https://www.kathpedia.de/api.php?action=feedcontributions&user=Lambert&feedformat=atomkathPedia - Benutzerbeiträge [de]2024-03-29T09:19:48ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.32.6https://www.kathpedia.de/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Lambert&diff=193681Benutzer Diskussion:Lambert2023-04-13T18:52:18Z<p>Lambert: </p>
<hr />
<div>@ Lambert<br />
<br />
Sie sind gerade dabei Vorlagsleisten aus den Artikeln zu nehmen, die zur Betrachtung anregen und die Zusammenhänge aufzeigen, sei es bei [[Tradition]] oder [[Glaubensbekenntnis]]. Einen echten Grund dafür gibt es nicht. Im Artikel Tradition meinen Sie, statt der Leiste, den synodalen Weg in Deutschland erwähnen zu müssen, der sich seine eigenen Rechtsnormen bastelt und ganz offen durch den Vorsitzenden der DBK schismatisch ist. Dass Sie die Leisten bei Glaubensbekenntnis herausnehmen, scheint nur eine emotionale Strafe für den Artikel Tradition zu sein und eine günstige Gelegenheit das "konservative" zurückzudrängen. Oswald<br />
:Das war ungeschickt von mir, gleichzeitig zwei unterschiedliche Texte (Guardini und Synodaler Weg) aufzunehmen und die Leisten zu entfernen, da jemand wie Sie daraus falsche Schlüsse zieht, wie ich sehe.<br />
:Die beiden Leisten hatten inhaltlich so gut wie keinen Bezug zum Thema "Tradition", und sie erklären dem unvorbereiteten Leser überhaupt nichts.<br />
:Ich weiß nicht, woher Sie diese "Leisten" genommen haben. Die meisten sind in den Artikeln rein umbruchtechnisch absolut überproportioniert, vor allem auch die Illustrationen. Und wie oben bereits ausgeführt: Wer sich in der Thematik nicht gut auskennt, dem geben sie keine verwertbaren Informationen. Vieles darin ist assoziativ und scheint beliebig kombiniert. Solche Schaubilder mögen sinnvoll sein in bestimmten Vorlesungen, bei Exerzitien o.ä., wo sie als Tafelanschrieb den "roten Faden" des Vortragstextes oder die Gliederung des Stoffes anschaulich machen mögen, aber ohne solche Versprachlichung sind die Schaubilder ziemlich nutz- und sinnlos und keinesfalls selbsterklärend. Daher werde ich auch in anderen Artikeln, die ich bearbeite, gegebenenfalls Leisten entfernen. Im Artikel [[Kirche]] habe ich die Leiste "Die dreigliedrige Kirche" stehen gelassen, weil ich sie als passend finde, nachdem ich das hier theologisch falsche "Leib Christi" in "Gemeinschaft der Heiligen" geändert habe.<br />
:Bemerkenswert finde ich Ihre Kritik am Synodalen Weg, einem von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen und somit hochoffiziellen Gesprächsformat. Sie bieten dazu lediglich dieselbe hasserfüllte Kampfrhetorik, die man auch etwa in kath.net findet. Hier bitte nicht! --[[Benutzer:Lambert|Lambert]] ([[Benutzer Diskussion:Lambert|Diskussion]]) 18:52, 13. Apr. 2023 (UTC)</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Rassismus&diff=193679Rassismus2023-04-13T15:25:40Z<p>Lambert: besser ohne Illustration aus dem 19. Jahrhundert</p>
<hr />
<div>'''Rassismus''' ist die ideologische Vorstellung von einer biologisch bestimmten Überlegenheit einer Rasse oder Volksgruppe über andere. Der Rassismus verstößt gegen die [[Sittenordnung]].<ref>[[Pius XII.]] [[Ansprache]] ''[[Soyez les bienvenus, Messieurs]]'' an den Ersten Internationalen Kongress für medizinische Vererbungslehre, das "Primum Symposium Internationale Geneticae Medicae" über Wahrheitscharakter und praktische Bedeutung der [[Genetik]] vom [[8. September]] [[1953]].</ref> Er hat sich vor allem aus der Praxis der Kolonisierung und [[Sklaverei]] zu Beginn der [[Neuzeit]] entwickelt.<ref> [[Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden|Päpstliche Kommission "Justitia et Pax"]]: [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]]. Die Kirche und der Rassismus vom 3. November [[1988]], Nr. 2.</ref> Ende des [[18. Jahrhundert]]s wurde der Begriff "Rasse" erstmals zur biologischen Klassifizierung von Menschen angewandt.<br />
<br />
==Erklärung==<br />
<br />
Alle [[Mensch]]en und die menschlichen [[Gemeinschaft]]en haben die gleiche Würde. Das bedeutet nicht, dass sie zu bestimmter Zeit auch alle die gleichen physischen Fähigkeiten, kulturellen Reichtümer, geistigen und moralischen Stärken besitzen oder auf demselben Entwicklungsstand stehen. Gleichheit heißt nicht Einförmigkeit. Es kommt darauf an, die Vielfalt und Komplementarität der jeweiligen kulturellen Schätze und moralischen Qualitäten anzuerkennen. Gleiche Behandlung impliziert mithin ein gewisses Anerkenntnis von Unterschieden, wie es Minderheiten selbst fordern, damit sie sich nach ihren eigenen Merkmalen, im Respekt vor anderen und für das [[Gemeinwohl]] der Gesellschaft und der Weltgemeinschaft entwickeln können. Aber keine Gruppe darf sich einer natürlichen Überlegenheit über andere rühmen oder Diskriminierungen üben, die die Grundrechte der [[Person]] berühren.<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 23+24; [[Johannes XXIII.]]: Enzyklika [[Pacem in terris]] über den [[Friede]]n unter allen Völkern in [[Wahrheit]], [[Gerechtigkeit]], [[Liebe]] und [[Freiheit]] vom [[11. April]] [[1963]], [[Pacem in terris (Wortlaut)#In der Wahrheit|Nr. 86-90]].</ref><br />
<br />
Rassenvorurteile stammen zumeist aus der Unkenntnis der anderen, die sich in wilde Fantasien versteigt und Angst verursacht, sofern sie nicht ideologisch genährt werden. Es besteht heute kein Mangel an Gelegenheiten, junge Menschen an Achtung und Wertschätzung des Andersseins zu gewöhnen: internationaler Austausch, Reisen, Sprachkurse, Städtepartnerschaften, Ferienlager, internationale Schulen, Sport und kulturelle Veranstaltungen.<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 28.</ref><br />
<br />
Die Opfer des Rassismus, wo immer sie sich befinden, müssen verteidigt werden. Diskriminierende Handlungen unter Personen oder Völkern aus rassischen oder anderen - religiösen oder ideologischen - Gründen, die Verachtung oder Ausschlussphänomene zur Folge haben, müssen ohne zu zögern bloßgestellt und ans Licht gebracht und mit aller Kraft verworfen werden, damit gerechtes Verhalten, gerechte Rechtsvorschriften und Sozialstrukturen gefördert werden.<br />
<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 26.</ref><br />
<br />
==Die Kirche zum Rassismus==<br />
<br />
:"Da alle Menschen eine geistige [[Seele]] haben und nach Gottes Bild geschaffen sind, da sie dieselbe [[Natur]] und denselben Ursprung haben, da sie, als von [[Christus]] Erlöste, sich derselben göttlichen Berufung und Bestimmung erfreuen, darum muss die grundlegende Gleichheit aller Menschen immer mehr zur Anerkennung gebracht werden … Jede Form einer Diskriminierung in den gesellschaftlichen und kulturellen Grundrechten der [[Person]], sei es wegen des Geschlechts oder der Rasse, der Farbe, der gesellschaftlichen Stellung, der Sprache oder der [[Religion]], muss überwunden und beseitigt werden, da sie dem Plan Gottes widerspricht" ([[Gaudium et spes]] Nr. 29).<br />
<br />
:"Wir können Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem [[Ebenbild Gottes]] geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern ([[Nostra aetate]], [[Nostra aetate (Wortlaut)#Universale Brüderlichkeit|Nr. 5]]).<br />
<br />
Wer rassistische Gedanken oder Haltungen hegt, versündigt sich an der konkreten Botschaft Christi, für den der "Nächste" nicht nur ein Angehöriger meines Stammes, meines Milieus, meiner [[Religion]] oder meines Volkes ist, sondern eine jegliche [[Person]], der ich begegne.<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 23+24.</ref> Die frohe Botschaft ist allen Rassen und Geschlechtern zugedacht: "Geht zu allen Völkern, und macht alle [[Mensch]]en zu meinen Jüngern (Mt 28, 19). Die [[Heilige Schrift]] bestätigt, dass das von [[Christus]] vergossene [[Kostbares Blut Jesu Christi|Blut]] durch die [[Taufe]] der Ursprung und das verbindende Element einer neuen Brüderlichkeit wird. Diese steht im Gegensatz zu Spaltung, Tribalismus, Rassismus, Ethnozentrismus … (vgl. Gal 3,26-28). Die [[Eucharistie]] sei die Kraft, die die verstreuten [[Kinder Gottes]] versammelt und sie in der Gemeinschaft bewahrt,» da in unseren Adern dasselbe Blut Christi fließt, das uns zu Kindern Gottes, zu [[Mystischer Leib Christi|Gliedern der Familie Gottes]] macht « ([[Africae munus]], Nr. 41).<ref>[[Benedikt XVI.]] [[Nachsynodales Apostolisches Schreiben]] ''[[Africae munus]]'' vom [[19. November]] [[2011]], [[Africae munus (Wortlaut)#E. Die Gabe Christi: die Eucharistie und das Wort Gottes|Nr. 41]].</ref><br />
<br />
==Staat und Rassissmus==<br />
Innerhalb eines Staates muss das Gesetz für alle Bürger ohne Unterschied gleich sein. Niemals kann eine herrschende Gruppe, bilde sie nun zahlenmäßig die Mehrheit oder eine Minderheit, mit den Grundrechten anderer Gruppen nach Belieben verfahren. Es kommt darauf an, dass ethnische, sprachliche oder religiöse Minderheiten, die innerhalb der Grenzen desselben Staates wohnen, dieselben unveräußerlichen Rechte wie andere Bürger genießen, einschließlich des Rechtes, nach ihren spezifischen kulturellen und religiösen Merkmalen zusammenzuleben. Ihre Entscheidung, sich in die umgebende Kultur einzugliedern, muss eine freie sein.<br> Die Arbeitsgesetzgebung eines Staates darf "nicht zulassen, dass bei gleicher Arbeit Nichtstaatsangehörige, die in einem Lande Beschäftigung gefunden haben, gegenüber einheimischen Arbeitern hinsichtlich der Entlohnung, sozialen Sicherheit und Altersversorgung diskriminiert werden. Gerade in den Arbeitsbeziehungen sollte die bessere gegenseitige Kenntnis und Anerkennung zwischen Personen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft wachsen und eine menschliche Solidarität entstehen, die frühere Vorurteile überwinden kann." Es muss auf internationaler Ebene rechtliche Instrumente zur Überwindung des Rassismus erarbeitet werden und diese voll wirksam zu machen.<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 29+30.</ref><br />
<br />
===Internationale Bestrebungen===<br />
Die 20. Generalversammlung der [[UNO|Vereinten Nationen]] hat am 21. Dezember 1965 ein wichtiges Internationales Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen der Rassendiskriminierung verabschiedet. Es bestimmt u. a., es gebe "nirgends irgendeine Rechtfertigung für die Rassendiskriminierung in Theorie oder Praxis" (Präambel, Abs. 6). Desgleichen sieht es gesetzgeberische oder gerichtliche Maßnahmen vor, um diesen Bestimmungen Geltung zu verschaffen. Es trat am 4. Januar 1969 in Kraft, und der Heilige Stuhl hat es am 1. Mai desselben Jahres formell ratifiziert. Desgleichen beschlossen die Vereinten Nationen am 2. November 1973 die Ausrufung einer "Dekade zur Bekämpfung des Rassismus und der Rassendiskriminierung". Papst [[Paul VI.]] äußerte sofort sein "lebhaftes Interesse" und seine "tiefe Befriedigung" darüber.<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 30.</ref><br />
<br />
Stört der Rassismus den Frieden der Gesellschaften, so vergiftet er auch den internationalen Frieden. Wo in dieser wichtigen Frage keine Gerechtigkeit herrscht, brechen leicht Gewalt und Krieg aus und werden die Beziehungen zwischen Nachbarstaaten gestört. <ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 32.</ref><br />
<br />
==Beispiele für Rassismus in der Geschichte==<br />
{{Unvollständig}}<br />
'''siehe:''' [[Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden|Päpstliche Kommission "Justitia et Pax"]]: [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]]. Die Kirche und der Rassismus vom 3. November [[1988]], [[Dokument Rassenvorurteile 1988#Teil I: Das rassistische Verhalten in der Geschichte|Nr. 2-7]].<br />
<ref><br />
* [[Nationalsozialismus]]<br />
* In den Vereinigten Staaten von Amerika, wo in mehreren Staaten noch lange nach dem Bürgerkrieg (1861-1865) gesetzliche Rassendiskriminierung galt. Erst 1964 wurde mit dem Civil Rights Law allen Formen legal praktizierter Diskriminierung ein Ende gesetzt. https://de.wikipedia.org/wiki/Civil_Rights_Act_von_1964 <br />
* https://de.wikipedia.org/wiki/Apartheid<br />
* https://de.wikipedia.org/wiki/Völkermord_in_Ruanda<br />
* Der Ku-Klux-Klan ist ein rassistischer Geheimbund in den Südstaaten der USA. https://de.wikipedia.org/wiki/Ku-Klux-Klan</ref><br />
<br />
== Apostolat gegen Rassismus==<br />
'''[[Datei:Katharine Maria Drexel.jpg|miniatur| [[Katherine Maria Drexel]] ]]'''<br />
<br />
[[Bartolomé de Las Casas]]' Werk im [[16. Jahrhundert]] gehört zu den ersten Beiträgen zur universellen Menschenrechtslehre, die auf der Würde der Person, ungeachtet ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, beruht. Desgleichen entwickelten die großen spanischen Theologen und Rechtslehrer Francisco de Vitoria und [[Francisco Suárez]] als Pioniere der Rechte der Völker diese selbe Doktrin von der grundlegenden Gleichberechtigung aller Personen und aller Völker weiter. Aber die starke Abhängigkeit des Klerus der Neuen Welt vom Patronage-System brachte es mit sich, dass die Kirche nicht immer die notwendigen pastoralen Entscheidungen treffen konnte.<ref> [[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]], Nr. 3.</ref><br />
<br />
[[Katherine Maria Drexel]] gründete eine religiöse Gemeinschaft von Schwestern, der den Dienst an den Armen und den Opfern von Rassendiskriminierung waren. Ihr Apostolat trug dazu bei, dass man noch deutlicher die Notwendigkeit erkannte, alle Formen des Rassismus durch [[Erziehung]] und soziale Dienste zu bekämpfen".<ref>Papst [[Johannes Paul II.]] bei der [[Heiligsprechung]] von [[Katharine Maria Drexel]]).</ref><br />
<br />
==Päpstliche Schreiben==<br />
'''[[Pius XI.]]'''<br />
* 14. März 1937 [[Enzyklika]] ''[[Mit brennender Sorge]]'' an die [[Erzbischöfe]] und [[Bischöfe]], [[Deutschland]]s über die Lage der katholischen Kirche im "Dritten Reich".<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* [[11. April]] [[1963]] [[Enzyklika]] ''[[Pacem in terris]]'' über den [[Friede]]n unter allen Völkern in [[Wahrheit]], [[Gerechtigkeit]], [[Liebe]] und [[Freiheit]], [[Pacem in terris (Wortlaut)#In der Wahrheit|Nr. 86-90]].<br />
<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* [[28. Oktober]] [[1965]] [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Erklärung]] ''[[Nostra aetate]]'' über das Verhältnis der [[Kirche]] zu den nichtchristlichen [[Religion]]en, [[Nostra aetate (Wortlaut)#Universale Brüderlichkeit|Nr. 5]].<br />
* 26. März [[1967]] [[Enzyklika]] ''[[Populorum progressio]]'' über den [[Fortschritt]] der Völker, [[Populorum progressio (Wortlaut)#Rassismus |Nr. 62+63]].<br />
* 14. Mai 1971 [[Apostolisches Schreiben]] ''[[Octogesima adveniens]]'' nlässlich der 80-Jahr-Feier der Veröffentlichung der Enzyklika [[Rerum novarum]], [[Octogesima adveniens (Wortlaut)#16. Die Diskriminierten|Nr. 16]].<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* 3. November [[1988]] [[Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden|Päpstliche Kommission "Justitia et Pax"]]: ''[[Dokument Rassenvorurteile 1988|Dokument Rassenvorurteile]]''. Die Kirche und der Rassismus (Im Jahre 2001 in englischer, französischer und spanischer Sprache von der [[Libreria Editrice Vaticana]] herausgegeben[http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/justpeace/documents/catalogo_cpjp_2011.pdf]). <br />
<br />
==Literatur==<br />
* [[Peter Beyerhaus]]: ''Rassismus - seine evangeliumsgemäße Überwindung, Christusbekenntnis heute'' Heft 14, Bad Liebenzell 1972 (2. Auflage).<br />
* [[Lexikon für Theologie und Kirche]] (3. Auflage 1993-2001), Band 8, Sp. 831-833.<br />
<br />
'''siehe:''' [[Eugenik]] oder auch [[Eugenetik]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* http://www.gib-rassismus-keine-chance.org<br />
* http://hand-in-hand-gegen-rassismus.de<br />
* [http://www.kath.net/news/56070 US-Bischöfe wollen sich stärker gegen Rassismus engagieren] [[Kath.net]] am 23. Juli 2016<br />
* [http://www.kath.net/news/66915 Eine „unterschlagene“ Enzyklika?] [[Kath.net]] am 12. Februar 2019 von [[Michael Hesemann]]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Irrlehren]]<br />
[[Kategorie:Gesellschaft]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Glaubensbekenntnis&diff=193678Glaubensbekenntnis2023-04-13T15:15:18Z<p>Lambert: hier deplatzierte Leisten entf</p>
<hr />
<div>Ein '''Glaubensbekenntnis''' ([[lat.]]: ''Symbolum fidel'', Confessio), das auch nach dem ersten lat. Wort '''Credo''' (Ich glaube) benannt wird, ist ein von der [[Kirche]] [[Autorität|autoritativ]] festgestellter Bekenntnistext, der die zentralen Inhalte des [[Depositum fidei|Glaubens]] zusammenfasst.<ref> Anselm Manser in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage, Band IV, Artikel: Glaubensbekenntnis, Sp. 528.</ref> Er markiert die Art und Weise, in der diese Glaubensinhalte verstanden werden sollen. Es ist eine Selbstverpflichtung für den Bekennenden, nach diesen Glaubensinhalten zu leben. Mit dem '''Credo''' (''Ich glaube'') tritt der einzelne [[Christ]] persönlich in die [[Kirche|Gemeinschaft der Glaubende]]n ein. Verfasst haben das [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Erste Glaubensbekenntnis]] die zwölf [[Apostel]]. Deshalb sind es auch zwölf Artikel.<ref>[[Leo der Große]], an die Kaiserin Pulcheria, Epistula 31,4; [[PL]] 54, 794. - aus: [[Robert Bellarmin: Erläuterung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses]] Vorwort; [[Robert Bellarmin: Kleiner Katechismus#Erklärung des Glaubensbekenntnisses]]</ref><br />
<br />
== Kirchenamtliche* und wichtige** Bekenntnisse ==<br />
Das Glaubensbekenntnis wird gewöhnlich am Beginn der [[Katechismen]] erklärt.<br />
* '''[[Apostolisches Glaubensbekenntnis]]'''<br />
* [[Nizänisches Glaubensbekenntnis]] ([[325]])<br />
** [[Glaubensbekenntnis des Epiphanius]] (um [[374]])<br />
* [[Nizäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis]] ([[381]]) - ('''Großes Glaubensbekenntnis''')<br />
* [[Glaubensbekenntnis von Chalcedon]] ([[451]])<br />
** [[Quicumque]] oder das '''Athanasische Glaubensbekenntis''' (ungefähr [[5. Jahrhundert]])<br />
* [[Iniunctum nobis (Wortlaut)|Tridentinisches Glaubensbekenntnis]] ([[1564]])<br />
* [[Credo des Gottesvolkes]] ([[1968]]) (Das bislang jüngste Bekenntnis mit kirchenamtlichem Charakter)<br />
<br />
==Das Glaubensbekenntnis in der Heiligen Messe==<br />
Bei der heiligen Messe sowie bei anderen Feiern der heiligen [[Liturgie]] darf kein Glaubensbekenntnis zugelassen werden, das nicht in den rechtmäßig [[Druckerlaubnis|approbierten]] [[liturgisch]]en Büchern enthalten ist ([[Redemptionis sacramentum]], [[Redemptionis sacramentum (Wortlaut)#3. Die übrigen Teile der Messe|Nr. 69]]).<br />
<br />
== Ökumenische Version ==<br />
Die Vollversammlung der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] beschloss zwischen dem 21. und dem [[24. Februar]] [[1972]] in Freising, dass die neuen ökumenischen Übersetzungen des [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Apostolischen]] und Nicänischen Glaubensbekenntnisses, des [[Gloria]], des [[Sanctus]], des [[Agnus Dei]] und des [[Gloria Patri]] in allen deutschen Bistümern ab [[Pfingsten]] den [[21. Mai]] [[1972]] benutzt werden sollen. Diese sind gemeinsam erarbeitete Texte der Römisch-katholischen, altkatholischen und evangelischen Kirche.<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
;[[Paul III.]]<br />
* 4. Februar 1546 [[Konzil von Trient]]: [[In nomine sancte]] über das Symbolum.<br />
<br />
;[[Pius V.]]<br />
* 1566 [[Catechismus Romanus I. Teil: Vom Glaubensbekenntnis]].<br />
<br />
'''[[Clemens VIII.]]'''<br />
* [[Robert Bellarmin: Erläuterung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses]].<br />
* 1598 [[Robert Bellarmin: Großer Katechismus#Kapitel III: Erklärung des Glaubensbekenntnisses]].<br />
<br />
;[[Paul VI.]]<br />
* 30. Juni 1968 [[Credo des Gottesvolkes]].<br />
<br />
;[[Johannes Paul II.]]<br />
* 1992 [[Katechismus der Katholischen Kirche]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis|erster Teil]].<br />
<br />
;[[Benedikt XVI.]]<br />
* 2005 [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)#ERSTER TEIL: DAS GLAUBENSBEKENNTNIS|Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Augustinus von Hippo: Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen]]<br />
* [[Josef Bordat]]: ''Credo. Wissen, was man glaubt'', (=Eudaemonia, 2) [[Lepanto Verlag]] Rückersdorf üb. Nürnberg 2016 (168 S.; ISBN: 978-3-942605-13-7).<br />
* [[Leo Tanner]]: ''Credo - Den Glauben kennen und bekennen'', [[WeG Verlag]] (172 Seiten; geb.; ISBN: 978-3-909085-88-0).<br />
* Gustave Martelet: ''Mit Jesus an Gott glauben, Das Glaubensbekenntnis neu entdecken'', Aus dem [[Französisch]]en übersetzt von Theresa Kripp [[Otto Müller Verlag]] Salzburg 1982 (95 Seiten).<br />
* Max Huber: ''Das Credo. Vom Kern und Stern unseres Glaubens'' (Reihe: Grundkurs [[Christentum]]), [[St. Benno Verlag]] Leipzig 2009 (120 Seiten, ISBN 9783746226538).<br />
<br />
→ [[Professio fidei]], [[Aberglaube]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.hauskirche.at/glartikel/DKGB.pdf Das katholische Glaubensbekenntnis in unser Zeit] von DDr. [[Peter Egger]]<br />
* „[[Rudolf Gehrig|Rudolf]] will’s wissen“, ''Was glaubst du eigentlich?'' Mit dem Kölner [[Weihbischof]] [[Dominikus Schwaderlapp]] in insgesamt 14 Folgen die einzelnen Aussagen des Glaubensbekenntnisses ([https://vimeopro.com/ewtn/rudolf-wills-wissen-was-glaubst-du-eigentlich Vdeos]) 2020 von [[EWTN]].<br />
* Pfr. [[Uwe Winkel]] Das Apostolische Glaubensbekenntnis bei [[Bonifatius.tv]]: Glaubenssatz: [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-1-glaubenssatz_4946 1], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-2-glaubenssatz_4993 2], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-3-glaubenssatz_5049 3], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-4-glaubenssatz_5149 4], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-5-glaubenssatz_5150 5], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-6-glaubenssatz_5162 6], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-7-glaubenssatz_5167 7], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-8-glaubenssatz_5168 8], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-9-glaubenssatz_5201 9], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-10-glaubenssatz_5222 10], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-11-glaubenssatz_5280 11], [https://www.bonifatius.tv/home/pfr-uwe-winkel-apostolisches-glaubensbekenntnis-12-glaubenssatz_5281 12].<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirchenmusik]]<br />
[[Kategorie:Glaubensbekenntnis|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kart%C3%A4userritus&diff=193677Kartäuserritus2023-04-13T11:20:45Z<p>Lambert: /* Beichte */ typos</p>
<hr />
<div>Der '''Kartäuserritus''' ist ein [[Ritus]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. Er ist im [[Kartäuser]]orden entstanden und sehr mit der [[eremit]]ischen Lebensweise verbunden. Den meisten Menschen ist er aufgrund der großen Abgeschiedenheit der Mönche unbekannt.<br />
<br />
Die ältesten Dokumente über den Ritus stammen aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts und sind damit ungefähr vierzig Jahre nach der Gründung der [[Grande Chartreuse]] im Jahre 1084 entstanden. Aufgrund der abgeschiedenen Lebensweise ist der Ritus relativ unverändert geblieben.<ref>[https://analectacartusiana.monsite-orange.fr/ Analectacartusiana].</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
=== Ursprünge und Entwicklung ===<br />
Die erste Kartäusergemeinde bestand aus weltlichen [[Klerus|Klerikern]] und [[Regularkanoniker]]n, darunter zwei aus der Abtei Saint-Ruf. Keiner der ersten Gefährten war ein [[Mönch]], und der Geist der ersten Gemeinschaft war von den Regeln des heiligen [[Augustinus von Hippo]] inspiriert und den Bedürfnissen und der halberemitischen Lebensweise angepasst.<br />
<br />
Von der ursprünglichen Liturgie gibt es keine Überlieferungen. Früher ging man davon aus, dass er vom Lyoner Ritus des 12.&nbsp;Jahrhunderts abstammt.<ref>Dom Amand Degand: ''Chartreux, liturgie des''. In: ''Dictionnaire d’Archéologie chrétienne et de liturgie''.</ref> Nach Untersuchungen der Kartäuser zu Zeiten der [[Liturgiereform]] nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] stammt der Ritus von der Cluseanischen Messe des 11.&nbsp;Jahrhunderts ab und wäre damit der antiken Form des [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]] ähnlich.<ref>Dom Maurice Laporte: ''Aux sources de la vie cartusienne''. t. 5, 1965, <abbr class="abbr" title="page(s)">S.</abbr> 253-255.</ref> Diese Aussagen sind aber immer noch im wissenschaftlichen Diskurs.<br />
<br />
Um der einfachen Lebensweise treu zu bleiben, wurde auch die [[heilige Messe]] in aller Einfachheit gefeiert. Bis in das 13.&nbsp;Jahrhundert wurde an gewöhnlichen Tagen die Messe mit nur einer Kerze gefeiert. Auch die liturgische Kleidung war einfach. Gold war verboten, außer für die heiligen Gefäße wie [[Patene]] und [[Kelch]].<br />
<br />
Es ist auch bekannt, dass außerhalb der [[Fastenzeit]] die Messe nicht täglich gefeiert wurde. Lange Zeit gab es in den Klosterkirchen nur einen [[Altar]]. Wie viele Priester es gab, kann nicht mehr festgestellt werden. Es gilt aber als sicher, dass es in den Gemeinschaft ein Bedürfnis gab, alle Kartäuser die [[Priesterweihe]] empfangen zu lassen. Im 13.&nbsp;Jahrhundert standen die Kartäuser im Ruf, die Messe relativ selten zu feiern. Heute sind sie unter den Gemeinschaften, welche die Messe nach den Grundsätzen des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] angepasst haben, die einzige, bei denen jeder Priester, zusätzlich zur Gemeindemesse, allein oder mit einem [[Messdiener]] die Messe nochmals zelebriert.<br />
<br />
Bei Untersuchungen des [[Antiphonale]]<ref>Hansjakob Becker: ''Die Responsorien des Kartäuserbreviers. Untersuchungen zu Urform und Herkunft des Antiphonars der Kartause'', 1971.</ref> zeigte sich, dass zuerst eine Stundenliturgie mit neun Lesungen praktiziert wurde, welche von Saint-Ruf, Grenoble und Lyon beeinflusst war.<br />
<br />
In einem zweiten Schritt übernahmen die Kartäuser das [[Stundengebet]] der Benediktiner komplett. Den entscheidenden Schritt hierzu unternahm Guigo I., der fünfte Prior der Großen Kartause und Verfasser der Regeln, um 1124. Guigo I. revidierte das Antiphonale.<br />
<br />
Im Laufe der Jahrhunderte haben die Kartäusergemeinschaften die Liturgie an ihr einsames und kontemplatives Leben angepasst. Als Papst [[Pius V.]] 1570 in der [[Bulle]] ''[[Quo primum|Quo Primum]]'' den [[Ritus Romanus]] für die gesamte Kirche einführte, war der Kartäuserritus nicht betroffen. Da er seit mehr als 200 Jahren unverändert war, konnten die Kartäuser somit ihr liturgisches Erbe erhalten.<br />
<br />
=== Änderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1980–2008) ===<br />
Im Einvernehmen mit dem [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] entschieden die Kartäuser zur Zeit der Reform des [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]] ihren Ritus zu erhalten, da er an ihr Leben in der Einsamkeit ohne pastorale Aufgaben besser angepasst ist. Trotzdem überarbeiteten sie die [[Liturgie|liturgischen]] Bücher und übernahmen einige Elemente des reformierten Ritus:<br />
* Verwendung der Volkssprache, wenn es vom Haus so festgelegt wurde, für die Lesungen, welche immer gesungen werden, die Ansprachen und die [[Fürbitten]]<br />
* Kommunion unter beiderlei Gestalten (''sub utraque specie'') <br />
* die neuen Hochgebete<br />
* neue [[Präfation]]en;<br />
* Ob der Priester ''[[versus populum]]'' oder ''versus deum'' zelebriert, steht den Gemeinschaften ebenfalls frei.<br />
* [[Konzelebration]], welche aber dem Sonntag und bestimmten festlichen Anlässen vorbehalten ist.<br />
* Die Anzahl der Gebete der Messe ([[Tagesgebet]], [[Gabengebet]] und [[Schlussgebet]]) wurde wie im reformierten Ritus auf drei reduziert.<br />
Darüber hinaus wurden <br />
* die Gebetsauswahl durch Übernahmen aus dem römischen Ritus oder Neuschöpfungen bereichert.<br />
* das [[Lektionar]] des [[Nachtoffizium]]s neu geordnet.<br />
* ein neues Tagesoffizium und [[Brevier]] in der Volkssprache für das Stundengebet in den Zellen herausgegeben. In dieses wurden auch Hymnen ohne lateinische Entsprechung aufgenommen.<br />
<br />
In allen Klöstern des Ordens wurden die liturgischen Räume nach den Vorgaben des Konzils und im Respekt vor dem historischen Erbe umgestaltet. Es wurde zum Beispiel der Altar vom Altarbild getrennt, um das Umschreiten zu ermöglichen. Der [[Lettner]] wurden entfernt, soweit es nicht zu Konflikten mit dem Denkmalschutz kam. Künstlerische Schöpfungen des 19. und 20.&nbsp;Jahrhunderts wurden dem Zeitgeist entsprechend entfernt.<br />
<br />
Bei der Konventmesse entscheidet der Konvent und bei den Privatmessen der [[Zelebrant]], ob in der traditionellen oder der reformierten Form zelebriert wird.<br />
<br />
Bisher wurde die Revision der liturgischen Bücher vom Heiligen Stuhl noch nicht offiziell bestätigt (''recognitio''). Seit 1998 werden die Gesangsbücher nach den Erkenntnissen der gregorianischen Musikwissenschaften überarbeitet.<br />
<br />
In den Jahren 2004 und 2005 wurde eine Kommission eingerichtet, die mit Sachverständigen von außen die Kartäuserliturgie mit der nachkonziliaren Liturgie vereinbaren und die Bestätigung vom Heiligen Stuhl erhalten soll. In diesem Zusammenhang wurde die Liturgie der [[Osternacht]] mit dem Segnen des [[Osterfeuer]]s und der [[Osterkerze]] in den Ritus aufgenommen. Diese war im antiken römischen Ritus ebenfalls nicht vorhanden.<br />
<br />
== Merkmal ==<br />
Entgegen den Erwartungen über die Liturgie der Kartäuser hat sie keine besonders langen Schweigeminuten. Sie zeichnet sich aber durch nicht vorhandene Eile, Meditation, die Vielfalt der Gesten und ihrem Geist aus.<br />
<br />
Die Rezitation des Kanons durch den [[Priester]] erfolgt im Stillen. Er breitet dabei seine Arme waagrecht aus und sein Körper bildet somit ein Kreuz. Dies war in mehreren Riten im Mittelalter üblich. Die Stille vor den einzelnen Horen des [[Brevier]]s ist wie in fast allen Riten der [[Lateinische Kirche|lateinischen Kirche]] vorgeschrieben.<br />
<br />
Im Gegensatz zum heutigen römischen Ritus zeichnet er sich durch größere [[Nüchternheit]] der äußeren Form und der Meditation und den Sinn für das Heilige und die Anbetung aus. Während der [[Wandlung]] begeben sich die Mönche in die [[Prostratio]]. Nach der Messe praktizieren sie so ihre Danksagung. Durch die Stille haben sie anderes Verständnis vom Gebet. Aktuell ist es üblich, dass jeder Mönch die Messe, zusätzlich zur Konventmesse, im Stillen feiert. Die Kommunion wird regelmäßig jede Woche empfangen, teilweise auch täglich.<br />
<br />
Prozessionen sind bei den Kartäusern, abgesehen von [[Fronleichnam]], nicht üblich. Abgesehen von der Prozession mit dem [[Novizen]] bei der [[Einkleidung]] vom Kapitelsaal zur Zelle und eines Toten von der Zelle zur [[Kirche]] und von der Kirche zum Friedhof kennt das Kartäuserleben keine regelmäßigen Prozessionen, die die Kirche verlassen. Die [[Palmzweige]] in der [[Palmsonntag]]s-Liturgie und die Kerzen an [[Darstellung des Herrn]] werden einfach in der Gemeinschaft verteilt.<br />
<br />
== Liturgischer Kalender ==<br />
Der [[Liturgischer Kalender|Liturgische Kalender]] der Kartäuser enthält im Vergleich zu anderen Riten eine relativ kleine Zahl an Festen und Heiligen. Zwischen den Häusern gibt es nur wenige Unterschiede wie das Gedächtnis der [[Kirchweihe]] der [[Klosterkirche]] und der Gedenktag des [[Patrozinium|Kirchenpatrons]]. <br />
*Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die Feste in folgende Ränge eingeteilt: <br />
** 1) ''solemnitas'', Hochfest<br />
** 2) ''festum candelarum'', Fest mit Kerzen: Auf dem Altar brennen vor dem [[Tabernakel]] vier Kerzen bei [[Laudes]] und [[Vesper]]. Das Stundengebet wird komplett in der Kirche gefeiert.<br />
** 3) ''festum capituli'', Kapitelfest: Der Tag wird als Sonntag begangen. An diesem Tag wird ein Kapitel abgehalten.<br />
** 4) ''dominicae'', Sonntage: 12 Lesungen in der [[Matutin]], das Stundengebet wird gemeinsam gebetet, das Essen wird gemeinsam eingenommen und die Rekreation findet statt.<br />
** 5) ''XII lectiones'': 12 Lesungen in der Matutin, aber Reflexion und die kleinen Horen in der Zelle. <br />
* gewöhnliche Tage:<br />
** 6) ''tres lectiones'': 3 Lesungen in der Matutin <br />
** 7) ''feriae'': gewöhnliche Tage<br />
* [[Liturgische Rangordnung|Ränge der Feste]] nach dem Konzil<br />
* ''festum candelarum'' und'' festum capituli''wurden zugunsten von'' solemnitas''und'' XII lectiones abgeschafft.''<br />
** 1) ''solemnitas'', Hochfest<br />
** 2) ''dominicae'', Sonntage: 12 Lesungen in Matutin, alle Stundengebete gemeinsam, Reflexion, Kapitel und Rekreation.<br />
** 3) ''XII lectiones'': 12 Lesungen in der Matutin, Reflexion und kleine Horen in der Zelle<br />
** 4) ''tres lectiones'': 3 Lesungen in der Matutin<br />
** 5) ''memoriae'', Gedenktage: einfaches Gedenken in der Konventmesse und im Tagesgebet in Laudes und Vesper <br />
** 6) ''feriae'', gewöhnliche Tage<br />
*Heilige:<br />
**26. Juni (1325): Weihe der Kirche Notre-Dame de Vauvert de Paris<br />
**3. Oktober (vor 1325): Weihe der ersten Kirche von Vauvert<br />
**6. Oktober (seit 1515): [[Bruno von Köln|Heiliger Bruno]], Beichtvater, 12 Lesungen<br />
**8. November: Gedenken der Reliquie<br />
**9. November: Gedenken an die verstorbenen Brüder und Schwestern des Ordens<br />
**Heiliger [[Hugo von Grenoble]], Mitgründer des Orden<br />
**Heiliger [[Hugo von Lincoln]], Kartäuser<br />
**Heilige [[Roseline|Roseline de Villeneuve]]<br />
**Seliger [[Niccolò Albergati|Nicolas Albergati]]<br />
**[[Märtyrer der Kartäuser von London]]<br />
<br />
== Textliche Besonderheiten ==<br />
Die Liturgie der Kartäuser hat sich bis heute einige textliche Besonderheiten bewahrt. Eine Auswahl: <br />
* [[Salve Regina]]: ''Salve, regina MISERICORDIAE, VITAE dulcedo et spes nostra, salve. Ad te clamamus, exsules filii Evae. Ad te suspiramus, gementes et flentes in hac lacrimarum valle. Eia ergo advocata nostra, illos tuos misericordes oculos ad nos converte. Et Jesum benedictum fructum ventris tui nobis, post hoc exilium ostende BENIGNUM. O clemens, O pia, O dulcis MARIA'' (wird jeden Tag am Ende der Vesper rezitiert).<br />
* [[Gloria]] der Messe: ''propter gloriam tuam magnam'' statt ''propter magnam gloriam tuam''. <br />
* [[Glaubensbekenntnis|Credo]] der Messe: ''et vitam FUTURI saeculi'' statt ''et vitam venturi saeculi'' <br />
* [[Schuldbekenntnis|Confiteor]] der Messe: ''Confiteor Deo et BEATAE MARIAE ET omnibus sanctis et vobis fratres quia peccavi nimis mea culpa PER SUPERBIAM, cogitatione, LOCUTIONE, opere et omissione. Precor VOS ORARE PRO ME.''<br />
* [[Lavabo]] der Messe: Vom Priester wird {{B|Psalm|25|6}} gebetet: „Gedenke deines Erbarmens, HERR, und der Taten deiner Gnade; denn sie bestehen seit Ewigkeit!“<br />
* ‚Orate fratres‘ der Messe: Die Sammlung wird mit „Orate fratres“, begonnen und dann mit einem stillen Gebet der Gemeinde beantwortet.<br />
* Die [[Akklamation]] ''Mysterium fidei'' nach der [[Wandlung]] unterbleibt, der Kanon setzt sich ohne Unterbrechung direkt nach der Wandlung fort.<br />
* Abschluss der Messe: Der Priester gibt keinen Segen. In der Konventmesse singt der Diakon oder der [[Akolyth]] V/ „Benedicamus Domino (Halleluja Halleluja)“ R/„Deo gratias (Halleluja Halleluja)“.<br />
<br />
== Kartäusermesse ==<br />
Vor oder nach der täglichen Konventmesse feiert jeder Priestermönch die Messe mit einem Novizen, einem Mönch mit zeitlicher Profess oder einem Laienbruder, je nach Frömmigkeit des Einzelnen und dessen Verfügbarkeit.<br />
<br />
=== Konventmesse ===<br />
Der Kartäuserritus ist sehr [[Nüchternheit|nüchtern]]. Er unterscheidet sich in vielen Dingen vom jetzigen römischen Ritus.<br />
<br />
Nachdem der Zelebrant sich vor dem [[Altar]] niedergeworfen hat, geht er zum Ankleiden in die [[Sakristei]], wo er über seine [[Parament|Cuculus]] die priesterliche Kleidung anlegt. Außer einem speziellen [[Amikt]] unterscheidet sich die Kleidung nicht vom [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]]. Während der Chor den [[Introitus (Gesang)|Introitus]] singt, sitzen die Mönche mit bedecktem Haupt und der Priester geht aus der Sakristei zur Mitte der Altarstufe, verneigt sich tief und betet. Nach dem [[Gloria Patri]] der [[Antiphon (Musik)|Antiphon]] des Introitus geht er zum Altar und küsst ihn zur Verehrung. Danach verneigt er sich wie alle vor dem Kreuz und geht zum Kathedral, dem Sitz des Zelebranten der leicht erhöht auf der [[Epistelseite]] steht.<br />
<br />
Gleichzeitig betet die Gemeinschaft still und tief gebeugt. Danach singt der Zelebrant, der sich ebenfalls verneigt, das ''[[Schuldbekenntnis|Confiteor]]'' , welches sich in einigen Textstellen vom römischen Ritus unterscheidet. Danach steht er auf und singt das ''Misereatur''. Die Gemeinde antwortet mit ''Amen''. <br />
<br />
Das ''[[Kyrie eleison|Kyrie]]'' wird neunmal abwechselnd von den beiden Chören, welche sich gegenüberstehen, gesungen. Dann folgt das ''[[Gloria]]'', welches vom Priester angestimmt wird. Beim ''Oremus'' drehen sich alle Mönche zum Zelebranten und verneigt sich im Missecordia im stillen Gebet gefolgt von einem ''Amen''. Die folgende [[Epistel]] wird von einem in der Mitte des Chores stehenden Lektor gelesen. Der Lektor ist eine feste Position oder ein Pater oder Frater, der jede Woche neu bestimmt wird. Die Gemeinde sitzt während des Vortrags der Lesung.<br />
<br />
Anschließend wird das [[Graduale]], das [[Halleluja]] mit seinem Vers (das [[Tractus (Gesang)|Tractus]] in der [[Fastenzeit]]) von der Gemeinschaft gesungen. In der Zwischenzeit geht der Diakon, welcher für die jeweilige Woche bestimmt wird, mit einer [[Parament|Cuculle Ecclesiastique]] in den Altarraum, zieht die auf dem Evangelium bereitliegende [[Stola (liturgische Kleidung)|Stola]] an und singt das Evangelium vor. Bei den Kartäusern wird in der Kirche nicht gepredigt.<br />
<br />
Die Hostien, welche der Diakon oder der [[Akolyth]] vor der Messe vorbereitet, werden während des [[Offertorium]]s zum Altar gebracht. Der Messdiener nimmt das [[Velum]] auf die rechte Schulter und reicht dem Priester die [[Patene]] auf dem [[Kelch]]. Danach reicht er dem Zelebranten Wasser und Wein. Danach erfolgt das [[Lavabo]]. Hierzu wird Psalm 25 rezitiert. Der Priester spricht ''Orate fratres''. Die Gemeinde respondiert nicht, sondern verbeugt sich im Gestühl und betet still. Der Kanon wird still rezitiert und die Gemeinde kniet. Während der Wandlung werfen sich die Mönche nieder. Der Priester gibt nach der Messe keinen Segen. Der Diakon spricht ''Benedicamus Domino ([[Halleluja]] Halleluja)'' und die Gemeinde antwortet ''Deo gratias (Halleluja, Halleluja)''. Danach verneigt sich die Gemeinschaft für die Danksagung.<br />
<br />
=== Die Einzelmesse ===<br />
Die stillen Messen feiert jeder Priestermönch alleine oder mit einem Novizen oder Bruder in einer Kapelle, welche im Kloster verstreut liegen. Es ist nicht erlaubt, die Messe in der Zelle zu lesen oder die [[Eucharistie]] dort aufzubewahren. Der Ritus ist noch karger als der Ritus der Konventmesse. Je nach Zelebrant wird er in der Landessprache oder in lateinischer Sprache gefeiert.<br />
<br />
==== Vorbereitungen und Vormesse ====<br />
Der Priester wirft sich zu Beginn vor dem Altar nieder. Der [[Messdiener]] bereitet den Altar vor. Danach steht der Priester auf, macht das [[Kreuzzeichen]], geht zum Altar und zieht das Messgewand an. Dann bereitet er [[Lektionar]] und [[Messbuch]] vor, verneigt sich vor dem Kreuz, füllt auf der rechten Seite des Altars den Kelch mit Wein und legt die Hostie auf die Patene. Er legt die Patene auf den Kelch und verhüllt diesen mit dem [[Kelchvelum]].<br />
<br />
Er geht zur Mitte des Altars, verehrt ihn mit einem Kuss und wendet sich mit den Worten ''Dominus vobiscum'' zum Messdiener um. Dieser antwortet ''Et cum spiritu tuo''. Der Priester geht auf die linke Seite und der Messdiener auf die Rechte der Altarstufen und beide knien sich, falten die Hände und beugen sich tief vor dem Kreuz. Nach einem Moment der Stille rezitieren sie das Confiteor der Kartäuser und beendet es mit einer rituellen Formel. Der Priester geht zu einem kurzen Gebet vor die Altarmitte. <br />
<br />
Der Priester liest den [[Introitus (Gesang)|Introitus]] der Messe. Er betet im Wechsel mit dem Messdiener das Kyrie eleison (Kyrie 3 Mal, Christe 3 Mal, Kyrie 3 Mal) und rezitiert das Gloria, wenn für den Tag vorgesehen und betet das Tagesgebet. Die [[Epistel]] wird gelesen. Es folgen [[Graduale]] und Halleluja. Der Messdiener steht auf. Nach den Lesungen gibt es keine Akklamationen. Nach der Verehrung des Evangeliums gibt der Priester dem Messdiener das Lektionar zurück, außer die Lesungen werden aus dem Messbuch verlesen. Wenn für den Tag vorgesehen, beten sie nun das [[Glaubensbekenntnis]] zum Kreuz gewandt.<br />
<br />
==== Offertorium ====<br />
Der Priester faltet das [[Korporale]] auf und geht zur Epistelseite. Der Messdiener holt das Wasser. Der Priester gibt mit einem Löffel einen Tropfen Wasser in den Kelch und spricht: „Aus der Seite unseres Herrn Jesus Christus entspringen Blut und Wasser für die Erlösung der Welt.“ Er geht zur Mitte des Altares und betet: ''In spiritu humilitatis et animo contrito suscipiamur a te Domine, et sic fiat sacrificium nostrum in conspectu tuo hodie ut placeat tibi Domine Deus''. Dann macht er das Zeichen des Kreuzes über den Altar und spricht: ''In nomine Patris et Fili et Spiritus Sancti''. Der Messdiener antwortet: ''Amen''. Der Priester stellt den Kelch auf die Mitte des Korporales und die Patene daneben. Danach bedeckt er den Kelch mit einer Ecke des Korporales. Der Kelch wird nur zur Wandlung und zur Kommunion aufgedeckt. Dann rezitiert er das Gebet über die Opfergaben.<br />
<br />
==== Hochgebet und Kommunion ====<br />
Der Priester spricht die Einleitung des Kanon laut und den Rest des Hochgebets schweigend oder leise. Nach der [[Elevation (Liturgie)|Elevation]] der Hostie küsst der Messdiener den Boden und legt sich dann auf den Boden. Zur Kommunion steht er auf. Laut Kartäuserbrauch wird in jeder Messe die Kommunion empfangen. Nach einem Moment der Stille holt er Wein und Wasser für die [[Purifikation]] des Kelches und kniet danach bis zum Ende der Messe nieder. Die Messe endet mit einem abschließenden Gebet, dem Gruß ''Dominus vobiscum'' und einer einfachen Entlassung: R: „Benedicamus Domino“ V „Deo gratias“:<br />
<br />
Der Messdiener assistiert dem Priester beim Ablegen der Gewänder und legt sich auf den Boden während der Priester Kelch und Patene reinigt. Danach wirft sich auch der Priester auf den Boden. Auf sein Zeichen hin stehen sie auf, grüßen einander mit einer Verneigung und kehren in die Zelle zurück.<ref>{{Literatur |Titel=Privatkapelle |Sammelwerk=BRUNONIS |Datum=2017-02-26 |Online=https://brunonis.net/2017/02/26/5150/ |Abruf=2017-10-28}}</ref><br />
<br />
== Das Kartäuseroffizium ==<br />
In den ersten 25 Jahren des 12. Jahrhunderts wurde das ursprüngliche Offizium der Kartäuser aufgegeben und durch eines ersetzt, welches zu dem vom Heiligen Benedikt beschriebenen Zeiten gefeiert wird. An Sonntagen und Feiertagen werden daher auch zwölf Lesungen anstatt der ursprünglichen neun gelesen.<br />
<br />
=== Offizium im Chor ===<br />
Die [[Mette]], die [[Laudes]] und die [[Vesper (Liturgie)|Vesper]] werden jeden Tag im [[Chor (Architektur)|Chor]] der Kirche verrichtet. Im Gegensatz zu den [[Benediktiner]]n singen die Kartäuser die Mette jede Nacht. An Sonntagen und Feiertagen werden auch die kleinen Horen in der Kirche gesungen. Die [[Komplet]] wird immer alleine gebetet. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird die [[Prim (Liturgie)|Prim]] am Sonntag in der Zelle rezitiert.<br />
<br />
An bestimmen Festen werden vier Kerzen im Altarraum der Klosterkirche entzündet.<br />
<br />
Nach der Mette folgt eine kurze Pause des stillen Gebets in der Dunkelheit, welche umso kürzer ist je höher der Rang des Liturgischen Tages. Danach folgen die Laudes.<br />
<br />
Ein Teil des Stundengebetes wird im Chor in Dunkelheit gesungen.<br />
<br />
=== Offizium in der Zelle ===<br />
[[Datei:Carthusian cloister monks cell (Marienau) 2006-01-06.png|miniatur|Plan einer Kartäuserzelle]]<br />
Der Kartäuser rezitiert allein im [[Oratorium (Kirchenbau)|Oratorium]] ihres ''Cubiculum'', dem Hauptraum ihrer Zelle, alle Horen des Stundengebetes, welche nicht in der Kirche gebetet werden.<br />
<br />
== Die anderen Liturgien der Kartäuser ==<br />
<br />
=== Beichte ===<br />
Heute empfängt ein Mönch mindestens einmal die Woche das [[Beichte|Sakrament der Buße]]. Im 19. und 20. Jahrhundert fand die Beichte üblicherweise in der halben Stunde vor der [[Komplet]] statt.<br />
<br />
Das Sakrament wird im Raum Ave Maria der Zelle gefeiert. Der Beichtvater mit bedecktem [[Kopf|Haupt]] und ohne Stola und der Pönitent ohne [[Kopfbedeckung]] knien nebeneinander. Der Pönitent rezitiert das Kartäuserconfiteor, in das er die jetzigen und ehemaligen Sünden einfügt, welche er beichten will, und schließt es mit der Bitte: „Ich bitte die Jungfrau Maria, alle Heiligen und Sie Vater für mich zu beten“. Es erfolgt eine Ermahnung, welche häufig ausgelassen wird, und die Absolution. Die Beichte endet mit dem Segen.<br />
<br />
Im Mittelalter gestanden sich die Mönche ihre Sünden privat im Konventkapitel, bevor sie die Morgenmesse feierten.<br />
<br />
=== Krankensalbung, Bestattung und Beerdigung ===<br />
Die [[Krankensalbung]] wird traditionell vom [[Prior]] in Anwesenheit der Gemeinschaft in der Zelle des Mönches gefeiert. Es gibt keine separate Krankenstation.<br />
<br />
Nach dem Tod eines Mönchs versammelt sich die Gemeinschaft in der Mönchszelle. Der Prior ist in der [[Liturgische Farben|liturgischen Farbe]] violett oder schwarz gekleidet. Der Leichnam wird unter Psalmengesang in den Chor der Kirche gebracht. Von nun an wacht Tag und Nacht ein [[Pater]] oder [[Ordensbruder|Bruder]] bei dem Toten im Gebet bis zum Zeitpunkt der Beerdigung.<br />
<br />
Ein verstorbener Kartäuser wird in seinem [[Ordensgewand]] auf ein [[Schnittholz|Brett]] genagelt und die [[Kapuze]] des Gewandes über das [[Gesicht]] gezogen und [[Nähen|vernäht]]. Die Beisetzung erfolgt in Anwesenheit der Gemeinschaft, mit Psalmengesang und normalerweise nach dem [[Requiem|Konventrequiem]]. Der Leichnam liegt auf einem [[Katafalk]]. Nach der gesungenen [[Absolution]] begibt sich die Prozession in der Reihenfolge [[Weihrauch]], einer vom ältesten Laienbruder getragenen [[Kerze]], dem [[Prozessionskreuz]], den von vier Mönchen getragenen Leichnam, den Brüdern und Patern und dem Prior zum [[Friedhof]]. Nach dem Füllen des Grabes wird ein letztes Gebet gesungen und die Mönche lesen eine kurze Predigt im Kapitelsaal. Als Grabmal dient ein einfaches Holzkreuz ohne Namen. Am Tag der Bestattung speist die Gemeinde im [[Refektorium]] ohne zuvor in der Kirche gebetet zu haben.<ref>{{''Verstorbene in der Kartause'' [https://brunonis.net/2017/11/09/6164/].</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://palmus.free.fr/These/02_04_Chartreuse.htm description du manuscrit Grande-Chartreuse 808: Antiphonaire cartusien]<br />
* https://www.chartreux.org/de/kartauserweg.php<br />
* [http://www.sanctamissa.org/en/resources/rites/carthusian-rite.pdf Ablauf als PDF-Download]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liturgie]]<br />
[[Kategorie:Ritus]]<br />
{{Aus Wikipedia|id=231110762&|date=27. 02. 2023}}</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Tradition&diff=193676Tradition2023-04-12T19:13:43Z<p>Lambert: Änderung 193673 von Oswald (Diskussion) rückgängig gemacht."Tradition" ist nicht "Offernbarung". Außerdem ist die Illustration viel zu groß und unmßstäblich für eine "Leiste".</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:KKK.jpg|thumb|right|Die Tradition schlägt sich in der [[Kirchengeschichte]] im [[Katechismus]] nieder]]'''<br />
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher und schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Sie ist ein Teil des [[Depositum fidei]]. <br />
<br />
Nicht alle [[Wahrheit]]en, die [[Gott]] geoffenbart hat, sind in der [[Heiligen Schrift]] aufgeschrieben. Manche wurden von den [[Apostel]]n nur gepredigt und sind dann von der [[Kirche]] als kostbares Erbe überliefert worden. Die meisten dieser Wahrheiten wurden schon bald nach der Zeit der Apostel von heiligen und gelehrten Männern aufgeschrieben ([[Kirchenväter]]).<ref>[[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands 1955#51. Die Kirche schöpft ihre Lehre aus der Heiligen Schrift und aus der mündlichen Überlieferung]].</ref><br />
<br />
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref> <br />
<br />
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]. <br />
<br />
==Die Bedeutung==<br />
Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des [[Wesen]]s. So sagt es [[Vinzenz von Lerins]] in seinem [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 29]]: Die Tradition ist wie ein [[Kind]]. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als [[Mensch]] geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der [[Begriff]] zwei [[Gegensätze]]: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der [[Kirche]] geschaut wird, sieht man, dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das [[Evangelium]] durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref> [[Analogie|So wie]] [[Christus]] von einem Kind zum Erwachsenen wurde und sich in seinem Wesen nicht veränderte, so soll auch die Erkenntnis seines Evangeliums wachsen ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief des Petrus Kapitel 3|2. Petr 3, 18]]), in seinem Wesen sich nicht verändern. Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).<br />
<br />
Ein Grundgesetz der Väter ist: „Keine Neuerungen schaffen, sondern am Überlieferten festhalten.“ ("Nihil inovetur nisi quod traditum est." - [[Heilige]]r [[Papst]] [[Stephan I.]] um 255)<ref>: aus [https://www.bonifatius.tv/home/weihbischof-dr-athanasius-schneider-antwort-auf-die-krise-der-kirche-unserer-zeit_6447 "Antwort auf die Krise der Kirche unserer Zeit"] Vortrag von Weihbischof [[Athanasius Schneider]] bei [[Bonifatius.tv]] (ab min.; 1:06:30)</ref> Wenn auch dieses Gesetz vor allem für das, was Gegenstand des Glaubens ist, unverbrüchliche Geltung haben muss, so soll es dennoch auch Norm sein in der Ordnung jener Dinge, die an sich eine Änderung zulassen, wiewohl auch in Bezug auf diese im allgemeinen die Regel gilt: „Nichts Neues, sondern neu.“ (Non nova sed noviter - [[Vinzenz von Lérin]])<ref>[[Benedikt XV.]]: [[Antrittsenzyklika]] [[Ad beatissimi apostolorum]] über die gegenwärtige menschliche Gesellschaft und die Kirche vom 1. November 1914, [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].</ref><br />
<br />
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der [[Augustinus von Hippo|heilige Augustinus]] sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref><br />
<br />
== Die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]] und [[Kirchenväter]] zur Tradition ==<br />
<br />
Vinzenz ist berühmt wegen seiner Erklärungen im ersten und zweiten Commonitorium, was wirklich [[Katholizität|katholisch]] ist. Die genaue [[Definition]] wird für gewöhnlich auf den „Kanon“ verkürzt, dass zu glauben sei: ''' „was überall, immer, von allen geglaubt worden ist'' (''quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est“ ''': [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#2. Die Heilige Schrift muss nach der Überlieferung der Katholischen Kirche erklärt werden|Commonitorium II, 3]]). Der ganze Absatz ([[Commonitorium]] II) lautet:<br />
:„ In eben jener katholischen Kirche selbst ist mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, '''was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde'''. Denn das ist wirklich und wahrhaft ''katholisch'', was, wie der Name und Grund der Sache erklären, alle insgesamt umfasst. [6] Aber diese Regel werden wir befolgen, wenn wir der Universalität, dem Alter, der Übereinstimmung folgen. Wir folgen aber demgemäß der Universalität, wenn wir bekennen, dass der eine Glaube wahr ist, den die gesamte Kirche in der ganzen Welt bekennt; dem Alter aber so, wenn wir in keiner Weise von den Meinungen abweichen, von denen feststeht, dass unsere heiligen Vorgänger und Väter sie vertreten haben; der Übereinstimmung, in gleicher Weise, wenn wir uns in jenem Altertum [gemeint ist die Zeit der Vorgänger und Väter] den Definitionen und Meinungen aller oder wenigstens fast aller Priester und Lehrer halten.“<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
<br />
Abgesehen von der Formulierung ist hier nichts zu finden, was nicht bereits bei [[Irenäus von Lyon]] und [[Tertullian]] erarbeitet wurde. Vinzenz’ eigenständige Leistung besteht hingegen in der Erarbeitung eines Fortschrittsprinzips:<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
:'' [28] Aber vielleicht sagt jemand: Wird es also in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion geben? Gewiss soll es einen geben, sogar einen recht großen. Denn wer wäre gegen die Menschen so neidisch und gegen Gott so feindselig, dass er das zu verhindern suchte? Allein es muss in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, dass etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, dass etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle. Wachsen also und kräftig zunehmen soll sowohl bei den einzelnen als bei allen, sowohl bei dem einen Menschen als in der ganzen Kirche, nach den Stufen des Alters und der Zeiten, die Einsicht, das wissen und die Weisheit, aber lediglich in der eigenen Art, nämlich '''in derselben Lehre, in demselben Sinne und in derselben Bedeutung''' (eodem sensu eademque sententia). [29] Die Religion der Seelen soll die Art der Leiber nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl ihre Teile entfalten und entwickeln, aber doch dieselben bleiben, die sie waren. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Blüte der Kindheit und der Reife des Alters; aber die Greise sind dieselben, die sie als Jünglinge waren, so dass wohl die Größe und das Aussehen eines und desselben Menchen sich ändert, nichtsdestoweniger aber die Natur und die Person dieselbe bleibt. Klein sind die Glieder der Säuglinge, groß die der Jünglinge, doch sind sie die nämlichen; so viele Gliedmaßen der Knabe hatte, so viele hat auch der Mann, und wenn es Glieder gibt, die erst im reiferen Alter hervorkommen, so waren sie doch schon keinartig vorhanden, so dass nachher beim Greise nichts Neues sich zeigt, was nicht vorher beim Knaben schon verborgen gewesen wäre. Daher ist ohne Zweifel die gesetzmäßige und richtige Norm des Fortschritts, die feststehende und schönste Ordnung des Wachstums diese, dass die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet, welche schon bei den Kleinen die Weisheit des Schöpfers grundgelegt hatte. Sollte die menschliche Gestalt sich später in ein fremdartiges Gebilde verwandeln oder doch etwas der Zahl der Glieder beigefügt oder davon weggenommen werden, so müsste der ganze Leib entweder zugrunde gehen oder verunstaltet oder wenigstens geschwächt werden. So muss auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, dass sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.'' ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 28+29]]).<br />
<br />
:[30]: "Denn es gehört sich, dass jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, dass sie verändert, unzulässig, dass sie entstellt, unzulässig, dass sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten." ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 30]]).<br />
<br />
Wie man erkennen mag, welche die apostolischen und bewährten Überlieferungen in der Kirche sind schreibt der [[Kirchenlehrer]] [[Augustinus von Hippo]] eine Regel vor, indem er spricht: <br />
:Wenn dasjenige was wir nicht aus der Schrift, sondern aus der Überlieferung beobachten, '''auf dem ganzen Erdkreise beobachtet wird''', so erhellet hieraus, dass es als etwas entweder von den Aposteln selbst, oder von allgemeinen Kirchenversammlungen (deren Ansehen in der Kirche sehr heilsam ist) Empfohlenes oder Eingesetztes gehalten werde. Der nämliche Augustin spricht ebenso wider die Donatisten, ja wider alle Ketzer, und ermahnt mit Nachdruck in diesen Worten: Was die ganze Kirche hält, und wenn es auch nicht von den Konzilien eingesetzt, aber immer beobachtet worden ist, davon glaubt man ganz recht, dass es nicht anders, als aus Autorität der Apostel eingesetzt worden sei. Mit ihm stimmt auch [[Leo der Große]] überein, da er sagt: Es ist nicht zu zweifeln, dass alles was in der Kirche immer als fromme Übung gepflogen worden ist, von der Überliefernng der Apostel und von der Lehre des Heiligen Geistes herkomme.<ref>[[Petrus Canisius: Catechismus maior#Von den Geboten der Kirche]].</ref><br />
<br />
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==<br />
<br />
Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher. <br />
<!-- Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnet. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. --><br />
<br />
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Was die Apostel gepredigt haben, das heißt: das Christus ihnen geoffenbart hat, kann nur durch diese Kirchen nachgewiesen werden, die von den Aposteln selbst gegründet wurden, durch mündliche Predigt und später durch Briefe."</ref> Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref><br />
<br />
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==<br />
<br />
=== [[Konzil von Trient]]: [[Sacrosancta oecumenica (1)]] 1546: ===<br />
:"Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches [[Jesus Christus]], unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine [[Apostel]] (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese [[Wahrheit]] und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des [[Heiligen Geist]]es, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des [[Altes Testament|Alten]] als des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], dieweil der eine [[Gott]] der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den [[Glauben]], als welche die [[Sitte]]n betreffen, weil sie entweder mündlich von [[Christus]], oder vom [[Heiligen Geist]]e angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] erhalten wurden."<ref>zitiert nach: [[II. Vatikanum]], Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.; [[DH]] 1501 </ref><br />
<br />
Aus der [[Definition]] des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die [[Wahrheit]]en des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> <br />
<br />
=== [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus]] 1854 ===<br />
[[Pius IX.]] bezieht sich in der Dogmatischen [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Ineffabilis Deus]] vom [[8. Dezember]] [[1854]] zur Erklärung des [[Dogma]]s der [[Unbefleckte Empfängnis|Unbefleckten Empfängnis]] auf das [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]] des heiligen [[Vinzenz von Lérins]] mit den Worten: <br />
:''Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerin der in ihr niedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, an denen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt. Mit aller Sorgfalt, getreu und weise behandelt sie das [[Depositum fidei|Überlieferungsgut]] der Vorzeit. Ihr Streben geht dahin, die Glaubenswahrheiten, die ehedem gelehrt wurden und im Glauben der Väter gleichsam noch im Keim niedergelegt waren, so auszusondern und zu beleuchten, dass jene Wahrheiten der himmlischen Lehre Klarheit, Licht und Bestimmtheit empfangen, zugleich aber auch ihre Fülle, Unversehrtheit und Eigentümlichkeit bewahren und nur in ihrem eigenen Bereich, d. h. '''in ein- und derselben Lehre, in ein- und demselben Sinn und in ein- und demselben Gehalt''' (eodem sensu eademque sententia), ein Wachstum aufzuweisen haben ([[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Nr. 19]]).<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Dei filius]] 1870, [[Dei filius (Wortlaut)#Unveränderlichkeit der Glaubenslehre|Nr. 29]]: ===<br />
"Denn die Glaubenslehre, die ja Gott geoffenbart hat, ist nicht nach Art eines philosophischen Lehrsystems dem menschlichen Geiste vorgelegt worden, um durch seine Forscherarbeit erst vervollkommnet zu werden. Sie ist vielmehr der Braut Christi anvertraut worden als göttliches Lehrgut, um von ihr treu behütet und unfehlbar erklärt zu werden. Daher muss an dem Sinn der Heilslehren, wie ihn die Kirche, unsre heilige Mutter, einmal dargelegt hat, immerdar festgehalten werden und man darf niemals, etwa unter dem Vorwand und aus dem Scheingrund einer tiefern Erkenntnis, von diesem Sinn abgehen. So wachse denn im Lauf der Zeiten und Jahrhunderte und blühe weit und mächtig auf, Einsicht, Wissenschaft und Weisheit, in den einzelnen und in der Gesamtheit, in jedem Menschen wie in der ganzen Kirche: in dem ihnen zustehenden Bereich. Der Sinn der Glaubenssätze aber und die Lehrverkündigung müssen die gleichen bleiben" ([[Vinzenz von Lerin]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Common. n 28]])."<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Pastor aeternus]] 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]]: ===<br />
"Die römischen Päpste aber haben [[Analogie des Glaubens|das als festzuhaltende Lehre erklärt, was sie unter göttlichem Beistand als mit der Heiligen Schrift und den apostolischen Überlieferungen im Einklang stehend erkannt hatten]]. Zu dem Zweck beriefen sie, je nachdem Zeitumstände und Weltlage es nahe legten, entweder allgemeine Konzilien, oder befragten die auf dem ganzen Erdkreis verbreitete Kirche über ihre Glaubensansicht; andere Male wieder geschah es auf kleinen Synoden, oder sie bedienten sich anderer Hilfsmittel, wie sie die göttliche [[Vorsehung]] ihnen gerade darbot. Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, dass sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen 'Geistes gewissenhaft zu ''hüten'' und ''getreu auszulegen''."<br />
<br />
=== [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] 1965, [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 7-10]]: ===<br />
<br />
:Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt - ''für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben'' und allen Geschlechtern weitergegeben werden. [...] Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge ''bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt'' werden. Wenn die Apostel das, was auch sie empfangen haben, überliefern, mahnen sie die Gläubigen, die Überlieferungen, die sie in mündlicher Rede oder durch einen Brief gelernt haben (vgl. 2 Thess 2,15), festzuhalten und für den Glauben zu kämpfen, der ihnen ein für allemal überliefert wurde (vgl. Jud 3).<ref> Vgl. [[II. Konzil von Nizäa]]: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 303 (602). IV. Konzil von Konstantinopel, Sess. X. can. 1: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 336 (650-652).</ref> Was von den Aposteln überliefert wurde, umfaßt alles, was dem [[Volk Gottes]] hilft, ein heiliges Leben zu führen und den Glauben zu mehren. So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt.<br />
<br />
:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.<br />
<br />
:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen [[Lehramt]] der [[Kirche]] anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.<br />
<br />
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] === <br />
<br />
Papst [[Paul VI.]] verweist in der [[Apostolische Konstitution]] [[Indulgentiarum doctrina]] [[1. Januar]] [[1967]] über die Neuordnung des [[Ablass]]wesens, als auch in dem klaren Abschnitt der [[Weihnachtsansprache]] [[Weihnachtsansprachen Papst Pauls VI.#UNVERÄNDERLICHKEIT DES GLAUBENSGUTES UND LEBENDIGE ENTWICKLUNG DER KIRCHE|1976]] an die [[Römische Kurie]]:<br />
:''Diese Lebenskraft der Kirche, von der wir täglich im Stillen beredte und überaus tröstliche Beweise erhalten, können wir mit dem organischen Leben vergleichen, wie es unser Universum durchpulst. Wie ein großer Baum, der seine Wurzeln tief in die ihn seit Jahrhunderten nährende Erde getrieben hat, so hat auch die Kirche ihre Wurzeln in die Vergangenheit hinabgesenkt, um bis zu Christus und den Aposteln vorzudringen. In diesem Sinn ist die Unveränderlichkeit des [[Glaubensgut]]es - es wäre unsinnig, das zu bestreiten - über jeden Zweifel erhaben, und die Kirche hütet dieses Gut, wenn sie Dogmen, Sittengesetz und auch die Liturgie nach dem lichtvollen Grundsatz "[[Lex orandi - lex credendi|Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens]]" darlegt. Das Leben der Kirche bleibt ein und dasselbe, gediegen und fest, denn da ist "ein Leib und ein Geist ... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist" (Eph 4, 4 ff.). Auf dieser Linie haben wir uns bisher gehalten, auf ihr stehen wir, und auf ihr werden wir weiter bleiben gemäß den Worten des heiligen Paulus: "Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält" (Eph 4, 3).<br />
<br />
:''Aber weil diese Unveränderlichkeit aus den Wurzeln selber aufsteigt, mit denen die Kirche ihren Lebenssaft aus der Vergangenheit saugt und die kraft der Mittlerschaft Christi bis ins Innerste Gottes selber hineinreichen, steht diese Unveränderlichkeit absolut nicht im Widerspruch zu dem Leben, das aus diesen Wurzeln aufsprudelt und aufblüht. Es gibt keinerlei Gegensatz zwischen Leben und Unveränderlichkeit; im Gegenteil: das Leben selbst sichert die wesenhafte Unveränderlichkeit eines lebenden Wesens. Die Unveränderlichkeit des Steines, der unbelebten Materie überhaupt, ist etwas ganz anderes als die Unveränderlichkeit, die die ständige Identität des lebenden Wesens mit sich durch alles physische und geistige Wachsen hindurch und im Austausch mit den gegebenen Lebensbedingungen gewährleistet. Eine Pflanze, ein organischer Leib bleiben in ihrem Wesen dieselben, auch wenn sie allmählich wachsen. Es ist dies der alte und stets treffende Vergleich des [[Vinzenz von Lérins]], der allen bekannt ist ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium Primum]]) 23; PL 50, 667 f.); diesen Gedanken hat schon Cyprian mit eindrucksvollen Bildern anschaulich gemacht: "Die Kirche des Herrn ... dehnt aus der Fülle ihrer Fruchtbarkeit ihre Zweige über die ganze Erde hin aus, und sie macht die schon breit dahinfließenden Ströme noch weiter: sie hat aber nur ein Haupt und einen Ursprung und ist eine einzige Mutter, überreich an Zeichen ihrer Fruchtbarkeit" (De unitate Ecclesiae) 5; PL 4, 518). Von den tiefreichenden Wurzeln her entfalten sich die Zweige ein und desselben Stammes, immer alt und immer neu: Genährt aus dem Lebenssaft der Vergangenheit, strecken sie sich der Zukunft entgegen, streben sie nach vorn, um die Scharen der Vögel des Himmels aufzunehmen, die dort Schatten und Ruhe suchen (vgl. Mk 4, 32). Entwicklung ist wesentlich für das Leben der Kirche.''<br />
<br />
'''Und an anderer Stelle:'''<br />
:"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte [[Glaubensgut]], und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen [[Lehramt]] der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der [[Heiligen Schrift]] zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief [[Cum te]] an [[Marcel Lefebvre]], Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom [[11. Oktober]] [[1976]].</ref><br />
<br />
:"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewusstsein haben und in uns die Haltung einer [[Treue]] ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibes Christi]] hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der [[Gewissen]]losigkeit des [[Revolution]]sgeistes, wie er für so viele Menschen [[Zeichen der Zeit|unserer Zeit bezeichnend]] ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem [[Lehramt]] mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: [[Ingo Dollinger]], [[Klarheit]] und [[Wahrheit]] S. 38-39: vom 14. Juli 1976; [http://www.kathtube.com/player.php?id=45859 Download].</ref><br />
<br />
=== Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] ===<br />
"Als Wächter der Tradition stellen die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom das sichtbare Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen dar. Unter der Führung des Heiligen Geistes leiten sie die ihnen anvertrauten Teilkirchen durch die Verkündigung des Evangeliums und durch die Feier der Eucharistie." (Motu proprio [[Traditionis custodes]], 16. Juli 2021)<br />
<br />
== Die Bischofsweihe ==<br />
Zu den Worten, die dem Weihekandidaten vor der [[Bischofsweihe]] bei seinen Versprechen gestellt werden, gehört die Frage: „Bist du bereit, das [[Evangelium]] [[Christi]] treu und unermüdlich zu verkünden?“ Und: „Bist du bereit, das '''von den Aposteln überlieferte [[Glaubensgut]], das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“'''<ref>[https://www.bistum-chur.ch/aktuelles/predigt-von-kardinal-kurt-koch-anlaesslich-der-bischofsweihe-vom-19-maerz-2021-in-chur/ Predigt von Kurt Kardinal Koch anlässlich der Bischofsweihe vom 19. März 2021 in Chur] aus der [[Homilie]] in der [[Eucharistiefeier]] mit der Weihe von Mons. [[Joseph Maria Bonnemain]] zum [[Bischof]] von Chur in der Kathedrale Chur am Hochfest des Heiligen Joseph, 19. März 2021</ref><br />
<br />
== Zitate ==<br />
* [[Paulus von Tarsus]]: ''Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten "Erkenntnis"! Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der erste Brief an Timotheus Kapitel 6|1 Tim 6, 20]]). ''Darum muss ich auch dies alles erdulden; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er die Macht hat, das mir |anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren. Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim [[Glaube]]n und bei der [[Liebe]], die uns in [[Jesus Christus|Christus Jesus]] geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des [[Heiligen Geist]]es, der [[Heiligmachende Gnade|in uns wohnt]]'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an Timotheus Kapitel 1|2 Tim 1, 12-14]]).<br />
<br />
* [[Romano Guardini]]: "Den Konservativisten bedeutet „hergebracht“ ohne weiteres soviel wie „gut“, und „neu“ soviel wie „unkirchlich“. Sobald einer etwas anderes tut, als immer getan worden, ist das für sie ein Zeichen revolutionären Geistes. Dabei bedenken sie aber oft nicht, wie die Sache in Wahrheit steht: etwa dass das, was da aufgegeben oder geändert wird, aus der religiös unfruchtbarsten Zeit des neunzehnten Jahrhunderts stammt und selbst viel älteres und wertvolleres Frömmigkeitsgut verdrängt hat; oder dass die betreffenden Texte und Andachtsformen durch den langen Gebrauch immer mehr an Gehalt und Kraft verloren haben und ganz konventionell geworden sind. Alter und Herkommen sind wichtige Dinge; sie dürfen aber nicht blind machen, wenn das Hergebrachte nun einmal minderwertig oder gar schlecht ist, sonst rufen sie die Frage des heiligen Bischofs Cyprian hervor, ob denn die Gewohnheit mehr Gewicht haben solle als die Wahrheit.“<br />
:''Romano Guardini: Ein Wort zur liturgischen Frage, Mainz 1940, S. 14.''<br />
<br />
=== Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung ===<br />
<br />
* [[Synodaler Weg]] der katholischen Kirche in Deutschland:<br />
:''Reformen sind ein integraler Bestandteil der Tradition: Der Gottesdienst wandelt sich; die Lehre entwickelt sich; die Caritas entfaltet sich. In ihrer Dynamik ist die Tradition der Prozess, die gegenwärtige Gestalt der Kirche und des Glaubens zu überprüfen, um sie immer neu als Gottes Gabe zu empfangen und zu gestalten. Die Tradition der Kirche ist offen für den Kontext neuer Entdeckungen, neuer Einsichten, neuer Erfahrungen, die den überlieferten Glauben herausfordern und nach neuen Antworten verlangen, die die geoffenbarte Wahrheit Gottes tiefer bezeugen, dem Wachstum der Kirche dienen, der Verkündigung des Evangeliums und der Weggemeinschaft mit allen Menschen, denen Gottes Gnade gilt. Die Philosophie und die Weisheit der Völker, die Wissenschaft und die Künste, das Leben der Menschen und die soziale Arbeit der Kirche waren und sind inspirierende Faktoren für die Weiterentwicklung und immer wieder neue Entfaltung der Tradition. Prophetische Stimmen finden sich nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Kirche. Die Lebensverhältnisse und -einstellungen der Menschen ändern sich im Laufe der Zeit; diese Veränderungen werden von der Tradition mitgeprägt und prägen sie mit.''<br />
<br />
:(''Orientierungstext: Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland'', Nr. 30; Beschluss des Synodalen Weges am 3. Februar 2022.)<br />
<br />
== Apostolische Überlieferung und kirchliche Überlieferungen ==<br />
Die Überlieferung kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom [[Heiligen Geist]] vernahmen. Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches [[Neues Testament]], und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung.<br><br />
Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit in den [[Ortskirche]]n entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des [[Lehramt]]es der [[Kirche]] beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift|Nr. 83]]).<br />
<br />
[[Papst]] [[Pius XII.]] sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die [[Liturgie]] der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im [[Liturgiesprache|Gebrauch der Volkssprache]], im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache [[Vous Nous avez]] vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der [[Liturgische Kleidung|liturgischen Gewänder]], Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Vinzenz von Lérins]]: ''[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]]'', Mit einer Studie zu Werk und Rezeption herausgegeben und kommentiert von [[Michael Fiedrowicz]], übersetzt von Claudia Barthold, [[Carthusianus Verlag]] Mühlheim/Mosel 2011 (1. Auflage, 368 Seiten, ISBN 978-3-941862-04-3).<br />
* [[Robert Bellarmin]]: ''Disputationen über die Streitpunkte des christlichen Glaubens. Band I: Über das geschriebene und ungeschriebene Wort Gottes'', [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2012 (Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-943506-02-0).<br />
* [[Heribert Schauf]]: ''Die Lehre der [[Kirche]] über [[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition in den [[Katechismen]]'', Hans Driewer Verlag Essen 1963 (224 Seiten).<br />
* Marc Stegherr: ''Die Renaissance der katholischen Tradition'', [[Patrimonium Verlag]] 2020 (604 Seiten, ISBN 978-3-86417-034-8 Broschur).<br />
* [[Johann Baptist Franzelin]] [[SJ]], ''Traktat über die göttliche Tradition'', erste deutsche Übersetzung, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2015 (304 Seiten, ISBN 978-3-941862-16-6).<br />
* Hrsg. von Willy Rordorf und André Schneider: ''Die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche'', ([[Lateinisch]]/[[deutsch]], bzw. [[griechisch]]/deutsch; [[Traditio Christiana]], Band 5; Sammlung von 148 Quellentexten, gegliedert in neutestamentliche, vornizäische und nachnizäische Texte), Peter Lang Verlag International Academic Publishers 1983 (208 Seiten, Leinen, ISBN 3261048581, ISBN-13 9783261048585).<br />
* [[Louis Billot]] SJ: ''Tradition und [[Modernismus]], Über die Unveränderbarkeit der Tradition gegen die moderne [[Häresie]] des [[Evolutionismus]]'', [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2014 (236 Seiten, ISBN 978-3-941862-19-7).<br />
* [[Eduard Kamenicky]] (Hg. von Matthias Silvert): ''Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1991 (40 Seiten; ISBN 3-87-442-032-9; [http://www.kath-info.de/tradition.html Online]).<br />
* [[Roberto de Mattei]]: ''Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi '', mit einem Vorwort von [[Martin Mosebach]], übersetzt von [[Wolfram Schrems]], [[Grignion Verlag]] 2017 (geb.,192 Seiten, ISBN 978-3932085673).<br />
* [[Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Mariologie]] (Hsgr.): ''[[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition'' [[Mariologische Studien]], Band I, Hans Driewer Verlag Essen 1962 (282 S.).<br />
<br />
* Martin Deutinger (Hsgr): ''Der Geist der christlichen Ueberlieferung. Ein Versuch die Werke der vorzüglichsten Schriftsteller der Kirche in ihrem innern Zusammenhange darzustellen und durch übersichtliche Auszüge zu veranschaulichen''. Bearbeitet von einem Vereine, Schmid Verlag Augsburg, Halbledereinbände:<br />
** Erster Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung in den ersten drei Jahrhunderten, von der apostolischen Zeit bis Origenes'', [https://books.google.de/books?id=B6RFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1850 (228+355)].<br />
** Zweiter Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung von Origenes bis Athanasius (incl.)., [https://books.google.de/books?id=EaRFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1851 (156+394 Seiten)].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Youtube|Wie kommt die Offenbarung Jesu bis zu uns?|bYkJgpGfDFk|Kanal=|Autor=[[Nina Sophie Heereman]]|Datum=6. Oktober 2014|size=8:15 Min.}}<br />
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]<br />
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de<br />
*[http://www.kath.net/news/40896 Die untrennbare Einheit von Heiliger Schrift und Tradition] [[Kath.net]] am 12. April 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Neokatechumenaler_Weg&diff=193675Neokatechumenaler Weg2023-04-12T19:07:54Z<p>Lambert: /* Weblinks */ aktualisiert</p>
<hr />
<div>Der '''Neokatechumenale Weg''', auch der ''Neokatechumenat'' (ital.: ''cammino neocatecumenale''), wurde 1964 massgeblich von [[Kiko Arguello]], [[Carmen Hernandez]] und Pater [[Mario Pezzi]] initiiert. Er entstand in den ''Palomeras Altas'', den Slums von Madrid, durch den Ruf der Gottesmutter an Kiko, kleine Gemeinschaften nach dem Vorbild der Hl. Familie von [[Nazareth]] zu bilden, die "in Demut, Einfachheit und Lob" leben. <br />
<br />
Der Neokatechumenale Weg ist ein katholisches Bildungs- und Lebensprogramm (so gen. ''Itinerar''), das durch Katechesen, der gemeinsamen Feier der Liturgie und Sakramente, sowie ein intensives Glaubensleben im Alltag, zur Wiederentdeckung der [[Taufgnade]] und zur persönlichen Berufung zu einem christlichen Leben aufruft und ermutigt. Das ''Katechumenat nach der Taufe'' wurde als Weg zur neuen [[Evangelisierung]] Europas erstmals von Papst [[Paul VI.]] explizit im Apostolischen Schreiben [[Evangelii nuntiandi]] von 1975 gefordert.<br />
<br />
== Selbstverständnis ==<br />
Der Neokatechumenale Weg ist, wie viele Gemeinschaften und Bewegungen, eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils, als eine neue Form der Glaubensverkündigung, gebunden an die Pfarrei und dem jeweiligen Ortsbischof direkt unterstellt. Das Charisma des "Weges" ist vor allem die ''Glaubensverkündigung an die Getauften'', die den Glauben nicht (mehr) praktizieren. So wie es in der frühen Kirche das Katechumenat gab, um die Taufanwärter auf die Taufe und die Aufnahme in die Kirche vorzubereiten, so will der Neokatechumenale Weg den Menschen helfen, das Geheimnis der Taufe, den Glauben und die Lehre der Kirche wieder neu zu entdecken. Das geschieht durch Glaubensverkündigungen, Katechesen, durch die Feier der Liturgien und Sakramente in den Gemeinschaften (in jeder Gemeinschaft gibt es ca. 20-40 Brüder und Schwestern), die sich über Jahre treffen, sich gegenseitig im Glauben bestärken und stützen, "in der jeder in dem anderen Christus sieht". <br />
<br />
Strukturell und organisatorisch ist der Neokatechumenat auf ein extremes Minimum festgelegt und will sich bewusst nicht von den Diözesen und Pfarreien abgrenzen, sondern insbesondere die Pfarrei wiederbeleben. Der Neokatechumenale Weg besteht daher aus ''kleinen Gemeinschaften'' innerhalb der diözesanen Pfarrgemeinden.<br />
<br />
== Gemeinschaftsleben == <br />
Das Modell dieser Gemeinschaften ist die [[Heilige Familie]]: <br />
''In der Gemeinschaft werden die Getauften im Glauben wachsen, in dem sie, der Kirche unterstellt, in Demut, Einfachheit und Lob wachsen.'' (''Statut'' des Neokatechumenalen Weges vom 29. Juni 2002, Art. 7 § 2.)<br />
<br />
''Das Neokatechumenat als Itinerar der Wiederentdeckung der christlichen Initiation vollzieht sich in der Regel in der Pfarrei, dem priviligierten Ort, in dem die Kirche als Mutter und Lehrerin die Kinder Gottes im Taufbrunnen zeugt und sie zum neuen Leben austrägt.'' (''Statut'' des Neokatechumenalen Weges vom 29. Juni 2002, Art. 6 § 1.)<br />
<br />
Wegen des anspruchsvollen und als theologisch konservativ kritisierten Itinerars in kleinen Gruppen, wird dem Neokatechumenat bisweilen vorgeworfen, die Pfarrgemeinden in (eigene) "elitäre" Zirkel und das (übrige) Gemeindevolk zu "spalten". Die Zielsetzung ist aber eine andere:<br />
<br />
''Der Neokatechumenale Weg zielt darauf ab, in seinen Empfängern ein reifes Bewusstsein der Zugehörigkeit zur Pfarrei zu fördern und Beziehungen tiefer Gemeinschaft und Mitarbeit mit allen anderen Gläubigen und den verschiedenen Realitäten der Pfarrgemeinde zu erwecken.'' (''Statut'', Art. 6 § 3.)<br />
<br />
== Ausblick ==<br />
Der Neokatechumenale Weg ist mittlerweile in fast allen Ländern der Welt gegenwärtig. In Deutschland gibt es ca. 50 Gemeinschaften. Das missionarische Charisma hat überdies zahlreiche geistliche Berufungen geweckt, so dass mittlerweile mehrere missionarische [[Priesterseminar]]e ins Leben gerufen wurden, die sich allesamt unter das Patronat der Mutter des Erlösers stellen ([[Redemptoris Mater]]). In Deutschland gibt es zwei Seminare ''Redemptoris Mater'', in Bonn und Berlin.<br />
<br />
Liturgische Besonderheiten wurden dem Neokatechumenat zugebilligt, das sich seitens des Gründungscharismas diesbezüglich auf urkirchliche Praxis beruft. Manches in dieser [[Eucharistie in kleinen Gemeinschaften]] (siehe dort) beruht auf Anregungen des Liturgiereformers [[Annibale Bugnini]], ist aber eingestandenermaßen nicht zur Umsetzung in der allgemeinen [[Liturgie]] der Kirche geeignet. Die Zahl der Anhänger des Neokatechumenats (und folglich auch die Feier von deren Eigenliturgie) hat mittlerweile international die Millionengrenze weit überschritten.<br />
<br />
Auch der heutige Kardinal [[Paul Josef Cordes]] sowie Kardinal [[Stanislaw Rylko]], ehemaliger und aktueller Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien, gehören zu den Unterstützern des Neokatechumenalen Weges. Die definitive kirchenrechtliche Anerkennung der Statuten wurde mit Datum vom 11. Mai 2008 publiziert, dem Pfingstsonntag.<br />
<br />
Am 13. Juni 2008 gab der Vatikan die endgültige Approbation der Statuten des Neokatechumenalen Weges öffentlich bekannt.<br />
<br />
Diese Anerkennung bedeutet, selbst wenn Modifikationen der Liturgiepraxis darin enthalten sind, auch die Billigung der Eigenart der [[Eucharistie]]feier kleinerer Gemeinschaften (s.o.). Angesichts der apostolischen Stärke des neokatechumenalen Weges dürfte diese Billigung der "Eigenliturgie" ''quantitativ bedeutsamer'' sein als die erweiterte Freigabe der "alten Messe" durch [[Summorum pontificum]] 2007.<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben (unvollständig) ==<br />
* 19. Dezember 1988 [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung|Kongregation für die Liturgie und die Sakramente]]: [[Verlautbarung zu den Feiern in den Gruppen des "Neokatechumalen Weges"]] (in: [[Der Apostolische Stuhl]] 1988, S. 1824-1825).<br />
<br />
== Weblinks == <br />
* [https://neokatechumenalerweg.de/ Internetpräsenz "Neokatechumenat in Deutschland"]<br />
* [http://www.kathtube.com/player.php?id=4554 Die Statuten des Neokatechumenalen Weges von Pfingsten 2008 in italienischer Sprache (PDF Datei)]<br />
* [http://www.camminoneocatecumenale.it/new/default.asp?lang=de&page=statuto08_1 Neue Fassung der approbierten Statuten des Neokatechumenalen Weges vom 11. Mai 2008 (dt.) (PDF Datei)]<br />
* [http://www.kath.net/news/12468 Vatikan präzisiert liturgische Sonderregelungen für Neokatechumenat]<br />
* [http://www.kath.net/news/41056 Neokatechumenat auf 'großer Mission' an öffentlichen Plätzen] [[Kath.net]] am 25 April 2013<br />
* [http://www.kath.net/news/44644 Kölner Weihbischof: Neokatechumenat ist Antwort auf pastorale Krise] [[Kath.net]] am 26. Januar 2014<br />
* [http://de.radiovaticana.va/news/2016/03/18/papst_franziskus_charismen_müssen_einheit_und_gehorsam_verk/1216338 Papst an Neokatechumenat: Charismen müssen einig und gehorsam sein] [[Radio Vatikan]] am 18. März 2016<br />
<br />
[[Kategorie:Movimenti]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Romano_Guardini&diff=193674Romano Guardini2023-04-12T17:59:54Z<p>Lambert: Literatur ergänzt</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:Guardini.jpg|thumb|right|Prof. Dr. Romano Guardini ]]'''<br />
<br />
Prof. Dr. '''Romano Guardini''' (* [[17. Februar]] [[1885]] in Verona (Italien); † [[1. Oktober]] [[1968]] in München) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Theologie|Theologe]] und [[Philosophie|Religionsphilosoph]] italienischer Herkunft. Er war [[Benediktineroblate]] der [[Erzabtei Beuron]]. <br />
<br />
==Biografie==<br />
[[Romano]]s Vater war ein wohlhabender Großhändler, seine Mutter kam aus dem damals österreichischen Südtirol. Familie Guardini siedelte [[1886]] nach Mainz, wo Romano das Humanistische Gymnasium besuchte und [1903] die Reifeprüfung ablegte. Zwei Semester studierte er Chemie in Tübingen und drei Semester Volkswirtschaft in München und Berlin. Sein Theologie-Studium absolvierte er in Freiburg im Breisgau und Tübingen.[[1910]] erhielt er die [[Priesterweihe]] in Mainz. Danach war er für kurze Zeit in der Seelsorge tätig. [[1915]] promovierte er bei Engelbert Krebs in Freiburg im Breisgau über [[Bonaventura]]. <br />
<br />
Im [[Erster Weltkrieg|ersten Weltkrieg]] arbeitete er als Krankenpfleger. [[1922]] habilitierte er sich in [[Dogmatik]] in Bonn erneut über Bonaventura. Er war weiter in der Seelsorge tätig, besonders in der Jugendbewegung "[[Quickborn]]" auf der [[Burg Rothenfels]], die er ab [[1927]] leitete. Er wohnte im Herz-Jesu-Kloster in Bonn-Pützchen und war dort Hausgeistlicher. [[1923]] erhielt er den Lehrstuhl für [[Religionsphilosophie]] und christliche Weltanschauung in Berlin bis zu seiner Zwangspensionierung [[1939]]. In den Kriegsjahren [[1943]] bis [[1945]] war er in Mooshausen. 1945 wurde er Professor für Religionsphilosophie und christliche Weltanschauung an der Philosophischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und von [[1948]] Professor für Religionsphilosophie und christliche Weltanschauung an der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität in München, bis zu seiner krankheitsbedingten Emeritierung [[1962]]. Als Theologe an Philosophischen Fakultäten brachte er die katholische Weltanschauung des 20. Jahrhunderts zur Geltung. Seine besonderen inhaltlichen Akzente lagen in den Bereichen Liturgie, Religionsphilosophie, Pädagogik, Ökumene und in der allgemeinen Geistesgeschichte. <br />
<br />
[[1952]] erhielt den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, im selben Jahr wurde er zum [[Prälat|Päpstlichen Hausprälaten]] ernannt. Das "Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" erhielt er 1959, 1965 das "Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern". Seine 5000 Bände umfassenden Bibliothek kam bald nach seinem Tod in die Katholische Akademie in München, die seit [[1970]] den "Romano-Guardini-Preis" verleiht.<br />
<br />
Der [[Liturgische Bewegung|Liturgischen Bewegung]] im 20. Jahrhundert, aus der heraus die [[Liturgie|Reform]] des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] erwuchs, gab er entscheidende theologische Impulse. Da er bereits erkrankt war, konnte er nicht mehr, wie vorgesehen, in die "Kommission für die Liturgie" des Konzils eintreten. Heimgegangen ist er am [[11. Oktober]] [[1968]] in München, wo er die letzten Lebensjahre verbrachte. Zuerst wurde er auf dem Priesterfriedhof St. Laurentius in München bestattet. Seine letzte Ruhe fand er [[1997]] in der Universitätskirche St. Ludwig, wo er über Jahre Predigten vor einer großen Zuhörerschar gehalten hatte.<br />
<br />
== Wirkung ==<br />
Eine Stiftungs-Professur mit seinem Namen wurde 1962 als "Guardini-Lehrstuhl" an der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München eingerichtet; erster Lehrstuhlinhaber war bis 1969 [[Karl Rahner]]. Die Theologische Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin schuf 2004 eine "Guardini-Stiftungsprofessur", der von 2005 bis 2007 als erstem von [[Ludger Honnefelder]] besetzt war. Die 1987 errichtete "Guardini-Stiftung" hat das Ziel, Kunst, Wissenschaft und Glauben ins Gespräch zu bringen.<ref>[http://www.guardini.de/guardini/front_content.php guardini.de]</ref><br />
<br />
Papst [[Franziskus]] zitiert in seiner Umwelt-Enzyklika [[Laudato si']] vom 24. Mai 2015 als einzigen neuzeitlichen Theologen und Religionsphiolosophen Romano Guardini aus seinem Werk "Das Ende der Neuzeit": Der Mensch „nimmt […] Gebrauchsdinge und Lebensformen an, wie sie ihm von der rationalen Planung und den genormten Maschinenprodukten aufgenötigt werden, und tut dies im Großen und Ganzen mit dem Gefühl, so sei es vernünftig und richtig“. Der Papst sieht in dieser Beobachtung Guardinis einen "zwanghaften Konsumismus" als "das subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen Paradigmas" und mahnt: "Dieses Modell wiegt alle in dem Glauben, frei zu sein, solange sie eine vermeintliche Konsumfreiheit haben, während in Wirklichkeit jene Minderheit die Freiheit besitzt, welche die wirtschaftliche und finanzielle Macht innehat. [...] Wir haben allzu viele Mittel für einige dürftige und magere Ziele."<ref>[[Laudato si' (Wortlaut)|Enzyklika Laudato si]] Nr. 203; zitiert wird Romano Guardini: Das Ende der Neuzeit, Basel 1950, S. 66f.</ref><br />
<br />
Von verschiedener Seite in Italien und Deutschland wird die [[Seligsprechung]] Romano Guardinis betrieben. Papst [[Benedikt XVI.]] und der Münchener Erzbischof [[Reinhard Marx]] stimmtem diesem Vorhaben grundsätzlich zu, und das [[Erzbistum München und Freising]] approbiert ein Gebet um die Seligsprechung Guardinis.<ref>Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Es schlägt die Stunde der Beter und Leser. Nach längeren Vorbereitungen der Schritt in die Öffentlichkeit: Eine Seligsprechung Romano Guardinis ist denkbar, in: Die Tagespost, 1. Oktober 2013, Nr. 118/119, S. 14</ref><br />
<br />
== Werke (Auswahl) ==<br />
Zahlreiche von Guardinis Werken erschienen in mehreren Auflagen, zum Teil auch in späteren Neuausgaben. Mehrere Titel waren vorab in Zeitschriften abgedruckt, zum Teil als Serie, andere wurden posthum veröffentlicht.<br />
* Gottes Werkleute. Briefe über Selbstbildung (ab 1921), Matthias Grünewald Verlag (184 Seiten)<br />
* Das Erwachen der Kirche in der Seele, in: Hochland, 19 (1922), Bd. 2, S. 257-267; eingegangen in: Vom Sinn der Kirche, 1922.<br />
* Vom Geist der Liturgie, [[Herder Verlag]] Freiburg 1922 (99 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi Brisgoviae, die 18 Julii 1922). Matthias Grünwald Verlag 1997 (90 Seiten; ISBN: 3-7867-2025-8). <br />
* Briefe vom Comer See (1927), Matthias Grünewald Verlag 1975 (104 Seiten)<br />
* Vom lebendigen Gott (1930), [[St. Benno Verlag]] Leipzig 1954 (127 Seiten; Kirchliche [[Druckerlaubnis]] Bautzen, den 3. April 1954, I. A. Dr. Soppa).<br />
* [[Wille]] und [[Wahrheit]], Geistliche Übungen (1933, mit Felix Messerschmid), in: Werke, herausgegeben von Franz Henrich, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz / Paderborn, Schöningh 1991, 6. Auflage).<br />
* Das Bild von Jesus dem Christus im Neuen Testament (1936), Würzburg 1953 (120 Seiten)<br />
* Der Herr, Betrachtungen über die Person und das Leben Christi (1937), Werkbund Verlag Würzburg 1959 (672 Seiten, 11. Auflage; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]])<br />
* Von heiligen Zeichen, Werkbund Verlag Würzburg 1937 (98 Seiten; [[Imprimatur]] Moguntiae die 12.1227 Dr. Mayer Vic. Gen.).<br />
* ''Ein Wort zur liturgischen Frage.'' Matthias-Grünewald-Verlkag, Mainz 1940 (mit einem Geleitwort des Bischofs von Mainz, [[Albert Stohr]]<br />
* Die Anbetung (Christliche Besinnung 21), Würzburg 1940.<br />
* Der Rosenkranz unsere Lieben Frau. Meiner Mutter zu eigen (1940), Werkbund Verlag Würzburg 1956/1964 (5./7. Auflage; 88 Seiten; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]]; 'Topos Taschenbücher' Band Nr. 18, Matthias-Grünewald Verlag Mainz 1988).<br />
* [[Letzte Dinge|Die letzten Dinge]]. Die christliche Lehre vom Tode, der Läuterung nach dem Tode, Auferstehung, Gericht und Ewigkeit (1940), 6. Auflage 1966, Topos Verlag , 6. Taschenbuchausgabe 2008, ISBN 978-3-8367-0461-8 (127 Seiten).<br />
* Vorschule des Betens (1943), Einsiedeln-Zürich 1948.1956 (5. Auflage; 269 Seiten).<br />
* Theologische Gebete (1948), Knecht Verlag Frankfurt 1985 (8. Auflage; 63 Seiten). <br />
* Vom Sinn der Schwermut (1949/1968), Matthias Grünewald Verlag Mainz 2008, Topos-Taschenbücher 511 (107 Seiten; ISBN 978-3-8367-0511-0 3-7867-1073-2).<br />
* Deutscher Psalter. Nach der lateinischen Ausgabe Pius´ XII., von Romano Guardini im Auftrag der deutschen Bischöfe übersetzt, München 1950, (mit einem Vorwort zur 3. Auflage) 1954; 1960; (nach dem Urtext geprüft von Hubert Junker, mit Geleitwort von Konrad Simon Landersdorfer, Bischof von Passau, und Albert Stohr, Bischof von Mainz)<br />
* Das Ende der Neuzeit. Ein Versuch zur Orientierung, Basel 1950.<br />
* Die Annahme seiner selbst (1953/1960) (3. Auflage 1993 Matthias-Grünewald-Verlag Mainz).<br />
* Vom Leben des Glaubens. Topos (157 Seiten).<br />
* Das Christusbild der paulinischen und johanneischen Schriften, Werkbund Verlag Würzburg 1961 (2. Auflage; 199 Seiten).<br />
* Der Anfang aller Dinge, Meditationen über Genesis: Kapitel 1-3 (1961, vorher in "Wahrheit und Ordnung" veröffentlicht) in: Werke, herausgegeben von Franz Henrich, Werkbund-Verlag Würzburg 1987 (3. Auflage; 261 Seiten) Grünwald/[[Schöningh Verlag]].<br />
* Weisheit der Psalmen. Meditationen (1963, vorher in "Wahrheit und Ordnung") in: Werke, herausgegeben von Franz Henrich, Werkbund-Verlag Würzburg 1987 (3. Auflage; 261 Seiten) Grünwald/[[Schöningh Verlag]].<br />
* [[Tugend]]en, Meditationen über Gestalten sittlichen Lebens (1963), in: Werke, herausgegeben von Franz Henrich Werkbund-Verlag Würzburg 1967 in 2. oder 1987 in 3., unveränderter Auflage (183 Seiten).<br />
* [[Liturgie]] und liturgische Bildung (1966), Matthias Grünewald Verlag 1992 (198 Seiten: ISBN: 3-7867-1615-3). <br />
* Religiöse Erfahrung und Glaube (1974), Matthias Grünewald Verlag 1975, Topos-Taschenbücher 28).<br />
* ''Nähe des Herrn '', Betrachtungen über Advent, Weihnachten, Jahreswende und Epiphanie, Topos Taschenbücher 2020 (6. Auflage, 96 Seiten, ISBN 9783836707077).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]]: Romano Guardini. Konturen des Lebens und Spuren des Denkens, topos Verlag Mainz 2005.<br />
* Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: „Ich fühle, daß Großes im Kommen ist.“ [[Romano Guardini]]s Briefe an Josef Weiger 1908 – 1962, Grünewald Verlag Ostfildern 008.<br />
* Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: „Gib Raum den Dingen.“ [[Romano Guardini|Romano-Guardini]]-Lesebuch, Grünewald Verlag Ostfildern 2008.<br />
* J. Reber: Romano Guardini begegnen (Reihe: 'Zeugen des Glaubens'). [[Sankt Ulrich Verlag]] (ISBN: 978-3-929246-67-4).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{PND|118543105}}<br />
*[http://www.kathtube.com/player.php?id=40814 Bayrischer Rundfunk - Ein Porträt von Romano Guardini (2008)] auf [[Kathtube]]<br />
* [http://www.gruenewaldverlag.de/theologie-guardiniwerke-c-8_12.html Erwerbbare Literatur im Grünewald Verlag]<br />
* [http://www.gruenewaldverlag.de/guardini_biographie.php Autoren-Biografie Guardinis im Grünewald Verlag]<br />
* Reihe Credo: Grundkurs [[Philosophie]] bei [[Radio Horeb]], Ref.: DDDr. [[Peter Egger]]: [https://www.horeb.org/xyz/podcast/credo/20191108cr.mp3 Teil 173]<br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Italien|Guardini, Romano]]<br />
[[Kategorie:Theologen Deutschland|Guardini, Romano]]<br />
[[Kategorie:Priester Deutschland|Guardini, Romano]]<br />
[[Kategorie:Liturgiewissenschaftler]]<br />
[[Kategorie:Liturgische Bewegung|Guardini, Romano]]<br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<references /></div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Tradition&diff=193672Tradition2023-04-12T16:46:21Z<p>Lambert: /* Zitate */ erg, nicht ganz treffende Leiste entf</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:KKK.jpg|thumb|right|Die Tradition schlägt sich in der [[Kirchengeschichte]] im [[Katechismus]] nieder]]'''<br />
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher und schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Sie ist ein Teil des [[Depositum fidei]]. <br />
<br />
Nicht alle [[Wahrheit]]en, die [[Gott]] geoffenbart hat, sind in der [[Heiligen Schrift]] aufgeschrieben. Manche wurden von den [[Apostel]]n nur gepredigt und sind dann von der [[Kirche]] als kostbares Erbe überliefert worden. Die meisten dieser Wahrheiten wurden schon bald nach der Zeit der Apostel von heiligen und gelehrten Männern aufgeschrieben ([[Kirchenväter]]).<ref>[[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands 1955#51. Die Kirche schöpft ihre Lehre aus der Heiligen Schrift und aus der mündlichen Überlieferung]].</ref><br />
<br />
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref> <br />
<br />
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]. <br />
<br />
==Die Bedeutung==<br />
Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des [[Wesen]]s. So sagt es [[Vinzenz von Lerins]] in seinem [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 29]]: Die Tradition ist wie ein [[Kind]]. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als [[Mensch]] geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der [[Begriff]] zwei [[Gegensätze]]: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der [[Kirche]] geschaut wird, sieht man, dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das [[Evangelium]] durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref> [[Analogie|So wie]] [[Christus]] von einem Kind zum Erwachsenen wurde und sich in seinem Wesen nicht veränderte, so soll auch die Erkenntnis seines Evangeliums wachsen ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief des Petrus Kapitel 3|2. Petr 3, 18]]), in seinem Wesen sich nicht verändern. Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).<br />
<br />
Ein Grundgesetz der Väter ist: „Keine Neuerungen schaffen, sondern am Überlieferten festhalten.“ ("Nihil inovetur nisi quod traditum est." - [[Heilige]]r [[Papst]] [[Stephan I.]] um 255)<ref>: aus [https://www.bonifatius.tv/home/weihbischof-dr-athanasius-schneider-antwort-auf-die-krise-der-kirche-unserer-zeit_6447 "Antwort auf die Krise der Kirche unserer Zeit"] Vortrag von Weihbischof [[Athanasius Schneider]] bei [[Bonifatius.tv]] (ab min.; 1:06:30)</ref> Wenn auch dieses Gesetz vor allem für das, was Gegenstand des Glaubens ist, unverbrüchliche Geltung haben muss, so soll es dennoch auch Norm sein in der Ordnung jener Dinge, die an sich eine Änderung zulassen, wiewohl auch in Bezug auf diese im allgemeinen die Regel gilt: „Nichts Neues, sondern neu.“ (Non nova sed noviter - [[Vinzenz von Lérin]])<ref>[[Benedikt XV.]]: [[Antrittsenzyklika]] [[Ad beatissimi apostolorum]] über die gegenwärtige menschliche Gesellschaft und die Kirche vom 1. November 1914, [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].</ref><br />
<br />
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der [[Augustinus von Hippo|heilige Augustinus]] sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref><br />
<br />
== Die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]] und [[Kirchenväter]] zur Tradition ==<br />
<br />
Vinzenz ist berühmt wegen seiner Erklärungen im ersten und zweiten Commonitorium, was wirklich [[Katholizität|katholisch]] ist. Die genaue [[Definition]] wird für gewöhnlich auf den „Kanon“ verkürzt, dass zu glauben sei: ''' „was überall, immer, von allen geglaubt worden ist'' (''quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est“ ''': [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#2. Die Heilige Schrift muss nach der Überlieferung der Katholischen Kirche erklärt werden|Commonitorium II, 3]]). Der ganze Absatz ([[Commonitorium]] II) lautet:<br />
:„ In eben jener katholischen Kirche selbst ist mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, '''was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde'''. Denn das ist wirklich und wahrhaft ''katholisch'', was, wie der Name und Grund der Sache erklären, alle insgesamt umfasst. [6] Aber diese Regel werden wir befolgen, wenn wir der Universalität, dem Alter, der Übereinstimmung folgen. Wir folgen aber demgemäß der Universalität, wenn wir bekennen, dass der eine Glaube wahr ist, den die gesamte Kirche in der ganzen Welt bekennt; dem Alter aber so, wenn wir in keiner Weise von den Meinungen abweichen, von denen feststeht, dass unsere heiligen Vorgänger und Väter sie vertreten haben; der Übereinstimmung, in gleicher Weise, wenn wir uns in jenem Altertum [gemeint ist die Zeit der Vorgänger und Väter] den Definitionen und Meinungen aller oder wenigstens fast aller Priester und Lehrer halten.“<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
<br />
Abgesehen von der Formulierung ist hier nichts zu finden, was nicht bereits bei [[Irenäus von Lyon]] und [[Tertullian]] erarbeitet wurde. Vinzenz’ eigenständige Leistung besteht hingegen in der Erarbeitung eines Fortschrittsprinzips:<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
:'' [28] Aber vielleicht sagt jemand: Wird es also in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion geben? Gewiss soll es einen geben, sogar einen recht großen. Denn wer wäre gegen die Menschen so neidisch und gegen Gott so feindselig, dass er das zu verhindern suchte? Allein es muss in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, dass etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, dass etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle. Wachsen also und kräftig zunehmen soll sowohl bei den einzelnen als bei allen, sowohl bei dem einen Menschen als in der ganzen Kirche, nach den Stufen des Alters und der Zeiten, die Einsicht, das wissen und die Weisheit, aber lediglich in der eigenen Art, nämlich '''in derselben Lehre, in demselben Sinne und in derselben Bedeutung''' (eodem sensu eademque sententia). [29] Die Religion der Seelen soll die Art der Leiber nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl ihre Teile entfalten und entwickeln, aber doch dieselben bleiben, die sie waren. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Blüte der Kindheit und der Reife des Alters; aber die Greise sind dieselben, die sie als Jünglinge waren, so dass wohl die Größe und das Aussehen eines und desselben Menchen sich ändert, nichtsdestoweniger aber die Natur und die Person dieselbe bleibt. Klein sind die Glieder der Säuglinge, groß die der Jünglinge, doch sind sie die nämlichen; so viele Gliedmaßen der Knabe hatte, so viele hat auch der Mann, und wenn es Glieder gibt, die erst im reiferen Alter hervorkommen, so waren sie doch schon keinartig vorhanden, so dass nachher beim Greise nichts Neues sich zeigt, was nicht vorher beim Knaben schon verborgen gewesen wäre. Daher ist ohne Zweifel die gesetzmäßige und richtige Norm des Fortschritts, die feststehende und schönste Ordnung des Wachstums diese, dass die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet, welche schon bei den Kleinen die Weisheit des Schöpfers grundgelegt hatte. Sollte die menschliche Gestalt sich später in ein fremdartiges Gebilde verwandeln oder doch etwas der Zahl der Glieder beigefügt oder davon weggenommen werden, so müsste der ganze Leib entweder zugrunde gehen oder verunstaltet oder wenigstens geschwächt werden. So muss auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, dass sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.'' ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 28+29]]).<br />
<br />
:[30]: "Denn es gehört sich, dass jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, dass sie verändert, unzulässig, dass sie entstellt, unzulässig, dass sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten." ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 30]]).<br />
<br />
Wie man erkennen mag, welche die apostolischen und bewährten Überlieferungen in der Kirche sind schreibt der [[Kirchenlehrer]] [[Augustinus von Hippo]] eine Regel vor, indem er spricht: <br />
:Wenn dasjenige was wir nicht aus der Schrift, sondern aus der Überlieferung beobachten, '''auf dem ganzen Erdkreise beobachtet wird''', so erhellet hieraus, dass es als etwas entweder von den Aposteln selbst, oder von allgemeinen Kirchenversammlungen (deren Ansehen in der Kirche sehr heilsam ist) Empfohlenes oder Eingesetztes gehalten werde. Der nämliche Augustin spricht ebenso wider die Donatisten, ja wider alle Ketzer, und ermahnt mit Nachdruck in diesen Worten: Was die ganze Kirche hält, und wenn es auch nicht von den Konzilien eingesetzt, aber immer beobachtet worden ist, davon glaubt man ganz recht, dass es nicht anders, als aus Autorität der Apostel eingesetzt worden sei. Mit ihm stimmt auch [[Leo der Große]] überein, da er sagt: Es ist nicht zu zweifeln, dass alles was in der Kirche immer als fromme Übung gepflogen worden ist, von der Überliefernng der Apostel und von der Lehre des Heiligen Geistes herkomme.<ref>[[Petrus Canisius: Catechismus maior#Von den Geboten der Kirche]].</ref><br />
<br />
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==<br />
<br />
Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher. <br />
<!-- Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnet. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. --><br />
<br />
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Was die Apostel gepredigt haben, das heißt: das Christus ihnen geoffenbart hat, kann nur durch diese Kirchen nachgewiesen werden, die von den Aposteln selbst gegründet wurden, durch mündliche Predigt und später durch Briefe."</ref> Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref><br />
<br />
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==<br />
<br />
=== [[Konzil von Trient]]: [[Sacrosancta oecumenica (1)]] 1546: ===<br />
:"Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches [[Jesus Christus]], unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine [[Apostel]] (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese [[Wahrheit]] und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des [[Heiligen Geist]]es, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des [[Altes Testament|Alten]] als des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], dieweil der eine [[Gott]] der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den [[Glauben]], als welche die [[Sitte]]n betreffen, weil sie entweder mündlich von [[Christus]], oder vom [[Heiligen Geist]]e angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] erhalten wurden."<ref>zitiert nach: [[II. Vatikanum]], Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.; [[DH]] 1501 </ref><br />
<br />
Aus der [[Definition]] des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die [[Wahrheit]]en des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> <br />
<br />
=== [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus]] 1854 ===<br />
[[Pius IX.]] bezieht sich in der Dogmatischen [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Ineffabilis Deus]] vom [[8. Dezember]] [[1854]] zur Erklärung des [[Dogma]]s der [[Unbefleckte Empfängnis|Unbefleckten Empfängnis]] auf das [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]] des heiligen [[Vinzenz von Lérins]] mit den Worten: <br />
:''Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerin der in ihr niedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, an denen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt. Mit aller Sorgfalt, getreu und weise behandelt sie das [[Depositum fidei|Überlieferungsgut]] der Vorzeit. Ihr Streben geht dahin, die Glaubenswahrheiten, die ehedem gelehrt wurden und im Glauben der Väter gleichsam noch im Keim niedergelegt waren, so auszusondern und zu beleuchten, dass jene Wahrheiten der himmlischen Lehre Klarheit, Licht und Bestimmtheit empfangen, zugleich aber auch ihre Fülle, Unversehrtheit und Eigentümlichkeit bewahren und nur in ihrem eigenen Bereich, d. h. '''in ein- und derselben Lehre, in ein- und demselben Sinn und in ein- und demselben Gehalt''' (eodem sensu eademque sententia), ein Wachstum aufzuweisen haben ([[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Nr. 19]]).<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Dei filius]] 1870, [[Dei filius (Wortlaut)#Unveränderlichkeit der Glaubenslehre|Nr. 29]]: ===<br />
