Thomas von Aquin: Unterschied zwischen den Versionen

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Der heilige '''Thomas von Aquin''' (* [[1224]], † [[7. März]] [[1274]] in Fossanova) war [[Dominikaner]] und der herausragendste [[Philosoph]] und [[Theologe]] des [[Mittelalter]]s. Er ist auch als ''Doctor angelicus'' (engelgleicher Lehrer) oder ''der Aquinate'' bekannt.
  
Der heilige '''Thomas von Aquin''' (*[[1224]], [[7. März]] [[1274]] in Fossanova) war [[Dominikaner]] und war der herausragendste [[Philosoph]] und [[Theologe]] des [[Mittelalter]]s.
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''Thomas ist unter allen Heiligen der Gelehrteste und unter allen Gelehrten der Heiligste'' (Kardinal Bessarion (1472).
  
"Thomas ist unter allen Heiligen der Gelehrteste und unter allen Gelehrten der Heiligste." (Kardinal Bessarion († 1472))
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Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche am 28. Januar (Übertragung der Gebeine), ein Gebotener Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender, in der evangelischen Kirche am 28. Januar im Kalender der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, am 8. März im Evangelischen Namenskalender der EKD und in der anglikanischen Kirche am 28. Januar.<ref>[http://www.heiligenlexikon.de/BiografienT/Thomas_von_Aquin.htm Thomas von Aquin im ökumenischen Heiligenlexikon]</ref>
  
 
== Biografie ==
 
== Biografie ==
 
 
=== Geburt, Kindheit und Jugend ===
 
=== Geburt, Kindheit und Jugend ===
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'''[[Datei:Thomas.von.Aquin3.jpg|miniatur|right| Heiliger Thomas von Aquin]]'''
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Bereits neun Monate vor der Geburt des Thomas soll, so berichtet Tocco in seiner Hagiographie, ein als heiligmäßig geltender Einsiedler zu Thomas' Mutter Theodora gesagt haben: ''Freue dich, Herrin, da du schwanger bist; du wirst einen Sohn gebären, den du Thomas nennen wirst. Er wird in seinem Wissen von solcher Berühmtheit und in seinem Leben von solcher Heiligkeit werden, dass man auf der Welt zu seiner Zeit niemanden wird finden können, der ihm ähnlich wäre.''
  
Bereits neun Monate vor der Geburt des Thomas soll, so berichtet Tocco in seiner Hagiographie, ein als heiligmäßig geltender Einsiedler zu Thomas' Mutter Theodora  gesagt haben: "Freue dich, Herrin, da du schwanger bist; du wirst einen Sohn gebären, den du Thomas nennen wirst. Er wird in seinem Wissen von solcher Berühmtheit und in seinem Leben von solcher Heiligkeit werden, dass man auf der Welt zu seiner Zeit niemanden wird finden können, der ihm ähnlich wäre."
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Thomas wurde im Winter 1224/1225 auf der Burg von Roccasecca (Latium) geboren. Seine Eltern Landulf von Aquino und Donna Theodora stammten aus dem einfachen Landadel. Thomas hatte noch acht Geschwister, drei Brüder und fünf Schwestern.  
  
Thomas wird im Winter 1224/1225 auf der Burg von Roccasecca (Latium) geboren. Seine Eltern Landulf von Aquino und Donna Theodora stammten aus dem einfachen Landadel. Thomas hatte noch acht Geschwister, drei Brüder und fünf Schwestern.
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Von ca. 1230 bis 1239 war er Oblate in der Benediktinerabtei [[Montecassino]]. 1239 begann er das Studium der freien Künste an der Universität von Neapel. 1244 trat er zum Entsetzen seiner Familie dem Dominikanerorden bei. 1244-1245 wurde Thomas von seiner Familie entführt und in Roaccasecca gefangengehalten; 1245 erfolgte aber die Freilassung, und Thomas kehrte im Herbst in seinen Orden zurück.
 
 
Von ca. 1230 bis 1239 war er Oblate in der Benediktinerabtei [[Montecassino]].  
 
1239 begann er das Studium der freien Künste an der Universität von Neapel.  
 
1244 trat er zum Entsetzen seiner Familie dem Dominikanerorden bei.  
 
1244-1245 wurde Thomas von der Familie entführt und in Roaccasecca gefangengehalten.
 
1245 erfolgte aber die Freilassung, und Thomas kehrte im Herbst in seinen Orden zurück.
 
  
 
=== Studienbeginn, Priesterweihe und Parisaufenthalt ===
 
=== Studienbeginn, Priesterweihe und Parisaufenthalt ===
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Er ging nach Paris und studierte [[Philosophie]]. Dort gehörte [[Albertus Magnus]] zu seinen Lehrern. 1248-1252 studierte er in Köln und wurde Assistent bei Albert dem Großen. Die Priesterweihe erfolgte 1252.
  
Er geht nach Paris und studiert [[Philosophie]]. Dort ist sein Lehrer [[Albertus Magnus]].
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1252-1256 verfasste er die Schriften ''De ente et essentia'' und ''De principiis naturae''. Zwischen 1256 und 1259 absolvierte er in Paris den Magister in Theologie und verfasst die Schriften ''De veritate'', ''Quodlibet VII-XI'' und einen Kommentar zu [[Boethius]]' Werk ''De Trinitate''.
1248-1252 studiert er in Köln und wird Assistent bei Albert dem Großen.
 
1252 erfolgt die Priesterweihe.
 
1252-1256 verfasst er die Schriften De ente et essenia und De principiis naturae
 
Zwischen 1256-1259 absolviert er in Paris den Magister in Theologie und verfasst die Schriften De veritate, Quodlibet VII-XI, Super Boetium De Trinitate
 
  
 
=== Rückkehr nach Italien ===
 
=== Rückkehr nach Italien ===
 
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1259 kehrte er nach Italien zurück. Zwischen 1259 und 1261 begann er die Arbeit an der ''[[Summa contra Gentiles]]''. Im Zeitraum von 1261 bis 1265 wurde er Lektor in Orvieto und stellte die ''Summa contra Gentiles'' fertig. Außerdem begann er mit der ''[[Catena aurea]]''. Im Zeitraum zwischen 1265 und 1268 begann er mit der Arbeit an der berühmten ''[[Summa theologiae]]'' und an den Werken ''De potentia'', ''De anima'' und dem ''Compedium theologiae''.
1259 kehrt er nach Italien zurück.
 
Zwischen 1259 und 1261 beginnt er die Arbeit an der [[Summa contra Gentiles]].
 
Im Zeitraum 1261 bis 1265 wird er Lektor in Orvieto und stellt die Summa contra Gentiles fertig. Außerdem beginnt er mit der [[Catena aurea]].
 
Im Zeitraum zwischen 1265 und 1268 beginnt er mit der Arbeit an der berühmten [[Summa theologiae]] und an den Werken De potentia, De anima und dem Compedium theologiae.
 
  
 
=== Weiterer Aufenthalt in Paris und Rückkehr nach Neapel ===
 
=== Weiterer Aufenthalt in Paris und Rückkehr nach Neapel ===
 
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1268-1272 erfolgte der zweite Lehraufenthalt in Paris. Dort setzte er seine Arbeiten an der ''Summa theologiae'' fort und verfasst Kommentare zu [[Aristoteles]] sowie dem [[Matthäus]]- und [[Johannesevangelium]]. Außerdem entstanden die Schriften ''De malo'', ''De unitate intellectus'',  ''De aeternitate mundi'' und ''Quodlibet I-IV''. 1272 kehrte er nach Neapel zurück und schrieb weiter an der ''Summa theologiae''. Außerdem verfasste er Kommentare zu den [[Psalm]]en und zum [[Römerbrief]].
1268-1272 erfolgt der zweite Lehraufenthalt in Paris. Dort setzt er seine Arbeiten an der Summa theologiae fort und verfasst Kommentare zu [[Aristoteles]] sowie dem [[Matthäus]]- und [[Johannesevangelium]]. Außerdem entstehen die Schriften De malo, De unitate intellectus; De aeternitate mundi und Quodlibet I-IV.
 
