Apostolische Reise von Papst Benedikt XVI. nach Portugal 2010

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Worte bei der
Apostolischen Reise nach Portugal

von Papst
Benedikt XVI.
anlässlich des 10. Jahrestages der Seligsprechung der Hirtenkinder von Fatima, Jacinta und Francisco Marto
11. bis 14. Mai 2010

(Quelle: Die deutschen Fassungen auf der Vatikanseite)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Francisco Marto
Jacinta Marto

Inhaltsverzeichnis

Dienstag, den 11. Mai 2010

Interview von Benedikt XVI. mit den Journalisten auf dem Flug nach Lissabon

Pater Federico Lombardi: Heiliger Vater, welche Sorgen und Empfindungen verspüren Sie hinsichtlich der Lage der Kirche in Portugal? Was kann man Portugal sagen, einem Land, das früher zutiefst katholisch war und den Glauben in die Welt hinausgetragen hat, sich aber heute in einem tiefgreifenden Säkularisierungsprozeß befindet, sowohl im Alltagsleben als auch im Bereich der Gesetzgebung und der Kultur? Wie kann in einem Umfeld, das der Kirche gleichgültig und feindlich gegenübersteht, der Glaube verkündet werden?

Heiliger Vater: Zunächst wünsche ich Ihnen allen einen guten Tag. Hoffen wir, daß wir trotz der berühmten Aschewolke, unter der wir uns befinden, eine gute Reise haben. Was Portugal betrifft, empfinde ich vor allem Freude und Dankbarkeit für all das, was dieses Land in der Welt und in der Geschichte geleistet hat und leistet, sowie für die tiefe Menschlichkeit dieses Volkes, die ich bei einem Besuch und im Umgang mit zahlreichen portugiesischen Freunden kennenlernen konnte. Ich würde sagen, es ist wahr und absolut richtig, daß Portugal eine große Kraft des katholischen Glaubens gewesen ist und diesen Glauben in alle Teile der Welt getragen hat; einen mutigen, verständigen und kreativen Glauben; es hat eine große Kultur geschaffen, wie wir es in Brasilien sehen, in Portugal selbst, aber auch am portugiesischen Geist, der in Afrika und in Asien zu finden ist. Andererseits ist die Präsenz des Säkularismus nicht etwas ganz Neues. Die Dialektik zwischen Säkularismus und Glaube hat in Portugal eine lange Geschichte. Schon im 18. Jahrhundert war die Aufklärung stark vertreten. Man braucht nur an den Namen Pombal zu denken. So sehen wir, daß Portugal in diesen Jahrhunderten immer in der Dialektik gelebt hat, die sich natürlich heute radikalisiert hat und alle Züge des heutigen europäischen Geistes zeigt. Darin sehe ich eine Herausforderung und auch eine große Chance. In diesen Jahrhunderten der Dialektik zwischen Säkularismus und Glaube gab es immer Personen, die Brücken bauen und einen Dialog ins Leben rufen wollten, aber leider dominierte die Tendenz des Gegeneinanders und des gegenseitigen Ausschlusses. Heute sehen wir, daß genau diese Dialektik eine Chance darstellt, daß wir die Synthese und einen inhaltsreichen und tiefgehenden Dialog finden müssen. In dem multikulturellen Umfeld, in dem wir uns alle befinden, sieht man, daß eine rein rationalistische europäische Kultur ohne die transzendente religiöse Dimension nicht in der Lage wäre, mit den großen Kulturen der Menschheit in Dialog zu treten, die alle diese transzendente religiöse Dimension haben, die eine Dimension des menschlichen Wesens ist. Es ist daher ein Irrtum zu denken, daß es eine reine, anti-historische Vernunft gibt, die nur in sich selbst existiert, und daß es sich dabei um „die“ Vernunft handelt; wir entdecken immer mehr, daß sie nur einen Teil des Menschen berührt, nur eine bestimmte historische Situation zum Ausdruck bringt und nicht die Vernunft an sich ist. Die Vernunft an sich ist offen für die Transzendenz, und nur in der Begegnung zwischen der transzendenten Wirklichkeit, dem Glauben und der Vernunft findet der Mensch sich selbst. Daher denke ich, daß die Aufgabe und die Sendung Europas in dieser Situation gerade darin besteht, diesen Dialog zu finden, den Glauben und die moderne Rationalität in eine einzige anthropologische Sichtweise zu integrieren, die das menschliche Wesen vollständig erfaßt und so auch die Kommunikation unter den menschlichen Kulturen möglich macht. Daher würde ich sagen, daß die Präsenz des Säkularismus etwas Normales ist, aber die Trennung, das Gegeneinander von Säkularismus und der Kultur des Glaubens ist anormal und muß überwunden werden. Die große Herausforderung dieser Zeit ist, daß sich die beiden begegnen und so ihre wahre Identität finden. Das ist, wie erwähnt, eine Sendung Europas und eine menschliche Notwendigkeit in dieser unserer Geschichte.

Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Bleiben wir beim Thema Europa. Die Wirtschaftskrise hat sich in letzter Zeit in Europa verschärft und betrifft in besonderer Weise auch Portugal. Manche europäische Führungspersönlichkeiten sehen die Zukunft der Europäischen Union in Gefahr. Welche Lehren können aus dieser Krise gezogen werden, auch auf ethischer und moralischer Ebene? Was sind die Schlüsselpunkte, um die Einheit und die Zusammenarbeit der europäischen Länder in Zukunft zu festigen?

Heiliger Vater: Ich würde sagen, daß diese Wirtschaftskrise mit ihrer moralischen Komponente, die niemand übersehen kann, ein Anwendungsbeispiel, ein konkreter Fall von dem ist, was ich vorhin gesagt habe, nämlich daß sich zwei voneinander getrennte kulturelle Strömungen begegnen müssen, denn sonst finden wir den Weg in die Zukunft nicht. Auch hier sehen wir einen falschen Dualismus, nämlich einen wirtschaftlichen Positivismus, der glaubt, sich ohne die ethische Komponente entfalten zu können, einen Markt, der sich selbst regulieren soll, allein auf der Grundlage der wirtschaftlichen Kräfte, der positivistischen und pragmatischen Rationalität der Wirtschaft; die Ethik sei etwas anderes und diesem Prozeß fremd. In Wirklichkeit sehen wir jetzt, daß ein reiner wirtschaftlicher Pragmatismus, der die Realität des Menschen nicht beachtet – der ein ethisches Wesen ist –, nicht positiv endet, sondern unlösbare Probleme schafft. Daher ist es jetzt Zeit zu sehen, daß die Ethik nicht außerhalb, sondern innerhalb der Rationalität und des wirtschaftlichen Pragmatismus steht. Andererseits müssen wir auch eingestehen, daß der katholische, der christliche Glaube oft zu individualistisch war, die konkreten wirtschaftlichen Dinge der Welt überließ und nur an das individuelle Heil dachte, an die religiösen Handlungen, ohne zu sehen, daß diese eine globale Verantwortung, eine Verantwortung für die Welt mit sich bringen. Daher müssen wir auch hier in einen konkreten Dialog eintreten. In meiner Enzyklika „Caritas in veritate“ habe ich versucht – und die gesamte Tradition der christlichen Soziallehre geht in diese Richtung –, den ethischen und den den Glauben betreffenden Aspekt über das Individuum hinaus auf die Verantwortung gegenüber der Welt und auf eine von der Ethik geformte Rationalität auszuweiten. Andererseits haben die jüngsten Ereignisse auf dem Markt in den letzten zwei, drei Jahren gezeigt, daß die ethische Dimension innerhalb des wirtschaftlichen Handelns steht und darin ihren Platz haben muß, denn der Mensch ist eins, und es geht um den Menschen, um eine gesunde Anthropologie, die alles einschließt, und nur so läßt sich das Problem lösen, nur so entfaltet und erfüllt Europa seine Sendung.

Pater Lombardi: Danke. Jetzt kommen wir zu Fatima, das gewissermaßen auch der geistliche Höhepunkt dieser Reise sein wird. Heiliger Vater, welche Bedeutung haben heute für uns die Erscheinungen von Fatima? Als Sie den Text des dritten Geheimnisses im Juni 2000 im Presseamt des Heiligen Stuhls vorgestellt haben, waren manche von uns und andere Kollegen von damals dabei, und Sie wurden gefragt, ob die Botschaft von Fatima über das Attentat auf Johannes Paul II. hinaus auch auf andere Leiden der Päpste bezogen werden kann. Können Ihrer Ansicht nach auch die durch den Mißbrauch von Minderjährigen verursachten Leiden der Kirche von heute im Rahmen dieser Vision gesehen werden?

Heiliger Vater: Ich möchte zunächst meine Freude über die Reise nach Fatima zum Ausdruck bringen und darüber, vor der Muttergottes von Fatima zu beten, die für uns ein Zeichen der Gegenwart des Glaubens ist, daß gerade aus den Kleinen eine neue Kraft des Glaubens geboren wird, die nicht auf die Kleinen beschränkt bleibt, sondern eine Botschaft für die ganze Welt hat, und die die Geschichte gerade auch in ihrem Heute berührt und diese Geschichte erleuchtet. Bei der Präsentation im Jahr 2000 habe ich gesagt, daß eine Erscheinung – das heißt ein übernatürlicher Impuls, der nicht bloß der Vorstellungskraft der Person entspringt, sondern tatsächlich von der Jungfrau Maria, vom Übernatürlichen herkommt – daß ein solcher Impuls in das Subjekt eintritt und gemäß den Möglichkeiten des Subjekts zum Ausdruck gebracht wird. Das Subjekt ist von seinen geschichtlichen, persönlichen, und charakterlichen Gegebenheiten bestimmt und übersetzt den großen übernatürlichen Impuls daher in sein Seh-, Vorstellungs- und Ausdrucksvermögen, aber in diesen Ausdrucksweisen, die vom Subjekt geformt sind, verbirgt sich ein Inhalt, der darüber hinausgeht, der tiefer ist, und nur im Lauf der Zeit können wir die ganze Tiefe sehen, die – sagen wir mal – in dieser für die konkreten Personen möglichen Vision „gekleidet“ war. So würde ich sagen, werden auch hier über die große Vision des Leidens des Papstes hinaus, die wir in erster Linie auf Papst Johannes Paul II. beziehen können, Realitäten der Zukunft der Kirche aufgezeigt, die sich nach und nach entfalten und zeigen. Daher ist es richtig, daß man über den in der Vision gezeigten Moment hinaus die Notwendigkeit eines Leidens der Kirche sieht, das sich natürlich in der Person des Papstes widerspiegelt, aber der Papst steht für die Kirche und daher werden Leiden der Kirche angekündigt. Der Herr hat uns gesagt, daß die Kirche auf verschiedene Weise immer leiden würde bis zum Ende der Welt. Wichtig ist dabei, daß die Botschaft, die Antwort von Fatima im Wesentlichen nicht auf bestimmte Andachtsübungen abzielt, sondern auf die grundlegende Antwort, das heißt die ständige Umkehr, die Buße, das Gebet und die drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. So sehen wir hier die wahre und grundlegende Antwort, die die Kirche geben muß, die wir, jeder von uns, in dieser Situation geben müssen. Unter dem Neuen, das wir heute in dieser Botschaft entdecken können, ist auch die Tatsache, daß die Angriffe gegen den Papst und die Kirche nicht nur von außen kommen, sondern die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche. Und darum ist es für die Kirche zutiefst notwendig, daß sie neu lernt, Buße zu tun, die Reinigung anzunehmen; daß sie einerseits zu vergeben lernt, aber auch die Notwendigkeit der Gerechtigkeit sieht; denn Vergebung ersetzt die Gerechtigkeit nicht. Mit einem Wort, wir müssen gerade das Wesentliche neu lernen: die Umkehr, das Gebet, die Buße und die göttlichen Tugenden. So antworten wir. Seien wir realistisch darauf gefaßt, daß das Böse immer angreift, von innen und von außen, aber daß auch die Kräfte des Guten immer gegenwärtig sind und daß letztendlich der Herr stärker ist als das Böse. Und die Muttergottes ist für uns eine sichtbare, mütterliche Garantie der Güte Gottes, die immer das letzte Wort in der Geschichte ist.

Pater Lombardi: Vielen Dank, Heiliger Vater, für die Klarheit und die Tiefe ihrer Antworten und für dieses abschließende Wort der Hoffnung, das Sie uns mitgegeben haben. Wir wünschen Ihnen, daß Sie diese anspruchsvolle Reise in Ruhe machen können und daß Sie sie auch mit der Freude und der geistlichen Tiefe erleben können, die uns die Begegnung mit dem Geheimnis von Fatima schenkt. Wir wünschen Ihnen eine gute Reise und werden uns unsererseits bemühen, unseren Dienst gut zu verrichten und mit Objektivität das zu verbreiten, was sie tun werden.

Ansprache beim Offiziellen Empfang auf dem Lissabon Portela International Airport

Herr Präsident der Republik,
sehr geehrte Vertreter des Landes,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
meine Damen und Herren!

Erst jetzt war es mir möglich, die freundlichen Einladungen des Herrn Präsidenten und meiner bischöflichen Mitbrüder anzunehmen und diese geschätzte und geschichtsträchtige Nation zu besuchen, die heuer die Hundertjahrfeier der Ausrufung der Republik begeht. Während ich den Boden dieses Landes zum ersten Mal betrete, seit die Göttliche Vorsehung mich auf den Stuhl Petri gerufen hat, fühle ich mich durch Ihrer aller freundliche Anwesenheit und Gastfreundschaft sehr geehrt und bekunde Ihnen meine Dankbarkeit. Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für Ihre herzlichen Worte der Begrüßung, mit denen Sie die Empfindungen und die Hoffnungen des portugiesischen Volkes zum Ausdruck gebracht haben. Allen, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Religion, gilt mein freundschaftlicher Gruß und besonders jenen, die zu dieser Begegnung mit mir nicht kommen konnten. Als Pilger komme ich zur Muttergottes von Fatima, der ich vom Höchsten den Auftrag erhalten habe, meine Brüder zu stärken, die auf ihrer Pilgerschaft zum Himmel voranschreiten.

Seit den Anfängen seiner nationalen Existenz hat sich das portugiesische Volk an den Nachfolger Petri gewandt, um als eigenständige Nation anerkannt zu werden. In der Folge hat einer meiner Vorgänger Portugal – in der Person seines Königs – für die großen und langjährigen Dienste für die Sache des Evangeliums mit dem Titel „Fidelissimus“ geehrt (vgl. Papst Pius II., Breve Dum tuam, 25.1.1461). Das Geschehen vor 93 Jahren, als sich der Himmel gerade über Portugal auftat – wie ein Fenster der Hoffnung, das Gott öffnet, wenn der Mensch ihm die Türe verschließt –, um im Schoß der Menschheitsfamilie die Bande brüderlicher Solidarität wieder herzustellen, die auf der gegenseitigen Anerkennung ein und desselben Vaters ruhen, ist ein Werk der liebenden Vorsehung Gottes. Es hängt nicht vom Papst ab, noch von irgendeiner kirchlichen Autorität: „Es war nicht die Kirche, die Fatima durchgesetzt hat“, – hätte Kardinal Manuel Cerejeira seligen Angedenkens gesagt – „sondern es war Fatima, das sich in der Kirche behauptet hat“.

