Pius X''., Innsbruck u.a. 1954.

Version vom 15. Juli 2006, 12:30 Uhr

Biographie

Der spätere Papst Pius X. wurde als Giuseppe Melchiore Sarto in Riese bei Treviso am 2. Juni 1835 als Sohn armer Eltern geboren. Er starb am 20. August 1914 unter dem Eindruck des Weltkrieges; Papst Pius XII., der ihn persönlich sehr verehrte, hat seinen mittelbaren Vorgänger und Förderer am 3. Juni 1951 seliggesprochen und am 29. Mai 1954 im Marianischen Jahr heiliggesprochen.

Sarto trat im Alter von 15 Jahren zu Padua in das Seminar ein und wurde am 18. September 1858 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Tombolo wurde er 1867 Pfarrer in Salzano und 1875 Kathedralkanoniker in Treviso, wo er Kanzler der bischöflichen Kurie und Direktor des Seminars war. Seit 1884 Bischof von Mantua, erhob Papst Leo XIII. seinen Nachfolger am 12. Juni 1893 zum Kardinal und ernannte ihn zum Patriarchen von Venedig.

Pontifikat

Das Konklave nach dem Ableben des über 25 Jahre regierenden Leo versammelte 62 Kardinäle, die sich mit der Wahl zunächst schwertaten. Der Kardinal-Fürsterzbischof von Krakau sprach namens des Kaisers in Wien ein Veto gegen den Favoriten Mariano Rampolla del Tindaro aus, den Staatssekretär des verstorbenen Papstes. Doch auch unabhängig davon zog Kardinal Sarto mehr und mehr Stimmen auf sich. Er wehrte sich gegen die Wahl, die schließlich mit überwältigender Einmütigkeit folgte.

Pius X. stellte sein energisches pastorales Programm unter das Leitwort "Omnia instaurare in Christo" und führte Reformen durch, die teils massiv mit liebgewordenen Traditionen brachen. Er förderte die eucharistische Frömmigkeit, die häufige Kommunion, die Frühkommunion der Kinder, die Priesterbildung und die Kirchenmusik. Er gab Anstöße zur Liturgiereform, reformierte die Römische Kurie und gab eine neue Kodifikation des gesamten kirchlichen Rechts in Auftrag, die 1917 abgeschlossen werden konnte.

In der internationalen Diplomatie weniger bewandert, riskierte er um 1905 einen schweren Konflikt mit Frankreich, da er die dort eingeführte rigorose Trennung von Staat und Kirche nicht billigen konnte. Die modernen Tendenzen französischer Theologie war zugleich der Hauptangriffspunkt des mit großer Vehemenz geführten Kampfes gegen die von Pius X. als Modernismus zusammengefasste Versuchung, die Theologie dem momentanen wissenschaftlichen Erkenntnisstand unterzuordnen. Die Brüchigkeit des optimistischen Humanismus der "guten alten Zeit" hat sich in der Katastrophe des 1. Weltkriegs so grausam bewahrheitet, dass die kritische Position des Papstes auf schreckliche Weise bestätigt wurde.

In der eigentlichen Fachdiskussion hatte Pius X. mit der Enzyklika Pascendi, und der vorausgegangegen Instruktion des Hl. Offizium Lamentabili (die überwiegend Sätze von Alfred Loisy verwarf), von 1907 dem Modernismus den Todesstoß versetzt. Fast sämtliche Theologen wandten sich von diesen Lehrmeinungen ab, ohne dass die aufgeworfenen Fragen jedoch hinreichend konstruktiv erörtert worden waren. Das leisteten später die Dokumente des II. Vatikanischen Konzils, insbesondere Dei Verbum und Lumen Gentium.

Das Programm, das Pius X. dem Papsttum des 20. Jahrhunderts vorgab, blieb für sämtliche Nachfolger in hohem Maße vorbildlich. Die Reputation des Hl. Papstes in der europäischen katholischen Öffentlichkeit leidet seit 1970 jedoch darunter, dass der Traditionalismus den antimodernen Kurs Pius X., der zu seiner Zeit alternativlos war, in die Zukunft meint fortschreiben zu müssen. Dabei werden jedoch nur bestimmte Teilaspekte der Lehre Pius X. herausgegriffen, die, außerhalb des Kontextes vitalen kirchlichen Lebens, gelegentlich wie Leerformeln zur defensiven Identitätsfeststellung verwendet werden. Pius X. zielte jedoch auf eine universale, insbesondere gesellschaftliche Geltung der wahren Religion. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sein Verehrer und Nachfolger Johannes XXIII. die erfolgversprechendere Methode des Aggiornamento bevorzugt. Die Saat beider Patriarchen von Venedig auf dem Stuhl Petri ist jedoch erst anfanghaft aufgekeimt.

Literatur

  • Anton de Waal, Papst Pius X. Ein Lebensbild des heiligen Vaters. Mit einem Rückblick auf die letzten Tage Leos XIII, München 1904.
  • Wilhelm Hünermann, Brennendes Feuer. Papst Pius X., Innsbruck u.a. 1954.