1272 kehrt er nach Neapel zurück und schreibt weiter an der Summa theologiae. Außerdem verfasst er Kommentare zu den Psalmen und zum Römerbrief.
 
  
 
=== Das Schweigen des Thomas ===
 
=== Das Schweigen des Thomas ===
 
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Ab 6. Dezember 1273 begann das "Schweigen des Thomas". Bartholomäus von Capua berichtet darüber: "Als Bruder Thomas die heilige Messe in der Kapelle des hl. Nikolaus feierte, ergriff ihn eine erstaunliche Veränderung. Nach seiner Messe hat er nicht mehr geschrieben, noch irgendetwas diktiert, vielmehr das Schreibgerät bei der Tertia seiner Theologischen Summe, beim Traktat über die Buße, weggelegt." Auf die Frage eines Bruders, warum er nichts mehr schreiben wolle, meinte Thomas: "Ich kann nicht mehr, denn alles, was ich geschrieben habe, scheint mir wie Stroh zu sein im Vergleich mit dem, was ich gesehen habe und was mir offenbart worden ist." Umstritten ist in der Sekundärliteratur nach wie vor, ob es sich bei dem überlieferten Ereignis mehr um eine Krankheit oder um ein mystisches Erlebnis handelt. Freilich wissen wir seit etwa 100 Jahren sicher, dass Thomas nach dem 6. Dezember 1273 sein Schweigen noch einmal gebrochen hat, um an den Abt von Montecassino einen Brief zu verfassen.
Ab 6. Dezember 1273 beginnt das "Schweigen des Thomas". Bartholomäus von Capua berichtet darüber: "Als Bruder Thomas die heilige Messe in der Kapelle des hl. Nikolaus feierte, ergriff ihn eine erstaunliche Veränderung. Nach seiner Messe hat er nicht mehr geschrieben, noch irgendetwas diktiert, vielmehr das Schreibgerät bei der Tertia seiner Theologischen Summe, beim Traktat über die Buße, weggelegt." Auf die Frage eines Bruders, warum er nichts mehr schreiben wolle, meinte Thomas: "Ich kann nicht mehr, denn alles, was ich geschrieben habe, scheint mir wie Stroh zu sein im Vergleich mit dem, was ich gesehen habe und was mir offenbart worden ist." Umstritten ist in der Sekundärliteratur nach wie vor, ob es sich bei dem überlieferten Ereignis mehr um eine Krankheit oder um ein mystisches Erlebnis handelt. Freilich wissen wir seit etwa 100 Jahren sicher, dass Thomas nach dem 6.12.1273 sein Schweigen noch einmal gebrochen hat, um an den Abt von Montecassino einen Brief zu verfassen.
 
  
 
=== Der Tod eines großen Heiligen ===
 
=== Der Tod eines großen Heiligen ===
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Am 4. oder 5. März 1274 spürte Thomas, dass es zu Ende ging, und verlangte die Sterbesakramente. Er empfing die [[Krankensalbung]], und nach dem Empfang der Sterbekommunion betete Thomas: ''"Ich empfange dich als [[Wegzehrung]] für meine Pilgerfahrt; aus [[Liebe]] zu dir habe ich studiert, gewacht und mich gemüht. Dich habe ich gepredigt und gelehrt. Gegen dich habe ich niemals etwas gesagt; sollte ich aber etwas gesagt haben, so habe ich es unwissend gesagt, und ich beharre nicht hartnäckig auf meiner Meinung, sondern wenn ich über dieses Sakrament oder über anderes schlecht geredet habe, so überlasse ich es ganz der Verbesserung durch die [[Kirche|heilige römische Kirche]], in deren [[Gehorsam]] ich nun aus diesem Leben scheide."''
  
Am 4. oder 5. März 1274 spürt Thomas, dass es zu Ende geht, und verlangt die Sterbesakramente. Danach bekommt er die [[Krankensalbung|Letzte Ölung]]. Nach dem letzten Empfang der Hl. [[Eucharistie]] betete Thomas: ''"Ich empfange dich als Wegzehrung für meine Pilgerfahrt; aus [[Liebe]] zu dir habe ich studiert, gewacht und mich gemüht. Dich habe ich gepredigt und gelehrt. Gegen dich habe ich niemals etwas gesagt; sollte ich aber etwas gesagt haben, so habe ich es unwissend gesagt, und ich beharre nicht hartnäckig auf meiner Meinung, sondern wenn ich über dieses Sakrament oder über anderes schlecht geredet habe, so überlasse ich es ganz der Verbesserung durch die [[Kirche|heilige römische Kirche]], in deren [[Gehorsam]] ich nun aus diesem Leben scheide."''
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Auf der Reise zum Konzil in Lyon starbt Thomas am Morgen des 7. März 1274 in den Armen seines Gefährten Reginald in der [[Zisterzienser]]abtei Fossanova. Seine Gebeine wurden am 28. Januar 1369 in die Dominikanerkirche ''Les Jacobins'' in Toulouse übertragen. Dort werden sie seit 1974 wieder verehrt, nachdem sie ab 1792 in ''St. Sernin'' geruht hatten. Der 28. Januar ist wegen der Übertragung der Gebeine auch das Fest des Hl. Thomas im [[Verlegte Heiligenfeste der Liturgiereform 1970|Römisc hen Generalkalender von 1970]].
 
 
Auf der Reise zum Konzil in Lyon stirbt Thomas nach dem Empfang der Heiligsten Eucharistie am Morgen des 7. März 1274 in den Armen seines Gefährten Reginald in der Zisterzienserabtei Fossanova. Seine Gebeine wurden am 28. Januar 1369 in die Kirche ''Les Jacobins'' (= Dominikanerkirche) in Toulouse übertragen; dort werden sie seit 1974 wieder verehrt. (Seit 1792 ruhten sie in ''St. Sernin''.) Der 28. Januar ist wegen der Übertragung der Gebeine auch das Fest des Hl. Thomas im [[Verlegte Heiligenfeste der Liturgiereform 1970|Kalender von 1970]].
 
  
 
=== Heiligsprechung ===
 
=== Heiligsprechung ===
 
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Am 18. Juli 1323 sprach ihn [[Johannes XXII.]] heilig, und [[Pius V.]] ernannte ihn am 25. April 1567 zum [[Kirchenlehrer]].  
Am 18. Juli 1323 sprach ihn [[Johannes XXII.]] heilig und [[Pius V.]] ernannte ihn am 25. April 1567 zum [[Kirchenlehrer]].  
 
  
 
== Die Philosophie des Thomas ==
 
== Die Philosophie des Thomas ==
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'''[[Datei:Thomas von Aquin.JPG|miniatur|right|Heiliger Thomas von Aquin]]'''
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Er gilt als entscheidender Denker der [[Scholastik]]; 1879 wurde seine Philosophie von Papst Leo XIII. in der Enzyklika ''Aeterni Patris Unigenitus''<ref>[http://www.stjosef.at/dokumente/aeterni_patris.htm Aeterni Patris Unigenitus]</ref> zur "offiziellen Philosophie" der katholischen Kirche erklärt. Das Lehramt der Kirche hat seither immer wieder die einzigartige Autorität des Aquinaten unterstrichen. So zuletzt das Zweite Vatikanische Konzil, das als erstes Konzil Thomas ausdrücklich nennt und seine Lehre empfiehlt, dann wiederum Paul VI. (in ''Lumen ecclesiae'') und Johannes Paul II. in ''Fides et ratio''.<ref>[http://www.stjosef.at/dokumente/fides_et_ratio.htm  ''Fides et ratio'']</ref>
  
