Befreiungstheologie

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Die Befreiungstheologie oder Theologie der Befreiung ist eine in Lateinamerika entstandene Richtung der Theologie. Sie will „Stimme der Armen“ sein und zu ihrer Befreiung von Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung beitragen. Aus der Situation sozial deklassierter Bevölkerungsteile heraus interpretiert sie die biblische Tradition als Impuls für eine umfassende Gesellschaftskritik. Sie engagiert sich für eine basisdemokratische und in Teilen sozialistische Gesellschaftsordnung. Befreiung wird vor allem als kulturelle, politische, rassische, soziale und ökonomische verstanden, statt als Erlösung im Sinne von Befreiung von der Sünde.

Begriff

Der Ausdruck "Befreiungstheologie" bezeichnet zunächst eine besondere, das Engagement für die Gerechtigkeit weckende Betroffenheit zugunsten der Armen und der Opfer der Unterdrückung. Von diesem Ansatz aus kann man verschiedene, oft miteinander unvereinbare Weisen unterscheiden, die Bedeutung der christlichen Armut aufzufassen sowie die Art des Einsatzes für die Gerechtigkeit, die sie verlangt. Wie jede Ideenbewegung nehmen auch die "Befreiungstheologien" unterschiedliche theologische Positionen ein; ihre lehrmäßigen Grenzen sind nicht genau abgesteckt. Diese deuten den Glaubensinhalt und die christliche Wirklichkeit schwerwiegend von der Lehre der Kirche abweichend, mehr noch, praktisch leugnend. Unkritische Anleihen bei der marxistischen Ideologie und der Rückgriff auf die Thesen einer vom Rationalismus geprägten biblischen Hermeneutik sind die Wurzeln dieser neuen Deutung, die daran ist, das zu verderben, was das anfängliche großherzige Engagement für die Armen an Echtem besaß. Durch die Abhängigkeit der Thesen vom marxistischen Ursprung wird besonders das Wesen der Ethik radikal in Frage gestellt. De facto wird das transzendente Prinzip der Unterscheidung von Gut und Böse, das Grundprinzip der Moral, in der Sicht des Klassenkampfes implizit geleugnet.

Politische und soziale Bewegungen geben sich als die authentischen Sprecher der Sehnsucht der Armen aus und halten sich für befugt, notfalls unter Zuhilfenahme von gewalttätigen Mitteln, die radikalen Veränderungen zu bewirken, die der Unterdrückung und der Not des Volkes ein Ende bereiten sollen.

Entstehung

Entstanden ist die Befreiungstheologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zuerst in den Ländern Lateinamerikas, die vom religiösen und kulturellen Erbe des Christentums geprägt sind, dann auch in anderen Gegenden der Dritten Welt wie auch in bestimmten Gebieten der industrialisierten Länder.

Erste große Herausforderung

„Die erste große Herausforderung," von Joseph Ratzinger und Papst Johannes Paul II. "war nach Papst Benedikt XVI. die Befreiungstheologie, die sich in Lateinamerika ausbreitete. Sowohl in Europa als auch in Nordamerika war es allgemeine Meinung, dass es sich dabei um eine Unterstützung für die Armen handle und daher selbstverständlich gutzuheißen war. Das aber war ein Irrtum. Die Armut und die Armen waren von der Befreiungstheologie zweifelsohne zum Thema gemacht worden, allerdings in einer sehr spezifischen Perspektive. (…) Es ging nicht um Hilfe und Reformen, sondern um den großen Umsturz, aus dem eine neue Welt hervorgehen sollte. Der christliche Glauben wurde als Motor dieser revolutionären Bewegung gebraucht und dadurch in eine politische Kraft umgewandelt. (…) Natürlich traten diese Ideen in verschiedenen Varianten auf und nicht immer zeigten sie sich mit absoluter Deutlichkeit, doch insgesamt war das die Stoßrichtung. Einer solchen Verfälschung des christlichen Glaubens mußte man sich widersetzen, gerade auch aus Liebe zu den Armen und dem Dienst, der zu ihren Gunsten geleistet wird“."<ref>Benedikt XVI.: Befreiungtheologie, eine Verfälschung des christlichen Glaubens Katholisches.info am 8. April 2015</ref>

Päpstliche Schreiben

Weblinks

Anmerkungen

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