Vous Nous avez

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Ansprache
Vous Nous avez

von Papst
Pius XII.
an die Teilnehmer am internationalen pastoral-liturgischen Kongress von Assisi
23. September 1956

(Offizieller französischer Text: AAS 48 [1956] 711-725)

(Quelle: Herder-Korrespondenz, Herder Verlag Freiburg im Breisgau, 11. Jahrgang 1956/57, Heft 2, November 1956, S. 62-68)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Hintergrund

Vom 18. bis 22. September tagte in Assisi der Internationale Kongress für Liturgie und Seelsorge. Die Teilnehmer des Kongresses begaben sich anschließend nach Rom, um am Sonntag, dem 23. September, vom Heiligen Vater in Audienz empfangen zu werden. Papst Pius XII. hielt in französischer Sprache folgende Ansprache an sie:

Ansprache

Ihr habt Uns gebeten, zum Abschluss des Internationalen Kongresses für Liturgie und Seelsorge, der soeben in Assisi stattgefunden hat, ein Wort an euch zu richten. Von ganzem Herzen kommen Wir dieser Bitte nach und heißen euch willkommen.

Wenn man die gegenwärtige Lage der Liturgischen Bewegung mit dem vergleicht, was sie vor dreißig Jahren war, muss man feststellen, dass sie einen unleugbaren Fortschritt sowohl in die Breite wie in die Tiefe gemacht hat. Das Interesse für die Liturgie, die praktischen Verwirklichungen und die aktive Teilnahme der Gläubigen haben eine Entwicklung genommen, die man damals schwerlich hätte voraussehen können. Der hauptsächlichste Anstoß, sowohl hinsichtlich der Doktrin wie auch der praktischen Anwendungen, ging von der Hierarchie und insbesondere von Unserem heiligen Vorgänger Pius X. aus, der durch sein Motu proprio Abhinc duos annos vom 23. Oktober 1913 (AAS, a. 5, 1913, S. 449 bis 451) der Liturgischen Bewegung einen entscheidenden Anstoß gab. Das gläubige Volk nahm diese Richtlinien mit Dankbarkeit auf und war bereit, darauf einzugehen; die Liturgiker machten sich mit Eifer ans Werk, und bald traten mannigfache interessante und fruchtbare Initiativen hervor, wenn auch gewisse Auswüchse gelegentlich einer Zurechtweisung von seiten der kirchlichen Autorität bedurften. Unter den zahlreichen Dokumenten, die in letzter Zeit zu diesem Thema veröffentlicht worden sind, mag es genügen, auf drei hinzuweisen: die Enzyklika Mediator Dei über die heilige Liturgie vom 20. November 1947, die Neuregelung der Karwoche vom 16. November 1955, die den Gläubigen geholfen hat, das Leiden und die Verherrlichung unseres Herrn besser zu verstehen und mit mehr Liebe daran teilzunehmen, und schließlich die Enzyklika De musica sacra vom 25. Dezember 1955. Die Liturgische Bewegung erweist sich so als ein Zeichen der Vorsorge Gottes für die gegenwärtige Zeit, als ein Wehen des Heiligen Geistes in seiner Kirche, um die Menschen näher an die Mysterien des Glaubens und den Reichtum der Gnaden heranzuführen, die von der aktiven Teilnahme der Gläubigen am liturgischen Leben ausgehen. Der Kongress, der gegenwärtig zu Ende geht, hatte eben diesen Zweck, den unschätzbaren Wert der Liturgie für die Heiligung der Seelen und daher auch für das seelsorgliche Wirken der Kirche aufzuzeigen. Ihr habt diesen Aspekt der Liturgie untersucht, wie er sich in der Geschichte offenbart und sich gegenwärtig weiterentfaltet; ihr habt auch untersucht, wie er in der Natur der Dinge begründet ist, das heißt, wie er aus den Elementen, die in der Liturgie zusammentreffen, hervorgeht. Euer Kongress umfasste also eine Untersuchung der historischen Entwicklung, Gedanken über die gegenwärtige Situation und eine Prüfung der in Zukunft zu erreichenden Ziele und der dazu geeigneten Mittel. Nachdem Wir euer Arbeitsprogramm aufmerksam überdacht haben, sprechen Wir den Wunsch aus, dass diese neue Saat, die zu der der Vergangenheit hinzukommt, eine reiche Ernte zum Nutzen der einzelnen und der ganzen Kirche hervorbringen möge.

Für diese Ansprache haben Wir, anstatt dass Wir euch nochmals mehr ins einzelne gehende Normen vortragen, worüber der Heilige Stuhl sich bereits hinreichend geäußert hat, es für nützlicher erachtet, zunächst einige wichtige Punkte zu berühren, die man gegenwärtig im liturgisch-dogmatischen Bereich diskutiert und die Uns besonders am Herzen liegen. Wir wollen diese Betrachtungen unter zwei Überschriften einteilen, die eher bloße Hinweise als die eigentlichen Themen Unserer Ausführungen sein sollen: "Die Liturgie und die Kirche" und .Die Liturgie und der Herr".

