Altes Testament Einheitsübersetzung 1979 Teil B

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Altes Testament Einheitsübersetzung 1979
approbiert von der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 1978, in Krafttretung am 1. Advent 1979

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Inhaltsverzeichnis

Das erste Buch der Makkabäer

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 1

1 Der Mazedonier Alexander, Sohn des Philippus, zog damals vom Land der Kittäer aus. Er besiegte Darius, den König der Perser und Meder, und wurde als erster König von Griechenland sein Nachfolger. 2 Er führte viele Kriege, eroberte zahlreiche Festungen und ließ die Könige der Erde erschlagen; 3 er kam bis an das Ende der Welt, plünderte viele Völker aus und die ganze Erde lag ihm wehrlos zu Füßen. Da wurde sein Herz stolz und überheblich. 4 Er stellte ein sehr großes Heer auf, herrschte über Länder, Völker und Fürsten und machte sie sich tributpflichtig. 5 Doch dann sank er aufs Krankenlager und fühlte seinen Tod nahen. 6 Er rief seine höchsten Offiziere zusammen, die mit ihm aufgewachsen waren, und verteilte sein Reich unter sie, solange er noch lebte. 7 Zwölf Jahre hatte Alexander regiert, als er starb. 8 Seine Offiziere übernahmen die Regierung, jeder in seinem Bereich. 9 Nach seinem Tod setzten sich alle die Königskrone auf; ebenso hielten es ihre Nachkommen lange Zeit hindurch. Sie brachten großes Unglück über die Erde. 10 Aus ihnen ging ein besonders gottloser Spross hervor, Antiochus Epiphanes, der Sohn des Königs Antiochus. Er war als Geisel in Rom gewesen und trat im Jahr 137 der griechischen Herrschaft die Regierung an. 11 Zu dieser Zeit traten Verräter am Gesetz in Israel auf, die viele (zum Abfall) überredeten. Sie sagten: Wir wollen einen Bund mit den fremden Völkern schließen, die rings um uns herum leben; denn seit wir uns von ihnen abgesondert haben, geht es uns schlecht. 12 Dieser Vorschlag gefiel ihnen 13 und einige aus dem Volk fanden sich bereit, zum König zu gehen. Der König gab ihnen die Erlaubnis, nach den Gesetzen der fremden Völker zu leben. 14 Sie errichteten in Jerusalem eine Sportschule, wie es bei den fremden Völkern Brauch ist, 15 und ließen bei sich die Beschneidung rückgängig machen. So fielen sie vom heiligen Bund ab, vermischten sich mit den fremden Völkern und gaben sich dazu her, Böses zu tun. 16 Als Antiochus sah, dass sich seine Herrschaft gefestigt hatte, fasste er den Plan, auch König von Ägypten zu werden und so über zwei Reiche zu herrschen. 17 Er drang mit vielen Soldaten in Ägypten ein, mit Streitwagen und Kriegselefanten, mit Reitern und einer großen Flotte, 18 und führte Krieg gegen Ptolemäus, den König von Ägypten. Ptolemäus wurde von ihm geschlagen und musste fliehen, nachdem viele seiner Leute im Kampf gefallen waren. 19 Die befestigten Städte Ägyptens wurden erobert und das Land geplündert. 20 Antiochus wandte sich nach seinem Sieg über Ägypten im Jahr 143 gegen Israel und rückte mit zahlreichen Truppen hinauf vor Jerusalem. 21 In seiner Vermessenheit betrat er sogar das Heiligtum; er raubte den goldenen Rauchopferaltar, den Leuchter samt seinem Zubehör, 22 den Tisch für die Schaubrote, die Opfer- und Trinkschalen, die goldenen Rauchfässer, den Vorhang, die Kronen und den goldenen Schmuck von der Vorderseite des Tempels. Von allem ließ er das Gold abschlagen. 23 Dann nahm er das Silber, das Gold, die kostbaren Geräte, und was er von den versteckten Schätzen finden konnte, 24 und ließ alles in sein Land schleppen. Er richtete ein Blutbad an und führte ganz vermessene Reden. 25 Da kam große Trauer über das ganze Land Israel. 26 Die Vornehmen und Alten stöhnten; die Mädchen und jungen Männer verloren ihre Kraft und die Schönheit der Frauen verfiel. 27 Jeder Bräutigam stimmte die Totenklage an, die Braut saß trauernd in ihrem Gemach. 28 Das Land zitterte um seine Bewohner. Das ganze Haus Jakob war mit Schande bedeckt. 29 Zwei Jahre später schickte der König einen Beamten in die Städte von Judäa mit dem Auftrag, die Steuern einzutreiben. Er kam mit zahlreichen Truppen nach Jerusalem. 30 Hinterlistig bot er den Einwohnern zunächst Frieden an. Als man ihm Glauben schenkte, fiel er plötzlich über die Stadt her, richtete großen Schaden in ihr an und brachte viele Israeliten um. 31 Er ließ die Stadt plündern und in Brand stecken und die Häuser und Stadtmauern ringsum niederreißen. 32 Frauen und Kinder schleppte man in die Sklaverei und ihren Besitz nahm man als Beute mit. 33 Um die Davidstadt bauten sie eine hohe und feste Mauer mit mächtigen Türmen, damit sie ihnen als Burg dienen konnte. 34 Sie legten eine heidnische Besatzung hinein, Männer, die sich nicht an das Gesetz hielten. Diese setzten sich dort fest, 35 versahen sich mit Waffen und Proviant und brachten auch die Beute, die sie in Jerusalem gemacht hatten, dort unter. So wurden sie zu einer großen Gefahr. 36 Aus dem Hinterhalt bedrohten sie das Heiligtum; immer waren sie für Israel ein schlimmer Feind. 37 Rings um den Tempel vergossen sie unschuldiges Blut und entweihten die heilige Stätte. 38 Jerusalems Einwohner flohen vor ihnen und Ausländer zogen in die Stadt ein. Ihren eigenen Kindern wurde die Stadt fremd und ihre Söhne verließen sie. 39 Ihr Heiligtum wurde leer wie die Wüste, ihre Feste verwandelten sich in Trauer. Ihre Sabbate wurden verhöhnt; statt geehrt zu sein, war sie verachtet. 40 So groß ihre Herrlichkeit gewesen war, so groß war nun ihre Schande. Von ihrer Höhe ist sie herabgestürzt, jetzt liegt sie in Trauer. 41 Damals schrieb der König seinem ganzen Reich vor, alle sollen zu einem einzigen Volk werden 42 und jeder solle seine Eigenart aufgeben. Alle Völker fügten sich dem Erlass des Königs. 43 Auch vielen Männern aus Israel gefiel der Gottesdienst, den er angeordnet hatte; sie opferten den Götterbildern und entweihten den Sabbat. 44 Der König schickte Boten nach Jerusalem und in die Städte Judäas mit der schriftlichen Anordnung, man solle eine Lebensform übernehmen, die dem Land fremd war. 45 Brand-, Schlacht- und Trankopfer im Heiligtum seien einzustellen, Sabbate und Feste zu entweihen, 11 46 das Heiligtum und die Heiligen zu schänden. 47 Man solle statt dessen Altäre, Heiligtümer und Tempel für die fremden Götter errichten sowie Schweine und andere unreine Tiere opfern. 48 Ihre Söhne dürften sie nicht mehr beschneiden, vielmehr sollten sie sich mit jeder denkbaren Unreinheit und Schande beflecken. 49 So sollte das Gesetz in Vergessenheit geraten und alle seine Vorschriften sollten hinfällig werden. 50 Wer aber des Königs Anordnung nicht befolge, müsse sterben. 51 Ähnliche Anweisungen erließ er für sein ganzes Reich. Er setzte Beamte ein, die die Durchführung im ganzen Volk überwachen sollten; auch gab er den Befehl, der Reihe nach in allen Städten Judäas einen Opfergottesdienst zu halten. 52 Viele aus dem Volk schlossen sich ihnen an; sie alle fielen vom Gesetz ab und trieben es schlimm im Land. 53 Die Israeliten mussten sich vor ihnen verstecken, wo immer sie Zuflucht fanden. 54 Am fünfzehnten Kislew des Jahres 145 ließ der König auf dem Brandopferaltar den unheilvollen Gräuel aufstellen; auch in den Städten Judäas ringsum baute man Altäre. 55 Vor den Haustüren und auf den Plätzen opferte man Weihrauch. 56 Alle Buchrollen des Gesetzes, die man fand, wurden zerrissen und verbrannt. 57 Wer im Besitz einer Bundesrolle angetroffen wurde oder zum Gesetz hielt, wurde aufgrund der königlichen Anordnung zum Tod verurteilt. 58 Sie ließen Israel ihre Macht fühlen und gingen mit Gewalt gegen alle vor, die sie Monat für Monat in den Städten aufspürten. 59 Am fünfundzwanzigsten des Monats (Kislew) brachten sie auf dem Altar, den sie über dem Brandopferaltar errichtet hatten, ein Opfer dar. 60 Frauen, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen, wurden auf Befehl (des Königs) hingerichtet; 61 dabei hängte man die Säuglinge an den Hals ihrer Mütter. Auch ihre Familien brachte man um samt denen, die die Beschneidung vorgenommen hatten. 62 Dennoch blieben viele aus Israel fest und stark; sie aßen nichts, was unrein war. 63 Lieber wollten sie sterben, als sich durch die Speisen unrein machen und den heiligen Bund entweihen. So starben sie. 64 Ein gewaltiger Zorn lag auf Israel.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 2

1 Damals trat ein Priester auf aus dem Geschlecht des Jojarib namens Mattatias; sein Vater war Johanan, der Sohn Simeons. Er stammte aus Jerusalem, hatte sich aber in Modeïn niedergelassen. 2 Er hatte fünf Söhne: Johanan, den man auch Gaddi nannte, 3 Simeon mit dem Beinamen Tassi, 4 Judas, der als der Makkabäer bekannt wurde, 5 Eleasar, dem man den Namen Awaran gab, und Jonatan, der auch Apphus hieß. 6 Als er das gotteslästerliche Treiben in Judäa und in Jerusalem sah, sagte er: 7 Ach, warum bin ich geboren, dass ich erleben muss, wie man mein Volk vernichtet und die heilige Stadt zerstört? Ohnmächtig musste man zusehen, wie sie in die Gewalt ihrer Feinde geriet, wie die heilige Stätte Fremden in die Hände fiel. 8 Ihr Tempel wurde wie ein ehrloser Mann, 9 ihre Kostbarkeiten schleppte man als Beute fort. Auf den Plätzen erschlug man ihre kleinen Kinder; ihre jungen Männer fielen unter dem Schwert des Feindes. 10 Welches Volk hat nicht ein Stück des Reiches erhalten, hat sich nicht seinen Anteil an der Beute errafft? 11 Ihren ganzen Schmuck nahm man ihr weg. Die Freie wurde zur Sklavin. 12 Seht, unser Heiligtum, unsere Zierde und unser Ruhm, liegt verödet; fremde Völker haben es entweiht. 13 Wozu leben wir noch? 14 Und Mattatias und seine Söhne zerrissen ihre Gewänder, zogen Bußkleider an und gaben sich tiefer Trauer hin. 15 Da kamen die Beamten, die vom König den Auftrag hatten, die Einwohner zum Abfall von Gott zu zwingen, in die Stadt Modeïn, um die Opfer durchzuführen. 16 Viele Männer aus Israel kamen zu ihnen; auch Mattatias und seine Söhne mussten erscheinen. 17 Da wandten sich die Leute des Königs an Mattatias und sagten: Du besitzt in dieser Stadt Macht, Ansehen und Einfluss und hast die Unterstützung deiner Söhne und Verwandten. 18 Tritt also als erster vor und tu, was der König angeordnet hat. So haben es alle Völker getan, auch die Männer in Judäa und alle, die in Jerusalem geblieben sind. Dann wirst du mit deinen Söhnen zu den Freunden des Königs gehören; auch wird man dich und deine Söhne mit Silber, Gold und vielen Geschenken überhäufen. 19 Mattatias aber antwortete mit lauter Stimme: Auch wenn alle Völker im Reich des Königs ihm gehorchen und jedes von der Religion seiner Väter abfällt und sich für seine Anordnungen entscheidet - 20 ich, meine Söhne und meine Verwandten bleiben beim Bund unserer Väter. 21 Der Himmel bewahre uns davor, das Gesetz und seine Vorschriften zu verlassen. 22 Wir gehorchen den Befehlen des Königs nicht und wir weichen weder nach rechts noch nach links von unserer Religion ab. 23 Kaum hatte er das gesagt, da trat vor aller Augen ein Jude vor und wollte auf dem Altar von Modeïn opfern, wie es der König angeordnet hatte. 24 Als Mattatias das sah, packte ihn leidenschaftlicher Eifer; er bebte vor Erregung und ließ seinem gerechten Zorn freien Lauf: Er sprang vor und erstach den Abtrünnigen über dem Altar. 25 Zusammen mit ihm erschlug er auch den königlichen Beamten, der sie zum Opfer zwingen wollte, und riss den Altar nieder; 26 der leidenschaftliche Eifer für das Gesetz hatte ihn gepackt und er tat, was einst Pinhas mit Simri, dem Sohn des Salu, gemacht hatte. 27 Dann ging Mattatias durch die Stadt und rief laut: Wer sich für das Gesetz ereifert und zum Bund steht, der soll mir folgen. 28 Und er floh mit seinen Söhnen in die Berge; ihren ganzen Besitz ließen sie in der Stadt zurück. 29 Damals gingen viele, die Recht und Gerechtigkeit suchten, in die Wüste hinunter, um dort zu leben. 30 Ihre Kinder und ihre Frauen und auch ihr Vieh nahmen sie mit; denn ihre Lage zu Hause war unerträglich geworden. 31 Aber man meldete den Beauftragten des Königs und der Besatzung, die in der Davidstadt von Jerusalem war: Die Leute, die die Anordnung des Königs missachtet haben, sind in die Wüste zu den Höhlen hinabgezogen. 32 Da setzte ihnen eine starke Truppe nach; als sie die Juden eingeholt hatte, stellte sie sich ihnen gegenüber auf und machte sich zum Kampf bereit. An jenem Tag war gerade Sabbat. 33 Die Soldaten riefen ihnen zu: Jetzt ist noch Zeit. Kommt heraus und tut, was der König sagt; dann bleibt ihr am Leben. 34 Die Juden antworteten: Wir gehen nicht hinaus und tun nicht, was der König sagt; wir werden den Sabbat nicht entweihen. 35 Da gingen die Soldaten sofort zum Angriff über. 36 Die Juden gaben keine Antwort mehr; sie warfen nicht einmal Steine auf sie, noch versperrten sie die Eingänge der Höhlen. 37 Denn sie sagten: Wir wollen lieber alle sterben, als schuldig werden. Himmel und Erde sind unsere Zeugen, dass ihr uns gegen jedes Recht umbringt. 38 Am Sabbat begannen die Soldaten den Kampf; so starben die Juden mit ihren Frauen und Kindern, etwa tausend Menschen, und auch ihr Vieh kam zusammen mit ihnen um. 39 Als Mattatias und seine Anhänger das erfuhren, hielten sie für die Toten eine große Trauerfeier ab. 40 Sie sagten zueinander: Wenn wir alle so handeln, wie unsere Brüder gehandelt haben, und nicht gegen die fremden Völker für unser Leben und unsere Gesetze kämpfen, dann vertilgen sie uns bald von der Erde. 41 Und sie beschlossen noch am gleichen Tag: Wenn uns jemand am Sabbat angreift, werden wir gegen ihn kämpfen, damit wir nicht alle umkommen wie unsere Brüder in den Höhlen. 42 Damals schloss sich ihnen auch die Gemeinschaft der Hasidäer an; das waren tapfere Männer aus Israel, die alle dem Gesetz treu ergeben waren. 43 Auch alle anderen, die vor dem Unheil flohen, kamen zu ihnen und verstärkten ihre Reihen. 44 Sie stellten eine bewaffnete Streitmacht auf und sie erschlugen die Sünder in ihrem Zorn, die Frevler in ihrem Grimm. Wer übrig blieb, musste zu den Nachbarvölkern fliehen, um sein Leben zu retten. 45 Mattatias und seine Anhänger zogen durch das ganze Land und rissen die Altäre nieder. 46 Alle unbeschnittenen Kinder, die sie in dem Gebiet Israels fanden, beschnitten sie gewaltsam. 47 Sie verfolgten die frechen Frevler; in allem, was sie taten, hatten sie Glück. 48 Sie entrissen das Gesetz der Gewalt fremder Völker und der Hand der Könige. Dem Sünder ließen sie keine Macht. 49 Schließlich kam für Mattatias die Zeit, dass er sterben musste. Da sagte er zu seinen Söhnen: Nun sind über uns Hochmut und Strafe gekommen, die Zeit des Zusammenbruchs und lodernder Zorn. 50 Jetzt ereifert euch für das Gesetz, meine Söhne, setzt euer Leben ein für den Bund unserer Väter! 51 Denkt an die Taten, die unsere Väter zu ihren Zeiten vollbrachten; erwerbt euch großen Ruhm und einen ewigen Namen! 52 Wurde Abraham nicht für treu befunden in der Erprobung und wurde ihm das nicht als Gerechtigkeit angerechnet? 53 Josef hielt das Gebot, als man ihn bedrängte, und wurde Herr über Ägypten. 54 Pinhas, unser Ahnherr, ereiferte sich für Gottes Sache und empfing den Bund ewigen Priestertums. 55 Weil Josua seinen Auftrag erfüllte, wurde er Richter in Israel. 56 Kaleb sprach als Zeuge vor dem Volk die Wahrheit; darum bekam er ein Erbteil im Land. 57 David hielt die Treue; darum erhielt er den Königsthron als ewiges Erbe. 58 Elija kämpfte mit leidenschaftlichem Eifer für das Gesetz und wurde in den Himmel aufgenommen. 59 Hananja, Asarja und Mischaël hatten Vertrauen; darum wurden sie aus den Flammen gerettet. 60 Weil Daniel unschuldig war, wurde er dem Rachen der Löwen entrissen. 61 Überdenkt unsere ganze Vergangenheit: Keiner, der ihm vertraut, kommt zu Fall. 62 Habt keine Angst vor den Worten eines bösen Menschen! Seine Herrlichkeit verfällt der Fäulnis und den Würmern. 63 Heute noch reckt er sich hoch empor, morgen schon ist er verschwunden; denn er ist wieder zu Staub geworden und mit seinen Plänen ist's aus. 64 Meine Söhne, seid stark und mutig im Kampf für das Gesetz; denn durch das Gesetz werdet ihr euch Ruhm erwerben. 65 Da ist Simeon, euer Bruder. Ich weiß, dass er ein kluger Mann ist. Hört immer auf ihn! Er soll euer Vater sein. 66 Judas, der Makkabäer, ist seit seiner Jugend ein tapferer Krieger. Er soll an der Spitze eures Heeres stehen und den Kampf für sein Volk führen. 67 Schart alle um euch, die das Gesetz halten. Nehmt Rache für euer Volk! 68 Zahlt es den fremden Völkern heim! Achtet auf das, was das Gesetz befiehlt. 69 Und nachdem er sie gesegnet hatte, wurde er mit seinen Vätern vereint. 70 Er starb im Jahr 146. Man setzte ihn im Grab seiner Väter in Modeïn bei und ganz Israel hielt feierlich die Totenklage um ihn.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 3

1 An die Stelle des Mattatias trat sein Sohn Judas mit dem Beinamen der Makkabäer. 2 Alle seine Brüder unterstützten ihn, wie auch alle, die sich seinem Vater angeschlossen hatten. Freudig kämpften sie für Israel. 3 Er machte sein Volk weithin berühmt. Als Kriegsheld zog er seinen Panzer an, legte seine Waffen um und führte Krieg; sein Schwert war der Schutz seines Heeres. 4 Er glich im Kampf einem Löwen, einem jungen Löwen, der sich brüllend auf die Beute stürzt. 5 Er verfolgte die Sünder und spürte sie auf; er vertilgte alle, die sein Volk verwirrten. 6 Aus Furcht vor ihm verloren die Sünder den Mut, alle Übeltäter vergingen vor Angst. Seiner Hand gelang die Befreiung. 7 Vielen Königen schaffte er großen Verdruss, doch Jakob erfreute er mit seinen Taten. Sein Andenken sei ewig gepriesen. 8 Er zog durch die Städte Judäas, vernichtete die Frevler im Land und wandte Gottes Zorn von Israel ab. 9 Man sprach von ihm bis ans Ende der Welt; er sammelte wieder, was verloren war. 10 Apollonius sammelte Truppen aus den fremden Völkern und dazu ein großes Heer aus Samarien, um gegen Israel Krieg zu führen. 11 Als Judas davon erfuhr, zog er ihm entgegen und besiegte und erschlug ihn. Viele kamen in diesem Kampf um; die Übrigen flohen. 12 Danach holte man sich die Beute. Judas nahm das Schwert des Apollonius an sich; er gebrauchte es in jedem Kampf, solange er lebte. 13 Seron, der Befehlshaber der Streitkräfte in Syrien, hörte, dass Judas eine Gemeinschaft von Getreuen um sich geschart hatte, die mit ihm in den Kampf auszogen. 14 Da dachte er: Ich will mir einen Namen machen und im Reich berühmt werden: Ich werde einen Feldzug unternehmen gegen Judas und seine Leute, die das Wort des Königs verachten. 15 Ein großes Heer ruchloser Männer schloss sich ihm an und zog zu seiner Unterstützung mit ihm hinauf, um an den Israeliten Rache zu nehmen. 16 Er kam bis zur Steige von Bet-Horon. Judas zog ihm mit ganz wenigen Männern entgegen. 17 Als diese das Heer sahen, das gegen sie ausgerückt war, sagten sie zu Judas: Wie können wir mit so wenigen Leuten gegen eine solche Übermacht kämpfen? Außerdem sind wir ganz erschöpft; denn wir haben heute noch nichts gegessen. 18 Judas antwortete: Es kann leicht sein, dass viele wenigen in die Hände fallen; für den Himmel macht es keinen Unterschied, ob er durch viele oder wenige Rettung bringt. 19 Denn der Sieg im Kampf liegt nicht an der Größe des Heeres, sondern an der Kraft, die vom Himmel kommt. 20 Diese Leute da ziehen voll Hochmut und Bosheit gegen uns in den Kampf, um uns mit unseren Frauen und Kindern auszurotten und unsere Habe zu plündern. 21 Wir aber kämpfen für unser Leben und für unsere Gesetze. 22 Der Himmel wird sie vor unseren Augen vernichtend schlagen. Darum habt keine Angst vor ihnen! 23 Kaum hatte er das gesagt, da stürzte er sich überraschend auf die Feinde und Seron und sein Heer wurden vor seinen Augen aufgerieben. 24 Sie verfolgten ihn von der Steige von Bet-Horon bis in die Ebene hinab und es fielen gegen achthundert Mann von ihnen; die Übrigen flohen ins Land der Philister. 25 Da begann man, sich vor Judas und seinen Brüdern zu fürchten, Schrecken befiel die Völker ringsum. 26 Selbst der König hörte seinen Namen; die ganze Welt erzählte von den Kämpfen des Judas. 27 Als König Antiochus von diesen Ereignissen hörte, wurde er sehr zornig. Er schickte Boten aus und zog alle Streitkräfte seines Reiches zusammen: ein gewaltig großes Heer. 28 Dann öffnete er seine Schatzkammer, gab seinen Truppen Sold für ein Jahr und befahl ihnen, sich für jeden Fall bereitzuhalten. 29 Doch merkte er, dass das Geld im Staatsschatz ausging. Auch kamen nur noch wenig Steuern aus dem Land ein, weil er Streit und Unglück über das Land gebracht hatte, als er die uralten Bräuche aufhob. 30 Er war also besorgt, dass er, wie es schon einige Male vorgekommen war, nicht mehr so aufwendig wie früher leben und keine Geschenke mehr verteilen könnte. Er war nämlich bisher besonders freigebig gewesen, mehr als die Könige vor ihm. 31 In seiner großen Verlegenheit beschloss er, nach Persien zu ziehen, um in jenen Provinzen die Steuern einzutreiben und auf diese Weise viel Geld zusammenzubringen. 32 Als seinen Statthalter über das Gebiet zwischen dem Eufrat und der Grenze Ägyptens ließ er Lysias zurück, einen Mann, der sehr angesehen war und aus königlicher Familie stammte. 33 Ihm übertrug er auch bis zu seiner Rückkehr die Erziehung seines Sohnes Antiochus. 34 Ferner überließ er ihm die Hälfte der Truppen und die Kriegselefanten und gab ihm Anweisungen über alle anstehenden Maßnahmen, auch gegen die Bewohner von Judäa und Jerusalem. 35 Er sagte, er solle ein Heer gegen Israel schicken, um seine Macht zu brechen, um alles zu vernichten, was von Jerusalem noch übrig sei, und sogar die Erinnerung an die Juden auslöschen. 36 Er solle Menschen aus fremden Völkern in ihrem ganzen Gebiet ansiedeln und das Land an sie verlosen. 37 Die andere Hälfte der Truppen nahm der König mit sich; er brach im Jahr 147 von seiner Hauptstadt Antiochia auf, überquerte den Eufrat und marschierte in die östlichen Provinzen. 38 Lysias aber wählte Ptolemäus aus, den Sohn des Dorymenes, außerdem Nikanor und Gorgias, tapfere Männer, die zu den Freunden des Königs gehörten, 39 und schickte sie mit vierzigtausend Mann und siebentausend Reitern auf den Weg. Sie sollten in Judäa einmarschieren und das Land verwüsten, wie es der König befohlen hatte. 40 Sie brachen also mit ihrem ganzen Heer auf, zogen bis Emmaus und schlugen dort in der Ebene ihr Lager auf. 41 Als die Händler in jener Gegend von ihnen hörten, kamen sie mit viel Silber und Gold und mit Fußfesseln zum Lager, um die Israeliten als Sklaven aufzukaufen. Dem Heer schlossen sich auch noch Truppen aus Syrien und aus dem Land der Philister an. 42 Als Judas und seine Brüder sahen, dass großes Unheil drohte und die feindlichen Truppen schon auf ihrem Gebiet ihr Lager aufschlugen, und als sie erfuhren, welche Befehle der König gegeben hatte, um das Volk völlig zu vernichten, 43 sagten sie zueinander: Wir wollen die Trümmer unseres Volkes wiederaufbauen und für unser Volk und das Heiligtum kämpfen. 44 Und sie kamen zusammen, um sich zum Kampf zu rüsten, aber auch, um zu beten und Gnade und Mitleid zu erflehen. 45 Jerusalem war menschenleer wie eine Wüste, von den Kindern der Stadt ging keines mehr ein oder aus. Die heilige Stätte war entweiht. Ausländer hausten in der Burg, sie war ein Gasthaus für fremde Völker. Die Freude war aus Jakob verschwunden, Flöte und Harfe waren verstummt. 46 Sie versammelten sich also und gingen nach Mizpa. Das ist ein Ort, der Jerusalem gegenüber liegt und an dem die Israeliten früher eine Gebetsstätte hatten. 7 47 Sie fasteten an jenem Tag, zogen Bußkleider an, streuten sich Staub auf das Haupt und zerrissen ihre Gewänder. 48 Sie breiteten die Gesetzesrolle aus, um eine Entscheidung zu erhalten, so wie die fremden Völker ihre Götterbilder befragen. 49 Auch brachten sie die priesterlichen Gewänder, die Erstlingsfrüchte und den Zehnten herbei, befahlen den Nasiräern, deren Zeit abgelaufen war, sich zu versammeln, 50 und schrien laut zum Himmel: Was sollen wir mit diesen Dingen und diesen Menschen tun, wo sollen wir sie hinbringen? 51 Man entweiht und schändet dein Heiligtum; deine Priester leben in Trauer und Elend. 52 Sieh her: Man führt fremde Völker zusammen, um uns auszurotten. Du weißt, was sie mit uns vorhaben. 53 Wie können wir ihrem Angriff standhalten, wenn du uns nicht hilfst? 54 Dabei ließen sie die Trompeten blasen und schrien laut. 55 Danach setzte Judas Heerführer ein, jeweils über tausend, hundert, fünfzig und zehn. 56 Alle, die (kurz zuvor) ein Haus gebaut, eine Frau geheiratet oder Weinberge angelegt hatten oder die Angst hatten, ließ er nach Hause zurückkehren, wie es das Gesetz vorschreibt. 57 Danach brach das Heer auf und schlug südlich von Emmaus sein Lager auf. 58 Judas sagte: Legt eure Waffen an und seid tapfer! Macht euch bereit, morgen früh mit diesen fremden Völkern zu kämpfen, die man zusammengeführt hat, um uns und unser Heiligtum zu vernichten. 59 Denn wir wollen lieber im Kampf fallen, als zusehen, wie Unglück über unser Volk und über das Heiligtum kommt. 60 Doch wie der Himmel will, so soll es geschehen.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 4

1 Gorgias aber nahm eine Abteilung von fünftausend Mann und tausend ausgesuchten Reitern und brach mit ihnen in der Nacht auf. 2 Er wollte nämlich das jüdische Heer überfallen und überraschend schlagen; Leute aus der Burg zeigten ihm den Weg. 3 Doch Judas erfuhr davon und brach selbst mit seinen Männern auf, um das Lager der königlichen Streitkräfte vor Emmaus anzugreifen, 4 solange die anderen Truppen vom Lager getrennt waren. 5 Gorgias erreichte noch in der Nacht das Lager der Juden, fand aber niemand. Daher suchte er sie in den Bergen, denn er dachte: Sie sind vor uns geflohen. 6 Bei Tagesanbruch erschien Judas mit dreitausend Mann in der Ebene. Doch sie waren nicht so ausgerüstet und bewaffnet, wie sie es wünschten. 7 Als sie das Kriegslager der fremden Völker sahen, das stark, fest gebaut und ringsum von Reiterei umgeben war - lauter gut ausgebildete Soldaten -, 8 da sagte Judas zu seinen Männern: Habt keine Angst vor ihrer Übermacht und fürchtet euch nicht vor ihrer Kampfkraft! 9 Denkt daran, wie unsere Väter im Roten Meer gerettet wurden, als der Pharao sie mit seinem Heer verfolgte. 10 Lasst uns den Himmel anrufen, dass er uns gewogen ist und des Bundes mit unseren Vätern gedenkt und dass er dieses Heer heute vor unseren Augen vernichtend schlägt. 11 Dann werden alle Völker erkennen, dass es einen gibt, der Israel loskauft und rettet. 12 Als die fremden Soldaten aufblickten, sahen sie die Juden heranrücken. 13 Da kamen sie aus ihrem Lager heraus, um zu kämpfen; die Männer des Judas aber bliesen die Widderhörner. 14 Die beiden Heere stießen aufeinander und die fremden Völker wurden vernichtend geschlagen und flohen in die Ebene. 15 Alle, die nicht schnell genug waren, fielen unter dem Schwert. Die Juden verfolgten sie bis nach Geser und in die Ebene von Idumäa, Aschdod und Jamnia und erschlugen ungefähr dreitausend von ihnen. 16 Dann hörte Judas mit seinen Leuten auf, sie zu verfolgen, und kehrte um. 17 Er sagte zu seinen Männern: Fallt noch nicht über die Beute her; denn uns steht noch ein Kampf bevor. 18 Gorgias steht mit seinen Truppen dicht vor uns in den Bergen. Stellt euch also zum Kampf gegen eure Feinde auf und greift sie an; nachher könnt ihr in aller Ruhe eure Beute holen. 19 Während Judas noch sprach, sah man eine Abteilung der Feinde hinter dem Berg auftauchen. 20 Als sie merkten, dass ihre Leute geschlagen waren und die Juden das Lager angezündet hatten - der weithin sichtbare Rauch zeigte an, was geschehen war -, 21 bekamen sie bei diesem Anblick große Angst. Als sie außerdem sahen, dass das Heer des Judas kampfbereit in der Ebene stand, 22 flohen sie alle ins Land der Philister. 23 Jetzt erst machte sich Judas an die Plünderung des Lagers. Sie erbeuteten viel Gold und Silber, violette und rote Purpurstoffe und andere reiche Schätze. 24 Auf dem Rückmarsch priesen und lobten sie den Himmel: «Denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig». 3 25 So wurde Israel an jenem Tag wunderbar gerettet. 26 Die Philister, die sich hatten retten können, kamen zu Lysias und meldeten ihm, was geschehen war. 27 Auf diese Nachricht hin war er bestürzt und in großer Sorge. Denn der Feldzug gegen Israel war nicht so verlaufen, wie er es gewollt hatte; der Auftrag des Königs war nicht ausgeführt worden. 28 Darum warb er im nächsten Jahr sechzigtausend Söldner an, ausgesuchte Männer, dazu fünftausend Reiter, um wieder gegen die Juden zu Felde zu ziehen. 29 Sie zogen nach Idumäa und schlugen in Bet-Zur ihr Lager auf. Judas aber kam ihnen mit zehntausend Mann entgegen. 30 Als Judas das gewaltige Heerlager der Feinde erblickte, sprach er folgendes Gebet: Gepriesen seist du, Retter Israels. Du hast den wütenden Riesen durch deinen Knecht David erschlagen; du hast das Kriegslager der Philister Jonatan, dem Sohn Sauls, und seinem Waffenträger in die Hand gegeben. 31 Gib dieses Heer deinem Volk Israel preis! Sie sollen beschämt werden samt ihrem Fußvolk und ihrer Reiterei. 32 Jag ihnen einen Schrecken ein und lass ihren kühnen Mut schwinden! Ihr Untergang soll sie erschüttern. 33 Schlag sie nieder durch das Schwert derer, die dich lieben. Dann werden alle, die deinen Namen kennen, dein Lob singen. 34 Als nun die Heere aufeinanderstießen, fielen etwa fünftausend von den Soldaten des Lysias. 35 Als Lysias sah, welche Niederlage sein Heer erlitten hatte und wie kühn die Leute des Judas waren, bereit tapfer zu leben oder zu sterben, kehrte er nach Antiochia zurück. Dort warb er Söldner an, um mit noch stärkerer Macht noch einmal gegen Judäa zu ziehen. 36 Judas und seine Brüder aber sagten: Unsere Feinde sind nun vernichtend geschlagen. Wir wollen nach Jerusalem hinaufziehen, den Tempel reinigen und ihn neu weihen. 37 Das ganze Heer versammelte sich also und zog zum Berg Zion hinauf. 38 Da sahen sie das Heiligtum verödet daliegen. Der Brandopferaltar war entweiht; die Tore hatte man verbrannt. In den Vorhöfen wuchs Unkraut wie in einem Wald oder auf einem Berg und die Nebengebäude waren verfallen. 39 Da zerrissen sie ihre Gewänder, begannen laut zu klagen und streuten sich Staub auf das Haupt. 40 Sie warfen sich nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Sie bliesen die Signaltrompeten und schrien zum Himmel. 41 Dann befahl Judas einer Schar seiner Männer, die Besatzung der Burg zu belagern, bis das Heiligtum gereinigt sei. 42 Er wählte untadelige und gesetzestreue Priester aus, 43 damit sie das Heiligtum reinigten und die entweihten Steine an einen unreinen Ort trugen. 44 Sie berieten, was sie mit dem entweihten Brandopferaltar tun sollten. 45 Es kam ihnen der gute Gedanke, ihn niederzureißen; denn er hätte ihnen Schande gebracht, da die fremden Völker ihn entweiht hatten. So rissen sie den Altar nieder 46 und legten die Steine an einen passenden Ort auf dem Tempelberg nieder, bis ein Prophet komme und entscheide, was damit geschehen solle. 47 Dann nahmen sie unbehauene Steine, wie es das Gesetz vorschreibt, und errichteten einen neuen Altar, der genauso aussah wie der alte. 12 48 Auch das Heiligtum und die Innenräume des Tempels bauten sie wieder auf und reinigten die Vorhöfe. 49 Sie fertigten neue heilige Geräte an und stellten den Leuchter, den Rauchopferaltar und den Tisch in den Tempel. 50 Dann brachten sie auf dem Altar ein Rauchopfer dar, zündeten die Lichter an dem Leuchter an, sodass der Tempel hell wurde, 51 legten Schaubrote auf den Tisch und hängten den Vorhang auf. So beendeten sie alle Arbeiten, die sie sich vorgenommen hatten. 52 Am Fünfundzwanzigsten des neunten Monats - das ist der Monat Kislew im Jahr 148 standen sie früh am Morgen auf 53 und brachten auf dem neuen Brandopferaltar, den sie errichtet hatten, Opfer dar, so wie sie das Gesetz vorschreibt. 54 Zur gleichen Zeit und am selben Tag, an dem ihn die fremden Völker entweiht hatten, wurde er neu geweiht, unter Liedern, Zither- und Harfenspiel und dem Klang der Zimbeln. 55 Das ganze Volk warf sich nieder auf das Gesicht, sie beteten an und priesen den Himmel, der ihnen Erfolg geschenkt hatte. 56 Acht Tage lang feierten sie die Altarweihe, brachten mit Freuden Brandopfer dar und schlachteten Heils- und Dankopfer. 57 Sie schmückten die Vorderseite des Tempels mit Kränzen und kleinen Schilden aus Gold; sie erneuerten die Tore und auch die Nebengebäude, die sie wieder mit Türen versahen. 58 Im Volk herrschte sehr große Freude; denn die Schande, die ihnen die fremden Völker zugefügt hatten, war beseitigt. 59 Judas fasste mit seinen Brüdern und mit der ganzen Gemeinde Israels den Beschluss, Jahr für Jahr zur selben Zeit mit festlichem Jubel die Tage der Altarweihe zu begehen, und zwar acht Tage lang, vom fünfundzwanzigsten Kislew an. 60 In jener Zeit errichteten sie rund um den Zionsberg auch hohe Mauern mit festen Türmen, damit die fremden Völker nicht mehr in dieses Gebiet eindringen und es entweihen konnten, wie sie es vorher getan hatten. 61 Und Judas ordnete Truppen ab, um ihn zu bewachen. Auch Bet-Zur ließ er befestigen und legte eine Besatzung hinein, um das Volk gegen Idumäa abzusichern.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 5

1 Als aber die Völker ringsum hörten, dass die Juden den Altar neu errichtet und das Heiligtum wieder geweiht hatten, sodass alles war wie früher, gerieten sie in heftigen Zorn. 2 Sie beschlossen, alle aus dem Stamm Jakobs, die bei ihnen wohnten, auszurotten, und begannen, im Volk Tod und Verderben zu verbreiten. 3 Da griff Judas die Nachkommen Esaus an, die jenen Teil Idumäas bewohnten, der Akrabattene heißt; sie hatten nämlich die Grenze nach Israel abgeriegelt. Er brachte ihnen eine schwere Niederlage bei, ließ sie seine Macht fühlen und ihren Besitz plündern. 4 Auch dachte er daran, welche Untaten die Beoniter begangen hatten; sie hatten nämlich den Juden an den Wegen aufgelauert und waren für das Volk wie ein Netz und eine Falle gewesen. 5 Daher schloss er sie jetzt in ihre Fliehtürme ein und belagerte sie; er weihte sie dem Untergang und verbrannte die Türme mit allen, die darin waren. 6 Dann zog er hinüber gegen die Ammoniter. Er traf auf eine starke Streitmacht mit vielen Kriegern; ihr Anführer war Timotheus. 7 Judas verwickelte sie in zahlreiche Gefechte und sie wurden von ihm vernichtend geschlagen und besiegt. 8 Er eroberte auch die Stadt Jaser und ihre Tochterstädte. Dann kehrte er nach Judäa zurück. 9 Da rotteten sich die Völker des Landes Gilead gegen die Israeliten, die in ihrem Gebiet lebten, zusammen, um sie zu töten. Doch diese konnten sich in die Festung Datema flüchten. 10 Sie schrieben an Judas und seine Brüder einen Brief mit folgendem Inhalt: Die Völker ringsum haben sich gegen uns zusammengerottet, um uns zu vernichten. 11 Sie stehen bereit, um zu kommen und die Festung zu erobern, in die wir geflohen sind. Timotheus führt ihre Streitkräfte an. 12 Darum komm her und rette uns aus ihrer Gewalt, denn viele von uns sind schon gefallen. 13 Auch unsere Brüder, die unter den Leuten von Tubi lebten, hat man umgebracht, ihre Frauen gefangen genommen, ihre Kinder und ihren Besitz geraubt. Etwa tausend Männer sind dort umgekommen. 14 Judas und seine Brüder hatten den Brief noch nicht zu Ende gelesen, da kamen andere Boten aus Galiläa in zerrissenen Kleidern und brachten ihnen die Nachricht: 15 Die Einwohner von Ptolemaïs, Tyrus und Sidon und dem ganzen oberen Galiläa, soweit es Fremdstämmige bewohnen, haben sich zusammengetan, um uns auszurotten. 16 Als Judas und das Volk das hörten, beriefen sie eine große Versammlung ein, um zu beraten, was sie für ihre bedrängten Brüder tun sollten, die von den Feinden angegriffen wurden. 17 Judas sagte zu seinem Bruder Simeon: Such dir geeignete Männer aus, mach dich auf den Weg und befrei deine Brüder in Galiläa; ich und mein Bruder Jonatan wollen nach Gilead ziehen. 18 Als Anführer des Volkes ließ er Josef, den Sohn Secharjas, und Asarja mit dem Rest des Heeres zur Bewachung Judäas zurück. 19 Er gab ihnen den Befehl: Übernehmt die Führung dieser Leute, aber lasst euch in keinen Kampf mit fremden Völkern ein, bevor wir zurückgekehrt sind. 20 Simeon erhielt dreitausend Mann zugeteilt, mit denen er nach Galiläa ziehen sollte, Judas dagegen achttausend Mann für Gilead. 21 Simeon zog also nach Galiläa. Dort lieferte er den fremden Völkern zahlreiche Gefechte und sie wurden vor seinen Augen vernichtend geschlagen. 22 Er verfolgte sie bis an die Tore von Ptolemaïs. Von den fremden Völkern fielen ungefähr dreitausend Mann und Simeon machte reiche Beute bei ihnen. 23 Dann führte er die Juden aus Galiläa und Arbatta mit ihren Frauen und Kindern und ihrem ganzen Besitz unter großem Jubel nach Judäa zurück. 24 Judas, der Makkabäer, und sein Bruder Jonatan hatten indessen den Jordan überschritten und waren drei Tagesmärsche durch die Steppe gezogen. 25 Dort trafen sie auf die Nabatäer, die ihnen freundlich begegneten und ihnen alles erzählten, was ihren Brüdern in Gilead zugestoßen war. 26 Viele von ihnen würden in Bosora, Bosor, Alema, Kaspin, Maked und Karnajim festgehalten, lauter großen, befestigten Städten. 27 Auch in den übrigen Städten Gileads halte man sie fest und morgen wolle man sich anschicken, die Festungen zu belagern und zu erstürmen. Alle sollten an einem einzigen Tag umgebracht werden. 28 Da kehrte Judas mit seinem Heer überraschend um. Er nahm den Weg durch die Steppe von Bosora, eroberte die Stadt, erschlug mit scharfem Schwert die gesamte männliche Bevölkerung, plünderte die Stadt völlig aus und brannte sie nieder. 29 Noch in der gleichen Nacht brach er wieder auf und sie zogen bis vor die Festung Datema. 30 Als sie gegen Morgen Ausschau hielten, da sahen sie ein unzählbar großes Heer; die Soldaten schleppten Sturmleitern und Belagerungsmaschinen heran, um die Festung zu erstürmen und gingen schon zum Angriff gegen die Juden über. 31 Judas sah, dass der Kampf bereits begonnen hatte: Der Lärm aus der Stadt, Trompetengeschmetter und lautes Geschrei drangen bis zum Himmel. 32 Da rief er den Männern in seinem Heer zu: Kämpft heute für unsere Brüder! 33 Dann griff er die Feinde mit drei Abteilungen von hinten an; seine Leute bliesen die Trompeten und beteten laut. 34 Sobald das Heer des Timotheus merkte, dass es der Makkabäer war, liefen sie vor ihm davon. Er brachte ihnen eine schwere Niederlage bei; etwa achttausend Mann von ihnen fielen an diesem Tag. 35 Danach wandte sich Judas gegen Alema. Er griff die Stadt an und eroberte sie, erschlug die gesamte männliche Bevölkerung, ließ die Stadt plündern und brannte sie nieder. 36 Von dort brach er auf und eroberte Kaspin, Maked, Bosor und die übrigen Städte Gileads. 37 Nach diesen Ereignissen sammelte Timotheus ein neues Heer und schlug gegenüber von Rafon, jenseits der Schlucht, sein Lager auf. 38 Judas schickte Späher aus, die das Lager erkunden sollten. Sie meldeten ihm: Alle Völker, die rings um uns wohnen, sind zu ihm gestoßen; es ist ein gewaltiges Heer. 39 Auch arabische Hilfstruppen hat er angeworben. Sie haben auf der anderen Seite der Schlucht ihr Lager bezogen und stehen bereit, gegen dich zum Kampf auszurücken. Da zog Judas ihnen entgegen. 40 Als er sich mit seinem Heer dem Bach, der durch die Schlucht führte, näherte, sagte Timotheus zu seinen Heerführern: Wenn er zuerst über den Bach zu uns herüberkommt, können wir ihm nicht standhalten; dann wird er uns sicherlich überwältigen. 41 Wenn er aber Angst hat und sein Lager jenseits des Baches aufschlägt, dann gehen wir zu ihm hinüber und werden ihn überwältigen. 42 Als Judas sich dem Gebirgsbach genähert hatte, ließ er Heeresschreiber in der Schlucht antreten und gab ihnen den Befehl: Niemand darf hier Halt machen, sondern alle sollen zum Kampf vorrücken. 43 Er selbst ging als erster über den Bach, den Feinden entgegen, und alle seine Krieger folgten ihm. Und die fremden Völker wurden von ihm vernichtend geschlagen; sie warfen ihre Waffen weg und flüchteten sich in das Heiligtum von Karnajim. 44 Aber die Juden eroberten die Stadt und verbrannten das Heiligtum mit allen, die darin waren. So wurde Karnajim gedemütigt und niemand konnte Judas mehr Widerstand leisten. 45 Nun sammelte Judas alle Israeliten, die in Gilead lebten, jung und alt, mit ihren Frauen und Kindern und ihrem Besitz, eine gewaltige Menschenmenge, um mit ihnen nach Judäa zu ziehen. 46 Sie kamen bis Efron. Diese große und stark befestigte Stadt lag auf ihrem Weg. Man konnte sie weder links noch rechts umgehen, sondern musste mitten durch sie hindurchziehen. 47 Aber die Einwohner der Stadt schlossen vor ihnen die Tore und versperrten sie außerdem mit Steinen. 48 Da schickte Judas Unterhändler zu ihnen mit dem friedlichen Vorschlag: Wir wollen durch euer Land ziehen, um in unser Land zu kommen. Keiner wird euch etwas Böses tun; wir wollen nur durchmarschieren. Aber die Einwohner wollten ihnen die Tore nicht öffnen. 49 Nun ließ Judas im Heer den Befehl ausrufen, jeder solle dort Stellung beziehen, wo er gerade sei. 50 Da stellten sich die Krieger auf und Judas ließ die Stadt den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch angreifen, bis sie fiel. 51 Er erschlug ihre gesamte männliche Bevölkerung mit scharfem Schwert, zerstörte die Stadt völlig und ließ sie plündern. Dann marschierte er über die Leichen der Erschlagenen hinweg durch die Stadt. 52 Sie überquerten den Jordan in der großen Ebene gegenüber von Bet-Schean. 53 Judas sorgte dafür, dass die Nachzügler zusammenblieben, und auf dem ganzen Weg sprach er den Leuten Mut zu, bis sie Judäa erreichten. 54 Dann zogen sie mit Jubel und Freude zum Berg Zion hinauf und brachten dort Brandopfer dar; denn keiner von ihnen war gefallen, alle waren wohlbehalten heimgekehrt. 55 Zu der Zeit, als Judas und Jonatan in Gilead waren und als sein Bruder Simeon in Galiläa vor Ptolemaïs lag, 56 hörten die Heerführer Josef, der Sohn Secharjas, und Asarja von den kühnen Taten, die jene vollbracht hatten. 57 Da sagten sie: Auch wir wollen uns einen Namen machen und einen Feldzug gegen die fremden Völker ringsum führen. 58 Sie gaben also den Soldaten, die sie bei sich hatten, den Befehl, gegen Jamnia zu ziehen. 59 Aber Gorgias und seine Männer rückten ihnen aus der Stadt zum Kampf entgegen. 60 Josef und Asarja wurden geschlagen und bis an die Grenze von Judäa verfolgt. An jenem Tag fielen fast zweitausend aus dem Volk Israel. 61 Das Volk hatte eine schwere Niederlage erlitten, weil sie nicht auf Judas und seine Brüder gehört hatten, sondern sich einbildeten, auch sie könnten große Taten vollbringen. 62 Doch sie waren nicht aus dem Geschlecht derer, die mit der Rettung Israels beauftragt waren. 63 Der große Judas und seine Brüder dagegen erwarben sich hohen Ruhm bei ganz Israel und bei allen Völkern, überall wo ihr Name bekannt wurde. 64 Die Leute kamen herbei, um sie zu beglückwünschen. 65 Judas und seine Brüder zogen auch zum Kampf gegen die Nachkommen Esaus im Süden. Er schlug Hebron und seine Tochterstädte, eroberte ihre Festungen und brannte ihre Türme ringsum nieder. 66 Dann zog er gegen das Philisterland. Als das Heer dabei durch Marescha kam, 67 fielen einige Priester im Kampf. Sie waren schlecht beraten gewesen, in den Krieg zu ziehen, um Heldentaten zu vollbringen. 68 Dann machte Judas eine Ausweichbewegung und zog nach Aschdod im Land der Philister. Dort zerstörte er die Altäre der Philister, verbrannte ihre Götterbilder, plünderte die Städte und kehrte dann nach Judäa zurück.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 6

1 König Antiochus durchzog unterdessen die östlichen Provinzen. Er hörte von einer Stadt in Persien namens Elymaïs, die berühmt war wegen ihres Reichtums an Silber und Gold. 2 Auch gibt es in ihr einen sehr reichen Tempel; der mazedonische König Alexander, der Sohn des Philippus, der als erster Grieche König geworden war, hatte dort goldene Schilde, Rüstungen und Waffen hinterlassen. 3 Antiochus marschierte also hin und versuchte, die Stadt zu erobern und zu plündern. Doch er blieb ohne Erfolg; denn die Einwohner der Stadt hatten von seinem Plan erfahren 4 und leisteten ihm bewaffneten Widerstand. Er musste fluchtartig abziehen und machte sich sehr niedergeschlagen auf den Rückweg nach Babylon. 5 Noch in Persien erreichte ihn ein Bote mit der Nachricht, dass die Heere, die in Judäa einmarschiert waren, geschlagen worden waren. 6 Auch Lysias, der an der Spitze einer starken Streitmacht in den Kampf gezogen war, habe gegen die Juden eine schwere Niederlage erlitten. Deren Bewaffnung und Kampfkraft habe sich durch die große Beute, die sie bei den geschlagenen Armeen machten, verstärkt. 7 Den Gräuel, den er auf dem Altar in Jerusalem hatte aufstellen lassen, hätten sie wieder entfernt und den Tempelbezirk wie früher mit hohen Mauern umgeben, ebenso seine Stadt Bet-Zur. 8 Als der König das hörte, war er bestürzt und sehr beunruhigt. Er musste sich niederlegen, da ihn eine Schwäche befiel; so niedergeschlagen war er, weil seine Pläne gescheitert waren. 9 So ging es mehrere Tage. Er bekam immer neue Anfälle tiefer Schwermut und rechnete schon damit, dass er sterben müsse. 10 Er rief seine Freunde zusammen und sagte zu ihnen: Der Schlaf flieht meine Augen und ich bin vor Sorgen zusammengebrochen. 11 Ich habe mich gefragt: Wie bin ich nur in diese große Not und Bedrängnis geraten, in der ich mich jetzt befinde? Ich war während meiner Regierung doch immer leutselig und beliebt. 12 Jetzt fallen mir die bösen Dinge ein, die ich in Jerusalem getan habe. Ich habe dort alle Geräte aus Silber und Gold mitgenommen, ja, ich habe ohne Grund den Auftrag gegeben, die Bewohner Judäas auszurotten. 13 Deswegen ist dieses Unglück über mich gekommen, das weiß ich jetzt. Und nun sterbe ich ganz verzweifelt in einem fremden Land. 14 Er rief Philippus, einen seiner Freunde, zu sich und setzte ihn als Herrscher über sein ganzes Königreich ein. 15 Er überreichte ihm das königliche Diadem, sein Gewand und seinen Siegelring und gab ihm den Auftrag, seinen Sohn Antiochus anzuleiten und zu erziehen, bis er die Regierung übernehmen könne. 16 Dann starb König Antiochus dort im Jahr 149. 17 Als Lysias erfuhr, dass der König tot war, setzte er als dessen Nachfolger seinen Sohn Antiochus ein, dessen Erziehung ihm während seiner Minderjährigkeit oblag, und gab ihm den Beinamen Eupator. 18 Die Besatzung der Burg in Jerusalem schloss die Israeliten, die im Tempel waren, von allen Seiten ein. Sie versuchte unaufhörlich, Unheil anzurichten, und die Fremden hatten an ihnen einen starken Rückhalt. 19 Judas fasste daher den Plan, sie zu vernichten, und berief alle wehrfähigen Männer zur Belagerung zusammen. 20 Sie kamen und man begann im Jahr 150 mit der Belagerung; dabei baute man sogar Wurf- und Belagerungsmaschinen. 21 Einige von der Besatzung konnten den Belagerungsring durchbrechen; zu ihnen stießen mehrere Ruchlose aus Israel. 22 Sie begaben sich zum König und sagten: Wie lange zögerst du, uns unser Recht zu verschaffen und für unsere Brüder Rache zu nehmen? 23 Wir haben deinem Vater bereitwillig gedient; wir haben so gelebt, wie er es sagte, und haben seine Anordnungen befolgt. 24 Deswegen sind uns unsere eigenen Landsleute fremd geworden; ja, sie haben jeden von uns, den sie fanden, umgebracht und haben unseren Besitz geraubt. 25 Doch nicht allein gegen uns haben sie die Hand erhoben, sondern auch gegen alle ihre Nachbarn. 26 Jetzt sind sie sogar vor die Burg von Jerusalem gezogen, um sie zu erobern; außerdem haben sie den Tempel und Bet-Zur befestigt. 27 Wenn du ihnen nicht bald zuvorkommst, werden sie noch mehr unternehmen und du wirst sie nicht mehr aufhalten können. 28 Als der König das hörte, wurde er zornig. Er ließ alle seine Freunde zu sich kommen, sowohl die Anführer des Fußvolks als auch die der Reiterei. 29 Auch aus anderen Reichen und von den Inseln kamen Söldnertruppen zu ihm. 30 Im Ganzen bestand sein Heer aus hunderttausend Mann Fußvolk, zwanzigtausend Reitern und zweiunddreißig Kriegselefanten. 31 Sie zogen durch Idumäa und belagerten Bet-Zur. Der Kampf zog sich lange hin. Sie bauten auch Belagerungsmaschinen; die Belagerten machten jedoch einen Ausfall, verbrannten sie und schlugen sich tapfer. 32 Da zog Judas von der Burg in Jerusalem ab und schlug dem königlichen Heer gegenüber bei Bet-Sacharja sein Lager auf. 33 Am nächsten Morgen ließ der König das Heer in aller Frühe aufbrechen und in einem Eilmarsch nach Bet-Sacharja marschieren. Die Truppen schwärmten aus und man stieß in die Trompeten. 34 Den Elefanten hielt man den Saft von Trauben und Maulbeeren vor, um sie zum Kampf zu reizen. 35 Darauf verteilte man die Tiere auf die einzelnen Abteilungen. Zu jedem Elefanten stellten sie tausend Mann; diese hatten Kettenpanzer an und auf dem Kopf bronzene Helme. Außerdem waren jedem Tier fünfhundert ausgesuchte Reiter zugeordnet; 36 sie hatten sich schon vorher immer bei den Tieren aufgehalten und waren ihnen überall gefolgt, wohin sie auch gingen. 37 Jedes Tier trug einen befestigten, gut gesicherten Turm aus Holz, der kunstfertig angeschnallt war, dazu vier Soldaten, die von dem Turm aus kämpften, sowie seinen indischen Lenker. 38 Die übrige Reiterei stellte der König außen an die beiden Flügel des Heeres, um die Gegner zu beunruhigen und die eigenen Reihen zu decken. 39 Als die Sonne sich in den goldenen und ehernen Schilden brach, da strahlten die Berge wider und leuchteten auf wie brennende Fackeln. 40 Ein Teil des königlichen Heeres stellte sich oben auf den Bergen, ein anderer unten in der Ebene auf. Dann begannen sie, sicher und geordnet vorzurücken. 41 Da zitterten alle, die das Getöse der Menge hörten und sahen, wie die Massen aufmarschierten und die Waffen aneinanderschlugen; denn es war ein gewaltig großes und starkes Heer. 42 Judas rückte mit seinen Truppen ebenfalls vor und es kam zum Kampf; dabei fielen vom Heer des Königs sechshundert Mann. 43 Eleasar Awaran sah einen Elefanten, dessen Panzer königlichen Schmuck trug und der alle anderen Tiere überragte. Da er glaubte, darauf sitze der König, 44 opferte er sich, um sein Volk zu retten und sich ewigen Ruhm zu erwerben. 45 Er lief mutig auf ihn zu, mitten in die feindliche Schlachtreihe hinein, teilte nach links und rechts tödliche Hiebe aus und schlug sich eine Bresche durch die Reihen. 46 So drang er bis zu dem Elefanten vor, stellte sich unter ihn und durchbohrte ihn. Das Tier brach zusammen und fiel auf ihn, sodass er erdrückt wurde. 47 Als die Juden die Stärke und das Ungestüm der königlichen Truppen sahen, wichen sie ihnen aus. 48 Die Truppen des königlichen Heeres rückten daraufhin nach Jerusalem hinauf, um die Juden dort zum Kampf zu stellen. Der König schlug in Judäa und am Berg Zion ein Lager auf. 49 Mit der Besatzung von Bet-Zur schloss er Frieden und sie verließ die Stadt. Dort waren nämlich während der Belagerung die Nahrungsmittel ausgegangen; denn man beging im Land ein Sabbatjahr. 6 50 Der König ließ Bet-Zur besetzen und legte eine Garnison hinein, um es zu sichern. 51 Dann belagerte er viele Tage lang den Tempel. Er ließ Wurf- und Belagerungsmaschinen, auch Brand- und Steinschleudern aufstellen, dazu Armbrüste für Pfeile und kleinere Schleudermaschinen. 52 Aber die Juden bauten ebenfalls Maschinen und der Kampf zog sich lange hin. 53 Doch die Vorratsräume waren leer, weil das Jahr ein siebtes Jahr war; zudem hatten die, die man bei den fremden Völkern gerettet und nach Judäa gebracht hatte, den Rest der Vorräte aufgebraucht. 54 Die Besatzung litt daher Hunger und die Truppen liefen auseinander, jeder ging nach Hause; nur wenige Männer blieben beim Tempel zurück. 55 Da hörte Lysias, Philippus, den König Antiochus noch zu seinen Lebzeiten zum Erzieher seines Sohnes Antiochus bestimmt hatte, bis dieser die Regierung antreten könne, 56 sei aus Persien und Medien zurückgekehrt, zusammen mit den Truppen, die den (verstorbenen) König begleitet hatten; er versuche, die Regierung an sich zu bringen. 57 Daher entschloss sich Lysias, möglichst rasch abzuziehen; er sagte zum König, zu den Offizieren und den Soldaten: Unsere Lage wird von Tag zu Tag schwieriger. Es gibt wenig zu essen und der Ort, den wir belagern, ist stark befestigt. Überdies ruht auf uns die Sorge um das Reich. 58 Reichen wir darum diesen Leuten die Hand und schließen wir Frieden mit ihnen und ihrem ganzen Volk! 59 Wir wollen ihnen zugestehen, dass sie wie früher nach ihren Gesetzen leben können. Denn weil wir ihre Gesetze abschaffen wollten, haben sie sich gegen uns aufgelehnt und all das getan. 60 Der König und die Heerführer waren mit diesem Vorschlag einverstanden; er ließ den Juden Frieden anbieten und sie nahmen ihn an. 61 Der König und die Heerführer leisteten ihnen einen Eid; darauf verließen die Juden die Festung. 62 Aber als der König den Berg Zion betrat und sah, wie stark der Ort befestigt war, brach er den Eid, den er geschworen hatte, und gab den Befehl, die Mauer ringsum einzureißen. 63 Dann zog er in Eilmärschen ab und kehrte nach Antiochia zurück. Er fand die Stadt im Besitz des Philippus, eröffnete den Kampf gegen ihn und nahm die Stadt mit Gewalt.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 7

1 Im Jahr 151 floh Demetrius, der Sohn des Seleukus, aus Rom, landete mit nur wenigen Männern in einer Stadt am Meer und rief sich dort zum König aus. 2 Als er in den Palast seiner Väter einzog, nahmen die Truppen Antiochus und Lysias fest, um sie ihm auszuliefern. 3 Das wurde ihm mitgeteilt; er aber sagte: Ich will ihr Gesicht nicht sehen. 4 Da brachten die Truppen die beiden um und Demetrius setzte sich auf den Thron seines Reiches. 5 Alle Gesetzlosen und Frevler aus Israel kamen zu ihm. Ihr Anführer war Alkimus, der Hoherpriester werden wollte. 6 Sie verklagten das Volk beim König und sagten: Judas und seine Brüder haben alle deine Freunde umgebracht und uns aus unserer Heimat vertrieben. 7 Schick darum einen Mann, dem du vertraust, er soll kommen und sich das ganze Unheil ansehen, das sie uns und dem Land des Königs zugefügt haben. Dann soll er sie und alle, die sie unterstützen, bestrafen. 8 Der König wählte Bakchides, einen der Freunde des Königs; er hatte den Befehl jenseits des Stroms, galt viel im Reich und war dem König treu ergeben. 9 Mit ihm schickte er den ruchlosen Alkimus, den er als Hohenpriester einsetzte, und gab ihm den Auftrag, an den Israeliten Vergeltung zu üben. 10 Sie brachen mit einem großen Heer auf und zogen nach Judäa. Er schickte Boten an Judas und seine Brüder und bot ihnen mit hinterlistigen Worten Frieden. 11 Doch diese glaubten ihnen nicht; denn sie sahen, dass sie mit einem großen Heer gekommen waren. 12 Eine Gruppe von Schriftgelehrten ging indessen gemeinsam zu Alkimus und Bakchides, um eine gerechte Lösung zu suchen. 13 Auch bemühten sich die Hasidäer, als erste von den Israeliten, bei ihnen um Frieden. 14 Sie sagten sich nämlich: Ein Priester aus der Familie des Aaron ist zusammen mit den Truppen hergekommen; er wird uns nichts Böses tun. 15 Alkimus unterhielt sich auch friedlich mit ihnen, ja, er schwor ihnen: Wir werden euch und euren Freunden kein Leid zufügen. 16 Sie glaubten ihm; er aber ließ sechzig von ihnen festnehmen und noch am selben Tag hinrichten, genau wie geschrieben steht: 17 Die Leichen deiner Frommen haben sie rings um Jerusalem zerstreut und ihr Blut haben sie vergossen und keiner hat sie begraben. 18 Da begann das ganze Volk, sich vor ihnen zu fürchten und zu zittern. Man sagte: Bei ihnen gibt es weder Treue noch Recht; denn sie haben den Vertrag gebrochen trotz des Eides, den sie geschworen haben. 19 Bakchides marschierte von Jerusalem nach Bet-Sajit und schlug dort sein Lager auf. Er ließ viele von den Männern, die zu ihm übergelaufen waren, festnehmen, dazu auch einige Männer aus dem Volk, und befahl, sie an der großen Zisterne niederzumetzeln. 20 Er übergab das Land dem Alkimus und ließ zu seiner Unterstützung einen Teil der Truppen zurück. Dann kehrte Bakchides zum König zurück. 21 Alkimus aber kämpfte um das Hohepriesteramt. 22 Alle Unruhestifter im Volk sammelten sich um ihn; sie rissen die Macht über Judäa an sich und stürzten Israel tief ins Unglück. 23 Judas sah all das Unheil, das Alkimus und seine Anhänger bei den Israeliten anrichteten; sie waren schlimmer als die Ausländer. 24 Da brach er auf, zog durch das Gebiet von ganz Judäa und übte an den Überläufern Vergeltung, sodass sie sich nicht mehr frei im Land bewegen konnten. 25 Alkimus merkte, dass Judas und seine Leute an Macht gewannen, und da er einsah, dass er ihnen nicht gewachsen war, wandte er sich wieder an den König und brachte schwere Anklagen gegen sie vor. 26 Da schickte der König einen seiner bedeutendsten Anführer, Nikanor, der ein erbitterter Gegner Israels war; er trug ihm auf, das Volk zu vernichten. 27 Nikanor kam mit einem großen Heer nach Jerusalem. Er schickte Boten zu Judas und seinen Brüdern und sprach hinterlistig von Frieden. Er sagte: 28 Ich will keinen Krieg mit euch. Darum will ich mich in Begleitung von nur ein paar Leuten in aller Freundschaft mit euch treffen, um über den Frieden zu reden. 29 Er kam auch zu Judas und sie begrüßten einander freundschaftlich. Seine Soldaten hielten sich indessen bereit, den Judas zu verschleppen. 30 Judas aber erfuhr, dass er in böser Absicht gekommen war. Da wurde er vorsichtig und wollte nicht mehr mit ihm zusammenkommen. 31 Nun merkte Nikanor, dass sein Plan entdeckt worden war, und er zog aus, um Judas bei Kafar-Salama zum Kampf zu stellen. 32 Aber fast fünfhundert von den Leuten des Nikanor fielen und seine Soldaten mussten sich in die Davidstadt flüchten. 33 Nach diesen Ereignissen ging Nikanor zum Berg Zion hinauf. Aus dem Tempelbezirk kamen ihm Priester und Älteste des Volkes entgegen, um ihn friedlich zu begrüßen und ihm das Opfer zu zeigen, das man für den König darbrachte. 34 Er aber verhöhnte und verspottete sie und machte sie unrein. Er prahlte 35 und schwor voller Zorn: Wenn Judas und sein Heer mir nicht sofort ausgeliefert werden, dann stecke ich dieses Haus in Brand, sobald ich heil zurück bin. Dann ging er wütend weg. 36 Die Priester gingen wieder hinein, stellten sich vor den Altar und den Tempel, weinten und sagten: 37 Du hast dieses Haus erwählt, damit dein Name darüber ausgerufen werde; es sollte für dein Volk ein Haus des Betens und Flehens sein. 38 Übe Vergeltung an diesem Menschen und an seinem Heer! Sie sollen unter dem Schwert fallen. Denk an ihre Lästerungen und lass sie nicht weiterleben! 39 Nikanor verließ Jerusalem und schlug in Bet-Horon sein Lager auf; dort stieß eine Abteilung Soldaten aus Syrien zu ihm. 40 Judas dagegen hatte mit dreitausend Mann sein Lager bei Hadascha und er betete: 41 Damals, als die Leute des Königs von Assur über dich gelästert hatten, kam dein Engel und erschlug hundertfünfundachtzigtausend von ihnen. 42 Schlag heute dieses Heer vor unseren Augen genauso, damit die, die von ihnen übrig bleiben, erkennen, dass Nikanor schlimme Worte gegen dein Heiligtum ausgestoßen hat. Richte ihn, wie es sein Verbrechen verdient. 43 Am Dreizehnten des Monats Adar stießen die Heere aufeinander und das Heer des Nikanor wurde vernichtend geschlagen; er selbst fiel als erster im Kampf. 44 Als sein Heer sah, dass Nikanor gefallen war, warfen sie die Waffen weg und flohen. 45 Die Juden verfolgten sie einen Tagesmarsch weit, von Hadascha bis nach Geser, und bliesen mit den Signaltrompeten hinter ihnen her. 46 Aus allen umliegenden Dörfern Judäas kamen die Männer heraus und umzingelten die Flüchtenden. Da wandten sich die Feinde gegeneinander und alle fielen unter dem Schwert; nicht einer von ihnen blieb übrig. 47 Die Juden nahmen ihnen ihre Ausrüstungen weg und machten reiche Beute. Dem Nikanor schlugen sie den Kopf ab und ebenso die rechte Hand, die er so vermessen ausgestreckt hatte; sie brachten beides nach Jerusalem und hängten es dort öffentlich auf. 48 Im Volk herrschte große Freude; sie begingen diesen Tag als einen großen Festtag 49 und beschlossen, den dreizehnten Adar künftig jedes Jahr zu feiern. Danach hatte Judäa für kurze Zeit Ruhe.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 8

1 Judas hörte, wie man von den Römern erzählte, sie seien geübt im Kriegführen, erwiesen allen, die zu ihnen hielten, Wohlwollen und schlössen Freundschaft mit jedem, der sie darum bitte. Sie seien in der Tat kriegstüchtige Männer. 2 Man berichtete ihm auch von ihren Feldzügen und von ihren kühnen Unternehmungen gegen die Galater, die sie unterworfen und tributpflichtig gemacht hatten, 3 ebenso von ihren Taten in Spanien: Dort hatten sie die Silber- und Goldbergwerke erobert 4 und durch ihre Klugheit und Ausdauer das ganze Land an sich gebracht, obgleich es von ihnen weit entfernt liegt. Die Könige, die vom Ende der Welt gegen sie herangezogen waren, hatten sie besiegt und ihnen eine vernichtende Niederlage beigebracht; die Übrigen mussten ihnen jährlich Tribut zahlen. 5 Philippus und Perseus, die Könige der Kittäer, und alle anderen, die sich gegen sie auflehnten, hatten sie im Krieg vernichtend geschlagen und unterworfen. 6 Als Antiochus, der Großkönig von Asien, mit hundertzwanzig Elefanten, mit Reiterei, Streitwagen und einem gewaltigen Heer gegen sie zum Kampf auszog, wurde er von ihnen vernichtend geschlagen. 7 Sie nahmen ihn lebendig gefangen und erlegten ihm und seinen Nachfolgern einen hohen Tribut auf; er musste Geiseln stellen und einen Teil seines Gebietes abtreten. 8 Sie nahmen ihm die Provinzen Indien, Medien und Lydien ab, einige der besten Länder, die er besaß, und schenkten sie dem König Eumenes. 9 Als die Bewohner von Griechenland den Plan fassten, in den Krieg zu ziehen, um die Römer zu vernichten, 10 wurde diesen die Sache bekannt. Sie schickten nur einen einzigen Befehlshaber aus, um gegen sie Krieg zu führen. Von den Griechen wurden viele verwundet und kamen um. Die Römer führten ihre Frauen und Kinder gefangen weg, plünderten ihre Habe und nahmen das Land in Besitz; sie schleiften ihre Festungen und machten sich die Griechen untertan; so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag. 11 Auch alle anderen Reiche und die Inseln, die sich irgendwann gegen sie erhoben, hatten sie besiegt und sich untertan gemacht. 12 Ihren Freunden aber und allen, die sich auf sie verließen, hielten sie die Freundschaft. Sie unterwarfen die Könige nah und fern, und wer ihren Namen hörte, hatte Angst vor ihnen. 13 Wem sie aber zur Herrschaft verhelfen wollen, der wird König und ebenso setzen sie ab, wen sie wollen. Auf diese Weise sind sie sehr groß geworden. 14 Bei all dem setzt sich keiner von ihnen eine Krone auf oder legt Purpurgewänder an, um damit zu prunken. 15 Vielmehr haben sie sich eine Ratsversammlung (den Senat) geschaffen und jeden Tag halten dreihundertundzwanzig Ratsherren darüber Rat, wie das Volk gut zu regieren sei. 16 Einem einzigen Mann übertragen sie vertrauensvoll für ein Jahr die Regierung über sich und die Herrschaft über ihr ganzes Land. Alle gehorchen dem einen, ohne dass es Neid oder Eifersucht unter ihnen gibt. 17 Judas wählte Eupolemus, den Sohn Johanans und Enkel des Koz, aus, sowie Jason, den Sohn Eleasars, und schickte sie nach Rom, um mit den Römern ein Freundschafts- und Waffenbündnis zu schließen, 3 18 damit das Joch von Judäa genommen werde; denn die Römer sahen ja, wie die Könige der Griechen Israel in Knechtschaft hielten. 19 Sie reisten also nach Rom - es war ein sehr weiter Weg -, traten vor den Senat und sagten: 20 Judas, der Makkabäer, seine Brüder und das jüdische Volk haben uns zu euch geschickt. Wir wollen mit euch ein Friedensbündnis schließen und als eure Bundesgenossen und Freunde eingeschrieben werden. 21 Der Senat war mit dem Vorschlag einverstanden. 22 Dies ist eine Abschrift der Urkunde, die sie auf Bronzetafeln aufzeichnen und nach Jerusalem schicken ließen, damit die Erinnerung an das Friedensbündnis ständig gegenwärtig bleibe: 23 Den Römern und dem jüdischen Volk soll es zu Wasser und zu Land immer wohl ergehen; Schwert und Feind mögen ihnen fern bleiben. 24 Wenn Rom oder irgendeinem seiner Bundesgenossen in seinem ganzen Machtbereich zuerst ein Krieg droht, 25 wird das jüdische Volk, je nachdem es die Lage erfordert, bereitwillig mit in den Kampf ziehen. 26 Den Kriegführenden brauchen keine Nahrungsmittel, keine Waffen, kein Geld und auch keine Schiffe geliefert zu werden, wenn Rom es so für richtig hält. Sie werden ihren Verpflichtungen ohne Gegenleistung nachkommen. 27 Ebenso werden die Römer, wenn das jüdische Volk zuerst in einen Krieg verwickelt wird, bereitwillig mitkämpfen, je nach den Umständen. 28 Den Bundesgenossen brauchen keine Nahrungsmittel, Waffen, kein Geld und auch keine Schiffe geliefert zu werden, wenn Rom es so für richtig hält; sie werden ihren Verpflichtungen ohne Hinterlist nachkommen. 29 Das ist der Wortlaut des Vertrags, den die Römer mit dem Volk der Juden geschlossen haben. 30 Wenn später die beiden Parteien etwas hinzufügen oder streichen wollen, können sie es nach ihrem Belieben tun. Die Zusätze oder Streichungen werden gültig sein. 31 Dem König Demetrius aber haben wir geschrieben wegen des Unrechts, das er den Juden zugefügt hat: Warum lastet dein Joch so schwer auf unseren Freunden und Bundesgenossen, den Juden? 32 Wenn sie jetzt noch einmal deinetwegen vorstellig werden, verhelfen wir ihnen zu ihrem Recht und führen gegen dich Krieg zu Wasser und zu Land.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 9

1 Demetrius erfuhr, dass Nikanor und sein Heer im Kampf gefallen waren. Da schickte er Bakchides und Alkimus zum zweiten Mal nach Judäa und gab ihnen die im Süden stehende Armee mit. 2 Sie nahmen den Weg nach Gilgal, schlugen vor Mesalot in der Gegend von Arbela ihr Lager auf, eroberten die Stadt und brachten viele Menschen um. 3 Im ersten Monat des Jahres 152 schlugen sie ihr Lager bei Jerusalem auf. 4 Von dort zogen sie mit zwanzigtausend Mann und zweitausend Reitern nach Berea. 5 Judas aber hatte mit dreitausend ausgewählten Soldaten sein Lager bei Elasa. 6 Als die Juden die Übermacht der feindlichen Truppen sahen, bekamen sie große Angst. Viele liefen aus dem Lager fort, sodass am Ende nur noch achthundert Mann übrig waren. 7 Judas sah, dass sich sein Heer auflöste, während der Kampf unmittelbar bevorstand. Er wurde sehr bestürzt, denn er hatte keine Zeit mehr, seine Leute wieder zusammenzubringen. 8 Niedergeschlagen sagte er zu denen, die noch da waren: Auf! Wir wollen gegen unsere Feinde hinaufziehen. Vielleicht können wir doch gegen sie kämpfen. 9 Sie aber widersprachen ihm und sagten: Es ist unmöglich. Wir wollen lieber jetzt unser Leben retten und dann mit unseren Brüdern zurückkommen und gegen sie kämpfen. Wir sind zu wenige. 10 Judas antwortete: Auf keinen Fall werde ich vor ihnen fliehen. Wenn unsere Zeit gekommen ist, dann wollen wir für unsere Brüder tapfer in den Tod gehen; auf unsere Ehre soll kein Schatten fallen. 11 Da rückte das feindliche Heer aus seinem Lager aus und bezog ihnen gegenüber Stellung; die Reiterei wurde in zwei Gruppen geteilt, die Schleuderer und Bogenschützen gingen vor der Streitmacht her, ebenso die Reihe der tapferen Vorkämpfer. 12 Bakchides war auf dem rechten Flügel. Die beiden Flügel der Schlachtreihe näherten sich und man blies die Trompeten. Auch die Leute des Judas stießen in die Trompeten. 13 Die Erde bebte vor dem Getöse, das die Heere machten, und vom Morgen bis zum Abend dauerte der Kampf Mann gegen Mann. 14 Als Judas bemerkte, dass Bakchides mit dem Kern seiner Truppe rechts stand, scharten sich alle tapferen Männer um ihn 15 und der rechte Flügel der Feinde wurde von ihnen vernichtend geschlagen; sie verfolgten sie bis zum Gebirge von Aschdod. 16 Als die Truppen auf dem linken Flügel sahen, dass der rechte geschlagen war, schwenkten sie um und folgten den Spuren des Judas und seiner Leute. 17 Es entwickelte sich ein erbitterter Kampf, in dem beide Seiten schwere Verluste erlitten. 18 Auch Judas fiel; die Übrigen flohen. 19 Jonatan und Simeon holten ihren Bruder und bestatteten ihn im Grab seiner Väter in Modeïn. 20 Ganz Israel beweinte ihn und hielt um ihn eine große Totenklage ab. Sie trauerten viele Tage lang und sagten: 21 Ach, der Held ist gefallen, Israels Retter. 1 22 Die übrige Geschichte des Judas, seine anderen Feldzüge und kühnen Unternehmungen, die er durchführte, und seine sonstigen großen Taten - all das ist hier nicht erwähnt worden; es wäre zu viel geworden. 23 Nach dem Tod des Judas erhoben die Abtrünnigen in allen Teilen Israels wiederum ihr Haupt und alle Übeltäter wagten sich wieder ans Licht. 24 In jenen Tagen gab es eine furchtbare Hungersnot; wie die Verräter, so wurde auch das Land untreu. 25 Bakchides wählte die abtrünnigen Männer aus und machte sie zu Herren des Landes. 26 Diese spürten die Anhänger des Judas auf, verhörten sie und brachten sie zu Bakchides. Er nahm Rache an ihnen und ließ sie misshandeln. 27 Große Bedrängnis herrschte in Israel, wie seit den Tagen der Propheten nicht mehr. 28 Da kamen alle Anhänger des Judas zusammen und sagten zu Jonatan: 29 Seit dein Bruder Judas tot ist, gibt es keinen mehr, der gegen die Feinde, gegen Bakchides und gegen die Gegner unseres Volkes in den Krieg zieht, wie er es getan hat. 30 Darum haben wir dich heute gewählt. So wie er sollst du uns anführen und leiten in unserem Kampf. 31 Jonatan übernahm also die Führung und trat die Nachfolge seines Bruders Judas an. 32 Bakchides erfuhr davon und trachtete ihm nach dem Leben. 33 Als Jonatan und sein Bruder Simeon mit ihrer ganzen Gefolgschaft das hörten, flohen sie in die Wüste von Tekoa und hielten sich bei der mit Wasser gefüllten Zisterne von Asfar auf. 34 [Aber Bakchides erfuhr davon, und zwar am Sabbat; er ging mit all seinen Leuten auf die andere Seite des Jordan.] 35 Er schickte seinen Bruder Johanan an der Spitze seiner Truppe zu den mit ihm befreundeten Nabatäern und ließ sie bitten, ihr zahlreiches Gepäck bei ihnen aufbewahren zu dürfen. 36 Doch die Söhne Jambris aus Medeba zogen aus, ergriffen Johanan mit allem, was er bei sich hatte, und nahmen ihn mit. 37 Darauf meldete man Jonatan und seinem Bruder Simeon: Die Söhne Jambris wollen eine große Hochzeit veranstalten und die Braut, die Tochter eines der vornehmen Herren Kanaans, in einem großen Festzug aus Nadabat heimführen. 38 Da dachten sie daran, dass die Söhne Jambris das Blut ihres Bruders Johanan vergossen hatten; sie zogen hinauf und versteckten sich im Gebirge. 39 Plötzlich sahen sie einen lärmenden Zug mit viel Gepäck daherziehen. Der Bräutigam, seine Freunde und seine Brüder kamen ihnen mit Pauken, Liedern und in starker Bewaffnung entgegen. 40 Sie fielen aus dem Hinterhalt über sie her und richteten unter ihnen ein Blutbad an; viele wurden erschlagen, die Übrigen flohen ins Gebirge. Ihre ganze Habe nahmen sie als Beute mit. 41 Da wurde die Hochzeit zur Trauerfeier und der Klang ihrer Lieder zur Totenklage. 42 Auf diese Weise rächten sie das Blut ihres Bruders; dann kehrten sie in das Dickicht am Jordan zurück. 43 Als Bakchides davon erfuhr, kam er am Sabbat mit einem großen Heer an das Ufer des Jordan. 44 Jonatan sagte zu seinen Leuten: Kommt, wir müssen um unser Leben kämpfen. Noch nie waren wir in einer solchen Lage. 45 Die Feinde haben uns eingeschlossen; auf beiden Seiten ist das Wasser des Jordan mit seinen Sümpfen und seinem Dickicht. Wir können nicht ausweichen. 46 Darum schreit laut zum Himmel, damit ihr aus der Hand eurer Feinde gerettet werdet. 47 Darauf begann der Kampf Mann gegen Mann. Jonatan holte aus, um Bakchides zu erschlagen, der aber konnte ihm ausweichen. 48 Dann sprangen Jonatan und seine Leute in den Jordan und schwammen ans andere Ufer. Die Feinde aber setzten ihnen nicht über den Jordan nach. 49 Vom Heer des Bakchides fielen an jenem Tag ungefähr tausend Mann.50 Bakchides kehrte nach Jerusalem zurück. Er legte in Judäa befestigte Städte an: die Festungen bei Jericho, Emmaus, Bet-Horon, Bet-El, Timna, Faraton und Tefon. Er versah sie mit hohen Mauern und Toren; an den Toren brachte er Querbalken zum Verriegeln an. 51 Dann legte er Besatzungen hinein, die das Volk Israel im Zaum halten sollten. 52 Auch in den Städten Bet-Zur und Geser und an der Burg von Jerusalem ließ er Befestigungsarbeiten ausführen und Truppen und Proviant hineinbringen. 53 Von den Männern, die eine führende Stellung im Land innehatten, nahm er die Söhne als Geiseln und hielt sie in der Burg von Jerusalem gefangen. 54 Im zweiten Monat des Jahres 153 befahl Alkimus, die Mauer des inneren Tempelvorhofs einzureißen. Er ließ mit den Abbrucharbeiten beginnen, um zu zerstören, was die Propheten erbaut hatten. 55 Doch dann wurde Alkimus vom Schlag getroffen und sein Plan wurde nicht ausgeführt. Er konnte den Mund nicht mehr öffnen; er war gelähmt und konnte kein Wort mehr sagen, nicht einmal mehr sein Testament machen. 56 Wenig später starb Alkimus unter großen Qualen. 57 Als Bakchides sah, dass Alkimus tot war, kehrte er zum König zurück und Judäa hatte zwei Jahre lang Ruhe.58 Danach kamen alle Verräter zu einer Beratung zusammen. Sie sagten: Jonatan und seine Anhänger leben sorglos in ihren Häusern und fühlen sich sicher. Wenn wir jetzt Bakchides kommen lassen, kann er alle in einer einzigen Nacht festnehmen. 59 Sie gingen also zu ihm und besprachen sich mit ihm. 60 Bakchides machte sich mit einem großen Heer auf den Weg. Er schickte heimlich Briefe an alle seine Verbündeten in Judäa mit der Aufforderung, Jonatan und seine Anhänger gefangen zu nehmen. Aber es gelang ihnen nicht; denn ihr Vorhaben war bekannt geworden. 61 Stattdessen ließ Jonatan von den im Land wohnenden Männern, die für den verbrecherischen Anschlag verantwortlich waren, fünfzig ergreifen und töten. 62 Dann setzten sich Jonatan und Simeon mit ihren Anhängern in die Wüste nach Bet-Basi ab. Jonatan ließ dort alles wieder aufbauen, was in Trümmern lag, und befestigte den Ort. 63 Als Bakchides davon erfuhr, zog er alle seine Truppen zusammen und erteilte den Leuten von Judäa entsprechende Anweisungen. 64 Er rückte gegen Bet-Basi vor und schlug dort sein Lager auf. Er ließ Belagerungsmaschinen aufstellen und berannte den Ort viele Tage lang. 65 Da ließ Jonatan seinen Bruder Simeon in der Stadt zurück; er selbst ging mit einer Hand voll Leute in die Dörfer der Umgebung. 66 Dabei schlug er den Odomera und seine Sippe; auch überfiel er ein Zeltlager des Stammes Fasiron. Sie begannen zu siegen und rückten verstärkt wieder hinauf. 67 Simeon aber machte mit seinen Leuten einen Ausfall aus der Stadt und steckte die Belagerungsmaschinen in Brand. 68 Bakchides wurde von ihnen angegriffen und vernichtend geschlagen. Sie bereiteten ihm großen Verdruss, weil das von ihm geplante Unternehmen zu einem völligen Fehlschlag wurde. 69 Da wurde Bakchides sehr wütend über die Verräter, die ihm den Rat gegeben hatten, in das Land zu kommen. Er brachte viele von ihnen um und beschloss, in sein Land zurückzukehren. 70 Sobald Jonatan davon hörte, schickte er Gesandte zu ihm, um einen Friedensvertrag mit ihm abzuschließen und die Gefangenen freizubekommen. 71 Bakchides nahm die Vorschläge Jonatans an und schwor ihm, nie wieder in seinem Leben etwas gegen ihn zu unternehmen. 72 Auch ließ er die Gefangenen frei, die er vorher in Judäa gemacht hatte. Dann zog er ab und kehrte nach Hause zurück. Judäa betrat er nie wieder. 73 Darauf ruhten in Israel die Waffen. Jonatan ließ sich in Michmas nieder und begann, als Richter über das Volk zu herrschen. Die Frevler in Israel aber rottete er aus.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 10

1 Im Jahr 160 zog Alexander Epiphanes, der Sohn des Antiochus, gegen Ptolemaïs und besetzte es. Die Einwohner nahmen ihn auf und er trat dort die Herrschaft an. 2 Als König Demetrius das hörte, sammelte er viele Truppen und zog gegen ihn in den Kampf. 3 An Jonatan schickte Demetrius einen Brief mit Friedensbeteuerungen und versprach ihm hohe Würden. 4 Denn er dachte: Wir wollen schnell mit ihm Frieden schließen, bevor er sich mit Alexander gegen uns verbündet. 5 Sonst erinnert er sich nämlich an all das Unheil, das wir ihm, seinen Brüdern und seinem Volk angetan haben. 6 Er gab Jonatan die Vollmacht, Truppen auszuheben und als seine Verbündeten auszurüsten. Auch versprach er, die in der Burg von Jerusalem festgehaltenen Geiseln freizulassen. 7 Jonatan kam nach Jerusalem und las den Brief der ganzen Bevölkerung und der Besatzung der Burg laut vor. 8 Als sie hörten, dass er vom König die Vollmacht erhalten hatte, Truppen auszuheben, bekamen sie große Angst. 9 Die Besatzung der Burg lieferte dem Jonatan die Geiseln aus und er gab sie ihren Eltern zurück. 10 Jonatan ließ sich in Jerusalem nieder und begann in der Stadt mit Bauarbeiten und Ausbesserungen. 11 Er gab den Handwerkern den Auftrag, den Berg Zion und die Stadtmauern mit Quadersteinen zu befestigen. Das führten sie auch aus. 12 Darauf flohen die Fremden aus den Festungen, die Bakchides erbaut hatte. 13 Sie machten sich alle davon und kehrten nach Hause zurück. 14 Nur in Bet-Zur blieben von denen, die vom Gesetz und von den Geboten abgefallen waren, einige zurück; dort fanden sie nämlich Zuflucht. 15 König Alexander erfuhr, was Demetrius Jonatan alles zugesichert hatte. Man berichtete ihm auch von den Kriegen und den Heldentaten Jonatans und seiner Brüder und von den zahlreichen Mühen, die sie auf sich genommen hatten. 16 Da sagte er: Können wir noch einmal solch einen Mann finden wie ihn? Wir wollen ihn zu unserem Freund und Verbündeten machen. 17 Er schrieb also einen Brief und schickte ihn an Jonatan. Der Brief hatte folgenden Inhalt: 18 König Alexander grüßt seinen Bruder Jonatan. 19 Wir haben gehört, dass du ein tapferer Mann bist; du bist es wert, unser Freund zu sein. 20 Darum ernennen wir dich heute zum Hohenpriester über dein Volk; du darfst den Titel Freund des Königs führen. Halte zu uns und bewahre uns die Freundschaft! Zugleich übersandte er ihm den Purpurmantel und einen goldenen Kranz. 21 Im siebten Monat des Jahres 160 legte Jonatan am Laubhüttenfest das heilige Gewand an. Er hob Truppen aus und verschaffte sich eine Menge Waffen. 22 Als Demetrius davon hörte, war er bestürzt. Er sagte: Was haben wir da gemacht! 23 Alexander ist uns zuvorgekommen. Er hat die Freundschaft der Juden gewonnen, sodass sie ihn unterstützen. 24 Doch ich will ihnen auch schreiben. Ich will ihnen gut zureden und versprechen, sie auszuzeichnen und zu beschenken. Vielleicht werden sie mich dann unterstützen. 25 Er schrieb ihnen also folgenden Brief: König Demetrius grüßt das jüdische Volk. 26 Ihr habt die Verträge, die ihr mit uns geschlossen habt, gehalten, habt uns die Freundschaft bewahrt und euch nicht unseren Feinden angeschlossen. Wir haben es vernommen und uns darüber gefreut. 27 Bleibt uns auch weiterhin treu! Wir werden euch das Gute vergelten, das ihr uns erweist. 28 Wir werden euch viele Verpflichtungen erlassen und euch Geschenke machen. 29 Von heute an erkläre ich euch für frei und erlasse allen Juden die Kopfsteuer, die Salzsteuer und die Lieferung der Kränze. 30 Von heute an verzichte ich für immer auf den dritten Teil der Erträge der Felder und auf die Hälfte der Erträge der Bäume, die mir aus Judäa zustehen sowie aus den drei Bezirken Samariens und Galiläas, die an Judäa angeschlossen worden sind. 31 Jerusalem sei heilig und unantastbar und soll mit seiner Umgebung vom Zehnten und von der Steuer befreit sein. 32 Ich verzichte auch auf die Befehlsgewalt über die Burg von Jerusalem. Ich gestatte dem Hohenpriester, selbst die Männer auszuwählen, die er als Wache in die Burg legen will. 33 In meinem ganzen Reich lasse ich alle Juden, die als Gefangene aus Judäa verschleppt worden sind, ohne Lösegeld frei. Auch ihre Tiere darf niemand zum Frondienst heranziehen. 34 An allen Festen, Sabbaten, Neumonden und Feiertagen sowie drei Tage vor und nach einem Fest braucht kein Jude in meinem Reich Steuern oder Schulden zu bezahlen. 35 Niemand soll einen von ihnen in irgendeiner Sache belangen oder belästigen dürfen. 36 Bis zu dreißigtausend Juden sollen in das königliche Heer aufgenommen werden und den gleichen Sold erhalten wie alle anderen Soldaten des Königs. 37 Sie sollen auch in den großen Festungen des Königs Dienst tun und Vertrauensstellungen im Reich einnehmen. Ihre Offiziere und Befehlshaber sind aus ihren eigenen Reihen zu wählen. Sie dürfen nach ihren eigenen Gesetzen leben, ganz so, wie es der König für Judäa angeordnet hat. 38 Die drei Bezirke, die von der Provinz Samarien abgetrennt und Judäa angeschlossen worden sind, sollen unter gemeinsamer Verwaltung zu Judäa gehören und nur dem Hohenpriester unterstellt sein. 39 Ptolemaïs und das angrenzende Gebiet vermache ich als Geschenk dem Tempel von Jerusalem; daraus soll der nötige Aufwand für den Tempeldienst bestritten werden. 40 Auf eigene Rechnung will ich aus geeigneten Orten jährlich fünfzehntausend Silberschekel aufbringen. 41 Alles, was die Behörden von den in den früheren Jahren üblichen Zuwendungen noch nicht bezahlt haben, sollen sie von nun an für die Arbeiten am Tempel zur Verfügung stellen. 42 Auch die fünftausend Silberschekel, die bisher vom Jahresaufkommen des Tempels als Steuer erhoben wurden, werden erlassen und sollen den diensttuenden Priestern zukommen. 43 Jeder, der sich in das Heiligtum von Jerusalem flüchtet oder in das zum Tempel gehörende Gebiet, wird mit seinem ganzen Besitz, den er in meinem Reich hat, von jeder Schuld dem König gegenüber und von jeder anderen geschäftlichen Verpflichtung frei sein. 44 Die Kosten für die Arbeiten am Heiligtum, sowohl für Neubauten wie für Ausbesserungen, gehen zu Lasten des Königs, 45 ebenso gehen die Kosten für den Bau der Mauern in Jerusalem und für die Stadtmauern, die es umgeben, auf die Rechnung des Königs, schließlich auch die Mauerbauten in Judäa. 46 Als Jonatan und das Volk diese Versprechungen hörten, glaubten sie ihnen nicht und gingen nicht darauf ein; denn sie dachten an das große Unheil, das er in Israel angerichtet, und in welche Not er sie gebracht hatte. 47 Sie hielten zu Alexander, weil er ihnen zuerst Frieden angeboten hatte, und sie kämpften die ganze Zeit auf seiner Seite. 48 König Alexander zog große Truppenmassen zusammen und schlug Demetrius gegenüber sein Lager auf. 49 Die beiden Könige eröffneten den Kampf gegeneinander. Das Heer des Demetrius floh; Alexander setzte ihm nach und gewann die Oberhand. 50 Er kämpfte hartnäckig, bis die Sonne unterging. An jenem Tag fiel Demetrius in der Schlacht. 51 Alexander schickte Gesandte zu Ptolemäus, dem König von Ägypten, und ließ ihm folgendes sagen: 52 Ich bin in mein Reich zurückgekehrt, habe mich auf den Thron meiner Väter gesetzt und die Herrschaft angetreten. Ich habe Demetrius besiegt und unser Land in meine Gewalt gebracht. 53 Ich habe mit ihm gekämpft; er wurde mit seinem Heer von uns vernichtend geschlagen. So haben wir uns auf den Thron seines Reiches gesetzt. 54 Lasst uns nun miteinander Freundschaft schließen. Gib mir deine Tochter zur Frau, damit wir uns durch diese Heirat miteinander verschwägern. Ich werde dir und ihr Geschenke machen, die deiner würdig sind. 55 König Ptolemäus antwortete: Welch glücklicher Tag, an dem du in das Land deiner Väter zurückgekehrt bist und dich auf den Thron ihres Reiches gesetzt hast. 56 Ich will auf deinen Vorschlag eingehen. Doch komm mir bis Ptolemaïs entgegen, damit wir uns kennen lernen. Dann werde ich mich mit dir verschwägern, wie du geschrieben hast. 57 Ptolemäus verließ Ägypten und nahm seine Tochter Kleopatra mit sich. Im Jahr 162 kam er nach Ptolemaïs. 7 58 Als König Alexander mit ihm zusammenkam, gab er ihm seine Tochter zur Frau. Er veranstaltete in Ptolemaïs eine glänzende Hochzeit für sie, wie es bei Königen üblich ist. 59 König Alexander schrieb an Jonatan, er möge doch zu ihm kommen und sich mit ihm treffen. 60 Da begab sich Jonatan mit glänzendem Gefolge nach Ptolemaïs und traf dort die beiden Könige. Er brachte ihnen und ihren Freunden Silber, Gold und viele Geschenke mit. So gewann er sie für sich. 61 Aber ehrlose Männer aus Israel, Verräter, traten gemeinsam auf und klagten ihn an. Doch der König schenkte ihnen keine Beachtung. 62 Vielmehr gab er die Anweisung, Jonatan anstelle der Gewänder, die er trug, mit Purpur zu bekleiden. Das geschah 63 und der König ließ ihn neben sich Platz nehmen. Dann sagte er zu seinen höchsten Beamten: Nehmt ihn mit in die Stadt und gebt bekannt, dass niemand ihn in irgendeiner Sache anklagen darf; keiner darf ihm aus irgendeinem Grund Ungelegenheiten bereiten. 64 Als die Ankläger sahen, dass er öffentlich geehrt wurde und mit Purpur bekleidet war, machten sie sich alle davon. 65 Der König ließ Jonatan noch weitere Ehrungen zukommen: Er ließ ihn in das Verzeichnis seiner ersten Freunde aufnehmen und ernannte ihn zum Befehlshaber und Statthalter. 66 Darauf kehrte Jonatan in Frieden und voll Freude nach Jerusalem zurück. 67 Im Jahr 165 kam Demetrius, der Sohn des Demetrius, aus Kreta in das Land seiner Väter. 68 Als König Alexander das hörte, war er sehr bestürzt und kehrte nach Antiochia zurück. 69 Demetrius ernannte Apollonius zum Statthalter von Zölesyrien. Dieser brachte ein großes Heer zusammen und schlug sein Lager bei Jamnia auf. Von dort schickte er dem Hohenpriester Jonatan diese Botschaft: 70 Nur du allein stellst dich gegen uns. Deinetwegen verlacht und verhöhnt man mich. Was maßt du dir uns gegenüber an in deinen Bergen? 71 Wenn du dich auf deine Truppen verlassen kannst, dann komm doch herunter zu uns in die Ebene; dort wollen wir unsere Kräfte messen. Denn bei mir befinden sich die Truppen aus den Städten. 72 Frag doch nach und erkundige dich, wer ich bin und wer die Leute sind, die auf meiner Seite stehen. Man wird dir sagen, dass ihr uns nicht standhalten könnt. Schon zweimal wurden deine Vorfahren in ihrem Land in die Flucht geschlagen. 73 In der Ebene wirst du dich auch diesmal gegen die Reiterei und gegen eine solche Streitmacht nicht halten können; da gibt es nämlich keinen Stein und keinen Kiesel und auch keinen Schlupfwinkel, in den man fliehen kann. 74 Als Jonatan die Worte des Apollonius vernahm, war er empört und rückte mit zehntausend Mann aus Jerusalem aus. Sein Bruder Simeon ging zu seiner Unterstützung mit. 75 Vor Jafo schlug er sein Lager auf. Die Einwohner der Stadt verschlossen die Tore vor ihm; denn Apollonius hatte eine Besatzung nach Jafo gelegt. Als die Juden aber angriffen, 76 bekamen die Einwohner Angst und übergaben die Stadt und Jonatan nahm Jafo in Besitz. 77 Das erfuhr Apollonius, der mit dreitausend Reitern und einem großen Heer ein Lager bezogen hatte. Er zog auf Aschdod zu, als wolle er durch die Stadt ziehen. Zugleich rückte er in die Ebene vor, weil er sich auf seine starke Reiterei verließ. 78 Jonatan aber setzte ihm nach bis vor Aschdod. Dort gerieten die Heere aneinander. 79 Apollonius hatte tausend Reiter in einem Hinterhalt zurückgelassen. 80 Jonatan bemerkte den Hinterhalt, aber die Reiter umzingelten sein Heer und schossen vom frühen Morgen bis zum Abend mit Pfeilen auf seine Leute. 81 Aber die Männer hielten stand, wie Jonatan befohlen hatte, und die Pferde der Feinde wurden müde. 82 Dann ließ Simeon seine Streitkräfte ausschwärmen und griff die feindlichen Fußtruppen an. Da die Reiterei erschöpft war, wurde das Heer von ihm in die Flucht geschlagen. 83 Die Reiterei wurde über die ganze Ebene hin zersprengt und floh nach Aschdod; sie gingen in den Tempel Dagons, ihres Götzenbildes, um sich zu retten. 84 Jonatan steckte Aschdod und die Nachbarorte in Brand und plünderte sie; er brannte auch den Tempel des Dagon nieder mit allen, die sich dorthin geflüchtet hatten. 85 Es waren etwa achttausend Mann, die durch das Schwert oder im Feuer umkamen. 86 Von dort brach Jonatan auf und schlug sein Lager bei Aschkelon auf. Die Einwohner kamen ihm in einem festlichen Zug aus der Stadt entgegen. 87 Dann kehrten Jonatan und seine Leute mit großer Beute nach Jerusalem zurück. 88 Als König Alexander davon hörte, erwies er ihm noch weitere Ehren. 89 Er übersandte ihm eine goldene Spange, wie man sie Angehörigen der königlichen Familie verleiht; auch übergab er ihm die Stadt Ekron mit ihrem ganzen Gebiet zum Besitz.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 11

1 Damals zog der König von Ägypten Truppen zusammen, so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres, dazu viele Schiffe; denn er wollte mit List die Herrschaft über das Reich Alexanders gewinnen, um es seinem Reich anzugliedern. 2 Er rückte in Syrien ein, aber so, als komme er in friedlicher Absicht. Die Einwohner der Städte öffneten ihm die Tore und gingen ihm entgegen. König Alexander hatte es so angeordnet, weil Ptolemäus sein Schwiegervater war. 3 Jedes Mal, wenn Ptolemäus eine Stadt betreten hatte, ließ er eine Abteilung seiner Truppen als Besatzung dort. 4 Als er nach Aschdod zog, zeigte man ihm den niedergebrannten Tempel Dagons und die durch das Feuer verwüstete Stadt und Umgebung von Aschdod. Dazu häufte man an seinem Weg die Leichen der Erschlagenen und Verbrannten aus dem Krieg mit Jonatan auf. 5 Man erzählte dem König, was Jonatan getan hatte, um ihn in ein schlechtes Licht zu setzen, aber der König schwieg dazu. 6 Jonatan kam dem König in Jafo mit einem glänzenden Gefolge entgegen. Sie begrüßten einander und blieben die Nacht über dort. 7 Anschließend begleitete Jonatan den König bis zum Fluss Eleutherus; dann kehrte er nach Jerusalem zurück. 8 König Ptolemäus aber brachte alle Küstenstädte bis nach Seleuzia am Meer in seine Gewalt; denn er führte gegen Alexander Böses im Schild. 9 Dem König Demetrius ließ er durch Gesandte mitteilen: Wir wollen einen Bund miteinander schließen. Ich will dir meine Tochter geben, die Alexander jetzt zur Frau hat. Du sollst im Reich deines Vaters als König herrschen. 10 Ich bereue, dass ich ihm meine Tochter gegeben habe; denn er hat versucht, mich zu ermorden. 11 Ptolemäus aber machte Alexander deswegen so schlecht, weil er sein Reich haben wollte. 12 Er nahm ihm seine Tochter weg und gab sie Demetrius zur Frau. So brach er mit Alexander und es wurde überall bekannt, dass sie zu Feinden geworden waren. 13 Ptolemäus zog in Antiochia ein und setzte sich die Krone von Asien auf; zwei Kronen trug er nun: die von Ägypten und die von Asien. 14 König Alexander war zu dieser Zeit gerade in Zilizien, weil die Bevölkerung jenes Gebietes von ihm abzufallen drohte. 15 Sobald er von den Vorfällen hörte, zog er zum Kampf gegen Ptolemäus aus. Dieser rückte ihm mit einem starken Heer entgegen und schlug ihn in die Flucht. 16 Alexander floh nach Arabien, weil er glaubte, dort einen Zufluchtsort zu finden; nun stand König Ptolemäus auf der Höhe seiner Macht. 17 Der Araber Sabdiël ließ Alexander den Kopf abschlagen und an Ptolemäus schicken. 18 Doch drei Tage später starb auch König Ptolemäus. Seine Besatzungstruppen wurden von den Einwohnern der befestigten Städte niedergemacht. 19 So kam im Jahr 167 Demetrius an die Herrschaft. 20 Zur selben Zeit rief Jonatan die Männer von Judäa zusammen, um die Burg von Jerusalem zu belagern. Sie stellten viele Belagerungsmaschinen gegen sie auf. 21 Da gingen einige Verräter, Feinde ihres eigenen Volkes, zum König und berichteten ihm, Jonatan belagere die Burg. 22 Als der König das hörte, wurde er sehr wütend. Kaum hatte er die Nachricht erhalten, da begab er sich sofort nach Ptolemaïs. Er erteilte Jonatan schriftlich den Befehl, die Belagerung abzubrechen und sofort zu einer Unterredung zu ihm nach Ptolemaïs zu kommen. 23 Als Jonatan die Nachricht erhielt, befahl er, die Belagerung fortzusetzen; dann wählte er sich einige Begleiter aus den Ältesten Israels und den Priestern aus und wagte die Reise. 24 Mit Silber, Gold, Gewändern und mit vielen anderen Geschenken fuhr er zum König nach Ptolemaïs. Es gelang ihm, den König umzustimmen. 25 Einige Verräter aus dem Volk brachten zwar Beschuldigungen gegen ihn vor, 26 aber der König verhielt sich ihm gegenüber wie seine Vorgänger und erwies ihm Ehre in Gegenwart all seiner Freunde. 27 Er bestätigte ihn im Hohenpriesteramt und in allen anderen Würden, die man ihm bis dahin übertragen hatte, und verlieh ihm den Titel Freund ersten Ranges. 28 Jonatan bat den König, Judäa, die drei Bezirke und Samarien steuerfrei zu machen, und versprach, ihm dafür dreihundert Talente zu geben. 29 Der König war einverstanden und stellte Jonatan über alle diese Punkte folgende Urkunde aus: 30 König Demetrius grüßt seinen Bruder Jonatan und das jüdische Volk. 31 Wir haben euretwegen unserem Verwandten Lasthenes einen Brief geschrieben, dessen Abschrift wir auch euch zu eurer Unterrichtung zukommen lassen: 32 König Demetrius grüßt Vater Lasthenes. 33 Das mit uns befreundete jüdische Volk ist seinen Verpflichtungen uns gegenüber nachgekommen. Darum haben wir beschlossen, ihnen ihre Freundschaft zu vergelten. 34 Wir bestätigen ihnen den Besitz von Judäa und den drei Bezirken Efraim, Lod und Ramatajim. Diese sind mit allem, was zu ihnen gehört, von Samarien abgetrennt und zu Judäa geschlagen worden. Für alle, die in Jerusalem opfern, gelte das als Ersatz für die königlichen Steuern, die der König bei ihnen bisher jährlich von den Erträgen der Felder und Bäume erhoben hat. 35 Wir überlassen ihnen auch alle unsere anderen Einkünfte, den Zehnten und die Steuern, die uns von jetzt an zustehen, ferner die Abgaben aus den Salzteichen und die Kränze, auf die wir Anspruch haben. 36 Nichts davon soll je rückgängig gemacht werden. 37 Lasst euch nun eine Abschrift machen; sie soll Jonatan übergeben und auf dem Heiligen Berg an einem Ort, der allen zugänglich ist, aufgestellt werden. 38 Als König Demetrius feststellte, dass unter seiner Herrschaft im Land Ruhe herrschte und dass niemand sich ihm widersetzte, schickte er alle seine Soldaten nach Hause, außer den Söldnertruppen, die er bei den Völkern auf den Inseln angeworben hatte. Das nahmen ihm die Soldaten, die schon unter seinen Vorgängern gedient hatten, sehr übel. 39 Tryphon, der früher zur Umgebung Alexanders gehört hatte, merkte, wie unzufrieden alle Soldaten über Demetrius waren. Er reiste daher zu dem Araber Jamliku, der Antiochus, den kleinen Sohn Alexanders, aufzog, 40 und drängte ihn, ihm den Jungen mitzugeben, damit er seinem Vater als König nachfolgen könne. Er unterrichtete ihn auch über das Vorgehen des Demetrius und wie dieser sich die Feindschaft seiner Truppen zugezogen hatte. Tryphon blieb längere Zeit dort. 41 Jonatan hatte inzwischen König Demetrius gebeten, die Besatzungstruppen aus der Burg von Jerusalem und aus den anderen Festungen abzuziehen; sie verhielten sich nämlich feindlich gegen Israel. 42 Demetrius ließ Jonatan sagen: Nicht nur das will ich für dich und dein Volk tun; ich werde dich und dein Volk hoch zu Ehren bringen, sobald ich Gelegenheit dazu habe. 43 Im Augenblick wäre es aber gut, wenn du mir Männer schicktest, die mir im Kampf helfen können. Alle meine Truppen sind nämlich von mir abgefallen. 44 Jonatan sandte ihm dreitausend kampferfahrene Männer nach Antiochia. Als sie beim König eintrafen, freute er sich sehr über ihre Ankunft. 45 Da rotteten sich etwa hundertzwanzigtausend Einwohner mitten in der Stadt zusammen, um den König umzubringen. 46 Der König flüchtete sich in den Palast, aber die Einwohner besetzten die Durchgangsstraßen der Stadt und begannen den Kampf. 47 Da rief der König die Juden zu Hilfe. Sie fanden sich sofort vollzählig bei ihm ein, schwärmten in die Stadt aus und erschlugen an jenem Tag fast hunderttausend Menschen. 48 Sie steckten auch die Stadt in Brand und machten große Beute. So retteten sie den König. 49 Als nun die Einwohner bemerkten, dass die Stadt der Willkür der Juden ausgeliefert war, verloren sie jeden Mut; sie schrien zum König und flehten: 50 Schließ Frieden mit uns! Wenn nur die Juden aufhören, gegen uns und die Stadt zu kämpfen! 51 Sie warfen die Waffen weg und schlossen Frieden. Die Juden aber wurden vom König und von allen seinen Untertanen geehrt. Man sprach von ihnen in seinem ganzen Reich und sie kehrten mit reicher Beute nach Jerusalem zurück. 52 König Demetrius hatte die Macht wieder fest in seiner Hand und das Land war ruhig unter seiner Herrschaft. 53 Da hielt er nichts von dem, was er versprochen hatte. Er brach mit Jonatan und vergalt ihm die erwiesene Freundschaft nicht, sondern setzte ihm hart zu. 54 Danach kehrte Tryphon mit dem kleinen Antiochus zurück. Der Knabe trat die Herrschaft an und setzte sich die Krone auf. 4 55 Alle Truppen, die Demetrius davongejagt hatte, schlossen sich ihm an. Sie kämpften gegen Demetrius und schlugen ihn in die Flucht. 56 Tryphon erbeutete die Elefanten und nahm Antiochia ein. 57 Danach schrieb Antiochus der Jüngere an Jonatan: Ich bestätige dich im Hohenpriesteramt und unterstelle dir die vier Bezirke. Du darfst auch den Titel «Freund des Königs» führen. 58 Und er ließ Jonatan goldenes Tafelgerät überbringen und gewährte ihm das Vorrecht, aus goldenen Bechern zu trinken, sich in Purpur zu kleiden und eine goldene Spange zu tragen. 59 Jonatans Bruder Simeon machte er zum Befehlshaber über alle Truppen, die zwischen der Tyrischen Steige und der ägyptischen Grenze ihren Standort hatten. 60 Darauf brach Jonatan auf, zog durch das Gebiet jenseits des Stroms und wandte sich dann gegen die Städte in der Küstenebene. Alle Truppen in Syrien schlossen sich ihm als Verbündete an. Als er vor Aschkelon erschien, bereiteten ihm die Bürger vor der Stadt einen glänzenden Empfang. 61 Von dort zog er nach Gaza. Doch die Einwohner von Gaza schlossen die Tore. Jonatan belagerte die Stadt, brannte die Häuser in der Umgebung nieder und plünderte sie aus. 62 Daraufhin baten die Einwohner Gazas Jonatan um Frieden. Er schloss mit ihnen einen Vertrag, nahm die Söhne der führenden Familien als Geiseln und ließ sie nach Jerusalem bringen. Dann zog er durch das Land bis nach Damaskus. 63 Dabei erfuhr Jonatan, dass die Feldherren des Demetrius mit einem großen Heer nach Kedesch in Galiläa gezogen seien, um seine Maßnahmen zu durchkreuzen. 64 Daher rückte er gegen sie vor. Seinen Bruder Simeon aber hatte er im Land zurückgelassen. 65 Simeon schlug sein Lager vor Bet-Zur auf, belagerte die Stadt lange Zeit und schloss sie ein. 66 Schließlich baten sie ihn um Frieden. Er ging darauf ein, vertrieb die Feinde von dort, besetzte die Stadt und legte Truppen hinein. 67 Jonatan bezog mit seinem Heer ein Lager am See Gennesaret. Morgens brachen sie früh auf und zogen in die Ebene von Hazor. 68 Dort stießen sie auf fremde Truppen. Diese hatten einen Teil ihrer Männer in den Bergen als Hinterhalt gegen Jonatan zurückgelassen und griffen ihn nun von vorn an. 69 Dann brachen die Truppen, die im Hinterhalt lagen, aus ihrer Stellung hervor und griffen in den Kampf ein. 70 Da liefen alle Soldaten Jonatans davon. Keiner blieb zurück, außer den Truppenführern Mattatias, dem Sohn Abschaloms, und Judas, dem Sohn Halfis. 71 Jonatan aber zerriss sein Gewand, streute sich Staub auf das Haupt und betete. 72 Dann nahm er den Kampf gegen die Feinde auf und schlug sie in die Flucht. 73 Als seine Leute, die davongelaufen waren, das sahen, kehrten sie zu ihm zurück und machten sich mit ihm an die Verfolgung, bis sie das Lager der Feinde bei Kedesch erreichten. Dort machten sie Halt. 74 An jenem Tag fielen von den fremden Truppen etwa dreitausend Mann. Darauf kehrte Jonatan nach Jerusalem zurück.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 12

1 Als Jonatan sah, dass die Zeit für ihn günstig war, wählte er einige Männer aus und sandte sie nach Rom, um den Freundschaftsvertrag mit den Römern zu bestätigen und zu erneuern. 2 Auch nach Sparta und nach anderen Orten schickte er Briefe gleicher Art. 3 Die Abgesandten reisten nach Rom, traten vor den Senat und sagten: Uns schicken der Hohepriester Jonatan und das jüdische Volk, um das frühere Freundschaftsbündnis mit den Römern zu erneuern. 4 Man gab ihnen Briefe mit an die Behörden der Orte unterwegs mit der Anweisung, sie sicher nach Judäa weiterzuleiten. 5 Hier ist eine Abschrift des Briefes, den Jonatan an die Spartaner schrieb: 6 Der Hohepriester Jonatan, der Ältestenrat des Volkes, die Priester und das ganze jüdische Volk grüßen ihre Brüder, die Spartaner. 7 Schon vor längerer Zeit hat euer König Arëus an den Hohenpriester Onias einen Brief gerichtet, in dem steht, dass ihr unsere Brüder seid, wie aus der Abschrift hervorgeht. 8 Onias empfing den Abgesandten ehrenvoll und nahm den Brief entgegen, in dem ausdrücklich vom Freundschaftsbündnis die Rede war. 9 So etwas haben wir zwar nicht nötig; denn unser Trost sind die heiligen Bücher, die wir besitzen. 10 Dennoch wollten wir diese Botschaft an euch senden und die brüderliche Gemeinschaft und Freundschaft mit euch erneuern, damit wir euch nicht fremd werden. Viel Zeit ist nämlich verflossen, seit ihr eure Gesandtschaft zu uns geschickt hattet. 11 Wir haben seither an allen Festen und an allen Tagen, die dafür vorgesehen sind, bei unseren Opfern und Gebeten ständig an euch gedacht. Denn so gehört es sich und es entspricht ja auch der Sitte, an die Brüder zu denken. 12 Wir freuen uns über euren Ruhm. 13 Wir selbst waren in großer Not und sind in viele Kämpfe verwickelt worden; denn die Könige ringsum führten Krieg gegen uns. 14 Dennoch wollten wir wegen dieser Kriege weder euch noch den anderen Verbündeten und Freunden zur Last fallen. 15 Denn wir haben den Himmel selbst als Helfer und Beistand. Darum sind wir vor unseren Feinden gerettet worden und unsere Feinde liegen gedemütigt am Boden. 16 Jetzt haben wir Numenius, den Sohn des Antiochus, und Antipater, den Sohn Jasons, als Gesandte zu den Römern geschickt, um das alte Freundschaftsbündnis mit ihnen zu erneuern. 17 Wir haben ihnen aufgetragen, auf ihrer Reise auch euch zu besuchen, euch Grüße zu bestellen und unseren Brief zu überreichen, in dem wir euch anbieten, die brüderliche Gemeinschaft mit uns zu erneuern. 18 Es wäre freundlich von euch, uns darauf Antwort zu geben. 19 Und hier ist die Abschrift des Briefes, den die Spartaner an Onias gesandt hatten: 20 Arëus, König der Spartaner, grüßt den Hohenpriester Onias. 21 In einer Schrift über die Spartaner und Juden fand sich die Nachricht, dass sie Brüder sind und beide von Abraham abstammen. 22 Da wir dies erfahren haben, wäre es freundlich von euch, uns zu schreiben, wie es euch geht. 23 Wir schreiben euch wieder. Eure Herden und eure Habe gehören uns und unsere euch. Wir geben den Auftrag, dass man euch darüber Auskunft gibt. 24 Jonatan erfuhr, dass die Feldherren des Demetrius mit einem noch größeren Heer als zuvor zurückgekehrt waren, um gegen ihn zu kämpfen. 25 Er brach von Jerusalem auf und traf in der Gegend von Hamat auf sie. Er wollte ihnen nämlich keine Zeit lassen, in sein Land einzudringen. 26 Späher, die er in ihr Lager geschickt hatte, meldeten ihm bei ihrer Rückkehr, dass die Feinde sich zu einem nächtlichen Überfall vorbereitet hatten. 27 Bei Sonnenuntergang befahl daher Jonatan seinen Leuten, wach zu bleiben und die ganze Nacht kampfbereit unter Waffen zu stehen. Rings um das Lager stellte er Posten auf. 28 Als die Gegner merkten, dass Jonatan mit seinen Leuten kampfbereit war, packte sie Furcht und Schrecken. Sie zündeten in ihrem Lager Wachfeuer an und zogen ab. 29 Jonatan und seine Leute bemerkten bis zum Morgen nichts; denn sie sahen die Feuer brennen. 30 Jonatan nahm zwar die Verfolgung auf, konnte die Feinde aber nicht mehr einholen; denn sie hatten den Eleutherus bereits überschritten. 31 Jonatan wandte sich nun gegen die sabadäischen Araber, schlug sie und plünderte sie aus. 32 Dann brach er nach Damaskus auf und zog durch das ganze dazwischen liegende Gebiet. 33 Auch Simeon war aufgebrochen. Er marschierte auf Aschkelon und auf die Festungen in jenem Gebiet zu; dann wandte er sich überraschend gegen Jafo und besetzte es. 34 Er hatte nämlich gehört, dass die Einwohner vorhatten, die Festung den Leuten des Demetrius zu übergeben. Daher legte er eine Besatzung hinein, um die Stadt zu bewachen. 35 Als Jonatan zurückgekehrt war, ließ er die Ältesten des Volkes zusammenkommen und beriet mit ihnen über die Anlage von Festungen in Judäa. 36 Auch sollten die Mauern von Jerusalem erhöht werden; ferner sei zwischen der Burg und der Stadt eine hohe Mauer zu errichten, um die Burg völlig von der Stadt abzuschneiden, damit die Besatzung weder etwas kaufen noch verkaufen könne. 37 So kam man zum Ausbau der Stadt zusammen. Als ein Teil der Mauer oberhalb des Tales im Osten einstürzte, besserte man sie wieder aus und gab ihr den Namen Kafnata. 38 Simeon baute Hadid in der Schefela aus, befestigte es und versah es mit Toren und die Tore mit Querbalken zum Verriegeln. 39 Tryphon strebte nach der Herrschaft über Asien und wollte sich selbst die Königskrone aufsetzen; deshalb trachtete er König Antiochus nach dem Leben. 40 Doch er fürchtete, dass Jonatan das nicht zulassen und Krieg gegen ihn führen werde. So suchte er nach Mitteln und Wegen, ihn in seine Gewalt zu bekommen und umzubringen. Darum zog er nach Bet-Schean. 41 Jonatan rückte ihm mit vierzigtausend kampferprobten Männern nach Bet-Schean entgegen. 42 Als Tryphon sah, dass Jonatan ein großes Heer bei sich hatte, fürchtete er sich, etwas gegen ihn zu unternehmen. 43 Er bereitete ihm einen glänzenden Empfang, stellte ihn all seinen Freunden vor, machte ihm Geschenke und befahl seinen Freunden und Soldaten: Gehorcht ihm wie mir selbst! 44 Dann sagte er zu Jonatan: Warum hast du dieses ganze Heer bemüht? Es droht doch kein Krieg. 45 Lass sie nach Hause gehen, wähl dir einige Männer als Begleitung aus und geh mit mir nach Ptolemaïs! Ich werde dir die Stadt und die übrigen Festungen übergeben und auch alle anderen Truppen und alle Behörden. Nur deswegen bin ich gekommen, dann ziehe ich wieder ab. 46 Jonatan vertraute ihm und tat, was Tryphon ihm vorgeschlagen hatte. Er entließ seine Truppen und sie zogen nach Judäa ab. 47 Dreitausend Mann behielt er bei sich, von denen er zweitausend in Galiläa ließ; nur tausend begleiteten ihn. 48 Sobald Jonatan Ptolemaïs betreten hatte, schlossen die Einwohner die Tore, nahmen ihn fest und erschlugen alle, die mit ihm gekommen waren, mit dem Schwert. 49 Tryphon entsandte außerdem Fußvolk und Reiterei nach Galiläa und in die Große Ebene, um alle Truppen Jonatans niederzumachen. 50 Als diese merkten, dass Jonatan mit seinen Begleitern den Feinden in die Hände gefallen und umgekommen war, machten sie einander Mut und marschierten kampfbereit in bester Ordnung weiter. 51 Als die Verfolger sahen, dass Jonatans Männer um ihr Leben kämpfen würden, kehrten sie um. 52 Die jüdischen Truppen kamen unversehrt in Judäa an. Sie trauerten um Jonatan und seine Begleiter und waren voller Angst; auch ganz Israel war in großer Trauer. 53 Alle Völker ringsum versuchten, Israel zu vernichten. Denn sie sagten sich: Sie haben keinen Führer und Helfer mehr. Nun wollen wir gegen sie kämpfen und die Erinnerung an sie austilgen.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 13

1 Simeon erfuhr, dass Tryphon ein großes Heer zusammengebracht hatte, um in Judäa einzufallen und es zu vernichten. 2 Auch merkte er, wie das Volk voller Angst und Furcht war. Darum ging er nach Jerusalem hinauf und rief das Volk zusammen. 3 Er sprach ihnen Mut zu und sagte: Ihr wisst selbst, wie ich, meine Brüder und meine Familie sich für unsere Gesetze und für das Heiligtum eingesetzt und welche Kämpfe und Gefahren wir dafür auf uns genommen haben. 4 Alle meine Brüder sind nun für Israel gestorben; ich allein bin übrig geblieben. 5 Ich denke nicht daran, im Augenblick der Not mein Leben zu schonen. Denn ich bin nicht mehr wert als meine Brüder. 6 Vielmehr will ich mein Volk, das Heiligtum, unsere Frauen und Kinder rächen. Denn alle Völker haben sich zusammengetan, um uns auszurotten, weil sie uns hassen. 7 Sobald das Volk seine Worte hörte, fasste es neuen Mut 8 und rief laut: Sei du unser Führer anstelle deiner Brüder Judas und Jonatan! 9 Nimm unseren Kampf in deine Hand! Alles, was du befiehlst, wollen wir tun. 10 Simeon rief alle kampffähigen Männer zusammen, ließ den Bau der Mauern von Jerusalem so schnell wie möglich zu Ende führen und sicherte die Stadt nach allen Seiten. 11 Jonatan, den Sohn des Abschalom, schickte er mit einem ansehnlichen Heer nach Jafo. Dieser vertrieb die Einwohner und blieb in der Stadt. 12 Tryphon brach mit einem großen Heer von Ptolemaïs auf, um in Judäa einzufallen. Jonatan nahm er als Gefangenen mit sich. 13 Simeon schlug sein Lager bei Hadid am Rand der Ebene auf. 14 Da erfuhr Tryphon, Simeon habe anstelle seines Bruders Jonatan die Führung übernommen und werde den Kampf gegen ihn fortsetzen. Er schickte zu ihm Unterhändler mit der Botschaft: 15 Wir halten deinen Bruder Jonatan nur fest, weil er der königlichen Schatzkammer Geld schuldet für die Ämter, die er innehat. 16 Schick uns also hundert Talente Silber und zwei seiner Söhne als Geiseln, damit er nicht von uns abfällt, sobald er wieder frei ist; dann werden wir ihn freilassen. 17 Simeon merkte wohl, dass ihr Vorschlag nicht ehrlich gemeint war. Dennoch ließ er das Geld und die Kinder holen, um sich beim Volk nicht verhasst zu machen. 18 Sonst hätte man nämlich gesagt: Jonatan musste sterben, weil Simeon das Geld und die Kinder für ihn nicht ausgeliefert hat. 19 So lieferte er die Kinder und die hundert Talente aus; aber es zeigte sich, dass Tryphon ein Lügner war; denn er ließ Jonatan nicht frei. 20 Danach rückte Tryphon heran, um in Judäa einzufallen und es zu verwüsten. Er machte dabei einen Umweg über Adora; aber Simeon trat ihm mit seinem Heer überall entgegen, wo er ins Land eindringen wollte. 21 Die Besatzung der Burg von Jerusalem schickte Boten zu Tryphon, die ihn zur Eile drängten und ihn aufforderten, von der Wüste her einen Durchbruch zu versuchen und Nahrungsmittel für sie heranzuschaffen. 22 Daraufhin stellte Tryphon die gesamte Reiterei bereit, um durchzubrechen; aber in jener Nacht fiel sehr viel Schnee und er konnte wegen des Schnees nicht durchkommen. Da zog er ab nach Gilead. 23 In der Nähe von Baskama ließ er Jonatan umbringen und begraben. 24 Dann zog Tryphon ab und kehrte in sein Land zurück. 25 Simeon schickte einige Männer, um die Gebeine seines Bruders Jonatan holen und in Modeïn, der Stadt seiner Väter, bestatten zu lassen. 26 Ganz Israel hielt eine große Totenklage für ihn ab und trauerte viele Tage um ihn. 27 Simeon ließ ein hohes, weithin sichtbares Denkmal über dem Grab seines Vaters und seiner Brüder errichten. Für die Vorder- und Rückseite verwendete er behauene Steine. 28 Auch ließ er sieben Pyramiden bauen, von denen jeweils zwei einander gegenüberstanden: für den Vater, die Mutter und die vier Brüder. 29 Um die Pyramiden ließ er eine kunstvolle Anlage errichten, indem er sie mit hohen Säulen umgab. An den Säulen ließ er zum ewigen Gedenken Rüstungen anbringen und neben den Rüstungen Schiffe einmeißeln. Das Denkmal sollte für alle sichtbar sein, die auf dem Meer vorüberfahren. 30 Dieses Grabmal, das er in Modeïn errichtete, steht noch heute dort. 31 Tryphon ließ den jungen König Antiochus heimtückisch ermorden, 32 trat seine Nachfolge an und setzte sich die Krone von Asien auf. Er richtete im Land großes Unheil an. 33 Simeon legte in Judäa Festungen an, umgab sie mit hohen Türmen und gewaltigen Mauern, versah sie mit Toren und Riegeln und ließ Proviant in die Festungen bringen. 34 Dann wählte Simeon einige Männer aus, die er zu König Demetrius sandte, um einen Steuernachlass für das Land zu erwirken. Denn Tryphon war nur auf Ausbeutung aus. 35 König Demetrius antwortete ihm mit folgendem Brief: 36 König Demetrius grüßt Simeon, den Hohenpriester und Freund der Könige, sowie die Ältesten und das jüdische Volk. 37 Den goldenen Kranz und den Palmzweig, den ihr gesandt habt, haben wir erhalten. Wir sind bereit, ein für alle Mal Frieden mit euch zu schließen und die Behörden anzuweisen, euch Nachlass zu gewähren. 38 Alles, was wir euch bestätigt haben, bleibt in Kraft; auch die Festungen, die ihr angelegt habt, dürfen bestehen bleiben. 39 Wir vergeben euch alle Nachlässigkeiten und Verfehlungen, die ihr bis auf den heutigen Tag begangen habt, und erlassen euch den Kranz, den ihr noch schuldet. Sollten noch andere Abgaben von Jerusalem erhoben worden sein, sollen sie künftig wegfallen. 40 Wenn ihr Leute habt, die geeignet sind, in unserer Leibgarde Dienst zu tun, sollen sie angenommen werden. Zwischen uns soll Friede herrschen. 41 Im Jahr 170 wurde das Joch der fremden Völker von Israel genommen. 42 Das Volk begann, Urkunden und Verträge mit der Formel einzuleiten: Im Jahr 1 der Regierung Simeons, des Hohenpriesters, Befehlshabers und Führers der Juden. 43 Damals zog Simeon nach Geser, schloss die Stadt mit seinen Truppen ein, errichtete einen Belagerungsturm und ließ ihn an die Stadt heranschieben. Man schlug eine Bresche in einen Turm der Stadtmauer und besetzte ihn. 44 Dann sprang die Mannschaft des Belagerungsturms in die Stadt hinein. Es entstand ein großes Durcheinander in der Stadt. 45 Ihre Bürger stiegen mit Frauen und Kindern auf die Mauern, zerrissen ihre Gewänder, schrien laut und baten Simeon, mit ihnen Frieden zu schließen. 46 Sie sagten: Vergilt uns nicht nach unserer Schuld, sondern nach deiner Güte! 47 Simeon ließ sich erweichen und stellte den Kampf ein. Er vertrieb sie jedoch aus der Stadt und ließ die Häuser, in denen Götterbilder waren, entsühnen; dann zog er feierlich mit Lobliedern und Preisgesängen in die Stadt ein. 48 Er entfernte alles Unreine und siedelte gesetzestreue Männer an. Dann ließ er die Stadt noch stärker befestigen und baute auch für sich ein Haus in der Stadt. 49 Die Besatzung der Burg von Jerusalem war von jeder Verbindung mit dem Land abgeschnitten; sie konnten weder etwas kaufen noch etwas verkaufen und hatten fast nichts mehr zu essen; eine beträchtliche Anzahl von ihnen kam durch den Hunger um. 50 Da baten sie Simeon um Frieden. Er gewährte ihn, vertrieb sie aber von dort und entsühnte die Burg von jeder Befleckung. 51 Am dreiundzwanzigsten Tag des zweiten Monats im Jahr 171 zogen die Israeliten unter der Musik von Harfen, Zimbeln und Zithern mit Hymnen und Gesängen in die Burg ein; sie trugen Palmzweige in den Händen und sangen Freudenlieder. Denn Israel war von einem gefährlichen Feind befreit. 52 Simeon setzte fest, dass dieser Tag jährlich feierlich begangen werden solle. Er ließ die zur Burg hin gelegene Seite des Tempelbergs noch stärker befestigen und nahm mit seinem Gefolge Wohnung in der Burg. 53 Als Simeon sah, dass sein Sohn Johanan zu einem Mann herangewachsen war, machte er ihn zum Befehlshaber aller Streitkräfte und Johanan ließ sich in Geser nieder.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 14

1 Im Jahr 172 zog König Demetrius seine Truppen zusammen und brach nach Medien auf, um Hilfstruppen für den Kampf gegen Tryphon zu gewinnen. 2 Als Arsakes, der König von Persien und Medien, erfuhr, dass Demetrius in sein Gebiet eingedrungen war, sandte er einen seiner Feldherren mit dem Auftrag aus, Demetrius lebendig gefangen zu nehmen. 3 Der Feldherr machte sich auf den Weg, schlug das Heer des Demetrius, nahm ihn gefangen und brachte ihn zu Arsakes, der ihn ins Gefängnis warf. 4 Das Land Judäa hatte Ruhe, solange Simeon lebte. Er sorgte für das Wohl seines Volkes. Sie freuten sich jeden Tag über seine Macht und seinen Ruhm. 5 Sein Ruhm wuchs, als er den Hafen von Jafo gewann; so öffnete er einen Weg zu den Inseln. 6 Er erweiterte das Gebiet seines Volkes und gewann die Herrschaft über das ganze Land. 7 Viele Verbannte führte er wieder zurück. Er eroberte Geser, Bet-Zur und die Burg und vernichtete darin alles, was unrein war. Niemand widersetzte sich ihm. 8 Sie bebauten in Frieden ihr Land; der Boden gab seinen Ertrag, die Bäume auf dem Feld ihre Frucht. 9 Auf den Plätzen saßen die Alten; alle sprachen über ihr Glück. Die jungen Männer gingen im Schmuck ihrer Waffen umher. 10 Er versorgte die Städte mit Nahrung und baute sie zu Festungen aus. Sein Name wurde berühmt bis an das Ende der Welt. 11 Er brachte dem Land den Frieden, in Israel herrschte Jubel und Freude. 12 Jeder saß unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum und niemand schreckte sie auf. 13 Der Feind verschwand aus dem Land; in jenen Tagen wurden die Könige besiegt. 14 Er stärkte alle Schwachen im Land und setzte sich ein für das Gesetz. Alle Verräter und Sünder aber rottete er aus. 15 Das Heiligtum baute er prachtvoll aus, viele Geräte für den Tempel schaffte er an. 16 Als man in Rom - und auch in Sparta - erfuhr, dass Jonatan tot war, war man sehr bestürzt. 17 Als man aber hörte, sein Bruder Simeon habe seine Nachfolge als Hoherpriester angetreten und das Land mit seinen Städten sei fest in seiner Hand, 18 schrieben sie ihm auf Bronzetafeln einen Brief und boten ihm an, das Freundschaftsbündnis mit ihm zu erneuern, das sie mit seinen Brüdern Judas und Jonatan geschlossen hatten. 19 Diese Botschaft wurde vor der Volksversammlung in Jerusalem verlesen. 20 Hier ist eine Abschrift des Briefes, den die Spartaner schickten: Die Regierung und die Stadt der Spartaner grüßen den Hohenpriester Simeon, die Ältesten, die Priester und das ganze übrige jüdische Volk, ihre Brüder. 21 Die Gesandten, die ihr zu unserem Volk geschickt habt, haben uns von eurem Ruhm und eurem Ansehen berichtet und wir haben uns über ihren Besuch sehr gefreut. 22 Was sie vor dem Rat des Volkes gesagt haben, haben wir, wie folgt, schriftlich festgehalten: Numenius, der Sohn des Antiochus, und Antipater, der Sohn Jasons, sind als Gesandte der Juden zu uns gekommen, um die Freundschaft mit uns zu erneuern. 23 Das Volk hat beschlossen, ihnen einen glänzenden Empfang zu bereiten und die Niederschrift ihrer Rede im Staatsarchiv zu hinterlegen, damit das Volk von Sparta sie nicht vergisst. - Eine Abschrift davon schickten sie an den Hohenpriester Simeon. 24 Danach sandte Simeon den Numenius mit einem großen goldenen Schild, der tausend Minen wog, nach Rom, um das Bündnis mit den Römern zu bekräftigen. 25 Als man im Volk davon erfuhr, sagte man: Wie können wir Simeon und seinen Söhnen danken? 26 Denn er, seine Brüder und seine ganze Familie waren uns Halt und Stütze. Er hat den Kampf gegen Israels Feinde geführt und sie vertrieben und mit seinen Brüdern dem Volk die Freiheit errungen. Man fertigte Bronzetafeln an, die man auf dem Berg Zion an Säulen befestigte 27 und auf denen folgendes stand: Am achtzehnten Tag des Monats Elul im Jahr 172 - das ist im dritten Jahr der Regierung des großen Hohenpriesters Simeon in Asaramel - 28 wurde auf der großen Versammlung der Priester, des Volkes, der Führer des Volkes und der Ältesten des Landes uns Folgendes bekanntgegeben: 29 Als wiederholt im Land Krieg ausbrach, scheuten Simeon, der Sohn des Mattatias, aus der Familie Jojaribs, und seine Brüder keine Gefahr. Sie stellten sich den Feinden ihres Volkes entgegen, um ihr Heiligtum und das Gesetz zu erhalten, und verschafften ihrem Volk großen Ruhm. 30 Jonatan führte sein Volk zusammen; er wurde ihr Hoherpriester, bis er mit seinen Vätern vereint wurde. 31 Als darauf ihre Feinde den Plan fassten, in das Land einzufallen, um es zu vernichten und ihr Heiligtum anzutasten, 32 erhob sich Simeon und kämpfte für sein Volk. Aus eigenen Mitteln brachte er viel Geld auf und versorgte die Krieger seines Volkes mit Waffen und Verpflegung. 33 Er ließ die Städte Judäas befestigen, besonders Bet-Zur, das an der Grenze von Judäa liegt; er legte eine jüdische Besatzung dorthin, wo zuvor ein Waffenlager der Feinde gewesen war. 34 Auch die Städte Jafo am Meer und Geser bei Aschdod ließ er befestigen. Früher wohnten dort die Feinde, er aber siedelte Juden an und ließ ihnen alles zukommen, was sie zu ihrem Unterhalt brauchten. 35 Als das Volk sah, wie treu Simeon war und welchen Ruhm er seinem Volk zu verschaffen suchte, machten sie ihn zu ihrem Führer und Hohenpriester zum Dank für all diese Taten, für die Gerechtigkeit und Treue, die er seinem Volk bewies, und für sein Bestreben, auf jede Weise sein Volk zu fördern. 36 Es ist ihm zu seiner Zeit gelungen, die Fremden aus dem Land zu vertreiben, vor allem die, die in der Davidstadt in Jerusalem wohnten und sich eine Burg gebaut hatten, aus der sie Ausfälle machten, die Umgebung des Tempels entweihten und seiner Heiligkeit großen Schaden zufügten. 37 Er siedelte in der Davidstadt Juden an und ließ sie befestigen, um Land und Stadt zu sichern. Auch ließ er die Mauern von Jerusalem höher machen. 38 Demgemäß bestätigte ihn König Demetrius im Hohenpriesteramt. 39 Er ernannte ihn zu seinem Freund und zeichnete ihn durch hohe Ehren aus. 40 Denn er hatte gehört, dass Rom die Juden Freunde, Verbündete und Brüder genannt und den Gesandten Simeons einen glänzenden Empfang bereitet hatte. 41 Darum beschlossen die Juden und ihre Priester, Simeon solle für immer ihr Anführer und Hoherpriester sein, bis ein wahrer Prophet auftrete. 42 Auch solle er ihr Befehlshaber sein und für das Heiligtum Sorge tragen; durch ihn seien die Beamten zu ernennen für die Arbeiten am Tempel, für das Land, das Heer und die Festungen. 43 [Er solle für das Heiligtum Sorge tragen.] Alle hätten ihm zu gehorchen. Jede Urkunde im Land müsse in seinem Namen ausgestellt werden. Auch dürfe er sich in Gold und Purpur kleiden. 44 Keinem aus dem Volk oder aus der Priesterschaft sei es erlaubt, eine dieser Bestimmungen außer Kraft zu setzen, gegen seine Anordnungen zu verstoßen, ohne seine Erlaubnis im Land eine Versammlung einzuberufen, Purpur zu tragen oder eine goldene Spange anzulegen. 45 Jeder, der dem zuwiderhandle oder sich nicht daran halte, mache sich strafbar. 46 Das ganze Volk beschloss, diese Verfügungen zugunsten Simeons zu erlassen. 47 Simeon nahm an; er willigte ein, Hoherpriester, Befehlshaber und Fürst der Juden und ihrer Priester zu sein und in allem den Vorsitz zu führen. 48 Sie ließen diese Urkunde auf Bronzetafeln schreiben und im Vorhof des Tempels für alle sichtbar aufstellen. 49 Eine Abschrift davon sei in der Schatzkammer für Simeon und seine Söhne zu hinterlegen.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 15

1 Antiochus, der Sohn des Königs Demetrius, schickte von den Inseln ein Schreiben an Simeon, den Priester und Fürsten der Juden, und an das ganze Volk. 2 Es hatte folgenden Inhalt: König Antiochus grüßt Simeon, den Hohenpriester und Fürsten, und das jüdische Volk. 3 Ein paar Verbrecher haben die Herrschaft über das Reich unserer Väter an sich gerissen. Ich will nun das Reich wieder übernehmen und in ihm die alte Ordnung wiederherstellen. Ich habe zahlreiche Streitkräfte angeworben, mehrere Kriegsschiffe ausgerüstet 4 und will mit ihnen landen, um alle zur Rechenschaft zu ziehen, die unser Land verwüstet und so viele Städte in meinem Reich entvölkert haben. 5 Ich bestätige dir den Erlass aller Steuern, auf die die Könige vor mir verzichtet haben, und aller sonstigen Geschenke, die sie dir erlassen haben. 6 Hiermit gestatte ich dir, eigene Münzen für dein Land zu prägen. 7 Jerusalem und das Heiligtum sollen frei sein. Du darfst alle Waffen behalten, die du dir beschafft hast, dazu alle Festungen, die du angelegt hast und die in deiner Hand sind. 8 Alle Schulden an die königliche Kasse, auch die künftigen Forderungen der Krone, seien dir von jetzt an für immer erlassen. 9 Sobald wir die Herrschaft angetreten haben, werden wir dich, dein Volk und den Tempel mit hohen Ehren auszeichnen, sodass sich euer Ruhm über die ganze Welt verbreitet. 10 Im Jahr 174 kam Antiochus in das Land seiner Väter. Alle Truppen schlossen sich ihm an; nur wenige blieben bei Tryphon. 11 Antiochus verfolgte ihn und Tryphon flüchtete nach Dor am Meer. 2 12 Er hatte gemerkt, dass für ihn schlimme Zeiten angebrochen waren; denn seine Truppen hatten ihn verlassen. 13 Antiochus belagerte Dor mit hundertzwanzigtausend Soldaten und achttausend Reitern. 14 Er schloss die Stadt ein und ließ sie mit den Schiffen vom Meer her angreifen. So setzte er ihr zu Wasser und zu Land hart zu und ließ niemand hinein oder heraus. 15 Zu dieser Zeit kam Numenius mit seinen Begleitern aus Rom zurück; er hatte Briefe mit folgendem Inhalt an verschiedene Könige und Länder bei sich: 16 Der römische Konsul Luzius grüßt König Ptolemäus. 17 Die jüdischen Gesandten sind als Freunde und Verbündete zu uns gekommen, um das alte Freundschaftsbündnis zu erneuern; der Hohepriester Simeon und das jüdische Volk hatten sie geschickt. 18 Sie brachten auch einen goldenen Schild im Wert von tausend Minen mit. 19 Wir haben nun beschlossen, Könige und Länder schriftlich anzuweisen, nichts gegen die Juden zu unternehmen, gegen sie, ihre Städte und ihr Land keinen Krieg zu führen und ihre Gegner nicht zu unterstützen. 20 Auch beschlossen wir, den Schild von ihnen anzunehmen. 21 Wenn nun irgendwelche Verbrecher aus ihrem Land zu euch geflohen sind, so liefert sie dem Hohenpriester Simeon aus, damit er sie nach dem jüdischen Gesetz bestrafen kann. 22 Im gleichen Sinn schrieb Luzius an die Könige Demetrius, Attalus, Ariarathes und Arsakes 23 sowie an alle folgenden Länder: nach Sampsame, Sparta, Delos, Myndos, Sikyon, Karien, Samos, Pamphylien, Lyzien, Halikarnass, Rhodos, Phaselis, Kos, Side, Arwad, Gortyna, Knidos, Zypern und Zyrene. 24 Eine Abschrift schickten die Römer an den Hohenpriester Simeon. 25 König Antiochus belagerte Dor von der Vorstadt aus. Er ließ seine Truppen ununterbrochen gegen die Stadt anrennen, stellte Belagerungsmaschinen auf und hielt Tryphon eingeschlossen, sodass niemand hinein oder heraus konnte. 26 Simeon sandte dem König zu seiner Unterstützung zweitausend ausgesuchte Krieger, dazu Silber und Gold und viel Kriegsausrüstung. 27 Aber der König wollte es nicht annehmen; er brach vielmehr mit ihm und machte alles rückgängig, was er vorher mit ihm vertraglich vereinbart hatte. 28 Er schickte einen seiner Freunde namens Athenobius als Unterhändler zu ihm und ließ ihm sagen: Ihr habt Jafo, Geser und die Burg von Jerusalem besetzt, Städte meines Königreiches. 29 Ihr Gebiet habt ihr verwüstet und großen Schaden im Land angerichtet und viele Orte in meinem Reich habt ihr an euch gerissen. 30 Nun gebt die Städte wieder heraus, die ihr besetzt habt; ebenso entrichtet die Steuern für die Orte außerhalb Judäas, die ihr euch angeeignet habt. 31 Andernfalls gebt als Ersatz fünfhundert Talente Silber, weitere fünfhundert Talente für den Schaden, den ihr angerichtet habt, und für die Steuern der Städte. Sonst kommen wir und führen Krieg gegen euch. 32 Athenobius, der Freund des Königs, kam nach Jerusalem. Als er die Prachtentfaltung Simeons, den Schrank mit den goldenen und silbernen Geräten und den großen Hofstaat sah, war er sehr erstaunt. Er meldete Simeon die Worte des Königs; 33 doch der gab zur Antwort: Wir haben kein fremdes Land besetzt und uns nichts angeeignet, was uns nicht gehörte, sondern wir haben nur das Erbe unserer Väter zurückgeholt, das unsere Feinde zu Unrecht vorübergehend an sich gerissen hatten. 34 Wir nutzen nur die Gelegenheit und halten das Erbe unserer Väter fest. 35 Was aber Jafo und Geser betrifft, auf die du Anspruch erhebst, so ist zu sagen: Diese Städte haben unserem Volk und Land großen Schaden zugefügt. Wir wollen für sie hundert Talente zahlen. Athenobius gab ihm keine Antwort, 36 sondern ging wütend zum König zurück. Er unterrichtete ihn über die Antwort Simeons, über seine Prachtentfaltung und über alles, was er gesehen hatte. Da geriet der König in heftigen Zorn. 37 Tryphon entkam auf einem Schiff nach Orthosia. 38 Der König ernannte Kendebäus zum Befehlshaber über die Küste und teilte ihm Fußtruppen und Reiterei zu. 39 Er gab ihm den Auftrag, an der Grenze Judäas ein Lager aufzuschlagen, den Ort Kidron auszubauen und mit festen Toren zu versehen, um gegen die Juden Krieg zu führen, während er selbst die Verfolgung des Tryphon aufnahm. 40 Kendebäus zog nach Jamnia und begann, das jüdische Volk zu reizen, Überfälle auf Judäa zu machen, Juden gefangen zu nehmen und zu ermorden. 41 Er baute Kidron aus und legte Reiter und Fußtruppen hinein. Diese unternahmen Streifzüge auf den Straßen Judäas, wie ihnen der König befohlen hatte.

Das erste Buch der Makkabäer Kapitel 16

1 Da kam Johanan von Geser herauf und berichtete seinem Vater Simeon von den Unternehmungen des Kendebäus. 2 Simeon rief seine beiden ältesten Söhne, Judas und Johanan, zu sich und sagte zu ihnen: Ich, meine Brüder und meine Familie haben von Jugend an bis auf den heutigen Tag die Kriege Israels geführt. Oft gelang es uns, Israel zu retten. 3 Nun bin ich alt geworden; ihr aber seid durch des Himmels Gnade herangewachsen. Tretet an meine und meines Bruders Stelle, zieht aus und kämpft für unser Volk! Der Himmel möge euch helfen. 4 Er hob im Land zwanzigtausend besonders kampferprobte Männer aus, dazu Reiter. Sie zogen gegen Kendebäus und blieben über Nacht in Modeïn. 5 Früh am nächsten Morgen rückten sie aus in die Ebene. Plötzlich trafen sie auf ein großes Heer, Fußvolk und Reiterei. Es lag aber eine Schlucht zwischen ihnen. 6 Johanan machte mit seinen Leuten dem Feind gegenüber Halt. Als er merkte, dass sie Angst hatten, die Schlucht zu durchqueren, ging er als erster hinüber. Das sahen seine Männer und folgten ihm auf die andere Seite. 7 Dann zog er das Heer auseinander und ließ die Reiterei sich mitten zwischen dem Fußvolk aufstellen; die Reiterei des Feindes war nämlich sehr stark. 8 Man stieß in die Trompeten und Kendebäus wurde samt seinem Heer geschlagen und hatte viele Gefallene zu beklagen. Der Rest floh in die Festung. 9 Bei dieser Gelegenheit wurde Judas, der Bruder des Johanan, verwundet. Johanan aber nahm die Verfolgung auf, bis er nach Kidron kam, das Kendebäus ausgebaut hatte. 10 Da flohen sie weiter in die Türme bei Aschdod. Johanan ließ die Stadt in Brand stecken; dabei kamen etwa zweitausend Feinde um. Johanan aber kehrte wohlbehalten nach Judäa zurück. 11 Ptolemäus, der Sohn Abubs, war Befehlshaber in der Ebene von Jericho. Er besaß viel Silber und Gold; 12 denn er war der Schwiegersohn des Hohenpriesters. 13 Da wurde er stolz; er wollte die Herrschaft über das Land an sich reißen und plante einen heimtückischen Anschlag, um Simeon und seine Söhne aus dem Weg zu räumen. 14 Als Simeon die Städte in jener Gegend besuchte, um dort nach dem Rechten zu sehen, kam er mit seinen Söhnen Judas und Mattatias im elften Monat, das ist der Schebat, des Jahres 177 nach Jericho. 15 Der Sohn Abubs hatte eine kleine Festung namens Dok erbaut. Dort nahm er sie voll Hinterlist auf. Er veranstaltete für sie ein großes Gelage, hielt aber im Hintergrund einige Männer versteckt. 16 Als Simeon und seine Söhne betrunken waren, sprangen Ptolemäus und seine Leute auf, griffen zu ihren Waffen, drangen zu Simeon in den Speisesaal ein und erschlugen ihn und seine beiden Söhne und einige aus seinem Gefolge. 17 So beging Ptolemäus einen gemeinen Verrat und vergalt Gutes mit Bösem. 18 Ptolemäus berichtete darüber dem König in einem Brief und bat ihn, ihm Truppen zu Hilfe zu schicken und ihm das Land und die Städte zu übergeben. 19 Auch schickte er einige Männer nach Geser, um Johanan ermorden zu lassen. Die Hauptleute forderte er schriftlich auf, zu ihm zu kommen; er wolle ihnen Silber und Gold und andere Geschenke geben. 20 Wieder andere schickte er aus, damit sie Jerusalem und den Tempelberg besetzten. 21 Aber jemand lief voraus und meldete Johanan in Geser, sein Vater und seine Brüder seien tot; er sagte: Er hat bereits Leute ausgeschickt, um auch dich umbringen zu lassen. 22 Als Johanan das hörte, erschrak er sehr. Die Männer aber, die kamen, um ihn zu ermorden, ließ er ergreifen und niedermachen; denn er wusste, dass sie ihn umbringen wollten. 23 Die weitere Geschichte Johanans, die Kriege, die er führte, die Taten, die er vollbrachte, auch wie er die Mauern bauen ließ und was er sonst unternahm - 24 all das steht in der Chronik seines Hohenpriestertums geschrieben, von dem Tag an, da er anstelle seines Vaters Hoherpriester wurde.

Das zweite Buch der Makkabäer

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 1

1 Wir, eure Brüder, die Juden aus Jerusalem und aus dem Land Judäa, grüßen euch, unsere Brüder, die Juden, die in Ägypten wohnen, und wünschen euch Frieden.2 Gott möge euch Gutes erweisen und seines Bundes gedenken, den er mit seinen treuen Dienern Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hat.3 Er gebe euch allen ein Herz, das euch fähig macht, ihn zu fürchten und seiner Lehre mutig und bereitwillig zu folgen.4 Er öffne euer Herz für sein Gesetz und für die Gebote und schenke euch Frieden.5 Er erhöre eure Gebete, schenke euch Versöhnung und verlasse euch nicht in der Not.6 So beten wir hier für euch.7 Unter der Regierung des Demetrius, im Jahr 169, haben wir Juden euch geschrieben: In der höchsten Not, die in diesen Jahren über uns kam, als Jason und sein Anhang vom heiligen Land und vom Königreich abfielen,8 verbrannten sie das Tempeltor und vergossen unschuldiges Blut. Wir aber beteten zum Herrn, und er hat uns erhört. So konnten wir wieder Brand- und Speiseopfer darbringen; wir zündeten die Leuchter an und legten die Schaubrote aus.9 Und nun begeht die Tage des Laubhüttenfestes im Monat Kislew! Geschrieben im Jahr 188.10 Die Bewohner Jerusalems und Judäas, der Hohe Rat und Judas wünschen dem Aristobul, dem Lehrer des Königs Ptolemäus, aus dem Geschlecht der gesalbten Priester, und den Juden Ägyptens Glück und Heil.11 Wir danken Gott von Herzen, der uns aus großen Gefahren errettet hat. So sind wir bereit, selbst mit einem König zu streiten.12 Gott selbst nämlich hat alle verjagt, die gegen die Heilige Stadt gekämpft haben.13 Denn als der Fürst mit seinem Heer, das als unüberwindlich galt, nach Persien zog, fanden sie im Tempel der Nanäa den Tod. Die Priester der Nanäa hatten sie nämlich überlistet.14 Unter dem Vorwand, sich mit der Göttin zu vermählen, war Antiochus mit seinen Freunden, die ihn begleiteten, zum Tempel gekommen; sozusagen als Mitgift wollte er sich dabei die großen Reichtümer aneignen.15 Die Priester der Nanäa legten die Schätze für sie auch bereit, und Antiochus ging mit einigen wenigen Männern in den heiligen Bezirk. Sobald er aber das Heiligtum betreten hatte, schlossen sie das Tor.16 Sie öffneten eine geheime Tür an der Decke, warfen schwere Steine herab, zerschmetterten den Fürsten (und seine Begleiter), zerstückelten sie, schnitten ihnen die Köpfe ab und warfen sie hinaus zu denen, die draußen stehen geblieben waren.17 Für all das sei unser Gott gepriesen: Er hat die Sünder dem Untergang preisgegeben.18 Wir wollen nun am fünfundzwanzigsten Kislew die Reinigung des Tempels feiern. Darum hielten wir es für unsere Pflicht, euch davon zu benachrichtigen, damit auch ihr sie wie die Tage des Laubhüttenfestes feiern könnt und wie die Tage des Feuers. (Letztere erinnern an den Tag,) an dem Nehemia nach dem Aufbau von Tempel und Altar erstmals wieder Opfer darbrachte.19 Denn als unsere Väter nach Persien in die Verbannung geführt wurden, nahmen die Priester, die fromm geblieben waren, etwas von dem Feuer des Altars mit und verbargen es heimlich im Schacht eines leeren Brunnens. Sie versteckten es so, daß die Stelle allen unbekannt blieb.20 Darüber vergingen viele Jahre. Doch als es Gott gefiel, sandte der König von Persien den Nehemia her. Der schickte die Nachkommen jener Priester aus, um das Feuer holen zu lassen, das ihre Väter einst versteckt hatten.21 Als sie uns erklärten, kein Feuer gefunden zu haben, sondern nur eine dicke Flüssigkeit, befahl er ihnen, etwas davon zu schöpfen und zu ihm zu bringen. Das Opfer wurde hergerichtet. Dann ließ Nehemia von den Priestern das Brennholz, und was darauf lag, mit diesem zähflüssigen Wasser begießen.22 So geschah es. Nach einiger Zeit brach die Sonne hervor, die von Wolken verdeckt gewesen war. Da flammte ein großes Feuer auf, und alle staunten.23 Während das Opfer verbrannte, beteten die Priester und alle anderen, die bei ihnen waren; Jonatan stimmte an, und die übrigen, darunter auch Nehemia, beteten laut mit.24 Das Gebet aber lautete so: Herr, o Herr, du Gott und Schöpfer aller Dinge, furchtbarer, starker, gerechter und barmherziger Gott! Du allein bist König, und du bist gütig.25 Du allein gibst alle Gaben. Nur du bist gerecht, allmächtig und ewig. Du rettest Israel aus aller Not. Du hast unsere Väter erwählt und sie heilig gemacht.26 Nimm dieses Opfer an für dein ganzes Volk Israel! Behüte dein Erbteil, und mach es heilig!27 Sammle uns aus der Zerstreuung, befrei alle, die bei den Heiden in Knechtschaft leben, schau auf die Verachteten und Verabscheuten! Dadurch sollen die Heiden erkennen, daß du unser Gott bist.28 Strafe die stolzen und frechen Unterdrücker!29 Pflanz dein Volk an deinem heiligen Ort ein! Denn so hat es Mose zugesagt.30 Die Priester begleiteten die Loblieder, die man sang, mit Musik.31 Als das Opfer verbrannt war, ließ Nehemia das übriggebliebene Wasser auf große Steine schütten.32 Da entzündete sich eine lodernde Flamme. Sie verzehrte sich im Schein des Feuers, das vom Altar her leuchtete.33 Dieses Ereignis wurde überall bekannt, und man meldete dem persischen König, an der Stelle, an der die Priester, die in die Verbannung gingen, das Feuer versteckt hätten, sei das Wasser zum Vorschein gekommen, das die Leute des Nehemia dann über das Opfer gossen.34 Nachdem der König die Sache geprüft hatte, ließ er den Ort umfrieden und für heilig erklären.35 Auch nahm der König viele kostbare Geschenke und verteilte sie unter die, denen er wohlgesinnt war.36 Die Leute um Nehemia nannten das Wasser Neftar, das heißt: Reinigung. Bei den meisten aber heißt es Neftai.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 2

1 In den Schriften steht, Jeremia, der Prophet sei es gewesen, der befohlen habe, etwas von dem Feuer - wie schon gesagt - zu nehmen, als sie in die Verbannung geführt wurden.2 Der Prophet habe ferner den Verbannten das Gesetz übergeben und ihnen eingeschärft, die Gebote des Herrn nicht zu vergessen noch im Herzen irre zu werden, wenn sie die goldenen und silbernen Götzen und ihren Prunk sähen.3 Mit manchen Reden solcher Art ermahnte er sie, das Gesetz nicht aus ihrem Herzen schwinden zu lassen.4 In dem Buch stand weiter zu lesen, daß der Prophet einen Gottesspruch empfangen habe und daraufhin das Zelt und die Lade hinter sich hertragen ließ. Er sei hinausgegangen zu dem Berg, auf den Mose gestiegen war, um das von Gott verheißene Erbteil zu sehen.5 Dort fand Jeremia eine Höhle wie ein Haus. Er trug das Zelt, die Lade und den Rauchopferaltar hinein; dann verschloß er den Eingang.6 Einige von seinen Begleitern gingen hin, um sich den Weg zu markieren; aber sie konnten ihn nicht finden.7 Als Jeremia davon hörte, schalt er sie und sagte: Die Stelle soll unbekannt bleiben, bis Gott sein Volk wieder sammelt und ihm wieder gnädig ist.8 Dann aber bringt der Herr dies alles wieder ans Licht, und die Herrlichkeit des Herrn wird erscheinen und auch die Wolke, genauso wie sie sich in den Tagen des Mose gezeigt hat und in der Zeit, als Salomo betete, daß der Ort hochheilig werden möge.9 Es wurde ferner erzählt, wie jener Weise bei der Einweihung und bei der Vollendung des Tempels opferte.10 So wie Mose zum Herrn gebetet hatte - und dann war Feuer vom Himmel gefallen und hatte die Opferstücke verzehrt -, so betete auch Salomo, und das Feuer fiel herab und verzehrte die Brandopfer.11 Mose sagte: Weil man das Sündopfer nicht gegessen hat, wurde es verbrannt.12 Ebenso hat auch Salomo acht Tage lang gefeiert.13 Das gleiche wird auch in den Schriften und in den Erinnerungen Nehemias erzählt; dort steht auch, wie er eine Bücherei anlegte und die Bücher der Könige und der Propheten und die (Lieder) Davids sammelte, auch königliche Urkunden über Weihegaben.14 Genauso hat auch Judas alle Bücher wieder gesammelt, die in dem Krieg, den wir führen mußten, zerstreut worden waren. Sie befinden sich heute bei uns.15 Sollten euch einige davon fehlen, so laßt sie durch Boten holen!16 Wir haben euch geschrieben, weil wir nun die Tempelreinigung begehen wollen. Ihr werdet gut daran tun, diese Tage mitzufeiern.17 Gott hat sein ganzes Volk gerettet und allen das Erbe und die Königsherrschaft und das Priestertum und die Heiligung verliehen,18 wie er es durch das Gesetz verheißen hat. Darum hoffen wir nun, daß Gott bald mit uns Erbarmen hat und uns aus der ganzen Welt an seinen heiligen Ort zusammenführt. Denn er hat uns schon aus großen Gefahren gerettet und hat den heiligen Ort gereinigt.19 Die Ereignisse um den Makkabäer Judas und seine Brüder - wie sie den erhabenen Tempel reinigten und den Altar wieder einweihten;20 ferner die Kriege, die sie gegen Antiochus Epiphanes und seinen Sohn Eupator führten;21 die himmlischen Erscheinungen, die den ruhmreichen und tapferen Verteidigern des Judentums halfen, so daß es ihnen, obschon sie nur wenige waren, gelang, das ganze Land zurückzuerobern, die Massen der Barbaren zu verjagen,22 auch das auf der ganzen Welt hochberühmte Heiligtum wiederzugewinnen, die Stadt zu befreien, die Gesetze, die abgeschafft werden sollten, wieder in Kraft zu setzen - denn der Herr war ihnen in seiner großen Güte gnädig -,23 all das hat Jason aus Zyrene in fünf Büchern genau beschrieben. Wir nun wollen versuchen, es hier in einem einzigen Buch kurz zusammenzufassen.24 Wir bemerkten nämlich die Flut der Zahlen, und wie schwierig es wegen der Menge des Stoffes ist, sich in die geschichtliche Darstellung einzuarbeiten.25 So nahmen wir uns vor, die, die gern lesen, zu unterhalten, denen, die mit Eifer auswendig lernen, zu helfen, allen aber, die das Buch auf irgendeine Weise in die Hand bekommen, zu nützen.26 Uns ist es allerdings nicht leicht gefallen, in mühseliger Arbeit diesen Auszug anzufertigen; es hat vielmehr Schweiß und durchwachte Nächte gekostet.27 Wer ein Gastmahl anordnet und den Nutzen anderer sucht, hat es ja auch nicht leicht. Dennoch haben wir die Mühe gern auf uns genommen, um uns viele zu Dank zu verpflichten.28 Die Einzelheiten genau zu untersuchen, überließen wir dem Geschichtsschreiber. Wir haben uns nur darum bemüht, einen ordentlichen Auszug anzufertigen.29 Wenn man ein neues Haus baut, muß sich der Architekt um das ganze Gebäude kümmern; Dekorateur und Maler dagegen müssen nur das prüfen, was zur Ausschmückung nötig ist. Ähnlich beurteile ich auch unsere Aufgabe.30 Sich daran zu machen, die überlieferten Nachrichten kritisch zu beurteilen und bis ins einzelne genau zu untersuchen, ist Sache des Historikers.31 Wer aber nur nacherzählen will, darf die Darstellung straffen, auch wenn die genaue Ausarbeitung nach den Regeln der Geschichtsschreibung dabei zu kurz kommt.32 Nun aber wollen wir sofort mit unserer Erzählung beginnen; wir haben uns schon allzu lang mit dem Vorwort aufgehalten, und es wäre ja unsinnig, vor der Erzählung viele Worte zu machen, die Erzählung selbst aber zu kürzen.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 3

1 Die Bewohner der Heiligen Stadt lebten in tiefem Frieden und hielten die Gesetze aufs treueste; denn der Hohepriester Onias war ein frommer Mann und haßte alles Böse.2 Darum ehrten sogar die Könige den Ort und schmückten das Heiligtum mit den kostbarsten Weihegaben.3 So bestritt Seleukus, der König Asiens, aus seinen eigenen Einkünften alle Kosten, die durch den Opferdienst entstanden.4 Ein gewisser Simeon aus dem Stamm Benjamin war als Tempelvorsteher eingesetzt worden. Er entzweite sich jedoch mit dem Hohenpriester wegen der Marktordnung in der Stadt.5 Weil er sich gegen Onias nicht durchsetzen konnte, ging er zu Apollonius, dem Sohn des Tharseas, der damals Befehlshaber in Zölesyrien und Phönizien war.6 Er erzählte ihm, der Tempelschatz in Jerusalem sei voll von unvorstellbaren Reichtümern; unzählbar sei die Menge des Geldes. Sie stehe in keinem Verhältnis zu dem, was man für die Opfer aufwenden müsse, und lasse sich leicht für den König beschlagnahmen.7 Als Apollonius mit dem König zusammentraf, berichtete er, was man ihm über die Gelder hinterbracht hatte. Der aber bestimmte seinen Kanzler Heliodor und schickte ihn auf den Weg mit dem Auftrag, sich die erwähnten Gelder ausliefern zu lassen.8 Heliodor machte sich sofort auf die Reise, angeblich um die Städte in Zölesyrien und Phönizien zu besuchen, in Wirklichkeit jedoch, um das Vorhaben des Königs auszuführen.9 Als er nach Jerusalem kam, wurde er vom Hohenpriester der Stadt freundlich empfangen. Da gab er bekannt, welche Anzeige gemacht worden sei, und teilte den wahren Grund seiner Anwesenheit mit. Er fragte, ob sich die Sache wirklich so verhalte.10 Der Hohepriester erklärte ihm, es handele sich um hinterlegtes Gut von Witwen und Waisen;11 ein Teil gehöre auch Hyrkanus, dem Sohn des Tobija, einem sehr einflußreichen Mann. - So hatte der ruchlose Simeon gelogen. - Alles zusammen belaufe sich nur auf vierhundert Talente Silber und zweihundert Talente Gold.12 Man dürfe aber doch denen nicht Unrecht tun, die ihr Vertrauen auf die Heiligkeit des Ortes und auf die Würde und Unantastbarkeit des weltberühmten Heiligtums gesetzt hätten.13 Heliodor berief sich jedoch auf die Befehle, die er vom König erhalten hatte, und bestand darauf, alles für die königliche Schatzkammer zu beschlagnahmen.14 Am festgesetzten Tag schickte er sich an hineinzugehen, um eine Untersuchung der Schätze anzustellen.15 Da geriet die ganze Stadt in nicht geringe Bestürzung. Die Priester warfen sich in ihren heiligen Gewändern vor dem Altar nieder und riefen den Himmel an: Er habe die Hinterlegung von Geld durch Gesetze geordnet; so solle er es jetzt denen, die es hinterlegt hatten, unversehrt bewahren.16 Wer aber die Gestalt des Hohenpriesters sah, dem blutete das Herz. Wie er aussah und wie sein Gesicht sich verfärbt hatte, verriet seine innere Qual.17 Furcht und Zittern nämlich hatten den Mann befallen, und er bebte am ganzen Leib. Allen, die ihn sahen, wurde der Schmerz seines Herzens offenbar.18 Die Leute stürzten in Scharen aus den Häusern heraus zum öffentlichen Gebet; denn dem Tempel drohte Schande.19 Die Frauen zogen Trauerkleider an, die die Brüste freiließen, und drängten sich auf die Straßen. Von den jungen Mädchen aber, die man sonst eingeschlossen hielt, liefen die einen an die Türen, die andern auf die Mauern; einige beugten sich aus den Fenstern heraus.20 Sie alle streckten die Hände zum Himmel empor und beteten flehentlich.21 Es war zum Erbarmen, wie die Menge sich in heillosem Durcheinander zu Boden warf und wie der Hohepriester sich in seinem Kummer so schrecklich ängstigte.22 So riefen sie zum Herrn, dem Allherrscher, er möge das anvertraute Gut denen, die es hinterlegt hatten, unversehrt und ganz sicher bewahren.23 Heliodor jedoch machte sich daran, seinen Entschluß auszuführen.24 Schon stand er mit der Leibwache an der Schatzkammer. Da ließ der Herr der Geister und aller Macht eine gewaltige Erscheinung sichtbar werden. Alle, die ihn frech begleitet hatten, erschraken vor Gottes Macht; ihre Kräfte verließen sie, und sie bekamen große Angst.25 Denn es erschien ihnen ein Pferd mit einem schrecklichen Reiter darauf; das Pferd war mit prächtigem Geschirr geschmückt. Es stürmte wild auf Heliodor ein und traf ihn heftig mit den Vorderhufen. Sein Reiter aber trug eine goldene Rüstung.26 Noch zwei andere junge Männer erschienen, voll gewaltiger Kraft, in strahlender Schönheit und herrlich gekleidet. Sie traten auf Heliodor zu und peitschten von beiden Seiten auf ihn ein; pausenlos schlugen sie ihn mit vielen Hieben.27 Da stürzte er zu Boden, und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Man hob ihn schnell auf und legte ihn auf eine Bahre.28 Eben noch war er mit großem Gefolge und der ganzen Leibwache zu der genannten Schatzkammer gekommen; nun trug man ihn hilflos hinaus. Deutlich hatte man die Herrschermacht Gottes erkannt.29 So lag er da, durch Gottes Macht gestürzt, der Sprache beraubt, ohne jede Hoffnung auf Rettung.30 Die Juden aber priesen den Herrn, der an seinem Ort so herrlich seine Macht gezeigt hatte; und das Heiligtum, das eben noch voll war von Angst und Verwirrung, war erfüllt von Freude und Jubel; denn der allmächtige Herr hatte sich offenbart.31 Sehr bald kamen ein paar Vertraute Heliodors zu Onias und baten ihn, er möge doch den Höchsten anrufen und so dem das Leben schenken, der in den letzten Zügen lag.32 Aus Sorge, der König könne der Meinung verfallen, Heliodor sei einem hinterhältigen Anschlag der Juden zum Opfer gefallen, brachte der Hohepriester ein Opfer dar, damit der Mann wieder gesund würde.33 Während der Hohepriester noch mit dem Versöhnungsopfer beschäftigt war, erschienen dem Heliodor dieselben jungen Männer wie zuvor, in der gleichen Kleidung. Sie traten zu ihm und sagten: Danke dem Hohenpriester Onias vielmals; denn seinetwegen schenkt der Herr dir gnädig das Leben.34 Der Himmel hat dich gezüchtigt. Nun verkünde du allen die gewaltige Kraft Gottes! Nach diesen Worten entschwanden sie.35 Da ließ Heliodor dem Herrn ein Opfer darbringen und machte ihm große Gelübde, weil er ihn am Leben gelassen hatte. Er nahm Abschied von Onias und zog mit seinen Truppen zum König zurück.36 Vor allen Menschen bezeugte er die Taten des größten Gottes, die er mit eigenen Augen gesehen hatte.37 Als der König ihn fragte, wer geeignet sei, noch einmal nach Jerusalem geschickt zu werden, gab er zur Antwort:38 Wenn du einen Feind oder einen Hochverräter weißt, dann schick ihn dorthin! Du kannst sicher sein, daß er geprügelt zurückkommt, wenn er überhaupt am Leben bleibt; denn an jenem Ort wirkt wahrhaftig eine göttliche Kraft.39 Er, der im Himmel wohnt, ist selbst der Wächter und Schützer jenes Ortes; und wer in böser Absicht dorthin kommt, den schlägt er nieder.40 Das waren die Ereignisse um Heliodor und um die Rettung des Tempels.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 4

1 Der oben genannte Simeon, der den Tempelschatz und das Vaterland verraten hatte, verleumdete Onias, er sei es gewesen, der Heliodor habe schlagen lassen und der das Unheil ins Werk gesetzt habe.2 Den Wohltäter der Stadt, den fürsorglichen Beschützer seiner Mitbürger und Eiferer für die Gesetze, wagte er einen Hochverräter zu nennen.3 Die Feindschaft verschärfte sich derart, daß einer von den Vertrauten Simeons mehrere Morde verübte.4 Onias erkannte, daß der Streit unerträglich wurde und daß außerdem Apollonius, der Sohn des Menestheus, Befehlshaber von Zölesyrien und Phönizien, die Bosheit Simeons noch unterstützte.5 Darum begab er sich zum König, nicht um die Mitbürger zu verklagen, sondern weil er das allgemeine und das besondere Wohl des ganzen Volkes im Auge hatte.6 Er erkannte nämlich, daß ohne Einschreiten des Königs der öffentliche Friede nicht wiederherzustellen sei; denn Simeon würde nicht von seiner Raserei ablassen.7 Seleukus starb, und Antiochus mit dem Beinamen Epiphanes übernahm die Herrschaft. Da erschlich sich Jason, der Bruder des Onias, das Hohepriesteramt.8 Bei einer Unterredung versprach er dem König nämlich dreihundertsechzig Talente Silber, dazu noch aus anderen Einkünften achtzig Talente.9 Außerdem wolle er sich schriftlich verpflichten, weitere hundertfünfzig Talente zu zahlen, wenn er die Vollmacht erhalte, eine Sportschule und einen Übungsplatz für junge Leute zu errichten - denn daran sei ihm sehr gelegen - sowie den Einwohnern Jerusalems das antiochenische Bürgerrecht zu verleihen.10 Der König war einverstanden. Sobald Jason das Amt an sich gebracht hatte, führte er unter seinen Landsleuten die griechische Lebensart ein.11 Er schaffte die günstigen Privilegien ab, die die Juden durch Vermittlung des Johanan vom König erhalten hatten. Dieser Johanan war der Vater des Eupolemus, der als Gesandter nach Rom gegangen war, um dort ein Freundschaftsbündnis zu schließen. Jason hob die althergebrachte Verfassung auf und führte neue, widerrechtliche Gebräuche ein.12 Absichtlich ließ er unmittelbar unterhalb der Burg eine Sportschule errichten, und die Söhne der besten Familien brachte er dazu, den griechischen Hut aufzusetzen.13 So kam das Griechentum in Mode; man fiel ab zu der fremden Art. Schuld daran war die maßlose Schlechtigkeit des ruchlosen Jason, der den Namen des Hohenpriesters zu Unrecht trug.14 Schließlich kümmerten sich die Priester nicht mehr um den Dienst am Altar; der Tempel galt in ihren Augen nichts, und für die Opfer hatten sie kaum mehr Zeit. Dafür gingen sie eilig auf den Sportplatz, sobald die Aufforderung zum Diskuswerfen erging, um an dem Spiel, das vom Gesetz verboten war, teilzunehmen.15 Die Ehren ihres Vaterlandes achteten sie gering, auf griechische Auszeichnungen dagegen waren sie ganz versessen.16 Darum sollten sie auch in große Not geraten. Gerade die, denen sie alles nachmachten und denen sie ganz gleich werden wollten, wurden ihre Feinde und Peiniger.17 Man kann sich nämlich nicht leichthin über die göttlichen Gesetze hinwegsetzen. Aber das wird die Folgezeit deutlich zeigen.18 Als der König die Wettkämpfe besuchte, die alle fünf Jahre in Tyrus ausgetragen werden,19 sandte der nichtswürdige Jason Männer aus Jerusalem, die das antiochenische Bürgerrecht erworben hatten, als Zuschauer dorthin und gab ihnen dreihundert Silberdrachmen mit für das Opfer an Herakles. Doch baten die Überbringer, das Geld nicht zum Opfer zu verwenden, weil sich das nicht zieme, sondern es für einen anderen Zweck zurückzulegen.20 Nach der Absicht des Auftraggebers wäre es also für das Heraklesopfer bestimmt gewesen; es lag allein an den Überbringern, daß man es zur Ausrüstung der Galeeren verwendete.21 Zur Thronbesteigung des Königs Philometor entsandte Antiochus den Apollonius, den Sohn des Menestheus, nach Ägypten. Dabei brachte er in Erfahrung, daß der ägyptische König seiner Politik feindlich gegenüberstehe, und sorgte sich um seine Sicherheit. Er zog deshalb nach Jafo und von dort nach Jerusalem.22 Jason und die Stadt bereiteten ihm einen großartigen Empfang; unter Fackelschein und Freudengeschrei hielt er seinen Einzug. Dann brachte er seine Truppen wieder nach Phönizien ins Quartier.23 Drei Jahre darauf schickte Jason den Menelaus, den Bruder des vorhin erwähnten Simeon, zum König; er sollte ihm das Geld überbringen und schwebende Verhandlungen über wichtige Staatsgeschäfte zum Abschluß bringen.24 Menelaus verschaffte sich jedoch Empfehlungen an den König, trat als bedeutender Mann auf und schmeichelte ihm, überbot Jason um dreihundert Talente Silber und brachte so das Amt des Hohenpriesters an sich.25 Mit der königlichen Ernennungsurkunde kam er zurück. Sonst hatte er nichts an sich, was des hohenpriesterlichen Amtes würdig gewesen wäre. Statt dessen besaß er die Leidenschaft eines rohen Tyrannen und die Wut eines wilden Tieres.26 Jason, der seinen eigenen Bruder hinterlistig verdrängt hatte, wurde nun selbst durch einen anderen hinterlistig verdrängt und als Flüchtling ins Ammoniterland vertrieben.27 Menelaus hatte sich zwar der Herrschaft bemächtigt, machte jedoch keine Anstalten, das Geld aufzubringen, das er dem König versprochen hatte,28 obschon Sostratus, der Befehlshaber der Burg, ihn wiederholt mahnte; dieser hatte nämlich die Gelder einzutreiben. Deswegen bestellte der König beide vor sich.29 Menelaus ließ als Stellvertreter im Hohenpriesteramt seinen Bruder Lysimachus zurück, Sostratus aber Krates, den Befehlshaber der zyprischen Truppen.30 In diesem Augenblick brach in den Städten Tarsus und Mallus ein Aufstand aus, weil sie Antiochis, der Nebenfrau des Königs, als Geschenk vermacht worden waren.31 In großer Eile begab sich der König dorthin, um die Sache beizulegen, und ließ als seinen Stellvertreter einen hohen Beamten, Andronikus, zurück.32 Da glaubte Menelaus, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben: Er entwendete aus dem Tempel einige goldene Geräte und schenkte sie Andronikus; andere hatte er nach Tyrus und in die benachbarten Städte verkaufen können.33 Onias, der davon sichere Kenntnis erhalten hatte, tadelte ihn scharf; er hatte sich in einen Asylort bei Daphne, einem Vorort Antiochias, zurückgezogen.34 Menelaus ging deswegen zu Andronikus, sprach mit ihm unter vier Augen und redete ihm zu, Onias aus dem Weg zu schaffen. Andronikus suchte Onias auf. Da er sich zur Hinterlist hatte verleiten lassen, erhob er die rechte Hand zum Schwur, reichte sie dann Onias und überredete ihn, trotz seines Argwohns den Ort zu verlassen. Dann ließ ihn Andronikus, ohne das Recht zu scheuen, auf der Stelle umbringen.35 Nicht nur die Juden, sondern auch viele aus anderen Völkern entsetzten sich über dieses Unrecht und waren empört über die Ermordung des Mannes.36 Als der König aus den Orten Ziliziens zurückkam, gingen die Juden der Stadt zu ihm und beschwerten sich. Wie sie, waren auch die Griechen sehr entrüstet, weil man Onias gegen alle Ordnung ermordet hatte.37 Antiochus wurde von Herzen betrübt; es ergriff ihn Mitleid, und er vergoß Tränen, weil der Verstorbene ein so besonnener und edler Mann gewesen war.38 Dann entbrannte sein Zorn; er ließ Andronikus sofort den Purpur abnehmen, die Kleider vom Leib reißen und ihn so durch die ganze Stadt führen, bis zu der Stelle, an der er das Verbrechen gegen Onias begangen hatte. Dort ließ er den Mörder hinrichten. So hat ihm der Herr mit der verdienten Strafe vergolten.39 In der Stadt aber verging sich Lysimachus mit Wissen des Menelaus mehrmals am Tempelschatz. Als sich das Gerücht davon weit verbreitete, rottete sich das Volk gegen Lysimachus zusammen. Viele goldene Geräte waren schon verschleppt worden.40 Als nun die Menge sich erhob und in heftigen Zorn geriet, bewaffnete Lysimachus fast dreitausend Mann und begann, gewaltsam gegen die Leute vorzugehen. Ein gewisser Auranus führte sie an, der ebenso alt wie wahnsinnig war.41 Als die Leute merkten, daß Lysimachus angreifen ließ, rafften sie Steine zusammen oder dicke Stöcke - ein paar füllten ihre Hände sogar mit der Asche, die dort lag - und schleuderten alles durcheinander gegen die Männer des Lysimachus.42 So verwundeten sie viele von ihnen, einige streckten sie nieder, alle aber jagten sie in die Flucht. Den Tempelräuber selbst aber schlugen sie beim Schatzhaus tot.43 Wegen dieser Sache wurde gegen Menelaus ein gerichtliches Verfahren eingeleitet.44 Als der König nach Tyrus kam, erhoben drei Männer, die vom Hohen Rat geschickt waren, vor ihm die Anklage.45 Menelaus war schon verloren; da versprach er Ptolemäus, dem Sohn des Dorymenes, viel Geld, damit er den König zu seinen Gunsten überrede.46 Ptolemäus nahm also den König in einen Säulengang beiseite, als wolle er ihn etwas ausruhen lassen, und stimmte ihn um.47 Darauf sprach der König den Menelaus, der an dem ganzen Unheil schuld war, von den Anklagepunkten frei; die Unglücklichen aber, die, selbst wenn sie vor Skythen gesprochen hätten, wegen erwiesener Unschuld freigesprochen worden wären, verurteilte er zum Tod.48 Unverzüglich mußten sie die ungerechte Strafe erleiden, sie, die doch nur für ihre Stadt, ihr Volk und die heiligen Geräte eingetreten waren.49 Sogar Einwohner von Tyrus entrüsteten sich darüber und gaben ihnen ein prunkvolles Begräbnis.50 Menelaus aber blieb aufgrund der Habgier der Mächtigen im Amt. Seine Bosheit nahm immer mehr zu, und er wurde zu einem großen Feind seiner Mitbürger.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 5

1 Um diese Zeit unternahm Antiochus seinen zweiten Feldzug gegen Ägypten.2 Da erschienen fast vierzig Tage lang über der ganzen Stadt Reiter, die durch die Lüfte jagten, in golddurchwirkten Gewändern; Lanzenträger rückten in Abteilungen zum Kampf aus, Schwerter zuckten.3 Reiterscharen ordneten sich zur Schlacht, Angriffe wurden gemacht, von beiden Seiten rannte man gegeneinander an, Schilde bewegten sich, Speere gab es in Menge, Wurfgeschosse flogen, goldener Waffenschmuck blitzte auf, und man sah Rüstungen aller Art.4 Alle beteten deshalb, die Erscheinung möge etwas Gutes bedeuten.5 Es kam aber das falsche Gerücht auf, Antiochus sei gestorben. Da unternahm Jason mit nicht weniger als tausend Mann einen überraschenden Angriff auf die Stadt. Er drängte die Verteidiger auf der Mauer rasch in die Enge; als er die Stadt ganz besetzt hatte, flüchtete sich Menelaus in die Burg.6 Jason aber richtete unter seinen Mitbürgern ein schonungsloses Blutbad an, ohne zu bedenken, daß Glück gegenüber den eigenen Leuten das größte Unglück ist. Es sah aus, als habe er Feinde und nicht Landsleute besiegt und ausgeplündert.7 Dennoch konnte er die Herrschaft nicht an sich reißen. Sein Anschlag brachte ihm am Schluß nur Schande, und er mußte zum zweitenmal in das Ammoniterland fliehen.8 Er nahm schließlich ein böses Ende. Aretas, der Fürst der Araber, ließ ihn gefangen setzen; er aber entkam und floh von Stadt zu Stadt. Von allen gehetzt, als Verräter der Gesetze verhaßt, verwünscht als Henker des Vaterlandes und seiner Mitbürger, verschlug es ihn nach Ägypten.9 Und wie er viele Menschen aus ihrem Vaterland in die Fremde getrieben hatte, so kam er selbst in der Fremde um, nämlich bei den Spartanern, zu denen er übers Meer gefahren war, um bei ihnen Schutz zu finden; die Spartaner waren ja mit den Juden verwandt.10 So wie er viele ohne Grab hatte daliegen lassen, so trauerte jetzt auch niemand um ihn; auch er erhielt keinerlei Begräbnis und kein Grab bei seinen Vätern.11 Als dem König zu Ohren kam, was geschehen war, glaubte er, Judäa wolle von ihm abfallen. Wütend wie ein wildes Tier brach er daher mit seinem Heer von Ägypten auf und nahm die Stadt mit Waffengewalt ein.12 Er befahl seinen Soldaten, alle, die ihnen begegneten, rücksichtslos niederzuhauen und auch die zu erschlagen, die sich auf das Dach ihrer Häuser geflüchtet hätten.13 Sie richteten unter jung und alt ein großes Blutbad an; junge Männer, Frauen und Kinder kamen um, man erstach Mädchen und Säuglinge.14 In nur drei Tagen verlor die Stadt achtzigtausend Einwohner; vierzigtausend fanden im Kampf den Tod, ebensoviele, wie man ermordet hatte, wurden in die Sklaverei verkauft.15 Doch das genügte dem König noch nicht; in seiner Frechheit betrat er den heiligsten Tempel der ganzen Erde unter der Führung des Menelaus, der die Gesetze und sein Vaterland verraten hatte.16 Seine blutbefleckten Hände griffen nach den heiligen Geräten, und was andere Könige gestiftet hatten, um Glanz und Würde des Ortes zu erhöhen, raffte er mit unreinen Händen zusammen.17 In seinem Übermut erkannte Antiochus nicht, daß der Herr nur für eine kurze Zeit zornig war, weil die Einwohner der Stadt gesündigt hatten, und deswegen nicht auf den Ort achtete.18 Hätten sich die Juden damals nicht in viele Sünden verstrickt, dann wäre ihm, sobald er sich vorwagte, seine Frechheit durch Peitschenhiebe ausgetrieben worden, ähnlich wie dem Heliodor, der von König Seleukus zur Durchsuchung der Schatzkammer ausgeschickt worden war.19 Aber der Herr hat nicht das Volk erwählt wegen des Ortes, sondern den Ort wegen des Volkes.20 Deswegen litt auch der Ort mit unter den Unglücksschlägen, die das Volk trafen, wie er später Anteil hatte an seinem Glück. Als der Allherrscher zürnte, lag der Ort verlassen da; als aber der große Herr sich wieder versöhnen ließ, wurde er in aller Pracht wiederhergestellt.21 Antiochus also ließ tausendachthundert Talente aus dem Tempel schaffen und zog eilig ab nach Antiochia. In seiner Vermessenheit glaubte er, das Land schiffbar und das Meer gangbar machen zu können - so überheblich war er.22 Er ließ bei seinem Abzug mehrere Befehlshaber zurück, die das Volk unterdrücken sollten. In Jerusalem war es Philippus, seiner Herkunft nach ein Phrygier, seiner Gesinnung nach ein Barbar, noch wilder als der, der ihn eingesetzt hatte;23 auf dem Berg Garizim war es Andronikus. Dazu kam Menelaus, der sich seinen Mitbürgern gegenüber noch herrischer aufführte als die anderen; denn er haßte die jüdischen Bürger.24 Außerdem schickte der König den Anführer der Mysier, Apollonius, mit einem Heer von zweiundzwanzigtausend Mann; er hatte ihm befohlen, alle wehrfähigen Männer umzubringen, die Frauen und Kinder aber in die Sklaverei zu verkaufen.25 Als Apollonius in Jerusalem ankam, spielte er zunächst den Friedfertigen. Er wartete bis zum heiligen Sabbattag. Als er nun bemerkte, daß die Juden sich jeder Arbeit enthielten, gab er seinen Leuten Befehl, zu den Waffen zu greifen und auszurücken.26 Alle, die zum festlichen Gottesdienst gegangen waren, ließ er niederstechen. Dann fielen sie mit der blanken Waffe in die Stadt ein und erschlugen viele Menschen.27 Judas aber, mit dem Beinamen der Makkabäer, schloß sich mit neun Gefährten zusammen und zog sich in die Wüste zurück. Er lebte mit seinen Leuten in den Bergen wie die Tiere. Sie ernährten sich die ganze Zeit nur von Pflanzen, um nicht ebenfalls unrein zu werden.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 6

1 Nicht lange darauf schickte der König einen alten Athener; der sollte die Juden zwingen, die Gesetze ihrer Väter aufzugeben und ihr Leben nicht mehr durch Gottes Gesetze lenken zu lassen.2 Auch sollte er den Tempel zu Jerusalem schänden und ihn Zeus, dem Herrscher des Olymp, weihen; ähnlich sollte er den Tempel auf dem Berg Garizim nach Zeus, dem Hüter des Gastrechts, benennen, was der (gastfreundlichen) Art der Einwohner jenes Ortes entgegenkam.3 Der Ansturm der Bosheit war kaum zu ertragen und allen zuwider.4 Denn die Heiden erfüllten das Heiligtum mit wüstem Treiben und mit Gelagen. Sie gaben sich mit Dirnen ab und ließen sich in den heiligen Vorhöfen mit Frauen ein. Auch brachten sie vieles hinein, was nicht hineingehörte.5 Auf den Brandopferaltar häuften sie unerlaubte und vom Gesetz verbotene Dinge.6 Man konnte weder den Sabbat halten noch die alten Feste begehen, ja, man durfte sich überhaupt nicht mehr als Jude bekennen.7 Zu ihrer Erbitterung mußten die Einwohner sich jeden Monat am Geburtstag des Königs zum Opfermahl führen lassen, und am Fest der Dionysien zwang man sie, zu Ehren des Dionysos mit Efeu bekränzt in der Prozession mitzugehen.8 Auf Vorschlag der Einwohner von Ptolemaïs wurde in den benachbarten griechischen Städten ein Beschluß bekanntgegeben, sie sollten mit den Juden ebenso verfahren und Opfermahlzeiten veranstalten.9 Wer sich aber nicht entschließen wolle, zur griechischen Lebensweise überzugehen, sei hinzurichten. Da konnte man nun das Elend sehen, das hereinbrach.10 Man führte nämlich zwei Frauen vor, die ihre Kinder beschnitten hatten. Darauf hängte man ihnen die Säuglinge an die Brüste, führte sie öffentlich in der Stadt umher und stürzte sie dann von der Mauer.11 Andere waren in der Nähe zusammengekommen, um heimlich in Höhlen den Sabbat zu begehen. Sie wurden an Philippus verraten, und da sie sich wegen der Würde des heiligen Tages scheuten, sich zu wehren, wurden sie alle zusammen verbrannt.12 An dieser Stelle möchte ich die Leser des Buches ermahnen, sich durch die schlimmen Ereignisse nicht entmutigen zu lassen. Sie mögen bedenken, daß die Strafen unser Volk nicht vernichten, sondern erziehen sollen.13 Denn wenn die Sünder nicht lange geschont, sondern sofort bestraft werden, ist das ein Zeichen großer Güte.14 Bei den anderen Völkern wartet der Herr geduldig, bis das Maß ihrer Sünden voll ist; dann erst schlägt er zu. Mit uns aber beschloß er, anders zu verfahren,15 damit er uns nicht am Ende verurteilen müsse, wenn wir es mit unseren Sünden bis zum Äußersten getrieben hätten.16 Daher entzieht er uns nie sein Erbarmen, sondern er erzieht sein Volk durch Unglück und läßt es nicht im Stich.17 Das soll uns zur Beherzigung gesagt sein. Nach dieser kurzen Abschweifung aber wollen wir mit der Erzählung fortfahren.18 Unter den angesehensten Schriftgelehrten war Eleasar, ein Mann von hohem Alter und edlen Gesichtszügen. Man sperrte ihm den Mund auf und wollte ihn zwingen, Schweinefleisch zu essen.19 Er aber zog den ehrenvollen Tod einem Leben voll Schande vor, ging freiwillig auf die Folterbank zu20 und spuckte das Fleisch wieder aus. In solcher Haltung mußten alle herantreten, die sich standhaft wehrten zu essen, was man nicht essen darf - nicht einmal um des geliebten Lebens willen.21 Die Leute, die bei dem gesetzwidrigen Opfermahl Dienst taten und die den Mann von früher her kannten, nahmen ihn heimlich beiseite und redeten ihm zu, er solle sich doch Fleisch holen lassen, das er essen dürfe, und es selbst zubereiten. Dann solle er tun, als ob er von dem Opferfleisch esse, wie es der König befohlen habe.22 Wenn er es so mache, entgehe er dem Tod; weil sie alte Freunde seien, würden sie ihn mit Nachsicht behandeln.23 Er aber faßte einen edlen Entschluß, wie es sich gehörte für einen Mann, der so alt und wegen seines Alters angesehen war, in Würde ergraut, der von Jugend an vorbildlich gelebt und - was noch wichtiger ist - den heiligen, von Gott gegebenen Gesetzen gehorcht hatte. So erklärte er ohne Umschweife, man solle ihn ruhig zur Unterwelt schicken.24 Wer so alt ist wie ich, soll sich nicht verstellen. Viele jungen Leute könnten sonst glauben, Eleasar sei mit seinen neunzig Jahren noch zu der fremden Lebensart übergegangen.25 Wenn ich jetzt heucheln würde, um eine geringe, kurze Zeit länger zu leben, würde ich sie irreleiten, meinem Alter aber Schimpf und Schande bringen.26 Vielleicht könnte ich mich für den Augenblick der Bestrafung durch die Menschen entziehen; doch nie, weder lebendig noch tot, werde ich den Händen des Allherrschers entfliehen.27 Darum will ich jetzt wie ein Mann sterben und mich so meines Alters würdig zeigen.28 Der Jugend aber hinterlasse ich ein leuchtendes Beispiel, wie man mutig und mit Haltung für die ehrwürdigen und heiligen Gesetze eines schönen Todes stirbt. Nach diesen Worten ging er geradewegs zur Folterbank.29 Da schlug die Freundlichkeit, die ihm seine Begleiter eben noch erwiesen hatten, in Feindschaft um; denn was er gesagt hatte, hielten sie für Wahnsinn.30 Als man ihn zu Tod prügelte, sagte er stöhnend: Der Herr mit seiner heiligen Erkenntnis weiß, daß ich dem Tod hätte entrinnen können. Mein Körper leidet qualvoll unter den Schlägen, meine Seele aber erträgt sie mit Freuden, weil ich ihn fürchte.31 So starb er; durch seinen Tod hinterließ er nicht nur der Jugend, sondern den meisten aus dem Volk ein Beispiel für edle Gesinnung und ein Denkmal der Tugend.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 7

1 Ein andermal geschah es, daß man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen.2 Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als daß wir die Gesetze unserer Väter übertreten.3 Da wurde der König zornig und befahl, Pfannen und Kessel heißzumachen.4 Kaum waren sie heiß geworden, ließ er ihrem Sprecher die Zunge abschneiden, ihm nach Skythenart die Kopfhaut abziehen und Nase, Ohren, Hände und Füße stückweise abhacken. Dabei mußten die anderen Brüder und die Mutter zuschauen.5 Den gräßlich Verstümmelten, der noch atmete, ließ er ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Während sich der Dunst aus der Pfanne nach allen Seiten verbreitete, sprachen sie und ihre Mutter einander Mut zu, in edler Haltung zu sterben. Sie sagten:6 Gott der Herr schaut auf uns, und gewiß hat er Erbarmen mit uns. Denn so hat es Mose klar gesagt in dem Lied, in dem er öffentlich das Volk anklagte: Und er wird mit seinen Dienern Erbarmen haben.7 Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. Sie zogen ihm die Kopfhaut samt den Haaren ab und fragten ihn: Willst du essen, bevor wir dich Glied für Glied foltern?8 Er antwortete in seiner Muttersprache: Nein! Deshalb wurde er genauso wie der erste gefoltert.9 Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.10 Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin.11 Dabei sagte er gefaßt: Vom Himmel habe ich sie bekommen, und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen.12 Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten.13 Als er tot war, quälten und mißhandelten sie den vierten genauso.14 Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, daß er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.15 Anschließend nahmen sie sich den fünften vor und mißhandelten ihn.16 Der sah den König an und sagte: Du bist ein vergänglicher Mensch, und doch hast du die Macht unter den Menschen zu tun, was du willst. Aber glaub nicht, unser Volk sei von Gott verlassen.17 Mach nur so weiter! Du wirst seine gewaltige Kraft spüren, wenn er dich und deine Nachkommen züchtigt.18 Nach ihm holten sie den sechsten. Sterbend sagte er: Laß dich nicht täuschen! Du wirst nichts ausrichten. Denn wir sind selbst schuld an unserem Leid, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum konnte so Unfaßbares geschehen.19 Glaub aber ja nicht, daß du heil davonkommst; denn du hast es gewagt, mit Gott zu kämpfen.20 Auch die Mutter war überaus bewundernswert, und sie hat es verdient, daß man sich an sie mit Hochachtung erinnert. An einem einzigen Tag sah sie nacheinander ihre sieben Söhne sterben und ertrug es tapfer, weil sie dem Herrn vertraute.21 In edler Gesinnung stärkte sie ihr weibliches Gemüt mit männlichem Mut, redete jedem von ihnen in ihrer Muttersprache zu und sagte:22 Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leib entstanden seid, noch habe ich euch Atem und Leben geschenkt; auch habe ich keinen von euch aus den Grundstoffen zusammengefügt.23 Nein, der Schöpfer der Welt hat den werdenden Menschen geformt, als er entstand; er kennt die Entstehung aller Dinge. Er gibt euch gnädig Atem und Leben wieder, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen nicht auf euch achtet.24 Antiochus aber glaubte, sie verachte ihn, und er hatte den Verdacht, sie wolle ihn beschimpfen. Nun war nur noch der Jüngste übrig. Auf ihn redete der König nicht nur mit guten Worten ein, sondern versprach ihm unter vielen Eiden, ihn reich und sehr glücklich zu machen, wenn er von der Lebensart seiner Väter abfalle; auch wolle er ihn zu seinem Freund machen und ihn mit hohen Staatsämtern betrauen.25 Als der Junge nicht darauf einging, rief der König die Mutter und redete ihr zu, sie solle dem Knaben doch raten, sich zu retten.26 Erst nach langem Zureden willigte sie ein, ihren Sohn zu überreden.27 Sie beugte sich zu ihm nieder, und den grausamen Tyrannen verspottend, sagte sie in ihrer Muttersprache: Mein Sohn, hab Mitleid mit mir! Neun Monate habe ich dich in meinem Leib getragen, ich habe dich drei Jahre gestillt, dich ernährt, erzogen und für dich gesorgt, bis du nun so groß geworden bist.28 Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen, und so entstehen auch die Menschen.29 Hab keine Angst vor diesem Henker, sei deiner Brüder würdig, und nimm den Tod an! Dann werde ich dich zur Zeit der Gnade mit deinen Brüdern wiederbekommen.30 Kaum hatte sie aufgehört, da sagte der Junge: Auf wen wartet ihr? Dem Befehl des Königs gehorche ich nicht; ich höre auf den Befehl des Gesetzes, das unseren Vätern durch Mose gegeben wurde.31 Du aber, der sich alle diese Bosheiten gegen die Hebräer ausgedacht hat, du wirst Gottes Händen nicht entkommen.32 Denn wir leiden nur, weil wir gesündigt haben.33 Wenn auch der lebendige Herr eine kurze Zeit lang zornig auf uns ist, um uns durch Strafen zu erziehen, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen.34 Du Ruchloser aber, du größter Verbrecher der Menschheit, überheb dich nicht, und werde nicht durch falsche Hoffnungen übermütig, wenn du deine Hand gegen die Kinder des Himmels erhebst.35 Denn noch bist du dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alles sieht, nicht entronnen.36 Unsere Brüder sind nach kurzem Leiden mit der göttlichen Zusicherung ewigen Lebens gestorben; du jedoch wirst beim Gericht Gottes die gerechte Strafe für deinen Übermut zahlen.37 Ich gebe wie meine Brüder Leib und Leben hin für die Gesetze unserer Väter und rufe zu Gott, er möge seinem Volk bald wieder gnädig sein; du aber sollst unter Qualen und Schlägen bekennen müssen, daß nur er Gott ist.38 Bei mir und meinen Brüdern möge der Zorn des Allherrschers aufhören, der sich zu Recht über unser ganzes Volk ergossen hat.39 Da wurde der König zornig und verfuhr mit ihm noch schlimmer als mit den anderen - so sehr hatte ihn der Hohn verletzt.40 Auch der Jüngste starb also mit reinem Herzen und vollendetem Gottvertrauen.41 Zuletzt starb nach ihren Söhnen die Mutter.42 Soviel sei über die Opfergelage und die schlimmen Mißhandlungen berichtet.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 8

1 Judas aber, den man auch Makkabäer nennt, und seine Leute schlichen sich heimlich in die Dörfer und holten ihre Verwandten zu sich; auch gewannen sie die treugebliebenen Juden, so daß sie etwa sechstausend Mann zusammenbrachten.2 Sie riefen zum Herrn, er möge auf das von allen geschundene Volk schauen und Mitleid haben mit dem Tempel, den ruchlose Menschen entweiht hätten,3 er möge auch der Stadt gnädig sein, die zerstört werde und bald dem Erdboden gleichgemacht sei, und auf das unschuldig vergossene Blut hören, das (anklagend) zu ihm aufschreie.4 Er solle daran denken, daß man entgegen jedem Recht unschuldige Kinder ermordet und seinen Namen gelästert habe, und zeigen, daß er das Böse hasse.5 Sobald der Makkabäer eine Streitmacht aufgestellt hatte, konnten ihn die Heiden nicht mehr aufhalten; denn der Herr hatte seinem Zorn Gnade folgen lassen.6 Er überfiel Städte und Dörfer und steckte sie in Brand. Da er günstige Stellungen bezog, jagte er nicht wenige Feinde in die Flucht.7 Meist nutzte er die Nächte zu solchen Unternehmungen, und der Ruf seiner Kühnheit verbreitete sich überall.8 Philippus merkte, daß der Mann rasch an Macht gewann und von Tag zu Tag erfolgreicher wurde; er schrieb daher an Ptolemäus, den Befehlshaber von Zölesyrien und Phönizien, er solle der Sache des Königs zu Hilfe kommen.9 Dieser benannte sofort Nikanor, den Sohn des Patroklus, der zu den ersten Freunden des Königs gehörte, und ließ ihn an der Spitze eines Heeres von mindestens zwanzigtausend Mann aus aller Herren Länder ausrücken, mit dem Auftrag, die gesamte Bevölkerung Judäas auszurotten. Er gab ihm auch Gorgias mit, einen im Kriegswesen erfahrenen Befehlshaber.10 Der König mußte den Römern noch zweitausend Talente Kriegsschulden auszahlen; Nikanor beschloß, diese Summe aus dem Verkauf gefangener Juden aufzubringen.11 Unverzüglich ließ er durch Boten in den Hafenstädten bekanntgeben, man könne zu ihm kommen und jüdische Sklaven kaufen; für ein Talent versprach er neunzig Personen zu liefern. Er ahnte nicht, daß ihn bald die Strafe des Allherrschers ereilen würde.12 Judas hörte vom Anmarsch Nikanors und ließ seinen Leuten bekanntgeben, daß jener mit seinem Heer in der Nähe ein Lager aufgeschlagen habe.13 Die Feiglinge und die, die dem Urteil Gottes mißtrauten, liefen weg und machten sich davon.14 Die anderen aber verkauften alles, was sie noch hatten; zugleich baten sie den Herrn, sie zu retten; denn der verruchte Nikanor habe sie schon verkauft, bevor er ihnen überhaupt begegnet sei,15 und wenn er es schon nicht ihretwegen tun wolle, dann doch wegen der Bündnisse, die er mit ihren Vätern geschlossen habe, und weil über ihnen selbst sein heiliger und herrlicher Name ausgerufen worden sei.16 Der Makkabäer ließ seine Leute zusammenkommen, sechstausend an der Zahl. Er redete ihnen zu, sich von den Feinden nicht aus der Fassung bringen zu lassen und nicht ängstlich zu werden, weil die Heiden in solchen Massen ohne jeden Grund gegen sie heranrückten. Sie sollten tapfer kämpfen17 und sich stets vor Augen halten, mit welch frechem Übermut man entgegen allem Recht den heiligen Ort behandelt habe, wie übel man der Stadt mitgespielt und wie schlimm man sie zugerichtet habe und daß die von den Vorfahren ererbte Verfassung aufgelöst worden sei.18 Er sagte: Sie verlassen sich auf ihre Waffen und auf die Kühnheit, mit der sie angreifen; wir aber verlassen uns auf den allmächtigen Gott, der unsere Angreifer und die ganze Welt mit einem einzigen Wink vernichten kann.19 Weiter zählte er ihnen auf, wie oft Gott ihren Vorfahren geholfen habe, etwa gegen Sanherib, als hundertfünfundachtzigtausend Mann den Tod fanden.20 Er erwähnte auch die Schlacht mit den Galatern in Babylon: Da waren sie, zusammen mit viertausend Mazedoniern nur achttausend Mann stark, zum Kampf angetreten, und als die Mazedonier in eine verzweifelte Lage gerieten, schlugen sie, weil der Himmel ihnen half, mit sechstausend Mann hundertzwanzigtausend vernichtend und machten reiche Beute.21 So machte er ihnen Mut, damit sie bereit wären, für die Gesetze und das Vaterland zu sterben. Dann teilte er sein Heer in vier Abteilungen ein.22 An die Spitze der einzelnen Gruppen stellte er seine Brüder Simeon, Josef und Jonatan, denen er je fünfzehnhundert Mann zuwies,23 und außerdem den Eleasar. Er selbst las aus der Heiligen Schrift vor und gab die Losung aus: Mit Gottes Hilfe! Dann trat er vor die erste Reihe und griff Nikanor an.24 Da ihnen der Allherrscher im Kampf half, machten sie mehr als neuntausend Feinde nieder, verwundeten und verstümmelten den größten Teil des Heeres Nikanors und zwangen alle übrigen zur Flucht.25 Dabei erbeuteten sie auch das Geld der Leute, die gekommen waren, um sie zu kaufen. Sie verfolgten sie eine Strecke weit, kehrten dann aber um, weil sie keine Zeit mehr hatten.26 Es war nämlich am Tag vor dem Sabbat; darum setzten sie ihnen nicht länger nach.27 Sie nahmen den Feinden die Waffen weg und zogen ihnen die Rüstungen aus. Dann feierten sie den Sabbat; begeistert priesen sie den Herrn und lobten seine Taten. Durch seinen Schutz hatten sie diesen Tag erleben können, an dem er ihnen von neuem seine Gnade zugewandt hatte.28 Nach dem Sabbat verteilten sie die Beute. Zuerst gaben sie davon den Mißhandelten und den Witwen und Waisen; den Rest verteilten sie unter sich selbst und ihre Kinder.29 Danach hielten sie einen Bittgottesdienst ab und baten den barmherzigen Herrn, er möge sich mit seinen Dienern wieder völlig aussöhnen.30 Sie kämpften auch gegen die Truppen des Timotheus und des Bakchides, töteten von ihnen über zwanzigtausend Mann und eroberten einige hoch in den Bergen gelegene Festungen. Die reiche Beute verteilten sie zu gleichen Teilen unter sich und unter die Mißhandelten, die Waisen und Witwen und unter die alten Leute.31 Sie sammelten die Waffen der Erschlagenen ein und bewahrten sie sorgfältig an geeigneten Orten auf. Die übrige Beute schafften sie nach Jerusalem.32 Auch Phylarches, einen ganz ruchlosen Mann aus der Umgebung des Timotheus, töteten sie; er hatte den Juden viel Böses getan.33 Bei der Siegesfeier in der Vaterstadt verbrannten sie die Männer, die die heiligen Tore angezündet hatten, sowie den Kallisthenes; er hatte sich in ein kleines Haus geflüchtet. So erhielt er den verdienten Lohn für seine Verruchtheit.34 Der dreimal verfluchte Nikanor aber, der die tausend Händler mitgebracht hatte, um die Juden zu verkaufen,35 wurde von denen, die er verachtet hatte, mit Hilfe des Herrn gedemütigt. Er mußte sein Prachtgewand ausziehen und sich wie ein entlaufener Sklave mitten durch das Land allein nach Antiochia durchschlagen, wo er völlig niedergeschlagen über den Verlust seines Heeres ankam.36 Er, der sich unterfangen hatte, den Tribut für die Römer aus den Gefangenen Jerusalems aufzubringen, mußte nun verkünden, daß die Juden jemanden hätten, der für sie kämpfe, und daß sie deshalb unverwundbar seien; denn sie achteten auf die Gesetze, die jener erlassen hatte.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 9

1 Etwa zur selben Zeit mußte Antiochus mit Schimpf und Schande aus Persien abziehen.2 Er war in die Stadt, die man Persepolis nennt, einmarschiert. Bei dem Versuch, den Tempel auszurauben und eine Besatzung in die Stadt zu legen, erhob sich die Bevölkerung in Massen und griff zu den Waffen. Die Truppen wurden geschlagen und Antiochus von den Einwohnern verjagt; er mußte schmählich den Rückzug antreten.3 In der Gegend von Ekbatana erhielt er die Nachricht von der Niederlage Nikanors und der Truppen des Timotheus.4 Da geriet er in heftigen Zorn und glaubte, seine Wut über die unglückliche Flucht an den Juden auslassen zu können. Darum befahl er dem Wagenlenker, ohne Unterbrechung bis zum Ziel durchzufahren. Aber schon drohte ihm das Gericht des Himmels; denn in seiner Vermessenheit sagte er: Sobald ich in Jerusalem bin, mache ich die Stadt zu einem Friedhof für alle Juden.5 Doch der Herr, der alles sieht, Israels Gott, traf ihn, ohne daß es jemand sehen konnte, mit einem Schlag, für den es keine Heilung gab. Kaum hatte er zu reden aufgehört, da spürte er in seinen Eingeweiden quälende Schmerzen, die kein Arzt lindern konnte.6 Damit geschah ihm ganz recht, hatte er doch die Eingeweide anderer durch zahllose ausgefallene Foltern gequält.7 Dennoch blieb sein Stolz ungebrochen; die Vermessenheit hatte ihn ganz und gar in Besitz genommen. Glühende Wut gegen die Juden verzehrte ihn, und er befahl dem Wagenlenker, noch schneller zu fahren. Doch dann geschah es: In voller Fahrt fiel er aus dem dahinrasenden Wagen und stürzte so schwer, daß er sich alle Glieder verrenkte.8 Eben noch hatte er in maßloser Aufgeblasenheit geglaubt, er könne den Wogen des Meeres gebieten und die Gipfel der Berge auf einer Waage wiegen. Nun lag er auf der Erde, und man mußte ihn auf eine Bahre legen. So zeigte sich an ihm sichtbar Gottes Macht.9 Aus den Augen des Verruchten krochen Würmer; während er noch lebte, verfaulte sein Fleisch unter Schmerzen und Qualen, und der Verwesungsgeruch, der von ihm ausging, verpestete das ganze Lager.10 Kurz zuvor hatte er noch geglaubt, er könne nach den Sternen des Himmels greifen; jetzt konnte es niemand mehr bei ihm aushalten, so unerträglich war der Gestank.11 Da endlich begann der Gepeinigte, von seinem maßlosen Hochmut abzulassen und unter Gottes Schlägen zur Einsicht zu kommen; denn seine Schmerzen wurden immer schlimmer.12 Als er seinen Geruch selbst nicht mehr ertragen konnte, sagte er: Wenn man nur ein sterblicher Mensch ist, soll man sich Gott unterordnen und nicht überheblich sein.13 Der Verbrecher rief sogar den Herrn an, fand aber bei ihm kein Erbarmen mehr. Er gelobte,14 die Heilige Stadt, die er kurzerhand hatte dem Erdboden gleichmachen und in einen Friedhof umwandeln wollen, in den Rang einer freien Stadt zu erheben.15 Hatte er zuerst beschlossen, die Juden nicht einmal eines Grabes zu würdigen, sondern sie samt den Säuglingen den Raubvögeln und den wilden Tieren zum Fraß vorzuwerfen, so wollte er sie nun alle den Bürgern von Athen gleichstellen.16 Er versprach, den heiligen Tempel, den er zuvor geplündert hatte, mit den schönsten Weihegeschenken auszuschmücken, die heiligen Geräte um ein Vielfaches zu ersetzen und die nötigen Aufwendungen für die Opfer aus eigenen Mitteln aufbringen.17 Ja, er wollte sogar selbst Jude werden und überall hingehen, wo Menschen wohnen, um Gottes Macht zu verkünden.18 Trotzdem ließen seine Schmerzen nicht nach; denn das gerechte Gericht Gottes war über ihn gekommen. Da gab er alle Hoffnung auf und schrieb den Juden einen Brief, der eigentlich eine Bittschrift war. Der Brief hatte diesen Inhalt:19 Seinen guten jüdischen Bürgern wünscht Antiochus, König und Befehlshaber, viel Freude, Gesundheit und Wohlergehen.20 Ich danke Gott sehr, wenn ihr gesund seid und wenn es auch euren Kindern und eurem Besitz nach Wunsch ergeht. Dafür setze ich meine Hoffnung auf den Himmel.21 Ich erinnere mich in Liebe an die Achtung und freundliche Hochschätzung, die ihr mir entgegengebracht habt. Bei meiner Rückkehr aus Persien zog ich mir eine Krankheit zu, die mich sehr belastet. Darum hielt ich es für nötig, für die öffentliche Sicherheit aller Bürger zu sorgen.22 Nicht daß ich mich schon aufgegeben hätte - ich habe vielmehr gute Hoffnung, wieder gesund zu werden.23 Aber ich dachte daran, daß schon mein Vater jedesmal einen Nachfolger bestimmte, wenn er sich mit seinem Heer im Osten aufhielt.24 Falls dann etwas Unvorhergesehenes eintrat oder ein Mißgeschick gemeldet wurde, wußten die Bewohner des Reiches, wem die Regierung übertragen worden war, und sie brauchten sich nicht zu beunruhigen.25 Auch sehe ich, wie die Machthaber an den Grenzen unseres Landes, unsere Nachbarn, nur auf eine günstige Gelegenheit lauern und die kommende Entwicklung abwarten. Darum habe ich in aller Form meinen Sohn Antiochus zum Nachfolger bestimmt; ihn habe ich den meisten von euch ja schon oft anvertraut und empfohlen, wenn ich plötzlich in die östlichen Provinzen hinaufziehen mußte. An ihn habe ich einen Brief geschrieben, den ich beilege.26 Ich bitte euch eindringlich: Denkt daran, wieviel Gutes ich eurer Gemeinschaft und jedem einzelnen von euch erwiesen habe, und bewahrt mir und meinem Sohn euer Wohlwollen!27 Ich bin überzeugt, daß er meine Politik der Güte und Freundschaft weiterführen und in gutem Einvernehmen mit euch bleiben wird.28 Der Menschenmörder und Gotteslästerer endete also fern seiner Heimat im Gebirge auf jämmerliche Weise, unter entsetzlichen Schmerzen, ganz wie er sie anderen zugefügt hatte.29 Sein Jugendfreund Philippus ließ den Leichnam überführen; dann begab er sich nach Ägypten zu Ptolemäus Philometor, weil er dem Sohn des Antiochus nicht traute.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 10

1 Der Makkabäer aber und seine Leute konnten unter der Führung des Herrn das Heiligtum und die Stadt wieder in Besitz nehmen.2 Sie rissen die Altäre ein, die die Heiden auf dem Tempelplatz errichtet hatten, und legten die Umfriedungsmauern nieder.3 Den Tempel selbst reinigten sie und bauten einen neuen Brandopferaltar. Sie schlugen Feuer aus Steinen und zündeten so die Opfer an, die sie nach zweijähriger Unterbrechung wieder darbringen konnten. Auch bemühten sie sich um Räucherwerk, Leuchter und Schaubrote.4 Dann warfen sie sich auf die Erde nieder und flehten zum Herrn, daß sie nie wieder in solches Unglück gerieten. Für den Fall, daß sie noch einmal sündigen sollten, wollten sie lieber von ihm selbst in Güte gezüchtigt werden als in die Hände frecher und barbarischer Heiden fallen.5 Es traf sich, daß die Reinigung des Tempels auf den gleichen Tag fiel, an dem ihn die Fremden entweiht hatten, nämlich auf den fünfundzwanzigsten Kislew.6 Sie feierten acht Tage lang ein fröhliches Fest nach Art des Laubhüttenfestes; dabei dachten sie daran, daß sie noch vor kurzem das Laubhüttenfest wie wilde Tiere in den Höhlen der Berge verbracht hatten.7 Sie nahmen Stäbe, die sie mit grünen Blättern umwunden hatten, in die Hand und Laubzweige - auch Palmzweige - und brachten dem Loblieder dar, der den Weg zur Reinigung des Ortes bereitet hatte, der sein Eigentum ist.8 Sie setzten durch eine öffentliche Entschließung und Abstimmung fest, daß das ganze jüdische Volk jedes Jahr diese Tage festlich zu begehen habe.9 So starb Antiochus, den man Epiphanes nannte.10 Jetzt wollen wir noch berichten, was unter Antiochus Eupator geschah, dem Sohn dieses ruchlosen Menschen. Dabei fassen wir kurz zusammen, welches Unheil aus den kriegerischen Verwicklungen entstand.11 Als Eupator seine Herrschaft antrat, ernannte er einen Mann namens Lysias zum Reichsverweser; außerdem machte er ihn zum Befehlshaber über Zölesyrien und Phönizien und zum Oberkommandierenden über die dort liegenden Truppen.12 Ptolemäus, mit dem Zunamen Makron, hatte als erster den Juden Gerechtigkeit widerfahren lassen, weil ihnen soviel Unrecht geschehen war; er hatte versucht, den Streit mit ihnen friedlich beizulegen.13 Seine Vertrauten verklagten ihn deswegen bei Eupator. Schon vorher hatte er allerorten als Verräter gegolten; denn er hatte Zypern, das ihm von Philometor anvertraut worden war, verlassen und war zu Antiochus Epiphanes übergelaufen. Da er seine ehrenvolle Stellung nicht mehr in Ehren verwalten konnte, machte er seinem Leben durch Gift ein Ende.14 Gorgias wurde Befehlshaber in dieser Gegend; er warb Söldner an und führte Krieg gegen die Juden, wo er nur konnte.15 Außer ihm machten auch die Idumäer, die eine Reihe gut gelegener Festungen besaßen, den Juden zu schaffen. Sie hatten Flüchtlinge aus Jerusalem bei sich aufgenommen und begannen, Krieg zu führen.16 Die Männer um den Makkabäer hielten einen Bittgottesdienst ab und baten Gott, ihr Bundesgenosse zu sein. Dann berannten sie die Festungen der Idumäer.17 Sie eroberten sie im Sturm, schlugen die Verteidiger auf den Mauern in die Flucht und machten jeden nieder, der ihnen in die Hände fiel. Dabei töteten sie mindestens zwanzigtausend Mann.18 Nicht weniger als neuntausend Mann konnten sich in zwei stark befestigte Burgen flüchten, die für eine Belagerung mit allem aufs beste ausgerüstet waren.19 Der Makkabäer zog ab, da seine Anwesenheit an einem anderen Ort dringend notwendig war. Doch ließ er Simeon und Josef zurück, ferner Zachäus mit seinen Leuten; sie reichten aus, um die Burgen zu belagern.20 Simeons Soldaten nahmen jedoch aus Habgier Bestechungsgelder an und ließen für siebzigtausend Drachmen einige Leute aus den Burgen entweichen.21 Sobald der Makkabäer davon erfuhr, rief er die Führer des Volkes zusammen und erhob Anklage: Man habe die Brüder um Geld verkauft, da man zu deren Schaden die Feinde freigelassen habe.22 Er ließ die Verräter hinrichten und eroberte die beiden Burgen auf der Stelle.23 Mit seinen Waffen hatte er überall Erfolg, und so vernichtete er in den beiden Festungen über zwanzigtausend Mann.24 Timotheus - derselbe, den die Juden schon einmal geschlagen hatten - sammelte ein großes Söldnerheer und brachte auch ziemlich viel Reiterei aus der Provinz Asien zusammen. Damit rückte er an, um Judäa zu erobern.25 Als er schon in der Nähe war, riefen die Männer des Makkabäers Gott um Hilfe an, streuten sich Erde auf das Haupt und zogen Bußgewänder an.26 Sie warfen sich vor den Stufen des Brandopferaltars nieder und baten den, der ihnen wieder gnädig war, ihren Feinden feindlich gesinnt zu sein und ihren Widersachern zu widerstehen, wie das Gesetz sagt.27 Nach diesem Gebet nahmen sie ihre Waffen, verließen die Stadt und rückten Timotheus entgegen. Als sie sich den Feinden näherten, hielten sie sich zunächst zurück.28 Sobald aber die Sonne aufging und es hell wurde, stießen die beiden Heere aufeinander. Die einen hatten als Bürgschaft für einen glücklichen Sieg neben ihrer Tapferkeit nur ihr Gottvertrauen; die anderen ließen sich im Kampf durch ihre wilde Wut treiben.29 Schon war die Schlacht heftig entbrannt, da erschienen den Kämpfenden vom Himmel her fünf herrliche Reiter auf goldgezäumten Pferden und stellten sich an die Spitze der Juden.30 Zwei von ihnen nahmen den Makkabäer in ihre Mitte, deckten ihn mit ihren Rüstungen und schützten ihn vor jeder Verwundung; auf die Feinde aber schossen sie Pfeile und Blitze. Diese wurden geblendet und flohen verwirrt nach allen Seiten.31 So kamen zwanzigtausendfünfhundert Mann und sechshundert Reiter um.32 Timotheus selbst flüchtete sich mit anderen in eine Festung namens Geser, die sehr stark befestigt war; ihr Kommandant war Chäreas.33 Die Truppen des Makkabäers belagerten vier Tage lang voll Begeisterung die Festung.34 Die Verteidiger, die sich in ihren Befestigungen sicher fühlten, führten lästerliche Reden und schrien freche Worte herunter.35 Am Morgen des fünften Tages packte zwanzig junge Männer aus dem Heer des Makkabäers der Zorn, als sie die Lästerreden hörten. Sie stürmten mutig auf die Mauer los und schlugen in wilder Wut jeden nieder, der sich ihnen in den Weg stellte.36 Andere umgingen die Stadt und erzwangen sich mit demselben Mut den Zugang zu den Verteidigern; sie legten Feuer an die Türme und steckten sie in Brand und verbrannten so die Lästerer bei lebendigem Leib. Wieder andere brachen die Tore auf, ließen die übrigen Truppen ein und eroberten die Stadt im Handstreich.37 Timotheus, der sich in einer Zisterne versteckt hatte, stachen sie nieder, ebenso seinen Bruder Chäreas und den Apollophanes.38 Darauf priesen sie mit Lob- und Dankliedern den Herrn, der so Großes für Israel getan und ihnen den Sieg geschenkt hatte.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 11

1 Der Reichsverweser Lysias, des Königs Vormund und Verwandter, war über diese Ereignisse sehr verärgert.2 Er zog daher in kürzester Zeit an die achtzigtausend Mann zusammen, dazu seine ganze Reiterei, und marschierte gegen die Juden. Er hatte vor, aus der Stadt Jerusalem eine griechische Siedlung zu machen,3 das Heiligtum ebenso wie die heidnischen Kultstätten zu besteuern und das Amt des Hohenpriesters jedes Jahr für Geld auszuschreiben.4 Doch rechnete er überhaupt nicht mit der Macht Gottes, sondern stützte seine Überlegungen allein auf die Zehntausende von Fußtruppen, die Tausende von Reitern und seine achtzig Elefanten.5 Er drang in Judäa ein, rückte vor die Festung Bet-Zur, die hundertfünfzig Stadien von Jerusalem entfernt liegt, und bestürmte sie.6 Als die Leute des Makkabäers von der Belagerung der Festung erfuhren, flehten sie mit dem ganzen Volk unter Klagen und Weinen den Herrn an, er möge doch einen guten Engel schicken, um Israel zu retten.7 Der Makkabäer griff als erster nach den Waffen und hielt eine anfeuernde Rede an die anderen: Sie sollten, zusammen mit ihm, die Gefahr auf sich nehmen und ihren Brüdern zu Hilfe eilen. Geschlossen und voll Kampfesmut brachen sie auf.8 Sie waren noch in der Nähe von Jerusalem, da erschien ihnen ein Reiter und zog in einem weißen Gewand und einer blinkenden goldenen Waffenrüstung vor ihnen her.9 Gemeinsam priesen sie den barmherzigen Gott, und ihr Mut wurde so groß, daß sie bereit gewesen wären, nicht nur Menschen, sondern auch die wildesten Tiere und eiserne Mauern zusammenzuschlagen.10 Sie rückten mit ihrem himmlischen Bundesgenossen, zum Kampf bereit, vor; denn der Herr hatte Erbarmen mit ihnen.11 Sie stürzten sich wie Löwen auf die Feinde und erschlugen elftausend von ihnen, dazu sechzehnhundert Reiter. Alle übrigen jagten sie in die Flucht;12 die meisten davon waren verwundet und konnten nur das nackte Leben retten. Auch Lysias selbst konnte sich nur durch eine schimpfliche Flucht retten.13 Da Lysias jedoch nicht ohne Verstand war und über die erlittene Niederlage nachdachte, begriff er, daß die Hebräer unbesiegbar waren, weil der starke Gott auf ihrer Seite kämpfte.14 Darum schickte er Unterhändler, die auf einen Friedensvertrag drängen und jeder annehmbaren Bedingung zustimmen sollten; er ließ sagen, er wolle auch dem König sehr zureden, mit ihnen Freundschaft zu schließen.15 Der Makkabäer ging auf alle Vorschläge des Lysias ein, ohne indes seinen Vorteil zu vernachlässigen. Alle Forderungen, die er für die Juden stellte und dem Lysias schriftlich vorlegte, nahm der König an.16 Lysias schrieb an die Juden einen Brief, der folgenden Inhalt hatte: Lysias grüßt das jüdische Volk.17 Eure Abgesandten Johanan und Abschalom haben euer Antwortschreiben vorgelegt, das unten beigefügt ist, und mich gebeten, die darin geäußerten Forderungen zu genehmigen.18 Was in die Zuständigkeit des Königs fällt, habe ich ihm dargelegt; er ist auf jede annehmbare Bedingung eingegangen.19 Wenn ihr weiterhin die Politik der Regierung wohlwollend aufnehmt, werde ich mich bemühen, euch Vorteile zu verschaffen.20 Was die Einzelheiten betrifft, habe ich euren und meinen Unterhändlern aufgetragen, mit euch zu verhandeln.21 Lebt wohl! Im Jahr 148, am Vierundzwanzigsten des Monats Dioskorus.22 Im Brief des Königs stand dies: König Antiochus grüßt seinen Bruder Lysias.23 Nachdem unser Vater zu den Göttern hinübergegangen ist, wollen wir, daß die Untertanen des Reichs ungestört ihren Beschäftigungen nachgehen können.24 Andererseits haben wir erfahren, daß die Juden mit der von meinem Vater gewünschten Übernahme griechischer Sitten nicht einverstanden sind, es vielmehr vorziehen, auf ihre eigene Art zu leben, und verlangen, daß man ihnen wieder gestattet, ihren Gewohnheiten zu folgen.25 Wir beschließen darum, daß auch dieses Volk ungestört bleibt, und verfügen, daß man ihnen ihr Heiligtum zurückgibt, und daß sie ihr Leben so einrichten können, wie es schon zur Zeit ihrer Vorfahren Brauch war.26 Du wirst nun am besten zu ihnen Gesandte schicken und ihnen die Hand zum Frieden reichen, damit sie die Grundlinien unserer Politik erkennen, Vertrauen fassen und ihre Angelegenheiten zu ihrer Zufriedenheit regeln können.27 Der Brief des Königs an das Volk lautete so: König Antiochus grüßt den Rat und alle übrigen Juden.28 Wir hoffen, daß es euch gut geht; auch wir erfreuen uns guter Gesundheit.29 Menelaus hat uns wissen lassen, daß ihr nach Hause zu eurer Arbeit zurückkehren wollt.30 Jedem also, der bis zum dreißigsten Tag des Monats Xanthikus heimkehrt, wird Friede angeboten mit der Zusicherung,31 daß die Juden ihre gewohnten Speisevorschriften und Gesetze befolgen dürfen; keiner von ihnen darf dabei irgendwie belangt werden für Vergehen, die er in Unkenntnis der Verhältnisse begangen hat.32 Ich habe Menelaus zu eurer Beruhigung zu euch geschickt.33 Lebt wohl! Im Jahr 148, am Fünfzehnten des Monats Xanthikus.34 Auch die Römer schickten ihnen einen Brief; er hatte folgenden Inhalt: Die römischen Gesandten Quintus Memmius und Titus Manius grüßen das jüdische Volk.35 Auch wir sind einverstanden mit den Bedingungen, die Lysias, der Verwandte des Königs, mit euch ausgehandelt hat.36 Laßt uns die Vorschläge, die er dem König unterbreiten will, zukommen, sobald ihr sie geprüft habt, damit wir eure Sache vortragen können, wie es für euch am günstigsten ist; wir sind nämlich auf dem Weg nach Antiochia.37 Teilt uns deswegen auch umgehend durch Boten eure Meinung darüber mit.38 Lebt wohl! Im Jahr 148, am Fünfzehnten des Monats Xanthikus.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 12

1 Nach dem Abschluß der Verträge kehrte Lysias zum König zurück. Die Juden begannen, wieder ihre Felder zu bestellen.2 Die Befehlshaber in jener Gegend aber, Timotheus, Apollonius, der Sohn des Gennäus, ferner Hieronymus, Demophon und auch Nikanor, der Statthalter von Zypern, ließen die Juden nicht in Ruhe und Frieden leben.3 Die Einwohner von Jafo begingen folgendes entsetzliche Verbrechen: Sie luden die Juden, die unter ihnen wohnten, ein, mit ihren Frauen und Kindern in Schiffe, die sie zur Verfügung stellten, einzusteigen. Sie taten, als ob sie nichts Böses gegen sie im Schild führten,4 sondern aufgrund eines öffentlichen Beschlusses der Stadt handelten. Die Juden nahmen das Angebot an, da sie den Frieden wollten und keinen bösen Verdacht hegten. Aber als sie auf dem offenen Meer waren, wurden die Boote versenkt; mindestens zweihundert Menschen ertranken.5 Als Judas von der schrecklichen Tat gegen die Angehörigen seines Volkes erfuhr, gab er sie seinen Männern bekannt,6 rief Gott, den gerechten Richter, an und überfiel die Mörder, die sich mit dem Blut seiner Brüder befleckt hatten. In der Nacht zündete er den Hafen an, verbrannte die Schiffe und stach alle nieder, die sich dorthin geflüchtet hatten.7 Die Stadt selbst hatte ihre Tore verrammelt. So mußte er abziehen, aber er nahm sich vor, wiederzukommen, und die ganze Stadt Jafo zu vernichten.8 Als er erfuhr, daß die Bürger von Jamnia mit den Juden, die bei ihnen lebten, dasselbe tun wollten,9 überfiel er auch die Leute von Jamnia bei Nacht und steckte den Hafen samt der Flotte in Brand. Der Feuerschein war zweihundertvierzig Stadien weit bis nach Jerusalem zu sehen.10 Von dort zogen sie weiter gegen Timotheus. Sie waren gerade neun Stadien weit marschiert, da griffen fünftausend Araber mit fünfhundert Reitern Judas an.11 Nach hitzigem Kampf gewannen die Männer des Judas die Oberhand; denn Gott half ihnen. Die bedrängten Nomaden baten Judas um Frieden, versprachen, ihm und seinen Leuten Vieh zu liefern und ihnen auch sonst gute Dienste zu erweisen.12 Da Judas der Ansicht war, ihre Hilfe könne ihnen tatsächlich bei vielen Gelegenheiten von Nutzen sein, war er damit einverstanden, mit ihnen Frieden zu schließen. Die Araber verpflichteten sich durch Handschlag und zogen sich zu ihren Zelten zurück.13 Judas griff auch eine Stadt namens Kaspin an; sie war ringsum mit Wällen und Mauern befestigt. Ihre Bevölkerung setzte sich aus Menschen verschiedenster Völker zusammen.14 Weil sie sich auf ihre hohen Mauern und auf ihre Vorräte verließen, wurden sie immer unverschämter gegen die Leute des Judas, beschimpften sie, lästerten Gott und schrien unflätige Worte.15 Die Männer des Judas riefen den großen Herrn der Welt an, der Jericho zur Zeit Josuas ohne Rammböcke und Belagerungsmaschinen zu Boden geschmettert hatte. Dann stürmten sie mit dem Mut von Löwen gegen die Mauern an,16 und weil Gott es so wollte, konnten sie die Stadt einnehmen. Sie richteten in ihr ein unbeschreibliches Blutbad an, so daß ein zwei Stadien breiter See, der neben der Stadt lag, von dem Blut, das in ihn geflossen war, angefüllt zu sein schien.17 Dann marschierten sie siebenhundertfünfzig Stadien weiter, bis sie zum Charax kamen, wo die sogenannten Tubianer-Juden wohnten.18 Timotheus trafen sie dort nicht an; denn er war, ohne etwas unternommen zu haben, von dort abgezogen. Aber er hatte in einem stark befestigten Ort eine Garnison zurückgelassen.19 Dositheus und Sosipater, zwei Offiziere aus dem Stab des Makkabäers, rückten aus und töteten die über zehntausend Mann starke Besatzung, die Timotheus in der Festung zurückgelassen hatte.20 Dann teilte der Makkabäer sein Heer in mehrere Gruppen auf, übertrug jeweils einem seiner Offiziere den Befehl über eine Gruppe und zog in Eilmärschen gegen Timotheus, der über hundertzwanzigtausend Mann an Fußtruppen und zweitausendfünfhundert Reiter verfügte.21 Als Timotheus vom Anmarsch des Judas erfuhr, schickte er Frauen, Kinder und den übrigen Troß in eine Stadt namens Karnajim voraus. Diesen Ort konnte man kaum belagern, da er wegen zahlreicher Engpässe fast unzugänglich war.22 Kaum zeigte sich die erste Abteilung des Judas, da gerieten die Feinde in Furcht und Schrecken, denn der, der alles überschaut, ließ eine Erscheinung sichtbar werden. Sie rannten in wilder Flucht davon, jeder in eine andere Richtung. Dabei fügten sie vielfach einander selbst Schaden zu, ja, sie durchbohrten sich gegenseitig mit den Spitzen ihrer Schwerter.23 Doch Judas setzte ihnen stürmisch nach und erschlug von den Verruchten gegen dreißigtausend Mann.24 Timotheus selbst fiel den Leuten des Dositheus und des Sosipater in die Hände. Er flehte mit schönen, doch falschen Worten, ihn unbehelligt freizulassen; die Eltern und Brüder sehr vieler Juden seien in der Gewalt seiner Leute, und es könne sein, daß man auf sie keine Rücksicht nehme.25 Mit vielen Worten brachte er sie dazu, seinen Versprechungen, er werde diese Menschen unversehrt zurückgeben, zu glauben. Um die Brüder zu retten, ließen sie ihn laufen.26 Darauf zog Judas gegen Karnajim und das Heiligtum der Atargatis und erschlug fünfundzwanzigtausend Menschen.27 Als sie geschlagen und vernichtet waren, rückte Judas vor das stark befestigte Efron, dessen große Einwohnerschaft sich aus vielen Völkern zusammensetzte. Junge und kräftige Männer standen vor den Mauern und wehrten sich tapfer. In der Stadt selbst war eine große Anzahl von Wurfmaschinen mit Geschossen aufgestellt.28 Da riefen die Juden zum Herrn, der den Ansturm der Feinde mit Macht zermalmt; sie brachten die Stadt in ihre Gewalt und töteten in ihr etwa fünfundzwanzigtausend Menschen.29 Dann brachen sie auf und zogen in Eilmärschen von dort nach Skythopolis, das sechshundert Stadien von Jerusalem entfernt liegt.30 Die Juden, die dort wohnten, stellten jedoch den Einwohnern von Skythopolis das Zeugnis aus, sie seien freundlich zu ihnen und hätten ihnen in der bösen Zeit ihr Mitgefühl bewiesen.31 Da bedankten sie sich und forderten sie auf, auch in Zukunft dem jüdischen Volk wohlgesinnt zu bleiben. Darauf begaben sie sich nach Jerusalem, da das Wochenfest unmittelbar bevorstand.32 Nach dem sogenannten Pfingstfest zogen sie in Eilmärschen gegen Gorgias, den Befehlshaber der Idumäer.33 Er rückte mit dreitausend Fußsoldaten und vierhundert Reitern aus.34 Als sie zum Kampf antraten, fielen einige von den Juden.35 Dositheus, ein Reiter von den Leuten Bakenors, ein sehr starker Mann, packte Gorgias fest am Mantel und zog mit allen Kräften an ihm. Aber als er den Verfluchten lebendig gefangennehmen wollte, preschte ein thrakischer Reiter heran und schlug ihm den Arm ab. Gorgias konnte sich nach Marescha flüchten.36 Die Leute Esris kämpften weiter bis zur Erschöpfung. Da rief Judas zum Herrn, er solle als ihr Bundesgenosse und Bahnbrecher im Kampf erscheinen.37 In der Sprache seiner Väter erhob er das Kriegsgeschrei und stimmte Preislieder an, drang unversehens auf die Leute des Gorgias ein und schlug sie in die Flucht.38 Daraufhin führte Judas das Heer in die Stadt Adullam. Als der siebte Tag der Woche anbrach, reinigten sie sich, wie es bei ihnen Brauch war, und begingen dort den Sabbat.39 Am nächsten Tag kamen die Leute des Judas, um die Leichen der Gefallenen zu überführen - es war inzwischen höchste Zeit geworden - und sie inmitten ihrer Angehörigen in den Familiengräbern zu bestatten.40 Da entdeckten sie, daß alle Toten unter ihren Kleidern Amulette der Götter von Jamnia trugen, obwohl das den Juden vom Gesetz her verboten ist. Da wurde allen klar, daß die Männer deswegen gefallen waren,41 und sie priesen nun alle das Wirken des Herrn, des gerechten Richters, der das Verborgene ans Licht bringt.42 Anschließend hielten sie einen Bittgottesdienst ab und beteten, daß die begangene Sünde wieder völlig ausgelöscht werde. Der edle Judas aber ermahnte die Leute, sich von Sünden rein zu halten; sie hätten ja mit eigenen Augen gesehen, welche Folgen das Vergehen der Gefallenen gehabt habe.43 Er veranstaltete eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung.44 Hätte er nicht erwartet, daß die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten.45 Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen, der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit sterben. Ein heiliger und frommer Gedanke! Darum ließ er die Toten entsühnen, damit sie von der Sünde befreit werden.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 13

1 Im Jahr 149 erfuhren die Leute des Judas, daß Antiochus Eupator mit einem großen Heer gegen Judäa marschierte.2 Er wurde begleitet von dem Reichsverweser Lysias, seinem Vormund. Jeder führte ein Heer von hundertzehntausend griechischen Fußsoldaten, fünftausendreihundert Reitern, zweiundzwanzig Elefanten und dreihundert Sichelwagen.3 Ihnen schloß sich auch Menelaus an; er redete heuchlerisch auf den König ein, nicht um das Vaterland zu retten, sondern weil er glaubte, er habe Aussicht, wieder in sein Amt (als Hoherpriester) eingesetzt zu werden.4 Der höchste König über allen Königen aber ließ Antiochus zornig werden auf den Verruchten, und als Lysias andeutete, dieser sei an allem Unglück schuld, befahl er, ihn nach Beröa zu schaffen und dort umzubringen. So ist es Brauch in jener Gegend.5 Es gibt dort nämlich einen fünfzig Ellen hohen Turm, der mit glühender Asche gefüllt ist. In ihm ist eine drehbare Maschine angebracht, die sich nach allen Seiten schräg zur Asche neigt.6 Wer des Tempelraubes schuldig ist oder ein anderes schweres Verbrechen begangen hat, den stoßen dort alle in den Tod.7 Auf diese Weise fand der Gesetzesbrecher Menelaus den Tod. Nicht einmal Erde zum Begräbnis wurde ihm zuteil.8 Damit geschah ihm nur recht; denn er hatte viele Verbrechen gegen den Altar begangen, dessen Feuer und Asche heilig sind. Nun fand er in Asche den Tod.9 Der König aber hatte das Herz eines Barbaren; er begann, den Juden noch weit Schlimmeres in Aussicht zu stellen als das, was zur Zeit seines Vaters geschehen war.10 Judas hörte davon und ließ dem Volk bekanntgeben, man solle Tag und Nacht zum Herrn beten. Wenn je zu einer Zeit, dann müsse er ihnen jetzt helfen. Man wolle ihnen das Gesetz, das Vaterland und den heiligen Tempel rauben.11 Gerade erst habe das Volk ein wenig aufatmen können; Gott möge doch nicht zulassen, daß sie den ruchlosen Heiden in die Hände fielen.12 Drei Tage lang lagen sie ohne Unterbrechung auf den Knien und flehten unter Tränen und Fasten gemeinsam den barmherzigen Herrn an. Judas sprach ihnen Mut zu; dann gab er ihnen den Befehl, sich bereitzuhalten.13 Auf einer geheimen Sitzung der Ältesten ließ er den Beschluß fassen, man solle, bevor der König in Judäa eindringen und die Stadt in seine Gewalt bringen könne, ausrücken und die Sache mit Gottes Hilfe entscheiden.14 Er stellte den Ausgang dem Schöpfer der Welt anheim und feuerte seine Männer an, bis zum Tod tapfer für Gesetze, Heiligtum, Stadt, Vaterland und Verfassung zu kämpfen. Dann schlug er bei Modeïn ein Lager auf.15 Er gab seinen Truppen als Losung die Worte: Gottes Sieg. Mit den besten seiner jungen Krieger, die er eigens ausgewählt hatte, überfiel er nachts das Zelt des Königs, erschlug etwa zweitausend Mann und erstach den Leitelefanten des Königs mitsamt seinem Treiber.16 Als sie schließlich das ganze Lager in Furcht und Verwirrung gebracht hatten, zogen sie sich siegreich wieder zurück.17 Bei Tagesanbruch war alles vorbei; der Herr hatte ihnen mit seiner schützenden Macht beigestanden.18 Nachdem der König diese Kostprobe jüdischer Tapferkeit erhalten hatte, versuchte er, das Land mit Hilfe von List zu besetzen.19 Er rückte gegen die starke jüdische Festung Bet-Zur vor, wurde aber zurückgeschlagen; dann stieß er wieder vor und wurde wieder geschlagen.20 Judas ließ die Besatzung mit allem versorgen, was sie brauchte.21 Ein jüdischer Soldat namens Rhodokus aber verriet den Feinden die militärischen Geheimnisse. Er wurde verhört, festgenommen und eingekerkert.22 Dann verhandelte der König zum zweitenmal mit der Besatzung von Bet-Zur, schloß mit ihnen einen Vertrag und zog ab. Dabei stieß er auf das Heer des Judas und erlitt eine Schlappe.23 Da erfuhr er, daß Philippus in Antiochia abgefallen sei; er hatte ihn dort zurückgelassen, um die Regierungsgeschäfte zu führen. Der König war sehr niedergeschlagen. Er sprach freundlich mit den Juden, gab ihnen nach, sicherte ihnen eidlich die Erfüllung aller gerechten Ansprüche zu, versöhnte sich mit ihnen und brachte ein Opfer dar, ehrte den Tempel und bewies dem Ort sein Wohlwollen.24 Für den Makkabäer gab er einen Empfang. Als Befehlshaber über das ganze Gebiet Ptolemaïs bis zu den Gerrenern ließ er den Hegemonides zurück25 und begab sich dann nach Ptolemaïs. Die Einwohner dieser Stadt waren nämlich über die Verträge sehr verärgert; sie hatten sich heftig beschwert und wollten die Abmachungen rückgängig machen.26 Lysias trat auf die Rednerbühne, gab Rechenschaft, so gut er konnte, überredete, beschwichtigte, stimmte die Leute um und brach dann nach Antiochia auf. So verliefen der Anmarsch und der Abzug des Königs.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 14

1 Drei Jahre später erfuhren die Leute des Judas, daß Demetrius, der Sohn des Seleukus, mit starken Truppen und einer Flotte im Hafen von Tripolis gelandet sei.2 Antiochus und dessen Vormund Lysias habe er aus dem Weg räumen lassen und das Land in seine Gewalt gebracht.3 Damals lebte ein Mensch namens Alkimus; er war früher einmal Hoherpriester gewesen, hatte sich aber schon vor der Zeit der Religionsvermischung freiwillig unrein gemacht. Wie er wohl wußte, hatte er sich dadurch in eine ausweglose Lage gebracht, so daß er nie wieder an den heiligen Altar treten konnte.4 Darum kam er um das Jahr 151 zu König Demetrius und überreichte ihm einen goldenen Kranz mit einem Palmzweig, dazu Ölzweige, wie sie am Heiligtum gebräuchlich sind. An diesem Tag unternahm er weiter nichts.5 Als aber Demetrius ihn vor seinen Rat rufen ließ und ihn fragte, wie die Stimmung unter den Juden sei und welche Pläne sie hätten, ergriff er die Gelegenheit, um sie für sein eigenes wahnwitziges Vorhaben zu nutzen. Er antwortete:6 Es gibt unter den Juden Leute, die sich Hasidäer nennen; sie stehen unter der Führung des Makkabäers Judas. Sie hetzen zu Krieg und Aufruhr und lassen das Reich nicht zur Ruhe kommen.7 Dadurch wurde mir meine ehrenvolle Stellung geraubt, die mir aufgrund meiner Abstammung zukommt, nämlich das Amt des Hohenpriesters. Nun bin ich hierher gekommen,8 einmal weil ich der königlichen Sache aufrichtig ergeben bin, dann aber auch aus Sorge für meine Mitbürger. Denn der Unverstand der eben genannten Leute hat unser ganzes Volk in nicht geringes Elend gestürzt.9 Wenn du, mein König, dir einen genauen Überblick über die Lage verschafft hast, dann sorge für das Land und für unser bedrängtes Volk; du bist ja gegen jedermann freundlich und wohlgesinnt.10 Solange aber Judas noch lebt, kann es im Reich keinen Frieden geben.11 Kaum hatte er das vorgebracht, da hetzten die anderen Vertrauten des Königs, die den Bestrebungen des Judas feindlich gegenüberstanden, Demetrius noch mehr auf.12 Dieser berief sofort Nikanor, dem er das Kommando über die Elefanten gegeben hatte, und setzte ihn zum Befehlshaber über Judäa ein. Er schickte ihn weg13 mit dem schriftlichen Auftrag, Judas zu beseitigen, seine Anhänger zu zerstreuen, Alkimus aber als Hohenpriester über den allerhöchsten Tempel einzusetzen.14 Dem Nikanor schlossen sich in Scharen die Heiden an, die vor Judas aus Judäa geflohen waren; denn sie glaubten, das Unglück und Mißgeschick der Juden werde ihnen Glück bringen.15 Als die Juden vom Anmarsch Nikanors erfuhren und hörten, daß zusammen mit ihm die Heiden anrückten, streuten sie sich Erde auf das Haupt und flehten Gott an, der sein Volk für ewige Zeiten geschaffen hat und sich immer vor aller Welt sichtbar seines Erbteils annimmt.16 Auf Beschluß ihres Anführers brachen sie sofort auf und trafen bei dem Dorf Dessau auf die Feinde.17 Simeon, der Bruder des Judas, war zwar schon mit Nikanor zusammengestoßen und hatte sich langsam zurückziehen müssen, weil sein Gegner ihn völlig unvermutet überrascht hatte.18 Aber Nikanor kam zu Ohren, wie tapfer die Männer des Judas seien und wie mutig sie für ihr Vaterland kämpften; darum wich er der Entscheidung in offener Schlacht aus.19 Er schickte statt dessen Posidonius, Theodotus und Mattatias, um Friedensverhandlungen aufzunehmen.20 Nach langen Überlegungen legte der Anführer den Leuten seine Ansicht dar. Es zeigte sich, daß man einer Meinung war, und so billigte man die Verträge.21 Man verabredete einen Termin, um sich unter Ausschluß der Öffentlichkeit an einem bestimmten Ort zu treffen. Von jeder Seite fuhr ein Wagen vor, und man stellte Stühle auf.22 Auf Anordnung des Judas hielten sich Bewaffnete in günstiger Stellung bereit, damit die Feinde nicht heimtückisch überraschend einen Anschlag verüben konnten. Doch die Unterredung verlief ohne Zwischenfälle.23 Nikanor hielt sich in Jerusalem auf, ohne irgendwelchen Anstoß zu erregen; er entließ die Anhänger, die ihm massenweise zugeströmt waren.24 Auch hatte er Judas ständig um sich und war ihm herzlich zugetan.25 Er redete ihm zu, er solle heiraten und eine Familie gründen. So heiratete Judas, und es ging ihm gut, und er freute sich seines Lebens.26 Dem Alkimus blieb nicht verborgen, daß die beiden einander wohlgesinnt waren. Er verschaffte sich die abgeschlossenen Verträge, begab sich zu Demetrius und hinterbrachte ihm, Nikanor handle dem Staatswohl zuwider: Er habe Judas, den Feind seines Reiches, zum Nachfolger bestimmt.27 Der König war sehr aufgebracht und gereizt durch die Verleumdungen dieses Schurken. Er schrieb an Nikanor, daß er die Verträge für untragbar halte, und befahl ihm, den Makkabäer auf der Stelle gefesselt nach Antiochia zu schaffen.28 Nikanor geriet beim Empfang dieser Nachricht in große Bestürzung. Es war ihm sehr zuwider, die Vereinbarungen zu brechen; denn Judas hatte ja kein Unrecht getan.29 Da er sich aber dem König nicht widersetzen konnte, wartete er auf eine günstige Gelegenheit, um seinen Auftrag mit Hilfe einer List ausführen zu können.30 Doch der Makkabäer merkte, daß Nikanor ihm gegenüber immer abweisender wurde und daß seine gewohnte Freundlichkeit sich abkühlte. Er wußte, daß diese Schroffheit nichts Gutes bedeuten könne. Darum rief er eine Anzahl von seinen Leuten zusammen und versteckte sich mit ihnen vor Nikanor.31 Als Nikanor dahinter kam, daß ihn der Mann geschickt überlistet hatte, begab er sich zum allerhöchsten, heiligen Tempel, gerade als die Priester die vorgeschriebenen Opfer darbrachten, und befahl ihnen, Judas auszuliefern.32 Als diese unter Eid versicherten, sie wüßten nicht, wo sich der Gesuchte zur Zeit aufhalte,33 erhob er die rechte Hand gegen den Tempel und schwor: Wenn ihr mir Judas nicht gefesselt herausgebt, werde ich dieses Gotteshaus dem Erdboden gleichmachen, den Brandopferaltar niederreißen und an seiner Stelle dem Dionysos einen herrlichen Tempel errichten.34 Nach diesen Worten ging er weg. Die Priester erhoben ihre Hände zum Himmel und riefen zu dem, der immer unser Volk beschützt. Sie beteten:35 Herr, du bist auf nichts angewiesen; dennoch hat es dir gefallen, einen Tempel bauen zu lassen, in dem du unter uns wohnst.36 Nun, heiliger Herr, von dem alle Heiligung ausgeht, bewahre dieses Haus, das vor kurzem erst entsühnt wurde, unbefleckt in Ewigkeit.37 Unter den Ältesten der Stadt Jerusalem gab es einen Mann namens Rasi. Er war seinen Mitbürgern freundlich zugetan, stand in hohem Ansehen und hieß wegen seiner Güte Vater der Juden. Dieser Mann wurde bei Nikanor angezeigt.38 Er hatte sich nämlich schon vor der Zeit der Religionsvermischung offen für das Judentum entschieden und sich dafür bis zum äußersten mit Leib und Leben eingesetzt.39 Nikanor beschloß, seine Abneigung gegen die Juden sichtbar zu bekunden, und schickte über fünfhundert Soldaten aus, um ihn verhaften zu lassen.40 Er glaubte nämlich, durch seine Festnahme den Juden einen schweren Schlag zu versetzen.41 Schon waren die Truppen dabei, den Turm zu besetzen; sie versuchten, sich den Eingang durch das Hoftor mit Gewalt zu erzwingen, und riefen nach Feuer, um die Türen in Brand zu setzen. Rasi war von allen Seiten umzingelt. Da stürzte er sich in das Schwert;42 denn er wollte lieber in Ehren sterben als den Verruchten in die Hände fallen und eine schimpfliche Behandlung erfahren, die seiner edlen Herkunft unwürdig war.43 In der Hast aber hatte er sich nicht sofort tödlich getroffen; die Männer stürmten bereits durch die Türen herein. Da lief er mutig hinauf auf die Mauer und stürzte sich entschlossen auf die Menge hinab.44 Weil diese sofort zurückwich, entstand ein freier Raum, und er fiel mitten auf den leeren Platz.45 Doch er lebte immer noch; in höchster Erregung erhob er sich, während das Blut in Strömen aus seinen schrecklichen Wunden schoß, durchbrach im Laufschritt die Menge und stellte sich auf einen steil abfallenden Felsen.46 Fast schon verblutet, riß er sich die Eingeweide aus dem Leib, packte sie mit beiden Händen und schleuderte sie auf die Leute hinunter; dabei rief er den Herrn über Leben und Tod an, er möge sie ihm wiedergeben. So starb er.

