Theresa von Avila: Briefe

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Theresia von Jesus von Avila.JPG
Briefe
der Kirchenlehrerin Theresia von Avila

Quelle: Sämtliche Schriften der Heiligen Theresia von Jesus (in Fraktur). Neue deutsche Ausgabe übersetzt und bearbeitet nach der spanischen kritischen Ausgabe des P. Silverio de S. Teresa O.C.D. von P. Aloysius Alkhofer O. Carm. Disc.; Dritter Band 1936 (640 Seiten. Imprimatur Monachii, die 27. Septembris 1936 F. Buchwieser Vic. Gen.). Vierter Band 1939 (605 Seiten, Imprimatur Monachii, die 16. Maii 1939 F. Buchwieser Vic. Gen.). Die umfangreichen Anmerkungen wurden in der Kathpedia weggelassen.

Gesamtwerk:


Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Herausgebers

Die Briefsammlung der heiligen Theresia, wie sie uns in dieser Neuausgabe vorliegt, hat eine große Änderung erfahren. Was die Reihenfolge der einzelnen Bände der Gesamtausgabe betrifft, werden die Briefe nun an das »Leben« und die »Klosterstiftungen« angeschlossen, da sie ja in gewissem Sinn mit diesen beiden Werken ein gemeinsames Ganzes bilden, ihr Leben und ihre Reformtätigkeit ergänzen und vollenden. Bezüglich des Inhaltes der Briefe hat der Herausgeber der spanischen Ausgabe alle ihm zugänglichen Quellen erforscht und nach den vorhandenen Originalen, Kopien und Manuskripten den Text genau geprüft. Dabei wurden manche Textänderungen notwendig, die bisher unberücksichtigt blieben; verschiedene Briefe wurden als unecht aus der Sammlung entfernt, mehrere hinwiederum den Forschungsergebnissen entsprechend an anderer Stelle eingereiht und eine große Anzahl neugefundener Briefe beigegeben: So erscheint die Briefsammlung in einem ganz neuen Kleide und wirft durch die den einzelnen Briefen beigefügten Anmerkungen ein viel klareres Licht in die damalige Zeitgeschichte. Auch die deutsche Übersetzung hat diese Korrekturen und Änderungen sich zu eigen gemacht. Besonderer Dank gebührt meinem liehen Mitbruder, Pater Ambrosius von der heiligen Theresia, der auf mein Ersuchen hin bereitwilligst eine Einführung in die Briefe der heiligen Theresia schrieb, die der Neuübersetzung zur besseren Orientierung eingefügt wurde. So wage ich es, mit dieser Ausgabe vor die Öffentlichkeit zu treten in der Hoffnung, dem Orden und auch dem Leserkreis, der Interesse für unsere große Ordensheilige hat, in etwa gedient zu haben.

Regensburg, am Feste Mariä Empfängnis 1934
Der Herausgeber

Einführung in die Briefe der hl. Theresia

Wenn der Verlag Josef Kösel & Friedrich Pustet bei der vorliegenden Neuausgabe der Schriften der heiligen Theresia von Ávila entgegen der bisherigen Gepflogenheit dem »Leben« und dem »Buche der Klosterstiftungen« der Heiligen unmittelbar deren Briefsammlung folgen lässt, so will der Verlag damit nicht nur der großen Nachfrage des interessierten Lesepublikums nach den Briefen Rechnung tragen, sondern m. E. damit zum Ausdruck bringen, dass die Briefe der heiligen Theresia nur eine Weiterführung und Vertiefung der aus der Autobiographie und der Reformtätigkeit gewonnenen Kenntnisse über die Lebensumstände unserer Heiligen sind. In diesen Briefen offenbart sich die Heilige in einem ganz neuen Licht. Wenn wir sie in ihrer Autobiographie und in den »Klosterstiftungen« als die große Reformatorin des Karmelitenordens und als die bewährte Klostergründerin schauen, im »Weg der Vollkommenheit« und in der »Seelenburg« als die unerreichte Lehrerin der Mystik, so lernen wir in ihren Briefen ihre unendlich feine weibliche Psyche kennen, ihre mütterlich besorgte Liebe zu ihren geistlichen Töchtern, ihr in echt menschlicher Liebe schlagendes Herz für alle jene, die ihr besonders nahestanden, ihre männliche Energie, kurz, die wunderbare Schönheit und den Zauber ihrer gotterfüllten Seele. Ihre rein menschliche Gestalt wird uns in den Briefen nähergerückt als in ihren übrigen Schriften, da sie sich darin, zumal in denen an ihre nächsten Freunde und Familienangehörigen, in ihrer entzückend ungezwungenen Natürlichkeit gibt.

Der Erste, der auf die eigenartige Schönheit und den hohen Wert der Briefe der heiligen Theresia aufmerksam machte, war der besondere Freund der Heiligen und ihr großer Helfer im Reformwerk des Karmelitenordens, Pater Hieronymus Gracián, der in seinen »Dialogen über den Tod der Mutter Theresia von Jesu« (verfaßt um 1590, erstmals veröffentlicht von Pater Silverio de S. Teresa C. D., Burgos 1913) schreibt: »Wenn man die Briefe, die unsere heilige Mutter Theresia von Jesu an die verschiedenen Personen richtete, mit all den Lehren und Mahnungen, die darin enthalten sind, zusammenstellen würde, ergäbe das eines der vorzüglichsten und schönsten Bücher, die je geschrieben wurden … Gleich einem Apostel Paulus … leitet sie die von ihr gegründeten Klöster, indem sie sich brieflich an die einzelnen Oberinnen wie Untergebenen wendet, und an alle, die bei ihr Rat und Trost suchten; indem sie auch an die Oberen und Religiosen (des männlichen Zweiges) ihres Ordens, zumal in den schweren Stürmen der jungen Reform, schreibt, die einen anfeuernd und lobend, die anderen zufriedenstellend oder aber warnend, und das mit so viel Zartgefühl und Höflichkeit, mit so viel Geist und verstehendem Sinn, dass ich in meinem Leben wenig Briefe gefunden habe, die eine gleiche Wertschätzung verdienten wie die ihrigen.«

Gleichwohl vergingen seit dem Tode der heiligen Theresia bis zur ersten Veröffentlichung eines kleinen Teiles ihrer Briefe an die achtzig Jahre. Was war der Grund hiervon? Einerseits legte man in damaliger Zeit der literarischen Bedeutung der Briefe keinen so großen Wert bei wie heutzutage. Anderseits ließen sich die Oberen der noch jungen Reform des Karmel, denen die Aussicht über eine möglichst lückenlose Veröffentlichung des hinterlassenen Schrifttums der heiligen Mutter oblag, von verschiedenen kleinlichen, heute nicht mehr verständlichen Rücksichten leiten. So wollte man z. B. nicht, dass die in den Briefen der heiligen Mutter des öfteren vorkommenden familiären Ausdrücke, zumal in denen an ihre besten Freunde und Familienangehörigen, gedruckt würden, weil man befürchtete, sie könnten Anstoß erregen und das Bild der Heiligen verdunkeln. Des weiteren wollte man Personen, die in den Briefen in wenig rühmlicher Weise erwähnt werden und die etwa noch am Leben waren, nicht kompromittieren. Endlich wollte man verhüten, dass der Streit zwischen den beiden Richtungen innerhalb des Karmelitenordens, den Mitgliedern der Theresianischen Reform und denen der alten Observanz, durch gelegentliche Bemerkungen der Heiligen in gewissen Briefen, die speziell jener heißen Kampfesperiode um Sein oder Nichtsein der Reform angehörten, neu angefacht werde. So kam es, dass erst 1658 in der von den Karmeliten zu Zaragoza veranstalteten Ausgabe erstmals 65 Briefe der Heiligen mit Anmerkungen des ehrwürdigen Bischofs Palafox veröffentlicht wurden. Diese Ausgabe brachte die Briefe nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern dem Geschmack jener Zeit entsprechend unter dem Gesichtspunkt der sozialen Zugehörigkeit des Standes der betreffenden Briefempfänger. So begann die Sammlung mit einem Brief an König Philipp II., brachte sodann eine Anzahl von solchen an Prälaten und illustre Persönlichkeiten; des weiteren folgten solche an Religiosen und Doktoren der Theologie; die 24 letzten waren an die geistlichen Töchter der Heiligen gerichtet. Diese Einteilung wurde auch in den folgenden Ausgaben beibehalten. Der Text war nicht einwandfrei wiedergegeben, vielfach verstümmelt und willkürlich geändert; zudem waren die Anmerkungen des frommen Bischofs, durchaus moralischaszetischen Inhalts, mehr für fromme Seelen bestimmt als für ein historisch sicheres Verständnis der Briefe berechnet. Doch fanden die Briefe mit ihren Anmerkungen großen Beifall und begeisterte Aufnahme. Weitere 108 Briefe der Heiligen wurden in einem neuen Band im spanischen Original 1674 zu Brüssel veröffentlicht mit Anmerkungen des Paters Petrus ab Annuntiatione, welch letztere denen des Bischofs Palafox weit vorzuziehen sind, da sie vor allem dem inhaltlichen und historischen Erfassen der Briefe dienen wollen. Leider war auch bei dieser Briefsammlung die Textgestaltung noch sehr mangelhaft und unvollständig. In der Folge wurden in der Madrider Ausgabe (Doblado) in den Jahren 1771 und 1778/82 weitere Briefe den bisherigen hinzugefügt und 1793 in einer neuen Sammlung desselben Verlags weitere 77 Briefe und 87 Bruchstücke. Beide Ausgaben hatten sich jedoch leider nicht die kostbaren kritischen Arbeiten und Untersuchungen des Paters Andreas von der Menschwerdung zunutze gemacht, die dieser in langwieriger Forschung behufs einer kritischen Neuausgabe der Werke der heiligen Theresia um die Mitte des 18. Jahrhunderts gemacht hatte. Die erste spanische Gesamtausgabe der Briefe S. Theresias, die auf den genannten Vorarbeiten des Paters Andreas fussten, war die des Don Vicente de la Fuente bei Rivadeneyra in Madrid (Biblioteca de autores españoles) von 1862, die im ganzen 403 Briefe enthielt, von denen allerdings nach den neuesten Forschungsresultaten des Paters Silverio verschiedene keinen Anspruch auf Echtheit erheben können.

Die verschiedenen Übersetzungen dieser Briefe, die in den einzelnen Kultursprachen erschienen, teilten natürlich mit den bisher genannten Originalausgaben auch deren Mängel, da sie sich von diesen vollständig abhängig machten. Eine rühmliche Ausnahme hiervon macht die französische Übersetzung der Briefe, die zuerst 1900 bei Poussielgue, Paris, dann 1906 bei Pustet in Rom durch Pater Gregorius vom heiligen Joseph besorgt wurde, der sich von den spanischen Ausgaben nahezu ganz frei hielt und fast ausschließlich nach Handschriften übersetzte, die er zu Rate zog. Außerdem war es ihm auch möglich, verschiedene bis dahin unedierte Briefe und Bruchstücke zu entdecken und seiner Ausgabe einzuverleiben, sowie verschiedene Daten der de la FuenteAusgabe richtigzustellen.

Einen Höhepunkt in der Veröffentlichung der Briefe der heiligen Theresia bildet unstreitig die Ausgabe des Paters Silverio de S. Teresa C. D. (Burgos, Tipogr. »El Monte carmelo«, 3 Bde. i. Gr. 8° 1922/24), der seine ganze Lebensarbeit einer möglichst einwandfreien Ausgabe der Schriften der heiligen Theresia und des heiligen Johannes vom Kreuz weiht, der zu diesem Zweck keine Arbeit und Mühe scheut, alle irgendwie erreichbaren Handschriften nach ihrem Ursprung und ihren Lesarten zu untersuchen. So gelang es ihm denn, wie bei den übrigen Schriften der Heiligen, auch bei deren Briefen unter Zurückstellung all der Vorurteile und Rücksichten der vergangenen Jahrhunderte den reinen und unverfälschten Text der Briefe herzustellen und in dieser prächtigen Ausgabe den Verehrern und Freunden der großen Heiligen darzubieten, genau so, wie sie einst der Feder der Heiligen entflossen sind. Die Liebe zur Wahrheit und die Hochachtung vor der Person der Reformatorin waren ihm hierbei Führer. So tritt uns in diesen Briefen die Heilige genau so entgegen, wie sie zur Zeit der Abfassung derselben in Wirklichkeit war, nicht geschmückt mit dem Strahlenkranz der Heiligkeit, mit dem wir sie zu sehen gewohnt sind, sondern als arme, schlichte Karmelitin. In reichlichen Einleitungen und Anmerkungen gibt er außerdem Rechenschaft über Fundort und Geschichte der Handschriften, gibt Nachricht über die in den Briefen erwähnten Persönlichkeiten und geschichtlichen Begebenheiten; er hat die chronologische Reihenfolge der Briefe neuerdings festgestellt bzw. die in den früheren Ausgaben aufgestellten Daten verbessert, wo es notwendig war; hat zudem in eifrigem Forschen und Suchen, zumal in den Frauenklöstern Spaniens, noch mehrere neue Briefe den früheren hinzufügen können, dagegen andere, die in Bezug auf ihre Echtheit der Kritik nicht standhalten konnten, aus den bisherigen Sammlungen weggelassen.

So entstand die mustergiltige Ausgabe der Briefe der heiligen Theresia, für die dem Herausgeber gewiss alle Verehrer der größten Spanierin dankbar sind. Ihm ist in der vorliegenden deutschen Neuausgabe auch Pater Aloysius ab Immaculata Conceptione gefolgt, indem er die Verbesserungen und neueren Forschungsergebnisse des Paters Silverio in den neuen Text aufnahm, nachdem seine erste Ausgabe (RegensburgPustet 1914/15) sich an die Ausgabe des De la Fuente und an die französische des Paters Gregorius anschloß. Darum hat auch diese neue deutsche Übersetzung mit der spanischen Vorlage des Paters Silverio den Vorzug einer möglichst genauen Textgestaltung und historischer Wahrheit gemein.

Freilich müssen wir bedauern, dass auch in den beiden genannten Neuausgaben noch lange nicht sämtliche Briefe der heiligen Theresia wiedergegeben sind. Allein das ist nicht die Schuld weder des spanischen Herausgebers noch des deutschen Übersetzers. Viele Briefe der Heiligen sind eben ein für allemal verloren. Aus der Zeit vor 1561 besitzen wir außer drei sogenannten Billetten, d. h. kurzen, mehr geschäftlichen Notizen, etwa unseren heutigen Postkarten vergleichbar, keinen Brief aus der Hand der Heiligen. Vielleicht weil sie bis dahin ohnedies immer, oder wenigstens mit nur ganz kurzen Unterbrechungen, in ihrer Vaterstadt Ávila weilte und infolgedessen ihre Verwandten nahe hatte; vielleicht auch, weil man in jener Zeit, in der ihre Person noch nicht wie später von Ruhm und allgemeiner Verehrung umgeben war, ihre Briefe, soferne sie wirklich solche geschrieben haben sollte, noch nicht in dem Maße schätzte wie später und deshalb nicht aufbewahrte. Aus der Zeit von 1561-1568 sind uns nur einige wenige erhalten. In die Periode dagegen von 1568-1575 fallen schon 84 der erhaltenen Briefe, ein Zeichen dafür, wie mit der Zunahme ihrer Neugründungen auch ihre Person in immer weiteren Kreisen bekannt wurde. Alle übrigen Briefe fallen in die Zeit von 1576-1582, also in die letzten Jahre vor ihrem Tode und zugleich in die Sturmesperiode um das Bestehen ihrer Reform. Sie war das Haupt der Reform. Um sie scharten sich auch ihre geistlichen Söhne, die in den gefährlichen Jahren jenes Kampfes keine Handlungen von Bedeutung unternahmen, ohne erst den Rat der heiligen Mutter gehört zu haben. Wir besitzen gerade aus dieser Periode Zeugnisse genug von Personen, die von Theresia Briefe erhalten haben; und doch fehlt uns von diesen Briefen jede Spur. Von den Briefen, die die Heilige an ihren ersten geistlichen Sohn, Johannes vom Kreuz, gerichtet hat, besitzen wir keinen einzigen. Und doch ist es über jeden Zweifel sicher, dass dieser viele solcher Briefe hatte. Ob diese Briefe bei dessen Gefangennahme im Jahre 1577 in die Hände seiner Feinde fielen, oder ob der Heilige sie später, wie einige wollen, selbst vernichtet hat, um dadurch auch den letzten Rest von irgendwelcher Anhänglichkeit an Theresia zu begraben, wollen wir dahingestellt sein lassen, da wir kein unwiderlegliches Zeugnis weder für die eine noch andere Annahme haben. Ebenso sind auch der uns erhaltenen Briefe an Pater Hieronymus Gracián verhältnismäßig wenige, obgleich wir aus seinen eigenen Angaben wissen, dass er deren zwei bedeutende Sammlungen hatte. Aus zuverlässigen Quellen wissen wir, dass die Heilige selbst in vielen Fällen, zumal während der Jahre der Verfolgung der Reform, einzelnen Empfängern ihrer Briefe nahegelegt hat, die Briefe nach Kenntnisnahme des Inhalts zu vernichten, um die Sache der Reform nicht zu gefährden. - Nachdem dann Theresia von Jesu 32 Jahre nach ihrem Tode (1614) von Papst Paul V. den Seligen offiziell eingereiht worden und erst gar, als sie 1622 von dessen Nachfolger Gregor XV. heiliggesprochen war, wollten natürlich alle Verehrer der Heiligen - und wo wären diese nicht gewesen? - Reliquien von der Heiligen haben. Da die geistlichen Töchter Theresias keinen Begriff hatten von der großen Bedeutung der Briefe ihrer heiligen Mutter für die Zukunft, schenkten sie vielfach solche als Reliquien weiter an andere Klöster oder auch an Privatpersonen, die der Heiligen im Leben nahegestanden waren. Auf diese Weise gingen wohl die meisten Briefe für immer verloren oder sie ruhen noch in irgendeiner Kirche oder einem Kloster in Form von Reliquien, wie deren erst jüngst wieder zwei in Karmelitinnenklöstern bei Neapel durch einen glücklichen Zufall entdeckt wurden.

So finden sich denn, wie angedeutet, die Originale vieler der uns erhaltenen und in vorliegender Sammlung dargebotenen Briefe Theresias z. T. einzeln in Klöstern, vorzugsweise in Spanien, aber auch in Frankreich und Belgien sowie Italien, wohin diese durch die ersten Töchter der Heiligen bei den ersten Klostergründungen mitgebracht wurden. Viele befinden sich in der spanischen Nationalbibliothek zu Madrid, wohin sie zumeist aus dem Ordensarchiv der spanischen Kongregation bei Aufhebung der Klöster (1834) verbracht wurden. Wieder andere finden sich in Sammlungen vereint. Die bedeutendsten davon sind die Sammlung von etwa 56 Briefen, fast durchwegs an Sr. Maria vom heiligen Joseph gerichtet, im Karmelitinnenkloster Valladolid, in kostbarem Silberreliquiar aufbewahrt. - Eine andere Sammlung ist die im Karmelitinnenkloster Sevilla, enthaltend sieben BriefOriginale an verschiedene Empfänger, während es deren ursprünglich über zwanzig waren und gesammelt waren durch Sr. Juliana von der Mutter Gottes, der Schwester des Paters Hieronymus Gracián. - Wohl die meisten Briefe aus der Feder der Heiligen erhielt, wie schon oben angedeutet, Pater Hieronymus Gracián, der beste Freund und bedeutendste Mitarbeiter der Heiligen an ihrem Reformwerk, Vertrauter ihrer Pläne, jahrelang ihr Beichtvater und zugleich ihr Vorgesetzter. Es gab keine Frage des geistlichen Lebens oder über die Angelegenheiten der Ordensreform und leitung, die Theresia mit diesem äußerst tüchtigen Manne nicht besprochen hätte. Die Korrespondenz mit ihm begann erst 1575. Von dieser Zeit an verband die beiden eine heilige Freundschaft und Seelenverwandtschaft. Kein Wunder darum, wenn Pater Hieronymus alle Briefe, die er von der heiligen Mutter erhalten hatte, sorgfältig aufbewahrte. Einen bedeutenden Teil dieser Briefe, in Buchform vereinigt, sandte Pater Hieronymus, nachdem er, infolge gemeiner Intriguen eines ehemaligen Untergebenen von seinem Orden ausgeschlossen, bei den Vätern der alten Observanz in Belgien wieder Aufnahme gefunden, 1610 von Brüssel aus seiner Schwester Sr. Maria vom heiligen Joseph nach Consuegra, von wo sie nach Alcalá de Henares wanderten. Dort wird noch ein kleiner Teil derselben aufbewahrt, während die übrigen meist als Reliquien in alle Winde zerstreut wurden. - Eine vierte Sammlung endlich von Originalbriefen der heiligen Theresia, enthaltend zumeist Briefe an ihren Bruder Don Laurentius de Cepeda, besitzen die Karmelitinnen von St. AnnaMadrid, von denen freilich auch, wie bei den übrigen Sammlungen, im Laufe der Zeit viele weggeschenkt wurden. Aus diesen Sammlungen sowie aus den in der Nationalbibliothek in Madrid hinterlegten Manuskripten, ferner aus den in den verschiedenen Klöstern aufbewahrten einzelnen Originalbriefen, außerdem aus authentischen Abschriften von Briefen, die im 18. Jahrhundert nach damals noch erhaltenen, heute aber leider verlorenen Originalen gemacht worden waren, ist das vorliegende Corpus der Briefe der heiligen Theresia entstanden mit seinen rund 450 Briefen, gewiss eine noch bedeutende Anzahl trotz der vielleicht noch größeren Zahl der verlorengegangenen; denn nach Berechnungen, die von fachkundiger Seite darüber angestellt wurden, müsste die wirkliche Zahl sämtlicher Briefe der Heiligen beiläufig an die Tausend gehen.

Wenn wir nur rein zahlenmäßig diese ungeheure Arbeit ins Auge fassen, möchte man es für kaum glaublich halten, dass sie von einer Frau geleistet werden konnte, die während dieser ganzen Periode, der diese Briefe angehören (1567-1582), fast immer krank, dazu vielfach in Sachen ihrer Klostergründungen und Visitationen kreuz und quer durch Spanien auf Reisen war; die dazu einen großen Teil ihrer Zeit im Sprechzimmer verbringen musste, weil viel in Anspruch genommen von Freunden und heilsbegierigen Seelen in Fragen des geistlichen Lebens; die während dieser gleichen Periode noch verschiedene andere geistliche Schriften von höchstem Werte verfasste; die endlich gewissenhaft die für die gemeinsamen Übungen des klösterlichen Lebens bestimmte Zeit diesen Übungen, wie z. B. dem Chorgebet, der Betrachtung, der gemeinsamen Erholung und Handarbeit, widmete. Physisch war eine solche Riesenleistung nur dadurch möglich, dass die Heilige, wie Augenzeugen des öfteren feststellen konnten und bei ihrem Seligsprechungsprozess eidlich aussagten, vielfach die Nachtruhe opferte, fast immer bis 2 und 3 Uhr des Nachts schrieb, um ihre Korrespondenz zu erledigen. Vom psychologischen Gesichtspunkt aus ist aber diese Leistung, die sich in ihrer Korrespondenz äußert, ein neuer Beweis ihrer unglaublichen Seelenstärke und ihrer unüberwindlichen Willenskraft.

Die Vielseitigkeit der Theresianischen Korrespondenz ist durch die Umstände von selbst gegeben. Als geistiges Haupt der jungen Ordensreform wird Theresia in allen auftauchenden wichtigen Angelegenheiten des Ordens von allen Seiten um ihren Rat gefragt, nicht nur von ihren geistlichen Töchtern bzw. den Oberinnen der neugegründeten Klöster, sondern auch von den Oberen des Männerordens. In den Wirken des Kampfes um die Erhaltung der Reform ist sie es vorzugsweise, die die anderen stützt und ermutigt; ist sie es, die mit dem König und dem Ordensgeneral und den Bischöfen verhandelt. So kommt es bisweilen vor, dass Theresia an ein und demselben Tag an den König Philipp II. schreibt, ihn um Hilfe bittend in Sachen der Stützung der Reform; dass sie an den General des Ordens schreibt, um das Verhalten ihrer geistlichen Söhne zu entschuldigen; dass sie an irgendeine adelige Persönlichkeit schreibt, um ihr zu danken für eine ihr erwiesene Wohltat; dass sie in einem anderen Briefe irgendeine Priorin zurechtweist ob eines nicht ganz korrekten Vorgehens. Nehmen wir dazu die zahlreichen Briefe, die ausschließlich über Angelegenheiten des geistlichen Lebens handeln, Richtlinien und Fingerzeige geben für größeren Fortschritt auf dem Wege der Vollkommenheit, oder Aufschluss geben über mystische Zustände und Vorgänge; rechnen wir dazu so viele Briefe, die an ihre Familienangehörigen gerichtet sind oder an gute Freunde, und in denen sie sich um deren alltäglichsten Angelegenheiten kümmert, so gestaltet sich aus all dem ein selten schönes Bild, das uns die Persönlichkeit dieser einzigartigen Frau in den schönsten Farben zeigt, das uns die Biegsamkeit ihres Geistes und die Anpassungsfähigkeit an alle Lebensformen, ihre hohe Intelligenz und ihre erstaunliche Willenskraft, die Anmut ihres liebenswürdigen Wesens wie ihre glühende Gottesliebe in gleicher Weise offenbart. Ungeachtet der Überfülle von Arbeit, die die heilige Reformatorin Jahr um Jahr zum Wohle der Erneuerung ihres Ordens zu leisten hat, verliert sie doch nie ihren angeborenen Frohsinn und ihren Opfermut, wie er sich in allen Zeilen ihrer Briefe ausprägt. Niemals lässt sie sich entmutigen, auch nicht in den schlimmsten Zeiten der Verfolgung, wo schon alles verloren zu sein scheint. Gerade in solchen Tagen finden sich oft in ihren Briefen eingestreut scharfsinnige Sentenzen, irgendein gelungener Scherz, ein geistreicher Einfall, manchmal eine boshafte Bemerkung, die nicht selten bei dem Empfänger des Briefes ein herzhaftes Lachen auslösen musste.

Im Zusammenhang damit sei noch einer interessanten Eigenart Erwähnung getan, die sich in den Briefen der Heiligen, und zwar ausschließlich in denen der Jahre 1577/79 findet. Da die Wege und zugleich die Überbringer der Briefe wenig verläßlich waren und darum die Gefahr bestand, es könnten ihre Briefe in unrechte Hände geraten, wandte Theresia für alle jene, von denen in diesen Briefen die Rede war, fingierte Namen an, die Nichteingeweihte irreführen mussten. So gebrauchte sie für Christus den Namen »Joseph«; »Angela« oder »Laurentia« ist sie selbst; die »Engel« sind die Inquisitoren; unter den »Schmetterlingen« versteht sie die Karmelitinnen der Reform; unter den »Zikaden« die Karmelitinnen der alten Observanz; »Ardapilla« ist der Lizentiat Padilla; »Elisaeus« ist Pater Hieronymus Gracián; »Johannes« ist der Ordensgeneral Rubeo; »Macarius« ist Pater Antonius von Jesu; »Mathusalem« der alte Nuntius Ormaneto; »Seneca« ist Johannes vom Kreuz, usw.

Sprache und Stil dieser Briefe sind rein und fehlerfrei, trotz der Eile, mit der die Heilige bisweilen ihre Briefe schreiben musste; sie sind oft geradezu von wunderbarer Eleganz und Feinheit, voll bezaubernder Fülle des Ausdrucks, ohne je in Trivialitäten abzugleiten, wenn schon sie auch von den gewöhnlichsten Dingen spricht. Manchmal wieder sind die Sätze wie in nervöser Hast hingeworfen, die Gedanken des öfteren unterbrochen, das Satzgefüge von außerordentlicher Kürze und überzeugender Schärfe. Ein andermal lässt sich die Schreiberin fortreißen von edler Entrüstung über Ungerechtigkeit, Doppelzüngigkeit und Verschmitztheit gewisser Personen, oder wieder, sie lässt sich tragen von den süßen Empfindungen ihres gotterfüllten Herzens und ergeht sich dann in weiten Satzgefügen, in denen wir einen gewissen majestätischen Wohllaut der Form bewundern. Kurz, auch rein formell gesehen sind und bleiben die Briefe der heiligen Theresia ein Juwel der spanischen Nationalliteratur.

Der Gepflogenheit jener Zeit entsprechend schrieb die Heilige ihre Briefe in der Regel auf große Doppelbogen von ungefähr 31:21 cm. Obwohl sie selber sich des öfteren lustig macht über gewisse konventionelle Finessen im schriftlichen und mündlichen Verkehr, wie sie besonders in den höheren Schichten der Gesellschaft üblich waren, kennt und beobachtet sie gleichwohl gewissenhaft den Kodex der Anstandsformen im Briefverkehr. Darum legt sie großen Wert darauf, die einzelnen Persönlichkeiten, mit denen sie zu verkehren hat, je nach dem Grade ihrer sozialen Stellung zu behandeln, und bekundet darin eine bis in die kleinsten Einzelheiten gehende große Gewandtheit. Sie achtet genau auf Gelegenheit und Umstände zum Briefschreiben, in einer Form, dass auch darin wieder ihre feine Erziehung zum Ausdruck kommt, die ihre Tugend wie mit zartem Schmelz umgibt. Oben lässt sie einen freien Raum von ungefähr 3 cm Breite, ebenso einen freien Rand links von 2 cm Breite. In der Mitte des Briefkopfes sieht in der Regel der Name Jesus (

Jhs

), der zugleich in Verbindung mit den auf der nächsten Zeile folgenden Worten den Gruß und die Einleitung des Briefes bildet, indem sie weiterfährt: »sei immerdar mit Ihnen« (sea con vuestra merced). An dessen Stelle finden sich auch Grußformeln wie diese: »Es sei mit Ihnen (oder Euerer Paternität) der Heilige Geist« oder »die Gnade des Heiligen Geistes«. In ähnlicher Weise schließt sie auch den Brief mit einem echt christlichen Gruß oder Wunsch, wie z. B. »Unser Herr sei Ihnen stets Licht und Führer«, und indem sie sich z. B. dem Gebete des Adressaten empfiehlt bzw. ihn ihres Gebetes versichert, unterzeichnet sie: »Da. Teresa de Ahumada« (bis 1562) oder (von 1567 an) «Teresa de Jesús«; in manchen Fällen fügt sie dem Namen noch hinzu: »Carmelita«. Darnach folgt in der Regel das Datum, wie etwa: »Es hoy vispera de san Agustín«, also »am Vorabend des Festes des heiligen Augustin« oder: »Son XXVII de setiembre«, d. i.: »es ist heute der 27. September« ohne Angabe des Jahres. Die Jahresdaten, wie sie sich in den modernen Briefsammlungen der Heiligen finden, wurden erst, wie schon erwähnt, von späteren Herausgebern hinzugefügt. Der fertige Brief wurde sodann geschlossen und mit einem Siegel, das den Namen Jesus (

Jhs

) trug, versehen und so dem Kurier zur Beförderung übergeben. Diese Briefboten waren entweder die königlichen Kuriere, die auf den spanischen Heerstraßen den Postdienst versahen, oder es waren gewöhnliche Boten, die auf Maultieren berufsmäßig Briefe und Postsendungen besorgten. In vielen Fällen bediente sich die Heilige auch etwa zufällig des Weges kommender bekannter Personen bzw. solcher, die eine Reise nach dem Bestimmungsort des Empfängers zu machen hatten. Das Briefporto wurde zur Hälfte von dem Absender bezahlt, was außen auf dem Briefe vermerkt war, zur anderen Hälfte musste es vom Empfänger bei Entgegennahme des Briefes beglichen werden.

So mögen denn die Briefe unserer heiligen Mutter auch in diesem neuen Kleide hinausgehen in die Welt, zu allen Freunden und Verehrern der Heiligen, und ihnen künden von der großen edlen Seele der großen Spanierin; und wie sie ehedem bei vielen Empfängern mit Freude und Verehrung entgegengenommen und begrüßt wurden als Botschaft einer treuen Freundin, so mögen sie auch jetzt wieder frohe Aufnahme finden überall, wohin sie kommen, und die Verehrung der großen Theresia von Jesu verbreiten!

Pater Ambrosius a S. Theresia O. C. D. (Rom)

Briefe der hl. Theresia von Jesu

1. Brief - An Don Alphons Venegrilla in Gotarrendura

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 12. August 1546

Getreide erhalten. Aufforderung zur Zahlung.

† Herr Venegrilla … García hat die zehn Scheffel Getreide gebracht. Wollen Sie ihm diese gütigst bezahlen, weil ich kein Geld habe. Don Martin de Guzmán wird Ihnen dafür dankbar sein und Ihnen Rückzahlung leisten. So verfahren wir gewöhnlich. Geschehen am 12. August.

Ihre Dienerin

Theresia de Ahumada

Senden Sie mir, bitte, einige Tauben.

2. Brief - An Don Laurentius de Cepeda, ihren Bruder, in Quito

Ávila, am 23. Dezember 1561

Eine Geldsendung des Laurentius aus Peru an seine Geschwister und die Verwendung des die heilige Theresia treffenden Anteiles zur Gründung des St. Josephsklosters in Ávila.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Gott vergelte Ihnen Ihre Sorgfalt, um allen, und zwar mit solchem Eifer, zu Hilfe zu kommen! Ich hoffe zur göttlichen Majestät, dass Sie dadurch viel vor dem Herrn gewonnen haben; denn das Geld kam gewiss allen, denen Sie es sandten, so gelegen, dass es mir zu großem Troste gereichte.

Nach meinem Dafürhalten ist es auf Anregung Gottes geschehen, dass Sie mir so viel geschickt haben; denn für eine Nonne wie ich, die sich’s, Gott sei gepriesen, schon zur Ehre anrechnet, einen geflickten Habit zu tragen, hätte das Geld, das Johann Peter de Espinosa und Parrona - so, glaube ich, heißt der andere Kaufmann - gebracht haben, hingereicht, um auf einige Jahre aus der Not zu kommen. Wie ich ihnen aber schon sehr ausführlich geschrieben habe, handelt es sich für jetzt um ein Unternehmen, wozu mir das von Ihnen gesandte Geld gute Dienste leistet. Ich kann mich diesem Unternehmen aus vielen Gründen und Ursachen nicht entziehen; weil sich aber diese in einem Briefe nicht mitteilen lassen - sie stützen sich nämlich auf göttliche Eingebungen -, so sage ich Ihnen nur das eine, dass heilige und gelehrte Männer der Ansicht sind, ich dürfte nicht zaudern, sondern sei verpflichtet, alles daranzusetzen, was in meinen Kräften stehe, um dieses Unternehmen auszuführen. Es handelt sich nämlich um die Stiftung eines Klosters, in dem nur fünfzehn Nonnen, deren Zahl nicht vermehrt werden darf, in strengster Abgeschiedenheit, dem Gebete und der Abtötung ergeben, zusammen leben sollen, so dass sie nie ausgehen dürfen und man sie nur verschleiert sehen und sprechen kann, wie ich Ihnen schon ausführlich geschrieben und noch schreiben werde, wenn Anton Morán zurückreist. Doña Guiomar, die auch an Sie schreibt, unterstützt mich. Sie war die Gemahlin des Franz Dávila, aus dem Geschlechte derer de la Sobralejo, wenn Sie sich noch erinnern. Es sind schon neun Jahre seit dem Tode ihres Mannes verflossen. Dieser hatte eine Million Einkommen. Sie selbst ist im Besitze eines Majorates und hat auch noch das ihres Mannes. Obwohl sie bei dem Tode ihres Gatten erst 25 Jahre alt war, hat sie doch nicht wieder geheiratet, sondern sich ganz dem Dienste Gottes gewidmet. Sie ist im geistlichen Leben sehr gefördert. Seit mehr als vier Jahren stehe ich mit ihr in innigerer Freundschaft als mit einer Schwester. Sie unterstützt mich zwar sehr viel, da sie mir einen großen Teil ihres Einkommens zukommen lässt; allein jetzt ist sie gerade ohne Geld. Was den Kauf und Umbau des Hauses betrifft, so nehme ich diese Angelegenheit mit Gottes Beistand auf mich.

Zwei Personen, die als Nonnen aufgenommen werden wollen, haben mir schon im voraus ihre Aussteuer gegeben, und ich habe das Haus bereits im geheimen gekauft; zur nötigen Einrichtung aber fehlen mir bisher die Mittel. Einzig im Vertrauen, dass Gott Fürsorge treffen werde, weil er die Ausführung meines Vorhabens will, bestellte ich die Arbeiter. Dies schien eine Torheit zu sein, aber siehe, da kommt Seine Majestät und veranlasst Sie, mir beizustehen; und was mich noch mehr in Staunen setzt, das sind die vierzig Pesos, die Sie beigelegt und die mir gerade überaus notwendig waren. Ich glaube, dass der heilige Joseph, dessen Namen das Kloster führen soll, dies bewirkt hat; er wird es Ihnen auch nach meiner Überzeugung vergelten. Ist das Haus auch ärmlich und klein, so hat es doch eine freundliche Aussicht und einen freien Platz, und auch in anderer Hinsicht wird sich alles noch gut machen.

Man ist schon um die Breven nach Rom gereist; denn obgleich das Kloster meinem eigenen Orden angehört, so stehen wir doch unter dem Gehorsam des Bischofs. Ich hoffe zum Herrn, dass das Kloster viel zu seiner Ehre beitragen wird, wenn er es zustandekommen lässt. Ich bin fest überzeugt, dass es diesen seinen Zweck erreichen wird; denn es treten in dies Kloster Seelen ein, die das beste Beispiel zu geben vermögen und ganz auserlesen sind sowohl in Hinsicht auf Demut als auch auf Buße und Gebet. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott; denn unter seinem Beistande wird alles schon zustandegebracht sein, wenn Anton Morán zurückreist.

Er kam hierher, und sein Besuch war für mich ein großer Trost; denn er scheint mir ein aufrichtiger, wahrheitsliebender und sehr verständiger Mann zu sein. Er vermochte mir auch von Ihnen ausführlich zu berichten, und fürwahr, eine der größten Gnaden, die mir der Herr erwiesen, besteht darin, dass er meine Geschwister erkennen ließ, was es um die Welt ist, und dass sie sich nach einem Leben der Ruhe sehnen. Ich sehe nun, dass Sie den Weg zum Himmel wandeln, und das war es, was ich am meisten zu erfahren verlangte, da ich bisher immer in Angst war. Ehre sei dem, der alles wirkt! Möge er verzeihen, dass Sie in seinem Dienste unablässig voranschreiten! Denn weil der Herr im Belohnen keine Grenze kennt, so dürfen wir auch nicht stillestehen in dem Bestreben, ihm zu dienen, sondern müssen uns bemühen, jeden Tag wenigstens ein bißchen voranzuschreiten, und zwar mit solchem Eifer, als wären wir, wie es auch wirklich der Fall ist, in einem beständigen Kriegszustand und als dürften wir nicht ruhen und sorglos sein, bis wir den Sieg errungen haben.

Alle, durch die Sie Geld gesendet haben, waren zuverlässige Männer; doch hat sich Anton Morán noch besonders ausgezeichnet, weil er das Gold, wie Sie erfahren werden, zu höherem Preise und ohne Unkosten umgewechselt hat und in eigener Person, obwohl er sehr leidend ist, von Madrid hierher gereist ist, um es zu übergeben. Heute geht es ihm besser; denn es war nur eine vorübergehende Erkrankung. Ich sehe zugleich, dass er aufrichtige Liebe zu Ihnen trägt. Auch das Geld des Parrona hat er mitgebracht und ist für alles sehr besorgt gewesen. Letzterer kam von Rodriguez gleichfalls hierher und entledigte sich seiner Aufgabe vortrefflich. Weil er vielleicht zurückreisen wird, so werden Sie wohl durch ihn diesen Brief empfangen. Anton Morán hat mir auch den Brief gezeigt, den Sie an ihn geschrieben haben. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich eine so große Sorgfalt nicht bloß für ein Werk Ihrer Tugend, sondern für eine besondere Eingebung Gottes halte.

Gestern schickte mir meine Schwester, Doña Maria, beiliegenden Brief. Wenn sie das andere Geld wird empfangen haben, wird sie mir wieder schreiben. Die Unterstützung ist ihr ganz zur rechten Zeit zuteil geworden. Sie ist eine vortreffliche, christliche Frau und hat viele Leiden zu ertragen, und wenn Johann de Ovalle gegen sie einen Prozess führen würde, so wäre dies zum Nachteile ihrer Kinder. Gewiss ist das, was er erfahren hat, auch nicht so arg, wie er meint, wiewohl Martin de Guzmán, Gott habe ihn selig, alles zugrunde gerichtet und schlecht verkauft hat. Aber auch er brachte seine Gründe vor, und die Sache ist zu seinen Gunsten entschieden worden. Ich halte zwar diese Entscheidung nicht für recht, dass man aber jetzt auch das zurückfordert, was mein Vater selig verkauft hat, das übersteigt meine Geduld. Übrigens würde auch, wie gesagt, meiner Schwester Doña Maria dadurch wehegetan. Gott bewahre mich vor einem solchen Eigennutz, der die eigenen Verwandten so sehr benachteiligt! Allein in der Welt ist es so, dass es ein Wunder ist, wenn der Vater dem Sohn und der Bruder dem Bruder einen Vorteil einräumt. Deshalb wundere ich mich auch nicht über Johann de Ovalle. Er hat noch gut gehandelt, dass er wenigstens aus Liebe zu mir für jetzt vom Prozesse abstand. Er ist von guter Gemütsart, allein in diesem Stücke kann man sich wohl auf ihn verlassen. Wenn Sie ihm daher die tausend Realen schicken, so setzen Sie ihm die Bedingung bei, dass er schriftlich erkläre, er werde an dem Tage, an dem er den Prozess wieder aufnehme, an Doña Maria fünfhundert Dukaten zahlen.

Die Häuser von Gotarrendura sind noch nicht verkauft; Martin de Guzmán hat aber dreitausend Maravedi dafür in Empfang genommen, und diese müssen billigerweise wieder zurückgegeben werden. Wenn Sie die tausend Pesos senden, wird dem Johann de Ovalle geholfen sein, und er kann dann hier leben. Jetzt ist er in Not, und würde ihm das Geld von Ihnen nicht zukommen, so könnte er hier nicht für ständig leben, sondern nur zu Zeiten und notdürftig.