"Denn die Glaubenslehre, die ja Gott geoffenbart hat, ist nicht nach Art eines philosophischen Lehrsystems dem menschlichen Geiste vorgelegt worden, um durch seine Forscherarbeit erst vervollkommnet zu werden. Sie ist vielmehr der Braut Christi anvertraut worden als göttliches Lehrgut, um von ihr treu behütet und unfehlbar erklärt zu werden. Daher muss an dem Sinn der Heilslehren, wie ihn die Kirche, unsre heilige Mutter, einmal dargelegt hat, immerdar festgehalten werden und man darf niemals, etwa unter dem Vorwand und aus dem Scheingrund einer tiefern Erkenntnis, von diesem Sinn abgehen. So wachse denn im Lauf der Zeiten und Jahrhunderte und blühe weit und mächtig auf, Einsicht, Wissenschaft und Weisheit, in den einzelnen und in der Gesamtheit, in jedem Menschen wie in der ganzen Kirche: in dem ihnen zustehenden Bereich. Der Sinn der Glaubenssätze aber und die Lehrverkündigung müssen die gleichen bleiben" ([[Vinzenz von Lerin]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Common. n 28]])."<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Pastor aeternus]] 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]]: ===<br />
"Die römischen Päpste aber haben [[Analogie des Glaubens|das als festzuhaltende Lehre erklärt, was sie unter göttlichem Beistand als mit der Heiligen Schrift und den apostolischen Überlieferungen im Einklang stehend erkannt hatten]]. Zu dem Zweck beriefen sie, je nachdem Zeitumstände und Weltlage es nahe legten, entweder allgemeine Konzilien, oder befragten die auf dem ganzen Erdkreis verbreitete Kirche über ihre Glaubensansicht; andere Male wieder geschah es auf kleinen Synoden, oder sie bedienten sich anderer Hilfsmittel, wie sie die göttliche [[Vorsehung]] ihnen gerade darbot. Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, dass sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen 'Geistes gewissenhaft zu ''hüten'' und ''getreu auszulegen''."<br />
<br />
=== [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] 1965, [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 7-10]]: ===<br />
<br />
:Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt - ''für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben'' und allen Geschlechtern weitergegeben werden. [...] Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge ''bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt'' werden. Wenn die Apostel das, was auch sie empfangen haben, überliefern, mahnen sie die Gläubigen, die Überlieferungen, die sie in mündlicher Rede oder durch einen Brief gelernt haben (vgl. 2 Thess 2,15), festzuhalten und für den Glauben zu kämpfen, der ihnen ein für allemal überliefert wurde (vgl. Jud 3).<ref> Vgl. [[II. Konzil von Nizäa]]: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 303 (602). IV. Konzil von Konstantinopel, Sess. X. can. 1: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 336 (650-652).</ref> Was von den Aposteln überliefert wurde, umfaßt alles, was dem [[Volk Gottes]] hilft, ein heiliges Leben zu führen und den Glauben zu mehren. So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt.<br />
<br />
:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.<br />
<br />
:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen [[Lehramt]] der [[Kirche]] anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.<br />
<br />
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] === <br />
<br />
Papst [[Paul VI.]] verweist in der [[Apostolische Konstitution]] [[Indulgentiarum doctrina]] [[1. Januar]] [[1967]] über die Neuordnung des [[Ablass]]wesens, als auch in dem klaren Abschnitt der [[Weihnachtsansprache]] [[Weihnachtsansprachen Papst Pauls VI.#UNVERÄNDERLICHKEIT DES GLAUBENSGUTES UND LEBENDIGE ENTWICKLUNG DER KIRCHE|1976]] an die [[Römische Kurie]]:<br />
:''Diese Lebenskraft der Kirche, von der wir täglich im Stillen beredte und überaus tröstliche Beweise erhalten, können wir mit dem organischen Leben vergleichen, wie es unser Universum durchpulst. Wie ein großer Baum, der seine Wurzeln tief in die ihn seit Jahrhunderten nährende Erde getrieben hat, so hat auch die Kirche ihre Wurzeln in die Vergangenheit hinabgesenkt, um bis zu Christus und den Aposteln vorzudringen. In diesem Sinn ist die Unveränderlichkeit des [[Glaubensgut]]es - es wäre unsinnig, das zu bestreiten - über jeden Zweifel erhaben, und die Kirche hütet dieses Gut, wenn sie Dogmen, Sittengesetz und auch die Liturgie nach dem lichtvollen Grundsatz "[[Lex orandi - lex credendi|Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens]]" darlegt. Das Leben der Kirche bleibt ein und dasselbe, gediegen und fest, denn da ist "ein Leib und ein Geist ... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist" (Eph 4, 4 ff.). Auf dieser Linie haben wir uns bisher gehalten, auf ihr stehen wir, und auf ihr werden wir weiter bleiben gemäß den Worten des heiligen Paulus: "Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält" (Eph 4, 3).<br />
<br />
:''Aber weil diese Unveränderlichkeit aus den Wurzeln selber aufsteigt, mit denen die Kirche ihren Lebenssaft aus der Vergangenheit saugt und die kraft der Mittlerschaft Christi bis ins Innerste Gottes selber hineinreichen, steht diese Unveränderlichkeit absolut nicht im Widerspruch zu dem Leben, das aus diesen Wurzeln aufsprudelt und aufblüht. Es gibt keinerlei Gegensatz zwischen Leben und Unveränderlichkeit; im Gegenteil: das Leben selbst sichert die wesenhafte Unveränderlichkeit eines lebenden Wesens. Die Unveränderlichkeit des Steines, der unbelebten Materie überhaupt, ist etwas ganz anderes als die Unveränderlichkeit, die die ständige Identität des lebenden Wesens mit sich durch alles physische und geistige Wachsen hindurch und im Austausch mit den gegebenen Lebensbedingungen gewährleistet. Eine Pflanze, ein organischer Leib bleiben in ihrem Wesen dieselben, auch wenn sie allmählich wachsen. Es ist dies der alte und stets treffende Vergleich des [[Vinzenz von Lérins]], der allen bekannt ist ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium Primum]]) 23; PL 50, 667 f.); diesen Gedanken hat schon Cyprian mit eindrucksvollen Bildern anschaulich gemacht: "Die Kirche des Herrn ... dehnt aus der Fülle ihrer Fruchtbarkeit ihre Zweige über die ganze Erde hin aus, und sie macht die schon breit dahinfließenden Ströme noch weiter: sie hat aber nur ein Haupt und einen Ursprung und ist eine einzige Mutter, überreich an Zeichen ihrer Fruchtbarkeit" (De unitate Ecclesiae) 5; PL 4, 518). Von den tiefreichenden Wurzeln her entfalten sich die Zweige ein und desselben Stammes, immer alt und immer neu: Genährt aus dem Lebenssaft der Vergangenheit, strecken sie sich der Zukunft entgegen, streben sie nach vorn, um die Scharen der Vögel des Himmels aufzunehmen, die dort Schatten und Ruhe suchen (vgl. Mk 4, 32). Entwicklung ist wesentlich für das Leben der Kirche.''<br />
<br />
'''Und an anderer Stelle:'''<br />
:"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte [[Glaubensgut]], und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen [[Lehramt]] der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der [[Heiligen Schrift]] zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief [[Cum te]] an [[Marcel Lefebvre]], Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom [[11. Oktober]] [[1976]].</ref><br />
<br />
:"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewusstsein haben und in uns die Haltung einer [[Treue]] ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibes Christi]] hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der [[Gewissen]]losigkeit des [[Revolution]]sgeistes, wie er für so viele Menschen [[Zeichen der Zeit|unserer Zeit bezeichnend]] ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem [[Lehramt]] mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: [[Ingo Dollinger]], [[Klarheit]] und [[Wahrheit]] S. 38-39: vom 14. Juli 1976; [http://www.kathtube.com/player.php?id=45859 Download].</ref><br />
<br />
=== Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] ===<br />
"Als Wächter der Tradition stellen die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom das sichtbare Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen dar. Unter der Führung des Heiligen Geistes leiten sie die ihnen anvertrauten Teilkirchen durch die Verkündigung des Evangeliums und durch die Feier der Eucharistie." (Motu proprio [[Traditionis custodes]], 16. Juli 2021)<br />
<br />
== Die Bischofsweihe ==<br />
Zu den Worten, die dem Weihekandidaten vor der [[Bischofsweihe]] bei seinen Versprechen gestellt werden, gehört die Frage: „Bist du bereit, das [[Evangelium]] [[Christi]] treu und unermüdlich zu verkünden?“ Und: „Bist du bereit, das '''von den Aposteln überlieferte [[Glaubensgut]], das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“'''<ref>[https://www.bistum-chur.ch/aktuelles/predigt-von-kardinal-kurt-koch-anlaesslich-der-bischofsweihe-vom-19-maerz-2021-in-chur/ Predigt von Kurt Kardinal Koch anlässlich der Bischofsweihe vom 19. März 2021 in Chur] aus der [[Homilie]] in der [[Eucharistiefeier]] mit der Weihe von Mons. [[Joseph Maria Bonnemain]] zum [[Bischof]] von Chur in der Kathedrale Chur am Hochfest des Heiligen Joseph, 19. März 2021</ref><br />
<br />
== Zitate ==<br />
* [[Paulus von Tarsus]]: ''Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten "Erkenntnis"! Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der erste Brief an Timotheus Kapitel 6|1 Tim 6, 20]]). ''Darum muss ich auch dies alles erdulden; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er die Macht hat, das mir |anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren. Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim [[Glaube]]n und bei der [[Liebe]], die uns in [[Jesus Christus|Christus Jesus]] geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des [[Heiligen Geist]]es, der [[Heiligmachende Gnade|in uns wohnt]]'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an Timotheus Kapitel 1|2 Tim 1, 12-14]]).<br />
<br />
* [[Romano Guardini]]: "Den Konservativisten bedeutet „hergebracht“ ohne weiteres soviel wie „gut“, und „neu“ soviel wie „unkirchlich“. Sobald einer etwas anderes tut, als immer getan worden, ist das für sie ein Zeichen revolutionären Geistes. Dabei bedenken sie aber oft nicht, wie die Sache in Wahrheit steht: etwa dass das, was da aufgegeben oder geändert wird, aus der religiös unfruchtbarsten Zeit des neunzehnten Jahrhunderts stammt und selbst viel älteres und wertvolleres Frömmigkeitsgut verdrängt hat; oder dass die betreffenden Texte und Andachtsformen durch den langen Gebrauch immer mehr an Gehalt und Kraft verloren haben und ganz konventionell geworden sind. Alter und Herkommen sind wichtige Dinge; sie dürfen aber nicht blind machen, wenn das Hergebrachte nun einmal minderwertig oder gar schlecht ist, sonst rufen sie die Frage des heiligen Bischofs Cyprian hervor, ob denn die Gewohnheit mehr Gewicht haben solle als die Wahrheit.“<br />
:''Romano Guardini: Ein Wort zur liturgischen Frage, Mainz 1940, S. 14.''<br />
<br />
=== Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung ===<br />
<br />
* [[Synodaler Weg]] der katholischen Kirche in Deutschland:<br />
:''Reformen sind ein integraler Bestandteil der Tradition: Der Gottesdienst wandelt sich; die Lehre entwickelt sich; die Caritas entfaltet sich. In ihrer Dynamik ist die Tradition der Prozess, die gegenwärtige Gestalt der Kirche und des Glaubens zu überprüfen, um sie immer neu als Gottes Gabe zu empfangen und zu gestalten. Die Tradition der Kirche ist offen für den Kontext neuer Entdeckungen, neuer Einsichten, neuer Erfahrungen, die den überlieferten Glauben herausfordern und nach neuen Antworten verlangen, die die geoffenbarte Wahrheit Gottes tiefer bezeugen, dem Wachstum der Kirche dienen, der Verkündigung des Evangeliums und der Weggemeinschaft mit allen Menschen, denen Gottes Gnade gilt. Die Philosophie und die Weisheit der Völker, die Wissenschaft und die Künste, das Leben der Menschen und die soziale Arbeit der Kirche waren und sind inspirierende Faktoren für die Weiterentwicklung und immer wieder neue Entfaltung der Tradition. Prophetische Stimmen finden sich nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Kirche. Die Lebensverhältnisse und -einstellungen der Menschen ändern sich im Laufe der Zeit; diese Veränderungen werden von der Tradition mitgeprägt und prägen sie mit.''<br />
<br />
:(''Orientierungstext: Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland'', Nr. 30; Beschluss des Synodalen Weges am 3. Februar 2022.)<br />
<br />
== Apostolische Überlieferung und kirchliche Überlieferungen ==<br />
Die Überlieferung kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom [[Heiligen Geist]] vernahmen. Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches [[Neues Testament]], und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung.<br><br />
Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit in den [[Ortskirche]]n entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des [[Lehramt]]es der [[Kirche]] beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift|Nr. 83]]).<br />
<br />
[[Papst]] [[Pius XII.]] sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die [[Liturgie]] der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im [[Liturgiesprache|Gebrauch der Volkssprache]], im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache [[Vous Nous avez]] vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der [[Liturgische Kleidung|liturgischen Gewänder]], Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Vinzenz von Lérins]]: ''[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]]'', Mit einer Studie zu Werk und Rezeption herausgegeben und kommentiert von [[Michael Fiedrowicz]], übersetzt von Claudia Barthold, [[Carthusianus Verlag]] Mühlheim/Mosel 2011 (1. Auflage, 368 Seiten, ISBN 978-3-941862-04-3).<br />
* [[Robert Bellarmin]]: ''Disputationen über die Streitpunkte des christlichen Glaubens. Band I: Über das geschriebene und ungeschriebene Wort Gottes'', [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2012 (Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-943506-02-0).<br />
* [[Heribert Schauf]]: ''Die Lehre der [[Kirche]] über [[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition in den [[Katechismen]]'', Hans Driewer Verlag Essen 1963 (224 Seiten).<br />
* Marc Stegherr: ''Die Renaissance der katholischen Tradition'', [[Patrimonium Verlag]] 2020 (604 Seiten, ISBN 978-3-86417-034-8 Broschur).<br />
* [[Johann Baptist Franzelin]] [[SJ]], ''Traktat über die göttliche Tradition'', erste deutsche Übersetzung, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2015 (304 Seiten, ISBN 978-3-941862-16-6).<br />
* Hrsg. von Willy Rordorf und André Schneider: ''Die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche'', ([[Lateinisch]]/[[deutsch]], bzw. [[griechisch]]/deutsch; [[Traditio Christiana]], Band 5; Sammlung von 148 Quellentexten, gegliedert in neutestamentliche, vornizäische und nachnizäische Texte), Peter Lang Verlag International Academic Publishers 1983 (208 Seiten, Leinen, ISBN 3261048581, ISBN-13 9783261048585).<br />
* [[Louis Billot]] SJ: ''Tradition und [[Modernismus]], Über die Unveränderbarkeit der Tradition gegen die moderne [[Häresie]] des [[Evolutionismus]]'', [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2014 (236 Seiten, ISBN 978-3-941862-19-7).<br />
* [[Eduard Kamenicky]] (Hg. von Matthias Silvert): ''Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1991 (40 Seiten; ISBN 3-87-442-032-9; [http://www.kath-info.de/tradition.html Online]).<br />
* [[Roberto de Mattei]]: ''Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi '', mit einem Vorwort von [[Martin Mosebach]], übersetzt von [[Wolfram Schrems]], [[Grignion Verlag]] 2017 (geb.,192 Seiten, ISBN 978-3932085673).<br />
* [[Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Mariologie]] (Hsgr.): ''[[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition'' [[Mariologische Studien]], Band I, Hans Driewer Verlag Essen 1962 (282 S.).<br />
<br />
* Martin Deutinger (Hsgr): ''Der Geist der christlichen Ueberlieferung. Ein Versuch die Werke der vorzüglichsten Schriftsteller der Kirche in ihrem innern Zusammenhange darzustellen und durch übersichtliche Auszüge zu veranschaulichen''. Bearbeitet von einem Vereine, Schmid Verlag Augsburg, Halbledereinbände:<br />
** Erster Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung in den ersten drei Jahrhunderten, von der apostolischen Zeit bis Origenes'', [https://books.google.de/books?id=B6RFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1850 (228+355)].<br />
** Zweiter Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung von Origenes bis Athanasius (incl.)., [https://books.google.de/books?id=EaRFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1851 (156+394 Seiten)].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Youtube|Wie kommt die Offenbarung Jesu bis zu uns?|bYkJgpGfDFk|Kanal=|Autor=[[Nina Sophie Heereman]]|Datum=6. Oktober 2014|size=8:15 Min.}}<br />
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]<br />
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de<br />
*[http://www.kath.net/news/40896 Die untrennbare Einheit von Heiliger Schrift und Tradition] [[Kath.net]] am 12. April 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Tradition&diff=193671Tradition2023-04-12T15:31:01Z<p>Lambert: /* Zitate */ erg Synodaler Weg</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:KKK.jpg|thumb|right|Die Tradition schlägt sich in der [[Kirchengeschichte]] im [[Katechismus]] nieder]]'''<br />
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher und schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Sie ist ein Teil des [[Depositum fidei]]. <br />
<br />
Nicht alle [[Wahrheit]]en, die [[Gott]] geoffenbart hat, sind in der [[Heiligen Schrift]] aufgeschrieben. Manche wurden von den [[Apostel]]n nur gepredigt und sind dann von der [[Kirche]] als kostbares Erbe überliefert worden. Die meisten dieser Wahrheiten wurden schon bald nach der Zeit der Apostel von heiligen und gelehrten Männern aufgeschrieben ([[Kirchenväter]]).<ref>[[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands 1955#51. Die Kirche schöpft ihre Lehre aus der Heiligen Schrift und aus der mündlichen Überlieferung]].</ref><br />
<br />
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref> <br />
<br />
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]. <br />
<br />
==Die Bedeutung==<br />
Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des [[Wesen]]s. So sagt es [[Vinzenz von Lerins]] in seinem [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 29]]: Die Tradition ist wie ein [[Kind]]. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als [[Mensch]] geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der [[Begriff]] zwei [[Gegensätze]]: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der [[Kirche]] geschaut wird, sieht man, dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das [[Evangelium]] durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref> [[Analogie|So wie]] [[Christus]] von einem Kind zum Erwachsenen wurde und sich in seinem Wesen nicht veränderte, so soll auch die Erkenntnis seines Evangeliums wachsen ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief des Petrus Kapitel 3|2. Petr 3, 18]]), in seinem Wesen sich nicht verändern. Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).<br />
<br />
Ein Grundgesetz der Väter ist: „Keine Neuerungen schaffen, sondern am Überlieferten festhalten.“ ("Nihil inovetur nisi quod traditum est." - [[Heilige]]r [[Papst]] [[Stephan I.]] um 255)<ref>: aus [https://www.bonifatius.tv/home/weihbischof-dr-athanasius-schneider-antwort-auf-die-krise-der-kirche-unserer-zeit_6447 "Antwort auf die Krise der Kirche unserer Zeit"] Vortrag von Weihbischof [[Athanasius Schneider]] bei [[Bonifatius.tv]] (ab min.; 1:06:30)</ref> Wenn auch dieses Gesetz vor allem für das, was Gegenstand des Glaubens ist, unverbrüchliche Geltung haben muss, so soll es dennoch auch Norm sein in der Ordnung jener Dinge, die an sich eine Änderung zulassen, wiewohl auch in Bezug auf diese im allgemeinen die Regel gilt: „Nichts Neues, sondern neu.“ (Non nova sed noviter - [[Vinzenz von Lérin]])<ref>[[Benedikt XV.]]: [[Antrittsenzyklika]] [[Ad beatissimi apostolorum]] über die gegenwärtige menschliche Gesellschaft und die Kirche vom 1. November 1914, [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].</ref><br />
<br />
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der [[Augustinus von Hippo|heilige Augustinus]] sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref><br />
<br />
== Die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]] und [[Kirchenväter]] zur Tradition ==<br />
<br />
Vinzenz ist berühmt wegen seiner Erklärungen im ersten und zweiten Commonitorium, was wirklich [[Katholizität|katholisch]] ist. Die genaue [[Definition]] wird für gewöhnlich auf den „Kanon“ verkürzt, dass zu glauben sei: ''' „was überall, immer, von allen geglaubt worden ist'' (''quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est“ ''': [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#2. Die Heilige Schrift muss nach der Überlieferung der Katholischen Kirche erklärt werden|Commonitorium II, 3]]). Der ganze Absatz ([[Commonitorium]] II) lautet:<br />
:„ In eben jener katholischen Kirche selbst ist mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, '''was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde'''. Denn das ist wirklich und wahrhaft ''katholisch'', was, wie der Name und Grund der Sache erklären, alle insgesamt umfasst. [6] Aber diese Regel werden wir befolgen, wenn wir der Universalität, dem Alter, der Übereinstimmung folgen. Wir folgen aber demgemäß der Universalität, wenn wir bekennen, dass der eine Glaube wahr ist, den die gesamte Kirche in der ganzen Welt bekennt; dem Alter aber so, wenn wir in keiner Weise von den Meinungen abweichen, von denen feststeht, dass unsere heiligen Vorgänger und Väter sie vertreten haben; der Übereinstimmung, in gleicher Weise, wenn wir uns in jenem Altertum [gemeint ist die Zeit der Vorgänger und Väter] den Definitionen und Meinungen aller oder wenigstens fast aller Priester und Lehrer halten.“<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
<br />
Abgesehen von der Formulierung ist hier nichts zu finden, was nicht bereits bei [[Irenäus von Lyon]] und [[Tertullian]] erarbeitet wurde. Vinzenz’ eigenständige Leistung besteht hingegen in der Erarbeitung eines Fortschrittsprinzips:<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
:'' [28] Aber vielleicht sagt jemand: Wird es also in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion geben? Gewiss soll es einen geben, sogar einen recht großen. Denn wer wäre gegen die Menschen so neidisch und gegen Gott so feindselig, dass er das zu verhindern suchte? Allein es muss in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, dass etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, dass etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle. Wachsen also und kräftig zunehmen soll sowohl bei den einzelnen als bei allen, sowohl bei dem einen Menschen als in der ganzen Kirche, nach den Stufen des Alters und der Zeiten, die Einsicht, das wissen und die Weisheit, aber lediglich in der eigenen Art, nämlich '''in derselben Lehre, in demselben Sinne und in derselben Bedeutung''' (eodem sensu eademque sententia). [29] Die Religion der Seelen soll die Art der Leiber nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl ihre Teile entfalten und entwickeln, aber doch dieselben bleiben, die sie waren. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Blüte der Kindheit und der Reife des Alters; aber die Greise sind dieselben, die sie als Jünglinge waren, so dass wohl die Größe und das Aussehen eines und desselben Menchen sich ändert, nichtsdestoweniger aber die Natur und die Person dieselbe bleibt. Klein sind die Glieder der Säuglinge, groß die der Jünglinge, doch sind sie die nämlichen; so viele Gliedmaßen der Knabe hatte, so viele hat auch der Mann, und wenn es Glieder gibt, die erst im reiferen Alter hervorkommen, so waren sie doch schon keinartig vorhanden, so dass nachher beim Greise nichts Neues sich zeigt, was nicht vorher beim Knaben schon verborgen gewesen wäre. Daher ist ohne Zweifel die gesetzmäßige und richtige Norm des Fortschritts, die feststehende und schönste Ordnung des Wachstums diese, dass die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet, welche schon bei den Kleinen die Weisheit des Schöpfers grundgelegt hatte. Sollte die menschliche Gestalt sich später in ein fremdartiges Gebilde verwandeln oder doch etwas der Zahl der Glieder beigefügt oder davon weggenommen werden, so müsste der ganze Leib entweder zugrunde gehen oder verunstaltet oder wenigstens geschwächt werden. So muss auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, dass sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.'' ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 28+29]]).<br />
<br />
:[30]: "Denn es gehört sich, dass jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, dass sie verändert, unzulässig, dass sie entstellt, unzulässig, dass sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten." ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 30]]).<br />
<br />
Wie man erkennen mag, welche die apostolischen und bewährten Überlieferungen in der Kirche sind schreibt der [[Kirchenlehrer]] [[Augustinus von Hippo]] eine Regel vor, indem er spricht: <br />
:Wenn dasjenige was wir nicht aus der Schrift, sondern aus der Überlieferung beobachten, '''auf dem ganzen Erdkreise beobachtet wird''', so erhellet hieraus, dass es als etwas entweder von den Aposteln selbst, oder von allgemeinen Kirchenversammlungen (deren Ansehen in der Kirche sehr heilsam ist) Empfohlenes oder Eingesetztes gehalten werde. Der nämliche Augustin spricht ebenso wider die Donatisten, ja wider alle Ketzer, und ermahnt mit Nachdruck in diesen Worten: Was die ganze Kirche hält, und wenn es auch nicht von den Konzilien eingesetzt, aber immer beobachtet worden ist, davon glaubt man ganz recht, dass es nicht anders, als aus Autorität der Apostel eingesetzt worden sei. Mit ihm stimmt auch [[Leo der Große]] überein, da er sagt: Es ist nicht zu zweifeln, dass alles was in der Kirche immer als fromme Übung gepflogen worden ist, von der Überliefernng der Apostel und von der Lehre des Heiligen Geistes herkomme.<ref>[[Petrus Canisius: Catechismus maior#Von den Geboten der Kirche]].</ref><br />
<br />
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==<br />
<br />
Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher. <br />
<!-- Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnet. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. --><br />
<br />
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Was die Apostel gepredigt haben, das heißt: das Christus ihnen geoffenbart hat, kann nur durch diese Kirchen nachgewiesen werden, die von den Aposteln selbst gegründet wurden, durch mündliche Predigt und später durch Briefe."</ref> Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref><br />
<br />
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==<br />
<br />
=== [[Konzil von Trient]]: [[Sacrosancta oecumenica (1)]] 1546: ===<br />
:"Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches [[Jesus Christus]], unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine [[Apostel]] (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese [[Wahrheit]] und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des [[Heiligen Geist]]es, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des [[Altes Testament|Alten]] als des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], dieweil der eine [[Gott]] der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den [[Glauben]], als welche die [[Sitte]]n betreffen, weil sie entweder mündlich von [[Christus]], oder vom [[Heiligen Geist]]e angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] erhalten wurden."<ref>zitiert nach: [[II. Vatikanum]], Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.; [[DH]] 1501 </ref><br />
<br />
Aus der [[Definition]] des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die [[Wahrheit]]en des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> <br />
<br />
=== [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus]] 1854 ===<br />
[[Pius IX.]] bezieht sich in der Dogmatischen [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Ineffabilis Deus]] vom [[8. Dezember]] [[1854]] zur Erklärung des [[Dogma]]s der [[Unbefleckte Empfängnis|Unbefleckten Empfängnis]] auf das [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]] des heiligen [[Vinzenz von Lérins]] mit den Worten: <br />
:''Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerin der in ihr niedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, an denen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt. Mit aller Sorgfalt, getreu und weise behandelt sie das [[Depositum fidei|Überlieferungsgut]] der Vorzeit. Ihr Streben geht dahin, die Glaubenswahrheiten, die ehedem gelehrt wurden und im Glauben der Väter gleichsam noch im Keim niedergelegt waren, so auszusondern und zu beleuchten, dass jene Wahrheiten der himmlischen Lehre Klarheit, Licht und Bestimmtheit empfangen, zugleich aber auch ihre Fülle, Unversehrtheit und Eigentümlichkeit bewahren und nur in ihrem eigenen Bereich, d. h. '''in ein- und derselben Lehre, in ein- und demselben Sinn und in ein- und demselben Gehalt''' (eodem sensu eademque sententia), ein Wachstum aufzuweisen haben ([[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Nr. 19]]).<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Dei filius]] 1870, [[Dei filius (Wortlaut)#Unveränderlichkeit der Glaubenslehre|Nr. 29]]: ===<br />
"Denn die Glaubenslehre, die ja Gott geoffenbart hat, ist nicht nach Art eines philosophischen Lehrsystems dem menschlichen Geiste vorgelegt worden, um durch seine Forscherarbeit erst vervollkommnet zu werden. Sie ist vielmehr der Braut Christi anvertraut worden als göttliches Lehrgut, um von ihr treu behütet und unfehlbar erklärt zu werden. Daher muss an dem Sinn der Heilslehren, wie ihn die Kirche, unsre heilige Mutter, einmal dargelegt hat, immerdar festgehalten werden und man darf niemals, etwa unter dem Vorwand und aus dem Scheingrund einer tiefern Erkenntnis, von diesem Sinn abgehen. So wachse denn im Lauf der Zeiten und Jahrhunderte und blühe weit und mächtig auf, Einsicht, Wissenschaft und Weisheit, in den einzelnen und in der Gesamtheit, in jedem Menschen wie in der ganzen Kirche: in dem ihnen zustehenden Bereich. Der Sinn der Glaubenssätze aber und die Lehrverkündigung müssen die gleichen bleiben" ([[Vinzenz von Lerin]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Common. n 28]])."<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Pastor aeternus]] 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]]: ===<br />
"Die römischen Päpste aber haben [[Analogie des Glaubens|das als festzuhaltende Lehre erklärt, was sie unter göttlichem Beistand als mit der Heiligen Schrift und den apostolischen Überlieferungen im Einklang stehend erkannt hatten]]. Zu dem Zweck beriefen sie, je nachdem Zeitumstände und Weltlage es nahe legten, entweder allgemeine Konzilien, oder befragten die auf dem ganzen Erdkreis verbreitete Kirche über ihre Glaubensansicht; andere Male wieder geschah es auf kleinen Synoden, oder sie bedienten sich anderer Hilfsmittel, wie sie die göttliche [[Vorsehung]] ihnen gerade darbot. Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, dass sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen 'Geistes gewissenhaft zu ''hüten'' und ''getreu auszulegen''."<br />
<br />
=== [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] 1965, [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 7-10]]: ===<br />
<br />
:Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt - ''für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben'' und allen Geschlechtern weitergegeben werden. [...] Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge ''bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt'' werden. Wenn die Apostel das, was auch sie empfangen haben, überliefern, mahnen sie die Gläubigen, die Überlieferungen, die sie in mündlicher Rede oder durch einen Brief gelernt haben (vgl. 2 Thess 2,15), festzuhalten und für den Glauben zu kämpfen, der ihnen ein für allemal überliefert wurde (vgl. Jud 3).<ref> Vgl. [[II. Konzil von Nizäa]]: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 303 (602). IV. Konzil von Konstantinopel, Sess. X. can. 1: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 336 (650-652).</ref> Was von den Aposteln überliefert wurde, umfaßt alles, was dem [[Volk Gottes]] hilft, ein heiliges Leben zu führen und den Glauben zu mehren. So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt.<br />
<br />
:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.<br />
<br />
:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen [[Lehramt]] der [[Kirche]] anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.<br />
<br />
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] === <br />
<br />
Papst [[Paul VI.]] verweist in der [[Apostolische Konstitution]] [[Indulgentiarum doctrina]] [[1. Januar]] [[1967]] über die Neuordnung des [[Ablass]]wesens, als auch in dem klaren Abschnitt der [[Weihnachtsansprache]] [[Weihnachtsansprachen Papst Pauls VI.#UNVERÄNDERLICHKEIT DES GLAUBENSGUTES UND LEBENDIGE ENTWICKLUNG DER KIRCHE|1976]] an die [[Römische Kurie]]:<br />
:''Diese Lebenskraft der Kirche, von der wir täglich im Stillen beredte und überaus tröstliche Beweise erhalten, können wir mit dem organischen Leben vergleichen, wie es unser Universum durchpulst. Wie ein großer Baum, der seine Wurzeln tief in die ihn seit Jahrhunderten nährende Erde getrieben hat, so hat auch die Kirche ihre Wurzeln in die Vergangenheit hinabgesenkt, um bis zu Christus und den Aposteln vorzudringen. In diesem Sinn ist die Unveränderlichkeit des [[Glaubensgut]]es - es wäre unsinnig, das zu bestreiten - über jeden Zweifel erhaben, und die Kirche hütet dieses Gut, wenn sie Dogmen, Sittengesetz und auch die Liturgie nach dem lichtvollen Grundsatz "[[Lex orandi - lex credendi|Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens]]" darlegt. Das Leben der Kirche bleibt ein und dasselbe, gediegen und fest, denn da ist "ein Leib und ein Geist ... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist" (Eph 4, 4 ff.). Auf dieser Linie haben wir uns bisher gehalten, auf ihr stehen wir, und auf ihr werden wir weiter bleiben gemäß den Worten des heiligen Paulus: "Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält" (Eph 4, 3).<br />
<br />
:''Aber weil diese Unveränderlichkeit aus den Wurzeln selber aufsteigt, mit denen die Kirche ihren Lebenssaft aus der Vergangenheit saugt und die kraft der Mittlerschaft Christi bis ins Innerste Gottes selber hineinreichen, steht diese Unveränderlichkeit absolut nicht im Widerspruch zu dem Leben, das aus diesen Wurzeln aufsprudelt und aufblüht. Es gibt keinerlei Gegensatz zwischen Leben und Unveränderlichkeit; im Gegenteil: das Leben selbst sichert die wesenhafte Unveränderlichkeit eines lebenden Wesens. Die Unveränderlichkeit des Steines, der unbelebten Materie überhaupt, ist etwas ganz anderes als die Unveränderlichkeit, die die ständige Identität des lebenden Wesens mit sich durch alles physische und geistige Wachsen hindurch und im Austausch mit den gegebenen Lebensbedingungen gewährleistet. Eine Pflanze, ein organischer Leib bleiben in ihrem Wesen dieselben, auch wenn sie allmählich wachsen. Es ist dies der alte und stets treffende Vergleich des [[Vinzenz von Lérins]], der allen bekannt ist ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium Primum]]) 23; PL 50, 667 f.); diesen Gedanken hat schon Cyprian mit eindrucksvollen Bildern anschaulich gemacht: "Die Kirche des Herrn ... dehnt aus der Fülle ihrer Fruchtbarkeit ihre Zweige über die ganze Erde hin aus, und sie macht die schon breit dahinfließenden Ströme noch weiter: sie hat aber nur ein Haupt und einen Ursprung und ist eine einzige Mutter, überreich an Zeichen ihrer Fruchtbarkeit" (De unitate Ecclesiae) 5; PL 4, 518). Von den tiefreichenden Wurzeln her entfalten sich die Zweige ein und desselben Stammes, immer alt und immer neu: Genährt aus dem Lebenssaft der Vergangenheit, strecken sie sich der Zukunft entgegen, streben sie nach vorn, um die Scharen der Vögel des Himmels aufzunehmen, die dort Schatten und Ruhe suchen (vgl. Mk 4, 32). Entwicklung ist wesentlich für das Leben der Kirche.''<br />
<br />
'''Und an anderer Stelle:'''<br />
:"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte [[Glaubensgut]], und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen [[Lehramt]] der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der [[Heiligen Schrift]] zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief [[Cum te]] an [[Marcel Lefebvre]], Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom [[11. Oktober]] [[1976]].</ref><br />
<br />
:"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewusstsein haben und in uns die Haltung einer [[Treue]] ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibes Christi]] hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der [[Gewissen]]losigkeit des [[Revolution]]sgeistes, wie er für so viele Menschen [[Zeichen der Zeit|unserer Zeit bezeichnend]] ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem [[Lehramt]] mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: [[Ingo Dollinger]], [[Klarheit]] und [[Wahrheit]] S. 38-39: vom 14. Juli 1976; [http://www.kathtube.com/player.php?id=45859 Download].</ref><br />
<br />
=== Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] ===<br />
"Als Wächter der Tradition stellen die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom das sichtbare Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen dar. Unter der Führung des Heiligen Geistes leiten sie die ihnen anvertrauten Teilkirchen durch die Verkündigung des Evangeliums und durch die Feier der Eucharistie." (Motu proprio [[Traditionis custodes]], 16. Juli 2021)<br />
<br />
== Die Bischofsweihe ==<br />
Zu den Worten, die dem Weihekandidaten vor der [[Bischofsweihe]] bei seinen Versprechen gestellt werden, gehört die Frage: „Bist du bereit, das [[Evangelium]] [[Christi]] treu und unermüdlich zu verkünden?“ Und: „Bist du bereit, das '''von den Aposteln überlieferte [[Glaubensgut]], das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“'''<ref>[https://www.bistum-chur.ch/aktuelles/predigt-von-kardinal-kurt-koch-anlaesslich-der-bischofsweihe-vom-19-maerz-2021-in-chur/ Predigt von Kurt Kardinal Koch anlässlich der Bischofsweihe vom 19. März 2021 in Chur] aus der [[Homilie]] in der [[Eucharistiefeier]] mit der Weihe von Mons. [[Joseph Maria Bonnemain]] zum [[Bischof]] von Chur in der Kathedrale Chur am Hochfest des Heiligen Joseph, 19. März 2021</ref><br />
<br />
== Zitate ==<br />
* [[Paulus von Tarsus]]: ''Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten "Erkenntnis"! Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der erste Brief an Timotheus Kapitel 6|1 Tim 6, 20]]). ''Darum muss ich auch dies alles erdulden; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er die Macht hat, das mir |anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren. Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim [[Glaube]]n und bei der [[Liebe]], die uns in [[Jesus Christus|Christus Jesus]] geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des [[Heiligen Geist]]es, der [[Heiligmachende Gnade|in uns wohnt]]'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an Timotheus Kapitel 1|2 Tim 1, 12-14]]).<br />
<br />
=== Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung ===<br />
<br />
* [[Synodaler Weg]] der katholischen Kirche in Deutschland:<br />
:''Reformen sind ein integraler Bestandteil der Tradition: Der Gottesdienst wandelt sich; die Lehre entwickelt sich; die Caritas entfaltet sich. In ihrer Dynamik ist die Tradition der Prozess, die gegenwärtige Gestalt der Kirche und des Glaubens zu überprüfen, um sie immer neu als Gottes Gabe zu empfangen und zu gestalten. Die Tradition der Kirche ist offen für den Kontext neuer Entdeckungen, neuer Einsichten, neuer Erfahrungen, die den überlieferten Glauben herausfordern und nach neuen Antworten verlangen, die die geoffenbarte Wahrheit Gottes tiefer bezeugen, dem Wachstum der Kirche dienen, der Verkündigung des Evangeliums und der Weggemeinschaft mit allen Menschen, denen Gottes Gnade gilt. Die Philosophie und die Weisheit der Völker, die Wissenschaft und die Künste, das Leben der Menschen und die soziale Arbeit der Kirche waren und sind inspirierende Faktoren für die Weiterentwicklung und immer wieder neue Entfaltung der Tradition. Prophetische Stimmen finden sich nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Kirche. Die Lebensverhältnisse und -einstellungen der Menschen ändern sich im Laufe der Zeit; diese Veränderungen werden von der Tradition mitgeprägt und prägen sie mit.''<br />
<br />
:(''Orientierungstext: Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland'', Nr. 30; Beschluss des Synodalen Weges am 3. Februar 2022.) <br />
<br />
{{Vorlage:Leiste revelatio}}<br />
<br />
== Apostolische Überlieferung und kirchliche Überlieferungen ==<br />
Die Überlieferung kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom [[Heiligen Geist]] vernahmen. Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches [[Neues Testament]], und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung.<br><br />
Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit in den [[Ortskirche]]n entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des [[Lehramt]]es der [[Kirche]] beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift|Nr. 83]]).<br />
<br />
[[Papst]] [[Pius XII.]] sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die [[Liturgie]] der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im [[Liturgiesprache|Gebrauch der Volkssprache]], im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache [[Vous Nous avez]] vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der [[Liturgische Kleidung|liturgischen Gewänder]], Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Vinzenz von Lérins]]: ''[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]]'', Mit einer Studie zu Werk und Rezeption herausgegeben und kommentiert von [[Michael Fiedrowicz]], übersetzt von Claudia Barthold, [[Carthusianus Verlag]] Mühlheim/Mosel 2011 (1. Auflage, 368 Seiten, ISBN 978-3-941862-04-3).<br />
* [[Robert Bellarmin]]: ''Disputationen über die Streitpunkte des christlichen Glaubens. Band I: Über das geschriebene und ungeschriebene Wort Gottes'', [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2012 (Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-943506-02-0).<br />
* [[Heribert Schauf]]: ''Die Lehre der [[Kirche]] über [[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition in den [[Katechismen]]'', Hans Driewer Verlag Essen 1963 (224 Seiten).<br />
* Marc Stegherr: ''Die Renaissance der katholischen Tradition'', [[Patrimonium Verlag]] 2020 (604 Seiten, ISBN 978-3-86417-034-8 Broschur).<br />
* [[Johann Baptist Franzelin]] [[SJ]], ''Traktat über die göttliche Tradition'', erste deutsche Übersetzung, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2015 (304 Seiten, ISBN 978-3-941862-16-6).<br />
* Hrsg. von Willy Rordorf und André Schneider: ''Die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche'', ([[Lateinisch]]/[[deutsch]], bzw. [[griechisch]]/deutsch; [[Traditio Christiana]], Band 5; Sammlung von 148 Quellentexten, gegliedert in neutestamentliche, vornizäische und nachnizäische Texte), Peter Lang Verlag International Academic Publishers 1983 (208 Seiten, Leinen, ISBN 3261048581, ISBN-13 9783261048585).<br />
* [[Louis Billot]] SJ: ''Tradition und [[Modernismus]], Über die Unveränderbarkeit der Tradition gegen die moderne [[Häresie]] des [[Evolutionismus]]'', [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2014 (236 Seiten, ISBN 978-3-941862-19-7).<br />
* [[Eduard Kamenicky]] (Hg. von Matthias Silvert): ''Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1991 (40 Seiten; ISBN 3-87-442-032-9; [http://www.kath-info.de/tradition.html Online]).<br />
* [[Roberto de Mattei]]: ''Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi '', mit einem Vorwort von [[Martin Mosebach]], übersetzt von [[Wolfram Schrems]], [[Grignion Verlag]] 2017 (geb.,192 Seiten, ISBN 978-3932085673).<br />
* [[Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Mariologie]] (Hsgr.): ''[[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition'' [[Mariologische Studien]], Band I, Hans Driewer Verlag Essen 1962 (282 S.).<br />
<br />
* Martin Deutinger (Hsgr): ''Der Geist der christlichen Ueberlieferung. Ein Versuch die Werke der vorzüglichsten Schriftsteller der Kirche in ihrem innern Zusammenhange darzustellen und durch übersichtliche Auszüge zu veranschaulichen''. Bearbeitet von einem Vereine, Schmid Verlag Augsburg, Halbledereinbände:<br />
** Erster Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung in den ersten drei Jahrhunderten, von der apostolischen Zeit bis Origenes'', [https://books.google.de/books?id=B6RFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1850 (228+355)].<br />
** Zweiter Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung von Origenes bis Athanasius (incl.)., [https://books.google.de/books?id=EaRFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1851 (156+394 Seiten)].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Youtube|Wie kommt die Offenbarung Jesu bis zu uns?|bYkJgpGfDFk|Kanal=|Autor=[[Nina Sophie Heereman]]|Datum=6. Oktober 2014|size=8:15 Min.}}<br />
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]<br />
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de<br />
*[http://www.kath.net/news/40896 Die untrennbare Einheit von Heiliger Schrift und Tradition] [[Kath.net]] am 12. April 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Glaube&diff=193670Glaube2023-04-12T13:51:15Z<p>Lambert: ZS</p>
<hr />
<div>{{Vorlage:Leiste Die göttlichen Tugenden}} <br />
''' [[Datei:Fides-Glaube.jpg|thumb|right|Fides-Glaube]] '''<br />
<br />
''' Glaube''' ist eine von [[Gott]] bei der [[Rechtfertigung|rechtfertigenden]] [[Taufe]] der Seele eingegossene, [[übernatürlich]]e [[Tugend]], durch die der [[Mensch]] mit Hilfe der [[Gnade]] Gottes, das von ihm [[Depositum fidei|Offenbarte]] fürwahrhält. Dazu gehört: ''' glauben''' (Glaubensakt), das eine Tätigkeit des [[Verstand]]es bzw. freie Willenszustimmung und Annahme ist. Der Glaubensakt macht die von [[Christus]] erworbene [[Sühne]] am konkreten Gläubigen wirksam (vgl. [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der Brief an die Römer Kapitel 3|Röm 3, 23-25b]]).<br />
<br />
Der Glaube gehört zu den drei [[Göttliche Tugenden|göttlichen Tugenden]], welche der [[Paulus von Tarsus|heilige Paulus]] formulierte (vgl. {{B|1 Kor|13|13ff}}). Er ist die unverzichtbare Basis für [[Hoffnung]] und [[Liebe]]. Der Glaube an [[Jesus Christus]] entsteht in den Seelen, wie Jesus Christus selbst in der [[Welt]] gezeugt wurde. Er ist empfangen vom [[Heiligen Geist]] und geboren aus [[Jungfrau Maria|Maria der Jungfrau]]. Ebenso wird das wahre Licht, der lebendige Glaube, welcher im Besitz des Wortes besteht, nur durch die Tätigkeit des Heiligen Geistes in einem reinen Herzen empfangen (vgl. Mt 5, 8). Verbrechen, [[Laster]], überhaupt alle Verkehrtheiten. sind mächtige Hilfstruppen des Unglaubens und ebenso viele Hindernisse für die [[Religion]].<ref> [[Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#I. Die Erbsünde und die Wiedergeburt]] (S. 136+137).</ref><br />
<br />
Im übertragenen Sinne, wird auch die Gesamtheit der von [[Christus]] geoffenbarten und der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]] anvertrauten [[Wahrheit]]en (Glaubenswahrheiten), wie sie in der [[Bibel|Heiligen Schrift]] und der [[Tradition|mündlichen Überlieferung]] enthalten sind, also dem [[Depositum fidei]] (Glaubensgut) einfach Glaube genannt. <br />
<br />
Der Glaubensakt an Gottes Wort, bewirkt in der [[Versuchung|Prüfung]] den [[Verdienst]], den Gott als Gerechtigkeit anrechnet (vgl. [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der Brief an die Römer Kapitel 4|Röm 4, 5.21]]), denn ohne Selbstbeteiligung, erlangt kein vernunftbegabtes [[Geschöpf]] das [[Ewige Leben]] im [[Himmel]] ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der Brief an die Römer Kapitel 1|Röm 1, 16f]]), wo er ein [[Anschauung Gottes|schauender]] ist (vgl. [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an die Korinther Kapitel 5|2 Kor 5, 7]]). Auch dann nicht, wenn der Glaube in ihm, die ihm entsprechenden Werke nicht hervorbringt (vgl. [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der Brief des Jakobus Kapitel 2|Jak 2, 17-26]]). Der Mensch muss immer wieder prüfen, ob er sich nach Gottes Willen anhand des "Buches der [[Schöpfung]]" und dem [[Glaubensgut]] ausrichtet, um wirklich Gott zu glauben. Denn dieser Glaube ist wahrer, als der, der uns teilweise geprägt hat. Der Glaubensakt in der [[Taufe]], ist der Ehekonsens der geschöpflichen Braut mit dem [[Bräutigam und Braut|göttlichen Bräutigam]], der uns zu [[Gotteskindschaft|Söhnen Gottes]] macht ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Brief an die Galater Kapitel 3|Gal 3, 26]]).<br />
<br />
==Die Tugend des Glaubens im [[KKK]]==<br />
1814: Der Glaube ist jene [[Göttliche Tugenden|göttliche Tugend]], durch die wir an Gott und an all das glauben, was er uns gesagt und geoffenbart hat und was die heilige [[Kirche]] uns zu glauben vorlegt.<ref>Darum heißt es im [[Credo]]: [[Ich glaube an die heilige katholische Kirche]] - [[KKK]] Nr. 748-975</ref> Denn Gott ist die Wahrheit selbst. Im Glauben ''überantwortet sich der Mensch Gott als ganzer in Freiheit'' (DV 5). Darum ist der gläubige Mensch bestrebt, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun. ''Der aus Glauben Gerechte wird leben'' (Röm 1, 17). Der lebendige Glaube ist ''in der Liebe wirksam'' (Gal 5,6).<br />
<br />
1815: Das Geschenk des Glaubens bleibt in dem, der nicht gegen ihn sündigt [Vgl. K. v. Trient: DS 1545]. Aber ''der Glaube [ist] tot ohne Werke'' (Jak 2,26). Der Glaube ohne Hoffnung und Liebe vereint den Gläubigen nicht voll mit Christus und macht ihn nicht zu einem lebendigen Glied seines Leibes.<br />
<br />
1816: Der Jünger Christi muß den Glauben bewahren und aus ihm leben, ihn bekennen, mutig bezeugen und weitergeben: Alle müssen ''bereit sein, Christus vor den Menschen zu bekennen und ihm in den Verfolgungen, die der Kirche nie fehlen, auf dem Weg des Kreuzes zu folgen'' (LG 42 [Vgl. DH 14]. Der Dienst und das Zeugnis für den Glauben sind heilsnotwendig: ''Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen'' (Mt 10, 32-33).<br />
<br />
== Zuvorkommende und helfende Gnade Gottes ==<br />
Der Glaube ist ein Geschenk Gottes, das den Menschen zur [[Bekehrung]] auffordert. "Damit dieser Glaube geleistet werden kann, bedarf es der zuvorkommenden und der helfenden Gnade Gottes sowie innerer Hilfen des Hl. Geistes, der das Herz bewegt und zu Gott wendet, die Augen des Geistes öffnet und jedem die Freude schenkt, der Wahrheit zuzustimmen und ihr zu glauben" [[DV]], n. 5).<ref>[[Allgemeines Direktorium für die Katechese 1971#12. JESUS CHRISTUS, MITTLER UND FÜLLE DER GANZEN OFFENBARUNG]].</ref><ref>[[Actiones nostras]]: ''Herr, unser Gott, komm unserem Beten und Arbeiten mit deiner Gnade zuvor und begleite es, damit alles, was wir beginnen, bei dir seinen Anfang nehme und durch dich vollendet werde. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen'' ([[Enchiridion indulgentiarum 1999#26 Bittgebete und Dankgebete|vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999]]).</ref><br />
<br />
==Glaube und glauben ==<br />
<br />
Der Glaube kann auf zwei Weisen betrachtet werden: entweder als völlige Hingabe des Menschen an den sich offenbarenden Gott, die unter dem Einfluss der Gnade vollzogen wird (fides qua = Akt, durch den man glaubt), oder als Inhalt der Offenbarung und der christlichen Botschaft (fides quae). Diese Betrachtungsweisen können ihrer Natur nach nicht voneinander getrennt werden, und die normale Reifung des Glaubens setzt deren eng verbundenen Fortschritt voraus.<ref>[[Allgemeines Direktorium für die Katechese 1971#36. BEDEUTUNG UND ZIEL DIESES TEILES]].</ref><br />
<br />
Das [[I. Vatikanum|I. Vatikanische Konzil]] schreibt in der Dogmatischen [[Konstitution]] [[Dei filius]]: „Dieser Glaube aber, der der Anfang des menschlichen Heils ist, ist nach dem Bekenntnis der katholischen Kirche eine übernatürliche [[Tugend]], durch die wir mit Unterstützung und Hilfe der [[Gnade]] Gottes glauben (fürwahrhalten), dass das von ihm [[Depositum fidei|Offenbarte]] wahr ist, nicht etwa wegen der vom natürlichen Licht der Vernunft [[Einsicht|durchschauten]] inneren Wahrheit der Dinge (d.h. philosophisch erkannt), sondern wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch andere täuschen kann.“<br />
<br />
Der Glaube ist für alle, die zum Gebrauch der Vernunft gekommen sind, zum ewigen Heil notwendig. Die [[Tugend]] des Glaubens, geht durch schwere [[Schuld]] gegen den Glauben verloren.<br />
<br />
Wenn [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] immer wieder hinweist, dass der Glaube vernünftig sei, meint er damit, dass die Annahme des [[Depositum fidei|Glaubensgutes]], zum irdischen wie zum überirdischen Glück des [[Mensch]]en und seines Zusammenlebens mit Anderen, einsichtig sei. Darum sollte der natürliche Akt des [[Wille]]ns zur Annahme der [[Existenz]] eines Gottes und des Glaubengutes erfolgen. Damit meint er nicht das übernatürliche Geschenk des Glaubens, das bei der [[Taufe]] von [[Gott]] (wie) eingegossen wird, sondern eine natürliche Glaubensbereitschaft. <ref> Er verwendet dabei die Umgangs-, nicht die theologische Sprache, sonst wäre es ein [[Widerspruch]].</ref><br />
<br />
==Kurztexte im Katechismus der Katholischen Kirche ==<br />
Kurztexte im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] erläutern die Definitionen:<br />
<br />
===zu Glaube===<br />
Nr. 179: Der Glaube ist eine übernatürliche Gabe Gottes. Um zu glauben, bedarf der Mensch der inneren Hilfe des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]].<br />
<br />
183: Der Glaube ist heilsnotwendig. Der Herr selbst sagt: „Wer glaubt und sich [[Taufe|taufen]] läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk 16, 16).<br />
<br />
184: „Der Glaube ist ein Vorgeschmack der Erkenntnis, die uns im künftigen Leben selig machen wird“ ([[Thomas von Aquin]], comp. 1, 2).<br />
<br />
- In der [[Summa theologica]] (Secunda Secundae q.2 a.9): drückt [[Thomas von Aquin]] den Glaubensakt so aus: "glauben an sich aber ist ein Akt des Verstandes, in welchem dieser auf Geheiß des von Gott durch die Gnade bewegten Willens der göttlichen Wahrheit beistimmt“ <!-- „Ipsum autem credere est actus intellectus assentientis veritati divinae ex imperio voluntatis a Deo motae per gratiam--> -<br />
<br />
===zu glauben===<br />
Nr. 177: „glauben“ hat also einen doppelten Bezug: den zur [[Person]] ([[Christus|Christi]]) und den zur [[Wahrheit]]; der Glaubensakt bezieht sich auf die Wahrheit durch das Vertrauen in die Person, die sie bezeugt.<br />
<br />
Nr. 176: Der Glaube ist eine persönliche Bindung des ganzen Menschen an den sich offenbarenden Gott. In ihm liegt eine Zustimmung des Verstandes und des Willens zur Selbstoffenbarung Gottes in seinen Taten und Worten.<br />
<br />
Nr. 178: Wir sollen an niemand anderen glauben als an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.<br />
<br />
Nr. 180: „glauben“ ist ein bewußter und freier menschlicher Akt, der der Würde der menschlichen Person entspricht.<br />
<br />
===zum [[Depositum fidei|Glaubengut]]===<br />
<br />
182: „Wir glauben alles, was im [[Heilige Schrift|geschriebenen]] oder [[Tradition|überlieferten]] [[Wort Gottes]] enthalten ist und was die Kirche als von Gott geoffenbarte Wahrheit zu glauben vorlegt“ (SPF20).<br />
<br />
==Weitere Erklärung zu Glaube und Glaubensakt==<br />
<br />
1) Der Glaube ist als Autoritätsglaube zu qualifizieren: d.h. ein Zustimmen des Verstandes zu einer Wahrheit auf Grund der Bezeugung eines Wissenden, obwohl die Einsicht nicht voll vorhanden ist <br />
<br />
2.) Der Glaube ist als eine übernatürliche Tugend zu qualifizieren, durch die wir die von Gott geoffenbarten Wahrheiten wegen (kausal) des offenbarenden Gottes für wahr halten.<br />
<br />
Über den Akt des Glaubens lehrt die Kirche: <br><br />
1.) Er ist ein Akt des Intellektes (actus intellectus), kein blinder Gefühlsakt oder eine Verwirklichung religiösen Instinktes ([[Pascendi Dominici gregis]]). Er wird aber vom Willen befohlen (ex imperio voluntatis) und ist ein freier Akt. Dass der Glaube primär eine Akt des Intellektes ist, kommt von seinem Objekt her: hat doch die Offenbarung primär eine intellektuelle Funktion bzw. ist sie ein Sprechen und Lehren!<br />
<br />
2.) Der Assens des Glaubens ist übernatürlich (a Deo motae per gratiam): Es ist ein [[Dogma]], dass die Gnade schon von Anfang an und während des ganzen Glaubensprozesses mittätig sein muss, wenn es sich um den heilbringenden, verdienstlichen Glauben handeln soll: Die Gnade initiiert das Urteil der Glaubwürdigkeit, ja Glaubensnotwendigkeit eines bestimmten Satzes, sie initiiert den Entschluss des Willens zuzustimmen und auch den eigentlichen formellen Akt der Zustimmung. Aus sich sind Verstand und Wille allein zum Glaubens physisch unfähig: Gott kommt auch hier die erste Initiative zu! Das [[I. Vatikanum]] schreibt dazu: „Wenn auch die Zustimmung zum Glauben keineswegs eine blinde Regung des Herzens ist, so kann dennoch niemand ‚der Verkündigung des [[Evangelium]]s zustimmen, wie es nötig ist, um das Heil zu erlangen, ohne die Erleuchtung und Einhauchung des Heiligen Geistes ... Deshalb ist der Glaube selbst in sich ... ein Geschenk Gottes, und sein Akt ist ein das Heil betreffendes Werk, durch das der Mensch Gott selbst freien Gehorsam leistet ...“ <br />
<br />
Dennoch darf man aufgrund dieses Primats der Übernatur nicht annehmen, der Glaube sei keine freie Zustimmung: Die Gnade tut ja nichts weniger als die Freiheit des Menschen aufzuheben: vielmehr erhebt sie diese, um ihr eine wirk- und heilsmächtige Zustimmung erst zu ermöglichen. Die Freiheit des Glaubensaktes kann sogar als Dogma betrachtet werden:<br />
<br />
Bereits das [[Konzil von Trient]] stellt gegen die Reformatoren fest: „Die Vorbereitung zur Gerechtigkeit geschieht auf folgende Weise: geweckt und unterstützt von der göttlichen Gnade nehmen sie den Glauben im Hören auf und erheben sich frei zu Gott, gläubig für wahr haltend, was von Gott geoffenbart und verheißen ist, besonders, dass der sündige Mensch von Gott gerechtfertigt werde durch die Gnade ....“ Das [[I. Vatikanum]] schreibt „Wer sagt, die Zustimmung zum christlichen Glauben sei nicht frei, sondern werde durch Beweise der menschlichen Vernunft notwendig hervorgebracht: der sei mit dem Anathem belegt (DH 3035).<br />
<br />
Der Glaubensassens ist weiter sicher, irrtumslos und unveränderlich. Diese Sicherheit kommt von dem Motiv her, das ihr zugrunde liegt: die Autorität des sich offenbarenden Gottes.<br />
<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden: Der Glaubensakt ist formell ein Akt des Verstandes, und zwar eine feste Zustimmung desselben zu einer geoffenbarten Wahrheit auf Grund der Autorität Gottes. Er ist eine freie Zustimmung und wird als heilsamer Akt von der Gnade Gottes bewirkt.<br />
<br />
"Wenn der Heilige Geist die Glaubenswahrheiten noch so anschaulich unserem Verstand einstrahlt, nie wird der Glaube dadurch aufgehoben oder überflüssig, da er die Wurzel unseres [[übernatürlich]]en Lebens ist und bleibt." ([[Matthias Joseph Scheeben: Der Heilige Geist]], S. 16)<br />
<br />
=== [[Biblisch]]e Etappen bezüglich des Glaubensaktes ===<br />
'''[[Datei:Ausgesetztes_Allerheiligstes.jpg|thumb|right| Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was [[Gott Sohn]] gesprochen, nehm ich glaubend an; Er ist selbst die [[Wahrheit]], die nicht trügen kann. - [[Adoro te devote]], 2. Strophe]]'''<br />
<br />
Der [[Mensch]] muss [[Gott]] wie ein [[Kind]] seinen Eltern glauben, um in das [[Himmelreich]] zu kommen. Dazu muss er [[umkehr]]en, damit er nicht in seinen [[Sünde]]n [[Sterben|stirbt]] ([[Altes Testament Einheitsübersetzung 1979 Teil A#Das Evangelium nach Johannes Kapitel 8|Joh 8, 24]].<br />
<br />
'''A)''' Gott verlangte im [[Paradies]] von [[Adam (Vater der Menschheit)|Adam]] und [[Eva (Mutter der Menschheit)|Eva]], dass sie ihm glaubten und sein Wort oder sein [[sittliches Gesetz]] ([[Altes Testament Einheitsübersetzung 1979 Teil A#Buch Genesis Kapitel 2|Gen 2, 16]]) zu wählen (vgl. Gen 2, 19). Eva und Adam vertrauten in der [[Versuchung|Erprobung]] jedoch der [[Teufel|Schlange]], welche Gott als Lügner hinstellte. Eva hatte Adam dadurch nicht geholfen (vgl. Gen 2, 18), sondern den [[Tod]] gebracht, wie [[Gott]] vorhersagte, wenn sie nicht [[Gehorsam|gehorchten]] (Gen 2, 17). Die Mutter aller Lebendigen (Eva - Gen 3, 20), wurde mit Adam zur Ursache des sittlichen ([[übernatürlich]]en) und irdischen Todes.<br />
<br />
'''B)''' Abraham wird der "Vater des Glaubens" genannt (vgl. [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 3|Mt 3, 9]]), denn er glaubte Gott (Gen 15, 6), dass er trotz hohen Alters noch einen leiblichen Sohn haben werde.<ref>Gen 15, 4; [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der Brief an die Römer Kapitel 4|Röm 4, 18-22]]; [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Brief an die Galater Kapitel 3|Gal 3, 6]].</ref> Diesen Namen verdiente er durch weitere [[Versuchung|Erprobung]] (Gen 22, 1ff), indem Gott von ihm den Glauben verlangte, reiche Nachkommen zu erlangen, obgleich er seinen einzigen Sohn Isaak opfern sollte. Natürlich betrachtet, war dies unverständlich. Da aber Gott nicht lügen kann, glaubte er dem Allmächtigen. Dieser verlangte von Abraham nur die Bereitschaft zur Opferung. Das Geschehen war Vorbild für die Hingabe [[Gott Vater]]s, der seinen Sohn [[Jesus Christus]] wirklich opferte.<br />
<br />
'''C)''' Der [[Erzengel Gabriel]] kündete [[Maria von Nazareth|Maria in Nazareth]] die [[Weihnachten|Geburt Jesu]] durch sie selbst an (Lk 1, 26-38). Natürlich betrachtet, war dies nicht möglich, da sie keinen [[Mann]] erkannte. Deshalb fragte sie, wie denn dies geschehen könne ?! Der [[Engel]] antwortete ihr, dass für Gott nichts unmöglich sei und der [[Heilige Geist]] über sie kommen werde. Sie glaubte den Worten des Engels und war bereit, Gottes Wille an ihr [[Fiat|geschehen]] zu lassen. Dadurch wurde sie zur neuen "Mutter aller Lebendigen",<ref> vgl. [[Altes Testament Einheitsübersetzung 1979 Teil A#Buch Genesis Kapitel 3|Gen 3, 20]]; "Sumens illud Ave, Gabrielis ore … Mutans Hevae nomen" - [[Hymnus]] [[Ave maris stella]], 2 Strophe.</ref> da sie den [[Gottesgebärerin|Erlöser gebar]]:<br />
<br />
'''D)''' [[Gott]] hat [[Jesus Christus]] dazu bestimmt, [[Sühne]] zu leisten mit seinem [[Blut]], sühnende [[Erlösung]], wirksam durch Glauben. So erwies [[Gerechtigkeit Gottes|Gott seine Gerechtigkeit]] durch diese [[Vergebung]] der [[Sünde]]n ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der Brief an die Römer Kapitel 3|Röm 3, 25]]).<br />
<br />
'''E)''' [[Christus]] verlangt von allen [[Jünger]]n, besonders von den zwölf [[Apostel]]n, zu glauben, dass Er das lebendige Brot in der heiligsten [[Eucharistie]] ist. Wer sein Fleisch würdig isst, der [[Perichorese|bleibt in Ihm, und Er bleibt in ihm]]; er hat das [[ewige Leben]] und Christus wird ihn [[Auferstehung|auferstehen]] lassen am Letzten Tag ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Das Evangelium nach Johannes Kapitel 6|Joh 6]]). Der körperliche Ausdruck des Glaubens an die eucharistische Gegenwart ist das [[Eucharistische Anbetung|anbetende]]<ref>vgl. der [[Augustinus|heilige Augustinus]] betont: „Niemand isst von diesem Fleisch, wenn er es vorher nicht angebetet hat ... Wir begehen nicht nur keine [[Sünde]], wenn wir es anbeten, sondern wir sündigen, wenn wir es nicht anbeten.“ - Augustinus, Enarrationes in Ps. 98,9 ([[PL]] 37, 1264; CChr.SL 39, 1385):„Nemo illam carnem manducat, nisi prius adoraverit ... et non solum non peccemus adorando, sed peccemus non adorando.“</ref> Knien.<ref> vgl. [[Huldrych Zwingli]] und [[Johannes Calvin]] und ihre Nachfolger leugneten die [[Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie|Realpräsenz Christi in der Eucharistie]] und führten noch im 16. Jahrhundert die Kommunionspendung auf die [[Handkommunion|Hand und im Stehen]] ein. Einige Synoden der kalvinistischen Kirche Hollands haben im 16. und 17. Jahrhundert ausdrückliche Verbote erlassen, die [[Sakramentale Kommunion|Kommunion]] kniend zu empfangen, um jeden Verdacht zu vermeiden, dass das Brot verehrt werden könnte. - Vgl. Luth, J.R., Communion in the Churches ofthe Dutch Reformation to the Present Day in: Ch. Caspers (Hrsg.), Bread of Heaven. Customs and Practices Surrounding Hoiy Communion, Kampen 1995, S. 101: "In den ersten Zeiten kniete sich das Volk während des Gebetes nieder und empfing auch die Kommunion kniend, aber einige Synoden haben dies verboten, um jeden Verdacht zu vermeiden, dass das Brot verehrt werden könnte." aus: [[Athanasius Schneider]]: ''Dominus est'', S. 56+57.</ref> Das Senfkorn (vgl. [[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Das Evangelium nach Matthäus Kapitel 13|Mt 13, 31-33]]) des Glaubens an die [[Transsubstantiation|eucharistische Gegenwart]], wächst immer mehr zu einem Baum, je mehr die [[Eucharistische Anbetung]] in der [[Kirche]] verwirklicht wird.<ref>vgl. [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|DV 8]]: ''Diese apostolische [[Überlieferung]] kennt in der Kirche unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es einen Fortschritt : Vgl. [[I. Vatikanum|L Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1800 (3020) : es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen.</ref><br />
<br />
==Sünden gegen die göttliche geschenkte Tugend des Glaubens==<br />
Nicht entsprechende Antworten auf die göttliche geschenkte [[Tugend]] des Glaubens sind: <br />
* Die Verleugnung des Glaubens (z. B. [[Petrus (Apostel)|Petrus]] {{Bibel|Mt|26|69ff}}<br />
* Die Gefährdung und Leichtfertigkeit bezüglich des Glaubens (z. B. den steten Umgang mit glaubenslosen [[Mensch]]en pflegen [sofern dieser nicht der Mission dient] oder man sich ohne Notwendigkeit mit glaubensgefährdenden Medien beschäftigt)<br />
* [[Apostasie|Abfall vom Glauben]], indem man die Gesamtheit des Glaubens leugnet.<br />
* Wenn man Glaube und Tun voneinander trennen würde (lex credendi- lex vivendi).<ref>Die [[CELAM|lateinamerikanischen Bischöfe]] betonen in der Botschaft an die Völker Lateinamerikas und der Karibik zum Abschluss ihrer 4. Generalversammlung: "Es wäre eine Verfälschung der Botschaft Jesu Christi, wenn diese eine Trennung von Glauben und Tun gestatten würde." : [[4. Generalversammlung der CELAM in Santo Domingo 1992#II. Lateinamerika und Karibik: zwischen Furcht und Hoffnung|Botschaft an die Völker Lateinamerikas und der Karibik zum Abschluss der 4. Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe, Nr. 9]].</ref><br />
{{Vorlage:Leiste revelatio}}<br />
{{Vorlage:Leiste Abba}}<br />
== [[Lehramt]]liches ==<br />
'''[[Pius IX.]]'''<br />
* [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: [[Konstitution]] [[Dei filius]] über den katholischen Glauben vom 24. April 1870.<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]'''<br />
* 1924 [[Einheitskatechismus#1. Glaube ]].<br />
<br />
* '''[[Benedikt XVI.]]'''<br />
* 30. November 2007 Sozial-[[Enzyklika]] ''[[Spe salvi]]'' über die christliche Hoffnung.<br />
<br />
'''[[Pius XII.]]'''<br />
* [[12. Mai]] [[1943]] [[Ansprache]] [[Tutte le famiglie cristiane]] an Neuvermählte über den [[Glauben]]<br />
* 1955 [[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands]], [[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands 1955#2. Die Kirche ist die Hüterin und Lehrerin unteres Glaubens|Die Kirche ist die Hüterin und Lehrerin unteres Glaubens]].<br />
<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
*1. Juli [[1967]] bis 30. Juni [[1968]] [[Jahr des Glaubens]]<br />
<br />
'''[[Franziskus (Papst)|Franziskus]]'''<br />
* [[29. Juni]] [[2013]] [[Antrittsenzyklika]] [[Lumen fidei]] über den Glauben.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#Erstes Zwiegespräch: Der Glaube - Gott Schöpfer]]<br />
* [[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]. Die deutsche Thomas-Ausgabe'', [[lateinisch]]-[[deutsch]], St II-II 1 - 16, Band 15: Glaube als [[Tugend]], Verschiedene Verlage 1950 (mit [[Imprimatur]])<br />
* [[Josef Spindelböck]]: ''Christlich glauben und leben. Ein Leitfaden der katholischen Moral'', [[St. Josef Verlag]] 2010 (gebunden, 111 Seiten, ISBN 978-3-901853-19-7).<br />
* [[Handbuch der Dogmengeschichte]] Band I/2a: Ignacio Escribano-Alberca: ''Glaube und Gotteserkenntnis in der Schrift und Patristik'', 1974 (1. Auflage. 138 Seiten, ISBN: 978-3-451-00724-8).<br />
* [[Handbuch der Dogmengeschichte]] Band I/2b: Elisabeth Gössmann: ''Glaube und Gotteserkenntnis im [[Mittelalter]]'', 1971 (1. Auflage, 136 Seiten, ISBN 978-3-451-00718-7).<br />
* [[Handbuch der Dogmengeschichte]] Band I/2c: [[Heinrich Petri]]: ''Glaube und Gotteserkenntnis: von der Reformation bis zur Gegenwart'', 1985 (181 Seiten, ISBN 978-3-451-00736-1).<br />
* [[Josef Pieper]]: Über den Glauben. Ein philosophischer Traktat, [[Kösel Verlag]] München 1962 (126 Seiten); [[Johannes Verlag Einsiedeln]] 2010 (1. Auflage,Softcover, 116 Seiten, ISBN 978-3-89411-410-7).<br />
* Adolf Fuchs: Ach, könnte ich doch glauben! Fünf Schritte für suchende Menschen. [[Kanisius Verlag]] Freiburg/Schweiz 1997 (128 Seiten; ISBN 3857644613; ISBN-13: 9783857644610).<br />
*Tadeuz Dajczer: In der Schule der Heiligen Familie, Eine Kraftquelle des Glaubens, [[Mediatrix-Verlag]] (Mit [[Druckerlaubnis]] vom Bistum Mainz, Dr. Werner Guballa Generalvikar GV/Ri 2. Jänner 1998 und des Erzbischöflichen Ordinariates Wien vom 11. September 2000, Zl . 1118/00 Generalvikar Mag. Franz Schuster; ISBN 3854061609).<br />
* [[Anton Ziegenaus]]: Verantworteter Glaube, [[Theologie|Theologische]] Beiträge 1, [[Stella Maris Verlag]] (339 Seiten) ISBN 3-934225-02-0<br />
* [[Leo Scheffczyk]] - [[Peter Christoph Düren]]: Entschiedener Glaube - befreiende Wahrheit [[Stella Maris Verlag]] (384 Seiten; ISBN 3-934225-27-6)<br />
* [[Palmatius Zilligen]]: Frohes Glauben [[Grignion Verlag]].<br />
* [[Hans Pfeil]]: Der moderne Unglaube und unsere Verantwortung (1965) <br />
* Heinrich Spaemann: Das Glaubenslicht. [[Herder Verlag]] 1963 (183 Seiten).<br />
* Ulrich Wickert: Maria, Mutter der Kirche: unpopuläre katholische Perspektiven eines protestantischen Christen: zum Glaubensgehorsam heute und hier [[Miriam Verlag]] 1985 (ISBN 3874491633; 1. Auflage 32 Seiten).<br />
* Charles Ford: Der Film und der Glaube. [[Christiana Verlag]] Zürich 1955 (301 Seiten).<br />
* Helmut Brombach: Von Blindheit befreit. Zur Sehschärfe im Glauben. [[Bernardus Verlag]] ISBN 10: 3-934551-59-9.<br />
* Josef Heinzmann: Glauben ist Freundschaft [[Kanisius Verlag]] Freiburg/Schweiz 1985 (127 Seiten; 4. Auflage; ISBN-13: 9783857641053).<br />
* [[Josef Beeking]]: Quellen lebendigen Wassers : Zur Sicherheit des Glaubens. [[Herder Verlag]] Freiburg 1935 (32 Seiten).<br />
* [[Josef Beeking]]: Glaubensfreude : Von Quellen christlichen Freude [[Felizian Rauch Verlag]] Innsbruck 1937 (120 Seiten; 2. umgearb. und erw. Auflage).<br />
* Lorenz Jäger: Hauptsachen. Gedanken und Einsichten über den Glauben und die Kirche [[Fe-Medienverlag]] (272 Seiten; ISBN 978-3-939684-92-3; [http://www.fe-medien.de/d_00138_Hauptsachen_von_Lorenz_Jager1281.htm]).<br />
<br />
→ [[Katechismus]], [[Professio fidei]], [[:Vorlage:Leiste Vitia et Virtutes|Vitia et Virtutes]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [https://www.horeb.org/xyz/podcast/kurs0/20190216kurs0.mp3 Radio Horeb Wörterbuch. Schwierige Begriffe einfach erklärt: "Glaube", "Gebet" und "Gott"] von Pfr. Christian Olding am 16. Februar 2019 <br />
* {{Kathtube|Treue zum katholischen Glauben!|49495|Autor=[[Athanasius Schneider]]|Datum= 1. März 2020|size=12:43 Min.}} <br />
* [http://www.kath.net/news/49265 Nicht Zölibat, sondern Glaubensschwund ist Grund für Priestermangel] [[Kath.net]] am 30. Januar 2015 von Bischof [[Klaus Küng]]<br />
<br />
* "Froh und stark im Glauben an der Hand unserer [[Maria von Nazareth|siegreichen Mutter.]]", [[Exerzitien]] im [[Mai]] 2018 im Kloster Brandenburg der [[Immakulataschwestern vom seraphischen Apostolat]], ausgestrahlt bei [[K-TV]], Referent: Pfr. [[Erich Maria Fink]]: [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-110/ Teil 1]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-210/ Teil 2]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-310/ Teil 3]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-folge-folge-410/ Teil 4]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-510/ Teil 5]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-610/ Teil 6]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-710/ Teil 7]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-810/ Teil 8]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-910/ Teil 9]; [http://kathtv.org/nc/kategorien/detail/video/froh-und-stark-im-glauben-folge-1010/ Teil 10].<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Tugenden]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Leiste_ecclesia&diff=193668Vorlage:Leiste ecclesia2023-04-12T10:53:12Z<p>Lambert: "Leib Christi" trifft das Folgende nicht.</p>
<hr />
<div>=== Die dreigliedrige [[Kirche]] - die [[Gemeinschaft der Heiligen]]===<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! [[deutsch]] !! [[lateinisch]] !! [[Göttliche Tugenden|göttliche Tugend]] !! Wer !! Wo<br />
|-<br />
| Die triumphierende Kirche || ecclesia triumphans || [[liebe]]nde || [[Engel]] und [[Heilige]] || in der [[Anschauung Gottes]] oder der Heimat des [[Himmel]]s<br />
|-<br />
| Die leidende Kirche || ecclesia patiens || [[Hoffnung|hoffende]] || [[Arme Seelen]] || im Läuterungsort oder <br>dem [[Fegfeuer]] <br />
|-<br />
| Die [[Aszese|kämpfende]] oder [[Mission|streitende]] Kirche || ecclesia militans || [[glaube]]nde || Pilger || in der Fremde ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an die Korinther Kapitel 5|2 Kor 5, 6+9]]), <br>der [[Erde]] oder der [[Welt]] <br />
|}<br />
<noinclude>[[Kategorie:Vorlage]]</noinclude></div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Leiste_ecclesia&diff=193667Vorlage:Leiste ecclesia2023-04-12T09:40:52Z<p>Lambert: /* Die dreigliedrige Kirche - der Leib Christi */ erg</p>
<hr />
<div>=== Die dreigliedrige [[Kirche]] - der [[Leib Christi]] und die [[Gemeinschaft der Heiligen]]===<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! [[deutsch]] !! [[lateinisch]] !! [[Göttliche Tugenden|göttliche Tugend]] !! Wer !! Wo<br />
|-<br />
| Die triumphierende Kirche || ecclesia triumphans || [[liebe]]nde || [[Engel]] und [[Heilige]] || in der [[Anschauung Gottes]] oder der Heimat des [[Himmel]]s<br />
|-<br />
| Die leidende Kirche || ecclesia patiens || [[Hoffnung|hoffende]] || [[Arme Seelen]] || im Läuterungsort oder <br>dem [[Fegfeuer]] <br />
|-<br />
| Die [[Aszese|kämpfende]] oder [[Mission|streitende]] Kirche || ecclesia militans || [[glaube]]nde || Pilger || in der Fremde ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an die Korinther Kapitel 5|2 Kor 5, 6+9]]), <br>der [[Erde]] oder der [[Welt]] <br />
|}<br />
<noinclude>[[Kategorie:Vorlage]]</noinclude></div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Tradition&diff=193655Tradition2023-04-12T07:53:49Z<p>Lambert: /* Lehramtliche Aussagen zur Tradition */ + Pp Franziskus</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:KKK.jpg|thumb|right|Die Tradition schlägt sich in der [[Kirchengeschichte]] im [[Katechismus]] nieder]]'''<br />
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher und schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Sie ist ein Teil des [[Depositum fidei]]. <br />
<br />
Nicht alle [[Wahrheit]]en, die [[Gott]] geoffenbart hat, sind in der [[Heiligen Schrift]] aufgeschrieben. Manche wurden von den [[Apostel]]n nur gepredigt und sind dann von der [[Kirche]] als kostbares Erbe überliefert worden. Die meisten dieser Wahrheiten wurden schon bald nach der Zeit der Apostel von heiligen und gelehrten Männern aufgeschrieben ([[Kirchenväter]]).<ref>[[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands 1955#51. Die Kirche schöpft ihre Lehre aus der Heiligen Schrift und aus der mündlichen Überlieferung]].</ref><br />
<br />
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref> <br />
<br />
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]. <br />
<br />
==Die Bedeutung==<br />
Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des [[Wesen]]s. So sagt es [[Vinzenz von Lerins]] in seinem [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 29]]: Die Tradition ist wie ein [[Kind]]. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als [[Mensch]] geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der [[Begriff]] zwei [[Gegensätze]]: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der [[Kirche]] geschaut wird, sieht man, dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das [[Evangelium]] durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref> [[Analogie|So wie]] [[Christus]] von einem Kind zum Erwachsenen wurde und sich in seinem Wesen nicht veränderte, so soll auch die Erkenntnis seines Evangeliums wachsen ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief des Petrus Kapitel 3|2. Petr 3, 18]]), in seinem Wesen sich nicht verändern. Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).<br />
<br />
Ein Grundgesetz der Väter ist: „Keine Neuerungen schaffen, sondern am Überlieferten festhalten.“ ("Nihil inovetur nisi quod traditum est." - [[Heilige]]r [[Papst]] [[Stephan I.]] um 255)<ref>: aus [https://www.bonifatius.tv/home/weihbischof-dr-athanasius-schneider-antwort-auf-die-krise-der-kirche-unserer-zeit_6447 "Antwort auf die Krise der Kirche unserer Zeit"] Vortrag von Weihbischof [[Athanasius Schneider]] bei [[Bonifatius.tv]] (ab min.; 1:06:30)</ref> Wenn auch dieses Gesetz vor allem für das, was Gegenstand des Glaubens ist, unverbrüchliche Geltung haben muss, so soll es dennoch auch Norm sein in der Ordnung jener Dinge, die an sich eine Änderung zulassen, wiewohl auch in Bezug auf diese im allgemeinen die Regel gilt: „Nichts Neues, sondern neu.“ (Non nova sed noviter - [[Vinzenz von Lérin]])<ref>[[Benedikt XV.]]: [[Antrittsenzyklika]] [[Ad beatissimi apostolorum]] über die gegenwärtige menschliche Gesellschaft und die Kirche vom 1. November 1914, [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].</ref><br />
<br />
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der [[Augustinus von Hippo|heilige Augustinus]] sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref><br />
<br />
== Die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]] und [[Kirchenväter]] zur Tradition ==<br />
<br />
Vinzenz ist berühmt wegen seiner Erklärungen im ersten und zweiten Commonitorium, was wirklich [[Katholizität|katholisch]] ist. Die genaue [[Definition]] wird für gewöhnlich auf den „Kanon“ verkürzt, dass zu glauben sei: ''' „was überall, immer, von allen geglaubt worden ist'' (''quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est“ ''': [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#2. Die Heilige Schrift muss nach der Überlieferung der Katholischen Kirche erklärt werden|Commonitorium II, 3]]). Der ganze Absatz ([[Commonitorium]] II) lautet:<br />
:„ In eben jener katholischen Kirche selbst ist mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, '''was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde'''. Denn das ist wirklich und wahrhaft ''katholisch'', was, wie der Name und Grund der Sache erklären, alle insgesamt umfasst. [6] Aber diese Regel werden wir befolgen, wenn wir der Universalität, dem Alter, der Übereinstimmung folgen. Wir folgen aber demgemäß der Universalität, wenn wir bekennen, dass der eine Glaube wahr ist, den die gesamte Kirche in der ganzen Welt bekennt; dem Alter aber so, wenn wir in keiner Weise von den Meinungen abweichen, von denen feststeht, dass unsere heiligen Vorgänger und Väter sie vertreten haben; der Übereinstimmung, in gleicher Weise, wenn wir uns in jenem Altertum [gemeint ist die Zeit der Vorgänger und Väter] den Definitionen und Meinungen aller oder wenigstens fast aller Priester und Lehrer halten.“<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
<br />
Abgesehen von der Formulierung ist hier nichts zu finden, was nicht bereits bei [[Irenäus von Lyon]] und [[Tertullian]] erarbeitet wurde. Vinzenz’ eigenständige Leistung besteht hingegen in der Erarbeitung eines Fortschrittsprinzips:<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
:'' [28] Aber vielleicht sagt jemand: Wird es also in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion geben? Gewiss soll es einen geben, sogar einen recht großen. Denn wer wäre gegen die Menschen so neidisch und gegen Gott so feindselig, dass er das zu verhindern suchte? Allein es muss in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, dass etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, dass etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle. Wachsen also und kräftig zunehmen soll sowohl bei den einzelnen als bei allen, sowohl bei dem einen Menschen als in der ganzen Kirche, nach den Stufen des Alters und der Zeiten, die Einsicht, das wissen und die Weisheit, aber lediglich in der eigenen Art, nämlich '''in derselben Lehre, in demselben Sinne und in derselben Bedeutung''' (eodem sensu eademque sententia). [29] Die Religion der Seelen soll die Art der Leiber nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl ihre Teile entfalten und entwickeln, aber doch dieselben bleiben, die sie waren. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Blüte der Kindheit und der Reife des Alters; aber die Greise sind dieselben, die sie als Jünglinge waren, so dass wohl die Größe und das Aussehen eines und desselben Menchen sich ändert, nichtsdestoweniger aber die Natur und die Person dieselbe bleibt. Klein sind die Glieder der Säuglinge, groß die der Jünglinge, doch sind sie die nämlichen; so viele Gliedmaßen der Knabe hatte, so viele hat auch der Mann, und wenn es Glieder gibt, die erst im reiferen Alter hervorkommen, so waren sie doch schon keinartig vorhanden, so dass nachher beim Greise nichts Neues sich zeigt, was nicht vorher beim Knaben schon verborgen gewesen wäre. Daher ist ohne Zweifel die gesetzmäßige und richtige Norm des Fortschritts, die feststehende und schönste Ordnung des Wachstums diese, dass die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet, welche schon bei den Kleinen die Weisheit des Schöpfers grundgelegt hatte. Sollte die menschliche Gestalt sich später in ein fremdartiges Gebilde verwandeln oder doch etwas der Zahl der Glieder beigefügt oder davon weggenommen werden, so müsste der ganze Leib entweder zugrunde gehen oder verunstaltet oder wenigstens geschwächt werden. So muss auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, dass sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.'' ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 28+29]]).<br />
<br />
:[30]: "Denn es gehört sich, dass jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, dass sie verändert, unzulässig, dass sie entstellt, unzulässig, dass sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten." ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 30]]).<br />
<br />
Wie man erkennen mag, welche die apostolischen und bewährten Überlieferungen in der Kirche sind schreibt der [[Kirchenlehrer]] [[Augustinus von Hippo]] eine Regel vor, indem er spricht: <br />
:Wenn dasjenige was wir nicht aus der Schrift, sondern aus der Überlieferung beobachten, '''auf dem ganzen Erdkreise beobachtet wird''', so erhellet hieraus, dass es als etwas entweder von den Aposteln selbst, oder von allgemeinen Kirchenversammlungen (deren Ansehen in der Kirche sehr heilsam ist) Empfohlenes oder Eingesetztes gehalten werde. Der nämliche Augustin spricht ebenso wider die Donatisten, ja wider alle Ketzer, und ermahnt mit Nachdruck in diesen Worten: Was die ganze Kirche hält, und wenn es auch nicht von den Konzilien eingesetzt, aber immer beobachtet worden ist, davon glaubt man ganz recht, dass es nicht anders, als aus Autorität der Apostel eingesetzt worden sei. Mit ihm stimmt auch [[Leo der Große]] überein, da er sagt: Es ist nicht zu zweifeln, dass alles was in der Kirche immer als fromme Übung gepflogen worden ist, von der Überliefernng der Apostel und von der Lehre des Heiligen Geistes herkomme.<ref>[[Petrus Canisius: Catechismus maior#Von den Geboten der Kirche]].</ref><br />
<br />
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==<br />
<br />
Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher. <br />
<!-- Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnet. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. --><br />
<br />
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Was die Apostel gepredigt haben, das heißt: das Christus ihnen geoffenbart hat, kann nur durch diese Kirchen nachgewiesen werden, die von den Aposteln selbst gegründet wurden, durch mündliche Predigt und später durch Briefe."</ref> Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref><br />
<br />
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==<br />
<br />
=== [[Konzil von Trient]]: [[Sacrosancta oecumenica (1)]] 1546: ===<br />
:"Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches [[Jesus Christus]], unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine [[Apostel]] (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese [[Wahrheit]] und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des [[Heiligen Geist]]es, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des [[Altes Testament|Alten]] als des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], dieweil der eine [[Gott]] der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den [[Glauben]], als welche die [[Sitte]]n betreffen, weil sie entweder mündlich von [[Christus]], oder vom [[Heiligen Geist]]e angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] erhalten wurden."<ref>zitiert nach: [[II. Vatikanum]], Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.; [[DH]] 1501 </ref><br />
<br />
Aus der [[Definition]] des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die [[Wahrheit]]en des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> <br />
<br />
=== [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus]] 1854 ===<br />
[[Pius IX.]] bezieht sich in der Dogmatischen [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Ineffabilis Deus]] vom [[8. Dezember]] [[1854]] zur Erklärung des [[Dogma]]s der [[Unbefleckte Empfängnis|Unbefleckten Empfängnis]] auf das [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]] des heiligen [[Vinzenz von Lérins]] mit den Worten: <br />
:''Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerin der in ihr niedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, an denen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt. Mit aller Sorgfalt, getreu und weise behandelt sie das [[Depositum fidei|Überlieferungsgut]] der Vorzeit. Ihr Streben geht dahin, die Glaubenswahrheiten, die ehedem gelehrt wurden und im Glauben der Väter gleichsam noch im Keim niedergelegt waren, so auszusondern und zu beleuchten, dass jene Wahrheiten der himmlischen Lehre Klarheit, Licht und Bestimmtheit empfangen, zugleich aber auch ihre Fülle, Unversehrtheit und Eigentümlichkeit bewahren und nur in ihrem eigenen Bereich, d. h. '''in ein- und derselben Lehre, in ein- und demselben Sinn und in ein- und demselben Gehalt''' (eodem sensu eademque sententia), ein Wachstum aufzuweisen haben ([[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Nr. 19]]).<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Dei filius]] 1870, [[Dei filius (Wortlaut)#Unveränderlichkeit der Glaubenslehre|Nr. 29]]: ===<br />
"Denn die Glaubenslehre, die ja Gott geoffenbart hat, ist nicht nach Art eines philosophischen Lehrsystems dem menschlichen Geiste vorgelegt worden, um durch seine Forscherarbeit erst vervollkommnet zu werden. Sie ist vielmehr der Braut Christi anvertraut worden als göttliches Lehrgut, um von ihr treu behütet und unfehlbar erklärt zu werden. Daher muss an dem Sinn der Heilslehren, wie ihn die Kirche, unsre heilige Mutter, einmal dargelegt hat, immerdar festgehalten werden und man darf niemals, etwa unter dem Vorwand und aus dem Scheingrund einer tiefern Erkenntnis, von diesem Sinn abgehen. So wachse denn im Lauf der Zeiten und Jahrhunderte und blühe weit und mächtig auf, Einsicht, Wissenschaft und Weisheit, in den einzelnen und in der Gesamtheit, in jedem Menschen wie in der ganzen Kirche: in dem ihnen zustehenden Bereich. Der Sinn der Glaubenssätze aber und die Lehrverkündigung müssen die gleichen bleiben" ([[Vinzenz von Lerin]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Common. n 28]])."<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Pastor aeternus]] 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]]: ===<br />
"Die römischen Päpste aber haben [[Analogie des Glaubens|das als festzuhaltende Lehre erklärt, was sie unter göttlichem Beistand als mit der Heiligen Schrift und den apostolischen Überlieferungen im Einklang stehend erkannt hatten]]. Zu dem Zweck beriefen sie, je nachdem Zeitumstände und Weltlage es nahe legten, entweder allgemeine Konzilien, oder befragten die auf dem ganzen Erdkreis verbreitete Kirche über ihre Glaubensansicht; andere Male wieder geschah es auf kleinen Synoden, oder sie bedienten sich anderer Hilfsmittel, wie sie die göttliche [[Vorsehung]] ihnen gerade darbot. Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, dass sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen 'Geistes gewissenhaft zu ''hüten'' und ''getreu auszulegen''."<br />
<br />
=== [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] 1965, [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 7-10]]: ===<br />
<br />
:Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt - ''für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben'' und allen Geschlechtern weitergegeben werden. [...] Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge ''bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt'' werden. Wenn die Apostel das, was auch sie empfangen haben, überliefern, mahnen sie die Gläubigen, die Überlieferungen, die sie in mündlicher Rede oder durch einen Brief gelernt haben (vgl. 2 Thess 2,15), festzuhalten und für den Glauben zu kämpfen, der ihnen ein für allemal überliefert wurde (vgl. Jud 3).<ref> Vgl. [[II. Konzil von Nizäa]]: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 303 (602). IV. Konzil von Konstantinopel, Sess. X. can. 1: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 336 (650-652).</ref> Was von den Aposteln überliefert wurde, umfaßt alles, was dem [[Volk Gottes]] hilft, ein heiliges Leben zu führen und den Glauben zu mehren. So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt.<br />
<br />
:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.<br />
<br />
:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen [[Lehramt]] der [[Kirche]] anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.<br />
<br />
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] === <br />
<br />
Papst [[Paul VI.]] verweist in der [[Apostolische Konstitution]] [[Indulgentiarum doctrina]] [[1. Januar]] [[1967]] über die Neuordnung des [[Ablass]]wesens, als auch in dem klaren Abschnitt der [[Weihnachtsansprache]] [[Weihnachtsansprachen Papst Pauls VI.#UNVERÄNDERLICHKEIT DES GLAUBENSGUTES UND LEBENDIGE ENTWICKLUNG DER KIRCHE|1976]] an die [[Römische Kurie]]:<br />
:''Diese Lebenskraft der Kirche, von der wir täglich im Stillen beredte und überaus tröstliche Beweise erhalten, können wir mit dem organischen Leben vergleichen, wie es unser Universum durchpulst. Wie ein großer Baum, der seine Wurzeln tief in die ihn seit Jahrhunderten nährende Erde getrieben hat, so hat auch die Kirche ihre Wurzeln in die Vergangenheit hinabgesenkt, um bis zu Christus und den Aposteln vorzudringen. In diesem Sinn ist die Unveränderlichkeit des [[Glaubensgut]]es - es wäre unsinnig, das zu bestreiten - über jeden Zweifel erhaben, und die Kirche hütet dieses Gut, wenn sie Dogmen, Sittengesetz und auch die Liturgie nach dem lichtvollen Grundsatz "[[Lex orandi - lex credendi|Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens]]" darlegt. Das Leben der Kirche bleibt ein und dasselbe, gediegen und fest, denn da ist "ein Leib und ein Geist ... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist" (Eph 4, 4 ff.). Auf dieser Linie haben wir uns bisher gehalten, auf ihr stehen wir, und auf ihr werden wir weiter bleiben gemäß den Worten des heiligen Paulus: "Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält" (Eph 4, 3).<br />
<br />
:''Aber weil diese Unveränderlichkeit aus den Wurzeln selber aufsteigt, mit denen die Kirche ihren Lebenssaft aus der Vergangenheit saugt und die kraft der Mittlerschaft Christi bis ins Innerste Gottes selber hineinreichen, steht diese Unveränderlichkeit absolut nicht im Widerspruch zu dem Leben, das aus diesen Wurzeln aufsprudelt und aufblüht. Es gibt keinerlei Gegensatz zwischen Leben und Unveränderlichkeit; im Gegenteil: das Leben selbst sichert die wesenhafte Unveränderlichkeit eines lebenden Wesens. Die Unveränderlichkeit des Steines, der unbelebten Materie überhaupt, ist etwas ganz anderes als die Unveränderlichkeit, die die ständige Identität des lebenden Wesens mit sich durch alles physische und geistige Wachsen hindurch und im Austausch mit den gegebenen Lebensbedingungen gewährleistet. Eine Pflanze, ein organischer Leib bleiben in ihrem Wesen dieselben, auch wenn sie allmählich wachsen. Es ist dies der alte und stets treffende Vergleich des [[Vinzenz von Lérins]], der allen bekannt ist ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium Primum]]) 23; PL 50, 667 f.); diesen Gedanken hat schon Cyprian mit eindrucksvollen Bildern anschaulich gemacht: "Die Kirche des Herrn ... dehnt aus der Fülle ihrer Fruchtbarkeit ihre Zweige über die ganze Erde hin aus, und sie macht die schon breit dahinfließenden Ströme noch weiter: sie hat aber nur ein Haupt und einen Ursprung und ist eine einzige Mutter, überreich an Zeichen ihrer Fruchtbarkeit" (De unitate Ecclesiae) 5; PL 4, 518). Von den tiefreichenden Wurzeln her entfalten sich die Zweige ein und desselben Stammes, immer alt und immer neu: Genährt aus dem Lebenssaft der Vergangenheit, strecken sie sich der Zukunft entgegen, streben sie nach vorn, um die Scharen der Vögel des Himmels aufzunehmen, die dort Schatten und Ruhe suchen (vgl. Mk 4, 32). Entwicklung ist wesentlich für das Leben der Kirche.''<br />
<br />
'''Und an anderer Stelle:'''<br />
:"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte [[Glaubensgut]], und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen [[Lehramt]] der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der [[Heiligen Schrift]] zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief [[Cum te]] an [[Marcel Lefebvre]], Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom [[11. Oktober]] [[1976]].</ref><br />
<br />
:"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewusstsein haben und in uns die Haltung einer [[Treue]] ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibes Christi]] hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der [[Gewissen]]losigkeit des [[Revolution]]sgeistes, wie er für so viele Menschen [[Zeichen der Zeit|unserer Zeit bezeichnend]] ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem [[Lehramt]] mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: [[Ingo Dollinger]], [[Klarheit]] und [[Wahrheit]] S. 38-39: vom 14. Juli 1976; [http://www.kathtube.com/player.php?id=45859 Download].</ref><br />
<br />
=== Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] ===<br />
"Als Wächter der Tradition stellen die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom das sichtbare Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen dar. Unter der Führung des Heiligen Geistes leiten sie die ihnen anvertrauten Teilkirchen durch die Verkündigung des Evangeliums und durch die Feier der Eucharistie." (Motu proprio [[Traditionis custodes]], 16. Juli 2021)<br />
<br />
== Die Bischofsweihe ==<br />
Zu den Worten, die dem Weihekandidaten vor der [[Bischofsweihe]] bei seinen Versprechen gestellt werden, gehört die Frage: „Bist du bereit, das [[Evangelium]] [[Christi]] treu und unermüdlich zu verkünden?“ Und: „Bist du bereit, das '''von den Aposteln überlieferte [[Glaubensgut]], das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“'''<ref>[https://www.bistum-chur.ch/aktuelles/predigt-von-kardinal-kurt-koch-anlaesslich-der-bischofsweihe-vom-19-maerz-2021-in-chur/ Predigt von Kurt Kardinal Koch anlässlich der Bischofsweihe vom 19. März 2021 in Chur] aus der [[Homilie]] in der [[Eucharistiefeier]] mit der Weihe von Mons. [[Joseph Maria Bonnemain]] zum [[Bischof]] von Chur in der Kathedrale Chur am Hochfest des Heiligen Joseph, 19. März 2021</ref><br />
<br />
== Zitate ==<br />
* [[Paulus von Tarsus]]: ''Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten "Erkenntnis"! Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der erste Brief an Timotheus Kapitel 6|1 Tim 6, 20]]). ''Darum muss ich auch dies alles erdulden; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er die Macht hat, das mir |anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren. Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim [[Glaube]]n und bei der [[Liebe]], die uns in [[Jesus Christus|Christus Jesus]] geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des [[Heiligen Geist]]es, der [[Heiligmachende Gnade|in uns wohnt]]'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an Timotheus Kapitel 1|2 Tim 1, 12-14]]).<br />
<br />
{{Vorlage:Leiste Depositum fidei}}<br />
{{Vorlage:Leiste revelatio}}<br />
== Apostolische Überlieferung und kirchliche Überlieferungen ==<br />
Die Überlieferung kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom [[Heiligen Geist]] vernahmen. Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches [[Neues Testament]], und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung.<br><br />
Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit in den [[Ortskirche]]n entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des [[Lehramt]]es der [[Kirche]] beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift|Nr. 83]]).<br />
<br />
[[Papst]] [[Pius XII.]] sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die [[Liturgie]] der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im [[Liturgiesprache|Gebrauch der Volkssprache]], im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache [[Vous Nous avez]] vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der [[Liturgische Kleidung|liturgischen Gewänder]], Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Vinzenz von Lérins]]: ''[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]]'', Mit einer Studie zu Werk und Rezeption herausgegeben und kommentiert von [[Michael Fiedrowicz]], übersetzt von Claudia Barthold, [[Carthusianus Verlag]] Mühlheim/Mosel 2011 (1. Auflage, 368 Seiten, ISBN 978-3-941862-04-3).<br />
* [[Robert Bellarmin]]: ''Disputationen über die Streitpunkte des christlichen Glaubens. Band I: Über das geschriebene und ungeschriebene Wort Gottes'', [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2012 (Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-943506-02-0).<br />
* [[Heribert Schauf]]: ''Die Lehre der [[Kirche]] über [[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition in den [[Katechismen]]'', Hans Driewer Verlag Essen 1963 (224 Seiten).<br />
* Marc Stegherr: ''Die Renaissance der katholischen Tradition'', [[Patrimonium Verlag]] 2020 (604 Seiten, ISBN 978-3-86417-034-8 Broschur).<br />
* [[Johann Baptist Franzelin]] [[SJ]], ''Traktat über die göttliche Tradition'', erste deutsche Übersetzung, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2015 (304 Seiten, ISBN 978-3-941862-16-6).<br />
* Hrsg. von Willy Rordorf und André Schneider: ''Die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche'', ([[Lateinisch]]/[[deutsch]], bzw. [[griechisch]]/deutsch; [[Traditio Christiana]], Band 5; Sammlung von 148 Quellentexten, gegliedert in neutestamentliche, vornizäische und nachnizäische Texte), Peter Lang Verlag International Academic Publishers 1983 (208 Seiten, Leinen, ISBN 3261048581, ISBN-13 9783261048585).<br />
* [[Louis Billot]] SJ: ''Tradition und [[Modernismus]], Über die Unveränderbarkeit der Tradition gegen die moderne [[Häresie]] des [[Evolutionismus]]'', [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2014 (236 Seiten, ISBN 978-3-941862-19-7).<br />
* [[Eduard Kamenicky]] (Hg. von Matthias Silvert): ''Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1991 (40 Seiten; ISBN 3-87-442-032-9; [http://www.kath-info.de/tradition.html Online]).<br />
* [[Roberto de Mattei]]: ''Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi '', mit einem Vorwort von [[Martin Mosebach]], übersetzt von [[Wolfram Schrems]], [[Grignion Verlag]] 2017 (geb.,192 Seiten, ISBN 978-3932085673).<br />
* [[Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Mariologie]] (Hsgr.): ''[[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition'' [[Mariologische Studien]], Band I, Hans Driewer Verlag Essen 1962 (282 S.).<br />
<br />
* Martin Deutinger (Hsgr): ''Der Geist der christlichen Ueberlieferung. Ein Versuch die Werke der vorzüglichsten Schriftsteller der Kirche in ihrem innern Zusammenhange darzustellen und durch übersichtliche Auszüge zu veranschaulichen''. Bearbeitet von einem Vereine, Schmid Verlag Augsburg, Halbledereinbände:<br />
** Erster Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung in den ersten drei Jahrhunderten, von der apostolischen Zeit bis Origenes'', [https://books.google.de/books?id=B6RFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1850 (228+355)].<br />
** Zweiter Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung von Origenes bis Athanasius (incl.)., [https://books.google.de/books?id=EaRFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1851 (156+394 Seiten)].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Youtube|Wie kommt die Offenbarung Jesu bis zu uns?|bYkJgpGfDFk|Kanal=|Autor=[[Nina Sophie Heereman]]|Datum=6. Oktober 2014|size=8:15 Min.}}<br />
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]<br />
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de<br />
*[http://www.kath.net/news/40896 Die untrennbare Einheit von Heiliger Schrift und Tradition] [[Kath.net]] am 12. April 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Tradition&diff=193654Tradition2023-04-11T20:21:14Z<p>Lambert: Unklares entf (wieso Ablativ?)</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:KKK.jpg|thumb|right|Die Tradition schlägt sich in der [[Kirchengeschichte]] im [[Katechismus]] nieder]]'''<br />
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher und schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Sie ist ein Teil des [[Depositum fidei]]. <br />
<br />
Nicht alle [[Wahrheit]]en, die [[Gott]] geoffenbart hat, sind in der [[Heiligen Schrift]] aufgeschrieben. Manche wurden von den [[Apostel]]n nur gepredigt und sind dann von der [[Kirche]] als kostbares Erbe überliefert worden. Die meisten dieser Wahrheiten wurden schon bald nach der Zeit der Apostel von heiligen und gelehrten Männern aufgeschrieben ([[Kirchenväter]]).<ref>[[Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands 1955#51. Die Kirche schöpft ihre Lehre aus der Heiligen Schrift und aus der mündlichen Überlieferung]].</ref><br />
<br />
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref> <br />
<br />
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]. <br />
<br />
==Die Bedeutung==<br />
Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des [[Wesen]]s. So sagt es [[Vinzenz von Lerins]] in seinem [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 29]]: Die Tradition ist wie ein [[Kind]]. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als [[Mensch]] geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der [[Begriff]] zwei [[Gegensätze]]: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der [[Kirche]] geschaut wird, sieht man, dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das [[Evangelium]] durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref> [[Analogie|So wie]] [[Christus]] von einem Kind zum Erwachsenen wurde und sich in seinem Wesen nicht veränderte, so soll auch die Erkenntnis seines Evangeliums wachsen ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief des Petrus Kapitel 3|2. Petr 3, 18]]), in seinem Wesen sich nicht verändern. Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).<br />
<br />
Ein Grundgesetz der Väter ist: „Keine Neuerungen schaffen, sondern am Überlieferten festhalten.“ ("Nihil inovetur nisi quod traditum est." - [[Heilige]]r [[Papst]] [[Stephan I.]] um 255)<ref>: aus [https://www.bonifatius.tv/home/weihbischof-dr-athanasius-schneider-antwort-auf-die-krise-der-kirche-unserer-zeit_6447 "Antwort auf die Krise der Kirche unserer Zeit"] Vortrag von Weihbischof [[Athanasius Schneider]] bei [[Bonifatius.tv]] (ab min.; 1:06:30)</ref> Wenn auch dieses Gesetz vor allem für das, was Gegenstand des Glaubens ist, unverbrüchliche Geltung haben muss, so soll es dennoch auch Norm sein in der Ordnung jener Dinge, die an sich eine Änderung zulassen, wiewohl auch in Bezug auf diese im allgemeinen die Regel gilt: „Nichts Neues, sondern neu.“ (Non nova sed noviter - [[Vinzenz von Lérin]])<ref>[[Benedikt XV.]]: [[Antrittsenzyklika]] [[Ad beatissimi apostolorum]] über die gegenwärtige menschliche Gesellschaft und die Kirche vom 1. November 1914, [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].</ref><br />
<br />
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der [[Augustinus von Hippo|heilige Augustinus]] sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref><br />
<br />
== Die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]] und [[Kirchenväter]] zur Tradition ==<br />
<br />
Vinzenz ist berühmt wegen seiner Erklärungen im ersten und zweiten Commonitorium, was wirklich [[Katholizität|katholisch]] ist. Die genaue [[Definition]] wird für gewöhnlich auf den „Kanon“ verkürzt, dass zu glauben sei: ''' „was überall, immer, von allen geglaubt worden ist'' (''quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est“ ''': [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#2. Die Heilige Schrift muss nach der Überlieferung der Katholischen Kirche erklärt werden|Commonitorium II, 3]]). Der ganze Absatz ([[Commonitorium]] II) lautet:<br />
:„ In eben jener katholischen Kirche selbst ist mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, '''was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde'''. Denn das ist wirklich und wahrhaft ''katholisch'', was, wie der Name und Grund der Sache erklären, alle insgesamt umfasst. [6] Aber diese Regel werden wir befolgen, wenn wir der Universalität, dem Alter, der Übereinstimmung folgen. Wir folgen aber demgemäß der Universalität, wenn wir bekennen, dass der eine Glaube wahr ist, den die gesamte Kirche in der ganzen Welt bekennt; dem Alter aber so, wenn wir in keiner Weise von den Meinungen abweichen, von denen feststeht, dass unsere heiligen Vorgänger und Väter sie vertreten haben; der Übereinstimmung, in gleicher Weise, wenn wir uns in jenem Altertum [gemeint ist die Zeit der Vorgänger und Väter] den Definitionen und Meinungen aller oder wenigstens fast aller Priester und Lehrer halten.“<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
<br />
Abgesehen von der Formulierung ist hier nichts zu finden, was nicht bereits bei [[Irenäus von Lyon]] und [[Tertullian]] erarbeitet wurde. Vinzenz’ eigenständige Leistung besteht hingegen in der Erarbeitung eines Fortschrittsprinzips:<ref>[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vinzenz_von_Lérins&diff=207082273&oldid=207041938|Abschnitt aus] der [[Wikipedia]], abgerufen am 27. März 2021</ref><br />