Das zweite Buch der Makkabäer Kapitel 15

1 Nikanor erfuhr, daß Judas sich mit seinen Männern in der Gegend von Samaria aufhielt; da beschloß er, sie ohne jede Gefahr am Ruhetag anzugreifen.2 Aber die Juden, die gezwungen waren, ihn zu begleiten, sagten: Bring sie doch nicht um, als seist du ein wildes Tier oder ein Barbar. Halte den Tag in Ehren, der von dem, der die ganze Welt überblickt, in besonderer Weise mit Heiligkeit ausgezeichnet wurde.3 Der dreimal Verfluchte fragte, ob es im Himmel wirklich einen Herrscher gebe, der befohlen habe, den Sabbat zu begehen.4 Sie bekannten: Der lebendige Herr selbst, der Herrscher im Himmel, hat angeordnet, den Sabbat zu halten.5 Da erwiderte er: Und ich bin der Herrscher auf der Erde; ich befehle, die Waffen zu ergreifen und zu tun, was das Staatswohl verlangt. Dennoch gelang es ihm nicht, seinen verbrecherischen Plan auszuführen.6 Nikanor, der in seinem Stolz seinen Kopf hoch trug, hatte beschlossen, öffentlich ein Denkmal seines Sieges über die Männer des Judas zu errichten.7 Der Makkabäer aber hörte nicht auf, sein Vertrauen und all seine Hoffnung auf die Hilfe des Herrn zu setzen.8 Er ermahnte seine Männer, sich vor den anrückenden Heiden nicht zu fürchten. Sie sollten daran denken, wie der Himmel ihnen in der Vergangenheit geholfen habe; auch jetzt dürften sie vom Allherrscher den Sieg erwarten.9 Mit Worten aus dem Gesetz und aus den Propheten flößte er ihnen Mut ein, erinnerte sie auch an die Kämpfe, die sie schon bestanden hatten, und stärkte so ihren Kampfesmut.10 Nachdem er ihre Begeisterung geweckt hatte, spornte er sie noch weiter an, indem er sie daran erinnerte, wie die Heiden die Verträge nicht gehalten und ihre Schwüre gebrochen hatten.11 So wappnete er jeden von ihnen, nicht mit der Sicherheit, die Schild und Lanze verleihen, sondern mit dem Mut, den rechte Worte entfachen. Auch erzählte er ihnen einen überaus glaubwürdigen Traum, der alle sehr erfreute.12 Er hatte folgendes gesehen: Ihm war der frühere Hohepriester Onias erschienen, ein edler und gerechter Mann, bescheiden im Umgang, von gütigem Wesen und besonnen im Reden, von Kindheit an in allem aufs Gute bedacht; dieser breitete seine Hände aus und betete für das ganze jüdische Volk.13 In gleicher Haltung erschien dann ein Mann mit grauem Haar, von herrlicher Gestalt; der Glanz einer wunderbaren, überwältigenden Hoheit ging von ihm aus.14 Onias begann zu reden und sagte: Das ist der Freund seiner Brüder, der viel für das Volk und die heilige Stadt betet, Jeremia, der Prophet Gottes.15 Dann streckte Jeremia die rechte Hand aus und übergab ihm ein goldenes Schwert; dabei sagte er:16 Nimm das heilige Schwert, das Gott dir schenkt. Mit ihm wirst du die Feinde schlagen.17 Die Worte des Judas gaben ihnen Zuversicht; denn sie waren sehr schön und hatten die Kraft, zur Tapferkeit anzuspornen und die Jugend mit männlichem Mut zu erfüllen. Man beschloß, kein Lager zu beziehen, sondern kühn anzugreifen und mit allem Mut im Kampf Mann gegen Mann die Entscheidung herbeizuführen; denn die Stadt, die Religion und das Heiligtum seien in Gefahr.18 Sie fürchteten weniger um Frauen und Kinder, um Brüder und Verwandte, als um die Heiligkeit des Tempels.19 Die in der Stadt Zurückgebliebenen waren hauptsächlich in Angst wegen des Angriffs draußen auf offenem Feld.20 Alle warteten, daß die Entscheidung falle. Schon hatten die Feinde sich vereinigt, und ihr Heer rückte geordnet vor; die Elefanten wurden aufgestellt, wo es am günstigsten war; die Reiterei verteilte sich auf die Flügel.21 Der Makkabäer sah, wie die Massen der Feinde dastanden, die verschiedenen Waffengattungen, die zur Wildheit gereizten Tiere. Da erhob er seine Hände zum Himmel und rief zum Herrn, der Wunder vollbringt. Denn er wußte, daß es nicht auf die Waffen ankommt, sondern daß denen der Sieg zufällt, die Gott für würdig erachtet.22 Dabei sprach er dieses Gebet: Unser Herrscher, du hast zu Hiskija, dem König von Juda, deinen Engel gesandt, und er erschlug im Heer Sanheribs hundertfünfundachtzigtausend Mann.23 Herrscher im Himmel, sende auch jetzt einen guten Engel vor uns her, damit er Furcht und Schrecken verbreitet.24 Vor deinem gewaltigen Arm sollen alle erschrecken, die lästernd gegen dein heiliges Volk heranziehen. So sprach er.25 Die Truppen Nikanors rückten mit Trompetengeschmetter und Kampfliedern vor.26 Die Leute des Judas dagegen griffen die Feinde unter Beten und Flehen an.27 Mit den Händen kämpften sie, im Herzen beteten sie zu Gott. Mindestens fünfunddreißigtausend Mann streckten sie zu Boden, hocherfreut, daß Gott sich so sichtbar offenbarte.28 Schon war der Kampf beendet, und sie wollten voller Freude aufbrechen, da entdeckten sie Nikanor, der in seiner Rüstung erschlagen dalag.29 Es gab ein großes Geschrei und Getümmel, und sie priesen den Herrn in der Sprache ihrer Väter.30 Judas, der immer mit Leib und Seele für seine Mitbürger gestritten hatte, der von Jugend an seinen Landsleuten herzlich zugetan war, gab den Befehl, ihm den Kopf und eine Hand mitsamt dem Arm abzuschlagen und nach Jerusalem zu bringen.31 Sobald er dort angekommen war, rief er seine Landsleute zusammen und befahl den Priestern, sich vor dem Altar aufzustellen; auch schickte er Boten zu der Besatzung der Burg.32 Dann zeigte er den Kopf des Verbrechers Nikanor und die Hand des Lästerers, die dieser prahlend gegen das heilige Haus des Allherrschers ausgestreckt hatte.33 Die Zunge des ruchlosen Nikanor ließ er herausschneiden, zerstückeln und den Vögeln zum Fraß vorwerfen; den Arm ließ er vor dem Tempel aufhängen als Zeichen des bestraften Wahnsinns.34 Alle priesen den Herrn im Himmel, der seine Macht so sichtbar gezeigt hatte, und riefen: Gepriesen sei der, der seinen Ort vor der Entweihung bewahrt hat.35 Den Kopf Nikanors hängte Judas an die Burg als ein für alle sichtbares und offenkundiges Zeichen der Hilfe des Herrn.36 In einer öffentlichen Abstimmung beschlossen alle einstimmig, diesen Tag nicht ohne Feier vergehen zu lassen, sondern ihm einen besonderen Rang zu verleihen; es ist der dreizehnte Tag des zwölften Monats, der auf aramäisch Adar heißt, der Tag vor dem Mordechai-Tag.37 Das waren die Ereignisse, die mit Nikanor zusammenhingen. Seit jener Zeit blieb die Stadt im Besitz der Hebräer. Darum höre ich hier mit der Erzählung auf.38 Ist sie gut und geschickt erzählt, habe ich mein Ziel erreicht; ist sie aber schlecht oder mittelmäßig - ich habe mein Bestes getan.39 Es ist gleich ungesund, unvermischten Wein oder pures Wasser zu trinken. Wein mit Wasser vermischt hingegen schmeckt vorzüglich. Ähnlich hängt es auch vom Aufbau der Erzählung ab, ob sie den Geist des Lesers erfreut, dem dieses Buch in die Hände kommt. Damit will ich schließen.

Das Buch Ijob

Das Buch Ijob Kapitel 1

1 Im Lande Uz lebte ein Mann mit Namen Ijob. Dieser Mann war untadelig und rechtschaffen; er fürchtete Gott und mied das Böse. 2Sieben Söhne und drei Töchter wurden ihm geboren. 3Er besaß siebentausend Stück Kleinvieh, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Esel, dazu zahlreiches Gesinde. An Ansehen übertraf dieser Mann alle Bewohner des Ostens. 4Reihum hielten seine Söhne ein Gastmahl, ein jeder an seinem Tag in seinem Haus. Dann schickten sie hin und luden auch ihre Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. 5Wenn die Tage des Gastmahls vorbei waren, schickte Ijob hin und entsühnte sie. Früh am Morgen stand er auf und brachte so viele Brandopfer dar, wie er Kinder hatte. Denn Ijob sagte: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und Gott gelästert in ihrem Herzen. So tat Ijob jedes Mal. 6 Nun geschah es eines Tages, da kamen die Gottessöhne, um vor den Herrn hinzutreten; unter ihnen kam auch der Satan. 7Der Herr sprach zum Satan: Woher kommst du? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Die Erde habe ich durchstreift, hin und her. 8Der Herr sprach zum Satan: Hast du auf meinen Knecht Ijob geachtet? Seinesgleichen gibt es nicht auf der Erde, so untadelig und rechtschaffen, er fürchtet Gott und meidet das Böse. 9Der Satan antwortete dem Herrn und sagte: Geschieht es ohne Grund, dass Ijob Gott fürchtet? 10Bist du es nicht, der ihn, sein Haus und all das Seine ringsum beschützt? Das Tun seiner Hände hast du gesegnet; sein Besitz hat sich weit ausgebreitet im Land. 11Aber streck nur deine Hand gegen ihn aus und rühr an all das, was sein ist; wahrhaftig, er wird dir ins Angesicht fluchen. 12Der Herr sprach zum Satan: Gut, all sein Besitz ist in deiner Hand, nur gegen ihn selbst streck deine Hand nicht aus! Darauf ging der Satan weg vom Angesicht des Herrn. 13Nun geschah es eines Tages, dass seine Söhne und Töchter im Haus ihres erstgeborenen Bruders aßen und Wein tranken. 14Da kam ein Bote zu Ijob und meldete: Die Rinder waren beim Pflügen und die Esel weideten daneben. 15Da fielen Sabäer ein, nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit scharfem Schwert. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 16Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Feuer Gottes fiel vom Himmel, schlug brennend ein in die Schafe und Knechte und verzehrte sie. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 17Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Die Chaldäer stellten drei Rotten auf, fielen über die Kamele her, nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit scharfem Schwert. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 18Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders. 19Da kam ein gewaltiger Wind über die Wüste und packte das Haus an allen vier Ecken; es stürzte über die jungen Leute und sie starben. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 20Nun stand Ijob auf, zerriss sein Gewand, schor sich das Haupt, fiel auf die Erde und betete an. 21Dann sagte er: Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter; nackt kehre ich dahin zurück. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn. 22Bei alldem sündigte Ijob nicht und äußerte nichts Ungehöriges gegen Gott.

Das Buch Ijob Kapitel 2

1 Nun geschah es eines Tages, da kamen die Gottessöhne, um vor den Herrn hinzutreten; unter ihnen kam auch der Satan, um vor den Herrn hinzutreten. 2Da sprach der Herr zum Satan: Woher kommst du? Der Satan antwortete dem Herrn: Die Erde habe ich durchstreift, hin und her. 3Der Herr sprach zum Satan: Hast du auf meinen Knecht Ijob geachtet? Seinesgleichen gibt es nicht auf der Erde, so untadelig und rechtschaffen; er fürchtet Gott und meidet das Böse. Noch immer hält er fest an seiner Frömmigkeit, obwohl du mich gegen ihn aufgereizt hast, ihn ohne Grund zu verderben. 4Der Satan antwortete dem Herrn und sagte: Haut um Haut! Alles, was der Mensch besitzt, gibt er hin für sein Leben. 5Doch streck deine Hand aus und rühr an sein Gebein und Fleisch; wahrhaftig, er wird dir ins Angesicht fluchen. 6Da sprach der Herr zum Satan: Gut, er ist in deiner Hand. Nur schone sein Leben! 7Der Satan ging weg vom Angesicht Gottes und schlug Ijob mit bösartigem Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel. 8Ijob setzte sich mitten in die Asche und nahm eine Scherbe, um sich damit zu schaben. 9Da sagte seine Frau zu ihm: Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Lästere Gott und stirb! 10Er aber sprach zu ihr: Wie eine Törin redet, so redest du. Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen? Bei all dem sündigte Ijob nicht mit seinen Lippen. 11 Die drei Freunde Ijobs hörten von all dem Bösen, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, jeder aus seiner Heimat: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Sie vereinbarten hinzugehen, um ihm ihre Teilnahme zu bezeigen und um ihn zu trösten. 12Als sie von fern aufblickten, erkannten sie ihn nicht; sie schrien auf und weinten. Jeder zerriss sein Gewand; sie streuten Asche über ihr Haupt gegen den Himmel. 13Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte; keiner sprach ein Wort zu ihm. Denn sie sahen, dass sein Schmerz sehr groß war.

Das Buch Ijob Kapitel 3

1 Danach tat Ijob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. 2Ijob ergriff das Wort und sprach: 3Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, die Nacht, die sprach: Ein Mann ist empfangen. 4Jener Tag werde Finsternis, nie frage Gott von oben nach ihm, nicht leuchte über ihm des Tages Licht. 5Einfordern sollen ihn Dunkel und Finsternis, Gewölk über ihn sich lagern, Verfinsterung am Tag mache ihn schrecklich. 6Jene Nacht, das Dunkel raffe sie hinweg, sie reihe sich nicht in die Tage des Jahres, sie füge sich nicht zur Zahl der Monde. 7Ja, diese Nacht sei unfruchtbar, kein Jubel komme auf in ihr. 8 Verwünschen sollen sie die Verflucher der Tage, die es verstehen, den Leviatan zu wecken. 9 Verfinstert seien ihrer Dämmerung Sterne; sie harre auf das Licht, jedoch umsonst; die Wimpern der Morgenröte schaue sie nicht. 10Denn sie hat die Pforten an meiner Mutter Leib nicht verschlossen, nicht das Leid verborgen vor meinen Augen. 11Warum starb ich nicht vom Mutterschoß weg, kam ich aus dem Mutterleib und verschied nicht gleich? 12Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, wozu Brüste, dass ich daran trank? 13Still läge ich jetzt und könnte rasten, entschlafen wäre ich und hätte Ruhe 14bei Königen, bei Ratsherren im Land, die Grabkammern für sich erbauten, 15oder bei Fürsten, reich an Gold, die ihre Häuser mit Silber gefüllt. 16Wie die verscharrte Fehlgeburt wäre ich nicht mehr, Kindern gleich, die das Licht nie geschaut. 17Dort hören Frevler auf zu toben, dort ruhen aus, deren Kraft erschöpft ist. 18Auch Gefangene sind frei von Sorgen, hören nicht mehr die Stimme des Treibers. 19Klein und Groß ist dort beisammen, der Sklave ist frei von seinem Herrn. 20Warum schenkt er dem Elenden Licht und Leben denen, die verbittert sind? 21Sie warten auf den Tod, der nicht kommt, sie suchen ihn mehr als verborgene Schätze. 22Sie würden sich freuen über einen Hügel; fänden sie ein Grab, sie würden frohlocken. 23Wozu Licht für den Mann auf verborgenem Weg, den Gott von allen Seiten einschließt? 24Bevor ich noch esse, kommt mir das Seufzen, wie Wasser strömen meine Klagen hin. 25Was mich erschreckte, das kam über mich, wovor mir bangte, das traf mich auch. 26Noch hatte ich nicht Frieden, nicht Rast, nicht Ruhe, fiel neues Ungemach mich an.

Das Buch Ijob Kapitel 4

1 Da antwortete Elifas von Teman und sprach: 2Versucht man ein Wort an dich, ist es dir lästig? Doch die Rede aufzuhalten, wer vermag es? 3Sieh, viele hast du unterwiesen und erschlaffte Hände stark gemacht. 4Dem Strauchelnden halfen deine Worte auf, wankenden Knien gabst du Halt. 5Nun kommt es über dich, da gibst du auf, nun fasst es dich an, da bist du verstört. 6Ist deine Gottesfurcht nicht deine Zuversicht, dein lauterer Lebensweg nicht deine Hoffnung? 7Bedenk doch! Wer geht ohne Schuld zugrunde? Wo werden Redliche im Stich gelassen? 8Wohin ich schaue: Wer Unrecht pflügt, wer Unheil sät, der erntet es auch. 9Durch Gottes Atem gehen sie zugrunde, sie schwinden hin im Hauch seines Zornes. 10Des Löwen Brüllen, des Leuen Knurren, des Junglöwen Zähne werden enttäuscht. 11Der Löwe verendet aus Mangel an Beute, die Jungen der Löwin zerstreuen sich. 12 Zu mir hat sich ein Wort gestohlen, geflüstert hat es mein Ohr erreicht. 13Im Grübeln und bei Nachtgesichten, wenn tiefer Schlaf die Menschen überfällt,14kam Furcht und Zittern über mich und ließ erschaudern alle meine Glieder. 15Ein Geist schwebt an meinem Gesicht vorüber, die Haare meines Leibes sträuben sich. 16Er steht, ich kann sein Aussehen nicht erkennen, eine Gestalt nur vor meinen Augen, ich höre eine Stimme flüstern: 17Ist wohl ein Mensch vor Gott gerecht, ein Mann vor seinem Schöpfer rein? 18Selbst seinen Dienern traut er nicht, zeiht seine Engel noch des Irrtums. 19Wie erst jene, die im Lehmhaus wohnen, die auf den Staub gegründet sind; schneller als eine Motte werden sie zerdrückt. 20Vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschlagen, für immer gehen sie zugrunde, unbeachtet. 21Wird nicht das Zelt über ihnen abgebrochen, sodass sie sterben ohne Einsicht?

Das Buch Ijob Kapitel 5

1Ruf doch! Ist einer, der dir Antwort gibt? An wen von den Heiligen willst du dich wenden? 2Den Toren bringt der Ärger um, Leidenschaft tötet den Narren. 3Wohl sah ich einen Toren Wurzel fassen, doch plötzlich musste ich seine Wohnstatt verwünschen. 4Weit weg vom Heil sind seine Kinder, werden zertreten im Tor, sind ohne Helfer. 5Seine Ernte verzehrt der Hungernde, selbst aus Dornen holt er sie heraus, Durstige lechzen nach seinem Gut. 6Denn nicht aus dem Staub geht Unheil hervor, nicht aus dem Ackerboden sprosst die Mühsal, 7sondern der Mensch ist zur Mühsal geboren, wie Feuerfunken, die hochfliegen. 8Ich aber, ich würde Gott befragen und Gott meine Sache vorlegen, 9der Großes und Unergründliches tut, Wunder, die niemand zählen kann. 10Er spendet Regen über die Erde hin und sendet Wasser auf die weiten Fluren, 11um Niedere hoch zu erheben, damit Trauernde glücklich werden. 12Er zerbricht die Ränke der Listigen, damit ihre Hände nichts Rechtes vollbringen. 13Weise fängt er in ihrer List, damit der Schlauen Plan sich überstürzt. 14Am hellen Tag stoßen sie auf Finsternis, am Mittag tappen sie umher wie in der Nacht. 15Er rettet vor dem Schwert ihres Mundes, aus der Hand des Starken den Armen. 16Hoffnung wird den Geringen zuteil, die Bosheit muss ihr Maul verschließen. 17Ja, wohl dem Mann, den Gott zurechtweist. Die Zucht des Allmächtigen verschmähe nicht! 18Denn er verwundet und er verbindet, er schlägt, doch seine Hände heilen auch. 19In sechs Drangsalen wird er dich retten, in sieben rührt kein Leid dich an. 20In Hungerzeiten rettet er dich vom Tod, im Krieg aus der Gewalt des Schwertes. 21Du bist geborgen vor der Geißel der Zunge, brauchst nicht zu bangen, dass Verwüstung kommt. 22Über Verwüstung und Hunger kannst du lachen, von wilden Tieren hast du nichts zu fürchten. 23Mit den Steinen des Feldes bist du verbündet, die Tiere des Feldes werden Frieden mit dir halten. 24Du wirst erfahren, dass dein Zelt in Frieden bleibt; prüfst du dein Heim, so fehlt dir nichts. 25Du wirst erfahren, dass deine Nachkommen zahlreich sind, deine Sprösslinge wie das Gras der Erde. 26Bei voller Kraft steigst du ins Grab, wie man Garben einbringt zu ihrer Zeit. 27Ja, das haben wir erforscht, so ist es. Wir haben es gehört. Nimm auch du es an!

Das Buch Ijob Kapitel 6

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Ach, würde doch mein Gram gewogen, legte man auf die Waage auch mein Leid! 3Denn nun ist es schwerer als der Sand des Meeres, darum reden meine Worte irr. 4Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, mein Geist hat ihr Gift getrunken, Gottes Schrecken stellen sich gegen mich. 5Schreit denn der Wildesel beim Gras oder brüllt der Stier bei seinem Futter? 6Isst man denn ungesalzene Speise? Wer hat Geschmack an fadem Schleim? 7Ich sträube mich, daran zu rühren, das alles ist mir wie verdorbenes Brot. 8Käme doch, was ich begehre, und gäbe Gott, was ich erhoffe. 9Und wollte Gott mich doch zermalmen, seine Hand erheben, um mich abzuschneiden. 10Das wäre noch ein Trost für mich; ich hüpfte auf im Leid, mit dem er mich nicht schont. Denn ich habe die Worte des Heiligen nicht verleugnet. 11Was ist meine Kraft, dass ich aushalten könnte, wann kommt mein Ende, dass ich mich gedulde? 12Ist meine Kraft denn Felsenkraft, ist mein Fleisch denn aus Erz? 13Gibt es keine Hilfe mehr für mich, ist mir jede Rettung entschwunden? 14Des Freundes Liebe gehört dem Verzagten, auch wenn er den Allmächtigen nicht mehr fürchtet. 15Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie Wasserläufe, die verrinnen; 16trüb sind sie vom Eis, wenn über ihnen der Schnee schmilzt. 17Zur Zeit der Hitze versiegen sie; wenn es heiß wird, verdunsten sie in ihrem Bett. 18 Karawanen biegen ab vom Weg, folgen ihnen in die Wüste und kommen um.19 Nach ihnen spähen Karawanen aus Tema, auf sie vertrauen Handelszüge aus Saba. 20In ihrer Hoffnung werden sie betrogen, kommen hin und sind enttäuscht. 21So seid ihr jetzt ein Nein geworden: Ihr schaut das Entsetzliche und schaudert. 22Habe ich denn gesagt: Gebt mir etwas, von eurem Vermögen zahlt für mich? 23Rettet mich aus dem Griff des Bedrängers, kauft mich los aus der Hand der Tyrannen! 24Belehrt mich, so werde ich schweigen; worin ich fehlte, macht mir klar! 25Wie wurden redliche Worte verhöhnt, was kann euer Tadel rügen? 26Gedenkt ihr, Worte zu tadeln? Spricht der Verzweifelte in den Wind? 27Selbst um ein Waisenkind würdet ihr würfeln, sogar euren Freund verschachern. 28Habt endlich die Güte, wendet euch mir zu, ich lüge euch nicht ins Gesicht. 29Kehrt um, kein Unrecht soll geschehen, kehrt um, noch bin ich im Recht. 30Ist denn Unrecht auf meiner Zunge oder schmeckt mein Gaumen das Schlechte nicht?

Das Buch Ijob Kapitel 7

1 Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde? Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners? 2Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt, wie ein Tagelöhner, der auf den Lohn wartet. 3So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu. 4Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn? Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert. 5Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf, meine Haut schrumpft und eitert. 6Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, der Faden geht aus, sie schwinden dahin. 7Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist. Nie mehr schaut mein Auge Glück. 8Kein Auge gewahrt mich, das nach mir sieht, suchen mich deine Augen, dann bin ich nicht mehr da. 9Die Wolke schwindet, vergeht, so steigt nie mehr auf, wer zur Unterwelt fuhr. 10Nie kehrt er zurück in sein Haus, nie mehr erblickt ihn sein Ort. 11So wehre ich nicht meinem Mund, mit bedrängtem Geist will ich reden, mit betrübter Seele will ich klagen. 12Bin ich das Meer, der Meeresdrache, dass du gegen mich eine Wache stellst? 13Sagte ich: Mein Lager soll mich trösten, mein Bett trage das Leid mit mir!, 14so quältest du mich mit Träumen und mit Gesichten jagtest du mich in Angst. 15Erwürgt zu werden, zöge ich vor, den Tod diesem Totengerippe. 16Ich mag nicht mehr. Ich will nicht ewig leben. Lass ab von mir; denn nur ein Hauch sind meine Tage. 17Was ist der Mensch, dass du groß ihn achtest und deinen Sinn auf ihn richtest, 18dass du ihn musterst jeden Morgen und jeden Augenblick ihn prüfst? 19Wie lange schon schaust du nicht weg von mir, lässt mich nicht los, sodass ich den Speichel schlucke? 20Hab ich gefehlt? Was tat ich dir, du Menschenwächter? Warum stellst du mich vor dich als Zielscheibe hin? Bin ich dir denn zur Last geworden? 21Warum nimmst du mein Vergehen nicht weg, lässt du meine Schuld nicht nach? Dann könnte ich im Staub mich betten; suchtest du mich, wäre ich nicht mehr da.

Das Buch Ijob Kapitel 8

1 Da antwortete Bildad von Schuach und sprach: 2Wie lange noch willst du derlei reden? Nur heftiger Wind sind die Worte deines Mundes. 3Beugt etwa Gott das Recht oder beugt der Allmächtige die Gerechtigkeit? 4Haben deine Kinder gefehlt gegen ihn, gab er sie der Gewalt ihres Frevels preis. 5Wenn du mit Eifer Gott suchst, an den Allmächtigen dich flehend wendest, 6wenn du rein bist und recht, dann wird er über dich wachen, dein Heim herstellen, wie es dir zusteht. 7Und war dein Anfang auch gering, dein Ende wird gewaltig groß. 8Ja, frag nur das frühere Geschlecht und merk dir, was die Väter erforschten. 9Wir sind von gestern nur und wissen nichts, wie Schatten sind auf Erden unsre Tage. 10Unterweisen sie dich nicht, sprechen sie nicht zu dir, geben sie dir nicht Worte aus ihrem Herzen: 11Wächst ohne Sumpf das Schilfrohr hoch, wird Riedgras ohne Wasser groß? 12In Blüte und noch nicht gemäht, verwelkt es schon vor allem Gras. 13So enden alle, die Gott vergessen, des Ruchlosen Hoffen wird zunichte. 14 Ein Spinngewebe ist seine Zuversicht, ein Spinnennetz sein Verlass. 15Stützt er sich auf sein Haus, es hält nicht stand, klammert er sich daran, es bleibt nicht stehen. 16Er steht im Saft vor der Sonne, seine Zweige überwuchern den Garten, 17im Geröll verflechten sich seine Wurzeln, zwischen Steinen halten sie sich fest. 18Doch Gott tilgt ihn aus an seiner Stätte, sie leugnet ihn: Nie habe ich dich gesehen. 19Siehe, das ist die Freude seines Weges und ein anderer sprießt aus dem Staub. 20Ja, Gott verschmäht den Schuldlosen nicht, die Hand der Boshaften aber hält er nicht fest. 21Mit Lachen wird er deinen Mund noch füllen, deine Lippen mit Jubel. 22Deine Hasser werden sich kleiden in Schmach, das Zelt der Frevler besteht nicht mehr.

Das Buch Ijob Kapitel 9

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2Wahrhaftig weiß ich, dass es so ist: Wie wäre ein Mensch bei Gott im Recht! 3Wenn er mit ihm rechten wollte, nicht auf eins von tausend könnt er ihm Rede stehen. 4Weisen Sinnes und stark an Macht - wer böte ihm Trotz und bliebe heil? 5Er versetzt Berge; sie merken es nicht, dass er in seinem Zorn sie umstürzt. 6Er erschüttert die Erde an ihrem Ort, sodass ihre Säulen erzittern. 7Er spricht zur Sonne, sodass sie nicht strahlt, er versiegelt die Sterne. 8Er spannt allein den Himmel aus und schreitet einher auf den Höhen des Meeres. 9Er schuf das Sternbild des Bären, den Orion, das Siebengestirn, die Kammern des Südens. 10Er schuf so Großes, es ist nicht zu erforschen, Wunderdinge, sie sind nicht zu zählen. 11Zieht er an mir vorüber, ich seh ihn nicht, fährt er daher, ich merk ihn nicht. 12Rafft er hinweg, wer hält ihn zurück? Wer darf zu ihm sagen: Was tust du da? 13Gott hält seinen Zorn nicht zurück, unter ihm mussten selbst Rahabs Helfer sich beugen. 14Wie sollte denn ich ihm entgegnen, wie meine Worte gegen ihn wählen? 15Und wär ich im Recht, ich könnte nichts entgegnen, um Gnade müsste ich bei meinem Richter flehen. 16Wollte ich rufen, würde er mir Antwort geben? Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört. 17Er, der im Sturm mich niedertritt, ohne Grund meine Wunden mehrt, 18er lässt mich nicht zu Atem kommen, er sättigt mich mit Bitternis. 19Geht es um Kraft, er ist der Starke, geht es um Recht, wer lädt mich vor? 20Wär ich im Recht, mein eigener Mund spräche mich schuldig, wäre ich gerade, er machte mich krumm. 21Schuldlos bin ich, doch achte ich nicht auf mich, mein Leben werfe ich hin. 22Einerlei; so sag ich es denn: Schuldlos wie schuldig bringt er um. 23Wenn die Geißel plötzlich tötet, spottet er über der Schuldlosen Angst. 24Die Erde ist in Frevlerhand gegeben, das Gesicht ihrer Richter deckt er zu. Ist er es nicht, wer ist es dann? 25Schneller als ein Läufer eilen meine Tage, sie fliehen dahin und schauen kein Glück. 26Sie gleiten vorbei wie Kähne aus Schilf, dem Adler gleich, der auf Beute stößt. 27Sage ich: Ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter blicken!, 28so graut mir vor all meinen Schmerzen; ich weiß, du sprichst mich nicht frei. 29Ich muss nun einmal schuldig sein, wozu müh ich mich umsonst? 30Wollte ich auch mit Schnee mich waschen, meine Hände mit Lauge reinigen, 31du würdest mich doch in die Grube tauchen, sodass meinen Kleidern vor mir ekelt. 32Denn du bist kein Mensch wie ich, dem ich entgegnen könnte: Lasst uns zusammen zum Gericht gehen! 33Gäbe es doch einen Schiedsmann zwischen uns! Er soll seine Hand auf uns beide legen. 34Er nehme von mir seine Rute, sein Schrecken soll mich weiter nicht ängstigen; 35dann will ich reden, ohne ihn zu fürchten. Doch so ist es nicht um mich bestellt.

Das Buch Ijob Kapitel 10

1 Zum Ekel ist mein Leben mir geworden, ich lasse meiner Klage freien Lauf, reden will ich in meiner Seele Bitternis. 2Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig, lass mich wissen, warum du mich befehdest. 3Nützt es dir, dass du Gewalt verübst, dass du das Werk deiner Hände verwirfst, doch über dem Plan der Frevler aufstrahlst? 4Hast du die Augen eines Sterblichen, siehst du, wie Menschen sehen? 5Sind Menschentagen deine Tage gleich und deine Jahre wie des Mannes Tage, 6dass du Schuld an mir suchst, nach meiner Sünde fahndest, 7obwohl du weißt, dass ich nicht schuldig bin und keiner mich deiner Hand entreißt? 8Deine Hände haben mich gebildet, mich gemacht; dann hast du dich umgedreht und mich vernichtet. 9Denk daran, dass du wie Ton mich geschaffen hast. Zum Staub willst du mich zurückkehren lassen. 10Hast du mich nicht ausgegossen wie Milch, wie Käse mich gerinnen lassen? 11Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet, mit Knochen und Sehnen mich durchflochten. 12Leben und Huld hast du mir verliehen, deine Obhut schützte meinen Geist. 13Doch verbirgst du dies in deinem Herzen; ich weiß, das hattest du im Sinn. 14Sündige ich, wirst du mich bewachen, mich nicht freisprechen von meiner Schuld. 15Wenn ich schuldig werde, dann wehe mir! Bin ich aber im Recht, darf ich das Haupt nicht erheben, bin gesättigt mit Schmach und geplagt mit Kummer. 16Erhebe ich es doch, jagst du mich wie ein Löwe und verhältst dich wieder wunderbar gegen mich. 17Neue Zeugen stellst du gegen mich, häufst deinen Unwillen gegen mich, immer neue Heere führst du gegen mich. 18Warum ließest du mich aus dem Mutterschoß kommen, warum verschied ich nicht, ehe mich ein Auge sah? 19Wie nie gewesen wäre ich dann, vom Mutterleib zum Grab getragen. 20Sind wenig nicht die Tage meines Lebens? Lass ab von mir, damit ich ein wenig heiter blicken kann, 21bevor ich fortgehe ohne Wiederkehr ins Land des Dunkels und des Todesschattens, 22ins Land, so finster wie die Nacht, wo Todesschatten herrscht und keine Ordnung, und wenn es leuchtet, ist es wie tiefe Nacht.

Das Buch Ijob Kapitel 11

1 Da antwortete Zofar von Naama und sprach: 2Soll dieser Wortschwall ohne Antwort bleiben und soll der Maulheld Recht behalten? 3Dein Geschwätz lässt Männer schweigen, du darfst spotten, ohne dass einer dich beschämt. 4Du sagtest: Rein ist meine Lehre und lauter war ich stets in deinen Augen. 5 O, dass Gott doch selber spräche, seine Lippen öffnete gegen dich. 6Er würde dich der Weisheit Tiefen lehren, dass sie wie Wunder sind für den klugen Verstand. Wisse, dass Gott dich zur Rechenschaft zieht in deiner Schuld. 7 Die Tiefen Gottes willst du finden, bis zur Vollkommenheit des Allmächtigen vordringen? 8Höher als der Himmel ist sie, was machst du da? Tiefer als die Unterwelt, was kannst du wissen? 9Länger als die Erde ist ihr Maß, breiter ist sie als das Meer. 10Wenn er daherfährt und gefangen nimmt, wenn er zusammentreibt, wer hält ihn ab? 11Denn er kennt die falschen Leute, sieht das Unrecht und nimmt es wahr. 12Kommt denn ein Hohlkopf zur Besinnung, wird ein Wildesel als ein Mensch geboren? 13Wenn du selbst dein Herz in Ordnung bringst und deine Hände zu ihm ausbreitest - 14wenn Unrecht klebt an deiner Hand, entfern es und lass nicht Schlechtigkeit in deinem Zelte wohnen! -, 15dann kannst du makellos deine Augen erheben, fest stehst du da und brauchst dich nicht zu fürchten. 16Dann wirst du auch das Ungemach vergessen, du denkst daran wie an Wasser, das verlief. 17Heller als der Mittag erhebt sich dann dein Leben, die Dunkelheit wird wie der Morgen sein. 18Du fühlst dich sicher, weil noch Hoffnung ist; geborgen bist du, du kannst in Ruhe schlafen. 19Du kannst dich lagern, ohne dass jemand dich schreckt, und viele mühen sich um deine Gunst. 20Doch der Frevler Augen verschmachten, jede Zuflucht schwindet ihnen; ihr Hoffen ist, das Leben auszuhauchen.

Das Buch Ijob Kapitel 12

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Wahrhaftig, ihr seid besondere Leute und mit euch stirbt die Weisheit aus. 3Ich habe auch Verstand wie ihr, ich falle nicht ab im Vergleich mit euch. Wer wüsste wohl dergleichen nicht? 4Zum Spott für die eigenen Freunde soll ich sein, ich, der Gott anruft, dass er mich hört, ein Spott der Fromme, der Gerechte. 5Dem Unglück Hohn! So denkt, wer ohne Sorge ist, wer fest sich weiß, wenn Füße wanken. 6In Ruhe sind der Gewaltmenschen Zelte, voll Sicherheit sind sie, die Gott erzürnen, die wähnen, Gott mit ihrer Hand zu greifen. 7Doch frag nur die Tiere, sie lehren es dich, die Vögel des Himmels, sie künden es dir. 8Rede zur Erde, sie wird dich lehren, die Fische des Meeres erzählen es dir. 9Wer wüsste nicht bei alledem, dass die Hand des Herrn dies gemacht hat? 10In seiner Hand ruht die Seele allen Lebens und jeden Menschenleibes Geist. 11Darf nicht das Ohr die Worte prüfen, wie mit dem Gaumen man die Speisen schmeckt? 12Findet sich bei Greisen wirklich Weisheit und ist langes Leben schon Einsicht? 13Bei ihm allein ist Weisheit und Heldenkraft, bei ihm sind Rat und Einsicht. 14Wenn er einreißt, baut keiner wieder auf; wen er einschließt, dem wird nicht mehr geöffnet. 15Wenn er die Wasser dämmt, versiegen sie, lässt er sie frei, zerwühlen sie das Land. 16Bei ihm ist Macht und Klugheit, sein ist, wer irrt und wer irreführt. 17Er lässt Ratsherren barfuß gehen, Richter macht er zu Toren. 18Fesseln von Königen löst er auf und bindet einen Gurt um ihre Hüften. 19 Er lässt Priester barfuß gehen, alte Geschlechter bringt er zu Fall. 20Das Wort entzieht er den Bewährten, den Ältesten nimmt er die Urteilskraft. 21Verachtung gießt er auf die Edlen, den Starken lockert er den Gurt. 22Verborgenes enthüllt er aus dem Dunkel, Finsternis führt er ans Licht. 23Völker lässt er wachsen und tilgt sie aus; er breitet Völker aus und rafft sie dann hinweg. 24Den Häuptern des Landes nimmt er den Verstand, lässt sie irren in wegloser Wüste. 25Sie tappen umher im Dunkel ohne Licht, er lässt sie irren wie Trunkene.

Das Buch Ijob Kapitel 13

1 Seht, all das hat mein Auge gesehen, mein Ohr gehört und wohl gemerkt. 2Was ihr wisst, weiß ich auch; ich falle nicht ab im Vergleich mit euch. 3Doch ich will zum Allmächtigen reden, mit Gott zu rechten ist mein Wunsch. 4Ihr aber seid nur Lügentüncher, untaugliche Ärzte alle. 5Dass ihr endlich schweigen wolltet; das würde Weisheit für euch sein. 6Hört doch meinen Rechtsbeweis, merkt auf die Streitreden meiner Lippen! 7Wollt ihr für Gott Verkehrtes reden und seinetwegen Lügen sprechen? 8Wollt ihr für ihn Partei ergreifen, für Gott den Rechtsstreit führen? 9Ginge es gut, wenn er euch durchforschte, könnt ihr ihn täuschen, wie man Menschen täuscht? 10In harte Zucht wird er euch nehmen, wenn ihr heimlich Partei ergreift. 11Wird seine Hoheit euch nicht schrecken, nicht Schrecken vor ihm euch überfallen? 12Eure Merksätze sind Sprüche aus Staub, eure Schilde Schilde aus Lehm. 13Schweigt vor mir, damit ich reden kann. Dann komme auf mich, was mag. 14Meinen Leib nehme ich zwischen die Zähne, in meine Hand leg ich mein Leben. 15Er mag mich töten, ich harre auf ihn; doch meine Wege verteidige ich vor ihm. 16Schon das wird mir zum Heile dienen, kein Ruchloser kommt ja vor sein Angesicht. 17Hört nun genau auf meine Rede, was ich erkläre vor euren Ohren. 18Seht, ich bringe den Rechtsfall vor; ich weiß, ich bin im Recht. 19Wer ist es, der mit mir streitet? Gut, dann will ich schweigen und verscheiden. 20Zwei Dinge nur tu mir nicht an, dann verberge ich mich nicht vor dir: 21Zieh deine Hand von mir zurück; nicht soll die Angst vor dir mich schrecken.22Dann rufe und ich will Rede stehen oder ich rede und du antworte mir! 23Wie viel habe ich an Sünden und Vergehen? Meine Schuld und mein Vergehen sag mir an! 24Warum verbirgst du dein Angesicht und siehst mich an als deinen Feind? 25Verwehtes Laub willst du noch scheuchen, dürre Spreu noch forttreiben? 26Denn Bitterkeit verschreibst du mir, teilst mir die Sünden meiner Jugend zu. 27In den Block legst du meine Füße, du überwachst auch alle meine Pfade und zeichnest einen Strich um meiner Füße Sohlen. 28Er selbst zerfällt wie Verfaultes, dem Kleide gleich, das die Motte fraß.

Das Buch Ijob Kapitel 14

1 Der Mensch, vom Weib geboren, knapp an Tagen, unruhvoll, 2er geht wie die Blume auf und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht bestehen. 3Doch über ihm hältst du dein Auge offen und ihn bringst du ins Gericht mit dir. 4Kann denn ein Reiner von Unreinem kommen? Nicht ein Einziger. 5Wenn seine Tage fest bestimmt sind und die Zahl seiner Monde bei dir, wenn du gesetzt hast seine Grenzen, sodass er sie nicht überschreitet, 6schau weg von ihm! Lass ab, damit er seines Tags sich freue wie ein Tagelöhner.7Denn für den Baum besteht noch Hoffnung, ist er gefällt, so treibt er wieder, sein Sprössling bleibt nicht aus. 8Wenn in der Erde seine Wurzel altert und sein Stumpf im Boden stirbt, 9vom Dunst des Wassers sprosst er wieder und wie ein Setzling treibt er Zweige. 10Doch stirbt ein Mann, so bleibt er kraftlos, verscheidet ein Mensch, wo ist er dann? 11Die Wasser schwinden aus dem Meer, der Strom vertrocknet und versiegt. 12So legt der Mensch sich hin, steht nie mehr auf; die Himmel werden vergehen, eh er erwacht, eh er aus seinem Schlaf geweckt wird. 13Dass du mich in der Unterwelt verstecktest, mich bergen wolltest, bis dein Zorn sich wendet, ein Ziel mir setztest und dann an mich dächtest! 14Wenn einer stirbt, lebt er dann wieder auf? Alle Tage meines Kriegsdienstes harrte ich, bis einer käme, um mich abzulösen. 15Du riefest und ich gäbe Antwort, du sehntest dich nach deiner Hände Werk. 16Dann würdest du meine Schritte zählen, auf meinen Fehltritt nicht mehr achten. 17Versiegelt im Beutel wäre mein Vergehen, du würdest meinen Frevel übertünchen. 18Jedoch der Berg, der fällt, zergeht, von seiner Stätte rückt der Fels. 19Das Wasser zerreibt Steine, Platzregen spült das Erdreich fort; so machst du das Hoffen des Menschen zunichte. 20Du bezwingst ihn für immer, so geht er dahin, du entstellst sein Gesicht und schickst ihn fort. 21Sind seine Kinder in Ehren, er weiß es nicht; sind sie verachtet, er merkt es nicht. 22Sein Leib fühlt nur die eigenen Schmerzen, seine Seele trauert nur um sich selbst.

Das Buch Ijob Kapitel 15

1 Da antwortete Elifas von Teman und sprach: 2Gibt ein Weiser windige Kunde zur Antwort, füllt er sein Inneres mit Ostwind an, 3 um zu rechten mit Gerede, das nichts taugt, mit Worten, in denen kein Nutzen liegt? 4 Du brichst sogar die Gottesfurcht, zerstörst das Besinnen vor Gott. 5Denn deine Schuld belehrt deinen Mund, die Sprache der Listigen hast du gewählt. 6Dein eigener Mund verurteilt dich, nicht ich, deine Lippen zeugen gegen dich. 7Bist du als erster Mensch geboren, kamst du zur Welt noch vor den Hügeln? 8Hast du gelauscht im Rate Gottes und die Weisheit an dich gerissen? 9Was weißt du, das wir nicht wissen, verstehst du, was uns nicht bekannt ist? 10Auch unter uns sind Alte, sind Ergraute, die älter sind an Tagen als dein Vater. 11Ist zu gering dir Gottes Tröstung, ein Wort, das sanft mit dir verfährt? 12Wie reißt doch dein Herz dich fort, wie überheben sich deine Augen, 13dass gegen Gott deinen Zorn du wendest und Worte (gegen ihn) aus deinem Mund stößt? 14Was ist der Mensch, dass rein er wäre, der vom Weib Geborene, dass er im Recht sein könnte? 15Sieh doch, selbst seinen Heiligen traut er nicht und der Himmel ist nicht rein vor ihm. 16Geschweige denn ein Unreiner und Verderbter, ein Mensch, der Verkehrtes trinkt wie Wasser. 17Verkünden will ich dir, hör mir zu! Was ich geschaut, will ich erzählen,18 was Weise zu berichten wissen, was ihre Väter ihnen nicht verhehlten. 19Ihnen allein war das Land gegeben, kein Fremder ging unter ihnen einher. 20Der Frevler bebt in Ängsten all seine Tage, die Zahl der Jahre ist dem Tyrannen verborgen. 21In seinen Ohren hallen Schreckensrufe, mitten im Frieden kommt der Verwüster über ihn. 22Er kann nicht hoffen, dem Dunkel zu entfliehen, aufgespart ist er für das Schwert. 23Er irrt umher nach Brot, wo (er es finde), er weiß, dass ihn ein schwarzer Tag bedroht. 24Not und Drangsal erschrecken ihn, sie packen ihn wie ein kampfbereiter König. 25Denn gegen Gott erhebt er seine Hand, gegen den Allmächtigen erkühnt er sich. 26Halsstarrig rennt er gegen ihn an mit den dicken Buckeln seiner Schilde. 27Mit Fett bedeckt er sein Gesicht, tut Fett um seine Hüfte. 28Er wohnt in zerstörten Städten, in Häusern, darin niemand wohnt, die man zu Trümmerstätten bestimmt. 29Er wird nicht reich; sein Besitz hat nicht Bestand; zur Erde neigt sich seine Ähre nicht. 30Der Finsternis entrinnt er nicht, die Flammenglut dörrt seinen Schößling aus, er schwindet dahin beim Hauch seines Mundes. 31Er baue nicht auf eitlen Trug; denn sein Erwerb wird nur Enttäuschung sein. 32Bevor sein Tag kommt, welkt er hin und sein Palmzweig grünt nicht mehr. 33Er stößt ihn ab wie der Weinstock saure Trauben, wie der Ölbaum wirft er seine Blüten fort. 34Unfruchtbar ist der Ruchlosen Rotte und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung. 35Von Mühsal schwanger, gebären sie nur Unheil; nur Trug ist, was ihr Schoß hervorbringt.

Das Buch Ijob Kapitel 16

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Ähnliches habe ich schon viel gehört; leidige Tröster seid ihr alle. 3Sind nun zu Ende die windigen Worte, oder was sonst reizt dich zum Widerspruch? 4Auch ich könnte reden wie ihr, wenn ihr an meiner Stelle wäret, schöne Worte über euch machen und meinen Kopf über euch schütteln. 5Ich könnte euch stärken mit meinem Mund, nicht sparen das Beileid meiner Lippen. 6Rede ich, hört doch mein Schmerz nicht auf; schweige ich, so weicht er nicht vor mir. 7Jetzt aber hat er mich erschöpft. Den Kreis der Freunde hast du mir verstört 8und mich gepackt. Mein Verfall erhebt sich und tritt als Zeuge gegen mich auf; er widerspricht mir ins Gesicht. 9Sein Zorn zerreißt, befehdet mich, knirscht gegen mich mit den Zähnen, mein Gegner schärft die Augen gegen mich. 10Sie sperren ihr Maul gegen mich auf, schlagen voll Hohn mich auf die Wangen, scharen sich gegen mich zusammen. 11Gott gibt mich dem Bösen preis, in die Hand der Frevler stößt er mich. 12In Ruhe lebte ich, da hat er mich erschüttert, mich im Nacken gepackt, mich zerschmettert, mich als Zielscheibe für sich aufgestellt. 13 Seine Pfeile umschwirren mich, schonungslos durchbohrt er mir die Nieren, schüttet meine Galle zur Erde. 14Bresche über Bresche bricht er mir, stürmt wie ein Krieger gegen mich an. 15Ein Trauergewand hab ich meiner Haut genäht, mein Horn in den Staub gesenkt. 16Mein Gesicht ist vom Weinen rot und Dunkel liegt auf meinen Wimpern. 17Doch kein Unrecht klebt an meinen Händen und mein Gebet ist lauter. 18 O Erde, deck mein Blut nicht zu und ohne Ruhstatt sei mein Hilfeschrei! 19Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge, mein Bürge in den Höhen. 20Da meine Freunde mich verspotten, tränt zu Gott hin mein Auge. 21Recht schaffe er dem Mann bei Gott und zwischen Mensch und Mensch. 22Denn nur noch wenig Jahre werden kommen, dann muss ich den Pfad beschreiten, auf dem man nicht wiederkehrt.

Das Buch Ijob Kapitel 17

1 Mein Geist ist verwirrt, meine Tage sind ausgelöscht, nur Gräber bleiben mir. 2Wahrhaftig, nur Spott begleitet mich. In Bitterkeit verbringt mein Auge die Nacht. 3Hinterleg die Bürgschaft für mich bei dir! Wer würde sonst den Handschlag für mich leisten? 4Ihr Herz hast du der Einsicht verschlossen, darum lässt du sie nicht triumphieren. 5 Zum Teilen lädt einer die Freunde ein, während die Augen seiner Kinder verschmachten. 6Zum Spott für die Leute stellte er mich hin, ich wurde einer, dem man ins Gesicht spuckt. 7Vor Kummer ist mein Auge matt, all meine Glieder schwinden wie Schatten dahin. 8Darüber entsetzen sich die Redlichen, der Reine empört sich über den Ruchlosen. 9Doch der Gerechte hält fest an seinem Weg, wer reine Hände hat, gewinnt an Kraft. 10Ihr alle, kehrt um, kommt wieder her, ich finde ja noch keinen Weisen bei euch. 11Dahin sind meine Tage, zunichte meine Pläne, meine Herzenswünsche. 12Sie machen mir die Nacht zum Tag, das Licht nähert sich dem Dunkel. 13Ich habe keine Hoffnung. Die Unterwelt wird mein Haus, in der Finsternis breite ich mein Lager aus. 14Zur Grube rufe ich: Mein Vater bist du!, Meine Mutter, meine Schwester!, zum Wurm. 15Wo ist dann meine Hoffnung und wo mein Glück? Wer kann es schauen? 16Fahren sie zur Unterwelt mit mir hinab, sinken wir vereint in den Staub?

Das Buch Ijob Kapitel 18

1 Da antwortete Bildad von Schuach und sprach: 2Wann endlich macht ihr Schluss mit den Reden? Nehmt Einsicht an, dann reden wir. 3Warum sind wir wie Vieh geachtet, gelten als unrein in euren Augen? 4Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll deinetwegen die Erde sich entvölkern, der Fels von seiner Stelle rücken? 5Ja, der Frevler Licht erlischt, die Flamme seines Feuers strahlt nicht auf. 6Das Licht in seinem Zelte dunkelt, seine Leuchte über ihm erlischt. 7Eng wird sein gewaltiger Schritt, sein eigner Plan bringt ihn zu Fall. 8Denn mit seinen Füßen gerät er ins Netz und über Flechtwerk schreitet er dahin. 9Das Klappnetz packt ihn an der Ferse, die Schlinge hält ihn fest. 10Versteckt am Boden liegt sein Fangstrick, die Falle für ihn auf dem Pfad. 11Ringsum ängstigen ihn Schrecken und scheuchen ihn auf Schritt und Tritt. 12Hungrig nach ihm ist sein Unheil, das Verderben steht bereit zu seinem Sturz. 13Es frisst die Glieder seines Leibes, seine Glieder frisst des Todes Erstgeborener. 14Ausgerissen wird aus seinem Zelt die Zuversicht, du treibst ihn fort zum König der Schrecken. 15Ihm Fremdes wohnt in seinem Zelt, Schwefel wird auf seinen Hof gestreut. 16Von unten her verdorren seine Wurzeln, von oben welken seine Zweige. 17Sein Andenken schwindet von der Erde, kein Name bleibt ihm weit und breit. 18Sie stoßen ihn vom Licht ins Dunkel und jagen ihn vom Erdkreis fort. 19Kein Spross, kein Stamm bleibt ihm in seinem Volk, am Ort seines Aufenthaltes keiner, der ihn überlebt. 20Über seinen Tag schaudern die im Westen, die im Osten packt das Grauen. 21Ja, so geht es mit der Wohnung des Frevlers, mit dem Ort des Menschen, der Gott nicht kennt.

Das Buch Ijob Kapitel 19

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Wie lange noch wollt ihr mich quälen und mich mit Worten niedertreten? 3Zum zehnten Mal schon schmäht ihr mich und schämt euch nicht, mich zu beleidigen. 4Ging ich wirklich unwissend fehl, mein Fehltritt weilt doch allein bei mir. 5Wollt ihr wirklich großtun gegen mich und mir meine Schmach beweisen? 6Erkennt doch, dass Gott mich niederdrückt, da er sein Netz rings um mich warf. 7Schrei ich: Gewalt!, wird mir keine Antwort, rufe ich um Hilfe, gibt es kein Recht. 8Meinen Pfad hat er versperrt; ich kann nicht weiter, Finsternis legt er auf meine Wege. 9Meiner Ehre hat er mich entkleidet, die Krone mir vom Haupt genommen. 10Er brach mich ringsum nieder, ich muss dahin; er riss mein Hoffen aus wie einen Baum. 11Sein Zorn ist gegen mich entbrannt, gleich seinen Gegnern gelte ich ihm. 12Vereint rückten seine Scharen an, bahnten gegen mich den Weg, lagerten sich rings um mein Zelt. 13Meine Brüder hat er von mir entfernt, meine Bekannten sind mir entfremdet. 14Meine Verwandten, Bekannten blieben aus, die Gäste meines Hauses haben mich vergessen. 15Als Fremder gelte ich meinen Mägden, von anderem Stamm bin ich in ihren Augen. 16Rufe ich meinen Knecht, so antwortet er nicht; mit eigenem Mund muss ich ihn anflehen. 17Mein Atem ist meiner Frau zuwider; die Söhne meiner Mutter ekelt es vor mir. 18Buben selbst verachten mich, stehe ich auf, verhöhnen sie mich. 19Alle meine Gefährten verabscheuen mich, die ich liebe, lehnen sich gegen mich auf. 20An Haut und Fleisch klebt mein Gebein, nur das Fleisch an meinen Zähnen blieb. 21Erbarmt, erbarmt euch meiner, ihr, meine Freunde! Denn Gottes Hand hat mich getroffen. 22Warum verfolgt ihr mich wie Gott, warum werdet ihr an meinem Fleisch nicht satt? 23Dass doch meine Worte geschrieben würden, in einer Inschrift eingegraben 24mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer gehauen in den Fels. 25Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub. 26Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen. 27Ihn selber werde ich dann für mich schauen; meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust. 28Wenn ihr sagt: Wie wollen wir ihn verfolgen und den Grund der Sache an ihm finden!, 29dann bangt für euch selber vor dem Schwert; denn heftiger Zorn verdient das Schwert, damit ihr wisst: Es gibt ein Gericht.

Das Buch Ijob Kapitel 20

1 Da antwortete Zofar von Naama und sprach: 2Darum drängt mich meine Erregung zur Antwort und deswegen stürmt es in mir. 3Schmähende Rüge muss ich hören, doch der Geist meiner Einsicht lässt mich entgegnen. 4Weißt du das nicht von Urzeit her, seit Gott Menschen auf die Erde gesetzt hat: 5dass kurz nur währt der Frevler Jubel, einen Augenblick nur des Ruchlosen Freude? 6Steigt auch sein Übermut zum Himmel und rührt sein Kopf bis ans Gewölk, 7wie sein Kot vergeht er doch für immer; die ihn gesehen haben, werden fragen: Wo ist er? 8Wie ein Traum verfliegt er und ist nicht mehr zu finden, wird weggescheucht wie ein Gesicht der Nacht. 9Das Auge, das ihn sah, erblickt ihn nicht wieder, seine Stätte schaut ihn nie mehr. 10 Seine Söhne müssen bei Armen betteln, ihre Hände geben seine Habe zurück. 11Strotzen von Jugendkraft auch seine Glieder, sie betten sich doch mit ihm in den Staub.12Schmeckt süß das Böse in seinem Mund, birgt er es unter seiner Zunge,13spart er es auf und will nicht von ihm lassen, hält er es auch tief in seinem Gaumen fest, 14in seinem Innern verwandelt sich die Speise, sie wird in seinem Leib ihm zu Natterngift. 15Das Gut, das er verschlungen hat, speit er aus; aus seinem Leib treibt Gott es heraus. 16Das Gift von Nattern saugt er ein, es tötet ihn der Viper Zunge. 17Nicht darf er Bäche von Öl schauen, nicht Flüsse, die von Milch und Honig fließen. 18Zurückgeben muss er seinen Gewinn, genießen darf er ihn nicht, darf sich nicht freuen am ertauschten Gut. 19Denn Arme schlug er nieder, ließ sie liegen, raubte das Haus, das er nicht gebaut. 20Denn kein Genug kennt er in seinem Bauch, drum entkommt er nicht mit seinen Schätzen. 21Nichts entgeht seinem Fraß, darum hält sein Glück auch nicht stand. 22Trotz vollen Überflusses kommt er in Not, die ganze Wucht des Elends fällt ihn an. 23Und so geschieht es: Um des Frevlers Bauch zu füllen, lässt Gott auf ihn die Gluten seines Zornes los, lässt auf ihn regnen seine Schläge. 24Flieht er vor dem Eisenpanzer, durchbohrt ihn der Bogen aus Bronze. 25In den Rücken fährt ihm Gottes Geschoss, ein Blitz in seine Galle. Schrecken gehen über ihn hin. 26Nur finsteres Unheil ist für ihn aufbewahrt, Feuer, von niemand entfacht, verzehrt ihn, frisst noch den letzten Mann in seinem Zelt. 27Der Himmel enthüllt seine Schuld, die Erde bäumt sich gegen ihn auf. 28Die Flut wälzt sein Haus hinweg, Wasserströme am Tag seines Zorns. 29Das ist des Frevlers Anteil von Gott, das Erbe, das Gott ihm zuspricht.

Das Buch Ijob Kapitel 21

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Hört, hört doch auf mein Wort, das wäre mir schon Trost von euch. 3Ertragt mich, sodass ich reden kann. Habe ich geredet, dann könnt ihr spotten. 4Richt ich an Menschen meine Klage, hab ich nicht Grund zur Ungeduld? 5Wendet euch mir zu und erstarrt und legt die Hand auf den Mund! 6Denk ich daran, bin ich erschreckt und Schauder packt meinen Leib. 7Warum bleiben Frevler am Leben, werden alt und stark an Kraft? 8Ihre Nachkommen stehen fest vor ihnen, ihre Sprösslinge vor ihren Augen. 9Ihre Häuser sind in Frieden, ohne Schreck, die Rute Gottes trifft sie nicht. 10Ihr Stier bespringt und fehlt nicht, die Kühe kalben und verwerfen nicht. 11Wie Schafe treiben sie ihre Kinder aus, ihre Kleinen tanzen und springen. 12Sie singen zu Pauke und Harfe, erfreuen sich am Klang der Flöte, 13verbrauchen ihre Tage im Glück und fahren voll Ruhe ins Totenreich. 14Und doch sagten sie zu Gott: Weiche von uns! Deine Wege wollen wir nicht kennen. 15Was ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen, was nützt es uns, wenn wir ihn angehen? 16Doch in ihrer Hand liegt nicht das Glück; der Frevler Denkart ist mir fern. 17 Wie oft erlischt der Frevler Lampe, kommt Unheil über sie, teilt er Verderben zu in seinem Zorn? 18Wie oft werden sie wie Stroh vor dem Wind, wie Spreu, die der Sturm entführt? 19Nicht dessen Kindern spare Gott sein Unheil auf, ihm selbst vergelte er, sodass er es spürt. 20Mit eigenen Augen soll er sein Unglück schauen, vom Grimm des Allmächtigen soll er trinken. 21Denn was kümmert ihn sein Haus, wenn er dahin ist, wenn abgeschnitten seiner Monde Zahl? 22Darf man Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die Erhabenen richtet? 23Der eine stirbt in vollem Glück, ist ganz in Frieden, sorgenfrei. 24Seine Schenkel sind voll von Fett, getränkt mit Mark sind seine Knochen. 25Der andere stirbt mit bitterer Seele und hat kein Glück genossen. 26Zusammen liegen sie im Staub und Gewürm deckt beide zu. 27Ja, euer Denken kenn ich wohl, die Ränke, die ihr sinnt gegen mich. 28Ihr sagt: Wo ist das Haus des Edlen und wo das Zelt, in dem Frevler wohnen? 29Habt ihr nie die fahrenden Leute befragt und ihre Zeichen genau beachtet? 30Dass am Unglückstag der Böse verschont wird, weggebracht am Tag des Zorns. 31Wer hält ihm seinen Lebenswandel vor, was er getan hat, wer vergilt es ihm? 32Er aber wird zur Gruft geleitet, bei seinem Grab hält man die Wacht. 33Ein Labsal sind für ihn die Schollen des Schachts, hinter ihm her zieht alle Welt, vor ihm die Menge ohne Zahl. 34Wie wollt ihr mich mit Nichtigem trösten? Eure Antworten bleiben Betrug.

Das Buch Ijob Kapitel 22

1 Da antwortete Elifas von Teman und sprach: 2Kann denn der Mensch Gott nützen? Nein, sich selber nützt der Kluge. 3Ist es dem Allmächtigen von Wert, dass du gerecht bist, ist es für ihn Gewinn, wenn du unsträfliche Wege gehst? 4Wegen deiner Gottesfurcht sollte er dich strafen, vor Gericht mit dir gehen? 5Ist nicht groß deine Bosheit, ohne Ende dein Verschulden? 6Du pfändest ohne Grund deine Brüder, ziehst Nackten ihre Kleider aus. 7Den Durstigen tränkst du nicht mit Wasser, dem Hungernden versagst du das Brot. 8Dem Mann der Faust gehört das Land, der Günstling darf darin wohnen. 9Witwen hast du weggeschickt mit leeren Händen, der Verwaisten Arme zerschlagen. 10Deswegen liegen Fallstricke rings um dich her und jäher Schrecken ängstigt dich 11oder Dunkel, worin du nicht siehst, und Wasserflut, die dich bedeckt. 12Ist Gott nicht wie der Himmel hoch? Schau, wie die höchsten Sterne ragen. 13Und da sagst du: Was weiß denn Gott? Richtet er denn durch das dunkle Gewölk? 14Wolken umhüllen ihn, sodass er nicht sieht, am Himmelskreis geht er einher. 15Willst du dem Pfad der Vorzeit folgen, den die Männer des Unheils zogen, 16die vor der Zeit dahingerafft wurden, über deren Grund sich ein Strom ergoss? 17Die sagten zu Gott: Weiche von uns!, und: Was tut uns der Allmächtige an? 18Und doch, er hat ihre Häuser mit Gütern gefüllt und das Planen der Bösen blieb ihm fern. 19Sehen werden, sich freuen die Gerechten, der Reine wird sie verspotten: 20Wahrhaftig, vernichtet sind unsere Gegner, ihren Rest hat das Feuer verzehrt. 21Werde sein Freund und halte Frieden! Nur dadurch kommt das Gute dir zu. 22Nimm doch Weisung an aus seinem Mund, leg dir seine Worte ins Herz: 23Kehrst du zum Allmächtigen um, so wirst du aufgerichtet. Hältst Unrecht deinem Zelt du fern, 24wirfst in den Staub das Edelgold, zum Flussgestein das Feingold, 25dann wird der Allmächtige dein Edelgold und erlesenes Silber für dich sein. 26Dann wirst du am Allmächtigen dich erfreuen und zu Gott dein Angesicht heben. 27Flehst du ihn an, so hört er dich und du wirst deine Gelübde erfüllen. 28Beschließt du etwas, dann trifft es ein und Licht überstrahlt deine Wege. 29Wer hochmütig redet, den duckt er, doch hilft er dem, der die Augen senkt. 30Er rettet den, der schuldlos ist; durch deiner Hände Reinheit wird er gerettet.

Das Buch Ijob Kapitel 23

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Auch heute ist meine Klage Widerspruch; schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen. 3Wüßte ich doch, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte zu seiner Stätte. 4Ich wollte vor ihm das Recht ausbreiten, meinen Mund mit Beweisen füllen. 5Wissen möchte ich die Worte, die er mir entgegnet, erfahren, was er zu mir sagt. 6Würde er in der Fülle der Macht mit mir streiten? Nein, gerade er wird auf mich achten. 7Dort würde ein Redlicher mit ihm rechten und ich käme für immer frei von meinem Richter. 8Geh ich nach Osten, so ist er nicht da, nach Westen, so merke ich ihn nicht, 9nach Norden, sein Tun erblicke ich nicht; bieg ich nach Süden, sehe ich ihn nicht. 10Doch er kennt den Weg, den ich gehe; prüfte er mich, ich ginge wie Gold hervor. 11Mein Fuß hielt fest an seiner Spur, seinen Weg hielt ich ein und bog nicht ab. 12Das Gebot seiner Lippen gab ich nicht auf; seines Mundes Worte barg ich im Herzen. 13Doch er bleibt sich gleich. Wer stimmt ihn um? Wonach ihn gelüstet, das führt er aus. 14Ja, er vollendet, was er mir bestimmt hat; und Ähnliches hat er noch viel im Sinn. 15Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht; denk ich daran, gerate ich in Angst vor ihm. 16Gott macht mein Herz verzagt, der Allmächtige versetzt mich in Schrecken. 17Denn bin ich nicht von Finsternis umschlossen, bedeckt nicht Dunkel mein Angesicht?

Das Buch Ijob Kapitel 24

1 Warum hat der Allmächtige keine Fristen bestimmt? Warum schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht? 2Jene verrücken die Grenzen, rauben Herden und führen sie zur Weide. 3Den Esel der Waisen treiben sie fort, pfänden das Rind der Witwe. 4Vom Weg drängen sie die Armen, es verbergen sich alle Gebeugten des Landes. 5Sieh, wie Wildesel in der Steppe ziehen sie zu ihrer Arbeit aus; die Steppe suchen sie nach Nahrung ab, nach Brot für ihre Kinder. 6Auf dem Feld schneiden sie des Nachts, halten im Weinberg des Frevlers Nachlese. 7Nackt verbringen sie die Nacht, ohne Kleider, haben keine Decke in der Kälte. 8Vom Regen der Berge sind sie durchnässt, klammern sich ohne Schutz an den Fels. 9Von der Mutterbrust reißen sie die Waisen, den Säugling des Armen nehmen sie zum Pfand. 10Nackt müssen sie gehen, ohne Kleid, hungernd tragen sie Garben. 11Zwischen Mauern pressen sie Öl, treten die Kelter und müssen doch dürsten. 12Aus der Stadt stöhnen Sterbende, der Erschlagenen Leben schreit laut. Doch Gott achtet nicht auf ihr Flehen. 13Sie sind die Rebellen gegen das Licht; sie nehmen seine Wege nicht wahr, bleiben nicht auf seinen Pfaden. 14Ist kein Licht, erhebt sich der Mörder, tötet Elende und Arme; in der Nacht gleicht er dem Dieb. 15 Auch des Ehebrechers Auge achtet auf Dämmerung. Kein Auge, sagt er, soll mich erspähen!, eine Hülle legt er aufs Gesicht. 16Im Finstern bricht er ein in die Häuser; tagsüber verstecken sie sich; sie wollen nichts wissen vom Licht. 17Denn Finsternis ist für sie der Morgen zugleich, denn mit ihren Schrecken sind sie wohl vertraut. 18Schnell reißt ihn das Wasser fort; verflucht ist ihr Anteil auf Erden; nicht wendet er den Weg den Weinbergen zu. 19Dürre und Hitze raffen das Schneewasser weg, die Unterwelt den Sünder. 20Der Mutterschoß vergisst ihn, Gewürm labt sich an ihm; nie mehr wird an ihn gedacht; ja, wie Holz wird Frevel zerschmettert. 21Er tut Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, keiner Witwe erweist er Gutes. 22Gott reißt die Starken hinweg in seiner Macht; steht er auf, ist niemand seines Lebens sicher. 23Sicherheit gibt er ihm, er traue darauf; aber seine Augen überwachen ihren Weg. 24Sie kommen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus. Sie werden umgebogen, alle mit der Faust gepackt und wie Ährenspitzen abgeschnitten. 25Ist es nicht so? Wer straft mich Lügen und bringt meine Rede zum Schweigen?

Das Buch Ijob Kapitel 25

1 Da antwortete Bildad von Schuach und sprach: 2Herrschaft und Schrecken sind bei ihm, der Frieden schafft in seinen Höhen. 3Kann man seine Scharen zählen und über wem erhebt sich nicht sein Licht? 4Wie wäre ein Mensch gerecht vor Gott, wie wäre rein der vom Weib Geborene? 5Siehe, selbst der Mond glänzt nicht hell, die Sterne sind nicht rein in seinen Augen, 6 geschweige denn der Mensch, die Made, der Menschensohn, der Wurm.

Das Buch Ijob Kapitel 26

1 Da antwortete Ijob und sprach: 2 Wie hilfst du doch dem Schwachen auf, stehst du bei dem kraftlosen Arm! 3Wie gut rätst du dem, der nicht weise ist, tust ihm Wissen in Fülle kund! 4Wem trägst du die Reden vor und wessen Atem geht von dir aus? 5Die Totengeister zittern drunten, die Wasser mit ihren Bewohnern. 6Nackt liegt die Unterwelt vor ihm, keine Hülle deckt den Abgrund. 7Er spannt über dem Leeren den Norden, hängt die Erde auf am Nichts. 8Er bindet das Wasser in sein Gewölk; doch birst darunter die Wolke nicht. 9Er verschließt den Anblick seines Throns und breitet darüber sein Gewölk. 10Eine Grenze zieht er rund um die Wasser bis an den Rand von Licht und Finsternis.11Die Säulen des Himmels erzittern, sie erschrecken vor seinem Drohen.12Durch seine Kraft stellt still er das Meer, durch seine Klugheit zerschmettert er Rahab.13Durch seinen Hauch wird heiter der Himmel, seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange. 14Siehe, das sind nur die Säume seines Waltens; wie ein Flüstern ist das Wort, das wir von ihm vernehmen. Doch das Donnern seiner Macht, wer kann es begreifen?

Das Buch Ijob Kapitel 27

1 Dann setzte Ijob seine Rede fort und sprach: 2So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzog, der Allmächtige, der meine Seele quälte: 3Solange noch Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase,4soll Unrecht nicht von meinen Lippen kommen, noch meine Zunge Falsches reden. 5Fern sei es mir, euch Recht zu geben, ich gebe, bis ich sterbe, meine Unschuld nicht preis. 6An meinem Rechtsein halt ich fest und lass es nicht; mein Herz schilt keinen meiner Tage. 7 Mein Feind sei wie ein Frevler, mein Gegner wie ein Bösewicht. 8Denn was ist des Ruchlosen Hoffen, wenn er dahingeht, wenn Gott das Leben von ihm nimmt? 9Wird Gott sein Schreien hören, wenn über ihn die Drangsal kommt? 10Kann er sich des Allmächtigen erfreuen und Gott anrufen zu jeder Zeit? 11Ich will euch belehren über Gottes Tun, nicht verhehlen, was der Allmächtige plant. 12Ihr habt es ja alle selbst gesehen. Warum führt ihr nichtige Reden? 13Das ist des Frevlers Anteil bei Gott, der Gewalttätigen Erbe, das sie vom Allmächtigen empfangen: 14Werden zahlreich seine Söhne, fürs Schwert sind sie bestimmt; nie werden seine Kinder satt an Brot. 15Was übrig bleibt, wird durch den Tod begraben und seine Witwen weinen nicht. 16Häuft er auch Silber auf wie Staub und beschafft er sich Kleider wie Lehm: 17er schafft sie zwar an; doch anziehen wird sie der Gerechte, das Silber wird der Schuldlose erben. 18Er baut wie die Spinne sein Haus und wie die Hütte, die der Wächter aufstellt. 19 Reich legt er sich schlafen, nichts ist ihm genommen. Macht er die Augen auf, ist nichts mehr da. 20Schrecken holt ihn ein wie eine Wasserflut, der Sturmwind trägt ihn fort bei Nacht. 21Der Ostwind hebt ihn hoch, er muss dahin, er weht ihn weg von seinem Ort. 22Er stürzt sich auf ihn schonungslos, seiner Gewalt will er entfliehen. 23Man klatscht über ihn in die Hände und zischt ihn fort von seiner Stätte.

Das Buch Ijob Kapitel 28

1 Wohl gibt es einen Fundort für das Silber, eine Stätte für das Gold, wo man es läutert. 2Eisen holt man aus der Erde, Gestein wird zu Kupfer geschmolzen. 3Es setzt der Mensch dem Finstern eine Grenze; er forscht hinein bis in das Letzte, ins düstere, dunkle Gestein. 4Stollen gräbt ein fremdes Volk; vergessen, ohne Halt für den Fuß, hängt es, schwebt es, den Menschen fern. 5 Die Erde, daraus das Brotkorn kommt, wird in den Tiefen wie mit Feuer zerstört. 6Fundort des Saphirs ist ihr Gestein und Goldstaub findet sich darin. 7Kein Raubvogel kennt den Weg dahin; kein Falkenauge hat ihn erspäht. 8Das stolze Wild betritt ihn nicht, kein Löwe schreitet über ihn. 9An harte Kiesel legt er die Hand, von Grund auf wühlt er Berge um. 10In Felsen haut er Stollen ein und lauter Kostbarkeiten erblickt sein Auge. 11Sickerbäche dämmt er ein, Verborgenes bringt er ans Licht. 12Die Weisheit aber, wo ist sie zu finden und wo ist der Ort der Einsicht? 13Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt; sie findet sich nicht in der Lebenden Land. 14Die Urflut sagt: Bei mir ist sie nicht. Der Ozean sagt: Bei mir weilt sie nicht. 15Man kann nicht Feingold für sie geben, nicht Silber als Preis für sie wägen. 16Nicht wiegt sie Gold aus Ofir auf, kein kostbarer Karneol, kein Saphir. 17Gold und Glas stehen ihr nicht gleich, kein Tausch für sie ist Goldgerät, 18nicht zu reden von Korallen und Kristall; weit über Perlen geht der Weisheit Besitz. 19Der Topas von Kusch kommt ihr nicht gleich und reinstes Gold wiegt sie nicht auf. 20 Die Weisheit aber, wo kommt sie her und wo ist der Ort der Einsicht? 21Verhüllt ist sie vor aller Lebenden Auge, verborgen vor den Vögeln des Himmels. 22Abgrund und Tod sagen: Unser Ohr vernahm von ihr nur ein Raunen. 23Gott ist es, der den Weg zu ihr weiß, und nur er kennt ihren Ort. 24Denn er blickt bis hin zu den Enden der Erde; was unter dem All des Himmels ist, sieht er. 25Als er dem Wind sein Gewicht schuf und die Wasser nach Maß bestimmte, 26als er dem Regen das Gesetz schuf und einen Weg dem Donnergewölk, 27damals hat er sie gesehen und gezählt, sie festgestellt und erforscht. 28Doch zum Menschen sprach er: Seht, die Furcht vor dem Herrn, das ist Weisheit, das Meiden des Bösen ist Einsicht.

Das Buch Ijob Kapitel 29

1 Dann setzte Ijob seine Rede fort und sprach: 2Dass ich doch wäre wie in längst vergangenen Monden, wie in den Tagen, da mich Gott beschirmte, 3als seine Leuchte über meinem Haupt erstrahlte, in seinem Licht ich durch das Dunkel ging. 4So, wie ich in den Tagen meiner Frühzeit war, als Gottes Freundschaft über meinem Zelte stand, 5als der Allmächtige noch mit mir war, meine Kinder mich umgaben, 6als meine Schritte sich in Milch gebadet, Bäche von Öl der Fels mir ergoss. 7Ging ich durchs Tor zur Stadt hinauf, ließ ich auf dem Platz meinen Sitz aufstellen; 8sahen mich die Jungen, so traten sie scheu beiseite, die Alten standen auf und blieben stehen. 9Fürsten hielten mit Reden sich zurück und legten ihre Hand auf ihren Mund. 10Der Edlen Stimme blieb stumm, am Gaumen klebte ihre Zunge. 11Hörte mich ein Ohr, pries es mich glücklich, das Auge, das mich sah, stimmte mir zu. 12Denn ich rettete den Armen, der schrie, die Waise, die ohne Hilfe war. 13Der Segen des Verlorenen kam über mich und jubeln ließ ich der Witwe Herz. 14Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit, wie Mantel und Kopfbund umhüllte mich mein Recht. 15Auge war ich für den Blinden, dem Lahmen wurde ich zum Fuß. 16Vater war ich für die Armen, des Unbekannten Rechtsstreit prüfte ich. 17Ich zerschmetterte des Bösen Kiefer, entriss die Beute seinen Zähnen. 18So dachte ich: Mit meinem Nest werde ich verscheiden und gleich dem Phönix meine Tage mehren. 19 Meine Wurzel reiche bis an das Wasser, auf meinen Zweigen nächtige Tau. 20Neu bleibe mir meine Ehre, mein Bogen verjünge sich in meiner Hand. 21Auf mich horchten und warteten sie, lauschten schweigend meinem Rat. 22Wenn ich sprach, nahm keiner das Wort; es träufelte nieder auf sie meine Rede. 23Sie harrten auf mich wie auf Regen, sperrten den Mund wie nach Spätregen auf. 24Lächelte ich denen zu, die ohne Vertrauen, sie wiesen das Leuchten meines Gesichts nicht ab. 25Ich bestimmte ihr Tun, ich saß als Haupt, thronte wie ein König inmitten der Schar, wie einer, der Trauernde tröstet.

Das Buch Ijob Kapitel 30

1 Jetzt aber lachen über mich, die jünger sind als ich an Tagen, deren Väter ich nicht für wert geachtet, sie bei den Hunden meiner Herde anzustellen. 2Was sollte mir auch ihrer Hände Kraft? Geschwunden war ihre Rüstigkeit 3durch Mangel und durch harten Hunger; Leute, die das dürre Land abnagen, das Gras der Wüste und der Wüstenei.4Sie pflücken Salzmelde im Gesträuch und Ginsterwurzeln sind ihr Brot. 5Aus der Gemeinschaft wurden sie verjagt; man schreit ihnen nach wie einem Dieb. 6Am Hang der Täler müssen sie wohnen, in Erdhöhlen und in Felsgeklüft. 7Zwischen Sträuchern schreien sie kläglich, drängen sich zusammen unter wildem Gestrüpp. 8Blödes Gesindel, Volk ohne Namen, wurden sie aus dem Land hinausgepeitscht. 9Jetzt aber bin ich ihr Spottlied, bin zum Klatsch für sie geworden. 10Sie verabscheuen mich, rücken weit von mir weg, scheuen sich nicht, mir ins Gesicht zu speien. 11Denn Gott löste mein Seil und beugte mich nieder, sie aber ließen die Zügel vor mir schießen. 12Zur rechten Seite erhebt sich eine Schar, treibt meine Füße weg, wirft gegen mich ihre Unheilsdämme auf. 13Meinen Pfad reißen sie auf, helfen zu meinem Verderben und niemand wehrt ihnen. 14Wie durch eine breite Bresche kommen sie heran, wälzen sich unter Trümmern her. 15Schrecken stürzen auf mich ein, verjagt wie vom Wind ist mein Adel, wie eine Wolke entschwand mein Heil. 16Und nun zerfließt die Seele in mir, des Elends Tage packen mich an. 17Des Nachts durchbohrt es mir die Knochen, mein nagender Schmerz kommt nicht zur Ruh. 18Mit Allgewalt packt er mich am Kleid, schnürt wie der Gürtel des Rocks mich ein. 19Er warf mich in den Lehm, sodass ich Staub und Asche gleiche. 20Ich schreie zu dir und du erwiderst mir nicht; ich stehe da, doch du achtest nicht auf mich. 21Du wandelst dich zum grausamen Feind gegen mich, mit deiner starken Hand befehdest du mich. 22Du hebst mich in den Wind, fährst mich dahin, lässt mich zergehen im Sturmgebraus. 23Ja, ich weiß, du führst mich zum Tod, zur Sammelstätte aller Lebenden. 24Doch nicht an Trümmer legt er die Hand. - Schreit man nicht um Hilfe beim Untergang? 25Weinte ich nicht um den, der harte Tage hatte, grämte sich nicht meine Seele über den Armen? 26Ja, ich hoffte auf Gutes, doch Böses kam, ich harrte auf Licht, doch Finsternis kam. 27Mein Inneres kocht und kommt nicht zur Ruhe, mich haben die Tage des Elends erreicht.28Geschwärzt, doch nicht von der Sonne gebrannt, stehe ich auf in der Gemeinde, schreie laut. 29Den Schakalen wurde ich zum Bruder, den Straußenhennen zum Freund. 30Die Haut an mir ist schwarz, von Fieberglut brennen meine Knochen. 31Zur Trauer wurde mein Harfenspiel, mein Flötenspiel zum Klagelied.

Das Buch Ijob Kapitel 31

1 Einen Bund schloss ich mit meinen Augen, nie eine Jungfrau lüstern anzusehen. 2Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, mein Erbe vom Allmächtigen in der Höhe? 3Ist nicht Verderben dem Frevler bestimmt und Missgeschick den Übeltätern? 4Sieht er denn meine Wege nicht, zählt er nicht alle meine Schritte? 5Wenn ich in Falschheit einherging, wenn zum Betrug mein Fuß eilte, 6dann wäge Gott mich auf gerechter Waage, so wird er meine Unschuld anerkennen. 7Wenn mein Schritt vom Wege wich, mein Herz meinen Augen folgte, an meinen Händen Makel klebte, 8dann esse ein anderer, was ich säe, entwurzelt werde, was mir sprosst. 9Wenn sich mein Herz von einer Frau betören ließ und ich an der Tür meines Nachbarn lauerte, 10dann mahle meine Frau einem andern und andere sollen sich beugen über sie. 11Denn das wäre eine Schandtat und ein Verbrechen, von Richtern zu strafen. 12Denn das wäre Feuer, das zum Abgrund frisst und meine ganze Habe entwurzelt. 13Wenn ich das Recht meines Knechts missachtet und das meiner Magd im Streit mit mir, 14was könnt ich tun, wenn Gott sich erhöbe, was ihm entgegnen, wenn er mich prüfte? 15Hat nicht mein Schöpfer auch ihn im Mutterleib geschaffen, hat nicht der Eine uns im Mutterschoß gebildet? 16Wenn ich der Armen Wunsch versagte, verschmachten ließ der Witwe Augen, 17wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, das Waisenkind aber nicht davon aß - 18 von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, vom Mutterschoß an mich geleitet -, 19wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid und ohne Decke den Verarmten, 20wenn nicht seine Lenden mir dankten, er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, 21wenn meine Hand der Waise drohte, weil ich am Tor Helfer für mich sah, 22dann falle die Schulter mir vom Nacken, breche der Arm mir aus dem Gelenk. 23Ja, Schrecken träfe mich, Gottes Verderben, vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand. 24Wenn ich auf Gold meine Hoffnung setzte, zum Feingold sprach: Du meine Zuversicht!, 25wenn ich mich freute, dass groß mein Vermögen, dass viel erreicht hat meine Hand, 26wenn ich die leuchtende Sonne sah, wie sie strahlte, den Mond, wie er herrlich dahinzog, 27wenn heimlich sich mein Herz betören ließ und meine Hand dem Mund zum Kuss sich bot, 28auch das wäre ein Verbrechen, vom Richter zu strafen, denn Gott da droben hätte ich verleugnet. 29Wenn ich am Unglück meines Feinds mich freute und triumphierte, dass Unheil ihn traf - 30habe ich doch meinem Mund zu sündigen verboten, sein Leben mit Fluch zu verwünschen. 31Wenn meine Zeltgenossen nicht gestanden: Wer wurde von seinem Fleisch nicht gesättigt? 32Kein Fremder musste draußen übernachten, dem Wanderer tat meine Tür ich auf. 33Wenn ich nach Menschenart meine Frevel verhehlte, meine Schuld verbarg in meiner Brust, 34weil ich die große Menge scheute und die Verachtung der Sippen mich schreckte, so schwiege ich still und ginge nicht zur Tür hinaus. 35 Gäbe es doch einen, der mich hört. Das ist mein Begehr, dass der Allmächtige mir Antwort gibt: Hier ist das Schriftstück, das mein Gegner geschrieben. 36Auf meine Schulter wollte ich es heben, als Kranz es um den Kopf mir winden. 37Ich täte die Zahl meiner Schritte ihm kund, ich nahte mich ihm wie ein Fürst. 38Wenn über mich mein Acker schrie, seine Furchen miteinander weinten, 39wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne zu bezahlen, das Verlangen seines Herrn ich unerfüllt ließ, 40sollen Dornen wachsen statt Weizen, statt Gerste stinkendes Kraut. Zu Ende sind die Worte Ijobs.

Das Buch Ijob Kapitel 32

1 Nun hörten jene drei Männer auf, Ijob zu entgegnen, weil er gerecht war in seinen Augen. 2Da entbrannte der Zorn Elihus, des Sohnes Barachels, des Busiters aus dem Geschlecht Ram. Gegen Ijob entbrannte sein Zorn, weil er sich vor Gott für gerecht hielt. 3Auch gegen seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort mehr fanden, um Ijob schuldig zu sprechen. 4Elihu aber hatte Ijob gegenüber mit Worten gezögert, weil jene älter waren als er. 5Doch als Elihu sah, dass die drei Männer keine Antwort mehr wussten, entbrannte sein Zorn. 6Da ergriff Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, das Wort und sprach: Noch bin ich jung an Jahren, doch ihr seid hochbetagt; deshalb hielt ich mich zurück und scheute mich, euch mein Wissen zu beweisen. 7Ich dachte: Mag erst das Alter reden, der Jahre Fülle Weisheit künden. 8Jedoch, es ist der Geist im Menschen, des Allmächtigen Hauch, der ihn verständig macht. 9Die alt an Jahren sind, nicht immer sind sie weise noch Greise stets des Rechten kundig. 10Darum sage ich: Hört mich an! Beweisen will auch ich mein Wissen. 11Seht, gewartet habe ich auf eure Worte, gelauscht auf eure klugen Sprüche, bis ihr die rechten Worte fändet. 12Ich bin euch aufmerksam gefolgt, doch seht, keiner hat Ijob widerlegt, keiner von euch ihm zu entgegnen vermocht. 13Sagt nicht: Wir haben die Weisheit gefunden: Gott wird ihn verstoßen, nicht ein Mensch. 14Nicht gegen mich richten sich seine Reden, nicht mit euren Worten werd ich ihm entgegnen. 15Besiegt sind sie, geben keine Antwort mehr, die Worte sind ihnen ausgegangen. 16Soll ich nun warten, wenn sie nicht reden, wenn sie dastehen, nichts mehr zu sagen wissen? 17So will auch ich nun meinen Teil erwidern, beweisen will auch ich mein Wissen. 18Denn angefüllt bin ich mit Worten, mich drängt der Geist in meiner Brust. 19Mein Inneres ist wie Wein, der keine Luft hat, wie neue Schläuche muss es bersten. 20Reden will ich, dann wird mir leichter, ich öffne meine Lippen und entgegne. 21Ich ergreife für niemand Partei und sage keinem Schmeichelworte. 22Denn ich versteh mich nicht aufs Schmeicheln, sonst raffte mich mein Schöpfer bald hinweg.

Das Buch Ijob Kapitel 33

1 Du aber, Ijob, hör doch auf meine Rede, all meinen Worten leih dein Ohr! 2Siehe, ich habe meinen Mund geöffnet, schon spricht am Gaumen meine Zunge. 3Gerade sind die Worte meines Herzens, lautere Weisheit reden meine Lippen. 4Gottes Geist hat mich erschaffen, der Atem des Allmächtigen mir das Leben gegeben. 5Wenn du kannst, so gib mir Antwort! Leg es mir vor und stell dich! 6Schau, ich bin wie du vor Gott, auch ich bin nur aus Lehm geformt. 7Furcht vor mir braucht dich nicht zu erschrecken, Druck von mir nicht auf dir lasten. 8Jedoch, du sprachst vor meinen Ohren und ich vernahm der Worte Laut:9Rein bin ich und ohne Sünde, makellos und ohne Schuld. 10Vorwürfe sucht Gott gegen mich zu finden, er sieht mich an als seinen Feind. 11Meine Füße legt er in den Block, er überwacht alle meine Pfade. 12Da bist du nicht im Recht, sage ich dir, denn Gott ist größer als der Mensch. 13Weshalb hast du mit ihm gehadert, weil er all deinen Worten nicht erwidert? 14Denn einmal redet Gott und zweimal, man achtet nicht darauf. 15Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt, im Schlummer auf dem Lager, 16da öffnet er der Menschen Ohr und schreckt sie auf durch Warnung, 17um von seinem Tun den Menschen abzubringen, den Hochmut aus dem Manne auszutreiben, 18seine Seele vor dem Grab zu retten, sein Leben davor, in den Todesschacht hinabzusteigen. 19Er wird gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager und ständig ist Kampf in seinen Gliedern. 20Am Brot verspürt sein Leben Ekel und seine Seele an der Lieblingsspeise. 21Es schwindet sein Fleisch, man sieht's nicht mehr. Abgemagert bis auf die Knochen, die man sonst nicht sieht. 22Dem Grabe nähert sich seine Seele, sein Leben den Todesboten. 23Wenn dann ein Engel ihm zur Seite steht, ein Mittler, einer von den Tausenden, dem Menschen zu verkünden, was recht ist, 24wenn dieser sich erbarmt und spricht: Erlös ihn, dass er nicht ins Grab absteige, Lösegeld hab ich für ihn gefunden!, 25dann blüht sein Fleisch in Jugendfrische, zu Jugendtagen kehrt er zurück. 26Betet er zu Gott, so ist er ihm gnädig, er darf sein Angesicht schauen in festlichem Jubel. Dem Menschen gibt er die Gerechtigkeit wieder. 27Er singt bei den Menschen und spricht: Gesündigt hatte ich und das Recht verkehrt; doch hat er mir nicht mit Gleichem vergolten, 28meine Seele erlöst vor dem Abstieg ins Grab, mein Leben darf schauen das Licht. 29Sieh, alles das pflegt Gott zu tun, zweimal, ja dreimal mit den Menschen, 30um fern zu halten seine Seele von dem Grab, um ihm zu leuchten mit dem Licht des Lebens. 31Merk auf, Ijob, hör mich an, schweig still, dass ich rede! 32Hast Worte du bereit, entgegne mir! Sprich nur; denn gern gebe ich dir Recht. 33Wenn aber nicht, hör du mich an! Schweig still, damit ich dich Weisheit lehre.

Das Buch Ijob Kapitel 34

1 Dann ergriff Elihu das Wort und sprach: 2Ihr Weisen, hört meine Worte, ihr Kundigen, leiht mir Gehör! 3Denn das Ohr prüft die Worte und der Gaumen schmeckt die Speise. 4Lasst das Recht uns untersuchen, erkennen unter uns, was gut ist. 5Denn Ijob sagt: Ich bin im Recht, doch Gott hat mir mein Recht entzogen. 6Meinem Recht zuwider soll ich lügen? Unheilbar traf mich ohne Schuld der Pfeil. 7Wo ist ein Mann wie Ijob, der Lästerung wie Wasser trinkt, 8der hingeht, um sich den Übeltätern zuzugesellen, und mit den Frevlern Umgang pflegt? 9Er sagte ja: Es nützt dem Menschen nichts, dass er in Freundschaft lebt mit Gott. 10 Darum hört mir zu, ihr Männer mit Verstand! Fern ist es Gott, Unrecht zu tun, und dem Allmächtigen, Frevel zu üben.11Nein, was der Mensch tut, das vergilt er ihm, nach eines jeden Verhalten lässt er es ihn treffen. 12Nein, wahrhaftig, nie tut Gott unrecht und der Allmächtige beugt nicht das Recht. 13Wer hat ihm seine Erde anvertraut und wer den ganzen Erdkreis hingestellt? 14Wenn er auf ihn den Sinn nur richtet, seinen Geist und Atem zu sich holt, 15muss alles Fleisch zusammen sterben, der Mensch zum Staube wiederkehren. 16 Hast du Verstand, so höre dies, lausche dem Laut meiner Worte! 17Kann, wer das Recht hasst, Herrschaft führen? Und willst du den Gerechten, den Erhabenen verklagen,18ihn, der zum König sagt: Du Nichtsnutz!, zu Edelmännern: Bösewicht!, 19der nicht auf Fürsten Rücksicht nimmt, vornehm nicht vor arm begünstigt; denn alle sind sie seiner Hände Werk. 20Sie sterben plötzlich, mitten in der Nacht; das Volk gerät in Aufruhr und sie müssen fort. Starke müssen weichen, ohne dass eine Hand sich rührt. 21Denn seine Augen schauen auf des Menschen Wege, alle seine Schritte sieht er wohl. 22 Kein Dunkel gibt es, keine Finsternis, wo sich die Übeltäter bergen könnten. 23 Denn dem Menschen setzt er keine Frist, zu Gott ins Gericht zu gehen. 24 Gewaltige knickt er ohne Verhör und stellt andere an ihren Platz. 25Wahrhaftig, Gott kennt ja ihre Taten, er stürzt sie bei Nacht und sie sind zermalmt. 26Wie Frevler schlägt er sie an einem Ort, wo man es sieht, 27deshalb, weil sie von ihm wichen, nicht achteten auf alle seine Wege. 28So lässt er der Armen Geschrei zu sich kommen, er hört das Geschrei der Gebeugten. 29Hält er sich still, wer spricht ihn schuldig? Verbirgt er sein Gesicht, wer nimmt ihn wahr? Über Volk und Menschen aber wacht er, 30damit nicht ruchlose Menschen herrschen, die dem Volk zum Fallstrick werden. 31Denn nicht ist's an Gott, zu sagen: Geirrt habe ich, ich mach's nicht wieder falsch. 32Was ich nicht sehe, lehre du mich! Tat ich Unrecht, ich will es nicht mehr tun. 33Soll er nach deinem Sinn vergelten, weil du verwirfst? So musst ja du entscheiden, nicht ich, und was du weißt, das sage an!34Verständige Männer werden zu mir sagen, ein jeder Weise, der mich hört: 35Bar des Wissens redet Ijob und unbedacht sind seine Worte. 36Wohlan, weiter werde Ijob geprüft, weil er nach der Frevler Art erwidert. 37Denn Frevel fügt er noch zu seiner Sünde, in unserer Mitte höhnt er laut, mehrt seine Worte gegen Gott.

Das Buch Ijob Kapitel 35

1 Dann ergriff Elihu das Wort und sprach: 2Hältst du das für ein Rechtsverfahren? Du behauptest bloß: Gerecht bin ich vor Gott. 3Du sagst: Was nützt es mir, was habe ich davon, dass ich nicht sündige? 4Ich will mit Worten dir erwidern und deinen Freunden auch mit dir. 5Schau den Himmel an und sieh, blick zu den Wolken auf hoch über dir! 6Wenn du gesündigt hast, was tust du ihm, sind zahlreich deine Frevel, was schadest du ihm? 7Tust du recht, was gibst du ihm oder was empfängt er aus deiner Hand? 8Menschen wie dich trifft dein Frevel, dein Gerechtsein nur die Menschenkinder. 9Sie schreien über der Bedrücker Menge, rufen um Hilfe unter dem Arm der Großen. 10Doch keiner fragt: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Loblieder schenkt bei Nacht, 11der uns mehr lehrt als die Tiere der Erde und uns weiser macht als die Vögel des Himmels? 12Dort schreien sie und doch antwortet er nicht wegen des Übermuts der Bösen. 13Wahrhaftig umsonst, Gott hört es nicht und der Allmächtige sieht es nicht an. 14Gar wenn du sagst, du sähest ihn nicht - das Gericht steht bei ihm, du aber harre auf ihn! 15Jetzt aber, da sein Zorn nicht straft und er nicht groß des Frevels achtet, 16reißt Ijob sinnlos auf den Mund, macht große Worte im Unverstand.

Das Buch Ijob Kapitel 36

1 Dann fuhr Elihu fort und sprach: 2 Wart ein wenig, ich will es dir künden, ich hab für Gott noch mehr zu sagen. 3Ich rufe mein Wissen weit hinaus, meinem Schöpfer verschaff ich Recht. 4Denn wahrhaftig, meine Worte sind kein Trug, ein Mann vollkommenen Wissens steht vor dir. 5Denn Gott ist gewaltig, doch verwirft er nicht, gewaltig an Kraft und an Weisheit. 6Den Frevler lässt er nicht am Leben, doch den Gebeugten schafft er Recht. 7Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten; Könige auf dem Thron: für immer setzt er sie ein, sie werden groß. 8Doch sind in Fesseln sie geschlagen, gefangen in des Elends Stricken, 9so hält er ihnen ihr Tun vor und ihr Vergehen, weil sie stolz geworden. 10Er öffnet ihr Ohr zur Warnung, fordert sie auf, vom Bösen zu lassen. 11Wenn sie gehorchen und ihm dienen, vollenden sie im Glück ihre Tage, in Wonnen ihre Jahre. 12Hören sie nicht, so fahren sie zum Todesschacht hinab, verscheiden im Unverstand. 13Ruchlos Gesinnte hegen Groll, schreien nicht um Hilfe, wenn er sie fesselt. 14Jung schon muss ihre Seele sterben, wie das Leben der Lustknaben ist ihr Leben. 15Den Geplagten rettet Gott durch seine Plage und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr. 16Auch dich entreißt er dem Rachen der Bedrängnis, in Weite stehst du, nicht in Enge, voll ist deine Tafel von fetten Speisen. 17Doch wenn du wie ein Frevler richtest, wird Recht und Gericht dich treffen. 18 Zornglut verleite dich nicht beim Schicksalsschlag und reiches Lösegeld verführe dich nicht. 19Wird dein Schreien aus der Not dich führen und alle Anstrengungen voll Kraft? 20Sehne nicht die Nacht herbei, die Völker von ihrer Stätte vertreibt. 21Hüte dich und wende dich nicht zum Bösen! Denn darum wirst du durch Leid geprüft. 22Sieh, groß ist Gott in seiner Macht. Wer ist ein Lehrer wie er? 23Wer will ihm weisen seinen Weg? Wer kann ihm sagen: Du tust Unrecht? 24Denk daran, hoch sein Werk zu preisen, von dem die Menschen Lieder singen. 25Alle Welt schaut es voll Staunen, von ferne nur erblickt es der Mensch. 26Sieh, Gott ist groß, nicht zu begreifen, unerforschlich ist die Zahl seiner Jahre. 27Denn er zieht die Wassertropfen herauf, als Regen ergießen sie sich aus der Flut. 28Durch ihn rieseln die Wolken, träufeln nieder auf die vielen Menschen. 29Wer gar versteht der Wolke Schweben, den Donnerhall aus seinem Zelt? 30Sieh, darüber breitet er sein Licht und deckt des Meeres Wurzeln zu. 31Denn damit richtet er die Völker, gibt Speise in reicher Fülle. 32Mit leuchtenden Blitzen füllt er beide Hände, bietet sie auf gegen den, der angreift. 33Ihn kündigt an sein Donnerhall, wenn er im Zorn gegen den Frevel eifert.

Das Buch Ijob Kapitel 37

1 Darum erbebt mein Herz sehr heftig, pocht erregt an seiner Stelle. 2Hört, hört das Toben der Stimme Gottes, welch ein Grollen seinem Mund entfährt. 3Unter dem ganzen Himmel lässt er es los und seinen Blitz über die Säume der Erde. 4Hinter ihm brüllt der Donner drein, er dröhnt mit erhabener Stimme. Nicht hält er (die Blitze) zurück, wenn sein Donner gehört wird. 5Gott dröhnt mit seiner Stimme, wunderbar, er schafft große Dinge, wir verstehen sie nicht: 6Dem Schnee befiehlt er: Fall zur Erde!, dem Regenschwall, seinen mächtigen Güssen. 7Er versiegelt die Hand aller Menschen, sodass alle Welt sein Tun erkennt. 8Die Tiere verkriechen sich in ihr Versteck, sie lagern in ihren Höhlen. 9Aus seiner Kammer kommt der Sturm, von den Winden des Nordens die Kälte. 10Durch Gottes Hauch entsteht das Eis, liegt starr des Wassers Fläche. 11Auch belädt er die Wolken mit Nass, streut umher die leuchtenden Wolken. 12Sie ziehen hin und her, wie er sie lenkt, um alles, was er gebietet, zu wirken auf dem Kreis der Erde. 13Sei es als Zuchtrute, sei es auch für seine Erde, sei es als Erweis seiner Huld, so lässt er es sie treffen. 14Hör dir dies an, Ijob! Steh still, um die Wunder Gottes zu betrachten. 15Weißt du, wie Gott ihnen Auftrag gibt, wie das Licht seiner Wolke aufstrahlt? 16Weißt du um der Wolke Schweben, um die Wunderwerke des Allwissenden? 17Du, dem die Kleider vor Hitze glühen, wenn die Erde unter dem Südwind liegt, 18wölbst du gleich ihm das Wolkenfirmament, das fest ist wie ein gegossener Spiegel? 19Lehre du uns, was wir ihm sagen sollen. Wir können wegen des Dunkels nichts vorbringen. 20Muss man ihm erst erzählen, wenn ich rede? Muss es erst einer sagen, damit es ihm mitgeteilt wird? 21Und nun, wenn man das Sonnenlicht nicht sieht, ist es verdunkelt durch die Wolken, ein Windhauch bläst und fegt sie weg. 22Vom Norden naht ein Lichtglanz, um Gott her ist schreckliche Herrlichkeit. 23Den Allmächtigen ergründen wir nicht, er ist erhaben an Macht und Recht, er ist reich an Gerechtigkeit; Recht beugt er nicht. 24Darum sollen die Menschen ihn fürchten. Keinen sieht er an, wie weise sie auch sind.

Das Buch Ijob Kapitel 38

1 Da antwortete der Herr dem Ijob aus dem Wettersturm und sprach: 2Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht? 3Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann: Ich will dich fragen, du belehre mich! 4Wo warst du, als ich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt. 5Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Messschnur über ihr gespannt? 6Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne? 8Wer verschloss das Meer mit Toren, als schäumend es dem Mutterschoß entquoll, 9als Wolken ich zum Kleid ihm machte, ihm zur Windel dunklen Dunst, 10als ich ihm ausbrach meine Grenze, ihm Tor und Riegel setzte 11und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter, hier muss sich legen deiner Wogen Stolz? 12Hast du je in deinem Leben dem Morgen geboten, dem Frührot seinen Ort bestimmt, 13dass es der Erde Säume fasse und dass die Frevler von ihr abgeschüttelt werden? 14Sie wandelt sich wie Siegelton, (die Dinge) stehen da wie ein Gewand. 15Den Frevlern wird ihr Licht entzogen, zerschmettert der erhobene Arm. 16Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen, hast du des Urgrunds Tiefe durchwandert? 17Haben dir sich die Tore des Todes geöffnet, hast du der Finsternis Tore geschaut? 18Hast du der Erde Breiten überblickt? Sag es, wenn du das alles weißt. 19Wo ist der Weg zur Wohnstatt des Lichts? Die Finsternis, wo hat sie ihren Ort, 20dass du sie einführst in ihren Bereich, die Pfade zu ihrem Haus sie führst? 21Du weißt es ja; du wurdest damals ja geboren und deiner Tage Zahl ist groß. 22Bist du zu den Kammern des Schnees gekommen, hast du die Kammern des Hagels gesehen, 23den ich für Zeiten der Drangsal aufgespart, für den Tag des Kampfes und der Schlacht? 24Wo ist der Weg dorthin, wo das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut? 25Wer grub der Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk, 26um Regen zu senden auf unbewohntes Land, auf die Steppe, darin niemand wohnt, 27um zu sättigen die Wildnis und Öde und frisches Gras sprossen zu lassen? 28Hat der Regen einen Vater oder wer zeugte die Tropfen des Taus? 29Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren? 30Wie Stein erstarren die Wasser und wird fest die Fläche der Flut. 31Knüpfst du die Bande des Siebengestirns oder löst du des Orions Fesseln? 32Führst du heraus des Tierkreises Sterne zur richtigen Zeit, lenkst du die Löwin samt ihren Jungen? 33Kennst du die Gesetze des Himmels, legst du auf die Erde seine Urkunde nieder? 34Erhebst du zu den Wolken deine Stimme, dass dich die Woge des Wassers bedeckt? 35Entsendest du die Blitze, dass sie eilen und dir sagen: Wir sind da? 36Wer verlieh dem Ibis Weisheit oder wer gab Einsicht dem Hahn? 37Wer zählt in Weisheit die Wolken, und die Schläuche des Himmels, wer schüttet sie aus, 38wenn der Erdboden hart wird, als sei er gegossen, und Erdschollen zusammenkleben? 39Erjagst du Beute für die Löwin, stillst du den Hunger der jungen Löwen, 40wenn sie sich ducken in den Verstecken, im Dickicht auf der Lauer liegen? 41Wer bereitet dem Raben seine Nahrung, wenn seine Jungen schreien zu Gott und umherirren ohne Futter?

Das Buch Ijob Kapitel 39

1 Kennst du der Steinböcke Wurfzeit, überwachst du das Werfen der Hirsche? 2Zählst du die Monde, die tragend sie füllen, kennst du die Zeit ihres Wurfs? 3Sie kauern sich, werfen ihre Jungen, werden los ihre Wehen. 4Ihre Jungen erstarken, wachsen im Freien, laufen hinaus und kehren nicht zu ihnen zurück. 5Wer hat das Maultier freigelassen, des Wildesels Fesseln, wer schloss sie auf? 6Ich gab ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die salzige Trift. 7Er verlacht das Lärmen der Stadt, hört nicht des Treibers Geschrei. 8Die Berge sucht er nach Weide ab, jeglichem Grün spürt er nach. 9Wird dir der Wildstier dienen wollen, bleibt er an deiner Krippe zur Nacht? 10Hältst du am Seil ihn in der Furche, pflügt er die Täler hinter dir her? 11Traust du ihm, weil er so stark ist? Überlässt du ihm deine Arbeit? 12Glaubst du ihm, dass er wiederkommt und deine Saat auf die Tenne bringt? 13Lustig schlägt die Straußenhenne die Flügel. Ist ihre Schwinge darum so wie die des Storches und Falken? 14Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, lässt sie erwärmen im Sand, 15vergisst, dass sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann; 16sie behandelt ihre Jungen hart wie Fremde; war umsonst ihre Mühe, es erschreckt sie nicht. 17Denn Gott ließ sie Weisheit vergessen, gab ihr an Verstand keinen Teil. 18Im Augenblick aber, wenn sie hochschnellt, verlacht sie das Ross und seinen Reiter. 19Gabst du dem Ross die Heldenstärke, kleidest du mit einer Mähne seinen Hals? 20Läßt du wie Heuschrecken es springen? Furchtbar ist sein stolzes Wiehern. 21Es scharrt im Tal und freut sich, zieht mit Macht dem Kampf entgegen. 22Es spottet der Furcht und kennt keine Angst und kehrt nicht um vor dem Schwert. 23Über ihm klirrt der Köcher, Speer und Sichelschwert blitzen. 24Mit Donnerbeben wirbelt es den Staub auf, steht nicht still beim Klang des Horns. 25Sooft das Horn hallt, wiehert es «hui» und wittert den Kampf schon von weitem, der Anführer Lärm und das Schlachtgeschrei. 26Kommt es von deiner Einsicht, dass der Falke sich aufschwingt und nach Süden seine Flügel ausbreitet? 27Fliegt auf dein Geheiß der Adler so hoch und baut seinen Horst in der Höhe? 28Auf Felsen wohnt und nächtigt er, auf der Felsenzacke und an steiler Wand. 29Von dort erspäht er die Beute, seine Augen schauen ins Weite. 30Nach Blut schon gieren seine Jungen; wo Erschlagene sind, ist er zur Stelle.

Das Buch Ijob Kapitel 40

1 Da antwortete der Herr dem Ijob und sprach: 2Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten? Der Gott anklagt, antworte drauf! 3Da antwortete Ijob dem Herrn und sprach: 4Siehe, ich bin zu gering. Was kann ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund. 5Einmal habe ich geredet, ich tu es nicht wieder; ein zweites Mal, doch nun nicht mehr! 6Da antwortete der Herr dem Ijob aus dem Wettersturm und sprach: 7Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, du belehre mich! 8Willst du wirklich mein Recht zerbrechen, mich schuldig sprechen, damit du Recht behältst? 9Hast du denn einen Arm wie Gott, dröhnst du wie er mit Donnerstimme? 10So schmücke dich mit Hoheit und mit Majestät und kleide dich in Prunk und Pracht! 11Lass die Fluten deines Zornes sich ergießen, schau an jeden Stolzen, demütige ihn! 12Schau an jeden Stolzen, zwing ihn nieder! Zertritt die Frevler auf der Stelle! 13Verbirg sie insgesamt im Staub, schließ sie leibhaftig im Erdinnern ein! 14Dann werde auch ich dich preisen, weil deine Rechte den Sieg dir verschaffte. 15Sieh doch das Nilpferd, das ich wie dich erschuf. Gras frisst es wie ein Rind. 16Sieh doch die Kraft in seinen Lenden und die Stärke in den Muskeln seines Leibs! 17Wie eine Zeder lässt es hängen seinen Schwanz; straff sind verflochten seiner Schenkel Sehnen. 18Seine Knochen sind Röhren von Erz, wie Eisenstangen sein Gebein. 19Es ist der Anfang der Wege Gottes; der es gemacht hat, gab ihm sein Schwert. 20Doch die Berge tragen ihm Futter zu und alle Tiere des Feldes spielen dort. 21Es lagert unter Kreuzdornbüschen, in dem Versteck von Schilf und Sumpf. 22 Kreuzdornbüsche decken es mit Schatten, die Pappeln am Fluss umgeben es. 23Schwillt auch der Fluss, es zittert nicht, bleibt ruhig, wenn auch die Flut ihm ins Maul dringt. 24Kann man an den Augen es fassen, mit Haken ihm die Nase durchbohren? 25Kannst du das Krokodil am Angelhaken ziehen, mit der Leine seine Zunge niederdrücken? 26Legst du ein Binsenseil ihm in die Nase, durchbohrst du mit einem Haken seine Backe? 27Fleht es dich groß um Gnade an? Richtet es zärtliche Worte an dich? 28Schließt es einen Pakt mit dir, sodass du es dauernd nehmen kannst zum Knecht? 29Kannst du mit ihm wie mit einem Vogel spielen, bindest du es für deine Mädchen an? 30Feilschen darum die Jagdgenossen, verteilen sie es stückweise unter die Händler? 31Kannst du seine Haut mit Spießen spicken, mit einer Fischharpune seinen Kopf? 32Leg nur einmal deine Hand daran! Denk an den Kampf! Du tust es nie mehr.

Das Buch Ijob Kapitel 41

1 Sieh, das Hoffen darauf wird enttäuscht; sein bloßer Anblick bringt zu Fall. 2So kühn ist keiner, es zu reizen; wer könnte ihm wohl trotzen? 3Wer begegnete ihm und bliebe heil? Unter dem ganzen Himmel gibt es so einen nicht. 4Ich will nicht schweigen von seinen Gliedern, wie groß und mächtig, wie wohlgeschaffen es ist. 5Wer öffnet die Hülle seines Kleides, wer dringt in seinen Doppelpanzer ein? 6Wer öffnet die Tore seines Mauls? Rings um seine Zähne lagert Schrecken. 7Reihen von Schilden sind sein Rücken, verschlossen mit Siegel aus Kieselstein. 8Einer reiht sich an den andern, kein Lufthauch dringt zwischen ihnen durch. 9Fest haftet jeder an dem andern, sie sind verklammert, lösen sich nicht. 10Sein Niesen lässt Licht aufleuchten; seine Augen sind wie des Frührots Wimpern. 11Aus seinem Maul fahren brennende Fackeln, feurige Funken schießen hervor. 12Rauch dampft aus seinen Nüstern wie aus kochendem, heißem Topf. 13Sein Atem entflammt glühende Kohlen, eine Flamme schlägt aus seinem Maul hervor. 14Stärke wohnt in seinem Nacken, vor ihm her hüpft bange Furcht. 15Straff liegt seines Wanstes Fleisch, wie angegossen, unbewegt. 16Sein Herz ist fest wie Stein, fest wie der untere Mühlstein. 17Erhebt es sich, erschrecken selbst die Starken; vor Schrecken wissen sie nicht aus noch ein. 18Trifft man es, kein Schwert hält stand, nicht Lanze noch Geschoss und Pfeil. 19Eisen achtet es wie Stroh, Bronze wie morsch gewordenes Holz. 20Kein Bogenpfeil wird es verjagen, in Stoppeln verwandeln sich ihm die Steine der Schleuder. 21Wie Stoppeln dünkt ihm die Keule, es lacht nur über Schwertergerassel. 22Sein Unteres sind Scherbenspitzen; ein Dreschbrett breitet es über den Schlamm. 23Die Tiefe lässt es brodeln wie den Kessel, macht das Meer zu einem Salbentopf. 24Es hinterlässt eine leuchtende Spur; man meint, die Flut sei Greisenhaar. 25Auf Erden gibt es seinesgleichen nicht, dazu geschaffen, um sich nie zu fürchten. 26Alles Hohe blickt es an; König ist es über alle stolzen Tiere.

Das Buch Ijob Kapitel 42

1 Da antwortete Ijob dem Herrn und sprach: 2Ich hab erkannt, dass du alles vermagst; kein Vorhaben ist dir verwehrt. 3Wer ist es, der ohne Einsicht den Rat verdunkelt? So habe ich denn im Unverstand geredet über Dinge, die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind. 4Hör doch, ich will nun reden, ich will dich fragen, du belehre mich! 5Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. 6Darum widerrufe ich und atme auf, in Staub und Asche. 7Als der Herr diese Worte zu Ijob gesprochen hatte, sagte der Herr zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und deine beiden Gefährten; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob. 8So nehmt nun sieben Jungstiere und sieben Widder, geht hin zu meinem Knecht Ijob und bringt ein Brandopfer für euch dar! Mein Knecht Ijob aber soll für euch Fürbitte einlegen; nur auf ihn nehme ich Rücksicht, dass ich euch nichts Schlimmeres antue. Denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob. 9Da gingen Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama hin und taten, was der Herr ihnen gesagt hatte. Und der Herr nahm Rücksicht auf Ijob. 10Der Herr wendete das Geschick Ijobs, als er für seinen Nächsten Fürbitte einlegte; und der Herr mehrte den Besitz Ijobs auf das Doppelte. 11Da kamen zu ihm alle seine Brüder, alle seine Schwestern und alle seine früheren Bekannten und speisten mit ihm in seinem Haus. Sie bezeigten ihm ihr Mitleid und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte. Ein jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring. 12Der Herr aber segnete die spätere Lebenszeit Ijobs mehr als seine frühere. Er besaß vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Esel. 13Auch bekam er sieben Söhne und drei Töchter. 14Die erste nannte er Jemima, die zweite Kezia und die dritte Keren-Happuch. 15Man fand im ganzen Land keine schöneren Frauen als die Töchter Ijobs; ihr Vater gab ihnen Erbbesitz unter ihren Brüdern. 16Ijob lebte danach noch hundertvierzig Jahre; er sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Geschlechter. 17Dann starb Ijob, hochbetagt und satt an Lebenstagen.

Die Psalmen

Psalm 1

1 Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt,2 sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.3 Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen.4 Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.5 Darum werden die Frevler im Gericht nicht besteh'n noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Psalm 2

1 Warum toben die Völker, warum machen die Nationen vergebliche Pläne?2 Die Könige der Erde stehen auf, die Großen haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten.3 "Laßt uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke!"4 Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet sie.5 Dann aber spricht er zu ihnen im Zorn, in seinem Grimm wird er sie erschrecken:6 "Ich selber habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg."7 Den Beschluß des Herrn will ich kundtun. Er sprach zu mir: "Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt.8 Ford're von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum.9 Du wirst sie zerschlagen mit eiserner Keule, wie Krüge aus Ton wirst du sie zertrümmern."10 Nun denn, ihr Könige, kommt zur Einsicht, laßt euch warnen, ihr Gebieter der Erde!11 Dient dem Herrn in Furcht, und küßt ihm mit Beben die Füße,12 damit er nicht zürnt und euer Weg nicht in den Abgrund führt. Denn wenig nur, und sein Zorn ist entbrannt. Wohl allen, die ihm vertrauen!

Psalm 3

1-2 Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger; so viele stehen gegen mich auf.3 Viele gibt es, die von mir sagen: "Er findet keine Hilfe bei Gott." 4 Du aber, Herr, bist ein Schild für mich, du bist meine Ehre und richtest mich auf.5 Ich habe laut zum Herrn gerufen; da erhörte er mich von seinem heiligen Berg. 6 Ich lege mich nieder und schlafe ein, ich wache wieder auf, denn der Herr beschützt mich.7 Viele Tausende von Kriegern fürchte ich nicht, wenn sie mich ringsum belagern.8 Herr, erhebe dich, mein Gott, bring mir Hilfe! Denn all meinen Feinden hast du den Kiefer zerschmettert, hast den Frevlern die Zähne zerbrochen.9 Beim Herrn findet man Hilfe. Auf dein Volk komme dein Segen!

Psalm 4

1-2 Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott, du mein Retter! Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war. Sei mir gnädig, und hör auf mein Flehen!3 Ihr Mächtigen, wie lange noch schmäht ihr meine Ehre, warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen? 4 Erkennt doch: Wunderbar handelt der Herr an den Frommen; der Herr erhört mich, wenn ich zu ihm rufe.5 Ereifert ihr euch, so sündigt nicht! Bedenkt es auf eurem Lager, und werdet still'! 6 Bringt rechte Opfer dar, und vertraut auf den Herrn!7 Viele sagen: "Wer läßt uns Gutes erleben?" Herr, laß dein Angesicht über uns leuchten!8 Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.9 In Frieden leg' ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, läßt mich sorglos ruhen.

Psalm 5

1-2 Höre meine Worte, Herr, achte auf mein Seufzen!3 Vernimm mein lautes Schreien, mein König und mein Gott, denn ich flehe zu dir.4 Herr, am Morgen hörst du mein Rufen, am Morgen rüst' ich das Opfer zu, halte Ausschau nach dir.5 Denn du bist kein Gott, dem das Unrecht gefällt; der Frevler darf nicht bei dir weilen.6 Wer sich brüstet, besteht nicht vor deinen Augen; denn dein Haß trifft alle, die Böses tun.7 Du läßt die Lügner zugrunde gehn, Mörder und Betrüger sind dem Herrn ein Greuel.8 Ich aber darf dein Haus betreten dank deiner großen Güte, ich werfe mich nieder in Ehrfurcht vor deinem heiligen Tempel.9 Leite mich, Herr, in deiner Gerechtigkeit, meinen Feinden zum Trotz; ebne deinen Weg vor mir!10 Aus ihrem Mund kommt kein wahres Wort, ihr Inneres ist voll Verderben. Ihre Kehle ist ein offenes Grab, aalglatt ist ihre Zunge.11 Gott, laß sie dafür büßen; sie sollen fallen durch ihre eigenen Ränke. Verstoße sie wegen ihrer vielen Verbrechen; denn sie empören sich gegen dich.12 Doch alle sollen sich freuen, die auf dich vertrauen, und sollen immerfort jubeln. Beschütze alle, die deinen Namen lieben, damit sie dich rühmen.13 Denn du, Herr, segnest den Gerechten. Wie mit einem Schild deckst du ihn mit deiner Gnade.

Psalm 6

1-2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm!3 Sei mir gnädig, Herr, ich sieche dahin; heile mich, Herr, denn meine Glieder zerfallen!4 Meine Seele ist tief verstört. Du aber, Herr, wie lange säumst du noch?5 Herr, wende dich mir zu und errette mich, in deiner Huld bring mir Hilfe!6 Denn bei den Toten denkt niemand mehr an dich. Wer wird dich in der Unterwelt noch preisen?7 Ich bin erschöpft vom Seufzen, jede Nacht benetzen Ströme von Tränen mein Bett, ich überschwemme mein Lager mit Tränen.8 Mein Auge ist getrübt vor Kummer, ich bin gealtert wegen all meiner Gegner.9 Weicht zurück von mir, all ihr Frevler; denn der Herr hat mein lautes Weinen gehört.10 Gehört hat der Herr mein Flehen, der Herr nimmt mein Beten an.11 In Schmach und Verstörung geraten all meine Feinde, sie müssen weichen und gehen plötzlich zugrunde.

Psalm 7

1-2 Herr, mein Gott, ich flüchte mich zu dir; hilf mir vor allen Verfolgern und rette mich,3 damit mir niemand wie ein Löwe das Leben raubt, mich zerreißt, und keiner ist da, der mich rettet.4 Wenn ich das getan habe, Herr, mein Gott, wenn an meinen Händen Unrecht klebt,5 wenn ich meinem Freunde Böses tat, wenn ich den quälte, der mich grundlos bedrängt hat,6 dann soll mich der Feind verfolgen und ergreifen; er richte mein Leben zugrunde und trete meine Ehre mit Füßen. 7 Herr, steh auf in deinem Zorn, erheb dich gegen meine wütenden Feinde! Wach auf, du mein Gott! Du hast zum Gericht gerufen. Der Herr richtet die Völker.8 Um dich stehe die Schar der Völker im Kreis; über ihnen throne du in der Höhe!9 Herr, weil ich gerecht bin, verschaff mir Recht, (und tu an mir Gutes,) weil ich schuldlos bin!10 Die Bosheit der Frevler finde ein Ende, doch gib dem Gerechten Bestand, gerechter Gott, der du auf Herz und Nieren prüfst.11 Ein Schild über mir ist Gott, er rettet die Menschen mit redlichem Herzen.12 Gott ist ein gerechter Richter, ein Gott, der täglich strafen kann.13 Wenn der Frevler sein Schwert wieder schärft, seinen Bogen spannt und zielt,14 dann rüstet er tödliche Waffen gegen sich selbst, bereitet sich glühende Pfeile.15 Er hat Böses im Sinn; er geht schwanger mit Unheil, und Tücke gebiert er.16 Er gräbt ein Loch, er schaufelt es aus, doch er stürzt in die Grube, die er selber gemacht hat.17 Seine Untat kommt auf sein eigenes Haupt, seine Gewalttat fällt auf seinen Scheitel zurück.18 Ich will dem Herrn danken, denn er ist gerecht; dem Namen des Herrn, des Höchsten, will ich singen und spielen.

Psalm 8

1-2 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, deinen Gegnern zum Trotz; deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.4 Seh' ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt:5 Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst, des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst?6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt:8 All die Schafe, Ziegen und Rinder und auch die wilden Tiere,9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.10 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

Psalm 9

1-2 Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen, verkünden will ich all deine Wunder.3 Ich will jauchzen und an dir mich freuen, für dich, du Höchster, will ich singen und spielen.4 Denn zurückgewichen sind meine Feinde, gestürzt und vergangen vor deinem Angesicht.5 Du hast mir Recht verschafft und für mich entschieden, dich auf den Thron gesetzt als ein gerechter Richter.6 Du hast die Völker bedroht, die Frevler vernichtet, ihren Namen gelöscht für immer und ewig.7 Die Feinde sind dahin, zerschlagen für immer. Du hast Städte entvölkert, ihr Ruhm ist versunken.8 Der Herr aber thront für ewig; er stellt seinen Thron auf zum Gericht.9 Er richtet den Erdkreis gerecht, er spricht den Völkern das Urteil, das sie verdienen.10 So wird der Herr für den Bedrückten zur Burg, zur Burg in Zeiten der Not.11 Darum vertraut dir, wer deinen Namen kennt; denn du, Herr, verläßt keinen, der dich sucht.12 Singt dem Herrn, der thront auf dem Zion, verkündet unter den Völkern seine Taten!13 Denn er, der jede Blutschuld rächt, denkt an die Armen, und ihren Notschrei vergißt er nicht.14 Sei mir gnädig in meiner Not; Herr, sieh doch, wie sie mich hassen! Führ mich herauf von den Pforten des Todes, 15 damit ich all deinen Ruhm verkünde in den Toren von Zion und frohlocke, weil du mir hilfst.16 Völker versanken in der Grube, die sie selber gegraben; im Netz, das sie heimlich gelegt, hat ihr Fuß sich verfangen.17 Kundgetan hat sich der Herr: Er hielt sein Gericht; im eigenen Werk hat sich der Frevler verstrickt. 18 Hinabfahren müssen die Frevler zum Totenreich, alle Heiden, die Gott vergessen.19 Doch der Arme ist nicht auf ewig vergessen, des Elenden Hoffnung ist nicht für immer verloren.20 Erheb dich, Herr, damit nicht der Mensch triumphiert, damit die Völker gerichtet werden vor deinem Angesicht.21 Wirf Schrecken auf sie, o Herr! Erkennen sollen die Völker: Sie sind nur Menschen.

Psalm 10

1 Herr, warum bleibst du so fern, verbirgst dich in Zeiten der Not?2 In seinem Hochmut quält der Frevler die Armen. Er soll sich fangen in den Ränken, die er selbst ersonnen hat.3 Denn der Frevler rühmt sich nach Herzenslust, er raubt, er lästert und verachtet den Herrn.4 Überheblich sagt der Frevler: "Gott straft nicht. Es gibt keinen Gott." So ist sein ganzes Denken.5 Zu jeder Zeit glückt ihm sein Tun. Hoch droben und fern von sich wähnt er deine Gerichte. All seine Gegner faucht er an.6 Er sagt in seinem Herzen: "Ich werde niemals wanken. Von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück."7 Sein Mund ist voll Fluch und Trug und Gewalttat; auf seiner Zunge sind Verderben und Unheil.8 Er liegt auf der Lauer in den Gehöften und will den Schuldlosen heimlich ermorden; seine Augen spähen aus nach dem Armen.9 Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Dickicht, er lauert darauf, den Armen zu fangen; er fängt den Armen und zieht ihn in sein Netz.10 Er duckt sich und kauert sich nieder, seine Übermacht bringt die Schwachen zu Fall.11 Er sagt in seinem Herzen: "Gott vergißt es, er verbirgt sein Gesicht, er sieht es niemals."12 Herr, steh auf, Gott, erheb deine Hand, vergiß die Gebeugten nicht!13 Warum darf der Frevler Gott verachten, und in seinem Herzen sagen: "Du strafst nicht"?14 Du siehst es ja selbst; denn du schaust auf Unheil und Kummer. Der Schwache vertraut sich dir an; du bist den Verwaisten ein Helfer.15 Zerbrich den Arm des Frevlers und des Bösen, bestraf seine Frevel, so daß man von ihm nichts mehr findet.16 Der Herr ist König für immer und ewig, in seinem Land gehen die Heiden zugrunde.17 Herr, du hast die Sehnsucht der Armen gestillt, du stärkst ihr Herz, du hörst auf sie:18 Du verschaffst den Verwaisten und Bedrückten ihr Recht. Kein Mensch mehr verbreite Schrecken im Land.

Psalm 11

1 Beim Herrn finde ich Zuflucht. Wie könnt ihr mir sagen: "In die Berge flieh wie ein Vogel"?2 Schon spannen die Frevler den Bogen, sie legen den Pfeil auf die Sehne, um aus dem Dunkel zu treffen die Menschen mit redlichem Herzen.3 Gerät alles ins Wanken, was kann da der Gerechte noch tun?4 Der Herr weilt in seinem heiligen Tempel, der Thron des Herrn ist im Himmel. Seine Augen schauen herab, seine Blicke prüfen die Menschen.5 Der Herr prüft Gerechte und Frevler; wer Gewalttat liebt, den haßt er aus tiefster Seele.6 Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefel regnen; sengender Wind sei ihr Anteil.7 Denn der Herr ist gerecht, er liebt gerechte Taten; wer rechtschaffen ist, darf sein Angesicht schauen.

Psalm 12

1-2 Hilf doch, o Herr, die Frommen schwinden dahin, unter den Menschen gibt es keine Treue mehr.3 Sie lügen einander an, einer den andern, mit falscher Zunge und zwiespältigem Herzen reden sie.4 Der Herr vertilge alle falschen Zungen, jede Zunge, die vermessen redet.5 Sie sagen: "Durch unsre Zunge sind wir mächtig; unsre Lippen sind unsre Stärke. Wer ist uns überlegen?"6 Die Schwachen werden unterdrückt, die Armen seufzen. Darum spricht der Herr: "Jetzt stehe ich auf, dem Verachteten bringe ich Heil."7 Die Worte des Herrn sind lautere Worte, Silber, geschmolzen im Ofen, von Schlacken geschieden, geläutert siebenfach.8 Du, Herr, wirst uns behüten und uns vor diesen Leuten für immer erretten,9 auch wenn die Frevler frei umhergehen und unter den Menschen die Gemeinheit groß wird.

Psalm 13

1-2 Wie lange noch, Herr, vergißt du mich ganz? Wie lange noch verbirgst du dein Gesicht vor mir?3 Wie lange noch muß ich Schmerzen ertragen in meiner Seele, in meinem Herzen Kummer Tag für Tag? Wie lange noch darf mein Feind über mich triumphieren?4 Blick doch her, erhöre mich, Herr, mein Gott, erleuchte meine Augen, damit ich nicht entschlafe und sterbe,5 damit mein Feind nicht sagen kann: "Ich habe ihn überwältigt", damit meine Gegner nicht jubeln, weil ich ihnen erlegen bin.6 Ich aber baue auf deine Huld, mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken. Singen will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan hat.

Psalm 14

1 Die Toren sagen in ihrem Herzen: "Es gibt keinen Gott." Sie handeln verwerflich und schnöde; da ist keiner, der Gutes tut.2 Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.3 Alle sind sie abtrünnig und verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger.4 Haben denn all die Übeltäter keine Einsicht? Sie verschlingen mein Volk. Sie essen das Brot des Herrn, doch seinen Namen rufen sie nicht an.5 Es trifft sie Furcht und Schrecken; denn Gott steht auf der Seite der Gerechten.6 Die Pläne der Armen wollt ihr vereiteln, doch ihre Zuflucht ist der Herr.7 Ach, käme doch vom Zion Hilfe für Israel! Wenn einst der Herr das Geschick seines Volkes wendet, dann jubelt Jakob, dann freut sich Israel.

Psalm 15

1 Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen Berg?2 Der makellos lebt und das Rechte tut; der von Herzen die Wahrheit sagt3 und mit seiner Zunge nicht verleumdet; der seinem Freund nichts Böses antut und seinen Nächsten nicht schmäht;4 der den Verworfenen verachtet, doch alle, die den Herrn fürchten, in Ehren hält; der sein Versprechen nicht ändert, das er seinem Nächsten geschworen hat;5 der sein Geld nicht auf Wucher ausleiht und nicht zum Nachteil des Schuldlosen Bestechung annimmt. Wer sich danach richtet, der wird niemals wanken.

Psalm 16

1 Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. 2 Ich sage zum Herrn: "Du bist mein Herr; mein ganzes Glück bist du allein."3 An den Heiligen im Lande, den Herrlichen, an ihnen nur hab' ich mein Gefallen.4 Viele Schmerzen leidet, wer fremden Göttern folgt. Ich will ihnen nicht opfern, ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen.5 Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; du hältst mein Los in deinen Händen.6 Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. Ja, mein Erbe gefällt mir gut.7 Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht.8 Ich habe den Herrn beständig vor Augen. Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.9 Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit.10 Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; du läßt deinen Frommen das Grab nicht schauen.11 Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.

Psalm 17

1 Höre, Herr, die gerechte Sache, achte auf mein Flehen, vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch!2 Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; denn deine Augen sehen, was recht ist.3 Prüfst du mein Herz, suchst du mich heim in der Nacht und erprobst mich, dann findest du an mir kein Unrecht. Mein Mund verging sich nicht, 4 trotz allem, was die Menschen auch treiben; ich halte mich an das Wort deiner Lippen.5 Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine Schritte, meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden.6 Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!7 Wunderbar erweise deine Huld! Du rettest alle, die sich an deiner Rechten vor den Feinden bergen.8 Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, birg mich im Schatten deiner Flügel9 vor den Frevlern, die mich hart bedrängen, vor den Feinden, die mich wütend umringen.10 Sie haben ihr hartes Herz verschlossen, sie führen stolze Worte im Mund,11 sie lauern mir auf, jetzt kreisen sie mich ein; sie trachten danach, mich zu Boden zu strecken,12 so wie der Löwe voll Gier ist zu zerreißen, wie der junge Löwe, der im Hinterhalt lauert.13 Erheb dich, Herr, tritt dem Frevler entgegen! Wirf ihn zu Boden, mit deinem Schwert entreiß mich ihm!14 Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten, vor denen, die im Leben schon alles haben. Du füllst ihren Leib mit Gütern, auch ihre Söhne werden noch satt und hinterlassen den Enkeln, was übrigbleibt.15 Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.

Psalm 18

1-2 Er sprach:] Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke,3 Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.4 Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!, und ich werde vor meinen Feinden gerettet.5 Mich umfingen die Fesseln des Todes, mich erschreckten die Fluten des Verderbens.6 Die Bande der Unterwelt umstrickten mich, über mich fielen die Schlingen des Todes.7 In meiner Not rief ich zum Herrn und schrie zu meinem Gott. Aus seinem Heiligtum hörte er mein Rufen, mein Hilfeschrei drang an sein Ohr.8 Da wankte und schwankte die Erde, die Grundfesten der Berge erbebten. Sie wankten, denn sein Zorn war entbrannt.9 Rauch stieg aus seiner Nase auf, aus seinem Mund kam verzehrendes Feuer, glühende Kohlen sprühten aus von ihm.10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, zu seinen Füßen dunkle Wolken.11 Er fuhr auf dem Kerub und flog daher; er schwebte auf den Flügeln des Windes.12 Er hüllte sich in Finsternis, in dunkles Wasser und dichtes Gewölk wie in ein Zelt.13 Von seinem Glanz erstrahlten die Wolken, Hagel fiel nieder und glühende Kohlen.14 Da ließ der Herr den Donner im Himmel erdröhnen, der Höchste ließ seine Stimme erschallen.15 Er schoß seine Pfeile und streute sie, er schleuderte Blitze und jagte sie dahin.16 Da wurden sichtbar die Tiefen des Meeres, die Grundfesten der Erde wurden entblößt vor deinem Drohen, Herr, vor dem Schnauben deines zornigen Atems.17 Er griff aus der Höhe herab und faßte mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.18 Er entriß mich meinen mächtigen Feinden, die stärker waren als ich und mich haßten.19 Sie überfielen mich am Tag meines Unheils, doch der Herr wurde mein Halt.20 Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.21 Der Herr hat gut an mir gehandelt und mir vergolten, weil ich gerecht bin und meine Hände rein sind.22 Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott.23 Ja, ich habe alle seine Gebote vor Augen, weise seine Gesetze niemals ab.24 Ich war vor ihm ohne Makel, ich nahm mich in acht vor der Sünde.25 Darum hat der Herr mir vergolten, weil ich gerecht bin und meine Hände rein sind vor seinen Augen.26 Gegen den Treuen zeigst du dich treu, an dem Aufrichtigen handelst du recht.27 Gegen den Reinen zeigst du dich rein, doch falsch gegen den Falschen.28 Dem bedrückten Volk bringst du Heil, doch die Blicke der Stolzen zwingst du nieder.29 Du, Herr, läßt meine Leuchte erstrahlen, mein Gott macht meine Finsternis hell.30 Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern.31 Vollkommen ist Gottes Weg, das Wort des Herrn ist im Feuer geläutert. Ein Schild ist er für alle, die sich bei ihm bergen.32 Denn wer ist Gott als allein der Herr, wer ist ein Fels, wenn nicht unser Gott?33 Gott hat mich mit Kraft umgürtet, er führte mich auf einen Weg ohne Hindernis.34 Er ließ mich springen schnell wie Hirsche, auf hohem Weg ließ er mich gehen.35 Er lehrte meine Hände zu kämpfen, meine Arme, den ehernen Bogen zu spannen.36 Du gabst mir deine Hilfe zum Schild, deine Rechte stützt mich; du neigst dich mir zu und machst mich groß.37 Du schaffst meinen Schritten weiten Raum, meine Knöchel wanken nicht.38 Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein, ich kehre nicht um, bis sie vernichtet sind.39 Ich schlage sie nieder; sie können sich nicht mehr erheben, sie fallen und liegen unter meinen Füßen.40 Du hast mich zum Kampf mit Kraft umgürtet, hast alle in die Knie gezwungen, die sich gegen mich erhoben.41 Meine Feinde hast du zur Flucht gezwungen; ich konnte die vernichten, die mich hassen.42 Sie schreien, doch hilft ihnen niemand, sie schreien zum Herrn, doch er gibt keine Antwort.43 Ich zermalme sie zu Staub vor dem Wind, schütte sie auf die Straße wie Unrat.44 Du rettest mich vor zahllosem Kriegsvolk, du machst mich zum Haupt über ganze Völker. Stämme, die ich früher nicht kannte, sind mir nun untertan.45 Sobald sie mich nur hören, gehorchen sie. Mir huldigen die Söhne der Fremde,46 sie kommen zitternd aus ihren Burgen hervor.47 Es lebt der Herr! Mein Fels sei gepriesen. Der Gott meines Heils sei hoch erhoben;48 denn Gott verschaffte mir Vergeltung und unterwarf mir die Völker.49 Du hast mich von meinen Feinden befreit, mich über meine Gegner erhoben, dem Mann der Gewalt mich entrissen.50 Darum will ich dir danken, Herr, vor den Völkern, ich will deinem Namen singen und spielen.51 Seinem König verlieh er große Hilfe, Huld erwies er seinem Gesalbten, David und seinem Stamm auf ewig.

Psalm 19

1-2 Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.3 Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund,4 ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme.5 Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde. Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut.6 Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam; sie frohlockt wie ein Held und läuft ihre Bahn.7 Am einen Ende des Himmels geht sie auf und läuft bis ans andere Ende; nichts kann sich vor ihrer Glut verbergen.8 Die Weisung des Herrn ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Gesetz des Herrn ist verläßlich, den Unwissenden macht es weise.9 Die Befehle des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen.10 Die Furcht des Herrn ist rein, sie besteht für immer. Die Urteile des Herrn sind wahr, gerecht sind sie alle.11 Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.12 Auch dein Knecht läßt sich von ihnen warnen; wer sie beachtet, hat reichen Lohn.13 Wer bemerkt seine eigenen Fehler? Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewußt ist!14 Behüte deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; sie sollen nicht über mich herrschen. Dann bin ich ohne Makel und rein von schwerer Schuld.15 Die Worte meines Mundes mögen dir gefallen; was ich im Herzen erwäge, stehe dir vor Augen, Herr, mein Fels und mein Erlöser.

Psalm 20

1-2 Der Herr erhöre dich am Tag' der Not, der Name von Jakobs Gott möge dich schützen.3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und stehe dir bei vom Zion her.4 An all deine Speiseopfer denke er, nehme dein Brandopfer gnädig an. 5 Er schenke dir, was dein Herz begehrt, und lasse all deine Pläne gelingen.6 Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, im Namen unsres Gottes das Banner erheben. All deine Bitten erfülle der Herr.7 Nun bin ich gewiß: der Herr schenkt seinem Gesalbten den Sieg; er erhört ihn von seinem heiligen Himmel her und hilft ihm mit der Macht seiner Rechten.8 Die einen sind stark durch Wagen, die andern durch Rosse, wir aber sind stark im Namen des Herrn, unsres Gottes.9 Sie sind gestürzt und gefallen; wir bleiben aufrecht und stehen.10 Herr, verleihe dem König den Sieg! Erhör uns am Tag, da wir rufen!

Psalm 21

1-2 An deiner Macht, Herr, freut sich der König; über deine Hilfe, wie jubelt er laut!3 Du hast ihm den Wunsch seines Herzens erfüllt, ihm nicht versagt, was seine Lippen begehrten. 4 Du kamst ihm entgegen mit Segen und Glück, du kröntest ihn mit einer goldenen Krone.5 Leben erbat er von dir, du gabst es ihm, viele Tage, für immer und ewig.6 Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, du hast ihn bekleidet mit Hoheit und Pracht.7 Du machst ihn zum Segen für immer; wenn du ihn anblickst, schenkst du ihm große Freude.8 Denn der König vertraut auf den Herrn, die Huld des Höchsten läßt ihn niemals wanken.9 Deine Hand wird all deine Feinde finden; wer dich haßt, den trifft deine Rechte.10 Du läßt sie glühen wie einen feurigen Ofen, sobald du erscheinst. Der Herr verschlingt sie im Zorn, das Feuer verzehrt sie.11 Du wirst ihre Brut von der Erde vertilgen; ihr Geschlecht (verschwindet) aus der Mitte der Menschen.12 Schmieden sie auch böse und listige Pläne, richten sie doch nichts aus gegen dich.13 Du schlägst sie alle in die Flucht, wenn du mit deinem Bogen auf sie zielst.14 Erhebe dich, Herr, in deiner Macht! Deiner siegreichen Kraft wollen wir singen und spielen.

Psalm 22

1-2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.4 Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels.5 Dir haben unsre Väter vertraut, sie haben vertraut, und du hast sie gerettet.6 Zu dir riefen sie und wurden befreit, dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet.8 Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:9 "Er wälze die Last auf den Herrn, der soll ihn befreien! Der reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat."10 Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, mich barg an der Brust der Mutter.11 Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, vom Mutterleib an bist du mein Gott.12 Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe, und niemand ist da, der hilft.13 Viele Stiere umgeben mich, Büffel von Baschan umringen mich.14 Sie sperren gegen mich ihren Rachen auf, reißende, brüllende Löwen.15 Ich bin hingeschüttet wie Wasser, gelöst haben sich all meine Glieder. Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.16 Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes.17 Viele Hunde umlagern mich, eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße.18 Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir.19 Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.20 Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!21 Entreiße mein Leben dem Schwert, mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!22 Rette mich vor dem Rachen des Löwen, vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen!23 Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen.24 Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn; erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels!25 Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.26 Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten.27 Die Armen sollen essen und sich sättigen; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer.28 Alle Enden der Erde sollen daran denken und werden umkehren zum Herrn: Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder.29 Denn der Herr regiert als König; er herrscht über die Völker.30 Vor ihm allein sollen niederfallen die Mächtigen der Erde, vor ihm sich alle niederwerfen, die in der Erde ruhen. 31 mein Stamm wird ihm dienen.] Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, 32 seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; denn er hat das Werk getan.

Psalm 23

1 Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.2 Er läßt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.3 Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.4 Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.5 Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.6 Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.

Psalm 24

1 Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.2 Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.3 Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?4 Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.5 Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer.6 Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. 7 Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit.8 Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, mächtig im Kampf.9 Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit.10 Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit.

Psalm 25

1 Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele.2 Mein Gott, auf dich vertraue ich. Laß mich nicht scheitern, laß meine Feinde nicht triumphieren!3 Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden; zuschanden wird, wer dir schnöde die Treue bricht.4 Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade!5 Führe mich in deiner Treue und lehre mich; denn du bist der Gott meines Heiles. Auf dich hoffe ich allezeit.6 Denk an dein Erbarmen, Herr, und an die Taten deiner Huld; denn sie bestehen seit Ewigkeit.7 Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig.8 Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.9 Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, die Gebeugten lehrt er seinen Weg.10 Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren.11 Um deines Namens willen, Herr, verzeih mir; denn meine Schuld ist groß.12 Wer ist der Mann, der Gott fürchtet? Ihm zeigt er den Weg, den er wählen soll.13 Dann wird er wohnen im Glück, seine Kinder werden das Land besitzen.14 Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; er weiht sie ein in seinen Bund.15 Meine Augen schauen stets auf den Herrn; denn er befreit meine Füße aus dem Netz.16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und gebeugt.17 Befrei mein Herz von der Angst, führe mich heraus aus der Bedrängnis!18 Sieh meine Not und Plage an, und vergib mir all meine Sünden!19 Sieh doch, wie zahlreich meine Feinde sind, mit welch tödlichem Haß sie mich hassen!20 Erhalte mein Leben und rette mich, laß mich nicht scheitern! Denn ich nehme zu dir meine Zuflucht.21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, denn ich hoffe auf dich, o Herr.22 O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten!

Psalm 26

1 Verschaff mir Recht, o Herr; denn ich habe ohne Schuld gelebt. Dem Herrn habe ich vertraut, ohne zu wanken.2 Erprobe mich, Herr, und durchforsche mich, prüfe mich auf Herz und Nieren!3 Denn mir stand deine Huld vor Augen, ich ging meinen Weg in Treue zu dir.4 Ich saß nicht bei falschen Menschen, mit Heuchlern hatte ich keinen Umgang.5 Verhaßt ist mir die Schar derer, die Unrecht tun; ich sitze nicht bei den Frevlern.6 Ich wasche meine Hände in Unschuld; ich umschreite, Herr, deinen Altar,7 um laut dein Lob zu verkünden und all deine Wunder zu erzählen.8 Herr, ich liebe den Ort, wo dein Tempel steht, die Stätte, wo deine Herrlichkeit wohnt.9 Raff mich nicht hinweg mit den Sündern, nimm mir nicht das Leben zusammen mit dem der Mörder!10 An ihren Händen klebt Schandtat, ihre Rechte ist voll von Bestechung.11 Ich aber gehe meinen Weg ohne Schuld. Erlöse mich, und sei mir gnädig!12 Mein Fuß steht auf festem Grund. Den Herrn will ich preisen in der Gemeinde.

Psalm 27

1 Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?2 Dringen Frevler auf mich ein, um mich zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde, sie müssen straucheln und fallen.3 Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.4 Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel.5 Denn er birgt mich in seinem Haus am Tag' des Unheils; er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, er hebt mich auf einen Felsen empor.6 Nun kann ich mein Haupt erheben über die Feinde, die mich umringen. Ich will Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer mit Jubel; dem Herrn will ich singen und spielen.7 Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig, und erhöre mich!8 Mein Herz denkt an dein Wort: "Sucht mein Angesicht!" Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.9 Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! Du wurdest meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlaß mich nicht, du Gott meines Heiles!10 Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, der Herr nimmt mich auf.11 Zeige mir, Herr, deinen Weg, leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde!12 Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten.13 Ich aber bin gewiß, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden.14 Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!

Psalm 28

1 Zu dir rufe ich, Herr, mein Fels. Wende dich nicht schweigend ab von mir! Denn wolltest du schweigen, würde ich denen gleich, die längst begraben sind.2 Höre mein lautes Flehen, wenn ich zu dir schreie, wenn ich die Hände zu deinem Allerheiligsten erhebe.3 Raff mich nicht weg mit den Übeltätern und Frevlern, die ihren Nächsten freundlich grüßen, doch Böses hegen in ihrem Herzen.4 Vergilt ihnen, wie es ihrem Treiben entspricht und ihren bösen Taten. Vergilt ihnen, wie es das Werk ihrer Hände verdient. Wende ihr Tun auf sie selbst zurück!5 Denn sie achten nicht auf das Walten des Herrn und auf das Werk seiner Hände. Darum reißt er sie nieder und richtet sie nicht wieder auf.6 Der Herr sei gepriesen. Denn er hat mein lautes Flehen erhört.7 Der Herr ist meine Kraft und mein Schild, mein Herz vertraut ihm. Mir wurde geholfen. Da jubelte mein Herz; ich will ihm danken mit meinem Lied.8 Der Herr ist die Stärke seines Volkes, er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.9 Hilf deinem Volk, und segne dein Erbe, führe und trage es in Ewigkeit!

Psalm 29

1 Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen, bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!2 Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck!3 Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. Der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über gewaltigen Wassern.4 Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht, die Stimme des Herrn voll Majestät.5 Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern, der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon.6 Er läßt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, wie einen Wildstier den Sirjon.7 Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, 8 die Stimme des Herrn läßt die Wüste beben, beben läßt der Herr die Wüste von Kadesch.9 Die Stimme des Herrn wirbelt Eichen empor, sie reißt ganze Wälder kahl. In seinem Palast rufen alle: O herrlicher Gott!10 Der Herr thront über der Flut, der Herr thront als König in Ewigkeit.11 Der Herr gebe Kraft seinem Volk. Der Herr segne sein Volk mit Frieden.

Psalm 30

1-2 Ich will dich rühmen, Herr, denn du hast mich aus der Tiefe gezogen und läßt meine Feinde nicht über mich triumphieren.3 Herr, mein Gott, ich habe zu dir geschrien, und du hast mich geheilt.4 Herr, du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes, aus der Schar der Todgeweihten mich zum Leben gerufen.5 Singt und spielt dem Herrn, ihr seine Frommen, preist seinen heiligen Namen!6 Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, doch seine Güte ein Leben lang. Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.7 Im sicheren Glück dachte ich einst: Ich werde niemals wanken.8 Herr, in deiner Güte stelltest du mich auf den schützenden Berg. Doch dann hast du dein Gesicht verborgen. Da bin ich erschrocken.9 Zu dir, Herr, rief ich um Hilfe, ich flehte meinen Herrn um Gnade an.10 (Ich sagte:) Was nützt dir mein Blut, wenn ich begraben bin? Kann der Staub dich preisen, deine Treue verkünden?11 Höre mich, Herr, sei mir gnädig! Herr, sei du mein Helfer!12 Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet.13 Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen. Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.

Psalm 31

1-2 Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Laß mich doch niemals scheitern; rette mich in deiner Gerechtigkeit!3 Wende dein Ohr mir zu, erlöse mich bald! Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet.4 Denn du bist mein Fels und meine Burg; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.5 Du wirst mich befreien aus dem Netz, das sie mir heimlich legten; denn du bist meine Zuflucht.6 In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.7 Dir sind alle verhaßt, die nichtige Götzen verehren, ich aber verlasse mich auf den Herrn.8 Ich will jubeln und über deine Huld mich freuen; denn du hast mein Elend angesehn, du bist mit meiner Not vertraut.9 Du hast mich nicht preisgegeben der Gewalt meines Feindes, hast meinen Füßen freien Raum geschenkt.10 Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst; vor Gram zerfallen mir Auge, Seele und Leib.11 In Kummer schwindet mein Leben dahin, meine Jahre verrinnen im Seufzen. Meine Kraft ist ermattet im Elend, meine Glieder sind zerfallen.12 Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.13 Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.14 Ich höre das Zischeln der Menge - Grauen ringsum. Sie tun sich gegen mich zusammen; sie sinnen darauf, mir das Leben zu rauben.15 Ich aber, Herr, ich vertraue dir, ich sage: "Du bist mein Gott."16 In deiner Hand liegt mein Geschick; entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger!17 Laß dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, hilf mir in deiner Güte!18 Herr, laß mich nicht scheitern, denn ich rufe zu dir. Scheitern sollen die Frevler, verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten.19 Jeder Mund, der lügt, soll sich schließen, der Mund, der frech gegen den Gerechten redet, hochmütig und verächtlich.20 Wie groß ist deine Güte, Herr, die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren; du erweist sie allen, die sich vor den Menschen zu dir flüchten.21 Du beschirmst sie im Schutz deines Angesichts vor dem Toben der Menschen. Wie unter einem Dach bewahrst du sie vor dem Gezänk der Zungen.22 Gepriesen sei der Herr, der wunderbar an mir gehandelt und mir seine Güte erwiesen hat zur Zeit der Bedrängnis.23 Ich aber dachte in meiner Angst: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. Doch du hast mein lautes Flehen gehört, als ich zu dir um Hilfe rief.24 Liebt den Herrn, all seine Frommen! Seine Getreuen behütet der Herr, doch den Hochmütigen vergilt er ihr Tun mit vollem Maß.25 Euer Herz sei stark und unverzagt, ihr alle, die ihr wartet auf den Herrn.

Psalm 32

1 Wohl dem, dessen Frevel vergeben und dessen Sünde bedeckt ist.2 Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt und dessen Herz keine Falschheit kennt.3 Solang' ich es verschwieg, waren meine Glieder matt, den ganzen Tag mußte ich stöhnen.4 Denn deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und bei Nacht; meine Lebenskraft war verdorrt wie durch die Glut des Sommers. 5 Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. Und du hast mir die Schuld vergeben. 6 Darum soll jeder Fromme in der Not zu dir beten; fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen.7 Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Not; du rettest mich und hüllst mich in Jubel. 8 "Ich unterweise dich und zeige dir den Weg, den du gehen sollst. Ich will dir raten; über dir wacht mein Auge."9 Werdet nicht wie Roß und Maultier, die ohne Verstand sind. Mit Zaum und Zügel muß man ihr Ungestüm bändigen, sonst folgen sie dir nicht.10 Der Frevler leidet viele Schmerzen, doch wer dem Herrn vertraut, den wird er mit seiner Huld umgeben.11 Freut euch am Herrn und jauchzt, ihr Gerechten, jubelt alle, ihr Menschen mit redlichem Herzen!

Psalm 33

1 Ihr Gerechten, jubelt vor dem Herrn; für die Frommen ziemt es sich, Gott zu loben.2 Preist den Herrn mit der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe!3 Singt ihm ein neues Lied, greift voll in die Saiten und jubelt laut!4 Denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig, all sein Tun ist verläßlich.5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht, die Erde ist erfüllt von der Huld des Herrn.6 Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.7 Wie in einem Schlauch faßt er das Wasser des Meeres, verschließt die Urflut in Kammern.8 Alle Welt fürchte den Herrn; vor ihm sollen alle beben, die den Erdkreis bewohnen.9 Denn der Herr sprach, und sogleich geschah es; er gebot, und alles war da.10 Der Herr vereitelt die Beschlüsse der Heiden, er macht die Pläne der Völker zunichte.11 Der Ratschluß des Herrn bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.12 Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, der Nation, die er sich zum Erbteil erwählt hat.13 Der Herr blickt herab vom Himmel, er sieht auf alle Menschen.14 Von seinem Thronsitz schaut er nieder auf alle Bewohner der Erde.15 Der ihre Herzen gebildet hat, er achtet auf all ihre Taten.16 Dem König hilft nicht sein starkes Heer, der Held rettet sich nicht durch große Stärke.17 Nichts nützen die Rosse zum Sieg, mit all ihrer Kraft können sie niemand retten.18 Doch das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren, die nach seiner Güte ausschaun;19 denn er will sie dem Tod entreißen und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.20 Unsre Seele hofft auf den Herrn; er ist für uns Schild und Hilfe.21 Ja, an ihm freut sich unser Herz, wir vertrauen auf seinen heiligen Namen.22 Laß deine Güte über uns walten, o Herr, denn wir schauen aus nach dir.

Psalm 34

1-2 Ich will den Herrn allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund.3 Meine Seele rühme sich des Herrn; die Armen sollen es hören und sich freuen.4 Verherrlicht mit mir den Herrn, laßt uns gemeinsam seinen Namen rühmen.5 Ich suchte den Herrn, und er hat mich erhört, er hat mich all meinen Ängsten entrissen.6 Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten, und ihr braucht nicht zu erröten.7 Da ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn. Er half ihm aus all seinen Nöten.8 Der Engel des Herrn umschirmt alle, die ihn fürchten und ehren, und er befreit sie.9 Kostet und seht, wie gütig der Herr ist; wohl dem, der zu ihm sich flüchtet!10 Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen; denn wer ihn fürchtet, leidet keinen Mangel.11 Reiche müssen darben und hungern; wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.12 Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! Ich will euch in der Furcht des Herrn unterweisen.13 Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?14 Bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede!15 Meide das Böse, und tu das Gute; suche Frieden, und jage ihm nach!16 Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten, seine Ohren hören ihr Schreien.17 Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.18 Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr; er entreißt sie all ihren Ängsten.19 Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind.20 Der Gerechte muß viel leiden, doch allem wird der Herr ihn entreißen.21 Er behütet all seine Glieder, nicht eines von ihnen wird zerbrochen.22 Den Frevler wird seine Bosheit töten; wer den Gerechten haßt, muß es büßen.23 Der Herr erlöst seine Knechte; straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet.

Psalm 35

1 Streite, Herr, gegen alle, die gegen mich streiten, bekämpfe alle, die mich bekämpfen!2 Ergreife Schild und Waffen; steh auf, um mir zu helfen!3 Schwing den Speer und die Lanze gegen meine Verfolger! Sag zu mir: "Ich bin deine Hilfe."4 In Schmach und Schande sollen alle fallen, die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, die auf mein Unglück sinnen.5 Sie sollen werden wie Spreu vor dem Wind; der Engel des Herrn stoße sie fort.6 Ihr Weg soll finster und schlüpfrig sein; der Engel des Herrn verfolge sie.7 Denn sie haben mir ohne Grund ein Netz gelegt, mir ohne Grund eine Grube gegraben.8 Unvermutet ereile ihn das Verderben; er fange sich selbst in seinem Netz, er falle in die eigene Grube.9 Meine Seele aber wird jubeln über den Herrn und sich über seine Hilfe freuen.10 Mit Leib und Seele will ich sagen: Herr, wer ist wie du? Du entreißt den Schwachen dem, der stärker ist, den Schwachen und Armen dem, der ihn ausraubt.11 Da treten ruchlose Zeugen auf. Man wirft mir Dinge vor, von denen ich nichts weiß.12 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem; ich bin verlassen und einsam.13 Ich aber zog ein Bußkleid an, als sie erkrankten, und quälte mich ab mit Fasten. Nun kehre mein Gebet zurück in meine Brust.14 Als wäre es ein Freund oder ein Bruder, so ging ich betrübt umher, wie man Leid trägt um die Mutter, trauernd und tief gebeugt.15 Doch als ich stürzte, lachten sie und taten sich zusammen. Sie taten sich gegen mich zusammen wie Fremde, die ich nicht kenne. Sie hören nicht auf, mich zu schmähen; 16 sie verhöhnen und verspotten mich, knirschen gegen mich mit den Zähnen.17 Herr, wie lange noch wirst du das ansehn? Rette mein Leben vor den wilden Tieren, mein einziges Gut vor den Löwen!18 Ich will dir danken in großer Gemeinde, vor zahlreichem Volk dich preisen.19 Über mich sollen die sich nicht freuen, die mich ohne Grund befeinden. Sie sollen nicht mit den Augen zwinkern, die mich grundlos hassen.20 Denn was sie reden, dient nicht dem Frieden; gegen die Stillen im Land ersinnen sie listige Pläne.21 Sie reißen den Mund gegen mich auf und sagen: "Dir geschieht recht. Jetzt sehen wir's mit eigenen Augen."22 Du hast es gesehen, Herr. So schweig doch nicht! Herr, bleib mir nicht fern!23 Wach auf, tritt ein für mein Recht, verteidige mich, mein Gott und mein Herr!24 Verschaff mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, Herr, mein Gott! Sie sollen sich über mich nicht freuen.25 Laß sie nicht denken: "Recht so! Das freut uns." Sie sollen nicht sagen: "Wir haben ihn verschlungen."26 In Schmach und Schande sollen alle fallen, die sich über mein Unglück freuen, in Schimpf und Schande sich kleiden, die gegen mich prahlen.27 Alle sollen sich freuen und jubeln, die wünschen, daß ich im Recht bin. Sie sollen jederzeit sagen: "Groß ist der Herr, er will das Heil seines Knechtes."28 Meine Zunge soll deine Gerechtigkeit verkünden, dein Lob alle Tage.

Psalm 36

1-2 Der Frevler spricht: "Ich bin entschlossen zum Bösen." In seinen Augen gibt es kein Erschrecken vor Gott.3 Er gefällt sich darin, sich schuldig zu machen und zu hassen.4 Die Worte seines Mundes sind Trug und Unheil; er hat es aufgegeben, weise und gut zu handeln.5 Unheil plant er auf seinem Lager, er betritt schlimme Wege und scheut nicht das Böse.6 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, deine Treue, so weit die Wolken ziehn.7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes, deine Urteile sind tief wie das Meer. Herr, du hilfst Menschen und Tieren.8 Gott, wie köstlich ist deine Huld! Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel, 9 sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.11 Erhalte denen, die dich kennen, deine Huld und deine Gerechtigkeit den Menschen mit redlichem Herzen!12 Laß mich nicht kommen unter den Fuß der Stolzen; die Hand der Frevler soll mich nicht vertreiben.13 Dann brechen die Bösen zusammen, sie werden niedergestoßen und können nie wieder aufstehn.

Psalm 37

1 Errege dich nicht über die Bösen, wegen der Übeltäter ereifere dich nicht!2 Denn sie verwelken schnell wie das Gras, wie grünes Kraut verdorren sie.3 Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre Treue!4 Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.5 Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; er wird es fügen.6 Er bringt deine Gerechtigkeit heraus wie das Licht und dein Recht so hell wie den Mittag.7 Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Erhitze dich nicht über den Mann, dem alles gelingt, den Mann, der auf Ränke sinnt.8 Steh ab vom Zorn und laß den Grimm; erhitze dich nicht, es führt nur zu Bösem.9 Denn die Bösen werden ausgetilgt; die aber auf den Herrn hoffen, werden das Land besitzen.10 Eine Weile noch, und der Frevler ist nicht mehr da; schaust du nach seiner Wohnung - sie ist nicht mehr zu finden.11 Doch die Armen werden das Land bekommen, sie werden Glück in Fülle genießen.12 Der Frevler sinnt auf Ränke gegen den Gerechten und knirscht gegen ihn mit den Zähnen.13 Der Herr verlacht ihn, denn er sieht, daß sein Tag kommt.14 Die Frevler zücken das Schwert und spannen ihren Bogen; sie wollen den Schwachen und Armen fällen und alle hinschlachten, die den rechten Weg gehn.15 Ihr Schwert dringe in ihr eigenes Herz, und ihre Bogen sollen zerbrechen.16 Besser das Wenige, das der Gerechte besitzt, als der Überfluß vieler Frevler.17 Denn die Arme der Frevler werden zerschmettert, doch die Gerechten stützt der Herr.18 Der Herr kennt die Tage der Bewährten, ihr Erbe hat ewig Bestand.19 In bösen Zeiten werden sie nicht zuschanden, sie werden satt in den Tagen des Hungers.20 Doch die Frevler gehen zugrunde, die Feinde des Herrn sind wie die Pracht der Auen: Sie schwinden dahin, wie Rauch schwinden sie hin.21 Der Frevler muß borgen und kann nicht bezahlen, doch freigebig schenkt der Gerechte.22 Denn wen der Herr segnet, der wird das Land besitzen, aber wen er verflucht, der wird ausgetilgt.23 Der Herr festigt die Schritte des Mannes, er hat Gefallen an seinem Weg.24 Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin; denn der Herr hält ihn fest an der Hand.25 Einst war ich jung, nun bin ich alt, nie sah ich einen Gerechten verlassen noch seine Kinder betteln um Brot.26 Allzeit ist er mildtätig, gern leiht er aus, seine Kinder werden zum Segen.27 Meide das Böse und tu das Gute, so bleibst du wohnen für immer.28 Denn der Herr liebt das Recht und verläßt seine Frommen nicht. Doch das Geschlecht der Frevler wird ausgetilgt, sie werden für immer vernichtet.29 Die Gerechten werden das Land besitzen und darin wohnen für alle Zeiten.30 Der Mund des Gerechten bewegt Worte der Weisheit, und seine Zunge redet, was recht ist.31 Er hat die Weisung seines Gottes im Herzen, seine Schritte wanken nicht.32 Der Frevler belauert den Gerechten und sucht ihn zu töten.33 Der Herr überläßt ihn nicht seiner Hand, läßt nicht zu, daß man ihn vor Gericht verurteilt.34 Hoffe auf den Herrn und bleib auf seinem Weg! Er wird dich erhöhen zum Erben des Landes; du wirst sehen, wie der Frevler vernichtet wird.35 Ich sah einen Frevler, bereit zu Gewalttat; er reckte sich hoch wie eine grünende Zeder.36 Wieder ging ich vorüber, und er war nicht mehr da; ich suchte ihn, doch er war nicht zu finden.37 Achte auf den Frommen und schau auf den Redlichen! Denn Zukunft hat der Mann des Friedens.38 Die Sünder aber werden alle zusammen vernichtet; die Zukunft der Frevler ist Untergang.39 Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn, er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not.40 Der Herr hilft ihnen und rettet sie, er rettet sie vor den Frevlern; er schenkt ihnen Heil, denn sie suchen Zuflucht bei ihm.

Psalm 38

1-2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm!3 Denn deine Pfeile haben mich getroffen, deine Hand lastet schwer auf mir.4 Nichts blieb gesund an meinem Leib, weil du mir grollst, weil ich gesündigt, blieb an meinen Gliedern nichts heil.5 Denn meine Sünden schlagen mir über dem Kopf zusammen, sie erdrücken mich wie eine schwere Last.6 Mir schwären, mir eitern die Wunden wegen meiner Torheit.7 Ich bin gekrümmt und tief gebeugt, den ganzen Tag geh' ich traurig einher.8 Denn meine Lenden sind voller Brand, nichts blieb gesund an meinem Leib.9 Kraftlos bin ich und ganz zerschlagen, ich schreie in der Qual meines Herzens.10 All mein Sehnen, Herr, liegt offen vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen.11 Mein Herz pocht heftig, mich hat die Kraft verlassen, geschwunden ist mir das Licht der Augen.12 Freunde und Gefährten bleiben mir fern in meinem Unglück, und meine Nächsten meiden mich.13 Die mir nach dem Leben trachten, legen mir Schlingen; die mein Unheil suchen, planen Verderben, den ganzen Tag haben sie Arglist im Sinn.14 Ich bin wie ein Tauber, der nicht hört, wie ein Stummer, der den Mund nicht auftut.15 Ich bin wie einer, der nicht mehr hören kann, aus dessen Mund keine Entgegnung kommt.16 Doch auf dich, Herr, harre ich; du wirst mich erhören, Herr, mein Gott.17 Denn ich sage: Über mich sollen die sich nicht freuen, die gegen mich prahlen, wenn meine Füße straucheln.18 Ich bin dem Fallen nahe, mein Leid steht mir immer vor Augen.19 Ja, ich bekenne meine Schuld, ich bin wegen meiner Sünde in Angst.20 Die mich ohne Grund befehden, sind stark; viele hassen mich wegen nichts.21 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, sie sind mir feind; denn ich trachte nach dem Guten.22 Herr, verlaß mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott!23 Eile mir zu Hilfe, Herr, du mein Heil!

Psalm 39

1-2 Ich sagte: Ich will auf meine Wege achten, damit ich nicht sündige mit meiner Zunge. Ich lege meinem Mund einen Zaum an, solange der Frevler vor mir steht.3 So blieb ich stumm und still; ich schwieg, vom Glück verlassen, doch mein Schmerz war aufgerührt.4 Heiß wurde mir das Herz in der Brust, bei meinem Grübeln entbrannte ein Feuer; da mußte ich reden:5 Herr, tu mir mein Ende kund und die Zahl meiner Tage! Laß mich erkennen, wie sehr ich vergänglich bin!6 Du machtest meine Tage nur eine Spanne lang, meine Lebenszeit ist vor dir wie ein Nichts. Ein Hauch nur ist jeder Mensch. 7 Nur wie ein Schatten geht der Mensch einher, um ein Nichts macht er Lärm. Er rafft zusammen und weiß nicht, wer es einheimst.8 Und nun, Herr, worauf soll ich hoffen? Auf dich allein will ich harren.9 Entreiß mich allen, die mir Unrecht tun, und überlaß mich nicht dem Spott der Toren!10 Ich bin verstummt, ich tue den Mund nicht mehr auf. Denn so hast du es gefügt.11 Nimm deine Plage weg von mir! Unter der Wucht deiner Hand vergehe ich.12 Du strafst und züchtigst den Mann wegen seiner Schuld, du zerstörst seine Anmut wie Motten das Kleid, ein Hauch nur ist jeder Mensch. 13 Hör mein Gebet, Herr, vernimm mein Schreien, schweig nicht zu meinen Tränen! Denn ich bin nur ein Gast bei dir, ein Fremdling wie all meine Väter.14 Wende dein strafendes Auge ab von mir, so daß ich heiter blicken kann, bevor ich dahinfahre und nicht mehr da bin.

Psalm 40

1-2 Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.3 Er zog mich herauf aus der Grube des Grauens, aus Schlamm und Morast. Er stellte meine Füße auf den Fels, machte fest meine Schritte.4 Er legte mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott. Viele werden es sehen, sich in Ehrfurcht neigen und auf den Herrn vertrauen.5 Wohl dem Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt, sich nicht zu den Stolzen hält noch zu treulosen Lügnern.6 Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, und deine Pläne mit uns; Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich. Wollte ich von ihnen künden und reden, es wären mehr, als man zählen kann.7 An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; 8 darum sage ich: Ja, ich komme. In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist.9 Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag' ich im Herzen.10 Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht im Herzen, ich spreche von deiner Treue und Hilfe, ich schweige nicht über deine Huld und Wahrheit vor der großen Gemeinde.12 Du, Herr, verschließ mir nicht dein Erbarmen, deine Huld und Wahrheit mögen mich immer behüten!13 Denn Leiden ohne Zahl umfangen mich, meine Sünden holen mich ein, ich vermag nicht mehr aufzusehn. Zahlreicher sind sie als die Haare auf meinem Kopf, der Mut hat mich ganz verlassen.14 Gewähre mir die Gunst, Herr, und reiß mich heraus; Herr, eile mir zu Hilfe!15 In Schmach und Schande sollen alle fallen, die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, die sich über mein Unglück freuen.16 Vor Schande sollen alle schaudern, die zu mir sagen: "Dir geschieht recht."17 Alle, die dich suchen, frohlocken; sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: Groß ist Gott, der Herr.18 Ich bin arm und gebeugt; der Herr aber sorgt für mich. Meine Hilfe und mein Retter bist du. Mein Gott, säume doch nicht!

Psalm 41

1-2 Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten.3 Ihn wird der Herr behüten und am Leben erhalten. Man preist ihn glücklich im Land. Gib ihn nicht seinen gierigen Feinden preis!4 Auf dem Krankenbett wird der Herr ihn stärken; seine Krankheit verwandelst du in Kraft.5 Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt.6 Meine Feinde reden böse über mich: "Wann stirbt er endlich, und wann vergeht sein Name?"7 Besucht mich jemand, so kommen seine Worte aus falschem Herzen. Er häuft in sich Bosheit an, dann geht er hinaus und redet.8 Im Haß gegen mich sind sich alle einig; sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil:9 "Verderben hat sich über ihn ergossen; wer einmal daliegt, steht nicht mehr auf."10 Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt.11 Du aber, Herr, sei mir gnädig; richte mich auf, damit ich ihnen vergelten kann.12 Daran erkenne ich, daß du an mir Gefallen hast: wenn mein Feind nicht über mich triumphieren darf.13 Weil ich aufrichtig bin, hältst du mich fest und stellst mich vor dein Antlitz für immer.14 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen, ja amen.

Psalm 42

1-2 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?4 Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; denn man sagt zu mir den ganzen Tag: "Wo ist nun dein Gott?"5 Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, mit Jubel und Dank in feiernder Menge.6 Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.7 Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich im Jordanland, am Hermon, am Mizar-Berg.8 Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.9 Bei Tag schenke der Herr seine Huld; ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens.10 Ich sage zu Gott, meinem Fels: "Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt?"11 Wie ein Stechen in meinen Gliedern ist für mich der Hohn der Bedränger; denn sie rufen mir ständig zu: "Wo ist nun dein Gott?"12 Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

Psalm 43

1 Verschaff mir Recht, o Gott, und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!2 Denn du bist mein starker Gott. Warum hast Du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt?3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung.4 So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.5 Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

Psalm 44

1-2 Gott, wir hörten es mit eigenen Ohren, unsere Väter erzählten uns von dem Werk, das du in ihren Tagen vollbracht hast, in den Tagen der Vorzeit.3 Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, sie aber eingepflanzt. Du hast Nationen zerschlagen, sie aber ausgesät.4 Denn sie gewannen das Land nicht mit ihrem Schwert, noch verschaffte ihr Arm ihnen den Sieg; nein, deine Rechte war es, dein Arm und dein leuchtendes Angesicht; denn du hattest an ihnen Gefallen.5 Du, mein König und mein Gott, du bist es, der Jakob den Sieg verleiht.6 Mit dir stoßen wir unsere Bedränger nieder, in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner.7 Denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, noch kann mein Schwert mir helfen;8 nein, du hast uns vor unsern Bedrängern gerettet; alle, die uns hassen, bedeckst du mit Schande.9 Wir rühmen uns Gottes den ganzen Tag und preisen deinen Namen auf ewig. 10 Doch nun hast du uns verstoßen und mit Schmach bedeckt, du ziehst nicht mit unserm Heer in den Kampf.11 Du läßt uns vor unsern Bedrängern fliehen, und Menschen, die uns hassen, plündern uns aus.12 Du gibst uns preis wie Schlachtvieh, unter die Völker zerstreust du uns.13 Du verkaufst dein Volk um ein Spottgeld und hast an dem Erlös keinen Gewinn.14 Du machst uns zum Schimpf für die Nachbarn, zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.15 Du machst uns zum Spottlied der Völker, die Heiden zeigen uns nichts als Verachtung.16 Meine Schmach steht mir allzeit vor Augen, und Scham bedeckt mein Gesicht17 wegen der Worte des lästernden Spötters, wegen der rachgierigen Blicke des Feindes.18 Das alles ist über uns gekommen, und doch haben wir dich nicht vergessen, uns von deinem Bund nicht treulos abgewandt.19 Unser Herz ist nicht von dir gewichen, noch hat unser Schritt deinen Pfad verlassen.20 Doch du hast uns verstoßen an den Ort der Schakale und uns bedeckt mit Finsternis.21 Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen und zu einem fremden Gott die Hände erhoben,22 würde Gott das nicht ergründen? Denn er kennt die heimlichen Gedanken des Herzens.23 Nein, um deinetwillen werden wir getötet Tag für Tag, behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat.24 Wach auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache, verstoß nicht für immer!25 Warum verbirgst du dein Gesicht, vergißt unsere Not und Bedrängnis?26 Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, unser Leib liegt am Boden.27 Steh auf und hilf uns! In deiner Huld erlöse uns!

Psalm 45

1-2 Mein Herz fließt über von froher Kunde, ich weihe mein Lied dem König. Meine Zunge gleicht dem Griffel des flinken Schreibers.3 Du bist der Schönste von allen Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich für immer gesegnet.4 Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüfte, kleide dich in Hoheit und Herrlichkeit!5 Zieh aus mit Glück, kämpfe für Wahrheit und Recht! Furchtgebietende Taten soll dein rechter Arm dich lehren.6 Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen die Völker, die Feinde des Königs verlieren den Mut.7 Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig; das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.8 Du liebst das Recht und haßt das Unrecht, darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit dem Öl der Freude wie keinen deiner Gefährten.9 Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder, aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.10 Königstöchter gehen dir entgegen, die Braut steht dir zur Rechten im Schmuck von Ofirgold.11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr, vergiß dein Volk und dein Vaterhaus!12 Der König verlangt nach deiner Schönheit; er ist ja dein Herr, verneig dich vor ihm!13 Die Töchter von Tyrus kommen mit Gaben, deine Gunst begehren die Edlen des Volkes.14 Die Königstochter ist herrlich geschmückt, ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen.15 Man geleitet sie in buntgestickten Kleidern zum König, Jungfrauen sind ihr Gefolge, ihre Freundinnen führt man zu dir.16 Man geleitet sie mit Freude und Jubel, sie ziehen ein in den Palast des Königs.17 An die Stelle deiner Väter treten einst deine Söhne; du bestellst sie zu Fürsten im ganzen Land.18 Ich will deinen Namen rühmen von Geschlecht zu Geschlecht; darum werden die Völker dich preisen immer und ewig.

Psalm 46

1-2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in allen Nöten.3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres,4 wenn seine Wasserwogen tosen und schäumen und vor seinem Ungestüm die Berge erzittern. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg. 5 Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung.6 Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.7 Völker toben, Reiche wanken, es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.8 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg. 9 Kommt und schaut die Taten des Herrn, der Furchtbares vollbringt auf der Erde.10 Er setzt den Kriegen ein Ende bis an die Grenzen der Erde; er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, im Feuer verbrennt er die Schilde.11 "Laßt ab und erkennt, daß ich Gott bin, erhaben über die Völker, erhaben auf Erden."12 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg.

Psalm 47

1-2 Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; jauchzt Gott zu mit lautem Jubel!3 Denn furchtgebietend ist der Herr, der Höchste, ein großer König über die ganze Erde.4 Er unterwirft uns Völker und zwingt Nationen unter unsre Füße.5 Er wählt unser Erbland für uns aus, den Stolz Jakobs, den er liebt. 6 Gott stieg empor unter Jubel, der Herr beim Schall der Hörner.7 Singt unserm Gott, ja singt ihm! Spielt unserm König, spielt ihm!8 Denn Gott ist König der ganzen Erde. Spielt ihm ein Psalmenlied!9 Gott wurde König über alle Völker, Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.10 Die Fürsten der Völker sind versammelt als Volk des Gottes Abrahams. Denn Gott gehören die Mächte der Erde; er ist hoch erhaben.

Psalm 48

1-2 Groß ist der Herr und hoch zu preisen in der Stadt uns'res Gottes.3 Sein heiliger Berg ragt herrlich empor; er ist die Freude der ganzen Welt. Der Berg Zion liegt weit im Norden; er ist die Stadt des großen Königs.4 Gott ist in ihren Häusern bekannt als ein sicherer Schutz.5 Denn seht: Die Könige vereinten sich und zogen gemeinsam heran;6 doch als sie aufsahen, erstarrten sie vor Schreck, sie waren bestürzt und liefen davon.7 Dort packte sie das Zittern, wie die Wehen eine gebärende Frau,8 Wie der Sturm vom Osten, der die Schiffe von Tarschisch zerschmettert.9 Wie wir's gehört hatten, so erlebten wir's jetzt in der Stadt des Herrn der Heere, in der Stadt uns'res Gottes; Gott läßt sie ewig bestehen. 10 Über deine Huld, o Gott, denken wir nach in deinem heiligen Tempel.11 Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm bis an die Enden der Erde; deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.12 Der Berg Zion freue sich, die Töchter Judas sollen über deine gerechten Urteile jubeln.13 Umkreist den Zion, umschreitet ihn, zählt seine Türme!14 Betrachtet seine Wälle, geht in seinen Palästen umher, damit ihr dem kommenden Geschlecht erzählen könnt:15 "Das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er wird uns führen in Ewigkeit."

Psalm 49

1-2 Hört dies an, ihr Völker alle, vernehmt es, alle Bewohner der Erde,3 ihr Leute aus dem Volk und vom Adel, Reiche und Arme zusammen!4 Mein Mund spreche weise Worte; was mein Herz ersinnt, sei voller Einsicht.5 Ich wende mein Ohr einem Weisheitsspruch zu, ich enthülle mein Geheimnis beim Harfenspiel.6 Warum soll ich mich in bösen Tagen fürchten, wenn mich der Frevel tückischer Feinde umgibt?7 Sie verlassen sich ganz auf ihren Besitz und rühmen sich ihres großen Reichtums.8 Loskaufen kann doch keiner den andern noch an Gott für ihn ein Sühnegeld zahlen9 - für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch; für immer muß man davon abstehn -,10 damit er auf ewig weiterlebt und niemals das Grab schaut.11 Denn man sieht: Weise sterben; genauso gehen Tor und Narr zugrunde, sie müssen andern ihren Reichtum lassen.12 Das Grab ist ihr Haus auf ewig, ist ihre Wohnung für immer, ob sie auch Länder nach ihren Namen benannten.13 Der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht; er gleicht dem Vieh, das verstummt.14 So geht es denen, die auf sich selbst vertrauen, und so ist das Ende derer, die sich in großen Worten gefallen. 15 Der Tod führt sie auf seine Weide wie Schafe, sie stürzen hinab zur Unterwelt. Geradewegs sinken sie hinab in das Grab; ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.16 Doch Gott wird mich loskaufen aus dem Reich des Todes, ja, er nimmt mich auf. 17 Laß dich nicht beirren, wenn einer reich wird und die Pracht seines Hauses sich mehrt;18 denn im Tod nimmt er das alles nicht mit, seine Pracht steigt nicht mit ihm hinab.19 Preist er sich im Leben auch glücklich und sagt zu sich: "Man lobt dich, weil du dir's wohl sein läßt",20 so muß er doch zur Schar seiner Väter hinab, die das Licht nie mehr erblicken.21 Der Mensch in Pracht, doch ohne Einsicht, er gleicht dem Vieh, das verstummt.

Psalm 50

1 Der Gott der Götter, der Herr, spricht, er ruft der Erde zu vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.2 Vom Zion her, der Krone der Schönheit, geht Gott strahlend auf.3 Unser Gott kommt und schweigt nicht; Feuer frißt vor ihm her; um ihn stürmt es gewaltig.4 Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, er werde sein Volk nun richten:5 "Versammelt mir all meine Frommen, die den Bund mit mir schlossen beim Opfer."6 Die Himmel sollen seine Gerechtigkeit künden; Gott selbst wird Richter sein. 7 "Höre, mein Volk, ich rede. Israel, ich klage dich an, ich, der ich dein Gott bin.8 Nicht wegen deiner Opfer rüg' ich dich, deine Brandopfer sind mir immer vor Augen.9 Doch nehme ich von dir Stiere nicht an noch Böcke aus deinen Hürden.10 Denn mir gehört alles Getier des Waldes, das Wild auf den Bergen zu Tausenden.11 Ich kenne alle Vögel des Himmels, was sich regt auf dem Feld, ist mein eigen.12 Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, denn mein ist die Welt und was sie erfüllt.13 Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen und das Blut von Böcken trinken?14 Bring Gott als Opfer dein Lob, und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!15 Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich, und du wirst mich ehren."16 Zum Frevler aber spricht Gott: "Was zählst du meine Gebote auf und nimmst meinen Bund in deinen Mund?17 Dabei ist Zucht dir verhaßt, meine Worte wirfst du hinter dich.18 Siehst du einen Dieb, so läufst du mit, du machst dich mit Ehebrechern gemein.19 Dein Mund redet böse Worte, und deine Zunge stiftet Betrug an.20 Von deinem Bruder redest du schändlich, auf den Sohn deiner Mutter häufst du Verleumdung.21 Das hast du getan, und ich soll schweigen? Meinst du, ich bin wie du? Ich halte es dir vor Augen und rüge dich.22 Begreift es doch, ihr, die ihr Gott vergeßt! Sonst zerreiße ich euch, und niemand kann euch retten.23 Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich; wer rechtschaffen lebt, dem zeig' ich mein Heil."

Psalm 51

1-2 als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem sich David mit Batseba vergangen hatte.]3 Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!4 Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde!5 Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen.6 Gegen dich allein habe ich gesündigt, ich habe getan, was dir mißfällt. So behältst du recht mit deinem Urteil, rein stehst du da als Richter.7 Denn ich bin in Schuld geboren; in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.8 Lauterer Sinn im Verborgenen gefällt dir, im Geheimen lehrst du mich Weisheit.9 Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee.10 Sättige mich mit Entzücken und Freude! Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast.11 Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden, tilge all meine Frevel!12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist!13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!14 Mach mich wieder froh mit deinem Heil; mit einem willigen Geist rüste mich aus!15 Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege, und die Sünder kehren um zu dir.16 Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles, dann wird meine Zunge jubeln über deine Gerechtigkeit.17 Herr, öffne mir die Lippen, und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.18 Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie dir geben; an Brandopfern hast du kein Gefallen.19 Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.20 In deiner Huld tu Gutes an Zion; bau die Mauern Jerusalems wieder auf!21 Dann hast du Freude an rechten Opfern, an Brandopfern und Ganzopfern, dann opfert man Stiere auf deinem Altar.

Psalm 52

1-2 als der Edomiter Doëg zu Saul kam und ihm meldete: David ist in das Haus des Ahimelech gegangen.]3 Was rühmst du dich deiner Bosheit, du Mann der Gewalt, was prahlst du allzeit vor dem Frommen?4 Du Ränkeschmied, du planst Verderben; deine Zunge gleicht einem scharfen Messer.5 Du liebst das Böse mehr als das Gute und Lüge mehr als wahrhaftige Rede. 6 Du liebst lauter verderbliche Worte, du tückische Zunge.7 Darum wird Gott dich verderben für immer, dich packen und herausreißen aus deinem Zelt, dich entwurzeln aus dem Land der Lebenden. 8 Gerechte werden es sehen und sich fürchten; sie werden über ihn lachen und sagen:9 "Seht, das ist der Mann, der nicht zu Gott seine Zuflucht nahm; auf seinen großen Reichtum hat er sich verlassen und auf seinen Frevel gebaut."10 Ich aber bin im Haus Gottes wie ein grünender Ölbaum; auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig.11 Ich danke dir, Herr, in Ewigkeit; denn du hast das alles vollbracht. Ich hoffe auf deinen Namen im Kreis der Frommen; denn du bist gütig.

Psalm 53

1-2 Die Toren sagen in ihrem Herzen: "Es gibt keinen Gott." Sie handeln verwerflich und schnöde; da ist keiner, der Gutes tut.3 Gott blickt vom Himmel herab auf die Menschen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.4 Alle sind sie abtrünnig und verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger.5 Haben denn die Übeltäter keine Einsicht? Sie verschlingen mein Volk. Sie essen Gottes Brot, doch seinen Namen rufen sie nicht an.6 Es trifft sie Furcht und Schrecken, obwohl doch nichts zu fürchten ist. Deinen Bedrängern hat Gott die Glieder zerschlagen. Gott läßt sie scheitern, denn er hat sie verworfen.7 Ach käme doch vom Zion Hilfe für Israel! Wenn Gott einst das Geschick seines Volkes wendet, dann jubelt Jakob, dann freut sich Israel.

Psalm 54

1-2 als die Sifiter kamen und Saul meldeten: David hält sich bei uns verborgen.]3 Hilf mir, Gott, durch deinen Namen, verschaff mir Recht mit deiner Kraft!4 Gott, höre mein Flehen, vernimm die Worte meines Mundes!5 Denn es erheben sich gegen mich stolze Menschen, freche Leute trachten mir nach dem Leben; sie haben Gott nicht vor Augen. 6 Doch Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben.7 Auf meine Gegner falle das Unheil zurück. Weil du treu bist, vernichte sie!8 Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig.9 Der Herr hat mich herausgerissen aus all meiner Not, und mein Auge kann auf meine Feinde herabsehn.

Psalm 55

1-2 Vernimm, o Gott, mein Beten; verbirg dich nicht vor meinem Flehen!3 Achte auf mich, und erhöre mich! Unstet schweife ich umher und klage.4 Das Geschrei der Feinde macht mich verstört; mir ist angst, weil mich die Frevler bedrängen. Sie überhäufen mich mit Unheil und befehden mich voller Grimm.5 Mir bebt das Herz in der Brust; mich überfielen die Schrecken des Todes.6 Furcht und Zittern erfaßten mich; ich schauderte vor Entsetzen.7 Da dachte ich: "Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe."8 Weit fort möchte ich fliehen, die Nacht verbringen in der Wüste. 9 An einen sicheren Ort möchte ich eilen vor dem Wetter, vor dem tobenden Sturm.10 Entzweie sie, Herr, verwirr ihre Sprache! Denn in der Stadt sehe ich Gewalttat und Hader.11 Auf ihren Mauern umschleicht man sie bei Tag und bei Nacht; sie ist voll Unheil und Mühsal.12 In ihr herrscht Verderben; Betrug und Unterdrückung weichen nicht von ihren Märkten.13 Denn nicht mein Feind beschimpft mich, das würde ich ertragen; nicht ein Mann, der mich haßt, tritt frech gegen mich auf, vor ihm könnte ich mich verbergen.14 Nein, du bist es, ein Mensch aus meiner Umgebung, mein Freund, mein Vertrauter,15 mit dem ich, in Freundschaft verbunden, zum Haus Gottes gepilgert bin inmitten der Menge.16 Der Tod soll sie überfallen, lebend sollen sie hinabfahren ins Totenreich. Denn ihre Häuser und Herzen sind voller Bosheit.17 Ich aber, zu Gott will ich rufen, der Herr wird mir helfen.18 Am Abend, am Morgen, am Mittag seufze ich und stöhne; er hört mein Klagen.19 Er befreit mich, bringt mein Leben in Sicherheit vor denen, die gegen mich kämpfen, wenn es auch viele sind, die gegen mich angeh'n.20 Gott hört mich und beugt sie nieder, er, der als König thront seit Ewigkeit. Denn sie kehren nicht um und fürchten Gott nicht.21 Der Feind legt Hand an Gottes Freunde, er entweiht Gottes Bund.22 Glatt wie Butter sind seine Reden, doch in seinem Herzen sinnt er auf Streit; seine Worte sind linder als Öl und sind doch gezückte Schwerter.23 Wirf deine Sorge auf den Herrn, er hält dich aufrecht! Er läßt den Gerechten niemals wanken.24 Du aber, Gott, wirst sie hinabstürzen in die tiefste Grube. Gewalttätige und Betrüger erreichen nicht die Mitte ihres Lebens. Ich aber setze mein Vertrauen auf dich.

Psalm 56

1-2 Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach; meine Feinde bedrängen mich Tag für Tag.3 Täglich stellen meine Gegner mir nach; ja, es sind viele, die mich voll Hochmut bekämpfen.4 An dem Tag, da ich mich fürchten muß, setze ich auf dich mein Vertrauen.5 Ich preise Gottes Wort. Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun?6 Sie verdrehen meine Worte den ganzen Tag; auf mein Verderben geht ihr ganzes Sinnen.7 Sie lauern und spähen und beobachten genau meine Schritte; denn sie trachten mir nach dem Leben.8 Sie haben gefrevelt; es gibt für sie kein Entrinnen. In deinem Zorn, o Gott, wirf die Völker zu Boden!9 Mein Elend ist aufgezeichnet bei dir. Sammle meine Tränen in einem Krug, zeichne sie auf in deinem Buch!10 Dann weichen die Feinde zurück an dem Tag, da ich rufe. Ich habe erkannt: Mir steht Gott zur Seite.11 Ich preise Gottes Wort, ich preise das Wort des Herrn.12 Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun?13 Ich schulde dir die Erfüllung meiner Gelübde, o Gott; ich will dir Dankopfer weihen.14 Denn du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Füße bewahrt vor dem Fall. So gehe ich vor Gott meinen Weg im Licht der Lebenden.

Psalm 57

1-2 Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig; denn ich flüchte mich zu dir. Im Schatten deiner Flügel finde ich Zuflucht, bis das Unheil vorübergeht.3 Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zu Gott, der mir beisteht.4 Er sende mir Hilfe vom Himmel; meine Feinde schmähen mich. Gott sende seine Huld und Treue.5 Ich muß mich mitten unter Löwen lagern, die gierig auf Menschen sind. Ihre Zähne sind Spieße und Pfeile, ein scharfes Schwert ihre Zunge.6 Erheb dich über die Himmel, o Gott! Deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.7 Sie haben meinen Schritten ein Netz gelegt und meine Seele gebeugt. Sie haben mir eine Grube gegraben; doch fielen sie selbst hinein. 8 Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit, ich will dir singen und spielen.9 Wach auf, meine Seele! Wacht auf, Harfe und Saitenspiel! Ich will das Morgenrot wecken.10 Ich will dich vor den Völkern preisen, Herr, dir vor den Nationen lobsingen.11 Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, deine Treue, so weit die Wolken ziehn.12 Erheb dich über die Himmel, o Gott; deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.

Psalm 58

1-2 Sprecht ihr wirklich Recht, ihr Mächtigen? Richtet ihr die Menschen gerecht?3 Nein, ihr schaltet im Land nach Willkür, euer Herz ist voll Bosheit; eure Hände bahnen dem Unrecht den Weg.4 Vom Mutterschoß an sind die Frevler treulos, von Geburt an irren sie vom Weg ab und lügen.5 Ihr Gift ist wie das Gift der Schlange, wie das Gift der tauben Natter, die ihr Ohr verschließt,6 die nicht auf die Stimme des Beschwörers hört, der sich auf Zaubersprüche versteht.7 O Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Mund! Zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen!8 Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras, das verwelkt auf dem Weg,9 wie die Schnecke, die sich auflöst in Schleim; wie eine Fehlgeburt sollen sie die Sonne nicht schauen.10 Ehe eure Töpfe das Feuer des Dornstrauchs spüren, fege Gott die Feinde hinweg, ob frisch, ob verdorrt.11 Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; er badet seine Füße im Blut des Frevlers.12 Dann sagen die Menschen: "Der Gerechte erhält seinen Lohn; es gibt einen Gott, der auf Erden Gericht hält."

Psalm 59

1-2 Entreiß mich den Feinden, mein Gott, beschütze mich vor meinen Gegnern!3 Entreiß mich denen, die Unrecht tun, rette mich vor den Mördern!4 Sieh her: Sie lauern mir auf, Mächtige stellen mir nach. Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde;5 Herr, ich bin ohne Schuld. Sie stürmen vor und stellen sich auf. Wach auf, komm mir entgegen, sieh her!6 Herr, du Gott der Heerscharen, Gott Israels, werde wach, suche alle Völker heim! Sei keinem treulosen Frevler gnädig! 7 Abend für Abend kommen sie wieder, sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.8 Ja, sie geifern mit ihrem Maul. Die Schwerter zwischen ihren Lippen, wer nimmt sie wahr?9 Du aber, Herr, verlachst sie; du spottest über alle Völker.10 Meine Stärke, an dich will ich mich halten, denn du, Gott, bist meine Burg.11 Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen; Gott läßt mich herabsehen auf meine Gegner.12 Töte sie nicht, damit mein Volk nicht vergißt. In deiner Kraft zerstreue sie, wirf sie nieder, Herr, unser Schild!13 Wegen der Sünde ihres Mundes, wegen all ihrer Reden sollen sie sich in ihrem Hochmut verfangen; denn sie fluchen und verbreiten nur Lügen.14 Vernichte sie im Zorn, vernichte sie; sie sollen zugrundegehen. Sie sollen erkennen, daß Gott der Herrscher in Jakob ist und bis an das Ende der Erde. 15 Abend für Abend kommen sie wieder, sie kläffen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.16 Sie streunen umher, gierig nach Fraß; werden sie nicht satt, dann knurren sie.17 Ich aber will deine Macht besingen, will über deine Huld jubeln am Morgen. Denn du bist eine Burg für mich, bist meine Zuflucht am Tag der Not.18 Meine Stärke, dir will ich singen und spielen; denn du, Gott, bist meine Burg, mein huldreicher Gott.

Psalm 60

1-2 als er mit den Aramäern Mesopotamiens und den Aramäern von Zoba kämpfte und als Joab umkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, zwölftausend Mann.]3 Du hast uns verworfen, o Gott, und zerschlagen. Du hast uns gezürnt. Richte uns wieder auf!4 Erschüttert hast du das Land und gespalten. Heile seine Risse! Denn es kam ins Wanken.5 Du hast dein Volk hart geprüft, du gabst uns betäubenden Wein zu trinken.6 Für alle, die dich fürchten, hast du ein Zeichen aufgestellt, zu dem sie fliehen können vor dem Bogen. 7 Hilf mit deiner Rechten, erhöre uns, damit die gerettet werden, die du so sehr liebst.8 Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: "Ich will triumphieren, will Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen.9 Mein ist Gilead, mein auch Manasse, Efraim ist der Helm auf meinem Haupt, Juda mein Herrscherstab.10 Doch Moab ist mein Waschbecken, auf Edom werfe ich meinen Schuh, ich triumphiere über das Land der Philister."11 Wer führt mich hin zu der befestigten Stadt, wer wird mich nach Edom geleiten?12 Gott, hast denn du uns verworfen? Du ziehst ja nicht aus, o Gott, mit unseren Heeren.13 Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! Denn die Hilfe von Menschen ist nutzlos.14 Mit Gott werden wir Großes vollbringen; er selbst wird unsere Feinde zertreten.

Psalm 61

1-2 Gott, höre mein Flehen, achte auf mein Beten!3 Vom Ende der Erde rufe ich zu dir; denn mein Herz ist verzagt. Führe mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist!4 Du bist meine Zuflucht, ein fester Turm gegen die Feinde.5 In deinem Zelt möchte ich Gast sein auf ewig, mich bergen im Schutz deiner Flügel. 6 Denn du, o Gott, hast meine Gelübde gehört und denen das Erbe gegeben, die deinen Namen fürchten.7 Füge den Tagen des Königs noch viele hinzu! Seine Jahre mögen dauern von Geschlecht zu Geschlecht.8 Er throne ewig vor Gottes Angesicht. Huld und Treue mögen ihn behüten.9 Dann will ich allzeit deinem Namen singen und spielen und Tag für Tag meine Gelübde erfüllen.

Psalm 62

1-2 Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe.3 Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.4 Wie lange rennt ihr an gegen einen einzigen, stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, wie gegen eine Mauer, die einstürzt? Gott,5 Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; Lügen ist ihre Lust. Sie segnen mit ihrem Mund, doch in ihrem Herzen fluchen sie. 6 Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung.7 Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.8 Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht.9 Vertrau ihm, Volk (Gottes), zu jeder Zeit! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn Gott ist unsere Zuflucht. 10 Nur ein Hauch sind die Menschen, die Leute nur Lug und Trug. Auf der Waage schnellen sie empor, leichter als ein Hauch sind sie alle.11 Vertraut nicht auf Gewalt, verlaßt euch nicht auf Raub! Wenn der Reichtum auch wächst, so verliert doch nicht euer Herz an ihn!12 Eines hat Gott gesagt, zweierlei habe ich gehört: Bei Gott ist die Macht;13 Herr, bei dir ist die Huld. Denn du wirst jedem vergelten, wie es seine Taten verdienen.

Psalm 63

1-2 Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.3 Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.4 Denn deine Huld ist besser als das Leben; darum preisen dich meine Lippen.5 Ich will dich rühmen mein Leben lang, in deinem Namen die Hände erheben.6 Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.7 Ich denke an dich auf nächtlichem Lager und sinne über dich nach, wenn ich wache.8 Ja, du wurdest meine Hilfe; jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.9 Meine Seele hängt an dir, deine rechte Hand hält mich fest.10 Viele trachten mir ohne Grund nach dem Leben, aber sie müssen hinabfahren in die Tiefen der Erde.11 Man gibt sie der Gewalt des Schwertes preis, sie werden eine Beute der Schakale.12 Der König aber freue sich an Gott. Wer bei ihm schwört, darf sich rühmen. Doch allen Lügnern wird der Mund verschlossen.

Psalm 64

1-2 Höre, o Gott, mein lautes Klagen, schütze mein Leben vor dem Schrecken des Feindes!3 Verbirg mich vor der Schar der Bösen, vor dem Toben derer, die Unrecht tun.4 Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, schießen giftige Worte wie Pfeile,5 um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen. Sie schießen auf ihn, plötzlich und ohne Scheu.6 Sie sind fest entschlossen zu bösem Tun. Sie planen, Fallen zu stellen, und sagen: "Wer sieht uns schon?"7 Sie haben Bosheit im Sinn, doch halten sie ihre Pläne geheim. Ihr Inneres ist heillos verdorben, ihr Herz ist ein Abgrund.8 Da trifft sie Gott mit seinem Pfeil; sie werden jählings verwundet.9 Ihre eigene Zunge bringt sie zu Fall. Alle, die es sehen, schütteln den Kopf.10 Dann fürchten sich alle Menschen; sie verkünden Gottes Taten und bedenken sein Wirken.11 Der Gerechte freut sich am Herrn und sucht bei ihm Zuflucht. Und es rühmen sich alle Menschen mit redlichem Herzen.

Psalm 65

1-2 Dir gebührt Lobgesang, Gott, auf dem Zion, dir erfüllt man Gelübde.3 Du erhörst die Gebete. Alle Menschen kommen zu dir4 unter der Last ihrer Sünden. Unsere Schuld ist zu groß für uns, du wirst sie vergeben.5 Wohl denen, die du erwählst und in deine Nähe holst, die in den Vorhöfen deines Heiligtums wohnen. Wir wollen uns am Gut deines Hauses sättigen, am Gut deines Tempels.6 Du vollbringst erstaunliche Taten, erhörst uns in Treue, du Gott unsres Heiles, du Zuversicht aller Enden der Erde und der fernsten Gestade.7 Du gründest die Berge in deiner Kraft, du gürtest dich mit Stärke.8 Du stillst das Brausen der Meere, das Brausen ihrer Wogen, das Tosen der Völker.9 Alle, die an den Enden der Erde wohnen, erschauern vor deinen Zeichen; Ost und West erfüllst du mit Jubel.10 Du sorgst für das Land und tränkst es; du überschüttest es mit Reichtum. Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt, du schaffst ihnen Korn; so ordnest du alles.11 Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.12 Du krönst das Jahr mit deiner Güte, deinen Spuren folgt Überfluß.13 In der Steppe prangen die Auen, die Höhen umgürten sich mit Jubel.14 Die Weiden schmücken sich mit Herden, die Täler hüllen sich in Korn. Sie jauchzen und singen.

Psalm 66

1 Jauchzt vor Gott, alle Länder der Erde! 2 Spielt zum Ruhm seines Namens! Verherrlicht ihn mit Lobpreis!3 Sagt zu Gott: "Wie ehrfurchtgebietend sind deine Taten; vor deiner gewaltigen Macht müssen die Feinde sich beugen."4 Alle Welt bete dich an und singe dein Lob, sie lobsinge deinem Namen! 5 Kommt und seht die Taten Gottes! Staunenswert ist sein Tun an den Menschen:6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie schritten zu Fuß durch den Strom; dort waren wir über ihn voll Freude.7 In seiner Kraft ist er Herrscher auf ewig; seine Augen prüfen die Völker. Die Trotzigen können sich gegen ihn nicht erheben. 8 Preist unser'n Gott, ihr Völker; laßt laut sein Lob erschallen!9 Er erhielt uns am Leben und ließ unseren Fuß nicht wanken.10 Du hast, o Gott, uns geprüft, und uns geläutert, wie man Silber läutert.11 Du brachtest uns in schwere Bedrängnis und legtest uns eine drückende Last auf die Schulter.12 Du ließest Menschen über unsere Köpfe schreiten. Wir gingen durch Feuer und Wasser. Doch du hast uns in die Freiheit hinausgeführt.13 Ich komme mit Opfern in dein Haus; ich erfülle dir meine Gelübde,14 die ich einst dir versprach, die dir mein Mund in der Not gelobte.15 Fette Tiere bringe ich dir als Brandopfer dar, zusammen mit dem Rauch von Widdern; ich richte dir Rinder und Böcke zu. 16 Ihr alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und hört; ich will euch erzählen, was er mir Gutes getan hat.17 Zu ihm hatte ich mit lauter Stimme gerufen, und schon konnte mein Mund ihn preisen.18 Hätte ich Böses im Sinn gehabt, dann hätte der Herr mich nicht erhört.19 Gott aber hat mich erhört, hat auf mein drängendes Beten geachtet.20 Gepriesen sei Gott; denn er hat mein Gebet nicht verworfen und mir seine Huld nicht entzogen.

Psalm 67

1-2 Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, 3 damit auf Erden sein Weg erkannt wird und unter allen Völkern sein Heil.4 Die Völker sollen dir danken, o Gott, danken sollen dir die Völker alle.5 Die Nationen sollen sich freuen und jubeln. Denn du richtest den Erdkreis gerecht. Du richtest die Völker nach Recht und regierst die Nationen auf Erden. 6 Die Völker sollen dir danken, o Gott, danken sollen dir die Völker alle.7 Das Land gab seinen Ertrag. Es segne uns Gott, unser Gott.8 Es segne uns Gott. Alle Welt fürchte und ehre ihn.

Psalm 68

1-2 Gott steht auf, seine Feinde zerstieben; die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.3 Sie verfliegen, wie Rauch verfliegt; wie Wachs am Feuer zerfließt, so vergehen die Frevler vor Gottes Angesicht.4 Die Gerechten aber freuen sich und jubeln vor Gott; sie jauchzen in heller Freude.5 Singt für Gott, spielt seinem Namen; jubelt ihm zu, ihm, der auf den Wolken einherfährt! Preist seinen Namen! Freut euch vor seinem Angesicht!6 Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.7 Gott bringt die Verlassenen heim, führt die Gefangenen hinaus in das Glück; doch die Empörer müssen wohnen im dürren Land.8 Gott, als du deinem Volk voranzogst, als du die Wüste durchschrittest, 9 da bebte die Erde, da ergossen sich die Himmel vor Gott, vor Gott, dem Herrn vom Sinai, vor Israels Gott.10 Gott, du ließest Regen strömen in Fülle und erquicktest dein verschmachtendes Erbland.11 Deine Geschöpfe finden dort Wohnung; Gott, in deiner Güte versorgst du den Armen.12 Der Herr entsendet sein Wort; groß ist der Siegesbotinnen Schar.13 Die Könige der Heere fliehen, sie fliehen. Im Haus verteilt man die Beute.14 Was bleibt ihr zurück in den Hürden? Du Taube mit silbernen Schwingen, mit goldenem Flügel!15 Als der Allmächtige die Könige vertrieb, fiel Schnee auf dem Zalmon.16 Ein Gottesberg ist der Baschanberg, ein Gebirge, an Gipfeln reich, ist der Baschan.17 Warum blickt ihr voll Neid, ihr hohen Gipfel, auf den Berg, den Gott sich zum Wohnsitz erwählt hat? Dort wird der Herr wohnen in Ewigkeit.18 Die Wagen Gottes sind zahllos, tausendmal tausend. Vom Sinai zieht der Herr zu seinem Heiligtum.19 Du zogst hinauf zur Höhe, führtest Gefangene mit; du nahmst Gaben entgegen von den Menschen. Auch Empörer müssen wohnen bei Gott, dem Herrn.20 Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag! Gott trägt uns, er ist unsre Hilfe. 21 Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt, Gott, der Herr, führt uns heraus aus dem Tod.22 Denn Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Kopf des Frevlers, der in Sünde dahinlebt.23 Der Herr hat gesprochen: "Ich bringe (sie) vom Baschan zurück, ich bringe (sie) zurück aus den Tiefen des Meeres.24 Dein Fuß wird baden im Blut, die Zunge deiner Hunde ihren Anteil bekommen an den Feinden."25 Gott, sie sahen deinen Einzug, den Einzug meines Gottes und Königs ins Heiligtum:26 voraus die Sänger, die Saitenspieler danach, dazwischen Mädchen mit kleinen Pauken.27 Versammelt euch und preist unsern Gott, den Herrn in der Gemeinde Israels:28 voran der kleine Stamm Benjamin, im Zug die Fürsten von Juda, die Fürsten von Sebulon, die Fürsten von Naftali.29 Biete auf, o Gott, deine Macht, die Gottesmacht, die du an uns erwiesen hast30 (a) von deinem Tempel aus, hoch über Jerusalem. (b) Könige kommen mit Gaben, 31 Wehr ab das Untier im Schilf, die Rotte der Starken, wehr ab die Herrscher der Völker! Sie sind gierig nach Silber, tritt sie nieder; zerstreue die Völker, die Lust haben am Krieg.32 aus Ägypten bringt man Geräte von Erz, Kusch erhebt zu Gott seine Hände.33 Ihr Königreiche der Erde, singt für Gott, singt und spielt für den Herrn, 34 der dahinfährt über den Himmel, den uralten Himmel, der seine Stimme erhebt, seine machtvolle Stimme.35 Preist Gottes Macht! Über Israel ragt seine Hoheit empor, seine Macht ragt bis zu den Wolken.36 Gott in seinem Heiligtum ist voll Majestät, Israels Gott; seinem Volk verleiht er Stärke und Kraft. Gepriesen sei Gott.

Psalm 69

1-2 Hilf mir, o Gott! Schon reicht mir das Wasser bis an die Kehle.3 Ich bin in tiefem Schlamm versunken und habe keinen Halt mehr; ich geriet in tiefes Wasser, die Strömung reißt mich fort.4 Ich bin müde vom Rufen, meine Kehle ist heiser, mir versagen die Augen, während ich warte auf meinen Gott.5 Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf sind die, die mich grundlos hassen. Zahlreich sind meine Verderber, meine verlogenen Feinde. Was ich nicht geraubt habe, soll ich erstatten.6 Gott, du kennst meine Torheit, meine Verfehlungen sind dir nicht verborgen.7 Wer auf dich hofft, Herr, du Herr der Heere, soll durch mich nicht scheitern; wer dich sucht, Gott Israels, gerate durch mich nicht in Schande.8 Denn deinetwegen erleide ich Schmach, und Schande bedeckt mein Gesicht.9 Entfremdet bin ich den eigenen Brüdern, den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd.10 Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt; die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen.11 Ich nahm mich durch Fasten in Zucht, doch es brachte mir Schmach und Schande.12 Ich ging in Sack und Asche, doch sie riefen Spottverse hinter mir her.13 Man redet über mich in der Versammlung am Tor, von mir singen die Zecher beim Wein.14 Ich aber bete zu dir, Herr, zur Zeit der Gnade. Erhöre mich in deiner großen Huld, Gott, hilf mir in deiner Treue!15 Entreiß mich dem Sumpf, damit ich nicht versinke. Zieh mich heraus aus dem Verderben, aus dem tiefen Wasser!16 Laß nicht zu, daß die Flut mich überschwemmt, die Tiefe mich verschlingt, der Brunnenschacht über mir seinen Rachen schließt.17 Erhöre mich, Herr, in deiner Huld und Güte, wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen!18 Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; denn mir ist angst. Erhöre mich bald!19 Sei mir nah, und erlöse mich! Befrei mich meinen Feinden zum Trotz!20 Du kennst meine Schmach und meine Schande. Dir stehen meine Widersacher alle vor Augen.21 Die Schande bricht mir das Herz, ganz krank bin ich vor Schmach; umsonst habe ich auf Mitleid gewartet, auf einen Tröster, doch ich habe keinen gefunden.22 Sie gaben mir Gift zu essen, für den Durst reichten sie mir Essig.23 Der Opfertisch werde für sie zur Falle, das Opfermahl zum Fangnetz.24 Blende ihre Augen, so daß sie nicht mehr sehen; lähme ihre Hüften für immer!25 Gieß über sie deinen Grimm aus, dein glühender Zorn soll sie treffen!26 Ihr Lagerplatz soll veröden, in ihren Zelten soll niemand mehr wohnen.27 Denn sie verfolgen den Mann, den du schon geschlagen hast, und mehren den Schmerz dessen, der von dir getroffen ist.28 Rechne ihnen Schuld über Schuld an, damit sie nicht teilhaben an deiner Gerechtigkeit.29 Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt und nicht bei den Gerechten verzeichnet.30 Ich aber bin elend und voller Schmerzen; doch deine Hilfe, o Gott, wird mich erhöhen.31 Ich will den Namen Gottes rühmen im Lied, in meinem Danklied ihn preisen.32 Das gefällt dem Herrn mehr als ein Opferstier, mehr als Rinder mit Hörnern und Klauen.33 Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch; ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf!34 Denn der Herr hört auf die Armen, er verachtet die Gefangenen nicht.35 Himmel und Erde sollen ihn rühmen, die Meere und was sich in ihnen regt.36 Denn Gott wird Zion retten, wird Judas Städte neu erbauen. Seine Knechte werden dort wohnen und das Land besitzen, 37 ihre Nachkommen sollen es erben; wer seinen Namen liebt, soll darin wohnen.

Psalm 70

1-2 Gott, komm herbei, um mich zu retten, Herr, eil' mir zu Hilfe!3 In Schmach und Schande sollen alle fallen, die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, die sich über mein Unglück freuen.4 Beschämt sollen sich alle abwenden, die lachen und höhnen und sagen: "Dir geschieht recht."5 Alle, die dich suchen, frohlocken; sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: "Groß ist Gott, der Herr."6 Ich aber bin arm und gebeugt. Eile, o Gott, mir zu Hilfe! Meine Hilfe und mein Retter bist du. Herr, säume doch nicht!

Psalm 71

1 Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Laß mich doch niemals scheitern!2 Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, wende dein Ohr mir zu und hilf mir!3 Sei mir ein sicherer Hort, zu dem ich allzeit kommen darf. Du hast mir versprochen zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg.4 Mein Gott, rette mich aus der Hand des Frevlers, aus der Faust des Bedrückers und Schurken!5 Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, meine Hoffnung von Jugend auf.6 Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer; dir gilt mein Lobpreis allezeit.7 Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, du aber bist meine starke Zuflucht.8 Mein Mund ist erfüllt von deinem Lob, von deinem Ruhm den ganzen Tag.9 Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, verlaß mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.10 Denn meine Feinde reden schlecht von mir, die auf mich lauern, beraten gemeinsam;11 sie sagen: "Gott hat ihn verlassen. Verfolgt und ergreift ihn! Für ihn gibt es keinen Retter."12 Gott, bleib doch nicht fern von mir! Mein Gott, eil' mir zu Hilfe!13 Alle, die mich bekämpfen, sollen scheitern und untergehn; über sie komme Schmach und Schande, weil sie mein Unglück suchen.14 Ich aber will jederzeit hoffen, all deinen Ruhm noch mehren.15 Mein Mund soll von deiner Gerechtigkeit künden und von deinen Wohltaten sprechen den ganzen Tag; denn ich kann sie nicht zählen.16 Ich will kommen in den Tempel Gottes, des Herrn, deine großen und gerechten Taten allein will ich rühmen.17 Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, und noch heute verkünde ich dein wunderbares Walten.18 Auch wenn ich alt und grau bin, o Gott, verlaß mich nicht, damit ich von deinem machtvollen Arm der Nachwelt künde, den kommenden Geschlechtern von deiner Stärke19 und von deiner Gerechtigkeit, Gott, die größer ist als alles. Du hast Großes vollbracht. Mein Gott, wer ist wie du?20 Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. Belebe mich neu, führe mich herauf aus den Tiefen der Erde!21 Bring mich wieder zu Ehren! Du wirst mich wiederum trösten.22 Dann will ich dir danken mit Saitenspiel und deine Treue preisen; mein Gott, du Heiliger Israels, ich will dir auf der Harfe spielen.23 Meine Lippen sollen jubeln, denn dir will ich singen und spielen, meine Seele, die du erlöst hast, soll jubeln.24 Auch meine Zunge soll von deiner Gerechtigkeit reden den ganzen Tag. Denn alle, die mein Unglück suchen, müssen vor Scham erröten und scheitern.

Psalm 72

1 Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!2 Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit und deine Armen durch rechtes Urteil.3 Dann tragen die Berge Frieden für das Volk und die Höhen Gerechtigkeit.4 Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, Hilfe bringen den Kindern der Armen, er wird die Unterdrücker zermalmen.5 Er soll leben, solange die Sonne bleibt und der Mond, bis zu den fernsten Geschlechtern.6 Er ströme wie Regen herab auf die Felder, wie Regenschauer, die die Erde benetzen.7 Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.8 Er herrsche von Meer zu Meer, vom Strom bis an die Enden der Erde.9 Vor ihm sollen seine Gegner sich beugen, Staub sollen lecken all seine Feinde.10 Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.11 Alle Könige müssen ihm huldigen, alle Völker ihm dienen.12 Denn er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, den Armen und den, der keinen Helfer hat.13 Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, er rettet das Leben der Armen.14 Von Unterdrückung und Gewalttat befreit er sie, ihr Blut ist in seinen Augen kostbar.15 Er lebe, und Gold von Saba soll man ihm geben! Man soll für ihn allezeit beten, stets für ihn Segen erflehen.16 Im Land gebe es Korn in Fülle. Es rausche auf dem Gipfel der Berge. Seine Frucht wird sein wie die Bäume des Libanon. Menschen blühn in der Stadt wie das Gras der Erde.17 Sein Name soll ewig bestehen; solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Glücklich preisen sollen ihn alle Völker und in ihm sich segnen.18 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Er allein tut Wunder.19 Gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde. Amen, ja amen.

Psalm 73

1 Lauter Güte ist Gott für Israel, für alle Menschen mit reinem Herzen.2 Ich aber - fast wären meine Füße gestrauchelt, beinahe wäre ich gefallen.3 Denn ich habe mich über die Prahler ereifert, als ich sah, daß es diesen Frevlern so gut ging.4 Sie leiden ja keine Qualen, ihr Leib ist gesund und wohlgenährt.5 Sie kennen nicht die Mühsal der Sterblichen, sind nicht geplagt wie andere Menschen.6 Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck, wie ein Gewand umhüllt sie Gewalttat.7 Sie sehen kaum aus den Augen vor Fett, ihr Herz läuft über von bösen Plänen.8 Sie höhnen, und was sie sagen, ist schlecht; sie sind falsch und reden von oben herab.9 Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel auf und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf.10 Darum wendet sich das Volk ihnen zu und schlürft ihre Worte in vollen Zügen.11 Sie sagen: "Wie sollte Gott das merken? Wie kann der Höchste das wissen?"12 Wahrhaftig, so sind die Frevler: Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum.13 Also hielt ich umsonst mein Herz rein und wusch meine Hände in Unschuld.14 Und doch war ich alle Tage geplagt und wurde jeden Morgen gezüchtigt.15 Hätte ich gesagt: "Ich will reden wie sie", dann hätte ich an deinen Kindern Verrat geübt.16 Da sann ich nach, um das zu begreifen; es war eine Qual für mich,17 bis ich dann eintrat ins Heiligtum Gottes und begriff, wie sie enden.18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund, du stürzt sie in Täuschung und Trug.19 Sie werden plötzlich zunichte, werden dahingerafft und nehmen ein schreckliches Ende,20 wie ein Traum, der beim Erwachen verblaßt, dessen Bild man vergißt, wenn man aufsteht.21 Mein Herz war verbittert, mir bohrte der Schmerz in den Nieren;22 ich war töricht und ohne Verstand, war wie ein Stück Vieh vor dir.23 Ich aber bleibe immer bei dir, du hältst mich an meiner Rechten.24 Du leitest mich nach deinem Ratschluß und nimmst mich am Ende auf in Herrlichkeit.25 Was habe ich im Himmel außer dir? Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde.26 Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten, Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig.27 Ja, wer dir fern ist, geht zugrunde; du vernichtest alle, die dich treulos verlassen.28 Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen. Ich will all deine Taten verkünden.

Psalm 74

1 Warum, Gott, hast du uns für immer verstoßen? Warum ist dein Zorn gegen die Herde deiner Weide entbrannt?2 Denk an deine Gemeinde, die du vorzeiten erworben, als Stamm dir zu eigen erkauft, an den Berg Zion, den du zur Wohnung erwählt hast.3 Erheb deine Schritte zu den uralten Trümmern! Der Feind hat im Heiligtum alles verwüstet.4 Deine Widersacher lärmten an deiner heiligen Stätte, stellten ihre Banner auf als Zeichen des Sieges.5 Wie einer die Axt schwingt im Dickicht des Waldes,6 so zerschlugen sie all das Schnitzwerk mit Beil und Hammer.7 Sie legten an dein Heiligtum Feuer, entweihten die Wohnung deines Namens bis auf den Grund.8 Sie sagten in ihrem Herzen: "Wir zerstören alles." Und sie verbrannten alle Gottesstätten ringsum im Land.9 Zeichen für uns sehen wir nicht, es ist kein Prophet mehr da, niemand von uns weiß, wie lange noch.10 Wie lange, Gott, darf der Bedränger noch schmähen, darf der Feind ewig deinen Namen lästern?11 Warum ziehst du die Hand von uns ab, hältst deine Rechte im Gewand verborgen?12 Doch Gott ist mein König von alters her, Taten des Heils vollbringt er auf Erden.13 Mit deiner Macht hast du das Meer zerspalten, die Häupter der Drachen über den Wassern zerschmettert.14 Du hast die Köpfe des Levíatan zermalmt, ihn zum Fraß gegeben den Ungeheuern der See.15 Hervorbrechen ließest du Quellen und Bäche, austrocknen Ströme, die sonst nie versiegen.16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, hingestellt hast du Sonne und Mond.17 Du hast die Grenzen der Erde festgesetzt, hast Sommer und Winter geschaffen.18 Denk daran: Der Feind schmäht den Herrn, ein Volk ohne Einsicht lästert deinen Namen.19 Gib dem Raubtier das Leben deiner Taube nicht preis; das Leben deiner Armen vergiß nicht für immer!20 Blick hin auf deinen Bund! Denn voll von Schlupfwinkeln der Gewalt ist unser Land.21 Laß den Bedrückten nicht beschämt von dir weggehn! Arme und Gebeugte sollen deinen Namen rühmen.22 Erheb dich, Gott, und führe deine Sache! Bedenke, wie die Toren dich täglich schmähen.23 Vergiß nicht das Geschrei deiner Gegner, das Toben deiner Widersacher, das ständig emporsteigt.

Psalm 75

1-2 Wir preisen dich, Gott, wir preisen dich; dein Name ist denen nahe, die deine Wunder erzählen.3 "Ja, zu der Zeit, die ich selbst bestimme, halte ich Gericht nach meinem Recht.4 Die Erde mit allen, die auf ihr wohnen, mag wanken; doch ich selbst habe ihre Säulen auf festen Grund gestellt." 5 Ich sage zu den Stolzen: Seid nicht so vermessen!, und zu den Frevlern: Brüstet euch nicht mit eurer Macht!6 Brüstet euch nicht stolz mit eurer Macht, redet nicht so überheblich daher!7 Denn weder vom Osten noch vom Westen noch aus der Wüste kommt die Erhöhung.8 Nein, der Richter ist Gott; den einen erniedrigt er, den andern erhöht er.9 Ja, in der Hand des Herrn ist ein Becher, herben, gärenden Wein reicht er dar; ihn müssen alle Frevler der Erde trinken, müssen ihn samt der Hefe schlürfen.10 Ich aber werde jubeln für immer; dem Gott Jakobs will ich singen und spielen.11 "Ich schlage die ganze Macht der Frevler nieder; doch das Haupt des Gerechten wird hoch erhoben."

Psalm 76

1-2 Gott gab sich zu erkennen in Juda, sein Name ist groß in Israel.3 Sein Zelt erstand in Salem, seine Wohnung auf dem Zion.4 Dort zerbrach er die blitzenden Pfeile des Bogens, Schild und Schwert, die Waffen des Krieges. 5 Du bist furchtbar und herrlich, mehr als die ewigen Berge.6 Ausgeplündert sind die tapferen Streiter, sie sinken hin in den Schlaf; allen Helden versagen die Hände.7 Wenn du drohst, Gott Jakobs, erstarren Rosse und Wagen.8 Furchtbar bist du. Wer kann bestehen vor dir, vor der Gewalt deines Zornes?9 Vom Himmel her machst du das Urteil bekannt; Furcht packt die Erde, und sie verstummt,10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht, um allen Gebeugten auf der Erde zu helfen. 11 Denn auch der Mensch voll Trotz muß dich preisen und der Rest der Völker dich feiern.12 Legt Gelübde ab und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! Ihr alle ringsum, bringt Gaben ihm, den ihr fürchtet.13 Er nimmt den Fürsten den Mut; furchterregend ist er für die Könige der Erde.

