Ignatius von Loyola: Geistliche Übungen

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Ejercicios espirituales

Geistliche Übungen

Heiliger Ignatius von Loyola (verfasst 1522/1523)

Quelle: Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, Nach dem spanischen Urtext übertragen und mit Anmerkungen versehen von Alfred Feder SJ, Georg Joseph Manz Verlag Regensburg 1922 (191 Seiten; zweite, verbesserte und erweiterte Auflage; Imprimatur Ratisbonae, die 26. Augusti 1922 Dr. Scheglmann Vic. Gen). Digitalisiert und bearbeitet durch Benutzer:Oswald.

Inhaltsverzeichnis

ANIMA CHRISTI

Anima Christi, sanctifica me. Seele Christi, heilige mich.
Corpus Christi, salva me. Leib Christi, erlöse mich.
Sanguis Christi, inebria me. Blut Christi, tränke mich.
Aqua lateris Christi, lava me. Wasser der Seite Christi, wasche mich.
Passio Christi, conforta me. Leiden Christi, stärke mich.
O bone Jesu, exaudi me. O gütiger Jesus, erhöre mich.
Intra tua vulnera absconde me. Verbirg in deine Wunden mich.
Ne permittas me separari a te. Von Dir lass nimmer scheiden mich.
Ab hoste maligno defende me. Vor dem bösen Feind beschütze mich.
In hora mortis meae voca me. In meiner Todesstunde rufe mich.
Et jube me venire ad te. Und lass zu Dir dann kommen mich,
Ut cum sanctis tuis laudem te Damit mit deinen Heiligen Dich
In Saecula saeculorum. Ich loben möge ewiglich.
Amen. Amen.

Vorbemerkungen

Bemerkungen, die einiges Verständnis der hier folgenden geistlichen Übungen zu bieten und sowohl dem behilflich sein sollen, der sie zu geben, als auch dem, der sie zu empfangen hat.

1 Unter diesem Namen der geistlichen Übungen versteht man jede Art, das Gewissen zu erforschen, zu betrachten (contemplar), Erwägungen anzustellen (meditar)5, mündlich und innerlich zu beten, und anderer geistlicher Tätigkeiten, wie später noch gesagt wird. Denn gleichwie Umherwandeln, Aus-Ein-Ziel-Zugehen und Laufen6 körperliche Übungen sind, so nennt man geistliche Übungen jede Art, die Seele vorzubereiten und instand zu setzen, damit sie alle ungeordneten Neigungen von sich entferne und nach deren Entfernung den göttlichen Willen suche und finde in der Regelung des eigenen Lebens zum Heil der Seele.

2 Derjenige, der einem andern Art und Anordnung für das Erwägen oder Betrachten vorlegt, soll getreu die der Betrachtung oder Erwägung zugrunde liegende geschichtliche Tatsache erzählen, wobei er die Punkte nur kurz und der Hauptsache nach durchgeht; denn nimmt der Betrachtende die wahre Grundlage der Geschichte7 hin, überdenkt und zieht er seine Schlüsse selber und findet er dabei etwas, was den Sinn der Geschichte auch nur ein wenig mehr aufhellt oder kosten lässt, sei dies nun infolge der eigenen Vernunfttätigkeit oder deshalb, weil der Verstand durch göttliche Kraft erleuchtet wird, so gewährt das mehr Genuss und geistliche Frucht, als wenn der Exerzitienmeister den Sinn der Geschichte viel erklärt und weit ausgeführt hätte; denn nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gewährt ihr Befriedigung, sondern das innere Fühlen und Verkosten der Dinge.

3 Da wir in allen nachfolgenden geistlichen Übungen den Verstand beim Nachdenken und den Willen bei den Gemütsbewegungen8 betätigen, so müssen wir beachten, dass bei den Betätigungen des Willens, wenn wir mündlich oder geistig mit Gott, unserm Herrn, oder mit seinen Heiligen sprechen, größere Ehrfurcht von unserer Seite erfordert wird, als wenn wir unsern Verstand zum Einsehen gebrauchen.

4 Es werden zwar für die folgenden Übungen vier Wochen angesetzt, die den vier Teilen entsprechen sollen, in die sich die Übungen scheiden, nämlich dem ersten Teil, der in der Erwägung (consideración) und Betrachtung über die Sünden besteht, dem zweiten, d. h. dem Leben Christi, unseres Herrn, bis zum Palmsonntag einschließlich, dem dritten oder dem Leiden Christi unseres Herrn, dem vierten oder der Auferstehung und Himmelfahrt mit Anschluss dreier Gebetsweisen. Dennoch ist damit nicht gemeint, jede Woche müsse notwendig sieben oder acht Tage umfassen. Denn da es vorkommt, dass in der ersten Woche einige langsamer das erlangen, was sie suchen, nämlich Zerknirschung, Reueschmerz, Tränen9 über ihre Sünden, da ferner einige eifriger sind als andere und auch mehr von den verschiedenen Geistern bewegt oder geprüft werden, so ist es notwendig, dass die Woche bisweilen abgekürzt, bisweilen aber verlängert werde. Dasselbe gilt auch für alle übrigen folgenden Wochen, indem man alles einzurichten sucht nach den Forderungen der vorliegenden Verhältnisse10. Jedoch soll man die Übungen in beiläufig dreißig Tagen beenden.

5 Für den Exerzitanden ist es von großem Nutzen, in die Übungen mit großem Mut und mit großer Freigebigkeit (vgl. 2 Makk 1,3.) gegen seinen Schöpfer und Herrn einzutreten und ihm all sein Wollen und all seine Freiheit darzubringen, damit die göttliche Majestät sowohl über seine Person als auch über alles, was er besitzt, nach ihrem heiligsten Willen verfüge.

6 Wenn der Exerzitienleiter gewahrt, dass in der Seele des Exerzitanden keinerlei geistige Bewegungen, wie z. B. Tröstungen oder Trostlosigkeiten, entstehen, und dass er nicht durch verschiedene Geister erregt wird, so muss er ihn betreffs der Übungen eindringlich fragen, ob er sie zu den angesetzten Zeiten und wie er sie anstelle; desgleichen bezüglich der Zusätze, ob er sie sorgfältig beobachte; über all diese Dinge soll er im einzelnen Auskunft verlangen.

Von dem Trost und der Trostlosigkeit wird n. 316ff. gehandelt, von den Zusätzen n. 73ff.

7 Wenn der Exerzitienleiter sieht, dass der Exerzitand sich in Trostlosigkeit befindet oder versucht wird, so benehme er sich gegen ihn nicht hart und rau, sondern mild und sanft, indem er ihm Mut und Kraft für die Zukunft einflößt, ihm die Trugwerke des Feindes der menschlichen Natur aufdeckt und ihm zuredet, dass er sich für die künftige Tröstung vorbereite und empfänglich mache.

8 Der Exerzitienleiter kann dem Exerzitanden je nach dem Bedürfnis, das er bei ihm wahrnimmt - handle es sich nun um Trostlosigkeit und die Trugwerke des bösen Feindes oder auch um die Tröstungen -, die Regeln der ersten und zweiten Woche vorlegen, die zur Unterscheidung der verschiedenen Geister dienen (s. n. 313ff.).

9 Ist der Exerzitand, der sich in den Übungen der ersten Woche befindet, in geistlichen Dingen nicht bewandert und wird er in grober und offener Weise versucht, z. B. in der Weise, dass der böse Feind ihm Dinge vorhält, die ihn hindern sollen, im Dienst Gottes, unseres Herrn, voranzuschreiten, als da sind Mühseligkeiten, Beschämung und Furcht für die weltliche Ehre und so fort, so soll der Exerzitienleiter ihm nicht die Regeln der zweiten Woche über die verschiedenen Geister vorlegen. Denn so sehr ihm die Regeln der ersten Woche nützen können, ebenso sehr werden ihm die der zweiten Woche schaden, weil ihr Gegenstand zu fein und zu hoch ist, als dass er sie verstehen könnte.

10 Wenn der Exerzitienleiter gewahr wird, dass der Exerzitand unter dem Schein des Guten angefochten und versucht wird, dann ist es tunlich, ihm über die Regeln der bereits erwähnten zweiten Woche zu reden. Denn gemeiniglich versucht der Feind der menschlichen Natur unter dem Schein des Guten mehr die Seele, die sich auf dem Erleuchtungsweg befindet, der den Übungen der zweiten Woche entspricht, aber nicht so sehr die auf dem Reinigungsweg11, der den Übungen der ersten Woche entspricht.

11 Für den Exerzitanden ist es in der ersten Woche ersprießlich, dass er nichts von dem erfährt, was er in der zweiten Woche zu tun hat, sondern dass er sich in der ersten um die Erlangung dessen, was er sucht, derart bemühe, als ob er in der zweiten Woche nichts Gutes mehr zu finden hoffte12.

12 Der Exerzitienmeister soll den Exerzitanden ernstlich mahnen, er möge, da er in jeder der fünf täglichen Übungen oder Betrachtungen eine Stunde lang ausharren muss, auch immer dafür sorgen, dass seine Seele zufrieden bleibe in dem Bewusstsein, eine ganze Stunde lang bei jener Übung verharrt zu haben und eher noch etwas mehr als weniger. Denn der böse Feind pflegt nicht wenig dahin zu wirken, dass die Stunde einer solchen Betrachtung, Erwägung oder Gebetsübung abgekürzt werde.

13 Desgleichen ist folgendes zu beachten. Wie es zur Zeit der Tröstung leicht ist und wenig Mühe kostet, eine ganze Stunde in der Betrachtung auszuharren, so ist es zur Zeit der Trostlosigkeit sehr schwierig, sie auszufüllen. Deshalb soll der Exerzitand, um gegen die Trostlosigkeit anzugehen und die Versuchungen zu überwinden, immer13 ein wenig über die volle Stunde aushalten, damit er sich daran gewöhne, nicht nur dem Feind zu widerstehen, sondern ihn auch niederzuwerfen.

14 Wenn der Exerzitienmeister sieht, dass der Exerzitand sich im Zustand des Trostes befindet und mit viel Eifer vorangeht, so muss er ihn im voraus warnen, ein Versprechen oder ein Gelübde unüberlegt und übereilt zu machen. Und je mehr er erkennt, dass dieser unbeständigen Charakters ist, desto mehr muss er ihn im voraus warnen und mahnen. Denn obschon man jemand mit Recht zum Eintritt in einen Orden bewegen kann, in dem man, wie bekannt ist, die Gelübde des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit ablegen will, und obschon ein gutes Werk, das kraft eines Gelübdes verrichtet wird, verdienstlicher ist als ein solches, das man ohne Gelübde vollbringt, so muss man doch sehr auf die Eigenart des Charakters und auf die Körperkräfte14 des Betreffenden Rücksicht nehmen und auch darauf, wie viel Hilfe oder Hemmung er beim Ausführen dessen, was er versprechen möchte, finden kann.

15 Der Exerzitienleiter darf den Exerzitanden nicht mehr zur Armut oder zu einem Versprechen zu bewegen suchen als zu deren Gegenteil, noch auch mehr zu einem Stand oder einer Lebensweise als zu einer andern. Denn obgleich wir außerhalb der Übungen erlaubter- und verdienstlicherweise alle, die dazu wahrscheinlich befähigt sind, bewegen können, die Enthaltsamkeit, die Jungfräulichkeit, den Ordenstand und jede Art von evangelischer Vollkommenheit zu erwählen, so ist es doch während solcher geistlichen Übungen angemessener und viel besser, dass beim Suchen des göttlichen Willens der Schöpfer und Herr selbst sich der ihm ergebenen Seele mitteile, sie zu seiner Liebe und zu seinem Lobpreis an sich ziehe15 und sie auf jenen Weg leite, auf dem sie ihm fürderhin besser dienen kann16. Deshalb soll der Exerzitienmeister sich weder zur einen noch zur andern Seite wenden und hinneigen, sondern, einer Waage gleich17, sich in der Mitte halten und den Schöpfer mit dem Geschöpf und das Geschöpf mit seinem Schöpfer und Herrn unmittelbar verkehren lassen.

16 Dazu, d. h. damit der Schöpfer und Herr um so sicherer in seinem Geschöpf wirke, ist es, falls etwa eine solche Seele in ungeordneter Weise an einer Sache hängt oder zu ihr hinneigt, sehr angemessen, dass sie mit Aufbietung aller Kräfte sich bestrebe, zum Gegenteil ihrer ungeordneten Neigung zu gelangen. Wenn sie z. B. das Verlangen hat, sich um ein Amt oder eine kirchliche Pfründe zu bewerben oder dieselbe zu behalten - nicht wegen der Ehre und Verherrlichung Gottes, unseres Herrn, noch wegen des geistlichen Wohles der Seelen, sondern lediglich um der eigenen Vorteile und zeitlicher Interessen willen -, so muss sie sich für das Gegenteil stimmen, indem sie eifrig dem Gebet und andern geistlichen Übungen obliegt und Gott, unsern Herrn, um das Gegenteil bittet, dass sie nämlich nicht ein solches Amt oder eine solche Pfründe oder irgendein anderes Gut verlange, es sei denn, seine göttliche Majestät regele ihre Begierden und wandle ihre erste Neigung derart um, dass der Grund, das eine oder andere zu verlangen oder zu behalten, einzig der Dienst, die Ehre und die Verherrlichung seiner göttlichen Majestät ist.

17 Zwar soll der Exerzitienleiter nicht beabsichtigen, die eigenen Gedanken oder Sünden des Exerzitanden auszuforschen und kennen zu lernen; wohl aber ist es sehr ersprießlich, dass er eine getreue Kenntnis von den mannigfachen Regungen und Gedanken erlange, welche die verschiedenen Geister jenem eingeben18. Denn so kann er ihm je nach dessen größerem oder geringerem Fortschritt gewisse geistliche Übungen vorlegen, die dem Bedürfnis einer solchen derartig bewegten Seele entsprechen und angemessen sind.

18 Die vorliegenden geistlichen Übungen müssen sich in ihrer Anwendung nach der Beschaffenheit derer richten, die sich ihnen unterziehen wollen, d. h. nach ihrem Alter, ihrer Bildung oder ihren geistigen Anlagen, damit nicht einem, der ungebildet ist oder schwache Fähigkeiten hat, Dinge vorgelegt werden, die er nicht leicht tragen und durch die er keinen Fortschritt machen kann.

Desgleichen soll einem jeden je nach der Stufe, die er erreichen will, das vorgelegt werden, wobei er mehr mitarbeiten und Fortschritte machen kann.

Wer deshalb nur soviel mitarbeiten will, dass er sich unterrichtet und bis zu einem gewissen Grad der Beruhigung seiner Seele gelangt, den kann man unterweisen über die besondere (s. n. 24ff.) und dann über die allgemeine Gewissenserforschung (s. n. 32ff.), und zugleich über die Art und Weise, morgens eine halbe Stunde lang betrachtendes Gebet über die zehn Gebote Gottes, die Hauptsünden19 usw. anzustellen (s. n. 238ff.). Man empfehle ihm dabei auch, alle acht Tage seine Sünden zu beichten und, wenn er kann, alle vierzehn Tage und, falls er sich mehr angeregt fühlt, alle acht Tage das hochheilige Sakrament zu empfangen20. Diese Art eignet sich mehr gegenüber minder Gebildeten oder Ungelehrten, wobei man ihnen jedes einzelne Gebot erklären soll. Dasselbe gilt betreffs der Hauptsünden, der Kirchengebote, des Gebrauchs der fünf Sinne und der Werke der Barmherzigkeit.

Desgleichen ist es, wenn der Exerzitienleiter bemerkt, dass der Exerzitand schwächlich ist oder nur geringe natürliche Fähigkeiten besitzt, und dass deshalb von ihm nicht viele Frucht zu erwarten steht, angemessener, ihm nur einige von jenen leichteren Übungen vorzulegen, bis er die Beicht über seine Sünden ablegt, und ihm dann einige Arten der Gewissenserforschung mitzuteilen sowie ihn anzuleiten, öfter, als er bisher pflegte, zur Beicht zu gehen, damit er sich in dem erreichten Guten auch erhalte. Man gehe aber nicht weiter und trete nicht in das Gebiet der „Wahl" ein oder in irgend welche andere Übungen, die außerhalb der ersten Woche liegen, und dies namentlich, wenn bei andern ein größerer Fortschritt erzielt werden kann und die Zeit für alles nicht ausreicht.

19 Sollte jemand, mag er wissenschaftlich gebildet oder gut veranlagt sein, durch ein öffentliches Amt oder durch Berufsgeschäfte in Anspruch genommen werden, so verwende er auf die geistlichen Übungen täglich eine und eine halbe Stunde. Ihm soll vorerst erklärt werden, wozu der Mensch erschaffen ist; ebenso kann ihm während einer halben Stunde die besondere und nachher die allgemeine Gewissenserforschung sowie die Art und Weise, eine Beicht abzulegen und das hochheilige Sakrament zu empfangen, vorgelegt werden. Er soll dann an drei Tagen jeden Morgen eine Stunde lang die Betrachtung über die „erste, zweite und dritte Sünde" anstellen (s. n. 45 ff.), dann an drei weiteren Tagen um dieselbe Stunde die Betrachtung über die „Reihe der eigenen Sünden"21. (s. n. 55ft.), hierauf an drei folgenden Tagen wieder um die gleiche Stunde die Betrachtung über die Sündenstrafen (s. n. 65ft.). Bei allen drei Betrachtungen teile man ihm die zehn Zusätze mit (s. n. 73ft.). Hinsichtlich der Geheimnisse unseres Herrn Jesus Christus befolge man die nämliche Ordnung, die unten, und zwar ausführlich bei den betreffenden Übungen selbst, festgelegt ist.

20 Wer unbehinderter ist und das Verlangen hegt, in allem den größtmöglichen Fortschritt zu machen, dem gebe man alle geistlichen Übungen in derselben Ordnung, in der sie hier folgen22. Dabei wird er nach dem gewöhnlichen Gang um so größere Fortschritte machen, je mehr er sich von allen Freunden und Bekannten und von jeder irdischen Sorge absondert, indem er z. B. seine Wohnung verlässt und sich ein anderes Haus oder Zimmer wählt, um daselbst so zurückgezogen als möglich zu leben, so dass er jeden Tag zur Messe und zur Vesper gehen kann, ohne befürchten zu müssen, dass seine Bekannten ihm ein Hindernis bereiten. Aus dieser Absonderung folgen außer vielen andern drei Hauptvorteile:

Erstens. Sondert sich jemand ab von vielen Freunden und Bekannten und ebenso von vielen nicht recht geordneten Geschäften, um Gott, unserm Herrn, zu dienen und ihn zu loben, so erwirbt er sich ein nicht geringes Verdienst vor dessen göttlicher Majestät.

Zweitens. Indem er infolge solcher Absonderung sein Denken nicht auf viele Dinge verteilt, sondern alle Sorge einem einzigen Gegenstand zuwendet, nämlich dem Dienst seines Schöpfers und dem Fortschritt der eigenen Seele, so benützt er seine natürlichen Kräfte in größerer Freiheit, um eifrig das zu suchen, was er so sehr verlangt.

Drittens. Je mehr unsere Seele sich in Einsamkeit und Abgeschlossenheit befindet, desto geeigneter macht sie sich, ihrem Schöpfer und Herrn zu nahen und ihn zu erreichen, und je mehr sie ihn auf diese Weise erreicht, desto besser bereitet sie sich vor, von seiner göttlichen und höchsten Güte Gnaden und Gaben zu empfangen.

GEISTLICHE ÜBUNGEN

21 mit dem Zweck, dass man sich selbst überwinde und sein Leben ordne, ohne sich dabei durch irgendeine Neigung, die ungeordnet wäre, bestimmen zu lassen.

Vorbemerkung

22 Damit beide, sowohl der Exerzitienmeister als auch der Exerzitand, mehr mitarbeiten und Fortschritte machen können, muss vorausgesetzt werden, dass jeder gute Christ bereitwilliger sein soll, die Behauptung des Nebenmenschen in günstigem Sinn zu deuten, als sie zu verurteilen. Vermag man sie aber nicht zu rechtfertigen, so frage man, wie er sie verstehe, und versteht er sie in üblem Sinn, so weise man ihn mit Liebe zurecht. Und reicht dies nicht aus, so wende man alle angemessenen Mittel an, auf dass er sie richtig verstehe und so aufrechterhalten könne.

ERSTE WOCHE

Grundwahrheit und Grundlage

23 Der Mensch ist geschaffen, um Gott, unsern Herrn, zu loben, Ihm Ehrfurcht zu erweisen und Ihm zu dienen und dadurch sein Seelenheil zu wirken. Die übrigen Dinge auf Erden aber sind des Menschen wegen erschaffen, und zwar damit sie ihm bei der Verfolgung des Zieles, für das er geschaffen ist, behilflich seien. Hieraus folgt, dass der Mensch dieselben insoweit benutzen soll, als sie ihm zur Erreichung seines Zieles dienen, und dass er sich von ihnen insoweit trennen muss, als sie ihn daran hindern.

Deshalb ist es notwendig, uns gegen alle geschaffenen Dinge gleichmütig zu stimmen, insoweit es dem eigenen Ermessen unseres freien Willens anheimgestellt und nicht verboten ist, so dass wir unserseits die Gesundheit nicht mehr als die Krankheit wollen, den Reichtum nicht mehr als die Armut, die Ehre nicht mehr als die Schmach, ein langes Leben nicht mehr als ein kurzes und so weiter in allen übrigen Dingen, indem wir einzig das verlangen und wählen, was uns mehr fördert zum Ziel, für das wir geschaffen sind.

Die besondere und tägliche Gewissenserforschung

Sie umfasst drei Zeitpunkte und eine zweimalige Selbstprüfung.

24 Der erste Zeitpunkt. Morgens gleich beim Aufstehen soll man den Vorsatz fassen, sich sorgfältig vor der besonderen Sünde oder dem besonderen Fehler zu hüten, wovon man sich freimachen und die man bessern will.

25 Der zweite Zeitpunkt. Nach dem Mittagstisch soll man von Gott, unserm Herrn, das erbitten, was man erstrebt, nämlich die Gnade, sich zu erinnern, wie oft man in die besondere Sünde oder den besonderen Fehler gefallen ist, und sich in Zukunft zu bessern. Danach stelle man die erste Gewissenserforschung an und fordere von seiner Seele Rechenschaft über die ins Auge gefasste besondere Untugend, die man ablegen und bessern will. Dabei durchgehe man die einzelnen Stunden oder Tageszeiten, angefangen von der Stunde des Aufstehens bis zur Stunde und zum Augenblick der gegenwärtigen Gewissenserforschung und merke sodann auf der ersten Linie der mit g bezeichneten Zweilinienfigur ebenso viele Punkte an, als die Zahl der Rückfälle in jene besondere Sünde oder jenen besonderen Fehler beträgt. Hierauf fasse man von neuem den Vorsatz, sich bis zur zweiten Gewissenserforschung, die man anstellen wird, zu bessern.

26 Der dritte Zeitpunkt. Nach dem Abendessen soll man die zweite Gewissenserforschung anstellen, und zwar auf dieselbe Weise über die einzelnen Stunden, angefangen von der ersten Gewissenserforschung bis zur gegenwärtigen zweiten. Dann merke man auf der zweiten Linie derselben mit g bezeichneten Zweilinienfigur ebenso viele Punkte an, als die Zahl der Rückfälle in jene besondere Sünde oder jenen besonderen Fehler beträgt.

Vier Zusätze

27 Es folgen vier Zusätze mit dem Zweck, schneller jene besondere Sünde oder jenen besonderen Fehler zu beseitigen.

Zusatz 1. Sooft man in jene besondere Sünde oder jenen besonderen Fehler fällt, lege man die Hand an die Brust und bereue den Fall, was auch in Gegenwart vieler geschehen kann, ohne dass sie merken, was man tut.

28 2. Da die erste Linie der mit g bezeichneten Zweilinienfigur die erste, die zweite Linie die zweite Gewissenserforschung bezeichnet, so sehe man am Abend zu, ob von der ersten Linie bis zur zweiten, das ist von der ersten Gewissenserforschung bis zur zweiten, eine Besserung vorliegt.

29 3. Man vergleiche den zweiten Tag mit dem ersten, das ist die beiden Gewissenserforschungen des gegenwärtigen Tages mit den beiden anderen Gewissenserforschungen des vergangenen Tages, und sehe, ob man sich von einem Tag zum anderen gebessert hat.

30 4. Man vergleiche eine Woche mit der anderen und sehe zu, ob man sich in der gegenwärtigen Woche im Vergleich zur ersten vergangenen gebessert hat.

31 Es ist zu bemerken, dass das erste, große, oben stehende G der Zweilinienfiguren den Sonntag bedeutet, das zweite, kleine den Montag, das dritte den Dienstag und so fort.

Die allgemeine Gewissenserforschung

mit dem Zweck, sich zu läutern und besser zu beichten.

32 Ich setze voraus, dass es drei Arten von Gedanken in mir gibt, nämlich eine, die ganz mein eigen ist und allein aus meinem freien Ermessen und Wollen entspringt, und zwei andere, die von außen her kommen: die eine, die vom guten Geist herrührt, und die andere, die vom bösen.

Von dem Gedanken

33 Auf zweierlei Art kann man sich bei einem bösen Gedanken, der von außen her kommt, Verdienste erwerben.

Erste Art. Es kommt z. B. der Gedanke, eine Todsünde zu begehen; diesem Gedanken widerstehe ich augenblicklich, und er ist überwunden.