:'' [28] Aber vielleicht sagt jemand: Wird es also in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion geben? Gewiss soll es einen geben, sogar einen recht großen. Denn wer wäre gegen die Menschen so neidisch und gegen Gott so feindselig, dass er das zu verhindern suchte? Allein es muss in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, dass etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, dass etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle. Wachsen also und kräftig zunehmen soll sowohl bei den einzelnen als bei allen, sowohl bei dem einen Menschen als in der ganzen Kirche, nach den Stufen des Alters und der Zeiten, die Einsicht, das wissen und die Weisheit, aber lediglich in der eigenen Art, nämlich '''in derselben Lehre, in demselben Sinne und in derselben Bedeutung''' (eodem sensu eademque sententia). [29] Die Religion der Seelen soll die Art der Leiber nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl ihre Teile entfalten und entwickeln, aber doch dieselben bleiben, die sie waren. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Blüte der Kindheit und der Reife des Alters; aber die Greise sind dieselben, die sie als Jünglinge waren, so dass wohl die Größe und das Aussehen eines und desselben Menchen sich ändert, nichtsdestoweniger aber die Natur und die Person dieselbe bleibt. Klein sind die Glieder der Säuglinge, groß die der Jünglinge, doch sind sie die nämlichen; so viele Gliedmaßen der Knabe hatte, so viele hat auch der Mann, und wenn es Glieder gibt, die erst im reiferen Alter hervorkommen, so waren sie doch schon keinartig vorhanden, so dass nachher beim Greise nichts Neues sich zeigt, was nicht vorher beim Knaben schon verborgen gewesen wäre. Daher ist ohne Zweifel die gesetzmäßige und richtige Norm des Fortschritts, die feststehende und schönste Ordnung des Wachstums diese, dass die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet, welche schon bei den Kleinen die Weisheit des Schöpfers grundgelegt hatte. Sollte die menschliche Gestalt sich später in ein fremdartiges Gebilde verwandeln oder doch etwas der Zahl der Glieder beigefügt oder davon weggenommen werden, so müsste der ganze Leib entweder zugrunde gehen oder verunstaltet oder wenigstens geschwächt werden. So muss auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, dass sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.'' ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 28+29]]).<br />
<br />
:[30]: "Denn es gehört sich, dass jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, dass sie verändert, unzulässig, dass sie entstellt, unzulässig, dass sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten." ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Nr. 30]]).<br />
<br />
Wie man erkennen mag, welche die apostolischen und bewährten Überlieferungen in der Kirche sind schreibt der [[Kirchenlehrer]] [[Augustinus von Hippo]] eine Regel vor, indem er spricht: <br />
:Wenn dasjenige was wir nicht aus der Schrift, sondern aus der Überlieferung beobachten, '''auf dem ganzen Erdkreise beobachtet wird''', so erhellet hieraus, dass es als etwas entweder von den Aposteln selbst, oder von allgemeinen Kirchenversammlungen (deren Ansehen in der Kirche sehr heilsam ist) Empfohlenes oder Eingesetztes gehalten werde. Der nämliche Augustin spricht ebenso wider die Donatisten, ja wider alle Ketzer, und ermahnt mit Nachdruck in diesen Worten: Was die ganze Kirche hält, und wenn es auch nicht von den Konzilien eingesetzt, aber immer beobachtet worden ist, davon glaubt man ganz recht, dass es nicht anders, als aus Autorität der Apostel eingesetzt worden sei. Mit ihm stimmt auch [[Leo der Große]] überein, da er sagt: Es ist nicht zu zweifeln, dass alles was in der Kirche immer als fromme Übung gepflogen worden ist, von der Überliefernng der Apostel und von der Lehre des Heiligen Geistes herkomme.<ref>[[Petrus Canisius: Catechismus maior#Von den Geboten der Kirche]].</ref><br />
<br />
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==<br />
<br />
Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher. <br />
<!-- Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnet. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. --><br />
<br />
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Was die Apostel gepredigt haben, das heißt: das Christus ihnen geoffenbart hat, kann nur durch diese Kirchen nachgewiesen werden, die von den Aposteln selbst gegründet wurden, durch mündliche Predigt und später durch Briefe."</ref> Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref><br />
<br />
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==<br />
<br />
=== [[Konzil von Trient]]: [[Sacrosancta oecumenica (1)]] 1546: ===<br />
:"Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches [[Jesus Christus]], unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine [[Apostel]] (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese [[Wahrheit]] und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des [[Heiligen Geist]]es, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des [[Altes Testament|Alten]] als des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], dieweil der eine [[Gott]] der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den [[Glauben]], als welche die [[Sitte]]n betreffen, weil sie entweder mündlich von [[Christus]], oder vom [[Heiligen Geist]]e angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] erhalten wurden."<ref>zitiert nach: [[II. Vatikanum]], Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.; [[DH]] 1501 </ref><br />
<br />
Aus der [[Definition]] des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die [[Wahrheit]]en des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> <br />
<br />
=== [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus]] 1854 ===<br />
[[Pius IX.]] bezieht sich in der Dogmatischen [[Bulle]] [[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Ineffabilis Deus]] vom [[8. Dezember]] [[1854]] zur Erklärung des [[Dogma]]s der [[Unbefleckte Empfängnis|Unbefleckten Empfängnis]] auf das [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]] des heiligen [[Vinzenz von Lérins]] mit den Worten: <br />
:''Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerin der in ihr niedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, an denen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt. Mit aller Sorgfalt, getreu und weise behandelt sie das [[Depositum fidei|Überlieferungsgut]] der Vorzeit. Ihr Streben geht dahin, die Glaubenswahrheiten, die ehedem gelehrt wurden und im Glauben der Väter gleichsam noch im Keim niedergelegt waren, so auszusondern und zu beleuchten, dass jene Wahrheiten der himmlischen Lehre Klarheit, Licht und Bestimmtheit empfangen, zugleich aber auch ihre Fülle, Unversehrtheit und Eigentümlichkeit bewahren und nur in ihrem eigenen Bereich, d. h. '''in ein- und derselben Lehre, in ein- und demselben Sinn und in ein- und demselben Gehalt''' (eodem sensu eademque sententia), ein Wachstum aufzuweisen haben ([[Ineffabilis Deus (Wortlaut)#4. Schriftauslegung der Kirchenväter|Nr. 19]]).<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Dei filius]] 1870, [[Dei filius (Wortlaut)#Unveränderlichkeit der Glaubenslehre|Nr. 29]]: ===<br />
"Denn die Glaubenslehre, die ja Gott geoffenbart hat, ist nicht nach Art eines philosophischen Lehrsystems dem menschlichen Geiste vorgelegt worden, um durch seine Forscherarbeit erst vervollkommnet zu werden. Sie ist vielmehr der Braut Christi anvertraut worden als göttliches Lehrgut, um von ihr treu behütet und unfehlbar erklärt zu werden. Daher muss an dem Sinn der Heilslehren, wie ihn die Kirche, unsre heilige Mutter, einmal dargelegt hat, immerdar festgehalten werden und man darf niemals, etwa unter dem Vorwand und aus dem Scheingrund einer tiefern Erkenntnis, von diesem Sinn abgehen. So wachse denn im Lauf der Zeiten und Jahrhunderte und blühe weit und mächtig auf, Einsicht, Wissenschaft und Weisheit, in den einzelnen und in der Gesamtheit, in jedem Menschen wie in der ganzen Kirche: in dem ihnen zustehenden Bereich. Der Sinn der Glaubenssätze aber und die Lehrverkündigung müssen die gleichen bleiben" ([[Vinzenz von Lerin]], [[Commonitorium (Vinzenz von Lérins - Wortlaut)#23. Fortschritt im Glauben|Common. n 28]])."<br />
<br />
=== [[Erstes Vatikanisches Konzil]]: Dogmatische Konstitution [[Pastor aeternus]] 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]]: ===<br />
"Die römischen Päpste aber haben [[Analogie des Glaubens|das als festzuhaltende Lehre erklärt, was sie unter göttlichem Beistand als mit der Heiligen Schrift und den apostolischen Überlieferungen im Einklang stehend erkannt hatten]]. Zu dem Zweck beriefen sie, je nachdem Zeitumstände und Weltlage es nahe legten, entweder allgemeine Konzilien, oder befragten die auf dem ganzen Erdkreis verbreitete Kirche über ihre Glaubensansicht; andere Male wieder geschah es auf kleinen Synoden, oder sie bedienten sich anderer Hilfsmittel, wie sie die göttliche [[Vorsehung]] ihnen gerade darbot. Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, dass sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen 'Geistes gewissenhaft zu ''hüten'' und ''getreu auszulegen''."<br />
<br />
=== [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] 1965, [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 7-10]]: ===<br />
<br />
:Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt - ''für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben'' und allen Geschlechtern weitergegeben werden. [...] Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge ''bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt'' werden. Wenn die Apostel das, was auch sie empfangen haben, überliefern, mahnen sie die Gläubigen, die Überlieferungen, die sie in mündlicher Rede oder durch einen Brief gelernt haben (vgl. 2 Thess 2,15), festzuhalten und für den Glauben zu kämpfen, der ihnen ein für allemal überliefert wurde (vgl. Jud 3).<ref> Vgl. [[II. Konzil von Nizäa]]: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 303 (602). IV. Konzil von Konstantinopel, Sess. X. can. 1: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 336 (650-652).</ref> Was von den Aposteln überliefert wurde, umfaßt alles, was dem [[Volk Gottes]] hilft, ein heiliges Leben zu führen und den Glauben zu mehren. So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt.<br />
<br />
:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.<br />
<br />
:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen [[Lehramt]] der [[Kirche]] anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.<br />
<br />
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] === <br />
<br />
Papst [[Paul VI.]] verweist in der [[Apostolische Konstitution]] [[Indulgentiarum doctrina]] [[1. Januar]] [[1967]] über die Neuordnung des [[Ablass]]wesens, als auch in dem klaren Abschnitt der [[Weihnachtsansprache]] [[Weihnachtsansprachen Papst Pauls VI.#UNVERÄNDERLICHKEIT DES GLAUBENSGUTES UND LEBENDIGE ENTWICKLUNG DER KIRCHE|1976]] an die [[Römische Kurie]]:<br />
:''Diese Lebenskraft der Kirche, von der wir täglich im Stillen beredte und überaus tröstliche Beweise erhalten, können wir mit dem organischen Leben vergleichen, wie es unser Universum durchpulst. Wie ein großer Baum, der seine Wurzeln tief in die ihn seit Jahrhunderten nährende Erde getrieben hat, so hat auch die Kirche ihre Wurzeln in die Vergangenheit hinabgesenkt, um bis zu Christus und den Aposteln vorzudringen. In diesem Sinn ist die Unveränderlichkeit des [[Glaubensgut]]es - es wäre unsinnig, das zu bestreiten - über jeden Zweifel erhaben, und die Kirche hütet dieses Gut, wenn sie Dogmen, Sittengesetz und auch die Liturgie nach dem lichtvollen Grundsatz "[[Lex orandi - lex credendi|Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens]]" darlegt. Das Leben der Kirche bleibt ein und dasselbe, gediegen und fest, denn da ist "ein Leib und ein Geist ... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist" (Eph 4, 4 ff.). Auf dieser Linie haben wir uns bisher gehalten, auf ihr stehen wir, und auf ihr werden wir weiter bleiben gemäß den Worten des heiligen Paulus: "Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält" (Eph 4, 3).<br />
<br />
:''Aber weil diese Unveränderlichkeit aus den Wurzeln selber aufsteigt, mit denen die Kirche ihren Lebenssaft aus der Vergangenheit saugt und die kraft der Mittlerschaft Christi bis ins Innerste Gottes selber hineinreichen, steht diese Unveränderlichkeit absolut nicht im Widerspruch zu dem Leben, das aus diesen Wurzeln aufsprudelt und aufblüht. Es gibt keinerlei Gegensatz zwischen Leben und Unveränderlichkeit; im Gegenteil: das Leben selbst sichert die wesenhafte Unveränderlichkeit eines lebenden Wesens. Die Unveränderlichkeit des Steines, der unbelebten Materie überhaupt, ist etwas ganz anderes als die Unveränderlichkeit, die die ständige Identität des lebenden Wesens mit sich durch alles physische und geistige Wachsen hindurch und im Austausch mit den gegebenen Lebensbedingungen gewährleistet. Eine Pflanze, ein organischer Leib bleiben in ihrem Wesen dieselben, auch wenn sie allmählich wachsen. Es ist dies der alte und stets treffende Vergleich des [[Vinzenz von Lérins]], der allen bekannt ist ([[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium Primum]]) 23; PL 50, 667 f.); diesen Gedanken hat schon Cyprian mit eindrucksvollen Bildern anschaulich gemacht: "Die Kirche des Herrn ... dehnt aus der Fülle ihrer Fruchtbarkeit ihre Zweige über die ganze Erde hin aus, und sie macht die schon breit dahinfließenden Ströme noch weiter: sie hat aber nur ein Haupt und einen Ursprung und ist eine einzige Mutter, überreich an Zeichen ihrer Fruchtbarkeit" (De unitate Ecclesiae) 5; PL 4, 518). Von den tiefreichenden Wurzeln her entfalten sich die Zweige ein und desselben Stammes, immer alt und immer neu: Genährt aus dem Lebenssaft der Vergangenheit, strecken sie sich der Zukunft entgegen, streben sie nach vorn, um die Scharen der Vögel des Himmels aufzunehmen, die dort Schatten und Ruhe suchen (vgl. Mk 4, 32). Entwicklung ist wesentlich für das Leben der Kirche.''<br />
<br />
'''Und an anderer Stelle:'''<br />
:"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte [[Glaubensgut]], und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen [[Lehramt]] der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der [[Heiligen Schrift]] zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief [[Cum te]] an [[Marcel Lefebvre]], Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom [[11. Oktober]] [[1976]].</ref><br />
<br />
:"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewusstsein haben und in uns die Haltung einer [[Treue]] ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibes Christi]] hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der [[Gewissen]]losigkeit des [[Revolution]]sgeistes, wie er für so viele Menschen [[Zeichen der Zeit|unserer Zeit bezeichnend]] ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem [[Lehramt]] mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: [[Ingo Dollinger]], [[Klarheit]] und [[Wahrheit]] S. 38-39: vom 14. Juli 1976; [http://www.kathtube.com/player.php?id=45859 Download].</ref><br />
<br />
== Die Bischofsweihe ==<br />
Zu den Worten, die dem Weihekandidaten vor der [[Bischofsweihe]] bei seinen Versprechen gestellt werden, gehört die Frage: „Bist du bereit, das [[Evangelium]] [[Christi]] treu und unermüdlich zu verkünden?“ Und: „Bist du bereit, das '''von den Aposteln überlieferte [[Glaubensgut]], das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“'''<ref>[https://www.bistum-chur.ch/aktuelles/predigt-von-kardinal-kurt-koch-anlaesslich-der-bischofsweihe-vom-19-maerz-2021-in-chur/ Predigt von Kurt Kardinal Koch anlässlich der Bischofsweihe vom 19. März 2021 in Chur] aus der [[Homilie]] in der [[Eucharistiefeier]] mit der Weihe von Mons. [[Joseph Maria Bonnemain]] zum [[Bischof]] von Chur in der Kathedrale Chur am Hochfest des Heiligen Joseph, 19. März 2021</ref><br />
<br />
== Zitate ==<br />
* [[Paulus von Tarsus]]: ''Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten "Erkenntnis"! Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der erste Brief an Timotheus Kapitel 6|1 Tim 6, 20]]). ''Darum muss ich auch dies alles erdulden; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er die Macht hat, das mir |anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren. Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim [[Glaube]]n und bei der [[Liebe]], die uns in [[Jesus Christus|Christus Jesus]] geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des [[Heiligen Geist]]es, der [[Heiligmachende Gnade|in uns wohnt]]'' ([[Neues Testament Einheitsübersetzung 1979#Der zweite Brief an Timotheus Kapitel 1|2 Tim 1, 12-14]]).<br />
<br />
{{Vorlage:Leiste Depositum fidei}}<br />
{{Vorlage:Leiste revelatio}}<br />
== Apostolische Überlieferung und kirchliche Überlieferungen ==<br />
Die Überlieferung kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom [[Heiligen Geist]] vernahmen. Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches [[Neues Testament]], und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung.<br><br />
Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit in den [[Ortskirche]]n entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepasste besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des [[Lehramt]]es der [[Kirche]] beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift|Nr. 83]]).<br />
<br />
[[Papst]] [[Pius XII.]] sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die [[Liturgie]] der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im [[Liturgiesprache|Gebrauch der Volkssprache]], im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache [[Vous Nous avez]] vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der [[Liturgische Kleidung|liturgischen Gewänder]], Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Vinzenz von Lérins]]: ''[[Commonitorium (Vinzenz von Lérins)|Commonitorium]]'', Mit einer Studie zu Werk und Rezeption herausgegeben und kommentiert von [[Michael Fiedrowicz]], übersetzt von Claudia Barthold, [[Carthusianus Verlag]] Mühlheim/Mosel 2011 (1. Auflage, 368 Seiten, ISBN 978-3-941862-04-3).<br />
* [[Robert Bellarmin]]: ''Disputationen über die Streitpunkte des christlichen Glaubens. Band I: Über das geschriebene und ungeschriebene Wort Gottes'', [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2012 (Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-943506-02-0).<br />
* [[Heribert Schauf]]: ''Die Lehre der [[Kirche]] über [[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition in den [[Katechismen]]'', Hans Driewer Verlag Essen 1963 (224 Seiten).<br />
* Marc Stegherr: ''Die Renaissance der katholischen Tradition'', [[Patrimonium Verlag]] 2020 (604 Seiten, ISBN 978-3-86417-034-8 Broschur).<br />
* [[Johann Baptist Franzelin]] [[SJ]], ''Traktat über die göttliche Tradition'', erste deutsche Übersetzung, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2015 (304 Seiten, ISBN 978-3-941862-16-6).<br />
* Hrsg. von Willy Rordorf und André Schneider: ''Die Entwicklung des Traditionsbegriffs in der Alten Kirche'', ([[Lateinisch]]/[[deutsch]], bzw. [[griechisch]]/deutsch; [[Traditio Christiana]], Band 5; Sammlung von 148 Quellentexten, gegliedert in neutestamentliche, vornizäische und nachnizäische Texte), Peter Lang Verlag International Academic Publishers 1983 (208 Seiten, Leinen, ISBN 3261048581, ISBN-13 9783261048585).<br />
* [[Louis Billot]] SJ: ''Tradition und [[Modernismus]], Über die Unveränderbarkeit der Tradition gegen die moderne [[Häresie]] des [[Evolutionismus]]'', [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2014 (236 Seiten, ISBN 978-3-941862-19-7).<br />
* [[Eduard Kamenicky]] (Hg. von Matthias Silvert): ''Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1991 (40 Seiten; ISBN 3-87-442-032-9; [http://www.kath-info.de/tradition.html Online]).<br />
* [[Roberto de Mattei]]: ''Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi '', mit einem Vorwort von [[Martin Mosebach]], übersetzt von [[Wolfram Schrems]], [[Grignion Verlag]] 2017 (geb.,192 Seiten, ISBN 978-3932085673).<br />
* [[Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Mariologie]] (Hsgr.): ''[[Heilige Schrift|Schrift]] und Tradition'' [[Mariologische Studien]], Band I, Hans Driewer Verlag Essen 1962 (282 S.).<br />
<br />
* Martin Deutinger (Hsgr): ''Der Geist der christlichen Ueberlieferung. Ein Versuch die Werke der vorzüglichsten Schriftsteller der Kirche in ihrem innern Zusammenhange darzustellen und durch übersichtliche Auszüge zu veranschaulichen''. Bearbeitet von einem Vereine, Schmid Verlag Augsburg, Halbledereinbände:<br />
** Erster Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung in den ersten drei Jahrhunderten, von der apostolischen Zeit bis Origenes'', [https://books.google.de/books?id=B6RFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1850 (228+355)].<br />
** Zweiter Band: ''Die Entwicklung der christlichen Ueberlieferung von Origenes bis Athanasius (incl.)., [https://books.google.de/books?id=EaRFAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false 1851 (156+394 Seiten)].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Youtube|Wie kommt die Offenbarung Jesu bis zu uns?|bYkJgpGfDFk|Kanal=|Autor=[[Nina Sophie Heereman]]|Datum=6. Oktober 2014|size=8:15 Min.}}<br />
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]<br />
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de<br />
*[http://www.kath.net/news/40896 Die untrennbare Einheit von Heiliger Schrift und Tradition] [[Kath.net]] am 12. April 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kirche&diff=193651Kirche2023-04-11T19:20:22Z<p>Lambert: passenderes Bild</p>
<hr />
<div>[[Datei:Wrisberg-Epitaph Hildesheim.jpg|miniatur|hochkant|Austeilung der göttlichen Gnaden durch die Kirche mittels der Sakramente: oben der gekreuzigte Jesus inmitten der [[Dreifaltigkeit]] und der "himmlischen Kirche" als Quelle der Gnade, in der Mitte die Personifikation der ''Ecclesia'' als Frau mit [[Tiara]]]]<br />
<br />
Die '''Kirche''' (''Ekklesia'') ist nach neutestamentlichem Sprachgebrauch die Gemeinschaft derer, die von [[Jesus Christus]] durch das [[Evangelium]] aus der [[Welt]] herausgerufen wurden, an ihn glauben, sich um ihn versammeln im [[Gottesdienst]] (λειτουργία leiturgía) und von ihm zum Glaubenszeugnis (μαρτυρία martyría) und [[Diakonie|Dienst]] der [[Liebe]] (διακονία diakonía ‚Dienst‘, von διάκονος diákonos ‚Diener‘) gesandt werden. Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] sieht die Kirche als „das [[Sakrament]], das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ ([[Lumen gentium]] 1).<br />
<br />
"Die Aufgabe, allen Menschen die Frohbotschaft zu verkündigen, ist die wesentliche Sendung der Kirche". "Evangelisieren ist die eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität" (vgl. [[Evangelii nuntiandi]], [[Evangelii nuntiandi (Wortlaut)#Evangelisierung, die eigentliche Aufgabe der Kirche|Nr. 14]]).<br />
<br />
Das griechische Wort ἐκκλησία ''ekklēsía'' bedeutete im profanen Sprachgebrauch eine Menschenansammlung und insbesondere eine Volksversammlung. Es wurde auch für die Versammlung des [[Israeliten|Gottesvolkes Israel]] benutzt und von der christlichen Gemeinde übernommen (so etwa Hebr 2,12, Apg 7,38). Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] ist es die sich zum Gottesdienst versammelnde Gemeinde, die Ortsgemeinde oder Kirche am Ort (1 Kor 1,2), aber auch die Gemeinschaft aller Ortsgemeinden als „Gesamtkirche“.<br />
<br />
== Zum Wesen der Kirche ==<br />
<br />
Von Anfang an ist dieses Gottesvolk, der [[Leib Christi]], organisch gegliedert. Konstitutiv ist (schon) für den (Früh-) [[Katholizität]] das Kollegium der [[Apostel]] mit [[Petrus (Apostel)|Petrus]] als Oberhaupt der Kirche und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Die Leiter der überall entstehenden Orts-Ekklesíai sind von den Aposteln unmittelbar oder mittelbar durch Handauflegung bevollmächtigt (Weiheakt). Bereits um die Wende zum zweiten Jahrhundert sind, zusammen mit dem [[Kanon]] der Heiligen Schriften und der [[Regula fidei]], dem Taufbekenntnis, das dreigliedrige Amt aus [[Bischof|Bischöfen]] (epískopoi), [[Priester]]n (presbýteroi) und [[Diakon]]en (diákonoi) sowie der Vorrang des Bischofssitzes in [[Rom]] und der Martyriums- und Grabesstätte Petri dort klar bezeugt.<br />
<br />
Die hl. Kirche ist nicht zu reduzieren auf einen Zusammenschluss von Menschen gleicher Gesinnung oder gleichen Geschmacks, sondern ist das ''Geheimnis'' der fortdauernden Gegenwart des sich für uns aufopfernden und so ewiges Leben schenkenden Herrn. Sie ist das Wurzelsakrament, wogegen [[Jesus Christus|Christus]] das Ursakrament genannt wird. Allem Suchen und Glauben, der Einzelnen und der Völker, ist die Kirche als verborgener Antrieb und offenbares Ziel vorgegeben. Die vornehmste Aufgabe der hl. Kirche sind das Bewahren des hl. Evangeliums, Bezeugung und Verkündigung Jesu Christi als Gott und Mensch, den einzigen und wahren Erlöser und Vollender aller Menschen (Mission), Ausspendung der hl. Sakramente und das Lehramt.<br />
<br />
== Die Kirche nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ==<br />
[[Datei:Second Vatican Council by Lothar Wolleh 007.jpg|mini|Konzilsväter beim Zweiten Vatikanischen Konzil]]<br />
Die katholische Kirche hat sich auf dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] das erste Mal in einer Gesamtschau zu ihrem Kirchenverständnis geäußert und dabei verschiedene Aspekte betont. Quellen des Kirchenverständnisses sind die [[Heilige Schrift]] und die eigene [[Tradition#Katholizismus|Tradition]]. Traditionell sind die sieben [[Sakrament]]e und das [[Kirchliches Amt|kirchliche Amt]] ihr besonders wichtig. Doch setzt das Konzil mit der Dogmatischen Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche (1964) nun nicht mehr „bei den institutionellen Elementen der Kirche, sondern bei ihrem geistlichen Wesen als ‚Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe‘ an […] und markiert damit eine Wendung hin zu einer [[Communio-Theologie|Communio-Ekklesiologie]] im katholischen Raum.“<ref>Ulrich Kühn: ''Kirche'' (=&nbsp;Handbuch Systematischer Theologie, 10). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, ISBN 3-579-04925-9, S. 173, Fn. 30.</ref> Die Prämissen werden nun in die Bezeichnung der Kirche als Grund- oder Ursakrament aufgenommen, eine Sicht, die die Kirche als Werkzeug und Zeichen des [[Heil]]s<nowiki />willens Gottes für die ganze Welt bestimmt.<br />
<br />
[[Papst Johannes Paul II.]] hat die wesentlichen Aspekte der Ekklesiologie des Konzils wie folgt zusammengefasst:<ref>[[Papst Johannes Paul II.]]: [[Apostolische Konstitution]] ''[[Sacrae Disciplinae Leges|Sacrae disciplinae leges]]'' vom 25. Januar 1983 [http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_constitutions/documents/hf_jp-ii_apc_25011983_sacrae-disciplinae-leges.html (online)]</ref><br />
* „die Lehre, nach der die Kirche als das [[Römisch-katholische Kirche#Volk Gottes|Volk Gottes]] …<br />
* …&nbsp;und die hierarchische Autorität als Dienst dargestellt werden“;<br />
* „die Lehre, die die Kirche als Gemeinschaft (''[[Communio-Theologie|Communio]]'') ausweist“ und daher die notwendigen Beziehungen festsetzt, die zwischen den Teilkirchen und der Universalkirche und zwischen Kollegialität und Primat bestehen müssen;<br />
* „die Lehre, nach der alle Glieder des Volkes Gottes, jedes auf seine Weise, an dem [[Dreifaches Amt Christi|dreifachen Amt Christi]] – dem priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt – teilhaben“;<br />
* „die Lehre …, die die Pflichten und Rechte der Gläubigen, namentlich der [[Laie (Religion)|Laien]], betrifft“;<br />
* „der Einsatz, den die Kirche für den [[Ökumenismus]] aufbringen muß.“<br />
<br />
=== Grund und Ziel der Kirche ===<br />
Die Kirche gründet im Wort und im Wirken [[Jesus Christus|Jesu Christi]]:<br />
{{Zitat|Denn der Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche ''(initium fecit)'', indem er frohe Botschaft verkündigte, die Ankunft nämlich des [[Reich Gottes|Reiches Gottes]], das von alters her in den Schriften verheißen war: ‚Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes‘ ({{B|Mk|1|15}}; vgl. {{B|Mt|4|17}})|''Lumen gentium'' 5}} Die Ankunft des Reiches Gottes wird offenbar in der Verkündigung Jesu, seinen Machttaten, in seinem Leiden und Sterben und in seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]]. Sie ist nicht Werk des irdischen Jesus, sondern des im [[Pascha-Mysterium]] erhöhten Christus: Der Auferstandene erschien nach [[Ostern]] den Jüngern, verhieß ihnen den Beistand des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] und gab ihnen den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und die Menschen zu taufen:{{Zitat|Als er dann ein für allemal durch seinen Tod und seine Auferstehung in sich selbst die Geheimnisse unseres Heils und der Erneuerung von allem vollzogen hatte, gründete er […] vor der Aufnahme in den Himmel seine Kirche als Sakrament des Heils, sandte die Apostel in alle Welt, so wie er selbst vom Vater gesandt worden war, und trug ihnen auf: ‚Geht also hin, und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe‘ {{Bibel|Mt|28|19–20}}|''[[Ad gentes]]'' 5<ref>Vgl. ''Lumen gentium'' 4f.</ref>}}<br />
<br />
Dies kann aber nach übereinstimmender Auffassung der katholischen Ekklesiologie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr als formelle, körperschaftsrechtliche Kirchengründung im Sinne einer institutionellen Setzung durch Jesus selbst verstanden werden, wie es die Theologie der [[Gegenreformation]] aus [[Apologetik|apologetischen]] Gründen akzentuiert hatte. In die Darstellung der Kirche im Neuen Testament sind Glaubenszeugnisse aus nachösterlichen Gemeindesituationen mit ihren Erfahrungen und Problemstellungen eingeflossen, die das Leben der Gemeinden „im Licht der Botschaft und der Geschichte Jesu interpretieren, theologisch aufarbeiten und legitimieren“ und dadurch der ursprünglichen Intention ihres Gründers Jesus treu bleiben. Theologen sprechen von einer „strukturellen Kontinuität“ zwischen der Sammlung Israels durch Jesus und der nachösterlichen Entstehung der Kirche; Jesus setzte „gemeinschaftsbildende Zeichen des ankommenden Reiches Gottes“, die „aufgrund der Auferstehungs- und Geisterfahrung der ersten Zeugen […] als Vor-formen der sich nachösterlich bildenden Kirche aufgegriffen und aktualisiert“ wurden; der Grund der Kirche liegt somit „im ganzen Christusgeschehen“, seinem irdischen Wirken, seinem Tod und seiner Auferstehung bis hin zur Geistsendung.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 270, 277f., unter Berufung auf [[Hans Waldenfels]], [[Heinrich Fries]] und [[Wolfgang Trilling]]; vgl. Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 21, 24.</ref><br />
<br />
Die Berufung der Kirche durch Jesus Christus und ihr [[Eschatologie|eschatologisches]] Ziel entsprechen einem Heilsplan [[Gott der Vater|Gottes]] selbst:<br />
{{Zitat|Alle Erwählten aber hat der Vater vor aller Zeit ‚vorhergekannt und vorherbestimmt, gleichförmig zu werden dem Bild seines Sohnes, auf dass dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern‘ {{Bibel|Röm|8|29}}. Die aber an Christus glauben, beschloss er in der heiligen Kirche zusammenzurufen. Sie war schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden.|''Lumen gentium'' 2}} In der Kirche ist Christus selber bis an das Ende der Zeiten wirksam gegenwärtig. Als solche ist die Kirche Gegenstand der grundlegenden [[Glaubensbekenntnis]]se und heißt dort die „eine, heilige, katholische und apostolische“ Kirche. Eine hohe Bedeutung für Einheit und Identität der christlichen Gemeinde hatte von Anfang an die [[Eucharistie]], das gemeinsame Brotbrechen entsprechend dem Auftrag Jesu, dies zu seinem Gedächtnis zu tun (vgl. {{B|1 Kor|11|23–25}}).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 288.</ref><br />
<br />
Der [[Konzilstheologe]] [[Karl Rahner]] [[Jesuiten|SJ]] gab 1964 eine Definition von Kirche: „Die Kirche ist die gesellschaftlich legitim verfasste Gemeinschaft, in der durch Glaube und Hoffnung und Liebe die eschatologisch vollendete [[Offenbarung#Christentum|Offenbarung]] Gottes (als dessen Selbstmitteilung) in Christus als Wirklichkeit und Wahrheit für die Welt präsent bleibt.“<ref>Karl Rahner: ''Selbstvollzug der Kirche: ekklesiologische Grundlegung praktischer Theologie'' (=&nbsp;Sämtliche Werke, Band 19). Benziger, 1995, S. 49.</ref><br />
<br />
=== Spiritueller Ursprung der Kirche: Kreuzestod Jesu ===<br />
Nach einer auf [[Ambrosius von Mailand]] und [[Augustinus von Hippo]] zurückgehenden, viel rezipierten Lesart ist der spirituelle Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus dem auch die [[Sakrament]]e kommen, die [[Seitenwunde Christi|Seitenwunde Jesu]] am Kreuz ({{B|Joh|19|33–34}}).<ref>[[Wilhelm Geerlings]]: ''Die Kirche aus der Seitenwunde Christi bei Augustinus.'' In: Johannes Arnold, Rainer Berndt, Ralf M. W. Stammberger, Christine Feld (Hrsg.): ''Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis in die Neuzeit. Festgabe für Hermann Josef Sieben SJ zum 70. Geburtstag.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 2004, ISBN 3-506-70423-0. S. 465–481, hier S. 475.</ref><ref>Ambrosius von Mailand (340–397): ''Lukaskommentar (mit Ausschluß der Leidensgeschichte)'', 2. Buch, Nr. 86 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1707-3.htm]</ref><br />
<br />
[[Joseph Ratzinger]] nimmt diese altkirchliche Tradition auf und verbindet sie mit modernen exegetischen Erwägungen: Nach dem Johannesevangelium starb Jesus genau in der Stunde, zu der im [[Jerusalemer Tempel]] die Osterlämmer für das [[Paschafest]] geschlachtet wurden. Dies wird so interpretiert, dass das wahre [[Agnus Dei|Osterlamm]] in der Gestalt Jesu Christi, Gottes Sohn gekommen sei. Für die Seite Jesu, die geöffnet wird, habe der Evangelist das Wort πλευρά ''pleurá'' verwendet, das in der [[Septuaginta]]-Fassung der [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)|Schöpfungsgeschichte]] bei dem Bericht über die Erschaffung Evas steht ({{B|Gen|2|21}}). Johannes verdeutliche damit, dass Jesus der neue Adam sei, der in die Nacht des Todesschlafes heruntersteige und in ihr den Anfang der neuen Menschheit eröffne. „Aus der Todeshingabe Jesu strömen Blut und Wasser, Eucharistie und Taufe als Quell einer neuen Gemeinschaft. Die offene Seite ist der Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus der die Sakramente kommen, die die Kirche bauen.“<ref>Joseph Ratzinger: ''Eucharistie – Mitte der Kirche.'' München 1978, S. 21 f.</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil nahm diese Herleitung in das Einleitungskapitel seiner Dogmatischen Konstitution über die Kirche ''[[Lumen gentium]]'' auf:<br />
:"Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt. Dieser Anfang und dieses Wachstum ''(exordium et incrementum)'' werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmten (vgl. Joh 19,34), und vorherverkündet durch die Worte des Herrn über seinen Tod am Kreuz: ‚Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle an mich ziehen‘ {{Bibel|Joh|12|32}}. Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde {{Bibel|1 Kor|5|7}}, auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht {{Bibel|1 Kor|10|17}}. Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist." ([[Lumen gentium]] 3,2).<br />
<br />
=== Sakramentalität und Grundvollzüge ===<br />
Einer langen theologischen Tradition zufolge wird Jesus Christus selbst als das „Ursakrament“, Ursprung und Ziel des göttlichen Heilshandelns an der Welt, verstanden, so bei [[Augustinus von Hippo]] und [[Thomas von Aquin]]. Auch [[Martin Luther]] schrieb: „Nur ein einzig Sakrament kennt die Heilige Schrift, das ist Christus der Herr selbst.“<ref>Martin Luther: ''Disputatio de Fide infusa et acquisita''. [[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 6,86,5ff., zitiert bei: Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 57, auch zum Ganzen.</ref> Für die Angehörigen der römisch-katholischen Kirche ist die Präsenz Christi in der Kirche ihrem Wesen nach [[Sakrament#Römisch-katholische Kirche|sakramental]] erfahrbar. Die Kirche ist „Sakrament, Zeichen und Werkzeug“ des Heilshandelns [[Gott]]es in der Welt und bewirkt gleichermaßen „innigste Vereinigung mit Gott“ und „die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ ''(Ecclesia sit veluti sacramentum seu signum et instrumentum intimae cum Deo unionis totiusque generis humani unitatis)'', einer Bezeichnung, die auf den Kirchenlehrer [[Cyprian von Karthago]] zurückgeht.<ref>''Lumen gentium (LG)'' 1; vgl. ''LG'' 9.48.59</ref>, und zwar als „Sakrament der Einheit“ ''(unitatis sacramentum)''<ref>Konstitution [[Sacrosanctum Concilium]] über die heilige [[Liturgie]] Nr. 26; Cyprian von Karthago: ''Unitas ecclesiae'' 4.</ref><br />
<br />
Die Lehre von der Sakramentalität der Kirche, die die Einheit des göttlichen Heilshandelns betont, gehört zum Kern der Dogmatischen Konstitution ''Lumen gentium'' des Konzils, so der [[Konzilstheologe]] [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]. Bei den [[Kirchenvater|Kirchenvätern]] wurde der Begriff ''mystérion / sacramentum'' nur vereinzelt auf die Kirche angewandt. Im 20.&nbsp;Jahrhundert findet sich die Vorstellung erstmals bei dem dann als [[ModernismusModernist]] [[Exkommunikation|exkommunizierten]] Theologen [[George Tyrrell]], der damit die Differenz zwischen der Gemeinschaft der Glaubenden und der hierarchischen Institution Kirche akzentuieren wollte.<ref>Georg Tyrell: ''Christianity at the Crossroads.'' London 1907; deutsch: ''Das Christentum am Scheideweg.'' München – Basel 1959, S. 182. Siehe dazu: Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 513.</ref> Seit den 1930er-Jahren wurde der Gedanke der Kirche als Grund- oder Wurzelsakrament – neben der Bezeichnung Jesu Christi als „Ursakrament“, so [[Karl Rahner]] – von Theologen wie [[Carl Feckes]], [[Hans Urs von Balthasar]], [[Henri de Lubac]] OP, Karl Rahner SJ und [[Otto Semmelroth]] SJ entwickelt und floss in die Vorlage zu ''Lumen gentium'' ein.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 58.</ref><ref>Matthias Remenyi: ''Von der Leib-Christi-Ekklesiologie zur sakramentalen Ekklesiologie. Historische Entwicklungslinien und hermeneutische Problemüberhänge.'' In: Matthias Remenyi, Saskia Wendel (Hrsg.): ''Die Kirche als Leib Christi.'' Freiburg et al. 2017, S. 32–72, hier u.&nbsp;a. S. 41 (Rahner).</ref><br />
<br />
Das Konzil wollte mit der Anwendung eines weiten Sakramentenbegriffs auf die Kirche die zeichenhafte und zeugnishafte Gegenwart göttlichen Heilshandelns in der Geschichte, das Verhältnis von der verborgenen, geistlichen Wirklichkeit der Kirche und der sichtbaren, institutionell verfassten Kirche beschreiben, und es geht dabei um das Verhältnis des Handelns Gottes zum Handeln des Menschen.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
Diese Bestimmung deutet, so der Theologe [[Medard Kehl]], die Kirche als „das Geschehen der Vergegenwärtigung Jesu Christi und seines endgültigen Heils“ und wehrt sowohl eine mystifizierende Überhöhung der Kirche als auch ihre rein funktionale Abwertung ab. Die Kirche darf demnach nicht gleichgesetzt werden mit dem Heil, dem präsenten Christus oder dem bereits angekommenen Reich Gottes, vielmehr zeigt sich das von Gott geschenkte Heil nur analog, „im endlichen und sündigen Zeichen der Kirche“.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 83.134.</ref> Darum hat ihre geschichtliche [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]], Kontinuität und weltumspannende organische Einheit, garantiert durch die [[Bischof|Bischöfe]] als Nachfolger der [[Apostel]], theologische Relevanz. Theologen wie [[Hans Küng]], [[Leonardo Boff]] und [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]] lehnen eine zu große Verwandtschaft von Kirche und Gottesreich ab: „Die Kirche ist nicht der fortlebende Christus, sondern nur dessen Sakrament, also ein wesentlich unvollkommenes Werkzeug, das in einer gewissen [[Analogie (Philosophie)|Analogie]] zwar zu ihrem Herrn steht, aber eben so, dass die Unähnlichkeit größer als die Ähnlichkeit ist, wie bei jedem Analogieverständnis.“<ref>Wolfgang Beinert: ''Amt – Tradition – Gehorsam: Spannungsfelder kirchlichen Lebens.'' Regensburg 1998, S. 116, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 74 Anm. 300 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref> Hans Küng betont die substantielle Trennung zwischen der geschaffenen Kirche und dem ungeschaffenen Gott: „Jede Vergöttlichung der Kirche ist ausgeschlossen.“<ref>Hans Küng: ''Die Kirche.'' Freiburg im Breisgau 1967, S. 47, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 83 Anm. 347 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref><br />
<br />
Für den persönlichen Glauben ist die Sakramentenpraxis entscheidend, die grundsätzlich an die Kirche als Organisationsform anknüpft. In der Tradition der römisch-katholischen Kirche hat sich die Zahl von [[sieben]] Einzel-Sakramenten herausgebildet, die in ihrer Siebenzahl vom [[Zweites Konzil von Lyon|zweiten Konzil von Lyon]] am 6.&nbsp;Juli 1274 festgelegt wurde.<ref>[[Enchiridion Symbolorum]] 860; {{LThK|[[Herbert Vorgrimler]]|Sakrament. III. Theologie- u. dogmengeschichtlich|3|8|1442}}</ref><br />
<br />
Die [[Grundvollzug|Grundvollzüge]] der Kirche in der Sicht heutiger katholischer Theologie nehmen die Tradition der [[Dreifaches Amt Christi|drei Ämter Christi]] auf; Kirche vollzieht sich demnach in [[Zeugnis (Religion)|Zeugnis]] oder „Glaubensdienst“ (''martyria''), [[Liturgie]] oder „Gottesdienst“ (''leiturgia'') und [[Diakonie]] (''diakonia'') oder „Bruderdienst“. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird zusätzlich eine vierte Grunddimension von Kirche genannt, die [[Communio-Theologie|Gemeinschaft]] (''communio/koinonia'').<ref>Vgl. Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundvollzüge der Kirche.'' In: [[Maria Elisabeth Aigner]], Anna Findl-Ludescher, Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundbegriffe der Pastoraltheologie (99 Wörter Theologie konkret).'' Don Bosco Verlag, München 2005, ISBN 3-7698-1509-2, S. 99f.</ref><br />
<br />
=== Leib Christi ===<br />
Eine zentrale Vorstellung im Neuen Testament ist die von der ''Ekklesia'' als dem [[Leib Christi]], in den man durch [[Taufe]] und [[Eucharistie]] inkorporiert wird. Sie findet sich in den [[Paulusbriefe|paulinischen Briefen]] sowie, mit anderer Akzentsetzung, in den Briefen der Paulusschule (Kolosser- und Epheserbrief):<br />
:"Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade." (Röm 12,4–6)<br />
<br />
Die Leib-Christi-Vorstellung im [[Römerbrief]] und dem [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] wurzelt in der Teilhabe am von Jesus gestifteten [[Eucharistie|Herrenmahl]] {{Bibel|1 Kor|10|16f}}. Diese eucharistische Tischgemeinschaft konstituiert „die funktionale Einheit des Organismus“, in dem ein „von Christus her gestaltetes Miteinander“, ähnlich wie durch die [[Taufe]], die Unterschiede zwischen den Gliedern überwindet {{Bibel|Gal|3|26ff}}. Der vom Herrenmahl ausgehende Impuls bleibt auch nach dem Gottesdienst, beim alltäglichen Miteinander der Christen in der Gemeinde, bestimmend. Durch die Taufe tritt der Mensch in den Lebenszusammenhang mit Christus ein, der in der Zugehörigkeit zur Ortsgemeinde geschichtlich sichtbar wird: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen.“ {{Bibel|1 Kor|12|13}}<ref>Jürgen Roloff: ''Die Kirche im Neuen Testament.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996, S. 100–110, bes. S. 100f., 106, 109, 110, Zitat S. 101.</ref><br />
<br />
Die von Schülern des Paulus verfassten „deuteropaulinischen“ Briefe, der [[Kolosserbrief]] und der [[Epheserbrief]], sehen die Leib-Christi-Metapher in einem kosmisch-mythologischen Verständnis. Jesus Christus ist das „Haupt“, die ''Ekklesia'' – jetzt verstanden als Gesamt-Kirche – ist der Leib, der vom Haupt her auferbaut und stabilisiert wird {{Bibel|Eph|4|15f}} und in dem der [[Eschatologie|eschatologische]] Friede bereits erfahrbar ist {{Bibel|Kol|1|18–20}}.<ref>{{LThK|[[Thomas Söding]]|Leib Christi. I. Biblisch-theologisch. 2. Deuteropaulinen|3|6|771}}</ref><br />
<br />
Die Enzyklika ''[[Mystici corporis]]'' von Papst Pius XII. (1943) stand ganz im Zeichen der Leib-Christi-Metaphorik. Im organisch-pneumatologischen Bild von Kirche, deren Haupt Jesus Christus ist, finden sich noch Elemente eines hierarchischen Konzepts; die Abgrenzung zu Außenstehenden wird zugunsten einer geistgeführten Einheit der Glieder des Leibes betont. Innerhalb des Organismus gilt jedoch, dass die einzelnen Glieder mit ihren jeweiligen Funktionen für den ganzen Leib aufeinander angewiesen sind und besonders die schwächsten Glieder die Solidarität aller verdienen.<ref>{{LThK|[[Thomas Ruster]]|Mystici Corporis Christi|3|7|593}}</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil erwähnte den Begriff des Leibes Christi verschiedentlich, widmete ihm in der Kirchenkonstitution ''Lumen gentium'' aber nur einen Artikel (Nr. 7). Bestimmender ist für das Konzil der – weniger exklusive – Begriff des „Volkes Gottes“, der die bis dahin vorherrschende Idee der Kirche als Leib Christi ablöste. Diese wurde von den Konzilsvätern als zu sehr überzeitlich und unveränderlich angesehen, nur schwer mit dem Gedanken einer Entwicklung in der Kirche und ihrer Lehre vereinbar; die Unterschiede zwischen den Ständen in der Kirche werden überbetont und verdecken die fundamentale Gleichheit aller Christen; zudem sah man die Schwierigkeit, „der Tatsache der Sünde in der Kirche gerecht zu werden“.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 518f.</ref><br />
<br />
=== Volk Gottes ===<br />
Der Begriff des „Volkes Gottes“ ist eine der zentralen Vorstellungen in der Ekklesiologie des Konzils, das sich dabei auf den Kirchenlehrer Augustinus bezog.<br />
{{Zitat|Die Kirche ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung. Die Kirche "schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin"<ref>Augustinus: [[De civitate Dei|Civ. Dei]], XVIII, 51, 2: [[Patrologia Latina|PL]] 41, 614.</ref> und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. {{B|1 Kor|11|26}}) […] Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll.|''Lumen gentium'' Nr. 8-9.}}<br />
<br />
In der Rezeption der dogmatischen Konzilskonstitution ''Lumen gentium'' dominierte in den Jahrzehnten nach dem Ende des Konzils die Beschreibung der Sozialform der Kirche als ''pilgerndes Volk Gottes'' im II. Kapitel der Konstitution, weil diese Vorstellung gegenüber einem fixiert hierarchischen Kirchendenken des 19.&nbsp;Jahrhunderts als „wohltuend ‚weit‘“ empfunden wurde. Aus diesem Paradigma wird die „wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ abgeleitet, da „alle zur Heiligkeit berufen“ seien und „den gleichen Glauben in Gottes Gerechtigkeit erlangt“ hätten (vgl. {{B|2 Petr|1|1}}).<ref>''Lumen gentium'' 32.</ref> Das Konzil schließt in diese Bestimmung den Bund Gottes mit seinem erwählten Volk [[Israeliten|Israel]] ein, welches nicht aus dem Bund und der göttlichen Verheißung entlassen ist; es versteht die Kirche nicht als perfekte Gesellschaft, sondern als Volk, das seiner Vollendung durch Gottes eschatologisches Handeln bei der [[Wiederkunft Christi]] entgegengeht.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 35f.<br>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 520.</ref><br />
<br />
=== Kirche als Gemeinschaft (Koinonia / Communio) ===<br />
Die Wiedergewinnung des Gedankens von der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden gilt als eine der entscheidenden Weichenstellungen des Konzils. Die Communio-Theologie betrachtet im Sinne des Paulus das Sein der Kirche als Gemeinschaft ({{grcS|κοινωνία}} ''koinonía'', {{LaS|communio}}) zwischen Gott und den Menschen, verwirklicht durch das Wort und das Sakrament als „Gemeinschaft am Evangelium und am Tisch des Herrn“, gestiftet im [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]. Die Kirche ist eine „theozentrische“ Gemeinschaft: Aus der Gemeinschaft mit Gott im Heiligen Geist entsteht die Gemeinschaft der Glaubenden. Es ist eine Gemeinschaft zwischen dem Apostel und seiner Gemeinde, zwischen den örtlichen Gemeinden untereinander und zwischen den einzelnen Menschen und Menschengruppen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Begriff bedeutsam als Gegenpol zu einer zu sehr hierarchisierenden, monolitschen Vorstellung von Kirche, die unterschied zwischen der „lehrenden Kirche der Kleriker und der hörenden Kirche der Laien“. Zwischen Amtsträgern und „Laien“ gibt es eine grundlegende Gleichheit, die resultiert aus der gemeinsamen „Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus“ – der [[Taufe]] – und einer gemeinsamen „Berufung zur Vollkommenheit“: „Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi. Der Unterschied, den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind. Die Hirten der Kirche sollen nach dem Beispiel des Herrn einander und den übrigen Gläubigen dienen, diese aber sollen voll Eifer mit den Hirten und Lehrern eng zusammenarbeiten. So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christ.“ (''Lumen gentium'' Nr. 32.)<br />
<br />
Weil der Begriff der Koinonia Einheit in Vielfalt und nicht „Einheitlichkeit“ bedeutet, hat der Begriff eine wichtige Funktion auch für das ökumenische Denken.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 461.521.524 (Zitat).</ref> Wichtig ist darin vor allem das „Einheitsamt des Petrus“ – das [[Papst]]amt.<br />
[[Datei:Way-of-salvation-church-militant-triumphant-andrea-di-bonaiuto-1365.jpg|mini|Die streitende, leidende und triumphierende Kirche ([[Andrea di Bonaiuto]], 14. Jahrhundert)]]<br />
Das Konzil versteht die Kirche als sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft; die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst.<ref>''Lumen gentium'' 8.</ref> Zum „mystischen Leib Christi“, der [[Gemeinschaft der Heiligen]], gehören nach katholischem Verständnis die Glieder der irdischen Kirche, „die hier auf Erden pilgern“, aber auch die, „die nach Abschluss des Erdenlebens [[Fegefeuer|geläutert werden]]“, und die Verstorbenen, die „die himmlische Seligkeit genießen“; sie zusammen bilden die eine Kirche.<ref>Papst [[Paul VI.]]: ''[[Credo des Gottesvolkes]]'' (1968) Nr. 30.</ref> Das Konzil nimmt hier die im Kern auf Augustinus zurückgehende Bestimmung der Kirche als pilgernde ''[[Streitende, leidende und triumphierende Kirche|ecclesia militans]]'' („streitende Kirche“) auf, die mit der ''ecclesia triumphans'' („triumphierende Kirche“) – den Heiligen in der Anschauung Gottes – und den „[[Arme Seelen|Armen Seelen]]“ im [[Fegefeuer]], der ''ecclesia patiens'' („leidenden Kirche“) verbunden ist.<br />
<br />
Eine der wichtigsten Wiederentdeckungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, so Siegfried Wiedenhofer<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 134.</ref>, ist die „Ortskirchlichkeit“.<br />
<br />
{{Zitat|Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen. Sie sind nämlich je an ihrem Ort [...] das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen [...]. In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener "Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann"<ref>[[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]'' III., q. 73, a. 3</ref>. In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird.<br> In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche.|''Lumen gentium'' Nr. 26.23}}<br />
<br />
Gegenüber der bis dahin geläufigen Vorstellung von der „Weltkirche“ mit dem Papst als „Weltbischof“, wo die Diözesen die Funktion von Verwaltungseinheiten haben, gilt jetzt das Prinzip der „Ortskirche“. Damit ist die [[Diözese]] unter Leitung des Bischofs gemeint, die mit anderen Diözesen in Verbindung steht, so dass sich die Gesamtkirche als Netz von Querverbindungen realisiert. In den Ortskirchen geschieht jeweils die Inkulturation des Christentums, was zu Unterschieden zwischen den einzelnen Diözesen führen kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 522f.</ref> Die örtlichen [[Pfarrei]]en und auch [[Personalpfarrei|Personalgemeinden]] sind dann pragmatische Untergliederungen der Diözese, in denen ein [[Pfarrer]] als ''Pastor proprius'' („der eigene Hirte“) der ihm anvertrauten Pfarrei<ref>[[Codex Iuris Canonici]] can. 519</ref> den Bischof vertritt, weil der Bischof „weder immer noch überall in eigener Person der gesamten Herde vorstehen kann“ (''[[Sacrosanctum concilium]]'' Nr. 42).<br />
<br />
In diesem Zusammenhang wurde das Bischofsamt aufgewertet. Der Ortsbischof vertritt in seinem Bistum nicht den Papst, sondern ihm kommt „eigene, ordentliche und unmittelbare Gewalt zu, auch wenn ihr Vollzug letztlich von der höchsten kirchlichen Autorität geregelt wird und im Hinblick auf den Nutzen der Kirche oder der Gläubigen mit bestimmten Grenzen umschrieben werden kann“ (''Lumen gentium'' Nr. 26); sein Amt ist somit göttlichen Rechts und nicht vom Papstamt ableitbar, unterliegt allerdings dem [[Jurisdiktion (Kirche)#Römisch-katholische Kirche|Jurisdiktionsprimat]] des Papstes. Die Bischöfe bilden ein Kollegium: „Wie nach der Verfügung des Herrn der heilige [[Petrus]] und die übrigen Apostel ein einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in entsprechender Weise der Bischof von Rom, der Nachfolger Petri, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, untereinander verbunden“, und zwar in besonderer Weise, wenn sie als [[Konzil]] zusammentreten. Der Papst ist das Haupt des Bischofskollegiums und „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“<ref>''Lumen gentium'' Nr. 23.</ref>. Das Bischofskollegium hat nur Autorität in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom; gemeinsam mit dem Papst sind die Bischöfe allerdings „gleichfalls Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche“.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 22.</ref> Das Konzil versteht die Aussagen zur Kollegialität der Bischöfe ausdrücklich als Fortführung und Ergänzung der Aussagen des [[Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzils]] über den Primat des Papstes.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 18.</ref><br />
<br />
=== Kirche der Armen ===<br />
Die Nachfolge Jesu und die Aufgabe der Kirche konkretisieren sich heute besonders prägnant in der [[Option für die Armen]], einer Parteilichkeit, wie sie von der [[Befreiungstheologie]] als „Theologie der Armen“ befördert wird. Sie erhielt grundlegende Impulse auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil:<br />
:"So ist die Kirche, auch wenn sie zur Erfüllung ihrer Sendung menschlicher Mittel bedarf, nicht gegründet, um irdische Herrlichkeit zu suchen, sondern um Demut und Selbstverleugnung auch durch ihr Beispiel auszubreiten. Christus wurde vom Vater gesandt, ‚den Armen frohe Botschaft zu bringen, zu heilen, die bedrückten Herzens sind‘ {{Bibel|Lk|4|18}}, ‚zu suchen und zu retten, was verloren war‘ {{Bibel|Lk|19|10}}. In ähnlicher Weise umgibt die Kirche alle mit ihrer Liebe, die von menschlicher Schwachheit angefochten sind, ja in den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild dessen, der sie gegründet hat und selbst ein Armer und Leidender war. Sie müht sich, deren Not zu erleichtern, und sucht Christus in ihnen zu dienen." (''Lumen gentium'' 8.)<br />
<br />
Die Option für die Armen stellt einen bedeutsamen Perspektivenwechsel dar: „Die Armen können nicht mehr als ‚Objekte‘ einer paternalistisch sich zu ihnen herablassenden Kirche behandelt werden. In einer Kirche ''mit'' den Armen, die sich in die Welt der Armen hineinbegibt und deren Bedingungen freundschaftlich-solidarisch teilt, werden die Armen selbst zu tragenden ''Subjekten'' der Kirche und ihres gemeinsamen Glaubens“; die Armen sind nicht nur „die bevorzugten Adressaten des Evangeliums, sondern auch seine Träger und Künder“ (vgl. Mt 11 25).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 244f.</ref><br />
<br />
=== Ekklesiologische Metaphern ===<br />
Das Konzil beschrieb die Kirche als „das im [[Mysterium]] schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3); es zielte die Wesensbestimmung dieses Mysteriums nicht durch einen einzigen Begriff, sondern „durch eine Vielzahl sich gegenseitig korrigierender und ergänzender Bilder und Begriffe“ an.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 90.</ref> Neben den bereits genannten sind dies:<br />
<br />
==== Haus und Tempel Gottes ====<br />
Die [[Pastoralbrief]]e wählen als Leitmetapher für die Gemeinde als Institution den οἶκος ''oíkos'' „Haus, Wohnsitz“. Das Hauswesen spielte in der städtischen Kultur des östlichen Mittelmeerraumes, wo sich das Christentum ausbreitete, eine zentrale Rolle; das „ganze Haus“ war Wohnsitz der Familie, aber auch Produktionsstätte, Geschäftsraum und Begegnungsstätte von Verwandten, Geschäftspartnern und Arbeitskräften unter Leitung des ''pater familias''. Das Modell des spätantiken Familienbetriebs wird auf die Ortsgemeinden des sich entwickelnden, sesshaft gewordenen Urchristentums übertragen und gibt ihnen Verlässlichkeit und Stabilität, nachdem die Christen auf der Synode von Jabne aus der Synagoge ausgeschlossen worden waren.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 14f.</ref><br />
<br />
Das Konzil formulierte:<br />
:Dieser Bau trägt verschiedene Benennungen: Haus Gottes (1 Tim 3,15), in dem nämlich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt Gottes im Geiste {{Bibel|Eph|2|19-22}}, Zelt Gottes unter den Menschen {{Bibel|Offb|21|3}}, vor allem aber heiliger Tempel, den die heiligen Väter in den steinernen Heiligtümern dargestellt sehen und preisen und der in der Liturgie mit Recht verglichen wird mit der heiligen Stadt, dem [[Neues Jerusalem|neuen Jerusalem]]. In diesen Bau werden wir schon auf Erden als lebendige Steine eingefügt (1 Petr 2,5). (Lumen gentium 6.)<br />
Mehrfach wird in ''Lumen gentium'' die Kirche in Anlehnung an {{B|1 Kor |3|16}} auch „Tempel des Heiligen Geistes“ genannt; nur wo der Geist Gottes wirkt, ist Kirche als wesentlich „pneumatischer Bau“ erst voll gegeben.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
==== Braut Christi ====<br />
Das Motiv von der Kirche als Braut Christi, „die makellose Braut des makellosen Lammes (Offb 19,7; Offb 21,2.9; Offb 22,17)“ (''Lumen gentium'' 6) greift das alttestamentliche Motiv der Ehe zwischen [[JHWH]] und seinem Volk auf. Es drückt die gegenseitige Liebe und personale Gegenübersein zwischen [[Jesus Christus]] und der Kirche aus, die auch die Verpflichtung zu Glauben und Lieben einschließt. Gleichzeitig ist aber auch die Nichtidentität von Christus und der Kirche ausgesagt, so dass die Kirche als „untreue Braut“ auch zur Kirche der Sünder werden kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476.<br>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 89.</ref><br />
<br />
==== Die Kirche als Mutter – Maria als „Mutter der Kirche“ ====<br />
[[Datei:Mater Ecclesia.jpg|mini|''Mutter Kirche'' (Psalter aus Monte Cassino, ca. 1087; links ''Clerus'', rechts ''Populus'' „Volk“)]]<br />
<br />
Das Konzil nimmt in ''Lumen gentium'' 6 die biblische Kennzeichnung der Kirche als „unsere Mutter“ (Gal 4,26; vgl. Offb 12,17) auf; ihre Mütterlichkeit zeigt sich darin, dass sie die Menschen durch Wort und Sakrament führt wie eine Mutter ihre Kinder.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476f.</ref> In ''Lumen gentium'' 53 wird die [[Maria (Mutter Jesu)|Gottesmutter Maria]] als „geliebte Mutter“ der Kirche bezeichnet, ein Marientitel, der bereits auf den Kirchenvater [[Ambrosius von Mailand]] zurückgeht.<ref>[[Hugo Rahner]]: ''Mater Ecclesia – Lobpreis der Kirche aus dem ersten Jahrtausend''. Einsiedeln, Köln 1944.</ref><br />
<br />
{{Vorlage:Leiste ecclesia}}<br />
* '''Die triumphierende Kirche''' (ecclesia triumphans): Die [[Engel]] und [[Heilige]]n haben den Weg zu [[Gott]] gefunden, stehen im [[Himmel]] ([[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]]) der streitenden Kirche bei und bitten bei Gott für noch Kämpfenden, deren Vorbilder sie sind. Die Heiligen im Himmel freuen sich in der [[Anschauung Gottes]].<br />
<br />
* '''Die streitende oder ringende Kirche''' (ecclesia militans): Das ist das pilgernde [[Volk Gottes]] auf der [[Erde]], das noch um die [[Heiligkeit]] kämpft.<br />
<br />
* '''Die leidende Kirche''' (ecclesia patiens): Die [[Arme Seelen|Armen Seelen]], die auf dem Weg in den [[Himmel]] noch der [[Läuterung]] im [[Fegefeuer]] in der Erwartung des Heils büßen und leiden.<br />
<br />
Die Kirche im [[Himmel]], die Kirche auf Erden, die Kirche im [[Fegfeuer]] wirken in geheimnisvoller [[Einheit]] mit [[Christus]] zusammen, um die Welt mit [[Gott]] zu versöhnen. Die kämpfende und die leidende Kirche werden am [[Jüngster Tag|Jüngsten Tag]] mit der triumphierenden vereinigt werden. Dann wird die [[Gemeinschaft der Heiligen]] vollendet sein.<ref>vgl. Nachsynodales Schreiben [[Reconciliatio et paenitentia]] [[Reconciliatio et paenitentia (Wortlaut)#Andere Wege der Versöhnung|Nr. 12]]; [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#32. LEHRSTÜCK: WIR GEHÖREN ZUR GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN]].</ref><br />
<br />
== Auftrag der Kirche auf Erden ==<br />
<br />
"Das '''Wesen der Kirche''' drückt sich in einem dreifachen Auftrag aus: Verkündigung von Gottes Wort (''kerygma-martyria''),Feier der [[Sakramente]] (''leiturgia''), Dienst der Liebe (''diakonia'').<br />
<br />
"Die Kirche ist Gottes Familie in der Welt." ([[Papst Benedikt XVI.]], [[Enzyklika]] [[Deus caritas est|Deus caritas est]], Nr. 25)<br> <br />
So reich auch die gesamte christliche Tradition an Zeugnissen des kirchlichen Lebens ist, so hat eine besondere Besinnung auf ihren Auftrag jedoch im 19. und 20. Jahrhundert eingesetzt, die in den beiden Vatikanischen Konzilien ihren Ausdruck fand. Alles in allem findet sie das Wort neu bestätigt: "Niemand kann Gott zum Vater haben, der nicht die Kirche zur Mutter hat" ([[Aurelius Augustinus|Augustinus]]).<br />
<br />
== Das Ziel der irdischen Kirche==<br />
Unser Weg zur heiligen Stadt wäre nicht möglich, wenn wir ihn nicht in der Kirche gingen, die Keim und Vorausbild des [[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]] ist. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut“ (Ps 127,1). Wer ist dieser Herr, wenn nicht unser Herr [[Jesus Christus]]? Er ist es, der seine Kirche gegründet hat, der sie auf den Felsen gebaut hat, auf den Glauben des [[Petrus (Apostel)|Apostels Petrus]] ([[Papst]] [[Benedikt XVI.]] bei der Vesper mit Klerus und Ordensleute in Paris am 12. September 2008)[http://www.kath.net/news/20825].<br />
<br />
== Die Seele der Kirche: der Heilige Geist ==<br />
<br />
Die [[Seele]] der Kirche (anima ecclesiae) ist der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] (vgl. {{B|1 Kor|12|13}}) als der Vollender des Werkes Christi. Er ist die Lebenskraft, welche die Glieder des Geheimnisvollen Leibes Christi mit dem Haupte und untereinander verbindet.<ref>1960 [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#26. LEHRSTÜCK: DIE KIRCHE IST DIE GEMEINSCHAFT ALLER GETAUFTEN]].</ref> Wie die [[Seele]] das belebende Prinzip des Organismus, so ist der Heilige Geist die Seele der von [[Christus]] gegründeten Kirche, die der [[Mystischer Leib Christi|mystische Leib Christi]] und in dieser Eigenschaft ein [[übernatürlich]]er Organismus ist. Als solche wirkt er in ihr und durch ihre Organe die ihr von Christus zugewiesenen Lebensbetätigungen ihrem dreifachen Amte entsprechend in dreifacher Hinsicht. <br />
* Als ''Geist der Heiligkeit und Heiligung'' lässt er die der Kirche anvertrauten Quellen der [[Gnade]] ([[Opfer]] und [[Sakrament]]e) allzeit für den ganzen Organismus und alle seine Glieder belebend fließen; <br />
* als ''Geist der Wahrheit'' steht er dem [[Lehramt]] bei, damit es den [[Tradition|Erbschatz]] der [[Offenbarung]] Christi treu hüte, unfehlbar erkläre, immer mehr (extensiv) und immer tiefer (intensiv) in dessen Verständnis einführe; <br />
* als [[Geist der Einheit]], der alles in der Kirche gibt und wirkt ({{B|1 Kor|12|6}}; {{B|Eph|4|1 ff}}), belebt er die [[Hierarchie]], damit ihr Walten dem Aufbau des Leibes Christi diene.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
Das Gnadenwirken des Heiligen Geistes in der Kirche betätigt sich aber auch in den Seelen ausserhalb der Kirche - wie sollten sie sonst den Weg zur Kirche finden? -, um sie zur Kirche zu führen und sie irgendwie mit der Kirche in Verbindung zn bringen. So erklärt sich der Ausdruck "zur Seele der Kirche gehören" bezüglich solcher, die äußerlich nicht zum sichtbaren Leibe derselben gehören. Im weiteren Sinne gehören auf diese Weise zur Seele der Kirche alle, die irgendwie unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen, d. h. alle Erdenpilger (viatores) hienieden; im engeren Sinne diejenigen, die im [[Heiligmachende Gnade|Stande der Gnade]], des kostbarsteu Geschenkes des Heiligen Geistes, sind.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Das deutsche Wort '''Kirche''' entstand aus [[Griechisch|griech.]] ''kyriaké (oikía)'' - ''Haus des Herrn'' und ist eines der wenigen frühen griechischen Lehnwörter der deutschen Kirchensprache, die von den Goten in den germanischen Wortschatz vermittelt wurden. Kirche kann bedeuten: 1. ein [[Gotteshaus]], 2. das [[Gottesreich]], von dem dieser Artikel handelt. <br />
<br />
Der Begriffsinhalt ist jedoch bestimmt durch griech. ''ekklesía'' (lat. Lehnwort ''ecclésia'', davon die roman. Wörter ''chiesa'', ''église'' etc.). Ekklesia bedeutet im klassischen Griechisch ''Bürgerversammlung'', wörtlich: ''Herausrufung (der Mündigen zum Versammlungsplatz)''. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments ([[Septuaginta]]) wird ''ekklesia'' zum Übersetzungswort für hebr. ''qahál''. Dieses Wort bedeutet ''(versammelte) Gemeinde (des Gottesvolks)''.<br />
<br />
Mit diesem Bedeutungsgehalt gelangt das Wort ins [[Neues Testament|Neue Testament]] und bezeichnet nun die Gesamtheit der Christgläubigen als das neue, aus [[Juden]] und [[Heiden]] (Juden- und Heiden-Christen) von Gott erwählte, um den gekreuzigten und auferstandenen Herrn zum Gedächtnis Seines Erlösungsopfers (hl. Messe) versammelte, [[Wiederkunft Christi|seine Wiederkunft]] in Herrlichkeit erwartenden Glieder am [[Mystischer Leib Christi|Mystischen Leibe Christi]]. <br />
<br />
Wissenschaftlich-theologisch wird die Lehre über die hl. Kirche in der [[Ekklesiologie]] behandelt.<br />
<br />
== Neues Testament ==<br />
Das [[Neues Testament|Neue Testament]] benutzt zahlreiche Bilder, um die [[Natur]] der Kirche zu kennzeichnen:<br />
* das von [[Christus]] errichtete Gebäude, sein [[Tempel]] ({{B|1 Tim|3|15}}, {{B|Eph|2|19-22}},{{B|1 Petr|2|5}})<br />
* das [[Zelt Gottes]] {{Bibel|Offb|21|1-5}}<br />
* sein [[Volk Gottes|Volk]] {{Bibel|1 Petr|2|9-10}}<br />
* seine Herde ({{B|Joh|10|11-15}}, {{B|1 Petr|5|4}})<br />
* sein Weinberg ({{B|Mt|21|33-43}}, {{B|Joh|15|1-5}})<br />
* sein Feld ({{B|1 Kor|3|9}}, {{B|Röm|11|13-26}}) <br />
* seine Stadt {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* die Säule der Wahrheit {{Bibel|1 Tim|3|15}}<br />
* die [[Braut Christi]] {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* sein [[Mystischer Leib Christi|mystischer Leib]] ({{B|Röm|12|4–6}}, {{B|1 Kor|12|12–27}}).<ref>[[Papst]] [[Paul VI.|Pauls VI.]]: [[Ansprache]] [[Sálvete, fratres in Christo dilectissimi]] am 23. September 1963</ref><br />
<br />
== Die heilige Kirche hat folgende Attribute: ==<br />
<br />
Die wahre Kirche Christi erkennt man an vier Kennzeichen: Sie muss einig und heilig, allgemein und apostolisch sein. Diese vier Eigenschaften lassen sich nicht voneinander trennen. Sie bezeichnen die Wesenszüge und die Sendung der Kirche.<br />
<br />
* '''Einig:''' Die Kirche ist eine von [[Jesus Christus|ihrem Gründer]] her. Die Kirche muss überall die gleiche Lehre, die gleichen Mittel zur Heiligung und das gleiche Oberhaupt haben. Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. „Der [[Heilige Geist]], der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare [[ Gemeinschaft der Heiligen|Gemeinschaft der Gläubigen]] und verbindet sie in [[Christus]] so innig, dass er das Prinzip der Einheit der Kirche ist“ ([[UR]] 2). Nur durch die Katholische Kirche kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen.<br />
<br />
* '''Heilig:''' Die Kirche muss eine heilige Lehre und die Mittel haben, die Menschen heilig zu machen. «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung» (1 Thess 5, 21). Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Sie ist unzerstörbar.<br />
<br />
* '''Allgemein oder katholisch (allumfassend):''' Sie muss für alle Menschen aller Orte und aller Zeiten da sein. Der biblische Missionsauftrag lautet: «Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker» (Mk 16, 15). <br />
<br />
:Die Katholische Kirche besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche. „[[Extra ecclesiam nulla salus|Außerhalb der Kirche kein Heil]]“<ref> [[Cyprian von Karthago|S. Cyprian]], Epistul. IV, 4, PL 4, 370. nemine salus esse nisi in ecclesia possit. - Epist. LXXIlI, 21. [[PL]] 3, 1123. Salus extra ecclesiam non est. - [[Origenes]]. Homil. 3. n. 5 PG. 12, 841 ... extra ecclesiam, nemo salvatur. Vgl. Dieckmann, De Ecclesia II. p. 252s.</ref> bedeutet, dass alles Heil von [[Christus]], dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene [[Schuld]] das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der [[Gnade]] bemühen, seinen durch den Anruf des [[Gewissen]]s erkannten Willen zu erfüllen.<br />
<br />
* '''Apostolisch:''' Sie muss die gleiche Lehre haben wie die [[Apostel]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Dann gründeten sie (die [[Apostel]]) von Stadt zu Stadt Kirchen. Von diesen Kirchen aus gelangten Glaube und Lehre zu den übrigen Kirchen. ... Dadurch werden auch sie als Spößlinge der von den Aposteln gegründeten Kirchen als apostolisch erachtet."</ref> Ihre Bischöfe müssen die [[Sukzession|rechtmäßigen Nachfolger]] der Apostel sein. «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20, 21). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihrer [[Hierarchie|hierarchischen]] Struktur, weil sie bis zur [[Wiederkunft Christi]] von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem [[Papst|Nachfolger des Petrus]].<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#Die Kennzeichen der Kirche]]; [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)#Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche]]; [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#ABSATZ 3: DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE]].</ref><br />
<br />
Die Kirche nimmt in gewisser Weise die Rolle der GPS-Navigation für den [[Mensch]]en ein, das heißt: wo auch immer sich der Mensch befindet, wohin er sich auch immer verirren mag, fällt, genügt es, dass er sich an die Kirche anschließt, und die Kirche zeigt ihm den Weg zum Ziel, von welchem Ort auch immer in der Welt und aus welcher auch immer geistigen Situation, in der er sich befindet.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref><br />
<br />
== [[Präfation]] am Jahrestag einer Kirche ==<br />
'''Die Kirche als [[Braut]] Christi und [[Tempel]] des Heiligen Geistes''' (II. Präfation der Kirchweihe)<br><br />
In [[Wahrheit]] ist es würdig und recht, Dir, Vater im [[Himmel]], zu danken und Deine Größe zu rühmen. In jedem Haus des Gebetes wohnst Du als Spender der [[Gnade]], als Geber alles Guten: Denn Du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild Deiner Kirche. die Du zur '''Braut Deines Sohnes''' erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, '''unsere Mutter''', in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder. Darum preisen wir Dich in Deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von Deiner göttlichen Herrlichkeit: [[Dreifaltigkeit|'''Heilig''', '''Heilig''', '''Heilig''' ...]]<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Kirchen oder Kirchliche Gemeinschaften?]], [[Leib Christi]], [[Bräutigam und Braut]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* → [[Carl Feckes]]: ''[[Carl Feckes: Das Mysterium der heiligen Kirche|Das Mysterium der heiligen Kirche]]'', [[Ferdinand Schöningh Verlag]] 1951 (3. Auflage; 287 Seiten; [[Imprimatur]] Paderbornae die m. Aug. 1950 [[Vicarius Generalis]]. Dr. Rintelen).<br />
* → [[Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#Fünftes Zwiegespräch: Die Kirche]].<br />
* → [[Jakob Linden]]: [[Die Wahrheit der katholischen Religion#II. Die Kirche und ihre Einrichtung]] ([[1912]]).<br />
* [[Michael Müller]] (Hrsg.): ''Plädoyer für die Kirche, Urteile über Vorurteile'', [[MM Verlag]] Aachen 1992 (456 Seiten, ISBN 3-928272-00-4, 4. Auflage, kartoniert; 1. Auflage: 1991).<br />
* [[Ulrich Filler]]. Deine Kirche ist ja wohl das Letzte! Fragen - Argumente - Standpunkte, [[Fe-Medienverlag]], Kißlegg 2002, ISBN 3-928929-20-8 (Völlig neu bearbeitete Neuauflage 2009)<br />
* [[Guido Horst]]: ''[[Gott]] ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 1, [[MM Verlag]] Aachen 1997 (355 Seiten, ISBN: 3-928272-40-3).<br />
* [[Guido Horst]]: ''Gott ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 2, [[MM Verlag]] Aachen 2001 (312 Seiten, ISBN: 3-928272-61-6).<br />
* [[Walter Brandmüller]] (Hrsg.): ''Mysterium Kirche - Sozialkonzern oder Stiftung Christi?'' (Berichtband der 2. [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]] 1995) [[Michael Müller Verlag]] Aachen 1996 (ISBN 978-3-928272-48-9).<br />
* [[Georg May]]: Die Sendung der Kirche: ein Vortrag, gehalten am 10. April 1999 in Einsiedeln/Schweiz. [[Una Voce]] Deutschland Köln 1999. (136 Seiten; ISBN 3-926377-22-4).<br />
* [[Michael Fiedrowicz]] (Hsgr.): ''Ecclesia militans - Die streitende Kirche. Zeugnisse aus der Frühzeit des Christentums'', eingeleitet und herausgegeben von M.F. unter Mitarbeit von [[Claudia Barthold]] und J. Thurn, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2017 (464 Seiten, ISBN 978-3-941862-22-7).<br />
* [[Erik von Kuehnelt-Leddin]]: ''Weltweite Kirche. Begegnungen und Erfahrungen in sechs Kontinenten'' (1909-1999) 2000 (605 Seiten, ISBN 978-3717110477).<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Kirche und [[Wahrheit]]. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen| Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 1993" des Linzer Priesterkreises in Aigen]]. W. Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co. KG Steyr 1993 (252 Seiten; ISBN: 3-85068-406-7).<br />
* [[Ferdinand Holböck]] und [[Thomas Sartory]] (Hrsg.): Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, 2 Bände, Salzburg, [[Otto Müller Verlag]] Salzburg 1962 (1. Auflage; [[Imprimatur]] Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg 29. Januar 1962, Zahl 172/62).<br />
* Eugen Mederlet: Die Hochzeit des Lammes, Franziskus und die bräutliche Kirche, [[Christiana Verlag]], Stein am Rhein 1983 (3. Auflage; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]] (Nihil obstat P. Karl Feusi, Provinzial)<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Die Pforten der [[Hölle]] werden sie nicht überwältigen. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen|Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 2003" des Linzer Priesterkreises]]. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2003. 286 Seiten. Paperback. ISBN: 978-3-934225-32-9<br />
* Jakob Murböck: Das Licht der Welt. Zwölf Kapitel über unsere Kirche. [[Josef Habbel Verlag]], 1955 (407 Seiten).<br />
* A. D. Sertillanges: Das Wunder der Kirche. Die Ewigkeit in der Zeit. Aus dem französische übertragen von P. Bonifatius Büchelmeier [[OSB]], [[Ferdinand Schöningh Verlag]] (234 Seiten).<br />
* Franz Bruni: Die letzte Epoche der Kirche auf Erden und ihr Triumph. - In vier Advents-Homilien beschrieben von Monsignore Franz Bruni, aus der Congregation der Lazaristen, Bischof von Ugento. Aus dem Italienischen üersetzt von M. von Montbach, Canonicus in Breslau. Niemann Verlag Münster 1867, (Mit [[Imprimatur]]; 97 Seiten).<br />
* [[Otto Hätenschwiller]]: Die [[Kirche]]. [[Kanisiuswerk]] Konstanz 1927 (31 Seiten).<br />
* [[Josef Beeking]]: Von Christi Reich : Ein Büchlein von der Kirche als Gemeinschaft in Christus. [[Felizian Rauch Verlag]] Innsbruck 1937 (18 Seiten).<br />
<br />
== [[Lehramt]]liche Schreiben zur Kirche ==<br />
'''[[Leo XIII.]]''' <br />
*[[22. August]] [[1886]] [[Enzyklika]] ''[[Quod multum]]'' über die [[Freiheit]] der Kirche.<br />
*[[20. Juni]] [[1894]]: [[Enzyklika]] ''[[Praeclara gratulationis]]'' an alle Fürsten der Völker der Erde über die Vereinigung im [[Glaube]]n.<br />
*[[29. Juni]] [[1896]]: Enzyklika ''[[Satis cognitum]]'' über die Einheit der Kirche<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]''' <br />
* 1925 [[Deutschland|Deutscher]] [[Einheitskatechismus#Neunter Glaubensartikel: "Die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen"]].<br />
*[[6. Januar]] [[1928]]: Enzyklika ''[[Mortalium animos]]'' über die Förderung der wahren Einheit im [[Glaube]]n. <br />
<br />
'''[[Pius XII.]]''' <br />
* [[13. Mai]] [[1942]]: Rundfunkansprache ''[[Circondati dal concorso fedele]]'' anlässlich des Krieges und der [[Bischofsweihe]] vor 25 Jahren über die [[Siegesfrüchte|Sieghaftigkeit]] der Kirche Christi.<br />
* [[29. Juni]] [[1943]]: [[Enzyklika]] ''[[Mystici corporis]]'' über den [[Mystischer Leib Christi|Geheimnisvollen Leib Christi]].<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* [[29. Juni]] [[1959]]: Enzyklika ''[[Ad Petri cathedram]]'' über die Förderung der [[Wahrheit]], der [[Einheit]] und des [[Friede]]ns im Geiste der [[Liebe]].<br />
<br />
'''[[Zweites Vatikanisches Konzil]]''' <br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dogmatische Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Orientalium ecclesiarum]]'' über die Ostkirchen.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Unitatis redintegratio]]'' über den Ökumenismus.<br />
* [[7. Dezember]] [[1965]]: Pastorale Konstitution ''[[Gaudium et spes]]'' über die Kirche in der Welt von heute. <br />
<br />
'''[[Paul VI.]]''' <br />
*[[6. August]] [[1964]]: Enzyklika ''[[Ecclesiam suam]]'' über die Kirche, ihre Erneuerung und ihre Sendung in der Welt.<br />
* [[24. Juni]] [[1973]] [[Kongregation für die Glaubenslehre|Kongregation des Heiligen Offizium]]s: [[Erklärung]] ''[[Mysterium ecclesiae]]'' über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute.<br />
*[[8. Dezember]] [[1974]]: Apostolisches Mahnschreiben ''[[Paterna cum benevolentiae]]'' über die Versöhnung innerhalb der Kirche.<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]''' <br />
*[[28. Mai]] [[1992]]: [[Kongregation für die Glaubenslehre]] Schreiben ''[[Communionis notio]]'' an die [[Bischöfe]] der Katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio.<br />
* [[13. März]] [[1994]] [[Gründonnerstagsschreiben]] ''[[Ci incontriamo oggi]]'' an alle [[Priester]] der Kirche. Die Kirche wird täglich von der [[Eucharistie]] geboren.<br />
* [[6. August]] [[2000]]: Kongregation für die Glaubenslehre Erklärung ''[[Dominus Iesus]]'' über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche.<br />
* [[17. April]] [[2003]]: Enzyklika ''[[Ecclesia de eucharistia]]'' über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]''' <br />
*[[13. März]] [[2006]]: [[Päpstlicher Rat für die Interpretation von Gesetzestexten]]: ''[[Actus formalis defectionis]]''.<br />
*[[29. Juni]] [[2007]]: Kongregation für die Glaubenslehre, Antworten ''[[Ad catholicam profundius]]'' auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche.<br />
* 13. Oktober 2007 "[[Dokument von Ravenna]]", Die ekklesiologischen und kanonischen Folgen des sakramentalen Wesens der Kirche: kirchliche Gemeinschaft, [[Konziliarität]] und [[Synodalität]] in der Kirche.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kath.net/news/26927 Ecclesia subsistit in Eucharistia] [[Kath.net]] am 3. Juni 2010<br />
*[http://www.kath.net/news/37098 Die Kirche lieben] [[Kath.net]] am 26. Juni 2012 von [[Bernhard Speringer]] im [[St. Josephsblatt]]<br />
*[http://www.kath.net/news/45173 Es gibt Dinge in der Kirche, die sich ändern können, und solche, die sich nicht verändern.“] [[Schweizer Bischofskonferenz]], Fastenhirtenbrief [[Kath.net]] am 7. März 2014<br />
* Das Geheimnis der Kirche mit P. [[Hans Buob]] als Audio bei [[Kathtube]]: [http://www.kathtube.com/player.php?id=35064 Teil 1], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35119 Teil 2], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35638 Teil 3], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35856 Teil 4], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35896 Teil 5], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36012 Teil 6], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36070 Teil 7].<br />
* {{Kathtube|Der Großteil der Kirche ist schon in der Ewigkeit|48925|Autor=[[Margarete Strauss]]|Datum=15. November 2019|size=6:50 Std.}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=evw7j6YAvPE Die Kirche braucht eine theozentrische Wende] von Dr. [[Richard Kocher]] am 31. Januar 2019<br />
* [https://www.bonifatius.tv/home/prof-dr-johannes-stoehr-heiligkeit-der-kirche_5093 Über die Heiligkeit der Kirche] von [[Johannes Stöhr]] bei [[Bonifatius.tv]] (37:44 min)<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Datei:Wrisberg-Epitaph_Hildesheim.jpg&diff=193648Datei:Wrisberg-Epitaph Hildesheim.jpg2023-04-11T19:16:35Z<p>Lambert: Johann Hopffe (1565–1615)
Hildesheimer Dom, Wrisberg-Epitaph, Mitteltafel (1585):
Austeilung der göttlichen Gnaden durch die Kirche mittels der Sakramente: oben der Gekreuzigte inmitten der Dreifaltigkeit und der "himmlischen Kirche" als Quelle de…</p>
<hr />
<div>== Beschreibung ==<br />
Johann Hopffe (1565–1615)<br />
Hildesheimer Dom, Wrisberg-Epitaph, Mitteltafel (1585): <br />
<br />
Austeilung der göttlichen Gnaden durch die Kirche mittels der Sakramente: oben der Gekreuzigte inmitten der Dreifaltigkeit und der "himmlischen Kirche" als Quelle der Gnade; in der Mitte die Personifikation der Ecclesia als Frau mit Tiara; über ihr die Taufe, von der die Gnadenströme weiterführen; rechts Ehe, Eucharistie, Beichte; links Krankensalbung, Priesterweihe, Firmung<br />
<br />
Dommuseum Hildesheim<br />
<br />
Johann Hopffe, Public domain, via Wikimedia Commons</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kirche&diff=193646Kirche2023-04-11T18:02:40Z<p>Lambert: dto.</p>
<hr />
<div>Die '''Kirche''' (''Ekklesia'') ist nach neutestamentlichem Sprachgebrauch die Gemeinschaft derer, die von [[Jesus Christus]] durch das [[Evangelium]] aus der [[Welt]] herausgerufen wurden, an ihn glauben, sich um ihn versammeln im [[Gottesdienst]] (λειτουργία leiturgía) und von ihm zum Glaubenszeugnis (μαρτυρία martyría) und [[Diakonie|Dienst]] der [[Liebe]] (διακονία diakonía ‚Dienst‘, von διάκονος diákonos ‚Diener‘) gesandt werden. Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] sieht die Kirche als „das [[Sakrament]], das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ ([[Lumen gentium]] 1).<br />
<br />
"Die Aufgabe, allen Menschen die Frohbotschaft zu verkündigen, ist die wesentliche Sendung der Kirche". "Evangelisieren ist die eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität" (vgl. [[Evangelii nuntiandi]], [[Evangelii nuntiandi (Wortlaut)#Evangelisierung, die eigentliche Aufgabe der Kirche|Nr. 14]]).<br />
<br />
Das griechische Wort ἐκκλησία ''ekklēsía'' bedeutete im profanen Sprachgebrauch eine Menschenansammlung und insbesondere eine Volksversammlung. Es wurde auch für die Versammlung des [[Israeliten|Gottesvolkes Israel]] benutzt und von der christlichen Gemeinde übernommen (so etwa Hebr 2,12, Apg 7,38). Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] ist es die sich zum Gottesdienst versammelnde Gemeinde, die Ortsgemeinde oder Kirche am Ort (1 Kor 1,2), aber auch die Gemeinschaft aller Ortsgemeinden als „Gesamtkirche“.<br />
<br />
== Zum Wesen der Kirche ==<br />
<br />
Von Anfang an ist dieses Gottesvolk, der [[Leib Christi]], organisch gegliedert. Konstitutiv ist (schon) für den (Früh-) [[Katholizität]] das Kollegium der [[Apostel]] mit [[Petrus (Apostel)|Petrus]] als Oberhaupt der Kirche und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Die Leiter der überall entstehenden Orts-Ekklesíai sind von den Aposteln unmittelbar oder mittelbar durch Handauflegung bevollmächtigt (Weiheakt). Bereits um die Wende zum zweiten Jahrhundert sind, zusammen mit dem [[Kanon]] der Heiligen Schriften und der [[Regula fidei]], dem Taufbekenntnis, das dreigliedrige Amt aus [[Bischof|Bischöfen]] (epískopoi), [[Priester]]n (presbýteroi) und [[Diakon]]en (diákonoi) sowie der Vorrang des Bischofssitzes in [[Rom]] und der Martyriums- und Grabesstätte Petri dort klar bezeugt.<br />
<br />
Die hl. Kirche ist nicht zu reduzieren auf einen Zusammenschluss von Menschen gleicher Gesinnung oder gleichen Geschmacks, sondern ist das ''Geheimnis'' der fortdauernden Gegenwart des sich für uns aufopfernden und so ewiges Leben schenkenden Herrn. Sie ist das Wurzelsakrament, wogegen [[Jesus Christus|Christus]] das Ursakrament genannt wird. Allem Suchen und Glauben, der Einzelnen und der Völker, ist die Kirche als verborgener Antrieb und offenbares Ziel vorgegeben. Die vornehmste Aufgabe der hl. Kirche sind das Bewahren des hl. Evangeliums, Bezeugung und Verkündigung Jesu Christi als Gott und Mensch, den einzigen und wahren Erlöser und Vollender aller Menschen (Mission), Ausspendung der hl. Sakramente und das Lehramt.<br />
<br />
== Die Kirche nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ==<br />
[[Datei:Second Vatican Council by Lothar Wolleh 007.jpg|mini|Konzilsväter beim Zweiten Vatikanischen Konzil]]<br />
Die katholische Kirche hat sich auf dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] das erste Mal in einer Gesamtschau zu ihrem Kirchenverständnis geäußert und dabei verschiedene Aspekte betont. Quellen des Kirchenverständnisses sind die [[Heilige Schrift]] und die eigene [[Tradition#Katholizismus|Tradition]]. Traditionell sind die sieben [[Sakrament]]e und das [[Kirchliches Amt|kirchliche Amt]] ihr besonders wichtig. Doch setzt das Konzil mit der Dogmatischen Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche (1964) nun nicht mehr „bei den institutionellen Elementen der Kirche, sondern bei ihrem geistlichen Wesen als ‚Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe‘ an […] und markiert damit eine Wendung hin zu einer [[Communio-Theologie|Communio-Ekklesiologie]] im katholischen Raum.“<ref>Ulrich Kühn: ''Kirche'' (=&nbsp;Handbuch Systematischer Theologie, 10). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, ISBN 3-579-04925-9, S. 173, Fn. 30.</ref> Die Prämissen werden nun in die Bezeichnung der Kirche als Grund- oder Ursakrament aufgenommen, eine Sicht, die die Kirche als Werkzeug und Zeichen des [[Heil]]s<nowiki />willens Gottes für die ganze Welt bestimmt.<br />
<br />
[[Papst Johannes Paul II.]] hat die wesentlichen Aspekte der Ekklesiologie des Konzils wie folgt zusammengefasst:<ref>[[Papst Johannes Paul II.]]: [[Apostolische Konstitution]] ''[[Sacrae Disciplinae Leges|Sacrae disciplinae leges]]'' vom 25. Januar 1983 [http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_constitutions/documents/hf_jp-ii_apc_25011983_sacrae-disciplinae-leges.html (online)]</ref><br />
* „die Lehre, nach der die Kirche als das [[Römisch-katholische Kirche#Volk Gottes|Volk Gottes]] …<br />
* …&nbsp;und die hierarchische Autorität als Dienst dargestellt werden“;<br />
* „die Lehre, die die Kirche als Gemeinschaft (''[[Communio-Theologie|Communio]]'') ausweist“ und daher die notwendigen Beziehungen festsetzt, die zwischen den Teilkirchen und der Universalkirche und zwischen Kollegialität und Primat bestehen müssen;<br />
* „die Lehre, nach der alle Glieder des Volkes Gottes, jedes auf seine Weise, an dem [[Dreifaches Amt Christi|dreifachen Amt Christi]] – dem priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt – teilhaben“;<br />
* „die Lehre …, die die Pflichten und Rechte der Gläubigen, namentlich der [[Laie (Religion)|Laien]], betrifft“;<br />
* „der Einsatz, den die Kirche für den [[Ökumenismus]] aufbringen muß.“<br />
<br />
=== Grund und Ziel der Kirche ===<br />
Die Kirche gründet im Wort und im Wirken [[Jesus Christus|Jesu Christi]]:<br />
{{Zitat|Denn der Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche ''(initium fecit)'', indem er frohe Botschaft verkündigte, die Ankunft nämlich des [[Reich Gottes|Reiches Gottes]], das von alters her in den Schriften verheißen war: ‚Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes‘ ({{B|Mk|1|15}}; vgl. {{B|Mt|4|17}})|''Lumen gentium'' 5}} Die Ankunft des Reiches Gottes wird offenbar in der Verkündigung Jesu, seinen Machttaten, in seinem Leiden und Sterben und in seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]]. Sie ist nicht Werk des irdischen Jesus, sondern des im [[Pascha-Mysterium]] erhöhten Christus: Der Auferstandene erschien nach [[Ostern]] den Jüngern, verhieß ihnen den Beistand des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] und gab ihnen den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und die Menschen zu taufen:{{Zitat|Als er dann ein für allemal durch seinen Tod und seine Auferstehung in sich selbst die Geheimnisse unseres Heils und der Erneuerung von allem vollzogen hatte, gründete er […] vor der Aufnahme in den Himmel seine Kirche als Sakrament des Heils, sandte die Apostel in alle Welt, so wie er selbst vom Vater gesandt worden war, und trug ihnen auf: ‚Geht also hin, und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe‘ {{Bibel|Mt|28|19–20}}|''[[Ad gentes]]'' 5<ref>Vgl. ''Lumen gentium'' 4f.</ref>}}<br />
<br />
Dies kann aber nach übereinstimmender Auffassung der katholischen Ekklesiologie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr als formelle, körperschaftsrechtliche Kirchengründung im Sinne einer institutionellen Setzung durch Jesus selbst verstanden werden, wie es die Theologie der [[Gegenreformation]] aus [[Apologetik|apologetischen]] Gründen akzentuiert hatte. In die Darstellung der Kirche im Neuen Testament sind Glaubenszeugnisse aus nachösterlichen Gemeindesituationen mit ihren Erfahrungen und Problemstellungen eingeflossen, die das Leben der Gemeinden „im Licht der Botschaft und der Geschichte Jesu interpretieren, theologisch aufarbeiten und legitimieren“ und dadurch der ursprünglichen Intention ihres Gründers Jesus treu bleiben. Theologen sprechen von einer „strukturellen Kontinuität“ zwischen der Sammlung Israels durch Jesus und der nachösterlichen Entstehung der Kirche; Jesus setzte „gemeinschaftsbildende Zeichen des ankommenden Reiches Gottes“, die „aufgrund der Auferstehungs- und Geisterfahrung der ersten Zeugen […] als Vor-formen der sich nachösterlich bildenden Kirche aufgegriffen und aktualisiert“ wurden; der Grund der Kirche liegt somit „im ganzen Christusgeschehen“, seinem irdischen Wirken, seinem Tod und seiner Auferstehung bis hin zur Geistsendung.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 270, 277f., unter Berufung auf [[Hans Waldenfels]], [[Heinrich Fries]] und [[Wolfgang Trilling]]; vgl. Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 21, 24.</ref><br />
<br />
Die Berufung der Kirche durch Jesus Christus und ihr [[Eschatologie|eschatologisches]] Ziel entsprechen einem Heilsplan [[Gott der Vater|Gottes]] selbst:<br />
{{Zitat|Alle Erwählten aber hat der Vater vor aller Zeit ‚vorhergekannt und vorherbestimmt, gleichförmig zu werden dem Bild seines Sohnes, auf dass dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern‘ {{Bibel|Röm|8|29}}. Die aber an Christus glauben, beschloss er in der heiligen Kirche zusammenzurufen. Sie war schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden.|''Lumen gentium'' 2}} In der Kirche ist Christus selber bis an das Ende der Zeiten wirksam gegenwärtig. Als solche ist die Kirche Gegenstand der grundlegenden [[Glaubensbekenntnis]]se und heißt dort die „eine, heilige, katholische und apostolische“ Kirche. Eine hohe Bedeutung für Einheit und Identität der christlichen Gemeinde hatte von Anfang an die [[Eucharistie]], das gemeinsame Brotbrechen entsprechend dem Auftrag Jesu, dies zu seinem Gedächtnis zu tun (vgl. {{B|1 Kor|11|23–25}}).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 288.</ref><br />
<br />
Der [[Konzilstheologe]] [[Karl Rahner]] [[Jesuiten|SJ]] gab 1964 eine Definition von Kirche: „Die Kirche ist die gesellschaftlich legitim verfasste Gemeinschaft, in der durch Glaube und Hoffnung und Liebe die eschatologisch vollendete [[Offenbarung#Christentum|Offenbarung]] Gottes (als dessen Selbstmitteilung) in Christus als Wirklichkeit und Wahrheit für die Welt präsent bleibt.“<ref>Karl Rahner: ''Selbstvollzug der Kirche: ekklesiologische Grundlegung praktischer Theologie'' (=&nbsp;Sämtliche Werke, Band 19). Benziger, 1995, S. 49.</ref><br />
<br />
=== Spiritueller Ursprung der Kirche: Kreuzestod Jesu ===<br />
Nach einer auf [[Ambrosius von Mailand]] und [[Augustinus von Hippo]] zurückgehenden, viel rezipierten Lesart ist der spirituelle Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus dem auch die [[Sakrament]]e kommen, die [[Seitenwunde Christi|Seitenwunde Jesu]] am Kreuz ({{B|Joh|19|33–34}}).<ref>[[Wilhelm Geerlings]]: ''Die Kirche aus der Seitenwunde Christi bei Augustinus.'' In: Johannes Arnold, Rainer Berndt, Ralf M. W. Stammberger, Christine Feld (Hrsg.): ''Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis in die Neuzeit. Festgabe für Hermann Josef Sieben SJ zum 70. Geburtstag.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 2004, ISBN 3-506-70423-0. S. 465–481, hier S. 475.</ref><ref>Ambrosius von Mailand (340–397): ''Lukaskommentar (mit Ausschluß der Leidensgeschichte)'', 2. Buch, Nr. 86 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1707-3.htm]</ref><br />
<br />
[[Joseph Ratzinger]] nimmt diese altkirchliche Tradition auf und verbindet sie mit modernen exegetischen Erwägungen: Nach dem Johannesevangelium starb Jesus genau in der Stunde, zu der im [[Jerusalemer Tempel]] die Osterlämmer für das [[Paschafest]] geschlachtet wurden. Dies wird so interpretiert, dass das wahre [[Agnus Dei|Osterlamm]] in der Gestalt Jesu Christi, Gottes Sohn gekommen sei. Für die Seite Jesu, die geöffnet wird, habe der Evangelist das Wort πλευρά ''pleurá'' verwendet, das in der [[Septuaginta]]-Fassung der [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)|Schöpfungsgeschichte]] bei dem Bericht über die Erschaffung Evas steht ({{B|Gen|2|21}}). Johannes verdeutliche damit, dass Jesus der neue Adam sei, der in die Nacht des Todesschlafes heruntersteige und in ihr den Anfang der neuen Menschheit eröffne. „Aus der Todeshingabe Jesu strömen Blut und Wasser, Eucharistie und Taufe als Quell einer neuen Gemeinschaft. Die offene Seite ist der Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus der die Sakramente kommen, die die Kirche bauen.“<ref>Joseph Ratzinger: ''Eucharistie – Mitte der Kirche.'' München 1978, S. 21 f.</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil nahm diese Herleitung in das Einleitungskapitel seiner Dogmatischen Konstitution über die Kirche ''[[Lumen gentium]]'' auf:<br />
:"Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt. Dieser Anfang und dieses Wachstum ''(exordium et incrementum)'' werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmten (vgl. Joh 19,34), und vorherverkündet durch die Worte des Herrn über seinen Tod am Kreuz: ‚Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle an mich ziehen‘ {{Bibel|Joh|12|32}}. Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde {{Bibel|1 Kor|5|7}}, auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht {{Bibel|1 Kor|10|17}}. Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist." ([[Lumen gentium]] 3,2).<br />
<br />
=== Sakramentalität und Grundvollzüge ===<br />
Einer langen theologischen Tradition zufolge wird Jesus Christus selbst als das „Ursakrament“, Ursprung und Ziel des göttlichen Heilshandelns an der Welt, verstanden, so bei [[Augustinus von Hippo]] und [[Thomas von Aquin]]. Auch [[Martin Luther]] schrieb: „Nur ein einzig Sakrament kennt die Heilige Schrift, das ist Christus der Herr selbst.“<ref>Martin Luther: ''Disputatio de Fide infusa et acquisita''. [[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 6,86,5ff., zitiert bei: Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 57, auch zum Ganzen.</ref> Für die Angehörigen der römisch-katholischen Kirche ist die Präsenz Christi in der Kirche ihrem Wesen nach [[Sakrament#Römisch-katholische Kirche|sakramental]] erfahrbar. Die Kirche ist „Sakrament, Zeichen und Werkzeug“ des Heilshandelns [[Gott]]es in der Welt und bewirkt gleichermaßen „innigste Vereinigung mit Gott“ und „die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ ''(Ecclesia sit veluti sacramentum seu signum et instrumentum intimae cum Deo unionis totiusque generis humani unitatis)'', einer Bezeichnung, die auf den Kirchenlehrer [[Cyprian von Karthago]] zurückgeht.<ref>''Lumen gentium (LG)'' 1; vgl. ''LG'' 9.48.59</ref>, und zwar als „Sakrament der Einheit“ ''(unitatis sacramentum)''<ref>Konstitution [[Sacrosanctum Concilium]] über die heilige [[Liturgie]] Nr. 26; Cyprian von Karthago: ''Unitas ecclesiae'' 4.</ref><br />
<br />
Die Lehre von der Sakramentalität der Kirche, die die Einheit des göttlichen Heilshandelns betont, gehört zum Kern der Dogmatischen Konstitution ''Lumen gentium'' des Konzils, so der [[Konzilstheologe]] [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]. Bei den [[Kirchenvater|Kirchenvätern]] wurde der Begriff ''mystérion / sacramentum'' nur vereinzelt auf die Kirche angewandt. Im 20.&nbsp;Jahrhundert findet sich die Vorstellung erstmals bei dem dann als [[ModernismusModernist]] [[Exkommunikation|exkommunizierten]] Theologen [[George Tyrrell]], der damit die Differenz zwischen der Gemeinschaft der Glaubenden und der hierarchischen Institution Kirche akzentuieren wollte.<ref>Georg Tyrell: ''Christianity at the Crossroads.'' London 1907; deutsch: ''Das Christentum am Scheideweg.'' München – Basel 1959, S. 182. Siehe dazu: Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 513.</ref> Seit den 1930er-Jahren wurde der Gedanke der Kirche als Grund- oder Wurzelsakrament – neben der Bezeichnung Jesu Christi als „Ursakrament“, so [[Karl Rahner]] – von Theologen wie [[Carl Feckes]], [[Hans Urs von Balthasar]], [[Henri de Lubac]] OP, Karl Rahner SJ und [[Otto Semmelroth]] SJ entwickelt und floss in die Vorlage zu ''Lumen gentium'' ein.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 58.</ref><ref>Matthias Remenyi: ''Von der Leib-Christi-Ekklesiologie zur sakramentalen Ekklesiologie. Historische Entwicklungslinien und hermeneutische Problemüberhänge.'' In: Matthias Remenyi, Saskia Wendel (Hrsg.): ''Die Kirche als Leib Christi.'' Freiburg et al. 2017, S. 32–72, hier u.&nbsp;a. S. 41 (Rahner).</ref><br />
<br />
Das Konzil wollte mit der Anwendung eines weiten Sakramentenbegriffs auf die Kirche die zeichenhafte und zeugnishafte Gegenwart göttlichen Heilshandelns in der Geschichte, das Verhältnis von der verborgenen, geistlichen Wirklichkeit der Kirche und der sichtbaren, institutionell verfassten Kirche beschreiben, und es geht dabei um das Verhältnis des Handelns Gottes zum Handeln des Menschen.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
Diese Bestimmung deutet, so der Theologe [[Medard Kehl]], die Kirche als „das Geschehen der Vergegenwärtigung Jesu Christi und seines endgültigen Heils“ und wehrt sowohl eine mystifizierende Überhöhung der Kirche als auch ihre rein funktionale Abwertung ab. Die Kirche darf demnach nicht gleichgesetzt werden mit dem Heil, dem präsenten Christus oder dem bereits angekommenen Reich Gottes, vielmehr zeigt sich das von Gott geschenkte Heil nur analog, „im endlichen und sündigen Zeichen der Kirche“.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 83.134.</ref> Darum hat ihre geschichtliche [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]], Kontinuität und weltumspannende organische Einheit, garantiert durch die [[Bischof|Bischöfe]] als Nachfolger der [[Apostel]], theologische Relevanz. Theologen wie [[Hans Küng]], [[Leonardo Boff]] und [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]] lehnen eine zu große Verwandtschaft von Kirche und Gottesreich ab: „Die Kirche ist nicht der fortlebende Christus, sondern nur dessen Sakrament, also ein wesentlich unvollkommenes Werkzeug, das in einer gewissen [[Analogie (Philosophie)|Analogie]] zwar zu ihrem Herrn steht, aber eben so, dass die Unähnlichkeit größer als die Ähnlichkeit ist, wie bei jedem Analogieverständnis.“<ref>Wolfgang Beinert: ''Amt – Tradition – Gehorsam: Spannungsfelder kirchlichen Lebens.'' Regensburg 1998, S. 116, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 74 Anm. 300 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref> Hans Küng betont die substantielle Trennung zwischen der geschaffenen Kirche und dem ungeschaffenen Gott: „Jede Vergöttlichung der Kirche ist ausgeschlossen.“<ref>Hans Küng: ''Die Kirche.'' Freiburg im Breisgau 1967, S. 47, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 83 Anm. 347 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref><br />
<br />
Für den persönlichen Glauben ist die Sakramentenpraxis entscheidend, die grundsätzlich an die Kirche als Organisationsform anknüpft. In der Tradition der römisch-katholischen Kirche hat sich die Zahl von [[sieben]] Einzel-Sakramenten herausgebildet, die in ihrer Siebenzahl vom [[Zweites Konzil von Lyon|zweiten Konzil von Lyon]] am 6.&nbsp;Juli 1274 festgelegt wurde.<ref>[[Enchiridion Symbolorum]] 860; {{LThK|[[Herbert Vorgrimler]]|Sakrament. III. Theologie- u. dogmengeschichtlich|3|8|1442}}</ref><br />
<br />
Die [[Grundvollzug|Grundvollzüge]] der Kirche in der Sicht heutiger katholischer Theologie nehmen die Tradition der [[Dreifaches Amt Christi|drei Ämter Christi]] auf; Kirche vollzieht sich demnach in [[Zeugnis (Religion)|Zeugnis]] oder „Glaubensdienst“ (''martyria''), [[Liturgie]] oder „Gottesdienst“ (''leiturgia'') und [[Diakonie]] (''diakonia'') oder „Bruderdienst“. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird zusätzlich eine vierte Grunddimension von Kirche genannt, die [[Communio-Theologie|Gemeinschaft]] (''communio/koinonia'').<ref>Vgl. Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundvollzüge der Kirche.'' In: [[Maria Elisabeth Aigner]], Anna Findl-Ludescher, Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundbegriffe der Pastoraltheologie (99 Wörter Theologie konkret).'' Don Bosco Verlag, München 2005, ISBN 3-7698-1509-2, S. 99f.</ref><br />
<br />
=== Leib Christi ===<br />
Eine zentrale Vorstellung im Neuen Testament ist die von der ''Ekklesia'' als dem [[Leib Christi]], in den man durch [[Taufe]] und [[Eucharistie]] inkorporiert wird. Sie findet sich in den [[Paulusbriefe|paulinischen Briefen]] sowie, mit anderer Akzentsetzung, in den Briefen der Paulusschule (Kolosser- und Epheserbrief):<br />
:"Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade." (Röm 12,4–6)<br />
<br />
Die Leib-Christi-Vorstellung im [[Römerbrief]] und dem [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] wurzelt in der Teilhabe am von Jesus gestifteten [[Eucharistie|Herrenmahl]] {{Bibel|1 Kor|10|16f}}. Diese eucharistische Tischgemeinschaft konstituiert „die funktionale Einheit des Organismus“, in dem ein „von Christus her gestaltetes Miteinander“, ähnlich wie durch die [[Taufe]], die Unterschiede zwischen den Gliedern überwindet {{Bibel|Gal|3|26ff}}. Der vom Herrenmahl ausgehende Impuls bleibt auch nach dem Gottesdienst, beim alltäglichen Miteinander der Christen in der Gemeinde, bestimmend. Durch die Taufe tritt der Mensch in den Lebenszusammenhang mit Christus ein, der in der Zugehörigkeit zur Ortsgemeinde geschichtlich sichtbar wird: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen.“ {{Bibel|1 Kor|12|13}}<ref>Jürgen Roloff: ''Die Kirche im Neuen Testament.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996, S. 100–110, bes. S. 100f., 106, 109, 110, Zitat S. 101.</ref><br />
<br />
Die von Schülern des Paulus verfassten „deuteropaulinischen“ Briefe, der [[Kolosserbrief]] und der [[Epheserbrief]], sehen die Leib-Christi-Metapher in einem kosmisch-mythologischen Verständnis. Jesus Christus ist das „Haupt“, die ''Ekklesia'' – jetzt verstanden als Gesamt-Kirche – ist der Leib, der vom Haupt her auferbaut und stabilisiert wird {{Bibel|Eph|4|15f}} und in dem der [[Eschatologie|eschatologische]] Friede bereits erfahrbar ist {{Bibel|Kol|1|18–20}}.<ref>{{LThK|[[Thomas Söding]]|Leib Christi. I. Biblisch-theologisch. 2. Deuteropaulinen|3|6|771}}</ref><br />
<br />
Die Enzyklika ''[[Mystici corporis]]'' von Papst Pius XII. (1943) stand ganz im Zeichen der Leib-Christi-Metaphorik. Im organisch-pneumatologischen Bild von Kirche, deren Haupt Jesus Christus ist, finden sich noch Elemente eines hierarchischen Konzepts; die Abgrenzung zu Außenstehenden wird zugunsten einer geistgeführten Einheit der Glieder des Leibes betont. Innerhalb des Organismus gilt jedoch, dass die einzelnen Glieder mit ihren jeweiligen Funktionen für den ganzen Leib aufeinander angewiesen sind und besonders die schwächsten Glieder die Solidarität aller verdienen.<ref>{{LThK|[[Thomas Ruster]]|Mystici Corporis Christi|3|7|593}}</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil erwähnte den Begriff des Leibes Christi verschiedentlich, widmete ihm in der Kirchenkonstitution ''Lumen gentium'' aber nur einen Artikel (Nr. 7). Bestimmender ist für das Konzil der – weniger exklusive – Begriff des „Volkes Gottes“, der die bis dahin vorherrschende Idee der Kirche als Leib Christi ablöste. Diese wurde von den Konzilsvätern als zu sehr überzeitlich und unveränderlich angesehen, nur schwer mit dem Gedanken einer Entwicklung in der Kirche und ihrer Lehre vereinbar; die Unterschiede zwischen den Ständen in der Kirche werden überbetont und verdecken die fundamentale Gleichheit aller Christen; zudem sah man die Schwierigkeit, „der Tatsache der Sünde in der Kirche gerecht zu werden“.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 518f.</ref><br />
<br />
=== Volk Gottes ===<br />
Der Begriff des „Volkes Gottes“ ist eine der zentralen Vorstellungen in der Ekklesiologie des Konzils, das sich dabei auf den Kirchenlehrer Augustinus bezog.<br />
{{Zitat|Die Kirche ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung. Die Kirche "schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin"<ref>Augustinus: [[De civitate Dei|Civ. Dei]], XVIII, 51, 2: [[Patrologia Latina|PL]] 41, 614.</ref> und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. {{B|1 Kor|11|26}}) […] Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll.|''Lumen gentium'' Nr. 8-9.}}<br />
<br />
In der Rezeption der dogmatischen Konzilskonstitution ''Lumen gentium'' dominierte in den Jahrzehnten nach dem Ende des Konzils die Beschreibung der Sozialform der Kirche als ''pilgerndes Volk Gottes'' im II. Kapitel der Konstitution, weil diese Vorstellung gegenüber einem fixiert hierarchischen Kirchendenken des 19.&nbsp;Jahrhunderts als „wohltuend ‚weit‘“ empfunden wurde. Aus diesem Paradigma wird die „wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ abgeleitet, da „alle zur Heiligkeit berufen“ seien und „den gleichen Glauben in Gottes Gerechtigkeit erlangt“ hätten (vgl. {{B|2 Petr|1|1}}).<ref>''Lumen gentium'' 32.</ref> Das Konzil schließt in diese Bestimmung den Bund Gottes mit seinem erwählten Volk [[Israeliten|Israel]] ein, welches nicht aus dem Bund und der göttlichen Verheißung entlassen ist; es versteht die Kirche nicht als perfekte Gesellschaft, sondern als Volk, das seiner Vollendung durch Gottes eschatologisches Handeln bei der [[Wiederkunft Christi]] entgegengeht.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 35f.<br>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 520.</ref><br />
<br />
=== Kirche als Gemeinschaft (Koinonia / Communio) ===<br />
Die Wiedergewinnung des Gedankens von der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden gilt als eine der entscheidenden Weichenstellungen des Konzils. Die Communio-Theologie betrachtet im Sinne des Paulus das Sein der Kirche als Gemeinschaft ({{grcS|κοινωνία}} ''koinonía'', {{LaS|communio}}) zwischen Gott und den Menschen, verwirklicht durch das Wort und das Sakrament als „Gemeinschaft am Evangelium und am Tisch des Herrn“, gestiftet im [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]. Die Kirche ist eine „theozentrische“ Gemeinschaft: Aus der Gemeinschaft mit Gott im Heiligen Geist entsteht die Gemeinschaft der Glaubenden. Es ist eine Gemeinschaft zwischen dem Apostel und seiner Gemeinde, zwischen den örtlichen Gemeinden untereinander und zwischen den einzelnen Menschen und Menschengruppen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Begriff bedeutsam als Gegenpol zu einer zu sehr hierarchisierenden, monolitschen Vorstellung von Kirche, die unterschied zwischen der „lehrenden Kirche der Kleriker und der hörenden Kirche der Laien“. Zwischen Amtsträgern und „Laien“ gibt es eine grundlegende Gleichheit, die resultiert aus der gemeinsamen „Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus“ – der [[Taufe]] – und einer gemeinsamen „Berufung zur Vollkommenheit“: „Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi. Der Unterschied, den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind. Die Hirten der Kirche sollen nach dem Beispiel des Herrn einander und den übrigen Gläubigen dienen, diese aber sollen voll Eifer mit den Hirten und Lehrern eng zusammenarbeiten. So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christ.“ (''Lumen gentium'' Nr. 32.)<br />