Psalm 77

1-2 Ich rufe zu Gott, ich schreie, ich rufe zu Gott, bis er mich hört.3 Am Tag meiner Not suche ich den Herrn; unablässig erhebe ich nachts meine Hände, meine Seele läßt sich nicht trösten.4 Denke ich an Gott, muß ich seufzen; sinne ich nach, dann will mein Geist verzagen. 5 Du läßt mich nicht mehr schlafen; ich bin voll Unruhe und kann nicht reden.6 Ich sinne nach über die Tage von einst, ich will denken an längst vergangene Jahre.7 Mein Herz grübelt bei Nacht, ich sinne nach, es forscht mein Geist.8 Wird der Herr mich denn auf ewig verstoßen und mir niemals mehr gnädig sein?9 Hat seine Huld für immer ein Ende, ist seine Verheißung aufgehoben für alle Zeiten?10 Hat Gott seine Gnade vergessen, im Zorn sein Erbarmen verschlossen? 11 Da sagte ich mir: "Das ist mein Schmerz, daß die Rechte des Höchsten so anders handelt."12 Ich denke an die Taten des Herrn, ich will denken an deine früheren Wunder.13 Ich erwäge all deine Werke und will nachsinnen über deine Taten.14 Gott, dein Weg ist heilig. Wo ist ein Gott, so groß wie unser Gott?15 Du allein bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht den Völkern kundgetan.16 Du hast mit starkem Arm dein Volk erlöst, die Kinder Jakobs und Josefs. 17 Die Wasser sahen dich, Gott, die Wasser sahen dich und bebten. Die Tiefen des Meeres tobten.18 Die Wolken gossen ihr Wasser aus, das Gewölk ließ die Stimme dröhnen, auch deine Pfeile flogen dahin.19 Dröhnend rollte dein Donner, Blitze erhellten den Erdkreis, die Erde bebte und wankte.20 Durch das Meer ging dein Weg, dein Pfad durch gewaltige Wasser, doch niemand sah deine Spuren.21 Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand von Mose und Aaron.

Psalm 78

1 Mein Volk, vernimm meine Weisung! Wendet euer Ohr zu den Worten meines Mundes!2 Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch; ich will die Geheimnisse der Vorzeit verkünden.3 Was wir hörten und erfuhren, was uns die Väter erzählten,4 das wollen wir unseren Kindern nicht verbergen, sondern dem kommenden Geschlecht erzählen: die ruhmreichen Taten und die Stärke des Herrn, die Wunder, die er getan hat.5 Er stellte sein Gesetz auf in Jakob, gab in Israel Weisung und gebot unseren Vätern, ihre Kinder das alles zu lehren,6 damit das kommende Geschlecht davon erfahre, die Kinder späterer Zeiten; sie sollten aufstehen und es weitergeben an ihre Kinder,7 damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, die Taten Gottes nicht vergessen und seine Gebote bewahren8 und nicht werden wie ihre Väter, jenes Geschlecht voll Trotz und Empörung, das wankelmütige Geschlecht, dessen Geist nicht treu zu Gott hielt.9 Die Söhne Efraims, Kämpfer mit Pfeil und Bogen, wandten den Rücken am Tag der Schlacht;10 Gottes Bund hielten sie nicht, sie weigerten sich, seiner Weisung zu folgen.11 Sie vergaßen die Taten des Herrn, die Wunder, die er sie sehen ließ.12 Vor den Augen ihrer Väter vollbrachte er Wunder im Land Ägypten, im Gefilde von Zoan.13 Er spaltete das Meer und führte sie hindurch, er ließ das Wasser feststehen wie einen Damm.14 Er leitete sie bei Tag mit der Wolke und die ganze Nacht mit leuchtendem Feuer.15 Er spaltete Felsen in der Wüste und gab dem Volk reichlich zu trinken, wie mit Wassern der Urflut.16 Er ließ Bäche aus dem Gestein entspringen, ließ Wasser fließen gleich Strömen.17 Doch sie sündigten weiter gegen ihn, sie trotzten in der Wüste dem Höchsten.18 In ihrem Herzen versuchten sie Gott, forderten Nahrung für den Hunger.19 Sie redeten gegen Gott; sie fragten: "Kann uns denn Gott den Tisch decken in der Wüste?20 Zwar hat er an den Felsen geschlagen, so daß Wasser floß und Bäche strömten. Kann er uns auch Brot verschaffen und sein Volk mit Fleisch versorgen?"21 Das hörte der Herr und war voll Grimm; Feuer flammte auf gegen Jakob, Zorn erhob sich gegen Israel,22 weil sie Gott nicht glaubten und nicht auf seine Hilfe vertrauten.23 Dennoch gebot er den Wolken droben und öffnete die Tore des Himmels.24 Er ließ Manna auf sie regnen als Speise, er gab ihnen Brot vom Himmel.25 Da aßen die Menschen Wunderbrot; Gott gab ihnen Nahrung in Fülle.26 Er ließ den Ostwind losbrechen droben am Himmel, führte in seiner Macht den Südwind herbei,27 ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub, gefiederte Vögel wie Sand am Meer.28 Er ließ sie mitten ins Lager fallen, rings um Israels Zelte.29 Da aßen alle und wurden satt; er hatte ihnen gebracht, was sie begehrten.30 Noch aber hatten sie ihre Gier nicht gestillt, noch war die Speise in ihrem Mund,31 da erhob sich gegen sie Gottes Zorn; er erschlug ihre Führer und streckte die jungen Männer Israels nieder.32 Doch sie sündigten trotz allem weiter und vertrauten nicht seinen Wundern.33 Darum ließ er ihre Tage schwinden wie einen Hauch und ihre Jahre voll Schrecken vergehen.34 Wenn er dreinschlug, fragten sie nach Gott, kehrten um und suchten ihn.35 Sie dachten daran, daß Gott ihr Fels ist, Gott, der Höchste, ihr Erlöser.36 Doch sie täuschten ihn mit falschen Worten, und ihre Zunge belog ihn.37 Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm, sie hielten seinem Bund nicht die Treue.38 Er aber vergab ihnen voll Erbarmen die Schuld und tilgte sein Volk nicht aus. Oftmals ließ er ab von seinem Zorn und unterdrückte seinen Groll.39 Denn er dachte daran, daß sie nichts sind als Fleisch, nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt.40 Wie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt, ihn gekränkt in der Steppe!41 Immer wieder stellten sie ihn auf die Probe, sie reizten den heiligen Gott Israels.42 Sie dachten nicht mehr an seine mächtige Hand, an den Tag, als er sie vom Unterdrücker befreite,43 als er in Ägypten Zeichen tat und Wunder im Gefilde von Zoan:44 Er verwandelte ihre Flüsse und Bäche in Blut; sie konnten daraus nicht mehr trinken.45 Er schickte einen Schwarm von Fliegen, der fraß sie auf, ein Heer von Fröschen, das vertilgte sie.46 Ihre Ernte überließ er den Grillen und den Heuschrecken den Ertrag ihrer Mühen.47 Ihre Reben zerschlug er mit Hagel, ihre Maulbeerbäume mit Körnern aus Eis.48 Ihr Vieh überließ er der Pest und ihre Herden den Seuchen.49 Er ließ die Glut seines Zorns auf sie los: Grimm und Wut und Bedrängnis, Boten des Unheils in Scharen.50 Er ließ seinem Zorn freien Lauf; er bewahrte sie nicht vor dem Tod und lieferte ihr Leben der Pest aus.51 Er schlug in Ägypten alle Erstgeburt, in den Zelten Hams die Blüte der Jugend.52 Dann führte er sein Volk hinaus wie Schafe, leitete sie wie eine Herde durch die Wüste.53 Er führte sie sicher, sie mußten nichts fürchten, doch ihre Feinde bedeckte das Meer.54 Er brachte sie in sein heiliges Land, in die Berge, die er erwarb mit mächtiger Hand.55 Er vertrieb die Völker vor ihnen, ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen und teilte ihnen ihr Erbteil zu.56 Doch sie versuchten Gott und trotzten dem Höchsten; sie hielten seine Satzungen nicht.57 Wie ihre Väter, fielen sie treulos von ihm ab, sie wandten sich ab wie ein Bogen, der versagt.58 Sie erbitterten ihn mit ihrem Kult auf den Höhen und reizten seine Eifersucht mit ihren Götzen.59 Als Gott es sah, war er voll Grimm und sagte sich los von Israel.60 Er verwarf seine Wohnung in Schilo, das Zelt, wo er unter den Menschen wohnte.61 Er gab seine Macht in Gefangenschaft, seine heilige Lade fiel in die Hand des Feindes.62 Er lieferte sein Volk dem Schwert aus; er war voll Grimm über sein Eigentum.63 Die jungen Männer fraß das Feuer; den jungen Mädchen sang man kein Brautlied.64 Die Priester wurden mit dem Schwert erschlagen; die Witwen konnten die Toten nicht beweinen.65 Da erwachte der Herr wie aus dem Schlaf, wie ein Held, der betäubt war vom Wein.66 Er schlug seine Feinde zurück und gab sie ewiger Schande preis.67 Das Zelt Josefs verwarf er, dem Stamm Efraim entzog er die Erwählung.68 Doch den Stamm Juda erwählte er, den Berg Zion, den er liebt.69 Dort baute er sein hoch aufragendes Heiligtum, so fest wie die Erde, die er für immer gegründet hat.70 Und er erwählte seinen Knecht David; er holte ihn weg von den Hürden der Schafe,71 von den Muttertieren nahm er ihn fort, damit er sein Volk Jakob weide und sein Erbe Israel.72 Er sorgte als Hirt für sie mit lauterem Herzen und führte sie mit klugen Händen.

Psalm 79

1 Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, sie haben deinen heiligen Tempel entweiht und Jerusalem in Trümmer gelegt.2 Die Leichen deiner Knechte haben sie zum Fraß gegeben den Vögeln des Himmels, die Leiber deiner Frommen den Tieren des Feldes.3 Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen rings um Jerusalem, und keiner hat sie begraben.4 Zum Schimpf sind wir geworden in den Augen der Nachbarn, zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.5 Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig zürnen? Wie lange noch wird dein Eifer lodern wie Feuer?6 Gieß deinen Zorn aus über die Heiden, die dich nicht kennen, über jedes Reich, das deinen Namen nicht anruft.7 Denn sie haben Jakob aufgezehrt und seine Felder verwüstet.8 Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! Denn wir sind sehr erniedrigt.9 Um der Ehre deines Namens willen hilf uns, du Gott unsres Heils! Um deines Namens willen reiß uns heraus und vergib uns die Sünden!10 Warum dürfen die Heiden sagen: "Wo ist nun ihr Gott?" Laß kund werden an den Heiden vor unsern Augen, wie du das vergossene Blut deiner Knechte vergiltst.11 Das Stöhnen der Gefangenen dringe zu dir. Befrei die Todgeweihten durch die Kraft deines Armes!12 Zahl unsern Nachbarn siebenfach heim die Schmach, die sie dir, Herr, angetan.13 Wir aber, dein Volk, die Schafe deiner Weide, wollen dir ewig danken, deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht.

Psalm 80

1-2 Du Hirte Israels, höre, der du Josef weidest wie eine Herde! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine3 vor Efraim, Benjamin und Manasse! Biete deine gewaltige Macht auf, und komm uns zu Hilfe!4 Gott, richte uns wieder auf! Laß dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.5 Herr, Gott der Heerscharen, wie lange noch zürnst du, während dein Volk zu dir betet?6 Du hast sie gespeist mit Tränenbrot, sie überreich getränkt mit Tränen.7 Du machst uns zum Spielball der Nachbarn, und unsere Feinde verspotten uns.8 Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! Laß dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.9 Du hobst in Ägypten einen Weinstock aus, du hast Völker vertrieben, ihn aber eingepflanzt.10 Du schufst ihm weiten Raum; er hat Wurzeln geschlagen und das ganze Land erfüllt.11 Sein Schatten bedeckte die Berge, seine Zweige die Zedern Gottes.12 Seine Ranken trieb er bis hin zum Meer und seine Schößlinge bis zum Eufrat.13 Warum rissest du seine Mauern ein? Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus.14 Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, die Tiere des Feldes fressen ihn ab.15 Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock16 und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat.17 Die ihn im Feuer verbrannten wie Kehricht, sie sollen vergehen vor deinem drohenden Angesicht.18 Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten, den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht.19 Erhalt uns am Leben! Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.20 Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! Laß dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.

Psalm 81

1-2 Jubelt Gott zu, er ist unsre Zuflucht; jauchzt dem Gott Jakobs zu!3 Stimmt an den Gesang, schlagt die Pauke, die liebliche Laute, dazu die Harfe!4 Stoßt in die Posaune am Neumond und zum Vollmond, am Tag unsres Festes!5 Denn das ist Satzung für Israel, Entscheid des Gottes Jakobs.6 Das hat er als Gesetz für Josef erlassen, als Gott gegen Ägypten auszog. Eine Stimme höre ich, die ich noch nie vernahm:7 Seine Schulter hab' ich von der Bürde befreit, seine Hände kamen los vom Lastkorb.8 Du riefst in der Not, und ich riß dich heraus; ich habe dich aus dem Gewölk des Donners erhört, an den Wassern von Meríba geprüft. 9 Höre, mein Volk, ich will dich mahnen! Israel, wolltest du doch auf mich hören!10 Für dich gibt es keinen andern Gott. Du sollst keinen fremden Gott anbeten.11 Ich bin der Herr, dein Gott, der dich heraufgeführt hat aus Ägypten. Tu deinen Mund auf! Ich will ihn füllen.12 Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; Israel hat mich nicht gewollt.13 Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen, und sie handelten nach ihren eigenen Plänen.14 Ach daß doch mein Volk auf mich hörte, daß Israel gehen wollte auf meinen Wegen!15 Wie bald würde ich seine Feinde beugen, meine Hand gegen seine Bedränger wenden.16 Alle, die den Herrn hassen, müßten Israel schmeicheln, und das sollte für immer so bleiben.17 Ich würde es nähren mit bestem Weizen und mit Honig aus dem Felsen sättigen.

Psalm 82

1 Gott steht auf in der Versammlung der Götter, im Kreis der Götter hält er Gericht.2 "Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten und die Frevler begünstigen? 3 Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht!4 Befreit die Geringen und Armen, entreißt sie der Hand der Frevler!"5 Sie aber haben weder Einsicht noch Verstand, sie tappen dahin im Finstern. Alle Grundfesten der Erde wanken.6 "Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter, ihr alle seid Söhne des Höchsten.7 Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen, sollt stürzen wie jeder der Fürsten."8 Erheb dich, Gott, und richte die Erde! Denn alle Völker werden dein Erbteil sein.

Psalm 83

1-2 Schweig doch nicht, o Gott, bleib nicht still, o Gott, bleib nicht stumm!3 Sieh doch, deine Feinde toben; die dich hassen, erheben das Haupt.4 Gegen dein Volk ersinnen sie listige Pläne und halten Rat gegen die, die sich bei dir bergen.5 Sie sagen: "Wir wollen sie ausrotten als Volk; an den Namen Israel soll niemand mehr denken."6 Ja, sie halten einmütig Rat und schließen ein Bündnis gegen dich:7 Edoms Zelte und die Ismaeliter, Moab und die Hagariter,8 Gebal, Ammon und Amalek, das Philisterland und die Bewohner von Tyrus.9 Zu ihnen gesellt sich auch Assur und leiht seinen Arm den Söhnen Lots. 10 Mach es mit ihnen wie mit Midian und Sisera, wie mit Jabin am Bach Kischon,11 die du bei En-Dór vernichtet hast. Sie wurden zum Dung für die Äcker.12 Mach ihre Fürsten wie Oreb und Seeb, wie Sebach und Zalmunna mach all ihre Führer!13 Sie sagten: "Wir wollen Gottes Land erobern."14 Mein Gott, laß sie dahinwirbeln wie Staub, wie Spreu vor dem Wind!15 Wie das Feuer, das ganze Wälder verbrennt, wie die Flamme, die Berge versengt,16 so jage sie davon mit deinem Sturm, und schrecke sie mit deinem Wetter!17 Bedecke mit Schmach ihr Gesicht, damit sie, Herr, nach deinem Namen fragen.18 Beschämt sollen sie sein und verstört für immer, sollen vor Schande zugrunde gehn.19 Sie sollen erkennen, daß du es bist. Herr ist dein Name. Du allein bist der Höchste über der ganzen Erde.

Psalm 84

1-2 Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen! 3 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, ihm, dem lebendigen Gott.4 Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König.5 Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben. 6 Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten.7 Ziehen sie durch das trostlose Tal, wird es für sie zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen.8 Sie schreiten dahin mit wachsender Kraft; dann schauen sie Gott auf dem Zion.9 Herr der Heerscharen, höre mein Beten, vernimm es, Gott Jakobs! 10 Gott, sieh her auf unsern Schild, schau auf das Antlitz deines Gesalbten!11 Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums ist besser als tausend andere. Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes als wohnen in den Zelten der Frevler.12 Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. Er schenkt Gnade und Herrlichkeit; der Herr versagt denen, die rechtschaffen sind, keine Gabe.13 Herr der Heerscharen, wohl dem, der dir vertraut!

Psalm 85

1-2 Einst hast du, Herr, dein Land begnadet und Jakobs Unglück gewendet,3 hast deinem Volk die Schuld vergeben, all seine Sünden zugedeckt, 4 hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm und deinen glühenden Zorn gedämpft.5 Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, laß von deinem Unmut gegen uns ab!6 Willst du uns ewig zürnen, soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?7 Willst du uns nicht wieder beleben, so daß dein Volk sich an dir freuen kann?8 Erweise uns, Herr, deine Huld, und gewähre uns dein Heil!9 Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen. 10 Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.11 Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich.12 Treue sproßt aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.13 Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag.14 Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Psalm 86

1 Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr! Denn ich bin arm und gebeugt.2 Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben! Hilf deinem Knecht, der dir vertraut!3 Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr! Den ganzen Tag rufe ich zu dir.4 Herr, erfreue deinen Knecht; denn ich erhebe meine Seele zu dir.5 Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen, für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.6 Herr, vernimm mein Beten, achte auf mein lautes Flehen!7 Am Tag meiner Not rufe ich zu dir; denn du wirst mich erhören.8 Herr, unter den Göttern ist keiner wie du, und nichts gleicht den Werken, die du geschaffen hast.9 Alle Völker kommen und beten dich an, sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre.10 Denn du bist groß und tust Wunder; du allein bist Gott.11 Weise mir, Herr, deinen Weg; ich will ihn gehen in Treue zu dir. Richte mein Herz darauf hin, allein deinen Namen zu fürchten!12 Ich will dir danken, Herr, mein Gott, aus ganzem Herzen, will deinen Namen ehren immer und ewig.13 Du hast mich den Tiefen des Totenreichs entrissen. Denn groß ist über mir deine Huld.14 Gott, freche Menschen haben sich gegen mich erhoben, die Rotte der Gewalttäter trachtet mir nach dem Leben; doch dich haben sie nicht vor Augen.15 Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, du bist langmütig, reich an Huld und Treue.16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig, gib deinem Knecht wieder Kraft, und hilf dem Sohn deiner Magd!17 Tu ein Zeichen, und schenke mir Glück! Alle, die mich hassen, sollen es sehen und sich schämen, weil du, Herr, mich gerettet und getröstet hast.

Psalm 87

1-2 Der Herr liebt (Zion), seine Gründung auf heiligen Bergen; mehr als all seine Stätten in Jakob liebt er die Tore Zions.3 Herrliches sagt man von dir, du Stadt unseres Gottes. 4 Leute aus Ägypten und Babel zähle ich zu denen, die mich kennen; auch von Leuten aus dem Philisterland, aus Tyrus und Kusch sagt man: Er ist dort geboren.5 Doch von Zion wird man sagen: Jeder ist dort geboren. Er, der Höchste, hat Zion gegründet.6 Der Herr schreibt, wenn er die Völker verzeichnet: Er ist dort geboren. 7 Und sie werden beim Reigentanz singen: All meine Quellen entspringen in dir.

Psalm 88

1-2 Herr, du Gott meines Heils, zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.3 Laß mein Gebet zu dir dringen, wende dein Ohr meinem Flehen zu!4 Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, mein Leben ist dem Totenreich nahe.5 Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist.6 Ich bin zu den Toten hinweggerafft, wie Erschlagene, die im Grabe ruhen; an sie denkst du nicht mehr, denn sie sind deiner Hand entzogen.7 Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, tief hinab in finstere Nacht.8 Schwer lastet dein Grimm auf mir, all deine Wogen stürzen über mir zusammen. 9 Die Freunde hast du mir entfremdet, mich ihrem Abscheu ausgesetzt; ich bin gefangen und kann nicht heraus.10 Mein Auge wird trübe vor Elend. Jeden Tag, Herr, ruf' ich zu dir; ich strecke nach dir meine Hände aus.11 Wirst du an den Toten Wunder tun, werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? 12 Erzählt man im Grab von deiner Huld, von deiner Treue im Totenreich?13 Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?14 Herr, darum schreie ich zu dir, früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin.15 Warum, o Herr, verwirfst du mich, warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?16 Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, deine Schrecken lasten auf mir, und ich bin zerquält.17 Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, deine Schrecken vernichten mich.18 Sie umfluten mich allzeit wie Wasser und dringen auf mich ein von allen Seiten.19 Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.

Psalm 89

1-2 Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen, bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden.3 Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig; deine Treue steht fest im Himmel.4 "Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten und David, meinem Knecht, geschworen:5 Deinem Haus gebe ich auf ewig Bestand, und von Geschlecht zu Geschlecht richte ich deinen Thron auf." 6 Die Himmel preisen, Herr, deine Wunder und die Gemeinde der Heiligen deine Treue.7 Denn wer über den Wolken ist wie der Herr, wer von den Göttern ist dem Herrn gleich?8 Gewaltig ist Gott im Rat der Heiligen, für alle rings um ihn her ist er groß und furchtbar.9 Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Mächtig bist du, Herr, und von Treue umgeben.10 Du beherrschst die Empörung des Meeres; wenn seine Wogen toben - du glättest sie.11 Rahab hast du durchbohrt und zertreten, deine Feinde zerstreut mit starkem Arm.12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; den Erdkreis und was ihn erfüllt hast du gegründet.13 Nord und Süd hast du geschaffen, Tabor und Hermon jauchzen bei deinem Namen.14 Dein Arm ist voll Kraft, deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben.15 Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones, Huld und Treue schreiten vor deinem Antlitz her.16 Wohl dem Volk, das dich als König zu feiern weiß! Herr, sie gehen im Licht deines Angesichts.17 Sie freuen sich über deinen Namen zu jeder Zeit, über deine Gerechtigkeit jubeln sie.18 Denn du bist ihre Schönheit und Stärke, du erhöhst unsre Kraft in deiner Güte.19 Ja, unser Schild gehört dem Herrn, unser König dem heiligen Gott Israels.20 Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen: "Einen Helden habe ich zum König gekrönt, einen jungen Mann aus dem Volk erhöht.21 Ich habe David, meinen Knecht, gefunden und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt.22 Beständig wird meine Hand ihn halten und mein Arm ihn stärken.23 Kein Feind soll ihn täuschen, kein ruchloser Mensch kann ihn bezwingen.24 Vor ihm will ich die Feinde zerschmettern, und alle, die ihn hassen, schlage ich nieder.25 Meine Treue und meine Huld begleiten ihn, und in meinem Namen erhebt er sein Haupt.26 Ich lege seine Hand auf das Meer, über die Ströme herrscht seine Rechte.27 Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, mein Gott, der Fels meines Heiles.28 Ich mache ihn zum erstgeborenen Sohn, zum Höchsten unter den Herrschern der Erde.29 Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, mein Bund mit ihm bleibt allzeit bestehen.30 Sein Geschlecht lasse ich dauern für immer und seinen Thron, solange der Himmel währt.31 Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen, nicht mehr leben nach meiner Ordnung,32 wenn sie meine Gesetze entweihen, meine Gebote nicht mehr halten,33 dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen und ihre Sünde mit Schlägen.34 Doch ich entziehe ihm nicht meine Huld, breche ihm nicht die Treue.35 Meinen Bund werde ich nicht entweihen; was meine Lippen gesprochen haben, will ich nicht ändern.36 Eines hab' ich geschworen, so wahr ich heilig bin, und niemals werde ich David belügen:37 Sein Geschlecht soll bleiben auf ewig, sein Thron habe Bestand vor mir wie die Sonne;38 er soll ewig bestehen wie der Mond, der verläßliche Zeuge über den Wolken." 39 Nun aber hast du deinen Gesalbten verstoßen, ihn verworfen und mit Zorn überschüttet,40 hast den Bund mit deinem Knecht zerbrochen, zu Boden getreten seine Krone.41 Eingerissen hast du all seine Mauern, in Trümmer gelegt seine Burgen.42 Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus, er wird zum Gespött seiner Nachbarn.43 Du hast die Hand seiner Bedränger hoch erhoben, hast all seine Feinde erfreut.44 Du hast die Spitze seines Schwertes umgekehrt, hast im Kampf ihm den Sieg verweigert.45 Du hast ein Ende gemacht seinem Glanz und seinen Thron zu Boden geworfen.46 Du hast ihm die Tage der Jugend verkürzt und ihn bedeckt mit Schande. 47 Wie lange noch, Herr? Verbirgst du dich ewig? Soll dein Zorn wie Feuer brennen?48 Bedenke, Herr: Was ist unser Leben, wie vergänglich hast du alle Menschen erschaffen!49 Wo ist der Mann, der ewig lebt und den Tod nicht schaut, der sich retten kann vor dem Zugriff der Unterwelt? 50 Herr, wo sind die Taten deiner Huld geblieben, die du David in deiner Treue geschworen hast?51 Herr, denk an die Schmach deines Knechtes! Im Herzen brennt mir der Hohn der Völker,52 mit dem deine Feinde mich schmähen, Herr, und die Schritte deines Gesalbten verhöhnen.53 Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit. Amen, ja amen.

Psalm 90

1 Herr, du warst unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht.2 Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.3 Du läßt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: "Kommt wieder, ihr Menschen!"4 Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.5 Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras.6 Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt.7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, werden vernichtet durch deinen Grimm.8 Du hast uns're Sünden vor dich hingestellt, unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts.9 Denn all uns're Tage gehn hin unter deinem Zorn, wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer.10 Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.11 Wer kennt die Gewalt deines Zornes und fürchtet sich vor deinem Grimm?12 Uns're Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.13 Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten!14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.16 Zeig deinen Knechten deine Taten und ihren Kindern deine erhabene Macht!17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Laß das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, laß gedeihen das Werk unsrer Hände!

Psalm 91

1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen,2 der sagt zum Herrn: "Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue."3 Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus allem Verderben.4 Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist dir seine Treue.5 Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,6 nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.7 Fallen auch tausend zu deiner Seite, dir zur Rechten zehnmal tausend, so wird es doch dich nicht treffen.8 Ja, du wirst es sehen mit eigenen Augen, wirst zuschauen, wie den Frevlern vergolten wird.9 Denn der Herr ist deine Zuflucht, du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt.10 Dir begegnet kein Unheil, kein Unglück naht deinem Zelt.11 Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen.12 Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;13 du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.14 "Weil er an mir hängt, will ich ihn retten; ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.15 Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.16 Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn schauen mein Heil."

Psalm 92

1-2 Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster, zu singen,3 am Morgen deine Huld zu verkünden und in den Nächten deine Treue4 zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, zum Klang der Zither.5 Denn du hast mich durch deine Taten froh gemacht; Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände.6 Wie groß sind deine Werke, o Herr, wie tief deine Gedanken!7 Ein Mensch ohne Einsicht erkennt das nicht, ein Tor kann es nicht verstehen.8 Wenn auch die Frevler gedeihen und alle, die Unrecht tun, wachsen, so nur, damit du sie für immer vernichtest.9 Herr, du bist der Höchste, du bleibst auf ewig.10 Doch deine Feinde, Herr, wahrhaftig, deine Feinde vergehen; auseinandergetrieben werden alle, die Unrecht tun.11 Du machtest mich stark wie einen Stier, du salbtest mich mit frischem Öl.12 Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, auf alle, die sich gegen mich erheben; mein Ohr hört vom Geschick der Bösen.13 Der Gerechte gedeiht wie die Palme, er wächst wie die Zedern des Libanon.14 Gepflanzt im Haus' des Herrn, gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.15 Sie tragen Frucht noch im Alter und bleiben voll Saft und Frische;16 sie verkünden: Gerecht ist der Herr; mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.

Psalm 93

1 Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit; der Herr hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken.2 Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit.3 Fluten erheben sich, Herr, Fluten erheben ihr Brausen, Fluten erheben ihr Tosen.4 Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe.5 Deine Gesetze sind fest und verläßlich; Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten.

Psalm 94

1 Gott der Vergeltung, o Herr, du Gott der Vergeltung, erscheine!2 Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun!3 Wie lange noch dürfen die Frevler, o Herr, wie lange noch dürfen die Frevler frohlocken?4 Sie führen freche Reden, alle, die Unrecht tun, brüsten sich.5 Herr, sie zertreten dein Volk, sie unterdrücken dein Erbteil.6 Sie bringen die Witwen und Waisen um und morden die Fremden.7 Sie denken: Der Herr sieht es ja nicht, der Gott Jakobs merkt es nicht.8 Begreift doch, ihr Toren im Volk! Ihr Unvernünftigen, wann werdet ihr klug?9 Sollte der nicht hören, der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht sehen, der das Auge geformt hat?10 Sollte der nicht strafen, der die Völker erzieht, er, der die Menschen Erkenntnis lehrt?11 Der Herr kennt die Gedanken der Menschen: Sie sind nichts als ein Hauch.12 Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, den du mit deiner Weisung belehrst.13 Du bewahrst ihn vor bösen Tagen, bis man dem Frevler die Grube gräbt.14 Ja, der Herr wird sein Volk nicht verstoßen und niemals sein Erbe verlassen.15 Nun spricht man wieder Recht nach Gerechtigkeit; ihr folgen alle Menschen mit redlichem Herzen.16 Wer wird sich für mich gegen die Frevler erheben, wer steht für mich ein gegen den, der Unrecht tut?17 Wäre nicht der Herr meine Hilfe, bald würde ich im Land des Schweigens wohnen.18 Wenn ich sage: "Mein Fuß gleitet aus", dann stützt mich, Herr, deine Huld.19 Mehren sich die Sorgen des Herzens, so erquickt dein Trost meine Seele.20 Kann sich mit dir der bestechliche Richter verbünden, der willkürlich straft, gegen das Gesetz?21 Sie wollen das Leben des Gerechten vernichten und verurteilen schuldlose Menschen.22 Doch meine Burg ist der Herr, mein Gott ist der Fels meiner Zuflucht.23 Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten und sie wegen ihrer Bosheit vernichten; vernichten wird sie der Herr, unser Gott.

Psalm 95

1 Kommt, laßt uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles!2 Laßt uns mit Lob seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit Liedern!3 Denn der Herr ist ein großer Gott, ein großer König über allen Göttern.4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, sein sind die Gipfel der Berge.5 Sein ist das Meer, das er gemacht hat, das trockene Land, das seine Hände gebildet.6 Kommt, laßt uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, laßt uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!7 Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! 8 "Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, wie in der Wüste am Tag von Massa!9 Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.10 Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider, und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; denn meine Wege kennen sie nicht.11 Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht kommen in das Land meiner Ruhe."

Psalm 96

1 Singet dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde!2 Singt dem Herrn und preist seinen Namen, verkündet sein Heil von Tag zu Tag!3 Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit, bei allen Nationen von seinen Wundern!4 Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen, mehr zu fürchten als alle Götter.5 Alle Götter der Heiden sind nichtig, der Herr aber hat den Himmel geschaffen.6 Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht, Macht und Glanz in seinem Heiligtum.7 Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!8 Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, spendet Opfergaben, und tretet ein in sein Heiligtum!9 In heiligem Schmuck werft euch nieder vor dem Herrn, erbebt vor ihm, alle Länder der Erde!10 Verkündet bei den Völkern: Der Herr ist König. Den Erdkreis hat er gegründet, so daß er nicht wankt. Er richtet die Nationen so, wie es recht ist.11 Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt.12 Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes13 vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht und die Nationen nach seiner Treue.

Psalm 97

1 Der Herr ist König. Die Erde frohlocke. Freuen sollen sich die vielen Inseln.2 Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Throns.3 Verzehrendes Feuer läuft vor ihm her und frißt seine Gegner ringsum.4 Seine Blitze erhellen den Erdkreis; die Erde sieht es und bebt.5 Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Antlitz des Herrschers aller Welt.6 Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, seine Herrlichkeit schauen alle Völker.7 Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, alle, die sich der Götzen rühmen. Vor ihm werfen sich alle Götter nieder.8 Zion hört es und freut sich, Judas Töchter jubeln, Herr, über deine Gerichte.9 Denn du, Herr, bist der Höchste über der ganzen Erde, hoch erhaben über alle Götter.10 Ihr, die ihr den Herrn liebt, haßt das Böse! Er behütet das Leben seiner Frommen, er entreißt sie der Hand der Frevler.11 Ein Licht erstrahlt den Gerechten und Freude den Menschen mit redlichem Herzen.12 Ihr Gerechten, freut euch am Herrn, und lobt seinen heiligen Namen!

Psalm 98

1 Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht. Er hat mit seiner Rechten geholfen und mit seinem heiligen Arm.2 Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.3 Er dachte an seine Huld und an seine Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes.4 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde, freut euch, jubelt und singt!5 Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang!6 Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König!7 Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.8 In die Hände klatschen sollen die Ströme, die Berge sollen jubeln im Chor9 vor dem Herrn, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, die Nationen so, wie es recht ist.

Psalm 99

1 Der Herr ist König: Es zittern die Völker. Er thront auf den Kerubim: Es wankt die Erde.2 Groß ist der Herr auf Zion, über alle Völker erhaben.3 Preisen sollen sie deinen großen, majestätischen Namen. Denn er ist heilig.4 Stark ist der König, er liebt das Recht. Du hast die Weltordnung fest begründet, hast Recht und Gerechtigkeit in Jakob geschaffen.5 Rühmt den Herrn, unseren Gott; werft euch am Schemel seiner Füße nieder! Denn er ist heilig.6 Mose und Aaron sind unter seinen Priestern, Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen; sie riefen zum Herrn, und er hat sie erhört.7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; seine Gebote hielten sie, die Satzung, die er ihnen gab.8 Herr, unser Gott, du hast sie erhört; du warst ihnen ein verzeihender Gott, aber du hast ihre Frevel vergolten.9 Rühmt den Herrn, unsern Gott, werft euch nieder an seinem heiligen Berge! Denn heilig ist der Herr, unser Gott.

Psalm 100

1 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! 2 Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!3 Erkennt: Der Herr allein ist Gott. Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide.4 Tretet mit Dank durch seine Tore ein! Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! Dankt ihm, preist seinen Namen!5 Denn der Herr ist gütig, ewig währt seine Huld, von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

Psalm 101

1 Von Gnade und Recht will ich singen; dir, o Herr, will ich spielen.2 Ich will auf den Weg der Bewährten achten. Wann kommst du zu mir? Ich lebe in der Stille meines Hauses mit lauterem Herzen.3 Ich richte mein Auge nicht auf Schändliches; ich hasse es, Unrecht zu tun, es soll nicht an mir haften.4 Falschheit sei meinem Herzen fern; ich will das Böse nicht kennen.5 Wer den Nächsten heimlich verleumdet, den bring' ich zum Schweigen. Stolze Augen und hochmütige Herzen kann ich nicht ertragen.6 Meine Augen suchen die Treuen im Land; sie sollen bei mir wohnen. Wer auf rechten Wegen geht, der darf mir dienen.7 In meinem Haus soll kein Betrüger wohnen; kein Lügner kann vor meinen Augen bestehen.8 Morgen für Morgen spreche ich das Urteil über die Frevler im Land, um in der Stadt des Herrn alle auszurotten, die Unrecht tun.

Psalm 102

1-2 Herr, höre mein Gebet! Mein Schreien dringe zu dir.3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu! Wenn ich dich anrufe, erhöre mich bald!4 Meine Tage sind wie Rauch geschwunden, meine Glieder wie von Feuer verbrannt.5 Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, so daß ich vergessen habe, mein Brot zu essen.6 Vor lauter Stöhnen und Schreien bin ich nur noch Haut und Knochen.7 Ich bin wie eine Dohle in der Wüste, wie eine Eule in öden Ruinen.8 Ich liege wach, und ich klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.9 Den ganzen Tag schmähen mich die Feinde; die mich verhöhnen, nennen meinen Namen beim Fluchen.10 Staub muß ich essen wie Brot, mit Tränen mische ich meinen Trank;11 denn auf mir lasten dein Zorn und dein Grimm. Du hast mich hochgerissen und zu Boden geschleudert.12 Meine Tage schwinden dahin wie Schatten, ich verdorre wie Gras.13 Du aber, Herr, du thronst für immer und ewig, dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht.14 Du wirst dich erheben, dich über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, die Stunde ist da.15 An Zions Steinen hängt das Herz deiner Knechte, um seine Trümmer tragen sie Leid.16 Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.17 Denn der Herr baut Zion wieder auf und erscheint in all seiner Herrlichkeit.18 Er wendet sich dem Gebet der Verlassenen zu, ihre Bitten verschmäht er nicht.19 Dies sei aufgeschrieben für das kommende Geschlecht, damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise.20 Denn der Herr schaut herab aus heiliger Höhe, vom Himmel blickt er auf die Erde nieder;21 er will auf das Seufzen der Gefangenen hören und alle befreien, die dem Tod geweiht sind,22 damit sie den Namen des Herrn auf dem Zion verkünden und sein Lob in Jerusalem,23 wenn sich dort Königreiche und Völker versammeln, um den Herrn zu verehren.24 Er hat meine Kraft auf dem Weg gebrochen, er hat meine Tage verkürzt.25 Darum sage ich: Raff mich nicht weg in der Mitte des Lebens, mein Gott, dessen Jahre Geschlecht um Geschlecht überdauern!26 Vorzeiten hast du der Erde Grund gelegt, die Himmel sind das Werk deiner Hände.27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand; du wechselst sie wie ein Kleid, und sie schwinden dahin.28 Du aber bleibst, der du bist, und deine Jahre enden nie.29 Die Kinder deiner Knechte werden (in Sicherheit) wohnen, ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen.

Psalm 103

1 Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!2 Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat:3 der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt,4 der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt,5 der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt; wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert.6 Der Herr vollbringt Taten des Heiles, Recht verschafft er allen Bedrängten.7 Er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israels seine Werke.8 Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte.9 Er wird nicht immer zürnen, nicht ewig im Groll verharren.10 Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld.11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch ist seine Huld über denen, die ihn fürchten.12 So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt er die Schuld von uns.13 Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten.14 Denn er weiß, was wir für Gebilde sind; er denkt daran: Wir sind nur Staub.15 Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes.16 Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr.17 Doch die Huld des Herrn währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten und ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel; 18 alle, die seinen Bund bewahren, an seine Gebote denken und danach handeln.19 Der Herr hat seinen Thron errichtet im Himmel, seine königliche Macht beherrscht das All.20 Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die seine Befehle vollstrecken, seinen Worten gehorsam!21 Lobt den Herrn, all seine Scharen, seine Diener, die seinen Willen vollziehen!22 Lobt den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele!

Psalm 104

1 Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.2 Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.3 Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes.4 Du machst dir die Winde zu Boten und lodernde Feuer zu deinen Dienern.5 Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.6 Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, die Wasser standen über den Bergen.7 Sie wichen vor deinem Drohen zurück, sie flohen vor der Stimme deines Donners.8 Da erhoben sich Berge und senkten sich Täler an den Ort, den du für sie bestimmt hast.9 Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten; nie wieder sollen sie die Erde bedecken.10 Du läßt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, sie eilen zwischen den Bergen dahin.11 Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die Wildesel stillen ihren Durst daraus.12 An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang.13 Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, aus deinen Wolken wird die Erde satt.14 Du läßt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde15 und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt und Brot das Menschenherz stärkt.16 Die Bäume des Herrn trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.17 In ihnen bauen die Vögel ihr Nest, auf den Zypressen nistet der Storch.18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, dem Klippdachs bieten die Felsen Zuflucht.19 Du hast den Mond gemacht als Maß für die Zeiten, die Sonne weiß, wann sie untergeht.20 Du sendest Finsternis, und es wird Nacht, dann regen sich alle Tiere des Waldes.21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute, sie verlangen von Gott ihre Nahrung.22 Strahlt die Sonne dann auf, so schleichen sie heim und lagern sich in ihren Verstecken.23 Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, an seine Arbeit bis zum Abend.24 Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.25 Da ist das Meer, so groß und weit, darin ein Gewimmel ohne Zahl: kleine und große Tiere.26 Dort ziehen die Schiffe dahin, auch der Leviátan, den du geformt hast, um mit ihm zu spielen.27 Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.28 Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein; öffnest du deine Hand, werden sie satt an Gutem.29 Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört; nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub der Erde.30 Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde.31 Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; der Herr freue sich seiner Werke.32 Er blickt auf die Erde, und sie erbebt; er rührt die Berge an, und sie rauchen.33 Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, will meinem Gott spielen, solange ich da bin.34 Möge ihm mein Dichten gefallen. Ich will mich freuen am Herrn.35 Doch die Sünder sollen von der Erde verschwinden, und es sollen keine Frevler mehr dasein. Lobe den Herrn, meine Seele! Halleluja!

Psalm 105

1 Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt!2 Singt ihm und spielt ihm, sinnt nach über all seine Wunder!3 Rühmt euch seines heiligen Namens! Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen.4 Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; sucht sein Antlitz allezeit!5 Denkt an die Wunder, die er getan hat, an seine Zeichen und die Beschlüsse aus seinem Mund.6 Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat.7 Er, der Herr, ist unser Gott. Seine Herrschaft umgreift die Erde.8 Ewig denkt er an seinen Bund, an das Wort, das er gegeben hat für tausend Geschlechter,9 an den Bund, den er mit Abraham geschlossen, an den Eid, den er Isaak geschworen hat.10 Er bestimmte ihn als Satzung für Jakob, als ewigen Bund für Israel.11 Er sprach: Dir will ich Kanaan geben, das Land, das dir als Erbe bestimmt ist.12 Als sie noch gering waren an Zahl, nur wenige und fremd im Land,13 und noch zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zum andern,14 da ließ er sie von niemand bedrücken, wies ihretwegen Könige zurecht:15 "Tastet meine Gesalbten nicht an, tut meinen Propheten nichts zuleide!"16 Dann aber rief er den Hunger ins Land, entzog ihnen allen Vorrat an Brot.17 Doch hatte er ihnen einen Mann vorausgesandt: Josef wurde als Sklave verkauft.18 Man spannte seine Füße in Fesseln und zwängte seinen Hals ins Eisen19 bis zu der Zeit, als sein Wort sich erfüllte und der Spruch des Herrn ihm recht gab.20 Da sandte der König einen Boten und ließ ihn frei, der Herrscher der Völker ließ ihn heraus.21 Er bestellte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Gebieter über seinen ganzen Besitz.22 Er sollte die Fürsten lenken nach seinem Sinn und die Ältesten Weisheit lehren.23 Und Israel kam nach Ägypten, Jakob wurde Gast im Lande Hams.24 Da mehrte Gott sein Volk gewaltig, machte es stärker als das Volk der Bedrücker.25 Er wandelte ihren Sinn zum Haß gegen sein Volk, so daß sie an seinen Knechten tückisch handelten.26 Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den Gott sich erwählte.27 Sie wirkten unter ihnen seine Zeichen, im Lande Hams seine Wunder.28 Er sandte Finsternis, da wurde es dunkel; doch achteten sie nicht auf sein Wort.29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben.30 Ihr Land wimmelte von Fröschen bis hinein in den Palast des Königs.31 Er gebot, da kamen Schwärme von Fliegen und von Stechmücken über das ganze Gebiet.32 Er schickte ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer auf ihr Land.33 Er zerschlug ihnen Weinstock und Feigenbaum und knickte in ihrem Gebiet die Bäume um.34 Er gebot, da kamen Schwärme von Grillen und Wanderheuschrecken in gewaltiger Zahl.35 Sie fraßen alles Grün in ihrem Land, sie fraßen die Frucht ihrer Felder.36 Er erschlug im Land jede Erstgeburt, die ganze Blüte der Jugend.37 Er führte sein Volk heraus mit Silber und Gold; in seinen Stämmen fand sich kein Schwächling.38 Bei ihrem Auszug waren die Ägypter froh; denn Schrecken vor ihnen hatte sie alle befallen.39 Eine Wolke breitete er aus, um sie zu decken, und Feuer, um die Nacht zu erleuchten.40 Als sie ihn baten, schickte er Wachteln und sättigte sie mit Brot vom Himmel.41 Er öffnete den Felsen, und Wasser entquoll ihm, wie ein Strom floß es dahin in der Wüste.42 Denn er dachte an sein heiliges Wort und an Abraham, seinen Knecht.43 Er führte sein Volk heraus in Freude, seine Erwählten in Jubel.44 Er gab ihnen die Länder der Völker und ließ sie den Besitz der Nationen gewinnen,45 damit sie seine Satzungen hielten und seine Gebote befolgten. Halleluja!

Psalm 106

1 Halleluja! Danket dem Herrn; denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.2 Wer kann die großen Taten des Herrn erzählen, all seinen Ruhm verkünden?3 Wohl denen, die das Recht bewahren, und zu jeder Zeit tun, was gerecht ist.4 Denk an mich, Herr, aus Liebe zu deinem Volk, such mich auf und bring mir Hilfe!5 Laß mich das Glück deiner Erwählten schauen, an der Freude deines Volkes mich freuen, damit ich gemeinsam mit deinem Erbe mich rühmen kann.6 Wir haben zusammen mit unsern Vätern gesündigt, wir haben Unrecht getan und gefrevelt.7 Unsre Väter in Ägypten begriffen deine Wunder nicht, dachten nicht an deine reiche Huld und trotzten dem Höchsten am Schilfmeer.8 Er aber hat sie gerettet, um seinen Namen zu ehren und seine Macht zu bekunden.9 Er bedrohte das Schilfmeer, da wurde es trocken; wie durch eine Steppe führte er sie durch die Fluten.10 Er rettete sie aus der Hand derer, die sie haßten, erlöste sie aus der Gewalt des Feindes.11 Ihre Bedränger bedeckte das Wasser, nicht einer von ihnen blieb übrig.12 Nun glaubten sie Gottes Worten und sangen laut seinen Lobpreis.13 Doch sie vergaßen schnell seine Taten, wollten auf seinen Ratschluß nicht warten.14 Sie wurden in der Wüste begehrlich und versuchten Gott in der Öde.15 Er gab ihnen, was sie von ihm verlangten; dann aber erfaßte sie Ekel und Überdruß.16 Sie wurden im Lager eifersüchtig auf Mose und auf Aaron, den Heiligen des Herrn.17 Die Erde tat sich auf, sie verschlang den Datan und bedeckte die Rotte Abírams.18 Feuer verbrannte die Rotte, Flammen verzehrten die Frevler.19 Sie machten am Horeb ein Kalb und warfen sich vor dem Gußbild nieder.20 Die Herrlichkeit Gottes tauschten sie ein gegen das Bild eines Stieres, der Gras frißt.21 Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der einst in Ägypten Großes vollbrachte,22 Wunder im Lande Hams, furchterregende Taten am Schilfmeer.23 Da faßte er einen Plan, und er hätte sie vernichtet, wäre nicht Mose, sein Erwählter, für sie in die Bresche gesprungen, so daß Gott sie im Zorn nicht vertilgte.24 Sie verschmähten das köstliche Land; sie glaubten seinen Verheißungen nicht.25 In ihren Zelten murrten sie, hörten nicht auf die Stimme des Herrn.26 Da erhob er gegen sie die Hand, um sie niederzustrecken noch in der Wüste,27 ihre Nachkommen unter die Völker zu zerstreuen, sie in alle Welt zu versprengen.28 Sie hängten sich an den Báal-Pegór und aßen die Opfer der toten Götzen.29 Sie erbitterten Gott mit ihren schändlichen Taten, bis über sie eine schwere Plage kam.30 Pinhas trat auf und hielt Gericht; so wurde die Plage abgewandt.31 Das rechnete Gott ihm als Gerechtigkeit an, ihm und seinem Geschlecht für immer und ewig.32 An den Wassern von Meríba reizten sie Gottes Zorn, ihretwegen erging es Mose übel.33 Denn sie hatten seinen Geist erbittert, sein Mund redete unbedacht.34 Sie rotteten die Völker nicht aus, wie ihnen der Herr einst befahl.35 Sie vermischten sich mit den Heiden und lernten von ihren Taten.36 Sie dienten ihren Götzen; die wurden ihnen zur Falle.37 Sie brachten ihre Söhne und Töchter dar als Opfer für die Dämonen.38 Sie vergossen schuldloses Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten; so wurde das Land durch Blutschuld entweiht.39 Sie wurden durch ihre Taten unrein und brachen Gott mit ihrem Tun die Treue.40 Der Zorn des Herrn entbrannte gegen sein Volk, er empfand Abscheu gegen sein Erbe.41 Er gab sie in die Hand der Völker, und die sie haßten, beherrschten sie.42 Ihre Feinde bedrängten sie, unter ihre Hand mußten sie sich beugen.43 Oft hat er sie befreit; sie aber trotzten seinem Beschluß und versanken in ihrer Schuld.44 Doch als er ihr Flehen hörte, sah er auf ihre Not45 und dachte ihnen zuliebe an seinen Bund; er hatte Mitleid in seiner großen Gnade.46 Bei denen, die sie verschleppten, ließ er sie Erbarmen erfahren.47 Hilf uns, Herr, unser Gott, führe uns aus den Völkern zusammen! Wir wollen deinen heiligen Namen preisen, uns rühmen, weil wir dich loben dürfen.48 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, vom Anfang bis ans Ende der Zeiten. Alles Volk soll sprechen: Amen. Halleluja!

Psalm 107

1 Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.2 So sollen alle sprechen, die vom Herrn erlöst sind, die er von den Feinden befreit hat.3 Denn er hat sie aus den Ländern gesammelt, vom Aufgang und Niedergang, vom Norden und Süden.4 Sie, die umherirrten in der Wüste, im Ödland, und den Weg zur wohnlichen Stadt nicht fanden,5 die Hunger litten und Durst, denen das Leben dahinschwand,6 die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn, die er ihren Ängsten entriß7 und die er führte auf geraden Wegen, so daß sie zur wohnlichen Stadt gelangten:8 sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen,9 weil er die lechzende Seele gesättigt, die hungernde Seele mit seinen Gaben erfüllt hat.10 Sie, die saßen in Dunkel und Finsternis, gefangen in Elend und Eisen,11 die den Worten Gottes getrotzt und verachtet hatten den Ratschluß des Höchsten,12 deren Herz er durch Mühsal beugte, die stürzten und denen niemand beistand,13 die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn, die er ihren Ängsten entriß,14 die er herausführte aus Dunkel und Finsternis und deren Fesseln er zerbrach:15 sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen,16 weil er die ehernen Tore zerbrochen, die eisernen Riegel zerschlagen hat.17 Sie, die dahinsiechten in ihrem sündhaften Treiben, niedergebeugt wegen ihrer schweren Vergehen,18 denen vor jeder Speise ekelte, die nahe waren den Pforten des Todes,19 die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn, die er ihren Ängsten entriß,20 denen er sein Wort sandte, die er heilte und vom Verderben befreite:21 sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen.22 Sie sollen ihm Dankopfer weihen, mit Jubel seine Taten verkünden.23 Sie, die mit Schiffen das Meer befuhren und Handel trieben auf den großen Wassern,24 die dort die Werke des Herrn bestaunten, seine Wunder in der Tiefe des Meeres25 - Gott gebot und ließ den Sturmwind aufstehn, der hoch die Wogen türmte -,26 die zum Himmel emporstiegen und hinabfuhren in die tiefste Tiefe, so daß ihre Seele in der Not verzagte,27 die wie Trunkene wankten und schwankten, am Ende waren mit all ihrer Weisheit,28 die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn, die er ihren Ängsten entriß29 - er machte aus dem Sturm ein Säuseln, so daß die Wogen des Meeres schwiegen -,30 die sich freuten, daß die Wogen sich legten und er sie zum ersehnten Hafen führte:31 sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen.32 Sie sollen ihn in der Gemeinde des Volkes rühmen, ihn loben im Kreis der Alten.33 Er machte Ströme zur dürren Wüste, Oasen zum dürstenden Ödland,34 fruchtbares Land zur salzigen Steppe; denn seine Bewohner waren böse.35 Er machte die Wüste zum Wasserteich, verdorrtes Land zu Oasen.36 Dort siedelte er Hungernde an, sie gründeten wohnliche Städte.37 Sie bestellten Felder, pflanzten Reben und erzielten reiche Ernten.38 Er segnete sie, so daß sie sich gewaltig vermehrten, gab ihnen große Mengen an Vieh.39 Dann aber wurden sie geringer an Zahl, gebeugt unter der Last von Leid und Kummer.40 Er goß über die Edlen Verachtung aus, ließ sie umherirren in wegloser Wüste.41 Die Armen hob er aus dem Elend empor und vermehrte ihre Sippen, einer Herde gleich.42 Die Redlichen sehn es und freuen sich, doch alle bösen Menschen verstummen.43 Wer ist weise und beachtet das alles, wer begreift die reiche Huld des Herrn?

Psalm 108

1-2 Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit, ich will dir singen und spielen. Wach auf, meine Seele! 3 Wacht auf, Harfe und Saitenspiel! Ich will das Morgenrot wecken.4 Ich will dich vor den Völkern preisen, Herr, dir vor den Nationen lobsingen.5 Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, deine Treue, so weit die Wolken ziehn.6 Erheb dich über die Himmel, o Gott! Deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.7 Hilf mit deiner Rechten, erhöre uns, damit die gerettet werden, die du so sehr liebst.8 Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: "Ich will triumphieren, will Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen.9 Mein ist Gilead, mein auch Manasse, Efraim ist der Helm auf meinem Haupt, Juda mein Herrscherstab.10 Doch Moab ist mein Waschbecken, auf Edom werfe ich meinen Schuh, ich triumphiere über das Land der Philister."11 Wer führt mich hin zu der befestigten Stadt, wer wird mich nach Edom geleiten?12 Gott, hast denn du uns verworfen? Du ziehst ja nicht aus, o Gott, mit unsern Heeren.13 Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! Denn die Hilfe von Menschen ist nutzlos.14 Mit Gott werden wir Großes vollbringen; er selbst wird unsere Feinde zertreten.

Psalm 109

1 Gott, den ich lobe, schweig doch nicht!2 Denn ein Mund voll Frevel, ein Lügenmaul hat sich gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit falscher Zunge, 3 umgeben mich mit Worten voll Haß und bekämpfen mich ohne Grund.4 Sie befeinden mich, während ich für sie bete,5 sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Haß meine Liebe.6 Sein Frevel stehe gegen ihn auf als Zeuge, ein Ankläger trete an seine Seite.7 Aus dem Gericht gehe er verurteilt hervor, selbst sein Gebet werde zur Sünde.8 Nur gering sei die Zahl seiner Tage, sein Amt soll ein andrer erhalten.9 Seine Kinder sollen zu Waisen werden und seine Frau zur Witwe.10 Unstet sollen seine Kinder umherziehen und betteln, aus den Trümmern ihres Hauses vertrieben.11 Sein Gläubiger reiße all seinen Besitz an sich, Fremde sollen plündern, was er erworben hat.12 Niemand sei da, der ihm die Gunst bewahrt, keiner, der sich der Waisen erbarmt.13 Seine Nachkommen soll man vernichten, im nächsten Geschlecht schon erlösche sein Name.14 Der Herr denke an die Schuld seiner Väter, ungetilgt bleibe die Sünde seiner Mutter.15 Ihre Schuld stehe dem Herrn allzeit vor Augen, ihr Andenken lösche er aus auf Erden.16 Denn dieser Mensch dachte nie daran, Gnade zu üben; er verfolgte den Gebeugten und Armen und wollte den Verzagten töten.17 Er liebte den Fluch - der komme über ihn; er verschmähte den Segen - der bleibe ihm fern.18 Er zog den Fluch an wie ein Gewand; der dringe wie Wasser in seinen Leib, wie Öl in seine Glieder.19 Er werde für ihn wie das Kleid, in das er sich hüllt, wie der Gürtel, der ihn allzeit umschließt.20 So lohne der Herr es denen, die mich verklagen, und denen, die Böses gegen mich reden.21 Du aber, Herr und Gebieter, handle an mir, wie es deinem Namen entspricht, reiß mich heraus in deiner gütigen Huld!22 Denn ich bin arm und gebeugt, mir bebt das Herz in der Brust.23 Wie ein flüchtiger Schatten schwinde ich dahin; sie schütteln mich wie eine Heuschrecke ab.24 Mir wanken die Knie vom Fasten, mein Leib nimmt ab und wird mager.25 Ich wurde für sie zum Spott und zum Hohn, sie schütteln den Kopf, wenn sie mich sehen.26 Hilf mir, Herr, mein Gott, in deiner Huld errette mich!27 Sie sollen erkennen, daß deine Hand dies vollbracht hat, daß du, o Herr, es getan hast.28 Mögen sie fluchen - du wirst segnen. Meine Gegner sollen scheitern, dein Knecht aber darf sich freuen.29 Meine Ankläger sollen sich bedecken mit Schmach, wie in einen Mantel sich in Schande hüllen.30 Ich will den Herrn preisen mit lauter Stimme, in der Menge ihn loben.31 Denn er steht dem Armen zur Seite, um ihn vor falschen Richtern zu retten.

Psalm 110

1 So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.2 Vom Zion strecke der Herr das Zepter deiner Macht aus: "Herrsche inmitten deiner Feinde!"3 Dein ist die Herrschaft am Tage deiner Macht, (wenn du erscheinst) in heiligem Schmuck; ich habe dich gezeugt noch vor dem Morgenstern, wie den Tau in der Frühe.4 Der Herr hat geschworen, und nie wird's ihn reuen: "Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks."5 Der Herr steht dir zur Seite; er zerschmettert Könige am Tage seines Zornes.6 Er hält Gericht unter den Völkern, er häuft die Toten, die Häupter zerschmettert er weithin auf Erden.7 Er trinkt aus dem Bach am Weg; so kann er (von neuem) das Haupt erheben.

Psalm 111

1 Halleluja! Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen im Kreis der Frommen, inmitten der Gemeinde.2 Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen.3 Er waltet in Hoheit und Pracht, seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer.4 Er hat ein Gedächtnis an seine Wunder gestiftet, der Herr ist gnädig und barmherzig.5 Er gibt denen Speise, die ihn fürchten, an seinen Bund denkt er auf ewig.6 Er hat seinem Volk seine machtvollen Taten kundgetan, um ihm das Erbe der Völker zu geben.7 Die Werke seiner Hände sind gerecht und beständig, all seine Gebote sind verläßlich.8 Sie stehen fest für immer und ewig, geschaffen in Treue und Redlichkeit.9 Er gewährte seinem Volk Erlösung und bestimmte seinen Bund für ewige Zeiten. Furchtgebietend ist sein Name und heilig.10 Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit; alle, die danach leben, sind klug. Sein Ruhm hat Bestand für immer.

Psalm 112

1 Halleluja! Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und sich herzlich freut an seinen Geboten.2 Seine Nachkommen werden mächtig im Land, das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet.3 Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus, sein Heil hat Bestand für immer.4 Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: der Gnädige, Barmherzige und Gerechte.5 Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, der das Seine ordnet, wie es recht ist.6 Niemals gerät er ins Wanken; ewig denkt man an den Gerechten.7 Er fürchtet sich nicht vor Verleumdung; sein Herz ist fest, er vertraut auf den Herrn.8 Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nie; denn bald wird er herabschauen auf seine Bedränger.9 Reichlich gibt er den Armen, sein Heil hat Bestand für immer; er ist mächtig und hoch geehrt.10 Voll Verdruß sieht es der Frevler, er knirscht mit den Zähnen und geht zugrunde. Zunichte werden die Wünsche der Frevler.

Psalm 113

1 Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn, lobt den Namen des Herrn!2 Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit.3 Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang sei der Name des Herrn gelobt.4 Der Herr ist erhaben über alle Völker, seine Herrlichkeit überragt die Himmel.5 Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, im Himmel und auf Erden,6 ihm, der in der Höhe thront, der hinabschaut in die Tiefe,7 der den Schwachen aus dem Staub emporhebt und den Armen erhöht, der im Schmutz liegt?8 Er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, bei den Edlen seines Volkes.9 Die Frau, die kinderlos war, läßt er im Hause wohnen; sie wird Mutter und freut sich an ihren Kindern. Halleluja!

Psalm 114

1 Als Israel aus Ägypten auszog, Jakobs Haus aus dem Volk mit fremder Sprache,2 da wurde Juda Gottes Heiligtum, Israel das Gebiet seiner Herrschaft.3 Das Meer sah es und floh, der Jordan wich zurück.4 Die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie junge Lämmer.5 Was ist mit dir, Meer, daß du fliehst, und mit dir, Jordan, daß du zurückweichst?6 Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, und ihr Hügel, wie junge Lämmer?7 Vor dem Herrn erbebe, du Erde, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs,8 der den Fels zur Wasserflut wandelt und Kieselgestein zu quellendem Wasser.

Psalm 115

1 Nicht uns, o Herr, bring zu Ehren, nicht uns, sondern deinen Namen, in deiner Huld und Treue!2 Warum sollen die Völker sagen: "Wo ist denn ihr Gott?"3 Unser Gott ist im Himmel; alles, was ihm gefällt, das vollbringt er.4 Die Götzen der Völker sind nur Silber und Gold, ein Machwerk von Menschenhand.5 Sie haben einen Mund und reden nicht, Augen und sehen nicht;6 sie haben Ohren und hören nicht, eine Nase und riechen nicht;7 mit ihren Händen können sie nicht greifen, mit den Füßen nicht gehen, sie bringen keinen Laut hervor aus ihrer Kehle.8 Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, alle, die den Götzen vertrauen.9 Israel, vertrau auf den Herrn! Er ist für euch Helfer und Schild.10 Haus Aaron, vertrau auf den Herrn! Er ist für euch Helfer und Schild.11 Alle, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn! Er ist für euch Helfer und Schild.12 Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen, er wird das Haus Israel segnen, er wird das Haus Aaron segnen.13 Der Herr wird alle segnen, die ihn fürchten, segnen Kleine und Große.14 Es mehre euch der Herr, euch und eure Kinder.15 Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.16 Der Himmel ist der Himmel des Herrn, die Erde aber gab er den Menschen.17 Tote können den Herrn nicht mehr loben, keiner, der ins Schweigen hinabfuhr.18 Wir aber preisen den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!

Psalm 116

1 Ich liebe den Herrn; denn er hat mein lautes Flehen gehört2 und sein Ohr mir zugeneigt an dem Tag, als ich zu ihm rief.3 Mich umfingen die Fesseln des Todes, mich befielen die Ängste der Unterwelt, mich trafen Bedrängnis und Kummer.4 Da rief ich den Namen des Herrn an: "Ach Herr, rette mein Leben!"5 Der Herr ist gnädig und gerecht, unser Gott ist barmherzig.6 Der Herr behütet die schlichten Herzen; ich war in Not, und er brachte mir Hilfe.7 Komm wieder zur Ruhe, mein Herz! Denn der Herr hat dir Gutes getan.8 Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Tränen (getrocknet), meinen Fuß (bewahrt vor) dem Gleiten.9 So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn im Land der Lebenden.10 Voll Vertrauen war ich, auch wenn ich sagte: Ich bin so tief gebeugt.11 In meiner Bestürzung sagte ich: Die Menschen lügen alle.12 Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?13 Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn.14 Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen offen vor seinem ganzen Volk.15 Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen.16 Ach Herr, ich bin doch dein Knecht, dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst.17 Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen und anrufen den Namen des Herrn.18 Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen offen vor seinem ganzen Volk,19 in den Vorhöfen am Haus' des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja!

Psalm 117

1 Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen!2 Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit. Halleluja!

Psalm 118

1 Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.2 So soll Israel sagen: Denn seine Huld währt ewig.3 So soll das Haus Aaron sagen: Denn seine Huld währt ewig.4 So sollen alle sagen, die den Herrn fürchten und ehren: Denn seine Huld währt ewig.5 In der Bedrängnis rief ich zum Herrn; der Herr hat mich erhört und mich frei gemacht.6 Der Herr ist bei mir, ich fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun?7 Der Herr ist bei mir, er ist mein Helfer; ich aber schaue auf meine Hasser herab.8 Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Menschen zu bauen.9 Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Fürsten zu bauen.10 Alle Völker umringen mich; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.11 Sie umringen, ja, sie umringen mich; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.12 Sie umschwirren mich wie Bienen, wie ein Strohfeuer verlöschen sie; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.13 Sie stießen mich hart, sie wollten mich stürzen; der Herr aber hat mir geholfen.14 Meine Stärke und mein Lied ist der Herr; er ist für mich zum Retter geworden.15 Frohlocken und Jubel erschallt in den Zelten der Gerechten: "Die Rechte des Herrn wirkt mit Macht!16 Die Rechte des Herrn ist erhoben, die Rechte des Herrn wirkt mit Macht!"17 Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des Herrn zu verkünden.18 Der Herr hat mich hart gezüchtigt, doch er hat mich nicht dem Tod übergeben.19 Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken.20 Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein.21 Ich danke dir, daß du mich erhört hast; du bist für mich zum Retter geworden.22 Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.23 Das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder.24 Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen.25 Ach, Herr, bring doch Hilfe! Ach, Herr, gib doch Gelingen!26 Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Wir segnen euch, vom Haus des Herrn her.27 Gott, der Herr, erleuchte uns. Mit Zweigen in den Händen schließt euch zusammen zum Reigen, bis zu den Hörnern des Altars!28 Du bist mein Gott, dir will ich danken; mein Gott, dich will ich rühmen.29 Dank't dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.

Psalm 119

1 (Alef) Wohl denen, deren Weg ohne Tadel ist, die leben nach der Weisung des Herrn.2 Wohl denen, die seine Vorschriften befolgen und ihn suchen von ganzem Herzen,3 die kein Unrecht tun und auf seinen Wegen geh'n.4 Du hast deine Befehle gegeben, damit man sie genau beachtet.5 Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet, deinen Gesetzen zu folgen!6 Dann werde ich niemals scheitern, wenn ich auf all deine Gebote schaue.7 Mit lauterem Herzen will ich dir danken, wenn ich deine gerechten Urteile lerne.8 Deinen Gesetzen will ich immer folgen. Laß mich doch niemals im Stich!9 (Bet) Wie geht ein junger Mann seinen Pfad ohne Tadel? Wenn er sich hält an dein Wort.10 Ich suche dich von ganzem Herzen. Laß mich nicht abirren von deinen Geboten!11 Ich berge deinen Spruch im Herzen, damit ich gegen dich nicht sündige.12 Gepriesen seist du, Herr. Lehre mich deine Gesetze!13 Mit meinen Lippen verkünde ich alle Urteile deines Mundes.14 Nach deinen Vorschriften zu leben freut mich mehr als großer Besitz.15 Ich will nachsinnen über deine Befehle und auf deine Pfade schauen.16 Ich habe meine Freude an deinen Gesetzen, dein Wort will ich nicht vergessen.17 (Gimel) Tu deinem Knecht Gutes, erhalt mich am Leben! Dann will ich dein Wort befolgen.18 Öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Weisung!19 Ich bin nur Gast auf Erden. Verbirg mir nicht deine Gebote!20 In Sehnsucht nach deinem Urteil verzehrt sich allezeit meine Seele.21 Du drohst den Stolzen. Verflucht sei, wer abirrt von deinen Geboten.22 Nimm von mir Schmach und Verachtung! Denn was du vorschreibst, befolge ich.23 Wenn auch Fürsten gegen mich beraten: dein Knecht sinnt nach über deine Gesetze.24 Deine Vorschriften machen mich froh; sie sind meine Berater.25 (Dalet) Meine Seele klebt am Boden. Durch dein Wort belebe mich!26 Ich habe dir mein Geschick erzählt, und du erhörtest mich. Lehre mich deine Gesetze!27 Laß mich den Weg begreifen, den deine Befehle mir zeigen, dann will ich nachsinnen über deine Wunder.28 Meine Seele zerfließt vor Kummer. Richte mich auf durch dein Wort!29 Halte mich fern vom Weg der Lüge; begnade mich mit deiner Weisung!30 Ich wählte den Weg der Wahrheit; nach deinen Urteilen hab' ich Verlangen.31 Ich halte an deinen Vorschriften fest. Herr, laß mich niemals scheitern!32 Ich eile voran auf dem Weg deiner Gebote, denn mein Herz machst du weit.33 (He) Herr, weise mir den Weg deiner Gesetze! Ich will ihn einhalten bis ans Ende.34 Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte aus ganzem Herzen.35 Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote! Ich habe an ihm Gefallen.36 Deinen Vorschriften neige mein Herz zu, doch nicht der Habgier!37 Wende meine Augen ab von eitlen Dingen; durch dein Wort belebe mich!38 Erfülle deinem Knecht die Verheißung, die allen gilt, die dich fürchten und ehren.39 Wende die Schande ab, vor der mir graut; denn deine Entscheide sind gut.40 Nach deinen Befehlen hab' ich Verlangen. Gib mir neue Kraft durch deine Gerechtigkeit!41 (Waw) Herr, deine Huld komme auf mich herab und deine Hilfe, wie du es verheißen hast.42 Dann kann ich dem, der mich schmäht, erwidern; denn ich vertraue auf dein Wort.43 Entziehe meinem Mund nicht das Wort der Wahrheit! Ich hoffe so sehr auf deine Entscheide.44 Ich will deiner Weisung beständig folgen, auf immer und ewig.45 Dann schreite ich aus auf freier Bahn; denn ich frage nach deinen Befehlen.46 Deine Gebote will ich vor Königen bezeugen und mich nicht vor ihnen schämen.47 An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen.48 Ich erhebe meine Hände zu deinen Geboten; nachsinnen will ich über deine Gesetze.49 (Sajin) Denk an das Wort für deinen Knecht, durch das du mir Hoffnung gabst.50 Das ist mein Trost im Elend: Deine Verheißung spendet mir Leben.51 Frech verhöhnen mich die Stolzen; ich aber weiche nicht ab von deiner Weisung.52 Denke ich an deine Urteile seit alter Zeit, Herr, dann bin ich getröstet.53 Zorn packt mich wegen der Frevler, weil sie deine Weisung mißachten.54 Zum Lobgesang wurden mir deine Gesetze im Haus meiner Pilgerschaft.55 In der Nacht denke ich, Herr, an deinen Namen; ich will deine Weisung beachten.56 Deine Befehle zu befolgen ist das Glück, das mir zufiel.57 (Chet) Mein Anteil ist der Herr; ich habe versprochen, dein Wort zu beachten.58 Ich suche deine Gunst von ganzem Herzen. Sei mir gnädig nach deiner Verheißung!59 Ich überdenke meine Wege, zu deinen Vorschriften lenke ich meine Schritte.60 Ich eile und säume nicht, deine Gebote zu halten.61 Auch wenn mich die Stricke der Frevler fesseln, vergesse ich deine Weisung nicht.62 Um Mitternacht stehe ich auf, um dich zu preisen wegen deiner gerechten Entscheide.63 Ich bin ein Freund all derer, die dich fürchten und ehren, und aller, die deine Befehle befolgen.64 Von deiner Güte, Herr, ist die Erde erfüllt. Lehre mich deine Gesetze!65 (Tet) Du hast deinem Knecht Gutes erwiesen, o Herr, nach deinem Wort.66 Lehre mich Erkenntnis und rechtes Urteil! Ich vertraue auf deine Gebote.67 Ehe ich gedemütigt wurde, ging mein Weg in die Irre; nun aber halte ich mich an deine Verheißung.68 Du bist gut und wirkst Gutes. Lehre mich deine Gesetze!69 Stolze verbreiten über mich Lügen, ich aber halte mich von ganzem Herzen an deine Befehle.70 Abgestumpft und satt ist ihr Herz, ich aber ergötze mich an deiner Weisung.71 Daß ich gedemütigt wurde, war für mich gut; denn so lernte ich deine Gesetze.72 Die Weisung deines Mundes ist mir lieb, mehr als große Mengen von Gold und Silber.73 (Jod) Deine Hände haben mich gemacht und geformt. Gib mir Einsicht, damit ich deine Gebote lerne.74 Wer dich fürchtet, wird mich sehen und sich freuen; denn ich warte auf dein Wort.75 Herr, ich weiß, daß deine Entscheide gerecht sind; du hast mich gebeugt, weil du treu für mich sorgst.76 Tröste mich in deiner Huld, wie du es deinem Knecht verheißen hast.77 Dein Erbarmen komme über mich, damit ich lebe; denn deine Weisung macht mich froh.78 Schande über die Stolzen, die mich zu Unrecht bedrücken! Ich aber sinne nach über deine Befehle.79 Mir sollen sich alle zuwenden, die dich fürchten und ehren und die deine Vorschriften kennen.80 Mein Herz richte sich ganz nach deinen Gesetzen; dann werde ich nicht zuschanden.81 (Kaf) Nach deiner Hilfe sehnt sich meine Seele; ich warte auf dein Wort.82 Meine Augen sehnen sich nach deiner Verheißung, sie fragen: Wann wirst du mich trösten?83 Ich bin wie ein Schlauch voller Risse, doch deine Gesetze habe ich nicht vergessen.84 Wie viele Tage noch bleiben deinem Knecht? Wann wirst du meine Verfolger richten?85 Stolze stellen mir Fallen, sie handeln nicht nach deiner Weisung.86 Zuverlässig sind all deine Gebote. Zu Unrecht verfolgt man mich. Komm mir zu Hilfe!87 Fast hätte man mich von der Erde ausgetilgt; dennoch halte ich fest an deinen Befehlen.88 In deiner großen Huld laß mich leben, und ich will beachten, was dein Mund mir gebietet.89 (Lamed) Herr, dein Wort bleibt auf ewig, es steht fest wie der Himmel.90 Deine Treue währt von Geschlecht zu Geschlecht; du hast die Erde gegründet, sie bleibt bestehen.91 Nach deiner Ordnung bestehen sie bis heute, und dir ist alles dienstbar.92 Wäre nicht dein Gesetz meine Freude, ich wäre zugrunde gegangen in meinem Elend.93 Nie will ich deine Befehle vergessen; denn durch sie schenkst du mir Leben.94 Ich bin dein, errette mich! Ich frage nach deinen Befehlen.95 Frevler lauern mir auf, um mich zu vernichten; doch mein Sinn achtet auf das, was du gebietest.96 Ich sah, daß alles Vollkommene Grenzen hat; doch dein Gebot kennt keine Schranken.97 (Mem) Wie lieb ist mir deine Weisung; ich sinne über sie nach den ganzen Tag.98 Dein Gebot macht mich weiser als all meine Feinde; denn immer ist es mir nahe.99 Ich wurde klüger als all meine Lehrer; denn über deine Vorschriften sinne ich nach.100 Mehr Einsicht habe ich als die Alten; denn ich beachte deine Befehle.101 Von jedem bösen Weg halte ich meinen Fuß zurück; denn ich will dein Wort befolgen.102 Ich weiche nicht ab von deinen Entscheiden, du hast mich ja selbst unterwiesen.103 Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine Verheißung, süßer als Honig für meinen Mund.104 Aus deinen Befehlen gewinne ich Einsicht, darum hasse ich alle Pfade der Lüge.105 (Nun) Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.106 Ich tat einen Schwur, und ich will ihn halten: Ich will deinen gerechten Entscheidungen folgen.107 Herr, ganz tief bin ich gebeugt. Durch dein Wort belebe mich!108 Herr, nimm mein Lobopfer gnädig an, und lehre mich deine Entscheide!109 Mein Leben ist ständig in Gefahr, doch ich vergesse nie deine Weisung.110 Frevler legen mir Schlingen, aber ich irre nicht ab von deinen Befehlen.111 Deine Vorschriften sind auf ewig mein Erbteil; denn sie sind die Freude meines Herzens.112 Mein Herz ist bereit, dein Gesetz zu erfüllen bis ans Ende und ewig.113 (Samech) Zwiespältige Menschen sind mir von Grund auf verhaßt, doch dein Gesetz ist mir lieb.114 Du bist mein Schutz und mein Schild, ich warte auf dein Wort.115 Weicht zurück von mir, ihr Bösen! Ich will die Gebote meines Gottes befolgen.116 Stütze mich, damit ich lebe, wie du es verheißen hast. Laß mich in meiner Hoffnung nicht scheitern!117 Gib mir Halt, dann finde ich Rettung; immer will ich auf deine Gesetze schauen.118 Alle, die sich von deinen Gesetzen entfernen, verwirfst du; denn ihr Sinnen und Trachten ist Lüge.119 Alle Frevler im Land sind für dich wie Schlacken, darum liebe ich, was du gebietest.120 Aus Ehrfurcht vor dir erschauert mein Leib, vor deinen Urteilen empfinde ich heilige Scheu.121 (Ajin) Ich tue, was recht und gerecht ist. Gib mich meinen Bedrückern nicht preis!122 Verbürg dich für das Wohl deines Knechtes, damit die Stolzen mich nicht unterdrücken.123 Meine Augen sehnen sich nach deiner Hilfe, nach deiner gerechten Verheißung.124 Handle an deinem Knecht nach deiner Huld, und lehre mich deine Gesetze!125 Ich bin dein Knecht. Gib mir Einsicht, damit ich verstehe, was du gebietest.126 Herr, es ist Zeit zu handeln; man hat dein Gesetz gebrochen.127 Darum liebe ich deine Gebote mehr als Rotgold und Weißgold.128 Darum lebe ich genau nach deinen Befehlen; ich hasse alle Pfade der Lüge.129 (Pe) Deine Vorschriften sind der Bewunderung wert; darum bewahrt sie mein Herz.130 Die Erklärung deiner Worte bringt Erleuchtung, den Unerfahrenen schenkt sie Einsicht.131 Weit öffne ich meinen Mund und lechze nach deinen Geboten; denn nach ihnen hab' ich Verlangen.132 Wende dich mir zu, sei mir gnädig, wie es denen gebührt, die deinen Namen lieben.133 Festige meine Schritte, wie du es verheißen hast. Laß kein Unrecht über mich herrschen!134 Erlöse mich aus der Gewalt der Menschen; dann will ich deine Befehle halten.135 Laß dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, und lehre mich deine Gesetze!136 Tränenbäche strömen aus meinen Augen, weil man dein Gesetz nicht befolgt.137 (Zade) Herr, du bist gerecht, und deine Entscheide sind richtig.138 Du hast deine Vorschriften erlassen in Gerechtigkeit und in großer Treue.139 Der Eifer für dich verzehrt mich; denn meine Gegner vergessen deine Worte.140 Deine Worte sind rein und lauter; dein Knecht hat sie lieb.141 Ich bin gering und verachtet, doch ich vergesse nie deine Befehle.142 Deine Gerechtigkeit bleibt ewig Gerechtigkeit, deine Weisung ist Wahrheit.143 Mich trafen Not und Bedrängnis, doch deine Gebote machen mich froh.144 Deine Vorschriften sind auf ewig gerecht. Gib mir Einsicht, damit ich lebe.145 (Qof) Erhöre mich, Herr, ich rufe von ganzem Herzen; deine Gesetze will ich halten.146 Ich rufe zu dir; errette mich, dann will ich deinen Vorschriften folgen.147 Schon beim Morgengrauen komme ich und flehe; ich warte auf dein Wort.148 Meine Augen eilen den Nachtwachen voraus; denn ich sinne nach über deine Verheißung.149 Höre auf meine Stimme in deiner Huld; belebe mich, Herr, durch deine Entscheide!150 Mir nähern sich tückische Verfolger; sie haben sich weit von deiner Weisung entfernt.151 Doch du bist nahe, Herr, und alle deine Gebote sind Wahrheit.152 Aus deinen Vorschriften weiß ich seit langem, daß du sie für ewig bestimmt hast.153 (Resch) Sieh mein Elend an, und rette mich; denn ich habe deine Weisung nicht vergessen.154 Verschaff mir Recht, und erlöse mich; nach deiner Weisung erhalte mein Leben!155 Fern bleibt den Frevlern das Heil; denn sie fragen nicht nach deinen Gesetzen.156 Herr, groß ist dein Erbarmen; durch deine Entscheide belebe mich!157 Viele verfolgen und quälen mich, doch von deinen Vorschriften weich ich nicht ab.158 Wenn ich Abtrünnige sehe, empfinde ich Abscheu, weil sie dein Wort nicht befolgen.159 Sieh an, wie sehr ich deine Vorschriften liebe; Herr, in deiner Huld belebe mich!160 Das Wesen deines Wortes ist Wahrheit, deine gerechten Urteile haben alle auf ewig Bestand.161 (Schin) Fürsten verfolgen mich ohne Grund, doch mein Herz fürchtet nur dein Wort.162 Ich freue mich über deine Verheißung wie einer, der reiche Beute gemacht hat.163 Ich hasse die Lüge, sie ist mir ein Greuel, doch deine Weisung habe ich lieb.164 Siebenmal am Tag singe ich dein Lob wegen deiner gerechten Entscheide.165 Alle, die deine Weisung lieben, empfangen Heil in Fülle; es trifft sie kein Unheil.166 Herr, ich hoffe auf deine Hilfe und befolge deine Gebote.167 Meine Seele beachtet, was du gebietest, und liebt es von Herzen.168 Ich folge deinen Vorschriften und Befehlen; denn alle meine Wege (liegen offen) vor dir.169 (Taw) Herr, zu dir dringe mein Rufen. Gib mir Einsicht, getreu deinem Wort!170 Mein Flehen komme vor dein Angesicht. Reiß mich heraus getreu deiner Verheißung!171 Meine Lippen sollen überströmen von Lobpreis; denn du lehrst mich deine Gesetze.172 Meine Zunge soll deine Verheißung besingen; denn deine Gebote sind alle gerecht.173 Deine Hand sei bereit, mir zu helfen; denn ich habe mir deine Befehle erwählt.174 Ich sehne mich, Herr, nach deiner Hilfe, und deine Weisung macht mich froh.175 Laß meine Seele leben, damit sie dich preisen kann. Deine Entscheidungen mögen mir helfen.176 Ich bin verirrt wie ein verlorenes Schaf. Suche deinen Knecht! Denn deine Gebote habe ich nicht vergessen.

Psalm 120

1 Ich rief zum Herrn in meiner Not, und er hat mich erhört.2 Herr, rette mein Leben vor Lügnern, rette es vor falschen Zungen!3 Was soll er dir tun, was alles dir antun, du falsche Zunge?4 Scharfe Pfeile von Kriegerhand und glühende Ginsterkohlen dazu.5 Weh mir, daß ich als Fremder in Meschech bin und bei den Zelten von Kedar wohnen muß!6 Ich muß schon allzu lange wohnen bei Leuten, die den Frieden hassen.7 Ich verhalte mich friedlich; doch ich brauche nur zu reden, dann suchen sie Hader und Streit.

Psalm 121

1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?2 Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.3 Er läßt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht.4 Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.5 Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten; er steht dir zur Seite.6 Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht.7 Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben.8 Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst, von nun an bis in Ewigkeit.

Psalm 122

1 Ich freute mich, als man mir sagte: "Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern."2 Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: 3 Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt.4 Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen.5 Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, die Throne des Hauses David.6 Erbittet für Jerusalem Frieden! Wer dich liebt, sei in dir geborgen.7 Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit.8 Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede.9 Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.

Psalm 123

1 Ich erhebe meine Augen zu dir, der du hoch im Himmel thronst.2 Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig ist.3 Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig! Denn übersatt sind wir vom Hohn der Spötter,4 übersatt ist unsre Seele von ihrem Spott, von der Verachtung der Stolzen.

Psalm 124

1 Hätte sich nicht der Herr für uns eingesetzt - so soll Israel sagen -,2 hätte sich nicht der Herr für uns eingesetzt, als sich gegen uns Menschen erhoben,3 dann hätten sie uns lebendig verschlungen, als gegen uns ihr Zorn entbrannt war.4 Dann hätten die Wasser uns weggespült, hätte sich über uns ein Wildbach ergossen.5 Dann hätten sich über uns die Wasser ergossen, die wilden und wogenden Wasser.6 Gelobt sei der Herr, der uns nicht ihren Zähnen als Beute überließ.7 Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.8 Unsre Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm 125

1 Wer auf den Herrn vertraut, steht fest wie der Zionsberg, der niemals wankt, der ewig bleibt.2 Wie Berge Jerusalem rings umgeben, so ist der Herr um sein Volk, von nun an auf ewig.3 Das Zepter des Frevlers soll nicht auf dem Erbland der Gerechten lasten, damit die Hand der Gerechten nicht nach Unrecht greift.4 Herr, tu Gutes den Guten, den Menschen mit redlichem Herzen!5 Doch wer auf krumme Wege abbiegt, den jage, Herr, samt den Frevlern davon! Frieden über Israel!

Psalm 126

1 Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende.2 Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel. Da sagte man unter den andern Völkern: "Der Herr hat an ihnen Großes getan."3 Ja, Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich.4 Wende doch, Herr, unser Geschick, wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.5 Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.6 Sie gehen hin unter Tränen und tragen den Samen zur Aussaat. Sie kommen wieder mit Jubel und bringen ihre Garben ein.

Psalm 127

1 Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, wacht der Wächter umsonst.2 Es ist umsonst, daß ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen; denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf.3 Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.4 Wie Pfeile in der Hand des Kriegers, so sind Söhne aus den Jahren der Jugend.5 Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat! Beim Rechtsstreit mit ihren Feinden scheitern sie nicht.

Psalm 128

1 Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und der auf seinen Wegen geht!2 Was deine Hände erwarben, kannst du genießen; wohl dir, es wird dir gut ergehn.3 Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen in deinem Haus. Wie junge Ölbäume sind deine Kinder rings um deinen Tisch.4 So wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet und ehrt.5 Es segne dich der Herr vom Zion her. Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen6 und die Kinder deiner Kinder seh'n. Frieden über Israel!

Psalm 129

1 Sie haben mich oft bedrängt von Jugend auf, - so soll Israel sagen -,2 sie haben mich oft bedrängt von Jugend auf, doch sie konnten mich nicht bezwingen.3 Die Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, ihre langen Furchen gezogen.4 Doch der Herr ist gerecht, er hat die Stricke der Frevler zerhauen.5 Beschämt sollen alle weichen, alle, die Zion hassen.6 Sie sollen wie das Gras auf den Dächern sein, das verdorrt, noch bevor man es ausreißt.7 Kein Schnitter kann seine Hand damit füllen, kein Garbenbinder den Arm.8 Keiner, der vorübergeht, wird sagen: "Der Segen des Herrn sei mit euch." - Wir aber segnen euch im Namen des Herrn.

Psalm 130

  130 1 Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir:2 Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu, achte auf mein lautes Flehen!3 Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, Herr, wer könnte bestehen?4 Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient.5 Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.6 Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen7 soll Israel harren auf den Herrn. Denn beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle.8 Ja, er wird Israel erlösen von all seinen Sünden.

Psalm 131

1 Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig blicken meine Augen. Ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu wunderbar und zu hoch sind.2 Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir.3 Israel, harre auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!

Psalm 132

1 O Herr, denk an David, denk an all seine Mühen,2 wie er dem Herrn geschworen, dem starken Gott Jakobs gelobt hat:3 "Nicht will ich mein Zelt betreten noch mich zur Ruhe betten,4 nicht Schlaf den Augen gönnen noch Schlummer den Lidern,5 bis ich eine Stätte finde für den Herrn, eine Wohnung für den starken Gott Jakobs."6 Wir hörten von seiner Lade in Efrata, fanden sie im Gefilde von Jáar.7 Laßt uns hingehen zu seiner Wohnung und niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!8 Erheb dich, Herr, komm an den Ort deiner Ruhe, du und deine machtvolle Lade!9 Deine Priester sollen sich bekleiden mit Gerechtigkeit, und deine Frommen sollen jubeln.10 Weil David dein Knecht ist, weise deinen Gesalbten nicht ab!11 Der Herr hat David geschworen, einen Eid, den er niemals brechen wird: "Einen Sproß aus deinem Geschlecht will ich setzen auf deinen Thron.12 Wenn deine Söhne meinen Bund bewahren, mein Zeugnis, das ich sie lehre, dann sollen auch ihre Söhne auf deinem Thron sitzen für immer."13 Denn der Herr hat den Zion erwählt, ihn zu seinem Wohnsitz erkoren:14 "Das ist für immer der Ort meiner Ruhe; hier will ich wohnen, ich hab' ihn erkoren.15 Zions Nahrung will ich reichlich segnen, mit Brot seine Armen sättigen.16 Seine Priester will ich bekleiden mit Heil, seine Frommen sollen jauchzen und jubeln.17 Dort lasse ich Davids Macht erstarken und stelle für meinen Gesalbten ein Licht auf.18 Ich bedecke seine Feinde mit Schande; doch auf ihm erglänzt seine Krone."

Psalm 133

1 Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen.2 Das ist wie köstliches Salböl, das vom Kopf hinabfließt auf den Bart, auf Aarons Bart, das auf sein Gewand hinabfließt.3 Das ist wie der Tau des Hermon, der auf den Berg Zion niederfällt. Denn dort spendet der Herr Segen und Leben in Ewigkeit.

Psalm 134

1 Wohlan, nun preiset den Herrn, all ihr Knechte des Herrn, die ihr steht im Haus' des Herrn, zu nächtlicher Stunde.2 Erhebt eure Hände zum Heiligtum, und preis't den Herrn!3 Es segne dich der Herr vom Zion her, (der Herr,) der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm 135

1 Halleluja! Lob't den Namen des Herrn, lobt ihn, ihr Knechte des Herrn,2 die ihr steht im Haus' des Herrn, in den Vorhöfen am Haus unsres Gottes.3 Lobt den Herrn, denn der Herr ist gütig. Singt und spielt seinem Namen, denn er ist freundlich.4 Der Herr hat sich Jakob erwählt, Israel wurde sein Eigentum.5 Ja, das weiß ich: Groß ist der Herr, unser Herr ist größer als alle Götter.6 Alles, was dem Herrn gefällt, vollbringt er, im Himmel, auf der Erde, in den Meeren, in allen Tiefen.7 Er führt Wolken herauf vom Ende der Erde, er läßt es blitzen und regnen, aus seinen Kammern holt er den Sturmwind hervor.8 Er erschlug Ägyptens Erstgeburt, bei Menschen und beim Vieh.9 Gegen dich, Ägypten, sandte er Zeichen und Wunder, gegen den Pharao und all seine Knechte.10 Er schlug viele Völker nieder und tötete mächtige Könige:11 Sihon, den König der Amoriter, Og, den König von Baschan, und alle Reiche Kanaans.12 Ihr Land gab er Israel zum Erbe, zum Erbe Israel, seinem Volk.13 Herr, dein Name währt ewig, das Gedenken an dich, Herr, dauert von Geschlecht zu Geschlecht.14 Denn der Herr verschafft Recht seinem Volk; er hat mit seinen Knechten Mitleid.15 Die Götzen der Heiden sind nur Silber und Gold, ein Machwerk von Menschenhand.16 Sie haben einen Mund und reden nicht, Augen und sehen nicht;17 sie haben Ohren und hören nicht; auch ist kein Hauch in ihrem Mund.18 Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, alle, die den Götzen vertrauen.19 Haus Israel, preise den Herrn! Haus Aaron, preise den Herrn!20 Haus Levi, preise den Herrn! Alle, die ihr den Herrn fürchtet, preist den Herrn!21 Gepriesen sei der Herr auf Zion, er, der thront in Jerusalem. Halleluja!

Psalm 136

1 Dank't dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig!2 Dank't dem Gott aller Götter, denn seine Huld währt ewig!3 Dank't dem Herrn aller Herren, denn seine Huld währt ewig!4 Der allein große Wunder tut, denn seine Huld währt ewig,5 der den Himmel geschaffen hat in Weisheit, denn seine Huld währt ewig,6 der die Erde über den Wassern gegründet hat, denn seine Huld währt ewig,7 der die großen Leuchten gemacht hat, denn seine Huld währt ewig,8 die Sonne zur Herrschaft über den Tag, denn seine Huld währt ewig,9 Mond und Sterne zur Herrschaft über die Nacht, denn seine Huld währt ewig.10 Der die Erstgeburt der Ägypter schlug, denn seine Huld währt ewig,11 und Israel herausführte aus ihrer Mitte, denn seine Huld währt ewig,12 mit starker Hand und erhobenem Arm, denn seine Huld währt ewig,13 der das Schilfmeer zerschnitt in zwei Teile, denn seine Huld währt ewig,14 und Israel hindurchführte zwischen den Wassern, denn seine Huld währt ewig,15 und den Pharao ins Meer stürzte samt seinem Heer, denn seine Huld währt ewig.16 Der sein Volk durch die Wüste führte, denn seine Huld währt ewig,17 der große Könige schlug, denn seine Huld währt ewig,18 und mächtige Könige tötete, denn seine Huld währt ewig,19 Sihon, den König der Amoriter, denn seine Huld währt ewig,20 und Og, den König von Baschan, denn seine Huld währt ewig,21 und der ihr Land zum Erbe gab, denn seine Huld währt ewig,22 der es Israel gab, seinem Knecht, denn seine Huld währt ewig.23 Der an uns dachte in unsrer Erniedrigung, denn seine Huld währt ewig,24 und uns den Feinden entriß, denn seine Huld währt ewig,25 der allen Geschöpfen Nahrung gibt, denn seine Huld währt ewig.26 Dank't dem Gott des Himmels, denn seine Huld währt ewig.

Psalm 137

1 An den Strömen von Babel, da saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten.2 Wir hängten unsere Harfen an die Weiden in jenem Land.3 Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, unsere Peiniger forderten Jubel: "Singt uns Lieder vom Zion!"4 Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, fern, auf fremder Erde?5 Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand verdorren.6 Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich an dich nicht mehr denke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.7 Herr, vergiß den Söhnen Edoms nicht den Tag von Jerusalem; sie sagten: "Reißt nieder, bis auf den Grund reißt es nieder!"8 Tochter Babel, du Zerstörerin! Wohl dem, der dir heimzahlt, was du uns getan hast!9 Wohl dem, der deine Kinder packt und sie am Felsen zerschmettert!

Psalm 138

1 Ich will dir danken aus ganzem Herzen, dir vor den Engeln singen und spielen;2 ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin und deinem Namen danken für deine Huld und Treue. Denn du hast die Worte meines Mundes gehört, deinen Namen und dein Wort über alles verherrlicht.3 Du hast mich erhört an dem Tag, als ich rief; du gabst meiner Seele große Kraft.4 Dich sollen preisen, Herr, alle Könige der Welt, wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen.5 Sie sollen singen von den Wegen des Herrn; denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn.6 Ja, der Herr ist erhaben; doch er schaut auf die Niedrigen, und die Stolzen erkennt er von fern.7 Gehe ich auch mitten durch große Not: du erhältst mich am Leben. Du streckst die Hand aus gegen meine wütenden Feinde, und deine Rechte hilft mir.8 Der Herr nimmt sich meiner an. Herr, deine Huld währt ewig. Laß nicht ab vom Werk deiner Hände!

Psalm 139

1 Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. 2 Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken.3 Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen.4 Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge - du, Herr, kennst es bereits.5 Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.6 Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.7 Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem Angesicht flüchten?8 Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen.9 Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer,10 auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fassen.11 Würde ich sagen: "Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben",12 auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht.13 Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter.14 Ich danke dir, daß du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.15 Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen.16 Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von ihnen da war.17 Wie schwierig sind für mich, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig ist ihre Zahl!18 Wollte ich sie zählen, es wären mehr als der Sand. Käme ich bis zum Ende, wäre ich noch immer bei dir.19 Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten! Ihr blutgierigen Menschen, laßt ab von mir!20 Sie reden über dich voll Tücke und mißbrauchen deinen Namen.21 Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben?22 Ich hasse sie mit glühendem Haß; auch mir sind sie zu Feinden geworden.23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich, und erkenne mein Denken!24 Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg!

Psalm 140

1-2 Rette mich, Herr, vor bösen Menschen, vor gewalttätigen Leuten schütze mich!3 Denn sie sinnen in ihrem Herzen auf Böses, jeden Tag schüren sie Streit.4 Wie die Schlangen haben sie scharfe Zungen und hinter den Lippen Gift wie die Nattern. 5 Behüte mich, Herr, vor den Händen der Frevler, vor gewalttätigen Leuten schütze mich, die darauf sinnen, mich zu Boden zu stoßen.6 Hochmütige legen mir heimlich Schlingen, Böse spannen ein Netz aus, stellen mir Fallen am Wegrand. 7 Ich sage zum Herrn: Du bist mein Gott. Vernimm, o Herr, mein lautes Flehen!8 Herr, mein Gebieter, meine starke Hilfe, du beschirmst mein Haupt am Tag des Kampfes.9 Herr, erfülle nicht die Wünsche des Frevlers, laß seine Pläne nicht gelingen! 10 Die mich umzingeln, sollen das Haupt nicht erheben; die Bosheit ihrer Lippen treffe sie selbst.11 Er lasse glühende Kohlen auf sie regnen, er stürze sie hinab in den Abgrund, so daß sie nie wieder aufstehn.12 Der Verleumder soll nicht bestehen im Land, den Gewalttätigen treffe das Unglück Schlag auf Schlag.13 Ich weiß, der Herr führt die Sache des Armen, er verhilft den Gebeugten zum Recht.14 Deinen Namen preisen nur die Gerechten; vor deinem Angesicht dürfen nur die Redlichen bleiben.

Psalm 141

1 Herr, ich rufe zu dir. Eile mir zu Hilfe; höre auf meine Stimme, wenn ich zu dir rufe.2 Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir auf; als Abendopfer gelte vor dir, wenn ich meine Hände erhebe.3 Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen!4 Gib, daß mein Herz sich bösen Worten nicht zuneigt, daß ich nichts tue, was schändlich ist, zusammen mit Menschen, die Unrecht tun. Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten.5 Der Gerechte mag mich schlagen aus Güte: Wenn er mich bessert, ist es Salböl für mein Haupt; da wird sich mein Haupt nicht sträuben. Ist er in Not, will ich stets für ihn beten.6 Haben ihre Richter sich auch die Felsen hinabgestürzt, sie sollen hören, daß mein Wort für sie freundlich ist.7 Wie wenn man Furchen zieht und das Erdreich aufreißt, so sind unsre Glieder hingestreut an den Rand der Unterwelt.8 Mein Herr und Gott, meine Augen richten sich auf dich; bei dir berge ich mich. Gieß mein Leben nicht aus!9 Vor der Schlinge, die sie mir legten, bewahre mich, vor den Fallen derer, die Unrecht tun!10 Die Frevler sollen sich in ihren eigenen Netzen fangen, während ich heil entkomme.

Psalm 142

1-2 Mit lauter Stimme schrei' ich zum Herrn, laut flehe ich zum Herrn um Gnade.3 Ich schütte vor ihm meine Klagen aus, eröffne ihm meine Not.4 Wenn auch mein Geist in mir verzagt, du kennst meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich gehe, legten sie mir Schlingen.5 Ich blicke nach rechts und schaue aus, doch niemand ist da, der mich beachtet. Mir ist jede Zuflucht genommen, niemand fragt nach meinem Leben.6 Herr, ich schreie zu dir, ich sage: Meine Zuflucht bist du, mein Anteil im Land der Lebenden.7 Vernimm doch mein Flehen; denn ich bin arm und elend. Meinen Verfolgern entreiß mich; sie sind viel stärker als ich.8 Führe mich heraus aus dem Kerker, damit ich deinen Namen preise. Die Gerechten scharen sich um mich, weil du mir Gutes tust.

Psalm 143

1 Herr, höre mein Gebet, vernimm mein Flehen; in deiner Treue erhöre mich, in deiner Gerechtigkeit!2 Geh mit deinem Knecht nicht ins Gericht; denn keiner, der lebt, ist gerecht vor dir.3 Der Feind verfolgt mich, tritt mein Leben zu Boden, er läßt mich in der Finsternis wohnen wie längst Verstorbene.4 Mein Geist verzagt in mir, mir erstarrt das Herz in der Brust.5 Ich denke an die vergangenen Tage, sinne nach über all deine Taten, erwäge das Werk deiner Hände.6 Ich breite die Hände aus (und bete) zu dir; meine Seele dürstet nach dir wie lechzendes Land. 7 Herr, erhöre mich bald, denn mein Geist wird müde; verbirg dein Antlitz nicht vor mir, damit ich nicht werde wie Menschen, die längst begraben sind.8 Laß mich deine Huld erfahren am frühen Morgen; denn ich vertraue auf dich. Zeig mir den Weg, den ich gehen soll; denn ich erhebe meine Seele zu dir.9 Herr, entreiß mich den Feinden! Zu dir nehme ich meine Zuflucht.10 Lehre mich, deinen Willen zu tun; denn du bist mein Gott. Dein guter Geist leite mich auf ebenem Pfad.11 Um deines Namens willen, Herr, erhalt mich am Leben, führe mich heraus aus der Not in deiner Gerechtigkeit!12 Vertilge in deiner Huld meine Feinde, laß all meine Gegner untergehn! Denn ich bin dein Knecht.

Psalm 144

1 Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist, der meine Hände den Kampf gelehrt hat, meine Finger den Krieg.2 Du bist meine Huld und Burg, meine Festung, mein Retter, mein Schild, dem ich vertraue. Er macht mir Völker untertan.3 Herr, was ist der Mensch, daß du dich um ihn kümmerst, des Menschen Kind, daß du es beachtest?4 Der Mensch gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.5 Herr, neig deinen Himmel, und steig herab, rühre die Berge an, so daß sie rauchen.6 Schleudre Blitze, und zerstreue die Feinde, schieß deine Pfeile ab, und jag sie dahin!7 Streck deine Hände aus der Höhe herab, und befreie mich; reiß mich heraus aus gewaltigen Wassern, aus der Hand der Fremden!8 Alles, was ihr Mund sagt, ist Lüge, Meineide schwört ihre Rechte.9 Ein neues Lied will ich, o Gott, dir singen, auf der zehnsaitigen Harfe will ich dir spielen,10 der du den Königen den Sieg verleihst und David, deinen Knecht, errettest. Vor dem bösen Schwert11 errette mich, entreiß mich der Hand der Fremden! Alles, was ihr Mund sagt, ist Lüge, Meineide schwört ihre Rechte.12 Unsre Söhne seien wie junge Bäume, hochgewachsen in ihrer Jugend, unsre Töchter wie schlanke Säulen, die geschnitzt sind für den Tempel.13 Unsre Speicher seien gefüllt, überquellend von vielerlei Vorrat; unsre Herden mögen sich tausendfach mehren, vieltausendfach auf unsren Fluren.14 Unsre Kühe mögen tragen, ohne zu verwerfen und ohne Unfall; kein Wehgeschrei werde laut auf unsern Straßen.15 Wohl dem Volk, dem es so ergeht, glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist!

Psalm 145

1 Ich will dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig;2 ich will dich preisen Tag für Tag und deinen Namen loben immer und ewig.3 Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich.4 Ein Geschlecht verkünde dem andern den Ruhm deiner Werke und erzähle von deinen gewaltigen Taten.5 Sie sollen vom herrlichen Glanz deiner Hoheit reden; ich will deine Wunder besingen.6 Sie sollen sprechen von der Gewalt deiner erschreckenden Taten; ich will von deinen großen Taten berichten.7 Sie sollen die Erinnerung an deine große Güte wecken und über deine Gerechtigkeit jubeln.8 Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade.9 Der Herr ist gütig zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.10 Danken sollen dir, Herr, all deine Werke und deine Frommen dich preisen.11 Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden, sollen sprechen von deiner Macht,12 den Menschen deine machtvollen Taten verkünden und den herrlichen Glanz deines Königtums.13 Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. 14 Der Herr stützt alle, die fallen, und richtet alle Gebeugten auf.15 Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.16 Du öffnest deine Hand und sättigst alles, was lebt, nach deinem Gefallen.17 Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, voll Huld in all seinen Werken.18 Der Herr ist allen, die ihn anrufen, nahe, allen, die zu ihm aufrichtig rufen.19 Die Wünsche derer, die ihn fürchten, erfüllt er, er hört ihr Schreien und rettet sie.20 Alle, die ihn lieben, behütet der Herr, doch alle Frevler vernichtet er.21 Mein Mund verkünde das Lob des Herrn. Alles, was lebt, preise seinen heiligen Namen immer und ewig!

Psalm 146

1 Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! 2 Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin.3 Verlaßt euch nicht auf Fürsten, auf Menschen, bei denen es doch keine Hilfe gibt.4 Haucht der Mensch sein Leben aus und kehrt er zurück zur Erde, dann ist es aus mit all seinen Plänen.5 Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist und der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt.6 Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alle Geschöpfe; er hält ewig die Treue.7 Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen.8 Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf.9 Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre.10 Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht. Halleluja!

Psalm 147

1 Halleluja! Gut ist es, unser'm Gott zu singen; schön ist es, ihn zu loben.2 Der Herr baut Jerusalem wieder auf, er sammelt die Versprengten Israels.3 Er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet ihre schmerzenden Wunden.4 Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen.5 Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft, unermeßlich ist seine Weisheit.6 Der Herr hilft den Gebeugten auf und erniedrigt die Frevler.7 Stimmt dem Herrn ein Danklied an, spielt unser'm Gott auf der Harfe!8 Er bedeckt den Himmel mit Wolken, spendet der Erde Regen und läßt Gras auf den Bergen sprießen.9 Er gibt dem Vieh seine Nahrung, gibt den jungen Raben, wonach sie schreien.10 Er hat keine Freude an der Kraft des Pferdes, kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes.11 Gefallen hat der Herr an denen, die ihn fürchten und ehren, die voll Vertrauen warten auf seine Huld.12 Jerusalem, preise den Herrn, lobsinge, Zion, deinem Gott!13 Denn er hat die Riegel deiner Tore festgemacht, die Kinder in deiner Mitte gesegnet;14 er verschafft deinen Grenzen Frieden, und sättigt dich mit bestem Weizen.15 Er sendet sein Wort zur Erde, rasch eilt sein Befehl dahin.16 Er spendet Schnee wie Wolle, streut den Reif aus wie Asche.17 Eis wirft er herab in Brocken, vor seiner Kälte erstarren die Wasser.18 Er sendet sein Wort aus, und sie schmelzen, er läßt den Wind wehen, dann rieseln die Wasser.19 Er verkündet Jakob sein Wort, Israel seine Gesetze und Rechte.20 An keinem andern Volk hat er so gehandelt, keinem sonst seine Rechte verkündet. Halleluja!

Psalm 148

1 Halleluja! Lob't den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen:2 Lobt ihn, all seine Engel, lobt ihn, all seine Scharen;3 lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne;4 lobt ihn, alle Himmel und ihr Wasser über dem Himmel!5 Loben sollen sie den Namen des Herrn; denn er gebot, und sie waren erschaffen.6 Er stellte sie hin für immer und ewig, er gab ihnen ein Gesetz, das sie nicht übertreten.7 Lob't den Herrn, ihr auf der Erde, ihr Seeungeheuer und all ihr Tiefen,8 Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Wort vollzieht,9 ihr Berge und all ihr Hügel, ihr Fruchtbäume und alle Zedern,10 ihr wilden Tiere und alles Vieh, Kriechtiere und gefiederte Vögel,11 ihr Könige der Erde und alle Völker, ihr Fürsten und alle Richter auf Erden,12 ihr jungen Männer und auch ihr Mädchen, ihr Alten mit den Jungen!13 Loben sollen sie den Namen des Herrn; denn sein Name allein ist erhaben, seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel.14 Seinem Volk verleiht er Macht, das ist ein Ruhm für all seine Frommen, für Israels Kinder, das Volk, das ihm nahen darf. Halleluja!

Psalm 149

1 Halleluja! Sing't dem Herrn ein neues Lied! Sein Lob erschalle in der Gemeinde der Frommen.2 Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen, die Kinder Zions über ihren König jauchzen.3 Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, ihm spielen auf Pauken und Harfen.4 Der Herr hat an seinem Volk Gefallen, die Gebeugten krönt er mit Sieg.5 In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, auf ihren Lagern jauchzen:6 Loblieder auf Gott in ihrem Mund, ein zweischneidiges Schwert in der Hand,7 um die Vergeltung zu vollziehn an den Völkern, an den Nationen das Strafgericht,8 um ihre Könige mit Fesseln zu binden, ihre Fürsten mit eisernen Ketten,9 um Gericht über sie zu halten, so wie geschrieben steht. Herrlich ist das für all seine Frommen. Halleluja!

Psalm 150

1 Halleluja! Lob't Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner mächtigen Feste!2 Lobt ihn für seine großen Taten, lobt ihn in seiner gewaltigen Größe!3 Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, lobt ihn mit Harfe und Zither!4 Lobt ihn mit Pauken und Tanz, lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!5 Lobt ihn mit hellen Zimbeln, lobt ihn mit klingenden Zimbeln!6 Alles, was atmet, lobe den Herrn! Halleluja!

Das Buch der Sprichwörter

 

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 1

1 Sprichwörter Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel:2 um Weisheit zu lernen und Zucht, um kundige Rede zu verstehen,3 um Zucht und Verständnis zu erlangen, Gerechtigkeit, Rechtssinn und Redlichkeit,4 um Unerfahrenen Klugheit zu verleihen, der Jugend Kenntnis und Umsicht.5 Der Weise höre und vermehre sein Wissen, der Verständige lerne kluge Führung,6 um Sinnspruch und Gleichnis zu verstehen, die Worte und Rätsel der Weisen.7 Gottesfurcht ist Anfang der Erkenntnis, nur Toren verachten Weisheit und Zucht.8 Höre, mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters, und die Lehre deiner Mutter verwirf nicht!9 Sie sind ein schöner Kranz auf deinem Haupt und eine Kette für deinen Hals.10 Mein Sohn, wenn dich Sünder locken, dann folg ihnen nicht,11 wenn sie sagen: Geh mit uns, wir wollen darauf lauern, Blut zu vergießen, ohne Grund dem Arglosen nachzustellen;12 wie die Unterwelt wollen wir sie lebendig verschlingen, Männer in ihrer Kraft, als wären sie dem Grab verfallen.13 Manch kostbares Stück werden wir finden, mit Beute unsere Häuser füllen.14 Wirf dein Los in unserm Kreis, gemeinsam sei uns der Beutel.15 Mein Sohn, geh nicht mit ihnen, halte deinen Fuß fern von ihrem Pfad!16 Denn ihre Füße laufen dem Bösen nach, sie eilen, Blut zu vergießen.17 Umsonst wird das Netz ausgespannt vor den Augen aller Vögel;18 sie aber lauern auf ihr eigenes Blut, sie trachten sich selbst nach dem Leben.19 So enden alle, die sich durch Raub bereichern: Wer ihn an sich nimmt, dem raubt er das Leben.20 Die Weisheit ruft laut auf der Straße, auf den Plätzen erhebt sie ihre Stimme.21 Am Anfang der Mauern predigt sie, an den Stadttoren hält sie ihre Reden:22 Wie lang noch, ihr Törichten, liebt ihr Betörung, gefällt den Zuchtlosen ihr dreistes Gerede, hassen die Toren Erkenntnis?23 Wendet euch meiner Mahnung zu! Dann will ich auf euch meinen Geist ausgießen und meine Worte euch kundtun.24 Als ich rief, habt ihr euch geweigert, meine drohende Hand hat keiner beachtet;25 jeden Rat, den ich gab, habt ihr ausgeschlagen, meine Mahnung gefiel euch nicht.26 Darum werde auch ich lachen, wenn euch Unglück trifft, werde spotten, wenn Schrecken über euch kommt,27 wenn der Schrecken euch wie ein Unwetter naht und wie ein Sturm euer Unglück hereinbricht, wenn Not und Drangsal euch überfallen.28 Dann werden sie nach mir rufen, doch ich höre nicht; sie werden mich suchen, aber nicht finden.29 Weil sie die Einsicht haßten und nicht die Gottesfurcht wählten,30 meinen Rat nicht wollten, meine ganze Mahnung mißachteten,31 sollen sie nun essen von der Frucht ihres Tuns und von ihren Plänen sich sättigen.32 Denn die Abtrünnigkeit der Haltlosen ist ihr Tod, die Sorglosigkeit der Toren ist ihr Verderben.33 Wer aber auf mich hört, wohnt in Sicherheit, ihn stört kein böser Schrecken.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 2

1 Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote beherzigst,2 der Weisheit Gehör schenkst, dein Herz der Einsicht zuneigst,3 wenn du nach Erkenntnis rufst, mit lauter Stimme um Einsicht bittest,4 wenn du sie suchst wie Silber, nach ihr forschst wie nach Schätzen,5 dann wirst du die Gottesfurcht begreifen und Gotteserkenntnis finden.6 Denn der Herr gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht.7 Für die Redlichen hält er Hilfe bereit, den Rechtschaffenen ist er ein Schild.8 Er hütet die Pfade des Rechts und bewacht den Weg seiner Frommen.9 Dann begreifst du, was Recht und Gerechtigkeit ist, Redlichkeit und jedes gute Verhalten;10 denn Weisheit zieht ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt deine Seele.11 Besonnenheit wacht über dir, und Einsicht behütet dich.12 Sie bewahrt dich vor dem Weg des Bösen, vor Leuten, die Verkehrtes reden,13 die den rechten Weg verlassen, um auf dunklen Pfaden zu gehen,14 die sich freuen am bösen Tun und jubeln über die Verkehrtheit des Schlechten,15 deren Pfade krumm verlaufen und deren Straßen in die Irre führen.16 Sie bewahrt dich vor der Frau des andern, vor der Fremden, die verführerisch redet,17 die den Gefährten ihrer Jugend verläßt und den Bund ihres Gottes vergißt;18 ihr Haus sinkt hinunter zur Totenwelt, ihre Straße führt zu den Totengeistern hinab.19 Wer zu ihr geht, kehrt nie zurück, findet nie wieder die Pfade des Lebens.20 Darum geh auf dem Weg der Guten, halte dich an die Pfade der Gerechten;21 denn die Redlichen werden das Land bewohnen, wer rechtschaffen ist, wird darin bleiben.22 Die Frevler aber werden aus dem Land verstoßen, die Verräter aus ihm weggerissen.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 3

1 Mein Sohn, vergiß meine Lehre nicht, bewahre meine Gebote in deinem Herzen!2 Denn sie vermehren die Tage und Jahre deines Lebens und bringen dir Wohlergehen.3 Nie sollen Liebe und Treue dich verlassen; binde sie dir um den Hals, schreib sie auf die Tafel deines Herzens!4 Dann erlangst du Gunst und Beifall bei Gott und den Menschen.5 Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit;6 such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.7 Halte dich nicht selbst für weise, fürchte den Herrn, und fliehe das Böse!8 Das ist heilsam für deine Gesundheit und erfrischt deine Glieder.9 Ehre den Herrn mit deinem Vermögen, mit dem Besten von dem, was du erntest.10 Dann füllen sich deine Scheunen mit Korn, deine Fässer laufen über von Wein.11 Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn, widersetz dich nicht, wenn er dich zurechtweist.12 Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat.13 Wohl dem Mann, der Weisheit gefunden, dem Mann, der Einsicht gewonnen hat. k (vgl.14 Denn sie zu erwerben ist besser als Silber, sie zu gewinnen ist besser als Gold.15 Sie übertrifft die Perlen an Wert, keine kostbaren Steine kommen ihr gleich.16 Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten, in ihrer Linken Reichtum und Ehre;17 ihre Wege sind Wege der Freude, all ihre Pfade führen zum Glück.18 Wer nach ihr greift, dem ist sie ein Lebensbaum, wer sie festhält, ist glücklich zu preisen.19 Der Herr hat die Erde mit Weisheit gegründet und mit Einsicht den Himmel befestigt.20 Durch sein Wissen brechen die tiefen Quellen hervor und träufeln die Wolken den Tau herab.21 Mein Sohn, laß beides nicht aus den Augen: Bewahre Umsicht und Besonnenheit!22 Dann werden sie dir ein Lebensquell, ein Schmuck für deinen Hals;23 dann gehst du sicher deinen Weg und stößt mit deinem Fuß nicht an.24 Gehst du zur Ruhe, so schreckt dich nichts auf, legst du dich nieder, erquickt dich dein Schlaf.25 Du brauchst dich vor jähem Erschrecken nicht zu fürchten noch vor dem Verderben, das über die Frevler kommt.26 Der Herr wird deine Zuversicht sein, er bewahrt deinen Fuß vor der Schlinge.27 Versag keine Wohltat dem, der sie braucht, wenn es in deiner Hand liegt, Gutes zu tun.28 Wenn du jetzt etwas hast, sag nicht zu deinem Nächsten: Geh, komm wieder, morgen will ich dir etwas geben.29 Sinne nichts Böses gegen deinen Nächsten, der friedlich neben dir wohnt.30 Bring niemand ohne Grund vor Gericht, wenn er dir nichts Böses getan hat.31 Beneide den Gewalttätigen nicht, wähle keinen seiner Wege;32 denn ein Greuel ist dem Herrn der Ränkeschmied, die Redlichen sind seine Freunde.33 Der Fluch des Herrn fällt auf das Haus des Frevlers, die Wohnung der Gerechten segnet er.34 Die Zuchtlosen verspottet er, den Gebeugten erweist er seine Gunst.35 Die Weisen erlangen Ehre, die Toren aber häufen Schande auf sich.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 4

1 Ihr Söhne, hört auf die Mahnung des Vaters, merkt auf, damit ihr Einsicht lernt;2 denn gute Lehre gebe ich euch. Laßt nicht ab von meiner Weisung!3 Als ich noch ein Knabe war bei meinem Vater, das zarte und einzige Kind meiner Mutter,4 da lehrte er mich und sagte zu mir: Nimm dir meine Worte zu Herzen, folge meinen Geboten, und du wirst leben.5 Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht, vergiß sie nicht, weich nicht ab von meinen Worten!6 Laß nicht von ihr, und sie wird dich behüten, liebe sie, und sie wird dich beschützen.7 Anfang der Weisheit ist: Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht mit deinem ganzen Vermögen!8 Halte sie hoch, dann wird sie dich erhöhen; sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst.9 Sie setzt dir einen schönen Kranz auf das Haupt, eine prächtige Krone wird sie dir schenken.10 Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an, dann mehren sich die Jahre deines Lebens.11 Den Weg der Weisheit zeige ich dir, ich leite dich auf ebener Bahn.12 Wenn du gehst, ist dein Schritt nicht beengt, wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.13 Halt fest an der Zucht, und laß davon nicht ab, bewahre sie; denn sie ist dein Leben.14 Betritt nicht den Pfad der Frevler, beschreite nicht den Weg der Bösen!15 Meide ihn, geh nicht auf ihm, kehr dich von ihm ab, und geh vorbei!16 Denn sie schlafen nicht, ehe sie Böses tun; der Schlaf flieht sie, bis sie Verbrechen begehen.17 Sie essen das Brot des Unrechts und trinken den Wein der Gewalttat.18 Doch der Pfad der Gerechten ist wie das Licht am Morgen; es wird immer heller bis zum vollen Tag.19 Der Weg der Frevler ist wie dunkle Nacht; sie merken nicht, worüber sie fallen.20 Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr meiner Rede zu!21 Laß sie nicht aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen!22 Denn Leben bringen sie dem, der sie findet, und Gesundheit seinem ganzen Leib.23 Mehr als alles hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.24 Vermeide alle Falschheit des Mundes, und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern!25 Deine Augen sollen geradeaus schauen, und deine Blicke richte nach vorn!26 Ebne die Straße für deinen Fuß, und alle deine Wege seien geordnet.27 Bieg nicht ab, weder rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück!

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 5

1 Mein Sohn, merk auf meinen weisen Rat, neige meiner Einsicht dein Ohr zu,2 damit du Besonnenheit bewahrst und deine Lippen auf Klugheit achten.3 Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, glatter als Öl ist ihr Mund.4 Doch zuletzt ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.5 Ihre Füße steigen zur Totenwelt hinab, ihre Schritte gehen der Unterwelt zu.6 Den ebenen Pfad zum Leben verfehlt sie, sie geht krumme Wege und merkt es nicht.7 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten, die mein Mund spricht.8 Halte deinen Weg von ihr fern, komm ihrer Haustür nicht nahe!9 Sonst schenkst du andern deine Kraft, deine Jahre einem Rücksichtslosen;10 sonst sättigen sich Fremde an deinem Besitz, die Frucht deiner Arbeit kommt in das Haus eines andern,11 und am Ende wirst du stöhnen, wenn dein Leib und dein Fleisch dahinsiechen.12 Dann wirst du bekennen: Weh mir, ich habe die Zucht gehaßt, mein Herz hat die Warnung verschmäht;13 ich habe nicht auf die Stimme meiner Erzieher gehört, mein Ohr nicht meinen Lehrern zugeneigt.14 Fast hätte mich alles Unheil getroffen in der Versammlung und in der Gemeinde.15 Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, Wasser, das aus deinem Brunnen quillt.16 Sollen deine Quellen auf die Straße fließen, auf die freien Plätze deine Bäche?17 Dir allein sollen sie gehören, kein Fremder soll teilen mit dir.18 Dein Brunnen sei gesegnet; freu dich der Frau deiner Jugendtage,19 der lieblichen Gazelle, der anmutigen Gemse! Ihre Liebkosung mache dich immerfort trunken, an ihrer Liebe berausch dich immer wieder!20 Warum solltest du dich an einer Fremden berauschen, den Busen einer andern umfangen?21 Denn der Weg eines jeden liegt offen vor den Augen des Herrn, er achtet auf alle seine Pfade.22 Der Frevler verfängt sich in der eigenen Schuld, die Stricke seiner Sünde halten ihn fest.23 Er stirbt aus Mangel an Zucht, wegen seiner großen Torheit stürzt er ins Verderben.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 6

1 Mein Sohn, hast du deinem Nächsten Bürgschaft geleistet, hast du einem Fremden den Handschlag gegeben,2 hast du dich durch deine Worte gebunden, bist du gefangen durch deine Worte,3 dann tu doch dies, mein Sohn: Reiß dich los; denn du bist in die Hände deines Nächsten geraten. Geh eilends hin, und bestürm deinen Nächsten!4 Gönne deinen Augen keinen Schlaf, keinen Schlummer deinen Wimpern,5 entreiß dich seiner Hand wie eine Gazelle, wie ein Vogel der Hand des Jägers!6 Geh zur Ameise, du Fauler, betrachte ihr Verhalten, und werde weise!7 Sie hat keinen Meister, keinen Aufseher und Gebieter,8 und doch sorgt sie im Sommer für Futter, sammelt sich zur Erntezeit Vorrat.9 Wie lang, du Fauler, willst du noch daliegen, wann willst du aufstehen von deinem Schlaf?10 Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen.11 Da kommt schon die Armut wie ein Strolch über dich, die Not wie ein zudringlicher Bettler.12 Ein Nichtsnutz, ja ein Gauner, wer daherkommt mit Lügen im Mund,13 wer mit den Augen zwinkert, mit den Füßen deutet, Zeichen gibt mit den Fingern.14 Tücke im Herzen, stets voll böser Ränke, zettelt er jederzeit Händel an.15 Darum wird plötzlich das Verderben über ihn kommen, im Nu, ohne Rettung, wird er zerschmettert.16 Sechs Dinge sind dem Herrn verhaßt, sieben sind ihm ein Greuel:17 Stolze Augen, eine falsche Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen,18 ein Herz, das finstere Pläne hegt, Füße, die schnell dem Bösen nachlaufen,19 ein falscher Zeuge, der Lügen zuflüstert, und wer Streit entfacht unter Brüdern.20 Achte, mein Sohn, auf das Gebot deines Vaters, mißachte nicht die Lehre deiner Mutter!21 Binde sie dir für immer aufs Herz, und winde sie dir um den Hals!22 Wenn du gehst, geleitet sie dich, wenn du ruhst, behütet sie dich, beim Erwachen redet sie mit dir.23 Denn eine Leuchte ist das Gebot und die Lehre ein Licht, ein Weg zum Leben sind Mahnung und Zucht.24 Sie bewahren dich vor der Frau des Nächsten, vor der glatten Zunge der Fremden.25 Begehre nicht in deinem Herzen ihre Schönheit, laß dich nicht fangen durch ihre Wimpern!26 Einer Dirne zahlt man bis zu einem Laib Brot, die Frau eines andern jagt dir das kostbare Leben ab.27 Trägt man denn Feuer in seinem Gewand, ohne daß die Kleider in Brand geraten?28 Kann man über glühende Kohlen schreiten, ohne sich die Füße zu verbrennen?29 So ist es mit dem, der zur Frau seines Nächsten geht. Keiner bleibt ungestraft, der sie berührt.30 Verachtet man nicht den Dieb, auch wenn er nur stiehlt, um sein Verlangen zu stillen, weil er Hunger hat?31 Wird er ertappt, so muß er siebenfach zahlen, den ganzen Besitz seines Hauses geben.32 Wer Ehebruch treibt, ist ohne Verstand, nur wer sich selbst vernichten will, läßt sich darauf ein.33 Schläge und Schande bringt es ihm ein, unaustilgbar ist seine Schmach.34 Denn Eifersucht bringt den Ehemann in Wut, er kennt keine Schonung am Tag der Rache.35 Kein Sühnegeld nimmt er an; magst du auch Geschenke häufen, er willigt nicht ein.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 7

1 Mein Sohn, achte auf meine Worte, meine Gebote verwahre bei dir!2 Achte auf meine Gebote, damit du am Leben bleibst, hüte meine Lehre wie deinen Augapfel!3 Binde sie dir an die Finger, schreib sie auf die Tafel deines Herzens!4 Sag zur Weisheit: Du bist meine Schwester!, und nenne die Klugheit deine Freundin!5 Sie bewahrt dich vor der Frau eines andern, vor der Fremden, die verführerisch redet.6 Vom Fenster meines Hauses, durch das Gitter, habe ich ausgeschaut;7 da sah ich bei den Unerfahrenen, da bemerkte ich bei den Burschen einen jungen Mann ohne Verstand:8 Er ging über die Straße, bog um die Ecke und nahm den Weg zu ihrem Haus;9 als der Tag sich neigte, in der Abenddämmerung, um die Zeit, da es dunkel wird und die Nacht kommt.10 Da! Eine Frau kommt auf ihn zu, im Kleid der Dirnen, mit listiger Absicht;11 voll Leidenschaft ist sie und unbändig, ihre Füße blieben nicht mehr im Haus;12 bald auf den Gassen, bald auf den Plätzen, an allen Straßenecken lauert sie.13 Nun packt sie ihn, küßt ihn, sagt zu ihm mit keckem Gesicht:14 Ich war zu Heilsopfern verpflichtet, und heute erfüllte ich meine Gelübde.15 Darum bin ich ausgegangen, dir entgegen, ich habe dich gesucht und gefunden.16 Ich habe Decken über mein Bett gebreitet, bunte Tücher aus ägyptischem Leinen;17 ich habe mein Lager besprengt mit Myrrhe, Aloe und Zimt.18 Komm, wir wollen bis zum Morgen in Liebe schwelgen, wir wollen die Liebeslust kosten.19 Denn mein Mann ist nicht zu Hause, er ist auf Reisen, weit fort.20 Den Geldbeutel hat er mitgenommen, erst am Vollmondstag kehrt er heim.21 So macht sie ihn willig mit viel Überredung, mit schmeichelnden Lippen verführt sie ihn.22 Betört folgt er ihr, wie ein Ochse, den man zum Schlachten führt, wie ein Hirsch, den das Fangseil umschlingt,23 bis ein Pfeil ihm die Leber zerreißt; wie ein Vogel, der in das Netz fliegt und nicht merkt, daß es um sein Leben geht.24 Darum, ihr Söhne, hört auf mich, achtet auf meine Reden!25 Dein Herz schweife nicht ab auf ihre Wege, verirre dich nicht auf ihre Pfade!26 Denn zahlreich sind die Erschlagenen, die sie gefällt hat; viele sind es, die sie ermordet hat;27 ihr Haus ist ein Weg zur Unterwelt, er führt zu den Kammern des Todes.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 8

1 Ruft nicht die Weisheit, erhebt nicht die Klugheit ihre Stimme?2 Bei der Stadtburg, auf den Straßen, an der Kreuzung der Wege steht sie;3 neben den Toren, wo die Stadt beginnt, am Zugang zu den Häusern ruft sie laut:4 Euch, ihr Leute, lade ich ein, meine Stimme ergeht an alle Menschen:5 Ihr Unerfahrenen, werdet klug, ihr Törichten, nehmt Vernunft an!6 Hört her! Aufrichtig rede ich. Redlich ist, was meine Lippen reden.7 Die Wahrheit spricht meine Zunge, Unrechtes ist meinen Lippen ein Greuel.8 Alle meine Worte sind recht, keines von ihnen ist hinterhältig und falsch.9 Für den Verständigen sind sie alle klar und richtig für den, der Erkenntnis fand.10 Nehmt lieber Bildung an als Silber, lieber Verständnis als erlesenes Gold!11 Ja, Weisheit übertrifft die Perlen an Wert, keine kostbaren Steine kommen ihr gleich.12 Ich, die Weisheit, verweile bei der Klugheit, ich entdecke Erkenntnis und guten Rat.13 Gottesfurcht verlangt, Böses zu hassen. Hochmut und Hoffart, schlechte Taten und einen verlogenen Mund hasse ich.14 Bei mir ist Rat und Hilfe; ich bin die Einsicht, bei mir ist Macht.15 Durch mich regieren die Könige und entscheiden die Machthaber, wie es Recht ist;16 durch mich versehen die Herrscher ihr Amt, die Vornehmen und alle Verwalter des Rechts.17 Ich liebe alle, die mich lieben, und wer mich sucht, der wird mich finden.18 Reichtum und Ehre sind bei mir, angesehener Besitz und Glück;19 meine Frucht ist besser als Gold und Feingold, mein Nutzen übertrifft wertvolles Silber.20 Ich gehe auf dem Weg der Gerechtigkeit, mitten auf den Pfaden des Rechtes,21 um denen, die mich lieben, Gaben zu verleihen und ihre Scheunen zu füllen.22 Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit;23 in frühester Zeit wurde ich gebildet, am Anfang, beim Ursprung der Erde.24 Als die Urmeere noch nicht waren, wurde ich geboren, als es die Quellen noch nicht gab, die wasserreichen.25 Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren.26 Noch hatte er die Erde nicht gemacht und die Fluren und alle Schollen des Festlands.27 Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er den Erdkreis abmaß über den Wassern,28 als er droben die Wolken befestigte und Quellen strömen ließ aus dem Urmeer,29 als er dem Meer seine Satzung gab und die Wasser nicht seinen Befehl übertreten durften,30 als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit.31 Ich spielte auf seinem Erdenrund, und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.32 Nun, ihr Söhne, hört auf mich! Wohl dem, der auf meine Wege achtet.33 Hört die Mahnung, und werdet weise, lehnt sie nicht ab!34 Wohl dem, der auf mich hört, der Tag für Tag an meinen Toren wacht und meine Türpfosten hütet.35 Wer mich findet, findet Leben und erlangt das Gefallen des Herrn.36 Doch wer mich verfehlt, der schadet sich selbst; alle, die mich hassen, lieben den Tod.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 9

1 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.2 Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt.3 Sie hat ihre Mägde ausgesandt und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg:4 Wer unerfahren ist, kehre hier ein. Zum Unwissenden sagt sie:5 Kommt, eßt von meinem Mahl, und trinkt vom Wein, den ich mischte.6 Laßt ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, und geht auf dem Weg der Einsicht!7 Wer den Zuchtlosen tadelt, erntet Schimpf, wer den Frevler rügt, erntet Schande.8 Rüge den Zuchtlosen nicht; sonst haßt er dich. Rüge den Weisen, dann liebt er dich.9 Unterrichte den Weisen, damit er noch weiser wird; belehre den Gerechten, damit er dazulernt.10 Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, die Kenntnis des Heiligen ist Einsicht.11 Ja, durch mich werden deine Tage zahlreich, nehmen die Jahre deines Lebens zu.12 Bist du weise, so bist du weise zum eigenen Nutzen, bist du aber unbeherrscht, hast du allein es zu tragen.13 Frau Torheit fiebert nach Verführung; das ist alles, was sie versteht.14 Sie sitzt vor der Tür ihres Hauses auf einem Sessel bei der Stadtburg,15 um die Vorübergehenden einzuladen, die geradeaus ihre Pfade gehen:16 Wer unerfahren ist, kehre hier ein. Zum Unwissenden sagt sie:17 Süß ist gestohlenes Wasser, heimlich entwendetes Brot schmeckt lecker.18 Und er weiß nicht, daß Totengeister dort hausen, daß ihre Gäste in den Tiefen der Unterwelt sind.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 10

1 Sprichwörter Salomos: Ein kluger Sohn macht dem Vater Freude, ein dummer Sohn ist der Kummer seiner Mutter.2 Unrecht Gut gedeiht nicht, Gerechtigkeit aber rettet vor dem Tod.3 Das Verlangen des Gerechten sättigt der Herr, die Gier der Frevler stößt er zurück.4 Lässige Hand bringt Armut, fleißige Hand macht reich.5 Wer im Sommer sammelt, ist ein kluger Mensch; in Schande gerät, wer zur Erntezeit schläft.6 Segen ruht auf dem Haupt des Gerechten, im Mund der Frevler versteckt sich Gewalttat.7 Das Andenken des Gerechten ist gesegnet, der Name der Frevler vermodert.8 Verständiger Sinn nimmt die Gebote an, wer Törichtes redet, kommt zu Fall.9 Wer aufrichtig seinen Weg geht, geht sicher, wer krumme Wege geht, wird durchschaut.10 Wer mit den Augen zwinkert, schafft Leid, wer offen tadelt, stiftet Frieden.11 Der Mund des Gerechten ist ein Lebensquell, im Mund der Frevler versteckt sich Gewalttat.12 Haß weckt Streit, Liebe deckt alle Vergehen zu.13 Auf den Lippen des Einsichtigen findet man Weisheit, auf den Rücken des Unverständigen paßt der Stock.14 Weise verbergen ihr Wissen, der Mund des Toren ist drohendes Verderben.15 Dem Reichen ist seine Habe eine feste Burg, dem Armen bringt seine Armut Verderben.16 Der Besitz des Gerechten führt zum Leben, das Einkommen des Frevlers zur Sünde.17 Den Weg zum Leben geht, wer Zucht bewahrt; wer Warnung mißachtet, geht in die Irre.18 Wer Haß verbirgt, heuchelt; wer Verleumdung ausstreut, ist ein Tor.19 Bei vielem Reden bleibt die Sünde nicht aus, wer seine Lippen zügelt, ist klug.20 Erlesenes Silber ist die Zunge des Gerechten, das Sinnen des Frevlers ist wenig wert.21 Die Lippen des Gerechten leiten viele, die Toren sterben an Unverstand.22 Der Segen des Herrn macht reich, eigene Mühe tut nichts hinzu.23 Des Toren Freude ist es, Böses zu tun, des Verständigen Freude, weise zu sein.24 Was der Frevler fürchtet, kommt über ihn, was die Gerechten ersehnen, wird ihnen zuteil.25 Wenn der Sturm daherbraust, ist der Frevler verloren, der Gerechte ist fest gegründet für immer.26 Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen ist der Faule für den, der ihn schickt.27 Gottesfurcht bringt langes Leben, doch die Jahre der Frevler sind verkürzt.28 Die Hoffnung der Gerechten blüht auf, die Erwartung der Frevler wird zunichte.29 Dem Schuldlosen ist der Herr eine Zuflucht, Verderben aber den Übeltätern.30 Der Gerechte wird niemals wanken, doch die Frevler bleiben nicht im Land wohnen.31 Der Mund des Gerechten bringt Weisheit hervor, eine Zunge voll Falschheit aber wird abgeschnitten.32 Die Lippen des Gerechten achten auf das, was gefällt, der Mund der Frevler aber auf das, was verkehrt ist.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 11

1 Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel, volles Gewicht findet sein Gefallen.2 Kommt Übermut, kommt auch Schande, doch bei den Bescheidenen ist die Weisheit zu Hause.3 Die Redlichen leitet ihre Lauterkeit, die Verräter richtet ihre Falschheit zugrunde.4 Reichtum hilft nicht am Tag des Zorns, Gerechtigkeit aber rettet vor dem Tod.5 Dem Lauteren ebnet seine Gerechtigkeit den Weg, der Frevler aber kommt durch seine Bosheit zu Fall.6 Die Redlichen rettet ihre Gerechtigkeit, die Verräter schlägt ihre eigene Gier in Fesseln.7 Beim Tod des Frevlers wird sein Hoffen zunichte, die falsche Erwartung schwindet dahin.8 Der Gerechte wird aus der Not gerettet, an seine Stelle tritt der Böse.9 Vom Mund des Ruchlosen droht dem Nächsten Verderben, die Gerechten befreien sich durch ihre Umsicht.10 Wenn es dem Gerechten gut geht, freut sich die Stadt; sie jubelt beim Untergang der Frevler.11 Eine Stadt kommt hoch durch den Segen der Redlichen, durch den Mund der Frevler wird sie niedergerissen.12 Wer den Nächsten verächtlich macht, ist ohne Verstand, doch ein kluger Mensch schweigt.13 Wer als Verleumder umhergeht, gibt Geheimnisse preis, der Verläßliche behält eine Sache für sich.14 Fehlt es an Führung, kommt ein Volk zu Fall, Rettung ist dort, wo viele Ratgeber sind.15 Wer für einen Fremden bürgt, ist übel daran; wer den Handschlag ablehnt, geht sicher.16 Eine liebenswerte Frau kommt zu Ehren, Sitz der Schande ist ein Weib, das gute Sitten haßt. Die Faulen bringen es zu nichts, wer fleißig ist, kommt zu Reichtum.17 Die Güte eines Menschen kommt ihm selbst zugute, der Hartherzige schneidet sich ins eigene Fleisch.18 Der Frevler erzielt trügerischen Gewinn, wer Gerechtigkeit sät, hat beständigen Ertrag.19 Wer in der Gerechtigkeit feststeht, erlangt das Leben, wer dem Bösen nachjagt, den Tod.20 Verkehrte Menschen sind dem Herrn ein Greuel, er hat Gefallen an denen, die den rechten Weg gehen.21 Gewiß, der Böse bleibt nicht ungestraft, doch die Söhne der Gerechten werden gerettet.22 Ein goldener Ring im Rüssel eines Schweins ist ein Weib, schön, aber sittenlos.23 Das Begehren der Gerechten führt zu vollem Glück, die Hoffnung der Frevler endet im Zorngericht.24 Mancher teilt aus und bekommt immer mehr, ein anderer kargt übers Maß und wird doch ärmer.25 Wer wohltätig ist, wird reich gesättigt, wer andere labt, wird selbst gelabt.26 Wer Getreide zurückhält, den verwünschen die Leute, wer Korn auf den Markt bringt, auf dessen Haupt kommt Segen.27 Wer Gutes erstrebt, sucht das Gefallen Gottes; wer nach dem Bösen trachtet, den trifft es.28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, der fällt, die Gerechten aber sprossen wie grünes Laub.29 Wer sein Haus verkommen läßt, erntet Wind, und der Tor wird Sklave des Weisen.30 Die Frucht der Gerechtigkeit ist ein Lebensbaum, Gewalttat raubt die Lebenskraft.31 Wird dem Gerechten vergolten auf der Erde, dann erst recht dem Frevler und Sünder.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 12

1 Wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis, wer Zurechtweisung haßt, ist dumm.2 Der Gute findet Gefallen beim Herrn; den Heimtückischen aber spricht er schuldig.3 Wer unrecht tut, hat keinen Bestand, doch die Wurzel der Gerechten sitzt fest.4 Eine tüchtige Frau ist die Krone ihres Mannes, eine schändliche ist wie Fäulnis in seinen Knochen.5 Die Gedanken der Gerechten trachten nach Recht, die Pläne der Frevler sind auf Betrug aus.6 Die Reden der Frevler sind ein Lauern auf Blut, die Redlichen rettet ihr Mund.7 Die Frevler werden gestürzt und sind dahin, das Haus der Gerechten hat Bestand.8 Nach dem Maß seiner Klugheit wird ein jeder gelobt, verkehrter Sinn fällt der Verachtung anheim.9 Besser unbeachtet bleiben und seine Arbeit verrichten, als großtun und kein Brot haben.10 Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht, doch das Herz der Frevler ist hart.11 Wer sein Feld bestellt, wird satt von Brot, wer nichtigen Dingen nachjagt, ist ohne Verstand.12 Schwankender Lehm ist die Burg der Bösen, die Wurzel der Gerechten hat festen Grund.13 Der Böse verfängt sich im Lügengespinst, der Gerechte entkommt der Bedrängnis.14 Von der Frucht seines Mundes wird der Mensch reichlich gesättigt; nach dem Tun seiner Hände wird ihm vergolten.15 Der Tor hält sein eigenes Urteil für richtig, der Weise aber hört auf Rat.16 Der Tor zeigt sogleich seinen Ärger, klug ist, wer Schimpfworte einsteckt.17 Wer Wahrheit spricht, sagt aus, was recht ist, der falsche Zeuge aber betrügt.18 Mancher Leute Gerede verletzt wie Schwertstiche, die Zunge der Weisen bringt Heilung.19 Ein Mund, der die Wahrheit sagt, hat für immer Bestand, eine lügnerische Zunge nur einen Augenblick.20 Wer auf Böses sinnt, betrügt sich selbst, wer heilsamen Rat gibt, erntet Freude.21 Kein Unheil trifft den Gerechten, doch die Frevler erdrückt das Unglück.22 Lügnerische Lippen sind dem Herrn ein Greuel, doch wer zuverlässig ist in seinem Tun, der gefällt ihm.23 Ein kluger Mensch verbirgt sein Wissen, das Herz der Toren schreit die Narrheit hinaus.24 Die Hand der Fleißigen erringt die Herrschaft, die lässige Hand muß Frondienste leisten.25 Kummer im Herzen bedrückt den Menschen, ein gutes Wort aber heitert ihn auf.26 Der Gerechte findet fette Weide; der Weg der Frevler führt in die Irre.27 Bequemlichkeit erjagt sich kein Wild, kostbare Güter erlangt der Fleißige.28 Der Pfad der Gerechtigkeit führt zum Leben, der Weg der Abtrünnigen führt zum Tod.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 13

1 Ein weiser Sohn ist die Frucht der Erziehung des Vaters, der zuchtlose aber hört nicht auf Mahnung.2 Von der Frucht seiner Worte zehrt der Gute, aber die Verräter begehren Gewalttat.3 Wer seine Lippen hütet, bewahrt sein Leben, wer seinen Mund aufreißt, den trifft Verderben.4 Das Verlangen des Faulen regt sich vergebens, das Verlangen der Fleißigen wird befriedigt.5 Verlogene Worte haßt der Gerechte, der Frevler handelt schändlich und schimpflich.6 Gerechtigkeit behütet den Schuldlosen auf seinem Weg, Frevler bringt die Sünde zu Fall.7 Mancher stellt sich reich und hat doch nichts, ein anderer stellt sich arm und hat großen Besitz.8 Der Reichtum eines Mannes ist das Lösegeld für sein Leben, der Arme jedoch hört nichts von Loskauf.9 Das Licht der Gerechten strahlt auf, die Lampe der Frevler erlischt.10 Der Leichtsinnige stiftet aus Übermut Zank, doch wer sich beraten läßt, der ist klug.11 Schnell errafftes Gut schwindet schnell, wer Stück für Stück sammelt, wird reich.12 Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank, erfülltes Verlangen ist ein Lebensbaum.13 Wer gute Worte mißachtet, erleidet Schaden, wer Ehrfurcht hat vor dem Gebot, bleibt unversehrt.14 Die Lehre des Weisen ist ein Lebensquell, um den Schlingen des Todes zu entgehen.15 Rechte Einsicht bringt Gunst, aber den Verrätern bringt ihr Verhalten den Untergang.16 Der Kluge tut alles mit Überlegung, der Tor verbreitet nur Dummheit.17 Ein gewissenloser Bote richtet Unheil an, ein zuverlässiger Bote bringt Heilung.18 Armut und Schande erntet ein Verächter der Zucht, doch wer Tadel beherzigt, wird geehrt.19 Ein erfüllter Wunsch tut dem Herzen wohl, vom Bösen zu lassen ist dem Toren ein Greuel.20 Wer mit Weisen unterwegs ist, wird weise, wer mit Toren verkehrt, dem geht es übel.21 Unglück verfolgt die Sünder, den Gerechten wird mit Gutem vergolten.22 Der Gute hinterläßt seinen Enkeln das Erbe, der Besitz des Sünders wird für den Gerechten aufgespart.23 In der Hand der Vornehmen ist reichlich Nahrung; der Arme wird zu Unrecht dahingerafft.24 Wer die Rute spart, haßt seinen Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.25 Der Gerechte hat zu essen, bis sein Hunger gestillt ist, der Bauch der Frevler aber muß darben.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 14

1 Frau Weisheit hat ihr Haus gebaut, die Torheit reißt es nieder mit eigenen Händen.2 Wer geradeaus seinen Weg geht, fürchtet den Herrn, wer krumme Wege geht, verachtet ihn.3 Im Mund des Toren ist eine Rute für seinen Rücken, den Weisen behüten seine Lippen.4 Wo keine Ochsen sind, bleibt die Krippe leer, reicher Ertrag kommt durch die Kraft des Stieres.5 Ein zuverlässiger Zeuge lügt nicht, aber ein falscher Zeuge flüstert Lügen zu.6 Der Zuchtlose sucht Weisheit, doch vergebens, dem Verständigen fällt die Erkenntnis leicht.7 Tritt einem törichten Mann gegenüber, und du erfährst keine verständigen Worte.8 Die Weisheit des Klugen gibt ihm Einsicht in seinen Weg, aber die Dummheit der Toren führt zu Täuschung.9 In den Zelten der Toren wohnt Schuld, das Haus der Rechtschaffenen findet Gefallen.10 Das Herz allein kennt seinen Kummer, auch in seine Freude mischt sich kein Fremder.11 Das Haus der Frevler wird zertrümmert, das Zelt der Redlichen gedeiht.12 Manch einem scheint sein Weg der rechte, aber am Ende sind es Wege des Todes.13 Auch beim Lachen kann ein Herz leiden, das Ende der Freude ist Gram.14 Dem Untreuen werden seine Vergehen vergolten, dem guten Menschen seine edlen Taten.15 Der Unerfahrene traut jedem Wort, der Kluge achtet auf seinen Schritt.16 Der Weise hat Scheu und meidet das Böse, der Tor läßt sich gehen und ist vermessen.17 Der Zornige handelt töricht, der Ränkeschmied ist verhaßt.18 Die Unerfahrenen verfallen der Torheit, die Klugen krönen sich mit Erkenntnis.19 Die Bösen müssen sich bücken vor den Guten und die Frevler an der Tür des Gerechten.20 Selbst seinem Nächsten ist der Arme verhaßt, der Reiche aber hat viele Freunde.21 Wer seinen Nächsten verachtet, sündigt; wohl dem, der Erbarmen hat mit den Notleidenden.22 Gewiß geht in die Irre, wer Böses plant; Liebe und Treue erlangt, wer Gutes plant.23 Jede Arbeit bringt Erfolg, leeres Geschwätz führt nur zu Mangel.24 Die Krone der Weisen ist ihre Klugheit, der Kranz der Toren ist ihre Narrheit.25 Ein verläßlicher Zeuge rettet Leben, wer Lügen zuflüstert, der täuscht.26 Der Gottesfürchtige hat feste Zuversicht, noch seine Söhne haben eine Zuflucht.27 Die Gottesfurcht ist ein Lebensquell, um den Schlingen des Todes zu entgehen.28 Viel Volk ist der Glanz des Königs, wenig Leute sind des Fürsten Untergang.29 Der Langmütige ist immer der Klügere, der Jähzornige treibt die Torheit auf die Spitze.30 Ein gelassenes Herz bedeutet Leben für den Leib, doch Knochenfraß ist die Leidenschaft.31 Wer den Geringen bedrückt, schmäht dessen Schöpfer, ihn ehrt, wer Erbarmen hat mit dem Bedürftigen.32 Durch seine Bosheit wird der Frevler gestürzt, der Gerechte findet Zuflucht in seiner Redlichkeit.33 Im Herzen des Verständigen ruht Weisheit, im Innern der Toren ist sie nicht bekannt.34 Gerechtigkeit erhöht ein Volk, der Völker Schmach ist die Sünde.35 Die Gunst des Königs ruht auf dem klugen Diener, den schändlichen aber trifft sein Zorn.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 15

1 Eine sanfte Antwort dämpft die Erregung, eine kränkende Rede reizt zum Zorn.2 Die Zunge der Weisen verkündet Erkenntnis, der Mund der Narren sprudelt Torheit hervor.3 An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie wachen über Gute und Böse.4 Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, eine falsche Zunge bricht das Herz.5 Der Tor verschmäht die Zucht seines Vaters, wer auf Zurechtweisung achtet, ist klug.6 Im Haus des Gerechten gibt es reichen Vorrat, was der Frevler erwirbt, wird zerschlagen.7 Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis aus, das Herz der Toren ist verkehrt.8 Das Opfer der Frevler ist dem Herrn ein Greuel, am Gebet der Rechtschaffenen aber hat er Gefallen.9 Ein Greuel ist dem Herrn der Weg des Frevlers, wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er.10 Schlimme Strafe trifft den, der den rechten Pfad verläßt, wer Zurechtweisung haßt, muß sterben.11 Totenreich und Unterwelt liegen offen vor dem Herrn, wieviel mehr die Herzen der Menschen.12 Ein Zuchtloser liebt es nicht, daß man ihn rügt, zu weisen Menschen begibt er sich nicht.13 Ein fröhliches Herz macht das Gesicht heiter, Kummer im Herzen bedrückt das Gemüt.14 Das Herz des Verständigen sucht Erkenntnis, der Mund der Toren ergeht sich in Torheit.15 Der Bedrückte hat lauter böse Tage, der Frohgemute hat ständig Feiertag.16 Besser wenig in Gottesfurcht als reiche Schätze und keine Ruhe.17 Besser ein Gericht Gemüse, wo Liebe herrscht, als ein gemästeter Ochse und Haß dabei.18 Ein hitziger Mensch erregt Zank, ein langmütiger besänftigt den Streit.19 Der Weg des Faulen ist wie ein Dornengestrüpp, der Pfad der Redlichen aber ist gebahnt.20 Ein kluger Sohn macht dem Vater Freude, nur ein törichter Mensch verachtet seine Mutter.21 Torheit macht dem Unverständigen Freude, der einsichtige Mann geht den geraden Weg.22 Wo es an Beratung fehlt, da scheitern die Pläne, wo viele Ratgeber sind, gibt es Erfolg.23 Jeden freut es, wenn er (kluge) Antwort geben kann, und wie gut ist doch ein Wort zur rechten Zeit.24 Einen Lebenspfad zur Höhe gibt es für den Klugen, damit er der Totenwelt drunten entgeht.25 Das Haus der Stolzen reißt der Herr nieder, den Grenzstein der Witwe aber macht er fest.26 Die Pläne des Bösen sind dem Herrn ein Greuel, aber freundliche Reden gefallen ihm.27 Wer sich durch Raub bereichert, zerstört sein Haus, wer Bestechung von sich weist, wird lange leben.28 Der Gerechte überlegt sich im Herzen jede Antwort, aber der Mund der Frevler sprudelt Schlechtes hervor.29 Fern ist der Herr den Frevlern, doch das Gebet der Gerechten hört er.30 Strahlende Augen erfreuen das Herz, frohe Kunde labt den Leib.31 Ein Ohr, das auf heilsame Mahnungen hört, hält sich unter den Weisen auf.32 Wer Zucht abweist, verachtet sich selbst; wer aber auf Mahnungen hört, erwirbt Verstand.33 Gottesfurcht erzieht zur Weisheit, und Demut geht der Ehre voran.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 16

1 Der Mensch entwirft die Pläne im Herzen, doch vom Herrn kommt die Antwort auf der Zunge.2 Jeder meint, sein Verhalten sei fehlerlos, doch der Herr prüft die Geister.3 Befiehl dem Herrn dein Tun an, so werden deine Pläne gelingen.4 Alles hat der Herr für seinen Zweck erschaffen, so auch den Frevler für den Tag des Unheils.5 Ein Greuel ist dem Herrn jeder Hochmütige; er bleibt gewiß nicht ungestraft.6 Durch Liebe und Treue wird Schuld gesühnt, durch Gottesfurcht weicht man dem Bösen aus.7 Gefallen dem Herrn die Wege eines Menschen, so versöhnt er auch seine Feinde mit ihm.8 Besser wenig und gerecht als viel Besitz und Unrecht.9 Des Menschen Herz plant seinen Weg, doch der Herr lenkt seinen Schritt.10 Gottesentscheid kommt von den Lippen des Königs, sein Mund verfehlt sich nicht, wenn er ein Urteil fällt.11 Rechte Waage und Waagschalen sind Sache des Herrn, sein Werk sind alle Gewichtssteine im Beutel.12 Frevlerisches Tun ist Königen ein Greuel; denn ein Thron steht fest durch Gerechtigkeit.13 Gerechte Lippen gefallen dem König, wer aufrichtig redet, den liebt er.14 Des Königs Grimm gleicht Todesboten; aber ein Weiser kann ihn besänftigen.15 Im leuchtenden Gesicht des Königs liegt Leben, sein Wohlwollen gleicht der Regenwolke im Frühjahr.16 Weisheit erwerben ist besser als Gold, Einsicht erwerben vortrefflicher als Silber.17 Böses zu meiden ist das Ziel der Rechtschaffenen; wer auf seinen Weg achtet, bewahrt sein Leben.18 Hoffart kommt vor dem Sturz, und Hochmut kommt vor dem Fall.19 Besser bescheiden sein mit Demütigen, als Beute teilen mit Stolzen.20 Wer auf das Wort des Herrn achtet, findet Glück; wohl dem, der auf ihn vertraut.21 Wer ein weises Herz hat, den nennt man verständig, gefällige Rede fördert die Belehrung.22 Wer Verstand besitzt, dem ist er ein Lebensquell, die Strafe der Toren ist die Torheit selbst.23 Das Herz des Weisen macht seinen Mund klug, es mehrt auf seinen Lippen die Belehrung.24 Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, süß für den Gaumen, heilsam für den Leib.25 Manch einem scheint sein Weg der rechte, aber am Ende sind es Wege des Todes.26 Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn; denn sein Mund treibt ihn an.27 Ein Taugenichts ist ein Ofen voll Unheil, auf seinen Lippen ist es wie sengendes Feuer.28 Ein tückischer Mensch erregt Streit, ein Verleumder entzweit Freunde.29 Der Gewalttätige verführt seinen Nächsten, er bringt ihn auf einen Weg, der nicht gut ist.30 Wer mit den Augen zwinkert, sinnt auf Tücke; wer die Lippen verzieht, hat das Böse schon vollbracht.31 Graues Haar ist eine prächtige Krone, auf dem Weg der Gerechtigkeit findet man sie.32 Besser ein Langmütiger als ein Kriegsheld, besser, wer sich selbst beherrscht, als wer Städte erobert.33 Im Bausch des Gewandes schüttelt man das Los, doch jede Entscheidung kommt allein vom Herrn.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 17

1 Besser ein trockenes Stück Brot und Ruhe dabei als ein Haus voll Braten und dabei Streit.2 Ein kluger Knecht wird Herr über einen mißratenen Sohn, und mit den Brüdern teilt er das Erbe.3 Der Schmelztiegel ist für Silber da, der Ofen für Gold, die Herzen aber prüft der Herr.4 Der Übeltäter achtet auf böse Lippen, der Lügner horcht hin auf eine verderbte Zunge.5 Wer den Armen verspottet, schmäht dessen Schöpfer, wer sich über ein Unglück freut, bleibt nicht ungestraft.6 Eine Krone der Alten sind Kindeskinder; der Kinder Ruhm sind ihre Väter.7 Dem Toren stehen hochtönende Worte nicht an, noch viel weniger dem Edlen die Sprache der Lüge.8 Bestechungsgeld ist ein Zauberstein in den Augen des Gebers; wohin er sich wendet, hat er Erfolg.9 Wer Fehler zudeckt, sucht Freundschaft; wer eine Sache weiterträgt, trennt Freunde.10 Tadel erschüttert einen Verständigen mehr als hundert Schläge einen Toren.11 Der Böse trachtet nach Aufruhr, aber ein strenger Gerichtsbote wird gegen ihn ausgesandt.12 Lieber einer Bärin begegnen, der man die Jungen geraubt hat, als einem Toren in seinem Unverstand.13 Vergilt einer Gutes mit Bösem, weicht das Unheil nicht von seinem Haus.14 Wer Streit anfängt, entfesselt eine Wasserflut, drum halt ein, ehe der Zank ausbricht.15 Wer Schuldige freispricht und wer Unschuldige verurteilt, beide sind dem Herrn ein Greuel.16 Wozu denn Geld in der Hand des Toren? Etwa um Weisheit zu kaufen, da ihm doch der Verstand fehlt?17 Der Freund erweist zu jeder Zeit Liebe, als Bruder für die Not ist er geboren.18 Ohne Verstand ist, wer Handschlag leistet, wer Bürgschaft übernimmt für einen andern.19 Verbrechen liebt, wer Streit liebt; wer seine Tür zu hoch macht, will den Einsturz.20 Wer ein unaufrichtiges Herz hat, findet kein Glück, wer sich beim Reden verstellt, stürzt ins Unheil.21 Wer einen Toren zeugt, dem bringt es Gram; der Vater eines Narren kann sich nicht freuen.22 Ein fröhliches Herz tut dem Leib wohl, ein bedrücktes Gemüt läßt die Glieder verdorren.23 Bestechung aus dem Gewandbausch nimmt der Frevler an, um die Pfade des Rechts zu verkehren.24 Vor dem Blick des Verständigen steht Weisheit, doch die Augen des Toren schweifen bis ans Ende der Erde.25 Ein törichter Sohn bereitet seinem Vater Verdruß und Kummer seiner Mutter, die ihn geboren hat.26 Schon eine Geldstrafe für den Unschuldigen ist nicht gut, aber Edle schlagen zu lassen ist gegen das Recht.27 Wer sich zurückhält beim Reden hat tiefe Einsicht, wer kühl überlegt, ist ein verständiger Mann.28 Auch ein Tor kann als weise gelten, wenn er schweigt, als einsichtig, wenn er seine Lippen verschließt.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 18

1 Der Abtrünnige sucht nach einem Vorwand, um loszubrechen mit aller Gewalt.2 Der Tor hat kein Gefallen an Einsicht, vielmehr daran, sein Herz zur Schau zu stellen.3 Kommt Frevel, kommt auch Verachtung und mit der Schandtat die Schmach.4 Tiefe Wasser sind die Worte aus dem Mund eines Menschen, ein sprudelnder Bach, eine Quelle der Weisheit.5 Es ist nicht gut, einen Schuldigen zu begünstigen und den Unschuldigen abzuweisen vor Gericht.6 Die Lippen des Toren beginnen Streit, sein Mund schreit nach Schlägen.7 Dem Toren wird sein Mund zum Verderben; seine Lippen werden ihm selbst zur Falle.8 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen, sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes.9 Wer lässig ist bei seiner Arbeit, ist schon ein Bruder des Mörders.10 Ein fester Turm ist der Name des Herrn, dorthin eilt der Gerechte und ist geborgen.11 Für den Reichen ist sein Vermögen wie eine feste Stadt, wie eine hohe Mauer - in seiner Einbildung.12 Vor dem Sturz ist das Herz des Menschen überheblich, aber der Ehre geht Demut voran.13 Gibt einer Antwort, bevor er gehört hat, ist es Torheit und Schande für ihn.14 Der Geist des Menschen überwindet die Krankheit, doch einen zerschlagenen Geist, wer kann den aufrichten?15 Das Herz des Verständigen erwirbt sich Erkenntnis, das Ohr der Weisen sucht Erkenntnis.16 Geschenke schaffen dem Geber Raum und geleiten ihn vor die Großen.17 Recht bekommt in seinem Streitfall der erste, aber dann kommt der andere und geht der Sache nach.18 Streitigkeiten beendet das Los; es entscheidet zwischen Mächtigen.19 Ein getäuschter Bruder ist verschlossener als eine Festung, Streitigkeiten sind wie der Sperriegel einer Burg.20 Von der Frucht seines Mundes wird ein jeder satt, vom Ertrag seiner Lippen wird er gesättigt.21 Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge; wer sie liebevoll gebraucht, genießt ihre Frucht.22 Wer eine Frau gefunden, hat Glück gefunden und das Gefallen des Herrn erlangt.23 Flehentlich redet der Arme, der Reiche aber antwortet mit Härte.24 Manche Freunde führen ins Verderben, manch ein lieber Freund ist anhänglicher als ein Bruder.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 19

1 Besser ein Armer, der schuldlos seinen Weg geht, als einer mit verlogenen Lippen, der ein Tor ist.2 Schon unvernünftige Begierde ist nicht gut, und wer hastig rennt, tritt fehl.3 Die Torheit verdirbt dem Menschen den Weg, und dann grollt sein Herz gegen den Herrn.4 Besitz vermehrt die Zahl der Freunde, der Arme aber wird von seinem Freund verlassen.5 Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, wer Lügen flüstert, wird nicht entrinnen.6 Viele umschmeicheln den Vornehmen, und jeder will der Freund eines freigebigen Mannes sein.7 Vom Armen wollen alle seine Brüder nichts wissen, erst recht bleiben ihm seine Freunde fern. Wer Worten nachjagt, wird nicht entrinnen.8 Wer Verstand erwirbt, liebt sich selbst, wer Einsicht bewahrt, findet sein Glück.9 Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, wer Lügen flüstert, geht zugrunde.10 Wohlleben steht dem Toren nicht an, noch weniger einem Knecht, über Fürsten zu herrschen.11 Einsicht macht den Menschen langmütig, sein Ruhm ist es, über Verfehlungen hinwegzugehen.12 Wie das Knurren des Löwen ist der Zorn des Königs, doch wie Tau auf dem Gras ist seine Gunst.13 Ein Unglück für den Vater ist ein törichter Sohn und wie ein ständig tropfendes Dach das Gezänk einer Frau.14 Haus und Habe sind das Erbe der Väter, doch eine verständige Frau kommt vom Herrn.15 Faulheit versenkt in Schlaf, ein träger Mensch muß hungern.16 Wer (Gottes) Gebot bewahrt, bewahrt sein Leben, wer seine Wege verachtet, muß sterben.17 Wer Erbarmen hat mit dem Elenden, leiht dem Herrn; er wird ihm seine Wohltat vergelten.18 Züchtige deinen Sohn, solange noch Hoffnung ist, doch laß dich nicht hinreißen, ihn zu töten.19 Der maßlos Jähzornige muß büßen; denn willst du schlichten, machst du es noch ärger.20 Hör auf guten Rat, und nimm Zucht an, damit du weise wirst für die Zukunft.21 Viele Pläne faßt das Herz des Menschen, doch nur der Ratschluß des Herrn hat Bestand.22 Die Menschen streben nach Gewinn, doch besser ein Armer als ein Betrüger.23 Die Gottesfurcht führt zum Leben; gesättigt geht man zur Ruhe, von keinem Übel heimgesucht.24 Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, bringt er sie nicht einmal zum Mund zurück.25 Schlägst du den Zuchtlosen, so wird der Unerfahrene klug; weist man den Verständigen zurecht, gewinnt er Einsicht.26 Wer den Vater mißhandelt, die Mutter wegjagt, ist ein verkommener, schändlicher Sohn.27 Gibst du es auf, mein Sohn, auf Mahnung zu hören, so entziehst du dich den Worten der Einsicht.28 Ein nichtsnutziger Zeuge verspottet das Recht, der Mund der Frevler sprudelt Unheil hervor.29 Für die Zuchtlosen stehen Ruten bereit und Schläge für den Rücken der Toren.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 20

1 Ein Zuchtloser ist der Wein, ein Lärmer das Bier; wer sich hierin verfehlt, wird nie weise.2 Wie das Knurren des Löwen ist der Grimm des Königs; wer ihn erzürnt, verwirkt sein Leben.3 Es ehrt den Menschen, vom Streit abzulassen, jeder Tor aber bricht los.4 Der Faule pflügt nicht im Herbst; sucht er in der Erntezeit, so ist nichts da.5 Ein tiefes Wasser sind die Pläne im Herzen des Menschen, doch der Verständige schöpft es herauf.6 Viele Menschen rühmen sich ihrer Güte, aber wer findet einen, auf den Verlaß ist?7 Wer als Gerechter unbescholten seinen Weg geht: Wohl den Kindern, die er hinterläßt.8 Ein König auf dem Richterstuhl sondert mit seinem Scharfblick alles Böse aus.9 Wer kann sagen: Ich habe mein Herz geläutert, rein bin ich von meiner Sünde?10 Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß, beide sind dem Herrn ein Greuel.11 An seinem Treiben läßt schon der Knabe erkennen, ob sein Tun lauter und redlich sein wird.12 Das Ohr, das hört, und das Auge, das sieht, der Herr hat sie beide geschaffen.13 Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht arm wirst; halte deine Augen offen, und du hast Brot genug.14 Schlecht, schlecht, sagt der Käufer; geht er aber weg, so rühmt er sich.15 Gold gibt es und viele Perlen, ein kostbarer Schmuck aber sind verständige Lippen.16 Nimm ihm das Kleid, denn er hat für einen andern gebürgt, fremder Leute wegen pfände bei ihm!17 Süß schmeckt dem Menschen das Brot der Lüge, hernach aber füllt sich sein Mund mit Kieseln.18 Pläne kommen durch Beratung zustande. Darum führe den Kampf mit Überlegung!19 Geheimnisse verrät, wer als Verleumder umhergeht. Darum laß dich nicht ein mit einem Schwätzer!20 Wer seinem Vater flucht und seiner Mutter, dessen Lampe erlischt zur Zeit der Finsternis.21 Ein Besitz, schnell errafft am Anfang, ist nicht gesegnet an seinem Ende.22 Sag nicht: Ich will das Böse vergelten. Vertrau auf den Herrn, er wird dir helfen.23 Ein Greuel ist dem Herrn zweierlei Gewicht, eine falsche Waage ist nicht recht.24 Der Herr lenkt die Schritte eines jeden. Wie könnte der Mensch seinen Weg verstehen?25 Eine Falle ist es, unbedacht zu rufen: Geweiht!, und erst nach dem Gelübde zu überlegen.26 Ein weiser König sondert die Frevler aus und vergilt ihnen ihre Untat.27 Der Herr wacht über den Atem des Menschen, er durchforscht alle Kammern des Leibes.28 Güte und Treue behüten den König, er stützt seinen Thron durch Güte.29 Der Ruhm der Jungen ist ihre Kraft, die Zier der Alten ihr graues Haar.30 Blutige Striemen läutern den Bösen und Schläge die Kammern des Leibes.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 21

1 Wie ein Wasserbach ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn; er lenkt es, wohin er will.2 Jeder meint, sein Verhalten sei richtig, doch der Herr prüft die Herzen.3 Gerechtigkeit üben und Recht ist dem Herrn lieber als Schlachtopfer.4 Hoffart der Augen, Übermut des Herzens - die Leuchte der Frevler versagt.5 Die Pläne des Fleißigen bringen Gewinn, doch der hastige Mensch hat nur Mangel.6 Wer Schätze erwirbt mit verlogener Zunge, jagt nach dem Wind, er gerät in die Schlingen des Todes.7 Gewalttat reißt die Frevler hinweg, denn sie weigern sich, das Rechte zu tun.8 Der Weg des Unehrlichen ist gewunden, aber das Tun des Lauteren ist gerade.9 Besser in einer Ecke des Daches wohnen als eine zänkische Frau im gemeinsamen Haus.10 Das Verlangen des Frevlers geht nach dem Bösen, sein Nächster findet bei ihm kein Erbarmen.11 Muß der Zuchtlose büßen, so wird der Unerfahrene weise, belehrt man den Weisen, so nimmt er Einsicht an.12 Der Gerechte handelt klug am Haus des Frevlers, wenn er die Frevler ins Unheil stürzt.13 Wer sein Ohr verschließt vor dem Schreien des Armen, wird selbst nicht erhört, wenn er um Hilfe ruft.14 Eine heimliche Gabe besänftigt den Zorn, ein Geschenk aus dem Gewandbausch den heftigen Grimm.15 Der Gerechte freut sich, wenn Recht geschieht, doch den Übeltäter versetzt das in Schrecken.16 Wer abirrt vom Weg der Einsicht, wird bald in der Versammlung der Totengeister ruhen.17 Der Not verfällt, wer Vergnügen liebt, wer Wein und Salböl liebt, wird nicht reich.18 Für den Gerechten dient der Frevler als Lösegeld, anstelle des Redlichen der Treulose.19 Besser in der Wüste hausen als Ärger mit einer zänkischen Frau.20 Ein kostbarer Schatz ist in der Wohnung des Weisen, aber ein törichter Mensch vergeudet ihn.21 Wer nach Gerechtigkeit und Güte strebt, findet Leben und Ehre.22 Der Weise ersteigt die Stadt der Mächtigen und stürzt das Bollwerk, auf das sie vertraut.23 Wer seinen Mund und seine Zunge behütet, der behütet sein Leben vor Drangsal.24 Der Freche und Stolze, einen Zuchtlosen nennt man ihn, er handelt in maßlosem Übermut.25 Den Faulen bringt sein Begehren um, denn zu arbeiten weigern sich seine Hände;26 den ganzen Tag begehrt er voll Gier, der Gerechte aber gibt, ohne zu geizen.27 Das Opfer der Frevler ist (dem Herrn) ein Greuel, zumal wenn es in schlechter Absicht dargebracht wird.28 Ein falscher Zeuge geht zugrunde, wer aber zu hören versteht, redet erfolgreich.29 Der Frevler zeigt Trotz in seiner Miene, der Redliche ordnet seine Wege.30 Keine Weisheit gibt es, keine Einsicht, keinen Rat gegenüber dem Herrn.31 Das Roß wird gerüstet für den Tag der Schlacht, doch der Sieg steht beim Herrn.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 22

1 Guter Ruf ist kostbarer als großer Reichtum, hohes Ansehen besser als Silber und Gold.2 Reiche und Arme begegnen einander, doch der Herr hat sie alle erschaffen.3 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich, die Unerfahrenen laufen weiter und müssen es büßen.4 Der Lohn für Demut und Gottesfurcht ist Reichtum, Ehre und Leben.5 Dornen und Schlingen liegen auf dem Weg des Falschen; wer sein Leben behütet, bleibt ihnen fern.6 Erzieh den Knaben für seinen Lebensweg, dann weicht er auch im Alter nicht davon ab.7 Der Reiche hat die Armen in seiner Gewalt, der Schuldner ist seines Gläubigers Knecht.8 Wer Unrecht sät, erntet Unheil, der Stecken seines Übermuts versagt.9 Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet, weil er den Armen von seinem Brot gibt.10 Vertreib den Zuchtlosen, so schwindet der Zank, Streiten und Schimpfen hören auf.11 Wer die Lauterkeit des Herzens liebt - wegen seiner gefälligen Rede wird der König sein Freund.12 Die Augen des Herrn behüten den Einsichtigen, das Gerede des Verräters bringt er zu Fall.13 Der Faule sagt: Ein Löwe ist draußen, mitten auf der Straße käme ich ums Leben.14 Der Mund fremder Frauen ist eine tiefe Grube; wem der Herr zürnt, der fällt hinein.15 Steckt Torheit im Herzen des Knaben, die Rute der Zucht vertreibt sie daraus.16 Wer den Armen bedrückt, macht ihn reich, wer dem Reichen gibt, macht ihn arm.17 Worte von Weisen: Neige mir dein Ohr zu, und hör auf meine Worte, nimm dir meine Lehren zu Herzen!18 Schön ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst; sie mögen fest wie ein Zeltpflock auf deinen Lippen haften.19 Damit dein Vertrauen auf dem Herrn steht, lehre ich dich heute seinen Weg.20 Habe ich nicht dreißig Sätze für dich aufgeschrieben als wissenswerte Ratschläge,21 um dir verläßliche Worte mitzuteilen, damit du deinem Auftraggeber antworten kannst?22 Beraube den Schwachen nicht, denn er ist ja so schwach, zertritt den Armen nicht am Tor!23 Denn der Herr führt den Rechtsstreit für sie und raubt denen das Leben, die sie berauben.24 Befreunde dich nicht mit dem Jähzornigen, verkehre nicht mit einem Hitzkopf,25 damit du dich nicht an seine Pfade gewöhnst und dir eine Schlinge legst für dein Leben.26 Sei nicht unter denen, die sich durch Handschlag verpflichten, die Bürgschaft leisten für Schulden;27 wenn du nicht zahlen kannst, nimmt man dein Bett unter dir weg.28 Verschieb nicht die alte Grenze, die deine Väter gesetzt haben.29 Siehst du einen, der gewandt ist in seinem Beruf: vor Königen wird er dienen.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 23

1 Wenn du zu Tisch sitzt bei einem Herrscher, so achte nur auf das, was vor dir steht.2 Setz ein Messer an deine Kehle, wenn du ein gieriger Mensch bist.3 Sei nicht begierig auf seine Leckerbissen; sie sind eine trügerische Speise.4 Müh dich nicht ab, um Reichtum zu erwerben und dabei deine Einsicht aufzugeben.5 Flüchtig ist er; schaust du nach ihm, ist er weg; plötzlich macht er sich Flügel und fliegt wie ein Adler zum Himmel.6 Iß nicht das Brot des Geizigen, sei nicht begierig auf seine Leckerbissen!7 Denn sie schmecken in der Kehle wie etwas Ekliges. Er sagt zu dir: Iß und trink!, doch sein Herz ist dir nicht zugetan.8 Den Bissen, den du gegessen hast, mußt du erbrechen, und deine freundlichen Worte hast du vergeudet.9 Rede nicht vor den Ohren eines Törichten; denn er mißachtet deine klugen Worte.10 Verschieb nicht die alte Grenze, dring nicht in die Felder der Waisen vor!11 Denn ihr Anwalt ist mächtig, er wird ihre Sache gegen dich führen.12 Öffne dein Herz für die Zucht, dein Ohr für verständige Reden!13 Erspar dem Knaben die Züchtigung nicht; wenn du ihn schlägst mit dem Stock, wird er nicht sterben.14 Du schlägst ihn mit dem Stock, bewahrst aber sein Leben vor der Unterwelt.15 Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, so freut sich auch mein eigenes Herz.16 Mein Inneres ist voll Jubel, wenn deine Lippen reden, was recht ist.17 Dein Herz ereifere sich nicht wegen der Sünder, sondern eifere stets nach Gottesfurcht!18 Denn sicher gibt es eine Zukunft, deine Hoffnung wird nicht zerschlagen.19 Höre, mein Sohn, und sei weise, lenk dein Herz auf geraden Weg!20 Gesell dich nicht zu den Weinsäufern, zu solchen, die im Fleischgenuß schlemmen;21 denn Säufer und Schlemmer werden arm, Schläfrigkeit kleidet in Lumpen.22 Hör auf deinen Vater, der dich gezeugt hat, verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt wird.23 Erwirb dir Wahrheit, und verkauf sie nicht mehr: Weisheit, Zucht und Einsicht!24 Laut jubelt der Vater des Gerechten; wer einen weisen Sohn hat, kann sich über ihn freuen.25 Deine Eltern mögen sich freuen; jubeln möge die Mutter, die dich gebar.26 Gib mir dein Herz, mein Sohn, deine Augen mögen an meinen Wegen Gefallen finden;27 denn die Ehebrecherin ist eine tiefe Grube, die fremde Frau ein enger Brunnen.28 Ja, wie ein Räuber lauert sie auf und mehrt die Verräter unter den Menschen.29 Wer hat Ach? Wer hat Weh? Wer Gezänk? Wer Klage? Wer hat Wunden wegen nichts? Wer trübe Augen?30 Jene, die bis in die Nacht beim Wein sitzen, die kommen, um den Mischwein zu probieren.31 Schau nicht nach dem Wein, wie er rötlich schimmert, wie er funkelt im Becher: Er trinkt sich so leicht!32 Zuletzt beißt er wie eine Schlange, verspritzt Gift gleich einer Viper.33 Deine Augen sehen seltsame Dinge, dein Herz redet wirres Zeug.34 Du bist wie einer, der auf hoher See schläft, der einschläft über dem Steuer des Schiffes.35 Man hat mich geschlagen, doch es tat mir nicht weh, man hat mich gehauen, aber ich habe nichts gespürt. Wann wache ich auf? Von neuem will ich zum Wein greifen.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 24

1 Sei nicht neidisch auf böse Menschen, such keinen Umgang mit ihnen!2 Denn ihr Herz sinnt auf Gewalttat, Unheil reden ihre Lippen.3 Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, durch Umsicht gewinnt es Bestand.4 Durch Klugheit werden die Kammern gefüllt mit allerlei wertvollen, köstlichen Gütern.5 Der Weise ist dem Starken überlegen, ein verständiger Mensch dem robusten.6 Denn durch Überlegung gewinnst du den Kampf, viele Ratgeber verhelfen zum Sieg.7 Zu hoch hängt dem Toren die Weisheit, am Tor tut er den Mund nicht auf.8 Wer stets darauf aus ist, Böses zu tun, den nennt man einen Ränkeschmied.9 Das Trachten des Toren ist Sünde, der Zuchtlose ist den Menschen ein Greuel.10 Zeigst du dich lässig am Tag der Bedrängnis, so wird auch deine Kraft bedrängt.11 Befrei jene, die man zum Tod schleppt; die zur Hinrichtung wanken, rette sie doch!12 Wolltest du sagen: Gott weiß von uns nichts; - hat er, der die Herzen prüft, keine Kenntnis? Hat er, der über dich wacht, kein Wissen? Ja, er vergilt jedem Menschen, wie sein Tun es verdient.13 Iß Honig, mein Sohn, denn er ist gut, Wabenhonig ist süß für den Gaumen.14 Wisse: Genauso ist die Weisheit für dich. Findest du sie, dann gibt es eine Zukunft, deine Hoffnung wird nicht zerschlagen.15 Belaure nicht frevlerisch die Wohnung des Gerechten, zerstöre sein Ruhelager nicht!16 Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf, doch die Frevler stürzen ins Unglück.17 Freu dich nicht über den Sturz deines Feindes, dein Herz juble nicht, wenn er strauchelt,18 damit nicht der Herr es sieht und mißbilligt und seinen Zorn von ihm abwendet.19 Erhitz dich nicht wegen der Übeltäter, ereifere dich nicht wegen der Frevler!20 Denn für den Bösen gibt es keine Zukunft, die Lampe der Frevler erlischt.21 Fürchte den Herrn, mein Sohn, und den König; mit diesen beiden überwirf dich nicht!22 Denn plötzlich geht von ihnen Verderben aus, und unvermutet kommt Unheil von beiden.23 Auch folgende Sprichwörter stammen von Weisen: Im Gericht auf die Person sehen ist nicht recht.24 Wer zum Schuldigen sagt: Unschuldig bist du!, den verfluchen die Menschen, verwünschen die Leute.25 Denen aber, die entscheiden, wie es recht ist, geht es gut; über sie kommt Segen und Glück.26 Einen Kuß auf die Lippen gibt, wer richtig antwortet.27 Nimm draußen deine Arbeit auf und bestell dein Feld, danach gründe deinen Hausstand!28 Tritt gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge auf, betrüge nicht mit deinen Worten!29 Sag nicht: Wie er mir getan hat, so will ich auch ihm tun, einem jedem will ich vergelten, wie es seine Taten verdienen.30 Am Acker eines Faulen ging ich vorüber, am Weinberg eines unverständigen Menschen:31 Sieh da, er war ganz überwuchert von Disteln, seine Fläche mit Unkraut bedeckt, seine Steinmauer eingerissen.32 Ich sah es und machte mir meine Gedanken, ich betrachtete es und zog die Lehre daraus:33 Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen.34 Da kommt schon die Armut wie ein Strolch über dich, die Not wie ein zudringlicher Bettler.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 25

1 Auch das sind Sprichwörter Salomos, die die Männer Hiskijas, des Königs von Juda, sammelten.2 Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verhüllen, des Königs Ehre ist es, eine Sache zu erforschen.3 Der Himmel so hoch und die Erde so tief und das Herz des Königs: sie sind nicht zu erforschen.4 Scheidet man die Schlacken vom Silber, gelingt dem Feinschmied das Gefäß.5 Scheidet man den Frevler vom König, erlangt dessen Thron Bestand durch Gerechtigkeit.6 Rühme dich nicht vor dem König, und stell dich nicht an den Platz der Großen;7 denn besser, man sagt zu dir: Rück hier herauf, als daß man dich nach unten setzt wegen eines Vornehmen. Was deine Augen sahen,8 bring es nicht übereilt als Streitfall vor; denn was willst du später tun, wenn dein Nächster dich bloßstellt?9 Trag deinen Streit mit deinem Nächsten aus, doch verrate nicht das Geheimnis eines andern,10 sonst wird dich schmähen, wer es hört, und dein Geschwätz wird auf dich zurückfallen.11 Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit.12 Wie ein goldener Ring und Schmuck aus Feingold ist ein weiser Mahner für ein Ohr, das zuhört.13 Wie kühlender Schnee an einem Sommertag ist ein verläßlicher Bote für den, der ihn sendet; er erquickt die Seele seines Herrn.14 Aufziehende Wolken mit Wind, doch kein Regen, so ist ein Mann, der Versprechungen macht und nicht hält.15 Mit Geduld wird ein Vorgesetzter umgestimmt, sanfte Zunge bricht Knochen.16 Findest du Honig, iß nur, soviel dir bekommt, sonst wirst du ihn satt und erbrichst ihn.17 Mach dich rar im Haus deines Nächsten, sonst wird er dich satt und verabscheut dich.18 Keule und Schwert und scharfer Pfeil: das ist einer, der falsch aussagt gegen seinen Nächsten.19 Schlechter Zahn und stolpernder Fuß: der Verräter am Tag der Not.20 Essig auf Laugensalz - (so ist,) wer Lieder singt vor einem mißmutigen Herzen. 21 Hat dein Feind Hunger, gib ihm zu essen, hat er Durst, gib ihm zu trinken;22 so sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt, und der Herr wird es dir vergelten.23 Der Nordwind bringt Regen, eine heimtückische Zunge zornige Gesichter.24 Besser in einer Ecke des Daches wohnen als eine zänkische Frau im gemeinsamen Haus.25 Kühles Wasser für eine durstige Kehle ist eine gute Nachricht aus fernem Land.26 Ein getrübter Brunnen, ein verschütteter Quell ist ein Gerechter, der vor dem Frevler wankt.27 Zu viel Honig essen ist nicht gut: Ebenso spare mit ehrenden Worten!28 Eine Stadt mit eingerissener Mauer ist ein Mann, der sich nicht beherrscht.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 26

1 Wie Schnee im Sommer und Regen zur Erntezeit, so unpassend ist Ehre für einen Toren.2 Wie der Spatz wegflattert und die Schwalbe davonfliegt, so ist ein unverdienter Fluch; er trifft nicht ein.3 Dem Pferd die Peitsche, dem Esel den Zaum, dem Rücken der Toren den Stock.4 Antworte dem Toren nicht, wie es seine Dummheit verdient, damit nicht auch du ihm gleich wirst.5 Antworte dem Toren, wie es seine Dummheit verdient, damit er sich nicht einbildet, ein Weiser zu sein.6 Die Füße haut sich ab, Schaden muß leiden, wer Botschaft sendet durch einen Toren.7 Schlaff wie die Schenkel des Lahmen ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren.8 Den Stein bindet in der Schleuder fest, wer einem Toren Ehre erweist.9 Ein Dornzweig geriet in die Hand eines Betrunkenen: ein Weisheitsspruch in den Mund der Toren.10 Ein Schütze, der alle verwundet - ein Tor und ein Betrunkener, wenn sie vorübergehen.11 Wie ein Hund, der zurückkehrt zu dem, was er erbrochen hat, so ist ein Tor, der seine Dummheit wiederholt.12 Siehst du jemand, der sich selbst für weise hält - mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn.13 Der Faule sagt: Ein Löwe ist auf dem Weg, ein Raubtier ist auf den Straßen.14 Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule in seinem Bett.15 Greift der Faule mit der Hand in die Schüssel, ist er zu träg, sie zum Mund zurückzubringen.16 Der Faule hält sich selbst für weiser als sieben, die klug antworten können.17 Einen vorbeilaufenden Hund packt bei den Ohren, wer sich in einen Streit mischt, der ihn nichts angeht.18 Wie ein Verrückter, der Brandpfeile schleudert, Pfeile und tödliche Waffen,19 so ist einer, der seinen Nächsten täuscht und dazu sagt: Ich mach doch nur Spaß.20 Ist kein Holz mehr da, erlischt das Feuer; wo kein Verleumder ist, legt sich der Streit.21 Wie Kohlen die Glut und Holz das Feuer, so schürt ein zänkischer Mensch den Streit.22 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen, sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes.23 Silberglasur über Tongeschirr - glatte Lippen und ein böses Herz.24 Mit seinen Reden verstellt sich der Gehässige, doch in seinem Herzen ist er voll Tücke.25 Klingt seine Stimme auch freundlich, trau ihm nicht, denn sieben Greuel sind in seinem Herzen.26 Hüllt sich sein Haß auch in Heuchelei, seine Schlechtigkeit wird bloßgestellt in der Volksversammlung.27 Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück.28 Eine verlogene Zunge führt zum Zusammenbruch, ein heuchlerischer Mund verursacht den Sturz.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 27

1 Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was der Tag gebiert.2 Rühmen soll dich ein anderer, nicht dein eigener Mund, ein Fremder, nicht deine eigenen Lippen.3 Schwer ist der Stein, und eine Last ist der Sand, doch der Ärger mit einem Toren ist schwerer als beide.4 Mag der Zorn grausam sein und überschäumend die Wut, wer aber besteht vor der Eifersucht?5 Besser offener Tadel als Liebe, die sich nicht zeigt.6 Treu gemeint sind die Schläge eines Freundes, doch trügerisch die Küsse eines Feindes.7 Der Satte tritt Honig mit Füßen, doch dem Hungrigen schmeckt alles Bittere süß.8 Wie ein Vogel, der aus seinem Nest flüchtet, so ist ein Mensch, der aus seiner Heimat fliehen muß.9 Salböl und Weihrauch erfreuen das Herz, die Herzlichkeit eines Freundes erfreut mehr als duftendes Holz.10 Deinen Freund und deines Vaters Freund gib nicht auf, geh nicht in das Haus deines Bruders, wenn du in Not bist. Besser ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne.11 Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich dem antworten kann, der mich beschimpft.12 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich, die Unerfahrenen laufen weiter und müssen es büßen.13 Nimm ihm das Kleid; denn er hat für einen andern gebürgt, fremder Leute wegen pfände bei ihm!14 Wer seinen Nächsten zu laut begrüßt, dem wird es frühmorgens als Verwünschung ausgelegt.15 Ein ständig tropfendes Dach in der Regenzeit und eine zänkische Frau gleichen einander.16 Wer sie festhält, hält den Wind fest, und seine Hand greift nach Öl.17 Eisen wird an Eisen geschliffen; so schleift einer den Charakter des andern.18 Wer einen Feigenbaum pflegt, wird seine Frucht essen, wer auf seinen Herrn achtgibt, wird geehrt.19 Wie Wasser ein Spiegel ist für das Gesicht, so ist das Herz des Menschen ein Spiegel für den Menschen.20 Unterwelt und Totenreich sind unersättlich, und unersättlich sind die Augen des Menschen.21 Der Schmelztiegel prüft das Silber, der Ofen das Gold, der Mensch aber wird geprüft im Urteil dessen, der ihn lobt.22 Zerstampfst du den Toren auch mit dem Stößel, seine Torheit weicht nicht von ihm.23 Kümmere dich um das Aussehen deiner Schafe, und sorge für deine Herden;24 denn Besitz bleibt nicht für ewig und Reichtum nicht für alle Zeit.25 Kommt das Gras hervor, erscheint das Grün, sammelt man die Kräuter auf den Bergen,26 dann gibt es Lämmer für deine Kleidung, Böcke als Kaufpreis für Äcker27 und genug Ziegenmilch für dich als Nahrung, als Nahrung für dein Haus.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 28

1 Der Frevler flieht, auch wenn ihn keiner verfolgt, der Gerechte fühlt sich sicher wie ein Löwe.2 Durch seine Frevel bekommt ein Land viele Herrscher, durch einen verständigen, einsichtsvollen Mann erhält die Ordnung Bestand.3 Ein Vornehmer, der die Armen unterdrückt, ist wie Regen, der alles wegschwemmt und kein Brot bringt.4 Wer die Lehre preisgibt, rühmt den Frevler, wer die Lehre beachtet, bekämpft ihn.5 Böse Menschen verstehen nicht, was recht ist, die aber, die den Herrn suchen, verstehen alles.6 Besser ein Armer, der schuldlos seinen Weg geht, als ein Reicher, der krumme Wege geht.7 Wer sich an die Lehre hält, ist ein verständiger Sohn, wer mit Verschwendern umgeht, macht seinem Vater Schande.8 Wer sein Vermögen durch Zins und Aufschlag vermehrt, sammelt für den, der Erbarmen hat mit den Armen.9 Wendet einer sein Ohr ab, um die Lehre nicht zu hören, dann ist sogar sein Gebet ein Greuel.10 Wer Rechtschaffene irreführt auf einen bösen Weg, der fällt in seine eigene Grube; die Schuldlosen aber erlangen Gutes.11 Der Reiche hält sich selbst für klug, doch ein verständiger Armer durchschaut ihn.12 Haben Gerechte die Oberhand, gibt es glanzvolle Zeiten, erheben sich die Frevler, verstecken sich die Menschen.13 Wer seine Sünden verheimlicht, hat kein Glück, wer sie bekennt und meidet, findet Erbarmen.14 Wohl dem Menschen, der stets Gott fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, fällt ins Unglück.15 Ein grollender Löwe, ein gieriger Bär - ein frevelhafter Herrscher über ein schwaches Volk.16 Mancher Fürst ist klein an Verstand und groß als Unterdrücker; wer Ausbeutung haßt, hat ein langes Leben.17 Ein Mensch, auf dem Blutschuld lastet, ist flüchtig bis zum Grab; man halte ihn nicht.18 Wer schuldlos seinen Weg geht, dem wird geholfen, wer krumme Wege geht, fällt in die Grube.19 Wer sein Feld bestellt, wird satt von Brot, wer nichtigen Dingen nachjagt, wird satt von Armut.20 Ein ehrlicher Mensch erntet vielfachen Segen, wer aber hastet, um sich zu bereichern, bleibt nicht ungestraft.21 Auf die Person sehen ist nicht recht, für einen Bissen Brot wird mancher zum Verbrecher.22 Nach Reichtum giert ein neidischer Mensch und bedenkt nicht, daß Mangel über ihn kommen wird.23 Wer einen andern zurechtweist, findet schließlich Dank, mehr als der Schmeichler.24 Wer Vater oder Mutter beraubt und meint, er tue kein Unrecht, macht sich zum Genossen des Mörders.25 Der Habgierige erregt Streit, wer auf den Herrn vertraut, wird reichlich gelabt.26 Wer auf seinen eigenen Verstand vertraut, ist ein Tor, wer in Weisheit seinen Weg geht, wird gerettet.27 Wer dem Armen gibt, hat keinen Mangel, wer seine Augen verschließt, wird viel verflucht.28 Erheben sich die Frevler, dann verbergen sich die Menschen, gehen sie zugrunde, dann kommen die Gerechten an die Macht.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 29

1 Wer bei Tadel halsstarrig bleibt, wird plötzlich zerschmettert, und es gibt keine Heilung.2 Kommen die Gerechten an die Macht, dann freut sich das Volk, herrscht der Frevler, dann stöhnt das Volk.3 Wer Weisheit liebt, erfreut seinen Vater; wer mit Dirnen verkehrt, verschleudert das Vermögen.4 Ein König richtet das Land auf durch Pflege des Rechts, wer Abgaben erpreßt, zerstört es.5 Wer seinem Nächsten schmeichelt, breitet ihm ein Netz vor die Füße.6 In Sünde verstrickt sich der Böse, doch der Gerechte jubelt und freut sich.7 Der Gerechte hat Verständnis für den Rechtsstreit der Armen, der Frevler aber kennt kein Verständnis.8 Hetzer bringen eine Stadt in Aufruhr, Weise beschwichtigen die Erregung.9 Rechtet ein Weiser mit einem Toren, tobt dieser und lacht und gibt keine Ruhe.10 Mörder hassen den Schuldlosen, Rechtschaffene bemühen sich um sein Leben.11 Ein Tor läßt seiner ganzen Erregung freien Lauf, aber ein Weiser hält sie zurück.12 Achtet ein Herrscher auf Lügen, werden alle seine Beamten zu Schurken.13 Der Arme und der Ausbeuter begegnen einander, der Herr gibt beiden das Augenlicht.14 Spricht ein König den Geringen zuverlässig Recht, hat sein Thron für immer Bestand.15 Rute und Rüge verleihen Weisheit, ein zügelloser Knabe macht seiner Mutter Schande.16 Herrschen die Frevler, dann herrscht die Sünde, doch die Gerechten erleben ihren Sturz.17 Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Verdruß ersparen und deinem Herzen Freude machen.18 Ohne prophetische Offenbarung verwildert das Volk; wohl ihm, wenn es die Lehre bewahrt.19 Durch Worte wird kein Sklave gebessert, er versteht sie wohl, aber kehrt sich nicht daran.20 Siehst du einen, der eilfertig ist im Reden, mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn.21 Ein Sklave, verwöhnt von Jugend an, wird am Ende widerspenstig.22 Ein aufbrausender Mensch erregt Streit, ein Jähzorniger begeht viele Sünden.23 Hochmut erniedrigt den Menschen, doch der Demütige kommt zu Ehren.24 Wer mit dem Dieb teilt, haßt sich selbst, er hört die Verfluchung, doch er macht keine Anzeige.25 Die Angst des Menschen führt ihn in die Falle; wer auf den Herrn vertraut, ist gesichert.26 Viele suchen die Gunst des Herrschers, aber das Recht kommt für alle vom Herrn.27 Der Übeltäter ist den Gerechten ein Greuel. Der Rechtschaffene ist für den Frevler ein Greuel.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 30

1 Worte Agurs, des Sohnes des Jake aus Massa. Spruch des Mannes Laïtiël: Ich mühte mich ab mit Gott und bin am Ende.2 Denn ich bin zu dumm für einen Menschen, ich habe keinen Menschenverstand,3 ich habe keine Weisheit gelernt und keine Kenntnis des Heiligen erlangt.4 Wer stieg zum Himmel hinauf und kam wieder herab? Wer sammelte den Wind in seine Fäuste? Wer band das Wasser in ein Gewand? Wer setzte fest alle Enden der Erde? Wie ist sein Name und wie der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?5 Jede Rede Gottes ist im Feuer geläutert; ein Schild ist er für alle, die bei ihm sich bergen.6 Füg seinen Worten nichts hinzu, sonst überführt er dich, und du stehst als Lügner da.7 Um zweierlei bitte ich dich, versag es mir nicht, bevor ich sterbe:8 Falschheit und Lügenwort halt fern von mir; gib mir weder Armut noch Reichtum, nähr mich mit dem Brot, das mir nötig ist,9 damit ich nicht, satt geworden, dich verleugne und sage: Wer ist denn der Herr?, damit ich nicht als Armer zum Dieb werde und mich am Namen meines Gottes vergreife.10 Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, sonst verflucht er dich, und du mußt es büßen.11 Ein Geschlecht, das seinem Vater flucht und seine Mutter nicht segnet;12 ein Geschlecht, das rein ist in den eigenen Augen, doch nicht gewaschen von seinem Schmutz;13 ein Geschlecht - wie überheblich sind seine Augen und wie hochmütig seine Wimpern;14 ein Geschlecht, dessen Zähne Schwerter und dessen Gebiß Messer sind, um die Notleidenden aus dem Land wegzufressen und die Armen weg aus der Menschheit.15 Der Blutegel hat zwei Töchter: Gib! - Gib!16 Drei sind es, die nie satt werden, vier sagen nie: Genug: Die Unterwelt und der unfruchtbare Mutterschoß, die Erde, die nicht satt wird an Wasser, und das Feuer, das nie sagt: Genug!17 Ein Auge, das den Vater verspottet und die alte Mutter verachtet, das hacken die Raben am Bach aus, die jungen Adler fressen es auf.18 Drei Dinge sind mir unbegreiflich, vier vermag ich nicht zu fassen:19 den Weg des Adlers am Himmel, den Weg der Schlange über den Felsen, den Weg des Schiffes auf hoher See, den Weg des Mannes bei der jungen Frau.20 So benimmt sich die ehebrecherische Frau: Sie ißt, wischt sich den Mund und sagt: Ich habe nichts Böses getan.21 Unter dreien erzittert das Land, unter vieren wird es ihm unerträglich:22 unter einem Sklaven, wenn er König wird, und einem Toren, wenn er Brot im Überfluß hat,23 unter einer Verschmähten, wenn sie geheiratet wird, und einer Sklavin, wenn sie ihre Herrin verdrängt.24 Vier sind die Kleinsten auf Erden und sind doch die Allerklügsten:25 Die Ameisen sind kein starkes Volk und besorgen sich doch im Sommer ihr Futter;26 Klippdachse sind ein Volk ohne Macht, und doch bauen sie ihre Wohnung im Fels;27 die Heuschrecken haben keinen König, und doch schwärmen sie alle geordnet aus;28 Eidechsen fängst du mit der Hand, und doch wohnen sie in Königspalästen.29 Drei sind es, die stolz einherschreiten, vier haben einen stolzen Gang:30 der Löwe, der Held unter den Tieren, der vor keinem umkehrt;31 der Hahn, der einherstolziert, und der Leitbock und der König, wenn er vor seinem Volk auftritt wie ein Gott.32 Wenn du dich stolz erhoben und dabei blamiert hast oder wenn du nachdenkst - so leg die Hand auf den Mund!33 Denn stößt man Milch, so gibt es Butter, stößt man die Nase, so gibt es Blut, stößt man den Zorn, so gibt es Streit.

Das Buch der Sprichwörter Kapitel 31

1 Worte an Lemuël, den König von Massa, mit denen ihn seine Mutter ermahnt hat:2 Was soll ich dir sagen, Lemuël, mein Erstgeborener, du Sohn meines Schoßes, was, du Sohn meiner Gelübde?3 Gib deine Kraft nicht den Frauen hin, dein Tun und Treiben nicht denen, die Könige verderben.4 Könige sollen sich nicht, Lemuël, Könige sollen sich nicht mit Wein betrinken, Fürsten nicht berauschenden Trank begehren.5 Er könnte beim Trinken seine Pflicht vergessen und das Recht aller Notleidenden verdrehen.6 Gebt berauschenden Trank dem, der zusammenbricht, und Wein denen, die im Herzen verbittert sind.7 Ein solcher möge trinken und seine Armut vergessen und nicht mehr an seine Mühsal denken.8 Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!9 Öffne deinen Mund, richte gerecht, verschaff dem Bedürftigen und Armen Recht!10 Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert.11 Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie, und es fehlt ihm nicht an Gewinn.12 Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens.13 Sie sorgt für Wolle und Flachs und schafft mit emsigen Händen.14 Sie gleicht den Schiffen des Kaufmanns: Aus der Ferne holt sie ihre Nahrung.15 Noch bei Nacht steht sie auf, um ihrem Haus Speise zu geben .16 Sie überlegt es und kauft einen Acker, vom Ertrag ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg.17 Sie gürtet ihre Hüften mit Kraft und macht ihre Arme stark.18 Sie spürt den Erfolg ihrer Arbeit, auch des Nachts erlischt ihre Lampe nicht.19 Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel.20 Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen.21 Ihr bangt nicht für ihr Haus vor dem Schnee; denn ihr ganzes Haus hat wollene Kleider.22 Sie hat sich Decken gefertigt, Leinen und Purpur sind ihr Gewand.23 Ihr Mann ist in den Torhallen geachtet, wenn er zu Rat sitzt mit den Ältesten des Landes.24 Sie webt Tücher und verkauft sie, Gürtel liefert sie dem Händler.25 Kraft und Würde sind ihr Gewand, sie spottet der drohenden Zukunft.26 Öffnet sie ihren Mund, dann redet sie klug, und gütige Lehre ist auf ihrer Zunge.27 Sie achtet auf das, was vorgeht im Haus, und ißt nicht träge ihr Brot.28 Ihre Söhne stehen auf und preisen sie glücklich, auch ihr Mann erhebt sich und rühmt sie:29 Viele Frauen erwiesen sich tüchtig, doch du übertriffst sie alle.30 Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit, nur eine gottesfürchtige Frau verdient Lob.31 Preist sie für den Ertrag ihrer Hände, ihre Werke soll man am Stadttor loben.

Das Buch Kohelet

Das Buch Kohelet Kapitel 1

1 Worte Kohelets, des Davidsohnes, der König in Jerusalem war.2 Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.3 Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?4 Eine Generation geht, eine andere kommt. Die Erde steht in Ewigkeit.5 Die Sonne, die aufging und wieder unterging, atemlos jagt sie zurück an den Ort, wo sie wieder aufgeht.6 Er weht nach Süden, dreht nach Norden, dreht, dreht, weht, der Wind. Weil er sich immerzu dreht, kehrt er zurück, der Wind.7 Alle Flüsse fließen ins Meer, das Meer wird nicht voll. Zu dem Ort, wo die Flüsse entspringen, kehren sie zurück, um wieder zu entspringen.8 Alle Dinge sind rastlos tätig, kein Mensch kann alles ausdrücken, nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet, nie wird ein Ohr vom Hören voll.9 Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.10 Zwar gibt es bisweilen ein Ding, von dem es heißt: Sieh dir das an, das ist etwas Neues - aber auch das gab es schon in den Zeiten, die vor uns gewesen sind.11 Nur gibt es keine Erinnerung an die Früheren, und auch an die Späteren, die erst kommen werden, auch an sie wird es keine Erinnerung geben bei denen, die noch später kommen werden.12 Ich, Kohelet, war in Jerusalem König über Israel.13 Ich hatte mir vorgenommen, das Wissen daraufhin zu untersuchen und zu erforschen, ob nicht alles, was unter dem Himmel getan wurde, ein schlechtes Geschäft war, für das die einzelnen Menschen durch Gottes Auftrag sich abgemüht haben.14 Ich beobachtete alle Taten, die unter der Sonne getan wurden. Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst.15 Was krumm ist, kann man nicht gerade biegen; was nicht da ist, kann man nicht zählen.16 Ich überlegte mir folgendes: Ich habe mein Wissen immerzu vergrößert, so daß ich jetzt darin jeden übertreffe, der vor mir über Jerusalem geherrscht hat. Oft konnte ich Wissen und Können beobachten.17 So habe ich mir vorgenommen zu erkennen, was Wissen wirklich ist, und zu erkennnen, was Verblendung und Unwissen wirklich sind. Ich erkannte, daß auch dies ein Luftgespinst ist.18 Denn: Viel Wissen, viel Ärger, wer das Können mehrt, der mehrt die Sorge.

Das Buch Kohelet Kapitel 2

1 Ich dachte mir: Auf, versuch es mit der Freude, genieß das Glück! Das Ergebnis: Auch das ist Windhauch.2 Über das Lachen sagte ich: Wie verblendet!, über die Freude: Was bringt sie schon ein?3 Ich trieb meine Forschung an mir selbst, indem ich meinen Leib mit Wein lockte, während mein Verstand das Wissen auf die Weide führte, und indem ich das Unwissen gefangennahm. Ich wollte dabei beobachten, wo es vielleicht für die einzelnen Menschen möglich ist, sich unter dem Himmel Glück zu verschaffen während der wenigen Tage ihres Lebens.4 Ich vollbrachte meine großen Taten: Ich baute mir Häuser, ich pflanzte Weinberge.5 Ich legte mir Gärten und Parks an, darin pflanzte ich alle Arten von Bäumen.6 Ich legte Wasserbecken an, um aus ihnen den sprossenden Baumbestand zu bewässern.7 Ich kaufte Sklaven und Sklavinnen, obwohl ich schon hausgeborene Sklaven besaß. Auch Vieh besaß ich in großer Zahl, Rinder, Schafe, Ziegen, mehr als alle meine Vorgänger in Jerusalem.8 Ich hortete auch Silber und Gold und, als meinen persönlichen Schatz, Könige und ihre Provinzen. Ich besorgte mir Sänger und Sängerinnen und die Lust jedes Menschen: einen großen Harem.9 Ich war schon groß gewesen, doch ich gewann noch mehr hinzu, so daß ich alle meine Vorgänger in Jerusalem übertraf. Und noch mehr: Mein Wissen stand mir zur Verfügung,10 und was immer meine Augen sich wünschten, verwehrte ich ihnen nicht. Ich mußte meinem Herzen keine einzige Freude versagen. Denn mein Herz konnte immer durch meinen ganzen Besitz Freude gewinnen. Und das war mein Anteil, den ich durch meinen ganzen Besitz gewinnen konnte.11 Doch dann dachte ich nach über alle meine Taten, die, die meine Hände vollbracht hatten, und über den Besitz, für den ich mich bei diesem Tun angestrengt hatte. Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst. Es gibt keinen Vorteil unter der Sonne.12 Ich dachte nach, indem ich beobachtete, was Wissen wirklich ist und was Verblendung und Unwissen wirklich sind. Außerdem: Was für ein Mann wird auf den König folgen, den sie einst eingesetzt haben?13 Ich beobachtete: Es gibt einen Vorteil, den das Wissen bietet, aber nicht das Unwissen, wie es einen Vorteil gibt, den das Licht bietet, aber nicht die Dunkelheit:14 Der Gebildete hat Augen im Kopf, der Ungebildete tappt im Dunkeln. Aber ich erkannte auch: Beide trifft ein und dasselbe Geschick.15 Da dachte ich mir: Was den Ungebildeten trifft, trifft also auch mich. Warum bin ich dann über die Maßen gebildet? Und ich überlegte mir, daß auch das Windhauch ist.16 Denn an den Gebildeten gibt es ebensowenig wie an den Ungebildeten eine Erinnerung, die ewig währt, weil man schon in den Tagen, die bald kommen, beide vergessen wird. Wie ist es möglich, daß der Gebildete ebenso sterben muß wie der Ungebildete?17 Da verdroß mich das Leben. Denn das Tun, das unter der Sonne getan wurde, lastete auf mir als etwas Schlimmes. Denn es ist alles Windhauch und Luftgespinst.18 Mich verdroß auch mein ganzer Besitz, für den ich mich unter der Sonne anstrenge und den ich dem Menschen lassen muß, der nach mir kommt.19 Wer weiß, ob er ein Wissender ist oder ein Unwissender? Jedenfalls wird er über meinen ganzen Besitz verfügen, für den ich mich unter der Sonne angestrengt und mein Wissen eingesetzt habe. Auch das ist Windhauch.20 Ich stellte mich um und überließ mich der Verzweiflung über meinen ganzen Besitz, für den ich mich unter der Sonne angestrengt hatte.21 Denn es kommt vor, daß ein Mensch, dessen Besitz durch Wissen, Können und Erfolg erworben wurde, ihn einem andern, der sich nicht dafür angestrengt hat, als dessen Anteil überlassen muß. Auch das ist Windhauch und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt.22 Was erhält der Mensch dann durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt?23 Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Auch das ist Windhauch.24 Nicht im Menschen selbst gründet das Glück, daß er essen und trinken und durch seinen Besitz das Glück selbst kennenlernen kann. Ich habe vielmehr beobachtet, daß dies von Gottes Verfügung abhängt.25 Denn wer hat zu essen, wer weiß zu genießen, wenn nicht ich?26 Aber es gibt Menschen, denen Gott wohlwill. Es sind die, denen er Wissen, Können und Freude geschenkt hat. Und es gibt Menschen, deren Leben verfehlt ist. Es sind diejenigen, die er mit dem Geschäft beauftragt hat, zu sammeln und zu horten und dann alles denen zu geben, denen er wohlwill. Auch das ist Windhauch und Luftgespinst.

Das Buch Kohelet Kapitel 3

1 Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:2 eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen,3 eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen,4 eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz;5 eine Zeit zum Steinewerfen und eine Zeit zum Steinesammeln, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen,6 eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen,7 eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen, eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden,8 eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.9 Wenn jemand etwas tut - welchen Vorteil hat er davon, daß er sich anstrengt?10 Ich sah mir das Geschäft an, für das jeder Mensch durch Gottes Auftrag sich abmüht.11 Gott hat das alles zu seiner Zeit auf vollkommene Weise getan. Überdies hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt, doch ohne daß der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wiederfinden könnte.12 Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn, ein jeder freut sich, und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt,13 wobei zugleich immer, wenn ein Mensch ißt und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennenlernt, das ein Geschenk Gottes ist.14 Jetzt erkannte ich: Alles, was Gott tut, geschieht in Ewigkeit. Man kann nichts hinzufügen und nichts abschneiden, und Gott hat bewirkt, daß die Menschen ihn fürchten.15 Was auch immer geschehen ist, war schon vorher da, und was geschehen soll, ist schon geschehen, und Gott wird das Verjagte wieder suchen.16 Noch etwas habe ich beobachtet unter der Sonne: An der Stätte, wo man Urteil spricht, geschieht Unrecht; an der Stätte, wo man gerechtes Urteil sprechen sollte, geschieht Unrecht.17 Da dachte ich mir: Gott ist es, der den Unschuldigen wie den Schuldigen verurteilt. Denn eine bestimmte Zeit für jedes Geschehen und für jedes Tun gibt es (auch) dort.18 Was die einzelnen Menschen angeht, dachte ich mir, daß Gott sie herausgegriffen hat und daß sie selbst (daraus) erkennen müssen, daß sie eigentlich Tiere sind.19 Denn jeder Mensch unterliegt dem Geschick, und auch die Tiere unterliegen dem Geschick. Sie haben ein und dasselbe Geschick. Wie diese sterben, so sterben jene. Beide haben ein und denselben Atem. Einen Vorteil des Menschen gegenüber dem Tier gibt es da nicht. Beide sind Windhauch.20 Beide gehen an ein und denselben Ort. Beide sind aus Staub entstanden, beide kehren zum Staub zurück.21 Wer weiß, ob der Atem der einzelnen Menschen wirklich nach oben steigt, während der Atem der Tiere ins Erdreich hinabsinkt?22 So habe ich eingesehen: Es gibt kein Glück, es sei denn, der Mensch kann durch sein Tun Freude gewinnen. Das ist sein Anteil. Wer könnte es ihm ermöglichen, etwas zu genießen, das erst nach ihm sein wird?

Das Buch Kohelet Kapitel 4

1 Dann wieder habe ich alles beobachtet, was unter der Sonne getan wird, um Menschen auszubeuten. Sieh, die Ausgebeuteten weinen, und niemand tröstet sie; von der Hand ihrer Ausbeuter geht Gewalt aus, und niemand tröstet sie.2 Da preise ich immer wieder die Toten, die schon gestorben sind, und nicht die Lebenden, die noch leben müssen.3 Glücklicher aber als beide preise ich den, der noch nicht geworden ist, der noch nicht das schlimme Tun gesehen hat, das unter der Sonne getan wird.4 Denn ich beobachtete: Jede Arbeit und jedes erfolgreiche Tun bedeutet Konkurrenzkampf zwischen den Menschen. Auch das ist Windhauch und Luftgespinst.5 Der Ungebildete legt die Hände in den Schoß und hat doch sein Fleisch zum Essen.6 Besser eine Handvoll und Ruhe, als beide Hände voll und Arbeit und Luftgespinst.7 Und wieder habe ich etwas unter der Sonne beobachtet, das Windhauch ist.8 Es kommt vor, daß jemand allein steht und niemanden bei sich hat. Ja, er besitzt nicht einmal einen Sohn oder Bruder. Aber sein Besitz ist ohne Grenzen, und überdies kann sein Auge vom Reichtum nicht genug bekommen. Doch für wen strenge ich mich dann an, und warum gönne ich mir kein Glück? Auch das ist Windhauch und ein schlechtes Geschäft.9 Zwei sind besser als einer allein, falls sie nur reichen Ertrag aus ihrem Besitz ziehen.10 Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne daß einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet.11 Außerdem: Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern; einer allein - wie soll er warm werden?12 Und wenn jemand einen einzelnen auch überwältigt, zwei sind ihm gewachsen, und eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.13 Besser ein junger Mann, der niedriger Herkunft, aber gebildet ist, als ein König, der alt, aber ungebildet ist - weil er es nicht mehr verstand, auf Ratschläge zu hören.14 Der junge Mann wurde aus dem Gefängnis befreit und wurde König, obwohl er, während der andere schon regierte, arm zur Welt gekommen war.15 Aber ich habe beobachtet, daß alle Lebenden, die unter der Sonne umherlaufen, sich auf die Seite des nächsten jungen Mannes stellten, der statt seiner hochkommt.16 Die Volksmenge nimmt kein Ende, gleichgültig, wer an ihre Spitze getreten ist. Im übrigen werden die Späteren auch mit ihm nicht zufrieden sein. Denn auch das ist Windhauch und Luftgespinst.17 Zügle deinen Schritt, wenn du zum Gotteshaus gehst. Tritt ein, um zuzuhören, und nicht, wie die Ungebildeten, um Opfer abzugeben. Sie verstehen nicht einmal, Böses zu tun.

Das Buch Kohelet Kapitel 5

1 Sei nicht zu schnell mit dem Mund, ja selbst innerlich fiebere nicht, vor Gott das Wort zu ergreifen. Gott ist im Himmel, du bist auf der Erde, also mach wenig Worte!2 Im Traum schließt man viele Geschäfte ab, der Ungebildete macht viele Worte.3 Wenn du Gott ein Gelübde machst, dann zögere nicht, es zu erfüllen. Die Ungebildeten gefallen Gott nicht: Was du gelobst, erfülle!4 Es ist besser, wenn du nichts gelobst, als wenn du etwas gelobst und nicht erfüllst.5 Laß nicht zu, daß dein Mund dein Fleisch in Sünde stürzt. Erkläre nie vor dem Boten: Es war ein Versehen. Warum soll Gott zürnen über das, was du redest, und vernichten, was deine Hände tun?6 Vielmehr, wo Träume sich mehren und Windhauch und viele Worte, da fürchte du Gott!7 Wenn du beobachtest, daß in der Provinz die Armen ausgebeutet und Gericht und Gerechtigkeit nicht gewährt werden, dann wundere dich nicht über solche Vorgänge: Ein Mächtiger deckt den andern, hinter beiden stehen noch Mächtigere,8 und es ist auf jeden Fall ein Vorteil für das Land, wenn das bebaute Feld einem König untersteht.9 Wer das Geld liebt, bekommt vom Geld nie genug; wer den Luxus liebt, hat nie genug Einnahmen - auch das ist Windhauch.10 Mehrt sich das Vermögen, so mehren sich auch die, die es verzehren. Was für ein Erfolg bleibt dem Besitzer? Seine Augen dürfen zusehen.11 Süß ist der Schlaf des Arbeiters, ob er wenig oder viel zu essen hat. Dem Reichen raubt sein voller Bauch die Ruhe des Schlafs.12 Es gibt etwas Schlimmes, etwas wie eine Krankheit, das ich unter der Sonne beobachtet habe: wenn Reichtum, der für seinen Besitzer ängstlich gehütet wurde, diesem Schlimmes brachte.13 Durch ein schlechtes Geschäft ging ihm dieser Reichtum verloren. Er hatte einen Sohn gezeugt, aber jetzt hat er nichts mehr, das ihm gehört.14 Wie er aus dem Leib seiner Mutter herausgekommen ist - nackt, wie er kam, muß er wieder gehen. Von seinem Besitz darf er überhaupt nichts forttragen, nichts, das er als ihm gehörig mitnehmen könnte.15 So ist auch dies etwas Schlimmes, etwas wie eine Krankheit. Genau wie er kam, muß er gehen. Welchen Vorteil bringt es ihm, daß er sich anstrengt für den Wind?16 Auch wird er während seines ganzen restlichen Lebens sein Essen im Dunkeln einnehmen; er wird sich häufig ärgern, und Krankheit und Unmut werden ihn plagen.17 Dies ist etwas, was ich eingesehen habe: Das vollkommene Glück besteht darin, daß jemand ißt und trinkt und das Glück kennenlernt durch seinen eigenen Besitz, für den er sich unter der Sonne anstrengt während der wenigen Tage seines Lebens, die Gott ihm geschenkt hat. Denn das ist sein Anteil.18 Außerdem: Immer wenn Gott einem Menschen Reichtum und Wohlstand geschenkt und ihn ermächtigt hat, davon zu essen und seinen Anteil fortzutragen und durch seinen Besitz Freude zu gewinnen, besteht das eigentliche Geschenk Gottes darin,19 daß dieser Mensch sich nicht so oft daran erinnern muß, wie wenige Tage sein Leben zählt, weil Gott ihn sich um die Freude seines Herzens bemühen läßt.

Das Buch Kohelet Kapitel 6

1 Doch es gibt etwas Schlimmes, das ich unter der Sonne beobachtet habe; es lastet häufig auf dem Menschen:2 Gott schenkt einem Menschen so viel Reichtum, Wohlstand und Geltung, daß ihm nichts fehlt von allem, was er sich wünschen könnte; aber Gott ermächtigt ihn nicht, davon zu essen, sondern ein Fremder ißt es auf. Das ist Windhauch und eine schlimme Krankheit.3 Wenn ein Mann hundert Söhne zeugt und viele Jahre lebt, so daß seine Lebenszeit wirklich lang ist, wenn er sich selbst aber seines Vermögens doch nicht bedienen kann, um sich satt zu essen, auch wenn niemals ein Grab auf ihn warten würde - ich sage: Eine Fehlgeburt hat es besser als er.4 Denn: Als Windhauch kam sie, ins Dunkel geht sie, in Dunkel bleibt ihr Name gehüllt.5 Sie hat auch die Sonne nicht gesehen und nicht gekannt. So hat sie Ruhe, er nicht.6 Und wenn er zweimal tausend Jahre lebte, aber das Glück nicht kennenlernte: Gehen nicht beide zu ein und demselben Ort?7 Alles Arbeiten des Menschen ist für den Rachen des Totenreichs, und dessen Schlund wird niemals voll.8 Denn was hat der Gebildete dem Ungebildeten voraus, was nutzt es dem Armen, auch wenn er etwas kann, noch unter den Lebenden zu weilen?9 Besser, etwas vor Augen zu haben, als ein hungriger Rachen. Aber auch das ist Windhauch und Luftgespinst.10 Was auch immer jemand war, er hat vorher schon seinen Namen bekommen; es war erkannt, daß er nur ein Mensch sein wird, und er kann nicht mit dem streiten, der mächtiger als er ist.11 Es gibt viele Worte, die nur den Windhauch vermehren. Was nützt das dem Menschen?12 Denn: Wer kann erkennen, was für den Menschen besser ist in seinem Leben, während der wenigen Tage seines Lebens voll Windhauch, die er wie ein Schatten verbringt? Und wer kann dem Menschen verkünden, was nach ihm unter der Sonne geschehen wird?

Das Buch Kohelet Kapitel 7

1 Besser ein guter Name als Parfüm - und der Tag eines Todes als der Tag einer Geburt;2 besser der Gang in ein Haus, wo man trauert, als der Gang in ein Haus, wo man trinkt. Weil dies das Ende jedes Menschen ist, macht, wer noch lebt, sich Gedanken.3 Besser sich ärgern als lachen; denn bei einem vergrämten Gesicht wird das Herz heiter.4 Das Herz der Gebildeten ist im Haus, wo man trauert, das Herz der Ungebildeten im Haus, wo man sich freut.5 Besser, die Mahnrede eines Gebildeten anhören, als dem Gesang der Ungebildeten lauschen;6 denn wie das Prasseln der Dornen unter dem Kessel, so ist das Lachen des Ungebildeten. - Aber auch das ist Windhauch, denn:7 Erpressung verblendet den Gebildeten, und Bestechung verdirbt den Verstand.8 Besser der Ausgang einer Sache als ihr Anfang, besser der Vorsichtige als der Stürmische.9 Laß dich nicht aufregen, so daß du dich ärgerst, denn Ärger steckt in den Ungebildeten. -10 Doch frag nicht: Wie kommt es, daß die früheren Zeiten besser waren als unsere? Denn deine Frage zeugt nicht von Wissen.11 Wissen ist soviel wert wie Erbbesitz, es ist sogar mehr wert für die, welche die Sonne sehen;12 denn wer sich im Schatten des Wissens birgt, der ist auch im Schatten des Geldes; aber das ist der Vorteil des Könnens: Das Wissen erhält seinen Besitzer am Leben. -13 Doch sieh ein, daß Gottes Tun noch hinzukommt. Denn: Wer kann gerade biegen, was er gekrümmt hat?14 Am Glückstag erfreue dich deines Glücks, und am Unglückstag sieh ein: Auch diesen hat Gott geschaffen, genau wie jenen, so daß der Mensch von dem, was nach ihm kommt, gar nichts herausfinden kann.15 In meinen Tagen voll Windhauch habe ich beides beobachtet: Es kommt vor, daß ein gesetzestreuer Mensch trotz seiner Gesetzestreue elend endet, und es kommt vor, daß einer, der sich nicht um das Gesetz kümmert, trotz seines bösen Tuns ein langes Leben hat.16 Halte dich nicht zu streng an das Gesetz, und sei nicht maßlos im Erwerb von Wissen! Warum solltest du dich selbst ruinieren?17 Entfern dich nicht zu weit vom Gesetz, und verharre nicht im Unwissen: Warum solltest du vor der Zeit sterben?18 Es ist am besten, wenn du an dem einen festhältst, aber auch das andere nicht losläßt. Wer Gott fürchtet, wird sich in jedem Fall richtig verhalten.19 Das Wissen ist für den Gebildeten ein stärkerer Schutz als zehn Machthaber zusammen, die in der Stadt geherrscht haben. -20 Doch gibt es auf der Erde keinen einzigen Menschen, der so gesetzestreu wäre, daß er stets richtig handelt, ohne je einen Fehler zu begehen.21 Hör auch nicht auf all die Worte, die man so sagt. Denn niemals wirst du einen Untergebenen über dich schimpfen hören,22 und doch bist du dir bewußt, daß auch du sehr oft über andere geschimpft hast.23 Auf allen Wegen habe ich es mit dem Wissen versucht. Ich habe gesagt: Ich will lernen und dadurch gebildet werden. Aber das Wissen blieb für mich in der Ferne.24 Fern ist alles, was geschehen ist, und tief, tief versunken - wer könnte es wiederfinden?25 So habe ich, genauer: mein Verstand, mich umgestellt. Ich wollte forschend und suchend erkennen, was dasjenige Wissen wirklich ist, das Einzelbeobachtungen zusammenrechnet. Ferner wollte ich erkennen, ob Gesetzesübertretung mit mangelnder Bildung und Unwissen mit Verblendung zusammenhängt.26 Immer wieder finde ich die Ansicht, stärker als der Tod sei die Frau. Denn: Sie ist ein Ring von Belagerungstürmen, und ihr Herz ist ein Fangnetz, Fesseln sind ihre Arme. Wem Gott wohlwill, der kann sich vor ihr retten, wessen Leben verfehlt ist, wird von ihr eingefangen.27 Aber sieh dir an, was ich, Beobachtung um Beobachtung, herausgefunden habe, sagte Kohelet, bis ich schließlich das Rechenergebnis fand,28 oder vielmehr: wie ich immer wieder suchte und nichts fand: Von tausend Menschen habe ich nur einen wiedergefunden, aber der, den ich von ihnen allen wiedergefunden habe, war keine Frau.29 Sieh dir an, was ich als einziges herausgefunden habe: Gott hat die Menschen rechtschaffen gemacht, aber sie haben sich in allen möglichen Berechnungen versucht.

Das Buch Kohelet Kapitel 8

1 Wer ist hier gebildet? Wer versteht es, ein Wort zu deuten? Das Wissen eines Menschen macht seine Miene strahlend, und seine strengen Züge lösen sich. -2 Ich (dagegen sage): Achte auf die Befehle des Königs, und zwar im Hinblick auf den vor Gott geleisteten Eid.3 Entferne dich nicht hastig aus seiner Gegenwart, und versteife dich nicht auf eine Sache, wenn sie schlimm auszugehen droht. Denn alles, wozu er sich entscheidet, setzt er auch durch.4 Hinter dem Wort des Königs steht nun einmal die Macht. Wer also kann ihm sagen: Was tust du?5 Wer auf das Gebot achtet, den trifft nichts Schlimmes, der Verstand des Gebildeten weiß die rechte Zeit. -6 Allerdings: Es gibt die rechte Zeit für jedes Geschehen, und: Schlimmes Geschick lastet häufig auf dem Menschen, und:7 Er weiß nicht, was geschehen wird. Wie es geschehen wird - wer verkündet es ihm?8 Es gibt keinen Menschen, der Macht hat über den Wind, so daß er den Wind einschließen könnte. Es gibt keine Macht über den Sterbetag. Es gibt im Krieg keinen Urlaub. Selbst ein Gesetzesbruch kann die Gesetzesbrecher nicht retten.9 All dies habe ich beobachtet, als ich mich zu einer Zeit, wo ein Mensch seine Macht über den andern Menschen dazu benutzte, diesem zu schaden, mit jedem Tun beschäftigte, das unter der Sonne getan wurde.10 Dabei habe ich beobachtet, wie Menschen, die das Gesetz übertreten hatten, ein Begräbnis erhielten, während andere, die recht getan hatten, ankamen und vom Ort des Heiligtums wieder weggehen und bald in der Stadt vergessen sein werden. Auch das ist Windhauch.11 Denn: Wo keine Strafe verhängt wird, ist die Bosheit schnell am Werk. Deshalb wächst im Herzen der Menschen die Lust, Böses zu tun.12 Denn: Ein Sünder kann hundertmal Böses tun und dennoch lange leben.13 Freilich kenne ich das Wort: Denen, die Gott fürchten, wird es gut gehen, weil sie sich vor ihm fürchten; dem, der das Gesetz übertritt, wird es nicht gut gehen, und er wird kein langes Leben haben, gleich dem Schatten, weil er sich nicht vor Gott fürchtet. -14 Doch es gibt etwas, das auf der Erde getan wurde und Windhauch ist: Es gibt gesetzestreue Menschen, denen es so ergeht, als hätten sie wie Gesetzesbrecher gehandelt; und es gibt Gesetzesbrecher, denen es so ergeht, als hätten sie wie Gesetzestreue gehandelt. Ich schloß daraus, daß auch dies Windhauch ist.15 Da pries ich die Freude; denn es gibt für den Menschen kein Glück unter der Sonne, es sei denn, er ißt und trinkt und freut sich. Das soll ihn begleiten bei seiner Arbeit während der Lebenstage, die Gott ihm unter der Sonne geschenkt hat.16 16-17 Als ich mir vorgenommen hatte zu erkennen, was Wissen wirklich ist, und zu beobachten, welches Geschäft eigentlich auf der Erde getätigt wird, da sah ich ein, daß der Mensch, selbst wenn er seinen Augen bei Tag und Nacht keinen Schlaf gönnt, das Tun Gottes in seiner Ganzheit nicht wiederfinden kann, das Tun, das unter der Sonne getan wurde. Deshalb strengt der Mensch, danach suchend, sich an und findet es doch nicht wieder. Selbst wenn der Gebildete behauptet, er erkenne - er kann es doch nicht wiederfinden.

Das Buch Kohelet Kapitel 9

1 Denn ich habe über dies alles nachgedacht und dies alles überprüft, wobei sich ergab: Die Gesetzestreuen und Gebildeten mit ihrem Tun stehen unter Gottes Verfügung. Der Mensch erkennt nicht, ob er geliebt ist oder ob er verschmäht ist. So liegt auch bei ihnen beides offen vor ihnen.2 Beides - wie bei allen Menschen. Aber ein und dasselbe Geschick trifft den Gesetzestreuen und den Gesetzesbrecher, den Guten, den Reinen und den Unreinen, den Opfernden und den, der nicht opfert. Dem Guten ergeht es wie dem Sünder, dem Schwörenden ebenso wie dem, der den Schwur scheut.3 Das ist das Schlimme an allem, was unter der Sonne getan wurde, daß alle dann ein und dasselbe Geschick trifft und daß in den Menschen überdies die Lust zum Bösen wächst und Verblendung ihren Geist erfaßt, während sie leben und danach, wenn sie zu den Toten müssen -4 ja, wer würde da ausgenommen? Für jeden Lebenden gibt es noch Zuversicht. Denn: Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe.5 Und: Die Lebenden erkennen, daß sie sterben werden; die Toten aber erkennen überhaupt nichts mehr. Sie erhalten auch keine Belohnung mehr; denn die Erinnerung an sie ist in Vergessenheit versunken.6 Liebe, Haß und Eifersucht gegen sie, all dies ist längst erloschen. Auf ewig haben sie keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne getan wurde.7 Also: Iß freudig dein Brot, und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst so festgelegt, wie es ihm gefiel.8 Trag jederzeit frische Kleider, und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt.9 Mit einer Frau, die du liebst, genieß das Leben alle Tage deines Lebens voll Windhauch, die er dir unter der Sonne geschenkt hat, alle deine Tage voll Windhauch. Denn das ist dein Anteil am Leben und an dem Besitz, für den du dich unter der Sonne anstrengst.10 Alles, was deine Hand, solange du Kraft hast, zu tun vorfindet, das tu! Denn es gibt weder Tun noch Rechnen noch Können noch Wissen in der Unterwelt, zu der du unterwegs bist.11 Wiederum habe ich unter der Sonne beobachtet: Nicht den Schnellen gehört im Wettlauf der Sieg, nicht den Tapferen der Sieg im Kampf, auch nicht den Gebildeten die Nahrung, auch nicht den Klugen der Reichtum, auch nicht den Könnern der Beifall, sondern jeden treffen Zufall und Zeit.12 Außerdem: Der Mensch kennt seine Zeit nicht. Wie Fische, die ins Unglücksnetz geraten sind, wie Vögel, die ins Klappnetz geraten sind, ebenso verfangen sich die einzelnen Menschen in ihre Unglückszeit, wenn sie plötzlich über sie herabfällt.13 Auch folgendes habe ich unter der Sonne beobachtet, ein Beispiel von Wissen, das ich für bedeutsam hielt:14 Es war eine kleine Stadt. Die hatte nur wenige Einwohner. Ein mächtiger König zog gegen sie aus. Er schloß sie ein und baute gegen sie hohe Belagerungstürme.15 In der Stadt fand sich ein armer, aber gebildeter Mann. Der rettete die Stadt durch sein Wissen. Später aber erinnerte sich kein Mensch mehr an diesen armen Mann.16 Da sagte ich: Wissen ist besser als Macht, aber das Wissen des Armen gilt nichts, und niemand will seine Worte hören.17 Bedächtige Worte von Gebildeten hört man sich lieber an als das Geschrei des Herrschers der Ungebildeten,18 und Wissen ist besser als Waffen - aber ein einziger, der falsch entscheidet, kann viele Werte zerstören.

Das Buch Kohelet Kapitel 10

1 Sterbende Fliegen - da stinkt und gärt sogar das (duftende) Öl für die Schönheitspflege; schwerer als Wissen und Geltung wiegt eine kleine Dummheit.2 Der Verstand des Gebildeten wählt den rechten Weg, der Verstand des Ungebildeten den linken;3 doch der Dumme - welchen Weg er auch einschlägt, ihm fehlt der Verstand, obwohl er von jedem andern gesagt hat: Er ist dumm.4 Wenn der Herrscher gegen dich in Zorn gerät, bewahre die Ruhe; denn Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern.5 Es gibt etwas Schlimmes, das ich unter der Sonne beobachtet habe - solch ein Versehen, wie es vom Machthaber zu kommen pflegt:6 Die Dummheit wurde auf höchste Posten gestellt, und Reiche müssen unten sitzen.7 Ich habe Sklaven hoch zu Pferd gesehen und Fürsten, die wie Sklaven zu Fuß gehen mußten.8 Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen, wer eine Mauer einreißt, den kann die Schlange beißen,9 wer Steine bricht, kann sich dabei verletzen, wer Holz spaltet, bringt sich dadurch in Gefahr.10 Wenn die Axt stumpf geworden ist und ihr Benutzer hat sie nicht vorher geschliffen, dann braucht er mehr Kraft - Wissen hätte ihm den Vorteil gebracht, daß er sein Werkzeug vorbereitet hätte.11 Der Schlangenbeschwörer hat keinen Vorteil, wenn die Schlange beißt, bevor er sie beschworen hat.12 Worte aus dem Mund des Gebildeten finden Beifall, jedes Wort von den Lippen des Ungebildeten bringt ihn selbst in Verwirrung.13 Wenn er redet, steht Dummheit am Anfang, am Ende schlimme Verblendung.14 Und der Dumme redet endlos. Dabei kann doch der Mensch nicht erkennen, was geschehen wird. Und was nach ihm geschieht - wer verkündet es ihm?15 Die Arbeit erschöpft die Ungebildeten: Keiner hat es verstanden, in die Stadt zu ziehen.16 Weh dir, Land, dessen König ein Knabe ist und dessen Fürsten schon früh am Morgen tafeln.17 Wohl dir, Land, dessen König von edlem Geschlecht ist und dessen Fürsten zur richtigen Zeit tafeln, beherrscht und nicht wie Zecher.18 Ist einer träge, so senkt sich das Gebälk, läßt er die Hände sinken, so dringt der Regen ins Haus.19 Man schlemmt und will dabei lachen, der Wein erfreut die Lebenden, das Geld macht alles möglich.20 Nicht einmal in Gedanken schimpf auf den König, nicht einmal im Schlafzimmer schimpf auf einen Reichen; denn die Vögel des Himmels können dein Wort verbreiten, alles, was Flügel hat, könnte die Nachricht weitermelden.

Das Buch Kohelet Kapitel 11

1 Leg dein Brot auf die Wasserfläche, denn noch nach vielen Tagen wirst du es wiederfinden -2 verteil dein Kapital auf sieben oder gar auf acht; denn du weißt nicht, welches Unglück über das Land kommt.3 Wenn die Wolken sich mit Regen füllen, schütten sie ihn auch über das Land aus; wenn ein Baum nach Süden oder Norden fällt - wohin der Baum auch fällt, da bleibt er liegen.4 Wer ständig nach dem Wind schaut, kommt nicht zum Säen, wer ständig die Wolken beobachtet, kommt nicht zum Ernten.5 Wie du den Weg des Windes ebensowenig wie das Werden des Kindes im Leib der Schwangeren erkennen kannst, so kannst du auch das Tun Gottes nicht erkennen, der alles tut.6 Am Morgen beginne zu säen, auch gegen Abend laß deine Hand noch nicht ruhen; denn du kannst nicht im voraus erkennen, was Erfolg haben wird, das eine oder das andere, oder ob sogar beide zugleich zu guten Ergebnissen führen.7 Dann wird das Licht süß sein, und den Augen wird es wohltun, die Sonne zu sehen.8 Denn selbst wenn ein Mensch viele Jahre zu leben hat, freue er sich in dieser ganzen Zeit, und er denke zugleich an die dunklen Tage: Auch sie werden viele sein. Alles, was kommt, ist Windhauch.9 Freu dich, junger Mann, in deiner Jugend, sei heiteren Herzens in deinen frühen Jahren! Geh auf den Wegen, die dein Herz dir sagt, zu dem, was deine Augen vor sich sehen. 10 Halte deinen Sinn von Ärger frei, und schütz deinen Leib vor Krankheit; denn die Jugend und das dunkle Haar sind Windhauch.

Das Buch Kohelet Kapitel 12

1 Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren, ehe die Tage der Krankheit kommen und die Jahre dich erreichen, von denen du sagen wirst: Ich mag sie nicht!,2 ehe Sonne und Licht und Mond und Sterne erlöschen und auch nach dem Regen wieder Wolken aufziehen:3 am Tag, da die Wächter des Hauses zittern, die starken Männer sich krümmen, die Müllerinnen ihre Arbeit einstellen, weil sie zu wenige sind, es dunkel wird bei den Frauen, die aus den Fenstern blicken,4 und das Tor zur Straße verschlossen wird; wenn das Geräusch der Mühle verstummt, steht man auf beim Zwitschern der Vögel, doch die Töne des Lieds verklingen;5 selbst vor der Anhöhe fürchtet man sich und vor den Schrecken am Weg; der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke schleppt sich dahin, die Frucht der Kaper platzt, doch ein Mensch geht zu seinem ewigen Haus, und die Klagenden ziehen durch die Straßen -6 ja, ehe die silberne Schnur zerreißt, die goldene Schale bricht, der Krug an der Quelle zerschmettert wird, das Rad zerbrochen in die Grube fällt,7 der Staub auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.8 Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, das ist alles Windhauch.9 Kohelet war ein Gelehrter. Außerdem hat er einfachen Leuten Kenntnisse beigebracht. Er hörte zu und prüfte, er hat viele Sprichwörter selbst in Form gebracht.10 Kohelet hat sich bemüht, gut formulierte Worte zu entdecken, und hier sind diese wahren Worte sorgfältig aufgeschrieben.11 Worte von Gelehrten sind wie Ochsenstecken, Sprüche aus Sammlungen aber sitzen wie eingetriebene Nägel - sie sind die Gabe eines einzigen Hirten.12 Im übrigen, mein Sohn, laß dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel Studieren ermüdet den Leib.13 Hast du alles gehört, so lautet der Schluß: Fürchte Gott, und achte auf seine Gebote! Das allein hat jeder Mensch nötig.14 Denn Gott wird jedes Tun vor das Gericht bringen, das über alles Verborgene urteilt, es sei gut oder böse.

Das Hohelied

Das Hohelied Kapitel 1

1 Das Hohelied Salomos.2 Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe.3 Köstlich ist der Duft deiner Salben, dein Name hingegossenes Salböl; darum lieben dich die Mädchen.4 Zieh mich her hinter dir! Laß uns eilen! Der König führt mich in seine Gemächer. Jauchzen laßt uns, deiner uns freuen, deine Liebe höher rühmen als Wein. Dich liebt man zu Recht.5 Braun bin ich, doch schön, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, wie Salomos Decken.6 Schaut mich nicht so an, weil ich gebräunt bin. Die Sonne hat mich verbrannt. Meiner Mutter Söhne waren mir böse, ließen mich Weinberge hüten; den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten.7 Du, den meine Seele liebt, sag mir: Wo weidest du die Herde? Wo lagerst du am Mittag? Wozu soll ich erst umherirren bei den Herden deiner Gefährten?8 Wenn du das nicht weißt, du schönste der Frauen, dann folge den Spuren der Schafe, dann weide deine Zicklein dort, wo die Hirten lagern.9 Mit der Stute an Pharaos Wagen vergleiche ich dich, meine Freundin.10 Schön sind deine Wangen zwischen den Kettchen, dein Hals in der Perlenschnur.11 Machen wir dir noch goldene Kettchen, kleine Silberkugeln daran.12 Solange der König an der Tafel liegt, gibt meine Narde ihren Duft.13 Mein Geliebter ruht wie ein Beutel mit Myrrhe an meiner Brust.14 Eine Hennablüte ist mein Geliebter mir aus den Weinbergen von En-Gedi.15 Schön bist du, meine Freundin, ja, du bist schön. Zwei Tauben sind deine Augen.16 Schön bist du, mein Geliebter, verlockend. Frisches Grün ist unser Lager,17 Zedern sind die Balken unseres Hauses, Zypressen die Wände.