Die Jungfrau Maria ist vom Himmel gekommen, um uns an Wahrheiten des Evangeliums zu erinnern, die für eine lieblose und heilsvergessene Menschheit die Quelle der Hoffnung bilden. Diese Hoffnung besitzt als erste und grundlegende Dimension natürlich nicht die horizontale, sondern die vertikale und transzendente Beziehung. Die Beziehung mit Gott ist für den Menschen wesentlich: er ist auf Gott hin geschaffen und ausgerichtet; er sucht die Wahrheit in der eigenen Erkenntnisstruktur; er strebt in der Willenssphäre nach dem Guten, und er ist in seiner ästhetischen Dimension von der Schönheit angezogen. Das Gewissen ist in dem Maße christlich, wie es sich der Fülle des Lebens und der Weisheit öffnet, die wir in Jesus Christus haben. Der Besuch, der jetzt unter dem Zeichen der Hoffnung beginnt, will ein Angebot der Weisheit und der Sendung sein.

Aus einer weisen Sicht des Lebens und der Welt leitet sich die rechte Ordnung der Gesellschaft her. Die Kirche hat ihren Platz in der Geschichte, und sie ist bereit, mit denen zusammenzuarbeiten, welche die menschliche Auffassung vom Leben grundsätzlich achten und nicht an den Rand drängen oder auf den Privatbereich reduzieren. Es geht hier nicht um eine ethische Auseinandersetzung zwischen einem laizistischen und einem religiösen System, sondern vielmehr um eine Sinnfrage, der sich die eigene Freiheit überläßt. Der Unterschied besteht darin, welcher Wert der Sinnesproblematik und seinen möglichen Folgen im öffentlichen Leben beigemessen wird. Die republikanische Wende, die vor hundert Jahren in Portugal stattgefunden hat, hat – in der Trennung von Kirche und Staat – einen neuen Raum der Freiheit für die Kirche eröffnet, dem die beiden Konkordate von 1940 und 2004 in kulturellen Bereichen und kirchlichen Vorhaben, die stark von raschen Änderungen geprägt sind, Gestalt gegeben haben. Die durch die Veränderungen hervorgerufenen Schwierigkeiten sind im allgemeinen mutig angegangen worden. Das Leben in einer Pluralität von Wertsystemen und ethischen Vorgaben macht es erforderlich, sich zur Mitte des eigenen Ichs und zum Kern des christlichen Glaubens aufzumachen, um die Qualität des Zeugnisses auf die Heiligkeit hin zu stärken und Wege der Sendung zu finden, die bis zur Radikalität des Martyriums gehen.

Liebe Brüder, liebe portugiesische Freunde, ich danke euch nochmals für den herzlichen Empfang. Der Herr segne alle Anwesenden und alle Bewohner dieser edlen und geliebten Nation, die ich der Muttergottes von Fatima anempfehle, dem zarten Bild der Liebe Gottes, die alle als Kinder in ihre Arme schließt.

Grußworte an das Personal des Palastes von Belém (Lissabon

Liebe Freunde!

Im Rahmen meines Besuchs beim Herrn Staatspräsidenten wollte ich auch Sie alle sehen und grüßen, die Sie als Mitarbeiter im Dienst der hohen Aufgaben des Präsidentenamtes der Republik stehen und für diesen schönen Palast wie auch für seine Bewohner und alle, die hier empfangen werden, sorgen. Meinerseits spreche ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank aus und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Tätigkeiten. Ich versichere Ihnen mein besonderes Gebetsgedenken für Sie und Ihre Familien. Der gnädige Gott segne und stärke Sie mit dem Licht seiner Gnade, damit Sie im gegenseitigen Respekt an Ihrem Arbeitsplatz und durch Ihren Einsatz für das Gemeinwohl, dem Sie dienen, im hundertsten Jahr der Portugiesischen Republik zu einer gerechteren Gesellschaft und zu einer besseren Zukunft für alle beitragen können.

Es segne Sie alle der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Predigt bei der Hl. Messe, Terreiro do Paço in Lissabon

Liebe Brüder und Schwestern!
Liebe junge Freunde!

„Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; […] und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,19.20). Diese Worte des auferstandenen Christus haben hier in der Stadt Lissabon eine besondere Bedeutung, von wo in großer Zahl Generationen und Generationen von Christen – Bischöfe, Priester, Gottgeweihte und Laien, Männer und Frauen, junge und weniger junge Menschen – aufgebrochen sind und dem Ruf des Herrn folgten. Sie waren bloß mit dieser Gewißheit ausgestattet, die er ihnen hinterlassen hat: „Ich bin bei euch alle Tage“. Portugal hat sich durch seinen Dienst für die Verbreitung des Glaubens einen Ruhmesplatz inmitten der Nationen erworben: In den fünf Erdteilen gibt es Ortskirchen, die von der portugiesischen Missionstätigkeit herrühren.

In der Vergangenheit hat euer Aufbruch auf der Suche nach anderen Völkern die Bande mit dem, was ihr gewesen seid und geglaubt habt, weder behindert noch zerstört. Im Gegenteil, in christlicher Weisheit ist es euch gelungen, Erfahrungen und Eigentümlichkeiten zu verpflanzen und euch zugleich – in scheinbarer Schwäche, die Stärke bedeutet – dem Beitrag der anderen zu öffnen, um ihr selbst zu sein. Heute nehmt ihr am Aufbau der Europäischen Gemeinschaft teil, und dazu tragt ihr mit eurer kulturellen und religiösen Identität bei. So wie Jesus Christus sich den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus beigesellt hat, geht er heute mit uns gemäß seiner Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“. Wenngleich anders als bei den Aposteln, machen auch wir eine echte und persönliche Erfahrung des auferstandenen Herrn. Die Distanz der Jahrhunderte wird überwunden, und der Auferstandene lebt und wirkt durch uns im Heute der Kirche und der Welt. Dies ist unsere große Freude. Im lebendigen Strom der Tradition der Kirche ist Christus nicht zweitausend Jahre von uns entfernt, sondern wirklich unter uns gegenwärtig und schenkt uns die Wahrheit, schenkt uns das Licht, das uns leben und den Weg in die Zukunft finden läßt. Gegenwärtig in seinem Wort, zugegen bei der Versammlung des Volkes Gottes mit seinen Hirten, und in herausragender Weise gegenwärtig im Sakrament seines Leibes und Blutes ist Jesus hier bei uns.

Ich grüße den Herrn Kardinal und Patriarchen von Lissabon, dem ich für die freundlichen Worte danke, die er zu Beginn dieser Feier an mich gerichtet hat im Namen seiner Gemeinde, die mich empfängt und die ich mit ihren fast zwei Millionen Söhnen und Töchtern im Geiste umarme; an alle, die ihr hier zugegen seid – liebe Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst, liebe Ordensleute und engagierte Laien, liebe Familien und Jugendliche, Getaufte und Katechumenen – richte ich meinen brüderlichen und freundschaftlichen Gruß, in den ich alle einschließe, die über Radio und Fernsehen mit uns verbunden sind. Herzlich danke ich dem Herrn Präsidenten der Republik für seine Anwesenheit und den anderen Vertretern des öffentlichen Lebens, besonders dem Bürgermeister von Lissabon, der mir freundlicherweise die Schlüssel der Stadt überreicht hat.

Liebes Lissabon, Hafen und Hort vieler Hoffnungen, die dir die Aufbrechenden anvertrauten und die deine Besucher ersehnten, gerne möchte ich heute von diesen Schlüsseln Gebrauch machen, die du mir übergeben hast, damit du deine menschlichen Hoffnungen auf der göttlichen Hoffnung gründen kannst. In der Lesung aus dem Ersten Petrusbrief, die soeben verkündet wurde, haben wir gehört: „Seht her, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde.“ Und der Apostel erklärt: Kommt zum Herrn, „dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist“ (1 Petr 2,6.4). Brüder und Schwestern, wer an Jesus glaubt, „geht nicht zugrunde“: Dies ist Gottes Wort, das sich nicht irrt noch uns trügen kann – Wort, das bestätigt wird durch „eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen“, und die der Verfasser der Offenbarung „in weißen Gewändern“ schaut, wie sie „Palmzweige in den Händen trugen“ (vgl. Offb 7,9). Unter dieser unzählbaren Schar sind nicht nur die Heiligen Verissimus, Maxima und Julia, die hier während der diokletianischen Verfolgung das Martyrium erlitten haben, oder der heilige Diakon und Märtyrer Vinzenz, der Hauptpatron des Patriarchats; der heilige Antonius und der heilige Johannes de Brito, die von hier ausgezogen sind, um den guten Samen Gottes in anderen Ländern und bei anderen Völkern auszusäen, oder der heilige Nuno de Santa Maria, den ich vor knapp über einem Jahr in das Buch der Heiligen einschreiben konnte. Diese Schar wird aber auch von den „Knechten unseres Gottes“ aller Zeiten und Orte gebildet, auf deren Stirn das Zeichen des Kreuzes mit dem „Siegel des lebendigen Gottes“ (Offb 7,2.3) gedrückt wurde: mit dem Heiligen Geist. Es handelt sich um den Ritus, der zu Beginn der Spendung des Taufsakraments – durch das die Kirche die „Heiligen“ zur Welt bringt – an jedem von uns vollzogen wurde.

Wie wir wissen, gibt es in der Kirche auch unwillige und sogar aufbegehrende Kinder, aber in den Heiligen erkennt sie ihre eigenen charakteristischen Züge und kostet gerade in ihnen ihre größte Freude aus. Sie alle verbindet der Wille, das Evangelium im eigenen Leben Fleisch werden zu lassen unter dem Ansporn des Heiligen Geistes, der Gottes Volk beständig belebt. Mit Blick auf die eigenen Heiligen ist diese Ortskirche zurecht zu dem Schluß gekommen, daß heute die pastorale Priorität darin besteht, alle christlichen Frauen und Männer zu einer leuchtenden Vergegenwärtigung der Ideale des Evangeliums inmitten der Welt, in der Familie, im Bereich der Kultur, Wirtschaft und Politik werden zu lassen. Oft sorgen wir uns mühevoll um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen des Glaubens und nehmen dabei als selbstverständlich an, daß dieser Glauben auch vorhanden ist, was leider immer weniger der Wirklichkeit entspricht. Man hat ein vielleicht zu großes Vertrauen in die kirchlichen Strukturen und Programme gelegt, in die Verteilung der Macht und der Aufgaben; aber was wird geschehen, wenn das Salz schal wird?

Damit das nicht geschieht, muß das Ereignis des Todes und der Auferstehung Christi – das Herz des Christentums, der Kern und Halt unseres Glaubens, der starke Antrieb unserer Gewißheit, der heftige Wind, der alle Angst und Unentschlossenheit, jeden Zweifel und jedes menschliche Kalkül hinwegfegt – von neuem kraftvoll und freudig verkündet werden. Die Auferstehung Christi versichert uns, daß keine gegnerische Macht je die Kirche zerstören können wird. Unser Glaube hat also ein Fundament, doch es ist nötig, daß dieser Glauben in einem jeden von uns Leben annimmt. Eine große Anstrengung ist daher zu unternehmen, damit sich jeder Christ in einen Zeugen verwandelt, der fähig ist, allen und immer Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, die ihn erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15): Nur Christus kann die tiefen Wünsche jedes menschlichen Herzens voll erfüllen und auf die Fragen über das Leid, die Ungerechtigkeit und das Böse, über den Tod und das Leben im Jenseits, die es am meisten beunruhigen, Antwort geben.

Liebe Brüder und Schwestern, liebe junge Freunde, Christus ist immer bei uns und geht mit seiner Kirche, er begleitet und schützt sie, wie er uns gesagt hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Zweifelt nie an seiner Gegenwart! Sucht immer den Herrn Jesus, wachset in der Freundschaft mit ihm, empfangt ihn in der Kommunion! Lernt, auf sein Wort zu hören und ihn auch in den Armen zu erkennen! Lebt mit Freude und Begeisterung euer Leben und seid der Gegenwart Jesu gewiß wie seiner unentgeltlichen, großherzigen Freundschaft, treu bis zum Tod am Kreuz. Gebt allen, angefangen bei euren Altersgenossen, Zeugnis von der Freude über diese starke und angenehme Gegenwart! Sagt ihnen, daß es schön ist, ein Freund Jesu zu sein, und es sich lohnt, ihm zu folgen! Zeigt mit eurer Begeisterung, daß man unter den vielen Möglichkeiten zu leben, die uns die Welt heute zu bieten scheint – und die alle scheinbar auf der gleichen Stufe stehen –, einzig in der Nachfolge Jesu den wahren Sinn des Lebens und folglich die wahre und bleibende Freude findet.

Sucht jeden Tag den Schutz Marias, der Mutter des Herrn Jesus Christus und des Spiegels aller Heiligkeit! Sie, die ganz heilige, wird euch helfen, treue Jünger ihres Sohnes Jesus Christus zu sein.

Botschaft anlässlich des 50. Jubiläums des Christkönig-Heiligtums in Almada (Terrero de Paço - Lissabon)

Liebe Brüder und Schwestern!

Nun richte ich meinen Blick auf das andere Ufer des Tejo, wo sich das Christkönigsdenkmal erhebt, und tue das gleichsam am Abschluß der Feierlichkeiten zu dessen 50jährigen Bestehen. Da es mir nicht möglich ist, das Heiligtum zu besuchen – wie es sich Bischof Gilberto von Setúbal gewünscht hatte –, möchte ich von hier aus die jungen Generationen auf das beispielhafte Gottvertrauen und die vorbildliche Treue zum geleisteten Gelübde hinweisen, die uns die Bischöfe und gläubigen Christen von damals zum Zeichen der Liebe und der Dankbarkeit für die Erhaltung des Friedens in Portugal in Stein gemeißelt hinterlassen haben. Von dort breitet das Bild Christi die Arme über ganz Portugal aus, um es gleichsam an das Kreuz zu erinnern, an dem Jesus den Frieden für die Welt errungen und sich als König und Knecht offenbart hat, da er der wahre Erlöser der Menschheit ist.

In seiner Rolle als Heiligtum möge es immer mehr zu einem Ort werden, an dem jeder Gläubige prüfen kann, wie die Merkmale des Reiches Christi sein Leben aus der Taufe prägen, um das Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens durch das gesellschaftliche Engagement zugunsten der Armen und der Unterdrückten aufzubauen und um die Spiritualität der christlichen Gemeinden auf Christus, den Herrn und Richter der Geschichte, auszurichten.

Allen, die im Christkönigsheiligtum wirken und Dienste leisten, allen Pilgern und allen Gläubigen der Diözese Setúbal erbitte ich den reichen Segen des Himmels, der in unseren Herzen, in den Familien und in der Gesellschaft bleibende Hoffnung und dauernden Frieden hervorbringt.

Grußworte an die vor der Apostolischen Nuntiatur versammelten Jugendlichen (Lissabon)

Liebe Freunde!

Ich habe mich über die rege und zahlreiche Teilnahme von Jugendlichen an der Eucharistiefeier heute nachmittag auf dem Terreiro do Paço gefreut, die damit ihren Glauben und ihren Willen, die Zukunft auf dem Evangelium Jesu Christi aufzubauen, unter Beweis gestellt haben. Danke für das frohe Zeugnis für Christus, der ewig jung ist, und für die Aufmerksamkeit, die ihr seinem demütigen Stellvertreter auf Erden mit dieser abendlichen Begegnung erweist. Ihr seid gekommen, um mir gute Nacht zu sagen, und von ganzem Herzen danke ich euch dafür; aber jetzt müßt ihr mich schlafen gehen lassen, sonst wird es keine gute Nacht, und der morgige Tag erwartet uns.

Ich freue mich sehr, daß ich mich der großen Schar von Pilgern nach Fatima anläßlich des 10. Jahrestags der Seligsprechung von Francisco und Jacinta anschließen kann. Mit Hilfe der Muttergottes haben sie gelernt, Gottes Licht im Innersten ihres Herzens zu sehen und ihn in ihrem Leben anzubeten. Möge die Jungfrau Maria euch dieselbe Gnade erwirken und euch beschützen! Ich rechne weiterhin mit euch und mit euren Gebeten, damit dieser Besuch in Portugal reiche Frucht bringt. Und nun erteile ich euch von Herzen meinen Segen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gute Nacht! Bis morgen.