Er gilt als entscheidender Denker der [[Scholastik]]; 1879 wurde seine Philosophie von Papst Leo XIII. in der Enzyklika [http://www.stjosef.at/dokumente/aeterni_patris.htm Aeterni Patris Unigenitus] zur »offiziellen Philosophie« der katholischen Kirche erklärt. Das Lehramt der Kirche hat seither immer wieder die einzigartige Autorität des Aquinaten unterstrichen. So zuletzt das Zweite Vatikanische Konzil, das als erstes Konzil Thomas ausdrücklich nennt und seine Lehre empfiehlt, dann wiederum Paul VI (in ''Lumen ecclesiae'')und Johannes Paul II ([http://www.stjosef.at/dokumente/fides_et_ratio.htm Fides et ratio]).
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Seine Philosophie orientiert sich stark an seinem antiken Vorgänger [[Aristoteles]], geht aber weit über diesen hinaus, indem sie ihn mit wichtigen Einsichten des Plato (Partizipationslehre) zur Synthese führt. So entsteht eine ganz neue Philosophie, die zwar aus dem reichen Schatz der ''[[philosophia perennis]]'' (lat. "immerwährende Philosophie" oder "ewiggültige Philosophie") schöpft, aber doch mit einem neuen Seinsbegriff (als ''actualitas omnium actuum'' sowie ''perfectio omnium perfectionum'', Zitat: ''"esse est actualitas omnium actuum, et propter hoc est perfectio omnium perfectionum"'', also ''"Das Sein ist die Wirklichkeit von allem Wirken und deshalb die Vollkommenheit aller Vollkommenheiten"'',<ref>[http://www.corpusthomisticum.org/qdp7.html#60120 De Pot. q.7 a.2 ad 9]</ref> einen völlig neuen Denkansatz schafft, der aufs höchste mit der Offenbarung korreliert. Neben dem neuen Seinsbegriff, der für die geschaffene Wirklichkeit eine reale Unterscheidung von Sein und Wesenheit, von Seinswirklichkeit (Akt) und Seinsmöglichkeit (Potenz), postuliert, ist eine seiner Haupterkenntnisse die sogenannte [[Analogia entis]] (lat. "Ähnlichkeit des Seienden"). Diese besagt, dass das Sein unterschiedliche Bedeutungen hat, je nachdem auf welches Ding es sich bezieht.  
 
 
Seine Philosophie orientiert sich stark an seinem antiken Vorgänger [[Aristoteles]], geht aber weit über diesen hinaus, indem sie ihn mit wichtigen Einsichten des Plato (Partizipationslehre) zur Synthese führt. So entsteht eine ganz neue Philosophie, die zwar aus dem reichen Schatz der philosophia perennis (lat. "immerwährende Philosophie" oder "ewiggültige Philosophie") schöpft, aber doch mit einem neuen Seinsbegriff (als ''actualitas omnium actuum'' sowie ''perfectio omnium perfectionum'', Zitat: ''"esse est actualitas omnium actuum, et propter hoc est perfectio omnium perfectionum"'', also ''"Das Sein ist die Wirklichkeit von allem Wirken und deshalb die Vollkommenheit aller Vollkommenheiten"'', [http://www.corpusthomisticum.org/qdp7.html#60120 De Pot. q.7 a.2 ad 9]) einen völlig neuen Denkansatz schafft, der aufs höchste mit der Offenbarung korreliert. Neben dem neuen Seinsbegriff, der für die geschaffene Wirklichkeit eine reale Unterscheidung von Sein und Wesenheit, von Seinswirklichkeit (Akt) und Seinsmöglichkeit (Potenz), postuliert, ist eine seiner Haupterkenntnisse die sogenannte Analogia entis (lat. "Ähnlichkeit des Seienden"). Diese besagt, dass das Sein unterschiedliche Bedeutungen hat, je nachdem auf welches Ding es sich bezieht.  
 
  
 
In seiner [[Ethik]] verbindet Thomas von Aquin die Werte [[Aristoteles]] und des Kirchenvaters [[Augustinus von Hippo|Augustinus]]. Tugend definiert er dementsprechend als ein rechtes Maß bzw. dem Ausgleich zu vernunftswidrigen Taten. Ethisches Verhalten entspricht also dem vernünftigen Verhalten und damit dem Einhalten des göttlichen Gesetzes. Dennoch ist seine Ethik keine rein natürliche Ethik (wenn sich eine solche auch aus seinem theologischen Werk erschließen lässt). Vielmehr vertritt Thomas - auch darin für seine Zeit originell - die These, dass nicht nur die drei göttlichen Tugenden, sondern auch die Kardinaltugenden "eingegossene Tugenden" sind, d.h. wir empfangen sie geschenkweise, aus Gnade von Gott selbst. Denn: ''"Keiner wäre besser, würde er nicht mehr von Gott geliebt."''
 
In seiner [[Ethik]] verbindet Thomas von Aquin die Werte [[Aristoteles]] und des Kirchenvaters [[Augustinus von Hippo|Augustinus]]. Tugend definiert er dementsprechend als ein rechtes Maß bzw. dem Ausgleich zu vernunftswidrigen Taten. Ethisches Verhalten entspricht also dem vernünftigen Verhalten und damit dem Einhalten des göttlichen Gesetzes. Dennoch ist seine Ethik keine rein natürliche Ethik (wenn sich eine solche auch aus seinem theologischen Werk erschließen lässt). Vielmehr vertritt Thomas - auch darin für seine Zeit originell - die These, dass nicht nur die drei göttlichen Tugenden, sondern auch die Kardinaltugenden "eingegossene Tugenden" sind, d.h. wir empfangen sie geschenkweise, aus Gnade von Gott selbst. Denn: ''"Keiner wäre besser, würde er nicht mehr von Gott geliebt."''
  
 
== Die Theologie des Thomas ==
 
== Die Theologie des Thomas ==
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[[Datei:Thomas.von.Aquin2.jpg|miniatur|right|Mittelalterliche Manuskriptseite aus der "Summa Theologica"]]
 
'''siehe auch:''' [[Theodizee|Natürliche Theologie]]
 
'''siehe auch:''' [[Theodizee|Natürliche Theologie]]
  
 
== Werke ==
 
== Werke ==
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[[Datei:Thomas.von.Aquin.jpg|miniatur|right|Werke des tiefgründigen Denkers]]
 
[[Corpus thomisticum]]
 
[[Corpus thomisticum]]
  
 
=== Hauptwerke ===
 
=== Hauptwerke ===
[[Image:Thomas.von.Aquin2.jpg|thumb|right| Mittelalterliche Manuskriptseite aus der "Summa Theologica"]]
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* ''[[Summa contra gentiles]]''
[[Image:Thomas.von.Aquin.jpg|thumb|right| Heiliger Thomas von Aquin]]
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* ''[[Summa theologica]]''
* [[Summa theologiae]]
 
*Summa contra gentiles
 
  
 
=== Werke über die Bibel ===
 
=== Werke über die Bibel ===
 
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* Hiob-Kommentar  
*Hiob-Kommentar  
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* Kommentar über die Psalmen (Psalm 1–51)  
*Kommentar über die Psalmen (Psalm 1–51)  
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* Kommentar über das Buch Jeremia
*Kommentar über das Buch Jeremia
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* Kommentar über Jesaja  
*Kommentar über Jesaja  
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* Kommentar über die Klageliedern Jeremias  
*Kommentar über die Klageliedern Jeremias  
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* Kommentar zu den vier Evangelien (''[[Catena aurea]]'')  
*Kommentar zu den vier Evangelien ([[Catena aurea]])  
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* Vorlesungen zu Matthäus und Johannes  
*Vorlesungen zu Matthäus und Johannes  
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* Vorlesungen zu den Briefen des Apostels Paulus  
*Vorlesungen zu den Briefen des Apostels Paulus  
 
  
 
=== Philosophie ===
 
=== Philosophie ===
 
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* Sentenzenkommentar  
*Sentenzenkommentar  
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* ''Quaestiones quodlibetales''
*Quaestiones quodlibetales  
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* ''Quaestiones disputatae''
*Quaestiones disputatae  
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* ''De veritate'' (Über die Wahrheit)
*Über die Wahrheit  
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* ''De ente et essentia'', Das Seiende und das Wesen<ref>Quelle: [http://www.e-text.org/text/Aquin,%20Thomas%20von%20-%20Das%20Seiende%20und%20das%20Wesen.pdf]</ref>
*Das Seiende und das Wesen (Quelle: [http://www.e-text.org/text/Aquin,%20Thomas%20von%20-%20Das%20Seiende%20und%20das%20Wesen.pdf])
 