Das Hohelied Kapitel 2

1 Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler.2 Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen.3 Ein Apfelbaum unter Waldbäumen ist mein Geliebter unter den Burschen. In seinem Schatten begehre ich zu sitzen. Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen!4 In das Weinhaus hat er mich geführt. Sein Zeichen über mir heißt Liebe.5 Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe.6 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, seine Rechte umfängt mich.7 Bei den Gazellen und Hirschen auf der Flur beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, weckt sie nicht, bis es ihr selbst gefällt.8 Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, hüpft über die Hügel.9 Der Gazelle gleicht mein Geliebter, dem jungen Hirsch. Ja, draußen steht er an der Wand unsres Hauses; er blickt durch die Fenster, späht durch die Gitter.10 Der Geliebte spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch!11 Denn vorbei ist der Winter, verrauscht der Regen.12 Auf der Flur erscheinen die Blumen; die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube ist zu hören in unserem Land.13 Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte; die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch!14 Meine Taube im Felsennest, versteckt an der Steilwand, dein Gesicht laß mich sehen, deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, lieblich dein Gesicht.15 Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse! Sie verwüsten die Weinberge, unsre blühenden Reben.16 Der Geliebte ist mein, und ich bin sein; er weidet in den Lilien.17 Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, komm du, mein Geliebter, der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch auf den Balsambergen.

Das Hohelied Kapitel 3

1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht.2 Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, die Gassen und Plätze, ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht.3 Mich fanden die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?4 Kaum war ich an ihnen vorüber, fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich packte ihn, ließ ihn nicht mehr los, bis ich ihn ins Haus meiner Mutter brachte, in die Kammer derer, die mich geboren hat.5 Bei den Gazellen und Hirschen der Flur beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, weckt sie nicht, bis es ihr selbst gefällt.6 Wer ist sie, die da aus der Steppe heraufsteigt in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, von allen Wohlgerüchen der Händler?7 Sieh da, das ist Salomos Sänfte; sechzig Helden geleiten sie, Israels Helden,8 alle vertraut mit dem Schwert, geschult für den Kampf; jeder trägt sein Schwert an der Hüfte gegen die Schrecken der Nacht.9 Einen Tragsessel ließ König Salomo zimmern aus Holz vom Libanon,10 die Pfosten in Silber, die Lehne in Gold, der Sitz in Purpur, das Innere mit Steinen belegt.11 Ihr Töchter Jerusalems, kommt heraus und schaut, ihr Töchter Zions, König Salomo mit der Krone! Damit hat ihn seine Mutter gekrönt am Tage seiner Hochzeit, an dem Tag seiner Herzensfreude.

Das Hohelied Kapitel 4

1 Schön bist du, meine Freundin, ja, du bist schön. Hinter dem Schleier deine Augen wie Tauben. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die herabzieht von Gileads Bergen.2 Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe, die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, keinem fehlt es.3 Rote Bänder sind deine Lippen; lieblich ist dein Mund. Dem Riß eines Granatapfels gleicht deine Schläfe hinter dem Schleier.4 Wie der Turm Davids ist dein Hals, in Schichten von Steinen erbaut; tausend Schilde hängen daran, lauter Waffen von Helden.5 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie die Zwillinge einer Gazelle, die in den Lilien weiden.6 Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, will ich zum Myrrhenberg gehen, zum Weihrauchhügel.7 Alles an dir ist schön, meine Freundin; kein Makel haftet dir an.8 Komm doch mit mir, meine Braut, vom Libanon, weg vom Libanon komm du mit mir! Weg vom Gipfel des Amana, von den Höhen des Senir und Hermon; weg von den Lagern der Löwen, den Bergen der Panther.9 Verzaubert hast du mich, meine Schwester Braut; ja verzaubert mit einem (Blick) deiner Augen, mit einer Perle deiner Halskette.10 Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester Braut; wieviel süßer ist deine Liebe als Wein, der Duft deiner Salben köstlicher als alle Balsamdüfte.11 Von deinen Lippen, Braut, tropft Honig; Milch und Honig ist unter deiner Zunge. Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft.12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, ein verschlossener Garten, ein versiegelter Quell.13 Ein Lustgarten sproßt aus dir, Granatbäume mit köstlichen Früchten, Hennadolden, Nardenblüten,14 Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, allerbester Balsam.15 Die Quelle des Gartens bist du, ein Brunnen lebendigen Wassers, Wasser vom Libanon.16 Nordwind, erwache! Südwind, herbei! Durchweht meinen Garten, laßt strömen die Balsamdüfte! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse von den köstlichen Früchten.

Das Hohelied Kapitel 5

1 Ich komme in meinen Garten, Schwester Braut; ich pflücke meine Myrrhe, den Balsam; esse meine Wabe samt dem Honig, trinke meinen Wein und die Milch. Freunde, eßt und trinkt, berauscht euch an der Liebe!2 Ich schlief, doch mein Herz war wach. Horch, mein Geliebter klopft: Mach auf, meine Schwester und Freundin, meine Taube, du Makellose! Mein Kopf ist voll Tau, aus meinen Locken tropft die Nacht.3 Ich habe mein Kleid schon abgelegt - wie soll ich es wieder anziehen? Die Füße habe ich gewaschen - soll ich sie wieder beschmutzen?4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke; da bebte mein Herz ihm entgegen.5 Ich stand auf, dem Geliebten zu öffnen. Da tropften meine Hände von Myrrhe am Griff des Riegels.6 Ich öffnete meinem Geliebten: Doch der Geliebte war weg, verschwunden. Mir stockte der Atem: Er war weg. Ich suchte ihn, ich fand ihn nicht. Ich rief ihn, er antwortete nicht.7 Da fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; sie schlugen, sie verletzten mich. Den Mantel entrissen sie mir, die Wächter der Mauern.8 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: Wenn ihr meinen Geliebten findet, sagt ihm, ich bin krank vor Liebe.9 Was hat dein Geliebter den andern voraus, du schönste der Frauen? Was hat dein Geliebter den andern voraus, daß du so uns beschwörst?10 Mein Geliebter ist weiß und rot, ist ausgezeichnet vor Tausenden.11 Sein Haupt ist reines Gold. Seine Locken sind Rispen, rabenschwarz.12 Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen; (die Zähne), in Milch gebadet, sitzen fest.13 Seine Wangen sind wie Balsambeete, darin Gewürzkräuter sprießen, seine Lippen wie Lilien; sie tropfen von flüssiger Myrrhe.14 Seine Finger sind wie Stäbe aus Gold, mit Steinen aus Tarschisch besetzt. Sein Leib ist wie eine Platte aus Elfenbein, mit Saphiren bedeckt.15 Seine Schenkel sind Marmorsäulen, auf Sockeln von Feingold. Seine Gestalt ist wie der Libanon, erlesen wie Zedern.16 Sein Mund ist voll Süße; alles ist Wonne an ihm. Das ist mein Geliebter, ja, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems.

Das Hohelied Kapitel 6

1 Wohin ist dein Geliebter gegangen, du schönste der Frauen? Wohin wandte sich dein Geliebter? Wir wollen ihn suchen mit dir.2 In seinen Garten ging mein Geliebter zu den Balsambeeten, um in den Gartengründen zu weiden, um Lilien zu pflücken.3 Meinem Geliebten gehöre ich, und mir gehört der Geliebte, der in den Lilien weidet.4 Schön wie Tirza bist du, meine Freundin, lieblich wie Jerusalem, prächtig wie Himmelsbilder.5 Wende deine Augen von mir, denn sie verwirren mich. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die von Gilead herabziehen.6 Deine Zähne sind wie eine Herde von Mutterschafen, die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, keinem fehlt es.7 Dem Riß eines Granatapfels gleicht deine Schläfe hinter deinem Schleier.8 Sechzig Königinnen (hat Salomo), achtzig Nebenfrauen und Mädchen ohne Zahl.9 Doch einzig ist meine Taube, die Makellose, die Einzige ihrer Mutter, die Erwählte ihrer Gebärerin. Erblicken sie die Mädchen, sie preisen sie; Königinnen und Nebenfrauen rühmen sie.10 Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder?11 In den Nußgarten stieg ich hinab, um nach dem Sprossen der Palme zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, die Granatbäume blühen.12 Da entführte mich meine Seele, ich weiß nicht wie, zu den Wagen meines edlen Volkes.

Das Hohelied Kapitel 7

1 Wende dich, wende dich, Schulammit! Wende dich, wende dich, damit wir dich betrachten. Was wollt ihr an Schulammit sehen? Den Lager-Tanz!2 Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, du Edelgeborene. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, gefertigt von Künstlerhand.3 Dein Schoß ist ein rundes Becken, Würzwein mangle ihm nicht. Dein Leib ist ein Weizenhügel, mit Lilien umstellt.4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie die Zwillinge einer Gazelle.5 Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein. Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon beim Tor von Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Libanonturm, der gegen Damaskus schaut.6 Dein Haupt gleicht oben dem Karmel; wie Purpur sind deine Haare; ein König liegt in den Ringeln gefangen.7 Wie schön bist du und wie reizend, du Liebe voller Wonnen!8 Wie eine Palme ist dein Wuchs; deine Brüste sind wie Trauben.9 Ich sage: Ersteigen will ich die Palme; ich greife nach den Rispen. Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, Apfelduft sei der Duft deines Atems,10 dein Mund köstlicher Wein, der glatt in mich eingeht, der Lippen und Zähne mir netzt.11 Ich gehöre meinem Geliebten, und ihn verlangt nach mir.12 Komm, mein Geliebter, wandern wir auf das Land, schlafen wir in den Dörfern.13 Früh wollen wir dann zu den Weinbergen gehen und sehen, ob der Weinstock schon treibt, ob die Rebenblüte sich öffnet, ob die Granatbäume blühen. Dort schenke ich dir meine Liebe.14 Die Liebesäpfel duften; an unsrer Tür warten alle köstlichen Früchte, frische und solche vom Vorjahr; für dich hab' ich sie aufgehoben, Geliebter.

Das Hohelied Kapitel 8

1 Ach, wärst du doch mein Bruder, genährt an der Brust meiner Mutter. Träfe ich dich dann draußen, ich würde dich küssen; niemand dürfte mich deshalb verachten.2 Führen wollte ich dich, in das Haus meiner Mutter dich bringen, die mich erzogen hat. Würzwein gäbe ich dir zu trinken, Granatapfelmost.3 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, seine Rechte umfängt mich.4 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: Was stört ihr die Liebe auf, warum weckt ihr sie, ehe ihr selbst es gefällt?5 Wer ist sie, die aus der Steppe heraufsteigt, auf ihren Geliebten gestützt? Unter dem Apfelbaum hab' ich dich geweckt, dort, wo deine Mutter dich empfing, wo deine Gebärerin in Wehen lag.6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen.7 Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, nur verachten würde man ihn.8 Wir haben eine kleine Schwester, noch ohne Brüste. Was tun wir mit unsrer Schwester, wenn jemand um sie wirbt?9 Ist sie eine Mauer, bauen wir silberne Zinnen auf ihr. Ist sie eine Tür, versperren wir sie mit einem Zedernbrett.10 Ich bin eine Mauer, meine Brüste gleichen Türmen. Da hab' ich in seinen Augen Gefallen gefunden.11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon; den Weinberg übergab er Hütern. Für seine Frucht würde jeder tausend Silberstücke bezahlen.12 Mein eigener Weinberg liegt vor mir. Die tausend laß ich dir, Salomo, und zweihundert noch denen, die seine Früchte hüten.13 Die du in den Gärten weilst, auf deine Stimme lauschen die Freunde; laß sie mich hören!14 Fort, fort, mein Geliebter, der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch auf den Balsambergen.

Das Buch der Weisheit

 

Das Buch der Weisheit Kapitel 1

1 Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, denkt in Frömmigkeit an den Herrn, sucht ihn mit reinem Herzen!2 Denn er läßt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und zeigt sich denen, die ihm nicht mißtrauen.3 Verkehrte Gedanken trennen von Gott; wird seine Macht herausgefordert, dann weist sie die Toren zurück.4 In eine Seele, die auf Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt.5 Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, er entfernt sich von unverständigen Gedanken und wird verscheucht, wenn Unrecht naht.6 Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, doch läßt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, untrüglich durchschaut er sein Herz und hört seine Worte.7 Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut.8 Darum bleibt keiner verborgen, der Böses redet, das Strafurteil geht nicht an ihm vorüber.9 Die Pläne des Frevlers werden untersucht; der Herr erfährt von seinen Reden und bestraft seine Vergehen.10 Denn das eifersüchtige Ohr hört alles, kein leises Murren bleibt ihm verborgen.11 Hütet euch also vor unnützem Murren, und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört, und ein Mund, der lügt, tötet die Seele.12 Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens, und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei!13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden.14 Zum Dasein hat er alles geschaffen, und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde;15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich.16 Die Frevler aber holen winkend und rufend den Tod herbei und sehnen sich nach ihm wie nach einem Freund; sie schließen einen Bund mit ihm, weil sie es verdienen, ihm zu gehören.

Das Buch der Weisheit Kapitel 2

1 Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: Kurz und traurig ist unser Leben; für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei, und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit.2 Durch Zufall sind wir geworden, und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Der Atem in unserer Nase ist Rauch, und das Denken ist ein Funke, der vom Schlag des Herzens entfacht wird;3 verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche, und der Geist verweht wie dünne Luft.4 Unser Name wird bald vergessen, niemand denkt mehr an unsere Taten. Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke und löst sich auf wie ein Nebel, der von den Strahlen der Sonne verscheucht und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird.5 Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, unser Ende wiederholt sich nicht; es ist versiegelt, und keiner kommt zurück.6 Auf, laßt uns die Güter des Lebens genießen und die Schöpfung auskosten, wie es der Jugend zusteht.7 Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, keine Blume des Frühlings darf uns entgehen.8 Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken;9 keine Wiese bleibe unberührt von unserem ausgelassenen Treiben. Überall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; das ist unser Anteil, das fällt uns zu.10 Laßt uns den Gerechten unterdrücken, der in Armut lebt, die Witwe nicht schonen und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen!11 Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; denn das Schwache erweist sich als unnütz.12 Laßt uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.13 Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn.14 Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig;15 denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden.16 Als falsche Münze gelten wir ihm; von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. Das Ende der Gerechten preist er glücklich und prahlt, Gott sei sein Vater.17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner.19 Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, um seine Sanftmut kennenzulernen, seine Geduld zu erproben.20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.21 So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.22 Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen.23 Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.24 Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören.

Das Buch der Weisheit Kapitel 3

1 Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren.2 In den Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück,3 ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden.4 In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.5 Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; doch sie empfangen große Wohltat. Denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig.6 Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer.7 Beim Endgericht werden sie aufleuchten wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen.8 Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit.9 Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.10 Die Frevler aber werden für ihre Pläne bestraft, sie, die den Gerechten mißachtet haben und vom Herrn abgefallen sind.11 Unglücklich sind alle, die Weisheit und Belehrung verachten; leer ist ihre Hoffnung, vergeblich sind ihre Mühen und wertlos ihre Taten.12 Ihre Frauen sind unverständig und ihre Kinder böse, fluchbeladen ist ihr Geschlecht.13 Selig ist die Kinderlose, die unschuldig blieb und kein Lager der Sünde kannte; sie wird gleich einer Mutter geehrt, wenn die Seelen ihren Lohn empfangen.14 Selig ist auch der Kinderlose, der sich nicht frevelhaft verging und gegen den Herrn nichts Böses plante; besondere Gnade wird seiner Treue zuteil und ein gar köstlicher Anteil am Tempel des Herrn.15 Denn ruhmreich ist der Lohn guter Mühe und unvergänglich die Wurzel der Klugheit.16 Doch die Kinder von Ehebrechern verkümmern, und die Nachkommen einer sündigen Verbindung schwinden dahin.17 Auch wenn sie lange leben, gelten sie nichts, und ehrlos ist am Ende ihr Alter.18 Sterben sie früh, so haben sie keine Hoffnung und keinen Trost am Tag des Gerichts;19 denn schlimm ist das Ende eines schuldhaften Geschlechts.

Das Buch der Weisheit Kapitel 4

1 Besser ist Kinderlosigkeit mit Tugend; unsterblich ist ihr Ruhm, sie steht in Ehren bei Gott und bei den Menschen.2 Ist sie zugegen, ahmt man sie nach; ist sie entschwunden, sehnt man sie herbei. In der Ewigkeit triumphiert sie, geschmückt mit dem Kranz, Siegerin im Wettstreit um einen edlen Preis.3 Doch die große Kinderschar der Frevler bringt keinen Nutzen; sie ist ein unechtes Gewächs, treibt keine Wurzeln in die Tiefe und faßt keinen sicheren Grund.4 Breitet es auch eine Zeitlang üppig seine Zweige aus, so wird es doch vom Wind hin und her geschüttelt und von der Gewalt der Stürme entwurzelt.5 Die Äste, die noch schwach sind, werden geknickt; ihre Frucht ist unbrauchbar, unreif und ungenießbar, zu gar nichts geeignet.6 Denn die Kinder eines sündigen Beischlafs treten im Gericht als Zeugen auf für die Schlechtigkeit ihrer Eltern.7 Der Gerechte aber, kommt auch sein Ende früh, geht in Gottes Ruhe ein.8 Denn ehrenvolles Alter besteht nicht in einem langen Leben und wird nicht an der Zahl der Jahre gemessen.9 Mehr als graues Haar bedeutet für die Menschen die Klugheit, und mehr als Greisenalter wiegt ein Leben ohne Tadel.10 Er gefiel Gott und wurde von ihm geliebt; da er mitten unter Sündern lebte, wurde er entrückt.11 Er wurde weggenommen, damit nicht Schlechtigkeit seine Einsicht verkehrte und Arglist seine Seele täuschte.12 Denn der Reiz des Bösen verdunkelt das Gute, und der Taumel der Begierde verdirbt den arglosen Sinn.13 Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt;14 da seine Seele dem Herrn gefiel, enteilte sie aus der Mitte des Bösen. Die Leute sahen es, ohne es zu verstehen; sie nahmen es sich nicht zu Herzen,15 daß Gnade und Erbarmen seinen Auserwählten zuteil wird, Belohnung seinen Heiligen.16 Der Gerechte, der entschlafen ist, verurteilt die Frevler, die noch leben, die früh vollendete Jugend das hohe Alter des Ungerechten.17 Die Frevler sehen das Ende des Weisen, verstehen aber nicht, was der Herr mit ihm wollte und warum er ihn in Sicherheit brachte.18 Sie sehen es und gehen darüber hinweg; doch der Herr lacht über sie.19 Dann werden sie verachtete Leichen sein, ewiger Spott bei den Toten. Sie werden verstummen, wenn er sie kopfüber hinabstürzt und aus ihren Grundfesten reißt. Sie werden völlig vernichtet und erleiden Qualen; die Erinnerung an sie verschwindet.20 Zitternd kommen sie zum Gericht über ihre Sünden; ihre Vergehen treten ihnen entgegen und überführen sie.

Das Buch der Weisheit Kapitel 5

1 Dann wird der Gerechte voll Zuversicht dastehen vor denen, die ihn bedrängt und seine Mühen verachtet haben.2 Wenn sie ihn sehen, packt sie entsetzliche Furcht, und sie geraten außer sich über seine unerwartete Rettung.3 Jetzt denken sie anders; seufzend und voll Angst sagen sie zueinander:4 Dieser war es, den wir einst verlachten, verspotteten und verhöhnten, wir Toren. Sein Leben hielten wir für Wahnsinn und sein Ende für ehrlos.5 Jetzt zählt er zu den Söhnen Gottes, bei den Heiligen hat er sein Erbteil.6 Also sind wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt; das Licht der Gerechtigkeit strahlte uns nicht, und die Sonne ging nicht für uns auf.7 Bis zum Überdruß gingen wir die Pfade des Unrechts und des Verderbens und wanderten durch weglose Wüsten, aber den Weg des Herrn erkannten wir nicht.8 Was nützte uns der Übermut, was brachten uns Reichtum und Prahlerei?9 All das ist vorbei wie ein Schatten, wie eine flüchtige Nachricht.10 Wie wenn ein Schiff durch die wogende Flut fährt: Ist es vorübergezogen, so ist von ihm keine Spur mehr zu finden, kein Pfad seines Kiels in den Wellen.11 Wie wenn ein Vogel durch die Luft fliegt: Kein Zeichen findet sich von seiner Bahn, er peitscht die leichte Luft mit seinem Flügelschlag und durchschneidet sie mit gewaltig rauschenden Schwingen, doch bleibt kein Zeichen seines Weges in ihr zurück.12 Oder wie wenn ein Pfeil auf das Ziel geschossen wird: Die geteilte Luft strömt sofort wieder zusammen, so daß man seine Bahn nicht mehr erkennt.13 So sind wir ins Dasein getreten, um hinzuschwinden; wir hatten keinerlei Tugend aufzuweisen, sondern wurden von unserer Schlechtigkeit verschlungen.14 Ja, die Hoffnung des Frevlers ist wie die Spreu, die der Wind verweht, wie der Gischt, den der Sturm verjagt, wie der Rauch, den der Wind zerstäubt; sie schwindet wie die Erinnerung an einen flüchtigen Gast.15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit, der Herr belohnt sie, der Höchste sorgt für sie.16 Darum werden sie aus der Hand des Herrn das Reich der Herrlichkeit empfangen und die Krone der Schönheit. Denn er wird sie mit seiner Rechten behüten und mit seinem Arm beschützen.17 Er rüstet sich mit seinem Eifer und macht die Schöpfung zur Waffe, mit der er die Feinde bestraft.18 Als Panzer zieht er Gerechtigkeit an, und als Helm setzt er strenges Gericht auf.19 Als Schild nimmt er unüberwindliche Heiligkeit,20 und grimmigen Zorn schärft er zum Schwert; zusammen mit ihm kämpft die ganze Welt gegen die Toren.21 Treffsicher fahren die Blitzespfeile dahin; abgeschossen aus den Wolken wie von einem wohlgerundeten Bogen, fliegen sie auf ihr Ziel.22 Eine Steinschleuder entsendet Hagelkörner, die voll von göttlichem Zorn sind. Das Wasser des Meeres wütet gegen die Feinde, und Ströme schlagen grimmig über ihnen zusammen.23 Der Atem des Allmächtigen erhebt sich gegen sie und trägt sie wie ein Sturm davon. So bringt die Gesetzlosigkeit Verheerung über die ganze Erde, und das böse Tun stürzt die Throne der Mächtigen.

Das Buch der Weisheit Kapitel 6

1 Hört also, ihr Könige, und seid verständig, lernt, ihr Gebieter der ganzen Welt!2 Horcht, ihr Herrscher der Massen, die ihr stolz seid auf Völkerscharen!3 Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, der Höchste die Herrschaft, er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht.4 Ihr seid Diener seines Reichs, aber ihr habt kein gerechtes Urteil gefällt, das Gesetz nicht bewahrt und die Weisung Gottes nicht befolgt.5 Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen; denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht.6 Der Geringe erfährt Nachsicht und Erbarmen, doch die Mächtigen werden gerichtet mit Macht.7 Denn der Herrscher des Alls scheut niemand und weicht vor keiner Größe zurück. Er hat klein und groß erschaffen und trägt gleiche Sorge für alle;8 den Mächtigen aber droht strenge Untersuchung.9 An euch also, ihr Herrscher, richten sich meine Worte, damit ihr Weisheit lernt und nicht sündigt.10 Wer das Heilige heilig hält, wird geheiligt, und wer sich darin unterweisen läßt, findet Schutz.11 Verlangt also nach meinen Worten; sehnt euch danach, und ihr werdet gute Belehrung empfangen.12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie.13 Denen, die nach ihr verlangen, gibt sie sich sogleich zu erkennen.14 Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen.15 Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei.16 Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt jenen entgegen, die an sie denken.17 Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Bildung; das eifrige Bemühen um Bildung aber ist Liebe.18 Liebe ist Halten ihrer Gebote; Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit,19 und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe.20 So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft hinauf.21 Ihr Herrscher der Völker, wenn ihr Gefallen an Thronen und Zeptern habt, dann ehrt die Weisheit, damit ihr ewig herrscht.22 Ich will verkünden, was die Weisheit ist und wie sie wurde, und will euch kein Geheimnis verbergen. Ich will ihre Spur vom Anfang der Schöpfung an verfolgen, ihre Kenntnis will ich verbreiten und nicht an der Wahrheit vorbeigehen.23 Verzehrender Neid soll mich nicht auf meinem Weg begleiten; denn er hat mit der Weisheit nichts gemein.24 Eine große Anzahl von Weisen ist Heil für die Welt, ein kluger König ist Wohlstand für das Volk.25 Laßt euch also durch meine Worte unterweisen; es wird euch von Nutzen sein.

Das Buch der Weisheit Kapitel 7

1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle anderen, Nachkomme des ersten, aus Erde gebildeten Menschen. Im Schoß der Mutter wurde ich zu Fleisch geformt,2 zu dem das Blut in zehn Monaten gerann durch den Samen des Mannes und die Lust, die im Beischlaf hinzukam.3 Geboren atmete auch ich die gemeinsame Luft, ich fiel auf die Erde, die Gleiches von allen erduldet, und Weinen war mein erster Laut wie bei allen.4 In Windeln und mit Sorgen wurde ich aufgezogen;5 kein König trat anders ins Dasein.6 Alle haben den einen gleichen Eingang zum Leben; gleich ist auch der Ausgang.7 Daher betete ich, und es wurde mir Klugheit gegeben; ich flehte, und der Geist der Weisheit kam zu mir.8 Ich zog sie Zeptern und Thronen vor, Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit ihr.9 Keinen Edelstein stellte ich ihr gleich; denn alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand, und Silber gilt ihr gegenüber soviel wie Lehm.10 Ich liebte sie mehr als Gesundheit und Schönheit und zog ihren Besitz dem Lichte vor; denn niemals erlischt der Glanz, der von ihr ausstrahlt.11 Zugleich mit ihr kam alles Gute zu mir, unzählbare Reichtümer waren in ihren Händen.12 Ich freute mich über sie alle, weil die Weisheit lehrt, sie richtig zu gebrauchen, wußte aber nicht, daß sie auch deren Ursprung ist.13 Uneigennützig lernte ich, und neidlos gebe ich weiter; ihren Reichtum behalte ich nicht für mich.14 Ein unerschöpflicher Schatz ist sie für die Menschen; alle, die ihn erwerben, erlangen die Freundschaft Gottes. Sie sind empfohlen durch die Gaben der Unterweisung.15 Mir aber gewähre Gott, nach meiner Einsicht zu sprechen und zu denken, wie die empfangenen Gaben es wert sind; denn er ist der Führer der Weisheit und hält die Weisen auf dem rechten Weg.16 Wir und unsere Worte sind in seiner Hand, auch alle Klugheit und praktische Erfahrung.17 Er verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge, so daß ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe,18 Anfang und Ende und Mitte der Zeiten, die Abfolge der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten,19 den Kreislauf der Jahre und die Stellung der Sterne,20 die Natur der Tiere und die Wildheit der Raubtiere, die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen, die Verschiedenheit der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln.21 Alles Verborgene und alles Offenbare habe ich erkannt; denn es lehrte mich die Weisheit, die Meisterin aller Dinge.22 In ihr ist ein Geist, gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart, beweglich, durchdringend, unbefleckt, klar, unverletzlich, das Gute liebend, scharf,23 nicht zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, fest, sicher, ohne Sorge, alles vermögend, alles überwachend und alle Geister durchdringend, die denkenden, reinen und zartesten.24 Denn die Weisheit ist beweglicher als alle Bewegung; in ihrer Reinheit durchdringt und erfüllt sie alles.25 Sie ist ein Hauch der Kraft Gottes und reiner Ausfluß der Herrlichkeit des Allherrschers; darum fällt kein Schatten auf sie.26 Sie ist der Widerschein des ewigen Lichts, der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft, das Bild seiner Vollkommenheit.27 Sie ist nur eine und vermag doch alles; ohne sich zu ändern, erneuert sie alles. Von Geschlecht zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein und schafft Freunde Gottes und Propheten;28 denn Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.29 Sie ist schöner als die Sonne und übertrifft jedes Sternbild. Sie ist strahlender als das Licht;30 denn diesem folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit.

Das Buch der Weisheit Kapitel 8

1 Machtvoll entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All.2 Sie habe ich geliebt und gesucht von Jugend auf, ich suchte sie als Braut heimzuführen und fand Gefallen an ihrer Schönheit.3 Im Umgang mit Gott beweist sie ihren Adel, der Herr über das All gewann sie lieb.4 Eingeweiht in das Wissen Gottes, bestimmte sie seine Werke.5 Ist Reichtum begehrenswerter Besitz im Leben, was ist dann reicher als die Weisheit, die in allem wirkt?6 Wenn Klugheit wirksam ist, wer in aller Welt ist ein größerer Meister als sie?7 Wenn jemand Gerechtigkeit liebt, in ihren Mühen findet er die Tugenden. Denn sie lehrt Maß und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, die Tugenden, die im Leben der Menschen nützlicher sind als alles andere.8 Wenn jemand nach reicher Erfahrung strebt: sie kennt das Vergangene und errät das Kommende, sie versteht, die Worte schön zu formen und Rätselhaftes zu deuten; sie weiß im voraus Zeichen und Wunder und kennt den Ausgang von Perioden und Zeiten.9 So beschloß ich, sie als Lebensgefährtin heimzuführen; denn ich wußte, daß sie mir guten Rat gibt und Trost in Sorge und Leid.10 Mit ihr werde ich Ruhm beim Volke haben und trotz meiner Jugend vom Alter geehrt sein.11 Ich werde als scharfsinniger Richter gelten und in den Augen der Mächtigen Staunen erregen.12 Schweige ich, so warten sie in Spannung, spreche ich, so merken sie auf, rede ich länger, so legen sie die Hand auf den Mund.13 Mit ihr werde ich Unsterblichkeit erlangen und ewigen Ruhm bei der Nachwelt hinterlassen.14 Völker werde ich sorgsam leiten, und Nationen werden mir untertan sein.15 Schreckliche Tyrannen werden mich fürchten, wenn sie von mir hören; in der Volksversammlung werde ich mich als tüchtig und im Krieg als tapfer erweisen.16 Komme ich nach Hause, dann werde ich bei ihr ausruhen; denn der Umgang mit ihr hat nichts Bitteres, das Leben mit ihr kennt keinen Schmerz, sondern nur Frohsinn und Freude.17 Als ich dies bei mir überlegte und in meinem Herzen erwog, daß das Leben mit der Weisheit Unsterblichkeit bringt,18 die Freundschaft mit ihr reine Freude und die Mühen ihrer Hände unerschöpflichen Reichtum, daß stete Gemeinschaft mit ihr Klugheit bringt und das Zwiegespräch mit ihr Ruhm -, da ging ich auf die Suche nach ihr, um sie heimzuführen.19 Ich war ein begabtes Kind und hatte eine gute Seele erhalten,20 oder vielmehr: gut, wie ich war, kam ich in einen unverdorbenen Leib.21 Ich erkannte aber, daß ich die Weisheit nur als Geschenk Gottes erhalten könne - und schon hier war es die Klugheit, die mich erkennen ließ, wessen Gnadengeschenk sie ist. Daher wandte ich mich an den Herrn und sprach zu ihm aus ganzem Herzen:

Das Buch der Weisheit Kapitel 9

1 Gott der Väter und Herr des Erbarmens, du hast das All durch dein Wort gemacht.2 Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, damit er über deine Geschöpfe herrscht.3 Er soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten und Gericht halten in rechter Gesinnung.4 Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront, und verstoß mich nicht aus der Schar deiner Kinder!5 Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, ein schwacher Mensch, dessen Leben nur kurz ist, und gering ist meine Einsicht in Recht und Gesetz.6 Wäre einer auch vollkommen unter den Menschen, er wird kein Ansehen genießen wenn ihm deine Weisheit fehlt.7 Du bist es, der mich zum König deines Volkes und zum Richter deiner Söhne und Töchter erwählt hat.8 Du hast befohlen, einen Tempel auf deinem heiligen Berg zu bauen und einen Altar in der Stadt deiner Wohnung, ein Abbild des heiligen Zeltes, das du von Anfang an entworfen hast.9 Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt und die zugegen war, als du die Welt erschufst. Sie weiß, was dir gefällt und was recht ist nach deinen Geboten.10 Sende sie vom heiligen Himmel und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile und damit ich erkenne, was dir gefällt.11 Denn sie weiß und versteht alles; sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten und mich in ihrem Lichtglanz schützen.12 Dann wird dir mein Handeln gefallen; ich werde dein Volk gerecht regieren und des Throns meines Vaters würdig sein.13 Denn welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?14 Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hinfällig unsere Gedanken;15 denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist.16 Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; wer kann dann ergründen, was im Himmel ist?17 Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast?18 So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht, und die Menschen lernten, was dir gefällt;19 durch die Weisheit wurden sie gerettet.

Das Buch der Weisheit Kapitel 10

1 Sie hat den Urvater der Welt nach seiner Erschaffung behütet, als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit2 und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen.3 Ein Ungerechter aber, der in seinem Zorn von ihr abfiel, ging durch seine Leidenschaft zugrunde, die ihn zum Brudermord trieb.4 Die Weisheit hat die Erde, die seinetwegen überflutet wurde, wieder gerettet und den Gerechten auf wertlosem Holz durch die Wasser gesteuert.5 Als die Völker, einmütig nur in ihrer Schlechtigkeit, durch die Verwirrung ihrer Sprache getrennt wurden, erwählte sie den Gerechten und behütete ihn, so daß er vor Gott ohne Tadel war und trotz der Liebe zu seinem Kind stark blieb.6 Als die Frevler zugrunde gingen, rettete sie einen Gerechten, so daß er vor dem Feuer fliehen konnte, das auf die fünf Städte fiel;7 von ihrer Schlechtigkeit zeugen heute noch rauchendes Ödland und Pflanzen, die zur Unzeit Früchte tragen, und eine Salzsäule ragt als Denkmal einer ungläubigen Seele empor.8 Jene, die an der Weisheit achtlos vorübergingen, erlitten nicht nur Schaden, weil sie das Gute nicht erkannten, sondern sie hinterließen auch den Lebenden ein Mahnmal ihrer Torheit, damit nicht verborgen bleibe, worin sie sich verfehlt hatten.9 Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal.10 Einen Gerechten, der vor dem Zorn des Bruders floh, geleitete sie auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm heilige Geheimnisse. Sie machte ihn reich bei seiner harten Arbeit und vermehrte den Ertrag seiner Mühen.11 Sie half ihm gegen die Habsucht seiner Unterdrücker und verschaffte ihm Wohlstand.12 Sie beschützte ihn vor seinen Feinden und gab ihm Sicherheit vor seinen Verfolgern. In einem harten Kampf verlieh sie ihm den Siegespreis, damit er erkannte, daß Gottesfurcht stärker als alles andere ist.13 Einen Gerechten, der verkauft worden war, ließ sie nicht im Stich, sondern bewahrte ihn vor der Sünde.14 Sie stieg mit ihm in den Kerker hinab und verließ ihn während seiner Gefangenschaft nicht, bis sie ihm das königliche Zepter brachte und Gewalt über seine Bedrücker. Sie überführte alle, die ihn beschuldigt hatten, als Lügner und verlieh ihm ewigen Ruhm.15 Sie hat ein heiliges Volk, ein untadeliges Geschlecht, aus der Gewalt einer Nation gerettet, die es unterdrückte.16 Sie ging in die Seele eines Dieners des Herrn ein und widerstand schrecklichen Königen durch Zeichen und Wunder.17 Sie gab den Heiligen den Lohn ihrer Mühen und geleitete sie auf wunderbarem Weg. Sie wurde ihnen am Tag zum Schutz und in der Nacht zum Sternenlicht.18 Sie führte sie durch das Rote Meer und geleitete sie durch gewaltige Wasser.19 Ihre Feinde aber ließ sie in der Flut ertrinken und spülte sie aus der Tiefe des Abgrunds ans Land.20 Darum plünderten die Gerechten die Frevler aus, sie priesen, Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine schützende Hand.21 Denn die Weisheit hat den Mund der Stummen geöffnet, und die Zungen der Unmündigen hat sie beredt gemacht.

Das Buch der Weisheit Kapitel 11

1 Sie ließ alles gelingen, was sie unter der Führung des heiligen Propheten unternahmen.2 Sie zogen durch eine unbewohnte Wüste und schlugen in unwegsamen Gegenden ihre Zelte auf.3 Sie leisteten ihren Feinden Widerstand und wehrten ihre Gegner ab.4 Als sie dürsteten und dich anriefen, wurde ihnen Wasser aus schroffem Fels gegeben, so daß sie ihren Durst stillen konnten aus hartem Gestein.5 Denn was ihren Feinden zur Strafe wurde, das empfingen sie als Wohltat in ihrer Not.6 Der ständig fließende Strom wurde durch schmutziges Blut getrübt.7 So wurden jene für den befohlenen Kindermord gestraft. Diesen aber gabst du wider Erwarten reichlich Wasser,8 nachdem du ihnen vorher durch ihren Durst gezeigt hattest, wie ihre Gegner von dir bestraft wurden.9 Denn als sie geprüft und, wenn auch nur milde, zurechtgewiesen wurden, da erkannten sie, wie die Frevler im Zorn gerichtet und gepeinigt worden waren.10 Sie hast du wie ein mahnender Vater auf die Probe gestellt, die Frevler aber wie ein strenger König gerichtet und verurteilt.11 Fern von den Gerechten wurden sie ebenso geplagt, wie damals, als sie ihnen noch nahe waren;12 denn zweifaches Leid und Seufzen brachte ihnen die Erinnerung an das Vergangene:13 Als sie nämlich hörten, daß ihre eigene Bestrafung jenen sogar zur Wohltat geworden war, da erkannten sie das Wirken des Herrn.14 Den sie einst ausgesetzt und weggeworfen, den sie mit Hohn abgewiesen hatten, den mußten sie am Ende von allem bestaunen, nachdem sie einen viel schlimmeren Durst gelitten hatten als die Gerechten.15 Zur Strafe für ihre frevlerische Torheit, in die sie sich verirrt hatten, als sie vernunftloses Gewürm und armseliges Ungeziefer verehrten, sandtest du ihnen eine Menge vernunftloser Tiere.16 Sie sollten erkennen: Man wird mit dem gestraft, womit man sündigt.17 Für deine allmächtige Hand, die aus ungeformtem Stoff die Welt gestaltet hat, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, eine Menge von Bären gegen sie zu senden oder grimmige Löwen18 oder unbekannte, neugeschaffene, wuterfüllte Tiere, die feuersprühenden Atem aushauchen oder zischenden Dampf ausstoßen oder schreckliche Funken aus den Augen sprühen.19 Nicht nur ihre verderbliche Gewalt hätte sie zermalmen, schon ihr furchterregender Anblick hätte sie vernichten können.20 Aber abgesehen davon hätten sie durch einen einzigen Hauch fallen können, verfolgt von deinem Strafgericht und fortgeweht vom Sturm deiner Macht. Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.21 Denn du bist immer imstande, deine große Macht zu entfalten. Wer könnte der Kraft deines Arms widerstehen?22 Die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt.23 Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren.24 Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehaßt, so hättest du es nicht geschaffen.25 Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?26 Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.

Das Buch der Weisheit Kapitel 12

1 Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist.2 Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr.3 Du hast auch die früheren Bewohner deines heiligen Landes gehaßt,4 weil sie abscheuliche Verbrechen verübten, Zauberkünste und unheilige Festbräuche;5 sie waren erbarmungslose Kindermörder und verzehrten beim Opfermahl Menschenfleisch und Menschenblut. Darum beschlossest du, mitten im Gelage die Teilnehmer6 und deren Eltern, die mit eigener Hand hilflose Wesen töteten, durch die Hände unserer Väter zu vernichten;7 denn das Land, das dir vor allen anderen teuer ist, sollte eine seiner würdige Bevölkerung von Gotteskindern erhalten.8 Doch selbst mit jenen gingst du schonend um, weil sie Menschen waren; du sandtest deinem Heer Hornissen voraus, um sie nach und nach zu vernichten.9 Obgleich du die Macht hattest, in einer Schlacht die Frevler den Gerechten in die Hand zu geben, oder sie durch wilde Tiere oder ein unerbittliches Wort mit einem Schlag auszurotten,10 vollzogst du doch erst nach und nach die Strafe und ließest so Zeit für die Umkehr. Dabei wußtest du genau, daß ihr Ursprung böse und ihre Schlechtigkeit angeboren war und daß sich ihr Denken in Ewigkeit nicht ändern werde;11 sie waren schon von Anfang an ein verfluchter Stamm. Keine Furcht vor irgend jemand hat dich dazu bestimmt, sie für ihre Sünden ohne Strafe zu lassen.12 Denn wer darf sagen: Was hast du getan? Wer vermag sich deinem Urteilsspruch zu widersetzen? Wer könnte dich anklagen wegen des Untergangs von Völkern, die du selbst geschaffen hast? Wer wollte gegen dich auftreten als Anwalt schuldiger Menschen?13 Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, daß du gerecht geurteilt hast.14 Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen wegen der Menschen, die du gestraft hast.15 Gerecht, wie du bist, verwaltest du das All gerecht und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verurteilen, der keine Strafe verdient.16 Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit, und deine Herrschaft über alles läßt dich gegen alles Nachsicht üben.17 Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die trotzige Auflehnung.18 Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst.19 Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, daß der Gerechte menschenfreundlich sein muß, und hast deinen Söhnen die Hoffnung geschenkt, daß du den Sündern die Umkehr gewährst.20 Du hast die Feinde deiner Kinder, auch wenn sie den Tod verdienten, sehr nachsichtig und nur nach und nach gestraft und ihnen Zeit und Möglichkeit gegeben, sich von ihrer Schlechtigkeit abzuwenden.21 Aber wieviel umsichtiger noch hast du deine Söhne bestraft, deren Vätern du Gutes verheißen hast, als du mit ihnen unter Eid den Bund schlossest.22 Während du uns erziehst, geißelst du unsere Feinde zehntausendfach, damit wir als Richter deine Güte uns zum Vorbild nehmen und auf Erbarmen hoffen, wenn wir selber vor dem Gericht stehen.23 Du hast jene, die in Torheit und Unrecht dahinlebten, mit ihren eigenen Greueln gepeinigt.24 Allzuweit waren sie in die Irre gegangen, als sie die allerhäßlichsten und verachtetsten Tiere für Götter hielten und wie unverständige Kinder sich täuschen ließen.25 Darum hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern eine Strafe gesandt, die sie zum Gespött machte.26 Wer sich aber durch eine Strafe, die ihn zum Gespött macht, nicht warnen läßt, der wird eine Strafe erleiden, die der Macht Gottes entspricht.27 In ihren Leiden wurden sie zornig über die Tiere, die sie für Götter hielten und mit denen sie jetzt gestraft wurden. So erfuhren sie jenen, von dem sie vorher nichts wissen wollten, und erkannten ihn als den wahren Gott; deshalb war ja auch die äußerste Strafe über sie gekommen.

Das Buch der Weisheit Kapitel 13

1 Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht,2 sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter.3 Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wieviel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen.4 Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wieviel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat;5 denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe läßt sich auf ihren Schöpfer schließen.6 Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre.7 Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen.8 Doch auch sie sind unentschuldbar:9 Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?10 Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold und Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft.11 Da sägte ein Holzschnitzer einen geeigneten Baum ab, entrindete ihn ringsum geschickt, bearbeitete ihn sorgfältig und machte daraus ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch.12 Die Abfälle seiner Arbeit verwendete er, um sich die Nahrung zu bereiten, und aß sich satt.13 Was dann noch übrigblieb und zu nichts brauchbar war, ein krummes, knotiges Stück Holz, das nahm er, schnitzte daran so eifrig und fachgemäß, wie man es tut, wenn man am Abend von der Arbeit abgespannt ist, formte es zum Bild eines Menschen14 oder machte es einem armseligen Tier ähnlich, beschmierte es mit Mennig und roter Schminke, überstrich alle schadhaften Stellen,15 machte ihm eine würdige Wohnstatt, stellte es an der Wand auf und befestigte es mit Eisen.16 So sorgte er dafür, daß es nicht herunterfiel, wußte er doch, daß es sich nicht helfen kann; es ist ein Bild und braucht Hilfe.17 Aber wenn er um Besitz, Ehe und Kinder betet, dann schämt er sich nicht, das Leblose anzureden. Um Gesundheit ruft er das Kraftlose an,18 Leben begehrt er vom Toten. Hilfe erfleht er vom ganz Hilflosen und gute Reise von dem, was nicht einmal den Fuß bewegen kann.19 Für seine Arbeit, für Gewinn und Erfolg seines Handwerks bittet er um Kraft von einem, dessen Hände völlig kraftlos sind.

Das Buch der Weisheit Kapitel 14

1 Ein anderer, der sich zu einer Seefahrt rüstet, auf der er wilde Wogen durchqueren wird, ruft ein Holz an, das gebrechlicher ist als das Fahrzeug, das ihn trägt.2 Das Fahrzeug hat der Erwerbstrieb ersonnen und die Weisheit eines Künstlers hergestellt.3 Deine Vorsehung, Vater, steuert es; denn du hast auch im Meer einen Weg gebahnt und in den Wogen einen sicheren Pfad.4 Damit zeigst du, daß du imstande bist, aus jeder Lage zu retten, so daß auch jemand, der keine Erfahrung hat, ein Schiff besteigen kann.5 Du willst, daß die Werke deiner Weisheit nicht ungenutzt bleiben. Darum vertrauen Menschen ihr Leben sogar einem winzigen Holz an und fahren wohlbehalten auf einem Floß durch die Brandung.6 So hat auch in der Urzeit beim Untergang der übermütigen Riesen die Hoffnung der Welt sich auf ein Floß geflüchtet und, durch deine Hand gesteuert, der Welt den Samen eines neuen Geschlechtes hinterlassen.7 Denn Segen ruht auf dem Holz, durch das Gerechtigkeit geschieht.8 Fluch hingegen trifft das von Händen geformte Holz und seinen Bildner, ihn, weil er es bearbeitet hat, jenes, weil es Gott genannt wurde, obwohl es vergänglich ist.9 Denn Gott sind in gleicher Weise Frevler wie Frevel verhaßt;10 mit dem Bildner wird sein Werk der Strafe verfallen.11 Darum kommt auch über die Götzenbilder der Völker das Gericht, weil sie in Gottes Schöpfung zum Greuel geworden sind, zum Anstoß für die Seelen der Menschen und zur Schlinge für die Füße der Toren.12 Mit dem Gedanken an Götzenbilder beginnt der Abfall, und ihre Erfindung führt zur Sittenverderbnis.13 Weder waren sie von Anfang an da, noch werden sie ewig bleiben.14 Durch die eitle Ruhmsucht der Menschen sind sie in die Welt gekommen; darum ist ihnen auch ein jähes Ende zugedacht.15 Bedrückt durch allzu frühe Trauer ließ ein Vater von seinem Kind, das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als Gott und führte bei seinen Leuten geheime Kulte und festliche Bräuche ein.16 Im Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde schließlich als Gesetz befolgt;17 die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher göttliche Verehrung. Konnten die Menschen einen König nicht unmittelbar ehren, weil er weit weg wohnte, dann vergegenwärtigten sie den Fernen; sie machten von dem verehrten König ein Bildnis, das allen sichtbar war, um dem Abwesenden, als ob er gegenwärtig wäre, mit Eifer zu huldigen.18 Der Ehrgeiz des Künstlers führte dazu, daß auch jene, die den König gar nicht kannten, ihm göttliche Verehrung erwiesen.19 Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um ihn schöner darzustellen, als er war.20 Von der Anmut des Bildes hingerissen, betete die Menge den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt wie einen Gott an.21 Der Welt ist dies zum Verhängnis geworden: Die Menschen haben, unter dem Druck von Unglück oder Herrschermacht, Stein und Holz den Namen beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann.22 Als ob es nicht genug wäre, in der Erkenntnis Gottes zu irren, nennen sie in dem heftigen Zwiespalt, den die Unwissenheit in ihr Leben bringt, so große Übel auch noch Frieden.23 Bei kindermörderischen Festbräuchen, heimlichen Kulten oder wilden Gelagen mit fremdartigen Sitten24 halten sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer tötet heimtückisch den andern oder beleidigt ihn durch Ehebruch.25 Alles ist ein wirres Gemisch von Blut und Mord, Diebstahl und Betrug, Verdorbenheit, Untreue, Aufruhr und Meineid;26 es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergeßlichkeit, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Zügellosigkeit.27 Die Verehrung der namenlosen Götzenbilder ist aller Übel Anfang, Ursache und Höhepunkt.28 Sie rasen im Freudentaumel, weissagen Lügen, leben in Ungerechtigkeit oder schwören leichthin einen Meineid.29 Im Vertrauen auf leblose Götzen fürchten sie nicht, daß ihre Meineide ihnen schaden könnten.30 Jedoch für beides wird sie die gerechte Strafe treffen: daß sie sich von Gott eine verkehrte Vorstellung machten, indem sie Götzenbilder verehrten, und daß sie unter Mißachtung der Heiligkeit des Eides hinterlistig und ungerecht schworen.31 Es ist nie die Macht derer, bei denen sie schworen, sondern immer die den Sündern gebührende Strafe, die die Vergehen der Frevler verfolgt.

Das Buch der Weisheit Kapitel 15

1 Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All.2 Auch wenn wir sündigen, gehören wir dir, da wir deine Stärke kennen; doch wir wollen nicht sündigen, da wir wissen, daß wir dein Eigentum sind.3 Denn es ist vollendete Gerechtigkeit, dich zu verstehen; und deine Stärke zu kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit.4 Die arglistige Erfindung der Menschen hat uns nicht verführt, die unfruchtbare Arbeit der Maler, eine mit bunten Farben besudelte Gestalt.5 Ihr Anblick erregt die Sehnsucht der Toren und weckt in ihnen das Verlangen nach der leblosen Gestalt eines toten Bildes.6 Liebhaber des Bösen und solcher Hoffnungen würdig sind alle, die es anfertigen, die nach ihm verlangen und die es anbeten.7 Der Töpfer knetet mühsam den weichen Ton, um daraus Gefäße zu unserem Gebrauch zu formen. Aus dem gleichen Lehm bildet er solche, die sauberen Zwecken dienen, und solche für das Gegenteil, alle in gleicher Weise; über den Gebrauch eines jeden entscheidet der Töpfer.8 Aus dem gleichen Lehm formt er in verkehrter Mühe auch einen nichtigen Gott, er, der vor kurzem aus Erde entstand und bald dorthin zurückkehrt, woher er genommen ist, wenn seine Seele, das ihm anvertraute Darlehen, zurückgefordert wird.9 Doch es kümmert ihn nicht, daß er dahinschwinden wird und nur ein kurzes Leben hat. Er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergießern, er ahmt Kupferschmiede nach und sieht seinen Ruhm darin, Trugbilder zu formen.10 Asche ist sein Herz, noch weniger wert als Erdenstaub seine Hoffnung, und sein Leben ist wertloser als Lehm.11 Seinen eigenen Bildner hat er nämlich nicht erkannt, den, der ihm eine wirkende Seele eingehaucht und Lebensatem eingeblasen hat.12 Nein, er hält unser Leben für ein Kinderspiel, das Dasein für einen einträglichen Jahrmarkt; er sagt, man müsse aus allem, auch aus Schlechtem, Gewinn ziehen.13 Denn er weiß besser als alle, daß er sündigt, wenn er aus dem gleichen Erdenstoff nicht nur zerbrechliche Gefäße, sondern auch Götzenbilder fertigt.14 Ganz unverständig aber und ärmer als eines Kindes Seele waren die Feinde, die dein Volk knechteten.15 Sie hielten alle Götzen der Völker für Götter, Götter, die weder ihre Augen gebrauchen können, um zu sehen, noch ihre Nase, um die Luft zu atmen, noch ihre Ohren, um zu hören, noch die Finger ihrer Hände, um zu tasten, und deren Füße nicht gehen können.16 Ein Mensch hat sie gemacht, einer, dem der Geist nur geliehen ist, hat sie gebildet; kein Mensch hat die Kraft, einen Gott zu bilden, der auch nur ihm selber ähnlich wäre.17 Als Sterblicher schafft er mit frevelhaften Händen nur Totes. Er ist besser als seine angebeteten Gebilde; denn er bekam einmal Leben, diese aber nie.18 Sie verehren sogar die widerlichsten Tiere, die dümmsten im Vergleich mit den anderen,19 solche, die nicht einmal schön sind, so daß man an ihnen Gefallen finden könnte, soweit das beim Anblick von Tieren möglich ist, die zudem Gottes Lob und seinen Segen verloren haben.

Das Buch der Weisheit Kapitel 16

1 Darum wurden sie mit Recht durch ähnliche Tiere gezüchtigt und durch eine Menge von Ungeziefer gequält.2 Während sie auf solche Weise gezüchtigt wurden, hast du deinem Volk eine Wohltat erwiesen und mit den Wachteln seinem heftigen Verlangen eine fremdartige Nahrung gegeben.3 Während jenen in ihrem Hunger die Eßlust verging wegen der Häßlichkeit der gegen sie gesandten Tiere, bekamen diese nach nur kurzer Entbehrung sogar eine fremdartige Speise.4 Über jene Unterdrücker sollte unabwendbarer Hunger kommen; diese aber sollten nur kurz spüren, wie ihre Feinde gequält wurden.5 Auch damals, als die schreckliche Wut wilder Tiere über sie hereinbrach und sie durch die Bisse tückischer Schlangen umkamen, dauerte dein Zorn nicht bis ans Ende.6 Zur Warnung wurden sie nur kurz in Schrecken versetzt und bekamen ein Rettungszeichen, damit sie sich an die Vorschrift deines Gesetzes erinnerten.7 Wer sich dorthin wandte, wurde nicht durch das gerettet, was er anschaute, sondern durch dich, den Retter aller.8 Dadurch hast du unsere Feinde überzeugt, daß du es bist, der aus allem Übel erlöst.9 Denn sie wurden durch die Bisse der Heuschrecken und der Stechfliegen getötet, ohne daß es ein Heilmittel für sie gab; sie verdienten es ja, durch solches Ungeziefer gezüchtigt zu werden.10 Deine Söhne aber wurden nicht einmal durch die Zähne giftspritzender Schlangen überwältigt; denn dein Erbarmen kam ihnen zu Hilfe und heilte sie.11 Sie wurden gebissen, aber schnell wieder gerettet, damit sie sich an deine Worte erinnerten; denn sie sollten nicht in tiefes Vergessen versinken, sondern sich ungehindert deiner Wohltaten erfreuen.12 Weder Kraut noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt.13 Du hast Gewalt über Leben und Tod; du führst zu den Toren der Unterwelt hinab und wieder herauf.14 Ein Mensch kann zwar in seiner Schlechtigkeit töten; doch den entschwundenen Geist holt er nicht zurück, und die weggenommene Seele kann er nicht befreien.15 Unmöglich ist es, deiner Hand zu entfliehen.16 Denn die Frevler, die behaupten, dich nicht zu kennen, wurden durch die Kraft deines Armes gezüchtigt: Ungewöhnliche Regengüsse, Hagelschauer und schreckliche Wolkenbrüche peitschten auf sie nieder, und Feuer verzehrte sie.17 Das seltsamste war, daß das Wasser, das sonst alles löscht, die Kraft des Feuers noch verstärkte; denn die Natur kämpft für die Gerechten.18 Das eine Mal wurde die Flamme gezähmt, damit sie nicht die Tiere verzehrte, die gegen die Ruchlosen gesandt waren; diese sollten sehen und erkennen, daß sie von Gottes Strafe verfolgt wurden.19 Das andere Mal brannte die Flamme mit ungewöhnlicher Kraft mitten im Wasser, um die Erzeugnisse des schuldbeladenen Landes zu vernichten.20 Dein Volk dagegen nährtest du mit der Speise der Engel, und unermüdlich gabst du ihm fertiges Brot vom Himmel. Deine Gabe gewährte jeden Genuß und entsprach jedem Geschmack;21 sie offenbarte deine zarte Liebe zu deinen Kindern. Sie erfüllte das Verlangen eines jeden, der sie genoß, und verwandelte sich in alles, was einer wollte.22 Schnee und Eis hielten dem Feuer stand und schmolzen nicht. Deine Kinder sollten erkennen, daß nur die Früchte der Feinde vom Feuer vernichtet wurden, das im Hagel brannte und in den Regengüssen blitzte,23 und daß es umgekehrt sogar seine eigene Kraft vergaß, damit die Gerechten Nahrung hätten.24 Denn die Schöpfung, die dir, ihrem Schöpfer, dient, steigert ihre Kräfte, um die Schuldigen zu bestrafen, und hält sie zurück, um denen Gutes zu tun, die auf dich vertrauen.25 Darum diente sie auch damals deinem Geschenk, das alle ernährte, und verwandelte sich in alles, was die Bittenden wünschten.26 Deine geliebten Söhne, Herr, sollten daraus lernen: Nicht die verschiedenartigen Früchte ernähren den Menschen, sondern dein Wort erhält alle, die dir vertrauen.27 Denn dasselbe, das vom Feuer nicht vernichtet wurde, schmolz sogleich, wenn es ein flüchtiger Sonnenstrahl erwärmte.28 So sollte man erkennen, daß man, um dir zu danken, der Sonne zuvorkommen und sich noch vor dem Aufgang des Lichtes an dich wenden muß.29 Denn die Hoffnung des Undankbaren schmilzt wie winterlicher Reif und verrinnt wie unnützes Wasser.

Das Buch der Weisheit Kapitel 17

1 Groß und nicht zu ergründen sind deine Entscheide; darum verfiel in Irrtum, wer sich nicht belehren ließ.2 Denn die Frevler meinten, das heilige Volk knechten zu können; und jetzt lagen sie da, Gefangene der Finsternis, Gefesselte einer langen Nacht, eingeschlossen in den Häusern, von der ewigen Vorsehung verbannt.3 Sie glaubten, mit ihren geheimen Sünden unter der dunklen Decke der Vergessenheit verborgen zu sein; da packte sie furchtbares Entsetzen. Sie wurden durch Trugbilder aufgeschreckt und auseinandergejagt.4 Auch der geheimste Winkel, in den sie sich flüchteten, konnte sie nicht vor Furcht bewahren; schreckenerregendes Getöse umbrauste sie, und düstere Gespenster mit finsteren Mienen tauchten auf.5 Keine Kraft irgendeines Feuers war stark genug, Licht zu bringen; nicht einmal der strahlende Glanz der Gestirne vermochte es, diese entsetzliche Nacht zu erhellen.6 Nur einen schaurigen Feuerherd, der sich von selbst entzündet hatte, sahen sie aufglühen; verschwand die Erscheinung, so hielten sie, außer sich vor Entsetzen, die Dinge, die sie sahen, für noch schlimmer.7 Da versagten die Gaukeleien der Zauberkunst, und die Probe auf das prahlerische Wissen fiel schmählich aus.8 Jene, die immer versprachen, Furcht und Verwirrung von der kranken Seele zu bannen, krankten nun selber an einer lächerlichen Angst.9 Auch wenn nichts Schreckliches sie ängstigte, wurden sie durch raschelndes Getier und zischelnde Schlangen aufgescheucht und vergingen vor Furcht. Nicht einmal in die Luft wollten sie blicken, der man doch nirgends entfliehen kann.10 Denn die Schlechtigkeit bezeugt selbst ihr feiges Wesen, wenn sie gestraft wird. Unter dem Druck des Gewissens befürchtet sie immer das Schlimmste.11 Furcht ist ja nichts anderes als der Verzicht auf die von der Vernunft angebotene Hilfe.12 Je weniger man solche Hilfe erwartet, um so schlimmer erscheint es, die Ursache der Qual nicht zu kennen.13 In Wahrheit hatte jene Nacht keine Gewalt; aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. Sie aber, die wie sonst schlafen wollten,14 wurden bald durch Schreckgespenster aufgescheucht, bald durch Mutlosigkeit gelähmt; denn plötzliche und unerwartete Furcht hatte sie befallen.15 So wurde jeder dort, wo er zu Boden sank, ein Gefangener, der in einen Kerker ohne Eisenfesseln eingeschlossen war.16 Ob Bauer oder Hirt oder ein Taglöhner, der einsam arbeitete, alle wurden überrascht und mußten sich dem unentrinnbaren Zwang fügen, alle wurden durch die gleiche Kette der Finsternis gefesselt.17 Das Pfeifen des Windes, der wohlklingende Gesang der Vögel auf den Zweigen der Bäume, das Rauschen ungestüm strömender Wasser, das wilde Donnern stürzender Felsen,18 das Laufen hüpfender Tiere, die man nicht sehen konnte, das laute Gebrüll wilder Raubtiere, das aus den Schluchten der Berge zurückgeworfene Echo: alles und jedes jagte ihnen lähmende Furcht ein.19 Die ganze Welt stand in strahlendem Licht, und alle gingen ungehindert ihrer Arbeit nach.20 Nur über jene breitete sich drückende Nacht aus, Bild der Finsternis, die sie dereinst aufnehmen sollte. Doch mehr als unter der Finsternis litten sie unter ihrer eigenen Angst.

Das Buch der Weisheit Kapitel 18

1 Deinen Heiligen dagegen strahlte hellstes Licht. Die anderen hörten ihre Stimme, ohne sie selbst zu sehen, und priesen sie glücklich, mochten diese vorher noch so viel erduldet haben.2 Sie dankten ihnen, daß sie für das früher erlittene Unrecht keine Rache nahmen, und baten um Verzeihung für ihr feindliches Verhalten.3 Statt jener Finsternis gabst du den Deinen eine flammende Feuersäule als Führerin auf unbekanntem Weg, als freundliche Sonne auf ihrer ruhmvollen Wanderung.4 Jene hingegen hatten es verdient, des Lichtes beraubt und in Finsternis gefangen zu sein, weil sie einst deine Söhne eingeschlossen und gefangen hielten, durch die das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben werden sollte.5 Sie hatten beschlossen, die Kinder der Heiligen zu töten, und nur ein einziges Kind wurde ausgesetzt und gerettet. Zur Strafe hast du ihnen viele ihrer eigenen Kinder weggenommen und sie alle auf einmal in gewaltiger Wasserflut vernichtet.6 Jene Nacht wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten zuversichtlich sein und sicher wissen, welchen eidlichen Zusagen sie vertrauen konnten.7 So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde.8 Während du die Gegner straftest, hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht.9 Denn im Verborgenen feierten die frommen Söhne der Guten ihr Opferfest; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, daß die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und sangen schon im voraus die Loblieder der Väter.10 Da hallte ihnen das wirre Geschrei der Feinde entgegen, und sie hörten die laute Klage über die toten Kinder.11 Das gleiche Urteil traf Herrn und Knecht; der Mann aus dem Volk und der König hatten das gleiche Leid zu tragen.12 Durch die gleiche Todesart hatten alle zusammen unzählige Tote. Es waren nicht genügend Lebende da, um sie zu begraben; denn mit einem Schlag waren die besten Nachkommen vernichtet worden.13 Bisher waren sie durch die Künste ihrer Zauberer ungläubig geblieben; jetzt aber mußten sie beim Untergang der Erstgeborenen bekennen: Dieses Volk ist Gottes Sohn.14 Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,15 da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab als harter Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land.16 Es trug das scharfe Schwert deines unerbittlichen Befehls, trat hin und erfüllte alles mit Tod; es berührte den Himmel und stand auf der Erde.17 Plötzlich schreckten sie furchtbare Traumgesichte auf, und ungeahnte Ängste überfielen sie.18 Einer stürzte hier, ein anderer dort halbtot zu Boden und bekannte, aus welchem Grund er sterben mußte.19 Denn die erschreckenden Träume hatten es ihnen vorausgesagt; sie sollten nicht umkommen, ohne zu wissen, warum sie so Schlimmes erlitten.20 Auch die Gerechten lernten eine Probe des Todes kennen: Eine große Anzahl wurde in der Wüste dahingerafft; doch der Zorn hielt nicht lange an.21 Ein Mann ohne Tadel sprang als Vorkämpfer ein mit der Waffe seines heiligen Dienstes, mit Gebet und sühnendem Räucherwerk. Er trat dem Zorn entgegen, machte dem Unheil ein Ende und zeigte so, daß er dein Diener war.22 Er überwand die Not nicht durch Körperkraft und nicht durch Waffengewalt, sondern durch das Wort bezwang er den Strafenden, indem er ihn an die eidlich bekräftigten Bündnisse mit den Vätern erinnerte.23 Denn als die Toten sich schon häuften, trat er dazwischen, hielt seinen Ansturm auf und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab.24 Auf seinem langen Gewand war die ganze Welt dargestellt, auf den vier Reihen der Edelsteine waren die ruhmreichen Namen der Väter eingeschnitten und auf seinem Stirnband dein hoheitsvoller Name.25 Davor wich der Verderber voll Furcht zurück; denn es genügte schon diese Probe des Zornes.

Das Buch der Weisheit Kapitel 19

1 Über die Frevler kam erbarmungsloser Zorn, bis sie vernichtet waren; denn Gott wußte im voraus, wie sie sich verhalten würden:2 Sie selbst hatten den Abzug der Gerechten gestattet und sie sogar dazu gedrängt; dann aber änderten sie ihren Sinn und verfolgten sie.3 Sie waren noch mit der Bestattung der Toten beschäftigt und klagten an ihren Gräbern, als sie in ihrer Torheit einen anderen Entschluß faßten und denen wie Entlaufenen nachsetzten, denen sie flehentlich zugeredet hatten wegzugehen.4 Das selbstverschuldete Verhängnis trieb sie in diesen Untergang und ließ sie alles vergessen, was geschehen war; denn sie sollten über die bisherigen Plagen hinaus die äußerste Strafe erleiden.5 Deinem Volk aber sollte sich ein unerwarteter Weg eröffnen, während jene einen ungewöhnlichen Tod fanden.6 Das Wesen der ganzen Schöpfung wurde neugestaltet; sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben.7 Man sah die Wolke, die das Lager überschattete, trockenes Land tauchte auf, wo zuvor Wasser war; es zeigte sich ein Weg ohne Hindernisse durch das Rote Meer, eine grüne Ebene stieg aus der gewaltigen Flut.8 Von deiner Hand behütet, zogen sie vollzählig hindurch und sahen staunenswerte Wunder.9 Sie weideten wie Rosse, hüpften wie Lämmer und lobten dich, Herr, ihren Retter.10 Denn sie dachten zudem auch an das, was im fremden Land geschehen war: wie Mücken nicht von Tieren, sondern von der Erde hervorgebracht wurden, und wie der Fluß nicht Wassertiere, sondern eine Menge Frösche auswarf.11 Schließlich sahen sie auch Vögel auf eine neue Weise entstehen, als sie, um ihre Gier zu befriedigen, nach üppigen Speisen verlangten.12 Zu ihrem Trost entstiegen nämlich Wachteln dem Meer.13 Die Strafen kamen über die Sünder nicht ohne Warnung durch wuchtige Blitze. Mit Recht mußten sie für ihre bösen Taten leiden, weil sie einen so schlimmen Fremdenhaß gezeigt hatten.14 Während andere die Unbekannten, die zu ihnen kamen, nicht aufnahmen, machten diese sogar Gäste, die ihre Wohltäter waren, zu Sklaven.15 Noch mehr: Gewiß wird auch jene eine Strafe treffen, weil sie Fremde feindselig empfangen hatten;16 diese aber haben Gäste, die sie festlich aufgenommen hatten und die schon die gleichen Bürgerrechte genossen, mit schwerem Frondienst geplagt.17 Wie jene an der Türe des Gerechten mit Blindheit geschlagen wurden, so auch diese, als sie von dichter Finsternis umgeben waren und jeder versuchte, seine Türe zu finden.18 Die Elemente verändern sich untereinander, wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus ändern und doch den gleichen Klang behalten. Dies läßt sich aus der Betrachtung der Geschehnisse deutlich erkennen.19 Landtiere verwandelten sich in Wassertiere, und schwimmende Tiere stiegen ans Land.20 Das Feuer steigerte im Wasser die ihm eigene Kraft, und das Wasser vergaß seine löschende Wirkung.21 Flammen verzehrten nicht das Fleisch der hinfälligen Tiere, die hineingerieten, noch schmolz im Feuer die eisartige, leichtschmelzende himmlische Speise.22 In allem hast du, Herr, dein Volk groß gemacht und verherrlicht; du hast es nicht im Stich gelassen, sondern bist ihm immer und überall beigestanden.

Das Buch Jesus Sirach =

 

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 1

1 Alle Weisheit stammt vom Herrn, und ewig ist sie bei ihm.2 Den Sand des Meeres, die Tropfen des Regens und die Tage der Vorzeit, wer hat sie gezählt?3 Die Höhe des Himmels, die Breite der Erde und die Tiefe des Meeres, wer hat sie gemessen?4 Früher als sie alle ist die Weisheit erschaffen, von Ewigkeit her die verständige Einsicht.5 Die Quelle der Weisheit ist das Wort Gottes in der Höhe; ihre Wege sind die ewigen Gebote. Die Kenntnis der Weisheit, wem wurde sie offenbart? Ihre mannigfachen Wege, wer hat sie erkannt?6 Die Wurzel der Weisheit - wem wurde sie enthüllt, ihre Pläne - wer hat sie durchschaut?7 8 Nur einer ist weise, höchst ehrfurchtgebietend: der auf seinem Thron sitzt, der Herr.9 Er hat sie geschaffen, geschaut und gezählt, sie ausgegossen über all seine Werke.10 Den Menschen ist sie unterschiedlich zugeteilt; er spendet sie denen, die ihn fürchten.11 Die Gottesfurcht ist Ruhm und Ehre, Hoheit ist sie und eine prächtige Krone.12 Die Gottesfurcht macht das Herz froh, sie gibt Freude, Frohsinn und langes Leben.13 Dem Gottesfürchtigen geht es am Ende gut, am Tag seines Todes wird er gepriesen.14 Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, den Glaubenden ist sie angeboren.15 Bei den Frommen hat sie einen dauernden Wohnsitz, und bei ihren Nachkommen wird sie bleiben.16 Fülle der Weisheit ist die Gottesfurcht, sie labt die Menschen mit ihren Früchten.17 Ihr ganzes Haus füllt sie mit Schätzen an, die Speicher mit ihren Gütern.18 Krone der Weisheit ist die Gottesfurcht, sie läßt Heil und Gesundheit sprossen.19 Verständnis und weise Einsicht gießt sie aus, sie erhöht den Ruhm aller, die an ihr festhalten.20 Wurzel der Weisheit ist die Gottesfurcht, ihre Zweige sind langes Leben.21 Die Gottesfurcht hält Sünden fern, wer in ihr verbleibt, vertreibt allen Zorn.22 Ungerechter Zorn kann nicht Recht behalten, wütender Zorn bringt zu Fall.23 Der Geduldige hält aus bis zur rechten Zeit, doch dann erfährt er Freude.24 Bis zur rechten Zeit hält er mit seinen Worten zurück, dann werden viele seine Klugheit preisen.25 In den Kammern der Weisheit liegen kluge Sinnsprüche, doch dem Sünder ist die Gottesfurcht ein Greuel.26 Begehrst du Weisheit, so halte die Gebote, und der Herr wird dir die Weisheit schenken.27 Denn die Gottesfurcht ist Weisheit und Bildung, an Treue und Demut hat Gott Gefallen.28 Sei nicht mißtrauisch gegen die Gottesfurcht, und nahe ihr nicht mit zwiespältigem Herzen!29 Sei kein Heuchler vor den Menschen, und hab acht auf deine Lippen!30 Überhebe dich nicht, damit du nicht fällst und Schande über dich bringst; sonst enthüllt der Herr, was du verbirgst, und bringt dich zu Fall inmitten der Gemeinde, weil du dich der Gottesfurcht genaht hast, obwohl dein Herz voll Trug war.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 2

1 Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann mach dich auf Prüfung gefaßt!2 Sei tapfer und stark, zur Zeit der Heimsuchung überstürze nichts!3 Hänge am Herrn, und weiche nicht ab, damit du am Ende erhöht wirst.4 Nimm alles an, was über dich kommen mag, halt aus in vielfacher Bedrängnis!5 Denn im Feuer wird das Gold geprüft, und jeder, der Gott gefällt, im Schmelzofen der Bedrängnis.6 Vertrau auf Gott, er wird dir helfen, hoffe auf ihn, er wird deine Wege ebnen.7 Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, hofft auf sein Erbarmen, weicht nicht ab, damit ihr nicht zu Fall kommt.8 Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf ihn, und er wird euch den Lohn nicht vorenthalten.9 Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, hofft auf Heil, auf immerwährende Freude und auf Erbarmen!10 Schaut auf die früheren Generationen und seht: Wer hat auf den Herrn vertraut und ist dabei zuschanden geworden? Wer hoffte auf ihn und wurde verlassen? Wer rief ihn an, und er erhörte ihn nicht?11 Denn gnädig und barmherzig ist der Herr; er vergibt die Sünden und hilft zur Zeit der Not.12 Weh den mutlosen Herzen und den schlaffen Händen, dem Menschen, der auf zweierlei Wegen geht.13 Weh dem schlaffen Herzen, weil es nicht glaubt; darum wird es keinen Schutz haben.14 Weh euch, die ihr die Hoffnung verloren habt. Was werdet ihr tun, wenn euch der Herr zur Rechenschaft zieht?15 Wer den Herrn fürchtet, ist nicht ungehorsam gegen sein Wort, wer ihn liebt, hält seine Wege ein.16 Wer den Herrn fürchtet, sucht ihm zu gefallen, wer ihn liebt, ist erfüllt von seinem Gesetz.17 Wer den Herrn fürchtet, macht sein Herz bereit und demütigt sich vor ihm.18 Besser ist es, in die Hände des Herrn zu fallen als in die Hände der Menschen. Denn wie seine Größe, so ist sein Erbarmen, und wie sein Name, so sind auch seine Werke.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 3

1 Hört, ihr Söhne, was das Recht des Vaters ist, und handelt danach, damit es euch gut geht.2 Denn der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren, und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten.3 Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden,4 und wer seine Mutter achtet, gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt.5 Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den eigenen Kindern, und wenn er betet, wird er Erhörung finden.6 Wer den Vater achtet, wird lange leben, und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn.7 Wer den Herrn fürchtet, ehrt seinen Vater und dient seinen Eltern wie Vorgesetzten.8 Mein Sohn, ehre deinen Vater in Wort und Tat, damit aller Segen über dich kommt.9 Der Segen des Vaters festigt die Wurzel, doch der Fluch der Mutter reißt die junge Pflanze aus.10 Such deinen Ruhm nicht darin, den Vater herabzusetzen, denn das ist keine Ehre für dich.11 Die Ehre eines Menschen ist die seines Vaters; wer seine Mutter verachtet, sündigt schwer.12 Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an, und betrübe ihn nicht, solange er lebt.13 Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach, und beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft!14 Denn die Liebe zum Vater wird nicht vergessen, sie wird als Sühne für deine Sünden eingetragen.15 Zur Zeit der Bedrängnis wird sie dir vergolten werden; sie läßt deine Sünden schmelzen wie Wärme den Reif.16 Wie ein Gotteslästerer handelt, wer seinen Vater im Stich läßt, und von Gott ist verflucht, wer seine Mutter kränkt.17 Mein Sohn, bei all deinem Tun bleibe bescheiden, und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt.18 Je größer du bist, um so mehr bescheide dich, dann wirst du Gnade finden bei Gott.19 20 Denn groß ist die Macht Gottes, und von den Demütigen wird er verherrlicht.21 Such nicht zu ergründen, was dir zu wunderbar ist, untersuch nicht, was dir verhüllt ist.22 Was dir zugewiesen ist, magst du durchforschen, doch das Verborgene hast du nicht nötig.23 Such nicht hartnäckig zu erfahren, was deine Kraft übersteigt. Es ist schon zu viel, was du sehen darfst.24 Vielfältig sind die Gedanken der Menschen, schlimmer Wahn führt in die Irre.25 26 Ein trotziges Herz nimmt ein böses Ende, wer aber das Gute liebt, den wird es geleiten.27 Ein trotziges Herz schafft sich viel Leid, und der Frevler häuft Sünde auf Sünde.28 Für die Wunde des Übermütigen gibt es keine Heilung, denn ein giftiges Kraut hat in ihm seine Wurzeln.29 Ein weises Herz versteht die Sinnsprüche , ein Ohr, das auf die Weisheit hört, macht Freude.30 Wie Wasser loderndes Feuer löscht, so sühnt Mildtätigkeit Sünde.31 Wer Gutes tut, dem begegnet es auf seinen Wegen, sobald er wankt, findet er eine Stütze.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 4

1 Mein Sohn, entzieh dem Armen nicht den Lebensunterhalt, und laß die Augen des Betrübten nicht vergebens warten!2 Enttäusche den Hungrigen nicht, und das Herz des Unglücklichen errege nicht!3 Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht,4 und mißachte nicht die Bitten des Geringen!5 Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten, und gib ihm keinen Anlaß, dich zu verfluchen.6 Schreit der Betrübte im Schmerz seiner Seele, so wird Gott, sein Fels, auf sein Wehgeschrei hören.7 Mach dich beliebt in der Gemeinde, beuge das Haupt vor dem, der sie führt.8 Neige dem Armen dein Ohr zu, und erwidere ihm freundlich den Gruß!9 Rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern; ein gerechtes Gericht sei dir nicht widerwärtig.10 Sei den Waisen wie ein Vater und den Witwen wie ein Gatte! Dann wird Gott dich seinen Sohn nennen, er wird Erbarmen mit dir haben und dich vor dem Grab bewahren.11 Die Weisheit belehrt ihre Söhne, sie mahnt eindringlich alle, die auf sie achten.12 Wer sie liebt, liebt das Leben, wer sie sucht, wird Gott gefallen.13 Wer sie ergreift, findet Ehre beim Herrn und wird unter Gottes Segen leben.14 Der Dienst an ihr ist Dienst am Heiligtum; wer sie liebt, den liebt der Herr.15 Wer auf mich hört, wird gerecht richten, wer mir zuhört, wohnt in meinen innersten Kammern.16 Hat er Vertrauen zu mir, wird er mich erlangen, auch seine Nachkommen werden mich besitzen.17 Denn unerkannt gehe ich mit ihm und prüfe ihn durch Versuchungen. Furcht und Bangen lasse ich über ihn kommen, bis sein Herz von mir erfüllt ist.18 Dann wende ich mich ihm zu, zeige ihm den geraden Weg und enthülle ihm meine Geheimnisse.19 Weicht er ab, so verwerfe ich ihn und überlasse ihn denen, die ihn vernichten.20 Mein Sohn, achte auf die rechte Zeit, und scheue das Unrecht! Deiner selbst sollst du dich nicht schämen müssen.21 Es gibt eine Scham, die Sünde bringt, und eine Scham, die Ehre und Ruhm einträgt.22 Sei nicht parteiisch, dir selbst zum Schaden, strauchle nicht, dir selbst zum Fall.23 Halte zur rechten Zeit dein Wort nicht zurück, verbirg deine Weisheit nicht!24 Denn die Weisheit zeigt sich in der Rede und die Einsicht in der Antwort der Zunge.25 Widerstreite der Wahrheit nicht; deiner Torheit sollst du dich schämen.26 Schäme dich nicht, von der Sünde umzukehren, leiste nicht trotzig Widerstand!27 Unterwirf dich nicht dem Toren, nimm keine Rücksicht auf den Herrscher!28 Bis zum Tod setz dich ein für das Recht, dann wird der Herr für dich kämpfen.29 Sei nicht prahlerisch mit deinen Worten und schlaff und matt in deinem Tun!30 Spiel nicht in deinem Haus den Löwen, vor dem sich deine Knechte fürchten müssen.31 Deine Hand sei nicht ausgestreckt zum Nehmen und verschlossen beim Zurückgeben.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 5

1 Verlaß dich nicht auf deinen Reichtum, und sag nicht: Ich kann es mir leisten.2 Folg nicht deinem Herzen und deinen Augen, um nach dem Begehren deiner Seele zu leben.3 Sag nicht: Wer vermag etwas gegen meine Macht? Denn der Herr rächt die Verfolgten.4 Sag nicht: Ich habe gesündigt, doch was ist mir geschehen? Denn der Herr hat viel Geduld.5 Verlaß dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde,6 indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, auf den Frevlern ruht sein Grimm.7 Zögere nicht, dich zu ihm zu bekehren, verschieb es nicht Tag um Tag! Denn sein Zorn bricht plötzlich aus, zur Zeit der Vergeltung wirst du dahingerafft.8 Vertrau nicht auf trügerische Schätze; sie nützen nichts am Tag des Zorns.9 Worfle nicht bei jedem Wind, und geh nicht auf jedem Pfad!10 Bleib fest bei deiner Überzeugung, eindeutig sei deine Rede.11 Sei schnell bereit zum Hören, aber bedächtig bei der Antwort!12 Nur wenn du imstande bist, antworte deinem Mitmenschen, wenn nicht, leg die Hand auf den Mund!13 Ehre und Schmach liegen in der Hand des Schwätzers, des Menschen Zunge ist sein Untergang.14 Laß dich nicht doppelzüngig nennen, und verleumde niemand mit deinen Worten! Denn für den Dieb ist Schande bestimmt, schlimme Schmach für den Doppelzüngigen.15 Im Kleinen wie im Großen handle nicht unrecht, sei nicht statt eines Freundes ein Feind!

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 6

1 Schlimmen Ruf und Schande erntet die schmähsüchtige Frau, ebenso schlecht ist der doppelzüngige Mann.2 Verfall nicht der Macht deiner Gier; sie wird wie ein Stier deine Kraft abweiden.3 Dein Laub wird sie fressen, deine Früchte verderben und dich zurücklassen wie einen dürren Baum.4 Freche Gier richtet ihre Opfer zugrunde und macht sie zum Gespött des Feindes.5 Sanfte Rede erwirbt viele Freunde, freundliche Lippen sind willkommen.6 Viele seien es, die dich grüßen, dein Vertrauter aber sei nur einer aus tausend.7 Willst du einen Freund gewinnen, gewinne ihn durch Erprobung, schenk ihm nicht zu schnell dein Vertrauen!8 Mancher ist Freund je nach der Zeit, am Tag der Not hält er nicht stand.9 Mancher Freund wird zum Feind, unter Schmähungen deckt er den Streit mit dir auf.10 Mancher ist Freund als Gast am Tisch, am Tag des Unheils ist er nicht zu finden.11 In deinem Glück ist er eins mit dir, in deinem Unglück trennt er sich von dir.12 Trifft dich ein Unglück, wendet er sich gegen dich und hält sich vor dir verborgen.13 Von deinen Feinden halte dich fern, vor deinen Freunden sei auf der Hut!14 Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden.15 Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, nichts wiegt seinen Wert auf.16 Das Leben ist geborgen bei einem treuen Freund, ihn findet, wer Gott fürchtet.17 Wer den Herrn fürchtet, hält rechte Freundschaft, wie er selbst, so ist auch sein Freund.18 Mein Sohn, lerne Zucht von Jugend an, und du wirst Weisheit gewinnen, bis du ergraut bist.19 Wie ein Pflüger und Schnitter geh auf sie zu, und warte auf ihren reichen Ertrag! Du wirst in ihrem Dienst nur wenig Mühe haben und bald ihre Früchte genießen.20 Rauh ist sie für den Toren, wer ohne Einsicht ist, erträgt sie nicht.21 Wie ein schwerer Stein lastet sie auf ihm, er zögert nicht, sie abzuwerfen.22 Denn die Zucht ist wie ihr Name, vielen ist sie unbequem.23 Höre, mein Sohn, nimm meine Lehre an, verschmäh nicht meinen Rat!24 Bring deine Füße in ihre Fesseln, deinen Hals unter ihr Joch!25 Beuge deinen Nacken, und trage sie, werde ihrer Stricke nicht überdrüssig!26 Mit ganzem Herzen schreite auf sie zu, mit voller Kraft halte ihre Wege ein!27 Frage und forsche, suche und finde! Hast du sie erfaßt, laß sie nicht wieder los!28 Denn schließlich wirst du bei ihr Ruhe finden, sie wandelt sich dir in Freude.29 Ihre Fessel wird dir zum sicheren Schutz, ihre Stricke werden zu goldenen Gewändern.30 Ein Goldschmuck ist ihr Joch, ihre Garne sind ein Purpurband.31 Als Prachtgewand kannst du sie anlegen, sie aufsetzen als herrliche Krone.32 Wenn du willst, mein Sohn, kannst du weise werden, du wirst klug, wenn du dein Herz darauf richtest.33 Bist du bereit zu hören, so wirst du belehrt, neigst du dein Ohr, erlangst du Bildung.34 Verweile gern im Kreis der Alten, wer weise ist, dem schließ dich an!35 Lausche gern jeder ernsten Rede, keinen Weisheitsspruch laß dir entgehen!36 Achte auf den, der Weisheit hat, und suche ihn auf; dein Fuß trete seine Türschwelle aus.37 Achte auf die Furcht vor dem Herrn, sinn allezeit über seine Gebote nach! Dann gibt er deinem Herzen Einsicht, er macht dich weise, wie du es begehrst.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 7

1 Tu nichts Böses, so trifft dich nichts Böses.2 Bleib der Sünde fern, so meidet sie dich.3 Sä nicht in Furchen des Unrechts, damit du es nicht siebenfach erntest.4 Begehr von Gott kein Herrscheramt und vom König keinen Ehrenplatz!5 Halte dich nicht für gerecht vor Gott, nicht für klug vor dem König!6 Begehr nicht, Herrscher zu werden, wenn dir die Kraft fehlt, dem Übermut zu steuern; du würdest sonst den Vornehmen fürchten und deine Ehre beflecken.7 Setz dich nicht ins Unrecht bei der Versammlung am Tor, bring dich nicht selbst zu Fall vor der Gemeinde!8 Sinne nicht darauf, die Sünde zu wiederholen; schon bei einer bleibst du nicht straflos.9 Sag nicht: Auf die Menge meiner Gaben wird Gott sehen, und wenn ich dem Höchsten opfere, nimmt er es an.10 Sei nicht kleinmütig beim Gebet und nicht säumig beim Wohltun!11 Blick nicht geringschätzig auf einen Verbitterten; bedenk, daß einer da ist, der erhöht und erniedrigt.12 Sinne nicht auf Unrecht gegen deinen Bruder, auch nicht gegen den Freund und Gefährten.13 Jede Lüge mißfalle dir; denn sie hat nichts Gutes zu erhoffen.14 Rede nicht heimlich in der Versammlung der Fürsten, und wiederhol nicht die Worte beim Gebet!15 Sei nicht leichtfertig bei der schweren Arbeit auf dem Acker, denn von Gott ist sie zugewiesen.16 Überschätz dich nicht vor dem Volk; bedenk, daß der Zorn nicht ausbleibt.17 Demütige deinen Stolz ganz tief, denn was den Menschen erwartet, ist die Verwesung. 18 Wechsle keinen Freund für Geld, einen treuen Bruder nicht für Gold aus Ofir!19 Verachte nicht eine kluge Frau; liebenswürdige Güte ist mehr wert als Perlen.20 Mißhandle einen Sklaven nicht, der dir treu dient, auch nicht einen Tagelöhner, der sich willig einsetzt.21 Einen klugen Sklaven liebe wie dich selbst, verweigere ihm die Freilassung nicht!22 Hast du Vieh, so schau darauf; ist es brauchbar, so behalt es!23 Hast du Söhne, nimm sie in Zucht, und gib ihnen Frauen in jungen Jahren!24 Hast du Töchter, so behüte ihren Leib; zeig dich ihnen nicht allzu freundlich!25 Bring die Tochter aus dem Haus, dann zieht die Sorge aus; doch verheirate sie nur mit einem verständigen Mann!26 Hast du eine Frau, so verstoße sie nicht, und schenk dein Vertrauen keiner Geschiedenen!27 Ehre deinen Vater von ganzem Herzen, vergiß niemals die Schmerzen deiner Mutter!28 Denk daran, daß sie dir das Leben gaben. Wie kannst du ihnen vergelten, was sie für dich taten?29 Fürchte Gott von ganzem Herzen, seine Priester halt in Ehren!30 Liebe deinen Schöpfer mit aller Kraft, und laß seine Diener nie im Stich!31 Ehre Gott und achte den Priester, entrichte ihm den Anteil, wie es dir geboten ist: den Speiseanteil vom Schuldopfer und die freiwillige Abgabe, die gesetzlichen Schlachtopfer und die heilige Abgabe.32 Streck deine Hand auch dem Armen entgegen, damit dein Segen vollkommen sei.33 Schenk jedem Lebenden deine Gaben, und auch dem Toten versag deine Liebe nicht!34 Entzieh dich nicht den Weinenden, vielmehr trauere mit den Trauernden!35 Säume nicht, den Kranken zu besuchen, dann wirst du von ihm geliebt.36 Bei allem, was du tust, denk an das Ende, so wirst du niemals sündigen.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 8

1 Streite nicht mit einem Mächtigen, damit du ihm nicht in die Hände fällst.2 Kämpf nicht gegen einen Reichen an, sonst wirft er zu deinem Verderben sein Geld ins Gewicht. Schon viele hat das Geld übermütig gemacht, die Herzen der Großen hat es verführt.3 Zank nicht mit einem Schwätzer, und leg nicht noch Holz auf das Feuer!4 Pflege keinen Umgang mit einem Toren; er wird die Weisen doch nur verachten.5 Beschäm keinen, der sich von der Sünde bekehrt hat; denk daran, daß wir alle schuldig sind.6 Beschimpf keinen alten Mann; denn auch mancher von uns wird ein Greis.7 Freu dich nicht, wenn einer gestorben ist, bedenk: Wir alle werden sterben.8 Verwirf die Rede der Weisen nicht, wirf dich vielmehr auf ihre Sinnsprüche! Denn dadurch wirst du Bildung lernen, um vor Fürsten stehen zu können.9 Verachte nicht die Überlieferung der Alten, die sie übernommen haben von ihren Vätern. Dann wirst du Einsicht lernen, um antworten zu können, sobald es notwendig ist.10 Entzünde nicht die Glut des Frevlers, damit du in der Flamme seines Feuers nicht verbrennst.11 Weich einem Zuchtlosen nicht aus, sonst lauert er heimlich auf deine Reden.12 Borge keinem, der mächtiger ist als du. Hast du geborgt, so hast du verloren.13 Bürge für keinen, der höher steht als du. Hast du gebürgt, so mußt du zahlen.14 Rechte nicht mit einem Richter; denn er spricht Recht, wie es ihm beliebt.15 Mit einem Gewalttätigen geh nicht des Wegs, damit du nicht schweres Unheil über dich bringst. Denn er läuft rücksichtslos weiter, und du gehst zugrunde durch seinen Unverstand.16 Einem Jähzornigen biete nicht die Stirn, und reite mit ihm nicht durch die Wüste! Leicht wiegt in seinen Augen die Blutschuld; wenn kein Helfer da ist, bringt er dich um.17 Führe kein vertrauliches Gespräch mit einem Toren; er kann dein Geheimnis nicht für sich behalten.18 Vor einem Fremden tu nichts, was geheim bleiben soll; du weißt nicht, wie er sich am Ende verhält.19 Öffne dein Herz nicht jedem Menschen, und wirf das Glück nicht von dir!

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 9

1 Sei nicht eifersüchtig gegen die Frau an deiner Brust, damit sie nicht auf böse Gedanken gegen dich selbst kommt.2 Liefere dich nicht einer Frau aus, damit sie nicht Gewalt bekommt über dich.3 Nah dich nicht einer fremden Frau, damit du nicht in ihre Netze fällst.4 Verkehr nicht mit einer Saitenspielerin, damit du nicht durch ihre Töne gefangen wirst.5 Denk nicht zuviel an ein Mädchen, damit du nicht seinetwegen der Strafe verfällst.6 Gib dich nicht mit einer Dirne ab, damit sie dich nicht um dein Erbe bringt.7 Schau nicht umher auf den Wegen zur Stadt, streif nicht umher in ihren abgelegenen Winkeln!8 Verhüll dein Auge vor einer reizvollen Frau, blick nicht auf eine Schönheit, die dir nicht gehört. Wegen einer Frau kamen schon viele ins Verderben, sie versengt ihre Liebhaber wie Feuer.9 Streck dich nicht mit einer Verheirateten zum Weingelage hin, sitz nicht berauscht mit ihr zusammen, damit du ihr nicht dein Herz zuneigst und verblutend ins Grab sinkst.10 Gib einen alten Freund nicht auf; denn ein neuer hält nicht zu dir. Neuer Freund, neuer Wein: Nur alt trinkst du ihn gern.11 Sei nicht neidisch auf einen bösen Menschen; denn du weißt nicht, wann sein Tag ihn erreicht.12 Liebäugle nicht mit einem übermütigen Menschen, der Erfolg hat, bedenk, daß er nicht bis zum Tod straflos bleibt.13 Bleib dem Menschen fern, der Macht hat zu töten, und setz dich nicht Todesängsten aus! Nahst du dich ihm, so verfehle dich nicht, sonst nimmt er dir das Leben. Wisse, daß du dich zwischen Schlingen bewegst und über eine Fanggrube schreitest.14 Antworte deinem Nächsten, so gut du kannst, du selbst aber berate dich mit Weisen!15 Stell deine Überlegung zusammen mit Verständigen an, und berate alles in ihrem Kreis!16 Gerechte Männer seien deine Tischgenossen, dein Ruhm bestehe in der Gottesfurcht.17 Die Hände der Weisen fassen das Richtige an, ein redegewandter Weiser ist Herrscher in seinem Volk.18 Gefürchtet in der Stadt ist der Schwätzer, ein prahlerischer Mund ist verhaßt.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 10

1 Ein weiser Herrscher festigt sein Volk, die Regierung eines Verständigen ist wohlgeordnet.2 Wie der Herrscher des Volkes, so seine Beamten, wie das Haupt der Stadt, so ihre Bewohner.3 Ein König ohne Zucht richtet die Stadt zugrunde, volkreich wird die Stadt durch kluge Fürsten.4 In Gottes Hand liegt die Herrschaft über den Erdkreis; er setzt zur rechten Zeit den rechten Mann über ihn.5 In Gottes Hand liegt der Erfolg eines Menschen, er verleiht dem Gesetzgeber seine Würde.6 Füg dem Nächsten keinerlei Unrecht zu, geh nie den Weg des Übermuts!7 Dem Herrn und den Menschen ist Übermut verhaßt, Unterdrückung gilt bei beiden als Untat.8 Die Herrschaft geht von einem Volk auf das andere über wegen Gewalttat und Übermut.9 Warum überhebt sich der Mensch aus Staub und Asche, dessen Leib schon zu Lebzeiten verwest?10 Ein wenig Krankheit bringt den Arzt in Erregung: Heute König, morgen tot!11 Stirbt der Mensch, so wird ihm Moder zuteil, Maden, Geschmeiß und Gewürm.12 Mit dem Trotz des Menschen fängt sein Übermut an, wenn sich sein Herz abkehrt von seinem Schöpfer.13 Ein See der Maßlosigkeit ist die Sünde, aus ihr quillt Unrecht hervor. Darum wirkt Gott Wunder und Plagen und schlägt den Sünder bis zur Vernichtung.14 Gott stürzt den Thron der Stolzen und setzt an ihre Stelle die Demütigen.15 16 Gott verwischt die Spuren der Völker, ihren Wurzelstock schlägt er ab bis auf den Grund.17 Er fegt sie aus dem Land und rottet sie aus, ihr Andenken läßt er von der Erde verschwinden.18 Maßlosigkeit ziemt dem Menschen nicht, frecher Zorn nicht dem von einer Frau Geborenen.19 Welches Geschlecht ist geachtet? Das des Menschen. Welches Geschlecht ist geachtet? Das des Gottesfürchtigen. Welches Geschlecht ist verachtet? Das des Menschen. Welches Geschlecht ist verachtet? Das des Gesetzesübertreters.20 Unter Brüdern ist ihr Oberhaupt geehrt, aber in Gottes Augen der Gottesfürchtige.21 22 Gast und Fremder, Ausländer und Armer: ihr Ruhm ist die Gottesfurcht.23 Keinen verständigen Armen soll man verachten und keinen Gewalttätigen ehren.24 Fürsten, Richter und Herrscher sind geehrt, doch keiner ist größer als der Gottesfürchtige.25 Einem verständigen Sklaven müssen Freie dienen, doch ein kluger Mann braucht nicht zu klagen.26 Spiel nicht den Weisen, wenn du arbeiten sollst, tu nicht vornehm, wenn du in Not bist.27 Besser einer, der arbeitet und großen Reichtum gewinnt, als einer, der vornehm tut und nichts zu essen hat.28 Mein Sohn, in Demut ehre dich selbst, beurteile dich, wie du es verdienst.29 Wer wird den rechtfertigen, der sich selbst ins Unrecht setzt? Wer wird den ehren, der sich selbst die Ehre abspricht?30 Es gibt Arme, die wegen ihrer Klugheit geehrt sind. Es gibt Leute, die wegen ihres Reichtums geehrt sind.31 Wird einer als Armer geehrt, wieviel mehr, wenn er reich wird. Wird einer als Reicher verachtet, wieviel mehr, wenn er arm wird.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 11

1 Weisheit erhebt das Haupt des Armen und läßt ihn unter Fürsten sitzen.2 Lobe keinen Menschen wegen seiner (schönen) Gestalt, verachte keinen Menschen wegen seines (bescheidenen) Aussehens!3 Unansehnlich unter den geflügelten Tieren ist die Biene, und doch bringt sie den besten Ertrag ein.4 Spotte nicht über das Kleid eines Betrübten, verhöhne keinen, der Trauertag hat. Denn unbegreiflich sind die Fügungen des Herrn, verborgen ist den Menschen sein Tun.5 Viele, die unterdrückt waren, bestiegen den Thron, viele, an die niemand dachte, trugen die Krone.6 Viele, die hoch standen, wurden tief verachtet, und Angesehene wurden den Niedrigen ausgeliefert.7 Tadle nicht, ehe du geprüft hast; zuerst untersuche, dann weise zurecht!8 Gib keine Antwort, bevor du gehört hast, sprich nicht mitten in einer Rede!9 Wenn du nicht beleidigt wirst, reg dich nicht auf! Nimm nicht teil am Streit der Übermütigen!10 Mein Sohn, warum willst du dir soviel Mühe bereiten? Es bleibt doch keiner ungestraft, der zu hastig vorandrängt. Läufst du zu rasch, erreichst du das Ziel nicht; fliehst du zu schnell, entkommst du nicht.11 Da müht sich einer, plagt sich und hastet, doch um so mehr bleibt er zurück.12 Da ermattet einer und bricht unterwegs zusammen, ist arm an Kraft und reich an Schwäche, doch das Auge des Herrn schaut ihn gütig an, er schüttelt den schmutzigen Staub von ihm ab.13 Er richtet sein Haupt auf und erhöht ihn, so daß viele über ihn staunen.14 Gutes und Böses, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen vom Herrn.15 16 Irrtum und Finsternis sind für die Sünder erschaffen; wer sich des Bösen rühmt, mit dem wird das Böse alt.]17 Der Lohn des Herrn für den Gerechten steht fest, sein Wille setzt sich für immer durch.18 Mancher wird reich, weil er sich plagt, doch verwirkt er seinen Erwerb.19 Er sagt zwar zu gegebener Zeit: Ich habe Ruhe gefunden, nun will ich meine Güter genießen. Aber er weiß nicht, wie lange es dauert; er hinterläßt sie andern und stirbt.20 Mein Sohn, steh fest in deiner Pflicht, und geh ihr nach, bei deinem Tun bleibe bis ins Alter!21 Wundere dich nicht über die Übeltäter; früh morgens mach dich auf zum Herrn, und hoffe auf sein Licht! Denn leicht ist es in den Augen des Herrn, den Armen plötzlich und schnell reich zu machen.22 Gottes Segen ist der Lohn des Gerechten, zur bestimmten Zeit blüht seine Hoffnung auf.23 Sag nicht: Ich habe meine Wünsche erfüllt, was geht mir noch ab?24 Sag nicht: Ich bin versorgt, welches Unheil könnte über mich kommen?25 Das Glück von heute läßt das Unglück vergessen, das Unglück von heute läßt das Glück vergessen.26 Denn leicht ist es in den Augen des Herrn, am Todestag dem Menschen nach seinen Taten zu vergelten.27 Schlimme Zeit läßt die Lust vergessen, das Ende des Menschen gibt über ihn Auskunft.28 Preise niemand glücklich vor seinem Tod; denn erst an seinem Ende erkennt man den Menschen.29 Bring nicht jeden Menschen ins Haus; denn viele Wunden schlägt der Verleumder.30 Wie ein im Korb gefangener Vogel ist das Herz des Übermütigen oder wie ein Spion, der eine Bresche erspäht.31 Der Verleumder verkehrt Gutes in Böses, und deine besten Absichten bringt er in Verdacht.32 Einen Funken entfacht er zum Brand, der Niederträchtige lauert auf Blut.33 Hüte dich vor einem Bösen; denn er zeugt Böses. Warum willst du für immer einen Makel davontragen?34 Nimmst du den Fremden auf, entfremdet er dich deiner Lebensart; er entzweit dich mit deiner Familie.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 12

1 Wenn du Gutes tust, wisse, wem du es tust, dann wirst du Dank ernten für deine Wohltat.2 Tu dem Gerechten Gutes; dann findest du Lohn, wenn nicht von ihm, so doch vom Herrn.3 Ohne Dank bleibt, wer einen Frevler beschenkt, auch hat er kein gutes Werk vollbracht.4 Gib dem Guten, nicht aber dem Bösen, unterstütze den Demütigen, gib nicht dem Hochmütigen!5 Rüste ihn nicht mit Kampfwaffen aus, sonst greift er dich selbst mit ihnen an. Doppeltes Übel trifft dich für all das Gute, das du ihm getan hast.6 Denn auch Gott haßt die Bösen, den Frevlern vergilt er mit Strafe.7 8 Im Glück erkennt man den Freund nicht, aber im Unglück bleibt der Feind nicht verborgen.9 Im Glück ist auch der Feind ein Freund; im Unglück wendet auch der Freund sich ab.10 Trau niemals einem Feind; denn seine Bosheit gleicht dem rostenden Eisen.11 Zeigt er sich auch willig und tut unterwürfig, nimm dich in acht, und hüte dich vor ihm! Sei zu ihm wie ein Spiegelputzer, und beachte die letzten Spuren des Rostes!12 Laß ihn nicht an deiner Seite stehen, sonst stürzt er dich und tritt an deine Stelle. Laß ihn nicht zu deiner Rechten sitzen, sonst strebt er nach deinem Sitz. Zu spät begreifst du dann meine Worte und stimmst in meine Klage ein.13 Wer bedauert den Schlangenbeschwörer, wenn er gebissen wird, und den, der sich reißenden Tieren nähert?14 Ihnen gleicht, wer mit einem Schurken verkehrt und sich in seine Sünden verstrickt.15 Solange er neben dir steht, zeigt er sich nicht offen, wankst du aber, hält er nicht stand.16 Auf seinen Lippen hat der Gegner süße Worte, doch in seinem Herzen sinnt er auf Verderben. Mag auch der Feind mit seinen Augen weinen, findet er Gelegenheit, wird er an Blut nicht satt.17 Trifft dich ein Unglück, findet er sich ein; als heuchelnder Helfer sucht er dich zu stürzen.18 Er schüttelt den Kopf und schwingt die Hand, doch unter viel dunklem Gerede ändert er das Gesicht.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 13

1 Wer Pech anrührt, dem klebt es an der Hand; wer mit einem Zuchtlosen umgeht, nimmt seine Art an.2 Wie willst du tragen, was dir zu schwer ist? Ist einer reicher als du, wie kannst du mit ihm zusammengehen? Wie kann der irdene Topf mit dem Kessel zusammengehen? Der Kessel stößt an ihn, und er zerbricht.3 Der Reiche tut Unrecht und prahlt noch damit, der Arme leidet Unrecht und muß um Gnade bitten.4 Bist du ihm nützlich, ist er um dich bemüht, brichst du zusammen, läßt er dich im Stich.5 Hast du etwas, gibt er dir schöne Worte, doch er macht dich arm, ohne daß es ihm leid tut.6 Hat er dich nötig, schmeichelt er dir, er lächelt dir zu und macht dir Hoffnung.7 Solange es Vorteil bringt, hält er dich zum besten, zweimal, dreimal täuscht er dich. Sieht er dich dann wieder, geht er an dir vorbei und schüttelt den Kopf über dich.8 Gib acht, wag dich nicht zu weit vor, und werde nicht wie die, denen der Verstand fehlt.9 Naht sich ein Vornehmer, halte dich fern, um so mehr wird er dich an sich ziehen.10 Dräng dich nicht vor, sonst mußt du dich wieder zurückziehen; zieh dich aber nicht ganz zurück, sonst wirst du vergessen.11 Sei nicht zu sicher im freien Umgang mit ihm, trau nicht seinen vielen Reden! Mit seinen vielen Reden sucht er dich zu verführen, er lächelt dir zu und forscht dich aus.12 Grausam handelt der Mächtige und kennt kein Mitleid, gegen das Leben vieler schmiedet er heimliche Pläne.13 Gib acht, und sei vorsichtig, geh nicht mit gewalttätigen Menschen!14 15 Jedes Lebewesen liebt seinesgleichen, jeder Mensch den, der ihm ähnlich ist.16 Jedes Lebewesen hat seinesgleichen um sich, mit seinesgleichen gehe auch der Mensch zusammen.17 Geht etwa der Wolf mit dem Lamm zusammen? Ebensowenig der Frevler mit dem Gerechten.18 Lebt etwa die Hyäne mit dem Hund in Frieden und der Reiche in Frieden mit dem Armen?19 Des Löwen Beute sind die Wildesel in der Wüste; so sind die Geringen die Weide des Reichen.20 Ein Greuel für den Stolzen ist die Demut, ein Greuel für den Reichen ist der Arme.21 Wankt ein Reicher, wird er vom Freund gestützt, wankt ein Geringer, wird er vom Freund gestürzt.22 Redet ein Reicher, so hat er viele Helfer. Sein törichtes Gerede nennen sie schön. Redet ein Geringer, ruft man: Pfui! Mag er auch klug reden, für ihn ist kein Platz.23 Redet ein Reicher, dann schweigen alle, sie erheben seine Klugheit bis zu den Wolken. Redet ein Geringer, heißt es: Wer ist denn das? Stolpert er, dann stoßen sie ihn noch.24 Gut ist der Reichtum, wenn keine Schuld an ihm klebt; schlimm ist die Armut, die aus Übermut entstand.25 Das Herz des Menschen verändert sein Gesicht und macht es heiter oder traurig.26 Zeichen des glücklichen Herzens ist ein frohes Gesicht; Sorgen und Kummer sind quälendes Grübeln.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 14

1 Wohl dem Menschen, dem sein eigener Mund keine Vorwürfe macht, der nicht klagen muß vor Kummer über seine Sünden.2 Wohl dem Menschen, der sich nicht selbst tadeln muß und dessen Hoffnung nicht aufhört.3 Einem Engherzigen steht Reichtum nicht an. Wozu braucht ein Geiziger Gold?4 Wer gegen sich selbst geizt, sammelt für einen andern; in seinen Gütern wird ein Fremder schwelgen.5 Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.6 Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich selbst nichts gönnt, ihn selbst trifft die Strafe für seine Mißgunst.7 Tut er etwas Gutes, dann tut er es aus Versehen, und am Ende zeigt er seine Schlechtigkeit.8 Schlimm ist ein Geizhals, der sein Gesicht abwendet und die Hungernden verachtet.9 Dem Auge des Toren ist sein Besitz zu klein, ein geiziges Auge trocknet die Seele aus.10 Das Auge des Geizigen hastet nach Speise, Unruhe herrscht an seinem Tisch. 11 Mein Sohn, wenn du imstande bist, pflege dich selbst; soweit du kannst, laß es dir gutgehen!12 Denk daran, daß der Tod nicht säumt und die Frist bis zur Unterwelt dir unbekannt ist.13 Bevor du stirbst, tu Gutes dem Freund; beschenk ihn, soviel du vermagst.14 Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!15 Mußt du nicht einem andern deinen Besitz hinterlassen, den Erben, die das Los werfen über das, was du mühsam erworben hast?16 Beschenk den Bruder, und gönn auch dir etwas; denn in der Unterwelt ist kein Genuß mehr zu finden.17 Wir alle werden alt wie ein Kleid; es ist ein ewiges Gesetz: Alles muß sterben.18 Wie sprossende Blätter am grünen Baum - das eine welkt, das andere wächst nach -, so sind die Geschlechter von Fleisch und Blut: das eine stirbt, das andere reift heran.19 Alle ihre Werke vermodern, was ihre Hände schufen, folgt ihnen nach.20 Wohl dem Menschen, der nachsinnt über die Weisheit der sich bemüht um Einsicht,21 der seinen Sinn richtet auf ihre Wege und auf ihre Pfade achtet,22 der ihr nachgeht wie ein Späher und an ihren Eingängen lauert,23 der durch ihre Fenster schaut und an ihren Türen horcht,24 der sich bei ihrem Haus niederläßt und seine Zeltstricke an ihrer Mauer befestigt,25 der neben ihr sein Zelt aufstellt und so eine gute Wohnung hat,26 der sein Nest in ihr Laub baut und in ihren Zweigen die Nacht verbringt,27 der sich in ihrem Schatten vor der Hitze verbirgt und im Schutz ihres Hauses wohnt.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 15

1 Wer den Herrn fürchtet, handelt so, und wer am Gesetz festhält, erlangt die Weisheit.2 Sie geht ihm entgegen wie eine Mutter, wie eine junge Gattin nimmt sie ihn auf.3 Sie nährt ihn mit dem Brot der Klugheit und tränkt ihn mit dem Wasser der Einsicht.4 Er stützt sich auf sie und kommt nicht zu Fall, er vertraut auf sie und wird nicht enttäuscht.5 Sie erhöht ihn über seine Gefährten, sie öffnet ihm den Mund in der Versammlung.6 Sie läßt ihn Jubel und Freude finden, unvergänglichen Ruhm wird sie ihm verleihen.7 Für schlechte Menschen ist sie unerreichbar, Unbeherrschte werden sie nicht schauen.8 Den Zuchtlosen ist sie fern. Lügner denken nicht an sie.9 Schlecht klingt das Gotteslob im Mund des Frevlers, es ist ihm von Gott nicht zugeteilt.10 Im Mund des Weisen erklinge das Gotteslob, und wer dazu Vollmacht hat, unterrichte darin.11 Sag nicht: Meine Sünde kommt von Gott. Denn was er haßt, das tut er nicht.12 Sag nicht: Er hat mich zu Fall gebracht. Denn er hat keine Freude an schlechten Menschen.13 Verabscheuungswürdiges haßt der Herr; alle, die ihn fürchten, bewahrt er davor.14 Er hat am Anfang den Menschen erschaffen und ihn der Macht der eigenen Entscheidung überlassen.15 Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; Gottes Willen zu tun ist Treue.16 Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt.17 Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil.18 Überreich ist die Weisheit des Herrn; stark und mächtig ist er und sieht alles.19 Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen, er kennt alle seine Taten.20 Keinem gebietet er zu sündigen, und die Betrüger unterstützt er nicht.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 16

1 Wünsch dir nicht schöne Kinder, wenn sie nichts taugen, und freu dich nicht über mißratene Söhne!2 Mögen sie auch zahlreich sein, freu dich nicht über sie, wenn sie keine Gottesfurcht besitzen.3 Verlaß dich nicht auf ihre Lebensdauer, setz kein Vertrauen in ihre Zukunft! Besser als tausend ist einer , besser kinderlos sterben als schlimme Nachkommen haben.4 Durch einen einzigen Verständigen vermehrt sich die Stadt, durch die Sippe der Abtrünnigen verödet sie.5 Viel von dem hat mein Auge gesehen, mehr noch hat mein Ohr vernommen:6 Im Kreis der Frevler flammt Feuer auf; gegen ein sündiges Volk entbrennt der Zorn.7 Er hat den Fürsten der Vorzeit nicht verziehen, als sie sich in ihrer Stärke empörten.8 Er hat die Mitbürger Lots nicht geschont, als sie zügellos waren in ihrem Übermut.9 Er hat das todgeweihte Volk nicht geschont, das wegen seiner Sünden das Land verlor,10 auch nicht die sechshunderttausend Mann Fußvolk; sie wurden dahingerafft wegen ihres verbrecherischen Herzens.11 Wie erst ergeht es dem einzelnen, der halsstarrig ist: Ein Wunder wäre es, wenn er straflos bliebe. Denn bei Gott sind Erbarmen und Zorn, er vergibt und verzeiht, doch auch den Zorn schüttet er aus.12 Sein Erbarmen ist so groß wie sein Strafen, jeden richtet er nach seinen Taten.13 Der Verbrecher entkommt nicht mit seinem Raub, doch der Hoffnung des Gerechten setzt Gott kein Ende.14 Jedem Wohltätigen wird sein Lohn zuteil, jeder empfängt nach seinen Taten.15 16 Sein Erbarmen ist allen seinen Geschöpfen sichtbar, sein Licht und sein Dunkel hat er den Menschen zugeteilt.]17 Sag nicht: Ich bin vor Gott verborgen, wer denkt an mich in der Höhe? In der großen Menge bleibe ich unbemerkt, was bin ich in der Gesamtzahl der Menschen?18 Der Himmel, der höchste Himmel, das Meer und das Land, sie wanken, wenn er sie heimsucht.19 Der Untergrund der Berge und die Grundfesten der Erde, sie erbeben gewaltig, wenn er sie anschaut.20 Doch an mich denkt er nicht, und wer achtet auf meine Wege?21 Sündige ich, sieht mich kein Auge, betrüge ich ganz heimlich, wer weiß es? -22 Das gerechte Tun, wer macht es bekannt? Und was darf ich hoffen, wenn ich das Gebot halte?23 Nur ein Unvernünftiger behauptet solches, nur ein törichter Mensch denkt so.24 Hört auf mich, und lernt von meiner Erfahrung, richtet euren Sinn auf meine Worte!25 Wohlüberlegt trage ich meine Gedanken vor, und bescheiden teile ich mein Wissen mit:26 Als Gott am Anfang seine Werke erschuf und ihnen zu ihrem Dasein Gesetze gab,27 hat er ihre Aufgabe für immer festgelegt und ihren Machtbereich für alle Zeiten. Sie ermatten nicht und werden nicht müde, sie lassen nicht nach in ihrer Kraft.28 Keines seiner Werke verdrängt das andere, und bis in Ewigkeit widerstreben sie seinem Befehl nicht.29 Dann hat der Herr auf die Erde geblickt und sie mit seinen Gütern erfüllt.30 Mit allerlei Lebewesen bedeckte er ihre Fläche, und sie kehren wieder zu ihr zurück.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 17

1 Der Herr hat die Menschen aus Erde erschaffen und läßt sie wieder zu ihr zurückkehren.2 Gezählte Tage und eine bestimmte Zeit wies er ihnen zu und gab ihnen Macht über alles auf der Erde.3 Ihm selbst ähnlich hat er sie mit Kraft bekleidet und sie nach seinem Abbild erschaffen.4 Auf alle Wesen legte er die Furcht vor ihnen, über Tiere und Vögel sollten sie herrschen.5 6 Er bildete ihnen Mund und Zunge, Auge und Ohr, und ein Herz zum Denken gab er ihnen.7 Mit kluger Einsicht erfüllte er sie und lehrte sie, Gutes und Böses zu erkennen.8 Er zeigte ihnen die Größe seiner Werke, um die Furcht vor ihm in ihr Herz zu pflanzen.9 Sie sollten für immer seine Wunder rühmen10 und seinen heiligen Namen loben.11 Er hat ihnen Weisheit geschenkt und ihnen das lebenspendende Gesetz gegeben.12 Einen ewigen Bund hat er mit ihnen geschlossen und ihnen seine Gebote mitgeteilt.13 Ihre Augen sahen seine machtvolle Herrlichkeit, ihr Ohr vernahm seine gewaltige Stimme.14 Er sprach zu ihnen: Hütet euch vor allem Unrecht! Er schrieb ihnen ihr Verhalten gegenüber dem Nächsten vor.15 Ihre Wege liegen allezeit offen vor ihm, sie sind nicht verborgen vor seinen Augen.16 17 Für jedes Volk bestellte er einen Herrscher, Israel aber ist der Erbbesitz des Herrn.18 19 Alle ihre Taten stehen vor ihm wie die Sonne, seine Augen ruhen stets auf ihren Wegen.20 Ihre Frevel sind vor ihm nicht verborgen, alle ihre Sünden stehen dem Herrn vor Augen.21 22 Das Almosen eines jeden ist bei ihm wie ein Siegelring, des Menschen Wohltat behütet er wie einen Augapfel.23 Schließlich erhebt er sich und vergilt ihnen, er läßt die Vergeltung über ihr Haupt kommen.24 Den Reumütigen aber gewährt er Umkehr und tröstet die Hoffnungslosen .25 Wende dich zum Herrn, laß ab von der Sünde, bete vor ihm, und beseitige das Ärgernis!26 Kehre zum Höchsten zurück, und wende dich ab vom Bösen, hasse stets das Schlechte!27 Wer wird in der Unterwelt den Höchsten loben anstelle derer, die leben und ihn preisen?28 Beim Toten, der nicht mehr ist, verstummt der Lobgesang; nur der Lebende und Gesunde preist den Herrn.29 Wie groß ist das Erbarmen des Herrn und seine Nachsicht gegen alle, die umkehren zu ihm.30 Denn nicht wie Gott ist der Mensch, Gottes Gedanken sind nicht wie die Gedanken der Menschen.31 Was ist heller als die Sonne? Und selbst sie verfinstert sich; so ist auch das Begehren von Fleisch und Blut böse.32 Das Heer in der Höhe zieht er zur Rechenschaft, erst recht die Menschen, die nur Staub und Asche sind.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 18

1 Der Herr, der in Ewigkeit lebt, hat alles insgesamt erschaffen, der Herr allein erweist sich als gerecht.2 3 4 Keiner vermag seine Werke zu verkünden. Wer ergründet seine großen Taten?5 Wer kann seine gewaltige Größe beschreiben und seine großen Taten aufzählen bis zum Ende?6 Man kann nichts wegnehmen und nichts hinzutun, unmöglich ist es, die Wunder des Herrn zu ergründen.7 Ist der Mensch am Ende angelangt, steht er noch am Anfang, wenn er es aufgibt, ist er ratlos.8 Was ist der Mensch, und wozu nützt er? Was ist gut an ihm, und was ist schlecht?9 Das Leben eines Menschen dauert höchstens hundert Jahre.10 Wie ein Wassertropfen im Meer und wie ein Körnchen im Sand, so verhalten sich die wenigen Jahre zu der Zeit der Ewigkeit.11 Darum hat der Herr mit ihnen Geduld, und er gießt über sie sein Erbarmen aus.12 Er sieht und weiß, daß ihr Ende schlimm ist; darum hat er so viel Nachsicht mit ihnen.13 Das Erbarmen des Menschen gilt nur seinem Nächsten, das Erbarmen des Herrn allen Menschen. Er weist zurecht, erzieht und belehrt und führt wie ein Hirt seine Herde zurück.14 Glücklich alle, die auf sein Erbarmen hoffen und seine Gebote annehmen.15 Mein Sohn, bring keinen Makel auf deine Wohltaten, und füg zu keiner Gabe kränkende Worte!16 Vertreibt nicht der Tau die Hitze? So ist das Wort mehr als die Gabe.17 Ist das Wort nicht mehr wert als die Gabe? Dem Gütigen steht beides wohl an.18 Der Tor schmäht in liebloser Weise, die Gabe des Geizigen macht die Augen traurig.19 Bevor du redest, unterrichte dich, und ehe du krank wirst, sorge für die Gesundheit!20 Noch vor dem Gericht erforsche dich selbst, dann wird dir in der Stunde der Prüfung verziehen.21 Demütige dich, ehe du zu Fall kommst; zur Zeit der Sünde laß Umkehr erkennen!22 Säume nicht, ein Gelübde rechtzeitig einzulösen, warte nicht bis zum Tod, um davon frei zu werden.23 Ehe du gelobst, überdenk dein Gelübde, sei nicht wie einer, der den Herrn versucht.24 Denk an den Zorn am Ende der Tage, an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Gesicht abwendet.25 Denk zur Zeit des Überflusses an die Zeit des Hungers, in den Tagen des Reichtums an Armut und Not!26 Vom Morgen zum Abend wechselt die Zeit, alles eilt dahin vor dem Herrn.27 Ein Weiser nimmt sich immer in acht, in Zeiten der Sünde hütet er sich vor Verfehlung.28 Jeder Verständige soll Weisheit lehren; wer sie gefunden hat, soll ihr Lob verkünden.29 Wer klug zu reden vermag, ist selbst ein Weisheitslehrer und trägt in Bescheidenheit seine Sinnsprüche vor.30 Folg nicht deinen Begierden, von deinen Gelüsten halte dich fern!31 Wenn du erfüllst, was deine Seele begehrt, erfüllst du das Begehren deines Feindes.32 Freu dich nicht über ein wenig Lust; doppelt so schwer wird dann die Armut sein.33 Sei kein Fresser und Säufer; denn sonst bleibt nichts im Beutel.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 19

1 Wer das tut, wird niemals reich, wer das Wenige geringschätzt, richtet sich zugrunde.2 Wein und Weiber machen das Herz zügellos; wer sich an Dirnen hängt, wird frech.3 4 Wer schnell vertraut, ist leichtfertig, wer sündigt, verfehlt sich gegen sich selbst.5 Wer sich über eine Schlechtigkeit freut, wird selbst verachtet, 6 Wer seine Zunge beherrscht, lebt ohne Streit;] wer Gerede verbreitet, dem fehlt es an Verstand.7 Verbreite niemals ein Gerede, dann wird auch dich niemand schmähen.8 Rede weder über Freund noch Feind; wenn du einen Freund hast, enthülle nichts über ihn!9 Denn wer dich hört, wird sich vor dir hüten und dir zur gegebenen Zeit seinen Groll zeigen.10 Hast du etwas gehört, so sterbe es in dir; sei unbesorgt, es wird dich nicht zerreißen.11 Um eines Wortes willen kommt der Tor in Wehen wie eine Gebärende durch ihre Leibesfrucht.12 Wie ein Pfeil im Schenkel sitzt, so steckt das Wort im Leib des Toren.13 Stell den Freund zur Rede, ob er etwas getan hat, und wenn er es getan hat - damit er es nicht wieder tut.14 Stell deinen Nächsten zur Rede, ob er etwas gesagt hat, und wenn er es gesagt hat - damit er es nicht wiederholt.15 Stell den Freund zur Rede, denn oft gibt es Verleumdung; trau nicht jedem Wort!16 Mancher gleitet aus, doch ohne Absicht. Wer hätte noch nie mit seiner Zunge gesündigt?17 Stell deinen Nächsten zur Rede, ehe du ihm Vorwürfe machst. gib dem Gesetz des Höchsten Raum!18 19 20 Alle Weisheit ist Furcht vor dem Herrn; in jeder Weisheit liegt Erfüllung des Gesetzes.21 22 Schlechtes zu kennen ist keine Weisheit, der Rat der Sünder ist keine Klugheit.23 Es gibt eine Schläue, die ein Greuel ist, und es gibt Einfältige, die nichts Schlechtes tun.24 Besser ist es, arm an Klugheit und gottesfürchtig zu sein, als reich an Einsicht, aber das Gesetz zu übertreten.25 Es gibt eine listige Schläue, doch sie ist ungerecht; mancher verstellt sich, um Rechtschaffenheit vorzutäuschen.26 Mancher geht gebeugt und traurig einher, doch sein Inneres ist voll Tücke.27 Er schlägt den Blick nieder und stellt sich taub; wo er nicht durchschaut wird, tritt er gegen dich auf.28 Wenn ihm die Kraft fehlt, Unrecht zu tun, tut er doch Böses, sobald er Gelegenheit findet.29 Am Aussehen erkennt man den Menschen, am Gesichtsausdruck erkennt ihn der Weise.30 Die Kleidung des Menschen offenbart sein Verhalten, die Schritte des Menschen zeigen, was an ihm ist.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 20

1 Manche Ermahnung geschieht zur Unzeit; mancher schweigt, und der ist weise.2 Keinen Dank erntet, wer den Zornigen zurechtweist;3 wer Lob erteilt, bleibt vor Schimpf bewahrt.4 Wie ein Entmannter, der bei einem Mädchen liegt, ist einer, der mit Gewalt das Recht durchsetzen will.5 Mancher schweigt und gilt als weise, mancher wird trotz vielen Redens verachtet.6 Mancher schweigt, weil er keine Antwort weiß, mancher schweigt, weil er die rechte Zeit beachtet.7 Der Weise schweigt bis zur rechten Zeit, der Tor aber achtet nicht auf die rechte Zeit.8 Wer viele Worte macht, wird zum Ekel, der Anmaßende wird gehaßt.9 Mancher Erfolg wird dem Menschen zum Schaden, mancher Gewinn wird zum Verlust.10 Es gibt Geschenke, von denen man nichts hat, es gibt Geschenke, die man doppelt vergüten muß.11 Es gibt Demütigung um der Ehre willen; mancher erhob sein Haupt aus der Erniedrigung.12 Mancher kauft vieles billig ein und muß es doch siebenfach bezahlen.13 Wer klug zu reden weiß, macht sich beliebt, die Liebenswürdigkeit der Toren ist umsonst.14 Vom Geschenk eines Toren hast du nichts, denn sieben Augen hat er, nicht nur eines.15 Er gibt wenig und schimpft viel, er reißt den Mund auf wie ein Ausrufer. Heute leiht er, morgen fordert er zurück; solch ein Mensch ist verhaßt.16 Der Tor sagt: Ich habe keinen Freund, meine Wohltaten finden keinen Dank.17 Alle, die sein Brot essen, haben böse Zungen: Wie oft und wie viel verlachen sie ihn!18 Besser ein Fehltritt auf dem Boden als ein Fehltritt durch die Zunge; so schnell wird auch der Sturz der Bösen kommen.19 Ein Wort zur Unzeit ist ein Braten ohne Salz, im Mund des Ungebildeten findet es sich dauernd.20 Ein Sinnspruch aus dem Mund des Toren wird verachtet, denn er spricht ihn nicht zur rechten Zeit.21 Mancher sündigt nicht, obwohl er arm ist; er läßt sich in seiner Ruhe nicht stören.22 Mancher richtet aus Scham sich selbst zugrunde; weil er (seine Not) verbirgt, geht er unter.23 Mancher gibt aus Scham dem Freund Versprechen und macht ihn sich ohne Grund zum Feind.24 Ein schlimmer Schandfleck am Menschen ist die Lüge; im Mund des Ungebildeten findet sie sich dauernd.25 Besser ein Dieb als einer, der immer nur lügt; beide aber werden zugrunde gehen.26 Das Ende des Lügners ist Schmach, immerfort haftet seine Schande an ihm.27 Wer weise ist im Reden, kommt voran, ein kluger Mann ist bei den Machthabern beliebt.28 Wer das Land bebaut, schichtet hohe Garbenstöße auf; wer den Machthabern gefällt, kann manches Unrecht gutmachen.29 Geschenke und Gaben blenden die Augen der Weisen, wie ein Zügel im Maul lenken sie Vorwürfe ab.30 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz: was nützen sie beide?31 Besser einer, der seine Torheit verbirgt, als einer, der seine Weisheit verbirgt.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 21

1 Mein Sohn, hast du gesündigt, tu es nicht wieder, und bete wegen deiner früheren Sünden!2 Flieh vor der Sünde wie vor der Schlange; kommst du ihr zu nahe, so beißt sie dich. Löwenzähne sind ihre Zähne, sie rauben den Menschen das Leben.3 Wie ein zweischneidiges Schwert ist jedes Unrecht; für die Wunde, die es schlägt, gibt es keine Heilung.4 Gewalttat und Hochmut verwüsten den Wohlstand, das Haus des Übermütigen stürzt ein.5 Das Gebet aus dem Mund des Armen dringt zu den Ohren Gottes, und rasch kommt Gottes Gericht.6 Wer Ermahnung haßt, folgt der Spur des Sünders; wer den Herrn fürchtet, nimmt sie sich zu Herzen.7 Von weitem erkennt man den Schwätzer; der Erfahrene merkt es, wenn jener entgleist.8 Baut einer sein Haus mit fremdem Geld, sammelt er Steine für einen Schutthaufen.9 Ein Bündel Werg ist die Versammlung der Ruchlosen, ihr Ende ist die Feuerflamme.10 Der Weg der Sünder ist frei von Steinen; doch sein Ende ist die Tiefe der Unterwelt.11 Wer das Gesetz befolgt, beherrscht seinen Trieb, und Gottesfurcht ist vollendete Weisheit.12 Der Unkluge läßt sich nicht erziehen; doch es gibt auch Klugheit, die viel Bitterkeit einträgt.13 Das Wissen des Weisen schwillt an wie ein Bach, wie ein lebendiger Quell ist sein Rat.14 Das Herz des Toren ist wie eine geborstene Zisterne: Es hält keine Weisheit fest.15 Hört der Verständige ein weises Wort, lobt er es und fügt andere hinzu. Hört es der Leichtfertige, lacht er darüber, er wirft es weit hinter sich.16 Das Gespräch des Toren ist wie eine Last auf der Reise, doch auf den Lippen des Verständigen findet sich Anmut.17 Die Rede des Weisen begehrt man in der Versammlung, und seine Worte überdenkt man im Herzen.18 Wie ein Gefängnis ist dem Toren die Weisheit, Erkenntnis ist dem Unverständigen wie eine Fessel.19 Wie Ketten an den Füßen ist dem Unvernünftigen die Zucht und wie Handschellen an der rechten Hand.20 Der Tor lacht mit lauter Stimme, der Kluge aber lächelt kaum leise.21 Wie ein goldener Schmuck ist dem Weisen die Zucht und wie eine Spange am rechten Arm.22 Der Fuß des Toren eilt rasch ins Haus, der Besonnene aber wartet bescheiden.23 Der Tor blickt durch die Tür ins Haus hinein, der Wohlerzogene bleibt draußen stehen.24 Ungezogen ist es, an der Tür zu horchen, der Verständige aber verschließt seine Ohren.25 Die Lippen der Frevler erzählen ihre eigene Torheit, die Worte der Verständigen sind wohlabgewogen.26 Die Toren haben ihr Herz auf der Zunge, die Weisen haben ihre Zunge im Herzen.27 Verflucht der Ruchlose den Gerechten, so verflucht er sich selbst.28 Sich selbst besudelt der Verleumder; wo er wohnt, ist er verhaßt.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 22

1 Einem beschmutzten Stein gleicht der Faule jeder ruft pfui, weil er ekelhaft ist.2 Einem Ballen Kot gleicht der Faule, jeder, der ihn berührt hat, schüttelt sich die Hand ab.3 Schande für den Vater ist ein mißratener Sohn, eine (mißratene) Tochter ist ihm zur Schmach geboren.4 Eine kluge Tochter bringt ihrem Mann Besitz ein, eine schändliche macht ihrem Vater Kummer;5 die trotzige bereitet dem Vater und dem Gatten Schande, von beiden wird sie verachtet.6 Wie Musik zur Trauer ist eine Rede zur falschen Zeit, Schläge und Zucht aber zeugen stets von Weisheit.7 8 9 Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen, er sucht einen Schlafenden aus tiefem Schlummer zu wecken.10 Wer mit einem Toren redet, redet einen Schlafenden an; schließlich fragt dieser: Was ist denn?11 Über einen Toten weine, denn das Lebenslicht erlosch ihm; über einen Toren weine, denn die Einsicht erlosch ihm. Weniger weine über einen Toten, denn er ruht aus; das schlechte Leben des Toren ist schlimmer als der Tod.12 Die Trauer um den Toten währt sieben Tage, die um den Toren und Ruchlosen alle Tage seines Lebens.13 Mit einem Unvernünftigen mach nicht viele Worte, und geh nicht mit einem Schwein! Hüte dich vor ihm, damit du dich nicht zu ärgern brauchst und nicht besudelt wirst, wenn es sich schüttelt. Geh ihm aus dem Weg, und du wirst Ruhe finden und keinen Verdruß haben mit seinem Unverstand.14 Was ist schwerer als Blei? Wie könnte es anders heißen als: der Tor?15 Sand, Salz und Eisenblöcke sind leichter zu tragen als ein unvernünftiger Mensch.16 Holzgebälk, eingelassen ins Mauerwerk, löst sich bei keiner Erschütterung: So ist ein Herz, gestützt auf überlegten Rat; zu keiner Zeit verzagt es.17 Ein Herz, das auf kluge Überlegung gegründet ist, ist (fest) wie Sandverputz an glatter Mauer.18 Steinchen, die obenauf liegen, halten dem Wind nicht stand: So ist ein feiges Herz mit törichter Gesinnung: Vor keinem Schrecken hält es stand.19 Wer ins Auge stößt, treibt Tränen heraus; wer ins Herz stößt, treibt Freundschaft hinaus.20 Wer mit Steinen nach Vögeln wirft, verscheucht sie; wer den Freund beschimpft, vertreibt die Freundschaft.21 Hast du gegen den Freund das Schwert gezogen, verzweifle nicht: Es gibt einen Rückweg.22 Hast du den Mund aufgetan gegen den Freund, verzage nicht: Es gibt eine Versöhnung. Doch bei Beschimpfung, Geheimnisverrat und tückischem Schlag entflieht jeder Freund.23 Halte dem Nächsten in der Armut die Treue, dann kannst du mit ihm auch sein Glück genießen. Halte bei ihm aus in der Zeit der Not, dann hast du auch Anteil an seinem Besitz.24 Dem Feuer gehen Rauch und Qualm voraus, ebenso dem Blutvergießen Streitereien.25 Ist dein Freund verarmt, beschäme ihn nicht, und versteck dich nicht vor ihm!26 Hast du einen Freund, plaudere von ihm nichts aus, sonst wird sich jeder, der dich hört, vor dir hüten.27 Wer setzt eine Wache vor meinen Mund, vor meine Lippen ein kunstvolles Siegel, damit ich durch sie nicht zu Fall komme und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürzt?

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 23

1 Herr, Vater und Gebieter meines Lebens, bring mich durch sie nicht zu Fall!2 Wer hält eine Peitsche bereit für mein Denken und eine Zuchtrute für mein Herz, um ihre Vergehen nicht zu schonen und ihnen keine Sünden zu gestatten,3 damit meine Fehler sich nicht mehren, meine Sünden sich nicht häufen und ich nicht zu Fall komme vor meinen Feinden, so daß mein Gegner sich über mich freuen könnte?4 Herr, Vater und Gott meines Lebens, überlaß mich nicht ihrem Plan!5 Übermütige Augen gib mir nicht, halte fern von mir die Begierde!6 Unzucht und Sinnenlust sollen mich nicht ergreifen, schamloser Gier gib mich nicht preis!7 Ihr Söhne, vernehmt die Unterweisung über das Reden; wer sie beachtet, verfehlt sich nicht.8 Durch seine Lippen verstrickt sich der Sünder, Lästerer und Stolze stürzen durch sie.9 Gewöhn deinen Mund nicht ans Schwören, den Namen des Heiligen zu nennen, gewöhn dir nicht an!10 Wie ein Sklave, der dauernd straffällig wird, von Striemen nie frei bleibt, so bleibt von Sünde nicht rein, wer immerfort schwört und Gottes Namen ausspricht.11 Ein Mensch, der viel schwört, häuft Schuld auf sich, die Strafrute weicht nicht von seinem Haus. Verfehlt er sich unbedacht, lastet seine Sünde auf ihm; übersieht er den Schwur, sündigt er doppelt, schwört er falsch, bleibt er nicht ungestraft; ja, sein Haus wird von Leiden erfüllt.12 Es gibt ein Reden, das der Pest vergleichbar ist; möge es sich im Erbland Jakobs nicht finden. Den Frommen liegt dies alles fern, sie wälzen sich nicht in Sünden.13 Gewöhn deinen Mund nicht an Zuchtlosigkeit; denn es kommt dabei zu sündhaften Reden.14 Denk an Vater und Mutter, wenn du im Kreis der Großen sitzt, damit du bei ihnen keinen Anstoß erregst und nicht durch dein Benehmen dich zum Toren machst und wünschen mußt, nicht geboren zu sein, und den Tag deiner Geburt verfluchst.15 Hat sich einer an schändliche Reden gewöhnt, nimmt er sein Leben lang keine Zucht mehr an.16 Zwei Gruppen von Menschen häufen die Sünden, drei ziehen den Zorn herbei: Leidenschaftliche Begierde, sie brennt wie Feuer und erlischt nicht, bis sie sich verzehrt hat; der Mensch, der am eigenen Leib Unzucht treibt und nicht aufhört, bis das Feuer verglüht;17 der Wollüstige, dem jedes Brot süß schmeckt, der nicht aufhört, bis er tot ist;18 der Mensch, der Ehebruch treibt auf seinem Lager, der bei sich denkt: Wer sieht mich? Dunkel umgibt mich, Wände verbergen mich, keiner sieht mich, warum sollte ich mich fürchten zu sündigen?19 Er denkt nicht an den Höchsten, nur die Augen der Menschen fürchtet er. Er bedenkt nicht, daß die Augen des Herrn zehntausendmal heller sind als die Sonne, daß sie alle Wege des Menschen sehen und die geheimsten Winkel durchdringen.20 Schon ehe es geschieht, ist ihm alles bekannt, ebenso, wenn es vollbracht ist.21 Jener wird auf den Straßen der Stadt verurteilt; wo er es nicht vermutet, da wird er ergriffen.22 So auch die Frau, die ihren Mann verläßt und von einem andern einen Erben zur Welt bringt:23 Erstens war sie dem Gesetz des Höchsten untreu, zweitens hat sie sich gegen ihren Gatten vergangen, drittens hat sie in Unzucht die Ehe gebrochen und von einem andern Kinder zur Welt gebracht.24 Sie wird vor die Gemeinde geführt, und ihre Kinder werden es büßen müssen.25 Ihre Sprößlinge werden keine Wurzel treiben, und ihre Zweige keine Frucht bringen.26 Ihr Andenken hinterläßt sie zum Fluch, ihre Schande wird niemals getilgt.27 Alle Bewohner des Landes werden erkennen, alle Nachkommen werden einsehen: Nichts ist besser als die Furcht vor dem Herrn, nichts süßer, als seine Gebote zu halten.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 24

1 Die Weisheit lobt sich selbst, sie rühmt sich bei ihrem Volk.2 Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes und rühmt sich vor seinen Scharen:3 Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor, und wie Nebel umhüllte ich die Erde.4 Ich wohnte in den Höhen, auf einer Wolkensäule stand mein Thron.5 Den Kreis des Himmels umschritt ich allein, in der Tiefe des Abgrunds ging ich umher.6 Über die Fluten des Meeres und über alles Land, über alle Völker und Nationen hatte ich Macht.7 Bei ihnen allen suchte ich einen Ort der Ruhe, ein Volk, in dessen Land ich wohnen könnte.8 Da gab der Schöpfer des Alls mir Befehl; er, der mich schuf, wußte für mein Zelt eine Ruhestätte. Er sprach: In Jakob sollst du wohnen, in Israel sollst du deinen Erbbesitz haben.9 Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen, und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht.10 Ich tat vor ihm Dienst im heiligen Zelt und wurde dann auf dem Zion eingesetzt.11 In der Stadt, die er ebenso liebt wie mich, fand ich Ruhe, Jerusalem wurde mein Machtbereich.12 Ich faßte Wurzel bei einem ruhmreichen Volk, im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz.13 Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor, wie ein wilder Ölbaum auf dem Hermongebirge.14 Wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich empor, wie Oleandersträucher in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum in der Schefela, wie eine Platane am Wasser wuchs ich empor.15 Wie Zimt und duftendes Gewürzrohr, wie beste Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus, wie Galbanum, Onyx und Stakte, wie Weihrauchwolken im heiligen Zelt.16 Ich breitete wie eine Terebinthe meine Zweige aus, und meine Zweige waren voll Pracht und Anmut.17 Wie ein Weinstock trieb ich schöne Ranken, meine Blüten wurden zu prächtiger und reicher Frucht.18 19 Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, sättigt euch an meinen Früchten!20 An mich zu denken ist süßer als Honig, mich zu besitzen ist besser als Wabenhonig. 21 Wer mich genießt, den hungert noch, wer mich trinkt, den dürstet noch.22 Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, wer mir dient, fällt nicht in Sünde. 23 Dies alles ist das Bundesbuch des höchsten Gottes, das Gesetz, das Mose uns vorschrieb als Erbe für die Gemeinde Jakobs.24 25 Es ist voll von Weisheit, wie der Pischonfluß (voll Wasser ist), wie der Tigris in den Tagen der ersten Ähren;26 es strömt über von Einsicht, ähnlich der Flut des Eufrat, ähnlich dem Jordan in den Tagen der Ernte;27 es fließt von Belehrung über, ähnlich dem Nil, ähnlich dem Gihon in den Tagen der Weinlese.28 Wer als erster es erforschte, kam nicht ans Ende, ebensowenig ergründet es der letzte.29 Übervoll wie das Meer ist sein Sinn, sein Rat ist tiefer als der Ozean.30 Ich selbst war wie ein Bewässerungsgraben, wie ein Kanal, der hinabfließt zum Garten.31 Ich dachte: Ich will meinen Garten tränken, meine Beete bewässern. Da wurde mir der Kanal zum Strom, und mein Strom wurde zum Meer.32 So strahle ich weiterhin Belehrung aus wie die Morgenröte, ich lasse sie leuchten bis in die Ferne.33 Weiterhin gieße ich Lehre aus wie Prophetenworte und hinterlasse sie den fernsten Generationen.34 Seht, nicht allein für mich habe ich mich geplagt, sondern für alle, die Weisheit suchen.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 25

1 Drei Dinge gefallen mir, sie sind Gott und den Menschen angenehm: Eintracht unter Brüdern, Liebe zwischen Freunden, Mann und Frau, die einander verstehen.2 Drei Gruppen von Menschen sind mir verhaßt, ihre Lebensweise verabscheue ich sehr: den hochmütigen Armen, den betrügerischen Reichen, den ehebrecherischen Greis ohne Vernunft.3 Hast du in der Jugend nicht gesammelt, wie wirst du im Alter etwas haben?4 Wie gut steht Hochbetagten rechtes Urteil an und den Alten, Rat zu wissen.5 Wie gut steht Hochbetagten Weisheit an, würdigen Männern Überlegung und Rat.6 Ein Ehrenkranz der Alten ist reiche Erfahrung, ihr Ruhm ist die Gottesfurcht.7 Neun, die ich im Sinn habe, preise ich, zehn führe ich rühmend im Mund: Einen Mann, der Freude hat an seinen Kindern, und einen, der den Sturz seiner Feinde erlebt.8 Wohl dem Gatten einer klugen Frau, und der nicht gleichsam mit einem Gespann von Ochs und Esel pflügen muß. Wohl dem, der nicht durch seine Zunge zu Fall kommt und der keinem dienen muß, der unter ihm steht.9 Wohl dem, der einen Freund fand und der zu Ohren sprechen darf, die hören.10 Wie groß ist einer, der Weisheit fand; doch keiner übertrifft den Gottesfürchtigen.11 Die Furcht vor dem Herrn überragt alles; wer an ihr festhält, ist mit niemand vergleichbar.12 13 Jede Wunde, nur keine Herzenswunde; jede Bosheit, nur keine Frauenbosheit.14 Jedes Ungemach, nur kein Ungemach durch die zurückgesetzte Frau, jede Rache, nur keine Rache durch die Nebenfrau.15 Kein Gift ist schlimmer als Schlangengift, kein Zorn schlimmer als Frauenzorn.16 Lieber mit einem Löwen oder Drachen zusammenhausen, als bei einer bösen Frau wohnen.17 Die Schlechtigkeit einer Frau macht ihr Aussehen düster und verfinstert ihr Gesicht wie das einer Bärin.18 Sitzt ihr Mann im Freundeskreis, muß er unwillkürlich seufzen.19 Kaum eine Bosheit ist wie Frauenbosheit; das Los des Sünders treffe auf sie.20 Wie ein sandiger Aufstieg für die Füße eines Greises ist eine zungenfertige Frau für einen stillen Mann.21 Fall nicht herein auf die Schönheit einer Frau, begehre nicht, was sie besitzt.22 Denn harte Knechtschaft und Schande ist es, wenn eine Frau ihren Mann ernährt.23 Bedrücktes Herz und düsteres Gesicht und ein wundes Herz: eine böse Frau; schlaffe Hände und zitternde Knie: eine Frau, die ihren Mann nicht glücklich macht.24 Von einer Frau nahm die Sünde ihren Anfang, ihretwegen müssen wir alle sterben.25 Gib dem Wasser keinen Abfluß und einer schlechten Frau keine Freiheit!26 Geht sie dir nicht zur Seite, trenn sie von deinem Leib!

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 26

1 Eine gute Frau - wohl ihrem Mann! Die Zahl seiner Jahre verdoppelt sich.2 Eine tüchtige Frau pflegt ihren Mann; so vollendet er seine Jahre in Frieden.3 Eine gute Frau ist ein guter Besitz; er wird dem zuteil, der Gott fürchtet;4 ob reich, ob arm, sein Herz ist guter Dinge, sein Gesicht jederzeit heiter.5 Vor drei Dingen bangt mir das Herz, vor vieren befällt mich die Furcht: Gerede in der Stadt, Auflauf der Massen und Verleumdung - schlimmer sind sie alle als der Tod.6 Eine eifersüchtige Frau bringt Kummer und Betrübnis, die Geißel der Zunge ist allen (vieren) gemeinsam.7 Ein scheuerndes Ochsenjoch ist eine böse Frau; wer sie nimmt, faßt einen Skorpion an.8 Großer Verdruß ist eine trunksüchtige Frau; sie kann ihre Schande nicht verbergen.9 Die lüsterne Frau verrät sich durch ihren Augenaufschlag, an ihren Wimpern wird sie erkannt.10 Gegen eine Schamlose verstärke die Wache, damit sie keine Gelegenheit findet und ausnützt.11 Auf eine Frau mit frechem Blick gib acht; sei nicht überrascht, wenn sie dir untreu wird.12 Wie ein durstiger Wanderer den Mund auftut und vom ersten besten Wasser trinkt, so läßt sie sich vor jedem Pfahl nieder und öffnet den Köcher vor dem Pfeil.13 Die Anmut der Frau entzückt ihren Mann, ihre Klugheit erfrischt seine Glieder.14 Eine Gottesgabe ist eine schweigsame Frau, unbezahlbar ist eine Frau mit guter Erziehung.15 Anmut über Anmut ist eine schamhafte Frau; kein Preis wiegt eine auf, die sich selbst beherrscht.16 Wie die Sonne aufstrahlt in den höchsten Höhen, so die Schönheit einer guten Frau als Schmuck ihres Hauses.17 Wie die Lampe auf dem heiligen Leuchter scheint, so ein schönes Gesicht auf einer edlen Gestalt.18 Wie goldene Säulen auf silbernem Sockel sind schlanke Beine auf wohlgeformten Füßen.19 20 Hast du auf dem ganzen Feld einen fruchtbaren Acker ausgesucht, streu getrost deine Saat aus zur Fortpflanzung deines Geschlechts!21 Dann werden deine Kinder dich umgeben, sie werden groß werden im Vertrauen auf das edle Geschlecht.22 Eine käufliche Frau ist dem Auswurf gleichzuachten, eine Verheiratete ist für ihre Liebhaber wie ein Turm des Todes.23 Eine ruchlose Frau wird dem Frevler zuteil, eine fromme erhält, wer den Herrn fürchtet.24 Eine schamlose Frau zerstört die Scham, eine anständige Frau hat Scheu auch vor dem eigenen Mann.25 Eine unverschämte Frau wird wie ein Hund geachtet, eine schamhafte fürchtet den Herrn.26 Eine Frau, die ihren Mann ehrt, erscheint allen als weise, eine Frau, die ihn verachtet, wird von allen als ruchlos erkannt.27 Eine großsprecherische und zungenfertige Frau erscheint wie eine schmetternde Kriegstrompete. Ein jeder Mann, der dazu schweigen muß, muß sein Leben in Kriegsunruhen verbringen.]28 Über zwei Dinge ist mein Herz betrübt, über drei packt mich der Zorn: Ein vermögender Mann, der arm wird und darben muß, und angesehene Männer, wenn sie mißachtet werden; wer von der Gerechtigkeit zur Sünde abweicht, den bestimmt der Herr für das Schwert.29 Schwerlich bleibt ein Kaufmann frei von Schuld; ein Händler wird sich nicht rein halten von Sünde.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 27

1 Des Geldes wegen haben schon viele gesündigt; wer es anzuhäufen sucht, schaut nicht genau hin.2 Zwischen zwei Steine läßt sich ein Pflock stecken; so drängt sich zwischen Kauf und Verkauf die Sünde.3 Hältst du nicht fest an der Gottesfurcht, stürzt plötzlich und bald dein Haus zusammen.4 Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; so entdeckt man die Fehler eines Menschen, wenn man über ihn nachdenkt.5 Töpferware wird nach der Brennhitze des Ofens eingeschätzt, ebenso der Mensch nach dem Urteil, das man über ihn fällt.6 Der Art des Baumes entspricht seine Frucht; so wird ein jeder nach seiner Gesinnung beurteilt.7 Lobe keinen Menschen, ehe du ihn beurteilt hast; denn das ist die Prüfung für jeden.8 Strebst du nach Gerechtigkeit, so erlangst du sie, wie ein Prachtgewand kannst du sie anlegen.9 Vögel lassen sich bei ihresgleichen nieder; Treue kommt zu denen, die sie üben.10 Der Löwe lauert auf Beute; so auch die Sünde auf alle, die Unrecht tun.11 Die Rede des Frommen ist immer klug, der Tor aber ändert sich wie der Mond.12 Im Kreis von Toren schau auf die Zeit, im Kreis von Verständigen aber verweile!13 Die Rede der Toren ist abscheulich, ihr Lachen schwelgt in sündhafter Lust.14 Beim Gerede dessen, der viel schwört, sträuben sich die Haare, bei seinem Gezänk hält man sich die Ohren zu.15 Zu Blutvergießen führt der Streit der Übermütigen, ihr Schimpfen ist unerträglich.16 Wer Geheimes verrät, zerstört das Vertrauen, er findet keinen Freund, der zu ihm steht.17 Liebe den Freund, und sei ihm treu! Hast du aber seine Geheimnisse verraten, brauchst du ihm nicht mehr nachzugehen.18 Denn wie ein Mensch, der seinen Besitz vertan hat, so hast du die Freundschaft des Gefährten vertan.19 Und wie man einen Vogel aus der Hand wegfliegen läßt, so hast du den Freund weggehen lassen und fängst ihn nie wieder ein.20 Lauf ihm nicht nach, denn er ist schon zu weit, wie eine Gazelle aus der Schlinge ist er entflohen.21 Eine Wunde läßt sich verbinden, ein Streit beilegen, doch wer ein Geheimnis verrät, hat keine Hoffnung.22 Wer mit dem Auge zwinkert, plant Böses, wer einen solchen Menschen sieht, hält sich von ihm fern.23 Ins Gesicht hinein macht er dir schöne Worte und bewundert deine Reden; nachher aber dreht er seine Worte um und bringt dich durch deine eigenen Worte zu Fall.24 Vieles ist mir verhaßt, aber nichts so wie er; auch der Herr wird ihn hassen.25 Wer einen Stein hochwirft, auf den fällt er zurück, wer hinterlistig schlägt, verwundet sich selbst.26 Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, wer eine Schlinge legt, verfängt sich in ihr.27 Wer Unrecht tut, auf den rollt es zurück, und er weiß nicht, woher es ihm kommt.28 Spott und Schimpf treffen den Übermütigen, wie ein Löwe lauert die Rache auf ihn.29 Schlingen und Netze fangen die, die sie machen, und lassen sie nicht los bis zum Tag ihres Todes.30 Groll und Zorn, auch diese sind abscheulich, nur der Sünder hält daran fest.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 28

1 Wer sich rächt, an dem rächt sich der Herr; dessen Sünden behält er im Gedächtnis.2 Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du betest, auch deine Sünden vergeben.3 Der Mensch verharrt im Zorn gegen den andern, vom Herrn aber sucht er Heilung zu erlangen?4 Mit seinesgleichen hat er kein Erbarmen, aber wegen seiner eigenen Sünden bittet er um Gnade?5 Obwohl er nur ein Wesen aus Fleisch ist, verharrt er im Groll, wer wird da seine Sünden vergeben?6 Denk an das Ende, laß ab von der Feindschaft, denk an Untergang und Tod, und bleib den Geboten treu!7 Denk an die Gebote, und grolle dem Nächsten nicht, denk an den Bund des Höchsten, und verzeih die Schuld!8 Bleib fern dem Streit, dann verringerst du die Zahl der Sünden; denn ein jähzorniger Mensch entfacht Streit.9 Ein sündiger Mensch bringt Freunde durcheinander, zwischen friedliche Leute schleudert er Zwietracht.10 Je nach dem Brennstoff flammt das Feuer auf, je nach dem Einfluß wächst der Streit. Je nach der Macht eines Menschen wütet sein Zorn, je nach dem Reichtum steigert er seine Wut.11 Ein schneller Funke entzündet das Feuer, ein schneller Streit führt zu Blutvergießen.12 Bläst du den Funken an, flammt er auf; spuckst du darauf, so erlischt er: Beides kommt aus deinem Mund.13 Der Verleumder sei verflucht; viele, die friedlich lebten, hat er zugrunde gerichtet.14 Der Verleumder hat schon viele zum Wanken gebracht und sie von Volk zu Volk getrieben; feste Städte hat er zerstört, Paläste von Großen umgestürzt.15 Der Verleumder hat tüchtige Frauen weggejagt und sie des Ertrags ihrer Mühen beraubt.16 Wer auf ihn achtet, findet keine Ruhe, er kann nicht in Frieden wohnen.17 Peitschenhieb schlägt Striemen, Zungenhieb zerbricht Knochen.18 Viele sind gefallen durch ein scharfes Schwert, noch viel mehr sind gefallen durch die Zunge.19 Wohl dem, der vor ihr geschützt ist und ihrer Wut nicht anheimfällt, der nicht ihr Joch ziehen muß, nicht an ihre Stricke gebunden ist.20 Denn ihr Joch ist ein eisernes Joch, ihre Stricke sind eherne Stricke.21 Der Tod durch sie ist ein schlimmer Tod, besser als sie ist die Unterwelt.22 Keine Macht hat sie über Fromme, sie werden nicht versengt durch ihre Flamme.23 Wer den Herrn verläßt, verfällt ihr, sie flammt an ihm auf und erlischt nicht mehr. Sie stürzt sich auf ihn wie ein Löwe, wie ein Panther zerreißt sie ihn.24 Schau, deinen Weinberg umzäunst du mit Dornen, mach auch Tür und Riegel an deinen Mund!25 Dein Silber und Gold verwahrst du abgewogen, mach auch für deine Worte Waage und Gewicht!26 Hüte dich, daß du durch sie nicht strauchelst und nicht zu Fall kommst vor den Augen dessen, der darauf lauert.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 29

1 Wer dem Nächsten borgt, erweist Liebe, wer ihm unter die Arme greift, erfüllt die Gebote.2 Borge dem Nächsten, wenn er in Not ist, doch gib dem Nächsten auch zurück zur rechten Zeit!3 Halte dein Wort, und sei treu gegen ihn, dann bekommst du stets, was du nötig hast.4 Viele Schuldner bitten um ein Darlehen, doch dann verärgern sie ihre Helfer.5 Bis er etwas bekommt, küßt er dem andern die Hand und redet mit ihm unterwürfig wegen seines Geldes. Am Tag der Rückzahlung aber enttäuscht er ihn, weil er erst nach langer Zeit zurückerstattet.6 Ist er auch zahlungsfähig, bringt er kaum die Hälfte und betrachtet es wie einen Fund; ist er es nicht, bringt er ihn um sein Geld und macht sich ihn leichtfertig zum Feind. Fluchen und Schimpfen zahlt er ihm zurück, statt mit Ehre vergilt er mit Schmach.7 Viele sind nicht aus Härte zurückhaltend, sie fürchten nur unnötigen Ärger.8 Hab dennoch Geduld mit dem Bedürftigen, und laß ihn nicht auf die Wohltat warten!9 Um des Gebotes willen nimm dich des Armen an, laß ihn in seiner Not nicht leer weggehen!10 Setz dein Geld ein für den Bruder und Freund, laß es nicht rosten unter dem Stein, bis es verdirbt.11 Leg dir einen Schatz an nach den Geboten des Höchsten; der wird dir mehr nützen als Gold.12 Wohltaten verschnüre, und leg sie in deine Vorratskammer, sie werden dich retten aus allem Unheil.13 Besser als ein fester Schild und eine schwere Lanze werden sie für dich gegen den Feind streiten.14 Der gute Mensch bürgt für den Nächsten; nur wer die Scham verloren hat, flieht vor seinem Bürgen.15 Vergiß nie die Gefälligkeit des Bürgen, gab er doch sich selbst für dich hin.16 Der Sünder mißachtet die Gefälligkeit des Bürgen,17 doch seinen Schöpfer mißachtet, wer seinen Helfer mißachtet.18 Bürgschaft hat schon viele Vermögende zugrunde gerichtet, hat sie umhergeworfen wie eine Woge im Meer; reiche Männer hat sie heimatlos gemacht, so daß sie umherirrten bei fremden Völkern.19 Der Sünder wird in Bürgschaft verwickelt, wer trüben Geschäften nachjagt, fällt in Prozesse.20 Steh für den Nächsten ein, so gut du kannst, doch sei auf der Hut, daß du nicht hereinfällst.21 Das Wichtigste zum Leben sind Brot und Wasser, Kleidung und Wohnung, um die Blöße zu bedecken.22 Besser das Leben eines Armen unter schützendem Dach als köstliche Leckerbissen in der Fremde.23 Ob wenig oder viel, sei zufrieden, dann hörst du keinen Vorwurf in der Fremde.24 Schlimm ist ein Leben von einem Haus zum andern; wo du fremd bist, darfst du den Mund nicht auftun.25 Ohne Dank reichst du Trank und Speise und mußt noch bittere Worte hören:26 Komm, Fremder, deck den Tisch, und wenn du etwas hast, gib mir zu essen!27 Fort, Fremder, ich habe eine Ehrenpflicht: Ein Bruder kam zu Gast, ich brauche das Haus.28 Für einen Mann mit Bildung ist es hart, geschmäht zu werden, wenn man in der Fremde lebt, oder beschimpft zu werden wenn man einem geborgt hat.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 30

1 Wer seinen Sohn liebt, hält den Stock für ihn bereit, damit er später Freude erleben kann.2 Wer seinen Sohn in Zucht hält, wird Freude an ihm haben und kann sich bei Bekannten seiner rühmen.3 Wer seinen Sohn unterweist, erweckt den Neid des Feindes, bei seinen Freunden kann er auf ihn stolz sein.4 Stirbt der Vater, so ist es, als wäre er nicht tot; denn er hat sein Abbild hinterlassen.5 Solange er lebt, sieht er ihn und freut sich, wenn er stirbt, ist er nicht betrübt:6 Er hat seinen Feinden einen Rächer hinterlassen und seinen Freunden einen, der ihnen dankbar ist.7 Wer den Sohn verzärtelt, muß ihm einst die Wunden verbinden; dann zittert bei jedem Aufschrei sein Herz.8 Ein ungebändigtes Pferd wird störrisch, ein zügelloser Sohn wird unberechenbar.9 Verzärtle den Sohn, und er wird dich enttäuschen; scherze mit ihm, und er wird dich betrüben.10 Lach nicht mit ihm, sonst bekommst du Kummer und beißt dir am Ende die Zähne aus.11 Laß ihn nicht den Herrn spielen in der Jugend; laß dir seine Bosheiten nicht gefallen!12 Beug ihm den Kopf in Kindestagen; schlag ihn aufs Gesäß, solange er noch klein ist, sonst wird er störrisch und widerspenstig gegen dich, und du hast Kummer mit ihm.13 Halte deinen Sohn in Zucht, und mach ihm das Joch schwer, sonst überhebt er sich gegen dich in seiner Torheit.14 Besser arm und gesunde Glieder als reich und mit Krankheit geschlagen.15 Ein Leben in Gesundheit ist mir lieber als Gold, ein frohes Herz lieber als Perlen.16 Kein Reichtum geht über den Reichtum gesunder Glieder, kein Gut über die Freude des Herzens.17 Besser sterben als ein unnützes Leben, besser Ruhe für immer als dauerndes Leid.18 Leckerbissen, einem verschlossenen Mund dargereicht, sind wie Opfergaben, die man vor ein Götzenbild hinstellt;19 was nützen sie den Götzen der Heiden, die nicht essen und nicht riechen können? Ihnen gleicht einer, der Reichtum besitzt, ihn aber nicht genießen kann.20 Mit den Augen erblickt er ihn und seufzt wie ein Entmannter, der ein Mädchen umarmt.21 Überlaß dich nicht der Sorge, schade dir nicht selbst durch dein Grübeln!22 Herzensfreude ist Leben für den Menschen, Frohsinn verlängert ihm die Tage.23 Überrede dich selbst, und beschwichtige dein Herz, halte Verdruß von dir fern! Denn viele tötet die Sorge, und Verdruß hat keinen Wert.24 Neid und Ärger verkürzen das Leben, Kummer macht vorzeitig alt.25 Der Schlaf des Fröhlichen wirkt wie eine Mahlzeit, das Essen schlägt gut bei ihm an.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 31

1 Schlaflosigkeit wegen des Reichstums zehrt am Fleisch, die Sorge um ihn nimmt der Schlummer.2 Die Sorge um den Lebensunterhalt verscheucht den Schlummer, mehr als schwere Krankheit vertreibt sie ihn.3 Der Reiche müht sich ab, um ein Vermögen zu sammeln; ist er zur Ruhe gekommen, frönt er dem Genuß.4 Der Arme plagt sich und verbraucht seine Kraft; wenn er ruht, muß er hungern.5 Wer das Gold liebt, bleibt nicht ungestraft, wer dem Geld nachjagt, versündigt sich.6 Viele sind es, die sich vom Gold fesseln lassen, die ihr Vertrauen auf Perlen setzen.7 Eine Falle ist das für den Toren, jeder Einfältige läßt sich damit fangen.8 Wohl dem Mann, der schuldlos befunden wird, der sich nicht aus Habgier versündigt.9 Wo gibt es den? Wir wollen ihn preisen. Denn Staunenswertes hat er in seinem Volk vollbracht.10 Wo gibt es einen, der sich in solcher Prüfung bewährt hat? Das wird ihm zur Ehre gereichen. Wer konnte sündigen und sündigte nicht, Böses tun, tat es aber nicht?11 Darum ist sein Glück von Dauer, die Gemeinde verkündet sein Lob.12 Mein Sohn, sitzt du am Tisch eines Großen, dann reiß den Rachen nicht auf!13 Sag nicht: Es ist reichlich da. Denk daran, wie häßlich ein gieriges Auge ist. Schlimmeres als das Auge hat Gott nicht erschaffen; darum muß es bei jeder Gelegenheit weinen.14 Wohin schon ein anderer blickt, dahin streck deine Hand nicht aus, sonst triffst du mit ihm in der Schüssel zusammen.15 Sorge für einen Nächsten wie für dich selbst, und denk an all das, was auch dir zuwider ist.16 Iß wie ein gesitteter Mann, was vor dir liegt, und sei nicht gierig, sonst verabscheut man dich.17 Hör als erster auf, wie es der Anstand verlangt, und schlürfe nicht, sonst erregst du Anstoß.18 Auch wenn du unter vielen sitzt, streck die Hand nicht vor dem Nachbarn aus!19 Hat ein wohlerzogener Mensch nicht mit wenig genug? So wird es ihm in seinem Bett nicht übel.20 Schmerz, Schlaflosigkeit und Qual und Magendrücken hat der törichte Mensch. Gesunden Schlaf hat einer, der den Magen nicht überlädt; steht er am Morgen auf, fühlt er sich wohl.21 Hast du dich dennoch von Leckerbissen verführen lassen, steh auf, erbrich sie, und du hast Ruhe.22 Höre, mein Sohn, und verachte mich nicht, und du wirst schließlich meine Worte begreifen. Bei all deinem Tun sei bescheiden, so wird dich kein Schaden treffen.23 Wer bei Tisch anständig ist, wird gelobt, sein guter Ruf steht fest.24 Wer sich bei Tisch schlecht benimmt wird öffentlich beschimpft, sein schlechter Ruf steht fest.25 Auch beim Wein spiele nicht den starken Mann! Schon viele hat der Rebensaft zu Fall gebracht.26 Wie der Ofen das Werk des Schmiedes prüft, so ist der Wein eine Probe für die Zuchtlosen.27 Wie ein Lebenswasser ist der Wein für den Menschen, wenn er ihn mäßig trinkt. Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat, der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde?28 Frohsinn, Wonne und Lust bringt Wein, zur rechten Zeit und genügsam getrunken.29 Kopfweh, Hohn und Schimpf bringt Wein, getrunken in Erregung und Zorn.30 Zu viel Wein ist eine Falle für den Toren, er schwächt die Kraft und schlägt viele Wunden.31 Beim Weingelage nörgle nicht am Nachbarn herum, verspotte ihn nicht, wenn er heiter ist. Sag zu ihm kein schmähendes Wort, und streite mit ihm nicht vor den Leuten!

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 32

1 Wenn du das Gastmahl leitest, überheb dich nicht, sei unter den Gästen wie einer von ihnen! Sorg erst für sie, dann setz dich selbst, trag erst auf, was sie brauchen, dann laß dich nieder,2 damit du dich über sie freuen kannst, und für dein gutes Benehmen Beifall findest.3 Ergreife das Wort, alter Mann, denn dir steht es an. Doch schränke die Belehrung ein, und halte den Gesang nicht auf!4 Wo man singt, schenk nicht kluge Reden aus! Was willst du zur Unzeit den Weisen spielen?5 Ein Rubin an goldenem Geschmeide, das ist ein schönes Lied beim Weingelage.6 Ein Smaragdsiegel in goldener Fassung, das ist ein Gesang bei köstlichem Wein.7 Als Jüngerer ergreife das Wort nur, wenn du mußt, wenn man dich nachdrücklich zwei- oder dreimal auffordert.8 Dräng die Worte zusammen, fasse dich kurz, sei wie einer, der etwas weiß, aber auch schweigen kann.9 Im Kreis der Vornehmen überheb dich nicht, behellige Ältere nicht durch viele Fragen!10 Vor dem Hagel leuchtet der Blitz, vor dem Bescheidenen leuchtet die Gunst.11 Wenn es Zeit ist, bleib nicht länger, geh nach Haus, und sei nicht ausgelassen;12 dort sei lustig, und überlaß dich deiner Stimmung, in Gottesfurcht, nicht in Unverstand.13 Und für all das preise deinen Schöpfer, der dich mit seinen Gaben erfreut hat.14 Wer Gott sucht, nimmt Belehrung an, wer sich ihm zuwendet, erhält Antwort.15 Wer im Gesetz forscht, entdeckt seinen Wert, wer aber heuchelt, verfängt sich darin.16 Wer den Herrn fürchtet, weiß, was recht ist, aus dem Dunkel läßt er sicheren Rat aufleuchten.17 Der Ruchlose lehnt Zurechtweisung ab, er verdreht das Gesetz, wie er es braucht.18 Der Weise verbirgt die Einsicht nicht, der Überhebliche und der Zuchtlose lehnen Belehrung ab.19 Tu nichts ohne Rat und Überlegung, dann hast du dir nach der Tat nichts vorzuwerfen.20 Geh nicht auf einem Weg voller Fallstricke, dann werden deine Füße nicht anstoßen und straucheln.21 Fühle dich unterwegs nie sicher vor Räubern,22 und sei vorsichtig auf deinen Pfaden!23 Bei all deinem Tun achte auf dich selbst; denn wer dies tut beachtet das Gebot.24 Wer das Gesetz hält, achtet auf sich selbst; wer auf den Herrn vertraut, wird nicht zuschanden.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 33

1 Wer den Herrn fürchtet, den trifft kein Unheil; fällt er in Versuchung, wird er wieder befreit.2 Wer das Gesetz verabscheut, ist nicht weise, er schwankt wie ein Schiff im Sturm.3 Ein verständiger Mann ist redekundig, seine Weisung ist zuverlässig wie ein Losentscheid.4 Richte deine Rede erst zurecht, dann halte sie! Zuerst ein Haus zum Wohnen, dann zieh ein!5 Wie ein Wagenrad ist das Herz des Toren, wie ein rollendes Rad sind seine Gedanken.6 Wie ein geiles Roß ist ein gehässiger Freund, unter jedem Reiter wiehert es.7 Warum unterscheidet sich ein Tag vom andern, wo doch alles Licht im Jahr von der Sonne kommt?8 Durch die Weisheit des Herrn sind sie unterschieden, und es gibt unter ihnen Feiertage.9 Die einen hat er gesegnet und geheiligt, die andern zu gewöhnlichen Tagen gemacht.10 Alle Menschen sind aus Lehm geformt, aus Staub ist der Mensch gemacht.11 Die Weisheit des Herrn hat sie unterschieden und ihre Wege verschieden festgesetzt.12 Die einen von ihnen segnete und erhöhte er die einen heiligte er und ließ sie sich nahekommen; die andern verfluchte und erniedrigte er und stieß sie aus ihrem Amt.13 Wie Ton in der Hand des Töpfers, geformt nach seinem Belieben, so ist der Mensch in der Hand seines Schöpfers, von ihm erhält er sein Geschick.14 Neben dem Bösen das Gute, neben dem Leben der Tod, neben dem Guten der Frevler.15 Schau hin auf alle Werke Gottes: Alle sind sie paarweise geschaffen, eins entspricht dem andern.16 Auch ich bin als letzter eifrig gewesen, wie einer, der Nachlese hält hinter den Winzern.17 Mit Gottes Segen bin ich vorangekommen, wie ein Winzer habe ich die Kelter gefüllt.18 Seht, nicht für mich allein habe ich mich geplagt, sondern für alle, die Bildung suchen.19 Hört auf mich, ihr Großen des Volkes ihr Vorsteher der Gemeinde, horcht auf!20 Sohn und Frau, Bruder und Freund, laß sie nicht herrschen über dich, solange du lebst.21 Solange noch Leben und Atem in dir sind, mach dich von niemand abhängig! Übergib keinem dein Vermögen, sonst mußt du ihn wieder darum bitten.22 Besser ist es, daß deine Söhne dich bitten müssen, als daß du auf die Hände deiner Söhne schauen mußt.23 In allen deinen Taten behaupte dich als Herr, und beschmutze deine Ehre nicht!24 Wenn deine Lebenstage gezählt sind, an deinem Todestag, verteil das Erbe!25 Futter, Stock und Last für den Esel, Brot, Schläge und Arbeit für den Sklaven!26 Gib deinem Sklaven Arbeit, sonst sucht er das Nichtstun. Trägt er den Kopf hoch, wird er dir untreu.27 Joch und Strick beugen den Nacken, dem schlechten Sklaven gehören Block und Folter.28 Gib deinem Sklaven Arbeit, damit er sich nicht auflehnt;29 denn einem Müßigen fällt viel Schlechtigkeit ein.30 Befiehl ihn zur Arbeit, wie es ihm gebührt; gehorcht er nicht, leg ihn in schwere Ketten! Aber gegen keinen sei maßlos, und tu nichts ohne gutes Recht!31 Hast du nur einen einzigen Sklaven, halt ihn wie dich selbst; denn wie dich selbst hast du ihn nötig. Hast du nur einen einzigen Sklaven, betrachte ihn als Bruder, wüte nicht gegen dein eigenes Blut!32 Behandelst du ihn schlecht, und er läuft weg und ist verschwunden,33 wie willst du ihn wieder finden?

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 34

1 Nichtige und trügerische Hoffnung ist Sache des Toren, und Träume regen nur Törichte auf.2 Wie einer, der nach Schatten greift und dem Wind nachjagt, so ist einer, der sich auf Träume verläßt.3 Das Traumbild ist ein Spiegel, das Abbild eines Gesichts gegenüber dem Gesicht selbst.4 Wie kann Reines vom Unreinen kommen? Wie kann Wahres von der Lüge kommen?5 Wahrsagung, Zeichendeuterei und Träume sind nichtig: Was du erhoffst, macht das Herz sich vor.6 Sind sie nicht vom Höchsten zur Warnung gesandt, so schenk ihnen keine Beachtung!7 Träume haben schon viele in die Irre geführt, weil sie ihnen vertrauten, sind sie gestrauchelt.8 Das Gesetz wird zuverlässig in Erfüllung gehen. Vollkommen ist Weisheit in einem ehrlichen Mund.9 Wer viel gereist ist, hat reiches Wissen, und der Erfahrene redet verständig.10 Wer nichts erfahren hat, weiß wenig,11 der Vielgereiste nimmt zu an Klugheit.12 Vieles habe ich auf meinen Reisen gesehen, viele Dinge habe ich durchgestanden.13 Oft mußte ich Todesgefahren bestehen, aber ich wurde gerettet, und sie gingen vorüber.14 Der Geist der Gottesfürchtigen wird leben;15 denn ihr Hoffen ist auf ihren Retter gerichtet.16 Wer den Herrn fürchtet, verzagt nicht und hat keine Angst, denn der Herr ist seine Hoffnung.17 Wohl dem, der den Herrn fürchtet,18 Auf wen vertraut er, und wer ist seine Stütze?19 Die Augen des Herrn ruhen auf denen, die ihn lieben; er ist ein starker Schild, eine mächtige Stütze, Schutz vor dem Glutwind, Schatten in der Mittagshitze, Halt vor dem Straucheln, Hilfe vor dem Fall,20 Freude für das Herz, Licht für die Augen, Heilung, Leben und Segen.21 Ein Brandopfer von unrechtem Gut ist eine befleckte Gabe,22 Opfer des Bösen gefallen Gott nicht.23 Kein Gefallen hat der Höchste an den Gaben der Sünder, auch für eine Menge Brandopfer vergibt er die Sünden nicht.24 Man schlachtet den Sohn vor den Augen des Vaters, wenn man ein Opfer darbringt vom Gut der Armen.25 Kärgliches Brot ist der Lebensunterhalt der Armen, wer es ihnen vorenthält, ist ein Blutsauger.26 Den Nächsten mordet, wer ihm den Unterhalt nimmt,27 Blut vergießt, wer dem Arbeiter den Lohn vorenthält.28 Einer baut auf, einer reißt nieder - was haben sie mehr davon als die Mühe?29 Einer segnet, einer flucht - auf wessen Stimme wird der Herr hören?30 Reinigt sich einer von einem Toten, berührt ihn aber wieder, was nützt ihm dann die Waschung?31 So ist ein Mensch, der seiner Sünden wegen fastet, aber hingeht und dasselbe wieder tut. Wer wird sein Gebet erhören, und was hat er von seinem Fasten?

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 35

1 Viele Opfer bringt dar, wer das Gesetz befolgt;2 Heilsopfer spendet, wer die Gebote hält;3 Speiseopfer bringt dar, wer Liebe erweist;4 Dankopfer spendet, wer Almosen gibt:5 Abkehr vom Bösen findet das Gefallen des Herrn: als Sühne gilt ihm die Abkehr vom Unrecht.6 Erscheine nicht mit leeren Händen vor dem Herrn,7 denn das alles muß geschehen, weil es angeordnet ist.8 Die Opfergabe des Gerechten macht den Altar glänzend von Fett, und ihr Wohlgeruch steigt zum Höchsten auf.9 Das Opfer des Gerechten ist angenehm, sein Gedenkopfer wird nicht vergessen werden.10 Freigebig ehre den Herrn, nicht gering sei die Gabe in deinen Händen.11 Bei all deinen guten Werken zeig ein frohes Gesicht, und weihe deinen Zehnten mit Freude!12 Wie Gott dir gegeben hat, so gib auch ihm, freigebig und so gut, wie du kannst.13 Denn er ist ein Gott, der vergilt, siebenfach wird er es dir erstatten.14 Versuche nicht, ihn zu bestechen, denn er nimmt nichts an;15 vertrau nicht auf Opfergaben, die durch Unterdrückung erworben sind. Er ist ja der Gott des Rechts, bei ihm gibt es keine Begünstigung.16 Er ist nicht parteiisch gegen den Armen, das Flehen des Bedrängten hört er.17 Er mißachtet nicht das Schreien der Waise und der Witwe, die viel zu klagen hat.18 Rinnt nicht die Träne über die Wange,19 und klagt nicht Seufzen gegen den, der sie verursacht? 20 Die Nöte des Unterdrückten nehmen ein Ende, das Schreien des Elenden verstummt.21 Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es weicht nicht, bis Gott eingreift22 und Recht schafft als gerechter Richter.23 Auch wird der Herr nicht säumen und wie ein Kriegsheld sich nicht aufhalten lassen, bis er die Hüften des Gewalttätigen zerschmettert und an den Völkern Vergeltung geübt hat, bis er das Zepter des Hochmuts zerschlagen und den Stab des Frevels zerbrochen hat,24 bis er dem Menschen sein Tun vergolten hat und seine Taten entsprechend seinen Absichten,25 bis er den Rechtsstreit für sein Volk entschieden und es durch seine Hilfe erfreut hat.26 Köstlich ist das Erbarmen des Herrn in der Zeit der Not, wie die Regenwolke in der Zeit der Dürre.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 36

1 Rette uns, du Gott des Alls,2 und wirf deinen Schrecken auf alle Völker!3 Schwing deine Hand gegen das fremde Volk, damit es deine mächtigen Taten sieht.4 Wie du dich an uns vor ihren Augen als heilig bezeugt hast, so verherrliche dich an ihnen vor unseren Augen,5 damit sie erkennen, wie wir es erkannten: Es gibt keinen Gott außer dir.6 Erneuere die Zeichen, wiederhole die Wunder,7 zeige die Macht deiner Hand und die Kraft deines rechten Armes!8 Weck deinen Zorn, ergieß deinen Groll,9 beuge den Gegner, wirf den Feind zu Boden!10 Beschleunige das Ende, und schau auf die Zeit! Denn wer darf zu dir sagen: Was tust du?11 Wer entkommt, der werde von der Glut deines Zornes verzehrt, die Peiniger deines Volkes sollen zugrunde gehen.12 Bring das Haupt der Fürsten Moabs zum Schweigen, das sagt: Es gibt keinen außer mir.13 Sammle alle Stämme Jakobs,14 15 16 verteil den Erbbesitz wie in den Tagen der Vorzeit!17 Hab Erbarmen mit dem Volk, das deinen Namen trägt, mit Israel, den du deinen Erstgeborenen nanntest.18 Hab Erbarmen mit deiner heiligen Stadt, mit Jerusalem, dem Ort, wo du wohnst.19 Erfülle Zion mit deinem Glanz und deinen Tempel mit deiner Herrlichkeit!20 Leg Zeugnis ab für das, was du ehedem verfügt hast; erfülle die Weissagung, die in deinem Namen ergangen ist.21 Gib allen ihren Lohn, die auf dich hoffen, und bestätige so deine Propheten!22 Erhöre das Gebet deiner Diener; du hast doch Gefallen an deinem Volk. Alle Enden der Erde sollen erkennen: Du bist der ewige Gott.23 Der Hals schluckt jede Speise, doch die eine Speise schmeckt besser als die andere.24 Der Gaumen prüft geschenkte Leckerbissen, das kluge Herz die Leckerbissen der Lüge.25 Ein tückischer Sinn verursacht Leid, doch ein kluger Mann gibt es ihm zurück.26 Eine Frau nimmt jeden beliebigen Mann, doch die eine Frau ist schöner als die andere.27 Eine schöne Frau macht das Gesicht strahlend, sie übertrifft alle Lust der Augen.28 Hat sie dazu noch eine friedfertige Sprache, so zählt ihr Gatte nicht zu den gewöhnlichen Menschen.29 Wer eine Frau gewinnt, macht den besten Gewinn: eine Hilfe, die ihm entspricht, eine stützende Säule.30 Fehlt die Mauer, so wird der Weinberg verwüstet, fehlt die Frau, ist einer rastlos und ruhelos.31 Wer traut einer Horde Soldaten, die dahinstürmt von Stadt zu Stadt? So steht es mit einem Mann, der kein Heim hat: Er geht zur Ruhe, wo es gerade Abend wird.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 37

1 Jeder Freund sagt: Ich bin dein Freund. Doch mancher Freund ist nur dem Namen nach Freund.2 Ist es nicht ein tödlicher Schmerz, wenn ein gleichgesinnter Freund zum Feind wird?3 Weh, treuloser Freund, wozu bist zu geschaffen? Um die weite Erde mit Falschheit zu erfüllen?4 Übel ist ein Freund, der nur nach dem Tisch sieht; zur Zeit der Not hält er sich fern.5 Ein guter Freund kämpft mit dem Feind, er hält den Schild gegen den Widersacher.6 Vergiß nicht den Kampfgefährten! Hast du Beute gemacht, laß ihn nicht leer ausgehen!7 Jeder Ratgeber weist mit der Hand die Richtung, doch mancher rät einen Weg zum eigenen Vorteil.8 Hüte dich vor dem Ratgeber! Erforsche zuerst, was seine Absicht ist. Denn auch er denkt an sich selbst. Doch warum soll das Los ihm zufallen?9 Er sagt zu dir: Dein Weg ist der rechte. Dann stellt er sich beiseite und schaut zu, wie du arm wirst.10 Berate dich nicht mit deinem Neider; vor dem, der eifersüchtig ist, verbirg Geheimes!11 Berate dich nicht mit einer Frau über ihre Nebenbuhlerin, mit einem Feind über den Kampf gegen ihn, mit einem Händler über das Geschäft, mit einem Käufer über die Ware, mit einem Geizhals über die Liebestätigkeit, mit einem Unbarmherzigen über das Glück des Mitmenschen, mit einem Faulen über seine Arbeit, mit einem Arbeiter über die Aussaat, mit einem trägen Sklaven über die Menge der Arbeit. Vertraue dich nie diesen Menschen an, wenn du Rat einholst.12 Doch berate dich mit einem stets Besonnenen, von dem du weißt, daß er die Gebote hält, mit einem, dessen Herz denkt wie dein Herz und der dir hilft, wenn du strauchelst.13 Doch achte auch auf den Rat deines Gewissens. Wer ist dir treuer als dieses?14 Das Gewissen des Menschen gibt ihm bessere Auskunft als sieben Wächter auf der Warte.15 Bei alledem bete zu Gott! Er wird in Treue deine Schritte lenken.16 Der Anfang eines jeden Werkes ist das Wort, der Anfang jeder Tat die Überlegung.17 Die Wurzel der Pläne ist das Herz.18 Vier Reiser wachsen daraus hervor: Gutes und Böses, Leben und Tod. Doch die Zunge hat Gewalt über sie alle.19 Es gibt Weise, die für viele weise sind, für sich selber aber sind sie Toren.20 Es gibt Weise, die trotz ihres Wortes verachtet sind, von allen Genüssen sind sie ausgeschlossen.21 22 Es gibt Weise, die für sich selbst weise sind; die Frucht ihres Wissens zeigt sich an ihrem Leib.23 Es gibt Weise, die für ihr Volk weise sind; die Frucht ihres Wissens ist von Dauer.24 Wer weise ist für sich selbst, sättigt sich an Genüssen, alle, die ihn sehen, preisen ihn glücklich.25 26 Wer weise ist für das Volk, erlangt Ehre, sein Ruhm wird dauernd weiterleben.27 Mein Sohn, prüfe dich in deiner Lebensweise, beobachte, was dir schlecht bekommt, und meide es!28 Denn nicht alles ist für alle gut, nicht jeder kann jedes wählen.29 Giere nicht nach jedem Genuß, stürz dich nicht auf alle Leckerbissen!30 Denn im Übermaß des Essens steckt die Krankheit, der Unmäßige verfällt heftigem Erbrechen.31 Schon viele sind durch Unmäßigkeit gestorben, wer sich aber beherrscht, verlängert sein Leben.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 38

1 Schätze den Arzt, weil man ihn braucht; denn auch ihn hat Gott erschaffen.2 Von Gott hat der Arzt die Weisheit, vom König empfängt er Geschenke.3 Das Wissen des Arztes erhöht sein Haupt, bei Fürsten hat er Zutritt.4 Gott bringt aus der Erde Heilmittel hervor, der Einsichtige verschmähe sie nicht.5 Wurde nicht durch ein Holz das Wasser süß, so daß Gottes Macht sich zeigte?6 Er gab dem Menschen Einsicht, um sich durch seine Wunderkräfte zu verherrlichen.7 Durch Mittel beruhigt der Arzt den Schmerz, ebenso bereitet der Salbenmischer die Arznei,8 damit Gottes Werke nicht aufhören und die Hilfe nicht von der Erde verschwindet.9 Mein Sohn, bei Krankheit säume nicht, bete zu Gott; denn er macht gesund.10 Laß ab vom Bösen, mach deine Hände rechtschaffen, reinige dein Herz von allen Sünden!11 Bring den beruhigenden Duft eines Gedenkopfers dar, mach die Gabe fett, wenn dein Vermögen es erlaubt.12 Doch auch dem Arzt gewähre Zutritt! Er soll nicht fernbleiben; denn auch er ist notwendig.13 Zu gegebener Zeit liegt in seiner Hand der Erfolg; denn auch er betet zu Gott,14 er möge ihm die Untersuchung gelingen lassen und die Heilung zur Erhaltung des Lebens.15 Wer gegen seinen Schöpfer sündigt, muß die Hilfe des Arztes in Anspruch nehmen.16 Mein Sohn, um den Toten laß Tränen fließen, trauere, und stimm das Klagelied an! Bestatte seinen Leib, wie es ihm zusteht, verbirg dich nicht bei seinem Hinscheiden!17 Sei betrübt, mein Sohn, und überlaß dich heftiger Klage, halte die Trauer ein, wie es ihm gebührt, einen Tag oder zwei, der Nachrede wegen; dann tröste dich über den Kummer hinweg!18 Aus Kummer entsteht Unheil; denn ein trauriges Herz bricht die Kraft.19 Schlimmer als der Tod ist dauernder Kummer, ein leidvolles Leben ist ein Fluch für das Herz.20 Lenke deinen Sinn nicht mehr auf den Toten, laß von der Erinnerung an ihn ab, und denk an die Zukunft!21 Denk nicht mehr an ihn; denn es gibt für ihn keine Hoffnung. Was kannst du ihm nützen? Dir aber schadest du.22 Denk daran, daß seine Bestimmung auch deine Bestimmung ist: Gestern er und heute du.23 Wie der Tote ruht, ruhe auch die Erinnerung an ihn, tröste dich, wenn sein Leben erloschen ist.24 Die Weisheit des Schriftgelehrten vermehrt das Wissen. Wer frei ist von Arbeit, kann sich der Weisheit widmen.25 Wie kann sich einer der Weisheit widmen, der den Pflug hält und mit dem Treiberstachel prahlt, der Rinder auf die Weide treibt, Ochsen zurückholt, sich mit den Jungstieren unterhält,26 der seinen Sinn auf das Eggen der Furchen richtet und darauf bedacht ist, die Mast zu vollenden?27 Arbeiten muß auch der Handwerker und Künstler, der Tag und Nacht beschäftigt ist, der Siegelringe schneidet oder dessen Aufgabe es ist, in das bunte Gewebe Abwechslung zu bringen, der seinen Sinn auf die Wiedergabe des Musters richtet und darauf bedacht ist, das Werk schön zu vollenden.28 Ebenso der Schmied, der am Amboß sitzt und auf die eisernen Geräte achtet, dem der Hauch des Feuers das Fleisch schmelzen läßt und den die Hitze des Ofens durchglüht, dem der Lärm des Hammers das Ohr betäubt und dessen Augen auf das Muster des Gerätes gebannt sind, der seinen Sinn auf die Vollendung der Stücke richtet und darauf bedacht ist, das fertige Werk zu verzieren.29 Ebenso der Töpfer, der vor seiner Arbeit sitzt und mit seinen Füßen die Scheibe dreht, der unaufhörlich um seine Arbeit besorgt ist und dessen ganzer Eifer der großen Anzahl gilt,30 der mit dem Arm den Ton knetet und ihm mit den Füßen die Zähigkeit nimmt, der seinen Sinn auf die Vollendung der Glasur richtet und darauf bedacht ist, den Ofen richtig zu erhitzen.31 Sie alle verlassen sich auf ihre Hände, und jeder ist erfahren in seinem Geschäft.32 Ohne sie wird keine Stadt besiedelt, und wo sie sich niederlassen, hungern sie nicht.33 Aber zur Volksversammlung werden sie nicht hinzugezogen, in der Gemeinde ragen sie nicht hervor. Sie sitzen auf keinem Richterstuhl und kennen sich nicht aus in Recht und Gesetz. Weise Bildung offenbaren sie nicht, Sinnsprüche sind bei ihnen nicht zu finden.34 Sie kennen sich nur in weltlichen Berufen aus, ihr Sinnen richtet sich auf die Ausübung des Gewerbes. Anders, wer sich der Gottesfurcht widmet und das Gesetz des Höchsten erforscht.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 39

1 Die Weisheit aller Vorfahren ergründet er und beschäftigt sich mit den Weissagungen;2 er achtet auf die Reden berühmter Männer, und in die Tiefen der Sinnsprüche dringt er ein.3 Er erforscht den verborgenen Sinn der Gleichnisse und verweilt über den Rätseln der Sinnsprüche.4 Im Kreis der Großen tut er Dienst und erscheint vor den Fürsten; er bereist das Land fremder Völker, erfährt Gutes und Böses unter den Menschen;5 er richtet seinen Sinn darauf, den Herrn, seinen Schöpfer, zu suchen, und betet zum Höchsten; er öffnet seinen Mund zum Gebet und fleht wegen seiner Sünden.6 Wenn Gott, der Höchste, es will, wird er mit dem Geist der Einsicht erfüllt: Er bringt eigene Weisheitsworte hervor, und im Gebet preist er den Herrn.7 Er versteht sich auf Rat und Erkenntnis und erforscht die Geheimnisse;8 er trägt verständige Lehre vor, und das Gesetz des Herrn ist sein Ruhm.9 Viele loben seine Einsicht; sie wird niemals vergehen. Sein Andenken wird nicht schwinden, sein Name lebt fort bis in ferne Geschlechter.10 Von seiner Weisheit erzählt die Gemeinde, sein Lob verkündet das versammelte Volk.11 Solange er lebt, wird er mehr gelobt als tausend andere; geht er zur Ruhe ein, genügt ihm sein Nachruhm.12 Weiterhin will ich mit Überlegung reden; denn ich bin angefüllt wie der volle Mond.13 Hört mich, ihr frommen Söhne, und ihr werdet gedeihen wie die Zeder, die am Wasserlauf wächst.14 Ihr werdet Duft verströmen wie der Weihrauch, ihr werdet Blüten treiben wie die Lilie. Erhebt die Stimme, und singt im Chor, preist den Herrn für all seine Werke!15 Verherrlicht seinen Namen, feiert ihn mit Lobgesang, mit Liedern zu Harfe und Saitenspiel! Sprecht unter lautem Jubel:16 Alle Werke Gottes sind gut, sie genügen zur rechten Zeit für jeden Bedarf.17 Durch sein Wort stellt er das Meer hin wie einen Wall, durch den Befehl seines Mundes seinen Wasserspeicher.18 Was er will, geschieht ohne Verzug, kein Hindernis gibt es für seine Hilfe.19 Das Tun aller Menschen liegt vor ihm, nichts ist verborgen vor seinen Augen.20 Von Ewigkeit zu Ewigkeit blickt er hernieder. Gibt es eine Grenze für seine Hilfe? Nichts ist klein und gering bei ihm, nichts ist für ihn zu unbegreiflich und zu schwer.21 Man sage nicht: Wozu dies, wozu das? Denn alles ist für seinen besonderen Zweck bestimmt. Man sage nicht: Dies ist schlechter als das. Denn alles ist zu seiner Zeit von Wert.22 Sein Segen strömt über wie der Nil, wie der Eufrat tränkt er den Erdkreis.23 So hat auch sein Zorn ganze Völker vertrieben, er hat wasserreiches Land zur Salzwüste gemacht.24 Seine Pfade sind für die Rechtschaffenden eben, wie sie für die Verbrecher unwegsam sind.25 Von Anbeginn hat er Gutes den Guten zugeteilt, doch den Schlechten Gutes und Schlechtes.26 Das Nötigste im Leben des Menschen sind: Wasser, Feuer, Eisen und Salz, kräftiger Weizen, Milch und Honig, Blut der Trauben, Öl und Kleidung.27 All dies dient den Guten zum Guten, doch für die Schlechten verwandelt es sich in Schlechtes.28 Es gibt Winde, die für das Gericht geschaffen sind und durch ihr Wüten Berge versetzen. Ihre Kraft schütten sie aus zur Zeit des Verderbens und stillen den Zorn ihres Schöpfers.29 Feuer und Hagel, Hunger und Pest, auch sie sind für das Gericht erschaffen,30 reißende Tiere, Skorpion und Natter, rächendes Schwert zur Vernichtung der Frevler: Alle diese Dinge sind zu ihrem Zweck erschaffen, sie sind im Speicher aufbewahrt, und zu ihrer Zeit werden sie losgelassen.31 Wenn er ihnen befiehlt, jauchzen sie auf, sie erfüllen ihren Auftrag, ohne seinem Wort zu widerstreben.32 Darum stand es bei mir von Anfang an fest, ich bedachte es und lege es schriftlich nieder:33 Alle Werke Gottes sind gut, sie genügen zur rechten Zeit für jeden Bedarf.34 Man sage nicht: Dies ist schlechter als das. Denn alles ist zu seiner Zeit von Wert.35 Nun jubelt von ganzem Herzen, und preist den Namen des Heiligen!

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 40

1 Große Mühsal hat Gott den Menschen zugeteilt, ein schweres Joch ihnen auferlegt von dem Tag, an dem sie aus dem Schoß ihrer Mutter hervorgehen, bis zum Tag ihrer Rückkehr zur Mutter aller Lebenden:2 ihr Grübeln und die Angst ihres Herzens, der Gedanke an die Zukunft, an den Tag ihres Todes.3 Von dem, der auf hohem Thron sitzt, bis zu dem, der in Staub und Asche sitzt,4 von dem, der Krone und Stirnreif trägt, bis zu dem, der ein Kleid aus Fellen trägt:5 Zorn, Eifersucht, Sorge und Schrecken, Todesangst, Zank und Streit. Noch auf dem Bett zur Ruhezeit verwirrt der nächtliche Schlaf ihm den Sinn.6 Bald wird er, nach einem Augenblick der Ruhe, von schrecklichen Träumen aufgejagt, bald in die Irre getrieben durch Vorspiegelungen seiner Seele, wie ein Flüchtling, der dem Verfolger entrinnt;7 gerade während er sich rettet, wacht er auf und wundert sich über die Angst um nichts.8 Hinzu kommt über alles Lebende, vom Menschen bis zum Vieh, und über die Sünder siebenfach:9 Pest und Blut, Fieber und Schwert, Untergang und Verderben, Hunger und Tod.10 Für den Frevler ist das Übel erschaffen, und seinetwegen kommt die Vernichtung.11 Alles, was von der Erde stammt, kehrt zur Erde zurück, was aus der Höhe stammt, zur Höhe.12 Jede Bestechung und Ungerechtigkeit wird ausgerottet, Treue aber besteht für immer.13 Der Reichtum des Frevlers ist wie ein reißender Bach, wie ein mächtiger Fluß beim Gewitterregen.14 Schwillt er an, dann werden Felsen bewegt, doch plötzlich versiegt er für immer.15 Der Schößling des Gewalttätigen treibt keinen Sproß; denn die Wurzel des Ruchlosen liegt auf einem Felsenriff,16 wie Riedgras am Bachrand, das schneller als jedes Gras verdorrt.17 Liebe aber wird in Ewigkeit nicht ausgetilgt, Barmherzigkeit besteht für immer.18 Überfluß und Verdienst machen das Leben angenehm, doch mehr als beide, einen Schatz zu finden.19 Nachkommenschaft und Städtebau geben dem Namen Bestand, doch mehr als beide, Weisheit zu finden. Viehzucht und Ackerbau lassen den Leib gedeihen, doch mehr als beide eine treue Frau.20 Wein und Bier erfreuen das Herz, doch mehr als beide die Freundesliebe.21 Flöte und Harfe verschönern das Lied, doch mehr als beide eine reine Stimme.22 Anmut und Schönheit entzücken das Auge, doch mehr als beide die Blumen des Feldes.23 Freund und Gefährte leiten zur rechten Zeit, doch mehr als beide eine verständige Frau.24 Bruder und Helfer nützen in der Zeit der Not, doch mehr als beide eine rettende Liebesgabe.25 Gold und Silber stützen den Fuß, doch mehr als beide ein guter Rat.26 Reichtum und Macht erheben das Herz, doch mehr als beide die Gottesfurcht. Hat man Gottesfurcht, so gibt es keine Not, neben ihr braucht man keine Stütze zu suchen;27 die Gottesfurcht ist wie ein gesegnetes Paradies, über seine ganze Pracht (breitet sich) ihr schirmendes Dach.28 Mein Sohn, lebe nicht vom Betteln! Besser sterben, als aufdringlich sein.29 Wer nach dem Tisch anderer schauen muß, dessen Leben ist nicht als Leben zu rechnen. Geschenkte Leckerbissen beschmutzen die Kehle, dem verständigen Mann bereiten sie Magenschmerzen.30 Im Mund des Frechen ist Betteln süß, doch in seinem Innern brennt es wie Feuer.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 41

1 Tod, wie bitter ist es, an dich zu denken, für den, der ruhig sein Heim bewohnt, für den, der ohne Sorge ist und in allem Erfolg hat und noch kräftig genug ist, die Lust zu genießen.2 Tod, wie gut ist es, daß du auferlegt bist, für den betrübten und kraftlosen Menschen, für den, der strauchelt und überall anstößt, der verzweifelt ist und die Hoffnung verloren hat.3 Fürchte dich nicht vor dem Tod, weil er dir auferlegt ist. Denk daran: Vorfahren und Nachkommen trifft es wie dich.4 Er ist das Los, das allen Sterblichen von Gott bestimmt ist. Was sträubst du dich gegen das Gesetz des Höchsten? Ob tausend Jahre, ob hundert oder zehn, im Totenreich gibt es keine Beschwerde über die Lebensdauer.5 Eine verächtliche Brut ist das Geschlecht der Bösen, ein törichtes Gezücht haust in der Wohnung des Frevlers.6 Dem Sohn des Verbrechers geht die Herrschaft verloren, seine Nachkommen leben für immer in Schande.7 Einen schlechten Vater verfluchen die Kinder, denn seinetwegen werden sie verachtet.8 Weh euch, ihr ruchlosen Männer, die ihr das Gesetz des Höchsten verlassen habt.9 Wenn ihr euch vermehrt, ist es zum Unglück, wenn ihr Kinder zeugt, ist es zur Trauer; wenn ihr strauchelt, ist es zur dauernden Freude, wenn ihr sterbt, ist es zum Fluch.10 Alles, was aus dem Nichts kommt, kehrt in das Nichts zurück; so auch der Ruchlose aus dem Leeren ins Leere.11 Ein Hauch ist der Mensch dem Leibe nach, doch der Name des Frommen wird nicht getilgt.12 Sei besorgt um deinen Namen; denn er begleitet dich treuer als tausend kostbare Schätze.13 Das Gut des Lebens währt zählbare Tage, das Gut des Namens unzählige Tage.14 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz, was nützen sie beide?15 Besser ist einer, der seine Torheit verbirgt, als einer, der seine Weisheit verbirgt.16 Hört, Söhne, die Lehre von der Scham, lernt, was Scham ist nach meinem Urteil. Nicht jede Scham ziemt sich, nicht jedes Schamempfinden ist empfehlenswert.17 Schäme dich vor Vater und Mutter der Unzucht, vor Fürst und Herrscher der Lüge,18 vor dem Herrn und der Herrin des Betrugs, vor Gemeinde und Volk der Sünde, vor dem Gefährten und Freund der Untreue,19 vor dem Ort, an dem du wohnst, der Unterschlagung. (Schäme dich,) Eid und Vertrag zu verletzen, den Ellbogen aufzustemmen beim Mahl, eine erbetene Gabe zu verweigern,20 einen Gruß nicht zu erwidern, einer Verheirateten nachzuschauen, den Blick auf eine fremde Frau zu werfen,21 deinen Bruder abzuweisen, die Verteilung der Opferanteile zu unterlassen,22 mit deiner Magd dich abzugeben und dich ihrem Bett zu nähern. (Schäme dich) der üblen Nachrede gegenüber dem Freund, und wenn du geschenkt hast, zu schimpfen,

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 42

1 ein Wort, das du gehört hast, weiterzutragen und ein vertrauliches Gespräch zu verraten. Dann bist du in der Tat schamhaft und findest Gunst bei allen Menschen. Aber nimm keine falsche Rücksicht, und schäme dich nicht folgender Dinge:2 des Gesetzes des Höchsten und seiner Satzung, des gerechten Urteils, das nicht den Schuldigen freispricht,3 der Abrechnung mit dem Geschäftsfreund und dem Kaufmann, der Verteilung von Erbe und Besitz,4 der Säuberung von Waagschalen und Waage, der Reinigung von Maß und Gewicht, des Einkaufs, ob viel oder wenig,5 des Handelns um den Kaufpreis mit dem Krämer, der häufigen Züchtigung der Kinder und der Schläge für einen schlechten und trägen Sklaven.6 (Schäme dich nicht,) eine schlimme Frau in Gewahrsam zu halten und dort abzuschließen, wo viele Hände sind,7 ein Verzeichnis aufzustellen, wenn du etwas hinterlegt hast, auch Einnahme und Ausgabe immer aufzuschreiben,8 einen Unverständigen und Toren zurechtzuweisen und einen haltlosen Greis, der Unzucht treibt. Dann bist du in Wahrheit vorsichtig und ein behutsamer Mann vor den Augen aller Menschen.9 Eine Tochter ist für den Vater ein Schatz, den er hütet, die Sorge um sie nimmt ihm den Schlaf: in ihrer Jugend, daß sie nicht verschmäht wird, nach der Heirat, daß sie nicht verstoßen wird,10 als Mädchen, daß sie nicht verführt wird, bei ihrem Gatten, daß sie nicht untreu wird, im Haus ihres Vaters, daß sie nicht schwanger wird, im Haus ihres Gatten, daß sie nicht kinderlos bleibt.11 Mein Sohn, wache streng über deine Tochter, damit sie dich nicht in schlechten Ruf bringt, kein Stadtgespräch und keinen Volksauflauf erregt, dich nicht beschämt in der Versammlung am Stadttor. Wo sie sich aufhält, sei kein Fenster, kein Ausblick auf die Wege ringsum.12 Keinem Mann zeige sie ihre Schönheit, und unter Frauen halte sie sich nicht auf.13 Denn aus dem Kleid kommt die Motte, aus der einen Frau die Schlechtigkeit der andern.14 Besser ein unfreundlicher Mann als eine freundliche Frau und (besser) eine gewissenhafte Tochter als jede Art von Schmach.15 Nun will ich der Werke Gottes gedenken; was ich gesehen habe, will ich erzählen: Durch Gottes Wort entstanden seine Werke; seine Lehre ist ein Ausfluß seiner Liebe.16 Über allem strahlt die leuchtende Sonne, die Herrlichkeit des Herrn erfüllt alle seine Werke.17 Die Heiligen Gottes vermögen nicht, alle seine Wunder zu erzählen. Gott gibt seinen Heerscharen die Kraft, vor seiner Herrlichkeit zu bestehen.18 Meerestiefe und Menschenherz durchforscht er, und er kennt alle ihre Geheimnisse. Der Höchste hat Kenntnis von allem, bis in die fernste Zeit sieht er das Kommende.19 Vergangenheit und Zukunft macht er kund und enthüllt die Rätsel des Verborgenen.20 Es fehlt ihm keine Einsicht, kein Ding entgeht ihm.21 Seine machtvolle Weisheit hat er fest gegründet, er ist der Einzige von Ewigkeit her. Nichts ist hinzuzufügen, nichts wegzunehmen, er braucht keinen Lehrmeister.22 Alle seine Werke sind vortrefflich, doch sehen wir nur einen Funken und ein Spiegelbild.23 Alles lebt und besteht für immer, für jeden Gebrauch ist alles bereit.24 Jedes Ding ist vom andern verschieden, keines von ihnen hat er vergeblich gemacht.25 Eines ergänzt durch seinen Wert das andere. Wer kann sich satt sehen an ihrer Pracht?

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 43

1 Die Schönheit der Höhe, das klare Firmament und der gewaltige Himmel sind ein herrlicher Anblick.2 Die Sonne geht auf und erglänzt in vollem Licht, ein staunenswertes Gestirn, das Werk des Höchsten.3 Steht sie in der Mittagshöhe, versetzt sie die Welt in Glut, wer hält es aus in ihrer Hitze?4 Ein brennender Schmelzofen ist das Kunstwerk des Gießers; der Pfeil der Sonne setzt Berge in Brand; ihre Feuerzunge verbrennt das bewohnte Land, ihr Licht versengt das Auge.5 Ja, groß ist der Herr, ihr Schöpfer, sein Wort läßt seinen Helden erstrahlen.6 Der Mond führt die Zeiten herauf; er herrscht bis ans Ende und dient für immer als Zeichen.7 Durch ihn werden Fristen und Festzeiten bestimmt, ist er erschöpft, freut er sich wieder auf seinen Umlauf.8 Der Neumond ist so, wie sein Name sagt: Er erneuert sich selbst. Wie staunenswert ist er in seinem Wechsel. Er ist ein Fahrzeug für das Heer der Wolken in der Höhe und läßt durch seinen Glanz das Himmelsgewölbe erglühen.9 Des Himmels Schönheit und Pracht sind die Sterne, ein strahlender Schmuck in den Höhen Gottes.10 Durch Gottes Wort stehen sie geordnet da und ermatten nicht bei ihrer Nachtwache.11 Schau den Regenbogen an, und preise seinen Schöpfer; denn überaus schön und herrlich ist er.12 Über den Himmelskreis erstreckt er sich in seiner Pracht, Gottes Hand hat ihn machtvoll ausgespannt.13 Gottes Machtwort zeichnet den Blitz hin, läßt die Brandpfeile seines Gerichtes leuchten.14 Zu seinem Dienst hat er einen Speicher geöffnet, läßt er Wolken fliegen wie Vögel.15 Seine Allmacht ballt die Wolken zusammen und schlägt aus ihnen Hagelsteine.16 mit seiner Kraft erschüttert er die Berge. Sein Wort hetzt den Südwind auf,17 (a) Seines Donners Stimme läßt die Erde beben, (b) den tobenden Nordwind, den Sturm und Orkan. Seinen Schnee streut er aus wie Vogelschwärme; wie einfallende Heuschrecken wirbelt er herab.18 Sein weißer Glanz blendet die Augen, bei seinem Rieseln bebt das Herz.19 Auch den Reif schüttet er aus wie Salz und läßt Eisblumen sprießen wie Dornen.20 Den kalten Nordwind läßt er wehen, wie Erdschollen läßt er die Quellen erstarren. Jedes stehende Gewässer überzieht er und kleidet den Teich wie mit einem Panzer.21 Das Grün der Berge versengt er wie durch Hitze, die sprossende Flur wie durch Flammenglut.22 Linderung für alles ist das Träufeln der Wolken, der Tau, der sich ergießt, um das Trockene zu erfrischen.23 Sein kluger Plan bändigte das Meer und pflanzte Inseln im Ozean ein.24 Die Seefahrer erzählen von der Weite des Meeres; hören es unsere Ohren, so erschaudern wir.25 Dort gibt es Wunderwesen, die erstaunlichsten seiner Werke, allerlei Getier und die Ungeheuer des Weltmeers.26 In seinem Dienst hat sein Bote Erfolg, und durch sein Wort vollzieht er seinen Willen.27 Sagten wir nochmal soviel, wir kämen an kein Ende; darum sei der Rede Schluß: Er ist alles!28 Wir können (ihn) nur loben, aber nie erfassen, ist er doch größer als alle seine Werke.29 Überaus ehrfurchtgebietend ist der Herr, unbegreiflich ist seine Stärke.30 Ihr, die ihr den Herrn lobt, singt laut, soviel ihr könnt; denn nie wird es genügen. Ihr, die ihr ihn preist, schöpft neue Kraft, werdet nicht müde; denn fassen könnt ihr es nie.31 Wer hat ihn gesehen, daß er erzählen könnte, und wer kann ihn loben, wie es ihm entspricht?32 Die Menge des Verborgenen ist größer als das Genannte, nur wenige von seinen Werken habe ich gesehen.33 Alles hat der Herr gemacht, und den Frommen hat er Weisheit verliehen.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 44

1 Die ehrwürdigen Männer will ich preisen, unsere Väter, wie sie aufeinander folgten.2 Viel Ehre hat der Höchste ausgeteilt, viel von seiner Größe, seit den Tagen der Vorzeit:3 Männer, die über die Erde als Könige herrschten und die berühmt waren durch ihre Macht; die Rat erteilten durch ihre Einsicht, die prophetisch alle Dinge erschauten;4 Fürsten des Volkes wegen ihrer Klugheit, angesehen wegen ihres Scharfsinns; redekundig durch ihre Kenntnis der Schriften, Lehrer von Sinnsprüchen durch ihre Lebenserfahrung;5 Dichter von Liedern in Versmaß, Verfasser von geschriebenen Sinnsprüchen;6 tüchtige Männer, auf Macht gestützt, unbehelligt in ihrem Wohnsitz:7 Sie alle waren geehrt zu ihrer Zeit, und ihr Ruhm blühte in ihren Tagen.8 Manche hinterließen einen Namen, so daß man ihr Lob weitererzählte.9 Andere blieben ohne Nachruhm; sie sind erloschen, sobald sie starben. Sie sind, als wären sie nie gewesen, und ebenso auch ihre Kinder.10 Jene aber sind die ehrwürdigen Männer, deren Hoffnung nicht vergeht.11 Bei ihren Nachkommen bleibt ihr Gut, ihr Erbe bei ihren Enkeln.12 Ihre Nachkommen halten fest an ihrem Bund, und ebenso ihre Kinder, um der Väter willen.13 Ihre Nachkommen haben für immer Bestand, ihr Ruhm wird niemals ausgelöscht.14 Ihr Leib ist in Frieden bestattet, ihr Name lebt fort von Geschlecht zu Geschlecht.15 Von ihrer Weisheit erzählt die Gemeinde, ihr Lob verkündet das versammelte Volk.16 Henoch ging seinen Weg mit dem Herrn und wurde entrückt: ein Beispiel der Gotteserkenntnis für alle Zeiten.17 Der gerechte Noach wurde untadelig befunden, zur Zeit des Untergangs war er ein neuer Anfang. Durch ihn blieb ein Rest erhalten, der Bund mit ihm beendete die Sintflut.18 Ein ewiger Bund wurde mit ihm geschlossen: Nie wieder sollte alles Leben vernichtet werden.19 Abraham wurde der Vater vieler Völker, seine Ehre blieb makellos.20 Er hielt das Gebot des Höchsten und trat in einen Bund mit ihm. Wie ihm befohlen wurde, hat er sich beschnitten; in der Prüfung wurde er treu befunden.21 Darum hat ihm Gott mit einem Eid zugesichert, durch seine Nachkommen die Völker zu segnen, sie zahlreich zu machen wie den Staub auf der Erde und seine Nachkommen zu erhöhen wie die Sterne, ihnen Besitz zu geben von Meer zu Meer, vom Eufrat bis an die Grenzen der Erde.22 Das gleiche sicherte er Isaak zu um Abrahams, seines Vaters willen.23 Den Bund mit allen Vorfahren übertrug er auf ihn. Auch auf Israels Haupt ruhte der Segen. Er bestätigte ihm die Erstgeburt und übergab ihm sein Erbe. Er bestimmte es für die Stämme, zum Anteil für die Zwölf. Er ließ von ihm einen Mann abstammen, der bei allen Lebenden in Ansehen stand:

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 45

1 Geliebt von Gott und den Menschen: Mose, sein Andenken sei zum Segen.2 Er nannte ihn einen Gott und stärkte ihn zu furchterregenden Taten.3 Durch sein Wort ließ er schnell die Zeichen geschehen und verlieh ihm Macht vor dem König. Er sandte ihn zum Volk und zeigte ihm seine Herrlichkeit.4 Wegen seiner Treue und Bescheidenheit erwählte er ihn aus allen Sterblichen.5 Er ließ ihn seine Stimme hören und zu der dunklen Wolke herantreten. In seine Hand legte er die Gebote, die Lehre voll Leben und Einsicht, um Jakob seine Gesetze zu lehren und Israel seine Satzungen und Vorschriften.6 Gleich ihm erhöhte er einen Heiligen: Aaron aus dem Stamm Levi.7 Er hat ihn bestellt für das ewige Priesteramt und über ihn seine Hoheit ausgebreitet. Er beglückte ihn mit seiner Herrlichkeit und umhüllte ihn mit dem schönsten Schmuck.8 Er kleidete ihn ganz in Pracht und schmückte ihn mit herrlichen Gewändern: mit Beinkleidern, Leibrock und Obergewand.9 Dessen Saum verzierte er mit Glöckchen im Kreis und mit klingenden Granatäpfeln ringsum. Sie sollten bei seinen Schritten lieblichen Klang geben, damit er im Heiligtum zu hören war und sein Volk aufmerksam wurde.10 Auch schmückte er ihn mit den heiligen Gewändern aus Gold, aus violettem und rotem Purpur - einer Kunstweberarbeit -, mit der Lostasche für den Schiedsspruch, dem Efod,11 und dem Gürtel aus Karmesin - einer Weberarbeit -, mit den Edelsteinen, gestochen wie Siegel und eingefaßt - einer Steinschneiderarbeit -; auf ihnen standen in eingeschnittener Schrift die Namen der Stämme Israels, um sie (bei Gott) in Erinnerung zu bringen;12 sodann der Goldreif auf dem Kopfbund, die Rosette mit der eingravierten Inschrift: Heilig! Eine herrliche Pracht, eine gewaltige Auszeichnung, eine Augenweide, eine vollendete Schönheit.13 Vorher hat es nichts Ähnliches gegeben, und niemals darf es ein Unbefugter tragen. Nur seinen Söhnen hat er dies anvertraut, und so halten es seine Söhne für alle Zeiten.14 Sein Speiseopfer wird ganz verbrannt, zweimal täglich, als regelmäßiges Opfer.15 Mose hat ihn in sein Amt eingesetzt und ihn mit heiligem Öl gesalbt. So wurde ihm ein ewiger Bund gewährt und auch seinen Nachkommen, solange der Himmel steht: den Dienst zu tun, für Gott Priester zu sein und sein Volk in seinem Namen zu segnen.16 Er hat ihn erwählt aus allen Lebenden, damit er Brandopfer und Fettstücke darbringe, den beruhigenden Duft des Gedenkopfers aufsteigen lasse und für die Söhne Israels Sühne erwirke.17 Er gab ihm seine Gebote und Vollmacht über Gesetz und Recht. So unterwies Aaron sein Volk im Gesetz und Israels Söhne im Recht.18 Als sich Unbefugte gegen ihn empörten und in der Wüste auf ihn eifersüchtig wurden, die Leute um Datan und Abiram sowie Korach und sein Anhang, in heftiger Wut,19 da sah es der Herr und wurde zornig, er vernichtete sie in seinem glühenden Zorn. Er bewirkte ein Wunder gegen sie und vertilgte sie in den Flammen seines Feuers.20 (d) Die Schaubrote wurden sein Anteil, Das Ansehen Aarons vermehrte er noch und gab ihm sein Erbteil: Die heiligen Erstlinge gab er ihm zur Nahrung,21 (a) die Gaben für den Herrn sollten sie essen. (b) und die Abgaben sollten ihm und seinen Nachkommen zufallen.22 Vom Landbesitz des Volkes aber sollte er nichts erben, in ihrer Mitte kein Erbteil erhalten; denn der Herr ist sein Anteil und sein Erbe inmitten der Söhne Israels.23 Ferner Pinhas, der Sohn Eleasars: Er bekam als dritter das hohe Amt, weil er sich einsetzte für den Gott des Alls und für sein Volk in die Bresche trat, als er dem Antrieb seines Herzens folgte und für die Söhne Israels Sühne erwirkte.24 Darum hat der Herr auch für ihn eine Bestimmung getroffen, einen Heilsbund gestiftet: Er sollte das Heiligtum versorgen. So sollte ihm und seinen Söhnen das Hohepriesteramt gehören für ewige Zeiten.25 Sein Bund mit David, dem Sohn Isais aus dem Stamm Juda, bestand in der Erbnachfolge eines Herrschers von Gottes Gnaden; ebenso gehört die Erbnachfolge Aarons Pinhas und seinen Söhnen. Nun lobt den gütigen Herrn, der euch mit Ehre gekrönt hat.26 Er gebe euch Weisheit ins Herz, sein Volk in Gerechtigkeit zu lenken, damit euer Glück nie endet noch euer hohes Amt bis in fernste Zeiten.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 46

1 Ein tapferer Kriegsheld war Josua, der Sohn Nuns, der Mose im Amt des Propheten zur Seite stand. Er war dazu geschaffen, seinem Namen entsprechend, für die Erwählten Gottes eine große Hilfe zu sein, an den Feinden Rache zu nehmen und Israel in sein Erbland zu führen.2 Wie herrlich war er, wenn er die Hand erhob und das Sichelschwert schwang gegen eine Stadt.3 Wer konnte ihm standhalten, wenn er die Kriege des Herrn führte?4 Blieb nicht auf seinen Befehl die Sonne stehen, wurde nicht ein Tag doppelt so lang?5 Er rief zu Gott, dem Höchsten, als er in Not war, umringt von seinen Feinden; der höchste Gott erhörte ihn und ließ Hagelsteine und Eis regnen.6 Er schleuderte sie auf das feindliche Volk, am Abhang vernichtete er die Gegner. So sollten alle dem Untergang geweihten Völker erkennen, wie genau der Herr ihre Kämpfe beobachtet. Auch war er dem Herrn in allem ergeben7 und bewies Treue in den Tagen des Mose. Josua und Kaleb, der Sohn Jefunnes, sie blieben standhaft beim Aufruhr des Volkes, wandten das Zorngericht von der Gemeinde ab und machten dem üblen Gerede ein Ende.8 Darum wurden sie beide auch verschont, als einzige von den sechshunderttausend Männern des Fußvolks, und in ihr Erbland geführt, in das Land, wo Milch und Honig fließen.9 Gott gab dem Kaleb Kraft, die ihm bis ins Greisenalter erhalten blieb, damit er die Höhen des Landes besetzen konnte; auch seine Nachkommen behielten das Erbe.10 Dadurch sollten alle Söhne Jakobs erkennen, wie gut es ist, dem Herrn in allem ergeben zu sein.11 Dann die Richter, jeder mit seinem Namen: alle, die sich nicht beirren ließen und nicht abtrünnig wurden von Gott. Ihr Andenken sei zum Segen.12 Ihre Gebeine mögen von ihrer Stätte emporsprossen und ihren Ruhm erneuern an den Söhnen.13 Geschätzt von seinem Volk, geliebt von seinem Schöpfer, mit Sehnsucht erwartet von Geburt an, dem Herrn geweiht im Prophetenamt: Samuel, der Richter und Priester. Auf Gottes Wort hin führte er das Königtum ein und salbte Fürsten für das Volk.14 Im Auftrag des Herrn berief er die Versammlung ein und wachte über die Zelte Jakobs.15 Als Seher wurde er befragt wegen seiner Zuverlässigkeit und war in seinem Wort ein verläßlicher Prophet.16 Auch er rief zu Gott, als er das Milchlamm opferte;17 da donnerte der Herr vom Himmel her, unter gewaltigem Dröhnen ließ er seine Stimme hören.18 Er demütigte die feindlichen Heerführer und vernichtete alle Fürsten der Philister.19 Als Samuel sich dann zur Ruhe legte, rief er den Herrn und seinen Gesalbten als Zeugen an: Von wem nahm ich Geschenke an, und seien es nur Sandalen? Aber niemand brachte etwas gegen ihn vor. 20 Er wurde sogar befragt, nachdem er schon gestorben war, und kündigte dem König sein Schicksal an. Aus der Erde erhob er seine Stimme und weissagte, um den Frevel des Volkes zu beenden.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 47

1 Nach ihm stand Natan auf, um vor David hinzutreten.2 Wie das Fett herausgehoben ist aus dem Opferfleisch, so David aus Israel.3 Er spielte mit Löwen, als wären es Ziegen, mit Bären, als wären es Schafe.4 In seiner Jugend erschlug er den Riesen und befreite das Volk von der Schmach, indem er mit der Hand die Schleuder schwang und Goliats Hochmut zerbrach.5 Denn er hatte Gott, den Höchsten, angerufen, und dieser gab seiner rechten Hand Kraft, um den kampferprobten Mann niederzustrecken und die Macht seines Volkes zu mehren.6 Darum haben ihn die Frauen besungen und ihm zugerufen: Zehntausend (erschlug er)!7 Als er die Krone trug, führte er Krieg und demütigte ringsum die Feinde. Er schlug die feindlichen Philister und zerbrach ihre Macht bis heute.8 Bei allen seinen Taten stimmte er Loblieder an auf Gott, den Höchsten, mit rühmenden Worten. Er liebte seinen Schöpfer von ganzem Herzen, alle Tage pries er ihn mit Liedern.9 Vor dem Altar ließ er Saiteninstrumente aufstellen und schuf Psalmweisen für die Harfenbegleitung.10 Den Festen verlieh er Glanz und verschönerte die Feiertage im Kreislauf des Jahres. Vom Lobgesang auf Gottes heiligen Namen hallte das Heiligtum wider schon vor dem Morgen.11 Der Herr verzieh ihm seine Sünde und begründete seine Macht für immer. Er übergab ihm das Königsgesetz und festigte seinen Thron über Israel.12 Seinetwegen erstand ihm als Nachfolger ein weiser Sohn, der in Sicherheit leben konnte.13 Salomo war König in friedlichen Tagen, Gott verschaffte ihm Ruhe ringsum. Er baute ein Haus für den Namen des Herrn und errichtete ein Heiligtum für immer.14 Wie weise warst du in deiner Jugend, von Bildung strömtest du über wie der Nil.15 Die Erde bedecktest du mit deinem Wissen, bis zur Himmelshöhe ließest du Lieder aufsteigen.16 Bis zu den fernsten Inseln gelangte dein Ruhm, und man begehrte danach, dich zu hören.17 Durch Lied und Sinnspruch, Rätsel und Gleichnis hast du die Völker in Staunen versetzt.18 Du wurdest benannt nach dem Namen des Hochgeehrten, der auch über Israel ausgerufen ist. Gold hast du angehäuft wie Eisen und das Silber vermehrt wie Blei.19 Doch gabst du dich den Frauen hin und ließest sie herrschen über deinen Leib.20 Du hast deine Ehre befleckt und dein Ehebett entweiht. So hast du Zorn über deine Nachkommen gebracht und Klage über dein Ehelager,21 indem das Volk unter zwei Zepter kam und aus Efraim ein abtrünniges Reich wurde.22 Gott aber hat seine Huld nicht aufgegeben und keines seiner Worte unerfüllt gelassen. Er hat seinem Erwählten den Sproß und Sohn nicht ausgerottet, die Nachkommen seine Freundes nicht ausgetilgt. So hat er Jakob einen Rest gelassen und David einen Wurzelsproß aus ihm selbst.23 Salomo entschlief in Verzweiflung und hinterließ einen starrköpfigen Sohn, reich an Torheit, arm an Einsicht: Rehabeam, der durch seinen Entschluß das Volk entzweite. Dann stand Jerobeam auf, der Sohn Nebats; sein Andenken sei ausgelöscht. Er sündigte und verführte Israel zur Sünde. Er verschuldete Efraims Fall24 und die Vertreibung aus ihrem Land. Ihre Sünde wurde sehr groß,25 allem Bösen gaben sie sich hin.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 48

1 Da stand ein Prophet auf wie Feuer, seine Worte waren wie ein brennender Ofen.2 Er entzog ihnen ihren Vorrat an Brot, durch sein Eifern verringerte er ihre Zahl.3 Auf Gottes Wort hin verschloß er den Himmel, und dreimal ließ er Feuer herniederfallen.4 Wie ehrfurchtgebietend warst du, Elija, wer dir gleichkommt, kann sich rühmen.5 Einen Verstorbenen hast du vom Tod erweckt, aus der Unterwelt, nach Gottes Willen.6 Könige hast du ins Grab geschickt, Vornehme von ihren Lagern hinweg.7 Am Sinai hast du Strafbefehle vernommen, am Horeb Urteile der Rache.8 Könige hast du gesalbt für die Vergeltung und einen Propheten als deinen Nachfolger.9 Du wurdest im Wirbelsturm nach oben entrückt, in Feuermassen himmelwärts.10 Von dir sagt die Schrift, du stehst bereit für die Endzeit, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er entbrennt, um den Söhnen das Herz der Väter zuzuwenden und Jakobs Stämme wieder aufzurichten.11 Wohl dem, der dich sieht und stirbt; denn auch er wird leben.12 Elija ist im Wirbelsturm entschwunden, Elischa wurde mit seinem Geist erfüllt. Doppelt so viele Zeichen wirkte er, zu Wundern wurden alle Worte aus seinem Mund. Solange er lebte, hat er vor niemand gezittert, kein Sterblicher hatte Macht über seinen Geist.13 Nichts war für ihn unerreichbar, noch im Grab zeigte sein Leichnam Prophetenkraft.14 In seinem Leben vollbrachte er Wunder und bei seinem Tod erstaunliche Taten.15 Trotz allem bekehrte das Volk sich nicht; sie ließen nicht ab von ihren Sünden, bis sie aus ihrem Land verschleppt und in alle Welt verstreut wurden. Aber für Juda ist ein kleiner Rest geblieben und dem Haus David noch ein Fürst.16 Von ihnen taten einige, was recht ist, andere verübten unerhörten Frevel.17 Hiskija sicherte seine Stadt, indem er Wasser hineinleitete. Mit dem Eisen durchbrach er Felsen und dämmte den Teich zwischen Bergen ein.18 In seinen Tagen zog Sanherib herauf und entsandte den Rabschake. Dieser streckte seine Hand gegen Zion aus, und übermütig lästerte er Gott.19 Da zitterten sie trotz allem Übermut ihres Herzens, und wanden sich wie eine Gebärende.20 Sie riefen zu Gott, dem Höchsten, und streckten nach ihm die Hände aus. Er hörte auf ihr lautes Flehen und half ihnen durch Jesaja.21 Er schlug die Assyrer in ihrem Lager und verwirrte sie durch eine Seuche.22 Denn Hiskija hatte das Rechte getan, war festgeblieben auf Davids Wegen, die der Prophet Jesaja ihm gewiesen hatte, der große und zuverlässige Seher.23 Auf Jesajas Befehl ging die Sonne zurück, und er verlängerte dem König das Leben.24 Mit großer Geisteskraft schaute er die Zukunft und tröstete die Trauernden in Zion.25 Für fernste Zeit verkündete er das Kommende und das Verborgene, bevor es geschah.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 49

1 Der Name Joschija gleicht duftendem Weihrauch, würzig und vom Salbenmischer zubereitet. Sein Andenken ist süß wie Honig im Mund und wie ein Lied beim Weingelage.2 Denn er litt wegen unserer Treulosigkeit und machte den abscheulichen Götzen ein Ende.3 Er richtete sein Herz ganz auf Gott und bewies Treue in Zeiten des Unrechts.4 Außer David, Hiskija und Joschija haben alle Könige ruchlos gehandelt: Bis zu ihrem Untergang haben die Könige von Juda das Gesetz des Höchsten verlassen.5 Ihre Macht gaben sie an andere hin, ihre Ehre an ein fremdes Volk.6 Sie zündeten die Heilige Stadt an, so daß die Straßen verödeten,7 zur Strafe dafür, daß sie Jeremia mißhandelt haben, obwohl er vom Mutterleib an zum Propheten geschaffen war, um auszureißen, niederzureißen und zu vernichten, aber auch um aufzubauen, einzupflanzen und zu stärken.8 Ezechiel sah eine Vision und beschrieb die Gestalten am Thronwagen.9 Er gedachte auch des Ijob, der die Wege der Gerechtigkeit einhielt.10 Ferner die Zwölf Propheten: Ihre Gebeine mögen von ihrer Stätte emporsprossen. Sie brachten Heilung für Jakobs Volk und halfen ihm durch zuverlässige Hoffnung.11 Wie könnten wir Serubbabel gebührend preisen, war er doch wie ein Siegelring an der rechten Hand,12 ebenso Jeschua, den Sohn des Jozadak? Sie beide erbauten zu ihrer Zeit das Gotteshaus; sie errichteten den heiligen Tempel, der zu dauernder Herrlichkeit bestimmt ist.13 Nehemia, sein Andenken in Ehren! Er baute unsere Trümmer wieder auf und stellte das Zerstörte wieder her, Tore und Riegel setzte er ein.14 Kaum einer auf Erden kommt Henoch gleich, darum wurde er auch lebend entrückt.15 Gab es je einen Mann wie Josef? Selbst sein Leichnam wurde sorgfältig erhalten.16 Sem, Set und Enosch sind hoch geehrt, aber Adam übertrifft alle Menschen an Ruhm.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 50

1 Der größte unter seinen Brüdern, der Ruhm seines Volkes, ist der Priester Simeon, der Sohn Johanans. Zu seiner Zeit wurde das Gotteshaus ausgebessert, in seinen Tagen der Tempel befestigt.2 Zu seiner Zeit wurde die Mauer gebaut, die Zinnen der Gotteswohnung beim Königspalast.3 In seinen Tagen wurde der Teich gegraben, ein Becken, groß wie ein Meer.4 Er hat sein Volk gegen Plünderung gesichert, seine Stadt gegen den Feind befestigt.5 Wie herrlich, wenn er herausschaute aus dem Zelt, wenn er heraustrat zwischen dem Vorhang:6 wie ein leuchtender Stern zwischen den Wolken, wie der Vollmond in den Tagen des Festes,7 wie die strahlende Sonne über dem Königspalast, wie ein Regenbogen, der in den Wolken erscheint,8 wie Blütenzweige in den Tagen des Festes, wie eine Lilie an Wasserläufen, wie das Grün des Libanon an Sommertagen,9 wie Weihrauchfeuer auf dem Speiseopfer, wie ein vergoldetes Gefäß, mit dem Hammer getrieben und mit Edelsteinen besetzt,10 wie ein üppiger Ölbaum voll von Früchten, wie ein wilder Ölbaum mit saftigen Zweigen.11 (Wie herrlich,) wenn er die Prachtgewänder angelegt und sich mit allem Schmuck bekleidet hatte, wenn er emporstieg zum erhabenen Altar und die Einfassung des heiligen Raumes mit Glanz erfüllte,12 wenn er die Opferstücke aus der Hand seiner Brüder nahm, während er selbst bei dem aufgeschichteten Holz stand. Rings umgab ihn der Kranz seiner Söhne wie junge Zedern auf dem Libanon. Wie Pappeln am Bach umstanden ihn13 alle Söhne Aarons in ihrer Pracht, die Feueropfer des Herrn in ihrer Hand vor der ganzen Versammlung Israels,14 bis er den Dienst am Altar vollendet und das Opferholz für den Höchsten geordnet hatte.15 Dann streckte er die Hand nach dem Becher aus und opferte von dem Blut der Trauben; er goß es aus an den Fuß des Altars zum beruhigenden Duft für den Höchsten, den König des Alls.16 Jetzt stießen die Söhne Aarons in die getriebenen Trompeten, sie bliesen mit gewaltigem Schall zur Erinnerung vor dem Höchsten.17 Alle Versammelten beeilten sich und warfen sich auf ihr Gesicht zur Erde nieder, um den Höchsten anzubeten, den Heiligen Israels.18 Dann stimmte man die Gesänge an und ließ zur Musik süßen Jubel ertönen.19 Alles Volk jubelte im Gebet vor dem Barmherzigen, bis der Priester den Dienst des Herrn vollendet und ihm die vorgeschriebenen Opfer dargebracht hatte.20 Dann stieg er herab und erhob seine Hände über die ganze Gemeinde Israels. Der Segen des Herrn war auf seinen Lippen, den Namen des Herrn nennen zu dürfen war sein Ruhm.21 Sie aber fielen zum zweitenmal nieder, um den Segen von ihm zu empfangen.22 Nun lobt den Herrn, den Gott des Alls, der Wunderbares auf der Erde vollbringt, der einen Menschen erhöht vom Mutterschoß an und an ihm handelt nach seinem Gefallen.23 Er gebe euch Weisheit ins Herz, und der Friede sei mit euch.24 Beständig bleibe seine Huld bei Simeon; er erhalte ihm den Bund mit Pinhas, der weder ihm gebrochen werden soll noch seinen Nachkommen, solange der Himmel steht.25 Zwei Völker verabscheue ich, und das dritte ist kein Volk:26 Die Bewohner von Seïr und vom Philisterland und das törichte Volk, das in Sichem wohnt.27 Weise Bildung und passende Sinnsprüche von Jesus, dem Sohn Eliasars, des Sohnes Sirachs, dessen Herz von Schriftauslegung überströmte und der Einsicht hervorquellen ließ.28 Wohl dem Mann, der hierüber nachsinnt; wer es sich zu Herzen nimmt, wird weise.29 Wer danach handelt, hat Kraft zu allem; denn die Gottesfurcht ist ihr tiefster Inhalt.

Das Buch Jesus Sirach Kapitel 51

1 Ich will dich preisen, mein Herr und König, ich will dich loben, Gott meines Heils. Ich will deinen Namen verkünden, du Hort meines Lebens,2 denn du hast mich vom Tod errettet. Du hast meinen Leib vor dem Grab bewahrt, meinen Fuß dem Griff der Unterwelt entrissen. Du hast mich befreit von der Geißel böser Zungen, von den Lippen treuloser Lügner. Gegen meine Widersacher standest du mir zur Seite,3 in deiner großen Huld hast du mir geholfen aus der Schlinge derer, die auf meinen Fall lauern, aus der Hand jener, die mir nach dem Leben trachten. Aus vielen Nöten hast du mich erlöst,4 aus der Bedrängnis der Flammen, die mich umringten, aus Gluten, die nicht (wirklich) geschürt,5 aus dem Schoß der Flut, nicht (wirklich) von Wasser, (sondern) von schändlichen Lippen und Erfindern von Lüge,6 von den Pfeilen der falschen Zunge. Schon war ich dem Tod nahe und mein Leben den Tiefen der Unterwelt.7 Ich wandte mich nach allen Seiten und fand keinen Helfer, ich spähte nach einem Beistand, doch keiner war da.8 Da dachte ich an das Erbarmen des Herrn, an die Taten seiner Huld, die seit Ewigkeit bestehen. Er hilft allen, die auf ihn vertrauen, und erlöst sie aus jeder Gefahr.9 So erhob ich von der Erde meine Stimme, ich schrie von den Toren der Unterwelt her.10 Ich rief: Herr, mein Vater bist du, mein Gott, mein rettender Held. Verlaß mich nicht am Tag der Not, am Tag der Vernichtung und Verwüstung!11 Deinen Namen will ich allzeit loben, an dich denken im Gebet. Da hörte der Herr meine Stimme und achtete auf mein Flehen.12 Er erlöste mich von allem Unheil und rettete mich am Tag der Not. Darum danke ich dem Herrn und will seinen Namen loben und verherrlichen. Danket dem Herrn, denn er ist gut, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Gott der Lobgesänge, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Wächter Israels, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Schöpfer des Alls, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Erlöser Israels, denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der Israels Versprengte sammelt, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Erbauer seiner Stadt und seines Heiligtums, denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der dem Haus David Macht verlieh, denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der Zadoks Söhne zu Priestern erwählt hat, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Schild Abrahams, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Fels Isaaks, denn seine Huld währt ewig. Danket dem Starken Jakobs, denn seine Huld währt ewig. Danket dem, der Zion erwählt hat, denn seine Huld währt ewig. Danket dem König der höchsten Könige, denn seine Huld währt ewig. Seinem Volk verleiht er Macht - das ist ein Ruhm für all seine Frommen, für Israels Söhne, das Volk, das sich ihm nahen darf. Halleluja!13 Als ich jung und noch nicht unstet war, suchte ich eifrig die Weisheit.14 Sie kam zu mir in ihrer Schönheit, und bis zuletzt will ich sie erstreben.15 Und wie nach dem Blühen die Trauben reifen, die das Herz erfreuen, so schritt mein Fuß auf geradem Weg; denn schon von Jugend an habe ich sie erkannt.16 Nur kurz hörte ich hin, und schon fand ich Belehrung in Menge.17 Sie ist für mich zur Amme geworden; meinem Lehrer will ich danken.18 Ich hatte im Sinn, Freude zu erleben, ich strebte ohne Rast nach Glück.19 Ich verlangte brennend nach ihr und wandte von ihr meinen Blick nicht ab.20 Ich richtete mein Verlangen auf sie, und auf ihren Höhen wanke ich nicht. Meine Hand öffnete ihre Tore, und ich nahm sie leibhaftig wahr. Ich habe ihretwegen meine Hände gereinigt, und ich fand die Weisheit in ihrer Reinheit. Einsicht erwarb ich durch sie von Anfang an, darum lasse ich nicht von ihr.21 Mein Herz war erregt, sie zu schauen, darum erwarb ich sie als kostbares Gut.22 Der Herr gab meinen Lippen Erfolg, mit meiner Zunge will ich ihm danken.23 Kehrt bei mir ein, ihr Unwissenden, verweilt in meinem Lehrhaus!24 Wie lange noch wollt ihr das alles entbehren und eure Seele dürsten lassen?25 Ich öffne meinen Mund und sage von ihr: Erwerbt euch Weisheit, es kostet nichts.26 Beugt euren Nacken unter ihr Joch, und nehmt ihre Last auf euch! Denen, die sie suchen, ist sie nahe, und wer sich ihr ganz hingibt, findet sie.27 Seht mit eigenen Augen, daß ich mich nur wenig bemühte, aber viel Ruhe gefunden habe.28 Hört auf meine knapp bemessene Lehre! Durch sie werdet ihr viel Silber und Gold erwerben.29 Eure Seele freue sich an meinem Lehrstuhl, meines Liedes sollt ihr euch nicht schämen.30 Tut eure Werke vor der Zeit (der Vergeltung), so wird er euch den Lohn geben zur rechten Zeit.

