Existentialismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Papst [[Pius XII.]] wendet sich in der Enzyklika ''[[Humani generis]]'' vom 12. August 1950  gegen philosophische Strömungen, die, wie der Existentialismus, eine transzendentale Wirklichkeit des Seienden leugnen, ([[Humani generis (Wortlaut)#I. Irrtümliche Lehren der Gegenwart|Nr. 6]], [[Humani generis (Wortlaut)#3. Theologischer und dogmatischer Relativismus|Theologischer und dogmatischer Relativismus, Nr. 15]], [[Humani generis (Wortlaut)#d) Die Lehre des heiligen Thomas von Aquin|Nr. 32]]).
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Papst [[Pius XII.]] wendet sich in der Enzyklika ''[[Humani generis]]'' vom 12. August 1950  gegen philosophische Strömungen, die, wie der Existentialismus, eine transzendentale Wirklichkeit des Seienden leugnen. Er sagt in [[Humani generis (Wortlaut)#I. Irrtümliche Lehren der Gegenwart|Nr. 6]]: "Derartige Aufstellungen der Entwicklungslehre, die alles verwerfen, was absolut, fest und unveränderlich ist, haben den Weg gebahnt für eine neue [[Philosophie]], die sich zum [[Idealismus]], [[Immanentismus]] und [[Pragmatismus]] hinzugesellt und Existenzphilosophie genannt wird, da es ihr eigen ist, unter Beiseitesetzung des unveränderlichen Wesens der Dinge sich nur mit der Existenz des Einzelnen zu befassen." Und in [[Humani generis (Wortlaut)#3. Theologischer und dogmatischer Relativismus]Nr. 15]] zieht er den Bogen zum "Theologischen und dogmatischer [[Relativismus]]": "Sei die katholische Lehre einmal auf diesen Stand gebracht, so werde damit, meinen sie, ein Weg geschaffen, auf dem man, wie es die heutigen Verhältnisse erheischen, das [[Dogma]] auch in den Begriffen der modernen [[Philosophie]] ausdrücken könne, des [[Immanentismus]], des [[Idealismus]], der Existenzphilosophie oder irgendeines anderen Systems. Das könne und müsse, betonen manche mit noch größerer Dreistigkeit, auch deshalb geschehen, weil sich ihrer Ansicht nach die Geheimnisse des Glaubens niemals durch vollständig zutreffende, sondern nur durch sog. angenäherte und ''ständig wandelbare Begriffe'' ausdrücken lassen, durch Begriffe, die die [[Wahrheit]] zwar in etwa andeuten, aber notwendigerweise auch entstellen. Sie halten es daher nicht für widersinnig, sondern für durchaus notwendig, dass die [[Theologie]], entsprechend den verschiedenen philosophischen Systemen, deren sie sich im Lauf der Zeit als ihrer Werkzeuge bedient, die alten Begriffe durch neue ersetzt. Auf diesem Wege werde es gelingen, in zwar verschiedenen, in gewisser Hinsicht sogar entgegengesetzten, aber nach ihrer Meinung gleichwertigen Fassungen dieselben göttlichen Wahrheiten so wiederzugeben, wie es der [[Natur]] des [[Mensch]]en entspricht. Sie fügen hinzu, die [[Dogmengeschichte]] bestehe in der Aufweisung der verschiedenen aufeinanderfolgenden Formen, in die die geoffenbarten Wahrheiten je nach den verschiedenen im Lauf der Jahrhunderte auftauchenden Lehrsystemen und Anschauungen gekleidet worden seien." (vgl. auch: [[Humani generis (Wortlaut)#d) Die Lehre des heiligen Thomas von Aquin|Nr. 32]]).
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 6. Oktober 2018, 16:17 Uhr

Existentialismus (auch Existenzialismus) ist eine philosophische Denkrichtung, die ihre Aufmerksamkeit der aktuellen Existenz der Einzelgegenstände zuwendet. Von einem atheistischen Ansatz aus leugnet der Existentialismus Transzendenz und ein unveränderliches Wesen der Dinge und lässt nichts als absolut, fest, unveränderlich gelten. Hauptvertreter des französischen Existentialismus waren Jean Paul Sartre und Albert Camus.

Christliche Philosophen wie Peter Wust, Søren Kiekegaard und Gabriel Marcel bemühten sich im Rahmen einer Existenzphilosophie, die Existenz des Menschen - auch in ihrer Tragik, angesichts von Schuld und Endlichkeit - nicht im Widerspruch zum Anspruch Gottes zu verstehen.

Philosophische Denkrichtung

Als philosophische Denkrichtung ist der Existentialismus ein ins Negative gewandter Abkömmling der Phänomenologie Edmund Husserls. Husserls erfrischender Grundgedanke war es ja, die Frage der Erkenntnisstheorie einmal auszuklammern, um sich so wieder den Phänomenen, d.h. den Sinneseindrücken (und somit auch den hinter den Phänomenen stehenden Dingen) zuwenden zu können.