Er ist gut verheiratet. Doña Johanna ist eben eine Frau von so hohem Werte und so geachtet, dass man Gott dafür preisen muss. Sie ist eine Engelsseele. Ich bin die mindeste von allen Geschwistern, und wie ich jetzt bin, würden Sie mich gar nicht als Ihre Schwester erkennen. Ich weiß nicht, wie man mich so sehr lieben kann. Dies sage ich in aller Wahrheit. Doña Johanna hat viele Leiden ausgestanden und sie mit großer Geduld ertragen. Wenn Sie, ohne selbst in Not zu geraten, ihr etwas schicken, so tun Sie es bald, wenn es auch nur nach und nach geschieht.

Das Geld, das Sie gesandt haben, ist, wie Sie aus den Briefen ersehen werden, nach Ihrem Willen verteilt worden. Toribia war schon gestorben; die für sie bestimmte Summe ist durch ihren Mann ihren Kindern gegeben worden, und es kam ihnen diese Unterstützung sehr zugute. Die heiligen Messen sind nach der von Ihnen angegebenen Meinung gelesen worden, und zwar von den besten und frömmsten Priestern, die ich gefunden habe. Einige dieser heiligen Messen wurden, wie ich glaube, schon gelesen, ehe das Geld ankam. Die Meinung, nach der Sie die heiligen Messen lesen ließen, hat mich sehr erbaut.

Während ich alle diese Geschäfte besorge, befinde ich mich im Hause der Doña Guiomar. Ich wurde nämlich auf Anordnung des Provinzials einer Tochter dieser Frau, die Nonne in unserem Kloster ist, als Begleiterin beim Besuche ihrer Mutter beigegeben. Der Aufenthalt in diesem Hause ist mir ein großer Trost, weil ich mehr bei denen sein kann, die mir von Ihnen erzählen, und ich bin hier um so lieber, als ich in allem dem, was ich unternehmen will, weit größere Freiheit habe als im Hause meiner Schwester. Auch lebe ich hier sehr zurückgezogen, und alle Unterhaltungen beziehen sich auf Gott. Ich werde so lange bleiben, bis mir der Gehorsam etwas anderes befehlen wird, obwohl gerade dieser Ort am geeignetsten ist, das besprochene Unternehmen zu betreiben.

Jetzt wollen wir noch von meiner geliebten Schwester, der Doña Johanna, reden, die, wenn sie auch zuletzt zur Sprache kommt, in meinem Herzen doch nicht den letzten Platz einnimmt; denn ich versichere Sie, dass ich sie ebensosehr Gott empfehle als Sie selbst. Ich küsse ihr tausendmal die Hand für eine so große Gnade, die sie mir erwiesen. Ich weiß nicht, wie ich ihr dafür anders dienen könnte, als dadurch, dass ich unseren Kleinen, wie es auch wirklich geschieht, Gott recht angelegentlich empfehle. Auch der heilige Pater Petrus de Alcántara, ein unbeschuhter Franziskaner, und ebenso die Theatiner und andere Personen, deren Gebet Gott erhören wird, lassen sich dies sehr angelegen sein. Seine Majestät mache den Sohn noch frömmer als die Eltern! Denn so gut diese auch immer sind, so wünsche ich ihm doch noch eine größere Heiligkeit. Schreiben Sie mir immer von dem Leben der Zufriedenheit und Eintracht, das Sie führen, es ist mir das ein großer Trost.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass ich Ihnen, wenn Anton Morán abreist, eine Abschrift von dem Aktenstücke senden werde, von dem man sagt, dass es gar nicht besser sein könnte. Ich werde es mit der größten Sorgfalt abschreiben. Und sollte diese Abschrift auf dem Wege verlorengehen, so werde ich immer wieder eine neue senden, bis Sie diese endlich erhalten. Bisher wurde das Aktenstück nur wegen einer Torheit nicht abgesendet; weil die Sache aber eine dritte Person berührt, die es nicht hat hergeben wollen, so sage ich weiter nichts davon. Auch einige Reliquien, die ich eben habe, werde ich mitsenden. Ihre Fassung hat geringen Wert. Für das Bild, das mein Bruder mir geschickt hat, küsse ich Ihm tausendmal die Hand; wäre noch die Zeit, in der ich Goldschmuck trug, so hätte ich große Lust, es zu behalten; denn es ist überaus schön. Da morgen der Vorabend des Jahres 1562 ist, so wünsche ich, dass Gott Sie beide uns noch lange erhalten und Ihnen glückselige Jahre verleihen wolle!

Weil ich mich mit Anton Morán aufgehalten habe, fing ich erst spät zu schreiben an. Ich möchte Ihnen gerne noch mehr mitteilen, allein er will morgen schon von hier wieder abreisen. Ich werde durch ihn auch an Don Hieronymus de Cepeda schreiben; aber da ich eilig schreiben muss, habe ich keine rechte Freude daran. Lesen Sie meine Briefe immer. Ich habe mir viele Mühe gegeben, dass die Tinte gut ist. Der Brief ward so eilig geschrieben, und es ist, wie gesagt, so spät, dass ich ihn nicht noch einmal lesen kann. Ich bin jetzt gesünder als sonst. Gott verleihe auch Ihnen Gesundheit an Leib und Seele, wie ich es wünsche! Amen. Den Herren Ferdinand de Ahumada und Peter de Ahumada schreibe ich diesmal nicht, weil ich nicht Zeit habe; ich werde es aber nächstens tun. Noch muss ich Ihnen mitteilen, dass einige sehr fromme Personen, denen unser Geheimnis, d. h. das Unternehmen, bekannt ist, es für ein Wunder hielten, dass Sie mir gerade zu dieser Zeit soviel Geld sandten. Sollte ich aber noch mehr Geld bedürfen, so hoffe ich zu Gott, er werde Sie, selbst wenn Sie es nicht wollen, veranlassen, mich zu unterstützen.

Ihre ganz getreue Dienerin

Doña Theresia de Ahumada

3. Brief. - An die Stadtverwaltung von Ávila

Ávila, am 7. Dezember 1563

Schwierigkeiten bezüglich einer Einsiedelei im Kloster zum heiligen Joseph.

Jhs

Sehr geehrte Herren!

Nach den uns gegebenen Aufschlüssen verursachten wir keinerlei Schädigung der Wasserleitung, als wir hier unsere kleinen Einsiedeleien errichteten, deren Notwendigkeit sich in hohem Grade fühlbar machte. Deshalb haben wir nie gedacht, dass Sie durch diese Bauten belästigt würden. Wie Sie selbst festgestellt haben, begeben wir uns dorthin einzig zu dem Zwecke, Gott zu loben; wir finden dort eine zum Beten günstige Einsamkeit, und wir lassen es uns besonders angelegen sein, dort Gott zu bitten, er möge diese Stadt gütigst in seinem Dienste bewahren.

Aber da diese Bauten Ihr Missfallen erregen, worüber wir ganz betrübt sind, so bitten wir Sie, diese zu besichtigen. Wir sind bereit, alle Vereinbarungen, Verträge und Schuldbriefe zu unterzeichnen, die Ihre Anwälte bestimmen werden; auf diese Weise werden Sie sich sicher stellen, dass Ihnen für die Zukunft nie irgendwie von unserer Seite Schaden zugefügt wird; das ist stets unsere Absicht gewesen.

Wenn Ihnen jedoch dieser Vorschlag nicht genügt, werden wir diese Bauten bereitwilligst einreißen. Aber bitte, stellen Sie zuvor persönlich fest, dass sie keinerlei Schaden verursachen und uns sehr nützlich sind. Lieber wollen wir auf den Trost verzichten, den wir dort finden, als Ihr Missfallen erregen. Jedoch gestehe ich, dass es für uns sehr schmerzlich wäre, die Freude opfern zu müssen, die wir dort genießen; denn sie ist rein geistig.

Möge Sie Gott beschützen, meine sehr geehrten Herren, und Sie stets in seinem Dienste erhalten! Amen.

In aller Hochachtung

Ihre unwürdigen Dienerinnen

die armen Schwestern von St. Joseph

4. Brief. - An Garcia de Toledo in Ávila

St. Joseph in Ávila, gegen Ende d. Jahres 1565

Sie schickt ihm das Buch des »Lebens«, um es durchzusehen und zu korrigieren und es dann an Magister Ávila zu senden.

Der Heilige Geist sei immer mit Euerer Gnaden! Amen.

Es wäre nicht unrecht, wenn ich schildern würde, was mich der Ihnen geleistete Dienst gekostet hat, um Sie zu verpflichten, mich recht eifrig unserem Herrn zu empfehlen; denn nachdem ich soviel ausgestanden, mich so beschrieben zu sehen und meine großen Armseligkeiten mir wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, hätte ich das Recht dazu. Dennoch kann ich in Wahrheit sagen, dass mir die Beschreibung der mir vom Herrn erwiesenen Gnaden schwerer gefallen ist als die Mitteilung der Beleidigungen, die ich Seiner Majestät zugefügt habe. Was Euere Gnaden mir befohlen, nämlich recht ausführlich zu sein, habe ich unter der Bedingung getan, dass Sie Ihr Versprechen halten und zerreißen werden, was Ihnen unrichtig erscheint. Ich hatte das Geschriebene noch nicht ganz durchgelesen, als Sie es schon abholen ließen. Es mag darum sein, dass manches vorkommt, was schlecht erklärt, anderes, was wiederholt gesagt ist; denn mir blieb immer so wenig Zeit, dass ich das, was ich schrieb, nicht mehr recht überlesen konnte. Deshalb bitte ich Euere Gnaden, Sie möchten verbessern, was zu verbessern ist, und das Ganze abschreiben lassen, wenn es dem Pater Magister Ávila zugeschickt werden soll, weil sonst jemand meine Schrift erkennen könnte. Ich wünschte sehr, dass der Genannte es zu lesen bekomme; denn mit dieser Absicht habe ich zu schreiben begonnen. Ist er der Ansicht, dass ich auf gutem Wege wandle, so wird mir dies zu großem Troste gereichen. Mir selbst bleibt nichts mehr zu tun übrig. Mögen Euere Gnaden in allem tun, wie Sie es für gut finden; aber bedenken Sie auch, dass Sie jener, die Ihnen ihre Seele so anvertraut, verbunden sind. Ich meinerseits werde Ihre Seele mein ganzes Leben lang unserem Herrn empfehlen. Wollen Sie deshalb, um mir eine Gnade zu erzeigen, nicht zögern, der göttlichen Majestät zu dienen; denn aus dem, was hier geschrieben ist, werden Sie ersehen, wie gut alle Mühe angewendet ist, wenn man wie Sie schon begonnen hat, sich ganz dem hinzugeben, der sich ohne Maß uns schenkt. Er sei gebenedeit in Ewigkeit! Ich hoffe zu seiner Barmherzigkeit, dass wir einander dort sehen werden, wo Sie und ich die großen Erbarmungen, die er uns erwiesen hat, klarer erkennen und ihn in Ewigkeit lobpreisen werden. Amen.

Dieses Buch wurde vollendet im Jahre 1562.

5. Brief. - An den Hochwürdigsten Herrn Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila

Ávila, im Juli 1567

Verschiedene Nachrichten.

… Alle Schwestern entbieten Euerer Gnaden ihre innige Verehrung. Schon ein ganzes Jahr erwarten wir Euere Gnaden, nachdem Don Bernardin uns versichert hatte, Sie würden zum Besuche der Doña Maria hierher kommen. Wir hatten uns schon recht sehr darauf gefreut, allein unser Herr hat dies nicht gewollt. Seine Majestät verleihe, dass ich Euere Gnaden da sehen möge, wo es keine Trennung mehr gibt. Die Rosenkränze wurden in diesem Jahre an demselben Tage wie früher gebetet, und so wird es auch in Zukunft mit großer Freude immer geschehen. Unser Herr halte Euere Gnaden immer in seiner Hand und erhalte Sie noch lange zu seiner größeren Ehre!

Herr Pater Garcia ist, Gott sei Dank, ganz wohl. Er erweist uns immer viel Liebe und ist mit jedem Tag Ihnen noch inniger ergeben. Im Auftrag des Provinzials übernahm er das Amt eines Novizenmeisters. Es ist dies bei dem Ansehen, in dem er steht, wohl ein sehr niedriges Amt; allein man hat es ihm nur deshalb übertragen, damit sein Geist und seine Tugend durch Erziehung der Novizen nach demselben Geiste dem Orden Nutzen schaffe. Die Demut, mit der er dieses Amt annahm, hat sehr erbaut. Er hat viele Arbeit. Heute ist der 6. Juli.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Euere Gnaden werden mir einen Gefallen erweisen, wenn Sie die Sache dieses Paters recht bald erledigen. Ein Brief von Ihnen wird vielleicht genügen.

6. Brief - An Magister Daza

Aleclá de Henares, 24. März 1568

Die Reliquien des heiligen Justus und Pastor. Die Nonnen sollen untereinander nicht über ihre Gebetsweise reden.

… Die Reliquien der heiligen kleinen Hirten, die man nach Alcalá brachte; es stimmt mich das zum Lobpreis unseres Herrn. Er sei gepriesen für alles! Denn sicherlich ist es für Seine Majestät leicht, Heilige zu gestalten. Deshalb verstehe ich nicht, wie man dort so erstaunt ist, dass Gott jenen Nonnen, die so abgeschieden von allem leben, einige Gnaden erweise. Gebe Gott, dass wir ihm zu dienen verstehen, da er aufs beste zu vergelten weiß!

Es hat mich recht gefreut, dass ich bei Ihnen Gnade gefunden… denn davon wird niemand genießen, der nicht wirklich versteht, wie süß der Herr ist. Möge es ihm gefallen, Sie mir noch viele Jahre für die dortigen Schwestern zu erhalten!

Geben Sie nicht zu, dass sie weder miteinander über ihre Gebetsweise reden, noch sich unberufen einmischen, noch auch ihre Ansichten sagen, da jede nur Albernheiten vorbringen will. Sie sollen davon lassen; denn wenn eine nicht soviel arbeiten kann, möge sie eine andere nehmen, und die Arbeit soll verteilt werden. Gott wird ihr zu essen geben, wie …

Ihre Schwester und Mutter erinnern sich wohl wenig an mich. An die Äbtissin werde ich schreiben, wenn es mir möglich ist. Möge Gott ihr die Gesundheit erhalten!

Bezüglich der Leinwand schreibe ich nach Madrid. Ich weiß nicht, ob ich etwas vergessen habe, wenigstens werde ich nicht vergessen, Sie Gott zu empfehlen. Tun Sie dasselbe und bitten Sie ihn, dass dieses Haus sich den Dienst Gottes angelegen sein lässt. Kommenden Dienstag werden wir, wie ich glaube, gewiss abreisen. Heute ist Vorabend von Maria Verkündigung.

An P. L… und Bruder Christoph viele Grüße sowie auch an Maria Díaz.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu, Karmelitin

7. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Malagón, am 18. Mai 1568

Stiftung des Klosters in Malagón. Bitte um Übersendung des Buches über ihr Leben an den seligen Johannes de Ávila. Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Ich wünschte mehr Zeit zu haben, um einen längeren Brief schreiben zu können. Weil ich mir dachte, ich werde heute Zeit zum Schreiben finden, habe ich es bis auf den letzten Tag verschoben; denn morgen, am 19. Mai, werde ich abreisen. Bisher hatte ich so viel zu tun, dass mir zum Schreiben keine Zeit blieb. Ich werde Ihnen durch den Pater Paulus Fernández wieder Nachricht geben. Wiewohl ich von ihm nichts mehr erfahren habe, seitdem er von hier abgereist ist, werde ich ihm doch mitteilen, was Sie mir aufgetragen haben. Ich habe unseren Herrn dafür gepriesen, dass die Reise so glücklich vonstatten ging; wir haben ihn hier recht angelegentlich darum gebeten. Möge es Seiner Majestät gefallen, auch alles übrige gut zu ordnen!

Ich befinde mich wohl und versöhne mich mit diesem Ort von Tag zu Tag besser. Auch allen übrigen gefällt es hier, und es ist unter ihnen keine, die noch ein Missbehagen hätte. Ich bin täglich zufriedener mit ihnen. Ich versichere Euere Gnaden, dass von den vier Schwestern, die hierher gekommen sind, drei eine hohe Stufe des Gebetes erreicht haben und auch sonst sehr vorgeschritten sind. Diese sind so in der Tugend befestigt, dass Sie sicher sein können, es werde auch nach meiner Abreise nicht im mindesten in der Übung der Vollkommenheit etwas fehlen, besonders unter der Leitung so heiligmäßiger Personen, die bei ihnen bleiben… Gott erhalte ihn uns noch viele Jahre hier! Denn solange die Schwestern ihn und den Pfarrer haben, bin ich über alles unbekümmert. Er empfiehlt sich Euerer Gnaden. Da Sie vergessen haben, ihm Grüße zu senden, so meldete ich ihm dem Austrag gemäß, den Sie mir gegeben, Ihre Empfehlungen. Wir verdanken ihm vieles.

Ich kann mir gar nicht denken, warum Euere Gnaden es unterlassen haben, meinen Lebensbericht sogleich an den Magister Ávila zu senden. Zögern Sie doch nicht mehr länger, sondern übersenden Sie ihm diesen um der Liebe des Herrn willen sofort durch einen eigenen Boten; denn wie man mir sagte, beträgt der Weg doch nur eine Tagreise. Auf Pater Salazar zu warten, wäre töricht. Denn wenn er Rektor ist, so kann er unmöglich zu Ihnen kommen, um Sie zu besuchen; um wie viel weniger wird er dann zu einem Besuch des Paters Ávila Zeit finden. Ich bitte Sie deshalb, das Buch sogleich fortzuschicken, wenn es nicht schon geschehen ist. Diese Zögerung hat mir wirklich Leid verursacht. Es scheint mir, der böse Feind sei hier mit im Spiele. Der Herr Lizentiat hat mir große Unruhe bereitet, da ich ihn doch ersucht hatte, das Manuskript mitzunehmen, wenn er zu Magister Ávila sich begibt; allein es scheint dem bösen Feinde zuwider zu sein, dass dieser Heilige es lese. Einen anderen Grund dieser Zögerung kann ich nicht erkennen… Nochmals also bitte ich Sie, die Übersendung sogleich zu besorgen und das zu tun, um was ich Sie in Toledo ersucht habe. Glauben Sie, es ist mehr daran gelegen, als Sie sich denken…

8. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Toledo, am 27. Mai 1568

Ermutigung zum Leiden. Ihre Rückkehr nach Toledo. Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Heute, am Tage der Himmelfahrt unseres Herrn, gab mir der Lizentiat Ihren Brief. Ich war, nachdem ich seine Ankunft erfahren, in nicht geringer Angst, bis ich den Brief zu lesen bekam; denn ich machte mir allerlei Gedanken, was wohl vorgefallen sein möge. Unser Herr sei gepriesen, dass Euere Gnaden sowie Don Johann und meine dortigen Herrschaften sich wohl befinden! Was das übrige betrifft, so seien Sie unbekümmert, wenngleich ich selbst es nicht bin, trotzdem ich so spreche. Ich habe darum auch dem Lizentiaten sein Unrecht vorgehalten. Darüber schien er sehr bestürzt zu sein, allein er versteht gewiss sich selber nicht. Einerseits will er Ihnen dienen und sagt, dass er Ihnen, wie es auch wirklich der Fall ist, in Liebe ergeben sei; anderseits ist er nicht Herr über sich selbst. Auch leidet er etwas an Melancholie, geradeso wie Alfons de Cabria. Ach, wie verkehrt steht es doch in dieser Welt! Dieser Lizentiat könnte Ihnen dienen und will es nicht; ich aber würde mich freuen, Ihnen zu dienen, und kann es nicht. Solche und noch schlimmere Erfahrungen müssen wir Menschen machen, und dennoch kommen wir zu keiner rechten Erkenntnis der Welt und wollen nicht von ihr lassen.

Es wundert mich nicht, dass Euere Gnaden sich grämen; ich begreife, dass Sie viel zu leiden haben, wenn ich Ihr Temperament ins Auge fasse; denn dies ist nicht von der Art, dass Sie sich mit allen Leuten verstehen. Weil Ihnen aber dadurch Gelegenheit gegeben ist, dem Herrn zu dienen, so tragen Sie dieses Leiden mit Ergebung in seinen Willen; er wird Sie nicht allein lassen. Hier kann niemand Ihre Abreise übel deuten, sondern jedermann muss Mitleid mit Ihnen haben. Suchen Sie sich zu zerstreuen und bedenken Sie, wie viel uns an Ihrer Gesundheit gelegen ist. Die meinige ist in diesen Tagen recht schlecht gewesen. Hätte ich nicht die vortreffliche Verpflegung in Ihrem Hause gefunden, wie Sie es anbefohlen haben, so wäre es mir noch schlimmer ergangen. Dieselbe war aber auch notwendig; denn bei der brennenden Sonnenhitze auf der Reise wurde der Schmerz, den ich litt, als Sie in Malagón waren, so heftig, dass man mir sogleich nach meiner Ankunft in Toledo zweimal Ader lassen musste. Die Schmerzen, die ich vom Rücken bis zum Gehirn empfand, waren so groß, dass ich mich im Bett nicht rühren konnte. Am anderen Tage musste ich ein Führmittel gebrauchen. Morgen, am Freitag, werden es acht Tage, dass ich angekommen bin; so lange habe ich mich dieser Krankheit wegen hier aufgehalten. Da man mir viel Blut genommen hat, so reise ich sehr geschwächt weiter; im übrigen befinde ich mich aber wohl. Ich fühlte mich sehr einsam, weil ich hier ohne meine Gebieterin und Freundin leben musste. Der Herr rechne alles zu seinem Dienste! Alle Ihre Leute, besonders Reolin, waren recht liebevoll gegen mich. Es war mir wirklich eine Freude, zu sehen, wie Euere Gnaden, obwohl in der Ferne weilend, mich hier so vortrefflich bewirten ließen. Ich empfehle Sie recht angelegentlich dem Herrn. Jetzt bin ich wieder wohl, wenn auch schwach.

Der Pfarrer von Malagón, dem ich außerordentlich zum Danke verpflichtet bin, begleitete mich hierher. Alfons de Cabria steht mit Ihrem Verwalter so gut, dass er keine Lust hatte, mich zu begleiten. Er sagte, dies würde dem Verwalter sehr unlieb sein. Weil ich so gute Gesellschaft hatte und er erst ganz ermüdet von seiner Reise zurückgekehrt war, so drang ich nicht weiter in ihn. Es diene Euerer Gnaden zur Kenntnis, dass der Verwalter seine Geschäfte ausgezeichnet gut besorgt; man sagt, es lasse sich dies gar nicht denken. Alfons de Cabria und alle übrigen können ihn nicht genug loben. Auch Don Ferdinand ist sehr zufrieden mit ihm.

Carleval reiste ab, und ich glaube, er wird nicht wiederkehren. Wenn man sagt, es sei Gottes Wille geschehen, dass Alfons de Cabria zur Stiftung des Klosters in Malagón mitwirkte und dass das Spital dazu Beiträge leistete, so spricht man die Wahrheit. Carlevals Bruder ist angekommen. Ich versichere Sie, dass es mir ein großer Trost war, diesen Mann dort lassen zu können; denn außer meinem Pater Paulus wüßte ich keinen, der so wäre wie er. Er ist für das Kloster von außerordentlichem Nutzen, weil er ein Mann des Gebetes ist und darin viele Erfahrung hat. Dabei ist er sehr genügsam; nur müssen Sie ihm noch ein kleines Häuschen einrichten. Weil ich Ihnen jedoch dies alles in Malagón schriftlich hinterlassen habe, so schreibe ich hier nichts weiter davon. Hier erzählt man sich über diesen Pater viel Rühmliches.

Die Schwestern leben ganz zufrieden. Wir sind übereingekommen, eine sehr fromme Frau, die unter der Leitung der Jesuiten steht, zu berufen. Das Kloster muss ihr die Kost geben; denn weil sie doch auch sonst Almosen zu geben hätten, so mag dies dafür gelten. Sie dagegen muss unentgeltlich junge Mädchen in weiblichen Arbeiten unterrichten, und dies soll als Gelegenheit dienen, sie in der christlichen Lehre zu unterweisen und sie zum Dienste des Herrn anzuleiten, was gewiss ein großer Gewinn ist. Ebenso haben Carlevals Bruder und Huerna, wie sie ihn heißen, einen jungen Menschen kommen lassen, der den Schwestern Dienste leisten soll. Ersterer und der Pfarrer werden Unterricht in der christlichen Lehre erteilen. Ich hoffe zu Gott, dass dies großen Nutzen schaffen werde. Ich bin wahrhaftig ganz zufrieden abgereist, und Sie sollen es auch sein und sich für überzeugt halten, dass meine Abwesenheit der klösterlichen Zucht dortselbst keinen Nachteil bringe; denn bei dem großen Eifer, der die Schwestern beseelt, und bei der Sorgfalt, die ihnen ein so trefflicher Beichtvater und auch der Pfarrer, der sie gewiss nicht vergessen wird, zuwenden, hoffe ich zu Gott, dass sie täglich größere Fortschritte machen werden. Darüber habe ich keinen Zweifel.

Was jenen anderen Kaplan anbetrifft, so findet sich niemand, der ihm sagte, er solle [den Schwestern] die Messe nicht mehr lesen. Wollen Euere Gnaden ihm dieses schreiben lassen. Zwar will Pater Paulus ihm dies mitteilen, allein ich möchte nicht, dass Sie es vergessen. Der Verwalter sagte, er werde ihn so gut unterbringen, dass er es viel besser habe als bisher. Weil er ihn aber trösten müsse, so wolle er ihm nicht selbst kündigen. Ich bitte Sie, hierin nicht zu säumen. Dem Lizentiaten wurde schon ein Dritteil ausbezahlt; Miranda hat es ihm gegeben. Lassen Sie Nachricht geben, wer dem Miranda diesen Dritteil wieder vergüten solle, damit nicht etwa der böse Feind etwas anzettle, wodurch wir einen solchen Mann verlieren würden; denn dazu wird der Arge alles Mögliche aufbieten, weil er den Schaden fürchtet, den er erleiden muss. Erwägen Sie dies wohl und lassen Sie nichts zu, was seine Pläne fördert.

Ich war heute so in Anspruch genommen, dass man mich nicht zum Schreiben kommen ließ. Jetzt ist’s tiefe Nacht, und ich bin noch sehr schwach. Ich nehme den Sattel mit, den Sie im Schlosse zurückgelassen, und bitte Sie, dies zu genehmigen. Einen anderen guten habe ich hier gekauft. Ich weiß es zum voraus, dass Sie sich freuen, wenn ich bei diesen Reisen den Ihnen gehörigen Sattel benütze, wie wenn Sie da wären; so reise ich wenigstens auf Ihrem Eigentum. Ich hoffe zum Herrn, mit dem Sattel wieder zurückzukehren; wenn nicht, so werde ich Ihnen denselben nach Ihrer Heimkehr zurückschicken.

In dem zu Malagón hinterlassenen Briefe habe ich Ihnen schon meine Befürchtung mitgeteilt, der Teufel möchte es verhindern, dass Pater Magister Ávila meinen Lebensbericht zu Gesichte bekomme. Ich wünschte nicht, dass er vorher sterbe. Dies wäre ein großes Missgeschick. Inständig bitte ich Sie darum, Sie möchten, da Sie ihm so nahe sind, das Buch versiegelt durch einen eigenen Boten an ihn senden und es ihm brieflich sehr empfehlen; denn er wird es gerne einsehen und lesen, sobald es ihm möglich ist. Pater Dominikus hat mir jetzt hierher geschrieben, ich möchte es ihm sogleich nach meiner Ankunft in Ávila durch einen eigenen Boten schicken. Ich bin da in großer Verlegenheit und weiß nicht, was ich tun soll; denn es würde mir, wie ich Ihnen schon gesagt habe, ein großer Nachteil sein, wenn diese Leute Kunde davon erhielten. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie daher, in dieser Sache sich zu beeilen! Bedenken Sie, dass es sich um seinen Dienst handelt, und reisen Sie selbst mutig durch diese fremden Gegenden, wobei Sie sich erinnern mögen, wie es unserer Lieben Frau und dem heiligen Vater Joseph erging, als sie nach Ägypten flohen.

Ich nehme den Weg über Eskalona, wo die Marquise sich aufhält. Sie schickte hierher, um mich einzuladen, zu ihr zu kommen. Ich ließ ihr sagen, dass Sie schon in liebevoller Weise alle Vorkehrungen zur Reise getroffen hätten und ihre Bemühung nicht mehr notwendig sei, dass ich sie aber auf der Durchreise besuchen würde. Ist es mir möglich, so werde ich nicht länger als einen halben Tag bei ihr bleiben, und auch dies nur darum, weil Pater García mir es eindringlich auftragen ließ; er sagt nämlich, er habe es ihr versprochen, und es sei dahin kein Umweg.

Don Ferdinand und Doña Anna sowie Don Petrus Niño und Doña Margareta haben mich mit ihrem Besuche beehrt. Auch die übrigen Freunde und andere Leute haben mich besucht. Einige davon ermüdeten mich sehr. Ihre Hausangehörigen leben in großer Zurückgezogenheit und sind immer für sich allein. Demütig bitte ich Sie, an die Frau Rektorin zu schreiben; Sie wissen schon, wie sehr Sie ihr verbunden sind. Leider war es mir nicht möglich, sie zu besuchen, um ihr für die mir zugeschickten Geschenke zu danken; denn ich war meistens im Bette. Die Frau Priorin werde ich morgen vor meiner Abreise besuchen, da sie mich gar dringend darum gebeten hat.

Weil ich mir dachte, Sie wüßten vielleicht noch nichts von dem Tode meiner Gebieterin, der Herzogin von Medinaceli, so wollte ich zuerst nichts darüber schreiben; nachher aber meinte ich, dass Sie die Kunde davon schon erhalten hätten, bis dieser Brief an Sie gelangen würde. Ich wünsche nicht, dass Sie sich darüber grämen, da ja der Herr allen, die sie liebten, eine große Gnade und ihr selbst eine noch größere erwiesen hat, indem er sie so bald zu sich rief; denn mit dem Übel, an dem sie gelitten, noch länger zu leben, wäre für sie ein tausendfältiges Sterben gewesen. Sie war so gut vorbereitet, dass sie nun ewig leben wird und auch wir, Sie und ich, werden im Verein mit ihr desselben Glückes teilhaftig werden. Diese Hoffnung ist es, die mir den Verlust eines so großen Gutes erträglich macht. Allen meinen dortigen Herrschaften küsse ich die Hand. Antonia empfiehlt sich Ihnen ehrerbietigst. Dem Herrn Don Johann sagen Sie viele Grüße von mir, ich empfehle ihn angelegentlich dem Herrn. Seine Majestät erhalte Sie mir und geleite Sie immer an ihrer Hand! Ich bin recht ermüdet und darum schreibe ich weiter nichts.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Unser ewiger Vater hat die Erlaubnis bereits erhalten. Die Sache ist so, dass es mir einerseits leid tut, während ich anderseits den Willen Gottes erkenne, dass es so sei und dass Sie Ihre Leiden allein tragen. Gewiss wird Ihnen dieser Pater schreiben, sobald er jemand findet, der den Brief überbringt. Ich hinterlasse diesen Brief der Doña Franziska, der ich die Absendung desselben recht angelegentlich empfohlen habe. Finde ich eine Gelegenheit, so werde ich Ihnen von Ávila aus schreiben. Ich habe vergessen, zu bemerken, dass unser Vater auch von einer Nonne mit mir sprach, die gut lesen kann und Eigenschaften besitzt, die ihn befriedigen. Sie hat zwar nicht mehr als zweihundert Dukaten; weil es aber den Schwestern an Zuwachs fehlt, und die Not eines Klosters, das erst gestiftet wurde, so groß ist, werde ich ihnen schreiben, sie sollen sie aufnehmen. Sie ist mir lieber, als ungeschickte Nonnen, und wenn ich noch eine finde, wie diese ist, nehme ich keine andere auf. Gott sei mit Ihnen, meine Gebieterin! Ich möchte gar nicht endigen und weiß nicht, wie ich so weit von der entfernt sein kann, die ich so innig liebe, und der ich zu so großem Danke verpflichtet bin.

9. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Ávila, am 9. Juni 1568

Nachricht von ihrer Rückkehr nach Ávila. Eintritt der Doña Theresia de Toledo, Tochter der Marquise de Velada.

Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Am Mittwoch vor Pfingsten bin ich hier in Ávila angekommen. Ich war recht ermüdet; denn wie ich Ihnen schon geschrieben habe, befand ich mich [in Toledo] so unwohl, dass ich nicht imstande war, meine Reise weiter fortzusetzen. Wir sind deshalb auch sehr langsam gereist. Der Pfarrer hat uns begleitet und mir viele Erleichterung verschafft; denn er ist geschickt zu allem. Es kam einer meiner Verwandten von der Reise, der als Knabe ein Steinleiden hatte und von dem Wasser der dortigen Quelle für immer geheilt wurde. Ich freute mich über diese gute Nachricht gar sehr; denn ich hoffe zu unserem Herrn, dass dem Herrn Don Johann dieselbe Heilung zuteil werde. Seine Majestät wolle es verleihen, wie wir sie hier demütig darum bitten! Ich küsse Euerer Gnaden und allen meinen dortigen Herrschaften vielmals die Hand.

Die Tochter der Marquise de Velada, Doña Theresia, traf ich schon als Nonne; sie ist vollkommen zufrieden. Bei der Marquise de Villena war ich am vergangenen Sonntag. Sie erzeigte sich mir gegenüber voll Liebe und Güte; da ich aber nur meine gute Frau Doña Luise benötige, lege ich wenig Wert darauf. Der Herr führe sie recht gesund und wohlbehalten zurück in meine Nähe! Was meine Angelegenheit betrifft, so bitte ich Sie aufs neue wieder, sie ja nicht zu vernachlässigen. Ich habe Ihnen die Gründe schon geschrieben, warum mir soviel daranliegt. Da ich schon von Malagón aus einen langen Brief und von Toledo aus einen noch längeren an Sie geschrieben, so hat dieser Brief keinen anderen Zweck, als Sie zu benachrichtigen, dass ich gut angekommen bin. Heute ist Mittwoch.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

10. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Ávila, am 23. Juni 1568

Stiftung des Klosters in Malagón und Mahnung, ihre Lebensbeschreibung zu senden.

Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Bei der großen Eile des Boten wüßte ich nicht Zeit zu finden, Ihnen auch nur diese wenigen Zeilen zu schreiben, wenn nicht die Liebe zu Ihnen mir eine Zeit herausfinden hälfe. O meine Gebieterin, wie unablässig gedenke ich Ihrer und Ihrer Leiden! Und so empfehle ich Sie immer recht angelegentlich unserem Herrn. Möge es Seiner Majestät gefallen, den dortigen Herrschaften recht bald die Gesundheit zu verleihen, so dass ich mich nicht mehr so ferne von Ihnen sehen muss! Ich würde schon zufrieden sein, wenn ich Sie nur wieder in Toledo wüßte. Ich bin, Gott sei Dank, wohl. Nach dem Feste des heiligen Petrus werde ich von hier nach Valladolid reisen.

Sehen Sie doch, dass Sie mir, nachdem ich Ihnen meine Seele anvertraut habe, das Buch so bald wie möglich zurücksenden; schicken Sie es aber nicht ohne Brief von dem heiligen Manne, damit wir seine Ansicht vernehmen, wie es Euere Gnaden und ich ersehnen. Wie man sagt, wird der Präsentatus, Pater Dominikus [Báñez], diesen Sommer hierher kommen; ich bin darum in Furcht, er möchte mich auf dem Diebstahl ertappen. Schicken Sie mir also um der Liebe des Herrn willen das Buch, sobald jener Heilige davon Einsicht genommen; wenn ich wieder nach Toledo komme, werden Sie Zeit finden, es mit mir zu lesen. Bemühen Sie sich nicht, es dem Pater Salazar zu zeigen, außer es kann ganz gelegentlich geschehen; denn mehr liegt mir daran, dass ich es bald wieder zurückerhalte.

Von den Schwestern Ihres Klosters höre ich, dass sie zufrieden sind und große Fortschritte in der Tugend machen, was ich auch gerne glaube. Hier haben es alle, die den Beichtvater kennen, für ein großes Glück gehalten, dass den Schwestern ein so vortrefflicher Mann geblieben ist. Sie wundern sich alle, und ich mit ihnen; denn ich weiß nicht, wie der Herr dies so gelenkt hat. Nach dem Nutzen zu urteilen, den dieser Mann, wie gesagt wird, stiftet und überall, wo er noch gewesen ist, schon gestiftet hat, halte ich dafür, dass dies zur Förderung der Seelen jenes Ortes geschehen ist. Hier steht das Kloster zu Malagón in großem Ansehen, und die Ordensbrüder sind damit sehr zufrieden. Der Herr wolle mich in Ihrer Gesellschaft wieder dahinführen! Die Schwestern dahier finde ich außerordentlich gefördert; alle lassen Sie grüßen. Meine Empfehlungen an Herrn Don Johann und meine dortige Gebieterin. Ich schließe, da man mir keine Zeit lässt, mehr zu schreiben. Morgen ist das Fest des heiligen Johannes.

Ihm werden wir unsere Patronin und Stifterin angelegentlich empfehlen und ebenso auch unseren Patron.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Hierher mögen Ihre Briefe und das Buch geschickt werden, wenn Sie nicht ihre Sendungen in Zukunft an die Oberin adressieren wollen.

11. Brief - An Don Alfons Ramírez, Bürger in Toldedo

Ávila, Ende Juni 1568

Stiftung des Klosters in Toledo.

Jhs

Sie hätten mich früher mehr in der Nähe gehabt; denn im Mai bin ich von Malagón hierher gereist. Unser Herr, der es so geordnet hat, wird gewusst haben, dass es so besser ist. Da alles, Ihr und mein Verlangen, einzig und allein auf seine Verherrlichung abzielt und also in seine Hände gelegt ist, so wird er es auch fügen, dass alles so zustande kommt, wie es am besten ist. Ich sende durch diesen Boten auch einen Brief an den Pfarrer von Malagón, den Herrn Lizentiaten Johannes Baptista, worin ich ihn ersuche, er möchte zu Ihnen sich begeben, um Ihren ganzen Plan zu erfahren und Ihnen, da er unser Beichtvater war und alles genau kennt, über unsere Lebensweise Auskunft zu geben, damit wir in einer so wichtigen Sache nicht blindlings zu Werke gehen. Ich glaube, er wird mir diesen Liebesdienst nicht verweigern; denn während meines Aufenthaltes im besagten Orte hat er sich in allem gefällig gegen mich erzeigt und mir sowohl im Geistigen wie im Zeitlichen Hilfe geleistet, wozu ihm der Herr die Fähigkeiten gegeben hat.«

Mit ihm können Sie alles besprechen, was Ihnen beliebt. Er kennt meine Absichten in allem, und was er Ihnen in meinem Namen sagt und mit Ihnen ausmacht, das können Sie ebenso hinnehmen, als hätte ich es selbst gesagt. Der Herr nehme alles in seine Hand und mache Sie zu einem so eifrigen Diener Seiner Majestät, wie ich sie fortan darum bitte! Die Nachrichten, die mir der Pater Guardian von den Werken mitgeteilt hat, die unser Herr durch Sie vollbringt, verpflichten mich dazu. Mehr noch aber sind Sie verpflichtet, den Pater Guardian unserem Herrn zu empfehlen…

Ávila, im St. Josephskloster, am . . . Juni 1568

Ihre unwürdige Dienerin Theresia von Jesu

12. Brief - An Don Franz de Salcedo, Edelmann in Ávila

Geschrieben zu Valladolid, Ende September 1568

Empfehlung des heiligen Johannes vom Kreuz.

Jesus sei mit Ihnen!

Gott sei Dank, dass mir nach sieben oder acht Geschäftsbriefen, die ich nicht aufschieben konnte, noch ein wenig Zeit der Ruhe bleibt, um diese Zeilen zu schreiben, aus denen Sie erfahren sollen, dass mir Ihr Brief großen Trost gewährte. Denken Sie ja nicht, es sei verlorene Zeit, wenn Sie mir schreiben; denn ich bedarf zu Zeiten dieses Trostes gar sehr. Ich will dies aber nur unter der Bedingung, dass Sie mir nicht immer so viel von Ihrem Alter reden; denn dies bringt mir in mein ganzes Denken Verwirrung, als wäre nämlich das Leben junger Leute in einer Versicherung. Gott erhalte Ihnen das Leben, bis ich sterbe! Nachher werde ich sorgen, dass unser Herr auch Sie bald zu sich nehme, damit ich dort nicht ohne Sie bin.

Reden Sie mit diesem Pater, ich bitte Sie darum, und stehen Sie ihm in seinem Unternehmen bei; denn obwohl er von Natur aus klein ist, so weiß ich doch, dass er groß ist in den Augen Gottes. Fürwahr, er wird uns hier abgehen; denn er ist verständig und für unsere Lebensweise geeignet, weshalb ich auch glaube, dass er von unserem Herrn dazu berufen ist. Alle Ordensbrüder ohne Ausnahme reden gut von ihm; denn obwohl er erst wenige Jahre zählt, so hat er doch stets ein Leben großer Buße geführt. Es scheint aber auch, der Herr halte ihn an seiner Hand. Obgleich sich hier bei den Geschäften so manche Gelegenheiten [zur Selbstüberwindung] boten und ich, die ich dazu selbst Anlass gab, manchmal ärgerlich gegen ihn war, haben wir doch niemals eine Unvollkommenheit an ihm wahrgenommen. Er hat Mut, weil er aber allein ist, bedarf er all der Tröstungen gar sehr, die der Herr ihm verleiht, damit er die Angelegenheit mit solchem Eifer betreibe, wie er ihn an den Tag legt. Er wird Ihnen berichten, wie es uns hier geht.