I. Die Liturgie und die Kirche

Wie Wir in der Enzyklika Mediator Dei gesagt haben, stellt die Liturgie eine lebenswichtige Funktion der ganzen Kirche und nicht nur einer Gruppe oder einer bestimmten Bewegung dar. "Die heilige Liturgie begründet den umfassenden öffentlichen Kult des mystischen Leibes Jesu Christi, des Hauptes nämlich und seiner Glieder". Der mystische Leib des Herrn lebt von der Wahrheit Christi und von den Gnaden, die sich in die Glieder ergießen, sie beleben und sie untereinander und mit ihrem Haupte verbinden. Das ist der Gedanke des heiligen Paulus, wenn er im 1. Korintherbrief sagt: "Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes" (1 Kor. 3, 23). Alles ist also auf Gott, seinen Dienst und seine Verherrlichung bezogen. Die von den göttlichen Gaben und dem göttlichen Leben erfüllte Kirche gibt sich aus innerem spontanem Drang der Anbetung und dem Lob des unendlichen Gottes hin und weiht ihm durch die Liturgie als Gesellschaft den Kult, den sie ihm schuldet.

Zu dieser Liturgie bringt jedes der Glieder, sowohl diejenigen, die mit hierarchischer Vollmacht bekleidet sind, wie die Menge der Gläubigen, alles herbei, was es von Gott erhalten hat, alle Fähigkeiten seines Geistes, seines Herzens und seiner Werke. Zuerst die Hierarchie, die das "depositum fidei" und das "depositum gratiae" hütet. Aus dem depositum fidei, aus der in der Heiligen Schrift und der Überlieferung enthaltenen Wahrheit Christi, schöpft sie die großen Geheimnisse des Glaubens und lässt sie in die Liturgie eingehen, insbesondere die der Dreifaltigkeit, der Menschwerdung und der Erlösung. Doch man würde schwerlich eine Wahrheit des christlichen Glaubens finden, die nicht in irgendeiner Weise in der Liturgie ausgedrückt wäre, ob es sich nun um die Lesungen aus dem Alten oder Neuen Testament während der heiligen Messe oder im göttlichen Offizium handelt oder um die Reichtümer, die Geist und Herz in den Psalmen entdecken können. Auch die feierlichen liturgischen Zeremonien sind ein sich vollziehendes Glaubensbekenntnis; sie verwirklichen die großen Wahrheiten des Glaubens von den undurchdringlichen Plänen der Freigebigkeit Gottes und seinen unerschöpflichen Gunstbeweisen an die Menschen, von der Liebe und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters gegenüber der Welt, zu deren Heil er seinen Sohn herab schickte und dem Tode überlieferte. So teilt die Kirche in der Liturgie im überfluß die Schätze des depositum fidei, der Wahrheit Christi, aus. - Durch die Liturgie breiten sich auch die Schätze des depositum gratiae aus, die der Herr seinen Aposteln anvertraut hat: die heiligmachende Gnade, die Tugenden, die Gaben, die Vollmacht, zu taufen, den Heiligen Geist mitzuteilen, die Sünden durch die Buße nachzulassen, die Priester zu weihen. Im Herzen der Liturgie spielt sich auch die Feier der Eucharistie als Opfer und Mahl ab; in ihr werden alle Sakramente gespendet, und durch die Sakramentalien vervielfacht die Kirche die Wohltaten der Gnade bei den allerverschiedensten Umständen. Die Hierarchie dehnt ihre Sorge auch noch auf alles aus, was diese liturgischen Zeremonien schöner und würdiger gestalten kann, ob es sich nun um die Orte des Kultes, die Ausstattungsgegenstände, die liturgischen Gewänder, die sakrale Musik oder die sakrale Kunst handelt.

Wenn die Hierarchie durch die Liturgie die Wahrheit und die Gnade Christi austeilt, so haben die Gläubigen ihrerseits die Aufgabe, diese zu empfangen, ihr aus ganzer Seele zuzustimmen und sie in Lebenswerte umzusetzen. Alles, was ihnen angeboten wird, die Gnaden des Opfers auf dem Altar, der Sakramente und der Sakramentalien, nehmen sie nicht passiv entgegen, indem sie es einfach in sich einströmen lassen, sondern sie nehmen daran mit ihrem ganzen Willen und allen ihren Kräften und vor allem durch ihren Mitvollzug der liturgischen Feiern teil oder mindestens, indem sie deren Ablauf mit Eifer folgen. Sie haben in weitem Ausmaß dazu beigetragen und tragen immer noch dazu bei, durch ständige Bereicherung die äußere Gestalt des Kultes wachsen zu lassen, Kirchen und Kapellen zu bauen, sie auszuschmücken, die Schönheit der liturgischen Zeremonien durch den ganzen Glanz der sakralen Kunst zu erhöhen.

Der Beitrag, den die Hierarchie, und der, den die Gläubigen zur Liturgie beisteuern, treten nicht wie zwei getrennte Quantitäten nebeneinander, sondern sie stellen die Zusammenarbeit der Glieder eines gleichen Organismus dar, der wie ein einziges lebendes Wesen handelt. Die Hirten und die Herde, die lehrende und die lernende Kirche bilden nur den einen und einzigen Leib Christi. Daher besteht auch kein Grund, Misstrauen, Rivalitäten, offene oder verborgene Gegensätze zu unterhalten, weder im Denken noch in der Art, zu sprechen und zu handeln. Unter den Gliedern ein und desselben Leibes muss vor allem Eintracht, Einheit und Zusammenarbeit herrschen. In dieser Einheit betet, opfert und heiligt sich die Kirche, und man kann also mit gutem Recht behaupten, dass die Liturgie das Werk der ganzen Kirche ist.