34 Die zweite Art des Verdienstes bietet sich, wenn mir der gleiche böse Gedanke kommt und ich ihm widerstehe, er aber nochmals und abermals zu mir zurückkehrt und ich stetig widerstehe, bis endlich jener Gedanke besiegt ist und weicht. Die zweite Art ist verdienstlicher als die erste.

35 Lässlich sündigt man, wenn derselbe Gedanke, eine Todsünde zu begehen, herantritt und der Mensch ihm Gehör schenkt, indem er ein klein wenig dabei verweilt oder einiges sinnliches Wohlgefallen hinnimmt oder wenn einige Nachlässigkeit beim Ausschlagen eines derartigen Gedankens vorhanden ist.

36 Schwer sündigt man auf zweierlei Art : Die erste liegt vor, wenn man dem bösen Gedanken seine Zustimmung erteilt, um dann gemäß dieser Zustimmung auch zu handeln oder um ihn auszuführen, falls man könnte.

37 Die zweite Art, schwer zu sündigen, liegt vor, wenn jene Sünde im Werk vollbracht wird; sie ist schwerer aus drei Gründen: erstens wegen der längeren Dauer, zweitens wegen der stärkeren Willensbetätigung, drittens wegen des größeren Schadens beider Personen,

Von dem Wort

'38 Man soll nicht schwören, weder beim Schöpfer noch bei einem Geschöpf, es sei denn mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht. Unter Notwendigkeit verstehe ich, nicht wenn irgend welche beliebige Wahrheit unter einem Eid bekräftigt wird, sondern wenn sie von irgendeiner Bedeutung ist für das Wohlergehen der Seele oder des Leibes oder für die zeitlichen Güter. Unter Ehrfurcht verstehe ich, wenn man bei Nennung seines Schöpfers und Herrn die ihm gebührende Ehre und Achtung erwägt und sie ihm auch erweist.

39 Dabei ist zu beachten: Obgleich wir bei einem vermessenen Eid schwerer sündigen, wenn wir beim Schöpfer, als wenn wir bei einem Geschöpf schwören, so ist es doch schwieriger, auf gebührende Weise mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht beim Geschöpf als beim Schöpfer zu schwören, und zwar aus folgenden Gründen:

Erstens. Wenn wir bei irgendeinem Geschöpf schwören wollen, so macht uns dabei die Absicht, das Geschöpf zu nennen, nicht so aufmerksam und behutsam, die Wahrheit zu sagen oder sie nur im Fall der Notwendigkeit mit einem Eid zu bekräftigen, als wenn wir den Herrn und Schöpfer aller Dinge nennen wollen.

Zweitens. Wenn man bei einem Geschöpf schwört, so ist es nicht so leicht, dem Schöpfer Ehrfurcht und Ehrerbietung zu erweisen, als wenn man beim Schöpfer und Herrn selbst schwört und ihn nennt. Denn schon das Vorhaben, Gott, unsern Herrn, zu nennen, bringt eine größere Ehrerbietung und Ehrfurcht mit sich, als das Vorhaben, das Geschaffene zu nennen. Deshalb ist es den Vollkommenen eher erlaubt, bei einem Geschöpf zu schwören als den Unvollkommenen. Denn die Vollkommenen pflegen infolge der beständigen Betrachtung und Erleuchtung des Geistes mehr zu erwägen, zu überdenken und zu betrachten, dass Gott, unser Herr, seinem eigenen Wesen, seiner Gegenwart und seiner Macht nach in jedem Geschöpfe ist. Und daher sind sie, wenn sie beim Geschöpf schwören, eher als die Unvollkommenen geeignet und vorbereitet, ihrem Schöpfer und Herrn Ehrerbietung und Ehrfurcht zu erweisen.

Drittens. Im Fall eines ständigen Schwörens beim Geschöpf ist Abgötterei bei den Unvollkommenen eher zu befürchten als bei den Vollkommenen.

40 Man soll kein müßiges Wort reden. Darunter verstehe ich ein Wort, das weder mir noch einem anderen nützt und auch nicht einer solchen Absicht untergeordnet ist. Wenn daher jemand über Dinge redet, die Nutzen bringen, oder wenn die Absicht herrscht, der eigenen oder einer fremden Seele oder auch dem Leib oder den zeitlichen Gütern zu nützen, so ist das Wort niemals müßig, auch dann nicht, wenn jemand von Dingen redet, die nicht zu seinem Stand gehören, z. B. wenn ein Ordensmann von Krieg oder von Handelsgeschäften spricht. Vielmehr liegt in jeder Rede, die geführt wird, ein Verdienst, wenn sie auf einen guten Zweck hingeordnet ist, hingegen eine Sünde, wenn sie einen schlechten Zweck verfolgt oder zwecklos geführt wird.

41 Man darf nichts sagen, was den guten Ruf eines andern schädigt, oder was ihn ins Gerede bringt. Denn wenn ich eine Todsünde aufdecke, die nicht öffentlich ist, so begehe ich eine schwere Sünde; wenn aber eine lässliche Sünde, so eine lässliche Sünde, und wenn ich einen Fehler offenbare, so bekunde ich dadurch den eigenen Fehler. Ist hingegen die Absicht gut, so darf man unter zwei Bedingungen von der Sünde oder dem Fehler des Nächsten reden:

Erstens, wenn die Sünde öffentlich ist, wie z. B. bei einer öffentlichen Buhlerin und bei einem gerichtlichen Urteilsspruch oder bei jemandes allgemein bekanntem Glaubensirrtum, der auf die Seelen, mit denen er verkehrt, ansteckend wirkt.

Zweitens, wenn man die verborgene Sünde einem offenbart, damit er dem, der sich in der Sünde befindet, behilflich sei, ihn wieder aufzurichten, vorausgesetzt, dass man einigermaßen vermuten oder mit guten Gründen annehmen kann, jener werde auch imstande sein, ihm zu helfen.

Von dem Werk

42 Man stelle sich vor Augen die zehn Gebote Gottes, die Gebote der Kirche und die Anordnungen der Obern. Was immer man gegen eine von diesen drei Klassen ins Werk setzt, ist eine Sünde, größer oder geringer, je nach der größeren oder geringeren Wichtigkeit. Unter Anordnungen der Obern verstehe ich z. B. die Kreuzzugsbullen und andere päpstliche Gnadenerlasse, wie die, die zur Erlangung des Friedens nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altars gewährt werden. Denn nicht wenig sündigt man, wenn man Ursache wird, dass etwas gegen die so frommen Anordnungen und Aufforderungen unserer Obern geschieht, oder wenn man selbst dagegen handelt.

Art und Weise, die allgemeine Gewissenserforschung anzustellen

Sie umfasst fünf Punkte.

43 Punkt 1. Man sage Gott, unserm Herrn, Dank für die erhaltenen Wohltaten.

2. Man bitte um die Gnade, die Sünden zu erkennen und sich von ihnen freizumachen.

3. Man fordere Rechenschaft von seiner Seele, indem man von der Stunde des Aufstehens an bis zur gegenwärtigen Gewissenserforschung die einzelnen Stunden oder Tagzeiten durchgeht, und zwar erst über die Gedanken, dann über die Worte und hierauf über die Werke in der gleichen Ordnung, wie es bei der besondern Gewissenserforschung dargelegt wurde.

4. Man bitte Gott, unsern Herrn, um Verzeihung wegen der Fehltritte.

5. Man fasse den Vorsatz, sich mit seiner Gnade zu bessern. Vaterunser.

Die Generalbeichte und die heilige Kommunion

44 Aus der Generalbeicht ergeben sich für den, der sie freiwillig ablegen will, unter vielen andern besonders drei Vorteile zu dieser Zeit der geistlichen Übungen.

Erstens. Obschon der, der jedes Jahr beichtet, nicht zur Ablegung einer Generalbeichte verpflichtet ist, so hat er doch, falls er sie ablegt, mehr Gewinn und Verdienst wegen des größeren Reueschmerzes, den er dabei über alle Sünden und Fehler seines ganzen Lebens erweckt.

Zweitens. Da bei solchen geistlichen Übungen die Sünden und deren Bosheit tiefer erkannt werden als zu der Zeit, man sich nicht so sehr mit den Angelegenheiten seines Innern beschäftigte, und da man jetzt mehr Kenntnis von ihnen und mehr Reueschmerz über sie erlangt, so wird einem auch mehr Nutzen und Verdienst zuteil, als man sonst gehabt hätte.

Drittens. Infolge der bessern Beicht und Seelenverfassung ist man auch würdiger und besser vorbereitet zum Empfang des heiligsten Sakramentes, dessen Genuss nicht nur Stärke verleiht, nicht wieder in die Sünde zu fallen, sondern auch, sich im Wachstum der Gnade zu erhalten.

Diese Generalbeichte wird am besten unmittelbar nach den Übungen der ersten Woche abgelegt.

Erste Übung: Betrachtung über die dreifache Sünde

45 Sie besteht in einer Betrachtung über die erste, zweite und dritte Sünde unter Anwendung der drei Seelenkräfte; sie enthält nach einem Vorbereitungsgebet und zwei Vorübungen drei Hauptpunkte und ein Zwiegespräch.

46 Vorbereitungsgebet: Ich erbitte von Gott, unserm Herrn, die Gnade, dass alle meine Absichten, Handlungen und Betätigungen rein auf den Dienst und das Lob seiner göttlichen Majestät hingeordnet seien.

47 Vorübung 1. Sie ist die anschauliche Vorstellung des Ortes. Hier ist zu bemerken, dass bei einer Betrachtung oder Erwägung über einen sichtbaren Gegenstand, wie z. B. bei einer Betrachtung über Christus, unsern Herrn, der anschaubar ist, diese Vorstellung darin besteht, dass ich mit den Augen der Einbildungskraft den körperlichen Ort sehe, wo sich der zu betrachtende Gegenstand befindet. Ich nenne körperlichen Ort z. B. den Tempel oder den Berg, wo sich Jesus Christus oder U. L. Frau befindet, je nach dem Stoff, den ich betrachten will.

Bei der Betrachtung über einen unsichtbaren Stoff, wie z. B. hier über die Sünden, besteht die Vorstellung des Ortes darin, dass ich mit den Augen der Einbildungskraft schaue und betrachte, wie meine Seele in diesem verweslichen Körper eingekerkert ist und der ganze Mensch in diesem Erdental wie ein Verbannter unter unvernünftigen Tieren lebt; ich meine den ganzen Menschen, wie er zusammengesetzt ist aus Leib und Seele.

48 2. Ich erbitte von Gott, unserm Herrn, was ich begehre und wünsche. Die Bitte soll dem vorliegenden Gegenstand entsprechen. Handelt also die Betrachtung von der Auferstehung, so muss ich um Freude mit dem sich freuenden Christus bitten; handelt sie vom Leiden, so muss ich um Schmerz, Tränen und Pein mit dem von Peinen erfüllten Christus bitten. Hier in dieser Betrachtung muss ich bitten um Beschämung meiner selbst und Bestürzung, da ich sehe, wie viele wegen einer einzigen Todsünde verdammt sind, und wie oft ich verdient habe, wegen meiner so vielen Sünden für immer verdammt zu werden.

49 Anmerkung. Allen Betrachtungen oder Erwägungen muss stets das Vorbereitungsgebet vorangehen, das nie geändert wird, und die beiden bereits erwähnten Vorübungen, die zuweilen, je nach dem vorliegenden Gegenstand, geändert werden.

50 Punkt 1. Ich soll das Gedächtnis auf die erste Sünde, die Sünde der Engel, hinwenden und dann den Verstand, indem ich darüber nachdenke, und hierauf den Willen, indem ich mir das Ganze dazu in die Erinnerung zu rufen und zu verstehen suche, dass ich durch den Vergleich dieser einen Sünde der Engel mit meinen so zahlreichen Sünden um so mehr beschämt und bestürzt werde: wenn nämlich jene wegen einer einzigen Sünde in die Hölle kamen, wie häufig habe ich dann wegen so vieler dasselbe verdient! Ich sage, man soll sich die Sünde der Engel vor das Gedächtnis führen: wie diese, da sie in der Gnade erschaffen waren, nicht mitarbeiten wollten durch Benutzung ihrer Freiheit, um ihrem Schöpfer und Herrn Ehrfurcht und Gehorsam zu erweisen, sondern wie sie hochmütig geworden, aus der Gnade in Bosheit verkehrt und vom Himmel in die Hölle hinabgeschleudert wurden. Und auf gleiche Weise soll man hierauf dasselbe mehr im einzelnen mit dem Verstand überdenken und danach mit dem Willen mehr im einzelnen die Anmutungen erwecken.

51 2. Man tue das gleiche in Bezug auf die Sünde Adams und Evas, d. h. man wende die drei Seelenkräfte darauf an, indem man sich ins Gedächtnis ruft, wie sie wegen dieser Sünde so lange Zeit Buße getan haben, und welch großes Verderben durch die Sünde über das Menschengeschlecht gekommen ist, da so viele Menschen zur Hölle wandern.

Ich sage, man solle die zweite Sünde, die unserer Stammeltern, sich ins Gedächtnis rufen: wie nämlich - nachdem Adam auf dem Gefilde von Damaskus erschaffen und in das irdische Paradies gesetzt und Eva aus seiner Rippe gebildet war – beide gegen das Verbot, von dem Baum der Erkenntnis zu essen, davon aßen und auf diese Weise sündigten, wie sie dann, mit Gewändern aus Tierfellen bekleidet und aus dem Paradies verstoßen, ihr ganzes Leben ohne die ursprüngliche Gerechtigkeit, die sie verloren hatten, unter vielen Mühsalen und in vieler Buße zubrachten. Hierauf durchgehe man dasselbe mit dem Verstand mehr im einzelnen und wende auch seine Willenskräfte an, wie vorhin dargelegt wurde.

52 3. Man tue das gleiche ebenso in Bezug auf die dritte Sünde, nämlich die irgend eines Menschen, der wegen einer einzigen Todsünde in die Hölle kam - und über die vielen andern Menschen ohne Zahl, die wegen weniger Sünden, als ich begangen habe, verdammt wurden. Ich sage, man solle dasselbe tun in Bezug auf die dritte, die besondere Sünde, indem man sich die Schwere und Bosheit der Sünde gegen seinen Schöpfer und Herrn ins Gedächtnis ruft, dann mit dem Verstand erwägt, wie ein solcher, da er gegen die unendliche Güte sündigte und handelte gerechterweise auf immer verdammt wurde. Dann schließe man mit Willensakten, wie oben bemerkt wurde.

53 Zwiegespräch: Ich stelle mir Christus, unsern Herrn, gegenwärtig und am Kreuz hangend vor und beginne dann ein Zwiegespräch: wie er als Schöpfer dazu kam, Mensch zu werden und vom ewigen Leben zum zeitlichen Tod herniederzusteigen und so für meine Sünden zu sterben. Ebenso richte ich dann den Blick auf mich selbst und frage mich, was ich für Christus getan habe, was ich für Christus tue, was ich für Christus tun soll. Und indem ich ihn so zugerichtet und so an das Kreuz geheftet sehe, ergehe ich mich in jenen Gedanken und Anmutungen, die sich darbieten.

54 Man macht ein wirkliches Zwiegespräch, so wie ein Freund zum andern spricht oder wie ein Diener zu seinem Herrn, indem man bald um irgendeine Gnade bittet, bald sich wegen einer begangenen Schuld anklagt, bald seine Anliegen mitteilt und in ihnen Rat erfleht. Und man bete ein Vaterunser.

Zweite Übung: Betrachtung über die eigenen Sünden

Sie enthält nach dem Vorbereitungsgebet und zwei Vorübungen fünf Punkte und ein Zwiegespräch.

Das Vorbereitungsgebet sei dasselbe wie immer.

55 Vorübung 1. Sie besteht aus derselben Vorstellung wie in der ersten Übung.

2. Ich bitte um das, was ich begehre, das ist hier ein starker und tiefer Schmerz mit Reuetränen über meine Sünden.

56 Punkt 1. Die Reihe meiner Sünden: ich rufe mir nämlich alle Sünden meines Lebens ins Gedächtnis und überschaue dabei Jahr für Jahr oder Zeitabschnitt für Zeitabschnitt. Hierzu ist dreierlei behilflich: erstens, dass ich den Ort und das Haus betrachte, wo ich gewohnt, zweitens den Verkehr, den ich mit andern gepflogen, drittens den Beruf, in dem ich gelebt habe.

57 2. Ich wäge die Schwere meiner Sünden ab, indem ich die Hässlichkeit und Bosheit betrachte, die jede begangene Todsünde in sich schließt, auch wenn sie nicht verboten wäre.

58 3. Ich betrachte, wer ich bin, indem ich mich mit Hilfe von Beispielen immer kleiner zu machen suche: erstens erwäge ich, wie wenig ich bin im Vergleich mit allen Menschen; zweitens, was die Menschen sind im Vergleich mit allen Engeln und Heiligen des Paradieses; drittens betrachte ich, was alles Geschaffene ist im Vergleich mit Gott; was kann ich allein dann noch sein?; viertens betrachte ich alle Verderbnis und Hässlichkeit meines Leibes; fünftens sehe ich mich an als eine eiternde Wunde und ein Geschwür, woraus so viele Sünden und so viele Schlechtigkeiten und ein so überaus hässliches Gift hervorgebrochen sind.

59 4. Ich betrachte, wer Gott ist, gegen den ich gesündigt habe, nach seinen Eigenschaften, indem ich diese mit ihren Gegensätzen in mir vergleiche: seine Weisheit mit meiner Unwissenheit, seine Allmacht mit meiner Schwachheit, seine Gerechtigkeit mit meiner Ungerechtigkeit, seine Güte mit meiner Bosheit.

60 Punkt 5 ist ein staunender Ausruf mit starker Gemütserregung beim Durchgehen durch alle Geschöpfe, wie sie mir doch das Leben gelassen und mich darin erhalten haben: die Engel, wie sie das Schwert der göttlichen Gerechtigkeit sind und wie sie mich doch ertrugen und behüteten und für mich beteten; die Heiligen, wie sie bedacht waren, für mich Fürsprache einzulegen und für mich zu bitten; die Himmel, Sonne, Mond, Sterne und die Elemente, Früchte, Vögel, Fische und die übrigen Tiere, wie sie mir dienten, und die Erde, wie sie sich nicht öffnete, um mich zu verschlingen und nicht neue Höllen erschloss, um mich für immer darin zu peinigen.

61 Ich schließe mit einem Zwiegespräch der Barmherzigkeit, wobei ich mich ausspreche und Gott, unserm Herrn, Dank sage, dass er mir bis zur heutigen Stunde das Leben geschenkt hat, und wobei ich mir mit seiner Gnade für die Zukunft Besserung vornehme. Vaterunser.

Dritte Übung: Sie besteht in einer Wiederholung der ersten und zweiten Übung, wobei drei Zwiegespräche gehalten werden

62 Nach dem Vorbereitungsgebet und den zwei Vorübungen ist die erste und zweite Übung zu wiederholen, indem ich besonders bei den Punkten Acht habe und verweile, bei denen ich größeren Trost oder größere Trostlosigkeit oder auch mehr geistliche Anregung empfunden habe.

Hierauf werde ich drei Zwiegespräche in folgender Weise anstellen:

63 Das erste Zwiegespräch mit U.L. Frau, auf dass sie mir von ihrem Sohn und Herrn Gnade zu drei Dingen erlange: erstens, dass ich eine tief innerliche Erkenntnis meiner Sünden und einen Abscheu davor in mir wahrnehme; zweitens, dass ich die Unordnung meiner Handlungen wahrnehme, damit ich sie verabscheuend mich bessere und mein Leben neu ordne; drittens, dass ich die Welt erkenne, damit ich das Weltliche und Eitle mit Abscheu von mir entferne. Hierauf ein Ave Maria.

Das zweite Zwiegespräch halte ich auf gleiche Weise mit dem göttlichen Sohn, damit er mir dasselbe vom Vater erwirke. Danach das Anima Christi.

Das dritte Zwiegespräch stelle ich auf gleiche Weise mit dem Vater an, auf dass der ewige Herr selbst mir dies gewähre. Darauf ein Vaterunser.

Vierte Übung: Sie besteht in einer Zusammenfassung der vorigen dritten Übung

64 Ich sagte „in einer Zusammenfassung", damit der Verstand ohne Abschweifung ständig die ihm gebliebenen Erinnerungen der in den vorausgehenden Übungen betrachteten Gegenstände durchgehe. Dann soll man dieselben drei Zwiegespräche anstellen wie vorher.

Fünfte Übung: Betrachtung über die Hölle

65 Sie enthält nach dem Vorbereitungsgebet und zwei Vorübungen fünf Punkte und ein Zwiegespräch.

Das Vorbereitungsgebet sei das gewöhnliche.

Vorübung 1. Sie besteht in einer Vorstellung des Ortes; hier soll ich mit den Augen der Einbildungskraft die Länge, Breite und Tiefe der Hölle schauen.

2. Ich bitte um das, was ich begehre; hier soll ich um ein tiefgehendes Gefühl der Strafe bitten, welche die Verdammten erleiden, auf dass, wenn ich je wegen meiner Fehler der Liebe meines ewigen Herrn vergessen sollte, doch wenigstens die Furcht vor den Strafen mir dazu verhelfe, nicht in eine Sünde zu fallen.

66 Punkt 1. Ich schaue mit den Augen der Einbildungskraft jene gewaltigen Feuergluten und die Seelen wie in brennenden Leibern eingeschlossen.

67 2. Ich höre mit den Ohren Weinen, Geheul, Geschrei, Lästerungen gegen Christus, unsern Herrn, und gegen alle seine Heiligen.

68 3. Ich rieche mit dem Geruchsinn Rauch, Schwefel, Unrat und faulende Dinge.

69 4. Ich koste mit dem Geschmacksinn bittere Dinge, wie Tränen, Traurigkeit und den Wurm des Gewissens.

70 5. Ich fühle mit dem Tastsinn, wie nämlich die Feuergluten die Seelen erfassen und brennen.

71 Indem ich ein Zwiegespräch mit Christus, unserm Herrn, anstelle, soll ich mir die Seelen vors Gedächtnis führen, die in der Hölle sind: die einen, weil sie nicht an seine Ankunft glaubten, die andern, weil sie, obschon gläubig, nicht nach seinen Geboten handelten, wobei ich drei Klassen unterscheide: die erste vor der Ankunft des Herrn, die zweite während seines irdischen Lebens, die dritte nach seinem Leben in dieser Welt. Zugleich soll ich ihm Dank sagen, dass er mich nicht, durch Beendigung meines Lebens, unter eine dieser Klassen hat fallen lassen; ebenso dafür, dass er mir bis auf diese Stunde stets eine so große Milde und Barmherzigkeit erwiesen hat; dann schließe ich mit einem Vaterunser.

72 Bemerkung. Die erste Übung soll um Mitternacht stattfinden; die zweite morgens gleich nach dem Aufstehen, die dritte vor oder nach der heiligen Messe, jedenfalls vor dem Mittagessen, die vierte um die Zeit der Vesper; die fünfte eine Stunde vor dem Abendtisch. Diese Stundeneinteilung möchte ich stets mehr oder weniger in allen vier Wochen eingehalten wissen, je nachdem das Alter, die augenblickliche Disposition und die Witterung es dem Exerzitanden empfehlen, die fünf Übungen zu verrichten oder nur weniger.

Zusätze: um die Übungen besser zu verrichten und um besser das zu finden, was man begehrt

73 Zusatz 1. Nach dem Schlafengehen soll ich, wenn ich bereits einschlummern will, während der Dauer eines Ave Maria darüber nachdenken, zu welcher Stunde und wozu ich aufstehen muss, wobei ich die Übung, die ich zu verrichten habe, kurz durchgehe.

74 2. Wenn ich erwache, soll ich weder diesen noch jenen Gedanken Zutritt gestatten, sondern gleich meine Aufmerksamkeit auf das lenken, was ich in der ersten Übung um Mitternacht betrachten werde, indem ich mich zur Beschämung über meine so zahlreichen Sünden anrege und mir dafür verschiedene Bilder vorhalte, z. B. wie ein Ritter vor seinem König und dessen ganzem Hofstaat voll Scham und Bestürzung dastehen müsste, weil er den, von dem er früher so viele Gnaden und so viele Gunstbezeugungen empfangen, schwer beleidigt hat. Ebenso soll ich bei der zweiten Übung verfahren, indem ich mich als großen Sünder und einen mit Ketten Beladenen ansehe, d. h. mir vorstelle, ich ginge mit Fesseln beladen einher, um vor dem höchsten, ewigen Richter zu erscheinen; dabei führe ich mir als Beispiel vor, wie die eingekerkerten und mit Ketten gefesselten bereits todeswürdigen Verbrecher vor ihrem irdischen Richter erscheinen. Unter solchen und andern ähnlichen, dem jeweiligen Gegenstand entsprechenden Gedanken will ich mich ankleiden.

75 3. Ein oder zwei Schritte vor dem Platz, wo ich die Betrachtung oder die Erwägung verrichten werde, will ich während der Dauer eines Vaterunsers stehen bleiben und, den Geist nach oben gerichtet, mir vorstellen, wie Gott, unser Herr, auf mich herabschaut usw., und dann will ich einen Akt der Ehrfurcht oder der Verdemütigung erwecken.

