Walsingham

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Walsingham
Slipper Chapel (Roman Catholic Shrine), Walsingham
ULF von Walsingham
Chapel of Reconciliation, Walsingham
Anglican Shrine, Walsingham
Pilgerzug nach Walsingham

Walsingham in Norfolk (begründet 1061, wiedererrichtet 1897) wird auch Englands Nazareth genannt und ist das Nationalheiligtum Englands.

Geschichte

Der Wallfahrtsort Unsere Liebe Frau von Walsingham wurde 1061 gegründet. Nach einer Überlieferung aus dem 15. Jahrhundert wurde adlige Dame Richeldis de Faverches, die um die Gnade gebetet hatte, ein besonderes Werk zu Ehren Marias ausführen zu dürfen, von Maria im Geist nach Nazareth geführt. Dort zeigte ihr Maria das Haus wo die Verkündigung erfolgt war und bat sie, zum ewigen Andenken daran, in Walsingham eine Kopie davon errichten zu lassen. Daher wird Walsingham auch als Englands Nazareth bezeichnet.

Dieses erste Haus war eine einfache Holzkonstruktion. Richeldis Sohn Geoffrey de Faverches gründete ungefähr 30 Jahre später ein Kloster zum Zweck der Wallfahrtsseelsorge, und als dieses ums Jahr 1153 von Augustiner Chorherren übernommen worden war, entwickelte sich der Walsingham allmählich zu einem der Hauptwallfahrtsorte im mittelalterlichen Europa. Alle englischen Könige von Heinrich III. (1226) bis Heinrich VIII. (1511) pilgerten nach Walsingham. Die Strasse nach Walsingham wurde zu einer der bedeutendsten Strassen des ganzen Königreichs und die Milchstrasse wurde Walsingham Way getauft, weil man sagte, sie zeige durch ihre vielen Sterne den Weg zu Englands Nazareth.

Während der Reformation wurde der Wallfahrtsort aufgehoben und entweiht. Lokaler Widerstand wurde gebrochen, indem der Sub-Prior Nicholas Mileham und der Laie George Guisborough in Walsingham hingerichtet wurden. Neun weitere Personen von Walsingham wurden an anderen Orten in England umgebracht. Im Jahre 1538 wurde die bekannte Statue Unserer Lieben Frau von Walsingham nach London (Chelsea) verschleppt und verbrannt. Von der ursprünglichen Wallfahrtskirche ist heute nichts mehr erhalten, aber ihre Stelle ist auf dem Rasen der ehemaligen Abtei im Dorf markiert.

Nach der Zerstörung hörten auch die Wallfahrten auf. Im Jahr 1896 kaufte Charlotte Pearson Byrd die sogenannte Slipper Chapel ausserhalb des Dorfes und liess sie für die Benutzung zum katholischen Gottesdienst renovieren. In der Kirche von der Verkündigung in King's Lynn wurde ein Wallfahrtsort "Unserer Lieben Frau von Walsingham" errichtet, woher am 20. August 1897 die erste öffentliche Wallfahrt seit der Reformation nach Walsingham erfolgte. Der anglikanische Vikar Alfred Hope Patten förderte ab dem Jahr 1921 die Wallfahrt der Anglikaner nach Walsingham: 1922 liess er nach dem Abbild eines alten Klostersiegels des Augustinerpriorats von Walsingham eine Marienstatue anfertigen, die er zunächst in seiner Pfarrkirche St. Mary aufstellen liess, bevor sie 1931 in eine neue Pilgerkirche überführt wurde, die bis 1938 zum anglikanischen Schrein ausgebaut wurde.

Im Jahr 1934 führte Kardinal Bourne von Westminster einen Pilgerzug von 10'000 Personen nach Walsingham und erklärte die Slipper Chapel zum Nationalheiligtum. Ab dem Jahr 1950 entwickelte sich die Wallfahrt nach Walsingham stark. Neben der Slipper Chapel entstanden ein Pilgerzentrum und die neue 1981 von Kardinal Basil Hume geweihte Kirche der Versöhnung. 1968 übernahm die Ordensgemeinschaft der Maristen die Wallfahrtsseelsorge. Heute besuchen über 250'000 Pilger und Touristen pro Jahr den katholischen Schrein.

Im Jahr 2000 wurde das Fest Unserer Lieben Frau von Walsingham in den liturgischen Kalender von England übernommen. Es wird am 24. September gefeiert.

Slipper Chapel

Die Slipper Chapel war im Mittelalter die letzte und wichtigste Wegkapelle auf der Route nach Walsingham. Die Pilger machten hier Halt, legten die Beichte ab und besuchten die Heilige Messe, bevor sie das letzte Wegstück zum Heiligen Haus in Walsingham zurücklegten. Der Name könnte darauf hinweisen, dass die Pilger hier ihre Schuhe ablegten um das letzte Wegstück barfuss zurückzulegen. Er könnte aber auch auf das englische Wort slype zurückgehen, das Durchgang oder "etwas dazwischen" bedeutet, weil die Slipper Chapel zwischen dem heiligen Land von Walsingham und dem Rest Englands steht. Sie ist also die Eingangstür zum heiligen Bezirk.

Nachdem die Wallfahrtskirche und das Augustinerpriorat 1538 zerstört worden waren, wurde auch die Slipper Chapel nicht mehr benutzt und sie diente zuerst als Armenhaus, dann als Schmiede, als Scheune und sogar als Kuhstall. Aus alten Erzählungen kann geschlossen werden, dass auch noch in dieser Zeit vereinzelte Pilger vorbeikamen und dort beteten. 1896 kaufte Charlotte Byrd die Slipper Chapel und liess sie wiederherstellen. Aber sie wurde in den folgenden 30 Jahren noch wenig benutzt, weil die Verehrung Unserer Lieben Frau von Walsingham noch auf King's Lynn zentriert war. Am 15. August 1934 zelebrierte Bischof Youens von Northampton die erste öffentliche Heilige Messe seit vierhundert Jahren und zwei Tage später führte Kardinal Bourne eine nationale Wallfahrergruppe von über 10'000 Leuten zum Wallfahrtsort.

1934 schnitzte Professor Tristram ein Gnadenbild für die Wallfahrtskapelle nach dem Abbild eines Pilgersiegels aus dem 15. Jahrhundert. James und Lilian Dagless fertigten 1936 einen Schrein für das neue Gnadenbild. Von ihnen stammt auch das Altarblatt, das im Zentrum ein Kruzifix zeigt und links und rechts davon die Bilder der Heiligen Katharina von Alexandrien und des Heiligen Laurentius von Rom. 1954 schnitzte M. Barbeau einen neue Statue, die am 15. August durch den Apostolischen Legaten von Papst Pius XII., Erzbischof O'Hara, vor einer Menge von fast 20'000 Menschen feierlich gekrönt wurde.

Literatur

  • Elizabeth Ruth Obbard: Every Pilgrim's Guide to Walsingham, Canterbury Press Norwich, 2007, ISBN 1853118087.
  • A Walsingham Prayer Book, Family publications, 2009.

Weblinks