Vielen Dank!

Mittwoch, den 12. Mai 2010

Begegnung mit Vertretern aus der Welt der Kultur im Kulturzentrum Belém (Lissabon)

Verehrte Mitbrüder im bischöflichen Dienst,
sehr geehrte Damen und Herren aus der Politik und Vertreter des Geisteslebens, der Wissenschaft und der Kunst,
liebe Freunde!

Es ist mir eine große Freude, hier das ganze Spektrum der portugiesischen Kultur vor mir zu haben, das Sie als Frauen und Männer, die in Forschung und Entwicklung der verschiedenen Wissenszweige tätig sind, so würdig vertreten. Ihnen allen möchte ich meine besondere Wertschätzung und Freundschaft ausdrücken in Anerkennung dessen, was Sie tun und was Sie sind. Die Regierung, die hier durch die Frau Kulturministerin vertreten ist – einen ehrerbietigen und dankbaren Gruß richte ich sie – ist mit verdienstvollem Einsatz um den nationalen Vorrang der Kultur bedacht. Ich danke allen, die diese unsere Begegnung ermöglicht haben, besonders der Bischöflichen Kultur-Kommission mit ihrem Präsidenten, Bischof Manuel Clemente; ihm danke ich für seine herzlichen Willkommensgrüße und für die Darstellung der vielstimmigen Situation der portugiesischen Kultur, die hier durch einige ihrer herausragenden Protagonisten vertreten ist. Der Filmregisseur Manoel de Oliveira, eine Persönlichkeit ehrwürdigen Alters und eindrucksvoller Karriere, hat als ihr Wortführer ihre Gefühle und Erwartungen zum Ausdruck gebracht. Ihm gilt mein Gruß voller Bewunderung und Zuneigung sowie mein herzlicher Dank für die Worte, die er an mich gerichtet hat und in denen er die Sorgen und Stimmungen der Portugiesen inmitten der Turbulenzen der Gesellschaft von heute erahnen ließ.

In der Tat spiegelt die Kultur heute eine „Spannung“ wider, die bisweilen Formen eines „Konfliktes“ zwischen der Gegenwart und der Tradition annimmt. Die Dynamik der Gesellschaft setzt die Gegenwart absolut, indem sie sie vom kulturellen Erbe der Vergangenheit loslöst und nicht beabsichtigt, Zukunftsperspektiven zu entwerfen. Eine solche Aufwertung der „Gegenwart“ als Inspirationsquelle sowohl des individuellen als auch des gesellschaftlichen Lebensgefühls widerspricht der starken, zutiefst vom tausendjährigen Einfluß des Christentums geprägten kulturellen Tradition des portugiesischen Volkes und einem Bewußtsein globaler Verantwortung; diese ist im Abenteuer der Entdeckungen und im missionarischen Eifer, das Geschenk des Glaubens mit anderen Völkern zu teilen, zum Tragen gekommen. Das christliche Ideal der Universalität und der Brüderlichkeit hatte dieses gemeinsame Abenteuer inspiriert, auch wenn die Einflüsse der Aufklärung und des Laizismus spürbar geworden waren. Die besagte Tradition hat das hervorgebracht, was wir „Weisheit“ nennen können, d. h. ein Lebens- und Geschichtsempfinden, zu dem eine ethische Ordnung und ein „Ideal“ gehörte, das Portugal zu erfüllen hatte – dieses Land, das immer bemüht war, Beziehungen mit dem Rest der Welt zu knüpfen.

Die Kirche erscheint als die große Hüterin einer gesunden und edlen Tradition, deren reichen Beitrag sie der Gesellschaft zugute kommen läßt; diese respektiert und schätzt weiterhin ihren Dienst für das Allgemeinwohl, entfernt sich aber von der erwähnten „Weisheit“, die Teil ihres Erbes ist. Dieser „Konflikt“ zwischen der Tradition und der Gegenwart drückt sich in der Krise der Wahrheit aus, aber sie allein kann für eine gelungene Existenz des Einzelnen wie des Volkes Orientierung bieten und den Weg vorzeichnen. Ein Volk, das seine eigene Wahrheit nicht mehr kennt, verliert sich schließlich in den Labyrinthen der Zeit und der Geschichte, ohne klar umrissene Werte und ohne deutlich ausgedrückte Ziele. Liebe Freunde, in bezug auf die Position der Kirche in der Welt muß mit großem Einsatz ein Lernprozeß eingeleitet werden, durch den man der Gesellschaft hilft zu verstehen, daß die Verkündigung der Wahrheit ein Dienst ist, den die Kirche der Gesellschaft anbietet, indem sie neue Horizonte der Zukunft, der Größe und der Würde erschließt. In der Tat hat die Kirche „zu allen Zeiten und unter allen Gegebenheiten eine Sendung der Wahrheit zu erfüllen für eine Gesellschaft, die dem Menschen und seiner Würde und Berufung gerecht wird. […] Die Treue zum Menschen erfordert die Treue zur Wahrheit, die allein Garant der Freiheit (vgl. Joh 8, 32) und der Möglichkeit einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung ist. Darum sucht die Kirche die Wahrheit, verkündet sie unermüdlich und erkennt sie an, wo immer sie sich offenbart. Diese Sendung der Wahrheit ist für die Kirche unverzichtbar“ (Enz. Caritas in veritate, 9). Für eine Gesellschaft, die mehrheitlich aus Katholiken besteht und deren Kultur zutiefst vom Christentum geprägt ist, erweist sich der Versuch, die Wahrheit außerhalb von Jesus Christus zu finden, als dramatisch. Für uns Christen ist die Wahrheit göttlich; sie ist der ewige »Logos«, der menschliche Gestalt angenommen hat in Jesus Christus, der objektiv feststellen konnte: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh 14, 6). Das Nebeneinander, das die Kirche in ihrem unverrückbaren Festhalten am Ewigkeitscharakter der Wahrheit, einerseits, und in der Achtung gegenüber anderen „Wahrheiten“ bzw. der Wahrheit der anderen, andererseits, erlebt, ist für sie eine Lehrzeit. In dieser dialogisierenden Achtung können sich der Vermittlung der Wahrheit neue Türen öffnen.

Papst Paul VI. hat geschrieben: „Die Kirche muß zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog“ (Enz. Ecclesiam suam, 67). In der Tat stellt der Dialog, in dem die beteiligten Parteien ohne Doppelzüngigkeit und respektvoll einander begegnen, heute eine Priorität in der Welt dar, der sich die Kirche nicht entziehen möchte. Das bezeugt gerade auch die Präsenz des Heiligen Stuhls in verschiedenen internationalen Organen wie zum Beispiel dem Nord-Süd-Zentrum des Europarates, der vor 20 Jahren hier in Lissabon errichtet wurde und dessen Angelpunkt der interkulturelle Dialog ist mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Europa, dem südlichen Mittelmeerraum und Afrika zu fördern und eine Weltbürgerschaft zu bilden, die auf die Menschenrechte und die Verantwortung der Bürger gegründet ist, unabhängig von ihrer ethnischen und politischen Zugehörigkeit und respektvoll gegenüber ihrer religiösen Überzeugung. Angesichts der kulturellen Verschiedenheit muß dafür gesorgt werden, daß die Menschen nicht nur die Existenz der Kultur der anderen akzeptieren, sondern auch danach trachten, sich von ihr bereichern zu lassen sowie umgekehrt ihr das anzubieten, was sie selbst an Gutem, Wahrem und Schönem besitzen.

Es ist dies ein Augenblick, der unsere besten Kräfte, prophetischen Mut und die erneuerte Fähigkeit erfordert, „der Welt neue Welten aufzuzeigen“, wie Euer Nationaldichter sagen würde (Luigi di Camões, Os Lusíades, II, 45). Sie, die Sie Kultur in all ihren Formen schaffen, Gedanken entwickeln und die Meinungen bilden – „dank Ihres Talentes haben Sie die Möglichkeit, zu den Herzen der Menschen zu sprechen, einzelne und gemeinsame Sensibilitäten zu berühren, Träume und Hoffnungen wachzurufen und Horizonte von Wissen und menschlichem Engagement zu erweitern. […] Und fürchten Sie sich nicht, sich der ersten und letzten Quelle der Schönheit zu nähern und in den Dialog mit den Gläubigen zu treten, mit denen, die sich wie Sie als Pilger in dieser Welt und in der Geschichte fühlen, unterwegs zur unendlichen Schönheit“ (Ansprache an die Künstler, 21.11.2009).

Gerade mit dem Ziel, „die moderne Welt in Kontakt mit den lebensspendenden und ewigen Energien des Evangeliums zu bringen“ (Johannes XXIII., Apost. Konst. Humanae salutis, 3), wurde das Zweite Vatikanische Konzil durchgeführt. In ihm hat die Kirche, ausgehend von einem neuen Bewußtsein der katholischen Überlieferung, die Kritiken, die jenen Kräften zugrundeliegen, welche die Moderne, d. h. die Reformation und die Aufklärung, kennzeichnen, angenommen, analysiert, verwandelt und überwunden. So hat die Kirche von sich aus das Beste der Forderungen der Moderne aufgenommen und umgebildet, indem sie sie einerseits übertraf und andererseits ihre Fehler und Sackgassen vermied. Das Konzilsgeschehen hat die Voraussetzungen für eine authentische katholische Erneuerung und für eine neue Zivilisation – die „Zivilisation der Liebe“ – geschaffen, als evangeliumsgemäßen Dienst am Menschen und an der Gesellschaft.

Liebe Freunde, die Kirche sieht in der aktuellen Kultur ihren vorrangigen Auftrag darin, die Suche nach der Wahrheit und folglich nach Gott wachzuhalten; die Menschen dahin zu bringen, über die vorletzten Dinge hinauszublicken und nach den letzten zu suchen. Ich lade Sie ein, die Gotteserkenntnis zu vertiefen, ihn so zu erkennen, wie er sich in Jesus Christus für unsere vollkommene Selbstverwirklichung offenbart hat. Schaffen Sie Schönes, vor allem aber lassen Sie Ihr Leben zum Ort des Schönen werden. Möge die seit Jahrhunderten von den Seefahrern auf dem Ozean und heute von den Seefahrern auf der Suche nach dem Guten, nach der Wahrheit und nach der Schönheit verehrte Muttergottes von Belém Ihre Fürsprecherin sein.

Gebet beim Besuch der Erscheinungskapelle in Fatima

[Heiliger Vater:]

Maria, unsere Herrin und Mutter aller Männer und Frauen, hier bin ich, ein Sohn, der seine Mutter besucht in Begleitung einer Schar von Brüdern und Schwestern. Als Nachfolger Petri, dem die Sendung anvertraut wurde, in der Kirche Christi den Vorsitz in der Liebe zu führen und alle im Glauben und in der Hoffnung zu stärken, will ich zu deinem Unbefleckten Herzen die Freuden und Hoffnungen, die Schwierigkeiten und Leiden eines jeden dieser deiner Kinder bringen, die hier in der Cova da Iria zugegen sind oder uns aus der Ferne begleiten.

O liebenswerte Mutter, du kennst jeden bei seinem Namen, kennst sein Gesicht und seine Geschichte, du hast alle lieb in mütterlicher Güte, die vom Herzen Gottes selbst kommt, der die Liebe ist. Alle vertraue ich dir an und weihe sie dir, heilige Maria, Mutter Gottes und unsere Mutter.

[Sänger und Gemeinde]

[Heiliger Vater:]

Der ehrwürdige Diener Gottes Papst Johannes Paul II. ist dreimal hierher zu dir nach Fatima gekommen und hat der „unsichtbaren Hand“ gedankt, die ihn vor fast dreißig Jahren beim Attentat am 13. Mai auf dem Petersplatz vor dem Tod gerettet hat. Er hat dem Heiligtum von Fatima eine Kugel geschenkt, die ihn schwer verletzt hatte und die in deine Krone der Königin des Friedens eingesetzt wurde. Wie tröstlich ist es zu wissen, daß du nicht nur eine Krone aus dem Gold und Silber unserer Freuden und Hoffnungen trägst, sondern auch aus den „Kugeln“ unserer Sorgen und Leiden. Geliebte Mutter, ich danke für die Gebete und Opfer, die die Hirtenkinder von Fatima für den Papst erbracht haben in der Gesinnung, die du bei den Erscheinungen in ihnen geweckt hast. Ich danke auch allen, die jeden Tag für den Nachfolger Petri und in seinen Anliegen beten, daß der Papst stark sei im Glauben, kühn in der Hoffnung und eifrig in der Liebe.

[Sänger und Gemeinde]

[Heiliger Vater:]

Dir, unser aller geliebten Mutter, überreiche ich hier in deinem Heiligtum von Fatima die Goldene Rose, die ich aus Rom mitgebracht habe, zum Zeichen der Dankbarkeit des Papstes für die Wunder, die der Allmächtige durch dich in den Herzen so vieler gewirkt hat, die zu deinem mütterlichen Haus pilgern. Ich bin gewiß, daß die Hirtenkinder von Fatima, die seligen Francisco und Jacinta und die Dienerin Gottes Lucia de Jesus, uns in dieser Stunde des Gebets und des Jubels begleiten.

[Sänger und Gemeinde]

Feier der Vesper mit den Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Diakonen in der Dreifaltigkeitskirche in Fatima

Liebe Brüder und Schwestern!

„Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau [...] damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4,4-5). Die Zeit war erfüllt, als der Ewige in die Zeit eingetreten ist; durch das Wirken und die Gnade des Heiligen Geistes wurde der Sohn des Höchsten empfangen und ist Mensch geworden im Schoß einer Frau: der Jungfrau und Mutter, Typus und klarstes Urbild der glaubenden Kirche. Sie hört nicht auf, neue Söhne im Sohn hervorzubringen, ,der nach dem Willen des Vaters der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein sollte. Jeder von uns ist aufgerufen, mit Maria und wie Maria ein demütiges und schlichtes Zeichen der Kirche zu sein, die sich stets neu als Braut in die Hände ihres Herrn begibt.

Euch allen, die ihr euer Leben Christus geschenkt habt, möchte ich heute abend die Wertschätzung und die Anerkennung der Kirche bekunden. Danke für euer oft stilles und keineswegs leichtes Zeugnis; Danke für eure Treue zum Evangelium und zur Kirche. In Jesus, der in der Eucharistie bei uns ist, schließe ich meine hier versammelten Brüder im Priestertum und die Diakone, die gottgeweihten Frauen und Männer, die Seminaristen und die Mitglieder der Bewegungen und der neuen kirchlichen Gemeinschaften in die Arme. Der Herr möge, so wie nur er es kann, all jenen ihre Mühen vergelten, die uns ermöglicht haben, hier bei Christus in der Eucharistie zu sein, besonders der Bischöflichen Kommission für Berufungen und pastorale Dienste mit ihrem Vorsitzenden, Bischof António Santos, dem ich für die freundlichen und brüderlichen Worte zu Beginn der Vesper danke. Hier in Fatima, das ideell ein „Abendmahlssaal“ des Glaubens ist, zeigt uns die Jungfrau Maria den Weg für unsere reinen und heiligen Aufopferung in die Hände des Vaters.