<br />
Weil der Begriff der Koinonia Einheit in Vielfalt und nicht „Einheitlichkeit“ bedeutet, hat der Begriff eine wichtige Funktion auch für das ökumenische Denken.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 461.521.524 (Zitat).</ref> Wichtig ist darin vor allem das „Einheitsamt des Petrus“ – das [[Papst]]amt.<br />
[[Datei:Way-of-salvation-church-militant-triumphant-andrea-di-bonaiuto-1365.jpg|mini|Die streitende, leidende und triumphierende Kirche ([[Andrea di Bonaiuto]], 14. Jahrhundert)]]<br />
Das Konzil versteht die Kirche als sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft; die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst.<ref>''Lumen gentium'' 8.</ref> Zum „mystischen Leib Christi“, der [[Gemeinschaft der Heiligen]], gehören nach katholischem Verständnis die Glieder der irdischen Kirche, „die hier auf Erden pilgern“, aber auch die, „die nach Abschluss des Erdenlebens [[Fegefeuer|geläutert werden]]“, und die Verstorbenen, die „die himmlische Seligkeit genießen“; sie zusammen bilden die eine Kirche.<ref>Papst [[Paul VI.]]: ''[[Credo des Gottesvolkes]]'' (1968) Nr. 30.</ref> Das Konzil nimmt hier die im Kern auf Augustinus zurückgehende Bestimmung der Kirche als pilgernde ''[[Streitende, leidende und triumphierende Kirche|ecclesia militans]]'' („streitende Kirche“) auf, die mit der ''ecclesia triumphans'' („triumphierende Kirche“) – den Heiligen in der Anschauung Gottes – und den „[[Arme Seelen|Armen Seelen]]“ im [[Fegefeuer]], der ''ecclesia patiens'' („leidenden Kirche“) verbunden ist.<br />
<br />
Eine der wichtigsten Wiederentdeckungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, so Siegfried Wiedenhofer<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 134.</ref>, ist die „Ortskirchlichkeit“.<br />
<br />
{{Zitat|Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen. Sie sind nämlich je an ihrem Ort [...] das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen [...]. In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener "Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann"<ref>[[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]'' III., q. 73, a. 3</ref>. In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird.<br> In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche.|''Lumen gentium'' Nr. 26.23}}<br />
<br />
Gegenüber der bis dahin geläufigen Vorstellung von der „Weltkirche“ mit dem Papst als „Weltbischof“, wo die Diözesen die Funktion von Verwaltungseinheiten haben, gilt jetzt das Prinzip der „Ortskirche“. Damit ist die [[Diözese]] unter Leitung des Bischofs gemeint, die mit anderen Diözesen in Verbindung steht, so dass sich die Gesamtkirche als Netz von Querverbindungen realisiert. In den Ortskirchen geschieht jeweils die Inkulturation des Christentums, was zu Unterschieden zwischen den einzelnen Diözesen führen kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 522f.</ref> Die örtlichen [[Pfarrei]]en und auch [[Personalpfarrei|Personalgemeinden]] sind dann pragmatische Untergliederungen der Diözese, in denen ein [[Pfarrer]] als ''Pastor proprius'' („der eigene Hirte“) der ihm anvertrauten Pfarrei<ref>[[Codex Iuris Canonici]] can. 519</ref> den Bischof vertritt, weil der Bischof „weder immer noch überall in eigener Person der gesamten Herde vorstehen kann“ (''[[Sacrosanctum concilium]]'' Nr. 42).<br />
<br />
In diesem Zusammenhang wurde das Bischofsamt aufgewertet. Der Ortsbischof vertritt in seinem Bistum nicht den Papst, sondern ihm kommt „eigene, ordentliche und unmittelbare Gewalt zu, auch wenn ihr Vollzug letztlich von der höchsten kirchlichen Autorität geregelt wird und im Hinblick auf den Nutzen der Kirche oder der Gläubigen mit bestimmten Grenzen umschrieben werden kann“ (''Lumen gentium'' Nr. 26); sein Amt ist somit göttlichen Rechts und nicht vom Papstamt ableitbar, unterliegt allerdings dem [[Jurisdiktion (Kirche)#Römisch-katholische Kirche|Jurisdiktionsprimat]] des Papstes. Die Bischöfe bilden ein Kollegium: „Wie nach der Verfügung des Herrn der heilige [[Petrus]] und die übrigen Apostel ein einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in entsprechender Weise der Bischof von Rom, der Nachfolger Petri, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, untereinander verbunden“, und zwar in besonderer Weise, wenn sie als [[Konzil]] zusammentreten. Der Papst ist das Haupt des Bischofskollegiums und „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“<ref>''Lumen gentium'' Nr. 23.</ref>. Das Bischofskollegium hat nur Autorität in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom; gemeinsam mit dem Papst sind die Bischöfe allerdings „gleichfalls Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche“.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 22.</ref> Das Konzil versteht die Aussagen zur Kollegialität der Bischöfe ausdrücklich als Fortführung und Ergänzung der Aussagen des [[Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzils]] über den Primat des Papstes.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 18.</ref><br />
<br />
=== Kirche der Armen ===<br />
Die Nachfolge Jesu und die Aufgabe der Kirche konkretisieren sich heute besonders prägnant in der [[Option für die Armen]], einer Parteilichkeit, wie sie von der [[Befreiungstheologie]] als „Theologie der Armen“ befördert wird. Sie erhielt grundlegende Impulse auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil:<br />
:"So ist die Kirche, auch wenn sie zur Erfüllung ihrer Sendung menschlicher Mittel bedarf, nicht gegründet, um irdische Herrlichkeit zu suchen, sondern um Demut und Selbstverleugnung auch durch ihr Beispiel auszubreiten. Christus wurde vom Vater gesandt, ‚den Armen frohe Botschaft zu bringen, zu heilen, die bedrückten Herzens sind‘ {{Bibel|Lk|4|18}}, ‚zu suchen und zu retten, was verloren war‘ {{Bibel|Lk|19|10}}. In ähnlicher Weise umgibt die Kirche alle mit ihrer Liebe, die von menschlicher Schwachheit angefochten sind, ja in den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild dessen, der sie gegründet hat und selbst ein Armer und Leidender war. Sie müht sich, deren Not zu erleichtern, und sucht Christus in ihnen zu dienen." (''Lumen gentium'' 8.)<br />
<br />
Die Option für die Armen stellt einen bedeutsamen Perspektivenwechsel dar: „Die Armen können nicht mehr als ‚Objekte‘ einer paternalistisch sich zu ihnen herablassenden Kirche behandelt werden. In einer Kirche ''mit'' den Armen, die sich in die Welt der Armen hineinbegibt und deren Bedingungen freundschaftlich-solidarisch teilt, werden die Armen selbst zu tragenden ''Subjekten'' der Kirche und ihres gemeinsamen Glaubens“; die Armen sind nicht nur „die bevorzugten Adressaten des Evangeliums, sondern auch seine Träger und Künder“ (vgl. Mt 11 25).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 244f.</ref><br />
<br />
=== Ekklesiologische Metaphern ===<br />
Das Konzil beschrieb die Kirche als „das im [[Mysterium]] schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3); es zielte die Wesensbestimmung dieses Mysteriums nicht durch einen einzigen Begriff, sondern „durch eine Vielzahl sich gegenseitig korrigierender und ergänzender Bilder und Begriffe“ an.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 90.</ref> Neben den bereits genannten sind dies:<br />
<br />
==== Haus und Tempel Gottes ====<br />
Die [[Pastoralbrief]]e wählen als Leitmetapher für die Gemeinde als Institution den οἶκος ''oíkos'' „Haus, Wohnsitz“. Das Hauswesen spielte in der städtischen Kultur des östlichen Mittelmeerraumes, wo sich das Christentum ausbreitete, eine zentrale Rolle; das „ganze Haus“ war Wohnsitz der Familie, aber auch Produktionsstätte, Geschäftsraum und Begegnungsstätte von Verwandten, Geschäftspartnern und Arbeitskräften unter Leitung des ''pater familias''. Das Modell des spätantiken Familienbetriebs wird auf die Ortsgemeinden des sich entwickelnden, sesshaft gewordenen Urchristentums übertragen und gibt ihnen Verlässlichkeit und Stabilität, nachdem die Christen auf der Synode von Jabne aus der Synagoge ausgeschlossen worden waren.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 14f.</ref><br />
<br />
Das Konzil formulierte:<br />
:Dieser Bau trägt verschiedene Benennungen: Haus Gottes (1 Tim 3,15), in dem nämlich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt Gottes im Geiste {{Bibel|Eph|2|19-22}}, Zelt Gottes unter den Menschen {{Bibel|Offb|21|3}}, vor allem aber heiliger Tempel, den die heiligen Väter in den steinernen Heiligtümern dargestellt sehen und preisen und der in der Liturgie mit Recht verglichen wird mit der heiligen Stadt, dem [[Neues Jerusalem|neuen Jerusalem]]. In diesen Bau werden wir schon auf Erden als lebendige Steine eingefügt (1 Petr 2,5). (Lumen gentium 6.)<br />
Mehrfach wird in ''Lumen gentium'' die Kirche in Anlehnung an {{B|1 Kor |3|16}} auch „Tempel des Heiligen Geistes“ genannt; nur wo der Geist Gottes wirkt, ist Kirche als wesentlich „pneumatischer Bau“ erst voll gegeben.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
==== Braut Christi ====<br />
Das Motiv von der Kirche als Braut Christi, „die makellose Braut des makellosen Lammes (Offb 19,7; Offb 21,2.9; Offb 22,17)“ (''Lumen gentium'' 6) greift das alttestamentliche Motiv der Ehe zwischen [[JHWH]] und seinem Volk auf. Es drückt die gegenseitige Liebe und personale Gegenübersein zwischen [[Jesus Christus]] und der Kirche aus, die auch die Verpflichtung zu Glauben und Lieben einschließt. Gleichzeitig ist aber auch die Nichtidentität von Christus und der Kirche ausgesagt, so dass die Kirche als „untreue Braut“ auch zur Kirche der Sünder werden kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476.<br>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 89.</ref><br />
<br />
==== Die Kirche als Mutter – Maria als „Mutter der Kirche“ ====<br />
[[Datei:Mater Ecclesia.jpg|mini|''Mutter Kirche'' (Psalter aus Monte Cassino, ca. 1087; links ''Clerus'', rechts ''Populus'' „Volk“)]]<br />
<br />
Das Konzil nimmt in ''Lumen gentium'' 6 die biblische Kennzeichnung der Kirche als „unsere Mutter“ (Gal 4,26; vgl. Offb 12,17) auf; ihre Mütterlichkeit zeigt sich darin, dass sie die Menschen durch Wort und Sakrament führt wie eine Mutter ihre Kinder.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476f.</ref> In ''Lumen gentium'' 53 wird die [[Maria (Mutter Jesu)|Gottesmutter Maria]] als „geliebte Mutter“ der Kirche bezeichnet, ein Marientitel, der bereits auf den Kirchenvater [[Ambrosius von Mailand]] zurückgeht.<ref>[[Hugo Rahner]]: ''Mater Ecclesia – Lobpreis der Kirche aus dem ersten Jahrtausend''. Einsiedeln, Köln 1944.</ref><br />
<br />
{{Vorlage:Leiste ecclesia}}<br />
* '''Die triumphierende Kirche''' (ecclesia triumphans): Die [[Engel]] und [[Heilige]]n haben den Weg zu [[Gott]] gefunden, stehen im [[Himmel]] ([[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]]) der streitenden Kirche bei und bitten bei Gott für noch Kämpfenden, deren Vorbilder sie sind. Die Heiligen im Himmel freuen sich in der [[Anschauung Gottes]].<br />
<br />
* '''Die streitende oder ringende Kirche''' (ecclesia militans): Das ist das pilgernde [[Volk Gottes]] auf der [[Erde]], das noch um die [[Heiligkeit]] kämpft.<br />
<br />
* '''Die leidende Kirche''' (ecclesia patiens): Die [[Arme Seelen|Armen Seelen]], die auf dem Weg in den [[Himmel]] noch der [[Läuterung]] im [[Fegefeuer]] in der Erwartung des Heils büßen und leiden.<br />
<br />
Die Kirche im [[Himmel]], die Kirche auf Erden, die Kirche im [[Fegfeuer]] wirken in geheimnisvoller [[Einheit]] mit [[Christus]] zusammen, um die Welt mit [[Gott]] zu versöhnen. Die kämpfende und die leidende Kirche werden am [[Jüngster Tag|Jüngsten Tag]] mit der triumphierenden vereinigt werden. Dann wird die [[Gemeinschaft der Heiligen]] vollendet sein.<ref>vgl. Nachsynodales Schreiben [[Reconciliatio et paenitentia]] [[Reconciliatio et paenitentia (Wortlaut)#Andere Wege der Versöhnung|Nr. 12]]; [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#32. LEHRSTÜCK: WIR GEHÖREN ZUR GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN]].</ref><br />
<br />
== Auftrag der Kirche auf Erden ==<br />
<br />
"Das '''Wesen der Kirche''' drückt sich in einem dreifachen Auftrag aus: Verkündigung von Gottes Wort (''kerygma-martyria''),Feier der [[Sakramente]] (''leiturgia''), Dienst der Liebe (''diakonia'').<br />
<br />
"Die Kirche ist Gottes Familie in der Welt." ([[Papst Benedikt XVI.]], [[Enzyklika]] [[Deus caritas est|Deus caritas est]], Nr. 25)<br> <br />
So reich auch die gesamte christliche Tradition an Zeugnissen des kirchlichen Lebens ist, so hat eine besondere Besinnung auf ihren Auftrag jedoch im 19. und 20. Jahrhundert eingesetzt, die in den beiden Vatikanischen Konzilien ihren Ausdruck fand. Alles in allem findet sie das Wort neu bestätigt: "Niemand kann Gott zum Vater haben, der nicht die Kirche zur Mutter hat" ([[Aurelius Augustinus|Augustinus]]).<br />
<br />
== Das Ziel der irdischen Kirche==<br />
Unser Weg zur heiligen Stadt wäre nicht möglich, wenn wir ihn nicht in der Kirche gingen, die Keim und Vorausbild des [[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]] ist. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut“ (Ps 127,1). Wer ist dieser Herr, wenn nicht unser Herr [[Jesus Christus]]? Er ist es, der seine Kirche gegründet hat, der sie auf den Felsen gebaut hat, auf den Glauben des [[Petrus (Apostel)|Apostels Petrus]] ([[Papst]] [[Benedikt XVI.]] bei der Vesper mit Klerus und Ordensleute in Paris am 12. September 2008)[http://www.kath.net/news/20825].<br />
<br />
== Die Seele der Kirche: der Heilige Geist ==<br />
<br />
Die [[Seele]] der Kirche (anima ecclesiae) ist der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] (vgl. {{B|1 Kor|12|13}}) als der Vollender des Werkes Christi. Er ist die Lebenskraft, welche die Glieder des Geheimnisvollen Leibes Christi mit dem Haupte und untereinander verbindet.<ref>1960 [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#26. LEHRSTÜCK: DIE KIRCHE IST DIE GEMEINSCHAFT ALLER GETAUFTEN]].</ref> Wie die [[Seele]] das belebende Prinzip des Organismus, so ist der Heilige Geist die Seele der von [[Christus]] gegründeten Kirche, die der [[Mystischer Leib Christi|mystische Leib Christi]] und in dieser Eigenschaft ein [[übernatürlich]]er Organismus ist. Als solche wirkt er in ihr und durch ihre Organe die ihr von Christus zugewiesenen Lebensbetätigungen ihrem dreifachen Amte entsprechend in dreifacher Hinsicht. <br />
* Als ''Geist der Heiligkeit und Heiligung'' lässt er die der Kirche anvertrauten Quellen der [[Gnade]] ([[Opfer]] und [[Sakrament]]e) allzeit für den ganzen Organismus und alle seine Glieder belebend fließen; <br />
* als ''Geist der Wahrheit'' steht er dem [[Lehramt]] bei, damit es den [[Tradition|Erbschatz]] der [[Offenbarung]] Christi treu hüte, unfehlbar erkläre, immer mehr (extensiv) und immer tiefer (intensiv) in dessen Verständnis einführe; <br />
* als [[Geist der Einheit]], der alles in der Kirche gibt und wirkt ({{B|1 Kor|12|6}}; {{B|Eph|4|1 ff}}), belebt er die [[Hierarchie]], damit ihr Walten dem Aufbau des Leibes Christi diene.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
Das Gnadenwirken des Heiligen Geistes in der Kirche betätigt sich aber auch in den Seelen ausserhalb der Kirche - wie sollten sie sonst den Weg zur Kirche finden? -, um sie zur Kirche zu führen und sie irgendwie mit der Kirche in Verbindung zn bringen. So erklärt sich der Ausdruck "zur Seele der Kirche gehören" bezüglich solcher, die äußerlich nicht zum sichtbaren Leibe derselben gehören. Im weiteren Sinne gehören auf diese Weise zur Seele der Kirche alle, die irgendwie unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen, d. h. alle Erdenpilger (viatores) hienieden; im engeren Sinne diejenigen, die im [[Heiligmachende Gnade|Stande der Gnade]], des kostbarsteu Geschenkes des Heiligen Geistes, sind.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Das deutsche Wort '''Kirche''' entstand aus [[Griechisch|griech.]] ''kyriaké (oikía)'' - ''Haus des Herrn'' und ist eines der wenigen frühen griechischen Lehnwörter der deutschen Kirchensprache, die von den Goten in den germanischen Wortschatz vermittelt wurden. Kirche kann bedeuten: 1. ein [[Gotteshaus]], 2. das [[Gottesreich]], von dem dieser Artikel handelt. <br />
<br />
Der Begriffsinhalt ist jedoch bestimmt durch griech. ''ekklesía'' (lat. Lehnwort ''ecclésia'', davon die roman. Wörter ''chiesa'', ''église'' etc.). Ekklesia bedeutet im klassischen Griechisch ''Bürgerversammlung'', wörtlich: ''Herausrufung (der Mündigen zum Versammlungsplatz)''. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments ([[Septuaginta]]) wird ''ekklesia'' zum Übersetzungswort für hebr. ''qahál''. Dieses Wort bedeutet ''(versammelte) Gemeinde (des Gottesvolks)''.<br />
<br />
Mit diesem Bedeutungsgehalt gelangt das Wort ins [[Neues Testament|Neue Testament]] und bezeichnet nun die Gesamtheit der Christgläubigen als das neue, aus [[Juden]] und [[Heiden]] (Juden- und Heiden-Christen) von Gott erwählte, um den gekreuzigten und auferstandenen Herrn zum Gedächtnis Seines Erlösungsopfers (hl. Messe) versammelte, [[Wiederkunft Christi|seine Wiederkunft]] in Herrlichkeit erwartenden Glieder am [[Mystischer Leib Christi|Mystischen Leibe Christi]]. <br />
<br />
Wissenschaftlich-theologisch wird die Lehre über die hl. Kirche in der [[Ekklesiologie]] behandelt.<br />
<br />
== Neues Testament ==<br />
Das [[Neues Testament|Neue Testament]] benutzt zahlreiche Bilder, um die [[Natur]] der Kirche zu kennzeichnen:<br />
* das von [[Christus]] errichtete Gebäude, sein [[Tempel]] ({{B|1 Tim|3|15}}, {{B|Eph|2|19-22}},{{B|1 Petr|2|5}})<br />
* das [[Zelt Gottes]] {{Bibel|Offb|21|1-5}}<br />
* sein [[Volk Gottes|Volk]] {{Bibel|1 Petr|2|9-10}}<br />
* seine Herde ({{B|Joh|10|11-15}}, {{B|1 Petr|5|4}})<br />
* sein Weinberg ({{B|Mt|21|33-43}}, {{B|Joh|15|1-5}})<br />
* sein Feld ({{B|1 Kor|3|9}}, {{B|Röm|11|13-26}}) <br />
* seine Stadt {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* die Säule der Wahrheit {{Bibel|1 Tim|3|15}}<br />
* die [[Braut Christi]] {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* sein [[Mystischer Leib Christi|mystischer Leib]] ({{B|Röm|12|4–6}}, {{B|1 Kor|12|12–27}}).<ref>[[Papst]] [[Paul VI.|Pauls VI.]]: [[Ansprache]] [[Sálvete, fratres in Christo dilectissimi]] am 23. September 1963</ref><br />
<br />
== Die heilige Kirche hat folgende Attribute: ==<br />
<br />
Die wahre Kirche Christi erkennt man an vier Kennzeichen: Sie muss einig und heilig, allgemein und apostolisch sein. Diese vier Eigenschaften lassen sich nicht voneinander trennen. Sie bezeichnen die Wesenszüge und die Sendung der Kirche.<br />
<br />
* '''Einig:''' Die Kirche ist eine von [[Jesus Christus|ihrem Gründer]] her. Die Kirche muss überall die gleiche Lehre, die gleichen Mittel zur Heiligung und das gleiche Oberhaupt haben. Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. „Der [[Heilige Geist]], der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare [[ Gemeinschaft der Heiligen|Gemeinschaft der Gläubigen]] und verbindet sie in [[Christus]] so innig, dass er das Prinzip der Einheit der Kirche ist“ ([[UR]] 2). Nur durch die Katholische Kirche kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen.<br />
<br />
* '''Heilig:''' Die Kirche muss eine heilige Lehre und die Mittel haben, die Menschen heilig zu machen. «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung» (1 Thess 5, 21). Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Sie ist unzerstörbar.<br />
<br />
* '''Allgemein oder katholisch (allumfassend):''' Sie muss für alle Menschen aller Orte und aller Zeiten da sein. Der biblische Missionsauftrag lautet: «Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker» (Mk 16, 15). <br />
<br />
:Die Katholische Kirche besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche. „[[Extra ecclesiam nulla salus|Außerhalb der Kirche kein Heil]]“<ref> [[Cyprian von Karthago|S. Cyprian]], Epistul. IV, 4, PL 4, 370. nemine salus esse nisi in ecclesia possit. - Epist. LXXIlI, 21. [[PL]] 3, 1123. Salus extra ecclesiam non est. - [[Origenes]]. Homil. 3. n. 5 PG. 12, 841 ... extra ecclesiam, nemo salvatur. Vgl. Dieckmann, De Ecclesia II. p. 252s.</ref> bedeutet, dass alles Heil von [[Christus]], dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene [[Schuld]] das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der [[Gnade]] bemühen, seinen durch den Anruf des [[Gewissen]]s erkannten Willen zu erfüllen.<br />
<br />
* '''Apostolisch:''' Sie muss die gleiche Lehre haben wie die [[Apostel]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Dann gründeten sie (die [[Apostel]]) von Stadt zu Stadt Kirchen. Von diesen Kirchen aus gelangten Glaube und Lehre zu den übrigen Kirchen. ... Dadurch werden auch sie als Spößlinge der von den Aposteln gegründeten Kirchen als apostolisch erachtet."</ref> Ihre Bischöfe müssen die [[Sukzession|rechtmäßigen Nachfolger]] der Apostel sein. «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20, 21). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihrer [[Hierarchie|hierarchischen]] Struktur, weil sie bis zur [[Wiederkunft Christi]] von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem [[Papst|Nachfolger des Petrus]].<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#Die Kennzeichen der Kirche]]; [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)#Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche]]; [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#ABSATZ 3: DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE]].</ref><br />
<br />
Die Kirche nimmt in gewisser Weise die Rolle der GPS-Navigation für den [[Mensch]]en ein, das heißt: wo auch immer sich der Mensch befindet, wohin er sich auch immer verirren mag, fällt, genügt es, dass er sich an die Kirche anschließt, und die Kirche zeigt ihm den Weg zum Ziel, von welchem Ort auch immer in der Welt und aus welcher auch immer geistigen Situation, in der er sich befindet.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref><br />
<br />
== [[Präfation]] am Jahrestag einer Kirche ==<br />
'''Die Kirche als [[Braut]] Christi und [[Tempel]] des Heiligen Geistes''' (II. Präfation der Kirchweihe)<br><br />
In [[Wahrheit]] ist es würdig und recht, Dir, Vater im [[Himmel]], zu danken und Deine Größe zu rühmen. In jedem Haus des Gebetes wohnst Du als Spender der [[Gnade]], als Geber alles Guten: Denn Du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild Deiner Kirche. die Du zur '''Braut Deines Sohnes''' erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, '''unsere Mutter''', in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder. Darum preisen wir Dich in Deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von Deiner göttlichen Herrlichkeit: [[Dreifaltigkeit|'''Heilig''', '''Heilig''', '''Heilig''' ...]]<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Kirchen oder Kirchliche Gemeinschaften?]], [[Leib Christi]], [[Bräutigam und Braut]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* → [[Carl Feckes]]: ''[[Carl Feckes: Das Mysterium der heiligen Kirche|Das Mysterium der heiligen Kirche]]'', [[Ferdinand Schöningh Verlag]] 1951 (3. Auflage; 287 Seiten; [[Imprimatur]] Paderbornae die m. Aug. 1950 [[Vicarius Generalis]]. Dr. Rintelen).<br />
* → [[Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#Fünftes Zwiegespräch: Die Kirche]].<br />
* → [[Jakob Linden]]: [[Die Wahrheit der katholischen Religion#II. Die Kirche und ihre Einrichtung]] ([[1912]]).<br />
* [[Michael Müller]] (Hrsg.): ''Plädoyer für die Kirche, Urteile über Vorurteile'', [[MM Verlag]] Aachen 1992 (456 Seiten, ISBN 3-928272-00-4, 4. Auflage, kartoniert; 1. Auflage: 1991).<br />
* [[Ulrich Filler]]. Deine Kirche ist ja wohl das Letzte! Fragen - Argumente - Standpunkte, [[Fe-Medienverlag]], Kißlegg 2002, ISBN 3-928929-20-8 (Völlig neu bearbeitete Neuauflage 2009)<br />
* [[Guido Horst]]: ''[[Gott]] ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 1, [[MM Verlag]] Aachen 1997 (355 Seiten, ISBN: 3-928272-40-3).<br />
* [[Guido Horst]]: ''Gott ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 2, [[MM Verlag]] Aachen 2001 (312 Seiten, ISBN: 3-928272-61-6).<br />
* [[Walter Brandmüller]] (Hrsg.): ''Mysterium Kirche - Sozialkonzern oder Stiftung Christi?'' (Berichtband der 2. [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]] 1995) [[Michael Müller Verlag]] Aachen 1996 (ISBN 978-3-928272-48-9).<br />
* [[Georg May]]: Die Sendung der Kirche: ein Vortrag, gehalten am 10. April 1999 in Einsiedeln/Schweiz. [[Una Voce]] Deutschland Köln 1999. (136 Seiten; ISBN 3-926377-22-4).<br />
* [[Michael Fiedrowicz]] (Hsgr.): ''Ecclesia militans - Die streitende Kirche. Zeugnisse aus der Frühzeit des Christentums'', eingeleitet und herausgegeben von M.F. unter Mitarbeit von [[Claudia Barthold]] und J. Thurn, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2017 (464 Seiten, ISBN 978-3-941862-22-7).<br />
* [[Erik von Kuehnelt-Leddin]]: ''Weltweite Kirche. Begegnungen und Erfahrungen in sechs Kontinenten'' (1909-1999) 2000 (605 Seiten, ISBN 978-3717110477).<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Kirche und [[Wahrheit]]. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen| Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 1993" des Linzer Priesterkreises in Aigen]]. W. Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co. KG Steyr 1993 (252 Seiten; ISBN: 3-85068-406-7).<br />
* [[Ferdinand Holböck]] und [[Thomas Sartory]] (Hrsg.): Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, 2 Bände, Salzburg, [[Otto Müller Verlag]] Salzburg 1962 (1. Auflage; [[Imprimatur]] Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg 29. Januar 1962, Zahl 172/62).<br />
* Eugen Mederlet: Die Hochzeit des Lammes, Franziskus und die bräutliche Kirche, [[Christiana Verlag]], Stein am Rhein 1983 (3. Auflage; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]] (Nihil obstat P. Karl Feusi, Provinzial)<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Die Pforten der [[Hölle]] werden sie nicht überwältigen. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen|Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 2003" des Linzer Priesterkreises]]. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2003. 286 Seiten. Paperback. ISBN: 978-3-934225-32-9<br />
* Jakob Murböck: Das Licht der Welt. Zwölf Kapitel über unsere Kirche. [[Josef Habbel Verlag]], 1955 (407 Seiten).<br />
* A. D. Sertillanges: Das Wunder der Kirche. Die Ewigkeit in der Zeit. Aus dem französische übertragen von P. Bonifatius Büchelmeier [[OSB]], [[Ferdinand Schöningh Verlag]] (234 Seiten).<br />
* Franz Bruni: Die letzte Epoche der Kirche auf Erden und ihr Triumph. - In vier Advents-Homilien beschrieben von Monsignore Franz Bruni, aus der Congregation der Lazaristen, Bischof von Ugento. Aus dem Italienischen üersetzt von M. von Montbach, Canonicus in Breslau. Niemann Verlag Münster 1867, (Mit [[Imprimatur]]; 97 Seiten).<br />
* [[Otto Hätenschwiller]]: Die [[Kirche]]. [[Kanisiuswerk]] Konstanz 1927 (31 Seiten).<br />
* [[Josef Beeking]]: Von Christi Reich : Ein Büchlein von der Kirche als Gemeinschaft in Christus. [[Felizian Rauch Verlag]] Innsbruck 1937 (18 Seiten).<br />
<br />
== [[Lehramt]]liche Schreiben zur Kirche ==<br />
'''[[Leo XIII.]]''' <br />
*[[22. August]] [[1886]] [[Enzyklika]] ''[[Quod multum]]'' über die [[Freiheit]] der Kirche.<br />
*[[20. Juni]] [[1894]]: [[Enzyklika]] ''[[Praeclara gratulationis]]'' an alle Fürsten der Völker der Erde über die Vereinigung im [[Glaube]]n.<br />
*[[29. Juni]] [[1896]]: Enzyklika ''[[Satis cognitum]]'' über die Einheit der Kirche<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]''' <br />
* 1925 [[Deutschland|Deutscher]] [[Einheitskatechismus#Neunter Glaubensartikel: "Die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen"]].<br />
*[[6. Januar]] [[1928]]: Enzyklika ''[[Mortalium animos]]'' über die Förderung der wahren Einheit im [[Glaube]]n. <br />
<br />
'''[[Pius XII.]]''' <br />
* [[13. Mai]] [[1942]]: Rundfunkansprache ''[[Circondati dal concorso fedele]]'' anlässlich des Krieges und der [[Bischofsweihe]] vor 25 Jahren über die [[Siegesfrüchte|Sieghaftigkeit]] der Kirche Christi.<br />
* [[29. Juni]] [[1943]]: [[Enzyklika]] ''[[Mystici corporis]]'' über den [[Mystischer Leib Christi|Geheimnisvollen Leib Christi]].<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* [[29. Juni]] [[1959]]: Enzyklika ''[[Ad Petri cathedram]]'' über die Förderung der [[Wahrheit]], der [[Einheit]] und des [[Friede]]ns im Geiste der [[Liebe]].<br />
<br />
'''[[Zweites Vatikanisches Konzil]]''' <br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dogmatische Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Orientalium ecclesiarum]]'' über die Ostkirchen.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Unitatis redintegratio]]'' über den Ökumenismus.<br />
* [[7. Dezember]] [[1965]]: Pastorale Konstitution ''[[Gaudium et spes]]'' über die Kirche in der Welt von heute. <br />
<br />
'''[[Paul VI.]]''' <br />
*[[6. August]] [[1964]]: Enzyklika ''[[Ecclesiam suam]]'' über die Kirche, ihre Erneuerung und ihre Sendung in der Welt.<br />
* [[24. Juni]] [[1973]] [[Kongregation für die Glaubenslehre|Kongregation des Heiligen Offizium]]s: [[Erklärung]] ''[[Mysterium ecclesiae]]'' über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute.<br />
*[[8. Dezember]] [[1974]]: Apostolisches Mahnschreiben ''[[Paterna cum benevolentiae]]'' über die Versöhnung innerhalb der Kirche.<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]''' <br />
*[[28. Mai]] [[1992]]: [[Kongregation für die Glaubenslehre]] Schreiben ''[[Communionis notio]]'' an die [[Bischöfe]] der Katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio.<br />
* [[13. März]] [[1994]] [[Gründonnerstagsschreiben]] ''[[Ci incontriamo oggi]]'' an alle [[Priester]] der Kirche. Die Kirche wird täglich von der [[Eucharistie]] geboren.<br />
* [[6. August]] [[2000]]: Kongregation für die Glaubenslehre Erklärung ''[[Dominus Iesus]]'' über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche.<br />
* [[17. April]] [[2003]]: Enzyklika ''[[Ecclesia de eucharistia]]'' über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]''' <br />
*[[13. März]] [[2006]]: [[Päpstlicher Rat für die Interpretation von Gesetzestexten]]: ''[[Actus formalis defectionis]]''.<br />
*[[29. Juni]] [[2007]]: Kongregation für die Glaubenslehre, Antworten ''[[Ad catholicam profundius]]'' auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche.<br />
* 13. Oktober 2007 "[[Dokument von Ravenna]]", Die ekklesiologischen und kanonischen Folgen des sakramentalen Wesens der Kirche: kirchliche Gemeinschaft, [[Konziliarität]] und [[Synodalität]] in der Kirche.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kath.net/news/26927 Ecclesia subsistit in Eucharistia] [[Kath.net]] am 3. Juni 2010<br />
*[http://www.kath.net/news/37098 Die Kirche lieben] [[Kath.net]] am 26. Juni 2012 von [[Bernhard Speringer]] im [[St. Josephsblatt]]<br />
*[http://www.kath.net/news/45173 Es gibt Dinge in der Kirche, die sich ändern können, und solche, die sich nicht verändern.“] [[Schweizer Bischofskonferenz]], Fastenhirtenbrief [[Kath.net]] am 7. März 2014<br />
* Das Geheimnis der Kirche mit P. [[Hans Buob]] als Audio bei [[Kathtube]]: [http://www.kathtube.com/player.php?id=35064 Teil 1], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35119 Teil 2], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35638 Teil 3], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35856 Teil 4], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35896 Teil 5], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36012 Teil 6], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36070 Teil 7].<br />
* {{Kathtube|Der Großteil der Kirche ist schon in der Ewigkeit|48925|Autor=[[Margarete Strauss]]|Datum=15. November 2019|size=6:50 Std.}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=evw7j6YAvPE Die Kirche braucht eine theozentrische Wende] von Dr. [[Richard Kocher]] am 31. Januar 2019<br />
* [https://www.bonifatius.tv/home/prof-dr-johannes-stoehr-heiligkeit-der-kirche_5093 Über die Heiligkeit der Kirche] von [[Johannes Stöhr]] bei [[Bonifatius.tv]] (37:44 min)<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kirche&diff=193645Kirche2023-04-11T18:01:23Z<p>Lambert: gestrafft</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:Gottesmutter Die lebenspendende Quelle.jpg|thumb|right| Die Kirche ist durch die [[Sakrament]]e die lebenspendende Quelle: "Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!" (Jes 66, 11)]]'''<br />
Die '''Kirche''' (''Ekklesia'') ist nach neutestamentlichem Sprachgebrauch die Gemeinschaft derer, die von [[Jesus Christus]] durch das [[Evangelium]] aus der [[Welt]] herausgerufen wurden, an ihn glauben, sich um ihn versammeln im [[Gottesdienst]] (λειτουργία leiturgía) und von ihm zum Glaubenszeugnis (μαρτυρία martyría) und [[Diakonie|Dienst]] der [[Liebe]] (διακονία diakonía ‚Dienst‘, von διάκονος diákonos ‚Diener‘) gesandt werden. Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] sieht die Kirche als „das [[Sakrament]], das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ ([[Lumen gentium]] 1).<br />
<br />
"Die Aufgabe, allen Menschen die Frohbotschaft zu verkündigen, ist die wesentliche Sendung der Kirche". "Evangelisieren ist die eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität" (vgl. [[Evangelii nuntiandi]], [[Evangelii nuntiandi (Wortlaut)#Evangelisierung, die eigentliche Aufgabe der Kirche|Nr. 14]]).<br />
<br />
Das griechische Wort ἐκκλησία ''ekklēsía'' bedeutete im profanen Sprachgebrauch eine Menschenansammlung und insbesondere eine Volksversammlung. Es wurde auch für die Versammlung des [[Israeliten|Gottesvolkes Israel]] benutzt und von der christlichen Gemeinde übernommen (so etwa Hebr 2,12, Apg 7,38). Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] ist es die sich zum Gottesdienst versammelnde Gemeinde, die Ortsgemeinde oder Kirche am Ort (1 Kor 1,2), aber auch die Gemeinschaft aller Ortsgemeinden als „Gesamtkirche“.<br />
<br />
== Zum Wesen der Kirche ==<br />
<br />
Von Anfang an ist dieses Gottesvolk, der [[Leib Christi]], organisch gegliedert. Konstitutiv ist (schon) für den (Früh-) [[Katholizität]] das Kollegium der [[Apostel]] mit [[Petrus (Apostel)|Petrus]] als Oberhaupt der Kirche und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Die Leiter der überall entstehenden Orts-Ekklesíai sind von den Aposteln unmittelbar oder mittelbar durch Handauflegung bevollmächtigt (Weiheakt). Bereits um die Wende zum zweiten Jahrhundert sind, zusammen mit dem [[Kanon]] der Heiligen Schriften und der [[Regula fidei]], dem Taufbekenntnis, das dreigliedrige Amt aus [[Bischof|Bischöfen]] (epískopoi), [[Priester]]n (presbýteroi) und [[Diakon]]en (diákonoi) sowie der Vorrang des Bischofssitzes in [[Rom]] und der Martyriums- und Grabesstätte Petri dort klar bezeugt.<br />
<br />
Die hl. Kirche ist nicht zu reduzieren auf einen Zusammenschluss von Menschen gleicher Gesinnung oder gleichen Geschmacks, sondern ist das ''Geheimnis'' der fortdauernden Gegenwart des sich für uns aufopfernden und so ewiges Leben schenkenden Herrn. Sie ist das Wurzelsakrament, wogegen [[Jesus Christus|Christus]] das Ursakrament genannt wird. Allem Suchen und Glauben, der Einzelnen und der Völker, ist die Kirche als verborgener Antrieb und offenbares Ziel vorgegeben. Die vornehmste Aufgabe der hl. Kirche sind das Bewahren des hl. Evangeliums, Bezeugung und Verkündigung Jesu Christi als Gott und Mensch, den einzigen und wahren Erlöser und Vollender aller Menschen (Mission), Ausspendung der hl. Sakramente und das Lehramt.<br />
<br />
== Die Kirche nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ==<br />
[[Datei:Second Vatican Council by Lothar Wolleh 007.jpg|mini|Konzilsväter beim Zweiten Vatikanischen Konzil]]<br />
Die katholische Kirche hat sich auf dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] das erste Mal in einer Gesamtschau zu ihrem Kirchenverständnis geäußert und dabei verschiedene Aspekte betont. Quellen des Kirchenverständnisses sind die [[Heilige Schrift]] und die eigene [[Tradition#Katholizismus|Tradition]]. Traditionell sind die sieben [[Sakrament]]e und das [[Kirchliches Amt|kirchliche Amt]] ihr besonders wichtig. Doch setzt das Konzil mit der Dogmatischen Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche (1964) nun nicht mehr „bei den institutionellen Elementen der Kirche, sondern bei ihrem geistlichen Wesen als ‚Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe‘ an […] und markiert damit eine Wendung hin zu einer [[Communio-Theologie|Communio-Ekklesiologie]] im katholischen Raum.“<ref>Ulrich Kühn: ''Kirche'' (=&nbsp;Handbuch Systematischer Theologie, 10). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, ISBN 3-579-04925-9, S. 173, Fn. 30.</ref> Die Prämissen werden nun in die Bezeichnung der Kirche als Grund- oder Ursakrament aufgenommen, eine Sicht, die die Kirche als Werkzeug und Zeichen des [[Heil]]s<nowiki />willens Gottes für die ganze Welt bestimmt.<br />
<br />
[[Papst Johannes Paul II.]] hat die wesentlichen Aspekte der Ekklesiologie des Konzils wie folgt zusammengefasst:<ref>[[Papst Johannes Paul II.]]: [[Apostolische Konstitution]] ''[[Sacrae Disciplinae Leges|Sacrae disciplinae leges]]'' vom 25. Januar 1983 [http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_constitutions/documents/hf_jp-ii_apc_25011983_sacrae-disciplinae-leges.html (online)]</ref><br />
* „die Lehre, nach der die Kirche als das [[Römisch-katholische Kirche#Volk Gottes|Volk Gottes]] …<br />
* …&nbsp;und die hierarchische Autorität als Dienst dargestellt werden“;<br />
* „die Lehre, die die Kirche als Gemeinschaft (''[[Communio-Theologie|Communio]]'') ausweist“ und daher die notwendigen Beziehungen festsetzt, die zwischen den Teilkirchen und der Universalkirche und zwischen Kollegialität und Primat bestehen müssen;<br />
* „die Lehre, nach der alle Glieder des Volkes Gottes, jedes auf seine Weise, an dem [[Dreifaches Amt Christi|dreifachen Amt Christi]] – dem priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt – teilhaben“;<br />
* „die Lehre …, die die Pflichten und Rechte der Gläubigen, namentlich der [[Laie (Religion)|Laien]], betrifft“;<br />
* „der Einsatz, den die Kirche für den [[Ökumenismus]] aufbringen muß.“<br />
<br />
=== Grund und Ziel der Kirche ===<br />
Die Kirche gründet im Wort und im Wirken [[Jesus Christus|Jesu Christi]]:<br />
{{Zitat|Denn der Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche ''(initium fecit)'', indem er frohe Botschaft verkündigte, die Ankunft nämlich des [[Reich Gottes|Reiches Gottes]], das von alters her in den Schriften verheißen war: ‚Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes‘ ({{B|Mk|1|15}}; vgl. {{B|Mt|4|17}})|''Lumen gentium'' 5}} Die Ankunft des Reiches Gottes wird offenbar in der Verkündigung Jesu, seinen Machttaten, in seinem Leiden und Sterben und in seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]]. Sie ist nicht Werk des irdischen Jesus, sondern des im [[Pascha-Mysterium]] erhöhten Christus: Der Auferstandene erschien nach [[Ostern]] den Jüngern, verhieß ihnen den Beistand des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] und gab ihnen den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und die Menschen zu taufen:{{Zitat|Als er dann ein für allemal durch seinen Tod und seine Auferstehung in sich selbst die Geheimnisse unseres Heils und der Erneuerung von allem vollzogen hatte, gründete er […] vor der Aufnahme in den Himmel seine Kirche als Sakrament des Heils, sandte die Apostel in alle Welt, so wie er selbst vom Vater gesandt worden war, und trug ihnen auf: ‚Geht also hin, und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe‘ {{Bibel|Mt|28|19–20}}|''[[Ad gentes]]'' 5<ref>Vgl. ''Lumen gentium'' 4f.</ref>}}<br />
<br />
Dies kann aber nach übereinstimmender Auffassung der katholischen Ekklesiologie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr als formelle, körperschaftsrechtliche Kirchengründung im Sinne einer institutionellen Setzung durch Jesus selbst verstanden werden, wie es die Theologie der [[Gegenreformation]] aus [[Apologetik|apologetischen]] Gründen akzentuiert hatte. In die Darstellung der Kirche im Neuen Testament sind Glaubenszeugnisse aus nachösterlichen Gemeindesituationen mit ihren Erfahrungen und Problemstellungen eingeflossen, die das Leben der Gemeinden „im Licht der Botschaft und der Geschichte Jesu interpretieren, theologisch aufarbeiten und legitimieren“ und dadurch der ursprünglichen Intention ihres Gründers Jesus treu bleiben. Theologen sprechen von einer „strukturellen Kontinuität“ zwischen der Sammlung Israels durch Jesus und der nachösterlichen Entstehung der Kirche; Jesus setzte „gemeinschaftsbildende Zeichen des ankommenden Reiches Gottes“, die „aufgrund der Auferstehungs- und Geisterfahrung der ersten Zeugen […] als Vor-formen der sich nachösterlich bildenden Kirche aufgegriffen und aktualisiert“ wurden; der Grund der Kirche liegt somit „im ganzen Christusgeschehen“, seinem irdischen Wirken, seinem Tod und seiner Auferstehung bis hin zur Geistsendung.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 270, 277f., unter Berufung auf [[Hans Waldenfels]], [[Heinrich Fries]] und [[Wolfgang Trilling]]; vgl. Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 21, 24.</ref><br />
<br />
Die Berufung der Kirche durch Jesus Christus und ihr [[Eschatologie|eschatologisches]] Ziel entsprechen einem Heilsplan [[Gott der Vater|Gottes]] selbst:<br />
{{Zitat|Alle Erwählten aber hat der Vater vor aller Zeit ‚vorhergekannt und vorherbestimmt, gleichförmig zu werden dem Bild seines Sohnes, auf dass dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern‘ {{Bibel|Röm|8|29}}. Die aber an Christus glauben, beschloss er in der heiligen Kirche zusammenzurufen. Sie war schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden.|''Lumen gentium'' 2}} In der Kirche ist Christus selber bis an das Ende der Zeiten wirksam gegenwärtig. Als solche ist die Kirche Gegenstand der grundlegenden [[Glaubensbekenntnis]]se und heißt dort die „eine, heilige, katholische und apostolische“ Kirche. Eine hohe Bedeutung für Einheit und Identität der christlichen Gemeinde hatte von Anfang an die [[Eucharistie]], das gemeinsame Brotbrechen entsprechend dem Auftrag Jesu, dies zu seinem Gedächtnis zu tun (vgl. {{B|1 Kor|11|23–25}}).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 288.</ref><br />
<br />
Der [[Konzilstheologe]] [[Karl Rahner]] [[Jesuiten|SJ]] gab 1964 eine Definition von Kirche: „Die Kirche ist die gesellschaftlich legitim verfasste Gemeinschaft, in der durch Glaube und Hoffnung und Liebe die eschatologisch vollendete [[Offenbarung#Christentum|Offenbarung]] Gottes (als dessen Selbstmitteilung) in Christus als Wirklichkeit und Wahrheit für die Welt präsent bleibt.“<ref>Karl Rahner: ''Selbstvollzug der Kirche: ekklesiologische Grundlegung praktischer Theologie'' (=&nbsp;Sämtliche Werke, Band 19). Benziger, 1995, S. 49.</ref><br />
<br />
=== Spiritueller Ursprung der Kirche: Kreuzestod Jesu ===<br />
Nach einer auf [[Ambrosius von Mailand]] und [[Augustinus von Hippo]] zurückgehenden, viel rezipierten Lesart ist der spirituelle Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus dem auch die [[Sakrament]]e kommen, die [[Seitenwunde Christi|Seitenwunde Jesu]] am Kreuz ({{B|Joh|19|33–34}}).<ref>[[Wilhelm Geerlings]]: ''Die Kirche aus der Seitenwunde Christi bei Augustinus.'' In: Johannes Arnold, Rainer Berndt, Ralf M. W. Stammberger, Christine Feld (Hrsg.): ''Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis in die Neuzeit. Festgabe für Hermann Josef Sieben SJ zum 70. Geburtstag.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 2004, ISBN 3-506-70423-0. S. 465–481, hier S. 475.</ref><ref>Ambrosius von Mailand (340–397): ''Lukaskommentar (mit Ausschluß der Leidensgeschichte)'', 2. Buch, Nr. 86 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1707-3.htm]</ref><br />
<br />
[[Joseph Ratzinger]] nimmt diese altkirchliche Tradition auf und verbindet sie mit modernen exegetischen Erwägungen: Nach dem Johannesevangelium starb Jesus genau in der Stunde, zu der im [[Jerusalemer Tempel]] die Osterlämmer für das [[Paschafest]] geschlachtet wurden. Dies wird so interpretiert, dass das wahre [[Agnus Dei|Osterlamm]] in der Gestalt Jesu Christi, Gottes Sohn gekommen sei. Für die Seite Jesu, die geöffnet wird, habe der Evangelist das Wort πλευρά ''pleurá'' verwendet, das in der [[Septuaginta]]-Fassung der [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)|Schöpfungsgeschichte]] bei dem Bericht über die Erschaffung Evas steht ({{B|Gen|2|21}}). Johannes verdeutliche damit, dass Jesus der neue Adam sei, der in die Nacht des Todesschlafes heruntersteige und in ihr den Anfang der neuen Menschheit eröffne. „Aus der Todeshingabe Jesu strömen Blut und Wasser, Eucharistie und Taufe als Quell einer neuen Gemeinschaft. Die offene Seite ist der Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus der die Sakramente kommen, die die Kirche bauen.“<ref>Joseph Ratzinger: ''Eucharistie – Mitte der Kirche.'' München 1978, S. 21 f.</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil nahm diese Herleitung in das Einleitungskapitel seiner Dogmatischen Konstitution über die Kirche ''[[Lumen gentium]]'' auf:<br />
:"Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt. Dieser Anfang und dieses Wachstum ''(exordium et incrementum)'' werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmten (vgl. Joh 19,34), und vorherverkündet durch die Worte des Herrn über seinen Tod am Kreuz: ‚Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle an mich ziehen‘ {{Bibel|Joh|12|32}}. Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde {{Bibel|1 Kor|5|7}}, auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht {{Bibel|1 Kor|10|17}}. Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist." ([[Lumen gentium]] 3,2).<br />
<br />
=== Sakramentalität und Grundvollzüge ===<br />
Einer langen theologischen Tradition zufolge wird Jesus Christus selbst als das „Ursakrament“, Ursprung und Ziel des göttlichen Heilshandelns an der Welt, verstanden, so bei [[Augustinus von Hippo]] und [[Thomas von Aquin]]. Auch [[Martin Luther]] schrieb: „Nur ein einzig Sakrament kennt die Heilige Schrift, das ist Christus der Herr selbst.“<ref>Martin Luther: ''Disputatio de Fide infusa et acquisita''. [[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 6,86,5ff., zitiert bei: Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 57, auch zum Ganzen.</ref> Für die Angehörigen der römisch-katholischen Kirche ist die Präsenz Christi in der Kirche ihrem Wesen nach [[Sakrament#Römisch-katholische Kirche|sakramental]] erfahrbar. Die Kirche ist „Sakrament, Zeichen und Werkzeug“ des Heilshandelns [[Gott]]es in der Welt und bewirkt gleichermaßen „innigste Vereinigung mit Gott“ und „die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ ''(Ecclesia sit veluti sacramentum seu signum et instrumentum intimae cum Deo unionis totiusque generis humani unitatis)'', einer Bezeichnung, die auf den Kirchenlehrer [[Cyprian von Karthago]] zurückgeht.<ref>''Lumen gentium (LG)'' 1; vgl. ''LG'' 9.48.59</ref>, und zwar als „Sakrament der Einheit“ ''(unitatis sacramentum)''<ref>Konstitution [[Sacrosanctum Concilium]] über die heilige [[Liturgie]] Nr. 26; Cyprian von Karthago: ''Unitas ecclesiae'' 4.</ref><br />
<br />
Die Lehre von der Sakramentalität der Kirche, die die Einheit des göttlichen Heilshandelns betont, gehört zum Kern der Dogmatischen Konstitution ''Lumen gentium'' des Konzils, so der [[Konzilstheologe]] [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]. Bei den [[Kirchenvater|Kirchenvätern]] wurde der Begriff ''mystérion / sacramentum'' nur vereinzelt auf die Kirche angewandt. Im 20.&nbsp;Jahrhundert findet sich die Vorstellung erstmals bei dem dann als [[ModernismusModernist]] [[Exkommunikation|exkommunizierten]] Theologen [[George Tyrrell]], der damit die Differenz zwischen der Gemeinschaft der Glaubenden und der hierarchischen Institution Kirche akzentuieren wollte.<ref>Georg Tyrell: ''Christianity at the Crossroads.'' London 1907; deutsch: ''Das Christentum am Scheideweg.'' München – Basel 1959, S. 182. Siehe dazu: Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 513.</ref> Seit den 1930er-Jahren wurde der Gedanke der Kirche als Grund- oder Wurzelsakrament – neben der Bezeichnung Jesu Christi als „Ursakrament“, so [[Karl Rahner]] – von Theologen wie [[Carl Feckes]], [[Hans Urs von Balthasar]], [[Henri de Lubac]] OP, Karl Rahner SJ und [[Otto Semmelroth]] SJ entwickelt und floss in die Vorlage zu ''Lumen gentium'' ein.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 58.</ref><ref>Matthias Remenyi: ''Von der Leib-Christi-Ekklesiologie zur sakramentalen Ekklesiologie. Historische Entwicklungslinien und hermeneutische Problemüberhänge.'' In: Matthias Remenyi, Saskia Wendel (Hrsg.): ''Die Kirche als Leib Christi.'' Freiburg et al. 2017, S. 32–72, hier u.&nbsp;a. S. 41 (Rahner).</ref><br />
<br />
Das Konzil wollte mit der Anwendung eines weiten Sakramentenbegriffs auf die Kirche die zeichenhafte und zeugnishafte Gegenwart göttlichen Heilshandelns in der Geschichte, das Verhältnis von der verborgenen, geistlichen Wirklichkeit der Kirche und der sichtbaren, institutionell verfassten Kirche beschreiben, und es geht dabei um das Verhältnis des Handelns Gottes zum Handeln des Menschen.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
Diese Bestimmung deutet, so der Theologe [[Medard Kehl]], die Kirche als „das Geschehen der Vergegenwärtigung Jesu Christi und seines endgültigen Heils“ und wehrt sowohl eine mystifizierende Überhöhung der Kirche als auch ihre rein funktionale Abwertung ab. Die Kirche darf demnach nicht gleichgesetzt werden mit dem Heil, dem präsenten Christus oder dem bereits angekommenen Reich Gottes, vielmehr zeigt sich das von Gott geschenkte Heil nur analog, „im endlichen und sündigen Zeichen der Kirche“.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 83.134.</ref> Darum hat ihre geschichtliche [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]], Kontinuität und weltumspannende organische Einheit, garantiert durch die [[Bischof|Bischöfe]] als Nachfolger der [[Apostel]], theologische Relevanz. Theologen wie [[Hans Küng]], [[Leonardo Boff]] und [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]] lehnen eine zu große Verwandtschaft von Kirche und Gottesreich ab: „Die Kirche ist nicht der fortlebende Christus, sondern nur dessen Sakrament, also ein wesentlich unvollkommenes Werkzeug, das in einer gewissen [[Analogie (Philosophie)|Analogie]] zwar zu ihrem Herrn steht, aber eben so, dass die Unähnlichkeit größer als die Ähnlichkeit ist, wie bei jedem Analogieverständnis.“<ref>Wolfgang Beinert: ''Amt – Tradition – Gehorsam: Spannungsfelder kirchlichen Lebens.'' Regensburg 1998, S. 116, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 74 Anm. 300 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref> Hans Küng betont die substantielle Trennung zwischen der geschaffenen Kirche und dem ungeschaffenen Gott: „Jede Vergöttlichung der Kirche ist ausgeschlossen.“<ref>Hans Küng: ''Die Kirche.'' Freiburg im Breisgau 1967, S. 47, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 83 Anm. 347 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref><br />
<br />
Für den persönlichen Glauben ist die Sakramentenpraxis entscheidend, die grundsätzlich an die Kirche als Organisationsform anknüpft. In der Tradition der römisch-katholischen Kirche hat sich die Zahl von [[sieben]] Einzel-Sakramenten herausgebildet, die in ihrer Siebenzahl vom [[Zweites Konzil von Lyon|zweiten Konzil von Lyon]] am 6.&nbsp;Juli 1274 festgelegt wurde.<ref>[[Enchiridion Symbolorum]] 860; {{LThK|[[Herbert Vorgrimler]]|Sakrament. III. Theologie- u. dogmengeschichtlich|3|8|1442}}</ref><br />
<br />
Die [[Grundvollzug|Grundvollzüge]] der Kirche in der Sicht heutiger katholischer Theologie nehmen die Tradition der [[Dreifaches Amt Christi|drei Ämter Christi]] auf; Kirche vollzieht sich demnach in [[Zeugnis (Religion)|Zeugnis]] oder „Glaubensdienst“ (''martyria''), [[Liturgie]] oder „Gottesdienst“ (''leiturgia'') und [[Diakonie]] (''diakonia'') oder „Bruderdienst“. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird zusätzlich eine vierte Grunddimension von Kirche genannt, die [[Communio-Theologie|Gemeinschaft]] (''communio/koinonia'').<ref>Vgl. Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundvollzüge der Kirche.'' In: [[Maria Elisabeth Aigner]], Anna Findl-Ludescher, Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundbegriffe der Pastoraltheologie (99 Wörter Theologie konkret).'' Don Bosco Verlag, München 2005, ISBN 3-7698-1509-2, S. 99f.</ref><br />
<br />
=== Leib Christi ===<br />
Eine zentrale Vorstellung im Neuen Testament ist die von der ''Ekklesia'' als dem [[Leib Christi]], in den man durch [[Taufe]] und [[Eucharistie]] inkorporiert wird. Sie findet sich in den [[Paulusbriefe|paulinischen Briefen]] sowie, mit anderer Akzentsetzung, in den Briefen der Paulusschule (Kolosser- und Epheserbrief):<br />
:"Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade." (Röm 12,4–6)<br />
<br />
Die Leib-Christi-Vorstellung im [[Römerbrief]] und dem [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] wurzelt in der Teilhabe am von Jesus gestifteten [[Eucharistie|Herrenmahl]] {{Bibel|1 Kor|10|16f}}. Diese eucharistische Tischgemeinschaft konstituiert „die funktionale Einheit des Organismus“, in dem ein „von Christus her gestaltetes Miteinander“, ähnlich wie durch die [[Taufe]], die Unterschiede zwischen den Gliedern überwindet {{Bibel|Gal|3|26ff}}. Der vom Herrenmahl ausgehende Impuls bleibt auch nach dem Gottesdienst, beim alltäglichen Miteinander der Christen in der Gemeinde, bestimmend. Durch die Taufe tritt der Mensch in den Lebenszusammenhang mit Christus ein, der in der Zugehörigkeit zur Ortsgemeinde geschichtlich sichtbar wird: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen.“ {{Bibel|1 Kor|12|13}}<ref>Jürgen Roloff: ''Die Kirche im Neuen Testament.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996, S. 100–110, bes. S. 100f., 106, 109, 110, Zitat S. 101.</ref><br />
<br />
Die von Schülern des Paulus verfassten „deuteropaulinischen“ Briefe, der [[Kolosserbrief]] und der [[Epheserbrief]], sehen die Leib-Christi-Metapher in einem kosmisch-mythologischen Verständnis. Jesus Christus ist das „Haupt“, die ''Ekklesia'' – jetzt verstanden als Gesamt-Kirche – ist der Leib, der vom Haupt her auferbaut und stabilisiert wird {{Bibel|Eph|4|15f}} und in dem der [[Eschatologie|eschatologische]] Friede bereits erfahrbar ist {{Bibel|Kol|1|18–20}}.<ref>{{LThK|[[Thomas Söding]]|Leib Christi. I. Biblisch-theologisch. 2. Deuteropaulinen|3|6|771}}</ref><br />
<br />
Die Enzyklika ''[[Mystici corporis]]'' von Papst Pius XII. (1943) stand ganz im Zeichen der Leib-Christi-Metaphorik. Im organisch-pneumatologischen Bild von Kirche, deren Haupt Jesus Christus ist, finden sich noch Elemente eines hierarchischen Konzepts; die Abgrenzung zu Außenstehenden wird zugunsten einer geistgeführten Einheit der Glieder des Leibes betont. Innerhalb des Organismus gilt jedoch, dass die einzelnen Glieder mit ihren jeweiligen Funktionen für den ganzen Leib aufeinander angewiesen sind und besonders die schwächsten Glieder die Solidarität aller verdienen.<ref>{{LThK|[[Thomas Ruster]]|Mystici Corporis Christi|3|7|593}}</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil erwähnte den Begriff des Leibes Christi verschiedentlich, widmete ihm in der Kirchenkonstitution ''Lumen gentium'' aber nur einen Artikel (Nr. 7). Bestimmender ist für das Konzil der – weniger exklusive – Begriff des „Volkes Gottes“, der die bis dahin vorherrschende Idee der Kirche als Leib Christi ablöste. Diese wurde von den Konzilsvätern als zu sehr überzeitlich und unveränderlich angesehen, nur schwer mit dem Gedanken einer Entwicklung in der Kirche und ihrer Lehre vereinbar; die Unterschiede zwischen den Ständen in der Kirche werden überbetont und verdecken die fundamentale Gleichheit aller Christen; zudem sah man die Schwierigkeit, „der Tatsache der Sünde in der Kirche gerecht zu werden“.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 518f.</ref><br />
<br />
=== Volk Gottes ===<br />
Der Begriff des „Volkes Gottes“ ist eine der zentralen Vorstellungen in der Ekklesiologie des Konzils, das sich dabei auf den Kirchenlehrer Augustinus bezog.<br />
{{Zitat|Die Kirche ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung. Die Kirche "schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin"<ref>Augustinus: [[De civitate Dei|Civ. Dei]], XVIII, 51, 2: [[Patrologia Latina|PL]] 41, 614.</ref> und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. {{B|1 Kor|11|26}}) […] Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll.|''Lumen gentium'' Nr. 8-9.}}<br />
<br />
In der Rezeption der dogmatischen Konzilskonstitution ''Lumen gentium'' dominierte in den Jahrzehnten nach dem Ende des Konzils die Beschreibung der Sozialform der Kirche als ''pilgerndes Volk Gottes'' im II. Kapitel der Konstitution, weil diese Vorstellung gegenüber einem fixiert hierarchischen Kirchendenken des 19.&nbsp;Jahrhunderts als „wohltuend ‚weit‘“ empfunden wurde. Aus diesem Paradigma wird die „wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ abgeleitet, da „alle zur Heiligkeit berufen“ seien und „den gleichen Glauben in Gottes Gerechtigkeit erlangt“ hätten (vgl. {{B|2 Petr|1|1}}).<ref>''Lumen gentium'' 32.</ref> Das Konzil schließt in diese Bestimmung den Bund Gottes mit seinem erwählten Volk [[Israeliten|Israel]] ein, welches nicht aus dem Bund und der göttlichen Verheißung entlassen ist; es versteht die Kirche nicht als perfekte Gesellschaft, sondern als Volk, das seiner Vollendung durch Gottes eschatologisches Handeln bei der [[Wiederkunft Christi]] entgegengeht.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 35f.<br>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 520.</ref><br />
<br />
=== Kirche als Gemeinschaft (Koinonia / Communio) ===<br />
Die Wiedergewinnung des Gedankens von der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden gilt als eine der entscheidenden Weichenstellungen des Konzils. Die Communio-Theologie betrachtet im Sinne des Paulus das Sein der Kirche als Gemeinschaft ({{grcS|κοινωνία}} ''koinonía'', {{LaS|communio}}) zwischen Gott und den Menschen, verwirklicht durch das Wort und das Sakrament als „Gemeinschaft am Evangelium und am Tisch des Herrn“, gestiftet im [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]. Die Kirche ist eine „theozentrische“ Gemeinschaft: Aus der Gemeinschaft mit Gott im Heiligen Geist entsteht die Gemeinschaft der Glaubenden. Es ist eine Gemeinschaft zwischen dem Apostel und seiner Gemeinde, zwischen den örtlichen Gemeinden untereinander und zwischen den einzelnen Menschen und Menschengruppen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Begriff bedeutsam als Gegenpol zu einer zu sehr hierarchisierenden, monolitschen Vorstellung von Kirche, die unterschied zwischen der „lehrenden Kirche der Kleriker und der hörenden Kirche der Laien“. Zwischen Amtsträgern und „Laien“ gibt es eine grundlegende Gleichheit, die resultiert aus der gemeinsamen „Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus“ – der [[Taufe]] – und einer gemeinsamen „Berufung zur Vollkommenheit“: „Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi. Der Unterschied, den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind. Die Hirten der Kirche sollen nach dem Beispiel des Herrn einander und den übrigen Gläubigen dienen, diese aber sollen voll Eifer mit den Hirten und Lehrern eng zusammenarbeiten. So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christ.“ (''Lumen gentium'' Nr. 32.)<br />
<br />
Weil der Begriff der Koinonia Einheit in Vielfalt und nicht „Einheitlichkeit“ bedeutet, hat der Begriff eine wichtige Funktion auch für das ökumenische Denken.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 461.521.524 (Zitat).</ref> Wichtig ist darin vor allem das „Einheitsamt des Petrus“ – das [[Papst]]amt.<br />
[[Datei:Way-of-salvation-church-militant-triumphant-andrea-di-bonaiuto-1365.jpg|mini|Die streitende, leidende und triumphierende Kirche ([[Andrea di Bonaiuto]], 14. Jahrhundert)]]<br />
Das Konzil versteht die Kirche als sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft; die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst.<ref>''Lumen gentium'' 8.</ref> Zum „mystischen Leib Christi“, der [[Gemeinschaft der Heiligen]], gehören nach katholischem Verständnis die Glieder der irdischen Kirche, „die hier auf Erden pilgern“, aber auch die, „die nach Abschluss des Erdenlebens [[Fegefeuer|geläutert werden]]“, und die Verstorbenen, die „die himmlische Seligkeit genießen“; sie zusammen bilden die eine Kirche.<ref>Papst [[Paul VI.]]: ''[[Credo des Gottesvolkes]]'' (1968) Nr. 30.</ref> Das Konzil nimmt hier die im Kern auf Augustinus zurückgehende Bestimmung der Kirche als pilgernde ''[[Streitende, leidende und triumphierende Kirche|ecclesia militans]]'' („streitende Kirche“) auf, die mit der ''ecclesia triumphans'' („triumphierende Kirche“) – den Heiligen in der Anschauung Gottes – und den „[[Arme Seelen|Armen Seelen]]“ im [[Fegefeuer]], der ''ecclesia patiens'' („leidenden Kirche“) verbunden ist.<br />
<br />
Eine der wichtigsten Wiederentdeckungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, so Siegfried Wiedenhofer<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 134.</ref>, ist die „Ortskirchlichkeit“.<br />
<br />
{{Zitat|Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen. Sie sind nämlich je an ihrem Ort [...] das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen [...]. In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener "Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann"<ref>[[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]'' III., q. 73, a. 3</ref>. In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird.<br> In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche.|''Lumen gentium'' Nr. 26.23}}<br />
<br />
Gegenüber der bis dahin geläufigen Vorstellung von der „Weltkirche“ mit dem Papst als „Weltbischof“, wo die Diözesen die Funktion von Verwaltungseinheiten haben, gilt jetzt das Prinzip der „Ortskirche“. Damit ist die [[Diözese]] unter Leitung des Bischofs gemeint, die mit anderen Diözesen in Verbindung steht, so dass sich die Gesamtkirche als Netz von Querverbindungen realisiert. In den Ortskirchen geschieht jeweils die Inkulturation des Christentums, was zu Unterschieden zwischen den einzelnen Diözesen führen kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 522f.</ref> Die örtlichen [[Pfarrei]]en und auch [[Personalpfarrei|Personalgemeinden]] sind dann pragmatische Untergliederungen der Diözese, in denen ein [[Pfarrer]] als ''Pastor proprius'' („der eigene Hirte“) der ihm anvertrauten Pfarrei<ref>[[Codex Iuris Canonici]] can. 519</ref> den Bischof vertritt, weil der Bischof „weder immer noch überall in eigener Person der gesamten Herde vorstehen kann“ (''[[Sacrosanctum concilium]]'' Nr. 42).<br />
<br />
In diesem Zusammenhang wurde das Bischofsamt aufgewertet. Der Ortsbischof vertritt in seinem Bistum nicht den Papst, sondern ihm kommt „eigene, ordentliche und unmittelbare Gewalt zu, auch wenn ihr Vollzug letztlich von der höchsten kirchlichen Autorität geregelt wird und im Hinblick auf den Nutzen der Kirche oder der Gläubigen mit bestimmten Grenzen umschrieben werden kann“ (''Lumen gentium'' Nr. 26); sein Amt ist somit göttlichen Rechts und nicht vom Papstamt ableitbar, unterliegt allerdings dem [[Jurisdiktion (Kirche)#Römisch-katholische Kirche|Jurisdiktionsprimat]] des Papstes. Die Bischöfe bilden ein Kollegium: „Wie nach der Verfügung des Herrn der heilige [[Petrus]] und die übrigen Apostel ein einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in entsprechender Weise der Bischof von Rom, der Nachfolger Petri, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, untereinander verbunden“, und zwar in besonderer Weise, wenn sie als [[Konzil]] zusammentreten. Der Papst ist das Haupt des Bischofskollegiums und „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“<ref>''Lumen gentium'' Nr. 23.</ref>. Das Bischofskollegium hat nur Autorität in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom; gemeinsam mit dem Papst sind die Bischöfe allerdings „gleichfalls Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche“.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 22.</ref> Das Konzil versteht die Aussagen zur Kollegialität der Bischöfe ausdrücklich als Fortführung und Ergänzung der Aussagen des [[Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzils]] über den Primat des Papstes.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 18.</ref><br />
<br />
=== Kirche der Armen ===<br />
Die Nachfolge Jesu und die Aufgabe der Kirche konkretisieren sich heute besonders prägnant in der [[Option für die Armen]], einer Parteilichkeit, wie sie von der [[Befreiungstheologie]] als „Theologie der Armen“ befördert wird. Sie erhielt grundlegende Impulse auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil:<br />
:"So ist die Kirche, auch wenn sie zur Erfüllung ihrer Sendung menschlicher Mittel bedarf, nicht gegründet, um irdische Herrlichkeit zu suchen, sondern um Demut und Selbstverleugnung auch durch ihr Beispiel auszubreiten. Christus wurde vom Vater gesandt, ‚den Armen frohe Botschaft zu bringen, zu heilen, die bedrückten Herzens sind‘ {{Bibel|Lk|4|18}}, ‚zu suchen und zu retten, was verloren war‘ {{Bibel|Lk|19|10}}. In ähnlicher Weise umgibt die Kirche alle mit ihrer Liebe, die von menschlicher Schwachheit angefochten sind, ja in den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild dessen, der sie gegründet hat und selbst ein Armer und Leidender war. Sie müht sich, deren Not zu erleichtern, und sucht Christus in ihnen zu dienen." (''Lumen gentium'' 8.)<br />
<br />
Die Option für die Armen stellt einen bedeutsamen Perspektivenwechsel dar: „Die Armen können nicht mehr als ‚Objekte‘ einer paternalistisch sich zu ihnen herablassenden Kirche behandelt werden. In einer Kirche ''mit'' den Armen, die sich in die Welt der Armen hineinbegibt und deren Bedingungen freundschaftlich-solidarisch teilt, werden die Armen selbst zu tragenden ''Subjekten'' der Kirche und ihres gemeinsamen Glaubens“; die Armen sind nicht nur „die bevorzugten Adressaten des Evangeliums, sondern auch seine Träger und Künder“ (vgl. Mt 11 25).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 244f.</ref><br />
<br />
=== Ekklesiologische Metaphern ===<br />
Das Konzil beschrieb die Kirche als „das im [[Mysterium]] schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3); es zielte die Wesensbestimmung dieses Mysteriums nicht durch einen einzigen Begriff, sondern „durch eine Vielzahl sich gegenseitig korrigierender und ergänzender Bilder und Begriffe“ an.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 90.</ref> Neben den bereits genannten sind dies:<br />
<br />
==== Haus und Tempel Gottes ====<br />
Die [[Pastoralbrief]]e wählen als Leitmetapher für die Gemeinde als Institution den οἶκος ''oíkos'' „Haus, Wohnsitz“. Das Hauswesen spielte in der städtischen Kultur des östlichen Mittelmeerraumes, wo sich das Christentum ausbreitete, eine zentrale Rolle; das „ganze Haus“ war Wohnsitz der Familie, aber auch Produktionsstätte, Geschäftsraum und Begegnungsstätte von Verwandten, Geschäftspartnern und Arbeitskräften unter Leitung des ''pater familias''. Das Modell des spätantiken Familienbetriebs wird auf die Ortsgemeinden des sich entwickelnden, sesshaft gewordenen Urchristentums übertragen und gibt ihnen Verlässlichkeit und Stabilität, nachdem die Christen auf der Synode von Jabne aus der Synagoge ausgeschlossen worden waren.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 14f.</ref><br />
<br />
Das Konzil formulierte:<br />
:Dieser Bau trägt verschiedene Benennungen: Haus Gottes (1 Tim 3,15), in dem nämlich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt Gottes im Geiste {{Bibel|Eph|2|19-22}}, Zelt Gottes unter den Menschen {{Bibel|Offb|21|3}}, vor allem aber heiliger Tempel, den die heiligen Väter in den steinernen Heiligtümern dargestellt sehen und preisen und der in der Liturgie mit Recht verglichen wird mit der heiligen Stadt, dem [[Neues Jerusalem|neuen Jerusalem]]. In diesen Bau werden wir schon auf Erden als lebendige Steine eingefügt (1 Petr 2,5). (Lumen gentium 6.)<br />
Mehrfach wird in ''Lumen gentium'' die Kirche in Anlehnung an {{B|1 Kor |3|16}} auch „Tempel des Heiligen Geistes“ genannt; nur wo der Geist Gottes wirkt, ist Kirche als wesentlich „pneumatischer Bau“ erst voll gegeben.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
==== Braut Christi ====<br />
Das Motiv von der Kirche als Braut Christi, „die makellose Braut des makellosen Lammes (Offb 19,7; Offb 21,2.9; Offb 22,17)“ (''Lumen gentium'' 6) greift das alttestamentliche Motiv der Ehe zwischen [[JHWH]] und seinem Volk auf. Es drückt die gegenseitige Liebe und personale Gegenübersein zwischen [[Jesus Christus]] und der Kirche aus, die auch die Verpflichtung zu Glauben und Lieben einschließt. Gleichzeitig ist aber auch die Nichtidentität von Christus und der Kirche ausgesagt, so dass die Kirche als „untreue Braut“ auch zur Kirche der Sünder werden kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476.<br>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 89.</ref><br />
<br />
==== Die Kirche als Mutter – Maria als „Mutter der Kirche“ ====<br />
[[Datei:Mater Ecclesia.jpg|mini|''Mutter Kirche'' (Psalter aus Monte Cassino, ca. 1087; links ''Clerus'', rechts ''Populus'' „Volk“)]]<br />
<br />
Das Konzil nimmt in ''Lumen gentium'' 6 die biblische Kennzeichnung der Kirche als „unsere Mutter“ (Gal 4,26; vgl. Offb 12,17) auf; ihre Mütterlichkeit zeigt sich darin, dass sie die Menschen durch Wort und Sakrament führt wie eine Mutter ihre Kinder.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476f.</ref> In ''Lumen gentium'' 53 wird die [[Maria (Mutter Jesu)|Gottesmutter Maria]] als „geliebte Mutter“ der Kirche bezeichnet, ein Marientitel, der bereits auf den Kirchenvater [[Ambrosius von Mailand]] zurückgeht.<ref>[[Hugo Rahner]]: ''Mater Ecclesia – Lobpreis der Kirche aus dem ersten Jahrtausend''. Einsiedeln, Köln 1944.</ref><br />
<br />
{{Vorlage:Leiste ecclesia}}<br />
* '''Die triumphierende Kirche''' (ecclesia triumphans): Die [[Engel]] und [[Heilige]]n haben den Weg zu [[Gott]] gefunden, stehen im [[Himmel]] ([[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]]) der streitenden Kirche bei und bitten bei Gott für noch Kämpfenden, deren Vorbilder sie sind. Die Heiligen im Himmel freuen sich in der [[Anschauung Gottes]].<br />
<br />
* '''Die streitende oder ringende Kirche''' (ecclesia militans): Das ist das pilgernde [[Volk Gottes]] auf der [[Erde]], das noch um die [[Heiligkeit]] kämpft.<br />
<br />
* '''Die leidende Kirche''' (ecclesia patiens): Die [[Arme Seelen|Armen Seelen]], die auf dem Weg in den [[Himmel]] noch der [[Läuterung]] im [[Fegefeuer]] in der Erwartung des Heils büßen und leiden.<br />
<br />
Die Kirche im [[Himmel]], die Kirche auf Erden, die Kirche im [[Fegfeuer]] wirken in geheimnisvoller [[Einheit]] mit [[Christus]] zusammen, um die Welt mit [[Gott]] zu versöhnen. Die kämpfende und die leidende Kirche werden am [[Jüngster Tag|Jüngsten Tag]] mit der triumphierenden vereinigt werden. Dann wird die [[Gemeinschaft der Heiligen]] vollendet sein.<ref>vgl. Nachsynodales Schreiben [[Reconciliatio et paenitentia]] [[Reconciliatio et paenitentia (Wortlaut)#Andere Wege der Versöhnung|Nr. 12]]; [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#32. LEHRSTÜCK: WIR GEHÖREN ZUR GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN]].</ref><br />
<br />
== Auftrag der Kirche auf Erden ==<br />
<br />
"Das '''Wesen der Kirche''' drückt sich in einem dreifachen Auftrag aus: Verkündigung von Gottes Wort (''kerygma-martyria''),Feier der [[Sakramente]] (''leiturgia''), Dienst der Liebe (''diakonia'').<br />
<br />
"Die Kirche ist Gottes Familie in der Welt." ([[Papst Benedikt XVI.]], [[Enzyklika]] [[Deus caritas est|Deus caritas est]], Nr. 25)<br> <br />
So reich auch die gesamte christliche Tradition an Zeugnissen des kirchlichen Lebens ist, so hat eine besondere Besinnung auf ihren Auftrag jedoch im 19. und 20. Jahrhundert eingesetzt, die in den beiden Vatikanischen Konzilien ihren Ausdruck fand. Alles in allem findet sie das Wort neu bestätigt: "Niemand kann Gott zum Vater haben, der nicht die Kirche zur Mutter hat" ([[Aurelius Augustinus|Augustinus]]).<br />
<br />
== Das Ziel der irdischen Kirche==<br />
Unser Weg zur heiligen Stadt wäre nicht möglich, wenn wir ihn nicht in der Kirche gingen, die Keim und Vorausbild des [[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]] ist. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut“ (Ps 127,1). Wer ist dieser Herr, wenn nicht unser Herr [[Jesus Christus]]? Er ist es, der seine Kirche gegründet hat, der sie auf den Felsen gebaut hat, auf den Glauben des [[Petrus (Apostel)|Apostels Petrus]] ([[Papst]] [[Benedikt XVI.]] bei der Vesper mit Klerus und Ordensleute in Paris am 12. September 2008)[http://www.kath.net/news/20825].<br />
<br />
== Die Seele der Kirche: der Heilige Geist ==<br />
<br />
Die [[Seele]] der Kirche (anima ecclesiae) ist der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] (vgl. {{B|1 Kor|12|13}}) als der Vollender des Werkes Christi. Er ist die Lebenskraft, welche die Glieder des Geheimnisvollen Leibes Christi mit dem Haupte und untereinander verbindet.<ref>1960 [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#26. LEHRSTÜCK: DIE KIRCHE IST DIE GEMEINSCHAFT ALLER GETAUFTEN]].</ref> Wie die [[Seele]] das belebende Prinzip des Organismus, so ist der Heilige Geist die Seele der von [[Christus]] gegründeten Kirche, die der [[Mystischer Leib Christi|mystische Leib Christi]] und in dieser Eigenschaft ein [[übernatürlich]]er Organismus ist. Als solche wirkt er in ihr und durch ihre Organe die ihr von Christus zugewiesenen Lebensbetätigungen ihrem dreifachen Amte entsprechend in dreifacher Hinsicht. <br />
* Als ''Geist der Heiligkeit und Heiligung'' lässt er die der Kirche anvertrauten Quellen der [[Gnade]] ([[Opfer]] und [[Sakrament]]e) allzeit für den ganzen Organismus und alle seine Glieder belebend fließen; <br />
* als ''Geist der Wahrheit'' steht er dem [[Lehramt]] bei, damit es den [[Tradition|Erbschatz]] der [[Offenbarung]] Christi treu hüte, unfehlbar erkläre, immer mehr (extensiv) und immer tiefer (intensiv) in dessen Verständnis einführe; <br />
* als [[Geist der Einheit]], der alles in der Kirche gibt und wirkt ({{B|1 Kor|12|6}}; {{B|Eph|4|1 ff}}), belebt er die [[Hierarchie]], damit ihr Walten dem Aufbau des Leibes Christi diene.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
Das Gnadenwirken des Heiligen Geistes in der Kirche betätigt sich aber auch in den Seelen ausserhalb der Kirche - wie sollten sie sonst den Weg zur Kirche finden? -, um sie zur Kirche zu führen und sie irgendwie mit der Kirche in Verbindung zn bringen. So erklärt sich der Ausdruck "zur Seele der Kirche gehören" bezüglich solcher, die äußerlich nicht zum sichtbaren Leibe derselben gehören. Im weiteren Sinne gehören auf diese Weise zur Seele der Kirche alle, die irgendwie unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen, d. h. alle Erdenpilger (viatores) hienieden; im engeren Sinne diejenigen, die im [[Heiligmachende Gnade|Stande der Gnade]], des kostbarsteu Geschenkes des Heiligen Geistes, sind.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Das deutsche Wort '''Kirche''' entstand aus [[Griechisch|griech.]] ''kyriaké (oikía)'' - ''Haus des Herrn'' und ist eines der wenigen frühen griechischen Lehnwörter der deutschen Kirchensprache, die von den Goten in den germanischen Wortschatz vermittelt wurden. Kirche kann bedeuten: 1. ein [[Gotteshaus]], 2. das [[Gottesreich]], von dem dieser Artikel handelt. <br />
<br />
Der Begriffsinhalt ist jedoch bestimmt durch griech. ''ekklesía'' (lat. Lehnwort ''ecclésia'', davon die roman. Wörter ''chiesa'', ''église'' etc.). Ekklesia bedeutet im klassischen Griechisch ''Bürgerversammlung'', wörtlich: ''Herausrufung (der Mündigen zum Versammlungsplatz)''. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments ([[Septuaginta]]) wird ''ekklesia'' zum Übersetzungswort für hebr. ''qahál''. Dieses Wort bedeutet ''(versammelte) Gemeinde (des Gottesvolks)''.<br />
<br />
Mit diesem Bedeutungsgehalt gelangt das Wort ins [[Neues Testament|Neue Testament]] und bezeichnet nun die Gesamtheit der Christgläubigen als das neue, aus [[Juden]] und [[Heiden]] (Juden- und Heiden-Christen) von Gott erwählte, um den gekreuzigten und auferstandenen Herrn zum Gedächtnis Seines Erlösungsopfers (hl. Messe) versammelte, [[Wiederkunft Christi|seine Wiederkunft]] in Herrlichkeit erwartenden Glieder am [[Mystischer Leib Christi|Mystischen Leibe Christi]]. <br />
<br />
Wissenschaftlich-theologisch wird die Lehre über die hl. Kirche in der [[Ekklesiologie]] behandelt.<br />
<br />
== Neues Testament ==<br />
Das [[Neues Testament|Neue Testament]] benutzt zahlreiche Bilder, um die [[Natur]] der Kirche zu kennzeichnen:<br />
* das von [[Christus]] errichtete Gebäude, sein [[Tempel]] ({{B|1 Tim|3|15}}, {{B|Eph|2|19-22}},{{B|1 Petr|2|5}})<br />
* das [[Zelt Gottes]] {{Bibel|Offb|21|1-5}}<br />
* sein [[Volk Gottes|Volk]] {{Bibel|1 Petr|2|9-10}}<br />
* seine Herde ({{B|Joh|10|11-15}}, {{B|1 Petr|5|4}})<br />
* sein Weinberg ({{B|Mt|21|33-43}}, {{B|Joh|15|1-5}})<br />
* sein Feld ({{B|1 Kor|3|9}}, {{B|Röm|11|13-26}}) <br />
* seine Stadt {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* die Säule der Wahrheit {{Bibel|1 Tim|3|15}}<br />
* die [[Braut Christi]] {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* sein [[Mystischer Leib Christi|mystischer Leib]] ({{B|Röm|12|4–6}}, {{B|1 Kor|12|12–27}}).<ref>[[Papst]] [[Paul VI.|Pauls VI.]]: [[Ansprache]] [[Sálvete, fratres in Christo dilectissimi]] am 23. September 1963</ref><br />
<br />
== Die heilige Kirche hat folgende Attribute: ==<br />
<br />
Die wahre Kirche Christi erkennt man an vier Kennzeichen: Sie muss einig und heilig, allgemein und apostolisch sein. Diese vier Eigenschaften lassen sich nicht voneinander trennen. Sie bezeichnen die Wesenszüge und die Sendung der Kirche.<br />
<br />
* '''Einig:''' Die Kirche ist eine von [[Jesus Christus|ihrem Gründer]] her. Die Kirche muss überall die gleiche Lehre, die gleichen Mittel zur Heiligung und das gleiche Oberhaupt haben. Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. „Der [[Heilige Geist]], der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare [[ Gemeinschaft der Heiligen|Gemeinschaft der Gläubigen]] und verbindet sie in [[Christus]] so innig, dass er das Prinzip der Einheit der Kirche ist“ ([[UR]] 2). Nur durch die Katholische Kirche kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen.<br />
<br />
* '''Heilig:''' Die Kirche muss eine heilige Lehre und die Mittel haben, die Menschen heilig zu machen. «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung» (1 Thess 5, 21). Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Sie ist unzerstörbar.<br />
<br />
* '''Allgemein oder katholisch (allumfassend):''' Sie muss für alle Menschen aller Orte und aller Zeiten da sein. Der biblische Missionsauftrag lautet: «Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker» (Mk 16, 15). <br />
<br />
:Die Katholische Kirche besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche. „[[Extra ecclesiam nulla salus|Außerhalb der Kirche kein Heil]]“<ref> [[Cyprian von Karthago|S. Cyprian]], Epistul. IV, 4, PL 4, 370. nemine salus esse nisi in ecclesia possit. - Epist. LXXIlI, 21. [[PL]] 3, 1123. Salus extra ecclesiam non est. - [[Origenes]]. Homil. 3. n. 5 PG. 12, 841 ... extra ecclesiam, nemo salvatur. Vgl. Dieckmann, De Ecclesia II. p. 252s.</ref> bedeutet, dass alles Heil von [[Christus]], dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene [[Schuld]] das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der [[Gnade]] bemühen, seinen durch den Anruf des [[Gewissen]]s erkannten Willen zu erfüllen.<br />
<br />
* '''Apostolisch:''' Sie muss die gleiche Lehre haben wie die [[Apostel]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Dann gründeten sie (die [[Apostel]]) von Stadt zu Stadt Kirchen. Von diesen Kirchen aus gelangten Glaube und Lehre zu den übrigen Kirchen. ... Dadurch werden auch sie als Spößlinge der von den Aposteln gegründeten Kirchen als apostolisch erachtet."</ref> Ihre Bischöfe müssen die [[Sukzession|rechtmäßigen Nachfolger]] der Apostel sein. «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20, 21). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihrer [[Hierarchie|hierarchischen]] Struktur, weil sie bis zur [[Wiederkunft Christi]] von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem [[Papst|Nachfolger des Petrus]].<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#Die Kennzeichen der Kirche]]; [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)#Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche]]; [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#ABSATZ 3: DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE]].</ref><br />
{{Vorlage:Leiste Trinitas}}<br />
Die Kirche nimmt in gewisser Weise die Rolle der GPS-Navigation für den [[Mensch]]en ein, das heißt: wo auch immer sich der Mensch befindet, wohin er sich auch immer verirren mag, fällt, genügt es, dass er sich an die Kirche anschließt, und die Kirche zeigt ihm den Weg zum Ziel, von welchem Ort auch immer in der Welt und aus welcher auch immer geistigen Situation, in der er sich befindet.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref><br />
<br />
== [[Präfation]] am Jahrestag einer Kirche ==<br />
'''Die Kirche als [[Braut]] Christi und [[Tempel]] des Heiligen Geistes''' (II. Präfation der Kirchweihe)<br><br />
In [[Wahrheit]] ist es würdig und recht, Dir, Vater im [[Himmel]], zu danken und Deine Größe zu rühmen. In jedem Haus des Gebetes wohnst Du als Spender der [[Gnade]], als Geber alles Guten: Denn Du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild Deiner Kirche. die Du zur '''Braut Deines Sohnes''' erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, '''unsere Mutter''', in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder. Darum preisen wir Dich in Deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von Deiner göttlichen Herrlichkeit: [[Dreifaltigkeit|'''Heilig''', '''Heilig''', '''Heilig''' ...]]<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Kirchen oder Kirchliche Gemeinschaften?]], [[Leib Christi]], [[Bräutigam und Braut]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* → [[Carl Feckes]]: ''[[Carl Feckes: Das Mysterium der heiligen Kirche|Das Mysterium der heiligen Kirche]]'', [[Ferdinand Schöningh Verlag]] 1951 (3. Auflage; 287 Seiten; [[Imprimatur]] Paderbornae die m. Aug. 1950 [[Vicarius Generalis]]. Dr. Rintelen).<br />
* → [[Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#Fünftes Zwiegespräch: Die Kirche]].<br />
* → [[Jakob Linden]]: [[Die Wahrheit der katholischen Religion#II. Die Kirche und ihre Einrichtung]] ([[1912]]).<br />
* [[Michael Müller]] (Hrsg.): ''Plädoyer für die Kirche, Urteile über Vorurteile'', [[MM Verlag]] Aachen 1992 (456 Seiten, ISBN 3-928272-00-4, 4. Auflage, kartoniert; 1. Auflage: 1991).<br />
* [[Ulrich Filler]]. Deine Kirche ist ja wohl das Letzte! Fragen - Argumente - Standpunkte, [[Fe-Medienverlag]], Kißlegg 2002, ISBN 3-928929-20-8 (Völlig neu bearbeitete Neuauflage 2009)<br />
* [[Guido Horst]]: ''[[Gott]] ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 1, [[MM Verlag]] Aachen 1997 (355 Seiten, ISBN: 3-928272-40-3).<br />
* [[Guido Horst]]: ''Gott ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 2, [[MM Verlag]] Aachen 2001 (312 Seiten, ISBN: 3-928272-61-6).<br />
* [[Walter Brandmüller]] (Hrsg.): ''Mysterium Kirche - Sozialkonzern oder Stiftung Christi?'' (Berichtband der 2. [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]] 1995) [[Michael Müller Verlag]] Aachen 1996 (ISBN 978-3-928272-48-9).<br />
* [[Georg May]]: Die Sendung der Kirche: ein Vortrag, gehalten am 10. April 1999 in Einsiedeln/Schweiz. [[Una Voce]] Deutschland Köln 1999. (136 Seiten; ISBN 3-926377-22-4).<br />
* [[Michael Fiedrowicz]] (Hsgr.): ''Ecclesia militans - Die streitende Kirche. Zeugnisse aus der Frühzeit des Christentums'', eingeleitet und herausgegeben von M.F. unter Mitarbeit von [[Claudia Barthold]] und J. Thurn, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2017 (464 Seiten, ISBN 978-3-941862-22-7).<br />
* [[Erik von Kuehnelt-Leddin]]: ''Weltweite Kirche. Begegnungen und Erfahrungen in sechs Kontinenten'' (1909-1999) 2000 (605 Seiten, ISBN 978-3717110477).<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Kirche und [[Wahrheit]]. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen| Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 1993" des Linzer Priesterkreises in Aigen]]. W. Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co. KG Steyr 1993 (252 Seiten; ISBN: 3-85068-406-7).<br />
* [[Ferdinand Holböck]] und [[Thomas Sartory]] (Hrsg.): Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, 2 Bände, Salzburg, [[Otto Müller Verlag]] Salzburg 1962 (1. Auflage; [[Imprimatur]] Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg 29. Januar 1962, Zahl 172/62).<br />
* Eugen Mederlet: Die Hochzeit des Lammes, Franziskus und die bräutliche Kirche, [[Christiana Verlag]], Stein am Rhein 1983 (3. Auflage; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]] (Nihil obstat P. Karl Feusi, Provinzial)<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Die Pforten der [[Hölle]] werden sie nicht überwältigen. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen|Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 2003" des Linzer Priesterkreises]]. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2003. 286 Seiten. Paperback. ISBN: 978-3-934225-32-9<br />
* Jakob Murböck: Das Licht der Welt. Zwölf Kapitel über unsere Kirche. [[Josef Habbel Verlag]], 1955 (407 Seiten).<br />
* A. D. Sertillanges: Das Wunder der Kirche. Die Ewigkeit in der Zeit. Aus dem französische übertragen von P. Bonifatius Büchelmeier [[OSB]], [[Ferdinand Schöningh Verlag]] (234 Seiten).<br />
* Franz Bruni: Die letzte Epoche der Kirche auf Erden und ihr Triumph. - In vier Advents-Homilien beschrieben von Monsignore Franz Bruni, aus der Congregation der Lazaristen, Bischof von Ugento. Aus dem Italienischen üersetzt von M. von Montbach, Canonicus in Breslau. Niemann Verlag Münster 1867, (Mit [[Imprimatur]]; 97 Seiten).<br />
* [[Otto Hätenschwiller]]: Die [[Kirche]]. [[Kanisiuswerk]] Konstanz 1927 (31 Seiten).<br />
* [[Josef Beeking]]: Von Christi Reich : Ein Büchlein von der Kirche als Gemeinschaft in Christus. [[Felizian Rauch Verlag]] Innsbruck 1937 (18 Seiten).<br />
<br />
== [[Lehramt]]liche Schreiben zur Kirche ==<br />
'''[[Leo XIII.]]''' <br />
*[[22. August]] [[1886]] [[Enzyklika]] ''[[Quod multum]]'' über die [[Freiheit]] der Kirche.<br />
*[[20. Juni]] [[1894]]: [[Enzyklika]] ''[[Praeclara gratulationis]]'' an alle Fürsten der Völker der Erde über die Vereinigung im [[Glaube]]n.<br />
*[[29. Juni]] [[1896]]: Enzyklika ''[[Satis cognitum]]'' über die Einheit der Kirche<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]''' <br />
* 1925 [[Deutschland|Deutscher]] [[Einheitskatechismus#Neunter Glaubensartikel: "Die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen"]].<br />
*[[6. Januar]] [[1928]]: Enzyklika ''[[Mortalium animos]]'' über die Förderung der wahren Einheit im [[Glaube]]n. <br />
<br />
'''[[Pius XII.]]''' <br />
* [[13. Mai]] [[1942]]: Rundfunkansprache ''[[Circondati dal concorso fedele]]'' anlässlich des Krieges und der [[Bischofsweihe]] vor 25 Jahren über die [[Siegesfrüchte|Sieghaftigkeit]] der Kirche Christi.<br />
* [[29. Juni]] [[1943]]: [[Enzyklika]] ''[[Mystici corporis]]'' über den [[Mystischer Leib Christi|Geheimnisvollen Leib Christi]].<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* [[29. Juni]] [[1959]]: Enzyklika ''[[Ad Petri cathedram]]'' über die Förderung der [[Wahrheit]], der [[Einheit]] und des [[Friede]]ns im Geiste der [[Liebe]].<br />
<br />
'''[[Zweites Vatikanisches Konzil]]''' <br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dogmatische Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Orientalium ecclesiarum]]'' über die Ostkirchen.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Unitatis redintegratio]]'' über den Ökumenismus.<br />
* [[7. Dezember]] [[1965]]: Pastorale Konstitution ''[[Gaudium et spes]]'' über die Kirche in der Welt von heute. <br />
<br />
'''[[Paul VI.]]''' <br />
*[[6. August]] [[1964]]: Enzyklika ''[[Ecclesiam suam]]'' über die Kirche, ihre Erneuerung und ihre Sendung in der Welt.<br />
* [[24. Juni]] [[1973]] [[Kongregation für die Glaubenslehre|Kongregation des Heiligen Offizium]]s: [[Erklärung]] ''[[Mysterium ecclesiae]]'' über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute.<br />
*[[8. Dezember]] [[1974]]: Apostolisches Mahnschreiben ''[[Paterna cum benevolentiae]]'' über die Versöhnung innerhalb der Kirche.<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]''' <br />
*[[28. Mai]] [[1992]]: [[Kongregation für die Glaubenslehre]] Schreiben ''[[Communionis notio]]'' an die [[Bischöfe]] der Katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio.<br />
* [[13. März]] [[1994]] [[Gründonnerstagsschreiben]] ''[[Ci incontriamo oggi]]'' an alle [[Priester]] der Kirche. Die Kirche wird täglich von der [[Eucharistie]] geboren.<br />
* [[6. August]] [[2000]]: Kongregation für die Glaubenslehre Erklärung ''[[Dominus Iesus]]'' über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche.<br />
* [[17. April]] [[2003]]: Enzyklika ''[[Ecclesia de eucharistia]]'' über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]''' <br />
*[[13. März]] [[2006]]: [[Päpstlicher Rat für die Interpretation von Gesetzestexten]]: ''[[Actus formalis defectionis]]''.<br />
*[[29. Juni]] [[2007]]: Kongregation für die Glaubenslehre, Antworten ''[[Ad catholicam profundius]]'' auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche.<br />
* 13. Oktober 2007 "[[Dokument von Ravenna]]", Die ekklesiologischen und kanonischen Folgen des sakramentalen Wesens der Kirche: kirchliche Gemeinschaft, [[Konziliarität]] und [[Synodalität]] in der Kirche.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kath.net/news/26927 Ecclesia subsistit in Eucharistia] [[Kath.net]] am 3. Juni 2010<br />
*[http://www.kath.net/news/37098 Die Kirche lieben] [[Kath.net]] am 26. Juni 2012 von [[Bernhard Speringer]] im [[St. Josephsblatt]]<br />
*[http://www.kath.net/news/45173 Es gibt Dinge in der Kirche, die sich ändern können, und solche, die sich nicht verändern.“] [[Schweizer Bischofskonferenz]], Fastenhirtenbrief [[Kath.net]] am 7. März 2014<br />
* Das Geheimnis der Kirche mit P. [[Hans Buob]] als Audio bei [[Kathtube]]: [http://www.kathtube.com/player.php?id=35064 Teil 1], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35119 Teil 2], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35638 Teil 3], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35856 Teil 4], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35896 Teil 5], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36012 Teil 6], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36070 Teil 7].<br />
* {{Kathtube|Der Großteil der Kirche ist schon in der Ewigkeit|48925|Autor=[[Margarete Strauss]]|Datum=15. November 2019|size=6:50 Std.}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=evw7j6YAvPE Die Kirche braucht eine theozentrische Wende] von Dr. [[Richard Kocher]] am 31. Januar 2019<br />
* [https://www.bonifatius.tv/home/prof-dr-johannes-stoehr-heiligkeit-der-kirche_5093 Über die Heiligkeit der Kirche] von [[Johannes Stöhr]] bei [[Bonifatius.tv]] (37:44 min)<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kirche&diff=193644Kirche2023-04-11T18:00:53Z<p>Lambert: üa, aktualisiert</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:Gottesmutter Die lebenspendende Quelle.jpg|thumb|right| Die Kirche ist durch die [[Sakrament]]e die lebenspendende Quelle: "Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!" (Jes 66, 11)]]'''<br />
'''[[Datei:Schutz_der_Kirche.jpg|thumb|right|Schutz der Kirche ]]'''<br />
'''[[Datei:Schutzherr der Kirche.jpg|thumb|right|Heiliger [[Josef von Nazareth|Josef]], [[Patron]] der Katholischen Kirche]]'''<br />
'''[[Datei:Gemeinschaft der Heiligen.JPG|thumb|right|[[Gemeinschaft der Heiligen]]]]'''<br />
<br />
Die '''Kirche''' (''Ekklesia'') ist nach neutestamentlichem Sprachgebrauch die Gemeinschaft derer, die von [[Jesus Christus]] durch das [[Evangelium]] aus der [[Welt]] herausgerufen wurden, an ihn glauben, sich um ihn versammeln im [[Gottesdienst]] (λειτουργία leiturgía) und von ihm zum Glaubenszeugnis (μαρτυρία martyría) und [[Diakonie|Dienst]] der [[Liebe]] (διακονία diakonía ‚Dienst‘, von διάκονος diákonos ‚Diener‘) gesandt werden. Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] sieht die Kirche als „das [[Sakrament]], das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ ([[Lumen gentium]] 1).<br />
<br />
"Die Aufgabe, allen Menschen die Frohbotschaft zu verkündigen, ist die wesentliche Sendung der Kirche". "Evangelisieren ist die eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität" (vgl. [[Evangelii nuntiandi]], [[Evangelii nuntiandi (Wortlaut)#Evangelisierung, die eigentliche Aufgabe der Kirche|Nr. 14]]).<br />
<br />
Das griechische Wort ἐκκλησία ''ekklēsía'' bedeutete im profanen Sprachgebrauch eine Menschenansammlung und insbesondere eine Volksversammlung. Es wurde auch für die Versammlung des [[Israeliten|Gottesvolkes Israel]] benutzt und von der christlichen Gemeinde übernommen (so etwa Hebr 2,12, Apg 7,38). Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] ist es die sich zum Gottesdienst versammelnde Gemeinde, die Ortsgemeinde oder Kirche am Ort (1 Kor 1,2), aber auch die Gemeinschaft aller Ortsgemeinden als „Gesamtkirche“.<br />
<br />
== Zum Wesen der Kirche ==<br />
<br />
Von Anfang an ist dieses Gottesvolk, der [[Leib Christi]], organisch gegliedert. Konstitutiv ist (schon) für den (Früh-) [[Katholizität]] das Kollegium der [[Apostel]] mit [[Petrus (Apostel)|Petrus]] als Oberhaupt der Kirche und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Die Leiter der überall entstehenden Orts-Ekklesíai sind von den Aposteln unmittelbar oder mittelbar durch Handauflegung bevollmächtigt (Weiheakt). Bereits um die Wende zum zweiten Jahrhundert sind, zusammen mit dem [[Kanon]] der Heiligen Schriften und der [[Regula fidei]], dem Taufbekenntnis, das dreigliedrige Amt aus [[Bischof|Bischöfen]] (epískopoi), [[Priester]]n (presbýteroi) und [[Diakon]]en (diákonoi) sowie der Vorrang des Bischofssitzes in [[Rom]] und der Martyriums- und Grabesstätte Petri dort klar bezeugt.<br />
<br />
Die hl. Kirche ist nicht zu reduzieren auf einen Zusammenschluss von Menschen gleicher Gesinnung oder gleichen Geschmacks, sondern ist das ''Geheimnis'' der fortdauernden Gegenwart des sich für uns aufopfernden und so ewiges Leben schenkenden Herrn. Sie ist das Wurzelsakrament, wogegen [[Jesus Christus|Christus]] das Ursakrament genannt wird. Allem Suchen und Glauben, der Einzelnen und der Völker, ist die Kirche als verborgener Antrieb und offenbares Ziel vorgegeben. Die vornehmste Aufgabe der hl. Kirche sind das Bewahren des hl. Evangeliums, Bezeugung und Verkündigung Jesu Christi als Gott und Mensch, den einzigen und wahren Erlöser und Vollender aller Menschen (Mission), Ausspendung der hl. Sakramente und das Lehramt.<br />
<br />
== Die Kirche nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ==<br />
[[Datei:Second Vatican Council by Lothar Wolleh 007.jpg|mini|Konzilsväter beim Zweiten Vatikanischen Konzil]]<br />
Die katholische Kirche hat sich auf dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] das erste Mal in einer Gesamtschau zu ihrem Kirchenverständnis geäußert und dabei verschiedene Aspekte betont. Quellen des Kirchenverständnisses sind die [[Heilige Schrift]] und die eigene [[Tradition#Katholizismus|Tradition]]. Traditionell sind die sieben [[Sakrament]]e und das [[Kirchliches Amt|kirchliche Amt]] ihr besonders wichtig. Doch setzt das Konzil mit der Dogmatischen Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche (1964) nun nicht mehr „bei den institutionellen Elementen der Kirche, sondern bei ihrem geistlichen Wesen als ‚Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe‘ an […] und markiert damit eine Wendung hin zu einer [[Communio-Theologie|Communio-Ekklesiologie]] im katholischen Raum.“<ref>Ulrich Kühn: ''Kirche'' (=&nbsp;Handbuch Systematischer Theologie, 10). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, ISBN 3-579-04925-9, S. 173, Fn. 30.</ref> Die Prämissen werden nun in die Bezeichnung der Kirche als Grund- oder Ursakrament aufgenommen, eine Sicht, die die Kirche als Werkzeug und Zeichen des [[Heil]]s<nowiki />willens Gottes für die ganze Welt bestimmt.<br />
<br />
[[Papst Johannes Paul II.]] hat die wesentlichen Aspekte der Ekklesiologie des Konzils wie folgt zusammengefasst:<ref>[[Papst Johannes Paul II.]]: [[Apostolische Konstitution]] ''[[Sacrae Disciplinae Leges|Sacrae disciplinae leges]]'' vom 25. Januar 1983 [http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_constitutions/documents/hf_jp-ii_apc_25011983_sacrae-disciplinae-leges.html (online)]</ref><br />
* „die Lehre, nach der die Kirche als das [[Römisch-katholische Kirche#Volk Gottes|Volk Gottes]] …<br />
* …&nbsp;und die hierarchische Autorität als Dienst dargestellt werden“;<br />
* „die Lehre, die die Kirche als Gemeinschaft (''[[Communio-Theologie|Communio]]'') ausweist“ und daher die notwendigen Beziehungen festsetzt, die zwischen den Teilkirchen und der Universalkirche und zwischen Kollegialität und Primat bestehen müssen;<br />
* „die Lehre, nach der alle Glieder des Volkes Gottes, jedes auf seine Weise, an dem [[Dreifaches Amt Christi|dreifachen Amt Christi]] – dem priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt – teilhaben“;<br />
* „die Lehre …, die die Pflichten und Rechte der Gläubigen, namentlich der [[Laie (Religion)|Laien]], betrifft“;<br />
* „der Einsatz, den die Kirche für den [[Ökumenismus]] aufbringen muß.“<br />
<br />
=== Grund und Ziel der Kirche ===<br />
Die Kirche gründet im Wort und im Wirken [[Jesus Christus|Jesu Christi]]:<br />
{{Zitat|Denn der Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche ''(initium fecit)'', indem er frohe Botschaft verkündigte, die Ankunft nämlich des [[Reich Gottes|Reiches Gottes]], das von alters her in den Schriften verheißen war: ‚Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes‘ ({{B|Mk|1|15}}; vgl. {{B|Mt|4|17}})|''Lumen gentium'' 5}} Die Ankunft des Reiches Gottes wird offenbar in der Verkündigung Jesu, seinen Machttaten, in seinem Leiden und Sterben und in seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]]. Sie ist nicht Werk des irdischen Jesus, sondern des im [[Pascha-Mysterium]] erhöhten Christus: Der Auferstandene erschien nach [[Ostern]] den Jüngern, verhieß ihnen den Beistand des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] und gab ihnen den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und die Menschen zu taufen:{{Zitat|Als er dann ein für allemal durch seinen Tod und seine Auferstehung in sich selbst die Geheimnisse unseres Heils und der Erneuerung von allem vollzogen hatte, gründete er […] vor der Aufnahme in den Himmel seine Kirche als Sakrament des Heils, sandte die Apostel in alle Welt, so wie er selbst vom Vater gesandt worden war, und trug ihnen auf: ‚Geht also hin, und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe‘ {{Bibel|Mt|28|19–20}}|''[[Ad gentes]]'' 5<ref>Vgl. ''Lumen gentium'' 4f.</ref>}}<br />
<br />
Dies kann aber nach übereinstimmender Auffassung der katholischen Ekklesiologie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mehr als formelle, körperschaftsrechtliche Kirchengründung im Sinne einer institutionellen Setzung durch Jesus selbst verstanden werden, wie es die Theologie der [[Gegenreformation]] aus [[Apologetik|apologetischen]] Gründen akzentuiert hatte. In die Darstellung der Kirche im Neuen Testament sind Glaubenszeugnisse aus nachösterlichen Gemeindesituationen mit ihren Erfahrungen und Problemstellungen eingeflossen, die das Leben der Gemeinden „im Licht der Botschaft und der Geschichte Jesu interpretieren, theologisch aufarbeiten und legitimieren“ und dadurch der ursprünglichen Intention ihres Gründers Jesus treu bleiben. Theologen sprechen von einer „strukturellen Kontinuität“ zwischen der Sammlung Israels durch Jesus und der nachösterlichen Entstehung der Kirche; Jesus setzte „gemeinschaftsbildende Zeichen des ankommenden Reiches Gottes“, die „aufgrund der Auferstehungs- und Geisterfahrung der ersten Zeugen […] als Vor-formen der sich nachösterlich bildenden Kirche aufgegriffen und aktualisiert“ wurden; der Grund der Kirche liegt somit „im ganzen Christusgeschehen“, seinem irdischen Wirken, seinem Tod und seiner Auferstehung bis hin zur Geistsendung.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 270, 277f., unter Berufung auf [[Hans Waldenfels]], [[Heinrich Fries]] und [[Wolfgang Trilling]]; vgl. Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 21, 24.</ref><br />
<br />
Die Berufung der Kirche durch Jesus Christus und ihr [[Eschatologie|eschatologisches]] Ziel entsprechen einem Heilsplan [[Gott der Vater|Gottes]] selbst:<br />
{{Zitat|Alle Erwählten aber hat der Vater vor aller Zeit ‚vorhergekannt und vorherbestimmt, gleichförmig zu werden dem Bild seines Sohnes, auf dass dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern‘ {{Bibel|Röm|8|29}}. Die aber an Christus glauben, beschloss er in der heiligen Kirche zusammenzurufen. Sie war schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden.|''Lumen gentium'' 2}} In der Kirche ist Christus selber bis an das Ende der Zeiten wirksam gegenwärtig. Als solche ist die Kirche Gegenstand der grundlegenden [[Glaubensbekenntnis]]se und heißt dort die „eine, heilige, katholische und apostolische“ Kirche. Eine hohe Bedeutung für Einheit und Identität der christlichen Gemeinde hatte von Anfang an die [[Eucharistie]], das gemeinsame Brotbrechen entsprechend dem Auftrag Jesu, dies zu seinem Gedächtnis zu tun (vgl. {{B|1 Kor|11|23–25}}).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 288.</ref><br />
<br />
Der [[Konzilstheologe]] [[Karl Rahner]] [[Jesuiten|SJ]] gab 1964 eine Definition von Kirche: „Die Kirche ist die gesellschaftlich legitim verfasste Gemeinschaft, in der durch Glaube und Hoffnung und Liebe die eschatologisch vollendete [[Offenbarung#Christentum|Offenbarung]] Gottes (als dessen Selbstmitteilung) in Christus als Wirklichkeit und Wahrheit für die Welt präsent bleibt.“<ref>Karl Rahner: ''Selbstvollzug der Kirche: ekklesiologische Grundlegung praktischer Theologie'' (=&nbsp;Sämtliche Werke, Band 19). Benziger, 1995, S. 49.</ref><br />
<br />
=== Spiritueller Ursprung der Kirche: Kreuzestod Jesu ===<br />
Nach einer auf [[Ambrosius von Mailand]] und [[Augustinus von Hippo]] zurückgehenden, viel rezipierten Lesart ist der spirituelle Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus dem auch die [[Sakrament]]e kommen, die [[Seitenwunde Christi|Seitenwunde Jesu]] am Kreuz ({{B|Joh|19|33–34}}).<ref>[[Wilhelm Geerlings]]: ''Die Kirche aus der Seitenwunde Christi bei Augustinus.'' In: Johannes Arnold, Rainer Berndt, Ralf M. W. Stammberger, Christine Feld (Hrsg.): ''Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis in die Neuzeit. Festgabe für Hermann Josef Sieben SJ zum 70. Geburtstag.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 2004, ISBN 3-506-70423-0. S. 465–481, hier S. 475.</ref><ref>Ambrosius von Mailand (340–397): ''Lukaskommentar (mit Ausschluß der Leidensgeschichte)'', 2. Buch, Nr. 86 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1707-3.htm]</ref><br />
<br />
[[Joseph Ratzinger]] nimmt diese altkirchliche Tradition auf und verbindet sie mit modernen exegetischen Erwägungen: Nach dem Johannesevangelium starb Jesus genau in der Stunde, zu der im [[Jerusalemer Tempel]] die Osterlämmer für das [[Paschafest]] geschlachtet wurden. Dies wird so interpretiert, dass das wahre [[Agnus Dei|Osterlamm]] in der Gestalt Jesu Christi, Gottes Sohn gekommen sei. Für die Seite Jesu, die geöffnet wird, habe der Evangelist das Wort πλευρά ''pleurá'' verwendet, das in der [[Septuaginta]]-Fassung der [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)|Schöpfungsgeschichte]] bei dem Bericht über die Erschaffung Evas steht ({{B|Gen|2|21}}). Johannes verdeutliche damit, dass Jesus der neue Adam sei, der in die Nacht des Todesschlafes heruntersteige und in ihr den Anfang der neuen Menschheit eröffne. „Aus der Todeshingabe Jesu strömen Blut und Wasser, Eucharistie und Taufe als Quell einer neuen Gemeinschaft. Die offene Seite ist der Ursprungsort, aus dem die Kirche kommt, aus der die Sakramente kommen, die die Kirche bauen.“<ref>Joseph Ratzinger: ''Eucharistie – Mitte der Kirche.'' München 1978, S. 21 f.</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil nahm diese Herleitung in das Einleitungskapitel seiner Dogmatischen Konstitution über die Kirche ''[[Lumen gentium]]'' auf:<br />
:"Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt. Dieser Anfang und dieses Wachstum ''(exordium et incrementum)'' werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmten (vgl. Joh 19,34), und vorherverkündet durch die Worte des Herrn über seinen Tod am Kreuz: ‚Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle an mich ziehen‘ {{Bibel|Joh|12|32}}. Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde {{Bibel|1 Kor|5|7}}, auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht {{Bibel|1 Kor|10|17}}. Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist." ([[Lumen gentium]] 3,2).<br />
<br />
=== Sakramentalität und Grundvollzüge ===<br />
Einer langen theologischen Tradition zufolge wird Jesus Christus selbst als das „Ursakrament“, Ursprung und Ziel des göttlichen Heilshandelns an der Welt, verstanden, so bei [[Augustinus von Hippo]] und [[Thomas von Aquin]]. Auch [[Martin Luther]] schrieb: „Nur ein einzig Sakrament kennt die Heilige Schrift, das ist Christus der Herr selbst.“<ref>Martin Luther: ''Disputatio de Fide infusa et acquisita''. [[Weimarer Ausgabe (Luther)|WA]] 6,86,5ff., zitiert bei: Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 57, auch zum Ganzen.</ref> Für die Angehörigen der römisch-katholischen Kirche ist die Präsenz Christi in der Kirche ihrem Wesen nach [[Sakrament#Römisch-katholische Kirche|sakramental]] erfahrbar. Die Kirche ist „Sakrament, Zeichen und Werkzeug“ des Heilshandelns [[Gott]]es in der Welt und bewirkt gleichermaßen „innigste Vereinigung mit Gott“ und „die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ ''(Ecclesia sit veluti sacramentum seu signum et instrumentum intimae cum Deo unionis totiusque generis humani unitatis)'', einer Bezeichnung, die auf den Kirchenlehrer [[Cyprian von Karthago]] zurückgeht.<ref>''Lumen gentium (LG)'' 1; vgl. ''LG'' 9.48.59</ref>, und zwar als „Sakrament der Einheit“ ''(unitatis sacramentum)''<ref>Konstitution [[Sacrosanctum Concilium]] über die heilige [[Liturgie]] Nr. 26; Cyprian von Karthago: ''Unitas ecclesiae'' 4.</ref><br />
<br />
