Tradition: Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Datei:KKK.jpg|thumb|right|Die Tradition schlägt in der [[Kirchengeschichte]] in [[Katechismus]] nieder]]'''
 
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher (aufgezeichneter)<ref>[[Max Ziegelbauer]]: Angst vor der Tradition. Die [[heilige Messe]] und die [[Kirche]] von heute und Gespräche, [[Fe Medienverlag]] 2009, S. 13 (3. Auflage, ISBN 978-3-939684-24-4).</ref> und [[Heilige Schrift|schriftlicher Überlieferung]] (Sensu obiectivo), wie auch der Inhalt dieser Weitergabe (sensu subiectivo), der mit dem [[Tod]] des letzten [[Apostel]]s abgeschlossen ist<ref>siehe: [[Joseph Braun]]: Hand[[lexikon]] der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co.]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 291, Tradition ([[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.)</ref>, bezeichnet.  
 
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher (aufgezeichneter)<ref>[[Max Ziegelbauer]]: Angst vor der Tradition. Die [[heilige Messe]] und die [[Kirche]] von heute und Gespräche, [[Fe Medienverlag]] 2009, S. 13 (3. Auflage, ISBN 978-3-939684-24-4).</ref> und [[Heilige Schrift|schriftlicher Überlieferung]] (Sensu obiectivo), wie auch der Inhalt dieser Weitergabe (sensu subiectivo), der mit dem [[Tod]] des letzten [[Apostel]]s abgeschlossen ist<ref>siehe: [[Joseph Braun]]: Hand[[lexikon]] der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co.]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 291, Tradition ([[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.)</ref>, bezeichnet.  
  
 
==Die Bedeutung==
 
==Die Bedeutung==
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Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des [[Wesen]]s. So sagt es [[Vinzenz von Lerins]]: Die Tradition ist wie ein [[Kind]]. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als [[Mensch]] geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der Begriff zwei Gegensätze: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der [[Kirche]] geschaut wird, sieht man,  dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das [[Evangelium]] durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>[https://de.catholicnewsagency.com/story/exklusiv-das-komplette-interview-mit-erzbischof-gadecki-zur-familiensynode-0071 Das komplette Interview mit] Erzbischof [[Stanislaw Gadecki]] zur Familiensynode, [[CNA]] am 5. Oktober 2015</ref> Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).
  
 
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der hl. Augustinus sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref>
 
Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den [[Glauben]] hat der hl. [[Johannes von Damaskus|Johannes Damaszenos]] unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein [[Evangelium]] verkündet, das von dem, welches die heilige [[Katholische Kirche]] von den heiligen [[Apostel]]n, [[Kirchenväter|Vätern]] und [[Konzil]]ien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der hl. Augustinus sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrfeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref>
  
 
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige  Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref>  
 
Für die [[Katholische Kirche]] gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen [[Offenbarung]] neben der [[Heilige  Schrift|Heiligen Schrift]]; sie "gibt das [[Wort Gottes]], das von [[Christus]], dem Herrn und vom Heiligen Geist den [[Apostel]]n anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: [[Dogmatische Konstitution]] [[Dei verbum]] Nr. 9; vgl. [[KKK]] Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die [[Heilige Schrift]] und das [[Lehramt]] der [[Kirche]] sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen [[Heiligen Geist]]es wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>[[DV]] [[Dei verbum (Wortlaut)#KAPITEL II: DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG|Nr. 10]]: [[KKK]] 95; [[Augustinus von Hippo]], De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; [[CSEL]] 80, 95.</ref>  
 
Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den [[Apostel]]n überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).
 
  
 
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==
 
==Lehramtliche Aussagen zur Tradition==
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:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]]  1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.
 
:Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vat. Konzil]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 4: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]]  1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere [[Einsicht]], die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die [[Verkündigung]] derer, die mit der Nachfolge im [[Bischof]]samt das sichere [[Charisma]] der [[Wahrheit]] empfangen haben; denn die [[Kirche]] strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.
  
:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.
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:Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. [[I. Vatikanum|I. Vatikanum|I. Vat. KonziI]], Dogm. Konst. über den katholischen Glauben [[Dei filius]], Kap. 3: [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen [[Lehramt]] der [[Kirche]] anvertraut<ref> Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Humani generis]], 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; [[Enchiridion symbolorum|Denz.]] 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.
  
 
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] ===  
 
=== [[Papst]] [[Paul VI.]] ===  
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== Die mündliche Tradition und die schriftliche in der [[Bibel]] ==
 
== Die mündliche Tradition und die schriftliche in der [[Bibel]] ==
  
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als Hauptquelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]].  
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In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]].  
  
"Die Kirchenväter und [[Theologe]]n der ersten Jahrhunderte betrachteten den Glauben der ganzen Kirche als einen sicheren Bezugspunkt, um zu erkennen, was zur apostolischen Überlieferung gehört." Dabei spielte in einigen Fällen "vor allem der Glaube der Laien eine entscheidende Rolle". Im 4. Jahrhundert „wurde die der unfehlbaren Kirche übertragene göttliche Überlieferung weitaus mehr von den Gläubigen als vom Episkopat verkündet und beibehalten“.<ref>Internationale theologische Kommission: "[[Sensus fidei im Leben der Kirche (Wortlaut)|Sensus fidei im Leben der Kirche]]", 5. März 2014, Nr. 23f.26, unter Berufung auf den seligen [[John Henry Newman]].</ref>
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"Die [[Kirchenväter]] und [[Theologe]]n der ersten Jahrhunderte betrachteten den Glauben der ganzen Kirche als einen sicheren Bezugspunkt, um zu erkennen, was zur apostolischen Überlieferung gehört." Dabei spielte in einigen Fällen "vor allem der Glaube der Laien eine entscheidende Rolle". Im 4. Jahrhundert „wurde die der unfehlbaren Kirche übertragene göttliche Überlieferung weitaus mehr von den Gläubigen als vom Episkopat verkündet und beibehalten“.<ref>Internationale theologische Kommission: "[[Sensus fidei im Leben der Kirche (Wortlaut)|Sensus fidei im Leben der Kirche]]", 5. März 2014, Nr. 23f.26, unter Berufung auf den seligen [[John Henry Newman]].</ref>
  
 
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==
 
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==
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<!--  Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnrt. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. -->
 
<!--  Unbelegt: Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnrt. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition. -->
 
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]]. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref>
 
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]]. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>[[Apostolisches Schreiben]] ''[[Duodecimum saeculum]]'' an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche]] zur Zwölfhundertjahrjeier des [[II. Konzil von Nizäa|II. Konzils von Nizäa]] vom [[4. Dezember]] [[1987]]. </ref>
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== Überlieferte [[Ritus|Riten]], [[Volksfrömmigkeit]], [[Brauch|Gebräuche]] ==
 
== Überlieferte [[Ritus|Riten]], [[Volksfrömmigkeit]], [[Brauch|Gebräuche]] ==
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[[Joachim Kardinal Meisner]] sagte am Ende seiner 25-jährigen Amtszeit als Erzbischof von Köln 2014, die [[Kirche]] sei konservativ, und die Tradition sei ihr Lebenselixier. Das bedeute, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen müsse.<ref>vgl. [http://www.kath.net/news/45183 Es ging mir darum, Christus berührbar zu machen!] [[Joachim Kardinal Meisner]] zieht positive Bilanz seiner Zeit in Köln. [[Kath.net]] am 7. März 2014</ref>  
 
[[Joachim Kardinal Meisner]] sagte am Ende seiner 25-jährigen Amtszeit als Erzbischof von Köln 2014, die [[Kirche]] sei konservativ, und die Tradition sei ihr Lebenselixier. Das bedeute, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen müsse.<ref>vgl. [http://www.kath.net/news/45183 Es ging mir darum, Christus berührbar zu machen!] [[Joachim Kardinal Meisner]] zieht positive Bilanz seiner Zeit in Köln. [[Kath.net]] am 7. März 2014</ref>  
 