Der Preis von sechs Dukaten, den Sie daran gäben, mich zu sehen, kam mir nicht gering vor; ich könnte aber noch weit mehr zu geben mich entschließen, wenn ich Sie sehen könnte. Gewiss sind Sie eines höheren Preises für würdig zu erachten, aber wie will ich als armes Nönnchen so eine Schätzung vornehmen? Sie können Met und Kuchen, Rettiche und Salat geben; denn Sie haben einen Garten, und Sie selbst sind, wie ich weiß, der Diener, um uns Äpfel daraus zu holen. Sie sind also schon etwas höher zu schätzen. Der genannte Met soll zwar hier sehr gut sein; weil wir aber keinen Franz de Salcedo hier haben, so wissen wir auch nicht, wie er schmeckt, und werden es auch nicht dahin bringen, dass wir es beurteilen könnten.

Der Antonia sage ich, dass sie Ihnen schreibe, weil ich selbst nicht ausführlicher schreiben kann. Gott sei mit Ihnen! Die Doña Mencía und die Frau Ospedal lasse ich freundlich grüßen.

Der Herr gebe, dass die Besserung des verlobten Edelmannes voranschreite! Seien Sie nicht so ungläubig; denn das Gebet vermag alles, und die Blutsverwandtschaft mit Ihnen kann dem Kranken sehr zugute kommen. Wir dahier wollen auch unser Scherflein dazu beitragen. Möge der Herr, in dessen Macht es steht, ihm die volle Genesung verleihen! Die Krankheit seiner Braut halte ich sicher für weniger heilbar, aber der Herr kann alles heilen. Der Maria Diaz, der Flamländerin, und der Doña Maria de Ávila bitte ich, wenn Sie diese sehen, zu sagen, sie möchten mich und die Angelegenheiten des Klosters Gott empfehlen. Der letzteren hätte ich gerne ausführlich geschrieben; denn ich habe sie gewiss nicht vergessen. Seine Majestät erhalte sie mir noch viele Jahre! Amen. Da die Fürstin de Eboli so sehr drängt, könnte dieses Jahr leicht vorübergehen, ohne dass ich Sie wiedersehe.

Ihre unwürdige, treue Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Noch einmal bitte ich Sie wie um ein Almosen, Sie möchten mit diesem Pater reden und ihm raten, was Sie bezüglich seiner Lebensweise für gut halten. Mich hat der Geist, den ihm der Herr verliehen, uns, die Tugend, die er bei vielen Anlässen bewiesen, recht sehr zu der Hoffnung ermutigt, dass wir einen guten Anfang machen werden. Er hat außerordentlichen Gebetseifer und viel Verstand. Der Herr wolle ihn weiter fördern!

13. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Toledo

Valladolid, am 2. November 1568

Nachricht über den Empfang des Buches ihres Lebens und Empfehlungen an verschiedene Personen.

Jesus sei mit Ihnen, meine gnädige Frau und Freundin!

Entschuldigen Sie die Kühnheit, mit der ich Sie anrede; denn obgleich Doña Luise mehr meine Gebieterin ist, so ist sie doch in Wahrheit auch meine Freundin. Der Antonia habe ich aufgetragen, Ihnen über alles zu berichten, was hier vorgeht, über meine schlechte Gesundheit und über alles andere; denn mein Kopf ist so, dass ich nicht weiß, wie ich auch nur diese Zeilen zu schreiben imstande bin; die Nachricht jedoch, dass Sie und meine dortigen Herrschaften wohlbehalten angekommen sind, hat mich so getröstet, dass es nicht zu viel ist, wenn ich mich dazu ermutige. Der Herr sei gepriesen für alles! Denn ich habe ihm alle sehr angelegentlich empfohlen. Auch das gereichte mir zu großem Troste, dass Sie mit Ihrem Kloster so wohl zufrieden sind. Ich sehe aber auch, dass Sie allen Grund dazu haben; denn, wie ich erfahre, wird daselbst unserem Herrn in aller Wahrheit gedient. Möge es ihm gefallen, dass alle Schwestern so seien, wie die Pflicht der Dankbarkeit gegen Sie es erheischt! Möge unser Herr Sie mir erhalten und mir verleihen, dass ich Sie noch einmal sehe, ehe ich sterbe!

Was das Buch betrifft, so hätten Sie diese Angelegenheit nicht besser besorgen können, und so vergesse ich alle Verdrießlichkeiten, die Sie mir [durch die Verzögerung] verursacht hatten. Magister Ávila schreibt mir umständlich darüber. Er ist ganz zufrieden damit, nur bemerkt er, es möchten einige Stellen deutlicher erklärt und in anderen die Ausdrücke geändert werden, was leicht geschehen kann. Sie haben da ein gutes Werk getan. Der Herr wird es Ihnen nebst den anderen Gnaden und Guttaten, die Sie mir schon erwiesen haben, vergelten. Ich habe mich sehr gefreut über eine so gute Botschaft; denn sie ist von großer Wichtigkeit. Man sieht wohl, wer den Rat gegeben hat, sie zu schicken.

An meinen Vater Paulus Fernández möchte ich gerne recht vieles schreiben, allein es ist mir jetzt wirklich unmöglich. Ich denke, ich erweise ihm einen größeren Gefallen, wenn ich mein Unwohlsein nicht noch mehr verschlimmere. Ich bitte Sie, ihm zu sagen, wie es hier geht, damit er mich und alle unsere Angelegenheiten dem Herrn empfehle. Dasselbe will auch ich für ihn tun. Auch bitte ich Sie, den Brief von der Schwester Antonia an die Priorin von Malagón senden zu wollen und, wenn es Ihnen gefällt, auch diesen; wenn nicht, so lassen Sie ihr schreiben, sie möge in der Angelegenheit, in der ich ihr durch Michael geschrieben habe, nichts weiter mehr tun; denn der General hat mir aufs neue wieder geschrieben, und es hat den Anschein, dass die Angelegenheiten einen besseren Verlauf nehmen. Beachten Sie, dass an der Mitteilung dieser Nachricht viel gelegen ist.

Dem Don Johann und meinen dortigen gnädigen Damen entbiete ich meine ehrfurchtsvollsten Grüße. Alle seien mir hoch willkommen mit Ihnen. Es machte mir diese Ankunft eine große Freude, ich sage es wiederholt. Dem Don Ferdinand und der Doña Anna entrichten Sie viele freundliche Grüße, ebenso dem Alfons de Cabria und dem Alvaro de Lugo. Sie wissen doch wohl, dass ich mich aller ehrenden Auszeichnungen entschlagen und die Demut mir erwerben soll. Der Herr gebe, dass ich Sie wiedersehen möge! Denn ich habe ein großes Verlangen darnach. In dortiger Gegend bin ich gesünder, und es geht mir in allem besser als hier.

Wenn man das Kloster an einen anderen Platz verlegen will, so muss man sehr darauf sehen, eine gesunde Lage zu wählen. Sie wissen ja, wie es uns jetzt ergeht, da dieses nicht der Fall ist, obgleich das Haus selber durch Annehmlichkeit sich auszeichnet.

Ich habe mich sehr gefreut über die Aussteuer, die Sie dem genannten Fräulein geben. Handelt es sich um eine Person Ihrer Wahl, so gibt es immer Platz; denn das Ganze ist ja Ihr Werk. Die Doña Maria de Mendoza lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Schon ehe ich gelesen, was Sie mir zu sagen auftragen, hatte sie viel mit mir darüber gesprochen. Eben jetzt ist sie nicht zu Hause, ich werde es ihr aber noch sagen; denn diese Rücksicht gebührt ihr wohl. Unserem Vater, dem Lizentiaten Velasko, sagen Sie, was Sie für geeignet halten. Gott sei mit Ihnen! Er mache Sie so, wie ich es wünsche! Amen. Heute ist der Tag nach Allerheiligen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin.

14. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Toledo

Valladolid, am 13. Dezember 1568

Vorbereitungen zur Gründung eines Klosters in Toledo.

Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Es fehlt mir sowohl an Zeit als an Kraft, viel zu schreiben; deshalb schreibe ich jetzt an wenige Personen mit eigener Hand. Erst vor kurzem habe ich Ihnen einen Brief gesandt. Ich fühle mich sehr unwohl. Bei Ihnen und in der dortigen Gegend bin ich gesünder. Zwar sind die Leute auch hier, Gott sei es gedankt, nicht übel gesinnt; da aber meine Liebe bei Ihnen ist, so möchte ich, dass auch mein Körper dort wäre.

Was denken Sie davon, dass die göttliche Majestät alles so zu meiner Zufriedenheit ordnet? Gepriesen sei der Name des Herrn, der es durch Personen, die so eifrige Dienerinnen Gottes sind, so hat ordnen wollen, dass ich denken muss, Seine Majestät werde ein großes Wohlgefallen daran haben! Trachten Sie um der Liebe des Herrn willen darnach, die Erlaubnis zu bekommen; ich glaube aber, man sollte dem Verwalter nicht sagen, dass sie für mich, sondern für das Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen sei. Auch stelle man ihm den Nutzen vor, den diese überall stiften, wo sie sind; wenigstens machen uns, Gott sei Dank, die zu Malagón keine Schande. Sie werden sehen, wie bald dann Ihre Dienerin bei Ihnen sein wird; denn es ist, wie es scheint, nicht der Wille des Herrn, dass wir getrennt bleiben. Die göttliche Majestät verleihe, dass wir auch in der Glorie vereint seien mit allen meinen dortigen Herrschaften, in deren Gebete ich mich angelegentlich empfehle. Schreiben Sie mir doch, wie es mit Ihrer Gesundheit steht; Sie sind gar so saumselig, mir diese Gnade zu erweisen. Die Schwestern dahier küssen Ihnen die Hand. Sie können gar nicht glauben, wie viele Ablässe und geistliche Gnaden wir für die Gründerinnen dieser Klöster erlangt haben; sie sind ohne Zahl. Der Herr sei mit Ihnen! Heute ist der Tag der heiligen Lucia.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin.

15. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Valladolid, am 9. Januar 1569

Stiftung des Klosters in Toledo.

Der Heilige Geist sei immer in Ihrer Seele und verleihe Ihnen seine heilige Liebe und Furcht! Amen.

Pater Doktor Paulus Fernández hat mir von Ihrer Liebe und Freigebigkeit gegen mich geschrieben, dass Sie nämlich ein Kloster unseres heiligen Ordens errichten wollen. Ich glaube gewiss, unser Herr und seine glorreiche Mutter, meine Patronin und liebe Frau, haben Ihr Herz zu einem so heiligen Werke bewogen; denn ich hoffe, dass in diesem Kloster der göttlichen Majestät recht eifrig gedient und Ihnen selbst ein großer Gewinn an geistlichen Gütern erwachsen werde. Der Herr gebe es, wie ich und alle Schwestern dahier ihn demütig darum bitten und wie der ganze Orden fortan darum flehen wird! Das Anerbieten, das man mir macht, gereichte mir zu überaus großem Troste, und darum habe ich ein Verlangen, Sie kennenzulernen, um mich persönlich als Ihre Dienerin vorzustellen. Wollen Sie mich von jetzt an als solche betrachten.

Unser Herr hat es zugelassen, dass die Fieberanfälle von mir gewichen sind, und so werde ich mich nach allen Kräften beeilen, das Kloster nach meinem Wunsche zu errichten. Ich hoffe mit der Hilfe unseres Herrn, die Sache in kurzer Zeit zu vollenden. Ich verspreche Ihnen, dass ich keine Zeit verlieren und, wenn auch die Fieberanfälle wiederkehren sollten, auf meine schlechte Gesundheit keine Rücksicht nehmen werde, um sogleich zu kommen. Da Sie alles tun, so ist es billig, dass ich wenigstens das vollbringe, was für nichts zu achten ist, nämlich ein wenig Mühe auf mich zu nehmen. Wir haben ja doch um nichts anderes uns zu kümmern, als dass wir dem nachzufolgen trachten, der so ganz unschuldig unaufhörlich in Leiden lebte.

Ich hoffe von diesem Unternehmen nicht bloß einen Gewinn zu erlangen. Es hat mir nämlich mein Pater Paulus Fernández auch über Sie geschrieben, und demzufolge wird es auch für mich ein sehr großer Gewinn sein, Sie kennenzulernen. Die Gebete frommer Leute haben mich bis jetzt am Leben erhalten, und darum bitte ich auch Sie um der Liebe unseres Herrn willen, meiner in Ihren Gebeten nicht zu vergessen. Wenn Seine Majestät es nicht anders ordnet, so gedenke ich längstens zwei Wochen nach Beginn der Fasten in Toledo zu sein. Weil ich nämlich auch die Klöster, die der Herr mich in den letzten Jahren stiften ließ, besuchen will, so werde ich, obwohl wir bald von hier abreisen werden, doch einige Tage in jenen mich aufhalten müssen. Immerhin aber wird dieser Aufenthalt doch so kurz wie möglich sein, weil Sie meine baldige Ankunft wünschen. Da alles so gut in Ordnung und schon fertig ist, so werde ich nichts mehr zu tun haben, als es anzusehen und unseren Herrn dafür zu preisen. Die göttliche Majestät halte Sie immer an ihrer Hand und verleihe Ihnen Leben, Gesundheit und Mehrung der Gnade, um was ich zu ihr flehe! Amen. Heute ist der 9. Januar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

16. Brief - An Alfons Alvarez Ramírez, Bürger in Toledo

Valladolid, am 19. Februar 1569

Gründung des Klosters zu Toledo.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen und vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir durch Ihren Brief verschafft haben!

Er kam gerade zu der Zeit an, als ich ernstlich damit umging, an Sie zu schreiben, um Ihnen Nachricht von mir zu geben; denn es ist billig, dass ich es Ihnen gegenüber an nichts fehlen lasse. Ich werde erst etwas später ankommen, als ich in meinem Briefe zugesagt habe; jedoch versichere ich Sie, dass ich keine Stunde vergeuden will. Deshalb bin ich auch, nachdem wir das Haus bezogen hatten, keine vierzehn Tage in unserem Kloster geblieben. Der Einzug dorthin geschah in sehr feierlicher und andächtiger Prozession. Der Herr sei gepriesen für alles!

Seit Mittwoch bin ich bei Doña Maria de Mendoza, weil ich ihr einige notwendige Mitteilungen zu machen hatte; denn sie selbst konnte wegen Unwohlsein nicht zu mir kommen. Ich hatte vor, nur einen Tag bei ihr zu bleiben; da es aber so kalt geworden ist und mir wegen des vielen Schnees und Eises das Reisen nicht ratsam schien, so bin ich bis heute, Samstag, geblieben. Am Montag werde ich mit Gottes Hilfe gewiss nach Medina abreisen. Dort und im St. Josephskloster zu Ávila werde ich mich, wenn ich auch noch so sehr eilen will, doch über vierzehn Tage aufhalten müssen, weil ich einige notwendige Geschäfte zu besorgen habe; deshalb glaube ich, um so viel später anzukommen, als ich gesagt hatte. Sie werden mir verzeihen; denn aus den hier gegebenen Aufschlüssen werden Sie ersehen, dass ich nicht anders kann; es ist auch ohnehin die Verzögerung keine große. Mit dem Ankauf eines Hauses bitte ich noch zu warten, bis ich komme; denn ich wünsche, dass es zu unserem Zwecke geeignet sei, weil doch auch das Almosen von Ihnen und Ihrem verstorbenen Bruder, den Gott selig haben wolle, für uns bestimmt ist.

Was die nötigen Bewilligungen betrifft, so glaube ich, dass jene des Königs mit dem Beistande des Himmels trotz aller Hindernisse leicht zu erhalten sein werde. Ich weiß nämlich aus Erfahrung, dass der Teufel diese Klöster nicht ausstehen kann und deshalb immer Verfolgungen gegen uns heraufbeschwört; allein der Herr ist der Allmächtige, und vor ihm muss der Teufel mit Schande abziehen.

Hier erfuhren wir von den angesehensten Personen der Stadt den größten Widerspruch; aber es ist jetzt alles ausgeglichen. Denken Sie ja nicht, dass Sie unserem Herrn nur das geben werden, was Sie jetzt im Sinne haben, sondern noch weit mehr; denn Seine Majestät belohnt die guten Werke in der Weise, dass sie Gelegenheit zu noch besseren gibt. Geldspenden ist noch nichts; denn das tut nicht wehe. Wenn man uns, Sie, Ihren Herrn Schwiegersohn und alle, die sich an dem Unternehmen beteiligen, auch steinigen würde, wie es in Ávila bei der Stiftung des St. Josephsklosters bald geschehen wäre, dann stünde es um die Sache doch gut, und ich bin der Überzeugung, dass weder das Kloster noch wir, die wir solches zu erdulden hätten, etwas verlieren, denn im Gegenteil recht viel gewinnen würden. Der Herr leite alles, wie er es fürs beste hält! Haben Sie keine Sorge! Mir ist es nur leid, dass mein Vater nicht in Toledo ist; sollte es notwendig sein, so würden wir Sorge tragen, dass er komme; denn der Teufel fängt schon an, sich zu rühren. Gott sei gepriesen! Seien wir ihm gegenüber treu, und er wird uns keinen Mangel leiden lassen. Ich verlange wahrhaftig recht sehr, Sie zu sehen; denn ich glaube, es wird mir dies ein großer Trost sein. Alsdann werde ich mich auch für die Liebesdienste bedanken, die Sie mir in Ihrem Briefe erwiesen. Unser Herr gebe, dass ich Sie und Ihren Herrn Schwiegersohn in bester Gesundheit antreffe! Inzwischen empfehle ich mich angelegentlich Ihrem beiderseitigen Gebete; denn Sie sehen wohl, dass ich dessen auf diesen Reisen bei meiner so schlechten Gesundheit, wenn auch die Fieberanfälle nicht wiedergekehrt sind, gar sehr bedarf. Ich habe immer getan, was Sie mir anbefehlen, und ich vollziehe dies auch jetzt. Die Schwestern dahier tun dasselbe. Alle empfehlen sich Ihrem Gebete. Unser Herr halte Sie immer an seiner Hand! Amen. Heute ist Samstag, der 19. Februar. Geschrieben zu Valladolid.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Erweisen Sie mir die Liebe, den beiliegenden Brief an meine Doña Luise mit vielen Empfehlungen von mir übergeben zu lassen; ich habe keine Zeit, dem Herrn Didakus de Ávila zu schreiben. Selbst der Brief an Doña Luise ist nicht von meiner Hand. Ich bitte Sie, ihm zu sagen, wie es mit meiner Gesundheit steht, und dass ich zum Herrn hoffe, ihn bald zu sehen. Haben Sie keine Sorge wegen der Bewilligungen; denn ich hoffe zum Herrn, es werde sich alles ganz gut machen.

17. Brief - An Doña Maria de Mendoza y Sarmiento, Gräfin de Ribadavia

Toledo, im März 1569 ===

Stiftung des Klosters der unbeschuhten Karmelitinnen in Toledo.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Gnaden!

Die Reise hierher ist mir wirklich schwer gefallen. Ich fühle es schmerzlich, mich so weit von dort entfernen zu müssen, und überdies hatte mir auch der Herr Bischof geschrieben, Sie hätten ein großes Leid, das er mir jedoch nicht näher bezeichnete. Wäre nicht der Vorabend meiner Abreise gewesen, so hätte ich mich zuvor des Kummers zu entledigen gesucht, den mir diese Nachricht verursachte. Der Umstand jedoch, dass ich die Sache recht angelegentlich unserem Herrn empfahl, hat mir viel geholfen. Es kam mir, ich weiß nicht wie, der Gedanke, der Administrator habe etwas gegen meine Gebieterin, die Äbtissin, unternommen. Einigen Trost verschaffte mir die Erwägung, Gott lasse dieses ohne Zweifel zu, damit diese Frau um so größeren Nutzen für ihre Seele gewinne. Seine Majestät nehme alles in ihre Hände, wie ich darum flehe!

Es hat mich recht sehr gefreut, dass ich erfahren, Sie befänden sich ganz wohl. O dass Sie dieselbe Herrschaft über das Innere hätten wie über das Äußere, wie gering wurden Sie dann alles achten, was man hier Leiden nennt! Das einzige, was ich befürchte, ist dies, dass diese Trübsale Ihrer Gesundheit schaden möchten. Ich bitte Sie, mir doch recht umständlich schreiben zu lassen, was die Ursache dieses Leidens war. Es ist mir dies in Wahrheit eine große Herzensangelegenheit, und Boten zur Beförderung des Briefes werden sich dort genug finden.

Ich bin am Vorabend des Festes unserer Lieben Frau wohlbehalten hier angekommen. Doña Luise hat sich außerordentlich darüber gefreut. Wir bringen viele Zeit damit zu, dass wir von Ihnen reden, was mir kein geringer Genuss ist; und Doña Liuse, die Sie so sehr liebt, wird auch nicht müde [von Ihnen zu erzählen].

Ich kann Sie versichern, dass hier Ihr Ruf gerade so ist, wie ich wünsche, dass Sie mit Gottes Gnade in der Tat sein möchten. Man nennt Sie eine Heilige und man sagt mir von Ihnen allezeit nur Rühmliches. Der Herr sei gepriesen, dass Sie ein so gutes Beispiel geben! Wodurch aber glauben Sie wohl? Dadurch, dass Sie so große Leiden erdulden; diese zu senden, fängt unser Herr schon an, damit das Feuer der Liebe zu ihm, das er in Ihre Seele senkt, auch andere entflamme. Fassen Sie darum Mut! Bedenken Sie, was Unser Herr in dieser Zeit gelitten. Kurz ist das Leben, und nur einen Augenblick haben wir zu leiden. O mein Jesus! Wie gern opfere ich ihm dieses Geschiedensein von Ihnen und das peinigende Gefühl der Ungewissheit, wie es um Ihre Gesundheit steht, auf!

Die Stifter des hiesigen Klosters sind vortreffliche Männer. Sie sind eben daran, die Bewilligung zu erwirken. Ich möchte mich schon recht beeilen; denn wenn man uns die Erlaubnis bald gibt, so glaube ich, dass die Sache sehr gut vor sich gehe. Meiner verehrten Frau Beatrix und meinen verehrten Gräfinnen möchte ich gerne vieles sagen. Recht oft gedenke ich meines Engels, der Doña Eleonora; der Herr mache sie zu seiner Dienerin! Ich bitte Sie, dem Pater Prior von St. Paul und dem Pater Rektor meine Empfehlungen zu entrichten. Der Provinzial der Dominikaner predigt hier. Er hat großen Zulauf bei seinen Predigten, und dies mit Recht. Bis jetzt habe ich ihn noch nicht gesprochen. Unser Herr leite Sie an seiner Hand und erhalte Sie noch viele Jahre! Amen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

18. Brief - An Simon Ruiz, Bürger in Medina del Campo

Toledo, am 19. Oktober 1569

Eintritt seiner Nichte Elisabeth in das dortige Kloster und einige besondere Angelegenheiten.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Die Mutter Priorin hat mir schon geschrieben, welch guten Ausgang alles genommen, und auch andere Personen haben mir dasselbe mitgeteilt. Unser Herr sei immerdar dafür gepriesen! Es war mir dies ein großer Trost, aber zu noch größerem Troste als alles andere gereichten mir die Nachrichten, die ich von der Mutter Priorin über die Schwester Elisabeth von den Engeln erhielt. Möge es unserem Herrn gefallen, sie an seiner Hand zu halten und ebenso die Schwester vom heiligen Franziskus, mit der die Nonnen gleichfalls sehr zufrieden sind!

Es ist kein Wunder, dass der Eintritt Elisabeths ins Kloster zur Andacht gestimmt und die Gemüter heilsam erregt hat; denn infolge unserer Sünden ist die Welt so, dass nur wenige von denen, die nach ihrer Ansicht in ihr ein sorgenfreies Leben führen können, das Kreuz unseres Herrn umfassen, obwohl sie in der Welt ein noch viel größeres Kreuz zu tragen haben. Ich glaube, dass auch hier die Nachrichten, die wir von dort erhalten haben, uns nützen werden. An Ihrer und der Doña Maria Freude nehme ich herzlichsten Anteil. Ich empfehle mich in Ihre Gebete.

Man sieht wohl, in welch guter Umgebung Elisabeth gewesen, da sie die Wahrheit so gründlich kennengelernt hat. Übrigens ist es gewiss, dass in allem, womit unserem Herrn gedient wird, auch der Teufel unter dem Scheine des Guten seine Macht versucht. Hier hat er es sehr arg getrieben. In gewisser Beziehung sind die von ihm angeregten Befürchtungen begründet. Weil man nämlich in diesen Klöstern vom Almosen leben muss, so meint man, wir könnten leicht in Not geraten, wenn bekannt wird, dass vermögende Leute uns begünstigen. Vorübergehend mag dies schon möglich sein, aber bald wird man wieder die Wahrheit erkennen. Im übrigen sind dies wichtige Angelegenheiten, die sich nicht so schnell bereinigen lassen. Dem Herrn sei Ehre und Dank, dass alles einen so guten Ausgang genommen hat! Seine Majestät erhalte Sie noch viele Jahre, damit Sie die Freude an Ihrem Werke lange genießen und einem so großen König ein Haus bauen können, das er Ihnen, wie ich zu ihm hoffe, mit einem anderen vergelten wird, das kein Ende kennt!

Über den Pater Johannes de Montalvo erhielt ich sehr gute Nachrichten, obwohl ich den Brief, der von ihm ankam, noch nicht gesehen habe. Ich hatte gemeint, er befinde sich in Medina. Sie erweisen uns dadurch, dass Sie die Angelegenheit der Kaplanei in so gute Hände legen, einen großen Liebesdienst. Wenn der, von dem Sie mir schrieben, die notwendigen Eigenschaften hat, so liegt wenig daran, dass er noch jung ist. Unser Herr wolle auch diese Angelegenheit in Ordnung bringen, wie er das übrige geordnet hat!

Bezüglich der Nonnen haben Sie vollkommen recht; so muss es gehalten werden. Zurzeit können nur zwei aufgenommen werden. Der Mutter Priorin schreibe ich es schon; denn unsere Zahl ist auf dreizehn festgesetzt, und mit diesen zweien wird sie voll. Die göttliche Majestät wolle die rechten auswählen, Sie aber immer an ihrer Hand halten! Amen. Beiliegende Briefe bitte ich sogleich an die Mutter Priorin zu schicken. Heute ist der 19. Oktober. Gerade an diesem Tage hat man mir Ihren Brief übergeben.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

19. Brief - An Doña Johanna de Ahumada, Schwester der Heiligen, in Alba de Tormes

Toledo, am 19. Oktober 1569

Rückkehr ihres Bruders Don Laurentius de Cepeda aus Indien.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Nach Ávila schicke ich Geld, dass man Ihnen diesen Boten zusende. Die beiliegenden Briefe können Ihnen nur große Freude machen; mich wenigstens haben sie außerordentlich erfreut. Ich hoffe zum Herrn, Sie werden dadurch einige Erleichterung in Ihrem Leiden empfangen, und es werde Ihnen besonders die Nachricht von der Rückkehr meines Bruders zu großem Troste gereichen; denn so fromme Entschlüsse können nicht ohne segensreichen Erfolg bleiben. Ich wünschte weit mehr, meine Brüder möchten daheim in Ruhe leben, als solche Ämter auf sich nehmen; denn ich sehe in all diesen Dingen keinen Bestand. Gepriesen sei der Herr, der es so gefügt hat! Ich versichere Sie, dass ich mich wegen des Herrn Johann de Ovalle und, ich wiederhole es, auch Ihretwegen ganz besonders gefreut habe. An Ende richten meine Briefe doch noch etwas aus, wiewohl dies im Vergleich zu den Ihrigen nur wenig sein wird.

Dem kleinen Gonzalo habe ich durch den Inquisitor Soto einen Brief zugesandt; ich weiß aber nicht, ob man ihn ihm übergeben hat, da ich nichts von ihm erfahren habe. Sehen Sie jetzt nicht, was Gott an Laurentius de Cepeda wirkt? Mir kommt es vor, er sehe mehr darauf, wie seine Kinder leicht ihr Heil wirken können, als wie er ihnen ein großes Vermögen erwerbe. O Jesus, wie vielfach bin ich Dir verpflichtet und wie wenig diene ich Dir! Es gibt für mich keine Freude, die jener gleichkommt, die ich empfinde bei der Wahrnehmung, dass meine innigstgeliebten Geschwister das erkennen und erwählen, was für sie das beste ist. Sagte ich Ihnen und dem Herrn de Ovalle nicht, Sie sollten sich auf unsern Herrn verlassen, da er für alle Sorge trage? Und so sage ich Ihnen denn auch jetzt: Legen Sie Ihre Angelegenheiten in seine Hände; denn Seine Majestät wird in allem das tun, was uns am nützlichsten ist. Ich schreibe jetzt nicht ausführlicher, weil ich heute schon viel geschrieben habe und es schon spät an der Zeit ist. Wahrhaftig, ich bin ganz glücklich bei dem Gedanken an die Freude, die Sie beide haben werden. Der Herr verleihe uns jene Freude, die ewig dauert! Denn alle Freuden dieses Lebens sind unzuverlässig. Ich befinde mich wohl und eile sehr mit dem Ankauf des Hauses; die Unterhandlungen nehmen einen günstigen Verlauf. Der Beatrix empfehle ich mich. Heute ist der 19. Oktober. Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Den Brief von meinem Bruder habe ich geöffnet oder vielmehr, ich wollte ihn öffnen, wurde aber in meinem Gewissen beunruhigt. Finden Sie, dass etwas dort nicht angekommen ist, so benachrichtigen Sie mich.

20. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Toledo, anfangs Dezember des Jahres 1569

Verwahrung der Heiligen gegen die Tendenzen einiger ihrer Verwandten, die sie zu ihrem Vorteile auszubeuten suchten.

Jesus sei mit Ihnen!

Es wäre töricht, wollte ich mir bei einer so günstigen Botengelegenheit die Zeit nicht nehmen, an Sie zu schreiben, und Sie so der Freude berauben, die Sie an der Lesung eines Briefes von mir haben. Unser Herr, der es so gut geordnet hat, sei dafür gepriesen! Möge es Seiner Majestät gefallen, das, was noch fehlt, ebenso gut zu ordnen!

Sehen Sie nicht, welch notwendige Geschäfte meinen Bruder veranlasst haben, auch wider Willen hierher zu kommen? Und vielleicht wird er wiederholt hierher reisen müssen, um das Geld zu holen, wenn auch jemand zu bekommen wäre, um es ihm zu schicken. Er wird Nachrichten von Ihrem Sohne überbringen. Jetzt geht es in der Geldangelegenheit gut. Möchte es mit dem Gewinne der Seele ebenso gut gehen! Beichten Sie auf Weihnachten und empfehlen Sie mich Gott! Sehen Sie nicht, dass die göttliche Majestät, wie ich es auch anstellen mag, nicht will, dass ich arm sei? Ich versichere Sie, dass es mir einerseits sehr unangenehm ist, wenn ich etwas tun soll, und wäre es auch nur wegen der Gewissensangst, die ich empfinde. Ich gedenke daher jetzt einige Kleinigkeiten zu bezahlen, die mir Gewissensunruhe machten, und etwas oder das meiste zu Ausgaben für meinen Orden zu verwenden. Im übrigen will ich Sorge tragen, dass ich nicht mehr durch Verwendung dieser Gelder, außer für den Orden selbst, in Skrupel gerate. Denn wenn ich auch etwas habe, so werde ich doch bei der großen Not, in der ich das Kloster von der Menschwerdung sehe, nichts zurückbehalten können; ja selbst zu dem genannten Zwecke werden mir, mag ich auch noch so sehr sparen, nicht fünfzig Dukaten bleiben und diese werde ich nicht nach meinem eigenen Willen, sondern zur größeren Ehre Gottes verwenden. Dies ist gewiss. Die göttliche Majestät halte uns an ihrer Hand, mache Sie heilig und verleihe Ihnen glückselige Feiertage!

Solche Stellen, von denen mein Bruder spricht, gefallen mir nicht. Er müsste außer dem Hause leben, mehr ausgeben, als er einnimmt; er müsste Sie allein lassen, und alle würden beunruhigt werden. Warten wir jetzt ab, was der Herr tut. Sorgen Sie beide dafür, dass Sie ihm gefallen, dann wird er sich Ihrer Angelegenheiten annehmen. Vergessen Sie auch nicht, dass alles ein Ende nimmt. Haben Sie keine Sorge, dass Ihren Kindern das Notwendige fehlen werde, wenn Sie der göttlichen Majestät wohlgefallen. Der Beatrix empfehle ich mich. Der Herr wolle mir Sie alle erhalten! Amen.

Um eines bitte ich Sie noch in Liebe, nämlich dass Sie mich nicht aus weltlichen Rücksichten lieben, sondern damit ich Sie Gott empfehle; denn etwas anderes kann ich nicht tun, und es mir zumuten, wäre mir sehr peinlich, mag [auch] Herr Godinez dagegen sagen, was er will. Ich habe schon einen, der meine Seele leitet, und ich kann nicht dem Kopfe eines jeden folgen. Dies sage ich, damit Sie zu entgegnen wissen, wenn man Ihnen etwas Derartiges vorbringt. Bedenken Sie auch, dass nach den jetzigen Verhältnissen der Welt und in dem Stande, in den mich der Herr gesetzt hat, es besser für mich ist und mehr zum Dienste des Herrn gereicht, wenn die Leute denken, ich tue zu wenig für Sie. Denn obwohl ich soviel wie nichts tue, so würde man doch bei einer nur geringen Vermutung geradeso von mir reden, als man, wie ich hören kann, von anderen redet. Darum ist eben jetzt, da man mir dieses Wenige gebracht hat, Vorsicht notwendig.

Glauben Sie mir, dass ich große Liebe zu Ihnen trage und Ihnen hin und wieder etwas Weniges geben werde zu Zeiten, da es Ihnen erwünscht ist; nur sollen jene, die bei Ihnen über mich klagen, wissen, dass ich mein Besitztum für den Orden verwenden muss, dem es gehört. Es geht dies freilich andere nichts an; aber glauben Sie mir, wer so wie ich den Augen der Welt bloßgestellt ist, der muss selbst bei seinen Tugendwerken darauf achten, wie er sie übt. Sie können sich keine Vorstellung machen von dem, was ich leide; weil ich es aber im Dienste des Herrn leide, so wird Seine Majestät es mir dadurch vergelten, dass sie für Sie und Ihre Angelegenheiten Sorge tragen wird. Der Herr wolle Sie mir erhalten! Ich habe mich nun lange beim Schreiben verhalten; es hat schon zur Mette geläutet. Ich versichere Sie, so oft ich bei denen, die eintreten, etwas Schönes sehe, denke ich immer an Sie und an Beatrix; aber niemals habe ich es gewagt, etwas selbst gegen Bezahlung davon anzunehmen.

Ihre Theresia von Jesu, Karmelitin

21. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Quito

Toledo, am 17. Januar 1570

Nachrichten über ihre Verwandten und über die Verwendung des Geldes, das er ihr geschickt hatte.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Auf vier verschiedenen Wegen habe ich Briefe an Sie gesandt, und dem dritten war auch ein Brief an Herrn Hieronymus de Cepeda beigelegt. Ich werde darum, weil ich unmöglich glauben kann, dass nicht wenigstens einer dieser Briefe angekommen ist, nicht auf alles antworten, was Sie mir geschrieben haben; und auch auf den heilsamen Entschluss, den unser Herr Ihnen eingegeben hat, will ich diesmal nicht weiter eingehen. Dieser Entschluss scheint mir ganz vortrefflich zu sein, und ich habe die göttliche Majestät dafür gepriesen. Aus den Ursachen zu diesem Entschlusse, die Sie mir mitgeteilt haben, erkenne ich wenigstens einigermaßen auch die übrigen Gründe, die Sie dabei leiten konnten; ich hoffe zu unserem Herrn, dass diese Angelegenheiten gar sehr zu seinem Dienste gereichen werden. In allen unseren Klöstern betet man ganz besonders und unablässig für Sie, unser Herr wolle Sie, da es doch Ihre Absicht ist, ihm zu dienen, glücklich zu uns führen und alles so leiten, wie es zum Heile Ihrer Kinder am zweckdienlichsten ist.

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass wir jetzt sechs neugegründete Klöster für Nonnen haben und zwei für unbeschuhte Brüder, ebenfalls vom selben Orden. Diese schreiten sehr voran in der Vollkommenheit, und die Nonnenklöster sind alle geradeso wie das Kloster in Ávila, so dass sie eins mit demselben auszumachen scheinen. Es ermutigt mich, wenn ich sehe, mit welchem Eifer unser Herr in diesen Klöstern gepriesen und mit welcher Seelenreinheit ihm gedient wird.

Gegenwärtig befinde ich mich in Toledo. Am Vorabend des Festes unserer Lieben Frau, im März, wird es ein Jahr, dass ich hier angekommen bin. In der Zwischenzeit reiste ich jedoch nach einem dem Fürsten Ruy Gómez de Eboli gehörigen Flecken, wo zwei Klöster, eines für Brüder und eines für Nonnen, gestiftet wurden. Mit beiden Klöstern steht es sehr gut. Ich bin dann wieder hierhergekommen, um die Angelegenheiten des hiesigen Hauses vollends in Ordnung zu bringen. Es ist dies so beschaffen, dass es ein recht stattliches Kloster zu werden verspricht. Ich war auch während dieses Winters viel gesünder als sonst; denn das Klima dieses Landes ist vortrefflich, so dass darum manchmal der Wunsch in mir rege wird, Sie möchten hier Ihren Wohnsitz nehmen, wenn nur in anderer Beziehung, nämlich wegen Ihrer Kinder, der Ort nicht ungeeignet wäre. Indessen gibt es auch in der Umgegend von Ávila Orte, wo Sie ebenso wie andere während des Winters sich aufhalten könnten. Was aber meinen Bruder Hieronymus de Cepeda betrifft, so glaube ich, er würde hier gesünder sein, wenn Gott ihn zurückführte. Alles soll so geschehen, wie es der göttlichen Majestät gefällt. Ich glaube, seit vierzig Jahren erfreute ich mich keiner so guten Gesundheit mehr, obgleich ich dieselbe Lebensweise beobachtete wie alle anderen Schwestern und niemals Fleisch esse, außer im Falle einer großen Not.

Es wird fast ein Jahr sein, dass ich ein viertägiges Fieber hatte, worauf ich wieder gesünder wurde. Ich war damals bei der Klosterstiftung zu Valladolid, wo ich von Doña Maria de Mendoza, der Witwe des Sekretärs Cobos, die große Liebe zu mir trägt, so gut gehalten wurde, dass es mir zur Marter ward. So gibt der Herr, wenn er sieht, dass es zu unserem Heile ist, Gesundheit, und wenn diese uns nicht dazu dient, sendet er Krankheit. Er sei gepriesen für alles! Es tut mir leid, dass Sie an den Augen litten; denn es ist dies etwas Schmerzliches. Gott sei Dank, dass es so weit besser geworden ist! Johann de Ovalle hat Ihnen schon geschrieben, wie er von hier nach Sevilla gereist ist. Einer meiner Freunde gab ihm so gute Mittel und Wege an, dass er das Geld schon am Tage nach seiner Ankunft erhoben hat. Es wurde hierher gebracht, und am Ende dieses Monats Januar wird es verteilt werden. In meiner Gegenwart wurde Rechnung gestellt über die Steuern, die zu entrichten waren. Ich werde diese Rechnung mitsenden. Es hat mir nicht wenig Mühe gekostet, in diese Geschäfte Einsicht zu gewinnen. Übrigens bin ich, seitdem ich mich mit der Errichtung dieser Gottes und Ordenshäuser beschäftige, eine solche Händlerin geworden, dass ich von all diesen Sachen etwas verstehe; und weil ich Ihr Vermögen als etwas dem Herrn Geweihtes ansehe, so freut es mich, dass ich mich damit beschäftigen kann. Damit ich‘s nicht vergesse, gebe ich Ihnen zu wissen, dass seit meinem letzten Briefe der Sohn des Cueto noch sehr jung gestorben ist. Man kann sich in diesem Leben auf nichts verlassen, und darum ist es mir immer ein Trost, sooft ich mich daran erinnere, wie gründlich Sie diese Wahrheit erkennen.

Sobald ich mit meinen Geschäften hier fertig bin, wünschte ich nach Ávila zurückzukehren; denn ich bin noch immer Priorin des dortigen St. Josephsklosters, und ich möchte den dortigen Bischof, dem ich und der ganze Orden so viel verdanken, nicht beleidigen. Was dann der Herr hinsichtlich meiner noch weiter verfügen wird, weiß ich nicht; vielleicht werde ich nach Salamanka gehen, wo man mir ein Haus angeboten hat. So zuwider mir auch dies Umherreisen ist, so ist doch der Nutzen, den diese Klöster unter dem Volke überall, wo sie bestehen, stiften, so groß, dass es Gewissenssache für mich ist, so viele zu gründen, als ich kann. Auch segnet der Herr diese Unternehmungen so, dass ich immer wieder neuen Mut gewinne.

In meinen früheren Briefen vergaß ich, Ihnen von der günstigen Gelegenheit zu schreiben, die sich in Ávila zur Erziehung Ihrer Kinder bietet. Daselbst haben die Väter der Gesellschaft Jesu ein Kollegium, wo sie die Grammatik lehren. Die Knaben gehen alle acht Tage zur Beichte und werden so zur Tugend angeleitet, dass man unseren Herrn dafür preisen muss. Philosophie und Theologie werden im Kloster zum heiligen Thomas gelesen. Es ist somit nicht notwendig, zur Erlernung der Tugend und Wissenschaft anderswohin zu gehen. Auch herrscht in der ganzen Stadt ein so christlicher Sinn, dass alle Fremden, die dahin kommen, sich daran erbauen. Es wird viel gebetet, viel gebeichtet, und es gibt auch unter den Weltleuten viele, die ein Leben hoher Vollkommenheit führen. Einer von diesen ist der gute Franz de Salcedo.

Sie haben mir eine große Gefälligkeit erwiesen, dass Sie dem Cepeda ein so freundliches Geschenk zusandten. Dieser heilige Mann, den ich nicht zu überschätzen glaube, kann nicht genug dafür danken. Der alte Petrus del Peso ist etwa vor einem Jahre gestorben; er war reich an Verdiensten. Anna de Cepeda hat das Almosen, das Sie ihr schickten, hoch angeschlagen; mit diesem wird sie sich reich schätzen, da ihr auch andere Personen ihrer Tugend wegen viel Gutes tun. Es würde ihr nicht an Unterkunft fehlen, wenn sie nicht gar so sonderbar wäre und der Gesellschaft anderer sich anpassen würde. Aber Gott führt sie nun einmal diesen Weg. Ich habe es nie gewagt, sie in eines unserer Klöster aufzunehmen, nicht etwa, weil es ihr an Tugend fehlte, sondern weil ich sehe, dass ihre gegenwärtigen Verhältnisse besser für sie passen. Deshalb würde sie auch bei ihrer Eigenart weder mit Doña Maria noch mit einer anderen Verwandten recht gut zusammenleben können. Sie scheint so etwas Einsiedlerisches an sich zu haben, ist fromm wie immer und den Bußübungen sehr ergeben.