  
 
=== Kommentare ===  
 
=== Kommentare ===  
 
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* Über die Schriften des [[Aristoteles]]:  
*Über die Schriften von Aristoteles:  
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** zur Metaphysik  
**zur Metaphysik  
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** zur Logik  
**zur Logik  
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** zur Ethik  
**zur Ethik  
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** zur Politik
**zur Politik
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** zur Physik  
**zur Physik  
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** zu ''De caelo et mundi''
**zu De caelo et mundi  
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** zu ''De generatione et corruptione''
**zu De generatione et corruptione  
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** zu ''Meteora''
**zu Meteora  
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** zu ''De anima''
**zu De anima  
+
** zu ''De sensu et sensato''
**zu De sensu et sensato  
 
 
   
 
   
*Zusätzliche Kommentare zu:  
+
* Zusätzliche Kommentare zu:  
**Dionysius Areopagita, De divinis nominibus  
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** [[Dionysius Areopagita]], ''De divinis nominibus''
**Liber de causis  
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** ''Liber de causis''
**Boethius, De trinitate  
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** [[Boethius]], ''De trinitate''
**Boethius, De hebdomadibus  
+
** Boethius, ''De hebdomadibus''
  
 
=== Diverse Schriften ===
 
=== Diverse Schriften ===
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* Über das Böse
 +
* Über Lüge und Irrtum
 +
* Über die Vollkommenheit des geistlichen Lebens
 +
* Über die Einheit des Intellekts gegen die Averoisten
 +
* Compendium theologiae
  
*Über das Böse
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=== Eucharistische Hymnen ===
*Über Lüge und Irrtum
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'''[[Datei:EUCHARISTIE.png|miniatur|]]'''
*Über die Vollkommenheit des geistlichen Lebens
+
Anlässlich der Einführung des Hochfestes [[Fronleichnam]] durch [[Papst]] [[Urban IV.]] 1264 verfasste Thomas von Aquin fünf [[Hymnus|Hymnen]] für Messfeier und dem [[Stundengebet]] des Festes. Sie sind seit [[Pius V.]] (1570) Bestandteil des [[Missale Romanum]]. In der [[Heiligen Messe]] ist in [[Konsekration|konsekrierten]] Gaben von Brot und Wein [[Christus]] wahrhaft und dauerhaft gegenwärtig ([[Realpräsenz]]). In seinen Hymnen beschreibt der hl. Thomas, wie man sich diesem Mysterium geistig nähern kann.
*Über die Einheit des Intellekts gegen die Averoisten
 
*Compendium theologiae
 
  
===Eucharistische Hymnen vom heiligen Thomas ===
+
* [[Adoro te devote]], "Gottheit, tief verborgen" (im [[Missale Romanum|Römischen Messbuch]])
 +
* [[Lauda Sion Salvatorem]] ([[Fronleichnam]]ssequenz - im [[Missale Romanum|Römischen Messbuch]])
 +
* [[Sacris solemniis]] (zur [[Matutin]])
 +
* [[Verbum supernum prodiens|Verbum supernum prodiens nec Patris]] ([[Laudes]])
 +
* [[Pange lingua]], "Preise, Zunge, das Geheimnis" (das [[Tantum ergo]] sind die beiden letzten Strophen davon) ([[Vesper]])
  
* [[Adoro te devote]], In [[Demut]] bet ich Dich verborgne Gottheit an (Gottheit tief verborgen - [[Gotteslob]] Nr. 545)
+
'''Rezeption in der Musik:'''
* [[Lauda Sion Salvatorem]] ([[Fronleichnam]]ssequenz)
+
* Charles Gounod (1818–1893), Chorsatz
* [[Pange lingua]], Preiset Lippen das Geheimnis ([[Tantum ergo]] ist eine Strophe davon)
+
* Alexandre Guilmant (1837–1911), Fuge für Orgel
* [[Verbum supernum prodiens]]
+
* Stanislaus Aenstood (1843–1903), Chorsatz
 +
* Heinrich Barthelmes (1909–1985), Chorsatz
 +
* Gaston Litaize (1909–1991), Chorsatz
 +
* [[Ludger Stühlmeyer]] (* 1961), ''Adoro te devote'' für Gesang-Solo, Flöte und Orgel
  
 
== Gedanken von Thomas ==
 
== Gedanken von Thomas ==
 
 
=== Über die Tugend ===
 
=== Über die Tugend ===
 
+
Tugend besagt eine gewisse Vollkommenheit des Vermögens. Eines jeden Dinges Vollkommenheit wird nun hauptsächlich im Hinblick auf das Ziel gesehen. Ziel des Vermögens aber ist der Akt. Darum heißt ein Vermögen vollkommen, insofern es die Bestimmungen auf seinen Akt erhalten hat. Es gibt nun gewisse Vermögen, die aus sich selbst auf ihre Akte hin bestimmt sind, z. B. die naturgeleiteten wirkmächtigen Vermögen. Und darum heißen derartige naturgeleitete Vermögen schon aus sich Tugenden [virtutes, hier = Kräften]. - Die vernunfthaften Vermögen jedoch, die dem Menschen eigen sind, sind nicht auf eines festgelegt, sondern verhalten sich vielem gegenüber noch unbestimmt. Sie werden aber durch Gehaben ([[habitus]]) auf die Akte hinbestimmt. Darum sind die menschlichen Tugenden Gehaben (Summa Theologiae, I-II 55,1).
Tugend besagt eine gewisse Vollkommenheit des Vermögens. Eines jeden Dinges Vollkommenheit wird nun hauptsächlich im Hinblick auf das Ziel gesehen. Ziel des Vermögens aber ist der Akt. Darum heißt ein Vermögen vollkommen, insofern es die Bestimmungen auf seinen Akt erhalten hat. Es gibt nun gewisse Vermögen, die aus sich selbst auf ihre Akte hin bestimmt sind, z. B. die naturgeleiteten wirkmächtigen Vermögen. Und darum heißen derartige naturgeleitete Vermögen schon aus sich Tugenden [virtutes, hier = Kräften]. - Die vernunfthaften Vermögen jedoch, die dem Menschen eigen sind, sind nicht auf eines festgelegt, sondern verhalten sich vielem gegenüber noch unbestimmt. Sie werden aber durch Gehaben (habitus) auf die Akte hinbestimmt. Darum sind die menschlichen Tugenden Gehaben. (Summa Theologiae, I-II 55,1)
 
  
 
=== Kirche und Heiliger Geist ===
 
=== Kirche und Heiliger Geist ===
 
 
"Kirche" bedeutet "Versammlung". Die heilige Kirche ist also die Versammlung der Gläubigen. Und jeder Christ ist wie ein Glied dieser Kirche. Diese heilige Kirche aber erfüllt vier Bedingungen:
 
"Kirche" bedeutet "Versammlung". Die heilige Kirche ist also die Versammlung der Gläubigen. Und jeder Christ ist wie ein Glied dieser Kirche. Diese heilige Kirche aber erfüllt vier Bedingungen:
  
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4.) '''Die Kirche steht fest'''. Ein Haus steht fest, wenn es gute Fundamente hat: das Fundament der Kirche ist Christus; das abhängige Fundament aber sind die Apostel und ihre Lehre. Daher wird die Kirche apostolisch genannt.
 
4.) '''Die Kirche steht fest'''. Ein Haus steht fest, wenn es gute Fundamente hat: das Fundament der Kirche ist Christus; das abhängige Fundament aber sind die Apostel und ihre Lehre. Daher wird die Kirche apostolisch genannt.
  