Aber wir müssen hinzufügen: die Liturgie ist dennoch nicht die ganze Kirche. Sie erschöpft nicht das Feld ihrer Tätigkeiten. Neben dem öffentlichen Kult, dem der Gemeinschaft, ist auch Raum für den privaten Kult, den der Einzelne Gott im Verborgenen seines Herzens darbringt oder durch äußere Akte ausdrückt und der ebensoviel Varianten besitzt, wie es Christen gibt, wenn er auch aus demselben Glauben und derselben Gnade Christi hervorgeht. Diese Form des Kultes duldet die Kirche nicht nur, sondern sie erkennt ihn vollkommen an und empfiehlt ihn, ohne jedoch damit dem Vorrang des liturgischen Kultes irgendwie Abbruch zu tun.

Denn wenn Wir sagen, dass die Liturgie nicht das ganze Gebiet der Tätigkeiten der Kirche erschöpft, denken wir vor allem an ihr Lehr- und Hirtenamt, an das "Weidet die Herde Gottes bei euch" (1 Petr. 5, 2). Wir haben auf die Rolle hingewiesen, die das Lehramt als Hüter der Wahrheit Christi durch die Liturgie ausübt; der Einfluss des Hirtenamtes auf sie ist ebenso evident, da es den Päpsten zusteht, die in Gebrauch befindlichen Riten anzuerkennen, neue einzuführen und die Kultordnung zu regeln, und den Bischöfen, mit Sorgfalt darüber zu wachen, dass die kanonischen Vorschriften hinsichtlich des Gottesdienstes befolgt werden. Doch die Funktionen des Lehr- und Hirtenamtes erstrecken sich noch erheblich weiter. Es genügt, um sich davon Rechenschaft zu geben, einen Blick auf das kanonische Recht und das zu werfen, was es über den Papst, die römischen Kongregationen, die Bischöfe, die Konzilien, das Lehramt und die kirchliche Disziplin sagt. Zu demselben Schluss kommt man, wenn man das Leben der Kirche beobachtet, und in Unseren beiden Ansprachen vom 31. Mai und vom 2. November 1954 über die dreifache Funktion des Bischofs haben Wir mit ganz besonderem Nachdruck auf den Umfang dieser Aufgaben hingewiesen, die sich nicht auf Unterweisung und Lenkung beschränken, sondern auch alle übrigen menschlichen Tätigkeiten in dem Maße betreffen, wie es sich dabei um religiöse und sittliche Interessen handelt.

Wenn also die Aufgaben und Interessen der Kirche derart universal sind, werden sich die Priester und die Gläubigen in ihrer Art, zu denken und zu handeln, davor hüten, sich von engen Gesichtspunkten oder Unverständnis bestimmen zu lassen. Unsere Enzyklika Mediator Dei hatte bereits gewisse irrtümliche Behauptungen zurückgewiesen, die darauf hinzielten, entweder die seelsorgliche und pastorale Unterweisung in ausschließlich liturgischem Sinn festzulegen oder der Liturgischen Bewegung, die man nicht verstand, Hindernisse in den Weg zu legen. Tatsächlich besteht keine objektive Verschiedenheit zwischen dem Ziel, das die Liturgie anstrebt, und dem der anderen Funktionen der Kirche; was die Verschiedenheit der Meinungen anbetrifft, so ist sie real, stellt jedoch kein unüberwindliches Hindernis dar. Diese Betrachtungen mögen genügen, um, so hoffen Wir, zu zeigen, dass die Liturgie das Werk der ganzen Kirche ist und dass alle Gläubigen als Glieder des mystischen Leibes sie lieben, hochschätzen und an ihr teilnehmen sollen, dass sie zugleich jedoch verstehen müssen, dass die Aufgaben der Kirche sich noch sehr viel weiter erstrecken.

II. Die Liturgie und der Herr

Wir möchten nun insbesondere die Liturgie der Messe und den Herrn, der gleichzeitig ihr Priester und ihre Opfergabe ist, betrachten. Da sich hie und da gewisse Ungenauigkeiten und Missverständnisse hinsichtlich einzelner Punkte zeigen, wollen Wir ein Wort über die "actio Christi", über die "praesentia Christi" und über die "infinita et divina maiestas Christi" sagen.

1. Die "Actio Christi"

Die Liturgie der Messe hat den Zweck, die Größe des Mysteriums, das sich in ihr vollzieht, wahrnehmbar auszudrücken, und die gegenwärtigen Bemühungen gehen dahin, die Gläubigen so aktiv und verständnisvoll wie möglich daran teilnehmen zu lassen. Obwohl dieses Ziel zu Recht besteht, läuft man Gefahr, einen Rückgang der Ehrfurcht hervorzurufen, wenn man die Aufmerksamkeit von der eigentlichen Handlung ablenkt, um sie auf die Pracht anderer Zeremonien hinzulenken.