Während Husserl selbst gegen Ende seines Schaffens immer mehr einen idealistischen Standpunkt einnahm (d.h.: das eigentliche Sein sind die Ideen, die Wesenheiten), vertraten die meisten seiner Schüler einen gemäßigten Materialismus (d.h.: das eigentliche Sein ist das aktuelle Sein), ohne jedoch die Transzendenz des Seins aus den Augen zu verlieren. (Edith Stein fand gerade durch die phänomenologische Philosophie zum Glauben.)

Martin Heidegger hingegen, nach Ansicht Edith Steins Husserls begabtester Schüler, verzichtete bereits in seinem frühen Hauptwerk "Sein und Zeit" (1927) bewusst völlig auf die Transzendenz und betrachtete das Sein als rein zeitlich Gegebenes. Konsequenterweise wurde für Heidegger die Angst (vor dem Nicht-Sein) zum grundbestimmenden Moment der menschlichen Existenz, da das zeitliche Sein keinen Halt mehr in einem zeitlosen, ewigen Sein als Gegenüber erfährt.

(Edith Steins Hauptwerk "Endliches und ewiges Sein" war unter anderem als direkte Antwort auf Heideggers "Sein und Zeit" gedacht, ist aber leider viel zu spät erschienen. Im Anhang widmet sie einen eigenen Abschnitt Heideggers Werk.)

Jean-Paul Sartre, der eigentliche Begründer und Hauptvertreter des Existentialismus, führt den von Heidegger begonnen Weg bis zum Ende weiter (philosopisches Hauptwerk: "Das Sein und das Nichts" (1943)). Für ihn bleibt tatsächlich nur mehr die aktuelle Existenz des Augenblicks als "Wirklichkeit" übrig. Jegliche Transzendenz ist verlorengegengen, es bleibt extremer Materialismus. Der Mensch ist rein zufällig entstanden, "ins Dasein geworfen", und muss sich selbst seinen "Sinn" erfinden. Nicht mehr die Angst ist das bestimmende Moment des Seins, sondern "der Ekel" (so auch der Titel eines der Romane Sartres). Bezeichnend ist seine Sichtweise der Mitmenschen: "Die Hölle, das sind die anderen".

Abwehr des Existentialismus

Papst Pius XII. wendet sich in der Enzyklika Humani generis vom 12. August 1950 gegen philosophische Strömungen, die, wie der Existentialismus, eine transzendentale Wirklichkeit des Seienden leugnen. Er sagt in Nr. 6: "Derartige Aufstellungen der Entwicklungslehre, die alles verwerfen, was absolut, fest und unveränderlich ist, haben den Weg gebahnt für eine neue Philosophie, die sich zum Idealismus, Immanentismus und Pragmatismus hinzugesellt und Existenzphilosophie genannt wird, da es ihr eigen ist, unter Beiseitesetzung des unveränderlichen Wesens der Dinge sich nur mit der Existenz des Einzelnen zu befassen." Und in [[Humani generis (Wortlaut)#3. Theologischer und dogmatischer Relativismus]Nr. 15]] zieht er den Bogen zum "Theologischen und dogmatischer Relativismus": "Sei die katholische Lehre einmal auf diesen Stand gebracht, so werde damit, meinen sie, ein Weg geschaffen, auf dem man, wie es die heutigen Verhältnisse erheischen, das Dogma auch in den Begriffen der modernen Philosophie ausdrücken könne, des Immanentismus, des Idealismus, der Existenzphilosophie oder irgendeines anderen Systems. Das könne und müsse, betonen manche mit noch größerer Dreistigkeit, auch deshalb geschehen, weil sich ihrer Ansicht nach die Geheimnisse des Glaubens niemals durch vollständig zutreffende, sondern nur durch sog. angenäherte und ständig wandelbare Begriffe ausdrücken lassen, durch Begriffe, die die Wahrheit zwar in etwa andeuten, aber notwendigerweise auch entstellen. Sie halten es daher nicht für widersinnig, sondern für durchaus notwendig, dass die Theologie, entsprechend den verschiedenen philosophischen Systemen, deren sie sich im Lauf der Zeit als ihrer Werkzeuge bedient, die alten Begriffe durch neue ersetzt. Auf diesem Wege werde es gelingen, in zwar verschiedenen, in gewisser Hinsicht sogar entgegengesetzten, aber nach ihrer Meinung gleichwertigen Fassungen dieselben göttlichen Wahrheiten so wiederzugeben, wie es der Natur des Menschen entspricht. Sie fügen hinzu, die Dogmengeschichte bestehe in der Aufweisung der verschiedenen aufeinanderfolgenden Formen, in die die geoffenbarten Wahrheiten je nach den verschiedenen im Lauf der Jahrhunderte auftauchenden Lehrsystemen und Anschauungen gekleidet worden seien." (vgl. auch: Nr. 32).

Literatur

  • Oscar Haefliger: Wider den Existentialismus. Kritische Betrachtungen, Francke Verlag Bern 1949 (87 Seiten).
  • Alfred Delp: Tragische Existenz, Freiburg 1935.
  • Hans Pfeil: Existenzialistische Philosophie, Paderborn 1950 (auch in italienisch+spanisch).