'76 4. Hierauf beginne ich die Betrachtung, sei es knieend oder zur Erde hingeworfen, sei es auf dem Rücken liegend, das Gesicht nach oben, oder sitzend oder stehend, immer mit der Absicht, das zu suchen, was ich wünsche. Dabei sollen wir auf zweierlei achten: erstens, wenn ich kniend das finde, was ich begehre, soll ich nicht eine andere Lage aufsuchen, desgleichen nicht, wenn ich, auf dem Boden ausgestreckt, das Gewünschte finde, und so fort. Zweitens, bei dem Punkt, bei dem ich das finde, was ich wünsche, werde ich ruhig verweilen - ohne ängstlich zu besorgen, ich müsse weitergehen -, bis ich Befriedigung gefunden habe.

77 5. Ist die Übung beendet, so soll ich eine Viertelstunde lang sitzend oder auf- und abgehend darüber nachdenken, wie es mir in der Betrachtung oder Erwägung gegangen ist. Und wenn schlecht, so werde ich nach der Ursache forschen, woher das kommt, und habe ich sie erkannt, so will ich Reue erwecken, auf dass ich mich in Zukunft bessere. Wenn aber gut, so werde ich Gott, unserm Herrn, Dank sagen und es in Zukunft ebenso machen.

78 6. Ich will nicht an Dinge denken, die Wohlgefallen und Freude erregen, wie an die Herrlichkeit des Himmels, die Auferstehung und dergleichen; denn für inneres Leid, Schmerz und Reuetränen über unsere Sünden ist jedweder Gedanke des Jubels und der Freude hinderlich. Ich muss vielmehr im Auge behalten, dass ich Reueschmerz und Leid empfinden will, und daher werde ich mir eher den Tod, das Gericht ins Gedächtnis rufen.

79 7. Ich soll mich zum selben Zweck jeder Lichthelle berauben, indem ich für die Zeit, da ich mich im Zimmer aufhalte, die Fenster und Türen schließe, ausgenommen, um Brevier zu beten, zu lesen und zu speisen.

80 8. Ich soll nicht lachen und auch nichts sagen, was zum Lachen reizt.

81 9. Ich soll meine Augen im Zaum halten, um niemand anzublicken, außer beim Empfang und beim Abschied jenen, mit dem ich zu sprechen habe.

82 Die 10. zusätzliche Übung ist Buße, die in innere und äußere eingeteilt wird. Die innere besteht darin, dass man über seine Sünden Schmerz empfindet mit dem festen Vorsatz, sie nicht wieder zu begehen und auch keine andern mehr. Die äußere aber, eine Frucht der ersteren, besteht in einer Züchtigung wegen der begangenen Sünden und wird vorzugsweise auf dreierlei Art vorgenommen:

83 Die erste betrifft die Nahrung. Wenn wir hierbei uns das Überflüssige entziehen, so ist dies keine Buße, sondern Mäßigkeit. Buße ist es, wenn wir etwas vom Zukömmlichen wegnehmen und je mehr und mehr, desto größer und besser ist sie, sofern nur dadurch der Exerzitand sich nicht untauglich macht und keine erhebliche Erkrankung folgt.

84 Die zweite betrifft die Weise des Schlafens. Auch hier ist es noch keine Buße, wenn man sich das Überflüssige an Verzärtelndem oder Weichlichem entzieht. Buße ist es vielmehr, wenn man bezüglich der Art und Weise des Schlafens sich etwas vom Zukömmlichen entzieht und je mehr und mehr, desto besser, wofern nur der Exerzitand sich nicht untauglich macht und keine erhebliche Erkrankung folgt. Auch soll man sich nichts vom gebührenden Maß des Schlafes entziehen, wenn man nicht etwa die fehlerhafte Gewohnheit hat, zu viel zu schlafen, damit man so zum richtigen Mittelmaß kommt.

85 Die dritte besteht in der Kasteiung des Fleisches indem man ihm nämlich einen empfindlichen Schmerz bereitet; diesen bringt man ihm bei, indem man Bußhemden oder Stricke oder eiserne Stangen am Leibe trägt und wenn man sich geißelt oder verwundet und andere Arten von Strengheiten übt.

86 Die zuträglichste und sicherste dieser Art von Buße scheint aber darin zu bestehen, dass der Schmerz im Fleisch gefühlt werde und nicht in das Gebein eindringe, so dass er wehe tut, aber keine Erkrankung verursacht. Darum dünkt es angemessener, sich mit dünnen Stricken zu geißeln, die außen Schmerz bereiten, als auf andere Weise, die innerlich eine erhebliche Erkrankung verursacht.

87 Bemerkung 1. Die äußern Bußübungen werden hauptsächlich zu einem dreifachen Zweck verrichtet: erstens zur Genugtuung für die früheren Sünden; zweitens, um sich selbst zu überwinden, damit nämlich die Sinnlichkeit der Vernunft gehorche und alle niederen Teile den höheren mehr unterworfen seien; drittens, um irgendeine Gnade oder eine Gabe, die man erwünscht und ersehnt, zu suchen und zu erhalten, wie z. B. wenn man wünscht, eine innige Reue über seine Sünden zu empfinden oder die Gnade reichlicher Tränen über sie oder über die Peinen und Schmerzen, die Christus, unser Herr, während seines Leidens erduldete, zu erhalten oder die Lösung irgendeines Zweifels, in dem man sich befindet, zu erlangen.

88 2. Es ist zu bemerken, dass der erste und zweite Zusatz für die Übungen um Mitternacht und am frühen Morgen anzuwenden sind, nicht aber für jene, welche zu anderen Zeiten statthaben. Der vierte Zusatz soll nie in der Kirche in Gegenwart von anderen Anwendung finden, sondern nur im Verborgenen wie zu Hause usw.

89 3. Wenn der Exerzitand noch nicht das findet, was er begehrt, wie z. B. Tränen, Tröstungen usw., so ist es häufig von Nutzen, im Essen, im Schlafen und in andern Arten der Buße eine Veränderung vorzunehmen, derart, dass wir abwechselnd zwei oder drei Tage Bußwerke verrichten und dann zwei oder drei andere Tage nicht; denn für einige ist es gut, mehr Bußwerke zu verrichten, und für andere, weniger; auch unterlassen wir vielmals die Bußübungen aus einer sinnlichen Eigenliebe und infolge der irrigen Ansicht, die menschliche Natur könne sie ohne eine erhebliche Erkrankung nicht aushalten, und manchmal tun wir im Gegenteil zuviel Buße, in der Meinung, der Körper könne es aushalten. Da nun Gott, unser Herr, unsere Natur unendlich besser kennt, so gibt er häufig bei derartigem Wechsel jedem einzelnen zu erkennen, was ihm frommt.

90 4. Die besondere Gewissenserforschung stelle man an, um die Fehler und Nachlässigkeiten in den Übungen und Zusätzen zu beseitigen; ebenso in der zweiten, dritten und vierten Woche.

== ZWEITE WOCHE

EINLEITUNG: Betrachtung vom Reich Christi

Der Aufruf des irdischen Königs dient dazu, das Leben des ewigen Königs zu betrachten.

91 Das Vorbereitungsgebet sei das gewöhnliche.

Vorübung 1. Sie besteht in einer anschaulichen Vorstellung des Ortes; hier soll ich mit den Augen der Einbildungskraft die Synagogen, die Städte und Flecken schauen, die Christus, unser Herr, predigend durchzog.

2. Ich bitte um die Gnade, die ich begehre. Hier soll ich unsern Herrn um die Gnade anflehen, dass ich für seinen Ruf nicht taub sei, sondern bereit und voll Eifer, seinen heiligsten Willen zu erfüllen.

Erster Teil

92 Punkt 1. Ich stelle mir einen irdischen König vor Augen, von Gott, unserm Herrn, selbst auserwählt, dem alle Fürsten und alle Christen Ehrfurcht und Gehorsam erweisen.

93 2. Ich habe acht, wie dieser König alle die Seinigen anredet und also spricht: „Mein Wille ist es, das ganze Land der Ungläubigen zu erobern. Wer deshalb mit mir ziehen will, muss mit derselben Speise zufrieden sein wie ich, und ebenso mit demselben Trank und mit derselben Kleidung usw. Ebenso muss er gleich mir bei Tag Mühsal ertragen und bei Nacht wachen und so fort, damit er so später mit mir am Sieg Anteil habe, wie er an den Mühsalen Anteil hatte."

94 3. Ich erwäge, was die guten Untertanen einem so edelmütigen und so herablassenden König antworten müssen und wie sehr deswegen jemand, der den Wunsch eines solchen Königs nicht annehmen sollte, verdienen würde, von der ganzen Welt getadelt und als schlechter Soldat angesehen zu werden.

Zweiter Teil

95 Der zweite Teil dieser Übung besteht in der Anwendung des vorhin erwähnten Gleichnisses vom irdischen König auf Christus, unsern Herrn, gemäß den drei angeführten Punkten.

Punkt 1. Wenn wir schon eine derartige Aufforderung des irdischen Königs an seine Untertanen betrachten, um wie viel mehr ist es dann der Betrachtung (consideración) wert, Christus, unsern Herrn, den ewigen König, zu sehen und vor ihm die gesamte Welt, wie er diese und jeden einzelnen im besondern ruft und spricht: „Mein Wille ist es, die ganze Welt zu erobern und alle Feinde zu unterwerfen und so in die Herrlichkeit meines Vaters einzugehen. Wer deshalb mit mir kommen will, muss mit mir sich abmühen, damit er, wie er mir in der Mühsal folgte, so auch in der Herrlichkeit folge"

96 2. Ich erwäge, wie alle, die Urteil und Vernunft haben, ihre ganze Person zu jenen Mühen anbieten werden.

97 3. Jene aber, die eine noch größere Hingabe üben und sich in jeglichem Dienst ihres ewigen Königs und allerhöchsten Herrn auszeichnen wollen, werden nicht nur sich ganz zu jenen Mühen anbieten, sondern sogar gegen ihre eigene Sinnlichkeit und gegen ihre Liebe zum Fleisch und zur Welt angehen und so Anerbieten von höherem Wert und größerem Gewicht machen, indem sie sprechen:

98 „Ewiger Herr aller Dinge, ich bringe mit deiner Huld und Hilfe, vor deiner unendlichen Güte und in Gegenwart deiner glorreichen Mutter und aller Heiligen des himmlischen Hofes mein Opfer dar, dass ich nämlich will und verlange, und dass es mein wohlüberlegter Entschluss ist, wofern es nur zu deinem größeren Dienst und Lob gereicht, dich nachzuahmen in Ertragung jeglicher Unbilden, jeglicher Schmach und jeglicher Armut, der wirklichen sowohl wie der geistlichen, wenn deine heiligste Majestät mich zu solchem Leben und Stand erwählen und aufnehmen will."

99 Diese Übung finde zweimal am Tage statt, nämlich morgens nach dem Aufstehen und eine Stunde vor dem Mittag- oder vor dem Abendessen.

100 Für die zweite Woche und die folgenden ist es sehr förderlich, zuweilen aus den Büchern der Nachfolge Christi oder der Evangelien und der Leben der Heiligen zu lesen.

Erster Tag

Erste Betrachtung: Die Menschwerdung

101 Sie enthält das Vorbereitungsgebet, drei Vorübungen und drei Punkte sowie ein Zwiegespräch.

Das Vorbereitungsgebet wie gewöhnlich.

102 Vorübung 1. Ich führe mir die Geschichte des Vorganges vor, den ich betrachten soll, d. h. hier: wie die drei göttlichen Personen die ganze Oberfläche oder den Umkreis der gesamten Erde voll von Menschen sehen, und wie sie in ihrer Ewigkeit beim Anblick, dass alle zur Hölle hinabsteigen, den Beschluss fassen, dass die zweite Person Mensch werde, um das Menschengeschlecht zu erlösen, und wie sie, als die Fülle der Zeiten gekommen war, den heiligen Engel Gabriel zu U. L. Frau senden (siehe unten n. 262).

103 2. Anschauliche Vorstellung des Ortes; hier soll ich schauen den weiten Raum und Umkreis der Welt, wo so viele und so verschiedene Völker wohnen, desgleichen weiter im besonderen das Haus und die Gemächer U. L. Frau in der Stadt Nazareth in der Landschaft Galiläa.

104 3. Ich bitte um das, was ich begehre; hier soll ich flehen um eine tiefinnerliche Erkenntnis des Herrn, der für mich Mensch geworden ist, auf dass ich ihn immer mehr liebe und ihm nachfolge.

105 Es verdient hier bemerkt zu werden, dass das gleiche Vorbereitungsgebet ohne Änderung, wie es schon zu Anfang gesagt wurde, und auch dieselben drei Vorübungen in dieser Woche und den übrigen nachfolgenden zu verrichten sind, jedoch mit Veränderung ihrer Form nach dem jeweils vorliegenden Stoff.

106 Punkt 1. Ich schaue auf die Personen, die einen und die andern, und zwar zuerst auf jene, die auf dem Angesicht der Erde leben in so großer Verschiedenheit hinsichtlich der Trachten und hinsichtlich des Benehmens: die einen weiß und die andern schwarz, die einen im Frieden und die andern im Krieg, die einen weinend und die andern lachend, die einen gesund, die andern krank, die einen, wie sie geboren werden, und die andern, wie sie sterben, und so fort.

Zweitens. Ich sehe und betrachte die drei göttlichen Personen gleichsam auf ihrem Königstuhl oder dem Thron der göttlichen Majestät, wie sie die ganze Oberfläche und den ganzen Umkreis der Erde überschauen und alle Völker in so großer Blindheit leben und dahinsterben und zur Hölle hinabfahren sehen.

Drittens. Ich schaue U. L. Frau und den Engel, der sie grüßt, und denke darüber nach, um aus diesem Anblick Nutzen zu ziehen.

107 2. Ich höre, was die Personen auf der Erdoberfläche sprechen, wie sie nämlich miteinander reden, wie sie schwören und lästern usw.; ebenso, was die göttlichen Personen sagen: „Lasst uns die Erlösung des menschlichen Geschlechtes ins Werk setzen, usw.; ferner, was der Engel und U. L. Frau sprechen. Darüber soll ich dann nachsinnen, um aus den Worten all dieser Personen Frucht zu gewinnen.

108 3. Hierauf betrachte ich, was die Personen auf der Oberfläche der Erde tun, wie sie sich nämlich schlagen, töten, zur Hölle fahren usw.; ebenso, was die drei göttlichen Personen tun, nämlich die heiligste Menschwerdung ausführen usw.; und desgleichen, was der Engel und U. L. Frau tun, wie nämlich der Engel sein Amt als Gesandter ausübt und U. L. Frau sich verdemütigt und der göttlichen Majestät Dank sagt. Und dann sinne ich darüber nach, um aus all dem irgendeinen Gewinn zu ziehen.

109 Zum Schluss ist ein Zwiegespräch anzustellen, wobei ich überlege, was ich zu den drei göttlichen Personen oder zum fleischgewordenen ewigen Wort oder zur Mutter und U. L. Frau sagen soll. Und dann bitte man, je nachdem man sich angeregt fühlt, um Gnade zur besseren Nachfolge und Nachahmung unseres Herrn, der soeben Mensch geworden ist. Hierauf bete man ein Vaterunser.

Zweite Betrachtung: Die Geburt des Herrn

110 Das Vorbereitungsgebet wie gewöhnlich.

111 Vorübung 1. Sie bietet den geschichtlichen Vorgang, und zwar hier: wie U. L. Frau im neunten Monat ihrer Erwartung, auf einer Eselin sitzend, wie man sich frommerweise vorstellen kann, und Joseph und eine Magd, ein Rind mit sich führend, von Nazareth auszogen, um nach Bethlehem zu reisen zur Entrichtung der Abgabe, die der Kaiser allen jenen Ländern auferlegt hatte (s. unten n. 264).

112 2. Anschauliche Vorstellung des Ortes; hier soll ich mit den Augen der Einbildungskraft den Weg von Nazareth nach Bethlehem sehen und dabei die Länge und Breite betrachten, und ob dieser Weg eben ist oder ob er durch Täler oder über Höhen geht. Desgleichen soll ich den Ort oder die Höhle der Geburt schauen, wie groß, wie klein, wie niedrig, wie hoch und wie sie eingerichtet war.

113 Vorübung 3 ist die nämliche und von gleicher Art wie in der vorhergehenden Betrachtung.

114 Punkt 1. Ich schaue die Personen, ich erblicke also U. L. Frau und Joseph und die Magd sowie das Jesuskind, nachdem es geboren ist. Dabei mache ich mich zu einem kleinen, armen und unwürdigen Diener, indem ich auf sie schaue, sie betrachte und ihnen bei ihrer Hilfsbedürftigkeit Dienste leiste, gleich als wäre ich zugegen, mit aller möglichen Ehrerbietung und Ehrfurcht; und dann richte ich die Gedanken auf mich selbst, um irgendeinen Nutzen daraus zu ziehen.

115 2. Ich schaue, beachte und betrachte, was die Personen reden, und indem ich auf mich selbst zurückblicke, suche ich irgendeine Frucht daraus zu gewinnen.

116 3. Ich schaue und betrachte, was sie tun, z. B. wie sie die Reise machen und Mühen auf sich nehmen, damit der Herr in größter Armut geboren werde, und damit er nach so vielen Mühsalen, nach Hunger und Durst, nach Hitze und Kälte, nach Unbilden und Schmähungen am Kreuze sterbe, und alles das um meinetwillen. Dann soll ich darüber nachdenken und irgendeinen geistlichen Nutzen daraus ziehen.

117 Man schließe mit einem Zwiegespräch, wie in der vorhergehenden Betrachtung, und mit einem Vaterunser.

Dritte Betrachtung: Sie soll eine Wiederholung der ersten und zweiten Übung sein

118 Nach dem Vorbereitungsgebet und den drei Vorübungen soll eine Wiederholung der ersten und zweiten Übung stattfinden, wobei man immer einige vorzüglichere Teile, bei denen man irgendeine besondere Erkenntnis, Tröstung oder Trostlosigkeit gefunden hat, vor allem beachtet. Ebenso soll man am Schluss ein Zwiegespräch halten und ein Vaterunser beten.

119 Bei dieser Wiederholung und bei allen folgenden wird dieselbe Ordnung des Vorgehens eingehalten, die bei den Wiederholungen der ersten Woche beobachtet wurde, so dass zwar der Gegenstand geändert, die Form aber beibehalten wird.

Vierte Betrachtung

120 Sie soll in einer Wiederholung der ersten und zweiten Betrachtung bestehen, und zwar in derselben Weise, wie es bei der oben genannten Wiederholung geschah.

Fünfte Betrachtung

121 Sie soll in der Anwendung der fünf Sinne auf die erste und zweite Betrachtung bestehen.

Nach dem Vorbereitungsgebet und den drei Vorübungen ist es von Nutzen, die fünf Sinne der Einbildungskraft auf die erste und zweite Betrachtung in folgender Weise anzuwenden.

122 Punkt 1. Man schaue die Personen mit den Augen der Einbildungskraft, wobei man deren Umstände im besonderen betrachtet und überdenkt, und man suche aus dem Anblick irgendeinen Gewinn zu ziehen.

123 2. Man vernehme mit dem Gehör, was die Personen reden oder reden können, lenke dann die Gedanken auf sich selbst und suche irgendeinen Nutzen daraus zu gewinnen.

124 3. Man rieche und koste mit dem Geruchsinn und dem Geschmacksinn die unendliche Milde und Süßigkeit der Gottheit, der Seele und ihrer Tugenden und der übrigen Dinge je nach der Beschaffenheit der Person, die man betrachtet; dann kehre man in sich selbst ein und suche irgendeinen Gewinn daraus zu ziehen.

125 4. Man berühre mit dem Tastsinn, z. B. man umfange und küsse die Plätze, wo solche Personen ihren Fuß hinsetzen und wo sie ruhen, und dabei bemühe man sich immer, einen Nutzen daraus zu ziehen.

126 Man schließe mit einem Zwiegespräch, wie in der ersten und zweiten Betrachtung, und mit einem Vaterunser.

Bemerkungen

127 Bemerkung 1. Für diese ganze Woche und die übrigen folgenden Ist zu beachten, dass ich nur das Geheimnis der Betrachtung lesen soll, die ich unmittelbar anstellen werde, so dass ich dann kein Geheimnis lese, das ich an jenem Tag oder zu jener Stunde nicht zu betrachten habe, damit nicht die Erwägung (consideración) eines Geheimnisses auf die Erwägung des andern störend einwirke.

128 2. Die erste Übung über die Menschwerdung soll um Mitternacht vorgenommen werden, die zweite früh am Morgen, die dritte um die Zeit der heiligen Messe, die vierte zur Stunde der Vesper, die fünfte vor der Zeit des Abendtisches, und zwar so, dass man in jeder von diesen fünf Übungen während der Dauer einer Stunde verweilt. Die nämliche Ordnung soll bei allen folgenden beobachtet werden.

129 3. Falls der Exerzitand schon bejahrt oder schwach ist oder, wiewohl an sich stark, doch von der ersten Woche her etwas geschwächt blieb, ist zu beachten, dass es besser ist, in dieser zweiten Woche, wenigstens einige Male, nicht um Mitternacht aufzustehen, sondern eine Betrachtung in der Frühe zu machen, eine zweite zur Zeit der heiligen Messe, eine andere116 vor dem Mittagstisch und dann über diese zur Stunde der Vesper eine Wiederholung und später vor dem Abendtisch die Anwendung der Sinne vorzunehmen.

130 4. In dieser zweiten Woche müssen von den insgesamt zehn Zusätzen, die in der ersten Woche angeführt wurden, der zweite, der sechste, der siebente und zum Teil der zehnte geändert werden.

Beim zweiten ändere man so: Sobald ich erwache, soll ich mir gleich die Betrachtung vor Augen führen, die ich anzustellen habe, und dabei das Verlangen hegen, das menschgewordene ewige Wort besser kennen zu lernen, damit ich ihm besser diene und nachfolge.

Der sechste wird lauten: Ich soll mir häufig das Leben und die Geheimnisse Christi, unseres Herrn, ins Gedächtnis rufen, von seiner Menschwerdung an bis zu dem Abschnitt oder dem Geheimnis, bei dessen Betrachtung ich verweile.

Der siebente soll sein: Der Exerzitand muss insoweit Sorge tragen, Dunkelheit oder Helle zuzulassen und die angenehmen oder widrigen Witterungsverhältnisse zu benützen, als er etwa merkt, dass es ihm nützen und behilflich sein kann, um das zu finden, was er anstrebt.

Was den zehnten Zusatz betrifft, so soll der Exerzitand sein Verhalten einrichten je nach den Geheimnissen, die er betrachtet; denn einige heischen Bußübungen, andere hingegen nicht.

So sollen alle zehn Zusätze mit viel Umsicht beobachtet werden.

131 Bemerkung 5. Bei allen Übungen, ausgenommen die um Mitternacht und die am frühen Morgen, soll man den zweiten Zusatz durch einen gleichwertigen auf folgende Weise ersetzen: sobald ich mich erinnere, dass die Stunde für die Übung, die ich anzustellen habe, gekommen ist, will ich mir, ehe ich zu ihr hinzutrete, vor Augen stellen, wohin ich mich begebe, und vor wem ich erscheine, und dabei will ich die Übung, die ich vorzunehmen habe, kurz zusammenfassen; dann werde ich den dritten Zusatz beobachten und in die Übung eintreten.

Zweiter Tag

132 Für die erste und zweite Betrachtung nehme man die Darstellung im Tempel117 (s. unten n. 268) und die Flucht nach Ägypten118 wie in ein Land der Verbannung (s. unten n. 269). Über diese beiden Betrachtungen sollen dann zwei Wiederholungen und ebenso eine Anwendung der fünf Sinne auf sie in der gleichen Weise stattfinden, wie es am vorhergehenden Tage geschah.

133 Zuweilen ist es zweckdienlich, selbst dann, wenn der Exerzitand kräftig und zur Betrachtung fähig ist, von diesem zweiten Tag an bis zum vierten119 einschließlich einiges zu ändern, um besser das zu finden, was man anstrebt, indem man nämlich nur eine Betrachtung am frühen Morgen anstellt, dann die zweite zur Zeit der heiligen Messe, hierauf eine Wiederholung über sie um die Stunde der Vesper und eine Anwendung der Sinne vor dem Abendessen.

Dritter Tag

134 Man betrachte, wie der Jesusknabe seinen Eitern Nazareth untertan war (s. unten n. 271), und wie sie ihn dann im Tempel fanden (s. unten n. 272). Und hierauf stelle man entsprechend die beiden Wiederholungen an und nehme die Anwendung der fünf Sinne vor.

Einführung zur Erwägung über die verschiedenen Stände

135 Wir haben bereits das Beispiel betrachtet, das Christus, unser Herr, uns für den ersten Stand gab, der in Beobachtung der Gebote besteht, indem er seinen Eltern gehorsam war, und ebenso das für den zweiten Stand, der in der evangelischen Vollkommenheit besteht, als er im Tempel zurückblieb und seinen Nährvater und seine leibliche Mutter verließ, um rein nur dem Dienst seines ewigen Vaters obzuliegen. Nunmehr wollen wir, bei gleichzeitiger Betrachtung seines Lebens, damit beginnen, nachzuforschen und um Erleuchtung zu bitten, in welchem Lebensberuf oder Stand sich seine göttliche Majestät unser bedienen will.

