Tradition: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Tradition''' wird auch Überlieferung oder Erblehre genannt-
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'''Tradition''' wird auch '''mündliche Überlieferung''' genannt. Sie umfasst nach dem [[Konzil von Trient]] die ungeschriebenen Überlieferungen, welche die [[Apostel]] aus dem Munde [[Jesus Christus|Christi]] selbst oder unter Eingebung des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] empfangen und gleichsam von Hand zu Hand weitergegeben haben, bis sie, auf Grund der ununterbrochenen Nachfolger in der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]] ([[Papst]]) unversehrt auf uns gekommen sind. Die Tradition ist eine Quelle der göttlichen [[Offenbarung]].
  
Sie ist eine Quelle der göttlichen Offenbarung. Sie umfasst nach dem Konzil von Trient die ungeschriebenen Überlieferungen, welche die Apostel aus dem Munde Christi selbst oder unter Eingebung des Heiligen Geistes empfangen und gleichsam von Hand zu Hand weitergegeben haben, bis sie, auf Grund der ununterbrochenen Nachfolger in der Katholischen Kirche ([[Papst]]) unversehrt auf uns gekommen sind. Damit ist die Frage nicht entschieden, ob und wie weit dieselben Wahrheiten wenigstens Einschlussweise auch in der Heiligen Schrift enthalten. sind
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Aus der [[Definition]] des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit dieselben [[Wahrheit]]en wenigstens Einschlussweise auch in der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] enthalten sind, nicht entschieden.
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Die Tradition ist das Lebenselixier der [[Kirche]], die konservativ ist. Das bedeutet, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen muss.<ref>vgl. [http://www.kath.net/news/45183 Es ging mir darum, Christus berührbar zu machen!] [[Joachim Kardinal Meisner]] zieht positive Bilanz seiner Zeit in Köln. [[Kath.net]] am 7. März 2014</ref>
  
 
Von der Wortbedeutung her ist '''Tradition''' abgeleitet vom lateinischen Wort ''tradere'' das bedeutet ''trans dare'' , also hindurch-reichen. Wir verstehen darunter (im katholischen Wortsinn) die (unverfälschte) Weitergabe des Glaubens durch die Jahrhunderte.
 
Von der Wortbedeutung her ist '''Tradition''' abgeleitet vom lateinischen Wort ''tradere'' das bedeutet ''trans dare'' , also hindurch-reichen. Wir verstehen darunter (im katholischen Wortsinn) die (unverfälschte) Weitergabe des Glaubens durch die Jahrhunderte.
 
  
 
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==
 
== Ursprung und Geschichte der Tradition ==
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Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher.  
 
Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im [[Altes Testament|Alten Testament]]: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher.  
  
Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnrt. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der Kirchenväter aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition.  
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Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der [[Heilige_Schrift|Heiligen Schrift]], wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnrt. Das so entstande Werk des ''Talmud'' - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der [[Kirchenväter]] aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition.  
  
Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus_Christus|Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]]. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im Weihesakrament aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen - also jedes lebendige Glied am mystischen Leibe Christi, gehört zur Tradition. Es folgen vor allem die Apostolischen Väter, welche in die Schule der Apostel gegangen sind. Ebenso die [[Päpste]], [[Bischöfe]], [[Kirchenväter]] und [[Kirchenlehrer]].
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Im Neuen Bund überlieferten die [[Apostel]] die Lehre über [[Jesus_Christus|Jesus Christus]], sowohl mündlich als auch in den Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], den [[Evangelium|Evangelien]], den [[Neues_Testament|Briefen]] und der [[Johannes-Apokalypse|Apokalypse]]. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im [[Weihesakrament]] aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen - also jedes lebendige Glied am [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibe Christi]], gehört zur Tradition. Es folgen vor allem die Apostolischen Väter, welche in die Schule der Apostel gegangen sind. Ebenso die [[Päpste]], [[Bischöfe]], [[Kirchenväter]] und [[Kirchenlehrer]].
  
 
In Dankbarkeit gedenken wir nicht nur der Märtyrer, die durch das Opfer ihres Lebens für die Weitergabe des Glaubens wirkten, sondern auch der Menschen, denen wir ganz persönlich unsern Glauben zu verdanken haben: Eltern, Religionslehrer, Priester, Ordenspersonen oder Freunde. Auch diese, sind ein wichtiger Teil der Tradition.
 