Das Buch Jesaja

Das Buch Jesaja Kapitel 1

1 Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, über Juda und Jerusalem, die er zu der Zeit hatte, als Usija, Jotam, Ahas und Hiskija Könige von Juda waren.2 Hört, ihr Himmel! Erde, horch auf! Denn der Herr spricht: Ich habe Söhne großgezogen und emporgebracht, doch sie sind von mir abgefallen.3 Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.4 Weh dem sündigen Volk, der schuldbeladenen Nation, der Brut von Verbrechern, den verkommenen Söhnen! Sie haben den Herrn verlassen, den Heiligen Israels haben sie verschmäht und ihm den Rücken gekehrt.5 Wohin soll man euch noch schlagen? Ihr bleibt ja doch abtrünnig. Der ganze Kopf ist wund, das ganze Herz ist krank:6 Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden, sie sind nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl gelindert.7 Euer Land ist verödet, eure Städte sind niedergebrannt. Fremde verzehren vor euren Augen den Ertrag eurer Äcker; verödet wie das zerstörte Sodom ist euer Land.8 Die Tochter Zion steht verlassen da wie eine Hütte im Weinberg, wie eine Wächterhütte im Gurkenfeld .9 Hätte der Herr der Heere nicht einen Rest für uns übriggelassen, wir wären wie Sodom geworden, wir glichen Gomorra.10 Hört das Wort des Herrn, ihr Herrscher von Sodom! Vernimm die Weisung unseres Gottes, du Volk von Gomorra!11 Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?, spricht der Herr. Die Widder, die ihr als Opfer verbrennt, und das Fett eurer Rinder habe ich satt; das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider.12 Wenn ihr kommt, um mein Angesicht zu schauen - wer hat von euch verlangt, daß ihr meine Vorhöfe zertrampelt?13 Bringt mir nicht länger sinnlose Gaben, Rauchopfer, die mir ein Greuel sind. Neumond und Sabbat und Festversammlung Frevel und Feste - ertrage ich nicht.14 Eure Neumondfeste und Feiertage sind mir in der Seele verhaßt, sie sind mir zur Last geworden, ich bin es müde, sie zu ertragen.15 Wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch. Wenn ihr auch noch so viel betet, ich höre es nicht. Eure Hände sind voller Blut.16 Wascht euch, reinigt euch! Laßt ab von eurem üblen Treiben! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun!17 Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!18 Kommt her, wir wollen sehen, wer von uns recht hat, spricht der Herr. Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle.19 Wenn ihr bereit seid zu hören, sollt ihr den Ertrag des Landes genießen.20 Wenn ihr aber trotzig seid und euch weigert, werdet ihr vom Schwert gefressen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.21 Ach, sie ist zur Dirne geworden, die treue Stadt. Einst war dort das Recht in voller Geltung, die Gerechtigkeit war dort zu Hause, jetzt aber herrschen die Mörder.22 Dein Silber wurde zu Schlacke, dein Wein ist verwässert.23 Deine Fürsten sind Aufrührer und eine Bande von Dieben, alle lassen sich gerne bestechen und jagen Geschenken nach. Sie verschaffen den Waisen kein Recht, die Sache der Witwen gelangt nicht vor sie.24 Darum - Spruch Gottes, des Herrn der Heere, des Starken Israels: Weh meinen Gegnern, ich will Rache nehmen an ihnen, mich rächen an meinen Feinden.25 Ich will meine Hand gegen dich wenden, deine Schlacken will ich mit Lauge ausschmelzen, all dein Blei schmelze ich aus.26 Ich will dir wieder Richter geben wie am Anfang und Ratsherrn wie zu Beginn. Dann wird man dich die Burg der Gerechtigkeit nennen, die treue Stadt.27 Zion wird durch das Recht gerettet, wer dort umkehrt, durch die Gerechtigkeit.28 Doch alle Abtrünnigen und Sünder werden zerschmettert. Wer den Herrn verläßt, wird vernichtet.29 Ihr werdet in Schande stürzen wegen der Eichen, die euch gefallen, und werdet euch schämen wegen der (heiligen) Haine, die ihr so gern habt.30 Ihr werdet wie eine Eiche, deren Blätter verwelken, und wie ein Garten, dessen Wasser versiegt ist.31 Dann wird der Starke zu Werg, und sein Tun zum zündenden Funken; beide verbrennen zusammen, und niemand kann löschen.

Das Buch Jesaja Kapitel 2

1 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat.2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.3 Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.4 Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.5 Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.6 Ja, du hast dein Volk, das Haus Jakob, verstoßen; denn es ist voll von Zauberern und Wahrsagern wie das Volk der Philister und überflutet von Fremden.7 Sein Land ist voll Silber und Gold, zahllos sind seine Schätze. Sein Land ist voll von Pferden, zahllos sind seine Wagen.8 Sein Land ist voll von Götzen. Alle beten das Werk ihrer Hände an, das ihre Finger gemacht haben.9 Doch die Menschen müssen sich ducken, jeder Mann muß sich beugen. Verzeih ihnen nicht!10 Verkriech dich im Felsen, verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des Herrn und seiner strahlenden Pracht!11 Da senken sich die stolzen Augen der Menschen, die hochmütigen Männer müssen sich ducken, der Herr allein ist erhaben an jenem Tag.12 Denn der Tag des Herrn der Heere kommt über alles Stolze und Erhabene, über alles Hohe - es wird erniedrigt -,13 über alle hochragenden Zedern des Libanon und alle Eichen des Baschan,14 über alle hohen Berge und alle stattlichen Hügel,15 über jeden hohen Turm und jede steile Mauer,16 über alle Tarschisch-Schiffe und die kostbaren Segler.17 Die stolzen Menschen müssen sich ducken, die hochmütigen Männer sich beugen, der Herr allein ist erhaben an jenem Tag.18 Die Götzen aber schwinden alle dahin.19 Verkriecht euch in Felshöhlen und Erdlöchern vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner strahlenden Pracht, wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschrecken.20 An jenem Tag nimmt jeder seine silbernen und goldenen Götzen, die er gemacht hat, um sie anzubeten, und wirft sie den Fledermäusen und Ratten hin;21 und man wird sich in den Spalten und Höhlen der Felsen verkriechen vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner strahlenden Pracht, wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschrecken.22

Das Buch Jesaja Kapitel 3

1 Seht, Gott, der Herr der Heere, nimmt Jerusalem und Juda jede Stütze und Hilfe :2 den Helden und Krieger, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten,3 den Hauptmann, den Höfling, den Ratsherrn, den weisen Zauberer und den klugen Beschwörer.4 Ich mache junge Burschen zu ihren Fürsten. Willkür soll über sie herrschen.5 Dann bedrängt im Volk einer den andern, und jeder bedrängt seinen Nächsten. Die Jungen sind frech zu den Alten, die Geringen zu den geachteten Männern.6 Dann faßt einer im Haus seines Vaters den Bruder am Arm und sagt: Du hast noch einen Mantel, du mußt unser Anführer sein. Sei der Herr dieser Trümmer!7 Der aber wird an jenem Tag schreien: Ich bin doch kein Arzt, und in meinem Haus gibt es kein Brot, und es gibt keinen Mantel. Macht mich nicht zum Führer des Volkes!8 Ja, Jerusalem stürzt, und Juda fällt; denn ihre Worte und ihre Taten richten sich gegen den Herrn, sie trotzen den Augen seiner Majestät.9 Ihre frechen Gesichter klagen sie an, wie Sodom reden sie ganz offen von ihren Sünden. Weh ihnen, sie bereiten sich selber ihr Unglück.10 Wohl dem Gerechten, denn ihm geht es gut; er wird die Frucht seiner Taten genießen.11 Weh dem Frevler, ihm geht es schlecht; denn was er selber getan hat, das wird man ihm antun.12 Mein Volk - seine Herrscher sind voller Willkür, Wucherer beherrschen das Volk. Mein Volk, deine Führer führen dich in die Irre, sie bringen dich ab vom richtigen Weg.13 Der Herr steht bereit, um Recht zu sprechen; er steht da, um sein Volk zu richten.14 Der Herr geht ins Gericht mit den Ältesten und den Fürsten seines Volkes: Ihr, ihr habt den Weinberg geplündert; eure Häuser sind voll von dem, was ihr den Armen geraubt habt.15 Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zerschlagen? Ihr zermalmt das Gesicht der Armen - Spruch des Herrn der Heere.16 Der Herr sprach: Weil die Töchter Zions hochmütig sind, ihre Hälse recken und mit verführerischen Blicken daherkommen, immerzu trippelnd daherstolzieren und mit ihren Fußspangen klirren,17 darum wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions mit Schorf bedecken und ihre Schläfen kahl werden lassen.18 An jenem Tag wird ihnen der Herr ihren Schmuck wegnehmen: die Fußspangen, die kleinen Sonnen und Monde,19 die Ohrgehänge und Armkettchen, die Schleier20 und Turbane, die Fußkettchen und die Prachtgürtel, die Riechfläschchen und die Amulette,21 die Fingerringe und Nasenreife,22 die Festkleider und Umhänge, die Umschlagtücher und Täschchen23 und die Spiegel, die feinen Schleier, die Schals und Kopftücher.24 Dann habt ihr Moder statt Balsam, Strick statt Gürtel, Glatze statt kunstvolle Locken, Trauergewand statt Festkleid, ja, Schande statt Schönheit.25 Deine Männer sterben durchs Schwert, deine jungen Krieger fallen im Kampf.26 Zions Tore ächzen und klagen; ausgeplündert sitzt es am Boden.

Das Buch Jesaja Kapitel 4

1 An jenem Tag klammern sich sieben Frauen an einen einzigen Mann und sagen: Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns selber kleiden, nur laß uns deinen Namen tragen, nimm die Schande von uns!2 An jenem Tag wird, was der Herr sprossen läßt, für alle Israeliten, die entronnen sind, eine Zierde und Ehre sein; die Früchte des Landes sind ihr Stolz und Ruhm.3 Dann wird der Rest von Zion, und wer in Jerusalem noch übrig ist, heilig genannt werden, jeder, der in Jerusalem in das Verzeichnis derer, die am Leben bleiben sollen, eingetragen ist.4 Wenn der Herr durch den Sturm des Gerichts und den Sturm der Läuterung von den Töchtern Zions den Kot abgewaschen und aus Jerusalems Mitte die Blutschuld weggespült hat,5 dann kommt er, und über dem ganzen Gebiet des Berges Zion und seinen Festplätzen erscheint bei Tag eine Wolke und bei Nacht Rauch und eine strahlende Feuerflamme. Denn über allem liegt als Schutz und Schirm die Herrlichkeit des Herrn;6 sie spendet bei Tag Schatten vor der Hitze und ist Zuflucht und Obdach bei Unwetter und Regen.

Das Buch Jesaja Kapitel 5

1 Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.2 Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter darin aus. Dann hoffte er, daß der Weinberg süße Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren.3 Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, im Streit zwischen mir und dem Weinberg!4 Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren?5 Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; dann wird er zertrampelt.6 Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.7 Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch - doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit - doch siehe da: Der Rechtlose schreit.8 Weh euch, die ihr Haus an Haus reiht und Feld an Feld fügt, bis kein Platz mehr da ist und ihr allein im Land ansässig seid.9 Meine Ohren hören das Wort des Herrn der Heere: Wahrhaftig, alle eure Häuser sollen veröden. So groß und schön sie auch sind: Sie sollen unbewohnt sein.10 Ein Weinberg von zehn Morgen bringt nur ein Bat Wein, ein Hómer Saatgut bringt nur ein Efa Korn.11 Weh euch, die ihr schon früh am Morgen hinter dem Bier her seid und sitzen bleibt bis spät in die Nacht, wenn euch der Wein erhitzt.12 Bei ihren Gelagen spielt man Zither und Harfe, Pauken und Flöten; aber was der Herr tut, beachten sie nicht, was seine Hände vollbringen, sehen sie nicht.13 Darum muß mein Volk in die Verbannung; denn es hat keine Erkenntnis. Seine Reichen sterben vor Hunger, die Masse der Armen verschmachtet vor Durst.14 Darum sperrt die Unterwelt ihren Rachen auf, maßlos weit reißt sie ihr Maul auf, so daß des Volkes Pracht und Reichtum hinabfährt, der ganze lärmende, johlende Haufen.15 Die Menschen müssen sich ducken, jeder Mann muß sich beugen, die stolzen Augen werden sich senken.16 Doch der Herr der Heere ist erhaben, wenn er Gericht hält, durch seine Gerechtigkeit erweist der heilige Gott sich als heilig.17 Dann grasen dort Lämmer wie auf der Weide, in den Ruinen weiden fette Schafe.18 Weh euch, die ihr die Strafe wie mit Ochsenstricken herbeizieht und die Sünde wie mit Wagenseilen.19 Ihr sagt: Was er tun will, das tue er schnell; er soll sich beeilen, damit wir es sehen; was der Heilige Israels plant, treffe bald ein; wir wollen es wissen.20 Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süß und das Süße bitter machen.21 Weh denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für klug halten.22 Weh denen, die Helden sind, wenn es gilt, Wein zu trinken, und tapfer, wenn es gilt, starke Getränke zu brauen,23 die den Schuldigen für Bestechungsgeld freisprechen und dem Gerechten sein Recht vorenthalten.24 Darum: Wie des Feuers Zunge die Stoppeln frißt und wie das Heu in der Flamme zusammensinkt, so soll ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte wie Staub aufgewirbelt werden. Denn sie haben die Weisung des Herrn der Heere von sich gewiesen und über das Wort des Heiligen Israels gelästert.25 Darum entbrennt der Zorn des Herrn gegen sein Volk; er streckt seine Hand aus gegen das Volk und schlägt zu. Da erzittern die Berge, und die Leichen liegen auf den Gassen wie Abfall. Doch bei all dem läßt sein Zorn nicht nach, seine Hand bleibt ausgestreckt.26 Er stellt ein Feldzeichen auf für ein Volk in der Ferne, er pfeift es herbei vom Ende der Erde, und schon kommen sie eilig heran.27 Kein Müder ist unter ihnen, keiner, der stolpert, keiner, der einnickt und schläft. Bei keinem löst sich der Gürtel von den Hüften, noch reißt ein Schuhriemen ab.28 Ihre Pfeile sind scharf, alle ihre Bogen gespannt. Die Hufe ihrer Pferde sind hart wie Kiesel, die Räder sausen dahin wie der Sturm.29 Es ist ein Lärm wie das Brüllen des Löwen, wie wenn ein Junglöwe brüllt. Er knurrt und packt seine Beute, er schleppt sie fort, und niemand reißt sie ihm weg.30 Und es dröhnt über ihnen an jenem Tag wie das Brausen des Meeres. Wohin man blickt auf der Erde: nur Finsternis voller Angst; das Licht ist durch Wolken verdunkelt.

Das Buch Jesaja Kapitel 6

1 Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Thron. Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel aus.2 Serafim standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel: Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihr Gesicht, mit zwei bedeckten sie ihre Füße, und mit zwei flogen sie.3 Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.4 Die Türschwellen bebten bei ihrem lauten Ruf, und der Tempel füllte sich mit Rauch.5 Da sagte ich: Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen, und meine Augen haben den König, den Herrn der Heere, gesehen.6 Da flog einer der Serafim zu mir; er trug in seiner Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.7 Er berührte damit meinen Mund und sagte: Das hier hat deine Lippen berührt: Deine Schuld ist getilgt, deine Sünde gesühnt.8 Danach hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich antwortete: Hier bin ich, sende mich!9 Da sagte er: Geh und sag diesem Volk: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.10 Verhärte das Herz dieses Volkes, verstopf ihm die Ohren, verkleb ihm die Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört, damit sein Herz nicht zur Einsicht kommt und sich nicht bekehrt und nicht geheilt wird.11 Ich fragte: Wie lange, Herr? Er antwortete: Bis die Städte verödet sind und unbewohnt, die Häuser menschenleer, bis das Ackerland zur Wüste geworden ist.12 Der Herr wird die Menschen weit weg treiben; dann ist das Land leer und verlassen.13 Bleibt darin noch ein Zehntel übrig - auch sie werden schließlich vernichtet, wie bei einer Eiche oder Terebinthe, von der nur der Stumpf bleibt, wenn man sie fällt.

Das Buch Jesaja Kapitel 7

1 In der Zeit, als Ahas, der Sohn Jotams, des Sohnes Usijas, König von Juda war, zogen Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, gegen Jerusalem in den Krieg; aber sie konnten die Stadt nicht einnehmen.2 Als man dem Haus David meldete: Aram hat sich mit Efraim verbündet!, da zitterte das Herz des Königs und das Herz seines Volkes, wie die Bäume des Waldes im Wind zittern.3 Der Herr aber sagte zu Jesaja: Geh zur Walkerfeldstraße hinaus, zusammen mit deinem Sohn Schear-Jaschub (Ein Rest kehrt um), an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, um Ahas zu treffen.4 Sag zu ihm: Bewahre die Ruhe, fürchte dich nicht! Dein Herz soll nicht verzagen wegen dieser beiden Holzscheite, dieser rauchenden Stummel, wegen des glühenden Zorns Rezins von Aram und des Sohnes Remaljas.5 Zwar planen Aram, Efraim und der Sohn Remaljas Böses gegen dich und sagen:6 Wir wollen gegen Juda ziehen, es an uns reißen und für uns erobern; dann wollen wir den Sohn Tabeals dort zum König machen.7 Doch so spricht Gott, der Herr: Das kommt nicht zustande, das wird nicht geschehen.8 Denn das Haupt von Aram ist Damaskus, und das Haupt von Damaskus ist Rezin. Noch fünfundsechzig Jahre, dann wird Efraim zerschlagen, es wird aufhören, ein Volk zu sein.9 Das Haupt von Efraim ist Samaria, und das Haupt von Samaria ist der Sohn Remaljas. Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.10 Der Herr sprach noch einmal zu Ahas; er sagte:11 Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe.12 Ahas antwortete: Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen.13 Da sagte Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt es euch nicht, Menschen zu belästigen? Müßt ihr auch noch meinen Gott belästigen?14 Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.15 Er wird Butter und Honig essen bis zu der Zeit, in der er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen.16 Denn noch bevor das Kind versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen, wird das Land verödet sein, vor dessen beiden Königen dich das Grauen packt.17 Der Herr wird Tage kommen lassen über dich und dein Volk und das Haus deines Vaters , wie man sie nicht mehr erlebt hat, seit Efraim von Juda abgefallen ist.18 An jenem Tag wird der Herr den Fliegen an den Mündungen des Nil in Ägypten pfeifen und den Bienen im Land Assur,19 und alle kommen und lassen sich nieder in den Schluchten und Felsspalten, in allen Hecken und an allen Wasserstellen.20 An jenem Tag wird der Herr mit dem Messer, das er jenseits des Eufrat gekauft hat , euch den Kopf kahlscheren und die Schamhaare abrasieren; auch den Bart schneidet er ab.21 An jenem Tag wird ein Mann nur eine junge Kuh und ein paar Schafe halten.22 Aber sie werden so viel Milch geben, daß man Butter essen kann. Ja, Butter und Honig essen alle, die im Land übriggeblieben sind.23 An jenem Tag wird jedes Grundstück, auf dem jetzt tausend Weinstöcke im Wert von tausend Silberstücken stehen, voll von Dornen und Disteln sein.24 Nur mit Pfeil und Bogen geht man dorthin; denn das ganze Land ist voll von Dornen und Disteln.25 Aus Angst vor den Dornen und Disteln geht man auf keinen von all den Bergen mehr, die man jetzt noch mit der Hacke bearbeitet. Man treibt die Rinder dorthin und läßt die Schafe dort weiden.

Das Buch Jesaja Kapitel 8

1 Der Herr sagte zu mir: Nimm eine große Tafel, und schreib darauf mit einem gewöhnlichen Griffel: Maher-Schalal-Hasch-Bas (Schnelle Beute - Rascher Raub).2 Und ich nahm mir zuverlässige Zeugen, den Priester Urija und Secharja, den Sohn Jeberechjas.3 Dann ging ich zu der Prophetin, und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sagte der Herr zu mir: Gib ihm den Namen Maher-Schalal-Hasch-Bas!4 Denn noch bevor der Knabe "Vater" und "Mutter" sagen lernt, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria dem König von Assur vorantragen.5 Weiter sagte der Herr zu mir:6 Weil dieses Volk die ruhig dahinfließenden Wasser von Schiloach verachtet und vor Rezin und dem Sohn Remaljas verzagt,7 darum wird der Herr die gewaltigen und großen Wasser des Eufrat über sie dahinfluten lassen. Und der Fluß wird alle seine Kanäle überfluten und über alle Ufer treten.8 Auch auf Juda wird er übergreifen, er wird es überfluten und überschwemmen, bis er den Leuten an den Hals reicht. Die Ausläufer seiner Fluten bedecken weit und breit dein Land, Immanuel.9 Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch zerschmettert. Horcht auf, ihr Enden der Erde! Rüstet nur! Ihr werdet doch zerschmettert. Rüstet! Ihr werdet zerschmettert.10 Macht nur Pläne! Sie werden vereitelt. Was ihr auch sagt, es kommt nicht zustande. Denn "Gott ist mit uns".11 Denn so sprach der Herr, als seine Hand mich packte und er mich davon abhielt, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen:12 Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt. Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten; wovor es erschrickt, davor sollt ihr nicht erschrecken.13 Den Herrn der Heere sollt ihr heilig halten; vor ihm sollt ihr euch fürchten, vor ihm sollt ihr erschrecken.14 Er wird das Heiligtum sein für die beiden Reiche Israels: der Stein, an dem man anstößt, der Felsen, an dem man zu Fall kommt. Eine Schlinge und Falle wird er sein für alle, die in Jerusalem wohnen.15 Viele stolpern darüber, sie fallen und zerschellen; sie verstricken und verfangen sich.16 Ich will diese Warnung sorgfältig bewahren und die Lehre in meinen Jüngern wie mit einem Siegel verschließen.17 Ich will auf den Herrn warten, der jetzt sein Angesicht vor dem Haus Jakob verhüllt, auf ihn will ich hoffen.18 Seht, ich und die Kinder, die der Herr mir geschenkt hat, wir sind in Israel ein (warnendes) Zeichen, ein Mahnmal vom Herrn der Heere, der auf dem Berg Zion wohnt.19 Wenn man euch sagt: Befragt die Totengeister und Zauberkundigen, die flüstern und murmeln!, (dann erwidert:) Soll ein Volk nicht lieber seinen Gott befragen? Warum soll man für die Lebenden die Toten befragen?20 Lehre und Warnung: Wer nicht so denkt, für den gibt es kein Morgenrot.21 Er wandert umher, verdrossen und hungrig. Und wenn er hungert, dann wird er wütend, und er verflucht seinen König und seinen Gott. Er blickt nach oben22 und blickt zur Erde; aber überall sieht er nur Not, Finsternis und beängstigendes Dunkel. Doch die Finsternis wird verscheucht;23 denn wer jetzt in Not ist, bleibt nicht im Dunkel. Einst hat er das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet, aber später bringt er die Straße am Meer wieder zu Ehren, das Land jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden.

Das Buch Jesaja Kapitel 9

1 Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.2 Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.3 Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers.4 Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.6 Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere wird das vollbringen.7 Der Herr hat ein Wort gegen Jakob geschleudert, es fiel in Israel nieder.8 Das ganze Volk sollte zur Einsicht kommen, Efraim, und wer in Samaria wohnt, alle, die hochmütig prahlten:9 Die Ziegelmauern sind gefallen, jetzt bauen wir mit Quadern; die Maulbeerbäume hat man gefällt, jetzt pflanzen wir Zedern.10 Da stachelte der Herr Jakobs Gegner auf und hetzte seine Feinde gegen ihn,11 Aram im Osten, die Philister im Westen, und sie fraßen Israel mit gierigem Maul. Doch bei all dem läßt sein Zorn nicht nach, seine Hand bleibt ausgestreckt.12 Aber das Volk kehrte nicht um zu dem, der es schlug; sie suchten den Herrn der Heere nicht.13 Da schnitt der Herr dem Volk Israel den Kopf und den Schwanz ab, Palmzweig und Binse am selben Tag:14 Die Ältesten und Vornehmen, sie sind der Kopf; der Schwanz sind die Propheten, die Lügen verkünden.15 Die Führer dieses Volks sind Verführer; wer sich von ihnen führen läßt, wird in die Irre geleitet.16 Deshalb verschont der Herr weder die Männer, noch hat er mit den Witwen und Waisen Erbarmen. Denn alle sind ruchlos und böse; aus jedem Mund kommt verruchtes Geschwätz. Doch bei all dem läßt sein Zorn nicht nach, seine Hand bleibt ausgestreckt.17 Denn ihre Bosheit loderte auf wie ein Feuer, das Dornen und Disteln verzehrt. Es entzündete das Dickicht des Waldes, so daß es in Rauchschwaden aufging.18 Der Zorn des Herrn der Heere versengte das Land; das Volk wurde ein Raub der Flammen. Keiner verschonte den andern:19 Man fraß rechts und blieb hungrig, man fraß links und wurde nicht satt. Jeder fraß seinen Nachbarn.20 Manasse fraß Efraim und Efraim Manasse, und beide zusammen fraßen Juda. Doch bei all dem läßt sein Zorn nicht nach, seine Hand bleibt ausgestreckt.

Das Buch Jesaja Kapitel 10

1 Weh denen, die unheilvolle Gesetze erlassen und unerträgliche Vorschriften machen,2 um die Schwachen vom Gericht fernzuhalten und den Armen meines Volkes ihr Recht zu rauben, um die Witwen auszubeuten und die Waisen auszuplündern.3 Was wollt ihr tun, wenn die Strafe naht, wenn das Unwetter von fern heraufzieht? Zu wem wollt ihr flüchten, um Hilfe zu finden, wo euren Reichtum verstecken?4 Ihr werdet euch unter Gefangenen (am Boden) krümmen und werdet unter Erschlagenen liegen. Doch bei all dem läßt sein Zorn nicht nach, seine Hand bleibt ausgestreckt.5 Weh Assur, dem Stock meines Zorns! Es ist der Knüppel in meiner wütenden Hand.6 Gegen ein ruchloses Volk schicke ich ihn, auf die Nation, der ich zürne, lasse ich ihn los, damit er Beute erbeutet und raubt wie ein Räuber, sie zertritt wie den Staub auf den Straßen.7 Doch Assur stellt es sich nicht so vor, sein Herz plant es anders, es hat nur Vernichtung im Sinn, die Ausrottung nicht weniger Völker.8 Denn es sagt: Ist nicht jeder meiner Fürsten ein König9 Ging es nicht Kalne genau so wie Karkemisch, Hamat wie Arpad, Samaria wie Damaskus?10 Wie meine Hand die Königreiche der Götter erobert hat, deren Götterbilder die von Jerusalem und Samaria übertrafen,11 wie ich es mit Samaria und seinen Göttern gemacht habe, so mache ich es auch mit Jerusalem und seinen Göttern.12 Wenn der Herr sein Werk auf dem Berg Zion und in Jerusalem vollendet hat, dann straft er das hochmütige Gebaren und die dreiste Überheblichkeit des Königs von Assur;13 denn er hat gesagt: Das alles habe ich mit meiner starken Hand und mit meiner Weisheit vollbracht; denn ich bin klug. Die Grenzen zwischen den Völkern habe ich aufgehoben, ihre Schätze geplündert, wie ein Held habe ich die Könige vom Thron gestoßen.14 Wie man in ein Nest greift, so griff meine Hand nach dem Reichtum der Völker. Wie man verlassene Eier sammelt, so habe ich alle Länder der Erde gesammelt. Da war keiner, der mit den Flügeln schlug, keiner, der den Schnabel aufriß und piepste.15 Prahlt denn die Axt gegenüber dem, der mit ihr hackt, oder brüstet die Säge sich vor dem, der mit ihr sägt? Das wäre, wie wenn der Stock den Mann schwingt, der ihn hochhebt, oder wie wenn der Knüppel den hochhebt, der nicht aus Holz ist.16 Darum schickt Gott, der Herr der Heere, den feisten Männern (von Assur) die Schwindsucht. Er entfacht ein Feuer unter Assurs Pracht, ein loderndes Feuer.17 Israels Licht wird zum Feuer, sein Heiliger wird zur Flamme. Sie brennt und verzehrt die Dornen und Disteln von Assur an einem einzigen Tag.18 Seinen herrlichen Wald, seinen fruchtbaren Garten, mit Stumpf und Stiel vernichtet er ihn; es ist, wie wenn ein Kranker dahinsiecht.19 Von den Bäumen in seinem Wald bleiben nur wenige übrig, selbst ein Kind kann sie zählen.20 An jenem Tag wird Israels Rest - und wer vom Haus Jakob entkommen ist - sich nicht mehr auf den stützen, der ihn schlägt, sondern er stützt sich in beständiger Treue auf den Herrn, auf den Heiligen Israels.21 Ein Rest kehrt um zum starken Gott, ein Rest von Jakob.22 Israel, wenn auch dein Volk so zahlreich ist wie der Sand am Meer - nur ein Rest von ihnen kehrt um. Die Vernichtung ist beschlossen, die Gerechtigkeit flutet heran.23 Ja, Gott, der Herr der Heere, vollstreckt auf der ganzen Erde die Vernichtung, die er beschlossen hat.24 Darum - so spricht Gott, der Herr der Heere: Fürchte dich nicht, mein Volk, das auf dem Berg Zion wohnt, vor Assur, das dich mit dem Stock schlägt und das seinen Knüppel gegen dich erhebt wie einst die Ägypter.25 Nur noch ganz kurze Zeit, dann wird mein grimmiger Zorn sie völlig vernichten,26 dann schwingt der Herr der Heere über sie die Peitsche, wie einst, als er Midian am Rabenfels schlug. Er erhebt seinen Stab über das Meer wie einst in Ägypten.27 An jenem Tag fällt Assurs Last von deiner Schulter, sein Joch wird von deinem Nacken genommen.28 Assur zieht von Rimmon herauf, rückt gegen Aja vor, marschiert durch Migron und läßt seinen Troß in Michmas zurück.29 Sie passieren den Paß und übernachten in Geba. Rama erschrickt, und es flieht Gibea-Saul.30 Laß deine Stimme gellen, Tochter Gallim! Lausche, Lajescha! Anatot, antworte ihr!31 Madmena flüchtet, die Bewohner von Gebim ergreifen die Flucht.32 Heute noch wird er in Nob Stellung beziehen und seine Hand drohend gegen den Berg der Tochter Zion erheben, gegen Jerusalems Hügel.33 Seht, Gott, der Herr der Heere, schlägt mit schrecklicher Gewalt die Zweige ab. Die mächtigen Bäume werden gefällt, und alles, was hoch ist, wird niedrig.34 Das Dickicht des Waldes wird mit dem Eisen gerodet, der Libanon fällt durch die Hand eines Mächtigen.

Das Buch Jesaja Kapitel 11

1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.2 Der Geist des Herrn läßt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.3 Er richtet nicht nach dem Augenschein, und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er,4 sondern er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes.5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib.6 Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten.7 Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frißt Stroh wie das Rind.8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange.9 Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.10 An jenem Tag wird es der Sproß aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf; sein Wohnsitz ist prächtig.11 An jenem Tag wird der Herr seine Hand von neuem erheben, um den übriggebliebenen Rest seines Volkes zurückzugewinnen, von Assur und Ägypten, von Patros und Kusch, von Elam, Schinar und Hamat und von den Inseln des Meeres.12 Er stellt für die Völker ein Zeichen auf, um die Versprengten Israels wieder zu sammeln, um die Zerstreuten Judas zusammenzuführen von den vier Enden der Erde.13 Dann hört der Neid Efraims auf, die Feinde Judas werden vernichtet. Efraim ist nicht mehr eifersüchtig auf Juda, und Juda ist nicht mehr Efraims Feind.14 Sie stoßen nach Westen vor wie im Flug, den Philistern in die Flanke; vereint plündern sie die Völker des Ostens aus. Sie ergreifen Besitz von Edom und Moab, die Ammoniter müssen ihnen gehorchen.15 Der Herr trocknet die Bucht des ägyptischen Meeres aus; er schwingt in glühendem Zorn seine Faust gegen den Eufrat und zerschlägt ihn in sieben einzelne Bäche, so daß man in Sandalen hindurchgehen kann.16 So entsteht eine Straße für den Rest seines Volkes, der übriggelassen wurde von Assur, eine Straße, wie es sie für Israel gab, als es aus Ägypten heraufzog.

Das Buch Jesaja Kapitel 12

1 An jenem Tag wirst du sagen: Ich danke dir, Herr. Du hast mir gezürnt, doch dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet.2 Ja, Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Denn meine Stärke und mein Lied ist der Herr. Er ist für mich zum Retter geworden.3 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils.4 An jenem Tag werdet ihr sagen: Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, verkündet: Sein Name ist groß und erhaben!5 Preist den Herrn; denn herrliche Taten hat er vollbracht; auf der ganzen Erde soll man es wissen.6 Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner von Zion; denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.

Das Buch Jesaja Kapitel 13

1 Ausspruch über Babel - eine Vision, die Jesaja, der Sohn des Amoz, hatte:2 Stellt auf einem kahlen Berg ein Feldzeichen auf, erhebt die Stimme, und ruft meine Helden herbei! Winkt mit der Hand: Sie sollen einziehen durch die Tore der Edlen.3 Ich selbst habe meine heiligen Krieger aufgeboten, ich habe sie alle zusammengerufen, meine hochgemuten, jauchzenden Helden, damit sie meinen Zorn vollstrecken.4 Horch, es dröhnt im Gebirge wie der Lärm von zahllosen Menschen. Horch, ganze Königreiche brausen heran, viele Völker kommen zusammen. Der Herr der Heere mustert die Truppen.5 Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels: der Herr und die Waffen seines Zorns, um das ganze Land zu verwüsten.6 Schreit auf, denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt wie eine zerstörende Macht vom Allmächtigen.7 Da sinken alle Hände herab, und das Herz aller Menschen verzagt.8 Sie sind bestürzt; sie werden von Krämpfen und Wehen befallen, wie eine Gebärende winden sie sich. Einer starrt auf den andern, wie Feuer glüht ihr Gesicht.9 Seht, der Tag des Herrn kommt, voll Grausamkeit, Grimm und glühendem Zorn; dann macht er die Erde zur Wüste, und die Sünder vertilgt er.10 Die Sterne und Sternbilder am Himmel lassen ihr Licht nicht mehr leuchten. Die Sonne ist dunkel, schon wenn sie aufgeht, der Mond läßt sein Licht nicht mehr scheinen.11 Dann bestrafe ich den Erdkreis für seine Verbrechen und die Bösen für ihre Vergehen. Dem Hochmut der Stolzen mache ich ein Ende und werfe die hochmütigen Tyrannen zu Boden.12 Die Menschen mache ich seltener als Feingold, die Menschenkinder rarer als Golderz aus Ofir.13 Dann wird der Himmel erzittern, und die Erde beginnt an ihrem Ort zu wanken wegen des Grimms des Herrn der Heere am Tag seines glühenden Zorns.14 Wie aufgescheuchte Gazellen, wie eine Schafherde, die niemand zusammenhält, so eilt dann jeder zu seinem Volk, so flieht jeder in sein Land.15 Man sticht jeden nieder, dem man begegnet; wen man zu fassen bekommt, der fällt unter dem Schwert.16 Vor ihren Augen werden ihre Kinder zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet.17 Seht, ich stachle die Meder gegen sie auf, denen das Silber nichts gilt und das Gold nichts bedeutet.18 Ihre Bogen strecken die jungen Männer nieder; mit der Leibesfrucht haben sie kein Erbarmen, mit den Kindern kein Mitleid.19 Wie es Sodom und Gomorra erging, als Gott sie zerstörte, so wird es Babel ergehen, dem Kleinod unter den Königreichen, dem Schmuckstück der stolzen Chaldäer.20 Für immer wird es unbewohnt sein, bis zu den fernsten Generationen wird es nicht mehr besiedelt. Nicht einmal ein Beduine schlägt dort sein Zelt auf, kein Hirt läßt seine Herde dort lagern.21 Dort haben nur Wüstenhunde ihr Lager, die Häuser sind voller Eulen, Strauße lassen sich dort nieder, und Böcke springen umher.22 Hyänen heulen in Babels Palästen, in den Lustschlössern heulen Schakale. Die Zeit (seines Endes) steht nahe bevor, Babels (letzte) Tage verzögern sich nicht.

Das Buch Jesaja Kapitel 14

1 Der Herr wird mit Jakob Erbarmen haben und Israel von neuem erwählen. Er wird ihnen Ruhe gewähren in ihrer Heimat; Fremde gesellen sich ihnen bei und schließen sich an das Haus Jakob an.2 Die Völker werden Israel nehmen und in seine Heimat zurückführen, und im Land des Herrn wird das Haus Israel sie zu Leibeigenen machen, zu Knechten und Mägden. Es wird die gefangenhalten, die es gefangenhielten, und wird die unterdrücken, die es einst unterdrückten.3 Und wenn der Herr dir dann Ruhe gewährt nach deinen Leiden, deiner Unruhe und der harten Knechtschaft, die du erdulden mußtest,4 dann wirst du auf den König von Babel dieses Spottlied singen: Ach, der Unterdrücker fand sein Ende, ein Ende nahm die Not.5 Der Herr hat die Knüppel der Frevler zerbrochen, den Stock der Tyrannen,6 der in seinem Zorn die Völker erschlug, sie schlug ohne Ende, der die Völker in seiner Wut zertrat und sie verfolgte ohne jedes Erbarmen.7 Nun hat die ganze Welt Ruhe und Frieden, man bricht in Jubel aus.8 Selbst die Zypressen und die Zedern des Libanon machen sich über dich lustig: Seit du am Boden liegst, kommt keiner mehr her, um uns zu fällen.9 Das Totenreich drunten gerät in Erregung, wenn du hinabkommst. Deinetwegen weckt es die Totengeister auf, alle Fürsten der Erde, alle Könige der Völker läßt es aufstehen von ihren Thronen.10 Sie alle rufen dir zu: Auch du bist nun kraftlos geworden wie wir, jetzt bist du uns gleich.11 Hinabgeschleudert zur Unterwelt ist deine Pracht samt deinen klingenden Harfen. Auf Würmer bist du gebettet, Maden sind deine Decke.12 Ach, du bist vom Himmel gefallen, du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert, du Bezwinger der Völker.13 Du aber hattest in deinem Herzen gedacht: Ich ersteige den Himmel; dort oben stelle ich meinen Thron auf, über den Sternen Gottes; auf den Berg der (Götter)versammlung setze ich mich, im äußersten Norden.14 Ich steige weit über die Wolken hinauf, um dem Höchsten zu gleichen.15 Doch in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen, in die äußerste Tiefe.16 Jeder, der dich sieht, starrt dich an, er blickt genau auf dich hin und denkt: Ist das der Mann, der die Königreiche in Schrecken versetzte, der die Erde erbeben ließ,17 der die Welt zur Wüste gemacht hat, ihre Städte zerstörte, der die Gefangenen nicht nach Hause entließ?18 Alle Könige der Völker ruhen in Ehren, jeder in seinem Grab;19 du aber wurdest hingeworfen ohne Begräbnis, wie ein verachteter Bastard. Mit Erschlagenen bist du bedeckt, die vom Schwert durchbohrt sind, wie ein zertretener Leichnam. Mit denen, die in steinerne Grüfte hinabsteigen,20 bist du nicht vereint im Grab. Du hast dein eigenes Land zugrunde gerichtet, hingemordet dein eigenes Volk; darum soll man die Namen der Nachkommen dieses Verbrechers niemals mehr nennen.21 Richtet eine Schlachtbank her für seine Söhne wegen der Sünden des Vaters, damit sie sich niemals wieder erheben und die Welt erobern und den Erdkreis mit Städten erfüllen.22 Ich will mich gegen Babel erheben - Spruch des Herrn der Heere -, mit Stumpf und Stiel will ich seinen Namen und Samen vernichten - Spruch des Herrn.23 Ich mache es zum Platz für die Eulen und zu einem sumpfigen Teich, mit meinem vernichtenden Besen fege ich es hinweg - Spruch des Herrn der Heere.24 Der Herr der Heere hat geschworen: Wie ich es erdacht habe, so wird es geschehen; wie ich es plante, so wird es auch kommen.25 In meinem eigenen Land will ich Assur zerschmettern, ich will es auf meinen Bergen zertreten. Dann wird sein Joch von ihnen genommen, und seine Last fällt von ihrer Schulter.26 Das ist der Plan, der für die ganze Erde beschlossen ist, das ist die Hand, die über alle Völker ausgestreckt ist.27 Denn der Herr der Heere hat es beschlossen. Wer kann es vereiteln? Seine Hand ist ausgestreckt. Wer will sie zurückbiegen?28 Im Todesjahr des Königs Ahas erging folgender Ausspruch:29 Freu dich nicht, Land der Philister, weil der Stock zerbrochen ist, der dich schlug; denn aus der Schlange geht wie aus einer Wurzel eine Natter hervor, und ihre Frucht ist ein fliegender Drache.30 Auf meiner Wiese weiden die Schwachen, dort leben die Armen in Sicherheit; deine Wurzeln aber lasse ich verhungern, den Rest von dir werde ich erschlagen.31 Schreit auf, ihr Tore, jammere, o Stadt, verzage, Land der Philister! Denn von Norden kommt Rauch, und keiner entfernt sich aus den Reihen des Heeres.32 Was gibt man den Gesandten der Völker zur Antwort? Der Herr hat Zion gegründet, die Armen seines Volkes finden dort ihre Zuflucht.

Das Buch Jesaja Kapitel 15

1 Ausspruch über Moab: Über Nacht wurde Ar verwüstet, ging Moab zugrunde. Über Nacht wurde Kir verwüstet, ging Moab zugrunde.2 Die Tochter Dibon steigt zu den Kulthöhen hinauf, um dort zu klagen. Über Nebo und Medeba jammert Moab. Jeder Kopf ist kahlgeschoren, alle Bärte hat man abgeschnitten.3 Auf den Gassen geht man in Trauergewändern, alle weinen auf den Dächern und Plätzen und zerfließen in Tränen.4 Heschbon schreit und Elale, bis nach Jahaz ist ihre Stimme zu hören. Darum zittern die Krieger von Moab, ihre Seele verzagt.5 Mein Herz schreit auf wegen Moab; bis nach Zoar fliehen die Menschen . Die Steige von Luhit steigt man weinend hinauf. Auf dem Weg nach Horonajim schreien die Leute über das Unglück.6 Die Quellen von Nimrim versiegen; das Gras ist verwelkt; verdorrt sind die Wiesen; alles Grün ist verschwunden.7 Darum schleppen sie ihre letzte Habe und ihre Vorräte über den Weidenbach fort.8 Überallhin dringt das Klagegeschrei, bis an die Grenzen von Moab. Bis nach Eglajim hört man das Jammern, man hört es bis Beer-Elim.9 Voll Blut sind die Bäche von Dibon. Doch ich bringe über Dibon noch größeres Unglück: Löwen über die aus Moab Entronnenen, über den Rest von Adama.

Das Buch Jesaja Kapitel 16

1 Schickt Lämmer für den Herrscher des Landes von Sela durch die Wüste zum Berg der Tochter Zion!2 Wie flüchtende Vögel, aus dem Nest verscheucht, so sind die Töchter Moabs an den Furten des Arnon.3 Mach einen Plan, triff eine Entscheidung! Wie die Nacht breite deinen Schatten aus am hellichten Tag, versteck die Verjagten, verrate die Flüchtigen nicht!4 Laß die Flüchtlinge Moabs bei dir verweilen; versteck sie bei dir vor ihrem Verfolger! Ist der Unterdrücker beseitigt, der Verfolger vernichtet, und sind die Eroberer aus dem Land verschwunden,5 dann wird durch (Gottes) Huld ein Thron errichtet; darauf sitzt ein zuverlässiger Richter, der das Recht sucht und die Gerechtigkeit fördert.6 Wir haben von Moabs Stolz gehört - es ist stolz über die Maßen - von seinem Dünkel (haben wir gehört), von seinem Stolz und Übermut, und sein Geschwätz ist nicht wahr.7 Darum jammert Moab laut um Moab, alle jammern laut. Den Traubenkuchen von Kir-Heres weinen sie nach; sie sind ganz niedergeschlagen.8 Denn die Pflanzungen von Heschbon sind verwelkt, verwelkt ist der Weinstock von Sibma. Die Herren der Völker haben seine Reben zertreten, die bis Jaser reichten, bis in die Wüste hinaus sich verloren, seine Ranken breiteten sich aus, sie zogen sich hin bis zum Meer.9 Darum weine ich, wie Jaser um dich weint, Weinstock von Sibma; ich benetze euch mit meinen Tränen, Heschbon und Elale. Es gibt bei euch keinen Jubel mehr über Weinlese und Ernte;10 verschwunden sind Freude und Jubelgeschrei aus dem fruchtbaren Land; in den Weinbergen jauchzt man nicht mehr und jubelt nicht mehr. Niemand stampft mehr in der Kelter die Trauben. Verstummt ist das Jauchzen.11 Darum jammert mein Herz um Moab wie eine Zither, mein Inneres klagt um Kir-Heres.12 Wenn aber Moab auf seiner Kulthöhe erscheint und sich abmüht (mit Opfern), wenn es in sein Heiligtum geht, um zu beten: Es wird nichts erreichen.13 Dieses Wort hat der Herr einst über Moab gesprochen.14 Jetzt aber hat der Herr so gesprochen: In drei Jahren - drei Söldnerjahren - wird Moabs Macht und all seine Pracht ganz gering; was aber übrigbleibt, wird schwach und unansehnlich sein.

Das Buch Jesaja Kapitel 17

1 Ausspruch über Damaskus. Seht hin: Damaskus verschwindet und wird keine Stadt mehr sein, es wird zu einem Haufen von Trümmern.2 Die Städte um Aroër sind verlassen; sie gehören den Herden, die dort ungestört lagern.3 Mit dem Bollwerk von Efraim ist es zu Ende, mit dem Königreich von Damaskus. Dem Rest von Aram wird es gehen wie der Macht der Israeliten - Spruch des Herrn der Heere.4 An jenem Tag schrumpft Jakobs Macht zusammen, das Fett seines Leibes schwindet dahin.5 Dann wird es sein, wie wenn ein Schnitter die Halme packt und mit seinem Arm die Ähren abmäht. Dann wird es sein, wie wenn jemand Ähren aufliest in der Rafaïterebene:6 Nur ein Rest bleibt für die Nachlese übrig wie beim Abernten der Ölbäume: zwei, drei reife Oliven an den oberen Ästen des Baumes, vier oder fünf an seinen Zweigen - Spruch des Herrn, des Gottes Israels.7 An jenem Tag werden die Menschen auf ihren Schöpfer blicken, ihre Augen werden auf den Heiligen Israels schauen.8 Sie blicken nicht mehr auf die Altäre, das Machwerk ihrer Hände, sie schauen nicht mehr auf das, was ihre Finger gemacht haben, auf die Kultpfähle und die Räucheraltäre.9 An jenem Tag sind deine befestigten Städte verlassen wie die Städte der Hiwiter und Amoriter, die man verlassen hat aus Furcht vor den Israeliten; es wird eine schaurige Öde entstehen.10 Denn du hast den Gott, der dich rettet, vergessen; an den Felsen, auf dem du Zuflucht findest, hast du nicht mehr gedacht. Leg nur liebliche Gärten an, bepflanze sie mit Setzlingen aus der Fremde,11 pfleg sie an dem Tag, an dem du sie pflanzt, laß sie wachsen an dem Morgen, an dem du sie säst: Dahin ist die Ernte am Tag deiner Krankheit und des heillosen Schmerzes.12 Weh, welch Getöse von zahlreichen Völkern; wie das Tosen des Meeres, so tosen sie. Man hört das Toben der Nationen; wie das Toben gewaltiger Fluten, so toben sie.13 Doch der Herr wird ihnen drohen, dann fliehen sie weit in die Ferne, dahingejagt vom Wind wie die Spreu auf den Bergen, wie Disteln, die der Sturm vor sich herrollt.14 Am Abend herrscht plötzlich Schrecken, doch ehe es Morgen wird - verschwunden sind sie. Das ist das Schicksal derer, die uns ausplündern wollen, das Los derer, die uns berauben wollen.

Das Buch Jesaja Kapitel 18

1 Weh dem Land der Heuschreckenschwärme jenseits der Flüsse von Kusch.2 Es schickt seine Boten aus auf dem Nil, in Papyruskähnen über das Wasser. Geht, ihr schnellen Boten, zu dem hochgewachsenen Volk mit der glänzenden Haut, zu der Nation, die man weit und breit fürchtet, zu dem Volk, das kraftvoll alles zertritt, dessen Land von den Flüssen durchschnitten wird.3 Ihr Bewohner der Welt, ihr Bürger der Erde, seht alle hin, wenn man das Zeichen aufstellt auf den Bergen, horcht alle auf, wenn man das Widderhorn bläst.4 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Ich will mir alles betrachten von meinem Platz aus, unbewegt wie die glühende Hitze am Mittag, wie die Dunstwolken in der Hitze des Sommers.5 Ja, noch vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist und die Frucht zur Traube heranreift, schneidet er die Reben ab mit dem Messer; er entfernt die Triebe, er reißt sie ab.6 Sie alle werden den Raubvögeln der Berge überlassen und den wilden Tieren im Land. Den Sommer über sitzen die Raubvögel darauf, und im Winter sind dort die wilden Tiere.7 In jener Zeit werden von dem hochgewachsenen Volk mit der glänzenden Haut dem Herrn der Heere Geschenke gebracht, von der Nation, die man weit und breit fürchtet, von dem Volk, das kraftvoll alles zertritt, dessen Land von Flüssen durchschnitten wird. Man bringt die Geschenke an den Ort, wo der Name des Herrn der Heere gegenwärtig ist: zum Berg Zion.

Das Buch Jesaja Kapitel 19

1 Ausspruch über Ägypten. Seht, der Herr fährt auf einer leichten Wolke daher; er kommt nach Ägypten. Vor seinem Angesicht zittern die Götter Ägyptens, den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust.2 Ich hetze Ägypter gegen Ägypter, und sie kämpfen gegeneinander: Bruder gegen Bruder, Nachbar gegen Nachbar, Stadt gegen Stadt, Gau gegen Gau.3 Der Geist Ägyptens gerät mitten in ihm in Verwirrung, ich vereitle seine Pläne. Dann befragen sie die Götter und die Zauberer, die Totengeister und die Gelehrten.4 Doch ich gebe die Ägypter in die Gewalt eines strengen Herrn, ein harter König wird über sie herrschen - Spruch Gottes, des Herrn der Heere.5 Das Wasser im Meer versiegt, der Fluß trocknet aus.6 Die Kanäle Ägyptens verbreiten üble Gerüche, seicht und trocken sind die Arme des Nil, Binsen und Schilfrohr verwelken.7 Das Riedgras am Nil, an der Mündung des Nil, alle Saaten am Nil sind vertrocknet, sie sind verweht und dahin.8 Die Fischer klagen und trauern, alle, die ihre Angel auswerfen im Nil. Wer sein Netz im Wasser auslegen will, ist bekümmert.9 Wer Flachs anbaut, erntet Enttäuschung. Die Hechlerinnen und die Weber erblassen;10 die Seiler sind niedergeschlagen; alle Arbeiter verlieren den Mut.11 Die Fürsten von Zoan sind Narren; was die Weisen dem Pharao raten, ist Unsinn. Wie könnt ihr zum Pharao sagen: Ich bin der Sohn eines Weisen, der Sohn von königlichen Ahnen?12 Wo sind denn deine weisen Berater? Sie sollen dir sagen und erklären, was der Herr der Heere beschlossen hat über Ägypten.13 Die Fürsten von Zoan sind dumm, und die Fürsten von Memfis lassen sich täuschen. Die Führer der Stämme führen Ägypten in die Irre.14 Der Herr hat ihnen einen Geist eingegossen, der sie schwindlig macht, so daß sie Ägypten in die Irre führen bei allem, was es tut, und es nun wie ein Betrunkener taumelt, der sich erbricht.15 So wird in Ägypten niemand mehr etwas vollbringen, niemand, weder Kopf noch Schwanz, weder Palme noch Binse.16 An jenem Tag werden die Ägypter wie die Weiber sein: Sie erschrecken und zittern, wenn der Herr der Heere seine Faust gegen sie schwingt.17 Das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken werden. Sooft man Judas Namen erwähnt, erschrickt Ägypten vor dem Plan, den der Herr der Heere gegen Ägypten gefaßt hat.18 An jenem Tag werden fünf Städte in Ägypten die Sprache Kanaans sprechen und beim Herrn der Heere schwören. Eine von ihnen wird Ir-Heres (Sonnenstadt) heißen.19 An jenem Tag wird es für den Herrn mitten in Ägypten einen Altar geben, und an Ägyptens Grenze wird ein Steinmal für den Herrn aufgestellt.20 Das wird ein Zeichen und Zeugnis für den Herrn der Heere in Ägypten sein: Wenn sie beim Herrn gegen ihre Unterdrücker Klage erheben, wird er ihnen einen Retter schicken, der für sie kämpft und sie befreit.21 Der Herr wird sich den Ägyptern offenbaren, und die Ägypter werden an jenem Tag den Herrn erkennen; sie werden ihm Schlachtopfer und Speiseopfer darbringen, sie werden dem Herrn Gelübde ablegen und sie auch erfüllen.22 Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, läßt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie.23 An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen, so daß die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assur ziehen können. Und Ägypten wird zusammen mit Assur (dem Herrn) dienen.24 An jenem Tag wird Israel als drittes dem Bund von Ägypten und Assur beitreten, zum Segen für die ganze Erde.25 Denn der Herr der Heere wird sie segnen und sagen: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz.

Das Buch Jesaja Kapitel 20

1 In dem Jahr nun, in dem im Auftrag des Königs Sargon von Assur ein Feldherr nach Aschdod kam, es belagerte und eroberte,2 Der Herr hatte durch Jesaja, den Sohn des Amoz gesprochen und gesagt: Geh, leg dein Bußgewand ab, und zieh deine Schuhe aus! Jesaja hatte es getan und war nackt und barfuß umhergegangen.3 sagte der Herr: Daß mein Knecht Jesaja drei Jahre lang nackt und barfuß umherging, ist ein (warnendes) Zeichen und Sinnbild für Ägypten und Kusch:4 So werden die gefangenen Ägypter und die aus ihrer Heimat vertriebenen Kuschiter, jung und alt, vom König von Assur nackt und barfuß weggeführt - mit entblößtem Gesäß, zur Schande Ägyptens.5 Dann wird man erschrecken und sich schämen, weil man nach Kusch Ausschau gehalten und mit Ägypten geprahlt hat.6 Und die Bewohner der Küstenstädte werden an jenem Tag sagen: Seht, so geht es denen, nach denen wir Ausschau hielten und zu denen wir flohen, um Hilfe und Rettung vor dem König von Assur zu finden. Wie können dann wir noch entkommen?

Das Buch Jesaja Kapitel 21

1 Ausspruch über die Wüste am Meer: Wie die Stürme im Negeb toben, so kommt Unheil aus der Wüste, aus dem schaurigen Land.2 Eine schreckliche Vision wurde mir gezeigt: Der Empörer empört sich, der Vernichter vernichtet. Zieh herauf, Elam! Medien, beginne mit der Belagerung! Ich mache allem Seufzen ein Ende.3 Darum zittert mein ganzer Leib, Krämpfe befallen mich wie die Wehen eine gebärende Frau. Ich bin betäubt von dem, was ich höre, bestürzt von dem, was ich sehe.4 Mein Herz pocht wild, mich schüttelt ein Schauder. Das ersehnte Dunkel des Abends macht der Herr für mich zum Schrecken.5 Man deckt den Tisch, legt die Polster zurecht und ißt und trinkt. Steht auf, ihr Fürsten, ölt euren Schild ein!6 Denn so hat der Herr zu mir gesagt: Geh, stell einen Späher auf! Was er sieht, soll er melden.7 Sieht er Wagen und Pferdegespanne, einen Zug von Eseln, einen Zug von Kamelen, soll er darauf achten, genau darauf achten.8 Der Späher rief: Herr, den ganzen Tag stehe ich auf meinem Posten, die ganze Nacht halte ich Wache.9 Seht, dort kommt ein Zug von Männern, dazu Pferdegespanne. Und er begann zu rufen: Gefallen ist Babel, gefallen, und all seine Götterbilder hat man zu Boden geschmettert.10 Du mein zerschlagenes, zerdroschenes Volk! Was ich hörte vom Herrn der Heere, von Israels Gott, das verkünde ich euch.11 Ausspruch über Edom. Aus Seïr ruft man mir zu: Wächter, wie lange noch dauert die Nacht? Wächter, wie lange noch dauert die Nacht?12 Der Wächter antwortet: Es kommt der Morgen, es kommt auch die Nacht. Wenn ihr fragen wollt, kommt wieder, und fragt!13 Ausspruch über Arabien. Übernachtet im Gebüsch, in der Steppe, ihr Karawanen von Dedan!14 Bringt den Durstigen Wasser, ihr Bewohner der Gegend von Tema! Kommt den Fliehenden entgegen mit Brot!15 Denn sie sind vor den Schwertern geflohen, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen, vor dem schweren Kampf.16 Denn so hat der Herr zu mir gesagt: Noch ein Jahr - ein Söldnerjahr -, dann ist es mit der ganzen Macht Kedars zu Ende.17 Von den Bogenschützen in Kedar bleiben nur wenige übrig. Der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen.

Das Buch Jesaja Kapitel 22

1 Ausspruch über das Tal der Vision. Was ist mit dir? Warum sind deine Bewohner alle auf die Dächer gestiegen,2 du Stadt voll Lärm und Gedränge, du fröhliche Burg? Deine Toten wurden nicht vom Schwert getötet, sie sind nicht im Krieg gefallen.3 Alle deine Anführer sind gemeinsam geflohen, ohne einen einzigen Bogenschuß wurden sie gefangen; alle, die man von dir noch fand, wurden gefesselt, wenn sie auch noch so weit flohen.4 Darum sage ich: Blickt von mir weg, ich weine in bitterem Schmerz. Bemüht euch nicht, mich zu trösten über die Mißhandlung der Tochter, meines Volkes.5 Denn einen Tag der Bestürzung, der Verwüstung und Verwirrung schickt Gott, der Herr der Heere. Im Tal der Vision macht man gewaltigen Lärm und stürmt mit Geschrei gegen den Berg an.6 Elam hat den Köcher umgehängt, vor die Wagen Arams sind Pferde gespannt, Kir hat den Schild aus der Hülle genommen.7 Deine herrlichen Täler füllten sich mit Wagen, vor deinem Tor stellten sich die Reiter auf.8 So nahm er Juda jeden Schutz. Ihr aber habt an jenem Tag nach euren Waffen im "Waldhaus" gesehen;9 ihr habt festgestellt, wie rissig die (Mauer der) Davidstadt war; ihr habt im unteren Teich das Wasser gesammelt10 und habt Jerusalems Häuser gezählt; ihr habt die Häuser abgerissen und (mit den Steinen) die Mauer befestigt;11 ihr habt zwischen den beiden Mauern ein Becken angelegt, um das Wasser des alten Teiches zu sammeln, doch ihr habt nicht auf den geblickt, der alles bewirkt; ihr habt nicht auf den geschaut, der alles aus der Ferne bestimmt.12 An jenem Tag befahl Gott, der Herr der Heere, zu weinen und zu klagen, sich eine Glatze zu scheren und Trauergewänder zu tragen.13 Doch was sieht man: Freude und Frohsinn, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken, (und ihr sagt:) Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.14 Der Herr der Heere hat mir offenbart: Diese Schuld wird euch bis zu eurem Tod nicht vergeben, spricht Gott, der Herr der Heere.15 So spricht Gott, der Herr der Heere: Auf, geh zu dem Verwalter hier, zu Schebna, dem Palastvorsteher,16 und sag: Wie kommst du dazu, und wer bist du denn, daß du dir hier ein Grab aushauen läßt? - Da läßt er sich hoch oben ein Grab aushauen, im Felsen sich eine Wohnung ausmeißeln! -17 Gib acht, der Herr wird dich in hohem Bogen wegschleudern.18 Er wird dich zu einem Knäuel zusammenwickeln und wie einen Ball in ein geräumiges Land rollen. Dort wirst du sterben; dorthin kommen dann deine Prunkwagen, du Schandfleck im Haus deines Herrn.19 Ich verjage dich aus deinem Amt, ich vertreibe dich von deinem Posten.20 An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen.21 Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und lege ihm deine Schärpe um. Ich übergebe ihm dein Amt, und er wird für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein.22 Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen.23 Ich schlage ihn an einer festen Stelle als Pflock ein; er wird in seinem Vaterhaus den Ehrenplatz einnehmen.24 Wenn sich aber all die vielen Mitglieder seines Vaterhauses mit Kindern und Kindeskindern an ihn hängen, alle die Kännchen, die Töpfe und Krüge,25 an jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - wird der Pflock, den man an der festen Stelle eingeschlagen hat, nachgeben. Er wird herausbrechen und herunterfallen, so daß alles zerbricht, was an ihm aufgehängt war. Wahrhaftig, der Herr hat gesprochen.

Das Buch Jesaja Kapitel 23

1 Ausspruch über Tyrus. Jammert, ihr Tarschisch-Schiffe; denn euer Hafen wurde zerstört. Bei der Heimfahrt aus dem Land der Kittäer wurde es ihnen bekannt.2 Verstummt, ihr Bewohner der Küste, ihr Kaufleute von Sidon, die ihr über das Meer fahrt und deren Boten das große Wasser überqueren.3 Die Saaten am Fluß, die Ernten am Nil brachten reichen Ertrag; Sidon wurde zum Handelsplatz für die Völker.4 Schäme dich, Sidon; denn zu dir sagt das Meer : Ich lag nicht in Wehen und habe nicht geboren, und ich zog weder Söhne noch Töchter groß.5 Wenn das die Ägypter erfahren, zittern sie wie einst bei der Nachricht aus Tyrus.6 Fahrt nach Tarschisch hinüber; jammert, ihr Bewohner der Küste!7 Ist das eure fröhliche Stadt, in den Tagen der Vorzeit gegründet, die Stadt, die ihre Siedler aussandte in weiteste Fernen?8 Wer hat das über Tyrus beschlossen, das einst Kronen verschenkte, dessen Kaufleute wie Fürsten auftraten und dessen Händler die vornehmsten Herren der Erde waren?9 Der Herr der Heere hat beschlossen, die ganze Pracht zuschanden zu machen und den Stolz aller vornehmen Herren der Erde zu brechen.10 Bebau dein Land , Tochter Tarschisch, es gibt keinen Hafen mehr.11 Der Herr hat seine Hand ausgestreckt über das Meer, er hat die Königreiche erschüttert. Er hat den Befehl erlassen, Kanaans Burgen in Trümmer zu legen.12 Er sagte: Nie mehr sollst du fröhlich sein, Tochter Sidon, du vergewaltigte Jungfrau. Steh auf, fahr zu den Kittäern - auch dort findest du keine Ruhe.13 14 Jammert, ihr Tarschisch-Schiffe, denn euer Hafen wurde zerstört.15 Dann wird Tyrus siebzig Jahre lang - solange wie ein König lebt - vergessen sein. Nach siebzig Jahren aber wird es Tyrus gehen, wie es im Lied von der Dirne heißt:16 Nimm die Zither, durchstreife die Stadt, vergessene Dirne! Spiele schön, und singe viel, damit man an dich denkt.17 Nach siebzig Jahren wird sich der Herr wieder um Tyrus kümmern: Die Stadt wird wieder ihren Dirnenlohn erhalten und mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt, Unzucht treiben.18 Aber ihr Gewinn und ihr Dirnenlohn wird dem Herrn als heilige Gabe gehören. Er wird nicht angesammelt und gehortet, sondern wird denen, die in der Nähe des Herrn wohnen, als reiche Nahrung und prächtige Kleidung dienen.

Das Buch Jesaja Kapitel 24

1 Seht her! Der Herr verheert und verwüstet die Erde; er verändert ihr Gesicht und zerstreut ihre Bewohner.2 Dann geht es dem Laien wie dem Priester, dem Knecht wie dem Herrn, der Magd wie der Herrin, dem Käufer wie dem Verkäufer, dem Gläubiger wie dem Schuldner, dem, der ausleiht, wie dem, der leiht.3 Verheert wird die Erde, verheert, geplündert wird sie, geplündert. Ja, der Herr hat es gesagt.4 Die Erde welkt, sie verwelkt, die Welt zerfällt, sie verwelkt, Himmel und Erde zerfallen.5 Die Erde ist entweiht durch ihre Bewohner; denn sie haben die Weisungen übertreten, die Gesetze verletzt, den ewigen Bund gebrochen.6 Darum wird ein Fluch die Erde zerfressen; ihre Bewohner haben sich schuldig gemacht. Darum schwinden die Bewohner der Erde dahin, nur wenige Menschen werden übriggelassen.7 Der Wein ist dahin, die Rebe verwelkt; alle, die einst so heiter waren, seufzen und stöhnen.8 Verstummt ist der fröhliche Klang der Trommeln, der Lärm der Übermütigen ist zu Ende, verstummt ist der fröhliche Klang der Zither.9 Man trinkt keinen Wein mehr bei frohem Gesang, das Bier der Zecher ist bitter geworden.10 Die öde Stadt liegt in Trümmern, alle Häuser sind für den Zutritt verschlossen.11 Auf den Gassen jammern die Leute: Es gibt keinen Wein mehr! Jede Freude ist verschwunden, aller Jubel hat die Erde verlassen.12 Von der Stadt blieben nur noch Ruinen, auch das Tor wurde zertrümmert.13 Dann ist es unter den Völkern auf der Erde, wie wenn man Oliven abschlägt, wie bei der Nachlese, wenn die Ernte vorbei ist.14 Sie beginnen zu jubeln, sie preisen die Größe des Herrn. Jauchzt, ihr im Westen,15 ehrt den Herrn, ihr im Osten! Und ihr auf den Inseln im Meer, preist den Namen des Herrn, des Gottes Israels!16 Von den äußersten Enden der Erde hören wir Lieder: Preis dem Gerechten! Ich aber sage: Weh mir! Elend, Elend kommt über mich. Treulose handeln treulos, ja, die Treulosen brechen die Treue.17 Grauen, Grube und Garn warten auf euch, ihr Bewohner der Erde.18 Wer dem Lärm des Grauens entflieht, fällt in die Grube. Wer aus der Grube entkommt, fängt sich im Garn. Die Schleusen hoch droben werden geöffnet, die Fundamente der Erde werden erschüttert.19 Die Erde birst und zerbirst, die Erde bricht und zerbricht, die Erde wankt und schwankt.20 Wie ein Betrunkener taumelt die Erde, sie schwankt wie eine wacklige Hütte. Ihre Sünden lasten auf ihr; sie fällt und kann sich nicht mehr erheben.21 An jenem Tag wird der Herr hoch droben das Heer in der Höhe zur Rechenschaft ziehen und auf der Erde die Könige der Erde.22 Sie werden zusammengetrieben und in eine Grube gesperrt; sie werden ins Gefängnis geworfen, und nach einer langen Zeit wird er sie strafen.23 Dann muß der Mond sich schämen, muß die Sonne erbleichen. Denn der Herr der Heere ist König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, er offenbart seinen Ältesten seine strahlende Pracht.

Das Buch Jesaja Kapitel 25

1 Herr, du bist mein Gott, ich will dich rühmen und deinen Namen preisen. Denn du hast wunderbare Pläne verwirklicht, von fern her zuverlässig und sicher.2 Du hast die Stadt zu einem Steinhaufen gemacht, die starke Burg zu einem Trümmerfeld, die Paläste der Fremden zu einem verwüsteten Ort, den man in Ewigkeit nicht mehr aufbaut.3 Darum ehren dich mächtige Völker; vor dir fürchten sich die Städte der gewalttätigen Nationen.4 Du bist die Zuflucht der Schwachen, die Zuflucht der Armen in ihrer Not; du bietest ihnen ein Obdach bei Regen und Sturm und Schatten bei glühender Hitze. Denn der Sturm der Gewaltigen ist wie ein Regenguß im Winter, wie die Hitze im trockenen Land.5 Du bringst den Lärm der Fremden zum Schweigen, wie ein Wolkenschatten die Hitze mildert, das Lied der Gewaltigen läßt du verstummen.6 Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen.7 Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt.8 Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.9 An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat.10 Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg. Moab aber wird an Ort und Stelle zerstampft, wie Stroh in der Jauche zerstampft wird.11 Wenn Moab darin auch mit den Händen rudert wie der Schwimmer beim Schwimmen, so drückt er den Stolzen doch nieder, auch wenn seine Hände sich wehren.12 Deine festen, schützenden Mauern werden niedergerissen; der Herr stürzt sie zu Boden; sie liegen im Staub.

Das Buch Jesaja Kapitel 26

1 An jenem Tag singt man in Juda dieses Lied: Wir haben eine befestigte Stadt, zu unserem Schutz baute der Herr Mauern und Wälle.2 Öffnet die Tore, damit ein gerechtes Volk durch sie einzieht, ein Volk, das dem Herrn die Treue bewahrt.3 Sein Sinn ist fest; du schenkst ihm Ruhe und Frieden; denn es verläßt sich auf dich.4 Verlaßt euch stets auf den Herrn; denn der Herr ist ein ewiger Fels.5 Er hat die Bewohner des hohen Berges hinabgestürzt, die hoch aufragende Stadt; er hat sie zu Boden geworfen, in den Staub hat er sie gestoßen.6 Sie wird zermalmt von den Füßen der Armen, unter den Tritten der Schwachen.7 Der Weg des Gerechten ist gerade, du ebnest dem Gerechten die Bahn.8 Herr, auf das Kommen deines Gerichts vertrauen wir. Deinen Namen anzurufen und an dich zu denken ist unser Verlangen.9 Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht, auch mein Geist ist voll Sehnsucht nach dir. Denn dein Gericht ist ein Licht für die Welt, die Bewohner der Erde lernen deine Gerechtigkeit kennen.10 Aber der Frevler lernt nie, was gerecht ist, auch wenn du ihm Gnade erweist. Selbst im Land der Gerechtigkeit tut er noch Unrecht, doch er wird den erhabenen Glanz des Herrn nicht erblicken.11 Herr, deine Hand ist erhoben, doch deine Gegner sehen es nicht; aber sie werden es sehen, und sie werden beschämt sein von deiner leidenschaftlichen Liebe zu deinem Volk; ja, Feuer wird sie verzehren.12 Herr, du wirst uns Frieden schenken; denn auch alles, was wir bisher erreichten, hast du für uns getan.13 Herr, unser Gott, es beherrschten uns andere Herren als du, doch nur deinen Namen werden wir rühmen.14 Die Toten werden nicht leben, die Verstorbenen stehen nie wieder auf; denn du hast sie bestraft und vernichtet, jede Erinnerung an sie hast du getilgt.15 Du hast dein Volk vermehrt, o Herr, du hast es vermehrt; du hast deine Herrlichkeit erwiesen, auf allen Seiten hast du die Grenzen des Landes erweitert.16 Herr, in der Not suchten wir dich; wir schrien in unserer Qual, als du uns straftest.17 Wie eine schwangere Frau, die nahe daran ist, ihr Kind zu gebären, die sich in ihren Wehen windet und schreit, so waren wir, Herr, in deinen Augen.18 Wir waren schwanger und lagen in Wehen; doch als wir gebaren, war es ein Wind. Wir brachten dem Land keine Rettung, kein Erdenbewohner wurde geboren.19 Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Denn der Tau, den du sendest, ist ein Tau des Lichts; die Erde gibt die Toten heraus.20 Auf, mein Volk, geh in deine Kammern, und verschließ die Tür hinter dir! Verbirg dich für kurze Zeit, bis der Zorn vergangen ist.21 Denn der Herr verläßt den Ort, wo er ist, um die Erdenbewohner für ihre Schuld zu bestrafen. Dann deckt die Erde das Blut, das sie trank, wieder auf und verbirgt die Ermordeten nicht mehr in sich.

Das Buch Jesaja Kapitel 27

1 An jenem Tag bestraft der Herr mit seinem harten, großen, starken Schwert den Leviatan, die schnelle Schlange, den Leviatan, die gewundene Schlange. Den Drachen im Meer wird er töten.2 An jenem Tag gibt es einen prächtigen Weinberg. Besingt ihn in einem Lied!3 Ich, der Herr, bin sein Wächter, immer wieder bewässere ich ihn. Damit niemand ihm schadet, bewache ich ihn bei Tag und bei Nacht.4 Ich habe jetzt keinen Zorn mehr. Fände ich Dornen und Disteln darin, ich würde sie alle bekämpfen, ich würde sie alle zusammen verbrennen,5 es sei denn, man sucht bei mir Schutz und schließt mit mir Frieden, ja Frieden mit mir.6 In künftigen Tagen schlägt Jakob wieder Wurzel, Israel blüht und gedeiht, und der Erdkreis füllt sich mit Früchten.7 Hat er sie geschlagen, wie er ihre Schläger schlug? Hat er sie umgebracht, wie er ihre Mörder umgebracht hat?8 Du hast sie aufgescheucht und verjagt und so gegen sie den Rechtsstreit geführt. Mit einem heftigen Sturm jagte er sie am Tag des Ostwinds davon.9 Darum sei dadurch Jakobs Schuld wieder gesühnt, darin bestehe die volle Befreiung von seiner Sünde, daß er alle Altarsteine vernichtet, wie man Kalksteine zerschlägt. Nie mehr soll man Kultpfähle und Rauchopferaltäre errichten.10 Ja, die befestigte Stadt ist einsam geworden, ein entvölkerter Ort, verlassen wie die Steppe. Dort weiden die Rinder und legen sich nieder. Sie fressen die Zweige ab.11 Wenn dann die Äste verdorren, bricht man sie ab, und die Frauen kommen und machen Feuer damit. Es ist ein Volk ohne Einsicht; deshalb hat sein Schöpfer kein Erbarmen mit ihm, er, der es geformt hat, ist ihm nicht gnädig.12 An jenem Tag wird der Herr Ähren ausklopfen vom Eufrat bis zum Grenzbach Ägyptens; dann, ihr Söhne Israels, liest man euch auf, einen nach dem andern.13 An jenem Tag wird man das große Widderhorn blasen, dann kommen die Verirrten aus Assur nach Hause, und die in Ägypten Verstreuten kehren zurück; sie fallen vor dem Herrn in Jerusalem nieder, auf dem heiligen Berg.

Das Buch Jesaja Kapitel 28

1 Weh der stolzen Krone der betrunkenen Efraimiter, ihrem verwelkten Kranz von prächtigen Blumen, auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal derer, die der Wein überwältigt hat.2 Seht, der Herr schickt einen gewaltigen Helden: Wie ein Hagelschlag, wie ein verheerender Sturm, wie ein Wolkenbruch mit seinen mächtigen Fluten wirft er alles mit Macht zu Boden.3 Mit seinen Füßen zertritt er die stolze Krone der betrunkenen Efraimiter.4 Dann geht es dem verwelkten Kranz von prächtigen Blumen, auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal, wie einer frühreifen Feige vor der Ernte: Wer sie erblickt, der verschlingt sie, kaum daß er sie in der Hand hat.5 An jenem Tag wird der Herr der Heere für den Rest seines Volkes zu einer herrlichen Krone und einem prächtigen Kranz;6 er verleiht dem, der zu Gericht sitzt, den Geist des Rechts und gibt denen Kraft, die den Feind zum Stadttor hinausdrängen.7 Sogar diese hier schwanken, berauscht vom Wein, und taumeln, betäubt vom Bier. Priester und Propheten schwanken vom Bier, sind überwältigt vom Wein. Sie taumeln vom Bier, sie schwanken bei ihren Visionen, sie torkeln, wenn sie ihr Urteil verkünden.8 Alle Tische sind voll von Erbrochenem, sind voll von Kot bis auf den letzten Fleck.9 Wen will der Mann denn Erkenntnis lehren, wem das Gehörte erklären? Kindern, die man eben von der Milch entwöhnte, die man gerade von der Brust nahm?10 Was soll sein Gestammel, sein Papperlapapp, sein Geschwätz bald hier, sein Geschwätz bald dort?11 Ja, mit stammelnder Lippe und fremder Zunge redet er künftig zu diesem Volk.12 Er hatte zu ihnen gesagt: So findet ihr Ruhe; gönnt doch den Müden die Rast, hier ist der Ort der Erholung. Sie aber wollten nicht hören.13 Darum ergeht das Wort des Herrn an sie in Form von Gestammel, von Papperlapapp, von Geschwätz bald hier und Geschwätz bald dort, damit sie gehen und hintenüber fallen, damit sie sich verfangen und verstricken und schließlich zerschellen.14 Darum hört das Wort des Herrn, ihr Spötter, ihr Sprüchemacher bei diesem Volk in Jerusalem.15 Ihr habt gesagt: Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen, wir haben mit der Unterwelt einen Vertrag gemacht. Wenn die Flut heranbraust, erreicht sie uns nicht; denn wir haben unsere Zuflucht zur Lüge genommen und uns hinter der Täuschung versteckt.16 Darum - so spricht Gott, der Herr: Seht her, ich lege einen Grundstein in Zion, einen harten und kostbaren Eckstein, ein Fundament, das sicher und fest ist: Wer glaubt, der braucht nicht zu fliehen.17 Als Senkblei nehme ich das Recht und als Wasserwaage die Gerechtigkeit. Aber der Hagelsturm fegt eure Lügenzuflucht hinweg, und das Wasser schwemmt euer Versteck fort;18 euer Bündnis mit dem Tod ist dann gelöst, euer Vertrag mit der Unterwelt hat keinen Bestand. Wenn die Flut heranbraust, werdet ihr wie zertrampeltes Weideland.19 Sooft sie heranbraust, reißt sie euch mit. Morgen für Morgen braust sie heran, sie kommt bei Tag und bei Nacht. Dann wird man nur noch mit Entsetzen das Gehörte erklären.20 Das Bett ist zu kurz, man kann sich nicht ausstrecken, die Decke ist zu schmal, man kann sich nicht einhüllen.21 Denn der Herr wird sich erheben wie am Berg Perazim, wie im Tal bei Gibeon wird er toben und seine Tat vollbringen, seine seltsame Tat, sein Werk vollenden, sein befremdliches Werk.22 Darum laßt jetzt euren Spott, sonst werden eure Fesseln noch fester. Denn ich habe es von Gott, dem Herrn der Heere, gehört: Die Vernichtung der ganzen Welt ist beschlossen.23 Horcht auf, hört meine Stimme, gebt acht, hört auf mein Wort!24 Pflügt denn der Bauer jeden Tag, um zu säen, beackert und eggt er denn jeden Tag seine Felder?25 Nein, wenn er die Äcker geebnet hat, streut er Kümmel und Dill aus, sät Weizen und Gerste und an den Rändern den Dinkel.26 So unterweist und belehrt ihn sein Gott, damit er es recht macht.27 Auch fährt man nicht mit dem Dreschschlitten über den Dill und mit den Wagenrädern über den Kümmel, sondern man klopft den Dill mit dem Stock aus und den Kümmel mit Stecken.28 Zermalmt man etwa das Getreide (beim Dreschen)? Nein, man drischt es nicht endlos, man läßt die Wagenräder und die Hufe der Tiere nicht darübergehen, bis es zermalmt ist.29 Auch dies lehrt der Herr der Heere; sein Rat ist wunderbar, er schenkt großen Erfolg.

Das Buch Jesaja Kapitel 29

1 Weh dir, Ariël, Ariël, du Stadt, die David einst belagert hat! Fügt nur Jahr an Jahr, feiert nur Fest auf Fest!2 Ich greife Ariël an, so daß man jammert und stöhnt. Du wirst für mich wie ein Opferherd sein.3 Ringsum werde ich dich belagern, ich ziehe Gräben um dich herum und schütte Wälle gegen dich auf.4 Dann wirst du am Boden liegen und winseln, deine Worte dringen dumpf aus dem Staub. Wie wenn aus der Erde ein Totengeist spricht, so tönt deine Stimme; deine Worte sind nur noch ein Geflüster im Staub.5 Doch wie feiner Staub wird der Haufen der Belagerer sein, wie dahinfliegende Spreu die Schar der Unterdrücker. Dann geschieht es - plötzlich, ganz plötzlich:6 Vom Herrn der Heere wirst du mit Donner und Getöse und mit lautem Dröhnen heimgesucht, mit Wind und Wirbelsturm und mit Flammen verzehrenden Feuers.7 Dann wird es dem Haufen all der Völker, die gegen Ariël kämpfen, all denen, die es umzingeln, belagern und bestürmen, gehen wie in einem Traum, einer nächtlichen Vision:8 Wie wenn ein Hungriger träumt, daß er ißt, dann aber aufwacht und immer noch hungrig ist, und wie wenn ein Durstiger träumt, daß er trinkt, dann aber aufwacht und immer noch matt ist und Durst hat, so wird es dem Haufen all der Völker gehen, die gegen den Berg Zion in den Krieg ziehen.9 Starrt einander an, und erstarrt, seid verblendet und blind! Seid berauscht, doch nicht vom Wein, taumelt, doch nicht vom Bier!10 Denn der Herr hat über euch einen Geist der Ohnmacht gebracht; er hat eure Augen verschlossen und euren Kopf verhüllt.11 So wurde für euch jede Offenbarung wie die Worte in einem versiegelten Buch: Wenn man es einem Menschen gibt, der lesen kann, und zu ihm sagt: Lies es mir vor!, dann antwortet er: Ich kann es nicht lesen, denn es ist versiegelt.12 Und wenn man das Buch einem Mann gibt, der nicht lesen kann, und zu ihm sagt: Lies es mir vor!, dann antwortet er: Ich kann nicht lesen.13 Der Herr sagte: Weil dieses Volk sich mir nur mit Worten nähert und mich bloß mit den Lippen ehrt, sein Herz aber fernhält von mir, weil seine Furcht vor mir nur auf einem angelernten menschlichen Gebot beruht,14 darum will auch ich in Zukunft an diesem Volk seltsam handeln, so seltsam, wie es niemand erwartet. Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen und die Klugheit seiner Klugen verschwinden.15 Weh denen, die ihre geheimen Pläne vor dem Herrn verbergen, damit im Dunkel bleibt, was sie tun. Sie sagen: Wer sieht uns schon, und wer kennt uns?16 Weh euch, die ihr alles verdreht. Ist denn der Ton so viel wie der Töpfer? Sagt denn das Werk von dem, der es herstellt: Er hat mich nicht gemacht? Oder sagt der Topf von dem Töpfer: Er versteht nichts?17 Nur noch kurze Zeit, dann verwandelt sich der Libanon in einen Garten, und der Garten wird zu einem Wald.18 An jenem Tag hören alle, die taub sind, sogar Worte, die nur geschrieben sind, und die Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern.19 Die Erniedrigten freuen sich wieder über den Herrn, und die Armen jubeln über den Heiligen Israels.20 Denn der Unterdrücker ist nicht mehr da, der Schurke ist erledigt, ausgerottet sind alle, die Böses tun wollen,21 die andere als Verbrecher verleumden, die dem Richter, der am Tor sitzt, Fallen stellen und den Unschuldigen um sein Recht bringen mit haltlosen Gründen.22 Darum - so spricht der Herr zum Haus Jakob, der Herr, der Abraham losgekauft hat: Nun braucht sich Jakob nicht mehr zu schämen, sein Gesicht muß nicht mehr erbleichen.23 Wenn das Volk sieht, was meine Hände in seiner Mitte vollbringen, wird es meinen Namen heilighalten. Es wird den Heiligen Jakobs als heilig verehren und erschrecken vor Israels Gott.24 Dann kommen die Verwirrten zur Einsicht, und wer aufsässig war, läßt sich belehren.

Das Buch Jesaja Kapitel 30

1 Weh den trotzigen Söhnen - Spruch des Herrn -, die einen Plan ausführen, der nicht von mir ist, und ein Bündnis schließen, das nicht nach meinem Sinn ist; sie häufen Sünde auf Sünde.2 Sie machen sich auf den Weg nach Ägypten, ohne meinen Mund zu befragen. Sie suchen beim Pharao Zuflucht und Schutz und flüchten in den Schatten Ägyptens.3 Doch der Schutz des Pharao bringt euch nur Schande, die Flucht in den Schatten Ägyptens bringt euch nur Schmach.4 Wenn auch Israels Fürsten nach Zoan gingen und seine Boten nach Hanes:5 Sie werden doch alle enttäuscht von dem Volk, das nichts nützt, das niemand Nutzen und Hilfe verschafft, sondern nur Schande und Schmach bringt.6 Ausspruch über die Tiere des Negeb: Durch ein Land der Ängste und Nöte, der jungen Löwen, der knurrenden Löwen, der Nattern und fliegenden Schlangen bringen sie ihren Reichtum auf dem Rücken der Esel, ihre Schätze auf dem Höcker der Kamele zu dem Volk, das nichts nützt.7 Nichtig und nutzlos ist die Hilfe Ägyptens; darum nenne ich es: die untätige Rahab.8 Nun geh, schreib es vor ihren Augen auf eine Tafel, ritz es als Inschrift ein, damit es für künftige Zeiten auf immer bezeugt ist:9 Sie sind ein trotziges Volk, mißratene Söhne, Söhne, die auf die Weisung des Herrn nicht hören.10 Sie sagen zu den Sehern: Seht nichts!, und zu den Propheten: Erschaut für uns ja nicht, was wahr ist, sondern sagt, was uns schmeichelt, erschaut für uns das, was uns täuscht.11 Weicht nur ab vom rechten Weg, verlaßt den richtigen Pfad, laßt uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels!12 Darum - so spricht der Heilige Israels: Weil ihr dieses Wort mißachtet, weil ihr auf Ränke vertraut und euch auf das Falsche verlaßt,13 darum wird eure Schuld für euch sein wie ein herabfallendes Bruchstück von einer hoch aufragenden Mauer, die dann plötzlich, urplötzlich einstürzt.14 Sie zerbricht wie der Krug eines Töpfers, den man ohne Erbarmen zerschlägt, so daß sich unter all den Stücken keine Scherbe mehr findet, mit der man Feuer vom Herd holen kann oder Wasser schöpfen aus der Zisterne.15 Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt,16 sondern gesagt: Nein, auf Rossen wollen wir dahinfliegen. Darum sollt ihr jetzt fliehen. Ihr habt gesagt: Auf Rennpferden wollen wir reiten. Darum rennen die Verfolger euch nach.17 Tausende werden zittern, wenn ein einziger droht, wenn nur fünf euch drohen, ergreift ihr alle die Flucht, bis das, was von euch übrig ist, aussieht, wie ein Fahnenmast auf dem Gipfel eines Berges, wie ein Feldzeichen auf dem Hügel.18 Darum wartet der Herr darauf, euch seine Gnade zu zeigen, darum erhebt er sich, um euch sein Erbarmen zu schenken. Denn der Herr ist ein Gott des Rechtes; wohl denen, die auf ihn warten.19 Ja, du Volk auf dem Berg Zion, das in Jerusalem wohnt, du brauchst jetzt nicht mehr zu weinen. Der Herr ist dir gnädig, wenn du um Hilfe schreist; er wird dir antworten, sobald er dich hört.20 Auch wenn dir der Herr bisher nur wenig Brot und nicht genug Wasser gab, so wird er, dein Lehrer, sich nicht mehr verbergen. Deine Augen werden deinen Lehrer sehen,21 deine Ohren werden es hören, wenn er dir nachruft: Hier ist der Weg, auf ihm müßt ihr gehen, auch wenn ihr selbst rechts oder links gehen wolltet.22 Dann wirst du deine Götzen aus Silber und deine Götterbilder aus Gold entweihen. Wie Abfall wirfst du sie weg und sagst: Hinaus mit euch!23 Dann spendet er Regen für die Saat, die du auf den Acker gesät hast. Das Korn, das auf dem Acker heranreift, wird üppig und fett sein. Auf weiten Wiesen weidet dein Vieh an jenem Tag.24 Die Rinder und Esel, die dir bei der Feldarbeit helfen, bekommen würziges Futter zu fressen, das man mit Schaufel und Gabel gemischt hat.25 Auf allen hohen Bergen und stattlichen Hügeln gibt es Bäche voll Wasser am Tag des großen Mordens, wenn die Türme einstürzen.26 Zu der Zeit, wenn der Herr die Leiden seines Volkes heilt und seine Wunden verbindet, wird das Licht des Mondes so hell sein wie das Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird siebenmal so stark sein wie das Licht von sieben Tagen.27 Seht her, der Herr kommt aus der Ferne. Sein Zorn ist entflammt, gewaltig drohend, zieht er heran. Seine Lippen sind voll grollendem Zorn, seine Zunge ist wie ein verzehrendes Feuer,28 sein Atem wie ein reißender Bach, der bis an den Hals reicht. Er spannt die Völker ins Joch und legt den Nationen den Zaum an, um sie in die Irre und ins Unheil zu führen.29 Dann singt ihr Lieder wie in der Nacht, in der man sich heiligt für das Fest. Ihr freut euch von Herzen wie die Pilger, die unter dem Klang ihrer Flöten zum Berg des Herrn, zu Israels Felsen, hinaufziehen.30 Der Herr läßt seine mächtige Stimme erschallen, und man sieht, wie sein Arm herabzuckt mit zornigem Grollen und verzehrendem Feuer, mit Sturm, Gewitter und Hagel.31 Vor der Stimme des Herrn wird Assur erschrecken, wenn er zuschlägt mit seinem Stock,32 jedesmal, wenn die Zuchtrute auf Assur herabsaust, mit der der Herr auf es einschlägt. Unter dem Klang von Pauken und Zithern und bei schwungvollem Reigentanz kämpft er gegen Assur.33 Ja, schon längst ist eine Feuerstelle bereitet, auch für den König ist sie bestimmt; tief ist sie und weit; ein Holzstoß ist da, Feuer und Brennholz in Menge, der Atem des Herrn brennt darin wie ein Schwefelstrom.

Das Buch Jesaja Kapitel 31

1 Weh denen, die nach Ägypten ziehen, um Hilfe zu finden, und sich auf Pferde verlassen, die auf die Menge ihrer Wagen vertrauen und auf ihre zahlreichen Reiter. Doch auf den Heiligen Israels blicken sie nicht und fragen nicht nach dem Herrn.2 Aber auch er ist klug; er führt das Unheil herbei; er nimmt sein Wort nicht zurück. Er erhebt sich gegen dieses Haus von Verbrechern und gegen die Helfer derer, die Böses tun.3 Auch der Ägypter ist nur ein Mensch und kein Gott, seine Pferde sind nur Fleisch, nicht Geist. Streckt der Herr seine Hand aus, dann kommt der Beschützer zu Fall, und ebenso fällt auch sein Schützling; sie gehen alle beide zugrunde.4 So hat der Herr zu mir gesagt: Wie der Löwe über seiner Beute knurrt, der junge Löwe, gegen den man alle Hirten zusammenruft, wie er vor ihrem Geschrei nicht erschrickt und sich bei ihrem Lärm nicht duckt, so ist der Herr der Heere, wenn er herabsteigt, um auf dem Gipfel des Berges Zion, auf seiner Anhöhe, zu kämpfen.5 Wie ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln wird der Herr der Heere Jerusalem schützen, es beschirmen und befreien, verschonen und retten.6 Kehrt um zu ihm, Israels Söhne, zu ihm, von dem ihr euch soweit entfernt habt.7 An jenem Tag verachtet ihr all die silbernen und goldenen Götzen, die ihr mit euren schuldbefleckten Händen gemacht habt.8 Assur wird fallen durch das Schwert, doch nicht durch das eines Mannes; das Schwert wird es vernichten, doch nicht das eines Menschen. Es wird vor dem Schwert die Flucht ergreifen, seine jungen Männer werden zur Fron gezwungen.9 Seine starken Helden vergehen vor Grauen, seine Fürsten lassen die Feldzeichen im Stich - Spruch des Herrn, der in Zion einen Feuerherd hat, in Jerusalem einen glühenden Ofen.

Das Buch Jesaja Kapitel 32

1 Seht: Ein König wird kommen, der gerecht regiert, und Fürsten, die herrschen, wie es recht ist.2 Jeder von ihnen wird wie ein Zufluchtsort vor dem Sturm sein, wie ein schützendes Dach beim Gewitter, wie Wassergräben an einem dürren Ort, wie der Schatten eines mächtigen Felsens im trockenen Land.3 Dann sind die Augen der Sehenden nicht mehr verklebt, die Ohren der Hörenden hören wieder zu.4 Das Herz der Unbesonnenen gewinnt Erkenntnis und Einsicht, die Zunge der Stammelnden redet wieder deutlich und klar.5 Der Dummkopf wird nicht mehr edel genannt, und der Schurke wird nicht mehr für vornehm gehalten.6 Denn der Dummkopf redet nur Unsinn, und er hat nur Unheil im Sinn, er handelt ruchlos und redet lästerlich über den Herrn. Er läßt den Hungrigen darben, den Durstigen läßt er nicht trinken.7 Die Waffen des Schurken bringen Unglück, er plant nur Verbrechen, um die Schwachen durch trügerische Worte ins Verderben zu stürzen, selbst wenn der Arme beweist, daß er im Recht ist.8 Der Edle aber plant nur Edles und tritt für das Edle ein.9 Ihr sorglosen Frauen, hört meine Stimme, ihr selbstsicheren Töchter, hört auf mein Wort!10 Über Jahr und Tag werdet ihr zittern, auch wenn ihr jetzt so selbstsicher seid; denn die Weinernte ist vernichtet, es gibt keine Obsternte mehr.11 Zittert, ihr Sorglosen, erschreckt, ihr selbstsicheren Frauen, zieht euch aus, entkleidet euch, und legt das Trauerkleid an!12 Schlagt euch an die Brust, und klagt um die prächtigen Felder, die fruchtbaren Reben,13 um die Äcker meines Volkes, auf denen nur Dornen und Disteln wachsen, um all die Häuser voll Jubel, um die fröhliche Stadt.14 Denn die Paläste sind verlassen, der Lärm der Stadt ist verstummt. Der Hügel der Burg mit dem Wachtturm ist für immer verödet; dort tummeln sich die Wildesel, dort weiden die Herden.15 Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird, dann wird die Wüste zum Garten, und der Garten wird zu einem Wald.16 In der Wüste wohnt das Recht, die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.17 Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein, der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer.18 Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen, in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen.19 Aber der Wald stürzt in jähem Sturz, die Stadt versinkt in der Tiefe.20 Wohl euch! Ihr könnt an allen Gewässern säen und eure Rinder und Esel frei laufen lassen.

Das Buch Jesaja Kapitel 33

1 Weh dir, der du immer zerstörst und selbst nie zerstört worden bist. Weh dir, du Empörer, gegen den sich noch niemand empört hat. Denn wenn du alles zerstört hast, wirst du selbst zerstört. Wenn du das Ziel deiner Empörung erreicht hast, wirst du selbst zum Ziel einer Empörung.2 Herr, hab mit uns Erbarmen; denn wir hoffen auf dich. Sei uns ein helfender Arm an jedem Morgen, sei in der Not unsere Rettung!3 Vor dem lauten Getöse fliehen die Nationen; wenn du dich erhebst, flüchten die Völker nach allen Seiten.4 Man rafft Beute zusammen, so wie die Heuschrecken alles erraffen; wie die Grashüpfer springen, so springt man und raubt.5 Der Herr ist erhaben, er wohnt in der Höhe; er wird Zion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllen.6 Es wird sichere Zeiten erleben. Weisheit und Erkenntnis sind der Reichtum, der es rettet; sein Schatz ist die Furcht vor dem Herrn.7 Hört: Draußen schreien die Krieger (vor Angst), bitterlich weinen die Boten des Friedens.8 Die Wege sind verödet, die Straßen sind leer. Den Vertrag hat man gebrochen, man verachtet die Zeugen (des Bundes) und schätzt die Menschen gering.9 Das Land welkt in Trauer dahin, der Libanon ist beschämt, seine Bäume verdorren. Die Scharon-Ebene ist zur Steppe geworden, entlaubt sind Baschan und Karmel.10 Jetzt stehe ich auf, spricht der Herr, jetzt erhebe ich mich, jetzt richte ich mich auf.11 Ihr seid schwanger mit Heu und bringt Stroh zur Welt. Mein Atem ist wie ein Feuer, das euch verzehrt.12 Die Völker werden zu Kalk verbrannt. Sie lodern wie abgehauene Dornen im Feuer.13 Ihr in der Ferne, hört, was ich tue; ihr in der Nähe, erkennt meine Kraft!14 Die Sünder in Zion beginnen zu zittern, ein Schauder erfaßt die ruchlosen Menschen. Wer von uns hält es aus neben dem verzehrenden Feuer, wer von uns hält es aus neben der ewigen Glut?15 Wer rechtschaffen lebt und immer die Wahrheit sagt, wer es ablehnt, Gewinn zu erpressen, wer sich weigert, Bestechungsgelder zu nehmen, wer sein Ohr verstopft, um keinen Mordplan zu hören, und die Augen schließt, um nichts Böses zu sehen:16 der wird auf den Bergen wohnen, Felsenburgen sind seine Zuflucht; man reicht ihm sein Brot, und seine Wasserquelle versiegt nicht.17 Deine Augen werden den König in seiner Schönheit erblicken, sie sehen ein weites Land.18 Dein Herz denkt an die (früheren) Schrecken zurück: Wo ist der, der damals zählte, wo ist der, der abwog? Wo ist der, der die Türme gezählt hat?19 Du wirst das freche Volk nicht mehr sehen, das Volk mit der dunklen, unverständlichen Sprache, mit den gestammelten, sinnlosen Worten.20 Schau auf Zion, die Stadt unserer Feste! Deine Augen werden Jerusalem sehen, den Ort der Ruhe, das Zelt, das man nicht abbricht, dessen Pflöcke man niemals mehr ausreißt, dessen Stricke nie mehr zerreißen.21 Ja, dort wird der Herr unser mächtiger Gott sein. Es ist ein Ort mit breiten Flüssen und Strömen. Keine Ruderboote fahren auf ihnen; kein Prunkschiff segelt darauf,22 Ja, der Herr ist unser Richter, der Herr gibt uns Gesetze; der Herr ist unser König, er wird uns retten.23 (a) denn die Taue sind schlaff, sie halten den Mastbaum nicht fest, man kann kein Segel mehr spannen. (b) Dann verteilen die Blinden große Beute untereinander, die Lahmen machen einen ergiebigen Raubzug.24 Kein Mensch in der Stadt wird mehr sagen: Ich bin krank. Dem Volk, das in Zion wohnt, ist seine Schuld vergeben.

Das Buch Jesaja Kapitel 34

1 Kommt her, ihr Völker, und hört, horcht auf, ihr Nationen! Die Erde und alles, was sie erfüllt, die Welt und alles, was auf ihr sproßt, sollen es hören,2 daß der Herr über alle Völker erzürnt ist, daß er zornig ist auf all ihre Heere. Er hat sie dem Untergang geweiht und zum Schlachtopfer bestimmt.3 Die Erschlagenen wirft man hinaus, der Gestank ihrer Leichen steigt auf, die Berge triefen von ihrem Blut,4 alle Hügel zerfließen. Wie eine Buchrolle rollt sich der Himmel zusammen, sein ganzes Heer welkt dahin, wie Laub am Weinstock verwelkt, wie Früchte am Feigenbaum schrumpfen.5 Am Himmel erscheint das Schwert des Herrn. Seht her, es fährt auf Edom herab, auf das Volk, das der Herr im Gericht dem Untergang weiht.6 Das Schwert des Herrn ist voll Blut, es trieft von Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Widder; denn der Herr hält in Bozra ein Opferfest ab, ein großes Schlachtfest in Edom.7 Da fallen die Büffel und Kälber, die Stiere und Ochsen. Ihr Land wird betrunken vom Blut, ihr Erdreich ist getränkt von Fett.8 Denn der Herr hat einen Tag der Rache bestimmt, ein Jahr der Vergeltung für den Streit um Zion.9 In Edoms Bächen wird das Wasser zu Pech, sein Boden verwandelt sich in Schwefel, sein Land wird zu brennendem Pech.10 Es erlischt nicht bei Tag und bei Nacht, der Rauch steigt unaufhörlich empor. Das Land ist für Generationen verödet, nie mehr zieht jemand hindurch.11 Dohlen und Eulen nehmen es in Besitz, Käuze und Raben hausen darin. Der Herr spannt die Meßschnur "Öde" darüber, er legt das Senkblei "Leere" an.12 Die Bocksgeister werden dort ihr Unwesen treiben. Die Edlen Edoms leben nicht mehr. Man ruft dort keinen König mehr aus, mit all seinen Fürsten hat es ein Ende.13 An seinen Palästen ranken sich Dornen empor, in den Burgen wachsen Nesseln und Disteln. Das Land wird zu einem Ort für Schakale, zu einem Platz für die Strauße.14 Wüstenhunde und Hyänen treffen sich hier, die Bocksgeister begegnen einander. Auch Lilit (das Nachtgespenst) ruht sich dort aus und findet für sich eine Bleibe.15 Der Kauz hat hier sein sicheres Nest, er legt seine Eier und brütet sie aus. Auch die Geier sammeln sich hier, einer neben dem andern.16 Forscht nach im Buch des Herrn, dort werdet ihr lesen: Keines dieser Tiere ist ausgeblieben, keines braucht seinen Gefährten zu suchen; denn der Mund des Herrn hat es befohlen, sein Geist hat sie zusammengeführt.17 Er selbst hat für sie das Los geworfen, er hat mit eigener Hand das Land vermessen und ihnen zugeteilt: Für immer sollen sie es besitzen, von Generation zu Generation darin wohnen.

Das Buch Jesaja Kapitel 35

1 Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen.2 Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes.3 Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest!4 Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten.5 Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen.6 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor, und Bäche fließen in der Steppe.7 Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen.8 Eine Straße wird es dort geben; man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner darf ihn betreten. Er gehört dem, der auf ihm geht. Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre.9 Es wird keinen Löwen dort geben, kein Raubtier betritt diesen Weg, keines von ihnen ist hier zu finden. Dort gehen nur die Erlösten.10 Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.

Das Buch Jesaja Kapitel 36

1 Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskija zog Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein.2 Der König von Assur sandte den Rabschake mit einer großen Streitmacht von Lachisch aus nach Jerusalem gegen König Hiskija. Er stellte sich an der Wasserleitung des oberen Teiches auf, der an der Walkerfeldstraße liegt.3 Der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn Hilkijas, der Staatsschreiber Schebna und der Sprecher des Königs Joach, der Sohn Asafs, gingen zu ihm hinaus.4 Da sagte der Rabschake zu ihnen: Sagt zu Hiskija: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Worauf vertraust du denn, daß du dich so sicher fühlst?5 Du glaubst wohl, bloßes Gerede sei im Krieg schon Rat und Stärke? Auf wen vertraust du also, daß du von mir abgefallen bist?6 Du vertraust gewiß auf Ägypten, dieses geknickte Schilfrohr, das jeden, der sich darauf stützt, in die Hand sticht und sie durchbohrt. Denn so macht es der Pharao, der König von Ägypten, mit allen, die ihm vertrauen.7 Wenn ihr aber zu mir sagt: Wir vertrauen auf Jahwe, unseren Gott, dann bedenkt: Ist nicht gerade er der Gott, dessen Kulthöhen und Altäre Hiskija beseitigt hat? Hat nicht Hiskija in Juda und Jerusalem angeordnet: Nur vor diesem Altar in Jerusalem dürft ihr euch niederwerfen?8 Geh doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein! Ich gebe dir zweitausend Pferde. Kannst du die Reiter für sie stellen?9 Wie willst du auch nur einen einzigen Statthalter meines Herrn in die Flucht schlagen, und wäre es der unbedeutendste seiner Knechte? Du vertraust ja nur auf Ägypten, auf seine Wagen und deren Besatzung.10 Außerdem: Bin ich denn gegen den Willen Jahwes heraufgezogen, um dieses Land zu verwüsten? Jahwe selbst hat mir befohlen: Zieh gegen dieses Land, und verwüste es!11 Da sagten Eljakim, Schebna und Joach zu dem Rabschake: Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten! Wir verstehen es. Sprich vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht, nicht judäisch mit uns!12 Der Rabschake antwortete ihnen: Hat mich mein Herr etwa beauftragt, das alles nur zu deinem Herrn und zu dir zu sagen, und nicht vielmehr zu all den Männern, die auf der Mauer sitzen und ihren eigenen Kot essen und ihren Harn trinken wie ihr?13 Dann trat der Rabschake vor und rief laut auf judäisch: Hört die Worte des Großkönigs, des Königs von Assur!14 So spricht der König: Laßt euch nicht von Hiskija betören; denn er kann euch nicht retten.15 Er soll euch nicht verleiten, auf Jahwe zu vertrauen, und sagen: Jahwe wird uns sicher retten, diese Stadt wird dem König von Assur nicht in die Hände fallen.16 Hört nicht auf Hiskija! Denn so spricht der König von Assur: Trefft mit mir ein Abkommen, und ergebt euch! Dann kann jeder von euch von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum essen und Wasser aus seiner Zisterne trinken,17 bis ich komme und euch in ein Land bringe, das eurem Land gleicht: in ein Land voll Getreide und Most, ein Land voll Brot und Wein.18 Laßt euch von Hiskija nicht in die Irre führen, wenn er sagt: Jahwe wird uns retten. Hat denn einer von den Göttern der anderen Völker sein Land vor dem König von Assur gerettet?19 Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo sind die Götter von Sefarwajim? Haben sie etwa Samaria vor mir gerettet?20 Wer von all den Göttern der anderen Länder hat sein Land vor mir gerettet? Wie sollte denn Jahwe Jerusalem vor mir retten?21 Die Männer aber schwiegen und gaben ihm keine Antwort; denn der König hatte befohlen: Ihr dürft ihm nicht antworten.22 Der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn Hilkijas, der Staatsschreiber Schebna und der Sprecher des Königs Joach, der Sohn Asafs, zerrissen ihre Kleider, gingen zu Hiskija und berichteten ihm, was der Rabschake gesagt hatte.

Das Buch Jesaja Kapitel 37

1 Als König Hiskija das hörte, zerriß er seine Kleider, legte ein Trauergewand an und ging in das Haus des Herrn.2 Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber Schebna und die Ältesten der Priester in Trauergewändern zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz.3 Sie sagten zu ihm: So spricht Hiskija: Heute ist ein Tag der Not, der Strafe und der Schande. Die Kinder sind bis an die Öffnung des Mutterschoßes gelangt, doch den Frauen fehlt die Kraft zum Gebären.4 Aber vielleicht hört der Herr, dein Gott, die Worte des Rabschake, den sein Herr, der König von Assur, hergesandt hat, damit er den lebendigen Gott beschimpft; und vielleicht schickt der Herr, dein Gott, eine Strafe für die Worte, die er gehört hat. Darum bete für den Rest, der noch übrig ist.5 Jesaja antwortete den Abgesandten des Königs Hiskija, die zu ihm gekommen waren:6 Sagt zu eurem Herrn folgendes: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht wegen der Worte, die du gehört hast und mit denen die Knechte des Königs von Assur mich verhöhnt haben.7 Seht, ich lege einen Geist in ihn, so daß er ein Gerücht hört und in sein Land zurückkehrt; dort bringe ich ihn durch das Schwert zu Fall.8 Der Rabschake trat den Rückweg an und fand den König von Assur im Kampf gegen die Stadt Libna. Sanherib war inzwischen, wie der Rabschake gehört hatte, von Lachisch abgezogen.9 Dann erfuhr Sanherib, daß Tirhaka, der König von Kusch, zum Kampf gegen ihn heranzog. Er schickte wiederum Boten zu Hiskija mit dem Auftrag:10 So sollt ihr zu Hiskija, dem König von Juda, sagen: Laß dir nicht von deinem Gott, auf den du vertraust, einreden, Jerusalem werde dem König von Assur nicht in die Hände fallen.11 Du hast doch gehört, was die Könige von Assur mit allen anderen Ländern gemacht haben: Sie haben sie dem Untergang geweiht. Und du meinst, du wirst gerettet?12 Sind denn die Völker, die von meinen Vätern vernichtet wurden, von ihren Göttern gerettet worden, die Völker von Gosan, Haran und Rezef, die Söhne von Eden, die in Telassar wohnten?13 Wo ist der König von Hamat, der König von Arpad, der König der Stadt Sefarwajim, wo sind die Könige von Hena und Awa?14 Hiskija nahm das Schreiben von den Boten in Empfang und las es. Dann ging er zum Haus des Herrn hinauf, breitete das Schreiben vor dem Herrn aus und15 betete zum Herrn. Er sagte:16 Herr der Heere, Gott Israels, der über den Kerubim thront, du allein bist der Gott aller Reiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht.17 Wende mir dein Ohr zu, Herr, und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Hör alles, was Sanherib sagt, der seinen Boten hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen.18 Es ist wahr, Herr, die Könige von Assur haben alle Völker vernichtet und ihre Länder verwüstet19 und ihre Götter ins Feuer geworfen. Aber das waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, aus Holz und Stein; darum konnte man sie vernichten.20 Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du, Jahwe, Gott bist, du allein.21 Jesaja, der Sohn des Amoz, schickte zu Hiskija einen Boten und ließ ihm sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe gehört, wie du wegen des Königs Sanherib von Assur zu mir gebetet hast.22 Das ist das Wort des Herrn gegen ihn: Dich verachtet, dich verspottet die Jungfrau, die Tochter Zion. Die Tochter Jerusalem schüttelt spöttisch den Kopf über dich.23 Wen hast du beschimpft und verhöhnt, gegen wen die Stimme erhoben, auf wen voll Hochmut herabgeblickt? Auf den Heiligen Israels.24 Durch deine Gesandten hast du den Herrn verhöhnt; du hast gesagt: Mit meinen zahlreichen Wagen fuhr ich auf die Höhen der Berge, in die fernsten Winkel des Libanon. Ich fällte seine hohen Zedern, seine schönsten Zypressen, kam bis zu seinen entlegensten Höhen, in das Dickicht seiner Wälder.25 Ich habe Brunnen gegraben und fremdes Wasser getrunken. Ich ließ unter dem Schritt meiner Füße alle Ströme Ägyptens vertrocknen.26 Hast du es nicht gehört? Schon vor langer Zeit habe ich es so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit habe ich es so geplant, jetzt ließ ich es kommen. So konntest du befestigte Städte zerstören und in Trümmer verwandeln.27 Ihre Bewohner waren machtlos, in Schrecken und Schande gestoßen. Sie glichen den Pflanzen auf dem Feld, dem frischen Grün, dem Gras auf den Dächern, das im Ostwind verdorrt.28 Ich weiß, ob du ruhst, ob du gehst oder kommst, ob du dich gegen mich auflehnst.29 Weil du gegen mich wütest und dein Lärm meine Ohren erreicht hat, ziehe ich dir einen Ring durch die Nase und lege dir einen Zaum in das Maul. Auf dem Weg, auf dem du herankamst, treibe ich dich wieder zurück.30 Und das soll für dich (Hiskija) ein Vorzeichen sein: In diesem Jahr ißt man, was von selbst nachwächst, im nächsten Jahr, was wild wächst; im dritten Jahr aber sollt ihr wieder säen und ernten, die Weinberge bepflanzen und ihre Früchte genießen.31 Wer vom Haus Juda entronnen und übriggeblieben ist, wird unten wieder Wurzeln treiben und oben Frucht tragen.32 Denn von Jerusalem wird ein Rest (in das Land) hinausziehen, vom Berg Zion ziehen die Geretteten hinaus. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere vollbringt das.33 Darum - so spricht der Herr über den König von Assur: Er wird nicht in diese Stadt eindringen; er wird keinen einzigen Pfeil hineinschießen, er wird nicht unter dem Schutz seines Schildes gegen sie anrennen und wird keinen Damm gegen sie aufschütten.34 Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, wird er wieder zurückkehren. Aber in diese Stadt wird er nicht eindringen - Spruch des Herrn.35 Ich werde diese Stadt beschützen und retten, um meinetwillen und um meines Knechtes David willen.36 In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus und erschlug im Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend Mann. Als man am nächsten Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen.37 Da brach Sanherib, der König von Assur, auf und kehrte in sein Land zurück. Er blieb in Ninive.38 Als er eines Tages im Tempel seines Gottes Nisroch betete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Darauf mußten sie in das Land Ararat fliehen, und Sanheribs Sohn Asarhaddon wurde an seiner Stelle König.

Das Buch Jesaja Kapitel 38

1 In jenen Tagen wurde Hiskija schwer krank und war dem Tod nahe. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sagte: So spricht der Herr: Bestell dein Haus; denn du wirst sterben, du wirst nicht am Leben bleiben.2 Da drehte sich Hiskija mit dem Gesicht zur Wand und betete zum Herrn:3 Ach Herr, denk daran, daß ich mein Leben lang treu und mit aufrichtigem Herzen meinen Weg vor deinen Augen gegangen bin und daß ich immer getan habe, was dir gefällt. Und Hiskija begann laut zu weinen.4 Da erging das Wort des Herrn an Jesaja:5 Geh zu Hiskija, und sag zu ihm: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich will zu deiner Lebenszeit noch fünfzehn Jahre hinzufügen.6 7 Das soll für dich das Zeichen des Herrn sein, daß der Herr sein Versprechen halten wird:8 Siehe, ich lasse den Schatten, der auf den Stufen des Ahas bereits herabgestiegen ist, wieder zehn Stufen hinaufsteigen. Da stieg der Schatten auf den Stufen, die er bereits herabgestiegen war, wieder zehn Stufen hinauf.9 Ein Lied, das König Hiskija von Juda verfaßt hat, als er nach seiner Krankheit wieder genesen war:10 Ich sagte: In der Mitte meiner Tage muß ich hinab zu den Pforten der Unterwelt, man raubt mir den Rest meiner Jahre.11 Ich sagte: Ich darf den Herrn nicht mehr schauen im Land der Lebenden, keinen Menschen mehr sehen bei den Bewohnern der Erde.12 Meine Hütte bricht man über mir ab, man schafft sie weg wie das Zelt eines Hirten. Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende gewoben, du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch. Vom Anbruch des Tages bis in die Nacht gibst du mich völlig preis;13 bis zum Morgen schreie ich um Hilfe. Wie ein Löwe zermalmt er all meine Knochen.14 Ich zwitschere wie eine Schwalbe, ich gurre wie eine Taube. Meine Augen blicken ermattet nach oben: Ich bin in Not, Herr. Steh mir bei!15 Was kann ich ihm sagen, was soll ich reden, da er es selber getan hat? Es flieht mich der Schlaf; denn meine Seele ist verbittert.16 Herr, ich vertraue auf dich; du hast mich geprüft. Mach mich gesund, und laß mich wieder genesen!17 Du hast mich aus meiner bitteren Not gerettet, du hast mich vor dem tödlichen Abgrund bewahrt; denn all meine Sünden warfst du hinter deinen Rücken.18 Ja, in der Unterwelt dankt man dir nicht, die Toten loben dich nicht; wer ins Grab gesunken ist, kann nichts mehr von deiner Güte erhoffen.19 Nur die Lebenden danken dir, wie ich am heutigen Tag. Von deiner Treue erzählt der Vater den Kindern.20 Der Herr war bereit, mir zu helfen; wir wollen singen und spielen im Haus des Herrn, solange wir leben.21 Darauf sagte Jesaja: Man hole einen Feigenbrei und streiche ihn auf das Geschwür, damit der König gesund wird.22 Hiskija aber fragte Jesaja: Was ist das Zeichen dafür, daß ich wieder zum Haus des Herrn hinaufgehen werde?

Das Buch Jesaja Kapitel 39

1 Damals sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, einen Brief und Geschenke an Hiskija; denn er hatte von seiner Krankheit und von seiner Genesung gehört.2 Hiskija freute sich darüber und zeigte den Gesandten sein Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Vorräte an Balsam und feinem Öl, sein ganzes Waffenlager und alle anderen Schätze, die er besaß. Es gab nichts in seinem Haus und in seinem ganzen Herrschaftsbereich, das er ihnen nicht gezeigt hätte.3 Danach kam der Prophet Jesaja zu König Hiskija und fragte ihn: Was haben diese Männer gesagt? Woher kamen sie? Hiskija antwortete: Sie sind aus einem fernen Land, aus Babel, zu mir gekommen.4 Er fragte weiter: Was haben sie in deinem Haus gesehen? Hiskija antwortete: Sie haben alles gesehen, was in meinem Haus ist. Es gibt nichts in meinen Schatzkammern, das ich ihnen nicht gezeigt hätte.5 Da sagte Jesaja zu Hiskija: Höre das Wort des Herrn der Heere:6 Es werden Tage kommen, an denen man alles, was in deinem Haus ist, alles, was deine Väter bis zum heutigen Tag angesammelt haben, nach Babel bringt. Nichts wird übrigbleiben, spricht der Herr.7 Auch von deinen eigenen Söhnen, die du noch bekommen wirst, wird man einige mitnehmen, und sie werden als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen müssen.8 Hiskija sagte zu Jesaja: Das Wort des Herrn, das du mir gesagt hast, ist gut. Und er dachte: Zu meinen Lebzeiten herrscht ja noch Friede und Sicherheit.

Das Buch Jesaja Kapitel 40

1 Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.2 Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, daß ihr Frondienst zu Ende geht, daß ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden.3 Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott!4 Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.5 Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alle Sterblichen werden sie sehen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.6 Eine Stimme sagte: Verkünde! Ich fragte: Was soll ich verkünden? Alles Sterbliche ist wie das Gras, und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld.7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Atem des Herrn darüberweht. Wahrhaftig, Gras ist das Volk.8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.9 Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott.10 Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her.11 Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.12 Wer mißt das Meer mit der hohlen Hand? Wer kann mit der ausgespannten Hand den Himmel vermessen? Wer mißt den Staub der Erde mit einem Scheffel? Wer wiegt die Berge mit einer Waage und mit Gewichten die Hügel?13 Wer bestimmt den Geist des Herrn? Wer kann sein Berater sein und ihn unterrichten?14 Wen fragt er um Rat, und wer vermittelt ihm Einsicht? Wer kann ihn über die Pfade des Rechts belehren? Wer lehrt ihn das Wissen und zeigt ihm den Weg der Erkenntnis?15 Seht, die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, sie gelten soviel wie ein Stäubchen auf der Waage. Ganze Inseln wiegen nicht mehr als ein Sandkorn.16 Der Libanon reicht nicht aus für das Brennholz, sein Wild genügt nicht für die Opfer.17 Alle Völker sind vor Gott wie ein Nichts, für ihn sind sie wertlos und nichtig.18 Mit wem wollt ihr Gott vergleichen und welches Bild an seine Stelle setzen?19 Der Handwerker gießt ein Götterbild, der Goldschmied überzieht es mit Gold und fertigt silberne Ketten dazu.20 Wer arm ist, wählt für ein Weihegeschenk ein Holz, das nicht fault; er sucht einen fähigen Meister, der ihm das Götterbild aufstellt, so daß es nicht wackelt.21 Wißt ihr es nicht, hört ihr es nicht, war es euch nicht von Anfang an bekannt? Habt ihr es nicht immer wieder erfahren seit der Grundlegung der Erde?22 Er ist es, der über dem Erdenrund thront; wie Heuschrecken sind ihre Bewohner. Wie einen Schleier spannt er den Himmel aus, er breitet ihn aus wie ein Zelt zum Wohnen.23 Er macht die Fürsten zunichte, er nimmt den Richtern der Erde jeden Einfluß.24 Kaum sind sie gesät und gepflanzt, kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde, da bläst er sie an, so daß sie verdorren; der Sturm trägt sie fort wie Spreu.25 Mit wem wollt ihr mich vergleichen? Wem sollte ich ähnlich sein?, spricht der Heilige.26 Hebt eure Augen in die Höhe, und seht: Wer hat die (Sterne) dort oben erschaffen? Er ist es, der ihr Heer täglich zählt und heraufführt, der sie alle beim Namen ruft. Vor dem Allgewaltigen und Mächtigen wagt keiner zu fehlen.27 Jakob, warum sagst du, Israel, warum sprichst du: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, meinem Gott entgeht mein Recht?28 Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Der Herr ist ein ewiger Gott, der die weite Erde erschuf. Er wird nicht müde und matt, unergründlich ist seine Einsicht.29 Er gibt dem Müden Kraft, dem Kraftlosen verleiht er große Stärke.30 Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen.31 Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.

Das Buch Jesaja Kapitel 41

1 Ihr Inseln, hört schweigend auf mich, ihr Völker, wartet auf mich! Sie sollen kommen und ihre Sache vortragen, wir wollen vor Gericht gehen, alle zusammen.2 Wer hat im Osten den geweckt, dem Gerechtigkeit folgt auf Schritt und Tritt? Wer gibt ihm die Völker preis und unterwirft ihm die Könige? Sein Schwert macht sie zu Staub, sein Bogen macht sie zu Spreu, die verweht.3 Er verfolgt sie, rückt unversehrt vor, berührt kaum mit den Füßen den Weg.4 Wer hat das bewirkt und vollbracht? Er, der von Anfang an die Generationen (ins Dasein) rief. Ich, der Herr, bin der Erste, und noch bei den Letzten bin ich derselbe.5 Die Inseln sehen es und geraten in Furcht, die Enden der Erde erzittern; sie nähern sich und kommen herbei.6 Dabei hilft einer dem andern; er sagt zu seinem Bruder: Pack an! 7 So ermuntert der Handwerker den Goldschmied, der, der glättet, den Schmied am Amboß; er sagt: Die Lötung ist gut!, dann befestigt er das Ganze mit Nägeln, damit es nicht wackelt.8 Du, mein Knecht Israel, du, Jakob, den ich erwählte, Nachkomme meines Freundes Abraham:9 Ich habe dich von den Enden der Erde geholt, aus ihrem äußersten Winkel habe ich dich gerufen. Ich habe zu dir gesagt: Du bist mein Knecht, ich habe dich erwählt und dich nicht verschmäht.10 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich mit meiner hilfreichen Rechten.11 Schmach und Schande kommt über alle, die sich über dich erhitzen. Die Männer, die mit dir streiten, werden zunichte und gehen zugrunde.12 Du wirst sie suchen, aber nicht mehr finden, die Männer, die mit dir zanken. Sie werden zunichte und finden ihr Ende, die Männer, die dich bekriegen.13 Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand ergreift und der zu dir sagt: Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen.14 Fürchte dich nicht, du armer Wurm Jakob, du Würmlein Israel! Ich selber werde dir helfen - Spruch des Herrn. Der Heilige Israels löst dich aus.15 Zu einem Dreschschlitten mache ich dich, zu einem neuen Schlitten mit vielen Schneiden. Berge wirst du dreschen und sie zermalmen, und Hügel machst du zu Spreu.16 Du worfelst sie, und es verweht sie der Wind, es zerstreut sie der Sturm. Du aber jubelst über den Herrn, du rühmst dich des Heiligen Israels.17 Die Elenden und Armen suchen Wasser, doch es ist keines da; ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr, will sie erhören, ich, der Gott Israels, verlasse sie nicht.18 Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Teich und das ausgetrocknete Land zur Oase.19 In der Wüste pflanze ich Zedern, Akazien, Ölbäume und Myrten. In der Steppe setze ich Zypressen, Platanen und auch Eschen.20 Dann werden alle sehen und erkennen, begreifen und verstehen, daß die Hand des Herrn das alles gemacht hat, daß der Heilige Israels es erschaffen hat.21 Bringt eure Sache vor, spricht der Herr, schafft eure Beweise herbei, spricht Jakobs König.22 Sie sollen vorbringen und uns kundtun, was sich ereignen wird. Was bedeutet das Vergangene? Teilt es uns mit, damit auch wir unseren Sinn darauf richten. Oder laßt uns das Zukünftige hören, damit wir das Ende erfahren.23 Tut kund, was später noch kommt, damit wir erkennen: Ja, ihr seid Götter. Ja, tut Gutes oder Böses, damit wir alle zusammen es sehen und staunen.24 Seht, ihr seid nichts, euer Tun ist ein Nichts; einen Greuel wählt, wer immer euch wählt.25 Ich habe ihn im Norden geweckt, und er kam; im Osten habe ich ihn beim Namen gerufen. Er hat die Fürsten wie Lehm zertreten, wie ein Töpfer den Ton stampft.26 Wer hat es kundgetan von Anfang an, so daß wir es wußten? Wer hat es im voraus kundgetan, so daß wir sagen konnten: Es ist richtig? Niemand hat es kundgetan, niemand hat es gemeldet, keiner hörte von euch ein einziges Wort.27 Ich habe Zion als erster (gesagt): Sieh her, da ist es!, und habe Jerusalem einen Freudenboten geschickt.28 Ich blickte umher, doch niemand war da, keiner von diesen hier konnte mir raten und Antwort geben auf meine Fragen.29 Seht her: Sie alle sind nichts, ihr Tun ist ein Nichts; windig und wesenlos sind die Bilder der Götter.

Das Buch Jesaja Kapitel 42

1 Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht.2 Er schreit nicht und lärmt nicht und läßt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen.3 Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht.4 Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln.5 So spricht Gott, der Herr, der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat, der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und allen, die auf ihr leben, den Geist:6 Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein:7 blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.8 Ich bin Jahwe, das ist mein Name; ich überlasse die Ehre, die mir gebührt, keinem andern, meinen Ruhm nicht den Götzen.9 Seht, das Frühere ist eingetroffen, Neues kündige ich an. Noch ehe es zum Vorschein kommt, mache ich es euch bekannt.10 Singt dem Herrn ein neues Lied, verkündet seinen Ruhm bis ans Ende der Erde! Es jauchze das Meer und alles, was es erfüllt, die Inseln und ihre Bewohner.11 Die Wüste und ihre Städte sollen sich freuen, die Dörfer, die Kedar bewohnt. Die Bewohner von Sela sollen singen vor Freude und jubeln auf den Gipfeln der Berge.12 Sie sollen die Herrlichkeit des Herrn verkünden, seinen Ruhm auf den Inseln verbreiten.13 Der Herr zieht in den Kampf wie ein Held, er entfacht seine Leidenschaft wie ein Krieger. Er erhebt den Schlachtruf und schreit, er zeigt sich als Held gegenüber den Feinden.14 Ich hatte sehr lange geschwiegen, ich war still und hielt mich zurück. Wie eine Gebärende will ich nun schreien, ich schnaube und schnaufe.15 Die Berge und Hügel dörre ich aus und lasse ihr Gras völlig vertrocknen. Flüsse mache ich zu festem Boden, und Teiche lege ich trocken.16 Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern. Die Finsternis vor ihren Augen mache ich zu Licht; was krumm ist, mache ich gerade. Das sind die Taten, die ich vollbrachte, und ich lasse davon nicht mehr ab.17 Alle müssen weichen und werden beschämt, die auf Götzenbilder vertrauen, die zu gegossenen Bildern sagen: Ihr seid unsere Götter.18 Ihr, die ihr taub seid, hört, ihr Blinden, blickt auf, und seht her!19 Wer ist so blind wie mein Knecht und so taub wie der Bote, den ich sende? Wer ist so blind wie mein Vertrauter und so taub wie der Knecht des Herrn?20 Vieles sieht er, aber er beachtet es nicht; die Ohren hat er offen und hört doch nicht.21 Der Herr hatte um seiner Gerechtigkeit willen beschlossen, das Gesetz groß und herrlich zu machen.22 Doch jetzt sind sie ein beraubtes, ausgeplündertes Volk; alle sind in den Kerker geworfen, ins Gefängnis gesperrt. Sie wurden als Beute verschleppt, und kein Retter war da; sie wurden ausgeplündert, und niemand sagte: Gib es zurück!23 Wer von euch vernimmt diese Worte, wer merkt auf und hört künftig darauf?24 Wer lieferte Jakob den Plünderern aus und Israel den Räubern? Hat nicht der Herr es getan, gegen den wir gesündigt hatten? Sie wollten nicht auf seinen Wegen gehen, sie hörten nicht auf sein Gesetz.25 Da goß er über sie seinen glühenden Zorn aus und den Schrecken des Krieges: Ringsum hat er sie umlodert, doch sie merkten es nicht; du hast sie in Brand gesetzt, doch sie nahmen es sich nicht zu Herzen.

Das Buch Jesaja Kapitel 43

1 Jetzt aber - so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.2 Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.3 Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. Ich gebe Ägypten als Kaufpreis für dich, Kusch und Seba gebe ich für dich.4 Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker.5 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, vom Westen her sammle ich euch.6 Ich sage zum Norden: Gib her!, und zum Süden: Halt nicht zurück! Führe meine Söhne heim aus der Ferne, meine Töchter vom Ende der Erde!7 Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht.8 Bringt das Volk her, das blind ist, obwohl es Augen hat, und taub, obwohl es Ohren hat.9 Alle Völker sollen sich versammeln, die Nationen sollen zusammenkommen. Wer von ihnen kündigt dies an, und wer kann uns sagen, was früher war? Sie sollen ihre Zeugen stellen, damit sie recht bekommen, damit man (die Zeugen) hört und sagt: Es ist wahr.10 Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn - und auch mein Knecht, den ich erwählte, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, daß ich es bin. Vor mir wurde kein Gott erschaffen, und auch nach mir wird es keinen geben.11 Ich bin Jahwe, ich, und außer mir gibt es keinen Retter.12 Ich habe es selbst angekündet und euch gerettet, ich habe es euch zu Gehör gebracht. Kein fremder (Gott) ist bei euch gewesen. Ihr seid meine Zeugen - Spruch des Herrn. Ich allein bin Gott;13 auch künftig werde ich es sein. Niemand kann mir etwas entreißen. Ich handle. Wer kann es rückgängig machen?14 So spricht der Herr, euer Erlöser, der Heilige Israels: Um euretwillen schicke ich (Boten) nach Babel und reiße alle Riegel heraus, die Chaldäer aber werden mit Ketten gefesselt.15 Ich bin der Herr, euer Heiliger, euer König, Israels Schöpfer.16 So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, einen Pfad durch das gewaltige Wasser,17 der Wagen und Rosse ausziehen läßt, zusammen mit einem mächtigen Heer; doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.18 Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.19 Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.20 Die wilden Tiere werden mich preisen, die Schakale und Strauße, denn ich lasse in der Steppe Wasser fließen und Ströme in der Wüste, um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.21 Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.22 Jakob, du hast mich nicht gerufen, Israel, du hast dir mit mir keine Mühe gemacht.23 Du brachtest mir keine Lämmer als Brandopfer dar, und mit Schlachtopfern hast du mich nicht geehrt. Ich habe dich nicht zu Speiseopfern gezwungen und von dir keinen Weihrauch gefordert und dich dadurch geplagt.24 Du hast mir für dein Geld kein Gewürzrohr gekauft und hast mich nicht gelabt mit dem Fett deiner Opfer. Nein, du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht, mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt.25 Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, ich denke nicht mehr an deine Sünden.26 Lade mich vor, gehen wir miteinander vor Gericht; verteidige dich, damit du recht bekommst.27 Schon dein Urahn hat gesündigt; deine Anführer sind mir untreu geworden;28 deine Fürsten haben mein Heiligtum entweiht. Darum habe ich Jakob preisgegeben, damit man es dem Untergang weiht, und Israel, damit man es verspottet.

Das Buch Jesaja Kapitel 44

1 Jetzt aber höre, Jakob, mein Knecht, Israel, den ich erwählte.2 So spricht der Herr, dein Schöpfer, der dich im Mutterleib geformt hat, der dir hilft: Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, du, Jeschurun, den ich erwählte.3 Denn ich gieße Wasser auf den dürstenden Boden, rieselnde Bäche auf das trockene Land. Ich gieße meinen Geist über deine Nachkommen aus und meinen Segen über deine Kinder.4 Dann sprossen sie auf wie das Schilfgras, wie Weidenbäume an Wassergräben.5 Der eine sagt: Ich gehöre dem Herrn. Ein anderer benennt sich mit dem Namen Jakobs. Einer schreibt auf seine Hand: Für den Herrn. Ein anderer wird ehrenvoll mit dem Namen Israel benannt.6 So spricht der Herr, Israels König, sein Erlöser, der Herr der Heere: Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott.7 Wer ist mir gleich? Er soll sich melden, er tue es mir kund und beweise es mir. Wer hat von Anfang an die Zukunft verkündet? Sie sollen uns sagen, was alles noch kommt.8 Erschreckt nicht, und fürchtet euch nicht! Habe ich es euch nicht schon längst zu Gehör gebracht und verkündet? Ihr seid meine Zeugen: Gibt es einen Gott außer mir? Es gibt keinen Fels außer mir, ich kenne keinen.9 Ein Nichts sind alle, die ein Götterbild formen; ihre geliebten Götzen nützen nichts. Wer sich zu seinen Göttern bekennt, sieht nichts, ihm fehlt es an Einsicht; darum wird er beschämt.10 Wer sich einen Gott macht und sich ein Götterbild gießt, hat keinen Nutzen davon.11 Seht her, alle, die sich ihm anschließen, werden beschämt, die Schmiede sind nichts als Menschen. Sie sollen sich alle versammeln und vor mich treten; dann werden sie alle von Schrecken gepackt und beschämt.12 Der Schmied facht die Kohlenglut an, er formt (das Götterbild) mit seinem Hammer und bearbeitet es mit kräftigem Arm. Dabei wird er hungrig und hat keine Kraft mehr. Trinkt er kein Wasser, so wird er ermatten.13 Der Schnitzer mißt das Holz mit der Meßschnur, er entwirft das Bild mit dem Stift und schnitzt es mit seinem Messer; er umreißt es mit seinem Zirkel und formt die Gestalt eines Mannes, das prächtige Bild eines Menschen; in einem Haus soll es wohnen.14 Man fällt eine Zeder, wählt eine Eiche oder sonst einen mächtigen Baum, den man stärker werden ließ als die übrigen Bäume im Wald. Oder man pflanzt einen Lorbeerbaum, den der Regen groß werden läßt.15 Das Holz nehmen die Menschen zum Heizen; man macht ein Feuer und wärmt sich daran. Auch schürt man das Feuer und bäckt damit Brot. Oder man schnitzt daraus einen Gott und wirft sich nieder vor ihm; man macht ein Götterbild und fällt vor ihm auf die Knie.16 Den einen Teil des Holzes wirft man ins Feuer und röstet Fleisch in der Glut und sättigt sich an dem Braten. Oder man wärmt sich am Feuer und sagt: Oh, wie ist mir warm! Ich spüre die Glut.17 Aus dem Rest des Holzes aber macht man sich einen Gott, ein Götterbild, vor das man sich hinkniet, zu dem man betet und sagt: Rette mich, du bist doch mein Gott!18 Unwissend sind sie und ohne Verstand; denn ihre Augen sind verklebt, sie sehen nichts mehr, und ihr Herz wird nicht klug.19 Sie überlegen nichts, sie haben keine Erkenntnis und Einsicht, so daß sie sich sagen würden: Den einen Teil habe ich ins Feuer geworfen, habe Brot in der Glut gebacken und Fleisch gebraten und es gegessen. Aus dem Rest des Holzes aber habe ich mir einen abscheulichen Götzen gemacht, und nun knie ich nieder vor einem Holzklotz.20 Wer Asche hütet, den hat sein Herz verführt und betrogen. Er wird sein Leben nicht retten und wird nicht sagen: Ich halte ja nur ein Trugbild in meiner rechten Hand.21 Denk daran, Jakob, und du, Israel, daß du mein Knecht bist. Ich habe dich geschaffen, du bist mein Knecht; Israel, ich vergesse dich nicht.22 Ich fege deine Vergehen hinweg wie eine Wolke und deine Sünden wie Nebel. Kehr um zu mir; denn ich erlöse dich.23 Jauchzt, ihr Himmel, denn der Herr hat gehandelt; jubelt, ihr Tiefen der Erde! Brecht in Jubel aus, ihr Berge, ihr Wälder mit all euren Bäumen! Denn der Herr hat Jakob erlöst und an Israel bewiesen, wie herrlich er ist.24 So spricht der Herr, dein Erlöser, der dich im Mutterleib geformt hat: Ich bin der Herr, der alles bewirkt, der ganz allein den Himmel ausgespannt hat, der die Erde gegründet hat aus eigener Kraft,25 der das Wirken der Zauberer vereitelt und die Wahrsager zu Narren macht, der die Weisen zum Rückzug zwingt und ihre Klugheit als Dummheit entlarvt,26 der das Wort seiner Knechte erfüllt und den Plan ausführt, den seine Boten verkünden, der zu Jerusalem sagt: Du wirst wieder bewohnt!, und zu den Städten Judas: Ihr werdet wieder aufgebaut werden, ich baue eure Ruinen wieder auf!,27 der zum tiefen Meer sagt: Trockne aus, ich lasse deine Fluten versiegen!,28 der zu Kyrus sagt: Mein Hirt - alles, was ich will, wird er vollenden!, der zu Jerusalem sagt: Du wirst wieder aufgebaut werden!, und zum Tempel: Du wirst wieder dastehen.

Das Buch Jesaja Kapitel 45

1 So spricht der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, den er an der rechten Hand gefaßt hat, um ihm die Völker zu unterwerfen, um die Könige zu entwaffnen, um ihm die Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten:2 Ich selbst gehe vor dir her und ebne die Berge ein. Ich zertrümmere die bronzenen Tore und zerschlage die eisernen Riegel.3 Ich gebe dir verborgene Schätze und Reichtümer, die im Dunkel versteckt sind. So sollst du erkennen, daß ich der Herr bin, der dich bei deinem Namen ruft, ich, Israels Gott.4 Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne daß du mich kanntest.5 Ich bin der Herr, und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt ohne daß du mich kanntest,6 damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, daß es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr, und sonst niemand.7 Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.8 Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, laßt Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen.9 Weh dem, der mit seinem Schöpfer rechtet, er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. Sagt denn der Ton zu dem Töpfer: Was machst du mit mir?, und zu dem, der ihn verarbeitet: Du hast kein Geschick?10 Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugtest du mich?, und zur Mutter: Warum brachtest du mich zur Welt?11 So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wollt ihr mir etwa Vorwürfe machen wegen meiner Kinder und Vorschriften über das Werk meiner Hände?12 Ich habe die Erde gemacht und die Menschen auf ihr geschaffen. Ich habe den Himmel ausgespannt mit meinen Händen, und ich befehle seinem ganzen Heer.13 Ich habe ihn (Kyrus) aus Gerechtigkeit zum Aufbruch veranlaßt. Alle Wege ebne ich ihm. Er baut meine Stadt wieder auf, mein verschlepptes Volk läßt er frei, aber nicht für Lösegeld oder Geschenke. Der Herr der Heere hat gesprochen.14 So spricht der Herr: Die Ägypter mit ihren Erträgen, die Kuschiter mit ihrem Gewinn und die großgewachsenen Sebaiter werden zu dir kommen und dir gehören; in Ketten werden sie hinter dir herziehen. Sie werfen sich nieder vor dir und bekennen: Nur bei dir gibt es einen Gott, und sonst gibt es keinen.15 Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott. Israels Gott ist der Retter.16 Schmach und Schande kommt über sie alle, die Götzenschmiede geraten in Schande.17 Israel aber wird vom Herrn gerettet, wird für immer errettet. Über euch kommt keine Schande und Schmach mehr für immer und ewig.18 Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott, der die Erde geformt und gemacht hat - er ist es, der sie erhält, er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht -: Ich bin der Herr, und sonst niemand.19 Ich habe nicht im Verborgenen geredet, irgendwo in einem finsteren Land. Ich habe nicht zum Geschlecht Jakobs gesagt: Sucht mich im leeren Raum! Ich bin der Herr, der die Wahrheit spricht und der verkündet, was recht ist.20 Versammelt euch, kommt alle herbei, tretet herzu, die ihr aus den Völkern entkommen seid. Wer hölzerne Götzen umherträgt, hat keine Erkenntnis, wer einen Gott anbetet, der niemanden rettet.21 Macht es bekannt, bringt es vor, beratet euch untereinander: Wer hat das alles seit langem verkündet und längst im voraus angesagt? War es nicht ich, der Herr? Es gibt keinen Gott außer mir; außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott.22 Wendet euch mir zu, und laßt euch erretten, ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde; denn ich bin Gott, und sonst niemand.23 Ich habe bei mir selbst geschworen, und mein Mund hat die Wahrheit gesprochen, es ist ein unwiderrufliches Wort: Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir schwören:24 Nur beim Herrn - sagt man von mir - gibt es Rettung und Schutz. Beschämt kommen alle zu ihm, die sich ihm widersetzten.25 Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht und erlangen Ruhm durch den Herrn.

Das Buch Jesaja Kapitel 46

1 Bel bricht zusammen, Nebo krümmt sich am Boden. Babels Götter werden auf Tiere geladen. Eine Last seid ihr, eine aufgebürdete Last für das ermüdete Vieh.2 Die Tiere krümmen sich und brechen zusammen, sie können die Lasten nicht retten; sie müssen selbst mit in die Gefangenschaft ziehen.3 Hört auf mich, ihr vom Haus Jakob, und ihr alle, die vom Haus Israel noch übrig sind, die mir aufgebürdet sind vom Mutterleib an, die von mir getragen wurden, seit sie den Schoß ihrer Mutter verließen.4 Ich bleibe derselbe, so alt ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, will ich euch tragen. Ich habe es getan, und ich werde euch weiterhin tragen, ich werde euch schleppen und retten.5 Mit wem wollt ihr mich vergleichen, neben wen mich stellen? An wem wollt ihr mich messen, um zu sehen, ob wir uns gleichen?6 Man schüttet Gold aus dem Beutel und wiegt Silber ab auf der Waage. Man bezahlt einen Goldschmied, damit er einen Gott daraus macht. Man kniet nieder und wirft sich sogar zu Boden.7 Man trägt ihn auf der Schulter und schleppt ihn umher; dann stellt man ihn wieder auf seinen Platz, und dort bleibt er stehen; er rührt sich nicht von der Stelle. Ruft man ihn an, so antwortet er nicht; wenn man in Not ist, kann er nicht helfen.8 Denkt daran, und achtet darauf, ihr Treulosen, nehmt es zu Herzen!9 Denkt an das, was früher galt, in uralten Zeiten: Ich bin Gott, und sonst niemand, ich bin Gott, und niemand ist wie ich.10 Ich habe von Anfang an die Zukunft verkündet und lange vorher gesagt, was erst geschehen sollte. Ich sage: Mein Plan steht fest, und alles, was ich will, führe ich aus.11 Ich habe aus dem Osten einen Adler gerufen, aus einem fernen Land rief ich den Mann, den ich brauchte für meinen Plan. Ich habe es gesagt, und ich lasse es kommen. Ich habe es geplant, und ich führe es aus.12 Hört auf mich, ihr Verzagten, denen das Heil noch fern ist.13 Ich selbst bringe euch das Heil, es ist nicht mehr fern; meine Hilfe verzögert sich nicht. Ich bringe Hilfe für Zion und verleihe Israel meine strahlende Pracht.

Das Buch Jesaja Kapitel 47

1 Steig herab, Tochter Babel, Jungfrau, setz dich in den Staub! Setz dich auf die Erde; es gibt keinen Thron mehr (für dich), Tochter Chaldäas. Jetzt nennt man dich nicht mehr die Feine, die Zarte.2 Nimm die Mühle, und mahle das Mehl! Weg mit dem Schleier! Heb deine Schleppe hoch, entblöße die Beine, und wate durchs Wasser!3 Deine Scham wird entblößt, man sieht deine Schande. Unerbittlich nehme ich Rache,4 spricht unser Erlöser; "Herr der Heere" heißt er und "Der Heilige Israels".5 Setz dich hin, und verstumme! Geh hinaus ins Dunkel, Tochter Chaldäas! Denn nun nennt dich niemand mehr "Herrin der Reiche".6 Ich war zornig über mein Volk, ich entweihte mein Erbe und gab es in deine Gewalt. Doch du hast ihm kein Erbarmen geschenkt, du hast den Greisen ein zu schweres Joch auferlegt.7 Du dachtest: Ich bleibe für immer und ewig die Herrin. Du hast dir das alles nicht zu Herzen genommen, hast nie an das Ende gedacht.8 Nun aber höre, du üppiges Weib, die du in Sicherheit lebst und in deinem Herzen denkst: Ich und sonst niemand! Niemals sitze ich da als Witwe, Kinderlosigkeit kenne ich nicht.9 Doch beides wird dich ereilen, plötzlich, am gleichen Tag: Kinderlos wirst du und Witwe, in voller Schwere trifft dich das Unheil, trotz all deiner Zauberei und trotz der Macht deiner beschwörenden Formeln.10 Du hast dich auf deine bösen Taten verlassen und gedacht: Es sieht mich ja keiner. Deine Weisheit und dein Wissen verleiteten dich, in deinem Herzen zu denken: Ich und sonst niemand!11 Doch es wird ein Unheil über dich kommen, das du nicht wegzaubern kannst. Ein Verderben wird dich überfallen, das du nicht zu bannen vermagst. Und plötzlich wird dein Untergang kommen, an den du niemals gedacht hast.12 Dann stell dich hin mit deinen beschwörenden Formeln und mit deinen vielen Zaubersprüchen, mit denen du dich seit deiner Jugend abgemüht hast. Vielleicht kannst du dir helfen, vielleicht das Unglück verscheuchen.13 Du hast dir große Mühe gemacht mit deinen vielen Beratern; sollen sie doch auftreten und dich retten, sie, die den Himmel deuten und die Sterne betrachten, die dir an jedem Neumond verkünden, was kommt.14 Wie die Spreu werden sie sein, die das Feuer verbrennt. Sie können sich nicht retten vor der Gewalt der Flammen. Das wird keine Glut sein, an der man sich wärmt, kein Feuer, um das man herumsitzt.15 So geht es all deinen Zauberern, um die du dich seit deiner Jugend bemüht hast. Sie machen sich alle davon, keiner will dir mehr helfen.

Das Buch Jesaja Kapitel 48

1 Hört her, ihr vom Haus Jakob, die ihr den Namen Israels tragt und Judas Nachkommen seid, die ihr beim Namen des Herrn schwört und euch bekennt zu Israels Gott, aber nicht offen und ehrlich.2 Sie nennen sich nach der Heiligen Stadt und verlassen sich auf Israels Gott, der "Herr der Heere" genannt wird.3 Was früher war, hatte ich schon längst im voraus verkündet, es kam aus meinem Mund, ich ließ es hören; plötzlich habe ich gehandelt, und es traf ein.4 Weil ich wußte, daß du halsstarrig bist, daß dein Nacken eiserne Sehnen hat und deine Stirn aus Bronze ist,5 hatte ich es dir schon längst im voraus verkündet; ich ließ es dich hören, bevor es geschah, damit du nicht sagst: Mein Götterbild hat das vollbracht, mein geschnitztes und gegossenes Bild hat es befohlen.6 Du hast es gehört. Betrachte nun alles! Willst du es nicht andern verkünden? Von jetzt an lasse ich dich etwas Neues hören, etwas Verborgenes, von dem du nichts weißt.7 Eben erst kam es zustande, nicht schon vor langer Zeit. Zuvor hast du nichts erfahren davon, damit du nicht sagst: Das habe ich längst schon gewußt.8 Du hast davon nichts gehört und gewußt, dein Ohr war bisher nicht offen. Denn ich wußte, daß du treulos sein wirst, man nennt dich "abtrünnig vom Mutterleib an".9 Doch um meines Namens willen halte ich meinen Zorn lange zurück, um meiner Ehre willen bezähme ich mich, um dich nicht vernichten zu müssen.10 Ich habe dich geläutert, doch nicht wie Silber: Im Schmelzofen des Elends prüfte ich dich.11 Nur um meinetwillen handle ich jetzt, denn sonst würde mein Name entweiht; ich überlasse die Ehre, die mir gebührt, keinem andern.12 Jakob, höre auf mich, höre mich, Israel, den ich berief: Ich bin es, ich, der Erste und auch der Letzte.13 Meine Hand hat die Fundamente der Erde gelegt, meine Rechte hat den Himmel ausgespannt; ich rief ihnen zu, und schon standen sie alle da.14 Versammelt euch alle und hört - wer von den Göttern hat so etwas jemals verkündet? -: Der, den der Herr liebt, wird meinen Willen an Babel vollstrecken, und sein Arm wird es an den Chaldäern bewirken.15 Ich habe gesprochen, und ich habe ihn auch berufen, ich habe ihn kommen lassen, und er wird seinen Weg erfolgreich beenden.16 Kommt her zu mir, und hört, was ich sage: Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; seit das alles geschieht, bin ich dabei. 17 So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst.18 Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dein Glück wäre wie ein Strom und dein Heil wie die Wogen des Meeres.19 Deine Nachkommen wären (zahlreich) wie der Sand und deine leiblichen Kinder wie seine Körner. Ihr Name wäre in meinen Augen nicht getilgt und gelöscht.20 Heraus aus Babel, flieht aus Chaldäa! Verkündet es jauchzend, damit man es hört. Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde! Ruft: Der Herr hat seinen Knecht Jakob ausgelöst.21 Sie litten keinen Durst, als er sie durch die Wüste führte; Wasser ließ er für sie aus dem Felsen sprudeln, er spaltete den Felsen, und es strömte das Wasser.22

Das Buch Jesaja Kapitel 49

1 Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.2 Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zum spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher.3 Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.4 Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.5 Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt, und mein Gott war meine Stärke.6 Und er sagte: Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.7 So spricht der Herr, der Befreier Israels, sein Heiliger, zu dem tief verachteten Mann, dem Abscheu der Leute, dem Knecht der Tyrannen: Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werfen sich nieder, um des Herrn willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.8 So spricht der Herr: Zur Zeit der Gnade will ich dich erhören, am Tag der Rettung dir helfen. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund zu sein für das Volk, aufzuhelfen dem Land und das verödete Erbe neu zu verteilen,9 den Gefangenen zu sagen: Kommt heraus!, und denen, die in der Finsternis sind: Kommt ans Licht!10 Auf allen Bergen werden sie weiden, auf allen kahlen Hügeln finden sie Nahrung. Sie leiden weder Hunger noch Durst, Hitze und Sonnenglut schaden ihnen nicht. Denn er leitet sie voll Erbarmen und führt sie zu sprudelnden Quellen.11 Alle Berge mache ich zu Wegen, und meine Straßen werden gebahnt sein.12 Seht her: Sie kommen von fern, die einen von Norden und Westen, andere aus dem Land der Siniter.13 Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, freut euch, ihr Berge! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und sich seiner Armen erbarmt.14 Doch Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen.15 Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht.16 Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände, deine Mauern habe ich immer vor Augen.17 Deine Erbauer eilen herbei, und alle, die dich zerstört und verwüstet haben, ziehen davon.18 Blick auf und schau umher: Alle versammeln sich und kommen zu dir. So wahr ich lebe - Spruch des Herrn: Du sollst sie alle wie einen Schmuck anlegen, du sollst dich mit ihnen schmücken wie eine Braut.19 Denn dein ödes, verheertes, zerstörtes Land wird jetzt zu eng für seine Bewohner, weit weg sind alle, die dich verschlingen wollten.20 Bald wirst du, die du kinderlos warst, mit eigenen Ohren hören, wie deine Kinder sagen: Mir ist der Platz hier zu eng, rück zur Seite, ich will mich setzen.21 Dann wirst du dich in deinem Herzen fragen: Wer hat mir diese (Kinder) geboren? Ich war doch kinderlos und unfruchtbar, war verbannt und verstoßen. Wer hat mir die Kinder herangezogen? Ich war doch allein übriggeblieben. Wo kommen sie her?22 So spricht Gott, der Herr: Sieh her, ich hebe die Hand in Richtung der Völker, ich errichte für die Nationen ein Zeichen, und sie bringen auf ihren Armen deine Söhne herbei und tragen deine Töchter auf ihren Schultern.23 Könige werden deine Kinder pflegen und Fürstinnen ihre Ammen sein. Mit dem Gesicht zur Erde werfen sie sich nieder vor dir und lecken dir den Staub von den Füßen. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin und daß keiner beschämt wird, der auf mich hofft.24 Kann man einem Starken die Beute entreißen? Kann einem Mächtigen der Gefangene entkommen?25 So spricht der Herr: Auch einem Starken entreißt man den Gefangenen, und einem Mächtigen entkommt seine Beute. Ich selbst will mit deinem Gegner streiten, ich selbst will deine Söhne befreien.26 Deinen Unterdrückern gebe ich ihr eigenes Fleisch zu essen, sie sollen sich an ihrem Blut berauschen wie an Most. Dann werden alle Sterblichen erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin und ich, der Starke Jakobs, dein Erlöser.

Das Buch Jesaja Kapitel 50

1 So spricht der Herr: Wo ist denn die Scheidungsurkunde, mit der ich eure Mutter fortgeschickt habe? Wo ist mein Gläubiger, dem ich euch verkauft habe? Seht, wegen eurer bösen Taten wurdet ihr verkauft, wegen eurer Vergehen wurde eure Mutter fortgeschickt.2 Warum war niemand da, als ich kam, warum gab niemand Antwort, als ich rief? Ist meine Hand denn zu schwach, um zu befreien, fehlt mir die Kraft, um zu retten? Durch meine Drohung trockne ich das Meer aus. Ich mache Flüsse zur Wüste, so daß die Fische verfaulen aus Mangel an Wasser und sterben vor Durst.3 Ich kleide den Himmel in Schwarz und hülle ihn in ein Trauergewand.4 Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger.5 Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück.6 Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.7 Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, daß ich nicht in Schande gerate.8 Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten? Laßt uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran.9 Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen. Wer kann mich für schuldig erklären? Seht: Sie alle zerfallen wie ein Gewand, das die Motten zerfressen.10 Wer von euch den Herrn fürchtet, der höre auf die Stimme seines Knechtes. Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.11 Ihr alle aber, die ihr Feuer legt und Brandpfeile entzündet, sollt in die Glut eures eigenen Feuers laufen und in die Brandpfeile geraten, die ihr entflammt habt. Durch meine Hand kommt das über euch; am Ort der Qualen werdet ihr liegen.

Das Buch Jesaja Kapitel 51

1 Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt und die ihr den Herrn sucht. Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid, auf den Schacht, aus dem ihr herausgebohrt wurdet.2 Blickt auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch gebar. Er war allein, als ich ihn rief; doch ich habe ihn gesegnet und ihm viele Nachkommen geschenkt.3 Denn der Herr hat Erbarmen mit Zion, er hat Erbarmen mit all seinen Ruinen. Seine Wüste macht er wie Eden, seine Öde wie den Garten des Herrn. Freude und Fröhlichkeit findet man dort, Lobpreis und den Klang von Liedern.4 Horcht her, ihr Völker, hört auf mich, ihr Nationen! Denn von mir kommt die Weisung, und mein Recht wird zum Licht der Völker.5 Plötzlich ist meine Gerechtigkeit da, und von mir kommt die Hilfe. Mein Arm verschafft den Völkern ihr Recht; auf mich hoffen die Inseln, sie warten auf meinen Arm.6 Blickt auf zum Himmel, betrachtet die Erde hier unten! Der Himmel zerflattert wie Rauch, die Erde zerfällt wie ein Kleid; ihre Bewohner sterben wie die Fliegen. Doch meine hilfreiche Gnade bleibt für immer bestehen, meine Gerechtigkeit wird niemals erschüttert.7 Hört auf mich, die ihr das Recht kennt, du Volk, das mein Gesetz im Herzen trägt. Fürchtet euch nicht vor der Beschimpfung durch Menschen, erschreckt nicht vor ihrem Spott!8 Denn man frißt sie, wie die Motte das Kleid, man frißt sie, wie die Schabe die Wolle. Doch meine Gerechtigkeit bleibt für immer bestehen und von Generation zu Generation meine hilfreiche Gnade.9 Wach auf, wach auf, bekleide dich mit Macht, Arm des Herrn! Wach auf wie in den früheren Tagen, wie bei den Generationen der Vorzeit! Warst du es nicht, der die Rahab zerhieb und den Drachen durchbohrte?10 Warst du es nicht, der das Meer austrocknen ließ, die Wasser der großen Flut, der die Tiefen des Meeres zum Weg gemacht hat, damit die Erlösten hindurchziehen konnten?11 Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.12 Ich bin es, ja, ich, der euch tröstet. Was hast du, daß du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Menschen, die dahinschwinden wie Gras?13 Warum vergißt du den Herrn, deinen Schöpfer, der den Himmel ausgespannt und die Fundamente der Erde gelegt hat? Warum zitterst du dauernd vor der Wut dessen, der dich bedrängt, der darauf ausgeht, dich zu vernichten? Wo ist denn die Wut dessen, der dich bedrängt?14 Bald wird der Gefesselte freigelassen; er wird nicht im Kerker sterben, und es mangelt ihm nicht mehr an Brot.15 Ich bin doch der Herr, dein Gott, der das Meer aufwühlt, so daß die Wogen tosen. Herr der Heere ist sein Name.16 Ich habe dir meine Worte in den Mund gelegt, im Schatten meiner Hand habe ich dich verborgen, als ich den Himmel ausspannte und die Fundamente der Erde legte und zu Zion sagte: Du bist mein Volk.17 Raff dich auf, raff dich auf, steh auf, Jerusalem! Du hast aus dem Becher des Zorns getrunken, den der Herr in der Hand hielt. Du hast aus dem betäubenden Becher getrunken und ihn geleert.18 Da war von all den Söhnen, die sie gebar, keiner, der sie geführt hat. Da war von all den Söhnen, die sie aufzog, keiner, der sie bei der Hand nahm.19 Beides hat dich getroffen - doch wer klagt schon um dich? -: Verheerung und Zerstörung, Hunger und Schwert. Doch wer tröstet dich schon?20 An allen Straßenecken lagen deine Söhne hilflos da, wie Wildschafe im Netz, überwältigt vom Zorn des Herrn, vom Schelten deines Gottes.21 Darum hör doch her, du Ärmste, die du betrunken bist, aber nicht vom Wein:22 So spricht der Herr, dein Gott und Gebieter, der für sein Volk kämpft: Schon nehme ich dir den betäubenden Becher aus der Hand, den Kelch meines Zorns; du sollst daraus nicht mehr trinken.23 Ich reiche ihn denen, die dich quälten, die zu dir sagten: Wirf dich zu Boden, wir schreiten über dich weg. So mußtest du deinen Rücken zum Fußboden machen, zum Weg für die, die über dich schritten.

Das Buch Jesaja Kapitel 52

1 Wach auf, Zion, wach auf, zieh das Gewand deiner Macht an! Zieh deine Prunkkleider an, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn Unbeschnittene und Unreine werden dich nicht mehr betreten.2 Schüttle den Staub von dir ab, steh auf, du gefangenes Jerusalem! Löse die Fesseln von deinem Hals, gefangene Tochter Zion!3 Denn so spricht der Herr: Umsonst wurdet ihr verkauft, und ihr sollt nicht mit Geld losgekauft werden.4 Denn so spricht Gott, der Herr: Nach Ägypten zog mein Volk einst hinab, um dort in der Fremde zu leben. Auch von Assur wurde es ohne Grund unterdrückt.5 Aber was erlebe ich jetzt - Spruch des Herrn -? Man nahm mein Volk, ohne zu bezahlen, und nun prahlen seine Beherrscher - Spruch des Herrn -; ständig, jeden Tag wird mein Name gelästert.6 Darum soll mein Volk an jenem Tag meinen Namen erkennen und wissen, daß ich es bin, der sagt: Ich bin da.7 Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.8 Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt.9 Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem.10 Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.11 Fort, fort! Zieht von dort weg! Faßt nichts Unreines an! Zieht von dort weg! Haltet euch rein; denn ihr tragt die Geräte des Herrn.12 Doch zieht nicht weg in Hast, geht nicht fort in Eile; denn der Herr geht vor euch her, und er, Israels Gott, beschließt auch euren Zug.13 Seht, mein Knecht hat Erfolg, er wird groß sein und hoch erhaben.14 Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen.15 Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen, Könige müssen vor ihm verstummen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt.

Das Buch Jesaja Kapitel 53

1 Wer hat unserer Kunde geglaubt? Der Arm des Herrn - wem wurde er offenbar?2 Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Sproß, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so daß wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, daß wir Gefallen fanden an ihm.3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.4 Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.7 Er wurde mißhandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf.8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen.9 Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.10 Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen.11 Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.12 Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen, und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.

Das Buch Jesaja Kapitel 54

1 Freu dich, du Unfruchtbare, die nie gebar, du, die nie in Wehen lag, brich in Jubel aus und jauchze! Denn die Einsame hat jetzt viel mehr Söhne als die Vermählte, spricht der Herr.2 Mach den Raum deines Zeltes weit, spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen. Mach die Stricke lang und die Pflöcke fest!3 Denn nach rechts und links breitest du dich aus. Deine Nachkommen werden Völker beerben und verödete Städte besiedeln.4 Fürchte dich nicht, du wirst nicht beschämt; schäme dich nicht, du wirst nicht enttäuscht. Denn die Schande in deiner Jugend wirst du vergessen, an die Schmach deiner Witwenschaft wirst du nicht mehr denken.5 Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, "Herr der Heere" ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser, "Gott der ganzen Erde" wird er genannt.6 Ja, der Herr hat dich gerufen als verlassene, bekümmerte Frau. Kann man denn die Frau verstoßen, die man in der Jugend geliebt hat?, spricht dein Gott.7 Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim.8 Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in aufwallendem Zorn; aber mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir, spricht dein Erlöser, der Herr.9 Wie in den Tagen Noachs soll es für mich sein: So wie ich damals schwor, daß die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwemmen wird, so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen und dich nie mehr zu schelten.10 Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen und die Hügel zu wanken beginnen - meine Huld wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir.11 Du Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist, sieh her: Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern aus Saphir.12 Aus Rubinen mache ich deine Zinnen, aus Beryll deine Tore und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen.13 Alle deine Söhne werden Jünger des Herrn sein, und groß ist der Friede deiner Söhne.14 Du wirst auf Gerechtigkeit gegründet sein. Du bist fern von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, und bist fern von Schrecken; er kommt an dich nicht heran.15 Wenn dich jemand angreift, mißlingt es, denn es geschieht ohne mich; wer dich angreift, fällt im Kampf gegen dich.16 Ich habe den Schmied erschaffen, der das Kohlenfeuer entfacht und Waffen erzeugt, wie es seinem Handwerk entspricht. Ich habe auch den, der vernichtet, erschaffen, damit er zerstört.17 Keine Waffe wird etwas ausrichten, die man gegen dich schmiedet; jede Zunge, die dich vor Gericht verklagt, strafst du Lügen. Das ist das Erbteil der Knechte des Herrn: Von mir kommt ihre Rettung - Spruch des Herrn.

Das Buch Jesaja Kapitel 55

1 Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide, und eßt, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung!2 Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen.3 Neigt euer Ohr mir zu, und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies.4 Seht her: Ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, zum Fürsten und Gebieter der Nationen.5 Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen; Völker, die dich nicht kennen, eilen zu dir, um des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels willen, weil er dich herrlich gemacht hat.6 Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt, ruft ihn an, solange er nahe ist.7 Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.8 Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch des Herrn.9 So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.10 Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,11 so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verläßt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.12 Voll Freude werdet ihr fortziehen, wohlbehalten kehrt ihr zurück. Berge und Hügel brechen bei eurem Anblick in Jubel aus, alle Bäume auf dem Feld klatschen Beifall.13 Statt Dornen wachsen Zypressen, statt Brennesseln Myrten. Das geschieht zum Ruhm des Herrn als ein ewiges Zeichen, das niemals getilgt wird.

Das Buch Jesaja Kapitel 56

1 So spricht der Herr: Wahrt das Recht, und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren.2 Wohl dem Mann, der so handelt, wohl dem Menschen, der daran festhält, den Sabbat zu halten und nie zu entweihen und seine Hand vor jeder bösen Tat zu bewahren.3 Der Fremde, der sich dem Herrn angeschlossen hat, soll nicht sagen: Sicher wird der Herr mich ausschließen aus seinem Volk. Der Verschnittene soll nicht sagen: Ich bin nur ein dürrer Baum.4 Denn so spricht der Herr: Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten, die gerne tun, was mir gefällt, und an meinem Bund festhalten,5 ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals ausgetilgt wird.6 Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen, die an meinem Bund festhalten,7 sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem Bethaus mit Freude. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt.8 Spruch Gottes, des Herrn, der die verstoßenen Israeliten sammelt: Noch mehr, als ich schon von ihnen gesammelt habe, will ich dort versammeln.9 Ihr Tiere auf dem Feld, kommt alle, und freßt, kommt alle, ihr Tiere im Wald!10 Die Wächter des Volkes sind blind, sie merken allesamt nichts. Es sind lauter stumme Hunde, sie können nicht bellen. Träumend liegen sie da und haben gern ihre Ruhe.11 Aber gierig sind diese Hunde, sie sind unersättlich. So sind die Hirten: Sie verstehen nicht aufzumerken. Jeder geht seinen eigenen Weg und ist ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil bedacht;12 (er sagt:) Kommt her, ich hole Wein. Wir trinken uns voll mit Bier. Und wie heute, so soll es auch morgen sein; hoch soll es hergehen.

Das Buch Jesaja Kapitel 57

1 Der Gerechte kommt um, doch niemand nimmt es sich zu Herzen. Die Frommen werden dahingerafft, doch es kümmert sich niemand darum. Weil das Unrecht herrscht, wird der Gerechte dahingerafft.2 Aber er gelangt zum Frieden; und wer seinen Weg geradeaus ging, ruht aus auf seinem Lager.3 Ihr aber, ihr Söhne der Zauberin, kommt herbei, ihr Kinder eines Ehebrechers und einer Dirne!4 Über wen macht ihr euch lustig, gegen wen reißt ihr das Maul auf, wem streckt ihr die Zunge heraus? Ihr seid doch selbst Kinder des Frevels, eine Lügenbrut.5 Ihr geratet in Gier unter den Eichen, unter jedem üppigen Baum. Ihr schlachtet Kinder in den Schluchten und in den Klüften der Felsen.6 Zwischen den glatten Wänden der Schlucht erfüllt sich dein Schicksal, doch gerade sie werden dir zum Verhängnis; auch für sie hast du Trankopfer ausgegossen und Speiseopfer dargebracht. Und das soll ich ruhig mit ansehen?7 Auf hoch aufragenden Bergen hast du dein Lager aufgeschlagen. Auch dorthin stiegst du hinauf, um Schlachtopfer darzubringen.8 Hinter Türen und Pfosten hast du dein Erinnerungszeichen angebracht. Du hast dich von mir freigemacht und bist hinaufgestiegen und hast dir dort ein breites Lager zurechtgemacht. Dann kauftest du dir Leute, deren Beilager du liebtest; du hast ihre Kraft bestaunt.9 Für den Moloch hast du dein Öl verschwendet und deine Salben aufgehäuft. Du hast deine Boten in die Ferne geschickt, bis tief hinab in die Unterwelt.10 Auf dem langen Weg bist du müde geworden, aber du hast nie gesagt: Es ist umsonst! Immer wieder hast du neue Kraft gefunden, darum bist du nicht schwach geworden.11 Wen hast du denn so sehr gescheut und gefürchtet, daß du mich betrogen hast? An mich hast du nicht gedacht, um mich hast du dich nicht gekümmert. Nicht wahr, weil ich schwieg und mich verbarg, hast du mich nicht gefürchtet?12 Ich will verraten, wie es um deine Gerechtigkeit und um dein Tun bestellt ist: Sie werden dir nichts mehr nützen.13 Wenn du um Hilfe schreist, dann sollen doch deine vielen Götzen dich retten; aber sie alle trägt der Wind davon, ein Hauch bläst sie weg. Doch wer mir vertraut, wird das Land zum Erbe bekommen und meinen heiligen Berg besitzen.14 Bahnt eine Straße, ebnet den Weg, entfernt die Hindernisse auf dem Weg meines Volkes!15 Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig Thronende, dessen Name "Der Heilige" ist: Als Heiliger wohne ich in der Höhe, aber ich bin auch bei den Zerschlagenen und Bedrückten, um den Geist der Bedrückten wieder aufleben zu lassen und das Herz der Zerschlagenen neu zu beleben.16 Denn ich klage nicht für immer an, noch will ich für immer zürnen. Sonst müßte ihr Geist vor mir vergehen und ihr Atem, den ich erschuf.17 Kurze Zeit zürnte ich wegen der Sünde (des Volkes), ich schlug es und verbarg mich voll Zorn. Treulos ging es seine eigenen Wege.18 Ich sah, welchen Weg es ging. Aber ich will es heilen und führen und wiederum trösten,19 seinen Trauernden schaffe ich Lob auf den Lippen. Friede, Friede den Fernen und den Nahen, spricht der Herr, ich werde sie heilen.20 Aber die Ruchlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das nie zur Ruhe kommen kann und dessen Wasser Schmutz aufwühlt und Schlamm.21 Die Ruchlosen finden keinen Frieden, spricht mein Gott.

Das Buch Jesaja Kapitel 58

1 Rufe aus voller Kehle, halte dich nicht zurück! Laß deine Stimme ertönen wie eine Posaune! Halt meinem Volk seine Vergehen vor und dem Haus Jakob seine Sünden!2 Sie suchen mich Tag für Tag; denn sie wollen meine Wege erkennen. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit übt und das vom Recht seines Gottes nicht abläßt, so fordern sie von mir ein gerechtes Urteil und möchten, daß Gott ihnen nah ist.3 Warum fasten wir, und du siehst es nicht? Warum tun wir Buße, und du merkst es nicht? Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte und treibt alle eure Arbeiter zur Arbeit an.4 Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank, und ihr schlagt zu mit roher Gewalt. So wie ihr jetzt fastet, verschafft ihr eurer Stimme droben kein Gehör.5 Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen läßt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt?6 Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen,7 an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.9 Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest,10 dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf, und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.11 Der Herr wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt.12 Deine Leute bauen die uralten Trümmerstätten wieder auf, die Grundmauern aus der Zeit vergangener Generationen stellst du wieder her. Man nennt dich den Maurer, der die Risse ausbessert, den, der die Ruinen wieder bewohnbar macht.13 Wenn du am Sabbat nicht aus dem Haus gehst und an meinem heiligen Tag keine Geschäfte machst, wenn du den Sabbat (den Tag der) Wonne nennst, einen Ehrentag den heiligen Tag des Herrn, wenn du ihn ehrst, indem du keine Gänge machst, keine Geschäfte betreibst und keine Verhandlungen führst,14 dann wirst du am Herrn deine Wonne haben, dann lasse ich dich über die Höhen der Erde dahinfahren und das Erbe deines Vaters Jakob genießen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.

Das Buch Jesaja Kapitel 59

1 Seht her, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu helfen, sein Ohr ist nicht schwerhörig, so daß er nicht hört.2 Nein, was zwischen euch und eurem Gott steht, das sind eure Vergehen; eure Sünden verdecken sein Gesicht, so daß er euch nicht hört.3 Denn eure Hände sind mit Blut befleckt, eure Finger mit Unrecht. Eure Lippen lügen, eure Zunge flüstert (Worte voll) Bosheit.4 Keiner bringt gerechte Klagen vor, keiner hält ehrlich Gericht. Man stützt sich auf Nichtigkeiten und stellt haltlose Behauptungen auf; man geht schwanger mit Unheil und bringt Verderben zur Welt.5 Schlangeneier brüten sie aus und weben Spinnengewebe. Wer von ihren Eiern ißt, muß sterben; zerdrückt man eines, kriecht eine Natter heraus.6 Die Fäden, die sie spinnen, taugen nicht zu Gewändern, man kann sich nicht bekleiden mit dem, was sie erzeugen. Ihre Taten sind Taten des Unheils, Gewalttat ist in ihren Händen.7 Sie laufen dem Bösen nach, schnell sind sie dabei, unschuldiges Blut zu vergießen. Ihre Gedanken sind Gedanken des Unheils, Scherben und Verderben sind auf ihren Straßen.8 Den Weg des Friedens kennen sie nicht, auf ihren Spuren gibt es kein Recht. Sie gehen krumme Pfade; keiner, der ihnen folgt, lernt den Frieden kennen.9 Darum bleibt das Recht von uns fern, die Gerechtigkeit erreicht uns nicht. Wir hoffen auf Licht, doch es bleibt finster; wir hoffen auf den Anbruch des Tages, doch wir gehen im Dunkeln.10 Wir tasten uns wie Blinde an der Wand entlang und tappen dahin, als hätten wir keine Augen. Wir stolpern am Mittag, als wäre schon Dämmerung, wir leben im Finstern wie die Toten.11 Wir brummen alle wie Bären und gurren wie Tauben. Wir hoffen auf unser Recht, doch es kommt nicht, und auf die Rettung, doch sie bleibt uns fern.12 Denn unsere Frevel gegen dich sind zahlreich, unsere Sünden klagen uns an. Wir sind uns unserer Vergehen bewußt, wir kennen unsere Schuld:13 Untreue und Verleugnung des Herrn, Abkehr von unserem Gott. Wir reden von Gewalttat und Aufruhr, wir haben Lügen im Herzen und sprechen sie aus.14 So weicht das Recht zurück, die Gerechtigkeit bleibt in der Ferne. Die Redlichkeit kommt auf dem Marktplatz zu Fall, die Rechtschaffenheit findet nirgendwo Einlaß.15 Jede Redlichkeit wird vermißt, wer das Böse meidet, wird ausgeraubt. Das hat der Herr gesehen, und ihm mißfiel, daß es kein Recht mehr gab.16 Er sah, daß keiner sich regte, und war entsetzt, daß niemand einschritt. Da half ihm sein eigener Arm, seine eigene Gerechtigkeit war seine Stütze.17 Er legte die Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm der Hilfe auf. Er machte die Rache zu seinem Gewand und umhüllte sich mit leidenschaftlichem Eifer wie mit einem Mantel.18 Wie es die Taten verdienen, so übt er Vergeltung; er zürnt seinen Gegnern und vergilt seinen Feinden; bis hin zu den Inseln übt er Vergeltung.19 Dann fürchtet man im Westen den Namen des Herrn und im Osten seine Herrlichkeit. Ja, er kommt wie ein reißender Strom, den der Sturm des Herrn vor sich hertreibt.20 Doch für Zion kommt er als Erlöser und für alle in Jakob, die umkehren von ihrer Sünde - Spruch des Herrn.21 Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließe, spricht der Herr: Mein Geist, der auf dir ruht, soll nicht von dir weichen, und meine Worte, die ich dir in den Mund gelegt habe, sollen immer in deinem Mund bleiben und im Mund deiner Kinder und im Mund deiner Enkel, jetzt und in Ewigkeit - spricht der Herr.

Das Buch Jesaja Kapitel 60

1 Auf, werde licht, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.2 Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir.3 Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.4 Blick auf und schau umher: Sie alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei.5 Du wirst es sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit. Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu, die Schätze der Völker kommen zu dir.6 Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.7 Alle Schafe von Kedar scharen sich bei dir, die Widder von Nebajot stehen in deinem Dienst. Als willkommene Opfer steigen sie auf meinen Altar; so verherrliche ich mein herrliches Haus.8 Wer sind die, die heranfliegen wie Wolken, wie Tauben zu ihrem Schlag?9 Die Schiffe kommen bei mir zusammen, voran die Schiffe von Tarschisch, um deine Söhne mit ihrem Gold und Silber aus der Ferne zu bringen, zum Ruhm des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels, weil er dich herrlich gemacht hat.10 Fremde bauen deine Mauern, ihre Könige stehen in deinem Dienst. Denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meinem Wohlwollen zeige ich dir mein Erbarmen.11 Deine Tore bleiben immer geöffnet, sie werden bei Tag und bei Nacht nicht geschlossen, damit man den Reichtum der Völker zu dir hineintragen kann; auch ihre Könige führt man herbei.12 Denn jedes Volk und jedes Reich, das dir nicht dient, geht zugrunde, die Völker werden völlig vernichtet.13 Die Pracht des Libanon kommt zu dir, Zypressen, Platanen und Eschen zugleich, um meinen heiligen Ort zu schmücken; dann ehre ich den Platz, wo meine Füße ruhen.14 Gebückt kommen die Söhne deiner Unterdrücker zu dir, alle, die dich verachtet haben, werfen sich dir zu Füßen. Man nennt dich "Die Stadt des Herrn" und "Das Zion des Heiligen Israels".15 Dafür, daß du verlassen warst und verhaßt und niemand dich besucht hat, mache ich dich zum ewigen Stolz, zur Freude für alle Generationen.16 Du wirst die Milch der Völker saugen und an der Brust von Königen trinken. Dann wirst du erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin und ich, der Starke Jakobs, dein Erlöser.17 Statt Kupfer bringe ich Gold, statt Eisen bringe ich Silber, statt Holz Kupfer und statt Steine Eisen. Ich setze den Frieden als Aufsicht über dich ein und die Gerechtigkeit als deinen Vogt.18 Man hört nichts mehr von Unrecht in deinem Land, von Verheerung und Zerstörung in deinem Gebiet. Deine Mauern nennst du "Rettung" und deine Tore "Ruhm".19 Bei Tag wird nicht mehr die Sonne dein Licht sein, und um die Nacht zu erhellen, scheint dir nicht mehr der Mond, sondern der Herr ist dein ewiges Licht, dein Gott dein strahlender Glanz.20 Deine Sonne geht nicht mehr unter, und dein Mond nimmt nicht mehr ab; denn der Herr ist dein ewiges Licht, zu Ende sind deine Tage der Trauer.21 Dein Volk besteht nur aus Gerechten; sie werden für immer das Land besitzen als aufblühende Pflanzung des Herrn, als das Werk seiner Hände, durch das er seine Herrlichkeit zeigt.22 Der Kleinste wird zu einer Tausendschaft, der Geringste zu einem starken Volk. Ich, der Herr, führe es schnell herbei, sobald es Zeit dafür ist.

Das Buch Jesaja Kapitel 61

1 Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung,2 damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste,3 die Trauernden Zions erfreue, ihnen Schmuck bringe anstelle von Schmutz, Freudenöl statt Trauergewand, Jubel statt der Verzweiflung. Man wird sie "Die Eichen der Gerechtigkeit" nennen, "Die Pflanzung, durch die der Herr seine Herrlichkeit zeigt".4 Dann bauen sie die uralten Trümmerstätten wieder auf und richten die Ruinen ihrer Vorfahren wieder her. Die verödeten Städte erbauen sie neu, die Ruinen vergangener Generationen.5 Fremde stehen bereit und führen eure Herden auf die Weide, Ausländer sind eure Bauern und Winzer.6 Ihr alle aber werdet "Priester des Herrn" genannt, man sagt zu euch "Diener unseres Gottes". Was die Völker besitzen, werdet ihr genießen, mit ihrem Reichtum könnt ihr euch brüsten.7 Doppelte Schande mußten sie ertragen, sie wurden angespuckt und verhöhnt; darum erhalten sie doppelten Besitz in ihrem Land, ewige Freude wird ihnen zuteil.8 Denn ich, der Herr, liebe das Recht, ich hasse Verbrechen und Raub. Ich bin treu und gebe ihnen den Lohn, ich schließe mit ihnen einen ewigen Bund.9 Ihre Nachkommen werden bei allen Nationen bekannt sein und ihre Kinder in allen Völkern. Jeder, der sie sieht, wird erkennen: Das sind die Nachkommen, die der Herr gesegnet hat.10 Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.11 Denn wie die Erde die Saat wachsen läßt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.

Das Buch Jesaja Kapitel 62

1 Um Zions willen kann ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis das Recht in ihm aufstrahlt wie ein helles Licht und sein Heil aufleuchtet wie eine brennende Fackel.2 Dann sehen die Völker deine Gerechtigkeit und alle Könige deine strahlende Pracht. Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des Herrn für dich bestimmt.3 Du wirst zu einer prächtigen Krone in der Hand des Herrn, zu einem königlichen Diadem in der Rechten deines Gottes.4 Nicht länger nennt man dich "Die Verlassene" und dein Land nicht mehr "Das Ödland", sondern man nennt dich "Meine Wonne" und dein Land "Die Vermählte". Denn der Herr hat an dir seine Freude, und dein Land wird mit ihm vermählt.5 Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.6 Auf deine Mauern, Jerusalem, stellte ich Wächter. Weder bei Tag noch bei Nacht dürfen sie schweigen. Ihr, die ihr den Herrn (an Zion) erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe!7 Laßt auch ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufbaut, bis er es auf der ganzen Erde berühmt macht.8 Der Herr hat geschworen bei seiner rechten Hand und bei seinem starken Arm: Nie mehr gebe ich dein Korn deinen Feinden zu essen. Nie mehr trinken Fremde deinen Wein, für den du so hart gearbeitet hast.9 Nein, wer das Korn geerntet hat, soll es auch essen und den Herrn dafür preisen. Wer den Wein geerntet hat, soll ihn auch trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.10 Zieht durch die Tore ein und aus, und bahnt dem Volk einen Weg! Baut, ja baut eine Straße, und räumt die Steine beiseite! Stellt ein Zeichen auf für die Völker!11 Hört, was der Herr bis ans Ende der Erde bekanntmacht: Sagt der Tochter Zion: Sieh her, jetzt kommt deine Rettung. Siehe, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her.12 Dann nennt man sie "Das heilige Volk", "Die Erlösten des Herrn". Und dich nennt man "Die begehrte, die nicht mehr verlassene Stadt".

Das Buch Jesaja Kapitel 63

1 Wer ist jener, der aus Edom kommt, aus Bozra in rot gefärbten Gewändern? Er schreitet in prächtigen Kleidern daher in seiner gewaltigen Kraft. Ich bin es, ich verkünde Gerechtigkeit, ich bin der mächtige Helfer.2 Warum aber ist dein Gewand so rot, ist dein Kleid wie das eines Mannes, der die Kelter tritt?3 Ich allein trat die Kelter; von den Völkern war niemand dabei. Da zertrat ich sie voll Zorn, zerstampfte sie in meinem Grimm. Ihr Blut spritzte auf mein Gewand und befleckte meine Kleider.4 Denn ein Tag der Rache lag mir im Sinn, und das Jahr der Erlösung war gekommen.5 Ich sah mich um, doch niemand wollte mir helfen; ich war bestürzt, weil keiner mir beistand. Da half mir mein eigener Arm, mein Zorn war meine Stütze.6 Ich zertrat die Völker in meinem Zorn, ich zerschmetterte sie in meinem Grimm, und ihr Blut ließ ich zur Erde rinnen.7 Die Huld des Herrn will ich preisen, die ruhmreichen Taten des Herrn, alles, was der Herr für uns tat, seine große Güte, die er dem Haus Israel erwies in seiner Barmherzigkeit und seiner großen Huld.8 Er sagte: Sie sind doch mein Volk, meine Söhne, die nicht enttäuschen. Er wurde ihr Retter in jeder Not.9 Nicht ein Bote oder ein Engel, sondern sein Angesicht hat sie gerettet. In seiner Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst. Er hat sie emporgehoben und sie getragen in all den Tagen der Vorzeit.10 Sie aber lehnten sich gegen ihn auf und betrübten seinen heiligen Geist. Da wandelte er sich und wurde ihr Feind, ja, er führte Krieg gegen sie.11 Nun dachten sie an die Tage der Vorzeit, die Zeit seines Knechtes Mose: Wo ist der, der den Hirten seiner Schafe aus dem Meer herausgeführt hat? Wo ist der, der seinen heiligen Geist in ihn gelegt hat,12 der an der rechten Seite des Mose ging und ihm half mit mächtigem Arm, der das Wasser vor ihnen zerteilte, um sich ewigen Ruhm zu verschaffen,13 der sie durch die Fluten führte wie Pferde durch die Steppe, ohne daß sie strauchelten?14 Der Geist des Herrn ließ sie zur Ruhe kommen, wie das Vieh, das ins Tal hinabzieht. So führtest du einst dein Volk, um dir herrlichen Ruhm zu verschaffen.15 Blick vom Himmel herab, und sieh her von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist dein leidenschaftlicher Eifer und deine Macht, dein großes Mitleid und dein Erbarmen? Halte dich nicht von uns fern!16 Du bist doch unser Vater; denn Abraham weiß nichts von uns, Israel will uns nicht kennen. Du, Herr, bist unser Vater, "Unser Erlöser von jeher" wirst du genannt.17 Warum läßt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, so daß wir dich nicht mehr fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Eigentum sind.18 Erst vor kurzem haben unsere Feinde dein heiliges Volk vertrieben; dein Heiligtum haben sie zertreten.19 Uns geht es, als wärest du nie unser Herrscher gewesen, als wären wir nicht nach deinem Namen benannt. Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so daß die Berge zittern vor dir.

Das Buch Jesaja Kapitel 64

1 Komm wie ein Feuer, das Reisig entzündet, wie ein Feuer, das Wasser zum Sieden bringt. Mach deinen Feinden deinen Namen bekannt, so daß die Völker zittern vor dir,2 wenn du schreckliche und nie erwartete Taten vollbringst. 3 Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, daß es einen Gott gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen.4 Ach, kämst du doch denen entgegen, die tun, was recht ist, und nachdenken über deine Wege. Ja, du warst zornig; denn wir haben gegen dich gesündigt, von Urzeit an sind wir treulos geworden.5 Wie unreine (Menschen) sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.6 Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen.7 Und doch bist du, Herr, unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.8 Herr, zürne uns doch nicht allzu sehr, denk nicht für immer an unsere Schuld! Sieh doch her: Wir alle sind dein Volk.9 Deine heiligen Städte sind zur Wüste geworden. Zion ist eine Wüste, Jerusalem eine Öde.10 Unser heiliger, herrlicher Tempel, wo unsere Väter dich priesen, ist ein Raub der Flammen geworden; alles, was uns lieb war, liegt nun in Trümmern.11 Kannst du dich bei all dem zurückhalten, Herr, kannst du schweigen und uns so sehr erniedrigen?

Das Buch Jesaja Kapitel 65

1 Ich wäre zu erreichen gewesen für die, die nicht nach mir fragten, ich wäre zu finden gewesen für die, die nicht nach mir suchten. Ich sagte zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief: Hier bin ich, hier bin ich.2 Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus nach einem abtrünnigen Volk, das einen Weg ging, der nicht gut war, nach seinen eigenen Plänen,3 nach einem Volk, das in seinem Trotz mich ständig ärgert. Sie bringen Schlachtopfer dar in Gärten und Rauchopfer auf Ziegeln;4 sie sitzen in Grabkammern und verbringen die Nächte in Höhlen; sie essen das Fleisch von Schweinen und haben Brühe von verdorbenem Fleisch in ihren Töpfen;5 sie sagen: Bleib, wo du bist, komm mir nicht nahe, sonst bist du geweiht. Diese Menschen sind wie Rauch in meiner Nase, wie ein immer brennendes Feuer.6 Seht her, alles ist aufgeschrieben bei mir, und ich werde nicht schweigen, sondern zahle ihnen heim, wie sie es verdienen;7 ich zahle ihnen den Lohn aus für ihre Schuld und die Schuld ihrer Väter, spricht der Herr. Weil sie auf den Bergen Weihrauch verbrannten und mich auf den Hügeln verhöhnten, messe ich ihnen ihren Lohn zu und zahle ihnen heim, wie sie es verdienen.8 So spricht der Herr: Sobald sich Saft in der Traube findet, sagt man: Verdirb sie nicht, denn es ist Segen darin. Ebenso will ich um meiner Knechte willen handeln, um nicht alle vernichten zu müssen.9 Ich lasse aus Jakob Nachkommen hervorgehen und aus Juda einen Erben für meine Berge. Meine Auserwählten sollen das Land besitzen, und meine Knechte sollen dort wohnen.10 Für mein Volk, das nach mir fragt, wird dann (die Ebene) Scharon zur Schafweide und das Achortal zum Lagerplatz der Rinder.11 Euch aber, die ihr den Herrn verlassen, meinen heiligen Berg vergessen, dem Glücksgott den Tisch gedeckt und dem Gott des Schicksals den Weinkrug gefüllt habt,12 überantworte ich dem Schwert: Ihr müßt euch alle ducken und werdet geschlachtet. Denn ihr gabt keine Antwort, als ich euch rief, als ich zu euch redete, hörtet ihr nicht, sondern ihr habt getan, was mir mißfällt, und habt euch für das entschieden, was ich nicht will.13 Darum - so spricht Gott, der Herr: Meine Knechte sollen essen, doch ihr leidet Hunger. Meine Knechte sollen trinken, doch ihr leidet Durst. Meine Knechte sollen sich freuen, doch ihr müßt euch schämen.14 Meine Knechte sollen aus Herzenslust jubeln, doch ihr werdet schreien vor Herzeleid und heulen vor Verzweiflung.15 Ihr müßt euren Namen dazu hergeben, daß meine Auserwählten ihn beim Eid als Fluchwort gebrauchen und sagen: Genauso töte dich Gott, der Herr. Meinen Knechten aber wird man einen anderen Namen geben.16 Wer sich segnet im Land, wird sich Segen wünschen von Gott, dem Getreuen, und wer schwört im Land, wird schwören bei Gott, dem Getreuen.17 Ja, vergessen sind die früheren Nöte, sie sind meinen Augen entschwunden. Denn schon erschaffe ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn.18 Nein, ihr sollt euch ohne Ende freuen und jubeln über das, was ich erschaffe. Denn ich mache aus Jerusalem Jubel und aus seinen Einwohnern Freude.19 Ich will über Jerusalem jubeln und mich freuen über mein Volk. Nie mehr hört man dort lautes Weinen und lautes Klagen.20 Dort gibt es keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt, und keinen Greis, der nicht das volle Alter erreicht; wer als Hundertjähriger stirbt, gilt noch als jung, und wer nicht hundert Jahre alt wird, gilt als verflucht.21 Sie werden Häuser bauen und selbst darin wohnen, sie werden Reben pflanzen und selbst ihre Früchte genießen.22 Sie bauen nicht, damit ein anderer in ihrem Haus wohnt, und sie pflanzen nicht, damit ein anderer die Früchte genießt. In meinem Volk werden die Menschen so alt wie die Bäume. Was meine Auserwählten mit eigenen Händen erarbeitet haben, werden sie selber verbrauchen.23 Sie arbeiten nicht mehr vergebens, sie bringen nicht Kinder zur Welt für einen jähen Tod. Denn sie sind die Nachkommen der vom Herrn Gesegneten und ihre Sprößlinge zusammen mit ihnen.24 Schon ehe sie rufen, gebe ich Antwort, während sie noch reden, erhöre ich sie.25 Wolf und Lamm weiden zusammen, der Löwe frißt Stroh wie das Rind . Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der Herr.

Das Buch Jesaja Kapitel 66

1 So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was wäre das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet? Was wäre das für ein Ort, an dem ich ausruhen könnte?2 Denn all das hat meine Hand gemacht; es gehört mir ja schon - Spruch des Herrn. Ich blicke auf den Armen und Zerknirschten und auf den, der zittert vor meinem Wort.3 Man opfert Rinder - und erschlägt Menschen; man opfert Schafe - und erwürgt Hunde; man bringt Speiseopfer dar - und auch Schweineblut; man spendet Weihrauch - und preist einen Götzen. Wie diese Menschen ihre eigenen Wege wählen und an ihren Götterbildern Gefallen haben,4 so wähle ich für sie die Strafe aus und bringe über sie Schrecken. Denn sie gaben keine Antwort, als ich sie rief, als ich zu ihnen redete, hörten sie nicht; sondern sie haben getan, was mir mißfällt, und haben sich für das entschieden, was ich nicht will.5 Hört das Wort des Herrn, die ihr zittert vor seinem Wort! Eure Brüder, die euch hassen, die euch um meines Namens willen verstoßen, sie sagen: Der Herr soll doch seine Herrlichkeit zeigen, damit wir eure Freude mit erleben. Aber sie werden beschämt.6 Horcht: Getöse dringt aus der Stadt, Getöse aus dem Tempel. Horcht: Der Herr vergilt seinen Feinden ihr Tun.7 Noch ehe die Frau ihre Wehen bekommt, hat sie schon geboren; ehe die Wehen über sie kamen, brachte sie einen Knaben zur Welt.8 Wer hat so etwas je gehört, wer hat je dergleichen gesehen? Wird ein Land an einem einzigen Tag geboren, kommt ein Volk auf einmal zur Welt? Doch Zion, kaum in den Wehen, hat schon ihre Kinder geboren.9 Hätte ich ihr etwa den Schoß öffnen sollen, ohne sie gebären zu lassen?, spricht der Herr. Sollte ich, der die Frauen gebären läßt, ihnen den Schoß verschließen?, spricht dein Gott.10 Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart.11 Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!12 Denn so spricht der Herr: Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln.13 Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.14 Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen, und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras. So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten, aber seine Feinde wird er bedrohen.15 Ja, seht, der Herr kommt wie das Feuer heran, wie der Sturm sind seine Wagen, um in glühendem Zorn Vergeltung zu üben, und er droht mit feurigen Flammen.16 Ja, mit Feuer und Schwert hält der Herr Gericht über alle Sterblichen, und viele sind es, die der Herr erschlägt.17 Alle, die sich weihen und reinigen bei den Gärten für den einen, der in der Mitte steht, die Schweinefleisch, Würmer und Mäuse verzehren, sie alle nehmen ein Ende - Spruch des Herrn.18 Ich kenne ihre Taten und ihre Gedanken und komme, um die Völker aller Sprachen zusammenzurufen, und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen.19 Ich stelle bei ihnen ein Zeichen auf und schicke von ihnen einige, die entronnen sind, zu den übrigen Völkern: nach Tarschisch, Pul und Lud, Meschech und Rosch, Tubal und Jawan und zu den fernen Inseln, die noch nichts von mir gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkünden.20 Sie werden aus allen Völkern eure Brüder als Opfergabe für den Herrn herbeiholen auf Rossen und Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren, her zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem, spricht der Herr, so wie die Söhne Israels ihr Opfer in reinen Gefäßen zum Haus des Herrn bringen.21 Und auch aus ihnen werde ich Männer als Priester und Leviten auswählen, spricht der Herr.22 Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich erschaffe, vor mir stehen - Spruch des Herrn -, so wird euer Stamm und euer Name dastehen.23 An jedem Neumond und an jedem Sabbat wird alle Welt kommen, um mir zu huldigen, spricht der Herr.24 Dann wird man hinausgehen, um die Leichen derer zu sehen, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Denn der Wurm in ihnen wird nicht sterben, und das Feuer in ihnen wird niemals erlöschen; ein Ekel sind sie für alle Welt.

Das Buch Jeremia

Das Buch Jeremia Kapitel 1

1 Die Worte Jeremias, des Sohnes Hilkijas, aus der Priesterschaft zu Anatot im Land Benjamin.2 An ihn erging das Wort des Herrn zur Zeit des Königs Joschija von Juda, des Sohnes Amons, im dreizehnten Jahr seiner Regierung,3 ebenso zur Zeit des Königs Jojakim von Juda, des Sohnes Joschijas, bis das elfte Jahr des Königs Zidkija von Juda, des Sohnes Joschijas, zu Ende ging, als im fünften Monat Jerusalem in die Verbannung ziehen mußte.4 Das Wort des Herrn erging an mich:5 Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.6 Da sagte ich: Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.7 Aber der Herr erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir um dich zu retten - Spruch des Herrn.9 Dann streckte der Herr seine Hand aus, berührte meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund.10 Sieh her! Am heutigen Tag setze ich dich über Völker und Reiche; du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und einreißen, aufbauen und einpflanzen.11 Das Wort des Herrn erging an mich: Was siehst du, Jeremia? Ich antwortete: Einen Mandelzweig sehe ich.12 Da sprach der Herr zu mir: Du hast richtig gesehen; denn ich wache über mein Wort und führe es aus.13 Abermals erging an mich das Wort des Herrn: Was siehst du? Ich antwortete: Einen dampfenden Kessel sehe ich; sein Rand neigt sich von Norden her.14 Da sprach der Herr zu mir: Von Norden her ergießt sich das Unheil über alle Bewohner des Landes.15 Ja, ich rufe alle Stämme der Nordreiche - Spruch des Herrn -, damit sie kommen und ihre Richterstühle an den Toreingängen Jerusalems aufstellen, gegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Städte von Juda.16 Dann werde ich mein Urteil über sie sprechen und sie strafen für alles Böse, das sie getan haben, weil sie mich verlassen, anderen Göttern geopfert und das Werk ihrer eigenen Hände angebetet haben.17 Du aber gürte dich, tritt vor sie hin, und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihren Augen in Schrecken.18 Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes.19 Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten - Spruch des Herrn.

Das Buch Jeremia Kapitel 2

1 Das Wort des Herrn erging an mich:2 Auf! Ruf Jerusalem laut ins Ohr: So spricht der Herr: Ich denke an deine Jugendtreue, an die Liebe deiner Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist, im Land ohne Aussaat.3 Heiliger Besitz war Israel dem Herrn, Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon aß, machte sich schuldig, Unheil kam über ihn - Spruch des Herrn.4 Hört das Wort des Herrn, ihr vom Haus Jakob und all ihr Geschlechter des Hauses Israel!5 So spricht der Herr: Was fanden eure Väter Unrechtes an mir, daß sie sich von mir entfernten, nichtigen Göttern nachliefen und so selber zunichte wurden?6 Sie fragten nicht: Wo ist der Herr, der uns aus Ägypten heraufgeführt, der uns in der Wüste den Weg gewiesen hat, im Land der Steppen und Schluchten, im dürren und düsteren Land, im Land, das keiner durchwandert und niemand bewohnt?7 Ich brachte euch dann in das Gartenland, um euch seine Früchte und Güter genießen zu lassen. Aber kaum seid ihr dort gewesen, da habt ihr mein Land entweiht und mir mein Eigentum zum Abscheu gemacht.8 Die Priester fragten nicht: Wo ist der Herr? Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des Volkes wurden mir untreu. Die Propheten traten im Dienst des Baal auf und liefen unnützen Götzen nach.9 Darum muß ich euch weiter anklagen - Spruch des Herrn - und gegen eure Kindeskinder Klage erheben.10 Geht doch hinüber zu den Inseln der Kittäer, und seht euch um, oder schickt nach Kedar, forscht genau nach, und seht zu, ob irgendwo etwas Ähnliches geschah.11 Hat je ein Volk seine Götter gewechselt? Dabei sind es gar keine Götter. Mein Volk aber hat seinen Ruhm gegen unnütze Götzen vertauscht.12 Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig - Spruch des Herrn.13 Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.14 Ist Israel denn ein Knecht oder ein im Haus geborener Sklave? Warum wurde es zur Beute,15 über der Löwen brüllten und knurrten? Man hat sein Land zur Wüste gemacht; seine Städte sind verbrannt und menschenleer.16 Sogar die Leute von Memfis und Tachpanhes zertrümmern dir den Schädel.17 Geschieht das nicht deshalb, weil du den Herrn, deinen Gott, verlassen hast?18 Was nützt es dir jetzt, nach Ägypten zu laufen, um Nilwasser zu trinken, oder nach Assur zu laufen, um Eufratwasser zu trinken?19 Dein böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit klagt dich an. So erkenne doch und sieh ein, wie schlimm und bitter es ist, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu haben - Spruch Gottes, des Herrn der Heere.20 Von jeher hast du dein Joch zerbrochen, deine Stricke zerrissen und gesagt: Ich will nicht dienen. Auf jedem hohen Hügel und unter jedem üppigen Baum hast du dich als Dirne hingestreckt.21 Ich aber hatte dich als Edelrebe gepflanzt, als gutes, edles Gewächs. Wie hast du dich gewandelt zum Wildling, zum entarteten Weinstock!22 Selbst wenn du dich mit Lauge waschen und noch soviel Seife verwenden wolltest, deine Schuld bliebe doch ein Schmutzfleck vor meinen Augen - Spruch Gottes, des Herrn.23 Wie kannst du sagen: Ich bin nicht unrein geworden, den Baalen bin ich nicht nachgelaufen? Schau auf dein Treiben im Tal, erkenne, was du verübt hast. Eine schnelle Kamelstute bist du, die kreuz und quer ihre Wege rennt,24 eine wilde Eselin, die an die Wüste gewöhnt ist. In ihrer Brunst schnappt sie nach Luft. Wer vermag ihre Gier zu hemmen? Jeder, der sie begehrt, findet sie ohne Mühe zur Zeit ihrer Brunst.25 Gib acht, daß du dir den Fuß nicht wund läufst und daß deine Kehle nicht durstig wird. Du aber sagst: Nein, laß mich! Denn ich bin verliebt in die Fremden und will ihnen nachlaufen.26 Wie ein ertappter Dieb sich schämt, so müssen sich die Leute vom Haus Israel schämen, sie selbst, ihre Könige und Beamten, ihre Priester und Propheten.27 Sie sagen ja zum Holz: "Du bist mein Vater", und zum Stein: "Du hast mich geboren". Sie kehren mir den Rücken zu und nicht das Gesicht; sind sie aber in Not, dann rufen sie: Erheb dich, und hilf uns!28 Wo sind nun deine Götter, die du dir gemacht hast? Sie mögen sich erheben, falls sie dir helfen können, wenn du in Not bist. Denn so zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götter.29 Warum streitet ihr gegen mich? Ihr alle seid mir untreu geworden - Spruch des Herrn.30 Vergeblich schlug ich eure Söhne; sie ließen sich nicht erziehen. Euer Schwert fraß eure Propheten wie ein reißender Löwe.31 Ihr nun, das gegenwärtige Geschlecht, schaut auf das Wort des Herrn! Bin ich denn für Israel eine Wüste geworden oder ein finsteres Land? Warum sagt mein Volk: Wir wollen frei umherschweifen, wir kommen nicht mehr zu dir?32 Vergißt denn ein Mädchen seinen Schmuck, eine Braut ihre Bänder? Mein Volk aber hat mich vergessen seit ungezählten Tagen.33 Wie gut findest du deinen Weg, wenn du Liebe suchst. Sogar an Verbrechen hast du dein Verhalten gewöhnt.34 Selbst am Saum deiner Kleider klebt das Blut von Armen, von Unschuldigen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast.35 Und trotzdem sagst du: Ich bin unschuldig; sein Zorn hat sich ja von mir abgewandt. - Aber ich gehe ins Gericht mit dir, weil du sagst: Ich habe mich nicht versündigt.36 Wie kannst du nur so leicht bereit sein, deinen Weg zu wechseln! Auch von Ägypten wirst du enttäuscht, wie du von Assur enttäuscht worden bist.37 Auch von dort wirst du wegziehen, die Hände über dem Kopf. Denn der Herr verwirft alle, denen du vertraust; du hast mit ihnen kein Glück.

Das Buch Jeremia Kapitel 3

1 Wenn ein Mann seine Frau entläßt und wenn sie von ihm weggeht und die Frau eines andern wird, wendet er sich dann ihr wieder zu? Würde das Land nicht völlig entweiht? Du aber hast mit vielen Freunden gebuhlt, und da solltest du zu mir zurückkehren dürfen? - Spruch des Herrn.2 Blick hin und schau zu den Höhen hinauf! Wo hast du dich nicht schänden lassen? An allen Wegen hast du auf sie gewartet wie ein Araber in der Wüste. Mit deiner Unzucht und Verkommenheit hast du das Land entweiht.3 Da blieb der Regen aus, und auch der Frühjahrsregen kam nicht. Doch du hattest die freche Stirn einer Dirne und wolltest dich nicht schämen.4 Gewiß, von da an hast du mir zugerufen: Mein Vater, der Freund meiner Jugend bist du.5 Wird er denn ewig zürnen oder immerfort nachtragen? Ja, so sagtest du und tatest Böses, so viel du konntest.6 Der Herr sprach zu mir zur Zeit des Königs Joschija: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie begab sich auf jeden hohen Berg und unter jeden üppigen Baum und trieb dort Unzucht.7 Ich dachte: Nachdem sie dies alles getan hat, wird sie schließlich zu mir zurückkehren; aber sie kehrte nicht zurück. Das sah ihre Schwester Juda, die Treulose.8 Auch sah sie, daß ich Israel, die Abtrünnige, wegen ihres Ehebruchs entließ und ihr die Scheidungsurkunde gab. Aber das schreckte ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht ab; sie ging hin und trieb ebenfalls Unzucht.9 Durch ihre leichtfertige Unzucht hat sie das Land entweiht und mit Stein und Holz Ehebruch getrieben.10 Bei all dem ist auch ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht mit ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein - Spruch des Herrn.11 Auch sagte der Herr zu mir: Israel, die Abtrünnige, trifft weniger Schuld als Juda, die Treulose.12 Geh hin, ruf diese Worte gegen Norden, und sprich: Kehr zurück, Israel, du Abtrünnige - Spruch des Herrn! Ich schaue dich nicht mehr zornig an; denn ich bin gütig - Spruch des Herrn -, ich trage nicht ewig nach.13 Doch erkenne deine Schuld: Dem Herrn, deinem Gott, hast du die Treue gebrochen, überallhin bist du zu den fremden Göttern gelaufen , auf meine Stimme aber hast du nicht gehört - Spruch des Herrn.14 Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne - Spruch des Herrn; denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch, einen aus jeder Stadt und zwei aus jeder Sippe, und bringe euch nach Zion.15 Ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen; mit Einsicht und Klugheit werden sie euch weiden.16 In jenen Tagen, wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid - Spruch des Herrn -, wird man nicht mehr rufen: Die Bundeslade des Herrn! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermißt sie nicht und stellt auch keine neue her.17 In jener Zeit wird man Jerusalem "Thron des Herrn" nennen; dort, beim Namen des Herrn in Jerusalem, werden sich alle Völker versammeln, und sie werden nicht mehr dem Trieb ihres bösen Herzens folgen.18 In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Haus Israel gehen, und sie werden vereint aus dem Nordland in das Land kommen, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe.19 Ich hatte gedacht: Ja, ich will dich unter die Söhne aufnehmen und dir ein liebliches Land geben, das herrlichste Erbteil unter den Völkern. Ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht abwenden von mir.20 Doch wie eine Frau ihres Freundes wegen treulos wird, so seid auch ihr mir treulos geworden, ihr vom Haus Israel - Spruch des Herrn.21 Horch, man hört auf den Höhen das Weinen und Flehen der Söhne Israels, weil sie krumme Wege gegangen sind und den Herrn, ihren Gott, vergessen haben.22 Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, ich will eure Abtrünnigkeit heilen. "Da sind wir, wir kommen zu dir; denn du bist der Herr, unser Gott!23 Fürwahr, Trug sind die Höhen, der Lärm auf den Bergen. Fürwahr, beim Herrn, unserm Gott, ist Israels Rettung.24 Doch der Baal fraß seit unsrer Jugend alles, was unsere Väter erwarben, ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter.25 Wir betten uns in unsere Schmach, und unsere Schande bedeckt uns. Denn wir haben gesündigt gegen den Herrn, unsern Gott, wir selbst und unsere Väter, von Jugend an bis auf den heutigen Tag. Wir haben nicht gehört auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes."

Das Buch Jeremia Kapitel 4

1 Wenn du umkehren willst, Israel - Spruch des Herrn -, darfst du zu mir zurückkehren; wenn du deine Greuel entfernst, brauchst du vor mir nicht zu fliehen.2 Schwörst du aufrichtig: So wahr der Herr lebt!, nach Recht und Gerechtigkeit, dann werden sich Völker mit ihm segnen und seiner sich rühmen.3 Denn so spricht der Herr zu den Leuten von Juda und zu Jerusalem: Nehmt Neuland unter den Pflug, und sät nicht in die Dornen!4 Beschneidet euch für den Herrn, und entfernt die Vorhaut eures Herzens, ihr Leute von Juda und ihr Einwohner Jerusalems! Sonst bricht mein Zorn wie Feuer los wegen eurer bösen Taten; er brennt, und niemand kann löschen.5 Meldet es in Juda, verkündet es in Jerusalem, stoßt überall im Land in die Trompete, ruft aus voller Kehle und sagt: Sammelt euch! Hinein in die befestigten Städte!6 Stellt Wegzeichen auf: Nach Zion! Flüchtet, bleibt nicht stehen! Denn Unheil bringe ich von Norden und großes Verderben.7 Der Löwe hat sich aus dem Dickicht erhoben, der Völkerwürger ist aufgebrochen; er hat sein Land verlassen, um dein Land zur Wüste zu machen. Deine Städte werden zerstört und entvölkert.8 Darum legt Trauerkleider an, klagt und heult: Nein, der glühende Zorn des Herrn hat sich nicht von uns abgewandt.9 An jenem Tag wird es geschehen - Spruch des Herrn: Vergehen wird der Mut des Königs und der Mut der Machthaber. Die Priester werden starr sein vor Schrecken, die Propheten werden sich entsetzen.10 Sie sagen: Ach, Gebieter und Herr, wahrhaftig, schwer hast du getäuscht dieses Volk und Jerusalem. Du sagtest: Heil werdet ihr finden!, und nun geht uns das Schwert an die Kehle.11 In jener Zeit wird man von diesem Volk und von Jerusalem sagen: Ein Glutwind von den Höhen in der Wüste ist losgebrochen gegen die Tochter meines Volkes; kein Wind zum Worfeln und Reinigen;12 ein Wind, der viel heftiger ist, kommt auf meinen Befehl. Jetzt spreche ich selbst das Urteil über sie.13 Seht, wie Wettergewölk zieht er herauf, seine Wagen gleichen dem Sturm, seine Rosse sind schneller als Adler. Weh uns, wir sind verloren!14 Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem, damit du gerettet wirst. Wie lange noch wohnen in dir deine frevelhaften Gedanken?15 Horcht nur, man meldet aus Dan, aus Efraims Bergland kündet man Unheil:16 Berichtet: Die Völker sind da! Gebt Kunde an Jerusalem: Belagerer kommen aus fernem Land, sie erheben gegen Judas Städte ihr Kriegsgeschrei.17 Wie Feldwächter haben sie Juda umstellt; denn mir hat es getrotzt - Spruch des Herrn.18 Dein Verhalten und Tun haben dir das eingebracht. Deine bösen Taten sind schuld, daß es so bitter steht, daß es dich bis ins Herz trifft.19 O mein Leib, mein Leib! Ich winde mich vor Schmerz. O meines Herzens Wände! Mein Herz tobt in mir; ich kann nicht schweigen. Denn ich höre Trompetenschall und Kriegslärm;20 "Schlag auf Schlag" schreit man, das ganze Land wird verwüstet. Plötzlich sind meine Zelte vernichtet, im Nu sind meine Zeltdecken dahin.21 Wie lange noch muß ich die Kriegsfahne sehen, Trompetenschall hören?22 Ach, töricht ist mein Volk; mich kennen sie nicht. Sie sind unverständige Kinder, ja, sie sind ohne Einsicht. Sie wissen, wie man Böses tut, aber Gutes zu tun verstehen sie nicht.23 Ich schaute die Erde an: Sie war wüst und wirr. Ich schaute zum Himmel: Er war ohne sein Licht.24 Ich schaute die Berge an: Sie wankten, und alle Hügel bebten.25 Ich schaute hin: Kein Mensch war da, auch alle Vögel des Himmels waren verschwunden.26 Ich schaute hin: Das Gartenland war Wüste, und all seine Städte waren zerstört, zerstört durch den Herrn, durch seinen glühenden Zorn.27 Ja, so spricht der Herr: Das ganze Land soll zur Öde werden; doch völlig vernichten will ich es nicht.28 Mag darüber die Erde vertrocknen und der Himmel droben sich verfinstern: Fürwahr, ich habe gesprochen, und es reut mich nicht; ich habe meinen Plan gefaßt und nehme ihn nicht zurück.29 Vor dem Lärm der Pferde und Bogenschützen fliehen alle Bewohner des Landes; sie kriechen in Höhlen, verstecken sich im Dickicht und klettern die Felsen hinauf. Verlassen steht jede Stadt, niemand wohnt mehr darin.30 Du aber, was tust du? Wie kannst du in Purpur dich kleiden, mit Goldschmuck dich zieren, dir mit Schminke die Augen weiten? Umsonst machst du dich schön. Die Liebhaber verschmähen dich; sie trachten dir nach dem Leben.31 Ja, ich höre Geschrei wie von einer Frau in Wehen, Stöhnen wie von einer Erstgebärenden, das Schreien der Tochter Zion, die nach Atem ringt und die Hände ausstreckt: Weh mir, unter Mörderhand endet mein Leben!

Das Buch Jeremia Kapitel 5

1 Zieht durch Jerusalems Straßen, schaut genau hin, und forscht nach, sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, ob einer da ist, der Recht übt und auf Treue bedacht ist: Dann will ich der Stadt verzeihen - Spruch des Herrn.2 Doch selbst wenn sie sagen: "So wahr der Herr lebt", schwören sie gewiß einen Meineid.3 Herr, sind deine Augen nicht auf Treue gerichtet? Du hast sie geschlagen, aber es tut ihnen nicht weh; du hast sie beinahe vernichtet, aber sie wollen sich nicht erziehen lassen. Ihre Stirn ist härter als Stein, sie weigern sich umzukehren.4 Ich aber dachte: Nur die geringen Leute, nur sie handeln töricht, weil sie den Weg des Herrn nicht kennen, das Recht ihres Gottes.5 Ich will doch lieber zu den Großen gehen und zu ihnen reden; denn sie kennen den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes. Doch auch sie haben das Joch zerbrochen, die Stricke zerrissen.6 Darum schlägt sie der Löwe des Waldes, der Steppenwolf überwältigt sie. Vor ihren Städten lauert der Panther, alle, die herauskommen, werden zerfleischt. Denn zahlreich sind ihre Verbrechen, schwer wiegt ihre Abtrünnigkeit.7 Weshalb sollte ich dir vergeben? Deine Söhne haben mich verlassen und bei Nichtgöttern geschworen. Ich machte sie satt, doch sie trieben Ehebruch und waren zu Gast im Dirnenhaus.8 Hengste sind sie geworden, feist und geil, jeder wiehert nach der Frau seines Nächsten.9 Sollte ich das nicht bestrafen - Spruch des Herrn - und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?10 Steigt auf ihre Rebenhänge, und verwüstet sie! Doch völlig vernichten sollt ihr sie nicht. Reißt ihre Reben weg; denn sie gehören nicht dem Herrn.11 Sie sind mir ja gänzlich untreu geworden, das Haus Israel und das Haus Juda - Spruch des Herrn.12 Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt: Er ist ein Nichts! Kein Unheil kommt über uns, weder Schwert noch Hunger werden wir spüren.13 Doch diese Propheten werden zunichte; das Gotteswort ist nicht bei ihnen. 14 Darum - so spricht der Herr, der Gott der Heere: Weil man solche Reden führt, seht, darum mache ich meine Worte in deinem Mund zu Feuersglut und dieses Volk da zum Brennholz, das von ihr verzehrt wird.15 Seht, ich lasse über euch herfallen, Haus Israel, ein Volk aus der Ferne - Spruch des Herrn. Ein unüberwindliches Volk ist es, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst.16 Sein Köcher ist wie ein offenes Grab, sie alle sind Helden.17 Es frißt deine Ernte und dein Brot, es frißt deine Söhne und Töchter, es frißt deine Schafe und Rinder, es frißt deinen Weinstock und Feigenbaum, es zerschlägt mit dem Schwert deine befestigten Städte, auf die du vertraust.18 Doch auch in jenen Tagen - Spruch des Herrn - will ich euch nicht völlig vernichten.19 Wenn man dann fragt: Weshalb hat der Herr, unser Gott, uns das alles angetan?, so sag zu ihnen: Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern in eurem Land gedient habt, so müßt ihr Fremden dienen in einem Land, das euch nicht gehört.20 Verkündet dies im Haus Jakob, und ruft es in Juda aus:21 Hör das, du törichtes Volk ohne Verstand: Augen haben sie und sehen nicht; Ohren haben sie und hören nicht.22 Fürchtet ihr mich denn nicht - Spruch des Herrn -, zittert ihr nicht vor meinem Angesicht? Ich bin es, der dem Meer die Düne als Grenze gesetzt hat, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf. Mag es auch toben, es richtet nichts aus; mögen seine Wogen auch tosen, sie können die Schranke nicht überschreiten.23 Dieses Volk aber hat ein störrisches, trotziges Herz. Sie wichen vom Weg ab und gingen davon.24 Sie sagten nicht bei sich selbst: Laßt uns den Herrn fürchten, unseren Gott, der Regen spendet im Herbst und im Frühjahr zur rechten Zeit, der uns die feste Ordnung der Erntewochen bewahrt.25 Eure Frevel haben diese Ordnung gestört, eure Sünden haben euch den Regen vorenthalten.26 Ja, Frevler gibt es in meinem Volk; sie lauern, gebückt wie Vogelsteller, Fallen stellen sie auf, Menschen wollen sie fangen.27 Wie ein Korb mit Vögeln gefüllt ist, so sind ihre Häuser voll Betrug; dadurch sind sie mächtig und reich geworden,28 fett und feist. Auch sündigen sie durch ruchloses Tun. Das Recht pflegen sie nicht, das Recht der Waisen, die Erfolg erwarten, und die Sache der Armen entscheiden sie nicht.29 Sollte ich das nicht bestrafen - Spruch des Herrn - und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?30 Wüstes, Gräßliches geschieht im Land:31 Die Propheten weissagen Lüge, und die Priester richten ihre Lehre nach ihnen aus; mein Volk aber liebt es so. Doch was werdet ihr tun, wenn es damit zu Ende geht?

Das Buch Jeremia Kapitel 6

1 Flieht, ihr Leute von Benjamin, hinaus aus Jerusalem! Stoßt in Tekoa in die Trompete, und richtet über Bet-Kerem ein Zeichen auf! Denn von Norden droht Unheil und großes Verderben.2 Die Schöne und Verwöhnte, die Tochter Zion, ich vernichte sie.3 Hirten kommen zu ihr mit ihren Herden; sie schlagen rings um sie ihre Zelte auf, jeder weidet seinen Bereich ab.4 Ruft gegen Zion den Heiligen Krieg aus! Auf! Greifen wir an am Mittag! - Weh uns: Schon neigt sich der Tag, die Abendschatten strecken sich.5 Auf! Greifen wir an in der Nacht, zerstören wir ihre Paläste!6 Denn so spricht der Herr der Heere: Fällt ihre Bäume, und werft einen Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt, von der erwiesen ist: Alles in ihr ist Unterdrückung.7 Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln läßt, so läßt sie ihre Schlechtigkeit sprudeln. Von Gewalttat und Unrecht hört man in ihr; ständig sind mir vor Augen Leid und Mißhandlung.8 Laß dich warnen, Jerusalem, sonst trenne ich mich von dir, sonst mache ich dich zur Wüste, zum Land ohne Bewohner.9 So spricht der Herr der Heere: Genaue Nachlese wie am Weinstock soll man halten am Rest Israels. Leg deine Hand an wie ein Winzer an die Reben!10 Zu wem soll ich reden, und wer wird mich hören, wenn ich mahne? Ihr Ohr ist ja unbeschnitten, sie können nichts vernehmen. Das Wort des Herrn dient ihnen zum Spott; es gefällt ihnen nicht.11 Darum bin ich erfüllt vom Zorn des Herrn, bin es müde, ihn länger zurückzuhalten. - Gieß ihn aus über das Kind auf der Straße und zugleich über die Schar der jungen Männer! Ja, alle werden gefangengenommen, Mann und Frau, Greis und Hochbetagter.12 Ihre Häuser gehen an andere über, die Felder und auch die Frauen. Denn ich strecke meine Hand aus gegen die Bewohner des Landes - Spruch des Herrn.13 Sie sind doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle.14 Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: Heil, Heil! Aber kein Heil ist da.15 Schämen müßten sie sich, weil sie Greuel verüben. Doch sie schämen sich nicht; Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie fallen, wenn die anderen fallen. Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen, spricht der Herr.16 So spricht der Herr: Stellt euch an die Wege, und haltet Ausschau, fragt nach den Pfaden der Vorzeit, fragt, wo der Weg zum Guten liegt; geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Sie aber sagten: Wir gehen nicht.17 Auch habe ich Wächter für euch aufgestellt: Achtet auf den Schall der Trompete! Sie aber sagten: Wir achten nicht darauf.18 Darum hört, ihr Völker, und erkennt, was ich ihnen antun will.19 Höre es, Erde! Schon bringe ich Unheil über dieses Volk als die Frucht seiner bösen Gesinnung. Denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet, und meine Weisung haben sie verschmäht.20 Was soll mir der Weihrauch aus Saba und das gute Gewürzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, eure Schlachtopfer sind mir nicht angenehm.21 Darum - so spricht der Herr: Ich lege diesem Volk Hindernisse in den Weg, so daß sie darüber straucheln. Väter und Söhne zusammen, einer wie der andere geht zugrunde.22 So spricht der Herr: Seht, ein Volk zieht vom Nordland heran, ein großes Volk bricht auf von den Grenzen der Erde.23 Sie kommen mit Bogen und Sichelschwert, grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, und sie reiten auf Rossen, Krieger, zum Kampf gerüstet gegen dich, Tochter Zion.24 Kaum hörten wir diese Nachricht, da erschlafften uns die Hände, es packte uns die Angst, das Zittern wie eine Gebärende.25 Geht nicht aufs Feld hinaus, macht euch nicht auf den Weg; denn der Feind greift zum Schwert - Grauen ringsum!26 Tochter, mein Volk, leg das Trauerkleid an, und wälz dich im Staub! Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bitterste Klage: "Ach, jählings kam über uns der Verwüster."27 Zum Prüfer für mein Volk habe ich dich bestellt ; du sollst sein Verhalten erkennen und prüfen.28 Sie alle sind schlimme Empörer, Verleumder sind sie, Bronze und Eisen sind sie, alle zusammen Verbrecher.29 Der Blasebalg schnaubt, doch das Blei bleibt unberührt vom Feuer. Umsonst versucht der Schmelzer zu schmelzen; die Bösen lassen sich nicht ausscheiden.30 "Verworfenes Silber" nennt man sie; denn verworfen hat sie der Herr.

Das Buch Jeremia Kapitel 7

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:2 Stell dich an das Tor des Hauses des Herrn! Dort ruf dieses Wort aus und sprich: Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, alle, die ihr durch diese Tore kommt, um dem Herrn zu huldigen.3 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort.4 Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist hier!5 Denn nur wenn ihr euer Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, wenn ihr gerecht entscheidet im Rechtsstreit,6 wenn ihr die Fremden, die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden,7 dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe für ewige Zeiten.8 Freilich, ihr vertraut auf die trügerischen Worte, die nichts nützen.9 Wie? Stehlen, morden, die Ehe brechen, falsch schwören, dem Baal opfern und anderen Göttern nachlaufen, die ihr nicht kennt -,10 und dabei kommt ihr und tretet vor mein Angesicht in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, und sagt: Wir sind geborgen!, um dann weiter alle jene Greuel zu treiben.11 Ist denn in euren Augen dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, eine Räuberhöhle geworden? Gut, dann betrachte auch ich es so - Spruch des Herrn.12 Geht doch zu meiner Stätte in Schilo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und schaut, was ich ihr angetan habe wegen des Bösen, das mein Volk Israel verübt hat.13 Nun denn, ihr habt genau das gleiche getan - Spruch des Herrn. Als ich immer wieder zu euch redete, habt ihr nicht gehört; als ich euch rief, habt ihr nicht geantwortet.14 Deshalb werde ich mit dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist und auf das ihr euch verlaßt, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Schilo verfuhr.15 Verstoßen werde ich euch von meinem Angesicht, wie ich alle eure Brüder, alle Nachkommen Efraims, verstoßen habe.16 Du aber, bete nicht für dieses Volk! Fang nicht an, für sie zu flehen und zu bitten! Dränge mich nicht! Denn ich werde dich nicht erhören.17 Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems treiben?18 Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um Opferkuchen für die Himmelskönigin zu backen. Anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mir weh zu tun.19 Aber tun sie wirklich mir weh - Spruch des Herrn -, und nicht vielmehr sich selbst, zu ihrer eigenen Schande?20 Darum - so spricht Gott der Herr: Seht, mein Zorn und Grimm ergießt sich über diesen Ort, über Menschen und Vieh, über die Bäume des Feldes und die Früchte des Ackers; er brennt und wird nicht erlöschen.21 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer, und eßt Opferfleisch!22 Denn ich habe euren Vätern, als ich sie aus Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft.23 Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: Hört auf meine Stimme, dann will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Geht in allem den Weg, den ich euch befehle, damit es euch gut geht.24 Sie aber hörten nicht und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern folgten den Eingebungen und Trieben ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rücken und nicht das Gesicht.25 Von dem Tag an, als eure Väter aus Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag sandte ich zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten.26 Aber man hörte nicht auf mich und neigte mir nicht das Ohr zu, vielmehr blieben sie hartnäckig und trieben es noch schlimmer als ihre Väter.27 Auch wenn du ihnen alle diese Worte sagst, werden sie nicht auf dich hören. Wenn du sie rufst, werden sie dir nicht antworten.28 Sag ihnen also: Dies ist das Volk, das nicht auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, hörte und sich nicht erziehen ließ. Die Treue ist dahin, aus ihrem Mund verschwunden.29 Schneide dein Haar ab, und wirf es weg, stimm Klage an auf den Höhen! Denn der Herr hat das Geschlecht, dem er grollt, verworfen und verstoßen.30 Ja, die Söhne Judas taten, was mir mißfällt - Spruch des Herrn. Sie haben in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, ihre Scheusale aufgestellt, um es zu entweihen.31 Auch haben sie die Kulthöhe des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.32 Seht, darum kommen Tage - Spruch des Herrn -, da wird man nicht mehr vom Tofet reden oder vom Tal Ben-Hinnom, sondern vom Mordtal, und im Tofet wird man Tote begraben, weil anderswo kein Platz mehr ist.33 Ja, die Leichen dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen, und niemand wird sie verscheuchen.34 Verstummen lasse ich in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut; denn das Land wird zur Wüste werden.

Das Buch Jeremia Kapitel 8

1 In jener Zeit - Spruch des Herrn - wird man die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine seiner Beamten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Einwohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen.2 Man wird sie hinstreuen vor die Sonne, den Mond und das ganze Himmelsheer, denen ihre Liebe galt, denen sie dienten und nachliefen, die sie befragten und anbeteten. Sie werden weder gesammelt noch bestattet werden. Dünger auf dem Acker sollen sie sein.3 Besser als das Leben wäre der Tod auch für den Rest, für alle, die übrigbleiben von diesem bösen Geschlecht an allen Orten, überall, wohin immer ich sie verstoße - Spruch des Herrn der Heere.4 Du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr: Wer hinfällt, steht der nicht wieder auf? Wer vom Weg abkommt, kehrt der nicht wieder zurück?5 Warum wendet dieses Volk sich ab und beharrt auf der Abkehr? Warum hält es am Irrtum fest, weigert sich umzukehren?6 Ich horche hin und höre: Schlechtes reden sie, keiner bereut sein böses Tun und sagt: Was habe ich getan? Jeder wendet sich ab und läuft weg, schnell wie ein Roß, das im Kampf dahinstürmt.7 Selbst der Storch am Himmel kennt seine Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Frist ihrer Rückkehr ein; mein Volk aber kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn.8 Wie könnt ihr sagen: Weise sind wir, und das Gesetz des Herrn ist bei uns? Ja! Aber der Lügengriffel der Schreiber hat es zur Lüge gemacht.9 Zuschanden werden die Weisen, sie stehen bestürzt da und werden gefangen. Das Wort des Herrn haben sie verworfen, und ihre eigene Weisheit, was nützt sie ihnen?10 Darum gebe ich ihre Frauen an Fremde, ihre Felder an Eroberer. Sind sie doch alle, vom Kleinsten bis zum Größten, nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle.11 Den Schaden der Tochter, meines Volkes, möchten sie leichthin heilen, indem sie rufen: Heil, Heil! Aber kein Heil ist da.12 Schämen müßten sie sich, weil sie Greuel verüben. Doch sie schämen sich nicht; Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie fallen, wenn die anderen fallen. Sobald ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen, spricht der Herr.13 Will ich bei ihnen ernten - Spruch des Herrn -, so sind keine Trauben am Weinstock, keine Feigen am Feigenbaum, und das Laub ist verwelkt. Darum habe ich für sie Verwüster bestellt.14 Warum sitzen wir da? Sammelt euch! Hinein in die befestigten Städte! Dort werden wir umkommen; denn der Herr, unser Gott, läßt uns umkommen. Er läßt uns Giftwasser trinken, weil wir gesündigt haben gegen den Herrn.15 16 Man hört von Dan her das Schnauben der Rosse, vom Wiehern seiner Hengste bebt das ganze Land. Sie kommen und fressen das Land und seinen Ertrag, die Stadt und ihre Bewohner.17 Denn seht, ich sende giftige Schlangen unter euch, gegen die es keine Beschwörung gibt; sie werden euch beißen, und es gibt keine Heilung.18 Kummer steigt in mir auf, mein Herz ist krank.19 Horch! Die Tochter, mein Volk, schreit aus einem fernen Land: Ist denn der Herr nicht in Zion, oder ist sein König nicht dort? - 20 Die Ernte ist vorüber, der Herbst ist vorbei, uns aber ist nicht geholfen worden.21 Der Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes, hat mich gebrochen, traurig bin ich, Entsetzen hat mich gepackt.22 Gibt es denn keinen Balsam in Gilead, ist dort kein Wundarzt? Warum schließt sich denn nicht die Wunde der Tochter, meines Volkes?23 Ach, wäre mein Haupt doch Wasser, mein Auge ein Tränenquell: Tag und Nacht beweinte ich die Erschlagenen der Tochter, meines Volkes.

Das Buch Jeremia Kapitel 9

1 Hätte ich doch eine Herberge in der Wüste! Dann könnte ich mein Volk verlassen und von ihm weggehen. Denn sie sind alle Ehebrecher, eine Rotte von Treulosen.2 Sie machen ihre Zunge zu einem gespannten Bogen; Lüge, nicht Wahrhaftigkeit herrscht im Land. Ja, sie schreiten von Verbrechen zu Verbrechen; mich aber kennen sie nicht - Spruch des Herrn.3 Nehmt euch in acht vor eurem Nächsten, keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder betrügt, und jeder Nächste verleumdet.4 Ein jeder täuscht seinen Nächsten, die Wahrheit reden sie nicht. Sie haben ihre Zunge ans Lügen gewöhnt, sie handeln verkehrt, zur Umkehr sind sie zu träge.5 Überall Unterdrückung, nichts als Betrug! Sie weigern sich, mich zu kennen - Spruch des Herrn.6 Darum - so spricht der Herr der Heere: Ja, ich werde sie schmelzen und prüfen; denn wie sollte ich sonst verfahren mit der Tochter, meinem Volk?7 Ein tödlicher Pfeil ist ihre Zunge, trügerisch redet ihr Mund; "Friede" sagt man zum Nächsten, doch im Herzen plant man den Überfall.8 Sollte ich sie dafür nicht bestrafen - Spruch des Herrn - und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?9 Erhebt über die Berge hin Weinen und Klagen, über die Weideplätze der Steppe ein Totenlied! Denn sie sind verwüstet, niemand zieht hindurch, und sie hören die Stimme der Herden nicht mehr. Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh ist alles geflohen, auf und davon.10 Jerusalem mache ich zum Trümmerhaufen, zur Behausung für Schakale. Judas Städte mache ich zum Ödland, das niemand bewohnt.11 Wer ist so weise, daß er dies einsieht? Zu wem hat der Mund des Herrn geredet, daß er verkünden kann, warum das Land zugrunde geht, warum es verwüstet ist gleich der Wüste, die niemand durchzieht?12 Der Herr erwiderte: Weil sie meine Weisung aufgaben, die ich ihnen vorgelegt habe, nicht auf meine Stimme hörten und nicht meine Weisung befolgten,13 sondern dem Trieb ihres Herzens folgten und den Baalen nachliefen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten.14 Darum - so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ich gebe ihnen Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken.15 Ich zerstreue sie unter die Völker, von denen weder sie noch ihre Väter wußten, und schicke das Schwert hinter ihnen her, bis ich sie vernichtet habe.16 So spricht der Herr der Heere: Begreift es! Ruft die Klagefrauen herbei! Schickt nach den weisen Frauen! Sie sollen kommen.17 Schnell sollen sie kommen und Klage über uns anstimmen, so daß unsre Augen von Tränen fließen und unsre Wimpern von Wasser triefen.18 Da, horch, ein Klagelied ist aus Zion zu hören: Ach, wie sind wir mißhandelt, in große Schande gestürzt! Wir müssen die Heimat verlassen, unsre Wohnungen hat man zerstört.19 Ja, hört, ihr Frauen, das Wort des Herrn, euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes. Lehrt eure Töchter die Klage, eine lehre die andere das Totenlied:20 Der Tod ist durch unsre Fenster gestiegen, eingedrungen in unsre Paläste. Er rafft das Kind von der Straße weg, von den Plätzen die jungen Männer.21 Die Leichen der Leute liegen wie Dünger auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter; keiner ist da, der sie sammelt.22 So spricht der Herr: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums.23 Nein, wer sich rühmen will, rühme sich dessen, daß er Einsicht hat und mich erkennt, daß er weiß: Ich, der Herr, bin es, der auf der Erde Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft. Denn an solchen Menschen habe ich Gefallen - Spruch des Herrn.24 Fürwahr, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da ziehe ich alle Beschnittenen zur Rechenschaft:25 Ägypten, Juda, Edom, Ammon, Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen; denn alle Völker gelten mir als unbeschnitten - auch das ganze Haus Israel hat ein unbeschnittenes Herz.

Das Buch Jeremia Kapitel 10

1 Hört das Wort, das der Herr zu euch spricht, ihr vom Haus Israel.2 So spricht der Herr: Gewöhnt euch nicht an den Weg der Völker, erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, wenn auch die Völker vor ihnen erschrecken.3 Denn die Gebräuche der Völker sind leerer Wahn. Ihre Götzen sind nur Holz, das man im Wald schlägt, ein Werk aus der Hand des Schnitzers, mit dem Messer verfertigt.4 Er verziert es mit Silber und Gold, mit Nagel und Hammer macht er es fest, so daß es nicht wackelt.5 Sie sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld. Sie können nicht reden; man muß sie tragen, weil sie nicht gehen können. Fürchtet euch nicht vor ihnen; denn sie können weder Schaden zufügen noch Gutes bewirken.6 Niemand, Herr, ist wie du: Groß bist du, und groß an Kraft ist dein Name.7 Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Ja, das steht dir zu. Denn unter allen Weisen der Völker und in jedem ihrer Reiche ist keiner wie du.8 Sie alle sind töricht und dumm. Was die nichtigen Götzen zu bieten haben - Holz ist es.9 Sie sind gehämmertes Silber aus Tarschisch und Gold aus Ofir, Arbeit des Schnitzers und Goldschmieds; violetter und roter Purpur ist ihr Gewand; sie alle sind nur das Werk kunstfertiger Männer.10 Der Herr aber ist in Wahrheit Gott, lebendiger Gott und ewiger König. Vor seinem Zorn erbebt die Erde, die Völker halten seinen Groll nicht aus.11 Von jenen dagegen sollt ihr sagen: Die Götter, die weder Himmel noch Erde erschufen, sie sollen verschwinden von der Erde und unter dem Himmel.12 Er aber hat die Erde erschaffen durch seine Kraft, den Erdkreis gegründet durch seine Weisheit, durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt.13 Läßt er seine Stimme ertönen, dann rauschen die Wasser am Himmel. Wolken führt er herauf vom Rand der Erde; er läßt es blitzen und regnen, aus seinen Kammern entsendet er den Wind.14 Töricht steht jeder Mensch da, ohne Erkenntnis, beschämt jeder Goldschmied mit seinem Götzenbild; denn seine Bilder sind Trug, kein Atem ist in ihnen.15 Nichtig sind sie, ein Spottgebilde. Zur Zeit ihrer Heimsuchung gehen sie zugrunde.16 Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist. Denn er ist der Schöpfer des Alls und Israel der Stamm, der ihm gehört. Herr der Heere ist sein Name.17 Raff dein Bündel zusammen! Fort aus dem Land, du schwer bedrängte Stadt!18 Denn so spricht der Herr: Fürwahr, diesmal schleudere ich die Bewohner des Landes hinweg und bringe sie in Bedrängnis, damit sie mich finden.19 Weh mir ob meines Zusammenbruchs! Unheilbar ist meine Wunde. Ich aber hatte gedacht: Das ist doch nur eine Krankheit, die ich ertragen kann.20 Nun ist mein Zelt verwüstet, alle meine Zeltstricke sind zerrissen. Meine Kinder gingen von mir fort und sind nicht mehr. Niemand schlägt mein Zelt wieder auf und breitet darüber die Zeltdecken aus.21 Denn töricht waren die Hirten, den Herrn suchten sie nicht; deshalb hatten sie keinen Erfolg, und ihre ganze Herde wurde zerstreut.22 Horch, eine Kunde trifft eben ein, großes Getöse vom Nordland her: Judas Städte sollen zum Ödland werden, zur Behausung für Schakale.23 Ich weiß, Herr, daß der Mensch seinen Weg nicht zu bestimmen vermag, daß keiner beim Gehen seinen Schritt lenken kann.24 Herr, züchtige mich, doch mit rechtem Maß, nicht in deinem Zorn, sonst machst du mich allzu elend.25 Gieß deinen Zorn aus über die Völker, die dich nicht kennen, und über die Stämme, die deinen Namen nicht anrufen. Denn sie haben Jakob verschlungen und vernichtet, seine Wohnstätte verwüstet.