"Traditionen" existieren auch in den christlichen [[Konfession]]en, die "der Tradition" keinen normativen Charakter zubilligen.
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
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* [http://catholic-church.org/ao/ps/TraditionSakramente.html#Teil%20I Mündliche Tradition, kirchliches Lehramt. Was lässt sich biblisch begründen?] von [[Ludwig Neidhart]]
 
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]
 
*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]
 
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de
 
*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de

Version vom 12. November 2019, 09:52 Uhr

Die Tradition schlägt in der Kirchengeschichte in Katechismus nieder

Als Tradition (von lat. tradere, trans-dare "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher (aufgezeichneter)<ref>Max Ziegelbauer: Angst vor der Tradition. Die heilige Messe und die Kirche von heute und Gespräche, Fe Medienverlag 2009, S. 13 (3. Auflage, ISBN 978-3-939684-24-4).</ref> und schriftlicher Überlieferung (Sensu obiectivo), wie auch der Inhalt dieser Weitergabe (sensu subiectivo), der mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist<ref>siehe: Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, S. 291, Tradition (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.)</ref>, bezeichnet.

Die Bedeutung

Die Tradition ist fortdauernde Entwicklung bei Unveränderlichkeit des Wesens. So sagt es Vinzenz von Lerins: Die Tradition ist wie ein Kind. Es entwickelt sich an jedem Tag. Es wird klüger, größer, reifer, besser ausgebildet. Auf der anderen Seite verändert es sich nicht wesentlich. Es ist als Mensch geboren, entwickelt sich als Mensch, stirbt als Mensch. Es verändert sich nicht wesentlich. In diesem Sinn verträgt der Begriff zwei Gegensätze: eine fortdauernde Entwicklung und eine Infragestellung von Veränderung. Dank diesem, wenn auf die Lehre der Kirche geschaut wird, sieht man, dass es in dieser Lehre eine Entwicklung gibt, aber diese Entwicklung streicht nie das Evangelium durch und darf nicht das Rückgrat der Kirche durchstreichen.<ref>Das komplette Interview mit Erzbischof Stanislaw Gadecki zur Familiensynode, CNA am 5. Oktober 2015</ref> Die Aufgabe der Päpste bezüglich der Tradition ist es "die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen Geistes gewissenhaft zu hüten und getreu auszulegen." Sie haben nicht die Aufgabe neuartige Lehren zu verkünden.<ref>vgl. Pius IX., Erstes Vatikanisches Konzil , Dogmatische Konstitution Pastor aeternus über die Kirche Christi – Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes vom 18. Juli 1870, Nr. 17.</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der schriftlichen und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der Papst wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Tradition |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 13{{#if:52|,52}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

Die Bedeutung der "ungeschriebenen - das heißt also nicht in der Heiligen Schrift enthaltenen - Überlieferungen" für den Glauben hat der hl. Johannes Damaszenos unterstrichen, als er erklärte: "Wenn euch jemand ein Evangelium verkündet, das von dem, welches die heilige Katholische Kirche von den heiligen Aposteln, Vätern und Konzilien empfangen und bis zum heutigen Tag bewahrt hat, verschieden ist, schenkt ihm kein Gehör". Der hl. Augustinus sagte Jahrhunderte früher: "Von dem, woran die Gesamtkirche festhält" und "was schon immer befolgt wurde, glaubt man ganz zu Recht, dass es nur von der Autorität der Apostel überliefert worden sein kann".<ref>Apostolisches Schreiben Duodecimum saeculum an die Bischöfe der Katholische Kirche zur Zwölfhundertjahrfeier des II. Konzils von Nizäa vom 4. Dezember 1987: Bilderrede, III,3, in: PG 94, 1320-1321; B. Kotter, Die Schriften des Johannes von Damaskos, Bd. III (Contra imaginum calumniatores orationes tres), in: "Patristische Texfe und Studien" 17, Berlin/New York, 1975, III,3, S. 72-73. </ref>