Erlaubt mir, euch mein Herz zu öffnen und euch zu sagen, daß die Hauptsorge jedes Christen und besonders der gottgeweihten Menschen und jener, die am Altar ihren Dienst tun, die Treue zur eigenen Berufung sein muß, als Jünger, die dem Herrn nachfolgen wollen. Die Treue auf Dauer ist der Name der Liebe, einer konsequenten, authentischen und tiefen Liebe zu Christus, dem Priester. „Wenn die Taufe durch die Einverleibung in Christus und die Einwohnung des Heiligen Geistes ein wahrer Eintritt in die Heiligkeit Gottes ist, dann wäre es widersinnig, sich mit einem mittelmäßigen Leben zufriedenzugeben, das im Zeichen einer minimalistischen Ethik und einer oberflächlichen Religiosität geführt wird“ (Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 31). In diesem zu Ende gehenden Priesterjahr komme eine Gnadenfülle auf euch herab, damit ihr in der Freude der Weihe lebt und die priesterliche Treue bezeugt, die auf der Treue Christi gründet. Das erfordert natürlich eine wahre innige Beziehung zu Christus im Gebet, denn nur die starke und intensive Erfahrung der Liebe des Herrn wird die Priester und die gottgeweihten Frauen und Männer dazu hinführen können, auf seine Liebe in bräutlicher Ganzhingabe zu antworten.

Dieses Leben der besonderen Weihe an Gott war für das Volk Gottes von Beginn an eine Erinnerung an das Evangelium, eine Erinnerung, die der ganzen Kirche die Radikalität des Evangeliums und das Kommen des Reiches zeigt, bestätigt und verkündet. Liebe gottgeweihte Männer und Frauen, mit eurem Einsatz im Gebet, in der Askese, im Wachstum des geistlichen Lebens, im Apostolat und in der Mission strebt ihr also dem himmlischen Jerusalem entgegen, nehmt ihr die Kirche der Endzeit vorweg, die Gott, der die Liebe ist, fest ergriffen hat und ihn voll Liebe betrachtet. Wie sehr brauchen wir heute dieses Zeugnis! Viele unserer Brüder und Schwestern leben, als ob es kein Jenseits gäbe, ohne sich um ihr ewiges Heil zu kümmern. Die Menschen sind dazu berufen, Gott zu suchen, ihn zu kennen und zu lieben; und die Kirche hat die Aufgabe, ihnen in dieser Berufung zu helfen. Wir wissen wohl, daß Gott über seine Gaben frei verfügt; die Bekehrung der Menschen ist eine Gnade. Aber wir sind für die Verkündigung des Glaubens verantwortlich, des ganzen Glaubens und der Anforderungen, die er mit sich bringt. Liebe Freunde, ahmen wir den Pfarrer von Ars nach, der so zu Gott gebetet hat: „Gewähre mir die Bekehrung meiner Pfarrgemeinde, und ich bin bereit, für den Rest meines Lebens all das zu erleiden, was du willst.“ Und er ließ nichts ungetan, um die Menschen von ihrer Lauheit loszureißen und zur Liebe zu führen.

Unter allen Gliedern des Leibes Christi herrscht eine tiefe Solidarität: Es ist nicht möglich, Christus zu lieben, ohne seine Brüder und Schwestern zu lieben. Für ihr Heil wollte der heilige Johannes Maria Vianney Priester sein: „Die Seelen für den guten Gott gewinnen“, das war seine Erklärung, als er mit achtzehn Jahren von seiner Berufung sprach. So wie Paulus schrieb: „Möglichst viele gewinnen“ (1 Kor 9,19). Der Generalvikar hatte zu Johannes Maria Vianney gesagt: „In dieser Pfarrgemeinde gibt es nicht viel Liebe zu Gott; Sie werden die Liebe hineinbringen.“ In seiner priesterlichen Leidenschaft war der heilige Pfarrer wie Jesus in der Begegnung mit jedem Sünder barmherzig. Er betonte lieber das Anziehende der Tugend und das Erbarmen Gottes, vor dessen Angesicht unsere Sünden „Sandkörner“ sind. Er hatte Angst, daß die Priester „unsensibel“ werden und sich mit der Gleichgültigkeit der Gläubigen abfinden könnten: „Wehe euch, Hirten“, ermahnte er, „wenn ihr stumm bleibt, während ihr seht, wie Gott beleidigt wird und die Seelen ins Verderben gehen“.

Liebe Mitbrüder im Priestertamt, bedenkt es an diesem Ort, dem Maria eine so besondere Bedeutung verliehen hat, und schaut auf ihre Berufung als treue Jüngerin ihres Sohnes Jesus, von der Empfängnis an bis unter das Kreuz und dann auf dem Weg der entstehenden Kirche: welch unglaubliche Gnade ist eure priesterliche Berufung! Die Treue zu seiner Berufung erfordert Mut und Vertrauen, aber der Herr will auch, daß ihr euch gegenseitig stärkt; sorgt füreinander und unterstützt euch brüderlich. Die gemeinsamen Zeiten des Gebets und der Fortbildung sowie das Mittragen der Herausforderungen des priesterlichen Lebens und Wirkens der Mitbrüder sind ein notwendiger Teil eures Lebens. Wie schön ist es, wenn ihr euch gegenseitig in euren Häusern aufnehmt und dabei den Frieden Christi in euren Herzen habt! Wie wichtig ist es, daß ihr einander im Gebet und mit guten Ratschlägen und Unterscheidungshilfen beisteht! Seid besonders achtsam, wenn die priesterlichen Ideale manchmal an Kraft verlieren oder wenn jemand Beschäftigungen nachgeht, die nicht ganz mit dem übereinstimmen, was einen Diener Jesu Christi eigentlich ausmacht. Dann ist es Zeit, zusammen mit der mitbrüderlichen Herzlichkeit auch die klare Haltung desjenigen einzunehmen, der seinem Bruder helfen will, „nicht zu fallen“.

Das Priestertum Christi ist ewig (vgl. Hebr 5,6), doch das Leben der Priester hat nur eine beschränkte Dauer. Christus will, daß andere das von ihm eingesetzte Weihepriestertum durch die Zeit hindurch fortsetzen. Bewahrt daher – in euch selbst und in eurem Umfeld – die Sehnsucht, unter den Gläubigen neue Priesterberufungen zu wecken, indem ihr dem Wirken der Gnade des Heiligen Geistes zur Seite steht. Das vertrauensvolle und beharrliche Gebet, die freudige Liebe zur eigenen Berufung und der hingebungsvolle Dienst der geistlichen Leitung werden euch erlauben, das Geschenk der Berufung in jenen zu erkennen, die von Gott auserwählt wurden.

Liebe Seminaristen, ihr habt bereits den ersten Schritt in Richtung auf den Priesterdienst gemacht und bereitet euch in den Priesterseminaren oder in den Ausbildungshäusern eurer Ordensgemeinschaften darauf vor. Der Papst ermutigt euch, euch der großen Verantwortung bewußt zu sein, die euch erwartet: Prüft gut, was ihr erstrebt und was euch bewegt; widmet euch mit Entschlossenheit und Großzügigkeit eurer Ausbildung. Eure Liebe muß in erster Linie der Eucharistie gelten, die der Mittelpunkt des christlichen Lebens und eine Schule der Demut und des Dienstes ist. Die Anbetung, die Verehrung und die Aufmerksamkeit für das Allerheiligste Sakrament in diesen Jahren werden bewirken, daß ihr später das Opfer des Altares mit erbaulicher und authentischer Ausstrahlung feiern werdet.

Liebe Priester und Diakone, liebe gottgeweihte Männer und Frauen, liebe Seminaristen und beauftragte Laien, auf diesem Weg der Treue leitet und begleitet uns die selige Jungfrau Maria. Mit ihr und wie sie sind wir frei, um heilig zu sein; frei, um arm, keusch und gehorsam zu sein; frei für alle, weil wir von allem losgelöst sind; frei von uns selbst, damit in jedem Christus wächst, denn er ist wirklich dem Vater geweiht und der wahre Hirte, dem die Priester ihre Stimme und ihre Gesten leihen und ihn so vergegenwärtigen; frei, um den Menschen unserer Zeit den gestorbenen und auferstanden Christus zu bringen, der bis ans Ende der Zeit bei uns bleibt und sich uns in der heiligen Eucharistie schenkt.

Weiheakt an das Unbefleckte Herz Mariens in der Dreifaltigkeitskirche in Fatima

Maria, Unbefleckte Mutter, an diesem Ort der Gnade, an dem die Liebe deines Sohnes Jesus, des Ewigen Hohenpriesters, uns Söhne im Sohn und seine Priester zusammengerufen hat, weihen wir uns deinem mütterlichen Herzen, um treu den Willen des Vaters zu erfüllen.

Wir sind uns bewußt, daß wir ohne Jesus nichts Gutes vollbringen können (vgl. Joh 15,5) und daß wir nur durch ihn, mit ihm und in ihm für die Welt Werkzeug des Heils sein können.

Braut des Heiligen Geistes, erwirke uns die unschätzbare Gabe der Umgestaltung in Christus. In derselben Kraft des Geistes, der dich überschattet und zur Mutter des Erlösers gemacht hat, hilf uns, daß Christus, dein Sohn, auch in uns geboren werde. Die Kirche möge so von heiligen Priestern erneuert werden, die von der Gnade dessen verwandelt wurden, der alles neu macht.

Mutter der Barmherzigkeit, dein Sohn hat uns berufen, so zu werden wie er selbst: Licht der Welt und Salz der Erde. (vgl. Mk 5,13.14).

Hilf uns mit deiner mächtigen Fürsprache, daß wir dieser erhabenen Berufung nie untreu werden, daß wir unserem Egoismus nicht nachgeben, noch den Schmeicheleien der Welt und den Verlockungen des Bösen.

Bewahre uns mit deiner Reinheit, beschütze uns mit deiner Demut und umfange uns mit deiner mütterlichen Liebe, die sich in vielen Seelen widerspiegelt, die dir geweiht sind und uns zu echten Müttern im Geiste geworden sind.

Mutter der Kirche, wir Priester wollen Hirten sein, die nicht sich selbst weiden, sondern sich Gott hingeben für die Brüder und Schwestern und darin ihre Erfüllung und ihr Glück finden. Nicht nur mit Worten, sondern mit unserem Leben wollen wir demütig Tag für Tag unser „Hier bin ich“ sagen.

Von dir geführt, wollen wir Apostel der Göttlichen Barmherzigkeit sein und voll Freude jeden Tag das heilige Opfer des Altares feiern und allen, die darum bitten, das Sakrament der Versöhnung spenden.

Fürsprecherin und Mittlerin der Gnaden, du bist ganz hineingenommen in die einzige universale Mittlerschaft Christi, erflehe uns von Gott ein völlig neues Herz, das Gott mit all seiner Kraft liebt und der Menschheit dient wie du.

Sprich zum Herrn noch einmal dein wirkungsvolles Wort: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 2,3), damit der Vater und der Sohn über uns den Heiligen Geist wie in einer neuen Sendung ausgießen.

Voller Staunen und Dank für deine ständige Gegenwart in unserer Mitte, will auch ich im Namen aller Priester ausrufen: „Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk 1,43).

Maria, seit jeher unsere Mutter, werde nicht müde, uns zu „besuchen“, uns zu trösten, uns zu stützen. Komm uns zu Hilfe und errette uns aus allen Gefahren, die uns drohen.

Mit diesem Akt des Anvertrauens und der Weihe wollen wir dich auf tiefere und vollständigere Weise, für immer und ganz in unser Leben als Menschen und Priester hineinnehmen.

Deine Gegenwart lasse die Wüste unserer Einsamkeit neu erblühen und die Sonne über unserer Dunkelheit leuchten und bringe nach dem Sturm die Ruhe zurück, damit jeder Mensch das Heil des Herrn sehe, das den Namen und das Gesicht Jesu trägt, der sich in unseren Herzen widerspiegelt, da sie stets eins mit dem deinen sind.

Amen.

Kerzensegnung und Rosenkranzgebet in der Erscheinungskapelle in Fatima

Liebe Pilger!

Mit den brennenden Kerzen in euren Händen bildet ihr alle zusammen gleichsam ein Lichtermeer rund um diese einfache Kapelle. Diese wurde liebevoll zu Ehren der Mutter Gottes und unserer Mutter erbaut, deren Rückkehr von der Erde in den Himmel den Hirtenkindern wie ein Lichtstreifen erschien. Aber weder Maria noch wir selbst verfügen über ein eigenes Licht: Wir empfangen es von Jesus. Seine Gegenwart in uns verwirklicht neu das Geheimnis und den Ruf des brennenden Dornbuschs, der einst auf dem Berg Sinai Mose angezogen hat und der unentwegt all jene zum Staunen bringt, die ein besonderes Licht in uns bemerken, das brennt, ohne uns zu verbrennen (vgl. Ex 3,2-5). Auf uns allein gestellt sind wir nicht mehr als ein kläglicher Dornbusch, aber auf diesen ist die Herrlichkeit Gottes herabgekommen. Daher gebührt Gott alle Ehre, uns hingegen bleibt, demütig zu bekennen, daß wir nichts sind, und uns in Anbetung vor dem göttlichen Plan zu verneigen, der seine Erfüllung finden wird, wenn „Gott alles in allem“ (1 Kor 15,28) ist. Die Jungfrau voller Gnade steht in unvergleichlicher Weise im Dienst dieses Planes: „Siehe ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

Liebe Pilger, ahmen wir Maria nach, indem wir in unserem Leben ihr „Mir geschehe“ neu erklingen lassen! Dem Mose hat Gott einst befohlen: „Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden“ (Ex 3,5). Und er tat es; danach legte er seine Schuhe wieder an und ging, um sein Volk aus der Sklaverei Ägyptens zu befreien und in das verheißene Land zu führen. Dabei geht es nicht bloß um den Besitz eines Grundstücks oder um ein Staatsgebiet, auf das ein jedes Volk Anrecht hat; beim Ringen um die Befreiung Israels und beim Auszug aus Ägypten wird in der Tat in erster Linie das Recht auf die Freiheit zur Anbetung betont, auf die Freiheit, einen eigenen Gottesdienst zu feiern. Im Laufe der Geschichte des auserwählten Volkes nimmt die Verheißung des Landes dann immer mehr diese Bedeutung an: Das Land wird ihnen gegeben, damit es einen Ort des Gehorsams gibt, damit ein für Gott offener Raum geschaffen wird.

In unserer Zeit, in der der Glaube an vielen Orten der Erde wie eine Flamme zu verlöschen droht, die nicht mehr genährt wird, ist es wichtiger als alles andere, daß Gott in dieser Welt gegenwärtig wird und daß den Menschen der Zugang zu Gott eröffnet wird; nicht zu irgendeinem Gott, sondern zum Gott, der am Sinai gesprochen hat, zu dem Gott, dessen Angesicht wir in der Liebe erkennen, die im gekreuzigten und auferstanden Christus bis zum Äußersten gegangen ist (vgl. Joh 13,1). Liebe Brüder und Schwestern, betet Jesus Christus in euren Herzen an (vgl. 1 Petr 3,15)! Habt keine Angst, von Gott zu sprechen und ohne Scheu die Zeichen des Glaubens zu zeigen, so daß vor den Augen eurer Zeitgenossen das Licht Christi erstrahlt, wie die Kirche in der Osternacht singt, in der die Menschheit zur Familie Gottes wird.