Der Sohn der Doña Maria, meiner Schwester, und des Martin de Guzmán hat Profeß abgelegt und macht in seiner Heiligkeit große Fortschritte. Dass Doña Beatrix und ihre Tochter gestorben sind, habe ich Ihnen schon geschrieben. Doña Magdalena, die jüngere Tochter, ist zur Erziehung in einem Kloster. Ich wünschte gar sehr, Gott möchte sie zum Ordensstande berufen. Sie ist ein sehr liebes Kind. Ich habe sie schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Eben jetzt trug man ihr eine Heirat mit einem Majoratsherrn an, der Witwer ist; ich weiß aber nicht, was aus der Sache werden wird. Ich habe Ihnen schon geschrieben, welche Wohltat Sie meiner Schwester so ganz zur rechten Zeit erwiesen haben. Ich staunte über die Leiden, die der Herr durch die Not, in der sie sich befand, über sie kommen ließ; aber sie hat sie so geduldig ertragen, dass ihr der Herr dafür diese Linderung verschaffen wollte. Ich meinerseits habe keine Not an etwas, sondern im Gegenteil Überfluss an allem. Darum werde ich von dem Almosen, das Sie mir zugesandt haben, meinen Schwestern mitteilen und das übrige zu guten Werken verwenden. Und das Verdienst davon wird Ihnen zugute kommen. Ein Teil des Geldes ist mir wegen gewisser Beängstigungen gut zustatten gekommen. Ich muss nämlich bei meinen Stiftungen verschiedene Ausgaben machen; und wiewohl ich damit sehr zurückhaltend bin und alles für unsere Klöster verwende, so könnte ich doch in Bezug auf gewisse Geschenke an Gelehrte, die ich in meinen Seelenangelegenheiten immer zu Rate ziehe, mich mehr einschränken, weil sie streng genommen nicht notwendig sind. Es war mir daher die Zusendung eine große Erleichterung; denn auf diese Weise war es nicht notwendig, Geld aufzunehmen, obwohl es mir an Kredit nicht gefehlt hätte. Es ist mir lieber, diesen Herren gegenüber frei zu sein, um ihnen immer auch meine Meinung sagen zu können. Die Welt ist so voll Habsucht, dass ich in Wahrheit erschrecken würde, wenn ich Geld behalten müsste. Darum werde ich von dem mir gesandten [Gelde] nichts behalten, außer etwas Weniges, um es dem Orden zuzuwenden. Da bleibt dann mein Gewissen frei von jedem Vorwurf, weil ich es nur zu diesem Zwecke behalte. Ich habe auch vom General und Provinzial alle mögliche Vollmacht, Nonnen aufzunehmen, in andere Klöster zu versetzen und einem Kloster mit dem Vermögen eines anderen aufzuhelfen.

Ich begreife nicht, wie die Leute so verblendet sein und mir ein so großes Vertrauen schenken können, dass man mir auch tausend und zweitausend Dukaten leihen würde. Gerade in der Zeit, da ich einen wahren Abscheu vor allem Gelde und allen Geldgeschäften habe, will der Herr, dass ich mit nichts anderem umgehe, und dies ist mir kein kleines Kreuz. Seine Majestät verleihe, dass ich ihr dadurch dienen möge! Denn auch dies alles wird vorübergehen.

Ich glaube wirklich, es werde mir eine Erleichterung sein, wenn ich Sie hier habe; denn alle irdischen Dinge trösten mich so wenig, dass vielleicht der Herr will, ich solle diesen Trost genießen, und dass wir beide uns miteinander vereinigen, um seine Ehre und Glorie mehr zu fördern und etwas zum Heile der Seelen beizutragen. Was mir tief das Herz verwundet, ist der Gedanke, dass so viele Seelen verlorengehen, und auch Ihre Indianer schmerzen mich nicht wenig. Der Herr sende ihnen Licht! Denn hier und dort herrscht großes Elend. Auf meinen Reisen durch so viele Gegenden und bei meinem Verkehr mit so vielen Leuten kann ich mir oftmals nichts anderes denken, als dass wir Menschen ärger seien als die unvernünftigen Tiere, weil wir die hohe Würde unserer Seele nicht erkennen, und wie tief wir uns dadurch erniedrigen, dass wir uns an so gemeine Dinge wie die irdischen hängen. Der Herr sende uns Licht!

Sie werden den Neffen des Vizekönigs, den Pater Garcia de Toledo, zu Rate ziehen können, einen Mann, den ich bei meinen Angelegenheiten gar sehr vermisse. Ist Ihnen in irgendeiner Sache der Beistand des Vizekönigs notwendig, so sollen Sie wissen, dass er ein sehr christlicher Mann ist und es ein großes Glück war, dass er dorthin hat gehen wollen. Einen Brief an ihn habe ich in die Pakete gelegt und ebenso in ein jedes Reliquien für Sie auf die Reise. Ich wünschte sehr, dass die Reliquien richtig ankämen.

Ich hatte nicht gedacht, mich so weit verbreiten zu wollen. Ich wünsche nur noch, Sie möchten die große Gnade erkennen, die Ihnen Gott dadurch erwiesen, dass er der Doña Johanna einen so seligen Tod verliehen hat. Hier hat man sie unserem Herrn empfohlen, und in allen Klöstern wurden die Seelengottesdienste für sie gehalten. Ich hoffe zur göttlichen Majestät, dass sie unserer Fürbitten nicht mehr bedarf. Bemühen Sie sich recht sehr, Ihren Schmerz zu mäßigen. Bedenken Sie, dass Sie sonst jenen gleichen würden, die nicht daran denken, dass es ein ewiges Leben gibt, und die darum so sehr um jene trauern, die aus diesem Elende scheiden, um in ein besseres Leben einzugehen. Meinem Bruder, dem Herrn Hieronymus de Cepeda, empfehle ich mich bestens. Er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten! Es hat mich außerordentlich gefreut, dass Sie schon Anstalten getroffen, um wenn möglich schon in einigen Jahren zu kommen. Ich wünschte, Sie möchten, wenn es sein kann, auch Ihre Kinder mitbringen, damit wir hier vereinigt seien und uns gegenseitig unterstützen können, um einst für alle Ewigkeit vereinigt zu werden. Heute ist der 17. Januar 1570.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Von den heiligen Messen sind schon viele gelesen, und auch die übrigen werden noch gelesen werden. Eine Nonne habe ich ohne alle Aussteuer aufgenommen und ihr auch das Bett geben wollen, und dies alles habe ich Gott aufgeopfert, dass er Sie und Ihre Kinder glücklich hierher führe. Empfehlen Sie mich ihnen. Die Aufnahme einer anderen unter gleichen Verhältnissen opfere ich für Herrn Hieronymus de Cepeda auf. Ich nehme überhaupt viele ohne Aussteuer auf, wenn sie nur dem geistlichen Leben ergeben sind. Unser Herr schickt dafür auch andere, wodurch sich alles wieder ausgleicht. So trat eine zu Medina mit 8000 Dukaten ein, und eine andere, die 9000 Dukaten hat, will hier eintreten. Dies boten sie an, ohne dass ich etwas von ihnen verlangte. Es sind so viele, die sich zur Aufnahme melden, dass man Gott dafür preisen muss. Ist eine dem Gebete ergeben, so will sie sozusagen nur in eines unserer Klöster aufgenommen werden. Indessen ist für jedes Kloster die Zahl der Nonnen nur auf dreizehn festgesetzt. Weil nämlich bei uns der Vorschrift unserer Satzungen gemäß keine Almosen gesammelt werden und wir nur von den Gaben leben, die uns an die Winde gebracht werden, was auch weitaus hinreicht, so können unser in den einzelnen Klöstern nicht viele sein. Ich glaube, es wird Sie sehr freuen, diese Klöster zu sehen. Über das, was man uns gibt, verlangt niemand Rechenschaft, und es hat auch niemand Einsicht in unsere Rechnungen zu nehmen als ich allein, und darum habe ich um so mehr Arbeit.

Dem Herrn Petrus de Ahumada senden Sie viele Empfehlungen von mir. Weil er durch Sie Nachricht von mir erhält und weil ich so wenig Zeit habe, darum schreibe ich ihm nicht. Um Augustin de Ahumada bin ich sehr besorgt, weil ich nicht weiß, wie er es mit unserem Herrn hält. Ich bete viel für ihn. Dem Herrn Ferdinand de Cepeda empfehle ich mich. Eine Tochter seiner Schwägerin hat sich eben jetzt sehr glücklich verheiratet.

22. Brief - An Pater Anton de Segura, Guardian der unbeschuhten Franziskaner im Kloster zu Cadalfo

Toledo, in der Fasten 1570

Klage darüber, dass sie von ihm vergessen sei.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater! Auf dieser Welt ist so wenig etwas zu achten, und ich erkenne noch so ungenügend die Wahrheit, dass ich gar nicht weiß, was ich darüber sagen soll. Dies schreibe ich deshalb, weil ich nie geglaubt, dass Sie Theresia von Jesu so ganz vergessen könnten. Obwohl Sie mir so nahe sind, so kann es doch nicht sein, dass Sie sich meiner erinnern, wenigstens scheint dies nur wenig der Fall zu sein, da Sie bei Ihrer jüngsten Anwesenheit hier nicht einmal dieses Ihr Kloster besuchten, um ihm den Segen zu erteilen.

Soeben empfange ich einen Brief von Pater Julian de Ávila, worin er mir mitteilt, Sie befänden sich als Guardian in Cadalfo. Da könnten Sie doch, wenn Sie auch nur ein wenig sich meiner erinnerten, zuweilen etwas von mir erfahren. Gebe der Herr, dass Sie mich nicht ebenso auch in Ihren Gebeten vergessen! Dann will ich alles andere gern ertragen. Ich meinerseits vergesse Sie in meinen Gebeten gewiss nicht, so armselig ich auch bin.

Pater Julian schreibt mir auch, mein Neffe komme wenigstens auf der Durchreise dorthin. Wenn er nicht schon abgereist ist, so bitte ich Sie, ihm zu sagen, er möchte mir wohl über sein inneres als äußeres Leben ausführlich schreiben; denn weil er im Gehorsam immer auf Reisen sein muss, so wird er entweder große Fortschritte machen oder ein sehr zerstreutes Leben führen. Gott stärke ihn! Denn man behandelt ihn nicht so, wie man nach meinem Dafürhalten eine Person behandelt, die mir so nahesteht. Ist es notwendig, dass ich ihn der Gunst seiner Vorgesetzten empfehle, so benachrichtigen Sie mich, denn da ich die Doña Maria de Mendoza und andere einflussreiche Personen für mich habe, so werde ich leicht erwirken können, dass man ihm wenigstens etwas Ruhe gönne.

Sollten Euere Hochwürden auf einer Reise wieder hierher kommen, so beachten Sie, dass Sie nicht unterlassen dürfen, dieses Ihr Kloster zu besuchen. Der Herr leite uns auf dem Wege zum Himmel! Ich befinde mich wohl, und es geht uns gut. Gott sei Dank! Weil ich nicht weiß, ob Pater Johannes von Jesu dort ist, so schreibe ich ihm nicht. Der Herr verleihe ihm immer Stärke! Denn er bedarf ihrer wohl. Er sei mit Ihnen! Unser Pater Bartholomäus von der heiligen Anna befindet sich während der ganzen Fastenzeit bei der Doña Luise in Paracuellos.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu, Karmelitin

23. Brief - An Didakus vom heiligen Petrus de la Palma, Bürger in Toledo

Toledo, am 15. Juli 1570

Eintritt seiner zwei Töchter in das dortige Karmelitinnenkloster.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen!

Da ich weiß, dass Ihre Töchter, unsere nunmehrigen Schwestern, schon lange nach dem Ordenskleid unserer Lieben Frau Verlangen tragen und Sie nicht dagegen sind, so habe ich mich entschlossen, es ihnen heute zu geben. Es geschah dies, weil ich den Geist und den Eifer gesehen, womit sie mich darum gebeten haben, und in der Überzeugung, es werde zur Verherrlichung des Herrn gereichen.

Ich bitte Sie in Liebe, das Geschehene zu genehmigen und die große Gnade zu beherzigen, die Ihnen die göttliche Majestät dadurch erwiesen hat, dass sie Ihnen solche Töchter gab, die sich der Herr zu seinen Bräuten auserwählte. Sie sind hocherfreut und nur darum bekümmert, dass dieser ihr Schritt Ihnen schwerfallen könnte. Wollen Sie doch um der Liebe unseres Herrn willen die für diesen Stand so vortrefflich geeigneten Seelen ja durch nichts beunruhigen. Sie werden Ihnen hier zum Troste gereichen und vielleicht mehr als anderswo. Alle Schwestern dieses Klosters können Sie beide als Ihre Dienerinnen und Fürbitterinnen ansehen. Unser Herr sei allezeit mit Ihrer Seele und halte Sie an seiner Hand! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

24. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Toledo, Mitte August 1570

Die in der Kirche der Karmelitinnen zu Toledo gestifteten Kaplaneien.

Jhs

Unser Herr verleihe Ihnen seine göttliche Gnade!

Ich habe sehr gewünscht, dass Sie mich in diesen Tagen besuchen möchten, und habe Sie deshalb auch darum bitten lassen. Nachdem Sie mir aber diese Liebe nicht erwiesen und die Zeit meiner Abreise herangekommen ist, die nach meinem Vorhaben morgen schon erfolgen soll, so möchte ich Ihnen noch sagen, was ich das letztemal über die gesungenen Messen an Sonn und Feiertagen mit Ihnen zu sprechen begonnen habe. Ich habe nämlich in diesen Tagen diese Sache näher ins Auge gefasst, was bei jener Besprechung weniger der Fall gewesen war, da ich es nicht für notwendig hielt, darüber zu verhandeln. Auch glaubte ich, meine Absicht sei in der hierüber gefertigten Schrift nicht klar ausgedrückt, die ich, wie man mir sagt, erklären müsse. Was ich gewollt, war dies, dass die Herren Kapläne verpflichtet sein sollten, an den Festtagen zu singen, denn an diesen Tagen sind die Messen nach den Vorschriften unserer Satzungen zu singen. Keineswegs aber wollte ich die Nonnen zum Gesange verpflichten, weil auch die Regel ihnen dazu keine Verpflichtung auflegt, die Vorschrift der Satzungen sie aber nicht unter Sünde verpflichtet. Urteilen Sie selbst, ob ich die Nonnen dazu hätte verpflichten sollen. Ich hätte dies um keinen Preis getan. Auch haben weder Sie noch sonst jemand ein solches Verlangen an mich gestellt, und ich sagte nur, es werde geschehen, wenn es uns gelegen sei. Befindet sich in dem schriftlichen Übereinkommen ein Irrtum, so kann man doch billigerweise jetzt nicht mit Gewalt von den Nonnen fordern, was ihrem freien Willen anheimgestellt ist; und da diese ja doch, um sich Ihnen gefällig zu zeigen, für gewöhnlich die Messen singen, so bitte ich Sie, ihnen gütigst zu gestatten, von ihrer Freiheit Gebrauch machen zu dürfen, wenn die Umstände es erheischen. Verzeihen Sie, dass ich durch eine fremde Hand schreiben lasse, da die Aderlässe mich geschwächt haben und der Kopf mir nicht erlaubt, mehr zu tun. Unser Herr erhalte Sie! Der Herr Martin Ramírez hat mir große Freude gemacht. Gott wolle ihn zu seinem eifrigen Diener machen und Sie zum Wohle aller erhalten! Sie werden mir einen großen Liebesdienst erweisen, wenn Sie mir erklären, wie es mit den genannten Messen zu halten sei. Weil die Messen fast täglich gesungen werden, ohne dass eine Verpflichtung dazu besteht, so wird es billig sein, dass Sie uns von dieser Beängstigung befreien und sowohl die Schwestern als auch mich in einer Sache, an der so wenig gelegen ist, zufriedenstellen, denn wir alle sind von dem Verlangen beseelt, Ihnen zu dienen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Don Didakus Ortiz, meinen Gebieter.

25. Brief - An Doña Katharina Hurtado, Bürgersfrau in Toledo

Ávila, am 31. Oktober 1570

Danksagung für einige dem Kloster gesandte Geschenke.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und erhalte Sie mir! Amen.

Gott vergelte Ihnen die Sorgfalt, womit Sie mich beschenken. Die Butter war vortrefflich, wie überhaupt alles, was von Ihrer Hand kommt. Und so will ich sie auch annehmen, damit Sie, wenn Sie wieder gute haben, sich meiner erinnern, denn sie bekommt mir sehr gut. Auch die Quitten waren ausgezeichnet. Es scheint, dass Sie keine andere Sorge haben, als mich mit Geschenken zu erfreuen. Eine Freude für mich war auch Ihr Brief mit der darin enthaltenen Nachricht, dass Sie sich wohl befinden. Ich selbst fühle mich jetzt nicht gar wohl, da ich Zahnschmerzen bekommen habe und mein Gesicht etwas geschwollen ist. Dies ist auch der Grund, warum dieser Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist. Übrigens glaube ich, dass dieses Unwohlsein nicht viel bedeuten werde.

Empfehlen Sie mich Gott und seien Sie überzeugt, dass es für mich keine geringe Freude ist, eine solche geistliche Tochter zu haben, wie sie sich bisher erwiesen und stets erweisen wird. Ich werde nicht vergessen, Sie Gott zu empfehlen, und die Schwestern tun desgleichen. Alle in diesem Kloster küssen Ihnen die Hand, besonders die Mutter Subpriorin, die Ihnen so vieles verdankt. Empfehlen Sie diese Gott; denn sie ist nicht gesund. Der Herr erhalte Sie mir und sende Ihnen seinen Heiligen Geist! Es ist der letzte Tag des Monats Oktober.

In das Gebet Ihrer Frauen Schwestern empfehle ich mich angelegentlich. Dem Kranken wolle der Herr, den ich inständig darum bitte, Gesundheit verleihen und Ihnen, meine Tochter, dieselbe erhalten!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

26. Brief - An Alfons Alvarez Ramírez, Bürger in Toledo

Alba de Tormes, am 5. Februar 1571

Die Stiftung in Toledo.

Jesus sei mit Ihnen!

Stände mir zum Briefschreiben so viele Zeit zu Gebote wie Ihnen, so würde ich nicht so nachlässig sein wie Sie, denn um Sie unserem Herrn zu empfehlen, versäume ich gewiss nichts. Indessen kann ich, da ich von anderer Seite her erfahre, dass Sie sich wohl befinden, diese Vernachlässigung brieflicher Mitteilungen ertragen. Unser Herr erhalte Ihnen die Gesundheit, denn er kann es und er lasse, wie ich es wünsche, Sie und Herrn Didakus Ortiz und Doña Franziska Ramírez die Freude an einem so rühmlichen Unternehmen, wie nach meinen Erfahrungen der Bau der Kirche und die Errichtung der Kaplaneien ist, [recht lange] genießen! Gott sei gepriesen in Ewigkeit!

Es hat mich gefreut, dass unser wohlehrwürdiger Pater General die Angelegenheit in so zufriedenstellender Weise bereinigt hat. Er ist ein weiser und heiliger Mann; Gott erhalte ihn! Seine Majestät weiß, wie gerne ich länger in dem dortigen Kloster geblieben wäre. Ich versichere Sie, dass ich nicht weiß, ob ich seit meiner Abreise von dort auch nur einen Tag ohne große Leiden hingebracht habe. Inzwischen wurden zwei Klöster gestiftet; Gott sei Dank dafür! Das hiesige Kloster ist von beiden das kleinere. Möge der göttlichen Majestät mit diesen Stiftungen wenigstens in etwa gedient sein!

Ich weiß nicht, warum man den Leichnam des Herrn Martin Ramírez noch nicht in unsere Klosterkirche übertragen hat. Gott habe ihn selig, wie ich es wünsche und den Herrn darum bitte! Haben Sie die Güte, mich von der Ursache davon in Kenntnis zu setzen. Ebenso bitte ich Sie, mich wissen zu lassen, ob das von Ihnen beschlossene Unternehmen, wovon Sie mir einmal Mitteilung machten, weiter gediehen sei. O Gott, wie oft habe ich bei den hiesigen Unterhandlungen Ihrer gedacht und wie oft habe ich gewünscht, nichts damit zu schaffen zu haben! Denn hier hat sich erfüllt, was Sie mir einst, wenn auch nur im Scherze, gesagt haben. Der Herr erhalte Sie mir viele Jahre und lasse mich Ihrer erfreuen! Denn ich liebe Sie fürwahr sehr im Herrn. Es wäre gut, wenn mir Herr Didakus Ortiz manchmal schriebe. Wenn Sie nicht schreiben wollen, so veranlassen Sie ihn dazu. Ich küsse ihm vielmals die Hand und empfehle mich der Doña Franziska Ramírez und unseren lieben Engelein. Unser Herr erhalte Sie und besonders unseren Patron! Sie aber leite er an seiner Hand und verleihe Ihnen alles Gute, worum ich ihn demütig bitte! Amen. Heute ist der 5. Februar. Ich habe vergessen zu schreiben, dass Johann de Ovalle und meine Schwester Ihnen vielmals die Hand küssen. Johann de Ovalle kann nicht genug davon erzählen, wieviel er Ihnen verdankt. Was soll erst ich sagen?

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Von der Freude, die Sie mir dadurch erwiesen, dass Sie die Elisabeth vom heiligen Paulus so reich beschenkten, will ich gar nichts sagen; denn ich schulde Ihnen so vieles, dass ich es dem Herrn überlassen muss, den Dank und die Vergeltung dafür zu übernehmen. Es ist ein großes Almosen; der Herr sei gepriesen für alles! Den Herrn Didakus Ortiz bitte ich, er möchte doch nicht so lange säumen, die Statue meines heiligen Vaters Joseph über dem Portale der Kirche anbringen zu lassen.

27. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Salamanka, am 29. März 1571

Bitte um Aufklärung in einer Angelegenheit. Segenswunsch.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihrer Seele und vergelte Ihnen die Liebe und die Wohltat, die Sie mir mit Ihrem Briefe erwiesen haben!

Es wäre für Sie nicht Zeitvergeudung, mir öfters zu schreiben; denn es könnte uns zur gegenseitigen Aufmunterung im Dienste unseres Herrn gereichen. Seine Majestät weiß, wie gerne ich in Toledo wäre, und deshalb beeile ich mich sehr, hier [in Salamanka] ein Haus zu kaufen. Es ist dies zwar kein leichtes Geschäft, doch gibt es hier viele und billige Häuser, und so hoffe ich zu unserem Herrn, die Sache werde bald abgeschlossen sein; denn um den Trost zu genießen, den Herrn Alfons Ramírez zu sehen, muss ich mich nicht wenig beeilen. Ihm und der Doña Franziska Ramírez küsse ich die Hand.

Es kann wohl nicht anders sein, als dass Sie an Ihrer Kirche eine große Freude haben, da auch ich dahier durch die guten Nachrichten, die ich darüber erhalte, sehr erfreut werde. Unser Herr lasse Sie diese Freude noch viele Jahre lang genießen, um ihm so zu dienen, wie ich ihn darum bitte! Lassen Sie die göttliche Majestät walten und verlangen Sie nicht so eilig alles fertig zu sehen; denn große Gnade hat uns der Herr schon mit dem erwiesen, was seit zwei Jahren geschehen ist. Man schreibt mir von einem Prozesse zwischen dem Pfarrer und den Kaplänen. Ich weiß nicht, um was es sich handelt; wahrscheinlich betrifft es die Kirche der heiligen Justa. Ich bitte Sie, mich über den Sachverhalt aufzuklären. Dem Herrn Alfons Ramírez schreibe ich nicht; denn da ich Ihnen schreibe, so habe ich keinen Grund, auch ihm lästig zu fallen. Ich bin nicht imstande, zu vergelten, was ich Ihnen und ihm schulde; deshalb bitte ich unseren Herrn, er wolle es vergelten und Sie beide noch viele Jahre erhalten. Ihre Engelchen mache er recht heilig! Besonders meinen Patron; denn gerade einen solchen haben wir notwendig. Der Herr halte Sie immer an seiner Hand! Amen. Heute ist der 29. März.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Didakus Ortiz, meinen Gebieter.

28. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Salamanka, am 27. Mai 1571

Klosterangelegenheiten in Toledo.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Amen. Sie erweisen mir durch Ihre Briefe eine so große Gefälligkeit und Liebe, dass ich mich, selbst wenn der letzte noch viel schärfer gewesen wäre, doch für gut belohnt und für verpflichtet gehalten hätte, Ihnen aufs neue zu dienen. Sie sagen, Sie hätten den von Pater Mariano überbrachten Brief zu dem Zwecke gesendet, damit ich die Gründe erfahre, von denen Sie sich bei Ihrer Forderung leiten ließen. Ich bin dadurch eines Besseren belehrt worden; denn diese Gründe erscheinen mir so wichtig, und Sie wussten Ihre Wünsche so hervorzuheben, dass meinen Gründen wenig Gewicht mehr bleiben wird. Und so will ich mich denn auch nicht mehr mit Gründen verteidigen, sondern es wie jene machen, die einen schwach begründeten Rechtsstreit haben, indem ich Ihnen zurufe: Mögen Sie sich erinnern, dass Sie die Verpflichtung haben, jederzeit mehr diese Töchter zu begünstigen, die Waisen sind und minderjährig, als die Kapläne! Es gehört zwar zuletzt alles in gleicher Weise Ihnen zu; aber mehr geht Sie das Kloster und dessen Bewohnerinnen an als jene, die, wie Sie sagen, zum Teile mehr bemüht sind, mit der heiligen Messe bald fertig zu werden, als Andacht dabei zu haben.

Eine große Gnade erweisen Sie mir dadurch, dass Sie in betreff der Vesper nachgeben; denn in diesem Stücke könnte ich Ihnen nicht dienen. Was das übrige betrifft, schreibe ich der Mutter Priorin schon, dass sie nach Ihrer Anordnung sich richte, und ich sende ihr auch Ihren Brief. Vielleicht wird es das Zuträglichste für uns sein, wenn wir alles in Ihre Hände und in die des Herrn Alfons Ramírez Alvarez legen. Wollen Sie sich dort miteinander verständigen! Ich entbiete diesem Herrn vielmals meine Hochachtung. Die Nachricht von dem Seitenstechen, an dem er litt, hat mich sehr betrübt. Die Schwestern dieses Klosters haben ihn dem Herrn empfohlen, und ich unterlasse nicht, für Sie und Ihre Engelein zu beten, die Gott zu den Seinigen machen und bewahren wolle.

Ein Punkt scheint mir für die Schwestern sehr beschwerlich und lästig zu sein, nämlich wenn an Festtagen vor der Konventmesse die andere Messe gesungen werden soll. Wie man da zurechtkommt, besonders wenn auch eine Predigt ist, weiß ich nicht. Es wird Ihnen wenig darauf ankommen, wenn an einem Festtage mit gesungener Messe die Kaplaneimesse etwas früher stille gelesen wird. Es sind ohnehin wenige Tage, darum wollen Sie auch etwas gegen Ihren Willen zugeben und mir diese Gunst erweisen, wenigstens an jenen Festtagen, an denen nicht Sie die Kosten bestreiten. Bedenken Sie, dass für Sie gar nichts auf dem Spiele steht, während Sie, wenn Sie mir willfahren, ein großes Almosen spenden, ein gutes Werk vollbringen und mir einen großen Dienst erweisen.

Nachdem der Brief an unseren General schon abgegangen war, bemerkte ich erst, dass er unnötig war. Denn alles, was der Pater Visitator tut, hat weit mehr Kraft; es ist, als hätte es der Papst selbst getan, so dass kein General und kein Generalkapitel es umstoßen kann. Der Visitator ist ein sehr umsichtiger und gelehrter Mann, und Sie werden gerne mit ihm unterhandeln. Ich glaube, dass er in diesem Sommer unfehlbar auf Visitation kommen wird; da kann dann alles mit voller Rechtskraft abgeschlossen werden, was Sie wünschen und worum ich ihn hier bitten werde. Von dem, was Sie zur Bestätigung für gut halten, werde ich nicht abgehen und Ihnen in allem, wo es mir möglich ist, zu Diensten sein. Ich bedauere, Ihnen nicht von einem näher gelegenen Orte aus meine Ergebenheit an den Tag legen zu können.

In die Gebete der Doña Franziska Ramírez empfehle ich mich recht angelegentlich. Ich bin jetzt, Gott sei Dank, ohne Fieber. Sie dürfen mir immerhin schreiben, was Sie wollen; denn ich weiß schon, dass es aus gutem Herzen kommt. Nur das würde mir wehe tun, wenn ich Sie betrübte; denn dies möchte ich nicht, und ich wünschte auch nicht, dass es vom dortigen Kloster aus geschähe. Übrigens hat mir alles, was Sie sagten, nicht geschadet, und es wird mir auch nicht schaden. Unser Herr verleihe Ihnen so viele geistige Güter, als ich Seine Majestät darum bitte, und er halte Sie allezeit in seiner Hand! Heute ist der Sonntag nach Christi Himmelfahrt.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

29. Brief - An Herrn García vom heiligen Petrus in Toledo

Medina del Campo, im September 1571

Glückwunsch zu einer Nonne, die vor kurzem den Schleier empfing. Wie die Windnerinnen in den Klöstern der unbeschuhten Karmelitinnen sich verhalten sollen.

… Ich muss Ihnen Glück wünschen … mit Euerer Gnaden. Ich freute mich sowohl über das eine wie über das andere. Besuchen Sie, bitte, eines Tages die Neueingekleidete in meinem Namen und besprechen Sie sich mit ihr in längerer Unterredung. Unser Herr mache Sie immer heiliger sowie auch Doña Katharina … Euerer Gnaden meine Grüße.

Es ist für mich eine ungewohnte Abtötung, zu hören, dass wir für arm gehalten werden; denn wir sind, wie die Schwestern sagen, gut versorgt. Gewiss sind wir es bezüglich unserer Nahrung und sehr … und bequem eingerichtet. Einige kleine Sachen … aber nicht derart, dass es von Bedeutung wäre. Wir haben an allem Überfluss, so dass sehr … und wir senden es an unsere Mitbrüder … Pater Gregor, der sich hier befindet … grüßen … war nicht nötig.

Ich glaube, dass Sie Beatrix hochschätzen sollten, weil sie so sehr auf ihren Fortschritt bedacht ist. Was Sie sagen, tröstet mich sehr sowie auch, dass sie der Mutter Priorin keinen Kummer macht. Sie sagte mir, dass diese Schwester an der Winde nur wenig spreche. Wenn ich es vergessen sollte, so sagen Sie ihr, dass sie eine solche Schwester in ihrem Amte belassen soll. Denn die Pförtnerinnen in diesen Klöstern müssen sehr tugendhaft sein. Der Schwester Alberta, die hier Pförtnerin ist, habe ich verboten zu sprechen; sie soll nur hören und antworten. Und wenn man andere Dinge mit ihr redet oder darum fragt, so soll sie sagen, dass sie dazu keine Erlaubnis habe. Dadurch erbauen sie mehr als durch vieles Reden.

Da ich an die Mutter Priorin ausführlicher schreibe (ich habe zum Glück heute keine anderen Briefe zu erledigen, weshalb ich dies tun kann, und sie [kann] Ihnen [mitteilen], was ich ausgelassen), so will ich weiter nichts erwähnen und Sie nur bitten, mir manchmal zu schreiben, was mich sehr (freuen wird).

Gott gebe Ihnen das, was ich wünsche! Amen.

Theresia von Jesu, Karmelitin

30. Brief - An Katharina von Christus, Postulantin in Medina del Campo

Medina del Campo, am 5. Oktober 1571

Sie teilt ihr mit, dass sie abreisen müsse, ohne den Trost zu haben, sie einkleiden zu können.

Liebe Tochter und Jungfrau! Es ist viel besser, wenn Gott hilft, als wenn man sich selbst viel hilft. Sie werden in diesem Kloster von allen Schwestern sehr herzlich aufgenommen. Ich hätte den lebhaften Wunsch, Sie vor meiner Abreise einzukleiden. Allein es ist nicht möglich; denn ich reise morgen in aller Frühe ab. Ich werde eben noch Zeit haben, Sie dann kurz zu besuchen.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

31. Brief - An Doña Guiomar Pardo y Tavera, Tochter der Doña Luise de la Cerda

Kloster der Menschwerdung in Ávila, am 22. Oktober 1571

Tröstungen inmitten ihrer Leiden.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen!

Gott hat gewollt, mich die Freude kosten zu lassen, die ich beim Empfang Ihres Briefes hatte; denn der Grund, warum Sie schreiben, gestattet diese Freude nicht.

Gott sei für alles gepriesen! Man sieht sehr wohl, dass jedes Glied Ihrer Familie ihn liebt, da er Ihnen alle möglichen Trübsale sendet; er will, da Sie diese mit so großer Geduld ertragen, Gelegenheit bekommen, Ihnen noch größere Beweise seiner Gunst zu gewähren. Es wird eine sehr große Gnade sein, wenn Sie sich immer mehr von dem Gedanken durchdringen lassen, wie wenig Wert wir diesem Leben beimessen sollen, das uns in jedem Augenblick zu verstehen gibt, wie hinfällig es ist, und wenn Sie noch dazu das lieben und erstreben, was kein Ende nehmen soll.

Möge unser Herr der gnädigen Doña Luise und dem Don Johann die Gesundheit schenken, um die wir alle ihn bitten! Benachrichtigen Sie mich, bitte, sobald eine Besserung eintritt, damit ich von der Sorge befreit werde, in der ich mich befinde.

Ich empfehle mich in die Gebete der Damen Doña Elisabeth und Doña Katharina. Ermutigen Sie sich, um der Doña Luise Mut einflößen zu können. Bleiben Sie nicht länger an diesem Orte; das hieße sicher, Gott versuchen. Möge Seine Majestät Sie an seiner Hand halten und Ihnen all das Gute schenken, das ich Ihnen wünsche und erflehe! Amen. Dasselbe wünsche ich dem Fräulein Doña Katharina.

Heute ist der 22. Oktober, derselbe Tag, an dem ich Ihren Brief erhalten habe.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

32. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Kloster der Menschwerdung in Ávila, im Oktober 1571 Verschiedene Mitteilungen. Anweisungen fürs geistliche Leben. Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Als man mir Ihren Brief überbrachte, hatte ich den beiliegenden schon geschrieben. Für die Gnade, die Sie mir in Ihrer Sorgfalt erwiesen, küsse ich Ihnen vielmals die Hand. Es ist dies Wohltun von Ihrer Seite nichts Ungewohntes. Seitdem ich hier bin, ging es mit meiner Gesundheit schlecht; jetzt bin ich wieder wohl, und weil ich hier Seine Gnaden zur Seite habe, so ertrage ich alles leicht. Freilich würde ich diese Ruhe noch vollkommener genießen, wenn auch Sie hier wären. Denn es wäre mir ein großer Trost, über manches mit Ihnen sprechen zu können; aber aus verschiedenen Gründen scheint mir das Bewusste nicht so bald ausgeführt werden zu können, als ich mir dachte.

Da Sie, wie man mir schrieb, die ganze Angelegenheit mit dem Pater Visitator besprechen werden, so bin ich damit ganz zufrieden. Der Pater Visitator ist voll Verehrung gegen Sie, und es war mir eine Freude, ihn mit solcher Liebe von Ihnen reden zu hören. Darum glaube ich auch, er werde Ihnen in allem willfährig entgegenkommen. Ich bitte Sie, ihm gegenüber sich recht gütig und so gnädig zu erzeigen, wie Sie es solchen Personen gegenüber gewohnt sind; denn er ist gegenwärtig unser höchster Vorgesetzter, und seine Seele muss vor unserem Herrn viel wert sein.

Was die Vorsicht in der Aufnahme jener Nonnen betrifft, so erkenne ich wohl die Gnade, die Sie mir erweisen. Wie mir aber Pater Suárez aus der Gesellschaft Jesu schreibt, ist kein Grund vorhanden, ihren Eintritt noch länger zu verschieben. Denn er hat mit ihnen gesprochen, sie über unseren Orden aufgeklärt und für tauglich befunden; deshalb bitte man den Pater Provinzial um die Erlaubnis, und Sie wollen befehlen, dass er sie aufnehme, oder, wenn es Ihnen lieber ist, sich an den Pater Visitator wende, der die Erlaubnis sogleich geben wird. Ich verständige mich besser mit diesem als mit dem Pater Provinzial, der mir, sooft ich ihm auch schreibe, nie eine Antwort geben mag.

Die Krankheit meiner Gebieterin, der Äbtissin, hat mir sehr leid getan. Gott sei gepriesen, dass immer auf die eine oder andere Weise Leiden über Sie kommen! Wir alle empfehlen die Frau Äbtissin und Euere Gnaden Gott. Es ist nicht notwendig, dass Sie mir dies befehlen; die Liebe ist die beste Mahnstimme hiezu. Unser Herr gebe, dass Ihr Übelbefinden nicht viel bedeute und dass Sie sich bald wieder wohl fühlen! Alle Schwestern dahier küssen Ihnen vielmals die Hand.

Man hat mir geschrieben, dass Sie ein ganz geistliches Leben führen. Damit hat man mir freilich nichts Neues gesagt; allein ich würde mich doch freuen, mehr in Ihrer Nähe zu sein, und da Sie nicht sind wie ich, mich mit Ihnen darüber zu unterhalten. Dieser Pater Visitator gibt mir das »Leben«; denn ich glaube nicht, dass er sich wie alle anderen an mir täuscht, da Gott ihn erkennen lassen will, wie schlimm ich bin. So ertappt er mich auf jedem Schritt auf Unvollkommenheiten. Dies ist mir ein großer Trost, und darum sorge ich auch dafür, dass er meine Unvollkommenheiten kennenlerne. Man fühlt sich sehr erleichtert, wenn man offen mit dem umgeht, der Gottes Stelle vertritt, und als solchem werde ich mich ihm anvertrauen, solange ich mit ihm beisammen bin. Euere Gnaden werden schon wissen, dass man den Pater Dominikus zum Prior in Trujillo erwählt hat. Die Patres in Salamanka haben an den Provinzial ein Bittgesuch gerichtet, er möchte ihnen denselben nicht nehmen. Man weiß noch nicht, was der Provinzial tun wird. Jene Gegend ist für seine Gesundheit sehr ungünstig. Wenn Sie den Pater Provinzial der Dominikaner sehen, so zanken Sie ihn aus, weil er mich in Salamanka nicht besucht hat, obgleich er sich lange genug dort aufhielt. In Wahrheit, ich liebe ihn nicht sehr.

Dieser Brief ist bereits so lang, dass ich Sie damit ermüden werde, und da ich auch schon den anderen geschrieben habe, so will ich jetzt schließen. Weil es mir zum Trost gereicht, mich mit Ihnen zu unterhalten, achte ich gar nicht auf meine Unbescheidenheit.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

33. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Paracuellos

Kloster der Menschwerdung in Ávila, am 7. November 1571 Ermutigung in ihren Prüfungen. Glückliche Veränderungen im Kloster der Menschwerdung zu Ávila. Demut der Heiligen. Eitelkeit der Welt. Liebe zu Doña Luise.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden! Ich habe an Sie drei Briefe geschrieben, seitdem ich hier im Kloster der Menschwerdung bin, d. h. seit etwas mehr als drei Wochen, und es scheint, Sie haben keinen davon erhalten. Ich nehme dermaßen Anteil an Ihren Mühseligkeiten, dass ich infolge dieser Sorge, die sich zu meinen zahlreichen Prüfungen dahier gesellt hat, Gott nicht um andere zu bitten brauche. Er sei gepriesen für alles! Man sieht wohl, dass Euere Gnaden zu der Zahl jener Seelen gehören, die zum Genusse seines Reiches gelangen sollen, da er Ihnen den Kelch zum Trinken reicht, indem er Ihnen soviel Leiden schickt als Unterpfand seiner großen Liebe zu Ihnen.

Ich habe einmal in einem Buche gelesen, dass der Lohn der Leiden die Liebe Gottes ist. Wer sollte diese also nicht lieben, da sie einen so hohen Wert haben? Daher bitte ich Sie, die Leiden gerne zu haben. Bedenken Sie, dass alles hier auf Erden schnell vorübergeht, und bemühen Sie sich, von allen jenen Dingen sich loszumachen, die keinen dauernden Bestand haben.

Ich wusste schon, dass Sie leidend waren; deshalb habe ich heute schon Sorge dafür getroffen, Nachricht über Ihre Gesundheit zu bekommen. Der Herr sei dafür gepriesen, dass es Ihnen besser geht! Verlassen Sie doch diesen Ort aus Liebe zu Gott! Man sieht klar, wie schädlich er für jedermanns Gesundheit ist. Gott sei Dank ist meine Gesundheit im Vergleich zum gewöhnlichen Zustand gut; wenn nicht etwas Besserung vorhanden wäre, würde es mir unmöglich sein, so viele Sorgen zu ertragen.

Ich habe so peinlich dringende Geschäfte innerhalb und außerhalb des Klosters, dass ich kaum Zeit habe, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Möchte Ihnen der Herr das Wohlwollen, das Sie mir erwiesen, und den Trost, den Sie mir durch Ihren Brief verschafft haben, vergelten! Ich versichere Sie, manchmal brauche ich etwas Trost. Gnädige Frau! Wenn man sich von der Ruhe unserer Klöster umgeben sah und sich in der Aufregung dieses Klosters befindet, so weiß ich nicht, wie man leben kann. Auf alle mögliche Weise muss man leiden. Jedoch Ehre sei Gott dafür! Der Friede herrscht hier, und das heißt nicht wenig. Die Schwestern geben allmählich ihre Unterhaltungen und Freiheiten auf. Obgleich sie sehr gut sind und die Tugendübung in diesem Hause auf hoher Stufe steht, so bedeutet die Änderung der Gewohnheiten eine Art Tod für sie; sie ertragen dies wohl und erweisen mir viel Ehrfurcht; aber Sie werden begreifen, welche Mühe notwendig ist, um alles in Ordnung zu bringen in einem Hause, in dem hundertdreißig Nonnen sich befinden. Ich bin auch etwas voreingenommen für unsere Klöster; jedoch da ich nur aus Gehorsam hierher gekommen bin, so hoffe ich, dass der Herr in seiner Güte gnädig sie beschützen und nicht zulassen werde, dass sie mich vermissen.