Welches ist diese eigentliche Handlung des eucharistischer Opfers? Wir haben davon schon ausführlich in Unserer Ansprache vom 2. November 1954 gesprochen. Wir haben dort zuerst die Lehre des Konzils von Trient zitiert: "In diesem göttlichen Opfer, das in der Messe gefeiert wird, ist derselbe Christus enthalten und wird unblutig geopfert der sich selbst am Kreuzesaltar einmal blutig dargebracht hat ... Denn es ist ein und dieselbe Opfergabe, und der welcher jetzt durch den Dienst der Priester opfert, ist derselbe, der sich selber damals am Kreuze darbrachte; nur die Art des Opfers ist verschieden" (22. Sitzung, 2. Kap. Denzinger n. 940). Und Wir fuhren mit folgenden Worten fort: "Deshalb bringt der zelebrierende Priester, die Person Christi vertretend, das Opfer dar, und er allein, nicht das Volk, nicht die Kleriker und nicht einmal die Priester die in frommer Andacht dem Opfernden dienen; wenngleich sie alle einen gewissen handelnden Anteil am Opfer haben können und haben". Wir unterstrichen weiter, dass man, weil man nicht zwischen der Frage der Teilnahme des Zelebranten an den Früchten des Messopfers und der Natur der Handlung, die er ausführt, unterschieden hatte, zu der Schlussfolgerung gelangt war: "dass nämlich die Feier einer einzigen Messe, der hundert Priester in frommer Andacht beiwohnen, dasselbe sei wie hundert Messen, die von hundert Priestern zelebriert werden". Von dieser Behauptung haben Wir gesagt: "Sie ist als Irrtum zu verwerfen." Und Wir haben zur Erläuterung hinzugefügt: "Es sind so viele Handlungen Christi als zelebrierende Priester; keineswegs aber so viele, als Priester sind, die der Messe eines Bischofs oder Priesters fromm beiwohnen, denn indem sie dem heiligen Opfer beiwohnen, vertreten sie nicht die Person Christi und handeln nicht in ihr, sondern sind den christgläubigen Laien gleichzustellen, die der heiligen Messe beiwohnen". In bezug auf die liturgischen Kongresse haben Wir bei dieser Gelegenheit gesagt: "Diese Tagungen haben zuweilen ihre eigene Praxis, dass nämlich nur einer das heilige Opfer darbringt, die anderen aber (alle oder viele) diesem einen Opfer beiwohnen und in ihm die heilige Kommunion aus der Hand des Zelebranten empfangen. Wenn dies aus einem rechtmäßigen und vernünftigen Grunde geschieht ... , ist nichts einzuwenden, vorausgesetzt dass dieser Handlungsweise nicht der von Uns oben erwähnte Irrtum zugrunde liegt": nämlich der Irrtum in bezug auf die Gleichwertigkeit der Feier von hundert Messen durch hundert Priester und der von einer Messe, an der hundert Priester fromm teilnehmen.

Danach ist das zentrale Geschehen des eucharistischen Opfers das, wo Christus selber eingreift als "se ipsum offerens", um den Ausdruck des Konzils von Trient ,(22. Sitzung, Kap. 2) zu benutzen. Das geschieht bei der Wandlung, wo im Akt der Transsubstantiation, die der Herr bewirkt (vgl. Konzil von Trient, 23. Sitzung, Kap. 4 und 3), der zelebrierende Priester "personam Christi gerens" handelt. Selbst wenn die Wandlung sich ohne Feierlichkeit und ganz in Einfachheit vollzieht, ist sie der zentrale Punkt der ganzen Liturgie des Opfers, der zentrale Punkt der "actio Christi cuius personam gerit sacerdos celebrans" oder der "sacerdotes concelebrantes" im Falle wirklicher Konzelebration.

Ereignisse der letzten Zeit geben Uns Anlass, gewisse Punkte in dieser Hinsicht zu präzisieren. Wenn die Wandlung des Brotes und des Weines gültig vollzogen ist, so ist die ganze Actio Christi selber vollendet. Selbst wenn alles, was folgt, nicht vollzogen werden könnte, würde doch nichts Wesentliches an dem Opfer des Herrn fehlen. Wenn die Wandlung vollendet ist, kann die "oblatio hostiae super altare positae" von dem zelebrierenden Priester, von der Kirche, von den anderen Priestern, von jedem Gläubigen ausgeführt werden und wird auch so ausgeführt. Aber diese Actio ist nicht "actio ipsius Christi per sacerdotem ipsius personam sustinentem et gerentem". In Wirklichkeit ist die Actio des konsekrierenden Priesters eben diejenige Christi, der durch seinen Diener handelt. Im Falle einer Konzelebration im eigentlichen Wortsinn handelt Christus durch mehrere, anstatt nur durch einen Diener. Dagegen findet in einer rein zeremoniellen Konzelebration, an der auch ein Laie teilnehmen könnte, keine gleichzeitige Konsekration statt. Es ergibt sich hier eine wichtige Frage: "Welche Intention und welme äußere Handlung sind erforderlich, damit eine wirkliche Konzelebration und gleichzeitige Konsekration stattfindet?" Wir erinnern in diesem Zusammenhang an das, was Wir in Unserer Apostolischen Konstitution Episcopalis Consecrationis vom 30. November 1944 (AAS, a. 37, 1945, S. 131-132) gesagt haben. Wir haben dort festgelegt, dass bei einer Bischofsweihe die beiden Bischöfe, die den Konsekrator begleiten, die Intention haben müssen, den Gewählten zu weihen, und dass sie die äußeren Handlungen vollziehen und die Worte aussprechen müssen, durch die die zu übertragende Vollmacht und Gnade symbolisiert und übertragen werden. Es genügt also nicht, dass sie ihren Willen mit dem des eigentlichen Konsekrators vereinigen und erklären, dass sie seine Worte und Handlungen zu den ihren machen. Sie müssen selber diese Handlungen vollziehen und die wesentlichen Worte aussprechen.