Und deshalb werden wir zu einiger Einführung hierzu in der folgenden ersten Übung die Absicht Christi, unseres Herrn, betrachten und auf der entgegengesetzten Seite die Absicht des Feindes der menschlichen Natur und dabei zusehen, wie wir uns vorbereiten müssen, um in jedem Stand oder Lebensberuf, den Gott, unser Herr, uns wählen lässt, zur Vollkommenheit zu gelangen.

Vierter Tag: Betrachtung über zwei Banner

136 das eine Christi, des obersten Heerführers und unseres Herrn, das andere Luzifers, des Todfeindes unserer menschlichen Natur.

Das Vorbereitungsgebet Wie gewöhnlich.

137 Vorübung 1. Sie bietet den geschichtlichen Vorgang, hier: Wie Christus alle unter sein Banner ruft und sammeln will und Luzifer dagegen unter das seinige.

138 2. Anschauliche Vorstellung des Ortes; hier schaue man eine große Ebene in der Umgegend von Jerusalem, wo als höchster, einziger Oberfeldherr der Guten Christus, unser Herr, steht; eine andere Ebene aber in der Gegend von Babylon, wo als Führer der Feinde Luzifer auftritt.

139 3. Ich bitte um das, was ich begehre, und zwar werde ich hier bitten um Erkenntnis der Trugwerke des bösen Führers und um Hilfe, damit ich mich vor ihnen bewahre, sowie um Erkenntnis des wahren Lebens, das der höchste und wahre Heerführer lehrt, und um die Gnade, ihn nachzuahmen.

Erster Teil: Das Banner Luzifers

140 Punkt 1. Ich stelle mir vor, ich sähe den Anführer aller Feinde in jener großen Ebene von Babylon gleichsam auf einem hohen Stuhl von Feuer und Rauch sitzen in schreckenerregender und furchtbarer Gestalt.

141 2. Man betrachte, wie er unzählige böse Geister zusammenruft und wie er sie aussprengt, die einen in diese Stadt und die andern in eine andere und so über die ganze Welt hin, ohne irgendein Land, einen Stand oder irgendeinen Menschen im einzelnen zu übergehen.

142 3. Man betrachte die Ansprache, die er an sie hält, und wie er sie auffordert, Netze und Ketten auszuwerfen, und zwar sollen sie die Menschen zuerst versuchen durch, die Begierde nach Reichtümern, wie er es selbst bei den meisten zu tun pflegt, auf dass sie desto leichter zur eitlen Ehre der Welt und dann zu einem unbändigen Hochmut gelangen.

Demnach ergeben sich als erste Stufe die Liebe zu den Reichtümern, als zweite die Ehrsucht vor den Menschen, als dritte der Hochmut Gott gegenüber, und von diesen drei Stufen aus verführt Luzifer zu allen übrigen Lastern.

Zweiter Teil: Das Banner Christi

143 In ähnlicher Weise soll man sich auf der entgegengesetzten Seite den höchsten und wahren Heerführer vorstellen, der da ist Christus, unser Herr.

144 Punkt 1. Man betrachte, wie Christus, unser Herr, auf einer großen Ebene in jener Gegend von Jerusalem an einem bescheidenen Platz Stellung nimmt, schön und liebenswürdig.

145 2. Man betrachte, wie der Herr der ganzen Welt so viele Personen auserwählt, Apostel, Jünger usw., und sie über die ganze Welt hin entsendet, auf dass sie den Samen seiner heiligen Lehre unter den Menschen aller Stände und Lebenslagen ausstreuen.

146 3. Man betrachte die Ansprache, die Christus, unser Herr, an alle seine Diener und Freunde hält, die er zu solchem Unternehmen aussendet: wie er ihnen empfiehlt, sie möchten allen zu helfen suchen, in den sie sie zuerst zur größten geistlichen Armut bewegen und, wenn seine göttliche Majestät sich darin gefiele und sie dazu auserwählen wollte, nicht minder zur wirklichen Armut; zweitens zum Verlangen nach Schmähungen und Verachtung, weil aus diesen beiden Dingen, der Liebe zu Armut und zu Verachtung, die Demut hervorgeht.

Es gibt demnach drei Stufen, erstens die Armut gegen den Reichtum, zweitens die Schmach und die Verachtung gegen die weltliche Ehre, drittens die Demut gegen den Hochmut; und von diesen drei Stufen aus sollen die Gesandten Christi die Menschen zu allen übrigen Tugenden anleiten.

147 Dann stelle ich ein Zwiegespräch an mit U. L. Frau, damit sie mir von ihrem Sohn und Herrn die Gnade erlange, unter sein Banner aufgenommen zu werden, und zwar zuerst in der größten geistlichen Armut und, wenn seine göttliche Majestät sich darin gefiele und mich dazu auserwählen und aufnehmen wolle, nicht minder auch in wirklicher Armut, zweitens im Ertragen von Schmähungen und Unbilden, um ihn hierin mehr nachzuahmen, wofern ich das nur erdulden kann ohne irgendeines Menschen Sünde und ohne Missfallen seiner göttlichen Majestät; hierauf ein Ave Maria.

Dasselbe erbitte ich vom Sohn, damit er es mir vom Vater erlange; darauf bete ich ein Anima Christi.

Und dasselbe erbitte ich auch vom Vater, dass er selbst es mir gewähre; dann bete ich ein Vaterunser.

148 Diese Übung soll um Mitternacht und dann ein zweites Mal am frühen Morgen vorgenommen werden. Über denselben Stoff sollen auch zwei Wiederholungen stattfinden, zur Zeit der heiligen Messe und um die Stunde der Vesper; den Schluss bilden immer die drei Zwiegespräche mit U. L. Frau, mit dem Sohn und mit dem Vater. - Die folgende Übung über die Menschenklassen halte man eine Stunde vor dem Abendessen.

Betrachtung über drei Menschenklassen

149 Am selben vierten Tag findet die Betrachtung über drei Menschenklassen statt, damit man sich für die beste entscheide.

Das Vorbereitungsgebet wie gewöhnlich.

150 Vorübung 1. Sie bietet den geschichtlichen Gegenstand: es sind drei Menschenklassen, von denen jede zehntausend Dukaten erworben hat, doch nicht rein und wie sie sollte, aus Liebe zu Gott; und sie alle wollen sich retten und in Frieden Gott, unsern Herrn, finden und daher die Last und das Hindernis von sich schütteln, die sie beim Streben nach diesem Ziel in der Anhänglichkeit an das erworbene Gut haben.

151 2. Anschauliche Vorstellung des Ortes; hier soll ich mich selbst sehen, wie ich vor dem Angesicht Gottes, unseres Herrn, und aller seiner Heiligen stehe, um zu begehren und zu erkennen, was seiner göttlichen Güte wohlgefälliger ist.

152 3. Ich bitte um das, was ich begehre; hier soll ich um die Gnade flehen, dass ich das erwähle, was mehr zur Ehre seiner göttlichen Majestät und mehr zum Heil meiner Seele gereicht.

153 Die erste Klasse möchte die Anhänglichkeit, die sie zu dem erworbenen Gut hat, aufgeben, um in Frieden Gott, unsern Herrn, zu finden und das Heil der Seele sichern zu können. Aber sie wendet kein Mittel an bis zur Stunde des Todes.

154 Die zweite Klasse will die Anhänglichkeit aufgeben, aber sie will sie nur so aufgeben, dass sie zugleich im Besitz des erworbenen Gutes bleibt, so dass Gott dorthin kommen soll, wohin sie selbst will; und sie entschließt sich nicht, das Gut dranzugeben, um zu Gott zu gehen, auch wenn dies der beste Stand für sie wäre.

155 Die dritte Klasse will auch die Anhänglichkeit aufgeben; aber sie will sie so aufgeben, dass eine selbstsüchtige Neigung sie ebenso wenig bestimmt, das erworbene Gut zu behalten, wie es nicht zu behalten. Vielmehr will sie das Gut nur behalten oder nicht behalten, je nachdem Gott, unser Herr, es ihrem Willen eingibt und es ihr selbst besser scheint zum Dienst und Lob seiner göttlichen Majestät. Und inzwischen will sie sich auf den innern Verzicht auf alles einstellen, indem sie ihre Kraft aufbietet, um weder jenes noch irgendein anderes Gut zu begehren, außer wenn einzig der Dienst Gottes, unseres Herrn, sie dazu bewegt. So soll nur der Wunsch, Gott, unserm Herrn, besser dienen zu können, sie zur Annahme des Gutes oder zum Verzicht darauf bestimmen.

156 Man stelle dann die nämlichen drei Zwiegespräche an, die in der vorhergehenden Betrachtung „über zwei Banner" gehalten wurden.

157 Bemerkung. Wenn wir eine Abneigung oder ein Widerstreben gegen die wirkliche Armut in uns wahrnehmen, wenn wir nicht gleichmütig gegen die Armut oder den Reichtum sind, so ist es zur Ausrottung einer solchen ungeordneten Anhänglichkeit von großem Nutzen, in den Zwiegesprächen - auch wenn es gegen das Fleisch sein sollte - darum zu bitten, der Herr möge einen zur wirklichen Armut auserwählen, und zu beteuern, man begehre, erbitte und er- flehe dies, wenn es nur zum Dienst und Lob seiner göttlichen Güte gereiche.

Fünfter Tag

158 Betrachtung über die Reise Christi, unseres Herrn, von Nazareth an den Jordanfluss und seine Taufe (s. unten n. 273).

159 Diese Betrachtung soll man einmal um Mitternacht und das zweite Mal am frühen Morgen anstellen und dann zwei Wiederholungen über sie zur Zeit der heiligen Messe und der Vesper, und vor dem Abendtisch soll man die Anwendung der fünf Sinne vornehmen. Bei jeder von diesen fünf Übungen schicke man das gewöhnliche Vorbereitungsgebet und die drei Vorübungen voraus, wie dies alles bei der Betrachtung über die Menschwerdung und die Geburt erklärt worden ist. Man schließe mit den drei Zwiegesprächen aus der Betrachtung über „die drei Menschenklassen" oder gemäß der Bemerkung, die auf „die Menschenklassen" folgt.

160 Die besondere Gewissenserforschung nach dem Mittagessen und nach dem Abendtisch soll über die Fehler und Nachlässigkeiten angestellt werden, die man an diesem Tag in Bezug auf die Übungen und Zusätze begangen hat, und desgleichen an den folgenden Tagen.

Sechster Tag

161 Betrachtung, wie Christus, unser Herr, vom Jordanfluss weg in die Wüste ging (diese einschließlich). Dabei beobachte man in allem dieselbe Form wie am fünften Tag (s. unten n.274)

Siebenter Tag

Wie der heilige Andreas und andere Christus, unserm Herrn, folgten (s. unten n. 275).

Achter Tag

Über die Bergpredigt, die von den acht Seligkeiten handelt (s. unten n. 278).

Neunter Tag

Wie Christus, unser Herr, seinen Jüngern auf den Wogen des Meeres erschien (s. unten n. 280).

Zehnter Tag

Wie der Herr im Tempel predigte (s. unten n.288).

Elfter Tag

Von der Auferstehung des Lazarus (s. unten n.285).

Zwölfter Tag

Von dem Palmtag (s. unten n.287).

Bemerkungen

162 Bemerkung 1. Die Betrachtungen dieser zweiten Woche kann man, je nachdem man Zeit darauf verwenden will oder je nachdem man Fortschritte macht, ausdehnen oder abkürzen.

Will man ausdehnen, so nehme man noch die Geheimnisse von der Heimsuchung U. L. Frau bei der heiligen Elisabeth, die Hirten, die Beschneidung des Jesuskindes und die drei Könige und so noch andere. Will man aber abkürzen, so lasse man auch von den angeführten Geheimnissen weg; denn in ihnen soll nur eine Einführung und Anleitung geboten werden, um später besser und vollständiger betrachten zu können.

163 2. Die Wahlangelegenheit beginnt gleich mit der Betrachtung „Von Nazareth an den Jordan", diese Betrachtung mit eingeschlossen, das ist am fünften Tag, und zwar so, wie im folgenden dargelegt wird.

Drei Arten von Demut

164 3. Bevor man in die Wahl eintritt, wird es, um sich mit Liebe für die wahre Lehre Christi, unseres Herrn, zu erfüllen, sehr nützlich sein, folgende drei Arten von Demut zu erwägen und ins Auge zu fassen, indem man sie zu verschiedenen Zeiten während des ganzen Tage8 überdenkt und auch die Zwiegespräche anstellt, wie unten gezeigt werden soll.

165 Die erste Art von Demut ist notwendig zum ewigen Heil. Ich muss mich nämlich, soweit es von meiner Seite möglich ist, so erniedrigen und so demütigen, dass ich in allem dem Gesetz Gottes, unseres Herrn, gehorche, derart, dass ich - auch wenn, um den Preis einer schweren Sünde, man mich zum Herrn aller geschaffenen Dinge auf dieser Welt machte oder ich mein eigenes zeitliches Leben retten könnte - nicht einmal eine Überlegung anstelle, ob ich irgendein Gebot, sei es ein göttliches oder ein menschliches, übertreten wolle, das mich unter einer Todsünde verpflichtet.

166 Die zweite Art von Demut ist vollkommener als die erste. Sie ist nämlich vorhanden, wenn ich mich in einer solchen Geistesverfassung befinde, dass ich nicht mehr will und Neigung habe, in Reichtum als in Armut zu leben, nach Ehre zu verlangen als nach Schmach, ein langes Leben zu wünschen als ein kurzes, wenn dabei der Dienst Gottes, unseres Herrn, und das Heil meiner Seele gleich gefördert werden, und dass ich ferner weder um aller geschaffenen Dinge willen noch deshalb, weil man mir das Leben nehmen wollte, es auch nur in Erwägung ziehe, eine lässliche Sünde zu begehen.

167 Die dritte Art von Demut ist die vollkommenste, wenn ich nämlich - die erste und zweite vorausgesetzt und sofern das Lob und die Ehre der göttlichen Majestät sonst die gleiche sein würde -, um Christus, unsern Herrn, mehr nachzuahmen und ihm in der Tat ähnlicher zu werden, eher mit dem armen Christus Armut will und wähle als Reichtum, mit dem schmacherfüllten Christus Schmach als Ehren, und eher danach verlange, für einfältig und töricht gehalten zu werden um Christi willen, der zuerst als solcher angesehen wurde, als für weise und klug in dieser Welt.

168 Wer deshalb diese dritte Art von Demut erlangen will, dem ist es überaus nützlich, die drei Zwiegespräche aus der schon erwähnten Betrachtung über die Menschenklassen vorzunehmen und zu bitten, unser Herr möge ihn zu dieser dritten höheren und besseren Art von Demut auserwählen, auf dass er um so mehr ihn nachahme und ihm diene, wofern nur dabei der Dienst und das Lob seiner göttlichen Majestät gleich oder größer ist.

Die Wahl

Einführung zur Vornahme der Wahl

169 Bei jeder guten Wahl muss, soweit es von uns abhängt, das Auge unserer Absicht einfältig sein, indem es einzig auf das Ziel schaut, zu dem ich erschaffen bin, nämlich zum Lob Gottes, unseres Herrn, und zum Heil meiner Seele. Deshalb muss alles, was ich auch wähle, darauf gerichtet sein, dass es mir zu dem Ziel diene, zu dem ich erschaffen bin, so dass ich nicht das Ziel dem Mittel unterordne und anpasse, sondern das Mittel dem Ziel. So geschieht es zum Beispiel, dass viele sich zuerst entschließen, in die Ehe zu treten, was ein Mittel ist, und dann an zweiter Stelle, im Ehestand Gott, unserm Herrn, zu dienen, während doch dieser Dienst Gottes das Ziel ist. Ebenso gibt es andere, die zuerst kirchliche Pfründen erlangen und dann erst Gott darin dienen wollen. Und so streben diese nicht geraden Wegs zu Gott, sondern sie wollen, dass Gott geraden Wegs ihren ungeordneten Neigungen entgegenkomme; und folglich machen sie aus dem Zweck ein Mittel und aus dem Mittel den Zweck, so dass sie das, was sie an die erste Stelle setzen sollten, an die letzte setzen; denn zuerst müssen wir uns vor Augen stellen, dass wir Gott dienen wollen, was das Ziel ist, und an zweiter Stelle, dass wir eine kirchliche Pfründe annehmen oder in die Ehe treten wollen - falls dies für mich besser ist -, was das Mittel zum Zweck ist. So darf also nichts mich bewegen, dergleichen Mittel zu wählen oder sie wieder aufzugeben, es sei denn allein der Dienst und der Lobpreis Gottes, unseres Herrn, und das ewige Heil meiner Seele.

Von den Gegenständen der Wahl

170 Erwägung, um Kenntnis zu erhalten, über welche Gegenstände die Wahl stattfinden soll. Sie enthält vier Punkte und eine Bemerkung.

Punkt 1. Es ist notwendig, dass alle Dinge, über die wir eine Wahl anstellen wollen, an sich gleichgültig oder gut sind und sich im Bereich der heiligen Mutter, der hierarchischen Kirche, halten, nicht aber schlecht oder ihr widerstreitend seien.

171 2. Es gibt Dinge, die unter eine unabänderliche Wahl fallen, wie z. B. das Priestertum, die Ehe usw.; es gibt andere Dinge, die unter eine veränderliche Wahl fallen, wie z. B. kirchliche Pfründen annehmen oder sie verlassen, zeitliche Güter annehmen oder sie drangeben.

172 3. Bei der unabänderlichen Wahl, die bereits einmal als Wahl getroffen wurde, bleibt nichts mehr zu wählen übrig, da sie nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, wie z. B. bei der Ehe, beim Priestertum usw. Es ist nur dies zu bemerken: hat man eine solche Wahl nicht in rechter und geordneter Weise, d. h. nicht ohne den Einfluss ungeordneter Neigungen getroffen, so soll man dies bereuen und danach trachten, in seinem gewählten Stand ein gutes Leben zu führen. Eine solche Wahl aber scheint, da sie eine ungeordnete und verkehrte Wahl war, kein göttlicher Beruf zu sein, wie viele es in dieser Beziehung irrig meinen, indem sie aus einer verkehrten oder aus einer schlechten Wahl einen göttlichen Beruf machen; denn jeder göttliche Beruf ist stets lauter und rein ohne Beimischung des Fleisches oder irgendeiner andern ungeordneten Neigung.

173 4. Hat jemand die Wahl auf rechte und geordnete Weise in Dingen getroffen, die einer veränderlichen Wahl unterliegen, und ohne dem Fleisch und der Welt zu folgen, so ist kein Grund vorhanden, eine neue Wahl zu treffen, er soll vielmehr innerhalb jener sich vervollkommnen, soweit er vermag.

174 Bemerkung. Wurde aber eine solche veränderliche Wahl nicht in reiner Absicht und in wohlgeordneter Weise getroffen, so ist es ersprießlich, die Wahl jetzt auf rechte Weise vorzunehmen, wenn anders man wünscht, ausgezeichnete und Gott, unserm Herrn, sehr wohlgefällige Früchte hervorzubringen.

Drei Zeiten, in deren jeder sich eine richtige und gute Wahl treffen lässt

175 Der erste Zeitpunkt ist vorhanden, wenn Gott, unser Herr, den Willen so bewegt und anzieht, dass eine solche fromme Seele, ohne zu zweifeln oder auch nur zweifeln zu können, dem folgt, was ihr gezeigt worden, wie es der heiligen Paulus und der heiligen Matthäus taten, als sie Christus, unserm Herrn folgten.

176 Die zweite Zeit ist vorhanden, wenn man viel Klarheit und Erkenntnis empfängt auf Grund der Erfahrung von Tröstungen und Trostlosigkeiten sowohl auf Grund der Erfahrung in der Unterscheidung der verschiedenen Geister.

177 Die dritte Zeit ist ruhiger Art: man erwägt da erst, wozu der Mensch geboren ist, nämlich um Gott, unsern Herrn, zu loben und seine Seele zu retten; und vom Verlangen nach diesem Ziel beseelt, wählt man dann als Mittel eine Lebensweise oder einen Stand innerhalb der von der Kirche gesetzten Grenzen, um im Dienst seines Herrn und im Wirken für das Heil seiner Seele gefördert zu werden.

Ich nannte die Zelt ruhig, wenn nämlich die Seele nicht von verschiedenen Geistern bewegt wird und sich ihrer natürlichen Kräfte frei und ruhig bedient.

178 Geht die Wahl nicht in der ersten oder zweiten Zeit vor sich, so folgen für die dritte Zeit zwei Arten, um sie gut vorzunehmen.

Zwei Wahlarten

Erste Art, eine richtige und gute Wahl zu treffen, Sie enthält sechs Punkte.

Punkt 1. Ich stelle mir den Gegenstand, über den ich die Wahl treffen will, vor Augen, so z. B. ein Amt oder eine Pfründe, die ich annehmen oder aufgeben soll, oder irgendwelchen andern Gegenstand, der einer veränderlichen Wahl unterliegt.

179 2. Es ist notwendig, das Ziel vor Augen zu halten, für das ich geschaffen bin, nämlich, Gott, unsern Herrn, zu loben und meine Seele zu retten, und überdies notwendig, mich gleichmütig zu verhalten ohne irgendeine ungeordnete Neigung, so dass ich nicht mehr geneigt und gestimmt bin, die vorliegende Sache anzunehmen als sie aufzugeben, und nicht mehr, sie aufzugeben als sie anzunehmen, sondern dass ich mich sozusagen im Gleichgewicht befinde, um dem zu folgen, was meinem Urteil nach mehr zur Ehre und zum Lob Gottes und zur Rettung meiner Seele gereicht.

180 3. Ich bitte Gott, unsern Herrn, er wolle meinen Willen bewegen und mir das in die Seele legen, was ich in der vorliegenden Sache tun soll, damit es mehr zu seinem Lob und zu seiner Ehre gereiche, indem ich gut und aufrichtig mit meinem Verstand überlege und gemäß seinem heiligsten und wohlgefälligen Willen wähle.

181 4. Ich erwäge und überlege, wie viel Vorteil und Nutzen mir erwachsen, wenn ich das in Frage stehende Amt oder die Pfründe besitze, einzig zum Lob unseres Herrn und zum Heil meiner Seele. Und umgekehrt erwäge ich ebenso die Nachteile und Gefahren, die in deren Besitz liegen. Genau so verfahre ich von der andern Seite her, ich betrachte nämlich die Vorteile und den Nutzen ihres Nichtbesitzes und ebenso umgekehrt die Nachteile und Gefahren des gleichen Nichtbesitzes.

182 5. Nachdem ich auf diese Weise den vorliegenden Gegenstand überdacht und nach allen Seiten erwogen habe, schaue ich, nach welcher Seite die Vernunft mehr hinneigt, und so muss man nach dem stärkeren Antrieb der Vernunft und nicht nach irgendeinem sinnlichen Antrieb die Entscheidung über den vorgelegten Gegenstand treffen.

183 6. Ist eine solche Wahl oder Entscheidung vorgenommen worden, so muss der, der sie getroffen hat, mit vielem Eifer sich ins Gebet vor Gott, unserm Herrn, begeben und ihm diese Wahl darbieten, auch dass seine göttliche Majestät sie annehmen und bestätigen wolle, wofern es zu ihrem größeren Dienst und Lob gereiche.

Zweite Art, eine richtige und gute Wahl zu treffen

184 Sie enthält vier Regeln und eine Bemerkung.

Regel 1. Jene Liebe, die mich bewegt und mich antreibt, gerade diese Sache zu wählen, muss von oben her aus der Gottesliebe herabsteigen; so muss der Wählende vorerst in sich wahrnehmen, seine größere oder geringere Vorliebe für den Gegenstand, den er erwählt, ziele einzig auf seinen Schöpfer und Herrn.

185 2. Ich stelle mir einen Menschen vor, den ich nie gesehen oder gekannt habe, und, indem ich ihm alle Vollkommenheit wünsche, überlege ich, was ich ihm anraten würde, zur größeren Ehre Gottes, unseres Herrn, und zur größeren Vollkommenheit seiner Seele zu tun und zu wählen: Und mit mir selbst in gleicher Weise verfahrend will ich die Regel einhalten, die ich für den andern aufstelle.

186 3. Gleich als befände ich mich in der Todesstunde, erwäge ich die Form und das Maß, die ich dann bei der Art und Weise der gegenwärtigen Wahl eingehalten zu haben wünschte. Und indem ich mich danach richte, will ich jetzt ganz und gar meine Entscheidung treffen.

187 4. Ich bedenke und erwäge, wie mir am Tag des Gerichts zu Mute sein wird, und überlege, welchen Entschluss ich dann in Bezug auf diese gegenwärtige Angelegenheit gefasst zu haben wünschte; und die Regel, die ich dann befolgt haben möchte, die will ich jetzt mir zu eigen machen, damit ich mich in jener Stunde von Wonne und Freude erfüllt finde.

188 Bemerkung. Nachdem ich mir die vorhin genannten Regeln zu meinem ewigen Heil und Frieden zur Richtschnur genommen habe, will ich meine Wahl treffen und meine Aufopferung vor Gott, dem Herrn, vollziehen gemäß dem sechsten Punkt der ersten Wahlart.