Meine Seele scheint den Wirrwarr von diesem Babylon nicht zu empfinden; ich betrachte es als eine Gnade Gottes. Die Natur wird müde; aber alle Beschwerden sind gering in Anbetracht meiner schweren Beleidigungen Gottes.

Die Nachricht von dem Tode der guten Doña Johanna hat mich geschmerzt; möge sie Gott gnädig zu sich aufnehmen! Ja, er wird es auch tun, da sie eine treue Dienerin war. Wahrhaftig, ich weiß nicht, wie wir über jene weinen können, die die ewige Ruhe besitzen sollen und die Gott hinwegnimmt von den Gefahren und Eitelkeiten der Welt. Das bedeutet, dass wir hier uns selbst suchen und jene nicht lieben, die ein größeres Gut besitzen sollen.

Grüßen Sie, bitte, alle Damen, die bei Ihnen sind, ehrfurchtsvoll von mir. Was Sie betrifft, so vergesse ich Sie nicht. Es war nicht notwendig, mich in Ihrem Briefe daran zu erinnern; ich würde sogar gerne [meine Aufmerksamkeit] davon ein wenig ablenken, um nicht zu sehen, wie unvollkommen ich bin, wenn ich Ihre Leiden so lebhaft empfinde.

Möge der Herr Ihnen Zufriedenheit und den ewigen Frieden schenken! Was die irdischen Freuden betrifft, so haben Sie längst davon Abschied genommen, obgleich es Ihnen nicht scheint, dass Sie eine gute Belohnung als Bezahlung erhalten haben durch das Leiden, das Sie getroffen. Eines Tages werden Sie sehen, welchen Gewinn diese Prüfungen Ihnen gebracht haben, und für nichts in der Welt würden Sie wünschen, ihn verloren zu haben. Es ist ein großer Trost für mich, zu wissen, dass mein teuerer Pater Eduard bei Ihnen ist. Seitdem ich Ihnen nicht mehr zu Diensten sein kann, freut es mich, dass Sie eine so ausgezeichnete Stütze in Ihren Mühseligkeiten haben.

Der Bote ist da und wartet. Deshalb kann ich mich nicht mehr weiter verbreiten. Tausend ehrfurchtsvolle Grüße an alle dortigen Damen. Möge Sie der Herr an seiner Hand halten und Sie schnell vom Fieber befreien! Möge er Ihnen die Kraft geben, in allem Seine Majestät zufriedenzustellen, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Geschrieben im Kloster der Menschwerdung, am 7. November.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift. An die sehr erlauchte Frau Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin, in Paracuellos.

34. Brief - An Doña Elisabeth de Jimena in Segovia

Ávila, im Kloster der Menschwerdung zu Anfang des Jahres 1572 Beabsichtigter Eintritt dieser Dame in den Orden

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen allezeit und verleihe Ihnen Gnade, damit Sie erkennen, zu welch großem Danke Sie dem Herrn verpflichtet sind!

Da Sie in so bedenklichen Gefahren sich befinden, die da sind Ihr jugendliches Alter, Ihr Vermögen und Ihre Freiheit, so gibt er Ihnen die notwendige Erleuchtung, dass Sie diese Gefahren erkennen; er flößt Ihnen das Verlangen ein, ihnen zu entgehen. Was andere Seelen gewöhnlich zurückschreckt, nämlich die Klausur, die Bußstrenge und die Armut des klösterlichen Lebens, das ist Ihnen Anlass geworden, den hohen Wert dieses Lebens sowohl wie auch den Verlust, den Sie im Genuss der Freiheit erleiden konnten, zu erkennen. Der Herr sei gebenedeit und gepriesen für alles! Dies war es denn auch, wodurch ich mich leicht überzeugen konnte, dass Sie ganz tauglich und geeignet sind, eine Tochter unserer Lieben Frau zu werden und in ihren heiligen Orden einzutreten. Möchten Sie in Ihrem heiligen Vorhaben und in Ihren Werken mit Gottes Gnade solche Fortschritte machen, dass ich niemals eine Ursache habe, mich über den Pater Johann de León zu beklagen, durch dessen Bericht ich so vollständig befriedigt wurde, dass ich keine andere Auskunft mehr verlange! Ich empfinde innigen Trost bei dem Gedanken, dass Sie eine große Heilige zu werden versprechen, und ich wäre mit Ihrer Person allein schon ganz zufrieden.

Der Herr vergelte Ihnen das Almosen, das Sie dem Kloster zu geben gedenken, in das Sie eintreten werden. Es ist dies ein ansehnliches Almosen, und Sie können einen großen Trost dabei haben, da Sie nach dem Rate des Herrn sich ihm selbst und aus Liebe zu ihm das Ihrige den Armen schenken. Im Verhältnis zu dem, was Sie empfangen, können Sie freilich, wie ich glaube, nicht weniger tun, als Sie wirklich tun, weil Sie aber alles Ihnen Mögliche aufwenden, so vollbringen Sie kein kleines Werk, und es wird Ihnen dies auch nicht mit geringem Lohn vergolten werden.

Weil Sie von unseren Satzungen und unserer Regel schon Einsicht genommen haben, so habe ich Ihnen nichts weiter zu sagen, als dass Sie, wenn Sie bei Ihrem Entschlusse beharren, nach Belieben in jedes unserer Klöster eintreten können, denn in dieser Beziehung möchte ich mich meinem Vater Johann de León gefällig erzeigen, indem ich ihm die Auswahl überlasse. Ich wünschte zwar, dass Sie das Ordenskleid da nehmen möchten, wo ich mich befände, damit ich Sie wie ich in Wahrheit darnach verlange, persönlich kennenlernte; indessen möge unser Herr alles so leiten, wie ihm am meisten gedient wird und es zu seiner größeren Ehre gereicht! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An die hochherrliche Frau Doña Elisabeth de Jimena, meine Gebieterin.

35. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 4. Februar 1572

Nachrichten über persönliche und Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Man könnte meinen, Sie seien, seitdem Sie an jenem Orte weilen, in einer anderen Welt. Gott bewahre mich vor dem Aufenthalte daselbst und erlöse mich auch aus diesem Orte! Denn fast seit meiner Ankunft dahier steht es mit meiner Gesundheit schlecht, und nur um dieses nicht sagen zu müssen, wollte ich Ihnen nicht schreiben. Vor Weihnachten befiel mich Fieber und Halsleiden; ich musste mir zweimal Ader lassen und ein Führmittel einnehmen. Vor dem Feste der heiligen drei Könige bekam ich viertägiges Fieber, an dem ich jetzt noch leide, jedoch ohne Ekel an Speisen. Indessen unterlasse ich es nicht, an Tagen, an denen ich fieberfrei bin, mit den übrigen Schwestern in den Chor und manchmal auch ins Refektorium zu gehen. Ich denke, dass das Fieber nicht mehr lange anhält.

Weil ich sehe, wieviel der Herr zur Verbesserung dieses Klosters getan hat, so gebrauche ich Gewalt, außer Bett zu bleiben, wenn ich nicht gerade das Fieber habe, das die ganze Nacht andauert. Das Frieren fängt immer um zwei Uhr an, aber es ist nicht heftig. Sonst geht es mir aber gut trotz der Arbeiten und Sorgen; ich begreife nur nicht, wie ich dies ertragen kann. Die meiste Arbeit machen mir die Briefe. Nach Indien habe ich vier Briefe geschrieben, weil eben jetzt die Kriegsflotte abgeht. Ich muss staunen, wie Sie so unbekümmert um mich sein können, da Sie mich doch in so vielen Mühseligkeiten sehen. Man sagte, Herr Johann de Ovalle werde kommen, und täglich erwarte ich ihn, damit er nach Madrid ginge; denn es wäre von großer Bedeutung gewesen, meinem Bruder etwas zu schicken, worum er bitten ließ. Jetzt habe ich keine Zeit mehr dazu. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es soll Ihnen beiden alles nur so in die Hände laufen; wahrlich, das kann ich nicht für gut finden.

Man hat mir gesagt, Herr Johann de Ovalle und Herr Gonzalo de Ovalle würden gegen die Überlassung einer kleinen Gasse an das Kloster Einsprache erheben. Ich kann das nicht glauben und wünschte auch nicht, dass wir da in Streitigkeiten gerieten. Es ziemt sich nicht für Männer, mit Frauen Streit anzufangen, auch wenn diese Anlass dazu geben würden, und es würden diese Herren an Ansehen einbüßen, zumal es sich um etwas handelt, das mich angeht. Außerdem bin ich der Ansicht, dass die Nonnen wissentlich keine Veranlassung gegeben haben, wenn nicht etwa ihre Aufrichtigkeit eine Ursache ihres eigenen Schadens ist. Berichten Sie mir, was an der Sache ist; denn diese Nachrichten können, wie gesagt, auch falsch sein. Kümmern Sie sich nicht um mein Kranksein; denn ich glaube, es ist unbedeutend; wenigstens hindert es mich nicht viel, wenn es mir auch Leiden verursacht.

Ich vermisse Sie hier sehr und fühle mich recht einsam. Einige Realen könnte ich wohl brauchen; denn vom Kloster esse ich nichts als nur Brot. Sorgen Sie doch, mir einige zu schicken. Den dortigen Herren küsse ich die Hand; grüßen Sie mir meine Beatrix. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich Sie hier haben könnte. Dass Gonzalo sich wohl befindet, weiß ich schon; Gott erhalte ihn! Augustin de Ahumada ist beim Vizekönig; Pater García hat es mir geschrieben. Mein Bruder hat zwei seiner Nichten sehr gut verheiratet; er lässt sie bei seiner Abreise versorgt zurück. Es wird bald zwölf Uhr schlagen, und ich bin sehr ermüdet; darum höre ich auf zu schreiben. Gestern war der Tag des heiligen Blasius, vorgestern das Fest unserer Lieben Frau.

Ihre ergebenste Dienerin

Theresia von Jesu

36. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 7. März 1572

Nachrichten aus dem Kloster der Menschwerdung. Über die Aufnahme zweier Novizinnen im Kloster zu Valladolid, die nicht entsprachen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Recht oft habe ich mich in dieser rauhen Zeit Ihrer erinnert, und immer habe ich befürchtet, Sie könnten dabei Schaden leiden, was leider auch der Fall gewesen zu sein scheint. Gott sei gepriesen, dass unser eine Ewigkeit wartet, wo kein Wechsel der Zeiten mehr sein wird! Möge uns Seine Majestät verleihen, diese Zeit so zu verleben, dass wir zum Genusse eines so großen Gutes gelangen können! Auf mich hat die hiesige Gegend einen solchen Einfluss gehabt, dass man meinen möchte, hier wäre nicht mein Geburtsort; denn ich glaube, kaum eineinhalb Monate gesund gewesen zu sein. Es war dies gleich anfangs, nachdem ich hier angekommen war, weil der Herr wohl sah, dass ich ohne Gesundheit nichts würde ausrichten können; jetzt leitet alles Seine Majestät. Ich sorge nur dafür, dass ich mich pflege; seit drei Wochen ist dies besonders der Fall, da ich außer dem viertägigen Fieber auch noch an Seitenstechen und Halsentzündung leide. Jedes einzelne dieser Übel könnte den Tod bringen, wenn es Gottes Wille wäre; aber mir scheint der Herr dieses Gut noch nicht gewähren zu wollen. Nachdem mir dreimal Ader gelassen wurde, befinde ich mich jetzt besser. Das viertägige Fieber hat mich verlassen, allein der fieberhafte Zustand dauert noch an, und darum werde ich morgen ein Führmittel einnehmen. Es wird mir bereits zuwider, mich so herabgekommen zu sehen. Denn nur zur heiligen Messe kann ich aus meinem Winkel gehen. Ein Zahnschmerz, den ich schon beinahe eineinhalb Monate dulde, peinigt mich noch mehr.

Ich zähle Ihnen alle diese Leiden auf, damit Sie mich entschuldigen, weil ich nicht geschrieben habe, und die Gnaden kennenlernen, die der Herr mir dadurch erweist, dass er mir gibt, worum ich ihn immer bitte. Wahrlich, schon bald nach meiner Ankunft hier schien es mir bei meiner schlechten Gesundheit und schwächlichen Körperbeschaffenheit unmöglich, eine solche Last von Arbeit auf mich zu nehmen; denn außer den in unseren Klöstern vorkommenden Geschäften sind es noch viele andere auswärtige Angelegenheiten, deren Besorgung mich ermüdet. Sie sehen also daraus, dass man in Gott alles vermag, wie der heilige Paulus sagt. Der Herr gibt mir fortwährend schlechte Gesundheit, und wenn ich trotzdem alles tun kann, muss ich zuweilen darüber lachen. Zudem lässt er mich ohne Beichtvater und so ganz allein, dass ich keinen Menschen habe, mit dem ich mich zu meinem Troste besprechen könnte, vielmehr muss ich bedächtig sein in allem. Was übrigens die Pflege des Leibes betrifft, so hat es mir noch nicht an liebender Teilnahme und an solchen gefehlt, die Sorge für mich getragen. In der Stadt hat man mir viel Almosen gespendet; denn vom Kloster nehme ich nur Brot, möchte ihm aber auch diese Ausgabe ersparen. Das Almosen, das uns Doña Magdalena gegeben, geht jetzt zu Ende. Von diesem und dem übrigen Almosen, das sie und einige andere Personen spenden, haben wir bisher den Ärmsten die tägliche Mahlzeit gegeben.

Wenn ich sehe, wie die Nonnen so wahrhaft friedlich und gut sind, tut es mir wehe, sie in solcher Armut zu wissen. Die Veränderung, die unser Herr in ihnen wirkte, stimmt zum Lobe. Jene, die ehedem sich am wenigsten fügten, sind jetzt zufrieden und mir besser gesinnt. Während dieser Fastenzeit wird von den Nonnen kein Besuch angenommen, weder von Frauen noch von Männern, und wären es auch ihre eigenen Eltern; das ist für dieses Kloster eine außerordentliche Veränderung. Alles ertragen sie mit großer Zufriedenheit. Es gibt hier wahrlich sehr große Dienerinnen Gottes, und fast alle arbeiten an ihrer Vervollkommnung. Meine Priorin wirkt diese Wunder. Und damit man erkenne, dass es sich wirklich so verhalte, hat es unser Herr gefügt, dass ich mich in einem Zustande befinde, bei dem es den Anschein hat, ich sei nur gekommen, um der Bußübung zu entgehen und auf nichts anderes zu denken als auf die Pflege meines Leibes.

Damit nun Leiden aller Art über mich kommen, schreibt mir eben die Mutter Priorin Ihres Klosters, Sie wünschten die Aufnahme einer Nonne und seien darüber ungehalten, dass man Ihnen sagte, ich wolle sie nicht aufnehmen; sie bittet mich, die Erlaubnis zu schicken, dass man diese und noch eine andere, die Pater Ripalda empfohlen, aufnehmen dürfe. Ich habe mir gedacht, die Priorin sei falsch berichtet worden. Es würde mir sehr leid tun, wenn es wahr wäre und Sie mir wirklich zürnten. Denn Sie können mir Vorwürfe machen und befehlen; aber ich kann nicht glauben, dass Sie mir zürnen, ohne es mir zu sagen; ich glaube vielmehr, Sie haben sich nur so gezeigt, um der zudringlichen Bestürmungen jener los zu werden [die die beiden empfohlen haben]. Ist dies wirklich so, dann ist es mir ein großer Trost; denn mit den Vätern der Gesellschaft Jesu weiß ich mich schon zu verständigen. Diese würden gewiss nie mir zuliebe jemand in ihren Orden aufnehmen, der dafür nicht passt.

Wollen Sie die Aufnahme dieser Personen absolut befehlen, so sind Worte darüber überflüssig; denn es ist klar, dass Sie bezüglich dieses Klosters und aller übrigen befehlen können, und dass es mir zukommt, zu gehorchen. Ich werde dann an den Pater Visitator oder an den Pater General die Bitte richten, dass sie die Erlaubnis erteilen; denn es ist gegen unsere Satzungen, dass wir jemand mit diesem Gebrechen aufnehmen. Ich selbst kann eine Erlaubnis gegen die Satzungen nicht erteilen. Dies kann nur einer der Genannten. Die beiden Bittstellerinnen müssen zudem auch gut lateinisch lesen lernen; denn wir haben eine Verordnung, der gemäß keine aufgenommen werden darf, die dies nicht kann.

Um mein Gewissen zu beruhigen, muss ich Ihnen sagen, was ich in diesem Falle, nachdem ich die Sache dem Herrn empfohlen, tun würde. Ich sehe, wie gesagt, von Ihrem Wunsche ab. Denn um Ihnen keinen Verdruss zu machen, muss ich mich zu allem bereit erklären, und ich könnte somit nicht weiter davon reden. Ich bitte Sie daher, diese Angelegenheit wohl zu erwägen und Ihr Kloster mehr zu begünstigen; denn wenn Sie sehen, dass es mit ihm nicht mehr recht gut steht, werden Sie nur Verdruss haben. In einem zahlreich besetzten Kloster kann jedes Gebrechen leichter ertragen werden; befinden sich aber in einem so wenig Nonnen, so müssen sie billigerweise auserlesene sein. Ich habe auch immer wahrgenommen, dass dies Ihr Wille ist, und es war mir dies so gewiss, dass ich es nicht wagte, in dieses Ihr Kloster eine Nonne zu senden, obwohl ich für alle anderen Klöster genug finde; denn ich habe keine so vollkommene gefunden, wie ich es für Ihr Kloster wünschte. Darum meine ich, es soll keine von diesen beiden in dieses Kloster aufgenommen werden; denn ich kann an ihnen weder eine solche Heiligkeit und ausdauernde Kraft, noch einen so überwiegenden Verstand, noch überhaupt solche Fähigkeiten wahrnehmen, dass das Kloster an ihnen einen Gewinn hätte. Wenn aber das Kloster nur Schaden leidet, warum wünschen Sie dann ihre Aufnahme? Um sie zu versorgen, gibt es viele Klöster, in denen leichter etwas zu ertragen ist, eben weil, wie ich sagte, ihrer viele sind; in Ihrem Kloster aber muss jede, die aufgenommen wird, tauglich sein, Priorin zu werden und jedes Amt zu übernehmen, das man ihr überträgt.

Beherzigen Sie um der Liebe unseres Herrn willen dies recht sehr und bedenken Sie, dass man immer mehr auf das Wohl der Gesamtheit als der einzelnen sehen muss. Bedenken Sie auch, dass die Nonnen dort in strenger Klausur und gemeinsam miteinander leben, ihre Mängel gegenseitig ertragen und andere Beschwerden des Ordens auf sich nehmen müssen; da wäre doch dies das größte Übel, wenn sie nicht zusammenpassten. Darum seien Sie auch hierin uns gnädig, wie Sie in allen Stücken uns Gnade erweisen. Überlassen Sie, wenn es Ihnen beliebt, mir diese Angelegenheit; mit den Vätern der Gesellschaft Jesu werde ich mich, wie gesagt, schon verständigen. Wollen Sie es aber durchaus, so muss geschehen, was Sie befehlen, wie ich erwähnt habe: aber Sie werden es zu verantworten haben, wenn es einen schlechten Ausgang nimmt. Die von Pater Ripalda Empfohlene scheint mir für ein anderes Kloster nicht unpassend zu sein; das Ihrige aber steht erst in seinem Beginn, und darum muss man darauf sehen, dass sein Glanz nicht verdunkelt werde. Der Herr wolle die Sache so leiten, dass es zu seiner Ehre gereicht! Ihnen aber wolle er Licht geben, dass Sie das tun, was das beste ist! Er erhalte Sie uns noch viele Jahre, wie ich immer darum bitte! Denn hierin lasse ich es nicht fehlen, so schlecht es mir auch geht.

Meiner Gebieterin, Ihrer Exzellenz der Frau Herzogin, der gnädigen Doña Beatrix sowie der gnädigen Frau Gräfin und der Doña Eleonora küsse ich vielmals die Hand. Schreiben Sie mir oder vielmehr lassen Sie mir schreiben, was ich in der ganzen Angelegenheit nach Ihrem Wunsche tun soll. Ich glaube dadurch, dass ich Ihnen die Sache aufs Gewissen lege, mein eigenes zu beruhigen. Ich meine nicht, hierin zu wenig zu tun; denn in keinem unserer Klöster findet sich eine Nonne mit einem so auffallenden Gebrechen, und ich für meine Person würde auch um alles in der Welt keine aufnehmen. Eine solche würde nach meiner Ansicht für die anderen eine beständige Abtötung sein, da sie immer so nahe beisammen sind; und weil sie innige Liebe zueinander tragen, so wären sie in beständiger Betrübnis. Man hat dort an der guten Magdalena schon genug; und wollte Gott, die beiden wären auch nur wie diese. Heute ist der 7. März.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Die Mutter Subpriorin lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Ich komme gut mit ihr aus.

Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin.

37. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Kloster der Menschwerdung zu Ávila, am 8. März 1572

Aufnahme einer Kandidatin. Einige geistliche Ratschläge.

Der Heilige Geist sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Jhs

Da ich Ihnen gestern geschrieben habe, so hat der vorliegende Brief nur den Zweck, Ihnen mitzuteilen, dass ich heute Briefe von der Herzogin de Osuna und von Doktor Ayala empfangen habe. Beide drängen mich, eine dieser beiden Jungfrauen sofort aufzunehmen. Ein Pater von der Gesellschaft Jesu hat Erkundigungen über sie eingezogen und gibt mir günstige Auskunft. Die andere muss sich über die Strenge unserer Lebensweise entsetzt haben; denn man sagt mir nichts von ihr. Es wäre gut, wenn jene, die sich der Postulantinnen annehmen, ihnen vollständige Aufklärung über unseren Orden geben würden.

Ich habe bereits geschrieben, diese Jungfrau sogleich zu bringen, und berichtet, dass ich Ihnen die notwendigen Vorkehrungen angebe, damit ihr das Ordenskleid so bald wie möglich gegeben wird. Außerdem habe ich versprochen, Sie zu benachrichtigen, sobald man in Valladolid angekommen ist.

Ich setze unseren Pater Visitator in Kenntnis und teile ihm mit, dass Sie die Aufnahme dieser Postulantin wünschen. Zugleich bitte ich ihn, die Erlaubnis hierher zu senden, sobald er diesen Brief erhalten hat.

Ich glaube, dass er kein Bedenken tragen wird. Für den Fall, dass sich seine Antwort verzögern würde, müssten Sie sogleich an Seine Paternität schreiben, und zwar in der Weise, dass man nicht auf den Gedanken kommt, es sei irgendein Fehler unterlaufen. Soweit ich Einblick habe, wird der Pater Visitator nichts versäumen, um Euere Gnaden zufriedenzustellen. Möge uns Gott jene Befriedigung zuteil werden lassen, die beständig dauern soll! Möge er Sie immerfort an seiner Hand halten und in der Liebe zu mir bewahren!

Der hochwürdigste Herr Bischof hat mir heute mitgeteilt, dass es ihm besser gehe und er Sie besuchen wolle. Ich bitte Sie also, sich nicht zu beunruhigen. Wann werde ich Sie doch in größerer innerer Freiheit sehen? Möge Gott dazu mithelfen! Wahrhaftig, es tut uns not, uns gegenseitig zu unterstützen! Gebe Gott, dass ich Sie bei meinem Besuch mehr als Herrin Ihrer selbst finde! Sie besitzen genug innere Kraft, es zu sein. Meiner Meinung nach wäre es vorteilhaft für Sie, wenn ich bei Ihnen wäre, wie es für mich nutzbringend ist, dass ich unter dem Pater Visitator stehe. In seiner Eigenschaft als Oberer hält er mir meine Fehler vor, und ich, kühn, wie ich bin, und gewohnt, von Ihnen ertragen zu werden, würde Ihnen die Ihrigen sagen. Ich empfehle mich dem Gebet der gnädigen Frau Herzogin. Die Schwestern des hiesigen Klosters vergessen Sie nie in ihrem Gebet.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Sie sagen mir nie, wie es Ihnen unter der Leitung des Paters Johann Gutiérrez geht; ich mache es mir zur Aufgabe, es Ihnen einmal selbst zu erklären. Bitte, grüßen Sie ihn ergebenst von mir! Ich weiß noch nicht, ob seine Nichte die Profeß abgelegt hat. Von nun an wird der Pater Visitator allein den Novizinnen die Erlaubnis erteilen, ihre Gelübde abzulegen. Bitte, teilen Sie es der Mutter Priorin mit! Ich habe vergessen, sie zu benachrichtigen.

Anschrift: An die hocherlauchte Frau Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin.

38. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba

Ávila, Kloster der Menschwerdung, im März 1572

Geduld im Leiden.

Jhs

Der Herr sei mit Ihnen!

Der Maultiertreiber holt diesen Brief eben kurz vor seiner Abreise; daher habe ich keine Zeit, Ihnen viel mitzuteilen. Bedenken Sie doch, liebe, gnädige Frau, dass jene, die selig werden wollen, auf die eine oder andere Weise eine Menge von Prüfungen durchmachen müssen. Gott überlässt uns hierin nicht die Wahl. Vielleicht aber spart er für Sie die geringsten Prüfungen auf, weil Sie schwach sind. Ich kenne Ihre Leiden besser, als Sie es mir sagen oder in einem Briefe ausdrücken können. Deshalb liegt mir daran, Sie seiner Majestät zu empfehlen. Es scheint, dass ich Sie jetzt mehr als gewöhnlich liebe, obgleich meine Neigung für Sie stets sehr groß war. Man wird Ihnen noch einen anderen Brief von mir übergeben. Ich halte Sie nicht für unvollkommener als sonst, trotz allem, was Sie sagen. Aber ich bitte Sie um der Liebe Gottes und meiner Liebe willen, oft zu beichten. Der Herr sei mit Ihnen! Amen. Herr Johann de Ovalle wird Ihnen das übrige sagen. Er hat sich überraschend schnell von mir verabschiedet. Vergessen Sie nicht, mir Hühner zu schicken, da Sie so viele haben.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

39. Brief - An die Mutter Maria Baptista in Valladolid

Kloster der Menschwerdung in Ávila, Mitte Juni 1572

Der erbauliche Tod der Doña Eleonora de Cepeda, Schwester der M. Baptista.

Einen Tag vorher hörte ich von ihrem seligen Tode, und ich glaube, dass sie nicht ins Fegfeuer gekommen ist.

40. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Kloster der Menschwerdung in Ávila, am 27. August 1572

Familienangelegenheiten und Nachrichten über ihre Gesundheit.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich bin gesund, aber so mit Arbeit überladen, dass ich auch jetzt nicht schreiben wollte. Gott sei gepriesen, dass sich Herr Johann de Ovalle ebenfalls wohl befindet! Geben Sie durchaus nicht zu, dass er hierher reife; denn es wäre dies ein großes Wagnis. Die Briefe nach Indien wären sicherer auf dem Wege gegangen, auf dem er die Geschenke gesendet. Die von Ihnen gesandten Briefe sind niemals dort angekommen. Die Doña Magdalena befindet sich zu meiner Freude besser. Ich empfehle mich meinen lieben Kleinen …

Pater Didakus ist hier, ich habe ihn aber nur wenig gesehen. Ist es ihm möglich, so wird er auch zu Ihnen kommen. Die Mutter Priorin und meine Gefährtin sind wohl. Ich bin jetzt wieder so gut hergestellt, dass ich mich wundern würde, wenn es andauerte sollte. Der Herr handle nach seinem Wohlgefallen und sei mit Ihnen! Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Augustin. Es wäre recht ungeschickt, wenn Johann de Ovalle die Reise unternehmen wollte. Im Kloster der Menschwerdung…

Ihre ergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An meine Herrin und Schwester Doña Johanna de Ahumada.

41. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 27. September 1572 Verschiedene Nachrichten. Wohltaten, die der heilige Johannes vom Kreuz dem Kloster der Menschwerdung spendet.

Jesus sei mit Ihnen!

Gepriesen sei Gott, dass Herr Johann de Ovalle sich wohl befindet! Die Schwäche, an der er noch leidet, wird auch vorübergehen. Dieses dreitägige Fieber herrscht jetzt allgemein; hier gibt es nichts anderes mehr. Gegenwärtig bin ich davon frei, und es geht, gottlob, überhaupt mit jedem Tage besser. Während dieses Sommers war ich gesund; wie es im Winter gehen wird, weiß ich nicht, da jetzt mein Zustand schon etwas schlimmer werden will; solange ich indessen vom Fieber frei bleibe, lässt sich alles ertragen.

Bezüglich des Hauskaufes möchte ich gerne wissen, was geschehen ist. Von Oropesa schreibt man mir, dass die Nachricht eingetroffen sei, die Kriegsflotte stehe bei Sanlúcar, jedoch habe man noch keine volle Gewissheit darüber. Sobald ich etwas von meinem Bruder erfahre, werde ich es Ihnen berichten. Ich halte für ihn das Haus des Perálvarez bereit, damit er es beziehen kann.

Über dieses Fasten der Priorin bin ich ärgerlich. Sagen Sie ihr, dass ich deshalb nicht mehr an sie schreiben und mich nicht mehr um sie kümmern wolle. Gott bewahre mich vor Leuten, die lieber ihren eigenen Willen tun, als gehorchen wollen! Kann ich der Doña Anna in etwas dienen, so werde ich es um des Don Christoph willen gerne tun. Wir meinten, sie könne in dem Hause wohnen, das Doña Sancha bewohnt hatte; allein es passt nicht dazu. In unser Haus aber darf niemand gehen, außer bloß zur Pforte, und die Klosterdienerin darf sich von da nicht entfernen. Außerdem glaube ich, dass die Schwestern dieser Dame ihr nur wenig dienen könnten, auch wenn sie gerne wollten. Denn nachdem sie seit fünf Jahren keine andere Nahrung vom Kloster hatten als Brot, sind sie sehr abgemattet, und überdies ist Doña Agnes fast beständig krank; Dieses gänzliche Unvermögen, der Schwester zu helfen, fällt ihnen sehr schwer; was aber ich zu tun vermag, können Sie sich denken, wenn Sie die Vorschriften ins Auge fassen, die jene binden.

Viele Empfehlungen an die Mutter Subpriorin; ich habe keine Zeit mehr, ihr zu schreiben. Elisabeth Suárez ist jene, die von Malagón gekommen ist. Sie ging, wie sie sagte, sehr ungern von dort weg; weil sie aber einige Male sich geneigt erklärt hatte, so hat sie die Priorin, gesendet. Ich glaube, sie muss bald kommen. Ich habe viele Sorgen; Gott möge helfen! An Herrn Johann de Ovalle und meine Kleinen meine Empfehlungen. Sie schreiben mir ja nicht, woran Beatrix erkrankt war. Gott sei mit ihnen! Heute ist der 27. September.

Ihre

Theresia von Jesu

Der Unbeschuhte, der hier Beichtvater ist, wirkt mit großem Segen. Es ist dies Pater Johannes vom Kreuz.

42. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Kloster der Menschwerdung zu Ávila, Dezember 1572

Tröstung in ihren Prüfungen. Der heiligmäßige Tod der Marquise de Velada.

Jhs

Ihren Brief habe ich erhalten, und der Kaplan, der ihn überbrachte, ist zu mir gekommen, um mit mir zu sprechen. Unser Herr vergelte Ihnen das Wohlwollen, das Sie mir stets entgegenbringen! An Ihren Prüfungen nehme ich so innigen Anteil, dass Sie schon längst davon befreit sein müssten, wenn Abhilfe geschaffen werden könnte. Aber ach, weil ich so böse bin, so verdiene ich wenig vor den Augen unseres Herrn! Er sei gepriesen für alles! Da er diese Prüfung zulässt, so muss sie Ihnen wohl dazu dienen, eine um so größere Herrlichkeit zu erlangen. O meine Frau, wie erhaben sind doch die Gerichte unseres großen Gottes! Es wird eine Zeit kommen, in der Sie diese Leiden höher schätzen als all die Freuden, die Ihnen je in diesem Leben zuteil geworden sind. Jetzt schmerzt uns das Gegenwärtige; aber wenn wir den Weg betrachten, den unser Herr und alle jene in diesem Leben gegangen sind, die wir im Besitze seines Reiches wissen, dann sollten wir an nichts mehr Freude finden als am Leiden; und es kann uns auch nichts größere Sicherheit verschaffen, dass wir im Dienste Gottes auf gutem Wege wandeln, als das Leiden.

Das sind auch die Gedanken, die mich jetzt beim Tode dieser heiligen und teueren Frau, der Marquise de Velada, trösten. Ihr Hinscheiden hat mich sehr schmerzlich berührt. Ihr Anteil war fast während ihres ganzen Lebens nur das Kreuz, und so hoffe ich zu Gott, sie werde schon im Genusse jener seligen Ewigkeit sein, die kein Ende nimmt. Fassen Sie daher Mut! Denn sind diese Leiden einmal vorüber - und das wird mit Gottes Hilfe bald der Fall sein -, dann werden Sie und Herr Albornoz sich freuen, sie erduldet zu haben, und den Nutzen wahrnehmen, den sie Ihrer Seele bringen. Ich küsse Herrn Albornoz die Hand. Es wäre mein inniger Wunsch gewesen, Sie hier zu treffen, und ich würde dies für ein großes Glück gehalten haben. Unser Herr, der alles vermag, wolle Ihnen in dem Maße Gnade verleihen, wie ich ihn darum bitte!

Heute ist der 17. Dezember.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

43. Brief - An Herrn Maldonado Bocalán

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 1. Februar 1573

Danksagung für zweiundsechzig Stück Geflügel, die dem Kloster als Almosen gesandt wurden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen, und er vergelte Ihnen die Liebe und Sorgfalt, womit Sie das Almosen, das Don Franziskus spendete, ergänzten!

Möge es unserem Herrn gefallen, Sie viele Jahre zu erhalten und der begonnenen Besserung einen entsprechenden Fortgang zu verleihen! Weil ich nicht wusste, wohin ich den Brief schicken sollte, habe ich Sie nicht um Zusendung von Geflügel ersucht. Die Not dieses Hauses und insbesondere der Kranken ist so groß, dass dies Almosen recht notwendig war. Ich selbst bin sehr krank gewesen, befinde mich jetzt aber wieder wohl. Durch das Almosen, das uns jetzt aufs neue zugekommen ist, bin ich sehr getröstet. Gott sei gepriesen für alles! Der Überbringer hat sich seines Auftrages sehr gut entledigt.

Durch dieses Schreiben bekenne ich, dass ich heute, am Vorabend des Festes der Reinigung unserer Lieben Frau im Jahre 1573, zweiundsechzig Stück Geflügel erhalten habe. Dass es so sei, bestätige ich mit meiner Namensunterschrift. Unser Herr halte Sie allezeit an seiner Hand, und Seine Majestät verleihe Ihnen alles mögliche Gute! Amen.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu, Priorin

An Don Franziskus habe ich schon geschrieben, welche Sorge Sie für uns tragen und wie gut erhalten das Geflügel angekommen ist. Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Maldonado Bocalán, meinen Gebieter.

44. Brief - An Pater Caspar de Salazar in Cuenca

Kloster der Menschwerdung zu Ávila, 13. Februar 1573

Gehorsam und Sammlung im Kloster der Menschwerdung. Erbauung des Paters Visitator. Ämter der Unbeschuhten im Kloster der Beschuhten zu Ávila. Eintritt einer jungen Dame in den Orden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer Hochwürden! Es freut mich, dass sich Gelegenheit bietet, Sie über mein Befinden benachrichtigen zu können, da Sie so saumselig sind, etwas von sich hören zu lassen. Möge es unserem Herrn gefallen, dass es mit Ihrer Gesundheit so steht, wie ich es wünsche und erflehe!

Es sind schon viele Tage, ja Monate vergangen, seitdem ich von Euerer Hochwürden eine Fülle von Ratschlägen und Mahnungen erhalten habe. Der Rat kam zu einer Zeit, in der er mich sehr ermutigte, wenn mich auch Ihre Gebete mehr gefördert haben. Ich kann Ihnen mitteilen, dass der Herr dieses Kloster mit sehr großen Gnaden überschüttet hat, und kann Ihnen in aller Wahrheit sagen - und das macht mir Kummer -, dass die Übung des Gehorsams und der Sammlung keine größeren Schwierigkeiten macht als im St. Josephskloster. Der Herr scheint diesen Seelen ein solches Übermaß von Gnaden zu verleihen, dass ich in Staunen gerate. So erging es auch dem Pater Visitator, der vor einem Monat Visitation hielt; er fand nichts, was er zu bessern gehabt hätte. Im hiesigen Kloster der Beschuhten stellte er einen Prior, Subprior, Pförtner und Sakristan aus den Unbeschuhten auf. Und hier im Kloster der Menschwerdung wirkt ein heiliger Mann als Beichtvater. Er hat alle sehr gefördert, so dass sie meinen Wünschen vollkommen entsprechen. Dies war eine wichtige Sache, und wenn dieses Haus in solch gutem Zustande verbleibt, wie ich zum Herrn hoffe, dann halte ich es nicht mehr für notwendig, länger hier zu bleiben. Wollen Euere Hochwürden in dieser Meinung beten; es würde dann allem Übel abgeholfen sein. Ich hatte bisher viel Mühe und Arbeit, und im Winter war meine Gesundheit nicht gut, da dieses Kloster für meinen Gesundheitszustand nicht zuträglich ist. Aber ich halte alle Mühe für sehr gut angewendet, seitdem ich sehe, welch große Gnaden mir Seine Majestät erwiesen hat. Es war mein sehnlichster Wunsch, dass Sie von diesen Neuigkeiten Kenntnis bekämen, und wenn Sie sich davon selbst überzeugen könnten, würde es mir zu großem Troste gereichen. (Lesen Euere Hochwürden auf der anderen Seite weiter, weil ich schlechtes Papier genommen habe.) Gebe der Herr, dass ihm in allem gedient werde!

Der Bürgermeister von hier, dem ich mich sehr entgegenkommend zeigen möchte, kam zu mir und bat mich inständig, ich möchte Sie ersuchen, in einem dortigen Kloster - mir scheint, er sprach von den Unbeschuhten -, wo Sie großen Einfluss besitzen, Fürsprache einzulegen, dass man eine Tochter des Johann de Buedo und der Eleonore de Hermosa als Nonne aufnehme. Man sagt, dass diese Dame und ihre Eltern alle Eigenschaften besitzen, die erforderlich wären. Möchten Euere Hochwürden sich erkundigen, ob es so ist, und aus Liebe zu Gott es befürworten, da es zur Ehre Gottes gereicht. Sie erweisen mir dadurch einen großen Gefallen, da ich sie wegen Platzmangel in keines unserer Klöster aufnehmen kann. In Malagón geht es allen Schwestern gut. Priorin ist Brianda vom hl. Joseph, die frühere ist hierher in ihr Kloster gekommen. Da ich für gewiss halte, dass Sie tun, was in Ihren Kräften steht, sage ich weiter nichts mehr. Meine Gesundheit ist zur Zeit besser als sonst. Vergessen Sie mich nicht in Ihren Gebeten, was auch ich trotz meiner Armseligkeit tun werde. Ich beichte jetzt bei Pater Láriz.

Heute ist der 13. Februar 1573.

Ihre Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochwürdigen Herrn Caspar de Salazar, Rektor der Gesellschaft Jesu in Cuenca, meinen Herrn und Vater.

45. Brief - An die Mutter Agnes von Jesu, Priorin in Medina del Campo

Ávila, Kloster der Menschwerdung, im März 1573

Über eine vermeintlich vom bösen Geiste besessene Nonne, die der heilige Johannes vom Kreuz befreien sollte.

Meine Tochter! Die Krankheit der Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus geht mir sehr zu Herzen. Ich sende Ihnen hier den Pater Johannes vom Kreuz; denn Gott hat ihm die Gnade verliehen, die bösen Geister aus den von ihnen Besessenen auszutreiben. Hier in Ávila hat er eben von einer Person drei Legionen böser Geister ausgetrieben. Er hatte ihnen in der Kraft Gottes befohlen, ihm ihre Namen zu sagen, und augenblicklich gehorchten sie ihm …

46. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 9. März 1573

Bevorstehende Ankunft ihres Bruders Laurentius. Verschiedene Aufträge.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich hätte diesmal durch den Boten keinen Brief mehr geschickt; nun hat es mich aber sehr gefreut, dass er noch da ist, damit er den beiliegenden Brief meines Bruders überbringe. Gerade als ich in der Vesper war, hat man ihn mir übergeben. Gott sei Dank, dass sich mein Bruder wohl befindet und wir, wie Sie aus dem Briefe ersehen werden, seine Ankunft für sicher halten dürfen. Gebe Gott, dass auch Johann de Ovalle sich wohl fühlt. Ich wünschte, man möchte mir durch diesen Boten, der sich ganz zuverlässig erwies, einige Zeilen zukommen lassen, damit ich erfahre, wie es jenem geht. Ich bin gesund und sehe, dass alles, Gott sei Dank, gut geht. Es wäre recht, wenn man sogleich sich bemühte, diese Gelder zu erheben und sie in Besitz zu nehmen. Ich weiß nicht, wo die im Briefe genannte Stadt liegt und ob sie weit entfernt ist. Mein Bruder wird es wissen und sehen, wie die Sache bald zu erledigen ist. Weil von dort aus sozusagen jeden Augenblick ein Bote nach Madrid geht …, so wird das Geld bald erhoben sein, wenn man Sorge trägt, diesen Flores, der mit Gerichtssachen zu tun haben muss, ausfindig zu machen. Gott nehme alles in seine Hand und mache Sie recht heilig! Dieser Brief scheint mir von einem Schwager des Sohnes unseres Oheims Ruy Sánchez zu sein. Ich werde sehen, dass ich durch seine Vermittlung einen Brief übersende; denn er wird gewiss kommen. Sorgen auch Sie dafür, einen Brief dorthin zu senden. Heute ist der 9. März.

Meinen lieben Kleinen empfehle ich mich vielmals.

Euerer Ehrwürden,

Theresia von Jesu

47. Brief - An den König Philipp II. von Spanien

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 11. Juni 1573

Bitte um einige Begünstigungen für ihren Orden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Majestät allezeit! Amen.