Die Lehre von der Sakramentalität der Kirche, die die Einheit des göttlichen Heilshandelns betont, gehört zum Kern der Dogmatischen Konstitution ''Lumen gentium'' des Konzils, so der [[Konzilstheologe]] [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]. Bei den [[Kirchenvater|Kirchenvätern]] wurde der Begriff ''mystérion / sacramentum'' nur vereinzelt auf die Kirche angewandt. Im 20.&nbsp;Jahrhundert findet sich die Vorstellung erstmals bei dem dann als [[ModernismusModernist]] [[Exkommunikation|exkommunizierten]] Theologen [[George Tyrrell]], der damit die Differenz zwischen der Gemeinschaft der Glaubenden und der hierarchischen Institution Kirche akzentuieren wollte.<ref>Georg Tyrell: ''Christianity at the Crossroads.'' London 1907; deutsch: ''Das Christentum am Scheideweg.'' München – Basel 1959, S. 182. Siehe dazu: Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 513.</ref> Seit den 1930er-Jahren wurde der Gedanke der Kirche als Grund- oder Wurzelsakrament – neben der Bezeichnung Jesu Christi als „Ursakrament“, so [[Karl Rahner]] – von Theologen wie [[Carl Feckes]], [[Hans Urs von Balthasar]], [[Henri de Lubac]] OP, Karl Rahner SJ und [[Otto Semmelroth]] SJ entwickelt und floss in die Vorlage zu ''Lumen gentium'' ein.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 58.</ref><ref>Matthias Remenyi: ''Von der Leib-Christi-Ekklesiologie zur sakramentalen Ekklesiologie. Historische Entwicklungslinien und hermeneutische Problemüberhänge.'' In: Matthias Remenyi, Saskia Wendel (Hrsg.): ''Die Kirche als Leib Christi.'' Freiburg et al. 2017, S. 32–72, hier u.&nbsp;a. S. 41 (Rahner).</ref><br />
<br />
Das Konzil wollte mit der Anwendung eines weiten Sakramentenbegriffs auf die Kirche die zeichenhafte und zeugnishafte Gegenwart göttlichen Heilshandelns in der Geschichte, das Verhältnis von der verborgenen, geistlichen Wirklichkeit der Kirche und der sichtbaren, institutionell verfassten Kirche beschreiben, und es geht dabei um das Verhältnis des Handelns Gottes zum Handeln des Menschen.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
Diese Bestimmung deutet, so der Theologe [[Medard Kehl]], die Kirche als „das Geschehen der Vergegenwärtigung Jesu Christi und seines endgültigen Heils“ und wehrt sowohl eine mystifizierende Überhöhung der Kirche als auch ihre rein funktionale Abwertung ab. Die Kirche darf demnach nicht gleichgesetzt werden mit dem Heil, dem präsenten Christus oder dem bereits angekommenen Reich Gottes, vielmehr zeigt sich das von Gott geschenkte Heil nur analog, „im endlichen und sündigen Zeichen der Kirche“.<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 83.134.</ref> Darum hat ihre geschichtliche [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]], Kontinuität und weltumspannende organische Einheit, garantiert durch die [[Bischof|Bischöfe]] als Nachfolger der [[Apostel]], theologische Relevanz. Theologen wie [[Hans Küng]], [[Leonardo Boff]] und [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]] lehnen eine zu große Verwandtschaft von Kirche und Gottesreich ab: „Die Kirche ist nicht der fortlebende Christus, sondern nur dessen Sakrament, also ein wesentlich unvollkommenes Werkzeug, das in einer gewissen [[Analogie (Philosophie)|Analogie]] zwar zu ihrem Herrn steht, aber eben so, dass die Unähnlichkeit größer als die Ähnlichkeit ist, wie bei jedem Analogieverständnis.“<ref>Wolfgang Beinert: ''Amt – Tradition – Gehorsam: Spannungsfelder kirchlichen Lebens.'' Regensburg 1998, S. 116, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 74 Anm. 300 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref> Hans Küng betont die substantielle Trennung zwischen der geschaffenen Kirche und dem ungeschaffenen Gott: „Jede Vergöttlichung der Kirche ist ausgeschlossen.“<ref>Hans Küng: ''Die Kirche.'' Freiburg im Breisgau 1967, S. 47, zitiert bei: Nikolai Krokoch: ''Ekklesiologie und Palamismus.'' Dissertation, München 2004, S. 83 Anm. 347 [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4005/1/Krokoch_Nikolai.pdf (digitalisiert)]</ref><br />
<br />
Für den persönlichen Glauben ist die Sakramentenpraxis entscheidend, die grundsätzlich an die Kirche als Organisationsform anknüpft. In der Tradition der römisch-katholischen Kirche hat sich die Zahl von [[sieben]] Einzel-Sakramenten herausgebildet, die in ihrer Siebenzahl vom [[Zweites Konzil von Lyon|zweiten Konzil von Lyon]] am 6.&nbsp;Juli 1274 festgelegt wurde.<ref>[[Enchiridion Symbolorum]] 860; {{LThK|[[Herbert Vorgrimler]]|Sakrament. III. Theologie- u. dogmengeschichtlich|3|8|1442}}</ref><br />
<br />
Die [[Grundvollzug|Grundvollzüge]] der Kirche in der Sicht heutiger katholischer Theologie nehmen die Tradition der [[Dreifaches Amt Christi|drei Ämter Christi]] auf; Kirche vollzieht sich demnach in [[Zeugnis (Religion)|Zeugnis]] oder „Glaubensdienst“ (''martyria''), [[Liturgie]] oder „Gottesdienst“ (''leiturgia'') und [[Diakonie]] (''diakonia'') oder „Bruderdienst“. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird zusätzlich eine vierte Grunddimension von Kirche genannt, die [[Communio-Theologie|Gemeinschaft]] (''communio/koinonia'').<ref>Vgl. Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundvollzüge der Kirche.'' In: [[Maria Elisabeth Aigner]], Anna Findl-Ludescher, Veronika Prüller-Jagenteufel: ''Grundbegriffe der Pastoraltheologie (99 Wörter Theologie konkret).'' Don Bosco Verlag, München 2005, ISBN 3-7698-1509-2, S. 99f.</ref><br />
<br />
=== Leib Christi ===<br />
Eine zentrale Vorstellung im Neuen Testament ist die von der ''Ekklesia'' als dem [[Leib Christi]], in den man durch [[Taufe]] und [[Eucharistie]] inkorporiert wird. Sie findet sich in den [[Paulusbriefe|paulinischen Briefen]] sowie, mit anderer Akzentsetzung, in den Briefen der Paulusschule (Kolosser- und Epheserbrief):<br />
:"Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade." (Röm 12,4–6)<br />
<br />
Die Leib-Christi-Vorstellung im [[Römerbrief]] und dem [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] wurzelt in der Teilhabe am von Jesus gestifteten [[Eucharistie|Herrenmahl]] {{Bibel|1 Kor|10|16f}}. Diese eucharistische Tischgemeinschaft konstituiert „die funktionale Einheit des Organismus“, in dem ein „von Christus her gestaltetes Miteinander“, ähnlich wie durch die [[Taufe]], die Unterschiede zwischen den Gliedern überwindet {{Bibel|Gal|3|26ff}}. Der vom Herrenmahl ausgehende Impuls bleibt auch nach dem Gottesdienst, beim alltäglichen Miteinander der Christen in der Gemeinde, bestimmend. Durch die Taufe tritt der Mensch in den Lebenszusammenhang mit Christus ein, der in der Zugehörigkeit zur Ortsgemeinde geschichtlich sichtbar wird: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen.“ {{Bibel|1 Kor|12|13}}<ref>Jürgen Roloff: ''Die Kirche im Neuen Testament.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996, S. 100–110, bes. S. 100f., 106, 109, 110, Zitat S. 101.</ref><br />
<br />
Die von Schülern des Paulus verfassten „deuteropaulinischen“ Briefe, der [[Kolosserbrief]] und der [[Epheserbrief]], sehen die Leib-Christi-Metapher in einem kosmisch-mythologischen Verständnis. Jesus Christus ist das „Haupt“, die ''Ekklesia'' – jetzt verstanden als Gesamt-Kirche – ist der Leib, der vom Haupt her auferbaut und stabilisiert wird {{Bibel|Eph|4|15f}} und in dem der [[Eschatologie|eschatologische]] Friede bereits erfahrbar ist {{Bibel|Kol|1|18–20}}.<ref>{{LThK|[[Thomas Söding]]|Leib Christi. I. Biblisch-theologisch. 2. Deuteropaulinen|3|6|771}}</ref><br />
<br />
Die Enzyklika ''[[Mystici corporis]]'' von Papst Pius XII. (1943) stand ganz im Zeichen der Leib-Christi-Metaphorik. Im organisch-pneumatologischen Bild von Kirche, deren Haupt Jesus Christus ist, finden sich noch Elemente eines hierarchischen Konzepts; die Abgrenzung zu Außenstehenden wird zugunsten einer geistgeführten Einheit der Glieder des Leibes betont. Innerhalb des Organismus gilt jedoch, dass die einzelnen Glieder mit ihren jeweiligen Funktionen für den ganzen Leib aufeinander angewiesen sind und besonders die schwächsten Glieder die Solidarität aller verdienen.<ref>{{LThK|[[Thomas Ruster]]|Mystici Corporis Christi|3|7|593}}</ref><br />
<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil erwähnte den Begriff des Leibes Christi verschiedentlich, widmete ihm in der Kirchenkonstitution ''Lumen gentium'' aber nur einen Artikel (Nr. 7). Bestimmender ist für das Konzil der – weniger exklusive – Begriff des „Volkes Gottes“, der die bis dahin vorherrschende Idee der Kirche als Leib Christi ablöste. Diese wurde von den Konzilsvätern als zu sehr überzeitlich und unveränderlich angesehen, nur schwer mit dem Gedanken einer Entwicklung in der Kirche und ihrer Lehre vereinbar; die Unterschiede zwischen den Ständen in der Kirche werden überbetont und verdecken die fundamentale Gleichheit aller Christen; zudem sah man die Schwierigkeit, „der Tatsache der Sünde in der Kirche gerecht zu werden“.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 518f.</ref><br />
<br />
=== Volk Gottes ===<br />
Der Begriff des „Volkes Gottes“ ist eine der zentralen Vorstellungen in der Ekklesiologie des Konzils, das sich dabei auf den Kirchenlehrer Augustinus bezog.<br />
{{Zitat|Die Kirche ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung. Die Kirche "schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin"<ref>Augustinus: [[De civitate Dei|Civ. Dei]], XVIII, 51, 2: [[Patrologia Latina|PL]] 41, 614.</ref> und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. {{B|1 Kor|11|26}}) […] Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll.|''Lumen gentium'' Nr. 8-9.}}<br />
<br />
In der Rezeption der dogmatischen Konzilskonstitution ''Lumen gentium'' dominierte in den Jahrzehnten nach dem Ende des Konzils die Beschreibung der Sozialform der Kirche als ''pilgerndes Volk Gottes'' im II. Kapitel der Konstitution, weil diese Vorstellung gegenüber einem fixiert hierarchischen Kirchendenken des 19.&nbsp;Jahrhunderts als „wohltuend ‚weit‘“ empfunden wurde. Aus diesem Paradigma wird die „wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ abgeleitet, da „alle zur Heiligkeit berufen“ seien und „den gleichen Glauben in Gottes Gerechtigkeit erlangt“ hätten (vgl. {{B|2 Petr|1|1}}).<ref>''Lumen gentium'' 32.</ref> Das Konzil schließt in diese Bestimmung den Bund Gottes mit seinem erwählten Volk [[Israeliten|Israel]] ein, welches nicht aus dem Bund und der göttlichen Verheißung entlassen ist; es versteht die Kirche nicht als perfekte Gesellschaft, sondern als Volk, das seiner Vollendung durch Gottes eschatologisches Handeln bei der [[Wiederkunft Christi]] entgegengeht.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 35f.<br>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 520.</ref><br />
<br />
=== Kirche als Gemeinschaft (Koinonia / Communio) ===<br />
Die Wiedergewinnung des Gedankens von der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden gilt als eine der entscheidenden Weichenstellungen des Konzils. Die Communio-Theologie betrachtet im Sinne des Paulus das Sein der Kirche als Gemeinschaft ({{grcS|κοινωνία}} ''koinonía'', {{LaS|communio}}) zwischen Gott und den Menschen, verwirklicht durch das Wort und das Sakrament als „Gemeinschaft am Evangelium und am Tisch des Herrn“, gestiftet im [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]. Die Kirche ist eine „theozentrische“ Gemeinschaft: Aus der Gemeinschaft mit Gott im Heiligen Geist entsteht die Gemeinschaft der Glaubenden. Es ist eine Gemeinschaft zwischen dem Apostel und seiner Gemeinde, zwischen den örtlichen Gemeinden untereinander und zwischen den einzelnen Menschen und Menschengruppen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Begriff bedeutsam als Gegenpol zu einer zu sehr hierarchisierenden, monolitschen Vorstellung von Kirche, die unterschied zwischen der „lehrenden Kirche der Kleriker und der hörenden Kirche der Laien“. Zwischen Amtsträgern und „Laien“ gibt es eine grundlegende Gleichheit, die resultiert aus der gemeinsamen „Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus“ – der [[Taufe]] – und einer gemeinsamen „Berufung zur Vollkommenheit“: „Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi. Der Unterschied, den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind. Die Hirten der Kirche sollen nach dem Beispiel des Herrn einander und den übrigen Gläubigen dienen, diese aber sollen voll Eifer mit den Hirten und Lehrern eng zusammenarbeiten. So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christ.“ (''Lumen gentium'' Nr. 32.)<br />
<br />
Weil der Begriff der Koinonia Einheit in Vielfalt und nicht „Einheitlichkeit“ bedeutet, hat der Begriff eine wichtige Funktion auch für das ökumenische Denken.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 461.521.524 (Zitat).</ref> Wichtig ist darin vor allem das „Einheitsamt des Petrus“ – das [[Papst]]amt.<br />
[[Datei:Way-of-salvation-church-militant-triumphant-andrea-di-bonaiuto-1365.jpg|mini|Die streitende, leidende und triumphierende Kirche ([[Andrea di Bonaiuto]], 14. Jahrhundert)]]<br />
Das Konzil versteht die Kirche als sichtbare Versammlung und geistliche Gemeinschaft; die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst.<ref>''Lumen gentium'' 8.</ref> Zum „mystischen Leib Christi“, der [[Gemeinschaft der Heiligen]], gehören nach katholischem Verständnis die Glieder der irdischen Kirche, „die hier auf Erden pilgern“, aber auch die, „die nach Abschluss des Erdenlebens [[Fegefeuer|geläutert werden]]“, und die Verstorbenen, die „die himmlische Seligkeit genießen“; sie zusammen bilden die eine Kirche.<ref>Papst [[Paul VI.]]: ''[[Credo des Gottesvolkes]]'' (1968) Nr. 30.</ref> Das Konzil nimmt hier die im Kern auf Augustinus zurückgehende Bestimmung der Kirche als pilgernde ''[[Streitende, leidende und triumphierende Kirche|ecclesia militans]]'' („streitende Kirche“) auf, die mit der ''ecclesia triumphans'' („triumphierende Kirche“) – den Heiligen in der Anschauung Gottes – und den „[[Arme Seelen|Armen Seelen]]“ im [[Fegefeuer]], der ''ecclesia patiens'' („leidenden Kirche“) verbunden ist.<br />
<br />
Eine der wichtigsten Wiederentdeckungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, so Siegfried Wiedenhofer<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 134.</ref>, ist die „Ortskirchlichkeit“.<br />
<br />
{{Zitat|Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen. Sie sind nämlich je an ihrem Ort [...] das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen [...]. In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener "Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann"<ref>[[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]'' III., q. 73, a. 3</ref>. In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird.<br> In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche.|''Lumen gentium'' Nr. 26.23}}<br />
<br />
Gegenüber der bis dahin geläufigen Vorstellung von der „Weltkirche“ mit dem Papst als „Weltbischof“, wo die Diözesen die Funktion von Verwaltungseinheiten haben, gilt jetzt das Prinzip der „Ortskirche“. Damit ist die [[Diözese]] unter Leitung des Bischofs gemeint, die mit anderen Diözesen in Verbindung steht, so dass sich die Gesamtkirche als Netz von Querverbindungen realisiert. In den Ortskirchen geschieht jeweils die Inkulturation des Christentums, was zu Unterschieden zwischen den einzelnen Diözesen führen kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 522f.</ref> Die örtlichen [[Pfarrei]]en und auch [[Personalpfarrei|Personalgemeinden]] sind dann pragmatische Untergliederungen der Diözese, in denen ein [[Pfarrer]] als ''Pastor proprius'' („der eigene Hirte“) der ihm anvertrauten Pfarrei<ref>[[Codex Iuris Canonici]] can. 519</ref> den Bischof vertritt, weil der Bischof „weder immer noch überall in eigener Person der gesamten Herde vorstehen kann“ (''[[Sacrosanctum concilium]]'' Nr. 42).<br />
<br />
In diesem Zusammenhang wurde das Bischofsamt aufgewertet. Der Ortsbischof vertritt in seinem Bistum nicht den Papst, sondern ihm kommt „eigene, ordentliche und unmittelbare Gewalt zu, auch wenn ihr Vollzug letztlich von der höchsten kirchlichen Autorität geregelt wird und im Hinblick auf den Nutzen der Kirche oder der Gläubigen mit bestimmten Grenzen umschrieben werden kann“ (''Lumen gentium'' Nr. 26); sein Amt ist somit göttlichen Rechts und nicht vom Papstamt ableitbar, unterliegt allerdings dem [[Jurisdiktion (Kirche)#Römisch-katholische Kirche|Jurisdiktionsprimat]] des Papstes. Die Bischöfe bilden ein Kollegium: „Wie nach der Verfügung des Herrn der heilige [[Petrus]] und die übrigen Apostel ein einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in entsprechender Weise der Bischof von Rom, der Nachfolger Petri, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, untereinander verbunden“, und zwar in besonderer Weise, wenn sie als [[Konzil]] zusammentreten. Der Papst ist das Haupt des Bischofskollegiums und „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“<ref>''Lumen gentium'' Nr. 23.</ref>. Das Bischofskollegium hat nur Autorität in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom; gemeinsam mit dem Papst sind die Bischöfe allerdings „gleichfalls Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche“.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 22.</ref> Das Konzil versteht die Aussagen zur Kollegialität der Bischöfe ausdrücklich als Fortführung und Ergänzung der Aussagen des [[Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzils]] über den Primat des Papstes.<ref>''Lumen gentium'' Nr. 18.</ref><br />
<br />
=== Kirche der Armen ===<br />
Die Nachfolge Jesu und die Aufgabe der Kirche konkretisieren sich heute besonders prägnant in der [[Option für die Armen]], einer Parteilichkeit, wie sie von der [[Befreiungstheologie]] als „Theologie der Armen“ befördert wird. Sie erhielt grundlegende Impulse auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil:<br />
:"So ist die Kirche, auch wenn sie zur Erfüllung ihrer Sendung menschlicher Mittel bedarf, nicht gegründet, um irdische Herrlichkeit zu suchen, sondern um Demut und Selbstverleugnung auch durch ihr Beispiel auszubreiten. Christus wurde vom Vater gesandt, ‚den Armen frohe Botschaft zu bringen, zu heilen, die bedrückten Herzens sind‘ {{Bibel|Lk|4|18}}, ‚zu suchen und zu retten, was verloren war‘ {{Bibel|Lk|19|10}}. In ähnlicher Weise umgibt die Kirche alle mit ihrer Liebe, die von menschlicher Schwachheit angefochten sind, ja in den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild dessen, der sie gegründet hat und selbst ein Armer und Leidender war. Sie müht sich, deren Not zu erleichtern, und sucht Christus in ihnen zu dienen." (''Lumen gentium'' 8.)<br />
<br />
Die Option für die Armen stellt einen bedeutsamen Perspektivenwechsel dar: „Die Armen können nicht mehr als ‚Objekte‘ einer paternalistisch sich zu ihnen herablassenden Kirche behandelt werden. In einer Kirche ''mit'' den Armen, die sich in die Welt der Armen hineinbegibt und deren Bedingungen freundschaftlich-solidarisch teilt, werden die Armen selbst zu tragenden ''Subjekten'' der Kirche und ihres gemeinsamen Glaubens“; die Armen sind nicht nur „die bevorzugten Adressaten des Evangeliums, sondern auch seine Träger und Künder“ (vgl. Mt 11 25).<ref>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 244f.</ref><br />
<br />
=== Ekklesiologische Metaphern ===<br />
Das Konzil beschrieb die Kirche als „das im [[Mysterium]] schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3); es zielte die Wesensbestimmung dieses Mysteriums nicht durch einen einzigen Begriff, sondern „durch eine Vielzahl sich gegenseitig korrigierender und ergänzender Bilder und Begriffe“ an.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: Theodor Schneider (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 90.</ref> Neben den bereits genannten sind dies:<br />
<br />
==== Haus und Tempel Gottes ====<br />
Die [[Pastoralbrief]]e wählen als Leitmetapher für die Gemeinde als Institution den οἶκος ''oíkos'' „Haus, Wohnsitz“. Das Hauswesen spielte in der städtischen Kultur des östlichen Mittelmeerraumes, wo sich das Christentum ausbreitete, eine zentrale Rolle; das „ganze Haus“ war Wohnsitz der Familie, aber auch Produktionsstätte, Geschäftsraum und Begegnungsstätte von Verwandten, Geschäftspartnern und Arbeitskräften unter Leitung des ''pater familias''. Das Modell des spätantiken Familienbetriebs wird auf die Ortsgemeinden des sich entwickelnden, sesshaft gewordenen Urchristentums übertragen und gibt ihnen Verlässlichkeit und Stabilität, nachdem die Christen auf der Synode von Jabne aus der Synagoge ausgeschlossen worden waren.<ref>Ralf Miggelbrink: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 14f.</ref><br />
<br />
Das Konzil formulierte:<br />
:Dieser Bau trägt verschiedene Benennungen: Haus Gottes (1 Tim 3,15), in dem nämlich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt Gottes im Geiste {{Bibel|Eph|2|19-22}}, Zelt Gottes unter den Menschen {{Bibel|Offb|21|3}}, vor allem aber heiliger Tempel, den die heiligen Väter in den steinernen Heiligtümern dargestellt sehen und preisen und der in der Liturgie mit Recht verglichen wird mit der heiligen Stadt, dem [[Neues Jerusalem|neuen Jerusalem]]. In diesen Bau werden wir schon auf Erden als lebendige Steine eingefügt (1 Petr 2,5). (Lumen gentium 6.)<br />
Mehrfach wird in ''Lumen gentium'' die Kirche in Anlehnung an {{B|1 Kor |3|16}} auch „Tempel des Heiligen Geistes“ genannt; nur wo der Geist Gottes wirkt, ist Kirche als wesentlich „pneumatischer Bau“ erst voll gegeben.<ref>Siegfried Wiedenhofer: ''Ekklesiologie.'' In: [[Theodor Schneider (Theologe, 1930)|Theodor Schneider]] (Hrsg.): ''Handbuch der Dogmatik.'' Band 2, 4. Auflage. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-491-69024-0, S. 47–154, hier S. 96.</ref><br />
<br />
==== Braut Christi ====<br />
Das Motiv von der Kirche als Braut Christi, „die makellose Braut des makellosen Lammes (Offb 19,7; Offb 21,2.9; Offb 22,17)“ (''Lumen gentium'' 6) greift das alttestamentliche Motiv der Ehe zwischen [[JHWH]] und seinem Volk auf. Es drückt die gegenseitige Liebe und personale Gegenübersein zwischen [[Jesus Christus]] und der Kirche aus, die auch die Verpflichtung zu Glauben und Lieben einschließt. Gleichzeitig ist aber auch die Nichtidentität von Christus und der Kirche ausgesagt, so dass die Kirche als „untreue Braut“ auch zur Kirche der Sünder werden kann.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476.<br>Medard Kehl: ''Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie.'' 3. Auflage, Echter Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01454-9, S. 89.</ref><br />
<br />
==== Die Kirche als Mutter – Maria als „Mutter der Kirche“ ====<br />
[[Datei:Mater Ecclesia.jpg|mini|''Mutter Kirche'' (Psalter aus Monte Cassino, ca. 1087; links ''Clerus'', rechts ''Populus'' „Volk“)]]<br />
<br />
Das Konzil nimmt in ''Lumen gentium'' 6 die biblische Kennzeichnung der Kirche als „unsere Mutter“ (Gal 4,26; vgl. Offb 12,17) auf; ihre Mütterlichkeit zeigt sich darin, dass sie die Menschen durch Wort und Sakrament führt wie eine Mutter ihre Kinder.<ref>Peter Neuner: ''Ekklesiologie. Die Lehre von der Kirche.'' In: Wolfgang Beinert (Hrsg.): ''Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik.'' Band 2. Paderborn u.&nbsp;a. 1995, S. 399–578, hier S. 476f.</ref> In ''Lumen gentium'' 53 wird die [[Maria (Mutter Jesu)|Gottesmutter Maria]] als „geliebte Mutter“ der Kirche bezeichnet, ein Marientitel, der bereits auf den Kirchenvater [[Ambrosius von Mailand]] zurückgeht.<ref>[[Hugo Rahner]]: ''Mater Ecclesia – Lobpreis der Kirche aus dem ersten Jahrtausend''. Einsiedeln, Köln 1944.</ref><br />
<br />
{{Vorlage:Leiste ecclesia}}<br />
* '''Die triumphierende Kirche''' (ecclesia triumphans): Die [[Engel]] und [[Heilige]]n haben den Weg zu [[Gott]] gefunden, stehen im [[Himmel]] ([[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]]) der streitenden Kirche bei und bitten bei Gott für noch Kämpfenden, deren Vorbilder sie sind. Die Heiligen im Himmel freuen sich in der [[Anschauung Gottes]].<br />
<br />
* '''Die streitende oder ringende Kirche''' (ecclesia militans): Das ist das pilgernde [[Volk Gottes]] auf der [[Erde]], das noch um die [[Heiligkeit]] kämpft.<br />
<br />
* '''Die leidende Kirche''' (ecclesia patiens): Die [[Arme Seelen|Armen Seelen]], die auf dem Weg in den [[Himmel]] noch der [[Läuterung]] im [[Fegefeuer]] in der Erwartung des Heils büßen und leiden.<br />
<br />
Die Kirche im [[Himmel]], die Kirche auf Erden, die Kirche im [[Fegfeuer]] wirken in geheimnisvoller [[Einheit]] mit [[Christus]] zusammen, um die Welt mit [[Gott]] zu versöhnen. Die kämpfende und die leidende Kirche werden am [[Jüngster Tag|Jüngsten Tag]] mit der triumphierenden vereinigt werden. Dann wird die [[Gemeinschaft der Heiligen]] vollendet sein.<ref>vgl. Nachsynodales Schreiben [[Reconciliatio et paenitentia]] [[Reconciliatio et paenitentia (Wortlaut)#Andere Wege der Versöhnung|Nr. 12]]; [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#32. LEHRSTÜCK: WIR GEHÖREN ZUR GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN]].</ref><br />
<br />
== Auftrag der Kirche auf Erden ==<br />
<br />
"Das '''Wesen der Kirche''' drückt sich in einem dreifachen Auftrag aus: Verkündigung von Gottes Wort (''kerygma-martyria''),Feier der [[Sakramente]] (''leiturgia''), Dienst der Liebe (''diakonia'').<br />
<br />
"Die Kirche ist Gottes Familie in der Welt." ([[Papst Benedikt XVI.]], [[Enzyklika]] [[Deus caritas est|Deus caritas est]], Nr. 25)<br> <br />
So reich auch die gesamte christliche Tradition an Zeugnissen des kirchlichen Lebens ist, so hat eine besondere Besinnung auf ihren Auftrag jedoch im 19. und 20. Jahrhundert eingesetzt, die in den beiden Vatikanischen Konzilien ihren Ausdruck fand. Alles in allem findet sie das Wort neu bestätigt: "Niemand kann Gott zum Vater haben, der nicht die Kirche zur Mutter hat" ([[Aurelius Augustinus|Augustinus]]).<br />
<br />
== Das Ziel der irdischen Kirche==<br />
Unser Weg zur heiligen Stadt wäre nicht möglich, wenn wir ihn nicht in der Kirche gingen, die Keim und Vorausbild des [[Himmlisches Jerusalem|Himmlischen Jerusalem]] ist. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut“ (Ps 127,1). Wer ist dieser Herr, wenn nicht unser Herr [[Jesus Christus]]? Er ist es, der seine Kirche gegründet hat, der sie auf den Felsen gebaut hat, auf den Glauben des [[Petrus (Apostel)|Apostels Petrus]] ([[Papst]] [[Benedikt XVI.]] bei der Vesper mit Klerus und Ordensleute in Paris am 12. September 2008)[http://www.kath.net/news/20825].<br />
<br />
== Die Seele der Kirche: der Heilige Geist ==<br />
<br />
Die [[Seele]] der Kirche (anima ecclesiae) ist der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] (vgl. {{B|1 Kor|12|13}}) als der Vollender des Werkes Christi. Er ist die Lebenskraft, welche die Glieder des Geheimnisvollen Leibes Christi mit dem Haupte und untereinander verbindet.<ref>1960 [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#26. LEHRSTÜCK: DIE KIRCHE IST DIE GEMEINSCHAFT ALLER GETAUFTEN]].</ref> Wie die [[Seele]] das belebende Prinzip des Organismus, so ist der Heilige Geist die Seele der von [[Christus]] gegründeten Kirche, die der [[Mystischer Leib Christi|mystische Leib Christi]] und in dieser Eigenschaft ein [[übernatürlich]]er Organismus ist. Als solche wirkt er in ihr und durch ihre Organe die ihr von Christus zugewiesenen Lebensbetätigungen ihrem dreifachen Amte entsprechend in dreifacher Hinsicht. <br />
* Als ''Geist der Heiligkeit und Heiligung'' lässt er die der Kirche anvertrauten Quellen der [[Gnade]] ([[Opfer]] und [[Sakrament]]e) allzeit für den ganzen Organismus und alle seine Glieder belebend fließen; <br />
* als ''Geist der Wahrheit'' steht er dem [[Lehramt]] bei, damit es den [[Tradition|Erbschatz]] der [[Offenbarung]] Christi treu hüte, unfehlbar erkläre, immer mehr (extensiv) und immer tiefer (intensiv) in dessen Verständnis einführe; <br />
* als [[Geist der Einheit]], der alles in der Kirche gibt und wirkt ({{B|1 Kor|12|6}}; {{B|Eph|4|1 ff}}), belebt er die [[Hierarchie]], damit ihr Walten dem Aufbau des Leibes Christi diene.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
Das Gnadenwirken des Heiligen Geistes in der Kirche betätigt sich aber auch in den Seelen ausserhalb der Kirche - wie sollten sie sonst den Weg zur Kirche finden? -, um sie zur Kirche zu führen und sie irgendwie mit der Kirche in Verbindung zn bringen. So erklärt sich der Ausdruck "zur Seele der Kirche gehören" bezüglich solcher, die äußerlich nicht zum sichtbaren Leibe derselben gehören. Im weiteren Sinne gehören auf diese Weise zur Seele der Kirche alle, die irgendwie unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen, d. h. alle Erdenpilger (viatores) hienieden; im engeren Sinne diejenigen, die im [[Heiligmachende Gnade|Stande der Gnade]], des kostbarsteu Geschenkes des Heiligen Geistes, sind.<ref> [[Joseph Braun]]: Handlexikon der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 259-260 (356 Seiten; [[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref><br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Das deutsche Wort '''Kirche''' entstand aus [[Griechisch|griech.]] ''kyriaké (oikía)'' - ''Haus des Herrn'' und ist eines der wenigen frühen griechischen Lehnwörter der deutschen Kirchensprache, die von den Goten in den germanischen Wortschatz vermittelt wurden. Kirche kann bedeuten: 1. ein [[Gotteshaus]], 2. das [[Gottesreich]], von dem dieser Artikel handelt. <br />
<br />
Der Begriffsinhalt ist jedoch bestimmt durch griech. ''ekklesía'' (lat. Lehnwort ''ecclésia'', davon die roman. Wörter ''chiesa'', ''église'' etc.). Ekklesia bedeutet im klassischen Griechisch ''Bürgerversammlung'', wörtlich: ''Herausrufung (der Mündigen zum Versammlungsplatz)''. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments ([[Septuaginta]]) wird ''ekklesia'' zum Übersetzungswort für hebr. ''qahál''. Dieses Wort bedeutet ''(versammelte) Gemeinde (des Gottesvolks)''.<br />
<br />
Mit diesem Bedeutungsgehalt gelangt das Wort ins [[Neues Testament|Neue Testament]] und bezeichnet nun die Gesamtheit der Christgläubigen als das neue, aus [[Juden]] und [[Heiden]] (Juden- und Heiden-Christen) von Gott erwählte, um den gekreuzigten und auferstandenen Herrn zum Gedächtnis Seines Erlösungsopfers (hl. Messe) versammelte, [[Wiederkunft Christi|seine Wiederkunft]] in Herrlichkeit erwartenden Glieder am [[Mystischer Leib Christi|Mystischen Leibe Christi]]. <br />
<br />
Wissenschaftlich-theologisch wird die Lehre über die hl. Kirche in der [[Ekklesiologie]] behandelt.<br />
<br />
== Neues Testament ==<br />
Das [[Neues Testament|Neue Testament]] benutzt zahlreiche Bilder, um die [[Natur]] der Kirche zu kennzeichnen:<br />
* das von [[Christus]] errichtete Gebäude, sein [[Tempel]] ({{B|1 Tim|3|15}}, {{B|Eph|2|19-22}},{{B|1 Petr|2|5}})<br />
* das [[Zelt Gottes]] {{Bibel|Offb|21|1-5}}<br />
* sein [[Volk Gottes|Volk]] {{Bibel|1 Petr|2|9-10}}<br />
* seine Herde ({{B|Joh|10|11-15}}, {{B|1 Petr|5|4}})<br />
* sein Weinberg ({{B|Mt|21|33-43}}, {{B|Joh|15|1-5}})<br />
* sein Feld ({{B|1 Kor|3|9}}, {{B|Röm|11|13-26}}) <br />
* seine Stadt {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* die Säule der Wahrheit {{Bibel|1 Tim|3|15}}<br />
* die [[Braut Christi]] {{Bibel|Offb|21|1-2}}<br />
* sein [[Mystischer Leib Christi|mystischer Leib]] ({{B|Röm|12|4–6}}, {{B|1 Kor|12|12–27}}).<ref>[[Papst]] [[Paul VI.|Pauls VI.]]: [[Ansprache]] [[Sálvete, fratres in Christo dilectissimi]] am 23. September 1963</ref><br />
<br />
== Die heilige Kirche hat folgende Attribute: ==<br />
<br />
Die wahre Kirche Christi erkennt man an vier Kennzeichen: Sie muss einig und heilig, allgemein und apostolisch sein. Diese vier Eigenschaften lassen sich nicht voneinander trennen. Sie bezeichnen die Wesenszüge und die Sendung der Kirche.<br />
<br />
* '''Einig:''' Die Kirche ist eine von [[Jesus Christus|ihrem Gründer]] her. Die Kirche muss überall die gleiche Lehre, die gleichen Mittel zur Heiligung und das gleiche Oberhaupt haben. Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. „Der [[Heilige Geist]], der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare [[ Gemeinschaft der Heiligen|Gemeinschaft der Gläubigen]] und verbindet sie in [[Christus]] so innig, dass er das Prinzip der Einheit der Kirche ist“ ([[UR]] 2). Nur durch die Katholische Kirche kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen.<br />
<br />
* '''Heilig:''' Die Kirche muss eine heilige Lehre und die Mittel haben, die Menschen heilig zu machen. «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung» (1 Thess 5, 21). Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Sie ist unzerstörbar.<br />
<br />
* '''Allgemein oder katholisch (allumfassend):''' Sie muss für alle Menschen aller Orte und aller Zeiten da sein. Der biblische Missionsauftrag lautet: «Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker» (Mk 16, 15). <br />
<br />
:Die Katholische Kirche besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche. „[[Extra ecclesiam nulla salus|Außerhalb der Kirche kein Heil]]“<ref> [[Cyprian von Karthago|S. Cyprian]], Epistul. IV, 4, PL 4, 370. nemine salus esse nisi in ecclesia possit. - Epist. LXXIlI, 21. [[PL]] 3, 1123. Salus extra ecclesiam non est. - [[Origenes]]. Homil. 3. n. 5 PG. 12, 841 ... extra ecclesiam, nemo salvatur. Vgl. Dieckmann, De Ecclesia II. p. 252s.</ref> bedeutet, dass alles Heil von [[Christus]], dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene [[Schuld]] das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der [[Gnade]] bemühen, seinen durch den Anruf des [[Gewissen]]s erkannten Willen zu erfüllen.<br />
<br />
* '''Apostolisch:''' Sie muss die gleiche Lehre haben wie die [[Apostel]].<ref>[[Tertullian]], Aus der Schrift über "die Prozessreden gegen die Häretiker" (aus dem Lektionar zum [[Stundenbuch]], II/3, 3. Mai Fest der Hll. Philippus und Jakobus, Lesehore): "Dann gründeten sie (die [[Apostel]]) von Stadt zu Stadt Kirchen. Von diesen Kirchen aus gelangten Glaube und Lehre zu den übrigen Kirchen. ... Dadurch werden auch sie als Spößlinge der von den Aposteln gegründeten Kirchen als apostolisch erachtet."</ref> Ihre Bischöfe müssen die [[Sukzession|rechtmäßigen Nachfolger]] der Apostel sein. «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20, 21). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20). Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihrer [[Hierarchie|hierarchischen]] Struktur, weil sie bis zur [[Wiederkunft Christi]] von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem [[Papst|Nachfolger des Petrus]].<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#Die Kennzeichen der Kirche]]; [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)#Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche]]; [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#ABSATZ 3: DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE]].</ref><br />
{{Vorlage:Leiste Trinitas}}<br />
Die Kirche nimmt in gewisser Weise die Rolle der GPS-Navigation für den [[Mensch]]en ein, das heißt: wo auch immer sich der Mensch befindet, wohin er sich auch immer verirren mag, fällt, genügt es, dass er sich an die Kirche anschließt, und die Kirche zeigt ihm den Weg zum Ziel, von welchem Ort auch immer in der Welt und aus welcher auch immer geistigen Situation, in der er sich befindet.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref><br />
<br />
== [[Präfation]] am Jahrestag einer Kirche ==<br />
'''Die Kirche als [[Braut]] Christi und [[Tempel]] des Heiligen Geistes''' (II. Präfation der Kirchweihe)<br><br />
In [[Wahrheit]] ist es würdig und recht, Dir, Vater im [[Himmel]], zu danken und Deine Größe zu rühmen. In jedem Haus des Gebetes wohnst Du als Spender der [[Gnade]], als Geber alles Guten: Denn Du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild Deiner Kirche. die Du zur '''Braut Deines Sohnes''' erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, '''unsere Mutter''', in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder. Darum preisen wir Dich in Deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von Deiner göttlichen Herrlichkeit: [[Dreifaltigkeit|'''Heilig''', '''Heilig''', '''Heilig''' ...]]<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Kirchen oder Kirchliche Gemeinschaften?]], [[Leib Christi]], [[Bräutigam und Braut]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* → [[Carl Feckes]]: ''[[Carl Feckes: Das Mysterium der heiligen Kirche|Das Mysterium der heiligen Kirche]]'', [[Ferdinand Schöningh Verlag]] 1951 (3. Auflage; 287 Seiten; [[Imprimatur]] Paderbornae die m. Aug. 1950 [[Vicarius Generalis]]. Dr. Rintelen).<br />
* → [[Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#Fünftes Zwiegespräch: Die Kirche]].<br />
* → [[Jakob Linden]]: [[Die Wahrheit der katholischen Religion#II. Die Kirche und ihre Einrichtung]] ([[1912]]).<br />
* [[Michael Müller]] (Hrsg.): ''Plädoyer für die Kirche, Urteile über Vorurteile'', [[MM Verlag]] Aachen 1992 (456 Seiten, ISBN 3-928272-00-4, 4. Auflage, kartoniert; 1. Auflage: 1991).<br />
* [[Ulrich Filler]]. Deine Kirche ist ja wohl das Letzte! Fragen - Argumente - Standpunkte, [[Fe-Medienverlag]], Kißlegg 2002, ISBN 3-928929-20-8 (Völlig neu bearbeitete Neuauflage 2009)<br />
* [[Guido Horst]]: ''[[Gott]] ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 1, [[MM Verlag]] Aachen 1997 (355 Seiten, ISBN: 3-928272-40-3).<br />
* [[Guido Horst]]: ''Gott ja, Kirche nein. Antworten auf 66x Kritik'', Band 2, [[MM Verlag]] Aachen 2001 (312 Seiten, ISBN: 3-928272-61-6).<br />
* [[Walter Brandmüller]] (Hrsg.): ''Mysterium Kirche - Sozialkonzern oder Stiftung Christi?'' (Berichtband der 2. [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]] 1995) [[Michael Müller Verlag]] Aachen 1996 (ISBN 978-3-928272-48-9).<br />
* [[Georg May]]: Die Sendung der Kirche: ein Vortrag, gehalten am 10. April 1999 in Einsiedeln/Schweiz. [[Una Voce]] Deutschland Köln 1999. (136 Seiten; ISBN 3-926377-22-4).<br />
* [[Michael Fiedrowicz]] (Hsgr.): ''Ecclesia militans - Die streitende Kirche. Zeugnisse aus der Frühzeit des Christentums'', eingeleitet und herausgegeben von M.F. unter Mitarbeit von [[Claudia Barthold]] und J. Thurn, [[Carthusianus Verlag]] Fohren-Linden 2017 (464 Seiten, ISBN 978-3-941862-22-7).<br />
* [[Erik von Kuehnelt-Leddin]]: ''Weltweite Kirche. Begegnungen und Erfahrungen in sechs Kontinenten'' (1909-1999) 2000 (605 Seiten, ISBN 978-3717110477).<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Kirche und [[Wahrheit]]. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen| Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 1993" des Linzer Priesterkreises in Aigen]]. W. Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co. KG Steyr 1993 (252 Seiten; ISBN: 3-85068-406-7).<br />
* [[Ferdinand Holböck]] und [[Thomas Sartory]] (Hrsg.): Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, 2 Bände, Salzburg, [[Otto Müller Verlag]] Salzburg 1962 (1. Auflage; [[Imprimatur]] Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg 29. Januar 1962, Zahl 172/62).<br />
* Eugen Mederlet: Die Hochzeit des Lammes, Franziskus und die bräutliche Kirche, [[Christiana Verlag]], Stein am Rhein 1983 (3. Auflage; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]] (Nihil obstat P. Karl Feusi, Provinzial)<br />
* [[Franz Breid]] (Hsgr.): Die Pforten der [[Hölle]] werden sie nicht überwältigen. [[Internationale Theologische Sommerakademie Aigen|Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie 2003" des Linzer Priesterkreises]]. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2003. 286 Seiten. Paperback. ISBN: 978-3-934225-32-9<br />
* Jakob Murböck: Das Licht der Welt. Zwölf Kapitel über unsere Kirche. [[Josef Habbel Verlag]], 1955 (407 Seiten).<br />
* A. D. Sertillanges: Das Wunder der Kirche. Die Ewigkeit in der Zeit. Aus dem französische übertragen von P. Bonifatius Büchelmeier [[OSB]], [[Ferdinand Schöningh Verlag]] (234 Seiten).<br />
* Franz Bruni: Die letzte Epoche der Kirche auf Erden und ihr Triumph. - In vier Advents-Homilien beschrieben von Monsignore Franz Bruni, aus der Congregation der Lazaristen, Bischof von Ugento. Aus dem Italienischen üersetzt von M. von Montbach, Canonicus in Breslau. Niemann Verlag Münster 1867, (Mit [[Imprimatur]]; 97 Seiten).<br />
* [[Otto Hätenschwiller]]: Die [[Kirche]]. [[Kanisiuswerk]] Konstanz 1927 (31 Seiten).<br />
* [[Josef Beeking]]: Von Christi Reich : Ein Büchlein von der Kirche als Gemeinschaft in Christus. [[Felizian Rauch Verlag]] Innsbruck 1937 (18 Seiten).<br />
<br />
== [[Lehramt]]liche Schreiben zur Kirche ==<br />
'''[[Leo XIII.]]''' <br />
*[[22. August]] [[1886]] [[Enzyklika]] ''[[Quod multum]]'' über die [[Freiheit]] der Kirche.<br />
*[[20. Juni]] [[1894]]: [[Enzyklika]] ''[[Praeclara gratulationis]]'' an alle Fürsten der Völker der Erde über die Vereinigung im [[Glaube]]n.<br />
*[[29. Juni]] [[1896]]: Enzyklika ''[[Satis cognitum]]'' über die Einheit der Kirche<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]''' <br />
* 1925 [[Deutschland|Deutscher]] [[Einheitskatechismus#Neunter Glaubensartikel: "Die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen"]].<br />
*[[6. Januar]] [[1928]]: Enzyklika ''[[Mortalium animos]]'' über die Förderung der wahren Einheit im [[Glaube]]n. <br />
<br />
'''[[Pius XII.]]''' <br />
* [[13. Mai]] [[1942]]: Rundfunkansprache ''[[Circondati dal concorso fedele]]'' anlässlich des Krieges und der [[Bischofsweihe]] vor 25 Jahren über die [[Siegesfrüchte|Sieghaftigkeit]] der Kirche Christi.<br />
* [[29. Juni]] [[1943]]: [[Enzyklika]] ''[[Mystici corporis]]'' über den [[Mystischer Leib Christi|Geheimnisvollen Leib Christi]].<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* [[29. Juni]] [[1959]]: Enzyklika ''[[Ad Petri cathedram]]'' über die Förderung der [[Wahrheit]], der [[Einheit]] und des [[Friede]]ns im Geiste der [[Liebe]].<br />
<br />
'''[[Zweites Vatikanisches Konzil]]''' <br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dogmatische Konstitution ''[[Lumen gentium]]'' über die Kirche.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Orientalium ecclesiarum]]'' über die Ostkirchen.<br />
* [[21. November]] [[1964]]: Dekret ''[[Unitatis redintegratio]]'' über den Ökumenismus.<br />
* [[7. Dezember]] [[1965]]: Pastorale Konstitution ''[[Gaudium et spes]]'' über die Kirche in der Welt von heute. <br />
<br />
'''[[Paul VI.]]''' <br />
*[[6. August]] [[1964]]: Enzyklika ''[[Ecclesiam suam]]'' über die Kirche, ihre Erneuerung und ihre Sendung in der Welt.<br />
* [[24. Juni]] [[1973]] [[Kongregation für die Glaubenslehre|Kongregation des Heiligen Offizium]]s: [[Erklärung]] ''[[Mysterium ecclesiae]]'' über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute.<br />
*[[8. Dezember]] [[1974]]: Apostolisches Mahnschreiben ''[[Paterna cum benevolentiae]]'' über die Versöhnung innerhalb der Kirche.<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]''' <br />
*[[28. Mai]] [[1992]]: [[Kongregation für die Glaubenslehre]] Schreiben ''[[Communionis notio]]'' an die [[Bischöfe]] der Katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio.<br />
* [[13. März]] [[1994]] [[Gründonnerstagsschreiben]] ''[[Ci incontriamo oggi]]'' an alle [[Priester]] der Kirche. Die Kirche wird täglich von der [[Eucharistie]] geboren.<br />
* [[6. August]] [[2000]]: Kongregation für die Glaubenslehre Erklärung ''[[Dominus Iesus]]'' über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche.<br />
* [[17. April]] [[2003]]: Enzyklika ''[[Ecclesia de eucharistia]]'' über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]''' <br />
*[[13. März]] [[2006]]: [[Päpstlicher Rat für die Interpretation von Gesetzestexten]]: ''[[Actus formalis defectionis]]''.<br />
*[[29. Juni]] [[2007]]: Kongregation für die Glaubenslehre, Antworten ''[[Ad catholicam profundius]]'' auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche.<br />
* 13. Oktober 2007 "[[Dokument von Ravenna]]", Die ekklesiologischen und kanonischen Folgen des sakramentalen Wesens der Kirche: kirchliche Gemeinschaft, [[Konziliarität]] und [[Synodalität]] in der Kirche.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kath.net/news/26927 Ecclesia subsistit in Eucharistia] [[Kath.net]] am 3. Juni 2010<br />
*[http://www.kath.net/news/37098 Die Kirche lieben] [[Kath.net]] am 26. Juni 2012 von [[Bernhard Speringer]] im [[St. Josephsblatt]]<br />
*[http://www.kath.net/news/45173 Es gibt Dinge in der Kirche, die sich ändern können, und solche, die sich nicht verändern.“] [[Schweizer Bischofskonferenz]], Fastenhirtenbrief [[Kath.net]] am 7. März 2014<br />
* Das Geheimnis der Kirche mit P. [[Hans Buob]] als Audio bei [[Kathtube]]: [http://www.kathtube.com/player.php?id=35064 Teil 1], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35119 Teil 2], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35638 Teil 3], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35856 Teil 4], [http://www.kathtube.com/player.php?id=35896 Teil 5], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36012 Teil 6], [http://www.kathtube.com/player.php?id=36070 Teil 7].<br />
* {{Kathtube|Der Großteil der Kirche ist schon in der Ewigkeit|48925|Autor=[[Margarete Strauss]]|Datum=15. November 2019|size=6:50 Std.}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=evw7j6YAvPE Die Kirche braucht eine theozentrische Wende] von Dr. [[Richard Kocher]] am 31. Januar 2019<br />
* [https://www.bonifatius.tv/home/prof-dr-johannes-stoehr-heiligkeit-der-kirche_5093 Über die Heiligkeit der Kirche] von [[Johannes Stöhr]] bei [[Bonifatius.tv]] (37:44 min)<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirche|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Synodaler_Weg&diff=193642Synodaler Weg2023-04-11T17:39:20Z<p>Lambert: + Tabelle Beschlüsse</p>
<hr />
<div>[[Datei:Logo Synodaler Weg.jpg|miniatur]]<br />
Der '''Synodale Weg''' (von griechisch σύνοδος 'sýnodos' "gemeinsamer Weg") ist ein Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte innerhalb der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche in Deutschland]]. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der MHG-Studie über [[Krise durch sexuellen Missbrauch|sexuellen Missbrauch in der Kirche]] ergeben haben. Die [[Deutsche Bischofskonferenz]] und das [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]] tragen gemeinsam die Verantwortung für den Gesprächsprozess, der am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde und zunächst auf zwei Jahre angelegt war.<br />
<br />
== Vorgeschichte ==<br />
Am 25. September 2018 wurden die Forschungsergebnisse der MHG-Studie bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in [[Fulda]] vorgestellt.<ref>[https://dbk.de/presse/aktuelles/meldung/veroeffentlichung-des-forschungsprojekts-sexueller-missbrauch-an-minderjaehrigen-durch-katholische-pr Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz] vom September 2018 (Stand: 10. Januar 2019).</ref> Unter dem Eindruck der Studie beschlossen die Bischöfe bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung im März 2019 im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen/Ems einstimmig,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/21215-so-koennte-der-synodale-weg-der-bischoefe-aussehen katholisch.de: "So könnte der „synodale Weg“ der Bischöfe aussehen", 18. November 2019</ref> mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam als Kirche in Deutschland einen verbindlichen Synodalen Weg zu gehen, um folgende drei Themenbereiche zu klären und damit verlorenes Vertrauen bei den Gläubigen zurückzugewinnen:<br />
<br />
* Das Vertrauen der Menschen wurde durch klerikalen Machtmissbrauch verraten; es sei nötig, Wege zum Machtabbau in der Kirche zu finden;<br />
* die Lebensform der Bischöfe und Priester erfordere Änderungen, um die innere Freiheit aus dem Glauben und die Orientierung am Vorbild Jesu Christi zu zeigen;<br />
* die Sexualmoral der Kirche habe entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht rezipiert; Vertreter der Kirche seien oft nicht sprachfähig in entsprechenden Fragen; die Moralverkündigung der Kirche gebe der Mehrheit der Getauften keine Orientierung.<ref>[https://www.dbk.de/themen/der-synodale-weg/ Der Synodale Weg], abgerufen am 26. September 2019</ref><br />
<br />
Auf Anregung des Zentralkomitees wurde ein zusätzliches viertes Forum zum Themenbereich „Rolle der Frauen in der Kirche“ beschlossen.<ref>[https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/synodaler-weg-der-katholischen-kirche-in-deutschland/detail/ Deutsche Bischofskonferenz, Pressemeldung: ''Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland'', 5. Juli 2019]</ref><br />
<br />
Am 29. Juni 2019 schrieb [[Franziskus (Papst)|Papst Franziskus]] einen Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“, in dem er speziell auf den Synodalen Weg Bezug nahm. Dabei ermutigte er die Katholiken in Deutschland zu Reformen, warnte aber gleichzeitig, es dürfe nicht um eine Anpassung an den Zeitgeist und um rein strukturelle Fragen gehen.<ref>[www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-franziskus-mahnung.html Vatican News: ''Papstbrief: Ermutigung und Mahnung zum synodalen Weg'', 29. Juni 2019]</ref> Der Papstbrief wurde in Deutschland verschieden ausgelegt. Für Generalvikar Michael Fuchs aus dem [[Bistum Regensburg]] stellte Papst Franziskus damit den ganzen bisherigen Plan des Synodalen Weges in Frage: „Sicher kann es nach diesem Brief des Papstes kein ‚Weiter so‘ geben, weder in Inhalt noch in Form. Eigentlich drängt der Brief auf eine komplette Neufassung eines solchen Prozesses, der auf Evangelisierung und geistliche Erneuerung ausgerichtet sein soll.“<ref>[https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/Bistum-Regensburg-Es-kann-kein-Weiter-so-geben;art312,199333 Die Tagespost: ''Bistum Regensburg: Es kann kein "Weiter so" geben'', 29. Juni 2019]</ref> Ganz anders lasen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, [[Reinhard Marx|Kardinal Reinhard Marx]], und [[Thomas Sternberg]], Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, den Papstbrief. In einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten sie: „Wir danken dem Heiligen Vater für seine orientierenden und ermutigenden Worte und sehen uns als Bischöfe und Laienvertreter eingeladen, den angestoßenen Prozess in diesem Sinn weiter zu gehen.“<ref>[https://dbk.de/presse/aktuelles/meldung/papst-franziskus-schreibt-brief-an-das-pilgernde-volk-gottes-in-deutschland/detail/ Deutsche Bischofskonferenz: ''Papst Franziskus schreibt Brief an das „pilgernde Volk Gottes in Deutschland“'', 13. November 2019]</ref><br />
<br />
Als Folge auf den Brief von Papst Franziskus brachten Bischof [[Rudolf Voderholzer]] vom Bistum Regensburg und [[Rainer Maria Kardinal Woelki]] vom Erzbistum Köln am 19. August 2019 beim Ständigen Rat der DBK einen alternativen Satzungsentwurf in die Diskussion ein. Er wurde eingehend diskutiert und mit 21 zu 3 Stimmen (bei 3 Enthaltungen) abgelehnt.<ref>{{Webarchiv|url=https://www.bistum-regensburg.de/fileadmin/redakteur/News/PDF/190726_Synodaler-Weg-Statutenentwurf_Woelki_und_Voderholzer.pdf |wayback=20200217085144 |text=Alternativer Satzungsentwurf von Voderholzer und Woelki |archiv-bot=2023-01-18 00:52:50 InternetArchiveBot }}, Zugriff am 13. November 2019.</ref> Der Alternativentwurf hatte sieben (statt vier) Themenschwerpunkte vorgesehen, nämlich: Sexueller Missbrauch, Sendung der Laien im Dienst der [[Evangelisierung]], Jugend[[katechese]], Ehe- und Familienpastoral, [[Berufungspastoral]], Theologie und Religionsunterricht im Dienst der Evangelisierung sowie Spiritualität und Evangelisierung.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-09-15/neuer-anlauf-nach-ablehnung-durch-die-mehrheit-der-bischoefe-gegenentwurf-von-woelki-und-voderholzer |titel=Gegenentwurf von Woelki und Voderholzer für den „Synodalen Weg“ {{!}} DOMRADIO.DE |abruf=2019-11-13 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
Anfang September wurde ein Brief von [[Marc Ouellet|Marc Kardinal Ouellet]] bekannt, der mit Datum vom 4. September 2019 an Reinhard Kardinal Marx adressiert war. Der Kurienkardinal schrieb, die geplanten Themen des Synodalen Weges könnten „mit wenigen Ausnahmen nicht Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche sein, ohne gegen die Einschätzung des Heiligen Vaters zu verstoßen.“<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/22927-vatikan-hat-vorbehalte-gegen-synodalen-weg-in-deutschland ''Vatikan hat Vorbehalte gegen „Synodalen Weg“ in Deutschland''], katholisch.de.</ref> Ferner gab er kritisch zu bedenken, unter dem Begriff des Synodalen Wegs verberge sich in Wahrheit ein sogenanntes [[Partikularkonzil]], das kirchenrechtlich nur mit ausdrücklicher Zustimmung von Rom durchgeführt werden könne und dessen Ergebnisse der Prüfung und Anerkennung durch den Papst bedürften. Kardinal Marx wies die Vorwürfe entschieden zurück. Sie bezögen sich auf frühere Satzungsentwürfe zum Synodalen Weg, die bereits überholt seien. Der Synodale Weg sei „ein Prozess eigener Art“ und könne daher nicht an den kirchenrechtlichen Vorgaben für Partikularkonzilien gemessen werden.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-09-15/praedikat-nicht-hilfreich-kardinal-marx-weist-kritik-aus-rom-zurueck ''Kardinal Marx weist Kritik aus Rom zurück''], domradio.de</ref> Anders als ein Partikularkonzil bedarf in Fragen der Themensetzung und der Auswahl der Teilnehmenden der Synodale Weg keiner Zustimmung durch den [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]]. Auf diese Weise können bei den Gesprächen und Entscheidungen Laien als vollstimmberechtigte Mitglieder mitwirken und Themenschwerpunkte flexibel gestaltet werden.<ref>[https://www.zdk.de/ueber-uns/unsere-arbeit/synodaler-weg/faq/ ZdK - Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Über uns. Unsere Arbeit. Synodaler Weg.]</ref><br />
<br />
Die erweiterte Gemeinsame Konferenz von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken erörterte am 13. und 14.&nbsp;September 2019 in Fulda verschiedene Fragen, die den Synodalen Weg betreffen. Dabei veröffentlichte jedes der vier bereits installierten vorbereitenden Foren ein Arbeitspapier über den aktuellen inhaltlichen Diskussionsstand.<br />
<br />
Am 25. September 2019 wurde nach intensiver Beratung die Satzung des Synodalen Weges durch einen Beschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit 51 zu 12 Stimmen angenommen (bei einer Enthaltung). Am 18. Oktober 2019 stimmte auch der Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) der Satzung zu.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: ''Der Synodale Weg'' [https://dbk.de/themen/der-synodale-weg]</ref><br />
<br />
Der Synodale Weg ist innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland nicht unumstritten; einige Bischöfe hatten sich kritisch zum geplanten Vorhaben geäußert. Bischof [[Konrad Zdarsa]] von [[Bistum Augsburg|Augsburg]] (seit Juli 2019 emeritiert) betonte im Mai 2019, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, er halte den Begriff eines Synodalen Weges für „Unsinn“ und einen „Etikettenschwindel“.<ref>[https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2019-05/deutschland-augsburg-bischof-synodaler-weg-krise-zdarsa-intervie.html Bischof Zdarsa trägt „Synodalen Weg“ nicht mit], Zugriff: 12. November 2019.</ref> Kardinal [[Rainer Maria Woelki|Woelki]] meinte Anfang September, im Synodalen Weg ein Spaltungsrisiko zu erkennen.<ref>[https://www.domradio.de/themen/rainer-maria-kardinal-woelki/2019-09-04/warnung-vor-deutschem-sonderweg-kardinal-woelki-sieht-im-synodalen-weg-ein-spaltungsrisiko Kardinal Woelki sieht im „synodalen Weg“ ein Spaltungsrisiko – Warnung vor deutschem Sonderweg], domradio.de, 4. Sepotember 2019.</ref> Nach Bischof Voderholzer seien die Weichen für den Synodalen Weg falsch gestellt; er befürchte, dass „durch das Wecken von bestimmten Erwartungen und Hoffnungen nur noch mehr Frustration erzeugt wird.“<ref>A. C. Wimmer: ''Voderholzer: Die Weichen für den „Synodalen Weg“ sind falsch gestellt worden'', de.catholicnewsagency.com [https://de.catholicnewsagency.com/story/voderholzer-der-synodale-prozess-wird-nur-zu-mehr-frustration-fuhren-5105]</ref><br />
<br />
Insgesamt überwiegen jedoch die Befürworter für den Synodalen Weg bei weitem. Anfang November 2019 ermutigten zehn deutsche [[Generalvikar]]e in einem gemeinsamen Brief die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee ausdrücklich bei der Durchführung des Weges, da sie eine „grundlegende Reform der Kirche in Deutschland für dringend notwendig, ja für essentiell“ hielten; am Ende des Synodalen Weges müssten verbindliche Entscheidungen stehen.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/23494-synodaler-weg-zehn-generalvikare-schreiben-marx-und-sternberg ''„Synodaler Weg“: Zehn Generalvikare schreiben Marx und Sternberg''], katholisch.de.</ref> Der Generalsekretär des Zentralkomitees, [[Stefan Vesper]] erklärte im Interview zum Spannungsverhältnis zwischen deutscher Kirche und [[Weltkirche]]: „Niemand in Deutschland will sich aus dieser Weltkirche ausklinken. Man muss aber für deutsche Fragestellungen auch Lösungen in Deutschland finden können.“<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-11-30/zdk-generalsekretaer-vesper-zum-synodalen-weg?_gb_c=E367A2742FA74D7280D58DA91D3B5644 ''ZdK-Generalsekretär Vesper zum Synodalen Weg: „Wir sind nicht die Musterknaben der Weltkirche.“''] domradio.de, 30. November 2019.</ref><br />
<br />
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken beschloss in der Vollversammlung am 22. November 2019 in Bonn mit großer Mehrheit, bei 17 Gegenstimmen und fünf Enthaltungen, mit der Deutschen Bischofskonferenz den Synodalen Weg zu gehen.<ref>''Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin'', 1. Dezember 2019, S. 2.</ref><br />
<br />
== Satzung und Struktur ==<br />
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im März 2019 beschlossen, sich mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf den „Synodalen Weg“ zu begeben. Dieser „ist kein (kirchenrechtlich) definiertes Format, sondern eigener Art (''sui generis'')“. Eine [[Partikularkonzil|Synode]] im Sinne des Kirchenrechts („Partikularkonzil“, can. 439 [[Codex Iuris Canonici|CIC]]) muss vom [[Heiliger Stuhl|Apostolischen Stuhl]] genehmigt werden. Stimmrecht haben dort nur die Bischöfe. Auch erfordere das Genehmigungsverfahren einer regulären Synode ein längerfristiges Verfahren, das, so die Verantwortlichen des Synodalen Weges, das notwendige Tempo bei der Behandlung der anstehenden Fragen zu sehr verlangsame.<ref>[https://dbk.de/themen/der-synodale-weg/faq-synodaler-weg/ ''Fragen und Antworten zum Synodalen Weg'' → ''Warum wurde ein Synodaler Weg beschlossen und keine Synode?''] auf synodalerweg.de.</ref><br />
<br />
Die Struktur des Synodalen Weges ist in der ''Satzung des Synodalen Weges'' festgelegt.<ref>[https://dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2019/2019-178a-Satzung-Synodaler-Weg.pdf Satzung des Synodalen Weges].</ref> Darin sind vier Themenschwerpunkte für den Gesprächsprozess verankert:<br />
# Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag<br />
# Priesterliche Existenz heute<br />
# Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche<br />
# Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft<br />
<br />
Als Zielsetzung des Synodalen Weges formuliert die Satzung:<br />
<br />
"Als getaufte Frauen und Männer sind wir berufen, die „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 4,4) in Wort und Tat zu verkündigen, so dass Menschen die [[Frohe Botschaft]] in Freiheit hören und annehmen können. Wir wollen auf dem Synodalen Weg die Voraussetzungen dafür verbessern, dass wir diese Aufgabe glaubwürdig erfüllen können." (''Satzung des Synodalen Weges'', Präambel).<br />
<br />
Der Synodale Weg verfügt über folgende Organe:<ref>[https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2019/2019-178a-Satzung-Synodaler-Weg.pdf dbk.de: ''Satzung Synodaler Weg''], Artikel 2 bis 7.</ref><br />
<br />
=== Synodalversammlung ===<br />
Die Synodalversammlung setzt sich zusammen aus den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (69 Mitglieder) und 69 Mitgliedern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Dazu kommen Vertreter verschiedener innerkirchlicher Gruppierungen, nämlich der [[Ordensgemeinschaft|Orden]] (10), der diözesanen [[Priesterrat|Priesterräte]] (27), der Jugendlichen (15), der ständigen [[Diakon]]e (4), der [[Pastoralreferent|Pastoral-]] und [[Gemeindereferent]]en (je 4), des Katholisch-Theologischen Fakultätentages (3), der [[Geistliche Gemeinschaft|Neuen Geistlichen Gemeinschaften]] (3) und der [[Generalvikar]]e (2). Zudem werden bis zu 20 weitere katholische Männer und Frauen als Mitglieder berufen, die zu gleichen Teilen von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee unter Berücksichtigung auch weiterer Berufsgruppen benannt werden. Insgesamt hat die Synodalversammlung über 200 Mitglieder.<br />
<br />
Als Beobachter mit Rederecht werden eingeladen: der [[Apostolischer Nuntius|Apostolische Nuntius]] und jeweils ein Vertreter der [[Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland]] (ACK), der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]] (EKD), der [[Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland|Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland]] (OBKD), des [[Rat der europäischen Bischofskonferenzen|Rates der europäischen Bischofskonferenzen]] (CCEE), der Bischofskonferenzen der Nachbarländer, der Laiendachorganisationen der Nachbarländer und weitere Gäste nach Entscheidung des Synodalpräsidiums. Die Sitzungen der Synodalversammlung sind medienöffentlich.<br />
<br />
Eine Geistliche Begleiterin und ein Geistlicher Begleiter geben [[Spiritualität|spirituelle]] Impulse und sorgen für eine geistliche Reflexion der Arbeit der Synodalversammlung.<br />
<br />
=== Synodalpräsidium ===<br />
Das Synodalpräsidium wird gebildet von dem Vorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der Präsidentin oder dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und einer Vize-Präsidentin oder einem Vize-Präsidenten des Zentralkomitees. Präsidenten des Synodalen Weges sind der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und die Präsidentin oder der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.<br />
<br />
Zum erweiterten Synodalpräsidium, das die inhaltliche Arbeit koordiniert und die Tagesordnungen der Synodalversammlungen beschließt, gehören zusätzlich jeweils die beiden Vorsitzenden der Synodalforen an. Die Geistliche Begleiterin und der Geistliche Begleiter sind ständige Gäste im erweiterten Synodalpräsidium.<br />
<br />
Das Präsidium bilden [[Georg Bätzing]] (Bischof von [[Bistum Limburg|Limburg]] und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz), [[Irme Stetter-Karp]] (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken), [[Franz-Josef Bode]] (Bischof von [[Bistum Osnabrück|Osnabrück]] und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) und [[Thomas Söding]] (Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken).<ref>[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalpraesidium synodalerweg.de: ''Synodalpräsidium''], abgerufen am 3. Februar 2022.</ref><br />
<br />
=== Rechtswirksamkeit ===<br />
"Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt." (''Satzung des Synodalen Weges'', Artikel 11, Absatz 5)<br />
<br />
Somit können sich jeder Diözesanbischof und die Deutsche Bischofskonferenz Beschlüsse zu eigen machen und umsetzen, wenn sie eine Thematik betreffen, deren rechtliche Regelung auf [[Partikularkirche|partikularkirchlicher]] Ebene in ihre jeweilige Zuständigkeit und Kompetenz fällt. Über die Umsetzung von Beschlüssen, die eine weltkirchliche Relevanz entfalten, entscheidet der [[Apostolischer Stuhl|Apostolische Stuhl]]. Fragen, die die Weltkirche betreffen und nicht nur ein Bistum oder die Gemeinschaft der deutschen Bistümer, müssen in den überdiözesanen Kontext gestellt und beantwortet werden. Entsprechende Beschlüsse der Synodalversammlung müssen als Votum der Kirche in Deutschland an Rom gerichtet werden.<ref>[https://dbk.de/themen/der-synodale-weg/faq-synodaler-weg/ dbk.de: ''faq-synodaler-weg''].</ref><br />
<br />
=== Synodalforen ===<br />
Der Synodale Weg hat vier Synodalforen zu den vier Themenschwerpunkten eingerichtet, denen jeweils 30 Personen angehören. In den Synodalforen werden die Synodalversammlungen vorbereitet.<ref name="synodalforen">[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalforen/ Synodalforen], auf synodalerweg.de.</ref><br />
<br />
==== Synodalforum 1 – „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ ====<br />
Vom ''Synodalen Weg'' wird die Thematik dieses Forums wie folgt beschrieben: „Das Forum fragt, wie mit der Macht in der Kirche umgegangen wird. Was muss getan werden, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen? Dazu ist eine kritische Selbstbesinnung auf die Bedingungen des Machtmissbrauchs unerlässlich. Außerdem sollen Ansätze, Prozesse und Strukturen einer nachhaltigen Erneuerung erörtert werden, wozu auch der Aufbau von Verwaltungsgerichten gehört. Zentrale Fragen im Forum werden sein: Wie ist in der Kirche Macht zu verstehen und auszuüben, wie zu organisieren, zu begrenzen und zu kontrollieren? Wie ist sie theologisch zu verantworten? Welche Rahmenbedingungen und welche Strukturen begünstigen Machtmissbrauch, welche werden zum Kampf gegen Machtmissbrauch benötigt?“<br />
<br />
==== Synodalforum 2 – „Priesterliche Existenz heute“ ====<br />
Thematik des Forums: „Das Forum fragt, wie die priesterliche Existenz und das Amt des Priesters in Zukunft aussehen, im Lichte der Tradition der Kirche, aber auch unter veränderten Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch die Frage, welche Ämter und Lebensformen der Sendung der Kirche in der Welt dienen. Der [[Zölibat]] wird als Ausdruck der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus hoch geschätzt. Wie weit er zum Zeugnis des Priesters in der Kirche gehören muss, wird diskutiert werden.“ Wegen der Corona-Pandemie traf sich das Forum erstmals erst am 14.&nbsp;Juli 2020 und wählte zu seinen Vorsitzenden den Bischof von [[Bistum Münster|Münster]], [[Felix Genn]], und den Geschäftsführer des [[Sozialdienst katholischer Männer|Katholischen Verbandes für soziale Dienste in Deutschland]] (SKM), Stephan Buttgereit. Zu geistlichen Begleiterinnen wurden Ursula Becker und die Vorsitzende der [[Deutsche Ordensobernkonferenz|Deutschen Ordensobernkonferenz]], Katharina Kluitmann [[Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe|OSF]], gewählt.<ref>katholisch.de: ''Synodalforum "Priesterliche Existenz heute" erstmals zusammengekommen'', 14.&nbsp;Juli 2020 [https://www.katholisch.de/artikel/26182-synodalforum-priesterliche-existenz-heute-erstmals-zusammengekommen]</ref><br />
<br />
==== Synodalforum 3 – „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ ====<br />
Der ''Synodale Weg'' nennt als Ziel des Forums: „Das Forum beleuchtet die Rolle der Frau in der Kirche. Mit dem Synodalen Weg geht es um die Frage, wie die Relevanz von Glaube und Kirche wieder in die gesellschaftliche Debatte eingebracht und gleichzeitig Antworten auf innerkirchliche Fragen gegeben werden können. Das geht nur in einer Gemeinsamkeit von Frauen und Männern in der Kirche, was sich bereits jetzt an vielen engagierten Frauen in Leitungsfunktionen im kirchlichen Bereich zeigt.“ Im Forum wurden als Vorsitzende ZdK-Mitglied [[Dorothea Sattler]] (Münster) und Bischof [[Franz-Josef Bode]] ([[Bistum Osnabrück]]) gewählt<ref>https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/erste-synodalforen-haben-getagt/detail/</ref>. Zugleich wurden drei Arbeitsgruppen gebildet: AG 1: ''Partizipation von Frauen an Ämtern und Diensten unter den gegenwärtigen Bedingungen des Kirchenrechts. Gestaltungsräume und Perspektiven''; AG 2: ''Geschlechteranthropologie und Genderfragen''; AG 3: ''Theologische Argumentation im Blick auf die Teilhabe von Frauen am sakramentalen Ordo (Diakonat und weitere Ämter)''.<br />
<br />
==== Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ ====<br />
Thema der Beratungen ist nach den Angaben des ''Synodalen Weges'': „Das Forum behandelt Fragen der [[Sexualmoral]] der Kirche, die immer weniger Zuspruch und Akzeptanz finden. Dabei geht es auch um eine stärkere Berücksichtigung der Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften. Dazu gehört, dass die personale Bedeutung der Sexualität kaum Beachtung findet. Das Resultat: Die Moralverkündigung gibt der überwiegenden Mehrheit der Getauften keine Orientierung.“<br />
<br />
Bei der ersten Sitzung des Forums wurden als Vorsitzende gemäß der Satzung und der Geschäftsordnung des Synodalen Weges ZdK-Mitglied [[Birgit Mock]] (Bonn) und Bischof [[Georg Bätzing]] ([[Bistum Limburg]]) gewählt.<ref>https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/erste-synodalforen-haben-getagt/detail/</ref> Nachdem Georg Bätzing im März 2020 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden war, wählte das Synodalforum im Mai 2020 den [[Bistum Aachen|Aachener]] Bischof [[Helmut Dieser]] zum Co-Vorsitzenden.<ref>''katholisch.de'': ''Synodaler Weg: Bätzing nicht mehr Vorsitzender von Synodalforum'', 19.&nbsp;Mai 2020 [https://www.katholisch.de/artikel/25556-synodaler-weg-baetzing-nicht-mehr-vorsitzender-von-synodalforum online]</ref><br />
<br />
Der Kölner Weihbischof [[Dominikus Schwaderlapp]] zog sich am 28. Mai 2020 aus dem Forum zurück, da die dort mehrheitlich verfolgte Linie auf eine Veränderung der kirchlichen Sexualmoral abziele und dieser Weg nicht der seine sei.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/25645-koelner-weihbischof-schwaderlapp-steigt-aus-synodalforum-aus katholisch.de: ''Kölner Weihbischof Schwaderlapp steigt aus Synodalforum aus'', 28. Mai 2020].</ref><br />
<br />
== Zeitlicher Ablauf des Synodalen Weges ==<br />
Die offizielle Eröffnung des Synodalen Weges, der zunächst auf zwei Jahre angelegt war, fand am ersten [[Adventssonntag]], dem 1. Dezember 2019, statt. Im Rahmen eines Gottesdienstes entzündeten Kardinal Reinhard Marx und [[Karin Kortmann]] vom Präsidium des Synodalen Weges im [[Frauenkirche (München)|Liebfrauendom]] in [[München]] eine „Synodalkerze“. Auch in anderen [[Dom (Bauwerk)|Domkirchen]] in Deutschland brennen seit diesem Tag Synodalkerzen.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: [https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/synodaler-weg-der-kirche-in-deutschland-startet/detail/ ''Synodaler Weg der Kirche in Deutschland startet''].</ref><br />
<br />
Das Zentralkomitee wählte seine Vertreter in einer Vollversammlung Ende November 2019, das ZdK-Präsidium benennt weitere zehn Einzelpersonen. Der [[Bund der deutschen katholischen Jugend|BDKJ]] rief zu Online-Bewerbungen für die 15 Plätze für junge Menschen unter 30 Jahren auf, die er besetzen kann. Die Synodalversammlung bestimmte in ihrer ersten Sitzung die jeweils 30 Angehörigen der vier inhaltlich-thematischen Foren.<ref>Michael Kinnen: ''Wer wählte die Vertreter der Laien aus?'' In: ''Tag des Herrn'' Nr.&nbsp;49 (8.&nbsp;Dezember 2019), S.&nbsp;6.</ref><br />
<br />
Von den im Dezember 2019 namentlich bekannten 227 Mitgliedern der Synodalversammlung sind 66 weiblich, eines [[divers]] und 160 männlich.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-12-13/viele-bekannte-namen-dabei-mitglieder-des-synodalen-wegs-veroeffentlicht domradio.de: ''Mitglieder des Synodalen Wegs veröffentlicht. Viele bekannte Namen dabei.'' 13. Dezember 2019.]</ref><br />
<br />
Tagungsort aller Synodalversammlungen sollte zunächst der [[Kaiserdom St. Bartholomäus]] in [[Frankfurt am Main]] sein; wegen nicht abgeschlossener Bauarbeiten im südlichen Querschiff des Domes wurde der Sitzungsteil der ersten Synodalversammlung am geplanten Termin ins nahegelegene [[Evangelische Kirche|evangelische]] [[Dominikanerkloster Frankfurt am Main]] verlegt.<ref>[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalversammlung/ synodalerweg.de: ''Synodalversammlung''].</ref> Wegen der [[COVID-19-Pandemie|Corona-Pandemie]] fanden anstelle der für den September 2020 geplanten zweiten Versammlung am Freitag, 4.&nbsp;September 2020 fünf Regionenkonferenzen statt.<ref>Tag des Herrn, 7.&nbsp;Juni 2020, S.&nbsp;2.</ref> Die zweite Synodalversammlung fand vom 30. September bis zum 1. Oktober 2021 Corona-bedingt in Räumen der Messe Frankfurt statt. Die dritte Synodalversammlung fand vom 3. bis zum 5. Februar 2022 am gleichen Ort statt, ebenfalls die vierte vom 8. bis zum 10. September 2022. Da bereits bei der Zweiten Synodalversammlung deutlich wurde, dass mehr Beratungszeit erforderlich sein wird, wurde eine fünfte Synodalversammlung angekündigt.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: [https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/zweite-synodalversammlung-des-synodalen-weges-in-frankfurt-am-main-beendet Zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt am Main beendet].</ref> Diese fand vom 9. bis 11. März 2023 statt.<br />
<br />
Gemäß der Satzung des Synodalen Wegs tritt die Synodalversammlung drei Jahre nach ihrer letzten Synodalversammlung noch einmal zusammen, um die Umsetzung der Ergebnisse zu evaluieren. Das wird im März 2026 sein.<ref>Felix Neumann: ''Beschlüsse, offene Enden und Hindernisse: Wo steht der Synodale Weg?'' katholisch.de, 14. März 2023 [https://www.katholisch.de/artikel/44051-beschluesse-offene-enden-und-hindernisse-wo-steht-der-synodale-weg#44051-1-vTfBF]</ref><br />
<br />
== Begleitung durch Medien und Öffentlichkeit ==<br />
Kardinal Marx und Präsident Sternberg riefen in einem Schreiben an die Katholiken in Deutschland vom 1.&nbsp;Dezember 2019 kirchlich engagierte wie auch suchende und zweifelnde Menschen dazu auf, den Synodalen Weg durch Stellungnahme und Gebet zu begleiten.<ref>''Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin'', 1. Dezember 2019, S. 2.</ref><br />
<br />
Bereits die Vorbereitungen des Synodalen Weges wurden von den Medien aufmerksam verfolgt. 13 Pressesprecher von katholischen Bistümern und Institutionen haben ausdrücklich eine „kritische Begleitung“ des Synodalen Wegs durch die Medien gefordert.<ref>[https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2019-11/deutschland-synodaler-weg-presse-medien-begleitung-skandale.html ''Bistumssprecher für kritische Begleitung des Synodalen Wegs''], Vatican News, 27. November 2019.</ref><br />
<br />
Die dem Synodalen Weg schon im Vorfeld skeptisch gegenüberstehende<ref>Martin Spilker: [https://www.kath.ch/newsd/wenn-wir-nicht-bei-der-botschaft-des-herrn-bleiben-sterben-wir-aus/ ''«Wenn wir nicht bei der Botschaft des Herrn bleiben, sterben wir aus»''], Kath.ch, 12. April 2019.</ref><ref>Andreas Öhler: [https://www.zeit.de/2020/03/synodaler-weg-katholische-kirche-reform ''"Ein neues Lied, ein bessres Lied"''], [[Die Zeit]], 10. Januar 2020.</ref><ref>Regina Einig: [https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/Synodaler-Weg-Ein-deutscher-Spaltpilz;art4874,205263 ''Synodaler Weg: Ein deutscher Spaltpilz''], [[Die Tagespost]], 6. Februar 2020.</ref> konservative katholische Wochenzeitung ''[[Die Tagespost]]'' hat unter dem Titel ''welt&kirche'' eine eigene Beilage zur Begleitung des Synodalen Wegs konzipiert, die während der Dauer des Gesprächsprozesses alle zwei Monate Themen und Ergebnisse der Veranstaltungen „kritisch in den Blick nehmen“ möchte, wobei der Maßstab der Zeitung „der überlieferte Glaube“ sein soll.<ref>[https://www.die-tagespost.de/sonder-texte/beilage/ Aktuelle Beilage Die Tagespost (die-tagespost.de)]<br />[https://www.domradio.de/themen/bischofskonferenz/2019-11-28/tagespost-startet-mit-sonderbeilagen-synodaler-weg ''"Tagespost" startet mit Sonderbeilagen''], domradio.de, 28. November 2019.</ref> Koordiniert wird die 16-seitige Beilage von einem theologischen Beirat, dem die Philosophin [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]], die Dogmatiker [[Karl-Heinz Menke]] und [[Christoph Binninger]] sowie der Kirchenrechtler [[Christoph Ohly]] angehören.<ref>"Neue Beilage zur Tagespost", in: ''Die Tagespost'', 28. November 2019, S. 22.</ref><br />
<br />
Das ''[[domradio]]'' des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]] überträgt umfangreich vom Synodalen Weg, so live im Web-TV Gottesdienste und Beratungen und einem begleitenden „Synodalen Blog“, ferner dokumentiert es in einer Mediathek und Bildergalerie Gottesdienste, Redebeiträge und Stellungnahmen.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-01/der-synodale-blog-blog-synodaler-weg domradio.de: ''Blog Synodaler Weg. Der synodale Blog''], 1. Februar 2020.</ref><br />
<br />
Ein Live-Stream wird bei den Synodalversammlungen in deutscher und englischer Sprache unter auf der Website angeboten.<ref>[https://www.synodalerweg.de/livestream Livestream], auf synodalerweg.de, abgerufen am 11. Februar 2022</ref><br />
<br />
== Synodalversammlungen ==<br />
=== Erste Synodalversammlung (Januar/Februar 2020) ===<br />
Die erste Synodalversammlung fand vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2020 in Frankfurt statt. Sie begann mit der [[Heilige Messe|heiligen Messe]] und der anschließenden Eröffnung im St.-Bartholomäus-Dom, bei der auch sechs Teilnehmer in unterschiedlichen kirchlichen Funktionen persönliche Zeugnisse vortrugen. Der Sitzungsteil war wegen nicht abgeschlossener Bauarbeiten im südlichen Querschiff des Domes ins nahegelegene evangelische Dominikanerkloster verlegt worden. Es nahmen die rund 230 Mitglieder der Synodalversammlung sowie der [[Apostolischer Nuntius|Apostolische Nuntius]] und 25 Beobachter aus verschiedenen Institutionen und dem benachbarten Ausland teil. Die Sitzordnung erfolgte nach dem Alphabet und nicht nach hierarchischen Gesichtspunkten, was Karin Kortmann, Mitglied des Präsidiums, als gewollte Irritation bezeichnete.<ref>''Tag des Herrn'', 70. Jahrgang, Nr. 6, 9. Februar 2020.</ref> Im Mittelpunkt der Beratungen standen die Konstituierung der Synodalversammlung und die Verabschiedung der Geschäftsordnung, die als Option vorsieht, dass auf Antrag für einzelne Beschlüsse eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen der weiblichen Synodalmitglieder notwendig sein kann; die Satzung des Synodalen Weges sieht eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe für die Beschlüsse der Synodalversammlung vor.<ref>Claudia Nothelle: [https://www.katholisch.de/artikel/24400-das-fenster-ist-geoeffnet ''Nach der ersten Synodalversammlung: Das Fenster ist geöffnet''], katholisch.de, 2. Februar 2020.</ref> Die Größe der vier Arbeitsgruppen, welche die inhaltlichen Vorarbeiten für die künftigen Beschlüsse der vier Synodalforen leisten werden,<ref>[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalversammlung/ synodalerweg.de: ''Synodalversammlung''].</ref> wurde auf je 35 Mitglieder der Synodalversammlung begrenzt.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/24382-erste-synodalversammlung-frankfurt-tag-3 ''Kardinal Woelki: Synodalversammlung stellt Hierarchie infrage''], katholisch.de, 1. Februar 2020.</ref> Die personelle Besetzung dieser Foren war zuerst als intransparent kritisiert worden und hatte laut [[Franz Jung]], Bischof von Würzburg, „für Irritationen“ gesorgt; zuletzt erhielt sie jedoch eine breite Mehrheit. In einer inhaltlichen Orientierungsdebatte zu den Themen der vier Foren wurde unter anderem eine Öffnung der katholischen Sexuallehre gefordert, z.&nbsp;B. in Form einer moralischen Anerkennung alternativer Beziehungsformen, ebenso ein Überdenken des verpflichtenden Zölibats für Priester. Am Abschlusstag der ersten Synodalversammlung verzichtete man auf eine gemeinsame Eucharistiefeier und begann den Tag mit einer von Laien gestalteten Wortgottesfeier, bei der Frauen das Evangelium vortrugen und die Ansprache hielten.<ref>[https://www.br.de/nachrichten/bayern/synodaler-weg-wuerzburger-bischof-zieht-positives-fazit,RpL2ZzP ''"Synodaler Weg": Würzburger Bischof zieht positives Fazit''].</ref><br />
<br />
In einem Interview mit dem [[Domradio]] erklärte der [[Erzdiözese Köln|Kölner Erzbischof]] Kardinal [[Rainer Maria Woelki]], seine Befürchtungen seien eigentlich eingetreten: Ihn treibe die Sorge, dass „quasi ein protestantisches Kirchenparlament durch die Art der Verfasstheit und der Konstituierung dieser Veranstaltung implementiert“ werde. In Bezug auf die alphabetische Sitzplatzvergabe sprach er von „falscher Gleichmacherei“, die nichts mit dem zu tun habe, „was katholische Kirche ist und meint“; damit werde die vom Zweiten Vatikanischen Konzil bestätigte hierarchische Struktur der Kirche in Frage gestellt. Zudem habe bei der Synodalversammlung nicht jede Meinung Gehör gefunden.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-01/alle-meine-befuerchtungen-eingetreten-kardinal-woelki-uebt-kritik-der-ersten-synodalversammlung domradio.de: ''Kardinal Woelki übt Kritik an der ersten Synodalversammlung: "Alle meine Befürchtungen eingetreten"'', 1. Februar 2020.]</ref> In einem Kommentar in der Kirchenzeitung ''Tag des Herrn'' wies der Journalist Ulrich Waschki darauf hin, die Krise der Kirche sei eine Glaubenskrise, aber zugleich eine Leitungskrise. Das kirchliche Amt müsse Macht und Kompetenzen abgeben, um Autorität zurückzugewinnen.<ref>Ulrich Waschki: ''Weniger Macht, mehr Autorität.'' In: ''Tag des Herrn'', 70. Jahrgang, Nr. 6, 9. Februar 2020, S. 2.</ref><br />
<br />
Der frühere Bischof von [[Diözese Regensburg|Regensburg]] und emeritierte Präfekt der römischen [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Kongregation für die Glaubenslehre]], Kardinal [[Gerhard Ludwig Müller]], bezeichnete den angeblichen Beschluss der Synodalversammlung, ihre Entscheidungen seien gültig, auch wenn sie der katholischen Lehre widersprächen, als „suizidartigen Prozess“. Müller zog eine Parallele zum Ermächtigungsgesetz von 1933, mit dem der Reichstag der Regierung Adolf Hitlers eine pauschale legislative Befugnis erteilt hatte.<ref>''[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-04/parallele-zum-ermaechtigungsgesetz-kardinal-mueller-wagt-drastischen-vergleich-zum-synodalen-weg Parallele zum Ermächtigungsgesetz. Kardinal Müller wagt drastischen Vergleich zum Synodalen Weg.]'' domradio.de, 4. Februar 2020.</ref> Müller wurde anschließend wegen des Vergleichs scharf kritisiert. [[Bernd Hagenkord]] [[Jesuiten|SJ]], der geistliche Begleiter des Synodalen Wegs, nannte Müllers Vergleich „vergiftend“ und „zerstörerisch“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/24436-bischof-jung-kardinal-muellers-vergleich-sehr-fehl-am-platz ''Scharfe Kritik auch aus dem Bistum Essen und vom ZdK. Bischof Jung: Kardinal Müllers Vergleich „sehr fehl am Platz“''], katholisch.de, 5. Februar 2020.</ref><br />
<br />
=== Regionenkonferenzen statt zweiter Synodalversammlung (September 2020) ===<br />
Wegen der [[Corona-Pandemie]] fanden anstelle der geplanten zweiten Synodalversammlung am Freitag, 4.&nbsp;September 2020 fünf Regionenkonferenzen mit maximal 50 Teilnehmern unter dem Motto „Fünf Orte – ein Weg“ statt, und zwar zeitgleich und mit gleichem Programm in Frankfurt am Main, Dortmund, Berlin, München und Ludwigshafen. Inhaltlicher Schwerpunkt waren am Vormittag die Auswirkungen der Pandemie, am Nachmittag gab es Aussprachen zu den Themen Frauen und Sexualität anhand von ersten Arbeitstexten, die von den Synodalforen „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ vorgelegt wurden, aber nicht als Vorlagen im Sinne der Satzung verstanden werden können.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-09-04/sterben-und-tod-die-mitte-der-gesellschaft-gerueckt-corona-krise-thema-auf-den-regionenkonferenzen domradio.de: ''Corona-Krise Thema auf den Regionenkonferenzen. „Sterben und Tod in die Mitte der Gesellschaft gerückt“, 4.&nbsp;September 2020.'']</ref><ref>[https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/regionenkonferenzen-des-synodalen-weges/detail/ synodalerweg.de: ''Pressemeldung 020: Regionenkonferenzen des Synodalen Weges'', 4.&nbsp;September 2020.]</ref><br />
<br />
Im Vorfeld der Regionenkonferenzen war der Arbeitstextentwurf des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ von Bischof [[Rudolf Voderholzer|Voderholzer]] kritisiert worden. Gegenstand der Kritik war die fehlende Abstimmungsmöglichkeit zu den Texten vor Beginn der Regionenkonferenzen. Ebenso wurde die theologische Argumentation kritisiert, die als einseitig und tendenziös aufgefasst wurde.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/26746-bischof-voderholzer-protestiert-gegen-textentwurf-zum-synodalen-weg ''Bischof Voderholzer protestiert gegen Textentwurf zum Synodalen Weg''], katholisch.de.</ref><br />
<br />
Im Juli 2021 erklärte der [[Bistum Magdeburg|Magdeburger]] Bischof [[Gerhard Feige]], der Synodale Weg sei wichtig für die Ökumene und habe großes Potenzial.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/30639-bischof-feige-reformprozesse-in-der-kirche-wichtig-fuer-oekumene Katholisch.de: Bischof Feige: Reformprozesse in der Kirche wichtig für Ökumene], Juli 2021</ref><br />
<br />
=== Zweite Synodalversammlung (September/Oktober 2021) ===<br />
Die Zweite Synodalversammlung fand vom 30.&nbsp;September bis 2.&nbsp;Oktober 2021 in Frankfurt am Main ([[Messe Frankfurt]]) statt. Dabei werden in erster Lesung vorbereiteter Texte (Grund- bzw. Handlungstexte) der vier Synodalforen behandelt. Aufgrund mangelnder Beschlussfähigkeit musste sie vorzeitig beendet werden und konnte nicht alle vorgelegten Texte behandeln.<ref>tagesschau.de: [https://www.tagesschau.de/inland/synodaler-weg-115.html ''Synodaler Weg: Reformen angeschoben, Treffen abgebrochen''], 14. Oktober 2021.</ref><br />
<br />
Im Dezember 2021 sprach sich Bischof [[Franz-Josef Bode]] vom [[Bistum Osnabrück]] für schrittweise und behutsame Reformen in der Kirche aus; mit Beharrlichkeit lasse sich mehr erreichen als mit erhobener Faust und Vehemenz.<ref>[https://www.domradio.de/themen/bistuemer/2021-12-29/ich-bin-kein-revolutionaer-bischof-bode-moechte-synodalen-weg-schrittweise-und-behutsam-gehen Domradio.de: Bischof Bode möchte Synodalen Weg schrittweise und behutsam gehen], Dezember 2021</ref> Im Januar 2022 zeigte sich Bischof [[Karl-Heinz Wiesemann]] vom [[Bistum Speyer]] zuversichtlich hinsichtlich der Reformforderungen des Synodalen Weges.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/32753-bischof-wiesemann-schaut-zuversichtlich-auf-synodalen-weg Katholisch.de: Bischof Wiesemann schaut zuversichtlich auf den Synodalen Weg], Januar 2022</ref><br />
<br />
=== Dritte Synodalversammlung (3.–5. Februar 2022) ===<br />
Die Dritte Synodalversammlung tagte vom 3.–5. Februar 2022 ebenfalls in der Messe Frankfurt. Im Vorfeld wurden die folgenden Beschlussvorlagen erstellt:<br />
<br />
# Die Ordination von Frauen soll zugelassen werden.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-III-Handlungstext.FrauenImSakramentalenAmt-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Frauen im sakramentalen Amt''], Januar 2022<./ref><br />
# Laienvertreter sollen mehr Mitspracherechte bei [[Bischof]]sernennungen haben.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/3.2_SV-II-Synodalforum-I-Handlungstext.BestellungDesDioezesanbischofs-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs''], Januar 2022.</ref><br />
# [[Homosexualität|Homosexuelle]] Paare sollen eine [[Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare|öffentliche Segnungsfeier]] erhalten.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-IV-Handlungstext.SegensfeiernFuerPaareDieSichLieben-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Segensfeiern für Paare, die sich lieben''], Januar 2022.</ref><br />
# Der [[Katechismus der Katholischen Kirche|Weltkatechismus]] soll im Bereich der Lehre zur [[Sexualmoral]] geändert werden. Einvernehmliche, freiwillige sexuelle Handlungen unter Männer- bzw. Frauenpaaren sollen nicht länger als Sünde gelten.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-IV-Handlungstext.LehramtlicheNeubewertungVonHomosexualitaet-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Lehramtliche Bewertung von Homosexualität''], Januar 2022.</ref><br />
# Verheiratete Männer ([[viri probati]]) sollen zum Priesteramt zugelassen werden.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-II-Handlungstext.VersprechenDerEhelosigkeitImDienstDesPriesters-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Versprechen der Ehelosigkeit im Dienst des Priesters''], Januar 2022.</ref><br />
<br />
Diese wurden von der Synodalversammlung weitgehend unverändert mit großer Zustimmung beschlossen.<ref>catholicnewsagency (CNA): [https://de.catholicnewsagency.com/story/abschied-von-der-einheit-deutscher-synodaler-weg-fasst-beschluesse-gegen-kirchenlehre-10078 ''Deutscher "Synodaler Weg" fasst Beschlüsse gegen Lehre der Kirche''].</ref><ref>Die Tagespost: [https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/synodaler-weg/synodaler-weg-stimmt-fuer-zulassung-von-frauen-zu-weiheaemtern-art-225388 ''Synodaler Weg stimmt für Zulassung von Frauen zu Weiheämtern''].</ref><br />
<br />
=== Vierte Synodalversammlung (8.–10. September 2022) ===<br />
==== Verlauf ====<br />
Auch die vierte Synodalversammlung fand in der Messe in Frankfurt am Main statt.<br />
<br />
Am Abend des ersten Sitzungstages wurde über einen grundlegenden Text zur katholischen Sexualmoral abgestimmt. Der Text war vom Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ erarbeitet worden. Er thematisierte Fragen der Empfängnisverhütung, homosexueller Partnerschaften, der Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene und der Gleichwertigkeit und Legitimität nicht-heterosexueller Orientierungen. Er plädierte für eine Neuakzentuierung der katholischen Sexuallehre, indem er eine Lehre forderte, die der Lebenswirklichkeit der Menschen entspräche. Nach teils kontroverser Debatte lag die Zustimmung bei 82,8 Prozent der anwesenden Delegierten. Von den anwesenden Bischöfen stimmten 33 Bischöfe (61,1 Prozent) zu, 21 (38,9 Prozent, bei drei Enthaltungen) stimmten dagegen. Damit war die von der Geschäftsordnung geforderte Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe nicht erreicht und der vorgeschlagene Text nicht verabschiedet. In der Debatte hatten einige Bischöfe vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre und dem christlichen Menschenbild gewarnt. Synodalpräsident Bischof Bätzing sprach nach der Abstimmung von einer „krisenhaften Situation“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40915-bischoefe-lassen-grundtext-zu-katholischer-sexualmoral-scheitern ''Bischöfe lassen Grundtext zu katholischer Sexualmoral scheitern''], katholisch.de, 8. September 2022.</ref> Das Präsidium beendete nach der Abstimmung den Sitzungstag vorzeitig. Die Bischöfe und die nichtbischöflichen Teilnehmer trafen sich anschließend zu getrennten Beratungen.<br />
<br />
Am zweiten Sitzungstag wurden ein Grundlagentext zur Stellung der Frauen innerhalb der Römisch-katholischen Kirche sowie zwei Handlungstexte „Lehramtliche Neubewertung von [[Homosexualität]]“ sowie zur Reform des Kirchenarbeitsrechtes in Bezug auf homosexuelle Mitarbeiter verabschiedet,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40920-vierte-synodalversammlung-ticker-tag-2 Katholisch.de: Synodaler Weg für Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht], 10. September 2022.</ref> am letzten Tag ein Handlungstext zur Einführung eines dauerhaften Synodalen Rates.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/katholische-kirche-vom-weg-ueber-den-ausschuss-zum-rat-18309028.html FAZ.net: Vom Weg über den Ausschuss zum Rat], September 2022.</ref> Auch bei diesen Abstimmungen stimmten einige Bischöfe dagegen, jedoch wurde die Zwei-Drittel-Mehrheit an zustimmenden Voten der Bischöfe immer erreicht.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40969-synodaler-weg-voderholzer-und-schwaderlapp-stimmten-gegen-alle-texte ''Synodaler Weg: Voderholzer und Schwaderlapp stimmten gegen alle Texte''.</ref><br />
<br />
==== Weitere Entwicklung ====<br />
Bischof Georg Bätzing kündigte an, dass die beschlossenen Texte in die weltkirchliche Debatte eingebracht werden sollen, vor allem auch gegenüber dem Papst in Rom, etwa aus dem Handlungstext zur Neubewertung der Homosexualität die Bitte um Streichung der entsprechenden Passagen im Katechismus.<ref>Matthias Altmann: [https://www.katholisch.de/artikel/40939-vierte-synodalversammlung-ringen-um-beschluesse-und-den-zeitplan ''Vierte Synodalversammlung: Ringen um Beschlüsse – und den Zeitplan''], katholisch.de, 11. September 2022.</ref> Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx erklärte, er werde die Beschlüsse im Erzbistum München und Freising „selbstverständlich umsetzen“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40943-marx-will-beschluesse-auf-synodale-weise-in-erzbistum-umsetzen ''Marx will Beschluesse auf synodale Weise in Erzbistum umsetzen''], katholisch.de, 11. September 2022.</ref> Die Teilnehmerin des Synodalen Weges Dorothea Schmidt sprach in einem Bericht über die Synodalversammlung in der Zeitschrift [[Die Tagespost]] hingegen von einer „feindlichen Übernahme der katholischen Kirche“, und zwar „mit unfairen Mitteln“; man boxe durch, „was man durchboxen will. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf die Minderheit und die kirchliche Lehre“. Eine Kennzeichnung des Synodalen Weges als „deutschen Sonderweg“ schärft sie durch die Formulierung, der Synodale Weg lege den „Grundstein für die Deutsche Nationalkirche“.<ref>Dorothea Schmidt: [https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/feindliche-uebernahme-der-katholischen-kirche-art-232116 ''Feindliche Übernahme der katholischen Kirche''], [[Die Tagespost]], 11. September 2022.</ref><br />
<br />
Der [[Dogmatiker]] und Regensburger Bischof [[Rudolf Voderholzer]] wies in einem Beitrag für die Zeitschrift [[Die Tagespost]], gestützt auf einen Aufsatz von [[Karl-Heinz Menke]], auf zwei gegensätzliche theologische Denkrichtungen hin, die in den konkurrierenden Gruppen von Teilnehmern des Synodalen Weges jeweils zum Tragen kämen: eine von Menke „libertarisches Freiheits- und Wahrheitsverständnis“ genannte Richtung einerseits, die nur gelten lasse, was dem subjektiven, vermeintlich aufgeklärten Bewusstsein und der autonomen Vernunft einleuchtete, und ein „kompatibilistisches (von kompatibel – vereinbar) Freiheits- und Wahrheitsverständnis“ andererseits, das davon ausgehe, dass der menschlichen Vernunft eine Wirklichkeit gegenüberstehe, der zu entsprechen die menschliche Freiheit nicht aufhebe, sondern erst zu sich bringe; im Falle des christlichen Glaubens sei diese Wirklichkeit eine göttliche [[Offenbarung]]. Für Voderholzer treten in der Argumentation der Mehrheit der Delegierten die [[Locus theologicus|theologischen Erkenntnisorte]] „Zeichen der Zeit“ und „Lebenswirklichkeit“ nicht neben die klassischen Erkenntnisorte von [[Bibel|Schrift]], [[Tradition]], [[Kirchliches Lehramt|Lehramt]], sondern beginnen sie zu ersetzen. Dies stelle für ihn eine „neue Theologie“ dar, die sich in eine offenbarungsfreie Philosophie aufzulösen beginne und die Grundlage einer völlig anderen und in diesem Sinne „neuen Kirche“ sei.<ref>Rudolf Voderholzer: ''„Der Synodale Weg kennt keine Stoppschilder“'', [[Die Tagespost]], 14. September 2022 [https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/der-synodale-weg-kennt-keine-stoppschilder-art-232234].</ref><br />
<br />
Der Salzburger [[Fundamentaltheologie|Fundamentaltheologe]] [[Gregor Maria Hoff]] wies darauf hin, dass die Berufung auf die Verpflichtung, die Glaubenslehre der Kirche unverfälscht zu wahren (mit der u.&nbsp;a. der Kölner Weihbischof [[Dominikus Schwaderlapp]] seine Nein-Stimmen begründet hatte) zu wenig berücksichtige, dass die normative Festlegung und Wahrung von Traditionen selbst einen fortlaufenden geschichtlichen Aneignungsprozess darstelle. Die Überlieferung des Evangeliums erschöpfe sich nicht in Formelwiederholungen, sondern die Feststellung des Wahrheitswertes kirchlicher Überlieferung bedürfe immer neuer Auslegung, wie die Dogmengeschichte gezeigt habe. Ein Zugang zur Offenbarung Gottes lasse sich nicht jenseits der Geschichte erreichen, sondern erhalte Impulse von Lebens-, Kultur- und anderen Wissenschaften.<ref>Gregor Maria Hoff: ''Wenn Bischöfe beim Synodalen Weg mit der Tradition argumentieren''], katholisch.de, 134. September 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/40963-wenn-bischoefe-beim-synodalen-weg-mit-der-tradition-argumentieren].</ref><br />
<br />
==== Synodaler Rat ====<br />
Am 10. September 2022 beschloss die Synodalversammlung den Handlungstext „Synodalität nachhaltig stärken: Ein ''Synodaler Rat'' für die katholische Kirche“. 92,78 Prozent der Synodalen stimmten für den Text, von den Bischöfen stimmten 43 dafür (87,76 Prozent), sechs dagegen, weitere zehn Bischöfe enthielten sich. Es heißt darin: „Der Synodale Rat berät als Beratungs- und Beschlussorgan über wesentliche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft und trifft Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung zu pastoralen Planungen, Zukunftsfragen und Haushaltsangelegenheiten der Kirche, die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden.“ In der Frage der Verbindlichkeit der Beschlüsse des Synodalen Rates wird analog auf die Satzung des Synodalen Weges verwiesen, in der es heißt: „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.“ Der Synodale Rat soll in seiner Zusammensetzung der Synodalversammlung entsprechen und von einer Doppelspitze geleitet werden, die aus dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und dem/der Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken besteht. Zur Vorbereitung des Synodalen Rates wurde ein Synodaler Ausschuss eingesetzt, der aus den 27 Diözesanbischöfen, 27 vom ZDK gewählten Mitgliedern und zehn von diesen gemeinsam gewählten Mitgliedern besteht.<ref>[https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/synodalversammlung-stimmt-fuer-synodalen-rat-art-232090 ''Synodalversammlung stimmt für Synodalen Rat''], die-tagespost.de, 10. September 2022.</ref><br />
<br />
Daraufhin wandten sich am 21. Dezember 2022 die (Erz)Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg brieflich an den Heiligen Stuhl mit der Frage, ob sie an dem Synodalen Ausschuss teilnehmen müssten und teilnehmen dürften. In einem Schreiben der Kurienkardinäle [[Pietro Parolin]] (Kardinalstaatssekretär), [[Luis Ladaria]] (Glaubensdikasterium) und [[Marc Ouellet]] (Dikasterium für die Bischöfe) vom 16. Januar 2023 an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wird klargestellt, dass die Bischöfe nicht an dem Ausschuss teilnehmen müssen. Nach Auffassung der vatikanischen Dikasterien werde der Synodale Rat als ein neues Gremium über der Bischofskonferenz stehen, und ein eventueller „Synodaler Rat der Diözese“ könne die Autorität des Diözesanbischofs aushebeln. Der Synodale Weg sei nicht befugt, Bischöfe und Gläubige zur Annahme neuer Formen der Leitung auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.<ref>[https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2023/2023-009a-Brief-Kardinalstaatsekretaer-Praefekten-der-Dikasterien-fuer-die_Glaubenslehre-und-fuer-die-Bischoefe.pdf Brief des vatikanischen Staatssekretariats an BVischof Bätzing, 16. Januar 2023.]</ref><br />
<br />
Bischof Bätzing versicherte bei der Veröffentlichung dieses Schreibens am 23. Januar 2023: „Der Synodale Rat, der durch den Synodalen Ausschuss vorbereitet werden soll, wird sich entsprechend dem in der Beschlussfassung enthaltenen Auftrag innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen.“ Er betonte: „Der Heilige Stuhl sieht die Gefahr einer Schwächung des bischöflichen Amtes – ich erlebe synodale Beratung geradezu als eine Stärkung dieses Amtes“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/43246-nach-intervention-aus-rom-bischoefe-halten-am-synodalen-rat-fest ''Nach Intervention aus Rom: Bischöfe halten am Synodalen Rat fest''], katholisch.de, 23., Januar 2023.</ref><br />
<br />
Die konstituierende Sitzung des Synodalen Ausschussess soll vom 10. bis 11. November 2023 in Essen stattfinden.<ref>[https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/synodaler-ausschuss-nimmt-im-november-arbeit-auf Synodaler Ausschuss nimmt im November Arbeit auf (Pressemeldung)], www.synodalerweg.de, 4. April 2023.</ref><br />
<br />
=== Fünfte Synodalversammlung (9. bis 11. März 2023) ===<br />
Im Vorfeld zur fünften Synodalversammlung teilten am 22. Februar 2023 vier Teilnehmerinnen der Synodalversammlung in einem Beitrag in der Tageszeitung [[Die Welt]] mit, dass sie ihr Mandat als Synodalen für die Versammlungen des Synodalen Weges niederlegen, und zwar die Theologinnen [[Katharina Westerhorstmann]], [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]] und [[Marianne Schlosser]], ferner Dorothea Schmidt von der Bewegung ''[[Maria 1.0]]''. Als Begründung gaben sie an, dass sich die katholische Kirche in Deutschland zunehmend von der Weltkirche entferne und dass im Zuge der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Rahmen des Synodalen Weges auch zentrale katholische Lehren und Überzeugungen in Zweifel gezogen worden seien.<ref>''"Legen unser Mandat nieder". Vier Delegierte beenden Mitarbeit am Synodalen Weg''. domradio.de, 22. Februar 2023 [https://www.domradio.de/artikel/vier-delegierte-beenden-mitarbeit-am-synodalen-weg]</ref> Am 26. Februar 2023 erklärte der Bonner Stadtdechant Dr. [[Wolfgang Picken]], dass er sein Mandat für den Synodalen Weg als Vertreter des Priesterrats des Erzbistums Köln niederlege, und zwar wegen fehlender Offenheit bei vielen Debatten und wegen zahlreicher Reformvorschläge, die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgäben, sowie wegen fehlender Kritikfähigkeit des Synodalen Wegs.<ref>''Bonner Stadtdechant Picken legt Mandat für Synodalen Weg nieder''. katholisch.de, 26. Februar 2023 [https://www.katholisch.de/artikel/43793-bonner-stadtdechant-picken-legt-mandat-fuer-synodalen-weg-nieder]</ref> <br />
<br />
Am 9. März 2023 begann die fünfte Synodalversammlumg in Frankfurt am Main.<br />
<br />
Rund 75 Prozent der Bischöfe befürworteten am Eröffnungstag ein freiwilliges Zölibat für Priester. Der Handlungstext „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“ wurde mit einer Mehrheit von knapp 95 Prozent der abgegebenen 205 Stimmen angenommen. 179 Synodale stimmten mit Ja, 10 Synodale mit Nein und 16 Synodale enthielten sich bei der finalen Abstimmung. Von den 60 teilnehmenden Bischöfen in der Synodalversammlung stimmten 44 dafür, 5 dagegen und 11 enthielten sich.<ref>Christian Toussaint: ''Synodaler Weg spricht sich für Prüfung eines freiwilligen Zölibats aus'' |hrsg=Neues Ruhrwort, 9. März 2023 [https://neuesruhrwort.de/2023/03/09/synodalersynodaler-weg-spricht-sich-fuer-pruefung-eines-freiwilligen-zoelibats-aus/]</ref><ref>Daniel Deckers, Thomas Jansen: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/synodaler-weg-spannung-bei-katholischem-reformtreffen-18736601.html ''Deutsche Bischöfe wollen Papst um Prüfung des Zölibats bitten.''] In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. März 2023.</ref><br />
<br />
Am 10. März 2023 befürwortete der Synodale Weg ein Dokument „Verkündigung des Evangeliums durch Lai/innen in Wort und Sakrament“ zu mehr Mitbeteiligung von Laien bei Wort und Sakrament.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/43992-fuenfte-synodalversammlung-ticker-tag-2 Katholisch.de: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen], 10. März 2023</ref><ref>[https://www.domradio.de/artikel/frauen-sollen-katholischen-gottesdiensten-predigen-duerfen DomRadio.de: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen], 10. März 2021</ref> Des Weiteren verabschiedet wurde ein Dokument „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“.<ref>[https://www.kirche-und-leben.de/artikel/synodaler-weg-ticker-am-freitag-werden-segensfeiern-zugelassen Kirche und Leben.de: Ja zu öffentlichen Segensfeiern], 10. März 2023</ref> Dafür stimmten 176 von 202 Versammlungsmitgliedern, dagegen 14. Zwölf enthielten sich. Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam zustande. Am Ende sprachen sich 80 Prozent der Diözesan- und Weihbischöfe für die Segensfeiern aus.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/politik/muhsamer-weg-katholische-reformer-kommen-weiter-9483179.html Tagesspiegel.de: Katholische Reformen kommen weiter], 10. März 2023</ref><br />
<br />
Am 11. März 2023 wurde das Dokument ''Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt''<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/44013-synodaler-weg-kirche-soll-umgang-mit-inter-und-transsexuellen-aendern Katholisch.de: Synodaler Weg: Kirche soll Umgang mit Inter- und Transsexuellen ändern], 11. März 2023</ref> und das Dokument ''Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch'' verabschiedet.<ref>[https://www.welt.de/regionales/hessen/article244236989/Forderung-nach-Augenhoehe-am-Altar-auf-Synodalversammlung.html Welt.de: Forderung nach «Augenhöhe am Altar» auf Synodalversammlung], 11. März 2023</ref><br />
<br />
== Beschlüsse ==<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
! Titel !! Urheber !! Datum !! Abstimmung<br />
|-<br />
| '''Präambeltext:'''<br>Hören, lernen, neue Wege gehen: Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland || Präsidium || 11. März 2023 || 177 Ja (97,25 %)<br> 5 Nein<br> 10 Enth.<br>'''Angenommen'''<br />
|-<br />
| '''Orientierungstext:'''<br>Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland ||Präsidium || 3. Februar 2022 ||178 Ja<br><br />
(Bischöfe: 41 Ja, 16 Nein)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|}<br />
<br />
=== Grundtexte ===<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
! Titel !! Urheber !! Datum !! Abstimmung<br />
|-<br />
|Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag || Forum I || 3. Februar 2022 ||178 Ja (88 %)<br><br />
(Bischöfe: 74 % Ja)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
| Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik ||Forum IV ||8. September 2022||82,8 % Ja<br><br />
(Bischöfe: 33 Ja (61,1%), 21 Nein (38,9 %), 3 Enth.)<br><br />
<br />
'''Abgelehnt''', da 2/3-Mehrheit der Bischöfe nicht erreicht<br />
|-<br />
|Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche ||Forum III || 9. September 2022 ||182 Ja (91,92 %)<br>16 Nein<br>7 Enth.<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Priesterliche Existenz heute ||Forum II || 9. März 2023 ||166 Ja (88,77 %)<br>21 Nein<br>14 Enth.<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|}<br />
<br />
=== Handlungstexte ===<br />
{| class="wikitable toptextcells"<br />
! Titel !! Urheber !! Datum !! Abstimmung<br />
|-<br />
|Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität || Forum IV || 9. September 2022 ||170 Ja (92,39 %)<br>14 Nein<br>9 Enth.<br><br />
(Bischöfe: 83,33 % Ja)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Grundordnung des kirchlichen Dienstes ||Forum IV || 9. September 2022 ||175 Ja (95,63 %)<br>8 Nein<br>13 Enth.<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Synodalität nachhaltig stärken: Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche in Deutschland ||Forum I || 10. September 2022 ||93 % Ja<br><br />
(Bischöfe: 88 % Ja)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung || Forum II || 9. März 2023 ||179 Ja (94,71 %)<br>10 Nein<br>16 Enth.<br><br />
(Bischöfe: 44 Ja, 5 Nein, <br />
11 Enth.)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament || Forum III || 10. März 2023 ||169 Ja (90,86 %)<br>17 Nein<br>17 Enth.<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Prävention sexualisierter Gewalt, Intervention und Umgang mit Tätern in der katholischen Kirche || Forum II ||10. März 2023 ||171 Ja (100 %)<br>12 Enth.<br><br />
(Bischöfe: 100 % Ja)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Segensfeiern für Paare, die sich lieben || Forum IV || 10. März 2023 ||176 Ja (92,63 %)<br>14 Nein<br>12 Enth.<br><br />
(Bischöfe: 80 % Ja)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch || Forum III || 11. März 2023 ||177 Ja (/93,65 %)<br> 12 Nein<br>13 Enth.<br><br />
(Bischöfe: 42 Ja, 10 Nein, 6 Enth.)<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt || Forum IV || 11. März 2023 ||170 Ja (95,51 %)<br>8 Nein<br>19 Enth.<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs || Forum I || 3. Februar 2022 ||'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche || Forum III || 1. Lesung: 10. März 2023 ||199 Ja (100 %)<br> 0 Nein<br>6 Enth.<br><br />
'''Angenommen'''<br />
|-<br />
|Gemeinsam beraten und entscheiden ||Forum I || 10. März 2023 ||'''In den Synodalen Ausschuss verschoben'''<br />
|}<br />
<br />
== Reaktionen, Kritik ==<br />
In Teilen der katholischen Kirche in [[Lateinamerika]] werden die Schritte auf dem synodalen Weg mit Interesse verfolgt. Aufmerksamkeit findet und hervorgehoben wird vor allem die Beteiligung, ja Mitverantwortung von Laien und der Umstand, dass deren Vertretern dasselbe Stimmrecht eingeräumt wird wie den Bischöfen.<ref>Juan Miguel Espinoza Portocarrero: ''Sinodalidad puesta en práctica''. In: ''Signos. Publicación mensual del Instituto Bartolomé de Las Casas y del Centro de Estudios y Publicaciones'', Lima, {{ISSN|1022-789X}}, Jg. 39, Nr. 11, S. 4.</ref><br />
<br />