Bemerkungen für die Besserung und Neugestaltung des eigenen Lebens und Standes

189 Es ist folgendes zu beachten: Für solche, die eine kirchliche Würde bekleiden oder im Ehestand leben - mögen sie an zeitlichen Gütern Überfluss haben oder nicht -, und die infolgedessen keine Gelegenheit haben oder keine große Willensbereitschaft, eine Wahl über Dinge zu treffen, die einer veränderlichen Wahl unterliegen, ist es von großem Nutzen, wenn man ihnen an Stelle der Wahl eine Art und Weise vorlegt, wie jeder von ihnen sein eigenes Leben und seinen besondern Stand bessern und umgestalten kann. Er soll also das Ziel seiner Person, seines Lebens und Standes: die Ehre und das Lob Gottes, unseres Herrn, und die Rettung seiner eigenen Seele, fest vor Augen halten. Damit er nun zu diesem Ziel gelange und es erreiche, muss er mittels der Übungen und der Wahlarten, wie dies erklärt wurde, viel darüber nachdenken und nachsinnen, ein wie großes Haus er führen und eine wie große Dienerschaft er halten, wie er sie lenken und leiten, wie er sie durch Wort und durch Beispiel belehren soll; ebenso bezüglich seines Vermögens, wie viel er hiervon für seine Familie und sein Haus bestimmen und wie viel er an die Armen und zu anderen frommen Zwecken verteilen soll, so zwar, dass er nichts anderes will und sucht, als in allem und durch alles das größere Lob und die größere Ehre Gottes, unseres Herrn. Denn das soll ein jeder bedenken, dass er in allen geistlichen Dingen nur insoweit Fortschritte machen wird, als er sich von seiner Eigenliebe, seinem Eigenwillen und seinem Eigennutz freimacht.

DRITTE WOCHE

Erster Tag

ERSTE BETRACHTUNG

Um Mitternacht

190 Christus, unser Herr, geht von Bethanien nach Jerusalem zum letzten Abendmahl (s. unten n. 289)

Die Betrachtung enthält in sich das Vorbereitungsgebet, drei Vorübungen, sechs Punkte und ein Zwiegespräch.

Das Vorbereitungsgebet wie gewöhnlich.

191 Vorübung 1. Man führe sich den geschichtlichen Vorgang vor, hier: wie Christus, unser Herr, von Bethanien aus zwei Jünger nach Jerusalem sandte, um das Abendmahl zu bereiten, und dann selbst mit den übrigen Jüngern sich dazu begab, und wie er, nachdem er das Osterlamm gegessen und das Abendmahl genossen hatte, ihnen die Füße wusch und seinen heiligsten Leib und sein kostbares Blut den Jüngern reichte und eine Ansprache an sie hielt, nachdem Judas fortgegangen war, um seinen Herrn zu verkaufen.

192 2. Anschauliche Vorstellung des Ortes: ich soll hier den Weg von Bethanien nach Jerusalem betrachten, ob er breit, ob eng, ob er eben ist und so fort; ebenso den Ort des Abendmahles, ob er geräumig, ob er klein ist, ob er dieses oder jenes Aussehen hat.

193 3. Ich bitte um das, was ich begehre: hier soll es Schmerz, Mitgefühl und Beschämung sein, weil meiner Sünden wegen der Herr zum Leiden geht.

194 Punkt 1. Ich schaue die Personen beim Abendmahl, und indem ich die Gedanken auf mich wende, suche ich irgend einen Gewinn daraus zu ziehen.

2. Ich höre, was sie sprechen, und suche desgleichen irgendeinen Nutzen daraus zu gewinnen.

3. Ich habe auf das acht, was sie tun, und suche irgendeine Frucht daraus zu ziehen.

195 4. Ich erwäge, was Christus, unser Herr, an seiner Menschheit leidet oder leiden will, je nach dem Abschnitt, den ich gerade betrachte. Und hier beginne ich mit viel Kraft und strenge mich an, mit zu leiden, zu trauern und zu weinen. Und auf die nämliche Weise gebe ich mir bei den übrigen, folgenden Punkten Mühe.

196 5. Ich erwäge, wie sich die Gottheit verbirgt, wie sie nämlich ihre Feinde vernichten könnte und es doch nicht tut, und wie sie zulässt, dass die heiligste Menschheit so überaus grausam leidet.

197 6. Ich erwäge, wie Christus alles dieses meiner Sünden wegen leidet usw., und was ich für ihn tun und leiden soll.

198 Zum Schluss verrichte man ein Zwiegespräch mit Christus, unserm Herrn, und zuletzt bete man ein Vaterunser.

199 Hier ist zu bemerken, dass wir in den Zwiegesprächen, wie bereits früher gesagt und zum Teil erklärt wurde, nach den jeweiligen Umständen unsere Ansprachen und Bitten einrichten müssen, nämlich je nachdem ich mich versucht oder getröstet finde und je nachdem ich die eine oder andere Tugend zu besitzen wünsche, je nachdem ich über mich nach der einen oder andern Seite hin verfügen, je nachdem ich über den Gegenstand, den ich betrachte, Schmerz oder Freude empfinden will. Schließlich soll ich um das bitten, was ich bezüglich einiger besonderer Anliegen nachdrücklicher begehre.

Somit kann man nur ein Zwiegespräch mit Christus, unserm Herrn, halten oder, falls der Gegenstand oder die Andacht einen dazu bewegen, kann man auch drei Zwiegespräche anstellen, eines mit der Mutter, ein anderes mit dem Sohn, ein weiteres mit dem Vater, auf dieselbe Weise, wie dies in der zweiten Woche bei der Betrachtung über „die drei Menschenklassen" und auch in der Bemerkung, die auf die „Menschenklassen" folgt, erklärt wurde.

ZWEITE BETRACHTUNG

200 Morgens

Vom Abendmahl an bis zum Garten einschließlich

Das Vorbereitungsgebet wie gewöhnlich.

201 Vorübung 1. Sie bietet den geschichtlichen Vorgang, und zwar hier: wie Christus, unser Herr, mit seinen elf Jüngern vom Berg Sion, wo er das Abendmahl gehalten hatte, zum Tal Josaphat hinabstieg, acht von ihnen an einem Ort des Tales und die übrigen drei an einer Stelle des Gartens zurückließ, sich hierauf zum Gebet begab und Schweiß wie Blutstropfen vergoss, wie er dreimal ein Gebet an den Vater richtete und seine drei Jünger aus dem Schlaf aufweckte, wie dann vor seiner Stimme die Feinde zu Boden stürzten, Judas ihm den Friedenskuss gab, der heilige Petrus Malchus das Ohr abhieb und Christus es wieder an seine Stelle setzte; wie er hierauf wie ein Übeltäter gefangengenommen wird und sie ihn durch das Tal hinab und dann wieder über den Hügel hinauf zum Haus des Annas schleppen (s. unten n.290).

202 2. Veranschaulichung des Ortes; hier betrachte ich den Weg vom Berg Sion zum Tal Josaphat und ebenso den Garten, ob er weit, ob er lang, ob er so oder anders beschaffen ist.

203 3. Ich bitte um das, was ich begehre, nämlich um das, was man während der Leidenswoche als ihr eigen erflehen soll: um Schmerz mit dem schmerzerfüllten Christus, Zerschlagenheit mit dem zerschlagenen Christus, Tränen, tiefe Pein über die so große Pein, die Christus für mich gelitten hat.

Bemerkungen

204 1. In dieser zweiten Betrachtung soll man nach Verrichtung des Vorbereitungsgebetes sowie der drei bereits angeführten Vorübungen in Bezug auf die Punkte und das Zwiegespräch auf dieselbe Weise verfahren, die man in der ersten Betrachtung vom Abendmahl befolgte. Zur Zeit der heiligen Messe und der Vesper sollen zwei Wiederholungen über die erste und zweite Betrachtung stattfinden, und dann vor dem Abendessen soll die Anwendung der Sinne auf die beiden vorhin genannten Betrachtungen vorgenommen werden, wobei man stets das Vorbereitungsgebet nebst den drei Vorübungen je nach dem vorliegenden Gegenstand vorausschickt, auf dieselbe Weise, wie dies in der zweiten Woche bemerkt und erklärt wurde.

205 2. Je nachdem das Alter, die augenblickliche Disposition und die körperliche Anlage es dem Exerzitanden empfehlen, soll er jeden Tag die genannten fünf Übungen oder weniger vornehmen.

206 3. In dieser dritten Woche werden der zweite und der sechste Zusatz zum Teil geändert.

Der zweite wird lauten: Sobald ich erwache, soll ich mir vor Augen stellen, wohin ich mich begebe und wozu. Dann soll ich die Betrachtung, die ich anstellen will, kurz im Geist überblicken und je nach Art des Geheimnisses mich bemühen, während des Aufstehens und Ankleidens Trauer und Schmerz über den großen Schmerz und das so große Leiden Christi, unseres Herrn, zu empfinden.

Der sechste wird also geändert: Ich will keine freudigen Gedanken, seien sie auch gut und heilig, wie z. B. an die Auferstehung und das Paradies, wachrufen, sondern vielmehr mich selbst zu Schmerz und zu Pein und Betrübnis anregen, indem ich mir häufig die Beschwerden, Mühsale und Schmerzen Christi, unseres Herrn, vors Gedächtnis führe, die er vom Augenblick seiner Geburt an bis zum Geheimnis des Leidens, bei dem ich jetzt stehe, erduldet hat.

207 4. Die besondere Gewissenserforschung über die Übungen und die jetzt geltenden Zusätze soll so angestellt werden, wie es in der vorhergehenden Woche geschah.

Zweiter Tag

208 Um Mitternacht soll die Betrachtung über dass angestellt werden, was vom Garten Gethsemani an bis zum Haus des Annas einschließlich vorfiel (s. unten n. 291), und am Morgen über das, was vom Haus des Annas bis zum Haus des Kaiphas einschließlich geschah (s. unten n. 292). Später finden die beiden Wiederholungen und die Anwendung der Sinne statt auf dieselbe Weise, wie es vorhin erklärt wurde.

Dritter Tag

Um Mitternacht: vom Haus des Kaiphas bis zu Pilatus einschließlich (s. unten n. 293): morgens: von Pilatus bis Herodes einschließlich (s. unten n. 294), dann die Wiederholungen und die Anwendung der Sinne in derselben Weise, wie es schon bemerkt wurde.

Vierter Tag

Um Mitternacht: von Herodes bis Pilatus (s. unten n. 295), so dass man die Geheimnisse im Haus des Pilatus selbst nur bis zur Hälfte vornimmt und betrachtet, dann in der Übung am Morgen die andern noch übriggebliebenen Geheimnisse, die sich in diesem Haus abspielten; hierauf die Wiederholungen und die Anwendung der Sinne, wie dargelegt worden.

Fünfter Tag

Um Mitternacht: vom Haus des Pilatus bis zur Kreuzigung des Herrn (s. unten n. 296); am Morgen von seiner Erhöhung am Kreuz, bis er seinen Geist aufgab (s. unten n. 297); dann die zwei Wiederholungen und die Anwendung der Sinne.

Sechster Tag

Um Mitternacht: Von der Kreuzabnahme bis zum Grab ausschließlich (s. unten n. 298); und am Morgen: vom Grab einschließlich bis zum Haus, in das sich U. L. Frau zurückzog, nachdem ihr Sohn begraben war.

Siebter Tag

Betrachtung des ganzen Leidens insgesamt in der Übung um Mitternacht und am Morgen. An Stelle der beiden Wiederholungen und der Anwendung der Sinne soll man an diesem ganzen Tag, soviel man es nur kann, betrachten, wie der heiligste Leib Christi, unseres Herrn, von der Seele gelöst und getrennt blieb, und wo und wie er begraben wurde. Desgleichen betrachte man die Vereinsamung U. L. Frau bei soviel Schmerz und Pein, dann auf der andern Seite die der Jünger.

Bemerkung

209 Wer beim Leiden länger verweilen will, soll bei jeder Betrachtung weniger Geheimnisse vornehmen, nämlich in der ersten Betrachtung nur das Abendmahl, in der zweiten die Fußwaschung, in der dritten die Darreichung des heiligsten Sakramentes an die Jünger, in der vierten die Rede, die Christus ihnen hielt, und so fort bei den übrigen Betrachtungen und Geheimnissen.

In gleicher Weise nehme man, nachdem das Leiden durchbetrachtet ist, einen vollen Tag die Hälfte des ganzen Leidens und am zweiten Tag die andere Hälfte und am dritten Tag das ganze Leiden.

Wer hingegen beim Leiden abkürzen will, nehme um Mitternacht das Abendmahl und am Morgen den Garten, zur Zeit der heiligen Messe das Haus des Annas, zur Zeit der Vesper das Haus des Kaiphas und für die Stunde vor dem Abendtisch das Haus des Pilatus.

Ohne also die Wiederholungen oder die Anwendung der Sinne anzustellen, nehme er jeden Tag fünf verschiedene Übungen vor und betrachte in einer jeden Übung ein eigenes Geheimnis Christi, unseres Herrn. Nachdem er auf diese Weise das ganze Leiden bis zu Ende durchgegangen ist, kann er an einem andern Tag das ganze Leiden auf einmal in einer oder in mehreren Übungen betrachten, je nachdem er meint, er könne einen größeren Nutzen daraus ziehen.

Regeln für das Verhalten beim Essen

Regeln, um für die Zukunft beim Essen die rechte Ordnung zu beobachten.

210 Regel 1. Vom Brot braucht man sich weniger zu enthalten, weil es keine Speise ist, bei der sich die Esslust in so ungeordneter Weise zu äußern pflegt, oder zu der die Versuchung so anreizt wie zu den übrigen Speisen.

211 2. In Bezug auf das Trinken erscheint die Enthaltsamkeit angemessener als in Bezug auf das Essen des Brotes. Es soll deshalb ernstlich erwogen werden, was nützlich ist, damit es zugelassen, und was Schaden bringt, damit es entfernt werde.

212 3. In Bezug auf die andern Speisen muss man eine größere und vollständigere Enthaltsamkeit beobachten, weil bei ihnen sowohl die Esslust mehr dazu neigt, das rechte Maß zu überschreiten, als auch die Versuchung mehr anreizt, etwas Besonderes auszusuchen. Die Enthaltsamkeit in Bezug auf Speisen kann man deshalb, um eine Unordnung zu meiden, auf zweierlei Weise üben: erstens, indem man sich gewöhnt, gröbere Speisen zu essen, zweitens, wenn feine, nur in geringer Menge.

213 4. Je mehr sich jemand - vorausgesetzt, dass er sich hütet, in eine Krankheit zu fallen - vom Zukömmlichen entzieht, desto schneller gelangt er zum richtigen Mittelmaß, das er beim Essen und Trinken einhalten soll, und dies aus zwei Gründen: erstens, weil er, durch solche Mitarbeit und Vorbereitung die inneren Erkenntnisse, Tröstungen und göttlichen Einsprechungen oftmals besser wahrnehmen wird, die ihm das gerade für ihn passende Mittelmaß zeigen sollen; zweitens, weil, wenn jemand bei solchem Abbruch sich nicht im Besitz von soviel Körperkraft und seelischer Eignung sieht, um die geistlichen Übungen verrichten zu können, er leicht dahin kommen wird, zu beurteilen, was für den Unterhalt seines Leibes angemessener ist.

214 5. Während man Speise zu sich nimmt, stelle man sich vor, man sehe Christus, unsern Herrn, mit seinen Aposteln essen, und wie er trinkt und wie er um sich blickt und wie er spricht, und bemühe sich, ihn nachzuahmen. So sei der Verstand zum größeren Teil mit der Betrachtung (consideración) unseres Herrn, zum geringeren aber mit dem Unterhalt des Leibes beschäftigt, damit man so bezüglich der Art, wie man sich benehmen und beherrschen soll, ein größeres Gleichmaß und eine größere Ordnung gewinne.

215 6. Zuweilen kann man auch während des Essens eine andere Erwägung (consideración) vornehmen, entweder über das Leben der Heiligen oder über irgendeinen frommen Betrachtungsstoff oder über irgendeine geistliche Angelegenheit, die man auszuführen hat. Richtet man nämlich seine Aufmerksamkeit auf einen solchen Gegenstand, so wird man weniger Lust und Sinnengenuss aus der leiblichen Speise schöpfen.

216 7. Vor allem hüte man sich, den ganzen Sinn auf das zu richten, was man zu sich nimmt, und man sei beim Essen nicht aus Begierde hastig, sondern bleibe Herr seiner selbst, sowohl bezüglich der Art zu essen, als auch bezüglich des Maßes, das man nimmt.

217 8. Um alle Unordnung abzulegen, ist es sehr ersprießlich, nach dem Mittags- oder Abendtisch oder zu einer Stunde, da man keine Esslust empfindet, bei sich für die zunächst kommende Mittags- oder Abendmahlzeit, und so fort Tag für Tag, das Maß zu bestimmen, das man füglich nehmen kann, über das man weder aus irgend welcher Esslust noch wegen einer Versuchung hinausgehen soll. Im Gegenteil, man nehme vielmehr, um jede ungeordnete Esslust und Versuchung des bösen Feindes eher zu überwinden, falls man versucht wird, mehr zu essen, gerade weniger zu sich.

VIERTE WOCHE

ERSTE BETRACHTUNG

218 Christus, unser Herr, erscheint U. L. Frau (s. unten n. 299)

Das Vorbereitungsgebet wie gewöhnlich.

219 Vorübung 1. Sie bietet den geschichtlichen Vorgang, also hier: nachdem Christus am Kreuz seinen Geist aufgegeben hatte und sein Leib von der Seele getrennt blieb, während die Gottheit stets mit ihm vereint war, stieg die glorreiche Seele, gleichfalls mit der Gottheit vereint, in die Unterwelt hinab, befreite hier die Seelen der Gerechten und kehrte zum Grab zurück. Dann stand er auf und erschien mit Leib und Seele seiner gebenedeiten Mutter.

220 2. Anschauliche Vorstellung des Ortes: hier soll man Schauen die Anlage des heiligen Grabes und die Wohnung oder das Haus U. L. Frau, wobei man dessen Teile im einzelnen besichtigt, so das Zimmer, die Gebetskammer und so fort.

221 3. Ich bitte um das, was ich begehre, und zwar soll ich hier um die Gnade flehen, mich innig zu freuen und zu frohlocken über die so große Herrlichkeit und Freude Christi, unseres Herrn.

222 Punkt 1, 2 und 3 seien die gleichen gewohnten, die wir auch beim Abendmahl Christi, unseres Herrn, hatten.

223 4. Ich betrachte, wie die Gottheit, die sich während des Leidens zu verbergen schien, jetzt so wunderbar bei der hochheiligen Auferstehung aufleuchtet und sich offenbart durch deren wahre und hochheilige Wirkungen.

224 5. Ich schaue das Trösteramt, das Christus, unser Herr, ausübt, und vergleiche es mit der Art, wie Freunde einander zu trösten pflegen.

225 Man schließe mit einem oder auch mehreren Zwiegesprächen je nach dem vorliegenden Stoff und mit einem Vaterunser.

Bemerkungen

226 Bemerkung 1. Bei den folgenden Betrachtungen gehe man alle Geheimnisse der Auferstehung in der Weise durch, wie sie unten angegeben wird, bis zur Himmelfahrt einschließlich, und dabei befolge und beobachte man im übrigen in der ganzen Auferstehungswoche dieselbe Form und Art, die während der ganzen Leidenswoche eingehalten wurde. Deshalb richte man sich nach dieser ersten Betrachtung über die Auferstehung: was die Vorübungen betrifft, so stelle man sie an nach dem jeweils vorliegenden Stoff, und was die fünf Punkte betrifft, so seien sie dieselben; auch die Zusätze, die sich weiter unten finden, seien die nämlichen. Und so kann man sich in allem übrigen nach der Weise der Leidenswoche richten, wie in den Wiederholungen, in der Anwendung der fünf Sinne, im Abkürzen oder Ausdehnen der Geheimnisse und so fort.

227 2. Für gewöhnlich ist es in dieser vierten Woche angemessener als in den andern drei vergangenen, nur vier Übungen und nicht fünf anzustellen: die erste gleich nach dem Aufstehen am Morgen, die zweite zur Zeit der heiligen Messe oder vor dem Mittagessen anstatt der ersten Wiederholung, die dritte zur Zeit der Vesper anstelle der zweiten Wiederholung, die vierte vor dem Abendtisch, indem man die fünf Sinne auf die drei früheren Übungen desselben Tages anwendet und dabei die vorzüglicheren Teile, sowie jene, bei denen man stärkere Anregungen und größeren geistlichen Genuss empfand, besonders beachtet und sich länger dabei aufhält.

228 3. Obschon bei allen Betrachtungen eine gewisse Zahl von Punkten vorgelegt wird, wie z. B. drei oder fünf usw., so kann doch der Betrachtende mehr oder weniger Punkte festsetzen, je nachdem er sich besser zurechtfindet. Dazu ist es sehr förderlich, dass man vor Beginn der Betrachtung die Punkte, die man in bestimmter Zahl nehmen soll, so gut es geht, vorsieht und festlegt.

229 4. In dieser vierten Woche müssen von den insgesamt zehn Zusätzen der zweite, der sechste, der siebente und der zehnte geändert werden. Der zweite wird lauten: sobald ich erwache, will ich mir die Betrachtung, die ich vorzunehmen habe, vor Augen führen und danach trachten, mitzufühlen und mich zu freuen über den so großen Jubel und die Freude Christi, unseres Herrn.

Der sechste: ich will Gedächtnis und Verstand mit Dingen beschäftigen, die Wohlgefallen, Freude und geistlichen Jubel wecken, wie z. B. mit dem Paradies.

Der siebente: ich will die Helle genießen oder die Annehmlichkeiten der Jahreszeit, wie z. B. zur wärmeren Zeit den kühlen Schatten und zur Winterszeit den Sonnenschein oder die Feuerwärme, insoweit die Seele meint oder vermutet, dies könne ihr dienlich sein, um sich in ihrem Schöpfer und Erlöser zu freuen.

Der zehnte: statt der Buße achte man auf die Mäßigkeit und das rechte Mittelmaß in allen Dingen, es sei denn, man befinde sich in einer Zeit, wo Fasten oder Enthaltung gemäß der Anordnung der Kirche vorgeschrieben ist. Denn diese Gebote müssen immer erfüllt werden, wenn nicht ein rechtmäßiges Hindernis vorliegt.

Betrachtung zur Erlangung der Liebe

230 Zunächst ist auf zwei Dinge zu achten: Erstens: die Liebe muss mehr in die Werke als in die Worte gesetzt werden.

231 Zweitens: die Liebe besteht in der beiderseitigen Mitteilung, indem nämlich der Liebende dem Geliebten das gibt und mitteilt, was er hat, oder von dem, was er hat oder vermag, und ebenso umgekehrt der Geliebte dem Liebenden. Hat also der eine Wissenschaft, so teilt er sie dem mit, der sie nicht besitzt, und ebenso wenn er Ehren, wenn er Reichtümer besitzt, und so auch der andere dem ersten.

Das Gebet wie gewöhnlich.

232 Vorübung 1. Sie besteht in der Vorstellung des Ortes; hier soll ich schauen, wie ich dastehe vor dem Angesicht Gottes, unseres Herrn, sowie der Engel und der Heiligen, die für mich Fürbitte einlegen.

233 2. Ich bitte um das, was ich begehre; hier soll ich bitten um eine tiefe Erkenntnis so großer Güter, die ich von Gott empfangen habe, auf dass ich ganz dankbaren Sinnes in allem seine göttliche Majestät lieben und ihr dienen kann.

234 Punkt 1. Ich rufe mir ins Gedächtnis die erhaltenen Wohltaten, die allgemeinen der Erschaffung, der Erlösung und die besonderen Gaben, und dabei betrachte ich mit großer Innigkeit, wie viel Gott, unser Herr, für mich getan hat, und wie viel er mir von dem gegeben, was er besitzt, und weiterhin wie sehr derselbe Herr verlangt, sich selbst mir mitzuteilen, soweit er es gemäß seiner göttlichen Anordnung vermag. Und dann lenke ich die Gedanken auf mich selbst und erwäge auf Grund der vielen Forderungen von Vernunft und Gerechtigkeit, was ich von meiner Seite seiner göttlichen Majestät anbieten und geben muss, nämlich all das Meinige und mich selbst dazu, wie einer, der es mit großer Hingebung anbietet:

„Nimm dir, Herr, und empfange alle meine Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, alles, was ich habe und was ich besitze; du hast es mir gegeben, dir, o Herr, erstatte ich es zurück; alles ist dein, verfüge darüber ganz nach deinem Willen. Gib mir nur deine Liebe und Gnade; denn das ist mir genug."

235 2. Ich betrachte, wie Gott in den Geschöpfen wohnt: in den Elementen, indem er ihnen das Dasein gibt, in den Pflanzen, indem er ihnen das Leben schenkt, in den Tieren, indem er ihnen Wahrnehmung mitteilt, in den Menschen, indem er ihnen Denken verleiht; und wie er auch in mir wohnt, indem er mir Dasein, Leben, Wahrnehmung verleiht und mich denken lässt und mich gleichfalls zu seinem Tempel macht, da ich nach dem Gleichnis und Bild seiner göttlichen Majestät geschaffen bin. Dann wieder, richte ich die Gedanken auf mich selbst in der Weise, wie es im ersten Punkt bemerkt wurde, oder in einer andern, die ich für besser halten sollte. Ebenso verfahre man bei jedem nachfolgenden Punkt.