In Dankbarkeit gedenken wir nicht nur der Märtyrer, die durch das Opfer ihres Lebens für die Weitergabe des Glaubens wirkten, sondern auch der Menschen, denen wir ganz persönlich unsern Glauben zu verdanken haben: Eltern, Religionslehrer, Priester, Ordenspersonen oder Freunde. Auch diese, sind ein wichtiger Teil der Tradition.
  
== Die Tradition und die Heilige Schrift ==
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== Die mündliche Tradition und die schriftliche in der [[Bibel]] ==
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„Die heilige Tradition, die [[Heilige Schrift]] und das Lehramt der Kirche … sind miteinander dermaßen verbunden und einander gegenseitig verpflichtet, dass keine dieser Realitäten ohne die anderen fortbesteht und alle zugleich, jede auf ihre Art, unter dem Einwirken des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] wirksam zum Heil der Seelen beitragen”.<ref> [[Konstitution]] [[Dei Verbum]], Nr. 10 [Augustinus, De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; CSEL 80, 95.].</ref>
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In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als Hauptquelle stützen ("sola scriptura"), steht die [[Katholische Kirche]] sozusagen auf zwei Standbeinen: die mündliche Tradition und die [[Heilige Schrift]]. Die Geschichte des [[Protestantismus]] zeigt das Fortschreiten von einem Irrtum zum Andern. Seine Erhebung gegenüber dem Papsttum führte ihn zum Verwerfen des [[Messopfer]]s und vieler Gnadenmittel der Kirche. Diese Erfahrung zeigt, dass das Fehlen der Traditon - zusammen mit dem Fehlen des allgemein verbindlichen Lehramtes - zur völligen Zersplitterung in unzählige Glaubensrichtungen und Gemeinschaften führt. In den ökumenischen Bestrebungen wird diese Zersplitterung zu überwinden versucht.
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Die Aufgabe der [[Päpste]] bezüglich der Tradition ist es "die von den Aposteln überlieferte [[Offenbarung]] oder das anvertraute [[Depositum fidei|Glaubensgut]] unter dem Beistand des [[Heiligen Geist]]es gewissenhaft zu hüten und getreu [[Hermeneutik|auszulegen]]." Sie haben nicht die Aufgabe [[Neuerer|neuartige]] Lehren zu verkünden.<ref>vgl. [[Pius IX.]], [[Erstes Vatikanisches Konzil ]], [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] über die [[Kirche]] Christi – [[Dogma]] der [[Unfehlbarkeit]] des Papstes vom 18. Juli 1870, [[Pastor aeternus (Wortlaut)#die die Päpste in verschiedener Weise ausgeübt und|Nr. 17]].</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der [[Bibel|schriftlichen]] und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der [[Papst]] wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{B|Mt|13|52}}).
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==Papst Paul VI. zur Tradition==
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[[Papst]] [[Paul VI.]] erklärte: "Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewußtsein haben und in uns die Haltung einer [[Treue]] ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des [[Mystischer Leib Christi|mystischen Leibes Christi]] hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der Gewissenlosigkeit des [[Revolution]]sgeistes, wie er für so viele Menschen [[Zeichen der Zeit|unserer Zeit bezeidchend]] ist, diese [[Gewissen]]losigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem [[Lehramt]] mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: [[Ingo Dollinger]], [[Klarheit]] und [[Wahrheit]] S. 38-39: vom 14. Juli 1976.</ref><ref>Das Verständnis von Tradition Papst Pauls VI. enthält auch der Brief: [[Cum te]] an unseren Bruder im Bischofsamt [[Marcel Lefebvre]], Alterzbischof-Bischof von Tulle vom [[11. Oktober]] [[1976]].</ref>
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== Überlieferte [[Ritus|Riten]], [[Volksfrömmigkeit]], [[Brauch|Gebräuche]] ==
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Ein relative Pluralität von "Traditionen" akzeptiert auch die [[Katholische Kirche]], z.B. diverse liturgische [[Ritus|Riten]], verschiedene theologische Schulen, unterschiedlichste geistliche Gemeinschaften, jedoch wird im [[Zweifel]] der Vorzug der Einheit im Glauben und in der [[Hierarchie]] zuerkannt.
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[[Papst]] [[Pius XII.]] sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die [[Liturgie]] der Kirche ... "kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im [[Liturgiesprache|Gebrauch der Volkssprache]], im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache [[Vous Nous avez]] vom 23. September 1956</ref>,  die Gestaltung der [[Liturgische Kleidung|liturgischen Gewänder]], Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können in theologischer Weise (im [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]) verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung, welcher die Glaubens- uns Sittenlehre ist, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.
  