Begleitend zum Ablauf nahmen auch kritische Stimmen zu. Der Theologe [[Thomas Schüller]], der wiederholt in öffentlichen Stellungnahmen zu den Auseinandersetzungen um den Gesprächsprozess die Reformbemühungen in der Kirche unterstützt hatte, teilte im September 2021 mit, dass er deshalb wie andere Theologen in stark zunehmendem Maß persönlichen Angriffen „bis hin zur Androhung von Gewalt“ ausgesetzt sei.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/31424-nach-angriffen-schueller-kuendigt-auszeit-bei-kommentierung-an ''Nach Angriffen: Schüller kündigt "Auszeit" bei Kommentierung an. Kirchenrechtler spricht auch über "Androhung von Gewalt"''], katholisch.de, 28. September 2021.</ref><br />
<br />
Das private außerkirchliche Online-Magazin ''[[kath.net]]'' veröffentlichte am 28. September 2021 einen Kommentar des kath.net-Autors Franz Norbert Otterbeck, in dem dieser einen Nazi-Vergleich] zog und den ''Synodalen Weg'' des „deutschnationalen Kirchentums“ mit einem „Reichsparteitag“ verglich, „der nur ‚nach innen‘ fasziniert“.<ref>Franz Norbert Otterbeck: [https://www.kath.net/news/76394 ''"Bätzing zur Sonne, zur Freiheit!". Der "Linksrutsch" der deutschen Kirche, Teil 2 - Kommentar''],kath.net, 28. September 2021.</ref> Otterbeck veröffentlicht seit Juli 2022 in dem Online-Magazin eine regelmäßigen Glosse „Otti’s Optik“. Darin rückte er am 20. September 2022 die Theologen [[Julia Knop]], [[Magnus Striet]] und [[Stephan Goertz]] in die Nähe von bösartigen [[Tumor]]en, die (von ihren „Leerstühlen“) entfernt werden müssten; „Bischöfe“ verballhornte er zu „Fischköpfen“, die Bischöfe [[Stefan Heße]], [[Heiner Wilmer]] und [[Franz-Josef Bode]] sind für ihn „Typen“ auf dem Weg zu einer „Singlebörse“. Die Synodalpräsidentin Irme Stetter-Karp verhöhnt er, indem er sie durchgängig „Stotter-Karg“ nennt („so karg man nur stottern kann“).<ref>[https://www.kath.net/news/79522 kath.net: ''Bischof oder Fischkopf?'', 20. September 2022].</ref><br />
<br />
In einem Exklusiv-Interview mit der Zeitschrift [[Die Tagespost]] verglich [[Kurt Koch|Kardinal Kurt Koch]], der Präsident des römischen [[Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen|Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen]], die theologischen Methoden des Synodalen Weges mit denen der [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]], die in den 1930er-Jahren den [[Protestantismus]] in Deutschland an die Ideologie des [[Nationalsozialismus]] angleichen wollten; Koch sagte: „Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben“; der Interviewer [[Martin Lohmann]] hatte vorher von der „Versuchung“ der katholischen Kirche in Deutschland gesprochen, sich zu einer „deutschen Kirche“ zu entwickeln. Das Interview wurde am 29. September 2022, dem letzten Tag der Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz, veröffentlicht.<ref>Martin Lohmann: ''Die Wahrheit macht frei, nicht die Freiheit wahr! Ein Gespräch mit Kurt Kardinal Koch über den Zeitgeist, vermeintliche neue Quellen der Offenbarung und den christlichen Dienst an der Wahrheit.'' [[Die Tagespost]], 29. September 2022 [https://www.die-tagespost.de/kirche/aktuell/die-wahrheit-macht-frei-nicht-die-freiheit-wahr-art-232532].</ref> Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kritisierte die Aussage Kochs als „völlig inakzeptable Entgleisung“, auf die die Vollversammlung mit Entsetzen reagiert habe, und forderte eine umgehende Entschuldigung des Kardinals.<ref>''Wie die "Deutschen Christen"? Kardinal Koch vergleicht Reformdebatte mit Nazi-Zeit'', domradio.de, 29. September 2022 [https://www.domradio.de/artikel/kardinal-koch-vergleicht-reformdebatte-mit-nazi-zeit].</ref><br />
<br />
Der ehemalige Präsident des [[Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen|Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen]], Kardinal [[Walter Kasper]], kritisierte wiederholt öffentlich Vorgänge beim Synodalen Weg. Im Juni 2022 sagte er bei einem Vortrag, dass Reformen in der Kirche zwar nötig seien, doch dürfe die Kirche dabei nicht „zu einer Verfügungsmasse“ werden, „die man situationskonform jeweils neu kneten und gestalten“ könne. Manche der bisherigen Aussagen aus dem Reformdialog seien nicht mit dem Evangelium vereinbar, und Versuche, das Bischofsamt als „Grundpfeiler der alten Kirche“ zu verändern, seien gefährlich: Wenn Bischöfe sich in einem Akt der Selbstverpflichtung Entscheidungen der Synode oder eines Synodalrats unterordneten, käme das einem kollektiven Rücktritt der Bischöfe gleich.<ref>''Kardinal Kasper bekräftigt Kritik am Synodalen Weg'', katholisch.de, 22. Juni 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/39789-kardinal-kasper-bekraeftigt-kritik-am-synodalen-weg].</ref> Im Interview mit der Zeitschrift ''[[Communio]]'' sagte er im Oktober 2022, die katholische Kirche könne nur Zukunft haben, wenn sie „in schöpferischer Treue und in synodaler Weggemeinschaft, im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort und im Hören aufeinander“ auf dem vom [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] eingeschlagenen Weg weitergehe; dies sei dem Synodalen Weg jedoch misslungen. Kasper hoffe stattdessen auf den von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozess.<ref>''Kardinal Kasper sieht Synodalen Weg nicht in der Tradition des Konzils'',katholisch.de, 11. Oktober 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/41447-kardinal-kasper-sieht-synodalen-weg-nicht-in-der-tradition-des-konzils</ref> In einem offenen Brief weist die ''Initiative Konzil von unten'' im Bistum Rottenburg-Stuttgart<ref>[https://www.konzil-von-unten.de/ ''Konzil von unten''.</ref> die „pauschal abwertenden Äusserungen“ von Kasper zurück, die fragt, „wie es sein kann, dass Sie sich angesichts der beeindruckenden theologischen Sorgfalt, mit der sämtliche Beschlüsse vorbereitet wurden […], ein solches Urteil erlauben und damit der Mehrheit der deutschen Bischöfe einen Bruch mit der Tradition der katholischen Kirche unterstellen können“.<ref>Konzil von unten: [https://www.konzil-von-unten.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_konzilvonunten/Presse_Kasper_Offener_Brief.pdf ''Offener Brief an Kardinal Walter Kasper''], 1. Oktober 2022.</ref><ref>[https://www.katholisch.de/artikel/41600-reforminitiative-kritisiert-kasper-fuer-aeusserungen-zum-synodalen-weg ''Reforminitiative kritisiert Kasper für Äußerungen zum Synodalen Weg''.</ref><br />
<br />
=== Stellungnahmen der Kirchenleitung ===<br />
[[Franziskus (Papst)|Papst Franziskus]] äußerte sich in einem Gespräch mit den Redakteuren der in verschiedenen Sprachen erscheinenden Kulturzeitschriften der Jesuiten, das ''[[La Civiltà Cattolica]]'' am 18. Juni 2022 veröffentlichte, kritisch zum Synodalen Weg:<ref>[[Antonio Spadaro]]: ''Papa Francesco in conversazione con i direttori delle riviste culturali europee dei gesuiti''. In: ''La Civiltà Cattolica'', Jg. 2022, Nr. 4128, S. 521–529 ([https://www.laciviltacattolica.it/articolo/papa-francesco-in-conversazione-con-i-direttori-delle-riviste-culturali-europee-dei-gesuiti/ online]).</ref><br />
<br />
"Dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Msgr. Bätzing, sagte ich: ‚Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei davon.‘ Das Problem entsteht, wenn der synodale Weg von intellektuellen, theologischen Eliten ausgeht und stark von äußeren Druckausübungen beeinflusst wird."<br />
<br />
Am 21. Juli 2022 veröffentlichte das [[Presseamt des Heiligen Stuhls]] eine nicht namentlich unterzeichnete Erklärung, in der es hieß: „Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten. Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden.“ Es sei allerdings wünschenswert, dass „die Vorschläge des Weges der Teilkirchen in Deutschland in den [[Weltsynode|synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist]], einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben“.<ref>[https://www.domradio.de/glossar/vatikan-ruft-kirche-deutschland-zu-einheit-mit-weltkirche-auf ''Hinweis zum Synodalen Weg. Vatikan ruft Kirche in Deutschland zu Einheit mit Weltkirche auf''], domradio.de, 21. Juli 2022.</ref> Die Präsidenten des Synodalen Weges, Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing, reagierten umgehend „irritiert“ auf das Schreiben und erklärten: „Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen ‚deutschen Sonderweg‘ gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.“ Mit Verwunderung nähmen sie zur Kenntnis, dass die Art der heutigen Kommunikation seitens des Heiligen Stuhls von keinem guten Stil innerhalb der Kirche zeuge, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht würden. Die Leitung des Synodalen Wegs habe sich von Anfang an um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen bemüht, doch sei das Präsidium bisher nicht zu einem Gespräch eingeladen worden.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40297-praesidenten-des-synodalen-wegs-kritisieren-vatikan-erklaerung ''Präsidenten des Synodalen Wegs kritisieren Vatikan-Erklärung''],katholisch.de, 21. Juli 2022.</ref> In einem Pressegespräch stellte Papst Franziskus am 30. Juli 2022 klar, dass der Text vom Staatssekretariat des Heiligen Stuhls verfasst worden sei. Dies nicht mitzuteilen, sei ein Kommunikationsfehler gewesen, der aus Versehen und nicht aus böser Absicht geschehen sei.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40404-vatikan-erklaerung-zum-synodalen-weg-papst-nennt-absender ''Vatikan-Erklärung zum Synodalen Weg: Papst nennt Absender. Franziskus gibt Kommunikationsfehler bei Veröffentlichung zu''], katholisch.de, 30. Juli 2022.</ref> Seine eigene Botschaft zum „sogenannten Synodalen Weg“ habe er in seinem Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ vom 29. Juni 2019 zum Ausdruck gebracht und dabei alles, was er habe sagen wollen, mitgeteilt.<ref>[https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-text-franziskus.html Der Brief im Wortlaut], abgerufen am 30. Dezember 2022.</ref><br />
<br />
Papst Franziskus kommentierte den Reformweg im November 2022 ablehnend mit „Deutschland hat bereits eine große evangelische Kirche, ich möchte keine weitere.“<ref>[https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-11/papst-franziskus-bahrain-fliegende-pk-deutschland-fazit-kirche.html ''Papst Franziskus nach Bahrain-Reise: „Deutsche, sucht eure Quelle!“''], Vatican News, 6. November 2022.</ref> Beim turnusmäßigen [[Ad-limina-Besuch]] der [[Deutsche Bischofskonferenz|deutschen Bischöfe]] im Vatikan im selben Monat erklärten die Kurienkardinäle [[Luis Ladaria]], Präfekt des [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Dikasteriums für die Glaubenslehre]], und [[Marc Ouellet]], Präfekt des [[Dikasterium für die Bischöfe|Dikasteriums für die Bischöfe]], konkret ihre Zweifel an den Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland.<ref>''Vatikan veröffentlicht Bedenken gegen synodalen Weg deutscher Kardinäle'', Der Spiegel , 24. November 2022 [https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/vatikan-veroeffentlicht-bedenken-gegen-synodalen-weg-deutscher-kardinaele-a-43fec70a-4150-4288-9870-52742e416301].</ref><ref>Frank Hornig: ''Die deutschen Bischöfe und der Papst streiten über die Sexualmoral der Kirche'', Der Spiegel, 17. November 2022 [https://www.spiegel.de/ausland/papst-franziskus-und-deutsche-bischoefe-streiten-in-rom-ueber-reformen-in-der-katholischen-kirche-a-5c80a8af-3404-4de1-b252-d2f5a6f0f783].</ref> Ladaria kritisierte dabei das Kirchenbild der Texte, die beim Synodalen Weg beraten werden, da darin die Kirche auf eine bloße Machtinstitution reduziert oder sie von vornherein als „eine strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation“ betrachtet werde, die „so schnell wie möglich unter die Kontrolle von Oberaufsehern gebracht werden“ müsse. Ouellet unterstellte, dass die Missbrauchsfälle „ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen“. Der stellvertretende Präsident des Synodalen Weges, [[Thomas Söding]], wies die Kritik zurück. Er wies darauf hin, dass es sich bei den Taten um viel zu viele Einzelfälle handele, als dass man nicht auch die Systemfrage stellen müsse; der Synodale Weg verstehe sich als eine Möglichkeit von vielen, Fragen etwa zur katholischen Sexualmoral oder der Verteilung von Macht in der Kirche neu zu erörtern; die Kirche in Deutschland lasse sich auf einen weltweiten Dialog ein, „in dem sie nicht Recht haben, sondern mit allen der Gerechtigkeit Gottes dienen will“.<ref>''Theologe Söding weist Kritik aus Vatikan am Synodalen Weg zurück]], katholisch.de, 27. November 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/42267-theologe-soeding-weist-kritik-aus-vatikan-am-synodalen-weg-zurueck].</ref> <br />
<br />
=== Alternativer Synodaler Weg ===<br />
Im September 2021, im Vorfeld der Zweiten Synodalvollversammlung, veröffentlichte der [[Bistum Regensburg|Regensburger]] Bischof [[Rudolf Voderholzer]] gemeinsam mit einer Gruppe von Mitgliedern der Synodalversammlung eine Internetseite mit Alternativtexten, Kommentaren und vatikanischen Stellungnahmen zu den Themen und Foren des Synodalen Weges mit dem Titel „Synodale Beiträge“<ref>[https://www.synodale-beitraege.de/ www.synodale-beitraege.de], abgerufen am 5. September 2021.</ref>. Die Mitarbeiter an der Seite kritisieren die Diskussionskultur in den Synodalforen und wollen einen Beitrag dazu leisten, dass der Synodale Weg in Einheit mit der Gesamtkirche zu einem guten Ziel kommen kann.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/bayern/kirche-regensburg-kritik-an-reformprozess-bischof-startet-homepage-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210903-99-75485 ''Kritik an Reformprozess: Bischof startet Homepage'', Süddeutsche Zeitung.</ref><ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-09-03/kritik-am-synodalen-weg-bischof-voderholzer-sucht-alternativen ''Bischof Voderholzer sucht Alternativen'', domradio.de.</ref><ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-09-03/argumente-oeffentlich-diskutieren-voderholzer-erlaeutert-alternative-homepage ''Voderholzer erläutert alternative Homepage''], domradio.de.</ref><br />
<br />
=== Offene Briefe von Bischöfen ===<br />
* Am 22. Februar 2022 veröffentlichte Erzbischof [[Stanisław Gądecki]], der Vorsitzende der [[Polnische Bischofskonferenz|Polnischen Bischofskonferenz]], in mehreren Sprachen einen Offenen Brief an die [[Deutsche Bischofskonferenz]], in dem er den ''Synodalen Weg'' „mit Sorge“ kommentierte. Er kritisierte die Positionen zur Abschaffung des Pflichtzölibats, zum Priestertum der Frauen, zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften als „Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen“, ging aber nicht auf das Thema des sexuellen Missbrauchs ein. Gądecki warnte die Kirche in Deutschland davor, „die Lehre Jesu ständig mit den aktuellen Entwicklungen in der Psychologie und den Sozialwissenschaften zu konfrontieren“, da Wissenschaft in ständiger Entwicklung sei und auch Fehler mache; die Kirche müsse sich „auf die Offenbarung und die soliden Errungenschaften der Wissenschaft stützen“.<ref>[https://episkopat.pl/brief-des-des-vorsitzenden-der-polnischen-bischofskonferenz-in-bruderlicher-sorge-betr-synodaler-weg/ ''Brief aus brüderlicher Sorge des Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz betr. „Synodaler Weg“''], episcopat.pl, 22. Februar 2022.<br />[https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2022-02/polen-bischoefe-sorge-synodaler-weg-deutschland-reform-kirche.html ''Polens Bischöfe bekunden Sorge über deutschen Synodalen Weg''], [[Vatican News]], 22. Februar 2022.</ref> Er berief sich auf die Äußerungen der Päpste [[Paul VI.]] und [[Johannes Paul II.]], Franziskus und weitere kirchliche Lehrentscheidungen.<ref>''Jak wygrać ze współczesną herezją.'' In: ''Do Rzeczy'', 4. April 2022, S. 45.</ref> Nach einem Gespräch Gądeckis mit Papst Franziskus am 28. März 2022 teilte die Polnische Bischofskonferenz mit, der Papst habe sich gegenüber Erzbischof Stanislaw Gądecki vom Synodalen Weg in Deutschland distanziert. Dies wurde jedoch vom [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] nicht bestätigt; der Inhalt des Gesprächs sei vertraulich.<ref>Tobias Glenz: [https://www.katholisch.de/artikel/33701-vatikan-haltung-des-papstes-zum-synodalen-weg-unveraendert ''Vatikan: Haltung des Papstes zum Synodalen Weg unverändert''], katholisch.de, 29. März 2022.<br />In seiner Antwort auf das Schreiben<ref>Georg Bätzing: [https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2022/2022-03-16_Antwortbrief-Bi.-Baetzing-an-Erzb.-Gadecki.pdf ''Antwortbrief auf das Schreiben von Erzbischof Gądecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, zum Synodalen Weg''], dbk.de, 24. März 2022. </ref> wies Bischof Georg Bätzing für die Deutsche Bischofskonferenz darauf hin, dass die Kirche in Deutschland den Weg der Umkehr und der Erneuerung nicht leichtfertig und schon gar nicht außerhalb der [[Weltkirche]] gehe; für den Synodalen Weg sei sehr wohl „die [[Heilige Schrift]] die höchste Richtschnur“, aber daneben seien „auch die lebendige Tradition, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil betonten Zeichen der Zeit, der [[Sensus fidei|Glaubenssinn der Gläubigen]], das [[Lehramt]] und die Theologie in wechselseitiger Verbundenheit grundlegend.“<ref>[https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-schreibt-dem-vorsitzenden-der-polnischen-bischofskonferenz ''Bischof Bätzing schreibt dem Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz: „Die Kirche hat eine großartige Botschaft zu verkünden“''], dbk.de, 24. März 2022.</ref><br />
<br />
* Ähnlich wie die Polnische argumentierte die [[Nordische Bischofskonferenz]] in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe vom 10. März 2022, mit dem sie ihre Besorgnis über Richtung, Methodik und Inhalt des Synodalen Wegs zum Ausdruck brachte. Bei der Suche nach Antworten auf Fragen zur Lebensform der Priester, zur Stellung der Frau und in Sachen Sexualität müsse vor jenen Themen Halt gemacht werden, „die unveränderliche Teile der Lehre der Kirche beinhalten“. Die Kirche dürfe nicht durch Prozessdenken und strukturellen Umbau zu einem Projekt oder Objekt menschlichen Handelns gemacht werden.<ref>Felix Neumann: [https://www.katholisch.de/artikel/33787-nach-kritik-am-synodalen-weg-baetzing-antwortet-nordischen-bischoefen ''Nach Kritik am Synodalen Weg: Bätzing antwortet nordischen Bischöfen''], katholisch.de, 5. April 2022.</ref><br />Am 28. März 2022 antwortete Bischof Georg Bätzing, der Synodale Weg handle „in guter kirchlicher Tradition und in enger Anbindung an die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils“ und sei auf der „synodalen Suche nach lebensspendendem Potenzial im Leben und Wirken der Kirche heute“, ohne dabei das durch die Kirche vermittelte ''[[Depositum fidei]]'' anzuzweifeln; nach den Zeichen der Zeit zu fragen habe nichts damit zu tun, dem Zeitgeist nachzugehen. Ein einfaches „Weiter so“ würde die Kirche zerstören.<br />
<br />
* 70 Bischöfe, überwiegend aus den [[USA]] und aus [[afrika]]nischen Ländern, unterschrieben einen am 11. April 2022 veröffentlichten „brüderlichen Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland“ zur „Situation in Deutschland“.<ref>[[Francis Arinze]] u. a. [https://files.static-nzz.ch/2022/04/12/bf1df2fa-e96d-4cca-ad03-b96b6c43e018.pdf ''Eine Antwort auf die Situation in Deutschland: Ein brüderlicher Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland''], 11. April 2022, wiedergegeben auf nzz.ch</ref> Erstunterzeichner waren die Kardinäle [[Francis Arinze]], [[Raymond Leo Burke]], [[Wilfrid Fox Napier]] und [[George Pell]], unter den Unterzeichnern finden sich die Wortführer der Traditionalisten in der [[Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten]].<ref>''Tag des Herrn'', 24. April 2022, S. 2; genannt werden die Bischöfe Joseph Fred Naumann, Samuel Aquila, Thomas Paprocki, Salvador Cordileone, Charles Chaput und Joseph Strickland</ref> In dem Brief wird von „wachsende[r] Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente“ gesprochen; der Synodale Weg habe bereits Verwirrung gestiftet, und es drohe unweigerlich ein „[[Schisma]] im Leben der Kirche“. In sieben Punkten kritisieren die Unterzeichner Arbeitsweise und Beschlussvorlagen des Synodalen Wegs; er untergrabe die kirchliche Autorität und ihre Glaubwürdigkeit der kirchlichen Leitung einschließlich der des Papstes, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift. Die Texte des Synodalen Wegs seien „größtenteils nicht vom Wort Gottes und der Tradition“ geprägt, sondern „von soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie“ auf der Grundlage eines falschen Freiheitsverständnisses. Auf den Anlass des Synodalen Wegs, Konsequenzen aus der Aufdeckung von sexuellem und geistlichem Missbrauch in der Kirche zu ziehen und dessen systemischen Ursachen zu begegnen, gingen die Bischöfe nicht ein.<ref>{{Felix Neumann: [https://www.katholisch.de/artikel/33892-offener-brief-ueber-70-bischoefe-fuerchten-schisma-durch-synodalen-weg ''Offener Brief: Über 70 Bischöfe fürchten Schisma durch Synodalen Weg''], katholisch.de, 12. April 2022.</ref><br />Bischof Georg Bätzing wies am 14. April 2022 in seinem Antwortschreiben<ref>Georg Bätzing [https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2022/2022-04-16_Antwortbrief-Bi.-Baetzing-an-Erzb.-Samuel-J.-Aquila.pdf ''Antwortbrief auf das Schreiben von Erzbischof Samuel J. Aquila (Denver, Colorado – USA) zum Synodalen Weg''], dbk.de, 16. April 2022.</ref> an den Absender des Briefes, Erzbischof [[Samuel Joseph Aquila]] ([[Erzbistum Denver]], USA), die Kritik deutlich zurück; der Brief enthalte unbelegte Unterstellungen und missachte das Grundanliegen des deutschen Reformprozesses. Bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs müsse offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, denn „euphemistische Verbrämungen“, wie sie in dem Schreiben versucht würden, könnten nicht weiterhelfen. Im Synodalen Weg versuche man, sich „den systemischen Ursachen des Missbrauchs und seiner Vertuschung“ zu stellen und so „eine glaubwürdige Verkündigung der Frohen Botschaft“ neu zu ermöglichen; dieser wichtige Zusammenhang werde leider in dem Schreiben überhaupt nicht erwähnt.<ref>[https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-schreibt-dem-erzbischof-von-denver ''Bischof Bätzing schreibt dem Erzbischof von Denver''], dbk.de, 16. April 2022.<br />Moritz Findeisen: [https://www.katholisch.de/artikel/33939-baetzing-an-brief-unterzeichner-verbraemung-des-missbrauchs-hilft-nicht ''Bätzing an Brief-Unterzeichner: Verbrämung des Missbrauchs hilft nicht''], katholisch.de, 16. April 2022.</ref><br />[[Magnus Striet]], [[Fundamentaltheologie|Fundamentaltheologe]] in Freiburg, warf den Autoren vor, sich nicht damit beschäftigt zu haben, „was seit dem 18. Jahrhundert unter dem Begriff ‚Autonomie‘ verhandelt“ werde. Die Unterzeichneten beanspruchten ein „Wahrheitsentscheidungsmonopol, darüber […], was […] eine authentische von einer nicht-authentischen Freiheit“ unterscheide. Sie leisteten mit ihrem Schreiben „den Offenbarungseid, dass sie die hochkomplexe, von Umbrüchen und Transformationen des überkommenen Glaubens gekennzeichnete Geschichte des Christentums, das es immer nur im Plural gegeben hat, nicht kennen beziehungsweise sich durch die von ihnen konstruierte Singularkonstruktion nur jeder Diskussion entziehen wollen.“ Darum nehme er „die ‚Antwort‘ der Kardinäle und Bischöfe [intellektuell] nicht allzu ernst.“<ref>Magnus Striet: [https://www.katholisch.de/artikel/34014-striet-nehme-brief-zum-synodalen-weg-intellektuell-nicht-allzu-ernst ''Striet: Nehme Brief zum Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst''], katholisch.de, 25. April 2022.</ref><br />
<br />
:In einem Interview mit dem [[Domradio]], dem Radiosender des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]], analysierte der britische Vatikanexperte Christopher Lamb den Brief und wies darauf hin, dass die katholische Kirche in Deutschland fundamentale Fragen stelle, die nicht länger ignoriert werden könnten: die grundsätzlichen Fragen der Machtverteilung in der Kirche, Fragen von Sexualität, Missbrauch, der Rolle der Frauen seien Fragen, die auch im weltweiten von Papst Franziskus ausgerufenen [[Weltsynode|Synodalprozess]] unausweichlich seien. Dies führe bei einigen Bischöfen zu Nervosität und zu Angst. Dieser Brief zeige, wie auch die Briefe der Polnischen und Nordischen Bischofskonferenzen, eine Verunsicherung, dass Deutschland hier eventuell etwas losgetreten habe, das nicht mehr eingefangen werden könne. Die wirkliche Gefahr eines Schismas komme nicht aus Deutschland, sondern aus den Ecken der Kirche, die sich weigern, sich auf Reformen einzulassen. Die vielen großen Herausforderungen und Kontroversen in der Kirche könne man nicht ignorieren. „Einfach den Mund halten ist gefährlicher, als zu diskutieren.“<ref>Renardo Schlegelmilch: [https://www.domradio.de/artikel/britischer-vatikanexperte-ordnet-kritik-am-synodalen-weg-ein ''Britischer Vatikanexperte ordnet Kritik am Synodalen Weg ein: „Einige Kardinäle sind nervös“''], domradio.de, 13. April 2022.</ref><br />
<br />
Der Generalsekretär der [[Bischofssynode]], Kardinal [[Mario Grech]], kritisierte in einem vom [[Verlag Herder]] im August 2022 veröffentlichten Interview die Kritik anderer Bischöfe am Synodalen Weg der Deutschen in Form offener Briefe als „öffentliche Denunziation“, die nicht helfe, sondern zusätzlich polarisiere. Grech sagte, die Kommunikation zu dem Reformprojekt hätte vielleicht besser sein können, aber er vertraue den deutschen Bischöfen, „dass sie wissen, was sie tun“.<ref>[url=https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2022-08/kardinal-grech-vertrauen-deutsche-kirche-herder-interview-synode.html ''Kardinal Grech: „Vertraue in die deutsche Kirche“''], Vatican News, 29. August 2022.</ref><br />
<br />
== Ähnliche Diskussionsprozesse und Beschlüsse in anderen europäischen Ländern ==<br />
In der Vorbereitung der [[Weltsynode]] erfolgten 2022 ähnliche Voten zur Zulassung der Frauenordination, zur Zulassung verheirateter Priester und zur Reform der Sexualethik im Weltkatechismus 2022 in den Niederlanden,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/39567-kirche-in-den-niederlanden-legt-bericht-zu-reformforderungen-vor ''Kirche in den Niederlanden legt Bericht zu Reformforderungen vor''], katholisch.de, 4. Juni 2022.</ref> in Belgien, in Luxemburg,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40350-luxemburger-katholiken-fuer-aenderungen-bei-sexualmoral-und-zoelibat Katholisch.de: Luxemburger Katholiken für Änderungen bei Sexualmoral und Zölibat], 26. Juli 2022.</ref> in Frankreich, in Italien,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40643-weltsynode-italiens-katholiken-wollen-reformen-und-hoerende-kirche ''Italiens Katholiken wollen Reformen und hörende Kirche''], 18. August 2022.</ref> in der Schweiz<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40597-schweizer-schlussbericht-zum-synodalen-prozess-wunsch-nach-reformen ''Schweizer Schlussbericht zum synodalen Prozess: Wunsch nach Reformen''], 16. August 2022.</ref> und im [[Erzbistum Barcelona]].<ref>{{Internetquelle |autor=Roland Müller |url=https://www.katholisch.de/artikel/39501-barcelona-glaeubige-fuer-debatte-ueber-priesterinnen-und-zoelibat |titel=Barcelona: Gläubige für Debatte über Priesterinnen und Zölibat |werk=katholisch.de |datum=2022-05-31 |abruf=2022-06-07}}</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bernhard Sven Anuth, Georg Bier, Karsten Kreutzer (Hrsg.): ''Der Synodale Weg. Eine Zwischenbilanz.'' Herder, München 2021, ISBN 978-3-451-39112-5.<br />
* Michaela Labudda, Marcus Leitschuh: ''Synodaler Weg – letzte Chance? Standpunkte zur Zukunft der katholischen Kirche.'' Bonifatius Verlag, Paderborn 2020, ISBN 978-3-89710-873-8.<br />
* Anne Kathrin Preckel: ''Der Synodale Weg. Fragen und Antworten.'' Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-460-25606-4.<br />
* Frank Ronge (Hrsg.): ''Weltkirche im Aufbruch. Synodale Wege.''Herder, Freiburg 2022, ISBN=978-3-451-27416-9<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://www.synodalerweg.de/ Offizielle Webpräsenz des Synodalen Weges]<br />
* [https://dbk.de/themen/der-synodale-weg Homepage der DBK über den Synodalen Weg]<br />
* [https://www.zdk.de/ueber-uns/unsere-arbeit/synodaler-weg/ Homepage des ZdK über den Synodalen Weg]<br />
* [https://www.domradio.de/themen/reformen domradio.de - Offizieller Medienpartner und Berichterstatter des Synodalen Wegs]<br />
* [https://www.kirche-und-leben.de/artikel/synodaler-weg-was-ist-das-fragen-und-antworten/ Gesammelte Informationen zum Synodalen Weg im katholischen Online-Magazin „Kirche+Leben“]<br />
* [https://www.deutschlandfunk.de/synodaler-weg-reformprozess-katholische-kirche-100.html Wohin führt der Synodale Weg? Dossier beim DLF]<br />
* [https://www.synodale-beitraege.de/ Bistum Regensburg: ''Synodale Beiträge'' („Alternative Texte zum Synodalen Weg“)]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirchliche Versammlungen]] <br />
[[Kategorie:Deutsche Bischofskonferenz]]<br />
[[Kategorie:Zentralkomitee der deutschen Katholiken]]<br />
[[Kategorie:Synoden]]<br />
{{Aus Wikipedia|id=230261603|date=11. 02. 2023}}</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Rainer_Woelki&diff=193632Rainer Woelki2023-04-11T14:20:18Z<p>Lambert: erg Vertrauenskrise</p>
<hr />
<div>[[Datei:Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln (2019).jpg|thumb|right|Erzbischof Rainer Maria Woelki (2019)]]<br />
<br />
'''Rainer Maria Kardinal Woelki''' (Dr. theol.; *[[18. August]] [[1956]] in Köln) ist Erzbischof des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]] und [[Kardinal]] der Hl. Römischen Kirche.<br />
<br />
== Biografie ==<br />
[[Rainer]] [[Maria]] Woelki studierte nach dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim von [[1978]] bis [[1983]] in Bonn und Freiburg und empfing am [[14. Juni]] [[1985]] die [[Priesterweihe]] in Köln. Anschließend war er bis [[1989]] [[Kaplan]] an St. Marien in Neuss und übernahm bis [[1997]] verschiedene seelsorgliche Aufgaben, unter anderem als Sekretär von Erzbischof [[Joachim Meisner|Joachim Kardinal Meisner]]. Im Jahr [[2000]] wurde er an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz (Università Pontificia della Santa Croce) in [[Rom]] mit einer Dissertation zum Thema "Die [[Pfarrei]] – ein Beitrag zu ihrer [[Ekklesiologie|ekklesiologischen]] Ortsbestimmung" zum Doktor der [[Theologie]] promoviert. Von [[1997]] bis [[2003]] war er Direktor des Theologenkonviktes Collegium Albertinum in Bonn. <br />
<br />
=== Weihbischof in Köln ===<br />
Durch [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] wurde er am [[24. Februar]] [[2003]] zum [[Weihbischof]] und [[Titularbischof]] von Scampa ernannt. Am [[30. März]] [[2003]] erfolgte die [[Bischofsweihe]] durch [[Joachim Kardinal Meisner]]. Sein bischöflicher [[Wahlspruch]] lautet ''Nos sumus testes'' (dt. "Wir sind Zeugen", {{B|Apg|5|32|EU}}). Er ist Mitglied der Kommissionen IV "Geistliche Berufe und kirchliche Dienste" und XIV "Kommission für Migrationsfragen" der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]]. Als [[Bischofsvikar]] war er im [[Erzbistum Köln]] für den Pastoralbezirk Ost, für Fragen der [[Glauben]]slehre und [[Ökumene]] sowie ab 2005 für den [[Diakon|Ständigen Diakonat]] zuständig. 2003 wurde er zum residierenden Domkapitular gewählt. <br />
<br />
=== Erzbischof von Berlin und Kardinal ===<br />
Papst [[Benedikt XVI.]] ernannte ihn am [[2. Juli]] [[2011]] zum [[Erzbistum Berlin|Erzbischof von Berlin]]. Am [[16. August]] hat Erzbischof Woelki als erster ''Erz''bischof von Berlin vor dem Regierenden Bürgermeister [[Klaus Wowereit]] den nach dem [[Reichskonkordat|Konkordat]] von [[1933]] vorgesehenen Treueeid abgelegt.<ref>Vgl. [http://www.kath.net/news/32686 Designierter Erzbischof legt Treueeid ab] kath.net, katholische Nachrichten, 15. August 2011</ref>. Erzbischof Rainer Maria Woelki wurde am [[27. August]] als Erzbischof von Berlin eingeführt.<ref>Vgl. [http://kath.net/detail.php?id=32826 Woelki bei Amtseinführung: Christ sein heißt 'Zeuge sein'] kath.net, katholische Nachrichten, 27. August 2011</ref><br />
Bereits kurz darauf konnte Woelki Benedikt XVI. bei seinem 3. Deutschlandbesuch im September 2011 im Berliner Olympiastadion begrüßen. <br />
<br />
Am 18. Februar 2012 kreierte Papst Benedikt XVI. Erzbischof Woelki im feierlichen [[Konsistorium]] zum [[Kardinalpriester]] mit der [[Titelkirche]] [[San Giovanni Maria Vianney]] und nahm ihn mit 21 weiteren Geistlichen - darunter Pater [[Karl Josef Becker]] SJ - in das [[Kardinalskollegium]] auf. Rainer Maria Woelki war 2012 der mit 55 Jahren weltweit jüngste Kardinal. Am 29. Juni 2012 erhielt der Kardinal von Benedikt XVI. im [[Petersdom]] zu Rom das erzbischöfliche [[Pallium]].<br />
<br />
Am 1. Mai 2014 fordert Kardinal Woelki bei der Eröffnung der Wallfahrtssaison 2014 in Kevelaer die aktive Teilnahme an der "lebendigen Kirche" <ref>[http://www.kath.net/news/45789 Woelki: Sich immer wieder neu in die lebendige Kirche einfügen] kath.net, katholische Nachrichten, 2. Mai 2014</ref>.<br />
<br />
Am 11. Juli 2014 gab der Vatikan die Ernennung Woelkis zum Erzbischof von Köln bekannt. Er wurde am 7. September 2014 in Berlin feierlich verabschiedet.<br />
<br />
=== Erzbischof von Köln ===<br />
In einem feierlichen [[Pontifikalamt]] im [[Kölner Dom]] wurde Kardinal Woelki am 20. September 2014 als Erzbischof von Köln eingeführt. Er wird damit der 94. Nachfolger des Heiligen [[Maternus]] auf dem Kölner Bischofsstuhl.<br />
<br />
Am 21. September 2016 wurde er in der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] als stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe bestätigt.<ref>[http://www.kath.net/news/56809 Deutsche Bischofskonferenz ordnet Zuständigkeiten neu] [[Kath.net]] am 22 September 2016.</ref> Seit Februar 2018 ist er Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft und Kultur.<ref>[https://dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldung/kardinal-woelki-wird-vorsitzender-der-kommission-fuer-wissenschaft-und-kultur/detail/ dbk.de, 21. Februar 2018]</ref><br />
<br />
[[Papst Franziskus]] hat Kardinal Rainer Maria Woelki im Oktober 2016 für fünf Jahre in die [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]] berufen.<ref>[http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/woelki-in-papstliche-kongregation-berufen Woelki in päpstliche Kongregation berufen] [[Katholisch.de]] am 26. Oktober 2016</ref><br />
<br />
== Auszeichnungen ==<br />
* Ehrendoktorwürde der Sophia-Universität der Jesuiten in Tokio im März 2016 <ref>[http://www.domradio.de/themen/rainer-maria-kardinal-woelki/2016-03-09/tokio-kardinal-woelki-zum-ehrendoktor-ernannt Tokio: Kardinal Woelki zum Ehrendoktor ernannt] [[Domradio]] am 9. März 2016</ref><br />
<br />
== Vertrauenskrise ==<br />
Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln entstand infolge von Fehlern Woelkis nach 2018 eine Vertrauenskrise im Erzbistum.<ref>[url=https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/bistum-glaube/glaeubige-rebellieren-gegen-kardinal-woelki_aid-55958005 ''Gläubige rebellieren gegen Kardinal Woelki''] aachener-zeitung.de, 29. Januar 2021.</ref> Dies bestätigte eine von Papst Franziskus angeordnete [[Apostolischer Visitator|Visitation]].<ref>[url=https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2021/Mitteilung-des-Heiligen-Stuhls-24.09.2021.pdf ''Mitteilung des Heiligen Stuhls''], dbk.de, 24. September 2021.</ref> Visitatoren waren der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende (auch Vorsitzender der Niederländischen Bischofskonferenz) und den Erzbischof von Stockholm, Anders Arborelius. Sie sprachen im Auftrag des Papstes mit mehreren Dutzend Menschen, um sich einen Eindruck von der seelsorglichen Lage im Erzbistum Köln und vom Umgangs mit Fällen sexueller Gewalt zu machen.<ref>Daniel Deckers: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/papst-laesst-frist-fuer-amtsverzicht-von-hesse-verstreichen-17390922.html ''Papst lässt Frist für Amtsverzicht von Erzbischof Heße verstreichen.''] faz.net, 15. Juni 2021.</ref><br />
<br />
Am 24. September 2021 wurde bekannt, dass Papst Franziskus Erzbischof Woelki im Amt belässt; Woelki soll jedoch eine mehrmonatige „Bedenkzeit“ – eine „geistliche Auszeit“ – nehmen.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/31379-medienberichte-papst-franziskus-belaesst-kardinal-woelki-im-amt ''Pontifex soll Kölner Erzbischof Bedenkzeit von mehreren Monaten verordnen – Medienberichte: Papst Franziskus belässt Kardinal Woelki im Amt.''] katholisch.de, 24. September 2021.</ref> Nach Würdigung des Berichts der Visitatoren habe sich kein Hinweis ergeben, dass Woelki im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs rechtswidrig gehandelt habe, und er lasse bei der Aufarbeitung der Missbrauchsverbrechen, seiner Zuwendung zu Betroffenen und der Prävention Entschlossenheit erkennen. Jedoch habe er insbesondere in der Kommunikation „auch große Fehler gemacht“, die „wesentlich dazu beigetragen“ hätten, „dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört“.<br />
<br />
Für die Zeit der „geistlichen Auszeit“ Woelkis vom 12. Oktober 2021 bis zum 1. März 2022 leitete Weihbischof [[Rolf Steinhäuser]] als ''[[Apostolischer Administrator#Apostolischer Administrator sede plena|Apostolischer Administrator sede plena]]'' das Erzbistum Köln, das Amt des Generalvikars ruhte in dieser Zeit.<br />
Woelki kündigte an, er werde in der Auszeit zunächst 30-tägige [[Exerzitien]] machen, sich dann in Nachbarländern über deren Wege der Seelsorge informieren und sich für soziale Projekte einsetzen.<br />
<br />
Woelki trat am [[Aschermittwoch]], dem 2. März 2022 seinen Dienst als Erzbischof wieder an. In einem [[Hirtenbrief]] sprach er von einem „stillen Beginn“; die Auszeit habe ihm einen neuen Blick ermöglicht auf die Situation im Erzbistum Köln, auf sein eigenes und auf fremdes Handeln, bezogen auf Beteiligung und Leitung, Möglichkeiten der pastoralen Entwicklung, notwendige Reformen in der Kirche bis hin zu systemischen Veränderungen, welche die Realitäten von sexuellem, geistlichem und strukturellem Missbrauch auch ihm aufgäben. Richtungsweisend sei für ihn dabei „die Perspektive der von Missbrauch Betroffenen“ und das, was sie erlebt und erlitten hätten, als „Kompass für mein Nachdenken und Handeln“. Er werde in der kommenden Zeit die Begegnung mit<br />
möglichst vielen Menschen im Erzbistum suchen. Woelki teilte mit, dass er inzwischen Papst Franziskus sein Amt zur Verfügung gestellt habe. Das Erzbistum erklärte dazu, dass der Papst zu gegebener Zeit über das Rücktrittsangebot entscheiden werde und zunächst angeordnet habe, dass Kardinal Woelki wie vorgesehen seinen Dienst wieder aufnimmt.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/33331-kardinal-woelki-bietet-amtsverzicht-an ''Kardinal Woelki bietet Amtsverzicht an.'']] katholisch.de, 2. März 2022.</ref><ref>Rainer Maria Woelki: [https://www.erzbistum-koeln.de/export/sites/ebkportal/erzbistum/erzbischof/.content/documentcenter/predigten_rcw/hirtenbriefe/220302_rcw_hirtenbrief_aschermittwoch-2022.pdf ''Hirtenbrief Aschermittwoch 2022''], 2. März 2022.</ref><br />
<br />
Im Erzbistum wurde von verschiedener Seite auf eine verbreitet festzustellende Zerrüttung des Verhältnisses zwischen dem Erzbischof und Gläubigen wie Seelsorgern hingewiesen. Tim Kurzbach, Vorsitzender des Diözesanrates, bemerkte, Woelkis Hirtenbrief benenne „kein einziges konkretes eigenes Versagen, keinen einzigen konkreten eigenen Fehler, keine einzige wirkliche Schuld“ des Kardinals. Ein Mitglied des Diözesanpastoralrats im Erzbistum Köln verteidigte Kardinal Woelki gegen harte oder hasserfüllte Angriffe und sagte, seinem Eindruck nach suche der Erzbischof das Gespräch und sei bemüht, Polarisierungen aufzulösen.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/33470-dioezesanpastoralrat-mitglied-verteidigt-kardinal-woelki-gegen-angriffe ''Diözesanpastoralrat-Mitglied verteidigt Kardinal Woelki gegen Angriffe.''] katholisch.de, 11. März 2022.</ref><br />
<br />
* Peter Henselder, Missbrauchsbetroffener und Mitglied im Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln und Fernsehprojektleiter von „For Disabled People TV Berlin“ gegenüber der [[Tagespost ]] (23.09.2021): „Kardinal Woelki hat die Aufarbeitung (des sexuellen Missbrauchs in der Kirche) soweit betrieben wie kein anderes Bistum, ist eigentlich der Aufklärer schlechthin… kein anderes Bistum hat das bisher gemacht. Nach der Veröffentlichung (Gercke-Gutachten) habe der Beirat Forderungen gestellt, die berücksichtigt worden seien und Zug um Zug umgesetzt würden“.<ref>[https://www.kath.net/news/76469 Es geht nicht um sexuellen Missbrauch, eine 'andere Kirche' ist das Ziel!] [[Kath.net]] am 5. Oktober 2021</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Markus Graulich]] SDB / [[Karl-Heinz-Menke]] (Hsgr.): ''Fides incarnata: Festschrift zum 65. Geburtstag von Rainer Maria Kardinal Woelki'', [[Herder Verlag]] 2021 (704 Seiten, ISBN 978-3-4513-8532-2).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{CathHier|http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bwoel.html}}<br />
{{PND|137982003}}<br />
* [http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/woelki-pladiert-leidenschaftlich-fur-zolibat Woelki plädiert leidenschaftlich für Zölibat] [[Katholisch.de]] am 12. April 2017<br />
* [https://de.catholicnewsagency.com/story/kardinal-woelki-kritisiert-synodalversammlung-quasi-protestantisches-kirchenparlament-5710 Kardinal Woelki kritisiert Synodalversammlung: "Quasi protestantisches Kirchenparlament"] [[CNA]] am 1. Februar 2020<br />
* [https://de.catholicnewsagency.com/story/kardinal-woelki-ernennt-frau-zur-leiterin-der-priesterausbildung-8495 Kardinal Woelki ernennt Frau zur Leiterin] der [[Priesterausbildung]] [[CNA]] am 27. Mai 2021<br />
* [https://www.kathnews.de/die-zukunft-hat-in-koeln-frueher-begonnen-als-anderswo Der Erzbischof von Köln wäre seine Kritiker mit einem Schlag los, wenn er in Sachen ‚Synodaler Weg‘, Frauenpriestertum oder Segnung ausserehelich zusammenlebender Paare eine ähnliche Position wie abtrünnige Bischöfe vertreten würde] [[Kathnews]] am 19. August 2021<br />
* [https://de.catholicnewsagency.com/story/vatikan-entlastet-kardinal-woelki-im-fall-der-finanzierung-von-missbrauchsgutachten-10733 Vatikan entlastet Kardinal Woelki im Fall der Finanzierung von Missbrauchsgutachten] [[CNA]] am 3. Mai 2022<br />
* [https://www.kath.ch/newsd/franziskus-ich-habe-woelki-gebeten-ein-ruecktrittsgesuch-zu-verfassen/ Franziskus: Ich habe Woelki gebeten, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen] [[Kath.ch]] am 14. Juni 2022<br />
* [https://www.domradio.de/artikel/keine-ermittlungen-gegen-kardinal-woelki-0 "Nicht einmal der geringste Verdachtsgrad"] [[Domradio]] am 13. Juli 2022<br />
<br />
{{Navigation Erzbischof|VG=[[Georg Kardinal Sterzinsky]]|Erzbistum=Berlin|VON-BIS=2011-2014|NF=[[Heiner Koch]]}}<br />
{{Navigation Erzbischof|VG=[[Joachim Meisner|Joachim Kardinal Meisner]]|Erzbistum=Köln|VON-BIS=seit 2014 |NF=---}}<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Bischöfe Deutschland|Woelki, Rainer]]<br />
[[Kategorie:Bischöfe (Erzbistum Köln)|Woelki, Rainer]]<br />
[[Kategorie:Erzbistum Berlin|Woelki, Rainer]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kart%C3%A4userritus&diff=193619Kartäuserritus2023-04-11T13:56:28Z<p>Lambert: /* Änderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1980–2008) */ typo</p>
<hr />
<div>Der '''Kartäuserritus''' ist ein [[Ritus]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. Er ist im [[Kartäuser]]orden entstanden und sehr mit der [[eremit]]ischen Lebensweise verbunden. Den meisten Menschen ist er aufgrund der großen Abgeschiedenheit der Mönche unbekannt.<br />
<br />
Die ältesten Dokumente über den Ritus stammen aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts und sind damit ungefähr vierzig Jahre nach der Gründung der [[Grande Chartreuse]] im Jahre 1084 entstanden. Aufgrund der abgeschiedenen Lebensweise ist der Ritus relativ unverändert geblieben.<ref>[https://analectacartusiana.monsite-orange.fr/ Analectacartusiana].</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
=== Ursprünge und Entwicklung ===<br />
Die erste Kartäusergemeinde bestand aus weltlichen [[Klerus|Klerikern]] und [[Regularkanoniker]]n, darunter zwei aus der Abtei Saint-Ruf. Keiner der ersten Gefährten war ein [[Mönch]], und der Geist der ersten Gemeinschaft war von den Regeln des heiligen [[Augustinus von Hippo]] inspiriert und den Bedürfnissen und der halberemitischen Lebensweise angepasst.<br />
<br />
Von der ursprünglichen Liturgie gibt es keine Überlieferungen. Früher ging man davon aus, dass er vom Lyoner Ritus des 12.&nbsp;Jahrhunderts abstammt.<ref>Dom Amand Degand: ''Chartreux, liturgie des''. In: ''Dictionnaire d’Archéologie chrétienne et de liturgie''.</ref> Nach Untersuchungen der Kartäuser zu Zeiten der [[Liturgiereform]] nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] stammt der Ritus von der Cluseanischen Messe des 11.&nbsp;Jahrhunderts ab und wäre damit der antiken Form des [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]] ähnlich.<ref>Dom Maurice Laporte: ''Aux sources de la vie cartusienne''. t. 5, 1965, <abbr class="abbr" title="page(s)">S.</abbr> 253-255.</ref> Diese Aussagen sind aber immer noch im wissenschaftlichen Diskurs.<br />
<br />
Um der einfachen Lebensweise treu zu bleiben, wurde auch die [[heilige Messe]] in aller Einfachheit gefeiert. Bis in das 13.&nbsp;Jahrhundert wurde an gewöhnlichen Tagen die Messe mit nur einer Kerze gefeiert. Auch die liturgische Kleidung war einfach. Gold war verboten, außer für die heiligen Gefäße wie [[Patene]] und [[Kelch]].<br />
<br />
Es ist auch bekannt, dass außerhalb der [[Fastenzeit]] die Messe nicht täglich gefeiert wurde. Lange Zeit gab es in den Klosterkirchen nur einen [[Altar]]. Wie viele Priester es gab, kann nicht mehr festgestellt werden. Es gilt aber als sicher, dass es in den Gemeinschaft ein Bedürfnis gab, alle Kartäuser die [[Priesterweihe]] empfangen zu lassen. Im 13.&nbsp;Jahrhundert standen die Kartäuser im Ruf, die Messe relativ selten zu feiern. Heute sind sie unter den Gemeinschaften, welche die Messe nach den Grundsätzen des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] angepasst haben, die einzige, bei denen jeder Priester, zusätzlich zur Gemeindemesse, allein oder mit einem [[Messdiener]] die Messe nochmals zelebriert.<br />
<br />
Bei Untersuchungen des [[Antiphonale]]<ref>Hansjakob Becker: ''Die Responsorien des Kartäuserbreviers. Untersuchungen zu Urform und Herkunft des Antiphonars der Kartause'', 1971.</ref> zeigte sich, dass zuerst eine Stundenliturgie mit neun Lesungen praktiziert wurde, welche von Saint-Ruf, Grenoble und Lyon beeinflusst war.<br />
<br />
In einem zweiten Schritt übernahmen die Kartäuser das [[Stundengebet]] der Benediktiner komplett. Den entscheidenden Schritt hierzu unternahm Guigo I., der fünfte Prior der Großen Kartause und Verfasser der Regeln, um 1124. Guigo I. revidierte das Antiphonale.<br />
<br />
Im Laufe der Jahrhunderte haben die Kartäusergemeinschaften die Liturgie an ihr einsames und kontemplatives Leben angepasst. Als Papst [[Pius V.]] 1570 in der [[Bulle]] ''[[Quo primum|Quo Primum]]'' den [[Ritus Romanus]] für die gesamte Kirche einführte, war der Kartäuserritus nicht betroffen. Da er seit mehr als 200 Jahren unverändert war, konnten die Kartäuser somit ihr liturgisches Erbe erhalten.<br />
<br />
=== Änderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1980–2008) ===<br />
Im Einvernehmen mit dem [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] entschieden die Kartäuser zur Zeit der Reform des [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]] ihren Ritus zu erhalten, da er an ihr Leben in der Einsamkeit ohne pastorale Aufgaben besser angepasst ist. Trotzdem überarbeiteten sie die [[Liturgie|liturgischen]] Bücher und übernahmen einige Elemente des reformierten Ritus:<br />
* Verwendung der Volkssprache, wenn es vom Haus so festgelegt wurde, für die Lesungen, welche immer gesungen werden, die Ansprachen und die [[Fürbitten]]<br />
* Kommunion unter beiderlei Gestalten (''sub utraque specie'') <br />
* die neuen Hochgebete<br />
* neue [[Präfation]]en;<br />
* Ob der Priester ''[[versus populum]]'' oder ''versus deum'' zelebriert, steht den Gemeinschaften ebenfalls frei.<br />
* [[Konzelebration]], welche aber dem Sonntag und bestimmten festlichen Anlässen vorbehalten ist.<br />
* Die Anzahl der Gebete der Messe ([[Tagesgebet]], [[Gabengebet]] und [[Schlussgebet]]) wurde wie im reformierten Ritus auf drei reduziert.<br />
Darüber hinaus wurden <br />
* die Gebetsauswahl durch Übernahmen aus dem römischen Ritus oder Neuschöpfungen bereichert.<br />
* das [[Lektionar]] des [[Nachtoffizium]]s neu geordnet.<br />
* ein neues Tagesoffizium und [[Brevier]] in der Volkssprache für das Stundengebet in den Zellen herausgegeben. In dieses wurden auch Hymnen ohne lateinische Entsprechung aufgenommen.<br />
<br />
In allen Klöstern des Ordens wurden die liturgischen Räume nach den Vorgaben des Konzils und im Respekt vor dem historischen Erbe umgestaltet. Es wurde zum Beispiel der Altar vom Altarbild getrennt, um das Umschreiten zu ermöglichen. Der [[Lettner]] wurden entfernt, soweit es nicht zu Konflikten mit dem Denkmalschutz kam. Künstlerische Schöpfungen des 19. und 20.&nbsp;Jahrhunderts wurden dem Zeitgeist entsprechend entfernt.<br />
<br />
Bei der Konventmesse entscheidet der Konvent und bei den Privatmessen der [[Zelebrant]], ob in der traditionellen oder der reformierten Form zelebriert wird.<br />
<br />
Bisher wurde die Revision der liturgischen Bücher vom Heiligen Stuhl noch nicht offiziell bestätigt (''recognitio''). Seit 1998 werden die Gesangsbücher nach den Erkenntnissen der gregorianischen Musikwissenschaften überarbeitet.<br />
<br />
In den Jahren 2004 und 2005 wurde eine Kommission eingerichtet, die mit Sachverständigen von außen die Kartäuserliturgie mit der nachkonziliaren Liturgie vereinbaren und die Bestätigung vom Heiligen Stuhl erhalten soll. In diesem Zusammenhang wurde die Liturgie der [[Osternacht]] mit dem Segnen des [[Osterfeuer]]s und der [[Osterkerze]] in den Ritus aufgenommen. Diese war im antiken römischen Ritus ebenfalls nicht vorhanden.<br />
<br />
== Merkmal ==<br />
Entgegen den Erwartungen über die Liturgie der Kartäuser hat sie keine besonders langen Schweigeminuten. Sie zeichnet sich aber durch nicht vorhandene Eile, Meditation, die Vielfalt der Gesten und ihrem Geist aus.<br />
<br />
Die Rezitation des Kanons durch den [[Priester]] erfolgt im Stillen. Er breitet dabei seine Arme waagrecht aus und sein Körper bildet somit ein Kreuz. Dies war in mehreren Riten im Mittelalter üblich. Die Stille vor den einzelnen Horen des [[Brevier]]s ist wie in fast allen Riten der [[Lateinische Kirche|lateinischen Kirche]] vorgeschrieben.<br />
<br />
Im Gegensatz zum heutigen römischen Ritus zeichnet er sich durch größere [[Nüchternheit]] der äußeren Form und der Meditation und den Sinn für das Heilige und die Anbetung aus. Während der [[Wandlung]] begeben sich die Mönche in die [[Prostratio]]. Nach der Messe praktizieren sie so ihre Danksagung. Durch die Stille haben sie anderes Verständnis vom Gebet. Aktuell ist es üblich, dass jeder Mönch die Messe, zusätzlich zur Konventmesse, im Stillen feiert. Die Kommunion wird regelmäßig jede Woche empfangen, teilweise auch täglich.<br />
<br />
Prozessionen sind bei den Kartäusern, abgesehen von [[Fronleichnam]], nicht üblich. Abgesehen von der Prozession mit dem [[Novizen]] bei der [[Einkleidung]] vom Kapitelsaal zur Zelle und eines Toten von der Zelle zur [[Kirche]] und von der Kirche zum Friedhof kennt das Kartäuserleben keine regelmäßigen Prozessionen, die die Kirche verlassen. Die [[Palmzweige]] in der [[Palmsonntag]]s-Liturgie und die Kerzen an [[Darstellung des Herrn]] werden einfach in der Gemeinschaft verteilt.<br />
<br />
== Liturgischer Kalender ==<br />
Der [[Liturgischer Kalender|Liturgische Kalender]] der Kartäuser enthält im Vergleich zu anderen Riten eine relativ kleine Zahl an Festen und Heiligen. Zwischen den Häusern gibt es nur wenige Unterschiede wie das Gedächtnis der [[Kirchweihe]] der [[Klosterkirche]] und der Gedenktag des [[Patrozinium|Kirchenpatrons]]. <br />
*Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die Feste in folgende Ränge eingeteilt: <br />
** 1) ''solemnitas'', Hochfest<br />
** 2) ''festum candelarum'', Fest mit Kerzen: Auf dem Altar brennen vor dem [[Tabernakel]] vier Kerzen bei [[Laudes]] und [[Vesper]]. Das Stundengebet wird komplett in der Kirche gefeiert.<br />
** 3) ''festum capituli'', Kapitelfest: Der Tag wird als Sonntag begangen. An diesem Tag wird ein Kapitel abgehalten.<br />
** 4) ''dominicae'', Sonntage: 12 Lesungen in der [[Matutin]], das Stundengebet wird gemeinsam gebetet, das Essen wird gemeinsam eingenommen und die Rekreation findet statt.<br />
** 5) ''XII lectiones'': 12 Lesungen in der Matutin, aber Reflexion und die kleinen Horen in der Zelle. <br />
* gewöhnliche Tage:<br />
** 6) ''tres lectiones'': 3 Lesungen in der Matutin <br />
** 7) ''feriae'': gewöhnliche Tage<br />
* [[Liturgische Rangordnung|Ränge der Feste]] nach dem Konzil<br />
* ''festum candelarum'' und'' festum capituli''wurden zugunsten von'' solemnitas''und'' XII lectiones abgeschafft.''<br />
** 1) ''solemnitas'', Hochfest<br />
** 2) ''dominicae'', Sonntage: 12 Lesungen in Matutin, alle Stundengebete gemeinsam, Reflexion, Kapitel und Rekreation.<br />
** 3) ''XII lectiones'': 12 Lesungen in der Matutin, Reflexion und kleine Horen in der Zelle<br />
** 4) ''tres lectiones'': 3 Lesungen in der Matutin<br />
** 5) ''memoriae'', Gedenktage: einfaches Gedenken in der Konventmesse und im Tagesgebet in Laudes und Vesper <br />
** 6) ''feriae'', gewöhnliche Tage<br />
*Heilige:<br />
**26. Juni (1325): Weihe der Kirche Notre-Dame de Vauvert de Paris<br />
**3. Oktober (vor 1325): Weihe der ersten Kirche von Vauvert<br />
**6. Oktober (seit 1515): [[Bruno von Köln|Heiliger Bruno]], Beichtvater, 12 Lesungen<br />
**8. November: Gedenken der Reliquie<br />
**9. November: Gedenken an die verstorbenen Brüder und Schwestern des Ordens<br />
**Heiliger [[Hugo von Grenoble]], Mitgründer des Orden<br />
**Heiliger [[Hugo von Lincoln]], Kartäuser<br />
**Heilige [[Roseline|Roseline de Villeneuve]]<br />
**Seliger [[Niccolò Albergati|Nicolas Albergati]]<br />
**[[Märtyrer der Kartäuser von London]]<br />
<br />
== Textliche Besonderheiten ==<br />
Die Liturgie der Kartäuser hat sich bis heute einige textliche Besonderheiten bewahrt. Eine Auswahl: <br />
* [[Salve Regina]]: ''Salve, regina MISERICORDIAE, VITAE dulcedo et spes nostra, salve. Ad te clamamus, exsules filii Evae. Ad te suspiramus, gementes et flentes in hac lacrimarum valle. Eia ergo advocata nostra, illos tuos misericordes oculos ad nos converte. Et Jesum benedictum fructum ventris tui nobis, post hoc exilium ostende BENIGNUM. O clemens, O pia, O dulcis MARIA'' (wird jeden Tag am Ende der Vesper rezitiert).<br />
* [[Gloria]] der Messe: ''propter gloriam tuam magnam'' statt ''propter magnam gloriam tuam''. <br />
* [[Glaubensbekenntnis|Credo]] der Messe: ''et vitam FUTURI saeculi'' statt ''et vitam venturi saeculi'' <br />
* [[Schuldbekenntnis|Confiteor]] der Messe: ''Confiteor Deo et BEATAE MARIAE ET omnibus sanctis et vobis fratres quia peccavi nimis mea culpa PER SUPERBIAM, cogitatione, LOCUTIONE, opere et omissione. Precor VOS ORARE PRO ME.''<br />
* [[Lavabo]] der Messe: Vom Priester wird {{B|Psalm|25|6}} gebetet: „Gedenke deines Erbarmens, HERR, und der Taten deiner Gnade; denn sie bestehen seit Ewigkeit!“<br />
* ‚Orate fratres‘ der Messe: Die Sammlung wird mit „Orate fratres“, begonnen und dann mit einem stillen Gebet der Gemeinde beantwortet.<br />
* Die [[Akklamation]] ''Mysterium fidei'' nach der [[Wandlung]] unterbleibt, der Kanon setzt sich ohne Unterbrechung direkt nach der Wandlung fort.<br />
* Abschluss der Messe: Der Priester gibt keinen Segen. In der Konventmesse singt der Diakon oder der [[Akolyth]] V/ „Benedicamus Domino (Halleluja Halleluja)“ R/„Deo gratias (Halleluja Halleluja)“.<br />
<br />
== Kartäusermesse ==<br />
Vor oder nach der täglichen Konventmesse feiert jeder Priestermönch die Messe mit einem Novizen, einem Mönch mit zeitlicher Profess oder einem Laienbruder, je nach Frömmigkeit des Einzelnen und dessen Verfügbarkeit.<br />
<br />
=== Konventmesse ===<br />
Der Kartäuserritus ist sehr [[Nüchternheit|nüchtern]]. Er unterscheidet sich in vielen Dingen vom jetzigen römischen Ritus.<br />
<br />
Nachdem der Zelebrant sich vor dem [[Altar]] niedergeworfen hat, geht er zum Ankleiden in die [[Sakristei]], wo er über seine [[Parament|Cuculus]] die priesterliche Kleidung anlegt. Außer einem speziellen [[Amikt]] unterscheidet sich die Kleidung nicht vom [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]]. Während der Chor den [[Introitus (Gesang)|Introitus]] singt, sitzen die Mönche mit bedecktem Haupt und der Priester geht aus der Sakristei zur Mitte der Altarstufe, verneigt sich tief und betet. Nach dem [[Gloria Patri]] der [[Antiphon (Musik)|Antiphon]] des Introitus geht er zum Altar und küsst ihn zur Verehrung. Danach verneigt er sich wie alle vor dem Kreuz und geht zum Kathedral, dem Sitz des Zelebranten der leicht erhöht auf der [[Epistelseite]] steht.<br />
<br />
Gleichzeitig betet die Gemeinschaft still und tief gebeugt. Danach singt der Zelebrant, der sich ebenfalls verneigt, das ''[[Schuldbekenntnis|Confiteor]]'' , welches sich in einigen Textstellen vom römischen Ritus unterscheidet. Danach steht er auf und singt das ''Misereatur''. Die Gemeinde antwortet mit ''Amen''. <br />
<br />
Das ''[[Kyrie eleison|Kyrie]]'' wird neunmal abwechselnd von den beiden Chören, welche sich gegenüberstehen, gesungen. Dann folgt das ''[[Gloria]]'', welches vom Priester angestimmt wird. Beim ''Oremus'' drehen sich alle Mönche zum Zelebranten und verneigt sich im Missecordia im stillen Gebet gefolgt von einem ''Amen''. Die folgende [[Epistel]] wird von einem in der Mitte des Chores stehenden Lektor gelesen. Der Lektor ist eine feste Position oder ein Pater oder Frater, der jede Woche neu bestimmt wird. Die Gemeinde sitzt während des Vortrags der Lesung.<br />
<br />
Anschließend wird das [[Graduale]], das [[Halleluja]] mit seinem Vers (das [[Tractus (Gesang)|Tractus]] in der [[Fastenzeit]]) von der Gemeinschaft gesungen. In der Zwischenzeit geht der Diakon, welcher für die jeweilige Woche bestimmt wird, mit einer [[Parament|Cuculle Ecclesiastique]] in den Altarraum, zieht die auf dem Evangelium bereitliegende [[Stola (liturgische Kleidung)|Stola]] an und singt das Evangelium vor. Bei den Kartäusern wird in der Kirche nicht gepredigt.<br />
<br />
Die Hostien, welche der Diakon oder der [[Akolyth]] vor der Messe vorbereitet, werden während des [[Offertorium]]s zum Altar gebracht. Der Messdiener nimmt das [[Velum]] auf die rechte Schulter und reicht dem Priester die [[Patene]] auf dem [[Kelch]]. Danach reicht er dem Zelebranten Wasser und Wein. Danach erfolgt das [[Lavabo]]. Hierzu wird Psalm 25 rezitiert. Der Priester spricht ''Orate fratres''. Die Gemeinde respondiert nicht, sondern verbeugt sich im Gestühl und betet still. Der Kanon wird still rezitiert und die Gemeinde kniet. Während der Wandlung werfen sich die Mönche nieder. Der Priester gibt nach der Messe keinen Segen. Der Diakon spricht ''Benedicamus Domino ([[Halleluja]] Halleluja)'' und die Gemeinde antwortet ''Deo gratias (Halleluja, Halleluja)''. Danach verneigt sich die Gemeinschaft für die Danksagung.<br />
<br />
=== Die Einzelmesse ===<br />
Die stillen Messen feiert jeder Priestermönch alleine oder mit einem Novizen oder Bruder in einer Kapelle, welche im Kloster verstreut liegen. Es ist nicht erlaubt, die Messe in der Zelle zu lesen oder die [[Eucharistie]] dort aufzubewahren. Der Ritus ist noch karger als der Ritus der Konventmesse. Je nach Zelebrant wird er in der Landessprache oder in lateinischer Sprache gefeiert.<br />
<br />
==== Vorbereitungen und Vormesse ====<br />
Der Priester wirft sich zu Beginn vor dem Altar nieder. Der [[Messdiener]] bereitet den Altar vor. Danach steht der Priester auf, macht das [[Kreuzzeichen]], geht zum Altar und zieht das Messgewand an. Dann bereitet er [[Lektionar]] und [[Messbuch]] vor, verneigt sich vor dem Kreuz, füllt auf der rechten Seite des Altars den Kelch mit Wein und legt die Hostie auf die Patene. Er legt die Patene auf den Kelch und verhüllt diesen mit dem [[Kelchvelum]].<br />
<br />
Er geht zur Mitte des Altars, verehrt ihn mit einem Kuss und wendet sich mit den Worten ''Dominus vobiscum'' zum Messdiener um. Dieser antwortet ''Et cum spiritu tuo''. Der Priester geht auf die linke Seite und der Messdiener auf die Rechte der Altarstufen und beide knien sich, falten die Hände und beugen sich tief vor dem Kreuz. Nach einem Moment der Stille rezitieren sie das Confiteor der Kartäuser und beendet es mit einer rituellen Formel. Der Priester geht zu einem kurzen Gebet vor die Altarmitte. <br />
<br />
Der Priester liest den [[Introitus (Gesang)|Introitus]] der Messe. Er betet im Wechsel mit dem Messdiener das Kyrie eleison (Kyrie 3 Mal, Christe 3 Mal, Kyrie 3 Mal) und rezitiert das Gloria, wenn für den Tag vorgesehen und betet das Tagesgebet. Die [[Epistel]] wird gelesen. Es folgen [[Graduale]] und Halleluja. Der Messdiener steht auf. Nach den Lesungen gibt es keine Akklamationen. Nach der Verehrung des Evangeliums gibt der Priester dem Messdiener das Lektionar zurück, außer die Lesungen werden aus dem Messbuch verlesen. Wenn für den Tag vorgesehen, beten sie nun das [[Glaubensbekenntnis]] zum Kreuz gewandt.<br />
<br />
==== Offertorium ====<br />
Der Priester faltet das [[Korporale]] auf und geht zur Epistelseite. Der Messdiener holt das Wasser. Der Priester gibt mit einem Löffel einen Tropfen Wasser in den Kelch und spricht: „Aus der Seite unseres Herrn Jesus Christus entspringen Blut und Wasser für die Erlösung der Welt.“ Er geht zur Mitte des Altares und betet: ''In spiritu humilitatis et animo contrito suscipiamur a te Domine, et sic fiat sacrificium nostrum in conspectu tuo hodie ut placeat tibi Domine Deus''. Dann macht er das Zeichen des Kreuzes über den Altar und spricht: ''In nomine Patris et Fili et Spiritus Sancti''. Der Messdiener antwortet: ''Amen''. Der Priester stellt den Kelch auf die Mitte des Korporales und die Patene daneben. Danach bedeckt er den Kelch mit einer Ecke des Korporales. Der Kelch wird nur zur Wandlung und zur Kommunion aufgedeckt. Dann rezitiert er das Gebet über die Opfergaben.<br />
<br />
==== Hochgebet und Kommunion ====<br />
Der Priester spricht die Einleitung des Kanon laut und den Rest des Hochgebets schweigend oder leise. Nach der [[Elevation (Liturgie)|Elevation]] der Hostie küsst der Messdiener den Boden und legt sich dann auf den Boden. Zur Kommunion steht er auf. Laut Kartäuserbrauch wird in jeder Messe die Kommunion empfangen. Nach einem Moment der Stille holt er Wein und Wasser für die [[Purifikation]] des Kelches und kniet danach bis zum Ende der Messe nieder. Die Messe endet mit einem abschließenden Gebet, dem Gruß ''Dominus vobiscum'' und einer einfachen Entlassung: R: „Benedicamus Domino“ V „Deo gratias“:<br />
<br />
Der Messdiener assistiert dem Priester beim Ablegen der Gewänder und legt sich auf den Boden während der Priester Kelch und Patene reinigt. Danach wirft sich auch der Priester auf den Boden. Auf sein Zeichen hin stehen sie auf, grüßen einander mit einer Verneigung und kehren in die Zelle zurück.<ref>{{Literatur |Titel=Privatkapelle |Sammelwerk=BRUNONIS |Datum=2017-02-26 |Online=https://brunonis.net/2017/02/26/5150/ |Abruf=2017-10-28}}</ref><br />
<br />
== Das Kartäuseroffizium ==<br />
In den ersten 25 Jahren des 12. Jahrhunderts wurde das ursprüngliche Offizium der Kartäuser aufgegeben und durch eines ersetzt, welches zu dem vom Heiligen Benedikt beschriebenen Zeiten gefeiert wird. An Sonntagen und Feiertagen werden daher auch zwölf Lesungen anstatt der ursprünglichen neun gelesen.<br />
<br />
=== Offizium im Chor ===<br />
Die [[Mette]], die [[Laudes]] und die [[Vesper (Liturgie)|Vesper]] werden jeden Tag im [[Chor (Architektur)|Chor]] der Kirche verrichtet. Im Gegensatz zu den [[Benediktiner]]n singen die Kartäuser die Mette jede Nacht. An Sonntagen und Feiertagen werden auch die kleinen Horen in der Kirche gesungen. Die [[Komplet]] wird immer alleine gebetet. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird die [[Prim (Liturgie)|Prim]] am Sonntag in der Zelle rezitiert.<br />
<br />
An bestimmen Festen werden vier Kerzen im Altarraum der Klosterkirche entzündet.<br />
<br />
Nach der Mette folgt eine kurze Pause des stillen Gebets in der Dunkelheit, welche umso kürzer ist je höher der Rang des Liturgischen Tages. Danach folgen die Laudes.<br />
<br />
Ein Teil des Stundengebetes wird im Chor in Dunkelheit gesungen.<br />
<br />
=== Offizium in der Zelle ===<br />
[[Datei:Carthusian cloister monks cell (Marienau) 2006-01-06.png|miniatur|Plan einer Kartäuserzelle]]<br />
Der Kartäuser rezitiert allein im [[Oratorium (Kirchenbau)|Oratorium]] ihres ''Cubiculum'', dem Hauptraum ihrer Zelle, alle Horen des Stundengebetes, welche nicht in der Kirche gebetet werden.<br />
<br />
== Die anderen Liturgien der Kartäuser ==<br />
<br />
=== Beichte ===<br />
Heute empfängt ein Mönch mindestens einmal die Woche das [[Beichte|Sakrament der Buße]]. Im 19. und 20. Jahrhundert fand die Beitcht übleicherweise in der halben Stunde vor der [[Komplet]] statt.<br />
<br />
Das Sakrament wird im Raum Ave Maria der Zelle gefeiert. Der Beichtvater mit bedecktem [[Kopf|Haupt]] und ohne Stola und der Pönitent ohne [[Kopfbedeckung]] knien nebeneinander. Der Pönitent rezitiert das Kartäuserconfiteor in das er die jetzigen und ehemaligen Sünden einfügt, welche er beichten will und schließt es mit der Bitte „Ich bitte die Jungfrau Maria, alle Heiligen und Sie Vater für mich zu beten“. Es erfolgt eine Ermahnung, welche häufig ausgelassen wird, und die Absolution. Die Beichte endet mit dem Segen.<br />
<br />
Im Mittelalter gestanden sich die Mönche ihre Sünden privat im Konventkapitel bevor sie die Morgenmesse feierten.<br />
<br />
=== Krankensalbung, Bestattung und Beerdigung ===<br />
Die [[Krankensalbung]] wird traditionell vom [[Prior]] in Anwesenheit der Gemeinschaft in der Zelle des Mönches gefeiert. Es gibt keine separate Krankenstation.<br />
<br />
Nach dem Tod eines Mönchs versammelt sich die Gemeinschaft in der Mönchszelle. Der Prior ist in der [[Liturgische Farben|liturgischen Farbe]] violett oder schwarz gekleidet. Der Leichnam wird unter Psalmengesang in den Chor der Kirche gebracht. Von nun an wacht Tag und Nacht ein [[Pater]] oder [[Ordensbruder|Bruder]] bei dem Toten im Gebet bis zum Zeitpunkt der Beerdigung.<br />
<br />
Ein verstorbener Kartäuser wird in seinem [[Ordensgewand]] auf ein [[Schnittholz|Brett]] genagelt und die [[Kapuze]] des Gewandes über das [[Gesicht]] gezogen und [[Nähen|vernäht]]. Die Beisetzung erfolgt in Anwesenheit der Gemeinschaft, mit Psalmengesang und normalerweise nach dem [[Requiem|Konventrequiem]]. Der Leichnam liegt auf einem [[Katafalk]]. Nach der gesungenen [[Absolution]] begibt sich die Prozession in der Reihenfolge [[Weihrauch]], einer vom ältesten Laienbruder getragenen [[Kerze]], dem [[Prozessionskreuz]], den von vier Mönchen getragenen Leichnam, den Brüdern und Patern und dem Prior zum [[Friedhof]]. Nach dem Füllen des Grabes wird ein letztes Gebet gesungen und die Mönche lesen eine kurze Predigt im Kapitelsaal. Als Grabmal dient ein einfaches Holzkreuz ohne Namen. Am Tag der Bestattung speist die Gemeinde im [[Refektorium]] ohne zuvor in der Kirche gebetet zu haben.<ref>{{''Verstorbene in der Kartause'' [https://brunonis.net/2017/11/09/6164/].</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://palmus.free.fr/These/02_04_Chartreuse.htm description du manuscrit Grande-Chartreuse 808: Antiphonaire cartusien]<br />
* https://www.chartreux.org/de/kartauserweg.php<br />
* [http://www.sanctamissa.org/en/resources/rites/carthusian-rite.pdf Ablauf als PDF-Download]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liturgie]]<br />
[[Kategorie:Ritus]]<br />
{{Aus Wikipedia|id=231110762&|date=27. 02. 2023}}</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Welttag&diff=193604Welttag2023-04-11T11:04:53Z<p>Lambert: präzisiert</p>
<hr />
<div>'''Welttag''' oder '''Weltgebetstag''', bedeutet ein Tag des Jahres, an dem weltweit und international an ein besonderes Anliegen gedacht und dafür [[gebet]]et wird. Der Tag wird vom [[Papst]] festgelegt oder bestätigt und jährlich thematisch spezifiziert. Er gibt oft zu diesem Datum eine Botschaft. <br />
<br />
'''fixe Tage'''<br />
* [[1. Januar]]: [[Weltfriedenstag]]<br />
* [[18. Januar]] bis [[25. Januar]]: [[Gebetswoche für die Einheit der Christen]] (Weltgebetsoktav)<br />
* [[2. Februar]]: [[Welttag des geweihten Lebens]]<br />
* [[8. Februar]]: [[Weltgebetstag gegen den Menschenhandel]]<br />
* [[11. Februar]]: [[Welttag der Kranken]] (In der [[Schweiz]] am ersten [[Sonntag]] im [[März]])<br />
* [[24. Mai]]: [[Weltgebetstag für die Katholiken in China]]<br />
* [[1. September]]: [[Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung]]<br />
* ([[8. September]]: [[Welttag der Alphabetisierung]])<br />
* [[16. Oktober]]: [[Welternährungstag]]<br />
* ([[26. Dezember]]: [[Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen]] - in [[Deutschland]] -)<br />
<br />
'''bewegliche Tage'''<br />
* 2. [[Sonntag]] nach dem Fest [[Taufe des Herrn]]: [[Familiensonntag]] in [[Deutschland]]<br />
* 3. Sonntag im Jahreskreis: [[Sonntag des Wortes Gottes]]<br />
* (1. [[Freitag]] im [[März]]: "[[Weltgebetstag der Frauen]]"; - [[Ökumene|ökumenisch]] -)<br />
* [[Palmsonntag]] ([[Sonntag]] vor [[Ostern]]): "Welttag der Jugend" in den [[Diözese]]n (der Internationale [[Weltjugendtag]] wird individuell festgelegt)<br />
* 4. [[Sonntag]] der [[Osterzeit]] (Sonntag vom Guten Hirten): [[Welttag für geistliche Berufungen]]<br />
* 7. Sonntag der Osterzeit - [[Sonntag]] vor [[Pfingsten]]: [[Welttag der sozialen Kommunikationsmittel]] ([[Medien]]sonntag; in [[Deutschland]] am 2. [[Sonntag]] im [[September]])<br />
* [[Herz-Jesu-Fest]]: am [[Freitag]] der dritten Woche nach [[Pfingsten]]: [[Weltgebetstag zur Heiligung der Priester]]<br />
* 4. [[Sonntag]] im [[Juli]]: [[Welttag der Großeltern und älteren Menschen]]<br />
* Letzter Sonntag im [[September]]: [[Welttag der Migranten und Flüchtlinge]] ("Welttag der Migranten" und "Welttag des Tourismus")<br />
* Vorletzter [[Sonntag]] des [[Monat]]s [[Oktober]]: [[Sonntag der Weltmission|Weltmissionssonntag]]<br />
* 33. Sonntag im Jahreskreis: [[Welttag der Armen]]<br />
<br />
[[Kategorie:Welttage|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Hauptseite/Artikel_des_Monats_August&diff=193603Vorlage:Hauptseite/Artikel des Monats August2023-04-10T13:14:28Z<p>Lambert: erg</p>
<hr />
<div>* [[Jean-Claude Hollerich]]<br />
* [[Fanny Imle]]<br />
* [[Heribert Schauf]]<br />
* [[Ignatius von Loyola: Der Bericht des Pilgers]]<br />
* [[Ludwig Maria Grignion: Das Geheimnis Mariens]]<br />
<br />
<br />
<noinclude><br />
Vorschläge für Artikel des Monats [[August]] [[2023]]:<br />
* <br />
*<br />
*<br />
*<br />
<br />
(Als Artikel des Monats sind ausschließlich Artikel guter Qualität auszuwählen. Sinn dieser Rubrik ist es, gute Artikel zu bewerben. Ein Bezug zum aktuellen Monat ist nicht zwingend erforderlich.)</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Schon_gewusst%3F&diff=193602Vorlage:Schon gewusst?2023-04-10T13:09:41Z<p>Lambert: erg</p>
<hr />
<div>* dass vor 10 Jahren [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] abdankte (Februar [[2013]]) und [[Papst Franziskus|Franziskus]] (am 13. März) [[Papst]] wurde?<br />
* dass vor 15 Jahren (am 2.-6. April [[2008]]) der [[Weltkongress der Barmherzigkeit|erste Apostolische Weltkongress der Barmherzigkeit]] in [[Rom]] stattfand?<br />
* dass vor 20 Jahren (im Oktober [[2003]]) das [[Jahr des Rosenkranzes]] endete?<br />
* dass vor 30 Jahren (am 11. Februar [[1993]]) Papst [[Johannes Paul II.]] den ersten [[Welttag der Kranken]] eingeführt hat?<br />
* dass vor 40 Jahren, im [[Heiliges Jahr|Heiligen Jahr]] [[1983]], [[Radio Maria]] in [[Italien]] begonnen hat?<br />
* dass vor 60 Jahren (am 11. April 1963) Papst [[Johannes XXIII.]] die [[Enzyklika]] ''[[Pacem in terris (Wortlaut)|Pacem in terris]]'' zur Friedenspolitik veröffentlichte? <br />
* dass vor 60 Jahren (am 30. Juni [[1963]]) [[Kardinal]] [[Paul VI.|Giovanni Montini]] Papst wurde und den Namen ''Paul VI.'' annahm?<br />
* dass vor 60 Jahren (am 4. Dezember 1963) die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils die beiden ersten Lehrtexte des Konzils beschlossen, nämlich die Konstitution ''[[Sacrosanctum concilium]]'' über die heilige [[Liturgie]] und das Dekret ''[[Inter mirifica]]'' über die [[Medien|Kommunikationsmittel]], die Papst Paul VI. am selben Tag in Kraft setzte?<br />
* dass vor 70 Jahren (am 24. Mai [[1953]]) [[Papst]] [[Pius XII.]] in der [[Enzyklika]] ''[[Doctor mellifluus]]'' den [[Kirchenlehrer]] [[Bernhard von Clairvaux]] aus Anlass seines anstehenden 800. Todestags würdigte?<br />
* dass vor 80 Jahren (am 26. Juni 1943) [[Pius XII.]] die [[Enzyklika]] ''[[Mystici corporis Christi (Wortlaut)|Mystici corporis]]'' über über den [[Mystischer Leib Christi|Geheimnisvollen Leib Christi]] gegeben hat?<br />
* dass vor 90 Jahren, im Jahr 1933, in Deutschland der [[Nationalsozialismus]] die Macht ergriff?<br />
* dass vor 90 Jahren, am 20. Juli 1933, das [[Reichskonkordat]] zwischen dem Heiligen Stuhl und dem nationalsozialistisch regierten Deutschen Reich geschlossen wurde?<br />
* dass vor 100 Jahren (am 26. Januar [[1923]]) der [[Kirchenlehrer]] [[Franz von Sales]] zum himmlischen [[Schutzpatron]] aller Redaktoren und Schriftsteller [[Rerum omnium perturbationem (Wortlaut)|bestimmt wurde]]?<br />
* dass vor 250 Jahren (am 18. Dezember [[1773]]) [[Carlo Steeb]], der [[Patron]] der [[Priesterseminar]]e und [[Theologie]]professoren geboren wurde?<br />
* dass vor 775 Jahren, 1248, mit dem Bau des [[Kölner Dom]]s begonnen wurde? <br />
<br />
<noinclude><br />
<br />
== Zur Kenntnisnahme für spätere Editionen stehen lassen ==<br />
<br />
=== [[2022]] ===<br />
* dass [[Papst Franziskus]] letztes Jahr (am 14. Oktober 2021) die [[Abtreibung]] als [[Mord]] bezeichnete, und es Krankenhauspersonal nicht zulässig sei, sich zum Komplizen zu machen ? <br />
* dass vor 5 Jahren (am 13. Mai 2017) [[Francisco Marto]] und [[Jacinta Marto]] [[heiliggesprochen]] wurden ?<br />
* dass vor 10 Jahren (am 7. Oktober 2012) [[Hildegard von Bingen]] und [[Johannes von Avila]] zu [[Kirchenlehrer]]n erhoben wurden ?<br />
* dass vor 15 Jahren (am 7. Juli 2007) [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] das [[Motu proprio]] [[Summorum pontificum]] über den Gebrauch der Römischen Liturgie in der Gestalt vor der Reform von 1970 gegeben hat ?<br />
* dass vor 20 Jahren der heilige [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] mit dem [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Schreiben]] [[Rosarium virginis Mariae (Wortlaut)|Rosarium virginis Mariae]] das [[Jahr des Rosenkranzes]] begonnen hat ?<br />
* dass vor 25 Jahren der offizielle [[lateinisch]]e [[Katechismus der Katholischen Kirche]] herausgegeben wurde ?<br />
* dass vor 30 Jahren der [[Katechismus der Katholischen Kirche]] herausgegeben wurde ?<br />
* dass vor 40 Jahren die Akten "[[Der Apostolische Stuhl]]" (1982-1998) begonnen wurden ?<br />
* dass vor 50 Jahren die [[Marianische Priesterbewegung]] (im Oktober 1972) gegründet wurde ?<br />
* dass vor 60 Jahren das [[Zweite Vatikanische Konzil]] (am 11. Oktober 1962) begonnen hat ?<br />
* dass vor 75 Jahren (am 2. Februar 1947) der [[Rosenkranz-Sühnekreuzzug]] für den [[Friede]]n der [[Welt]] gegründet wurde ?<br />
* dass vor 75 Jahren das Hilfswerk [[Kirche in Not]] gegründet wurde ?<br />
* dass vor 75 Jahren (am 20. November 1947) [[Papst]] [[Pius XII.]] die Enzyklika [[Mediator Dei]] über die heilige [[Liturgie]] veröffentlichte ?<br />
* dass vor 80 Jahren [[Papst]] [[Pius XII.]] am 31. Oktober 1942 viel Unheil des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] verhinderte, da er die ganze Menschheit [[Weihe an das Unbefleckte Herz Mariä#Die Wirkkraft der Weihe|dem Unbefleckten Herzen Mariens weihte]] ?<br />
* dass vor 100 Jahren [[Pius XI.]] [[Papst]] wurde und die [[Antrittsenzyklika]] [[Ubi arcano Dei consilio (Wortlaut)|Ubi arcano Dei consilio]] übergab ?<br />
* dass vor 120 Jahren (am 28. Mai 1902) Papst [[Leo XIII.]] die [[Enzyklika]] [[Mirae caritatis]] über das [[Eucharistie|Allerheiligste Altarsakrament]] gegeben hat ?<br />
* dass vor 160 Jahren (am 30. Mai 1862) [[Johannes Bosco|Don Bosco]] [[Johannes Bosco#Die Vision Don Boscos über die Kirche|seine Vision über die Kirche]] erhielt und erzählte ?<br />
* dass vor 200 Jahren (am 3. Mai 1822) [[Pauline Marie Jaricot]] das "Werk der Glaubensverbreitung" gründete, aus denen die [[Päpstliche Missionswerke|Päpstlichen Missionswerke]] hervorgingen ?<br />
* dass vor 400 Jahren (am 12. März 1622) [[Papst]] [[Gregor XV.]] [[Ignatius von Loyola]], [[Franz Xaver (Spanischer Jesuit)|Franz Xaver]], [[Teresa von Avila]], [[Isidor von Sevilla]] und [[Philipp Neri]] heilig sprach ?<br />
* dass vor 400 Jahren (am 6. Januar 1622) [[Papst]] [[Gregor XV.]] die S. [[Congregatio de propaganda fide]] gründete ?<br />
* dass vor 500 Jahren (am 9. Januar 1522) der Deutsche [[Hadrian VI.]] zum [[Papst]] gewählt wurde ?<br />
* dass vor 1000 Jahren [[Papst]] [[Benedikt VIII.]] anordnete, dass alle [[Zölibat|Geistlichen nicht mehr heiraten dürfen]] ?<br />
<br />
=== [[2021]] ===<br />
* dass 2021 die [[Orgel]] das Instrument des Jahres ist ?<br />
* dass vor fünf Jahren (am 12. Februar [[2016]]) die historische Begegnung von [[Papst Franziskus]] und [[Patriarch]] [[Kyrill I.]] auf Kuba stattfand ?<br />
* dass vor 10 Jahren (am 22. September [[2011]]) [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] eine Rede im Deutschen Bundestag über das [[Naturrecht]] gehalten hat ?<br />
* dass vor 20 Jahren (2001) das Nachrichtenportal [[Kath.net]] begonnen hat ?<br />
* dass vor 20 Jahren (am 11. Januar 2001) [[Bibel-TV]] gegründet wurde ?<br />
* dass seit 25 Jahren der [[Medien#Päpstliches zu den Medien|vatikanische Internetauftritt]] "vatican.va" aufgebaut wurde ?<br />
* dass [[Radio Horeb]] seit 25 Jahren ([[8. Dezember]] 1996) auf Sendung ist<br />
* dass vor 40 Jahren (am 12. Dezember 1981) [[Eternal Word Television Network]] gegründet wurde ?<br />
* dass vor 50 Jahren die Gründungsversammlung der [[CCEE|Rates Europäischer Bischofskonferenzen]] (am 23./24. März [[1971]]) in [[Rom]] stattfand ?<br />
* dass vor 50 Jahren die Internationale Katholische [[Communio (Zeitschrift)| Zeitschrift Communio]] erstmals erschien ?<br />
* dass vor 90 Jahren (am 12. Februar [[1931]]) die erste Rundfunkbotschaft von [[Radio Vatikan]] erfolgte?<br />
* dass vor 100 Jahren (am 6. Januar [[1921]]) [[Papst]] [[Benedikt XV.]] die [[Enzyklika]] [[Sacra propediem]] über den [[Dritter Orden|Dritten Orden]] der [[Franziskaner]] schrieb ?<br />
* dass vor 100 Jahren (am 29. Juni [[1921]]) [[Papst]] [[Benedikt XV.]], aus Anlass des 700. Todestags, die Bedeutung des [[Dominikus von Kastillien|Heiligen Dominikus]] in der [[Enzyklika]] [[Fausto appetente die]] unterstrich ?<br />
* dass vor 100 Jahren (am 7. September [[1921]]) die [[Legio Mariae]] von [[Frank Duff]] gegründet wurde ?<br />
* dass vor 160 Jahren (am 12. Februar [[1861]]) die Zeitung "L’[[Osservatore Romano]]" erstmals in [[italienisch]]er Sprache erschien ?<br />
* dass vor 175 Jahren (am 9. November [[1846]]) [[Papst]] [[Pius IX.]] seine [[Antrittsenzyklika]] [[Qui pluribus]] über den [[Glaube]]n und die [[Religion]] herausgab ?<br />
* dass vor 200 Jahren (am 18. Juli [[1821]]) Papst [[Pius VII.]] in der [[Bulle]] "De salute animarum" im Königreich Preußen eine neue Diözeseneinteilung vorgenommen hat ?<br />
* dass vor 200 Jahren (am 16. August [[1821]]) Papst [[Pius VII.]] in der [[Bulle]] "Provida solersque" die kirchliche Territorialordnung im südwestdeutschen Raum geregelt hat, wobei das [[Erzbistum Freiburg]] mit den Suffragandiözesen [[Bistum Mainz|Mainz]], [[Bistum Fulda|Fulda]], [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Rottenburg]] und [[Bistum Limburg|Limburg]] entstand ?<br />
* dass vor 250 Jahren [[Ignaz Franz]] das [[Kirchenlied]] Großer Gott, wir loben dich nach dem [[Te Deum]] aus dem 4. Jahrhundert verfasste ?<br />
* dass vor 400 Jahren ([[1621]]) [[Papst]] [[Gregor XV.]] den Gedenktag des [[Josef von Nazareth|heiligen Josefs]] als verbindliches [[Hochfest]] einführte ?<br />
* dass vor 500 Jahren (am 3. Januar [[1521]]) [[Martin Luther]] von [[Papst]] [[Leo X.]] durch die [[Bulle]] [[Decet romanum pontificem]] exkommuniziert wurde und Luther im Dezember auf der Wartburg in Thüringen das [[Neue Testament]] zu übersetzten begann ?<br />
<br />
=== [[2020]] ===<br />
* Vor 25 Jahren (am [[6. Januar]] [[1995]]) führte ein Wohnungsbrand in Manila zur Entdeckung der geplanten terroristischen ''Operation Bojinka'', bei der al-Qaida-Anhänger beabsichtigen, einen Mordanschlag auf Papst [[Johannes Paul II.]] bei seinem Besuch der [[Philippinen]] zu verüben.<br />
* Vor 50 Jahren (im März [[1970]]) wurde das bis dahin unveröffentlichte [[Te Deum]] von [[Georges Bizet]] uraufgeführt.<br />
* Vor 75 Jahren (am [[8. Mai]] [[1945]]) endete der 2. Weltkrieg.<br />
* Vor 100 Jahren ([[1920]]) sprach Papst [[Benedikt XV.]] [[Margareta Maria Alacoque]] ([[13. Mai]]) sowie [[Jeanne d'Arc]] ([[16. Mai]]) heilig.<br />
* Vor 150 Jahren (am [[18. Juli]] [[1870]]) verkündete das [[Erstes Vatikanisches Konzil|erste vatikanische Konzil]] das Dogma von der [[Päpstliche Unfehlbarkeit|Unfehlbarkeit]] des [[Papst]]es.<br />
* Vor 200 Jahren (am [[15. Mai]] [[1820]]) endeten in [[Wien]] die Beratungen zu den Grundlagen des Deutschen Bundes, die in der Wiener Schlussakte zusammengefasst sind.<br />
* Vor 250 Jahren (am [[1. Juli]] [[1770]]) passierte der Komet Lexell die Erde in 2 Mio. km Entfernung. Dies war laut Internationaler Astronomischer Union der dichteste jemals offiziell registrierte Vorbeiflug eines Kometen.<br />
* Vor 300 Jahren ([[1720]]) gründete [[Paul vom Kreuz]] die katholische Ordensgemeinschaft der [[Passionisten]].<br />
* Vor 400 Jahren ([[1620]]) verfasste der Spanier [[Juan Pablo Bonet]] das erste bekannte Werk zur Taubstummen-Pädagogik, in dem erstmals das Fingeralphabet zur Kommunikation für Hörgeschädigte beschrieben wird.<br />
* Vor 500 Jahren (am [[15. Juni]] [[1520]]) drohte Papst [[Leo X.]] [[Martin Luther]] in seiner Bulle ''[[Exsurge Domine]]'' mit der [[Exkommunikation]], sollte er nicht binnen 60 Tagen 41 seiner 95 Thesen widerrufen.<br />
* Vor 1000 Jahren ([[1020]]) entstand der Sternenmantel, ein bedeutendes Werk mittelalterlicher Textilkunst, der heute im [[Diözesanmuseum Bamberg]] ausgestellt ist. Er war ein Geschenk des apulischen Fürsten Meles von Bari an [[Heinrich II.]] anlässlich der Begegnung des Kaisers mit Papst [[Benedikt VIII.]] im Jahr 1020 in [[Bamberg]].</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Karfreitag&diff=193601Karfreitag2023-04-07T19:16:42Z<p>Lambert: üa</p>
<hr />
<div>'''Karfreitag''' ist der [[Freitag]] vor [[Ostern]]. Die Bezeichnung '''Karfreitag''' stammt aus dem Althochdeutschen, dort bedeutet das Wort ''"Kara"'' "Klage, Kummer, Trauer". Die liturgische Bezeichnung ist ''Feria sexta in Parasceve'' „sechster Tag, am Rüsttag“ (von griechisch παρασκευή ''paraskeuḗ'' „Zurüstung, Herrichtung, Rüsttag, Tag vor dem Sabbat, Freitag“). <br />
<br />
Der Karfreitag ist der Gedächtnistag der [[Kreuzigung]] [[Jesus Christus]]. An diesem Tag fand der Prozess, die Hinrichtung und die [[Beerdigung]] [[Jesus Christus]] in [[Jerusalem]] statt. Er folgt auf den [[Gründonnerstag]] und geht dem [[Karsamstag]] voraus. Der Karfreitag ist somit eingebunden in die „Dreitagefeier vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“, das ''[[Triduum Sacrum]]'' , auch „österliches Triduum“ (''Triduum Paschale'') genannt. Es ist das älteste und höchste Fest des [[Kirchenjahr]]es dar und wird als das [[Pascha-Mysterium]] liturgisch wie ein einziger Gottesdienst gefeiert, der am [[Gründonnerstag]] mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnt und seinen Höhepunkt in der Feier der Auferstehung Christi in der [[Osternacht]] findet.<br />
<br />
Im [[Neues Testament]] finden sich in den vier [[Evangelien]] die Abläufe und Ereignisse der Geschehnisse in den [[Passion]]sgeschichten wieder. Deshalb ist der Karfreitag der Trauer[[freitag]] und steht im Zeichen des Leidens und der Vergegenwärtigung des [[Kreuz]]estodes [[Jesus Christus]]. Er litt und starb Christus als „Gottesknecht“ und nahm im Kreuzestod freiwillig die Sünde und Schuld aller Menschen auf sich. Durch Tod und Auferstehung Jesu wird allen Menschen erst Sündenvergebung und damit Errettung aus dem Tod und ewiges Leben zuteil. <br />
<br />
== Liturgie ==<br />
Wie seit dem frühen Christentum kirchliche Tradition, wird am Karfreitag keines der mit Festfreude verbundenen [[Sakrament]]e gefeiert ''(„Ecclesia […] sacramenta penitus non celebrat“<ref>[[Missale Romanum]], Editio typica, 1970. Einführung zum Triduum Sacrum, S. 250</ref>)'', daher auch nicht die [[heilige Messe]]. Der [[Altar]] ist schmucklos, ohne Kerzen und Altartücher. Kreuze sind verhüllt, [[Triptychon|Triptychen]] und [[Flügelaltar|Flügelaltäre]] sind häufig zugeklappt und zeigen die einfacher gestaltete Rückseite der Flügel. Das [[Ewiges Licht|ewige Licht]] brennt nicht, Kerzen brennen nur beim provisorischen Aufbewahrungsort des [[AllerheiligstesAllerheiligsten]].<br />
<br />
Die Gläubigen kommen am Nachmittag gegen 15 Uhr (zur Sterbestunde Jesu), aber nicht später als 18 Uhr zusammen, um in der liturgischen "Feier vom Leiden und Sterben Christi" des [[Leid]]ens und [[Sterben]]s [[Jesus Christus|Jesu]] zu gedenken. Die [[liturgische Farbe]] dabei ist seit der [[Liturgiereform]] des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] nicht mehr Schwarz, sondern Rot. Rot steht hier als Zeichen für das im [[Passion Jesu|Leiden und Sterben]] Jesu vergossene Blut. Auf die Verwendung von [[Weihrauch#Katholische Liturgie|Weihrauch]] wird verzichtet.<br />
<br />
DFie Feier besteht aus drei Teilen<ref>Kongregation für den Gottesdienst: ''Rundschreiben „Über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung“''. Januar 1988. Nr. 64: „Die Ordnung der Feier vom Leiden und Sterben Christi, die aus alter Tradition der Kirche stammt, (nämlich: Wortgottesdienst, Kreuzverehrung, Kommunionfeier) soll genau und getreu eingehalten werden und darf von niemandem eigenmächtig abgeändert werden.“ ([http://www.liturgie.de/liturgie/pub/op/dok/download/ve81.pdf PDF]; 194&nbsp;kB).</ref> mit unterschiedlichem liturgiegeschichtlichen Hintergrund:<br />
<br />
* [[Wortgottesdienst]] mit dem Vortrag der Passion und den Großen [[Fürbitten]] (römische Tradition)<br />
* Erhebung und Verehrung des Heiligen Kreuzes (aus Jerusalem übernommen)<br />
* [[Kommunionfeier]] (nach altem Brauch Konstantinopels, seit dem 7. Jahrhundert in Rom bekannt).<br />
<br />
Die Feier beginnt mit der ''Prostratio'', bei der sich der [[Priester]] und die Assistenz vor dem [[Kreuz]] zum Zeichen der Busse, der Ehrfurcht und Ganzhingabe auf den Boden legen. Der Wortgottesdienst des Karfreitags mit den [[Schriftlesung|biblischen Lesungen]] bildet den alten und eigentlichen Kern der Feier vom Leiden und Sterben Christi; Höhepunkt der Wortfeier ist die Verkündigung des Leidensevangeliums Christi (Passion) nach dem Evangelisten Johannes (Joh 18,1 – 19,42).<br />
<br />
Darauf folgen gegebenenfalls eine kurze [[Predigt]] und immer die Großen Fürbitten, welche die Anliegen der Kirche, der Welt und der Notleidenden vor Gott tragen; hierzu gehört auch die [[Karfreitagsfürbitte für die Juden|Fürbitte für die Juden]], die umstritten war und mehrfach geändert wurde.<br />
<br />
Die Kreuzverehrung ''(Adoratio sanctae crucis)'' bildet den zweiten Teil der Feier. Das üblicherweise<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst: ''Rundschreiben „Über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung“''. Januar 1988. Nr. 26: „Der Brauch, die Kreuze in den Kirchen vom 5. Fastensonntag an zu verhüllen, kann beibehalten werden, wenn die Bischofskonferenz es so angeordnet hat. Die Kreuze bleiben in diesem Fall verhüllt bis zum Ende der Karfreitagsliturgie, die Bilder jedoch bis zum Beginn der Osternachtfeier.“ ([http://www.liturgie.de/liturgie/pub/op/dok/download/ve81.pdf PDF]; 194&nbsp;kB).</ref> seit dem 5. Fastensonntag (früher: „Passionssonntag“) verhüllte Kruzifix wird erhoben gezeigt und von allen verehrt. Die Zeigung des erhöhten Kreuzes ist mit dem dialogischen Ruf zur Kreuzerhebung verbunden, der alle zur Kreuzverehrung einlädt: „''V'': Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt. ''A'': Kommt, lasset uns anbeten.“ (Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit: ''Omnes'': Venite, adoremus.)<br />
<br />
Den Abschluss bilden eine schlichte [[Kommunionfeier]] mit am Gründonnerstag „vorgeheiligten Gaben“ (''[[Präsanktifikaten-Liturgie|Hostia praesanctificata]]'') und das [[Segen]]sgebet über das Volk. Mancherorts schließt sich als [[fromme Übung]] eine Feier der „Grablegung Christi“ an.<br />
<br />
==== Brauchtum ====<br />
Nach alter Tradition schweigen die [[Orgel]] und die Kirchenglocken nach dem [[Gloria]] der Messe vom letzten Abendmahl am [[Gründonnerstag]]. An die Stelle der Glocken und Schellen treten vielerorts Ratschen und Klappern, mit denen in vielen katholischen Landstrichen die Kirchgänger nach alter Tradition auch zu den Gottesdiensten, zum [[Stundengebet]] und zum [[Der Engel des Herrn|Angelus]] gerufen werden.<br />
<br />
===== Grablegung, Heiliges Grab =====<br />
In manchen [[Diözese]]n, so in [[Bistum Trier|Trier]], schließt sich an die Karfreitagsliturgie die „Feier der Grablegung“ an. Die Trierer Bistumstradition fügt den drei Teilen des nachmittäglichen Karfreitagsgottesdienstes somit einen vierten hinzu. Nach der Kommunionfeier erinnert der Priester an die Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz und seine Grablegung. Die Feier der Grablegung wird in vier liturgische Elemente unterteilt:<br />
<br />
* Evangelium der Grablegung Jesu<br />
* Gang zum Heiligen Grab<br />
* Grablegung<br />
* Segensgebet und Abschluss<br />
<br />
Der Priester liest am [[Ambo]] den Schluss der Johannespassion (Joh 19,38–42). Wegen der Feier der Grablegung endet die Leidensgeschichte nach Johannes bereits mit den Worten: „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (Joh 19,37). Nach der Verkündigung des Evangeliums von der Grablegung Jesu legt ein [[Ministrant]] das Kreuz dem Priester auf das über beiden Armen geschürzte Messgewand. Dieser trägt es zu dem in der Kirche hergerichteten Heiligen Grab. Er wird begleitet von zwei [[Ceroferar|Leuchterträgern]]. Der [[Thuriferar]] führt die Prozession an, ihm folgen die Ministranten mit den Klappern, jene die einen besonderen Dienst ausüben und nach Möglichkeit die übrigen Gläubigen. Während der Übertragung des Kreuzes kann das [[Responsorium]] „Jerusalem luge“ oder das Lied „O Traurigkeit, o Herzeleid“ gesungen werden.<br />
<br />
Am Ort der Grablegung legt der Priester das Kreuz nieder. Er [[inzens]]iert es und bedeckt es mit einem Leinentuch. Währenddessen kann der Chor das Responsorium „Ecce quomodo moritur justus“ oder „Sepulto Domino“ singen. Es folgt eine Zeit der Stille. Am Ende der Feier spricht der Priester das Segensgebet. Danach kann er den [[Versikel]] singen: „Ihm ist ein Ort bereitet im Frieden. Seine Wohnung wird sein auf dem Zion“. Der Priester begibt sich mit den liturgischen Diensten direkt in die [[Sakristei]]. Die Gläubigen verlassen schweigend die Kirche.<br />
<br />
Eine symbolische Grablege, das „Heilige Grab“, mit dem dort niedergelegten Kreuz, dem Bild des im Grab ruhenden Christus, wird verbreitet auch in anderen Kirchen errichtet, in denen ein solcher Brauch der Grablegung sonst nicht üblich ist. Das Heilige Grab in der Zeit nach der Feier vom Leiden und Sterben Christi und am Karsamstag während des Tages der Grabesruhe des Herrn von den Gläubigen aufgesucht ''(Visitatio crucis)''. Ein Verweilen im Gebet vor dem Heiligen Grab über die Zeit von 40 Stunden, die Jesus im Grab gelegen haben soll, gilt als Ursprung des [[Vierzigstündiges Gebet|Vierzigstündigen Gebetes]].<ref>[[Manfred Becker-Huberti]]: ''Feiern – Feste – Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr.'' Herder, Freiburg-Basel-Wien 1998, ISBN 3-451-27702-6, S.&nbsp;290.</ref><br />
<br />
Das in der Kirche aufgestellte Kreuz (bzw. das im Heiligen Grab liegende) wird bis zur Feier der Osternacht durch eine einfache oder auch doppelte Kniebeuge verehrt.<br />
<br />
===== Andachten und Prozessionen =====<br />
Neben der Karmette und der Feier vom Leiden und Sterben Christi sind die [[Kreuzwegandacht]] und die Andacht von den sieben letzten Worten verbreitete Frömmigkeitsformen am Karfreitag.<br />
<br />
Regional gehören auch [[Prozession]]en zum Brauchtum, so die Karfreitagsprozession in Lohr am Main, in Menden im Sauerland, in Stuttgart-Bad Cannstatt und seit 1668 in [[Neunkirchen am Brand]]<ref>[https://www.br.de/franken/inhalt/kultur/karfreitagsprozession-neunkirchen-artikel100.html br.de: Karfreitagsprozession Neunkirchen], 18. April 2019, abgerufen am 7. April 2020.</ref>. Sehr verbreitet sind solche Prozessionen am Karfreitag in Süditalien und Sizilien, in Spanien&nbsp;– insbesondere in [[Andalusien]]&nbsp;– und in Guatemala (siehe ''Semana Santa''). Von überregionaler Bedeutung sind auch das [[Bensheimer Passionsspiel]] sowie der [[Kreuzweg]] durch die [[Via Dolorosa]] in Jerusalem und der im [[Kolosseum]] in Rom, der mit dem Papst begangen wird. Eine Leidensprozession in Heiligenstadt im Eichsfeld wurde 1734 vom Karfreitag auf den Palmsonntag verlegt und findet bis heute mit sechs überlebensgroßen Passionsfiguren an diesem Tag statt; sie wurde 2016 von der [[UNESCO]] als „immaterielles Kulturerbe“ anerkannt.<ref>[[Bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes#Immaterielles Kulturerbe|Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes]]</ref><ref>[http://www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe/bundesweites-verzeichnis/eintrag/heiligenstaedter-palmsonntagsprozession.html Deutsche UNESCO-Kommission] – Heiligenstädter Palmsonntagsprozession.</ref><br />
{{Siehe auch|Passionsspiel}}<br />
<br />
== Fastengebot<br />
Als Teil des [[Osterfasten]]s ist der Karfreitag ein strenger [[Fastenzeit|Fast-]] und [[Abstinenz]]tag, an dem man sich nur einmal sättigen darf ([[Fastenzeit|Fasten]]), wobei zwei kleine Stärkungen erlaubt sind, und kein Fleisch gegessen und kein Alkohol genossen werden darf ([[Abstinenz]]). Das Gebot der ''"einmaligen Sättigung"'' gilt für [[Christen]] ab dem 18. bis zum 60. Lebensjahr, der Verzicht auf Fleischspeisen und Alkohol für alle Christen. Kranke sind davon ausgenommen. Schon [[Tertullian]] bezeugte um das [[2. Jahrhundert]] die Einhaltung dieses Tages als großen [[Fastenzeit|Fastentag]]. Die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, ist auf das Karfreitagsgeschehen zurückzuführen.<br />
<br />
==Feiertag==<br />
In Deutschland, den meisten Kantonen der Schweiz (ohne Wallis und Tessin) und in Frankreich in den Départements des ehemaligen Elsass-Lothringen ist der Karfreitag ebenfalls ein Feiertag. ist der Karfreitag ein gesetzlicher Feiertag.<ref>[https://www.seco.admin.ch/dam/seco/de/dokumente/Arbeit/Arbeitsbedingungen/Arbeitsgesetz%20und%20Verordnungen/Feiertage-Schweiz.pdf.download.pdf/Feiertage_2015_web_de.pdf Liste der kantonalen Feiertage] (PDF; 126&nbsp;kB)</ref> Außerdem ist der Karfreitag in Angola, Argentinien, Australien, Bermuda, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Dänemark, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Finnland, Griechenland, Guatemala, Indien, Kanada, Kap Verde, Kolumbien, Malta, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Osttimor, Paraguay, Peru, auf den Philippinen, in Singapur, Spanien, Schweden, Slowakei, Südafrika, Tschechien, Ungarn (seirt 2017), dem Vereinigten Königreich und Venezuela ein gesetzlicher Feiertag.<br />
<br />
Da der Karfreitag in deutschland zu den "stillen Tagen§ gehört, gelten besondere Einschränkungen wie das Tanzverbot. Es verbietet verschiedene öffentliche Veranstaltungen, etwa sportliche Veranstaltungen, solche in Räumen mit Schankbetrieb und alle sonstigen öffentlichen Veranstaltungen zur Unterhaltung, „außer wenn sie der geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen.“ Auch Kinos, Theater und Opern müssen in ihrem Spielplan den Karfreitag berücksichtigen. In Bremen bleibt die traditionelle „Osterwiese“, ein Volksfest mit Fahrgeschäften etc., am Karfreitag geschlossen, ebenso in Hamburg der „Frühlingsdom“.<br />
<br />
==Päpstliches Schreiben==<br />
* 16. Januar [[1988]] [[Kongregation für den Gottesdienst]]: Rundschreiben ''[[Paschalis sollemnitatis]]'' über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung, [[Paschalis sollemnitatis (Wortlaut)#V. Der Karfreitag|Der Karfreitag, Nr. 58-72]].<br />
<br />
==Ablass==<br />
Ein vollkommener [[Ablass]] wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Christgläubigen gewährt, der die Liturgie des Karfreitags andächtig mitfeiert und dabei an der Kreuzverehrung teilnimmt. Dann demjenigen, der selbst die Übung der [[Kreuzweg]]andacht verrichtet oder sich während der Fernseh- oder Rundfunkübertragung der Kreuzwegandacht, die der Heilige Vater betet, mit ihm in frommer Gesinnung vereint ([[Enchiridion indulgentiarum 1999#13 Gedächtnis des Leidens und des Sterbens des Herrn - Karfreitagi|vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999]]). → [[Heilige Stiege]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[John Henry Newman]] ''[[Betrachtung]]en und [[Fürbitte]]n für den Karfreitag,'' [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2019 (128 Seiten; ISBN 9783943506532; Hardcover).<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Karfreitagsfürbitte]], [[Fastenzeit]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kirchenweb.at/feiertage/00ostern/karfreitag.htm Karfreitag Lexikon]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie: Kirchliches Festjahr]]<br />
[[Kategorie:Ablässe]]<br />
[[Kategorie:Herrenfest]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Karfreitag&diff=193600Karfreitag2023-04-07T19:16:01Z<p>Lambert: ergänzt</p>
<hr />
<div>'''Karfreitag''' ist der [[Freitag]] vor [[Ostern]]. Die Bezeichnung '''Karfreitag''' stammt aus dem Althochdeutschen, dort bedeutet das Wort ''"Kara"'' "Klage, Kummer, Trauer". Die liturgische Bezeichnung ist ''Feria sexta in Parasceve'' „sechster Tag, am Rüsttag“ (von griechisch παρασκευή ''paraskeuḗ'' „Zurüstung, Herrichtung, Rüsttag, Tag vor dem Sabbat, Freitag“). <br />
<br />
Der Karfreitag ist der Gedächtnistag der [[Kreuzigung]] [[Jesus Christus]]. An diesem Tag fand der Prozess, die Hinrichtung und die [[Beerdigung]] [[Jesus Christus]] in [[Jerusalem]] statt. Er folgt auf den [[Gründonnerstag]] und geht dem [[Karsamstag]] voraus. Der Karfreitag ist somit eingebunden in die „Dreitagefeier vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“, das ''[[Triduum Sacrum]]'' , auch „österliches Triduum“ (''Triduum Paschale'') genannt. Es ist das älteste und höchste Fest des [[Kirchenjahr]]es dar und wird als das [[Pascha-Mysterium]] liturgisch wie ein einziger Gottesdienst gefeiert, der am [[Gründonnerstag]] mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnt und seinen Höhepunkt in der Feier der Auferstehung Christi in der [[Osternacht]] findet.<br />
<br />
Im [[Neues Testament]] finden sich in den vier [[Evangelien]] die Abläufe und Ereignisse der Geschehnisse in den [[Passion]]sgeschichten wieder. Deshalb ist der Karfreitag der Trauer[[freitag]] der [[römisch-katholisch]]en [[Kirche]] und steht im Zeichen des Leidens und der Vergegenwärtigung des [[Kreuz]]estodes [[Jesus Christus]]. Er litt und starb Christus als „Gottesknecht“ und nahm im Kreuzestod freiwillig die Sünde und Schuld aller Menschen auf sich. Durch Tod und Auferstehung Jesu wird allen Menschen erst Sündenvergebung und damit Errettung aus dem Tod und ewiges Leben zuteil. <br />
<br />
== Liturgie ==<br />
Wie seit dem frühen Christentum kirchliche Tradition, wird am Karfreitag keines der mit Festfreude verbundenen [[Sakrament]]e gefeiert ''(„Ecclesia […] sacramenta penitus non celebrat“<ref>[[Missale Romanum]], Editio typica, 1970. Einführung zum Triduum Sacrum, S. 250</ref>)'', daher auch nicht die [[heilige Messe]]. Der [[Altar]] ist schmucklos, ohne Kerzen und Altartücher. Kreuze sind verhüllt, [[Triptychon|Triptychen]] und [[Flügelaltar|Flügelaltäre]] sind häufig zugeklappt und zeigen die einfacher gestaltete Rückseite der Flügel. Das [[Ewiges Licht|ewige Licht]] brennt nicht, Kerzen brennen nur beim provisorischen Aufbewahrungsort des [[AllerheiligstesAllerheiligsten]].<br />
<br />
Die Gläubigen kommen am Nachmittag gegen 15 Uhr (zur Sterbestunde Jesu), aber nicht später als 18 Uhr zusammen, um in der liturgischen "Feier vom Leiden und Sterben Christi" des [[Leid]]ens und [[Sterben]]s [[Jesus Christus|Jesu]] zu gedenken. Die [[liturgische Farbe]] dabei ist seit der [[Liturgiereform]] des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] nicht mehr Schwarz, sondern Rot. Rot steht hier als Zeichen für das im [[Passion Jesu|Leiden und Sterben]] Jesu vergossene Blut. Auf die Verwendung von [[Weihrauch#Katholische Liturgie|Weihrauch]] wird verzichtet.<br />
<br />
DFie Feier besteht aus drei Teilen<ref>Kongregation für den Gottesdienst: ''Rundschreiben „Über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung“''. Januar 1988. Nr. 64: „Die Ordnung der Feier vom Leiden und Sterben Christi, die aus alter Tradition der Kirche stammt, (nämlich: Wortgottesdienst, Kreuzverehrung, Kommunionfeier) soll genau und getreu eingehalten werden und darf von niemandem eigenmächtig abgeändert werden.“ ([http://www.liturgie.de/liturgie/pub/op/dok/download/ve81.pdf PDF]; 194&nbsp;kB).</ref> mit unterschiedlichem liturgiegeschichtlichen Hintergrund:<br />
<br />
* [[Wortgottesdienst]] mit dem Vortrag der Passion und den Großen [[Fürbitten]] (römische Tradition)<br />
* Erhebung und Verehrung des Heiligen Kreuzes (aus Jerusalem übernommen)<br />
* [[Kommunionfeier]] (nach altem Brauch Konstantinopels, seit dem 7. Jahrhundert in Rom bekannt).<br />
<br />
Die Feier beginnt mit der ''Prostratio'', bei der sich der [[Priester]] und die Assistenz vor dem [[Kreuz]] zum Zeichen der Busse, der Ehrfurcht und Ganzhingabe auf den Boden legen. Der Wortgottesdienst des Karfreitags mit den [[Schriftlesung|biblischen Lesungen]] bildet den alten und eigentlichen Kern der Feier vom Leiden und Sterben Christi; Höhepunkt der Wortfeier ist die Verkündigung des Leidensevangeliums Christi (Passion) nach dem Evangelisten Johannes (Joh 18,1 – 19,42).<br />
<br />
Darauf folgen gegebenenfalls eine kurze [[Predigt]] und immer die Großen Fürbitten, welche die Anliegen der Kirche, der Welt und der Notleidenden vor Gott tragen; hierzu gehört auch die [[Karfreitagsfürbitte für die Juden|Fürbitte für die Juden]], die umstritten war und mehrfach geändert wurde.<br />
<br />
Die Kreuzverehrung ''(Adoratio sanctae crucis)'' bildet den zweiten Teil der Feier. Das üblicherweise<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst: ''Rundschreiben „Über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung“''. Januar 1988. Nr. 26: „Der Brauch, die Kreuze in den Kirchen vom 5. Fastensonntag an zu verhüllen, kann beibehalten werden, wenn die Bischofskonferenz es so angeordnet hat. Die Kreuze bleiben in diesem Fall verhüllt bis zum Ende der Karfreitagsliturgie, die Bilder jedoch bis zum Beginn der Osternachtfeier.“ ([http://www.liturgie.de/liturgie/pub/op/dok/download/ve81.pdf PDF]; 194&nbsp;kB).</ref> seit dem 5. Fastensonntag (früher: „Passionssonntag“) verhüllte Kruzifix wird erhoben gezeigt und von allen verehrt. Die Zeigung des erhöhten Kreuzes ist mit dem dialogischen Ruf zur Kreuzerhebung verbunden, der alle zur Kreuzverehrung einlädt: „''V'': Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt. ''A'': Kommt, lasset uns anbeten.“ (Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit: ''Omnes'': Venite, adoremus.)<br />
<br />
Den Abschluss bilden eine schlichte [[Kommunionfeier]] mit am Gründonnerstag „vorgeheiligten Gaben“ (''[[Präsanktifikaten-Liturgie|Hostia praesanctificata]]'') und das [[Segen]]sgebet über das Volk. Mancherorts schließt sich als [[fromme Übung]] eine Feier der „Grablegung Christi“ an.<br />
<br />
==== Brauchtum ====<br />
Nach alter Tradition schweigen die [[Orgel]] und die Kirchenglocken nach dem [[Gloria]] der Messe vom letzten Abendmahl am [[Gründonnerstag]]. An die Stelle der Glocken und Schellen treten vielerorts Ratschen und Klappern, mit denen in vielen katholischen Landstrichen die Kirchgänger nach alter Tradition auch zu den Gottesdiensten, zum [[Stundengebet]] und zum [[Der Engel des Herrn|Angelus]] gerufen werden.<br />
<br />
===== Grablegung, Heiliges Grab =====<br />
In manchen [[Diözese]]n, so in [[Bistum Trier|Trier]], schließt sich an die Karfreitagsliturgie die „Feier der Grablegung“ an. Die Trierer Bistumstradition fügt den drei Teilen des nachmittäglichen Karfreitagsgottesdienstes somit einen vierten hinzu. Nach der Kommunionfeier erinnert der Priester an die Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz und seine Grablegung. Die Feier der Grablegung wird in vier liturgische Elemente unterteilt:<br />
<br />
* Evangelium der Grablegung Jesu<br />
* Gang zum Heiligen Grab<br />
* Grablegung<br />
* Segensgebet und Abschluss<br />
<br />
Der Priester liest am [[Ambo]] den Schluss der Johannespassion (Joh 19,38–42). Wegen der Feier der Grablegung endet die Leidensgeschichte nach Johannes bereits mit den Worten: „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (Joh 19,37). Nach der Verkündigung des Evangeliums von der Grablegung Jesu legt ein [[Ministrant]] das Kreuz dem Priester auf das über beiden Armen geschürzte Messgewand. Dieser trägt es zu dem in der Kirche hergerichteten Heiligen Grab. Er wird begleitet von zwei [[Ceroferar|Leuchterträgern]]. Der [[Thuriferar]] führt die Prozession an, ihm folgen die Ministranten mit den Klappern, jene die einen besonderen Dienst ausüben und nach Möglichkeit die übrigen Gläubigen. Während der Übertragung des Kreuzes kann das [[Responsorium]] „Jerusalem luge“ oder das Lied „O Traurigkeit, o Herzeleid“ gesungen werden.<br />
<br />
Am Ort der Grablegung legt der Priester das Kreuz nieder. Er [[inzens]]iert es und bedeckt es mit einem Leinentuch. Währenddessen kann der Chor das Responsorium „Ecce quomodo moritur justus“ oder „Sepulto Domino“ singen. Es folgt eine Zeit der Stille. Am Ende der Feier spricht der Priester das Segensgebet. Danach kann er den [[Versikel]] singen: „Ihm ist ein Ort bereitet im Frieden. Seine Wohnung wird sein auf dem Zion“. Der Priester begibt sich mit den liturgischen Diensten direkt in die [[Sakristei]]. Die Gläubigen verlassen schweigend die Kirche.<br />
<br />
Eine symbolische Grablege, das „Heilige Grab“, mit dem dort niedergelegten Kreuz, dem Bild des im Grab ruhenden Christus, wird verbreitet auch in anderen Kirchen errichtet, in denen ein solcher Brauch der Grablegung sonst nicht üblich ist. Das Heilige Grab in der Zeit nach der Feier vom Leiden und Sterben Christi und am Karsamstag während des Tages der Grabesruhe des Herrn von den Gläubigen aufgesucht ''(Visitatio crucis)''. Ein Verweilen im Gebet vor dem Heiligen Grab über die Zeit von 40 Stunden, die Jesus im Grab gelegen haben soll, gilt als Ursprung des [[Vierzigstündiges Gebet|Vierzigstündigen Gebetes]].<ref>[[Manfred Becker-Huberti]]: ''Feiern – Feste – Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr.'' Herder, Freiburg-Basel-Wien 1998, ISBN 3-451-27702-6, S.&nbsp;290.</ref><br />
<br />
Das in der Kirche aufgestellte Kreuz (bzw. das im Heiligen Grab liegende) wird bis zur Feier der Osternacht durch eine einfache oder auch doppelte Kniebeuge verehrt.<br />
<br />
===== Andachten und Prozessionen =====<br />
Neben der Karmette und der Feier vom Leiden und Sterben Christi sind die [[Kreuzwegandacht]] und die Andacht von den sieben letzten Worten verbreitete Frömmigkeitsformen am Karfreitag.<br />
<br />
