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:Das Bild stammt von 1946 und zeigt den Hochaltar der Kirche, der durch das Bombardement der Alliierten zerstört wurde. Bewegend schildert Martin Mosebach die Szene: "Eine Fotografie von einer Messfeier, die für mich von größter Bedeutung geworden ist. An meinem Schreibtisch habe ich sie stets vor Augen. Ein Schwarzweiß-Bild: Der Kirchenraum ist von Bomben schwer getroffen; dicke Pfeiler tragen noch ein Gewölbe, aber die Hinterwand der Kirche ist vollständig eingestürzt und gibt den Blick frei auf ein ausgebranntes, in Ruinen liegendes Stadtviertel. Die Steinhaufen dringen beinahe bis ins Innere der Kirche vor. Aber der Schachbrett-Boden um den Altar ist freigeräumt. Drei Geistliche stehen am Altar, in einer Reihe hintereinander auf den verschiedenen Altarstufen, sie tragen die weiten Messgewänder und Dalmatiken im Neubeuroner Stil. Das aufgeschlagene Messbuch steht auf der rechten Seite des Altars; an der Stellung der Zelebranten ist abzulesen, dass man sich beim "Kyrie" am Anfang der Messe befindet. An der Seite vor dem von Bombensplittern beschädigten Pfeiler steht die Credenz, rechts und links flankiert von zwei erwachsenen Ministranten in Talar und Rochett. Gemeinde ist nicht zu sehen, sie muss sich in beträchtlichem Abstand zum Altar befunden haben. Ein großes Fest wird hier gefeiert, das zeigt das levitierte Hochamt. Die Welt ist im buchstäblichen Sinn eingestürzt, aber der Kalender des Kirchenjahres gebietet dieses Fest. Es wird in völliger Unabhängigkeit von den Umständen der Zeit gefeiert diese Umstände, so katastrophal sie sind, haben für die Dauer des liturgischen Festes zurückzutreten. Auf einzigartige Weise ist auf meiner Fotografie das Zusammenfallen zweier Zeitdimensionen eingefangen: das Grauen des Krieges - wer weiß, in welcher Form auch die fünf Männer dieses Dokumentes davon betroffen wurden, wer von ihnen Verwandte und Haus verloren hat? - und zugleich ein Heraustreten aus dieser Zeit, ein Heraustreten aus der gnadenlosen Gewalt ihres Leides, eine Abkehr von der Hoffnungslosigkeit der Zeitgenossenschaft, aber nicht im Zeichen der Verblendung, sondern in dem Bewusstsein, dass die durch die Liturgie eröffnete Wirklichkeit immer anwesend ist, dass sie gleichsam nur wie von einem Eihäutchen von der Gegenwart geschieden durch alle Epochen der Weltgeschichte in einem ewigen Jetzt verharrt. Und dieses Jetzt wird von den Teilnehmern der Messe betreten durch das Tor des 42. Psalms, der die discernatio zwischen dem Beter und der "gens non sancta" zum Gegenstand hat - durch diese Scheidung werden die Menschen, die allesamt der gens non sancta angehören, für die Zeit der Liturgie ein heiliges Volk; die konkreten Umstände ihres Daseins, ob es der Schrecken der Zerstörung oder die selbstgenügsame Sattheit des Friedens seien, zerfallen an dieser Grenze, die in der Liturgie überschritten wird. Die Ausrichtung der Zelebranten auf Kreuz und Altar spricht von einer gleichzeitigen Abkehr. Ihr Hintereinanderstehen gleicht einer zum Stehen gekommenen Prozession - zum Stehen gekommen, weil sie ihr auf Erden mögliches Ziel erreicht hat" (Una Voce-Korrespondenz 43/2013,3. Heft, S. 202).
  