236 3. Ich erwäge, wie Gott um meinetwillen in allen geschaffenen Dingen auf dem Angesicht der Erde wirkt und arbeitet, d. h. sich verhält wie einer, der arbeitet, so z. B. an den Himmeln, in den Elementen Pflanzen, Früchten, Herden usw., indem er Dasein Fortbestand, Leben und Wahrnehmung verleiht und so fort. Hierauf richte ich die Gedanken auf mich selbst.

237 4. Ich betrachte, wie alle Güter und Gaben von oben herabsteigen, sowie auch meine beschränkte Kraft von jener höchsten und unendlichen dort oben; und so auch die Gerechtigkeit, die Güte, die Pietät, die Barmherzigkeit und so fort, gleichwie von der Sonne die Strahlen ausgehen, von der Quelle die Wasser usw. Dann lenke ich zum Schluss, wie gesagt worden, die Gedanken auf mich selbst. Ich schließe mit einem Zwiegespräch und einem Vaterunser.

DREI GEBETSWEISEN

Erste Gebetsweise

1. Über die zehn Gebote

238 Die erste Gebetsweise betrifft die zehn Gebote, die sieben Hauptsünden, die drei Seelenkräfte und die fünf Sinne des Körpers. Diese Gebetsart soll eher eine Form, eine Weise und gewisse Übungen an die Hand geben, damit so die Seele sich vorbereite und in ihnen Fortschritt mache, und damit das Gebet Gott wohlgefällig sei; sie soll aber weniger eine bestimmte Form und Weise des eigentlichen Gebetes bieten.

239 Zuerst soll ein Zusatz beobachtet werden, der dem zweiten Zusatz der zweiten Woche gleichwertig ist: bevor ich in das Gebet eintrete, sammle sich der Geist ein wenig in Ruhe, indem ich sitzend oder auf- und abgehend, wie es mir besser scheint, erwäge, worin und wozu ich mich begebe. Dieser gleiche Zusatz soll zu Beginn einer jeden der Gebetsweisen beobachtet werden.

240 Dann verrichte ich irgendein Vorbereitungsgebet, z. B. ich bitte Gott, unsern Herrn, um Gnade, auf dass ich zu erkennen vermöge, worin ich bezüglich der zehn Gebote gefehlt habe, und ich bitte desgleichen um Gnade und Beistand, um mich in Zukunft zu bessern, und dazu flehe ich um ein vollkommenes Verständnis der Gebote, auf dass ich sie besser beobachte und zur größeren Ehre und zum größeren Lob seiner göttlichen Majestät.

241 Zur ersten Gebetsweise gehört es, beim ersten Gebot zu erwägen und zu bedenken, wie ich es beobachtet und worin ich gefehlt habe; und hierbei befolge ich die Regel, so lange Zeit dabei zu verweilen, als jemand braucht, um drei Vaterunser und drei Ave Maria zu beten. Finde ich in dieser Zeit Fehler bei mir, so bitte ich um deren Verzeihung und Nachlassung und bete dann ein Vaterunser. Auf eben diese Weise verfahre man bei einem jeden von den zehn Geboten.

242 Bemerkung. Gelangt jemand beim Nachdenken zu irgendeinem Gebot, bei dem er findet, dass er keine Gewohnheit hat, dagegen zu sündigen, so ist es nicht nötig, sich so lange Zeit dabei aufzuhalten, sondern je nachdem jemand bei sich findet, dass er mehr oder weniger gegen jenes Gebot verstößt, soll er auch mehr oder weniger bei dessen Betrachtung (consideración) und Erforschung verweilen, Und das gleiche werde auch bei den „Hauptsünden" beobachtet.

243 Sobald die genannte Erwägung über alle Gebote beendet ist, soll ich mich in betreff ihrer anklagen und um Gnade und Beistand bitten, mich in Zukunft zu bessern; dann soll zum Schluss je nach dem vorliegenden Gegenstand ein Zwiegespräch mit Gott, unserm Herrn, folgen.

2. Über die sieben Hauptsünden

244 Bei der Erwägung über die sieben Hauptsünden verrichte man nach dem obigen Zusatz das Vorbereitungsgebet auf die besagte Weise mit der Veränderung, dass hier der Gegenstand die Sünden sind, die man meiden muss, während es vorhin die Gebote waren, die zu beobachten sind, In gleicher Weise soll man auch die schon erwähnte Ordnung und Regel sowie das Zwiegespräch beibehalten.

245 Um bei den Hauptsfinden die begangenen Verfehlungen besser zu erkennen, erwäge man ihr Gegenteil. Und so richte man, um jene Sünden besser zu meiden, seine Vorsätze und Bemühungen darauf, durch heilige Übungen die sieben ihnen entgegengesetzten Tugenden zu erwerben und zu bewahren.

3. über die Seelenkräfte

246 Bezüglich der drei Seelenkräfte beobachte man die nämliche Ordnung und Regel wie bei den Geboten, so dass man dementsprechend den Zusatz befolgt sowie das Vorbereitungsgebet und das Zwiegespräch verrichtet.

4. Über die fünf Sinne des Leibes

247 Nimmt man die fünf Sinne des Leibes vor, so befolge man stets die nämliche Ordnung und ändere dabei nur den Gegenstand.

248 Will jemand im Gebrauch seiner Sinne Christus, unsern Herrn, nachahmen, so empfehle er sich im Vorbereitungsgebet seiner göttlichen Majestät und nachdem er einen jeden Sinn betrachtet hat, bete er ein Ave Maria oder ein Vaterunser. Und wer etwa wünscht, im Gebrauche der Sinne U. L. Frau nachzuahmen, der empfehle sich ihr im Vorbereitungsgebet, auf dass sie ihm von ihrem Sohn und Herrn die Gnade hierzu erlange, und nachdem er einen jeden Sinn betrachtet hat, bete er ein Ave Maria.

Zweite Gebetsweise

249 Sie besteht darin, dass man die Bedeutung eines jeden Wortes des Gebets betrachtet.

250 Derselbe Zusatz, der bei der ersten Gebetsweise befolgt wurde, soll auch für diese zweite gelten.

251 Das Vorbereitungsgebet soll entsprechend der Person, an die sich das zu betrachtende Gebet richtet, angestellt werden.

252 Die zweite Gebetsart vollzieht sich so: man kniee oder sitze, je nachdem man mehr zum einen oder andern disponiert ist und je nachdem für einen mehr Andacht damit verbunden ist; die Augen halte man geschlossen oder auf eine bestimmte Stelle gerichtet, ohne sie dahin und dorthin zu wenden; dann spreche man „Vater" und verweile bei der Betrachtung dieses Wortes so lange Zeit, als man verschiedene Bedeutungen, Gleichnisse, Genuss und Tröstung bei den auf dieses Wort bezüglichen Erwägungen findet. Und auf gleiche Weise verfahre man bei jedem Wort des Vaterunsers oder jedes andern Gebetes, das man etwa nach dieser Gebetsweise verrichten will.

253 Regel 1. Man verweile auf die besagte Weise eine Stunde beim ganzen Vaterunser. Ist es beendet, so bete man ein Ave Maria, ein Credo, ein Anima Christi und ein Salve Regina mit dem Mund oder im Geist in der gewöhnlichen Weise.

254 2. Wenn der, der das Vaterunser betrachtet, in einem Wort oder in zweien reichlichen Stoff zum Nachdenken und geistlichen Genuss und Trost findet, so sorge er sich nicht, weiterzugehen, auch wenn die Stunde mit dem, was er findet, zu Ende geht. Und ist sie zu Ende, so bete er den übrigen Teil des Vaterunsers auf die gewöhnliche Weise.

255 3. Hat jemand bei einem Wort oder zweien des Vaterunsers während einer ganzen Stunde verweilt, so bete er an einem andern Tag, wenn er zu demselben Gebet zurückkehren will, das besagte Wort oder jene beiden in der gewöhnlichen Weise und fange dann bei dem unmittelbar folgenden Wort zu betrachten an auf dieselbe Weise, wie in der zweiten Regel bemerkt wurde.

256 Bemerkung 1. Ist das Vaterunser an einem oder innerhalb mehrerer Tage beendet, so soll das nämliche mit dem Ave Maria und nachher mit den übrigen Gebeten geschehen, so dass man sich eine Zeit lang stets an einem derselben übt.

257 2. Ist das Gebet zu Ende, so soll man sich an die Person, zu der man gebetet hat, wenden und mit wenigen Worten um die Tugenden oder Gnaden bitten, deren man sich mehr bedürftig fühlt.

Dritte Gebetsweise

258 Sie geschieht nach einem bestimmten Zeitmaß.

Der Zusatz ist der nämliche wie bei der ersten und zweiten Gebetsweise.

Das Vorbereitungsgebet ist wie bei der zweiten Gebetsweise.

Die dritte Gebetsweise besteht darin, dass man zu jedem Atemzug oder Atemholen innerlich betet, indem man ein Wort des Vaterunsers ausspricht oder eines andern Gebetes, das gerade verrichtet wird, so dass zwischen dem einen und dem andern Atemzug nur ein Wort gesprochen wird und in der Zwischenzeit von einem Atemholen zum andern die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Bedeutung dieses Wortes gelenkt wird oder auf die Person, zu der man betet, oder auf die eigene Niedrigkeit oder den Abstand zwischen der so großen Hoheit und der so großen eigenen Niedrigkeit. Und nach derselben Weise und Regel verfahre man bei den übrigen Worten des Vaterunsers; die andern Gebete aber, wie das Ave Maria, das Anima Christi, das Credo und das Salve Regina verrichte man in der gewöhnlichen Weise.

259 Regel 1. Am andern Tag oder zu einer anderen Stunde, da man so beten will, bete man das Ave Maria nach dem Zeitmaß, die übrigen Gebete aber auf gewöhnliche Weise, und ebenso verfahre man entsprechend mit den andern Gebeten.

260 2. Wer mehr Zeit auf das Gebet nach dem Zeitmaß verwenden will, kann alle oben genannten Gebete oder einen Teil von ihnen so beten, indem er dieselbe durch das Atemholen bedingte Ordnung nach dem Zeitmaß befolgt, wie es erklärt wurde.

DIE GEHEIMNISSE DES LEBENS CHRISTI, UNSERES HERRN

261 Bei allen folgenden Geheimnissen ist zu beachten, dass alle Worte, die in Klammern stehen, aus dem Evangelium selbst stammen, nicht aber jene, die außerhalb der Klammern stehen. Bei jedem Geheimnis wird man meistens drei Punkte finden, um nach ihnen die Erwägung und Betrachtung mit größerer Leichtigkeit verrichten zu können.

Zweite Woche

262 Die Verkündigung U. L. Frau (Luk 1, 26-38)

Punkt 1. Der Engel, der heiligen Gabriel, grüßt U. L. Frau und verkündet ihr die Empfängnis Christi, unseres Herrn. „Es trat der Engel herein zu Maria, grüßte sie und sprach zu ihr: ,Gegrüßt seist du, voll der Gnade; du wirst empfangen in deinem Leibe und einen Sohn gebären.' "

2. Es bestätigt der Engel das, was er U. L. Frau gesagt, indem er ihr die Empfängnis des heiligen Johannes des Täufers verkündet und zu ihr spricht: „Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat einen Sohn in ihrem Alter empfangen."

3. Es antwortete dem Engel U. L. Frau: „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort."

263 Der Besuch U. L. Frau bei Elisabeth (Luk 1, 39-56)

1. Als U. L. Frau Elisabeth besuchte, erkannte der heiligen Johannes, noch im Schoß seiner Mutter, den Besuch U. L. Frau. „Und als Elisabeth den Gruß U. L. Frau vernahm, da frohlockte das Kind freudig in ihrem Schoß, und voll des Heiligen Geistes rief Elisabeth mit lauter Stimme aus und sprach: ,Gebenedeit seist du unter den Frauen, und gebenedeit sei die Frucht deines Leibes.'"

2. U. L. Frau singt den Lobgesang und spricht: „Hoch preist meine Seele den Herrn."

3. „Maria blieb bei Elisabeth etwa drei Monate und kehrte dann in ihr Haus zurück.“

264 Die Geburt Christi, unseres Herrn (Luk 2, 1-14; Matth 1, 18-25)

1. U. L. Frau und ihr Bräutigam, der heiligen Joseph, ziehen von Nazareth nach Bethlehem. „Es reiste Joseph von Galiläa nach Bethlehem hinauf mit Maria, seiner ihm verlobten Frau, die gesegneten Leibes war, um seine Unterwürfigkeit unter den Kaiser zu bezeigen."

2. „Sie gebar ihren erstgebornen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe."

3. „Es erschien eine Menge himmlischer Heerscharen, die sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe!“

265 Die Hirten (Luk 2, 8-20)

1. Die Geburt Christi, unseres Herrn, wird den Hirten durch den Engel verkündet. „Ich verkünde euch eine große Freude; denn heute ist geboren der Heiland der Welt."

2. Die Hirten eilen nach Bethlehem. „Sie kamen eilends und sie fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag."

3. „Es kehrten die Hirten heim, und sie priesen und lobten den Herrn."

266 Die Beschneidung (Luk 2, 21)

1. Sie beschnitten den Knaben Jesus.

2. „Es ward sein Name Jesus genannt, wie er schon vom Engel genannt worden, bevor er im Mutterschoß empfangen ward."

3. Man gibt den Knaben seiner Mutter zurück, die Mitleid fühlte wegen des Blutes, das von ihrem Sohn vergossen wurde.

267 Die drei weisen Könige (Matth 2, 1-12)

1. Die drei weisen Könige, der Leitung des Sternes folgend, kamen, um Jesus anzubeten, und sagten: „Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten."

2. Sie beteten ihn an und brachten ihm Geschenke dar. „Sie fielen nieder zur Erde, beteten ihn an und brachten ihm Geschenke dar, Gold, Weihrauch und Myrrhe."

3. „Sie erhielten im Schlaf die Antwort, nicht zu Herodes zurückzugehen, und sie kehrten auf einem andern Weg heim in ihr Land."

268 Die Reinigung U. L. Frau und die Darstellung des Knaben Jesus (Luk 2, 22-39)

1. Sie bringen den Knaben Jesus zum Tempel, auf dass er dem Herrn als Erstgeborener dargestellt werde, und opfern für ihn „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben".

2. Als Simeon in den Tempel kam, „nahm er ihn in seine Arme" und sprach: „Nun entlässest du, o Herr, deinen Diener in Frieden."

3. Anna „kam hinzu und pries den Herrn und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Israels harrten".

269 Die Flucht nach Ägypten (Matth 2, 13-18)

1. Herodes wollte den Knaben Jesus töten und ließ deshalb die unschuldigen Kinder ermorden. Vor deren Ermordung mahnte ein Engel Joseph, er solle nach Ägypten fliehen. „Steh auf und nimm den Knaben und seine Mutter und flieh nach Ägypten."

2. Er brach nach Ägypten auf. „Er stand auf in der Nacht und zog fort nach Ägypten."

3. „Er blieb dort bis zum Tod des Herodes."

270 Die Rückkehr Christi, unseres Herrn, aus Ägypten (Matth 2, 19-23)

1. Der Engel mahnt Joseph, er solle nach Israel zurückkehren. „Steh auf und nimm den Knaben und seine Mutter und zieh in das Land Israel."

2. „Da stand er auf und kam in das Land Israel."

3. Weil Archelaus, der Sohn des Herodes, in Judäa herrschte, zog er sich nach Nazareth zurück.

271 Das Leben Christi, unseres Herrn, vom zwölften bis zum dreißigsten Lebensjahr (Luk 2,51-53; Mark 6, 3)

1. Er war seinen Eltern gehorsam.

2. „Er nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade."

3. Er scheint das Handwerk eines Zimmermanns ausgeübt zu haben, wie im sechsten Kapitel der heiligen Markus andeutet: „Ist er nicht der Zimmermann ?

272 Das Auftreten des zwölfjährigen Christus im Tempel (Luk 2, 41-50)

1. Da Christus, unser Herr, zwölf Jahre alt war, zog er von Nazareth nach Jerusalem hinauf.

2. Christus, unser Herr, blieb in Jerusalem, und seine Eltern wussten es nicht.

3. Nach Ablauf von drei Tagen fanden sie ihn im Tempel in Wechselrede, mitten unter den Lehrern sitzend. Und als seine Eltern ihn fragten, wo er gewesen sei, gab er zur Antwort: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“

273 Die Taufe Christi (Matth 3, 13-17; Mark 1, 9-12)

1. Nachdem Christus, unser Herr, von seiner gebenedeiten Mutter Abschied genommen hatte, kam er von Nazareth an den Jordanfluss, wo sich der heiligen Johannes der Täufer befand.

2. Der heiligen Johannes taufte Christus, unsern Herrn, und als jener sich entschuldigen wollte, weil er sich für unwürdig hielt, ihn zu taufen, spricht Christus zu ihm: „Lass es jetzt nur geschehen; denn so geziemt es sich für uns, dass wir alle Gerechtigkeit erfüllen."

3. Es stieg der Heilige Geist herab, und die Stimme des Vaters bezeugte vom Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

274 Die Versuchung Christi (Luk 4, 1-13; Matth 4,1-11; Mark 1, 12-13)

1. Nachdem Christus getauft war, zog er in die Wüste, wo er vierzig Tage und vierzig Nächte fastete.

2. Er wurde vom Feind dreimal versucht. „Es trat der Versucher an ihn heran und sprach zu ihm: ,Wenn du der Sohn Gottes bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden'; ,stürze dich von hier hinab'; ,alles das, was du siehst, will ich dir geben, wenn du zur Erde niederfällst und mich anbetest.'"

3. „Es kamen die Engel herbei und dienten ihm."

275 Die Berufung der Apostel (Matth 4, 18-22; 9, 9; 10, 1-4; Mark 1, 16-20; 3, 13-19; 2, 13-14; Luk 6, 1-11. 27-32; 6, 12-16; Joh 1, 35-51)

1. Dreimal scheinen der heiligen Petrus und der heiligen Andreas berufen worden zu sein: das erste Mal, um mit dem Herrn in etwa bekannt zu werden, das erhellt aus dem ersten Kapitel des heiligen Johannes; das zweite Mal, um Christus einigermaßen nachzufolgen mit dem Vorsatz, wieder zum Besitz dessen, was sie verlassen hatten, zurückzukehren, wie der heiligen Lukas im fünften Kapitel erzählt; das dritte Mal, um Christus, unserm Herrn, auf immer zu folgen, so der heiligen Matthäus im vierten und der heiligen Markus im ersten Kapitel.

2. Er berief Philippus, wie im ersten Kapitel des heiligen Johannes mitgeteilt ist, und Matthäus, wie Matthäus selbst im neunten Kapitel erzählt.

3. Er berief die übrigen Apostel, deren besondere Berufung aber das Evangelium nicht erwähnt. Dazu sind noch drei andere Dinge zu erwägen:

erstens, wie die Apostel von ungebildetem und niedrigem Stand waren:

zweitens die Würde, zu der sie so liebevoll berufen wurden;

drittens die Gaben und Gnaden, zu denen sie über alle Väter des Neuen und Alten Testamentes erhoben wurden.

276 Das erste Wunder auf der Hochzeit zu Kana in Galiläa (Joh 2, 1-11)

1. Christus, unser Herr, war mit seinen Jüngern zur Hochzeit geladen.

2. Die Mutter macht den Sohn auf den Mangel an Wein aufmerksam, indem sie spricht: „Sie haben keinen Wein mehr", und sie trug den Dienern auf: „Tut, was immer er euch sagen wird."

3. „Er verwandelte das Wasser in Wein, und er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an Ihn.

277 Christus treibt die Verkäufer aus dem Tempel (Joh 2.13-21)

1. Er trieb alle, die feilhielten, mit einer aus Stricken geflochtenen Geißel zum Tempel hinaus.

2. Er stürzte die Tische und die Geldhaufen der reichen Wechsler um, die da im Tempel waren.

3. Zu den Armen, die Tauben verkauften, sagte er sanft: „Schafft diese Dinge weg von hier, und macht mein Haus nicht zu einem Kaufhaus."

278 Die Bergpredigt Christi (Matth 5. 1-48; Luk 6. 17-49)

1. Zu seinen geliebten Jüngern im besondern spricht er von den acht Seligkeiten: „Selig die Armen im Geiste, die Sanftmütigen, die Barmherzigen, die Trauernden, die, welche Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit haben, die reinen Herzens sind, die Friedfertigen und die, welche Verfolgung leiden."

2. Er ermahnt sie, ihre Talente gut zu gebrauchen: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, auf dass sie eure guten Werke sehen und euern Vater preisen, der im Himmel ist."

3. Er erweist sich nicht als Übertreter des Gesetzes, sondern als Vollender, indem er das Gebot, nicht zu töten, nicht Ehebruch zu begehen, keinen Meineid zu schwören und die Feinde zu lieben, erklärt: „Ich sage euch, liebt eure Feinde und tut Gutes denen, die euch hassen."

279 Christus stillt den Seesturm (Matth 8, 23-27; Marlc 4, 35-40; Luk 8, 22-26)

1. Während Christus, unser Herr, auf dem Meer schlief, erhob sich ein heftiger Sturm.

2. Seine Jünger, von Schrecken erfasst, weckten ihn auf. Er tadelt sie wegen des geringen Glaubens, den sie hatten, und spricht zu ihnen: „Was seid ihr denn furchtsam, ihr Kleingläubigen ?"

3. Er gebot den Winden und dem Meer, dass sie abließen vom Sturm. Und da nun jene aufhörten, ward das Meer ruhig, worüber sich die Menschen wunderten, indem sie sprachen: „Wer ist der, dass ihm der Wind und das Meer gehorchen ?"

280 Christus wandelt auf dem Meer (Matth 14,22-33; Mark 6, 45-52; Jak 6, 15-21)

1. Als Christus, unser Herr, auf dem Berg weilte, ließ er seine Jünger in das Schifflein steigen. „Und als die Menge entlassen war, begann er, allein zu beten."

2. Das Schifflein wurde von den Wellen hin- und hergeworfen, da kommt Christus auf dem Wasser wandelnd darauf zu; die Jünger aber glaubten, es sei ein Gespenst.

3. Als Christus zu ihnen sprach: „Ich bin es, fürchtet euch nicht !", kam der heiligen Petrus auf sein Geheiß auf dem Meer wandelnd zu ihm; als er jedoch zweifelte, begann er zu sinken, aber Christus, unser Herr, rettete ihn und verwies ihm seinen geringen Glauben. Und wie er darauf das Schifflein bestieg, legte sich der Wind.

281 Die Aussendung der Apostel zum Predigen (Matth 10, 1-41; 11, 1; Mark 6, 7-13; Luk 9, 1-6)

1. Christus ruft seine geliebten Jünger und gibt ihnen die Macht, die bösen Geister aus den Leibern der Menschen auszutreiben und alle Krankheiten zu heilen.

2. Er belehrt sie über die Klugheit und die Geduld: „Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. Darum seid klug wie Schlangen und einfältig wie Tauben."

3. Er unterweist sie über die Art, wie sie reisen sollen: „Ihr sollt weder Gold noch Silber besitzen; was ihr umsonst empfangt, gebt umsonst wieder hin." Auch gab er ihnen den Gegenstand an, über den sie predigen sollten: „Geht und predigt und sagt: Das Himmelreich ist bereits nahe gekommen."

282 Die Bekehrung Magdalenas (Luk 7, 36-50)

1. Als Christus, unser Herr, zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, tritt Magdalena dort ein; sie trägt ein Alabastergefäß voll Salbe.

2. Sie trat hinter den Herrn zu seinen Füßen und begann, sie mit Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, und sie küsste seine Füße und salbte sie mit der Salbe.

3. Als der Pharisäer Magdalena beschuldigte, da spricht Christus zu ihrer Verteidigung die Worte: „Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat; und er sagte zur Frau: ,Dein Glaube hat dir geholfen, geh hin in Frieden.' “

283 Christus, unser Herr, speist fünftausend Menschen (Matth 14, 13-21; Mark 6, 30-44; Luk 9, 10-17; Jak 6, 1-13)

1. Als es bereits spät wurde, bitten die Jünger Christus, dass er die Menge der Leute, die um ihn waren, entlasse.

2. Christus, unser Herr, ließ Brot bringen und gebot, dass die Leute sich zum Essen lagerten. Und er segnete die Brote, brach sie und gab sie seinen Jüngern, und die Jünger gaben sie der Menge.

3. „Sie aßen und wurden satt, und es blieben noch zwölf Körbe Brotes übrig."

284 Die Verklärung Christi (Matth 17, 1-9; Mark 9, 1-8; Luk 9, 28-36; 2 Peer 1, 16-18)

1. Christus, unser Herr, nahm zu Begleitern seine geliebten Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, und „er wurde verklärt, und sein Antlitz leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wie der Schnee".

2. Er redete mit Moses und Elias.

3. Als der heiligen Petrus sagte, man solle drei Hütten bauen, erscholl eine Stimme vom Himmel, die sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören"; als seine Jünger diese Stimme vernahmen, fielen sie vor Furcht auf ihr Antlitz; Christus, unser Herr, aber berührte sie und sprach zu ihnen: „Steht auf und habt keine Furcht. Sagt niemand dieses Gesicht, bis der Menschensohn aufersteht."