Brüder und Schwestern, an diesem Ort sehen wir voll Staunen, wie sich drei Kinder von der inneren Kraft ergreifen ließen, die sie bei den Erscheinungen des Engels und der himmlischen Mutter durchdrungen hat. Lassen wir uns hier, wo wir so oft dazu aufgefordert wurden, den Rosenkranz zu beten, von den Geheimnissen Christi anziehen, den Rosenkranzgeheimnissen Marias. Das Rosenkranzgebet erlaubt uns, unseren Blick und unser Herz auf Jesus zu richten, so wie Maria es tat, die das unübertreffliche Vorbild der Betrachtung des Sohnes ist. Wenn wir beim Beten der „Gegrüßet seist du, Maria“ die freudenreichen, lichtreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse meditieren, betrachten wir das gesamte Geheimnis Christi, von der Menschwerdung bis zum Kreuz und der Herrlichkeit der Auferstehung; wir betrachten die innige Teilhabe Marias an diesem Geheimnis und an unserem Leben in Christus heute, das auch von Zeiten der Freude und des Schmerzes durchwoben ist, von Schatten und Licht, von Sorge und Hoffnung. Die Gnade dringt in unser Herz und weckt das Verlangen, unser Leben nachhaltig gemäß dem Evangelium zu verändern, damit wir mit dem heiligen Paulus sagen können: „Für mich ist Christus das Leben“ (Phil 1,21) und in einer Lebens- und Schicksalsgemeinschaft mit Christus stehen.

Ich spüre, wie mich die Gläubigen hier und auf der ganzen Welt in Verbundenheit und Zuneigung begleiten. Ich trage in meinem Herzen die Sorgen und die Hoffnungen unserer Zeit, das Leid der verwundeten Menschheit sowie die Probleme der Welt und komme nun, um sie der Muttergottes von Fatima zu Füßen zu legen: Heilige Jungfrau, Mutter Gottes und unsere liebste Mutter, tritt für uns ein bei deinem Sohn, damit alle Familien und Völker – sowohl jene, die Christen sind, wie auch jene, die ihren Erlöser noch nicht kennen – in Frieden und Eintracht leben, bis sie in einem Volk Gottes vereint werden zur Ehre der allerheiligsten und unteilbaren Dreifaltigkeit. Amen.

Feier der Hl. Messe am Vorabend des Gedenktages Unserer Lieben Frau in Fatima - Predigt von Kardinalstaatssekretär Bertone

Verehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst!
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Liebe Fatimapilger!

Jesus sagt: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 18,3). Um in das Himmelreich zu kommen, müssen wir demütig werden, immer demütiger und kleiner, so klein wie möglich: Das ist das Geheimnis des mystischen Lebens. Das geistliche Leben kommt erst dann ernsthaft in Gang, wenn jemand einen echten Akt der Demut setzt, die erschwerende Haltung, sich stets für den Mittelpunkt des Universums zu halten, aufgibt und sich mit dem Geist eines Kindes in die Arme des Geheimnisses Gottes fallen läßt.

In die Arme des Geheimnisses Gottes! In ihm gibt es nicht nur Macht, Weisheit, Majestät, sondern auch Kindsein, Unschuld, unendliche Zärtlichkeit, da er Vater, unendlich Vater ist. Zunächst wußten wir das nicht, noch hätten wir es wissen können; es war notwendig, daß er uns seinen Sohn sandte, damit wir es entdeckten. Dieser wurde ein Kind und hat uns so sagen können, daß wir selbst Kinder werden sollen, um in sein Reich zu kommen. Er, der unendlich große Gott, wurde so klein und demütig vor uns, daß allein die Augen des Glaubens und der Unmündigen ihn erkennen können (vgl. Mt 11,25). So hat er den natürlichen Instinkt des Geltungsdrangs in Frage gestellt, der in uns herrscht: „wie Gott werden“ (vgl. Gen 3,5). So ist es! Gott ist auf Erden als ein Kind erschienen. Jetzt wissen wir, wie Gott ist: Er ist wie ein Kind. Man mußte das sehen, um es zu glauben! Er ist unserem anmaßenden Verlangen, die anderen zu übertreffen, entgegengekommen, aber er hat die Richtung umgedreht und uns vorgeschlagen, dieses Verlangen in den Dienst der Liebe zu stellen; übertreffen ja, aber als der Friedlichste, Nachsichtigste, Großzügigste und Hilfsbereiteste von allen: der Diener aller und der Letzte von allen.

Brüder und Schwestern, dies ist „die Weisheit von oben“ (vgl. Jak 3,17). Die „Weisheit“ der Welt hingegen lobt den persönlichen Erfolg und sucht ihn unter allen Kosten, während sie ohne Skrupel den ausschaltet, der als Hindernis für die eigene Vorherrschaft angesehen wird. Das nennen sie Leben, aber die Spur des Todes, die es hinterläßt, widerspricht ihm sofort. „Jeder, der seinen Bruder haßt“ – wir haben es in der zweiten Lesung gehört – „ist ein Mörder, und ihr wißt: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt“ (1 Joh 3,15). Nur wer den Bruder liebt, hat das ewige Leben in sich, d.h. die Gegenwart Gottes, der durch den Geist dem, der glaubt, seine Liebe mitteilt und ihn am Geheimnis des dreifaltigen Lebens teilhaben läßt. Denn wie ein Migrant in einem fremden Land, obwohl er sich der neuen Lage anpaßt, in sich – zumindest im Herzen – die Gesetzte und Gebräuche seines Volkes bewahrt, so hat auch Jesus, der in die Welt gekommen ist, als Pilger der Dreifaltigkeit die Lebensweise seiner himmlischen Heimat mit sich gebracht, die „das Leben der heiligsten Dreifaltigkeit menschlich zum Ausdruck bringt“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 470). Bei der Taufe hat ein jeder von uns der „Weisheit“ der Welt widersagt und sich der „Weisheit von oben“ zugewandt, die in Jesus offenbar wurde, der wie kein anderer die Kunst der Liebe lehrt (vgl. 1 Joh 3,16). Sein Leben für den Bruder hinzugeben, ist die größte Liebe, hat Jesus gesagt (vgl. Joh 15,13). Er hat es gesagt, und er hat es getan; und uns hat er das Gebot gegeben, so zu lieben wie er (vgl. Joh 15,12). Der Schritt vom Leben als Besitz hin zum Leben als Gabe ist die Herausforderung, die – uns selbst und den anderen – offenbart, wer wir sind und wer wir sein wollen.

Die brüderliche und unentgeltliche Liebe ist das Gebot und die Sendung, die uns der Göttliche Meister hinterlassen hat und die unsere Mitmenschen, unsere Brüder und Schwestern zu überzeugen vermag: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Joh 13,35). Zuweilen klagen wir über die Randpräsenz des Christentums in der heutigen Gesellschaft, über die Schwierigkeit bei der Weitergabe des Glaubens an die Jugendlichen, über den Rückgang der Priester- und Ordensberufungen … und man könnte weitere Gründe zur Sorge anführen; in der Tat fühlen wir uns nicht selten als Verlierer vor der Welt. Das Abenteuer der Hoffnung aber führt uns weiter. Es sagt uns, daß die Welt dem gehört, der sie mehr liebt und es ihr besser zeigt. In seinem Herzen verspürt ein jeder Mensch unendlichen Durst nach Liebe; und mit der Liebe, die Gott in unsere Herzen ausgegossen hat (vgl. Röm 5,5), können wir ihn löschen. Natürlich muß unsere Liebe sich „nicht mit Wort und Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ ausdrücken und dabei mit unserem Vermögen freudig und zuvorkommend den Bedürfnissen der Notleidenden abhelfen (1 Joh 3,16-18)

Liebe Pilger und alle, die ihr mich hört, „teilt mit Freude wie Jacinta“. Diesen Aufruf wollte dieses Heiligtum bei der Hundertjahrfeier der Geburt dieser besonderen Seherin von Fatima unterstreichen. Hier an diesem Ort vor zehn Jahren hat der ehrwürdige Diener Gottes Papst Johannes Paul II. sie zusammen mit ihrem Bruder Francisco zur Ehre der Altäre erhoben; in kurzer Zeit haben sie den langen Weg zur Heiligkeit zurückgelegt, auf dem sie die Jungfrau Maria an der Hand geführt und gestützt hat. Sie sind zwei reife Früchte auf dem Baum des Kreuzes des Erlösers. Wenn wir auf sie blicken, wissen wir, daß dies die Zeit der Reife ist … der Früchte der Heiligkeit. Alter portugiesischer Stamm von christlichem Saft, der du deine Zweige bis zu anderen Welten ausgebreitet und sie dort als Triebe neuer christlicher Völker in die Erde gesenkt hast, auf dich hat die Königin des Himmels auf der Suche nach den Kleinen des Himmelreiches ihren Fuß – den siegreichen Fuß, der den Kopf der trügerischen Schlange zertritt (vgl. Gen 3,15) – gesetzt. Gestärkt durch das Gebet dieser nächtlichen Vigil und mit Blick auf die Herrlichkeit der Seligen Francisco und Jacinta, ergreift die Herausforderung Jesu: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 18,3). Für Menschen, die wie wir vom Stolz angegriffen werden, ist es nicht einfach, wie Kinder zu werden. Deshalb ermahnt uns Jesus so hart: „Ihr könnt nicht in das Himmelreich kommen!“ Er läßt uns keine Alternative. Portugal, finde dich nicht mit Denk- und Lebensweisen ab, die keine Zukunft haben, da sie sich nicht auf die unerschütterliche Gewißheit des Wortes Gottes, des Evangeliums stützen. „Fürchte dich nicht! Das Evangelium ist nicht gegen dich, sondern es ist auf deiner Seite. […] Im Evangelium, das Jesus ist, wirst du die feste und dauerhafte Hoffnung finden, nach der du dich sehnst. Es ist eine Hoffnung, die auf den Sieg Christi über die Sünde und den Tod gegründet ist. Er hat gewollt, daß dieser Sieg dir gehört, zu deinem Heil und deiner Freude“ (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Europa, 121).

Die erste Lesung zeigt uns, wie Samuel im Priester Eli einen Führer gefunden hat. Dieser beweist gegenüber dem Knaben die ganze Klugheit, die für die Aufgabe eines wahren Erziehers erforderlich ist und die in der Lage ist zu erahnen, worum es sich bei der tiefen Erfahrung handelt, die Samuel gerade macht. Niemand kann nämlich über die Berufung eines anderen entscheiden; deshalb leitet Eli Samuel an, folgsam auf das Wort Gottes zu hören: „Rede, Herr, denn dein Diener hört“ (1 Sam 3,9). In gewissem Sinne können wir im gleichen Licht diesen Besuch des Heiligen Vaters sehen, der unter dem Thema steht: „Papst Benedikt XVI. – mit dir gehen wir in Hoffnung!“ Diese Worte klingen sowohl nach einem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens und der Zugehörigkeit zur Kirche und ihrem sichtbaren Fundament im Nachfolger Petri als auch nach einer persönlichen Lehre im Vertrauen und in der Treue gegenüber der väterlichen und weisen Führung dessen, den der Himmel erwählt hat, um der Menschheit in dieser Zeit den sicheren Weg dorthin aufzuzeigen.

Heiliger Vater, „mit dir gehen wir in Hoffnung!“ Mit dir lernen wir, die große Hoffnung von den anderen Hoffnungen zu unterscheiden, die klein und immer begrenzt sind wie wir! Wenn sich alle abwenden, um zu den kleinen Hoffnungen zurückzukehren, und dann die herausfordernde Frage Jesu erklingt, der die große Hoffnung ist: „Wollt auch ihr weggehen?“, dann wecke uns du, Petrus, mit deinem stets gleichen Wort: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes“ (Joh 6,67-69). Es gilt tatsächlich, was uns der Petrus von heute, Papst Benedikt XVI., in Erinnerung ruft, „daß, wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnungen haben kann, aber im letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist (vgl. Eph 2,12). Die wahre, die große und durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung des Menschen kann nur Gott sein – der Gott, der uns »bis ans Ende«, »bis zur Vollendung« (vgl. Joh 13,1 und 19,30) geliebt hat und liebt“ (Enzyklika Spe salvi, 27).

Liebe Fatimapilger, laßt den Himmel immer den Horizont eures Lebens sein! Man hat euch gesagt, daß der Himmel warten kann, aber damit hat man euch getäuscht… Die Stimme, die vom Himmel kommt, ist nicht wie jene Stimmen die man mit der trügerischen Sirene in der Sage vergleichen kann, die ihre Opfer einschläferte, bevor sie diese in den Abgrund stürzte. Seit zweitausend Jahren erschallt angefangen von Galiläa bis an die Grenzen der Erde die endgültige Stimme des Sohnes Gottes und sagt: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Fatima erinnert uns daran, daß der Himmel nicht warten kann! Daher bitten wir mit kindlichem Vertrauen die Muttergottes, uns zu lehren, der Welt den Himmel zu schenken: O Jungfrau Maria, lehre uns mit dir glauben, anbeten, hoffen und lieben! Zeig uns den Weg zum Reich Jesu, den Weg des geistlichen Kindseins. Du, Stern der Hoffnung, die du uns bange im Licht der himmlischen Heimat, das keinen Untergang kennt, erwartest, leuchte über uns und leite uns in den Ereignissen jeden Tages, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Donnerstag, den 13. Mai 2010

Predigt bei der Hl. Messe im Heiligtum von Fatima

Liebe Pilger!

„Ihre Nachkommen werden bei allen Nationen bekannt sein […] Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat“ (Jes 61,9). Diese Worte, mit denen die erste Lesung dieser Eucharistiefeier begonnen hat, finden ihre wunderbare Erfüllung in dieser gottesdienstlichen Gemeinschaft, die sich so andächtig zu Füßen der Gottesmutter versammelt hat. Liebe Schwestern und Brüder, auch ich bin als Pilger nach Fatima gekommen, zu diesem „Haus“, das Maria erwählt hat, um in unserem modernen Zeitalter zu uns zu sprechen. Ich bin nach Fatima gekommen, um mich an der Gegenwart Marias und ihrem mütterlichen Schutz zu erfreuen. Ich bin nach Fatima gekommen, weil die pilgernde Kirche, die ihr Sohn als Werkzeug der Evangelisierung und Sakrament des Heils stiften wollte, am heutigen Tag an diesem Ort zusammenströmt. Ich bin nach Fatima gekommen, um mit Maria und so vielen Pilgern für unsere Menschheit zu beten, die von Leid und Not geplagt wird. Und schließlich bin ich mit den gleichen Gefühlen nach Fatima gekommen, von denen auch die seligen Francisco, Jacinta und die Dienerin Gottes Lucia erfüllt waren, um der Gottesmutter vertrauensvoll zu bekennen, daß ich Jesus „liebe“, daß die Kirche und die Priester Jesus „lieben“ und ihren Blick fest auf ihn richten wollen. Zudem möchte ich zum Abschluß des Priesterjahres die Priester, die Männer und Frauen des geweihten Lebens, die Missionare und alle Menschen, die Gutes tun und so das Haus Gottes zu einem gastfreundlichen und angenehmen Ort werden lassen, dem mütterlichen Schutz Marias anempfehlen.

„Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat…“ Eine vom Herrn gesegnete Nachkommenschaft bist du, geliebte Diözese Leira-Fatima, mit deinem Hirten Bischof Antonio Marto, dem ich für das Wort des Grußes danke, das er zu Beginn dieses Gottesdienstes an mich gerichtet hat, und für die Fürsorge, die er mir in diesem Heiligtum auch durch seine Mitarbeiter entgegenbringt. Ich grüße den Herrn Staatspräsidenten und alle weiteren Vertreter des öffentlichen Lebens, die im Dienst dieser ruhmreichen Nation stehen. Im Geiste schließe ich alle Diözesen Portugals, die hier durch ihre Bischöfe vertreten sind, in die Arme und vertraue alle Völker und Nationen der Erde dem Schutz des Himmels an. In Gott trage ich alle ihre Söhne und Töchter in meinem Herzen, vor allem jene, die Situationen der Not und Verlassenheit durchleben, und möchte ihnen jene große Hoffnung vermitteln, von der mein Herz erfüllt ist und die hier an diesem Ort gleichsam greifbar zu spüren ist. Diese unsere große Hoffnung möge Wurzeln fassen im Leben eines jeden von euch, liebe hier versammelte Pilger, sowie all jener, die durch die sozialen Kommunikationsmittel mit uns verbunden sind.