Ebenso verhält es sich bei der Konzelebration im eigentlichen Sinn. Es genügt nicht, den Willen zu haben und zu bekunden, sich die Worte und Handlungen des Zelebranten zu eigen zu machen. Die Konzelebrierenden müssen selber über Brot und Wein sprechen: "Das ist mein Leib", "Das ist mein Blut"; sonst ist ihre Konzelebration rein zeremoniell.

Daher ist es auch nicht erlaubt, zu behaupten, dass "letztlich die einzige entscheidende Frage die ist, zu wissen, in welchem Maße die von der Gnade unterstützte persönliche Teilnahme, die man an diesem kultischen Opfer nimmt, die Teilnahme am Kreuz und der Gnade Christi, die uns mit ihm und untereinander verbindet, steigert". Diese ungenaue Form, die Frage zu stellen, haben Wir schon in Unserer Ansprache vom 2. November 1954 zurückgewiesen; aber gewisse Theologen können sich dabei noch nicht beruhigen. Wir wiederholen daher: die entscheidende Frage (für die Konzelebration wie für die Messe eines einzelnen Priesters) besteht nicht darin, zu wissen, welche Frucht die Seele daraus gewinnt, sondern welcher Natur der Akt ist, der gesetzt wird: vollzieht der Priester als Diener Christi die "actio Christi se ipsum sacrificantis et offerentis" oder nicht? Ebenso handelt es sich bei den Sakramenten nicht darum, zu wissen, welche Frucht sie hervorbringen, sondern ob die wesentlichen Elemente des sakralen Zeichens (die Setzung des Zeichens durch den Diener selber, der die Geste vollzieht und die Worte ausspricht mit der Absicht, "saltem faciendi quod facit Ecclesia") gültig vollzogen worden sind. Ebenso muss man bei der Zelebration und Konzelebration darauf sehen, ob der Zelebrant mit der notwendigen inneren Absicht zusammen auch die äußere Handlung vollzieht und vor allem die Worte ausspricht, die die "actio Christi se ipsum sacrificantis et offerentis" herstellen. Das geschieht nicht, wenn der Priester über Brot und Wein nicht die Worte des Herrn ausspricht: "Dies ist mein Leib", "Dies ist mein Blut".

2. "Praesentia Christi"

Ebenso wie der Altar und das Opfer den liturgischen Kult beherrschen, muss man vom Leben Christi sagen, dass es völlig vom Kreuzesopfer bestimmt ist. Die Worte des Engels an seinen Pflegevater: "Er wird sein Volk von seinen Sünden erretten" (Matth. 1, 21), die Johannes' des Täufers: "Sehet das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt" (Joh. 1, 29), die Christi selber zu Nikodemus: "Der Menschensohn muss erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe" (Joh. 3, 14-15), zu seinen Jüngern: "Mit einer Taufe muss ich getauft werden, und wie drängt es mich, bis es vollbracht ist!" (Luk. 12, 50), und vor allem die des letzen Abendmahles und auf Golgotha, alles beweist, dass der Mittelpunkt des Denkens und Lebens des Herrn das Kreuz und seine Darbringung als Opfer für den Vater zur Versöhnung der Menschen mit Gott und zu ihrer Rettung war. Aber ist nicht derjenige, der das Opfer darbringt, in gewisser Weise noch größer als das Opfer selbst? Daher möchten Wir jetzt mit euch über den Herrn selber sprechen und zunächst eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache hinlenken, dass die Kirche in der Eucharistie den Herrn mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele und mit seiner Gottheit besitzt. Das Konzil von Trient hat das feierlich in seiner 13. Sitzung, can. 1, definiert, und es genügt im übrigen auch, die klaren und unzweideutigen Worte Jesu selber in ihrem buchstäblichen Sinn zu nehmen, um zu dem gleichen Schluss zu kommen: "Nehmet und esset! Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird: Nehmet und trinket, das ist mein Blut, das für euch vergossen werden wird." Und der heilige Paulus nimmt in seinem 1. Brief an die Korinther (1 Kor. 11, 23-25) dieselben einfachen und klaren Ausdrücke wieder auf.

Bei den Katholiken besteht in dieser Hinsicht kein Zweifel, keine Meinungsverschiedenheit. Doch sobald die theologische Spekulation darangeht, die Art und Weise zu diskutieren, in der Christus in der Eucharistie anwesend ist, treten in einer Anzahl von Punkten ernsthafte Verschiedenheiten der Auffassung hervor. Wir wollen Uns mit diesen spekulativen Kontroversen nicht befassen; jedoch möchten Wir gewisse Grenzen aufzeigen und auf ein fundamentales Prinzip der Interpretation hinweisen, dessen Vernachlässigung Uns einige Sorge bereitet.