285 Die Auferstehung des Lazarus (Joh 11, 1-45)

1. Martha und Maria geben Christus, unserm Herrn, Nachricht von der Krankheit des Lazarus. Als er sie vernommen, blieb er noch zwei Tage zurück, damit das Wunder um so offenbarer sei.

2. Bevor er ihn auferweckt, fordert er von jeder der beiden Schwestern, dass sie glaube, indem er spricht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird, auch wenn er gestorben ist, leben."

3. Nachdem er geweint und gebetet hat, weckt er ihn auf. Die Art aber, wie er ihn auferweckte, war, dass er befahl: „Lazarus, komm heraus!"

286 Die Mahlzeit in Bethanien (Matth 26, 6-10; Mark 14, 3-6; Jak 12, 1-8)

1. Der Herr nimmt im Hause Simeons des Aussätzigen zusammen mit Lazarus ein Abendmahl.

2. Maria gießt die Salbe über das Haupt Christi aus.

3. Judas murrt und sagt: „Wozu diese Vergeudung der Salbe?" Aber Christus entschuldigt ein zweites Mal Magdalena indem er spricht: „Warum behelligt ihr diese Frau, da sie ein gutes Werk an mir getan hat ?"

287 Palmsonntag (Matth 21, 1-17; Mark 11, 1-10; Luk 19,29-38; Jak 12, 12-19)

1. Der Herr sendet seine Jünger, dass sie die Eselin und das Füllen herbeiführen, indem er sagt: „Löst sie los und führt sie zu mir; und wenn jemand euch etwas sagen sollte, so sprecht: ,Der Herr bedarf ihrer', und sogleich wird er sie ziehen lassen."

2. Er bestieg die Eselin, welche mit den Kleidern der Apostel bedeckt war.

3. Die Leute ziehen aus, ihn zu empfangen, und breiten ihre Kleider und Zweige von den Bäumen auf dem Weg aus und rufen: „Rette uns, Sohn Davids! gebenedeit, der da kommt im Namen des Herrn; rette uns in der Höhe !"

288 Die Predigt im Tempel (Luk 19, 47-48; 21, 37; 22, 53; Mark 11, 11)

1. Er lehrte täglich im Tempel.

2. Nach Beendigung der Predigt ging er nach Bethanien zurück, weil niemand war, der ihn in Jerusalem aufgenommen hätte.

Dritte Woche

289 Das letzte Abendmahl (Matth 26,17-30; Joh 13, 1-38; Mark 14,12-26; Luk 22, 7-38)

1. Er aß das Ostermahl mit seinen zwölf Aposteln und sagte ihnen seinen Tod voraus: „In Wahrheit sage ich euch, einer von euch wird mich verkaufen."

2. Er wusch seinen Jüngern und auch dem Judas die Füße. Er fing bei Petrus an, der beim Gedanken an die Majestät des Herrn und seine eigene Niedrigkeit es nicht zulassen wollte und sagte: „Herr, du wäschst mir die Füße?" Aber Petrus wusste nicht, dass der Herr hierin ein Beispiel der Demut gab, und deshalb sagte der Herr; „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, auf dass ihr tut, wie ich getan habe."

3. Er setzte das hochheilige Opfer der Eucharistie als größtes Zeichen seiner Liebe ein, indem er sprach: „Nehmet hin und esset." Als das Abendmahl beendet war, geht Judas hinaus, um Christus, unsern Herrn, zu verkaufen.

290 Die Geheimnisse vom Abendmahl bis zum Garten einschließlich (Matth 26, 30-46; Mark 14, 26-42; Luk 22, 39-46 ;Joh 18, 1)

1. Als das Abendmahl beendet war und der Herr den Lobgesang gebetet hatte, ging er mit seinen Jüngern, die voll Furcht waren, hinaus zum Ölberg und ließ acht von ihnen in Gethsemani zurück mit den Worten: „Setzt euch hier nieder, indes ich dorthin gehe, um zu beten."

2. Begleitet vom heiligen Petrus, dem heiligen Jakobus und dem heiligen Johannes betete er dreimal zum Herrn, indem er sprach: „Vater, wenn es geschehen kann, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; gleichwohl geschehe nicht mein Wille, sondern der deine"; und als er in Todesangst geriet, betete er länger.

3. Er kam in so große Furcht, dass er sprach: „Traurig ist meine Seele bis zum Tod“, und er schwitzte so reichlich Blut, dass der heiligen Lukas sagt: „Sein Schweiß war wie Blutstropfen, die auf die Erde rannen", was schon voraussetzt, dass seine Kleider voll Blut waren.

291 Die Geheimnisse vom Garten bis zum Haus des Annas einschließlich (Matth 26, 47-58. 69-70; Luk 22, 47-57; Mark 14, 43-54; Joh 18, 2-23)

1. Der Herr lässt sich von Judas küssen und von den Schergen wie einen Räuber gefangen nehmen, und er sprach zu ihnen: „Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Knütteln und Waffen, um mich Gefangenzunehmen, während ich Tag für Tag bei euch lehrend im Tempel saß und ihr mich nicht ergriffen habt." Und als er ihnen sagte: „Wen sucht ihr?", da fielen die Feinde zur Erde.

2. Der heiligen Petrus verwundete einen Knecht des Hohenpriesters. Der sanfte Herr aber sagte zu ihm: „Stecke dein Schwert an seinen Platz", und heilte die Wunde des Knechts.

3. Verlassen von seinen Jüngern wird er zu Annas geschleppt, wo der heiligen Petrus, der ihm von weitem gefolgt war, ihn einmal verleugnete; und Christus erhielt einen Backenstreich von einem, der zu ihm sprach: „So antwortest du dem Hohenpriester?"

292 Die Geheimnisse vom Haus des Annas bis zum Haus des Kaiphas einschließlich (Matth 26, 57-75; Mark 14, 53-72; Luk 22, 54-65; Jak 18, 24-27)

1. Sie schleppen ihn gebunden vom Haus des Annas zum Haus des Kaiphas, wo der heiligen Petrus ihn zweimal verleugnete; aber von einem Blick des Herrn getroffen „ging er hinaus und weinte bitterlich".

2. Jesus blieb jene ganze Nacht gebunden.

3. Überdies verhöhnten ihn die, welche ihn gefangen hielten, und schlugen ihn und verhüllten ihm das Antlitz und gaben ihm Backenstreiche; und sie fragten ihn: „Weissage uns, wer es ist, der dich geschlagen hat !" und stießen ähnliche Lästerungen gegen ihn aus.

293 Die Geheimnisse vom Haus des Kaiphas bis zu dem des Pilatus einschließlich (Matth 27, 1-2. 11-26; Luk 23,1-5. 13-25; Mark 16, 1-16; Job 18, 28-40)

1. Die ganze Volksmenge der Juden schleppt ihn zu Pilatus und klagt ihn vor diesem an mit den Worten: „Diesen haben wir dabei betroffen, wie er unser Volk zu verderben suchte und verbot, dem Kaiser Steuern zu entrichten."

2. Nachdem Pilatus ihn wiederholt verhört hat, spricht er: „Ich finde keine Schuld."

3. Es wurde ihm Barabbas, der Räuber, vorgezogen. „Sie schrieen alle und riefen: ,Nicht diesen gib frei, sondern den Barabbas“

294 Die Geheimnisse vom Haus des Pilatus bis zu dem des Herodes (Luk 23, 6-10)

1. Pilatus schickte Jesus als Galiläer zu Herodes, dem Vierfürsten von Galiläa.

2. Herodes fragte ihn in seiner Neugierde vieles. Er aber antwortete ihm nichts, obgleich die Schriftgelehrten und Priester ihn beständig beschuldigten.

3. Herodes ließ ihm ein weißes Kleid anziehen und verspottete ihn mit seinem Kriegsvolk.

295 Die Geheimnisse vom Haus des Herodes bis zu dem des Pilatus (Matth 27, 26-30; Luk 23, 12. 16-22; Mark 15, 15-19; Joh 19, 1-6)

1. Herodes sendet ihn zu Pilatus zurück, weshalb sie Freunde wurden, die zuvor Feinde waren.

2. Pilatus ließ Jesus greifen und ihn geißeln. Die Soldaten flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm aufs Haupt. Und sie bekleideten ihn mit Purpur, traten zu ihm und sprachen: „Sei gegrüßt, König der Juden!", und gaben ihm Backenstreiche.

3. Er führte ihn hinaus vor aller Augen. „Jesus ging also hinaus mit der Dornenkrone und dem Purpurmantel. Und es sprach Pilatus zu ihnen: ,Seht, welch ein Mensch!' '", und als die Hohenpriester ihn sahen, schrieen sie und riefen: „Kreuzige, kreuzige ihn!"

296 Die Geheimnisse vom Haus des Pilatus bis zum Kreuz einschließlich (Joh 19, 13-22; Matth 27, 26.31-33; Mark 15, 20-22. 26-28; Luk 23, 24--26. 32. 33. 38.)

1. Pilatus ließ sich als Richter nieder und überlieferte ihnen Jesus, auf dass sie ihn kreuzigten; die Juden hatten ihn nämlich vorher als König verleugnet, indem sie riefen: „Wir haben keinen König als den Kaiser."

2. Er trug das Kreuz auf den Schultern, und da er es nicht zu tragen vermochte, wurde Simon von Cyrene gezwungen, es hinter Jesus herzutragen.

3. Sie kreuzigten ihn in der Mitte zweier Räuber und hefteten diese Aufschrift an: „Jesus von Nazareth, König der Juden."

297 Die Geheimnisse am Kreuz (Joh 19,23-37; Matt!. 27, 35-59; Mark 15, 24-38; Luk 23, 34-46)

1. Er sprach die sieben Worte am Kreuz: er bat für die, die ihn kreuzigten; er vergab dem Schächer; er empfahl dem heiligen Johannes seine Mutter und der Mutter den heiligen Johannes er rief mit lauter Stimme: „Ich dürste", und sie reichten ihm Galle und Essig er sagte, dass er verlassen sei; er sprach: „Es ist vollbracht“; er rief: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist."

2. Die Sonne ward verfinstert, die Felsen spalteten sich, die Gräber öffneten sich, der Vorhang des Tempels riss von oben nach unten entzwei.

3. Sie lästerten ihn und sprachen: „Du bist es also, der den Tempel Gottes zerstört; steig vom Kreuz herab!" Es wurden seine Kleider verteilt und seine Seite mit der Lanze durchstochen, und es floss Wasser und Blut heraus.

298 Die Geheimnisse vom Kreuz bis zum Grab einschließlich (Joh 19, 38-42; Matth 27, 57-66; Mark 15, 42-47; Luk 23, 50-56)

1. Er ward vom Kreuz herabgenommen von Joseph und Nikodemus, vor den Augen seiner schmerz-erfüllten Mutter.

2. Sein Leib wurde zum Grab gebracht, gesalbt und begraben.

3. Es wurden Wächter aufgestellt.

Vierte Woche

299 Die Auferstehung Christi, unseres Herrn; seine erste Erscheinung

Zuerst erschien er der Jungfrau Maria. Obgleich dies nicht in der Heiligen Schrift ausdrücklich gesagt wird, so betrachtet man es doch als mitgesagt, da berichtet wird, er sei so vielen andern erschienen. Denn die Schrift setzt voraus, dass wir verständige Einsicht haben, wie geschrieben steht: „Seid auch ihr ohne Einsicht?"

300 Zweite Erscheinung (Mark 16, 1-11; Matth 28, 1-7; Luk 24, 1-8; Joh 20,1.11-18)

1. Sehr früh am Morgen gehen Maria Magdalena, Maria, des Jakobus Mutter, und Salome zum Grabmal und sagen: „Wer wird uns den Stein vom Eingang zur Grabstätte wegwälzen?"

2. Sie sehen den Stein weggewälzt und den Engel, der spricht: „Ihr sucht Jesus von Nazareth? Er ist bereits auferstanden, er ist nicht hier."

3. Er erschien der Maria, die beim Grabe blieb, als die andern weggegangen waren.

301 Dritte Erscheinung (Matth 28, 2-10; Mark 16, 1-8; Luk 24, 9-11. 22-23)

1. Die beiden Marien gehen mit Furcht und großer Freude vom Grabe weg, da sie den Jüngern die Auferstehung des Herrn verkünden wollen.

2. Christus, unser Herr, erschien ihnen auf dem Weg und sprach zu ihnen: „Seid gegrüßt!"; und sie traten hinzu, fielen ihm zu Füßen und beteten ihn an.

3. Jesus spricht zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündet meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen; denn dort werden sie mich sehen."

302 Vierte Erscheinung (Luk 24, 12. 33-34; Joh 20, 1-10; 1 Kor 15, 5)

1. Als der heiligen Petrus von den Frauen gehört hatte, Christus sei auferstanden, ging er eilends zum Grab.

2. Als er in das Grab trat, sah er nur die Linnen, in die der Leib Christi, unseres Herrn, eingehüllt war, und sonst nichts.

3. Als der heilige Petrus über diese Dinge nachsann, erschien ihm Christus, und darum sagten die Apostel: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem Simon erschienen."

303 Fünfte Erscheinung (Luk 24, 13-35; Mark 16, 12-13)

1. Er erscheint den Jüngern, die nach Emmaus gingen und von Christus sprachen.

2. Er weist sie zurecht und zeigt ihnen an der Schrift, dass Christus sterben und auferstehen musste. „O ihr Unverständigen, wie zaghaften Herzens seid ihr, um all das zu glauben, was die Propheten verkündet haben! Musste nicht Christus leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?"

3. Auf ihr Bitten bleibt er dort zurück und weilte bei ihnen, bis er ihnen die Kommunion reichte und verschwand. Sie aber kehrten zurück und erzählten den Jüngern, wie sie ihn bei der heiligen Kommunion erkannt hätten.

304 Sechste Erscheinung (Joh 20, 19-23; Mark 16, 14; Luk 24, 36-45; Apg 10, 40-41; 1 Kor 15, 5)

1. Die Jünger waren versammelt aus Furcht vor den Juden, mit Ausnahme des heiligen Thomas.

2. Jesus erschien ihnen, während die Türen verschlossen waren, und indem er mitten unter ihnen steht, spricht er: „Der Friede sei mit euch."

3. Er teilt ihnen den Heiligen Geist mit, indem er zu ihnen spricht: „Empfangt den Heiligen Geist; denen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen."

305 Siebente Erscheinung (Joh 20, 24-29)

1. Da der heiligen Thomas bei der vorigen Erscheinung abwesend war, ist er ungläubig und sagt: „Wenn ich es nicht sehe, werde ich es nicht glauben."

2. Jesus erscheint ihnen acht Tage danach bei verschlossenen Türen und sagt zum heiligen Thomas: „Lege deinen Finger her und sieh die Wahrheit und sei nicht ungläubig, sondern gläubig."

3. Der heiligen Thomas glaubte und rief: „Mein Herr und mein Gott !" Und Christus sagte zu ihm: „Selig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben."

306 Achte Erscheinung (Joh 21, 1-17)

1. Jesus erscheint sieben seiner Jünger, die am Fischen waren und die ganze Nacht nichts gefangen hatten. Als sie aber auf sein Geheiß das Netz auswarfen, „konnten sie es nicht ziehen: wegen der Menge der Fische".

2. An diesem Wunder erkannte ihn der heiligen Johannes, und er sagte zum heiligen Petrus: „Es ist der Herr", und jener warf sich ins Meer und kam zu Christus.

3. Er gab ihnen ein Stück von einem gebratenen Fisch und eine Honigscheibe zu essen. Und er empfahl dem heiligen Petrus seine Schafe, nachdem er ihn dreimal über die Liebe geprüft hatte, und er spricht zu ihm: „Weide meine Schafe."

307 Neunte Erscheinung (Matth 28, 16-20; Mark 16, 15-18: Luk 24, 46-49)

1. Die Jünger begeben sich auf des Herrn Geheiß auf den Berg Tabor.

2. Christus erscheint ihnen und sagt: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden."

3. Er sandte sie in die ganze Welt, um zu predigen, indem er sagte: „Geht hin und lehrt alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."

308 Zehnte Erscheinung (1 Kor 15, 6)

„Danach wurde er gesehen von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal."

309 Elfte Erscheinung (1 Kor 15,7)

„Er erschien danach dem heiligen Jakobus."

310 Zwölfte Erscheinung

Er erschien dem Joseph von Arimathäa, wie frommerweise betrachtet und im Leben der Heiligen gelesen wird.

311 Dreizehnte Erscheinung (1 Kor 15, 8; Eph 4, 8-9; 1 Petr 3, 18-20; Apg 1, 3)

Er erschien dem heiligen Paulus nach der Himmelfahrt. „Zuletzt erschien er auch mir wie einer unzeitigen Geburt." Er erschien in seiner Seele auch den heiligen Vätern der Vorhölle. Und nachdem er sie von dort fortgeführt und seinen Leib wieder angenommen hatte, erschien er zu vielen Malen den Jüngern und verkehrte mit ihnen.

312 Die Himmelfahrt unseres Herrn (Apg 1, 1-12; Mark 16, 19-20; Luk 24, 50-52; 1 Peer 3,22)

1. Nachdem er während des Zeitraums von vierzig Tagen den Aposteln erschienen war und viele Beweise und Zeichen gegeben und vom Reich Gottes gesprochen hatte, trug er ihnen auf, zu Jerusalem den verheißenen Heiligen Geist zu erwarten.

2. Er führte sie auf den Ölberg, „und in ihrer Gegenwart wurde er erhoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Augen".

3. Während sie zum Himmel hinaufschauen, sprechen die Engel zu ihnen: „Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut auf zum Himmel? Dieser Jesus, der vor euern Augen zum Himmel aufgenommen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn zum Himmel auffahren saht.“

REGELN FÜR DIE UNTERSCHEIDUNG DER GEISTER

313 Regeln, um einigermaßen die verschiedenen Regungen, die in der Seele hervorgerufen werden, zu gewahren und zu erkennen: die guten, um sie zuzulassen. die schlechten, um sie abzuweisen. Die Regeln sind mehr geeignet für die erste Woche.

314 Regel 1. Denen, die von einer Todsünde zur anderen schreiten, pflegt der böse Feind gewöhnlich scheinbare Freuden vor Augen zu führen, indem er bewirkt, dass sie sich sinnliche Genüsse und Lüste vorstellen, damit er sie um so mehr in ihren Lastern und Sünden erhalte und weiterführe. Der gute Geist hingegen befolgt bei solchen Personen das entgegengesetzte Verfahren, indem er sie ständig schreckt und ihnen durch die innere Stimme der Vernunft Gewissensbisse verursacht.

315 2. Bei denen, die eifrig bestrebt sind, sich von ihren Sünden zu reinigen und im Dienst Gottes, unseres Herrn, vom Guten zum Besseren aufzusteigen, ist die Art des Verfahrens der in der ersten Regel beschriebenen Art entgegengesetzt. Dann ist es nämlich dem bösen Geist eigen, Gewissensangst zu erregen, traurig zu stimmen und Hindernisse zu bereiten, indem er die Seele durch falsche Gründe beunruhigt, damit sie nicht weiter voranschreite. Dem guten Geist hingegen ist es eigen, der Seele Mut und Kraft, Tröstungen, Tränen, Anregungen und Herzensruhe zu spenden, indem er alles leicht macht und alle Hindernisse entfernt, damit sie im Gutestun immer weiter fortschreite.

316 3. Vom geistlichen Trost. Trost nenne ich es, wenn in der Seele eine innere Regung geweckt wird, wodurch die Seele in der Liebe ihres Schöpfers und Herrn entbrennt, und wenn sie demzufolge kein geschaffenes Wesen auf dem Antlitz der Erde um seiner selbst willen, sondern nur im Schöpfer aller Dinge zu lieben vermag. Desgleichen, wenn der Mensch Tränen vergießt, die ihn zur Liebe seines Herrn anregen, sei es nun aus Schmerz über seine Sünden oder über das Leiden Christi, unseres Herrn, oder über andere Dinge, die sich unmittelbar auf den Dienst und das Lob Gottes beziehen. Schließlich nenne ich Trost jeden Zuwachs an Hoffnung, Glaube und Liebe und jede innere Freude, die den Menschen zu den himmlischen Dingen und zum Wirken an seinem eigenen Seelenheil hinruft und hinzieht, indem sie der Seele Ruhe und Frieden in ihrem Schöpfer und Herrn spendet.

317 4. Von der geistlichen Trostlosigkeit. Ich heiße Trostlosigkeit alles, was dem in der dritten Regel Gesagten entgegengesetzt ist, wie Finsternis der Seele, Verwirrung in ihr, Hinneigung zu niedrigen und irdischen Dingen, Unruhe infolge verschiedener Anreizungen und Versuchungen, die zum Misstrauen ohne Hoffnung, ohne Liebe hintreiben, wobei sich die Seele ganz träge, lau, traurig und gleichsam von ihrem Schöpfer und Herrn losgetrennt fühlt. Denn wie der Trost das Gegenteil der Trostlosigkeit ist, so sind auch die Gedanken, die aus dem Trost hervorgehen, den Gedanken, die aus der Trostlosigkeit entstehen, entgegengesetzt.

318 5. Zur Zeit der Trostlosigkeit soll man niemals eine Änderung treffen, sondern fest und beharrlich bei seinen Vorsätzen und der Willensentschließung bleiben, die man an dem der Trostlosigkeit vorhergehenden Tag getroffen hatte, oder auch bei der Willensentschließung, die man zur Zeit des voraufgegangenen Trostes gefasst hatte. Denn gleichwie uns zur Zeit des Trostes mehr der gute Geist führt und berät, so zur Zeit der Trostlosigkeit der böse Geist, auf dessen Ratschläge hin wir nie den Weg finden können, um recht zu handeln.

319 6. Obschon wir zur Zeit der Trostlosigkeit die früheren Vorsätze nicht andern dürfen, so ist es doch sehr ersprießlich, unser Verhalten entschieden zu ändern, indem wir gegen die Trostlosigkeit selbst vorgehen, z. B. dadurch, dass wir eifriger das Gebet, die Betrachtung pflegen, uns viel erforschen und in angemessener Weise etwas mehr an Buße tun.

320 7. Wer sich in Trostlosigkeit befindet, soll bedenken, wie der Herr ihn der Prüfung halber bei seinen natürlichen Kräften belassen hat, damit er auch so den verschiedenen Anreizungen und Versuchungen des Feindes widerstehe. Dies vermag er nämlich mit dem göttlichen Beistand, der ihm immer verbleibt, wenn er ihn auch nicht offenbar fühlt, da ihm der Herr zwar die starke Glut, die große fühlbare Liebe und die überreiche Gnade entzogen hat, jedoch so, dass ihm die zum ewigen Heil ausreichende Gnade verbleibt.

321 8. Wer sich in Trostlosigkeit befindet, soll sich mühen, in der Geduld auszuharren, die den über ihn hereinbrechenden Heimsuchungen entgegenwirkt. Und er möge bedenken, dass er bald wieder des Trostes teilhaftig wird, dabei aber auch die Maßregeln gegen derartige Trostlosigkeit anwenden, wie es in der sechsten Regel angegeben wurde.

322 9. Es sind besonders drei Ursachen, derentwegen wir uns in Trostlosigkeit befinden. Erstens, weil wir lau, träge und nachlässig in unsern geistlichen Übungen sind und so wegen unserer Fehler der geistliche Trost uns fernbleibt. Zweitens, weil Gott uns prüfen will, wie viel wir vermögen und wie weit wir in seinem Dienst und seinem Lob voranschreiten ohne eine so große Belohnung von Tröstungen und reichen Gnadenerweisen. Drittens, weil Gott uns eine wahre Einsicht und Erkenntnis verleihen will, auf dass wir recht inne werden, es stehe nicht in unserer Macht, große Andacht, überwallende Liebe, Tränen oder irgendeine andere geistliche Tröstung zu erlangen oder zu bewahren, sondern es sei alles nur ein Geschenk und eine Gnade Gottes, unseres Herrn, und damit wir nicht sozusagen unser Nest auf fremdem Boden bauen indem wir uns in geistigem Stolz oder in Selbstgefälligkeit etwas überheben und uns selbst die Andacht oder die andern Arten des geistlichen Trostes zuschreiben.

323 10. Wer sich im Zustand des Trostes befindet, möge erwägen, wie er sich zur Zeit der Trostlosigkeit, die später über ihn hereinbrechen wird, verhalten werde, und für jene Zeit neue Kräfte sammeln.

324 11. Wer sich des Trostes erfreut, sei bestrebt, sich zu verdemütigen und sich zu erniedrigen, soviel er vermag, indem er bedenkt, wie wenig er zur Zeit der Trostlosigkeit ohne diese besondere Gnade oder Tröstung vermag. Wer sich dagegen in Trostlosigkeit befindet, soll bedenken, dass er viel vermag mit der Gnade, die hinreichend ist, allen seinen Feinden zu widerstehen, indem er nämlich die Kräfte findet bei seinem Schöpfer und Herrn.