Ja, der Herr ist unsere große Hoffnung, er ist bei uns. In seiner barmherzigen Liebe gibt er seinem Volk eine Zukunft: eine Zukunft in Gemeinschaft mit ihm. Das Volk Gottes, das die Erfahrung der Barmherzigkeit und des Trostes Gottes gemacht hat, der es bei seiner beschwerlichen Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft nicht alleingelassen hat, ruft aus: „Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott“ (Jes 61,10). Die erhabenste Tochter dieses Volkes ist die Jungfrau und Gottesmutter von Nazaret, die Begnadete, die über das Wirken Gottes in ihrem jungfräulichen Schoß erstaunt war. Und auch sie bringt eben diese Freude und Hoffnung im Gesang des Magnifikat zum Ausdruck: „Mein Geist jubelt über Gott meinen Retter“. Dabei sieht sie sich aber nicht als Privilegierte inmitten eines unfruchtbaren Volkes, sondern sie sagt ihnen vielmehr die süßen Freuden einer wunderbaren Gottesmutterschaft voraus, denn „er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten“ (Lk 1,47.50).

Beredtes Zeichen hierfür ist dieser heilige Ort. In sieben Jahren werdet ihr euch erneut hier einfinden zur Feier des hundertsten Jahrestages der ersten Erscheinung jener Frau, die „vom Himmel gekommen ist“ und als Lehrerin die Seherkinder in die innerste Erkenntnis der dreifaltigen Liebe einführt und sie dazu anleitet, sich an Gott als dem schönsten Gut ihres Lebens zu erfreuen. Durch diese gnadenvolle Erfahrung haben sie zur Liebe Gottes in Jesus gefunden, so daß Jacinta ausrufen konnte: „Es bereitet mir so große Freude, Jesus zu sagen, daß ich ihn liebe! Wenn ich es ihm mehrmals sage, dann habe ich den Eindruck, ich hätte ein Feuer in der Brust, das mich aber nicht verbrennt“. Und Francisco sagte: „Am meisten hat es mir gefallen, unseren Herrn in jenem Licht zu sehen, das unsere Mutter uns ins Herz gelegt hat. Ich habe Gott so lieb! (Memorias da Irmã Lúcia [Erinnerungen von Schwester Lucia], I, 40 und 127).

Brüder und Schwestern, wenn wir diese unschuldigen und tiefsinnigen mystischen Bekenntnisse der Hirtenkinder hören, könnte manch einer angesichts dessen, was sie gesehen haben, mit ein wenig Neid auf sie blicken oder mit der enttäuschten Resignation jener, denen dieses Glück nicht zuteil geworden ist, die aber trotzdem gerne sehen würden. Jenen Menschen sagt der Papst mit den Worten Jesu: „Ihr irrt euch, denn ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes“ (Mk 12,24). Die Heilige Schrift lädt uns zum Glauben ein: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29), doch Gott – der tiefer ist als unser eigenes Innerstes (vgl. hl. Augustinus, Bekenntnisse, III, 6,11) – hat die Macht, – vor allem durch die inneren Sinne – zu uns vorzudringen, so daß die Seele sanft berührt wird von einer Realität, die über das sinnlich Wahrnehmbare hinausgeht und sie befähigt, zum Nichtsinnlichen zu gelangen, zu dem, was den menschlichen Sinnen nicht zugänglich ist. Hierzu bedarf es einer inneren Wachheit des Herzens, die unter dem Druck der gewaltigen äußeren Wirklichkeiten und der die Seele erfüllenden Bilder und Gedanken meistens nicht gegeben ist (Theologischer Kommentar zur Botschaft von Fatima, 2000). Ja, Gott kann uns erreichen, indem er sich unserer inneren Schau darbietet.

Zudem ist jenes aus der Zukunft Gottes kommende Licht, von dem die Hirtenkinder erfüllt waren, dasselbe Licht, das sich gezeigt hat, als die Zeit erfüllt war, und das für alle gekommen ist: der menschgewordene Sohn Gottes. Daß er die Macht hat, auch die kältesten und traurigsten Herzen zu entflammen, sehen wir an den Emmausjüngern (vgl. Lk 24,32). Unsere Hoffnung hat daher eine reale Grundlage, denn sie beruht auf einem Ereignis, das in der Geschichte geschehen ist und sie zugleich übersteigt, nämlich Jesus von Nazaret. Die Begeisterung, die seine Weisheit und sein Heilswirken bei den Menschen seiner Zeit hervorrief, war so groß, daß – wie wir im Evangelium gehört haben – eine Frau aus der Menge rief: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat.“ Jesus aber erwiderte: „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen“ (Lk 11,27.28). Doch wer nimmt sich die Zeit, sein Wort zu hören und sich von seiner Liebe ergreifen zu lassen? Wer wacht mit betendem Herzen in der Nacht des Zweifels und der Ungewißheit? Wer erwartet das Morgengrauen des neuen Tages, ohne dabei die Flamme des Glaubens verlöschen zu lassen? Der Glaube an Gott läßt den Menschen offen werden für eine sichere Hoffnung, die nicht enttäuscht; er gibt ihm ein festes Fundament, auf dem er sein Leben furchtlos aufbauen kann; er verlangt von ihm, daß er sich vertrauensvoll der göttlichen Liebe überantwortet, von der die Welt getragen wird.

„Ihre Nachkommen werden bei allen Nationen bekannt sein […] Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat“ (Jes 61,9): Er hat sie gesegnet mit einer unerschütterlichen Hoffnung, aus der die Frucht einer Liebe hervorgeht, die sich für die anderen aufopfert, statt sie zu opfern; vielmehr gilt, was wir in der zweiten Lesung gehört haben: „Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand (1 Kor 13,7). Ein anspornendes Beispiel hierfür sind die Hirtenkinder, die ihr Leben für Gott hingegeben und es aus Liebe zu Gott mit ihren Nächsten geteilt haben. Die Gottesmutter hat ihnen geholfen, ihre Herzen der Universalität der Liebe zu öffnen. Vor allem die selige Jacinta war unermüdlich in ihrer Sorge um die Armen und in ihrem aufopferungsvollen Wirken für die Bekehrung der Sünder. Nur mit dieser von Brüderlichkeit und Anteilnahme beseelten Liebe wird es uns gelingen, die Zivilisation der Liebe und des Friedens aufzubauen.

Wer glaubt, daß die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich. Hier an diesem Ort wird jener Plan Gottes wieder lebendig, der die Menschheit seit frühesten Zeiten mit der Frage konfrontiert: „Wo ist dein Bruder Abel? […] Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden“ (Gen 4,9). Dem Menschen ist es gelungen, einen Kreislauf des Todes und des Schreckens zu entfesseln, den er nicht mehr zu durchbrechen vermag… In der Heiligen Schrift ist häufig davon die Rede, daß Gott nach Gerechten sucht, um die Stadt der Menschen zu retten, und ebendies tut er hier, in Fatima, wenn die Muttergottes die Frage stellt: „Wollt ihr euch Gott hingeben, um alle Leiden ertragen zu können, die er euch aufzubürden gedenkt, als Sühne für die Sünden, durch die er geschmäht wird, und als flehentliche Bitte um die Bekehrung der Sünder?“ (Memorias da Irmã Lúcia [Erinnerungen von Schwester Lucia], I, 162).

In Anbetracht einer Menschheitsfamilie, die bereit ist, ihre heiligsten Pflichten auf dem Altar kleinlicher Egoismen im Namen der Nation, Rasse, Ideologie, Gruppe oder des Individuums zu opfern, ist unsere gebenedeite Mutter vom Himmel herabgekommen, um all jenen, die sich ihr anvertrauen, voller Hingabe die göttliche Liebe ins Herz zu legen, die auch in ihrem Herzen brennt. Zu jener Zeit waren es nur drei Personen, deren Lebensbeispiel sich – insbesondere durch die Weitergabe der Wandermuttergottes – in zahllosen Gruppen auf der ganzen Erde verbreitet und vermehrt hat, die sich dem Anliegen brüderlicher Solidarität widmen. Möge in den sieben Jahren, die uns noch vom hundertsten Jahrestag der Erscheinungen trennen, der angekündigte Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit näherkommen.

Grußwort an die Kranken (am Ende der Eucharistiefeier)

Liebe kranke Brüder und Schwestern!

Bevor ich nun zu euch, die ihr hier versammelt seid, die Monstranz mit dem eucharistischen Jesus trage, möchte ich ein Wort der Ermutigung und Hoffnung an euch richten, in das ich alle Kranken einbeziehe, die sich uns über Radio und Fernsehen angeschlossen haben. Mein Gruß geht auch an all jene, die nicht über diese Möglichkeit verfügen, jedoch im Glauben und im Gebet auf tiefe geistige Weise mit uns verbunden sind:

Lieber Bruder, liebe Schwester, in den Augen Gottes bist du „so viel wert, daß er selbst Mensch wurde, um mit dem Menschen mit-leiden zu können, ganz real in Fleisch und Blut, wie es uns in der Passionsgeschichte Jesu gezeigt wird. Von da aus ist in alles menschliche Leiden ein Mitleidender, Mittragender hineingetreten; in jedem Leiden ist von da aus die con-solatio, der Trost der mitleidenden Liebe Gottes anwesend und damit der Stern der Hoffnung aufgegangen“ (Benedikt XVI., Enzyklika Spe salvi, 39). Mit dieser Hoffnung im Herzen kannst du aus dem Treibsand der Krankheit und des Todes herausfinden und auf dem festen Felsen der göttlichen Liebe stehen. Mit anderen Worten: Du kannst das Gefühl der Nutzlosigkeit des Leidens überwinden, das den Menschen in seinem Innersten verzehrt und aufgrund dessen er sich als Last für die anderen vorkommt. In Wirklichkeit dient das gemeinsam mit Jesus gelebte Leid jedoch dem Heil unserer Brüder und Schwestern.

Wie ist dies möglich? Die Quellen der göttlichen Macht entspringen eben gerade mitten unter unseren menschlichen Schwächen. Darin besteht das Paradoxon des Evangeliums. Daher hat es der göttliche Meister vorgezogen, anstatt die Gründe des Leidens eingehend zu erklären, einen jeden in seine Nachfolge zu rufen, indem er sagt: „Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach!“ (vgl. Mk 8,34). Komm mit mir! Nimm durch dein Leiden an diesem Heilswerk in der Welt teil, das sich durch mein Leiden und durch mein Kreuz vollzieht. Wenn du dein Kreuz annimmst und dich im Geiste mit meinem Kreuz vereinst, wird sich vor deinen Augen nach und nach der heilbringende Sinn des Leidens enthüllen. Du wirst im Leiden inneren Frieden und sogar geistliche Freude finden.

Liebe kranke Menschen, nehmt diesen Ruf Jesu an, der im Allerheiligsten Sakrament an euch vorüberzieht. Vertraut ihm alle Widrigkeiten und Leiden, mit denen ihr konfrontiert seid, an, damit sie – gemäß seinem Heilsplan – zum Werkzeug der Erlösung für die ganze Welt werden. So werdet ihr zu Erlösern im Erlöser, wie ihr Söhne im Sohn seid. Unter dem Kreuz … steht die Mutter Jesu, unsere Mutter.

Begegnung mit den Organisationen der Sozialpastoral in der Dreifaltigkeitskirche (Fatima)

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Freunde!

Ihr habt das Wort Jesu gehört: „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10,37). Er lädt uns ein, uns im Umgang mit Situationen, in denen brüderliche Hilfe gebraucht wird, den Stil des barmherzigen Samariters anzueignen, dessen Beispiel uns eben vor Augen gestellt wurde. Und wie sieht dieser Stil aus? Es geht um „das »sehende Herz«. Dieses Herz sieht, wo Liebe not tut und handelt danach“ (Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est, 31). So hat der barmherzige Samariter gehandelt. Jesus beschränkt sich nicht auf mahnende Worte; wie die Kirchenväter lehren, ist er selbst der Barmherzige Samariter, der jedem Menschen nahe ist. Er „gießt das Öl des Trostes und den Wein der Hoffnung auf seine Wunden“ (Präfation für die Wochentage VIII, portugiesische Ausgabe des Römischen Meßbuchs) und bringt ihn in die Herberge, die die Kirche ist, wo er ihn pflegen und heilen läßt, indem er ihn seinen Dienern anvertraut und persönlich im voraus für seine Heilung bezahlt. „Dann geh und handle genauso!“ Wenn wir mit dem Herzen eines barmherzigen Samariters leben wollen, dann muß die bedingungslose Liebe Jesu, die uns geheilt hat, durch Gerechtigkeit und Nächstenliebe zu einer unentgeltlich und großherzig geschenkten Liebe werden.

Ich freue mich sehr über diese Begegnung mit euch an diesem gesegneten Ort, den Gott auserwählt hat, um die Menschheit durch die Muttergottes an seinen Plan der barmherzigen Liebe zu erinnern. In freundschaftlicher Verbundenheit grüße ich alle Anwesenden wie auch die Institutionen, denen sie angehören. In der Verschiedenheit der Gesichter sind sie doch vereint im Nachdenken über die sozialen Fragen und vor allem im tätigen Mitleid gegenüber den Armen, Kranken, Gefangenen, den Einsamen und Verlassenen, den Behinderten, Kindern und Alten, Migranten, Arbeitslosen und allen, die Leid und Not zu tragen haben, die ihre Würde als freie Personen beeinträchtigen. Ich danke Herrn Weihbischof Carlos Azevedo für seine Worte, mit denen er die treue Gemeinschaft mit der Kirche und dem Papst zum Ausdruck gebracht hat. Er hat sowohl im Namen dieser Versammlung der Nächstenliebe gesprochen als auch im Namen der von ihm geleiteten bischöflichen Kommission für die Sozialpastoral, die unaufhörlich diese große Saat von wohltätigen Werken in ganz Portugal fördert. Ihr seid euch bewußt, daß ihr als Kirche nicht in der Lage seid, für jedes konkrete Problem eine praktische Lösung anzubieten. Aber ohne jegliche Macht, doch in dem festen Entschluß, dem Gemeinwohl zu dienen, seid ihr bereit, zu helfen und allen die Mittel des Heils anzubieten.

Liebe Brüder und Schwestern, die ihr im weiten Feld der Nächstenliebe tätig seid, Christus „offenbart uns, »daß Gott die Liebe ist« (1 Joh 4,8), und belehrt uns zugleich, daß das Grundgesetz der menschlichen Vervollkommnung und deshalb auch der Umwandlung der Welt das neue Gebot der Liebe ist. Denen also, die der göttlichen Liebe glauben, gibt er die Sicherheit, daß allen Menschen der Weg der Liebe offensteht“ (Konstitution Gaudium et spes, 38). Die derzeitige Lage der Geschichte besteht in einer sozial-wirtschaftlichen, kulturellen und spirituellen Krise und unterstreicht die Notwendigkeit einer Entscheidungsfindung, die sich an dem orientiert, was die Kirche mit ihrer Botschaft zu sozialen Fragen kreativ anbietet. Das Studium ihrer Soziallehre, deren Hauptkraft und grundlegendes Prinzip die Liebe ist, wird erlauben, einen ganzheitlichen Entwicklungsprozeß des Menschen aufzuzeigen, der die Tiefe des Herzens einbezieht und zu einer weitergehenden menschengerechten Gestaltung der Gesellschaft führt (vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 20). Es handelt sich nicht um ein rein intellektuelles Wissen, sondern um eine Weisheit, die Geschmack und Würze verleiht, die dem Denken und Handeln, die nach einer Lösung für eine so umfassende und komplexe Krise suchen, Kreativität verleiht. Mögen die Einrichtungen der Kirche gemeinsam mit allen nicht-kirchlichen Organisationen ihre Erkenntnisfähigkeit und ihre Leitlinien im Hinblick auf eine neue und großartige Dynamik weiterentwickeln, die zu „jener Kultur der Liebe“ führen kann, „deren Samen Gott in jedes Volk und in jede Kultur gelegt hat“ (ebd., 33).