== Zitate von Thomas ==
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== "Gehet zu Thomas" ==
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* [[Pius XI.]] 1923: "Wie einst in Ägypten zur Zeit der Hungersnot das Losungswort ausgegeben wurde: Gehet zu Joseph! ({{B|Gen|41|55}}) er kann euch Brot geben, so, rufen Wir heute allen '''Wahrheitshungrigen zu: Gehet zu Thomas''', suchet bei ihm die Kraftnahrung der '''gesunden Lehre''', die er in reicher Fülle besitzt und die eure Seelen zu stärken vermag für das Leben! Er verfügt über einen reichen Vorrat an leicht zugänglicher Seelenspeise, wie es die eidlichen Aussagen des Heiligsprechungsprozesses bezeugen: „An der klaren und leichtfasslichen Lehre dieses '''Meisters''' haben sich eine ganze Reihe von glänzenden Magistern aus dem Welt- und Ordensklerus gebildet;  dank seiner übersichtlichen, lichtvollen und geschickten Methode ... wünschen auch Laien und mittelmäßig Gebildete seine Schriften zu besitzen“ ([[Studiorum ducem (Wortlaut)#Rüstzeug von höchster Aktualität|vgl.]])).
  
== Stimmen zu Thomas ==
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* [[Kongregation für das Katholische Bildungswesen]] 2011: ''Forschung und Lehre der [[Philosophie]] an einer kirchlichen Fakultät für Philosophie müssen sich auf das „[[Patrimonium philosophicum perenniter validum|immer gültige philosophische Erbe]]” stützen, wie es sich im Laufe der Geschichte, insbesondere im Werk des heiligen '''Thomas von Aquin''' entwickelt hat. Gleichzeitig soll die an einer kirchlichen Fakultät gelehrte Philosophie offen sein für die Ergebnisse, die neuere Forschungen erbracht haben und weiterhin erbringen. Es ist dabei wichtig, die weisheitliche und [[Metaphysik|metaphysische]] Dimension der Philosophie zu betonen.''<ref>[[Kongregation für das Katholische Bildungswesen]]: [[Dekret]] ''[[Ad operam]]'' zur [[Reform]] der kirchlichen Studien der [[Philosophie]] vom [[28. Januar]] [[2011]], [[Ad operam (Wortlaut)#Art. 59 (Zweck der kirchlichen Fakultäten für Philosophie)|Art. 59]].</ref> Und weiter oben: ''Sowohl für den Erwerb der intellektuellen „Habitus“ als auch für die ausgereifte Aufnahme des philosophischen Erbes gebührt der Philosophie des heiligen [[Thomas von Aquin]] eine herausragende Stellung.''<ref>[[Kongregation für das Katholische Bildungswesen]]: [[Dekret]] ''[[Ad operam]]'' zur [[Reform]] der kirchlichen Studien der [[Philosophie]] vom [[28. Januar]] [[2011]], [[Ad operam (Wortlaut)#IV. Die philosophische Ausbildung an den kirchlichen Hochschulen|Nr. 11-12]].</ref>
  
"Ich hatte dagegen eher Schwierigkeiten, den Zugang zu Thomas von Aquin zu finden, dessen kristallene Logik mir gar zu fest in sich geschlossen, zu unpersönlich und zu fertig erschien. Das mag auch daran gelegen haben, dass der Philosoph unserer Hochschule, Arnold Wilmsen, uns einen rigiden neuscholastischen Thomismus vortrug." (Joseph Ratzinger, Aus meinem Leben)
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* [[Benedikt XVI.]]: "Ich hatte dagegen eher Schwierigkeiten, den Zugang zu Thomas von Aquin zu finden, dessen '''kristallene [[Logik]]''' mir gar zu fest in sich geschlossen, zu unpersönlich und zu fertig erschien. Das mag auch daran gelegen haben, dass der Philosoph unserer Hochschule, Arnold Wilmsen, uns einen rigiden [[Neuscholastik|neuscholastischen]] [[Thomismus]] vortrug".<ref>[[Joseph Ratzinger]]: ''Aus meinem Leben : Erinnerungen ; (1927 - 1977)'', Dt. Verl.-Anst. Stuttgart 1998 (190 Seiten, ISBN 978-3-421-05123-3 Pp.).</ref>
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
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* Thomas von Aquin: Katechismus des hl. Thomas von Aquin oder Erklärung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, des Vaterunser, Ave Maria und der Zehn Gebote Gottes, [[Verlagsbuchhandlung Sabat]], Kulmbach 2016, ISBN 978-3-943506-30-3.
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* Thomas von Aquin: ''[[Summa theologica]]. Die deutsche Thomas-Ausgabe'', [[lateinisch]]-[[deutsch]], 2. Ergänzungsband: [[Marie-Dominique Chenu]]: Das Werk des Hl. Thomas von Aquin, Gemeinschaftsverlag 1960 (451 Seiten; [[Imprimatur]] Coloniae , die 31. Januarii 1960).
 
* [[Josef Pieper]] (Hrsg.): Sentenzen über Gott und die Welt, Einsiedeln 2000. ISBN 3-894112-81-6
 
* [[Josef Pieper]] (Hrsg.): Sentenzen über Gott und die Welt, Einsiedeln 2000. ISBN 3-894112-81-6
 
* Papst [[Paul VI.]] 20. November 1974, Brief an den Generalmeister des Predigerordens [[Lumen Ecclesiae]] über die Bedeutung des Hl. Thomas von Aquin
 
* Papst [[Paul VI.]] 20. November 1974, Brief an den Generalmeister des Predigerordens [[Lumen Ecclesiae]] über die Bedeutung des Hl. Thomas von Aquin
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* David Berger: ''Thomas von Aquins "Summa theologiae"''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004
 
* David Berger: ''Thomas von Aquins "Summa theologiae"''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004
 
* M. de Paillerets Thomas von Aquin [[Verlag Neue Stadt]] (ISBN 978-87996-327-0).
 
* M. de Paillerets Thomas von Aquin [[Verlag Neue Stadt]] (ISBN 978-87996-327-0).
* [[Gilbert Keith Chesterton]]: ''Der stumme Ochse. Über Thomas von Aquin''. [[Herder Verla]] u.a. 1960; Neuauflage enthalten in: ''Der Hl. Thomas von Aquin und der Hl. Franz von Assisi''. Nova et Vetera, 2003, ISBN 3-936741-15-8
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* [[Gilbert Keith Chesterton]]: ''Der stumme Ochse. Über Thomas von Aquin''. [[Herder Verlag]] u.a. 1960; Neuauflage enthalten in: ''Der Hl. Thomas von Aquin und der Hl. Franz von Assisi''. Nova et Vetera, 2003, ISBN 3-936741-15-8
 
* [[Josef Pieper]]: ''Thomas von Aquin – Leben und Werk''. 4. Aufl., [[Kösel Verlag]] München 1990, ISBN 3-46640-114-3  
 
* [[Josef Pieper]]: ''Thomas von Aquin – Leben und Werk''. 4. Aufl., [[Kösel Verlag]] München 1990, ISBN 3-46640-114-3  
 
* [[Hans Meyer]]: ''Thomas von Aquin. Sein System und seine geistesgeschichtliche Stellung''. [[Schöningh Verlag]] Paderborn 1961 (2. Aufl.).
 
* [[Hans Meyer]]: ''Thomas von Aquin. Sein System und seine geistesgeschichtliche Stellung''. [[Schöningh Verlag]] Paderborn 1961 (2. Aufl.).
 