325 12. Der böse Feind benimmt sich wie eine Frau, die schwach ist an wirklicher Kraft und stark an bösem Willen. Denn gleichwie es der Frau, wenn sie mit dem Mann streitet, eigen ist, den Mut zu verlieren und die Flucht zu ergreifen, sobald der Mann ihr fest die Stirn zeigt, und wie umgekehrt, wenn der Mann anfängt, den Mut zu verlieren und zu fliehen, der Zorn, die Rachsucht und die Wut der Frau sich steigern und geradezu maßlos werden, so ist es auch dem bösen Feind eigen, schwach zu werden und den Mut zu verlieren, so dass seine Versuchungen die Flucht ergreifen, wenn der, der den geistlichen Übungen obliegt, diesen Versuchungen fest die Stirn zeigt und das gerade Gegenteil tut von dem, wozu sie anreizen. Wenn dagegen der, welcher sich den geistlichen Übungen widmet, inmitten der Versuchungen anfängt, sich zu fürchten und den Mut zu verlieren, so gibt es auf der ganzen Erde kein so wildes Tier, wie der Feind der menschlichen Natur es ist in der mit überaus großer Bosheit unternommenen Verfolgung seiner verworfenen Absichten.

326 13. Desgleichen benimmt er sich wie ein falscher Liebhaber, insofern er verborgen bleiben und nicht entdeckt werden will. Denn gleichwie solch ein falscher Mensch, der mit seinem Zureden die Tochter eines braven Vaters oder die Gattin eines braven Ehegatten zu verführen sucht, seine Worte und Einflüsterungen geheimgehalten wünscht, und gleichwie es ihm dagegen sehr missfällt, wenn die Tochter dem Vater oder die Gattin dem Ehegatten seine gleisnerischen Worte und seine schlechte Absicht aufdeckt – weil er leicht ersieht, dass er dann mit dem begonnenen Vorhaben nicht zum Ziel kommen kann -, so will und wünscht auch der Feind der menschlichen Natur, wenn er seine trügerischen Vorstellungen und Vorschläge der gerechten Seele einflüstert, dass sie geheim aufgenommen werden und geheim bleiben. Wenn aber die Seele diese ihrem kundigen Beichtvater oder einer andern in geistlichen Dingen erfahrenen Person aufdeckt, die seine Verführungskünste und boshaften Anschläge durchschaut, so grämt ihn das sehr; denn daraus entnimmt er, dass er mit seinem schon begonnenen Anschlag nicht zum Ziel kommen kann, da seine offenkundigen Betrügereien aufgedeckt sind.

327 14. Er benimmt sich auch wie ein Heerführer, um den Platz, den er nehmen will, zu bezwingen und auszurauben. Denn gleichwie ein Befehlshaber und Feldhauptmann erst sein Lager aufschlägt und die Befestigungen oder den Verteidigungszustand einer Burg ausspäht und sie dann an der schwächsten Seite angreift, so geht auch der Feind der menschlichen Natur umher und belauert ringsum alle unsere Tugenden, die theologischen, die Kardinaltugenden und die übrigen sittlichen. Und wo er uns schwächer findet und hilfsbedürftiger hinsichtlich unseres ewigen Heils, da greift er uns an und sucht uns zu überwältigen.

Unterscheidungsregeln der zweiten Woche

328 Regeln zu demselben Zweck, aber zu einergenaueren Unterscheidung der Geister, die mehr der zweiten Woche dienen.

329 Regel 1. Es ist Gott und seinen Engeln bei ihren Anregungen eigen, wahre Fröhlichkeit und geistliche Freude mitzuteilen und alle Traurigkeit und Verwirrung, die der böse Feind der Seele einflößt, zu verbannen. Diesem dagegen ist es eigen, gegen solche Fröhlichkeit und geistliche Tröstung anzukämpfen, indem er Scheingründe, Spitzfindigkeiten und ständige Trugschlüsse anwendet.

330 2. Gott, unserm Herrn, allein kommt es zu, der Seele ohne vorausgehende Ursache Trost zu spenden. Denn nur dem Schöpfer ist es eigen, in der Seele ein- und auszugehen und in ihr seine Anregungen zu bewirken, indem er sie ganz zur Liebe seiner göttlichen Majestät hinzieht. Ich sage „ohne Ursache", d. h. ohne irgendwelche vorhergehende Wahrnehmung oder Erkenntnis eines Gegenstandes, wodurch der Seele eine derartige Tröstung mittels der eigenen Verstandes- und Willensakte zuteil würde.

331 3. Mittels einer vorhergehenden Ursache vermag ebenso der gute Engel wie der böse die Seele zu trösten, jedoch zu entgegengesetzten Zwecken: der gute Engel zum Fortschritt der Seele, auf dass sie wachse und vom Guten zum Bessern aufsteige, der böse Engel zum Gegenteil und damit er sie schließlich zu seiner verworfenen Absicht und Bosheit hinzerre.

332 4. Dem bösen Engel, der sich in einen Engel des Lichtes umwandelt, ist es eigen, mit der frommen Seele einzutreten und mit sich selbst wieder auszutreten, das heißt, er pflegt erst gute und heilige Gedanken, die einer solchen gerechten Seele entsprechen, einzuflößen, und dann versucht er langsam beim Weggehen, die Seele in seine versteckten Trügereien und schlechten Absichten hineinzuziehen.

333 5. Wir müssen sehr Acht haben auf den Verlauf unserer Gedanken; sind der Anfang, die Mitte und das Ende durchaus gut und auf etwas völlig Gutes gerichtet, so ist dies ein Kennzeichnen des guten Engels. Wenn es aber im Verlauf der Gedanken, die er einflößt, auf etwas Schlechtes oder Ablenkendes hinausläuft oder auf etwas, das minder gut ist, als was die Seele vorher zu tun beabsichtigt hatte, oder wenn es die Seele schwächt oder beunruhigt oder verwirrt, indem es ihr den Frieden, die Ruhe und die Stille benimmt, die sie zuvor besaß, so ist das ein klares Zeichen, dass es vom bösen Geist, dem Feind unseres Fortschritts und ewigen Heils, herkommt.

334 6. Hat man den Feind der menschlichen Natur an seinem Schlangenschweif und an dem schlechten Ziel, zu dem er führt, wahrgenommen und erkannt, so ist es für den, der von ihm versucht wurde, von Nutzen, sofort danach den Verlauf der guten Gedanken, die er eingab, zu überdenken, sowohl deren Anfang als auch, wie der Feind sich bemühte, ihn von dem Zustand der inneren Wonne und geistlichen Freude, in der er sich befand, ganz allmählich herabsteigen zu lassen, bis er ihn schließlich zu seinem schlechten Vorhaben hinabzog. Im Besitz der so gewonnenen und beherzigten Erfahrung sei er künftig auf der Hut vor dessen gewohnten Trugkünsten.

335 7. Bei denen, die vom Guten zum Bessern voranschreiten, berührt der gute Engel die Seele süß, leicht und mild wie ein Wassertropfen, der in einen Schwamm eindringt, der böse Engel hingegen berührt sie scharf, laut und unruhig, wie wenn ein Wassertropfen auf Felsgestein fällt; die aber, die vom Bösen zum Schlechtem voranschreiten, werden von den vorhin genannten Geistern auf die entgegengesetzte Weise berührt. Der Grund hiervon liegt darin, dass die Verfassung der Seele den erwähnten Engeln entweder entgegengesetzt oder gleichartig ist. Ist sie nämlich entgegengesetzt, so dringen die Geister mit Geräusch und bemerkbar ein, so dass man sie leicht gewahren kann; ist sie aber ähnlich, so tritt der Geist in Stille ein, wie in sein eigenes Haus bei offener Tür.

336 8. Erfolgt die Tröstung ohne vorausgehende Ursache, so liegt ihr zwar kein Trug zugrunde, weil sie ja - wie gesagt wurde - nur von Gott, unserm Herrn, herrührt. Gleichwohl muss die dem geistlichen Leben zugewandte Person, der Gott eine solche Tröstung mitteilt, mit großer Wachsamkeit und Aufmerksamkeit zuschauen und die eigentliche Zeit einer solchen Tröstung selbst wohl unterscheiden von der nachfolgenden Zeit, in der die Seele noch erwärmt und beglückt bleibt durch die Gunsterweisung und die Nachwirkungen der vorausgehenden Tröstung; denn oft bildet sie in dieser zweiten Zeit durch eigenes Nachdenken aus den Beziehungen und den Folgen der Begriffe und Urteile unter dem Einfluss des guten oder des bösen Geistes verschiedene Vorsätze und Meinungen, die nicht unmittelbar von Gott, unserm Herrn, eingegeben sind und deshalb sehr genau geprüft werden müssen, ehe man ihnen seine volle Zustimmung erteilt oder sie in die Tat umsetzt.

REGELN FÜR DIE ALMOSENVERTEILUNG

337 Im Dienst der Almosenverteilung sollen folgende Regeln beobachtet werden.

338 Regel 1. Wenn ich Almosen verteile an Verwandte oder an Freunde oder an Personen, zu denen ich eine Zuneigung habe, so muss ich vier Stücke beachten, von denen zum Teil schon beim Gegenstand der „Wahl" die Rede gewesen ist. Erstens muss die Liebe, die mich zum Almosengeben bewegt und antreibt, von oben her aus der Liebe zu Gott, unserm Herrn, stammen, so dass ich zunächst in mir wahrnehme, die Liebe, die ich mehr oder weniger zu solchen Personen trage, ziele auf Gott, und im Beweggrund, dessentwegen ich sie mehr liebe, leuchte Gott selbst entgegen.

339 2. Ich will mir einen Menschen vorstellen, den ich niemals gesehen oder gekannt habe und dem ich in dem Amt und dem Stand, worin er sich befindet, alle Vollkommenheit wünsche. Und wie ich möchte, dass er bei seiner Art der Almosenverteilung die rechte Mitte hielte, zur größeren Ehre Gottes, unseres Herrn, und zur größeren Vollkommenheit seiner Seele, so werde ich selbst es tun, nicht mehr und nicht weniger, und ich werde mich an dieselbe Regel und :Maßbestimmung halten, die ich gern dem anderen wünsche, und die ich als recht erachte.

340 3. Ich will, gleich als befände ich mich bereits in der Todesstunde, die Form und das Maß erwägen, die ich dann wünschen werde im Dienst meiner Vermögensverwaltung eingehalten zu haben, und danach mich richtend werde ich bei der Ausübung der Almosenverteilung vorangehen.

341 4. Ich will mir vorstellen, wie mir am Tag des Gerichtes zumute sein wird, und gut überlegen, wie ich dann wünschen werde, dieses Amt und diese Dienstpflicht benützt zu haben. Und die Regel, die ich dann eingehalten zu haben wünsche, werde ich jetzt befolgen.

342 5. Wenn jemand merkt, dass er zu gewissen Personen, denen er Almosen austeilen will, eine besondere Neigung und eine Anhänglichkeit an sie hat, so soll er vorläufig warten und inzwischen die vier oben genannten Regeln genau überdenken und nach ihnen seine Neigung abwägen und prüfen. Und er soll das Almosen nicht spenden, bis er entsprechend jenen Regeln seine ungeordnete Neigung ganz abgelegt und entfernt hat.

343 6. Wenn es auch keine Sünde ist, die Güter Gottes, unseres Herrn, anzunehmen, um sie auszuteilen, falls einer von unserm Gott und Herrn zu solchem Dienst berufen ist, so entsteht doch in Bezug auf das Wie viel und das Maß dessen, was jemand von den Gütern, die er besitzt, um sie andern zu geben, für sich selber nehmen und verwenden darf, leicht ein Zweifel, ob man nicht fehle und über das rechte Maß hinausgehe. Insofern kann man daher innerhalb seiner Lebensverhältnisse und seines Standes mittels der oben angeführten Regeln eine Verbesserung vornehmen.

344 7. Aus den bereits erwähnten und vielen andern Gründen handelt man um so besser und sicherer, je mehr man sich in allem, was die eigene Person und den eigenen Haushalt anlangt, einschränkt und seine Aufwendungen herabsetzt, und je mehr man unserm Hohenpriester, unserm Vorbild und unserer Richtschnur, das heißt Christus, unserm Herrn, näher kommt.

Dementsprechend bestimmt und verordnet die dritte Kirchenversammlung von Karthago, bei der der heiligen Augustinus anwesend war, dass die Rauseinrichtung des Bischofs gering an Wert und ärmlich sei. Dieselbe Regel soll man bei jeder Lebensweise beachten; doch muss man die Lebenslage und den Stand der Personen berücksichtigen und ihnen sein Verhalten anpassen; so haben wir für den Ehestand das Vorbild des heiligen Joachim und der heiligen Anna, die ihr Vermögen in drei Teile teilten und den ersten den Armen gaben, den zweiten für die Verwaltung und den Dienst des Tempels bestimmten und den dritten zu ihrem und ihrer Familie Unterhalt verwandten.

BEMERKUNGEN ÜBER DIE SKRUPELN

345 Um die Skrupeln und die Einflüsterungen unseres Feindes wahrzunehmen und zu erkennen, sind folgende Bemerkungen dienlich:

346 Bemerkung 1. Man nennt gemeiniglich Skrupel etwas, was aus unserm eigenen Urteil und freiem Willen hervorgeht: wenn ich nämlich frei das Urteil bilde, es sei etwas Sünde, was keine Sünde ist, wie es z. B. vorkommen kann, dass jemand, nachdem er zufällig auf ein aus Strohhalmen gebildetes Kreuz getreten ist, sich selbst das Urteil bildet, er habe gesündigt. Doch ist dies in Wahrheit nur ein irriges Urteil, nicht aber ein eigentlicher Skrupel.

347 2. Nachdem ich auf jenes Kreuz getreten bin oder nachdem ich irgend etwas anderes gedacht oder gesprochen oder getan habe, kommt mir von außen der Gedanke, ich hätte gesündigt, anderseits scheint es mir, ich hätte nicht gesündigt und doch fühle ich dabei Unruhe, insofern ich nämlich zweifle und insofern ich auch nicht zweifle. Dies ist nun ein Skrupel im eigentlichen Sinn und eine Versuchung, die der böse Feind bewirkt.

348 3. Der erste Skrupel, wie er in der ersten Bemerkung beschrieben wurde, ist durchaus zu verachten, weil er ein völliger Irrtum ist. Dagegen ist der zweite Skrupel, der in der zweiten Bemerkung erwähnt wurde, einige Zeit hindurch für die Seele, die sich geistlichen Übungen hingibt, nicht wenig nützlich. Ja, er reinigt und läutert eine solche Seele in hohem Maß, indem er sie auch von jedem Schein der Sünde weit entfernt, nach dem Ausspruch des heiligen Gregor: Es ist guten Gemütern eigen, dort eine Schuld zu erkennen, wo keine Schuld ist.

349 4. Der böse Feind achtet sehr darauf, ob eine Seele ein grobes oder ein zartes Gewissen hat. Hat sie ein zartes Gewissen, dann bemüht er sich, es immer noch zarter zu machen bis zum Übermaß, um sie leichter in Unruhe und Verwirrung zu stürzen. Wenn er z. B. sieht, dass eine Seele keine Sünde zulässt, weder eine schwere noch eine lässliche, noch irgendeinen Schein überlegter Sünde, so sucht sie der böse Feind, da er sie nicht in etwas, was auch nur den Anschein von Sünde hat, hineinzustürzen vermag, wenigstens zu dem Urteil zu bringen, es sei eine Sünde, wo keine Sünde ist, wie z. B. bei irgendeinem Wort oder bei einem ganz geringen Gedanken. Hat die Seele aber ein grobes Gewissen, so sucht der böse Feind es noch gröber zu machen. Achtete sie z. B. früher die lässlichen Sünden für nichts, so wird er dahin trachten, dass sie sich auch aus den Todsünden nur wenig mache, und wenn sie vorher noch etwas Scheu vor den lässlichen Sünden hatte, dass sie sich jetzt viel weniger oder überhaupt gar nichts mehr daraus mache.

350 5. Die Seele, die im geistlichen Leben voranzuschreiten wünscht, muss stets ein Verfahren einhalten, das dem vom bösen Feind befolgten entgegengesetzt ist. Versucht nämlich der böse Feind, das Gewissen der Seele abzustumpfen, so soll sie sich der Zartheit des Gewissens befleißigen. Ebenso, wenn der böse Feind dahin trachtet, das Gewissen überzart zu machen, um es zum Äußersten zu treiben, so bemühe sich die Seele, sich fest in der rechten Mitte zu halten, um ganz zur Ruhe zu gelangen.

351 6. Wenn eine solche gutgesinnte Seele etwas sagen oder tun will, was dem Geist der Kirche und der Auffassung unsrer Vorgesetzten entspricht und was zur Ehre Gottes, unseres Herrn, gereichen soll, und wenn dann ein Gedanke oder eine Versuchung von außen an sie herantritt, solches nicht zu sagen oder zu tun, und ihr mit Scheingründen eitle Ehrsucht oder eine andere unlautere Absicht unterschiebt usw., so soll sie den Geist zu ihrem Schöpfer und Herrn erheben. Und wenn sie sieht, dass jenes Vorhaben zu dem ihm schuldigen Dienst gereicht oder wenigstens nicht dagegen verstößt, dann soll sie jener Versuchung geradezu entgegenhandeln, so wie der heilige Bernhard dem Versucher antwortet.: „Deinetwegen habe ich nicht begonnen und deinetwegen werde ich auch nicht aufhören.

REGELN ÜBER DIE KIRCHLICHE GESINNUNG

352 Um die rechte Gesinnung, die wir in der streitenden Kirche hegen sollen, zu erlangen, sind folgende Regeln zu beachten:

353 Regel 1. Indem wir jedes eigene Urteil beiseite setzen, müssen wir unsern Geist bereit und willig halten, in allem der wahren Braut Christi, unseres Herrn, zu gehorchen, die da ist unsere heilige Mutter, die hierarchische Kirche.

354 2. Man lobe die vor dem Priester abgelegte Beicht und den Empfang des Allerheiligsten Sakramentes einmal im Jahr und noch viel mehr, wenn dies alle Monate geschieht, und viel besser noch ist es, wenn alle acht Tage, immer die vorgeschriebenen und erforderlichen Bedingungen vorausgesetzt.

355 3. Man lobe die häufige Anhörung der heiligen Messe sowie die Gesänge, die Psalmen und lange Gebete in und außerhalb der Kirche, desgleichen die zur bestimmten Zeit für jeden Gottesdienst und für jede Andacht angeordneten Stunden wie auch alle kirchlichen Tagzeiten.

356 4. Man lobe sehr die geistlichen Orden, die Jungfräulichkeit und die Enthaltsamkeit, die Ehe hingegen nicht so sehr wie irgendeinen der genannten Stände.

357 5. Man lobe die Ordensgelübde des Gehorsams, der Armut, der Keuschheit und das Gelöbnis anderer zur Vollkommenheit gehörender Werke der Übergebühr. Dabei ist aber dies zu bemerken: da das Gelübde Dinge betrifft, die der evangelischen Vollkommenheit näherkommen, so darf man sich nicht durch ein Gelübde zu solchen Dingen verpflichten, die sich von dieser Vollkommenheit entfernen, wie etwa zum Kaufmannsstand oder zum Ehestand usw.

358 6. Man lobe die Reliquien der Heiligen, erzeige ihnen Verehrung und richte an die Heiligen Gebete. Man lobe den Besuch der Stationskirchen, die Wallfahrten, die Ablässe, die Jubiläen, die Kreuzzugsbullen und das Anzünden von Kerzen in den Kirchen.

359 7. Man lobe die Verordnungen der Kirche in Bezug auf die Fast- und Abstinenztage, wie in der Fastenzeit, an den Quatembertagen, an den Vigilien, am Freitag und am Samstag, ebenso die Bußwerke, und zwar nicht nur die innern, sondern auch die äußern.

360 8. Man lobe Kirchenschmuck und Kirchenbauten; desgleichen die Bilder und deren Verehrung mit Rücksicht auf das, was sie darstellen.

361 9. Man lobe endlich alle Gebote der Kirche und sei stets bereit, Gründe zu deren Verteidigung aufzusuchen, keineswegs aber zu ihrer Bekämpfung.

362 10. Wir müssen eher bereit sein, sowohl die Anordnungen und Weisungen wie auch die Sitten unserer Vorgesetzten zu billigen und zu loben als zu tadeln. Denn wenn auch einige nicht lobenswert sind oder waren, so würde doch, spräche man dagegen, sei es in öffentlichen Predigten oder in Äußerungen vor dem gewöhnlichen Volk, dies eher Murren und Ärgernis als Nutzen bewirken. Und so würde das Volk nur gegen seine Vorgesetzten, weltliche oder geistliche, unwillig werden. Doch wie es Schaden bringt, von den Vorgesetzten in deren Abwesenheit vor dem gewöhnlichen Volk übel zu reden, so kann es nur von Nutzen sein, von den schlechten Sitten mit eben jenen Personen zu sprechen, die ihnen abhelfen können.

363 11. Man lobe die positive und die scholastische Lehre. Denn gleichwie es den positiven Lehrern, wie dem heiligen Hieronymus, dem heiligen Augustinus, dem heiligen Gregor und anderen, mehr eigen ist, die Gefühle anzuregen, um in allen Gott, unsern Herrn, zu lieben und ihm zu dienen, ebenso ist es den Scholastikern, wie dem heiligen Thomas, dem heiligen Bonaventura, dem Sentenzenmeister und anderen, mehr eigentümlich, die zum ewigen Heil notwendigen Dinge entsprechend unsern Zeitverhältnissen begrifflich abzugrenzen oder zu erläutern sowie auch alle Irrtümer und Trugschlüsse mehr zu bekämpfen und aufzudecken. Denn da die scholastischen Lehrer der neueren Zeit angehören, so ziehen sie einerseits Nutzen aus dem richtigen Verständnis der Heiligen Schrift und den positiven heiligen Lehrern und finden anderseits, durch göttliche Kraft erleuchtet und aufgeklärt, Hilfe in den Konzilien, den Rechtssatzungen und Bestimmungen unserer heiligen Mutter, der Kirche.

364 12. Wir müssen uns hüten, zwischen uns, die wir noch leben, und den Seligen, die bereits von hinnen geschieden sind, Vergleiche anzustellen, weil man sich hierin nicht wenig täuschen kann, z. B. wenn man sagt: Dieser weiß mehr als der heiligen Augustinus; er ist ein anderer heiligen Franziskus oder noch größer; er ist ein zweiter heiligen Paulus an Güte, an Heiligkeit usw.

365 13. Wir müssen, um in allem sicher zu gehen, stets festhalten: was meinen Augen weiß erscheint, halte ich für schwarz, wenn die hierarchische Kirche so entscheidet, im festen Glauben, dass in Christus, unserm Herrn, dem Bräutigam, und in der Kirche, seiner Braut, derselbe Geist wohnt, der uns zum Heil unserer Seelen leitet und lenkt; denn durch denselben Geist, unseren Herrn, der die zehn Gebote gab, wird auch unsere heilige Mutter, die Kirche, gelenkt und geleitet.

366 14. Obgleich es vollkommen wahr ist, dass niemand selig werden kann, der nicht vorherbestimmt ist und der nicht den Glauben und die heiligmachende Gnade besitzt, so muss man sich doch in der Art und Weise, wie man über alle diese Dinge redet und sich bespricht, sehr in acht nehmen.

367 15. Wir sollen nicht gewohnheitsmäßig von der Vorherbestimmung viel sprechen. Wenn aber irgendwie uns bisweilen die Rede darauf kommt, spreche man so darüber, dass das gewöhnliche Volk nicht in einen Irrtum gerate und, wie es bisweilen zu geschehen pflegt, sage: Ob ich selig oder verdammt werden soll, ist schon bestimmt, und infolge meiner guten oder schlechten Werke kann es nicht mehr anders werden; damit werden solche Leute träge und kümmern sich nicht mehr um die Werke die zum Heil und geistlichen Fortschritt ihrer Seelen dienen.

368 16. Ebenso muss man darauf achten, dass man nicht durch vieles und sehr eindringliches Reden vom Glauben ohne irgendwelche Unterscheidung und Erklärung dem Volk Anlass gebe, in der Verrichtung guter Werke träge und schlaff zu werden, mögen diese dem von der Liebe belebten Glauben vorangehen oder ihm folgen.

369 17. Desgleichen dürfen wir nicht so ausgiebig und nachdrücklich von der Gnade sprechen, dass dadurch dass Gift einer Lehre erzeugt werde, die die Willensfreiheit aufheben möchte. Von dem Glauben und von der Gnade darf man demnach reden, soweit es mit dem Beistand Gottes zum größeren Lob seiner göttlichen Majestät möglich ist, aber nicht auf solche Art noch auf solche Weisen - besonders in unsern so gefährlichen Zeiten -, dass dabei die guten Werke und der freie Wille irgendwie Einbuße erleiden oder für nichts geachtet werden.

370 18. Obschon man es über alles wertschätzen soll, Gott, unserm Herrn, aus reiner Liebe eifrig zu dienen, so müssen wir doch auch die Furcht vor seiner göttlichen Majestät sehr loben; denn nicht allein die kindliche Furcht ist etwas Frommes und sehr Heiliges, sondern auch die knechtliche Furcht: wo also der Mensch nichts anderes Besseres und Nützlicheres erreicht, verhilft sie viel dazu, dass er aus der Todsünde herauskomme; und hat er sich einmal daraus befreit, so gelangt er leicht zur kindlichen Furcht, die Gott, unserm Herrn, ganz angenehm und wohlgefällig ist, weil untrennbar vereint mit der göttlichen Liebe.

Literatur dazu