In ihrer sozialen und politischen Dimension kommt diese Diakonie der Liebe den Laien zu, die berufen sind, auf organische Weise das Gemeinwohl und die Gerechtigkeit zu fördern sowie für eine rechte Ordnung des gesellschaftlichen Lebens zu sorgen (vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est, 29). Einer der pastoralen Schlußfolgerungen, die im Lauf eurer jüngsten Überlegungen hervorgetreten sind, ist die Heranbildung einer neuen Generation von Führungskräften im Dienst am Nächsten. Es verdient sicher eine besondere Sorge der Hirten, die aufmerksam in die Zukunft schauen, neue Laienmitarbeiter für diesen pastoralen Bereich zu gewinnen. Wer von Gott lernt, der die Liebe ist, wird unweigerlich ein Mensch sein, der für die anderen da ist. Denn „die Liebe Gottes zeigt sich in der Verantwortung dem andern gegenüber“ (Benedikt XVI., Enzyklika Spe salvi, 28). In seiner Hingabe an den Vater mit Christus vereint, werden wir von seinem Mitleid für die Menschenmenge ergriffen, die nach Gerechtigkeit und Solidarität fragt, und wir setzen uns wie der barmherzige Samariter im Gleichnis dafür ein, konkrete und großherzige Antworten anzubieten.

Häufig ist es aber nicht einfach, das geistliche Leben und das apostolische Wirken auf angemessene Weise miteinander zu verbinden. Der von der vorherrschenden Kultur ausgeübte Druck – die eindringlich einen Lebensstil vertritt, der auf dem Gesetz des Stärkeren und auf dem schnellen und verlockenden Gewinn gründet – beeinflußt letztendlich auch unsere Art zu denken, unsere Projekte und die Perspektiven unseres Dienstes, so daß die Gefahr besteht, daß sie die Motivation des Glaubens und der christlichen Hoffnung verlieren, aus denen sie hervorgegangen sind. Die zahlreichen und dringenden Bitten um Hilfe und Unterstützung, die die Armen und Ausgestoßenen der Gesellschaft an uns richten, drängen uns dazu, Lösungen zu finden, die der Logik der Effizienz, dem sichtbaren Erfolg und der Werbung entsprechen. Dennoch, liebe Brüder und Schwestern, ist die erwähnte Verbindung von geistlichem Leben und apostolischem Wirken absolut notwendig, um Christus in der Menschheit zu dienen, die auf euch wartet. In dieser gespaltenen Welt bedürfen alle einer tiefen und echten Einheit des Herzens, des Geistes und des Handelns.

Zu den vielen sozialen Einrichtungen im Dienst des Gemeinwohls, die nah an der notleidenden Bevölkerung sind, zählen auch die Einrichtungen der katholischen Kirche. Deren Ausrichtung muß eindeutig sein, damit sie eine klar sichtbare Identität annehmen: in der Inspiration ihrer Ziele, in der Wahl ihrer menschlichen Ressourcen, in der Vorgehensweise, in der Qualität ihrer Dienste, im ernsthaften und wirksamen Einsatz der Mittel. Die genau umschriebene Identität der Einrichtungen ist ein wirklicher Dienst und von großem Nutzen für jene, denen diese Einrichtungen zugute kommen. Neben der Identität und damit verbunden ist es wesentlich, daß der christlichen Nächstenliebe in ihrem Wirken Autonomie und Unabhängigkeit von Politik und Ideologien gewährt wird (vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est, 31b), auch wenn sie mit staatlichen Institutionen zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Eure Tätigkeit im Bereich der Betreuung, der Erziehung und der Caritas soll von Projekten der Freiheit ergänzt werden, die auf der Suche nach der universalen Brüderlichkeit den Menschen fördern. Zu diesem Bereich gehört der dringende Einsatz der Christen für die Verteidigung der Menschenrechte, der auf die Ganzheit der menschlichen Person in ihren verschiedenen Dimensionen achtet. Ich bringe meine hohe Wertschätzung für all jene sozialen und pastoralen Initiativen zum Ausdruck, die gegen jene sozio-ökonomischen und kulturellen Mechanismen ankämpfen, die zur Abtreibung führen, und die die Verteidigung des Lebens sowie die Versöhnung und Heilung der Menschen, die vom Drama der Abtreibung verwundet worden sind, klar vor Augen haben. Die Initiativen zum Schutz der wesentlichen Grundwerte des Lebens – von der Empfängnis an – und der Familie – die auf der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gründet – sind eine Hilfe, um einigen äußerst heimtückischen und gefährlichen Herausforderungen für das Gemeinwohl in unserer heutigen Zeit zu begegnen. Diese Initiativen sind gemeinsam mit vielen anderen Formen des Engagements wesentliche Elemente für den Aufbau der Zivilisation der Liebe.

All dies verbindet sich gut mit der Botschaft der Muttergottes, die an diesem Ort erklingt: Buße, Gebet, Vergebung, die auf die Bekehrung des Herzens zielen. Das ist der Weg, um die Zivilisation der Liebe aufzubauen, deren Samen Gott in das Herz jedes Menschen gelegt hat und den der Glaube an Christus, den Erlöser, wachsen läßt.

Begegnung mit den Bischöfen von Portugal im Konferenzsaal des Hauses "Nossa Senhora do Carmo" in Fatima

Verehrte, liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Ich danke Gott, daß er mir die Gelegenheit gibt, euch hier im geistlichen Herzen Portugals, dem Heiligtum von Fatima, zu begegnen. Hier suchen Pilgerscharen aus den verschiedensten Orten der Welt die Gewißheiten des Himmels wiederzufinden oder in ihrem Innern zu stärken. Mit ihnen ist aus Rom der Nachfolger Petri gekommen, der die mehrmals an ihn gerichteten Einladungen angenommen hat und den eine Dankesschuld gegenüber der Jungfrau Maria bewegt, die gerade an diesem Ort den Sehern und Pilgern eine tiefe Liebe zum Heiligen Vater vermittelt hat. Diese Liebe trägt Früchte in einer großen Schar von Betern, die von Jesus angeführt wird: Petrus, „ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder“ (Lk 22,32).

Wie ihr seht, muß der Papst sich immer mehr dem Geheimnis des Kreuzes öffnen und es als einzige Hoffnung und letzten Weg umarmen, um im Gekreuzigten alle, die als Menschen seine Brüder und Schwestern sind, zu gewinnen und zu versammeln. Dem Wort Gottes gehorsam, ist er berufen, nicht für sich selbst, sondern für die Gegenwart Gottes in der Welt zu leben. Die Entschlossenheit, mit der auch ihr mir in enger Verbundenheit folgt, ohne etwas anderes zu fürchten als den Verlust des ewigen Heils für euer Volk, gibt mir Kraft. Das verdeutlichen auch die Worte, mit denen mich Erzbischof Jorge Ortiga bei meiner Ankunft unter euch begrüßt hat und die vorbehaltlose Treue der Bischöfe Portugals zum Nachfolger Petri bezeugt hat. Von Herzen danke ich euch. Danke auch für eure Mühe bei der Organisation meines Besuches. Gott vergelte es euch, indem er über euch und eure Diözesen den Heiligen Geist reichlich ausgieße, damit ihr eines Herzens und einer Seele den pastoralen Einsatz, den ihr euch vorgenommen habt, zu Ende führen könnt, nämlich jedem Gläubigen eine anspruchsvolle und faszinierende christliche Initiation anzubieten. Diese soll in unversehrter Vollständigkeit den Glauben und die Spiritualität weitergeben, die im Evangelium verwurzelt ist und freie Persönlichkeiten formt, die mitten im öffentlichen Leben tätig sind.

Tatsächlich erfordert die Zeit, in der wir leben, eine neue missionarische Stärke der Christen, die dazu berufen sind, einen reifen Laienstand zu bilden, der sich mit der Kirche identifiziert und solidarisch mit der Welt ist, die einen komplexen Umgestaltungsprozeß durchläuft. Es bedarf authentischer Zeugen Jesu Christi, vor allem in jenen menschlichen Bereichen, in denen das Verschweigen des Glaubens am meisten verbreitet und am größten ist: unter den Politiker, den Intellektuelle und den Medienschaffenden, die eine monokulturelle Sichtweise vertreten und fördern, die die religiöse und kontemplative Dimension des Lebens mißachtet. In diesen Bereichen gibt es Gläubige, die sich nicht trauen, ihren Glauben zu bekennen, und so mit dem Säkularismus Hand in Hand gehen, der Barrieren gegen die christliche Inspiration aufrichtet. All jene, die in diesen Bereichen mutig ein kraftvolles katholisches Gedankengut verteidigen, das treu zum Lehramt steht, mögen hingegen, liebe Brüder, auch weiterhin euren Ansporn und euer erhellendes Wort empfangen, damit sie als gläubige Laien die christliche Freiheit leben.

Bewahrt in der gegenwärtigen Lage der Welt ohne Maulkorb die prophetische Dimension, denn „das Wort Gottes ist nicht gefesselt“ (2 Tim 2,9). Die Menschen bitten um die Frohe Botschaft Jesu Christi, die ihrem Leben Sinn verleiht und ihre Würde schützt. Als Hauptverkünder des Glaubens wird es euch nutzen, die verschiedenen sozialen und kulturellen Faktoren zu kennen und zu verstehen, die spirituellen Bedürfnisse abzuschätzen und die pastoralen Ressourcen wirksam in euren Programmen einzusetzen; entscheidend ist aber, daß ihr es schafft, allen, die in der Verkündigung des Evangeliums tätig sind, ein echtes, eifriges Streben nach Heiligkeit einzuflößen und ihnen bewußt zu machen, daß das Ergebnis vor allem auf der Einheit mit Christus und dem Handeln des Heiligen Geistes beruht.

Denn wenn der katholische Glaube im Empfinden vieler kein gemeinsames Erbe der Gesellschaft mehr darstellt und oft eine Saat zu sein scheint, der von den „Göttern“ und Herren dieser Welt bedrängt und verdunkelt wird, dann werden die Herzen nur schwer von bloßen Worten oder moralischen Vorhaltungen berührt werden und noch weniger von allgemein gehaltenen Verweisen auf die christlichen Werte. Der mutige und umfassende Verweis auf die Prinzipien ist grundlegend und unerläßlich; dennoch kommt die bloße Darlegung der Botschaft nicht in der Tiefe des menschlichen Herzens an, berührt seine Freiheit nicht, ändert nicht sein Leben. Das, was fasziniert, ist vor allem die Begegnung mit gläubigen Menschen, die durch ihren Glauben Zeugnis von Christus ablegen und die anderen zur seiner Gnade hinführen. Mir kommen dabei diese Worte von Papst Johannes Paul II. in den Sinn: „Die Kirche bedarf vor allem großer Strömungen, Bewegungen und Zeugnisse der Heiligkeit unter den Christgläubigen, weil aus der Heiligkeit jede echte Erneuerung der Kirche, jede Bereicherung des Verständnisses des Glaubens und der christlichen Gefolgschaft, eine lebendige und fruchtbare Wiederbelebung des Christentums in der Begegnung mit den Bedürfnissen der Menschen, eine neue Form der Anwesenheit im Herzen des menschlichen Daseins und der Kultur der Nationen erwächst“ (Ansprache zum 20. Jahrestag des Konzilsdekrets „Apostolicam actuositatem“, 18. November 1985). Jemand könnte sagen: „Die Kirche bedarf großer Strömungen, Bewegungen und Zeugnisse der Heiligkeit …, aber es gibt sie nicht!“.

Diesbezüglich gestehe ich euch, wie angenehm ich von der Begegnung mit den neuen Bewegungen und kirchlichen Gemeinschaften überrascht war. Im Blick auf sie hatte ich die Freude und die Gnade zu sehen, wie der Heilige Geist in einer für die Kirche mühevollen Zeit, als man von einem „Winter der Kirche“ sprach, einen neuen Frühling hervorrief, indem er in den Jugendlichen und Erwachsenen die Freude weckte, Christen zu sein und in der Kirche zu leben, die der lebendige Leib Christi ist. Dank der Charismen werden die Radikalität des Evangeliums, der objektive Inhalt des Glaubens und der lebendige Strom seiner Tradition überzeugend weitergegeben und als persönliche Erfahrung, als Zustimmung der Freiheit zum gegenwärtigen Christusereignis angenommen.

Notwendige Bedingung ist natürlich, daß diese neuen Gruppierungen in der gemeinsamen Kirche leben wollen, auch wenn ihnen in gewisser Weise Raum für ihr Leben vorbehalten ist, so daß dieses für alle anderen fruchtbar wird. Diejenigen, die ein besonderes Charisma haben, müssen sich wesentlich für die Gemeinschaft, für den gemeinsamen Glauben der Kirche verantwortlich fühlen und müssen sich der Leitung der Hirten unterstellen. Diese sind es, die die Kirchlichkeit der Bewegungen garantieren müssen. Die Hirten sind nicht nur Menschen, die ein Amt innehaben, sondern sie haben selbst ein Charisma, sie sind verantwortlich dafür, daß sich die Kirche dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet. Wir Bischöfe werden im Weihesakrament vom Heiligen Geist gesalbt, und deshalb gewährleistet uns das Sakrament auch die Offenheit für den Empfang seiner Gaben. So müssen wir einerseits die Verantwortung spüren, diese Impulse anzunehmen, die Geschenke für die Kirche sind und ihr neue Vitalität verleihen. Aber andererseits müssen wir auch den Bewegungen helfen, den rechten Weg zu finden, indem wir mit Verständnis Korrekturen vornehmen – mit jenem geistlichen und menschlichen Verständnis, das Leitung, Anerkennung und eine gewisse Öffnung und Lernbereitschaft zu verbinden weiß.

Gerade darin sollt ihr die Priester einführen oder bestärken. Liebe Mitbrüder, entdeckt im zu Ende gehenden Priesterjahr neu die bischöfliche Vaterschaft, vor allem gegenüber eurem Klerus. Zu lange wurde die Verantwortung der Autorität als Dienst am Wachstum der anderen und vor allem der Priester vernachlässigt. Diese sind, wie das Konzilsdekret Presbyterorum ordinis betont, dazu berufen, in ihrem seelsorglichen Amt zusammen in einem gemeinschaftlichen oder gemeinsamen pastoralen Wirken zu dienen: „Kein Priester kann abgesondert und als einzelner seine Sendung hinreichend erfüllen, sondern nur in Zusammenarbeit mit anderen Priestern, unter Führung derer, die die Kirche leiten“ (N. 7). Dabei geht es nicht um eine Rückkehr in die Vergangenheit oder ein einfaches Zurück zu den Anfängen, sondern darum, den ursprünglichen Eifer und die Freude des Beginns der christlichen Erfahrung wiederzugewinnen, indem wir uns wie die Emmausjünger am Ostertag von Christus begleiten lassen, so daß sein Wort unser Herz entflammt und das „Brechen des Brotes“ unsere Augen für die Betrachtung seines Antlitzes öffnet. Nur so wird das Feuer der Liebe ausreichend brennen, um jeden Christen dazu zu drängen, in der Kirche und unter den Menschen Spender des Lichtes und des Lebens zu werden.