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* Quelle: [[Athanasius Schneider: Die katholische Messe]], Schritte zur Wiederherstellung der Zentralität Gottes in der Liturgie, Mit einem Vorwort von Aurelio Porfiri, [[Fe Medienverlag]] Kissleg 2023 (1. Auflage, 336 Seiten, ISBN 978-3-86357-382-9).
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* Lizenz: Genehmigt für [[Kathpedia]] von Bischof [[Athanasius Schneider]] am 2. Mai 2024
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[[Kategorie:Personenbilder]]
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[[Kategorie:Bucheinbände]]

Aktuelle Version vom 20. Mai 2024, 13:44 Uhr

  • Titelbild: Der St. Paulus Dom in Münster, Deutschland
Das Bild stammt von 1946 und zeigt den Hochaltar der Kirche, der durch das Bombardement der Alliierten zerstört wurde. Bewegend schildert Martin Mosebach die Szene: "Eine Fotografie von einer Messfeier, die für mich von größter Bedeutung geworden ist. An meinem Schreibtisch habe ich sie stets vor Augen. Ein Schwarzweiß-Bild: Der Kirchenraum ist von Bomben schwer getroffen; dicke Pfeiler tragen noch ein Gewölbe, aber die Hinterwand der Kirche ist vollständig eingestürzt und gibt den Blick frei auf ein ausgebranntes, in Ruinen liegendes Stadtviertel. Die Steinhaufen dringen beinahe bis ins Innere der Kirche vor. Aber der Schachbrett-Boden um den Altar ist freigeräumt. Drei Geistliche stehen am Altar, in einer Reihe hintereinander auf den verschiedenen Altarstufen, sie tragen die weiten Messgewänder und Dalmatiken im Neubeuroner Stil. Das aufgeschlagene Messbuch steht auf der rechten Seite des Altars; an der Stellung der Zelebranten ist abzulesen, dass man sich beim "Kyrie" am Anfang der Messe befindet. An der Seite vor dem von Bombensplittern beschädigten Pfeiler steht die Credenz, rechts und links flankiert von zwei erwachsenen Ministranten in Talar und Rochett. Gemeinde ist nicht zu sehen, sie muss sich in beträchtlichem Abstand zum Altar befunden haben. Ein großes Fest wird hier gefeiert, das zeigt das levitierte Hochamt. Die Welt ist im buchstäblichen Sinn eingestürzt, aber der Kalender des Kirchenjahres gebietet dieses Fest. Es wird in völliger Unabhängigkeit von den Umständen der Zeit gefeiert diese Umstände, so katastrophal sie sind, haben für die Dauer des liturgischen Festes zurückzutreten. Auf einzigartige Weise ist auf meiner Fotografie das Zusammenfallen zweier Zeitdimensionen eingefangen: das Grauen des Krieges - wer weiß, in welcher Form auch die fünf Männer dieses Dokumentes davon betroffen wurden, wer von ihnen Verwandte und Haus verloren hat? - und zugleich ein Heraustreten aus dieser Zeit, ein Heraustreten aus der gnadenlosen Gewalt ihres Leides, eine Abkehr von der Hoffnungslosigkeit der Zeitgenossenschaft, aber nicht im Zeichen der Verblendung, sondern in dem Bewusstsein, dass die durch die Liturgie eröffnete Wirklichkeit immer anwesend ist, dass sie gleichsam nur wie von einem Eihäutchen von der Gegenwart geschieden durch alle Epochen der Weltgeschichte in einem ewigen Jetzt verharrt. Und dieses Jetzt wird von den Teilnehmern der Messe betreten durch das Tor des 42. Psalms, der die discernatio zwischen dem Beter und der "gens non sancta" zum Gegenstand hat - durch diese Scheidung werden die Menschen, die allesamt der gens non sancta angehören, für die Zeit der Liturgie ein heiliges Volk; die konkreten Umstände ihres Daseins, ob es der Schrecken der Zerstörung oder die selbstgenügsame Sattheit des Friedens seien, zerfallen an dieser Grenze, die in der Liturgie überschritten wird. Die Ausrichtung der Zelebranten auf Kreuz und Altar spricht von einer gleichzeitigen Abkehr. Ihr Hintereinanderstehen gleicht einer zum Stehen gekommenen Prozession - zum Stehen gekommen, weil sie ihr auf Erden mögliches Ziel erreicht hat" (Una Voce-Korrespondenz 43/2013,3. Heft, S. 202).

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