Zweifel

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Version vom 23. Januar 2009, 19:11 Uhr von Otterbeck (Diskussion | Beiträge) (Ethische Problematik)
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Zweifel ist die vorübergehende oder dauernde Ungewissheit des menschlichen Geistes gegenüber verschiedenen, einander entgegengesetzten (konträren oder kontradiktorischen) Urteilsmöglichkeiten. Es unterbleibt absichtlich oder aus Unvermögen die Zustimmung (lat. assensus) zu einer der Möglichkeiten. Insbesondere Glaubenszweifel sind im theologischen Kontext a.) einerseits Verständnisschwierigkeiten des Glaubens oder des Sittengesetzes, also durch Weiterbildung und pastorale Gespräche aufklärbar, b.) in einer sittlich relevanten Weise sind "beharrliche" Zweifel aber auch Ausdruck dafür, dass der Getaufte der Offenbarung in Jesus Christus keinen Gehorsam mehr leisten will.

Pastorale Problematik

"Tausend Schwierigkeiten sind noch kein Zweifel.." Angesichts der obscuritas fidei (des Glaubens ins Dunkle hinein) ist eine Glaubensgewissheit im Sinne totaler Unbezweifelbarkeit nicht zu erreichen. Oft beruhen Zweifel auf nicht vorwerfbaren Irrtümern, seltener auch auf Leichtgläubigkeit gegenüber kirchenfeindlichen Lügen. Das I. Vatikanum verwirft die Meinung, dass der, der von seinem "vorwissenschaftlichen" zum "kritischen" Glauben kommen wolle, alles, selbst den Glauben, in Zweifel ziehen müsse. Der Christ ist verpflichtet, sich über die relevanten Inhalte der kirchlichen Verkündigung (immer auf der ihm zumutbaren Bildungshöhe) sorgsam zu informieren. Dazu hilft auch ein Katechismus.

Es gibt keine wirklich unauflösliche Spannung zwischen natürlicher und übernatürlicher Wahrheit, Vernunft und Glaube. Die Theologie hat daher der Verringerung der Glaubensschwierigkeiten zu dienen, nicht ihrer Ausweitung unter vorgeblicher "Wissenschaftlichkeit". Insbesondere darf die Glaubwürdigkeit der Hl. Schrift und die wesentliche Zuverlässigkeit der kirchlichen Hierarchie nicht untergraben werden.

Ethische Problematik

Der stolze Zweifel ist eine Form der Glaubensabfalls. Wird eine vorgelegte Lehre der Kirche bewusst, "positiv" in Abrede gestellt, so ist der frei betätigte Glaubenszweifel eine schwere Sünde ex toto genere suo. Auch die "negative" Unentschlossenheit in der Zustimmung (etwa zu Konzilsaussagen) kann sündhaft sein und in Häresie münden. Ist hingegen ein Irrtum auch bei vernünftiger Gewissensbildung nicht überwindbar, so ist der Christ gehalten, seinem Gewissen zu folgen, nicht aber die Zustimmung zur (nicht erkannten) Wahrheit vorzutäuschen.

Besonders anfällig für unsicher und unfroh machende "praktische" Glaubenszweifel ist der heranwachsende Mensch, der/die Halbgebildete, aber auch der/die akademische Spezialist/in. Bei sehr skrupulösen Persönlichkeiten sind Glaubenszweifel nicht selten als echte Versuchungen anzutreffen.

Der (nur) methodische Zweifel der (Natur-) Wissenschaft hingegen ist ein Weg des Erkenntnisfortschritts. Da er auf zuverlässige Erkenntnis gerichtet ist, kann er nicht ohne weiteres als kritischer Skeptizismus bewertet werden.

Literatur

  • J. Leclercq, Le problème de la foi dans les milieux intellectuels du XXe siècle, Paris 1949.
  • P. Renaudin, Quelques aspects du doute religieux au XIX e siècle, in: Nouvelle Revue theologique 69 (1947), 906-929.