Das Buch Jeremia Kapitel 11

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:2 Hört die Worte dieses Bundes! Du sollst sie den Leuten von Juda und den Einwohnern Jerusalems verkünden.3 Du sollst ihnen sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht der Mensch, der nicht hört auf die Worte dieses Bundes,4 die ich euren Vätern aufgetragen habe, als ich sie aus Ägypten herausführte, aus dem Schmelzofen des Eisens: Hört auf meine Stimme, und handelt in allem nach meinen Geboten; dann werdet ihr mein Volk sein, und ich will euer Gott sein.5 Nur so kann ich den Eid halten, den ich euren Vätern geschworen habe: ihnen ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen, wie ihr es heute habt. Ich antwortete: Ja, Herr.6 Darauf sprach der Herr zu mir: Verkünde alle diese Worte laut in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems: Hört die Worte dieses Bundes, und handelt danach!7 Denn ich habe eure Väter, schon als ich sie aus Ägypten heraufführte und bis zum heutigen Tag, immer wieder beschworen: Hört auf meine Stimme!8 Sie aber haben nicht gehört und mir ihr Ohr nicht zugeneigt; alle folgten dem Trieb ihres bösen Herzens. So mußte ich an ihnen alle Worte dieses Bundes erfüllen, den zu halten ich ihnen geboten habe, den sie aber nicht gehalten haben.9 Der Herr sagte zu mir: Es gibt eine Verschwörung unter den Leuten von Juda und den Einwohnern Jerusalems.10 Sie sind zurückgekehrt zu den Sünden ihrer Väter, die sich weigerten, meinen Worten zu gehorchen. Auch sie sind fremden Göttern nachgelaufen, um ihnen zu dienen. Das Haus Israel und das Haus Juda haben meinen Bund gebrochen, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe.11 Darum - so spricht der Herr: Jetzt bringe ich Unheil über sie, dem sie nicht entgehen können. Schreien sie dann zu mir, so werde ich nicht auf sie hören.12 Wenn aber die Städte Judas und die Einwohner Jerusalems hingehen und zu den Göttern schreien, denen sie Opfer darbringen, dann werden diese zur Zeit der Not ihnen ganz gewiß nicht helfen können.13 Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter, Juda, und so zahlreich wie die Straßen Jerusalems sind die schändlichen Altäre, die ihr errichtet habt, um dem Baal zu opfern.14 Du aber bete nicht für dieses Volk! Fang nicht an, für sie zu flehen und zu bitten. Denn ich höre nicht, wenn du zu mir rufst wegen ihrer Not.15 Was hat mein Liebling in meinem Haus zu suchen, wenn er nur Schlimmes verübt? Können Zehnt und Opferfleisch das Unheil von dir fernhalten, so daß du dann jubeln könntest?16 Einen üppigen Ölbaum von schöner Gestalt hatte der Herr dich genannt. Wenn der gewaltige (Kriegs-)Lärm ertönt, legt er Feuer an ihn, so daß seine Zweige häßlich werden.17 Der Herr der Heere, der dich pflanzte, hat Unheil über dich verhängt wegen der bösen Taten, die das Haus Israel und das Haus Juda verübten; dem Baal opferten sie, um mich zu erzürnen.18 Der Herr ließ es mich wissen, und so wußte ich es; damals ließest du mich ihr Treiben durchschauen.19 Ich selbst war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte nicht, daß sie gegen mich Böses planten: Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebenden, so daß man seinen Namen nicht mehr erwähnt.20 Aber der Herr der Heere richtet gerecht, er prüft Herz und Nieren. Ich werde sehen, wie du Rache an ihnen nimmst; denn dir habe ich meine Sache anvertraut.21 Darum - so spricht der Herr gegen die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten und sagen: Du darfst nicht als Prophet im Namen des Herrn auftreten, wenn du nicht durch unsere Hand sterben willst.22 Darum - so spricht der Herr der Heere: Seht, ich werde sie zur Rechenschaft ziehen. Die jungen Männer sterben durchs Schwert, ihre Söhne und Töchter sterben vor Hunger.23 So wird den Leuten von Anatot kein Rest mehr bleiben, wenn ich Unheil über sie bringe, das Jahr ihrer Bestrafung.

Das Buch Jeremia Kapitel 12

1 Du bleibst im Recht, Herr, wenn ich mit dir streite; dennoch muß ich mit dir rechten. Warum haben die Frevler Erfolg, weshalb können alle Abtrünnigen sorglos sein?2 Du hast sie eingepflanzt, und sie schlagen Wurzel, sie wachsen heran und bringen auch Frucht. Nur ihrem Mund bist du nah, ihrem Herzen aber fern.3 Du jedoch, Herr, kennst und durchschaust mich; du hast mein Herz erprobt und weißt, daß es an dir hängt. Raff sie weg wie Schafe zum Schlachten, sondere sie aus für den Tag des Mordens!4 Wie lange noch soll das Land vertrocknen, das Grün auf allen Feldern verdorren? Weil seine Bewohner Böses tun, schwinden Vieh und Vögel dahin. Denn sie denken: Er sieht unsre Zukunft nicht. -5 Wenn schon der Wettlauf mit Fußgängern dich ermüdet, wie willst du mit Pferden um die Wette laufen? Wenn du nur im friedlichen Land dich sicher fühlst, wie wirst du dich verhalten im Dickicht des Jordan?6 Selbst deine Brüder und das Haus deines Vaters handeln treulos an dir; auch sie schreien laut hinter dir her. Trau ihnen nicht, selbst wenn sie freundlich mit dir reden.7 Ich verlasse mein Haus, ich verstoße mein Erbteil. Meinen Herzensliebling gebe ich preis in die Hand seiner Feinde.8 Mein Erbteil wandte sich gegen mich wie ein Löwe im Wald. Es erhob gegen mich seine Stimme; deshalb bin ich ihm feind.9 Ist mir mein Erbteil zur Höhle einer Hyäne geworden, daß Raubvögel es umlagern? Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes, kommt zum Fraß!10 Hirten in großer Zahl haben meinen Weinberg verwüstet, mein Feld zertreten, mein prächtiges Feld zur öden Wüste gemacht.11 Man hat es in dürres Ödland verwandelt, verwüstet liegt es vor mir. Das ganze Land ist verödet, doch keiner nimmt sich das zu Herzen.12 Über alle Hügel der Steppe drangen Verderber ein; denn das Schwert des Herrn frißt von einem Ende des Landes zum andern. Kein Mensch bleibt unversehrt.13 Sie haben Weizen gesät und Dornen geerntet, sie haben sich abgemüht, doch ohne Ertrag. Enttäuscht sind sie von ihrer Ernte; (sie ist vernichtet) durch den glühenden Zorn des Herrn.14 So spricht der Herr: Alle meine bösen Nachbarn, die das Erbteil antasten, das ich meinem Volk Israel zum Erbe gegeben habe, fürwahr, ich reiße sie von ihrem Boden weg; doch auch das Haus Juda reiße ich aus ihrer Mitte.15 Aber nachdem ich sie weggerissen habe, will ich mich ihrer wieder erbarmen und sie zurückbringen, einen jeden in sein Erbteil und in seine Heimat.16 Lernen sie dann die rechte Lebensweise meines Volkes, so daß sie bei meinem Namen schwören: So wahr der Herr lebt!, wie sie vorher mein Volk gelehrt hatten, beim Baal zu schwören, dann sollen sie inmitten meines Volkes wiederhergestellt werden.17 Gehorchen sie jedoch nicht, so werde ich dieses Volk völlig ausreißen und vernichten - Spruch des Herrn.

Das Buch Jeremia Kapitel 13

1 So hat der Herr zu mir gesagt: Geh, kauf dir einen leinenen Gürtel, und leg ihn dir um die Hüften, aber tauch ihn nicht ins Wasser!2 Da kaufte ich, wie der Herr mir aufgetragen hatte, den Gürtel und legte ihn mir um die Hüften.3 Nun erging das Wort des Herrn zum zweitenmal an mich; er sagte:4 Nimm den gekauften Gürtel, den du um die Hüften trägst, mach dich auf den Weg an den Eufrat, und verbirg ihn dort in einer Felsspalte!5 Ich ging hin und verbarg ihn am Eufrat, wie mir der Herr befohlen hatte.6 Nach längerer Zeit sprach der Herr zu mir: Mach dich auf den Weg an den Eufrat, und hol den Gürtel zurück, den du dort auf meinen Befehl hin verborgen hast.7 Da ging ich zum Eufrat, suchte den Gürtel und holte ihn von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Doch der Gürtel war verdorben, zu nichts mehr zu gebrauchen.8 Nun erging das Wort des Herrn an mich:9 So spricht der Herr: Ebenso verderbe ich die stolze Pracht Judas und Jerusalems, wie groß sie auch sei.10 Dieses böse Volk weigert sich, auf meine Worte zu hören, es folgt dem Trieb seines Herzens und läuft anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten; es soll daher wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr zu gebrauchen ist.11 Denn wie sich der Gürtel den Hüften des Mannes anschmiegt, so wollte ich, daß sich das ganze Haus Juda mir anschmiegte - Spruch des Herrn -, damit es mein Volk und mein Ruhm, mein Preis und mein Schmuck wäre. Sie aber haben nicht gehorcht.12 Du sollst ihnen das folgende Wort ausrichten: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeden Krug kann man mit Wein füllen. Wenn sie dir darauf erwidern: Wissen wir nicht selbst, daß man jeden Krug mit Wein füllen kann?,13 dann sollst du ihnen antworten: So spricht der Herr: Seht, ich fülle alle Bewohner dieses Landes mit Trunkenheit, die Könige, die auf Davids Thron sitzen, die Priester, die Propheten und alle Einwohner Jerusalems.14 Ich zerschmettere sie, den einen am andern, Väter und Söhne zugleich - Spruch des Herrn. Keine Schonung, kein Mitleid und kein Erbarmen hält mich ab, sie zu vernichten.15 Hört und merkt auf! Seid nicht hochmütig; denn der Herr redet.16 Erweist dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, bevor es dunkel wird, bevor eure Füße straucheln auf dämmrigen Bergen. Wartet ihr dann auf das Licht - er verwandelt es in Finsternis und macht es zur Dunkelheit.17 Wenn ihr aber darauf nicht hört, so muß ich im Verborgenen weinen über den Hochmut, und mein Auge muß ohne Unterlaß Tränen vergießen, da die Herde des Herrn weggeführt wird.18 Sag zum König und zur Herrin: Setzt euch tief hinunter; denn eure prächtige Krone sinkt euch vom Haupt.19 Die Städte im Negeb sind verschlossen, und niemand kann sie öffnen. Weggeführt wird ganz Juda, vollständig weggeführt.20 Blick auf , und schau, wie sie kommen vom Norden! Wo bleibt da die Herde, die dir anvertraut war, deine prächtigen Schafe?21 Was wirst du sagen, wenn man die Freunde, die du selbst an dich gewöhnt hast, als Herren über dich setzt? Werden dich nicht Wehen ergreifen wie eine gebärende Frau?22 Und wenn du dich fragst: Warum hat mich das alles getroffen?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld wird deine Schleppe aufgehoben und dein Leib vergewaltigt.23 Ändert wohl ein Neger seine Hautfarbe oder ein Leopard seine Flecken? Dann könntet auch ihr euch noch bessern, die ihr ans Böse gewöhnt seid.24 So aber zerstreue ich euch wie Spreu, die verfliegt, wenn der Wüstenwind weht.25 Das ist dein Los, dein Lohn, von mir dir zugemessen - Spruch des Herrn -, weil du mich vergessen und dich auf Lügen verlassen hast.26 Nun hebe auch ich deine Schleppe auf, bis über dein Gesicht, so daß deine Schande offenbar wird,27 deine Ehebrüche, dein geiles Wiehern, deine schändliche Unzucht. Auf den Hügeln und auf dem Feld habe ich deine Greuel gesehen. Weh dir, Jerusalem, weil du dich nicht reinigst - wie lange noch?

Das Buch Jeremia Kapitel 14

1 Das Wort des Herrn erging an Jeremia wegen der großen Dürre:2 Juda ist ausgedörrt; seine Tore verfallen, sie sinken trauernd zu Boden, und Jerusalems Klageschrei steigt empor.3 Die Vornehmen schicken ihre Diener nach Wasser; sie kommen zu den Brunnen, finden aber kein Wasser; sie kehren mit leeren Krügen zurück. 4 Die Bauern sind um den Ackerboden besorgt; denn es fiel kein Regen im Land. Sie sind bestürzt und verhüllen ihr Haupt.5 Selbst die Hirschkuh im Feld läßt ihr Junges im Stich, weil kein Grün mehr da ist.6 Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen; sie schnappen nach Luft wie Schakale. Ihre Augen erlöschen; denn nirgends ist Gras.7 Unsre Sünden klagen uns an. Doch um deines Namens willen handle, o Herr! Ja, zahlreich sind unsre Vergehen; gegen dich haben wir gesündigt.8 Du, Israels Hoffnung, sein Retter zur Zeit der Not, warum bist du wie ein Fremder im Land und wie ein Wanderer, der nur über Nacht einkehrt?9 Warum bist du wie ein ratloser Mann, wie ein Krieger, der nicht zu siegen vermag? Du bist doch in unsrer Mitte, Herr, und dein Name ist über uns ausgerufen. Verlaß uns nicht!10 So spricht der Herr von diesem Volk: Haltlos hin und her zu schweifen, das lieben sie; ihren Füßen gönnen sie keine Ruhe. Doch der Herr hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt denkt er an ihre Schuld und straft ihre Sünden.11 Und der Herr sprach zu mir: Bete nicht um das Wohlergehen dieses Volkes!12 Auch wenn sie fasten, höre ich nicht auf ihr Flehen; wenn sie Brandopfer und Speiseopfer darbringen, habe ich kein Gefallen an ihnen. Durch Schwert, Hunger und Pest mache ich ihnen ein Ende.13 Da sagte ich: Ach, Herr und Gott, die Propheten sagen doch zu ihnen: Ihr werdet das Schwert nicht sehen, der Hunger wird nicht über euch kommen, sondern beständiges Heil gewähre ich euch an diesem Ort.14 Aber der Herr erwiderte mir: Lüge ist, was die Propheten in meinem Namen verkünden. Ich habe sie weder gesandt noch beauftragt, ich habe nicht zu ihnen gesprochen. Erlogene Visionen, leere Wahrsagerei und selbsterdachten Betrug verkünden sie euch.15 Darum spreche ich, der Herr, so gegen die Propheten, die in meinem Namen weissagen, obwohl ich sie nicht gesandt habe, und die behaupten, Schwert und Hunger werde es nicht geben in diesem Land: Durch Schwert und Hunger werden diese Propheten enden.16 Die Leute aber, denen sie weissagen, werden auf den Straßen Jerusalems liegen, hingestreckt durch Hunger und Schwert. Niemand wird sie begraben, sie, ihre Frauen, Söhne und Töchter. So gieße ich das verdiente Unheil über sie aus.17 Du sollst zu ihnen dieses Wort sagen: Meine Augen fließen über von Tränen bei Tag und bei Nacht und finden keine Ruhe. Denn großes Verderben brach herein über die Jungfrau, die Tochter, mein Volk, eine unheilbare Wunde.18 Gehe ich aufs Feld hinaus - seht, vom Schwert Durchbohrte! Komme ich in die Stadt - seht, vom Hunger Gequälte! Ja, auch Propheten und Priester werden verschleppt in ein Land, das sie nicht kennen.19 Hast du denn Juda ganz verworfen, wurde dir Zion zum Abscheu? Warum hast du uns so geschlagen, daß es für uns keine Heilung mehr gibt? Wir hofften auf Heil, doch kommt nichts Gutes, auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Schrecken!20 Wir erkennen, Herr, unser Unrecht, die Schuld unsrer Väter: Ja, wir haben gegen dich gesündigt.21 Um deines Namens willen verschmäh nicht, verstoß nicht den Thron deiner Herrlichkeit! Gedenke deines Bundes mit uns, und löse ihn nicht!22 Gibt es etwa Regenspender unter den Götzen der Völker? Oder ist es der Himmel, der von selbst regnen läßt? Bist nicht du es, Herr, unser Gott? Wir setzen unsre Hoffnung auf dich; denn du hast dies alles gemacht.

Das Buch Jeremia Kapitel 15

1 Doch der Herr sprach zu mir: Selbst wenn Mose und Samuel vor mein Angesicht träten, würde sich mein Herz diesem Volk nicht mehr zuneigen. Schaff sie mir aus den Augen, sie sollen gehen.2 Fragen sie dich dann: Wohin sollen wir gehen?, so sag ihnen: So spricht der Herr: Wer der Pest verfallen ist, zur Pest! Wer dem Schwert, zum Schwert! Wer dem Hunger, zum Hunger! Wer der Gefangenschaft, zur Gefangenschaft!3 Vier Plagen biete ich gegen sie auf - Spruch des Herrn: Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Fortschleifen, die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes zum Fressen und Vertilgen.4 Ich mache sie zu einem Bild des Schreckens für alle Reiche der Erde wegen des Manasse, des Sohnes Hiskijas, des Königs von Juda, zur Strafe für das, was er in Jerusalem verübt hat.5 Wer wird mit dir, Jerusalem, Mitleid haben, und wer wird dich bedauern? Wer wird kommen, um nach deinem Ergehen zu fragen?6 Du selbst hast mich verworfen - Spruch des Herrn - du hast mir den Rücken gekehrt. Deshalb streckte ich meine Hand gegen dich aus und zerstörte dich; ich bin der Nachsicht müde geworden.7 Die Bewohner habe ich mit der Schaufel geworfelt auf den freien Plätzen des Landes. Ich habe mein Volk kinderlos gemacht und es dem Untergang geweiht, weil es von seinen schlimmen Wegen nicht umkehren wollte.8 Seine Witwen wurden zahlreicher als der Sand am Meer; ich brachte über sie am hellen Mittag den Verwüster, ließ jählings auf sie fallen Angst und Schrecken.9 Die Mutter, die sieben Söhne gebar, welkte dahin, verhauchte ihr Leben. Ihr sank die Sonne mitten am Tag, sie fiel in Schande und Schmach. Den Rest des Volkes gebe ich dem Schwerte preis vor den Augen seiner Feinde - Spruch des Herrn.10 Weh mir, Mutter, daß du mich geboren hast, einen Mann, der mit aller Welt in Zank und Streit liegt. Ich bin niemands Gläubiger und niemands Schuldner, und doch fluchen mir alle.11 Fürwahr, Herr, ich habe dir mit gutem Willen gedient, ich bin für den Feind bei dir eingetreten zur Zeit des Unheils und der Bedrängnis.12 13 Dein Vermögen und deine Schätze gebe ich zur Plünderung preis als Lohn für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet.14 Ich mache dich zum Sklaven deiner Feinde in einem Land, das du nicht kennst. Denn Feuer lodert auf in meinem Zorn, gegen euch ist es entbrannt.]15 Du weißt es, Herr; denk an mich, und nimm dich meiner an! Nimm für mich Rache an meinen Verfolgern! Raff mich nicht hinweg, sondern schieb deinen Zorn hinaus! Bedenke, daß ich deinetwillen Schmach erleide.16 Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war mir Glück und Herzensfreude; denn dein Name ist über mir ausgerufen, Herr, Gott der Heere.17 Ich sitze nicht heiter im Kreis der Fröhlichen; von deiner Hand gepackt, sitze ich einsam; denn du hast mich mit Groll angefüllt.18 Warum dauert mein Leiden ewig und ist meine Wunde so bösartig, daß sie nicht heilen will? Wie ein versiegender Bach bist du mir geworden, ein unzuverlässiges Wasser.19 Darum - so spricht der Herr: Wenn du umkehrst, lasse ich dich umkehren, dann darfst du wieder vor mir stehen. Redest du Edles und nicht Gemeines, dann darfst du mir wieder Mund sein. Jene sollen sich dir zuwenden, du aber wende dich ihnen nicht zu.20 Dann mache ich dich für dieses Volk zur festen, ehernen Mauer. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dir zu helfen und dich zu retten - Spruch des Herrn.21 Ja, ich rette dich aus der Hand der Bösen, ich befreie dich aus der Faust der Tyrannen.

Das Buch Jeremia Kapitel 16

1 Das Wort des Herrn erging an mich:2 Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort.3 Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, über ihre Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, die sie zeugen in diesem Land:4 Eines qualvollen Todes müssen sie sterben; man wird sie nicht beklagen und nicht begraben; sie werden zum Dünger auf dem Acker. Durch Schwert und Hunger kommen sie um; ihre Leichen werden zum Fraß für die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes.5 Ja, so hat der Herr gesprochen: Betritt kein Trauerhaus, geh nicht zur Totenklage, und bezeig niemandem Beileid! Denn ich habe diesem Volk mein Heil entzogen - Spruch des Herrn -, die Güte und das Erbarmen.6 Groß und klein muß sterben in diesem Land; man wird sie nicht begraben und nicht beklagen. Niemand ritzt sich ihretwegen wund oder schert sich kahl.7 Keinem wird man das Trauerbrot brechen, um ihn wegen eines Verstorbenen zu trösten; man wird ihm nicht den Trostbecher reichen wegen seines Vaters oder seiner Mutter.8 Auch ein Haus, in dem ein Gastmahl stattfindet, sollst du nicht betreten, um mit den Leuten bei Speise und Trank zu sitzen.9 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, verstummen lasse ich an diesem Ort, vor euren Augen und in euren Tagen, Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut.10 Wenn du nun diesem Volk das alles verkündest und man dich fragt: Warum droht der Herr uns all dieses schwere Unheil an? Worin besteht unsre Schuld, und welche Sünde haben wir gegen den Herrn, unsern Gott, begangen?,11 so antworte ihnen: Eure Väter haben mich verlassen - Spruch des Herrn; sie liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und beteten sie an. Mich aber haben sie verlassen und meine Weisung nicht befolgt.12 Ihr selbst aber habt es noch schlimmer getrieben als eure Väter. Seht, jeder von euch folgt dem Trieb seines bösen Herzens, ohne auf mich zu hören.13 Darum schleudere ich euch aus diesem Land hinaus, in das Land, das euch und euren Vätern unbekannt war. Dort mögt ihr anderen Göttern dienen Tag und Nacht; ich aber werde euch keine Gnade mehr schenken.14 15 sondern: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt hat. Ich bringe sie zurück in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern gegeben habe.]16 Seht, ich hole viele Fischer - Spruch des Herrn -, die sollen sie fangen; dann hole ich viele Jäger, die sollen sie erlegen auf jedem Berg und Hügel und in den Felsenklüften.17 Denn meine Augen sehen alle ihre Wege; sie können sich vor mir nicht verstecken, und ihre Schuld ist vor meinen Augen nicht verborgen.18 So vergelte ich zunächst nach dem Maß ihrer Schuld und Sünde, weil sie mein Land durch das Aas ihrer Scheusale entweiht und mein Erbteil mit ihren abscheulichen Götzen angefüllt haben.19 Herr, meine Kraft und meine Burg, meine Zuflucht am Tag der Not! Zu dir kommen Völker von den Enden der Erde und sagen: Nur Trug besaßen unsre Väter, Wahngebilde, die nichts nützen.20 Kann ein Mensch sich Götter machen? Das sind doch keine Götter.21 Darum seht, ich bringe sie zur Erkenntnis; ja, diesmal bringe ich sie zur Erkenntnis meiner Macht und meiner Gewalt, und sie werden erkennen: Mein Name ist Jahwe, der Herr.

Das Buch Jeremia Kapitel 17

1 Judas Sünde ist aufgeschrieben mit eisernem Griffel, mit diamantenem Stift eingegraben in die Tafel ihres Herzens und in die Hörner ihrer Altäre,2 damit auch ihre Söhne noch denken an ihre Altäre und Kultpfähle bei den üppigen Bäumen und auf den hohen Hügeln des Berglands.3 Dein Vermögen und alle deine Schätze gebe ich zur Plünderung preis als Lohn für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet.4 Du mußt von deinem Erbteil lassen, das ich dir gegeben habe. Ich mache dich zum Sklaven deiner Feinde in einem Land, das du nicht kennst. Denn Feuer lodert auf in meinem Zorn, für immer ist es entbrannt.5 Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt, und dessen Herz sich abwendet vom Herrn.6 Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht; er bleibt auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt.7 Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verläßt und dessen Hoffnung der Herr ist.8 Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte.9 Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. Wer kann es ergründen?10 Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem zu vergelten, wie es sein Verhalten verdient, entsprechend der Frucht seiner Taten.11 Wie ein Rebhuhn, das ausbrütet, was es nicht gelegt hat, so ist ein Mensch, der Reichtum durch Unrecht erwirbt. In der Mitte seiner Tage muß er ihn verlassen, und am Ende steht er als Narr da.12 Ein Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, ist die Stätte unsres Heiligtums.13 Du Hoffnung Israels, Herr! Alle, die dich verlassen, werden zuschanden, die sich von dir abwenden, werden in den Staub geschrieben; denn sie haben den Herrn verlassen, den Quell lebendigen Wassers.14 Heile mich, Herr, so bin ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen; ja, mein Lobpreis bist du.15 Jene sagen zu mir: Wo bleibt denn das Wort des Herrn? Soll es doch eintreffen!16 Ich aber habe dich nie gedrängt wegen des Unheils und habe den Unglückstag nicht herbeigewünscht. Du weißt es selbst; was mir über die Lippen kam, liegt dir offen vor Augen.17 Werde nicht zum Schrecken für mich, du meine Zuflucht am Tag des Unheils!18 Meine Verfolger sollen zuschanden werden, nicht aber ich Sie sollen erschrecken, nicht aber ich Bring über sie den Tag des Unheils, zerbrich sie im verdienten Zusammenbruch!19 So sprach der Herr zu mir: Geh und stell dich in das Tor der Söhne des Volkes, durch das die Könige von Juda aus- und einziehen, und in alle Tore Jerusalems.20 Sag zu ihnen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda, ganz Juda und alle Einwohner Jerusalems, die ihr durch diese Tore kommt.21 So spricht der Herr: Hütet euch um eures Lebens willen, am Tag des Sabbats eine Last zu tragen und durch die Tore Jerusalems hereinzubringen.22 Auch dürft ihr am Sabbat keine Last aus euren Häusern hinaustragen und keinerlei Arbeit verrichten. Vielmehr sollt ihr den Sabbat heiligen, wie ich es euren Vätern geboten habe.23 Doch sie haben nicht gehört und ihr Ohr mir nicht zugeneigt, sondern ihren Nacken versteift, ohne zu gehorchen und ohne Zucht anzunehmen.24 Ihr aber, wenn ihr bereitwillig auf mich hört - Spruch des Herrn - und am Sabbat keine Last durch die Tore dieser Stadt bringt, sondern den Sabbat heiligt und an ihm keinerlei Arbeit verrichtet,25 dann werden durch die Tore dieser Stadt Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen; mit Wagen und Rossen werden sie fahren, sie und ihre Beamten, die Männer von Juda und die Einwohner Jerusalems, und diese Stadt wird für immer bewohnt sein.26 Dann kommen von den Städten Judas und aus der Umgebung Jerusalems, vom Land Benjamin, von der Schefela, vom Gebirge und vom Negeb her Wallfahrer, die Brandopfer, Schlachtopfer und Speiseopfer samt Weihrauch bringen; auch Dankopfer bringen sie dar im Haus des Herrn.27 Wenn ihr aber nicht auf mein Gebot hört, den Sabbat zu heiligen, keine Last zu tragen und am Sabbat durch die Tore Jerusalems zu bringen, dann lege ich Feuer an seine Tore, das Jerusalems Paläste verzehrt und nie mehr erlischt.

Das Buch Jeremia Kapitel 18

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:2 Mach dich auf, und geh zum Haus des Töpfers hinab! Dort will ich dir meine Worte mitteilen.3 So ging ich zum Haus des Töpfers hinab. Er arbeitete gerade mit der Töpferscheibe.4 Mißriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte, wie es beim Ton in der Hand des Töpfers vorkommen kann, so machte der Töpfer daraus wieder ein anderes Gefäß, ganz wie es ihm gefiel.5 Da erging an mich das Wort des Herrn:6 Kann ich nicht mit euch verfahren wie dieser Töpfer, Haus Israel? - Spruch des Herrn. Seht, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel.7 Bald drohe ich einem Volk oder einem Reich, es auszureißen, niederzureißen und zu vernichten.8 Kehrt aber das Volk, dem ich gedroht habe, um von seinem bösen Tun, so reut mich das Unheil, das ich ihm zugedacht hatte.9 Bald sage ich einem Volk oder einem Reich zu, es aufzubauen und einzupflanzen.10 Tut es aber dann, was mir mißfällt, und hört es nicht auf meine Stimme, so reut mich das Gute, das ich ihm zugesagt habe.11 Und nun sag zu den Leuten von Juda und zu den Einwohnern Jerusalems: So spricht der Herr: Seht, ich bereite Unheil gegen euch vor und fasse einen Plan gegen euch. Kehrt doch um, ein jeder von seinem bösen Weg, und bessert euer Verhalten und euer Tun!12 Aber sie werden sagen: Vergebliche Mühe! Wir wollen unseren eigenen Plänen folgen, und jeder von uns will nach dem Trieb seines bösen Herzens handeln.13 Deshalb spricht der Herr: Fragt unter den Völkern, wer je Ähnliches gehört hat. Ganz Abscheuliches hat die Jungfrau Israel getan.14 Weicht denn das Felsgestein von der Landschaft, der Schnee vom Libanon, oder versiegen immerströmende Wasser, sprudelnde Quellen?15 Mein Volk aber hat mich vergessen; nichtigen Götzen bringt es Opfer dar. Doch ich lasse sie straucheln auf ihren Wegen, den altgewohnten Bahnen, so daß sie auf ungebahnten Pfaden gehen müssen.16 Ich will ihr Land zu einem Ort des Entsetzens machen, zum Gespött für immer. Jeder, der dort vorbeikommt, wird sich entsetzen und den Kopf schütteln.17 Wie der Ostwind zerstreue ich sie vor dem Feind. Ich zeige ihnen den Rücken und nicht das Gesicht am Tag ihres Verderbens.18 Sie aber sagten: Kommt, laßt uns gegen Jeremia Pläne schmieden Denn nie wird dem Priester die Weisung ausgehen, dem Weisen der Rat und dem Propheten das Wort Kommt, wir wollen ihn mit seinen eigenen Worten schlagen und achtgeben auf alles, was er sagt.19 Gib du, Herr, acht auf mich, und höre das Gerede meiner Widersacher!20 Darf man denn Gutes mit Bösem vergelten? 21 Darum gib ihre Kinder dem Hunger preis, und liefere sie der Gewalt des Schwertes aus Ihre Frauen sollen der Kinder beraubt und zu Witwen werden, ihre Männer töte die Pest, ihre jungen Männer erschlage das Schwert in der Schlacht.22 Geschrei soll man hören aus ihren Häusern, wenn du plötzlich plündernde Horden über sie kommen läßt. Denn sie haben (mir) eine Grube gegraben, um mich zu fangen; meinen Füßen haben sie Schlingen gelegt.23 Du aber, Herr, du kennst all ihre Mordpläne gegen mich. Nimm für ihre Schuld keine Sühne an, lösch bei dir ihre Sünde nicht aus! Laß sie zu Fall kommen vor deinen Augen, handle an ihnen zur Zeit deines Zorns!

Das Buch Jeremia Kapitel 19

1 Der Herr sprach zu mir: Geh und kauf dir einen irdenen Krug, und nimm einige Älteste des Volkes und der Priester mit dir!2 Dann geh hinaus zum Tal Ben-Hinnom am Eingang des Scherbentors! Dort verkünde die Worte, die ich dir sage.3 Du sollst sagen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige und ihr Einwohner Jerusalems! So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich bringe solches Unheil über diesen Ort, daß jedem, der davon hört, die Ohren gellen.4 Denn sie haben mich verlassen, mir diesen Ort entfremdet und an ihm anderen Göttern geopfert, die ihnen, ihren Vätern und den Königen von Juda früher unbekannt waren. Mit dem Blut Unschuldiger haben sie diesen Ort angefüllt.5 Sie haben dem Baal eine Kulthöhe gebaut, um ihre Söhne als Brandopfer für den Baal im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen oder angeordnet habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.6 Seht, darum werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da wird man diesen Ort nicht mehr Tofet oder Tal Ben-Hinnom nennen, sondern Mordtal.7 Dann vereitle ich die Pläne Judas und Jerusalems an diesem Ort. Ich bringe sie vor den Augen ihrer Feinde durch das Schwert zu Fall und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ich gebe ihre Leichen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß.8 Ich mache diese Stadt zu einem Ort des Entsetzens und zum Gespött; jeder, der dort vorbeikommt, wird sich entsetzen und spotten über alle Schläge, die sie getroffen haben.9 Ich gebe ihnen das Fleisch ihrer Söhne und Töchter zu essen; einer wird das Fleisch des andern verzehren in der Not und Bedrängnis, mit der ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, sie bedrängen. -10 Dann zerbrich den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gehen.11 Sag ihnen: So spricht der Herr der Heere: Ebenso zerbreche ich dieses Volk und diese Stadt, wie man Töpfergeschirr zerbricht, so daß es nie wieder heil werden kann. Im Tofet wird man Tote bestatten, weil sonst kein Platz ist zum Begraben.12 So werde ich mit diesem Ort verfahren - Spruch des Herrn - und mit seinen Bewohnern, um diese Stadt dem Tofet gleichzumachen.13 Die Häuser Jerusalems und die Häuser der Könige von Juda sollen unrein werden wie der Ort des Tofet, alle Häuser, auf deren Dächern man dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer und anderen Göttern Trankopfer dargebracht hat. -14 Als nun Jeremia vom Tofet zurückkam, wohin der Herr ihn zum Weissagen gesandt hatte, begab er sich in den Vorhof beim Haus des Herrn und sagte zu allem Volk:15 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich bringe über diese Stadt und über alle ihre Nachbarstädte all das Unheil, das ich ihr angedroht habe, weil sie ihren Nacken versteift haben und nicht auf meine Worte hören wollen.

Das Buch Jeremia Kapitel 20

1 Der Priester Paschhur, der Sohn des Immer, der Oberaufseher im Haus des Herrn, hörte, wie Jeremia diese prophetischen Worte verkündete.2 Da ließ Paschhur den Propheten Jeremia schlagen und in den Block spannen, der im oberen Benjamintor beim Haus des Herrn war.3 Als ihn Paschhur am nächsten Morgen aus dem Block entließ, sagte Jeremia zu ihm: Nicht mehr Paschhur nennt dich der Herr, sondern: "Grauen ringsum".4 Denn so spricht der Herr: Ja, ich gebe dich dem Grauen preis, dich und alle deine Freunde. Sie werden unter dem Schwert ihrer Feinde fallen, und du mußt mit eigenen Augen zusehen. Ganz Juda aber gebe ich in die Hand des Königs von Babel; er wird sie nach Babel wegführen und mit dem Schwert erschlagen.5 Auch allen Besitz dieser Stadt, all ihre Habe, alles Kostbare und alle Schätze der Könige von Juda gebe ich in die Hand ihrer Feinde; sie werden alles rauben, wegschleppen und nach Babel bringen.6 Du aber, Paschhur, und alle deine Hausgenossen, ihr werdet in die Verbannung ziehen; nach Babel wirst du kommen, dort wirst du sterben und dort begraben werden, du und alle deine Freunde, denen du Lügen geweissagt hast.7 Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich.8 Ja, sooft ich rede, muß ich schreien, "Gewalt und Unterdrückung!" muß ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Spott und Hohn.9 Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern. Ich quälte mich, es auszuhalten, und konnte nicht;10 hörte ich doch das Flüstern der Vielen: Grauen ringsum! Zeigt ihn an! Wir wollen ihn anzeigen. Meine nächsten Bekannten warten alle darauf, daß ich stürze: Vielleicht läßt er sich betören, daß wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen.11 Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und kommen nicht auf. Sie werden schmählich zuschanden, da sie nichts erreichen, in ewiger, unvergeßlicher Schmach.12 Aber der Herr der Heere prüft den Gerechten, er sieht Herz und Nieren. Ich werde deine Rache an ihnen erleben; denn dir habe ich meine Sache anvertraut.13 Singt dem Herrn, rühmt den Herrn; denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter. -14 Verflucht der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, an dem meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet.15 Verflucht der Mann, der meinem Vater die frohe Kunde brachte: Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!, und ihn damit hoch erfreute.16 Jener Tag gleiche den Städten, die der Herr ohne Erbarmen zerstört hat. Er höre Wehgeschrei am Morgen und Kriegslärm um die Mittagszeit,17 weil er mich nicht sterben ließ im Mutterleib. So wäre meine Mutter mir zum Grab geworden, ihr Schoß auf ewig schwanger geblieben.18 Warum denn kam ich hervor aus dem Mutterschoß, um nur Mühsal und Kummer zu erleben und meine Tage in Schande zu beenden?

Das Buch Jeremia Kapitel 21

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als König Zidkija den Paschhur, den Sohn Malkijas, und den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zu ihm sandte mit dem Auftrag:2 Befrag doch den Herrn für uns! Denn Nebukadnezzar, der König von Babel, führt gegen uns Krieg; vielleicht handelt der Herr an uns wie bei all seinen früheren Wundern, so daß Nebukadnezzar von uns abziehen muß.3 Jeremia aber antwortete ihnen: Meldet Zidkija folgendes:4 So spricht der Herr, der Gott Israels: Fürwahr, ich drehe in eurer Hand die Waffen um, mit denen ihr vor der Mauer gegen den König von Babel und die Chaldäer, die euch belagern, kämpft, und hole sie ins Innere dieser Stadt.5 Ich selbst kämpfe gegen euch mit hoch erhobener Hand und starkem Arm, mit Zorn, Grimm und großem Groll.6 Ich schlage die Einwohner dieser Stadt, Mensch und Vieh; an schwerer Pest sollen sie sterben.7 Und danach - Spruch des Herrn - liefere ich Zidkija, den König von Juda, seine Diener und das Volk, das in dieser Stadt der Pest, dem Schwert und dem Hunger entronnen ist, der Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, aus, der Hand ihrer Feinde und der Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie mit scharfem Schwert erschlagen, ohne Mitleid, ohne Schonung, ohne Erbarmen. e8 Zu diesem Volk aber sollst du sagen: So spricht der Herr: Seht, den Weg des Lebens und den Weg des Todes stelle ich euch zur Wahl.9 Wer in dieser Stadt bleibt, der stirbt durch Schwert, Hunger und Pest. Wer aber hinausgeht und sich den Chaldäern, die euch belagern, ergibt, der wird überleben und sein Leben wie ein Beutestück gewinnen.10 Denn ich habe mein Angesicht gegen diese Stadt gerichtet zu ihrem Unheil, nicht zu ihrem Heil - Spruch des Herrn. Der Hand des Königs von Babel wird sie ausgeliefert, und er wird sie mit Feuer verbrennen.11 An das Haus des Königs von Juda: Hört das Wort des Herrn, Haus David!12 So spricht der Herr: Haltet jeden Morgen gerechtes Gericht! Rettet den Ausgeplünderten aus der Hand des Gewalttäters! Sonst bricht mein Zorn wie Feuer los; er brennt, und niemand kann löschen.13 Nun gehe ich gegen dich vor, du Stadt, die du in der Mulde des Felsengebirges über der Ebene wohnst - Spruch des Herrn. Ihr freilich sagt: Wer kann über uns kommen und eindringen in unsere Bauten?14 Ich zahle euch heim, wie es eure Taten verdienen - Spruch des Herrn. Ich lege Feuer an den Wald dieser Stadt, das ringsum alles verzehrt.

Das Buch Jeremia Kapitel 22

1 So hat der Herr gesprochen: Geh hinab in den Palast des Königs von Juda, und rede dort folgende Worte!2 Du sollst sagen: König von Juda, der du auf dem Thron Davids sitzt, höre das Wort des Herrn, du selbst, deine Diener und deine Leute, die durch diese Tore kommen.3 So spricht der Herr: Sorgt für Recht und Gerechtigkeit, und rettet den Ausgeplünderten aus der Hand des Gewalttäters! Fremde, Waisen und Witwen bedrängt und mißhandelt nicht; vergießt kein unschuldiges Blut an diesem Ort!4 Wenn ihr wirklich dieses Wort erfüllt, dann werden durch die Tore dieses Palastes Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen; mit Wagen und Rossen werden sie fahren, sie selbst, ihre Beamten und ihre Leute.5 Hört ihr aber nicht auf diese Worte, so schwöre ich bei mir selbst - Spruch des Herrn: Zum Trümmerhaufen wird dieser Palast.6 Ja, so spricht der Herr gegen den Palast des Königs von Juda: Giltst du mir auch so viel wie Gilead, wie der Gipfel des Libanon, fürwahr, ich mache dich zur Wüste, zur unbewohnten Stadt.7 Ich biete Verwüster gegen dich auf, die mit ihren Äxten kommen, deine auserlesenen Zedern umhauen und ins Feuer werfen.8 Wenn dann Leute aus vielen Völkern an dieser Stadt vorbeikommen und einander fragen: Warum hat der Herr so an dieser großen Stadt gehandelt?,9 wird man erwidern: Weil sie den Bund mit dem Herrn, ihrem Gott, aufgegeben, andere Götter angebetet und ihnen gedient haben.10 Weint nicht um den Toten, und beklagt ihn nicht! Weint vielmehr um den, der fortmußte; denn er kehrt nie wieder zurück, nie mehr sieht er sein Heimatland.11 Denn so spricht der Herr über Schallum, den Sohn Joschijas, den König von Juda, der seinem Vater Joschija in der Regierung gefolgt war und wegziehen mußte von diesem Ort: Nie mehr kommt er hierher zurück.12 An dem Ort, wohin man ihn verschleppt hat, dort wird er sterben und dieses Land nie wiedersehen.13 Weh dem, der seinen Palast mit Ungerechtigkeit baut, seine Gemächer mit Unrecht, der seinen Nächsten ohne Entgelt arbeiten läßt und ihm seinen Lohn nicht gibt,14 der sagt: Ich baue mir einen stattlichen Palast und weite Gemächer. Er setzt ihm hohe Fenster ein, täfelt ihn mit Zedernholz und bemalt ihn mit Mennigrot.15 Bist du König geworden, um mit Zedern zu prunken? Hat dein Vater nicht auch gegessen und getrunken, dabei aber für Recht und Gerechtigkeit gesorgt? Und es ging ihm gut.16 Dem Schwachen und Armen verhalf er zum Recht. Heißt nicht das, mich wirklich erkennen? - Spruch des Herrn.17 Doch deine Augen und dein Herz sind nur auf deinen Vorteil gerichtet, auf das Blut des Unschuldigen, das du vergießt, auf Bedrückung und Erpressung, die du verübst.18 Darum - so spricht der Herr über Jojakim, den Sohn Joschijas, den König von Juda: Man wird für ihn nicht die Totenklage halten: "Ach, mein Bruder! Ach, Schwester!" Man wird für ihn nicht die Totenklage halten: "Ach, der Herrscher! Ach, seine Majestät!"19 Ein Eselsbegräbnis wird er bekommen. Man schleift ihn weg und wirft ihn hin, draußen vor den Toren Jerusalems.20 (Jerusalem,) steig auf den Libanon, und schrei, im Baschan erheb deine Stimme, schrei vom Abarimgebirge herab, daß alle deine Freunde zerschmettert sind.21 Ich habe dir zugeredet, als du dich noch sicher fühltest; du aber hast gesagt: Ich höre nicht. So hast du es getrieben von Jugend an: Du hast auf meine Stimme nicht gehört.22 All deine Hirten wird der Wind weiden, deine Freunde müssen fort in die Gefangenschaft. Dann wirst du Schmach und Schande ernten wegen all deiner Untaten.23 Die du auf dem Libanon thronst (Jerusalem), in Zedern nistest, wie wirst du stöhnen, wenn Wehen über dich kommen, Schmerzen wie die einer Gebärenden.24 So wahr ich lebe - Spruch des Herrn -, selbst wenn Jojachin, der Sohn Jojakims und König von Juda, ein Siegelring an meiner Rechten wäre, ich risse dich weg.25 Ich gebe dich in die Hand derer, die dir nach dem Leben trachten, in die Hand derer, vor denen dir graut, in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, und in die Hand der Chaldäer.26 Ich schleudere dich samt deiner Mutter, die dich gebar, in ein anderes Land, in dem ihr nicht geboren seid, und dort werdet ihr sterben.27 In das Land aber, nach dem ihr Herz sehnlich zurückverlangt, werden sie nie wieder kommen. -28 Ist denn dieser Mann Jojachin ein verachtetes, zerschlagenes Gefäß oder ein Gerät, das niemand mehr mag? Warum wird er fortgeschleudert und hingeworfen in ein Land, das er nicht kennt?29 Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn!30 So spricht der Herr: Schreibt diesen Mann als kinderlos ein, als Mann, der in seinem Leben kein Glück hat. Denn keinem seiner Nachkommen wird es glücken, sich auf den Thron Davids zu setzen und wieder über Juda zu herrschen.

Das Buch Jeremia Kapitel 23

1 Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen - Spruch des Herrn.2 Darum - so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt ziehe ich euch zur Rechenschaft wegen eurer bösen Taten - Spruch des Herrn.3 Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide; sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren.4 Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verlorengehen - Spruch des Herrn.5 Seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, da werde ich für David einen gerechten Sproß erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land.6 In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.7 Darum seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus Ägypten heraufgeführt hat!,8 sondern: So wahr der Herr lebt, der das Geschlecht des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt und zurückgebracht hat. Dann werden sie wieder in ihrem Heimatland wohnen.9 Über die Propheten: Mir bricht das Herz in der Brust, alle meine Glieder zittern. Wie ein Betrunkener bin ich, wie ein Mann, der vom Wein überwältigt ist, wegen des Herrn und seiner heiligen Worte:10 Voll von Ehebrechern ist das Land; ja, wegen des Fluches vertrocknet das Land, sind die Weideplätze der Steppe verdorrt. Schlechtigkeit ist ihr Ziel, Unrecht ihre Stärke.11 Sogar Prophet und Priester sind ruchlose Frevler, selbst in meinem Haus stoße ich auf ihre Schlechtigkeit - Spruch des Herrn.12 Deshalb wird ihr Weg für sie wie ein schlüpfriger Pfad; sie stürzen in der Finsternis, sie kommen darin zu Fall. Denn Unheil bringe ich über sie, das Jahr ihrer Bestrafung - Spruch des Herrn.13 Zwar habe ich auch bei Samarias Propheten Häßliches gesehen: Sie weissagten im Namen des Baal und verführten mein Volk Israel.14 Aber bei den Propheten Jerusalems sah ich grauenhafte Dinge: Sie brechen die Ehe, gehen mit Lügen um und bestärken die Bösen, so daß keiner umkehrt von seinem bösen Treiben. Für mich sind alle wie Sodom, Jerusalems Einwohner sind für mich wie Gomorra.15 Darum - so spricht der Herr der Heere gegen die Propheten: Ich gebe ihnen Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken; denn von den Propheten Jerusalems ist Frevel ausgegangen ins ganze Land.16 So spricht der Herr der Heere: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen. Sie betören euch nur; sie verkünden Visionen, die aus dem eigenen Herzen stammen, nicht aus dem Mund des Herrn.17 Immerzu sagen sie denen, die das Wort des Herrn verachten: Das Heil ist euch sicher!; und jedem, der dem Trieb seines Herzens folgt, versprechen sie: Kein Unheil kommt über euch.18 Doch wer hat an der Ratsversammlung des Herrn teilgenommen, hat ihn gesehen und sein Wort gehört? Wer hat sein Wort vernommen und kann es verkünden?19 Hört, der Sturm des Herrn bricht los. Ein Wirbelsturm braust hinweg über die Köpfe der Frevler.20 Der Zorn des Herrn hört nicht auf, bis er die Pläne seines Herzens ausgeführt und vollbracht hat. Am Ende der Tage werdet ihr es klar erkennen.21 Ich habe diese Propheten nicht ausgesandt, dennoch laufen sie; ich habe nicht zu ihnen gesprochen, dennoch weissagen sie.22 Hätten sie an meiner Ratsversammlung teilgenommen, so könnten sie meinem Volk meine Worte verkünden, damit es umkehrt von seinem schlechten Weg und von seinen bösen Taten.23 Bin ich denn ein Gott aus der Nähe - Spruch des Herrn - und nicht vielmehr ein Gott aus der Ferne?24 Kann sich einer in Schlupfwinkeln verstecken, so daß ich ihn nicht sähe? - Spruch des Herrn. Bin nicht ich es, der Himmel und Erde erfüllt? - Spruch des Herrn.25 Ich habe gehört, was die Propheten reden, die in meinem Namen Lügen weissagen und sprechen: Einen Traum habe ich gehabt, einen Traum.26 Wie lange noch? Haben sie denn wirklich etwas in sich, die Propheten, die Lügen weissagen und selbsterdachten Betrug?27 Durch ihre Träume, die sie einander erzählen, möchten sie meinen Namen in Vergessenheit bringen bei meinem Volk, wie ihre Väter meinen Namen wegen des Baal vergessen haben.28 Der Prophet, der einen Traum hat, erzählt nur einen Traum; wer aber mein Wort hat, der verkündet wahrhaftig mein Wort. Was hat das Stroh mit dem Korn zu tun? - Spruch des Herrn.29 Ist nicht mein Wort wie Feuer - Spruch des Herrn - und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?30 Darum gehe ich nun gegen die Propheten vor - Spruch des Herrn -, die einander meine Worte stehlen.31 Nun gehe ich gegen die Propheten vor - Spruch des Herrn -, die ihre Zunge gebrauchen, um Sprüche zu machen.32 Ja, nun gehe ich gegen die Propheten mit ihren erlogenen Träumen vor - Spruch des Herrn; sie erzählen die Träume und verführen mein Volk durch ihre Lügen und ihr freches Geschwätz. Ich aber habe sie weder gesandt noch beauftragt, und sie sind diesem Volk ganz unnütz - Spruch des Herrn.33 Fragt dich dieses Volk oder ein Prophet oder ein Priester: Was ist der "Last-Spruch" des Herrn?, so antworte ihnen: Ihr selbst seid die Last, und ich werfe euch ab - Spruch des Herrn.34 Den Propheten aber, den Priester und das Volk, jeden, der sagt: "Last-Spruch des Herrn", den ziehe ich samt seinem Haus zur Rechenschaft - Spruch des Herrn.35 Vielmehr sollt ihr so zueinander und untereinander sagen: Was hat der Herr geantwortet?, oder: Was hat der Herr gesagt?36 Aber den Ausdruck "Last-Spruch des Herrn" sollt ihr nicht mehr gebrauchen. Denn "die Last" ist für jeden sein eigenes Wort, weil ihr die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heere, unseres Gottes, verdreht habt.37 So soll man zum Propheten sagen: Was hat der Herr dir geantwortet?, oder: Was hat der Herr gesagt?38 Wenn ihr aber "Last-Spruch des Herrn" sagt, so sagt der Herr darauf: Weil ihr dieses Wort "Last-Spruch des Herrn" gebraucht, obwohl ich euch verbieten ließ, "Last-Spruch des Herrn" zu sagen,39 darum hebe ich euch empor und schleudere euch samt der Stadt, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, weg von meinem Angesicht.40 Ich verhänge über euch ewige Schande und ewige Schmach, die nie vergessen werden soll.

Das Buch Jeremia Kapitel 24

1 Der Herr ließ mich schauen: Da standen zwei Körbe mit Feigen vor dem Tempel des Herrn. Dies geschah, nachdem Nebukadnezzar, der König von Babel, Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, sowie die Großen von Juda samt den Schmieden und Schlossern aus Jerusalem weggeführt und nach Babel gebracht hatte.2 In dem einen Korb waren sehr gute Feigen, wie Frühfeigen, im andern Korb sehr schlechte Feigen, so schlecht, daß sie ungenießbar waren.3 Der Herr fragte mich: Was siehst du, Jeremia? Feigen, antwortete ich. Die guten Feigen sind sehr gut, die schlechten aber sehr schlecht, so schlecht, daß sie ungenießbar sind.4 Nun erging an mich das Wort des Herrn:5 So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie auf diese guten Feigen, so schaue ich liebevoll auf die Verschleppten aus Juda, die ich von diesem Ort vertrieben habe ins Land der Chaldäer.6 Ich richte meine Augen liebevoll auf sie und lasse sie in dieses Land heimkehren. Ich will sie aufbauen, nicht niederreißen, einpflanzen, nicht ausreißen.7 Ich gebe ihnen ein Herz, damit sie erkennen, daß ich der Herr bin. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein; denn sie werden mit ganzem Herzen zu mir umkehren.8 Aber wie mit den schlechten Feigen, die so schlecht sind, daß sie ungenießbar sind, so verfahre ich mit Zidkija, dem König von Juda, mit seinen Großen und dem Rest Jerusalems, mit denen, die in diesem Land übriggeblieben sind, und denen, die sich in Ägypten niedergelassen haben.9 Ich mache sie zu einem Bild des Schreckens für alle Reiche der Erde, zum Schimpf und Gespött, zum Hohn und zum Fluch an allen Orten, an die ich sie verstoße.10 Ich sende unter sie Schwert, Hunger und Pest, bis sie ganz ausgerottet sind aus dem Land, das ich ihnen und ihren Vätern gegeben habe.

Das Buch Jeremia Kapitel 25

1 Das Wort über das ganze Volk von Juda, das an Jeremia erging im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda; es war das erste Jahr Nebukadnezzars, des Königs von Babel.2 Der Prophet Jeremia richtete es an das ganze Volk von Juda und an alle Einwohner Jerusalems; er sagte:3 Seit dem dreizehnten Jahr Joschijas, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis zum heutigen Tag, also dreiundzwanzig Jahre lang, ist an mich das Wort des Herrn ergangen, und ich habe es euch unermüdlich weitergegeben. 4 Der Herr hat immer wieder alle seine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt. Ihr aber habt nicht gehört und euer Ohr nicht geneigt, um zu hören.]5 Ich sagte: Kehrt doch alle um von eurem schlechten Weg und von euren bösen Taten; dann dürft ihr in dem Land bleiben, das der Herr euch und euren Vätern gegeben hat seit jeher und für immer.6 7 Aber ihr habt nicht auf mich gehört .8 Darum - so spricht der Herr der Heere: Weil ihr auf meine Worte nicht gehört habt,9 darum hole ich alle Stämme des Nordens herbei - Spruch des Herrn -, auch Nebukadnezzar, den König von Babel, meinen Knecht. Ich lasse sie über dieses Land und seine Bewohner kommen und über alle diese Völker ringsum. Ich weihe sie dem Untergang und mache sie zu einem Bild des Entsetzens, zum Gespött und zur dauernden Schmach.10 Ich lasse bei ihnen aufhören den Jubelruf und den Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut, das Geräusch der Handmühle und das Licht der Lampe.11 Dieses ganze Land wird zum Trümmerfeld und zu einem Bild des Entsetzens, und diese Völker werden dem König von Babel siebzig Jahre lang dienen.12 Sind aber die siebzig Jahre vorüber, dann ziehe ich den König von Babel und jenes Volk zur Rechenschaft für ihre Schuld - Spruch des Herrn - und auch das Land der Chaldäer, indem ich es für immer zur schaurigen Wüste mache.13 Ich lasse über jenes Land all das kommen, was ich ihm angedroht habe, alles, was in diesem Buch aufgezeichnet ist .14 Denn auch sie werden mächtigen Völkern und großen Königen dienen müssen. So vergelte ich ihnen entsprechend ihren Taten und dem Tun ihrer Hände.15 Ja, so hat der Herr, der Gott Israels, zu mir gesprochen: Nimm diesen Becher voll Zornwein aus meiner Hand, und gib ihn allen Völkern zu trinken, zu denen ich dich sende.16 Trinken sollen sie, taumeln und torkeln vor dem Schwert, das ich unter sie schicke.17 Da nahm ich den Becher aus der Hand des Herrn und ließ alle Völker trinken, zu denen der Herr mich sandte:18 Jerusalem und die Städte Judas - samt seinen Königen und Fürsten -, um sie zu Trümmerhaufen zu machen, zu einem Bild des Entsetzens, zum Gespött und zum Fluch ,19 den Pharao, den König von Ägypten, samt seinen Höflingen und Fürsten und seinem ganzen Volk,20 das gesamte Völkergemisch, alle Könige des Landes Uz, alle Könige des Philisterlandes, (die Städte) Aschkelon, Gaza, Ekron und den Rest von Aschdod,21 Edom, Moab und die Ammoniter,22 alle Könige von Tyrus, alle Könige von Sidon sowie die Könige der Inseln jenseits des Meeres,23 Dedan, Tema, Bus und alle mit gestutztem Haar,24 alle Könige Arabiens und alle Könige des Völkergemisches, die in der Wüste wohnen,25 alle Könige von Simri, von Elam und Medien,26 auch alle Könige des Nordens, die in der Nähe und die in der Ferne, einen nach dem andern, ja, alle Reiche , die es auf der Erde gibt; und zuletzt soll der König von Scheschach trinken.27 Sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Trinkt, berauscht euch, und speit, stürzt hin, und steht nicht mehr auf vor dem Schwert, das ich unter euch schicke.28 Weigern sie sich aber, den Becher aus deiner Hand anzunehmen und zu trinken, dann sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere: Trinken müßt ihr.29 Denn seht, bei der Stadt, über der mein Name ausgerufen ist, beginne ich mit dem Unheil, und da solltet ihr ungestraft bleiben? Nein, ihr werdet nicht ungestraft bleiben; denn ich rufe das Schwert gegen alle Bewohner der Erde - Spruch des Herrn der Heere.30 Du aber sollst ihnen als Prophet alle diese Worte verkünden und zu ihnen sagen: Aus der Höhe herab donnert der Herr, von seiner heiligen Wohnung her läßt er seine Stimme erschallen. Mächtig donnert er über seiner Flur und ruft wie die Keltertreter.31 Zu allen Erdbewohnern dringt der Schall, ja bis ans Ende der Erde; denn der Herr hat einen Rechtsstreit mit den Völkern: Er hält Gericht über alle Sterblichen und liefert die Schuldigen dem Schwert aus - Spruch des Herrn.32 So spricht der Herr der Heere: Seht, Unheil schreitet von Volk zu Volk, ein gewaltiger Sturm bricht los von den Grenzen der Erde.33 Die vom Herrn Erschlagenen liegen an jenem Tag von einem Ende der Erde bis zum andern. Man beklagt sie nicht, man sammelt sie nicht und begräbt sie nicht; sie werden zum Dünger auf dem Acker.34 Klagt, ihr Hirten, und schreit; wälzt euch im Staub, ihr Herren der Herde! Denn die Zeit ist gekommen, daß ihr geschlachtet werdet; ich zerschmettere euch, daß ihr berstet wie ein Prunkgefäß.35 Es gibt keine Flucht mehr für die Hirten, kein Entrinnen für die Herren der Herde.36 Horcht, wie die Hirten schreien und die Herren der Herde wehklagen, weil der Herr ihre Weide verwüstet.37 Verdorrt sind die friedlichen Wiesen vor dem glühenden Zorn des Herrn.38 Er verläßt sein Versteck wie ein Löwe; ihr Land ist zu einem Bild des Entsetzens geworden durch sein rasendes Schwert und durch die Glut seines Zorns.

Das Buch Jeremia Kapitel 26

1 Im Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging vom Herrn dieses Wort:2 So spricht der Herr: Stell dich in den Vorhof des Hauses des Herrn, und sag zu den Leuten, die aus allen Städten Judas kommen, um im Haus des Herrn anzubeten, alles, was ich dir ihnen zu verkünden aufgetragen habe; kein Wort sollst du weglassen.3 Vielleicht hören sie und kehren um, jeder von seinem bösen Weg, so daß mich das Unheil reut, das ich ihnen wegen ihrer schlechten Taten zugedacht habe.4 Sag also zu ihnen: So spricht der Herr: Wenn ihr nicht auf mein Wort hört und meiner Weisung nicht folgt, die ich euch gegeben habe,5 wenn ihr nicht auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, hört, die ich immer wieder zu euch sende, obwohl ihr nicht hört,6 dann verfahre ich mit diesem Haus wie mit Schilo und mache diese Stadt zu einem Fluch bei allen Völkern der Erde.7 Die Priester, die Propheten und das ganze Volk hörten, wie Jeremia diese Worte vor dem Haus des Herrn vortrug.8 Als Jeremia alles gesagt hatte, was er im Auftrag des Herrn vor dem ganzen Volk zu verkünden hatte, ergriffen ihn die Priester, die Propheten und alles Volk und schrien: Jetzt mußt du sterben.9 Warum weissagst du im Namen des Herrn: Wie Schilo wird es diesem Haus gehen, und diese Stadt wird verwüstet und entvölkert werden? Das ganze Volk rottete sich beim Haus des Herrn um Jeremia zusammen.10 Als die Beamten Judas von diesen Vorgängen hörten, gingen sie vom Königspalast zum Haus des Herrn hinauf und setzten sich am Eingang des Neuen Tempeltors nieder.11 Die Priester und Propheten sagten zu den Beamten und zum ganzen Volk: Dieser Mann hat den Tod verdient; denn er hat gegen diese Stadt geweissagt, wie ihr mit eigenen Ohren gehört habt.12 Jeremia aber erwiderte allen Beamten und dem ganzen Volk: Der Herr hat mich gesandt, damit ich als Prophet gegen dieses Haus und diese Stadt alle Worte verkünde, die ihr gehört habt.13 Nun also, bessert euer Verhalten und euer Tun, und hört auf die Stimme des Herrn, eures Gottes! Dann wird den Herrn das Unheil reuen, das er euch angedroht hat.14 Ich selbst bin in eurer Hand; macht mit mir, was ihr für gut und recht haltet.15 Aber das sollt ihr wissen: Wenn ihr mich tötet, bringt ihr unschuldiges Blut über euch, über diese Stadt und ihre Einwohner. Denn der Herr hat mich wirklich zu euch gesandt, damit ich euch alle diese Worte in die Ohren rufe.16 Da sagten die Beamten und das ganze Volk zu den Priestern und Propheten: Dieser Mann hat den Tod nicht verdient; denn er hat zu uns im Namen des Herrn, unseres Gottes, geredet.17 Einige von den Ältesten des Landes standen auf und sagten zu der ganzen Volksversammlung:18 Micha von Moreschet, der zur Zeit Hiskijas, des Königs von Juda, als Prophet wirkte, hat zum ganzen Volk Juda gesagt: So spricht der Herr der Heere: Zion wird umgepflügt zu Ackerland, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen, der Tempelberg zur überwucherten Höhe.19 Haben ihn etwa Hiskija, der König von Juda, und ganz Juda deshalb hingerichtet? Hat er nicht Gott gefürchtet und den Zorn des Herrn besänftigt, so daß den Herrn das Unheil reute, das er ihnen angedroht hatte? Und wir sollten ein so großes Unrecht tun zu unserem eigenen Schaden?20 Damals wirkte noch ein anderer Mann als Prophet im Namen des Herrn, Urija, der Sohn Schemajas, aus Kirjat-Jearim. Er weissagte gegen diese Stadt und dieses Land mit ganz ähnlichen Worten wie Jeremia.21 Der König Jojakim, alle seine Heerführer und alle Beamten hörten von seinen Reden. Daher suchte der König ihn zu töten. Als Urija davon erfuhr, bekam er Angst, floh und gelangte nach Ägypten.22 Der König Jojakim aber schickte Leute nach Ägypten, nämlich Elnatan, den Sohn Achbors, mit einigen Männern.23 Sie holten Urija aus Ägypten und brachten ihn zu König Jojakim; dieser ließ ihn mit dem Schwert erschlagen und seinen Leichnam zu den Gräbern des niedrigen Volkes werfen.24 Ahikam jedoch, der Sohn Schafans, beschützte Jeremia, so daß man ihn nicht dem Volk auslieferte, das ihn töten wollte.

Das Buch Jeremia Kapitel 27

1 Im Anfang der Regierung Zidkijas, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging vom Herrn folgendes Wort an Jeremia.2 So sprach der Herr zu mir: Mach dir Stricke und Jochhölzer, und leg sie dir auf den Nacken!3 Dann schick eine Botschaft an den König von Edom, den König von Moab, den König der Ammoniter, den König von Tyrus und den König von Sidon, durch die Gesandten, die zu Zidkija, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind.4 Gib ihnen folgenden Auftrag an ihre Gebieter: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Sagt so zu euren Gebietern:5 Ich bin es, der die Erde erschaffen hat samt den Menschen und den Tieren, die auf der Erde leben, durch meine gewaltige Kraft und meinen hoch erhobenen Arm, und ich gebe sie, wem ich will.6 Jetzt gebe ich alle diese Länder in die Hand meines Knechtes, des Königs Nebukadnezzar von Babel; selbst die Tiere des Feldes mache ich ihm dienstbar.7 Alle Völker sollen ihm untertan sein, ihm, seinem Sohn und seinem Enkel, bis auch für sein eigenes Land die Zeit kommt, daß große Völker und mächtige Könige es knechten.8 Will aber ein Volk oder Reich dem König Nebukadnezzar von Babel nicht untertan sein und seinen Nacken nicht unter das Joch des Königs von Babel beugen, so werde ich dieses Volk mit Schwert, Hunger und Pest heimsuchen - Spruch des Herrn -, bis ich es seiner Hand ausgeliefert habe.9 Ihr aber, hört nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Träumer, Zeichendeuter und Zauberer, wenn sie zu euch sagen: Ihr werdet dem König von Babel nicht untertan sein.10 Denn sie lügen, wenn sie euch weissagen, und damit vertreiben sie euch aus eurer Heimat; denn ich verstoße euch, so daß ihr zugrunde geht.11 Das Volk aber, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babel beugt und ihm untertan ist, lasse ich ungestört auf seinem heimatlichen Boden - Spruch des Herrn -; es kann ihn bebauen und auf ihm wohnen.12 Auch zu Zidkija, dem König von Juda, redete ich ganz in diesem Sinn: Beugt euren Nacken unter das Joch des Königs von Babel, und seid ihm und seinem Volk untertan; dann bleibt ihr am Leben.13 Warum sollt ihr, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest umkommen, wie der Herr dem Volk, das dem König von Babel nicht untertan sein will, angedroht hat?14 Hört nicht auf die Reden der Propheten, die zu euch sagen: Ihr sollt dem König von Babel nicht untertan sein. Denn was sie euch weissagen, ist Lüge.15 Ich habe sie nicht gesandt - Spruch des Herrn -; darum ist es Lüge, wenn sie in meinem Namen weissagen; die Folge wird sein, daß ich euch verstoße und daß ihr zugrunde geht, ihr und die Propheten, die euch weissagen.16 Zu den Priestern und dem ganzen Volk sagte ich: So spricht der Herr: Hört nicht auf die Reden eurer Propheten, die euch weissagen: Die Geräte des Hauses des Herrn werden aus Babel zurückgebracht werden, und zwar bald. Denn was sie euch weissagen, ist Lüge.17 Hört nicht auf sie! Seid dem König von Babel untertan; dann bleibt ihr am Leben. Warum soll diese Stadt ein Trümmerhaufen werden?18 Wenn sie Propheten sind und das Wort des Herrn wirklich bei ihnen ist, so mögen sie doch den Herrn der Heere bestürmen, daß die Geräte, die noch im Haus des Herrn, im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem verblieben sind, nicht auch nach Babel kommen.19 Denn so spricht der Herr der Heere über die Säulen, das Eherne Meer, die fahrbaren Gestelle und den Rest der in dieser Stadt noch verbliebenen Geräte,20 die Nebukadnezzar, der König von Babel, nicht mitgenommen hat, als er Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, aus Jerusalem nach Babel verschleppte samt allen Vornehmen Judas und Jerusalems:21 Ja, so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels, über die Geräte, die im Haus des Herrn, im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem verblieben sind:22 Nach Babel werden sie gebracht, und dort bleiben sie bis zu dem Tag, an dem ich mich ihrer annehme - Spruch des Herrn - und sie wieder an diesen Ort heraufbringe.

Das Buch Jeremia Kapitel 28

1 Im selben Jahr, im Anfang der Regierung Zidkijas, des Königs von Juda, im fünften Monat des vierten Jahres, sagte der Prophet Hananja, der Sohn Asurs aus Gibeon, im Haus des Herrn vor den Priestern und dem ganzen Volk zu Jeremia:2 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.3 Noch zwei Jahre, und ich bringe alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezzar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel gebracht hat, wieder an diesen Ort zurück.4 Auch Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt allen Verschleppten aus Juda, die nach Babel gebracht wurden, führe ich an diesen Ort zurück - Spruch des Herrn -; denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.5 Der Prophet Jeremia antwortete dem Propheten Hananja vor den Priestern und vor dem ganzen Volk, das im Haus des Herrn stand.6 Der Prophet Jeremia sagte: Ganz recht! Mag der Herr so tun. Der Herr erfülle deine Worte, die du verkündet hast, und bringe die Geräte des Hauses des Herrn und alle Verschleppten aus Babel zurück an diesen Ort.7 Doch höre das Wort, das ich dir und dem ganzen Volk in die Ohren rufe:8 Die Propheten, die vor mir und vor dir je gelebt haben, weissagten Krieg, Unheil und Pest gegen viele Länder und mächtige Reiche.9 Der Prophet aber, der Heil weissagt - an der Erfüllung des prophetischen Wortes erkennt man den Propheten, den der Herr wirklich gesandt hat.10 Da nahm der Prophet Hananja das Jochholz vom Nacken des Propheten Jeremia und brach es entzwei.11 Vor dem ganzen Volk erklärte Hananja: So spricht der Herr: Ebenso nehme ich binnen zwei Jahren das Joch Nebukadnezzars, des Königs von Babel, vom Nacken aller Völker und zerbreche es. Der Prophet Jeremia ging seines Weges.12 Nachdem nun der Prophet Hananja das Jochholz vom Nacken des Propheten Jeremia genommen und zerbrochen hatte, erging das Wort des Herrn an Jeremia:13 Geh und sag zu Hananja: So spricht der Herr: Jochstangen aus Holz hast du zerbrochen, dafür aber mußt du nun Jochstangen aus Eisen machen.14 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich auf den Nacken aller dieser Völker gelegt; sie müssen Nebukadnezzar, dem König von Babel, untertan sein. 15 Der Prophet Jeremia sagte also zum Propheten Hananja: Höre, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, und du hast dieses Volk dazu verführt, auf Lügen zu vertrauen.16 Darum - so spricht der Herr: Siehe, ich schaffe dich vom Erdboden fort. Noch in diesem Jahr bist du tot; denn du hast Auflehnung gegen den Herrn gepredigt.17 Im siebten Monat desselben Jahres starb der Prophet Hananja.

Das Buch Jeremia Kapitel 29

1 Das ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremia aus Jerusalem an den Rest der Ältesten der Gemeinde der Verbannten sandte, an die Priester, Propheten und das ganze Volk, das Nebukadnezzar von Jerusalem nach Babel verschleppt hatte,2 nachdem der König Jojachin, die Herrin, die Hofbeamten, die Großen von Juda und Jerusalem sowie die Schmiede und Schlosser aus Jerusalem fortgezogen waren;3 er schickte den Brief durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zidkija, der König von Juda, nach Babel zu Nebukadnezzar, dem König von Babel, sandte:4 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels, zur ganzen Gemeinde der Verbannten, die ich von Jerusalem nach Babel weggeführt habe:5 Baut Häuser, und wohnt darin, pflanzt Gärten, und eßt ihre Früchte!6 Nehmt euch Frauen, und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure Töchter Männern, damit sie Söhne und Töchter gebären. Ihr sollt euch dort vermehren und nicht vermindern.7 Bemüht euch um das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn; denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl.8 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Laßt euch nicht täuschen von den Propheten, die unter euch sind, und von euren Wahrsagern. Hört nicht auf die Träume, die sie träumen.9 Denn Lüge ist das, was sie euch in meinem Namen weissagen; ich habe sie nicht gesandt - Spruch des Herrn.10 Ja, so spricht der Herr: Wenn siebzig Jahre für Babel vorüber sind, dann werde ich nach euch sehen, mein Heilswort an euch erfüllen und euch an diesen Ort zurückführen.11 Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe - Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.12 Wenn ihr mich ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, so erhöre ich euch.13 Sucht ihr mich, so findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt,14 lasse ich mich von euch finden - Spruch des Herrn. Ich wende euer Geschick und sammle euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch versprengt habe - Spruch des Herrn. Ich bringe euch an den Ort zurück, von dem ich euch weggeführt habe.15 Zwar werdet ihr sagen: Auch in Babel hat der Herr für uns Propheten auftreten lassen.16 17 so spricht der Herr der Heere: Seht, ich schicke unter sie Schwert, Hunger und Pest, und ich behandle sie wie verdorbene Feigen, die so schlecht sind, daß sie ungenießbar sind.18 Ich verfolge sie mit Schwert, Hunger und Pest und mache sie zu einem Bild des Schreckens für alle Reiche der Erde, zum Fluch und zum Entsetzen, zum Hohn und Gespött aller Völker, zu denen ich sie verstoße,19 weil sie nicht auf meine Worte gehört haben - Spruch des Herrn -, obwohl ich immer wieder meine Knechte, die Propheten, zu ihnen gesandt habe; ihr aber habt nicht gehört - Spruch des Herrn.20 Ihr jedoch, hört jetzt das Wort des Herrn, all ihr Verschleppten, die ich von Jerusalem nach Babel wegführen ließ.]21 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels, über Ahab, den Sohn Kolajas, und über Zidkija, den Sohn Maasejas, die euch in meinem Namen Lüge weissagen: Seht, ich liefere sie Nebukadnezzar, dem König von Babel, aus. Er wird sie vor euren Augen niederhauen lassen.22 Dann wird man bei allen Verschleppten Judas, die in Babel sind, von ihnen das Fluchwort herleiten: Der Herr mache dich Zidkija und Ahab gleich, die der König von Babel im Feuer rösten ließ.23 Sie haben nämlich Schändliches in Israel getrieben, mit den Frauen ihrer Nächsten Ehebruch begangen und in meinem Namen Worte verkündet, die ich ihnen nicht aufgetragen hatte. Ich bin der Wissende und der Zeuge - Spruch des Herrn.24 Zu Schemaja aus Nehelam sollst du sagen:25 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Du hast in deinem eigenen Namen einen Brief an den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, geschickt mit diesem Inhalt:26 Der Herr hat dich anstelle des Priesters Jojada zum Priester bestellt, damit du im Haus des Herrn achtgibst auf jeden verrückten Propheten und ihn in Block und Halseisen legst.27 Warum bist du also nicht gegen Jeremia aus Anatot eingeschritten, der sich bei euch wie ein Prophet gebärdet?28 Deshalb hat er auch an uns nach Babel die Botschaft geschickt: Es wird noch lange dauern; baut Häuser, und wohnt darin, pflanzt Gärten, und genießt ihre Früchte!29 Der Priester Zefanja aber hatte diesen Brief dem Propheten Jeremia vorgelesen.30 Da erging das Wort des Herrn an Jeremia:31 Schick eine Botschaft an alle Verschleppten: So spricht der Herr über Schemaja aus Nehelam: Weil Schemaja euch geweissagt hat, obwohl ich ihn nicht gesandt hatte, und weil er euch dazu verführt hat, auf Lügen zu vertrauen,32 darum - so spricht der Herr: Seht, ich ziehe Schemaja aus Nehelam und seine Nachkommen zur Rechenschaft. Keiner von den Seinen soll unter diesem Volk wohnen bleiben und das Glück schauen, das ich meinem Volk bereite - Spruch des Herrn -; denn er hat Auflehnung gegen den Herrn gepredigt.

Das Buch Jeremia Kapitel 30

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:2 So spricht der Herr, der Gott Israels: Schreib dir alle Worte, die ich dir gesagt habe, in ein Buch!3 Denn seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da wende ich das Geschick meines Volkes Israel und Juda, spricht der Herr. Ich führe sie zurück in das Land, das ich ihren Vätern zum Besitz gegeben habe.4 Das sind die Worte, die der Herr über Israel und Juda gesprochen hat:5 Ja, so spricht der Herr: Angstgeschrei vernehmen wir: Schrecken und kein Friede.6 Fragt doch und schaut, ob je ein Mann Kinder zur Welt bringt. Warum sehe ich alle Männer mit den Händen auf den Hüften wie eine Gebärende? Jedes Gesicht ist verstört und leichenblaß.7 Denn groß ist jener Tag, keiner ist ihm gleich. Eine Notzeit ist es für Jakob, doch wird er daraus gerettet.8 An jenem Tag wird es geschehen - Spruch des Herrn der Heere -, da zerbreche ich das Joch auf seinem Nacken; ich zerreiße seine Stricke, und Fremde sollen ihn nicht mehr knechten.9 Vielmehr wird mein Volk dem Herrn, seinem Gott, dienen und David, seinem König, den ich ihm erstehen lasse.10 Fürchte dich nicht, du, mein Knecht Jakob - Spruch des Herrn -, verzage nicht, Israel! Denn ich bin es, der dich aus fernem Land errettet, deine Kinder aus dem Land ihrer Gefangenschaft. Jakob wird heimkehren und Ruhe haben; er wird in Sicherheit leben, und niemand wird ihn erschrecken.11 Denn ich bin mit dir - Spruch des Herrn -, um dich zu retten. Ja, ich vernichte alle Völker, unter die ich dich zerstreut habe. Nur dich werde ich niemals vernichten; ich züchtige dich mit rechtem Maß, doch ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.12 Ja, so spricht der Herr: Arg ist dein Schaden, unheilbar deine Wunde.13 Für das Geschwür gibt es keine Heilung, keine Genesung gibt es für dich.14 Alle deine Freunde haben dich vergessen, sie kümmern sich nicht mehr um dich. Denn wie ein Feind schlägt, so habe ich dich geschlagen mit harter Züchtigung .15 Was schreist du über deinen Schaden und dein arges Leiden? Wegen deiner vielfachen Schuld und deiner zahlreichen Sünden habe ich dir das getan.16 Doch alle, die dich fraßen, werden gefressen, alle deine Bedränger ziehen als Gefangene fort; wer dich ausplünderte, wird ausgeplündert, wer dich beraubte, den gebe ich dem Raub preis.17 Denn ich lasse dich genesen und heile dich von deinen Wunden - Spruch des Herrn -, weil man dich die Verstoßene genannt hat, nach der niemand fragt.18 So spricht der Herr: Seht, ich wende das Geschick der Zelte Jakobs, seiner Wohnstätten erbarme ich mich. Die Stadt soll auf ihrem Schutthügel aufgebaut werden, die Burg auf ihrem alten Platz stehen.19 Lobgesang wird dort erschallen, die Stimme fröhlicher Menschen. Ich will ihre Zahl vermehren, sie sollen nicht weniger werden; ich will ihnen Ehre verschaffen, sie sollen nicht verachtet werden.20 Die Söhne Jakobs werden sein wie ehedem, seine Gemeinde wird vor mir bestehen bleiben, doch alle seine Unterdrücker ziehe ich zur Rechenschaft.21 Sein Machthaber wird ihm selbst entstammen, sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen. Ich gewähre ihm Zutritt, so daß er mir nahen kann; denn wer sonst dürfte sein Leben wagen, um mir zu nahen? - Spruch des Herrn.22 Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.23 Hört, der Sturm des Herrn bricht los. Ein Wirbelsturm braust hinweg über die Köpfe der Frevler.24 Der glühende Zorn des Herrn hört nicht auf, bis er die Pläne seines Herzens ausgeführt und vollbracht hat. Am Ende der Tage werdet ihr es klar erkennen.

Das Buch Jeremia Kapitel 31

1 In jener Zeit - Spruch des Herrn - werde ich der Gott aller Stämme Israels sein, und sie werden mein Volk sein.2 So spricht der Herr: Gnade fand in der Wüste das Volk, das vom Schwert verschont blieb; Israel zieht zum Ort seiner Ruhe.3 Aus der Ferne ist ihm der Herr erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt.4 Ich baue dich wieder auf, du sollst neu gebaut werden, Jungfrau Israel. Du sollst dich wieder schmücken mit deinen Pauken, sollst ausziehen im Reigen der Fröhlichen.5 Wieder sollst du Weingärten pflanzen auf Samarias Bergen. Wer Pflanzungen anlegt, darf ihre Früchte genießen.6 Denn es kommt der Tag, da rufen die Wächter auf Efraims Bergland: Auf, laßt uns hinaufpilgern nach Zion zum Herrn, unserem Gott.7 Ja, so spricht der Herr: Jubelt Jakob voll Freude zu, und jauchzt über das Haupt der Völker! Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet, den Rest Israels.8 Seht, ich bringe sie heim aus dem Nordland und sammle sie von den Enden der Erde, darunter Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen; als große Gemeinde kehren sie hierher zurück.9 Weinend kommen sie, und tröstend geleite ich sie. Ich führe sie an wasserführende Bäche, auf einen ebenen Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Israels Vater, und Efraim ist mein erstgeborener Sohn.10 Hört, ihr Völker, das Wort des Herrn, verkündet es auf den fernsten Inseln und sagt: Er, der Israel zerstreut hat, wird es auch sammeln und hüten wie ein Hirt seine Herde.11 Denn der Herr wird Jakob erlösen und ihn befreien aus der Hand des Stärkeren.12 Sie kommen und jubeln auf Zions Höhe, sie strahlen vor Freude über die Gaben des Herrn, über Korn, Wein und Öl, über Lämmer und Rinder. Sie werden wie ein bewässerter Garten sein und nie mehr verschmachten.13 Dann freut sich das Mädchen beim Reigentanz, jung und alt sind fröhlich. Ich verwandle ihre Trauer in Jubel, tröste und erfreue sie nach ihrem Kummer.14 Ich labe die Priester mit Opferfett, und mein Volk wird satt an meinen Gaben - Spruch des Herrn.15 So spricht der Herr: Ein Geschrei ist in Rama zu hören, bitteres Klagen und Weinen. Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, um ihre Kinder, denn sie sind dahin.16 So spricht der Herr: Verwehre deiner Stimme die Klage und deinen Augen die Tränen! Denn es gibt einen Lohn für deine Mühe - Spruch des Herrn: Sie werden zurückkehren aus dem Feindesland.17 Es gibt eine Hoffnung für deine Nachkommen - Spruch des Herrn: Die Söhne werden zurückkehren in ihre Heimat.18 Ich höre gar wohl, wie Efraim klagt: Du hast mich erzogen, und ich ließ mich erziehen wie ein ungezähmter Jungstier. Führ mich zurück, umkehren will ich; denn du bist der Herr, mein Gott.19 Ja, nach meiner Umkehr fühle ich Reue; nachdem ich zur Einsicht gekommen bin, schlage ich an meine Brust. Ich bin beschämt und erröte; denn ich trage die Schande meiner Jugend. -20 Ist mir denn Efraim ein so teurer Sohn oder mein Lieblingskind? Denn sooft ich ihm auch Vorwürfe mache, muß ich doch immer wieder an ihn denken. Deshalb schlägt mein Herz für ihn, ich muß mich seiner erbarmen - Spruch des Herrn.21 Stell dir Wegweiser auf, setz dir Wegmarken, achte genau auf die Straße, auf den Weg, den du gegangen bist. Kehr um, Jungfrau Israel, kehr zurück in diese deine Städte!22 Wie lange noch willst du dich sträuben, du abtrünnige Tochter? Denn etwas Neues erschafft der Herr im Land: Die Frau wird den Mann umgeben.23 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Man wird im Land Juda und in seinen Städten, wenn ich ihr Geschick wende, wieder dieses Wort sprechen: Es segne dich der Herr, du Hort der Gerechtigkeit, du heiliger Berg.24 Juda und alle seine Städte werden zusammen dort wohnen, Ackerbauern und Wanderhirten.25 Ja, ich labe den Ermatteten und sättige den Verschmachtenden.26 Darum heißt es: Ich erwachte und blickte umher, und mein Schlaf war süß gewesen.27 Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da säe ich über das Haus Israel und das Haus Juda eine Saat von Menschen und eine Saat von Vieh.28 Wie ich über sie gewacht habe, um auszureißen und einzureißen, zu zerstören, zu vernichten und zu schaden, so werde ich über sie wachen, um aufzubauen und einzupflanzen - Spruch des Herrn.29 In jenen Tagen sagt man nicht mehr: Die Väter haben saure Trauben gegessen, und den Söhnen werden die Zähne stumpf.30 Nein, jeder stirbt nur für seine eigene Schuld; nur dem, der die sauren Trauben ißt, werden die Zähne stumpf.31 Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde,32 nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war - Spruch des Herrn.33 Denn das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.34 Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den Herrn!, sondern sie alle, klein und groß, werden mich erkennen - Spruch des Herrn. Denn ich verzeihe ihnen die Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.35 So spricht der Herr, der die Sonne bestimmt zum Licht am Tag, der den Mond und die Sterne bestellt zum Licht in der Nacht, der das Meer aufwühlt, daß die Wogen brausen, - Herr der Heere ist sein Name:36 Nur wenn jemals diese Ordnungen vor meinen Augen ins Wanken gerieten - Spruch des Herrn -, dann hörten auch Israels Nachkommen auf, für alle Zeit vor meinen Augen ein Volk zu sein.37 So spricht der Herr: Nur wenn die Himmel droben abgemessen und unten die Grundfesten der Erde erforscht werden könnten, dann verwürfe auch ich Israels ganze Nachkommenschaft zur Strafe für all das, was sie getan haben - Spruch des Herrn.38 Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da wird die Stadt für den Herrn wieder aufgebaut, vom Turm Hananels bis zum Eckturm.39 Weiter läuft die Meßschnur geradeaus zum Hügel Gareb und wendet sich nach Goa.40 Das ganze Tal der Leichen und der Fett-Asche und die ganzen Hänge bis zum Kidronbach, bis zur Ecke des Roßtors im Osten werden dem Herrn heilig sein. Sie werden niemals wieder zerstört und eingerissen werden.

Das Buch Jeremia Kapitel 32

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging im zehnten Jahr Zidkijas, des Königs von Juda - das ist das achtzehnte Jahr Nebukadnezzars.2 Damals belagerte das Heer des Königs von Babel Jerusalem. Der Prophet Jeremia befand sich im Wachhof am Palast des Königs von Juda in Haft.3 Dort hatte ihn Zidkija, der König von Juda, gefangengesetzt mit der Begründung: Warum hast du geweissagt: So spricht der Herr: Ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel, und er wird sie erobern.4 Auch Zidkija, der König von Juda, wird der Hand der Chaldäer nicht entrinnen, sondern in die Hand des Königs von Babel gegeben werden, so daß er von Mund zu Mund mit ihm reden und ihn Auge in Auge sehen wird.5 Er wird Zidkija nach Babel bringen; dort wird er bleiben, bis ich ihn zur Rechenschaft ziehe - Spruch des Herrn. Wenn ihr mit den Chaldäern Krieg führt, werdet ihr kein Glück haben.6 Jeremia sagte: Das Wort des Herrn erging an mich:7 Hanamel, der Sohn deines Onkels Schallum, wird zu dir kommen und sagen: Kauf dir meinen Acker in Anatot; denn dir steht es nach dem Einlösungsrecht zu, ihn zu kaufen.8 Tatsächlich kam Hanamel, der Sohn meines Onkels, dem Wort des Herrn gemäß zu mir in den Wachhof und sagte zu mir: Kauf doch meinen Acker in Anatot ; denn du hast das Erwerbs- und Einlösungsrecht. Kauf ihn dir! Da erkannte ich, daß es das Wort des Herrn war.9 So kaufte ich von Hanamel, dem Sohn meines Onkels, den Acker in Anatot und wog ihm das Geld ab; siebzehn Silberschekel betrug die Summe.10 Ich schrieb die Kaufurkunde, versiegelte sie, nahm auch Zeugen hinzu und wog das Silber auf der Waage ab, alles nach Gesetz und Vorschrift.11 Dann nahm ich die Kaufurkunde, die versiegelte und die offene.12 Ich übergab die Urkunde Baruch, dem Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas, in Gegenwart Hanamels, des Sohnes meines Onkels, und vor den Zeugen, die die Kaufurkunde unterschrieben hatten, sowie in Gegenwart aller Judäer, die sich im Wachhof aufhielten.13 In ihrer Gegenwart gab ich Baruch den Auftrag:14 Nimm diese Urkunden, die versiegelte Kaufurkunde und auch die offene, und leg sie in ein Tongefäß, damit sie lange Zeit erhalten bleiben.15 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Man wird wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen in diesem Land.16 Nachdem ich die Kaufurkunde Baruch, dem Sohn Nerijas, übergeben hatte, betete ich zum Herrn:17 Ach, mein Herr und Gott! Du hast Himmel und Erde erschaffen durch deine große Kraft und deinen hoch erhobenen Arm. Nichts ist dir unmöglich.18 Du übst Gnade an Tausenden, doch zahlst du die Schuld der Väter ihren Söhnen heim, die nach ihnen kommen, du gewaltiger, starker Gott, dessen Name Herr der Heere ist.19 Groß bist du an Rat und mächtig an Tat; deine Augen wachen über alle Wege der Menschen, um jedem entsprechend seinem Verhalten und seinem Verdienst zu vergelten.20 Du hast an Israel und an den Menschen Zeichen und Wunder getan, in Ägypten und bis auf den heutigen Tag. So hast du dir einen Namen gemacht, wie du ihn noch heute hast.21 Du hast dein Volk Israel unter Zeichen und Wundern, mit starker Hand, mit hoch erhobenem Arm und gewaltigen Schreckenstaten aus Ägypten herausgeführt.22 Du hast ihnen dieses Land gegeben, das du ihren Vätern eidlich zugesichert hattest, ein Land, in dem Milch und Honig fließen.23 Als sie aber dorthin kamen und es in Besitz nahmen, hörten sie nicht auf deine Stimme und folgten deiner Weisung nicht. Nichts von alledem, was du ihnen befohlen hast, haben sie getan; darum hast du über sie all dies Unheil gebracht.24 Schon kommen die Wälle bis an die Stadt heran, bald wird man sie einnehmen; durch Schwert, Hunger und Pest ist die Stadt den Chaldäern preisgegeben, die gegen sie ankämpfen. Was du angedroht hast, ist eingetroffen; du siehst es ja selbst.25 Dennoch, mein Herr und Gott, sagst du zu mir: Kauf dir den Acker für Geld, und nimm Zeugen hinzu! Aber die Stadt ist doch den Chaldäern preisgegeben.26 Nun erging an mich das Wort des Herrn:27 Siehe, ich bin der Herr, der Gott aller Sterblichen. Ist mir denn irgend etwas unmöglich?28 Darum - so spricht der Herr: Ich gebe diese Stadt in die Hand der Chaldäer und in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, und er wird sie einnehmen.29 Die Chaldäer, die gegen diese Stadt ankämpfen, werden eindringen, die Stadt in Brand stecken und einäschern samt den Häusern, auf deren Dächern man dem Baal Rauchopfer und fremden Göttern Trankopfer dargebracht hat, um mich zu erzürnen.30 Denn die Leute von Israel und Juda haben von Jugend an immer nur das getan, was mir mißfiel, ja, die Leute von Israel haben mich durch ihr Verhalten stets nur erzürnt - Spruch des Herrn.31 In der Tat, diese Stadt hat seit ihrer Gründung bis zum heutigen Tag meinen Zorn und Grimm erregt, so daß ich sie von meinem Angesicht verstoßen muß32 wegen all des Bösen, das die Leute von Israel und Juda verübt haben, um mich zu erzürnen, sie, ihre Könige, ihre Beamten, ihre Priester und ihre Propheten, die Leute von Juda und die Einwohner Jerusalems.33 Sie haben mir den Rücken zugewandt und nicht das Gesicht. Ich habe sie unermüdlich belehrt, aber sie hörten nicht darauf und besserten sich nicht.34 Vielmehr stellten sie in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, ihre Scheusale auf, um es zu entweihen.35 Sie errichteten die Kulthöhe des Baal im Tal Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter für den Moloch durchs Feuer gehen zu lassen. Das habe ich ihnen nie befohlen, und niemals ist mir in den Sinn gekommen, solchen Greuel zu verlangen und Juda in Sünde zu stürzen.36 Jetzt aber - so spricht der Herr, der Gott Israels, über diese Stadt, von der ihr sagt, sie sei durch Schwert, Hunger und Pest dem König von Babel preisgegeben:37 Seht, ich sammle sie aus allen Ländern, wohin ich sie in meinem Zorn und Grimm und in großem Groll versprengt habe. Ich bringe sie wieder zurück an diesen Ort und lasse sie in Sicherheit wohnen.38 Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.39 Ich bringe sie dazu, nur eines im Sinn zu haben und nur eines zu erstreben: mich alle Tage zu fürchten, ihnen und ihren Nachkommen zum Heil.40 Ich schließe mit ihnen einen ewigen Bund, daß ich mich nicht von ihnen abwenden will, sondern ihnen Gutes erweise. Ich lege ihnen die Furcht vor mir ins Herz, damit sie nicht von mir weichen.41 Ich werde mich über sie freuen, wenn ich ihnen Gutes erweise. In meiner Treue pflanze ich sie ein in diesem Land, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele.42 Denn so spricht der Herr: Wie ich über dieses Volk all das große Unheil gebracht habe, so bringe ich über sie all das Gute, das ich ihnen verspreche.43 Man wird wieder Felder kaufen in diesem Land, von dem ihr sagt: Es ist eine Wüste, ohne Mensch und Vieh, der Hand der Chaldäer preisgegeben.44 Äcker wird man wieder kaufen für Geld, Kaufurkunden ausstellen und versiegeln und Zeugen hinzunehmen im Land Benjamin, in der Umgebung Jerusalems, in den Städten Judas und des Gebirges, in den Städten der Schefela und des Negeb. Denn ich wende ihr Geschick - Spruch des Herrn.

Das Buch Jeremia Kapitel 33

1 Das Wort des Herrn erging an Jeremia zum zweitenmal, während er noch im Wachhof eingesperrt war:2 So spricht der Herr, der die Erde erschaffen, sie geformt und fest gegründet hat, Jahwe ist sein Name:3 Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir große, unfaßbare Dinge mitteilen, die du nicht kennst.4 Denn so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Häuser dieser Stadt und die Häuser der Könige Judas, die man eingerissen hat, um sie gegen die Belagerungswälle und für Kriegszwecke zu verwenden,5 und die dazu dienten, mit den Chaldäern Krieg zu führen und mit den Leichen der Leute angefüllt zu werden, die ich in meinem Zorn und Grimm erschlug, weil ich mein Angesicht vor dieser Stadt wegen all ihrer bösen Taten verborgen hatte:6 Seht, ich bringe ihnen Genesung und Heilung; ich mache sie wieder heil und gewähre ihnen beständiges Wohlergehen.7 Ich wende das Geschick Judas und Jerusalems und baue sie auf wie ehedem.8 Ich reinige sie von all ihrer Schuld, die sie gegen mich begangen haben, und ich vergebe ihnen alle ihre Verfehlungen, mit denen sie gesündigt und sich gegen mich aufgelehnt haben.9 Dann wird Jerusalem meine Freude sein, mein Lobpreis und Ruhm bei allen Völkern der Erde, wenn sie von all dem Guten hören, das ich tue; sie werden zittern und beben wegen all des Guten und des Heils, das ich ihm erweise.10 So spricht der Herr: An diesem Ort, von dem ihr sagt: Verwüstet ist er, ohne Mensch und Vieh!, in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, die verödet sind, ohne Menschen, ohne Bewohner und ohne Vieh,11 hört man wieder Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut; sie rufen und singen: Dankt dem Herrn der Heere; denn der Herr ist gütig, denn seine Huld währt ewig!, und bringen Dankopfer zum Tempel des Herrn. Ich wende das Geschick des Landes: Es soll werden wie ehedem, spricht der Herr.12 So spricht der Herr der Heere: An diesem Ort, der verwüstet ist, ohne Mensch und Vieh, und in allen seinen Städten wird es eine Weide für Hirten geben, die ihre Herden lagern lassen.13 In den Städten des Gebirges, der Schefela und des Negeb, im Land Benjamin, in der Umgebung Jerusalems und in den Städten Judas ziehen wieder die Schafe an dem vorbei, der sie mit der Hand zählt, spricht der Herr.14 Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe.15 In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Sproß aufsprießen lassen. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land.16 In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Jahwe ist unsere Gerechtigkeit.17 Denn so spricht der Herr: Nie soll es David an einem Nachkommen fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israel sitzt.18 Auch den levitischen Priestern soll es nie an einem Nachkommen fehlen, der alle Tage vor meinen Augen Brandopfer darbringt, Speiseopfer verbrennt und Schlachtopfer zurichtet.19 Das Wort des Herrn erging an Jeremia:20 So spricht der Herr: Nur wenn mein Bund mit dem Tag und mein Bund mit der Nacht gebrochen werden könnte, so daß es nicht mehr Tag und Nacht würde zur rechten Zeit,21 dann könnte auch mein Bund mit meinem Knecht David gebrochen werden, so daß er keinen Sohn hätte, der auf seinem Thron König wäre, und ebenso mein Bund mit den levitischen Priestern, die mir dienen.22 So unzählbar das Heer des Himmels und so unmeßbar der Sand des Meeres ist, so zahlreich mache ich die Nachkommen meines Knechtes David und die Leviten, die mir dienen.23 Das Wort des Herrn erging an Jeremia:24 Hast du nicht bemerkt, was diese Leute reden: Die beiden Stammesverbände, die der Herr erwählt hatte, hat er verworfen!, und wie sie mein Volk verachten, so daß es in ihren Augen kein Volk mehr ist?25 So spricht der Herr: So gewiß ich meinen Bund mit dem Tag und mit der Nacht und die Ordnungen von Himmel und Erde festgesetzt habe,26 so sicher werde ich auch die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David nicht verwerfen; aus seinen Nachkommen werde ich die Herrscher über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs nehmen. Denn ich werde ihr Geschick wenden und mich ihrer erbarmen.

Das Buch Jeremia Kapitel 34

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als Nebukadnezzar, der König von Babel, und sein ganzes Heer, alle Königreiche seines Herrschaftsgebietes und alle Völkerschaften gegen Jerusalem und alle seine umliegenden Städte Krieg führten:2 So spricht der Herr, der Gott Israels: Mach dich auf, rede mit Zidkija, dem König von Juda, und sag zu ihm: So spricht der Herr: Ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel, und er wird sie niederbrennen.3 Auch du wirst seiner Hand nicht entrinnen, sondern ergriffen und in seine Hand gegeben werden. Auge in Auge wirst du den König von Babel sehen, und von Mund zu Mund wird er mit dir reden, und nach Babel wirst du kommen.4 Doch höre das Wort des Herrn, Zidkija, König von Juda! So spricht der Herr über dich: Du brauchst nicht durch das Schwert zu sterben.5 In Frieden kannst du sterben, und wie deinen Vätern und Vorgängern, den früheren Königen, so wird man auch dir zu Ehren Totenfeuer anzünden und dir die Totenklage halten: "Ach, der Herrscher!" Ich bin es, der dieses Wort gesprochen hat - Spruch des Herrn.6 Der Prophet Jeremia sagte alle diese Worte zu Zidkija, dem König von Juda, in Jerusalem,7 als das Heer des Königs von Babel bereits gegen Jerusalem und die übriggebliebenen Städte Judas, nämlich Lachisch und Aseka, kämpfte; denn nur diese befestigten Städte waren in Juda noch übriggeblieben.8 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als König Zidkija mit dem ganzen Volk in Jerusalem das Abkommen getroffen hatte, eine Freilassung auszurufen.9 Es sollte nämlich jeder seinen hebräischen Sklaven und seine hebräische Sklavin freilassen, und keiner sollte mehr seinen hebräischen Stammesbruder als Sklaven halten.10 Dem hatten sich alle Großen gefügt, ebenso das ganze Volk, das dem Abkommen beigetreten war, daß jeder seinen Sklaven oder seine Sklavin freilassen und nicht mehr als Sklave halten werde. Sie hatten gehorcht und die Sklaven freigelassen.11 Danach aber holten sie die Sklaven und Sklavinnen, die sie freigelassen hatten, zurück und machten sie mit Gewalt wieder zu Sklaven und Sklavinnen.12 Da erging das Wort des Herrn an Jeremia:13 So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe mit euren Vätern, als ich sie aus Ägypten, dem Sklavenhaus, herausführte, ein Abkommen getroffen und verlangt:14 Alle sieben Jahre soll jeder von euch seinen hebräischen Stammesbruder, der sich ihm verkauft hat, freilassen; sechs Jahre soll er dein Sklave sein, dann sollst du ihn freilassen. Aber eure Väter haben mir nicht gehorcht und mir ihr Ohr nicht zugeneigt.15 Da seid ihr jetzt umgekehrt und habt das getan, was in meinen Augen recht ist, indem jeder für seinen Nächsten die Freilassung ausrief. Vor mir hattet ihr ein Abkommen getroffen in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist.16 Aber ihr seid wieder umgekehrt und habt meinen Namen entweiht; denn jeder von euch hat seinen Sklaven oder seine Sklavin zurückgeholt, die ihr doch völlig freigelassen hattet. Ihr habt sie gezwungen, wieder eure Sklaven und Sklavinnen zu werden.17 Darum - so spricht der Herr: Ihr habt mir nicht gehorcht, und keiner hat für seinen Stammesbruder und seinen Nächsten die Freilassung ausgerufen. Wohlan, so rufe ich euch eine Freilassung aus - Spruch des Herrn - für Schwert, Pest und Hunger, und ich mache euch zu einem Bild des Schreckens für alle Reiche der Erde.18 Ich mache die Männer, die mein Abkommen verletzt und die Worte der Abmachung, die sie vor mir getroffen hatten, nicht gehalten haben, dem Kalb gleich, das sie in zwei Hälften zerschnitten haben und zwischen dessen Stücken sie hindurchgegangen sind.19 Die Großen Judas und Jerusalems, die Höflinge, die Priester und alle Bürger des Landes, die zwischen den Stücken des Kalbes hindurchgegangen sind,20 sie alle gebe ich in die Hand ihrer Feinde und derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen.21 Auch Zidkija, den König von Juda, und seine Großen liefere ich ihren Feinden aus und denen, die ihnen nach dem Leben trachten, dem Heer des Königs von Babel, das eben von euch abgezogen ist.22 Schon gebe ich den Befehl - Spruch des Herrn - und hole sie zu dieser Stadt zurück, damit sie gegen sie kämpfen, sie erobern und niederbrennen. Die Städte Judas mache ich zur menschenleeren Wüste.

Das Buch Jeremia Kapitel 35

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging in den Tagen Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda:2 Geh hin zur Gemeinschaft der Rechabiter, rede mit ihnen, führ sie zum Haus des Herrn in eine der Hallen, und gib ihnen Wein zu trinken!3 Da holte ich Jaasanja, den Sohn Jirmejas, des Sohnes Habazzinjas, samt seinen Brüdern und allen seinen Söhnen und der ganzen Gemeinschaft der Rechabiter.4 Ich führte sie zum Haus des Herrn in die Halle der Söhne Hanans, des Sohnes Jigdaljas, des Gottesmannes, die neben der Halle der Großen oberhalb der Halle des Schwellenwächters Maaseja, des Sohnes Schallums, gelegen ist.5 Dann setzte ich den Leuten von der Gemeinschaft der Rechabiter gefüllte Weinkrüge und Becher vor und sagte zu ihnen: Trinkt Wein!6 Sie aber entgegneten: Wir trinken keinen Wein; denn unser Ahnherr Jonadab, der Sohn Rechabs, hat uns geboten: Ihr sollt niemals Wein trinken, weder ihr selbst noch eure Söhne.7 Auch sollt ihr kein Haus bauen, keine Saat bestellen, keinen Weinberg pflanzen oder besitzen. Vielmehr sollt ihr euer Leben lang in Zelten wohnen, damit ihr lange lebt in dem Land, in dem ihr euch als Fremde aufhaltet.8 Wir gehorchten dem Auftrag unseres Ahnherrn Jonadab, des Sohnes Rechabs, in allem, was er uns gebot; wir tranken also zeitlebens keinen Wein, weder wir noch unsere Frauen, Söhne und Töchter.9 Wir bauten uns keine Wohnhäuser, wir besaßen keinen Weinberg, keinen Acker und keine Saat.10 Wir wohnten in Zelten, und gehorsam handelten wir genauso, wie unser Ahnherr Jonadab es uns geboten hat.11 Als jedoch Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen das Land heranzog, da sagten wir: Kommt, wir wollen uns vor dem Heer der Chaldäer und dem Heer der Aramäer nach Jerusalem begeben. So ließen wir uns in Jerusalem nieder.12 Nun erging das Wort des Herrn an Jeremia:13 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Geh hin und sag zu den Leuten von Juda und zu den Einwohnern Jerusalems: Wollt ihr euch nicht endlich belehren lassen und auf meine Worte hören? - Spruch des Herrn.14 Das Gebot Jonadabs, des Sohnes Rechabs, der seinen Söhnen das Weintrinken verboten hat, wird treu erfüllt; sie trinken keinen Wein bis zum heutigen Tag, weil sie dem Befehl ihres Ahnherrn gehorchen. Ich aber habe immer wieder zu euch geredet, doch ihr habt mir nicht gehorcht.15 Und immer wieder sandte ich zu euch alle meine Knechte, die Propheten, mit der Mahnung: Kehrt doch alle um von eurem schlechten Weg! Bessert euer Tun, und lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen. Dann dürft ihr in dem Land bleiben, das ich euch und euren Vätern gegeben habe. Ihr aber habt euer Ohr nicht geneigt und nicht auf mich gehört.16 Ja, die Söhne Jonadabs, des Sohnes Rechabs, haben das Gebot, das ihnen ihr Ahnherr gegeben hat, erfüllt. Dieses Volk aber hat mir nicht gehorcht.17 Darum - so spricht der Herr, der Gott der Heere, der Gott Israels: Seht, ich bringe über Juda und über alle Einwohner Jerusalems das ganze Unheil, das ich ihnen angedroht habe, weil sie nicht hörten, sooft ich zu ihnen redete, und keine Antwort gaben, sooft ich sie rief.18 Zur Gemeinschaft der Rechabiter aber sagte Jeremia: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Weil ihr dem Gebot eures Ahnherrn Jonadab gehorcht, alle seine Gebote gehalten und nach allen seinen Anordnungen gehandelt habt,19 darum - so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Niemals soll es Jonadab, dem Sohne Rechabs, an einem Nachkommen fehlen, der in meinem Dienst steht.

Das Buch Jeremia Kapitel 36

1 Im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging vom Herrn dieses Wort an Jeremia:2 Nimm dir eine Buchrolle, und schreib darauf alle Worte, die ich zu dir über Israel und Juda und über alle Völker gesprochen habe, seitdem ich zu dir rede, von den Tagen Joschijas an bis heute.3 Vielleicht werden die Leute vom Haus Juda, wenn sie hören, wieviel Unheil ich ihnen antun will, umkehren von ihrem bösen Weg, und ich kann ihnen Schuld und Sünde verzeihen.4 Da rief Jeremia Baruch, den Sohn Nerijas, und Baruch schrieb nach dem Diktat Jeremias alle Worte, die der Herr zu ihm gesprochen hatte, auf eine Buchrolle.5 Jeremia gab hierauf Baruch folgenden Auftrag: Mir ist es verwehrt, das Haus des Herrn zu betreten.6 Darum geh du hin, und lies am Fasttag aus der Rolle, die du nach meinem Diktat geschrieben hast, dem Volk im Haus des Herrn die Worte des Herrn vor. Auch allen Judäern, die aus ihren Städten herbeiströmen, sollst du sie vorlesen.7 Vielleicht flehen sie vor dem Herrn um Erbarmen und kehren um, jeder von seinem bösen Weg; denn groß ist der Zorn und Grimm, den der Herr diesem Volk angedroht hat.8 Baruch, der Sohn Nerijas, handelte genau nach dem Auftrag des Propheten Jeremia und las im Haus des Herrn die Worte des Herrn aus dem Buch vor.9 Im fünften Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, hatte man im neunten Monat alles Volk in Jerusalem und alle Leute, die von den Städten Judas nach Jerusalem kommen sollten, zu einem Fasten vor dem Herrn aufgerufen.10 Nun las Baruch im Haus des Herrn dem ganzen Volk aus dem Buch die Worte Jeremias vor, und zwar in der Halle Gemarjas, des Sohnes des Staatsschreibers Schafan, im oberen Vorhof am Eingang des Neuen Tempeltores.11 Als Micha, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Schafans, alle Worte des Herrn aus dem Buch vernommen hatte,12 ging er hinab in den Königspalast zur Halle des Staatsschreibers. Dort waren gerade alle hohen Beamten zu einer Sitzung versammelt: der Staatsschreiber Elischama, Delaja, der Sohn Schemajas, Elnatan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Schafans, Zidkija, der Sohn Hananjas, und alle sonstigen Beamten.13 Micha teilte ihnen alle Worte mit, die er gehört hatte, als Baruch dem Volk aus dem Buch vorlas.14 Da schickten die versammelten Beamten Jehudi, den Sohn Netanjas, des Sohnes Schelemjas, des Sohnes Kuschis, zu Baruch und ließen ihm sagen: Nimm die Rolle, aus der du dem Volk vorgelesen hast, und komm hierher! Sogleich nahm Baruch, der Sohn Nerijas, die Rolle und ging zu ihnen.15 Sie sagten zu ihm: Setz dich, und lies sie uns vor! Nun las ihnen Baruch vor.16 Als sie all die Worte hörten, schauten sie einander erschrocken an und sagten : Wir müssen das alles dem König mitteilen.17 Sie fragten Baruch: Sag uns doch, wie hast du alle diese Worte niedergeschrieben?18 Baruch erwiderte ihnen: Jeremia hat mir alle diese Worte diktiert, und ich habe sie mit Tinte in das Buch geschrieben.19 Darauf sagten die Beamten zu Baruch: Geh und verbirg dich, du und auch Jeremia! Niemand soll wissen, wo ihr seid.20 Dann begaben sie sich zum König in den Palasthof, nachdem sie die Rolle in der Halle des Staatsschreibers Elischama verwahrt hatten, und berichteten das alles dem König.21 Da gab der König dem Jehudi den Auftrag, die Rolle zu holen, und dieser holte sie aus der Halle des Staatsschreibers Elischama. Und Jehudi las sie dem König vor und allen Beamten, die um den König herumstanden.22 Der König wohnte im Winterhaus, es war ja der neunte Monat, und vor ihm brannte das Feuer auf dem Kohlenbecken.23 Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt sie der König mit dem Schreibermesser ab und warf sie in das Feuer auf dem Kohlenbecken, bis das Feuer auf dem Kohlenbecken die ganze Rolle verzehrt hatte.24 Niemand erschrak, und niemand zerriß seine Kleider, weder der König noch irgendeiner seiner Diener, die all diese Worte gehört hatten.25 Selbst als Elnatan, Delaja und Gemarja den König bestürmten, die Rolle nicht zu verbrennen, hörte er nicht auf sie.26 Vielmehr befahl der König dem Prinzen Jerachmeël, ferner Seraja, dem Sohn Asriëls, und Schelemja, dem Sohn Abdeëls, den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremia festzunehmen; aber der Herr hielt sie verborgen.27 Nachdem der König die Rolle mit den Worten, die Baruch nach dem Diktat Jeremias niedergeschrieben hat, verbrannt hatte, erging das Wort des Herrn an Jeremia:28 Nimm dir eine andere Rolle, und schreib all die früheren Worte darauf, die auf der ersten Rolle standen, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat.29 Über Jojakim aber, den König von Juda, sollst du sagen: So spricht der Herr: Du hast diese Rolle verbrannt und gesagt: Warum hast du darin geschrieben, der König von Babel werde bestimmt kommen, dieses Land verheeren und Mensch und Vieh darin vernichten?30 Darum - so spricht der Herr über Jojakim, den König von Juda: Er wird keinen Nachkommen mehr haben, der auf dem Thron Davids sitzt, und sein Leichnam soll weggeworfen werden und der Hitze des Tags und der Kälte der Nacht ausgesetzt sein.31 Ich ziehe ihn, seine Nachkommen und seine Diener zur Rechenschaft für ihre Schuld. Ich bringe über sie, über die Einwohner Jerusalems und die Leute von Juda all das Unheil, das ich ihnen angedroht habe, ohne daß sie hören wollten.32 Da nahm Jeremia eine andere Rolle und übergab sie dem Schreiber Baruch, dem Sohn Nerijas. Dieser schrieb auf sie nach dem Diktat Jeremias alle Worte des Buches, das Jojakim, der König von Juda, im Feuer verbrannt hatte. Ihnen wurden noch viele ähnliche Worte hinzugefügt.

Das Buch Jeremia Kapitel 37

1 Anstelle Jojachins, des Sohnes Jojakims, wurde Zidkija, der Sohn Joschijas, König. Ihn hatte Nebukadnezzar, der König von Babel, als König über das Land Juda eingesetzt.2 Weder er selbst noch seine Diener, noch die Bürger des Landes hörten auf die Worte, die der Herr durch den Propheten Jeremia sprach.3 König Zidkija sandte einmal Juchal, den Sohn Schelemjas, und den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zum Propheten Jeremia und ließ ihm sagen: Bete doch für uns zum Herrn, unserem Gott!4 Jeremia konnte sich noch frei unter dem Volk bewegen; man hatte ihn noch nicht ins Gefängnis geworfen.5 Aus Ägypten war damals das Heer des Pharao aufgebrochen, und als die Chaldäer, die Jerusalem belagerten, davon Nachricht erhielten, rückten sie von Jerusalem ab.6 Nun erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia:7 So spricht der Herr, der Gott Israels: Antwortet dem König von Juda, der euch zu mir gesandt hat, um mich zu befragen: Fürwahr, das Heer des Pharao, das aufgebrochen ist, um euch Hilfe zu bringen, wird in sein Land Ägypten zurückkehren.8 Dann werden die Chaldäer wieder umkehren, gegen diese Stadt kämpfen, sie erobern und in Brand stecken.9 So spricht der Herr: Täuscht euch nicht selbst mit dem Gedanken: Die Chaldäer ziehen endgültig von uns ab. Nein, sie ziehen nicht ab.10 Selbst wenn ihr das ganze Heer der Chaldäer, die gegen euch kämpfen, schlagen könntet und nur einige Verwundete von ihnen übrigblieben, sie würden, jeder in seinem Zelt, aufstehen und diese Stadt in Brand stecken.11 Damals, als das Heer der Chaldäer vor dem Heer des Pharao von Jerusalem abgerückt war,12 wollte sich Jeremia von Jerusalem ins Land Benjamin begeben, um dort mit seinen Verwandten ein Erbe zu teilen.13 Er war bereits am Benjamintor angelangt. Dort stand ein Wachhabender namens Jirija, der Sohn Schelemjas, des Sohnes Hananjas. Er hielt den Propheten Jeremia an und rief: Du willst zu den Chaldäern überlaufen.14 Jeremia entgegnete: Das ist nicht wahr; ich laufe nicht zu den Chaldäern über. Doch Jirija hörte nicht auf ihn; er nahm Jeremia fest und brachte ihn vor die Beamten.15 Diese waren über Jeremia wütend, schlugen ihn und warfen ihn in den Kerker, in das Haus des Staatsschreibers Jonatan; denn dieses hatte man als Gefängnis eingerichtet.16 So kam Jeremia in die Zisternenhöhle mit den Gewölben. Dort saß Jeremia lange Zeit gefangen.17 Eines Tages ließ ihn König Zidkija holen. Der König fragte ihn heimlich in seinem Palast: Ist ein Wort vom Herrn da? Jeremia bejahte es und antwortete: Du wirst in die Hand des Königs von Babel ausgeliefert werden.18 Dann sagte Jeremia zum König Zidkija: Welches Verbrechen habe ich an dir, an deinen Dienern und an diesem Volk begangen, daß ihr mich ins Gefängnis geworfen habt?19 Und wo sind jetzt eure Propheten, die euch geweissagt haben: Der König von Babel wird nicht über euch und dieses Land kommen?20 Doch nun höre, mein Herr und König! Möge meine Bitte bei dir Gehör finden. Laß mich nicht ins Haus des Staatsschreibers zurückbringen, sonst gehe ich dort zugrunde.21 Da gab König Zidkija den Befehl, Jeremia im Wachhof zu verwahren, und man versorgte ihn täglich mit einem Laib Brot aus der Bäckergasse, bis alles Brot in der Stadt zu Ende ging. So blieb also Jeremia im Wachhof.

Das Buch Jeremia Kapitel 38

1 Schefatja, der Sohn Mattans, Gedalja, der Sohn Paschhurs, Juchal, der Sohn Schelemjas, und Paschhur, der Sohn Malkijas, hörten von den Worten, die Jeremia zum ganzen Volk redete, indem er sagte:2 So spricht der Herr: Wer in dieser Stadt bleibt, der stirbt durch Schwert, Hunger und Pest. Wer aber zu den Chaldäern hinausgeht, der wird überleben; er wird sein Leben wie ein Beutestück gewinnen und davonkommen.3 So spricht der Herr: Diese Stadt wird ganz sicher dem Heer des Königs von Babel in die Hände fallen, und er wird sie erobern.4 Darauf sagten die Beamten zum König: Dieser Mann muß mit dem Tod bestraft werden; denn er lähmt mit solchen Reden die Hände der Krieger, die in dieser Stadt noch übriggeblieben sind, und die Hände des ganzen Volkes. Denn dieser Mensch sucht nicht Heil, sondern Unheil für dieses Volk.5 Der König Zidkija erwiderte: Nun, er ist in eurer Hand; denn der König vermag nichts gegen euch.6 Da ergriffen sie Jeremia und warfen ihn in die Zisterne des Prinzen Malkija, die sich im Wachhof befand; man ließ ihn an Stricken hinunter. In der Zisterne war kein Wasser, sondern nur Schlamm, und Jeremia sank in den Schlamm.7 Der Kuschiter Ebed-Melech, ein Höfling, der im königlichen Palast bedienstet war, hörte, daß man Jeremia in die Zisterne geworfen hatte. Während der König sich am Benjamintor aufhielt,8 verließ Ebed-Melech den Palast und sagte zum König:9 Mein Herr und König, schlecht war alles, was diese Männer dem Propheten Jeremia angetan haben; sie haben ihn in die Zisterne geworfen, damit er dort unten verhungert. Denn es gibt in der Stadt kein Brot mehr.10 Da befahl der König dem Kuschiter Ebed-Melech: Nimm dir von hier drei Männer mit, und zieh den Propheten Jeremia aus der Zisterne herauf, bevor er stirbt.11 Ebed-Melech nahm die Männer mit sich und ging zum Königspalast in die Kleiderkammer des Vorratshauses. Dort holte er Stücke von abgelegten und zerrissenen Kleidern und ließ sie an Stricken zu Jeremia in die Zisterne hinunter.12 Dann rief der Kuschiter Ebed-Melech Jeremia zu: Leg die Stücke der abgelegten und zerrissenen Kleider in deine Achselhöhlen unter die Stricke! Jeremia tat es.13 Nun zogen sie Jeremia an den Stricken hoch und brachten ihn aus der Zisterne herauf. Von da an blieb Jeremia im Wachhof.14 König Zidkija ließ den Propheten Jeremia zu sich an den dritten Eingang beim Haus des Herrn holen. Der König sagte zu Jeremia: Ich möchte dich nach einem Gotteswort fragen. Verschweig mir nichts!15 Jeremia antwortete Zidkija: Wenn ich es dir verkünde, läßt du mich bestimmt umbringen, und wenn ich dir einen Rat gebe, hörst du nicht auf mich.16 Da schwor König Zidkija dem Jeremia heimlich und sagte: So wahr der Herr lebt, der uns dieses Leben gegeben hat, ich lasse dich nicht umbringen und gebe dich nicht in die Hand jener Männer, die dir nach dem Leben trachten.17 Hierauf sagte Jeremia zu Zidkija: So spricht der Herr, der Gott der Heere, der Gott Israels: Wenn du freiwillig hinausgehst zu den Heerführern des Königs von Babel, dann ist dein Leben gerettet, diese Stadt wird nicht in Brand gesteckt, und du bleibst am Leben, du und dein Haus.18 Gehst du aber nicht hinaus zu den Heerführern des Königs von Babel, dann wird diese Stadt den Chaldäern ausgeliefert. Sie werden sie in Brand stecken, und du selbst wirst ihrer Hand nicht entrinnen.19 König Zidkija entgegnete Jeremia: Ich habe Angst vor den Judäern, die bereits zu den Chaldäern abgefallen sind; man könnte mich ihnen ausliefern, und sie würden mir übel mitspielen.20 Jeremia versicherte: Man wird dich nicht ausliefern. Hör doch auf die Stimme des Herrn in meiner Rede! Dann geht es dir gut, und dein Leben bleibt erhalten.21 Weigerst du dich aber hinauszugehen, so wird geschehen, was der Herr mich sehen ließ:22 Ich sah, wie alle Frauen, die im Palast des Königs von Juda noch übrig waren, zu den Obersten des Königs von Babel hinausgeführt wurden. Sie klagten: Überlistet, hereingelegt haben dich deine guten Freunde; stecken deine Füße im Sumpf, so machen sich alle davon.23 Ja, alle deine Frauen und Kinder wird man zu den Chaldäern hinausführen; auch du wirst ihrer Hand nicht entrinnen, sondern wirst gefangen dem König von Babel ausgeliefert werden; diese Stadt aber wird man in Brand stecken.24 Zidkija sagte zu Jeremia: Niemand darf von diesem Gespräch erfahren, sonst mußt du sterben.25 Wenn aber die Beamten erfahren, daß ich mit dir geredet habe, und wenn sie zu dir kommen und dich auffordern: Teil uns mit, was du zum König gesagt hast und was der König zu dir gesagt hat, verheimliche uns nichts, sonst bringen wir dich um!,26 dann antworte ihnen: Ich habe an den König die Bitte gerichtet, mich nicht ins Haus Jonatans zurückbringen zu lassen, weil ich dort zugrunde gehe.27 Tatsächlich kamen alle Beamten zu Jeremia und fragten ihn. Er antwortete ihnen genau so, wie ihm der König geboten hatte. Da ließen sie von ihm ab; denn niemand hatte das Gespräch gehört.28 So blieb Jeremia im Wachhof bis zu dem Tag, an dem Jerusalem erobert wurde.

Das Buch Jeremia Kapitel 39

1-2 Im elften Jahr Zidkijas, am neunten Tag des vierten Monats, wurden Breschen in die Stadtmauer geschlagen.3 Da zogen alle Heerführer des Königs von Babel ein und ließen sich im Mitteltor nieder: Nebuschasban, der Oberkämmerer, Nergal-Sarezer, der Oberhofmeister, und alle übrigen Heerführer des Königs von Babel.4 Als Zidkija, der König von Juda, und alle Krieger dies sahen, ergriffen sie die Flucht und verließen bei Nacht die Stadt auf dem Weg zum königlichen Garten; sie gingen durch das Tor zwischen den beiden Mauern und schlugen die Richtung nach der Araba ein.5 Aber die chaldäischen Truppen setzten ihnen nach und holten Zidkija in den Niederungen von Jericho ein. Sie nahmen ihn gefangen, brachten ihn vor Nebukadnezzar, den König von Babel, nach Ribla in der Landschaft Hamat, und dieser sprach das Urteil über ihn.6 Der König von Babel ließ in Ribla die Söhne Zidkijas vor dessen Augen niedermachen; auch alle Vornehmen Judas ließ der König von Babel niedermachen.7 Zidkija ließ er blenden und in Fesseln legen, um ihn nach Babel zu bringen.8 Den königlichen Palast und die Häuser der Bürger steckten die Chaldäer in Brand, und die Mauern Jerusalems rissen sie nieder.9 Den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt geblieben war, sowie alle, die zum König von Babel übergelaufen waren, und den Rest der Handwerker verschleppte Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, nach Babel.10 Nur von den armen Leuten, die nichts hatten, ließ Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, einen Teil im Land Juda zurück und gab ihnen Weinberge und Äcker.11 Nebukadnezzar, der König von Babel, hatte Nebusaradan, dem Kommandanten der Leibwache, über Jeremia folgende Anweisung gegeben:12 Laß ihn holen, kümmere dich um ihn, und füg ihm kein Leid zu, sondern richte dich nach seinen Wünschen!13 Da schickten Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, Nebuschasban, der Oberkämmerer, und Nergal-Sarezer, der Oberhofmeister, sowie alle Obersten des Königs von Babel Leute zum Wachhof,14 ließen Jeremia von dort holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, damit er ihn nach Hause entlasse. So blieb er mitten unter dem Volk.15 Als Jeremia noch im Wachhof gefangen saß, war an ihn das Wort des Herrn ergangen:16 Geh hin und sag zu dem Kuschiter Ebed-Melech: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Bald erfülle ich meine Worte, die ich über diese Stadt gesprochen habe - zu ihrem Unheil, und nicht zu ihrem Heil; sie werden an jenem Tag vor deinen Augen eintreffen.17 Aber dich werde ich retten an jenem Tag - Spruch des Herrn -, und du wirst den Leuten, vor denen du Angst hast, nicht in die Hände fallen.18 Ja, ich werde dich heil entrinnen lassen; du wirst nicht unter dem Schwert fallen, sondern dein Leben wie ein Beutestück gewinnen, weil du auf mich vertraut hast - Spruch des Herrn.

Das Buch Jeremia Kapitel 40

1 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, nachdem ihn Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, in Rama freigelassen hatte. Dieser hatte ihn nämlich holen lassen, als er, mit Handschellen gefesselt, sich mitten unter den Gefangenen von Jerusalem und Juda befand, die nach Babel weggeführt werden sollten.2 Der Kommandant der Leibwache holte Jeremia und sagte zu ihm: Jahwe, dein Gott, hatte diesem Ort dieses Unheil angedroht.3 Jetzt hat Jahwe seine Drohung eintreffen lassen und vollstreckt; denn ihr habt gegen Jahwe gesündigt und nicht auf seine Stimme gehört. So mußte euch dieses Schicksal treffen.4 Nun aber löse ich dir heute die Fesseln an deinen Händen. Wenn es dir beliebt, mit mir nach Babel zu kommen, so komm mit, und ich will für dich sorgen. Willst du aber nicht mit mir nach Babel kommen, so laß es! Siehe, das ganze Land liegt vor dir; du kannst gehen, wohin du willst.5 Wenn du es vorziehst dazubleiben, so kehre um zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, den der König von Babel über das Land Juda gesetzt hat. Bleib bei ihm mitten unter dem Volk, oder geh, wohin du willst. Der Kommandant der Leibwache gab ihm Reisevorrat sowie ein Geschenk und entließ ihn.6 Jeremia ging zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, nach Mizpa und blieb bei ihm mitten unter dem Volk, das im Land übriggeblieben war.7 Alle Truppenführer, die samt ihren Mannschaften noch über das freie Feld verstreut waren, erfuhren, daß der König von Babel Gedalja, den Sohn Ahikams, als Statthalter im Land eingesetzt und ihm Männer, Frauen und Kinder sowie jenen Teil der armen Bevölkerung unterstellt habe, der nicht nach Babel weggeführt worden war.8 Sie kamen nun mit ihren Leuten zu Gedalja nach Mizpa, nämlich Jischmael, der Sohn Netanjas, Johanan und Jonatan, die Söhne Kareachs, Seraja, der Sohn Tanhumets, ferner die Söhne Efais aus Netofa und Jaasanja, der Sohn des Maachatiters.9 Gedalja, der Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, schwor ihnen und ihren Mannschaften: Fürchtet euch nicht davor, den Chaldäern untertan zu sein. Bleibt im Land, und dient dem König von Babel; dann wird es euch gut gehen.10 Seht, ich selber bleibe in Mizpa und vertrete euch vor den Chaldäern, die zu uns kommen. Ihr aber, erntet Wein, Obst und Öl, sammelt es in euren Gefäßen, und bleibt in den Ortschaften, die ihr besiedelt.11 Auch alle jene Judäer, die sich in Moab, bei den Ammonitern, in Edom oder in irgendeinem anderen Land aufhielten, erfuhren, daß der König von Babel Juda eine Restbevölkerung gelassen und über sie Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, als Statthalter eingesetzt habe.12 Daher kehrten alle Judäer aus sämtlichen Orten, wohin sie versprengt waren, zurück und kamen ins Land Juda zu Gedalja nach Mizpa. Man erntete Wein und Obst in großer Menge.13 Eines Tages kamen Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die über das freie Feld verstreut waren, zu Gedalja nach Mizpa.14 Sie fragten ihn: Weißt du schon, daß Baalis, der König der Ammoniter, Jischmael, den Sohn Netanjas, geschickt hat, um dich ermorden zu lassen? Aber Gedalja, der Sohn Ahikams, glaubte es ihnen nicht.15 Nun machte Johanan, der Sohn Kareachs, dem Gedalja in Mizpa insgeheim den Vorschlag: Ich will hingehen und Jischmael, den Sohn Netanjas, erschlagen, ohne daß jemand davon erfährt. Warum soll er dich umbringen, so daß alle Judäer, die sich um dich geschart haben, wieder zerstreut werden und der Rest von Juda zugrunde geht?16 Doch Gedalja, der Sohn Ahikams, entgegnete Johanan, dem Sohn Kareachs: Nein, tu das nicht; denn was du über Jischmael sagst, ist nicht wahr.

Das Buch Jeremia Kapitel 41

1 Aber im siebten Monat kam Jischmael, der Sohn Netanjas, des Sohnes Elischamas, ein Mann aus königlichem Geschlecht und einer von den Großen des Königs, mit zehn Mann zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, nach Mizpa. Während sie dort zusammen aßen,2 erhob sich Jischmael, der Sohn Netanjas, samt den zehn Männern, die bei ihm waren, und sie erschlugen Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, mit dem Schwert. So tötete er den Mann, den der König von Babel als Statthalter im Land eingesetzt hatte.3 Auch alle Judäer, die bei ihm in Mizpa waren, und die Chaldäer, die sich dort als militärische Besatzung befanden, erschlug Jischmael.4 Am zweiten Tag nach Gedaljas Ermordung, als noch niemand etwas erfahren hatte,5 kamen Männer aus Sichem, Schilo und Samaria, achtzig Mann, mit geschorenen Bärten, zerrissenen Kleidern und eingeritzten Wunden. Sie trugen in ihren Händen Opfergaben und Weihrauch, um sie zum Haus des Herrn zu bringen.6 Da ging ihnen Jischmael, der Sohn Netanjas, von Mizpa aus entgegen, wobei er laut weinte. Sobald er mit ihnen zusammentraf, lud er sie ein: Kommt mit zu Gedalja, dem Sohn Ahikams!7 Als sie nun in die Stadtmitte gekommen waren, ermordete sie Jischmael, der Sohn Netanjas, mit Hilfe der Männer, die er bei sich hatte, und warf sie in die Zisterne.8 Zehn Männer aber, die sich unter jenen befanden, hatten zu Jischmael gesagt: Töte uns nicht; denn wir haben versteckte Vorräte auf dem Feld: Weizen, Gerste, Öl und Honig. Da sah er davon ab, sie zusammen mit ihren Stammesbrüdern zu töten.9 Die Zisterne, in die Jischmael alle Leichen der Männer warf, die er Gedaljas wegen erschlagen hatte, war jene, die König Asa im Krieg gegen Bascha, den König von Israel, angelegt hatte. Diese füllte nun Jischmael, der Sohn Netanjas, mit Erschlagenen an.10 Dann führte Jischmael den ganzen Rest des Volkes, der sich in Mizpa befand, gefangen hinweg: die Prinzessinnen und die ganze Bevölkerung, die in Mizpa geblieben war und die Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, Gedalja, dem Sohn Ahikams, unterstellt hatte. Jischmael, der Sohn Netanjas, führte sie gefangen weg und zog ab, um über die Grenze zu den Ammonitern zu gelangen.11 Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, hörten von all dem Bösen, das Jischmael, der Sohn Netanjas, verübt hatte.12 Sie nahmen ihre gesamte Mannschaft und zogen aus, um gegen Jischmael, den Sohn Netanjas, zu kämpfen. Am großen Wasser bei Gibeon stießen sie auf ihn.13 Als das ganze Volk, das bei Jischmael war, Johanan, den Sohn Kareachs, und in seiner Begleitung alle Truppenführer erblickte, war es hoch erfreut.14 Alle Leute, die Jischmael gefangen von Mizpa weggeführt hatte, wandten sich von ihm ab und traten auf die Seite Johanans, des Sohnes Kareachs.15 Jischmael aber, der Sohn Netanjas, konnte mit acht Mann dem Johanan entkommen und floh zu den Ammonitern.16 Nun übernahm Johanan, der Sohn Kareachs, zusammen mit allen Truppenführern, die bei ihm waren, den ganzen Rest des Volkes, den Jischmael, der Sohn Netanjas, nach der Ermordung Gedaljas, des Sohnes Ahikams, aus Mizpa weggeführt hatte: Männer, Frauen, Kinder und Palastbeamte, die er nun alle von Gibeon wegbrachte.17 Sie zogen ab und machten in der Herberge des Kimham bei Betlehem halt, in der Absicht, nach Ägypten weiterzuziehen.18 So wollten sie den Chaldäern entkommen; denn sie hatten Angst vor ihnen, weil Jischmael, der Sohn Netanjas, Gedalja, den Sohn Ahikams, erschlagen hatte, den der König von Babel als Statthalter im Land eingesetzt hatte.

Das Buch Jeremia Kapitel 42

1 Da kamen alle Truppenführer und Johanan, der Sohn Kareachs, ferner Asarja, der Sohn Haschajas, sowie das ganze Volk, klein und groß, herbei2 und sagten zum Propheten Jeremia: Möge unsere Bitte bei dir Gehör finden: Bete für uns zum Herrn, deinem Gott, für diesen ganzen Rest; denn von einst so vielen sind nur wir wenige übriggeblieben, wie du mit eigenen Augen siehst.3 Möge der Herr, dein Gott, uns kundtun, welchen Weg wir einschlagen und was wir tun sollen.4 Der Prophet Jeremia erwiderte ihnen: Gut, ich will nach eurem Wunsch zum Herrn, eurem Gott, beten und euch dann alles, was der Herr antwortet, mitteilen, ohne euch ein Wort vorzuenthalten.5 Sie selbst versicherten Jeremia: Der Herr sei ein wahrer und treuer Zeuge gegen uns, wenn wir nicht genau nach dem Wort handeln, mit dem dich der Herr, dein Gott, zu uns sendet.6 Sei es gut oder schlimm, auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, werden wir hören, damit es uns gut gehe, weil wir auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, hören.7 Zehn Tage später erging das Wort des Herrn an Jeremia.8 Daraufhin rief er Johanan, den Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, sowie das ganze Volk, klein und groß, zusammen9 und sagte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels, zu dem ihr mich gesandt habt, um ihm eure Bitte vorzutragen:10 Wenn ihr in diesem Land wohnen bleibt, so werde ich euch aufbauen und nicht niederreißen, euch einpflanzen und nicht ausreißen; ja, ich bereue das Unheil, das ich euch angetan habe.11 Fürchtet euch nicht vor dem König von Babel, vor dem ihr Angst habt. Fürchtet euch nicht vor ihm - Spruch des Herrn -; denn ich bin mit euch, um euch zu retten und seiner Hand zu entreißen.12 Ich bewirke Erbarmen für euch; er wird sich euer erbarmen und euch in eure Heimat zurückkehren lassen.13 Wenn ihr aber sagt: Wir bleiben nicht in diesem Land!, und auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, nicht hört,14 sondern sagt: Nein, nach Ägypten wollen wir ziehen, wo wir weder Krieg sehen noch Trompetenschall hören, noch nach Brot hungern werden, und dort wollen wir bleiben!,15 nun, dann hört das Wort des Herrn, ihr, der Rest Judas: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Wenn ihr darauf besteht, nach Ägypten zu ziehen, und auswandert, um euch dort niederzulassen,16 dann wird euch das Schwert, das ihr fürchtet, dort in Ägypten erreichen, und der Hunger, vor dem euch bangt, wird euch dort in Ägypten verfolgen, und ihr werdet dort umkommen.17 Ja, alle, die darauf bestehen, nach Ägypten zu ziehen, um sich dort niederzulassen, werden durch Schwert, Hunger und Pest umkommen. Keiner von ihnen wird entkommen, keiner dem Unheil entrinnen, das ich über sie bringe.18 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Wie sich mein Zorn und Grimm über die Einwohner Jerusalems ergossen hat, so wird sich mein Grimm auch über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht. Ihr werdet zum Fluch und zu einem Bild des Entsetzens, zur Verwünschung und zur Schmach werden. Dieses Land aber werdet ihr nie wieder sehen.19 Der Herr hat zu euch gesprochen, Rest Judas: Zieht nicht nach Ägypten! Ihr sollt genau wissen: Ich warne euch heute.20 Denn ihr gebt euch einer gefährlichen Täuschung hin. Ihr selbst habt mich ja zum Herrn, eurem Gott, gesandt mit den Worten: Bete für uns zum Herrn, unserem Gott, und ganz wie der Herr, unser Gott, spricht, gib uns Bescheid, und wir werden danach handeln.21 Heute nun habe ich euch den Bescheid gegeben, aber ihr habt auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, nicht gehört, auf nichts von dem, womit er mich zu euch gesandt hat.22 Jetzt aber sollt ihr wissen: Durch Schwert, Hunger und Pest werdet ihr umkommen an dem Ort, wohin ihr ziehen wollt, um euch dort niederzulassen.

Das Buch Jeremia Kapitel 43

1 Als Jeremia dem ganzen Volk alle Worte des Herrn, ihres Gottes, vollständig mitgeteilt hatte, nämlich all die Worte, mit denen ihn der Herr zu ihnen gesandt hatte,2 da sagten Asarja, der Sohn Hoschajas, und Johanan, der Sohn Kareachs, sowie alle übermütigen Männer zu Jeremia: Was du sagst, ist erlogen. Nicht der Herr, unser Gott, hat dich gesandt mit dem Auftrag: Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen, um euch dort niederzulassen.3 Vielmehr hetzt dich Baruch, der Sohn Nerijas, gegen uns auf, um uns den Chaldäern auszuliefern, so daß sie uns töten oder nach Babel verschleppen.4 Johanan, der Sohn Kareachs, alle Truppenführer und das ganze Volk hörten also nicht auf die Stimme des Herrn, im Land Juda zu bleiben.5 Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer nahmen den ganzen Rest Judas, der aus allen Völkern, unter die er versprengt gewesen, zurückgekehrt war, um sich im Land Juda niederzulassen:6 Männer, Frauen und Kinder, die Prinzessinnen und alle Leute, die Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, bei Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, gelassen hatte, auch den Propheten Jeremia und Baruch, den Sohn Nerijas,7 und sie zogen nach Ägypten, weil sie nicht auf die Stimme des Herrn hörten, und kamen bis Tachpanhes.8 In Tachpanhes erging das Wort des Herrn an Jeremia:9 Nimm vor den Augen judäischer Männer große Steine in die Hand, und maure sie mit Mörtel in das Ziegelpflaster am Eingang zum Haus des Pharao in Tachpanhes!10 Dann sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich werde meinen Knecht Nebukadnezzar, den König von Babel, herbeiholen; er wird seinen Thron über diesen Steinen, die ich hier eingemauert habe, aufstellen und sein Prunkzelt darüber ausspannen.11 Er wird kommen und das Land Ägypten schlagen; wer für den Tod bestimmt ist, verfällt dem Tod, wer für die Gefangenschaft, der Gefangenschaft, und wer für das Schwert, dem Schwert.12 Er wird an die Tempel der Götter Ägyptens Feuer legen und die Götter verbrennen oder wegführen. Er wird das Land Ägypten ablausen, wie ein Hirt sein Gewand ablaust; danach wird er unbehelligt abziehen.13 Er wird die spitzen Säulen des Sonnentempels in Ägypten zertrümmern und die Tempel der Götter Ägyptens in Brand stecken.

Das Buch Jeremia Kapitel 44

1 Das Wort, das an Jeremia erging für alle Judäer, die in Ägypten wohnten und sich in Migdol und Tachpanhes, in Memfis und im Land Patros angesiedelt hatten:2 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ihr selbst habt all das Unheil miterlebt, das ich über Jerusalem und alle Städte Judas gebracht habe. Seht, heute sind sie Trümmerstätten, die niemand mehr bewohnt.3 Das ist die Folge ihrer bösen Taten; sie erzürnten mich, indem sie hingingen, um anderen Göttern, die sie früher nicht kannten, zu opfern und zu dienen, sie, ihr und eure Väter.4 Wohl habe ich immer wieder all meine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt mit der Mahnung: Verübt doch nicht einen solchen Greuel, den ich so hasse.5 Sie aber haben nicht gehört und mir ihr Ohr nicht zugeneigt, so daß sie sich von ihrer Bosheit bekehrt und nicht mehr anderen Göttern geopfert hätten.6 Daher ergoß sich mein Grimm und Zorn und wütete in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems, so daß sie zur Trümmerstätte und Wüste wurden, wie sie es heute noch sind.7 Nun aber spricht so der Herr, der Gott der Heere, der Gott Israels: Warum tut ihr euch selbst so schweres Leid an, indem ihr eure Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge aus Juda ausrottet und keinen Rest mehr übriglaßt?8 Denn ihr erzürnt mich durch das Tun eurer Hände, weil ihr anderen Göttern opfert in Ägypten, wohin ihr ausgewandert seid, um euch dort niederzulassen. So rottet ihr euch selbst aus und werdet zum Fluch und Gespött bei allen Völkern der Erde.9 Habt ihr denn all das Böse vergessen, das eure Väter und die Könige von Juda und ihre Frauen, dann auch ihr selbst und eure Frauen im Land Juda und in den Straßen Jerusalems getan haben?10 Sie bereuen es nicht bis zum heutigen Tag, fürchten sich nicht und leben nicht nach meiner Weisung und nach meinen Gesetzen, die ich euch und euren Vätern vorgelegt habe.11 Darum - so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich richte mein Angesicht gegen euch zu eurem Unheil, um ganz Juda auszurotten.12 Ich raffe den Rest Judas hinweg, der darauf bestand, nach Ägypten auszuwandern, um sich dort niederzulassen. Sie alle werden in Ägypten umkommen; sie werden fallen durch Schwert und Hunger; klein und groß wird umkommen. Durch Schwert und Hunger werden sie sterben und zum Fluch und zu einem Bild des Entsetzens werden, zur Verwünschung und zur Schmach.13 Wie ich Jerusalem heimgesucht habe, so suche ich die in Ägypten Angesiedelten heim mit Schwert, Hunger und Pest.14 Vom Rest Judas, der ausgewandert ist, um sich hier in Ägypten niederzulassen, wird niemand entrinnen oder entkommen, um ins Land Juda zurückzukehren, obwohl sie sich danach sehnen, zurückzukehren und dort zu bleiben. Ja, nur wenige werden entrinnen und zurückkehren.15 Da antworteten alle Männer, die wußten, daß ihre Frauen anderen Göttern opferten, und alle Frauen, die dabeistanden, eine große Schar, sowie alle Leute, die in Ägypten und in Patros wohnten, dem Jeremia:16 Was das Wort betrifft, das du im Namen des Herrn zu uns gesprochen hast, so hören wir nicht auf dich.17 Vielmehr werden wir alles, was wir gelobt haben, gewissenhaft ausführen: Wir werden der Himmelskönigin Rauchopfer und Trankopfer darbringen, wie wir, unsere Väter, unsere Könige und unsere Großen in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems es getan haben. Damals hatten wir Brot genug; es ging uns gut, und wir litten keine Not.18 Seit wir aber aufgehört haben, der Himmelskönigin Rauchopfer und Trankopfer darzubringen, fehlt es uns an allem, und wir kommen durch Schwert und Hunger um.19 Die Frauen aber sagten: Geschieht es etwa ohne Wissen und Willen unserer Männer, daß wir der Himmelskönigin Rauchopfer und Trankopfer darbringen, daß wir für sie Opferkuchen bereiten, die ihr Bild wiedergeben, und Trankopfer spenden?20 Jeremia entgegnete dem ganzen Volk, den Männern, den Frauen und allen, die ihm so geantwortet hatten:21 Die Opfer, die ihr in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems verbrannt habt, ihr und eure Väter, eure Könige und eure Großen und die Bürger des Landes - waren nicht gerade sie es, an die der Herr gedacht und sich erinnert hat?22 Schließlich konnte es der Herr nicht mehr aushalten wegen eurer Untaten und wegen der Greuel, die ihr verübt habt. Deshalb wurde euer Land zur Öde, zu einem Bild des Entsetzens und zum Fluch, unbewohnt, wie es heute noch ist.23 Weil ihr Rauchopfer dargebracht und gegen den Herrn gesündigt habt, weil ihr auf die Stimme des Herrn nicht gehört und euch nicht nach seiner Weisung, seinen Gesetzen und Mahnungen gerichtet habt, darum hat euch dieses Unheil getroffen, wie es heute noch besteht.24 Zum ganzen Volk und zu allen Frauen sagte Jeremia: Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, das in Ägypten weilt.25 So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Was ihr und eure Frauen mit dem Mund gelobt, das führt ihr mit den Händen aus. Ihr sagt: Unsere versprochenen Gelübde werden wir gewissenhaft erfüllen und der Himmelskönigin Rauchopfer und Trankopfer darbringen. Haltet nur eure Gelübde genau, ja, eure Gelübde erfüllt gewissenhaft!26 So höre denn das Wort des Herrn, ganz Juda, das in Ägypten wohnt: Seht, ich schwöre bei meinem großen Namen, spricht der Herr: Nie mehr soll mein Name vom Mund irgendeines Judäers in ganz Ägypten genannt werden; keiner mehr soll sagen: So wahr Gott, der Herr, lebt!27 Seht, ich wache über sie - zu ihrem Unheil, nicht zu ihrem Heil. Alle Judäer in Ägypten werden durch Schwert und Hunger umkommen und völlig vernichtet werden.28 Nur wenige werden dem Schwert entrinnen und aus Ägypten ins Land Juda heimkehren, und der ganze Rest von Juda, der nach Ägypten ausgezogen ist, um sich dort niederzulassen, wird erkennen, wessen Wort sich erfüllt, das meine oder das ihre.29 Dies aber soll euch als Zeichen dafür dienen - Spruch des Herrn -, daß ich euch heimsuche an diesem Ort, damit ihr erkennt, daß meine Unheilsworte über euch bestimmt in Erfüllung gehen:30 So spricht der Herr: Seht, ich liefere den Pharao Hofra, den König von Ägypten, in die Hand seiner Gegner und Todfeinde aus, wie ich Zidkija, den König von Juda, in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, seines Gegners und Todfeindes, ausgeliefert habe.

Das Buch Jeremia Kapitel 45

1 Das Wort, das der Prophet Jeremia zu Baruch, dem Sohn Nerijas, sagte, als dieser im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, jene Reden nach dem Diktat Jeremias in ein Buch schrieb:2 So spricht der Herr, der Gott Israels, über dich, Baruch:3 Du hast gesagt: Weh mir! Denn der Herr häuft noch Kummer auf mein Leid. Ich bin erschöpft vor Stöhnen und finde keine Ruhe.4 Sag zu ihm: So spricht der Herr: Was ich gebaut habe, breche ich nieder, und was ich gepflanzt habe, reiße ich aus. 5 Du aber begehrst Großes für dich? Begehre es nicht! Denn siehe, ich bringe Unheil über alle Sterblichen - Spruch des Herrn; dir aber gebe ich dein Leben wie ein Beutestück überall, wohin du auch gehst.

Das Buch Jeremia Kapitel 46

1 Das Wort des Herrn gegen die Völker, das an den Propheten Jeremia erging:2 Über Ägypten: Gegen das Heer des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, das bei Karkemisch am Eufrat stand und das Nebukadnezzar, der König von Babel, geschlagen hat. Es war im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda.3 Rüstet Rundschild und Langschild, rückt aus zum Kampf!4 Schirrt die Rosse an, besteigt die Pferde! Tretet an im Helm, macht die Speere blank, legt die Panzer an!5 Was sehe ich? Warum sind sie bestürzt? Sie weichen zurück. Ihre Helden sind zersprengt, sie ergreifen die Flucht und wenden sich nicht mehr um - Grauen ringsum! - Spruch des Herrn.6 Der Schnelle kann nicht entfliehen und der Held nicht entrinnen. Im Norden, am Ufer des Eufrat, stürzen sie hin und fallen.7 Wer ist es, der anschwoll gleich dem Nil, dessen Wasser wie Ströme tosen?8 Ägypten schwoll an gleich dem Nil, dessen Wasser wie Ströme tosen. Es sagte: Ich schwelle an, überschwemme das Land, vernichte die Städte und ihre Einwohner.9 Bäumt euch, ihr Rosse, stürmt los, ihr Wagen! Rückt aus, ihr Helden: Kusch und Put, ihr Schildbewehrten, ihr von Lud, ihr Bogenschützen!10 Doch jener Tag ist ein Tag der Rache für den Herrn, den Gott der Heere; er rächt sich an seinen Gegnern. Da frißt das Schwert, wird satt und trunken von ihrem Blut. Denn ein Schlachtfest hält der Herr, der Gott der Heere, im Land des Nordens am Eufratstrom.11 Zieh hinauf nach Gilead, und hole Balsam, Jungfrau, Tochter Ägypten! Umsonst verbrauchst du viele Arzneien, du findest keine Genesung.12 Von deiner Schande hören die Völker, dein Wehgeschrei erfüllt die Erde. Denn Held an Held ist gestürzt, miteinander sind beide gefallen.13 Das Wort, das der Herr zum Propheten Jeremia sprach, als Nebukadnezzar, der König von Babel, heranrückte, um Ägypten zu erobern:14 Meldet es in Ägypten, verkündet es in Migdol, verkündet es in Memfis und Tachpanhes! Sagt: Stell dich auf, und mach dich bereit; denn schon frißt das Schwert rings um dich her.15 Warum liegt dein Starker zu Boden gestreckt? Er hielt nicht stand, weil der Herr ihn stieß.16 Viele kamen durch ihn zu Fall, sie stürzten, Mann für Mann. Da sagten sie: Auf, zurück zu unsrem Volk, ins Land unsrer Sippe, vor dem rasenden Schwert!17 Gebt dem Pharao, dem König Ägyptens, den Namen: Getöse, das die Zeit verpaßte.18 So wahr ich lebe - Spruch des Königs, Herr der Heere ist sein Name -, wie der Tabor unter den Bergen und wie der Karmel am Meer, so mächtig rückt er heran.19 Rüste dein Gepäck für die Verbannung, du seßhafte Tochter Ägypten! Denn Memfis wird zur Wüste, wird niedergebrannt und menschenleer.20 Eine stattliche Jungkuh ist Ägypten, die Bremse von Norden stürzt sich auf sie.21 Auch seine Söldnertruppen mitten im Land sind wie gemästete Kälber. Aber auch sie machen kehrt, sie fliehen alle und halten nicht stand. Denn der Tag ihres Verderbens kommt über sie, die Zeit ihrer Bestrafung.22 Ägyptens Stimme gleicht dem Zischen der Schlange, wenn jene anrücken mit Macht, wenn sie mit Äxten einfallen, Holzhackern gleich.23 Sie fällen seinen Wald - Spruch des Herrn -, den undurchdringlichen. Zahlreicher als Heuschrecken sind sie, man kann sie nicht zählen.24 Zuschanden wird die Tochter Ägypten, preisgegeben dem Volk aus dem Norden.25 Der Herr der Heere, der Gott Israels, hat gesprochen: Seht, ich suche heim den Amon von No , Ägypten und seine Götter, seine Könige und den Pharao samt allen, die sich auf ihn verlassen.26 Ich gebe sie in die Hand ihrer Todfeinde, in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, und in die Hand seiner Untertanen. Aber danach wird das Land wieder bewohnt sein wie in früheren Zeiten - Spruch des Herrn.27 Fürchte dich nicht, du, mein Knecht Jakob, verzage nicht, Israel! Denn ich bin es, der dich aus fernem Land errettet, deine Kinder aus dem Land ihrer Gefangenschaft. Jakob wird heimkehren und Ruhe haben; er wird in Sicherheit leben, und niemand wird ihn erschrecken.28 Fürchte dich nicht, du, mein Knecht Jakob - Spruch des Herrn -; denn ich bin mit dir. Ja, ich vernichte alle Völker, unter die ich dich zerstreut habe. Nur dich werde ich niemals vernichten; ich züchtige dich mit rechtem Maß, doch ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.

Das Buch Jeremia Kapitel 47

1 Das Wort des Herrn gegen die Philister, das an den Propheten Jeremia erging, bevor der Pharao Gaza eroberte.2 So spricht der Herr: Seht, Wasser wogen vom Norden heran und werden zum flutenden Wildbach. Sie überfluten das Land und was darin ist, die Städte und ihre Bewohner. Da schreien die Menschen, laut klagen alle Bewohner des Landes3 vor dem donnernden Hufschlag der Hengste, vor dem Dröhnen der Streitwagen, vor dem Rasseln der Räder. Väter schauen sich nicht um nach den Söhnen; denn ihre Hände sind schlaff4 wegen des Tages, der kommt, um alle Philister zu vernichten, um auszurotten den letzten Helfer für Tyrus und Sidon. Ja, der Herr vernichtet die Philister, den Rest von der Insel Kaftor.5 Kahlscheren wird sich Gaza, Aschkelon wird verstummen. Wie lange noch, du Rest der Anakiter, mußt du dich wund ritzen?6 Weh, du Schwert des Herrn, wie lange noch willst du nicht rasten? Fahr zurück in die Scheide, halt ein, und sei still!7 Wie sollte es rasten, da doch der Herr ihm Befehl gab? Gegen Aschkelon und die Meeresküste, dorthin hat er es bestellt.

Das Buch Jeremia Kapitel 48

1 Über Moab: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Weh über Nebo, es wird verwüstet, erobert wird Kirjatajim. Zuschanden wird die Hochburg und geschleift.2 Moabs Ruhm ist dahin. In Heschbon plante man sein Verderben: Kommt, wir rotten es aus, so daß es kein Volk mehr ist. Auch du, Madmen, wirst verstummen; das Schwert verfolgt dich.3 Horch! Wehgeschrei aus Horonajim: Verwüstung und große Zerstörung!4 Zerstört ist Moab! So gellt der Schrei bis nach Zoar.5 Die Steige von Luhit steigt man weinend hinauf. Ja, am Abstieg von Horonajim hört man über die Zerstörung entsetzliches Schreien.6 Flieht, rettet euer Leben! Macht es wie der Wildesel in der Wüste!7 Weil du auf eigene Werke und Schätze vertraut hast, wirst auch du erobert werden. In die Verbannung muß Kemosch ziehen samt seinen Priestern und Fürsten.8 Der Verwüster kommt über jede Stadt, keine Stadt kann sich retten. Verheert wird das Tal, verwüstet die Ebene, so spricht der Herr.9 Setzt ein Grabmal für Moab; denn es verfällt ganz und gar. Seine Städte werden zur Wüste, niemand wohnt mehr darin.10 Verflucht, wer den Auftrag des Herrn lässig betreibt, ja, verflucht, wer sein Schwert abhält vom Blutvergießen.11 Ungestört war Moab von Jugend an, ruhig lag es auf seiner Hefe. Es wurde nicht umgeschüttet von Gefäß zu Gefäß: Nie mußte es in die Verbannung ziehen. Darum blieb ihm sein Wohlgeschmack erhalten, sein Duft veränderte sich nicht.12 Darum kommen Tage - Spruch des Herrn -, da schicke ich Kellermeister zu ihm; sie gießen es um, entleeren seine Gefäße und zerschlagen seine Krüge.13 Moab wird an Kemosch zuschanden, wie das Haus Israel zuschanden wurde an Bet-El, auf das es vertraute.14 Wie könnt ihr sagen: Helden sind wir, starke Krieger zum Kampf?15 Der Verwüster Moabs und seiner Städte steigt hinauf; da steigen seine besten jungen Männer hinab, um geschlachtet zu werden - Spruch des Königs, Herr der Heere ist sein Name.16 Der Untergang Moabs rückt heran, schnell eilt sein Unglück herbei.17 Beklagt es alle, ihr seine Nachbarn, und alle, die ihr seinen Namen kennt. Sagt: Ach, wie ist zerbrochen der starke Stab, das herrliche Zepter!18 Steig herab von deiner Würde, setz dich in den Kot, du thronende Tochter Dibon! Denn Moabs Verwüster zieht hinauf zu dir, zerstört deine Burgen.19 Stellt euch an den Weg und späht aus, ihr Einwohner von Aroër! Fragt den Flüchtling und die fliehende Frau, sagt: Was ist denn geschehen?20 Zuschanden ist Moab, ja, ganz zerbrochen. Klagt und schreit! Meldet am Arnon: Moab ist verwüstet.21 Ein Gericht kam über das ebene Land, über Holon, Jahaz und Mefaat,22 über Dibon, Nebo und Bet-Diblatajim,23 über Kirjatajim, Bet-Gamul und Bet-Meon,24 über Kerijot und Bozra und über alle Städte des Landes Moab, die fernen und die nahen.25 Abgehauen ist Moabs Horn, zerschmettert sein Arm .26 Macht es betrunken; denn es hat geprahlt gegen den Herrn. So stürze Moab in sein eigenes Gespei und verfalle nun selbst dem Gespött.27 Oder diente nicht Israel dir zum Gespött? Wurde es etwa beim Diebstahl ertappt, daß du höhnend den Kopf geschüttelt hast, sooft du von ihm sprachst?28 Verlaßt die Städte, wohnt in den Felsen, ihr Bewohner von Moab! Macht es wie die Taube, die nistet an den Wänden der offenen Schlucht.29 Wir haben von Moabs Stolz gehört - es ist stolz über die Maßen -; von seinem Hochmut und Stolz haben wir gehört, von seinem Dünkel und hochfahrenden Sinn.30 Ich kenne seinen Übermut - Spruch des Herrn -, sein Geschwätz ist nicht wahr, sein Tun ist nicht recht.31 Darum jammere ich laut über Moab, über ganz Moab klage ich und seufze über die Leute von Kir-Heres.32 Mehr als um Jaser weine ich um dich, Weinstock von Sibma; bis ans Meer zogen sich deine Ranken hin, sie reichten bis Jaser. Über deine Weinlese und Ernte fiel der Verwüster her.33 Verschwunden sind Freude und Jubelgeschrei vom Fruchtland und vom Land Moab. Die Kufen sind leer von Wein, kein Winzer keltert, kein Jauchzen ertönt.34 Das Schreien von Heschbon und Elale dringt bis Jahaz, laut klagt man von Zoar bis Horonajim und Eglat-Schelischija; denn selbst das Wasser von Nimrim versiegt.35 Ich mache es für Moab unmöglich - Spruch des Herrn -, daß jemand auf der Kulthöhe opfert und seinen Göttern Rauchopfer darbringt.36 Darum jammert mein Herz um Moab wie eine Flöte, ja mein Herz jammert um die Leute von Kir-Heres wie eine Flöte, weil sie ihre ganze Habe verloren.37 Jedes Haupt ist kahlgeschoren und jeder Bart abgeschnitten, an allen Händen sind Trauermale, und um die Hüften Trauerkleider.38 Auf allen Dächern und Plätzen Moabs hört man nichts als Klage. Ja, ich zerschlage Moab wie ein Gefäß, das niemand mehr will - Spruch des Herrn.39 Ach, wie ist es zerbrochen, wie hat Moab sich schmählich zur Flucht gewandt! So wird Moab zum Gespött und zu einem Bild des Entsetzens für all seine Nachbarn.40 Denn so spricht der Herr: Seht, wie ein Adler schwebt es heran und breitet seine Schwingen über Moab aus.41 Die Städte werden erobert, die Festungen eingenommen. Das Herz der Helden Moabs ist an jenem Tag wie das Herz einer Frau in Wehen.42 Vernichtet wird Moab, so daß es kein Volk mehr ist; denn es hat geprahlt gegen den Herrn.43 Grauen, Grube und Garn warten auf dich, Bewohner von Moab - Spruch des Herrn.44 Wer dem Grauen entflieht, fällt in die Grube, wer aus der Grube steigt, fängt sich im Garn. Ja, das werde ich über Moab bringen im Jahr seiner Bestrafung - Spruch des Herrn.45 Im Schatten von Heschbon bleiben erschöpft Flüchtlinge stehen. Doch Feuer geht aus von Heschbon, eine Flamme von Sihons Haus. Es verzehrt die Schläfe Moabs, den Scheitel der lärmenden Schreier.46 Wehe dir, Moab, verloren bist du, Volk des Kemosch. Denn deine Söhne schleppt man in die Verbannung, deine Töchter in die Gefangenschaft.47 Aber in ferner Zukunft wende ich Moabs Geschick - Spruch des Herrn.

Das Buch Jeremia Kapitel 49

1 Über die Ammoniter: So spricht der Herr: Hat denn Israel keine Söhne, oder besitzt es keinen Erben? Warum hat Milkom den Stamm Gad beerbt, warum ließ sich sein Volk in dessen Städten nieder?2 Darum seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, da lasse ich gegen das ammonitische Rabba Kriegslärm ertönen. Zum wüsten Trümmerhaufen wird es werden, seine Tochterstädte brennen im Feuer nieder, und Israel wird die beerben, die ihm sein Erbteil raubten - spricht der Herr.3 Klage laut, Heschbon, denn die Stadt ist zerstört. Schreit, ihr Töchter von Rabba! Legt Trauerkleider an, haltet die Totenklage, lauft umher mit eingeritzten Wunden! Denn Milkom muß in die Verbannung gehen zusammen mit seinen Priestern und Fürsten.4 Was rühmst du dich deiner Kräfte? Deine Kraft wird zerrinnen, du abtrünnige Tochter, die auf ihre Schätze vertraut und sagt: Wer kommt an mich heran?5 Schon lasse ich über dich kommen Schrecken von allen Seiten - Spruch des Herrn, des Gottes der Heere. Ihr stoßt einander vorwärts (auf der Flucht), und niemand wird die Flüchtlinge sammeln.6 Aber danach wende ich das Geschick der Ammoniter - Spruch des Herrn.7 Über Edom: So spricht der Herr der Heere: Gibt es keine Weisheit mehr in Teman? Ging den Klugen der Rat verloren, ist ihre Weisheit verdorben?8 Flieht, macht kehrt, tief unten versteckt euch, Einwohner von Dedan! Denn ich bringe über Esau Verderben, die Zeit seiner Bestrafung.9 Wenn Winzer zu dir kommen, lassen sie keine Nachlese übrig. Wenn Diebe in der Nacht kommen, zerstören sie nach Lust.10 Ja, ich selbst hole Esau aus dem Versteck, decke seine Schlupfwinkel auf, so daß er sich nicht mehr verbergen kann. Seine Brut wird vernichtet, seine Verwandtschaft und seine Nachbarn, so daß keiner mehr sagt:11 Laß deine Waisen! Ich will für sie sorgen, deine Witwen können sich verlassen auf mich.12 Denn so spricht der Herr: Sogar jene, die es nicht verdient hätten, aus dem Becher zu trinken, müssen daraus trinken, und da solltest du verschont bleiben? Du bleibst nicht verschont, du mußt trinken.13 Denn ich schwöre bei mir selbst - Spruch des Herrn: Zu einem Bild des Entsetzens, zum Hohn, zur Öde und zum Fluch wird Bozra, und alle seine Nachbarstädte werden für immer zu Trümmerhaufen.14 Ich habe vom Herrn eine Kunde gehört, ein Bote ist zu den Völkern gesandt: Schart euch zusammen, rückt aus gegen Edom, tretet an zum Kampf!15 Ja, ich mache dich klein unter den Völkern, verachtet unter den Menschen.16 Deine furchterregende Macht hat dich betört, dein vermessener Sinn, weil du in Felsklüften wohnst, an Bergeshöhen dich klammerst. Baust du dein Nest auch hoch wie der Adler, ich stürze dich von dort hinab - Spruch des Herrn.17 Edom wird zu einem Bild des Entsetzens; jeder, der vorbeikommt, ist entsetzt und spottet über alle Schläge, die es erlitt.18 Wie beim Untergang von Sodom und Gomorra und ihrer Nachbarstädte, spricht der Herr, so wird auch dort niemand mehr wohnen, kein Mensch darin leben.19 Wie ein Löwe, der heraufkommt aus dem Dickicht des Jordan zu den immergrünen Auen, so jage ich sie jählings davon und setze meinen Erwählten dort ein. Denn wer ist mir gleich, wer zieht mich zur Rechenschaft, und wo ist der Hirt, der vor mir standhält?20 Darum hört den Beschluß, den der Herr gegen Edom gefaßt hat, und die Pläne, die er ersann gegen Temans Bewohner: Wegschleppen wird man die Hirtenknaben, ihr Weideplatz wird sich über sie entsetzen.21 Von Edoms dröhnendem Fall erbebt die Erde, bis zum Schilfmeer hört man sein Schreien.22 Seht, wie ein Adler steigt es empor, schwebt es heran und breitet seine Schwingen über Bozra aus. Das Herz der Helden Edoms ist an jenem Tag wie das Herz einer Frau in Wehen.23 Über Damaskus: Bestürzt sind Hamat und Arpad; denn böse Nachricht mußten sie hören. Sie wanken vor Kummer wie das Meer, das nicht zur Ruhe kommen kann.24 Damaskus wird schwach, es wendet sich zur Flucht, Schrecken erfaßt es, Angst und Wehen ergreifen es wie eine Gebärende.25 Wie ist doch die ruhmreiche Stadt verlassen, die Burg der Freude!26 Darum fallen ihre jungen Männer auf den Plätzen, alle Krieger kommen um an jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere.27 Ich lege Feuer an die Mauer von Damaskus; es verzehrt die Paläste Ben-Hadads.28 Über Kedar und die Reiche von Hazor, die Nebukadnezzar, der König von Babel, erobert hat. So spricht der Herr: Auf, zieht gegen Kedar, bezwingt die Söhne des Ostens!29 Man raubt ihre Zelte und Herden, ihre Decken und ihr ganzes Gerät; auch ihre Kamele nimmt man mit, und man ruft über sie: Grauen ringsum!30 Flieht, macht euch eilends davon, tief unten versteckt euch, ihr Bewohner von Hazor - Spruch des Herrn. Denn Nebukadnezzar, der König von Babel, hat gegen euch einen Beschluß gefaßt und einen Plan gegen euch ersonnen.31 Auf, zieht gegen das sorglose Volk, das in Sicherheit lebt - Spruch des Herrn -, das keine Tore und Riegel hat; man haust ja einsam für sich.32 Ihre Kamele werden erbeutet, ihre vielen Herden geraubt. In alle Winde zerstreue ich sie, die Leute mit gestutztem Haar, von allen Seiten bringe ich ihnen Verderben - Spruch des Herrn.33 Hazor wird zur Behausung für die Schakale, eine Wüste für immer. Niemand wird mehr dort wohnen, kein Mensch darin leben.34 Das Wort des Herrn gegen Elam, das zu Beginn der Regierung Zidkijas, des Königs von Juda, an den Propheten Jeremia erging.35 So spricht der Herr der Heere: Seht, ich zerbreche den Bogen Elams, seine stärkste Waffe.36 Ich bringe über Elam vier Winde von den vier Enden des Himmels. In alle diese Winde zerstreue ich sie, so daß es kein Volk gibt, zu dem nicht Versprengte aus Elam kommen.37 Ich jage den Elamitern Schrecken ein vor ihren Feinden, vor allen, die ihnen nach dem Leben trachten. Unheil lasse ich über sie kommen, meinen glühenden Zorn - Spruch des Herrn. Ich schicke das Schwert hinter ihnen her, bis ich sie vernichtet habe.38 Ich stelle meinen Thron in Elam auf und vernichte dort König und Fürsten - Spruch des Herrn.39 Aber in ferner Zukunft wende ich Elams Geschick - Spruch des Herrn.

Das Buch Jeremia Kapitel 50

1 Das Wort gegen Babel, das Land der Chaldäer, das der Herr durch den Propheten Jeremia gesprochen hat.2 Verkündet unter den Völkern und meldet, verheimlicht nichts, sondern sagt: Erobert ist Babel, zuschanden ist Bel, zerschmettert Merodach .3 Denn ein Volk aus dem Norden rückt gegen Babel heran; das macht sein Land zur Wüste. Niemand mehr wohnt darin, Mensch und Vieh ergreifen die Flucht und laufen davon.4 In jenen Tagen und zu jener Zeit - Spruch des Herrn - kommen die Söhne Israels gemeinsam mit den Söhnen Judas. Weinend gehen sie ihren Weg und suchen den Herrn, ihren Gott.5 Nach Zion fragen sie, dorthin ist ihr Blick gerichtet. Sie kommen und verbünden sich mit dem Herrn zu einem ewigen, unvergeßlichen Bund.6 Eine verlorene Herde war mein Volk, ihre Hirten führten sie in die Irre, trieben sie ziellos in die Berge. Von Berg zu Hügel zogen sie weiter und vergaßen ihren Lagerplatz.7 Wer auf sie stieß, fraß sie auf, und ihre Feinde sagten: Wir begehen kein Unrecht; sie haben ja gegen den Herrn gesündigt, den Hort der Gerechtigkeit, die Hoffnung ihrer Väter.8 Flieht aus Babel und aus dem Land der Chaldäer! Zieht aus, und seid wie Leitböcke, die der Herde vorangehen.9 Denn seht, ich selbst stachle auf und führe gegen Babel eine Schar großer Völker vom Nordland her; sie greifen es an, und von dort wird es erobert. Ihre Pfeile sind wie die eines siegreichen Helden, der nie zurückkehrt ohne Erfolg.10 Plünderung trifft Chaldäa, alle, die es plündern, werden satt - Spruch des Herrn.11 Freut euch nur, und jubelt, ihr, die ihr mein Erbteil geraubt habt. Ja, hüpft wie Kälber auf der Wiese, und wiehert wie Hengste!12 Große Schmach trifft eure Mutter; sie, die euch geboren hat, muß sich schämen. Seht doch, das letzte unter den Völkern: Wüste, Dürre und Steppe.13 Durch den Zorn des Herrn bleibt Babel unbewohnt und wird völlig zur Wüste; jeder, der an Babel vorbeikommt, ist entsetzt und spottet über alle Schläge, die es erlitt.14 Rüstet euch ringsum zum Kampf gegen Babel, all ihr Bogenschützen! Schießt, und spart die Pfeile nicht! 15 Schreit ihm von allen Seiten den Kampfruf entgegen! Es muß sich ergeben, seine Säulen fallen, seine Mauern werden niedergerissen. Ja, das ist die Rache des Herrn. Nehmt Rache an Babel! Was es selber getan hat, das tut jetzt an ihm!16 Rottet in Babel den Sämann aus und den, der zur Erntezeit mäht. Vor dem rasenden Schwert wendet sich jeder zu seinem Volk, jeder flieht in sein Land.17 Ein versprengtes Schaf war Israel, von Löwen gehetzt. Zuerst hat es der König von Assur gefressen, zuletzt hat ihm Nebukadnezzar, der König von Babel, die Knochen abgenagt.18 Darum - so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Fürwahr, ich rechne ab mit dem König von Babel und seinem Land, wie ich abgerechnet habe mit dem König von Assur.19 Israel aber bringe ich zurück auf seinen Weideplatz; es soll auf dem Karmel und im Baschan weiden, sich im Bergland Efraim und in Gilead sättigen.20 In jenen Tagen und zu jener Zeit - Spruch des Herrn - wird man nach der Schuld Israels suchen, doch sie ist nicht mehr vorhanden, nach den Sünden Judas, doch man findet sie nicht mehr. Denn ich verzeihe dem Rest, den ich übriglasse.21 Zieh gegen Meratajim, zieh gegen das Land und gegen die Bewohner von Pekod! Erschlag sie, und gib sie dem Untergang preis - Spruch des Herrn; tu genau, was ich dir befehle!22 Kriegslärm herrscht im Land und großer Zusammenbruch.23 Wie wurde zerschlagen und zerschmettert der Hammer der ganzen Welt! Welch ein Bild des Entsetzens ist Babel geworden unter den Völkern!24 Du, Babel, hast dir selbst eine Falle gestellt, und bist auch gefangen worden, ehe du es merktest. Du wurdest erwischt und gepackt; denn du hattest den Herrn herausgefordert.25 Der Herr hat seine Rüstkammer geöffnet und die Waffen seines Zornes hervorgeholt. Denn das ist ein Werk, das der Herr, der Gott der Heere, im Land der Chaldäer vollbringt.26 Kommt nach Babel vom Ende der Erde! Öffnet seine Speicher, werft alles auf einen Haufen zusammen, wie man Haufen von Korn aufschüttet. Dann gebt es dem Untergang preis; kein Rest soll ihm bleiben.27 Erschlagt all seine Jungstiere, hinunter mit ihnen zum Schlachten! Weh über sie; denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Bestrafung.28 Horcht! Entronnene Flüchtlinge aus dem Land Babel! Sie verkünden in Zion die Rache des Herrn, unseres Gottes, .29 Ruft Schützen auf gegen Babel, alle Bogenschützen! Belagert die Stadt ringsum, laßt keinen entrinnen! Vergeltet ihr nach ihrem Tun; alles, was sie selber getan hat, das tut auch an ihr! Denn gegen den Herrn hat sie frech gehandelt, gegen den Heiligen Israels.30 Darum fallen ihre jungen Männer auf den Plätzen, all ihre Krieger kommen um an jenem Tag - Spruch des Herrn.31 Nun gehe ich gegen dich vor, du Freche, - Spruch des Herrn, des Gottes der Heere. Denn dein Tag ist gekommen, die Zeit deiner Bestrafung.32 Die Freche strauchelt und fällt, niemand richtet sie auf. Ich lege Feuer an ihre Städte, das ringsum alles verzehrt.33 So spricht der Herr der Heere: Unterdrückt sind die Söhne Israels zusammen mit den Söhnen Judas. Von allen, die sie in Gefangenschaft führten, werden sie festgehalten; man weigert sich, sie zu entlassen.34 Doch ihr Erlöser ist stark, Herr der Heere ist sein Name. Er führt ihre Sache mit Kraft, um der Erde Ruhe zu schaffen, Unruhe aber Babels Bewohnern.35 Das Schwert über die Chaldäer - Spruch des Herrn - und über die Bewohner von Babel, über seine Fürsten und seine Weisen!36 Das Schwert über die Wahrsager, sie werden zu Narren! Das Schwert über seine Helden, sie brechen zusammen!37 Das Schwert über alles Völkergemisch in seinen Reihen, es wird zu Weibern! Das Schwert über seine Schätze, sie werden geraubt!38 Das Schwert über seine Wasser, sie vertrocknen! Denn es ist ein Land voll von Götzenbildern, und durch die Schreckbilder werden sie toll.39 Darum werden Wüstenhunde und Hyänen dort hausen, und Strauße werden sich dort niederlassen. Nie mehr soll es bewohnt sein, ewig nicht mehr besiedelt werden.40 Wie Gott einst Sodom und Gomorra und ihre Nachbarstädte zerstört hat - Spruch des Herrn -, so wird auch dort niemand wohnen, kein Mensch darin leben.41 Seht, ein Volk zieht von Norden heran, ein großes Volk und viele Könige brechen auf von den Grenzen der Erde.42 Sie kommen mit Bogen und Sichelschwert; grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, und sie reiten auf Rossen, Krieger, zum Kampf gerüstet gegen dich, Tochter Babel.43 Sobald der König von Babel von ihnen hört, da erschlaffen ihm die Hände; es packt ihn die Angst, das Zittern, wie eine Gebärende.44 Wie ein Löwe, der heraufkommt aus dem Dickicht des Jordan zu den immergrünen Auen, so jage ich sie jählings davon und setze meinen Erwählten dort ein. Denn wer ist mir gleich, wer zieht mich zur Rechenschaft, und wo ist der Hirt, der vor mir standhält?45 Darum hört den Beschluß, den der Herr gegen Babel gefaßt hat, und die Pläne, die er ersann gegen das Land der Chaldäer: Wegschleppen wird man die Hirtenknaben, ihr Weideplatz wird sich über sie entsetzen.46 Vom Ruf "Erobert ist Babel" erbebt die Erde, unter den Völkern hört man sein Schreien.

Das Buch Jeremia Kapitel 51

1 So spricht der Herr: Seht, gegen Babel und die Bewohner Chaldäas wecke ich den Geist eines Verwüsters.2 Ich sende Worfler nach Babel; die werden es worfeln und sein Land auskehren, wenn sie es umzingeln am Tag des Unheils.3 Nicht erschlaffe, wer den Bogen spannt, der Gepanzerte werde nicht müde. Schont seine jungen Männer nicht, gebt sein ganzes Heer dem Untergang preis!4 Erschlagene liegen herum im Land der Chaldäer, Durchbohrte auf seinen Straßen.5 Denn nicht verwitwet sind Israel und Juda, nicht verlassen von ihrem Gott, dem Herrn der Heere. Doch das Chaldäerland ist voll von Schuld gegen den Heiligen Israels.6 Flieht aus Babel, jeder rette sein Leben, damit ihr nicht umkommt bei seinem Schuldgericht. Denn es ist die Zeit der Rache für den Herrn; was Babel verübt hat, zahlt er ihm heim.7 Babel war in der Hand des Herrn ein goldener Becher, der die ganze Erde berauschte. Von seinem Wein haben die Völker getrunken; deshalb haben sie den Verstand verloren.8 Jählings fällt Babel und wird zerschmettert. Klagt laut darüber! Holt Balsam für seine Wunde, vielleicht ist es zu heilen.9 Wir wollten Babel Heilung bringen, es war aber nicht mehr zu heilen. Verlaßt es! Gehen wir, jeder in sein Land! Denn sein Gericht reicht bis zum Himmel hinauf, ragt bis zu den Wolken empor.10 Der Herr hat unsre gerechte Sache ans Licht gebracht. Kommt, laßt uns in Zion erzählen, was der Herr, unser Gott, getan hat.11 Schärft die Pfeile, füllt die Köcher! Der Herr hat den Geist der Könige von Medien erweckt; denn er hegt den Plan, Babel zu vernichten. Ja, das ist die Rache des Herrn, die Rache für seinen Tempel.12 Errichtet ein Feldzeichen gegen Babels Mauern, verstärkt die Wache! Stellt Posten auf, legt Leute in den Hinterhalt! Denn der Herr hat seinen Plan gefaßt, und er führt auch aus, was er Babels Einwohnern angedroht hat.13 Die du an großen Wassern wohnst, so reich an Schätzen, dein Ende ist da, dein Maß ist voll.14 Geschworen hat der Herr der Heere bei sich selbst: Wärst du auch mit Menschen angefüllt wie mit Heuschrecken, man stimmt doch den Kampfruf gegen dich an.15 Er hat die Erde erschaffen durch seine Kraft, den Erdkreis gegründet durch seine Weisheit, durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt.16 Läßt er seine Stimme ertönen, dann rauschen die Wasser am Himmel. Wolken führt er herauf vom Rand der Erde; er läßt es blitzen und regnen, aus seinen Kammern entsendet er den Wind.17 Töricht steht jeder Mensch da, ohne Erkenntnis, beschämt jeder Goldschmied mit seinem Götzenbild; denn seine Bilder sind Trug, kein Atem ist in ihnen.18 Nichtig sind sie, ein Spottgebilde. Zur Zeit ihrer Heimsuchung gehen sie zugrunde.19 Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist. Denn er ist der Schöpfer des Alls und Israel der Stamm, der ihm gehört. Herr der Heere ist sein Name.20 Du warst mein Hammer, meine Waffe für den Krieg. Mit dir zerschlug ich Völker, mit dir stürzte ich Königreiche,21 mit dir zerschlug ich Roß und Lenker, mit dir zerschlug ich Wagen und Fahrer,22 mit dir zerschlug ich Mann und Frau, mit dir zerschlug ich Greis und Kind, mit dir zerschlug ich Knabe und Mädchen,23 mit dir zerschlug ich Hirt und Herde, mit dir zerschlug ich Bauer und Gespann, mit dir zerschlug ich Statthalter und Vorsteher.24 Aber ich übe Vergeltung an Babel und an allen Bewohnern Chaldäas für alles Böse, das sie an Zion vor euren Augen verübten - Spruch des Herrn.25 Nun gehe ich gegen dich vor, du Berg des Verderbens, der die ganze Erde verdarb - Spruch des Herrn. Ich strecke meine Hand gegen dich aus, ich wälze dich weg von den Felsen und mache dich zum ausgebrannten Berg.26 Man wird von dir keinen Eckstein und keinen Grundstein mehr holen, nein, Wüste bleibst du für immer - Spruch des Herrn.27 Errichtet ein Feldzeichen auf der Erde, stoßt ins Horn unter den Völkern! Bietet Völker zum Heiligen Krieg auf gegen die Stadt, ruft Königreiche herbei gegen sie! Ararat, Minni und Aschkenas, hebt Truppen aus gegen sie, laßt Rosse anrücken, borstigen Heuschrecken gleich!28 Bietet Völker zum Heiligen Krieg auf gegen sie, die Könige von Medien, seine Statthalter und Vorsteher und das ganze Land ihrer Herrschaft!29 Da bebt und zittert die Erde, wenn sich an Babel der Plan des Herrn erfüllt, das Land von Babel zur Wüste zu machen, die niemand bewohnt.30 Die Helden Babels geben den Kampf auf und hocken in ihren Burgen. Ihre Heldenkraft ist versiegt, Weiber sind sie geworden. Seine Wohnungen steckt man in Brand, seine Riegel zerbricht man.31 Läufer über Läufer stürmt heran, Bote über Bote, um dem König von Babel zu melden, seine Stadt sei von allen Seiten erobert,32 die Flußübergänge seien besetzt, die Kähne im Feuer verbrannt, die Krieger entmutigt.33 Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Die Tochter Babel gleicht der Tenne, wenn sie festgestampft wird; noch eine kurze Frist, dann ist für sie die Erntezeit da.34 Nebukadnezzar, der König von Babel, hat mich gefressen und weggerafft, mich beiseite gestellt wie ein leeres Gefäß. Er hat mich wie ein Drache verschlungen, hat sich den Bauch gefüllt und mich aus dem Ort meiner Wonne vertrieben.35 Was ich an Unrecht und Schaden erlitt, komme über Babel!, so sollen die Bürger Zions sagen. Mein Blut komme über die Bewohner Chaldäas!, so soll Jerusalem sagen.36 Darum - so spricht der Herr: Ich selber führe deine Sache und will dich rächen. Ich lasse seinen Strom vertrocknen und seine Quelle versiegen.37 Babel wird ein Trümmerhaufen, eine Behausung für die Schakale, ein Ort des Entsetzens und des Spottes, wo niemand wohnt.38 Alle zusammen brüllen sie wie Löwen, knurren wie Junglöwen.39 Ihrer Gier bereite ich das Gelage, berausche sie, daß sie betäubt werden, in ewigen Schlaf versinken und nie mehr erwachen - Spruch des Herrn.40 Ich führe sie hinab wie Lämmer zum Schlachten, wie Widder und Böcke.41 Weh, genommen und erobert ist der Ruhm der ganzen Erde. Weh, Babel ist zu einem Bild des Entsetzens geworden unter den Völkern.42 Das Meer überflutet Babel, vom Schwall seiner Wogen wird es bedeckt.43 Seine Städte werden zur Wüste, ein Land der Dürre und Steppe, wo niemand wohnt und wo kein Mensch mehr hindurchzieht.44 Den Bel von Babel suche ich heim und entreiße seinem Rachen, was er verschlungen hat. Die Völker strömen nicht mehr zu ihm. Auch die Mauer von Babel muß fallen. -45 Zieh weg aus seiner Mitte, mein Volk! Jeder rette sein Leben vor dem glühenden Zorn des Herrn.46 Euer Herz soll nicht verzagen. Fürchtet euch nicht bei dem Gerücht, das man im Land hört - man wird im einen Jahr dieses und im andern Jahr jenes Gerücht hören -, und wenn Gewalttat im Land regiert und Herrscher gegen Herrscher steht.47 Darum seht, es kommen Tage, da suche ich die Götzen Babels heim; sein ganzes Land wird zuschanden, und alle seine Erschlagenen, seine Gefallenen, liegen in seinem Gebiet.48 Dann jubeln über Babel Himmel und Erde und alles, was in ihnen ist, wenn von Norden her die Verwüster einfallen - Spruch des Herrn.49 Babel muß fallen für die Erschlagenen Israels, ebenso wie die Erschlagenen der ganzen Welt für Babel gefallen sind.50 Ihr, die ihr dem Schwert entronnen seid, zieht weg, haltet euch nicht auf! Denkt in der Ferne an den Herrn, und tragt Jerusalem in eurem Herzen!51 Schämen müssen wir uns; denn Schmach mußten wir hören. Schamröte bedeckt unser Gesicht; denn Fremde sind gekommen über die Heiligtümer des Hauses des Herrn.52 Darum seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, da suche ich seine Götzen heim, und in seinem ganzen Land röcheln Erschlagene.53 Wenn Babel auch bis zum Himmel emporsteigt und sich in unzugänglicher Höhe verschanzt, so werden doch auf meinen Wink Verwüster es überfallen - Spruch des Herrn.54 Horch, lautes Schreien von Babel her, großer Zusammenbruch im Land der Chaldäer.55 Denn der Herr verwüstet Babel und macht seinem lauten Lärmen ein Ende, mögen seine Wogen brausen wie gewaltige Wasser, mag tosend ihr Lärm erschallen.56 Ja, der Verwüster kommt über Babel. Seine Helden werden gefangengenommen, ihre Bogen zerbrochen. Denn der Herr ist ein Gott der Vergeltung; genau rechnet er ab.57 Die Fürsten und Weisen Babels, seine Statthalter, Vorsteher und Kriegshelden mache ich betrunken, in ewigen Schlaf sollen sie sinken und nie mehr erwachen - Spruch des Königs, Herr der Heere ist sein Name.58 So spricht der Herr der Heere: Die breite Mauer von Babel wird geschleift bis auf den Grund, seine hohen Tore werden niedergebrannt. So mühen sich Völker um nichts, Nationen plagen sich ab für das Feuer.59 Der Auftrag, den der Prophet Jeremia dem Seraja, dem Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas, erteilt hat, als dieser mit Zidkija, dem König von Juda, in dessen viertem Regierungsjahr nach Babel reiste. Seraja war oberster Quartiermeister.60 Jeremia hatte all das Unheil, das über Babel kommen sollte, in einer einzigen Buchrolle aufgeschrieben, alle jene Worte, die über Babel aufgezeichnet sind.61 Jeremia sagte zu Seraja: Wenn du nach Babel kommst, sieh zu, daß du alle diese Worte laut vorliest.62 Dann sag: Herr, du selbst hast diesem Ort angedroht, ihn zu vernichten, so daß niemand mehr darin wohnt, weder Mensch noch Vieh; für immer soll er zur Wüste werden.63 Sobald du diese Buchrolle zu Ende gelesen hast, binde an sie einen Stein, und wirf sie in den Eufrat!64 Sprich dabei: So soll Babel versinken und nicht wieder hochkommen, wegen des Unheils, das ich über die Stadt bringe.

Das Buch Jeremia Kapitel 52

1 Zidkija war einundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte elf Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal und war eine Tochter Jirmejas aus Libna.2 Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz so, wie es Jojakim getan hatte.3 Weil der Herr zornig war, kam es mit Jerusalem und Juda so weit, daß er sie von seinem Angesicht verstieß. Zidkija hatte sich gegen den König von Babel empört.4 Im neunten Regierungsjahr Zidkijas, am zehnten Tag des zehnten Monats, rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, mit seiner ganzen Streitmacht vor Jerusalem und belagerte es. Man errichtete ringsherum einen Belagerungswall.5 Bis zum elften Jahr des Königs Zidkija wurde die Stadt belagert.6 Am neunten Tag des vierten Monats war in der Stadt die Hungersnot groß geworden, und die Bürger des Landes hatten kein Brot mehr.7 Damals wurden Breschen in die Stadtmauer geschlagen. Als der König und alle Krieger das sahen, ergriffen sie die Flucht und verließen die Stadt bei Nacht auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das zum königlichen Garten hinausführt, obwohl die Chaldäer rings um die Stadt lagen. Sie schlugen die Richtung nach der Araba ein.8 Aber die chaldäischen Truppen setzten dem König nach und holten Zidkija in den Niederungen von Jericho ein, nachdem alle seine Truppen ihn verlassen und sich zerstreut hatten.9 Man ergriff den König und brachte ihn nach Ribla in der Landschaft Hamat zum König von Babel, und dieser sprach über ihn das Urteil.10 Der König von Babel ließ die Söhne Zidkijas vor dessen Augen niedermachen; auch alle Großen Judas ließ er in Ribla niedermachen.11 Zidkija ließ er blenden und in Fesseln legen. Der König von Babel brachte ihn nach Babel und hielt ihn in Haft bis zu seinem Tod.12 Am zehnten Tag des fünften Monats - das ist im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezzar, des Königs von Babel - rückte Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, der zum engeren Dienst des Königs von Babel gehörte, in Jerusalem ein13 und steckte das Haus des Herrn, den königlichen Palast und alle Häuser Jerusalems in Brand. Jedes große Haus ließ er in Flammen aufgehen.14 Auch alle Umfassungsmauern Jerusalems rissen die chaldäischen Truppen, die dem Kommandanten der Leibwache unterstanden, nieder.15 Den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt geblieben war, sowie alle, die zum König von Babel übergelaufen waren, und den Rest der Handwerker schleppte Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, in die Verbannung.16 Nur von den armen Leuten im Land ließ Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, einen Teil als Wein- und Ackerbauern zurück.17 Die bronzenen Säulen am Haus des Herrn, die fahrbaren Gestelle und das Eherne Meer beim Haus des Herrn zerschlugen die Chaldäer und nahmen alle Gegenstände aus Bronze mit nach Babel.18 Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer, Schalen und Becher sowie alle bronzenen Geräte, die man beim Tempeldienst verwendete, nahmen sie weg.19 Ebenso nahm der Kommandant der Leibwache die Becken, Kohlenpfannen, Schalen, Töpfe, Leuchter, Becher und Schüsseln weg, die sämtlich aus Gold oder aus Silber waren,20 ferner die zwei Säulen, das eine "Meer" , die Gestelle, die König Salomo für das Haus des Herrn hatte anfertigen lassen - die Bronze von all diesen Geräten war nicht zu wiegen.21 Was die Säulen betrifft, so hatte jede Säule eine Höhe von achtzehn Ellen, und ein Band von zwölf Ellen umschlang sie; ihre Dicke betrug vier Finger; innen war sie hohl.22 Oben hatte sie ein Kapitell aus Bronze. Die Höhe des einen Kapitells betrug fünf Ellen; das Kapitell umgaben Flechtwerk und Granatäpfel, alles aus Bronze. Ebenso war es bei der zweiten Säule .23 Es waren sechsundneunzig frei hängende Granatäpfel; im ganzen waren hundert Granatäpfel rings um das Flechtwerk.24 Der Kommandant der Leibwache nahm ferner den Oberpriester Seraja, den zweiten Priester Zefanja und die drei Schwellenwächter mit.25 Aus der Stadt nahm er einen Hofbeamten, der Kommandant der Soldaten war, und sieben Leute vom persönlichen Dienst des Königs mit, die sich noch in der Stadt befanden, sowie den Schreiber des Heerführers, der die Bürger des Landes auszuheben hatte, schließlich sechzig Mann von der Bürgerschaft, die sich noch in der Stadt befanden.26 Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, nahm sie fest und schickte sie zum König von Babel nach Ribla.27 Der König von Babel ließ sie in Ribla in der Landschaft Hamat hinrichten. So wurde Juda von seiner Heimat weggeführt.28 Das ist die Anzahl der Leute, die Nebukadnezzar wegführen ließ: in seinem siebten Regierungsjahr 3023 Judäer,29 im achtzehnten Jahr Nebukadnezzars 832 Personen aus Jerusalem;30 im dreiundzwanzigsten Jahr Nebukadnezzars führte Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, an Judäern 745 Personen weg; im ganzen waren es 4600 Personen.31 Im siebenunddreißigsten Jahr nach der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, am fünfundzwanzigsten Tag des zwölften Monats, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babel, im Jahr seines Regierungsantritts Jojachin, den König von Juda, und entließ ihn aus dem Kerker.32 Er söhnte sich mit ihm aus und wies ihm seinen Sitz oberhalb des Sitzes der anderen Könige an, die bei ihm in Babel waren.33 Er durfte seine Gefängniskleidung ablegen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte.34 Sein Unterhalt - ein dauernder Unterhalt - wurde ihm bis zu seinem Todestag vom König von Babel in der bestimmten Menge täglich geliefert, solange er lebte.

Die Klagelieder

Die Klagelieder Kapitel 1

1 Weh, wie einsam sitzt da die einst so volkreiche Stadt. Einer Witwe wurde gleich die Große unter den Völkern. Die Fürstin über die Länder ist zur Fron erniedrigt.2 Sie weint und weint des Nachts, Tränen auf ihren Wangen. Keinen hat sie als Tröster von all ihren Geliebten. Untreu sind all ihre Freunde, sie sind ihr zu Feinden geworden.3 Gefangen ist Juda im Elend, in harter Knechtschaft. Nun weilt sie unter den Völkern und findet nicht Ruhe. All ihre Verfolger holten sie ein mitten in der Bedrängnis.4 Die Wege nach Zion trauern, niemand pilgert zum Fest, verödet sind all ihre Tore. Ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind voll Gram, sie selbst trägt Weh und Kummer.5 Ihre Bedränger sind an der Macht, ihre Feinde im Glück. Denn Trübsal hat der Herr ihr gesandt wegen ihrer vielen Sünden. Ihre Kinder zogen fort, gefangen, vor dem Bedränger.6 Gewichen ist von der Tochter Zion all ihre Pracht. Ihre Fürsten sind wie Hirsche geworden, die keine Weide finden. Kraftlos zogen sie dahin vor ihren Verfolgern.7 Jerusalem denkt an die Tage ihres Elends, ihrer Unrast, an all ihre Kostbarkeiten, die sie einst besessen, als ihr Volk in Feindeshand fiel und keiner ihr beistand. Die Feinde sahen sie an, lachten über ihre Vernichtung.8 Schwer gesündigt hatte Jerusalem, deshalb ist sie zum Abscheu geworden. All ihre Verehrer verachten sie, weil sie ihre Blöße gesehen. Sie selbst aber seufzt und wendet sich ab (von ihnen).9 Ihre Unreinheit klebt an ihrer Schleppe, ihr Ende bedachte sie nicht. Entsetzlich ist sie gesunken, keinen hat sie als Tröster. Sieh doch mein Elend, o Herr, denn die Feinde prahlen.10 Der Bedränger streckte die Hand aus nach all ihren Schätzen. Zusehen mußte sie, wie Heiden in ihr Heiligtum drangen; ihnen hattest du doch verboten, sich dir zu nahen in der Gemeinde.11 All ihre Bewohner seufzen, verlangen nach Brot. Sie geben ihre Schätze für Nahrung, nur um am Leben zu bleiben. Herr, sieh doch und schau, wie sehr ich verachtet bin.12 Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, den man mir angetan, mit dem der Herr mich geschlagen hat am Tag seines glühenden Zornes.13 Aus der Höhe sandte er Feuer, in meine Glieder ließ er es fallen. Er spannte ein Netz meinen Füßen, rücklings riß er mich nieder. Er machte mich zunichte und siech für alle Zeit.14 Schwer ist das Joch meiner Sünden, von seiner Hand aufgelegt. Sie stiegen mir über den Hals; da brach meine Kraft. Preisgegeben hat mich der Herr, ich kann mich nicht erheben.15 Verworfen hat all meine Helden der Herr in meiner Mitte. Ein Fest rief er aus gegen mich, meine Jungmannschaft zu zerschlagen. Die Kelter trat der Herr gegen die Jungfrau, Tochter Juda.16 Darüber muß ich weinen, von Tränen fließt mein Auge. Fern sind alle Tröster, mich zu erquicken. Verstört sind meine Kinder; denn der Feind ist stark.17 Zion ringt die Hände, sie hat keinen Tröster. Aufgeboten hat der Herr gegen Jakob seine Nachbarn, ihn zu bedrängen. Jerusalem ist unter ihnen zum Schandfleck geworden.18 Er, der Herr, ist im Recht. Ich habe seinem Wort getrotzt. Hört doch, alle ihr Völker, und seht meinen Schmerz: Meine Mädchen, meine jungen Männer zogen in die Gefangenschaft.19 Ich rief nach meinen Geliebten; doch sie betrogen mich. Meine Priester, meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie Nahrung suchten, um am Leben zu bleiben.20 Herr, sieh an, wie mir angst ist. Es glüht mir in der Brust; mir dreht sich das Herz im Leibe, weil ich so trotzig war. Draußen raubte die Kinder das Schwert, drinnen raffte sie die Pest dahin.21 Hör, wie ich stöhne; ich habe keinen Tröster. All meine Feinde hörten von meinem Unglück, freuten sich, daß du es bewirkt hast. Bring deinen angekündigten Tag, damit es ihnen ergeht wie mir;22 all ihre Bosheit komme vor dich. Tu dann an ihnen, wie du an mir getan wegen all meiner Sünden. Denn ich stöhne ohne Ende, und mein Herz ist krank.

Die Klagelieder Kapitel 2

1 Weh, mit seinem Zorn umwölkt der Herr die Tochter Zion. Er schleudert vom Himmel zur Erde die Pracht Israels. Nicht dachte er an den Schemel seiner Füße am Tag seines Zornes.2 Schonungslos hat der Herr vernichtet alle Fluren Jakobs, niedergerissen in seinem Grimm die Bollwerke der Tochter Juda, zu Boden gestreckt, entweiht das Königtum und seine Fürsten.3 Abgehauen hat er in Zornesglut jedes Horn in Israel. Er zog seine Rechte zurück angesichts des Feindes und brannte in Jakob wie flammendes Feuer, ringsum alles verzehrend.4 Er spannte den Bogen wie ein Feind, stand da, erhoben die Rechte. Wie ein Gegner erschlug er alles, was das Auge erfreut. Im Zelt der Tochter Zion goß er seinen Zorn aus wie Feuer.5 Wie ein Feind ist geworden der Herr, Israel hat er vernichtet. Vernichtet hat er alle Paläste, zerstört seine Burgen. Auf die Tochter Juda hat er gehäuft Jammer über Jammer.6 Er zertrat wie einen Garten seine Wohnstatt, zerstörte seinen Festort. Vergessen ließ der Herr auf Zion Festtag und Sabbat. In glühendem Zorn verwarf er König und Priester.7 Seinen Altar hat der Herr verschmäht, entweiht sein Heiligtum, überliefert in die Hand des Feindes die Mauern von Zions Palästen. Man lärmte im Haus des Herrn wie an einem Festtag8 Zu schleifen plante der Herr die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Meßschnur und zog nicht zurück die Hand vom Vertilgen. Trauern ließ er Wall und Mauer; miteinander sanken sie nieder.9 In den Boden sanken ihre Tore, ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, keine Weisung ist da, auch keine Offenbarung schenkt der Herr ihren Propheten.10 Am Boden sitzen, verstummt, die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt, legen Trauerkleider an. Zu Boden senken den Kopf die Mädchen von Jerusalem.11 Meine Augen ermatten vor Tränen, mein Inneres glüht. Ausgeschüttet auf die Erde ist mein Herz über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. Kind und Säugling verschmachten auf den Plätzen der Stadt.12 Sie sagen zu ihren Müttern: Wo ist Brot und Wein?, da sie erschöpft verschmachten auf den Plätzen der Stadt, da sie ihr Leben aushauchen auf dem Schoß ihrer Mütter.13 Wie soll ich dir zureden, was dir gleichsetzen, du Tochter Jerusalem? Womit kann ich dich vergleichen, wie dich trösten, Jungfrau, Tochter Zion? Dein Zusammenbruch ist groß wie das Meer, wer kann dich heilen?14 Deine Propheten schauten dir Lug und Trug. Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, um dein Schicksal zu wenden. Sie schauten dir als Prophetenworte nur Trug und Verführung.15 Über dich klatschen in die Hände alle, die des Weges ziehen. Sie zischeln und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, die man nannte: Entzücken der ganzen Welt, Krone der Schönheit?16 Über dich reißen ihr Maul auf all deine Feinde. Sie zischeln und fletschen die Zähne, sie sprechen: Wir haben sie verschlungen. Das ist der Tag, auf den wir hofften. Wir haben ihn erreicht und gesehen.17 Getan hat der Herr, was er geplant, seinen Drohspruch vollzogen, den er seit alters verkündet hat. Eingerissen hat er, nicht geschont. Den Feind ließ er über dich jubeln, erhöhte die Macht deiner Gegner.18 Schrei laut zum Herrn, stöhne, Tochter Zion! Wie einen Bach laß fließen die Tränen Tag und Nacht! Niemals gewähre dir Ruhe, nie laß dein Auge rasten!19 Steh auf, klage bei Nacht, zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe zu ihm die Hände für deiner Kinder Leben, die vor Hunger verschmachten an den Ecken aller Straßen.20 Herr, sieh doch und schau: Wem hast du solches getan? Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen, ihre sorgsam gehegten Kinder? Darf man erschlagen im Heiligtum des Herrn Priester und Propheten?21 Am Boden liegen in den Gassen Kind und Greis. Die Mädchen und die jungen Männer fielen unter dem Schwert. Du hast sie erschlagen am Tag deines Zorns, geschlachtet, ohne zu schonen.22 Wie zum Festtag hast du gerufen, die Schrecken ringsum. Am Zorntag des Herrn gab es keinen, der entkam und entrann. Die ich hegte und großzog, mein Feind hat sie vernichtet.

Die Klagelieder Kapitel 3

1 Ich bin der Mann, der Leid erlebt hat durch die Rute seines Grimms.2 Er hat mich getrieben und gedrängt in Finsternis, nicht ins Licht.3 Täglich von neuem kehrt er die Hand nur gegen mich.4 Er zehrte aus mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Glieder,5 umbaute und umschloß mich mit Gift und Erschöpfung.6 Im Finstern ließ er mich wohnen wie längst Verstorbene.7 Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. Er hat mich in schwere Fesseln gelegt.8 Wenn ich auch schrie und flehte, er blieb stumm bei meinem Gebet.9 Mit Quadern hat er mir den Weg verriegelt, meine Pfade irregeleitet.10 Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck.11 Er hat mich vom Weg vertrieben, mich zerfleischt und zerrissen.12 Er spannte den Bogen und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil.13 In die Nieren ließ er mir dringen die Geschosse seines Köchers.14 Ein Gelächter war ich all meinem Volk, ihr Spottlied den ganzen Tag.15 Er speiste mich mit bitterer Kost und tränkte mich mit Wermut.16 Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, er drückte mich in den Staub.17 Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; ich habe vergessen, was Glück ist.18 Ich sprach: Dahin ist mein Glanz und mein Vertrauen auf den Herrn.19 An meine Not und Unrast denken ist Wermut und Gift.20 Immer denkt meine Seele daran und ist betrübt in mir.21 Das will ich mir zu Herzen nehmen, darauf darf ich harren:22 Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, sein Erbarmen ist nicht zu Ende.23 Neu ist es an jedem Morgen; groß ist deine Treue.24 Mein Anteil ist der Herr, sagt meine Seele, darum harre ich auf ihn.25 Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht.26 Gut ist es, schweigend zu harren auf die Hilfe des Herrn.27 Gut ist es für den Mann, ein Joch zu tragen in der Jugend.28 Er sitze einsam und schweige, wenn der Herr es ihm auflegt.29 Er beuge in den Staub seinen Mund; vielleicht ist noch Hoffnung.30 Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, und lasse sich sättigen mit Schmach.31 Denn nicht für immer verwirft der Herr.32 Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder nach seiner großen Huld.33 Denn nicht freudigen Herzens plagt und betrübt er die Menschen.34 Daß man mit Füßen tritt alle Gefangenen des Landes,35 daß man das Recht des Mannes beugt vor dem Antlitz des Höchsten,36 daß man im Rechtsstreit den Menschen bedrückt, sollte der Herr das nicht sehen?37 Wer hat gesprochen, und es geschah? Hat nicht der Herr es geboten?38 Geht nicht hervor aus des Höchsten Mund das Gute wie auch das Böse?39 Wie dürfte denn ein Lebender klagen, ein Mann über die Folgen seiner Sünden?40 Prüfen wir unsre Wege, erforschen wir sie, und kehren wir um zum Herrn.41 Erheben wir Herz und Hand zu Gott im Himmel.42 Wir haben gesündigt und getrotzt; du aber hast nicht vergeben.43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt, getötet und nicht geschont.44 Du hast dich in Wolken gehüllt, kein Gebet kann sie durchstoßen.45 Zu Unrat und Auswurf hast du uns gemacht inmitten der Völker.46 Ihren Mund rissen gegen uns auf all unsre Feinde.47 Grauen und Grube wurde uns zuteil, Verwüstung und Verderben.48 Tränenströme vergießt mein Auge über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes.49 Mein Auge ergießt sich und ruht nicht; es hört nicht auf,50 bis der Herr vom Himmel her sieht und schaut.51 Mein Auge macht mich elend vor lauter Weinen in meiner Stadt.52 Wie auf einen Vogel machten sie Jagd auf mich, die ohne Grund meine Feinde sind.53 Sie stürzten in die Grube mein Leben und warfen Steine auf mich.54 Das Wasser ging mir über den Kopf; ich sagte: Ich bin verloren.55 Da rief ich deinen Namen, Herr, tief unten aus der Grube.56 Du hörst meine Stimme. Verschließ nicht dein Ohr vor meinem Seufzen, meinem Schreien!57 Du warst nahe am Tag, da ich dich rief; du sagtest: Fürchte dich nicht!58 Du, Herr, hast meine Sache geführt, hast mein Leben erlöst.59 Du, Herr, hast meine Bedrückung gesehen, hast mir Recht verschafft.60 Du hast gesehen ihre ganze Rachgier, all ihr Planen gegen mich.61 Du hast ihr Schmähen gehört, o Herr, all ihr Planen gegen mich.62 Das Denken und Reden meiner Gegner ist gegen mich den ganzen Tag.63 Blick auf ihr Sitzen und Stehen! Ein Spottlied bin ich für sie.64 Du wirst ihnen vergelten, Herr, nach dem Tun ihrer Hände.65 Du wirst ihren Sinn verblenden. Dein Fluch über sie!66 Du wirst sie im Zorn verfolgen und vernichten unter deinem Himmel, o Herr.

Die Klagelieder Kapitel 4

1 Weh, wie glanzlos ist das Gold, gedunkelt das köstliche Feingold, hingeschüttet die heiligen Steine an den Ecken aller Straßen.2 Die edlen Kinder Zions, einst aufgewogen mit reinem Gold, weh, wie Krüge aus Ton sind sie geachtet, wie Werk von Töpferhand.3 Selbst Schakale reichen die Brust, säugen ihre Jungen. Die Töchter meines Volkes sind grausam wie Strauße in der Wüste.4 Des Säuglings Zunge klebt an seinem Gaumen vor Durst. Kinder betteln um Brot; keiner bricht es ihnen.5 Die einst Leckerbissen schmausten, verschmachten auf den Straßen. Die einst auf Purpur lagen, wälzen sich jetzt im Unrat.6 Größer ist die Schuld der Tochter, meines Volkes, als die Sünde Sodoms, das plötzlich vernichtet wurde, ohne daß eine Hand sich rührte.7 Ihre jungen Männer waren reiner als Schnee, weißer als Milch, ihr Leib rosiger als Korallen, saphirblau ihre Adern.8 Schwärzer als Ruß sehen sie aus, man erkennt sie nicht auf den Straßen. Die Haut schrumpft ihnen am Leib, trocken wie Holz ist sie geworden.9 Besser die vom Schwert Getöteten als die vom Hunger Getöteten; sie sind verschmachtet, vom Mißertrag der Felder getroffen.10 Die Hände liebender Mütter kochten die eigenen Kinder. Sie dienten ihnen als Speise beim Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes.11 Randvoll gemacht hat der Herr seinen Grimm, ausgegossen seinen glühenden Zorn. Er entfachte in Zion ein Feuer, das bis auf den Grund alles verzehrte.12 Kein König eines Landes, kein Mensch auf der Erde hätte jemals geglaubt, daß ein Bedränger und Feind durchschritte die Tore Jerusalems.13 Wegen der Sünden ihrer Propheten, wegen der Verfehlung ihrer Priester, die in ihrer Mitte vergossen haben das Blut von Gerechten,14 wankten sie blind durch die Gassen, besudelt mit Blut, so daß man nicht berühren mochte ihre Kleider.15 Fort, unrein!, rief man ihnen zu. Fort, fort! Rührt mich nicht an! Da flohen sie, da wankten sie. Unter den Völkern sagte man: Sie durften nicht länger bleiben.16 Der Herr selbst hat sie zerstreut, schaut sie nicht mehr an. Keine Ehrfurcht zollte man den Priestern, Greise fanden keine Gnade.17 Als wir uns noch die Augen nach Hilfe ausschauten, war es umsonst. Auf unserer Warte spähten wir nach einem Volk, das dann doch keine Hilfe brachte.18 Man horchte auf unsere Schritte, wir konnten nicht auf die Straßen. Unser Ende war nah, die Tage voll, ja, unser Ende kam.19 Schneller waren unsere Verfolger, als Adler am Himmel. Sie jagten uns auf den Bergen, lauerten uns auf in der Wüste.20 Unser Lebensatem, der Gesalbte des Herrn, ist gefangen in ihren Gruben. Wir aber hatten gedacht: In seinem Schatten werden wir leben unter den Völkern.21 Juble nur, und freue dich, Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz. Auch zu dir wird der Becher kommen, du wirst dich betrinken und dich entblößen.22 Zu Ende ist deine Schuld, Tochter Zion; nicht wieder führt er dich in Verbannung. Deine Schuld bestraft er, Tochter Edom, deckt deine Sünden auf.

Die Klagelieder Kapitel 5

1 Herr, denk daran, was uns geschehen, blick her, und sieh unsre Schmach!2 An Ausländer fiel unser Erbe, unsre Häuser kamen an Fremde.3 Wir wurden Waisen, Kinder ohne Vater, unsere Mütter wurden Witwen.4 Unser Wasser trinken wir für Geld, unser Holz müssen wir bezahlen.5 Wir werden getrieben, das Joch auf dem Nacken, wir sind müde, man versagt uns die Ruhe.6 Nach Ägypten streckten wir die Hand, nach Assur, um uns mit Brot zu sättigen.7 Unsere Väter haben gesündigt; sie sind nicht mehr. Wir müssen ihre Sünden tragen.8 Sklaven herrschen über uns, niemand entreißt uns ihren Händen.9 Unter Lebensgefahr holen wir unser Brot, bedroht vom Schwert der Wüste.10 Unsere Haut glüht wie ein Ofen von den Gluten des Hungers.11 Frauen hat man in Zion geschändet, Jungfrauen in den Städten von Juda.12 Fürsten wurden von Feindeshand gehängt, den Ältesten nahm man die Ehre.13 Junge Männer mußten die Handmühlen schleppen, unter der Holzlast brachen Knaben zusammen.14 Die Alten blieben fern vom Tor, die Jungen vom Saitenspiel.15 Dahin ist unseres Herzens Freude, in Trauer gewandelt unser Reigen.16 Die Krone ist uns vom Haupt gefallen. Weh uns, wir haben gesündigt.17 Darum ist krank unser Herz, darum sind trüb unsere Augen18 über den Zionsberg, der verwüstet liegt; Füchse laufen dort umher.19 Du aber, Herr, bleibst ewig, dein Thron von Geschlecht zu Geschlecht.20 Warum willst du uns für immer vergessen, uns verlassen fürs ganze Leben?21 Kehre uns, Herr, dir zu, dann können wir uns zu dir bekehren. Erneuere unsere Tage, damit sie werden wie früher.22 Oder hast du uns denn ganz verworfen, zürnst du uns über alle Maßen?

Das Buch Baruch

Das Buch Baruch Kapitel 1

1 Das ist der Wortlaut des Buches, das Baruch, der Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas, des Sohnes Zidkijas, des Sohnes Hasadjas, des Sohnes Hilkijas, in Babel geschrieben hat. 2 Es war im fünften Jahr, am siebten Tag des fünften Monats, zur selben Zeit, als die Chaldäer Jerusalem eingenommen und in Brand gesteckt hatten. 3 Baruch verlas den Wortlaut dieses Buches vor König Jojachin von Juda, dem Sohn Jojakims, und vor dem ganzen Volk, das zusammengekommen war, um die Schrift zu hören. 4 Er las vor den königlichen Beamten und Prinzen, vor den Ältesten und dem ganzen Volk, vom Kleinsten bis zum Größten, vor allen, die in Babel am Fluss Sud angesiedelt waren. 5 Da weinten, fasteten und flehten sie vor dem Herrn. 6 Dann legten sie Geld zusammen, so viel ein jeder vermochte, 7 und sandten es nach Jerusalem an den Priester Jojakim, den Sohn Hilkijas, des Sohnes Schallums, an die übrigen Priester und an das ganze Volk, das sich mit ihm in Jerusalem befand. 8 Baruch selbst hatte bereits am zehnten Siwan die Geräte des Hauses des Herrn, die aus dem Tempel verschleppt worden waren, erhalten, um sie in das Land Juda zurückzubringen. Es waren jene silbernen Geräte, die König Zidkija von Juda, der Sohn Joschijas, hatte anfertigen lassen, 9 nachdem Nebukadnezzar, der König von Babel, Jojachin aus Jerusalem verschleppt und nach Babel gebracht hatte, samt den Beamten, den Schmieden, der Oberschicht und den Bürgern des Landes. 10 Dazu ließen (die Spender) sagen: Hier senden wir euch Geld. Kauft dafür Brandopfer, Sündopfer und Weihrauch und bereitet Speiseopfer; bringt sie dar auf dem Altar des Herrn, unseres Gottes, 11 und betet für das Leben des Königs Nebukadnezzar von Babel und für das Leben seines Sohnes Belschazzar, dass ihre Tage so zahlreich seien wie die Tage des Himmels über der Erde. 12 Uns aber verleihe der Herr Kraft und lasse unsere Augen leuchten. So werden wir leben unter dem Schutz des Königs Nebukadnezzar von Babel und unter dem Schutz seines Sohnes Belschazzar, wir werden ihnen lange Zeit dienen und Gunst vor ihnen finden. 13 Betet auch für uns zum Herrn, unserem Gott; denn wir haben gesündigt gegen den Herrn, unseren Gott, und bis heute hat der Herr seinen Grimm und Zorn noch nicht von uns abgewendet. 14 Lest dann dieses Buch vor, das wir euch senden; es soll am Tag des Festes, und zwar an den Versammlungstagen, im Haus des Herrn vorgetragen werden. 15 Sprecht: Der Herr, unser Gott, ist im Recht; uns aber treibt es bis heute die Schamröte ins Gesicht, den Leuten von Juda und den Bewohnern Jerusalems, 16 unseren Königen und Beamten, unseren Priestern und Propheten und unseren Vätern; 17 denn wir haben gegen den Herrn gesündigt 18 und ihm nicht gehorcht. Wir haben auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht gehört und die Gebote nicht befolgt, die der Herr uns vorgelegt hat. 19 Von dem Tag an, als der Herr unsere Väter aus Ägypten herausführte, bis auf den heutigen Tag waren wir ungehorsam gegen den Herrn, unseren Gott. Wir hörten sehr bald nicht mehr auf seine Stimme. 20 So hefteten sich an uns das Unheil und der Fluch, den der Herr durch seinen Diener Mose androhen ließ am Tag, als er unsere Väter aus Ägypten herausführte, um uns ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen, und so ist es noch heute. 21 Wir haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört und auf alle Reden der Propheten, die er zu uns gesandt hat. 22 Jeder von uns folgte der Neigung seines bösen Herzens; wir dienten anderen Göttern und taten, was dem Herrn, unserem Gott, missfällt.

Das Buch Baruch Kapitel 2

1 So hat denn der Herr sein Wort erfüllt, das er über uns gesprochen hat, über unsere Richter, die Israel regierten, über unsere Könige und Beamten und über die Leute von Israel und Juda. 2 Unter dem ganzen Himmel ist noch nie so etwas geschehen, wie der Herr es jetzt in Jerusalem geschehen ließ, ganz wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht: 3 dass der eine von uns das Fleisch des eigenen Sohnes, der andere das Fleisch der eigenen Tochter essen werde. 4 Der Herr übergab sie allen Königreichen rings um uns und machte sie zum Gespött und zum Fluch bei allen Völkern im Umkreis, unter die er sie zerstreute. 5 Aus Herrschern wurden Unterdrückte; denn wir haben gegen den Herrn, unseren Gott, gesündigt und nicht auf seine Stimme gehört. 6 Der Herr, unser Gott, ist im Recht; uns aber und unseren Vätern treibt es bis heute die Schamröte ins Gesicht. 7 Alles Unheil, das der Herr uns angedroht hat, ist über uns gekommen. 8 Wir haben den Herrn nicht dadurch besänftigt, dass jeder sich von den Wünschen seines bösen Herzens abgewandt hätte. 9 Der Herr aber wachte und brachte das Unheil über uns; denn der Herr ist gerecht in all seinen Fügungen, die er über uns verhängt hat. 10 Wir aber hörten nicht auf seine Stimme und befolgten nicht die Gebote, die der Herr uns vorgelegt hat. 11 Nun aber, Herr, Gott Israels! Du hast dein Volk aus Ägypten geführt mit starker Hand, mit Zeichen und Wundern, mit großer Macht und erhobenem Arm und hast dir einen Namen gemacht bis auf den heutigen Tag. 12 Herr, unser Gott, wir haben gesündigt, gefrevelt, Unrecht getan trotz all deiner Satzungen. 13 Nun wende sich dein Zorn von uns. Denn nur wenige von uns sind noch übrig unter den Völkern, wohin du uns zerstreut hast. 14 Erhöre, Herr, unser Gebet und unsere Bitte! Rette uns um deinetwillen! Lass uns Gnade finden bei denen, die uns aus der Heimat weggeführt haben. 15 So soll die ganze Welt erkennen, dass du der Herr, unser Gott, bist. Dein Name ist ja über Israel und seinem Stamm ausgerufen. 16 Herr, schau herab von deiner heiligen Wohnung und achte auf uns! Neige, Herr, dein Ohr und höre! 17 Öffne, Herr, deine Augen und schau! Denn nicht die Toten in der Unterwelt, aus deren Leib der Atem weggenommen ist, preisen die Ehre und Gerechtigkeit des Herrn, 18 sondern die Menschen, die in großer Bedrängnis leben, gebeugt und kraftlos einhergehen und deren Augen schwach sind, die Menschen, die hungern, sie preisen deine Ehre und Gerechtigkeit, Herr. 19 Denn nicht im Vertrauen auf die Verdienste unserer Väter und unserer Könige tragen wir dir unsere Bitte um Erbarmen vor, Herr, unser Gott. 20 Du hast ja deinen Grimm und Zorn gegen uns gerichtet, wie du durch deine Diener, die Propheten, gesprochen hast: 21 So spricht der Herr: Beugt euren Nacken und seid dem König von Babel untertan; dann dürft ihr in dem Land bleiben, das ich euren Vätern gegeben habe. 22 Hört ihr aber nicht auf die Weisung des Herrn, dem König von Babel untertan zu sein, 23 dann lasse ich in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenruf verstummen, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut, und das ganze Land wird zur menschenleeren Wüste werden. 24 Doch wir hörten nicht auf deine Weisung, dem König von Babel untertan zu sein. Da hast du deine Worte in Kraft gesetzt, die du durch deine Diener, die Propheten, gesprochen hast, dass man die Gebeine unserer Könige und die Gebeine unserer Väter aus ihrer Grabstätte holen werde. 25 Und wirklich wurden sie herausgeworfen und liegen in der Hitze des Tages und in der Kälte der Nacht. Auch waren sie unter schrecklichen Qualen umgekommen durch Hunger, Schwert und Pest. 26 Wegen der Verruchtheit des Hauses Israel und des Hauses Juda hast du das Haus, über dem dein Name ausgerufen ist, zu dem gemacht, was es heute ist. 27 Doch hast du, Herr, unser Gott, an uns nach deiner ganzen Güte gehandelt und nach all deinem großen Erbarmen, 28 so wie du durch deinen Diener Mose gesprochen hast an dem Tag, als du ihm auftrugst, deine Weisung für die Israeliten aufzuzeichnen: 29 Hört ihr nicht auf meine Stimme, dann wird diese unzählbar große Volksmenge zu einer kleinen Minderheit werden unter den Völkern, wohin ich sie zerstreue. 30 Denn ich weiß, dass sie nicht auf mich hören werden; sie sind ja ein halsstarriges Volk. Doch im Land ihrer Verbannung werden sie es sich zu Herzen nehmen. 31 Sie werden erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott, bin. Dann gebe ich ihnen ein verständiges Herz und Ohren, die hören. 32 Im Land ihrer Verbannung werden sie mich preisen und meines Namens gedenken. 33 Sie werden sich abwenden von ihrer Hartnäckigkeit und von ihren bösen Taten; denn sie werden sich erinnern, wie es ihren Vätern erging, die gegen den Herrn gesündigt haben. 34 Dann werde ich sie in das Land zurückführen, das ich ihren Vätern Abraham, Isaak und Jakob unter Eid versprochen habe, und sie werden (wieder) seine Besitzer sein. Ich mache sie zahlreich und sie werden nie mehr vermindert. 35 Dann schließe ich mit ihnen einen ewigen Bund: Ich will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein; und nie wieder werde ich mein Volk Israel aus dem Land verstoßen, das ich ihnen gegeben habe.

Das Buch Baruch Kapitel 3

1 Herr, Allmächtiger, Gott Israels! Eine Seele in Ängsten, ein Geist voll Kummer schreit zu dir. 2 Höre, Herr, erbarme dich, da wir gegen dich gesündigt haben. 3 Du thronst in Ewigkeit; uns aber droht ewige Vernichtung. 4 Herr, Allmächtiger, Gott Israels! Höre doch das Flehen der Todgeweihten Israels, der Söhne derer, die gegen dich gesündigt und auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehört haben; so hat sich das Unheil an uns geheftet. 5 Denk nicht mehr an die schlechten Taten unserer Väter, sondern denk jetzt an deine (starke) Hand und an deinen Namen! 6 Du bist ja der Herr, unser Gott, und wir wollen dich preisen, Herr. 7 Denn dazu hast du uns die Furcht vor dir ins Herz gelegt, dass wir deinen Namen anrufen. Auch in unserer Verbannung wollen wir dich preisen. Wir haben unser Herz abgekehrt von aller Bosheit unserer Väter, die gegen dich gesündigt haben. 8 Siehe, wir sind noch heute in den Ländern unserer Verbannung, in die du uns versprengt hast, zum Schimpf, zum Fluchwort und zur Verwünschung, entsprechend allen schlechten Taten unserer Väter, die abtrünnig wurden vom Herrn, unserem Gott. 9 Höre, Israel, die Gebote des Lebens; merkt auf, um Einsicht zu erlangen. 10 Warum, Israel, warum lebst du im Gebiet der Feinde, siechst dahin in einem fremden Land, 11 bist unrein geworden, den Toten gleich, wurdest zu den Abgeschiedenen gezählt? 12 Du hast den Quell der Weisheit verlassen. 13 Wärest du auf Gottes Weg gegangen, du wohntest in Frieden für immer. 14 Nun lerne, wo die Einsicht ist, wo Kraft und wo Klugheit, dann erkennst du zugleich, wo langes Leben und Lebensglück, wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind. 15 Wer hat je den Ort (der Weisheit) gefunden? Wer ist zu ihren Schatzkammern vorgedrungen? 16 Wo sind die Gebieter der Völker? Sie herrschten sogar über die Tiere der Erde 17 und spielten mit den Vögeln des Himmels; sie häuften Silber und Gold, worauf die Menschen vertrauen, und ihr Besitz hatte keine Grenzen. 18 Wo sind sie, die das Silber so kunstvoll schmiedeten, dass ihre Werke unbegreiflich sind? 19 Verschwunden sind sie, hinabgestiegen zur Unterwelt; andere traten an ihre Stelle. 20 Andere erblickten nach ihnen das Licht und wohnten auf der Erde; doch auch sie haben den Weg der Weisheit nicht erkannt, 21 ihre Pfade nicht verstanden und ihre Spur nicht aufgenommen. Auch ihre Söhne blieben ihrem Weg fern. 22 Nicht hörte man die Weisheit in Kanaan, nicht erschien sie in Teman. 23 Auch die Söhne der Hagar, die überall auf der Erde nach Einsicht suchen, die Kaufleute von Midian und Teman, die Fabeldichter und die Forscher nach Einsicht, auch sie haben den Weg der Weisheit nicht erkannt und ihre Pfade nicht entdeckt. 24 Israel, wie groß ist das Haus Gottes, wie weit das Gebiet seiner Herrschaft! 25 Unendlich groß und unermesslich hoch. 26 Dort wurden die Riesen geboren, die berühmten Männer der Urzeit, hoch an Wuchs und Meister im Kampf. 27 Und doch hat Gott nicht diese erwählt, nicht ihnen den Weg der Weisheit gezeigt. 28 Sie gingen zugrunde, weil sie ohne Einsicht waren; ihrer Torheit wegen gingen sie unter. 29 Wer stieg zum Himmel hinauf, holte die Weisheit und brachte sie aus den Wolken herab?30 Wer fuhr über das Meer und entdeckte sie und brachte sie her gegen lauteres Gold? 31 Keiner weiß ihren Weg, niemand kennt ihren Pfad. 32 Doch der Allwissende kennt sie; er hat sie in seiner Einsicht entdeckt. Er hat ja die Erde für immer gegründet, er hat sie mit Tieren bevölkert. 33 Er entsendet das Licht und es eilt dahin; er ruft es zurück und zitternd gehorcht es ihm. 34 Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten. Bar 3,35 Ruft er sie, so antworten sie: Hier sind wir. Sie leuchten mit Freude für ihren Schöpfer. 36 Das ist unser Gott; kein anderer gilt neben ihm. 37 Er hat den Weg der Weisheit ganz erkundet und hat sie Jakob, seinem Diener, verliehen, Israel, seinem Liebling. 38 Dann erschien sie auf der Erde und hielt sich unter den Menschen auf.

Das Buch Baruch Kapitel 4

1 Sie ist das Buch der Gebote Gottes, das Gesetz, das ewig besteht. Alle, die an ihr fest halten, finden das Leben; doch alle, die sie verlassen, verfallen dem Tod. 2 Kehr um, Jakob, ergreif sie! Geh deinen Weg im Glanz ihres Lichtes! 3 Überlass deinen Ruhm keinem andern, dein Vorrecht keinem fremden Volk! 4 Glücklich sind wir, das Volk Israel; denn wir wissen, was Gott gefällt. 5 Hab Vertrauen, mein Volk, du trägst den Namen Israel. 6 Ihr wurdet verkauft an die Völker, doch nicht zur Vernichtung. Weil ihr Gott erzürnt habt, wurdet ihr den Feinden preisgegeben. 7 Denn ihr habt euren Schöpfer zum Zorn gereizt, da ihr den Dämonen und nicht Gott Opfer darbrachtet. 8 Euren Ernährer habt ihr vergessen, den ewigen Gott. Ihr habt auch Jerusalem betrübt, die euch aufzog. 9 Denn sie hat mit angesehen, wie Gottes Zorn über euch hereinbrach; da sprach sie: Hört, ihr Nachbarn Zions! Gott hat großes Leid über mich gebracht. 10 Denn ich musste sehen, dass meine Söhne und Töchter verschleppt wurden, wie es der Ewige über sie verhängt hat. 11 Mit Freude habe ich sie großgezogen, mit Weinen und Klagen musste ich sie ziehen lassen. 12 Keiner juble, dass ich Witwe bin und von so vielen verlassen; der Sünden meiner Kinder wegen bin ich vereinsamt, denn sie sind abgewichen vom Gesetz Gottes. 13 Seine Satzungen haben sie nicht anerkannt. Sie gingen nicht die Wege der Gottesgebote. Die Pfade der Zucht nach seiner rechten Weisung beschritten sie nicht. 14 Kommt, ihr Nachbarn Zions! Bedenkt die Gefangenschaft, die der Ewige über meine Söhne und Töchter verhängt hat. 15 Denn er ließ ein Volk von weit her über sie kommen, ein rohes Volk mit fremder Sprache; es hatte keine Scheu vor Greisen, kein Mitleid mit Kindern. 16 Es führte die Lieblinge der Witwe weg, raubte der Vereinsamten die Töchter. 17 Ich aber, wie könnte ich euch helfen? 18 Nur er, der das Unheil über euch brachte, kann euch der Hand eurer Feinde entreißen. 19 So geht, meine Kinder, geht fort! Ich bleibe ja einsam zurück. 20 Abgelegt habe ich das Gewand froher Zeiten, angezogen das Bußkleid meines Elends. Zum Ewigen will ich rufen, solange ich lebe. 21 Habt Vertrauen, meine Kinder, schreit zu Gott! Er wird euch der Gewalt entreißen, den Händen der Feinde. 22 Denn ich erhoffe vom Ewigen eure Rettung; schon wurde mir vom Heiligen Freude zuteil wegen der Erbarmung, die bald zu euch kommt vom Ewigen, eurem Retter. 23 In Trauer und in Tränen ließ ich euch ziehen, doch wird mir Gott euch wiederschenken zur Freude und zum Jubel für immer. 24 Wie jetzt die Nachbarn Zions eure Gefangenschaft vor Augen haben, so werden sie bald die Rettung sehen, die von eurem Gott kommt; mit großer Herrlichkeit kommt sie zu euch und mit dem Glanz des Ewigen. 25 Meine Kinder, ertragt geduldig den Zorn, der von Gott her über euch kam. Der Feind hat dich verfolgt, bald aber wirst du seinen Untergang sehen und den Fuß auf seinen Nacken setzen. 26 Meine zarten Kinder mussten auf rauen Wegen ziehen. Sie wurden fortgeschleppt wie eine Herde, von Feinden geraubt. 27 Habt Vertrauen, meine Kinder, schreit zu Gott! Denn er, der es verhängt hat, wird wieder an euch denken. 28 Wie euer Sinn auf den Abfall von Gott gerichtet war, so zeigt nun zehnfachen Eifer, umzukehren und ihn zu suchen. 29 Er, der über euch das Unheil gebracht hat, wird mit eurer Rettung euch ewige Freude bringen. 30 Hab Vertrauen, Jerusalem! Der dir den Namen gab, er wird dich trösten. 31 Unglück über jene, die dir Böses taten und über deinen Sturz sich freuten! 32 Unglück über die Städte, zu deren Sklaven deine Kinder wurden! Unglück über jene Stadt, die deine Söhne als Sklaven aufgenommen hat! 33 Wie sie sich freute über deinen Sturz, frohlockte über deinen Fall, so wird sie ihre eigene Verwüstung betrauern müssen. 34 Ich nehme ihr den Jubel der Volksmenge; ihr Prahlen wandelt sich in Jammer. 35 Denn Feuer vom Ewigen wird über sie kommen für viele Tage und Dämonen werden dort hausen für lange Zeit. 36 Blick nach Osten, Jerusalem! Schau die Freude, die von Gott zu dir kommt. 37 Siehe, deine Söhne, die du einst fortziehen ließest, kehren zurück; sie kommen, vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang, gesammelt durch das Wort des Heiligen; sie freuen sich über die Herrlichkeit des Herrn.

Das Buch Baruch Kapitel 5

1 Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht. 2 Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! 3 Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen. 4 Gott gibt dir für immer den Namen: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht. 5 Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten und sieh deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat. 6 Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte. 7 Denn Gott hat befohlen: Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land, sodass Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher dahinziehen kann. 8 Wälder und duftende Bäume aller Art spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß. 9 Denn Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm.

Das Buch Baruch Kapitel 6

1 Abschrift des Briefes, den Jeremia an jene gesandt hat, die vom König der Babylonier als Gefangene nach Babel weggeführt werden sollten; darin teilte er ihnen mit, was Gott ihm aufgetragen hatte. Wegen der Sünden, die ihr gegen Gott begangen habt, werdet ihr von Nebukadnezzar, dem König der Babylonier, als Gefangene nach Babel geführt. 2 Seid ihr dann nach Babel gekommen, so müsst ihr dort viele Jahre bleiben, für lange Zeit, bis zu sieben Generationen; danach führe ich euch von dort in Frieden wieder heraus. 3 Nun werdet ihr in Babel Götterbilder aus Silber, Gold und Holz sehen, die man auf den Schultern trägt und die den Völkern Furcht einflößen. 4 Hütet euch dann, euch den Fremden anzugleichen und euch von Furcht vor diesen Göttern erfassen zu lassen, 5 wenn ihr seht, wie die Menge sich vor und hinter ihnen niederwirft; sprecht vielmehr im Herzen: Herr, dir allein gebührt Anbetung. 6 Denn mein Engel ist bei euch; er wird über euer Leben wachen. 7 Ein Handwerker hat ihnen eine glatte Zunge angefertigt; sie selbst wurden mit Gold und Silber überzogen; doch sind sie Fälschungen und können nicht reden. 8 Wie für ein Mädchen, das Schmuck liebt, nimmt man Gold 9 und fertigt Kronen für die Häupter ihrer Götter. Manchmal nehmen aber die Priester Gold und Silber heimlich von ihren Göttern weg und verwenden es für sich selber; sie geben davon auch den Dirnen in der Kammer. 10 Man schmückt sie auch, die Götter aus Silber, Gold und Holz, mit Gewändern wie Menschen. Diese Götter können sich aber nicht vor Schmutz und Wurmfraß schützen. 11 Sie sind in Purpurgewänder gehüllt 12 und doch muss man ihnen den Staub aus dem Gesicht wischen, der im Tempel aufwirbelt und sich dick auf sie legt. 13 Sogar ein Zepter trägt ein solcher Gott, wie ein Mann, der das Land regiert; doch kann er niemand töten, der sich gegen ihn verfehlt. 14 Er hat in der Rechten ein Schwert oder eine Streitaxt, kann aber nicht einmal sich selbst vor Krieg oder Räubern retten. So zeigen sie deutlich, dass sie keine Götter sind. Fürchtet sie also nicht! 15 Wie ein zerbrochenes Tongefäß unbrauchbar wird, 16 so geht es auch mit ihren Göttern, die in ihren Tempeln aufgestellt sind: Ihre Augen sind voll vom Staub, den die Füße der Besucher hineintragen. 17 Und wie die Höfe rings verschlossen sind, sobald ein Mann, der sich am König vergangen hat, zur Hinrichtung abgeführt werden soll, so sichern die Priester die Tempel der Götter mit Türen, Schlössern und Riegeln, damit sie nicht von Räubern geplündert werden. 18 Die Priester zünden Lichter an, mehr sogar als für sich selbst, doch die Götter können keines davon sehen. 19 Es geht ihnen wie einem Balken am Tempel: Ihr Inneres wird, wie man sagt, zerfressen. Sie aber bemerken nicht die Würmer, die aus der Erde kommen und sie selbst samt ihren Gewändern aufzehren. 20 Ihre Gesichter sind geschwärzt vom Rauch, der im Tempel aufsteigt. 21 Auf ihrem Körper und auf ihrem Kopf lassen sich Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel nieder, ebenso auch Katzen. 22 Daran erkennt ihr, dass sie keine Götter sind. Fürchtet sie also nicht! 23 Sie sind mit Gold überzogen, damit sie schön aussehen; wenn aber niemand den Schmutz wegputzt, glänzen sie nicht. Nicht einmal, als sie gegossen wurden, spürten sie es. 24 Jeden Preis zahlte man für sie, obwohl sie keinen Lebensatem besitzen. 25 Da sie ihre Füße nicht gebrauchen können, werden sie auf den Schultern getragen und zeigen so den Menschen ihren eigenen Unwert. Auch ihre Diener müssen sich schämen; 26 denn (der Götze) muss von ihnen aufgestellt werden, damit er nicht zu Boden fällt. Stellt man ihn aufrecht hin, so kann er sich selbst nicht bewegen; steht er schief, kann er sich nicht aufrichten. Vielmehr setzt man ihnen die Gaben vor wie den Toten. 27 Mit ihren Opfern aber treiben ihre Priester Missbrauch und verkaufen sie. Nicht besser handeln ihre Frauen: Sie pökeln davon ein, aber einem Armen oder Schwachen geben sie nichts. 28 Sogar unreine Frauen und Wöchnerinnen berühren ihre Opfer. Daran erkennt ihr, dass sie keine Götter sind. Fürchtet sie also nicht! 29 Wie könnte man sie Götter nennen? Sogar Frauen bringen ihnen Opfer dar, diesen Göttern aus Silber, Gold und Holz. 30 In ihren Tempeln hocken die Priester, das Gewand zerrissen, Kopf und Bart geschoren und das Haupt entblößt. 31 Sie heulen und schreien vor ihren Göttern wie andere beim Totenmahl. 32 Von ihren Gewändern nehmen die Priester und kleiden damit ihre Frauen und Kinder. 33 Ob jemand diesen Göttern Böses oder Gutes antut, sie sind nicht imstande, es zu vergelten.Einen König können sie weder einsetzen noch absetzen. 34 Ebenso wenig können sie Reichtum oder auch nur Geld verschaffen. Hat ihnen jemand ein Gelübde gemacht, erfüllt es aber nicht, so können sie keine Rechenschaft fordern. 35 Sie können keinen Menschen vom Tod erretten noch einen Schwachen dem Starken entreißen. 36 Einen Blinden können sie nicht sehend machen, einen Bedrängten nicht befreien. 37 Mit der Witwe haben sie kein Mitleid, dem Waisenkind helfen sie nicht. 38 Den Steinen aus den Bergen gleichen die hölzernen, mit Gold und Silber überzogenen Götter. Wer sie verehrt, wird zuschanden. 39 Wie kann einer da glauben oder behaupten, sie seien wirklich Götter? 40 Ihrer Ehre schaden die Chaldäer sogar selbst. Sehen sie nämlich einen Stummen, der nicht sprechen kann, so bringen sie ihn zu Bel und bitten, dass er die Sprache erhalte, als ob Bel ihn auch nur wahrnehmen könnte. 41 Und obwohl sie das wissen, bringen sie es doch nicht über sich, die Götter zu verlassen; sie haben ja keinen Verstand. 42 Die Frauen aber sitzen, mit Schnüren umwunden, an den Wegen und lassen Kleie in Rauch aufgehen. 43 Sobald nun eine aus ihrer Mitte von einem Vorübergehenden mitgenommen worden ist und sich ihm hingegeben hat, schmäht sie ihre Nachbarin, weil diese nicht gleich ihr für würdig befunden und ihre Schnur noch nicht zerrissen wurde. 44 Was immer bei diesen Göttern geschieht, ist Trug. Wie kann einer da glauben oder behaupten, dass sie wirklich Götter seien? 45 Von Handwerkern und Goldschmieden sind sie verfertigt. Sie werden nichts anderes, als was sie nach dem Willen der Künstler werden sollten. 46 Ihre Hersteller erreichen selbst kein hohes Alter; 47 wie sollten da ihre Erzeugnisse Götter sein? Nein, nur Trug und Schande hinterlassen sie ihren Nachkommen. 48 Nähern sich nämlich Krieg und Unheil diesen Göttern, dann beraten die Priester miteinander, wo sie sich mit ihnen verstecken können. 49 Wie sollte man da nicht merken, dass sie keine Götter sind, da sie sich selbst weder vor Krieg noch vor Unheil retten können? 50 Sie sind ja nur hölzerne, mit Gold und Silber überzogene Gebilde; man wird nach alldem erkennen, dass sie Trug sind. Allen Völkern und Königen wird es dann offenbar, dass jene keine Götter sind, sondern Werke von Menschenhand, und dass ihnen keine göttliche Wirkkraft innewohnt. 51 Wer sieht da nicht, dass sie keine Götter sind? 52 Sie können weder einen König im Land einsetzen noch den Menschen Regen spenden. 53 Sie halten nicht Gericht bei ihnen und befreien keinen, dem Unrecht geschah; denn sie sind machtlos 54 wie die Krähen zwischen Himmel und Erde. Ergreift gar Feuer den Tempel der hölzernen, mit Gold und Silber überzogenen Götter, dann fliehen zwar ihre Priester und retten sich, sie selbst aber verbrennen darin wie die Balken. 55 Keinem König und keinem Feind bieten sie Widerstand. 56 Wie kann einer da annehmen oder glauben, dass sie Götter sind? Weder vor Dieben noch vor Räubern können sie sich retten, diese hölzernen, mit Silber und Gold überzogenen Götter. 57 Jene sind stärker und nehmen ihnen das Gold und Silber ringsum ab, samt den Gewändern, die ihnen umgelegt sind, und machen sich damit fort, ohne dass die Götter auch nur sich selber helfen könnten. 58 Besser ist darum ein König, der seine Stärke zeigt, besser ein nützliches Hausgerät, das der Besitzer brauchen kann, als solche trügerischen Götter; besser im Haus eine Tür, die das, was drinnen ist, schützt, als solche trügerischen Götter; besser im Königspalast eine hölzerne Säule als solche trügerischen Götter. 59 Sonne, Mond und Sterne, die bestellt sind, um als Leuchten zu nützen, gehorchen willig. 60 Ebenso ist auch der Blitz, wenn er aufleuchtet, schön anzusehen. Genauso ist es beim Wind, der über das ganze Land weht. 61 Wenn den Wolken von Gott befohlen wird, über die ganze Erde dahinzuziehen, so vollführen sie den Auftrag. 62 Wird endlich das Feuer von oben ausgesandt, um Berge und Wälder zu verzehren, so tut es, was befohlen war. All dem kommen aber diese Götter weder an Schönheit gleich noch an Kraft. 63 Daher kann man weder glauben noch behaupten, dass sie wirklich Götter sind; sie sind ja nicht imstande, Gericht zu halten oder den Menschen Gutes zu tun. 64 Da ihr nun wisst, dass sie keine Götter sind, so fürchtet sie nicht! 65 Sie können den Königen weder fluchen noch sie segnen. 66 Sie lassen bei den Völkern keine Zeichen am Himmel erscheinen. Sie können nicht strahlen wie die Sonne noch leuchten wie der Mond. 67 Die Tiere sind besser daran als jene; denn sie können an einen schützenden Ort fliehen und sich selber helfen. 68 So ist uns auf gar keine Weise sichtbar, dass sie Götter sind. Darum fürchtet sie nicht! 69 Wie im Gurkenfeld eine Vogelscheuche, die nichts behütet, so sind ihre hölzernen, mit Gold und Silber überzogenen Götter. 70 Ebenso gleichen sie einem Dornbusch im Garten, auf den sich Vögel jeder Art niederlassen; oder auch einem Toten, der ins Dunkel geworfen ist, gleichen diese hölzernen, mit Gold und Silber überzogenen Götter. 71 Auch an den Purpur- und Byssusgewändern, die auf ihnen vermodern, erkennt ihr, dass sie keine Götter sind. Zuletzt werden sie selbst zerfressen und zum Gespött im Land. 72 Besser ist also ein gerechter Mann, der keine Götterbilder hat; denn er ist sicher vor dem Gespött.