In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als Hauptquelle stützen ("sola scriptura"), steht die Katholische Kirche sozusagen auf zwei Standbeinen: die Tradition und die [[Heilige Schrif]]t. Die Geschichte des Protestantismus zeigt das Fortschreiten von einem Irrtum zum Andern. Seine Erhebung gegenüber dem Papsttum führte ihn zum Verwerfen des Messopfers und vieler Gnadenmittel der Kirche. Diese Erfahrung zeigt, das das Fehlen der Traditon - zusammen mit dem Fehlen des allgemein verbindlichen Lehramtes - zur völligen Zersplitterung in unzählige Glaubensrichtungen und Gemeinschaften führt. In den ökumenischen Bestrebungen wird diese Zersplitterung zu überwinden versucht.
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Selbstverständlich existieren "Traditionen" auch in den christlichen [[Konfession]]en, die "der Tradition" keinen normativen Charakter zubilligen. "Evangelische Gemeinschaften der [[Reformation]]" bestehen ''de facto'' fast "nur" aus [[Volksfrömmigkeit]]. Der [[Protestantismus]] hat jedoch die fast unbeschränkte Pluralität der Traditionen zu einem Reichtum der Christenheit deklariert, z.B. in den [[USA]].
  
== Unterscheidung des Gebrauchs des Wortes Tradition ==
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== Literatur ==
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* [[Eduard Kamenicky]]: Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt (40 Seiten).
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* [[Max Ziegelbauer]]: Angst vor der Tradition? Die [[Heilige Messe]] und die [[Kirche]] von heute, [[Fe-Medienverlag]] (80 Seiten; ISBN 978-3-939684-24-4).
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* Heim, Walter und Thomas Perler: Christliches Brauchtum gestern und heute [[Kanisius Verlag]] Freiburg/Schweiz 1985 (96 Seiten; ISBN 9783857641916).
  
In der Kirche gibt es auch vieles an äußeren Gebräuchen überliefert, so wie z.B. die Gestaltung der liturgischen Gewänder, Ordensgeänder oder Kirchenbauten. Diese Äußerlichkeiten können im Heiligen Geist verändert werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung, welcher die Glauubens- uns Sittenlehre ist.  
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== Weblinks ==
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* [http://www.katholisches.info/?p=8877 Tradition weckt Priesterberufungen – Alter Ritus als Quelle der Erneuerung]
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*[http://www.kath-info.de/traditionn.html P. Engelbert Recktenwald Tradition und Lehramt] auf [[Kath-info]]
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*[http://www.summorum-pontificum.de/themen/2-vatikanum/102-tradition-welche-tradition.html Tradition? Welche Tradition?] Von Clemens Victor Oldendorf am 23. Juli 2012 bei www.summorum-pontificum.de
  
== Lieratur ==
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== Anmerkungen ==
Eduard, Kaminicky, Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt (40 Seiten).
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<references />
  
 
[[Kategorie:Kirche]]
 
[[Kategorie:Kirche]]

Version vom 2. August 2014, 09:57 Uhr

Tradition wird auch mündliche Überlieferung genannt. Sie umfasst nach dem Konzil von Trient die ungeschriebenen Überlieferungen, welche die Apostel aus dem Munde Christi selbst oder unter Eingebung des Heiligen Geistes empfangen und gleichsam von Hand zu Hand weitergegeben haben, bis sie, auf Grund der ununterbrochenen Nachfolger in der Katholischen Kirche (Papst) unversehrt auf uns gekommen sind. Die Tradition ist eine Quelle der göttlichen Offenbarung.

Aus der Definition des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit dieselben Wahrheiten wenigstens Einschlussweise auch in der Heiligen Schrift enthalten sind, nicht entschieden.

Die Tradition ist das Lebenselixier der Kirche, die konservativ ist. Das bedeutet, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen muss.<ref>vgl. Es ging mir darum, Christus berührbar zu machen! Joachim Kardinal Meisner zieht positive Bilanz seiner Zeit in Köln. Kath.net am 7. März 2014</ref>

Von der Wortbedeutung her ist Tradition abgeleitet vom lateinischen Wort tradere das bedeutet trans dare , also hindurch-reichen. Wir verstehen darunter (im katholischen Wortsinn) die (unverfälschte) Weitergabe des Glaubens durch die Jahrhunderte.

Ursprung und Geschichte der Tradition

Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im Alten Testament: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher.

Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der Heiligen Schrift, wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnrt. Das so entstande Werk des Talmud - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der Kirchenväter aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition.