Ich glaube wohl, dass Euere Majestät von der beständigen Sorgfalt Kenntnis haben, mit der ich Euere Majestät in meinen armseligen Gebeten unserem Herrn empfehle. Ist dies auch, eben weil ich so armselig bin, nur ein geringer Dienst, so liegt doch auch darin ein solcher, dass ich die Schwestern der Klöster der unbeschuhten Karmelitinnen anhalte, dasselbe zu tun; denn ich weiß, dass sie dem Herrn dienen. Auch im Kloster, in dem ich mich gegenwärtig befinde, geschieht dies. Zugleich beten wir auch für die Königin, unsere Gebieterin, und für den Prinzen, dem Gott ein recht langes Leben verleihen wolle. An dem Tage, an dem man Seiner Hoheit den Eid der Treue geschworen, haben wir ganz besonders für Sie gebetet. Dies wird immer geschehen, und so werden Euere Majestäten einen um so größeren Gewinn vom Orden haben, je mehr er zunimmt.

Deshalb wage ich es auch, Euere Majestät um eine Gunst in einigen Angelegenheiten zu bitten, die der Lizentiat Johann de Padilla, dem ich die ganze Sache übergeben habe, vortragen wird. Wollen Euere Majestät ihm Glauben schenken! Das Bewusstsein seines frommen Eifers hat mich veranlasst, ihm diese Sache anzuvertrauen; die Öffentlichkeit könnte dem Zwecke, den man anstrebt, nur nachteilig sein; dieser ist kein anderer als die Ehre und Verherrlichung unseres Herrn. Die göttliche Majestät erhalte Sie noch so viele Jahre, als es für die Christenheit notwendig ist! Bei ihren Leiden und Verfolgungen ist es ein großer Trost, dass Gott, unser Herr, an Euerer Majestät einen so großen Verteidiger und eine so große Stütze seiner Kirche hat. Aus dem Kloster der Menschwerdung zu Ávila, den 11. Juni 1573.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An Seine Majestät, den König, unseren Herrn.

48. Brief - An Pater Ordóñez aus der Gesellschaft Jesu in Medina del Campo

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 27. Juli 1573

Gründung einer Erziehungsanstalt für adelige Mädchen zu Medina del Campo.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich wünschte mir viele Zeit und Gesundheit, um Ihnen einiges mitteilen zu können, was mir wichtig zu sein scheint. Ich befinde mich aber seit der Abreise des jungen Mannes ohne Vergleich noch schlechter als vorher, so dass es keine geringe Anstrengung ist, wenn ich diesen Brief schreibe. Auch fühle ich mich so unbehilflich, dass ich gewiss recht weitläufig sein werde, wie sehr ich mir auch vornehmen mag, mich kurz zu fassen. Der Aufenthalt in diesem Kloster der Menschwerdung ist meiner Gesundheit offenbar sehr nachteilig. Gott gebe, dass ich mir dadurch einiges Verdienst erwerbe!

Je mehr unsere Angelegenheit dem Ende entgegenzugehen scheint, desto mehr Sorge macht sie mir, insbesondere, seitdem ich heute den Brief des Paters Visitator zu Gesichte bekam, der die Sache dem Pater Magister Dominikus und mir übergibt. Er schreibt ihm nämlich, er übertrage uns hiezu seine Vollmacht. Ich bin aber immer in Angst, wenn ich in einer Sache entscheiden soll; denn da meine ich gleich, es sei alles verfehlt. Indessen habe ich es zuvor dem Herrn empfohlen, und hier haben die Schwestern dasselbe getan.

Ich glaube, mein Vater, wir müssen alle Übelstände, die sich ergeben könnten, wohl ins Auge fassen; denn wenn es schlimm ausgeht, dann wird, zweifeln Sie nicht daran, Gott und die Welt uns die Schuld geben. Achten Sie daher nicht darauf, ob die Sache vierzehn Tage früher oder später zum Abschluss kommt. Was Sie mir in Ihrem Briefe sagen, dass nämlich die Priorin nur bei diesen zwei Angelegenheiten beteiligt sein soll, hat mich sehr befriedigt; denn glauben Sie mir, es gehört viel dazu, es so einzurichten, dass durch das Zustandekommen eines guten Werkes nicht ein anderes leide, wie Sie selbst sagen.

Dass es so viele sein sollen, wie Euere Hochwürden mir sagen, war mir immer unangenehm; denn nach meiner Ansicht ist zwischen dem Unterrichte und der Belehrung vieler Mädchen, die zusammen leben, und dem Unterrichte der Knaben ein Unterschied wie zwischen Schwarz und Weiß. Bei einer so großen Anzahl gibt es der Übelstände, die eine ersprießliche Wirksamkeit hindern, so viele, dass ich sie jetzt unmöglich aufzählen kann. Ich sage indessen nur, dass die Zahl der Mädchen bestimmt sein müsse, und würde die Zahl vierzig überschritten, so wären ihrer zu viele, und es gäbe nur Wirrwarr. Die einen würden den anderen hinderlich sein, so dass nichts Gutes zustande käme. In Toledo sind, wie man mir berichtet hat, fünfunddreißig, und mehr dürfen es dort nicht sein. Ich versichere Euere Hochwürden, dass man durchaus nicht zulassen solle, so viele Mädchen aufzunehmen, die so großen Lärm machen. Wollen wegen dieser Beschränkung einige kein Almosen geben, so lassen Sie sich deshalb nicht beirren; gehen Sie langsam voran. Es hat keine Eile. Errichten Sie trotzdem Ihre fromme Genossenschaft! Gott wird helfen, und wegen des Almosens dürfen wir die Sache nicht aufgeben.

Ebenso wird es notwendig sein, dass bei der Auswahl derer, die eintreten wollen, nebst der Priorin immer noch zwei andere ihr Gutachten abgeben. Darauf muss genau geachtet werden. Wenn der Prior von St. Andreas und einer der Verwalter oder alle beide sich dazu herbeilassen wollten, so wäre es gut. Diese könnten wohl auch die Rechnungen über die Ausgaben übernehmen; denn die Priorin soll, wie ich gleich anfangs gesagt habe, nichts damit zu schaffen haben und davon weder etwas sehen noch hören. Es müsste auch Rücksicht genommen werden auf die Eigenschaften der Eintretenden und auf das erforderliche Alter. Dies werden Euere Hochwürden mit dem Pater Magister überlegen. Außerdem soll alles hierher Bezügliche mit dem Pater Provinzial der Gesellschaft Jesu und mit Pater Balthasar Alvarez beraten werden. Noch vieles andere wird zu beachten sein. Einiges haben wir schon besprochen, als ich in Medina war, insbesondere, dass die Zöglinge nicht ausgehen dürfen. Was mir aber von der größten Wichtigkeit scheint, das sind die zwei ersten Punkte; denn ich weiß aus Erfahrung, was es um das Zusammenleben vieler Frauenspersonen ist. Gott bewahre uns!

Wie mir, wenn ich nicht irre, die Priorin schreibt, sind Euere Hochwürden der Meinung, man solle die Jahresrente der Doña Hieronyma jetzt nicht einlösen. Bedenken Sie aber, dass sie nicht eintreten kann und ich die Erlaubnis zu ihrer Aufnahme nicht geben darf, es sei denn, dass die Rente zuvor eingelöst ist oder dass Doña Helene sie auf ihr Vermögen in der Weise übernehmen will, dass das Kloster durch den Bezug der Einkünfte keine Auslagen hat, sondern frei bleibt. Denn wie ich höre, hat der Pater Provinzial nur unter dieser Bedingung die Erlaubnis gegeben, und eine andere Handlungsweise wäre nach meiner Auffassung Betrug. Kurz, ich kann nicht darauf eingehen. Ich sehe wohl ein, dass dies alles für Doña Helene eine große Last ist; deshalb suche man einen Ausweg. Entweder setze man mit dem Bau der Kirche aus oder Doña Hieronyma verzögere ihren Eintritt. Letzteres wird das beste sein, denn so erlangt sie auch ein reiferes Alter.

Es kommt mir hier der Gedanke, dass man sich nicht zu sehr auf ein Fundament stützen soll, das so leicht einfallen kann, denn wir wissen ja nicht, ob diese Dame ausharren wird. Überlegen Euere Hochwürden dies alles wohl. Es ist besser, wenn das Werk erst in einigen Jahren zustande kommt und dauerhaft ist, als wenn man etwas unternimmt, was den Leuten Anlass zum Lachen gibt, daran wäre indessen wenig gelegen, wenn nicht die Tugend verächtlich gemacht würde. Nehmen wir zu diesem Ausweg unsere Zuflucht, so müssen wir auch daran denken, wie die Sache versichert werde, denn jetzt haben wir, wie mir scheint, noch gar keinen festen Anhaltspunkt, und der Pater Visitator könnte uns fragen, worauf wir uns bei Ausfertigung der Urkunden stützen wollen. Von all dem wäre ich frei geblieben, wenn der Pater Visitator sich darum angenommen hätte. Jetzt muss ich mich der Sache annehmen, obgleich mir dazu die Befähigung fehlt.

Ich bitte Euere Hochwürden demütig, mich dem Herrn Asensio Galiano vielmals zu empfehlen und ihm diesen Brief lesen zu lassen. Er war mir immer in jeder Hinsicht wohlgeneigt, und es hat mich sehr gefreut, dass meine Briefe sicher befördert wurden. Meine schlechte Gesundheit ist mir Anlass zu vielen Fehlern. Anna vom heiligen Petrus hängt zu sehr an ihren Töchtern, als dass sie diese dorthin schicken möchte. Es kommt ihr dies auch gar nicht in den Sinn. Übermorgen werde ich abreisen, wenn mich nicht wieder aufs neue ein Übel befällt. Es müsste indessen schon etwas Bedeutendes sein, wenn es mich aufhalten soll. Alle Briefe sind schon in St. Ägidius abgegeben worden, es ist aber noch keine Antwort erfolgt; morgen, Dienstag, wird man sie zu erhalten suchen. In die Gebete meines Paters Rektor empfehle ich mich sehr.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochherrlichen Hochw. Herrn Pater Ordóñez aus der Gesellschaft Jesu, meinen Gebieter.

49. Brief - An Petrus de la Banda, Edelmann in der Umgebung von Salamanka

Salamanka, am 2. August 1573

Kauf eines diesem Edelmann gehörigen Hauses.

Jhs

Ich bin hierher gekommen in der Absicht, um sogleich Anstalten zu treffen, die hiesigen Schwestern in einer guten und passenden Wohnung unterzubringen. Weil ich wenig Zeit habe und der zum Baue der Mauern geeignete Termin vorübergeht, darum war es mir leid, Sie hier nicht zu treffen. Das Einwilligungspatent des Königs ist eingetroffen, und nun muss alsbald der gerichtliche [Nützlichkeits]Beweis erbracht werden. Ich bitte Sie, bald gütigst kommen zu wollen; denn diese Angelegenheit ist von so großer Wichtigkeit, dass ich zu Gott hoffe, Sie werden sich unschwer mit mir verständigen. Der Herr wolle alles so leiten, wie es ihm gefällt, und er halte Sie allezeit an seiner Hand!

Das Haus scheint mir in gutem Zustande zu sein, obgleich mehr als fünfhundert Dukaten notwendig sind, um dort einziehen zu können. Indessen bin ich zufrieden und hoffe zu unserem Herrn, Sie werden es auch sein, wenn Sie Ihr Haus einem so guten Zweck gewidmet sehen. Der Herr erhalte Sie viele Jahre! Bedenken Sie, wie viel daran liegt, dass man noch bei geeigneter Zeit beginne; denn diese Tage gehen vorüber. Erzeigen Sie uns darum um der Liebe Gottes willen die Gnade, bald zu kommen, und sollten Sie zögern, so bitte ich um die Erlaubnis, dass wir mit dem Aufbau der Wände beginnen dürfen; es sind nämlich mehr als zweihundert notwendig. Dies schadet dem Hause in keiner Weise. Sollte nach Abschluss des Vertrages, was, wie ich zu Gott hoffe, bald geschehen wird, noch etwas fehlen, so trifft der Schaden uns. Wenn Sie kommen, wird alles in Ordnung gebracht werden. Seine Majestät verleihe Ihnen ein recht langes Leben, damit Sie immer mehr gewinnen für die Ewigkeit! Es ist heute der 2. August. Ich küsse Ihnen die Hand und bin Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

50. Brief - An Petrus de la Banda

Salamanka, am 6. Oktober 1573

Schwierigkeiten mit Petrus de la Banda.

Jhs

Alles, was Sie in Ihrer Zuschrift verlangten, ist in Ausführung begriffen. Nach dem Ausspruche aller bin ich nicht einmal zu so viel verpflichtet, bis die Erlaubnis ankommt; weil ich aber in das Haus eingezogen bin, so trägt dies viel dazu bei, dass Ihr Befehl geschieht. Gott gebe, dass wir durchwegs Ihre Zufriedenheit erlangen! Unser Herr verleihe Ihnen Ruhe, um ihm um so eifriger dienen zu können, und halte Sie immer an seiner Hand! Heute ist der 6. Oktober.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den erlauchten Herrn Petrus de la Banda, meinen Gebieter.

51. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Salamanka, 14. November 1573

Verschiedene Mitteilungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Ich habe unseren Herrn gepriesen, dass sich Herr Johann de Ovalle ungeachtet dieser schlechten Witterung besser befindet. Möge es Seiner Majestät gefallen, seiner Genesung einen guten Fortgang zu verleihen!

Mein viertägiges Fieber dauert immer noch an, und das schlimmste ist, dass der Schmerz, den ich früher zu Winterszeiten gelitten, auch wiederkehrt. Deshalb konnte ich in der vergangenen Nacht nur sehr wenig schlafen. Ich glaube, man wird mir wieder Ader lassen. Gott fügt es, wie mir scheint, in dieser Weise, damit es nicht den Anschein hat, als ob der Aufenthalt im Kloster der Menschwerdung allein an diesem Übel schuld sei. Immerhin hat es in Wahrheit dort seinen Anfang genommen, und seither habe ich immer einige Nachwirkungen verspürt. Vielleicht wird es mir dort besser ergehen. Auch hier ist der Schmerz großenteils nicht so heftig wie in Ávila; und wäre er auch wieder von derselben Art, so könnte ich ihn doch leichter und mit weniger Beschwerde ertragen.

Die Verhandlungen mit Petrus de la Banda nehmen einen guten Verlauf; nur befürchte ich, sie möchten sich etwas zu weit hinausziehen. Sobald der gerichtliche Beweis erbracht ist, werde ich mich zu den Arbeitern begeben, die noch nicht fertig sind. Denn wie es scheint, will Gott, dass ich im Hause anwesend bin, weil niemand da ist, der Verständnis für die Arbeiten und Geschäfte hätte.

Gestern haben wir einer Jungfrau aus einer sehr guten Familie das Ordenskleid gegeben. Sie erhält, wie ich glaube, eine große Aussteuer, mit der sie uns aufhelfen kann. Gott sei Dank ist sie ganz für uns geschaffen. Sie ist die Tochter des Martin de Ávila Maldonado und der Doña Guiomar de Ledesma. Ihr Eintritt ist ein großes Glück für das Kloster. Sie ist hier vollkommen zufrieden, und ebenso sind wir es mit ihr.

Herr Johann de Ovalle wolle diesen Brief auch als an ihn geschrieben ansehen; empfehlen Sie mich ihm und meinen Töchtern recht freundlich. Doña Antonia, die jetzt von ihrem viertägigen Fieber genesen ist, empfiehlt sich Ihnen und der Priorin, und ich den dortigen Schwestern und der Kleinen [Minderjährigen]. Ich glaube nicht, dass ich ihnen noch schreiben kann, und weiß ihnen auch jetzt nichts zu sagen, als dass sie mich dem Herrn empfehlen sollen. Seine Majestät mache Sie heilig!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Der Herr vergelte Ihnen den guten Rat, den Sie mir gegeben haben! Die Nachricht von der Besserung des Herrn Johann de Ovalle, sowie von Ihrer und Ihrer lieben Engelein Gesundheit hat mich sehr gefreut.

52. Brief - An Pater Magister Dominikus Báñez in Valladolid

Salamanka, zu Anfang des Jahres 1574

Persönliches. Widerspruch gegen den Eintritt der Casilda de Padilla ins Kloster von seiten ihrer Angehörigen. Über die Fürstin de Eboli und die Nonnen in Pastrana.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und meiner Seele! Ich weiß nicht, wie es kam, dass Euere Hochwürden einen sehr langen Brief von mir nicht erhalten haben; ich habe ihn, obwohl ich unwohl war, geschrieben und über Medina an Sie gesendet. Darin schrieb ich Ihnen über Wohl und Wehe von mir. Auch jetzt möchte ich gerne ausführlich sein, allein ich habe noch mehrere andere Briefe zu schreiben und ich fühle etwas Frost; denn es ist heute der Fiebertag. Zweimal ist dieses Fieber wenigstens zur Hälfte ausgeblieben. Wenn übrigens nur der damit verbundene Schmerz nicht wiederkehrt, so hat alles nichts zu bedeuten.

Ich preise unseren Herrn für die Nachrichten, die ich über Ihre Predigten vernehme, und habe deshalb großen Neid. Da Sie jetzt Vorgesetzter unseres dortigen Klosters sind, hätte ich große Lust, auch dort zu sein. Doch wann haben Sie aufgehört, mein Vorgesetzter zu sein? Würde der hier ausgesprochene Wunsch in Erfüllung gehen, so wäre dies nach meiner Meinung eine neue Freude für mich; da ich jedoch nur Kreuz verdiene, so preise ich den, der es mir ohne Unterlass auf die Schultern legt.

Die beiliegenden Briefe des Paters Visitator haben mir und meinem Vater gefallen; denn jener Ihr Freund ist nicht nur ein heiliger Mann, sondern er weiß dies auch zu zeigen; und wenn seine Worte nicht im Widerspruch mit seinen Werken stehen, so handelt er hierin ganz vernünftig. Ist es aber auch wahr, was er sagt, so wird er doch die Stiftung noch gestatten; denn zwischen den einen und anderen Herren ist ein großer Unterschied.

Die Aufnahme der Fürstin de Eboli ist zu bedauern. Was aber die Aufnahme dieses Engels betrifft, so kann diese anderen Seelen nur von großem Nutzen sein, und zwar um so mehr, je größeren Lärm man darüber in Szene setzt. Ich finde in dieser Aufnahme gar nichts Bedenkliches. Es kann nur das einzige Schlimme daraus erfolgen, dass sie wieder aus dem Kloster treten muss. In diesem Falle aber würde der Herr, wie gesagt, in anderer Weise Gutes schaffen und vielleicht eine Seele erwecken, die ohne solches Beispiel der ewigen Verdammnis anheimfallen würde. Erhaben sind die Gerichte des Herrn, und wir dürfen nie einer Seele die Aufnahme versagen, die ihn so innig liebt und in der Gefahr schwebt, in der alle diese vornehmen Personen sich befinden; auch dürfen wir nicht davor zurückschrecken, etwas um eines so großen Gutes willen zu leiden, wenn man uns beunruhigt. Menschliche Mittel und gefällige Nachgiebigkeit gegen weltliche Bestrebungen würden diese Seele nur länger hinhalten und noch mehr peinigen; denn offenbar würde sie es nach dreißig Tagen, selbst wenn sie Reue fühlen sollte, doch nicht sagen. Wenn indessen dadurch, dass man sie so lange zurückhält, und durch Ihre Vermittlung diese Leute besänftigt werden und der guten Sache ihr Recht zuteil wird, so mag man sich in der Weise nachgiebig zeigen. Es wären jedoch alle diese Tage weiter nichts als eine ebenso lange Verzögerung. Gott sei mit ihr! Ganz gewiss wird er ihr, weil sie so vieles verlässt, auch vieles geben, da er sogar gegen uns, die wir [im Vergleich mit ihr] nichts verlassen haben, so freigebig ist. Es ist mir ein großer Trost, dass Euere Hochwürden dort sind; denn so können Sie die Priorin trösten und ihr in allem die richtigen Verhaltensmaßregeln angeben. Gepriesen sei der Herr, der dies alles so gefügt hat. Ich hoffe zur göttlichen Majestät, dass alles einen guten Ausgang nehmen wird.

Die Verhandlungen mit Petrus de la Banda nehmen kein Ende. Ich glaube, dass ich erst nach Alba gehen muss, um keine Zeit zu verlieren; denn weil er mit seiner Gattin in Streit ist, so ist die Sache doch nicht sicher.

Die Nonnen in Pastrana dauern mich sehr; denn obwohl die Fürstin wieder in ihr Haus gezogen ist, so sind sie doch wie Gefangene. So war neulich der Prior von Atocha dort und wagte es nicht, die Nonnen zu besuchen. Auch den dortigen Brüdern ist die Fürstin nicht gut gesinnt. Ich weiß nicht, wie man eine solche Sklaverei noch ertragen soll.

Mit dem Pater Medina geht es mir gut; ich glaube, wenn Sie mit ihm sprechen könnten, so würde er sich bald dazu verstehen. Er ist so beschäftigt, dass ich ihn fast gar nie sehe … Doña Maria Cosneza sagte mir, er sei ihr nicht so lieb wie Euere Hochwürden. Doña Beatrix befindet sich wohl. Am letzten Freitag hat sie sich vieles zu tun erboten; aber ich habe, gottlob, jetzt nichts von ihr nötig. Sie erzählte mir auch von den Gefälligkeiten, die Euere Hochwürden ihr erwiesen haben.

Die Liebe zu Gott erträgt vieles, und würde etwas nicht aus Liebe ertragen, so wäre es schon verloren. Wie es Euere Hochwürden schwer zu sein scheint, in Ihren Briefen weitläufig zu sein, so ist es mir schwer, mich kurz zu fassen. Trotzdem erweisen Sie mir eine große Liebe, damit ich mich nicht betrübe, wenn ich meine Briefpost durchsehe und kein Wort von Ihnen finde. Gott erhalte Sie! Es scheint, dass ich mit diesem Brief zu keinem Ende komme. … Gebe Gott, dass er Sie veranlasse, Ihr Schweigen zu brechen!

Ihre Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater und Herrn Magister Pater Dominikus Báñez.

53. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung, Priorin in Salamanka

Alba de Tormes, im Januar 1574

Ihr Aufenthalt in Alba. Erwähnung mehrerer Personen in Salamanka.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Geben Sie mir Nachricht, wie es Ihnen und allen dortigen Schwestern geht, und empfehlen Sie mich ihnen. Ich möchte gerne bei den Schwestern dort und hier zugleich sein können.

Ich glaube hier weniger Störungen erfahren zu müssen. Ich habe eine Einsiedelei, von der aus man den Fluss sieht. Auch wo ich schlafe, habe ich dieselbe Aussicht und kann sie sogar von meinem Bette aus genießen, was mir ein außerordentliches Vergnügen bereitet. Heute habe ich mich besser befunden als sonst gewöhnlich. Doña Guiteria, die am Fieber leidet, sagt, sie habe Euere Ehrwürden schwer vermisst. Sie sollen wissen, dass man für Doña Hieronyma, die noch immer krank ist, von hier einen Arzt holen ließ. Empfehlen Sie diese dort Gott, wie auch wir es hier tun. Ich habe Sorge um sie. Gott halte Euere Ehrwürden an seiner Hand!

Diese Forelle hat mir heute die Herzogin zugesendet. Sie scheint mir so vortrefflich zu sein, dass ich diesen Boten eigens bestellte, um sie meinem Vater, dem Pater Magister Bartholomäus de Medina, zu schicken. Kommt diese Forelle zur Tischzeit an, so übersenden sie Euere Ehrwürden ihm sogleich durch Michael nebst dem beiliegenden Brief; kommt sie später an, so unterlassen Sie die Übersendung gleichwohl nicht, um zu erfahren, ob der Pater nicht etwa einige Zeilen schreiben wolle.

Teilen mir Euere Ehrwürden ja mit, wie Sie sich befinden, und essen Sie in diesen Tagen Fleisch! Reden Sie über ihre Schwäche mit dem Doktor und empfehlen Sie mich ihm sehr. In allen Dingen sei Gott mit Ihnen immerdar! Amen. Empfehlen Sie mich auch meinem Vater Osma; ich werde ihn hier sehr schwer vermissen. Der Johanna von Jesu sagen Sie, sie möge mir Nachricht geben, wie sie sich befindet; am Tage meiner Abreise hatte sie ein gar eingefallenes Gesicht. Heute ist Mittwoch und 12 Uhr vorüber. Ich verbleibe

Euerer Ehrwürden (ergebene)

Theresia von Jesu

Erkundigen Sie sich in meinem Namen bei der Gräfin und der Frau des Bürgermeisters, wie sie sich befinden, und berichten Sie es mir! Ich werde schreiben, wie es Ihrer Schwester ergeht, sobald ich davon Kunde erhalte. Bis jetzt wollte ich den Navarro nicht absenden, weil ich auch für Sie etwas schicken möchte; dieser wird die 16 Reales bringen, wenn ich mich morgen daran erinnere; ich habe sie heute vergessen. Wenn Lescano etwas verlangt, so geben Sie es ihm; ich werde es wieder erstatten. Ich habe ihm nämlich gesagt, dass Euere Ehrwürden ihm etwas geben werden, wenn er etwas nötig habe; doch glaube ich nicht, dass er etwas verlangen werde.

54. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila

Alba de Tormes, im Februar des Jahres 1574

Verschiedene Nachrichten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer bischöfl. Gnaden!

Gott sei gepriesen, dass Sie gesund sind; möge es der göttlichen Majestät gefallen, Ihnen die Gesundheit auch ferner zu erhalten, um was ich zu ihr flehe! Es wäre mir ein großer Trost, zu einem längeren Brief an Sie Zeit zu finden; allein es steht mir so wenig [Zeit] zur Verfügung, dass ich gar nicht zu schreiben anfangen wollte. Maria Baptista wird Euerer Gnaden Nachricht von mir geben, da ich es selbst in diesem Briefe nicht kann. Sie gibt auch mir Nachricht von Ihnen, wenn sie schreibt, und berichtet mir Neues, was ich zu erfahren wünsche. Ich danke Gott dafür; denn so kann ich es ertragen, dass Sie mir so lange nicht schreiben. An Euere Gnaden habe ich mehrere Briefe geschrieben; von einem weiß ich, dass Sie ihn aus einer gewissen Ursache nicht erhalten haben; was mit den anderen geschehen ist, weiß ich nicht. Seitdem ich hier bin, ich will sagen in Salamanka, habe ich von Ihnen nur einen einzigen Brief erhalten.

Ihren Auftrag an die Herzogin habe ich ausgerichtet. Sie hat mir die ganze Angelegenheit erzählt und mich versichert, dass sie niemals gedacht hätte, Euere Gnaden würden sich an dem Ausgang dieser Angelegenheit beteiligt haben. Die Herzogin verdient es wahrlich nicht, dass Sie ihr Ihre Freundschaft entziehen. An meine Gebieterin Doña Maria kann ich jetzt nicht schreiben; ich küsse ihr vielmals die Hand. Unsere Liebe Frau scheint ihre Töchter besser zu verteidigen als sie Ihre Untergebenen; denn wie ich erfahre, hat sie bei deren Angelegenheiten nur geschwiegen. Der Herr helfe dem kleinen Engel! Es ist etwas in der Welt ganz Unerhörtes, was unser Herr jetzt für diese Seele tut. Ich denke mir, er füge es deshalb so, dass man sie bei ihren so großen Kämpfen allein lässt, damit sie sich selbst besser kennenlerne. Dies stimmt mich gar sehr zum Lobe der göttlichen Majestät.

Da Euere Gnaden dort so viele Heilige haben, so lernen Sie jetzt auch jene kennen, die es nicht sind, und deshalb vergessen Sie mich. Indessen hoffe ich, Sie werden einst im Himmel sehen, dass Sie dieser Sünderin mehr verdanken als Ihren Heiligen. Ich möchte meinen Gebieterinnen, der Doña Maria und der Gräfin, lieber zu etwas anderem Glück wünschen als zu ihrer Verlobung, obwohl es sehr tröstlich für mich ist, dass die Heirat so bald stattfinden soll. Unser Herr gebe, dass sie zu seiner Ehre gereiche und Euerer Gnaden und meiner Gebieterin Doña Maria viele Jahre Freude bringe! Meinen Gebieterinnen, der Doña Beatrix und der Herzogin, küsse ich vielmals die Hand. Unser Herr erhalte Sie allezeit unter seinem Schutze!

Euerer bischöflichen Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Ich bitte Euere Gnaden, mir Nachricht geben zu lassen, ob Sie vom Pater Visitator die Erlaubnis eingeholt haben, mich einige Tage im St. Josephskloster aufhalten zu dürfen. Die Priorin wird es mir schreiben.

55. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, am 14. Mai 1574

Einige Angelegenheiten des Klosters in Valladolid.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Der von Ihnen gesandte Diener ist ein wahrer Schnelläufer. Ich dachte, er werde erst morgen von Madrid zurückkommen, wohin ich ihn gesandt hatte, weil ich niemand wusste, dem ich diese Geschäfte anvertrauen konnte; und siehe, er kam schon heute, Donnerstag, wieder zurück. Weil ich aber auch zugleich auf Briefe von Ávila antworten muss, so wird er erst morgen mittags abgefertigt werden können; denn weder meine Augen noch mein Kopf wollen ihre Dienste tun. Gott gebe, dass er wenigstens morgen fortkommt! Ihnen und der Doña Maria möchte ich recht mit Muße schreiben. Ich bin schon fast wieder gesund. Der Sirup, von dem ich unserem Vater geschrieben, hat mich von jener peinlichen Melancholie und, wie ich glaube, auch vom Fieber ganz befreit.

Über den Brief, den mir Pater Dominikus eigenhändig geschrieben, musste ich, als ich von meiner melancholischen Stimmung frei war, ein wenig lachen; sagen Sie es ihm aber nicht, da ich ihm selbst darüber recht scherzhaft schreibe. Vielleicht lässt er Ihnen meinen Brief lesen. Beide Briefe, der seinige und der Ihrige, haben mir wahrlich Freude gemacht; weit mehr jedoch der Ihrige, weil ich daraus vernahm, dass jene Heilige eines so seligen Todes gestorben und in die ewige Ruhe eingegangen ist. Da wundere ich mich nur, wie man über ein so großes Glück nur trauern kann und wie man nicht vielmehr die Dahingeschiedene beneiden muss. Ich bedauere, meine Tochter, dass Sie so große Mühe bei so vielen und schweren Geschäften gehabt haben und noch haben werden; denn ich weiß, was man da zu tragen hat. Allein ich meine nicht, dass Sie gesünder wären, wenn Sie Ruhe hätten, von der Sie sprechen; vielmehr habe ich die sichere Überzeugung, dass Sie dabei weniger gesund wären; denn ich kenne Ihre Körperbeschaffenheit. Darum ertrage ich es gerne, Sie in Mühen zu sehen; denn auf irgendeine Weise müssen Sie ja doch heilig werden, und das Verlangen nach Einsamkeit ist Ihnen nützlicher als die Einsamkeit selbst.

O könnten Sie doch die Rührigkeit sehen, die sich, wenn auch im stillen, zugunsten der Unbeschuhten bemerkbar macht! Es stimmt dies zur Lobpreisung des Herrn! Und dies alles haben die Väter angeregt, die nach Andalusien gereist sind, nämlich Gracián und Mariano. Was meine Freude hierüber herabstimmt, ist der Verdruss, den unser Pater General darüber haben wird; denn ich liebe ihn gar sehr. Andererseits aber sehe ich das Verderben, dem wir preisgegeben werden. Empfehlen Sie diese Sache Gott! Pater Dominikus wird Ihnen sagen, was vorgeht, und Sie können es auch aus einigen Papieren ersehen, die ich mitsende. Was Sie mir schreiben, das schicken Sie mir nur durch einen ganz zuverlässigen Boten, wenn auch Ihr Brief einige Tage dort liegenbleiben müsste. Es ist für uns ein großer Missstand, dass der Pater Visitator so weit entfernt ist; denn es gibt Angelegenheiten, um derentwillen ich ihm, auch wenn er noch weiter entfernt wäre, nach meinem Dafürhalten doch einen Boten senden müsste, weil der Vorgesetzte, den wir haben, dazu nicht bevollmächtigt ist. Möge er es noch viele Jahre sein!

Fürchten Sie nicht, dass mich das erregen könnte, was Pater Medina sagt, auch wenn es noch weit mehr wäre; ich musste im Gegenteil darüber lachen. Ein halbes Wort von Pater Dominikus würde ich schmerzlicher empfinden; denn Pater Medina hat gegen mich gar keine Verpflichtung, und ich mache mir gar nicht viel daraus, wenn er mir nicht dieselbe Freundschaft bewahrt wie jener. Er hat mit unseren Klöstern noch nichts zu schaffen gehabt und kennt ihre Verhältnisse nicht; auch darf er sich in der Liebe zu ihnen nicht mit Pater Dominikus messen, der sich um sie annimmt wie um seine eigene Sache und ihnen in Wahrheit eine Stütze geworden ist.

Hier hat man uns in eine Menge von Geschäften verwickelt; diese würde aber jede Schwester für ihr Kloster übernommen haben. Melden Sie der Doña Maria de Samago meine freundlichsten Grüße und sagen Sie ihr, diese Welt sei nun einmal so, dass wir uns allein auf Gott verlassen müssen. Ich glaube alles, was Ehrwürden mir von ihr und ihrer Schwester schreiben. Es ist aber gut, dass nicht mehr geschehen ist; denn wir sind ihnen verbunden, und es wäre dies ein großer Undank auch gegen den Bischof gewesen. Mit der Zeit wird der Herr diese Angelegenheit in anderer Weise ordnen, und man könnte auch jetzt schon etwas tun, um diese Damen zu befriedigen. Dass dies der Doña Maria nicht gefallen würde, sehe ich wohl ein. Ich hatte im Sinne, an sie zu schreiben; aber ich glaube nicht, dass ich dazu kommen werde. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Doña Maria Cibrián gestorben ist; empfehlen Sie und Ihre Tochter dieselbe Gott! Der Priorin vom Kloster der Mutter Gottes wollen Sie meine beste Empfehlung sagen lassen; denn auf ihre Verwendung hin erweist man uns hier viele Liebesdienste. Sie möge verzeihen, dass ich jetzt nicht an sie schreibe; denn ich bin unwohl, weil ich an den Augen leide. Was Euere Ehrwürden betrifft, so sorgen Sie für Ihre Gesundheit! Denn ich möchte nicht, dass Sie für so viele Mühe und schlimme Nächte zu büßen hätten.

O wie sehr sehne ich mich darnach, einige Tage von hier abkommen zu können, um bei Ihnen zu sein, da wir nicht weit voneinander entfernt sind; aber ich sehe keine Möglichkeit dazu. Recht freundliche Grüße an meine Casilda. Wenn es Ihnen gut scheint, so möge sie den beiligenden Brief von ihrer Tante lesen, der ich jenen, den sie an mich geschrieben, zugesendet habe. Schon seit langer Zeit bin ich dieser Dame sehr ergeben und habe ein unbegrenztes Vertrauen zu ihr.

Ich werde wohl manches vergessen. Gott sei mit Ihnen und erhalte Sie mir! Denn Sie legen eine ganz besondere Freundschaft gegen mich an den Tag.

Ich weiß nicht, wie ich es ertragen kann, dass Sie mit meinem Vater so gut stehen. Da sehen Sie, wie er mich täuscht; ich denke mir aber, Sie seien eine sehr eifrige Dienerin Gottes. Der Herr mache Sie heilig! Heute ist der 14. Mai. Recht sehr wünschte ich, meine gute Maria vom Kreuze zu sehen. Sagen Sie ihr meine freundlichsten Grüße, sowie auch der Stephanie, über die Paul Fernández, und zwar mit Recht, voll Staunen war.

Ihre

Theresia von Jesu

Als ich von den Ratschlägen hörte, die Ihnen Elisabeth vom heiligen Paulus gab, musste ich über sie und ihre Klöster lachen. Sie hat mir in meiner Krankheit das Leben gerettet; denn ihr ganzes Wesen und ihre Heiterkeit haben mich in eine freudige Stimmung versetzt und mich so aufgerichtet, dass ich das Brevier beten konnte. Ich versichere Sie, dass sie in jeder Weise Ausgezeichnetes leisten wird; und wenn sie gesund bleibt, kann man ihr leicht ein Kloster anvertrauen.

56. Brief - An Pater Dominikus Báñez in Valladolid

Segovia, Ende Mai 1574

Aufnahme einer von diesem Pater empfohlenen Jungfrau in das Kloster zu Segovia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und meiner Seele! Man hat sich über nichts zu wundern, was aus Liebe zu Gott geschieht, da die Liebe des Paters Dominikus so viel vermag, dass alles, was er für gut hält, auch mir gut scheint, und dass alles, was er will, auch ich will. Ich weiß nicht, wohin dieser Zauber noch führen soll.

Ihre »Braune« hat uns gefallen. Sie ist seit ihrem Eintritt ins Kloster vor Freude außer sich, so dass sie uns zum Lobe Gottes stimmt. Ich glaube, es nicht wagen zu dürfen, sie nur als Laienschwester zu behalten, da ich weiß, was Euere Hochwürden für sie getan haben; und so bin ich denn entschlossen, ihr einstweilen im Lesen Unterricht erteilen zu lassen, und dann werden wir tun, was ihren Fortschritten angemessen ist.

Mein Geist hat den ihrigen gar wohl erkannt, ehe ich noch mit ihr gesprochen hatte. Seit ihrem Eintritte hat sie den Gebetseifer einer Nonne in der Weise angeregt, dass diese ihm nicht mehr widerstehen kann. Glauben Sie mir, mein Vater, dass es mir jedesmal eine Wonne ist, eine aufzunehmen, die gar nichts mitbringt und einzig um Gottes willen aufgenommen wird. Und wenn ich dann sehe, dass diese Kinder nichts zur Aufnahme haben und aus Mangel an Vermögen ihren Beruf nicht erreichen können, so erkenne ich es als eine besondere Gnade von Gott, dass ich ihnen zum Heile behilflich sein kann. Stände es in meiner Macht, alle in dieser Weise aufzunehmen, so hätte ich dabei die größte Freude; indessen erinnere ich mich nicht, dass ich eine, wenn sie mir sonst gefiel, deshalb abgewiesen hätte, weil sie nichts mitbrachte.

Ein besonderer Trost war es mir, zu sehen, wie Gott Ihnen so große Gnaden erweist, dass er Sie zu solchen Geschäften verwendet, und es hat mich gefreut, dass diese Jungfrau gekommen ist. Sie sind Vater derer geworden, die ohne Vermögen sind, und die Liebe, die Ihnen der Herr zu diesem Amte gibt, erfüllt mich mit solcher Freude, dass ich zu allem bereit bin, um Sie bei solchen Werken zu unterstützen, wenn es in meinen Kräften steht. Das Weinen derer, die mit ihr kam, war derart, dass ich glaubte, es nehme gar kein Ende. Ich weiß nicht, warum Sie diese hierher zu mir gesendet haben.

Der Pater Visitator hat die Erlaubnis schon gegeben; es ist dies mit Gottes Hilfe der Anfang weiterer Zugeständnisse. Vielleicht kann ich dann auch noch jene Weinende aufnehmen, wenn es Euerer Hochwürden eine Freude macht; für Segovia habe ich schon mehr als genug.

Einen guten Vater hatte die »Braune« an Ihnen. Sie sagt, sie könne noch nicht glauben, dass sie hier sei. Ihre Freude stimmt zum Lobpreise Gottes. Ich habe ihn auch gepriesen beim Anblick Ihres kleinen Neffen, der mit Doña Beatrix gekommen ist; darüber freute ich mich sehr. Warum hatten Sie mir vorher nichts davon gesagt?

Von Wichtigkeit ist es mir auch, dass die aufgenommene Schwester sich bei meiner heiligen Freundin aufgehalten hat. Ihre Schwester schrieb mir und bot mir vieles an. Ich gestehe Ihnen, dass mich dies gerührt hat. Ich glaube sie jetzt inniger zu lieben, als da sie am Leben war. Sie werden schon wissen, dass Sie bei der Priorswahl in St. Stephan eine Stimme erhielten; alle übrigen fielen auf den Prior. Diese Eintracht der Brüder hat mich sehr erbaut.

Gestern habe ich ein Mitglied Ihres Ordens namens Melchior Cano getroffen. Ich habe ihm gesagt, man könnte die Klöster dieses Ordens zu beschaulichen umgestalten, wenn in ihnen viele Männer seines Geistes wären.

Nach Ávila habe ich geschrieben, es sollen doch jene, die das Kloster errichten wollen, den Mut nicht verlieren, wenn es dort an Mitteln fehlt; denn ich wünschte sehr, dass einmal der Anfang gemacht werde. Warum berichten Sie mir nicht, was Sie getan haben? Gott mache Sie so heilig, als ich es wünsche! Gerne möchte ich einmal mit Ihnen über die Befürchtungen reden, die Sie hegen und die doch nichts anderes sind als Zeitverlust. Sie wollen mir nicht glauben, weil Sie zu wenig demütig sind. Da ist Pater Melchior ein ganz anderer Mann. Er sagt, die einmalige Besprechung, die er mit mir in Ávila gehabt, sei ihm von Nutzen gewesen, und es vergehe, wie er glaube, keine Stunde, in der ich ihm nicht im Geiste gegenwärtig sei. O welch einen Geist besitzt er, und welch eine Seele hat Gott an ihm! Er gereichte mir zu außerordentlichem Troste. Es scheint, ich habe nichts anderes zu tun, als Ihnen vom Geiste anderer zu erzählen. Bleiben Sie in Gott und bitten Sie ihn, er wolle mir verleihen, in nichts von seinem Willen abzuweichen. Es ist Sonntag in der Nacht.

Euerer Hochwürden Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochwürdigen Herrn und meinen Vater Magister Pater Dominikus Báñez, meinen Gebieter.

57. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung =

Segovia, am 30. Mai 1574

Bitte, die Angelegenheiten des Don Fadrique Gott zu empfehlen. Die Reise der Brüder der Heiligen.

… Empfehlen Sie Ihre Angelegenheiten sowie die des Don Fadrique Gott! Von meinen Brüdern ist nichts bekannt. Sie haben mir eine große Liebe erwiesen, dass Sie daran denken, übers Meer zu kommen. Elisabeth von Jesu wird das Fehlende ergänzen. Sonst nichts weiter.