Das Buch Ezechiel

Das Buch Ezechiel Kapitel 1

1 Am fünften Tag des vierten Monats im dreißigsten Jahr, als ich unter den Verschleppten am Fluss Kebar lebte, öffnete sich der Himmel und ich sah eine Erscheinung Gottes. 2Am fünften Tag des Monats - es war im fünften Jahr nach der Verschleppung des Königs Jojachin - 3erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn Busis, den Priester, im Land der Chaldäer, am Fluss Kebar. Dort kam die Hand des Herrn über ihn. 4 Ich sah: Ein Sturmwind kam von Norden, eine große Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold. 5Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen. Und das war ihre Gestalt: Sie sahen aus wie Menschen. 6Jedes der Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel. 7Ihre Beine waren gerade und ihre Füße wie die Füße eines Stieres; sie glänzten wie glatte und blinkende Bronze. 8Unter den Flügeln an ihren vier Seiten hatten sie Menschenhände. [Auch Gesichter und Flügel hatten die vier.] 9Ihre Flügel berührten einander. Die Lebewesen änderten beim Gehen ihre Richtung nicht: Jedes ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies. 10Und ihre Gesichter sahen so aus: Ein Menschengesicht (blickte bei allen vier nach vorn), ein Löwengesicht bei allen vier nach rechts, ein Stiergesicht bei allen vier nach links und ein Adlergesicht bei allen vier (nach hinten). 11Ihre Flügel waren nach oben ausgespannt. Mit zwei Flügeln berührten sie einander und mit zwei bedeckten sie ihren Leib. 12Jedes Lebewesen ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies. Sie gingen, wohin der Geist sie trieb, und änderten beim Gehen ihre Richtung nicht. 13Zwischen den Lebewesen war etwas zu sehen wie glühende Kohlen, etwas wie Fackeln, die zwischen den Lebewesen hin- und herzuckten. Das Feuer gab einen hellen Schein und aus dem Feuer zuckten Blitze. 14Die Lebewesen liefen vor und zurück und es sah aus wie Blitze. 15Ich schaute auf die Lebewesen: Neben jedem der vier sah ich ein Rad auf dem Boden. 16Die Räder sahen aus, als seien sie aus Chrysolith gemacht. Alle vier Räder hatten die gleiche Gestalt. Sie waren so gemacht, dass es aussah, als laufe ein Rad mitten im andern. 17Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und änderten beim Laufen ihre Richtung nicht. 18Ihre Felgen waren so hoch, dass ich erschrak; sie waren voll Augen, ringsum bei allen vier Rädern. 19Gingen die Lebewesen, dann liefen die Räder an ihrer Seite mit. Hoben sich die Lebewesen vom Boden, dann hoben sich auch die Räder. 20Sie liefen, wohin der Geist sie trieb. Die Räder hoben sich zugleich mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern. 21Gingen die Lebewesen, dann liefen auch die Räder; blieben jene stehen, dann standen auch sie still. Hoben sich jene vom Boden, dann hoben sich die Räder zugleich mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern. 22Über den Köpfen der Lebewesen war etwas wie eine gehämmerte Platte befestigt, furchtbar anzusehen, wie ein strahlender Kristall, oben über ihren Köpfen. 23Unter der Platte waren ihre Flügel ausgespannt, einer zum andern hin. Mit zwei Flügeln bedeckte jedes Lebewesen seinen Leib. 24Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel; es war wie das Rauschen gewaltiger Wassermassen, wie die Stimme des Allmächtigen. Wenn sie gingen, glich das tosende Rauschen dem Lärm eines Heerlagers. Wenn sie standen, ließen sie ihre Flügel herabhängen. 25Ein Rauschen war auch oberhalb der Platte, die über ihren Köpfen war. Wenn sie standen, ließen sie ihre Flügel herabhängen. 26Oberhalb der Platte über ihren Köpfen war etwas, das wie Saphir aussah und einem Thron glich. Auf dem, was einem Thron glich, saß eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah. 27Oberhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie glänzendes Gold in einem Feuerkranz. Unterhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie Feuer und ringsum einen hellen Schein. 28Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit des Herrn aus. Als ich diese Erscheinung sah, fiel ich nieder auf mein Gesicht. Und ich hörte, wie jemand redete.

Das Buch Ezechiel Kapitel 2

1 Er sagte zu mir: Stell dich auf deine Füße, Menschensohn; ich will mit dir reden. 2Als er das zu mir sagte, kam der Geist in mich und stellte mich auf die Füße. Und ich hörte den, der mit mir redete. 3Er sagte zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Sie und ihre Väter sind immer wieder von mir abgefallen, bis zum heutigen Tag. 4Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr. 5Ob sie dann hören oder nicht - denn sie sind ein widerspenstiges Volk -, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war. 6Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen, hab keine Angst vor ihren Worten! Wenn dich auch Dornen umgeben und du auf Skorpionen sitzt, hab keine Angst vor ihren Worten und erschrick nicht vor ihrem Blick; denn sie sind ein widerspenstiges Volk. 7Du sollst ihnen meine Worte sagen, ob sie hören oder nicht, denn sie sind widerspenstig. 8Du aber, Menschensohn, höre, was ich zu dir sage. Sei nicht widerspenstig wie dieses widerspenstige Volk! Öffne deinen Mund und iss, was ich dir gebe. 9Und ich sah: Eine Hand war ausgestreckt zu mir; sie hielt eine Buchrolle. 10Er rollte sie vor mir auf. Sie war innen und außen beschrieben und auf ihr waren Klagen, Seufzer und Weherufe geschrieben.

Das Buch Ezechiel Kapitel 3

1 Er sagte zu mir: Menschensohn, iss, was du vor dir hast. Iss diese Rolle! Dann geh und rede zum Haus Israel! 2Ich öffnete meinen Mund und er ließ mich die Rolle essen. 3Er sagte zu mir: Menschensohn, gib deinem Bauch zu essen, fülle dein Inneres mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Ich aß sie und sie wurde in meinem Mund süß wie Honig. 4Er sagte zu mir: Geh zum Haus Israel, Menschensohn, und sprich mit meinen Worten zu ihnen! 5Nicht zu einem Volk mit fremder Sprache und unverständlicher Rede wirst du gesandt, sondern zum Haus Israel, 6auch nicht zu vielen Völkern mit fremder Sprache und unverständlicher Rede, deren Worte du nicht verstehst. Würde ich dich zu ihnen senden, sie würden auf dich hören. 7Doch das Haus Israel will nicht auf dich hören, es fehlt ihnen der Wille, auf mich zu hören; denn jeder vom Haus Israel hat eine harte Stirn und ein trotziges Herz. 8Ich aber mache dein Gesicht ebenso hart wie ihr Gesicht und deine Stirn ebenso hart wie ihre Stirn. 9Wie Diamant und härter als Kieselstein mache ich deine Stirn. Fürchte sie nicht, erschrick nicht vor ihrem Blick; denn sie sind ein widerspenstiges Volk. 10Er sagte zu mir: Menschensohn, nimm alle meine Worte, die ich dir sage, mit deinem Herzen auf und höre mit deinen Ohren! 11Geh zu den Verschleppten, zu den Söhnen deines Volkes, und ob sie hören oder nicht, sprich zu ihnen und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr. 12Da hob mich der Geist empor und ich hörte hinter mir ein Geräusch, ein gewaltiges Dröhnen, als sich die Herrlichkeit des Herrn von ihrem Ort erhob, 13das Geräusch von den Flügeln der Lebewesen, die einander berührten, und das Geräusch der Räder neben ihnen, ein lautes, gewaltiges Dröhnen. 14Der Geist, der mich emporgehoben hatte, trug mich fort. Ich ging dahin, mit bitterem und grollendem Herzen, und die Hand des Herrn lag schwer auf mir. 15So kam ich zu den Verschleppten, [die am Fluss Kebar wohnten,] die in Tel-Abib wohnten, und ich saß dort sieben Tage lang verstört mitten unter ihnen. 16Am Ende der sieben Tage erging das Wort des Herrn an mich: 17Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter. Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen. 18Wenn ich zu einem, der sich schuldig gemacht hat, sage: Du musst sterben!, und wenn du ihn nicht warnst und nicht redest, um den Schuldigen von seinem schuldhaften Weg abzubringen, damit er am Leben bleibt, dann wird der Schuldige seiner Sünde wegen sterben; von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut. 19Wenn du aber den Schuldigen warnst und er sich von seiner Schuld und seinem schuldhaften Weg nicht abwendet, dann wird er seiner Sünde wegen sterben; du aber hast dein Leben gerettet. 20Und wenn ein Gerechter sein rechtschaffenes Leben aufgibt und Unrecht tut, werde ich ihn zu Fall bringen und er wird sterben, weil du ihn nicht gewarnt hast. Seiner Sünde wegen wird er sterben und an seine gerechten Taten von einst wird man nicht mehr denken. Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut. 21Wenn du aber den Gerechten davor warnst zu sündigen und er sündigt nicht, dann wird er am Leben bleiben, weil er gewarnt wurde, und du hast dein Leben gerettet. 22 Dann legte sich die Hand des Herrn auf mich. Er sagte zu mir: Steh auf und geh hinaus in die Ebene! Ich will dort mit dir reden. 23Ich stand auf und ging in die Ebene hinaus. Und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Herrn, so wie ich sie schon am Fluss Kebar gesehen hatte, und ich fiel nieder auf mein Gesicht. 24Doch der Geist kam in mich und stellte mich wieder auf die Füße. Er redete mit mir und sagte zu mir: Geh in dein Haus und schließ dich ein! 25Und du, Menschensohn - sie werden dich fesseln und mit Stricken binden, sodass du nicht mehr zum Volk hinausgehen kannst. 26Deine Zunge lasse ich dir am Gaumen kleben. Du wirst verstummen und nicht mehr ihr Mahner sein können; denn sie sind ein widerspenstiges Volk. 27Wenn ich aber mit dir rede, werde ich deinen Mund öffnen. Dann sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr. Wer hören will, der höre, wer nicht hören will, der lasse es; denn sie sind ein widerspenstiges Volk.

Das Buch Ezechiel Kapitel 4

1 Du, Menschensohn, nimm dir einen Lehmziegel, leg ihn vor dich hin und ritze eine Stadt darauf ein [nämlich Jerusalem]! 2Belagere sie; bau ihr gegenüber einen Belagerungswall; schütte einen Damm gegen sie auf; leg vor ihr ein Truppenlager an und stell gegen sie ringsum Sturmböcke auf! 3Nimm eine Eisenplatte und stell sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Richte dein Gesicht auf die Stadt: Nun ist sie belagert und du belagerst sie. Das ist ein (warnendes) Zeichen für das Haus Israel. 4 Du, leg dich auf deine linke Seite! Dann lege ich die Schuld des Hauses Israel auf dich. So viele Tage, wie du auf dieser Seite liegst, trägst du ihre Schuld. 5Und ich setze für dich fest: So viele Jahre, wie die Schuld des Hauses Israel dauert, so viele Tage sollst du ihre Schuld tragen: dreihundertneunzig Tage. 6Wenn du diese Zeit beendet hast, leg dich auf die andere, die rechte Seite und trag vierzig Tage lang die Schuld des Hauses Juda: einen Tag für jedes Jahr; so setze ich es für dich fest. 7Dann sollst du dein Gesicht unbeweglich auf das belagerte Jerusalem richten und mit erhobenem Arm gegen die Stadt weissagen. 8Ich aber lege dir Stricke an, sodass du dich nicht von einer Seite auf die andere drehen kannst, so lange, bis du die Tage der Belagerung beendet hast. 9 Du, nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Dinkel; tu sie zusammen in ein Gefäß und mach dir Brot daraus! Solange du auf der Seite liegst, dreihundertneunzig Tage lang, sollst du davon essen. 10Das Brot, das du isst, soll genau abgewogen sein, zwanzig Schekel am Tag; davon sollst du von Zeit zu Zeit essen. 11Auch das Wasser, das du trinkst, soll genau abgemessen sein: ein sechstel Hin; davon sollst du von Zeit zu Zeit trinken. 12Das Brot sollst du wie Gerstenbrot zubereiten und essen; auf Menschenkot sollst du es vor aller Augen backen. 13Und der Herr sprach: Ebenso werden die Israeliten unreines Brot essen bei den Völkern, zu denen ich sie verstoße. 14Ich aber sagte: Ach, Herr und Gott, ich habe mich noch nie unrein gemacht. Seit meiner Jugend habe ich noch nie von verendeten oder zerrissenen Tieren gegessen. Niemals ist verdorbenes Fleisch in meinen Mund gekommen. 15Da sagte er zu mir: Gut, ich erlaube dir, dein Brot auf Rindermist statt auf Menschenkot zu backen. 16Dann sagte er zu mir: Menschensohn, ich entziehe Jerusalem seinen Vorrat an Brot. Sie werden ihr Brot wiegen und es mit Sorgen essen; das Wasser werden sie genau abmessen und mit Schaudern trinken; 17denn sie sollen an Brot und Wasser Mangel haben und sich entsetzen, einer wie der andere, und sollen dahinsiechen wegen ihrer Schuld.

Das Buch Ezechiel Kapitel 5

1 Du, Menschensohn, nimm ein scharfes Schwert! Benutz es als Schermesser und schneide dir damit das Haar und den Bart ab! Dann nimm eine Waage und wiege die Haare! 2Ein Drittel verbrenne mitten in der Stadt, wenn die Tage ihrer Belagerung zu Ende sind. Ein anderes Drittel zerhau mit dem Schwert in der Umgebung der Stadt! Das letzte Drittel streu in den Wind! Ich will hinter ihnen das Schwert zücken. 3Einige wenige davon nimm und binde sie in einen Zipfel deines Mantels! 4 Aber auch von diesen nimm noch ein paar Haare, wirf sie ins Feuer und verbrenn sie! Von dort wird sich das Feuer ausdehnen auf das ganze Haus Israel. 5 So spricht Gott, der Herr: Das ist Jerusalem. Ich habe es mitten unter die Völker und die Länder ringsum gesetzt. 6Aber es war böse und widersetzte sich meinen Rechtsvorschriften mehr als die Völker und meinen Gesetzen mehr als die Länder ringsum; meine Rechtsvorschriften haben sie verachtet und nicht nach meinen Gesetzen gelebt. 7Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr noch aufsässiger gewesen seid als die Völker rings um euch, weil ihr nicht nach meinen Gesetzen gelebt und meine Rechtsvorschriften nicht befolgt habt, ja, weil ihr nicht einmal nach den Bräuchen der Völker ringsum gehandelt habt, 8darum - so spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen dich (Jerusalem) vor. Vor den Augen der Völker werde ich mitten in dir Gericht halten. 9Wegen all deiner Gräueltaten werde ich mit dir tun, was ich noch nie getan habe und auch nie wieder tun werde. 10Dann werden mitten in dir (Jerusalem) Väter ihre Kinder essen und Kinder ihre Väter. Ich werde ein Strafgericht über dich abhalten und werde die Menschen, die in dir noch übrig sind, in alle Winde zerstreuen. 11So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, weil du mein Heiligtum mit all deinen Götzen und Gräueltaten unrein gemacht hast, will ich dich kahlscheren. Mein Auge wird kein Mitleid zeigen und ich werde keine Schonung üben. 12Ein Drittel deiner Einwohner wird an der Pest sterben und durch den Hunger in der Stadt zugrunde gehen. Ein anderes Drittel wird vor deinen Mauern durch das Schwert umkommen. Das letzte Drittel werde ich in alle Winde zerstreuen und ich werde hinter ihnen das Schwert zücken. 13So tobt sich mein Zorn aus und ich stille meinen Grimm an ihnen und verschaffe mir Genugtuung. Wenn ich meinen Zorn an ihnen auslasse, dann erkennen sie, dass ich, der Herr, mit leidenschaftlichem Eifer gesprochen habe. 14Vor den Augen aller, die vorübergehen, mache ich dich zum Trümmerhaufen, zum Gespött für die Völker ringsum. 15Zum Gespött und zum Hohn, zur Warnung und zum Schreckbild wirst du für die Völker ringsum, wenn ich an dir voll Zorn, Grimm und Groll mein Strafgericht vollziehe. Ich, der Herr, habe gesprochen. 16Ich schieße die quälenden, vernichtenden Pfeile des Hungers gegen euch ab; ich schicke sie ab, um euch zu vernichten. Um euren Hunger zu vergrößern, entziehe ich euch euren Vorrat an Brot. 17Hungersnot und wilde Tiere schicke ich gegen dich, damit sie dir deine Kinder rauben. Pest und Blutvergießen sollen über dich kommen. Ich bringe das Schwert über dich. Ich, der Herr, habe gesprochen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 6

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, richte dein Gesicht auf die Berge Israels; sprich als Prophet zu ihnen 3und sag: Ihr Berge Israels, hört das Wort Gottes, des Herrn! So spricht Gott, der Herr, zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: Ich selbst werde das Schwert über euch bringen und eure Kulthöhen zerstören. 4Eure Opferaltäre werden vernichtet und eure Räuchertische zerbrochen. Eure Erschlagenen werfe ich vor eure Götzen hin. 5Die Leichen der Israeliten lege ich ihren Götzen zu Füßen. Eure Gebeine verstreue ich rings um eure Altäre. 6Überall, wo ihr wohnt, werden die Städte verwüstet und die Kulthöhen veröden; denn eure Altäre sollen verwüstet und öde sein, eure Götzen zerbrochen und verschwunden, eure Räuchertische zerschlagen, eure Machwerke vernichtet. 7Mitten unter euch liegen die Erschlagenen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 8Wenn ihr in alle Länder vertrieben seid, lasse ich einen Rest von euch übrig. Bei den Völkern werden einige von euch sein, die dem Schwert entronnen sind. 9Doch die von euch, die davongekommen sind, werden bei den Völkern, zu denen sie verschleppt wurden, an mich denken; denn ich zerbreche ihr Herz, das mir untreu geworden ist, und zermalme ihre Augen, die treulos nach den Götzen schielten. Dann werden sie vor sich selbst Abscheu empfinden wegen der bösen Gräueltaten, die sie begangen haben, 10und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin und nicht umsonst gedroht habe, dieses Unheil über sie zu bringen. 11So spricht Gott, der Herr: Schlag die Hände zusammen, stampf mit dem Fuß auf den Boden und schrei: Weh über all die bösen Gräueltaten des Hauses Israel! Ihretwegen werden sie durch Schwert, Hunger und Pest umkommen. 12Wer in der Ferne ist, wird an der Pest sterben; wer nahe ist, wird unter dem Schwert fallen. Wer übrig und verschont geblieben ist, wird vor Hunger sterben. So lasse ich meinen Grimm an ihnen aus. 13Wenn die Erschlagenen mitten unter ihren Götzenbildern liegen, rings um ihre Altäre, auf allen Hügeln, auf allen Bergeshöhen, unter jedem üppigen Baum und jeder schattigen Eiche, an den Stellen, wo sie all ihren Götzen den beruhigenden Duft ihrer Opfer spendeten, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 14Ich strecke meine Hand gegen sie aus und mache ihr Land zur öden Wüste, von der Steppe bis nach Ribla, überall, wo sie wohnen. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 7

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Du, Menschensohn, sag: So spricht Gott, der Herr, zum Land Israel: Das Ende kommt, das Ende kommt über die vier Ecken der Erde. 3Jetzt ist das Ende für dich da; ich lasse meinen Zorn gegen dich los, ich spreche dir das Urteil, das dein Verhalten verdient, und strafe dich für alle deine Gräueltaten. 4Mein Auge zeigt kein Mitleid und ich übe keine Schonung, sondern dein Verhalten lasse ich auf dich zurückfallen und deine Gräueltaten sollen sich in deiner Mitte auswirken. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 5So spricht Gott, der Herr: Schon kommt Unglück auf Unglück. 6Das Ende kommt. Es kommt das Ende. Das Ende nähert sich dir. Siehe, es kommt. 7Jetzt ist die Reihe an dir, Bewohner des Landes. Die Zeit ist da, der Tag ist nahe: Tumult, kein Jauchzen mehr auf den Bergen! 8Bald gieße ich meinen Zorn über dich aus. Ich stille meinen Zorn an dir, ich spreche dir das Urteil, das dein Verhalten verdient, und lasse alle deine Gräueltaten auf dich zurückfallen. 9Mein Auge zeigt kein Mitleid und ich übe keine Schonung, nach deinem Verhalten vergelte ich dir. Deine Gräueltaten sollen sich in deiner Mitte auswirken. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin und dass ich zuschlage. 10Der Tag ist da. Die Reihe ist an dir; es hat schon begonnen. Der Rechtsbruch gedeiht, die Anmaßung wächst. 11Die Gewalttat erhebt sich und wird zum Zepter der Bösen. Nichts bleibt von ihnen, nichts von ihrem Reichtum, nichts von ihrer Pracht und Herrlichkeit. 12Die Zeit kommt; der Tag ist nahe. Der Käufer soll sich nicht freuen, der Verkäufer nicht traurig sein; denn glühender Zorn trifft das ganze Volk. 13Der Verkäufer wird das Verkaufte nicht wiedererlangen, auch wenn sie am Leben bleiben; denn glühender Zorn trifft das ganze Volk. Er erlangt es nicht wieder. Und weil alle schuldig sind, wird keiner sein Leben festhalten können. 14Blast nur die Trompete und bietet alles auf - es zieht doch keiner in den Kampf; denn mein glühender Zorn trifft das ganze Volk. 15Draußen das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer auf dem Feld ist, der stirbt durch das Schwert. Wer in der Stadt ist, den fressen Hunger und Pest. 16Wer entrinnt und verschont wird, haust im Gebirge wie die Tauben in den Felsen; jeder stöhnt wegen seiner Schuld. 17Alle Hände sinken kraftlos herunter und an allen Knien läuft das Wasser herab. 18Sie legen Trauergewänder an und Schauder erfasst sie. Alle Gesichter sind voll Scham und alle Köpfe sind kahl geschoren. 19Sie werfen ihr Silber auf die Straße und ihr Gold ekelt sie an. Ihr Silber und Gold kann sie nicht retten am Tag des Zornes des Herrn. Sie werden damit ihre Gier nicht sättigen und ihren Bauch nicht füllen; denn all das war für sie der Anlass, in Sünde zu fallen. 20Ihren kostbaren Schmuck haben sie in ihrer Anmaßung genommen und daraus ihre abscheulichen Bilder, ihre Götzen gemacht. Deshalb verekle ich ihnen ihren Schmuck. 21Ich gebe ihn den Fremden zur Beute, die Bösen der Erde sollen ihn rauben und entweihen. 22Ich wende mein Angesicht von ihnen ab und man wird meinen kostbaren Besitz entweihen. Räuber werden kommen und ihn entweihen. 23Sie werden ein Blutbad anrichten; denn das Land ist voll von Todesurteilen und die Stadt ist voll von Gewalttat. 24Ich führe die schlimmsten Völker herbei, damit sie die Häuser besetzen. Ich mache dem Hochmut der Mächtigen ein Ende, ihre Heiligtümer werden entweiht. 25Dann bekommen sie Angst und suchen Frieden; doch es wird keinen geben. 26Unglück kommt über Unglück und eine Schreckensnachricht folgt der andern. Sie verlangen vom Propheten Visionen. Doch der Priester gibt keinen Bescheid, die Ältesten wissen keinen Rat. 27Der König ist voll Trauer, der Fürst in Entsetzen gehüllt, den Bürgern des Landes erlahmen die Hände. Ich will sie behandeln, wie es ihr Verhalten verdient, und will ihnen das Urteil sprechen, das ihren Urteilen entspricht. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 8

1 Am fünften Tag des sechsten Monats im sechsten Jahr saß ich in meinem Haus und die Ältesten von Juda saßen vor mir. Da legte sich die Hand Gottes, des Herrn, auf mich. 2Und ich sah eine Gestalt, die wie ein Mann aussah. Unterhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, war Feuer und oberhalb von seinen Hüften schien etwas zu leuchten, wie glänzendes Gold. 3Er streckte etwas aus, das wie eine Hand aussah, und packte mich an meinen Haaren. Und der Geist hob mich empor zwischen Erde und Himmel und brachte mich in einer göttlichen Vision nach Jerusalem, an den Eingang des inneren Nordtors, dorthin, wo das Bild steht, das die Eifersucht (des Herrn) erregt. 4Dort sah ich die Herrlichkeit des Gottes Israels, wie in der Vision, die ich in der Ebene gesehen hatte. 5 Er sagte zu mir: Menschensohn, richte deinen Blick nach Norden! Ich blickte nach Norden; da sah ich nördlich des Tores, beim Eingang, den Altar mit jenem Bild, das die Eifersucht (des Herrn) erregt. 6Er sagte zu mir: Menschensohn, siehst du, was man hier treibt? Es sind große Gräueltaten, die das Haus Israel hier begeht; sie bleiben meinem Heiligtum fern. Aber du wirst noch größere Gräueltaten sehen. 7Dann brachte er mich zum Eingang des Vorhofs. Ich sah: Ein Loch war in der Wand. 8Er sagte zu mir: Menschensohn, durchbrich die Wand! Ich durchbrach die Wand - da war ein Eingang. 9Er sagte zu mir: Geh hinein, sieh dir die schlimmen Gräueltaten an, die man dort begeht. 10Ich ging hinein und sah: viele Bilder von abscheulichen kleinen und großen Tieren und allen Götzen des Hauses Israel; sie waren ringsum in die Wand eingeritzt. 11Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel, darunter auch Jaasanja, der Sohn Schafans, standen davor. Jeder hatte seine Räucherpfanne in der Hand und der Duft der Weihrauchwolken stieg empor. 12Er sagte zu mir: Hast du gesehen, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel im Finstern treiben, jeder in der Kammer seines Götterbildes? Sie denken: Der Herr sieht uns nicht; der Herr hat das Land verlassen. 13Er sagte zu mir: Du wirst sehen, dass sie noch größere Gräueltaten begehen. 14Dann brachte er mich zum Nordtor am Haus des Herrn. Dort saßen Frauen, die Tammus beweinten. 15Er sagte zu mir: Hast du es gesehen, Menschensohn? Aber du wirst noch größere Gräueltaten sehen. 16Dann brachte er mich zum Innenhof des Hauses des Herrn. Am Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen Vorhalle und Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer, mit dem Rücken zum Tempel des Herrn, mit dem Gesicht nach Osten. Sie beteten, nach Osten gewandt, die Sonne an. 17Er sagte zu mir: Hast du es gesehen, Menschensohn? Waren dem Haus Juda die Gräueltaten, die es hier beging, immer noch nicht genug? Mussten sie auch noch das Land mit ihrer Gewalttätigkeit anfüllen, mussten sie mich immer wieder beleidigen und sich den Zweig an die Nase halten? 18Darum werde auch ich voll Zorn handeln. Mein Auge wird kein Mitleid zeigen und ich werde keine Schonung üben. Auch wenn sie mir laut in die Ohren schreien, werde ich sie nicht hören.

Das Buch Ezechiel Kapitel 9

1 Und er schrie mir laut in die Ohren: Das Strafgericht über die Stadt ist nahe. Jeder soll sein Werkzeug zum Zertrümmern in die Hand nehmen. 2Da kamen sechs Männer vom oberen Tor, das im Norden liegt. Jeder hatte sein Werkzeug zum Zertrümmern in der Hand. Unter ihnen war auch ein Mann, der ein leinenes Gewand anhatte; an seinem Gürtel hing Schreibzeug. Sie kamen herein und stellten sich neben den Altar aus Bronze. 3Die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte von den Kerubim, über denen sie war, hinüber zur Schwelle des Tempels. Er rief den Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing. 4Der Herr sagte zu ihm: Geh mitten durch die Stadt Jerusalem und schreib ein T auf die Stirn aller Männer, die über die in der Stadt begangenen Gräueltaten seufzen und stöhnen. 5Und ich hörte, wie er zu den anderen sagte: Geht hinter ihm her durch die Stadt und schlagt zu! Euer Auge soll kein Mitleid zeigen, gewährt keine Schonung! 6Alt und jung, Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr erschlagen und umbringen. Doch von denen, die das T auf der Stirn haben, dürft ihr keinen anrühren. Beginnt in meinem Heiligtum! Da begannen sie bei den Ältesten, die vor dem Tempel standen. 7Er sagte zu ihnen: Macht den Tempel unrein, füllt seine Höfe mit Erschlagenen! Dann geht hinaus und schlagt in der Stadt zu! 8Sie schlugen zu und ich allein blieb übrig; da fiel ich nieder auf mein Gesicht und schrie: Ach, Herr und Gott, willst du deinen ganzen Zorn über Jerusalem ausschütten und auch noch den letzten Rest Israels vernichten? 9Er sagte zu mir: Die Schuld des Hauses Israel und des Hauses Juda ist groß, ja übergroß. Das Land ist voll Blutschuld, die Stadt ist voll Unrecht. Sie sagen: Der Herr sieht es nicht; der Herr hat das Land verlassen. 10Darum zeigt mein Auge kein Mitleid und ich übe keine Schonung. Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen. 11Und der Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing, (kam und) berichtete: Ich habe getan, was du mir befohlen hast.

Das Buch Ezechiel Kapitel 10

1 Ich sah: Oberhalb der gehämmerten Platte über den Köpfen der Kerubim war etwas, das wie Saphir aussah und einem Thron glich. 2Er sagte zu dem Mann, der das leinene Gewand anhatte: Geh zwischen die Räder unter den Kerubim, nimm zwei Hände voll von den glühenden Kohlen, die zwischen den Kerubim sind, und streu sie über die Stadt! Da ging der Mann vor meinen Augen 3zu den Kerubim. Sie standen rechts vom Tempel, als der Mann zu ihnen ging, und die Wolke erfüllte den Innenhof. 4Die Herrlichkeit des Herrn schwebte von den Kerubim hinüber zur Schwelle des Tempels. Der Tempel wurde von der Wolke erfüllt und der Vorhof war voll vom Glanz der Herrlichkeit des Herrn. 5Das Rauschen der Flügel der Kerubim war bis zum Vorhof zu hören; es war wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er spricht. 6Als er dem Mann, der das leinene Gewand anhatte, befahl: Nimm von dem Feuer, das zwischen den Rädern und zwischen den Kerubim ist!, ging der Mann und stellte sich neben das Rad. 7Und ein Kerub streckte seine Hand aus, nahm von dem Feuer, das zwischen den Kerubim war, und legte es in die Hände des Mannes, der das leinene Gewand anhatte. Der Mann nahm das Feuer und ging hinaus. 8 Unter den Flügeln der Kerubim wurde etwas sichtbar, das wie eine Menschenhand aussah. 9Und ich sah neben den Kerubim vier Räder, ein Rad neben jedem Kerub. Die Räder waren wie glitzernder Chrysolith. 10Alle vier sahen gleich aus und es schien so, als laufe ein Rad mitten im andern. 11Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und änderten beim Laufen ihre Richtung nicht; denn der Richtung, die das vordere Rad einschlug, folgten die anderen. Sie änderten beim Laufen ihre Richtung nicht. 12Ihr ganzer Leib, ihr Rücken, ihre Hände und Flügel und auch die Räder waren bei allen vier ringsum voll Augen. 13Die Räder wurden, wie ich deutlich hörte, «Wirbel» genannt. 14Jedes Lebewesen hatte vier Gesichter. Das erste war ein Kerubgesicht, das zweite ein Menschengesicht, das dritte ein Löwengesicht und das vierte ein Adlergesicht. 15Die Kerubim konnten emporschweben. Es waren die Lebewesen, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte. 16Wenn die Kerubim gingen, dann liefen die Räder an ihrer Seite mit. Auch wenn die Kerubim ihre Flügel bewegten, um sich von der Erde zu erheben, lösten sich die Räder nicht von ihrer Seite. 17Blieben die Kerubim stehen, dann standen auch die Räder still. Hoben sich die Kerubim empor, dann hoben sich die Räder mit ihnen; denn der Geist der Lebewesen war in den Rädern. 18 Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle des Tempels und nahm wieder ihren Platz über den Kerubim ein. 19Die Kerubim bewegten ihre Flügel und hoben sich vor meinen Augen vom Boden empor. Sie gingen hinaus und die Räder liefen an ihrer Seite mit. Vor dem östlichen Tor am Haus des Herrn blieben sie stehen. Und die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte über ihnen. 20Es waren die Lebewesen, die ich unter dem Thron des Gottes Israels am Fluss Kebar gesehen hatte, und ich erkannte, dass es Kerubim waren. 21Jedes dieser Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel. Unter ihren Flügeln hatten sie etwas, das wie Menschenhände aussah. 22Ihre Gesichter glichen den Gesichtern, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte. Jedes Lebewesen ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies.

Das Buch Ezechiel Kapitel 11

1 Da hob mich der Geist empor und brachte mich zum Osttor am Haus des Herrn, das nach Osten schaut. Vor dem Tor standen fünfundzwanzig Männer. Unter ihnen sah ich Jaasanja, den Sohn Asurs, und Pelatja, den Sohn Benajas, führende Männer im Volk. 2Er sagte zu mir: Menschensohn, das sind die Männer, die in der Stadt Unheil ersinnen und böse Pläne fassen. 3Sie sagen: In nächster Zeit braucht man keine Häuser zu bauen. Die Stadt ist der Topf und wir sind das Fleisch. 4Darum tritt als Prophet gegen sie auf, Menschensohn, tritt als Prophet auf! 5Da überfiel mich der Geist des Herrn und er sagte zu mir: Sag: So spricht der Herr: Das habt ihr gesagt, ihr vom Haus Israel. Ich weiß sehr gut, was ihr im Sinn hattet. 6Ihr habt viele in dieser Stadt erschlagen, die Straßen der Stadt sind voll von Erschlagenen. 7Darum - so spricht Gott, der Herr: Das Fleisch, das sind die Erschlagenen, die ihr mitten in der Stadt getötet habt. Der Topf, das ist die Stadt. Euch aber werde ich aus ihr vertreiben. 8Das Schwert fürchtet ihr; darum werde ich das Schwert über euch bringen - Spruch Gottes, des Herrn. 9Ich vertreibe euch aus der Stadt, ich liefere euch den Fremden aus und halte ein Strafgericht über euch ab. 10Unter dem Schwert werdet ihr fallen. An Israels Grenze halte ich Gericht über euch. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 11Die Stadt wird für euch nicht der Topf sein und ihr nicht das Fleisch darin. An Israels Grenze halte ich Gericht über euch. 12Daran werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin, dessen Gesetze ihr nicht gehalten und dessen Rechtsvorschriften ihr nicht befolgt habt. Stattdessen habt ihr nach den Bräuchen der Völker ringsum gehandelt. 13Während ich diese prophetischen Worte sprach, starb Pelatja, der Sohn Benajas. Da fiel ich nieder auf mein Gesicht, schrie laut auf und rief: Ach, Herr und Gott, willst du auch noch den Rest Israels ausrotten? 14 Das Wort des Herrn erging an mich: 15Menschensohn, die Einwohner Jerusalems sagen von deinen Brüdern, deinen Verwandten und dem ganzen Haus Israel: Sie sind fern vom Herrn; das Land ist uns zum Besitz gegeben. 16Darum sag: So spricht Gott, der Herr: Auch wenn ich sie weit weg unter die Völker geführt und in alle Länder zerstreut habe, so bin ich doch in den Ländern, wohin sie gekommen sind, beinahe zum Heiligtum für sie geworden. 17Darum sag: So spricht Gott, der Herr: Ich führe euch aus allen Völkern zusammen, sammle euch aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid, und gebe euch das Land Israel. 18Und sie werden dorthin kommen und alle ihre abscheulichen Götzen aus dem Land entfernen. 19Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch, 20damit sie nach meinen Gesetzen leben und auf meine Rechtsvorschriften achten und sie erfüllen. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein. 21Die aber, deren Herz an ihren Götzen und an ihren Gräueltaten hängt - Spruch Gottes, des Herrn: Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen. 22Dann hoben die Kerubim ihre Flügel. Die Räder bewegten sich zugleich mit den Kerubim und die Herrlichkeit des Gottes Israels war über ihnen. 23Die Herrlichkeit des Herrn stieg aus der Mitte der Stadt empor; auf dem Berg im Osten der Stadt blieb sie stehen. 24Der Geist hob mich empor und brachte mich in dieser göttlichen Vision nach Chaldäa zur Gemeinde der Verschleppten. Dann hob sich das, was ich in der Vision gesehen hatte, empor und verschwand vor meinen Augen. 25Und ich erzählte den Verschleppten alles, was der Herr mich hatte sehen lassen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 12

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, du wohnst mitten unter einem widerspenstigen Volk, das Augen hat, um zu sehen, und doch nicht sieht, das Ohren hat, um zu hören, und doch nicht hört; denn sie sind ein widerspenstiges Volk. 3Du, Menschensohn, pack deine Sachen, als würdest du verschleppt, und geh am hellen Tag vor ihren Augen weg, als ob du vor ihren Augen von deinem Wohnsitz an einen andern verschleppt würdest. Vielleicht sehen sie es; aber sie sind ja ein widerspenstiges Volk. 4Trag dein Gepäck bei Tag vor ihren Augen hinaus wie ein Mann, der verschleppt wird. Am Abend aber geh selbst vor ihren Augen hinaus wie die Leute, die in die Verbannung ziehen. 5Brich dir vor ihren Augen ein Loch in die Wand und kriech hindurch! 6Vor ihren Augen nimm das Gepäck auf die Schulter! Bring es in der Dunkelheit weg! Verhülle dein Gesicht, damit du das Land nicht mehr siehst. Denn ich habe dich zum Mahnzeichen für das Haus Israel gemacht. 7Ich tat, was mir befohlen wurde. Bei Tag trug ich mein Gepäck hinaus wie ein Mann, der verschleppt wird. Am Abend brach ich mit den Händen ein Loch durch die Wand; in der Dunkelheit kroch ich hindurch. Dann nahm ich vor ihren Augen das Gepäck auf die Schulter. 8Am nächsten Morgen erging das Wort des Herrn an mich: 9Menschensohn, hat nicht das Haus Israel, das widerspenstige Volk, zu dir gesagt: Was machst du da? 10Sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Dieses drohende Wort gilt dem Fürsten von Jerusalem und dem ganzen Volk Israel, das in Jerusalem wohnt. 11Sag: Ich bin ein Mahnzeichen für euch: Was ich getan habe, das wird mit ihnen geschehen; in die Verbannung, in die Gefangenschaft werden sie ziehen. 12Ihr Fürst wird in der Dunkelheit sein Gepäck auf die Schulter nehmen und hinausgehen. In die Mauer wird man ein Loch brechen, um hindurchzugehen. Er wird sein Gesicht verhüllen, um mit seinen Augen das Land nicht zu sehen. 13Ich aber werfe mein Netz über ihn, damit er sich in meinen Schlingen fängt. Dann bringe ich ihn nach Babel, ins Land der Chaldäer; doch er wird nichts davon sehen. Dort wird er sterben. 14Alle, die bei ihm sind und ihm helfen wollen, alle seine Truppen zerstreue ich in alle Winde und ich zücke das Schwert hinter ihnen. 15Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. Wenn ich sie unter die Völker zerstreue und in alle Länder vertreibe, 16 lasse ich einige von ihnen das Schwert, den Hunger und die Pest überleben, damit sie bei den Völkern, zu denen sie kommen, von all ihren Gräueltaten erzählen. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 17 Das Wort des Herrn erging an mich: 18Menschensohn, iss dein Brot mit Zittern und trink dein Wasser mit Angst und Entsetzen! 19Dann sag zum Volk im Land: So spricht Gott, der Herr, zu den Einwohnern Jerusalems über das Land Israel: Sie werden ihr Brot mit Angst essen und ihr Wasser mit Schaudern trinken; denn ihr Land wird verwüstet und ausgeplündert wegen der Gewalttaten all seiner Bewohner. 20Die bewohnten Städte sollen verheert und das Land verwüstet werden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 21 Das Wort des Herrn erging an mich: 22Menschensohn, was habt ihr da für ein Sprichwort im Land Israel? Ihr sagt: Die Zeit zieht sich hin, die Visionen erfüllen sich nie. 23Darum sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich werde mit diesem Sprichwort Schluss machen und man wird es in Israel nicht mehr gebrauchen. Sag stattdessen zu ihnen: Die Zeit und alles, was die Visionen verkünden, ist nahe. 24 Denn nichtige Sehersprüche und trügerische Orakel wird es im Haus Israel nicht mehr geben. 25Denn ich, der Herr, sage, was ich sage, damit es geschieht. Es lässt nicht mehr lange auf sich warten; denn, du widerspenstiges Volk, wenn ich in euren Tagen spreche, dann führe ich auch aus, was ich sage - Spruch Gottes, des Herrn. 26Das Wort des Herrn erging an mich: 27 Menschensohn, das Haus Israel sagt: Die Vision, die er hat, handelt von späteren Tagen, er weissagt für ferne Zeiten. 28Darum sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Nichts von dem, was ich sage, lässt lange auf sich warten; was ich sage, geschieht Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 13

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, sprich als Prophet gegen die Propheten Israels und sag zu denen, die aus ihrem eigenen Herzen heraus prophetisch reden: Hört das Wort des Herrn! 3So spricht Gott, der Herr: Weh den törichten Propheten, die nur ihrem eigenen Geist folgen und nichts geschaut haben. 4Wie Füchse in Ruinen sind deine Propheten, Israel. 5Ihr seid nicht in die Bresche gesprungen. Ihr habt keine Mauer für das Haus Israel errichtet, damit es am Tag des Herrn im Kampf standhalten kann. 6Sie haben nichtige Visionen, verkünden falsche Orakel und sagen: Spruch des Herrn - obwohl der Herr sie nicht gesandt hat. Trotzdem warten sie darauf, dass er ihre Worte erfüllt. 7Ist es nicht so, dass ihr nichtige Visionen gehabt, falsche Orakel verkündet und gesagt habt: Spruch des Herrn - obwohl ich gar nicht gesprochen hatte? 8Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr leere Worte gemacht habt und trügerische Visionen hattet, darum gehe ich gegen euch vor Spruch Gottes, des Herrn. 9Ich strecke meine Hand gegen die Propheten aus, die nichtige Visionen haben und falsche Orakel verkünden. Sie gehören nicht in die Gemeinschaft meines Volkes und sollen nicht in der Liste des Hauses Israel verzeichnet sein; sie werden nicht in das Land Israel kommen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin. 10Sie führen mein Volk in die Irre und verkünden Heil, wo es kein Heil gibt, und wenn das Volk eine Mauer aufrichtet, dann übertünchen sie sie. 11Deshalb sag denen, die sie übertünchen: Sie wird einstürzen. Es kommt ein Wolkenbruch, Hagel fällt wie Steine vom Himmel, ein Sturm bricht los 12und schon stürzt die Mauer ein. Wird man dann nicht zu euch sagen: Wo ist jetzt eure Tünche? 13Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich lasse in meinem Zorn einen Sturm losbrechen, in meinem Groll schicke ich einen Wolkenbruch, in meinem Zorn einen verheerenden Hagelschlag. 14Ich reiße die Wand ein, die ihr übertüncht habt, ich lasse sie zu Boden stürzen und ihr Fundament wird bloßgelegt. Und wenn sie einstürzt, werdet ihr in ihren Trümmern umkommen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 15Ich lasse meinen Zorn an der Mauer aus und an denen, die sie übertüncht haben, und ich sage euch: Die Mauer ist weg und weg sind die, die sie übertüncht haben, 16die Propheten Israels, die über Jerusalem prophezeien und der Stadt mit ihren Visionen Heil versprechen, obwohl es kein Heil gibt - Spruch Gottes, des Herrn. 17Du, Menschensohn, richte dein Gesicht auf die Töchter deines Volkes, die aus ihrem eigenen Herzen heraus prophetisch reden. Sprich als Prophet gegen sie! 18Sag: So spricht Gott, der Herr: Weh den Frauen, die Zauberbinden für alle Handgelenke nähen und Zaubermützen für Leute jeder Größe anfertigen, um damit auf Menschenjagd zu gehen. Meint ihr, ihr könnt in meinem Volk Menschen jagen und Menschen verschonen, je nachdem, wie es euch passt? 19Ihr habt mich entweiht in meinem Volk für ein paar Hände voll Gerste und für ein paar Bissen Brot: Ihr habt Menschen getötet, die nicht sterben sollten, und Menschen verschont, die nicht am Leben bleiben sollten; ihr habt mein Volk belogen, das so gern auf Lügen hört. 20Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich gehe gegen eure Zauberbinden vor, mit denen ihr die Menschen jagt wie Vögel, und reiße sie von euren Armen und lasse die Menschen frei, die ihr gefangen habt wie Vögel. 21Ich reiße die Zaubermützen, die ihr gemacht habt, herunter und befreie mein Volk aus eurer Gewalt. Es wird nicht länger in eurer Gewalt bleiben. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 22Ihr habt dem Herzen des Gerechten durch eure Lügen Kummer bereitet; ich aber wollte ihm keinen Kummer bereiten. Statt das Leben des Bösen zu retten, habt ihr ihn ermutigt, sein verkehrtes Verhalten nicht zu ändern. 23Darum sollt ihr keine nichtigen Visionen mehr haben und keine Orakel mehr verkünden. Ich werde mein Volk aus eurer Gewalt befreien. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 14

1 Einige von den Ältesten Israels kamen zu mir und setzten sich vor mir nieder. 2Da erging das Wort des Herrn an mich: 3Menschensohn, diese Männer haben die Götzen in ihr Herz geschlossen, sie haben sie vor sich aufgestellt; das wurde für sie der Anlass, in Schuld zu fallen. Und jetzt soll ich mich von ihnen befragen lassen? 4Darum sprich mit ihnen und sag zu ihnen: Wenn jemand aus dem Haus Israel die Götzen in sein Herz geschlossen und sie vor sich aufgestellt hat - was für ihn der Anlass geworden ist, in Schuld zu fallen - und wenn er dann zum Propheten kommt, dann werde ich, der Herr, dem, der mit seinen vielen Götzen zu mir kommt, in eigener Person antworten: 5Ich werde das Haus Israel hart anfassen, weil sie alle sich um ihrer Götzen willen von mir abgewandt haben. 6Darum sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Kehrt um! Verlasst eure Götzen und wendet eure Augen ab von all euren abscheulichen Göttern! 7Wenn jemand aus dem Haus Israel oder aus den in Israel lebenden Fremden sich von mir abwendet, wenn er die Götzen in sein Herz schließt und sie vor sich aufstellt - was für ihn der Anlass wird, in Schuld zu fallen - und wenn er dann zum Propheten kommt, um mich zu befragen, dann werde ich, der Herr, ihm in eigener Person antworten: 8Ich richte meinen Blick gegen diesen Mann und mache ihn zum sprichwörtlichen (warnenden) Zeichen, ich merze ihn aus meinem Volk aus. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 9Wenn der Prophet sich jedoch dazu verleiten lässt, etwas zu sagen, dann habe ich, der Herr, diesen Propheten verleitet und ich werde meine Hand gegen ihn ausstrecken und ihn mitten in meinem Volk Israel vernichten. 10Sie werden beide die Folgen ihrer Schuld tragen müssen; denn die Schuld dessen, der mich befragt, und die Schuld des Propheten sind gleich. 11Dann wird sich das Haus Israel nicht mehr davon abbringen lassen, mir zu folgen, und wird sich nicht länger durch all seine Sünden unrein machen. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein - Spruch Gottes, des Herrn. 12 Das Wort des Herrn erging an mich: 13Menschensohn, wenn sich ein Land gegen mich versündigt und mir die Treue bricht und wenn ich dann meine Hand gegen das Land ausstrecke, ihm seinen Vorrat an Brot entziehe, den Hunger ins Land schicke und Mensch und Tier ausrotte 14und wenn in diesem Land die drei Männer Noach, Daniel und Ijob leben würden, dann würden nur diese drei um ihrer Gerechtigkeit willen ihr Leben retten - Spruch Gottes, des Herrn. 15Oder wenn ich wilde Tiere gegen das Land losließe, die es entvölkern, sodass es zur Wüste würde und wegen der wilden Tiere kein Mensch mehr durch das Land reisen könnte, 16und wenn diese drei Männer darin wären - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn: sie würden nicht einmal ihre eigenen Söhne und Töchter retten. Nur sie selbst könnten sich retten, das Land aber würde zur Wüste werden. 17Oder wenn ich das Schwert über dieses Land bringen und sagen würde: Ein Schwert soll durch das Land fahren, ich will Mensch und Tier darin ausrotten!, 18und wenn diese drei Männer darin wären - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn: sie würden nicht einmal ihre eigenen Söhne und Töchter retten. Nur sie selbst könnten sich retten. 19Oder wenn ich die Pest in jenes Land schicken und meinen Zorn darüber ausgießen würde, um Mensch und Tier in einem Blutbad zu vernichten, 20und wenn Noach, Daniel und Ijob in dem Land wären - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn: nicht einmal ihren Sohn und ihre Tochter würden sie retten. Sie würden nur ihr eigenes Leben retten, um ihrer Gerechtigkeit willen. 21Wahrhaftig, so spricht Gott, der Herr: Selbst wenn ich die vier schlimmsten Strafen, Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest, über Jerusalem bringe, um Mensch und Tier auszurotten, 22werden einige in der Stadt verschont werden und übrig bleiben und ihre Söhne und Töchter zu euch herausführen. Wenn ihr dann ihr Verhalten und ihre Taten seht, werdet ihr euch über das Unheil hinwegtrösten, das ich über Jerusalem verhängt habe, über alles, was ich über die Stadt kommen ließ. 23Sie trösten euch darüber hinweg, weil ihr ihr Verhalten und ihre Taten seht und daran erkennt, dass ich all das, was ich mit der Stadt machte, nicht ohne Grund getan habe - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 15

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, was hat das Holz des Weinstocks vor dem Holz aller anderen Sträucher voraus, die zwischen den Bäumen des Waldes wachsen? 3Nimmt man es etwa, um daraus etwas zu machen? Oder gebraucht man es als Pflock und hängt allerlei Geräte daran auf? 4Nein, man wirft es dem Feuer zum Fraß vor. Sind dann die beiden Enden des Holzes vom Feuer verzehrt und hat die Glut seine Mitte erfasst, ist es dann noch geeignet, um etwas daraus zu machen? 5Schon als es noch ganz war, konnte man nichts daraus machen. Hat das Feuer es aber gefressen und ist es verglüht, kann man erst recht nichts daraus machen. 6Darum - so spricht Gott, der Herr: Wie ich das Holz des Weinstocks, das zwischen den Bäumen des Waldes heranwuchs, dem Feuer zum Fraß übergab, so behandle ich auch die, die in Jerusalem wohnen. 7Wenn ich meinen Blick auf sie richte, dann wird sie, auch wenn sie dem Feuer entkommen, das Feuer verzehren. Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meinen Blick auf sie richte. 8 Ich mache das Land zur Wüste; denn sie haben die Treue gebrochen - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 16

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, mach Jerusalem seine Gräueltaten bewusst! 3Sag: So spricht Gott, der Herr, zu Jerusalem: Deiner Herkunft und deiner Geburt nach stammst du aus dem Land der Kanaaniter. Dein Vater war ein Amoriter, deine Mutter eine Hetiterin. 4Bei deiner Geburt, als du geboren wurdest, hat man deine Nabelschnur nicht abgeschnitten. Man hat dich nicht mit Wasser abgewaschen, nicht mit Salz eingerieben, nicht in Windeln gewickelt. 5Nichts von all dem hat man getan, kein Auge zeigte dir Mitleid, niemand übte Schonung an dir, sondern am Tag deiner Geburt hat man dich auf freiem Feld ausgesetzt, weil man dich verabscheute. 6Da kam ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln; und ich sagte zu dir, als du blutverschmiert dalagst: Bleib am Leben! 7Wie eine Blume auf der Wiese ließ ich dich wachsen. Und du bist herangewachsen, bist groß geworden und herrlich aufgeblüht. Deine Brüste wurden fest; dein Haar wurde dicht. Doch du warst nackt und bloß. 8Da kam ich an dir vorüber und sah dich, und siehe, deine Zeit war gekommen, die Zeit der Liebe. Ich breitete meinen Mantel über dich und bedeckte deine Nacktheit. Ich leistete dir den Eid und ging mit dir einen Bund ein - Spruch Gottes, des Herrn - und du wurdest mein. 9Dann habe ich dich gebadet, dein Blut von dir abgewaschen und dich mit Öl gesalbt. 10Ich kleidete dich in bunte Gewänder, zog dir Schuhe aus Tahasch-Leder an und hüllte dich in Leinen und kostbare Gewänder. 11Ich legte dir prächtigen Schmuck an, legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals. 12Deine Nase schmückte ich mit einem Reif, Ohrringe hängte ich dir an die Ohren und setzte dir eine herrliche Krone auf. 13Mit Gold und Silber konntest du dich schmücken, in Byssus, Seide und bunte Gewebe dich kleiden. Feinmehl, Honig und Öl war deine Nahrung. So wurdest du strahlend schön und wurdest sogar Königin. 14Der Ruf deiner Schönheit drang zu allen Völkern; denn mein Schmuck, den ich dir anlegte, hatte deine Schönheit vollkommen gemacht - Spruch Gottes, des Herrn. 15Doch dann hast du dich auf deine Schönheit verlassen, du hast deinen Ruhm missbraucht und dich zur Dirne gemacht. Jedem, der vorbeiging, hast du dich angeboten, jedem bist du zu Willen gewesen. 16Du hast deine bunten Gewänder genommen und dir an den Kulthöhen ein Lager bereitet und darauf Unzucht getrieben. 17Deinen prächtigen Schmuck aus meinem Gold und Silber, den ich dir geschenkt hatte, hast du genommen und hast dir daraus männliche Figuren gemacht, um mit ihnen Unzucht zu treiben. 18Deine bunten Gewänder hast du genommen und sie damit bekleidet. Mein Öl und meinen Weihrauch hast du vor sie hingestellt. 19Das Brot, das ich dir gab - mit Feinmehl, Öl und Honig nährte ich dich -, das hast du ihnen als beruhigenden Duft dargebracht [ja, so war es] - Spruch Gottes, des Herrn. 20Du hast deine Söhne und Töchter, die du mir geboren hast, genommen und ihnen als Schlachtopfer zum Essen vorgesetzt. War dir dein unzüchtiges Treiben noch nicht genug? 21Musstest du auch noch meine Söhne schlachten, um sie ihnen darzubringen und für sie durch das Feuer gehen zu lassen? 22Bei all deinen Gräueltaten und deiner Unzucht hast du die Zeit deiner Jugend vergessen, in der du noch nackt und bloß und zappelnd in deinem Blut lagst. 23Nach all diesen schändlichen Taten - wehe, weh dir! Spruch Gottes, des Herrn - 24hast du dir auf jedem freien Platz ein Bett und eine Kulthöhe errichtet. 25An jeder Straßenecke hast du deine Kulthöhen errichtet, du hast deine Schönheit schändlich missbraucht, hast dich jedem angeboten, der vorbeiging, und hast unaufhörlich Unzucht getrieben. 26Du hast dich den Ägyptern, deinen Nachbarn mit dem großen Glied, hingegeben und mit ihnen unaufhörlich Unzucht getrieben, um mich zu erzürnen. 27Da streckte ich meine Hand aus und nahm dir weg, was dir zustand. Ich lieferte dich deinen rachgierigen Feindinnen aus, den Philisterinnen; sogar sie schämten sich wegen deines schändlichen Treibens. 28Dann hast du dich mit den Assyrern eingelassen, weil du noch nicht genug hattest. Du hast dich mit ihnen eingelassen, doch auch dann hattest du noch nicht genug. 29Immer mehr Unzucht hast du getrieben und bist sogar den chaldäischen Krämern nachgelaufen; doch auch dann hattest du noch nicht genug. 30Wie fiebert dein Herz - Spruch Gottes, des Herrn -, weil du all das getan hast, du selbstherrliche Dirne. 31Du hast dir an jeder Straßenecke ein Bett und auf jedem freien Platz eine Kulthöhe errichtet. Du warst keine gewöhnliche Dirne; denn du hast es verschmäht, dich bezahlen zu lassen. 32[Die Ehebrecherin nimmt sich statt ihres Mannes fremde Männer.] 33Jede Dirne bezahlt man; du aber hast all deinen Liebhabern Geschenke gegeben und sie bestochen, damit sie von überall kamen, um mit dir Unzucht zu treiben. 34Bei deiner Unzucht hast du es gerade umgekehrt gemacht wie andere Frauen: Dir lief niemand nach; du hast selbst bezahlt und dich nicht bezahlen lassen. So hast du es umgekehrt gemacht wie andere. 35Darum, du Dirne, höre das Wort des Herrn! 36So spricht Gott, der Herr: Weil du deinen Körper schamlos entblößt hast bei der Unzucht mit deinen Liebhabern, mit all deinen abscheulichen Götzen, und weil du ihnen das Blut deiner Kinder hingegeben hast, 37deshalb will ich alle deine Liebhaber zusammenrufen, denen du gefallen hast, alle, die du geliebt hast, und auch alle, die du verachtet hast. Und wenn ich sie von allen Seiten bei dir zusammengerufen habe, dann entblöße ich vor ihren Augen deine Scham, damit sie deine Scham unverhüllt sehen. 38Ich spreche dir das Urteil nach den Rechtsvorschriften für Ehebrecherinnen und Mörderinnen, voll Zorn zahle ich dir heim mit Blut, Grimm und Eifersucht. 39Ich gebe dich in ihre Hand, damit sie dein Bett zerstören und deine Kulthöhen einreißen, damit sie dir deine Gewänder ausziehen, deinen prächtigen Schmuck wegnehmen und dich nackt und bloß daliegen lassen. 40Sie berufen eine Volksversammlung gegen dich ein, steinigen dich und hauen dich mit ihren Schwertern in Stücke. 41Sie werden deine Häuser anzünden und vor den Augen vieler Frauen das Urteil an dir vollstrecken. So mache ich deiner Unzucht ein Ende. Keinem wirst du mehr Dirnenlohn zahlen. 42Wenn ich meinen Zorn an dir gestillt habe, wird meine Eifersucht aufhören, gegen dich zu wüten. Ich werde Ruhe haben und mich nicht mehr ärgern. 43Weil du die Tage deiner Jugend vergessen und mich durch dein Treiben gereizt hast, darum lasse ich dein Verhalten auf dich selbst zurückfallen - Spruch Gottes, des Herrn. Hast du nicht neben all deinen Gräueln auch noch andere Schandtaten verübt? 44Wer ein Sprichwort auf dich anwenden will, der sagt: Wie die Mutter, so die Tochter! 45Du bist die Tochter deiner Mutter, die vor ihrem Mann und ihren Söhnen Abscheu empfand. Du bist die Schwester deiner Schwestern, die vor ihren Männern und Söhnen Abscheu empfanden. Eure Mutter war eine Hetiterin und euer Vater ein Amoriter. 46Deine ältere Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die links von dir wohnt; deine jüngere Schwester ist Sodom mit ihren Töchtern, die rechts von dir wohnt. 47Du bist nicht nur ihrem Beispiel gefolgt und hast nicht nur die gleichen Gräueltaten begangen, sondern in kurzer Zeit hast du es in allem noch schlimmer getrieben als sie. 48So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: Deine Schwester Sodom und ihre Töchter haben es nicht so getrieben wie du und deine Töchter. 49Die Schuld deiner Schwester Sodom war, dass sie und ihre Töchter hochmütig waren, dass sie in Überfluss zu essen hatten und in sorgloser Ruhe dahinlebten, ohne den Elenden und Armen zu helfen. 50Sie wurden hochmütig und begingen Gräueltaten vor meinen Augen. Darum habe ich sie verstoßen, wie du selbst gesehen hast. 51Samaria hat nicht die Hälfte deiner Sünden begangen. Du hast mehr Gräueltaten verübt als sie beide zusammen und du lässt deine Schwestern gerecht erscheinen, sieht man auf all die Gräueltaten, die du begangen hast. 52Darum trag auch du deine Schande, die du deine Schwestern durch deine Sünden entlastet und abscheulicher als sie gehandelt hast; deshalb erscheinen sie gerechter als du. Darum schäme auch du dich und trag deine Schande, weil du deine Schwestern gerecht erscheinen lässt. 53Aber ich werde ihr Schicksal wenden, das Schicksal Sodoms und ihrer Töchter, das Schicksal Samarias und ihrer Töchter, und ich werde auch dein Schicksal wenden zusammen mit ihrem Schicksal; 54denn du sollst deine Schande tragen und du sollst dich schämen über all das, was du getan und wodurch du sie in Sicherheit gewiegt hast. 55Deine Schwestern werden wieder sein wie früher, Sodom und ihre Töchter, Samaria und ihre Töchter werden wieder sein wie früher. Auch deine Töchter werden wieder sein wie früher. 56Hast du nicht über deine Schwester Sodom gelästert, als du hochmütig warst, 57bevor deine Schlechtigkeit offenbar wurde? So lästern jetzt ringsum über dich all deine Nachbarinnen, die Edomiterinnen und die Philisterinnen, die dich verachten. 58Die Folgen deines schamlosen Treibens und deiner Gräueltaten hast du zu tragen - Spruch des Herrn. 59Denn so spricht Gott, der Herr: Ich habe mit dir gemacht, was du gemacht hast; du hast den Eid missachtet und den Bund gebrochen. 60Aber ich will meines Bundes gedenken, den ich mit dir in deiner Jugend geschlossen habe, und will einen ewigen Bund mit dir eingehen. 61Du sollst dich an dein Verhalten erinnern und dich schämen, wenn ich deine älteren und jüngeren Schwestern nehme und sie dir zu Töchtern gebe, aber nicht deshalb, weil du den Bund gehalten hättest. 62Ich selbst gehe einen Bund mit dir ein, damit du erkennst, dass ich der Herr bin. 63Dann sollst du dich erinnern, sollst dich schämen und vor Scham nicht mehr wagen, den Mund zu öffnen, weil ich dir alles vergebe, was du getan hast - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 17

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, trag dem Haus Israel ein Rätsel vor, erzähl ihm ein Gleichnis! 3Sag: So spricht Gott, der Herr: Ein mächtiger Adler mit gewaltigen Flügeln, mit weiten Schwingen, mit dichtem, buntem Gefieder kam zum Libanon und nahm den Wipfel der Zeder weg. 4Den obersten Zweig riss er ab. Ins Land der Krämer brachte er ihn, in die Stadt der Händler legte er ihn. 5Dann nahm er vom Samen des Landes und streute ihn auf ein Saatfeld. Er setzte ihn an reichlich strömendes Wasser, als Uferpflanze pflanzte er ihn 6und er wuchs heran und wurde zum üppigen Weinstock von niedrigem Wuchs. Er sollte seine Ranken dem Adler zuwenden, seine Wurzeln sollten in die Tiefe wachsen. Und er wurde zum Weinstock, bildete Triebe, entfaltete Zweige. 7Doch es kam noch ein anderer mächtiger Adler mit gewaltigen Flügeln und dichtem Gefieder. Da drehte jener Weinstock seine Wurzeln ihm zu, trieb ihm seine Ranken entgegen: Der Adler sollte ihn tränken, mehr als das Beet, in das der Weinstock gepflanzt war. 8 Er war doch auf guten Boden gepflanzt, an reichlich fließendem Wasser, um Zweige zu treiben und Früchte zu tragen und ein herrlicher Weinstock zu werden. 9 Sag: So spricht Gott, der Herr: Wird das gelingen? Wird der Adler nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Früchte vernichten, sodass all seine grünenden Triebe verdorren? Man braucht keinen starken Arm und nicht viele Menschen, um ihn von den Wurzeln zu reißen. 10Wohl ist er gepflanzt, doch wird er gedeihen? Wird er nicht völlig verdorren, wenn der Ostwind ihn trifft? Auf dem Beet, wo er wuchs, wird er verdorren. 11 Und das Wort des Herrn erging an mich: 12Sag doch dem widerspenstigen Volk: Merkt ihr denn nicht, was all das bedeutet? Sag ihnen: Seht, nach Jerusalem kam der König von Babel; er nahm ihren König und ihre Beamten gefangen und führte sie mit sich nach Babel. 13Und er nahm einen Mann aus königlichem Stamm und schloss mit ihm einen Bund und er ließ ihn schwören. Doch die Mächtigen des Landes nahm er gefangen, 14damit das Königreich klein blieb und keinen Aufstand begann, damit es den Bund auch hielt, sodass er Bestand haben konnte. 15Doch jener erhob sich gegen den König von Babel und schickte seine Boten ins Land der Ägypter, damit man ihm Pferde und viele Krieger entsandte. Aber wird es gelingen? Kommt er davon, wenn er das unternimmt? Wenn er den Bund bricht, kommt er dann noch davon? 16So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: In der Residenz des Königs, der ihn zum König gemacht hat, dessen Eid er missachtet und dessen Bund er gebrochen hat, in Babel wird er sterben. 17Denn der Pharao wird ihn nicht mit einer starken Streitmacht und mit einem großen Heer im Kampf unterstützen, sondern man wird einen Damm aufschütten, einen Belagerungswall bauen und viele Menschen umbringen. 18Er hat den Eid missachtet und den Bund gebrochen. Obwohl er sich mit Handschlag verpflichtet hatte, hat er all das getan. Er kommt nicht davon. 19Darum - so spricht Gott, der Herr: So wahr ich lebe - meinen Eid, den er missachtet, und meinen Bund, den er gebrochen hat, ich lasse sie auf ihn selbst zurückfallen. 20Ich werfe mein Netz über ihn, er gerät in mein Garn. Nach Babel führe ich ihn und gehe dort mit ihm ins Gericht, denn er hat mir die Treue gebrochen. 21Die tapfersten Krieger in all seinen Truppen fallen unter dem Schwert. Die Übriggebliebenen aber werden in alle Winde zerstreut. Dann werdet ihr erkennen, dass ich, der Herr, gesprochen habe. 22So spricht Gott, der Herr: Ich selbst nehme ein Stück vom hohen Wipfel der Zeder und pflanze es ein. Einen zarten Zweig aus den obersten Ästen breche ich ab, ich pflanze ihn auf einen hoch aufragenden Berg. 23 Auf die Höhe von Israels Bergland pflanze ich ihn. Dort treibt er dann Zweige, er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Allerlei Vögel wohnen darin; alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige. 24Dann werden alle Bäume auf den Feldern erkennen, dass ich der Herr bin. Ich mache den hohen Baum niedrig, den niedrigen mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, den verdorrten erblühen. Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus.

Das Buch Ezechiel Kapitel 18

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Wie kommt ihr dazu, im Land Israel das Sprichwort zu gebrauchen: Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf? 3So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, keiner von euch in Israel soll mehr dieses Sprichwort gebrauchen. 4Alle Menschenleben sind mein Eigentum, das Leben des Vaters ebenso wie das Leben des Sohnes, sie gehören mir. Nur wer sündigt, soll sterben. 5Ist jemand gerecht, so handelt er nach Recht und Gerechtigkeit. 6Er hält auf den Bergen keine Opfermahlzeiten ab. Er blickt nicht zu den Götzen des Hauses Israel auf. Er schändet nicht die Frau seines Nächsten. Einer Frau tritt er nicht nahe während ihrer Blutung. 7Er unterdrückt niemand. Er gibt dem Schuldner das Pfand zurück. Er begeht keinen Raub. Dem Hungrigen gibt er von seinem Brot und den Nackten bekleidet er. 8Er leiht nicht gegen Zins und treibt keinen Wucher. Er hält seine Hand vom Unrecht fern. Zwischen Streitenden fällt er ein gerechtes Urteil. 9Er lebt nach meinen Gesetzen, er achtet auf meine Rechtsvorschriften und befolgt sie treu. Er ist gerecht und deshalb wird er am Leben bleiben - Spruch Gottes, des Herrn. 10Angenommen aber, er zeugt einen Sohn, der gewalttätig wird, der Blut vergießt oder eine andere von diesen Sünden begeht, 11während er (der Vater), all das nicht getan hat, (einen Sohn,) der auf den Bergen Opfermahlzeiten abhält, der die Frau seines Nächsten schändet, 12der die Elenden und Armen unterdrückt, andere beraubt und dem Schuldner das Pfand nicht zurückgibt, der zu den Götzen aufblickt und Gräueltaten verübt, 13der gegen Zins leiht und Wucher treibt - soll der dann am Leben bleiben? Er soll nicht am Leben bleiben. Er hat alle diese Gräueltaten verübt, darum muss er sterben. Er ist selbst schuld an seinem Tod. 14Nun hat auch dieser Sohn wieder einen Sohn gezeugt und der Sohn sieht alle die Sünden, die sein Vater begeht. Er sieht sie, begeht sie aber nicht. 15Er hält auf den Bergen keine Opfermahlzeiten ab. Er blickt nicht zu den Götzen des Hauses Israel auf. Er schändet nicht die Frau seines Nächsten. 16Er unterdrückt niemand. Er fordert kein Pfand und begeht keinen Raub. Dem Hungrigen gibt er von seinem Brot und den Nackten bekleidet er. 17Er hält seine Hand vom Unrecht fern. Er nimmt keinen Zins und treibt keinen Wucher. Er befolgt meine Rechtsvorschriften und lebt nach meinen Gesetzen. Dieser Sohn wird nicht wegen der Schuld seines Vaters sterben; er wird bestimmt am Leben bleiben. 18Sein Vater aber musste wegen seiner Schuld sterben; denn er hat andere erpresst und beraubt und in seiner Familie getan, was nicht recht ist. 19Ihr aber fragt: Warum trägt der Sohn nicht mit an der Schuld seines Vaters? Weil der Sohn nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt hat. Er hat auf alle meine Gesetze geachtet und sie befolgt. Er wird bestimmt am Leben bleiben. 20Nur wer sündigt, soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes. Die Gerechtigkeit kommt nur dem Gerechten zugute und die Schuld lastet nur auf dem Schuldigen. 21Wenn der Schuldige sich von allen Sünden, die er getan hat, abwendet, auf alle meine Gesetze achtet und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, dann wird er bestimmt am Leben bleiben und nicht sterben. 22Keines der Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, wird ihm angerechnet. Wegen seiner Gerechtigkeit wird er am Leben bleiben. 23Habe ich etwa Gefallen am Tod des Schuldigen - Spruch Gottes, des Herrn - und nicht vielmehr daran, dass er seine bösen Wege verlässt und so am Leben bleibt? 24Wenn jedoch ein Gerechter sein rechtschaffenes Leben aufgibt, wenn er Unrecht tut und all die Gräueltaten begeht, die auch der Böse verübt, sollte er dann etwa am Leben bleiben? Keine seiner gerechten Taten wird ihm angerechnet. Wegen seiner Treulosigkeit und wegen der Sünde, die er begangen hat, ihretwegen muss er sterben. 25Ihr aber sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Verhalten soll nicht richtig sein? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig. 26Wenn der Gerechte sein rechtschaffenes Leben aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben. 27Wenn sich der Schuldige von dem Unrecht abwendet, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren. 28Wenn er alle Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben. Er wird nicht sterben. 29Das Haus Israel aber sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Mein Verhalten soll nicht richtig sein, ihr vom Haus Israel? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig. 30Darum will ich euch richten, jeden nach seinem Verhalten, ihr vom Haus Israel - Spruch Gottes, des Herrn. Kehrt um, wendet euch ab von all euren Vergehen! Sie sollen für euch nicht länger der Anlass sein, in Sünde zu fallen. 31Werft alle Vergehen von euch, die ihr verübt habt! Schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? 32Ich habe doch kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss - Spruch Gottes, des Herrn. Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt.

Das Buch Ezechiel Kapitel 19

1 Du aber, stimm die Totenklage an über den Fürsten von Israel 2und sag: Was war doch deine Mutter für eine Löwin unter den Löwen! Bei jungen Löwen hatte sie ihr Lager und zog ihren Nachwuchs auf. 3Eins von ihren Jungen zog sie groß und es wurde ein starker Löwe. Er lernte, zu reißen und zu rauben, er fraß Menschen. 4Da bot man Völker gegen ihn auf. In ihrer Grube fingen sie ihn und schleppten ihn an Haken ins Land Ägypten. 5Als sie sah, dass ihre Hoffnung vereitelt, dass sie zunichte war, nahm sie von ihren Jungen ein anderes und machte es zum starken Löwen. 6Er tummelte sich unter den Löwen und wurde ein starker Löwe. Er lernte zu reißen und zu rauben, er fraß Menschen. 7Er zerbrach ihre Burgen und verheerte ihre Städte; das Land, und was in ihm lebte, entsetzte sich bei seinem lauten Gebrüll. 8Da setzte man Völker gegen ihn ein aus den Ländern ringsum. Sie warfen ihr Netz über ihn; in ihrer Grube fingen sie ihn. 9Sie zerrten ihn an Haken in einen Käfig und brachten ihn zum König von Babel, [sie brachten ihn in Gewahrsam,] damit man seine Stimme nicht mehr hörte auf Israels Bergen. 10Deine Mutter war wie ein Weinstock im Garten, der am Wasser gepflanzt ist. Voll von Früchten und Ranken war er wegen des Reichtums an Wasser. 11Er hatte kräftige Zweige, für Zepter von Herrschern geeignet; sein Wuchs war hoch, er ragte bis in die Wolken. Weithin war er sichtbar wegen seiner Höhe und wegen seines dichten Laubes. 12Doch im Zorn riss man ihn aus und warf ihn auf die Erde. Der Ostwind dörrte ihn aus, seine Früchte riss man ab. Sein kräftiger Stamm verdorrte. Feuer verzehrte ihn. 13Nun verpflanzte man ihn in die Wüste, in trockenes, dürstendes Land. 14Und Feuer ging aus von den Zweigen am Stamm und fraß seine Früchte. Kein kräftiger Zweig war mehr an ihm, kein Zepter für Herrscher. - Eine Totenklage ist dieses Lied; zur Totenklage ist es geworden.

Das Buch Ezechiel Kapitel 20

1 Im fünften Monat des siebten Jahres kamen am zehnten Tag des Monats einige von den Ältesten Israels, um den Herrn zu befragen. Sie setzten sich vor mir nieder. 2Da erging das Wort des Herrn an mich: 3Menschensohn, rede mit den Ältesten Israels und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Seid ihr gekommen, um mich zu befragen? So wahr ich lebe, ich lasse mich von euch nicht befragen - Spruch Gottes, des Herrn. 4Willst du nicht über sie Gericht halten, Menschensohn, willst nicht du Gericht halten? Mach ihnen die Gräueltaten ihrer Väter bewusst 5und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: An dem Tag, als ich Israel erwählt habe, erhob ich meine Hand, (um) den Nachkommen des Hauses Jakob (einen Eid zu leisten). Ich offenbarte mich ihnen in Ägypten. Ich erhob meine Hand (zum Schwur) und sprach: Ich bin der Herr, euer Gott. 6An jenem Tag erhob ich meine Hand (zum Schwur), dass ich sie aus Ägypten herausführe in ein Land, das ich für sie erkundete, in dem Milch und Honig fließen, ein Schmuckstück unter allen Ländern. 7Und ich sagte zu ihnen: Ihr alle, werft die Götzen weg, an denen eure Augen hängen. Macht euch nicht unrein durch die Gräueltaten Ägyptens! Ich bin der Herr, euer Gott. 8Sie aber widersetzten sich mir und wollten nicht auf mich hören. Keiner warf die Götzen weg, an denen seine Augen hingen, und sie sagten sich nicht los von den Götzen Ägyptens. Da sagte ich: Ich will meinen Zorn über sie ausgießen und meinen Grimm an ihnen auslassen, mitten in Ägypten. 9Aber dann handelte ich um meines Namens willen anders; ich wollte ihn nicht entweihen vor den Augen der Völker, in deren Mitte sie lebten und vor deren Augen ich mich ihnen offenbarte, als ich sie aus Ägypten herausführte. 10Ich führte sie aus Ägypten heraus, brachte sie in die Wüste 11und gab ihnen meine Gesetze. Ich gab ihnen meine Rechtsvorschriften bekannt, die der Mensch befolgen muss, damit er durch sie am Leben bleibt. 12Auch meine Sabbat-Tage gab ich ihnen zum Zeichen (des Bundes) zwischen mir und ihnen. Daran sollte man erkennen, dass ich, der Herr, Israel heilige. 13Aber das Haus Israel widersetzte sich mir in der Wüste. Sie lebten nicht nach meinen Gesetzen und wiesen meine Rechtsvorschriften zurück, die der Mensch befolgen muss, damit er durch sie am Leben bleibt. Auch meine Sabbat-Tage entweihten sie völlig. Da sagte ich: Ich will in der Wüste über sie meinen Zorn ausgießen und sie vernichten. 14Aber ich handelte anders um meines Namens willen; ich wollte ihn nicht entweihen vor den Völkern, vor deren Augen ich sie (aus Ägypten) herausgeführt hatte. 15Doch in der Wüste erhob ich meine Hand (zum Schwur), dass ich sie nicht in das Land bringe, das ich für sie bestimmt hatte, in das Land, wo Milch und Honig fließen, das Schmuckstück unter allen Ländern. 16Denn sie wiesen meine Rechtsvorschriften zurück, sie lebten nicht nach meinen Gesetzen und entweihten meine Sabbat-Tage, weil ihr Herz hinter den Götzen her war. 17Aber mein Auge zeigte Mitleid mit ihnen: Ich rottete sie nicht völlig aus in der Wüste. 18Zu ihren Söhnen sagte ich in der Wüste: Lebt nicht nach den Gesetzen eurer Väter, achtet nicht auf ihre Rechtsvorschriften und macht euch nicht unrein an ihren Götzen! 19Ich bin der Herr, euer Gott. Lebt nach meinen Gesetzen, achtet auf meine Rechtsvorschriften und befolgt sie! 20Haltet meine Sabbat-Tage heilig; sie sollen das Zeichen (des Bundes) zwischen mir und euch sein. Daran wird man erkennen, dass ich, der Herr, euer Gott bin. 21Aber die Söhne widersetzten sich mir. Sie lebten nicht nach meinen Gesetzen und sie beachteten und befolgten meine Rechtsvorschriften nicht, die der Mensch befolgen muss, damit er durch sie am Leben bleibt. Meine Sabbat-Tage entweihten sie. Da sagte ich: Ich werde in der Wüste meinen Zorn über sie ausgießen und meinen Grimm an ihnen auslassen. 22Aber ich zog meine Hand zurück und handelte anders, um meines Namens willen; ich wollte ihn nicht vor all den Völkern entweihen, vor deren Augen ich sie (aus Ägypten) herausgeführt hatte. 23Doch ich erhob in der Wüste meine Hand (zum Schwur), dass ich sie unter die Völker zerstreuen und in alle Länder vertreiben werde, 24weil sie meine Rechtsvorschriften nicht befolgten, meine Gesetze ablehnten und meine Sabbat-Tage entweihten und weil ihre Augen hinter den Götzen ihrer Väter her waren. 25Auch gab ich ihnen Gesetze, die nicht gut waren, und Rechtsvorschriften, die es ihnen unmöglich machten, am Leben zu bleiben. 26Ich machte sie unrein durch ihre Opfergaben; sie ließen nämlich alle Erstgeborenen durch das Feuer gehen. Ich wollte ihnen Entsetzen einjagen; denn sie sollten erkennen, dass ich der Herr bin. 27Darum sprich zum Haus Israel, Menschensohn, und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Eure Väter haben mich auch dadurch verhöhnt, dass sie mir untreu wurden. 28Als ich sie in das Land gebracht hatte - ich hatte ja meine Hand erhoben (und geschworen), es ihnen zu geben -, schlachteten sie, sobald sie irgendeinen hohen Hügel und einen dichtbelaubten Baum sahen, dort ihre Opfer; dort brachten sie ihre ärgerlichen Gaben dar, legten ihre duftenden Spenden nieder, um mich zu beruhigen, und gossen dort ihre Trankopfer aus. 29Da sagte ich zu ihnen: Was ist das schon, die Höhe, zu der ihr kommt? - Deshalb wird ein solcher Platz bis zum heutigen Tag Kulthöhe genannt. 30Darum sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Wie schon eure Väter, so macht auch ihr euch unrein und lauft in eurer Untreue ihren Götzen nach. 31Wenn ihr eure Gaben darbringt, eure Söhne durch das Feuer gehen lasst, wenn ihr euch bis zum heutigen Tag immer wieder unrein macht mit all euren Götzen, soll ich mich dann von euch befragen lassen, ihr vom Haus Israel? So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich lasse mich von euch nicht befragen. 32Niemals soll geschehen, was euch eingefallen ist, als ihr sagtet: Wir wollen wie die anderen Völker sein, wie die Völkerstämme in anderen Ländern, und wollen Holz und Stein verehren. 33So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: Ich will mit starker Hand und hoch erhobenem Arm über euch als König herrschen und dabei meinen Zorn über euch ausgießen. 34Ich will euch mit starker Hand und hoch erhobenem Arm aus den Völkern herausführen und aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid, sammeln und dabei meinen Zorn über euch ausgießen. 35Ich bringe euch in die Wüste der Völker; dort trete ich euch von Angesicht zu Angesicht als Richter gegenüber. 36Wie ich mit euren Vätern in der Wüste Ägyptens ins Gericht gegangen bin, so will ich auch mit euch ins Gericht gehen - Spruch Gottes, des Herrn. 37Ich lasse euch unter dem Hirtenstab an mir vorbeiziehen und zähle euch ab. 38Die Abtrünnigen und alle, die sich gegen mich auflehnten, sondere ich von euch ab. Ich führe sie zwar aus dem Land, in dem sie als Fremde leben, heraus, in das Land Israel aber werden sie nicht kommen; dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 39Ihr aber vom Haus Israel - so spricht Gott, der Herr -, geht doch alle und dient euren Götzen! Doch später werdet ihr auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht mehr mit euren Opfergaben und mit euren Götzen entweihen. 40Denn auf meinem heiligen Berg, auf dem hohen Berg Israels - Spruch Gottes, des Herrn -, dort im Land wird mir das ganze Haus Israel dienen. Dort will ich sie gnädig annehmen und dort fordere ich eure Abgaben und Erstlingsopfer mit all euren heiligen Gaben. 41Beim beruhigenden Duft eurer Opfer will ich euch gnädig annehmen. Wenn ich euch aus den Völkern herausführe und aus den Ländern sammle, in die ihr zerstreut seid, werde ich mich vor den Augen der Völker an euch als heilig erweisen. 42Ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel bringe; denn ich habe meine Hand erhoben (zum Schwur), dieses Land euren Vätern zu geben. 43Dort werdet ihr euch an euer Verhalten und an all eure Taten erinnern, durch die ihr euch unrein gemacht habt, und es wird euch ekeln vor euch selbst wegen all der bösen Taten, die ihr begangen habt. 44Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich um meines Namens willen so an euch handle und nicht nach eurem verkehrten Verhalten und nach euren verwerflichen Taten, ihr vom Haus Israel - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 21

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, richte dein Gesicht nach Süden, weissage gegen das Südland, tritt als Prophet auf gegen den Wald im Süden 3und sag zum Wald des Südlands: Höre das Wort des Herrn: So spricht Gott, der Herr: Ich will Feuer an dich legen, jeden grünen Baum und jeden dürren Baum in dir wird es verzehren. Seine lodernde Flamme wird nicht erlöschen. Alle Gesichter sollen von ihr versengt werden, vom Süden bis zum Norden. 4Dann wird jeder Sterbliche sehen, dass ich, der Herr, das Feuer entfacht habe. Und es wird nicht erlöschen. 5Da sagte ich: Ach, Herr und Gott, sie sagen über mich: Er redet ja immer nur in Gleichnissen. 6Das Wort des Herrn erging an mich: 7Menschensohn, richte dein Gesicht gegen Jerusalem, weissage gegen sein Heiligtum, tritt als Prophet auf gegen das Land Israel 8und sag zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen dich vor. Ich ziehe mein Schwert aus der Scheide und rotte bei dir die Gerechten ebenso wie die Schuldigen aus. 9Weil ich bei dir die Gerechten und die Schuldigen ausrotten will, deshalb wird mein Schwert aus seiner Scheide fahren, gegen jeden Sterblichen vom Süden bis zum Norden. 10Dann werden alle Sterblichen erkennen, dass ich, der Herr, mein Schwert aus der Scheide gezogen habe. Es wird nicht mehr in die Scheide zurückkehren. 11 Du, Menschensohn, stöhne: Stöhne mit gebrochenen Hüften und in bitterem Schmerz vor ihren Augen. 12Wenn sie dann zu dir sagen: Warum stöhnst du?, antworte: Weil eine Nachricht kommt, bei der jedes Herz verzagt, alle Hände kraftlos heruntersinken, bei der jeder Atem stockt und an allen Knien das Wasser herabläuft. Seht, es kommt und geschieht - Spruch Gottes, des Herrn. 13Das Wort des Herrn erging an mich: 14Menschensohn, tritt als Prophet auf und sag: So spricht Gott, der Herr: Sag: Ein Schwert, ein Schwert, geschärft und poliert. 15Zum Schlachten, zum Schlachten ist es geschärft; um wie ein Blitz zu leuchten, ist es poliert. [Oder sollen wir uns freuen? Der Stock meines Sohnes verachtet jedes andere Holz.] 16Man gab es zum Polieren, dann packt es die Faust, ein Schwert, geschärft und poliert für des Henkers Hand. 17Schrei und heule, Menschensohn! Denn es richtet sich gegen mein Volk, gegen alle Fürsten von Israel. Dem Schwert sind sie verfallen, sie und mein Volk. Darum schlag auf die Hüfte! 18Denn es wurde erprobt. [Doch was wird, wenn auch der verachtende Stock nicht mehr ist?] - Spruch Gottes, des Herrn. 19Du, Menschensohn, sprich als Prophet und schlag die Hände zusammen! Verdoppelt wird das Schwert, ja verdreifacht. Ein Schwert zum Morden ist es, zum Morden, das gewaltige Schwert, das sie durchbohrt. 20Das Herz soll verzagen und viele sollen straucheln. An all ihren Toren habe ich dem Schwert zu schlachten befohlen. Ja, zum Blitzen bist du gemacht, zum Schlachten poliert. 21Zeig, dass du scharf bist! Zucke nach rechts und nach links, wohin deine Schneide gelenkt wird. 22Auch ich schlage die Hände zusammen; meinen Zorn will ich stillen. - Ich, der Herr, habe gesprochen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 22

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2 Du, Menschensohn, willst du das Urteil sprechen, willst du das Urteil sprechen über die Stadt voll Blutschuld, willst du ihr alle ihre Gräueltaten bewusst machen, 3 dann sag zu ihr: So spricht Gott, der Herr: Du Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergießt, sodass die Zeit (des Gerichts) über sie kommt, und die sich Götzen macht und dadurch unrein wird: 4 Durch das Blut, das du vergossen hast, bist du schuldig geworden und durch die Götzen, die du gemacht hast, bist du unrein geworden. Du hast dafür gesorgt, dass die Tage (deines Gerichts) nahe gerückt sind; so bist du ans Ende deiner Jahre gekommen. Deshalb mache ich dich zu einem Zeichen der Schande unter den Völkern und des höhnischen Spottes in allen Ländern. 5 Nah und Fern verhöhnt dich; denn dein Name ist befleckt und deine Bestürzung ist groß. 6 Jeder der Fürsten Israels strebt mit aller Macht danach, in dir Blut zu vergießen. 7 In dir verachtet man Vater und Mutter. In deiner Mitte beutet man die Fremden aus. In dir unterdrückt man Waisen und Witwen. 8 Was mir heilig ist, verachtest du. Meine Sabbat-Tage entweihst du. 9 In dir gibt es Verleumder, die Blut vergießen wollen. Man hält bei dir auf den Bergen Opfermahlzeiten ab. Schandtaten verübt man bei dir: 10 Man schändet die Frau des Vaters, man missbraucht bei dir Frauen während ihrer Blutung. 11 Der eine treibt abscheuliche Dinge mit der Frau seines Nächsten; ein anderer begeht die Schandtat, seine Schwiegertochter unrein zu machen, wieder ein anderer missbraucht seine Schwester, die Tochter seines Vaters. 12 Bei dir lässt man sich bestechen und vergießt dadurch Blut. Du nimmst Zins und treibst Wucher und erpresst deinen Nächsten. Mich aber hast du vergessen - Spruch Gottes, des Herrn. 13 Ich schlage meine Hände zusammen wegen des Gewinns, den du gemacht hast, und wegen der Morde, die in deiner Mitte geschehen sind. 14 Wird dein Herz standhalten können, werden deine Hände stark bleiben in den Tagen, in denen ich gegen dich vorgehe? Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus. 15 Ich zerstreue deine Einwohner unter die Völker und vertreibe sie in alle Länder, ich mache der Unreinheit bei dir ein Ende. 16 Durch deine eigene Schuld bist du entweiht vor den Augen der Völker und du wirst erkennen, dass ich der Herr bin. 17 Das Wort des Herrn erging an mich: 18 Menschensohn, das Haus Israel ist für mich zu Schlacke geworden. Sie alle sollten Silber, Kupfer und Zinn, Eisen und Blei im Schmelzofen sein; doch sie sind Schlacke. 19 Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil ihr alle zu Schlacke geworden seid, werde ich euch mitten in Jerusalem sammeln. 20 Wie man Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammentut und darunter das Feuer anzündet, um alles zum Schmelzen zu bringen, so will ich euch in meinem Zorn und Grimm zusammentun, will euch in den Ofen legen und euch zum Schmelzen bringen. 21 Ich tue euch alle zusammen hinein und lasse das Feuer meines Zorns gegen euch auflodern; darin werdet ihr dann schmelzen. 22 Wie Silber im Schmelzofen schmilzt, so werdet ihr darin zum Schmelzen gebracht. Dann erkennt ihr, dass ich, der Herr, meinen Zorn über euch ausschütte. 23 Das Wort des Herrn erging an mich: 24 Menschensohn, sag zu dem Land: Du bist ein Land, das nicht vom Regen begossen, nicht benetzt wird am Tag des Zorns. 25 Mitten in ihm sind seine Fürsten wie brüllende Löwen, die auf Beute aus sind. Sie fressen Menschen, nehmen Schätze und Kostbarkeiten an sich und machen viele Frauen im Land zu Witwen. 26 Seine Priester vergewaltigen mein Gesetz. Sie entweihen, was mir heilig ist. Zwischen heilig und nicht heilig machen sie keinen Unterschied. Sie belehren niemand mehr über unrein und rein und vor meinen Sabbat-Tagen verschließen sie die Augen. So werde ich mitten unter ihnen entweiht. 27 Mitten in ihm sind seine Beamten wie Wölfe, die auf Beute aus sind; sie vergießen Blut und richten Menschenleben zugrunde, um Gewinn zu machen. 28 Seine Propheten aber übertünchen ihnen alles. Sie haben nichtige Visionen, verkünden ihnen falsche Orakel und sagen: So spricht Gott, der Herr - obwohl der Herr gar nicht gesprochen hat. 29 Die Bürger des Landes erpressen und rauben. Sie beuten die Schwachen und Armen aus und erpressen die Fremden gegen jedes Recht. 30 Da suchte ich unter ihnen einen Mann, der eine Mauer baut oder für das Land in die Bresche springt und mir entgegentritt, damit ich es nicht vernichten muss; aber ich fand keinen. 31 Darum schütte ich meinen Groll über sie aus. Ich vernichte sie im Feuer meines Zorns. Ihr Verhalten lasse ich auf sie selbst zurückfallen - Spruch Gottes, des Herrn. 23 Das Wort des Herrn erging an mich: 24Du, Menschensohn, mach dir zwei Wege, auf denen das Schwert des Königs von Babel kommt. Sie sollen beide vom gleichen Land ausgehen. Am Anfang der beiden Wege stell einen Wegweiser zu je einer Stadt auf! 25Gib die Richtung an, die das Schwert einschlagen kann: entweder Rabbat-Ammon oder Juda mit dem befestigten Jerusalem. 26Denn der König von Babel steht an der Wegscheide, am Anfang der zwei Wege, und lässt das Orakel entscheiden: Er schüttelt die Pfeile, befragt die Götterbilder und hält Leberschau. 27In seiner rechten Hand hält er den Entscheid des Orakels: Jerusalem. Jetzt wird er die Sturmböcke aufstellen, das Kampflied anstimmen, das Kriegsgeschrei erheben, die Sturmböcke auf die Tore richten, einen Damm aufschütten und Belagerungstürme bauen. 28Doch in den Augen der Leute (von Jerusalem) ist das Orakel bedeutungslos. Für sie galten heilige Eide, darum wird er (der König von Babel) sie an ihre Schuld erinnern und sie packen. 29Darum - so spricht Gott, der Herr: Ihr habt selbst an eure Schuld erinnert - eure Vergehen liegen offen zutage, eure Sünden sind samt all euren Untaten ans Licht gekommen -, und weil ihr überführt seid, wird man euch mit Gewalt packen. 30Du entweihter, verbrecherischer Fürst von Israel, für den der Tag gekommen ist, die Zeit der endgültigen Abrechnung! 31So spricht Gott, der Herr: Weg mit dem Turban, herunter mit der Krone! Nichts soll bleiben, wie es ist. Das Niedrige wird hoch, das Hohe wird niedrig. 32Zu Trümmern, Trümmern, Trümmern mache ich die Stadt. [Auch dies geschieht nicht, bis der kommt, der auf sie ein Anrecht hat und dem ich sie geben will.] 33Du aber, Menschensohn, sprich als Prophet und sag: So spricht Gott, der Herr, über die Ammoniter und ihr Hohngelächter. Du sollst sagen: Schwert, Schwert, gezückt zum Schlachten, poliert, um ganze Arbeit zu tun, um wie ein Blitz einzuschlagen. 34Während sie noch für dich leere Visionen haben und dir falsche Orakel verkünden, ist den todgeweihten Verbrechern das Schwert schon an den Hals gelegt; jetzt ist für sie der Tag gekommen, die Zeit der endgültigen Abrechnung. 35Steck das Schwert in die Scheide! An dem Ort, wo du erschaffen wurdest, im Land deiner Herkunft will ich dich richten. 36Ich gieße meinen Groll über dich aus, das Feuer meines Zorns will ich gegen dich entfachen. Ich liefere dich grausamen Menschen aus, die ihr mörderisches Handwerk verstehen. 37Das Feuer soll dich verzehren. Mitten im Land soll dein Blut fließen. An dich wird sich niemand erinnern. Denn ich, der Herr, habe gesprochen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 24

1 Am zehnten Tag des zehnten Monats im neunten Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 2Menschensohn, schreib dir das Datum dieses Tages auf, genau den heutigen Tag! Am heutigen Tag begann der König von Babel seinen Angriff auf Jerusalem. 3Leg dem widerspenstigen Volk ein Gleichnis vor und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Stell einen Kessel aufs Feuer, stell ihn auf; auch Wasser gieß ein! 4Leg Fleisch hinein, lauter gute Stücke, Lende und Schulter! Gib die besten Knochen dazu! 5Nimm auserlesene Schafe! Auch Brennholz leg ringsum unter den Kessel! Lass die Fleischstücke kochen! Auch die Knochen koch mit! 6Darum - so spricht Gott, der Herr: Weh der Stadt voll Blutschuld, weh dem verrosteten Kessel und weh dem Rost, der nicht abgeht. Stück für Stück nimm wahllos heraus! 7Denn das Blut, das die Stadt vergoss, ist noch mitten in ihr. An den nackten Felsen hat sie es hingeschüttet. Nicht auf die Erde hat sie es vergossen und nicht mit Erde bedeckt, 8sodass mein Zorn entbrannte und ich Rache nahm: Auf dem nackten Felsen vergieße ich ihr Blut; es wird nicht mit Erde bedeckt. 9Darum - so spricht Gott, der Herr: Weh der Stadt voll Blutschuld. Auch ich schichte einen großen Holzstoß auf, 10ich häufe das Holz, ich entzünde das Feuer, ich koche das Fleisch, ich gieße die Brühe ab [und die Knochen sollen verbrennen]. 11Dann stelle ich den Kessel leer auf die Glut, damit das Metall sich erhitzt und glüht, damit schmilzt, was an ihm unrein ist, und der Rost verschwindet. 12Doch umsonst die Mühe: Der starke Rost geht im Feuer nicht ab. 13Wegen deiner Schandtaten und deiner Unreinheit - weil ich dich rein machen wollte, du aber nicht frei wurdest von deiner Unreinheit sollst du nicht mehr rein werden, bis ich meinen Zorn an dir gestillt habe. 14Ich, der Herr, habe gesprochen. Jetzt ist es soweit, ich führe es aus. Ich sehe nicht tatenlos zu. Ich habe kein Mitleid, es reut mich nicht. Nach deinem Verhalten und deinen Taten will ich dich richten Spruch Gottes, des Herrn. 15Das Wort des Herrn erging an mich: 16Menschensohn, ich nehme dir die Freude deiner Augen durch einen jähen Tod. Doch du sollst weder klagen noch weinen. Keine Träne darfst du vergießen, 17nur leise stöhnen. Keine Trauerfeier sollst du halten. Binde deinen Kopfbund um und zieh deine Schuhe an! Verhülle deinen Bart nicht, und iss kein Trauerbrot! 18Ich redete am Morgen zum Volk. Meine Frau starb am Abend und ich tat am Morgen, was mir befohlen war. 19Da sagte das Volk zu mir: Willst du uns nicht erklären, was dein Verhalten für uns zu bedeuten hat? 20Ich antwortete ihnen: Das Wort des Herrn ist an mich ergangen. 21Sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Ich will mein Heiligtum entweihen, den Zufluchtsort, auf den ihr so stolz seid, die Freude eurer Augen und die Sehnsucht eurer Seele. Eure Söhne und Töchter, die ihr zurückgelassen habt, werden unter dem Schwert fallen. 22Dann werdet ihr genauso handeln wie ich: Ihr werdet den Bart nicht verhüllen und kein Trauerbrot essen. 23Euren Kopfbund werdet ihr auf dem Kopf behalten und eure Schuhe an den Füßen. Ihr werdet weder klagen noch weinen, sondern wegen eurer Sünden dahinsiechen und miteinander stöhnen. 24Ezechiel wird ein Mahnzeichen für euch sein. Genauso wie er gehandelt hat, werdet ihr handeln; wenn das eintrifft, werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin. 25Du aber, Menschensohn, an jenem Tag, wenn ich ihnen ihren Zufluchtsort nehme, ihre Pracht und Wonne, die Freude ihrer Augen und die Sehnsucht ihrer Seele, ihre Söhne und Töchter, 26an jenem Tag wird zu dir ein Flüchtling kommen, um dir die Nachricht zu bringen. 27Und an jenem Tag wird in Gegenwart des Flüchtlings dein Mund geöffnet. Du wirst reden und nicht mehr stumm sein. So wirst du zu einem Mahnzeichen für sie und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 25

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, richte dein Gesicht gegen die Ammoniter, sprich als Prophet über sie, 3und sag zu ihnen: Hört das Wort Gottes, des Herrn: So spricht Gott, der Herr: Weil du gegen mein Heiligtum hin «Ha, ha» geschrien hast, als es entweiht wurde, und gegen das Land Israel, als es verwüstet wurde, und gegen das Haus Juda, als es verschleppt wurde, 4darum gebe ich dich jetzt den Völkern des Ostens zum Besitz. Sie werden ihre Zelte bei dir aufschlagen und ihre Siedlungen bei dir errichten. Sie werden deine Früchte essen und deine Milch trinken. 5Rabba mache ich zum Weideplatz der Kamele und die Städte der Ammoniter zum Lager der Schafe und Ziegen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 6Denn so spricht Gott, der Herr: Weil du in die Hände geklatscht und mit dem Fuß auf den Boden gestampft hast, voll höhnischer Schadenfreude über das Land Israel, 7darum strecke ich jetzt meine Hand gegen dich aus, ich überlasse dich den Völkern zur Plünderung, ich rotte dich aus unter den Nationen und sorge dafür, dass du aus der Zahl der Länder verschwindest; ich vernichte dich. Dann wirst du erkennen, dass ich der Herr bin. 8So spricht Gott, der Herr: Weil Moab und Seïr sagen: Dem Haus Juda geht es wie allen anderen Völkern!, 9darum will ich die Flanke Moabs aufreißen, sodass es bei ihm keine Stadt mehr gibt von einem Ende zum andern, nicht mehr Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim, die Zierde des Landes. 10Zusammen mit den Ammonitern gebe ich es den Völkern des Ostens zum Besitz, sodass die Ammoniter unter den Nationen nicht mehr erwähnt werden 11und ich an Moab das Urteil vollstrecke. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 12So spricht Gott, der Herr: Weil Edom sich am Haus Juda gerächt hat, weil es Schuld auf sich geladen und Rache an ihm genommen hat, 13darum - so spricht Gott, der Herr: Ich strecke meine Hand gegen Edom aus, ich vernichte darin Mensch und Tier und mache es zur Wüste. Von Teman bis Dedan sollen sie unter dem Schwert fallen. 14Ich lege meine Rache an Edom in die Hand meines Volkes Israel. Sie werden an Edom meinem Zorn und Grimm entsprechend handeln. Dann wird Edom meine Rache kennen lernen - Spruch Gottes, des Herrn. 15So spricht Gott, der Herr: Weil die Philister rachsüchtig waren und voll Verachtung Rache nahmen, um Juda aus uralter Feindschaft zu vernichten, 16darum - so spricht Gott, der Herr: Ich will jetzt meine Hand gegen die Philister ausstrecken, ich will die Kereter ausrotten und die übrigen Völker an der Küste vernichten. 17Ich nehme an ihnen gewaltige Rache mit grimmigen Strafen. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mich an ihnen räche.

Das Buch Ezechiel Kapitel 26

1 Am ersten Tag des (zwölften) Monats im elften Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 2Menschensohn, weil Tyrus über Jerusalem sagte: Ha, das Tor zu den Völkern ist zerbrochen; alles fällt mir zu, jetzt kann ich mich mästen; denn die Stadt ist verwüstet!, 3darum - so spricht Gott, der Herr: Jetzt gehe ich gegen dich vor, Tyrus, und lasse viele Völker gegen dich anbranden, wie das Meer seine Wogen anbranden lässt. 4Sie zerstören die Mauern von Tyrus und seine Türme reißen sie ein. Sein Erdreich schwemme ich weg, zum nackten Felsen mache ich Tyrus. 5Ein Platz zum Trocknen der Netze wird es mitten im Meer; denn ich habe gesprochen - Spruch Gottes, des Herrn. Es wird eine Beute der Völker. 6Seine Töchter auf dem Festland werden vom Schwert erschlagen. Dann wird man erkennen, dass ich der Herr bin. 7Denn so spricht Gott, der Herr: Nebukadnezzar, den König von Babel, den König der Könige, führe ich von Norden gegen Tyrus heran, mit Rossen und Wagen und Reitern, mit einem großen Aufgebot, einem gewaltigen Heer. 8Deine Töchter auf dem Festland wird er mit dem Schwert erschlagen. Er baut dir gegenüber einen Belagerungswall, schüttet einen Damm gegen dich auf und errichtet ein Schilddach. 9Seinen Sturmbock setzt er an zum Stoß gegen deine Mauern, deine Türme reißt er mit Brecheisen ein. 10Eine Staubwolke wird dich bedecken, so viele Pferde hat er. Unter dem Dröhnen der Reiter und Räder und Wagen erzittern deine Mauern, wenn er durch deine Tore eindringt, wie man eindringt in eine Stadt voller Breschen. 11Mit den Hufen seiner Pferde zerstampft er all deine Straßen. Mit dem Schwert erschlägt er dein Volk und deine mächtigen Säulen stürzt er zu Boden.12Sie plündern deinen Besitz und rauben dir deine Waren. Deine Mauern reißen sie ein. Sie zerstören die prächtigen Bauten. Deine Steine, deine Balken, deinen ganzen Schutt werfen sie mitten ins Meer. 13So mache ich deinen lärmenden Liedern ein Ende, vom Klang deiner Zithern ist nichts mehr zu hören. 14Zum nackten Felsen mache ich dich. Du wirst ein Platz zum Trocknen der Netze. Man baut dich nie wieder auf; denn ich, der Herr, habe gesprochen - Spruch Gottes, des Herrn. 15So spricht Gott, der Herr, zu Tyrus: Ist es nicht so, dass die Inseln erzittern beim Getöse deines Sturzes, beim Gestöhn der zu Tode Getroffenen, beim mörderischen Blutbad in deiner Mitte? 16Dann steigen alle Fürsten der Küstenländer von ihren Thronen herab, sie legen ihre Gewänder ab und ziehen ihre bunt gewebten Kleider aus. Sie hüllen sich in Schrecken und setzen sich auf den Boden; immer wieder erfasst sie ein Zittern und sie sind entsetzt über dich. 17Sie stimmen die Totenklage über dich an und sagen zu dir: Ach, wie bist du zerstört, du Bewohnerin der Meere, ruhmreiche Stadt, einst eine Macht auf dem Meer, du und deine Bewohner, die alle ihre Nachbarn in Schrecken versetzten. 18Nun aber beben die Inseln seit dem Tag deines Sturzes. Bestürzt sind die Inseln des Meeres über dein Ende. 19Denn so spricht Gott, der Herr: Ich mache dich zur verwüsteten Stadt; dann wirst du wie die Städte sein, die nicht mehr bewohnt sind. Die Urflut lasse ich steigen, sodass gewaltige Wassermassen dich zudecken. 20Ich stoße dich zu denen hinab, die ins Grab gesunken sind, zum Volk der Vorzeit. Ich weise dir einen Wohnsitz zu in den Tiefen der Erde, in der ewigen Einöde bei denen, die ins Grab gesunken sind. Denn du sollst nicht mehr bewohnt sein und dich nicht mehr erheben im Land der Lebenden. 21Zu einem Bild des Schreckens mache ich dich. Du bist nicht mehr da, und wer dich sucht, wird dich in Ewigkeit nicht finden - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 27

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Du, Menschensohn, stimm die Totenklage über Tyrus an! 3Sag zu Tyrus: Du, die du wohnst am Zugang zum Meer, die du Handel treibst mit den Völkern bis hin zu den vielen Inseln, so spricht Gott, der Herr: Tyrus, du sagst: Ich bin (ein Schiff) von vollendeter Schönheit. 4Im Herzen der Meere liegt dein Gebiet. Vollendet schön schufen dich deine Erbauer. 5Aus Zypressenholz vom Senirgebirge bauten sie all deine Planken, eine Zeder vom Libanon nahmen sie, um auf dir den Mast zu errichten. 6Deine Ruder machten sie aus Eichen vom Baschan, dein Deck aus Elfenbein und Eschenholz von den Inseln der Kittäer. 7Dein Segel war bunt gewebtes ägyptisches Leinen. Es sollte dein Erkennungszeichen sein. Deine Planen waren aus violettem und rotem Purpur von den Küsten Elischas. 8Deine Ruderer stammten aus Sidon und Arwad. Erfahrene Männer, Tyrus, gab es bei dir. Sie waren deine Matrosen. 9Die Ältesten von Gebal und seine erfahrensten Männer fuhren auf dir, um deine Risse zu dichten. Alle Schiffe des Meeres und ihre Matrosen kamen zu dir, um mit dir Handel zu treiben. 10Leute von Paras, Lud und Put dienten in deiner Mannschaft als Krieger. Schilde und Helme hängten sie auf an dir; diese verliehen dir prächtigen Glanz. 11Die Söhne von Arwad und deine Mannschaft standen ringsum auf deinen Mauern und die Wächter auf deinen Türmen. Ihre Schilde hängten sie rings an deinen Mauern auf. Sie machten deine Schönheit vollkommen. 12Tarschisch kaufte bei dir wegen der Fülle deiner Güter; Silber, Eisen, Zinn und Blei gaben sie für deine Waren. 13Jawan, Tubal und Meschech waren deine Händler. Menschen und Kupfergeräte gaben sie für deine Handelswaren. 14Die von Bet-Togarma gaben Zugpferde und Reitpferde und Maultiere für deine Waren. 15Die Söhne von Rhodos waren deine Händler. Viele Inseln standen als Kaufleute in deinem Dienst; als Abgaben brachten sie dir Elfenbein und Ebenholz. 16Edom kaufte bei dir wegen der Fülle deiner Erzeugnisse. Karfunkelstein, Purpur, bunte Stoffe, Byssus, Korallen und Rubine gaben sie für deine Waren. 17Juda und das Land Israel waren deine Händler. Weizen, Oliven, Wachs, Honig, Öl und Mastix gaben sie für deine Handelswaren. 18Damaskus kaufte bei dir wegen der Fülle deiner Erzeugnisse, wegen der Fülle deiner Güter. Wein aus Helbon und Wolle aus Zahar, 19Wein aus Usal gaben sie für deine Waren. Gehämmertes Eisen, Zimt und Gewürzrohr gehörte zu deinen Handelswaren. 20Dedan war dein Händler für Satteldecken. 21Arabien und alle Fürsten von Kedar, sie waren Kaufleute in deinen Diensten. Sie zahlten mit Lämmern, Widdern und Böcken. 22Händler von Saba und Ragma trieben Handel mit dir. Für den besten Balsam, für alle Arten von Edelsteinen und Gold gaben sie deine Waren. 23Haran, Kanne und Eden, die Händler von Saba, Assur, ganz Medien trieben Handel mit dir. 24Sie waren deine Händler. Prunkgewänder und Mäntel aus violettem Purpur, bunte Stoffe und mehrfarbige Tücher, feste gedrehte Seile kauften sie ein für dich. 25Die Schiffe von Tarschisch dienten dir als Karawanen für deine Waren. So fülltest du dich, wurdest schwer beladen mitten im Meer. 26Über gewaltige Wasser brachten dich deine Ruderer. Da zerbrach dich der Ostwind mitten im Meer.27 Dein Reichtum, deine Waren, dein Handelsgut, deine Seeleute und deine Matrosen, die Männer, die deine Risse dichten, die deine Waren eintauschen, alle deine Soldaten auf dir und das ganze Heer, das du hast, fallen mitten ins Meer am Tag deines Sturzes. 28Beim lauten Geschrei deiner Matrosen zittern die Küsten. 29Alle, die das Ruder führen, verlassen ihr Schiff. Alle Seefahrer und alle Matrosen bleiben an Land. 30Deinetwegen schreien sie laut, bitterlich jammern sie. Sie streuen sich Staub auf das Haupt und wälzen sich auf dem Boden. 31Deinetwegen scheren sie sich eine Glatze, Trauerkleider legen sie an und weinen über dich mit verbitterter Seele, mit bitterer Klage. 32In ihrem Jammer stimmen sie über dich ein Totenlied an und halten die Totenklage für dich: Wer war Tyrus vergleichbar, mitten im Meer? 33Als deine Waren vom Meer her kamen, hast du viele Völker gesättigt. Die Könige der Erde machtest du reich mit deinem gewaltigen Reichtum und deinen Handelswaren. 34Jetzt liegst du zerbrochen im Meer, in den Tiefen der Fluten. Deine Handelswaren, dein ganzes Heer sind mit dir versunken. 35Alle Bewohner der Küsten sind entsetzt über dich; ihren Königen sträubt sich das Haar. Verstört sind ihre Gesichter. 36Deine Kaufleute unter den Völkern zischen (voll Hohn) über dich. Zu einem Bild des Schreckens bist du geworden, für immer dahin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 28

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, sag zum Fürsten von Tyrus: So spricht Gott, der Herr: Dein Herz war stolz und du sagtest: Ich bin ein Gott, einen Wohnsitz für Götter bewohne ich mitten im Meer. Doch du bist nur ein Mensch und kein Gott, obwohl du im Herzen geglaubt hast, dass du wie Gott bist. 3Gewiss, du bist weiser als Daniel. Kein Geheimnis war dir zu dunkel. 4Durch deine Weisheit und Einsicht schufst du dir Reichtum. Mit Gold und Silber fülltest du deine Kammern. 5Durch deine gewaltige Weisheit, durch deinen Handel hast du deinen Reichtum vermehrt. Doch dein Herz wurde stolz wegen all deines Reichtums. 6Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil du im Herzen geglaubt hast, dass du wie Gott bist, 7darum schicke ich Fremde gegen dich, tyrannische Völker. Sie zücken das Schwert gegen all deine prächtige Weisheit, entweihen deinen strahlenden Glanz. 8Man stößt dich hinab in das Grab; wie einer durchbohrt wird und stirbt, so stirbst du mitten im Meer. 9Willst du dann angesichts deiner Mörder noch sagen: Ich bin ein Gott? Du bist nur ein Mensch und kein Gott in der Hand deiner Mörder. 10Wie Unbeschnittene sterben, so stirbst du durch Fremde; denn ich habe gesprochen - Spruch Gottes, des Herrn.11Das Wort des Herrn erging an mich: 12Menschensohn, stimm die Totenklage an über den König von Tyrus und sag zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Du warst ein vollendet gestaltetes Siegel, voll Weisheit und vollkommener Schönheit. 13Im Garten Gottes, in Eden, bist du gewesen. Allerlei kostbare Steine umgaben dich: Rubin, Topas, dazu Jaspis, Chrysolith, Karneol und Onyx, Saphir, Karfunkelstein und Smaragd. Aus Gold war alles gemacht, was an dir erhöht und vertieft war, all diese Zierden brachte man an, als man dich schuf. 14Einem Kerub mit ausgebreiteten, schützenden Flügeln gesellte ich dich bei. Auf dem heiligen Berg der Götter bist du gewesen. Zwischen den feurigen Steinen gingst du umher. 15Ohne Tadel war dein Verhalten seit dem Tag, an dem man dich schuf, bis zu dem Tag, an dem du Böses getan hast. 16 Durch deinen ausgedehnten Handel warst du erfüllt von Gewalttat, in Sünde bist du gefallen. Darum habe ich dich vom Berg der Götter verstoßen, aus der Mitte der feurigen Steine hat dich der schützende Kerub verjagt. 17Hochmütig warst du geworden, weil du so schön warst. Du hast deine Weisheit vernichtet, verblendet vom strahlenden Glanz. Ich stieß dich auf die Erde hinab. Den Blicken der Könige gab ich dich preis, damit sie dich alle begaffen. 18Du hast durch gewaltige Schuld, durch unredliche Handelsgeschäfte deine Heiligtümer entweiht. So ließ ich mitten in dir ein Feuer ausbrechen, das dich verzehrt hat. Vor den Augen all derer, die dich sahen, machte ich dich zu Asche auf der Erde. 19 All deine Freunde unter den Völkern waren entsetzt über dich. Zu einem Bild des Schreckens bist du geworden, du bist für immer dahin. 20 Das Wort des Herrn erging an mich: 21Menschensohn, richte dein Gesicht auf Sidon, tritt als Prophet gegen die Stadt auf 22und sag: So spricht Gott, der Herr: Jetzt gehe ich gegen dich vor, Sidon, und verherrliche mich in deiner Mitte. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich an der Stadt das Urteil vollstrecke und mich so als heilig erweise. 23Ich schicke Pest und Mord in die Gassen der Stadt. Viele fallen in ihr, erschlagen vom Schwert, das von überall her auf sie einschlägt. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 24Dann droht dem Haus Israel kein stechender Dorn und kein verletzender Stachel mehr von all seinen feindlichen Nachbarn. Daran werden sie erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin. 25So spricht Gott, der Herr: Wenn ich die vom Haus Israel aus all den Ländern zusammenführe, in die sie zerstreut sind, dann erweise ich mich an ihnen vor den Augen der Völker als heilig. Sie werden in ihrem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe. 26Dort werden sie in Sicherheit leben; sie werden Häuser bauen und Weinberge pflanzen. Sie wohnen in Sicherheit, sobald ich an all ihren Feinden ringsum das Urteil vollstrecke. Dann werden sie erkennen, dass ich, der Herr, ihr Gott bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 29

1 Am zwölften Tag des zehnten Monats im zehnten Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 2Menschensohn, richte dein Gesicht auf den Pharao, den König von Ägypten, tritt als Prophet auf gegen ihn und gegen ganz Ägypten 3und sag: So spricht Gott, der Herr: Jetzt gehe ich gegen dich vor, Pharao, du König Ägyptens, du großes Krokodil, das zwischen den Armen des Nil liegt und sagt: Mir gehören die Arme des Nil, ich habe sie selber erschaffen. 4 Aber ich schlage dir Haken durch die Kinnbacken und lasse die Fische deines Nil an deinen Schuppen kleben. Ich ziehe dich herauf aus deinem Nil samt all den Fischen deines Nil, die an deinen Schuppen kleben. 5Dann werfe ich dich in die Wüste hinaus, dich und all die Fische des Nil. Aufs trockene Land wirst du fallen. Niemand holt dich von dort und begräbt dich. Den wilden Tieren und den Vögeln des Himmels werfe ich dich vor zum Fraß. 6Dann werden alle Ägypter erkennen, dass ich der Herr bin. Eine Stütze aus Schilfrohr bist du für das Haus Israel. 7Nehmen sie dich in die Hand, dann zerbrichst du und durchbohrst ihnen die Schulter; stützen sie sich auf dich, dann zerbrichst du und allen beginnen die Hüften zu wanken.A 8Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich bringe das Schwert über dich und rotte Mensch und Vieh bei dir aus. 9Ägypten wird zu Wüste und Ödland. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. Du hast gesagt: Mir gehören die Arme des Nil; ich habe sie selber erschaffen. 10Darum gehe ich jetzt gegen dich und deine Nilarme vor. Ich mache Ägypten zum dürren Ödland, zur Wüste von Migdol bis Syene und bis an die Grenzen von Kusch. 11Weder Mensch noch Tier geht mehr darüber hin. Vierzig Jahre lang wird es nicht mehr bewohnt sein. 12Ich mache Ägypten zur Wüste inmitten verwüsteter Länder. Seine Städte sollen vierzig Jahre lang verwüstet daliegen inmitten verödeter Städte. Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und vertreibe sie in alle Länder. 13Denn so spricht Gott, der Herr: Nach vierzig Jahren führe ich die Ägypter aus den Völkern zusammen, unter die sie zerstreut wurden. 14Ich wende das Geschick Ägyptens und bringe sie zurück in das Land Patros, das Land ihrer Herkunft. Dort werden sie ein unbedeutendes Reich gründen. 15Es wird unbedeutend sein im Vergleich zu den anderen Königreichen, und es wird sich nicht mehr über die anderen Völker erheben. Ich mache sie ganz klein, damit sie nicht mehr über die Völker herrschen können. 16Das Haus Israel wird ihnen nicht mehr vertrauen und sich ihnen nicht mehr anschließen; es wird sich hüten, seine alte Schuld wieder in Erinnerung zu rufen. Sie werden erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin. 17Am ersten Tag des ersten Monats im siebenundzwanzigsten Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 18Menschensohn! Nebukadnezzar, der König von Babel, hat sein Heer vor Tyrus schwere Arbeit verrichten lassen; alle Köpfe wurden kahl und jede Schulter war zerschunden. Aber Tyrus hat ihn und sein Heer nicht belohnt für die Arbeit, die sie geleistet haben. 19Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich gebe Nebukadnezzar, dem König von Babel, das Land Ägypten. Er wird seine Schätze wegschleppen; er wird alles plündern und reiche Beute machen. Das wird der Lohn seines Heeres sein. 20Als Belohnung für seine Arbeit gebe ich ihm Ägypten; denn sie haben für mich gearbeitet - Spruch Gottes, des Herrn. 21An jenem Tag werde ich dem Haus Israel neue Kraft verleihen und du sollst wieder zu ihnen reden. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 30

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, tritt als Prophet auf und sag: So spricht Gott, der Herr: Jammert und schreit: Weh über diesen Tag! 3Denn der Tag ist nahe, der Tag des Herrn ist nahe, ein Tag dunkler Wolken. Die Zeit für die Völker ist da. 4Das Schwert dringt ein in Ägypten. Ein Zittern überfällt die Kuschiter, wenn in Ägypten die Menschen erschlagen werden und fallen. Man schleppt seine Schätze hinweg und reißt seine Grundmauern nieder. 5(Die Männer aus) Kusch, aus Put und Lud, das ganze Völkergemisch, (die Männer aus) Kub und die Söhne des Landes, mit dem ich einst meinen Bund schloss, fallen wie sie unter dem Schwert. 6So spricht der Herr: Es fallen die Helfer Ägyptens, seine herrliche Macht sinkt dahin. Von Migdol bis hin nach Syene fallen die Krieger unter dem Schwert - Spruch Gottes, des Herrn. 7Verwüstet liegt es dann da inmitten verwüsteter Länder und seine Städte inmitten verödeter Städte. 8Sie werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich Ägypten verbrenne, wenn all seine Helfer zusammenbrechen. 9An jenem Tag schicke ich meine Boten auf Schiffen hinaus, um Kusch aus seiner Ruhe zu schrecken. Ein Zittern überfällt sie am Gerichtstag Ägyptens; schon trifft all das ein. 10So spricht Gott, der Herr: Ich mache der Pracht Ägyptens ein Ende durch die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel. 11Er und sein Heer, die gewalttätigsten unter den Völkern, werden herbeigeholt, um das Land zu vernichten. Sie zücken ihr Schwert und schlagen Ägypten und füllen das Land mit erschlagenen Menschen. 12Ich lege die Nilarme trocken, verkaufe das Land an Verbrecher, ich verwüste das Land und alles darin durch die Hände von Fremden. Ich, der Herr, habe gesprochen. 13So spricht Gott, der Herr: Ich will die Götzen vernichten. Ich führe das Ende der Götter von Memfis herbei. Der Fürst von Ägypten wird (bald) nicht mehr leben. Ich stürze Ägypten in Angst. 14Patros will ich verwüsten, Zoan will ich verbrennen, an No vollstrecke ich das Urteil. 15Über Sin, die Festung Ägyptens, gieße ich meinen Zorn aus und ich vernichte die Pracht von No. 16Ägypten will ich verbrennen. Sin wird sich in Krämpfen winden; No wird man erstürmen und Memfis wird am hellen Tag von Feinden bedrängt. 17Die jungen Männer von On und Pi-Beset fallen unter dem Schwert und die Einwohner dieser Städte ziehen in die Gefangenschaft. 18Es wird ein schwarzer Tag für Tachpanhes, wenn ich dort die Zepter Ägyptens zerbreche; dann ist es mit seiner herrlichen Macht zu Ende. Finstere Wolken werden Ägypten bedecken und seine Töchter ziehen in die Gefangenschaft. 19So vollstrecke ich an Ägypten das Urteil und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin. 20Am siebten Tag des ersten Monats im elften Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 21Menschensohn, ich habe dem Pharao, dem König von Ägypten, den Arm zerbrochen. Man hat ihn nicht verbunden und nicht geschient und ihm keine Heilung gegönnt, damit er nicht wieder zu Kräften kommt und zum Schwert greift. 22Darum - so spricht Gott, der Herr: Jetzt gehe ich gegen den Pharao vor, den König von Ägypten: Ich zerbreche ihm beide Arme, den gesunden und den bereits zerbrochenen, und schlage ihm das Schwert aus der Hand. 23Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und vertreibe sie in alle Länder. 24Ich stärke die Arme des Königs von Babel und gebe ihm mein Schwert in die Hand. Dem Pharao aber zerbreche ich die Arme, sodass er vor ihm stöhnt wie ein tödlich Verletzter. 25Ich stärke die Arme des Königs von Babel; doch die Arme des Pharao sinken kraftlos herunter. Wenn ich dem König von Babel mein Schwert in die Hand gebe und er es über Ägypten schwingt, dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 26Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und vertreibe sie in alle Länder. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 31

1 Am ersten Tag des dritten Monats im elften Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 2Menschensohn, sag zum Pharao, dem König von Ägypten, und zu seinem Gefolge: Wem war deine Größe vergleichbar? 3Auf dem Libanon stand eine [Esche] Zeder. Die Pracht ihrer Äste gab reichlichen Schatten. Hoch war ihr Wuchs und in die Wolken ragte ihr Wipfel. 4Das Wasser machte sie groß. Die Flut in der Tiefe ließ sie hoch emporwachsen. Die Tiefe ließ ihre Ströme fließen rings um den Ort, wo sie gepflanzt war, sie leitete (von dort) ihre Kanäle zu allen anderen Bäumen des Feldes. 5So war sie höher gewachsen als alle anderen Bäume des Feldes. Ihre Zweige wurden sehr zahlreich und ihre Äste breiteten sich aus wegen des Reichtums an Wasser, als sie emporwuchs. 6Alle Vögel des Himmels hatten ihr Nest in den Zweigen. Alle wilden Tiere brachten unter den Ästen ihre Jungen zur Welt. All die vielen Völker wohnten in ihrem Schatten. 7Schön war sie in ihrer Größe mit ihrem breiten Geäst; denn ihre Wurzeln hatten viel Wasser. 8Keine Zeder im Garten Gottes war ihr vergleichbar. Keine Zypresse hatte Zweige wie sie, keine Platane so mächtige Äste. Keiner der Bäume im Garten Gottes glich ihr an Schönheit. 9Ja, ich hatte sie herrlich gemacht mit ihren zahlreichen Zweigen. Voll Eifersucht auf sie waren im Garten Gottes alle Bäume von Eden. 10Darum - so spricht Gott, der Herr: Weil sie so hoch emporwuchs und mit ihrem Wipfel in die Wolken ragte und wegen ihrer Höhe überheblich wurde, 11deshalb liefere ich sie dem mächtigsten Herrscher der Völker aus. Er behandelt sie so, wie sie es in ihrer Schlechtigkeit verdient hat; ich beseitige sie. 12Fremde, die gewalttätigsten unter den Völkern, werden sie umhauen und hinwerfen. Ihre Zweige fallen auf die Berge und in alle Täler, ihre Äste zerbrechen in allen Schluchten der Erde. Alle Völker der Erde verlassen den Schatten der Zeder und lassen sie liegen. 13Auf ihren gefällten Stamm setzen sich alle Vögel des Himmels, die wilden Tiere hausen in ihren Zweigen. 14Darum soll kein Baum mehr am Wasser emporwachsen und mit seinem Wipfel in die Wolken ragen, keiner der Bäume am Wasser soll mehr so mächtig und hoch dastehen. Denn alle werden dem Tod ausgeliefert, sie müssen hinab in die Unterwelt zu den Menschen, die ins Grab gesunken sind. 15So spricht Gott, der Herr: Wenn die Zeder in die Unterwelt stürzt, dann lasse ich die Flut in der Tiefe versiegen, ich decke sie zu; ich halte ihre Ströme zurück, sodass der Reichtum an Wasser versiegt. Ihretwegen hülle ich den Libanon in Trauer und alle Bäume des Feldes sinken in Ohnmacht. 16Durch das Getöse ihres Sturzes lasse ich die Völker erzittern, wenn ich den Baum in die Unterwelt stürze, hinab zu denen, die ins Grab gesunken sind. Dann trösten sich in der Unterwelt alle Bäume von Eden, die erlesenen und besten Bäume des Libanon, alle Bäume am Wasser. 17Denn auch sie stürzen zusammen mit ihr in die Unterwelt, hinab zu denen, die vom Schwert erschlagen wurden. Alle aber, die im Schatten der Zeder wohnten, werden unter die Völker zerstreut. 18Welcher der Bäume von Eden glich dir an Größe und Pracht? Und doch wirst du zusammen mit den Bäumen von Eden in die Unterwelt gestürzt. Dort wirst du mitten unter den Unbeschnittenen liegen, unter denen, die vom Schwert erschlagen wurden. So geht es dem Pharao und seinem ganzen Gefolge - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 32

1 Am ersten Tag des zwölften Monats im zwölften Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 2Menschensohn, stimm die Totenklage an über den Pharao, den König von Ägypten, und sag zu ihm: Löwe der Völker, jetzt bist du verstummt. Und doch warst du wie ein Krokodil in den Seen, hast die Flüsse aufgepeitscht, das Wasser mit deinen Füßen verschmutzt und die Fluten aufgewühlt. 3So spricht Gott, der Herr: Ich werfe über dich mein Netz, ein Heer von vielen Völkern, die ziehen dich herauf in meinem Schleppnetz. 4Dann werfe ich dich aufs Land, schleudere dich aufs freie Feld. Alle Vögel des Himmels sollen sich auf dich setzen und ich sättige mit dir alle Tiere der Erde. 5Ich lege dein Fleisch auf den Bergen aus und fülle die Täler mit deinem Aas. 6Ich tränke das Land bis hin zu den Bergen mit der Flut deines Blutes; die Schluchten sollen sich damit füllen.7Wenn dein Leben erlischt, will ich den Himmel bedecken und die Sterne verdüstern. Die Sonne decke ich zu mit Wolken, der Mond lässt sein Licht nicht mehr leuchten. 8Deinetwegen verdunkle ich alle die strahlenden Lichter am Himmel und lege Finsternis über dein Land - Spruch Gottes, des Herrn. 9Ich versetze viele Völker in Kummer, wenn ich ihnen und all den Ländern, die du nicht kanntest, deinen Zusammenbruch melde. 10Über dich werden viele Völker entsetzt sein, ihren Königen sträuben sich deinetwegen die Haare, wenn ich mein Schwert gegen sie schwinge. Sie zittern erregt am Tag deines Sturzes, jeder hat Angst um sein Leben. 11Denn so spricht Gott, der Herr: Das Schwert des Königs von Babel kommt über dich. 12Durch das Schwert der Krieger bringe ich dein Gefolge zu Fall. Sie sind die gewalttätigsten unter den Völkern. Sie verwüsten den Stolz von Ägypten, all seine Pracht wird zerstört. 13All sein Vieh lasse ich sterben an den großen Gewässern. Keines Menschen Fuß wird das Wasser mehr trüben, noch werden die Hufe der Tiere es trüben. 14Dann mache ich die Gewässer klar und die Flüsse lasse ich dahingleiten wie Öl - Spruch Gottes, des Herrn.15Wenn ich Ägypten zum Ödland mache, wenn das Land und alles, was darin ist, verödet, wenn ich alle seine Bewohner erschlage, dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 16Das ist eine Totenklage, die man anstimmen soll; die Töchter der Völker sollen sie anstimmen. Die Totenklage über Ägypten und all seine Pracht sollen sie singen - Spruch Gottes, des Herrn. 17Am fünfzehnten Tag des ersten Monats im zwölften Jahr erging das Wort des Herrn an mich: 18Menschensohn, jammre über die Pracht Ägyptens und geleite sie hinab in die Unterwelt, sie und die Töchter mächtiger Völker, bring sie zu denen, die ins Grab gesunken sind. 19Wen hast du an Schönheit übertroffen? Stürz hinab und lieg bei den unbeschnittenen Männern! 20Mitten unter die, die das Schwert erschlug, werden sie fallen... 21Dann sagen die starken Helden in der Unterwelt über die Ägypter: Samt ihren Helfern sind sie herabgestürzt und liegen da wie die unbeschnittenen Männer, wie die, die das Schwert erschlug. 22Dort liegt Assur und sein ganzes Heer, ringsum sind seine Gräber. Sie alle hat man erschlagen, sie fielen unter dem Schwert. 23Im tiefsten Grund einer Grube gab man ihm sein Grab. Sein Heer liegt rings um sein Grab. Sie alle hat man erschlagen, sie fielen unter dem Schwert, sie, die einst im Land der Lebenden Schrecken verbreitet haben. 24Dort liegt Elam und all sein Gefolge rings um sein Grab. Sie alle hat man erschlagen, sie fielen unter dem Schwert, in die Unterwelt sind sie hinabgestürzt wie die unbeschnittenen Männer, sie, die einst im Land der Lebenden ihren Schrecken verbreitet haben. Jetzt aber haben sie ihre Schande zu tragen zusammen mit denen, die ins Grab gesunken sind. 25Mitten unter denen, die man erschlug, hat man ihm und seinem ganzen Gefolge das Lager bereitet. Rings um ihn her sind die Gräber von all den Unbeschnittenen, die man mit dem Schwert erschlug. Im Land der Lebenden haben sie Schrecken verbreitet, jetzt aber haben sie ihre Schande zu tragen, zusammen mit denen, die ins Grab gesunken sind. Mitten unter Erschlagene legte man sie. 26Dort liegen Meschech und Tubal und all ihr Gefolge. Rings um sie her sind die Gräber von all den Unbeschnittenen, die man mit dem Schwert erschlug; und doch haben sie einst im Land der Lebenden Schrecken verbreitet. 27Aber sie liegen nicht bei den gefallenen Kriegern aus früheren Zeiten, die mit ihrer Rüstung in die Unterwelt hinabgestiegen sind, denen man das Schwert unter den Kopf und den Schild auf die Gebeine gelegt hat; denn die Krieger hatten im Land der Lebenden Schrecken verbreitet. 28Auch du wirst inmitten der Unbeschnittenen zerbrochen und liegst bei denen, die das Schwert erschlug. 29Dort liegt Edom, mit seinen Königen und all seinen Fürsten, die man trotz ihrer Stärke zu denen gelegt hat, die das Schwert erschlug. Sie liegen da bei den unbeschnittenen Männern, bei denen, die ins Grab gesunken sind. 30Dort liegen alle Fürsten des Nordens und alle Männer von Sidon; sie stürzten hinab wie alle, die man erschlug. Trotz ihrer Schrecken erregenden Stärke sind sie zuschanden geworden; bei den Unbeschnittenen liegen sie, bei denen, die das Schwert erschlug. Jetzt haben sie ihre Schande zu tragen zusammen mit denen, die ins Grab gesunken sind. 31Der Pharao wird sie sehen und er tröstet sich über den Verlust seines ganzen Gefolges. Jetzt sind sie vom Schwert erschlagen, der Pharao und seine ganze Streitmacht - Spruch Gottes, des Herrn. 32Denn ich habe vor ihm im Land der Lebenden Schrecken verbreitet. Doch jetzt liegt der Pharao da mit seinem ganzen Gefolge inmitten der unbeschnittenen Männer, bei denen, die das Schwert erschlug - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 33

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, sprich zu den Söhnen deines Volkes und sag zu ihnen: Wenn ich über ein Land das Schwert kommen lasse und das Volk in dem Land aus seiner Mitte einen Mann wählt und ihn zu seinem Wächter macht 3und wenn dieser Wächter das Schwert über das Land kommen sieht, in das Widderhorn bläst und das Volk warnt 4und wenn dann jemand den Schall des Horns zwar hört, sich aber nicht warnen lässt, sodass das Schwert kommt und ihn dahinrafft, dann ist er selbst schuld an seinem Tod. 5Denn er hat den Schall des Horns zwar gehört, sich aber nicht warnen lassen; deshalb ist er selbst schuld an seinem Tod. Wenn er sich jedoch warnen lässt, dann hat er sein Leben gerettet. 6Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht in das Widderhorn bläst und das Volk nicht gewarnt wird und wenn das Schwert kommt und irgendeinen dahinrafft, dann wird dieser zwar wegen seiner eigenen Schuld dahingerafft, aber ich fordere für sein Blut Rechenschaft von dem Wächter. 7Du aber, Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter; wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen. 8Wenn ich zu einem, der sich schuldig gemacht hat, sage: Du musst sterben!, und wenn du nicht redest und den Schuldigen nicht warnst, um ihn von seinem Weg abzubringen, dann wird der Schuldige seiner Sünde wegen sterben. Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut. 9Wenn du aber den Schuldigen vor seinem Weg gewarnt hast, damit er umkehrt, und wenn er dennoch auf seinem Weg nicht umkehrt, dann wird er seiner Sünde wegen sterben; du aber hast dein Leben gerettet.10Du aber, Menschensohn, sag zum Haus Israel: Ihr behauptet: Unsere Vergehen und unsere Sünden lasten auf uns, wir siechen ihretwegen dahin. Wie sollen wir da am Leben bleiben? 11Sag zu ihnen: So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt. Kehrt um, kehrt um auf euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? 12Du aber, Menschensohn, sag zu den Söhnen deines Volkes: Den Gerechten wird seine Gerechtigkeit nicht retten, sobald er Böses tut. Und der Schuldige wird durch seine Schuld nicht zu Fall kommen, sobald er sein schuldhaftes Leben aufgibt. Der Gerechte aber kann trotz seiner Gerechtigkeit nicht am Leben bleiben, sobald er sündigt. 13Wenn ich zu dem Gerechten sage: Du wirst am Leben bleiben!, er aber im Vertrauen auf seine Gerechtigkeit Unrecht tut, dann wird ihm seine ganze (bisherige) Gerechtigkeit nicht angerechnet. Wegen des Unrechts, das er getan hat, muss er sterben. 14Wenn ich aber zu dem Schuldigen sage: Du musst sterben!, und er gibt sein sündhaftes Leben auf, handelt nach Recht und Gerechtigkeit, 15gibt (dem Schuldner) das Pfand zurück, ersetzt, was er geraubt hat, richtet sich nach den Gesetzen, die zum Leben führen, und tut kein Unrecht mehr, dann wird er gewiss am Leben bleiben und nicht sterben. 16Keine der Sünden, die er früher begangen hat, wird ihm angerechnet. Er hat nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt, darum wird er gewiss am Leben bleiben. 17Die Söhne deines Volkes aber sagen: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Dabei ist gerade ihr Verhalten nicht richtig. 18Wenn der Gerechte seine Gerechtigkeit aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. 19Und wenn der Schuldige sein sündhaftes Leben aufgibt und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, so wird er deswegen am Leben bleiben. 20Ihr aber sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Doch ich werde euch richten, ihr vom Haus Israel, jeden nach seinem Verhalten. 21Am fünften Tag des zehnten Monats im elften Jahr nach unserer Verschleppung kam ein Flüchtling aus Jerusalem zu mir und sagte: Die Stadt ist gefallen. 22Aber am Abend, bevor der Flüchtling eintraf, hatte sich die Hand des Herrn auf mich gelegt. Ehe am Morgen der Flüchtling kam, öffnete der Herr meinen Mund und mein Mund wurde geöffnet und ich war nicht mehr stumm. 23Das Wort des Herrn erging an mich: 24Menschensohn, die Bewohner der Ruinen im Land Israel sagen: Abraham war nur ein einzelner Mann und bekam doch das ganze Land; wir aber sind viele. Um so mehr ist das Land uns zum Besitz gegeben. 25Deshalb sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ihr esst (das Opferfleisch) mitsamt dem Blut, ihr blickt zu euren Göttern auf und vergießt Blut. Und ihr wollt das Land in Besitz nehmen? 26Ihr verlasst euch auf euer Schwert, begeht Gräueltaten und einer schändet die Frau des andern. Und ihr wollt das Land in Besitz nehmen? 27Darum sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: So wahr ich lebe, wer in den Ruinen ist, fällt unter dem Schwert, wer auf dem freien Feld ist, den werfe ich den wilden Tieren zum Fraß vor, und wer sich in den Burgen und Höhlen aufhält, stirbt an der Pest. 28Ich mache das Land zur Öde und Wüste; seine stolze Macht hat ein Ende; das Bergland Israels verödet, sodass niemand mehr durchreist. 29Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich das Land zur Öde und Wüste mache wegen all der Gräueltaten, die sie begangen haben. 30Du, Menschensohn, die Söhne deines Volkes reden über dich an den Mauern und Toren der Häuser. Einer sagt zum andern: Komm doch und höre, was für ein Wort vom Herrn ausgeht. 31Dann kommen sie zu dir wie bei einem Volksauflauf, setzen sich vor dich hin [als mein Volk] und hören deine Worte an, aber sie befolgen sie nicht; denn ihr Mund ist voller Lügen und so handeln sie auch und ihr Herz ist nur auf Gewinn aus. 32Du bist für sie wie ein Mann, der mit wohlklingender Stimme von der Liebe singt und dazu schön auf der Harfe spielt. Sie hören deine Worte an, aber befolgen sie nicht. 33Wenn das aber kommt (was du sagst) - und es kommt -, dann werden sie erkennen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war.

Das Buch Ezechiel Kapitel 34

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, sprich als Prophet gegen die Hirten Israels, sprich als Prophet und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Weh den Hirten Israels, die nur sich selbst weiden. Müssen die Hirten nicht die Herde weiden? 3Ihr trinkt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide. 4Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten verbindet ihr nicht, die verscheuchten holt ihr nicht zurück, die verirrten sucht ihr nicht und die starken misshandelt ihr. 5Und weil sie keinen Hirten hatten, zerstreuten sich meine Schafe und wurden eine Beute der wilden Tiere. 6Meine Herde irrte auf allen Bergen und Höhen umher und war über das ganze Land verstreut. Doch keiner kümmerte sich um sie; niemand suchte sie. 7Darum ihr Hirten, hört das Wort des Herrn: 8So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: Weil meine Herde geraubt wurde und weil meine Schafe eine Beute der wilden Tiere wurden - denn sie hatten keinen Hirten - und weil meine Hirten nicht nach meiner Herde fragten, sondern nur sich selbst und nicht meine Herde weideten, 9darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn: 10So spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen die Hirten vor und fordere meine Schafe von ihnen zurück. Ich setze sie ab, sie sollen nicht mehr die Hirten meiner Herde sein. Die Hirten sollen nicht länger nur sich selbst weiden: Ich reiße meine Schafe aus ihrem Rachen, sie sollen nicht länger ihr Fraß sein.11Denn so spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern. 12Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben. 13Ich führe sie aus den Völkern heraus, ich hole sie aus den Ländern zusammen und bringe sie in ihr Land. Ich führe sie in den Bergen Israels auf die Weide, in den Tälern und an allen bewohnten Orten des Landes. 14Auf gute Weide will ich sie führen, im Bergland Israels werden ihre Weideplätze sein. Dort sollen sie auf guten Weideplätzen lagern, auf den Bergen Israels sollen sie fette Weide finden. 15Ich werde meine Schafe auf die Weide führen, ich werde sie ruhen lassen - Spruch Gottes, des Herrn. 16Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist. 17Ihr aber, meine Herde - so spricht Gott, der Herr -, ich sorge für Recht zwischen Schafen und Schafen, zwischen Widdern und Böcken. 18War es euch nicht genug, auf der besten Weide zu weiden? Musstet ihr auch noch euer übriges Weideland mit euren Füßen zertrampeln? War es euch nicht genug, das klare Wasser zu trinken? Musstet ihr den Rest des Wassers mit euren Füßen verschmutzen? 19Meine Schafe mussten abweiden, was eure Füße zertrampelt hatten, und trinken, was eure Füße verschmutzt hatten. 20Darum - so spricht Gott, der Herr, zu euch: Ich selbst sorge für Recht zwischen den fetten und den mageren Schafen. 21Weil ihr mit eurem breiten Körper und eurer Schulter alle schwachen Tiere zur Seite gedrängt und weil ihr sie mit euren Hörnern weggestoßen habt, bis ihr sie weggetrieben hattet, 22deshalb will ich meinen Schafen zu Hilfe kommen. Sie sollen nicht länger eure Beute sein; denn ich werde für Recht sorgen zwischen Schafen und Schafen. 23Ich setze für sie einen einzigen Hirten ein, der sie auf die Weide führt, meinen Knecht David. Er wird sie weiden und er wird ihr Hirt sein. 24Ich selbst, der Herr, werde ihr Gott sein und mein Knecht David wird in ihrer Mitte der Fürst sein. Ich, der Herr, habe gesprochen. 25Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund: Ich rotte die wilden Tiere im Land aus. Dann kann man in der Steppe sicher wohnen und in den Wäldern schlafen. 26Ich werde sie und die Umgebung meines Berges segnen. Ich schicke Regen zur rechten Zeit und der Regen wird Segen bringen. 27Die Bäume des Feldes werden ihre Früchte tragen und das Land wird seinen Ertrag geben. Sie werden auf ihrem Grund und Boden sicher sein. Wenn ich die Stangen ihres Jochs zerbreche und sie der Gewalt derer entreiße, von denen sie versklavt wurden, werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 28Sie werden nicht länger eine Beute der Völker sein, von den wilden Tieren werden sie nicht gefressen. Sie werden in Sicherheit wohnen und niemand wird sie erschrecken. 29Ich pflanze ihnen einen Garten des Heils. Sie werden in ihrem Land nicht mehr vom Hunger dahingerafft werden und die Schmähungen der Völker müssen sie nicht mehr ertragen. 30Sie werden erkennen, dass ich, der Herr, ihr Gott, mit ihnen bin und dass sie, das Haus Israel, mein Volk sind - Spruch Gottes, des Herrn. 31Ihr seid meine Schafe, ihr seid die Herde meiner Weide. Ich bin euer Gott - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 35

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, richte dein Gesicht auf die Berge von Seïr, tritt als Prophet gegen sie auf 3und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich gehe gegen dich vor, Bergland von Seïr. Ich strecke meine Hand gegen dich aus und mache dich zur Wüste und Öde. 4Deine Städte lege ich in Trümmer und du sollst zur Wüste werden. Dann wirst du erkennen, dass ich der Herr bin. 5Weil du eine ewige Feindschaft mit den Söhnen Israels hattest und sie zur Zeit ihres Unglücks, zur Zeit der endgültigen Abrechnung, dem Schwert ausgeliefert hast, 6darum lasse ich dich bluten, so wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn; Blut soll dich verfolgen. Du hast dich nicht gescheut, Blut zu vergießen; darum soll Blut dich verfolgen. 7Ich mache die Berge von Seïr zur Öde und Wüste und vernichte alles, was sich dort bewegt und regt. 8Ich fülle sein Bergland mit Erschlagenen; auf deinen Hügeln, in deinen Tälern und all deinen Schluchten werden die Menschen vom Schwert erschlagen und fallen. 9Für immer mache ich dich zum Ödland, deine Städte sollen nicht mehr bewohnt sein. Dann wirst du erkennen, dass ich der Herr bin. 10Weil du sagst: Beide Völker und beide Länder gehören mir; sie sind mein Besitz!, (weil du das sagst) obwohl doch der Herr dort ist, 11darum will ich gegen dich - so wahr ich lebe, Spruch Gottes, des Herrn - mit dem gleichen leidenschaftlichen Zorn vorgehen, mit dem du gegen sie in deinem Hass vorgegangen bist. Ich werde dir zeigen, wer ich bin, wenn ich dich richte. 12Dann wirst du erkennen, dass ich der Herr bin und dass ich gehört habe, wie oft du die Berge Israels geschmäht und gesagt hast: Sie sind völlig verödet. Sie sind uns zum Fraß vorgeworfen. 13So habt ihr geprahlt und seid frech gegen mich gewesen; ich habe es selbst gehört. 14So spricht Gott, der Herr: Weil du dich darüber freust, dass das ganze Land verödet daliegt, darum will ich auch dich (zur Wüste) machen: 15Weil du dich darüber freust, dass der Erbbesitz des Hauses Israel verödet daliegt, darum will ich auch dich (zur Wüste) machen; das Bergland von Seïr und ganz Edom sollen veröden. Dann wird man erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 36

1 Du aber, Menschensohn, sprich als Prophet zu den Bergen Israels und sag: Ihr Berge Israels, hört das Wort des Herrn! 2So spricht Gott, der Herr: Die Feinde haben von euch gesagt: Ha, ihr seid für immer verödet; jetzt gehört ihr uns. 3Darum tritt als Prophet auf und sag: So spricht Gott, der Herr: Weil ihr verödet seid, weil man von allen Seiten nach euch geschnappt hat, sodass ihr jetzt Besitz der übrigen Völker seid, weil ihr ins Gerede gekommen und zum Gespött der Leute geworden seid, 4darum, ihr Berge Israels, hört das Wort Gottes, des Herrn: So spricht Gott, der Herr, zu den Bergen und Hügeln, den Schluchten und Tälern, zu den verfallenen Ruinen und den verlassenen Städten: Weil ihr von den übrigen Völkern ringsum ausgeplündert und verspottet worden seid, 5darum - so spricht Gott, der Herr - werde ich mit glühender Leidenschaft über die übrigen Völker und über ganz Edom reden. Voll Frohlocken haben sie sich mein Land angeeignet. Voll Schadenfreude haben sie das Weideland erbeutet. 6Darum sprich als Prophet zum Land Israel und sag zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: So spricht Gott, der Herr: Ich rede voll Leidenschaft und Grimm, weil ihr von den Völkern so viel Schimpf ertragen müsst. 7Darum - so spricht Gott, der Herr: Ich erhebe meine Hand (zum Schwur) und sage: Die Völker rings um euch werden den gleichen Schimpf ertragen müssen. 8Ihr aber, ihr Berge Israels, sollt wieder grün werden und Früchte hervorbringen für mein Volk Israel; denn es wird bald zurückkommen. 9Seht, ich wende mich euch wieder zu und dann ackert und sät man wieder auf euch 10und ich lasse viele Menschen dort leben, das ganze Haus Israel. Die Städte werden wieder bewohnt sein und die Ruinen aufgebaut. 11Ich lasse viele Menschen und Tiere auf euch leben und sie werden sich vermehren und fruchtbar sein. Ich will dafür sorgen, dass ihr wieder bewohnt seid, wie ihr es früher wart; ich will euch mehr Gutes erweisen als je zuvor. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 12Viele Menschen, mein ganzes Volk Israel, lasse ich zu euch kommen und sie werden euch in Besitz nehmen; ihr werdet für immer ihr Erbbesitz sein und ihnen nie mehr ihre Kinder wegnehmen. 13So spricht Gott, der Herr: Man sagt zu dir: Du bist eine Menschenfresserin und hast deinem eigenen Volk die Kinder weggenommen. 14Aber du sollst keine Menschen mehr fressen und deinem eigenen Volk nicht mehr die Kinder wegnehmen - Spruch Gottes, des Herrn. 15Du sollst nie mehr anhören müssen, wie die Völker dich beschimpfen, und nie mehr ertragen müssen, dass die Nationen dich verhöhnen. Du wirst deinem eigenen Volk nicht mehr die Kinder wegnehmen - Spruch Gottes, des Herrn. 16 Das Wort des Herrn erging an mich: 17(Hör zu,) Menschensohn! Als Israel in seinem Land wohnte, machten sie das Land durch ihr Verhalten und ihre Taten unrein. Wie die monatliche Unreinheit der Frau war ihr Verhalten in meinen Augen. 18Da goss ich meinen Zorn über sie aus, weil sie Blut vergossen im Land und das Land mit ihren Götzen befleckten. 19Ich zerstreute sie unter die Völker; in alle Länder wurden sie vertrieben. Nach ihrem Verhalten und nach ihren Taten habe ich sie gerichtet. 20Als sie aber zu den Völkern kamen, entweihten sie überall, wohin sie kamen, meinen heiligen Namen; denn man sagte von ihnen: Das ist das Volk Jahwes und doch mussten sie sein Land verlassen. 21Da tat mir mein heiliger Name leid, den das Haus Israel bei den Völkern entweihte, wohin es auch kam. 22Darum sag zum Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Nicht euretwegen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr bei den Völkern entweiht habt, wohin ihr auch gekommen seid. 23Meinen großen, bei den Völkern entweihten Namen, den ihr mitten unter ihnen entweiht habt, werde ich wieder heiligen. Und die Völker - Spruch Gottes, des Herrn - werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mich an euch vor ihren Augen als heilig erweise. 24Ich hole euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern und bringe euch in euer Land. 25Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. 26Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. 27Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. 28Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gab. Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein. 29Ich befreie euch von allem, womit ihr euch unrein gemacht habt. Ich rufe dem Getreide zu und befehle ihm zu wachsen. Ich verhänge über euch keine Hungersnot mehr. 30Ich vermehre die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes, damit ihr nicht mehr unter den Völkern die Schande einer Hungersnot ertragen müsst. 31Dann werdet ihr an euer verkehrtes Verhalten und an eure bösen Taten denken und es wird euch ekeln vor euch selbst wegen eurer Gräueltaten. 32Doch nicht euretwegen handle ich so - Spruch Gottes, des Herrn -, das sollt ihr wissen. Errötet und vergeht vor Scham wegen eures Treibens, ihr vom Haus Israel. 33So spricht Gott, der Herr: Wenn ich euch von all euren Sünden gereinigt habe, mache ich die Städte wieder bewohnbar und die Ruinen werden wieder aufgebaut. 34Das verödete Land wird bestellt, es liegt nicht mehr öde vor den Augen all derer, die vorübergehen. 35Dann wird man sagen: Dieses verödete Land ist wie der Garten Eden geworden; die zerstörten, verödeten, vernichteten Städte sind wieder befestigt und bewohnt. 36Dann werden die Völker, die rings um euch noch übrig sind, erkennen, dass ich, der Herr, das Zerstörte wieder aufgebaut und das Ödland wieder bepflanzt habe. Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus. 37So spricht Gott, der Herr: Ich lasse mich vom Haus Israel dazu bewegen, auch noch das zu tun: Ich werde die Menschen vermehren wie eine Schafherde. 38Wie die zum Opfer geweihten Schafe, wie die Schafe an den Festen Jerusalem füllen, so sollen Herden von Menschen die zerstörten Städte bevölkern. Dann wird man erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 37

1 Die Hand des Herrn legte sich auf mich und der Herr brachte mich im Geist hinaus und versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von Gebeinen. 2Er führte mich ringsum an ihnen vorüber und ich sah sehr viele über die Ebene verstreut liegen; sie waren ganz ausgetrocknet. 3Er fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: Herr und Gott, das weißt nur du. 4Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des Herrn! 5So spricht Gott, der Herr, zu diesen Gebeinen: Ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. 6Ich spanne Sehnen über euch und umgebe euch mit Fleisch; ich überziehe euch mit Haut und bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 7Da sprach ich als Prophet, wie mir befohlen war; und noch während ich redete, hörte ich auf einmal ein Geräusch: Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein. 8Und als ich hinsah, waren plötzlich Sehnen auf ihnen und Fleisch umgab sie und Haut überzog sie. Aber es war noch kein Geist in ihnen. 9Da sagte er zu mir: Rede als Prophet zum Geist, rede, Menschensohn, sag zum Geist: So spricht Gott, der Herr: Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden. 10Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte, und es kam Geist in sie. Sie wurden lebendig und standen auf - ein großes, gewaltiges Heer. 11Er sagte zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Jetzt sagt Israel: Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind verloren. 12Deshalb tritt als Prophet auf und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zurück in das Land Israel. 13Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. 14Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig und ich bringe euch wieder in euer Land. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus - Spruch des Herrn. 15 Das Wort des Herrn erging an mich: 16Du, Menschensohn, nimm dir ein Holz und schreib darauf: Juda und die mit ihm verbündeten Israeliten. Dann nimm dir ein anderes Holz, und schreib darauf: Josef [Holz Efraims] und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel. 17Dann füge beide zu einem einzigen Holz zusammen, sodass sie eins werden in deiner Hand. 18Und wenn die Söhne deines Volkes dich fragen: Willst du uns nicht erklären, was das bedeuten soll?, 19dann antworte ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich nehme das Holz Josefs [das in der Hand Efraims ist] und der mit ihm verbündeten Stämme Israels und lege es auf das Holz Judas. Ich mache sie zu einem einzigen Holz und sie werden eins in meiner Hand. 20Die Hölzer, auf die du geschrieben hast, sollst du vor ihren Augen in deiner Hand halten. 21Dann sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich hole die Israeliten aus den Völkern heraus, zu denen sie gehen mussten; ich sammle sie von allen Seiten und bringe sie in ihr Land. 22Ich mache sie in meinem Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk. Sie sollen alle einen einzigen König haben. Sie werden nicht länger zwei Völker sein und sich nie mehr in zwei Reiche teilen. 23Sie werden sich nicht mehr unrein machen durch ihre Götzen und Gräuel und durch all ihre Untaten. Ich befreie sie von aller Sünde, die sie in ihrer Untreue begangen haben, und ich mache sie rein. Dann werden sie mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein. 24Mein Knecht David wird ihr König sein und sie werden alle einen einzigen Hirten haben. Sie werden nach meinen Rechtsvorschriften leben und auf meine Gesetze achten und sie erfüllen. 25Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe und in dem ihre Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder werden für immer darin wohnen und mein Knecht David wird für alle Zeit ihr Fürst sein. 26Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein. Ich werde sie zahlreich machen. Ich werde mitten unter ihnen für immer mein Heiligtum errichten 27und bei ihnen wird meine Wohnung sein. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. 28Wenn mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte ist, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, der Israel heiligt.

Das Buch Ezechiel Kapitel 38

1 Das Wort des Herrn erging an mich: 2Menschensohn, richte dein Gesicht auf Gog im Land Magog, auf den Großfürsten von Meschech und Tubal, tritt als Prophet gegen ihn auf 3und sag: So spricht Gott, der Herr: Ich will gegen dich vorgehen, Gog, gegen dich, den Großfürsten von Meschech und Tubal. 4Ich reiße dich herum und schlage dir Haken durch deine Kinnbacken und führe dich und deine ganze Streitmacht heraus: Pferde und Reiter, alle prächtig gekleidet, ein großes Heer, mit Langschild und Rundschild; alle haben ihr Schwert in der Hand. 5Auch Paras, Kusch und Put sind dabei, alle ausgerüstet mit Schild und Helm, dazu 6Gomer und all seine Truppen, Bet-Togarma aus dem äußersten Norden und all seine Truppen. Viele Völker ziehen mit dir. 7Rüste dich, halte dich bereit, du und dein ganzes Heer, das bei dir versammelt ist; sei mit ihnen auf dem Posten. 8Nach langer Zeit wirst du deinen Auftrag erhalten. Nach vielen Jahren wirst du in ein Land kommen, dessen Volk dem Schwert entronnen ist und aus vielen Völkern wieder auf den Bergen Israels zusammengeführt wurde, die lange verödet waren. Mitten aus den Völkern wurde es herausgeführt und alle leben in Sicherheit. 9Wie ein Unwetter ziehst du herauf; wie eine Wolke, die das ganze Land bedeckt - du und all deine Truppen und viele Völker mit dir. 10So spricht Gott, der Herr: An jenem Tag steigen (unheilvolle) Gedanken in deinem Herzen auf und du ersinnst einen bösen Plan. 11Du sagst: Ich will gegen das ungeschützte Land hinaufziehen und die friedlichen Menschen überfallen, die dort in Sicherheit leben; alle leben sie ohne Mauern und sie haben keine Riegel und Tore. 12Ich will Beute machen und plündern, ich will diese wieder bewohnten Trümmer angreifen und das Volk überfallen, das aus den Völkern zusammengeführt wurde, das sich wieder Herden und Besitz erworben hat und jetzt auf dem Nabel der Erde wohnt. 13Dann werden dich Saba und Dedan und die Kaufleute und Händler von Tarschisch fragen: Kommst du, um Beute zu machen? Hast du deine Heere versammelt, um zu plündern, um Silber und Gold wegzuschleppen, Herden und Besitz zu rauben und große Beute zu machen? 14Darum tritt als Prophet auf, Menschensohn, und sag zu Gog: So spricht Gott, der Herr: Dann, wenn mein Volk Israel sich in Sicherheit wähnt, brichst du auf 15und ziehst aus deinem Land heran, aus dem äußersten Norden, du und viele Völker mit dir, alle zu Pferd, ein großes Heer, eine gewaltige Streitmacht. 16Du ziehst gegen mein Volk Israel heran wie eine Wolke, die das ganze Land bedeckt. Am Ende der Tage wird es geschehen: Ich lasse dich gegen mein Land heranziehen; denn die Völker sollen mich erkennen, wenn ich mich vor ihren Augen an dir, Gog, als heilig erweise. 17 So spricht Gott, der Herr: Du bist der, von dem ich in früherer Zeit durch meine Knechte gesprochen habe, durch die Propheten Israels, die in jenen Tagen und Jahren weissagten, dass ich dich gegen Israel heranziehen lasse. 18Und an jenem Tag, wenn Gog gegen das Land Israel heranzieht - Spruch Gottes, des Herrn -, wird der Groll in mir aufsteigen. 19In meinem leidenschaftlichen Eifer, im Feuer meines Zorns, schwöre ich: An jenem Tag wird es im ganzen Land Israel ein gewaltiges Erdbeben geben. 20Dann zittern die Fische im Meer und die Vögel am Himmel vor mir, das Wild auf dem Feld und alle kleinen Tiere, die auf dem Erdboden kriechen, und alle Menschen auf Erden. Es bersten die Berge, die Felswände stürzen ein und alle Mauern fallen zu Boden. 21Dann rufe ich mein ganzes Bergland zum Krieg gegen Gog auf - Spruch Gottes, des Herrn. Da wird sich das Schwert des einen gegen den andern wenden. 22Ich richte ihn durch Pest und (Ströme von) Blut; ich lasse Wolkenbrüche und Hagel, Feuer und Schwefel über ihn und seine Truppen und über die vielen Völker, die bei ihm sind, herabregnen. 23So werde ich mich als groß und heilig erweisen und mich vor den Augen vieler Völker zu erkennen geben. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.

Das Buch Ezechiel Kapitel 39

1 Du, Menschensohn, tritt als Prophet gegen Gog auf und sag: So spricht Gott, der Herr: Ich will gegen dich vorgehen, Gog, gegen dich, den Großfürsten von Meschech und Tubal. 2Ich führe dich und locke dich herbei, ich lasse dich aus dem äußersten Norden heranziehen und führe dich ins Bergland von Israel. 3Dann schlage ich dir den Bogen aus der linken Hand und lasse deiner rechten die Pfeile entfallen. 4Im Bergland von Israel wirst du umkommen, du und alle deine Truppen und die Völker, die bei dir sind. Raubvögeln aller Art und den wilden Tieren werfe ich dich zum Fraß vor. 5Auf dem freien Feld wirst du fallen; denn ich habe gesprochen Spruch Gottes, des Herrn. 6Gegen Magog und die sorglosen Küstenbewohner sende ich Feuer. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. 7Meinen heiligen Namen offenbare ich in meinem Volk Israel; ich will meinen heiligen Namen nie mehr entweihen. Dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, heilig in Israel. 8Es kommt und geschieht - Spruch Gottes, des Herrn. Das ist der Tag, von dem ich gesprochen habe: 9Die Einwohner der Städte Israels werden hinausgehen; mit den Waffen, mit Langschild und Rundschild, mit Bogen und Pfeilen, mit Keulen und Lanzen machen sie Feuer und heizen. Sieben Jahre lang machen sie Feuer damit. 10Sie sammeln kein Holz auf den Feldern, sie schlagen kein Holz im Wald, sondern verbrennen die Waffen. Sie plündern die Plünderer und berauben die Räuber - Spruch Gottes, des Herrn. 11An jenem Tag weise ich Gog einen Platz für sein Grab in Israel zu: das Tal der Durchreisenden, östlich vom (Toten) Meer. Das Grab versperrt dann den Durchreisenden den Weg. Dort wird man Gog und all seine Pracht begraben und den Ort «Tal der Pracht Gogs» nennen. 12Sieben Monate wird das Haus Israel brauchen, um alle zu begraben, um das Land wieder rein zu machen. 13Das ganze Volk im Land wird helfen, sie zu begraben, und das wird ihm großes Ansehen verschaffen an dem Tag, an dem ich mich als herrlich erweise - Spruch Gottes, des Herrn. 14Man wird Männer auswählen, die ständig durch das Land ziehen und alle bestatten sollen, die im Land verstreut liegen geblieben sind. So soll man das Land wieder rein machen. Und am Ende der sieben Monate sollen sie das Land gründlich durchsuchen. 15Wenn diese Männer durch das Land ziehen und einer von ihnen einen Menschenknochen findet, soll er die Stelle kennzeichnen, bis die Totengräber ihn im Tal der Pracht Gogs begraben. 16[Auch eine Stadt trägt den Namen Hamona, «Die Pracht».] So wird man das Land rein machen. 17Du aber, Menschensohn - so spricht Gott, der Herr -, sag zu allen Vögeln und zu allen wilden Tieren: Versammelt euch und kommt her! Von überall kommt zu meinem großen Opfer zusammen, das ich für euch schlachte, zu meinem großen Opfer auf den Bergen Israels, kommt und fresst Fleisch und trinkt Blut! 18Das Fleisch der Helden sollt ihr fressen, das Blut der Fürsten der Erde sollt ihr trinken. Lauter Widder, Lämmer und Böcke, Stiere und gemästete Rinder aus dem Baschan sind es. 19Fresst euch satt am Fett und berauscht euch am Blut meines Opfers, das ich für euch geschlachtet habe. 20An meinem Tisch könnt ihr euch sättigen mit Pferden und Reitern, mit Helden und Kriegern aller Art - Spruch Gottes, des Herrn. 21So zeige ich unter den Völkern meine Herrlichkeit. Alle Völker sehen, wie ich mein Strafgericht abhalte, sie sehen, wie ich meine Hand auf sie lege. 22Dann wird das Haus Israel erkennen, dass ich der Herr, sein Gott, bin, von jenem Tag an und auch weiterhin. 23 Die Völker werden erkennen, dass das Haus Israel wegen seiner Schuld verschleppt wurde. Denn sie sind mir untreu geworden; darum habe ich mein Angesicht vor ihnen verborgen und sie ihren Feinden ausgeliefert, sodass alle unter dem Schwert fielen. 24Wie ihre Unreinheit und ihre Vergehen es verdienten, so habe ich sie behandelt und mein Angesicht vor ihnen verborgen. 25Darum - so spricht Gott, der Herr: Jetzt werde ich das Geschick Jakobs wenden, ich will Erbarmen haben mit dem ganzen Haus Israel und will mit leidenschaftlichem Eifer für meinen heiligen Namen eintreten. 26Sie werden ihre Schande vergessen, vergessen, wie oft sie mir untreu waren, wenn sie auf ihrem Grund und Boden in Sicherheit leben, ohne dass sie jemand erschreckt, 27wenn ich sie aus den Völkern zurückgeholt und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt habe und so mich an ihnen vor den Augen vieler Völker als heilig erweise. 28Dann werden sie erkennen, dass ich, der Herr, ihr Gott bin; denn nachdem ich sie zu den Völkern weggeführt hatte, habe ich sie wieder in ihrem Land versammelt und keinen von ihnen in der Fremde zurückgelassen. 29Ich verberge mein Gesicht nicht mehr vor ihnen; denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen - Wort Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 40

1 Am zehnten Tag des Monats am Jahresanfang im fünfundzwanzigsten Jahr nach unserer Verschleppung und im vierzehnten Jahr nach der Eroberung der Stadt (Jerusalem), genau an diesem Tag legte sich die Hand des Herrn auf mich und er brachte mich dorthin. 2In göttlichen Visionen brachte er mich ins Land Israel und stellte mich auf einen sehr hohen Berg. In südlicher Richtung war auf dem Berg etwas wie eine Stadt erbaut. 3Dorthin brachte er mich. Da sah ich einen Mann, der aussah, als sei er aus Bronze. Er hatte eine leinene Schnur und eine Messlatte in der Hand und stand im Tor. 4Der Mann sagte zu mir: Menschensohn, öffne deine Augen und Ohren, sieh und höre und achte auf alles, was ich dir zeige. Denn du bist hierher gebracht worden, damit ich es dir zeige. Berichte alles, was du siehst, dem Haus Israel. 5 Da stand eine Mauer, die den Tempel ringsum außen umgab. Der Mann hatte in der Hand eine Messlatte von sechs Ellen, die je eine gewöhnliche Elle und eine Handbreit maßen. Und er maß die Dicke der Mauer - eine Latte - und die Höhe - eine Latte. 6Dann ging er zum Osttor, stieg seine Stufen hinauf und maß die Schwellen des Tores: Sie waren eine Latte breit [jede Schwelle war eine Latte breit]. 7Dann maß er die Torkammer: Sie war eine Latte lang und eine Latte breit. Der Abstand zwischen den Torkammern betrug fünf Ellen. Und er maß die Schwelle des Tors auf der Tempelseite der Vorhalle des Tors. 8[Er maß die Vorhalle des Tors auf der Tempelseite - eine Latte.] 9Dann maß er die Vorhalle des Tors - acht Ellen - sowie die Pfeiler des Tors - zwei Ellen. Die Vorhalle des Tors lag auf der Tempelseite des Tors. 10Drei Torkammern des Osttors lagen auf der einen Seite, drei auf der andern; alle drei hatten jeweils die gleichen Maße und auch die Pfeiler hüben und drüben hatten die gleichen Maße. 11Dann maß er die Breite der Toröffnung - zehn Ellen - und die Länge des Torgebäudes - dreizehn Ellen. 12Vor allen Torkammern war eine Schranke, jeweils eine Elle hoch. Die Torkammern auf beiden Seiten maßen jeweils sechs Ellen. 13Dann maß er die Breite des Torbaus vom Dachansatz einer Torkammer bis zum Dachansatz der gegenüberliegenden Torkammer von Tür zu Tür fünfundzwanzig Ellen. 14[Dann maß er die Vorhalle - zwanzig Ellen. An das Tor stieß ringsum der Vorhof.] 15Von der Vorderseite des Toreingangs bis zur Tempelseite der Vorhalle des Tors innen waren es fünfzig Ellen. 16Die Torkammern ringsum hatten verschließbare Fenster, ebenso innen die Pfeiler und die Vorhalle. Ringsum befanden sich innen Fenster. Die Pfeiler waren mit Palmen verziert. 17Dann brachte er mich in den Vorhof. Rings um den Vorhof lagen Räume und davor war ringsum ein Steinpflaster angelegt; dreißig Räume grenzten an das Pflaster. 18Das Steinpflaster schloss sich seitlich an die Tore an und es war genauso breit wie der Vorsprung der Tore (in den Vorhof). Das war das untere Steinpflaster. 19Dann maß er den Abstand von der Innenseite der Außentore zur Außenseite der Innentore im Osten und Norden - je hundert Ellen. 20Auch das Nordtor des Vorhofs maß er der Länge und Breite nach. 21Es hatte je drei Torkammern auf beiden Seiten. Seine Pfeiler und seine Torkammern hatten die gleichen Maße wie die des ersten Tors. Im Ganzen war es fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. 22Seine Fenster, seine Vorhalle und sein Palmenschmuck hatten die gleichen Maße wie die des Osttors. Man musste sieben Stufen zu ihm hinaufsteigen. Auf der Innenseite lag seine Vorhalle. 23Wie beim Osttor lag auch dem Nordtor ein Tor gegenüber, das zum Innenhof führte, und er maß den Abstand von Tor zu Tor - hundert Ellen. 24Dann führte er mich nach Süden und auch im Süden war ein Tor. Und er maß seine Pfeiler und seine Vorhalle; sie entsprachen den Maßen der anderen. 25Auch die Fenster des Tors und seiner Vorhalle ringsum entsprachen den anderen Fenstern. Im Ganzen war es fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. 26Sieben Stufen führten zu ihm hinauf. Auf der Innenseite lag seine Vorhalle. Die beiden Pfeiler dieses Tors waren hüben und drüben mit je einer Palme verziert. 27Auch auf der Südseite war ein Tor zum Innenhof und er maß den Abstand von Tor zu Tor im Süden - hundert Ellen. 28Dann brachte er mich durch das Südtor in den Innenhof und maß das Südtor. Es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore: 29Seine Torkammern, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten die gleichen Maße wie dort. Auch dieses Tor und seine Vorhalle hatten ringsum Fenster. Im Ganzen war es fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. 30[Ringsherum waren Vorhallen, fünfundzwanzig Ellen lang und fünf Ellen breit.] 31Seine Vorhalle lag auf der Seite zum Vorhof. Seine Pfeiler waren mit Palmen verziert und acht Stufen führten zu ihm hinauf. 32Dann brachte er mich zur Ostseite des Innenhofs und maß das Tor ab. Es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore: 33Seine Torkammern, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten die gleichen Maße wie dort. Auch dieses Tor und seine Vorhalle hatten ringsum Fenster. Im Ganzen war es fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. 34Seine Vorhalle lag auf der Seite zum Vorhof. Seine beiden Pfeiler waren hüben und drüben mit je einer Palme verziert und acht Stufen führten zu ihm hinauf. 35.36 Dann brachte er mich zum (inneren) Nordtor und stellte auch bei seinen Torkammern, seinen Pfeilern und seiner Vorhalle die gleichen Maße fest. Auch dieses Tor hatte ringsum Fenster. Im Ganzen war es fünfzig Ellen lang und fünfundzwanzig Ellen breit. 37Seine Vorhalle lag auf der Seite zum Vorhof, seine beiden Pfeiler waren hüben und drüben mit je einer Palme verziert und acht Stufen führten zu ihm hinauf. 38An den Pfeilern des Tors war der Eingang zu einem besonderen Raum, in dem man das Brandopfer abspülte. 39In der Vorhalle des Tors standen an beiden Seiten je zwei Tische, auf denen die Brand-, Sünd- und Schuldopfer geschlachtet wurden. 40An der Außenwand standen neben dem Toreingang im Norden je zwei Tische und an der gegenüberliegenden Wand der Vorhalle des Tors ebenfalls je zwei Tische; 41je vier Tische standen also an den beiden Stirnwänden (der Vorhalle) des Tors, zusammen acht Tische. Auf ihnen schlachtete man (die Opfertiere). 42.43 Die vier Tische für das Brandopfer waren aus behauenen Steinen. Sie waren anderthalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und eine Elle hoch. Innen (in der Vorhalle) hatte man ringsum handbreite Randleisten angebracht. Auf sie legte man die Geräte, mit denen man die Brand- und Schlachtopfer schlachtete, und auf die Tische legte man das Opferfleisch. 44Neben dem (nördlichen und südlichen) Innentor lagen zwei Räume; der neben dem Nordtor liegende öffnete sich nach Süden zum Innenhof, der neben dem Südtor liegende öffnete sich nach Norden zum Innenhof. 45Er sagte zu mir: Der Raum, der sich nach Süden öffnet, gehört den Priestern, die im Tempel dienen. 46Der Raum aber, der sich nach Norden öffnet, gehört den Priestern, die am Altar dienen; das sind die Nachkommen Zadoks, die als einzige aus dem Stamm Levi vor den Herrn hintreten dürfen, um ihm zu dienen. 47Dann maß er den Innenhof - ein Quadrat von hundert Ellen Länge und hundert Ellen Breite. Vor dem Tempelgebäude stand der Altar. 48Darauf führte er mich zur Vorhalle des Tempels und maß die Pfeiler der Vorhalle zu beiden Seiten - je fünf Ellen. Die Breite der Toröffnung betrug vierzehn Ellen und die Breite der beiden Seitenwände (neben der Toröffnung) je drei Ellen. 49Die Vorhalle war zwanzig Ellen breit und zwölf Ellen lang. Zehn Stufen musste man zu ihr hinaufsteigen. An den Pfeilern standen außen Säulen, je eine auf jeder Seite.

Das Buch Ezechiel Kapitel 41

1 Dann brachte er mich zur Tempelhalle und maß die Pfeiler zu beiden Seiten (des Eingangs); jeder war sechs Ellen dick. [So dick waren die Pfeiler.] 2Die Breite der Türöffnung betrug zehn Ellen und die der beiden Seitenwände neben der Türöffnung je fünf Ellen. Darauf maß er die Länge der Tempelhalle - vierzig Ellen - und ihre Breite - zwanzig Ellen. 3Er trat ins Innere und maß die Pfeiler der Türöffnung (zum Allerheiligsten) - zwei Ellen - und die Türöffnung - sechs Ellen sowie die Breite der Seitenwände neben der Türöffnung - sieben Ellen. 4Und er maß seine Länge - zwanzig Ellen - und seine Breite an der Seite der Tempelhalle - zwanzig Ellen. Und er sagte zu mir: Das ist das Allerheiligste. 5 Dann maß er die Mauer des Tempelgebäudes - sechs Ellen dick - und die Breite des Anbaus rings um das Tempelgebäude - vier Ellen. 6(In dem Anbau waren) Nebenräume, einer am andern, im ganzen dreißig in drei Stockwerken. An der Mauer des Tempelgebäudes waren ringsum Vorsprünge für die (Deckenbalken der) Nebenräume; die Vorsprünge dienten als Auflagen; es brauchten also in der Wand des Tempelgebäudes keine Auflagen zu sein. 7Durch die Nebenräume ergab sich bis zu einer bestimmten Höhe hinauf eine Verbreiterung, denn das Tempelgebäude war ringsum umbaut; durch diesen Anbau ergab sich eine Verbreiterung bis zu einer bestimmten Höhe. Vom untersten Stockwerk konnte man (im Innern) über das mittlere zum oberen hinaufsteigen. 8Das Tempelgebäude selbst konnte man von allen Seiten (über die Anbauten) herausragen sehen. Die Fundamente der Nebenräume waren eine ganze Messlatte dick - sechs Ellen. 9Die Außenmauer des Anbaus war fünf Ellen dick. Zwischen den Nebenräumen des Tempelgebäudes 10und den (Priester-)Räumen war ein freier Platz von zwanzig Ellen Breite, der rings um den Tempel herumlief. 11Aus dem Anbau führten zwei Türen ins Freie, eine im Norden und eine im Süden. Die Mauer des freien Platzes war ringsum fünf Ellen dick. 12Vor dem eingefriedeten Platz lag auf der Westseite ein (großes) Gebäude, das neunzig Ellen breit und siebzig Ellen lang war. Die Mauer dieses Gebäudes war ringsum fünf Ellen dick. 13 Dann maß er das Tempelgebäude - hundert Ellen lang - sowie den eingefriedeten Platz, das andere Gebäude und seine Mauern - auch hundert Ellen lang. 14Die Breite der Vorderseite des Tempels und des eingefriedeten Platzes betrug im Osten zusammen ebenfalls hundert Ellen. 15Und er maß die Breite des (großen) Gebäudes, das vor dem eingefriedeten Platz lag, auf der Rückseite und (die Länge) der Terrassenbauten auf seinen beiden Seiten - wieder je hundert Ellen. Das Innere der Tempelhalle und der Vorhalle, die aus dem Innenhof in den Tempel führt, 16waren getäfelt. Die Rahmen der verschließbaren Fenster und die drei Gesimse, die von der Schwelle an ringsum liefen, waren aus Holz; ebenso gab es vom Fußboden bis zu den Fenstern - die Fenster waren verdeckbar - 17und bis über die Türöffnungen hinauf eine Holztäfelung. Auf allen Wänden ringsum, auch auf den Wänden zum Innenraum und nach draußen, war die Täfelung in Felder eingeteilt, auf denen 18geschnitzte Kerubim und Palmen zu sehen waren, je eine Palme zwischen zwei Kerubim. Jeder Kerub hatte zwei Gesichter: 19Ein Menschengesicht (blickte) zur einen Palme und ein Löwengesicht zur andern. So war das ganze Haus ringsum ausgestaltet. 20Vom Fußboden bis über die Türöffnungen hinauf waren an der Tempelwand Kerubim und Palmen angebracht. 21Die Tür der Tempelhalle hatte einen vierfach gestuften Türrahmen. Vor dem Allerheiligsten war etwas, das aussah wie 22ein Altar aus Holz, drei Ellen hoch, zwei Ellen lang und zwei Ellen breit. Seine Ecken, sein Sockel und seine Wände waren aus Holz. Der Mann sagte zu mir: Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht. 23Die Tempelhalle und das Allerheiligste hatten je eine Doppeltür. 24Die Türen hatten zwei Türflügel, zwei drehbare Türflügel, zwei die eine Tür und zwei die andere Tür. 25An den Türen der Tempelhalle waren Kerubim und Palmen angebracht wie an den Wänden. Außen, an der Vorderseite der Vorhalle, war ein Vordach aus Holz. 26An den beiden Seitenwänden der Vorhalle und an den Nebenräumen des Tempels [und an den Vordächern] waren verschließbare Fenster und Palmen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 42

1 Dann führte er mich in den nördlichen Teil des Vorhofs hinaus und brachte mich zu einem Bau mit Einzelräumen, der gegenüber dem eingefriedeten Platz und im Norden des (großen) Gebäudes lag. 2An seiner Längsseite gegenüber dem Nordeingang (des großen Gebäudes) maß dieser Bau hundert Ellen; seine Breite betrug fünfzig Ellen. 3Der Bau lag gegenüber dem freien Platz von zwanzig Ellen, der zum Innenhof gehörte, und gegenüber dem Steinpflaster, das zum Vorhof gehörte. Er war terrassenartig angelegt, mit drei Stockwerken. 4Vor den Räumen lief ein Gang entlang, zehn Ellen breit und hundert Ellen lang. Die Eingänge der Räume lagen im Norden. 5Die oberen Räume des Baus waren kürzer als die mittleren und die unteren; denn die Terrassen nahmen ihnen Platz weg. 6Das Ganze war dreistöckig; die Stockwerke hatten aber keine Säulen wie der Vorhof; deswegen wurden sie von unten nach oben, vom unteren über das mittlere (bis zum oberen) immer kürzer. 7Außen zog sich an den Räumen zum Vorhof hin eine Mauer entlang. An der Vorderseite der Räume war sie fünfzig Ellen lang; 8da die Räume, die zum Vorhof gehörten, ebenfalls fünfzig Ellen lang waren, war die ganze Mauer hundert Ellen lang. 9Der Zugang zu den unteren Räumen (des Terrassenbaus) lag im Osten, dort, wo man vom Vorhof herkam, 10an der Breitseite der Mauer zum Vorhof. Im Süden des eingefriedeten Platzes und des (großen) Gebäudes war ebenfalls ein Bau mit Einzelräumen 11und auch an ihrer Vorderseite lief ein Weg entlang. Sie hatten dasselbe Aussehen, die gleiche Länge und Breite, die gleichen Eingänge, dieselbe Anordnung und ebenso viele Türen wie die Räume im Norden. 12Der Zugang zu den Türen der Räume im Süden lag am Anfang des nach Osten führenden Weges, der am Kopfende der Schutzmauer begann. 13Der Mann sagte zu mir: Die Räume im Norden und die Räume im Süden, die vor dem umfriedeten Platz liegen, sind heilige Räume. Dort sollen die Priester, die vor den Herrn hintreten dürfen, die hochheiligen Gaben verzehren und dort sollen sie die hochheiligen Gaben, die Speise-, Sünd- und Schuldopfer niederlegen; denn der Ort ist heilig. 14Wenn die Priester in das Heiligtum gegangen sind, sollen sie von dort nicht zum Vorhof hinausgehen, sondern ihre Gewänder, in denen sie Dienst getan haben, in diesen Räumen ablegen; denn die Gewänder sind heilig. Sie sollen andere Kleider anziehen und erst dann auf den Platz hinaustreten, der für das Volk vorgesehen ist. 15Als er den inneren Tempelbezirk vermessen hatte, führte er mich zum Osttor hinaus und vermaß den ganzen Tempelbezirk ringsum. 16Er maß mit seiner Messlatte die Ostseite - fünfhundert Ellen [mit der Messlatte]. Dann wandte er sich (der Nordseite zu) 17und maß mit der Messlatte die Nordseite - fünfhundert Ellen. Dann wandte er sich 18der Südseite zu und maß mit der Messlatte wieder fünfhundert Ellen. 19Dann wandte er sich der Westseite zu und maß mit der Messlatte wieder fünfhundert Ellen. 20Nach allen vier Windrichtungen vermaß er den Tempelbezirk: Der Tempelbezirk hatte ringsum eine Mauer, fünfhundert Ellen in der Länge und fünfhundert Ellen in der Breite; sie sollte das Heilige vom Unheiligen trennen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 43

1 Dann führte er mich zu einem der Tore, dem Tor, das im Osten lag. 2Da sah ich, wie die Herrlichkeit des Gottes Israels aus dem Osten herankam. Ihr Rauschen war wie das Rauschen gewaltiger Wassermassen und die Erde leuchtete auf von seiner Herrlichkeit. 3Die Erscheinung, die ich sah, war wie die Erscheinung, die ich damals sah, als er kam, um die Stadt zu vernichten, und wie die Erscheinung, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte. Da fiel ich nieder auf mein Gesicht. 4Und die Herrlichkeit des Herrn zog in den Tempel ein durch das Tor, das im Osten lag. 5Der Geist hob mich empor und brachte mich in den Innenhof. Und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel. 6Dann hörte ich vom Tempel her, während der Mann neben mir stand, einen, der mit mir redete; 7er sagte zu mir: Menschensohn, das ist der Ort, wo mein Thron steht, und der Ort, wo meine Füße ruhen; hier will ich für immer mitten unter den Israeliten wohnen. Das Haus Israel aber und seine Könige sollen meinen heiligen Namen nie mehr beflecken mit ihrer Unzucht und mit den Leichen ihrer Könige [wenn sie tot sind]. 8Sie legten ihre Schwelle neben meine Schwelle und setzten ihre Türpfosten neben meine Türpfosten, sodass zwischen mir und ihnen nur eine Wand war. So befleckten sie meinen heiligen Namen durch die Gräueltaten, die sie begingen, und ich musste sie in meinem Zorn vernichten. 9Jetzt aber sollen sie ihre Unzucht und die Leichen ihrer Könige von mir fern halten, sodass ich für immer mitten unter ihnen wohnen kann. 10Du, Menschensohn, berichte dem Haus Israel über den Tempel, damit sie sich wegen ihrer bösen Taten schämen. Sie sollen den Entwurf des Tempels kennen lernen. 11Wenn sie sich all dessen schämen, was sie getan haben, dann mach ihnen den Plan des Tempels bekannt, seine Einrichtung, seine Ausgänge und Eingänge und seinen ganzen Plan, alle ihn betreffenden Gesetze [meine ganzen Pläne] und alle ihn betreffenden Anweisungen. Zeichne alles vor ihren Augen auf! Sie sollen darauf achten, dass sie seinen ganzen Plan ausführen und alle ihn betreffenden Gesetze befolgen. 12Das ist meine Anweisung für den Tempelbezirk. Das ganze Gebiet auf dem Gipfel des Berges ringsum ist hochheiliger Boden. [Siehe, das ist die Anweisung für den Tempelbezirk.] 13Das waren die Maße des Altars, gemessen in Ellen, die Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreit gerechnet: Der Graben (um den Altar) war eine Elle tief und eine Elle breit und die gemauerte Einfassung an seinem Rand war eine Spanne breit. Die Höhe des Altars maß: 14vom Boden des Grabens bis zur unteren Stufe zwei Ellen; die Stufe war eine Elle breit; auf diese niedrige Stufe folgte eine höhere Stufe von vier Ellen, die oben wieder eine Elle zurücksprang. 15Der (darauf folgende) Opferherd war vier Ellen hoch und an dem Opferherd ragten vier Hörner empor. 16Der Opferherd hatte eine Länge von zwölf Ellen und eine Breite von zwölf Ellen; er war quadratisch. 17Auch die (mittlere) Stufe war quadratisch, vierzehn Ellen lang und vierzehn Ellen breit. Rings um die untere Stufe lief eine gemauerte Einfassung von einer halben Elle (Höhe). Der Graben, der sie umgab, maß ringsum eine Elle. Im Osten führte eine Treppe zum Altar hinauf. 18Dann sagte er zu mir: Menschensohn, so spricht Gott, der Herr: Das sind die Gesetze für den Tag, an dem der Altar fertig gestellt wird, damit man Brandopfer auf ihm darbringen und Blut auf ihn sprengen kann: 19Du sollst den levitischen Priestern, den Nachkommen Zadoks, die vor mich hintreten dürfen, um mir zu dienen - Spruch Gottes, des Herrn -, einen jungen Stier zum Sündopfer geben. 20Dann sollst du etwas von seinem Blut nehmen und es auf die vier Hörner und auf die vier Ecken der (mittleren) Stufe sowie ringsum auf die gemauerte Einfassung tun. So sollst du den Altar entsündigen und entsühnen. 21Dann sollst du den Stier des Sündopfers nehmen und man soll ihn auf dem dafür vorgesehenen Platz beim Tempel außerhalb des Heiligtums verbrennen. 22Am zweiten Tag sollst du einen Ziegenbock, der ohne Fehler ist, als Sündopfer darbringen und man soll den Altar damit entsündigen, wie man ihn mit dem Stier entsündigt hat. 23Wenn du die Entsündigung vollzogen hast, sollst du einen jungen Stier, der ohne Fehler ist, sowie einen Widder aus der Herde, der ohne Fehler ist, darbringen. 24Du sollst beide vor den Herrn bringen und die Priester sollen sie mit Salz bestreuen und dem Herrn als Brandopfer darbringen. 25Sieben Tage lang sollst du täglich einen Bock als Sündopfer darbringen und man soll (täglich) einen jungen Stier und einen Widder aus der Herde - Tiere ohne Fehler - darbringen. 26Sieben Tage lang soll man den Altar entsühnen, rein machen und einweihen. 27Man soll diese Tage genau einhalten. Vom achten Tag an sollen dann die Priester auf dem Altar eure Brand- und Heilsopfer darbringen. Dann will ich euch gnädig sein - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 44

1 Dann führte er mich zum äußeren Osttor des Heiligtums zurück. Es war geschlossen. 2Da sagte der Herr zu mir: Dieses Tor soll geschlossen bleiben, es soll nie geöffnet werden, niemand darf hindurchgehen; denn der Herr, der Gott Israels, ist durch dieses Tor eingezogen; deshalb bleibt es geschlossen. 3Nur der Fürst darf, weil er der Fürst ist, sich dort niedersetzen, um vor den Augen des Herrn die Opfermahlzeit abzuhalten. Dabei soll er von der Vorhalle des Tores aus eintreten und auf dem gleichen Weg wieder hinausgehen. 4 Dann führte er mich zum Nordtor, zur Vorderseite des Tempels. Ich sah: Die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel des Herrn. Und ich fiel nieder auf mein Gesicht. 5Der Herr sagte zu mir: Menschensohn, gib Acht, öffne deine Augen und deine Ohren und hör auf alles, was ich zu dir sage, vernimm alle Gesetze und Anweisungen über den Tempel des Herrn! Achte an allen Eingängen des Heiligtums darauf, wer den Tempel betritt. 6Sag zu dem widerspenstigen Haus Israel: So spricht Gott, der Herr: Hört endlich auf mit all euren Gräueltaten, ihr vom Haus Israel! 7Fremde, die unbeschnitten sind am Herzen und unbeschnitten am Körper, sie habt ihr eintreten lassen, sie waren in meinem Heiligtum und haben meinen Tempel entweiht, wenn ihr mir meine Opferspeise, Fett und Blut, dargebracht habt. So habt ihr mit all euren Gräueltaten meinen Bund gebrochen. 8Ihr wolltet den Dienst in meinem Heiligtum nicht verrichten, sondern ihr habt sie an eurer Stelle den Dienst in meinem Heiligtum verrichten lassen. 9So spricht Gott, der Herr: Kein Fremder, der unbeschnitten ist am Herzen und unbeschnitten am Körper, darf mein Heiligtum betreten, keiner von all den Fremden, die bei den Israeliten leben, 10sondern nur die Leviten. Doch weil sie mich verlassen haben, als Israel in die Irre ging, und weil sie statt mir ihren Götzen gefolgt sind, müssen sie die Folgen ihrer Schuld tragen: 11Sie dürfen in meinem Heiligtum nur Wächter an den Tempeltoren und Tempeldiener sein; sie dürfen (die Tiere für) das Brandopfer und das Schlachtopfer des Volkes schlachten und sollen vor den Leuten bereitstehen, um ihnen zu dienen. 12Weil sie ihnen bei ihrem Götzendienst geholfen haben und für das Haus Israel der Anlass wurden, in Schuld zu fallen, darum habe ich meine Hand gegen sie erhoben - Spruch Gottes, des Herrn -; sie müssen die Folgen ihrer Schuld tragen. 13Sie dürfen nicht mehr vor mich hintreten, um mir als Priester zu dienen und alle meine heiligen Geräte und hochheiligen Opfer zu berühren. Sie müssen ihre Schande und die Folgen der Gräueltaten tragen, die sie begangen haben. 14Ich setze sie als Tempeldiener ein, damit sie alles erledigen, was im Tempel zu tun ist. 15Die levitischen Priester, die Nachkommen Zadoks, die mir in meinem Heiligtum treu gedient haben, als die Israeliten mich verließen und in die Irre gingen, sie sollen vor mich hintreten und mir dienen, sie sollen vor mir stehen, um mir Fett und Blut darzubringen - Spruch Gottes, des Herrn. 16Sie dürfen in mein Heiligtum kommen und an meinen Tisch herantreten, um mir zu dienen; sie sollen meinen Dienst verrichten. 17Wenn sie durch die Tore des Innenhofs hineingehen, sollen sie Leinengewänder tragen. Sie dürfen nichts Wollenes tragen, wenn sie in den Toren des Innenhofs und im Tempel Dienst tun. 18Sie sollen einen Kopfbund aus Leinen aufsetzen und leinene Hosen anziehen; sie sollen keine Kleider tragen, in denen man schwitzt. 19Wenn sie in den Vorhof zum Volk hinausgehen, sollen sie die Leinengewänder ausziehen, in denen sie Dienst getan haben; sie sollen sie in die heiligen Räume legen und andere Kleider anziehen, damit sie das Volk nicht durch ihre Leinengewänder heilig machen. 20Sie sollen weder ihren Kopf kahl scheren, noch ihre Haare lang herabhängen lassen, sondern sie sollen ihr Haar kurz schneiden. 21Ein Priester darf keinen Wein trinken, wenn er den Innenhof betreten muss. 22Die Priester dürfen keine Witwe und keine verstoßene Frau heiraten, sondern nur Jungfrauen aus der Nachkommenschaft des Hauses Israel. Eine Witwe aber, die mit einem Priester verheiratet war, dürfen sie zur Frau nehmen. 23Sie sollen mein Volk über den Unterschied zwischen heilig und nicht heilig belehren und ihnen den Unterschied zwischen unrein und rein deutlich machen. 24Bei einem Rechtsstreit sind sie die Richter; nach meinen Rechtsvorschriften sollen sie ihn entscheiden. An allen meinen Festen sollen sie auf meine Weisungen und meine Gesetze achten und sie sollen meine Sabbat-Tage heilig halten. 25Einem Toten sollen sie sich nicht nähern; denn sie werden dadurch unrein. Nur beim Tod von Vater und Mutter, Sohn und Tochter, Bruder und unverheirateter Schwester dürfen sie sich unrein machen; 26wenn der Priester dann wieder rein geworden ist, soll er noch sieben Tage warten. 27Wenn er danach wieder in den Innenhof des Heiligtums geht, um dort Dienst zu tun, dann soll er ein Sündopfer für sich darbringen - Spruch Gottes, des Herrn. 28Erbbesitz dürfen sie nicht haben; ich bin ihr Erbbesitz. Auch Eigentum sollt ihr ihnen in Israel nicht geben; ich bin ihr Eigentum. 29Sie dürfen das Speise-, Sünd- und Schuldopfer essen. Jede Gabe, die man in Israel Gott weiht, gehört ihnen. 30Das Beste von allen Erstlingsopfern, all eure Abgaben, die ihr entrichten müsst, gehören den Priestern; auch das Beste von dem, was ihr backt, sollt ihr dem Priester geben, damit ihr Segen über eure Häuser bringt. 31Verendete und (von Raubtieren) zerrissene Vögel und Tiere dürfen die Priester nicht essen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 45

1 Wenn ihr das Land durch das Los verteilt, sollt ihr ein Stück von fünfundzwanzigtausend Ellen Länge und zwanzigtausend Ellen Breite als eine Abgabe für den Herrn zurückbehalten. Es soll in seinem ganzen Umfang heilig sein. 2Davon gehört um den Tempel herum ein Quadrat von fünfhundert mal fünfhundert Ellen dem Heiligtum, dazu ringsum fünfzig Ellen unbestelltes Land. 3Von diesem abgemessenen Stück Land sollt ihr wiederum ein Stück von fünfundzwanzigtausend Ellen Länge und zehntausend Ellen Breite abmessen, auf dem das hochheilige Heiligtum stehen soll. 4Das ist das heilige Gebiet des Landes und es soll den Priestern gehören, die den Dienst im Heiligtum verrichten und sich beim Gottesdienst dem Herrn nähern dürfen. Es ist der Platz für ihre Häuser und die Weidefläche für ihre Herden. 5Das (übrige) Stück von fünfundzwanzigtausend Ellen Länge und zehntausend Ellen Breite soll den Leviten gehören, die den Tempeldienst verrichten. Es ist ihr Eigentum; dort können sie ihre Städte bauen und darin wohnen. 6Als Eigentum der Stadt sollt ihr ein (weiteres) Stück von fünftausend Ellen Breite und fünfundzwanzigtausend Ellen Länge abmessen, genauso lang wie die heilige Abgabe. Dieses Stück gehört dem ganzen Haus Israel. 7Dem Fürsten soll auf beiden Seiten der heiligen Abgabe und des Eigentums der Stadt, im Westen und Osten, ein Gebiet gehören, das an die heilige Abgabe und das Eigentum der Stadt angrenzt und in der Länge einem der Stammesanteile von der Westgrenze bis zur Ostgrenze 8des Landes entspricht. Es gehört dem Fürsten als Eigentum in Israel. Meine Fürsten werden mein Volk nicht mehr unterdrücken, sondern das Land dem Haus Israel und seinen Stämmen überlassen. 9 So spricht Gott, der Herr: Genug, ihr Fürsten Israels! Beseitigt Gewalt und Unterdrückung! Sorgt für Recht und Gerechtigkeit! Hört auf, mein Volk von seinem Grund und Boden zu vertreiben - Spruch Gottes, des Herrn. 10Verwendet richtige Waagen, richtiges Efa und richtiges Bat! 11Das Efa und das Bat sollen das gleiche Maß haben; das Bat soll der zehnte Teil eines Hómer sein und ebenso das Efa der zehnte Teil eines Hómer; nach dem Hómer sollen sich die anderen Maße richten. 12Ein Schekel soll bei euch zwanzig Gera entsprechen. Zehn Schekel sind ein Fünftel einer Mine, fünf Schekel ein Zehntel; fünfzig Schekel sind eine ganze Mine. 13Folgende Abgaben sollt ihr erheben: von jedem Hómer Weizen ein Sechstel Efa und ebenso von jedem Hómer Gerste ein Sechstel Efa; 14und für das Öl gilt: von jedem Kor ein Zehntel Bat; das Bat ist das Ölmaß; zehn Bat entsprechen einem Hómer und zehn Bat entsprechen auch einem Kor; 15ferner aus jeder Herde ein Schaf auf je zweihundert Tiere vom Viehbesitz Israels. (Diese Abgabe ist) für die Speise-, Brand- und Heilsopfer (bestimmt), die euch entsühnen sollen - Spruch Gottes, des Herrn. 16Das ganze Volk im Land hat diese Abgaben an den Fürsten von Israel zu entrichten. 17Der Fürst aber hat an allen Feiertagen des Hauses Israel, an den Festen und an den Neumond- und Sabbat-Tagen für Brandopfer, Speiseopfer und Trankopfer zu sorgen. Er veranstaltet die Sünd-, Speise-, Brand- und Heilsopfer, die das Haus Israel entsühnen sollen. 18 So spricht Gott, der Herr: Am ersten Tag des ersten Monats sollst du einen jungen Stier nehmen, der ohne Fehler ist, und das Heiligtum entsündigen. 19Der Priester nimmt etwas Blut von dem Sündopfer und bestreicht damit die Türpfosten des Tempels und die vier Ecken der (mittleren) Stufe des Altars und die Türpfosten des Tors zum Innenhof. 20Dasselbe sollst du am siebten Tag des Monats tun für die, die sich aus Versehen oder aus Unwissenheit verfehlt haben. So sollt ihr den Tempel entsühnen. 21Am vierzehnten Tag des ersten Monats sollt ihr das Pascha feiern, ein Fest von sieben Tagen. Da soll man ungesäuerte Brote essen. 22Der Fürst soll an diesem Tag für sich und für das ganze Volk im Land einen Stier zum Sündopfer bereitstellen. 23An den sieben Festtagen soll er als Brandopfer für den Herrn sieben Stiere und sieben Widder, die ohne Fehler sind, bereitstellen, und zwar an jedem der sieben Tage, dazu täglich einen Ziegenbock als Sündopfer. 24Für das Speiseopfer soll er ein Efa Mehl je Stier und ein Efa Mehl je Widder bereitstellen, dazu je Efa Mehl ein Hin Öl. 25Genau dasselbe soll er sieben Tage lang mit dem Sünd-, Brand- und Speiseopfer und mit dem Öl an dem Fest machen, das am fünfzehnten Tag des siebten Monats beginnt.

Das Buch Ezechiel Kapitel 46

1 So spricht Gott, der Herr: Das Osttor des Innenhofs soll an den sechs Werktagen geschlossen bleiben, nur am Sabbat und am Neumondtag soll es geöffnet werden. 2Der Fürst soll von außen her durch die Vorhalle den Torbau betreten und sich an den Torpfosten stellen. Dann sollen die Priester sein Brand- und Heilsopfer darbringen, er aber soll sich an der Schwelle des Tors niederwerfen und wieder hinausgehen. Das Tor soll erst am Abend geschlossen werden. 3Die Bürger des Landes sollen sich an den Sabbat- und Neumond-Tagen am Eingang dieses Tors ebenfalls vor dem Herrn niederwerfen. 4Das Brandopfer, das der Fürst dem Herrn darbringen lässt, soll am Sabbat-Tag aus sechs Lämmern und einem Widder bestehen, die ohne Fehler sind. 5Zu dem Widder gehört ein Speiseopfer von einem Efa Mehl, zu den Lämmern ein Speiseopfer, dessen Menge er selbst bestimmen kann, dazu ein Hin Öl je Efa Mehl. 6Am Neumond-Tag sollen es ein junger Stier, sechs Lämmer und ein Widder sein, die alle ohne Fehler sind. 7Zu dem Stier und zu dem Widder soll er je ein Efa Mehl als Speiseopfer besorgen, außerdem zu den Lämmern so viel, wie er gerade zur Verfügung hat, und dazu je Efa Mehl ein Hin Öl. 8Wenn der Fürst den Torbau betritt, soll er ihn durch die Vorhalle betreten und auf dem gleichen Weg muss er wieder hinausgehen. 9Wenn aber das Volk an den Festen vor den Herrn tritt, dann soll der, der durch das Nordtor gekommen ist, um (den Herrn) anzubeten, durch das Südtor hinausgehen, und wer durch das Südtor gekommen ist, soll durch das Nordtor hinausgehen. Niemand soll durch das Tor wieder hinausgehen, durch das er gekommen ist, sondern jeder soll durch das gegenüberliegende Tor hinausgehen. 10Der Fürst soll mitten unter ihnen sein; wenn sie hineingehen, soll auch er hineingehen, und wenn sie hinausgehen, soll auch er hinausgehen. 11An den Fest- und Feiertagen gehört zu dem Stier und zu dem Widder ein Speiseopfer von je einem Efa Mehl und zu den Lämmern ein Speiseopfer, dessen Menge er selbst bestimmen kann, dazu ein Hin Öl je Efa Mehl. 12Wenn der Fürst dem Herrn von sich aus ein Brandopfer oder ein Heilsopfer darbringen lassen will, soll man für ihn das Osttor öffnen. Dann soll er sein Brand- und Heilsopfer genauso darbringen lassen wie am Sabbat. Daraufhin soll er hinausgehen, und wenn er hinausgegangen ist, soll man das Tor schließen. 13Täglich sollst du dem Herrn ein einjähriges Lamm, das ohne Fehler ist, als Brandopfer darbringen, und zwar jeden Morgen. 14Dazu sollst du als Speiseopfer jeden Morgen ein Sechstel Efa Mehl und ein Drittel Hin Öl herrichten, mit dem das Mehl besprengt wird. Das soll das Speiseopfer für den Herrn sein. Diese Vorschrift über das tägliche Opfer soll für immer gelten. 15Bringt also jeden Morgen das Lamm, das Speiseopfer und das Öl als das tägliche Brandopfer dar! 16So spricht Gott, der Herr: Wenn der Fürst einem seiner Söhne etwas von seinem Erbbesitz schenkt, gehört es seinen Söhnen; es ist ihr Eigentum und sie können es weitervererben. 17Wenn er aber etwas von seinem Erbbesitz einem seiner Diener schenkt, gehört es diesem nur bis zum nächsten Erlassjahr; dann fällt es an den Fürsten zurück. Nur seine Söhne dürfen behalten, was er ihnen von seinem Erbbesitz geschenkt hat. 18Vom Erbbesitz des Volkes darf der Fürst nichts nehmen; er darf sie nicht mit Gewalt von ihrem Eigentum verdrängen. Wenn er seinen Söhnen etwas vererben will, muss er es von seinem Eigentum nehmen, damit die Angehörigen meines Volkes nicht von ihrem Eigentum vertrieben werden. 19Dann brachte er mich durch den Eingang auf der Torseite zu den heiligen Priesterräumen im Norden (des Tempels), und zwar zu einer Stelle am äußersten Ende (der Räume) im Westen. 20Dort sagte er zu mir: Das ist die Stelle, wo die Priester das Schuld- und das Sündopfer kochen und das Speiseopfer backen, damit sie es nicht in den Vorhof hinausbringen müssen und dadurch das Volk heiligen. 21Dann führte er mich in den Vorhof hinaus und brachte mich zu den vier Ecken des Vorhofs. Und an jeder Ecke des Vorhofs war noch ein Hof. 22An allen vier Ecken des Vorhofs waren kleine Höfe, vierzig Ellen lang und dreißig Ellen breit. Alle vier Höfe an den Ecken hatten das gleiche Maß. 23Und ringsum lief in den vier Höfen eine Steinmauer und unten an den Steinmauern waren ringsum Kochstellen angelegt. 24Da sagte er zu mir: Das sind die Küchen, wo die Tempeldiener das Schlachtopfer des Volkes kochen.

Das Buch Ezechiel Kapitel 47

1 Dann führte er mich zum Eingang des Tempels zurück und ich sah, wie unter der Tempelschwelle Wasser hervorströmte und nach Osten floss; denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar. 2Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Und ich sah das Wasser an der Südseite hervorrieseln. 3Der Mann ging nach Osten hinaus, mit der Messschnur in der Hand, maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis an die Knöchel. 4Dann maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis zu den Knien. Darauf maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich hindurchgehen; das Wasser ging mir bis an die Hüften. 5Und er maß noch einmal tausend Ellen ab. Da war es ein Fluss, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war tief, ein Wasser, durch das man schwimmen musste, ein Fluss, den man nicht mehr durchschreiten konnte. 6Dann fragte er mich: Hast du es gesehen, Menschensohn? Darauf führte er mich zurück, am Ufer des Flusses entlang. 7Als ich zurückging, sah ich an beiden Ufern des Flusses sehr viele Bäume. 8Er sagte zu mir: Dieses Wasser fließt in den östlichen Bezirk, es strömt in die Araba hinab und läuft in das Meer, in das Meer mit dem salzigen Wasser. So wird das salzige Wasser gesund. 9Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden (die Fluten) gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben. 10Von En-Gedi bis En-Eglajim werden Fischer am Ufer des Meeres stehen und ihre Netze zum Trocknen ausbreiten. Alle Arten von Fischen wird es geben, so zahlreich wie die Fische im großen Meer. 11Die Lachen und Tümpel aber sollen nicht gesund werden; sie sind für die Salzgewinnung bestimmt. 12An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen. Ihr Laub wird nicht welken und sie werden nie ohne Frucht sein. Jeden Monat tragen sie frische Früchte; denn das Wasser des Flusses kommt aus dem Heiligtum. Die Früchte werden als Speise und die Blätter als Heilmittel dienen. 13 So spricht Gott, der Herr: Das ist die Grenze, innerhalb derer ihr das Land als Erbbesitz an die zwölf Stämme Israels verteilen sollt. Josef erhält das Doppelte. 14Jeder einzelne soll darin seinen Erbbesitz erhalten; denn ich habe meine Hand (zum Schwur) erhoben, es euren Vätern zu geben. Darum soll euch dieses Land als Erbbesitz zufallen. 15Das ist die Grenze des Landes im Norden: vom großen Meer in Richtung Hetlon bis Lebo-Hamat, Zedad, 16Berota, Sibrajim, das zwischen dem Gebiet von Damaskus und dem Gebiet von Hamat liegt, und bis Hazar-Enan am Rand des Haurangebirges. 17Die Grenze läuft also vom Meer nach Hazar-Enan, wobei das Gebiet von Damaskus und Zafon und ebenso das Gebiet von Hamat im Norden liegt. Das ist die Nordgrenze. 18Im Osten bildet der Jordan die Grenze zwischen Gilead und dem Land Israel (von Hazar-Enan), das zwischen dem Haurangebirge und Damaskus liegt, bis hinab zum östlichen Meer und Tamar: Das ist die Ostgrenze. 19Die Südgrenze im Negeb: von Tamar bis zu den Quellen von Meribat-Kadesch und dem Bach, der ins große Meer fließt. Das ist die Südgrenze im Negeb. 20Im Westen bildet das große Meer die Grenze bis zur Höhe von Lebo-Hamat. Das ist die Westgrenze. 21Dieses Land sollt ihr unter die Stämme Israels aufteilen. 22Ihr sollt es als Erbbesitz unter euch und unter die Fremden verlosen, die bei euch leben und die bei euch Söhne und Töchter gezeugt haben. Sie sollen für euch wie einheimische Israeliten sein und sollen sich mit euch zusammen ihren Erbbesitz mitten unter den Stämmen Israels erlosen. 23In dem Stamm, bei dem der Fremde lebt, sollt ihr ihm seinen Erbbesitz zuteilen - Spruch Gottes, des Herrn.

Das Buch Ezechiel Kapitel 48

1 Das sind die Namen der Stämme: Im Norden, entlang dem Weg von Hetlon nach Lebo-Hamat und nach Hazar-Enan - das Gebiet von Damaskus liegt dabei nördlich, seitlich von Hamat - gehört von Osten nach Westen Dan ein Anteil. 2Neben dem Gebiet Dans von Osten nach Westen Ascher - ein Anteil; 3neben dem Gebiet Aschers von Osten nach Westen Naftali - ein Anteil; 4neben dem Gebiet Naftalis von Osten nach Westen Manasse - ein Anteil; 5neben dem Gebiet Manasses von Osten nach Westen Efraim - ein Anteil; 6neben dem Gebiet Efraims von Osten nach Westen Ruben - ein Anteil; 7neben dem Gebiet Rubens von Osten nach Westen Juda - ein Anteil. 8Neben dem Gebiet Judas liegt von Osten nach Westen das Land, das ihr (dem Herrn) als Abgabe entrichten sollt, 25000 Ellen breit und genauso lang wie jeder andere Anteil von Osten nach Westen. In der Mitte dieses Stückes liegt das Heiligtum. 9Das Land, das ihr dem Herrn als Abgabe entrichtet, hat eine Länge von 25000 Ellen und eine Breite von 20000 Ellen. 10Die heilige Abgabe soll wie folgt eingeteilt werden: Den Priestern soll ein Stück gehören, das im Norden 25000 Ellen lang ist, im Westen und im Osten 10000 Ellen breit und im Süden auch 25000 Ellen lang. Das Heiligtum des Herrn soll in der Mitte liegen. 11Den geweihten Priestern aus den Nachkommen Zadoks, die ihren Dienst verrichtet und mich nicht verlassen haben, als die Israeliten ebenso in die Irre gingen wie die Leviten, 12ihnen soll als Abgabe ein Stück von dem Land gehören, das ihr (dem Herrn) als Abgabe entrichtet habt; dieses Stück ist hochheilig und liegt neben dem Gebiet der Leviten. 13Den Leviten soll wie den Priestern ein Gebiet von 25000 Ellen Länge und 10000 Ellen Breite gehören. Das Ganze hat also eine Länge von 25000 Ellen und eine Breite von 20000 Ellen. 14Man darf nichts davon verkaufen oder zum Tausch anbieten, noch darf man dieses beste Stück des Landes auf andere übertragen; denn es ist dem Herrn heilig. 15Die 5000 Ellen, die längs der 25000 Ellen in der Breite noch übrig bleiben, sind nicht heilig, sondern gehören der Stadt als Wohngebiet und Weidefläche. Die Stadt soll mitten darin liegen. 16Ihre Maße sollen im Norden 4500 Ellen und im Süden 4500 Ellen betragen, ebenso 4500 Ellen im Osten und 4500 Ellen im Westen. 17Die Weidefläche der Stadt erstreckt sich 250 Ellen nach Norden, 250 Ellen nach Süden, 250 Ellen nach Osten und 250 Ellen nach Westen. 18Was dann der Länge nach noch übrig ist längs der heiligen Abgabe 10000 Ellen nach Osten und 10000 Ellen nach Westen [es liegt längs der heiligen Abgabe] -, von dessen Erträgen sollen sich die Arbeiter der Stadt ernähren. 19Die Arbeiter der Stadt, die dieses Stück bebauen, sollen aus allen Stämmen Israels sein. 20Die ganze Abgabe soll 25000 mal 25000 Ellen betragen. Dieses ganze Quadrat einschließlich des Eigentums der Stadt sollt ihr als heilige Abgabe entrichten. 21Was zu beiden Seiten der heiligen Abgabe und des Besitzes der Stadt übrig bleibt, von den 25000 Ellen der (Ostseite der ganzen) Abgabe bis zur Ostgrenze (des Landes) und von den 25000 Ellen der Westseite (der Abgabe) bis zur Westgrenze (des Landes), diese (beiden) Stücke entlang den Stammesanteilen sollen dem Fürsten gehören. Die heilige Abgabe und das Tempelheiligtum liegen mitten darin. 22Der Besitz der Leviten und der Besitz der Stadt soll mitten in dem Gebiet liegen, das dem Fürsten gehört, und das Gebiet des Fürsten liegt zwischen dem Gebiet Judas und dem Gebiet Benjamins. 23Nun folgen die übrigen Stämme: Von Osten nach Westen Benjamin - ein Anteil; 24neben dem Gebiet Benjamins von Osten nach Westen Simeon - ein Anteil; 25neben dem Gebiet Simeons von Osten nach Westen Issachar - ein Anteil; 26neben dem Gebiet Issachars von Osten nach Westen Sebulon - ein Anteil; 27neben dem Gebiet Sebulons von Osten nach Westen Gad - ein Anteil. 28Neben dem Gebiet Gads verläuft im Negeb die Südgrenze; sie führt von Tamar zu den Quellen von Meribat-Kadesch und zu dem Bach, der ins große Meer fließt. 29Das ist das Land, das ihr als Erbbesitz an die Stämme Israels verlosen sollt, und das sind ihre Anteile - Spruch Gottes, des Herrn. Das sind die Ausgänge der Stadt. Die Stadttore sind nach den Stämmen Israels benannt: auf der Nordseite, die 4500 Ellen misst, drei Tore: ein Tor ist nach Ruben benannt, ein Tor nach Juda und ein Tor nach Levi; 32auf der Ostseite, die 4500 Ellen misst, drei Tore: ein Tor nach Josef, ein Tor nach Benjamin und ein Tor nach Dan; 33auf der Südseite, die 4500 Ellen misst, drei Tore: ein Tor nach Simeon, ein Tor nach Issachar und ein Tor nach Sebulon; 34auf der Westseite, die 4500 Ellen misst, drei Tore: ein Tor nach Gad, ein Tor nach Ascher und ein Tor nach Naftali. 35Der Umfang der Stadt beträgt 18000 Ellen. Und der Name der Stadt soll von heute an sein: Hier ist der Herr.

Das Buch Daniel

Das Buch Daniel Kapitel 1

1 Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Jojakim von Juda zog Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen Jerusalem und belagerte es.2 Und der Herr gab König Jojakim von Juda sowie einen Teil der Geräte aus dem Haus Gottes in Nebukadnezzars Gewalt. Er verschleppte sie in das Land Schinar, in den Tempel seines Gottes, die Geräte aber brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.3 Dann befahl der König seinem Oberkämmerer Aschpenas, einige junge Israeliten an den Hof zu bringen, Söhne von königlicher Abkunft oder wenigstens aus vornehmer Familie;4 sie sollten frei von jedem Fehler sein, schön an Gestalt, in aller Weisheit unterrichtet und reich an Kenntnissen; sie sollten einsichtig und verständig sein und geeignet, im Palast des Königs Dienst zu tun; Aschpenas sollte sie auch in Schrift und Sprache der Chaldäer unterrichten.5 Als tägliche Kost wies ihnen der König Speisen und Wein von der königlichen Tafel zu. Sie sollten drei Jahre lang ausgebildet werden und dann in den Dienst des Königs treten.6 Unter diesen jungen Männern waren aus dem Stamm Juda Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja.7 Der Oberkämmerer gab ihnen andere Namen: Daniel nannte er Beltschazzar, Hananja Schadrach, Mischaël Meschach und Asarja Abed-Nego.8 Daniel war entschlossen, sich nicht mit den Speisen und dem Wein der königlichen Tafel unrein zu machen, und er bat den Oberkämmerer darum, sich nicht unrein machen zu müssen.9 Gott ließ ihn beim Oberkämmerer Wohlwollen und Nachsicht finden.10 Der Oberkämmerer sagte aber zu Daniel: Ich fürchte mich vor meinem Herrn, dem König, der euch die Speisen und Getränke zugewiesen hat; er könnte finden, daß ihr schlechter ausseht als die anderen jungen Leute eures Alters; dann wäre durch eure Schuld mein Kopf beim König verwirkt.11 Da sagte Daniel zu dem Mann, den der Oberkämmerer als Aufseher für ihn selbst sowie für Hananja, Mischaël und Asarja eingesetzt hatte:12 Versuch es doch einmal zehn Tage lang mit deinen Knechten! Laß uns nur pflanzliche Nahrung zu essen und Wasser zu trinken geben!13 Dann vergleiche unser Aussehen mit dem der jungen Leute, die von den Speisen des Königs essen. Je nachdem, was du dann siehst, verfahr weiter mit deinen Knechten!14 Der Aufseher nahm ihren Vorschlag an und machte mit ihnen eine zehntägige Probe.15 Am Ende der zehn Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als all die jungen Leute, die von den Speisen des Königs aßen.16 Da ließ der Aufseher ihre Speisen und auch den Wein, den sie trinken sollten, beiseite und gab ihnen Pflanzenkost.17 Und Gott verlieh diesen vier jungen Leuten Wissen und Verständnis in jeder Art Schrifttum und Weisheit; Daniel verstand sich auch auf Visionen und Träume aller Art.18 Als ihre Zeit zu Ende war und man sie vor den König bringen mußte, wie er es bestimmt hatte, stellte sie der Oberkämmerer dem Nebukadnezzar vor.19 Der König unterhielt sich mit ihnen und fand Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja allen anderen überlegen. Sie traten also in den Dienst des Königs.20 Sooft der König in Fragen, die Weisheit und Einsicht erfordern, ihren Rat einholte, fand er sie allen Zeichendeutern und Wahrsagern in seinem ganzen Reich zehnmal überlegen.21 Daniel blieb im königlichen Dienst bis ins erste Jahr des Königs Kyrus.

Das Buch Daniel Kapitel 2

1 Im zweiten Jahr der Herrschaft Nebukadnezzars hatte dieser einen Traum. Sein Geist wurde davon so beunruhigt, daß er nicht mehr schlafen konnte.2 Da ließ der König die Zeichendeuter und Wahrsager, die Beschwörer und Chaldäer zusammenrufen; sie sollten ihm Aufschluß geben über seinen Traum. Sie kamen und traten vor den König.3 Der König sagte zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt; mein Geist ist voll Unruhe, und ich möchte den Traum verstehen.4 Die Chaldäer sagten zu ihm : O König, mögest du ewig leben. Erzähl deinen Knechten den Traum, dann geben wir dir die Deutung.5 Der König antwortete den Chaldäern: Das ist mein unwiderruflicher Entschluß: Wenn ihr mir nicht den Traum und seine Deutung sagen könnt, dann werdet ihr in Stücke gerissen und eure Häuser werden in Schutthaufen verwandelt.6 Sagt ihr mir aber den Traum und seine Deutung, dann empfangt ihr von mir Geschenke, Gaben und hohe Ehrungen. Gebt mir also den Traum und seine Deutung an!7 Sie antworteten zum zweitenmal: Der König erzähle seinen Knechten den Traum, dann geben wir ihm die Deutung.8 Da erwiderte der König: Nun bin ich sicher, daß ihr nur Zeit gewinnen wollt; denn ihr seht, daß mein Entschluß unwiderruflich ist.9 Wenn ihr mir den Traum nicht sagen könnt, gibt es nur ein Urteil über euch, nämlich: Ihr habt euch verabredet, mir einen erlogenen und verkehrten Spruch vorzutragen, in der Hoffnung, daß sich die Lage ändert. Erzählt mir also den Traum; daran werde ich erkennen, daß ihr ihn auch deuten könnt.10 Die Chaldäer hielten dem König entgegen: Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der sagen könnte, was der König verlangt. Auch hat noch nie ein König, mag er noch so groß und mächtig gewesen sein, ein solches Ansinnen an irgendeinen Zeichendeuter, Wahrsager oder Chaldäer gestellt.11 Was der König verlangt, ist zu schwierig. Es gibt auch sonst niemand, der es dem König sagen könnte, außer den Göttern; doch diese wohnen nicht bei den Sterblichen.12 Darüber wurde der König so wütend und zornig, daß er befahl, alle Weisen in Babel umzubringen.13 Als der Befehl erging, die Weisen zu töten, waren auch Daniel und seine Freunde in Gefahr, getötet zu werden.14 Aber Daniel, klug und rechtskundig, wandte sich an Arjoch, den Obersten der königlichen Leibwache, der schon unterwegs war, um die Weisen Babels zu töten.15 Daniel fragte den Bevollmächtigten des Königs, warum der König einen so harten Befehl gegeben habe. Da erklärte ihm Arjoch die Sache.16 Daniel ging darauf zum König und bat ihn, er möge ihm eine Frist bewilligen, damit er ihm die Deutung des Traumes geben könne.17 Dann eilte Daniel nach Hause, teilte seinen Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja alles mit18 und sagte, sie sollten wegen dieses Geheimnisses den Gott des Himmels um Erbarmen bitten, damit nicht Daniel und seine Gefährten samt den anderen Weisen Babels umkämen.19 Darauf wurde ihm das Geheimnis in einer nächtlichen Vision enthüllt, und Daniel pries den Gott des Himmels dafür.20 Er betete: Der Name Gottes sei gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn er hat die Weisheit und die Macht.21 Er bestimmt den Wechsel der Zeiten und Fristen; er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen die Weisheit und den Einsichtigen die Erkenntnis.22 Er enthüllt tief verborgene Dinge; er weiß, was im Dunkeln ist, und bei ihm wohnt das Licht.23 Dich, Gott meiner Väter, preise und rühme ich; denn du hast mir Weisheit und Macht verliehen, und jetzt hast du mich wissen lassen, was wir von dir erfleht haben: Du hast uns die Sache des Königs wissen lassen.24 Darauf ging Daniel zu Arjoch, dem der König aufgetragen hatte, die Weisen Babels umzubringen; er trat ein und sagte zu ihm: Bring die Weisen Babels nicht um! Führe mich vor den König! Ich werde dem König die Deutung seines Traumes geben.25 In aller Eile brachte Arjoch Daniel vor den König und meldete ihm: Ich habe unter den verschleppten Juden einen Mann gefunden, der dem König die Deutung des Traums geben will.26 Darauf sagte der König zu Daniel, den man auch Beltschazzar nannte: Bist du wirklich imstande, mir das Traumgesicht, das ich hatte, und seine Deutung zu sagen?27 Daniel antwortete dem König: Weise und Wahrsager, Zeichendeuter und Astrologen vermögen dem König das Geheimnis, nach dem er fragt, nicht zu enthüllen.28 Aber es gibt im Himmel einen Gott, der Geheimnisse offenbart; er ließ den König Nebukadnezzar wissen, was am Ende der Tage geschehen wird. Der Traum, den dein Geist auf deinem Lager hatte, war so:29 Auf deinem Lager kamen dir, König, Gedanken darüber, was dereinst geschehen werde; da ließ er, der die Geheimnisse enthüllt, dich wissen, was geschehen wird.30 Dieses Geheimnis wurde mir enthüllt, nicht durch eine Weisheit, die ich vor allen anderen Lebenden voraus hätte, sondern nur, damit du, König, die Deutung erfährst und die Gedanken deines Herzens verstehst.31 Du, König, hattest eine Vision: Du sahst ein gewaltiges Standbild. Es war groß und von außergewöhnlichem Glanz; es stand vor dir und war furchtbar anzusehen.32 An diesem Standbild war das Haupt aus reinem Gold; Brust und Arme waren aus Silber, der Körper und die Hüften aus Bronze.33 Die Beine waren aus Eisen, die Füße aber zum Teil aus Eisen, zum Teil aus Ton.34 Du sahst, wie ohne Zutun von Menschenhand sich ein Stein von einem Berg löste, gegen die eisernen und tönernen Füße des Standbildes schlug und sie zermalmte.35 Da wurden Eisen und Ton, Bronze, Silber und Gold mit einemmal zu Staub. Sie wurden wie Spreu auf dem Dreschplatz im Sommer. Der Wind trug sie fort, und keine Spur war mehr von ihnen zu finden. Der Stein aber, der das Standbild getroffen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.36 Das war der Traum. Nun wollen wir dem König sagen, was er bedeutet.37 Du, König, bist der König der Könige; dir hat der Gott des Himmels Herrschaft und Macht, Stärke und Ruhm verliehen.38 Und in der ganzen bewohnten Welt hat er die Menschen, die Tiere auf dem Feld und die Vögel am Himmel in deine Hand gegeben; dich hat er zum Herrscher über sie alle gemacht: Du bist das goldene Haupt.39 Nach dir kommt ein anderes Reich, geringer als deines; dann ein drittes Reich, von Bronze, das die ganze Erde beherrschen wird.40 Ein viertes endlich wird hart wie Eisen sein; Eisen zerschlägt und zermalmt ja alles; und wie Eisen alles zerschmettert, so wird dieses Reich alle anderen zerschlagen und zerschmettern.41 Die Füße und Zehen waren, wie du gesehen hast, teils aus Töpferton, teils aus Eisen; das bedeutet: Das Reich wird geteilt sein; es wird aber etwas von der Härte des Eisens haben, darum hast du das Eisen mit Ton vermischt gesehen.42 Daß aber die Zehen teils aus Eisen, teils aus Ton waren, bedeutet: Zum Teil wird das Reich hart sein, zum Teil brüchig.43 Wenn du das Eisen mit Ton vermischt gesehen hast, so heißt das: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander verbinden; doch das eine wird nicht am anderen haften, wie sich Eisen nicht mit Ton verbindet.44 Zur Zeit jener Könige wird aber der Gott des Himmels ein Reich errichten, das in Ewigkeit nicht untergeht; dieses Reich wird er keinem anderen Volk überlassen. Es wird alle jene Reiche zermalmen und endgültig vernichten; es selbst aber wird in alle Ewigkeit bestehen.45 Du hast ja gesehen, daß ohne Zutun von Menschenhand ein Stein vom Berg losbrach und Eisen, Bronze und Ton, Silber und Gold zermalmte. Der große Gott hat den König wissen lassen, was dereinst geschehen wird. Der Traum ist sicher und die Deutung zuverlässig.46 Da warf sich König Nebukadnezzar auf sein Gesicht nieder, huldigte Daniel und befahl, man sollte ihm Opfer und Weihrauch darbringen.47 Und der König sagte zu Daniel: Es ist wahr: Euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Könige, und er kann Geheimnisse offenbaren; nur deshalb konntest du dieses Geheimnis enthüllen.48 Dann verlieh der König dem Daniel einen hohen Rang und gab ihm viele, reiche Geschenke; er machte ihn zum Gebieter über die ganze Provinz Babel und zum obersten Präfekten aller Weisen von Babel.49 Auf Daniels Bitte betraute der König Schadrach, Meschach und Abed-Nego mit der Verwaltung der Provinz Babel; Daniel selbst aber blieb am königlichen Hof.

Das Buch Daniel Kapitel 3

1 König Nebukadnezzar ließ ein goldenes Standbild machen, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit, und ließ es in der Ebene von Dura in der Provinz Babel aufstellen.2 Dann berief König Nebukadnezzar die Satrapen, Präfekten und Statthalter ein, die Räte, Schatzmeister, Richter und Polizeiobersten und alle anderen hohen Beamten der Provinzen; sie sollten zur Einweihung des Standbildes kommen, das König Nebukadnezzar errichtet hatte.3 Da versammelten sich die Satrapen, Präfekten und Statthalter, die Räte, Schatzmeister, Richter und Polizeiobersten und alle anderen hohen Beamten der Provinzen zur Einweihung des Standbildes, das König Nebukadnezzar errichtet hatte. Sie stellten sich vor dem Standbild auf, das König Nebukadnezzar errichtet hatte.4 Nun verkündete der Herold mit mächtiger Stimme: Ihr Männer aus allen Völkern, Nationen und Sprachen, hört den Befehl!5 Sobald ihr den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern, der Harfen, Lauten und Sackpfeifen und aller anderen Instrumente hört, sollt ihr niederfallen und das goldene Standbild anbeten, das König Nebukadnezzar errichtet hat.6 Wer aber nicht niederfällt und es anbetet, wird noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen.7 Sobald daher alle Völker den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern, der Harfen, Lauten und Sackpfeifen und der anderen Instrumente hörten, fielen die Männer aus allen Völkern, Nationen und Sprachen sogleich nieder und beteten das goldene Standbild an, das König Nebukadnezzar errichtet hatte.8 Sogleich traten einige Chaldäer auf und verklagten die Juden.9 Sie sagten zum König Nebukadnezzar: O König, mögest du ewig leben.10 Du, König, hast doch selbst den Befehl erlassen: Jeder soll niederfallen und das goldene Standbild anbeten, wenn er den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern, der Harfen, Lauten und Sackpfeifen und aller anderen Instrumente hört.11 Wer aber nicht niederfällt und es anbetet, wird in den glühenden Feuerofen geworfen.12 Nun sind da einige Juden, denen du die Verwaltung der Provinz Babel anvertraut hast: Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Diese Männer mißachten dich, König. Sie verehren deine Götter nicht und beten das goldene Standbild, das du errichtet hast, nicht an.13 Da befahl Nebukadnezzar voll Zorn und Wut, Schadrach, Meschach und Abed-Nego herbeizuholen. Man führte die Männer also vor den König.14 Nebukadnezzar sagte zu ihnen: Ist es wahr, Schadrach, Meschach und Abed-Nego: Ihr verehrt meine Götter nicht und betet das goldene Standbild nicht an, das ich errichtet habe?15 Nun, wenn ihr bereit seid, sobald ihr den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern, der Harfen, Lauten und Sackpfeifen und aller anderen Instrumente hört, sofort niederzufallen und das Standbild anzubeten, das ich habe machen lassen, ist es gut; betet ihr es aber nicht an, dann werdet ihr noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen. Welcher Gott kann euch dann aus meiner Gewalt erretten?16 Schadrach, Meschach und Abed-Nego erwiderten dem König Nebukadnezzar: Wir haben es nicht nötig, dir darauf zu antworten:17 Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns erretten; auch aus dem glühenden Feuerofen und aus deiner Hand, König, kann er uns retten.18 Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast.19 Da wurde Nebukadnezzar wütend; sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn über Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Er ließ den Ofen siebenmal stärker heizen, als man ihn gewöhnlich heizte.20 Dann befahl er, einige der stärksten Männer aus seinem Heer sollten Schadrach, Meschach und Abed-Nego fesseln und in den glühenden Feuerofen werfen.21 Da wurden die Männer, wie sie waren - in ihren Mänteln, Röcken und Mützen und den übrigen Kleidungsstücken - gefesselt und in den glühenden Feuerofen geworfen.22 Nach dem strengen Befehl des Königs war aber der Ofen übermäßig geheizt worden, und die herausschlagenden Flammen töteten die Männer, die Schadrach, Meschach und Abed-Nego hingebracht hatten.23 Die drei Männer aber, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, fielen gefesselt in den glühenden Feuerofen.24 Doch sie gingen mitten in den Flammen umher, lobten Gott und priesen den Herrn.25 Asarja blieb stehen, öffnete den Mund und sprach mitten im Feuer folgendes Gebet:26 Gepriesen und gelobt bist du, Herr, Gott unserer Väter; herrlich ist dein Name in alle Ewigkeit.27 Denn du bist gerecht in allem, was du getan hast. All deine Taten sind richtig, deine Wege gerade. Alle deine Urteile sind wahr.28 Du hast gerechte Strafen verhängt, in allem, was du über uns gebracht hast und über Jerusalem, die heilige Stadt unserer Väter. Ja, nach Wahrheit und Recht hast du all dies wegen unserer Sünden herbeigeführt.29 Denn wir haben gesündigt und durch Treubruch gefrevelt und haben in allem gefehlt.30 Wir haben deinen Geboten nicht gehorcht, haben weder beachtet noch getan, was du uns zu unserem Wohl befohlen hast.31 Alles, was du uns geschickt hast, alles, was du uns getan hast, das hast du nach deiner gerechten Entscheidung getan.32 Du hast uns der Gewalt gesetzloser Feinde und gehässiger Verräter preisgegeben und einem ungerechten König, dem schlimmsten König der ganzen Welt.33 Und jetzt dürfen wir nicht einmal den Mund auftun. Schande und Schmach kam über deine Diener und Verehrer.34 Um deines Namens willen verwirf uns nicht für immer; löse deinen Bund nicht auf!35 Versag uns nicht dein Erbarmen, deinem Freund Abraham zuliebe, deinem Knecht Isaak und Israel, deinem Heiligen,36 denen du Nachkommen verheißen hast so zahlreich wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres.37 Ach, Herr, wir sind geringer geworden als alle Völker. In aller Welt sind wir heute wegen unserer Sünden erniedrigt.38 Wir haben in dieser Zeit weder Vorsteher noch Propheten und keinen, der uns anführt, weder Brandopfer noch Schlachtopfer, weder Speiseopfer noch Räucherwerk, noch einen Ort, um dir die Erstlingsgaben darzubringen und um Erbarmen zu finden bei dir.39 Du aber nimm uns an! Wir kommen mit zerknirschtem Herzen und demütigem Sinn.40 Wie Brandopfer von Widdern und Stieren, wie Tausende fetter Lämmer, so gelte heute unser Opfer vor dir und verschaffe uns bei dir Sühne. Denn wer dir vertraut, wird nicht beschämt.41 Wir folgen dir jetzt von ganzem Herzen, fürchten dich und suchen dein Angesicht.42 Überlaß uns nicht der Schande, sondern handle an uns nach deiner Milde, nach deinem überreichen Erbarmen!43 Errette uns, deinen wunderbaren Taten entsprechend; verschaff deinem Namen Ruhm, Herr!44 Doch alle, die deinen Dienern Böses tun, sollen beschämt werden. Sie sollen zuschanden werden und ihre Herrschaft verlieren. Ihre Stärke soll zerschlagen werden.45 Sie sollen erkennen, daß du allein der Herr und Gott bist, ruhmreich auf der ganzen Erde.46 Die Knechte des Königs, die die drei Männer in den Ofen geworfen hatten, hörten inzwischen nicht auf, den Ofen mit Harz und Werg, Pech und Reisig zu heizen.47 So schlugen die Flammen bis zu neunundvierzig Ellen hoch aus dem Ofen heraus.48 Sie griffen um sich und verbrannten jeden Chaldäer, den sie im Umkreis des Ofens erfassen konnten.49 Aber der Engel des Herrn war zusammen mit Asarja und seinen Gefährten in den Ofen hinabgestiegen. Er trieb die Flammen des Feuers aus dem Ofen hinaus50 und machte das Innere des Ofens so, als wehte ein taufrischer Wind. Das Feuer berührte sie gar nicht; es tat ihnen nichts zuleide und belästigte sie nicht.51 Da sangen die drei im Ofen wie aus einem Mund, sie rühmten und priesen Gott mit den Worten:52 Gepriesen bist du, Herr, du Gott unserer Väter, gelobt und gerühmt in Ewigkeit. Gepriesen ist dein heiliger, herrlicher Name, hoch gelobt und verherrlicht in Ewigkeit.53 Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit, hoch gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.54 Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut und auf Kerubim thront, gelobt und gerühmt in Ewigkeit.55 Gepriesen bist du auf dem Thron deiner Herrschaft, hoch gerühmt und gefeiert in Ewigkeit.56 Gepriesen bist du am Gewölbe des Himmels, gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.57 Preist den Herrn, all ihr Werke des Herrn; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!58 Preist den Herrn, ihr Himmel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!59 Preist den Herrn, ihr Engel des Herrn; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!60 Preist den Herrn, all ihr Wasser über dem Himmel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!61 Preist den Herrn, all ihr Mächte des Herrn; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!62 Preist den Herrn, Sonne und Mond; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!63 Preist den Herrn, ihr Sterne am Himmel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!64 Preist den Herrn, aller Regen und Tau; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!65 Preist den Herrn, all ihr Winde; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!66 Preist den Herrn, Feuer und Glut; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!67 Preist den Herrn, Frost und Hitze; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!68 Preist den Herrn, Tau und Schnee; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!69 Preist den Herrn, Eis und Kälte; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!70 Preist den Herrn, Rauhreif und Schnee; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!71 Preist den Herrn, ihr Nächte und Tage; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!72 Preist den Herrn, Licht und Dunkel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!73 Preist den Herrn, ihr Blitze und Wolken; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!74 Die Erde preise den Herrn; sie lobe und rühme ihn in Ewigkeit.75 Preist den Herrn, ihr Berge und Hügel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!76 Preist den Herrn, all ihr Gewächse auf Erden; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!77 Preist den Herrn, ihr Quellen; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!78 Preist den Herrn, ihr Meere und Flüsse; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!79 Preist den Herrn, ihr Tiere des Meeres und alles, was sich regt im Wasser; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!80 Preist den Herrn, all ihr Vögel am Himmel; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!81 Preist den Herrn, all ihr Tiere, wilde und zahme; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!82 Preist den Herrn, ihr Menschen; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!83 Preist den Herrn, ihr Israeliten; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!84 Preist den Herrn, ihr seine Priester; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!85 Preist den Herrn, ihr seine Knechte; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!86 Preist den Herrn, ihr Geister und Seelen der Gerechten; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!87 Preist den Herrn, ihr Demütigen und Frommen; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!88 Preist den Herrn, Hananja, Asarja und Mischaël; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! Denn er hat uns der Unterwelt entrissen und aus der Gewalt des Todes errettet. Er hat uns aus dem lodernden Ofen befreit, uns mitten aus dem Feuer erlöst.89 Dankt dem Herrn, denn er ist gütig; denn seine Huld währt ewig.90 Preist alle den Herrn, ihr seine Verehrer, preist den Gott der Götter; singt ihm Lob und Dank; denn ewig währt seine Güte.91 Da erschrak der König Nebukadnezzar; er sprang auf und fragte seine Räte: Haben wir nicht drei Männer gefesselt ins Feuer geworfen? Sie gaben dem König zur Antwort: Gewiß, König!92 Er erwiderte: Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen. Sie sind unversehrt, und der vierte sieht aus wie ein Göttersohn.93 Dann ging Nebukadnezzar zu der Tür des glühenden Ofens und rief: Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ihr Diener des höchsten Gottes, steigt heraus, kommt her! Da kamen Schadrach, Meschach und Abed-Nego aus dem Feuer heraus.94 Nun drängten auch die Satrapen, Präfekten, Statthalter und die königlichen Räte herbei. Sie sahen sich die Männer an und fanden, daß das Feuer keine Macht über ihren Körper gehabt hatte. Kein Haar auf ihrem Kopf war versengt. Ihre Mäntel waren unversehrt, und nicht einmal Brandgeruch haftete ihnen an.95 Da rief Nebukadnezzar aus: Gepriesen sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos. Denn er hat seinen Engel gesandt und seine Diener gerettet. Im Vertrauen auf ihn haben sie lieber den Befehl des Königs mißachtet und ihr Leben dahingegeben, als daß sie irgendeinen anderen als ihren eigenen Gott verehrten und anbeteten.96 Darum ordne ich an: Jeder, der vom Gott des Schadrach, Meschach und Abed-Nego verächtlich spricht, zu welcher Völkerschaft, Nation oder Sprache er auch gehört, soll in Stücke gerissen und sein Haus soll in einen Trümmerhaufen verwandelt werden. Denn es gibt keinen anderen Gott, der auf diese Weise retten kann.97 Darauf sorgte der König dafür, daß es Schadrach, Meschach und Abed-Nego in der Provinz Babel gut ging.98 Der König Nebukadnezzar an alle Völker, Nationen und Sprachen auf der ganzen Erde: Friede sei mit euch in Fülle.99 Es ist mir eine Freude, die Zeichen und Wunder zu verkünden, die der höchste Gott an mir getan hat.100 Wie groß sind seine Zeichen, wie gewaltig seine Wunder! Sein Reich ist ein ewiges Reich; seine Herrschaft überdauert alle Generationen.