* [[Markus Schulze]] SAC: ''Leibhaft und Unsterblich. Zur Schau der Seele in der Anthropologie und Theologie des Heiligen Thomas von Aquin''. Universitätsverlag, Freiburg 1992, ISBN 3-727807-89-X
 
* [[Markus Schulze]] SAC: ''Leibhaft und Unsterblich. Zur Schau der Seele in der Anthropologie und Theologie des Heiligen Thomas von Aquin''. Universitätsverlag, Freiburg 1992, ISBN 3-727807-89-X
* L. Bail: Die Theologie des heiligen Thomas von Aquin in Betrachtungen, Übersetzt von J.B. Kempf, komplett in 5 Bänden, I. Band: 1. Von den Eigenschaften [[Got]]tes, 2. Von der allerheiligsten [[Dreifaltigkeit]], 3. Von den [[Engel]]n, 4. Von dem Sechs-Tage-Werk, II. Band: 1. Von der [[Seligkeit]], 2. Von den menschlichen Werken, 3. Von den [[Gesetz]]en, 4. Von der [[Gnade]], III. Band: 1. Von den [[Tugend]]en im Allgemeinen, 2. Von den theologischen Tugenden, 3. Von den [[Kardinaltugend|Cardinaltugenden]], 4. Von dem Stande der [[Vollkommenheit]], IV. Band: 1. Von der [[Menschwerdung]], 2. Von der allerseligsten Jungfrau, V. Band: 1. Von den [[Sakrament|Sacramenten]], 2. Von der allgemeinen [[Auferstehung]], Kirchheim Verlag Mainz 1868-70 (8°, XXXVI+610, XVIII+551, XIII+619, XV+598 und XVI+570 Seiten).
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* L. Bail: Die Theologie des heiligen Thomas von Aquin in Betrachtungen, Übersetzt von J.B. Kempf, komplett in 5 Bänden, I. Band: 1. Von den Eigenschaften [[Gott]]es, 2. Von der allerheiligsten [[Dreifaltigkeit]], 3. Von den [[Engel]]n, 4. Von dem Sechs-Tage-Werk, II. Band: 1. Von der [[Seligkeit]], 2. Von den menschlichen Werken, 3. Von den [[Gesetz]]en, 4. Von der [[Gnade]], III. Band: 1. Von den [[Tugend]]en im Allgemeinen, 2. Von den theologischen Tugenden, 3. Von den [[Kardinaltugend|Cardinaltugenden]], 4. Von dem Stande der [[Vollkommenheit]], IV. Band: 1. Von der [[Menschwerdung]], 2. Von der allerseligsten Jungfrau, V. Band: 1. Von den [[Sakrament|Sacramenten]], 2. Von der allgemeinen [[Auferstehung]], Kirchheim Verlag Mainz 1868-70 (8°, XXXVI+610, XVIII+551, XIII+619, XV+598 und XVI+570 Seiten).
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* [[Martin Grabmann]]: Das Immerdauernde in der theologischen Methode des heiligen Thomas. Klerusblatt (Eichstätt) 1942, 374-377.
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== Weblinks ==
 
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* [http://www.thomasvonaquin.de ThomasvonAquin.de]
 
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* [http://www.naturaltheology.net/Supplementary/ChurchDocuments/t24Theses.html#1 Die 24 Hauptthesen der Philosophie des Thomas von Aquin, latein/englisch]
 
* [http://www.naturaltheology.net/Supplementary/ChurchDocuments/t24Theses.html#1 Die 24 Hauptthesen der Philosophie des Thomas von Aquin, latein/englisch]
 
* [http://www.home.duq.edu/~bonin/thomasbibliography.html Thomas Aquinas in english: A Bibliography] (umfangreiche Linksammlung, englisch)  
 
* [http://www.home.duq.edu/~bonin/thomasbibliography.html Thomas Aquinas in english: A Bibliography] (umfangreiche Linksammlung, englisch)  
*[http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/speeches/1965/documents/hf_p-vi_spe_19650910_san-tommaso_fr.html Papstansprache Thomistenkongress 1965] (frz.)
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* [http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/speeches/1965/documents/hf_p-vi_spe_19650910_san-tommaso_fr.html Papstansprache Thomistenkongress 1965] (frz.)
 
* [http://www.catena-aurea.de Catena Aurea]
 
* [http://www.catena-aurea.de Catena Aurea]
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* [http://herzmariae.blogspot.de/p/predigten-vom-hl-thomas.html Predigten vom Hl. Thomas von Aquin]
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Version vom 14. März 2020, 07:59 Uhr

Heiliger Thomas von Aquin

Der heilige Thomas von Aquin (* 1224, † 7. März 1274 in Fossanova) war Dominikaner und der herausragendste Philosoph und Theologe des Mittelalters. Er ist auch als Doctor angelicus (engelgleicher Lehrer) oder der Aquinate bekannt.

Thomas ist unter allen Heiligen der Gelehrteste und unter allen Gelehrten der Heiligste (Kardinal Bessarion († 1472).

Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche am 28. Januar (Übertragung der Gebeine), ein Gebotener Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender, in der evangelischen Kirche am 28. Januar im Kalender der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, am 8. März im Evangelischen Namenskalender der EKD und in der anglikanischen Kirche am 28. Januar.<ref>Thomas von Aquin im ökumenischen Heiligenlexikon</ref>

Biografie

Geburt, Kindheit und Jugend

Heiliger Thomas von Aquin

Bereits neun Monate vor der Geburt des Thomas soll, so berichtet Tocco in seiner Hagiographie, ein als heiligmäßig geltender Einsiedler zu Thomas' Mutter Theodora gesagt haben: Freue dich, Herrin, da du schwanger bist; du wirst einen Sohn gebären, den du Thomas nennen wirst. Er wird in seinem Wissen von solcher Berühmtheit und in seinem Leben von solcher Heiligkeit werden, dass man auf der Welt zu seiner Zeit niemanden wird finden können, der ihm ähnlich wäre.

Thomas wurde im Winter 1224/1225 auf der Burg von Roccasecca (Latium) geboren. Seine Eltern Landulf von Aquino und Donna Theodora stammten aus dem einfachen Landadel. Thomas hatte noch acht Geschwister, drei Brüder und fünf Schwestern.

Von ca. 1230 bis 1239 war er Oblate in der Benediktinerabtei Montecassino. 1239 begann er das Studium der freien Künste an der Universität von Neapel. 1244 trat er zum Entsetzen seiner Familie dem Dominikanerorden bei. 1244-1245 wurde Thomas von seiner Familie entführt und in Roaccasecca gefangengehalten; 1245 erfolgte aber die Freilassung, und Thomas kehrte im Herbst in seinen Orden zurück.

Studienbeginn, Priesterweihe und Parisaufenthalt

Er ging nach Paris und studierte Philosophie. Dort gehörte Albertus Magnus zu seinen Lehrern. 1248-1252 studierte er in Köln und wurde Assistent bei Albert dem Großen. Die Priesterweihe erfolgte 1252.

1252-1256 verfasste er die Schriften De ente et essentia und De principiis naturae. Zwischen 1256 und 1259 absolvierte er in Paris den Magister in Theologie und verfasst die Schriften De veritate, Quodlibet VII-XI und einen Kommentar zu Boethius' Werk De Trinitate.

Rückkehr nach Italien

1259 kehrte er nach Italien zurück. Zwischen 1259 und 1261 begann er die Arbeit an der Summa contra Gentiles. Im Zeitraum von 1261 bis 1265 wurde er Lektor in Orvieto und stellte die Summa contra Gentiles fertig. Außerdem begann er mit der Catena aurea. Im Zeitraum zwischen 1265 und 1268 begann er mit der Arbeit an der berühmten Summa theologiae und an den Werken De potentia, De anima und dem Compedium theologiae.

Weiterer Aufenthalt in Paris und Rückkehr nach Neapel

1268-1272 erfolgte der zweite Lehraufenthalt in Paris. Dort setzte er seine Arbeiten an der Summa theologiae fort und verfasst Kommentare zu Aristoteles sowie dem Matthäus- und Johannesevangelium. Außerdem entstanden die Schriften De malo, De unitate intellectus, De aeternitate mundi und Quodlibet I-IV. 1272 kehrte er nach Neapel zurück und schrieb weiter an der Summa theologiae. Außerdem verfasste er Kommentare zu den Psalmen und zum Römerbrief.

Das Schweigen des Thomas

Ab 6. Dezember 1273 begann das "Schweigen des Thomas". Bartholomäus von Capua berichtet darüber: "Als Bruder Thomas die heilige Messe in der Kapelle des hl. Nikolaus feierte, ergriff ihn eine erstaunliche Veränderung. Nach seiner Messe hat er nicht mehr geschrieben, noch irgendetwas diktiert, vielmehr das Schreibgerät bei der Tertia seiner Theologischen Summe, beim Traktat über die Buße, weggelegt." Auf die Frage eines Bruders, warum er nichts mehr schreiben wolle, meinte Thomas: "Ich kann nicht mehr, denn alles, was ich geschrieben habe, scheint mir wie Stroh zu sein im Vergleich mit dem, was ich gesehen habe und was mir offenbart worden ist." Umstritten ist in der Sekundärliteratur nach wie vor, ob es sich bei dem überlieferten Ereignis mehr um eine Krankheit oder um ein mystisches Erlebnis handelt. Freilich wissen wir seit etwa 100 Jahren sicher, dass Thomas nach dem 6. Dezember 1273 sein Schweigen noch einmal gebrochen hat, um an den Abt von Montecassino einen Brief zu verfassen.

