Kloster Disibodenberg

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Klosterruine Disibodenberg

Das Kloster Disibodenberg war die erste Wirkungsstätte der heiligen Hildegard von Bingen. Heute ist es eine Ruine.

Geschichte

Die erste bezeugte Besiedelung erfolgte durch den irischen Mönch Disibod (* 619, † 700) der hier eine Klause errichtete. Später wurde ein Kanonikerstift errichtet, das durch den Erzbischof von Mainz gestiftet wurde. Das Stift wurde dann in ein Benediktinerstift umgewandelt.

Die heutige Klosterruine befindet sich in der Gemarkung Odernheim am Glan, auf einem Höhenrücken an der Mündung des Glans in die Nahe. Der Ort gehört zur Verbandsgemeinde Sobernheim im Bundesland Rheinand-Pfalz.

Vorchristliche Zeit

Aufgrund archäologischer Grabungen des Landesamt für Denkmalspflege 1985 konnten folgende Ergebnisse gezeitigt werden:

Auf dem Disibodenerg befand sich früher ein Heiligtum, das wohl in die Zeit der Kelten zurückreicht. Dieses Heiligtum hatte in der Zeit der Römer einen Nachfolger. Grabungsfunde sind u.a. ein römischer Altars aus dem 2./3. Jahrhundert, der einen Speerwerfer zeigt. Eine römische Siedlung aus dem 4. Jahrhundert konnte nachgewiesen werden.

Beginn des christliches Zeitalters

In Hildegards "Vita sancti Disibodi" von einem irischen Mönch Namens Disibod berichtet, der auf dem Berg am Zusammenfluss von Nahe und Glan als Einsiedler lebte. Disibod errichtete um 640 die erste Taufkapelle mit Klause, welche sich dann zu einen Kloster vergrößerte. Von hier aus begann die Christianisierung des Nahelandes; auch Bonifatius, als Bischof von Mainz, besuchte das Kloster im Jahr 745 und überführte die Gebeine Disibods unter den Altar der Kirche. Kriegerische Auseinandersetzug im ausgehenden 9. und im 10. Jahrhundert zerstörten das Kloster, die Mönche flohen und Hatto II. Erzbischof von Mainz (968-970) löste die Gemeinschaft auf.

Kanonikerstift um 1000 bis 1108

Erzbischof Willigis von Mainz (975-1011), der Erbauer des Mainzer Domes, errichtet an der verlassenen Stelle ein Kanonikerstift mit zwölf Geistlichen, das seine Nachfolger Luitbald (1051-1059) und Siegfried (1059-1084) im 11. Jahrhundert bestätigten und mit Schenkungen bedachten.

Benediktinerkloster 1108 bis 1258

Erzbischof Ruthard von Mainz (1088-1109) wandelt schließlich 1108 das Stift in ein Benediktiner-Kloster um. Noch im gleichen Jahr begann der Bau der Klosteranlage. Aus der Ruine läßt sich heute noch der Aufbau und Umfang des ehemaligen Doppelklosters nachzuvollziehen.

Zeit der Hildegard von Bingen

In dieses neue, damals sicherlich auch noch im Bau befindliche Kloster, zog Hildegard von Bingen ein. Die erste gesicherte Erwähnung der Anwesenheit der Hildegard von Bingen im Kloster Disibodenberg stammt aus dem Jahr 1112.

Gemeinsam mit der nach ihrem Tode als selig verehrten Magistra Jutta von Sponheim und einer weiteren Schwester legte sie ihre Profess vor Bischof Otto von Bamberg (1102-1139) und dem Abt des Disibodenberger Benediktinerklosters ab und wurde endgültig als Inklusin in die Frauenklause des Klosters aufgenommen.

Nach Juttas Tod am 22. Dezember 1136 wurde Hildegard die Leiterin der Klause und behielt diese Stellung bis zu ihrerm Auszug 1147 auf den Rupertsberg bei Bingerbrück, wo sie ein Benediktinerinnenkloster errichtete, bei. Auf dem Disibodenberg begann sie 1141 mit der Aufzeichnung ihrer Visionen. Mehr als 10 Jahre reift ihre erste Schrift Scivias, bevor sie im Kloster Rupertsberg dann abgeschlossen wurde.

Am 29. September 1143 war die Schlußweihe der Klosterkirche, bei der auch die Überführung der Reliquien des hl. Disibods in ein Hochgrab hinter dem Hochaltar stattfand. Am 1. November 1146 wurde die an der Kirche angebaute Marienkapelle eingeweiht. Dies war wohl auch der Abschluß der Bauarbeiten des Klosters.

Das Kloster, das in den nächsten Jahrzehnten zu einen festungsartigen Charakter erhielt, wurde bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Erzbistum Mainz und den naheländischen Adel im 13. Jahrhundert belagert und eingenommen.

Zisterzienserkloster 1259 bis 1559

Gerhard I. Wildgraf von Dhaun und Kyrburg, Erzbischof von Mainz († in Erfurt am 25. September 1259) übergab das Kloster 1259 den Zisterziensern des Klosters Otterberg in der Pfalz. Der neuen Ordensgemeinschaft wurden im Vergleich zu den Benediktinern Rechte gemindert.

Die Zisterzienser besiedelten das überlassene Kloster Disibodenberg zunächst mit 12 Ordensleuten. Dringliche notwendige Baumaßnahmen begannen in der darauf folgenden Zeit. Besonders die Großbauten an der Nordwestseite sind Zeugnisse.

Im Zuge der Reformation begann der Niedergang vieler katholischer Einrichtungen. Auch das Kloster Disibodenberg wurde davon betroffen, es schloß seine Pforten 1559.

16. bis 19. Jahrhundert

Durch die Schließung des Klosters war der Bestand der Bauten nicht gefährdet. Im 30jährigen Krieg erlebte die ehemalige Klosteranlage eine jahrelange Besatzung.

Trotz Verbots der pfalz-zweibrückischen Herrschaft wurden die Klostergebäude als Steinbruch von Anwohnern der umliegenden Orte benutzt.

Privatbesitz

Infolge der Napoleonische Aera wurde der Disibodenberg zum Staatseigentum erklärt und die Versteigerung von Grund und Boden angeordnet. So gelangte das Areal der Klosterruine 1809 in den Besitz zweier Familien. 1841 kam es durch Erbschaft wieder zusammen und der neue Besitzer - Peter Wannemann, ein Kaufmann aus Bad Kreuznach - legte die Reste der Ruine wieder frei und erstellte den ersten Lageplan des nicht mehr existierenden Klosters. Wannemann beauftragte dann den Heidelberger Gartenbauinspektor Ludwig Johann Metzger (* 11. Oktober 1789 in Lahr; † 15. September 1852 in Bad Wildbad), der bereits mehrere Landschaftsgärten anlegte, einen solchen auch auf dem Areal des Disibodenbergs anzulegen.

Den zum größten Teil erhaltene Landschaftsparkt erbte 1954 samt Klosterruine Gräfin Ehrengard von Hohenthal. Die Erhaltung und weitergehende Sicherungsmaßnahmen wurden durch sie und ihrem Ehemann Hans-Lothar Freiherr von Racknitz durchgeführt.

Stiftung "Scivias"

Die Eigentümer, Familie von Racknitz, überführten 1989 dieses Besitztum in die "Disibodenberger Scivias Stiftung".

Unter deren Leitung wurde bis 1998 ein Museumsbau und ein Meditatationsweg eingerichtet. Der Neubau einer Hildegardiskapelle mit angeschlossenen Zentrum für christlich ökumenisches Lebens wurde durch private Spenden errichtet.

Siehe auch

Weblinks