Das Buch Daniel Kapitel 4

1 Ich, Nebukadnezzar, lebte ohne Sorge in meinem Haus und war glücklich in meinem Palast.2 Da hatte ich einen Traum, der mich erschreckte. Was ich auf meinem Lager sah, was meine Augen da erblickten, versetzte mich in Angst.3 Darum ließ ich alle Weisen Babels zu mir rufen, damit sie mir den Traum deuteten.4 Da kamen die Zeichendeuter, Wahrsager, Chaldäer und Astrologen herbei. Ich erzählte ihnen den Traum; aber sie konnten ihn mir nicht deuten.5 Zuletzt erschien Daniel vor mir, der nach dem Namen meines Gottes auch Beltschazzar heißt und in dem der Geist der heiligen Götter ist. Ihm erzählte ich nun den Traum und sagte:6 Beltschazzar, Oberster der Zeichendeuter, von dir weiß ich, daß der Geist der heiligen Götter in dir ist und daß dir kein Geheimnis verschlossen bleibt. Hör also, was ich im Traum gesehen habe, und deute es mir!7 Was ich auf meinem Lager vor Augen hatte, war dies: Da stand ein Baum mitten auf der Erde; er war sehr hoch.8 Der Baum wuchs zusehends und wurde immer mächtiger; seine Höhe reichte bis an den Himmel; er war bis ans Ende der ganzen Erde zu sehen.9 Er hatte prächtiges Laub und trug so viele Früchte, daß er Nahrung für alle bot. Unter ihm fanden die wilden Tiere des Feldes Schatten; die Vögel nisteten in seinen Zweigen; alle Lebewesen ernährten sich von ihm.10 Während ich auf meinem Lager noch das Traumbild sah, stieg ein Wächter, ein Heiliger, vom Himmel herab.11 Er befahl mit mächtiger Stimme: Fällt den Baum, und schlagt seine Äste ab! Streift sein Laubwerk ab, und zerstreut seine Früchte! Die Tiere sollen aus seinem Schatten fliehen und die Vögel aus seinen Zweigen.12 Aber laßt ihm den Wurzelstock in der Erde, im Gras des Feldes, mit einer Fessel aus Eisen und Bronze. Der Tau des Himmels soll ihn benetzen, und mit den Tieren soll er teilhaben am Gras der Erde.13 Sein Herz sei nicht mehr ein Menschenherz; ein Tierherz soll ihm gegeben werden, und sieben Zeiten sollen über ihn hingehen.14 Dieser Befehl beruht auf einem Beschluß der Wächter; ein Spruch der Heiligen fordert es. Die Lebenden sollen erkennen: Über die Herrschaft bei den Menschen gebietet der Höchste; er verleiht sie, wem er will, selbst den Niedrigsten der Menschen kann er dazu erheben.15 Das ist der Traum, den ich, König Nebukadnezzar, gehabt habe. Nun deute ihn, Beltschazzar! Von allen Weisen meines Reiches konnte ihn mir keiner auslegen; du aber kannst es, denn in dir ist der Geist der heiligen Götter.16 Da war Daniel, der auch Beltschazzar heißt, eine Zeitlang ganz verstört; denn seine Gedanken machten ihm Angst. Doch der König sagte: Beltschazzar, laß dich von dem Traum und seiner Deutung nicht ängstigen! Beltschazzar erwiderte: Mein Herr, der Traum gelte deinen Feinden; seine Deutung treffe deine Widersacher.17 Du hast einen Baum gesehen; er wuchs zusehends und wurde immer mächtiger. Seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er war auf der ganzen Erde zu sehen.18 Er hatte prächtiges Laub und trug so viele Früchte, daß er Nahrung für alle bot. Unter ihm fanden die wilden Tiere des Feldes Zuflucht, und in seinen Zweigen wohnten die Vögel des Himmels.19 Dieser Baum bist du, König; du bist groß und mächtig geworden; deine Größe ist immer mehr gewachsen; sie reicht bis zum Himmel und deine Herrschaft bis ans Ende der Erde.20 Dann hat der König gesehen, wie ein Wächter, ein Heiliger, vom Himmel herabstieg und befahl: Fällt den Baum, und vernichtet ihn! Aber laßt ihm in der Erde, im Gras des Feldes, den Wurzelstock, mit einer Fessel aus Eisen und Bronze. Der Tau des Himmels soll ihn benetzen, und mit den Tieren des Feldes soll er teilhaben (am Gras der Erde), bis sieben Zeiten über ihn hingegangen sind.21 Das, o König, bedeutet - es ist ein Beschluß des Höchsten, der meinen Herrn, den König, betrifft -:22 Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, und du mußt bei den wilden Tieren des Feldes leben. Du wirst dich von Gras ernähren wie die Ochsen, und der Tau des Himmels wird dich benetzen. So gehen sieben Zeiten über dich hin, bis du erkennst, daß der Höchste über die Herrschaft bei den Menschen gebietet und sie verleiht, wem er will.23 Schließlich hieß es, man solle den Wurzelstock des Baumes stehen lassen; das bedeutet: Deine Herrschaft bleibt dir erhalten, sobald du anerkennst, daß der Himmel die Macht hat.24 Darum, o König, nimm meinen Rat an: Lösch deine Sünden aus durch rechtes Tun, tilge deine Vergehen, indem du Erbarmen hast mit den Armen. Dann mag dein Glück vielleicht von Dauer sein.25 All das kam dann über König Nebukadnezzar.26 Als er nämlich zwölf Monate später auf (der Dachterrasse) des königlichen Palastes zu Babel spazierenging,27 sagte der König: Ist das nicht das großartige Babel, das ich durch meine gewaltige Macht als Königsstadt erbaut habe, zum Ruhm meiner Herrlichkeit?28 Noch hatte der König diese Worte auf den Lippen, da fiel eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebukadnezzar, sei gesagt: Die Herrschaft wird dir genommen.29 Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen ausstoßen. Du mußt bei den wilden Tieren leben und dich von Gras ernähren wie die Ochsen. So werden sieben Zeiten über dich hingehen, bis du erkennst, daß der Höchste über die Herrschaft bei den Menschen gebietet und sie verleiht, wem er will.30 Noch in derselben Stunde erfüllte sich dieser Spruch an Nebukadnezzar: Man verstieß ihn aus der Gemeinschaft der Menschen, und er mußte sich von Gras ernähren wie die Ochsen. Der Tau des Himmels benetzte seinen Körper, bis seine Haare so lang wie Adlerfedern waren und seine Nägel wie Vogelkrallen.31 Als die Zeit verstrichen war, erhob ich, Nebukadnezzar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kehrte zurück. Da pries ich den Höchsten; ich lobte und verherrlichte den, der ewig lebt. Ja, seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft; sein Reich überdauert alle Generationen.32 Alle Bewohner der Erde gelten vor ihm wie nichts. Er macht mit dem Heer des Himmels und mit den Bewohnern der Erde, was er will. Es gibt niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen dürfte: Was tust du da?33 Zu derselben Zeit kehrte mein Verstand zurück, und ich erhielt zum Ruhm meines Königtums auch meine Herrlichkeit und meinen königlichen Glanz zurück. Meine Räte und Großen suchten mich auf; man setzte mich wieder in meine Herrschaft ein, und meine Macht wurde noch größer.34 Ich, Nebukadnezzar, lobe, preise und rühme nun den König des Himmels. Denn alle seine Taten sind vortrefflich und seine Wege gerecht. Die Menschen, die in stolzer Höhe dahinschreiten, kann er erniedrigen.

Das Buch Daniel Kapitel 5

1 König Belschazzar gab ein großes Gastmahl für seine Großen; es waren tausend Menschen, und zusammen mit den Tausend sprach er dem Wein zu.2 In seiner Weinlaune nun ließ Belschazzar die goldenen und silbernen Gefäße holen, die sein Vater Nebukadnezzar aus dem Tempel in Jerusalem mitgenommen hatte. Jetzt sollten der König und seine Großen, seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken.3 Man holte also die goldenen Gefäße, die man aus dem Tempel des Gotteshauses in Jerusalem mitgenommen hatte, und der König und seine Großen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus.4 Sie tranken Wein und lobten die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein.5 In derselben Stunde erschienen die Finger einer Menschenhand und schrieben gegenüber dem Leuchter etwas auf die weißgetünchte Wand des königlichen Palastes. Der König sah den Rücken der Hand, als sie schrieb.6 Da erbleichte er, und seine Gedanken erschreckten ihn. Seine Glieder wurden schwach, und ihm schlotterten die Knie.7 Der König schrie laut, man solle die Wahrsager, Chaldäer und Astrologen holen. Dann sagte er zu den Weisen von Babel: Wer diese Schrift lesen und mir deuten kann - was er auch sei: er soll in Purpur gekleidet werden, eine goldene Kette um den Hals tragen und als der Dritte in meinem Reich herrschen.8 Da kamen alle Weisen des Königs herbei; aber sie waren nicht imstande, die Schrift zu lesen oder dem König zu sagen, was sie bedeutete.9 Darüber erschrak König Belschazzar noch mehr, und sein Gesicht wurde bleich. Auch seine Großen gerieten in Angst.10 Da die Rufe des Königs und seiner Großen bis zur Königin drangen, kam sie in den Festsaal und sagte: O König, mögest du ewig leben. Laß dich von deinen Gedanken nicht erschrecken; du brauchst nicht zu erbleichen.11 In deinem Reich gibt es einen Mann, in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Schon zu deines Vaters Zeiten fand man bei ihm Erleuchtung und Einsicht und Weisheit, wie nur die Götter sie haben; deshalb hat König Nebukadnezzar, dein Vater, ihn zum Obersten der Zeichendeuter, Wahrsager, Chaldäer und Astrologen ernannt, dein eigener Vater, o König!12 Bei diesem Daniel also, dem der König den Namen Beltschazzar gegeben hat, fand man außergewöhnlichen Geist sowie Erkenntnis und Einsicht und die Gabe, Träume auszulegen, Rätsel zu erklären und schwierige Fragen zu lösen. Darum laß jetzt Daniel herrufen; er wird die Deutung geben.13 Daniel wurde vor den König gebracht, und der König sagte zu ihm: Du also bist Daniel, einer von den verschleppten Juden, die mein Vater, der König, aus Juda hierher gebracht hat.14 In dir, so habe ich gehört, ist der Geist der Götter, und bei dir fand man Erleuchtung und Einsicht und außergewöhnliche Weisheit.15 Man hat die Weisen und die Wahrsager vor mich gebracht, damit sie diese Schrift lesen und mir deuten. Sie konnten mir aber nicht sagen, was das Geschriebene bedeutet.16 Doch du, so habe ich gehört, kannst Deutungen geben und schwierige Fragen lösen. Wenn du nun die Schrift lesen und mir deuten kannst, sollst du in Purpur gekleidet werden, um den Hals eine goldene Kette tragen und als der Dritte in meinem Reich herrschen.17 Daniel gab dem König zur Antwort: Behalte deine Gaben oder schenk sie einem andern! Aber die Schrift will ich für den König lesen und deuten.18 Mein König! Der höchste Gott hat deinem Vater Nebukadnezzar Herrschaft und Macht, Herrlichkeit und Majestät gegeben.19 Vor der Macht, die ihm verliehen war, zitterten und bebten alle Völker, Nationen und Sprachen. Er tötete, wen er wollte, und ließ am Leben, wen er wollte. Er erhöhte, wen er wollte, und stürzte, wen er wollte.20 Als aber sein Herz überheblich und sein Geist hochmütig wurde, stürzte man ihn von seinem königlichen Thron, und er verlor die Herrscherwürde.21 Man verstieß ihn aus der Gemeinschaft der Menschen. Sein Herz wurde dem der Tiere gleichgemacht. Er mußte bei den wilden Eseln hausen und sich von Gras ernähren wie die Ochsen. Der Tau des Himmels benetzte seinen Körper, bis er erkannte: Der höchste Gott gebietet über die Herrschaft bei den Menschen und gibt sie, wem er will.22 Obgleich nun du, sein Sohn Belschazzar, das alles weißt, bist du in deinem Herzen doch nicht bescheiden geblieben.23 Du hast dich gegen den Herrn des Himmels erhoben und dir die Gefäße aus seinem Tempel herbeischaffen lassen. Du und deine Großen, deine Frauen und Nebenfrauen, ihr habt daraus Wein getrunken. Du hast die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein gepriesen, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand haben. Aber den Gott, der deinen Lebensatem in seiner Hand hat und dem all deine Wege gehören, den hast du nicht verherrlicht.24 Darum hat er diese Hand geschickt und diese Schrift geschrieben.25 Das Geschriebene lautet aber: Mene mene tekel u-parsin.26 Diese Worte bedeuten: Mene: Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende.27 Tekel: Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden.28 Peres: Geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben.29 Da befahl Belschazzar, Daniel in Purpur zu kleiden und ihm eine goldene Kette um den Hals zu legen, und er ließ verkünden, daß Daniel als der Dritte im Reich herrschen sollte.30 Aber noch in derselben Nacht wurde Belschazzar, der König der Chaldäer, getötet,

Das Buch Daniel Kapitel 6

1 und der Meder Darius übernahm die Königsherrschaft im Alter von zweiundsechzig Jahren.2 Darius fand es für gut, über das Reich hundertzwanzig Satrapen einzusetzen, die über das ganze Reich verteilt sein sollten.3 Über diese wieder setzte er drei oberste Beamte, zu denen auch Daniel gehörte. Ihnen sollten die Satrapen Rechenschaft ablegen, damit der König keinen Schaden erleide.4 Daniel nun zeichnete sich vor den anderen obersten Beamten und den Satrapen aus; denn in ihm war ein außergewöhnlicher Geist. Der König erwog sogar, ihn zum höchsten Beamten des ganzen Reiches zu machen.5 Da suchten die obersten Beamten und die Satrapen einen Grund, um Daniel wegen seiner Amtsführung anzuklagen. Sie konnten aber keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden; denn er war zuverlässig; keine Nachlässigkeit und kein Vergehen konnte man ihm nachweisen.6 Da sagten jene Männer: Wir werden keinen Grund finden, um diesen Daniel anzuklagen, es sei denn, wir finden gegen ihn etwas wegen des Gesetzes seines Gottes.7 Darum bestürmten die obersten Beamten und Satrapen den König und sagten zu ihm: König Darius, mögest du ewig leben.8 Alle obersten Beamten des Reiches, die Präfekten, Satrapen, Räte und Statthalter raten dem König, ein Dekret zu erlassen und folgendes Verbot in Kraft zu setzen: Jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen außer an dich, König, eine Bitte richtet, der soll in die Löwengrube geworfen werden.9 Erlaß dieses Verbot, o König, und fertige ein Schreiben darüber aus! Es soll nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser unabänderlich sein.10 König Darius unterzeichnete das Verbot.11 Als Daniel erfuhr, daß das Schreiben unterzeichnet war, ging er in sein Haus. In seinem Obergemach waren die Fenster nach Jerusalem hin offen. Dort kniete er dreimal am Tag nieder und richtete sein Gebet und seinen Lobpreis an seinen Gott, ganz so, wie er es gewohnt war.12 Nun schlichen sich jene Männer heran und fanden Daniel, wie er zu seinem Gott betete und flehte.13 Darauf gingen sie zum König und erinnerten ihn an sein Verbot; sie sagten: O König, hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, nach dem jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen außer an dich, König, eine Bitte richtet, in die Löwengrube geworfen werden soll? Der König gab zur Antwort: Die Anordnung steht fest nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser.14 Da berichteten sie dem König: Daniel, einer von den verschleppten Juden, achtet weder dich, König, noch das Verbot, das du unterschrieben hast, sondern verrichtet dreimal am Tag sein Gebet.15 Als der König das hörte, war es ihm sehr peinlich, und er dachte nach, wie er Daniel retten könne. Bis Sonnenuntergang bemühte er sich, ihn freizubekommen.16 Doch jene Männer bestürmten ihn und sagten: Bedenke, König, es ist bei den Medern und Persern Gesetz, daß jedes Verbot und Dekret, das der König erläßt, unabänderlich ist.17 Darauf befahl der König, Daniel herzubringen, und man warf ihn zu den Löwen in die Grube. Der König sagte noch zu Daniel: Möge dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich erretten.18 Und man nahm einen großen Stein und wälzte ihn auf die Öffnung der Grube. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegel und den Siegeln seiner Großen, um zu verhindern, daß an der Lage Daniels etwas verändert würde.19 Dann ging der König in seinen Palast; fastend verbrachte er die Nacht; er ließ sich keine Speisen bringen und konnte keinen Schlaf finden.20 Früh am Morgen, als es gerade hell wurde, stand der König auf und ging in Eile zur Löwengrube.21 Als er sich der Grube näherte, rief er mit schmerzlicher Stimme nach Daniel und fragte: Daniel, du Diener des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten können?22 Daniel antwortete ihm: O König, mögest du ewig leben.23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen. Sie taten mir nichts zuleide; denn in seinen Augen war ich schuldlos, und auch dir gegenüber, König, bin ich ohne Schuld.24 Darüber war der König hoch erfreut und befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. So wurde Daniel aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut.25 Nun aber ließ der König die Männer herbeiholen, die Daniel verklagt hatten, und ließ sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube werfen. Sie waren noch nicht am Boden der Grube angelangt, da stürzten sich die Löwen auf sie und zermalmten ihnen alle Knochen.26 Daraufhin schrieb König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen auf der ganzen Erde: Friede sei mit euch in Fülle!27 Hiermit ordne ich an: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels zittern und sich vor ihm fürchten. Denn er ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit. Sein Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein Ende.28 Er rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf der Erde; er hat Daniel aus den Tatzen der Löwen errettet.29 Daniel aber ging es gut unter dem König Darius und auch unter dem Perserkönig Kyrus.

Das Buch Daniel Kapitel 7

1 Im ersten Jahr Belschazzars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum; auf seinem Lager hatte er eine Vision. Er schrieb den Traum auf, und sein Bericht hat folgenden Inhalt:2 Ich hatte während der Nacht eine Vision: Die vier Winde des Himmels wühlten das große Meer auf.3 Dann stiegen aus dem Meer vier große Tiere herauf; jedes hatte eine andere Gestalt.4 Das erste war einem Löwen ähnlich, hatte jedoch Adlerflügel. Während ich es betrachtete, wurden ihm die Flügel ausgerissen; es wurde vom Boden emporgehoben und wie ein Mensch auf zwei Füße gestellt, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben.5 Dann erschien ein zweites Tier; es glich einem Bären und war nach einer Seite hin aufgerichtet. Es hielt drei Rippen zwischen den Zähnen in seinem Maul, und man ermunterte es: Auf, friß noch viel mehr Fleisch!6 Danach sah ich ein anderes Tier; es glich einem Panther, hatte aber auf dem Rücken vier Flügel, wie die Flügel eines Vogels; auch hatte das Tier vier Köpfe; ihm wurde die Macht eines Herrschers verliehen.7 Danach sah ich in meinen nächtlichen Visionen ein viertes Tier; es war furchtbar und schrecklich anzusehen und sehr stark; es hatte große Zähne aus Eisen. Es fraß und zermalmte alles, und was übrig blieb, zertrat es mit den Füßen. Von den anderen Tieren war es völlig verschieden. Auch hatte es zehn Hörner.8 Als ich die Hörner betrachtete, da wuchs zwischen ihnen ein anderes, kleineres Horn empor, und vor ihm wurden drei von den früheren Hörnern ausgerissen; und an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das anmaßend redete.9 Ich sah immer noch hin; da wurden Throne aufgestellt, und ein Hochbetagter nahm Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haar wie reine Wolle. Feuerflammen waren sein Thron, und dessen Räder waren loderndes Feuer.10 Ein Strom von Feuer ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz, und es wurden Bücher aufgeschlagen.11 Ich sah immer noch hin, bis das Tier - wegen der anmaßenden Worte, die das Horn redete - getötet wurde. Sein Körper wurde dem Feuer übergeben und vernichtet.12 Auch den anderen Tieren wurde die Herrschaft genommen. Doch ließ man ihnen das Leben bis zu einer bestimmten Frist.13 Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt.14 Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.15 Darüber war ich, Daniel, im Geist bekümmert, und was mir vor Augen stand, erschreckte mich.16 Ich wandte mich an einen der Umstehenden und bat ihn, mir das alles genau zu erklären. Er deutete mir die Vorgänge und sagte:17 Diese großen Tiere, vier an der Zahl, bedeuten vier Könige, die sich auf der Erde erheben werden.18 Das Königtum aber werden die Heiligen des Höchsten erhalten, und sie werden es behalten für immer und ewig.19 Dann wollte ich noch Genaueres über das vierte Tier erfahren, das Tier, das anders war als alle anderen, ganz furchtbar anzusehen, mit Zähnen aus Eisen und mit Klauen aus Bronze, das alles fraß und zermalmte, und was übrigblieb, mit den Füßen zertrat.20 Auch (wollte ich Genaueres erfahren) über die zehn Hörner an seinem Kopf und über das andere Horn, das emporgewachsen war und vor dem die drei Hörner abgefallen waren, das Horn, das Augen und einen Mund hatte, der anmaßend redete, und das schließlich größer als die anderen zu sein schien.21 Ich sah dieses Horn gegen die Heiligen kämpfen. Es überwältigte sie,22 bis der Hochbetagte kam. Da wurde den Heiligen des Höchsten Recht verschafft, und es kam die Zeit, in der die Heiligen das Königtum erhielten.23 Der (Engel) antwortete mir: Das vierte Tier bedeutet: Ein viertes Reich wird sich auf der Erde erheben, ganz anders als alle anderen Reiche. Es wird die ganze Erde verschlingen, sie zertreten und zermalmen.24 Die zehn Hörner bedeuten: In jenem Reich werden zehn Könige regieren; doch nach ihnen kommt ein anderer. Dieser ist ganz anders als die früheren. Er stürzt drei Könige,25 er lästert über den Höchsten und unterdrückt die Heiligen des Höchsten. Die Festzeiten und das Gesetz will er ändern. Ihm werden die Heiligen für eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit ausgeliefert.26 Dann aber wird Gericht gehalten. Jenem König wird seine Macht genommen; er wird endgültig ausgetilgt und vernichtet.27 Die Herrschaft und Macht und die Herrlichkeit aller Reiche unter dem ganzen Himmel werden dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.28 Hier endet die Mitteilung. Mich, Daniel, erschreckten meine Gedanken sehr, und ich erbleichte. Aber ich bewahrte die Mitteilung in meinem Herzen.

Das Buch Daniel Kapitel 8

1 Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belschazzar hatte ich, Daniel, eine Vision, nach jener anderen, die ich früher gehabt hatte.2 Ich hatte eine Vision, und während ich sie sah, befand ich mich in der Burg Susa, die in der Provinz Elam liegt, am Ulai-Kanal.3 Ich blickte auf und sah, wie ein Widder am Kanal stand; er hatte zwei Hörner. Beide Hörner waren sehr hoch; doch das eine war noch höher als das andere, und das höhere wuchs ihm zuletzt.4 Ich sah, wie der Widder nach Westen, Norden und Süden stieß; kein Tier hielt ihm stand, und es gab keinen, der sich aus seiner Gewalt retten konnte. Er tat, was er wollte, und machte sich groß.5 Dann bemerkte ich einen Ziegenbock; er überquerte von Westen her die ganze Erde, ohne aber den Boden zu berühren; der Bock hatte ein auffallendes Horn zwischen den Augen.6 Er lief zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich am Kanal stehen sah, und rannte mit grimmiger Kraft auf ihn los.7 Ich sah, wie er auf den Widder losging und ihm wütend zusetzte. Er stieß gegen den Widder und brach ihm beide Hörner ab. Der Widder hatte nicht die Kraft, ihm standzuhalten. Da warf der Ziegenbock ihn zu Boden und zertrat ihn; und niemand war da, um den Widder aus seiner Gewalt zu retten.8 Der Ziegenbock wurde über die Maßen groß. Als er aber am stärksten war, brach das große Horn ab. An seiner Stelle wuchsen ihm vier auffallende Hörner, und zwar nach den vier Himmelsrichtungen.9 Aus einem der Hörner ging dann ein anderes Horn hervor. Anfangs klein, wuchs es gewaltig nach Süden und Osten, nach dem Ort der Zierde hin.10 Es wuchs bis zum Sternenheer am Himmel hinauf und warf einige aus dem Sternenheer auf die Erde herab und zertrat sie.11 Ja, bis zum Gebieter des Himmelsheeres reckte es sich empor; es entzog ihm das tägliche Opfer und verwüstete sein Heiligtum.12 Ein Heer wurde verbrecherisch gegen das tägliche Opfer eingesetzt. Das Horn stürzte die Wahrheit zu Boden, und was es unternahm, das gelang ihm.13 Da hörte ich einen Heiligen (einen Engel) reden, und ein anderer Heiliger fragte den Redenden: Wie lange gilt die Vision vom täglichen Opfer, wie lange bleibt der Greuel der Verwüstung bestehen und werden das Heiligtum und der Ort der Zierde zertreten?14 Er sagte zu mir: Zweitausenddreihundert Abende und Morgen wird es dauern; dann erhält das Heiligtum wieder sein Recht.15 Während ich, Daniel, noch diese Vision hatte und sie zu verstehen suchte, da stand vor mir einer, der aussah wie ein Mann.16 Und über dem Ulai-Kanal hörte ich eine Menschenstimme, die rief: Gabriel, erkläre ihm die Vision!17 Da kam er auf mich zu. Als er näher trat, erschrak ich und fiel mit dem Gesicht zu Boden. Er sagte zu mir: Mensch, versteh: Die Vision betrifft die Zeit des Endes.18 Während er mit mir redete, lag ich ohnmächtig da, mit dem Gesicht am Boden. Da berührte er mich und stellte mich wieder auf die Beine.19 Dann sagte er: Siehe, ich kündige dir an, was in der letzten Zeit, der Zeit des Zorns, geschehen wird; denn die Vision bezieht sich auf die Zeit des Endes.20 Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.21 Der Ziegenbock ist der König von Jawan. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.22 Das Horn brach ab, und vier andere traten an seine Stelle; das bedeutet: Aus seinem Volk entstehen vier Reiche; sie haben aber nicht die gleiche Kraft wie er.23 In der letzten Zeit ihrer Herrschaft, wenn die Frevler ihr Maß vollgemacht haben, kommt ein König voll Härte und Verschlagenheit.24 Er wird mächtig und stark und richtet ungeheures Verderben an; alles, was er unternimmt, gelingt ihm. Mächtige Herrscher wird er vernichten, auch das Volk der Heiligen.25 Dank seiner Schlauheit gelingt ihm sein Betrug. Er wird überheblich und bringt über viele unversehens Verderben. Selbst gegen den höchsten Gebieter steht er auf; doch ohne Zutun eines Menschen wird er zerschmettert.26 Die Vision von den Abenden und den Morgen, die dir offenbart wurde, ist wahr; doch du sollst sie geheimhalten; denn sie bezieht sich auf eine ferne Zeit.27 Darauf war ich, Daniel, erschöpft und lag mehrere Tage krank zu Bett. Dann stand ich auf und versah wieder meinen Dienst beim König. Doch die Vision bedrückte mich, und ich verstand sie nicht.

Das Buch Daniel Kapitel 9

1 Im ersten Jahr, nachdem Darius, der Sohn des Xerxes, aus dem Stamm der Meder, König über das Reich der Chaldäer geworden war,2 in diesem ersten Jahr seiner Herrschaft suchte ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre zu ergründen, die Jerusalem nach dem Wort des Herrn an den Propheten Jeremia verwüstet sein sollte; es waren siebzig Jahre.3 Ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen, bei Fasten in Sack und Asche, zu bitten.4 Ich betete zum Herrn, meinem Gott, legte ein Bekenntnis ab und sagte: Herr, du großer und furchterregender Gott, du bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten, deinen Bund und deine Gnade.5 Wir haben gesündigt und Unrecht getan, wir sind treulos gewesen und haben uns gegen dich empört; von deinen Geboten und Gesetzen sind wir abgewichen.6 Wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen und Vorstehern, zu unseren Vätern und zu allen Bürgern des Landes geredet haben.7 Du, Herr, bist im Recht; uns aber steht bis heute die Schamröte im Gesicht, den Leuten von Juda, den Einwohnern Jerusalems und allen Israeliten, seien sie nah oder fern in all den Ländern, wohin du sie verstoßen hast; denn sie haben dir die Treue gebrochen.8 Ja, Herr, uns steht die Schamröte im Gesicht, unseren Königen, Oberen und Vätern; denn wir haben uns gegen dich versündigt.9 Aber der Herr, unser Gott, schenkt Erbarmen und Vergebung. Ja, wir haben uns gegen ihn empört.10 Wir haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört und seine Befehle nicht befolgt, die er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben hat.11 Ganz Israel hat dein Gesetz übertreten, ist davon abgewichen und hat nicht auf deine Stimme gehört. Darum kamen der Fluch und die Verwünschung über uns, die im Gesetz des Mose, des Dieners Gottes, geschrieben stehen; denn wir haben uns gegen Gott versündigt.12 Gott machte seine Drohung wahr, die er gegen uns und unsere Richter, die uns regierten, ausgesprochen hatte: Er werde so schweres Unheil über uns bringen, daß unter dem ganzen Himmel nie solche Dinge geschehen sein werden wie in Jerusalem.13 Wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, ist all dieses Unheil über uns gekommen. Und doch haben wir den Herrn, unseren Gott, nicht begütigt, haben uns nicht von unserem bösen Tun abgewandt und nicht auf deine Wahrheit geachtet.14 Der Herr aber war wach und ließ dieses Unheil über uns kommen. Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in allem, was er tut. Wir aber hörten nicht auf seine Stimme.15 Jetzt aber, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus Ägypten geführt und dir damit einen Namen gemacht hast bis auf den heutigen Tag! Wir haben gesündigt; wir haben gefrevelt.16 Herr, wende jetzt deinen grimmigen Zorn von deiner Stadt Jerusalem und von deinem heiligen Berg ab, wie es deinen früheren hilfreichen Taten entspricht. Wegen unserer Sünden und der bösen Taten unserer Väter sind Jerusalem und dein Volk zum Gespött für alle geworden, die rings um uns wohnen.17 Darum höre jetzt, unser Gott, das Gebet und Flehen deines Knechtes: Herr, laß auch um deiner selbst willen dein Angesicht über deinem Heiligtum leuchten, das verwüstet daliegt.18 Mein Gott, neig mir dein Ohr zu, und höre mich; öffne deine Augen, und sieh auf die Trümmer, auf unsere Stadt, über der dein Name ausgerufen ist. Nicht im Vertrauen auf unsere guten Taten legen wir dir unsere Bitten vor, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen.19 Herr, erhöre! Herr, verzeih! Herr, vernimm das Gebet, und handle! Mein Gott, auch um deiner selbst willen zögere nicht! Dein Name ist doch über deiner Stadt und deinem Volk ausgerufen.20 Während ich noch redete und betete, meine Sünden und die Sünden meines Volkes Israel bekannte und meine Bitte für den heiligen Berg meines Gottes vor den Herrn, meinen Gott, brachte,21 während ich also noch mein Gebet sprach, da kam im Flug der Mann Gabriel, den ich früher in der Vision gesehen hatte; er kam um die Zeit des Abendopfers zu mir,22 redete mit mir und sagte: Daniel, ich bin gesandt worden, um dir klare Einsicht zu geben.23 Schon zu Beginn deines Gebets erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, um es dir zu verkünden; denn du bist (von Gott) geliebt. Achte also auf das Wort, und begreife die Vision!24 Siebzig Wochen sind für dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt, bis der Frevel beendet ist, bis die Sünde versiegelt und die Schuld gesühnt ist, bis ewige Gerechtigkeit gebracht wird, bis Visionen und Weissagungen besiegelt werden und ein Hochheiliges gesalbt wird.25 Nun begreif und versteh: Von der Verkündigung des Wortes über die Rückführung des Volkes und den Wiederaufbau Jerusalems bis zur Ankunft eines Gesalbten, eines Fürsten, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang baut man die Stadt wieder auf mit ihren Plätzen und Gräben, obwohl es eine bedrängte Zeit sein wird.26 Nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter umgebracht, aber ohne (Richterspruch). Das Volk eines Fürsten, der kommen wird, bringt Verderben über die Stadt und das Heiligtum. Er findet sein Ende in der Flut; bis zum Ende werden Krieg und Verwüstung herrschen, wie es längst beschlossen ist.27 Vielen macht er den Bund schwer, eine Woche lang. In der Mitte dieser Woche setzt er den Schlachtopfern und Speiseopfern ein Ende. Oben auf dem Heiligtum wird ein unheilvoller Greuel stehen, bis das Verderben, das beschlossen ist, über den Verwüster kommt.

Das Buch Daniel Kapitel 10

1 Im dritten Jahr des Königs Kyrus von Persien empfing Daniel, der auch Beltschazzar heißt, eine Offenbarung. Das Wort ist zuverlässig und kündigt große Not an. Er suchte das Wort zu verstehen, und das Verständnis wurde ihm in einer Vision gegeben.2 In jenen Tagen hielt ich, Daniel, drei Wochen lang Trauer.3 Nahrung, die mir sonst schmeckte, aß ich nicht; Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund; auch salbte ich mich nicht, bis drei volle Wochen vorbei waren.4 Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats stand ich am Ufer des großen Flusses, des Tigris.5 Ich blickte auf und sah, wie ein Mann vor mir stand, der in Leinen gekleidet war und einen Gürtel aus feinstem Gold um die Hüften trug.6 Sein Körper glich einem Chrysolith, sein Gesicht leuchtete wie ein Blitz, und die Augen waren wie brennende Fackeln. Seine Arme und Beine glänzten wie polierte Bronze. Seine Worte waren wie das Getöse einer großen Menschenmenge.7 Nur ich, Daniel, sah diese Erscheinung; die Männer, die bei mir waren, sahen die Erscheinung nicht; doch ein großer Schrecken befiel sie, so daß sie wegliefen und sich versteckten.8 So blieb ich allein zurück und sah diese gewaltige Erscheinung. Meine Kräfte verließen mich; ich wurde totenbleich und konnte mich nicht mehr aufrecht halten.9 Ich hörte den Schall seiner Worte; beim Schall seiner Worte fiel ich betäubt zu Boden und blieb, mit dem Gesicht am Boden, liegen.10 Doch eine Hand faßte mich an und half mir auf Knie und Hände.11 Dann sagte er zu mir: Daniel, du (von Gott) geliebter Mann, achte auf die Worte, die ich dir zu sagen habe. Stell dich aufrecht hin; denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Als er so mit mir redete, erhob ich mich zitternd.12 Dann sagte er zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Schon vom ersten Tag an, als du dich um Verständnis bemühtest und dich deswegen vor deinem Gott beugtest, wurden deine Worte gehört, und wegen deiner Worte bin ich gekommen.13 Der Engelfürst des Perserreiches hat sich mir einundzwanzig Tage lang entgegengestellt, aber Michael, einer der ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe. Darum war ich dort bei den Königen von Persien entbehrlich.14 Und jetzt bin ich gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk in den letzten Tagen zustoßen wird. Denn auch diese Vision bezieht sich auf jene fernen Tage.15 Während er das zu mir sagte, blickte ich zu Boden und blieb stumm.16 Da berührte eine Gestalt, die aussah wie ein Mensch, meine Lippen. Nun konnte ich den Mund wieder öffnen und sprechen. Ich sagte zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, als ich die Vision sah, wand ich mich in Schmerzen und verlor alle Kraft.17 Wie kann ich, der Knecht meines Herrn, mit meinem Herrn reden? Mir fehlt seitdem jede Kraft, selbst der Atem stockt mir.18 Da berührte mich die Gestalt, die wie ein Mensch aussah, von neuem, stärkte mich19 und sagte: Fürchte dich nicht, du (von Gott) geliebter Mann! Friede sei mit dir. Sei stark, und hab Vertrauen! Als er so mit mir redete, fühlte ich mich gestärkt und sagte: Nun rede, mein Herr! Du hast mich gestärkt.20 Er sagte: Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Ich muß bald zurückkehren und mit dem Engelfürsten von Persien kämpfen. Wenn ich mit ihm fertig bin, dann wird der Engelfürst von Jawan kommen.21 Vorher aber will ich dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist. Doch keiner hilft mir tatkräftig gegen sie außer eurem Engelfürsten Michael.

Das Buch Daniel Kapitel 11

1 Im ersten Jahr des Meders Darius stand ich ihm helfend und schützend zur Seite.2 Und jetzt will ich dir die Wahrheit mitteilen: Noch drei Könige kommen in Persien; der vierte aber wird größeren Reichtum erwerben als alle anderen vor ihm. Nachdem er reich und mächtig geworden ist, bietet er all seine Macht gegen das Reich von Jawan auf.3 Dann wird ein kraftvoller König kommen; er herrscht mit großer Macht und tut, was er will.4 Doch kaum ist er aufgetreten, da bricht sein Reich auseinander und teilt sich nach den vier Himmelsrichtungen. Es fällt aber nicht seinen Nachkommen zu und ist nicht mehr so mächtig wie unter seiner Herrschaft. Denn sein Reich wird vernichtet; es fällt anderen zu, nicht seinen Erben.5 Dann erstarkt der König des Südens; aber einer von seinen Feldherrn wird mächtiger als er und tritt die Herrschaft an, und seine Herrschaft wird noch gewaltiger sein.6 Nach Jahren schließen sie dann ein Bündnis, und um den Frieden zu bekräftigen, kommt die Tochter des Königs des Südens zum König des Nordens. Doch sie verliert die Macht, und auch ihr Kind bleibt nicht am Leben; zur (bestimmten) Zeit wird sie dem Untergang preisgegeben, sie, ihre Begleiter, auch der, der sie gezeugt hat, und der, der sie zur Frau genommen hat.7 Aber an seiner Stelle tritt ein Sproß aus ihren Wurzeln auf; er zieht gegen das Heer aus, dringt in die Festung des Königs des Nordens ein und verfährt mit ihnen, wie es ein Sieger tut.8 Sogar ihre Götter nimmt er als Beute nach Ägypten mit, ebenso ihre Götterbilder und die kostbaren Geräte aus Silber und Gold. Dann läßt er den König des Nordens einige Jahre in Ruhe.9 Darauf zieht dieser gegen das Reich des Königs des Südens, muß aber in sein Land zurückkehren.10 Doch seine Söhne rüsten zum Krieg und bringen gewaltige Heere zusammen. Einer (von ihnen) zieht gegen (den König des Südens); er rückt vor und überflutet alles. Dann rüstet er nochmals und dringt bis zu seiner Festung vor.11 Das erbittert den König des Südens; er zieht gegen den König des Nordens aus und kämpft gegen ihn. Dieser hat zwar ein großes Heer aufgestellt, aber das Heer fällt dem andern in die Hand12 und wird aufgerieben. Da wird sein Herz stolz; er wirft Zehntausende zu Boden, aber er bleibt nicht stark.13 Der König des Nordens stellt nochmals ein Heer auf, noch größer als das erste, und nach einigen Jahren zieht er gegen jenen mit einer großen Streitmacht und einem riesigen Troß ins Feld.14 In jener Zeit erheben sich viele gegen den König des Südens; auch gewalttätige Leute aus deinem Volk stehen auf, und so erfüllt sich eine Vision. Aber sie kommen zu Fall.15 Da zieht der König des Nordens heran, schüttet einen Wall auf und erobert eine stark befestigte Stadt. Die Kräfte des Königs des Südens halten nicht stand; selbst die Truppe seiner auserlesenen Kämpfer ist nicht stark genug, um sich zu halten.16 Der, der gegen ihn vorrückt, tut (mit ihnen), was er will. Keiner kann ihm widerstehen; so faßt er Fuß im Land der Zierde, und seine Hand bringt Vernichtung.17 Dann faßt er den Plan, das ganze Reich (des Königs des Südens) zu unterjochen. Er schließt einen Vergleich mit ihm und gibt ihm eine seiner Töchter zur Frau, um seine Macht zu zerstören. Doch das kommt nicht zustande, es gelingt ihm nicht.18 Jetzt wendet er sich gegen die Inseln und erobert viele von ihnen. Aber ein Feldherr macht seiner Herausforderung ein Ende, ja, er vergilt ihm seine Herausforderung.19 Nun wendet er sich den Festungen des eigenen Landes zu. Er stolpert jedoch, fällt und ist nicht mehr zu finden.20 An seine Stelle tritt einer, der einen Steuereintreiber durch die Zierde des Reiches ziehen läßt. Doch wird er schon nach kurzer Zeit beseitigt, aber nicht öffentlich und nicht im Kampf.21 An seine Stelle tritt ein verächtlicher Mensch. Ihm überträgt man die Würde des Königtums nicht; er kommt aber unversehens und reißt die Herrschaft durch List an sich.22 Ganze Heere werden vor ihm hinweggeschwemmt und vernichtet, auch der Fürst des Bundes.23 Wer sich mit ihm verbündet, gegen den handelt er heimtückisch. Er kommt empor, und obwohl er nur wenige Anhänger hat, wird er stark.24 Unversehens dringt er in die reichsten Bezirke einer Provinz ein und tut, was weder seine Väter noch seine Ahnen getan haben: Er raubt, macht Beute und verteilt den Besitz an seine Leute. Er denkt Anschläge gegen die Festungen aus, aber das dauert nur eine bestimmte Zeit.25 Er bietet seine ganze Kraft und seinen ganzen Mut auf und zieht mit einem großen Heer gegen den König des Südens. Darauf rüstet auch der König des Südens mit einem großen und sehr starken Heer zum Krieg; er kann aber nicht standhalten; denn man plant Anschläge gegen ihn.26 Die eigenen Tischgenossen führen seinen Sturz herbei. Sein Heer wird weggeschwemmt, viele werden erschlagen und fallen.27 Beide Könige sinnen auf Böses; sie sitzen am selben Tisch zusammen und belügen einander. Aber sie erreichen nichts, denn das Ende steht noch aus, bis zur bestimmten Zeit.28 Mit großem Troß tritt dann der König des Nordens den Rückweg in sein Land an; sein Sinn ist gegen den Heiligen Bund gerichtet. Er handelt auch entsprechend und kehrt schließlich in sein Land zurück.29 Zu einer bestimmten Zeit fällt er wieder in den Süden ein. Doch das zweite Mal geht es nicht wie das erste Mal.30 Kittäische Schiffe greifen ihn an, und er kehrt eingeschüchtert um. Nun wendet er seine Wut gegen den Heiligen Bund und handelt entsprechend. Dann kehrt er heim und erkennt jene an, die den Heiligen Bund verlassen.31 Er stellt Streitkräfte auf, die das Heiligtum auf der Burg entweihen, das tägliche Opfer abschaffen und den unheilvollen Greuel aufstellen.32 Er verführt mit seinen glatten Worten die Menschen dazu, vom Bund abzufallen; doch die Schar derer, die ihrem Gott treu sind, bleibt fest und handelt entsprechend.33 Die Verständigen im Volk bringen viele zur Einsicht; aber eine Zeitlang zwingt man sie nieder mit Feuer und Schwert, mit Haft und Plünderung.34 Doch während man sie niederzwingt, erfahren sie eine kleine Hilfe; viele schließen sich ihnen an, freilich nur zum Schein.35 Aber auch manche von den Verständigen kommen zu Fall; so sollen sie geprüft, geläutert und gereinigt werden bis zur Zeit des Endes; denn es dauert noch eine Weile bis zu der bestimmten Zeit.36 Der König tut, was er will. Er wird übermütig und prahlt gegenüber allen Göttern, auch gegenüber dem höchsten Gott führt er unglaubliche Reden. Dabei hat er Erfolg, bis der Zorn (Gottes) zu Ende ist. Denn was beschlossen ist, muß ausgeführt werden.37 Er mißachtet sogar die Götter seiner Väter, auch den Liebling der Frauen achtet er nicht und überhaupt keinen Gott; er prahlt gegenüber allen.38 Statt dessen verehrt er den Gott der Festungen; einen Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, verehrt er mit Gold und Silber, mit Edelsteinen und Kostbarkeiten.39 Starke Festungen greift er an mit Hilfe des fremden Gottes. Alle, die ihn anerkennen, überhäuft er mit Ehren; er verleiht ihnen die Herrschaft über viele Menschen und teilt ihnen als Belohnung Land zu.40 Zur Zeit des Endes streitet mit ihm der König des Südens. Da stürmt der König des Nordens gegen ihn heran mit Wagen und Reitern und mit vielen Schiffen. Er dringt in die Länder ein, überschwemmt sie und rückt vor.41 Auch ins Land der Zierde dringt er ein. Viele werden niedergezwungen; nur Edom und Moab und der Hauptteil der Ammoniter entgehen ihm.42 Er streckt seine Hand nach den Ländern aus; auch für Ägypten gibt es keine Rettung.43 Er wird Herr über die Schätze von Gold und Silber und über alle Kostbarkeiten Ägyptens. Libyer und Kuschiter leisten ihm Gefolgschaft.44 Da erschrecken ihn Gerüchte aus dem Osten und dem Norden. In großem Zorn zieht er aus, um viele zu vernichten und auszurotten.45 Zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde schlägt er seine Prunkzelte auf. Dann geht er seinem Ende zu, und niemand ist da, der ihm hilft.

Das Buch Daniel Kapitel 12

1 In jener Zeit tritt Michael auf, der große Engelfürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Doch dein Volk wird in jener Zeit gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist.2 Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.3 Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt; und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten.4 Du, Daniel, halte diese Worte geheim, und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden nachforschen, und die Erkenntnis wird groß sein.5 Als ich, Daniel, aufblickte, standen noch zwei andere Männer da, der eine diesseits des Flußufers, der andere jenseits.6 Einer fragte den Mann, der in Leinen gekleidet war und über dem Wasser des Flusses stand: Wie lange dauert es noch bis zum Ende der unbegreiflichen Geschehnisse?7 Darauf hörte ich die Stimme des Mannes, der in Leinen gekleidet war und über dem Wasser des Flusses stand; er erhob seine rechte und seine linke Hand zum Himmel, schwor bei dem, der ewig lebt, und sagte: Es dauert noch eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Wenn der am Ende ist, der die Macht des heiligen Volkes zerschlägt, dann wird sich das alles vollenden.8 Ich hörte es, verstand es aber nicht. Darum fragte ich: Mein Herr, was wird das letzte von all dem sein?9 Er erwiderte: Geh, Daniel! Diese Worte bleiben verschlossen und versiegelt bis zur Zeit des Endes.10 Viele werden geläutert, gereinigt und geprüft. Doch die ruchlosen Sünder sündigen weiter. Von den Sündern wird es keiner verstehen; aber die Verständigen verstehen es.11 Von der Zeit an, in der man das tägliche Opfer abschafft und den unheilvollen Greuel aufstellt, sind es zwölfhundertneunzig Tage.12 Wohl dem, der aushält und dreizehnhundertfünfunddreißig Tage erreicht!13 Du aber geh nun dem Ende zu! Du wirst ruhen, und am Ende der Tage wirst du auferstehen, um dein Erbteil zu empfangen.

Das Buch Daniel Kapitel 13

1 In Babylon wohnte ein Mann mit Namen Jojakim.2 Er hatte Susanna, die Tochter Hilkijas, zur Frau; sie war sehr schön und gottesfürchtig.3 Auch ihre Eltern waren gerecht und hatten ihre Tochter nach dem Gesetz des Mose erzogen.4 Jojakim war sehr reich; er besaß einen Garten nahe bei seinem Haus. Die Juden pflegten bei ihm zusammenzukommen, weil er der Angesehenste von allen war.5 Als Richter amtierten in jenem Jahr zwei Älteste aus dem Volk, von denen galt, was der Herr gesagt hat: Ungerechtigkeit ging von Babylon aus, von den Ältesten, von den Richtern, die als Leiter des Volkes galten.6 Sie hielten sich regelmäßig im Haus Jojakims auf, und alle, die eine Rechtssache hatten, kamen zu ihnen.7 Hatten sich nun die Leute um die Mittagszeit wieder entfernt, dann kam Susanna und ging im Garten ihres Mannes spazieren.8 Die beiden Ältesten sahen sie täglich kommen und umhergehen; da regte sich in ihnen die Begierde nach ihr.9 Ihre Gedanken gerieten auf Abwege, und ihre Augen gingen in die Irre; sie sahen weder zum Himmel auf, noch dachten sie an die gerechten Strafen Gottes.10 Beide hatten wegen Susanna Liebeskummer; doch keiner sagte dem anderen etwas von seinem Schmerz.11 Denn sie schämten sich darüber, daß sie so begierig waren, mit ihr zusammenzusein.12 Ungeduldig warteten sie jeden Tag darauf, sie zu sehen.13 Eines Tages sagte der eine zum andern: Gehen wir nach Hause, es ist Zeit zum Essen. Sie trennten sich also und gingen weg,14 dann aber kehrte jeder um, und sie trafen wieder zusammen. Sie fragten einander nach der Ursache und gestanden sich ihre Leidenschaft. Daraufhin verabredeten sie eine Zeit, zu der es ihnen möglich sein sollte, Susanna allein anzutreffen.15 Während sie auf einen günstigen Tag warteten, kam Susanna eines Tages wie gewöhnlich in den Garten, nur von zwei Mädchen begleitet, und wollte baden; denn es war heiß.16 Niemand war dort außer den beiden Ältesten, die sich versteckt hatten und ihr auflauerten.17 Sie sagte zu den Mädchen: Holt mir Öl und Salben und verriegelt das Gartentor, damit ich baden kann.18 Die Mädchen taten, wie ihnen befohlen war. Sie verriegelten das Tor und verließen den Garten durch die Seitenpforte, um zu holen, was ihnen aufgetragen war. Von den Ältesten bemerkten sie nichts, denn diese hatten sich versteckt.19 Als die Mädchen weg waren, standen die beiden Ältesten auf, liefen zu Susanna hin20 und sagten: Das Gartentor ist verschlossen, und niemand sieht uns; wir brennen vor Verlangen nach dir: Sei uns zu Willen, und gib dich uns hin!21 Weigerst du dich, dann bezeugen wir gegen dich, daß ein junger Mann bei dir war und daß du deshalb die Mädchen weggeschickt hast.22 Da seufzte Susanna und sagte: Ich bin bedrängt von allen Seiten: Wenn ich es tue, so droht mir der Tod; tue ich es aber nicht, so werde ich euch nicht entrinnen.23 Es ist besser für mich, es nicht zu tun und euch in die Hände zu fallen, als gegen den Herrn zu sündigen.24 Dann schrie Susanna, so laut sie konnte. Aber zugleich mit ihr schrien auch die beiden Ältesten,25 und einer von ihnen lief zum Gartentor und öffnete es.26 Als die Leute im Haus das Geschrei im Garten hörten, eilten sie durch die Seitentür herbei, um zu sehen, was ihr zugestoßen sei.27 Als die Ältesten ihre Erklärung gaben, schämten sich die Diener sehr; denn noch nie war so etwas über Susanna gesagt worden.28 Als am nächsten Morgen das Volk bei Jojakim, ihrem Mann, zusammenkam, erschienen auch die beiden Ältesten. Sie kamen mit der verbrecherischen Absicht, gegen Susanna die Todesstrafe zu erwirken. Sie sagten vor dem Volk:29 Schickt nach Susanna, der Tochter Hilkijas, der Frau Jojakims! Man schickte nach ihr.30 Sie kam, begleitet von ihren Eltern, ihren Kindern und allen Verwandten.31 Susanna war anmutig und sehr schön.32 Sie war aber verschleiert. Um sich an ihrer Schönheit zu weiden, befahlen die Gewissenlosen, sie zu entschleiern.33 Da weinten ihre Angehörigen, und alle, die sie sahen, begannen ebenfalls zu weinen.34 Vor dem ganzen Volk standen nun die beiden Ältesten auf und legten die Hände auf den Kopf Susannas.35 Sie aber blickte weinend zum Himmel auf; denn ihr Herz vertraute dem Herrn.36 Die Ältesten sagten: Während wir allein im Garten spazierengingen, kam diese Frau mit zwei Mägden herein. Sie ließ das Gartentor verriegeln und schickte die Mägde fort.37 Dann kam ein junger Mann zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr.38 Wir waren gerade in einer abgelegenen Ecke des Gartens; als wir aber die Sünde sahen, eilten wir zu ihnen hin39 und sahen, wie sie zusammen waren. Den Mann konnten wir nicht festhalten; denn er war stärker als wir; er öffnete das Tor und entkam.40 Aber diese da hielten wir fest und fragten sie, wer der junge Mann war.41 Sie wollte es uns aber nicht verraten. Das alles können wir bezeugen. Die versammelte Gemeinde glaubte ihnen, weil sie Älteste des Volkes und Richter waren, und verurteilte Susanna zum Tod.42 Da rief sie laut: Ewiger Gott, du kennst auch das Verborgene; du weißt alles, noch bevor es geschieht.43 Du weißt auch, daß sie eine falsche Aussage gegen mich gemacht haben. Darum muß ich jetzt sterben, obwohl ich nichts von dem getan habe, was diese Menschen mir vorwerfen.44 Der Herr erhörte ihr Rufen.45 Als man sie zur Hinrichtung führte, erweckte Gott den heiligen Geist in einem jungen Mann namens Daniel.46 Dieser rief laut: Ich bin unschuldig am Tod dieser Frau.47 Da wandten sich alle Leute nach ihm um und fragten ihn: Was soll das heißen, was du da gesagt hast?48 Er trat mitten unter sie und sagte: Seid ihr so töricht, ihr Söhne Israels? Ohne Verhör und ohne Prüfung der Beweise habt ihr eine Tochter Israels verurteilt.49 Kehrt zurück zum Ort des Gerichts! Denn diese Ältesten haben eine falsche Aussage gegen Susanna gemacht.50 Eilig kehrten alle Leute wieder um, und die Ältesten sagten zu Daniel: Setz dich hier mitten unter uns, und sag uns, was du zu sagen hast. Denn dir hat Gott den Vorsitz verliehen.51 Daniel sagte zu ihnen: Trennt diese beiden Männer, bringt sie weit auseinander! Ich will sie verhören.52 Als man sie voneinander getrennt hatte, rief er den einen von ihnen her und sagte zu ihm: In Schlechtigkeit bist du alt geworden; doch jetzt kommt die Strafe für die Sünden, die du bisher begangen hast.53 Ungerechte Urteile hast du gefällt, Schuldlose verurteilt, aber Schuldige freigesprochen; und doch hat der Herr gesagt: Einen Schuldlosen und Gerechten sollst du nicht töten.54 Wenn du also diese Frau wirklich gesehen hast, dann sag uns: Was für ein Baum war das, unter dem du die beiden zusammen gesehen hast? Er antwortete: Unter einer Zeder.55 Da sagte Daniel: Mit deiner Lüge hast du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wird dich zerspalten; schon hat er von Gott den Befehl dazu erhalten.56 Dann ließ er ihn wegbringen und befahl, den andern vorzuführen. Zu ihm sagte er: Du Sohn Kanaans, nicht Judas, dich hat die Schönheit verführt, die Leidenschaft hat dein Herz verdorben.57 So konntet ihr an den Töchtern Israels handeln, sie fürchteten sich und waren euch zu Willen. Aber die Tochter Judas hat eure Gemeinheit nicht geduldet.58 Nun sag mir: Was für ein Baum war das, unter dem du die beiden ertappt hast? Er antwortete: Unter einer Eiche.59 Da sagte Daniel zu ihm: Mit deiner Lüge hast auch du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wartet schon mit dem Schwert in der Hand, um dich mitten entzweizuhauen. So wird er euch beide vernichten.60 Da schrie die ganze Gemeinde laut auf und pries Gott, der alle rettet, die auf ihn hoffen.61 Dann erhoben sie sich gegen die beiden Ältesten, die Daniel durch ihre eigenen Worte als falsche Zeugen entlarvt hatte. Das Böse, das sie ihrem Nächsten hatten antun wollen, tat man62 nach dem Gesetz des Mose ihnen an: Man tötete sie. So wurde an jenem Tag unschuldiges Blut gerettet.63 Hilkija und seine Frau priesen Gott wegen ihrer Tochter Susanna, ebenso ihr Mann Jojakim und alle Verwandten, weil sich zeigte, daß sie nichts Schändliches getan hatte.64 Daniel aber gewann seit jenem Tag und auch weiterhin beim Volk großes Ansehen.

Das Buch Daniel Kapitel 14

1 Der König Astyages ging zu seinen Vätern heim, und sein Reich übernahm der Perser Kyrus.2 Daniel war der Vertraute des Königs, der ihn höher schätzte als alle seine Freunde.3 Nun hatten die Babylonier ein Bild des Gottes Bel. Sie wendeten für ihn täglich zwölf Scheffel Feinmehl auf, dazu vierzig Schafe und sechs Krüge Wein.4 Auch der König verehrte ihn und kam jeden Tag, um ihn anzubeten. Daniel aber betete seinen eigenen Gott an. Der König sagte zu ihm: Warum betest du Bel nicht an?5 Er erwiderte: Ich verehre keine Standbilder, die von Menschen gemacht worden sind, sondern nur den lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde erschaffen hat und die Herrschaft besitzt über alles, was lebt.6 Der König entgegnete ihm: Du meinst also, Bel sei kein lebendiger Gott? Siehst du nicht, welche Mengen er Tag für Tag ißt und trinkt?7 Da lachte Daniel und sagte: Laß dich nicht täuschen, König! Dieser Bel ist innen von Lehm und außen von Bronze; er hat niemals gegessen oder getrunken.8 Da wurde der König zornig; er rief die Priester des Bel herbei und sagte zu ihnen: Wenn ihr mir nicht sagt, wer all diese Mengen verzehrt, müßt ihr sterben.9 Beweist ihr aber, daß Bel das alles verzehrt, dann muß Daniel sterben, weil er über Bel gelästert hat. Daniel sagte zum König: Es soll geschehen, was du gesagt hast.10 Es waren aber siebzig Belpriester, nicht gerechnet die Frauen und Kinder. Der König ging nun mit Daniel in den Tempel Bels.11 Die Belpriester sagten: Wir gehen jetzt hinaus. Trag du, König, selbst die Speisen auf, mische den Wein, und stell ihn hin! Verschließ dann die Tür, und versiegle sie mit deinem Ring!12 Wenn du morgen früh wiederkommst und dich nicht davon überzeugen kannst, daß Bel alles verzehrt hat, dann wollen wir sterben, andernfalls aber Daniel, der uns verleumdet hat.13 Sie waren unbesorgt; denn sie hatten sich zum Opfertisch einen verborgenen Zugang gemacht, durch den sie jeweils hereinkamen, um alles zu verzehren.14 Als die Priester hinausgegangen waren, trug der König die Speisen für Bel auf. Daniel aber ließ durch seine Diener Asche holen und damit den ganzen Boden des Tempels bestreuen, wobei nur der König zusah. Dann gingen sie hinaus, verschlossen die Tür, versiegelten sie mit dem Ring des Königs und entfernten sich.15 In der Nacht kamen wie gewöhnlich die Priester mit ihren Frauen und Kindern; sie aßen alles auf und tranken den Wein.16 Früh am Morgen aber ging der König mit Daniel zum Tempel.17 Der König fragte: Sind die Siegel unversehrt, Daniel? Er antwortete: Sie sind unversehrt, mein König.18 Kaum war das Portal geöffnet, da blickte der König auf den Opfertisch und rief laut: Groß bist du, Bel! Bei dir gibt es nie einen Betrug.19 Doch Daniel lachte; er hinderte den König, das Innere zu betreten und sagte: Sieh dir doch den Fußboden an und prüfe, von wem diese Fußspuren sind.20 Der König sagte: Ich sehe Fußspuren von Männern, Frauen und Kindern.21 Und er wurde zornig und ließ die Priester mit ihren Frauen und Kindern festnehmen. Sie mußten ihm die geheime Tür zeigen, durch die sie hereingekommen waren, um das, was auf dem Tisch stand, zu verzehren.22 Darauf ließ sie der König töten. Den Bel aber übergab er Daniel, der ihn und sein Heiligtum zerstörte.23 Es gab auch einen großen Drachen, den die Babylonier wie einen Gott verehrten.24 Der König sagte zu Daniel: Von diesem Drachen kannst du nicht sagen, er sei kein lebendiger Gott. Bete ihn also an!25 Daniel erwiderte: Nur den Herrn, meinen Gott, bete ich an; denn er ist wirklich ein lebendiger Gott.26 Du aber, König, gib mir die Erlaubnis, den Drachen zu töten, ohne Schwert und Keule! Der König sagte: Ich gebe sie dir.27 Da nahm Daniel Pech, Talg und Haare, schmolz alles zusammen, formte Kuchen daraus und warf sie dem Drachen ins Maul. Der Drache fraß sie und zerbarst. Da sagte Daniel: Seht, was ihr für Götter verehrt!28 Als die Babylonier davon hörten, waren sie empört und taten sich gegen den König zusammen. Sie sagten: Der König ist Jude geworden. Den Bel hat er zertrümmert, den Drachen getötet und die Priester hingeschlachtet.29 Sie gingen zum König und verlangten: Liefere uns Daniel aus! Sonst töten wir dich und deine Familie.30 Da sich der König aufs äußerste bedroht sah, lieferte er ihnen Daniel notgedrungen aus.31 Sie aber warfen ihn in die Löwengrube. Dort blieb er sechs Tage lang.32 In der Grube waren sieben Löwen; man gab ihnen täglich zwei Menschen und zwei Schafe zu fressen. Jetzt aber gab man ihnen nichts, damit sie Daniel fressen sollten.33 In Judäa lebte damals der Prophet Habakuk. Er hatte sich eine Mahlzeit gekocht und Brot in einen Napf gebrockt und ging gerade auf das Feld, um das Essen den Arbeitern zu bringen.34 Da sagte der Engel des Herrn zu Habakuk: Bring das Essen, das du in der Hand hast, dem Daniel nach Babylon in die Löwengrube!35 Habakuk antwortete: Herr, ich habe Babylon nie gesehen, und die Grube kenne ich nicht.36 Da faßte ihn der Engel des Herrn am Schopf, trug ihn an seinen Haaren fort und versetzte ihn mit der Gewalt seines Geistes nach Babylon an den Rand der Grube.37 Habakuk rief: Daniel, Daniel, nimm das Essen, das Gott dir geschickt hat.38 Da sagte Daniel: Gott, du hast also an mich gedacht; du läßt die nicht im Stich, die dich lieben.39 Dann stand Daniel auf und aß. Den Habakuk aber versetzte der Engel Gottes sogleich an seinen früheren Ort zurück.40 Am siebten Tag kam der König, um Daniel zu betrauern. Er trat an die Grube und schaute hinein. Da sah er Daniel sitzen,41 und er rief laut: Groß bist du, Herr, du Gott Daniels. Außer dir gibt es keinen anderen Gott.42 Dann ließ er Daniel herausziehen und statt seiner die Männer in die Grube werfen, die ihn hatten vernichten wollen. Und vor seinen Augen wurden sie sofort aufgefressen.

Das Buch Hosea

Das Buch Hosea Kapitel 1

1 Das Wort des Herrn, das an Hosea, den Sohn Beeris, in der Zeit erging, als Usija, Jotam, Ahas und Hiskija Könige von Juda waren und als Jerobeam, der Sohn des Joasch, König von Israel war.2 So begann der Herr durch Hosea zu reden: Der Herr sagte zu Hosea: Geh, nimm dir eine Kultdirne zur Frau, und (zeuge) Dirnenkinder! Denn das Land hat den Herrn verlassen und ist zur Dirne geworden.3 Da ging Hosea und nahm Gomer, die Tochter Diblajims, zur Frau; sie wurde schwanger und gebar ihm einen Sohn.4 Der Herr sagte zu Hosea: Gib ihm den Namen Jesreel! Denn es dauert nicht mehr lange, dann werde ich das Haus Jehu für die Blutschuld von Jesreel bestrafen und dem Königtum in Israel ein Ende machen.5 An jenem Tag werde ich den Bogen Israels in der Ebene Jesreel zerbrechen.6 Als Gomer wieder schwanger wurde und eine Tochter gebar, sagte der Herr zu Hosea: Gib ihr den Namen Lo-Ruhama (Kein Erbarmen)! Denn von jetzt an habe ich kein Erbarmen mehr mit dem Haus Israel, nein, ich entziehe es ihnen.7 Mit dem Haus Juda jedoch will ich Erbarmen haben und ihnen Hilfe bringen; ich helfe ihnen als der Herr, ihr Gott, aber nicht mit Bogen, Schwert und Krieg, nicht mit Rossen und Reitern.8 Als Gomer Lo-Ruhama entwöhnt hatte, wurde sie wieder schwanger und gebar einen Sohn.9 Da sagte der Herr: Gib ihm den Namen Lo-Ammi (Nicht mein Volk)! Denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht der "Ich-bin-da" für euch.

Das Buch Hosea Kapitel 2

1 Einst werden die Söhne Israels so zahlreich sein wie der Sand am Meer, der nicht zu messen und nicht zu zählen ist. Und statt daß man zu ihnen sagt: Ihr seid "nicht mein Volk", wird man zu ihnen sagen: Die Söhne des lebendigen Gottes (seid ihr).2 Die Söhne Judas und die Söhne Israels werden sich zusammenschließen; sie werden sich ein gemeinsames Oberhaupt geben und die Macht im Land wiedergewinnen. Wahrhaftig, ein großer Tag wird der Tag von Jesreel sein.3 Nennt eure Brüder: Ammi (Mein Volk), und eure Schwestern: Ruhama (Erbarmen).4 Verklagt eure Mutter, verklagt sie! Denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann. Sie soll von ihrem Gesicht das Dirnenzeichen entfernen und von ihren Brüsten die Male des Ehebruchs.5 Sonst ziehe ich sie nackt aus und stelle sie hin wie am Tag ihrer Geburt; ich mache sie der Wüste gleich, wie verdorrtes Land mache ich sie und lasse sie verdursten.6 Auch mit ihren Kindern habe ich kein Erbarmen; denn es sind Dirnenkinder.7 Ja, ihre Mutter war eine Dirne, die Frau, die sie gebar, trieb schändliche Dinge. Sie sagte: Ich will meinen Liebhabern folgen; sie geben mir Brot und Wasser, Wolle und Leinen, Öl und Getränke.8 Darum versperre ich ihr den Weg mit Dornengestrüpp und verbaue ihn mit einer Mauer, so daß sie ihren Pfad nicht mehr findet.9 Dann rennt sie ihren Liebhabern nach, holt sie aber nicht ein. Sie sucht nach ihnen, findet sie aber nicht. Dann wird sie sagen: Ich kehre um und gehe wieder zu meinem ersten Mann; denn damals ging es mir besser als jetzt.10 Aber sie hat nicht erkannt, daß ich es war, der ihr das Korn und den Wein und das Öl gab, der sie mit Silber überhäufte und mit Gold, aus dem man dann Baalsbilder machte.11 Darum hole ich mir mein Korn zurück, wenn es Zeit dafür ist, und auch meinen Wein, wenn es Zeit ist; ich nehme ihr meine Wolle und mein Leinen, die ihre Blöße verhüllen sollten.12 Dann entblöße ich ihre Scham vor den Augen ihrer Liebhaber. Niemand kann sie meiner Gewalt entreißen.13 Ich mache all ihren Freuden ein Ende, ihren Feiern und Neumondfesten, ihren Sabbaten und den anderen festlichen Tagen.14 Ich verwüste ihre Reben und Feigenbäume, von denen sie sagte: Das ist mein Lohn, den mir meine Liebhaber gaben. Ich mache ihre Weingärten zur Wildnis; die wilden Tiere fressen sie kahl.15 Ich bestrafe sie für all die Feste, an denen sie den Baalen Rauchopfer dargebracht hat; sie hat ihre Ringe und ihren Schmuck angelegt und ist ihren Liebhabern gefolgt, mich aber hat sie vergessen - Spruch des Herrn.16 Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben.17 Dann gebe ich ihr dort ihre Weinberge wieder, und das Achor-Tal mache ich für sie zum Tor der Hoffnung. Sie wird mir dorthin bereitwillig folgen wie in den Tagen ihrer Jugend, wie damals, als sie aus Ägypten heraufzog.18 An jenem Tag - Spruch des Herrn - wirst du zu mir sagen: Mein Mann!, und nicht mehr: Mein Baal!19 Ich lasse die Namen der Baale aus ihrem Mund verschwinden, so daß niemand mehr ihre Namen anruft.20 Ich schließe für Israel an jenem Tag einen Bund mit den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels und mit allem, was auf dem Erdboden kriecht. Ich zerbreche Bogen und Schwert, es gibt keinen Krieg mehr im Land, ich lasse sie Ruhe und Sicherheit finden.21 Ich traue dich mir an auf ewig; ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen,22 ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue: Dann wirst du den Herrn erkennen.23 An jenem Tag - Spruch des Herrn - will ich erhören: Ich will den Himmel erhören, und der Himmel wird die Erde erhören,24 und die Erde erhört das Korn, den Wein und das Öl, und diese erhören Jesreel.25 Ich säe sie aus in meinem Land. Ich habe Erbarmen mit Lo-Ruhama (Kein Erbarmen), und zu Lo-Ammi (Nicht mein Volk) sage ich: Du bist mein Volk!, und er wird sagen: (Du bist) mein Gott!

Das Buch Hosea Kapitel 3

1 Der Herr sagte zu mir: Geh noch einmal hin und liebe die Frau, die einen Liebhaber hat und Ehebruch treibt. (Liebe sie) so, wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden und Opferkuchen aus Rosinen lieben.2 Da kaufte ich sie für fünfzehn Silberstücke und anderthalb Hómer Gerste.3 Ich sagte zu ihr: Du bleibst jetzt viele Tage bei mir, ohne als Dirne einem Mann zu gehören. Und so mache auch ich es mit dir.4 Denn viele Tage bleiben Israels Söhne ohne König und Fürst, ohne Opfer und Steinmal, ohne Efod und ohne Terafim.5 Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, suchen und ihren König David. Zitternd werden sie zum Herrn kommen und seine Güte suchen am Ende der Tage.

Das Buch Hosea Kapitel 4

1 Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels! Denn der Herr erhebt Klage gegen die Bewohner des Landes: Es gibt keine Treue und keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Land.2 Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit, Bluttat reiht sich an Bluttat.3 Darum soll das Land verdorren, jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; auch die Fische im Meer sollen zugrundegehen.4 Doch nicht irgendeiner wird verklagt, nicht irgendwer wird gerügt, sondern dich, Priester, klage ich an.5 Am hellichten Tag kommst du zu Fall, und ebenso wie du stürzt in der Nacht der Prophet. Auch deine Mutter lasse ich umkommen.6 Mein Volk kommt um, weil ihm die Erkenntnis fehlt. Weil du die Erkenntnis verworfen hast, darum verwerfe auch ich dich als meinen Priester. Du hast die Weisung deines Gottes vergessen; deshalb vergesse auch ich deine Söhne.7 Je mehr sie wurden, um so mehr sündigten sie gegen mich. Ihre Ehre tauschen sie ein gegen Schande.8 Sie nähren sich von der Sünde meines Volkes und sind gierig nach seinen ruchlosen Opfern.9 Darum wird es dem Priester ergehen wie dem Volk: Ich bestrafe ihn für sein Verhalten, seine Taten vergelte ich ihm.10 Sie werden zwar essen, doch sie werden nicht satt, sie treiben Unzucht, aber sie vermehren sich nicht. Ja, sie haben den Herrn verlassen und sich an Unzucht gehalten.11 Der Opferwein raubt meinem Volk den Verstand:12 Es befragt sein Götzenbild aus Holz, von seinem Stock erwartet es Auskunft. Ja, der Geist der Unzucht führt es irre. Es hat seinen Gott verlassen und ist zur Dirne geworden.13 Sie feiern Schlachtopfer auf den Höhen der Berge, auf den Hügeln bringen sie Rauchopfer dar, unter Eichen, Storaxbäumen und Terebinthen, deren Schatten so angenehm ist. So werden eure Töchter zu Dirnen, und eure Schwiegertöchter brechen die Ehe.14 Aber ich strafe nicht eure Töchter dafür, daß sie zu Dirnen werden, und nicht eure Schwiegertöchter dafür, daß sie die Ehe brechen; denn sie (die Priester) selbst gehen mit den Dirnen beiseite, mit den Weihedirnen feiern sie Schlachtopfer. So kommt das unwissende Volk zu Fall.15 Auch wenn du, Israel, zur Dirne wirst, so soll sich doch Juda nicht schuldig machen. Kommt nicht nach Gilgal, zieht nicht nach Bet-Awen hinauf! Schwört nicht: So wahr der Herr lebt!16 Ja, Israel ist störrisch wie eine störrische Kuh. Und da sollte der Herr sie auf die Weide führen wie die Lämmer auf der weiten Flur?17 Efraim ist im Bund mit den Götzen,18 es sitzt da, ein Haufen von Zechern; sie treiben es mit den Dirnen, sie lieben ihre schändliche Schamlosigkeit.19 Doch ein Sturm rafft sie mit seinen Flügeln dahin, sie gehen mit Schande zugrunde wegen ihrer Altäre.

Das Buch Hosea Kapitel 5

1 Hört her, ihr Priester! Gebt acht, ihr vom Haus Israel! Horcht auf, ihr aus dem Königshaus! Denn ihr seid die Hüter des Rechts. Doch ihr wurdet (für das Volk) zu einer Falle in Mizpa, zu einem Netz, das auf dem Tabor ausgespannt ist,2 zu einer tiefen Grube in Schittim. Ich aber werde euch alle bestrafen.3 Ich kenne Efraim gut, Israel kann sich vor mir nicht verstecken: Efraim hat es mit den Dirnen getrieben, Israel hat sich befleckt.4 Ihre Taten verhindern, daß sie umkehren zu ihrem Gott. Denn der Geist der Unzucht steckt in ihnen, so daß sie den Herrn nicht erkennen.5 Sein eigener Hochmut klagt Israel an, Efraim kommt zu Fall durch seine eigene Schuld; zusammen mit ihm stürzt auch Juda zu Boden.6 Sie werden ausziehen mit ihren Schafen und Rindern, um den Herrn zu suchen, doch sie werden ihn nicht finden; er zieht sich vor ihnen zurück.7 Sie haben dem Herrn die Treue gebrochen, sie haben Bastarde geboren. Nun frißt ein glühender Wind ihren ererbten Besitz.8 Blast in Gibea das Widderhorn, in Rama die Trompete! Schlagt Lärm in Bet-Awen, schreckt Benjamin auf!9 Efraim wird zu einer schauerlichen Wüste, wenn der Tag der Züchtigung kommt. Ich mache bei Israels Stämmen bekannt, was fest beschlossen ist.10 Die Führer Judas handeln wie Menschen, die Grenzsteine versetzen. Ich gieße meinen Groll wie Wasser über sie aus.11 Efraim wird unterdrückt, das Recht wird zertreten. Denn sie waren darauf aus, dem "Unflat" zu folgen.12 Ich aber bin wie Eiter für Efraim, wie Fäulnis für das Haus Juda.13 Als Efraim seine Krankheit sah und Juda sein Geschwür, da ging Efraim nach Assur, und (Juda) schickte zum Großkönig. Aber der kann euch nicht heilen, er befreit euch nicht von eurem Geschwür.14 Denn ich bin für Efraim wie ein Löwe, wie ein junger Löwe für das Haus Juda. Ich, ja, ich reiße (die Beute), dann gehe ich davon; ich schleppe sie weg, und keiner kann sie mir entreißen.15 Ich gehe weg, ich kehre an meinen Ort zurück, (und warte,) bis sie mich schuldbewußt suchen, bis sie in ihrer Not wieder Ausschau halten nach mir.

Das Buch Hosea Kapitel 6

1 Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden.2 Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht.3 Laßt uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.4 Was soll ich tun mit dir, Efraim? Was soll ich tun mit dir, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht.5 Darum schlage ich drein durch die Propheten, ich töte sie durch die Worte meines Mundes. Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht.6 Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer.7 Sie haben bei Adam den Bund übertreten; dort haben sie mir die Treue gebrochen.8 Gilead ist eine Stadt voller Übeltäter, mit Blut befleckt.9 Die Rotte der Priester liegt auf der Lauer wie eine Bande von Räubern, sie morden auf dem Weg, der nach Sichem führt, ja, sie treiben schändliche Dinge.10 In Bet-El habe ich gräßliche Dinge gesehen; dort treibt es Efraim mit den Dirnen, dort befleckt sich Israel.11 Auch dir, Juda, steht die Ernte bevor. Wenn ich das Geschick meines Volkes wende,

Das Buch Hosea Kapitel 7

1 wenn ich Israel heile, dann wird die Schuld Efraims sichtbar und die Bosheit Samarias. Denn was sie tun, ist Betrug: Der Dieb bricht in die Häuser ein, auf der Straße plündern die Banden.2 Sie bedenken nicht, daß ich all ihr böses Tun im Gedächtnis behalte. Jetzt werden sie umringt von ihren Taten, die mir vor Augen stehen.3 In ihrer Schlechtigkeit erheitern sie den König, in ihrer Falschheit seine Fürsten.4 Sie alle sind Ehebrecher. Sie sind wie ein angeheizter Backofen, dessen Feuer der Bäcker nicht mehr schürt, wenn er den Teig knetet und ihn aufgehen läßt.5 Am "Tag unseres Königs" machen sie die Fürsten schwach mit der Glut des Weins, dessen Kraft die Wortführer umwirft.6 Ja, hinterhältig nähern sie sich, mit einem Herzen, das wie ein Backofen glüht: Die ganze Nacht über schläft ihr Zorn, am Morgen aber entbrennt er wie ein loderndes Feuer.7 Sie alle glühen wie ein Backofen; sie fressen ihre Regenten. Alle ihre Könige stürzen; doch zu mir ruft keiner von ihnen.8 Efraim läßt sich unter die Völker verrühren, Efraim ist ein Brot, das man beim Backen nicht wendet.9 Fremde zehren an seiner Kraft, ohne daß er es merkt. Auch werden seine Haare grau, ohne daß er es merkt.10 Sein eigener Hochmut klagt Israel an; doch es kehrt nicht um zum Herrn, seinem Gott, und sucht ihn trotz alledem nicht.11 Efraim ist wie eine Taube, leicht zu betören, ohne Verstand. Sie rufen Ägypten zu Hilfe und laufen nach Assur.12 Während sie laufen, werfe ich mein Netz über sie, ich hole sie herunter wie die Vögel des Himmels; sobald ihr Schwarm sich hören läßt, fange ich sie.13 Weh ihnen, weil sie mir weggelaufen sind. Verderben über sie, weil sie mir abtrünnig wurden. Und da sollte ich sie loskaufen, ich, über den sie nur Lügen verbreiten?14 Wenn sie zu mir schreien, kommt es nicht aus dem Herzen; sie liegen nur da und heulen. Sie ritzen sich wund, um Korn und Wein zu erflehen; sie widersetzen sich mir.15 Ich bin es, der ihre Arme geübt und gestärkt hat, aber gegen mich planen sie Böses.16 Sie wenden sich dem "Nichtsnutz" zu, sie sind wie ein Bogen, der versagt. Ihre Fürsten kommen um durch das Schwert wegen ihrer frechen Zunge. Deshalb wird man in Ägypten über sie spotten.

Das Buch Hosea Kapitel 8

1 Stoß ins Horn! Denn wie ein Geier kommt das Unheil über das Haus des Herrn, weil sie meinen Bund nicht halten und mein Gesetz mißachten.2 Sie schreien zwar zu mir: Mein Gott! Wir, Israel, kennen dich doch.3 Aber Israel hat das Gute verworfen. Darum soll der Feind es verfolgen.4 Sie setzen Könige ein, aber gegen meinen Willen; sie wählen Fürsten, doch ich erkenne sie nicht an. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold - wohl damit es vernichtet wird.5 Samaria, dein Kalb ist verworfen. Mein Zorn ist entbrannt gegen sie; wie lange noch sind sie unfähig, sich zu läutern?6 Denn wer sind Israel und das Kalb? Ein Handwerker hat das Kalb gemacht, und es ist kein Gott. Ja, zersplittert soll es am Boden liegen, das Kalb von Samaria.7 Denn sie säen Wind, und sie ernten Sturm. Halme ohne Ähren bringen kein Mehl. Und wenn sie es bringen, verschlingen es Fremde.8 Israel ist schon verschlungen. Jetzt gilt es im Kreis der Völker als wertloses Zeug.9 Denn Israel ist nach Assur gelaufen. Ein Wildesel bleibt für sich allein; Efraim aber macht Liebesgeschenke.10 Auch wenn sie sich unter den Völkern preisgeben, treibe ich sie jetzt zusammen; schon bald sollen sie sich krümmen unter der Last des Königs der Fürsten.11 Efraim hat viele Altäre gebaut, um sich zu entsündigen, doch die Altäre sind ihm zur Sünde geworden.12 Ich kann ihnen noch so viele Gesetze aufschreiben, sie gelten ihnen so wenig wie die eines Fremden.13 Schlachtopfer lieben sie, sie opfern Fleisch und essen davon; der Herr aber hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt denkt er an ihre Schuld und straft sie für ihre Sünden: Sie müssen zurück nach Ägypten.14 Israel hat seinen Schöpfer vergessen und große Paläste gebaut, Juda hat viele Festungen errichtet. Doch ich sende Feuer in seine Städte; es soll seine Paläste verzehren.

Das Buch Hosea Kapitel 9

1 Israel, freue dich nicht, jauchze nicht wie die Völker! Denn eine Dirne bist du, du hast deinen Gott verlassen; auf allen Dreschtennen liebst du Dirnenlohn.2 Tenne und Kelter werden ihnen die Freundschaft entziehen, und der Wein wird sie verleugnen.3 Im Land des Herrn dürfen sie nicht mehr wohnen; Efraim muß zurück nach Ägypten, und in Assur müssen sie unreine Speisen essen.4 Sie können dem Herrn kein Weinopfer mehr spenden, ihre Schlachtopfer werden von ihm nicht angenommen. Ihr Brot wird Trauerbrot sein, alle, die davon essen, werden unrein. Ja, ihr Brot reicht nur für den eigenen Hunger, nichts davon kommt in das Haus des Herrn.5 Was wollt ihr dann tun für den Feiertag, für den Festtag des Herrn?6 Ja, sie müssen fort, denn ihr Land ist verwüstet; Ägypten sammelt sie ein, Memfis begräbt sie. So kostbar ihr Silber auch ist, das Unkraut wird es von ihnen erben, in ihren Zelten wachsen die Dornen.7 Die Tage der Abrechnung sind gekommen, gekommen sind die Tage der Vergeltung; Israel wird es erleben. Der Prophet ist ein Narr, der Geistesmann ist verrückt. So große Anfeindung zeigt, wie groß deine Schuld ist.8 Efraim, das Volk meines Gottes, lauert dem Propheten auf: Fangnetze bedrohen ihn auf all seinen Wegen; auf Feindschaft stößt er sogar im Haus seines Gottes.9 Sie haben ihm eine tiefe Grube gegraben wie in den Tagen von Gibea. Doch der Herr denkt an ihre Schuld, er wird sie strafen für ihre Sünden.10 Wie man Trauben findet in der Wüste, so fand ich Israel; wie die erste Frucht am jungen Feigenbaum, so sah ich eure Väter. Sie aber kamen nach Baal-Pegor und weihten sich dem schändlichen Gott; sie wurden so abscheulich wie der, den sie liebten.11 Efraim - wie ein Vogelschwarm fliegt seine Macht davon: keine Geburt mehr, keine Schwangerschaft, keine Empfängnis.12 Selbst wenn sie ihre Kinder großziehen, mache ich sie kinderlos und verlassen. Ja, weh auch ihnen selbst, wenn ich mich abwende von ihnen.13 Ich sehe, wie Efraim seine Kinder zur Beute der Jäger macht, wie Efraim seine Söhne dem Schlächter zuführt.14 Gib ihnen, Herr, was du ihnen geben willst: Gib den Müttern einen unfruchtbaren Schoß und vertrocknete Brüste!15 Ihre ganze Bosheit hat sich in Gilgal enthüllt, dort habe ich sie hassen gelernt. Ihrer bösen Taten wegen vertreibe ich sie aus meinem Haus. Nie mehr werde ich sie lieben. Aufrührer sind alle ihre Führer.16 Efraim ist zerschlagen, seine Wurzeln sind verdorrt, sie bringen keine Frucht mehr hervor. Auch wenn sie gebären, töte ich die geliebte Frucht ihres Schoßes.17 Mein Gott wird sie verstoßen, weil sie nicht auf ihn hörten; unstet müssen sie umherirren unter den Völkern.

Das Buch Hosea Kapitel 10

1 Israel war ein üppiger Weinstock, der seine Frucht brachte. Je fruchtbarer er war, desto mehr opferte man auf den Altären. Je schöner sein Land wurde, um so schöner schmückten sie die Steinmale.2 Ihr Herz ist geteilt, jetzt müssen sie büßen. Der Herr selbst zerschlägt ihre Altäre und zerstört ihre Steinmale.3 Dann werden sie sagen: Wir haben keinen König mehr; denn wir haben den Herrn nicht gefürchtet. Aber auch ein König - was könnte er für uns tun?4 Sprüche machen, Meineide schwören, Bündnisse schließen; und die Rechtsprechung wuchert wie in den Ackerfurchen das giftige Unkraut.5 Um das Kalb von Bet-Awen müssen die Einwohner von Samaria zittern. Sein Volk wird darum trauern. Mögen auch seine Priester jubeln über seine Pracht, wahrhaftig, sie wird ihm genommen.6 Das Kalb selbst wird nach Assur geschafft als Geschenk für den Großkönig. Efraim erntet Schmach, Israel geht an seinen eigenen Beschlüssen zugrunde.7 Samaria wird vernichtet, sein König gleicht einem abgebrochenen Zweig auf dem Wasser.8 Verwüstet werden die unheilvollen Kulthöhen, diese Sünde Israels. Dornen und Disteln überwuchern ihre Altäre. Dann wird man zu den Bergen sagen: Deckt uns zu!, und zu den Hügeln: Fallt auf uns!9 Seit den Tagen von Gibea dauert Israels Sünde, sie sind seither nicht anders geworden. Wird nicht wie in Gibea der Krieg über sie kommen wegen ihrer Verbrechen?10 Ich komme, um sie zu züchtigen. Ich werde Völker versammeln gegen sie, sie gefangennehmen wegen ihrer doppelten Schuld.11 Efraim war ein gelehriges Rind, willig zum Dreschen. Als ich vorbeiging und seinen kräftigen Nacken sah, spannte ich Efraim ein, um zu pflügen; Jakob sollte mir eggen:12 Sät als eure Saat Gerechtigkeit aus, so werdet ihr ernten, wie es der (göttlichen) Liebe entspricht. Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen; dann wird er kommen und euch mit Heil überschütten.13 Ihr aber habt Schlechtigkeit eingepflügt; darum habt ihr Verbrechen geerntet und die Frucht der Lüge gegessen. Du hast auf deine Macht vertraut und auf die Menge deiner Krieger;14 darum erhebt sich Kriegslärm gegen dein Volk, und alle deine Festungen werden zerstört, wie Schalman im Krieg Bet-Arbeel zerstörte, am Tag der Schlacht, an dem man die Mutter niederstreckte über ihren Kindern.15 Das bringt euch Bet-El ein wegen eurer grenzenlosen Bosheit. Beim Morgengrauen wird der König von Israel völlig vernichtet.

Das Buch Hosea Kapitel 11

1 Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten.2 Je mehr ich sie rief, desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar.3 Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, daß ich sie heilen wollte.4 Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.5 Doch er muß wieder zurück nach Ägypten, Assur wird sein König sein; denn sie haben sich geweigert umzukehren.6 Das Schwert wird in seinen Städten wüten; es wird seinen Schwätzern den Garaus machen und sie wegen ihrer Pläne vernichten.7 Mein Volk verharrt in der Treulosigkeit; sie rufen zu Baal, doch er hilft ihnen nicht auf.8 Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adma, dich behandeln wie Zebojim? Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf.9 Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns.10 Sie werden hinter Jahwe herziehen. Er brüllt wie ein Löwe, ja, er brüllt, daß die Söhne vom Westmeer zitternd herbeikommen.11 Wie Vögel kommen sie zitternd herbei aus Ägypten, wie Tauben aus dem Land Assur. Ich lasse sie heimkehren in ihre Häuser - Spruch des Herrn.

Das Buch Hosea Kapitel 12

1 Mit Lügen umzingelt mich Efraim, mit Betrug das Haus Israel. 2 Efraim weidet den Wind, immer läuft es dem Ostwind nach. Es häuft Lüge auf Lüge, Gewalt auf Gewalt. Es schließt mit Assur ein Bündnis und liefert Öl nach Ägypten.3 Darum geht der Herr mit Israel ins Gericht, er straft Jakob für sein Verhalten und zahlt ihm heim, wie es seine Taten verdienen.4 Schon im Mutterleib hinterging er seinen Bruder, und als er ein Mann war, rang er mit Gott.5 Weinend flehte er ihn um Gnade an. Er fand ihn in Bet-El, und dort sprach er mit ihm.6 Der Herr, der Gott der Heere, dessen Name Jahwe ist, (sagte:)7 Du wirst mit Hilfe deines Gottes heimkehren; bewahre die Liebe und das Recht, und hoffe immer auf deinen Gott!8 Doch dieser Händler hat eine falsche Waage in der Hand, er liebt den Betrug.9 Efraim sagt: Ich bin reich geworden und habe mir ein Vermögen erworben. Nichts, was ich erwarb, gilt mir als Unrecht und Sünde.10 Aber ich, der Herr, dein Gott seit der Zeit in Ägypten, ich lasse dich wieder in Zelten wohnen wie in den Tagen der (ersten) Begegnung.11 Ich rede zu den Propheten, ich lasse sie viele Visionen sehen, und durch die Propheten sende ich Vernichtung.12 Schon in Gilead beging man Verbrechen, und auch jetzt handeln sie völlig verkehrt. Sie opfern in Gilgal den Stieren; darum werden auch ihre Altäre den Steinhaufen gleichen, die man neben den Äckern aufhäuft.13 Jakob floh in die Gegend von Aram; wegen eines Weibes wurde Israel zum Knecht, wegen eines Weibes hütete er Schafe.14 Aber durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten heraus, und durch einen Propheten wurde es behütet.15 Efraim hat Gott bitter gekränkt, darum wird sein Herr ihn die Blutschuld büßen lassen und ihm die Beschimpfung heimzahlen.

Das Buch Hosea Kapitel 13

1 Wenn Efraim redete, zitterten alle. Er war in Israel mächtig. Dann aber machte er sich schuldig durch Baal, und er verfiel dem Tod.2 Nun sündigen sie weiter und machen sich aus ihrem Silber gegossene Bilder, kunstfertig stellen sie Götzen her - alles nur ein Machwerk von Schmieden. Ihnen, so sagen sie, müßt ihr opfern. Menschen küssen Kälber.3 Darum sollen sie werden wie die Wolken am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht, wie die Spreu, die aus der Tenne stiebt, und wie Rauch, der aus der Luke zieht.4 Ich aber, ich bin der Herr, dein Gott, seit der Zeit in Ägypten; du sollst keinen anderen Gott kennen als mich. Es gibt keinen Retter außer mir.5 Ich habe dich in der Wüste auf die Weide geführt, im Land der glühenden Hitze.6 Als sie ihre Weide hatten, wurden sie satt. Als sie satt waren, wurde ihr Herz überheblich, darum vergaßen sie mich.7 Deshalb wurde ich für sie zu einem Löwen, wie ein Panther lauere ich am Weg.8 Ich falle sie an wie eine Bärin, der man die Jungen geraubt hat, und zerreiße ihnen die Brust und das Herz. Die Hunde fressen sie dann, und die wilden Tiere zerfleischen sie.9 Ich vernichte dich, Israel. Wer kommt dir zu Hilfe?10 Wo ist denn dein König, der dich retten könnte, dich und all deine Städte? Wo sind deine Regenten, von denen du sagtest: Gib mir einen König und Fürsten!11 In meinem Zorn gab ich dir einen König, in meinem Groll nahm ich ihn weg.12 Efraims Schuld wird gebündelt verwahrt, seine Sünden werden gespeichert.13 Es kommen die Wehen für seine Geburt; aber er ist ein törichtes Kind; denn wenn die Zeit da ist, kommt er nicht heraus aus dem Mutterschoß.14 Aus der Gewalt der Unterwelt sollte ich sie befreien? Vom Tod sollte ich sie erlösen? Tod, wo sind deine Seuchen? Unterwelt, wo ist dein Stachel? Meine Augen kennen kein Mitleid.15 Auch wenn Efraim im Kreis seiner Brüder prächtig gedeiht, es kommt ein Ostwind, ein Sturm des Herrn; er steigt aus der Wüste auf und läßt Efraims Brunnen versiegen und seine Quellen vertrocknen. Er plündert die Schatzkammern aus und raubt den ganzen kostbaren Besitz.

Das Buch Hosea Kapitel 14

1 Samaria verfällt seiner Strafe, weil es sich empört hat gegen seinen Gott. Seine Bewohner fallen unter dem Schwert, ihre Kinder werden zerschmettert, die schwangeren Frauen werden aufgeschlitzt.2 Kehr um, Israel, zum Herrn, deinem Gott! Denn du bist zu Fall gekommen durch deine Schuld.3 Kehrt um zum Herrn, nehmt Worte (der Reue) mit euch, und sagt zu ihm: Nimm alle Schuld von uns, und laß uns Gutes erfahren! Wir danken es dir mit der Frucht unserer Lippen.4 Assur kann uns nicht retten. Wir wollen nicht mehr auf Pferden reiten, und zum Machwerk unserer Hände sagen wir nie mehr: Unser Gott. Denn nur bei dir findet der Verwaiste Erbarmen.5 Ich will ihre Untreue heilen und sie aus lauter Großmut wieder lieben. Denn mein Zorn hat sich von Israel abgewandt.6 Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie und Wurzeln schlägt wie der Libanon.7 Seine Zweige sollen sich ausbreiten, seine Pracht soll der Pracht des Ölbaums gleichen und sein Duft dem Duft des Libanon.8 Sie werden wieder in meinem Schatten wohnen; sie bauen Getreide an und gedeihen wie die Reben, deren Wein so berühmt ist wie der Wein vom Libanon.9 Was hat Efraim noch mit den Götzen zu tun? Ich, ja, ich erhöre ihn, ich schaue nach ihm. Ich bin wie der grünende Wacholder, an mir findest du reiche Frucht.10 Wer weise ist, begreife dies alles, wer klug ist, erkenne es. Ja, die Wege des Herrn sind gerade; die Gerechten gehen auf ihnen, die Treulosen aber kommen auf ihnen zu Fall.

Das Buch Joël

Das Buch Joël Kapitel 1

1 Das Wort des Herrn, das an Joël, den Sohn Petuëls, erging.2 Hört her, ihr Ältesten, horcht alle auf, ihr Bewohner des Landes! Ist so etwas jemals geschehen in euren Tagen oder in den Tagen eurer Väter?3 Erzählt euren Kindern davon, und eure Kinder sollen es ihren Kindern erzählen und deren Kinder dem folgenden Geschlecht.4 Was der Grashüpfer übrigließ, hat die Wanderheuschrecke gefressen; was die Wanderheuschrecke übrigließ, hat die Larve gefressen; was die Larve übrigließ, hat der Nager gefressen.5 Wacht auf, ihr Betrunkenen, und weint! Jammert alle, ihr Zecher! Euer Mund bekommt keinen Wein mehr zu trinken.6 Denn ein Volk zog heran gegen mein Land, gewaltig groß und nicht zu zählen; seine Zähne sind Zähne von Löwen, sein Gebiß ist das Gebiß einer Löwin.7 Es hat meinen Weinstock verwüstet, meinen Feigenbaum völlig verstümmelt. Abgeschält ließ es ihn liegen, die Zweige starren bleich in die Luft.8 Klagt wie eine Jungfrau im Trauergewand, die den Bräutigam ihrer Jugend beweint.9 Aus ist es mit dem Speiseopfer, mit dem Trankopfer im Haus des Herrn. Es trauern die Priester, die Diener des Herrn.10 Kahl liegt das Feld, der Acker trauert; denn das Korn ist vernichtet, vertrocknet der Wein, das Öl ist versiegt.11 Die Bauern sind ganz geschlagen, es jammern die Winzer; denn Weizen und Gerste, die Ernte des Feldes ist verloren.12 Der Weinstock ist dürr, der Feigenbaum welk. Granatbaum, Dattelpalme und Apfelbaum, alle Bäume auf dem Feld sind verdorrt; ja, verdorrt ist die Freude der Menschen.13 Legt Trauer an, und klagt, ihr Priester! Jammert, ihr Diener des Altars! Kommt, verbringt die Nacht im Trauergewand, ihr Diener meines Gottes! Denn Speiseopfer und Trankopfer bleiben dem Haus eures Gottes versagt.14 Ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt die Ältesten und alle Bewohner des Landes beim Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn:15 Weh, was für ein Tag! Denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt mit der Allgewalt des Allmächtigen.16 Vor unseren Augen wurde uns die Nahrung entrissen, aus dem Haus unseres Gottes sind Freude und Jubel verschwunden.17 Die Saat liegt vertrocknet unter den Schollen; die Scheunen sind verödet, die Speicher zerfallen; denn das Korn ist verdorrt.18 Wie brüllt das Vieh! Die Rinderherden irren umher, denn sie finden kein Futter; selbst die Schafherden leiden Not.19 Zu dir rufe ich, Herr; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume der Felder verbrannt.20 Auch die wilden Tiere schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet, und Feuer hat das Gras der Steppe gefressen.

Das Buch Joël Kapitel 2

1 Auf dem Zion stoßt in das Horn, schlagt Lärm auf meinem heiligen Berg! Alle Bewohner des Landes sollen zittern; denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe,2 der Tag des Dunkels und der Finsternis, der Tag der Wolken und Wetter. Wie das Morgenrot, das sich über die Berge hinbreitet, kommt ein Volk, groß und gewaltig, wie es vor ihm noch nie eines gab und nach ihm keines mehr geben wird bis zu den fernsten Geschlechtern.3 Vor ihm her verzehrendes Feuer, hinter ihm lodernde Flammen; vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, hinter ihm schaurige Wüste - nichts kann ihm entrinnen.4 Wie Rosse sehen sie aus, wie Reiter stürmen sie dahin.5 Wie rasselnde Streitwagen springen sie über die Kuppen der Berge, wie eine prasselnde Feuerflamme, die die Stoppeln frißt, wie ein mächtiges Heer, gerüstet zur Schlacht.6 Bei ihrem Anblick winden sich Völker, alle Gesichter glühen vor Angst.7 Wie Helden stürmen sie dahin, wie Krieger erklettern sie die Mauer. Jeder verfolgt seinen Weg, keiner verläßt seine Bahn.8 Keiner stößt den andern; Mann für Mann ziehen sie ihre Bahn. Mitten durch die Wurfspeere stürmen sie vor, ihre Reihen nehmen kein Ende.9 Sie überfallen die Stadt, erstürmen die Mauern, klettern an den Häusern empor, steigen durch die Fenster ein wie ein Dieb.10 Die Erde zittert vor ihnen, der Himmel erbebt; Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne halten ihr Licht zurück.11 Und der Herr läßt vor seinem Heer seine Stimme dröhnen; sein Heer ist gewaltig, mächtig ist der Vollstrecker seines Befehls. Ja, groß ist der Tag des Herrn und voll Schrecken. Wer kann ihn ertragen?12 Auch jetzt noch - Spruch des Herrn: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen.13 Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte, und es reut ihn, daß er das Unheil verhängt hat.14 Vielleicht kehrt er um, und es reut ihn, und er läßt Segen zurück, so daß ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt für den Herrn, euren Gott.15 Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus!16 Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer und die Braut ihr Gemach.17 Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen, die Diener des Herrn sollen sprechen: Hab Mitleid, Herr, mit deinem Volk, und überlaß dein Erbe nicht der Schande, damit die Völker nicht über uns spotten. Warum soll man bei den Völkern sagen: Wo ist denn ihr Gott?18 Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land, und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.19 Der Herr antwortete seinem Volk und sprach: Seht, ich sende euch Korn, Wein und Öl, damit ihr euch daran sättigen könnt. Ich gebe euch nicht mehr der Schande preis unter den Völkern.20 Den Feind aus dem Norden schicke ich weit von euch weg, ich treibe ihn in ein dürres, verödetes Land, seine Vorhut treibe ich zum östlichen Meer und seine Nachhut zum westlichen Meer. Dann erhebt sich ein Gestank, Verwesungsgeruch steigt von ihm auf .21 Fürchte dich nicht, fruchtbares Land! Freu dich und juble; denn der Herr hat Großes getan.22 Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Feld! Denn das Gras in der Steppe wird wieder grün, der Baum trägt seine Frucht, Feigenbaum und Weinstock bringen ihren Ertrag.23 Jubelt, ihr Söhne Zions, und freut euch über den Herrn, euren Gott! Denn er gibt euch Nahrung, wie es recht ist. Er schickt euch den Regen, Herbstregen und Frühjahrsregen wie in früherer Zeit.24 Die Tennen sind voll von Getreide, die Keltern fließen über von Wein und Öl.25 Ich ersetze euch die Ernten, die von der Wanderheuschrecke und der Larve, vom Nager und vom Grashüpfer gefressen wurden, von meinem großen Heer, das ich gegen euch sandte.26 Ihr werdet essen und satt werden und den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen, der für euch solche Wunder getan hat. 27 Dann werdet ihr erkennen, daß ich mitten in Israel bin und daß ich der Herr, euer Gott, bin, ich und sonst niemand. Mein Volk braucht sich nie mehr zu schämen.

Das Buch Joël Kapitel 3

1 Danach aber wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben, und eure jungen Männer haben Visionen.2 Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.3 Ich werde wunderbare Zeichen wirken am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen.4 Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und schreckliche Tag.5 Und es wird geschehen: Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem gibt es Rettung, wie der Herr gesagt hat, und wen der Herr ruft, der wird entrinnen.

Das Buch Joël Kapitel 4

1 Denn seht, in jenen Tagen, in jener Zeit, wenn ich das Geschick Judas und Jerusalems wende,2 versammle ich alle Völker und führe sie hinab zum Tal Joschafat; dort streite ich im Gericht mit ihnen um Israel, mein Volk und meinen Erbbesitz. Denn sie haben es unter die Völker zerstreut und mein Land aufgeteilt.3 Sie haben über mein Volk das Los geworfen, einen Knaben haben sie der Dirne als Lohn gegeben und Mädchen für Wein verkauft, um zu zechen.4 Und auch ihr, Tyrus und Sidon, und alle ihr Gaue der Philister, was wollt ihr von mir? Wollt ihr mir vergelten, was ich euch angetan habe? Oder wollt ihr mir selbst etwas antun? Leicht und schnell lasse ich eure Taten auf euch selbst zurückfallen.5 Denn ihr habt mein Silber und Gold genommen und meine kostbaren Schätze in eure Paläste gebracht.6 Ihr habt Judas und Jerusalems Söhne an die Jawaniter verkauft, um sie aus ihrer Heimat zu entfernen.7 Seht her, ich lasse sie aufbrechen von dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt, und lasse eure Taten auf euch selbst zurückfallen.8 Und ich verkaufe eure Söhne und Töchter an die Söhne Judas, und diese verkaufen sie weiter an die Sabäer, ein Volk in weiter Ferne. Ja, der Herr hat gesprochen.9 Ruft den Völkern zu: Ruft den Heiligen Krieg aus! Bietet eure Kämpfer auf! Alle Krieger sollen anrücken und heraufziehen.10 Schmiedet Schwerter aus euren Pflugscharen und Lanzen aus euren Winzermessern! Der Schwache soll sagen: Ich bin ein Kämpfer.11 Eilt alle herbei, versammelt euch, ihr Völker ringsum! Dorthin führe, Herr, deine Kämpfer hinab!12 Die Völker sollen aufbrechen und heraufziehen zum Tal Joschafat. Denn dort will ich zu Gericht sitzen über alle Völker ringsum.13 Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist reif. Kommt, tretet die Kelter; denn sie ist voll, die Tröge fließen über. Denn ihre Bosheit ist groß.14 Getöse und Getümmel herrscht im Tal der Entscheidung; denn der Tag des Herrn ist nahe im Tal der Entscheidung.15 Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne halten ihr Licht zurück.16 Der Herr brüllt vom Zion her, aus Jerusalem dröhnt seine Stimme, so daß Himmel und Erde erbeben. Doch für sein Volk ist der Herr eine Zuflucht, er ist eine Burg für Israels Söhne.17 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr, euer Gott, bin und daß ich auf dem Zion wohne, meinem heiligen Berg. Jerusalem wird heilig sein, Fremde werden nie mehr hindurchziehen.18 An jenem Tag triefen die Berge von Wein, die Hügel fließen über von Milch, und in allen Bächen Judas strömt Wasser. Eine Quelle entspringt im Haus des Herrn und tränkt das Schittim-Tal.19 Ägypten wird zur Wüste, Edom wird zur verödeten Steppe, wegen der Gewalttat an Judas Söhnen, in deren Land sie unschuldiges Blut vergossen.20 Juda aber bleibt für immer bewohnt, und Jerusalem besteht von Geschlecht zu Geschlecht, 21 [ich erkläre ihr Blut für unschuldig, das ich vorher nicht für unschuldig erklärte,] und der Herr wohnt auf dem Zion.

Das Buch Amos

Das Buch Amos Kapitel 1

1 Die Worte, die Amos, ein Schafzüchter aus Tekoa, in Visionen über Israel gehört hat, in der Zeit, als Usija König von Juda und Jerobeam, der Sohn des Joasch, König von Israel waren, zwei Jahre vor dem Erdbeben.2 Er sprach: Der Herr brüllt vom Zion her, aus Jerusalem läßt er seine Stimme erschallen. Da welken die Auen der Hirten, und der Gipfel des Karmel verdorrt.3 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Damaskus beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie Gilead mit eisernen Dreschschlitten zermalmten,4 darum schicke ich Feuer gegen Hasaëls Haus; es frißt Ben-Hadads Paläste.5 Ich zerbreche die Riegel von Damaskus, ich vernichte den Herrscher von Bikat-Awen und den Zepterträger von Bet-Eden; das Volk von Aram muß in die Verbannung nach Kir, spricht der Herr.6 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Gaza beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie ganze Gebiete entvölkerten, um die Verschleppten an Edom auszuliefern,7 darum schicke ich Feuer in Gazas Mauern; es frißt seine Paläste.8 Ich vernichte den Herrscher von Aschdod und den Zepterträger von Aschkelon. Dann wende ich meine Hand gegen Ekron, und der Rest der Philister wird verschwinden, spricht der Herr.9 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Tyrus beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie Verschleppte scharenweise an Edom auslieferten und nicht mehr an den Bund mit ihren Brüdern dachten,10 darum schicke ich Feuer in die Mauern von Tyrus; es frißt seine Paläste.11 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Edom beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil Edom seinen Bruder mit dem Schwert verfolgte und jedes Mitleid unterdrückte, weil es unversöhnlich festhielt an seinem Zorn und nie abließ von seinem Groll,12 schicke ich Feuer gegen Teman; es frißt Bozras Paläste.13 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die die Ammoniter begingen, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie in Gilead die schwangeren Frauen aufschlitzten, als sie ihr Gebiet erweitern wollten,14 darum lege ich Feuer an die Mauern von Rabba; es frißt seine Paläste beim Kriegsgeschrei am Tag der Schlacht, beim Getöse am Tag des Sturms.15 Ihr König muß in die Verbannung, er und alle seine Großen, spricht der Herr.

Das Buch Amos Kapitel 2

1 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Moab beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil Moab die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannte,2 darum schicke ich Feuer gegen Moab; es frißt die Paläste von Kerijot, und Moab geht im Getümmel zugrunde, beim Kriegsgeschrei, beim Schall der Hörner.3 Ich vernichte in Moab den Herrscher und erschlage zusammen mit ihm alle seine Großen, spricht der Herr.4 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Juda beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie die Weisung des Herrn mißachteten und seine Gesetze nicht befolgten, weil sie sich irreführen ließen von ihren Lügengöttern, denen schon ihre Väter gefolgt sind,5 darum schicke ich Feuer gegen Juda; es frißt Jerusalems Paläste.6 So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Israel beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie den Unschuldigen für Geld verkaufen und den Armen für ein Paar Sandalen,7 weil sie die Kleinen in den Staub treten und das Recht der Schwachen beugen. Sohn und Vater gehen zum selben Mädchen, um meinen heiligen Namen zu entweihen.8 Sie strecken sich auf gepfändeten Kleidern aus neben jedem Altar, von Bußgeldern kaufen sie Wein und trinken ihn im Haus ihres Gottes.9 Dabei bin ich es gewesen, der vor ihren Augen die Amoriter vernichtete, die groß waren wie die Zedern und stark wie die Eichen; ich habe oben ihre Frucht vernichtet und unten ihre Wurzeln.10 Ich bin es gewesen, der euch aus Ägypten heraufgeführt und euch vierzig Jahre lang durch die Wüste geleitet hat, damit ihr das Land der Amoriter in Besitz nehmen konntet.11 Ich habe einige eurer Söhne zu Propheten gemacht und einige von euren jungen Männern zu Nasiräern. Ist es nicht so, ihr Söhne Israels? - Spruch des Herrn.12 Ihr aber habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben, und den Propheten habt ihr befohlen: Ihr dürft nicht mehr als Propheten auftreten.13 Seht, ich lasse den Boden unter euch schwanken, wie ein Wagen schwankt, der voll ist von Garben.14 Dann gibt es auch für den Schnellsten keine Flucht mehr, dem Starken versagen die Kräfte, auch der Held kann sein Leben nicht retten.15 Kein Bogenschütze hält stand, dem schnellen Läufer helfen seine Beine nichts, noch rettet den Reiter sein Pferd.16 Selbst der Tapferste unter den Kämpfern, nackt muß er fliehen an jenem Tag - Spruch des Herrn.

Das Buch Amos Kapitel 3

1 Hört dieses Wort, das der Herr gesprochen hat über euch, ihr Söhne Israels, über den ganzen Stamm, den ich aus Ägypten heraufgeführt habe.2 Nur euch habe ich erwählt aus allen Stämmen der Erde; darum ziehe ich euch zur Rechenschaft für alle eure Vergehen.3 Gehen zwei den gleichen Weg, ohne daß sie sich verabredet haben?4 Brüllt der Löwe im Wald, und er hat keine Beute? Gibt der junge Löwe Laut in seinem Versteck, ohne daß er einen Fang getan hat?5 Fällt ein Vogel zur Erde, wenn niemand nach ihm geworfen hat? Springt die Klappfalle vom Boden auf, wenn sie nichts gefangen hat?6 Bläst in der Stadt jemand ins Horn, ohne daß das Volk erschrickt? Geschieht ein Unglück in einer Stadt, ohne daß der Herr es bewirkt hat?7 Nichts tut Gott, der Herr, ohne daß er seinen Knechten, den Propheten, zuvor seinen Ratschluß offenbart hat.8 Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr, spricht - wer wird da nicht zum Propheten?9 Ruft es aus über den Palästen von Aschdod und über den Palästen in Ägypten! Sagt: Versammelt euch auf den Bergen rings um Samaria, seht euch das wilde Treiben in der Stadt an und die Unterdrückung, die dort herrscht.10 Sie kennen die Rechtschaffenheit nicht - Spruch des Herrn -, sie sammeln Schätze in ihren Palästen mit Gewalt und Unterdrückung.11 Darum - so spricht Gott, der Herr: Ein Feind wird das Land umzingeln; er wird deine Macht niederreißen, und deine Paläste werden geplündert.12 So spricht der Herr: Wie ein Hirt aus dem Rachen des Löwen (von einem Schaf) nur zwei Wadenknochen rettet oder den Zipfel eines Ohres, so werden Israels Söhne gerettet, die in Samaria auf ihrem Diwan sitzen und auf ihren Polstern aus Damaskus.13 Hört und bezeugt es dem Haus Jakob - Spruch Gottes, des Herrn, des Gottes der Heere:14 Ja, an dem Tag, an dem ich Israel für seine Verbrechen zur Rechenschaft ziehe, werde ich an den Altären von Bet-El die Strafe vollziehen; die Hörner des Altars werden abgehauen und fallen zu Boden.15 Ich zerschlage den Winterpalast und den Sommerpalast, die Elfenbeinhäuser werden verschwinden, und mit den vielen Häusern ist es zu Ende - Spruch des Herrn.

Das Buch Amos Kapitel 4

1 Hört dieses Wort, ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die ihr die Schwachen unterdrückt und die Armen zermalmt und zu euren Männern sagt: Schafft Wein herbei, wir wollen trinken.2 Bei seiner Heiligkeit hat Gott, der Herr, geschworen: Seht, Tage kommen über euch, da holt man euch mit Fleischerhaken weg, und was dann noch von euch übrig ist, mit Angelhaken.3 Ihr müßt durch die Breschen der Mauern hinaus, eine hinter der andern; man jagt euch dem Hermon zu - Spruch des Herrn.4 Kommt nach Bet-El, und sündigt, kommt nach Gilgal, und sündigt noch mehr! Bringt jeden Morgen eure Schlachtopfer herbei, bringt am dritten Tag euren Zehnten!5 Verbrennt als Dankopfer gesäuertes Brot! Ruft zu freiwilligen Opfern auf, verkündet es laut, damit man es hört! Denn so gefällt es euch, ihr Söhne Israels - Spruch Gottes, des Herrn.6 Ich ließ euch hungern in all euren Städten, ich gab euch kein Brot mehr in all euren Dörfern, und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.7 Ich versagte euch den Regen drei Monate vor der Ernte. Über der einen Stadt ließ ich es regnen, über der anderen nicht; das eine Feld bekam Regen, das andere nicht, so daß es verdorrte.8 Zwei, drei Städte taumelten zu der einen; sie wollten Wasser trinken und blieben doch durstig. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.9 Ich vernichtete euer Getreide durch Rost und Mehltau, ich verwüstete eure Gärten und Weinberge; eure Feigenbäume und eure Ölbäume fraßen die Heuschrecken kahl. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.10 Ich ließ die Pest gegen euch los wie gegen Ägypten, eure jungen Männer tötete ich mit dem Schwert und gab eure Pferde (den Feinden) zur Beute; den Leichengestank von eurem Heerlager ließ ich euch in die Nase steigen. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.11 Ich brachte über euch eine gewaltige Zerstörung wie die, die Gott einst über Sodom und Gomorra verhängte; ihr wart wie ein Holzscheit, das man aus dem Feuer herausholt. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.12 Darum will ich dir all das antun, Israel, und weil ich dir all das antun werde, mach dich bereit, deinem Gott gegenüberzutreten.13 Denn siehe, er formt die Berge, er erschafft den Wind, er verkündet den Menschen, was er im Sinn hat; er macht das Morgenrot und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin - Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name.

Das Buch Amos Kapitel 5

1 Hört dieses Wort, ihr vom Haus Israel, hört die Totenklage, die ich über euch anstimme:2 Gefallen ist sie und steht nicht mehr auf, die Jungfrau Israel; sie liegt zerschmettert am Boden in ihrem Land, und niemand richtet sie auf.3 Denn so spricht Gott, der Herr: In die Stadt, aus der tausend Männer auszogen, kehren nur hundert zurück, und wo hundert auszogen, kehren nur zehn zurück.4 Ja, so spricht der Herr zum Haus Israel: Sucht mich, dann werdet ihr leben.5 Doch sucht nicht Bet-El auf, geht nicht nach Gilgal, zieht nicht nach Beerscheba! Denn Gilgal droht die Verbannung und Bet-El der Untergang.6 Sucht den Herrn, dann werdet ihr leben. Sonst dringt er in das Haus Josef ein wie ein Feuer, das frißt, und niemand löscht Bet-Els Brand.7 Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln und die Gerechtigkeit zu Boden schlagen.8 Er hat das Siebengestirn und den Orion erschaffen; er verwandelt die Finsternis in den hellen Morgen, er verdunkelt den Tag zur Nacht, er ruft das Wasser des Meeres und gießt es aus über die Erde - Jahwe ist sein Name.9 Plötzlich wird er den Starken vernichten, und über die befestigten Städte bricht die Vernichtung herein.10 Bei Gericht hassen sie den, der zur Gerechtigkeit mahnt, und wer Wahres redet, den verabscheuen sie.11 Weil ihr von den Hilflosen Pachtgeld annehmt und ihr Getreide mit Steuern belegt, darum baut ihr Häuser aus behauenen Steinen - und wohnt nicht darin, legt ihr euch prächtige Weinberge an - und werdet den Wein nicht trinken.12 Denn ich kenne eure vielen Vergehen und eure zahlreichen Sünden. Ihr bringt den Unschuldigen in Not, ihr laßt euch bestechen und weist den Armen ab bei Gericht.13 Darum schweigt in dieser Zeit, wer klug ist; denn es ist eine böse Zeit.14 Sucht das Gute, nicht das Böse; dann werdet ihr leben, und dann wird, wie ihr sagt, der Herr, der Gott der Heere, bei euch sein.15 Haßt das Böse, liebt das Gute, und bringt bei Gericht das Recht zur Geltung! Vielleicht ist der Herr, der Gott der Heere, dem Rest Josefs dann gnädig.16 Darum - so spricht der Herr, der Gott der Heere: Auf allen Plätzen herrscht Trauer, und auf allen Gassen schreit man: Wehe! Wehe! Den Ackerknecht holt man zur Totenklage, den Kenner der Totenlieder ruft man zum Klagen.17 In allen Weinbergen herrscht Trauer; denn ich schreite durch deine Mitte, spricht der Herr.18 Weh denen, die den Tag des Herrn herbeisehnen. Was nützt euch denn der Tag des Herrn? Finsternis ist er, nicht Licht.19 Es ist, wie wenn jemand einem Löwen entflieht und ihn dann ein Bär überfällt; kommt er nach Hause und stützt sich mit der Hand auf die Mauer, dann beißt ihn eine Schlange.20 Ja, Finsternis ist der Tag des Herrn, nicht Licht, ohne Helligkeit ist er und dunkel.21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben, und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören,24 sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.25 Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Gaben dargebracht während der vierzig Jahre in der Wüste, ihr vom Haus Israel?26 Ihr werdet (den Gott) Sakkut als euren König vor euch hertragen müssen und den Kewan, euren Sterngott, eure Götter, die ihr euch selber gemacht habt.27 Ich will euch in die Gebiete jenseits von Damaskus verbannen, spricht der Herr; Gott der Heere ist sein Name.

Das Buch Amos Kapitel 6

1 Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria. Weh den Vornehmen des ersten unter den Völkern. 2 Zieht hinüber nach Kalne, und seht euch dort um! Geht von da nach Hamat, in die große Stadt, und steigt hinunter nach Gat, ins Land der Philister! Seid ihr besser als diese Reiche? Ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet?3 Ihr, die ihr den Tag des Unheils hinausschieben wollt, führt die Herrschaft der Gewalt herbei.4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall.5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David.6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, ihr salbt euch mit dem feinsten Öl und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.7 Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.8 Gott, der Herr, hat bei sich selbst geschworen - Spruch des Herrn, des Gottes der Heere: Ich verabscheue Jakobs Stolz und hasse seine Paläste; die Stadt und alles, was in ihr ist, gebe ich preis.9 Wenn dann in einem einzigen Haus noch zehn Menschen übrig sind, müssen auch sie sterben.10 Und hebt ein Verwandter oder der Leichenbestatter einen Toten auf, um die Gebeine aus dem Haus zu schaffen, und fragt er den, der im hintersten Winkel des Hauses sitzt: Ist noch jemand bei dir?, dann antwortet dieser: Nein! und sagt: Still! Sprich ja nicht den Namen des Herrn aus!11 Denn der Herr befiehlt, und man schlägt das große Haus in Trümmer und das kleine in Stücke.12 Rennen denn Pferde über die Felsen, oder pflügt man mit Ochsen das Meer? Ihr aber habt das Recht in Gift verwandelt und die Frucht der Gerechtigkeit in bitteren Wermut.13 Ihr jubelt über (die Eroberung von) Lo-Dabar und sagt: Haben wir nicht aus eigener Kraft Karnajim erobert?14 Doch seht, ihr vom Haus Israel, ich schicke ein Volk gegen euch, das euch quälen wird von Lebo-Hamat bis zum Bach der Araba-Steppe - Spruch des Herrn, des Gottes der Heere.

Das Buch Amos Kapitel 7

1 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Er ließ Heuschrecken entstehen, als gerade die Frühjahrssaat zu wachsen begann .2 Sie machten sich daran, alles Grün im Land zu vertilgen. Da rief ich: Gott, mein Herr, vergib doch! Was soll denn aus Jakob werden? Er ist ja so klein.3 Da reute es den Herrn, und er sagte: Es soll nicht geschehen.4 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Gott, der Herr, rief zur Strafe das Feuer herbei, und das Feuer fraß die große Flut und wollte schon das Land Jakobs verschlingen.5 Da rief ich: Gott, mein Herr, halte doch ein! Was soll denn aus Jakob werden? Er ist ja so klein.6 Da reute es den Herrn, und er sagte: Auch das soll nicht geschehen.7 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Er stand auf einer Mauer und hatte ein Senkblei in der Hand.8 Und der Herr fragte mich: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Ein Senkblei. Da sagte der Herr: Sieh her, mit dem Senkblei prüfe ich mein Volk Israel. Ich verschone es nicht noch einmal.9 Isaaks Kulthöhen werden verwüstet und Israels Heiligtümer zerstört; mit dem Schwert in der Hand erhebe ich mich gegen das Haus Jerobeam.10 Amazja, der Priester von Bet-El, ließ Jerobeam, dem König von Israel, melden: Mitten im Haus Israel ruft Amos zum Aufruhr gegen dich auf; seine Worte sind unerträglich für das Land.11 Denn so sagt Amos: Jerobeam stirbt durch das Schwert, und Israel muß sein Land verlassen und in die Verbannung ziehen.12 Zu Amos aber sagte Amazja: Geh, Seher, flüchte ins Land Juda! Iß dort dein Brot, und tritt dort als Prophet auf!13 In Bet-El darfst du nicht mehr als Prophet reden; denn das hier ist ein Heiligtum des Königs und ein Reichstempel.14 Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter, und ich ziehe Maulbeerfeigen.15 Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!16 Darum höre jetzt das Wort des Herrn! Du sagst: Tritt nicht als Prophet gegen Israel auf, und prophezei nicht gegen das Haus Isaak!17 Darum - so spricht der Herr: Deine Frau wird in der Stadt als Dirne leben, deine Söhne und Töchter fallen unter dem Schwert, dein Ackerland wird mit der Meßschnur verteilt, du selbst aber stirbst in einem unreinen Land, und Israel muß sein Land verlassen und in die Verbannung ziehen.

Das Buch Amos Kapitel 8

1 Dies zeigte mir Gott, der Herr, in einer Vision: Ich sah einen Korb mit reifem Obst.2 Er fragte: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Einen Korb mit reifem Obst. Da sagte der Herr zu mir: Mein Volk Israel ist reif für das Ende. Ich verschone es nicht noch einmal.3 An jenem Tag werden die Sängerinnen des Palastes Klagelieder singen - Spruch des Herrn. Alles ist voller Leichen, überall wirft man sie hin. Still!4 Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt.5 Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen.6 Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld.7 Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.8 Sollte deshalb die Erde nicht beben, sollten nicht alle ihre Bewohner voll Trauer sein? Sollte nicht die ganze Erde sich heben wie der Nil: und sich wieder senken wie der Strom von Ägypten?9 An jenem Tag - Spruch Gottes, des Herrn - lasse ich am Mittag die Sonne untergehen und breite am hellichten Tag über die Erde Finsternis aus.10 Ich verwandle eure Feste in Trauer und all eure Lieder in Totenklage. Ich lege allen ein Trauergewand um und schere alle Köpfe kahl. Ich bringe Trauer über das Land wie die Trauer um den einzigen Sohn, und das Ende wird sein wie der bittere Tag (des Todes).11 Seht, es kommen Tage - Spruch Gottes, des Herrn -, da schicke ich den Hunger ins Land, nicht den Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern nach einem Wort des Herrn.12 Dann wanken die Menschen von Meer zu Meer, sie ziehen von Norden nach Osten, um das Wort des Herrn zu suchen; doch sie finden es nicht.13 An jenem Tag werden die schönen jungen Mädchen und die jungen Männer ohnmächtig vor Durst,14 alle, die beim Götzenbild von Samaria schwören und sagen: So wahr dein Gott lebt, Dan, so wahr dein Geliebter lebt, Beerscheba!, sie werden zu Boden stürzen und sich nicht mehr erheben.

Das Buch Amos Kapitel 9

1 Ich sah den Herrn beim Altar stehen. Er sagte: Zerschlag den Knauf der Säule, so daß die Tragbalken zittern. Ich zerschmettere allen den Kopf. Was dann von ihnen noch übrig ist, töte ich mit dem Schwert. Keiner von ihnen kann entfliehen, keiner entrinnt, keiner entkommt.2 Wenn sie in die Totenwelt einbrechen: meine Hand packt sie auch dort. Und wenn sie zum Himmel aufsteigen: ich hole sie von dort herunter.3 Wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmel verstecken: ich spüre sie dort auf und ergreife sie. Wenn sie sich vor mir auf dem Grund des Meeres verbergen, dann gebiete ich der Seeschlange, sie zu beißen.4 Und wenn sie vor ihren Feinden her in die Gefangenschaft ziehen, dann befehle ich dort dem Schwert, sie zu töten. Ich habe meine Augen auf sie gerichtet zu ihrem Unheil, nicht zu ihrem Glück.5 Gott, der Herr der Heere, er berührt die Erde, so daß sie vergeht und all ihre Bewohner voll Trauer sind, so daß die ganze Erde sich hebt wie der Nil und sich senkt wie der Strom von Ägypten.6 Er erbaut seine Hallen im Himmel und gründet sein Gewölbe auf die Erde; er ruft das Wasser des Meeres und gießt es aus über die Erde - Jahwe ist sein Name.7 Seid ihr für mich mehr als die Kuschiter, ihr Israeliten? - Spruch des Herrn. Wohl habe ich Israel aus Ägypten heraufgeführt, aber ebenso die Philister aus Kaftor und die Aramäer aus Kir.8 Die Augen Gottes, des Herrn, sind auf das sündige Königreich gerichtet. Ich lasse es vom Erdboden verschwinden; doch ich werde das Haus Jakob nicht völlig vernichten - Spruch des Herrn.9 Ja, seht, ich selbst gebe den Befehl, ich schüttle unter allen Völkern das Haus Israel, wie man (Korn) schüttelt in einem Sieb, ohne daß ein Stein zu Boden fällt.10 Alle Sünder meines Volkes sollen durch das Schwert umkommen, alle, die sagen: Das Unheil erreicht uns nicht, es holt uns nicht ein.11 An jenem Tag richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf und bessere ihre Risse aus, ich richte ihre Trümmer auf und stelle alles wieder her wie in den Tagen der Vorzeit,12 damit sie den Rest von Edom unterwerfen und alle Völker, über denen mein Name ausgerufen ist - Spruch des Herrn, der das alles bewirkt.13 Seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, da folgt der Pflüger dem Schnitter auf dem Fuß und der Keltertreter dem Sämann; da triefen die Berge von Wein, und alle Hügel fließen über.14 Dann wende ich das Geschick meines Volkes Israel. Sie bauen die verwüsteten Städte wieder auf und wohnen darin; sie pflanzen Weinberge und trinken den Wein, sie legen Gärten an und essen die Früchte.15 Und ich pflanze sie ein in ihrem Land, und nie mehr werden sie ausgerissen aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott.

Das Buch Obadja

1 Vision Obadjas 2 Als ein Bote zu den Völkern gesandt wurde mit dem Ruf: Auf zum Kampf gegen Edom!, da haben wir vom Herrn eine Kunde gehört. So spricht Gott, der Herr, zu Edom: Siehe, ich mache dich klein unter den Völkern, du wirst tief verachtet sein.3 Dein vermessener Sinn hat dich betört; du wohnst in Felsenklüften, du sitzt auf dem hohen Berg und denkst: Wer stürzt mich hinab?4 Erhebst du dich auch wie der Adler und baust dein Nest zwischen den Sternen, ich stürze dich von dort hinab - Spruch des Herrn.5 Wenn in der Nacht Diebe oder Räuber bei dir einbrechen, ja, dann bist du verloren. Stehlen sie nicht, was sie wollen? Und wenn zu dir Winzer kommen, lassen sie eine Nachlese übrig?6 Wie wird man Esau durchsuchen und seine Verstecke durchstöbern!7 Man treibt dich fort an die Grenzen; alle deine Bundesgenossen betrügen dich, deine Freunde überwältigen dich. Einst aßen sie dein Brot, jetzt legen sie dir heimlich eine Schlinge.8 Ja, an jenem Tag - Spruch des Herrn - vernichte ich die Weisen in Edom und die Klugen im Bergland von Esau.9 Da packt deine Helden der Schrecken, Teman; da werden alle vernichtet im Bergland von Esau. Wegen des Mordens,10 wegen der Gewalttat an Jakob, deinem Bruder, bedeckt dich die Schande, wirst du ausgerottet für immer.11 Als die Fremden sein Heer gefangennahmen, als die Feinde seine Tore besetzten und das Los warfen über Jerusalem, da standest du dabei, du wurdest wie einer von ihnen.12 Sei nicht schadenfroh am Tag deines Bruders, am Tag seines Unheils! Freu dich nicht über Judas Söhne am Tag ihres Untergangs! Reiß deinen Mund nicht so auf am Tag der Not!13 Dring nicht ein in das Tor meines Volkes am Tag seines Unglücks! Sei nicht auch du schadenfroh über sein Unheil am Tag seines Unglücks! Streck nicht die Hand aus nach seinem Gut am Tag seines Unglücks!14 Stell dich nicht an der Wegkreuzung auf, um die Fliehenden niederzumachen. Liefere die Flüchtlinge nicht aus am Tag der Not!15 Denn er ist nahe, der Tag des Herrn, für alle Völker. Was du getan hast, das tut man dir an; dein Tun fällt zurück auf dich selbst.16 Ja, wie ihr getrunken habt auf meinem heiligen Berg, so müssen alle Völker jetzt unaufhörlich trinken: Sie trinken und taumeln, sie werden, als seien sie niemals gewesen.17 Auf dem Berg Zion aber gibt es Rettung, er wird ein Heiligtum sein, und das Haus Jakob nimmt die in Besitz, die es besetzten.18 Dann wird das Haus Jakob zu Feuer und das Haus Josef zur Flamme. Das Haus Esau wird zum Stroh, das vom Brand erfaßt und verzehrt wird. Und vom Haus Esau wird keiner entkommen. Denn der Herr hat gesprochen.19 Den Negeb nehmen sie in Besitz, das Bergland von Esau, die Schefela und das Land der Philister. Sie nehmen Efraims Flur in Besitz und die Fluren von Samarien, Benjamin und Gilead.20 Die Verbannten von Halach, Söhne Israels, nehmen das Land der Kanaaniter in Besitz bis nach Sarepta; die Verbannten Jerusalems, die in Sefarad sind, besetzen die Städte des Negeb.21 Befreier ziehen auf den Berg Zion, um Gericht zu halten über das Bergland von Esau. Und der Herr wird herrschen als König.

Das Buch Jona

Das Buch Jona Kapitel 1

1 Das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais:2 Mach dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr (das Strafgericht) an! Denn die Kunde von ihrer Schlechtigkeit ist bis zu mir heraufgedrungen.3 Jona machte sich auf den Weg; doch er wollte nach Tarschisch fliehen, weit weg vom Herrn. Er ging also nach Jafo hinab und fand dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr. Er bezahlte das Fahrgeld und ging an Bord, um nach Tarschisch mitzufahren, weit weg vom Herrn.4 Aber der Herr ließ auf dem Meer einen heftigen Wind losbrechen; es entstand ein gewaltiger Seesturm, und das Schiff drohte auseinanderzubrechen.5 Die Seeleute bekamen Angst, und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Sie warfen sogar die Ladung ins Meer, damit das Schiff leichter wurde. Jona war in den untersten Raum des Schiffes hinabgestiegen, hatte sich hingelegt und schlief fest.6 Der Kapitän ging zu ihm und sagte: Wie kannst du schlafen? Steh auf, ruf deinen Gott an; vielleicht denkt dieser Gott an uns, so daß wir nicht untergehen.7 Dann sagten sie zueinander: Kommt, wir wollen das Los werfen, um zu erfahren, wer an diesem unserem Unheil schuld ist. Sie warfen das Los, und es fiel auf Jona.8 Da fragten sie ihn: Sag uns, was treibst du für ein Gewerbe, und woher kommst du, aus welchem Land und aus welchem Volk?9 Er antwortete ihnen: Ich bin ein Hebräer und verehre Jahwe, den Gott des Himmels, der das Meer und das Festland gemacht hat.10 Da bekamen die Männer große Angst und sagten zu ihm: Warum hast du das getan? Denn sie erfuhren, daß er vor Jahwe auf der Flucht war; er hatte es ihnen erzählt.11 Und sie sagten zu ihm: Was sollen wir mit dir machen, damit das Meer sich beruhigt und uns verschont? Denn das Meer wurde immer stürmischer.12 Jona antwortete ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, damit das Meer sich beruhigt und euch verschont. Denn ich weiß, daß dieser gewaltige Sturm durch meine Schuld über euch gekommen ist.13 Die Männer aber ruderten mit aller Kraft, um wieder an Land zu kommen; doch sie richteten nichts aus, denn das Meer stürmte immer heftiger gegen sie an.14 Da riefen sie zu Jahwe: Ach Herr, laß uns nicht untergehen wegen dieses Mannes, und rechne uns, was wir jetzt tun, nicht als Vergehen an unschuldigem Blut an. Denn wie du wolltest, Herr, so hast du gehandelt.15 Dann nahmen sie Jona und warfen ihn ins Meer, und das Meer hörte auf zu toben.16 Da ergriff die Männer große Furcht vor Jahwe und sie schlachteten für Jahwe ein Opfer und machten ihm viele Gelübde.

Das Buch Jona Kapitel 2

1 Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches,2 und er betete im Bauch des Fisches zum Herrn, seinem Gott:3 In meiner Not rief ich zum Herrn, und er erhörte mich. Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe, und du hörtest mein Rufen.4 Du hast mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere; mich umschlossen die Fluten, all deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen.5 Ich dachte: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. Wie kann ich deinen heiligen Tempel wieder erblicken?6 Das Wasser reichte mir bis an die Kehle, die Urflut umschloß mich; Schilfgras umschlang meinen Kopf.7 Bis zu den Wurzeln der Berge, tief in die Erde kam ich hinab; ihre Riegel schlossen mich ein für immer. Doch du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, Herr, mein Gott.8 Als mir der Atem schwand, dachte ich an den Herrn, und mein Gebet drang zu dir, zu deinem heiligen Tempel.9 Wer nichtige Götzen verehrt, der handelt treulos.10 Ich aber will dir opfern und laut dein Lob verkünden. Was ich gelobt habe, will ich erfüllen. Vom Herrn kommt die Rettung.11 Da befahl der Herr dem Fisch, Jona ans Land zu speien.

Das Buch Jona Kapitel 3

1 Das Wort des Herrn erging zum zweitenmal an Jona:2 Mach dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr all das an, was ich dir sagen werde.3 Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren.4 Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört!5 Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus, und alle, groß und klein, zogen Bußgewänder an.6 Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche.7 Er ließ in Ninive ausrufen: Befehl des Königs und seiner Großen: Alle Menschen und Tiere, Rinder, Schafe und Ziegen, sollen nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken.8 Sie sollen sich in Bußgewänder hüllen, Menschen und Tiere. Sie sollen laut zu Gott rufen, und jeder soll umkehren und sich von seinen bösen Taten abwenden und von dem Unrecht, das an seinen Händen klebt.9 Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder, und er läßt ab von seinem glühenden Zorn, so daß wir nicht zugrunde gehen.10 Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, daß sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.

Das Buch Jona Kapitel 4

1 Das mißfiel Jona ganz und gar, und er wurde zornig.2 Er betete zum Herrn und sagte: Ach Herr, habe ich das nicht schon gesagt, als ich noch daheim war? Eben darum wollte ich ja nach Tarschisch fliehen; denn ich wußte, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld und daß deine Drohungen dich reuen.3 Darum nimm mir jetzt lieber das Leben, Herr! Denn es ist für mich besser zu sterben als zu leben.4 Da erwiderte der Herr: Ist es recht von dir, zornig zu sein?5 Da verließ Jona die Stadt und setzte sich östlich vor der Stadt nieder. Er machte sich dort ein Laubdach und setzte sich in seinen Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschah.6 Da ließ Gott, der Herr, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen, der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch.7 Als aber am nächsten Tag die Morgenröte heraufzog, schickte Gott einen Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, so daß er verdorrte.8 Und als die Sonne aufging, schickte Gott einen heißen Ostwind. Die Sonne stach Jona auf den Kopf, so daß er fast ohnmächtig wurde. Da wünschte er sich den Tod und sagte: Es ist besser für mich zu sterben als zu leben.9 Gott aber fragte Jona: Ist es recht von dir, wegen des Rizinusstrauches zornig zu sein? Er antwortete: Ja, es ist recht, daß ich zornig bin und mir den Tod wünsche.10 Darauf sagte der Herr: Dir ist es leid um den Rizinusstrauch, für den du nicht gearbeitet und den du nicht großgezogen hast. Über Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen.11 Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können - und außerdem so viel Vieh?

Das Buch Micha

Das Buch Micha Kapitel 1

1 Das Wort des Herrn, das an Micha aus Moreschet erging in der Zeit, als Jotam, Ahas und Hiskija Könige von Juda waren; er hörte es in Visionen über Samaria und Jerusalem.2 Hört, alle ihr Völker, horch auf, Erde, und alles, was sie erfüllt: Gott, der Herr, tritt als Zeuge gegen euch auf, der Herr tritt heraus aus seinem heiligen Palast.3 Seht, der Herr verläßt seinen erhabenen Ort, er steigt herab und schreitet dahin über die Höhen der Erde.4 Die Berge zerschmelzen unter ihm wie Wachs in der Hitze des Feuers; die Talgründe werden aufgerissen, wie wenn Wasser den Abhang herabstürzt.5 Das alles geschieht wegen Jakobs Vergehen und wegen der Sünde des Hauses Israel. Was ist Jakobs Vergehen? Ist es nicht Samaria? Und was ist die Sünde Judas? Ist es nicht Jerusalem?6 Darum mache ich Samaria zu einem Trümmerfeld, zu einem Acker, auf dem man Reben pflanzt. Ich stürze seine Steine zu Tal und lege seine Grundmauern bloß.7 Alle seine geschnitzten Bilder werden zerschlagen, alle seine Weihegaben im Feuer verbrannt, alle seine Götzen zerstöre ich. Denn mit Dirnenlohn wurden sie zusammengekauft, und zu Dirnenlohn werden sie wieder.8 Klagen muß ich und jammern, barfuß und nackt gehe ich umher; ich erhebe ein Geheul wie die Schakale, ein Klagegeschrei wie die Strauße.9 Denn unheilbar ist die Wunde meines Volkes; sie reicht bis nach Juda, bis zum Tor meines Volkes, bis hin nach Jerusalem.10 Meldet es nicht in Gat! Weint nicht in Akko! Wälzt euch im Staub in Bet-Leafra!11 Zieht fort, ihr Bewohner von Schafir! Die Einwohner Zaanans sind schändlich entblößt und können ihre Stadt nicht verlassen. Es klagt Bet-Ezel. Er nimmt euch jede Stütze weg.12 Ja, die Einwohner von Marot bangen um ihr Wohl; denn vom Herrn kam Unheil herab auf Jerusalems Tore.13 Spannt die Pferde vor die Wagen, ihr Einwohner von Lachisch! Ja, das war der Anfang der Sünde der Tochter Zion; denn in dir trat die Gottlosigkeit Israels zutage.14 Darum mußt du dich trennen von Moreschet-Gat. Die Häuser von Achsib werden für Israels Könige eine große Enttäuschung.15 Wieder soll der Eroberer über euch herfallen, ihr Einwohner von Marescha; bis nach Adullam bringt man die Herrlichkeit Israels.16 Scher dich kahl, Tochter Zion, trauere über deine geliebten Kinder! Scher dir eine Glatze, so kahl wie die eines Geiers; denn man hat deine Kinder verschleppt.

Das Buch Micha Kapitel 2

1 Weh denen, die auf ihrem Lager Unheil planen und Böses ersinnen. Wenn es Tag wird, führen sie es aus; denn sie haben die Macht dazu.2 Sie wollen Felder haben und reißen sie an sich, sie wollen Häuser haben und bringen sie in ihren Besitz. Sie wenden Gewalt an gegen den Mann und sein Haus, gegen den Besitzer und sein Eigentum.3 Darum - so spricht der Herr: Seht, ich plane Unheil gegen diese Sippe. Dann könnt ihr den Hals nicht mehr aus der Schlinge ziehen, und ihr werdet den Kopf nicht mehr so hoch tragen; denn es wird eine böse Zeit sein.4 An jenem Tag singt man ein Spottlied auf euch, und es ertönt die Klage: Vernichtet sind wir, vernichtet! Den Besitz seines Volkes veräußert der Herr, und niemand gibt ihn zurück; an Treulose verteilt er unsere Felder.5 Darum wird in der Gemeinde des Herrn keiner mehr sein, der euch einen Acker zuteilt mit der Meßschnur.6 Sie geifern: Prophezeit nicht! und sagen: Man soll nicht prophezeien: Diese Schmach wird nicht enden.7 Ist etwa das Haus Jakob verflucht? Hat der Herr die Geduld verloren? Sind das seine Taten? Sind seine Worte nicht voll Güte gegenüber dem, der geradeaus geht?8 Gestern noch war es mein Volk, jetzt steht es da als mein Feind. Friedlichen Menschen reißt ihr den Mantel herunter, arglose Wanderer nehmt ihr gefangen, als wäre Krieg.9 Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr aus ihrem behaglichen Heim, ihren Kindern nehmt ihr für immer mein herrliches Land.10 (Ihr sagt:) Auf, fort mit euch! Hier ist für euch kein Ort der Ruhe mehr. Wegen einer Kleinigkeit pflegt ihr zu pfänden; diese Pfändung ist grausam.11 Würde einer sich nach dem Wind drehen und dir vorlügen: Ich prophezeie dir Wein und Bier!, das wäre ein Prophet für dieses Volk.12 Ich werde ganz Jakob versammeln, den Rest von Israel will ich vereinen. Ich führe sie zusammen wie die Schafe im Pferch, wie die Herde mitten auf der Weide - eine wogende Menschenmenge.13 Ein Vorkämpfer bricht ihnen die Bahn, sie brechen durch das Tor in die Stadt ein; dann ziehen sie weiter. Ihr König geht vor ihnen her, der Herr schreitet an ihrer Spitze.

Das Buch Micha Kapitel 3

1 Ich habe gesagt: Hört doch, ihr Häupter Jakobs und ihr Richter aus dem Haus Israel! Ist es nicht eure Pflicht, das Recht zu kennen?2 (a) Sie aber hassen das Gute und lieben das Böse. (b) Darum zieht man auch ihnen die Haut ab und reißt ihnen das Fleisch von den Knochen.3 Sie fressen mein Volk auf, sie ziehen den Leuten die Haut ab und zerbrechen ihnen die Knochen; sie zerlegen sie wie Fleisch für den Kochtopf, wie Braten für die Pfanne.4 Dann werden sie zum Herrn schreien; er aber wird ihnen nicht antworten. Er wird sein Angesicht vor ihnen verbergen; denn ihre Taten sind böse.5 So spricht der Herr gegen die Propheten: Sie verführen mein Volk. Haben sie etwas zu beißen, dann rufen sie: Friede! Wer ihnen aber nichts in den Mund steckt, dem sagen sie den Heiligen Krieg an.6 Darum kommt die Nacht über euch, in der ihr keine Visionen mehr habt, und die Finsternis, in der ihr nicht mehr wahrsagen könnt. Die Sonne geht unter für diese Propheten, und der Tag wird schwarz über ihnen.7 Die Seher werden zuschanden, die Wahrsager müssen sich schämen. Sie müssen alle ihren Bart verhüllen; denn Gottes Antwort bleibt aus.8 Ich aber, ich bin voller Kraft, ich bin erfüllt vom Geist des Herrn, voll Eifer für das Recht und voll Mut, Jakob seine Vergehen vorzuhalten und Israel seine Sünden.9 Hört doch, ihr Häupter des Hauses Jakob und ihr Richter aus dem Haus Israel! Ihr verabscheut das Recht und macht alles krumm, was gerade ist.10 Ihr erbaut Zion mit Blut und Jerusalem mit lauter Unrecht.11 Die Häupter dieser Stadt sprechen Recht und nehmen dafür Geschenke an, ihre Priester lehren gegen Bezahlung. Ihre Propheten wahrsagen für Geld, und doch berufen sie sich auf den Herrn und sagen: Ist nicht der Herr in unserer Mitte? Kein Unheil kann über uns kommen.12 Darum wird Zion euretwegen zum Acker, den man umpflügt, Jerusalem wird zu einem Trümmerhaufen, der Tempelberg zur überwucherten Höhe.

Das Buch Micha Kapitel 4

1 Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen die Völker.2 Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung, aus Jerusalem kommt das Wort des Herrn.3 Er spricht Recht im Streit vieler Völker, er weist mächtige Nationen zurecht . Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.4 Jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand schreckt ihn auf. Ja, der Mund des Herrn der Heere hat gesprochen.5 Denn alle Völker gehen ihren Weg, jedes ruft den Namen seines Gottes an; wir aber gehen unseren Weg im Namen Jahwes, unseres Gottes, für immer und ewig.6 An jenem Tag - Spruch des Herrn - will ich versammeln, was hinkt, und zusammenführen, was versprengt ist, und alle, denen ich Böses zugefügt habe.7 Ich mache die Hinkenden zum (heiligen) Rest und die Schwachen zu einem mächtigen Volk. Und der Herr wird ihr König sein auf dem Berg Zion von da an auf ewig.8 Und du, (schützender) Turm für die Herde, Felsenhöhe der Tochter Zion, du erhältst wieder die Herrschaft wie früher, das Königtum kommt wieder zur Tochter Jerusalem.9 Jetzt aber, warum schreist du so laut? Gibt es keinen König bei dir? Ist kein Berater mehr da, daß dich Wehen ergreifen wie eine gebärende Frau?10 Winde dich, stöhne, Tochter Zion, wie eine gebärende Frau! Denn jetzt mußt du hinaus aus der Stadt, auf freiem Feld mußt du wohnen. Du mußt fort bis nach Babel. Dort wirst du gerettet, dort wird der Herr dich loskaufen aus der Hand deiner Feinde.11 Jetzt versammeln sich viele Völker gegen dich und sagen: Zion wird entweiht, und unser Auge soll sich daran weiden.12 Aber sie kennen nicht die Gedanken des Herrn und verstehen nicht seine Absicht: daß er sie sammeln wollte wie Garben auf einer Tenne.13 Steh auf, um zu dreschen, Tochter Zion! Denn ich gebe dir Hörner aus Eisen und mache dir bronzene Hufe, damit du viele Völker zermalmst und ihren Besitz dem Herrn weihst, ihren Reichtum dem Herrn der ganzen Erde.14 Jetzt ritze dich wund, Tochter der Trauer! Wir werden von Feinden belagert; sie schlagen dem Richter Israels mit dem Stock ins Gesicht.

Das Buch Micha Kapitel 5

1 Aber du, Betlehem-Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.2 Darum gibt der Herr sie preis, bis die Gebärende einen Sohn geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder heimkehren zu den Söhnen Israels.3 Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des Herrn, im hohen Namen Jahwes, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit leben; denn nun reicht seine Macht bis an die Grenzen der Erde.4 Und er wird der Friede sein. 5 Sie werden das Land Assur mit dem Schwert regieren, Nimrods Land mit gezückter Waffe.] Er wird uns vor Assur retten, wenn es unser Land überfällt und in unser Gebiet eindringt.6 Dann ist der Rest Jakobs inmitten vieler Völker wie der Tau, der vom Herrn kommt, wie der Regen, der auf die Pflanzen fällt, der auf niemand angewiesen ist und auf keinen Menschen zu warten braucht.7 Unter den Nationen, inmitten vieler Völker, ist dann der Rest Jakobs wie der Löwe unter den Tieren im Wald, wie der junge Löwe unter den Schafen im Pferch: Wenn er einbricht, schlägt er zu und zerreißt sie, und niemand ist da, der sie rettet.8 Du wirst die Hand gegen deine Feinde erheben, und alle deine Gegner werden ausgerottet.9 An jenem Tag - Spruch des Herrn - werde ich die Pferde in deiner Mitte vernichten und deine Kriegswagen zerstören.10 Ich vernichte die Städte in deinem Land und reiße alle deine Festungen nieder.11 Ich vernichte die Zaubermittel in deiner Hand, und es wird bei dir keine Zeichendeuter mehr geben.12 Ich vernichte deine Götterbilder und deine geweihten Steinmale, und du wirst dich nicht mehr niederwerfen vor dem Werk deiner Hände.13 Die Kultpfähle in deiner Mitte reiße ich aus und zerstöre deine Städte.14 In meinem glühenden Zorn nehme ich Rache an den Völkern, die nicht gehorchen.

Das Buch Micha Kapitel 6

1 Hört doch, was der Herr sagt: Auf, tritt an zum Rechtsstreit! Die Berge sollen Zeugen sein, die Hügel sollen deine Worte hören.2 Hört zu, ihr Berge, beim Rechtsstreit des Herrn, gebt acht, ihr Fundamente der Erde! Denn der Herr hat einen Rechtsstreit mit seinem Volk, er geht mit Israel ins Gericht:3 Mein Volk, was habe ich dir getan, oder womit bin ich dir zur Last gefallen? Antworte mir!4 Ich habe dich doch aus Ägypten heraufgeführt und dich freigekauft aus dem Sklavenhaus. Ich habe Mose vor dir hergesandt und Aaron und Mirjam.5 Mein Volk, denk daran, was Balak plante, der König von Moab, und was ihm Bileam antwortete, der Sohn Beors; denk an den Zug von Schittim nach Gilgal, und erkenne die rettenden Taten des Herrn.6 Womit soll ich vor den Herrn treten, wie mich beugen vor dem Gott in der Höhe? Soll ich mit Brandopfern vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern?7 Hat der Herr Gefallen an Tausenden von Widdern, an zehntausend Bächen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen hingeben für meine Vergehen, die Frucht meines Leibes für meine Sünde?8 Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.9 Horcht! Der Herr ruft der Stadt zu: Hört, ihr Bürger und Räte der Stadt!10 Kann ich die ungerecht erworbenen Schätze vergessen, du Haus voller Unrecht, und das geschrumpfte Maß, das verfluchte?11 Soll ich die gefälschte Waage ungestraft lassen und den Beutel mit den falschen Gewichten?12 Ja, die Reichen in der Stadt kennen nichts als Gewalttat, ihre Einwohner belügen einander, jedes Wort, das sie sagen, ist Betrug.13 Deshalb hole ich aus, um dich zu schlagen und dich wegen deiner Sünden in Schrecken zu stürzen.14 Du wirst essen, doch du wirst nicht satt; Schwindel wird dich befallen. Was du beiseite schaffst, rettest du nicht; was du rettest, übergebe ich dem Schwert.15 Du wirst säen, aber nicht ernten; du wirst Oliven pressen, aber dich mit dem Öl nicht salben; du wirst Trauben keltern, aber den Wein nicht trinken.16 Du hast dich nach Omris Gesetzen gerichtet und nach all den bösen Taten des Hauses Ahab; nach ihren Ratschlägen habt ihr gelebt. Darum mache ich dich zur schauerlichen Wüste und deine Bewohner zum Gespött. Ihr müßt es ertragen, daß euch die Völker verhöhnen.

Das Buch Micha Kapitel 7

1 Weh mir! Es geht mir wie nach der Obsternte, wie bei der Nachlese im Weinberg: Keine Traube ist mehr da zum Essen, keine von den Frühfeigen, die mein Herz begehrt.2 Verschwunden sind die Treuen im Land, kein Redlicher ist mehr unter den Menschen. Alle lauern auf Blut, einer macht Jagd auf den andern.3 Sie trachten nach bösem Gewinn und lassen sich's gut gehen: Die hohen Beamten fordern Geschenke, die Richter sind für Geld zu haben, und die Großen entscheiden nach ihrer Habgier - so verdrehen sie das Recht.4 Noch der Beste unter ihnen ist wie eine Distel, der Redlichste ist schlimmer als Dornengestrüpp. Doch der Tag deiner Bestrafung kommt; dann werden alle bestürzt sein.5 Traut eurem Nachbarn nicht, verlaßt euch nicht auf den Freund! Hüte deinen Mund vor der Frau in deinen Armen!6 Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter stellt sich gegen die Mutter, die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter; jeder hat die eigenen Hausgenossen zum Feind.7 Ich aber schaue aus nach dem Herrn, ich warte voll Vertrauen auf Gott, meinen Retter. Mein Gott wird mich erhören.8 Freu dich nicht über mich, meine Feindin! Zwar liege ich am Boden, doch ich stehe wieder auf. Zwar sitze ich in der Finsternis, aber der Herr ist mein Licht.9 Ich habe mich gegen den Herrn versündigt; deshalb muß ich seinen Zorn ertragen, bis er meine Sache vertritt und mir Recht verschafft. Er wird mich hinausführen ins Licht, ich werde seine Heilstat erleben.10 Meine Feindin wird es sehen und vor Scham vergehen; denn sie sagte zu mir: Wo ist Jahwe, dein Gott? Und meine Augen werden sich an ihr weiden. Dann wird sie zertreten wie Gassenkot.11 Es kommt der Tag, an dem man deine Mauern wieder aufbaut, der Tag, an dem deine Grenzen sich weiten.12 An jenem Tag kommen alle zu dir, von Assur bis Ägypten und von Ägypten bis zum Eufrat, von einem Meer zum andern und von einem Gebirge zum andern.13 Die Erde aber wird zur Wüste wegen (der Sünden) ihrer Bewohner; so ernten sie die Frucht ihrer Taten.14 Führe mit deinem Stab dein Volk auf die Weide, die Schafe, die dein Erbbesitz sind, die einsam lagern in einer Wildnis mitten im fruchtbaren Land. Sie sollen wieder im Baschan und in Gilead weiden wie in den Tagen der Vorzeit.15 Wie in den Tagen, als du aus Ägypten auszogst, laß uns deine Wunder schauen!16 Die Völker mit all ihrer Macht sollen sich schämen, wenn sie es sehen. Sie sollen die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren sollen taub werden.17 Staub sollen sie fressen wie die Schlange, wie das Gewürm am Boden. Zitternd sollen sie herauskommen aus ihren Burgen, vor den Herrn treten, unseren Gott, voll Schrecken und Furcht vor dir.18 Wer ist ein Gott wie du, der du Schuld verzeihst und dem Rest deines Erbvolkes das Unrecht vergibst? Gott hält nicht für immer fest an seinem Zorn; denn er liebt es, gnädig zu sein.19 Er wird wieder Erbarmen haben mit uns und unsere Schuld zertreten. Ja, du wirfst all unsere Sünden in die Tiefe des Meeres hinab.20 Du wirst Jakob deine Treue beweisen und Abraham deine Huld, wie du unseren Vätern geschworen hast in den Tagen der Vorzeit.

Das Buch Nahum

Das Buch Nahum Kapitel 1

1 Ausspruch über Ninive. Das Buch der Visionen Nahums aus Elkosch.2 Ein eifernder und rächender Gott ist der Herr. Der Herr übt Rache und ist voll Zorn. Der Herr übt Rache an seinen Gegnern und hält fest am Zorn gegen seine Feinde.3 Der Herr ist langmütig und von großer Macht; doch läßt der Herr gewiß keinen ungestraft. In Wirbel und Sturm nimmt er seinen Weg, die Wolken sind der Staub seiner Füße.4 Er droht dem Meer und macht es trocken, alle Flüsse läßt er versiegen. Welk sind Baschan und Karmel, auch die Blüten des Libanon sind verwelkt.5 Berge beben vor ihm, und Hügel geraten ins Wanken. Die Welt schreit vor ihm auf, die Erde und all ihre Bewohner.6 Vor seinem Groll - wer kann da bestehen? Wer hält stand in der Glut seines Zorns? Sein Grimm greift um sich wie Feuer, und die Felsen bersten vor ihm.7 Gut ist der Herr, eine feste Burg am Tag der Not. Er kennt alle, die Schutz suchen bei ihm.8 Doch in reißender Flut macht er seinen Gegnern ein Ende, und Finsternis verfolgt seine Feinde.9 Was plant ihr gegen den Herrn? Er macht doch ein Ende. Es soll nicht wieder Not aufkommen.10 Wie dichtes Dornengestrüpp und wie wirres Windengerank werden sie verbrannt, wie dürre Spreu; nichts bleibt übrig.11 Von dir stammt der Mann, der Böses plant gegen den Herrn, der Übles im Schild führt.12 So spricht der Herr: Auch wenn sie unversehrt sind und zahlreich, sie werden abgeschnitten, sie gehen vorüber. Habe ich dich auch gedemütigt, ich werde dich nicht mehr demütigen.13 Ja, jetzt zerbreche ich sein Joch, das auf dir lastet, und deine Fesseln werde ich sprengen.14 Der Herr hat über dich bestimmt: Von dir soll es keinen Nachkommen mehr geben. Aus dem Haus deines Gottes reiße ich Götze und Gußbild. Ich schaufle dein Grab; denn du bist verächtlich geworden.

Das Buch Nahum Kapitel 2

1 Seht auf den Bergen die Schritte des Freudenboten! Er verkündet Frieden! Juda, feiere deine Feste, erfülle deine Gelübde! Denn der Unheilstifter durchstreift dein Land nicht mehr; er ist völlig vernichtet.2 Ein Mann zieht hinauf gegen dich, der dich zerschmettern wird. Halt Wache! Beobachte die Wege! Mach deine Hüften stark! Rüste dich mit Macht und Kraft!3 Wahrhaftig, der Herr stellt die Pracht Jakobs wieder her wie die Pracht Israels; denn Verwüster haben sie verwüstet und ihre jungen Pflanzen vernichtet.4 Rot leuchtet der Schild seiner Helden. Seine Krieger sind in Scharlach gekleidet. Wie funkelnder Stahl glänzen die Wagen am Tag, an dem er sie aufbietet, und die Speere wiegen sich.5 Durch die Gassen rasen die Kriegswagen, sie stürmen über die Plätze. Ihr Anblick gleicht Fackeln, wie Blitze jagen sie daher.6 Er denkt an seine Mächtigen; sie aber straucheln beim Ansturm. Sie eilen zur Stadtmauer; doch unbeweglich steht die Sperre.7 Die Flußtore sind geöffnet, schon wankt der Palast.8 Die Königin wird zur Schau gestellt, wird entblößt, wird weggeführt; ihre Mägde jammern wie gurrende Tauben und schlagen sich an die Brust.9 Ninive ist wie ein voller Teich, dessen Wasser davonfließt. Halt! Halt! (ruft man), doch keiner wendet sich um.10 Plündert das Silber, plündert das Gold! Kostbarkeiten ohne Ende! Welche Pracht aller Art an bezaubernden Schätzen!11 Alles leer, entleert, verheert; das Herz verzagt. Es wanken die Knie, ein Zittern in allen Hüften, alle Gesichter glühen rot.12 Wo ist jetzt das Versteck der Löwen, der Tummelplatz der jungen Löwen, wohin der Löwe geht, um sich zu verbergen, wo der junge Löwe bleibt, ohne daß jemand ihn aufschreckt?13 Reichen Raub machte der Löwe für seine Jungen. Er würgte für seine Löwinnen. Mit Raub füllte er seine Höhlen, seine Verstecke mit Raubgut.14 Nun gehe ich gegen dich vor - Spruch des Herrn der Heere. Ich lasse deine Wagen in Rauch aufgehen, deine jungen Löwen frißt das Schwert. Ich mache deinem Rauben auf der Erde ein Ende, nie mehr hört man den Ruf deiner Boten.

Das Buch Nahum Kapitel 3

1 Weh der Stadt voll Blutschuld; sie ist nichts als Lüge. Voll von Raffgier ist sie, vom Rauben läßt sie nicht ab.2 Knallen von Peitschen und Gedröhn rasselnder Räder, rennende Pferde und holpernde Wagen.3 Hetzende Reiter, flammende Schwerter, blitzende Lanzen, eine Menge Erschlagener, eine Masse von Toten, kein Ende der Leichen, man stolpert über die Leiber.4 Und all das wegen der zahllosen Buhlschaften der Buhlerin, die von Anmut strahlte, die in Zauberkünsten Meisterin war; Völker verkaufte sie durch ihr Buhlen, Stämme durch ihre Zauberei.5 Nun gehe ich gegen dich vor - Spruch des Herrn der Heere. Deine Schleppe hebe ich auf bis über dein Gesicht und lasse die Völker deine Blöße sehen; die Königreiche sehen deine Schande.6 Mit Kot bewerfe ich dich, gebe dich der Verachtung preis und mache dich zum Schaustück.7 Dann wird es geschehen: Wer immer dich sieht, schreckt vor dir zurück und sagt: Verwüstet ist Ninive. Wer zeigt ihr Teilnahme? Wo soll ich dir einen Tröster suchen?8 Bist du denn besser als No-Amon, das an Strömen lag, von Wasser rings umgeben, dessen Schutzwall ein Meer, dessen Mauern die Wasser waren?9 Kusch war mächtig, und Ägypten kannte keine Grenze. Put und die Libyer zählten zu seinen Helfern.10 Doch auch No-Amon mußte in die Verbannung, zog in die Gefangenschaft. Auch seine Kinder wurden zerschmettert an den Ecken aller Gassen, und über seine Vornehmen warf man das Los. Alle seine Großen wurden in Fesseln gelegt.11 Auch du wirst betrunken, wirst ohnmächtig sein. Auch du wirst Schutz suchen vor dem Feind.12 All deine Festungen sind Bäume mit frühen Feigen: Schüttelt man sie, dann fallen sie dem, der sie essen will, in den Mund.13 Die Krieger in deiner Mitte - Weiber sind sie. Weit stehen deinen Feinden die Tore deines Landes offen; Feuer frißt deine Riegel.14 Schöpf dir Wasser für die Belagerung, mach fest deine Festungen! Tritt in den Lehm, stampfe den Ton, halte die Ziegelform fest!15 Dann wird das Feuer dich fressen, wird das Schwert dich vertilgen, wird dich fressen wie ein Heuschreckenschwarm. Werde zahlreich wie die Heuschrecken, zahlreich wie die Wanderheuschrecken!16 Du hast deine Händler zahlreicher gemacht als die Sterne am Himmel. Die Heuschrecken häuten sich und fliegen davon.17 Deine Wächter sind wie Wanderheuschrecken, deine Beamten wie ein Schwarm von Heuschrecken, die sich an den Mauern lagern an einem kalten Tag. Geht die Sonne auf, so fliehen sie eilig davon. Man kennt ihren Ort nicht - wo sind sie hin?18 Deine Hirten schlummern, König von Assur; deine Mächtigen ruhen. Dein Volk ist über die Berge zerstreut, und keiner sammelt es.19 Keine Linderung gibt es für deinen Zusammenbruch, unheilbar ist deine Wunde. Jeder, der hört, was man von dir erzählt, klatscht über dich in die Hände. Denn wen traf nicht deine Schlechtigkeit zu jeder Zeit?

Das Buch Habakuk

Das Buch Habakuk Kapitel 1

1 Ausspruch, den der Prophet Habakuk in einer Vision hörte.2 Wie lange, Herr, soll ich noch rufen, und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht.3 Warum läßt du mich die Macht des Bösen erleben und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Mißhandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit.4 Darum ist das Gesetz ohne Kraft, und das Recht setzt sich gar nicht mehr durch. Die Bösen umstellen den Gerechten, und so wird das Recht verdreht.5 Seht auf die Völker, schaut hin, staunt und erstarrt! Denn ich vollbringe in euren Tagen eine Tat - würde man euch davon erzählen, ihr glaubtet es nicht.6 Denn seht, ich stachle die Chaldäer auf, das grausame, ungestüme Volk, das die Weiten der Erde durchzieht, um Wohnplätze zu erobern, die ihm nicht gehören,7 ein furchtbares und schreckliches Volk, das selbst sein Recht und seinen Rang bestimmt.8 Seine Pferde sind schneller als Panther, wilder als die Wölfe der Steppe. Seine Rosse und Reiter stürmen heran, sie kommen aus der Ferne, sie fliegen herbei wie ein Geier, der sich auf seinen Fraß stürzt.9 Sie rücken an, entschlossen zu roher Gewalt, alle Gesichter vorwärts gerichtet. Gefangene raffen sie zusammen wie Sand.10 Sie machen sich sogar über Könige lustig und lachen über mächtige Fürsten; ja, sie spotten über jede Festung, sie schütten einen Erdwall auf und nehmen sie ein.11 Dann ziehen sie weiter, wie der Sturmwind sausen sie dahin. Doch sie werden es büßen, denn sie haben ihre Kraft zu ihrem Gott gemacht.12 Herr, bist nicht du von Ewigkeit her mein heiliger Gott? Wir wollen nicht sterben. Herr, du hast sie doch nur dazu gerufen, an uns das Gericht zu vollziehen: Du, unser Fels, du hast sie dazu bestimmt, uns zu bestrafen.13 Deine Augen sind zu rein, um Böses mit anzusehen, du kannst der Unterdrückung nicht zusehen. Warum siehst du also den Treulosen zu und schweigst, wenn der Ruchlose den Gerechten verschlingt?14 Warum behandelst du die Menschen wie die Fische im Meer, wie das Gewürm, das keinen Herrn hat?15 Mit der Angel holt er sie alle herauf, er schleppt sie weg in seinem Netz und rafft sie fort in seinem Fischgarn; er freut sich darüber und jubelt.16 Deshalb opfert er seinem Netz und bringt seinem Fischgarn Rauchopfer dar; denn durch sie hat er reichen Gewinn und ein üppiges Mahl.17 Darum zückt er unablässig sein Schwert, um ohne Erbarmen die Völker zu morden.

Das Buch Habakuk Kapitel 2

1 Ich will auf meinem Wachtturm stehen, ich stelle mich auf den Wall und spähe aus, um zu sehen, was er mir sagt, was er auf meine Klage entgegnet.2 Der Herr gab mir Antwort und sagte: Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, damit man es mühelos lesen kann.3 Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; wenn es sich verzögert, so warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus.4 Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben.5 Wahrhaftig, der Reichtum ist trügerisch, wer hochmütig ist, kommt nicht ans Ziel, wenn er auch seinen Rachen aufsperrt wie die Unterwelt und unersättlich ist wie der Tod, wenn er auch alle Völker zusammentreibt und alle Nationen um sich vereinigt.6 Werden sie nicht alle ein Spottlied auf ihn anstimmen? Ja, sie werden ihn verhöhnen und sagen: Weh dem, der zusammenrafft, was nicht ihm gehört, und sich hohe Pfänder geben läßt. Wie lange wird er es noch treiben?7 Plötzlich werden vor dir deine Gläubiger stehen, deine Bedränger werden erwachen, und du wirst ihre Beute.8 Du hast viele Völker ausgeplündert; deshalb plündern jetzt die Völker dich aus, die übrigblieben, wegen des Blutes, das du vergossen hast unter den Menschen, wegen der Gewalttaten, die du verübt hast an Ländern und Städten und an all ihren Bewohnern.9 Weh dem, der für sein Haus unrechten Gewinn sucht und sich hoch droben sein Nest baut, um dem drohenden Unheil zu entgehen.10 Zur Schande für dein eigenes Haus hast du beschlossen, viele Völker niederzuschlagen; damit sündigst du gegen dich selbst.11 Es schreit der Stein in der Mauer, und der Sparren im Gebälk gibt ihm Antwort.12 Weh dem, der eine Stadt mit Blut erbaut und eine Festung auf Unrecht gründet.13 Bewirkt es nicht der Herr der Heere, daß die Völker sich plagen nur für das Feuer, Nationen sich abmühen für nichts?14 Ja, das Land wird erfüllt sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.15 Weh dem, der seinen Freund aus dem Becher seines Zorns trinken läßt, ja, ihn betrunken macht, damit man ihn nackt sieht.16 Du sollst dich an Schande sättigen, nicht an Ehre; auch du sollst trinken und taumeln. Der Becher in der Hand des Herrn kommt nun zu dir; Schmach und Schande bedecken deine Ehre.17 Denn dich erdrückt dein Verbrechen gegen den Libanonwald, und die Vernichtung des Großwilds lastet auf dir, wegen des Blutes, das du vergossen hast unter den Menschen, wegen der Gewalttaten, die du verübt hast an Ländern und Städten und an allen ihren Bewohnern.18 Was nützt ein Götterbild, das ein Bildhauer macht, ein gegossenes Bild, ein Lügenorakel? Wie kann der Bildhauer auf den Götzen vertrauen, auf das stumme Gebilde, das er selber gemacht hat?19 Weh dem, der zum Holz sagt: Erwache!, und zum stummen Stein: Wach auf! Gibt der Götze denn Auskunft? Gewiß, er ist mit Silber und Gold überzogen, doch er hat keinen Geist, keinen Atem.20 Der Herr aber wohnt in seinem heiligen Tempel. Alle Welt schweige in seiner Gegenwart.

Das Buch Habakuk Kapitel 3

1 Gebet des Propheten Habakuk, nach der Melodie von Schigjonot.2 Herr, ich höre die Kunde, ich sehe, Herr, was du früher getan hast. Laß es in diesen Jahren wieder geschehen, offenbare es in diesen Jahren! Auch wenn du zürnst, denk an dein Erbarmen!3 Gott kommt von Teman her, der Heilige kommt vom Gebirge Paran. Seine Hoheit überstrahlt den Himmel, sein Ruhm erfüllt die Erde. 4 Er leuchtet wie das Licht der Sonne, ein Kranz von Strahlen umgibt ihn, in ihnen verbirgt sich seine Macht.5 Die Seuche zieht vor ihm her, die Pest folgt seinen Schritten.6 Wenn er kommt, wird die Erde erschüttert, wenn er hinblickt, zittern die Völker. Da zerbersten die ewigen Berge, versinken die uralten Hügel. 7 Die Zelte Kuschans sehe ich voll Unheil; auch in Midian zittern die Zelte.8 Herr, ist dein Zorn gegen die Flüsse entbrannt und dein Groll gegen das Meer, daß du mit deinen Rossen heranstürmst und mit deinen siegreichen Wagen?9 Du hast den Bogen aus der Hülle genommen, du hast die Pfeile auf die Sehne gelegt. Du spaltest die Erde, und es brechen Ströme hervor;10 dich sehen die Berge und zittern, tosender Regen prasselt nieder; die Urflut brüllt auf und reckt ihre Hände empor.11 Sonne und Mond bleiben in ihrer Wohnung; sie vergehen im grellen Licht deiner Pfeile, im Glanz deiner blitzenden Lanze.12 Voll Zorn schreitest du über die Erde, in deinem Groll zerstampfst du die Völker.13 Du ziehst aus, um dein Volk zu retten, um deinem Gesalbten zu helfen. Vom Haus des Ruchlosen schlägst du das Dach weg und legst das Fundament frei bis hinab auf den Felsen. 14 Mit deinen Pfeilen durchbohrst du den Kopf seiner Krieger, die heranstürmen, um uns zu verjagen. Sie freuen sich schon voll Übermut, in ihrem Versteck den Armen zu fressen.15 Du bahnst mit deinen Rossen den Weg durch das Meer, durch das gewaltig schäumende Wasser.16 Ich zitterte am ganzen Leib, als ich es hörte, ich vernahm den Lärm, und ich schrie. Fäulnis befällt meine Glieder, und es wanken meine Schritte. Doch in Ruhe erwarte ich den Tag der Not, der dem Volk bevorsteht, das über uns herfällt.17 Zwar blüht der Feigenbaum nicht, an den Reben ist nichts zu ernten, der Ölbaum bringt keinen Ertrag, die Kornfelder tragen keine Frucht; im Pferch sind keine Schafe, im Stall steht kein Rind mehr.18 Dennoch will ich jubeln über den Herrn, und mich freuen über Gott, meinen Retter.19 Gott, der Herr, ist meine Kraft. Er macht meine Füße schnell wie die Füße der Hirsche und läßt mich schreiten auf den Höhen. (Dem Chormeister. Zum Saitenspiel.)

Das Buch Zefanja

Das Buch Zefanja Kapitel 1

1 Wort des Herrn, das an Zefanja, den Sohn Kuschis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Hiskijas, erging in der Zeit, als Joschija, der Sohn Amons, König von Juda war.2 Ich raffe alles vom Erdboden weg, ich raffe es weg - Spruch des Herrn.3 Mensch und Vieh raffe ich weg, die Vögel des Himmels raffe ich weg und die Fische im Meer, und ich rotte die Menschen auf der Erde aus - Spruch des Herrn.4 Ich strecke meine Hand gegen Juda aus und gegen alle Einwohner Jerusalems, und ich rotte an diesem Ort die Reste des Baalsdienstes aus, samt den Namen der Götzenpriester,5 alle, die sich auf den Dächern niederwerfen vor dem Heer des Himmels, auch alle, die sich vor dem Herrn niederwerfen, zugleich aber bei ihrem Moloch schwören,6 und alle, die dem Herrn den Rücken kehren, die ihn nicht suchen und nicht nach ihm fragen.7 Schweigt vor Gott, dem Herrn! Denn der Tag des Herrn ist nahe. Ja, der Herr hat ein Schlachtopfer vorbereitet, er hat die eingeladenen Gäste schon (dem Tod) geweiht.8 Am Tag des Schlachtopfers des Herrn rechne ich ab mit den großen Herren und den Königssöhnen und allen, die fremdländische Kleider tragen;9 an jenem Tag rechne ich ab mit jedem, der über die Schwelle springt, mit allen, die das Haus ihres Herrn mit Betrug und Gewalt anfüllen.10 An jenem Tag - Spruch des Herrn - hört man vom Fischtor her Geschrei und aus der Neustadt lautes Jammern und von den Hügeln her großes Getöse.11 Jammert, ihr Bewohner der Senke! Denn das ganze Krämervolk verstummt, alle Geldwechsler sind ausgerottet.12 In jener Zeit durchsuche ich Jerusalem mit der Laterne und rechne ab mit den Herren, die dick geworden sind auf ihrer Hefe und denken: Der Herr tut weder Gutes noch Böses.13 Darum werden ihre Reichtümer geraubt und ihre Häuser verwüstet. Sie werden Häuser bauen, aber nicht darin wohnen; sie werden Weinberge anlegen, aber den Wein nicht trinken.14 Der Tag des Herrn ist nahe, der gewaltige Tag, er ist nahe, schnell kommt er herbei. Horch, der Tag des Herrn ist bitter, da schreit sogar der Kriegsheld auf.15 Ein Tag des Zorns ist jener Tag, ein Tag der Not und Bedrängnis, ein Tag des Krachens und Berstens, ein Tag des Dunkels und der Finsternis, ein Tag der Wolken und der schwarzen Nacht,16 ein Tag des Widderhorns und des Kriegsgeschreis in den befestigten Städten und auf den hohen Zinnen.17 Da jage ich den Menschen Angst ein, so daß sie wie blind umherlaufen; denn sie haben sich gegen den Herrn versündigt. Ihr Blut wird hingeschüttet wie Schutt und ihr fettes Mark wie Kot.18 Weder ihr Silber noch ihr Gold kann sie retten am Tag des Zornes des Herrn. Vom Feuer seines leidenschaftlichen Eifers wird die ganze Erde verzehrt. Denn er bereitet allen Bewohnern der Erde ein Ende, ein schreckliches Ende.

Das Buch Zefanja Kapitel 2

1 Du gleichgültiges Volk, sammelt euch, tut euch zusammen,2 ehe ihr zerstreut werdet und zerstiebt wie Spreu, ehe der glühende Zorn des Herrn über euch kommt, ehe über euch der Tag des glühenden Zornes des Herrn kommt.3 Sucht den Herrn, ihr Gedemütigten im Land, die ihr nach dem Recht des Herrn lebt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zornes des Herrn.4 Ja, Gaza wird verlassen sein und Aschkelon wird eine Wüste, am hellen Mittag treibt man Aschdods Einwohner fort, und Ekron ackert man um.5 Weh euch, die ihr das Gebiet am Meer bewohnt, ihr Volk der Kereter. Das Wort des Herrn richtet sich gegen euch: Kanaan, Land der Philister, ich richte dich zugrunde, keiner deiner Bewohner bleibt übrig.6 Das Kereterland wird zum Weideland der Hirten, es gibt nur noch Pferche für Schafe und Ziegen.7 Das Gebiet am Meer fällt dem Rest des Hauses Juda zu. Sie treiben ihre Herden dorthin und suchen am Abend ein Lager in Aschkelons Häusern. Denn der Herr, ihr Gott, kümmert sich um sie und wendet ihr Geschick.8 Ich habe den Hohn Moabs gehört und die Schimpfworte der Ammoniter, die mein Volk verhöhnten und große Reden führten gegen sein Land.9 Darum - Spruch des Herrn der Heere, des Gottes Israels: So wahr ich lebe: Moab wird wie Sodom werden und die Ammoniter wie Gomorra, ein Ort des Unkrauts, eine Salzgrube und eine Wüste für immer. Der Rest meines Volkes wird sie ausplündern, der Überrest meines Volkes wird sie beerben.10 Das ist die Strafe für ihren Hochmut; denn sie höhnten und führten große Reden gegen das Volk des Herrn der Heere.11 Furchterregend tritt der Herr gegen sie auf. Ja, er vernichtet alle Götter der Erde, und alle Völker der Inseln werfen sich nieder vor ihm, jedes an seinem Ort.12 Auch ihr Kuschiter werdet von meinem Schwert durchbohrt.13 Er streckt seine Hand auch nach Norden aus und vernichtet Assur, und Ninive macht er zur Öde, es verdorrt wie die Wüste.14 Dort lagern Herden, Tiere aller Art, auf den Kapitellen der Säulen nächtigen Eule und Dohle. Laut schreit es im Fenster, ein Rabe krächzt auf der Schwelle. 15 Das also ist die fröhliche Stadt, die sich in Sicherheit wiegte, die dachte: Ich und sonst niemand! Welch eine Wüste ist sie geworden, ein Lager für die wilden Tiere. Jeder, der dort vorbeikommt, pfeift und hebt entsetzt seine Hand.

Das Buch Zefanja Kapitel 3

1 Weh der trotzigen, der schmutzigen, der gewalttätigen Stadt.2 Sie will nicht hören und nimmt sich keine Warnung zu Herzen. Sie verläßt sich nicht auf den Herrn und sucht nicht die Nähe ihres Gottes.3 Ihre Fürsten sind brüllende Löwen. Ihre Richter sind wie Wölfe der Steppe, die bis zum Morgen keinen Knochen mehr übriglassen.4 Ihre Propheten sind freche Betrüger. Ihre Priester entweihen das Heilige und tun Gewalt dem Gesetz an.5 Aber der Herr tritt für das Recht ein in ihrer Mitte, er tut kein Unrecht. Morgen für Morgen fällt er das Urteil, es fehlt nie beim Aufgang des Lichts. Doch der Böse kennt keine Scham.6 Ich habe ganze Völker ausgerottet, ihre Zinnen liegen zertrümmert am Boden. Ich habe ihre Straßen entvölkert, keiner geht dort mehr umher; ihre Städte sind verwüstet, ohne Menschen, ohne Bewohner.7 Ich dachte: Sicher fürchtest du mich jetzt, nimmst dir die Warnung zu Herzen; und alles, was ich ihnen auftrug, werden sie immer vor Augen haben. Aber nein, sie begingen immer wieder all ihre schändlichen Taten.8 Darum wartet nur - Spruch des Herrn - auf den Tag, an dem ich auftreten werde als Kläger. Denn ich habe beschlossen: Völker will ich versammeln, und Königreiche biete ich auf; dann schütte ich meinen Groll über sie aus, die ganze Glut meines Zorns. Denn vom Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt.9 Dann werde ich die Lippen der Völker verwandeln in reine Lippen, damit alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen.10 Von jenseits der Ströme von Kusch bringen mir meine Verehrer dann als Gabe die Gemeinde meiner Verstreuten.11 An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen all deiner schändlichen Taten, die du gegen mich verübt hast. Ja, dann entferne ich aus deiner Mitte die überheblichen Prahler, und du wirst nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berg.12 Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn.13 Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide, und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.14 Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!15 Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten.16 An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht, Zion! Laß die Hände nicht sinken!17 Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.18 Ich mache deinem Unglück ein Ende, ich nehme die Schmach von dir.19 In jener Zeit vernichte ich alle, die dich unterdrücken. Ich helfe den Hinkenden und sammle die Verstreuten. Ich verschaffe ihnen Ruhm und Ansehen überall auf der Erde, wo sie Schmach erlitten.20 In jener Zeit bringe ich euch heim, in jener Zeit führe ich euch wieder zusammen. Ja, ich verleihe euch Ansehen und Ruhm bei allen Völkern der Erde, wenn ich euer Geschick wende. Ihr werdet es sehen, spricht der Herr.

Das Buch Haggai

Das Buch Haggai Kapitel 1

1 Im zweiten Jahr des Königs Darius erging am ersten Tag des sechsten Monats das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai an den Statthalter von Juda, Serubbabel, den Sohn Schealtiëls, und an den Hohenpriester Jeschua, den Sohn des Jozadak:2 So spricht der Herr der Heere: Dieses Volk sagt: Noch ist die Zeit nicht gekommen, das Haus des Herrn aufzubauen.3 Da erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai:4 Ist etwa die Zeit gekommen, daß ihr in euren getäfelten Häusern wohnt, während dieses Haus in Trümmern liegt?5 Nun aber spricht der Herr der Heere: Überlegt doch, wie es euch geht.6 Ihr sät viel und erntet wenig; ihr eßt und werdet nicht satt; ihr trinkt, aber zum Betrinken reicht es euch nicht; ihr zieht Kleider an, aber sie halten nicht warm, und wer etwas verdient, verdient es für einen löcherigen Beutel.7 So spricht der Herr der Heere: Überlegt also, wie es euch geht.8 Geht ins Gebirge, schafft Holz herbei, und baut den Tempel wieder auf! Das würde mir gefallen und mich ehren, spricht der Herr.9 Ihr habt viel erhofft und doch nur wenig geerntet; und wenn ihr es einbrachtet, blies ich es weg. Warum wohl? - Spruch des Herrn der Heere. Weil mein Haus in Trümmern liegt, während jeder von euch für sein eigenes Haus rennt.10 Deshalb hält der Himmel über euch den Tau zurück, und die Erde hält ihren Ertrag zurück.11 Ich rief die Dürre über das Land und über die Berge, über das Getreide, über den Wein und das Öl, über alles, was der Boden hervorbringt, über Mensch und Vieh und über alle Arbeit eurer Hände.12 Serubbabel, der Sohn Schealtiëls, und der Hohepriester Jeschua, der Sohn des Jozadak, und alle, die vom Volk noch übrig waren, hörten auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai; denn der Herr, ihr Gott, hatte ihn gesandt, und das Volk fürchtete sich vor dem Herrn.13 Darum verkündete Haggai, der Bote des Herrn, dem Volk im Auftrag des Herrn: Ich bin bei euch - Spruch des Herrn.14 Und der Herr weckte den Geist des Statthalters von Juda, Serubbabel, des Sohnes Schealtiëls, und den Geist des Hohenpriesters Jeschua, des Sohnes des Jozadak, und den Geist all derer, die vom Volk noch übrig waren, so daß sie kamen und die Arbeit am Tempel ihres Gottes, des Herrn der Heere, aufnahmen;15 das war am vierundzwanzigsten Tag des sechsten Monats im zweiten Jahr des Königs Darius.

Das Buch Haggai Kapitel 2

1 Am einundzwanzigsten Tag des siebten Monats erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai:2 Sag zu Serubbabel, dem Sohn Schealtiëls, dem Statthalter von Juda, und zum Hohenpriester Jeschua, dem Sohn des Jozadak, und zu denen, die vom Volk übrig sind:3 Ist unter euch noch einer übrig, der diesen Tempel in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und was seht ihr jetzt? Erscheint er euch nicht wie ein Nichts?4 Aber nun fasse Mut, Serubbabel - Spruch des Herrn -, fasse Mut, Hoherpriester Jeschua, Sohn des Jozadak, faßt alle Mut, ihr Bürger des Landes - Spruch des Herrn -, und macht euch an die Arbeit! Denn ich bin bei euch - Spruch des Herrn der Heere.5 Der Bund, den ich bei eurem Auszug aus Ägypten mit euch geschlossen habe, bleibt bestehen, und mein Geist bleibt in eurer Mitte. Fürchtet euch nicht!6 Denn so spricht der Herr der Heere: Nur noch kurze Zeit, dann lasse ich den Himmel und die Erde, das Meer und das Festland, erbeben,7 und ich lasse alle Völker erzittern. Dann strömen die Schätze aller Völker herbei, und ich erfülle dieses Haus mit Herrlichkeit, spricht der Herr der Heere.8 Mir gehört das Silber und mir das Gold - Spruch des Herrn der Heere.9 Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere, spricht der Herr der Heere. An diesem Ort schenke ich die Fülle des Friedens - Spruch des Herrn der Heere.10 Im zweiten Jahr des Darius erging am vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats dieses Wort des Herrn an den Propheten Haggai:11 So spricht der Herr der Heere: Erbitte von den Priestern eine Weisung in folgender Frage:12 Wenn jemand heiliges Opferfleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit dem Zipfel zufällig Brot oder etwas Gekochtes berührt oder Wein oder Öl oder sonst etwas Eßbares, wird dieses dadurch geheiligt? Die Priester antworteten: Nein.13 Da fragte Haggai: Wenn jemand, der durch eine Leiche unrein geworden ist, das alles berührt, wird es dann unrein? Die Priester antworteten: Ja, es wird unrein.14 Darauf erwiderte Haggai: Ebenso sind in meinen Augen dieses Volk und diese Leute - Spruch des Herrn - und ebenso alles, was sie tun; und was sie als Opfer darbringen: unrein ist es.15 Nun aber gebt acht, was von heute an geschieht. Bevor man am Tempel des Herrn Stein auf Stein legte,16 wie ist es euch da ergangen? Kam man zu einem Kornhaufen, der zwanzig Efa haben sollte, so waren es nur zehn; kam man zur Kelter, um fünfzig Bat zu schöpfen, waren es nur zwanzig.17 Mit Getreidebrand und Mehltau und Hagel schlug ich euch und machte alle eure Arbeit zunichte, und doch wandtet ihr euch mir nicht zu - Spruch des Herrn.18 Gebt acht, was von heute an geschieht, vom vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats an, dem Tag, an dem der Grundstein zum Tempel des Herrn gelegt wurde. Gebt acht,19 ob das Saatkorn weiterhin im Speicher bleibt und ob Weinstock und Feigenbaum, Granatbaum und Ölbaum immer noch keine Frucht tragen. Von heute an spende ich Segen.20 Am vierundzwanzigsten Tag des Monats erging das Wort des Herrn ein zweites Mal an Haggai:21 Sag zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda: Ich lasse den Himmel und die Erde erbeben.22 Ich stürze die Throne der Könige und zerschlage die Macht der Königreiche der Völker. Ich stoße die Kriegswagen samt ihren Fahrern um, die Pferde sinken samt ihren Reitern zu Boden, einer vom Schwert des andern getroffen.23 An jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - nehme ich dich, mein Knecht Serubbabel, Sohn Schealtiëls, - Spruch des Herrn - und mache dich zu meinem Siegelring; denn ich habe dich erwählt - Spruch des Herrn der Heere.

Das Buch Sacharja

Das Buch Sacharja Kapitel 1

1 Im zweiten Jahr des Darius erging im achten Monat das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos:2 Schwer hat der Herr euren Vätern gezürnt.3 Deshalb sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere: Kehrt um zu mir - Spruch des Herrn der Heere -, dann kehre ich um zu euch, spricht der Herr der Heere.4 Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten verkündeten: So spricht der Herr der Heere: Kehrt doch um von euren heillosen Wegen und von euren heillosen Taten. Aber sie hörten nicht und schenkten mir kein Gehör - Spruch des Herrn.5 Wo sind nun eure Väter? Und die Propheten - leben sie ewig?6 Meine Worte und meine Entschlüsse, die ich durch meine Knechte, die Propheten, verkünden ließ, haben sie sich nicht an euren Vätern erfüllt? Darauf kehrten sie um und sagten: Wie unsere Wege und unsere Taten es verdienten, gedachte der Herr der Heere an uns zu handeln, und so hat er gehandelt.7 Am vierundzwanzigsten Tag des elften Monats - das ist der Monat Schebat - im zweiten Jahr des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos.8 In dieser Nacht hatte ich eine Vision: Ich sah einen Mann auf einem rotbraunen Pferd. Er stand zwischen den Myrtenbäumen in der Tiefe, und hinter ihm waren rotbraune, blutrote und weiße Pferde.9 Ich fragte: Herr, was bedeuten diese Pferde? Und der Engel, der mit mir redete, sprach: Ich will dich sehen lassen, was sie bedeuten.10 Da ergriff der Mann, der zwischen den Myrtenbäumen stand, das Wort und sagte: Der Herr hat diese Pferde gesandt, damit sie die Erde durchziehen.11 Und sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrtenbäumen stand: Wir haben die Erde durchzogen - die ganze Erde ruht und liegt still.12 Da sagte der Engel des Herrn: Herr der Heere, wie lange versagst du noch Jerusalem und den Städten Judas dein Erbarmen, denen du nun siebzig Jahre grollst?13 Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, in freundlichen Worten, Worten voll Trost.14 Da sagte mir der Engel, der mit mir redete: Verkünde: So spricht der Herr der Heere: Mit großem Eifer trete ich für Jerusalem und Zion ein;15 aber ich bin voll glühendem Zorn gegen die Völker, die sich in falscher Sicherheit wiegen. Ich war nur ein wenig erzürnt; doch sie wollten vernichten, als sie mir halfen.16 Darum - so spricht der Herr: Voll Erbarmen wende ich mich Jerusalem wieder zu. Man wird mein Haus dort aufbauen - Spruch des Herrn der Heere - und die Richtschnur über Jerusalem spannen.17 Weiter verkünde: So spricht der Herr der Heere: Meine Städte werden wieder überfließen von allen Gütern. Der Herr wird Zion wieder trösten, und er wird Jerusalem wieder auserwählen.

Das Buch Sacharja Kapitel 2

1 Danach blickte ich hin und sah: Da waren vier Hörner.2 Ich fragte den Engel, der mit mir redete: Was bedeuten diese Hörner? Er antwortete mir: Das sind die vier Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben.3 Darauf ließ mich der Herr vier Schmiede sehen.4 Ich fragte: Wozu sind sie da? Was sollen sie tun? Und er antwortete: Die Hörner haben Juda zerstreut, so daß kein Mensch mehr sein Haupt erhob; die Schmiede aber sind gekommen, um sie zu erschrecken und die Hörner aller Völker niederzuwerfen, die ihre Macht gegen Juda aufgeboten haben, um es zu zerstreuen.5 Danach blickte ich hin und sah: Da war ein Mann mit einer Meßschnur in der Hand.6 Ich fragte: Wohin gehst du? Er antwortete mir: Ich gehe, um Jerusalem auszumessen und zu sehen, wie breit und wie lang es sein wird.7 Da trat der Engel, der mit mir redete, vor, und ein anderer Engel kam ihm entgegen8 und sagte zu ihm: Lauf und sag dem jungen Mann dort: Jerusalem wird eine offene Stadt sein wegen der vielen Menschen und Tiere, die darin wohnen.9 Ich selbst - Spruch des Herrn - werde für die Stadt ringsum eine Mauer von Feuer sein und in ihrem Innern ihr Ruhm und ihre Ehre.10 Auf, auf! Flieht aus dem Land des Nordens - Spruch des Herrn. Denn wie die vier Winde des Himmels habe ich euch zerstreut - Spruch des Herrn.11 Auf, Zion, die du in Babel wohnst, rette dich!12 Denn so spricht der Herr der Heere - er hat mich mit Herrlichkeit zu den Völkern gesandt, die euch ausgeplündert haben -: Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.13 Ja, jetzt hole ich mit meiner Hand zum Schlag gegen sie aus, so daß sie eine Beute ihrer eigenen Knechte werden. Und ihr werdet erkennen, daß der Herr der Heere mich gesandt hat.14 Juble und freue dich, Tochter Zion; denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte - Spruch des Herrn.15 An jenem Tag werden sich viele Völker dem Herrn anschließen, und sie werden mein Volk sein, und ich werde in deiner Mitte wohnen. Dann wirst du erkennen, daß der Herr der Heere mich zu dir gesandt hat.16 Der Herr aber wird Juda in Besitz nehmen; es wird sein Anteil im Heiligen Land sein. Und er wird Jerusalem wieder auserwählen.17 Alle Welt schweige in der Gegenwart des Herrn. Denn er tritt hervor aus seiner heiligen Wohnung.

Das Buch Sacharja Kapitel 3

1 Danach ließ er mich den Hohenpriester Jeschua sehen, der vor dem Engel des Herrn stand. Der Satan aber stand rechts von Jeschua, um ihn anzuklagen.2 Der Engel des Herrn sagte zum Satan: Der Herr weise dich in die Schranken, Satan; ja, der Herr, der Jerusalem auserwählt hat, weise dich in die Schranken. Ist dieser Mann nicht ein Holzscheit, das man aus dem Feuer gerissen hat?3 Jeschua hatte nämlich schmutzige Kleider an, als er vor dem Engel stand.4 Der Engel wandte sich an seine Diener und befahl: Zieht ihm die schmutzigen Kleider aus! Zu ihm aber sagte er: Hiermit nehme ich deine Schuld von dir und bekleide dich mit festlichen Gewändern.5 Und ich befehle: Man soll ihm einen reinen Turban aufsetzen. Da setzten sie ihm den reinen Turban auf und bekleideten ihn mit Festgewändern, und der Engel des Herrn stand dabei.6 Der Engel des Herrn versicherte Jeschua:7 So spricht der Herr der Heere: Wenn du auf meinen Wegen gehst und wenn du meine Ordnung einhältst, dann wirst du es sein, der mein Haus regiert und meine Vorhöfe verwaltet, und ich gebe dir Zutritt zu meinen Dienern hier.8 Höre, Hoherpriester Jeschua: Du und deine Gefährten, die vor dir sitzen, ihr seid Männer, die Wahrzeichen sind. Denn siehe, ich will meinen Knecht kommen lassen, den Sproß.9 Denn der Stein, den ich vor Jeschua hingelegt habe - auf diesem einen Stein sind sieben Augen. Ich ritze in ihn eine Inschrift ein - Spruch des Herrn der Heere -, und ich tilge die Schuld dieses Landes an einem einzigen Tag.10 An jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - werdet ihr einander einladen unter Weinstock und Feigenbaum.

Das Buch Sacharja Kapitel 4

1 Danach kehrte der Engel, der mit mir redete, zurück, weckte mich, wie man jemand vom Schlaf aufweckt,2 und sagte zu mir: Was hast du gesehen? Ich antwortete: Ich hatte eine Vision: Da stand ein Leuchter, ganz aus Gold, darauf eine Schale und auf ihr sieben Lampen mit je sieben Schnäbeln für die Flammen auf den Lampen.3 Zwei Ölbäume standen daneben, der eine rechts, der andere links von der Schale.4 Und ich sprach weiter und fragte den Engel, der mit mir redete: Herr, was bedeuten diese Ölbäume?5 Der Engel, der mit mir redete, antwortete mir: Weißt du nicht, was sie bedeuten? Ich erwiderte: Nein, Herr.6 Da erwiderte er und sagte zu mir: So lautet das Wort des Herrn an Serubbabel: Nicht durch Macht, nicht durch Kraft, allein durch meinen Geist! - spricht der Herr der Heere.7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel wirst du zur Ebene. Er holt den Schlußstein hervor, und man ruft: Wie schön ist er, wie schön!8 Da erging das Wort des Herrn an mich:9 Serubbabels Hände haben den Grund zu diesem Haus gelegt, und seine Hände werden es vollenden, damit man erkennt, daß mich der Herr der Heere zu euch gesandt hat.10 Denn wer gering dachte von der Zeit der kleinen Anfänge, wird sich freuen, wenn er den auserlesenen Stein in Serubbabels Hand sieht. Das sind die sieben Augen des Herrn, die über die ganze Erde schweifen.11 Ich fragte ihn weiter: Was bedeuten die zwei Ölbäume auf der rechten und auf der linken Seite des Leuchters?12 Und weiter fragte ich ihn: Was bedeuten die zwei Büschel von Olivenzweigen bei den beiden goldenen Röhren, durch die das goldene Öl herabfließt?13 Er sagte zu mir: Weißt du nicht, was sie bedeuten? Ich erwiderte: Nein, Herr.14 Er sagte: Das sind die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.

Das Buch Sacharja Kapitel 5

1 Wieder blickte ich hin und sah eine fliegende Schriftrolle.2 Er fragte mich: Was siehst du? Ich antwortete: Ich sehe eine fliegende Schriftrolle, zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit.3 Da sagte er zu mir: Das ist der Fluch, der über die ganze Erde dahinfliegt. An jedem, der stiehlt, wird Rache genommen, dem Fluch entsprechend; und an jedem, der schwört, wird Rache genommen, dem Fluch entsprechend.4 Ich habe den Fluch dahinfliegen lassen - Spruch des Herrn der Heere -, und er wird eindringen in das Haus des Diebes und in das Haus dessen, der bei meinem Namen einen Meineid schwört. Und der Fluch wird im Innern seines Hauses bleiben und wird es vernichten samt Holz und Steinen.5 Der Engel des Herrn, der mit mir redete, kam und sagte zu mir: Blick hin und sieh, was sich zeigt!6 Ich fragte: Was ist das? Er antwortete: Was sich dort zeigt, ist ein Faß. Und er fuhr fort: Das ist ihre Schuld auf der ganzen Erde.7 Und siehe: Ein Deckel aus Blei wurde (von dem Faß) gehoben, und in dem Faß saß eine Frau.8 Er sagte: Das ist die Ruchlosigkeit. Darauf stieß er sie in das Faß zurück und warf den bleiernen Deckel auf die Öffnung.9 Als ich aufblickte und hinsah, da traten zwei Frauen hervor, und ein Wind füllte ihre Flügel - sie hatten nämlich Flügel wie Storchenflügel -, und sie trugen das Faß zwischen Erde und Himmel fort.10 Darauf fragte ich den Engel, der mit mir redete: Wohin bringen sie das Faß?11 Er antwortete mir: Im Land Schinar soll für die Frau ein Tempel gebaut werden. Er wird auf festem Grund stehen, und dort wird sie an ihrem Platz aufgestellt werden.

Das Buch Sacharja Kapitel 6

1 Wieder blickte ich hin und sah vier Wagen. Sie fuhren zwischen zwei Bergen hervor, und die Berge waren aus Bronze.2 Am ersten Wagen waren rote Pferde, am zweiten Wagen schwarze Pferde,3 am dritten Wagen weiße Pferde und am vierten Wagen gescheckte Pferde, alles starke Tiere.4 Darauf fragte ich den Engel, der mit mir redete: Was bedeutet das, Herr?5 Der Engel gab mir zur Antwort: Das sind die vier Winde des Himmels, die vor dem Herrn der ganzen Erde standen und nun losstürmen.6 Die schwarzen Pferde gehen in das Land des Nordens, die weißen gehen nach Westen, die gescheckten gehen in das Land des Südens.7 Die starken Tiere stürmen los, begierig, die Erde zu durchziehen. Darauf sagte er: Auf, durchzieht die Erde! Und sie durchzogen die Erde.8 Und er rief mir zu: Sieh dir die Pferde an, die in das Land des Nordens ziehen - sie bringen meinen Geist über das Land des Nordens.9 Danach erging an mich das Wort des Herrn:10 Nimm einige der Heimkehrer von den Familien Heldai, Tobija und Jedaja, und komm selbst an diesem Tag zum Haus Joschijas, des Sohnes Zefanjas! Es sind Leute, die aus Babel zurückgekommen sind.11 Nimm Silber und Gold, mach eine Krone, setze sie dem Hohenpriester Jeschua, dem Sohn des Jozadak, aufs Haupt,12 und sag zu ihm: So spricht der Herr der Heere: Da ist ein Mann, Sproß ist sein Name; denn wo er steht, wird es sprossen, und er wird den Tempel des Herrn bauen.13 Er ist es, der den Tempel des Herrn baut. Er ist mit Hoheit bekleidet. Er sitzt auf seinem Thron und herrscht. Ein Priester steht an seinem Thron, und gemeinsam sorgen sie für den Frieden.14 Die Krone wird zur Erinnerung an Heldai, Tobija, Jedaja und Hen, den Sohn Zefanjas, im Tempel des Herrn liegen.15 Aus der Ferne werden sie kommen und am Tempel des Herrn bauen. Dann werdet ihr erkennen, daß mich der Herr der Heere zu euch gesandt hat. Das wird geschehen, wenn ihr beharrlich auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört.

Das Buch Sacharja Kapitel 7

1 Im vierten Jahr des Königs Darius erging das Wort des Herrn an Sacharja, am vierten Tag im neunten Monat, dem Monat Kislew.2 Bet-El sandte Sarezer und Regem-Melech mit seinen Leuten, um den Zorn des Herrn zu besänftigen3 und um die Priester im Haus des Herrn der Heere und die Propheten zu fragen: Soll ich weiterhin im fünften Monat weinen und enthaltsam sein, wie ich es so viele Jahre getan habe?4 Da erging an mich das Wort des Herrn der Heere:5 Sag dem ganzen Volk auf dem Land und den Priestern: Ihr habt gefastet und Klage abgehalten im fünften und im siebten Monat, und das siebzig Jahre lang - aber bin ich es, für den ihr so streng gefastet habt?6 Und wenn ihr eßt und trinkt, eßt ihr dann nicht für euch, und trinkt ihr nicht für euch?7 Kennt ihr nicht die Worte, die der Herr durch die früheren Propheten verkünden ließ, als man Jerusalem und die Städte ringsum sorglos bewohnte, als der Negeb und die Schefela noch bewohnt waren?8 Und das Wort des Herrn erging an Sacharja:9 So spricht der Herr der Heere: Haltet gerechtes Gericht, jeder zeige seinem Bruder gegenüber Güte und Erbarmen;10 unterdrückt nicht die Witwen und Waisen, die Fremden und Armen, und plant in eurem Herzen nichts Böses gegeneinander!11 Doch sie weigerten sich hinzuhören, sie zeigten sich störrisch und verstopften ihre Ohren, um nicht zu hören.12 Sie machten ihr Herz hart wie Diamant, um die Weisung und die Worte nicht hören zu müssen, die der Herr der Heere in der Kraft seines Geistes durch die früheren Propheten gesandt hat. Deshalb kam der große Zorn des Herrn der Heere über sie,13 und es geschah dies: Wie er einst rief und sie nicht hörten, so riefen nun sie, und ich hörte nicht, spricht der Herr der Heere.14 Ich habe sie unter alle Völker verweht, die ihnen unbekannt waren. Nach ihnen verödete das Land, so daß niemand mehr darin hin- und herzog, und so haben sie das Land der Freuden zur Wüste gemacht.

Das Buch Sacharja Kapitel 8

1 Es erging das Wort des Herrn der Heere:2 So spricht der Herr der Heere: Mit großem Eifer trete ich ein für Zion, ich setze mich glühend ein für Jerusalem.3 So spricht der Herr: Ich kehre zurück nach Zion und wohne wieder in Jerusalem. Dann wird Jerusalem "Stadt der Treue" heißen und der Berg des Herrn der Heere "Heiliger Berg".4 So spricht der Herr der Heere: Greise und Greisinnen werden wieder auf den Plätzen Jerusalems sitzen; jeder hält wegen seines hohen Alters einen Stock in der Hand.5 Die Straßen der Stadt werden voll Knaben und Mädchen sein, die auf den Straßen Jerusalems spielen.6 So spricht der Herr der Heere: Wenn das dem Rest dieses Volkes in jenen Tagen zu wunderbar erscheint, muß es dann auch mir zu wunderbar erscheinen? - Spruch des Herrn der Heere.7 So spricht der Herr der Heere: Seht, ich werde mein Volk befreien aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs.8 Ich werde sie heimbringen, und sie werden in Jerusalem wohnen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein, unwandelbar und treu.9 So spricht der Herr der Heere: Macht eure Hände stark, wenn ihr in diesen Tagen die Worte aus dem Mund des Propheten hört. Die Propheten treten seit dem Tag auf, an dem das Fundament für das Haus des Herrn der Heere gelegt wurde, damit der Tempel gebaut werde.10 Vor diesen Tagen brachte die Arbeit des Menschen keinen Ertrag, und es gab keine Nahrung für das Vieh. Wer aus dem Haus ging und heimkehrte, fand keine Sicherheit vor dem Feind. Alle Menschen ließ ich gegeneinander los.11 Jetzt aber bin ich zum Rest des Volkes nicht mehr so wie in den früheren Tagen - Spruch des Herrn der Heere;12 denn ich säe das Heil: Der Weinstock gibt seine Frucht, das Land gibt seinen Ertrag, der Himmel gibt seinen Tau. Das alles will ich dem Rest dieses Volkes zu eigen geben.13 Und wie ihr, Haus Juda und Haus Israel, ein Fluch unter den Völkern gewesen seid, so werde ich euch erretten, damit ihr ein Segen seid. Fürchtet euch nicht! Macht eure Hände stark!14 Denn so spricht der Herr der Heere: Wie ich plante, euch Böses zu tun, und es mich nicht reute, weil eure Väter mich erzürnten, spricht der Herr der Heere,15 so kehre ich jetzt um und plane in diesen Tagen, Jerusalem und dem Haus Juda Gutes zu tun. Fürchtet euch nicht!16 Das sind die Dinge, die ihr tun sollt: Sagt untereinander die Wahrheit! Fällt an euren Stadttoren Urteile, die der Wahrheit entsprechen und dem Frieden dienen.17 Plant in eurem Herzen nichts Böses gegen euren Nächsten, und liebt keine verlogenen Schwüre! Denn das alles hasse ich - Spruch des Herrn.18 Und es erging an mich das Wort des Herrn der Heere:19 So spricht der Herr der Heere: Das Fasten des vierten, das Fasten des fünften, das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten Monats werden für das Haus Juda Tage des Jubels und der Freude und froher Feste sein. Darum liebt die Treue und den Frieden!20 So spricht der Herr der Heere: Es wird noch geschehen, daß Völker herbeikommen und die Einwohner vieler Städte.21 Die Einwohner der einen Stadt werden zur andern gehen und sagen: Wir wollen gehen, um den Zorn des Herrn zu besänftigen und den Herrn der Heere zu suchen. - Auch ich will hingehen. -22 Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um in Jerusalem den Herrn der Heere zu suchen und den Zorn des Herrn zu besänftigen.23 So spricht der Herr der Heere: In jenen Tagen werden zehn Männer aus Völkern aller Sprachen einen Mann aus Juda an seinem Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch.

Das Buch Sacharja Kapitel 9

1 Ausspruch. Das Wort des Herrn ruht auf dem Land Hadrach, Damaskus ist seine Ruhestätte. Denn dem Herrn gehören die Hauptstadt von Aram und alle Stämme Israels,2 auch Hamat, das daran grenzt, selbst Tyrus und Sidon, so klug sie auch sind.3 Tyrus baute sich eine Festung, häufte Silber auf wie Staub und Gold wie Schlamm in den Gassen.4 Seht, der Herr läßt es verarmen, er schlägt seine Streitmacht auf dem Meer; die Stadt wird vom Feuer verzehrt.5 Aschkelon soll es sehen und sich fürchten, auch Gaza, und sie sollen gewaltig zittern, auch Ekron; denn er läßt dahinschwinden, wonach sie Ausschau hielten. Verschwunden ist der König aus Gaza, Aschkelons Thron steht leer.6 Ein Bastard herrscht in Aschdod, ich zerschlage die Größe der Philister.7 Ich werde das Blut (das sie trinken) aus ihrem Mund nehmen und das, was ich verabscheue, aus ihren Zähnen. So werden auch sie zu dem Rest gehören, der unserem Gott zu eigen ist. Sie sind wie eine Sippe in Juda, Ekron ist wie das Volk der Jebusiter.8 Ich selbst werde der Wachtposten sein, der mein Haus vor Feinden schützt, die in den Krieg und wieder nach Hause ziehen. Kein Bedrücker greift sie mehr an; denn jetzt sehe ich auf sie mit meinen eigenen Augen.9 Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.10 Ich vernichte die Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet für die Völker den Frieden; seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Eufrat bis an die Enden der Erde.11 Auch deine Gefangenen werde ich um des Blutes deines Bundes willen freilassen aus ihrem Kerker, der wasserlosen Zisterne.12 Kehrt in Scharen zurück, ihr Gefangenen voll Hoffnung! Ja, heute verkünde ich: Die doppelte Zahl führe ich zu dir zurück.13 Denn ich spanne mir Juda als Bogen und lege Efraim als Pfeil darauf. Ich rufe deine Söhne, Zion, zum Kampf gegen die Söhne Jawans, ich mache dich zum Schwert eines Helden.14 Der Herr selbst wird über ihnen erscheinen. Wie der Blitz schießt sein Pfeil dahin. Gott, der Herr, bläst ins Horn, er kommt in den Stürmen des Südens.15 Der Herr der Heere beschirmt die Seinen. Die Schleudersteine fressen und zermalmen. (Seine Krieger) trinken und lärmen wie beim Wein; sie sind voll Blut wie eine Opferschale, wie die Ecken eines Altars.16 Der Herr, ihr Gott, wird sie an jenem Tag retten; er wird sein Volk retten, wie man Schafe rettet. Edelsteine glänzen auf seinem Land.17 Wie groß sind seine Schätze, wie herrlich ist seine Schönheit! Korn gibt den jungen Männern Kraft und Most den Mädchen.

Das Buch Sacharja Kapitel 10

1 Bittet den Herrn um Regen zur Regenzeit im Frühjahr! Der Herr läßt Gewitterwolken entstehen, er füllt sie mit Regen und gibt den Menschen das Grün auf dem Feld.2 Die Hausgötzen redeten Falsches; die Wahrsager schauten Lügen. Sie verkündeten nichtige Träume und spendeten leeren Trost. Darum wurde das Volk weggetrieben wie Schafe und geriet ins Elend; denn es hatte keinen Hirten.3 Gegen die Hirten ist mein Zorn entbrannt, die Leithammel ziehe ich zur Rechenschaft. Denn der Herr der Heere sieht nach seiner Herde, nach dem Haus Juda, er macht es zu seinem prächtigen Streitroß.4 Aus dem Haus Juda kommt ein Edelstein, aus ihm ein Zeltpflock, aus ihm ein Kriegsbogen; aus ihm kommt jeder, der Macht hat.5 Sie alle werden wie Helden sein, die im Krieg den Feind in den Gassenkot treten. Sie werden kämpfen; denn der Herr ist mit ihnen. Dann müssen sich alle schämen, die auf Pferden reiten.6 Das Haus Juda will ich stark machen und das Haus Josef retten. Ich führe sie zurück; denn ich habe Erbarmen mit ihnen. Es wird sein, als ob ich sie nicht verstoßen hätte; denn ich bin Jahwe, ihr Gott; ich werde sie erhören.7 Die Söhne Efraims werden Helden sein. Sie werden sich freuen wie beim Wein. Ihre Kinder werden es sehen und sich freuen, und ihr Herz wird jubeln über den Herrn.8 Ich werde ihnen pfeifen und sie zusammenholen; denn ich habe sie losgekauft. Sie werden so zahlreich sein, wie sie zahlreich waren.9 Ich habe sie unter die Völker gesät; doch in der Ferne werden sie an mich denken. Sie werden mit ihren Kindern am Leben bleiben und heimkehren.10 Ja, ich werde sie zurückführen aus Ägypten, und aus Assur werde ich sie sammeln. Ich werde sie nach Gilead und zum Libanon bringen, und es wird nicht genug Platz für sie dasein.11 Wenn sie aus dem Land der Not durch das Meer ziehen, wird der Herr die Wellen im Meer schlagen, und die Tiefen des Nil werden austrocknen. Dann wird die Größe Assurs in den Staub getreten, und das Zepter Ägyptens wird beseitigt.12 Ich mache sie stark durch den Herrn, und sie werden in seinem Namen ihren Weg gehen - Spruch des Herrn.

Das Buch Sacharja Kapitel 11

1 Öffne deine Tore, Libanon, damit das Feuer deine Zedern frißt.2 Klage, Zypresse! Denn die Zeder ist gefallen; ja, die Mächtigen wurden vernichtet. Klagt, ihr Eichen des Baschan, denn der undurchdringliche Wald ist dahingesunken.3 Horch, die Hirten klagen; denn ihre prächtige Weide ist vernichtet. Horch, die jungen Löwen brüllen; denn das Dickicht am Jordan ist vernichtet.4 So spricht der Herr, mein Gott: Hüte die Schafe, die geschlachtet werden sollen.5 Ihre Käufer töten sie, ohne es zu büßen. Ihre Verkäufer sagen: Gepriesen sei der Herr; denn ich bin reich geworden. Ihre Hirten haben kein Mitleid mit ihnen.6 Wahrhaftig, ich habe kein Mitleid mehr mit den Bewohnern des Landes - Spruch des Herrn. Seht, jeden Menschen liefere ich seinem Nächsten aus und seinem König. Sie zerschlagen das Land, und ich rette es nicht aus ihrer Hand.7 Ich hütete die Schafe, die geschlachtet werden sollten, für die Schafhändler, und ich nahm mir zwei Ruten. Eine nannte ich Noam (Freundlichkeit), die andere nannte ich Hobelim (Verbindung), und ich hütete die Herde.8 Nach meinem Willen verschwanden in einem einzigen Monat drei Hirten. Ich war zornig auf sie, auch sie waren meiner überdrüssig.9 Ich sagte: Ich hüte euch nicht. Was im Sterben liegt, soll sterben; was sich verloren hat, sei verloren; und von den Übriggebliebenen soll einer des andern Fleisch fressen.10 Dann nahm ich meine Rute Noam und hieb sie in Stücke, um meinen Bund zu zerbrechen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte.11 So wurde er an diesem Tag zerbrochen. Da erkannten die Schafhändler, die auf mich achtgaben, daß dies ein Wort des Herrn war.12 Ich sagte zu ihnen: Wenn es euch recht scheint, so bringt mir meinen Lohn; wenn nicht, so laßt es! Doch sie wogen mir meinen Lohn ab, dreißig Silberstücke.13 Da sagte der Herr zu mir: Wirf ihn dem Schmelzer hin! Hoch ist der Preis, den ich ihnen wert bin. Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie im Haus des Herrn dem Schmelzer hin.14 Danach hieb ich meine zweite Rute, Hobelim, in Stücke, um den brüderlichen Bund zwischen Juda und Israel zu zerbrechen.15 Der Herr sagte zu mir: Nimm nochmals das Gerät des nichtsnutzigen Hirten!16 Denn ich lasse einen Hirten im Land auftreten. Um das Vermißte kümmert er sich nicht, das Verlorene sucht er nicht, das Gebrochene heilt er nicht, das Gesunde versorgt er nicht. Statt dessen ißt er das Fleisch der gemästeten Schafe und reißt ihnen die Klauen ab.17 Weh meinem nichtsnutzigen Hirten, der die Herde im Stich läßt. Das Schwert über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll völlig verdorren, sein rechtes Auge soll gänzlich erblinden.

Das Buch Sacharja Kapitel 12

1 Ausspruch. Das Wort des Herrn über Israel. Der Spruch des Herrn, der den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet und den Geist im Innern des Menschen geformt hat:2 Seht, ich mache Jerusalem zur Schale voll berauschendem Getränk für alle Völker ringsum .3 An jenem Tag mache ich Jerusalem für alle Völker zum Stein, den man hochstemmen will: Jeder, der ihn hebt, wird schwer zerschunden. Alle Völker der Erde werden sich gegen Jerusalem verbünden.4 An jenem Tag - Spruch des Herrn - bringe ich alle Pferde in Verwirrung und ihre Reiter zur Raserei. Über dem Haus Juda aber halte ich meine Augen offen, während ich alle Pferde der Völker mit Blindheit schlage.5 Dann werden die Anführer Judas denken: Die Einwohner Jerusalems sind stark durch den Herrn der Heere, ihren Gott.6 An jenem Tag mache ich Judas Anführer gleich einem Feuerbecken im Holzhaufen und gleich brennenden Fackeln in den Garben. Sie fressen alle Völker ringsum, rechts und links. Jerusalem aber wird weiterhin an seinem Ort bleiben, in Jerusalem.7 Dann wird der Herr zuerst die Zelte Judas retten, damit der Stolz des Hauses David und der Stolz der Einwohner Jerusalems nicht zu groß wird gegenüber Juda.8 An jenem Tag beschirmt der Herr die Einwohner Jerusalems, und dann wird selbst der von ihnen, der strauchelt, wie David sein und das Haus David an ihrer Spitze wie Gott, wie der Engel des Herrn.9 An jenem Tag werde ich danach trachten, alle Völker zu vernichten, die gegen Jerusalem anrücken.10 Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen. Und sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint.11 An jenem Tag wird die Totenklage in Jerusalem so laut sein wie die Klage um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo.12 Das Land wird trauern, jede Sippe für sich: die Sippe des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich; die Sippe des Hauses Natan für sich und ihre Frauen für sich;13 die Sippe des Hauses Levi für sich und ihre Frauen für sich; die Sippe des Hauses Schimi für sich und ihre Frauen für sich;14 alle überlebenden Sippen, jede Sippe für sich und ihre Frauen für sich.

Das Buch Sacharja Kapitel 13

1 An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle fließen zur Reinigung von Sünde und Unreinheit.2 An jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - werde ich die Namen der Götzenbilder im Land ausrotten, so daß man sich nicht mehr an sie erinnert. Auch die Propheten und den Geist der Unreinheit werde ich aus dem Land vertreiben.3 Wenn dann noch einer als Prophet auftritt, so werden sein Vater und seine Mutter, die ihn hervorgebracht haben, zu ihm sagen: Du sollst nicht am Leben bleiben; denn du hast im Namen des Herrn Falsches gesagt. Sein Vater und seine Mutter, die ihn hervorgebracht haben, werden ihn durchbohren, weil er als Prophet auftrat.4 An jenem Tag wird jeder Prophet sich wegen der Visionen schämen, die er verkündet hat. Um sich zu verleugnen, wird er seinen härenen Mantel nicht anziehen.5 Er wird sagen: Ich bin kein Prophet, ich bin nur ein Mann, der seinen Acker bebaut; schon von Jugend an besitze ich Ackerland.6 Wenn man dann zu ihm sagt: Was sind denn das für Wunden auf deiner Brust?, wird er antworten: Ich wurde im Haus meiner Freunde verwundet.7 Schwert, erheb dich gegen meinen Hirten, gegen den Mann meines Vertrauens - Spruch des Herrn der Heere. Schlag den Hirten, dann werden sich die Schafe zerstreuen. Ich richte meine Hand gegen die Kleinen.8 Im ganzen Land - Spruch des Herrn - werden zwei Drittel vernichtet, sie werden umkommen, nur der dritte Teil wird übrigbleiben.9 Dieses Drittel will ich ins Feuer werfen, um es zu läutern, wie man Silber läutert, um es zu prüfen, wie man Gold prüft. Sie werden meinen Namen anrufen, und ich werde sie erhören. Ja, ich werde sagen: Es ist mein Volk. Und das Volk wird sagen: Jahwe ist mein Gott.

Das Buch Sacharja Kapitel 14

1 Siehe, es kommt ein Tag für den Herrn, an dem man in deiner Mitte verteilt, was man bei dir erbeutet hat.2 Denn ich versammle alle Völker zum Krieg gegen Jerusalem. Die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert, die Frauen geschändet. Die Hälfte der Stadt zieht in die Verbannung; aber der Rest des Volkes wird nicht aus der Stadt vertrieben.3 Doch dann wird der Herr hinausziehen und gegen diese Völker Krieg führen und kämpfen, wie nur er kämpft am Tag der Schlacht.4 Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. Der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, und es entsteht ein gewaltiges Tal von Osten nach Westen. Die eine Hälfte des Berges weicht nach Norden und die andere Hälfte nach Süden.5 Ihr aber werdet zum Tal meiner Berge fliehen; denn das Tal der Berge reicht bis zum Jasol. Ja, ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Usijas, des Königs von Juda. Dann wird der Herr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm.6 An jenem Tag wird es kein Licht geben, sondern Kälte und Frost.7 Dann wird es einen Tag lang - er ist dem Herrn bekannt - weder Tag noch Nacht werden, sondern am Abend wird Licht sein.8 An jenem Tag wird aus Jerusalem lebendiges Wasser fließen, eine Hälfte zum Meer im Osten und eine Hälfte zum Meer im Westen; im Sommer und im Winter wird es fließen.9 Dann wird der Herr König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der Herr der einzige sein und sein Name der einzige.10 Das ganze Land von Geba bis Rimmon im Süden Jerusalems wird sich in eine Ebene verwandeln, Jerusalem aber wird hoch emporragen und an seinem Platz bleiben vom Benjamintor bis zum Ort des alten Tores, bis zum Ecktor, und vom Turm Hananel bis zu den Keltern des Königs.11 Man wird darin wohnen. Es wird keine Vernichtung mehr geben, und Jerusalem wird sicher sein.12 Dies aber wird der Schlag sein, den der Herr gegen alle Völker führt, die gegen Jerusalem in den Krieg gezogen sind: Er läßt ihren Körper verfaulen, noch während sie auf den Füßen stehen; die Augen verfaulen ihnen in den Augenhöhlen und die Zunge im Mund.13 An jenem Tag wird die Verwirrung groß sein, die der Herr unter ihnen bewirkt. Einer wird den andern bei der Hand packen, einer seine Hand gegen den andern erheben.14 Selbst Juda wird gegen Jerusalem kämpfen, und die Macht aller Völker ringsum wird sich vereinen: Gold, Silber und Gewänder in großer Menge.15 Wie der Schlag gegen die Völker wird der Schlag sein, der die Pferde, Maultiere, Kamele, Esel und das ganze Vieh in diesen Lagern trifft.16 Doch wer dann übrigbleibt von allen Völkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, wird Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den Herrn der Heere, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.17 Wer aber nicht nach Jerusalem hinaufzieht von allen Stämmen der Erde, um den König, den Herrn der Heere, anzubeten, bei dem wird kein Regen fallen.18 Wenn das Volk Ägyptens nicht hinaufzieht und nicht zu ihm kommt, so ereilt es der gleiche Schlag, den der Herr gegen alle Völker führt, die nicht hinaufziehen, um das Laubhüttenfest zu feiern.19 Das wird die Strafe Ägyptens sein und die Strafe aller Völker, die nicht hinaufziehen, um das Laubhüttenfest zu feiern.20 An jenem Tag wird auf den Pferdeschellen stehen: Dem Herrn heilig. Die Kochtöpfe im Haus des Herrn werden gebraucht wie die Opferschalen vor dem Altar.21 Jeder Kochtopf in Jerusalem und Juda wird dem Herrn der Heere geweiht sein. Alle, die zum Opfer kommen, nehmen die Töpfe und kochen in ihnen. Und kein Händler wird an jenem Tag mehr im Haus des Herrn der Heere sein.

Das Buch Maleachi

Das Buch Maleachi Kapitel 1

1 Ausspruch. Wort des Herrn an Israel durch Maleachi.2 Ich liebe euch, spricht der Herr. Doch ihr sagt: Worin zeigt sich deine Liebe? - Ist nicht Esau Jakobs Bruder? - Spruch des Herrn -, und doch liebe ich Jakob,3 Esau aber hasse ich. Darum mache ich seine Berge zur Öde und überlasse sein Erbland den Schakalen der Wüste.4 Edom sagt: Wir sind zerschmettert, - aber wir bauen die Trümmer wieder auf. Doch so spricht der Herr der Heere: Sie sollen nur aufbauen; ich reiße es wieder ein. Man wird sie das Land des Unrechts nennen und das Volk, dem der Herr ewig zürnt.5 Mit eigenen Augen werdet ihr es sehen und werdet sagen: Groß ist der Herr, weit über Israels Grenzen hinaus.6 Der Sohn ehrt seinen Vater und der Knecht seinen Herrn. Wenn ich der Vater bin - wo bleibt dann die Ehrerbietung? Wenn ich der Herr bin - wo bleibt dann die Furcht vor mir?, spricht der Herr der Heere zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet. Doch ihr sagt: Wodurch verachten wir denn deinen Namen?7 Ihr bringt auf meinem Altar eklige Speisen dar. Ihr sagt: Wodurch erregen wir deinen Ekel? Dadurch, daß ihr sagt: Der Tisch des Herrn ist nicht so wichtig.8 Wenn ihr ein blindes Tier als Schlachtopfer darbringt, ist das nicht schlecht? Und wenn ihr ein lahmes und krankes Tier darbringt, ist das nicht schlecht? Biete das einmal deinem Statthalter an! Ob er wohl Gefallen an dir hat und dich freundlich ansieht?, spricht der Herr der Heere.9 Und nun versucht, Gott damit zu besänftigen und gnädig zu stimmen! Wenn eure Hände ihm solche Dinge anbieten, wie kann er euch dann freundlich ansehen? - spricht der Herr der Heere.10 Wäre doch jemand bei euch, der die Tore (des Tempels) verschließt, damit ihr kein nutzloses Feuer mehr entfacht auf meinem Altar. Ich habe kein Gefallen an euch, spricht der Herr der Heere, und ich mag kein Opfer aus eurer Hand.11 Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang steht mein Name groß da bei den Völkern, und an jedem Ort wird meinem Namen ein Rauchopfer dargebracht und eine reine Opfergabe; ja, mein Name steht groß da bei den Völkern, spricht der Herr der Heere.12 Ihr aber entweiht ihn, ihr sagt: Auf dem Tisch des Herrn darf man eklige Speisen darbringen, er ist nicht so wichtig.13 Ihr sagt: Welch eine Mühsal!, und facht das Feuer an - spricht der Herr der Heere; ihr bringt von geraubten Tieren die lahmen und kranken als Opfer dar. Soll ich das vielleicht annehmen aus eurer Hand?, spricht der Herr.14 Verflucht ist der Betrüger, der dem Herrn ein männliches Tier seiner Herde gelobt, dann aber ein fehlerhaftes Tier schlachtet. Denn ein großer König bin ich, spricht der Herr der Heere, und mein Name ist bei den Völkern gefürchtet.

Das Buch Maleachi Kapitel 2

1 Jetzt ergeht über euch dieser Beschluß, ihr Priester:2 Wenn ihr nicht hört und nicht von Herzen darauf bedacht seid, meinen Namen in Ehren zu halten - spricht der Herr der Heere -, dann schleudere ich meinen Fluch gegen euch und verfluche den Segen, der auf euch ruht, ja, ich verfluche ihn, weil ihr nicht von Herzen darauf bedacht seid.3 Seht, ich schlage euch den Arm ab und werfe euch Unrat ins Gesicht, den Unrat eurer Feste, und man wird euch zu ihm hinausschaffen.4 Dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin, der diesen Beschluß über euch ergehen ließ, weil ich einen Bund mit Levi habe, spricht der Herr der Heere.5 Mein Bund bedeutete für ihn Leben und Heil; beides gab ich ihm, dazu die Furcht: Er sollte mich fürchten und vor meinem Namen erschrecken.6 Zuverlässige Belehrung kam aus seinem Mund, nichts Verkehrtes fand sich auf seinen Lippen, in Frieden und Aufrichtigkeit ging er mit mir seinen Weg, und viele hielt er davon ab, schuldig zu werden.7 Denn die Lippen des Priesters bewahren die Erkenntnis, und aus seinem Mund erwartet man Belehrung; denn er ist der Bote des Herrn der Heere.8 Ihr aber, ihr seid abgewichen vom Weg und habt viele zu Fall gebracht durch eure Belehrung; ihr habt den Bund Levis zunichte gemacht, spricht der Herr der Heere.9 Darum mache ich euch verächtlich und erniedrige euch vor dem ganzen Volk, weil ihr euch nicht an meine Wege haltet und auf die Person seht bei der Belehrung.10 Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen? Warum handeln wir dann treulos, einer gegen den andern, und entweihen den Bund unserer Väter?11 Treulos hat Juda gehandelt, und Greueltaten sind in Jerusalem geschehen: Juda hat das Heiligtum des Herrn entweiht und die Tochter eines fremden Gottes zur Frau genommen.12 Der Herr versage dem, der so handelt, einen, der für ihn zeugt und für ihn spricht, in den Zelten Jakobs einen, der dem Herrn der Heere Opfer darbringt.13 Außerdem bedeckt ihr den Altar des Herrn mit Tränen, ihr weint und klagt, weil er sich eurem Opfer nicht mehr zuwendet und es nicht mehr gnädig annimmt aus eurer Hand.14 Und wenn ihr fragt: Warum?: Weil der Herr Zeuge war zwischen dir und der Frau deiner Jugend, an der du treulos handelst, obwohl sie deine Gefährtin ist, die Frau, mit der du einen Bund geschlossen hast.15 Hat er nicht eine Einheit geschaffen, ein lebendiges Wesen? Was ist das Ziel dieser Einheit? Nachkommen von Gott. Nehmt euch also um eures Lebens willen in acht! Handle nicht treulos an der Frau deiner Jugend!16 Wenn einer seine Frau aus Abneigung verstößt, dann befleckt er sich mit einer Gewalttat, spricht der Herr der Heere. Nehmt euch also um eures Lebens willen in acht und handelt nicht treulos!17 Ihr ermüdet den Herrn mit euren Reden, und ihr fragt: Wodurch ermüden wir ihn? Dadurch, daß ihr sagt: Jeder, der Böses tut, ist gut in den Augen des Herrn, an solchen Leuten hat er Gefallen. Oder auch: Wo ist denn Gott, der Gericht hält?

Das Buch Maleachi Kapitel 3

1 Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere.2 Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog.3 Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen.4 Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.5 Ich komme herbei, um euch zu richten; schon bald komme ich und trete als Zeuge auf gegen die Zauberer und die Ehebrecher, gegen die Meineidigen und gegen alle, welche die Taglöhner, Witwen und Waisen ausbeuten, den Fremden im Land ihr Recht verweigern und mich nicht fürchten, spricht der Herr der Heere.6 Ich, der Herr, habe mich nicht geändert, und ihr habt nicht aufgehört, Söhne Jakobs zu sein.7 Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Gesetzen abgewichen und habt auf sie nicht geachtet. Kehrt um zu mir, dann kehre ich mich euch zu, spricht der Herr der Heere. Doch ihr sagt: Worin soll denn unsere Umkehr bestehen? -8 Darf der Mensch Gott betrügen? Denn ihr betrügt mich. Doch ihr sagt: Womit betrügen wir dich? - Mit den Zehnten und Abgaben!9 Dem Fluch seid ihr verfallen, doch ihr betrügt mich weiter, ihr, das ganze Volk.10 Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Haus Nahrung vorhanden ist. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte.11 Den Fresser wehre ich von euch ab, damit er nicht die Früchte eurer Äcker vertilgt und damit der Weinstock auf eurem Feld nicht ohne Ertrag bleibt, spricht der Herr der Heere.12 Dann werden alle Völker euch glücklich preisen; denn ihr seid ein glückliches Land, spricht der Herr der Heere.13 Was ihr über mich sagt, ist kühn, spricht der Herr. Doch ihr fragt: Was sagen wir denn über dich?14 Ihr sagt: Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnungen achten und vor dem Herrn der Heere in Trauergewändern umhergehen?15 Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler haben Erfolg; sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon. -16 Darüber redeten die miteinander, die den Herrn fürchten. Der Herr horchte auf und hörte hin, und man schrieb vor ihm ein Buch, das alle in Erinnerung hält, die den Herrn fürchten und seinen Namen achten.17 Sie werden an dem Tag, den ich herbeiführe - spricht der Herr der Heere -, mein besonderes Eigentum sein. Ich werde gut zu ihnen sein, wie ein Mann gut ist zu seinem Sohn, der ihm dient.18 Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem, der Unrecht tut, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.19 Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu, und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben.20 Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen, wie Kälber, die aus dem Stall kommen.21 An dem Tag, den ich herbeiführe, werdet ihr die Ruchlosen unter euren Fußsohlen zertreten, so daß sie zu Asche werden, spricht der Herr der Heere.22 Denkt an das Gesetz meines Knechtes Mose; am Horeb habe ich ihm Satzung und Recht übergeben, die für ganz Israel gelten.23 Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija.24 Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muß.