Der Tod eines großen Heiligen

Am 4. oder 5. März 1274 spürte Thomas, dass es zu Ende ging, und verlangte die Sterbesakramente. Er empfing die Krankensalbung, und nach dem Empfang der Sterbekommunion betete Thomas: "Ich empfange dich als Wegzehrung für meine Pilgerfahrt; aus Liebe zu dir habe ich studiert, gewacht und mich gemüht. Dich habe ich gepredigt und gelehrt. Gegen dich habe ich niemals etwas gesagt; sollte ich aber etwas gesagt haben, so habe ich es unwissend gesagt, und ich beharre nicht hartnäckig auf meiner Meinung, sondern wenn ich über dieses Sakrament oder über anderes schlecht geredet habe, so überlasse ich es ganz der Verbesserung durch die heilige römische Kirche, in deren Gehorsam ich nun aus diesem Leben scheide."

Auf der Reise zum Konzil in Lyon starbt Thomas am Morgen des 7. März 1274 in den Armen seines Gefährten Reginald in der Zisterzienserabtei Fossanova. Seine Gebeine wurden am 28. Januar 1369 in die Dominikanerkirche Les Jacobins in Toulouse übertragen. Dort werden sie seit 1974 wieder verehrt, nachdem sie ab 1792 in St. Sernin geruht hatten. Der 28. Januar ist wegen der Übertragung der Gebeine auch das Fest des Hl. Thomas im Römisc hen Generalkalender von 1970.

Heiligsprechung

Am 18. Juli 1323 sprach ihn Johannes XXII. heilig, und Pius V. ernannte ihn am 25. April 1567 zum Kirchenlehrer.

Die Philosophie des Thomas

Heiliger Thomas von Aquin

Er gilt als entscheidender Denker der Scholastik; 1879 wurde seine Philosophie von Papst Leo XIII. in der Enzyklika Aeterni Patris Unigenitus<ref>Aeterni Patris Unigenitus</ref> zur "offiziellen Philosophie" der katholischen Kirche erklärt. Das Lehramt der Kirche hat seither immer wieder die einzigartige Autorität des Aquinaten unterstrichen. So zuletzt das Zweite Vatikanische Konzil, das als erstes Konzil Thomas ausdrücklich nennt und seine Lehre empfiehlt, dann wiederum Paul VI. (in Lumen ecclesiae) und Johannes Paul II. in Fides et ratio.<ref>Fides et ratio</ref>

Seine Philosophie orientiert sich stark an seinem antiken Vorgänger Aristoteles, geht aber weit über diesen hinaus, indem sie ihn mit wichtigen Einsichten des Plato (Partizipationslehre) zur Synthese führt. So entsteht eine ganz neue Philosophie, die zwar aus dem reichen Schatz der philosophia perennis (lat. "immerwährende Philosophie" oder "ewiggültige Philosophie") schöpft, aber doch mit einem neuen Seinsbegriff (als actualitas omnium actuum sowie perfectio omnium perfectionum, Zitat: "esse est actualitas omnium actuum, et propter hoc est perfectio omnium perfectionum", also "Das Sein ist die Wirklichkeit von allem Wirken und deshalb die Vollkommenheit aller Vollkommenheiten",<ref>De Pot. q.7 a.2 ad 9</ref> einen völlig neuen Denkansatz schafft, der aufs höchste mit der Offenbarung korreliert. Neben dem neuen Seinsbegriff, der für die geschaffene Wirklichkeit eine reale Unterscheidung von Sein und Wesenheit, von Seinswirklichkeit (Akt) und Seinsmöglichkeit (Potenz), postuliert, ist eine seiner Haupterkenntnisse die sogenannte Analogia entis (lat. "Ähnlichkeit des Seienden"). Diese besagt, dass das Sein unterschiedliche Bedeutungen hat, je nachdem auf welches Ding es sich bezieht.

In seiner Ethik verbindet Thomas von Aquin die Werte Aristoteles und des Kirchenvaters Augustinus. Tugend definiert er dementsprechend als ein rechtes Maß bzw. dem Ausgleich zu vernunftswidrigen Taten. Ethisches Verhalten entspricht also dem vernünftigen Verhalten und damit dem Einhalten des göttlichen Gesetzes. Dennoch ist seine Ethik keine rein natürliche Ethik (wenn sich eine solche auch aus seinem theologischen Werk erschließen lässt). Vielmehr vertritt Thomas - auch darin für seine Zeit originell - die These, dass nicht nur die drei göttlichen Tugenden, sondern auch die Kardinaltugenden "eingegossene Tugenden" sind, d.h. wir empfangen sie geschenkweise, aus Gnade von Gott selbst. Denn: "Keiner wäre besser, würde er nicht mehr von Gott geliebt."

Die Theologie des Thomas

Mittelalterliche Manuskriptseite aus der "Summa Theologica"

siehe auch: Natürliche Theologie

Werke

Werke des tiefgründigen Denkers

Corpus thomisticum

Hauptwerke

Werke über die Bibel

  • Hiob-Kommentar
  • Kommentar über die Psalmen (Psalm 1–51)
  • Kommentar über das Buch Jeremia
  • Kommentar über Jesaja
  • Kommentar über die Klageliedern Jeremias
  • Kommentar zu den vier Evangelien (Catena aurea)
  • Vorlesungen zu Matthäus und Johannes
  • Vorlesungen zu den Briefen des Apostels Paulus

Philosophie

  • Sentenzenkommentar
  • Quaestiones quodlibetales
  • Quaestiones disputatae
  • De veritate (Über die Wahrheit)
  • De ente et essentia, Das Seiende und das Wesen<ref>Quelle: [1]</ref>

Kommentare

  • Über die Schriften des Aristoteles:
    • zur Metaphysik
    • zur Logik
    • zur Ethik
    • zur Politik
    • zur Physik
    • zu De caelo et mundi
    • zu De generatione et corruptione
    • zu Meteora
    • zu De anima
    • zu De sensu et sensato

Diverse Schriften

  • Über das Böse
  • Über Lüge und Irrtum
  • Über die Vollkommenheit des geistlichen Lebens
  • Über die Einheit des Intellekts gegen die Averoisten
  • Compendium theologiae

Eucharistische Hymnen

EUCHARISTIE.png

Anlässlich der Einführung des Hochfestes Fronleichnam durch Papst Urban IV. 1264 verfasste Thomas von Aquin fünf Hymnen für Messfeier und dem Stundengebet des Festes. Sie sind seit Pius V. (1570) Bestandteil des Missale Romanum. In der Heiligen Messe ist in konsekrierten Gaben von Brot und Wein Christus wahrhaft und dauerhaft gegenwärtig (Realpräsenz). In seinen Hymnen beschreibt der hl. Thomas, wie man sich diesem Mysterium geistig nähern kann.

Rezeption in der Musik:

  • Charles Gounod (1818–1893), Chorsatz
  • Alexandre Guilmant (1837–1911), Fuge für Orgel
  • Stanislaus Aenstood (1843–1903), Chorsatz
  • Heinrich Barthelmes (1909–1985), Chorsatz
  • Gaston Litaize (1909–1991), Chorsatz
  • Ludger Stühlmeyer (* 1961), Adoro te devote für Gesang-Solo, Flöte und Orgel

Gedanken von Thomas

Über die Tugend

Tugend besagt eine gewisse Vollkommenheit des Vermögens. Eines jeden Dinges Vollkommenheit wird nun hauptsächlich im Hinblick auf das Ziel gesehen. Ziel des Vermögens aber ist der Akt. Darum heißt ein Vermögen vollkommen, insofern es die Bestimmungen auf seinen Akt erhalten hat. Es gibt nun gewisse Vermögen, die aus sich selbst auf ihre Akte hin bestimmt sind, z. B. die naturgeleiteten wirkmächtigen Vermögen. Und darum heißen derartige naturgeleitete Vermögen schon aus sich Tugenden [virtutes, hier = Kräften]. - Die vernunfthaften Vermögen jedoch, die dem Menschen eigen sind, sind nicht auf eines festgelegt, sondern verhalten sich vielem gegenüber noch unbestimmt. Sie werden aber durch Gehaben (habitus) auf die Akte hinbestimmt. Darum sind die menschlichen Tugenden Gehaben (Summa Theologiae, I-II 55,1).