Im Neuen Bund überlieferten die Apostel die Lehre über Jesus Christus, sowohl mündlich als auch in den Schriften des Neuen Testaments, den Evangelien, den Briefen und der Apokalypse. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im Weihesakrament aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen - also jedes lebendige Glied am mystischen Leibe Christi, gehört zur Tradition. Es folgen vor allem die Apostolischen Väter, welche in die Schule der Apostel gegangen sind. Ebenso die Päpste, Bischöfe, Kirchenväter und Kirchenlehrer.

In Dankbarkeit gedenken wir nicht nur der Märtyrer, die durch das Opfer ihres Lebens für die Weitergabe des Glaubens wirkten, sondern auch der Menschen, denen wir ganz persönlich unsern Glauben zu verdanken haben: Eltern, Religionslehrer, Priester, Ordenspersonen oder Freunde. Auch diese, sind ein wichtiger Teil der Tradition.

Die mündliche Tradition und die schriftliche in der Bibel

„Die heilige Tradition, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche … sind miteinander dermaßen verbunden und einander gegenseitig verpflichtet, dass keine dieser Realitäten ohne die anderen fortbesteht und alle zugleich, jede auf ihre Art, unter dem Einwirken des Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen”.<ref> Konstitution Dei Verbum, Nr. 10 [Augustinus, De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; CSEL 80, 95.].</ref>

In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als Hauptquelle stützen ("sola scriptura"), steht die Katholische Kirche sozusagen auf zwei Standbeinen: die mündliche Tradition und die Heilige Schrift. Die Geschichte des Protestantismus zeigt das Fortschreiten von einem Irrtum zum Andern. Seine Erhebung gegenüber dem Papsttum führte ihn zum Verwerfen des Messopfers und vieler Gnadenmittel der Kirche. Diese Erfahrung zeigt, dass das Fehlen der Traditon - zusammen mit dem Fehlen des allgemein verbindlichen Lehramtes - zur völligen Zersplitterung in unzählige Glaubensrichtungen und Gemeinschaften führt. In den ökumenischen Bestrebungen wird diese Zersplitterung zu überwinden versucht.

Die Aufgabe der Päpste bezüglich der Tradition ist es "die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen Geistes gewissenhaft zu hüten und getreu auszulegen." Sie haben nicht die Aufgabe neuartige Lehren zu verkünden.<ref>vgl. Pius IX., Erstes Vatikanisches Konzil , Dogmatische Konstitution Pastor aeternus über die Kirche Christi – Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes vom 18. Juli 1870, Nr. 17.</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der schriftlichen und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der Papst wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Tradition |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 13{{#if:52|,52}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

Papst Paul VI. zur Tradition

Papst Paul VI. erklärte: "Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewußtsein haben und in uns die Haltung einer Treue ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des mystischen Leibes Christi hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der Gewissenlosigkeit des Revolutionsgeistes, wie er für so viele Menschen unserer Zeit bezeidchend ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem Lehramt mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: Ingo Dollinger, Klarheit und Wahrheit S. 38-39: vom 14. Juli 1976.</ref><ref>Das Verständnis von Tradition Papst Pauls VI. enthält auch der Brief: Cum te an unseren Bruder im Bischofsamt Marcel Lefebvre, Alterzbischof-Bischof von Tulle vom 11. Oktober 1976.</ref>

Überlieferte Riten, Volksfrömmigkeit, Gebräuche

Ein relative Pluralität von "Traditionen" akzeptiert auch die Katholische Kirche, z.B. diverse liturgische Riten, verschiedene theologische Schulen, unterschiedlichste geistliche Gemeinschaften, jedoch wird im Zweifel der Vorzug der Einheit im Glauben und in der Hierarchie zuerkannt.

Papst Pius XII. sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die Liturgie der Kirche ... "kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im Gebrauch der Volkssprache, im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache Vous Nous avez vom 23. September 1956</ref>, die Gestaltung der liturgischen Gewänder, Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können in theologischer Weise (im Heiligen Geist) verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung, welcher die Glaubens- uns Sittenlehre ist, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.

Selbstverständlich existieren "Traditionen" auch in den christlichen Konfessionen, die "der Tradition" keinen normativen Charakter zubilligen. "Evangelische Gemeinschaften der Reformation" bestehen de facto fast "nur" aus Volksfrömmigkeit. Der Protestantismus hat jedoch die fast unbeschränkte Pluralität der Traditionen zu einem Reichtum der Christenheit deklariert, z.B. in den USA.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

<references />