Für die Katholische Kirche gehört die Tradition zu den Quellen der göttlichen Offenbarung neben der Heiligen Schrift; sie "gibt das Wort Gottes, das von Christus, dem Herrn und vom Heiligen Geist den Aposteln anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil: Dogmatische Konstitution Dei verbum Nr. 9; vgl. KKK Nr. 80-83.</ref> Die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>DV Nr. 10: KKK 95; Augustinus von Hippo, De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; CSEL 80, 95.</ref>

Lehramtliche Aussagen zur Tradition

Das Konzil von Trient: Sacrosancta oecumenica (1) 1546

"Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches Jesus Christus, unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine Apostel (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese Wahrheit und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des Heiligen Geistes, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des Alten als des Neuen Testaments, dieweil der eine Gott der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den Glauben, als welche die Sitten betreffen, weil sie entweder mündlich von Christus, oder vom Heiligen Geiste angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der katholischen Kirche erhalten wurden."<ref>zitiert nach: II. Vatikanum, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei verbum, 7f.; DH 1501 </ref>

Aus der Definition des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die Wahrheiten des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der Heiligen Schrift enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>

Das Erstes Vatikanisches Konzil: Dogmatische Konstitution Pastor aeternus 1870, Nr. 17

"Die römischen Päpste aber haben das als festzuhaltende Lehre erklärt, was sie unter göttlichem Beistand als mit der Heiligen Schrift und den apostolischen Überlieferungen im Einklang stehend erkannt hatten. Zu dem Zweck beriefen sie, je nachdem Zeitumstände und Weltlage es nahe legten, entweder allgemeine Konzilien, oder befragten die auf dem ganzen Erdkreis verbreitete Kirche über ihre Glaubensansicht; andere Male wieder geschah es auf kleinen Synoden, oder sie bedienten sich anderer Hilfsmittel, wie sie die göttliche Vorsehung ihnen gerade darbot. Denn Petri Nachfolgern ward der Heilige Geist nicht dazu verheißen, dass sie aus seiner Eingebung heraus neue Lehren verkündeten. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen 'Geistes gewissenhaft zu hüten und getreu auszulegen."

Das Zweite Vatikanische Konzil: Dogmatische Konstitution Dei verbum 1965, Nr. 7-10

Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt - für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben und allen Geschlechtern weitergegeben werden. [...] Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt werden. Wenn die Apostel das, was auch sie empfangen haben, überliefern, mahnen sie die Gläubigen, die Überlieferungen, die sie in mündlicher Rede oder durch einen Brief gelernt haben (vgl. 2 Thess 2,15), festzuhalten und für den Glauben zu kämpfen, der ihnen ein für allemal überliefert wurde (vgl. Jud 3).<ref> Vgl. II. Konzil von Nizäa: Denz. 303 (602). IV. Konzil von Konstantinopel, Sess. X. can. 1: Denz. 336 (650-652).</ref> Was von den Aposteln überliefert wurde, umfaßt alles, was dem Volk Gottes hilft, ein heiliges Leben zu führen und den Glauben zu mehren. So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt.
Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt <ref> Vgl. I. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über den katholischen Glauben Dei filius, Kap. 4: Denz. 1800 (3020).</ref>: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben; denn die Kirche strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.
Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte<ref> Vgl. I. Vatikanum|I. Vat. KonziI, Dogm. Konst. über den katholischen Glauben Dei filius, Kap. 3: Denz. 1792 (3011).</ref> Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut<ref> Vgl. Pius XII., Enz. Humani generis, 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568-569; Denz. 2314 (3886).</ref>, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.

Papst Paul VI.