Die Spekulation muss sich zur Regel machen, dass der Wortsinn des Schrifttextes, der Glaube und die Lehre der Kirche entscheidender sind als das wissenschaftliche System und die theologischen Überlegungen; die Wissenschaft muss sich der Offenbarung unterordnen, und nicht umgekehrt. Wenn ein philosophischer Begriff den natürlichen Sinn einer offenbarten Wahrheit entstellt, dann ist er nicht exakt, oder er wird nicht korrekt verwendet. Dieses Prinzip muss auf die Lehre von der realen Gegenwart angewendet werden. Gewisse Theologen nehmen zwar die Lehre des Konzils über die reale Gegenwart und die Transsubstantiation an, interpretieren die Worte Christi und die des Konzils jedoch in einer Weise, dass von der Gegenwart Christi nur noch so etwas wie eine ihres natürlichen Inhalts entleerte Hülle übrig bleibt. Ihrer Meinung nach ist der wesenhafte aktuelle Inhalt der Gestalten von Brot und Wein der "Herr im Himmel", mit dem die Gestalten eine sogenannte wirkliche und wesenhafte Beziehung des Enthaltens und Gegenwärtigseins haben. Diese spekulative Interpretation verdient ernsten Widerspruch, wenn man sie als voll ausreichend hinstellt, denn der christliche Sinn des gläubigen Volkes, die ständige katechetische Lehre der Kirche, die Termini des Konzils, vor allem aber die Worte des Herrn verlangen, dass die Eucharistie den Herrn selber enthält. Die sakramentalen Gestalten sind nicht der Herr, selbst wenn sie mit der Substanz Christi im Himmel eine gleichsam wesentliche Beziehung des Enthaltens und der Gegenwart eingehen. Der Herr hat gesagt: "Das ist mein Leib! Das ist mein Blut!" Er hat nicht gesagt: "Dies ist eine sinnlich wahrnehmbare Erscheinung, die die Gegenwart meines Leibes und meines Blutes bedeutet." Zweifellos hätte er bewirken können, dass die sinnlichen Zeichen einer wirklichen Gegenwärtigkeitsbeziehung sinnliche und wirksame Zeichen der sakramentalen Gnade gewesen wären; aber es handelt sich hier um den wesentlichen Inhalt der "species eucharisticae", und nicht um ihre sakramentale Wirksamkeit. Man kann also nicht anerkennen, dass die Theologie, von der Wir hier reden, den Worten Christi vollkommen gerecht würde, dass die Gegenwart Christi in der Eucharistie nicht mehr bedeute und dass dies ausreichen würde, um in aller Wahrheit von der Eucharistie zu sagen: "Es ist der Herr" (vgl. Joh. 21, 7).

Zweifellos ist die Masse der Gläubigen nicht im Stand, die schwierigen spekulativen Probleme und Erklärungsversuche zu verstehen, die die Natur der Gegenwart Christi betreffen. Der römische Katechismus fordert übrigens auf, diese Fragen nicht vor ihnen zu diskutieren (vgl. Catech. Rom. pars II, cap. IV, n. 43 sq.), doch er erwähnt die hier skizzierte Theorie nicht und stellt sie nicht zur Diskussion; noch weniger behauptet er, dass sie den Sinn der Worte Christi erschöpft und vollkommen erklärt. Es ist erlaubt, auch weiterhin Erklärungen und wissenschaftliche Interpretationen zu suchen, aber sie dürfen nicht sozusagen Christus aus der Eucharistie weginterpretieren und im Tabernakel nur noch eucharistische Gestalten übriglassen, die eine gleichsam wirkliche und wesentliche Beziehung zu dem wahren Herrn, der im Himmel ist, hätten.

Es ist erstaunlich, dass diejenigen, die sich mit der oben dargelegten Theorie nicht zufriedengeben, zu den Gegnern und unter die nichtwissenschaftlichen "Physizisten" gerechnet werden oder dass man nicht zögert, von der angeblich wissenschaftlichen Auffassung von der Gegenwart Christi zu erklären: "Diese Wahrheit ist nicht für die Massen."

Diesen Betrachtungen müssen Wir noch einige Bemerkungen über den Tabernakel hinzufügen. Ebenso wie Wir vorhin sagten: "Der Herr ist in gewisser Weise größer als der Altar und das Opfer", so könnten Wir jetzt sagen:

"Ist der Tabernakel, wo der zu seinem Volk herabgestiegene Herr wohnt, größer als der Altar und das Opfer?" Der Altar ist wichtiger als der Tabernakel, weil man auf ihm das Opfer des Herrn darbringt. Der Tabernakel besitzt zweifellos das "Sacramentum permanens"; aber er ist nicht ein "altare permanens", weil der Herr sich als Opfer nur während der Feier der heiligen Messe auf dem Altar darbringt, nicht jedoch nach oder außerhalb der Messe. Im Tabernakel ist er dagegen ebenso lange anwesend, wie die geheiligten Gestalten dauern, ohne sich jedoch fortdauernd als Opfer darzubringen. Man hat durchaus das Recht, zwischen der Opfergabe der Messe und dem "cultus latreuticus" zu unterscheiden, der dem in der Eucharistie verborgenen Gottmenschen dargebracht wird. Eine Entscheidung der Heiligen Ritenkongregation vom 27. Juli 1927 schränkt die Ausstellung des allerheiligsten Sakraments während der Messe auf ein Minimum ein (AAS, a. 19, 1927, Seite 289); das erklärt sich leicht aus der Sorge, im allgemeinen den Akt des Opfers und den bloßen Kult der Anbetung voneinander getrennt zu erhalten, damit die Gläubigen deren eigentümlichen Charakter deutlich erkennen.