Kirche und Heiliger Geist

"Kirche" bedeutet "Versammlung". Die heilige Kirche ist also die Versammlung der Gläubigen. Und jeder Christ ist wie ein Glied dieser Kirche. Diese heilige Kirche aber erfüllt vier Bedingungen:

1.) Die Kirche ist eine. Diese Einheit der Kirche hat drei Ursachen. Zunächst die Einheit des Glaubens; denn alle Christen, die zum Leibe der Kirche gehören, glauben dasselbe. Zum zweiten die Einheit der Hoffnung; denn alle stehen fest in der einen Hoffnung, das ewige Leben zu erlangen. Endlich die Einheit der Liebe; denn alle sind in der einen Liebe zu Gott und in gegenseitiger Liebe zueinander verbunden. Wenn diese Liebe echt ist, dann zeigt sie sich darin, dass die Glieder für einander besorgt sind und das Leid gemeinsam tragen.

2.) Die Kirche ist heilig. Die dieser Versammlung der Kirche angehörenden Gläubigen werden aber aus drei Quellen geheiligt. Zunächst durch die Taufe; denn wie man einen Kirchenraum vor der Weihe äußerlich säubert, so werden auch die Gläubigen im Blute Christi gewaschen. Zum zweiten durch eine Salbung, wie ein Kirchenraum gesalbt wird, so auch die Gläubigen durch eine geistliche Salbung, durch die sie geheiligt werden. Andernfalls wären sie keine "Christen", denn "Christus" bedeutet "Gesalbter". Endlich durch die Einwohnung des dreifaltigen Gottes, denn der Ort, wo Gott wohnt, ist heilig.

3.) Die Kirche ist katholisch, d.h. allgemein. Zunächst räumlich, denn sie ist auf der ganzen Welt ausgebreitet. Zum zweiten im Hinblick auf die Stände der Menschen; denn keiner ist ausgeschlossen, weder Herr noch Sklave, weder Mann noch Frau. Drittens zeitlich, denn die Kirche nahm ihren Anfang zur Zeit Abels und wird bestehen bis zum Ende der Welt.

4.) Die Kirche steht fest. Ein Haus steht fest, wenn es gute Fundamente hat: das Fundament der Kirche ist Christus; das abhängige Fundament aber sind die Apostel und ihre Lehre. Daher wird die Kirche apostolisch genannt.

"Gehet zu Thomas"

  • Pius XI. 1923: "Wie einst in Ägypten zur Zeit der Hungersnot das Losungswort ausgegeben wurde: Gehet zu Joseph! ({{#ifeq: Genesis | Thomas von Aquin |{{#if: Gen|Gen|Genesis}}|{{#if: Gen |Gen|Genesis}}}} 41{{#if:55|,55}} EU

| BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}) er kann euch Brot geben, so, rufen Wir heute allen Wahrheitshungrigen zu: Gehet zu Thomas, suchet bei ihm die Kraftnahrung der gesunden Lehre, die er in reicher Fülle besitzt und die eure Seelen zu stärken vermag für das Leben! Er verfügt über einen reichen Vorrat an leicht zugänglicher Seelenspeise, wie es die eidlichen Aussagen des Heiligsprechungsprozesses bezeugen: „An der klaren und leichtfasslichen Lehre dieses Meisters haben sich eine ganze Reihe von glänzenden Magistern aus dem Welt- und Ordensklerus gebildet; dank seiner übersichtlichen, lichtvollen und geschickten Methode ... wünschen auch Laien und mittelmäßig Gebildete seine Schriften zu besitzen“ (vgl.)).

  • Benedikt XVI.: "Ich hatte dagegen eher Schwierigkeiten, den Zugang zu Thomas von Aquin zu finden, dessen kristallene Logik mir gar zu fest in sich geschlossen, zu unpersönlich und zu fertig erschien. Das mag auch daran gelegen haben, dass der Philosoph unserer Hochschule, Arnold Wilmsen, uns einen rigiden neuscholastischen Thomismus vortrug".<ref>Joseph Ratzinger: Aus meinem Leben : Erinnerungen ; (1927 - 1977), Dt. Verl.-Anst. Stuttgart 1998 (190 Seiten, ISBN 978-3-421-05123-3 Pp.).</ref>

Literatur

  • Thomas von Aquin: Katechismus des hl. Thomas von Aquin oder Erklärung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, des Vaterunser, Ave Maria und der Zehn Gebote Gottes, Verlagsbuchhandlung Sabat, Kulmbach 2016, ISBN 978-3-943506-30-3.
  • Thomas von Aquin: Summa theologica. Die deutsche Thomas-Ausgabe, lateinisch-deutsch, 2. Ergänzungsband: Marie-Dominique Chenu: Das Werk des Hl. Thomas von Aquin, Gemeinschaftsverlag 1960 (451 Seiten; Imprimatur Coloniae , die 31. Januarii 1960).
  • Josef Pieper (Hrsg.): Sentenzen über Gott und die Welt, Einsiedeln 2000. ISBN 3-894112-81-6
  • Papst Paul VI. 20. November 1974, Brief an den Generalmeister des Predigerordens Lumen Ecclesiae über die Bedeutung des Hl. Thomas von Aquin
  • David Berger: Thomas von Aquin begegnen. Sankt Ulrich Verlag 2002, ISBN 3-929246-77-5
  • David Berger: Thomas von Aquins "Summa theologiae". Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004
  • M. de Paillerets Thomas von Aquin Verlag Neue Stadt (ISBN 978-87996-327-0).
  • Gilbert Keith Chesterton: Der stumme Ochse. Über Thomas von Aquin. Herder Verlag u.a. 1960; Neuauflage enthalten in: Der Hl. Thomas von Aquin und der Hl. Franz von Assisi. Nova et Vetera, 2003, ISBN 3-936741-15-8
  • Josef Pieper: Thomas von Aquin – Leben und Werk. 4. Aufl., Kösel Verlag München 1990, ISBN 3-46640-114-3
  • Hans Meyer: Thomas von Aquin. Sein System und seine geistesgeschichtliche Stellung. Schöningh Verlag Paderborn 1961 (2. Aufl.).
  • Markus Schulze SAC: Leibhaft und Unsterblich. Zur Schau der Seele in der Anthropologie und Theologie des Heiligen Thomas von Aquin. Universitätsverlag, Freiburg 1992, ISBN 3-727807-89-X
  • L. Bail: Die Theologie des heiligen Thomas von Aquin in Betrachtungen, Übersetzt von J.B. Kempf, komplett in 5 Bänden, I. Band: 1. Von den Eigenschaften Gottes, 2. Von der allerheiligsten Dreifaltigkeit, 3. Von den Engeln, 4. Von dem Sechs-Tage-Werk, II. Band: 1. Von der Seligkeit, 2. Von den menschlichen Werken, 3. Von den Gesetzen, 4. Von der Gnade, III. Band: 1. Von den Tugenden im Allgemeinen, 2. Von den theologischen Tugenden, 3. Von den Cardinaltugenden, 4. Von dem Stande der Vollkommenheit, IV. Band: 1. Von der Menschwerdung, 2. Von der allerseligsten Jungfrau, V. Band: 1. Von den Sacramenten, 2. Von der allgemeinen Auferstehung, Kirchheim Verlag Mainz 1868-70 (8°, XXXVI+610, XVIII+551, XIII+619, XV+598 und XVI+570 Seiten).
  • Martin Grabmann: Das Immerdauernde in der theologischen Methode des heiligen Thomas. Klerusblatt (Eichstätt) 1942, 374-377.

Thomismus#Päpstliche Schreiben

Weblinks

Anmerkungen

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