Es ist heute der Dreifaltigkeitssonntag.

Ihre

Theresia von Jesu

58. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, nach dem 11. Juni 1574

Heiliger Tod der Elisabeth von den Engeln. Spezielle Empfehlungen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Da Sie so lange nicht schreiben, so würde mich der Gedanke, ein Übelbefinden sei die Ursache davon, mit Kummer erfüllen, hätte mir nicht die Priorin von Medina Nachricht gegeben, dass Sie sich wohl befinden. Gott sei dafür gepriesen! Denn ich wünsche von ganzem Herzen, dass Sie gesund sind. Die anderen Schwestern mögen immerhin krank sein, wenn es zum Dienste Gottes ist; denn so werden sie Gelegenheit haben, sich Verdienste zu sammeln. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass der Herr Elisabeth von den Engeln, um derentwillen es in Medina Streitigkeiten gegeben, zu sich berufen hat. Sie starb eines so lieblichen Todes, dass man eine, die in solcher Weise stirbt, für eine Heilige halten möchte. Ganz gewiss ist sie zu Gott gelangt, und ich unnützes Geschöpf bleibe hier. Ich litt drei Wochen lang an einem fürchterlichen Schnupfen mit vielen anderen Unpäßlichkeiten. Jetzt befinde ich mich besser, obgleich mich das Übel noch nicht ganz verlassen hat; ich bin voll Freude über die Neuigkeiten, die ich an Pater Dominikus schreiben kann. Danken Sie alle miteinander unserem Herrn, wie wir es hier schon getan haben. Er sei gepriesen für alles!

Den beiliegenden Brief wollen Sie an die Priorin [des Klosters] von der Mutter Gottes schicken. Ich sende ihr hier eine Arznei, die mir, wie ich glaube, geholfen hat. An ihrer Krankheit nehme ich innigen Anteil; denn ich kenne sie, da auch ich diese Jahre hindurch an demselben Übel so sehr gelitten habe. Es ist dies ein Schmerz zum Erbarmen. - Was fällt denn der A. ein, dass sie mir Schwarzwurzel schickt? Kaum hatte ich davon gekostet, da befiel mich ein entsetzlicher Ekel vor solchen Süßigkeiten. Trotzdem habe ich ihre Sorge um mich hochgeschätzt; das Übersandte passt für die anderen, besonders für Elisabeth. Diese scheint die Artigkeit und Liebe selbst geworden zu sein.

Wie ungeschickt sind Sie doch, dass Sie mir Entschuldigungen vorbringen lassen wegen der Handarbeiten und des übrigen! Bis wir uns persönlich sehen, getraue ich mir nicht, Ihnen meine Meinung über das Ganze zu sagen. Sie sollen wissen, dass ich bezüglich jener Seele von Tag zu Tag immer freier werde und keine weiteren Befürchtungen hege, wenn ich nur sicher bin, dass sie vor der Beleidigung Gottes geschützt ist; denn in dieser Beziehung habe ich schon entsetzliche Fälle und Gefahren erlebt. Ich liebe diese Seele gar sehr und glaube, Gott habe mir diese liebende Sorge für sie eingegeben; allein je argloser sie ist, desto mehr bin ich in Furcht, und darum ist es mein innigster Wunsch, dass es ihr da, wo sie geborgen ist, gefallen möge. Übrigens ist es gewiss, dass es in diesem Leben nirgends eine volle Sicherheit gibt, und nie dürfen wir uns für sicher halten; denn wir stehen unablässig im Krieg und sind umringt von vielen Feinden.

Sehen Sie, meine Tochter, wenn ich frei bin von einem so großen Leiden, wie es mich hier betroffen hat, so setzt mich selbst eine kleine erste Regung über einen Vorfall in großen Schrecken. Dies sei jedoch nur für Sie allein gesagt; denn eine Seele, die mich noch nicht begreift, muss nach ihrer Gemütsart geleitet werden. Und gibt es je eine Person, die diese kleine erste Regung in mir hervorzubringen vermag, so ist es jene, an die ich schreibe. Aber dies Wenige geht einer freien Seele tief zu Herzen, und vielleicht will Gott, dass ich es so sehr empfinde, damit gesichert werde, was zu seinem Dienste notwendig ist. O meine Tochter, was ist dies doch für eine Welt, in der wir leben! Hätten Sie auch meine Jahre, so würden Sie diese doch immer noch zu wenig kennen. Ich weiß nicht, wozu ich dies schreibe, da ich doch zur Beförderung dieses Briefes keinen verlässigen Boten habe; ich würde einem solchen eine gute Entlohnung geben.

Was immer Sie für Doña Guiomar tun, ist wohlgetan; denn sie ist heiliger, als man weiß, und voll Leiden. Es heißt viel, dass die Bewusste so in Frieden gegangen ist. Gott gebe, dass es uns mit jener, die wir aufgenommen haben, besser ergehe! Meinerseits ist dies mit großer Furcht geschehen; denn solche, die von anderen Klöstern kommen, werden sich nicht so leicht in den unsrigen zurechtfinden. Übrigens scheint es bis jetzt nicht übel zu gehen. Elisabeth wird Ihnen darüber schreiben …

Bis hierher hatte ich schon geschrieben und noch keinen Boten ausfindig gemacht; jetzt sagt man mir, dass einer da sei und ich ihm die Briefe sogleich schicken sollte …

59. Brief - An Anton Gaytán in Alba

Segovia, anfangs Juni 1574

Belehrung über das innerliche Gebet. Über den Kauf eines Hauses zur Klosterstiftung in Segovia.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Sohn!

Ich bin nicht so glücklich, soviel Zeit herauszufinden, um Ihnen ausführlich zu schreiben; ich versichere Sie aber, dass ich dies recht sehr wünschte, zugleich auch, dass ich große Freude habe an Ihren Briefen und über die Mitteilung der Gnaden, die Ihnen der Herr in einer Weise verleiht, dass Sie mit jedem Tag größere von ihm erlangen. So vergilt er Ihnen jetzt schon, was Sie hienieden arbeiten.

Ängstigen Sie sich nicht wegen der Betrachtung und ermüden Sie sich dabei nicht mit zu vielem Nachdenken. Sie wissen ja, wenn Sie es noch nicht vergessen haben, was ich Ihnen über die Art des Verhaltens schon gesagt habe. Der beständige Lobpreis des Herrn ist eine sehr große Gnade von ihm. Dies und das Verlangen, alle Menschen möchten dasselbe tun, ist die erhabenste Frucht des Verkehres der Seele mit der göttlichen Majestät. Der Herr verleihe Ihnen und mir die Gnade, zu erkennen, wie wir ihm dienen sollten, damit wir ihm wenigstens etwas von dem abtragen, was wir ihm schulden! Er verschaffe uns recht viel Gelegenheit zu leiden, und sei es auch nur durch Plagen von Flöhen, von Poltergeistern und Reisebeschwerden!

Anton Sánchez kam schon, uns das Haus einzuräumen, ohne mit Ihnen weiter davon gesprochen zu haben. Ich begreife aber nicht, wo Sie und Pater Julian de Ávila die Augen gehabt haben, als Sie ein solches Haus ankaufen wollten. Ein großes Glück war es, dass der Eigentümer es nicht verkaufen wollte. Eben jetzt gehen wir damit um, eines in der Nähe von St. Franziskus in der Hauptstraße zu kaufen. Es steht am schönsten Platze der Stadt, nahe dem kleinen Markt, und ist in sehr gutem Zustande. Empfehlen wir diese Angelegenheit Gott. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen vielmals. Ich befinde mich besser und hätte fast gesagt, ich sei gesund; denn wenn ich nicht mehr zu dulden habe als meine gewöhnlichen Leiden, so ist bei mir die Gesundheit vortrefflich. Der Herr verleihe sie Ihnen und erhalte Sie uns!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

60. Brief - An Don Teutonio de Braganza, nachmaligen Erzbischof von Ebora, in Salamanka

Segovia, im Juni 1574

Das Projekt der Stiftung eines Klosters für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka und andere Einzelheiten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden! Dass Sie glücklich und gesund angekommen sind, hat mich sehr gefreut. Für eine so lange Reise war mir aber Ihr Brief zu kurz. Euere Gnaden sagen mir nicht einmal, ob erreicht wurde, was der Zweck Ihrer Reise war. Dass Sie mit sich selbst unzufrieden sind, befremdet mich nicht, und auch Sie dürfen sich nicht verwundern, wenn infolge der Reisebeschwerden und der Unmöglichkeit, die Zeit richtig einzuteilen, eine gewisse Lauheit eingetreten ist. Sind Sie einmal zu Ihrer häuslichen Ruhe zurückgekehrt, so wird auch in Ihrer Seele wieder Ruhe eintreten.

Ich bin jetzt im Vergleich zu meinem bisherigen Befinden ziemlich gesund; verstünde ich es aber, so zu klagen wie Sie, dann würden Sie Ihre Leiden für nichts halten. In den letzten zwei Monaten war mein großes Leiden bis aufs äußerste gestiegen. Es war von solcher Heftigkeit, dass es auch auf das Innere wirkte und ich wie ein wesenloses Ding wurde. Innerlich geht es mir wieder gut; äußerlich aber habe ich meine gewöhnlichen Leiden, bei denen ich jedoch durch Ihre Liebe gut verpflegt bin. Unser Herr vergelte Ihnen, was Sie geschickt haben! Es hat mir und einigen anderen Schwestern wohl getan. Diese kamen sehr leidend von Pastrana, wo sie in einem ganz feuchten Kloster gewohnt hatten. Diese Schwestern sind sehr gute Seelen und besser als ich. Euere Gnaden würden sich freuen, sie kennenzulernen, vorzüglich die Priorin.

Den Tod des Königs von Frankreich hatte ich schon erfahren. Es bereitet mir großes Leid, so viel Jammer anzusehen und wahrzunehmen, wie der Teufel fort und fort Seelen gewinnt. Gott wolle hier helfen! Denn an Gebeten, wenn anders sie etwas vermögen, und an inständigem Flehen zur göttlichen Majestät lassen wir es nicht fehlen. Ich bitte auch den Herrn, er wolle Ihnen die Sorgfalt vergelten, mit der Sie unserem Orden Ihre Huld und Gunst zuwenden. Der Pater Provinzial, ich will sagen der Visitator, ist so weit entfernt, dass ich in betreff der bewussten Angelegenheit nicht einmal brieflich mit ihm verkehren konnte.

Die Gründung eines Klosters für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka, wovon Sie mir schrieben, wäre ein sehr gutes Werk, wenn es nicht eben darum der Teufel verhindert. Die Gunst, die Sie uns erweisen, würde für das Gelingen eines solchen Unternehmens von großem Vorteile sein. Zudem käme uns jetzt der Umstand gut zustatten, dass die Visitatoren wieder in ihrem Amte bestätigt wurden, und zwar auf unbestimmte Zeit, und wie ich glaube, mit einer größeren Vollmacht als vorher, so dass sie auch die Gründung von Klöstern gestatten können. Deshalb hoffe ich zum Herrn, es werde sein Wille sein, dass dieses Werk zustande komme. Lassen nur Euere Gnaden um Gottes willen nicht ab davon!

Ich glaube, dass der Visitator bald in die Nähe kommen wird, und dann werde ich ihm schreiben. Man sagt, er werde auch nach Salamanka reisen. In diesem Falle wollen Sie mir die Gnade erweisen, mit ihm zu reden und ihm über alles Ihre Ansicht mitzuteilen. Sie können mit ihm ganz offen sprechen; denn er ist sehr gut und verdient es, dass man so mit ihm umgehe. Aus Rücksicht auf Euere Gnaden wird er sich vielleicht entschließen, die Genehmigung zu erteilen; bis dahin bitte ich Sie, die Sache ja nicht aufzugeben.

Die Mutter Priorin empfiehlt sich in Ihre Gebete. Es war und ist die Sorge aller Schwestern, für Sie zu unserem Herrn zu beten, und dasselbe werden auch die Nonnen in Medina und überall tun, wo Sie mir einen Gefallen erweisen wollen. Das Übelbefinden des Paters Rektor tut mir leid. Unser Herr wolle ihm die Gesundheit und Ihnen eine solche Heiligkeit verleihen, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Wollen Sie dem Pater Rektor sagen lassen, dass wir uns angelegen sein lassen, ihm vom Herrn die Gesundheit zu erbitten, und dass es mir mit Pater Santander gut geht. Nicht so verhält es sich mit den Franziskanern; denn diese haben gegen uns wegen des Kaufes eines in ihrer Nähe gelegenen Hauses, das zu unserem Zwecke ganz geeignet ist, einen Prozess anhängig gemacht, von dem ich noch nicht weiß, wie er ausgehen wird.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

61. Brief - An Don Teutonio de Braganza in Salamanka

Segovia, am 3. Juli 1574

Verschiedene Mitteilungen. Ratschläge in betreff der Übung des innerlichen Gebetes.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden! Ich erkläre Ihnen allen Ernstes, dass ich Ihnen, wenn Sie nochmals eine solche Überschrift machen, nicht antworten werde. Ich weiß nicht, warum Sie mir Verdruss bereiten wollen; denn dies verdrießt mich jedesmal. Leider habe ich bis jetzt zu wenig darauf geachtet. Euere Gnaden können es vom Pater Rektor erfahren, wie man die Überschrift an mich macht, und außerdem dürfen Sie nichts hinzusetzen. Die von Ihnen gefertigte Adresse passt durchaus nicht für meinen Orden. - Ich freute mich darüber, dass der Pater Rektor wieder gesund ist; denn sein Unwohlsein hat mir Sorge gemacht. Ich bitte Sie, ihm meine Empfehlung zu übermitteln.

Es scheint, Sie haben wenig gutes Wetter für Ihre Kur. Der Herr gebe, dass sie von gutem Erfolg für Sie begleitet ist, wie ich ihn darum bitten werde! Die göttliche Majestät führe Ihre Diener glücklich zu Ihnen! Ich bitte sie auch darum, aber ich wünsche nicht, dass Sie so sehr darüber bekümmert seien. Was soll denn diese Besorgnis zu Ihrer Gesundheit beitragen? O wenn wir doch dergleichen Wahrheiten beachteten, wie wenig wäre das, was uns auf Erden betrüben würde! Ich habe den Brief sogleich übersandt und dem Pater Rektor geschrieben, wie viel mir daranliege, dass die Sache eifrig betrieben werde. Ich verdanke ihm sehr vieles. Er hat auch den Kauf eines Hauses vermittelt, das wir schon erworben haben. Gott sei dafür gepriesen! Sagen Sie es dem Pater Rektor. Das Haus ist ganz vortrefflich und hat eine gute Lage. Es steht neben dem, das wir jetzt bewohnen, und gehörte einem Edelmann namens Didakus de Porras. Der Pater Acosta wird Ihnen sagen, wie passend es ist. Ich bitte Euere Gnaden, auch ihm meine Empfehlungen zu entrichten und ihm zu sagen, dass seine Novizinnen von Tag zu Tag zufriedener seien und wir mit ihnen. Sie empfehlen sich in Ihre Gebete, desgleichen auch die übrigen Schwestern. Aber wie ungezogen bin ich, dass ich Sie mit solchen Aufträgen belästige! Wahrhaftig, Ihre Demut erträgt alles!

Kümmern Euere Gnaden sich nicht darüber, wenn der Wunsch nach Beendigung des Gebetes sich in Ihnen regt, sondern preisen Sie den Herrn für das Verlangen, das er Ihnen gibt, im Gebete auszuhalten! Denn seien Sie versichert, der Wille verlangt doch darnach und liebt es, in Gottes Gegenwart zu weilen. Es ist, wie mir scheint, nur die Melancholie, die sich über den Zwang beklagt, der ihr angetan wird. Sehen Sie zuweilen darauf, sich unter freiem Himmel zu ergehen, wenn Sie in gedrückter Stimmung sind; denn dies hindert nicht das Gebet, und wir müssen gegen unsere Schwäche in der Weise ankämpfen, dass die Natur nicht darunter erliegt. Auch dies ist ein Suchen Gottes; denn um seinetwillen nehmen wir ja zu solchen Mitteln unsere Zuflucht, und es ist nun einmal notwendig, dass wir unsere Seele sanft führen. In dieser Hinsicht und in allem übrigen wird mein Pater Rektor besser wissen, was das Rechte ist.

Man erwartet den Pater Visitator, der in die Nähe kommt. Sobald ich weiß, wo er sich befindet, werde ich es Ihnen schreiben. Das Wichtigste ist übrigens, dass Sie mit ihm sprechen; denn er wird auch nach Salamanka kommen. Gott vergelte Ihnen die Sorgfalt, mit der Sie uns Gnaden erweisen! Ich bin nun wohl, und der Herr gebe, dass auch Sie es seien und Ihnen die Kur recht wohl bekomme! Heute ist der 3. Juli.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Don Teutonio de Braganza, meinen Gebieter, in Salamanka.

62. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, am 16. Juli 1574

Angelegenheiten des Klosters in Valladolid und die Klosterstiftung von Segovia. Schwierigkeiten mit dem Kanonikatskapitel zu Segovia.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Ihren Verdruss finde ich ergötzlich; denn ich versichere Sie, dass es mir keineswegs ein großes Vergnügen ist, Sie nicht besuchen zu können; vielmehr ist mein Verlangen darnach so groß, dass ich mir schon gedacht habe, es wäre eine Unvollkommenheit, davon zu reden, weil ich keine zwingende Notwendigkeit dazu erkenne. Wie kann ich auch da noch vermisst werden, wo der Pater Magister ist! Darum werde ich nur kommen, wenn es mir befohlen wird, sonst aber werde ich gar nicht mehr davon reden. Es scheint mir zwar, ich könnte dort, wenn ich hingehe, etwas nützen, obgleich man meinen möchte, es gebe für mich nichts zu tun; weil Sie aber so verständig sind, hätte ich bei Ihnen vielleicht nichts anderes zu tun, als mich zu freuen; zu etwas anderem würde ich wohl kaum taugen.

Bezüglich der Laienschwester habe ich nichts mehr zu sagen; denn die Sache ist schon geschehen. Ich muss aber doch bemerken, dass es arg ist, wenn sozusagen drei Nonnen so viele Laienschwestern haben. Das geht doch ganz und gar nicht an. Ich glaube, man werde beim Visitator dahin wirken, dass er, wie bei den Nonnen, so auch hier die Zahl festsetze.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll, dass Sie mir von Ihrer schlechten Gesundheit, die mir sehr zu Herzen geht, gar nichts berichten. Es wäre doch recht ungeschickt, wenn Sie in Hinsicht auf die Pflege Ihrer Gesundheit stets nur auf das Vollkommenere sehen wollten, da Sie doch wissen, wie viel an Ihrer Gesundheit gelegen ist. Ich weiß nicht, was mein Vater dort tut; bedenken Sie aber, dass es mich sehr verdrießen würde, wenn Sie der Maria vom Kreuze hierin nicht folgen wollten. In solchen Stücken weiß ich für mich sehr gut zu unterscheiden, und ich hatte in Wahrheit immer nur wenig Vollkommenes an mir; jetzt aber glaube ich noch mehr Grund zu haben, da ich alt und schwach bin, so dass Sie staunen würden, wenn Sie mich sähen. Da ich in diesen Tagen an Magenschwäche litt, so kamen die Nüsse, die sehr vortrefflich sind, gerade recht an, obgleich ich noch Vorrat an jenen hatte, die man mir hierher sandte. Essen Sie aus Liebe zu mir die Ihnen gebliebenen selber, und übermitteln Sie der Gräfin de Osorno meine herzlichsten Grüße. Ich glaube von ihr nur einen einzigen Brief erhalten zu haben, so wie auch ich an sie nur einen geschrieben habe. Sobald ich kann, werde ich ihr schreiben, jetzt aber ist es mir unmöglich; denn ich habe heute wieder drei Pakete Briefe erhalten, nachdem man mir erst gestern ebenso viele gebracht hat. Zudem wartet mein Beichtvater am Gitter, und weil Sie wünschen, ich sollte den Boten bald abfertigen, so kann ich mich auch nicht weiter verbreiten.

Ach, wie trübselig ist der Brief von meinem Vater Erkundigen Sie sich sogleich bei ihm, ob er die Vollmacht vom Pater Visitator schriftlich erhalten habe; denn diese Kanoniker, die jetzt die Erlaubnis des Obern verlangen, dass wir uns zum Zins verpflichten, ermüden mich. Vorausgesetzt, dass mein Vater sie geben kann, muss es schriftlich geschehen, und zwar durch einen Notar, der bezeugen muss, dass er die Vollmacht in Augenschein genommen habe. Kann er die Erlaubnis geben, so wolle er sie mir um der Liebe willen sogleich zusenden wenn er nicht will, dass sie mich ganz aufreiben. Wir wären schon im Hause, wenn es sich nicht um diese armseligen dreitausend Maravedi handelte, und es würde mir vielleicht noch Zeit bleiben, Sie zu besuchen, wenn ich den Auftrag erhielte. Ich wünschte dies schon aus dem Grunde, um Ihre Nonne näher kennenzulernen. Der Maria vom Kreuze wollen Sie sagen, dass mich ihr Brief gefreut hat; denn das ist es gerade, was ich jetzt als Liebesdienst von ihr wünsche, die Liebe, die sie Euerer Ehrwürden erweist.

Unterlassen Sie nicht, mit dem Rektor der Theatiner zu verkehren; dem; ich versichere Sie, dass Sie an ihm vielleicht einen besseren Freund haben als an irgendeinem anderen, und am Ende nutzen diese Patres immerhin doch etwas. Der Rektor dahier hat den Kauf [des Hauses] zustande gebracht; er hat sich beim Kapitel verwendet und besorgt alles vortrefflich. Gott mache Sie gesund, meine Tochter, und seien Sie nicht böse über mich! Denn ich habe Ihnen schon gesagt, wie es sich bezüglich meines Verlangens, Sie zu besuchen, verhält, und ich würde lügen, wenn ich sagte, ich wollte Sie nicht besuchen. Freilich würde mir, wenn ich dorthin käme, der Verkehr mit so hohen Herrschaften und so viel Lärm recht lästig sein; aber dies alles wollte ich ertragen, um Sie zu sehen.

Gestern abend hatte ich Ihnen schon einige Zeilen geschrieben, und jetzt war es mir bei der Eile, die ich habe, nichts Geringes, diese zu schreiben. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen. Gott mache Sie heilig! Sehr witzig sind die Antworten, die Sie dem Briefe meines Vaters beigefügt haben; ich weiß nicht, wem ich glauben soll. Bemühen Sie sich nicht, ihn zu veranlassen, dass er mir schreibe, wenn Sie mir nur berichten, wie es mit seiner Gesundheit steht, kann ich es gar wohl ertragen, dass er mir nicht schreibt. Sagen Sie mir, woher er ist; denn wäre er von Medina, so würde es gar nicht schön von ihm sein, hier nicht durchzureisen. Der Bote kam heute, am 16. Juli, um 10 Uhr an, und am selben Tage um 4 Uhr habe ich ihn abgefertigt. Warum schreiben Sie mir nichts von den Angelegenheiten der Doña Maria? Grüßen Sie mir diese freundlichst! Gott erhalte Sie mir!

Ihre.

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Maria Baptista, meine Tochter, Priorin des Klosters zur unbefleckten Empfängnis.

63. Brief - An Matthäus de las Peñuelas in Ávila

Segovia, im September 1574

Die im Kloster der Menschwerdung herrschende Not.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihr Brief hat mir, ich versichere Sie, sehr gefallen; er hatte aber auch keinen anderen Zweck. Gott vergelte Ihnen die Liebe, die Sie mir durch ihn und durch alles, was Sie mir berichten, erwiesen haben! Übrigens sind Zeiten für mich gekommen, wo ich gar nicht mehr an mich selber, noch viel weniger an die Nahrung der Schwestern dachte. Wenn ich eine freie Zeit habe, dann macht mir, ich versichere Sie, das Kloster der Menschwerdung mehr Sorge, als da ich dort war. Ich weiß nicht, wie Sie sagen mögen, ich sollte die dortigen Schwestern ermutigen, da Sie es ja immer waren, der uns allen Mut zusprach, und so bitte ich Sie denn, dies auch jetzt zu tun.

Ein großes Leid ist es für mich, dass man anfängt, von dem Getreide zu nehmen, das zum Verkaufe bestimmt war; denn außer dem daraus zu erlösenden Gelde hatte ich kein anderes Mittel, um Kaution zu stellen. Ich fürchte man verliert auf der einen Seite, was man auf der anderen gewinnt. Ich lasse ihnen nun sagen, man solle für den Erlös des verkauften Getreides Brot kaufen. Ich musste mich geändert haben, wenn ich mich nicht bemühte, zu sammeln, um bei meiner Rückkehr etwas mitzubringen; ich hoffe aber zum Herrn, er werde es am Notwendigen nicht fehlen lassen. Erweisen Sie uns darum Ihre Gunst wie immer! Ich werde es Ihnen dadurch vergelten, dass ich Sie dem Herrn empfehle; tun Sie dasselbe auch für mich! Ich bin wohl, habe aber so viel zu schreiben, dass ich nicht mehr berichten kann.

Ihre

Theresia von Jesu, Karmelitin

Haben Sie die Güte, zu Herrn Franz de Salcedo zu gehen und ihm zu sagen, dass seine Krankheit mich betrübt habe. Dagegen hat mich die Mitteilung des jungen Menschen gefreut, dass ihm an dem Prozesse nichts liege; denn nachdem ich ihm geschrieben habe, sagte man mir, dass der Prozess mit Heftigkeit geführt werde, was mir leid tat. Er muss meinen Brief nicht erhalten haben. Geben Sie acht auf die Briefe, die man durch die Dörfer trägt, und bedenken Sie, dass daran viel gelegen ist.

64. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, am 11. September 1574

Abschluss der Stiftung in Segovia und ihre Rückkehr ins Kloster der Menschwerdung.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Aus dem Briefe an Pater Magister Dominikus werden Sie ersehen, wie es geht und wie der Herr die Verhältnisse so gefügt hat, dass ich nicht zu Ihnen kommen kann. Ich versichere Sie, dass mir dies schwer, recht schwer fällt; denn Sie zu sehen, würde mir jetzt Trost und Freude verschaffen. Doch auch dieses Leid wird vorübergehen wie alles andere in diesem Leben; und wenn ich dies erwäge, so kann ich jegliche Widerwärtigkeit leicht ertragen.

Meiner lieben Casilda empfehle ich mich vielmals. Es ist mir leid, auch sie nicht zu sehen. Ebenso empfehle ich mich der Maria vom Kreuze. Ein andermal wird der Herr es fügen, dass ich länger bei Ihnen sein kann, als es mir diesmal möglich wäre. Sorgen Sie für Ihre Gesundheit! Sie sehen ja, wie viel daran gelegen ist, und kennen meine Besorgnis hiefür; denn ich versichere Sie, dass dies notwendig ist, um die Last zu tragen, die Ihnen dort auferlegt ist. Das viertägige Fieber habe ich nicht mehr. Wenn der Herr will, dass ich etwas unternehme, verleiht er mir auch sogleich eine bessere Gesundheit.

Am Ende dieses Monats werde ich abreisen; ich bin aber noch immer in Furcht, die Schwestern möchten bei meiner Abreise noch nicht im Hause sein, weil mit dem Kapitel der Vertrag dahin lautend abgeschlossen wurde, dass wir sogleich sechshundert Dukaten erlegen. Wir haben zwar von einer Schwester ein sehr bedeutendes Kapital von sechshundertdreißig Dukaten ausständig; allein es findet sich niemand, der uns darauf leihen oder dafür Garantie leisten würde. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott! Denn es würde mich freuen, wenn die Schwestern ihr Haus als Eigentum besäßen, bevor ich sie verlasse. Wollte die Doña Maria das Geld hergeben, so wäre den Schwestern sehr damit gedient; denn das Kapital ist ganz sicher und gut. Benachrichtigen Sie mich, ob dies möglich wäre oder ob Sie jemanden wissen, der es als Hypothek annehmen oder uns auf gute Versicherungen, die mehr als tausend wert sind, etwas leihen wolle, und empfehlen Sie mich Gott, da ich eine so weite Reise und noch dazu im Winter machen muss!

Ich werde spätestens Ende dieses Monats in das Kloster der Menschwerdung zurückkehren. Wenn Sie mir bis dahin einen Auftrag geben wollen, so schreiben Sie mir und machen Sie sich keinen Kummer darüber, dass ich Sie nicht besuche; vielleicht würde es Sie sehr betrüben, mich so alt und entkräftet zu sehen. An alle Schwestern meine Empfehlungen. Ich hätte sehr gewünscht, die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus zu sehen. Ach, diese Kanoniker haben uns alle gepeinigt! Gott verzeihe es Ihnen!

Wenn Sie dort jemanden haben, der mir einige Realen zu leihen gäbe, so wollte ich sie nicht als Geschenk in Empfang nehmen, sondern sie von dem Gelde zurückbezahlen, das mein Bruder mir geschickt hat, und das, wie man mir berichtete, schon eingetroffen ist. Jetzt habe ich keinen Heller, und so in das Kloster zur Menschwerdung zurückzukehren, geht nicht an. Hier aber steht kein Geld zur Verfügung, weil man es zur Einrichtung des Hauses braucht. Besorgen Sie mir also etwas, sei es wenig oder viel.

Eben jetzt hat man uns zwei ganz tüchtige Jungfrauen genannt, die hier als Nonnen eintreten wollen und mehr als zweitausend Dukaten mitbringen. Von diesem Gelde wird etwas zur Bezahlung des Hauses verwendet, das viertausendsechshundert Dukaten und etwas darüber kostet. Ich sage dies, damit Sie den Herrn lobpreisen, der mir diese Gnade erwiesen hat und auch die, dass die Kandidatinnen so vortrefflich sind. Von den Angelegenheiten der Doña Maria habe ich noch nichts erfahren. Schreiben Sie mir doch darüber und schicken Sie ihr meinen Gruß, damit Sie erfahren, ob sie irgendeinen Auftrag zu geben hat.

Gott sei Dank, dass mein Vater, Pater Dominikus, wieder gesund angekommen ist. Wenn etwa Pater Magister Medina dorthin kommen sollte, so lassen Sie ihm meinen Brief übergeben; denn er ist einer Mitteilung des Paters Provinzial zufolge der Meinung, ich sei ungehalten über ihn wegen eines Briefes, den er an mich geschrieben.

Aber ich habe mehr Grund, ihm zu danken, als ungehalten zu sein. Er wird sich vielleicht auch denken, ich könnte etwa wissen, was er zur anderen Person gesprochen, obwohl ich dieser nichts gesagt habe. Unser Pater Visitator sagte mir, sie sei schon Nonne, habe aber nur tausend Dukaten als Aussteuer mitgebracht. Schreiben Sie mir, wie es ihr geht und was unser Vater sagt! Er wird wohl, weil sie in seinem Orden ist, Geduld haben.

Vor kurzer Zeit habe ich an Euere Ehrwürden einen Brief geschrieben, weiß aber nicht, ob Sie ihn empfangen haben. Es ist gar nicht schön von Ihnen, dass Sie mir so lange Zeit nicht schreiben, da Sie doch wissen, welche Freude Sie mir mit Ihren Briefen machen. Gott sei mit Ihnen! Es tut mir außerordentlich leid, Sie nicht besuchen zu können, obgleich ich es immer noch gehofft hatte. Heute ist der 11. September.

Euerer Ehrwürden ergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria Baptista.

65. Brief - An Don Teutonio de Braganza in Salamanka

Segovia, am 15. September 1574

Verschiedene Angelegenheiten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Ich war sehr glücklich bei der Nachricht über Ihre Gesundheit. Möge es Gott gefallen, dass sie lange anhält! Möge er mich belohnen für alle Gebete, die wir für Sie mit so großer Innigkeit Seiner Majestät dargebracht haben, und mir auch eine so vollkommene Gesundheit wie Ihnen verleihen! Ich bedarf ihrer gar sehr für die großen Reisen, die ich unternehmen soll.

Ich schreibe an Pater Rektor und gebe ihm bekannt, was der Pater Visitator bezüglich meiner angeordnet hat. Euere Gnaden können ihn darüber befragen. Der Pater Visitator hat mir befohlen, Ihnen zu berichten, dass ich ins St. Josephskloster mich begeben soll. Er sagte mir unter anderem auch, der Pater Prior von Atocha habe ihm geschrieben, dass der Nuntius erklärt habe, er wolle, wenn es Seiner Paternität gut scheine, die Erlaubnis zur Gründung des Klosters geben. Dass ich Ihnen dies schreiben soll, hat mir der Pater Visitator nicht aufgetragen; denn wahrscheinlich dachte er, Sie wüßten es schon vom Nuntius. Ich habe bemerkt, dass er das verlangt hat, um Sie in allem zufriedenzustellen. Es würde mich dies sehr freuen und ebenso sehr, wenn jener Priester, falls er ihnen zusagt, in Ihrem Hause bleiben könnte.

Den Pater Gómez, habe ich hier mehrmals rufen lassen. Er scheint mir sehr tüchtig zu sein. Er wünscht zu wissen, ob jener, der von hier fortgegangen ist, bei Ihnen eine Stelle angenommen hat; er hatte nämlich erfahren, dass sich dieser dort aufhält. Ich habe ihn angelegentlich ersucht, er möchte Euere Gnaden Gott empfehlen, weil Sie krank seien, und er hat dies auch versprochen. Ebenso werden wir in der Angelegenheit, die Sie uns empfohlen, zu unserem Herrn flehen, dass er das Vollbringe, was mehr zu seiner Ehre gereicht. Seine Majestät wolle es tun, denn sie kann es, und wolle Euere Gnaden an seiner Hand halten! Ich hatte heute noch keine Zeit, Ihnen zu schreiben, und deshalb fasse ich mich hier so kurz. Heute ist der 15. September.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

66. Brief - An Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, Ende September 1574

Abschluss der Stiftung zu Segovia. Vorbereitungen zu der Klosterstiftung in Veas.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Für den Schmerz, den ich deshalb empfinde, weil ich abreisen muss, ohne Sie besuchen zu können, habe ich, wie es scheint, einen Trost in dem Schmerze, der Sie aus demselben Grunde quält. Übrigens kann der Herr die Dinge in kurzem so ordnen, wie wir es jetzt nicht vermuten, so dass ich auf längere Zeit zu Ihnen auf Besuch kommen kann, als mir dies von hier aus möglich gewesen wäre. Ein kurzes Zusammensein würde uns auch nur sehr ermüden. Da verginge die Zeit mit Entgegennahme von Besuchen, wir würden uns zu weiteren Unterredungen des Schlafes berauben; und da ich so große Freude hätte, mich mit Ihnen zu unterhalten, so würde es wohl auch an manchem mäßigen Worte nicht fehlen. Ich möchte Ihnen gerne mehreres sagen, aber ich kann es dem Papier nicht anvertrauen. Ein Punkt wäre der, dass ich bei dem Magister Medina nicht in Ungnade stehen möchte. Glauben Sie mir, ich habe meine Zwecke im Auge und auch schon einigen guten Erfolg davon wahrgenommen. Aus diesem Grunde wollen Sie nicht unterlassen, ihm den Brief zu senden. Im übrigen machen Sie sich nichts daraus, wenn er kein so großer Freund von uns ist; denn er hat keine solche Verbindlichkeit gegen uns. Es liegt auch gar nichts daran, was er über mich spricht. Warum aber teilen Sie mir nicht mit, was er sagt?

Ich mache Ihnen die Mitteilung, dass ich dem Pater Provinzial berichten, man habe sich viele Mühe gegeben, Ihnen die Samanó wegzunehmen. Wissen Sie, was ich mir bei dieser Sache denke? Gott will, dass die dortigen Schwestern ehrbare Arme seien, wie ihnen Gott in Casilda eine gegeben hat, die es wirklich ist und einen größeren Wert hat als alles Geld. Es scheint, dass diesen Gedanken auch der Pater Visitator gehabt habe und sich damit bei mir entschuldigen wollte; wenigstens hat er den Pater Orellana sehr in Schutz genommen, und so glaube ich, jene habe es selbst gewollt. Es ist mir bereits zuwider, von jener Gesegneten zu reden.

Nach dem Briefe, auf den Sie mir Antwort gaben, habe ich Ihnen noch einen Brief durch einen Theatiner, oder ich weiß nicht, durch wen, übersendet. Es war, wie ich mich erinnere, jener, durch den Sie die Briefe an die Priorin [des Klosters] von der Mutter Gottes zu senden pflegen. In jenem Briefe berichtete ich Ihnen, dass wir das notwendige Geld aufgetrieben haben und alles, Gott sei Dank, beendigt ist. Ich habe große Eile, damit wir in das Haus einziehen können, ehe ich abreise, weiß aber nicht, ob man es noch räumen werde. Der Umzug dorthin macht wenig Mühe, weil es in der Nähe des Hauses steht, das wir jetzt bewohnen. Haben Sie deshalb keine Sorge! Gott vergelte Ihnen Ihre guten Ratschläge! Ich meine, auch das Ausgestrichene recht gelesen zu haben. Sie sollen wissen, dass Veas nicht in Andalusien liegt, sondern noch fünf Meilen von der Grenze entfernt ist; denn dass ich in Andalusien kein Kloster gründen kann, weiß ich wohl.

Das Buch hatte ich, wie ich glaube, nach der Abreise des Bischofs nach Madrid nur noch zwei oder drei Tage hier. Ich sollte es ihm dorthin nachsenden, allein nachher wusste ich nicht, wo er dort Wohnung genommen. Man wird es Ihnen zustellen; übergeben Sie es ihm bei seiner Ankunft, wie es ist, vorher aber, und zwar gleich, den beiliegenden Brief. In ihm sende ich auch einen Gruß an Doña Maria.

Als Priorin werde ich die Anna von Jesu mitnehmen. Sie ist von Placencia und eine von denen, die wir im St. Josephskloster aufgenommen haben; von da kam sie nach Salamanka, wo sie noch ist. Für jetzt weiß ich keine andere, die für dort passen würde. Von der einen der beiden Stifterinnen erzählt man erstaunenswerte Dinge bezüglich ihrer Heiligkeit und Demut; indessen sind beide tüchtig. Da darf ich keine Nonne mitnehmen, die mit ihren Unvollkommenheiten sie anstecken könnte; denn es handelt sich hier um ein Kloster, dessen Gründung, wie man sagt, der Anfang zu vielem Guten sein wird. Dies sage ich in Bezug auf die Nonne, die Sie mir empfehlen. Es wird, wenn es Gott gefällt, bald noch ein anderes Kloster gestiftet werden. Allein eine Nonne, die sich mit Ihnen nicht vertragen kann, würde für eine anfängliche Stiftung ein schlechter Baustein sein. Außerdem hätte ich sehr gewünscht, Sie von ihr zu befreien. Von den Schwestern, die aus Pastrana gekommen sind, müssen vier mitgehen, und auch diese sind noch zu wenig. Denn mit den beiden, die jetzt bald eintreten werden, wären wir hier zweiundzwanzig, und wenn sechs gehen und die Priorin, die nicht von hier ist, und die Subpriorin, so bleibt immerhin noch eine ziemlich große Zahl hier. Auch sind vier Laienschwestern hier, die in Wahrheit recht tüchtig sind. Es müssen darum notwendig mehr Nonnen weggenommen werden; denn wie ich höre, wollen hier sehr vortreffliche Leute eintreten. Bedenken Sie also, wie man jetzt die Stiftung zu Veas unterlassen könnte; es ist sogar noch ein anderes Kloster notwendig. Von den beiden, die, wie ich sagte, bald eintreten werden, wird die eine, die 1500 Dukaten [Aussteuer] besitzt, schon am Samstag kommen. Diese setzt durch ihren Eifer alle in Staunen, und ich weiß nicht, wo das hinaus will. Die Schwestern hier sind, ich versichere Sie, ausgezeichnet.

Sie glauben, meine Tochter, mir einen großen Dienst zu erweisen mit Ihrem Rate, dass ich jetzt nicht reisen soll. Dennoch muss es in diesem Winter geschehen, weil Gott es so gefügt hat; ich weiß nicht, wie es mir in diesen kalten Gegenden ergehen wird, nachdem ich erfahren, wie schlecht mir die Kälte hier bekommen ist. Glauben Sie ja nicht, dass es etwas Geringes war, was ich da ausgestanden habe. Es ist möglich, dass…

67. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Ávila, 25. Oktober 1574

Sorge wegen der Erkrankung des Lizentiaten Padilla und andere Sorgen. Bitte um verschiedene Auskünfte.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich will Ihnen sagen, dass ich nicht weiß, wie wir in Frieden leben können, nachdem ich die Sorgen so schwer empfinde, die mir die Erkrankung des Lizentiaten Padilla sowie verschiedene andere Angelegenheiten bereiten. Der Grund scheint zu sein, dass man mir alles mitgeteilt hat. Seien Sie um der Liebe des Herrn willen nicht so grausam! Sagen Sie mir auch, wie es mit den Angelegenheiten in Andalusien und mit Pater Bonaventura steht, der mir viele Sorge macht. Möchten Ew. Hochwürden dem Pater Anton von Jesu mitteilen… und den Prediger ersetzen. Wenn Pater Prior Balthasar nicht dorthin kommt, so ist es, wie alle sagen, schwierig, einen anderen zu senden. Meinem Vater, dem Lizentiaten Padilla, viele Empfehlungen. Gebe Gott, dass sein Befinden sich gebessert hat! Möchten Ew. Hochwürden mich für jeden Fall davon benachrichtigen, sowie auch von allem übrigen! Sorgen Sie dafür, dass Sie sich für Malagón freimachen. Doña Liuse ist sehr froh und gibt uns alle Vollmachten, die wir brauchen. Don Anton Ruiz hat mich mit seinen Gründen wirklich zum Lachen gebracht.

Heute ist der 25. Oktober.

Ew. Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

68. Brief - An Pater Magister Dominikus Báñez in Valladolid

Ávila, am 3. Dezember 1574

Ihre inneren Leiden und die Wiederwahl der Priorin in Valladolid.

Jhs

Ich versichere Sie, mein Vater, dass nach meinem Dafürhalten meine Freuden nicht von dieser Welt sind; was ich will, habe ich nicht, und was ich habe, will ich nicht. Das Übel besteht darin, dass ich nicht mehr wie früher Trost bei meinen Beichtvätern finden kann; um mich zu trösten, bedarf es mehr als eines Beichtvaters. Was weniger ist als die Seele, befriedigt nicht ihr Verlangen. Dies zu schreiben, verschafft mir fürwahr einige Erleichterung. Gott verleihe Ihnen diese immerdar in der Liebe zu ihm!