Immerhin ist das Bewusstsein dieser Verschiedenheit weniger wichtig als das der Einheit: es ist der eine und gleiche Herr, der auf dem Altar geopfert und im Tabernakel verehrt wird und der von da aus seine Segnungen austeilt. Wenn man davon völlig überzeugt wäre, so würde man viele Schwierigkeiten vermeiden, man würde sich hüten, die Bedeutung des einen zum Schaden des andern zu übertreiben und sich den Entscheidungen des Heiligen Stuhles zu widersetzen.

Das Konzil von Trient hat erklärt, welche seelische Haltung man gegenüber dem allerheiligsten Sakrament einnehmen soll: "Wer sagt, im heiligen Sakrament der Eucharistie dürfe Christus, der einziggeborene Gottessohn, nicht auch mit der äußeren Huldigung der Gottesverehrung angebetet werden, und deshalb solle er auch nicht durch eine besondere äußere Feierlichkeit verehrt werden, und man solle ihn nicht nach der lobenswerten und allgemein verbreiteten Sitte und Gewohnheit der heiligen Kirche bei Prozessionen feierlich umhertragen oder nicht öffentlich dem Volk zur Anbetung zeigen, und seine Anbeter seien Götzendiener, der sei ausgeschlossen" (Konzil von Trient, 13. Sitzung, can. 6; Denzinger S. 310). "Wer sagt, es sei nicht erlaubt, die heiligste Eucharistie im heiligen Schrein aufzubewahren, sondern sie müsse notwendig gleich nach der Weihe an die Umstehenden ausgeteilt werden, oder es sei nicht erlaubt, sie feierlich zu Kranken zu tragen, der sei ausgeschlossen" (Konzil von Trient ebd. can. 7; Denzinger S. 310). Wer von Herzen dieser Lehre anhängt, wird nicht daran denken, Einwände gegen das Vorhandensein des Tabernakels auf dem Altar zu erheben. In der Instruktion des Heiligen Offiziums De arte sacra vom 30. Juni 1952 betont der Heilige Stuhl unter anderem folgenden Punkt: "Streng verlangt diese Oberste Heilige Kongregation, dass die Vorschriften des can. 1268, § II und 1269, § I heilig gehalten werden: ,Die heilige Eucharistie soll am hervorragendsten und vornehmsten Platz der Kirche aufbewahrt werden, gewöhnlich auf dem Hochaltar, wenn nicht ein anderer der Verehrung und dem Kult eines so großen Sakramentes angemessener und geziemender erscheint... Die heilige Eucharistie soll in einem unverrückbaren Tabernakel mitten auf dem Altar aufbewahrt werden".

Es handelt sich nicht so sehr um das materielle Vorhandensein des Tabernakels auf dem Altar als um eine Tendenz, auf die Wir eure Aufmerksamkeit hinlenken wollen, nämlich die Neigung zu geringerer Hochschätzung der Gegenwart und Wirkung Christi im Tabernakel. Man begnügt sich mit dem Opfer des Altares, und man schränkt die Bedeutung dessen, der es vollzieht, ein. Die Person des Herrn muss aber den Mittelpunkt des Kultes bilden, denn sie gibt den Beziehungen zwischen Altar und Tabernakel Einheit und Sinn.

Zunächst vergegenwärtigt sich der Herr in der Eucharistie durch das Opfer des Altares, und im Tabernakel wohnt er nur als "memoria sacrificii et passionis suae". Den Tabernakel vom Altar trennen bedeutet zwei Dinge trennen, die nach Ursprung und Natur vereint bleiben müssen. Die Art und Weise, wie man den Tabernakel auf dem Altar aufstellen soll, um die Zelebrierung zum Volk hin nicht zu behindern, kann verschiedene Lösungen finden, über die Spezialisten ihre Meinung abgeben werden. Das Wesentliche besteht darin, verstanden zu haben, dass es real der Herr ist, der auf dem Altar und im Tabernakel gegenwärtig ist.

Man könnte auch die Haltung der Kirche gegenüber gewissen Frömmigkeitsübungen unterstreichen: den Besuchen beim allerheiligsten Sakrament, die sie lebhaft empfiehlt, dem vierzigstündigen Gebet oder dem Ewigen Gebet, der Heiligen Stunde, der feierlichen Überbringung der Kommunion an die Kranken, der Prozession des allerheiligsten Sakramentes. Auch der begeisterte und überzeugteste Liturgiker muss verstehen und ahnen können, was der Herr im Tabernakel für die tieffrommen Gläubigen bedeutet, ob es nun einfache oder gebildete Menschen sind. Er ist ihr Ratgeber, ihr Tröster, ihre Kraft, ihre Zuflucht, ihre Hoffnung für das Leben wie für den Tod. Nicht zufrieden damit, die Gläubigen zu dem Herrn im Tabernakel kommen zu lassen, sollte sich die Liturgische Bewegung vielmehr bemühen, sie immer mehr dorthin zu bringen.