"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte Glaubensgut, und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen Lehramt der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der Heiligen Schrift zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief Cum te an Marcel Lefebvre, Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom 11. Oktober 1976.</ref>
"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewusstsein haben und in uns die Haltung einer Treue ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des mystischen Leibes Christi hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der Gewissenlosigkeit des Revolutionsgeistes, wie er für so viele Menschen unserer Zeit bezeidchend ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem Lehramt mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: Ingo Dollinger, Klarheit und Wahrheit S. 38-39: vom 14. Juli 1976; Download.</ref>

Die mündliche Tradition und die schriftliche in der Bibel

In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als ausschließliche Quelle stützen ("sola scriptura"), steht die Katholische Kirche sozusagen auf zwei Standbeinen: der mündlichen Tradition und der Heiligen Schrift.

"Die Kirchenväter und Theologen der ersten Jahrhunderte betrachteten den Glauben der ganzen Kirche als einen sicheren Bezugspunkt, um zu erkennen, was zur apostolischen Überlieferung gehört." Dabei spielte in einigen Fällen "vor allem der Glaube der Laien eine entscheidende Rolle". Im 4. Jahrhundert „wurde die der unfehlbaren Kirche übertragene göttliche Überlieferung weitaus mehr von den Gläubigen als vom Episkopat verkündet und beibehalten“.<ref>Internationale theologische Kommission: "Sensus fidei im Leben der Kirche", 5. März 2014, Nr. 23f.26, unter Berufung auf den seligen John Henry Newman.</ref>

Ursprung und Geschichte der Tradition

Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im Alten Testament: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher.

Im Neuen Bund überlieferten die Apostel die Lehre über Jesus Christus, sowohl mündlich als auch in den Schriften des Neuen Testaments, den Evangelien, den Briefen und der Apokalypse. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im Weihesakrament aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen gehört zur Tradition. Allmählich wurde aus der "apostolischen Überlieferung" die "Überlieferung der Väter" bzw. die "kirchliche Überlieferung", die als Erklärung der apostolischen Überlieferung zu verstehen ist.<ref>Apostolisches Schreiben Duodecimum saeculum an die Bischöfe der Katholische Kirche zur Zwölfhundertjahrjeier des II. Konzils von Nizäa vom 4. Dezember 1987. </ref>

Tabellarische Analogie

Andrej Rublëv-Dreifaltigkeit.jpg
Göttliche Person Offenbarungs-
quelle
Ähnlichkeit: Hervorgänge im innergöttlichen Leben
der Heiligsten Dreifaltigkeit (vgl. KKK, 101-104)
Vater Tradition Die Tradition ist der Ursprung der Bibel und der Analogie des Glaubens, wie aus Gott Vater der Sohn und der Heilige Geist hervorgeht
Sohn Heilige Schrift Die Bibel geht aus den Worten der Überlieferer (z. B. Mose, Propheten, Apostel) hervor, ähnlich wie aus Gott Vater Gott Sohn hervorgeht
Heiliger Geist Lehramtliche Analogie des Glaubens Die Analogie des Glaubens geht aus der Tradition und der Bibel hervor, ähnlich wie der Heilige Geist aus Gott Vater und Gott Sohn hervorgeht
Die Heiligste Dreifaltigkeit, gemalt von dem russischen Ikonenmaler Andrej Rublëv (um 1400) →


Überlieferte Riten, Volksfrömmigkeit, Gebräuche

In der katholischen Kirche besteht eine Pluralität von "Traditionen", z.B. liturgische Riten, verschiedene theologische Schulen, unterschiedlichste geistliche Gemeinschaften. Im Zweifel haben die Einheit im Glauben und in der Hierarchie Vorrang.

Papst Pius XII. sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die Liturgie der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im Gebrauch der Volkssprache, im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache Vous Nous avez vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der liturgischen Gewänder, Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den Heiligen Geist verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.

Joachim Kardinal Meisner sagte am Ende seiner 25-jährigen Amtszeit als Erzbischof von Köln 2014, die Kirche sei konservativ, und die Tradition sei ihr Lebenselixier. Das bedeute, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen müsse.<ref>vgl. Es ging mir darum, Christus berührbar zu machen! Joachim Kardinal Meisner zieht positive Bilanz seiner Zeit in Köln. Kath.net am 7. März 2014</ref>

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

<references />