Herrenbruder

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Als der Herrenbruder wird unter den Jüngern Jesu der erste Gemeindehaupt von Jerusalem, nach dem Apostel Jakobus d.Ä. (Sohn des Zebedäus), nämlich Jakobus d.J. bezeichnet. Die katholische Tradition hatte bis weit in das 20. Jahrhundert keine Zweifel daran, dass dieser Verwandte Jesu mit dem Apostel Jakobus d.J., dem "Sohn des Alphäus" identisch ist. Moderne Bibelkritik will aus diesem Jakobus 1.) einen leiblichen Bruder oder Halbbruder Jesu machen und 2.) diesen aus der Apostelliste ausgrenzen. Diese mutwilligen Versuche haben allein den Zweck, die Zuverlässigkeit der katholischen Überlieferung anzugreifen. Es besteht zwar keine absolute Sicherheit für die Identität des Herrenbruders mit dem Apostel, aber es gibt noch weniger Anlass, an der Glaubwürdigkeit ältester Quellen zu zweifeln. Denn wenn man es nicht besser weiß (und auch nicht wissen kann), sondern nur spekuliert, soll man doch das glauben, was überliefert wurde.

Typisch für scheinbar "ökumenische", in Wahrheit rein antikatholische Ideologie ist etwa die Bemerkung im ökumenischen Heiligenlexikon: "Jakobus war ein Bruder Jesu (Markus­evangelium 6, 3; Galaterbrief 1, 19). Die katholischen Überlieferung kennt ihn als Vetter Jesu, weil die Lehre von der Reinheit der Maria keine Geschwister Jesu zulässt, obwohl sie im Neuen Testament (z.B. Markus­evangelium 6, 3) erwähnt sind, und identifiziert ihn - fälschlich - mit Jakobus dem Jüngeren." Hier wird völlig unwissenschaftlich von einer unbewiesenen, antikatholischen Hypothese auf die historische "Wahrheit" und dann wiederum falsch auf die angeblich unhaltbare, weil katholische "Indoktrination" geschlossen. Eine Lehrmeinung ist also umso "wissenschaftlicher" je mehr sie der katholischen Lehre widerspricht? Das ist manipulativ.


Alphäus, Vater des Jakobus, war möglicherweise der erste Ehemann der "anderen Maria", der Frau des Klopas, die unter dem Kreuz Christi anwesend war. Vielleicht bezeichnen die Namen "Alphäus" und "Klopas" auch dieselbe Person (wie Bartholomäus und Nathanael). Mit "Brüder" (und Schwestern) meint die Sprache der Bibel übrigens auch entferntere Verwandte. Da die Mutter Jesu wohl kaum eine gleichnamige Schwester gehabt haben kann, die überdies völlig unbekannt blieb, ist der Herrenbruder also ein Vetter Jesu, jedenfalls dann, wenn man die Identität mit dem Apostel akzeptiert. Bestritten wird diese eigentlich nur von Exegeten, die an der (immerwährenden) Jungfrauschaft Mariens, der Mutter Jesu, arglistig Zweifel säen wollen.

Herrenbrüder im Apostelkreis?

Als weitere Herrenbrüder (also: Vettern) gelten Joses (mutmaßlich ein Bruder des Jakobus d.J.) sowie Simon und Judas. Starke Kräfte der kirchlichen Überlieferung sind weiterhin überzeugt, dass auch die letzteren zum Apostelkreis zählen, nämlich mit Simon Kanaanäus, dem Zeloten und Judas Thaddäus zu identifizieren sind. Dass über diese beiden Apostel nichts weiter in den Evangelien gesagt wird, auch das kann als Indiz für ihre enge Beziehung zu Jesus ausgelegt werden, so wie man heute beim bloßen Namen "Georg Ratzinger" sofort mitdenkt: Der Bruder des Papstes, ohne weitere Kommentare.

  • Literatur: Ludwig Neidhart, Die "Brüder Jesu": Hatte Maria mehrere Kinder oder lebte sie stets jungfräulich? In: THEOLOGISCHES, Jg. 2007, Sp. 393-404.