Zum Schluß möchte ich euch in eurer Eigenschaft als Vorsitzende und Diener der Liebe in der Kirche darum bitten, in euch selbst und in eurem Umfeld die Haltung der Barmherzigkeit und des Mitleids zu stärken, damit ihr in der Lage seid, den gravierenden sozialen Bedürfnissen zu begegnen. Es sollen Organisationen ins Leben gerufen und bereits bestehende weiter entwickelt werden, damit sie kreativ auf jegliche Art von Armut antworten können, auch auf jene, die sich in einem Mangel an Lebenssinn und in der Hoffnungslosigkeit zeigt. Euer Einsatz zur Unterstützung der besonders hilfsbedürftigen Diözesen, besonders in den portugiesischsprachigen Ländern, ist sehr lobenswert. Wenn jetzt die Schwierigkeiten stärker zu spüren sind, dann soll euch das nicht von der Logik des Schenkens abbringen. Euer Zeugnis als Propheten der Gerechtigkeit und des Friedens sowie als Verteidiger der unveräußerlichen Rechte des Menschen soll im Land lebendig fortgeführt werden, indem ihr eure Stimme mit der der Schwächsten vereint, die ihr zu Recht ermutigt habt, sich selbst zu Wort zu melden. Fürchtet euch nie davor, eure Stimme zugunsten der Unterdrückten, der Gedemütigten und der Mißhandelten zu erheben.

So vertraue ich euch der Muttergottes von Fatima an und bitte sie, euch in den Herausforderungen, denen ihr gegenübersteht, mütterlich zu stärken, damit ihr Förderer einer Kultur und einer Spiritualität der Liebe und des Friedens, der Hoffnung und der Gerechtigkeit, des Glaubens und des Dienstes seid. Dazu erteile ich euch meinen Apostolischen Segen, in den ich auch eure Angehörigen und eure Diözesen einschließe.

Freitag, den 14. Mai 2010

Hl. Messe in Av. dos Aliados in Porto

Liebe Brüder und Schwestern,

„Es steht im Buch der Psalmen: […] Sein Amt soll ein anderer erhalten. Einer […] muß also nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein“ (Apg 1,20-22). Das sagte Petrus, als er inmitten seiner Brüder, die nach der Himmelfahrt Jesu im Abendmahlssaal versammelt waren, das Wort Gottes las und auslegte. Die Wahl fiel auf Matthias; er war Zeuge des öffentlichen Lebens Jesu und seines Sieges über den Tod gewesen und war ihm treu geblieben, obwohl viele Jesus verlassen hatten. Das „Mißverhältnis“ der zur Verfügung stehenden Kräfte, das uns heute erschreckt, versetzte schon vor 2000 Jahren diejenigen, die Christus sahen und hörten, in Erstaunen. Da war nur er, von den Ufern des Sees von Genesaret bis auf die Plätze von Jerusalem – allein oder nahezu allein in den entscheidenden Momenten: er in der Einheit mit dem Vater, er in der Kraft des Geistes. Und doch: Am Ende ist aus derselben Liebe, die die Welt erschaffen hat, die Neuheit des Reiches aufgegangen als kleiner Same, der aus der Erde einen Keim hervortreibt, als Lichtstrahl, der in die Finsternis einbricht, als Morgengrauen eines Tages ohne Sonnenuntergang – es ist der auferstandene Christus. Er ist seinen Freunden erschienen und hat ihnen gezeigt, daß das Kreuz notwendig ist, um zur Auferstehung zu gelangen.

Einen Zeugen für all das suchte Petrus an jenem Tag. Nachdem zwei zur Wahl aufgestellt worden waren, hat der Himmel Matthias bestimmt, „und er wurde den elf Aposteln zugerechnet“ (Apg 1,26). Heute feiern wir sein ruhmreiches Gedenken in dieser „unbesiegten Stadt“, die ihr Festtagsgewand angezogen hat, um den Nachfolger Petri zu empfangen. Ich danke Gott, daß er mich in eure Mitte geführt hat, wo ich euch um den Altar versammelt finde. Meinen herzlichen Gruß richte ich an euch, Brüder und Freunde aus der Stadt und der Diözese Porto, an diejenigen, die aus der nördlichen Kirchenprovinz Portugals und auch aus dem benachbarten Spanien gekommen sind, und an alle die anderen, die physisch oder geistig mit dieser unserer liturgischen Versammlung verbunden sind. Ich begrüße den Bischof von Porto, Msgr. Manuel Clemente, der mit meinen Besuch innig herbeigewünscht, mich liebevoll empfangen und sich zu Beginn dieser Eucharistiefeier zum Wortführer von euch allen gemacht hat. Ich begrüße seine Vorgänger und die anderen Mitbrüder im bischöflichen Dienst, die Priester, die Ordensleute und die gläubigen Laien, wobei ich besonders an alle denke, die der Diözesan-Mission Dynamik verleihen, und ganz konkret an die, welche in die Vorbereitung meines Besuches einbezogen waren. Ich weiß, daß diese von der tatkräftigen Mitarbeit des Bürgermeisters von Porto und anderer ziviler Autoritäten unterstützt wurde, von denen viele mich mit ihrer Anwesenheit beehren; ich nutze diesen Augenblick, um sie zu grüßen und ihnen wie allen, die sie vertreten und denen sie dienen, zum Wohl aller das Beste zu wünschen.

„Einer muß zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein“, sagte Petrus. Und sein jetziger Nachfolger sagt dasselbe einem jeden von euch: Meine Brüder und Schwestern, ihr müßt zusammen mit mir Zeugen der Auferstehung Jesu werden. In der Tat, wenn in eurer Umgebung nicht ihr seine Zeugen seid, wer wird es an eurer statt sein? Der Christ ist in der Kirche und mit der Kirche ein in die Welt hinausgesandter Missionar Christi. Das ist die unaufschiebbare Sendung jeder kirchlichen Gemeinschaft: den auferstandenen Christus von Gott empfangen und der Welt anbieten, damit jede Situation der Schwächung und des Todes durch den Heiligen Geist in eine Gelegenheit des Wachstums und des Lebens verwandelt werde. Zu diesem Zweck werden wir in jeder Eucharistiefeier noch aufmerksamer auf das Wort Christi hören und das Brot seiner Gegenwart noch inniger genießen. Das wird uns zu Zeugen, mehr noch: zu Trägern des auferstandenen Christus in der Welt machen. Wir werden ihn in die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft tragen und zu denen bringen, die dort leben und arbeiten; wir werden jenes „Leben in Fülle“ (vgl. Joh 10,10) verbreiten, das er uns mit seinem Kreuz und seiner Auferstehung verdient hat und das die legitimsten Sehnsüchte des menschlichen Herzens stillt.

Nichts drängen wir den anderen auf, aber immer schlagen wir es vor, wie Petrus uns in einem seiner Briefe empfiehlt: „Haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). Und am Ende fragen uns alle danach, auch diejenigen, die nicht zu fragen scheinen. Aus persönlicher und allgemeiner Erfahrung wissen wir genau, daß Jesus der ist, den alle erwarten. Tatsächlich überschneiden sich die tiefsten Erwartungen der Welt und die großen Gewißheiten des Evangeliums in der unabweisbaren Sendung, die uns zukommt, denn „ohne Gott weiß der Mensch nicht, wohin er gehen soll, und vermag nicht einmal zu begreifen, wer er ist. Angesichts der enormen Probleme der Entwicklung der Völker, die uns fast zur Mutlosigkeit und zum Aufgeben drängen, kommt uns das Wort des Herrn Jesus Christus zu Hilfe, der uns wissen läßt: »Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen« (Joh 15,5) und uns ermutigt: »Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,20)“ (Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 78).

Diese Gewißheit tröstet und beruhigt uns, sie entbindet uns jedoch nicht davon, auf die anderen zuzugehen. Wir müssen der Versuchung widerstehen, uns auf das zu beschränken, was wir an Eigenem und Sicherem noch haben oder zu haben glauben – das wäre in bezug auf die Präsenz der Kirche in der Welt ein Sterben auf Zeit; sie kann im übrigen nur in der sich ausbreitenden Bewegung des Geistes missionarisch sein. Das christliche Volk hat von seinen Ursprüngen an in aller Klarheit wahrgenommen, daß es wichtig ist, die Gute Nachricht von Jesus denen mitzuteilen, die ihn noch nicht kannten. In diesen letzten Jahren hat sich das anthropologische, kulturelle, soziale und religiöse Bild der Menschheit verändert; heute ist die Kirche aufgerufen, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und sie ist bereit, mit verschiedenen Kulturen und Religionen in Dialog zu treten, in dem Bemühen, gemeinsam mit jedem Menschen guten Willens das friedliche Zusammenleben der Völker aufzubauen. Der Bereich der Mission ad gentes erweist sich heute als deutlich erweitert und kann nicht nur nach geographischen Gesichtspunkten definiert werden; tatsächlich erwarten uns nicht nur die nichtchristlichen Völker und die fernen Länder, sondern auch die sozio-kulturellen Räume und vor allem die Herzen, die die eigentlichen Adressaten des missionarischen Einsatzes des Gottesvolkes sind.

Es handelt sich um ein Gebot, dessen treue Erfüllung „denselben Weg gehen [muß], den Christus gegangen ist, nämlich den Weg der Armut, des Gehorsams, des Dienens und des Selbstopfers bis zum Tode hin, aus dem er dann durch seine Auferstehung als Sieger hervorging“ (Dekret Ad gentes, 5). Ja! Wir sind berufen, der Menschheit unserer Zeit zu dienen, indem wir einzig auf Jesus vertrauen und uns von seinem Wort erleuchten lassen: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, daß ihr euch aufmacht und Frucht bringt und daß eure Frucht bleibt“ (Joh 15,16). Wieviel Zeit geht verloren, wieviel Arbeit wird aufgeschoben, weil dieser Punkt nicht beachtet wird! Was den Ursprung und die Wirksamkeit der Mission angeht, wird alles von Christus her bestimmt: Die Sendung empfangen wir immer von Christus, der uns das bekannt gemacht hat, was er von seinem Vater gehört hat, und wir sind mit ihr betraut durch den Heiligen Geist, in der Kirche. Wie die Kirche selbst, ein Werk Christi und seines Geistes, so muß das Angesicht der Erde von Gott her erneuert werden, immer und allein von Gott her!

Liebe Brüder und Freunde aus Porto, erhebt eure Augen zu Derjenigen, die ihr zur Patronin der Stadt erwählt habt, zu Unserer Lieben Frau von Vandoma. Der Engel der Verkündigung hat Maria als „voll der Gnade“ begrüßt und mit diesem Ausdruck angedeutet, daß ihr Herz und ihr Leben für Gott ganz und gar offen und darum völlig von seiner Gnade durchdrungen waren. Möge sie euch helfen, euch selbst zu einem freien und vollkommenen Ja zur Gnade Gottes zu machen, damit ihr erneuert werden könnt und die Menschheit erneuert durch das Licht und die Freude des Heiligen Geistes.

Grußworte an die Gläubigen in der Avenida dos Aliados in Porto

Liebe Brüder und Schwestern,
liebe Freunde!

Ich bin froh, hier bei euch zu sein, und danke euch für den festlichen und herzlichen Empfang, den ihr mir in der Stadt Porto, der „Stadt der Jungfrau“, bereitet habt. Ihrem mütterlichen Schutz empfehle ich euer Leben und eure Familien an, eure Gemeinschafen und Einrichtungen im Dienst am Gemeinwohl, insbesondere die Universitäten dieser Stadt, deren Studenten sich hier verabredet haben und mir ihre Dankbarkeit und ihr Festhalten am Lehramt des Nachfolgers Petri zum Ausdruck gebracht haben. Danke für eure Anwesenheit und für das Zeugnis eures Glaubens. Ich möchte nochmals allen danken, die auf verschiedene Weise bei der Vorbereitung und der Verwirklichung meines Besuchs mitgewirkt haben, auf den ihr euch ja vor allem im Gebet vorbereitet habt. Gerne hätte ich eure Einladung angenommen, meinen Aufenthalt in eurer Stadt zu verlängern, aber dies ist mir leider nicht möglich. So muß ich abreisen, während ich euch alle freundschaftlich in Christus in die Arme schließe und segne: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Porto

Herr Präsident der Republik,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens,
geschätzte Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Freunde!

Am Ende meines Besuchs kommen mir die zahlreichen und dichtgedrängten Erlebnisse auf dieser Pilgerreise durch Portugal in den Sinn. Tief in meiner Seele bewahre ich die Herzlichkeit Ihres liebevollen Empfangs, die so lebhaft und spontan geknüpften Bande mit den Gruppen, denen ich begegnet bin, wie auch das Engagement, das die Vorbereitung und die Durchführung des Programms dieses Pastoralbesuchs gekennzeichnet hat.

Beim Abschied sage ich nun allen meinen aufrichtigen Dank: dem Herrn Präsidenten der Republik, der mich seit meiner Ankunft mit seiner Anwesenheit beehrt hat; meinen bischöflichen Mitbrüdern, mit denen ich die tiefe Einheit im Dienst am Reich Gottes erneuert habe; der Regierung und den Vertretern der Zivilbehörden wie des Militärs, die während des ganzen Aufenthalts mit augenscheinlicher Hingabe großen Einsatz gezeigt haben. Ihnen allen wünsche ich alles Gute! Die Medien haben es ermöglicht, daß ich viele Personen erreichen konnte, denen ich nicht aus der Nähe begegnen konnte. Auch ihnen möchte ich sehr danken.

Allen Portugiesen, seien sie katholischen Glaubens oder nicht, den Männern und Frauen, die hier leben, auch wenn sie nicht hier geboren sind, gilt mein Gruß in dieser Stunde des Abschieds. Die Eintracht höre nicht auf unter Ihnen zu wachsen. Sie ist wesentlich für einen festen Zusammenhalt. Sie ist der notwendige Weg, um in gemeinsamer Verantwortung die Herausforderungen anzugehen, die vor Ihnen liegen. Möge diese ruhmreiche Nation weiter Geistesgröße zeigen, ein tiefes Bewußtsein für Gott, eine solidarische Offenheit füreinander, die durch von einem christlichen Humanismus geprägte Prinzipien und Werte geleitet ist. In Fatima habe ich für die ganze Welt gebetet – daß die Zukunft zu größerer Brüderlichkeit und Solidarität führe, zu mehr gegenseitigem Respekt und zu neuem Vertrauen und neuer Zuversicht in Gott, unseren Vater im Himmel.

Es war für mich eine Freude, Zeuge des Glaubens und der Frömmigkeit der portugiesischen kirchlichen Gemeinschaft zu sein. Ich habe den Enthusiasmus der Kinder und Jugendlichen gesehen, die treue Hingabe der Priester, Diakone und gottgeweihten Männer und Frauen, den seelsorglichen Einsatz der Bischöfe, den in der Welt der Kultur offenkundigen Willen, nach der Wahrheit und Schönheit zu suchen, die Kreativität der in der Sozialpastoral Tätigen, die spürbare Lebendigkeit des Glaubens bei den Gläubigen in den Diözesen, die ich besucht habe. Mein Wunsch ist, daß mein Besuch Ansporn zu einem erneuerten spirituellen und apostolischen Eifer wird; daß das Evangelium in seiner Vollständigkeit angenommen und von jedem Jünger Jesu leidenschaftlich bezeugt wird, damit es sich als Sauerteig einer echten Erneuerung der gesamten Gesellschaft erweist!

Ganz Portugal und all seinen Söhnen und Töchtern erteile ich meinen Apostolischen Segen als Unterpfand für Hoffnung, Frieden und Starkmut: Das erbitte ich von Gott auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von Fatima, an die Sie sich in großem Vertrauen und fester Liebe wenden. Laßt uns weiter in der Hoffnung voranschreiten! Leben Sie wohl!

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