Regional gehören auch [[Prozession]]en zum Brauchtum, so die Karfreitagsprozession in Lohr am Main, in Menden im Sauerland, in Stuttgart-Bad Cannstatt und seit 1668 in [[Neunkirchen am Brand]]<ref>[https://www.br.de/franken/inhalt/kultur/karfreitagsprozession-neunkirchen-artikel100.html br.de: Karfreitagsprozession Neunkirchen], 18. April 2019, abgerufen am 7. April 2020.</ref>. Sehr verbreitet sind solche Prozessionen am Karfreitag in Süditalien und Sizilien, in Spanien&nbsp;– insbesondere in [[Andalusien]]&nbsp;– und in Guatemala (siehe ''Semana Santa''). Von überregionaler Bedeutung sind auch das [[Bensheimer Passionsspiel]] sowie der [[Kreuzweg]] durch die [[Via Dolorosa]] in Jerusalem und der im [[Kolosseum]] in Rom, der mit dem Papst begangen wird. Eine Leidensprozession in Heiligenstadt im Eichsfeld wurde 1734 vom Karfreitag auf den Palmsonntag verlegt und findet bis heute mit sechs überlebensgroßen Passionsfiguren an diesem Tag statt; sie wurde 2016 von der [[UNESCO]] als „immaterielles Kulturerbe“ anerkannt.<ref>[[Bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes#Immaterielles Kulturerbe|Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes]]</ref><ref>[http://www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe/bundesweites-verzeichnis/eintrag/heiligenstaedter-palmsonntagsprozession.html Deutsche UNESCO-Kommission] – Heiligenstädter Palmsonntagsprozession.</ref><br />
{{Siehe auch|Passionsspiel}}<br />
<br />
== Fastengebot<br />
Als Teil des [[Osterfasten]]s ist der Karfreitag ein strenger [[Fastenzeit|Fast-]] und [[Abstinenz]]tag, an dem man sich nur einmal sättigen darf ([[Fastenzeit|Fasten]]), wobei zwei kleine Stärkungen erlaubt sind, und kein Fleisch gegessen und kein Alkohol genossen werden darf ([[Abstinenz]]). Das Gebot der ''"einmaligen Sättigung"'' gilt für [[Christen]] ab dem 18. bis zum 60. Lebensjahr, der Verzicht auf Fleischspeisen und Alkohol für alle Christen. Kranke sind davon ausgenommen. Schon [[Tertullian]] bezeugte um das [[2. Jahrhundert]] die Einhaltung dieses Tages als großen [[Fastenzeit|Fastentag]]. Die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, ist auf das Karfreitagsgeschehen zurückzuführen.<br />
<br />
==Feiertag==<br />
In Deutschland, den meisten Kantonen der Schweiz (ohne Wallis und Tessin) und in Frankreich in den Départements des ehemaligen Elsass-Lothringen ist der Karfreitag ebenfalls ein Feiertag. ist der Karfreitag ein gesetzlicher Feiertag.<ref>[https://www.seco.admin.ch/dam/seco/de/dokumente/Arbeit/Arbeitsbedingungen/Arbeitsgesetz%20und%20Verordnungen/Feiertage-Schweiz.pdf.download.pdf/Feiertage_2015_web_de.pdf Liste der kantonalen Feiertage] (PDF; 126&nbsp;kB)</ref> Außerdem ist der Karfreitag in Angola, Argentinien, Australien, Bermuda, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Dänemark, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Finnland, Griechenland, Guatemala, Indien, Kanada, Kap Verde, Kolumbien, Malta, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Osttimor, Paraguay, Peru, auf den Philippinen, in Singapur, Spanien, Schweden, Slowakei, Südafrika, Tschechien, Ungarn (seirt 2017), dem Vereinigten Königreich und Venezuela ein gesetzlicher Feiertag.<br />
<br />
Da der Karfreitag in deutschland zu den "stillen Tagen§ gehört, gelten besondere Einschränkungen wie das Tanzverbot. Es verbietet verschiedene öffentliche Veranstaltungen, etwa sportliche Veranstaltungen, solche in Räumen mit Schankbetrieb und alle sonstigen öffentlichen Veranstaltungen zur Unterhaltung, „außer wenn sie der geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen.“ Auch Kinos, Theater und Opern müssen in ihrem Spielplan den Karfreitag berücksichtigen. In Bremen bleibt die traditionelle „Osterwiese“, ein Volksfest mit Fahrgeschäften etc., am Karfreitag geschlossen, ebenso in Hamburg der „Frühlingsdom“.<br />
<br />
==Päpstliches Schreiben==<br />
* 16. Januar [[1988]] [[Kongregation für den Gottesdienst]]: Rundschreiben ''[[Paschalis sollemnitatis]]'' über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung, [[Paschalis sollemnitatis (Wortlaut)#V. Der Karfreitag|Der Karfreitag, Nr. 58-72]].<br />
<br />
==Ablass==<br />
Ein vollkommener [[Ablass]] wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Christgläubigen gewährt, der die Liturgie des Karfreitags andächtig mitfeiert und dabei an der Kreuzverehrung teilnimmt. Dann demjenigen, der selbst die Übung der [[Kreuzweg]]andacht verrichtet oder sich während der Fernseh- oder Rundfunkübertragung der Kreuzwegandacht, die der Heilige Vater betet, mit ihm in frommer Gesinnung vereint ([[Enchiridion indulgentiarum 1999#13 Gedächtnis des Leidens und des Sterbens des Herrn - Karfreitagi|vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999]]). → [[Heilige Stiege]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[John Henry Newman]] ''[[Betrachtung]]en und [[Fürbitte]]n für den Karfreitag,'' [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2019 (128 Seiten; ISBN 9783943506532; Hardcover).<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Karfreitagsfürbitte]], [[Fastenzeit]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kirchenweb.at/feiertage/00ostern/karfreitag.htm Karfreitag Lexikon]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie: Kirchliches Festjahr]]<br />
[[Kategorie:Ablässe]]<br />
[[Kategorie:Herrenfest]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Karfreitag&diff=193599Karfreitag2023-04-07T18:02:54Z<p>Lambert: erg., üa</p>
<hr />
<div>{{Überarbeiten|s Disku}}<br />
'''Karfreitag''' ist der [[Freitag]] vor [[Ostern]]. Die Bezeichnung '''Karfreitag''' stammt aus dem Althochdeutschen, dort bedeutet das Wort ''"Kara"'' "Klage, Kummer, Trauer". Die liturgische Bezeichnung ist ''Feria sexta in Parasceve'' „sechster Tag, am [[Rüsttag]]“ (von griechisch παρασκευή ''paraskeuḗ'' „Zurüstung, Herrichtung, Rüsttag, Tag vor dem Sabbat, Freitag“). <br />
<br />
Der '''Karfreitag''' ist der Gedächtnistag der [[Kreuzigung]] [[Jesus Christus]]. An diesem Tag fand der Prozess, die Hinrichtung und die [[Beerdigung]] [[Jesus Christus]] in [[Jerusalem]] statt. Er folgt auf den [[Gründonnerstag]] und geht dem [[Karsamstag]] voraus. Der Karfreitag ist somit eingebunden in die „Dreitagefeier vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“, das ''[[Triduum Sacrum]]'' , auch „österliches Triduum“ (''Triduum Paschale'') genannt. Es ist das älteste und höchste Fest des [[Kirchenjahr]]es dar und wird als das [[Pascha-Mysterium]] liturgisch wie ein einziger Gottesdienst gefeiert, der am [[Gründonnerstag]] mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnt und seinen Höhepunkt in der Feier der Auferstehung Christi in der [[Osternacht]] findet.<br />
<br />
Im [[Neues Testament]] finden sich in den vier [[Evangelien]] die Abläufe und Ereignisse der Geschehnisse in den [[Passion]]sgeschichten wieder. Deshalb ist der Karfreitag der Trauer[[freitag]] der [[römisch-katholisch]]en [[Kirche]] und steht im Zeichen des Leidens und der Vergegenwärtigung des [[Kreuz]]estodes [[Jesus Christus]]. Er litt und starb Christus als „Gottesknecht“ und nahm im Kreuzestod freiwillig die Sünde und Schuld aller Menschen auf sich. Durch Tod und Auferstehung Jesu wird allen Menschen erst Sündenvergebung und damit Errettung aus dem Tod und ewiges Leben zuteil. <br />
<br />
Dieser Tag darf nicht durch Tanzen entweiht werden. <br />
<br />
== Fastengebot<br />
Als Teil des [[Osterfasten]]s ist der Karfreitag ein strenger [[Fastenzeit|Fast-]] und [[Abstinenz]]tag, an dem man sich nur einmal sättigen darf ([[Fastenzeit|Fasten]]), wobei zwei kleine Stärkungen erlaubt sind, und kein Fleisch gegessen und kein Alkohol genossen werden darf ([[Abstinenz]]). Das Gebot der ''"einmaligen Sättigung"'' gilt für [[Christen]] ab dem 18. bis zum 60. Lebensjahr, der Verzicht auf Fleischspeisen und Alkohol für alle Christen. Kranke sind davon ausgenommen. Schon [[Tertullian]] bezeugte um das [[2. Jahrhundert]] die Einhaltung dieses Tages als großen [[Fastenzeit|Fastentag]]. Die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, ist auf das Karfreitagsgeschehen zurückzuführen.<br />
<br />
== Liturgie ==<br />
An diesem Tag findet keine heilige [[Messe]] statt. Stattdessen kommen die Gläubigen zusammen, um des [[Leid]]ens und [[Sterben]]s [[Jesus Christus]] zu gedenken. Der [[Gottesdienst]] hat fünf Teile: [[Heilige Messe|Lesungen]] aus dem [[Altes Testament|Alten Testament]], [[Leiden|Leidensgeschichte]] des Heilandes, [[Fürbitten]] für alle Menschen, [[Kreuz]]enthüllung und -verehrung, ''"Messe"'' der vorgeheiligten Gaben. Nachher verehren die Gläubigen das heilige [[Kreuz]].<br />
<br />
In der [[Liturgie]] findet an diesem Tag keine [[Hl. Messe]] statt. Am Nachmittag findet in Deutschland meistens um 15 Uhr eine eigene Karfreitagsliturgie statt. Im Rahmen der Karfreitagsliturgie wird üblicherweise (aber nicht immer) die Hl. [[Eucharistie]] gespendet (nur Kommunionspendung, keine Messfeier, keine Hl. Wandlung!).<br />
<br />
Meist findet in Österreich der '''[[Kreuzweg]]''' um 15 Uhr - zur Stunde des Leidens und Todes unseres Herrn am [[Kreuz]] - statt. Abends wird dann die '''Karfreitagsliturgie''' gefeiert. Berührend ist die "'''Prostratio'''", das sich-Hinwerfen der [[Priester]] und Assistenz vor dem [[Kreuz]] zum Zeichen der Busse, der Ehrfurcht und Ganzhingabe. Weiters die '''Kreuzerhebung''', bei der unter dem dreimaligen Ruf des Priesters: "Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen!" und der Antwort des Volkes: "Kommt lasset uns anbeten" das Vortragekreuz enthüllt wird, und die schweigende Kreuzverehrung mit tiefer Kniebeuge, oft auch mit der Darbringung von Rosen oder anderen Blumen. <br />
<br />
Im Rahmen der Karfreitagsliturgie werden die ''"großen [[Fürbitten]]"'' gesprochen. Die Karfreitagsliturgie endet vielerortens noch mit einer Möglichkeit zur stillen [[Eucharistische_Anbetung|Anbetung]] an einem Seitenaltar, der als Heiliges Grab gestaltet ist, in der abgedunkelten [[Kirche]]. Am '''Karfreitag''' verlöschen die [[Kerzen]], die bis dahin Zeichen für das lebendige Licht, das [[Jesus Christus]] selbst ist, gewesen sind, um erst in der [[Osternacht]] wieder am Osterlicht entzündet zu werden.<br />
<br />
==Feiertag==<br />
'''Karfreitag''' ist in Österreich nur kirchlicher Feiertag. In Kuba wurde erstmals im Jahre [[2012]], seit den [[1960]]er-Jahren der '''Karfreitag''' als Feiertag begangen.<ref> Vgl. [http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/46091.html Erstmals seit 1960er-Jahren wird Karfreitag wieder als Feiertag begangen], kathweb Nachrichten, 06.04.2012.</ref><br />
<br />
==Päpstliches Schreiben==<br />
* 16. Januar [[1988]] [[Kongregation für den Gottesdienst]]: Rundschreiben ''[[Paschalis sollemnitatis]]'' über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung, [[Paschalis sollemnitatis (Wortlaut)#V. Der Karfreitag|Der Karfreitag, Nr. 58-72]].<br />
<br />
==Ablass==<br />
Ein vollkommener [[Ablass]] wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Christgläubigen gewährt, der die Liturgie des Karfreitags andächtig mitfeiert und dabei an der Kreuzverehrung teilnimmt. Dann demjenigen, der selbst die Übung der [[Kreuzweg]]andacht verrichtet oder sich während der Fernseh- oder Rundfunkübertragung der Kreuzwegandacht, die der Heilige Vater betet, mit ihm in frommer Gesinnung vereint ([[Enchiridion indulgentiarum 1999#13 Gedächtnis des Leidens und des Sterbens des Herrn - Karfreitagi|vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999]]). → [[Heilige Stiege]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[John Henry Newman]] ''[[Betrachtung]]en und [[Fürbitte]]n für den Karfreitag,'' [[Verlagsbuchhandlung Sabat]] 2019 (128 Seiten; ISBN 9783943506532; Hardcover).<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Karfreitagsfürbitte]], [[Fastenzeit]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kirchenweb.at/feiertage/00ostern/karfreitag.htm Karfreitag Lexikon]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie: Kirchliches Festjahr]]<br />
[[Kategorie:Ablässe]]<br />
[[Kategorie:Herrenfest]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Gr%C3%BCndonnerstag&diff=193598Gründonnerstag2023-04-07T15:50:36Z<p>Lambert: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Abendmahl_Schäufelein_1515.jpg|miniatur|Adam Schäufelein: "Das Abendmahl" (1515)]] <br />
'''Gründonnerstag''' (auch '''Hoher Donnerstag''', heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder '''Palmdonnerstag''') ist die deutschsprachige Bezeichnung für den fünften Tag der [[Karwoche]] oder der Heiligen Woche (in liturgischer Zählung, beginnend mit dem [[Palmsonntag]] als erstem Wochentag). An ihm gedenken die Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf [[Apostel]]n am Vorabend seiner [[Kreuzigung]]. Die [[Liturgie|liturgische]] Bezeichnung ist ''Feria quinta in coena Domini'' (‚fünfter Tag, beim Abendmahl des Herrn‘).<br />
<br />
== Allgemeines ==<br />
Der Gründonnerstag ist der Tag vor dem [[Karfreitag]] und zählt zu den drei [[Kartage]]n im engeren Sinn. Mit der Gedächtnisfeier vom Letzten Abendmahl beginnt am Abend des Gründonnerstags das so genannte ''[[Triduum Sacrum]]'' (oder ''Triduum Paschale''), also die Feier der drei österlichen Tage (Karfreitag, [[Karsamstag]] und [[Ostern|Ostersonntag]]). Als Gedächtnistag des letzten Abendmahls und der damit verbundenen Einsetzung der [[Eucharistie]] durch [[Jesus Christus]] selbst kommt dem Gründonnerstag ein hoher Rang in der [[Liturgie]] zu. Da die Kartage aufgrund ihres grundsätzlichen Charakters als Tage der Trauer und des Mitvollzugs der Passion Jesu eine besondere Prachtentfaltung nicht gestatten, seit dem [[Viertes Laterankonzil|Vierten Laterankonzil]] aber ein besonderer Bedarf für die Verehrung der [[Transsubstantiation|Realpräsenz]] des [[Leib Christi|Leibes und Blutes Christi]] in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein entstanden war, wurde in der katholischen Kirche seit dem 13. Jahrhundert als zweites eucharistisches [[Hochfest]] das [[Fronleichnam]]sfest am zweiten Donnerstag nach [[Pfingsten]] eingeführt, das somit in einer engen Verbindung zum Gründonnerstag steht.<br />
<br />
== Name ==<br />
Der vor dem 15. Jahrhundert – nach Kluge-Mitzka um 1200 im mitteldeutschen Raum – entstandene Name ''Gründonnerstag'' beschränkt sich im Prinzip auf das deutsche (und tschechische) Sprachgebiet und ist auch dort nur die üblichste neben mehreren anderen Bezeichnungen. Die Fügung ''Grüner Donnerstag'' (mittelhochdeutsch ''grûne dunrestag'' oder ''grüene donerstac'') ist bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt.<ref>[http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?lemid=GG31187 Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm, s.&nbsp;v. „Gründonnerstag“].</ref> Der lateinische Terminus ''dies viridium'' (wörtlich „Tag der Grünen“ – gemeint sind die durch [[Absolution]] von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten, im Sinne von „Erneuerten, Frischen“ nach Lukas-Evangelium 23,31: „grünes Holz“) war möglicherweise nicht, wie von der Sprachwissenschaft lange angenommen, das Vorbild für diese deutsche Bezeichnung, sondern scheint erst im 17. Jahrhundert entstanden zu sein.<ref>Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache,'' bearb. von Elmar Seebold, 23., erw. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin / New York, 1995, s.&nbsp;v. „Gründonnerstag“ (S.&nbsp;341), vgl. aber 19. Auflage, bearbeitet von Walther Mitzka, Berlin 1963, S.&nbsp;275.</ref><br />
<br />
Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt, es konkurrieren besonders vier Thesen, die sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen müssen, da auch mehrere Faktoren bei der Entstehung des Namens zusammengewirkt haben können:<br />
# Herleitung von ''virides'' („die Grünen“), den Büßern, die „dürres Holz“ gewesen waren und jetzt am ''antlastag,'' dem Tag des Kirchenbußerlasses, wieder (nach Lukas 23,31) lebendiges, „grünes Holz“ der Kirche wurden und wahrscheinlich in weißem Kleid vielleicht mit grünem Schultertuch zur Kommunion schritten.<br />
# Herleitung aus der [[Liturgische Farben|liturgischen Farbe]] Grün.<ref>Paul Sartori: Art. „Gründonnerstag“, in: ''Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,'' Bd.&nbsp;3 [1932], unveränd. photomech. Nachdruck, Walter de Gruyter, Berlin / New York, 2000, S.&nbsp;1186–1195, S.&nbsp;1187 und Anm. 2, gestützt auf Carl Adam Heinrich Kellner: ''Heortologie oder die geschichtliche Entwicklung des Kirchenjahres und der Heiligenfeste von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart,'' 3. verb. Aufl., Herder, Freiburg/Br. 1911, S.&nbsp;51–52.</ref> Der heutige Farbenkanon des [[Römischer Ritus|römischen Ritus]] sieht Weiß als liturgische Farbe für den Gründonnerstag vor, dieser Farbenkanon war jedoch vor dem 16. Jahrhundert nicht verbindlich und in den Eigenriten der Diözesen vielfach abweichend geregelt. Da aus dem Gebrauch der Farbe Weiß in der Gründonnerstagsliturgie auch die Bezeichnung „Weißer Donnerstag“ (niederländisch ''Witte Donderdag,'' französisch ''jeudi blanc'') entstanden ist, könnte ebenso aus regional abweichender Verwendung von Grün auch der Name ''Grüner Donnerstag, Gründonnerstag'' entstanden sein.<br />
# Herleitung aus dem seit dem 14. Jahrhundert bezeugten, aber möglicherweise schon älteren Brauch, am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse (Grünkohl, Spinat, Salate, Nesseln, junge Triebe) und grüne Kräuter zu essen. Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde. In einigen Regionen hatte der Gründonnerstag auch eine besondere Bedeutung für das Bestellen von Feld und Garten, als Tag der ersten Frühlingsaussaat oder als ein Tag, an dem man sich von der Aussaat oder vom Setzen oder Beschneiden der Pflanzen besonders reichen Ertrag versprach.<br />
# Herleitung aus dem „Greinen“ (althochdeutsch ''grīnan,'' mittelhochdeutsch ''grînen,'' „lachend, winselnd, weinend den Mund verziehen“) der Büßer am Gründonnerstag.<ref>Kurt Küppers: Art. „Gründonnerstag“. In: ''Lexikon des Mittelalters'', Bd.&nbsp;IV [1989], Nachdr. der Studienausgabe von 1999, DTV, München, 2003, Sp.&nbsp;1751–1752.</ref> Aus mündlich gebrauchtem, aber schriftlich nicht bezeugtem ''grîn donerstac'' wäre in dem Fall durch volksetymologische Umdeutung ''Grüner Donnerstag'' > ''Gründonnerstag'' entstanden. Da jedoch dieser Tag seit dem 4. Jahrhundert ein kirchlicher Freudentag war, an dem die zuvor Exkommunizierten nach Buße und Vergebung endlich wieder zur Kommunion zugelassen, also wieder „grünendes Holz“ am Stamm der Kirche nach Lukas 23,31 waren, erscheint die Annahme eines Klagedonnerstags widersinnig.<br />
<br />
Gängige lateinische Bezeichnungen des Gründonnerstags sind ''dies cenae domini'' („Tag des Abendmahls des Herrn“), ''dies absolutionis'' („Tag der Sündenvergebung“), ''dies indulgentiae'' („Ablasstag“), ''dies mandati'' („Tag der [[Fußwaschung]]“, daraus entstand die im Englischen geläufige Bezeichnung ''Maundy Thursday''), ''dies azymorum'' („Tag der ungesäuerten Brote“) oder ''consecratio chrismatis'' („[[Chrisam]]weihe“, die in der [[Römischer Ritus|römischen Liturgie]] an diesem Tag vollzogen wird); außerdem kann der Tag als ''quinta feria'' („fünfter Tag“) oder ''dies jovis'' („Donnerstag“) mit den Zusätzen ''magnus'' („groß“), ''sacer'' („heilig“) oder ''altus'' („hoch“) bezeichnet werden. In anderen Sprachen wird der Festtag meist „Heiliger Donnerstag“ (so in allen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] und neben ''Maundy Thursday'' auch im Englischen geläufig) oder „Großer Donnerstag“ (so etwa im Polnischen ''Wielki Czwartek,'' im Kroatischen ''veliki četvrtak'' und im Ungarischen ''Nagycsütörtök'') genannt. Im Tschechischen heißt der Tag nach deutschem Vorbild „Grüner Donnerstag“ ''(zelený čtvrtek),'' im Niederländischen wie erwähnt „Weißer Donnerstag“ ''(Witte Donderdag)''. Im skandinavischen Raum ist die Bezeichnung „reiner Donnerstag“ gebräuchlich (schwedisch ''skärtorsdagen,'' dänisch ''skærtorsdag,'' norwegisch ''skjærtorsdag,'' färöisch und isländisch ''skírdagur,'' finnisch (altnordisches Lehnwort) ''kiirastorstai;'' zu altnordisch ''skær, skír'' „hell, klar, rein“), was auf den Termin als Reinigungstag bzw. als Tag der Sündenvergebung Bezug nimmt.<ref>Svenska Akademiens ordbok, s.&nbsp;vv. ''Skärtorsdag'' und ''skär adj.¹''</ref> In manchen deutschsprachigen Regionen sehr gängig war früher auch der Name ''Antlasstag'' („Tag der Entlassung aus den Sünden“, „Ablasstag“), der ähnlich wie der früher im Französischen gebräuchliche Name ''jeudi absolu'' aus der lateinischen Bezeichnung ''dies absolutionis'' bzw. ''dies indulgentiae'' herzuleiten ist.<br />
<br />
Regional abweichend wurde in älterer Zeit unter anderem in Westfalen auch der Donnerstag der Osterwoche (d.&nbsp;h. der Donnerstag ''nach'' statt ''vor'' Ostern) als „Grüner Donnerstag“ ''(gronen donnerstagh)'' bezeichnet.<ref>Hermann Grotefend: [http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/g_g.htm ''Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit'' (1891–1898).] Online-Version, s.&nbsp;v. „Grüner donnerstag“.</ref><br />
<br />
== Liturgie ==<br />
Mit dem Gründonnerstag ''(Feria quinta in Coena Domini)'' beginnt das ''[[Triduum Sacrum]],'' das dreitägige Gedächtnis des Leidens, Sterbens, der Grabesruhe und der Auferstehung Jesu Christi („[[Ostern]]“). Es ist das ranghöchste katholische Fest. Das Triduum beginnt liturgisch am Abend des Gründonnerstags mit der Feier vom letzten Abendmahl und endet mit der [[Vesper]] des Ostersonntags. Der theologische Gedanke des [[Pascha-Mysterium]]s stellt die Einheit von Leiden und Kreuzestod Christi, seiner [[Auferstehung]] von den Toten und seiner [[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt]] und Erhöhung und ihrer Vergegenwärtigung in der [[Liturgie]] in den Vordergrund.<br />
<br />
In der Messe vom letzten Abendmahl wird am Abend des Gründonnerstags der Einsetzung des Altarssakramentes (d.&nbsp;h. der Eucharistie) und des Weihepriestertums gedacht. Die sich anschließende schlichte [[Prozession]] mit dem [[Allerheiligstes|Allerheiligsten]] steht für den Gang Jesu zum Ölberg, wo er in Todesangst betete und verhaftet wurde. In stiller [[Eucharistische Anbetung|Anbetung vor dem Allerheiligsten]] gedenken die Gläubigen in dieser Nacht [[Jesus von Nazaret|Jesu]] Verhaftung und Geißelung.<br />
<br />
Der Gründonnerstag war früher ein Tag öffentlicher Sündenvergebung, besonders für die mit [[Kirchenstrafe]]n belegten Büßer. Diese Funktion hat er in der römisch-katholischen Kirche nicht mehr, während dies in der [[Orthodoxie]] teilweise noch anzutreffen ist.<br />
<br />
[[Liturgie|Liturgisch]] hat der Gründonnerstag eine besondere Prägung. Vor allem an [[Kathedrale|Kathedralkirchen]] werden am Gründonnerstag, [[Karfreitag]] und [[Karsamstag]] feierlich gesungene [[Karmette]]n mit der Gemeinde gefeiert. In [[Kathedrale|Bischofskirchen]] findet am Vormittag im Rahmen der [[Chrisammesse]] die Weihe der [[Heilige Öle|heiligen Öle]] (des [[Katechumenenöl]]s für die Taufbewerber, des Krankenöls für die [[Krankensalbung]] und des [[Chrisam]]s für die [[Firmung]] und andere Anwendungen) durch den Ortsbischof statt. Dieser Gottesdienst wird in manchen [[Diözese]]n bisweilen auf einen der vorhergehenden Tage verlegt, damit die Priester aus den einzelnen Pfarrgemeinden leichter daran teilnehmen können. Generell gilt der Gründonnerstag auch als Fest der Einsetzung des [[Priestertum]]s. Die anwesenden Priester und [[Diakon]]e erneuern bei der Chrisammesse ihre Weiheversprechen.<br />
<br />
Am Abend wird in allen Kirchen die Messe vom letzten Abendmahl gefeiert. Frühester Beginn ist 16 Uhr, spätester Beginn 20 Uhr. Während des [[Gloria]]s läuten alle Glocken; danach schweigen sie bis zum Gloria der [[Osternacht]]. Auf den Einsatz der Orgel (und anderer Instrumente) zwischen dem Gloria der Abendmahlsmesse und dem Gloria der Osternacht soll verzichtet werden, „falls es sich nicht empfiehlt, Orgel und andere Musikinstrumente nur zur Begleitung des Gesanges einzusetzen“.<ref>Deutsche Bischofskonferenz, Berliner Bischofskonferenz, Österreichische Bischofskonferenz, Schweizer Bischofskonferenz, die Bischöfe von Luxemburg, Bozen-Brixen, Lüttich, Metz und Straßburg (Hrsg.): ''Zeremoniale für die Bischöfe in den katholischen Bistümers des deutschen Sprachgebietes. ''Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1998, 2003, 2007, Nr. 40, ISBN 978-3-7917-1607-7.</ref> Oftmals werden [[Ratschen]], die durch ihren harten Klang in der Leidenszeit Jesu die Glocken ersetzen, zur Wandlung und zur [[Sakramentsprozession]] nach der Messe vom letzten Abendmahl verwendet.<br />
<br />
Nach alter Überlieferung wird in den Gemeinden auch der Ritus der [[Fußwaschung]] ''(Mandatum)'' vollzogen. In der Darstellung des Johannesevangeliums (Joh 13,1–17) wusch Jesus beim Mahl mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Hinrichtung ihnen die Füße und sagte: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen“ (Vers 14). Der Haupt[[zelebrant]] der Messe vom Letzten Abendmahl wäscht nach dem Vorbild Jesu Gläubigen die Füße, um symbolisch zu verdeutlichen, dass das kirchliche Amt den Charakter des Dienstes und nicht der Herrschaft hat. Die allen aufgetragene Bereitschaft zur [[Nächstenliebe]] wird durch das Einsammeln von Gaben für Bedürftige und Arme veranschaulicht. Die Fußwaschung wurde im Mittelalter und darüber hinaus vor allem mimetisch, das heißt als Nachspiel des Evangeliums, verstanden; daher wurden zwölf Männern vom Priester die Füße gewaschen. Im Missale Romanum von 1970 wurde die Begrenzung auf die Zahl Zwölf gestrichen, es blieb aber bei der Beschränkung auf Männer. 2016 erlaubte [[Franziskus (Papst)|Papst Franziskus]], dass der Ritus in der Messe vom Letzten Abendmahl auch an Frauen vollzogen werden kann.<ref>„Es obliegt den Hirten, eine kleine Gruppe von Personen auszuwählen, die nicht nur eine Kategorie oder Gruppe, sondern das ganze Gottesvolk repräsentieren: Laien, geweihte Diener, Verheiratete, Zölibatäre, Ordensleute, Gesunde und Kranke, Kinder, Jugendliche und Alte.“ [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]]: Begleitbrief zum Dekret ''Missa in cena Domini'' (2016) [http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccdds/documents/rc_con_ccdds_doc_20160106_commento-decreto-lavanda-piedi_ge.html vatican.va]</ref> Bis zur [[Liturgiereform]] in den 1950er-Jahren wurde die Fußwaschung durch den Gesang der [[Antiphon]] ''[[Ubi caritas]]'' mit dem [[Hymnus]] ''Congregavit nos in unum Christi amor'' begleitet, die heute als [[Offertorium]] zur Gabenbereitung gesungen werden.<br />
<br />
Um die Besonderheit dieses Abends zu betonen, werden den [[Wandlungsworte]]n im [[Hochgebet]] ausschließlich in dieser heiligen Messe die Worte „[Am Abend vor seinem Leiden,] das ist heute“, hinzugefügt. Es wird von der Kirche gewünscht und ist weithin üblich, dass die heilige [[Kommunion]] der Gemeinde unter beiderlei Gestalt (Brot und [[Kelchkommunion|Wein]]) gereicht wird.<br />
<br />
Nach oder während der heiligen Messe wird das [[Allerheiligstes|Allerheiligste]] unter dem Gesang des [[Hymnus]] ''[[Pange Lingua|Pange lingua gloriosi]]'' in einer schlichten [[Prozession]] zu einem Seitenaltar oder einer Kapelle gebracht. Die in der Messe vom letzten Abendmahl [[Konsekration|gewandelten]] Hostien (''Hostia praesanctificata'') werden den Gläubigen in der [[Kommunionfeier]] am [[Karfreitag]] gereicht, da an diesem Trauertag keine [[heilige Messe]] stattfindet. Nach dem Gottesdienst werden sämtliche Decken und Schmuck vom Hauptaltar und allen anderen Altären mit Ausnahme desjenigen entfernt, auf oder bei dem das Allerheiligste sich befindet. Dies symbolisiert Trauer, soll aber auch an die Überlieferung erinnern, nach der Jesus die Kleider vom Leib gerissen wurden.<br />
<br />
Durch den Gesang des ''[[Tantum ergo]]'' bei der Übertragung des Allerheiligsten kann der Gläubige, wenn er die entsprechenden Bestimmungen erfüllt, einen vollkommenen [[Ablass]] erhalten.<br />
<br />
Nach der heiligen Messe wird der Altar in Stille entblößt. In Anlehnung an die überlieferte Nachtwache der [[Jünger]] Jesu am Ölberg finden in vielen Gemeinden Gebetswachen, auch [[Ölbergandacht|Ölbergstunde]] genannt, statt, die mancherorts die ganze Nacht andauern. Sie finden meist direkt vor dem Altar statt, auf dem sich nun das Allerheiligste befindet. Die Anbetung soll wenigstens bis Mitternacht dauern; zu diesem Zeitpunkt wird das Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie abgelöst von der Erinnerung an die Passion Jesu. Die Ausstattung des Ortes soll von „ernster Schlichtheit“ sein, die Anbetung nach Mitternacht „ohne jede Feierlichkeit“.<ref>Instruktion der Ritenkongregation über die rechte Durchführung der neuen Ordnung der Heiligen Woche, 16. November 1955, Nr.&nbsp;8–10. – ''Das Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Auszug Karwoche und Ostern.'' Freiburg 1976, S. [39].</ref><br />
<br />
Nach dem Gottesdienst besteht mancherorts der Brauch, an einem anderen Ort eine gemeinsame [[Agape]] (Freundschaftsmahl) zu halten. Bei diesem Mahl werden oft ungesäuerte Brote (etwa Matzen, orientalisches Fladenbrot oder Milchbrote) sowie Wein oder Traubensaft gereicht. Die Brote werden traditionell miteinander geteilt, um an das Mahl in Ex 12,1–8 zu erinnern. In solchen Agapen soll die schenkende Liebe Jesu Christi symbolisch erlebbar und an das letzte Abendmahl Jesu und damit auch an das jüdische [[Pessach|Paschamahl]] erinnert werden, das Jesus und seine Jünger nach biblischer Überlieferung feierten.<br />
<br />
== Gründonnerstag in anderen christlichen Konfessionen ==<br />
=== Evangelisch ===<br />
In evangelischen Kirchen findet am Gründonnerstag ein [[Abendmahlsgottesdienst]], oft verbunden mit einer [[Agape (Mahl)|Agapefeier]], statt. Dieser Gottesdienst wird in vielen Gemeinden besonders ausgestaltet, etwa als Tischabendmahl.<br />
<br />
Das Evangelische Gottesdienstbuch stellt den ''Tag der Einsetzung des Heiligen Abendmahls'' unter das Bibelwort: „Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr“. (Psalm 111,4) Die [[liturgische Farbe]] ist Weiß. ''[[Ehre sei dem Vater]]'' und ''[[Halleluja]]'' entfallen, aber ''[[Gloria in excelsis|Ehre sei Gott in der Höhe]]'' wird gesungen (und dann erst wieder in der [[Osternacht]]). An den Gottesdienst am Gründonnerstagabend kann sich eine Gebetswache anschließen.<br />
<br />
=== Altkatholisch ===<br />
Die Liturgie am Gründonnerstag entspricht in weiten Teilen dem [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]].<br />
<br />
Nach dem Gloria schweigen Orgel und Glocken. Zur Fußwaschung kann das Taizélied ''[[Ubi caritas]]'' gesungen werden. In den Fürbitten sollte der Gemeinden des eigenen Bistums und der ökumenischen Nachbargemeinden gedacht werden. Die Eucharistiefeier endet mit dem Gebet nach der [[Kommunion]]. Der Segen wird erst wieder als ''Feierlicher Schlusssegen'' in der [[Osternacht]] gespendet. Wo es möglich ist, wird zu stillem Gebet, zur Meditation und zur Lesung der Abschiedsreden Jesu aus dem Johannesevangelium Gelegenheit gegeben.<ref>''Die Feier der Eucharistie im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken''. Für den gottesdienstlichen Gebrauch erarbeitet durch die Liturgische Kommission und herausgegeben durch Bischof und Synodalvertretung, Bonn: Altkatholischer Bistumsverlag 2006, Seite 71; ISBN 3-934610-30-7.</ref><br />
<br />
=== Church of England ===<br />
Die Liturgie am Gründonnerstag (''Maundy Thursday'') beginnt mit einem Bußgebet der Gemeinde. Nach Psalm, Schriftlesung, Evangelium (Joh 1-17, 31b-35) und Predigt kann der Ritus der Fußwaschung folgen (''The president may wash the feet of some members of the congregation''), zu dem ''Ubi caritas'' oder ein anderes geeignetes Lied gesungen werden kann. Der Wortgottesdienst endet mit einem Fürbittgebet; es folgt der eucharistische Gottesdienst: Zunächst wird der Abendmahlstisch bereitet, was mit Motiven des [[Pessach]] verbunden ist. Nach dem Segen über Brot und Wein, dem Eucharistiegebet, Vaterunser, Brotbrechen und Kommunion endet dieser Teil mit einer Stille und dem Postcommunio-Gebet. Nun wird der Abendmahlstisch und der Altarraum leer geräumt, verbunden mit Psalm 88 oder Versen aus den [[Klagelieder Jeremias|Klageliedern Jeremias]]. Wenn sich keine Gebetswache (''Watch'') anschließt, folgt die Entlassung.<ref>The Church of England: ''[https://www.churchofengland.org/prayer-and-worship/worship-texts-and-resources/common-worship/churchs-year/times-and-seasons-2#mmm173 Common Worship, The Liturgy of Maundy Thursday]''</ref><br />
<br />
=== Orthodoxe Kirchen (Byzantinischer Ritus) ===<br />
An diesem ''Heiligen und Hohen Donnerstag'' werden vier Gedächtnisse gefeiert: die Fußwaschung, das heilige (Abend-)Mahl, das Gebet Jesu auf dem Gethsemane und der Verrat des Herrn durch Judas.<br />
<br />
Die Feier dieses Tags beginnt am Mittwochabend nach dem Einbruch der Dunkelheit mit den [[Laudes]], gefeiert wie an den vorausgehenden drei Kartagen als ''Nymphios'' (Liturgie des Bräutigams) gefeiert. Dessen mystischen Gehalt drückt das Exapostilarion aus, ein festlicher Gesang, der bei geöffneter [[Ikonostase]] mit Blick auf den geschmückten Altar vom Chor vorgetragen wird: „Dein Brautgemach sehe ich geschmückt, o mein Heiland. Aber ich habe kein hochzeitliches Gewand, um einzutreten. Mache strahlen das Kleid meiner Seele, Spender des Lichts, und errette mich!“<br />
<br />
Am Donnerstagvormittag wird die Heilige Liturgie gefeiert, in deren Mittelpunkt die Einsetzung des Abendmahls steht.<ref>Eugen Hämmerle, Heinz Ohme, Klaus Schwarz: ''Zugänge zur Orthodoxie'' (= ''Bensheimer Hefte''. Band 68). Vandenhoeck & Ruprecht, 2. Auflage Göttingen 1989, S. 99.</ref> Die Fußwaschung begeht man in Klöstern und Bischofskirchen. Am späten Donnerstagabend (Orthros) folgt der „Gottesdienst der zwölf Evangelien“ zum Leiden Christi. Nach dem fünften Evangelium wird ein großes Kreuz vom Priester in die Mitte der Kirche getragen, um von der Gemeinde verehrt zu werden. Kerzen werden entzündet und das Kreuz mit Blumen und Kränzen geschmückt.<br />
<br />
=== Assyrische Kirche des Ostens ===<br />
Eine mit Gründonnerstag verbundene Eigentradition besitzt die Assyrische Kirche des Ostens. Demnach gab Jesus Christus beim Letzten Abendmahl jedem Apostel ein Stück vom gesegneten Brot, Johannes aber zwei mit dem Gebot, eines zu essen und das andere aufzubewahren. Johannes tat das. Als Christus am Kreuz starb, tunkte Johannes das aufbewahrte Brot in das Blut der Seitenwunde. So entstand jener heilige Sauerteig, den die Kirche des Ostens nach eigener Lehre bis heute bewahrt hat und den der Ortsbischof jeweils am Gründonnerstag für seine Diözese erneuert, indem er alten und neuen Sauerteig mischt.<ref>Dietmar W. Winkler: ''Syrische Sakramententheologie im Dialog: die zweite Phase der inoffiziellen Pro Oriente-Konsultationen der Kirchen syrischer Tradition''. In: Martin Tamcke (Hrsg.): ''Syriaca II. Beiträge zum 3. deutschen Syrologen-Symposium in Vierzehnheiligen 2002''. LIT Verlag, Münster u.&nbsp;a. 2004, S. 327–339, hier S.&nbsp;334&nbsp;f.</ref> Der Sauerteig (bezeichnet als ''malkâ'', „König“) wird sodann an die Pfarreien ausgeteilt und dort das Jahr über zum Backen des eucharistischen Brotes verwendet, das somit immer in einer symbolischen Beziehung zur Einsetzung des Abendmahls durch Jesus Christus steht.<ref>Dominik Heringer: ''Die Anaphora der Apostel Addai und Mari: Ausdrucksform einer eucharistischen Ekklesiologie''. V&R unipress, Göttingen 2013, S. 45.</ref><br />
<br />
== Brauchtum ==<br />
* Während des ''[[Triduum Sacrum]]'' wird das Läuten der nach dem ''[[Gloria]]'' der Gründonnerstagsliturgie verstummten Kirchenglocken bis zum ''Gloria'' in der [[Osternacht]] ersetzt durch die Ratschen und Klappern, zu den Zeiten des [[Angelusläuten]]s ebenso wie vor dem Beginn der Gottesdienste. Zu diesem Zweck ziehen vielerorts Ministranten mit ihren Ratschen auch durch die Straßen. Ebenfalls verstummt in katholischen Kirchen in dieser Zeit die [[Orgel]].<br />
* In Coburg werden zum Teil noch heute die Ostereier schon am Gründonnerstag gesucht, gebracht vom „grüa Hoas“ (grünen Hasen). In Teilen der Oberlausitz verbindet sich der Gründonnerstag mit einem Heischebrauch. Dabei ziehen Kinder mit dem Spruch „Guten Morgen, guten Morgen zum Gründonnerstag, gebt mir was in’n Bettelsack …“ von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu bekommen.<br />
* In Mühlhausen in Thüringen sollte jeder Mühlhäuser an Gründonnerstag eine gebackene Brezel essen, da einem sonst Eselsohren wachsen können. Teilweise sind die Brezeln mit Pudding gefüllt, ähnlich einem Streuselplätzchen. Auch zu DDR-Zeiten war es an mancher Schule erlaubt, diese Gründonnerstags-Brezel, die mit einem Band um den Hals getragen wurde, im Unterricht zu verspeisen.<br />
* In vielen Gegenden ist es Brauch, am Gründonnerstag etwas Grünes zu essen. In Österreich ist es vor allem Spinat mit Spiegelei.<ref >{{austriaforum|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Gründonnerstag}} abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Entgegen der verbreiteten Ansicht handelt es sich beim Gründonnerstag um keinen strengen Fast- und Abstinenztag im Sinn des römisch-katholischen Kirchenrechts.<br />
* Im deutschsprachigen Raum führte zunächst Kaiser Karl V. den alljährlich am Gründonnerstag begangenen Brauch der ''Fußwaschung durch den Regenten'' ein. Dieser Brauch wurde am Hof der Habsburger bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918 praktiziert. In Bayern wurde der Brauch der Fußwaschung durch Wilhelm V. (Wilhelm der Fromme) eingeführt. In der Neuzeit hielten nur noch die Herrscher von Spanien, Frankreich, Österreich und Bayern am Brauchtum der Fußwaschung durch den Regenten fest. Aus diesem jährlichen Anlass entwickelte sich auch in England der königliche Brauch bei der Fußwaschung an Arme ''Maundy money'' („Gründonnerstagsgeld“) zu verteilen. Die Verteilung der Münzen an verdiente Bürger durch die Königin am Gründonnerstag blieb bis in die Gegenwart erhalten,<ref>[http://orf.at/#/stories/2331086/ ''Queen verteilte Münzen an verdiente Bürger.''] In: ''orf.at'', 24. März 2016, abgerufen am 24. März 2016.</ref> die Fußwaschung wird hingegen nicht mehr durchgeführt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Hans Jeske: ''Gründonnerstag. Die Bezeichnung und ihre Entsprechungen.'' In: ''Sprachwissenschaft.'' Heft 11. Winter, Heidelberg 1986, S.&nbsp;82–109.<br />
* Hermann Schmidt: ''Geist und Geschichte des Gründonnerstags.'' In: ''Liturgisches Jahrbuch.'' Ausgabe 3/1953, Aschendorff, Münster 1953, S.&nbsp;234–252, 260–226.<br />
* Christiane Wanzeck: ''Zur Etymologie von lexikalisierter Farbwortverbindungen. Untersuchungen anhand der Farben Rot, Gelb, Grün und Blau.'' (=&nbsp;''Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur.'' Band 149 / Diss. Univ. München 1996). Rodopi, Amsterdam 2003, ISBN 90-420-1317-6, S.&nbsp;104–110 ([http://books.google.com/books?id=4FtclaWzNfkC&pg=PA104&dq=Gr%C3%BCndonnerstag&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&as_brr=0&ei=iAC2S8nXJZD2zQS8xN3FAw&hl=de&cd=1#v=onepage&q=Gr%C3%BCndonnerstag&f=false Vorschau] bei [[Google Books]]).<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
{{Aus Wikipedia}}<br />
[[Kategorie:Kirchliches Festjahr]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Datei:Abendmahl_Sch%C3%A4ufelein_1515.jpg&diff=193597Datei:Abendmahl Schäufelein 1515.jpg2023-04-07T15:49:54Z<p>Lambert: /* Beschreibung */ typo</p>
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<div>== Beschreibung ==<br />
Hans Schäufelein (1480–1540): ''Ultima Cena'' (Das Abendmahl), im Ulmer Münster über dem Kreuz- und Seelenaltar (unter dem Chorbogen, vor dem Dreisitz), entstanden 1515<br />
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Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bf/Hans_Leonhard_Sch%C3%A4ufelein_-_Abendmahl.jpg<br />
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Hans Schäufelin (1480–1540): ''Ultima Cena'' (Das Abendmahl), im Ulmer Münster über dem Kreuz- und Seelenaltar (unter dem Chorbogen, vor dem Dreisitz),entstanden 1515<br />
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Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bf/Hans_Leonhard_Sch%C3%A4ufelein_-_Abendmahl.jpg<br />
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Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bf/Hans_Leonhard_Sch%C…</p>
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<div>== Beschreibung ==<br />
Hans Schäufelin (1480–1540): ''Ultima Cena'' (Das Abendmahl), im Ulmer Münster über dem Kreuz- und Seelenaltar (unter dem Chorbogen, vor dem Dreisitz),entstanden 1515<br />
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Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bf/Hans_Leonhard_Sch%C3%A4ufelein_-_Abendmahl.jpg<br />
Public domain, via Wikimedia Commons</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Gr%C3%BCndonnerstag&diff=193593Gründonnerstag2023-04-07T15:23:59Z<p>Lambert: Die Seite wurde neu angelegt: „'''Gründonnerstag''' (auch '''Hoher Donnerstag''', heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder '''Palmdonnerstag''') ist die deutschsprachige Bezeichnung fü…“</p>
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<div>'''Gründonnerstag''' (auch '''Hoher Donnerstag''', heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder '''Palmdonnerstag''') ist die deutschsprachige Bezeichnung für den fünften Tag der [[Karwoche]] oder der Heiligen Woche (in liturgischer Zählung, beginnend mit dem [[Palmsonntag]] als erstem Wochentag). An ihm gedenken die Christen des letztenAbendmahles Jesu mit den zwölf [[Apostel]]n am Vorabend seiner [[Kreuzigung]]. Die [[Liturgie|liturgische]] Bezeichnung ist ''Feria quinta in coena Domini'' (‚fünfter Tag, beim Abendmahl des Herrn‘).<br />
<br />
== Allgemeines ==<br />
Der Gründonnerstag ist der Tag vor dem [[Karfreitag]] und zählt zu den drei [[Kartage]]n im engeren Sinn. Mit der Gedächtnisfeier vom Letzten Abendmahl beginnt am Abend des Gründonnerstags das so genannte ''[[Triduum Sacrum]]'' (oder ''Triduum Paschale''), also die Feier der drei österlichen Tage (Karfreitag, [[Karsamstag]] und [[Ostern|Ostersonntag]]). Als Gedächtnistag des letzten Abendmahls und der damit verbundenen Einsetzung der [[Eucharistie]] durch [[Jesus Christus]] selbst kommt dem Gründonnerstag ein hoher Rang in der [[Liturgie]] zu. Da die Kartage aufgrund ihres grundsätzlichen Charakters als Tage der Trauer und des Mitvollzugs der Passion Jesu eine besondere Prachtentfaltung nicht gestatten, seit dem [[Viertes Laterankonzil|Vierten Laterankonzil]] aber ein besonderer Bedarf für die Verehrung der [[Transsubstantiation|Realpräsenz]] des [[Leib Christi|Leibes und Blutes Christi]] in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein entstanden war, wurde in der katholischen Kirche seit dem 13. Jahrhundert als zweites eucharistisches [[Hochfest]] das [[Fronleichnam]]sfest am zweiten Donnerstag nach [[Pfingsten]] eingeführt, das somit in einer engen Verbindung zum Gründonnerstag steht.<br />
<br />
== Name ==<br />
Der vor dem 15. Jahrhundert – nach Kluge-Mitzka um 1200 im mitteldeutschen Raum – entstandene Name ''Gründonnerstag'' beschränkt sich im Prinzip auf das deutsche (und tschechische) Sprachgebiet und ist auch dort nur die üblichste neben mehreren anderen Bezeichnungen. Die Fügung ''Grüner Donnerstag'' (mittelhochdeutsch ''grûne dunrestag'' oder ''grüene donerstac'') ist bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt.<ref>[http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?lemid=GG31187 Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm, s.&nbsp;v. „Gründonnerstag“].</ref> Der lateinische Terminus ''dies viridium'' (wörtlich „Tag der Grünen“ – gemeint sind die durch [[Absolution]] von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten, im Sinne von „Erneuerten, Frischen“ nach Lukas-Evangelium 23,31: „grünes Holz“) war möglicherweise nicht, wie von der Sprachwissenschaft lange angenommen, das Vorbild für diese deutsche Bezeichnung, sondern scheint erst im 17. Jahrhundert entstanden zu sein.<ref>Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache,'' bearb. von Elmar Seebold, 23., erw. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin / New York, 1995, s.&nbsp;v. „Gründonnerstag“ (S.&nbsp;341), vgl. aber 19. Auflage, bearbeitet von Walther Mitzka, Berlin 1963, S.&nbsp;275.</ref><br />
<br />
Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt, es konkurrieren besonders vier Thesen, die sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen müssen, da auch mehrere Faktoren bei der Entstehung des Namens zusammengewirkt haben können:<br />
# Herleitung von ''virides'' („die Grünen“), den Büßern, die „dürres Holz“ gewesen waren und jetzt am ''antlastag,'' dem Tag des Kirchenbußerlasses, wieder (nach Lukas 23,31) lebendiges, „grünes Holz“ der Kirche wurden und wahrscheinlich in weißem Kleid vielleicht mit grünem Schultertuch zur Kommunion schritten.<br />
# Herleitung aus der [[Liturgische Farben|liturgischen Farbe]] Grün.<ref>Paul Sartori: Art. „Gründonnerstag“, in: ''Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,'' Bd.&nbsp;3 [1932], unveränd. photomech. Nachdruck, Walter de Gruyter, Berlin / New York, 2000, S.&nbsp;1186–1195, S.&nbsp;1187 und Anm. 2, gestützt auf Carl Adam Heinrich Kellner: ''Heortologie oder die geschichtliche Entwicklung des Kirchenjahres und der Heiligenfeste von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart,'' 3. verb. Aufl., Herder, Freiburg/Br. 1911, S.&nbsp;51–52.</ref> Der heutige Farbenkanon des [[Römischer Ritus|römischen Ritus]] sieht Weiß als liturgische Farbe für den Gründonnerstag vor, dieser Farbenkanon war jedoch vor dem 16. Jahrhundert nicht verbindlich und in den Eigenriten der Diözesen vielfach abweichend geregelt. Da aus dem Gebrauch der Farbe Weiß in der Gründonnerstagsliturgie auch die Bezeichnung „Weißer Donnerstag“ (niederländisch ''Witte Donderdag,'' französisch ''jeudi blanc'') entstanden ist, könnte ebenso aus regional abweichender Verwendung von Grün auch der Name ''Grüner Donnerstag, Gründonnerstag'' entstanden sein.<br />
# Herleitung aus dem seit dem 14. Jahrhundert bezeugten, aber möglicherweise schon älteren Brauch, am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse (Grünkohl, Spinat, Salate, Nesseln, junge Triebe) und grüne Kräuter zu essen. Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde. In einigen Regionen hatte der Gründonnerstag auch eine besondere Bedeutung für das Bestellen von Feld und Garten, als Tag der ersten Frühlingsaussaat oder als ein Tag, an dem man sich von der Aussaat oder vom Setzen oder Beschneiden der Pflanzen besonders reichen Ertrag versprach.<br />
# Herleitung aus dem „Greinen“ (althochdeutsch ''grīnan,'' mittelhochdeutsch ''grînen,'' „lachend, winselnd, weinend den Mund verziehen“) der Büßer am Gründonnerstag.<ref>Kurt Küppers: Art. „Gründonnerstag“. In: ''Lexikon des Mittelalters'', Bd.&nbsp;IV [1989], Nachdr. der Studienausgabe von 1999, DTV, München, 2003, Sp.&nbsp;1751–1752.</ref> Aus mündlich gebrauchtem, aber schriftlich nicht bezeugtem ''grîn donerstac'' wäre in dem Fall durch volksetymologische Umdeutung ''Grüner Donnerstag'' > ''Gründonnerstag'' entstanden. Da jedoch dieser Tag seit dem 4. Jahrhundert ein kirchlicher Freudentag war, an dem die zuvor Exkommunizierten nach Buße und Vergebung endlich wieder zur Kommunion zugelassen, also wieder „grünendes Holz“ am Stamm der Kirche nach Lukas 23,31 waren, erscheint die Annahme eines Klagedonnerstags widersinnig.<br />
<br />
Gängige lateinische Bezeichnungen des Gründonnerstags sind ''dies cenae domini'' („Tag des Abendmahls des Herrn“), ''dies absolutionis'' („Tag der Sündenvergebung“), ''dies indulgentiae'' („Ablasstag“), ''dies mandati'' („Tag der [[Fußwaschung]]“, daraus entstand die im Englischen geläufige Bezeichnung ''Maundy Thursday''), ''dies azymorum'' („Tag der ungesäuerten Brote“) oder ''consecratio chrismatis'' („[[Chrisam]]weihe“, die in der [[Römischer Ritus|römischen Liturgie]] an diesem Tag vollzogen wird); außerdem kann der Tag als ''quinta feria'' („fünfter Tag“) oder ''dies jovis'' („Donnerstag“) mit den Zusätzen ''magnus'' („groß“), ''sacer'' („heilig“) oder ''altus'' („hoch“) bezeichnet werden. In anderen Sprachen wird der Festtag meist „Heiliger Donnerstag“ (so in allen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] und neben ''Maundy Thursday'' auch im Englischen geläufig) oder „Großer Donnerstag“ (so etwa im Polnischen ''Wielki Czwartek,'' im Kroatischen ''veliki četvrtak'' und im Ungarischen ''Nagycsütörtök'') genannt. Im Tschechischen heißt der Tag nach deutschem Vorbild „Grüner Donnerstag“ ''(zelený čtvrtek),'' im Niederländischen wie erwähnt „Weißer Donnerstag“ ''(Witte Donderdag)''. Im skandinavischen Raum ist die Bezeichnung „reiner Donnerstag“ gebräuchlich (schwedisch ''skärtorsdagen,'' dänisch ''skærtorsdag,'' norwegisch ''skjærtorsdag,'' färöisch und isländisch ''skírdagur,'' finnisch (altnordisches Lehnwort) ''kiirastorstai;'' zu altnordisch ''skær, skír'' „hell, klar, rein“), was auf den Termin als Reinigungstag bzw. als Tag der Sündenvergebung Bezug nimmt.<ref>Svenska Akademiens ordbok, s.&nbsp;vv. ''Skärtorsdag'' und ''skär adj.¹''</ref> In manchen deutschsprachigen Regionen sehr gängig war früher auch der Name ''Antlasstag'' („Tag der Entlassung aus den Sünden“, „Ablasstag“), der ähnlich wie der früher im Französischen gebräuchliche Name ''jeudi absolu'' aus der lateinischen Bezeichnung ''dies absolutionis'' bzw. ''dies indulgentiae'' herzuleiten ist.<br />
<br />
Regional abweichend wurde in älterer Zeit unter anderem in Westfalen auch der Donnerstag der Osterwoche (d.&nbsp;h. der Donnerstag ''nach'' statt ''vor'' Ostern) als „Grüner Donnerstag“ ''(gronen donnerstagh)'' bezeichnet.<ref>Hermann Grotefend: [http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/g_g.htm ''Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit'' (1891–1898).] Online-Version, s.&nbsp;v. „Grüner donnerstag“.</ref><br />
<br />
== Liturgie ==<br />
Mit dem Gründonnerstag ''(Feria quinta in Coena Domini)'' beginnt das ''[[Triduum Sacrum]],'' das dreitägige Gedächtnis des Leidens, Sterbens, der Grabesruhe und der Auferstehung Jesu Christi („[[Ostern]]“). Es ist das ranghöchste katholische Fest. Das Triduum beginnt liturgisch am Abend des Gründonnerstags mit der Feier vom letzten Abendmahl und endet mit der [[Vesper]] des Ostersonntags. Der theologische Gedanke des [[Pascha-Mysterium]]s stellt die Einheit von Leiden und Kreuzestod Christi, seiner [[Auferstehung]] von den Toten und seiner [[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt]] und Erhöhung und ihrer Vergegenwärtigung in der [[Liturgie]] in den Vordergrund.<br />
<br />
In der Messe vom letzten Abendmahl wird am Abend des Gründonnerstags der Einsetzung des Altarssakramentes (d.&nbsp;h. der Eucharistie) und des Weihepriestertums gedacht. Die sich anschließende schlichte [[Prozession]] mit dem [[Allerheiligstes|Allerheiligsten]] steht für den Gang Jesu zum Ölberg, wo er in Todesangst betete und verhaftet wurde. In stiller [[Eucharistische Anbetung|Anbetung vor dem Allerheiligsten]] gedenken die Gläubigen in dieser Nacht [[Jesus von Nazaret|Jesu]] Verhaftung und Geißelung.<br />
<br />
Der Gründonnerstag war früher ein Tag öffentlicher Sündenvergebung, besonders für die mit [[Kirchenstrafe]]n belegten Büßer. Diese Funktion hat er in der römisch-katholischen Kirche nicht mehr, während dies in der [[Orthodoxie]] teilweise noch anzutreffen ist.<br />
<br />
[[Liturgie|Liturgisch]] hat der Gründonnerstag eine besondere Prägung. Vor allem an [[Kathedrale|Kathedralkirchen]] werden am Gründonnerstag, [[Karfreitag]] und [[Karsamstag]] feierlich gesungene [[Karmette]]n mit der Gemeinde gefeiert. In [[Kathedrale|Bischofskirchen]] findet am Vormittag im Rahmen der [[Chrisammesse]] die Weihe der [[Heilige Öle|heiligen Öle]] (des [[Katechumenenöl]]s für die Taufbewerber, des Krankenöls für die [[Krankensalbung]] und des [[Chrisam]]s für die [[Firmung]] und andere Anwendungen) durch den Ortsbischof statt. Dieser Gottesdienst wird in manchen [[Diözese]]n bisweilen auf einen der vorhergehenden Tage verlegt, damit die Priester aus den einzelnen Pfarrgemeinden leichter daran teilnehmen können. Generell gilt der Gründonnerstag auch als Fest der Einsetzung des [[Priestertum]]s. Die anwesenden Priester und [[Diakon]]e erneuern bei der Chrisammesse ihre Weiheversprechen.<br />
<br />
Am Abend wird in allen Kirchen die Messe vom letzten Abendmahl gefeiert. Frühester Beginn ist 16 Uhr, spätester Beginn 20 Uhr. Während des [[Gloria]]s läuten alle Glocken; danach schweigen sie bis zum Gloria der [[Osternacht]]. Auf den Einsatz der Orgel (und anderer Instrumente) zwischen dem Gloria der Abendmahlsmesse und dem Gloria der Osternacht soll verzichtet werden, „falls es sich nicht empfiehlt, Orgel und andere Musikinstrumente nur zur Begleitung des Gesanges einzusetzen“.<ref>Deutsche Bischofskonferenz, Berliner Bischofskonferenz, Österreichische Bischofskonferenz, Schweizer Bischofskonferenz, die Bischöfe von Luxemburg, Bozen-Brixen, Lüttich, Metz und Straßburg (Hrsg.): ''Zeremoniale für die Bischöfe in den katholischen Bistümers des deutschen Sprachgebietes. ''Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1998, 2003, 2007, Nr. 40, ISBN 978-3-7917-1607-7.</ref> Oftmals werden [[Ratschen]], die durch ihren harten Klang in der Leidenszeit Jesu die Glocken ersetzen, zur Wandlung und zur [[Sakramentsprozession]] nach der Messe vom letzten Abendmahl verwendet.<br />
<br />
Nach alter Überlieferung wird in den Gemeinden auch der Ritus der [[Fußwaschung]] ''(Mandatum)'' vollzogen. In der Darstellung des Johannesevangeliums (Joh 13,1–17) wusch Jesus beim Mahl mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Hinrichtung ihnen die Füße und sagte: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen“ (Vers 14). Der Haupt[[zelebrant]] der Messe vom Letzten Abendmahl wäscht nach dem Vorbild Jesu Gläubigen die Füße, um symbolisch zu verdeutlichen, dass das kirchliche Amt den Charakter des Dienstes und nicht der Herrschaft hat. Die allen aufgetragene Bereitschaft zur [[Nächstenliebe]] wird durch das Einsammeln von Gaben für Bedürftige und Arme veranschaulicht. Die Fußwaschung wurde im Mittelalter und darüber hinaus vor allem mimetisch, das heißt als Nachspiel des Evangeliums, verstanden; daher wurden zwölf Männern vom Priester die Füße gewaschen. Im Missale Romanum von 1970 wurde die Begrenzung auf die Zahl Zwölf gestrichen, es blieb aber bei der Beschränkung auf Männer. 2016 erlaubte [[Franziskus (Papst)|Papst Franziskus]], dass der Ritus in der Messe vom Letzten Abendmahl auch an Frauen vollzogen werden kann.<ref>„Es obliegt den Hirten, eine kleine Gruppe von Personen auszuwählen, die nicht nur eine Kategorie oder Gruppe, sondern das ganze Gottesvolk repräsentieren: Laien, geweihte Diener, Verheiratete, Zölibatäre, Ordensleute, Gesunde und Kranke, Kinder, Jugendliche und Alte.“ [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]]: Begleitbrief zum Dekret ''Missa in cena Domini'' (2016) [http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccdds/documents/rc_con_ccdds_doc_20160106_commento-decreto-lavanda-piedi_ge.html vatican.va]</ref> Bis zur [[Liturgiereform]] in den 1950er-Jahren wurde die Fußwaschung durch den Gesang der [[Antiphon]] ''[[Ubi caritas]]'' mit dem [[Hymnus]] ''Congregavit nos in unum Christi amor'' begleitet, die heute als [[Offertorium]] zur Gabenbereitung gesungen werden.<br />
<br />
Um die Besonderheit dieses Abends zu betonen, werden den [[Wandlungsworte]]n im [[Hochgebet]] ausschließlich in dieser heiligen Messe die Worte „[Am Abend vor seinem Leiden,] das ist heute“, hinzugefügt. Es wird von der Kirche gewünscht und ist weithin üblich, dass die heilige [[Kommunion]] der Gemeinde unter beiderlei Gestalt (Brot und [[Kelchkommunion|Wein]]) gereicht wird.<br />
<br />
Nach oder während der heiligen Messe wird das [[Allerheiligstes|Allerheiligste]] unter dem Gesang des [[Hymnus]] ''[[Pange Lingua|Pange lingua gloriosi]]'' in einer schlichten [[Prozession]] zu einem Seitenaltar oder einer Kapelle gebracht. Die in der Messe vom letzten Abendmahl [[Konsekration|gewandelten]] Hostien (''Hostia praesanctificata'') werden den Gläubigen in der [[Kommunionfeier]] am [[Karfreitag]] gereicht, da an diesem Trauertag keine [[heilige Messe]] stattfindet. Nach dem Gottesdienst werden sämtliche Decken und Schmuck vom Hauptaltar und allen anderen Altären mit Ausnahme desjenigen entfernt, auf oder bei dem das Allerheiligste sich befindet. Dies symbolisiert Trauer, soll aber auch an die Überlieferung erinnern, nach der Jesus die Kleider vom Leib gerissen wurden.<br />
<br />
Durch den Gesang des ''[[Tantum ergo]]'' bei der Übertragung des Allerheiligsten kann der Gläubige, wenn er die entsprechenden Bestimmungen erfüllt, einen vollkommenen [[Ablass]] erhalten.<br />
<br />
Nach der heiligen Messe wird der Altar in Stille entblößt. In Anlehnung an die überlieferte Nachtwache der [[Jünger]] Jesu am Ölberg finden in vielen Gemeinden Gebetswachen, auch [[Ölbergandacht|Ölbergstunde]] genannt, statt, die mancherorts die ganze Nacht andauern. Sie finden meist direkt vor dem Altar statt, auf dem sich nun das Allerheiligste befindet. Die Anbetung soll wenigstens bis Mitternacht dauern; zu diesem Zeitpunkt wird das Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie abgelöst von der Erinnerung an die Passion Jesu. Die Ausstattung des Ortes soll von „ernster Schlichtheit“ sein, die Anbetung nach Mitternacht „ohne jede Feierlichkeit“.<ref>Instruktion der Ritenkongregation über die rechte Durchführung der neuen Ordnung der Heiligen Woche, 16. November 1955, Nr.&nbsp;8–10. – ''Das Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Auszug Karwoche und Ostern.'' Freiburg 1976, S. [39].</ref><br />
<br />
Nach dem Gottesdienst besteht mancherorts der Brauch, an einem anderen Ort eine gemeinsame [[Agape]] (Freundschaftsmahl) zu halten. Bei diesem Mahl werden oft ungesäuerte Brote (etwa Matzen, orientalisches Fladenbrot oder Milchbrote) sowie Wein oder Traubensaft gereicht. Die Brote werden traditionell miteinander geteilt, um an das Mahl in Ex 12,1–8 zu erinnern. In solchen Agapen soll die schenkende Liebe Jesu Christi symbolisch erlebbar und an das letzte Abendmahl Jesu und damit auch an das jüdische [[Pessach|Paschamahl]] erinnert werden, das Jesus und seine Jünger nach biblischer Überlieferung feierten.<br />
<br />
== Gründonnerstag in anderen christlichen Konfessionen ==<br />
=== Evangelisch ===<br />
In evangelischen Kirchen findet am Gründonnerstag ein [[Abendmahlsgottesdienst]], oft verbunden mit einer [[Agape (Mahl)|Agapefeier]], statt. Dieser Gottesdienst wird in vielen Gemeinden besonders ausgestaltet, etwa als Tischabendmahl.<br />
<br />
Das Evangelische Gottesdienstbuch stellt den ''Tag der Einsetzung des Heiligen Abendmahls'' unter das Bibelwort: „Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr“. (Psalm 111,4) Die [[liturgische Farbe]] ist Weiß. ''[[Ehre sei dem Vater]]'' und ''[[Halleluja]]'' entfallen, aber ''[[Gloria in excelsis|Ehre sei Gott in der Höhe]]'' wird gesungen (und dann erst wieder in der [[Osternacht]]). An den Gottesdienst am Gründonnerstagabend kann sich eine Gebetswache anschließen.<br />
<br />
=== Altkatholisch ===<br />
Die Liturgie am Gründonnerstag entspricht in weiten Teilen dem [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]].<br />
<br />
Nach dem Gloria schweigen Orgel und Glocken. Zur Fußwaschung kann das Taizélied ''[[Ubi caritas]]'' gesungen werden. In den Fürbitten sollte der Gemeinden des eigenen Bistums und der ökumenischen Nachbargemeinden gedacht werden. Die Eucharistiefeier endet mit dem Gebet nach der [[Kommunion]]. Der Segen wird erst wieder als ''Feierlicher Schlusssegen'' in der [[Osternacht]] gespendet. Wo es möglich ist, wird zu stillem Gebet, zur Meditation und zur Lesung der Abschiedsreden Jesu aus dem Johannesevangelium Gelegenheit gegeben.<ref>''Die Feier der Eucharistie im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken''. Für den gottesdienstlichen Gebrauch erarbeitet durch die Liturgische Kommission und herausgegeben durch Bischof und Synodalvertretung, Bonn: Altkatholischer Bistumsverlag 2006, Seite 71; ISBN 3-934610-30-7.</ref><br />
<br />
=== Church of England ===<br />
Die Liturgie am Gründonnerstag (''Maundy Thursday'') beginnt mit einem Bußgebet der Gemeinde. Nach Psalm, Schriftlesung, Evangelium (Joh 1-17, 31b-35) und Predigt kann der Ritus der Fußwaschung folgen (''The president may wash the feet of some members of the congregation''), zu dem ''Ubi caritas'' oder ein anderes geeignetes Lied gesungen werden kann. Der Wortgottesdienst endet mit einem Fürbittgebet; es folgt der eucharistische Gottesdienst: Zunächst wird der Abendmahlstisch bereitet, was mit Motiven des [[Pessach]] verbunden ist. Nach dem Segen über Brot und Wein, dem Eucharistiegebet, Vaterunser, Brotbrechen und Kommunion endet dieser Teil mit einer Stille und dem Postcommunio-Gebet. Nun wird der Abendmahlstisch und der Altarraum leer geräumt, verbunden mit Psalm 88 oder Versen aus den [[Klagelieder Jeremias|Klageliedern Jeremias]]. Wenn sich keine Gebetswache (''Watch'') anschließt, folgt die Entlassung.<ref>The Church of England: ''[https://www.churchofengland.org/prayer-and-worship/worship-texts-and-resources/common-worship/churchs-year/times-and-seasons-2#mmm173 Common Worship, The Liturgy of Maundy Thursday]''</ref><br />
<br />
=== Orthodoxe Kirchen (Byzantinischer Ritus) ===<br />
An diesem ''Heiligen und Hohen Donnerstag'' werden vier Gedächtnisse gefeiert: die Fußwaschung, das heilige (Abend-)Mahl, das Gebet Jesu auf dem Gethsemane und der Verrat des Herrn durch Judas.<br />
<br />
Die Feier dieses Tags beginnt am Mittwochabend nach dem Einbruch der Dunkelheit mit den [[Laudes]], gefeiert wie an den vorausgehenden drei Kartagen als ''Nymphios'' (Liturgie des Bräutigams) gefeiert. Dessen mystischen Gehalt drückt das Exapostilarion aus, ein festlicher Gesang, der bei geöffneter [[Ikonostase]] mit Blick auf den geschmückten Altar vom Chor vorgetragen wird: „Dein Brautgemach sehe ich geschmückt, o mein Heiland. Aber ich habe kein hochzeitliches Gewand, um einzutreten. Mache strahlen das Kleid meiner Seele, Spender des Lichts, und errette mich!“<br />
<br />
Am Donnerstagvormittag wird die Heilige Liturgie gefeiert, in deren Mittelpunkt die Einsetzung des Abendmahls steht.<ref>Eugen Hämmerle, Heinz Ohme, Klaus Schwarz: ''Zugänge zur Orthodoxie'' (= ''Bensheimer Hefte''. Band 68). Vandenhoeck & Ruprecht, 2. Auflage Göttingen 1989, S. 99.</ref> Die Fußwaschung begeht man in Klöstern und Bischofskirchen. Am späten Donnerstagabend (Orthros) folgt der „Gottesdienst der zwölf Evangelien“ zum Leiden Christi. Nach dem fünften Evangelium wird ein großes Kreuz vom Priester in die Mitte der Kirche getragen, um von der Gemeinde verehrt zu werden. Kerzen werden entzündet und das Kreuz mit Blumen und Kränzen geschmückt.<br />
<br />
=== Assyrische Kirche des Ostens ===<br />
Eine mit Gründonnerstag verbundene Eigentradition besitzt die Assyrische Kirche des Ostens. Demnach gab Jesus Christus beim Letzten Abendmahl jedem Apostel ein Stück vom gesegneten Brot, Johannes aber zwei mit dem Gebot, eines zu essen und das andere aufzubewahren. Johannes tat das. Als Christus am Kreuz starb, tunkte Johannes das aufbewahrte Brot in das Blut der Seitenwunde. So entstand jener heilige Sauerteig, den die Kirche des Ostens nach eigener Lehre bis heute bewahrt hat und den der Ortsbischof jeweils am Gründonnerstag für seine Diözese erneuert, indem er alten und neuen Sauerteig mischt.<ref>Dietmar W. Winkler: ''Syrische Sakramententheologie im Dialog: die zweite Phase der inoffiziellen Pro Oriente-Konsultationen der Kirchen syrischer Tradition''. In: Martin Tamcke (Hrsg.): ''Syriaca II. Beiträge zum 3. deutschen Syrologen-Symposium in Vierzehnheiligen 2002''. LIT Verlag, Münster u.&nbsp;a. 2004, S. 327–339, hier S.&nbsp;334&nbsp;f.</ref> Der Sauerteig (bezeichnet als ''malkâ'', „König“) wird sodann an die Pfarreien ausgeteilt und dort das Jahr über zum Backen des eucharistischen Brotes verwendet, das somit immer in einer symbolischen Beziehung zur Einsetzung des Abendmahls durch Jesus Christus steht.<ref>Dominik Heringer: ''Die Anaphora der Apostel Addai und Mari: Ausdrucksform einer eucharistischen Ekklesiologie''. V&R unipress, Göttingen 2013, S. 45.</ref><br />
<br />
== Brauchtum ==<br />
* Während des ''[[Triduum Sacrum]]'' wird das Läuten der nach dem ''[[Gloria]]'' der Gründonnerstagsliturgie verstummten Kirchenglocken bis zum ''Gloria'' in der [[Osternacht]] ersetzt durch die Ratschen und Klappern, zu den Zeiten des [[Angelusläuten]]s ebenso wie vor dem Beginn der Gottesdienste. Zu diesem Zweck ziehen vielerorts Ministranten mit ihren Ratschen auch durch die Straßen. Ebenfalls verstummt in katholischen Kirchen in dieser Zeit die [[Orgel]].<br />
* In Coburg werden zum Teil noch heute die Ostereier schon am Gründonnerstag gesucht, gebracht vom „grüa Hoas“ (grünen Hasen). In Teilen der Oberlausitz verbindet sich der Gründonnerstag mit einem Heischebrauch. Dabei ziehen Kinder mit dem Spruch „Guten Morgen, guten Morgen zum Gründonnerstag, gebt mir was in’n Bettelsack …“ von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu bekommen.<br />
* In Mühlhausen in Thüringen sollte jeder Mühlhäuser an Gründonnerstag eine gebackene Brezel essen, da einem sonst Eselsohren wachsen können. Teilweise sind die Brezeln mit Pudding gefüllt, ähnlich einem Streuselplätzchen. Auch zu DDR-Zeiten war es an mancher Schule erlaubt, diese Gründonnerstags-Brezel, die mit einem Band um den Hals getragen wurde, im Unterricht zu verspeisen.<br />
* In vielen Gegenden ist es Brauch, am Gründonnerstag etwas Grünes zu essen. In Österreich ist es vor allem Spinat mit Spiegelei.<ref >{{austriaforum|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Gründonnerstag}} abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Entgegen der verbreiteten Ansicht handelt es sich beim Gründonnerstag um keinen strengen Fast- und Abstinenztag im Sinn des römisch-katholischen Kirchenrechts.<br />
* Im deutschsprachigen Raum führte zunächst Kaiser Karl V. den alljährlich am Gründonnerstag begangenen Brauch der ''Fußwaschung durch den Regenten'' ein. Dieser Brauch wurde am Hof der Habsburger bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918 praktiziert. In Bayern wurde der Brauch der Fußwaschung durch Wilhelm V. (Wilhelm der Fromme) eingeführt. In der Neuzeit hielten nur noch die Herrscher von Spanien, Frankreich, Österreich und Bayern am Brauchtum der Fußwaschung durch den Regenten fest. Aus diesem jährlichen Anlass entwickelte sich auch in England der königliche Brauch bei der Fußwaschung an Arme ''Maundy money'' („Gründonnerstagsgeld“) zu verteilen. Die Verteilung der Münzen an verdiente Bürger durch die Königin am Gründonnerstag blieb bis in die Gegenwart erhalten,<ref>[http://orf.at/#/stories/2331086/ ''Queen verteilte Münzen an verdiente Bürger.''] In: ''orf.at'', 24. März 2016, abgerufen am 24. März 2016.</ref> die Fußwaschung wird hingegen nicht mehr durchgeführt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Hans Jeske: ''Gründonnerstag. Die Bezeichnung und ihre Entsprechungen.'' In: ''Sprachwissenschaft.'' Heft 11. Winter, Heidelberg 1986, S.&nbsp;82–109.<br />
* Hermann Schmidt: ''Geist und Geschichte des Gründonnerstags.'' In: ''Liturgisches Jahrbuch.'' Ausgabe 3/1953, Aschendorff, Münster 1953, S.&nbsp;234–252, 260–226.<br />
* Christiane Wanzeck: ''Zur Etymologie von lexikalisierter Farbwortverbindungen. Untersuchungen anhand der Farben Rot, Gelb, Grün und Blau.'' (=&nbsp;''Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur.'' Band 149 / Diss. Univ. München 1996). Rodopi, Amsterdam 2003, ISBN 90-420-1317-6, S.&nbsp;104–110 ([http://books.google.com/books?id=4FtclaWzNfkC&pg=PA104&dq=Gr%C3%BCndonnerstag&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&as_brr=0&ei=iAC2S8nXJZD2zQS8xN3FAw&hl=de&cd=1#v=onepage&q=Gr%C3%BCndonnerstag&f=false Vorschau] bei [[Google Books]]).<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
{{Aus Wikipedia}}<br />
[[Kategorie:Kirchliches Festjahr]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Heilige_Woche&diff=193592Heilige Woche2023-04-07T14:40:59Z<p>Lambert: + Kat</p>
<hr />
<div>#redirect [[Karwoche]]<br />
[[Kategorie:Kirchliches Festjahr]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Synodaler_Weg&diff=193591Synodaler Weg2023-04-05T15:17:43Z<p>Lambert: /* Synodaler Rat */ erg konstituierende Sitzung Syn Ausschuss</p>
<hr />
<div>[[Datei:Logo Synodaler Weg.jpg|miniatur]]<br />
Der '''Synodale Weg''' (von griechisch σύνοδος 'sýnodos' "gemeinsamer Weg") ist ein Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte innerhalb der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche in Deutschland]]. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der MHG-Studie über [[Krise durch sexuellen Missbrauch|sexuellen Missbrauch in der Kirche]] ergeben haben. Die [[Deutsche Bischofskonferenz]] und das [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]] tragen gemeinsam die Verantwortung für den Gesprächsprozess, der am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde und zunächst auf zwei Jahre angelegt war.<br />
<br />
== Vorgeschichte ==<br />
Am 25. September 2018 wurden die Forschungsergebnisse der MHG-Studie bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in [[Fulda]] vorgestellt.<ref>[https://dbk.de/presse/aktuelles/meldung/veroeffentlichung-des-forschungsprojekts-sexueller-missbrauch-an-minderjaehrigen-durch-katholische-pr Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz] vom September 2018 (Stand: 10. Januar 2019).</ref> Unter dem Eindruck der Studie beschlossen die Bischöfe bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung im März 2019 im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen/Ems einstimmig,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/21215-so-koennte-der-synodale-weg-der-bischoefe-aussehen katholisch.de: "So könnte der „synodale Weg“ der Bischöfe aussehen", 18. November 2019</ref> mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam als Kirche in Deutschland einen verbindlichen Synodalen Weg zu gehen, um folgende drei Themenbereiche zu klären und damit verlorenes Vertrauen bei den Gläubigen zurückzugewinnen:<br />
<br />
* Das Vertrauen der Menschen wurde durch klerikalen Machtmissbrauch verraten; es sei nötig, Wege zum Machtabbau in der Kirche zu finden;<br />
* die Lebensform der Bischöfe und Priester erfordere Änderungen, um die innere Freiheit aus dem Glauben und die Orientierung am Vorbild Jesu Christi zu zeigen;<br />
* die Sexualmoral der Kirche habe entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht rezipiert; Vertreter der Kirche seien oft nicht sprachfähig in entsprechenden Fragen; die Moralverkündigung der Kirche gebe der Mehrheit der Getauften keine Orientierung.<ref>[https://www.dbk.de/themen/der-synodale-weg/ Der Synodale Weg], abgerufen am 26. September 2019</ref><br />
<br />
Auf Anregung des Zentralkomitees wurde ein zusätzliches viertes Forum zum Themenbereich „Rolle der Frauen in der Kirche“ beschlossen.<ref>[https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/synodaler-weg-der-katholischen-kirche-in-deutschland/detail/ Deutsche Bischofskonferenz, Pressemeldung: ''Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland'', 5. Juli 2019]</ref><br />
<br />
Am 29. Juni 2019 schrieb [[Franziskus (Papst)|Papst Franziskus]] einen Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“, in dem er speziell auf den Synodalen Weg Bezug nahm. Dabei ermutigte er die Katholiken in Deutschland zu Reformen, warnte aber gleichzeitig, es dürfe nicht um eine Anpassung an den Zeitgeist und um rein strukturelle Fragen gehen.<ref>[www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-franziskus-mahnung.html Vatican News: ''Papstbrief: Ermutigung und Mahnung zum synodalen Weg'', 29. Juni 2019]</ref> Der Papstbrief wurde in Deutschland verschieden ausgelegt. Für Generalvikar Michael Fuchs aus dem [[Bistum Regensburg]] stellte Papst Franziskus damit den ganzen bisherigen Plan des Synodalen Weges in Frage: „Sicher kann es nach diesem Brief des Papstes kein ‚Weiter so‘ geben, weder in Inhalt noch in Form. Eigentlich drängt der Brief auf eine komplette Neufassung eines solchen Prozesses, der auf Evangelisierung und geistliche Erneuerung ausgerichtet sein soll.“<ref>[https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/Bistum-Regensburg-Es-kann-kein-Weiter-so-geben;art312,199333 Die Tagespost: ''Bistum Regensburg: Es kann kein "Weiter so" geben'', 29. Juni 2019]</ref> Ganz anders lasen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, [[Reinhard Marx|Kardinal Reinhard Marx]], und [[Thomas Sternberg]], Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, den Papstbrief. In einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten sie: „Wir danken dem Heiligen Vater für seine orientierenden und ermutigenden Worte und sehen uns als Bischöfe und Laienvertreter eingeladen, den angestoßenen Prozess in diesem Sinn weiter zu gehen.“<ref>[https://dbk.de/presse/aktuelles/meldung/papst-franziskus-schreibt-brief-an-das-pilgernde-volk-gottes-in-deutschland/detail/ Deutsche Bischofskonferenz: ''Papst Franziskus schreibt Brief an das „pilgernde Volk Gottes in Deutschland“'', 13. November 2019]</ref><br />
<br />
Als Folge auf den Brief von Papst Franziskus brachten Bischof [[Rudolf Voderholzer]] vom Bistum Regensburg und [[Rainer Maria Kardinal Woelki]] vom Erzbistum Köln am 19. August 2019 beim Ständigen Rat der DBK einen alternativen Satzungsentwurf in die Diskussion ein. Er wurde eingehend diskutiert und mit 21 zu 3 Stimmen (bei 3 Enthaltungen) abgelehnt.<ref>{{Webarchiv|url=https://www.bistum-regensburg.de/fileadmin/redakteur/News/PDF/190726_Synodaler-Weg-Statutenentwurf_Woelki_und_Voderholzer.pdf |wayback=20200217085144 |text=Alternativer Satzungsentwurf von Voderholzer und Woelki |archiv-bot=2023-01-18 00:52:50 InternetArchiveBot }}, Zugriff am 13. November 2019.</ref> Der Alternativentwurf hatte sieben (statt vier) Themenschwerpunkte vorgesehen, nämlich: Sexueller Missbrauch, Sendung der Laien im Dienst der [[Evangelisierung]], Jugend[[katechese]], Ehe- und Familienpastoral, [[Berufungspastoral]], Theologie und Religionsunterricht im Dienst der Evangelisierung sowie Spiritualität und Evangelisierung.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-09-15/neuer-anlauf-nach-ablehnung-durch-die-mehrheit-der-bischoefe-gegenentwurf-von-woelki-und-voderholzer |titel=Gegenentwurf von Woelki und Voderholzer für den „Synodalen Weg“ {{!}} DOMRADIO.DE |abruf=2019-11-13 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
Anfang September wurde ein Brief von [[Marc Ouellet|Marc Kardinal Ouellet]] bekannt, der mit Datum vom 4. September 2019 an Reinhard Kardinal Marx adressiert war. Der Kurienkardinal schrieb, die geplanten Themen des Synodalen Weges könnten „mit wenigen Ausnahmen nicht Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche sein, ohne gegen die Einschätzung des Heiligen Vaters zu verstoßen.“<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/22927-vatikan-hat-vorbehalte-gegen-synodalen-weg-in-deutschland ''Vatikan hat Vorbehalte gegen „Synodalen Weg“ in Deutschland''], katholisch.de.</ref> Ferner gab er kritisch zu bedenken, unter dem Begriff des Synodalen Wegs verberge sich in Wahrheit ein sogenanntes [[Partikularkonzil]], das kirchenrechtlich nur mit ausdrücklicher Zustimmung von Rom durchgeführt werden könne und dessen Ergebnisse der Prüfung und Anerkennung durch den Papst bedürften. Kardinal Marx wies die Vorwürfe entschieden zurück. Sie bezögen sich auf frühere Satzungsentwürfe zum Synodalen Weg, die bereits überholt seien. Der Synodale Weg sei „ein Prozess eigener Art“ und könne daher nicht an den kirchenrechtlichen Vorgaben für Partikularkonzilien gemessen werden.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-09-15/praedikat-nicht-hilfreich-kardinal-marx-weist-kritik-aus-rom-zurueck ''Kardinal Marx weist Kritik aus Rom zurück''], domradio.de</ref> Anders als ein Partikularkonzil bedarf in Fragen der Themensetzung und der Auswahl der Teilnehmenden der Synodale Weg keiner Zustimmung durch den [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]]. Auf diese Weise können bei den Gesprächen und Entscheidungen Laien als vollstimmberechtigte Mitglieder mitwirken und Themenschwerpunkte flexibel gestaltet werden.<ref>[https://www.zdk.de/ueber-uns/unsere-arbeit/synodaler-weg/faq/ ZdK - Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Über uns. Unsere Arbeit. Synodaler Weg.]</ref><br />
<br />
Die erweiterte Gemeinsame Konferenz von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken erörterte am 13. und 14.&nbsp;September 2019 in Fulda verschiedene Fragen, die den Synodalen Weg betreffen. Dabei veröffentlichte jedes der vier bereits installierten vorbereitenden Foren ein Arbeitspapier über den aktuellen inhaltlichen Diskussionsstand.<br />
<br />
Am 25. September 2019 wurde nach intensiver Beratung die Satzung des Synodalen Weges durch einen Beschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit 51 zu 12 Stimmen angenommen (bei einer Enthaltung). Am 18. Oktober 2019 stimmte auch der Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) der Satzung zu.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: ''Der Synodale Weg'' [https://dbk.de/themen/der-synodale-weg]</ref><br />
<br />
Der Synodale Weg ist innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland nicht unumstritten; einige Bischöfe hatten sich kritisch zum geplanten Vorhaben geäußert. Bischof [[Konrad Zdarsa]] von [[Bistum Augsburg|Augsburg]] (seit Juli 2019 emeritiert) betonte im Mai 2019, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, er halte den Begriff eines Synodalen Weges für „Unsinn“ und einen „Etikettenschwindel“.<ref>[https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2019-05/deutschland-augsburg-bischof-synodaler-weg-krise-zdarsa-intervie.html Bischof Zdarsa trägt „Synodalen Weg“ nicht mit], Zugriff: 12. November 2019.</ref> Kardinal [[Rainer Maria Woelki|Woelki]] meinte Anfang September, im Synodalen Weg ein Spaltungsrisiko zu erkennen.<ref>[https://www.domradio.de/themen/rainer-maria-kardinal-woelki/2019-09-04/warnung-vor-deutschem-sonderweg-kardinal-woelki-sieht-im-synodalen-weg-ein-spaltungsrisiko Kardinal Woelki sieht im „synodalen Weg“ ein Spaltungsrisiko – Warnung vor deutschem Sonderweg], domradio.de, 4. Sepotember 2019.</ref> Nach Bischof Voderholzer seien die Weichen für den Synodalen Weg falsch gestellt; er befürchte, dass „durch das Wecken von bestimmten Erwartungen und Hoffnungen nur noch mehr Frustration erzeugt wird.“<ref>A. C. Wimmer: ''Voderholzer: Die Weichen für den „Synodalen Weg“ sind falsch gestellt worden'', de.catholicnewsagency.com [https://de.catholicnewsagency.com/story/voderholzer-der-synodale-prozess-wird-nur-zu-mehr-frustration-fuhren-5105]</ref><br />
<br />
Insgesamt überwiegen jedoch die Befürworter für den Synodalen Weg bei weitem. Anfang November 2019 ermutigten zehn deutsche [[Generalvikar]]e in einem gemeinsamen Brief die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee ausdrücklich bei der Durchführung des Weges, da sie eine „grundlegende Reform der Kirche in Deutschland für dringend notwendig, ja für essentiell“ hielten; am Ende des Synodalen Weges müssten verbindliche Entscheidungen stehen.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/23494-synodaler-weg-zehn-generalvikare-schreiben-marx-und-sternberg ''„Synodaler Weg“: Zehn Generalvikare schreiben Marx und Sternberg''], katholisch.de.</ref> Der Generalsekretär des Zentralkomitees, [[Stefan Vesper]] erklärte im Interview zum Spannungsverhältnis zwischen deutscher Kirche und [[Weltkirche]]: „Niemand in Deutschland will sich aus dieser Weltkirche ausklinken. Man muss aber für deutsche Fragestellungen auch Lösungen in Deutschland finden können.“<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-11-30/zdk-generalsekretaer-vesper-zum-synodalen-weg?_gb_c=E367A2742FA74D7280D58DA91D3B5644 ''ZdK-Generalsekretär Vesper zum Synodalen Weg: „Wir sind nicht die Musterknaben der Weltkirche.“''] domradio.de, 30. November 2019.</ref><br />
<br />
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken beschloss in der Vollversammlung am 22. November 2019 in Bonn mit großer Mehrheit, bei 17 Gegenstimmen und fünf Enthaltungen, mit der Deutschen Bischofskonferenz den Synodalen Weg zu gehen.<ref>''Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin'', 1. Dezember 2019, S. 2.</ref><br />
<br />
== Satzung und Struktur ==<br />
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im März 2019 beschlossen, sich mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf den „Synodalen Weg“ zu begeben. Dieser „ist kein (kirchenrechtlich) definiertes Format, sondern eigener Art (''sui generis'')“. Eine [[Partikularkonzil|Synode]] im Sinne des Kirchenrechts („Partikularkonzil“, can. 439 [[Codex Iuris Canonici|CIC]]) muss vom [[Heiliger Stuhl|Apostolischen Stuhl]] genehmigt werden. Stimmrecht haben dort nur die Bischöfe. Auch erfordere das Genehmigungsverfahren einer regulären Synode ein längerfristiges Verfahren, das, so die Verantwortlichen des Synodalen Weges, das notwendige Tempo bei der Behandlung der anstehenden Fragen zu sehr verlangsame.<ref>[https://dbk.de/themen/der-synodale-weg/faq-synodaler-weg/ ''Fragen und Antworten zum Synodalen Weg'' → ''Warum wurde ein Synodaler Weg beschlossen und keine Synode?''] auf synodalerweg.de.</ref><br />
<br />
Die Struktur des Synodalen Weges ist in der ''Satzung des Synodalen Weges'' festgelegt.<ref>[https://dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2019/2019-178a-Satzung-Synodaler-Weg.pdf Satzung des Synodalen Weges].</ref> Darin sind vier Themenschwerpunkte für den Gesprächsprozess verankert:<br />
# Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag<br />
# Priesterliche Existenz heute<br />
# Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche<br />
# Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft<br />
<br />
Als Zielsetzung des Synodalen Weges formuliert die Satzung:<br />
<br />
"Als getaufte Frauen und Männer sind wir berufen, die „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 4,4) in Wort und Tat zu verkündigen, so dass Menschen die [[Frohe Botschaft]] in Freiheit hören und annehmen können. Wir wollen auf dem Synodalen Weg die Voraussetzungen dafür verbessern, dass wir diese Aufgabe glaubwürdig erfüllen können." (''Satzung des Synodalen Weges'', Präambel).<br />
<br />
Der Synodale Weg verfügt über folgende Organe:<ref>[https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2019/2019-178a-Satzung-Synodaler-Weg.pdf dbk.de: ''Satzung Synodaler Weg''], Artikel 2 bis 7.</ref><br />
<br />
=== Synodalversammlung ===<br />
Die Synodalversammlung setzt sich zusammen aus den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (69 Mitglieder) und 69 Mitgliedern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Dazu kommen Vertreter verschiedener innerkirchlicher Gruppierungen, nämlich der [[Ordensgemeinschaft|Orden]] (10), der diözesanen [[Priesterrat|Priesterräte]] (27), der Jugendlichen (15), der ständigen [[Diakon]]e (4), der [[Pastoralreferent|Pastoral-]] und [[Gemeindereferent]]en (je 4), des Katholisch-Theologischen Fakultätentages (3), der [[Geistliche Gemeinschaft|Neuen Geistlichen Gemeinschaften]] (3) und der [[Generalvikar]]e (2). Zudem werden bis zu 20 weitere katholische Männer und Frauen als Mitglieder berufen, die zu gleichen Teilen von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee unter Berücksichtigung auch weiterer Berufsgruppen benannt werden. Insgesamt hat die Synodalversammlung über 200 Mitglieder.<br />
<br />
Als Beobachter mit Rederecht werden eingeladen: der [[Apostolischer Nuntius|Apostolische Nuntius]] und jeweils ein Vertreter der [[Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland]] (ACK), der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]] (EKD), der [[Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland|Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland]] (OBKD), des [[Rat der europäischen Bischofskonferenzen|Rates der europäischen Bischofskonferenzen]] (CCEE), der Bischofskonferenzen der Nachbarländer, der Laiendachorganisationen der Nachbarländer und weitere Gäste nach Entscheidung des Synodalpräsidiums. Die Sitzungen der Synodalversammlung sind medienöffentlich.<br />
<br />
Eine Geistliche Begleiterin und ein Geistlicher Begleiter geben [[Spiritualität|spirituelle]] Impulse und sorgen für eine geistliche Reflexion der Arbeit der Synodalversammlung.<br />
<br />
=== Synodalpräsidium ===<br />
Das Synodalpräsidium wird gebildet von dem Vorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der Präsidentin oder dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und einer Vize-Präsidentin oder einem Vize-Präsidenten des Zentralkomitees. Präsidenten des Synodalen Weges sind der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und die Präsidentin oder der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.<br />
<br />
Zum erweiterten Synodalpräsidium, das die inhaltliche Arbeit koordiniert und die Tagesordnungen der Synodalversammlungen beschließt, gehören zusätzlich jeweils die beiden Vorsitzenden der Synodalforen an. Die Geistliche Begleiterin und der Geistliche Begleiter sind ständige Gäste im erweiterten Synodalpräsidium.<br />
<br />
Das Präsidium bilden [[Georg Bätzing]] (Bischof von [[Bistum Limburg|Limburg]] und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz), [[Irme Stetter-Karp]] (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken), [[Franz-Josef Bode]] (Bischof von [[Bistum Osnabrück|Osnabrück]] und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) und [[Thomas Söding]] (Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken).<ref>[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalpraesidium synodalerweg.de: ''Synodalpräsidium''], abgerufen am 3. Februar 2022.</ref><br />
<br />
=== Rechtswirksamkeit ===<br />
"Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt." (''Satzung des Synodalen Weges'', Artikel 11, Absatz 5)<br />
<br />
Somit können sich jeder Diözesanbischof und die Deutsche Bischofskonferenz Beschlüsse zu eigen machen und umsetzen, wenn sie eine Thematik betreffen, deren rechtliche Regelung auf [[Partikularkirche|partikularkirchlicher]] Ebene in ihre jeweilige Zuständigkeit und Kompetenz fällt. Über die Umsetzung von Beschlüssen, die eine weltkirchliche Relevanz entfalten, entscheidet der [[Apostolischer Stuhl|Apostolische Stuhl]]. Fragen, die die Weltkirche betreffen und nicht nur ein Bistum oder die Gemeinschaft der deutschen Bistümer, müssen in den überdiözesanen Kontext gestellt und beantwortet werden. Entsprechende Beschlüsse der Synodalversammlung müssen als Votum der Kirche in Deutschland an Rom gerichtet werden.<ref>[https://dbk.de/themen/der-synodale-weg/faq-synodaler-weg/ dbk.de: ''faq-synodaler-weg''].</ref><br />
<br />
=== Synodalforen ===<br />
Der Synodale Weg hat vier Synodalforen zu den vier Themenschwerpunkten eingerichtet, denen jeweils 30 Personen angehören. In den Synodalforen werden die Synodalversammlungen vorbereitet.<ref name="synodalforen">[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalforen/ Synodalforen], auf synodalerweg.de.</ref><br />
<br />
==== Synodalforum 1 – „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ ====<br />
Vom ''Synodalen Weg'' wird die Thematik dieses Forums wie folgt beschrieben: „Das Forum fragt, wie mit der Macht in der Kirche umgegangen wird. Was muss getan werden, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen? Dazu ist eine kritische Selbstbesinnung auf die Bedingungen des Machtmissbrauchs unerlässlich. Außerdem sollen Ansätze, Prozesse und Strukturen einer nachhaltigen Erneuerung erörtert werden, wozu auch der Aufbau von Verwaltungsgerichten gehört. Zentrale Fragen im Forum werden sein: Wie ist in der Kirche Macht zu verstehen und auszuüben, wie zu organisieren, zu begrenzen und zu kontrollieren? Wie ist sie theologisch zu verantworten? Welche Rahmenbedingungen und welche Strukturen begünstigen Machtmissbrauch, welche werden zum Kampf gegen Machtmissbrauch benötigt?“<br />
<br />
==== Synodalforum 2 – „Priesterliche Existenz heute“ ====<br />
Thematik des Forums: „Das Forum fragt, wie die priesterliche Existenz und das Amt des Priesters in Zukunft aussehen, im Lichte der Tradition der Kirche, aber auch unter veränderten Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch die Frage, welche Ämter und Lebensformen der Sendung der Kirche in der Welt dienen. Der [[Zölibat]] wird als Ausdruck der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus hoch geschätzt. Wie weit er zum Zeugnis des Priesters in der Kirche gehören muss, wird diskutiert werden.“ Wegen der Corona-Pandemie traf sich das Forum erstmals erst am 14.&nbsp;Juli 2020 und wählte zu seinen Vorsitzenden den Bischof von [[Bistum Münster|Münster]], [[Felix Genn]], und den Geschäftsführer des [[Sozialdienst katholischer Männer|Katholischen Verbandes für soziale Dienste in Deutschland]] (SKM), Stephan Buttgereit. Zu geistlichen Begleiterinnen wurden Ursula Becker und die Vorsitzende der [[Deutsche Ordensobernkonferenz|Deutschen Ordensobernkonferenz]], Katharina Kluitmann [[Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe|OSF]], gewählt.<ref>katholisch.de: ''Synodalforum "Priesterliche Existenz heute" erstmals zusammengekommen'', 14.&nbsp;Juli 2020 [https://www.katholisch.de/artikel/26182-synodalforum-priesterliche-existenz-heute-erstmals-zusammengekommen]</ref><br />
<br />
==== Synodalforum 3 – „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ ====<br />
Der ''Synodale Weg'' nennt als Ziel des Forums: „Das Forum beleuchtet die Rolle der Frau in der Kirche. Mit dem Synodalen Weg geht es um die Frage, wie die Relevanz von Glaube und Kirche wieder in die gesellschaftliche Debatte eingebracht und gleichzeitig Antworten auf innerkirchliche Fragen gegeben werden können. Das geht nur in einer Gemeinsamkeit von Frauen und Männern in der Kirche, was sich bereits jetzt an vielen engagierten Frauen in Leitungsfunktionen im kirchlichen Bereich zeigt.“ Im Forum wurden als Vorsitzende ZdK-Mitglied [[Dorothea Sattler]] (Münster) und Bischof [[Franz-Josef Bode]] ([[Bistum Osnabrück]]) gewählt<ref>https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/erste-synodalforen-haben-getagt/detail/</ref>. Zugleich wurden drei Arbeitsgruppen gebildet: AG 1: ''Partizipation von Frauen an Ämtern und Diensten unter den gegenwärtigen Bedingungen des Kirchenrechts. Gestaltungsräume und Perspektiven''; AG 2: ''Geschlechteranthropologie und Genderfragen''; AG 3: ''Theologische Argumentation im Blick auf die Teilhabe von Frauen am sakramentalen Ordo (Diakonat und weitere Ämter)''.<br />
<br />
==== Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ ====<br />
Thema der Beratungen ist nach den Angaben des ''Synodalen Weges'': „Das Forum behandelt Fragen der [[Sexualmoral]] der Kirche, die immer weniger Zuspruch und Akzeptanz finden. Dabei geht es auch um eine stärkere Berücksichtigung der Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften. Dazu gehört, dass die personale Bedeutung der Sexualität kaum Beachtung findet. Das Resultat: Die Moralverkündigung gibt der überwiegenden Mehrheit der Getauften keine Orientierung.“<br />
<br />
Bei der ersten Sitzung des Forums wurden als Vorsitzende gemäß der Satzung und der Geschäftsordnung des Synodalen Weges ZdK-Mitglied [[Birgit Mock]] (Bonn) und Bischof [[Georg Bätzing]] ([[Bistum Limburg]]) gewählt.<ref>https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/erste-synodalforen-haben-getagt/detail/</ref> Nachdem Georg Bätzing im März 2020 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden war, wählte das Synodalforum im Mai 2020 den [[Bistum Aachen|Aachener]] Bischof [[Helmut Dieser]] zum Co-Vorsitzenden.<ref>''katholisch.de'': ''Synodaler Weg: Bätzing nicht mehr Vorsitzender von Synodalforum'', 19.&nbsp;Mai 2020 [https://www.katholisch.de/artikel/25556-synodaler-weg-baetzing-nicht-mehr-vorsitzender-von-synodalforum online]</ref><br />
<br />
Der Kölner Weihbischof [[Dominikus Schwaderlapp]] zog sich am 28. Mai 2020 aus dem Forum zurück, da die dort mehrheitlich verfolgte Linie auf eine Veränderung der kirchlichen Sexualmoral abziele und dieser Weg nicht der seine sei.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/25645-koelner-weihbischof-schwaderlapp-steigt-aus-synodalforum-aus katholisch.de: ''Kölner Weihbischof Schwaderlapp steigt aus Synodalforum aus'', 28. Mai 2020].</ref><br />
<br />
== Zeitlicher Ablauf des Synodalen Weges ==<br />
Die offizielle Eröffnung des Synodalen Weges, der zunächst auf zwei Jahre angelegt war, fand am ersten [[Adventssonntag]], dem 1. Dezember 2019, statt. Im Rahmen eines Gottesdienstes entzündeten Kardinal Reinhard Marx und [[Karin Kortmann]] vom Präsidium des Synodalen Weges im [[Frauenkirche (München)|Liebfrauendom]] in [[München]] eine „Synodalkerze“. Auch in anderen [[Dom (Bauwerk)|Domkirchen]] in Deutschland brennen seit diesem Tag Synodalkerzen.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: [https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/synodaler-weg-der-kirche-in-deutschland-startet/detail/ ''Synodaler Weg der Kirche in Deutschland startet''].</ref><br />
<br />
Das Zentralkomitee wählte seine Vertreter in einer Vollversammlung Ende November 2019, das ZdK-Präsidium benennt weitere zehn Einzelpersonen. Der [[Bund der deutschen katholischen Jugend|BDKJ]] rief zu Online-Bewerbungen für die 15 Plätze für junge Menschen unter 30 Jahren auf, die er besetzen kann. Die Synodalversammlung bestimmte in ihrer ersten Sitzung die jeweils 30 Angehörigen der vier inhaltlich-thematischen Foren.<ref>Michael Kinnen: ''Wer wählte die Vertreter der Laien aus?'' In: ''Tag des Herrn'' Nr.&nbsp;49 (8.&nbsp;Dezember 2019), S.&nbsp;6.</ref><br />
<br />
Von den im Dezember 2019 namentlich bekannten 227 Mitgliedern der Synodalversammlung sind 66 weiblich, eines [[divers]] und 160 männlich.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2019-12-13/viele-bekannte-namen-dabei-mitglieder-des-synodalen-wegs-veroeffentlicht domradio.de: ''Mitglieder des Synodalen Wegs veröffentlicht. Viele bekannte Namen dabei.'' 13. Dezember 2019.]</ref><br />
<br />
Tagungsort aller Synodalversammlungen sollte zunächst der [[Kaiserdom St. Bartholomäus]] in [[Frankfurt am Main]] sein; wegen nicht abgeschlossener Bauarbeiten im südlichen Querschiff des Domes wurde der Sitzungsteil der ersten Synodalversammlung am geplanten Termin ins nahegelegene [[Evangelische Kirche|evangelische]] [[Dominikanerkloster Frankfurt am Main]] verlegt.<ref>[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalversammlung/ synodalerweg.de: ''Synodalversammlung''].</ref> Wegen der [[COVID-19-Pandemie|Corona-Pandemie]] fanden anstelle der für den September 2020 geplanten zweiten Versammlung am Freitag, 4.&nbsp;September 2020 fünf Regionenkonferenzen statt.<ref>Tag des Herrn, 7.&nbsp;Juni 2020, S.&nbsp;2.</ref> Die zweite Synodalversammlung fand vom 30. September bis zum 1. Oktober 2021 Corona-bedingt in Räumen der Messe Frankfurt statt. Die dritte Synodalversammlung fand vom 3. bis zum 5. Februar 2022 am gleichen Ort statt, ebenfalls die vierte vom 8. bis zum 10. September 2022. Da bereits bei der Zweiten Synodalversammlung deutlich wurde, dass mehr Beratungszeit erforderlich sein wird, wurde eine fünfte Synodalversammlung angekündigt.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: [https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/zweite-synodalversammlung-des-synodalen-weges-in-frankfurt-am-main-beendet Zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt am Main beendet].</ref> Diese fand vom 9. bis 11. März 2023 statt.<br />
<br />
Gemäß der Satzung des Synodalen Wegs tritt die Synodalversammlung drei Jahre nach ihrer letzten Synodalversammlung noch einmal zusammen, um die Umsetzung der Ergebnisse zu evaluieren. Das wird im März 2026 sein.<ref>Felix Neumann: ''Beschlüsse, offene Enden und Hindernisse: Wo steht der Synodale Weg?'' katholisch.de, 14. März 2023 [https://www.katholisch.de/artikel/44051-beschluesse-offene-enden-und-hindernisse-wo-steht-der-synodale-weg#44051-1-vTfBF]</ref><br />
<br />
== Begleitung durch Medien und Öffentlichkeit ==<br />
Kardinal Marx und Präsident Sternberg riefen in einem Schreiben an die Katholiken in Deutschland vom 1.&nbsp;Dezember 2019 kirchlich engagierte wie auch suchende und zweifelnde Menschen dazu auf, den Synodalen Weg durch Stellungnahme und Gebet zu begleiten.<ref>''Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin'', 1. Dezember 2019, S. 2.</ref><br />
<br />
Bereits die Vorbereitungen des Synodalen Weges wurden von den Medien aufmerksam verfolgt. 13 Pressesprecher von katholischen Bistümern und Institutionen haben ausdrücklich eine „kritische Begleitung“ des Synodalen Wegs durch die Medien gefordert.<ref>[https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2019-11/deutschland-synodaler-weg-presse-medien-begleitung-skandale.html ''Bistumssprecher für kritische Begleitung des Synodalen Wegs''], Vatican News, 27. November 2019.</ref><br />
<br />
Die dem Synodalen Weg schon im Vorfeld skeptisch gegenüberstehende<ref>Martin Spilker: [https://www.kath.ch/newsd/wenn-wir-nicht-bei-der-botschaft-des-herrn-bleiben-sterben-wir-aus/ ''«Wenn wir nicht bei der Botschaft des Herrn bleiben, sterben wir aus»''], Kath.ch, 12. April 2019.</ref><ref>Andreas Öhler: [https://www.zeit.de/2020/03/synodaler-weg-katholische-kirche-reform ''"Ein neues Lied, ein bessres Lied"''], [[Die Zeit]], 10. Januar 2020.</ref><ref>Regina Einig: [https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/Synodaler-Weg-Ein-deutscher-Spaltpilz;art4874,205263 ''Synodaler Weg: Ein deutscher Spaltpilz''], [[Die Tagespost]], 6. Februar 2020.</ref> konservative katholische Wochenzeitung ''[[Die Tagespost]]'' hat unter dem Titel ''welt&kirche'' eine eigene Beilage zur Begleitung des Synodalen Wegs konzipiert, die während der Dauer des Gesprächsprozesses alle zwei Monate Themen und Ergebnisse der Veranstaltungen „kritisch in den Blick nehmen“ möchte, wobei der Maßstab der Zeitung „der überlieferte Glaube“ sein soll.<ref>[https://www.die-tagespost.de/sonder-texte/beilage/ Aktuelle Beilage Die Tagespost (die-tagespost.de)]<br />[https://www.domradio.de/themen/bischofskonferenz/2019-11-28/tagespost-startet-mit-sonderbeilagen-synodaler-weg ''"Tagespost" startet mit Sonderbeilagen''], domradio.de, 28. November 2019.</ref> Koordiniert wird die 16-seitige Beilage von einem theologischen Beirat, dem die Philosophin [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]], die Dogmatiker [[Karl-Heinz Menke]] und [[Christoph Binninger]] sowie der Kirchenrechtler [[Christoph Ohly]] angehören.<ref>"Neue Beilage zur Tagespost", in: ''Die Tagespost'', 28. November 2019, S. 22.</ref><br />
<br />
Das ''[[domradio]]'' des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]] überträgt umfangreich vom Synodalen Weg, so live im Web-TV Gottesdienste und Beratungen und einem begleitenden „Synodalen Blog“, ferner dokumentiert es in einer Mediathek und Bildergalerie Gottesdienste, Redebeiträge und Stellungnahmen.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-01/der-synodale-blog-blog-synodaler-weg domradio.de: ''Blog Synodaler Weg. Der synodale Blog''], 1. Februar 2020.</ref><br />
<br />
Ein Live-Stream wird bei den Synodalversammlungen in deutscher und englischer Sprache unter auf der Website angeboten.<ref>[https://www.synodalerweg.de/livestream Livestream], auf synodalerweg.de, abgerufen am 11. Februar 2022</ref><br />
<br />
== Synodalversammlungen ==<br />
=== Erste Synodalversammlung (Januar/Februar 2020) ===<br />
Die erste Synodalversammlung fand vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2020 in Frankfurt statt. Sie begann mit der [[Heilige Messe|heiligen Messe]] und der anschließenden Eröffnung im St.-Bartholomäus-Dom, bei der auch sechs Teilnehmer in unterschiedlichen kirchlichen Funktionen persönliche Zeugnisse vortrugen. Der Sitzungsteil war wegen nicht abgeschlossener Bauarbeiten im südlichen Querschiff des Domes ins nahegelegene evangelische Dominikanerkloster verlegt worden. Es nahmen die rund 230 Mitglieder der Synodalversammlung sowie der [[Apostolischer Nuntius|Apostolische Nuntius]] und 25 Beobachter aus verschiedenen Institutionen und dem benachbarten Ausland teil. Die Sitzordnung erfolgte nach dem Alphabet und nicht nach hierarchischen Gesichtspunkten, was Karin Kortmann, Mitglied des Präsidiums, als gewollte Irritation bezeichnete.<ref>''Tag des Herrn'', 70. Jahrgang, Nr. 6, 9. Februar 2020.</ref> Im Mittelpunkt der Beratungen standen die Konstituierung der Synodalversammlung und die Verabschiedung der Geschäftsordnung, die als Option vorsieht, dass auf Antrag für einzelne Beschlüsse eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen der weiblichen Synodalmitglieder notwendig sein kann; die Satzung des Synodalen Weges sieht eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe für die Beschlüsse der Synodalversammlung vor.<ref>Claudia Nothelle: [https://www.katholisch.de/artikel/24400-das-fenster-ist-geoeffnet ''Nach der ersten Synodalversammlung: Das Fenster ist geöffnet''], katholisch.de, 2. Februar 2020.</ref> Die Größe der vier Arbeitsgruppen, welche die inhaltlichen Vorarbeiten für die künftigen Beschlüsse der vier Synodalforen leisten werden,<ref>[https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalversammlung/ synodalerweg.de: ''Synodalversammlung''].</ref> wurde auf je 35 Mitglieder der Synodalversammlung begrenzt.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/24382-erste-synodalversammlung-frankfurt-tag-3 ''Kardinal Woelki: Synodalversammlung stellt Hierarchie infrage''], katholisch.de, 1. Februar 2020.</ref> Die personelle Besetzung dieser Foren war zuerst als intransparent kritisiert worden und hatte laut [[Franz Jung]], Bischof von Würzburg, „für Irritationen“ gesorgt; zuletzt erhielt sie jedoch eine breite Mehrheit. In einer inhaltlichen Orientierungsdebatte zu den Themen der vier Foren wurde unter anderem eine Öffnung der katholischen Sexuallehre gefordert, z.&nbsp;B. in Form einer moralischen Anerkennung alternativer Beziehungsformen, ebenso ein Überdenken des verpflichtenden Zölibats für Priester. Am Abschlusstag der ersten Synodalversammlung verzichtete man auf eine gemeinsame Eucharistiefeier und begann den Tag mit einer von Laien gestalteten Wortgottesfeier, bei der Frauen das Evangelium vortrugen und die Ansprache hielten.<ref>[https://www.br.de/nachrichten/bayern/synodaler-weg-wuerzburger-bischof-zieht-positives-fazit,RpL2ZzP ''"Synodaler Weg": Würzburger Bischof zieht positives Fazit''].</ref><br />
<br />
In einem Interview mit dem [[Domradio]] erklärte der [[Erzdiözese Köln|Kölner Erzbischof]] Kardinal [[Rainer Maria Woelki]], seine Befürchtungen seien eigentlich eingetreten: Ihn treibe die Sorge, dass „quasi ein protestantisches Kirchenparlament durch die Art der Verfasstheit und der Konstituierung dieser Veranstaltung implementiert“ werde. In Bezug auf die alphabetische Sitzplatzvergabe sprach er von „falscher Gleichmacherei“, die nichts mit dem zu tun habe, „was katholische Kirche ist und meint“; damit werde die vom Zweiten Vatikanischen Konzil bestätigte hierarchische Struktur der Kirche in Frage gestellt. Zudem habe bei der Synodalversammlung nicht jede Meinung Gehör gefunden.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-01/alle-meine-befuerchtungen-eingetreten-kardinal-woelki-uebt-kritik-der-ersten-synodalversammlung domradio.de: ''Kardinal Woelki übt Kritik an der ersten Synodalversammlung: "Alle meine Befürchtungen eingetreten"'', 1. Februar 2020.]</ref> In einem Kommentar in der Kirchenzeitung ''Tag des Herrn'' wies der Journalist Ulrich Waschki darauf hin, die Krise der Kirche sei eine Glaubenskrise, aber zugleich eine Leitungskrise. Das kirchliche Amt müsse Macht und Kompetenzen abgeben, um Autorität zurückzugewinnen.<ref>Ulrich Waschki: ''Weniger Macht, mehr Autorität.'' In: ''Tag des Herrn'', 70. Jahrgang, Nr. 6, 9. Februar 2020, S. 2.</ref><br />
<br />
Der frühere Bischof von [[Diözese Regensburg|Regensburg]] und emeritierte Präfekt der römischen [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Kongregation für die Glaubenslehre]], Kardinal [[Gerhard Ludwig Müller]], bezeichnete den angeblichen Beschluss der Synodalversammlung, ihre Entscheidungen seien gültig, auch wenn sie der katholischen Lehre widersprächen, als „suizidartigen Prozess“. Müller zog eine Parallele zum Ermächtigungsgesetz von 1933, mit dem der Reichstag der Regierung Adolf Hitlers eine pauschale legislative Befugnis erteilt hatte.<ref>''[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-02-04/parallele-zum-ermaechtigungsgesetz-kardinal-mueller-wagt-drastischen-vergleich-zum-synodalen-weg Parallele zum Ermächtigungsgesetz. Kardinal Müller wagt drastischen Vergleich zum Synodalen Weg.]'' domradio.de, 4. Februar 2020.</ref> Müller wurde anschließend wegen des Vergleichs scharf kritisiert. [[Bernd Hagenkord]] [[Jesuiten|SJ]], der geistliche Begleiter des Synodalen Wegs, nannte Müllers Vergleich „vergiftend“ und „zerstörerisch“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/24436-bischof-jung-kardinal-muellers-vergleich-sehr-fehl-am-platz ''Scharfe Kritik auch aus dem Bistum Essen und vom ZdK. Bischof Jung: Kardinal Müllers Vergleich „sehr fehl am Platz“''], katholisch.de, 5. Februar 2020.</ref><br />
<br />
=== Regionenkonferenzen statt zweiter Synodalversammlung (September 2020) ===<br />
Wegen der [[Corona-Pandemie]] fanden anstelle der geplanten zweiten Synodalversammlung am Freitag, 4.&nbsp;September 2020 fünf Regionenkonferenzen mit maximal 50 Teilnehmern unter dem Motto „Fünf Orte – ein Weg“ statt, und zwar zeitgleich und mit gleichem Programm in Frankfurt am Main, Dortmund, Berlin, München und Ludwigshafen. Inhaltlicher Schwerpunkt waren am Vormittag die Auswirkungen der Pandemie, am Nachmittag gab es Aussprachen zu den Themen Frauen und Sexualität anhand von ersten Arbeitstexten, die von den Synodalforen „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ vorgelegt wurden, aber nicht als Vorlagen im Sinne der Satzung verstanden werden können.<ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2020-09-04/sterben-und-tod-die-mitte-der-gesellschaft-gerueckt-corona-krise-thema-auf-den-regionenkonferenzen domradio.de: ''Corona-Krise Thema auf den Regionenkonferenzen. „Sterben und Tod in die Mitte der Gesellschaft gerückt“, 4.&nbsp;September 2020.'']</ref><ref>[https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/regionenkonferenzen-des-synodalen-weges/detail/ synodalerweg.de: ''Pressemeldung 020: Regionenkonferenzen des Synodalen Weges'', 4.&nbsp;September 2020.]</ref><br />
<br />
Im Vorfeld der Regionenkonferenzen war der Arbeitstextentwurf des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ von Bischof [[Rudolf Voderholzer|Voderholzer]] kritisiert worden. Gegenstand der Kritik war die fehlende Abstimmungsmöglichkeit zu den Texten vor Beginn der Regionenkonferenzen. Ebenso wurde die theologische Argumentation kritisiert, die als einseitig und tendenziös aufgefasst wurde.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/26746-bischof-voderholzer-protestiert-gegen-textentwurf-zum-synodalen-weg ''Bischof Voderholzer protestiert gegen Textentwurf zum Synodalen Weg''], katholisch.de.</ref><br />
<br />
Im Juli 2021 erklärte der [[Bistum Magdeburg|Magdeburger]] Bischof [[Gerhard Feige]], der Synodale Weg sei wichtig für die Ökumene und habe großes Potenzial.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/30639-bischof-feige-reformprozesse-in-der-kirche-wichtig-fuer-oekumene Katholisch.de: Bischof Feige: Reformprozesse in der Kirche wichtig für Ökumene], Juli 2021</ref><br />
<br />
=== Zweite Synodalversammlung (September/Oktober 2021) ===<br />
Die Zweite Synodalversammlung fand vom 30.&nbsp;September bis 2.&nbsp;Oktober 2021 in Frankfurt am Main ([[Messe Frankfurt]]) statt. Dabei werden in erster Lesung vorbereiteter Texte (Grund- bzw. Handlungstexte) der vier Synodalforen behandelt. Aufgrund mangelnder Beschlussfähigkeit musste sie vorzeitig beendet werden und konnte nicht alle vorgelegten Texte behandeln.<ref>tagesschau.de: [https://www.tagesschau.de/inland/synodaler-weg-115.html ''Synodaler Weg: Reformen angeschoben, Treffen abgebrochen''], 14. Oktober 2021.</ref><br />
<br />
Im Dezember 2021 sprach sich Bischof [[Franz-Josef Bode]] vom [[Bistum Osnabrück]] für schrittweise und behutsame Reformen in der Kirche aus; mit Beharrlichkeit lasse sich mehr erreichen als mit erhobener Faust und Vehemenz.<ref>[https://www.domradio.de/themen/bistuemer/2021-12-29/ich-bin-kein-revolutionaer-bischof-bode-moechte-synodalen-weg-schrittweise-und-behutsam-gehen Domradio.de: Bischof Bode möchte Synodalen Weg schrittweise und behutsam gehen], Dezember 2021</ref> Im Januar 2022 zeigte sich Bischof [[Karl-Heinz Wiesemann]] vom [[Bistum Speyer]] zuversichtlich hinsichtlich der Reformforderungen des Synodalen Weges.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/32753-bischof-wiesemann-schaut-zuversichtlich-auf-synodalen-weg Katholisch.de: Bischof Wiesemann schaut zuversichtlich auf den Synodalen Weg], Januar 2022</ref><br />