3. "Infinita et divina maiestas Christi"

Der dritte und letzte Punkt, den Wir behandeln möchten, ist der der "infinita et divina maiestas", die in den Worten liegt: "Christus Gott". Gewiss ist das fleischgewordene Wort der Herr und Erlöser der Menschen: aber er ist und bleibt das WORT, der unendliche Gott. Im Glaubensbekenntnis des heiligsten Athanasius heißt es: "Dominus noster Jesus Christus Dei Filius, Deus et homo est." Die Menschheit Christi hat ebenfalls Recht auf den Kult der Anbetung auf Grund ihrer hypostatischen Einheit mit dem Wort, aber seine Gottheit ist der Grund und die Quelle dieses Kultes. Darum kann die Gottheit Christi nicht irgendwie am Rande des liturgischen Denkens bleiben. Es ist normal, dass man "ad Patrem per Christum" gelangt, da Christus der Mittler zwischen Gott und den Menschen ist. Aber er ist nicht nur der Mittler; er ist auch in der Dreifaltigkeit dem Vater und dem Heiligen Geist gleich. Es möge genügen, an den großartigen Prolog des Johannesevangeliums zu erinnern: "Das Wort war Gott ... Alles ist durch es gemacht worden. Und nichts, was gemacht worden ist, ist ohne es gemacht worden" (Joh. 1, 1-3). Christus ist der Erste und der Letzte, das Alpha und das Omega. Am Ende der Welt, wenn alle Feinde und als letzter der Tod besiegt sein werden, wird Christus, das heißt das in der Menschennatur fortbestehende Wort, das Reich Gott dem Vater zurückgeben, und der Sohn selber wird sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit "Gott alles in allen ist" (1 Kor. 15, 28). Die Betrachtung der "infinita, summa, divina maiestas" Christi kann gewiss dazu beitragen, den liturgischen Sinn zu vertiefen, und darum haben Wir eure Aufmerksamkeit darauf hinlenken wollen.

Zum Schluss möchten wir noch zwei Bemerkungen über "Die Liturgie und die Vergangenheit" und "Die Liturgie und die Gegenwart" hinzufügen.

Die Liturgie und die Vergangenheit.

In bezug auf die Liturgie wie auf vielen anderen Gebieten muss man gegenüber der Vergangenheit zwei übertriebene Haltungen meiden: eine blinde Anhänglichkeit und eine völlige Verachtung. Es finden sich in der Liturgie unveränderliche Elemente, ein heiliger Inhalt, der über die Zeit hinausgeht, jedoch auch veränderliche, vergängliche und manchmal mangelhafte Elemente. Die gegenwärtige Haltung der liturgischen Kreise gegenüber der Vergangenheit erscheint Uns im allgemeinen vollkommen richtig: man sucht, man erforscht ernstlich, man hält fest an dem, was es wirklich verdient, ohne im übrigen ins Extrem zu geraten. Immerhin erscheinen da und dort irrige Ideen und Tendenzen, Widerstände, Begeisterungen oder Verurteilungen, deren konkrete Formen euch wohlbekannt sind und von denen Wir schon vorher gesprochen haben.

Die Liturgie und die Gegenwart.

Die Liturgie drückt dem Leben der Kirche und selbst der gesamten religiösen Haltung von heute einen charakteristischen Stempel auf. Es zeigt sich vor allem eine aktive und bewusste Teilnahme der Gläubigen an den liturgischen Handlungen. Von seiten der Kirche zeigt die gegenwärtige Liturgie eine Sorge um Fortschritt, jedoch auch um Erhaltung und Verteidigung. Sie kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im Gebrauch der Volkssprache, im Volksgesang und im Kirchenbau. Es wäre jedoch überflüssig, noch einmal daran zu erinnern, dass die Kirche schwerwiegende Gründe hat, im lateinischen Ritus mit Nachdruck an der unbedingten Verpflichtung für den zelebrierenden Priester festzuhalten, die lateinische Sprache zu benutzen, und ebenso dass, wenn der Gregorianische Gesang das heilige Opfer begleitet, dies in der Sprache der Kirche geschehen muss. Die Gläubigen ihrerseits sind darum bemüht, den Maßnahmen der Kirche zu entsprechen, doch nehmen sie dabei ganz verschiedene Haltungen ein: einige zeigen Bereitschaft, Begeisterung, zuweilen selbst eine zu lebhafte Leidenschaft, die Eingriffe der Autorität nötig machen; andere zeigen sich gleichgültig oder selbst ablehnend. So bekundet sich die Verschiedenheir der Temperamente wie auch die Bevorzugung individueller Frömmigkeit oder gemeinschaftlichen Gottesdienstes.

Die gegenwärtige Liturgie kümmert sich auch um zahlreiche Teilprobleme, die z. B. die Beziehungen zwischen der Liturgie und den religiösen Ideen der modernen Welt, die zeitgenössische Kultur, die sozialen Fragen, die Tiefenpsychologie betreffen.

Diese bloße Erwähnung möge genügen, euch zu zeigen, dass die verschiedenen Aspekte der heutigen Liturgie nicht nur Unser Interesse finden, sondern auch Unsere Wachsamkeit beanspruchen. Wir wünschen aufrichtig, dass die Liturgische Bewegung fortschreitet, und Wir wollen ihr dabei helfen; aber es ist auch Unsere Aufgabe, allem vorzubeugen, was eine Quelle von Irrtümern oder Gefahren werden könnte. Es ist Uns im übrigen ein Trost und eine Freude, zu wissen, dass Wir dabei auf eure Hilfe und euer Verständnis zählen können.

Mögen diese Betrachtungen, zusammen mit den Arbeiten, die euch in den voraufgegangenen Tagen beschäftigt haben, reiche Früchte tragen und dazu beitragen, das Ziel, dem die heilige Liturgie dient, um so sicherer zu erreichen. Zum Unterpfand der göttlichen Segnungen, die Wir auf euch und auf die Seelen, die euch anvertraut sind, herabflehen, erteilen Wir euch von ganzem Herzen Unseren Apostolischen Segen.