<br />
=== Dritte Synodalversammlung (3.–5. Februar 2022) ===<br />
Die Dritte Synodalversammlung tagte vom 3.–5. Februar 2022 ebenfalls in der Messe Frankfurt. Im Vorfeld wurden die folgenden Beschlussvorlagen erstellt:<br />
<br />
# Die Ordination von Frauen soll zugelassen werden.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-III-Handlungstext.FrauenImSakramentalenAmt-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Frauen im sakramentalen Amt''], Januar 2022<./ref><br />
# Laienvertreter sollen mehr Mitspracherechte bei [[Bischof]]sernennungen haben.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/3.2_SV-II-Synodalforum-I-Handlungstext.BestellungDesDioezesanbischofs-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs''], Januar 2022.</ref><br />
# [[Homosexualität|Homosexuelle]] Paare sollen eine [[Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare|öffentliche Segnungsfeier]] erhalten.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-IV-Handlungstext.SegensfeiernFuerPaareDieSichLieben-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Segensfeiern für Paare, die sich lieben''], Januar 2022.</ref><br />
# Der [[Katechismus der Katholischen Kirche|Weltkatechismus]] soll im Bereich der Lehre zur [[Sexualmoral]] geändert werden. Einvernehmliche, freiwillige sexuelle Handlungen unter Männer- bzw. Frauenpaaren sollen nicht länger als Sünde gelten.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-IV-Handlungstext.LehramtlicheNeubewertungVonHomosexualitaet-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Lehramtliche Bewertung von Homosexualität''], Januar 2022.</ref><br />
# Verheiratete Männer ([[viri probati]]) sollen zum Priesteramt zugelassen werden.<ref>[https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-III-Synodalforum-II-Handlungstext.VersprechenDerEhelosigkeitImDienstDesPriesters-Lesung1.pdf Synodaler Weg: ''Versprechen der Ehelosigkeit im Dienst des Priesters''], Januar 2022.</ref><br />
<br />
Diese wurden von der Synodalversammlung weitgehend unverändert mit großer Zustimmung beschlossen.<ref>catholicnewsagency (CNA): [https://de.catholicnewsagency.com/story/abschied-von-der-einheit-deutscher-synodaler-weg-fasst-beschluesse-gegen-kirchenlehre-10078 ''Deutscher "Synodaler Weg" fasst Beschlüsse gegen Lehre der Kirche''].</ref><ref>Die Tagespost: [https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/synodaler-weg/synodaler-weg-stimmt-fuer-zulassung-von-frauen-zu-weiheaemtern-art-225388 ''Synodaler Weg stimmt für Zulassung von Frauen zu Weiheämtern''].</ref><br />
<br />
=== Vierte Synodalversammlung (8.–10. September 2022) ===<br />
==== Verlauf ====<br />
Auch die vierte Synodalversammlung fand in der Messe in Frankfurt am Main statt.<br />
<br />
Am Abend des ersten Sitzungstages wurde über einen grundlegenden Text zur katholischen Sexualmoral abgestimmt. Der Text war vom Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ erarbeitet worden. Er thematisierte Fragen der Empfängnisverhütung, homosexueller Partnerschaften, der Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene und der Gleichwertigkeit und Legitimität nicht-heterosexueller Orientierungen. Er plädierte für eine Neuakzentuierung der katholischen Sexuallehre, indem er eine Lehre forderte, die der Lebenswirklichkeit der Menschen entspräche. Nach teils kontroverser Debatte lag die Zustimmung bei 82,8 Prozent der anwesenden Delegierten. Von den anwesenden Bischöfen stimmten 33 Bischöfe (61,1 Prozent) zu, 21 (38,9 Prozent, bei drei Enthaltungen) stimmten dagegen. Damit war die von der Geschäftsordnung geforderte Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe nicht erreicht und der vorgeschlagene Text nicht verabschiedet. In der Debatte hatten einige Bischöfe vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre und dem christlichen Menschenbild gewarnt. Synodalpräsident Bischof Bätzing sprach nach der Abstimmung von einer „krisenhaften Situation“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40915-bischoefe-lassen-grundtext-zu-katholischer-sexualmoral-scheitern ''Bischöfe lassen Grundtext zu katholischer Sexualmoral scheitern''], katholisch.de, 8. September 2022.</ref> Das Präsidium beendete nach der Abstimmung den Sitzungstag vorzeitig. Die Bischöfe und die nichtbischöflichen Teilnehmer trafen sich anschließend zu getrennten Beratungen.<br />
<br />
Am zweiten Sitzungstag wurden ein Grundlagentext zur Stellung der Frauen innerhalb der Römisch-katholischen Kirche sowie zwei Handlungstexte „Lehramtliche Neubewertung von [[Homosexualität]]“ sowie zur Reform des Kirchenarbeitsrechtes in Bezug auf homosexuelle Mitarbeiter verabschiedet,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40920-vierte-synodalversammlung-ticker-tag-2 Katholisch.de: Synodaler Weg für Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht], 10. September 2022.</ref> am letzten Tag ein Handlungstext zur Einführung eines dauerhaften Synodalen Rates.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/katholische-kirche-vom-weg-ueber-den-ausschuss-zum-rat-18309028.html FAZ.net: Vom Weg über den Ausschuss zum Rat], September 2022.</ref> Auch bei diesen Abstimmungen stimmten einige Bischöfe dagegen, jedoch wurde die Zwei-Drittel-Mehrheit an zustimmenden Voten der Bischöfe immer erreicht.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40969-synodaler-weg-voderholzer-und-schwaderlapp-stimmten-gegen-alle-texte ''Synodaler Weg: Voderholzer und Schwaderlapp stimmten gegen alle Texte''.</ref><br />
<br />
==== Weitere Entwicklung ====<br />
Bischof Georg Bätzing kündigte an, dass die beschlossenen Texte in die weltkirchliche Debatte eingebracht werden sollen, vor allem auch gegenüber dem Papst in Rom, etwa aus dem Handlungstext zur Neubewertung der Homosexualität die Bitte um Streichung der entsprechenden Passagen im Katechismus.<ref>Matthias Altmann: [https://www.katholisch.de/artikel/40939-vierte-synodalversammlung-ringen-um-beschluesse-und-den-zeitplan ''Vierte Synodalversammlung: Ringen um Beschlüsse – und den Zeitplan''], katholisch.de, 11. September 2022.</ref> Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx erklärte, er werde die Beschlüsse im Erzbistum München und Freising „selbstverständlich umsetzen“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40943-marx-will-beschluesse-auf-synodale-weise-in-erzbistum-umsetzen ''Marx will Beschluesse auf synodale Weise in Erzbistum umsetzen''], katholisch.de, 11. September 2022.</ref> Die Teilnehmerin des Synodalen Weges Dorothea Schmidt sprach in einem Bericht über die Synodalversammlung in der Zeitschrift [[Die Tagespost]] hingegen von einer „feindlichen Übernahme der katholischen Kirche“, und zwar „mit unfairen Mitteln“; man boxe durch, „was man durchboxen will. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf die Minderheit und die kirchliche Lehre“. Eine Kennzeichnung des Synodalen Weges als „deutschen Sonderweg“ schärft sie durch die Formulierung, der Synodale Weg lege den „Grundstein für die Deutsche Nationalkirche“.<ref>Dorothea Schmidt: [https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/feindliche-uebernahme-der-katholischen-kirche-art-232116 ''Feindliche Übernahme der katholischen Kirche''], [[Die Tagespost]], 11. September 2022.</ref><br />
<br />
Der [[Dogmatiker]] und Regensburger Bischof [[Rudolf Voderholzer]] wies in einem Beitrag für die Zeitschrift [[Die Tagespost]], gestützt auf einen Aufsatz von [[Karl-Heinz Menke]], auf zwei gegensätzliche theologische Denkrichtungen hin, die in den konkurrierenden Gruppen von Teilnehmern des Synodalen Weges jeweils zum Tragen kämen: eine von Menke „libertarisches Freiheits- und Wahrheitsverständnis“ genannte Richtung einerseits, die nur gelten lasse, was dem subjektiven, vermeintlich aufgeklärten Bewusstsein und der autonomen Vernunft einleuchtete, und ein „kompatibilistisches (von kompatibel – vereinbar) Freiheits- und Wahrheitsverständnis“ andererseits, das davon ausgehe, dass der menschlichen Vernunft eine Wirklichkeit gegenüberstehe, der zu entsprechen die menschliche Freiheit nicht aufhebe, sondern erst zu sich bringe; im Falle des christlichen Glaubens sei diese Wirklichkeit eine göttliche [[Offenbarung]]. Für Voderholzer treten in der Argumentation der Mehrheit der Delegierten die [[Locus theologicus|theologischen Erkenntnisorte]] „Zeichen der Zeit“ und „Lebenswirklichkeit“ nicht neben die klassischen Erkenntnisorte von [[Bibel|Schrift]], [[Tradition]], [[Kirchliches Lehramt|Lehramt]], sondern beginnen sie zu ersetzen. Dies stelle für ihn eine „neue Theologie“ dar, die sich in eine offenbarungsfreie Philosophie aufzulösen beginne und die Grundlage einer völlig anderen und in diesem Sinne „neuen Kirche“ sei.<ref>Rudolf Voderholzer: ''„Der Synodale Weg kennt keine Stoppschilder“'', [[Die Tagespost]], 14. September 2022 [https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/der-synodale-weg-kennt-keine-stoppschilder-art-232234].</ref><br />
<br />
Der Salzburger [[Fundamentaltheologie|Fundamentaltheologe]] [[Gregor Maria Hoff]] wies darauf hin, dass die Berufung auf die Verpflichtung, die Glaubenslehre der Kirche unverfälscht zu wahren (mit der u.&nbsp;a. der Kölner Weihbischof [[Dominikus Schwaderlapp]] seine Nein-Stimmen begründet hatte) zu wenig berücksichtige, dass die normative Festlegung und Wahrung von Traditionen selbst einen fortlaufenden geschichtlichen Aneignungsprozess darstelle. Die Überlieferung des Evangeliums erschöpfe sich nicht in Formelwiederholungen, sondern die Feststellung des Wahrheitswertes kirchlicher Überlieferung bedürfe immer neuer Auslegung, wie die Dogmengeschichte gezeigt habe. Ein Zugang zur Offenbarung Gottes lasse sich nicht jenseits der Geschichte erreichen, sondern erhalte Impulse von Lebens-, Kultur- und anderen Wissenschaften.<ref>Gregor Maria Hoff: ''Wenn Bischöfe beim Synodalen Weg mit der Tradition argumentieren''], katholisch.de, 134. September 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/40963-wenn-bischoefe-beim-synodalen-weg-mit-der-tradition-argumentieren].</ref><br />
<br />
==== Synodaler Rat ====<br />
Am 10. September 2022 beschloss die Synodalversammlung den Handlungstext „Synodalität nachhaltig stärken: Ein ''Synodaler Rat'' für die katholische Kirche“. 92,78 Prozent der Synodalen stimmten für den Text, von den Bischöfen stimmten 43 dafür (87,76 Prozent), sechs dagegen, weitere zehn Bischöfe enthielten sich. Es heißt darin: „Der Synodale Rat berät als Beratungs- und Beschlussorgan über wesentliche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft und trifft Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung zu pastoralen Planungen, Zukunftsfragen und Haushaltsangelegenheiten der Kirche, die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden.“ In der Frage der Verbindlichkeit der Beschlüsse des Synodalen Rates wird analog auf die Satzung des Synodalen Weges verwiesen, in der es heißt: „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.“ Der Synodale Rat soll in seiner Zusammensetzung der Synodalversammlung entsprechen und von einer Doppelspitze geleitet werden, die aus dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und dem/der Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken besteht. Zur Vorbereitung des Synodalen Rates wurde ein Synodaler Ausschuss eingesetzt, der aus den 27 Diözesanbischöfen, 27 vom ZDK gewählten Mitgliedern und zehn von diesen gemeinsam gewählten Mitgliedern besteht.<ref>[https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/synodalversammlung-stimmt-fuer-synodalen-rat-art-232090 ''Synodalversammlung stimmt für Synodalen Rat''], die-tagespost.de, 10. September 2022.</ref><br />
<br />
Daraufhin wandten sich am 21. Dezember 2022 die (Erz)Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg brieflich an den Heiligen Stuhl mit der Frage, ob sie an dem Synodalen Ausschuss teilnehmen müssten und teilnehmen dürften. In einem Schreiben der Kurienkardinäle [[Pietro Parolin]] (Kardinalstaatssekretär), [[Luis Ladaria]] (Glaubensdikasterium) und [[Marc Ouellet]] (Dikasterium für die Bischöfe) vom 16. Januar 2023 an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wird klargestellt, dass die Bischöfe nicht an dem Ausschuss teilnehmen müssen. Nach Auffassung der vatikanischen Dikasterien werde der Synodale Rat als ein neues Gremium über der Bischofskonferenz stehen, und ein eventueller „Synodaler Rat der Diözese“ könne die Autorität des Diözesanbischofs aushebeln. Der Synodale Weg sei nicht befugt, Bischöfe und Gläubige zur Annahme neuer Formen der Leitung auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.<ref>[https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2023/2023-009a-Brief-Kardinalstaatsekretaer-Praefekten-der-Dikasterien-fuer-die_Glaubenslehre-und-fuer-die-Bischoefe.pdf Brief des vatikanischen Staatssekretariats an BVischof Bätzing, 16. Januar 2023.]</ref><br />
<br />
Bischof Bätzing versicherte bei der Veröffentlichung dieses Schreibens am 23. Januar 2023: „Der Synodale Rat, der durch den Synodalen Ausschuss vorbereitet werden soll, wird sich entsprechend dem in der Beschlussfassung enthaltenen Auftrag innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen.“ Er betonte: „Der Heilige Stuhl sieht die Gefahr einer Schwächung des bischöflichen Amtes – ich erlebe synodale Beratung geradezu als eine Stärkung dieses Amtes“.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/43246-nach-intervention-aus-rom-bischoefe-halten-am-synodalen-rat-fest ''Nach Intervention aus Rom: Bischöfe halten am Synodalen Rat fest''], katholisch.de, 23., Januar 2023.</ref><br />
<br />
Die konstituierende Sitzung des Synodalen Ausschussess soll vom 10. bis 11. November 2023 in Essen stattfinden.<ref>[https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/synodaler-ausschuss-nimmt-im-november-arbeit-auf Synodaler Ausschuss nimmt im November Arbeit auf (Pressemeldung)], www.synodalerweg.de, 4. April 2023.</ref><br />
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=== Fünfte Synodalversammlung (9. bis 11. März 2023) ===<br />
Im Vorfeld zur fünften Synodalversammlung teilten am 22. Februar 2023 vier Teilnehmerinnen der Synodalversammlung in einem Beitrag in der Tageszeitung [[Die Welt]] mit, dass sie ihr Mandat als Synodalen für die Versammlungen des Synodalen Weges niederlegen, und zwar die Theologinnen [[Katharina Westerhorstmann]], [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]] und [[Marianne Schlosser]], ferner Dorothea Schmidt von der Bewegung ''[[Maria 1.0]]''. Als Begründung gaben sie an, dass sich die katholische Kirche in Deutschland zunehmend von der Weltkirche entferne und dass im Zuge der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Rahmen des Synodalen Weges auch zentrale katholische Lehren und Überzeugungen in Zweifel gezogen worden seien.<ref>''"Legen unser Mandat nieder". Vier Delegierte beenden Mitarbeit am Synodalen Weg''. domradio.de, 22. Februar 2023 [https://www.domradio.de/artikel/vier-delegierte-beenden-mitarbeit-am-synodalen-weg]</ref> Am 26. Februar 2023 erklärte der Bonner Stadtdechant Dr. [[Wolfgang Picken]], dass er sein Mandat für den Synodalen Weg als Vertreter des Priesterrats des Erzbistums Köln niederlege, und zwar wegen fehlender Offenheit bei vielen Debatten und wegen zahlreicher Reformvorschläge, die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgäben, sowie wegen fehlender Kritikfähigkeit des Synodalen Wegs.<ref>''Bonner Stadtdechant Picken legt Mandat für Synodalen Weg nieder''. katholisch.de, 26. Februar 2023 [https://www.katholisch.de/artikel/43793-bonner-stadtdechant-picken-legt-mandat-fuer-synodalen-weg-nieder]</ref> <br />
<br />
Am 9. März 2023 begann die fünfte Synodalversammlumg in Frankfurt am Main.<br />
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Rund 75 Prozent der Bischöfe befürworteten am Eröffnungstag ein freiwilliges Zölibat für Priester. Der Handlungstext „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“ wurde mit einer Mehrheit von knapp 95 Prozent der abgegebenen 205 Stimmen angenommen. 179 Synodale stimmten mit Ja, 10 Synodale mit Nein und 16 Synodale enthielten sich bei der finalen Abstimmung. Von den 60 teilnehmenden Bischöfen in der Synodalversammlung stimmten 44 dafür, 5 dagegen und 11 enthielten sich.<ref>Christian Toussaint: ''Synodaler Weg spricht sich für Prüfung eines freiwilligen Zölibats aus'' |hrsg=Neues Ruhrwort, 9. März 2023 [https://neuesruhrwort.de/2023/03/09/synodalersynodaler-weg-spricht-sich-fuer-pruefung-eines-freiwilligen-zoelibats-aus/]</ref><ref>Daniel Deckers, Thomas Jansen: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/synodaler-weg-spannung-bei-katholischem-reformtreffen-18736601.html ''Deutsche Bischöfe wollen Papst um Prüfung des Zölibats bitten.''] In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. März 2023.</ref><br />
<br />
Am 10. März 2023 befürwortete der Synodale Weg ein Dokument „Verkündigung des Evangeliums durch Lai/innen in Wort und Sakrament“ zu mehr Mitbeteiligung von Laien bei Wort und Sakrament.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/43992-fuenfte-synodalversammlung-ticker-tag-2 Katholisch.de: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen], 10. März 2023</ref><ref>[https://www.domradio.de/artikel/frauen-sollen-katholischen-gottesdiensten-predigen-duerfen DomRadio.de: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen], 10. März 2021</ref> Des Weiteren verabschiedet wurde ein Dokument „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“.<ref>[https://www.kirche-und-leben.de/artikel/synodaler-weg-ticker-am-freitag-werden-segensfeiern-zugelassen Kirche und Leben.de: Ja zu öffentlichen Segensfeiern], 10. März 2023</ref> Dafür stimmten 176 von 202 Versammlungsmitgliedern, dagegen 14. Zwölf enthielten sich. Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam zustande. Am Ende sprachen sich 80 Prozent der Diözesan- und Weihbischöfe für die Segensfeiern aus.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/politik/muhsamer-weg-katholische-reformer-kommen-weiter-9483179.html Tagesspiegel.de: Katholische Reformen kommen weiter], 10. März 2023</ref><br />
<br />
Am 11. März 2023 wurde das Dokument ''Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt''<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/44013-synodaler-weg-kirche-soll-umgang-mit-inter-und-transsexuellen-aendern Katholisch.de: Synodaler Weg: Kirche soll Umgang mit Inter- und Transsexuellen ändern], 11. März 2023</ref> und das Dokument ''Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch'' verabschiedet.<ref>[https://www.welt.de/regionales/hessen/article244236989/Forderung-nach-Augenhoehe-am-Altar-auf-Synodalversammlung.html Welt.de: Forderung nach «Augenhöhe am Altar» auf Synodalversammlung], 11. März 2023</ref><br />
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== Reaktionen, Kritik ==<br />
In Teilen der katholischen Kirche in [[Lateinamerika]] werden die Schritte auf dem synodalen Weg mit Interesse verfolgt. Aufmerksamkeit findet und hervorgehoben wird vor allem die Beteiligung, ja Mitverantwortung von Laien und der Umstand, dass deren Vertretern dasselbe Stimmrecht eingeräumt wird wie den Bischöfen.<ref>Juan Miguel Espinoza Portocarrero: ''Sinodalidad puesta en práctica''. In: ''Signos. Publicación mensual del Instituto Bartolomé de Las Casas y del Centro de Estudios y Publicaciones'', Lima, {{ISSN|1022-789X}}, Jg. 39, Nr. 11, S. 4.</ref><br />
<br />
Begleitend zum Ablauf nahmen auch kritische Stimmen zu. Der Theologe [[Thomas Schüller]], der wiederholt in öffentlichen Stellungnahmen zu den Auseinandersetzungen um den Gesprächsprozess die Reformbemühungen in der Kirche unterstützt hatte, teilte im September 2021 mit, dass er deshalb wie andere Theologen in stark zunehmendem Maß persönlichen Angriffen „bis hin zur Androhung von Gewalt“ ausgesetzt sei.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/31424-nach-angriffen-schueller-kuendigt-auszeit-bei-kommentierung-an ''Nach Angriffen: Schüller kündigt "Auszeit" bei Kommentierung an. Kirchenrechtler spricht auch über "Androhung von Gewalt"''], katholisch.de, 28. September 2021.</ref><br />
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Das private außerkirchliche Online-Magazin ''[[kath.net]]'' veröffentlichte am 28. September 2021 einen Kommentar des kath.net-Autors Franz Norbert Otterbeck, in dem dieser einen Nazi-Vergleich] zog und den ''Synodalen Weg'' des „deutschnationalen Kirchentums“ mit einem „Reichsparteitag“ verglich, „der nur ‚nach innen‘ fasziniert“.<ref>Franz Norbert Otterbeck: [https://www.kath.net/news/76394 ''"Bätzing zur Sonne, zur Freiheit!". Der "Linksrutsch" der deutschen Kirche, Teil 2 - Kommentar''],kath.net, 28. September 2021.</ref> Otterbeck veröffentlicht seit Juli 2022 in dem Online-Magazin eine regelmäßigen Glosse „Otti’s Optik“. Darin rückte er am 20. September 2022 die Theologen [[Julia Knop]], [[Magnus Striet]] und [[Stephan Goertz]] in die Nähe von bösartigen [[Tumor]]en, die (von ihren „Leerstühlen“) entfernt werden müssten; „Bischöfe“ verballhornte er zu „Fischköpfen“, die Bischöfe [[Stefan Heße]], [[Heiner Wilmer]] und [[Franz-Josef Bode]] sind für ihn „Typen“ auf dem Weg zu einer „Singlebörse“. Die Synodalpräsidentin Irme Stetter-Karp verhöhnt er, indem er sie durchgängig „Stotter-Karg“ nennt („so karg man nur stottern kann“).<ref>[https://www.kath.net/news/79522 kath.net: ''Bischof oder Fischkopf?'', 20. September 2022].</ref><br />
<br />
In einem Exklusiv-Interview mit der Zeitschrift [[Die Tagespost]] verglich [[Kurt Koch|Kardinal Kurt Koch]], der Präsident des römischen [[Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen|Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen]], die theologischen Methoden des Synodalen Weges mit denen der [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]], die in den 1930er-Jahren den [[Protestantismus]] in Deutschland an die Ideologie des [[Nationalsozialismus]] angleichen wollten; Koch sagte: „Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben“; der Interviewer [[Martin Lohmann]] hatte vorher von der „Versuchung“ der katholischen Kirche in Deutschland gesprochen, sich zu einer „deutschen Kirche“ zu entwickeln. Das Interview wurde am 29. September 2022, dem letzten Tag der Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz, veröffentlicht.<ref>Martin Lohmann: ''Die Wahrheit macht frei, nicht die Freiheit wahr! Ein Gespräch mit Kurt Kardinal Koch über den Zeitgeist, vermeintliche neue Quellen der Offenbarung und den christlichen Dienst an der Wahrheit.'' [[Die Tagespost]], 29. September 2022 [https://www.die-tagespost.de/kirche/aktuell/die-wahrheit-macht-frei-nicht-die-freiheit-wahr-art-232532].</ref> Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kritisierte die Aussage Kochs als „völlig inakzeptable Entgleisung“, auf die die Vollversammlung mit Entsetzen reagiert habe, und forderte eine umgehende Entschuldigung des Kardinals.<ref>''Wie die "Deutschen Christen"? Kardinal Koch vergleicht Reformdebatte mit Nazi-Zeit'', domradio.de, 29. September 2022 [https://www.domradio.de/artikel/kardinal-koch-vergleicht-reformdebatte-mit-nazi-zeit].</ref><br />
<br />
Der ehemalige Präsident des [[Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen|Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen]], Kardinal [[Walter Kasper]], kritisierte wiederholt öffentlich Vorgänge beim Synodalen Weg. Im Juni 2022 sagte er bei einem Vortrag, dass Reformen in der Kirche zwar nötig seien, doch dürfe die Kirche dabei nicht „zu einer Verfügungsmasse“ werden, „die man situationskonform jeweils neu kneten und gestalten“ könne. Manche der bisherigen Aussagen aus dem Reformdialog seien nicht mit dem Evangelium vereinbar, und Versuche, das Bischofsamt als „Grundpfeiler der alten Kirche“ zu verändern, seien gefährlich: Wenn Bischöfe sich in einem Akt der Selbstverpflichtung Entscheidungen der Synode oder eines Synodalrats unterordneten, käme das einem kollektiven Rücktritt der Bischöfe gleich.<ref>''Kardinal Kasper bekräftigt Kritik am Synodalen Weg'', katholisch.de, 22. Juni 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/39789-kardinal-kasper-bekraeftigt-kritik-am-synodalen-weg].</ref> Im Interview mit der Zeitschrift ''[[Communio]]'' sagte er im Oktober 2022, die katholische Kirche könne nur Zukunft haben, wenn sie „in schöpferischer Treue und in synodaler Weggemeinschaft, im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort und im Hören aufeinander“ auf dem vom [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] eingeschlagenen Weg weitergehe; dies sei dem Synodalen Weg jedoch misslungen. Kasper hoffe stattdessen auf den von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozess.<ref>''Kardinal Kasper sieht Synodalen Weg nicht in der Tradition des Konzils'',katholisch.de, 11. Oktober 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/41447-kardinal-kasper-sieht-synodalen-weg-nicht-in-der-tradition-des-konzils</ref> In einem offenen Brief weist die ''Initiative Konzil von unten'' im Bistum Rottenburg-Stuttgart<ref>[https://www.konzil-von-unten.de/ ''Konzil von unten''.</ref> die „pauschal abwertenden Äusserungen“ von Kasper zurück, die fragt, „wie es sein kann, dass Sie sich angesichts der beeindruckenden theologischen Sorgfalt, mit der sämtliche Beschlüsse vorbereitet wurden […], ein solches Urteil erlauben und damit der Mehrheit der deutschen Bischöfe einen Bruch mit der Tradition der katholischen Kirche unterstellen können“.<ref>Konzil von unten: [https://www.konzil-von-unten.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_konzilvonunten/Presse_Kasper_Offener_Brief.pdf ''Offener Brief an Kardinal Walter Kasper''], 1. Oktober 2022.</ref><ref>[https://www.katholisch.de/artikel/41600-reforminitiative-kritisiert-kasper-fuer-aeusserungen-zum-synodalen-weg ''Reforminitiative kritisiert Kasper für Äußerungen zum Synodalen Weg''.</ref><br />
<br />
=== Stellungnahmen der Kirchenleitung ===<br />
[[Franziskus (Papst)|Papst Franziskus]] äußerte sich in einem Gespräch mit den Redakteuren der in verschiedenen Sprachen erscheinenden Kulturzeitschriften der Jesuiten, das ''[[La Civiltà Cattolica]]'' am 18. Juni 2022 veröffentlichte, kritisch zum Synodalen Weg:<ref>[[Antonio Spadaro]]: ''Papa Francesco in conversazione con i direttori delle riviste culturali europee dei gesuiti''. In: ''La Civiltà Cattolica'', Jg. 2022, Nr. 4128, S. 521–529 ([https://www.laciviltacattolica.it/articolo/papa-francesco-in-conversazione-con-i-direttori-delle-riviste-culturali-europee-dei-gesuiti/ online]).</ref><br />
<br />
"Dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Msgr. Bätzing, sagte ich: ‚Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei davon.‘ Das Problem entsteht, wenn der synodale Weg von intellektuellen, theologischen Eliten ausgeht und stark von äußeren Druckausübungen beeinflusst wird."<br />
<br />
Am 21. Juli 2022 veröffentlichte das [[Presseamt des Heiligen Stuhls]] eine nicht namentlich unterzeichnete Erklärung, in der es hieß: „Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten. Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden.“ Es sei allerdings wünschenswert, dass „die Vorschläge des Weges der Teilkirchen in Deutschland in den [[Weltsynode|synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist]], einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben“.<ref>[https://www.domradio.de/glossar/vatikan-ruft-kirche-deutschland-zu-einheit-mit-weltkirche-auf ''Hinweis zum Synodalen Weg. Vatikan ruft Kirche in Deutschland zu Einheit mit Weltkirche auf''], domradio.de, 21. Juli 2022.</ref> Die Präsidenten des Synodalen Weges, Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing, reagierten umgehend „irritiert“ auf das Schreiben und erklärten: „Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen ‚deutschen Sonderweg‘ gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.“ Mit Verwunderung nähmen sie zur Kenntnis, dass die Art der heutigen Kommunikation seitens des Heiligen Stuhls von keinem guten Stil innerhalb der Kirche zeuge, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht würden. Die Leitung des Synodalen Wegs habe sich von Anfang an um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen bemüht, doch sei das Präsidium bisher nicht zu einem Gespräch eingeladen worden.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40297-praesidenten-des-synodalen-wegs-kritisieren-vatikan-erklaerung ''Präsidenten des Synodalen Wegs kritisieren Vatikan-Erklärung''],katholisch.de, 21. Juli 2022.</ref> In einem Pressegespräch stellte Papst Franziskus am 30. Juli 2022 klar, dass der Text vom Staatssekretariat des Heiligen Stuhls verfasst worden sei. Dies nicht mitzuteilen, sei ein Kommunikationsfehler gewesen, der aus Versehen und nicht aus böser Absicht geschehen sei.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40404-vatikan-erklaerung-zum-synodalen-weg-papst-nennt-absender ''Vatikan-Erklärung zum Synodalen Weg: Papst nennt Absender. Franziskus gibt Kommunikationsfehler bei Veröffentlichung zu''], katholisch.de, 30. Juli 2022.</ref> Seine eigene Botschaft zum „sogenannten Synodalen Weg“ habe er in seinem Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ vom 29. Juni 2019 zum Ausdruck gebracht und dabei alles, was er habe sagen wollen, mitgeteilt.<ref>[https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-text-franziskus.html Der Brief im Wortlaut], abgerufen am 30. Dezember 2022.</ref><br />
<br />
Papst Franziskus kommentierte den Reformweg im November 2022 ablehnend mit „Deutschland hat bereits eine große evangelische Kirche, ich möchte keine weitere.“<ref>[https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-11/papst-franziskus-bahrain-fliegende-pk-deutschland-fazit-kirche.html ''Papst Franziskus nach Bahrain-Reise: „Deutsche, sucht eure Quelle!“''], Vatican News, 6. November 2022.</ref> Beim turnusmäßigen [[Ad-limina-Besuch]] der [[Deutsche Bischofskonferenz|deutschen Bischöfe]] im Vatikan im selben Monat erklärten die Kurienkardinäle [[Luis Ladaria]], Präfekt des [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Dikasteriums für die Glaubenslehre]], und [[Marc Ouellet]], Präfekt des [[Dikasterium für die Bischöfe|Dikasteriums für die Bischöfe]], konkret ihre Zweifel an den Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland.<ref>''Vatikan veröffentlicht Bedenken gegen synodalen Weg deutscher Kardinäle'', Der Spiegel , 24. November 2022 [https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/vatikan-veroeffentlicht-bedenken-gegen-synodalen-weg-deutscher-kardinaele-a-43fec70a-4150-4288-9870-52742e416301].</ref><ref>Frank Hornig: ''Die deutschen Bischöfe und der Papst streiten über die Sexualmoral der Kirche'', Der Spiegel, 17. November 2022 [https://www.spiegel.de/ausland/papst-franziskus-und-deutsche-bischoefe-streiten-in-rom-ueber-reformen-in-der-katholischen-kirche-a-5c80a8af-3404-4de1-b252-d2f5a6f0f783].</ref> Ladaria kritisierte dabei das Kirchenbild der Texte, die beim Synodalen Weg beraten werden, da darin die Kirche auf eine bloße Machtinstitution reduziert oder sie von vornherein als „eine strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation“ betrachtet werde, die „so schnell wie möglich unter die Kontrolle von Oberaufsehern gebracht werden“ müsse. Ouellet unterstellte, dass die Missbrauchsfälle „ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen“. Der stellvertretende Präsident des Synodalen Weges, [[Thomas Söding]], wies die Kritik zurück. Er wies darauf hin, dass es sich bei den Taten um viel zu viele Einzelfälle handele, als dass man nicht auch die Systemfrage stellen müsse; der Synodale Weg verstehe sich als eine Möglichkeit von vielen, Fragen etwa zur katholischen Sexualmoral oder der Verteilung von Macht in der Kirche neu zu erörtern; die Kirche in Deutschland lasse sich auf einen weltweiten Dialog ein, „in dem sie nicht Recht haben, sondern mit allen der Gerechtigkeit Gottes dienen will“.<ref>''Theologe Söding weist Kritik aus Vatikan am Synodalen Weg zurück]], katholisch.de, 27. November 2022 [https://www.katholisch.de/artikel/42267-theologe-soeding-weist-kritik-aus-vatikan-am-synodalen-weg-zurueck].</ref> <br />
<br />
=== Alternativer Synodaler Weg ===<br />
Im September 2021, im Vorfeld der Zweiten Synodalvollversammlung, veröffentlichte der [[Bistum Regensburg|Regensburger]] Bischof [[Rudolf Voderholzer]] gemeinsam mit einer Gruppe von Mitgliedern der Synodalversammlung eine Internetseite mit Alternativtexten, Kommentaren und vatikanischen Stellungnahmen zu den Themen und Foren des Synodalen Weges mit dem Titel „Synodale Beiträge“<ref>[https://www.synodale-beitraege.de/ www.synodale-beitraege.de], abgerufen am 5. September 2021.</ref>. Die Mitarbeiter an der Seite kritisieren die Diskussionskultur in den Synodalforen und wollen einen Beitrag dazu leisten, dass der Synodale Weg in Einheit mit der Gesamtkirche zu einem guten Ziel kommen kann.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/bayern/kirche-regensburg-kritik-an-reformprozess-bischof-startet-homepage-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210903-99-75485 ''Kritik an Reformprozess: Bischof startet Homepage'', Süddeutsche Zeitung.</ref><ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-09-03/kritik-am-synodalen-weg-bischof-voderholzer-sucht-alternativen ''Bischof Voderholzer sucht Alternativen'', domradio.de.</ref><ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-09-03/argumente-oeffentlich-diskutieren-voderholzer-erlaeutert-alternative-homepage ''Voderholzer erläutert alternative Homepage''], domradio.de.</ref><br />
<br />
=== Offene Briefe von Bischöfen ===<br />
* Am 22. Februar 2022 veröffentlichte Erzbischof [[Stanisław Gądecki]], der Vorsitzende der [[Polnische Bischofskonferenz|Polnischen Bischofskonferenz]], in mehreren Sprachen einen Offenen Brief an die [[Deutsche Bischofskonferenz]], in dem er den ''Synodalen Weg'' „mit Sorge“ kommentierte. Er kritisierte die Positionen zur Abschaffung des Pflichtzölibats, zum Priestertum der Frauen, zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften als „Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen“, ging aber nicht auf das Thema des sexuellen Missbrauchs ein. Gądecki warnte die Kirche in Deutschland davor, „die Lehre Jesu ständig mit den aktuellen Entwicklungen in der Psychologie und den Sozialwissenschaften zu konfrontieren“, da Wissenschaft in ständiger Entwicklung sei und auch Fehler mache; die Kirche müsse sich „auf die Offenbarung und die soliden Errungenschaften der Wissenschaft stützen“.<ref>[https://episkopat.pl/brief-des-des-vorsitzenden-der-polnischen-bischofskonferenz-in-bruderlicher-sorge-betr-synodaler-weg/ ''Brief aus brüderlicher Sorge des Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz betr. „Synodaler Weg“''], episcopat.pl, 22. Februar 2022.<br />[https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2022-02/polen-bischoefe-sorge-synodaler-weg-deutschland-reform-kirche.html ''Polens Bischöfe bekunden Sorge über deutschen Synodalen Weg''], [[Vatican News]], 22. Februar 2022.</ref> Er berief sich auf die Äußerungen der Päpste [[Paul VI.]] und [[Johannes Paul II.]], Franziskus und weitere kirchliche Lehrentscheidungen.<ref>''Jak wygrać ze współczesną herezją.'' In: ''Do Rzeczy'', 4. April 2022, S. 45.</ref> Nach einem Gespräch Gądeckis mit Papst Franziskus am 28. März 2022 teilte die Polnische Bischofskonferenz mit, der Papst habe sich gegenüber Erzbischof Stanislaw Gądecki vom Synodalen Weg in Deutschland distanziert. Dies wurde jedoch vom [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhl]] nicht bestätigt; der Inhalt des Gesprächs sei vertraulich.<ref>Tobias Glenz: [https://www.katholisch.de/artikel/33701-vatikan-haltung-des-papstes-zum-synodalen-weg-unveraendert ''Vatikan: Haltung des Papstes zum Synodalen Weg unverändert''], katholisch.de, 29. März 2022.<br />In seiner Antwort auf das Schreiben<ref>Georg Bätzing: [https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2022/2022-03-16_Antwortbrief-Bi.-Baetzing-an-Erzb.-Gadecki.pdf ''Antwortbrief auf das Schreiben von Erzbischof Gądecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, zum Synodalen Weg''], dbk.de, 24. März 2022. </ref> wies Bischof Georg Bätzing für die Deutsche Bischofskonferenz darauf hin, dass die Kirche in Deutschland den Weg der Umkehr und der Erneuerung nicht leichtfertig und schon gar nicht außerhalb der [[Weltkirche]] gehe; für den Synodalen Weg sei sehr wohl „die [[Heilige Schrift]] die höchste Richtschnur“, aber daneben seien „auch die lebendige Tradition, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil betonten Zeichen der Zeit, der [[Sensus fidei|Glaubenssinn der Gläubigen]], das [[Lehramt]] und die Theologie in wechselseitiger Verbundenheit grundlegend.“<ref>[https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-schreibt-dem-vorsitzenden-der-polnischen-bischofskonferenz ''Bischof Bätzing schreibt dem Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz: „Die Kirche hat eine großartige Botschaft zu verkünden“''], dbk.de, 24. März 2022.</ref><br />
<br />
* Ähnlich wie die Polnische argumentierte die [[Nordische Bischofskonferenz]] in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe vom 10. März 2022, mit dem sie ihre Besorgnis über Richtung, Methodik und Inhalt des Synodalen Wegs zum Ausdruck brachte. Bei der Suche nach Antworten auf Fragen zur Lebensform der Priester, zur Stellung der Frau und in Sachen Sexualität müsse vor jenen Themen Halt gemacht werden, „die unveränderliche Teile der Lehre der Kirche beinhalten“. Die Kirche dürfe nicht durch Prozessdenken und strukturellen Umbau zu einem Projekt oder Objekt menschlichen Handelns gemacht werden.<ref>Felix Neumann: [https://www.katholisch.de/artikel/33787-nach-kritik-am-synodalen-weg-baetzing-antwortet-nordischen-bischoefen ''Nach Kritik am Synodalen Weg: Bätzing antwortet nordischen Bischöfen''], katholisch.de, 5. April 2022.</ref><br />Am 28. März 2022 antwortete Bischof Georg Bätzing, der Synodale Weg handle „in guter kirchlicher Tradition und in enger Anbindung an die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils“ und sei auf der „synodalen Suche nach lebensspendendem Potenzial im Leben und Wirken der Kirche heute“, ohne dabei das durch die Kirche vermittelte ''[[Depositum fidei]]'' anzuzweifeln; nach den Zeichen der Zeit zu fragen habe nichts damit zu tun, dem Zeitgeist nachzugehen. Ein einfaches „Weiter so“ würde die Kirche zerstören.<br />
<br />
* 70 Bischöfe, überwiegend aus den [[USA]] und aus [[afrika]]nischen Ländern, unterschrieben einen am 11. April 2022 veröffentlichten „brüderlichen Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland“ zur „Situation in Deutschland“.<ref>[[Francis Arinze]] u. a. [https://files.static-nzz.ch/2022/04/12/bf1df2fa-e96d-4cca-ad03-b96b6c43e018.pdf ''Eine Antwort auf die Situation in Deutschland: Ein brüderlicher Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland''], 11. April 2022, wiedergegeben auf nzz.ch</ref> Erstunterzeichner waren die Kardinäle [[Francis Arinze]], [[Raymond Leo Burke]], [[Wilfrid Fox Napier]] und [[George Pell]], unter den Unterzeichnern finden sich die Wortführer der Traditionalisten in der [[Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten]].<ref>''Tag des Herrn'', 24. April 2022, S. 2; genannt werden die Bischöfe Joseph Fred Naumann, Samuel Aquila, Thomas Paprocki, Salvador Cordileone, Charles Chaput und Joseph Strickland</ref> In dem Brief wird von „wachsende[r] Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente“ gesprochen; der Synodale Weg habe bereits Verwirrung gestiftet, und es drohe unweigerlich ein „[[Schisma]] im Leben der Kirche“. In sieben Punkten kritisieren die Unterzeichner Arbeitsweise und Beschlussvorlagen des Synodalen Wegs; er untergrabe die kirchliche Autorität und ihre Glaubwürdigkeit der kirchlichen Leitung einschließlich der des Papstes, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift. Die Texte des Synodalen Wegs seien „größtenteils nicht vom Wort Gottes und der Tradition“ geprägt, sondern „von soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie“ auf der Grundlage eines falschen Freiheitsverständnisses. Auf den Anlass des Synodalen Wegs, Konsequenzen aus der Aufdeckung von sexuellem und geistlichem Missbrauch in der Kirche zu ziehen und dessen systemischen Ursachen zu begegnen, gingen die Bischöfe nicht ein.<ref>{{Felix Neumann: [https://www.katholisch.de/artikel/33892-offener-brief-ueber-70-bischoefe-fuerchten-schisma-durch-synodalen-weg ''Offener Brief: Über 70 Bischöfe fürchten Schisma durch Synodalen Weg''], katholisch.de, 12. April 2022.</ref><br />Bischof Georg Bätzing wies am 14. April 2022 in seinem Antwortschreiben<ref>Georg Bätzing [https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2022/2022-04-16_Antwortbrief-Bi.-Baetzing-an-Erzb.-Samuel-J.-Aquila.pdf ''Antwortbrief auf das Schreiben von Erzbischof Samuel J. Aquila (Denver, Colorado – USA) zum Synodalen Weg''], dbk.de, 16. April 2022.</ref> an den Absender des Briefes, Erzbischof [[Samuel Joseph Aquila]] ([[Erzbistum Denver]], USA), die Kritik deutlich zurück; der Brief enthalte unbelegte Unterstellungen und missachte das Grundanliegen des deutschen Reformprozesses. Bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs müsse offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, denn „euphemistische Verbrämungen“, wie sie in dem Schreiben versucht würden, könnten nicht weiterhelfen. Im Synodalen Weg versuche man, sich „den systemischen Ursachen des Missbrauchs und seiner Vertuschung“ zu stellen und so „eine glaubwürdige Verkündigung der Frohen Botschaft“ neu zu ermöglichen; dieser wichtige Zusammenhang werde leider in dem Schreiben überhaupt nicht erwähnt.<ref>[https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-schreibt-dem-erzbischof-von-denver ''Bischof Bätzing schreibt dem Erzbischof von Denver''], dbk.de, 16. April 2022.<br />Moritz Findeisen: [https://www.katholisch.de/artikel/33939-baetzing-an-brief-unterzeichner-verbraemung-des-missbrauchs-hilft-nicht ''Bätzing an Brief-Unterzeichner: Verbrämung des Missbrauchs hilft nicht''], katholisch.de, 16. April 2022.</ref><br />[[Magnus Striet]], [[Fundamentaltheologie|Fundamentaltheologe]] in Freiburg, warf den Autoren vor, sich nicht damit beschäftigt zu haben, „was seit dem 18. Jahrhundert unter dem Begriff ‚Autonomie‘ verhandelt“ werde. Die Unterzeichneten beanspruchten ein „Wahrheitsentscheidungsmonopol, darüber […], was […] eine authentische von einer nicht-authentischen Freiheit“ unterscheide. Sie leisteten mit ihrem Schreiben „den Offenbarungseid, dass sie die hochkomplexe, von Umbrüchen und Transformationen des überkommenen Glaubens gekennzeichnete Geschichte des Christentums, das es immer nur im Plural gegeben hat, nicht kennen beziehungsweise sich durch die von ihnen konstruierte Singularkonstruktion nur jeder Diskussion entziehen wollen.“ Darum nehme er „die ‚Antwort‘ der Kardinäle und Bischöfe [intellektuell] nicht allzu ernst.“<ref>Magnus Striet: [https://www.katholisch.de/artikel/34014-striet-nehme-brief-zum-synodalen-weg-intellektuell-nicht-allzu-ernst ''Striet: Nehme Brief zum Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst''], katholisch.de, 25. April 2022.</ref><br />
<br />
:In einem Interview mit dem [[Domradio]], dem Radiosender des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]], analysierte der britische Vatikanexperte Christopher Lamb den Brief und wies darauf hin, dass die katholische Kirche in Deutschland fundamentale Fragen stelle, die nicht länger ignoriert werden könnten: die grundsätzlichen Fragen der Machtverteilung in der Kirche, Fragen von Sexualität, Missbrauch, der Rolle der Frauen seien Fragen, die auch im weltweiten von Papst Franziskus ausgerufenen [[Weltsynode|Synodalprozess]] unausweichlich seien. Dies führe bei einigen Bischöfen zu Nervosität und zu Angst. Dieser Brief zeige, wie auch die Briefe der Polnischen und Nordischen Bischofskonferenzen, eine Verunsicherung, dass Deutschland hier eventuell etwas losgetreten habe, das nicht mehr eingefangen werden könne. Die wirkliche Gefahr eines Schismas komme nicht aus Deutschland, sondern aus den Ecken der Kirche, die sich weigern, sich auf Reformen einzulassen. Die vielen großen Herausforderungen und Kontroversen in der Kirche könne man nicht ignorieren. „Einfach den Mund halten ist gefährlicher, als zu diskutieren.“<ref>Renardo Schlegelmilch: [https://www.domradio.de/artikel/britischer-vatikanexperte-ordnet-kritik-am-synodalen-weg-ein ''Britischer Vatikanexperte ordnet Kritik am Synodalen Weg ein: „Einige Kardinäle sind nervös“''], domradio.de, 13. April 2022.</ref><br />
<br />
Der Generalsekretär der [[Bischofssynode]], Kardinal [[Mario Grech]], kritisierte in einem vom [[Verlag Herder]] im August 2022 veröffentlichten Interview die Kritik anderer Bischöfe am Synodalen Weg der Deutschen in Form offener Briefe als „öffentliche Denunziation“, die nicht helfe, sondern zusätzlich polarisiere. Grech sagte, die Kommunikation zu dem Reformprojekt hätte vielleicht besser sein können, aber er vertraue den deutschen Bischöfen, „dass sie wissen, was sie tun“.<ref>[url=https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2022-08/kardinal-grech-vertrauen-deutsche-kirche-herder-interview-synode.html ''Kardinal Grech: „Vertraue in die deutsche Kirche“''], Vatican News, 29. August 2022.</ref><br />
<br />
== Ähnliche Diskussionsprozesse und Beschlüsse in anderen europäischen Ländern ==<br />
In der Vorbereitung der [[Weltsynode]] erfolgten 2022 ähnliche Voten zur Zulassung der Frauenordination, zur Zulassung verheirateter Priester und zur Reform der Sexualethik im Weltkatechismus 2022 in den Niederlanden,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/39567-kirche-in-den-niederlanden-legt-bericht-zu-reformforderungen-vor ''Kirche in den Niederlanden legt Bericht zu Reformforderungen vor''], katholisch.de, 4. Juni 2022.</ref> in Belgien, in Luxemburg,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40350-luxemburger-katholiken-fuer-aenderungen-bei-sexualmoral-und-zoelibat Katholisch.de: Luxemburger Katholiken für Änderungen bei Sexualmoral und Zölibat], 26. Juli 2022.</ref> in Frankreich, in Italien,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40643-weltsynode-italiens-katholiken-wollen-reformen-und-hoerende-kirche ''Italiens Katholiken wollen Reformen und hörende Kirche''], 18. August 2022.</ref> in der Schweiz<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40597-schweizer-schlussbericht-zum-synodalen-prozess-wunsch-nach-reformen ''Schweizer Schlussbericht zum synodalen Prozess: Wunsch nach Reformen''], 16. August 2022.</ref> und im [[Erzbistum Barcelona]].<ref>{{Internetquelle |autor=Roland Müller |url=https://www.katholisch.de/artikel/39501-barcelona-glaeubige-fuer-debatte-ueber-priesterinnen-und-zoelibat |titel=Barcelona: Gläubige für Debatte über Priesterinnen und Zölibat |werk=katholisch.de |datum=2022-05-31 |abruf=2022-06-07}}</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bernhard Sven Anuth, Georg Bier, Karsten Kreutzer (Hrsg.): ''Der Synodale Weg. Eine Zwischenbilanz.'' Herder, München 2021, ISBN 978-3-451-39112-5.<br />
* Michaela Labudda, Marcus Leitschuh: ''Synodaler Weg – letzte Chance? Standpunkte zur Zukunft der katholischen Kirche.'' Bonifatius Verlag, Paderborn 2020, ISBN 978-3-89710-873-8.<br />
* Anne Kathrin Preckel: ''Der Synodale Weg. Fragen und Antworten.'' Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-460-25606-4.<br />
* Frank Ronge (Hrsg.): ''Weltkirche im Aufbruch. Synodale Wege.''Herder, Freiburg 2022, ISBN=978-3-451-27416-9<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://www.synodalerweg.de/ Offizielle Webpräsenz des Synodalen Weges]<br />
* [https://dbk.de/themen/der-synodale-weg Homepage der DBK über den Synodalen Weg]<br />
* [https://www.zdk.de/ueber-uns/unsere-arbeit/synodaler-weg/ Homepage des ZdK über den Synodalen Weg]<br />
* [https://www.domradio.de/themen/reformen domradio.de - Offizieller Medienpartner und Berichterstatter des Synodalen Wegs]<br />
* [https://www.kirche-und-leben.de/artikel/synodaler-weg-was-ist-das-fragen-und-antworten/ Gesammelte Informationen zum Synodalen Weg im katholischen Online-Magazin „Kirche+Leben“]<br />
* [https://www.deutschlandfunk.de/synodaler-weg-reformprozess-katholische-kirche-100.html Wohin führt der Synodale Weg? Dossier beim DLF]<br />
* [https://www.synodale-beitraege.de/ Bistum Regensburg: ''Synodale Beiträge'' („Alternative Texte zum Synodalen Weg“)]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirchliche Versammlungen]] <br />
[[Kategorie:Deutsche Bischofskonferenz]]<br />
[[Kategorie:Zentralkomitee der deutschen Katholiken]]<br />
[[Kategorie:Synoden]]<br />
{{Aus Wikipedia|id=230261603|date=11. 02. 2023}}</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Helmut_Moll&diff=193590Helmut Moll2023-04-04T10:11:04Z<p>Lambert: /* Veröffentlichungen */ vereinheitlicht</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:Helmut-Moll.jpg|thumb|right|Prof. Dr. Helmut Moll]]'''<br />
<br />
'''Helmut Moll''' (* [[1944]]), Prälat, ist als deutscher Theologe, Historiker und Professor Dr. theol. in Köln und Weilheim tätig. Er ist Professor an der [[Gustav-Siewerth-Akademie]].<br />
<br />
==Biografie==<br />
[[Helmut]] Moll studierte katholische [[Theologie]] und Geschichte in Bonn, Tübingen, [[Rom]], Regensburg und Münster und promovierte 1973 bei Professor Joseph Ratzinger, dem späteren Papst [[Benedikt XVI.]], mit der Arbeit ''Die Lehre von der Eucharistie als Opfer. Eine dogmengeschichtliche Untersuchung vom Neuen Testament bis [[Irenäus von Lyon]]''.<br />
<br />
1976 wurde er zum Priester geweiht. Auf Betreiben des damaligen Kölner Weihbischofs [[Hubert Luthe]] wurde Moll 1982 als Diözesanreferent im Erzbistum Köln für Fragen der Glaubenslehre zuständig. Auf Einladung seines Doktorvaters Ratzinger war er von 1984 bis 1995 in der Römischen Kurie tätig, und zwar in der Lehrabteilung der Kongregation für die Glaubenslehre. Er befasste sich dort unter anderem mit der kirchenamtlichen Bewertung der [[Befreiungstheologie]] und prüfte aus theologischer Sicht [[Bioethik|bioethische]] Fragen wie die Zulässigkeit der künstlichen Befruchtung oder den Zeitpunkt des Beginns des menschlichen Lebens. 1993 wurde er zusätzlich zum Konsultor der [[Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse]] bestellt, für die er bis 2004 tätig blieb. Von 1998 bis 2019 war er bei der Erzdiözese Köln für die [[Seligsprechung|Selig]]- und [[Heiligsprechung]]sverfahren zuständig. Seit 2004 erfüllt er einen Lehrauftrag an der privaten [[Gustav-Siewerth-Akademie]] in Weilheim.<br />
<br />
Moll wurde von der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] mit dem [[Martyrologium]] des [[20. Jahrhundert]]s beauftragt. Dieses Werk erhielt am 22. November 2008 den ''Stephanus-Preis'' der [[Stephanus-Stiftung]] für verfolgte Christen.<ref>Personalien, in: [[Die Tagespost]], Nr. 140, 20. November 2008, S. 4.</ref><br />
<br />
Seit dem Jahr 2015 ist Helmut Moll Mitglied im wiss. Beirat der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft.<br />
<br />
== Veröffentlichungen ==<br />
* [[Dissertation]]: ''Die Lehre von der Eucharistie als Opfer''. Eine dogmengeschichtliche Untersuchung vom Neuen Testament bis [[Irenäus von Lyon]] (Köln - Bonn 1975).<br />
* ''Die Lehre von der Eucharistie als Opfer in den beiden ersten christlichen Jahrhunderten'' - in: [[Gerhard Stumpf]] (Hrsg.): [[Eucharistie]] - Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens (Berichtband der theol. Sommerakademie 2006) Eigenverlag des Initiativkreises, (Landsberg 2006) S. S. 57-70 (160 Seiten; ISBN-13: 9783980806855; ISBN: 3980806855).[http://www.ik-augsburg.de/pdf/berichte/Buch2006.pdf als PDF-Datei].<br />
* (Als Herausgeber im Auftrag der [[deutschen Bischofskonferenz]]): ''Zeugen für [[Christus]]. Das deutsche [[Martyrologium]] des [[20. Jahrhundert]]s'', [[Schöningh Verlag]] Paderborn 1999, 7., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, 2 Bände, CIX+1827 Seiten, ca. 660 s/w Abb., Leinen mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-506-78012-6.<br />
* ''Die Katholischen Martyrer des 20. Jahrhunderts. Ein Verzeichnis'', Paderborn 1999, 4., durchges. Auflage 2005, ISBN 978-3-506-75777-7.<br />
* ''Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert'', Weilheim 2007, 7. Auflage 2020; ISBN 3-928273-74-4.<br />
* ''Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen ... Martyrer des Erzbistums Köln aus der Zeit des Nationalsozialismus'', Köln 1998, 8., erweiterte Auflage 2020; ISBN 3-931739-09-0.<br />
* ''Selige und heilige Ehepaare.'' Mit einem Vorwort von [[Christoph Kardinal Schönborn]], [[Dominus Verlag]] Augsburg 2017, 3., durchges. Auflage 2020, 48 Seiten, Geheftet, DIN A5; ISBN 978-3-940879-48-6.<br />
* ''Zeugen des Nordens. Märtyrer des Erzbistums Hamburg aus der Zeit des Nationalsozialismus''. Mit einem Geleitwort von Erzbischof Dr. Stefan Heße, [[Dominus Verlag]] Augsburg 2023, 40 Seiten, Geheftet, DIN A5; ISBN 978-3-940879-79-0.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.dombibliothek-koeln.de/veranstaltung/martyrer/martyrer_moll_publikationen.html Ausführliche Bibliografie]<br />
{{PND|131564161}}<br />
* Offizielle Homepage der Arbeitsstelle für das deutsche Martyrologium [http://thema.erzbistum-koeln.de/deutsches-martyrologium]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Deutschland|Moll, Helmut]]<br />
[[Kategorie:Erzbistum Köln|Moll, Helmut]]<br />
[[Kategorie:Kirchenhistoriker|Moll, Helmut]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Helmut_Moll&diff=193589Helmut Moll2023-04-04T10:09:23Z<p>Lambert: erg</p>
<hr />
<div>'''[[Datei:Helmut-Moll.jpg|thumb|right|Prof. Dr. Helmut Moll]]'''<br />
<br />
'''Helmut Moll''' (* [[1944]]), Prälat, ist als deutscher Theologe, Historiker und Professor Dr. theol. in Köln und Weilheim tätig. Er ist Professor an der [[Gustav-Siewerth-Akademie]].<br />
<br />
==Biografie==<br />
[[Helmut]] Moll studierte katholische [[Theologie]] und Geschichte in Bonn, Tübingen, [[Rom]], Regensburg und Münster und promovierte 1973 bei Professor Joseph Ratzinger, dem späteren Papst [[Benedikt XVI.]], mit der Arbeit ''Die Lehre von der Eucharistie als Opfer. Eine dogmengeschichtliche Untersuchung vom Neuen Testament bis [[Irenäus von Lyon]]''.<br />
<br />
1976 wurde er zum Priester geweiht. Auf Betreiben des damaligen Kölner Weihbischofs [[Hubert Luthe]] wurde Moll 1982 als Diözesanreferent im Erzbistum Köln für Fragen der Glaubenslehre zuständig. Auf Einladung seines Doktorvaters Ratzinger war er von 1984 bis 1995 in der Römischen Kurie tätig, und zwar in der Lehrabteilung der Kongregation für die Glaubenslehre. Er befasste sich dort unter anderem mit der kirchenamtlichen Bewertung der [[Befreiungstheologie]] und prüfte aus theologischer Sicht [[Bioethik|bioethische]] Fragen wie die Zulässigkeit der künstlichen Befruchtung oder den Zeitpunkt des Beginns des menschlichen Lebens. 1993 wurde er zusätzlich zum Konsultor der [[Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse]] bestellt, für die er bis 2004 tätig blieb. Von 1998 bis 2019 war er bei der Erzdiözese Köln für die [[Seligsprechung|Selig]]- und [[Heiligsprechung]]sverfahren zuständig. Seit 2004 erfüllt er einen Lehrauftrag an der privaten [[Gustav-Siewerth-Akademie]] in Weilheim.<br />
<br />
Moll wurde von der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] mit dem [[Martyrologium]] des [[20. Jahrhundert]]s beauftragt. Dieses Werk erhielt am 22. November 2008 den ''Stephanus-Preis'' der [[Stephanus-Stiftung]] für verfolgte Christen.<ref>Personalien, in: [[Die Tagespost]], Nr. 140, 20. November 2008, S. 4.</ref><br />
<br />
Seit dem Jahr 2015 ist Helmut Moll Mitglied im wiss. Beirat der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft.<br />
<br />
== Veröffentlichungen ==<br />
* [[Dissertation]]: ''Die Lehre von der Eucharistie als Opfer''. Eine dogmengeschichtliche Untersuchung vom Neuen Testament bis [[Irenäus von Lyon]] (Köln - Bonn 1975).<br />
* ''Die Lehre von der Eucharistie als Opfer in den beiden ersten christlichen Jahrhunderten'' - in: [[Gerhard Stumpf]] (Hrsg.): [[Eucharistie]] - Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens (Berichtband der theol. Sommerakademie 2006) Eigenverlag des Initiativkreises, (Landsberg 2006) S. S. 57-70 (160 Seiten; ISBN-13: 9783980806855; ISBN: 3980806855).[http://www.ik-augsburg.de/pdf/berichte/Buch2006.pdf als PDF-Datei].<br />
* Helmut Moll (Hrsg. im Auftrag der [[deutschen Bischofskonferenz]]), ''Zeugen für [[Christus]]. Das deutsche [[Martyrologium]] des [[20. Jahrhundert]]s'', [[Schöningh Verlag]] Paderborn 1999, 7., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, 2 Bände, CIX+1827 Seiten, ca. 660 s/w Abb., Leinen mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-506-78012-6.<br />
* Helmut Moll, ''Die Katholischen Martyrer des 20. Jahrhunderts. Ein Verzeichnis'', Paderborn 1999, 4., durchges. Auflage 2005, ISBN 978-3-506-75777-7.<br />
* Helmut Moll, ''Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert'', Weilheim 2007, 7. Auflage 2020; ISBN 3-928273-74-4.<br />
* Helmut Moll, ''Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen ... Martyrer des Erzbistums Köln aus der Zeit des Nationalsozialismus'', Köln 1998, 8., erweiterte Auflage 2020; ISBN 3-931739-09-0.<br />
* Helmut Moll, ''Selige und heilige Ehepaare.'' Mit einem Vorwort von [[Christoph Kardinal Schönborn]], [[Dominus Verlag]] Augsburg 2017, 3., durchges. Auflage 2020, 48 Seiten, Geheftet, DIN A5; ISBN 978-3-940879-48-6.<br />
* Helmut Moll, ''Zeugen des Nordens. Märtyrer des Erzbistums Hamburg aus der Zeit des Nationalsozialismus''. Mit einem Geleitwort von Erzbischof Dr. Stefan Heße, [[Dominus Verlag]] Augsburg 2023, 40 Seiten, Geheftet, DIN A5; ISBN 978-3-940879-79-0.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.dombibliothek-koeln.de/veranstaltung/martyrer/martyrer_moll_publikationen.html Ausführliche Bibliografie]<br />
{{PND|131564161}}<br />
* Offizielle Homepage der Arbeitsstelle für das deutsche Martyrologium [http://thema.erzbistum-koeln.de/deutsches-martyrologium]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Deutschland|Moll, Helmut]]<br />
[[Kategorie:Erzbistum Köln|Moll, Helmut]]<br />
[[Kategorie:Kirchenhistoriker|Moll, Helmut]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Henri_de_Lubac&diff=193586Henri de Lubac2023-04-02T16:36:24Z<p>Lambert: /* Biografie */ + Seligsprechungsprozess</p>
<hr />
<div>'''Henri de Lubac [[SJ]]''' (*[[20. Februar]] [[1896]] in Cambrai, &dagger; [[4. September]] [[1991]] in Paris) war ein französischer [[Konzilstheologe]]. <br />
<br />
==Biografie==<br />
[[Henri]] de Lubac war Jesuit seit 1913 und wurde 1927 zum [[Priester]] geweiht. Er lehrte seit 1929-1950 und 1953-1960 an der Theologischen Fakultät in Lyon (Fourvière) als Professor für [[Fundamentaltheologie]], Dogmatik und Religionsgeschichte. Lubac gehört zu den wirkungsmächtigsten Theologen des 20. Jahrhunderts, indem ihm in minutiöser Arbeit eine Wiederbegegnung der Gegenwart mit den theologischen Konzepten der [[Kirchenvater|Kirchenväter]] gelang. Lubac wendet sich gegen das neuzeitliche System der ''natura pura'' und leistet wesentliche Beiträge zu einem integralen Verständnis von [[Natur]] und [[Gnade]].<br />
<br />
Bereits sein erstes größeres Werk, "''Catholicisme''" von 1938, revitalisierte den Grundgedanken katholischen Dogmas, dass die Christen als ''Gemeinschaft'' in Christus in die Welt gesandt sind. Einen weiteren durchschlagenden Erfolg erzielte "''Surnaturel''" von 1946. Überdies leistete Lubac dem [[Antisemitismus]] heftigen Widerstand, der von 1940-1944 auch in Frankreich wütete. Lubac verteidigte zwar das Grundanliegen von [[Teilhard de Chardin]], setzte sich aber sehr kritisch mit den Schwächen seiner Deutung der [[Evolution]] auseinander. <br />
<br />
Lubac wurde in den 1950er-Jahren durch seinen Orden in seiner Wirkungskraft eingeschränkt, da er der [[Nouvelle théologie]] zugerechnet wurde (ohne diese schematische Zuordnung zu akzeptieren). Er wurde jedoch zu keinem Zeitpunkt vom Papst selbst gemaßregelt. Im Gegenteil: Schon [[Pius XII.]] las Lubac, aber ohne sich zu ihm zu äußern. [[Johannes XXIII.]] öffnete ihm den Zugang zum Konzil. Die von ihm maßgeblich mitbeeinflusste Konzeption wurde durch Papst [[Paul VI.]] in der Ekklesiologie des II. Vatikanum durchgesetzt, vgl. [[Lumen Gentium]]. Zu seinen bekanntesten Schülern zählt [[Hans Urs von Balthasar]], aber auch die Päpste [[Johannes Paul II.]], [[Benedikt XVI.]] und [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] haben Lubac rezipiert und fortgeführt.<br />
<br />
Im Jahr 1983 wurde Lubac zum Kardinal erhoben. Er starb am 4. September 1991 in Paris.<br />
<br />
Die französische Bischofskonferenz beschloss im März 2023, den [[Seligsprechung]]sprozess für Henri de Lubac zu eröffnen.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/44382-bischoefe-wollen-seligsprechung-von-theologe-henri-de-lubac ''Bischöfe wollen Seligsprechung von Theologe Henri de Lubac''', katholisch.de, 1. April 2023.</ref><br />
<br />
== Zitate von und über Henri de Lubac ==<br />
<br />
1969 sagte Henri de Lubac energisch, die [[Kirche]] sei in Gefahr, wenn …<br><br />
… jeder Beliebige in der Kirche alles Beliebige an der Kirche kritisiere und die Kritik als seine [[Berufung]] erkenne<br><br />
… jeder unter Berufung auf seine Mündigkeit Disziplin, [[Dogma]] und [[Sittengesetz]] über Bord werfe<br><br />
… wenn sogar ein [[Theologe]] zum „Agitator“ werde<br><br />
… wenn ein Theologe sich als „oberste Instanz aufspielt“ und „seine persönliche >[[Wissenschaft]]< als Norm für den Glauben hinstellt“<br><br />
… wenn der [[Papst]] verhöhnt, geschmäht und angegriffen werde<ref> [http://www.kath.net/news/67427 Steht fest im Glauben!] [[Kath.net]] am 27 März 2019 von [[Thorsten Paprotny]]</ref><br />
<br />
"Ich habe nie wieder Menschen mit einer so umfassenden theologie- und geistesgeschichtlichen Bildung wie Balthasar und de Lubac gefunden und kann gar nicht sagen, wieviel ich der Begegnung mit ihnen verdanke." ([[Joseph Ratzinger]] in seiner Selbstbiographie "Aus meinem Leben") <br />
<br />
== Literatur == <br />
<br />
*Henri de Lubac, ''Catholicisme. Les aspects sociaux du dogme'', Paris 1938 (dt. 1943, 2. Aufl. 1970: Glauben aus der Liebe; übersetzt von H.U. v. Balthasar).<br />
*Ders., ''Corpus mysticum. L'eucharistie et l'église au moyen age,'' Paris 1944.<br />
*Ders., ''Le drame de l'humanisme athée,'' Paris 1944.<br />
*Ders., ''Proudhon et le christianisme'', Paris 1945.<br />
*Ders., ''De la connaissance de Dieu'', Paris 1945.<br />
*Ders., ''Surnaturel. Etudes historiques'', Paris 1946.<br />
*Ders., ''Sur les chemins de Dieu'', Paris 1956.<br />
*Ders., ''Le mystère du surnaturel'', Paris 1965.<br />
*Ders., ''La foi chretienne'', Paris 1969.<br />
*Ders., ''Memoire sur l'occasion de mes ecrits'', <br />
*Hans Urs von Balthasar, ''Henri de Lubac. Sein organisches Lebenswerk'', Einsiedeln 1976.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{PND|118574655}}<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Frankreich|Lubac, Henri de]]<br />
[[Kategorie:Dogmatiker|Lubac, Henri de]]<br />
[[Kategorie:Fundamentaltheologen|Lubac, Henri de]]<br />
[[Kategorie:Jesuiten|Lubac, Henri de]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Palmsonntag&diff=193585Palmsonntag2023-04-01T18:36:04Z<p>Lambert: üa, Doubletten raus, erg</p>
<hr />
<div>Der '''Palmsonntag''' (lateinisch ''Dominica in Palmis de passione Domini'') ist der sechste und letzte Sonntag der österlichen Bußzeit ([[Fastenzeit]]) und der Sonntag vor Ostern. Mit ihm beginnt die [[Karwoche|Heilige Woche]], die mit dem Osterfest endet, oder die "Karwoche", deren letzter Tag der [[Karsamstag]] ist. Der Festgedanke ist die Erinnerung an den Einzug Jesu in [[Jerusalem]], als Jesus auf einem Esel in die Stadt einzog und ihm mit Palmwedeln und dem Ruf „[[Hosianna|Hosanna]] dem Sohne Davids!“ als [[Messias]] gehuldigt wurde (Mt 21,1-11).<br />
<br />
Der Palmsonntag ist der jährliche [[Weltjugendtag]] in den Diözesen.<ref>[[Vatican News]] am 13. April 2019</ref><br />
<br />
== Theologischer Hintergrund ==<br />
Beim Einzug in die Stadt Jerusalem jubelte in der Darstellung der Evangelien das Volk Jesus zum Zeichen seines Königtums zu und streute ihm Palmzweige (Joh 12,13–15, Mt 21,1–11, Mk 11,1–11). Palmen wurden vielerorten als heilige Bäume verehrt, waren etwa in Delos dem Apollon heilig. Im Mittelmeerraum galten sie von alters her als Sinnbild des Lebens und des Sieges, in Israel insbesondere auch das Symbol für die Unabhängigkeit und den siegreichen König (1 Makk 13,51; 2 Makk 14,4). Das Motiv des Königs, der auf einem Esel reitend kommt, findet sich als Sinnbild des gewaltlosen Friedenskönigs und der [[Demut]] beim biblischen Propheten [[Sacharja]] (Sach 9,9).<br />
<br />
Papst [[Benedikt XVI.]] deutete den Einzug Jesu auf dem Reittier der Armen als Gegenbild zu den Kriegswagen, die er abschafft: Jesus ist „ein armer König, einer, der nicht durch politische und militärische Macht herrscht. Sein innerstes Wesen ist Demut, Sanftmut Gott und den Menschen gegenüber“. Als „Friedenskönig“ stehe er im Gegensatz zu den Königen der Welt.<ref>Joseph Ratzinger, Benedikt XVI.: ''Jesus von Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung.'' 3. Auflage, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2008, S. 317, zur Versuchungsgeschichte S. 111.</ref><br />
<br />
Der Ursprung der christlichen Palmsonntagsfeier geht wohl auf die Liturgie von Jerusalem zurück, wo man die einzelnen Ereignisse des Leidensweges Jesu in eigenen Feiern und Riten nachbildete. In der lateinischen Kirche war die liturgische Feier von Palmweihe und Palmprozession am Palmsonntag seit der zweiten Hälfte des 9.&nbsp;Jahrhunderts allgemein üblich.<ref>P. Daniel Feuling OSB: ''Einführung in die Liturgie der Karwoche.'' Augsburg/Stuttgart 1921, S. 19.</ref><br />
<br />
== Die [[Liturgie]] des Palmsonntags ==<br />
Der Gottesdienst am Palmsonntag hat zwei Teile: die Palmweihe mit Palmprozession und die heilige Messe.<br />
<br />
Die Palmweihe findet in der Regel an einem Ort außerhalb der Kirche statt. Die Gläubigen tragen Zweige - meistens Buchsbaum, auch Weidenkätzchen oder Palmen - in den Händen. Der Priester segnet und besprengt die Zweige. Dann wird das [[Evangelium]] verkündet. Anschließend kann eine Homilie erfolgen. Dann beginnt die Prozession, die in die Kirche führt.<br />
<br />
Im so begonnen Messritus folgen dort das Tagesgebet, die erste Lesung mit Antwortpsalm und die zweite Lesung. Ein Ruf leitet zum [[Evangelium]] von der [[Passion Jesu|Passion]] Christi über. Diese "Leidensgeschichte" wird entsprechend der [[Leseordnung]] aus einem der [[Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]] genommen: im Lesejahr A nach [[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] (Mt 26 und 27), im Lesejahr B nach [[Evangelium nach Markus|Markus]] (Mk 14 und 15) und im Lesejahr C nach [[Evangelium nach Lukas|Lukas]] (Lk 22 und 23). Die Passion wird häufig von drei Personen vorgetragen: Die erste Person liest die Worte des Evangelisten, die zweite (in der Regel ein Priester oder Diakon) die Worte Jesu und die dritte die der übrigen Personen. Dann folgt der weitere Ablauf der heiligen Messe mit Glaubensbekenntnis, Fürbitten und der Eucharistiefeier. Der Palmsonntag hat eine eigene Präfation.<br />
<br />
Wo Abendmessen mit großer Beteiligung gehalten werden, kann nach der Erklärung der Ritenkongregation vom 1. Februar 1957 der Ortsordinarius die Palmenweihe mit Prozession und nachfolgender Messe aus pastoralen Gründen zu dieser Zeit gestatten. Die Palmenweihe allein ohne Prozession und Messe ist nicht vorgesehen. Die Palmweihe kann in einer anderen Kirche stattfinden oder an einem passenden Ort, auch im Freien vor der Kirche oder vor dem Prozessionskreuz, so dass man von dort in Prozession in die Kirche einzieht, in der die Heilige Messe gefeiert wird. Den Gläubigen, die an der Palmenweihe nicht teilnehmen können, sollen nachträglich gesegnete Palmzweige ausgeteilt werden. Die Palmzweige werden dann das Jahr hindurch als Sakramentale in den Familien aufbewahrt; vielfach dienen sie in den Wohnungen als Schmuck des Kreuzes.<br />
<br />
Die [[liturgische Farbe]] des Palmsonntags ist im [[Römischer Ritus|römischen Ritus]] Rot als Farbe des Blutes und des Leidens. In der Feier der Liturgie nach dem [[Liturgie von 1962|Messbuch von 1962]] war die liturgische Farbe der Palmprozession bis nach dem Tagesgebet Rot, zur Lesung der Passion wechselte der Priester die Gewänder und trug Violett als Farbe der Buße.<br />
<br />
== [[Präfation]] vom Palmsonntag ==<br />
''In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, allmächtiger Vater, zu danken und das Werk Deiner Liebe zu rühmen durch unseren Herrn [[Jesus Christus]]. Er war ohne [[Sünde]] und hat für die Sünder gelitten. Er war ohne Schuld und hat sich ungerechtem Urteil unterworfen. Sein Tod hat unsere Vergehen getilgt, seine [[Auferstehung]] uns Gnade und Leben erworben. Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der [[Engel]] das Lob deiner Herrlichkeit:''<br />
<br />
Darauf folgt der Gesang: [[Sanctus|Heilig, Heilig, Heilig]].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.youtube.com/watch?v=f2RKGH7dWoo Palmsonntag in Rom 2012]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirchliches Festjahr]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Pascha-Mysterium&diff=193584Pascha-Mysterium2023-04-01T13:25:21Z<p>Lambert: Bildformat hochkant</p>
<hr />
<div>[[Datei:Casel Mysterienfeier.jpg|miniatur|hochkant|[[Odo Casel]] OSB: Die Liturgie als Mysterienfeier (1923)]]<br />
Mit '''Pascha-Mysterium''' ([[Lateinische Sprache|lat.]]: ''mystérium paschále'' „Ostergeheimnis“, von [[Griechisch|griech.]] πάσχα ''pás-cha'' „Ostern“ und μυστήριον ''mystérion'' „Geheimnis“) bezeichnet die neuere katholische Theologie die Einheit von Leiden und Kreuzestod [[Jesus Christus|Christi]], seiner [[Auferstehung]] von den Toten und seiner [[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt]] und Erhöhung und ihrer Vergegenwärtigung in der [[Liturgie]].<br />
<br />
„Die altchristliche Osterfeier als Ganzes ist das Fest der Erlösung durch Tod und Erhöhung des Herrn, also die Feier der Oikonomia, des Heilsplanes Gottes mit den Menschen“; sie schließt das [[Pfingsten|Pfingstereignis]] mit der [[Heiliger Geist|Geistsendung]] ein.<ref>DDr. Odo Casel OSB: Art und Sinn der ältesten christlichen Osterfeier. In: Jahrbuch für Liturgiewissenschaft 14/1934, S. 1-78, hier S. 46.48.</ref> Der Begriff des Pascha-Mysteriums spielte eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der [[Ostern|Oster]]-Theologie durch das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] und wurde zu einem Schlüsselbegriff in der Liturgiekonstitution ‘‘[[Sacrosanctum Concilium]]‘‘ (1963): "In der [[Liturgie]], besonders im heiligen Opfer der [[Eucharistie]], vollzieht sich das Werk unserer [[Erlösung]], und so trägt sie in höchstem Maße dazu bei, dass das Leben der Gläubigen Ausdruck und Offenbarung des Mysteriums Christi und des eigentlichen Wesens der wahren Kirche wird."<ref>[[Sacrosanctum Concilium|SC]] 2; [http://www.kath.ch/skz/skz-2003/leit/le38.htm [[Martin Klöckener]]: Feier des Pascha-Mysteriums Jesu Christi. In: Schweizerische Kirchenzeitung, 38/2003]</ref> In diesem Mysterium "hat er durch sein Sterben unseren Tod vernichtet und durch sein Auferstehen das Leben neugeschaffen".<ref>Osterpräfation, zitiert in SC 5.</ref><br />
<br />
== Inhalt des Begriffs ==<br />
=== Bibel und Theologie ===<br />
[[Jesus Christus|Jesus von Nazaret]] feierte als gläubiger Jude am Vorabend seiner Gefangennahme und Hinrichtung mit seinen [[Apostel]]n das [[Pessach]]mahl, bei welchem die [[Judentum|Juden]] der Befreiung der [[Israel|Israeliten]] aus ägyptischer [[Sklaverei]] im [[Auszug aus Ägypten]] gedenken. Das Pessach wird in {{B|Ex|12|1–20}} als Gebot Gottes eingesetzt. Im Mittelpunkt der [[Pascha|Sederfeier]] steht das Essen des Passalammes. Bei diesem Mahl zum Auftakt des Pessachfestes, dem [[Abendmahl Jesu|letzten Abendmahl]], stiftete Jesus Brot und Wein als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart in der [[Eucharistie]]. <br />
<br />
Die christliche Gemeinde sah nach ihrer Erfahrung des Todes und der Auferstehung Jesu in Jesus selbst das „wahre Pascha-Opfer“; das im [[Pascha|Pascha]] geopferte fehlerfreie [[Agnus Dei|Lamm]] wird zum Symbol der erlösenden Hingabe Jesu: „Als unser Paschalamm ist Christus geopfert worden.“ ({{B|1 Kor|5|7}}, {{B|Joh|1|36}} und {{BB|Joh|19|36}}).<ref>Bertram Stubenrauch: Art. "Pascha-Mysterium" in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 7, Sp. 1410f.</ref> <br />
<br />
„Pascha-Mysterium“ wird „gewissermassen zu einer Kurzformel der Selbstmitteilung Gottes“ in der gesamten [[Heilsgeschichte]]. Dabei werden bereits die Schöpfung und die Geschichte des Volkes Israel von Jesus Christus her gesehen, und die Deutung reicht bis zur [[Eschatologie|eschatologischen Vollendung]] der Welt. Kernstück ist die „Aufgipfelung“ des Pascha-Mysteriums im Leiden, Sterben, Auferstehung und Verherrlichung Christi. Das Heilshandeln Gottes hat seine bleibende Mitte in Christi Tod und Auferstehung.<ref>[http://www.kath.ch/skz/skz-2003/leit/le38.htm Martin Klöckener: Feier des Pascha-Mysteriums Jesu Christi. In: Schweizerische Kirchenzeitung, 38/2003]; [[Adolf Adam]], [[Rupert Berger]]: Pastoralliturgisches Handlexikon. Herder Verlag, Freiburg 1980, S. 401.</ref> Aus Ostern, dem Pascha-Ereignis, erwächst die [[Kirche]]. Die Christen werden „durch die [[Taufe]] in das Pascha-Mysterium eingefügt“ (''paschali Christi mysterio inseruntur'')<ref>SC 6</ref>, und zwar bevorzugt in der [[Osternacht]].<br />
=== Liturgie ===<br />
Im liturgischen Jahr “ist die Feier des Pascha-Mysteriums […] das herausragende Moment des christlichen Kultes, und zwar in seiner täglichen, wöchentlichen und jährlichen Abfolge”.<ref>[[Paul VI.]]: ''[[Mysterii paschalis]]'', 14. Februar 1969: „Mysterii paschalis celebrationem potissimum habere in religioso christianorum cultu momentum, eandemque per dierum, hebdomadarum totiusque anni explicari cursum, dilucide sacrosancto Concilio Vaticano II docemur.” ([http://www.vatican.va/archive/aas/documents/AAS%2061%20%5B1969%5D%20-%20ocr.pdf])</ref> Es ist folgerichtig, dass aus der [[Karwoche]] im Zuge der vom Zweiten Vatikanischen Konzil angeregten Reform des Liturgischen Kalenders die „Heilige Woche“ wird, die den [[Ostersonntag]] einbezieht; das [[Triduum Sacrum]] bezeichnet jetzt wieder, wie in der frühen Kirche, die Zeit vom Abend des [[Gründonnerstag]]s, [[Karfreitag]] und [[Karsamstag]] bis zum Ostersonntag.<br />
<br />
In jeder [[Heilige Messe|Heiligen Messe]] wird das Pascha-Mysterium vergegenwärtigt und gefeiert. Die 1970 [[Liturgiereform|erneuerte Liturgie]] der Heiligen Messe rückte den Einschub „Mysterium fidei“ („Geheimnis des Glaubens“, {{B|1 Tim|3|9}} und {{BB|1 Tim|3|16}}) aus dem Kelchwort des [[Einsetzungsbericht]]s im [[Eucharistisches Hochgebet|Eucharistischen Hochgebet]] ans Ende des Einsetzungsberichts. Auf den Ruf von [[Diakon]] oder [[Priester]] „Geheimnis des Glaubens!“ antwortet die versammelte Gemeinde jetzt mit der neu in die Liturgie eingefügten [[Akklamation]]: ''Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit'' (vgl. {{B|1 Kor|11|23-26|EU}}). <br />
<br />
Das Pascha-Mysterium bestimmt zentral die jährliche Osterfeier am [[Triduum Sacrum|Ostertriduum]] („Jahres-Ostern“), aber auch alle Feste und Gedenktage des [[Kirchenjahr]]es und vorzüglich jeden Sonntag, den „Auferstehungstag“ oder „Herrentag“ als „Wochen-Ostern“.<ref>Hansjörg Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr, Regensburg 1983, S. 129.</ref> Der Sonntag wird so zum „Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres“.<ref>[[Sacrosanctum Concilium|SC]] 102.106.</ref><br />
<br />
== Begriffsgeschichte ==<br />
Die theologische Gedanke von „Mysterium paschale“ wurde von dem [[Maria Laach]]er [[Benediktiner]] Dr. [[Odo Casel]] wiederentdeckt und vom Zweiten Vatikanischen Konzil aufgegriffen und entfaltet.<ref>Hansjörg Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr, Regensburg 1983, S. 129; Bertram Stubenrauch: Art. "Pascha-Mysterium" in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 7, Sp. 1410f.</ref> P. Odo Casel hatte den antiken Begriff μυστήριον ''mystérion'', lateinisch ''[[Sakrament|sacramentum]]'', religionsgeschichtlich im griechischen Umfeld und bei den christlichen [[Kirchenväter]]n erforscht und für Theologie und Liturgie erschlossen; die christliche Liturgie sah er als „objektive, äußere Feier der christlichen Mysterien“, christliche [[Mystik]] gründe „auf die Erlösungstat Christi, die in der Liturgie sich vollzieht“: „In jeder Meßfeier vollzieht sich […] die Erlösungstat Christi, das Ostergeheimnis, mystisch-symbolisch. Jeder Sonntag […] wurde dadurch ein kleines Ostern. Einmal im Jahr feierten die Christen in besonders eindringlicher und großartiger Weise das Ereignis ihrer Erlösung, um die Zeit des Passahfestes, wenn sich der Tod Christi jährte. […] Den Mittelpunkt dieser ''Sacramenta paschalia'', der Ostermysterien, bilden der Tod und die Auferstehung Christi, Kreuzesostern (πάσχα σταυρώσιμον ''páscha staurōsimon'') und Auferstehungsostern (πάσχα ἀναστάσιμον ''páscha anastásimon'')“; dazu passe in besonderer Weise, dass seit der Urkirche vor allem in der [[Osternacht]] die [[Taufe]] gespendet werde und die [[Katechumenen]] „zum ersten Mal an den Mysterien des Herrn sakramental Anteil nehmen“.<ref>Dr. Odo Casel O.S.B.: Die Liturgie als Mysterienfeier, Herder & Co., Freiburg 1923, S. 74ff.</ref><br />
== Literatur ==<br />
* Dr. Odo Casel O.S.B.: Die Liturgie als Mysterienfeier ([[Ecclesia orans]], 9. Bändchen), Herder & Co., Freiburg 1923<br />
* DDr. Odo Casel OSB: Art und Sinn der ältesten christlichen Osterfeier. In: Jahrbuch für Liturgiewissenschaft 14/1934, S. 1-78<br />
* Günter Duffrer: Pascha-Mysterium und liturgische Frömmigkeit. In: Liturgisches Jahrbuch 16/1966, S. 27-37<br />
* Bertram Stubenrauch: Art. „Pascha-Mysterium“ in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 7, Sp. 1410f. <br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.kath.ch/skz/skz-2003/leit/le38.htm Martin Klöckener: ‘‘Feier des Pascha-Mysteriums Jesu Christi.‘‘ Schweizerische Kirchenzeitung, 38/2003]<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirchliches Festjahr]]<br />
[[Kategorie:Theologie]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=1._April&diff=1935831. April2023-04-01T07:39:16Z<p>Lambert: erg</p>
<hr />
<div><noinclude> {{Kalender Jahrestage|April}}<br />
== Gedenktage von Heiligen und Seligen ''(Auswahl)''==<br />
{{Gedenktage}}<br />
</noinclude>*Hl. [[Maria von Ägypten]]<br />
* Hl. [[Irene, Agape und Chionia]]<noinclude><br />
* [[Nuno di Santa Maria Alvares Pereira]], Laienbruder<br />
== Wichtige Ereignisse ==<br />
* [[1605]]: [[Leo XI.]] wird Papst.<br />
* [[1934]]: Heiligsprechung von [[Johannes Bosco]]<br />
<br />
== Geboren ==<br />
* [[1788]]: [[Margareta Occhiena]], Mutter Don Boscos<br />
* [[1910]]: [[Theodor Schnitzler]], deutscher Liturgiewissenschaftler<br />
<br />
== Gestorben ==<br />
* [[1922]]: Sel. [[Karl von Österreich]], Kaiser der Donaumonarchie<br />
* [[1975]]: [[Lorenz Jaeger]], Kardinal, Erzbischof von Paderborn<br />
* [[2009]]: [[Umberto Betti]], Kardinal, Franziskaner, italienischer Konzilstheologe<br />
<br />
[[Kategorie:Tag|401]]<br />
</noinclude></div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Nuno_di_Santa_Maria_Alvares_Pereira&diff=193582Nuno di Santa Maria Alvares Pereira2023-04-01T07:36:57Z<p>Lambert: korr</p>
<hr />
<div>[[Datei:Nonius Alvares Pereira.jpg|thumb|right|Nuno di Santa Maria Álvares Pereira]]<br />
Der heilige '''Nuno di Santa Maria Álvares Pereira''' [[OCarm]] (*[[24. Juni]] [[1360]] in Cernache do Bonjardim, Sertã, Castelo Branco, [[Portugal]]; †[[1. April]] [[1431]] in Lissabon) war ein portugiesischer Heerführer und [[Karmeliten]]-Bruder.<br />
<br />
Nuno Álvares Pereira stammte aus dem Hochadel und war Oberbefehlshaber der portugiesischen Armee. Er kämpfte für den späteren König Johann I. und unterstützte ihn in dessen Widerstand gegen Kastilien. Er war Laienritter und Prior im [[Johanniterorden]], dem heutigen [[Malteserorden]]. Nach dem Tod seiner Frau trat er 1423 in das von ihm gestiftete Kloster des Karmel in Lissabon ein. Dort nahm er den Namen Nuno di Santa Maria an, verrichtete die einfachsten Arbeiten und führte ein Leben der [[Buße]] und des [[Gebet]]es, das von tiefer [[Marienverehrung]] geprägt war. Er starb im Ruf der Heiligkeit. Bei seiner Beerdigung nahm der gesamte portugiesische Hof teil. Sein Grab, das im Erdbeben von Lissabon [[1755]] war Ziel großer Pilgerscharen.<br />
<br />
Nuno di Santa Maria wurde am [[23. Januar]] [[1918]] von Papst [[Benedikt XV.]] seliggesprochen. Die Heiligsprechung nahm Papst [[Benedikt XVI.]] am [[26. April]] [[2009]] vor.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{HL|http://www.heiligenlexikon.de/BiografienN/Nonius_Alvares_Pereira.html}}<br />
<br />
[[Kategorie:Heilige]]<br />
[[Kategorie:Karmeliten]]<br />
[[Kategorie:Personen Portugal|Pereira, Nuno di Santa Maria Alvares]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Leiste_Altes_Testament&diff=193581Vorlage:Leiste Altes Testament2023-03-31T18:31:16Z<p>Lambert: korr</p>
<hr />
<div>{| class="toccolours" cellspacing="3px" style="float: right; clear:right; margin: 0 0 1em 1em; text-align:center;"<br />
|-<br />
| style="font-size:20px" |<br />
'''Die [[Bibel]]'''<br />
|-<br />
| style="background-color:#cfcfff; border: 1px solid #aaaaaa; font-size:16px" |<br />
'''[[Altes Testament]]'''<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | ''' 5 [[Pentateuch|Bücher Mose]]'''<br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Pentateuch|Genesis|Exodus|Levitikus|Numeri|Deuteronomium|=<br />
{{!}}-<br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}} <br />
*[[Buch Genesis|Genesis]]<br />
*[[Buch Exodus|Exodus]]<br />
*[[Buch Levitikus|Levitikus]]<br />
*[[Buch Numeri|Numeri]]<br />
*[[Buch Deuteronomium|Deuteronomium]]<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | ''' 16 [[Bücher der Geschichte des Volkes Gottes|Geschichtsbücher]]''' <br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Bücher der Geschichte des Volkes Gottes|Buch Josua|Buch der Richter|Buch Rut|1. Buch Samuel|2. Buch Samuel|1. Buch der Könige|2. Buch der Könige|1. Buch der Chronik|2. Buch der Chronik|Buch Esra|Buch Nehemia|Buch Tobit|Buch Judit|Buch Ester|1. Buch der Makkabäer|2. Buch der Makkabäer|=<br />
{{!}}-<br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}}<br />
*[[Buch Josua|Josua]]<br />
*[[Buch der Richter|Richter]]<br />
*[[Buch Rut|Rut]]<br />
*[[1. Buch Samuel|1. Samuel]]<br />
*[[2. Buch Samuel|2. Samuel]]<br />
*[[1. Buch der Könige|1. Könige]]<br />
*[[2. Buch der Könige|2. Könige]]<br />
*[[1. Buch der Chronik|1. Chronik]]<br />
*[[2. Buch der Chronik|2. Chronik]]<br />
*[[Buch Esra|Esra]]<br />
*[[Buch Nehemia|Nehemia]]<br />
*[[Buch Tobit|Tobit]]<br />
*[[Buch Judit|Judit]]<br />
*[[Buch Ester|Ester]]<br />
*[[1. Buch der Makkabäer|1. Makkabäer]]<br />
*[[2. Buch der Makkabäer|2. Makkabäer]]<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''7 [[Weisheitsbücher]]'''<br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Bücher der Lehrweisheit und Psalmen|Buch Ijob|Psalmen|Buch der Sprichwörter|Buch Kohelet|Hohelied|Buch der Weisheit|Buch Jesus Sirach|=<br />
{{!}}-<br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}}<br />
*[[Buch Ijob|Ijob]]<br />
*[[Buch der Psalmen|Psalmen]]<br />
*[[Buch der Sprichwörter|Sprichwörter]]<br />
*[[Buch Kohelet|Kohelet]]<br />
*[[Hohelied]]<br />
*[[Buch der Weisheit|Weisheit]]<br />
*[[Buch Jesus Sirach|Jesus Sirach]]<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''18 [[Bücher der Propheten|Prophetenbücher]]'''<br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Bücher der Propheten|Buch Jesaja|Jeremiasbücher|Buch Jeremia|Klagelieder|Buch Baruch|Buch Ezechiel|Buch Daniel|Zwölfprophetenbuch|Buch Hosea|Buch Joel|Buch Amos|Buch Obadja|Buch Jona|Buch Micha|Buch Nahum|Buch Habakuk|Buch Zefanja|Buch Haggai|Buch Sacharija|Buch Maleachi|=<br />
{{!}}-<br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}}<br />
*[[Buch Jesaja|Jesaja]]<br />
*''[[Jeremiasbücher]]''<br />
**[[Buch Jeremia|Jeremia]]<br />
**[[Klagelieder]]<br />
**[[Buch Baruch|Baruch]]<br />
*[[Buch Ezechiel|Ezechiel]]<br />
*[[Buch Daniel|Daniel]]<br />
*''[[Zwölfprophetenbuch]]''<br />
**[[Buch Hosea|Hosea]]<br />
**[[Buch Joël|Joël]]<br />
**[[Buch Amos|Amos]]<br />
**[[Buch Obadja|Obadja]]<br />
**[[Buch Jona|Jona]]<br />
**[[Buch Micha|Micha]]<br />
**[[Buch Nahum|Nahum]]<br />
**[[Buch Habakuk|Habakuk]]<br />
**[[Buch Zefanja|Zefanja]]<br />
**[[Buch Haggai|Haggai]]<br />
**[[Buch Sacharja|Sacharja]]<br />
**[[Buch Maleachi|Maleachi]]<br />
|-<br />
|<br />
|-<br />
| style="background-color:#cfcfff; border: 1px solid #aaaaaa; font-size:16px" |<br />
'''[[Neues Testament]]'''<br />
|}<noinclude><br />
<br />
Diese Vorlage dient zur Navigation durch die Bücher des Alten Testaments. Sobald die Vorlage in den entsprechenden Artikel eingefügt wird (z.B. [[Exodus]]) wird das Unterregister des zugehörigen Teils des Alten Testaments automatisch ausgeklappt.<br />
[[Kategorie:Vorlage]]</noinclude></div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Altes_Testament&diff=193580Altes Testament2023-03-31T18:29:05Z<p>Lambert: etw üa</p>
<hr />
<div>{{Leiste Altes Testament}}<br />
'''Altes Testament''' (Abk. '''AT'''), '''Erstes Testament''' oder '''Alter Bund''' bezeichnet sowohl den Bund Gottes mit dem Volk Israel als auch die heiligen Schriften des [[Judentum]]s ("[[Tanach]]"), den ersten Teil der christlichen [[Bibel]], der von diesem Bund handelt. Diese Schriften wurden vor der Geburt [[Jesu Christi]] geschrieben.<br />
<br />
== Die Schriften des Alten Testaments umfassen 46 Bücher: ==<br />
<br />
'''[[Pentateuch]]''':<br />
*[[Genesis]] (1. Buch Mose)<br />
*[[Exodus]] (2. Buch Mose)<br />
*[[Levitikus]] (3. Buch Mose)<br />
*[[Numeri]] (4. Buch Mose)<br />
*[[Deuteronomium]] (5. Buch Mose)<br />
<br />
'''[[Bücher der Geschichte des Volkes Gottes]]''': <br />
*[[Buch Josua]] <br />
*[[Buch der Richter]] <br />
*[[Buch Rut]] <br />
*[[1. Buch Samuel]]<br />
*[[2. Buch Samuel]] <br />
*[[1. Buch der Könige]] <br />
*[[2. Buch der Könige]]<br />
*[[1. Buch der Chronik]] <br />
*[[2. Buch der Chronik]]<br />
*[[Buch Esra]] <br />
*[[Buch Nehemia]] <br />
*[[Buch Tobit]] <br />
*[[Buch Judit]] <br />
*[[Buch Ester]] <br />
*[[1. Buch der Makkabäer]]<br />
*[[2. Buch der Makkabäer]]<br />
<br />
'''[[Bücher der Lehrweisheit und Psalmen]]''': <br />
*[[Buch Ijob]] <br />
*[[Psalmen]] <br />
*[[Buch der Sprichwörter]] <br />
*[[Buch Kohelet]]<br />
*[[Hohelied]]<br />
*[[Buch der Weisheit]]<br />
*[[Buch Jesus Sirach]]<br />
<br />
'''[[Prophetenbüche|Bücher der Propheten]]''':<br />
''Die 4 großen Propheten'':<br />
*[[Buch Jesaja]] <br />
*[[Buch Jeremia]] <br />
**[[Klagelieder]]<br />
**[[Buch Baruch]]<br />
*[[Buch Ezechiel]]<br />
*[[Buch Daniel]]<br />
''Die 12 kleinen Propheten'': <br />
*[[Buch Hosea]]<br />
*[[Buch Joel]]<br />
*[[Buch Amos]]<br />
*[[Buch Obadja]] <br />
*[[Buch Jona]] <br />
*[[Buch Micha]] <br />
*[[Buch Nahum]] <br />
*[[Buch Habakuk]] <br />
*[[Buch Zefanja]] <br />
*[[Buch Haggai]] <br />
*[[Buch Sacharja]] <br />
*[[Buch Maleachi]]<br />
<br />
{{Vorlage:Leiste adventus}}<br />
==Literatur==<br />
* [[Ulrich Filler]]: ''Highlights aus dem Alten Testament'', [[Fe Medienverlag]] Kißleeg (je 1. Auflage):<br />
** Band 1: ''Die Botschaft vom Anfang. Sechs Betrachtungen'', 2010 (176 Seiten, ISBN 978-3-939684-91-6).<br />
** Band 2: ''[[Abraham]]. Sechs Betrachtungen'','', 2011 (160 Seiten, ISBN 978-3-86357-006-4),<br />
** Band 3: ''Die Erben der Verheißung. Sechs Betrachtungen'', 2011 (208 Seiten, ISBN 978-3-86357-026-2),<br />
** Band 4: ''Die Kinder der [[Wüste]]. Sechs Betrachtungen''.2012 (192 Seiten, ISBN 978-3-86357-033-0),<br />
** Band 5: ''Krieger, Helden, Könige. Sechs Betrachtungen'', 2013 (208 Seiten, ISBN 978-3-86357-058-3),<br />
** Band 6: ''Die beiden Reiche. Sechs Betrachtungen'', 2014 (192 Seiten, ISBN 978-3-86357-106-1).<br />
** Band 7: ''Der Ruf der [[Propheten]]. Sechs Betrachtungen'' (2015, 208 Seiten, ISBN 978-3-86357-130-6).<br />
** Band 8: ''Im Angesicht Gottes. Sechs Betrachtungen'',2016 (192 Seiten, ISBN 978-3-86357-142-9).<br />
<br />
* [[Leo Tanner]]/[[Karl Sendker]]: Altes Testament - heute noch aktuell? Erste Zugänge zum Verständnis. [[WeG Verlag]] 2008 (48 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-909085-54-5).<br />
<br />
== Weblnks ==<br />
* Radioakademie-Vorträge über das Alte Testament bei [[Radio Horeb]], Referent: DDDr. [[Peter Egger]], ab 16. September 2015: [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19671&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=7a4fd7b695c1c7b23b35cc8f74846fe6 1. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19711&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=76b709ded7075040cad91d4ce55aad98 2. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19771&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=b2cd7ccccbcec8035089ecb3bcd35a57 3. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19819&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=20b987f09d9a994392d0c985e5e3f23c 4. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19871&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=f237b71a07ba124722564228af5e2fc1 5. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19910&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=368bcabf076d9e695a4669288494cc02 6. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=19960&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=01add1fc6274eb48c18d66c242a38117 7. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=20010&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=4892a7f3db8e3710f5990cb2fc9eea47 8. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=20074&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=a83132d140eb8cfcccbb8dcbec131b02 9. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=20108&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=cca6bce42b524dbf52404bef70afabe8 10. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=20161&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=40990c0b5d2926ebede3a9f46dcf7cdf 11. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=20259&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=ede3b84dbb655c1fdce8a857ce1a458f 12. Teil]<br />
<br />
* Radioakademie-Vorträge über das Alte Testament bei [[Radio Horeb]], Referentin Dr. [[Theresia Mende]] [[OP]] und Dr. des. Nicole Katrin Rüttgers, Theologin, wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl, ab 17. Januar 2018: [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27084&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=9aa449bfc03bbbf04924e87756a703ef 1. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27176&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=bbda5b2995959dad80506e26fb0165e8 2. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27242&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=c77adb631458066b210836373478189a 3. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27293&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=ba2e2c25bbcad2dbb1b335be6ff28524 4. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27344&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=00c4299ddd5e29980dd041b2256f7117 5. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27429&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=245ef17e98e75e5db5ebe296d39ba7cf 6. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27493&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=6d2dbbbd1646cdb30b2cbd2c50161d35 7. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27543&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=22058e1b17143ea2800feffaddc511c6 8. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27606&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=50774755447ff23af93c5b4183a20bcb 9. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27692&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=ef91fa0130182bcadb696015b505ed71 10. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27754&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=3d0cdffc4cc336815a3ee4d06d79ef9c 11. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27863&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=a07c21b03b1cf2e02a9936076bf5cb4e 12. Teil]; [https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/radioakademie/?tx_sicpodcastlist_pi1%5Buid%5D=27925&tx_sicpodcastlist_pi1%5Baction%5D=show&tx_sicpodcastlist_pi1%5Bcontroller%5D=Podcast&cHash=3c8247e67b14208a2c3382247d60e6d1 13. Teil]<br />
<br />
* ''Das Alte Testament]- eine Entdeckungsreise mit [[Gott]] zu Gott'' vom 9. Mai 2015 bis 2. Dezember 2015 bei [[Radio Maria Südtirol]], Referent Dr. [[Ingrid Krammer]]: [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_150909_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott_1.mp3 1. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_150916_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott_2.mp3 2. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_150923_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott_Teil_3.mp3 3. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_150930_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott_Teil_4.mp3 4. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151007_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott-5.mp3 5. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151014_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott-6.mp3 6. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151021_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-Reise_mit_Gott_zu_Gott-7.mp3 7. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151028_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-Reise_mit_Gott_zu_Gott-8.mp3 8. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151104_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott-9.mp3 9. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151118_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott-10.mp3 10. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151125_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott-11.mp3 11. Teil]; [https://radiomaria.bz.it/01_audiodaten/radioakademie_im_glaubensforum/altes_testament/RA_151202_Krammer_Dr_Ingrid-Das_Alte_Testament-eine_Entdeckungsreise_mit_Gott_zu_Gott-12.mp3 12. Teil]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Altes Testament|!]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Leiste_Neues_Testament&diff=193579Vorlage:Leiste Neues Testament2023-03-31T18:23:27Z<p>Lambert: korr</p>
<hr />
<div>{| class="toccolours" cellspacing="3px" style="float: right; clear:right; margin: 0 0 1em 1em; text-align:center;"<br />
|-<br />
| style="font-size:20px" |<br />
'''Die [[Bibel]]'''<br />
|-<br />
| style="background-color:#cfcfff; border: 1px solid #aaaaaa; font-size:16px" |<br />
'''[[Altes Testament]]'''<br />
|-<br />
| <br />
|-<br />
| style="background-color:#cfcfff; border: 1px solid #aaaaaa; font-size:16px" |<br />
'''[[Neues Testament]]'''<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''4 [[Evangelium|Evangelien]]'''<br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Evangelium|Synoptiker|Evangelium nach Matthäus|Evangelium nach Markus|Evangelium nach Lukas|Evangelium nach Johannes|=<br />
{{!}}-<br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}}<br />
*''[[Synoptiker]]''<br />
**[[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]]<br />
**[[Evangelium nach Markus|Markus]]<br />
**[[Evangelium nach Lukas|Lukas]]<br />
*[[Evangelium nach Johannes|Johannes]]<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''[[Apostelgeschichte]]'''<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''14 [[Paulusbriefe]]'''<br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Paulusbriefe|Brief an die Römer|1. Brief an die Korinther|2. Brief an die Korinther|1. Brief an die Galater|2. Brief an die Galater|Brief an die Epheser|Brief an die Philipper|Brief an die Kolosser|1. Brief an die Thessalonicher|2. Brief an die Thessalonicher|1. Brief an Timotheus|2. Brief an Timotheus|1. Brief an Titus|2. Brief an Titus|Brief an Philemon|Brief an die Hebräer|=<br />
{{!}}-<br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}}<br />
*[[Brief an die Römer|Römer]]<br />
*[[1. Brief an die Korinther|1. Korinther]]<br />
*[[2. Brief an die Korinther|2. Korinther]]<br />
*[[Brief an die Galater|Galater]]<br />
*[[Brief an die Epheser|Epheser]]<br />
*[[Brief an die Philipper|Philipper]]<br />
*[[Brief an die Kolosser|Kolosser]]<br />
*[[1. Brief an die Thessalonicher|1. Tessalonicher]]<br />
*[[2. Brief an die Thessalonicher|2. Tessalonicher]]<br />
*''[[Pastoralbriefe]]''<br />
**[[1. Brief an Timotheus|1. Timotheus]]<br />
**[[2. Brief an Timotheus|2. Timotheus]]<br />
**[[Brief an Titus|Titus]]<br />
*[[Brief an Philemon|Philemon]]<br />
*[[Brief an die Hebräer|Hebräer]]<br />
|-<br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''7 [[Katholische Briefe]]'''<br />
{{#switch:{{PAGENAME}}|Katholische Briefe|Brief des Jakobus|Petrusbriefe|1. Brief des Petrus|2. Brief des Petrus|Johannesbriefe|1. Brief des Johannes|2. Brief des Johannes|3. Brief des Johannes|Brief des Judas|=<br />
{{!}}- <br />
{{!}} style="background-color:#efefff; text-align:left" {{!}}<br />
*[[Brief des Jakobus|Jakobus]]<br />
*''[[Petrusbriefe]]''<br />
**[[1. Brief des Petrus|1. Petrus]]<br />
**[[2. Brief des Petrus|2. Petrus]]<br />
*''[[Johannesbriefe]]''<br />
**[[1. Brief des Johannes|1. Johannes]]<br />
**[[2. Brief des Johannes|2. Johannes]]<br />
**[[3. Brief des Johannes|3. Johannes]]<br />
*[[Brief des Judas|Judas]]<br />
|- <br />
| style="background-color:#dfdfff; border: 1px solid #aaaaaa" | '''[[Offenbarung des Johannes|Johannesoffenbarung]]'''<br />
|}<noinclude><br />
<br />
Diese Vorlage dient zur Navigation durch die Bücher des Neuen Testaments. Sobald die Vorlage in den entsprechenden Artikel eingefügt wird (z.B. [[Evangelium nach Johannes]]) wird das Unterregister des zugehörigen Teils des Neuen Testaments automatisch ausgeklappt.<br />
[[Kategorie:Vorlage]]</noinclude></div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Palmsonntag&diff=193578Palmsonntag2023-03-31T15:13:41Z<p>Lambert: erg</p>
<hr />
<div>Der '''Palmsonntag''' (lateinisch ''Dominica in Palmis de passione Domini'') ist der sechste und letzte Sonntag der österlichen Bußzeit ([[Fastenzeit]]) und der Sonntag vor Ostern. Mit ihm beginnt die [[Karwoche|Heilige Woche]], die mit dem Osterfest endet, oder die "Karwoche", deren letzter Tag der [[Karsamstag]] ist. Der Festgedanke ist die Erinnerung an den Einzug Jesu in [[Jerusalem]], als Jesus auf einem Esel in die Stadt einzog und ihm mit Palmwedeln und dem Ruf „[[Hosianna|Hosanna]] dem Sohne Davids!“ als [[Messias]] gehuldigt wurde (Mt 21,1-11).<br />
<br />
Der Palmsonntag ist der jährliche [[Weltjugendtag]] in den Diözesen.<ref>[[Vatican News]] am 13. April 2019</ref><br />
<br />
== Theologischer Hintergrund ==<br />
Beim Einzug in die Stadt Jerusalem jubelte in der Darstellung der Evangelien das Volk Jesus zum Zeichen seines Königtums zu und streute ihm Palmzweige (Joh 12,13–15, Mt 21,1–11, Mk 11,1–11). Palmen wurden vielerorten als heilige Bäume verehrt, waren etwa in Delos dem Apollon heilig. Im Mittelmeerraum galten sie von alters her als Sinnbild des Lebens und des Sieges, in Israel insbesondere auch das Symbol für die Unabhängigkeit und den siegreichen König (1 Makk 13,51; 2 Makk 14,4). Das Motiv des Königs, der auf einem Esel reitend kommt, findet sich als Sinnbild des gewaltlosen Friedenskönigs und der [[Demut]] beim biblischen Propheten [[Sacharja]] (Sach 9,9). Papst [[Benedikt XVI.]] deutete den Einzug Jesu auf dem Reittier der Armen als Gegenbild zu den Kriegswagen, die er abschafft: Jesus ist „ein armer König, einer, der nicht durch politische und militärische Macht herrscht. Sein innerstes Wesen ist Demut, Sanftmut Gott und den Menschen gegenüber“. Als „Friedenskönig“ stehe er im Gegensatz zu den Königen der Welt.<ref>Joseph Ratzinger, Benedikt XVI.: ''Jesus von Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung.'' 3. Auflage, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2008, S. 317, zur Versuchungsgeschichte S. 111.</ref><br />
<br />
Der Ursprung der christlichen Palmsonntagsfeier geht wohl auf die Liturgie von Jerusalem zurück, wo man die einzelnen Ereignisse des Leidensweges Jesu in eigenen Feiern und Riten nachbildete. In der lateinischen Kirche war die liturgische Feier von Palmweihe und Palmprozession am Palmsonntag seit der zweiten Hälfte des 9.&nbsp;Jahrhunderts allgemein üblich.<ref>P. Daniel Feuling OSB: ''Einführung in die Liturgie der Karwoche.'' Augsburg/Stuttgart 1921, S. 19.</ref><br />
<br />
== Die [[Liturgie]] des Palmsonntags ==<br />
Der Gottesdienst am Palmsonntag hat zwei Teile: die Palmweihe mit Palmprtozession und die heilige Messe.<br />
<br />
Die Palmweihe findet in der Regel an einem Ort außerhalb der Kirche statt. Die Gläubigen tragen Zweige in ihren Händen. Der Priester segnet und besprengt die Zweige. Dann wird das [[Evangelium]] verkündet. Anschließend kann eine Homilie erfolgen. Dann beginnt die Prozession.<br />
<br />
Im so begonnen Messritus folgen das Tagesgebet, die erste Lesung mit Antwortpsalm und die zweite Lesung. Ein Ruf leitet zum [[Evangelium]] von der [[Passion Jesu|Passion]] Christi über. Diese "Leidensgeschichte" wird entsprechend der [[Leseordnung]] aus einem der [[Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]] genommen: im Lesejahr A nach [[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] (Mt 26 und 27), im Lesejahr B nach [[Evangelium nach Markus|Markus]] (Mk 14 und 15) und im Lesejahr C nach [[Evangelium nach Lukas|Lukas]] (Lk 22 und 23). Die Passion wird häufig von drei Personen vorgetragen: Die erste Person liest die Worte des Evangelisten, die zweite (in der Regel ein Priester oder Diakon) die Worte Jesu und die dritte die der übrigen Personen. Dann folgt der weitere Ablauf der heiligen Messe mit Glaubensbekenntnis, Fürbitten und der Eucharistiefeier. Der Palmsonntag hat eine eigene Präfation.<br />
<br />
Nach der Neuordnung der Karwoche durch das Dekret der Ritenkongregation vom 16. November 1955 segnet die Kirche vor dem Hauptgottesdienst Palmzweige, meistens mit Zweigen von Buchsbaum, Weidenkätzchen oder Palmen, die bei der anschließenden Prozession durch das Gotteshaus in der Hand getragen und dann das Jahr hindurch als Sakramentale in den Familien aufbewahrt wurden. <br />
<br />
Wo Abendmessen mit großer Beteiligung gehalten werden, kann nach der Erklärung der Ritenkongregation vom 1. Februar 1957 der Ortsordinarius die Palmenweihe mit Prozession und nachfolgender Messe aus pastoralen Gründen zu dieser Zeit gestatten. Die Palmenweihe allein ohne Prozession und Messe ist nicht vorgesehen. Die Palmweihe kann in einer anderen Kirche stattfinden oder an einem passenden Ort, auch im Freien vor der Kirche,<br />
oder vor dem Prozessionskreuz, so dass man von dort in Prozession in die Kirche einzieht, in der die Heilige Messe gefeiert wird. Den Gläubigen, die an der Palmenweihe nicht teilnehmen können, sollen nachträglich geweihte Palmzweige ausgeteilt werden. Die liturgische Farbe des Palmsonntags ist rot.<br />
<br />
Die [[liturgische Farbe]] des Palmsonntags ist im [[Römischer Ritus|römischen Ritus]] Rot als Farbe des Blutes und des Leidens. In der Feier der Liturgie nach dem [[Liturgie von 1962|Messbuch von 1962]] war die liturgische Farbe der Palmprozession bis nach dem Tagesgebet Rot, zur Lesung der Passion wechselte der Priester die Gewänder und trug Violett als Farbe der Buße.<br />
<br />
== [[Präfation]] vom Palmsonntag ==<br />
''In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, allmächtiger Vater, zu danken und das Werk Deiner Liebe zu rühmen durch unseren Herrn [[Jesus Christus]]. Er war ohne [[Sünde]] und hat für die Sünder gelitten. Er war ohne Schuld und hat sich ungerechtem Urteil unterworfen. Sein Tod hat unsere Vergehen getilgt, seine [[Auferstehung]] uns Gnade und Leben erworben. Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der [[Engel]] das Lob deiner Herrlichkeit:''<br />
<br />
Darauf folgt der Gesang: [[Sanctus|Heilig, Heilig, Heilig]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.youtube.com/watch?v=f2RKGH7dWoo Palmsonntag in Rom 2012]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Kirchliches Festjahr]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=%C3%96sterliche_Bu%C3%9Fzeit&diff=193577Österliche Bußzeit2023-03-31T14:47:46Z<p>Lambert: Weiterleitung nach Fastenzeit erstellt</p>
<hr />
<div>#Weiterleitung [[Fastenzeit]]</div>Lamberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Palmsonntag&diff=193576Palmsonntag2023-03-31T08:07:23Z<p>Lambert: sprachl üa</p>
<hr />
<div>Der '''Palmsonntag''' ist der letzte Sonntag vor Ostern und Beginn der [[Karwoche]], die Erinnerung an den Einzug Jesu in [[Jerusalem]] (vgl. Mt 21,1-11).<br />
<br />
Der Palmsonntag ist der jährliche [[Weltjugendtag]] in den Diözesen.<ref>[[Vatican News]] am 13. April 2019</ref><br />
<br />
== Die [[Liturgie]] des Palmsonntags ==<br />
Die Gemeinde versammelt sich, wenn es möglich ist, an einem Ort außerhalb der Kirche. Die Gläubigen tragen Zweige in ihren Händen. Es folgt ein Eröffnungsvers mit Begrüßung. Der Priester segnet und besprengt die Zweige. Dann wird das [[Evangelium]] verkündet. Anschließend kann eine Homilie erfolgen. Dann beginnt die Prozession.<br />
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Im so begonnen Messritus folgen das Tagesgebet, die erste Lesung mit Antwortpsalm und die zweite Lesung. Ein Ruf leitet zur Passionsgeschichte über, die von drei Personen vorgetragen wird. Die erste Person spricht die Worte des Evangelisten, die zweite die Worte Jesu und die dritte die der übrigen Personen. Dann folgt der weitere Ablauf der heiligen Messe mit Glaubensbekenntnis, Fürbitten und der Eucharistiefeier. Der Palmsonntag hat eine eigene Präfation.<br />
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Nach der Neuordnung der Karwoche durch das Dekret der Ritenkongregation vom 16. November 1955 segnet die Kirche vor dem Hauptgottesdienst Palmzweige, meistens mit Zweigen von Buchsbaum, Weidenkätzchen oder Palmen, die bei der anschließenden Prozession durch das Gotteshaus in der Hand getragen und dann das Jahr hindurch als Sakramentale in den Familien aufbewahrt wurden. <br />
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Wo Abendmessen mit großer Beteiligung gehalten werden, kann nach der Erklärung der Ritenkongregation vom 1. Februar 1957 der Ortsordinarius die Palmenweihe mit Prozession und nachfolgender Messe aus pastoralen Gründen zu dieser Zeit gestatten. Die Palmenweihe allein ohne Prozession und Messe ist nicht vorgesehen. Die Palmweihe kann in einer anderen Kirche stattfinden oder an einem passenden Ort, auch im Freien vor der Kirche,<br />
oder vor dem Prozessionskreuz, so dass man von dort in Prozession in die Kirche einzieht, in der die Heilige Messe gefeiert wird. Den Gläubigen, die an der Palmenweihe nicht teilnehmen können, sollen nachträglich geweihte Palmzweige ausgeteilt werden. Die liturgische Farbe des Palmsonntags ist rot.<br />
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== [[Präfation]] vom Palmsonntag ==<br />
''In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, allmächtiger Vater, zu danken und das Werk Deiner Liebe zu rühmen durch unseren Herrn [[Jesus Christus]]. Er war ohne [[Sünde]] und hat für die Sünder gelitten. Er war ohne Schuld und hat sich ungerechtem Urteil unterworfen. Sein Tod hat unsere Vergehen getilgt, seine [[Auferstehung]] uns Gnade und Leben erworben. Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der [[Engel]] das Lob deiner Herrlichkeit:''<br />
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Darauf folgt der Gesang: [[Sanctus|Heilig, Heilig, Heilig]]<br />
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== Weblinks ==<br />
* [http://www.youtube.com/watch?v=f2RKGH7dWoo Palmsonntag in Rom 2012]<br />
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== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
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<div>- [[Guido von Pomposa]] OSB</div>Lambert