Sagen Sie Ihrer »Wenigkeit« dort, die gar so sehr darum bekümmert ist, ob die Schwestern sie wählen oder nicht, sie überschreite hierin ihre Gewalt, und es sei dies ein Zeichen von geringer Demut; denn was Ihnen und uns, die wir das Wohl des Klosters im Auge haben, gut scheint, das muss geschehen, nicht aber, was eine Nonne für gut hält, da uns mehr daran liegt als jener. Über solche Sachen muss man die Nonnen aufklären. Wenn Sie Doña Maria sehen, so empfehlen Sie mich ihr vielmals; es ist schon lange her, dass ich keine Empfehlung mehr an sie geschrieben habe. Es heißt viel, dass sie sich bei so großer Kälte besser befindet. Ich glaube, es ist der 3. Dezember. Ich verbleibe Euerer Hochwürden Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

69. Brief - An Anton Gaytán in Alba

Valladolid, im Dezember 1574

Ratschläge, das innerliche Gebet betreffend.

Jesus sei mit Ihnen!

Gott vergelte Ihnen das Almosen, das Sie mit dem Buche mir gespendet, das ganz passend für mich ist! Um auf das zu antworten, was Sie mich in betreff des Gebetes fragten, hätte ich mehr Zeit notwendig, als mir zu Gebote steht. Das Wesentliche ist die ganz gewöhnliche Verfahrungsweise, die jene zu beobachten haben, die zur Beschauung gelangt sind; ich habe es Ihnen schon oft dargelegt, wenn Sie es noch nicht vergessen haben. Sie müssen wissen, dass es, wie in der äußeren Welt, so auch in der inneren verschiedene Witterungen gibt, und es kann dies auch nicht anders sein. Deshalb seien Sie ohne Sorge; denn es ist nicht Ihre Schuld.

Im übrigen habe ich keine Stimme, weil ich Richter und Partei bin. Auch mich drängt meine natürliche Neigung immer zur Einsamkeit, obgleich ich nie gewürdigt wurde, ein einsames Leben zu führen. Und weil dieses Leben unserem Orden ganz eigen ist, so könnte ich wohl einen Rat geben, der passend wäre für mich, aber nicht für Sie. Reden Sie hierüber recht offen mit dem Pater Rektor. Er wird Ihnen zu erkennen geben, was für Sie das beste ist. Sie selbst aber müssen achthaben, wozu Ihr Geist mehr hinneigt. Behüte Sie Gott! Ich habe so viele Briefe zu schreiben, dass ich nicht weiß, wie ich nur dies Wenige noch schreiben konnte. Der Bote wartet schon.

Von meiner Reise kann ich jetzt nichts Neues sagen. Ich weiß auch nicht, wie sie in diesem Jahre noch möglich sein sollte. Indessen bei Gott ist alles möglich. Empfehlen Sie mich recht angelegentlich Seiner Majestät, wie ich ihr auch Sie empfehle, und lassen Sie immer etwas von sich hören.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Anton Gaytán, meinen Gebieter.

70. Brief - An Doña Anna Henríquez in Toro

Valladolid, am 21. und 23. Dezember 1574

Angelegenheiten des Klosters zu Valladolid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!

Es wäre für mich ein großer Trost gewesen, Sie hier zu treffen, und ich hätte die Beschwerden der Reise für gut angewendet gehalten, wenn ich hier Ihre Gegenwart länger als in Salamanka hätte genießen können. So aber habe ich diese Gnade von unserem Herrn nicht verdient. Er sei gepriesen in Ewigkeit! Die Priorin hier hat diese Freude voll genießen können; sie ist aber auch besser als ich und eine große Verehrerin von Ihnen.

Es hat mich recht sehr gefreut, dass Sie meinen Vater Balthasar Alvarez einige Tage bei sich behalten haben; so konnte er sich doch von seinen Anstrengungen etwas erholen. Der Herr sei gepriesen dafür, dass Sie sich jetzt einer besseren Gesundheit erfreuen als sonst gewöhnlich! Meine Gesundheit ist gegenwärtig viel besser als in den letzten Jahren, und dies heißt viel bei dieser Jahreszeit. In diesem Kloster habe ich Seelen gefunden, die mich zum Lobpreise des Herrn stimmten. Ist auch Stephanie in meinen Augen ganz gewiss eine Heilige, so haben mir doch auch die Geistesgaben der Casilda und die Gnaden, die ihr der Herr erweist, seitdem sie das Ordenskleid trägt, große Freude gemacht. Seine Majestät führe sie auf diesem Wege weiter voran! Denn Seelen, die der Herr schon so früh für sich erwählt, sind sehr hoch zu schätzen. Über die Einfalt der Stephanie in allen Dingen, die nicht auf Gott Bezug haben, kann ich nur staunen, wenn ich andererseits die tiefe Einsicht in die ewige Wahrheit bemerke, die sie in ihren Reden an den Tag legt.

Der Pater Provinzial hat das hiesige Kloster visitiert und auch die Wahlen vornehmen lassen. Die bisherige Priorin wurde wieder gewählt. Als Subpriorin kommt eine aus dem St. Josephskloster zu Ávila hierher, die man dazu erwählte, Antonie vom Heiligen Geiste mit Namen; sie ist im geistlichen Leben sehr gefördert. Doña Guiomar kennt sie.

Die Stiftung eines Klosters zu Zamora unterbleibt für jetzt, und ich schicke mich wieder an, auf dem weiten Wege zuzückzureisen. Ich hatte schon gedacht, mir die Freude zu machen, durch Toro zu reisen, um Ihnen meine Verehrung zu bezeigen. Schon lange Zeit habe ich von meinem Vater Balthasar Alvarez keinen Brief mehr erhalten und auch keinen mehr an ihn geschrieben, aber wahrlich nicht aus Abtötung; denn hierin, und ich glaube in allem, schreite ich niemals voran; der Grund dieser meiner Unterlassung liegt vielmehr darin, dass mir das Schreiben so vieler Briefe eine Qual ist, und wenn ich einen zu meinem Vergnügen schreiben möchte, so fehlt mir immer die Zeit dazu. Gepriesen sei Gott, den wir einst in Sicherheit ewig genießen werden! Hier, wo wir immer Abwesenheit und Veränderung zu bejammern haben, können wir uns auf nichts verlassen. Mit dieser Hoffnung auf das Ende fließt mein Leben dahin; man sagt mit Leiden, aber mir scheint es nicht so.

Hier erzählte mir die Mutter Priorin von meinem Wächter [Wärter], dessen Anmut ihr nicht weniger gefällt als mir. Unser Herr mache ihn recht heilig! Ich bitte Sie, ihm meine Empfehlungen zu sagen. Ich opfere ihn unzählige Male unserem Herrn auf und ebenso auch den Herrn Don Johannes Antonius. Vergessen Sie mich doch um der Liebe des Herrn willen nicht; denn ich habe es immer nötig, dass Sie mich ihm empfehlen. Bezüglich Doña Guiomar können wir nach dem, was Sie sagen und sie selbst versichert, außer Sorge sein. Ich wünschte recht sehr, ein Mittel zu finden, das einen so vortrefflichen Erfolg hat, um dasselbe zu erreichen und derselben Freude teilhaftig zu werden wie Sie. Unser Herr verleihe Ihrer Seele während dieser hohen Festtage eine so innige Freude, wie ich ihn darum anflehe.

Heute, am Feste des heiligen Thomas, hat Pater Dominikus hier eine Predigt gehalten, in der er den Wert der Leiden in einer Weise hervorhob, dass ich recht viele gehabt zu haben wünschte; möge sie mir der Herr auch in Zukunft senden! Ich habe an den Predigten dieses Paters eine außerordentliche Freude. Man hat ihn zum Prior gewählt; aber man weiß noch nicht, ob er bestätigt wird. Er ist so sehr mit Geschäften überhäuft, dass ich nur sehr kurze Zeit mit ihm verkehren konnte. Ich wäre zufrieden, wenn ich Sie nur ebenso lange sprechen könnte. Der Herr wolle es fügen und Ihnen soviel Gesundheit und Ruhe verleihen, als Ihnen zur Erlangung der ewigen Ruhe notwendig ist! Morgen ist der Vorabend von Weihnachten.

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

71. Brief - An eine Dame

Valladolid, im Dezember 1574

Die Heilige stellte es ihr anheim, Tag und Stunde ihres Besuches zu bestimmen, um ihre Seelenangelegenheiten zu besprechen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Es war für mich nicht notwendig, Sie zu sehen, um eine recht große Gunstbezeigung von Ihnen zu empfangen, da Sie mir selbst Gelegenheit geben, Ihnen meine ehrfurchtsvollste Ergebenheit persönlich zu bekunden; denn seitdem ich erfahren, welche Hochachtung Sie vor der Tugend haben, habe ich mir das Vergnügen zu verschaffen gesucht, mit Ihnen zu sprechen, vorausgesetzt, dass es mir möglich ist.

Wollen Sie mich daher wirklich besuchen, so bitte ich Sie, zu glauben, dass Sie mir dadurch eine große Freude bereiten, die um so größer sein wird, falls Sie zu einer Zeit kommen, wo wir uns länger unterhalten können. Am Feste des heiligen Thomas hätte ich wenig Zeit gehabt, und es freute mich daher, dass ein Hindernis dazwischen kam, das Sie nötigte, Ihren Besuch auf einen anderen Tag zu verschieben.

Bezüglich dessen, was Sie mir mitteilen, bemerke ich, dass dies meine Freude eher vermehrt als gestört hätte; um die Angelegenheiten der Seele zu besprechen, wäre die Zeit zu bemessen gewesen, aber aus allem übrigen hatte man großen Gewinn gezogen. Diesen Gewinn ziehen Sie ohne Zweifel im Dienste unseres Herrn, da Ihnen ein so gründliches Wissen zu Gebote steht. Man sieht klar, dass Sie davon einen guten Gebrauch machen. Gebe Gott, dass Sie mit dieser armen Dienerin, wie ich bin, die Sie in Ihre Freundschaft aufnehmen wollen, nichts verlieren! Bedenken Sie darum wohl, was Sie tun; denn haben Sie ihr einmal diese Gunst erwiesen, dann sind Sie es sich selbst schuldig, ihr sie nicht mehr zu entziehen. Man gewinnt viel, wenn man in allen Dingen den Anfang wohl beachtet, damit auch das Ende gut sei. Für mich kann das Ende in diesem Fall offenbar nur von Nutzen sein. Wollen Sie darum nach eigenem Gutdünken den Tag und die Stunde bestimmen; es wird für mich eine große Gnade sein, mich mit Ihnen zu besprechen. Unser Herr sei immer Ihre Leuchte und Ihr Führer!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

72. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Valladolid, am 28. Dezember 1574

Aufnahme einer Nonne in das neugestiftete Kloster zu Valladolid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Obwohl ich Ihnen bis jetzt nicht geschrieben, so können Sie doch versichert sein, dass ich Sie in meinen armseligen Gebeten vor unserem Herrn nicht vergessen habe und dass die Freude, die Sie haben, auch mir Freude gemacht hat. Möge es unserem Herrn gefallen, dass Sie diese noch viele Jahre in seinem Dienste genießen! Ich hoffe auch zu Seiner Majestät, sie werde Ihnen dies nicht versagen, wenn es auch Störungen geben sollte. Alle Dinge, die man in diesem elenden Leben Güter nennt, sind in Wahrheit nur Armseligkeiten. Es wird Ihnen zum großen Nutzen sein, die vergangenen Jahre im Dienste Gottes verlebt zu haben; so können Sie alles nach seinem entsprechenden Werte schätzen und das verachten, was so bald ein Ende haben muss.

Fräulein Elisabeth de Córdoba hat vor mehreren Tagen mit der Priorin des hiesigen Klosters sich besprochen. Die Priorin hält sie für eine eifrige Dienerin Gottes. Darum habe auch ich mit ihr zu reden gesucht. Sie sagte mir, sie sei mit Herrn Albornoz nahe verwandt, und dies war die Ursache, warum ich ihren Eintritt ins Kloster wünschte. Weil es aber erst im Werden begriffen ist, und Doña Maria de Mendoza es gestiftet hat, so bedarf sie zu ihrer Aufnahme einiger Aussteuer. Als sie mir sagte, Herr Albornoz habe ihr versprochen, er wolle ihr behilflich sein, damit sie Nonne werden könne, erwiderte ich ihr, dass er nach meiner Meinung es noch lieber tun werde, wenn sie in das hiesige Kloster eintrete. Wollte ich sie auch ohne Aussteuer aufnehmen, so könnte ich dies sowohl wegen Doña Maria als auch wegen der Nonnen wahrhaftig nicht, denn da ihre Zahl [vorschriftsmäßig] eine ganz kleine ist, sehr viele aber um Aufnahme nachsuchen und das Kloster, wie gesagt, in Not ist, so würde ich ein Unrecht gegen die Schwestern begehen, wenn ich ihnen die Aufnahme derer unmöglich machte, die ihnen aus der Not helfen könnten.

Fräulein Elisabeth sagte mir, sie habe ein Gut; allein sie besitzt es nur in der Weise, dass es, wie man sagt, nicht verkauft werden kann. Wenn es halbwegs angeht, so werde ich mein möglichstes tun, und sollte sie auch weniger mitbringen, als wir von anderen haben könnten. Denn ich habe das aufrichtige Verlangen, Ihnen und dem Herrn Albornoz zu dienen, wie ich es schuldig bin. Ich empfehle mich Ihrem Gebete, in dem meinigen, so armselig es auch ist, werde ich tun, was Sie mir anbefohlen haben.

Unser Herr belohne Sie für das Bild! Sie bleiben es mir schuldig. Ich bitte Sie, es mir sorgfältig aufzubewahren, bis ich es, wenn ich einmal in einem Kloster einen festeren Wohnsitz als jetzt haben werde, verlange, um mich an ihm zu erfreuen. Erweisen Sie mir die Liebe, mich in Ihren Gebeten nicht zu vergessen! Unser Herr verleihe Ihnen alle geistigen Güter, um die ich zu Ihm für Sie flehe! Amen. Heute ist der Tag der unschuldigen Kinder.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

73. Brief - An Don Teutonio de Braganza in Salamanka

Valladolid, am 6. Januar 1575

Neue Klosterstiftungen, die eben im Gange waren.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden, und er verleihe Ihnen noch so viele und gute Jahresanfänge, wie ich wünsche, und eine solche Heiligkeit, wie ich ihn darum bitte! Ich hatte ein großes Verlangen, einen Brief von Ihnen zu erhalten, um zu erfahren, dass Sie sich in Salamanka befinden, denn ich wusste nicht, wohin ich an Sie schreiben sollte. Jetzt aber weiß ich nicht, ob ich soviel Zeit haben werde, um Ihnen so ausführlich schreiben zu können, wie ich es wünsche, weil der Bote, der diesen Brief mitnimmt, sehr pünktlich abgeht.

Ich preise unseren Herrn, dass Euere Gnaden sich wohlbefinden. Ich war und bin gesund, was bei dieser Jahreszeit viel sagen will. Seine Majestät vergelte Ihnen den Eifer, womit Sie all das besorgt haben, um was ich Sie gebeten. Die seligste Jungfrau, unsere Liebe Frau, scheint sie als Beschützerin ihres Ordens ausersehen zu haben. Ich tröste mich mit dem Gedanken, sie werde Sie besser belohnen, als ich darum bitten kann, obwohl ich dies zu tun nicht unterlasse.

Die Klosterstiftung in Zamora unterbleibt einstweilen. Fürs erste ist jetzt nicht die Jahreszeit, diese würde sich besser eignen für Stiftungen in wärmeren Gegenden. Fürs zweite scheint sich jener, der uns das Haus gab, der Sache nicht gar sehr angenommen zu haben und ist auch abwesend. Er hat sich zwar von dem Unternehmen nicht losgesagt, allein ich habe bei mir erwogen, wie hart es für ein auf Armut gegründetes Kloster ist, einen Stifter zu haben, der sich um dieses nicht viel annimmt, besonders wenn er das Patronat haben soll. Da scheint es mir besser zu sein, in anderer Weise zu beginnen und ein Haus zu kaufen; dazu aber ist ein wenig mehr Zeit erforderlich. Der Herr wird es geben, wenn er will, dass es so geschehe.

Euere Gnaden haben mir eine große Gefälligkeit erwiesen, indem Sie mir für diesen Fall die gewünschte Erlaubnis erwirkten. Wollen Sie sich darauf berufen, wenn sich eine Gelegenheit bietet! Es ist aber nicht nötig, dass Sie einen eigenen Boten senden. Seien Sie nicht ungehalten über die Zurückhaltung einer Klosterstiftung in Torrijos. Dieser Ort ist, ich versichere Sie, durchaus nicht nach meinem Geschmacke. Nur wenn Sie diese Stiftung direkt verlangen würden, könnte ich mich dazu entschließen. Denn es wäre für unsere Klöster eine unerträgliche Lage, derartige Personen aufnehmen zu müssen, die sich uns durch ihr Vermögen aufdrängen und die wir dann nicht mehr entlassen könnten, wenn sie für den Orden keinen Beruf hätten.

Es tut mir leid, dass Sie den Zweck Ihrer Reise nicht vollkommen erreicht haben. Indessen hoffe ich zu Gott, dass Ihre Worte doch noch großen Nutzen schaffen werden, wenn man auch die Wirkung nicht augenblicklich gewahrt. Möge es dem Herrn gefallen, dass Ihre Angelegenheit in Rom einen guten Ausgang nehme! Ich bitte ihn angelegentlich darum, wenn sie zu seiner Ehre gereicht. Ich hoffe, dass es so geschehen wird, wenn der Herr es so ordnet; denn es wird ja in diesem Anliegen soviel gebetet.

Von dem Kloster, das die Gräfin gründen will, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Es ist schon lange her, dass man mit mir darüber gesprochen hat. Ich versichere aber Euere Gnaden, dass ich lieber vier Nonnenklöster stiften wollte, als diese frommen Personen, so heilig sie auch sein mögen, in unsere Lebensweise für sich allein einzuführen. Dies ist bei anderen Stiftungen nicht so schwer; denn da ist innerhalb vierzehn Tagen unsere Lebensweise schon vollständig eingeführt, da die Neueintretenden nur das zu üben haben, was sie von den anderen Schwestern sehen. Ich habe zwei von diesen Personen in Toledo gesprochen und auch gesehen, dass sie fromm sind und so, wie sie leben, auf gutem Wege wandeln; aber andererseits weiß ich wahrlich nicht, wie ich es wagen könnte, sie aufzunehmen, weil ich der Ansicht bin, dass sie mehr auf äußere Bußstrenge als auf innerliches Gebet und Abtötung sich verlegen. Ist es übrigens der Wille des Herrn, so werde ich mich noch näher erkundigen, weil Sie auch dafür sind.

Von größter Wichtigkeit ist, dass Sie den Marquis so für sich gewonnen haben; denn daran ist viel gelegen. Der Herr gebe, dass eine günstige Nachricht eintreffe; betreffs des hiesigen Klosters hoffe ich zu Seiner Majestät, dass alles gut gehen werde, da Sie sich dafür verwenden. Ich werde mich der Sorge, Briefe zu schreiben, die den Pater Olea verletzen möchten, entschlagen können, da man direkt an Euere Gnaden schreiben wird. Es hat mir leid getan, da man ihm vieles schuldet. Man muss wohl, wie mir scheint, meine Briefe an andere adressiert haben. Die Priorin von Segovia wird wohl nicht darauf geachtet und sich gedacht haben, es werde nicht soviel bedeuten.

Es freut mich jetzt, zu wissen, wohin ich die Briefe an Sie richten muss, wenn solche notwendigerweise zu schreiben sind, und dass sich bei meinen Reisen eine Gelegenheit bietet, Sie zu sprechen. Dieses Reisen ist etwas, was mir in diesem Leben am meisten zuwider ist und mir die größten Leiden verursacht, zumal ich bei alledem noch sehen muss, dass man es mir übel deutet. Oft schon habe ich mir gedacht, wie weit besser es für mich wäre, wenn ich in meiner Einsamkeit bleiben könnte und mir vom General diese Stiftungen nicht befohlen wären. Sehe ich aber dann wieder, wie eifrig dem Herrn in diesen Klöstern gedient wird, so mache ich mir aus allem wenig. Seine Majestät wolle mich so leiten, dass ich ihren Willen vollführe!

In unserem Kloster gibt es Seelen, die mich, ich versichere Sie, unablässig oder wenigstens sehr oft zum Lobe Gottes stimmen. Stephanie ist wahrlich ein Kleinod und nach meiner Ansicht eine Heilige; aber die Schwester Casilda von der Empfängnis setzt mich noch mehr in Staunen; denn sie ist gewiss eine Heilige, an deren Innerem und Äußerem ich nichts Tadelnswertes finde. Wenn Gott sie bewahrt, wird sie eine große Heilige werden; denn man sieht klar, dass Gott in ihr wirkt. Sie besitzt große Gaben, die man bei ihrem Alter für unmöglich halten möchte, und ist im innerlichen Gebete, womit sie der Herr seit ihrer Einkleidung begnadigt hat, sehr gefördert. Ihre Zufriedenheit und Demut ist außerordentlich groß, so dass man über sie überaus staunen muss. Beide sagen, dass sie Euere Gnaden unserem Herrn ganz besonders empfehlen werden. Ich wollte nicht, dass Casilda Ihnen schreibe, fürs erste, weil wir den Anschein vermeiden wollen, als bevorzugten wir sie, wenn auch ihre Einfalt eine solche Sorge gewiss nicht nötig macht; denn in dieser Hinsicht ist sie ein Bruder Juniperus. Fürs zweite wünsche ich nicht, dass Sie auf das etwas geben, was wir arme Nönnchen sagen mögen. Denn Sie haben einen guten Vater, der Sie aneifern und unterweisen wird, und einen guten Gott, der Sie liebt.

Was die Stiftung des Klosters in Madrid betrifft, so weiß ich nicht, warum ich ein so großes Widerstreben dagegen in mir fühle, obwohl ich einsehe, dass es für unsere Klöster gut wäre, wenn wir dort eine Niederlassung hätten. Es muss dies eine Versuchung sein. Vom Prior Covarrubias habe ich noch keinen Brief erhalten. Es wird schwer sein, dort ohne Erlaubnis des Bischofs ein Kloster zu gründen; denn dies verlangt mein Vollmachtsbrief und das Konzil. Ich glaube aber, dass wir eines bekommen werden, wenn außerdem nichts im Wege steht. Der Herr möge alles leiten!

Nach dem Feste der heiligen drei Könige werde ich von hier abreisen. Ich werde mich nach Ávila begeben, an jedem Orte, wie ich vorhabe, nicht länger als einen oder zwei Tage verweilen und dann sogleich nach Toledo gehen. Ich möchte die Klosterstiftung in Veas zum Abschluss bringen. Wo ich mich auch aufhalten werde, will ich Ihnen immer schreiben, wenn sich Gelegenheit zur Absendung des Briefes bietet. Empfehlen Sie mich um der Liebe willen unserem Herrn!

Seine Majestät vergelte Ihnen die Sorgfalt, mit der Sie sich der Schwestern in Salamanka annehmen! Es ist dies ein großes Liebeswerk, weil dabei Leiden nicht ausbleiben. Ich würde mich sehr freuen, dort sein zu können, allein wenn es sich nicht um eine Stiftung handelt, ist mir das Reisen sehr peinlich. Hätte ich keinen Auftrag, so würde ich nie reisen; auch habe ich mich immer nach dem zu richten, was gelehrte Männer mir sagen.

Das Haus, das Euere Gnaden im Auge haben, dürfte wohl zu weit entfernt sein. Ich glaube, dass der Besitzer des anderen Hauses zufrieden sein wird, wenn man ihm etwas mehr gibt. Die Lage ist vorzüglich, und die Schwestern können sich da ausbreiten. Auch die Kirche ist hübsch. Die Hauptsache ist doch die Lage; im übrigen mache ich mir wenig daraus, wenn man auch das ganze Gebäude abbrechen muss. Wollen Euere Gnaden mit dem Pater Rektor sich der Sache so annehmen, als ob sie sich auf unsere Liebe Frau selbst bezöge; wir werden uns dann darnach richten. Ich wünschte jedoch, dass Sie, bis ich von Veas zurückkomme, die Sache auf die eine oder andere Weise verzögern, so dass keine Nennung vorgenommen wird. Wenn möglich, werde ich im April kommen.

Über Ihre Unvollkommenheiten wundere ich mich nicht; denn ich finde an mir selber eine Menge, obgleich ich hier, was mir großen Trost gewährte, viel einsamer leben konnte als schon seit langem. Unser Herr gieße auch in Ihre Seele Trost, wie ich darum zu ihm flehe! Amen. Was jene Unvollkommenheit betrifft, von der Sie sprechen, so übertreiben Sie offenbar. Ich habe davon sowie auch von den übrigen schon etwas gehört. Aber meine Dankbarkeit und Ihr großer Eifer lassen mich über alles andere hinwegsehen, was ich in Wirklichkeit nicht bin. Gleichwohl will ich vorsichtig sein.

Die Priorin empfiehlt sich angelegentlich Ihrem Gebete. Es tut ihr leid, dass sie die Gnade so wenig erkannt hat, die ihr Gott dadurch erwies, dass Euere Gnaden sie besuchten. Jetzt erkennt sie diese. Heute ist der 6. Januar.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

74. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila

Veas, am 11. Mai 1575

Die Klosterstiftung in Sevilla, zu der sie sich auf Befehl des Paters Gracián begeben soll.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer Gnaden! Jeden Tag lerne ich die Gnade mehr schätzen, die mir der Herr dadurch erwies, dass er mir das große Gut zeigt, das im Leiden verborgen liegt. So wird es mir möglich, mit Ruhe die Dürftigkeit der Freuden ertragen zu können, die die Dinge dieser Welt gewähren; denn diese sind doch nur von kurzer Dauer.

Denken Sie sich; als ich eben in großer Eile mich anschickte, einen angenehmen Sommer entweder in Ávila oder in Valladolid zuzubringen, kam Pater Gracián hierher, der durch Verfügung des Nuntius Provinzial in Andalusien geworden ist, und den der Nuntius nach Erlass des Gegenbreves dahin sandte … Dieser Mann hat so vortreffliche Eigenschaften und ist so gut, dass es mich sehr freuen würde, wenn er Euerer Gnaden seine Verehrung bezeigen könnte, damit Sie sehen, ob ich mich an ihm täusche. Er selbst hat auch ein großes Verlangen, Sie kennenzulernen, seitdem ich mit ihm von dem Schutze sprach, den Sie dem Orden angedeihen lassen. Es war für mich ein großer Trost, an ihm einen so vortrefflichen Mann zu finden.

Wir werden am nächsten Montag nach Sevilla abreisen; die Entfernung beträgt fünfzig Meilen. Ich glaube wohl, dass Pater Gracián mich nicht mit Gewalt gedrängt hätte; allein er wünscht es so sehr, dass ich, wenn ich mich nicht seinem Wunsche fügen würde, voller Angst wäre, den Gehorsam zu übertreten, der mir immer teuer ist. Für mich ist diese Reise in der Tat etwas Beschwerliches, und ich habe wenig Freude, bei dieser Hitze den Sommer in Sevilla zuzubringen. Der Herr gebe, dass ihm dadurch gedient werde! Am anderen, was mich betrifft, liegt wenig. Ich bitte Euere Gnaden, mir den Segen zu erteilen, und vergessen Sie nicht, mich unserem Herrn zu empfehlen!

Von Sevilla aus, sagt man, fehle es mir nicht an Botengelegenheit, die ich hier vermisst habe, weil der Ort sehr abgelegen ist. Ich werde Ihnen von dort aus schreiben. Unser Herr gebe, dass Sie gesund bleiben, um was ich ihn immer bitte! Pater Julian, der mir sehr behilflich ist, tut dasselbe. Er entbietet Ihnen die ehrfurchtsvollsten Empfehlungen. Wir denken oft an Sie und an das Kloster zum heiligen Joseph sowie auch an die Ruhe, die ich dort genießen würde. Möge der Herr alles zu seinem Dienste gereichen lassen und Sie weit mehr als mich behüten!

Heute ist der Vorabend von Himmelfahrt.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Hier war ich gesund, ja ich bin Gott sei Dank noch gesunder als sonst gewöhnlich.

75. Brief - An die Mutter Agnes von Jesu, Priorin der unbeschuhten Karmelitinnen zu Medina del Campo

Veas, am 12. Mai 1575

Erste Zusammenkunft mit Pater Gracián und Vorbereitung zur Klosterstiftung in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Gepriesen sei Gott, dass Ihre Briefe hier angekommen sind! Denn ich hatte keine geringe Sehnsucht darnach. Daran erkenne ich, dass ich Sie mehr liebe als alle anderen Verwandten. Ihre Briefe kommen mir auch immer zu kurz vor. Es ist mir ein großer Trost, zu erfahren, dass Sie jetzt gesund sind. Der Herr erhalte Ihre Gesundheit, wie ich ihn darum bitte! Es tut mir sehr leid, dass Sie in dieser Beziehung immer geplagt sind neben den anderen Beschwerden, die das Amt mit sich bringt. Dieses Übel scheint mir jetzt ein anhaltendes zu werden, so dass die Anwendung eines außerordentlichen Mittels notwendig wird. Der Herr verleihe Ihnen, was Ihnen zum Besten ist!

O meine Mutter, wie sehr wünschte ich, dass Sie in diesen Tagen bei mir wären! Es ist keine Übertreibung, wenn ich Ihnen sage, dass diese Tage meines Erachtens die seligsten meines Lebens waren. Pater Magister Gracián war nämlich mehr als zwanzig Tage hier. Ich versichere Sie, dass ich den Wert dieses Mannes noch nicht ganz erkannt habe, so viel ich auch mit ihm verkehrte. In meinen Augen ist er ein ganz vollkommener Mann und für uns ein Gewinn, wie wir ihn nie hätten von Gott erbitten können. Euere Ehrwürden und alle Nonnen mögen darum Seine Majestät anflehen, dass sie uns ihn als Oberen gebe. Geschieht dies, dann kann ich die Leitung der Klöster ruhig seinen Händen anvertrauen. Ich habe in der Tat nie eine so hohe Vollkommenheit verbunden mit solcher Armut gesehen. Möge ihn Gott in seiner Hand halten und uns bewahren! Ich gäbe nicht um alles in der Welt das Glück hin, ihn gesehen und mit ihm solange verkehrt zu haben. Er wartete auf Pater Mariano, und wir freuten uns sehr, dass dieser solange nicht kam. Julian de Ávila und alle, die ihn gesehen, sind ganz entzückt über ihn. Er predigt wunderbar. Ich glaube ganz gewiss, dass er in der Vollkommenheit zugenommen hat, seitdem Sie ihn gesehen haben; die großen Prüfungen, die er durchzumachen hatte, mussten ihn sehr gefördert haben.

Der Herr hat die Dinge so geordnet, dass ich mit seiner Hilfe am kommenden Montag nach Sevilla reisen werde. Dem Pater Didakus werde ich Näheres darüber schreiben. Hier gebe ich nur den Grund meiner Abreise an. Das hiesige Kloster liegt in Andalusien, und Pater Magister Gracián ist für dieses Gebiet als Provinzial aufgestellt; ich bin ohne meine Absicht seine Untergebene geworden, und als solcher konnte er mir befehlen. Wir waren schon bereit, zur Klosterstiftung nach Caravaca zu gehen, da der Ordensrat die Erlaubnis dazu gegeben hatte. Allein da diese so gegeben war, dass sie für uns keinen Wert hatte, so wurde der Entschluss gefasst, sogleich die Reise nach Sevilla anzutreten. Es wäre für mich ein großer Trost, Sie mitnehmen zu können; allein ich erkenne, dass es abgesehen von anderen Unzukömmlichkeiten zum Nachteil Ihres Klosters wäre, wenn Sie es jetzt verlassen würden.

Ich denke, dass Pater Magister Gracián vor seiner Rückkehr Sie besuchen werde. Es hat ihn nämlich der Nuntius zu sich berufen, und bis Sie diesen Brief erhalten, wird er schon in Madrid sein. Ich bin gegenwärtig viel gesünder als gewöhnlich, und mein Befinden war hierzulande sehr gut. O wie weit angenehmer wäre der Sommer bei Ihnen als in der heißen Glut von Sevilla! Empfehlen Sie uns dem Herrn, sagen Sie allen Schwestern, sie möchten dasselbe tun, und bestellen Sie einen Gruß an sie!

In Sevilla wird es öfter Botengelegenheit geben als hier, und da werden wir uns auch häufiger schreiben. Ich schließe, indem ich Sie bitte, dem Pater Rektor und dem Lizentiaten meine Empfehlungen entrichten zu wollen. Sagen Sie ihnen, was im Gange ist, und bitten Sie diese Männer, für mich zu Gott zu beten. Ich empfehle mich allen Schwestern. Der Herr mache Sie heilig!

Heute ist der Tag der Himmelfahrt.

Die Schwester [Elisabeth vom] heiligen Hieronymus empfiehlt sich Ihnen. Sie geht mit noch fünf anderen sehr tüchtigen Nonnen nach Sevilla. Und jene, die als Priorin dort aufgestellt ist, eignet sich für dieses Amt vorzüglich.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Ich weiß nicht, warum man mit der Profeß der Schwester Johanna Baptista so sehr eilt. Warten Sie damit ein wenig; denn sie ist noch sehr jung. Wenn Sie jedoch anderer Meinung und mit ihr zufrieden sind, so mag sie Profeß ablegen. Ich meine aber, es wäre nicht unrecht, sie noch länger zu prüfen; denn sie schien mir etwas schwächlich zu sein.

76. Brief - An einen Herrn in Ávila

Sevilla, am 4. Juni 1575

Geldangelegenheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! In der Zeit der Not ist es etwas Vortreffliches, einen so guten Verwalter zu haben wie Sie. Eben setzt bin ich in großer Not. Darum bitte ich Sie, von dem Gelde, das Sie zur Verwahrung haben, dem Herrn Julian de Ávila soviel geben zu wollen, als Ihnen möglich ist. Es sind dies die Reisekosten, die man von ihm geliehen hat. Dieser Brief, mit meinem Namen unterzeichnet, mag als Empfangsbescheinigung gelten. Empfehlen Sie mich unserem Herrn, und auch ich werde trotz meiner Armseligkeit für Sie beten. Sagen Sie dies auch dem Herrn Magister und meiner guten Schwester, der Frau Katharina Daza. Ich fühle mich recht einsam in dieser Entfernung von denen, die ich so lieb habe. So muss man dieses Leben hinbringen. Wäre ich nicht zum beständigen Kreuztragen entschlossen, so würde mir das viele Beschwerden bereiten. Unser Herr verleihe Ihnen die Ruhe, die ich Ihnen wünsche, und große Heiligkeit!

Geschrieben am 4. Juni 1575 in diesem Kloster zum heiligen Joseph in Sevilla.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

77. Brief - An Pater Johann Baptist Rubeo (Rossi) von Ravenna, General der Karmeliten in Rom

Sevilla, am 18. Juni 1575

Bericht über die letzten Stiftungen. Verteidigung der unbeschuhten Karmeliten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer Wohlehrwürden!

In der vorigen Woche habe ich an Sie zwei ausführliche Briefe von gleichem Inhalt geschrieben und auf zwei verschiedenen Wegen gesandt, weil ich wünsche, dass einer von ihnen in Ihre Hände gelange. Gestern, am 17. Juni, übergab man mir zwei Briefe von Ihnen, die ich mit großer Sehnsucht erwartet hatte, den einen datiert vom Oktober, den anderen vom Januar. Obgleich sie nicht mehr so neuen Datums waren, wie ich es wünschte, so bereiteten sie mir doch großen Trost und ließen mich wissen, dass Sie sich wohl befinden.

Unser Herr erhalte Ihnen diese Gesundheit, wie wir, Ihre Töchter, in diesen Klöstern ihn unablässig darum bitten! Jeden Tag wird im Chore ein besonderes Gebet für Sie verrichtet, und außerdem lassen sich dies alle Schwestern angelegen sein; denn da sie wissen, wie sehr ich Sie liebe, und keinen anderen als geistlichen Vater erkennen, so tragen Sie innige Liebe zu Ihnen. Und es ist dies immerhin noch wenig; denn auf Erden haben wir kein anderes Gut; und da alle so zufrieden sind, können sie Ihnen als dem Begründer dieser Reform nicht genug danken.

Ich schrieb Euerer Wohlehrwürden über die Klosterstiftung in Veas, und wie man auch in Caravaca ein solches Kloster verlangt; aber die für die letztere Stiftung erteilte Erlaubnis enthielt eine derartige Klausel [dass ich sie nicht annehmen konnte. Daraufhin gab man mir die Erlaubnis wie für die Stiftung von Veas; man nimmt an, dass die Nonnen unter der Jurisdiktion Euerer Wohlehrwürden stehen, und so wird es für alle gut sein, wenn es Gott gefällt]. Auch setzte ich in meinem Schreiben die Gründe auseinander, warum ich zur Stiftung nach Sevilla gekommen bin. Möge es unserem Herrn gefallen, dass ich den Zweck meiner Bemühungen erreiche, nämlich die Angelegenheiten dieser Unbeschuhten ins reine zu bringen und zu verhüten, dass sie Ihnen Verdruss bereiten! Um diese Gnade flehe ich zu Gott.

Es diene Euerer Wohlehrwürden zur Kenntnis, dass ich, als ich mich nach Veas begab, zuvor genau mich erkundigte, ob diese Stadt nicht zu Andalusien gehöre; denn ich hatte nie den Gedanken, dorthin zu gehen [weil ich voraussah, dass es mir bei jenem Volke nicht gut gefallen werde]. Nun aber ist die Sache so, dass Veas zwar nicht zu Andalusien, aber doch zur Ordensprovinz gleichen Namens gehört. Ich erfuhr dies erst mehr als einen Monat nach der Stiftung des Klosters. Weil ich mich aber mit meinen Nonnen schon dort befand, so hielt ich es nicht für gut, dieses Kloster wieder aufzugeben. Dies war zum Teil auch die Ursache meiner Reise hierher. Wenn ich aber Euerer Wohlehrwürden schrieb, so war mein Hauptgrund der, Sie über die misslichen Verhältnisse aufzuklären, in denen sich unsere Brüder befinden. Denn obwohl sie ihre Angelegenheit zu rechtfertigen wissen und ich auch an ihnen nichts anderes wahrnehme, als dass sie wahre Söhne Euerer Wohlehrwürden sind und das Verlangen haben, Ihnen keinen Verdruss zu bereiten, so kann ich doch nicht umhin, ihnen einige Schuld beizulegen. Sie scheinen jetzt selbst einzusehen, dass es besser gewesen wäre, einen anderen Weg einzuschlagen, um Euere Wohlehrwürden nicht zu betrüben.

Ich hatte einen heftigen Disput mit ihnen, besonders mit Pater Mariano, der eine große Gewandtheit besitzt; Gracián aber ist wie ein Engel. Wäre dieser allein gewesen, so würden sich die Dinge anders gestaltet haben. Er ist nur auf Befehl des Paters Balthasar hierher gekommen, der damals Prior in Pastrana war. Ich versichere Sie, dass Sie sich freuen würden, ihn unter ihre Söhne zählen zu dürfen, wenn Sie ihn kennen würden. Denn ich weiß, dass er es ist; übrigens ist auch Pater Mariano Ihr Sohn.

Dieser letztere ist ein tugendhafter, der Bußstrenge ergebener Mann und hat sich durch seine vortrefflichen Eigenschaften die Achtung aller erworben. Euere Wohlehrwürden dürfen sicher überzeugt sein, dass nur der Eifer für die Ehre Gottes und das Wohl des Ordens ihn geleitet haben. Indessen war, wie schon erwähnt, sein Eifer übermäßig und ohne die nötige Umsicht. Dass er aus Ehrsucht gehandelt, finde ich nicht. Allein der Teufel bringt, wie Euere Wohlehrwürden selbst sagen, Verwirrung in diese Angelegenheiten, und so lässt sich jener Pater zu manchen Worten hinreißen [deren Tragweite er nicht voraussieht]. Ich habe selbst mehrmals solche Worte von ihm hören müssen; weil ich aber weiß, dass er ein tugendhafter Mann ist, so gehe ich darüber hinweg. Würden Euere Wohlehrwürden alle Entschuldigungen hören, die er [vorbringt], so würden Sie damit zufrieden sein. Dieser Tage sagte er mir, er werde keine Ruhe finden, bis er sich Ihnen zu Füßen werfen könne.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, wie diese beiden Väter mich gebeten haben, an ihrer Stelle Ihnen zu schreiben und Sie zu entschuldigen; denn sie selbst wagen es nicht. Dies habe ich schon getan, und somit will ich hier nichts weiter sagen, als was ich für meine Pflicht erkenne.

Mögen Euere Wohlehrwürden um der Liebe unseres Herrn willen glauben, dass ich alle Unbeschuhten miteinander für nichts hielte, wenn sie nur im mindesten durch ihren Ungehorsam Sie betrüben würden. Dies ist in Wahrheit so, und ich würde es als Beleidigung meiner eigenen Person ansehen, wenn man Euerer Wohlehrwürden irgendeinen Verdruss verursachte. Diese Väter haben meine Briefe nicht gesehen und werden sie auch nicht zu sehen bekommen. Doch habe ich dem Pater Mariano gesagt, ich wisse, dass Sie Nachsicht mit ihnen haben werden, wenn sie sich gehorsam erzeigten. Pater Gracián ist nicht hier. [Der Nuntius hat ihn, wie ich Euerer Wohlehrwürden schon schrieb, zu sich berufen.] Seien Sie überzeugt, dass ich beide nie mehr sehen noch auch hören wollte, wenn ich sie ungehorsam fände. Ich aber kenne keine so gehorsame Tochter Euerer Wohlehrwürden, wie diese sich Ihnen als gehorsame Söhne erzeigen.

Gestatten Sie jetzt, dass ich Ihnen meine Ansicht sage; und wenn es eine Torheit von meiner Seite ist, so verzeihen Sie mir! Was die Exkommunikation betrifft, so verhält es sich, wie Pater Gracián von Madrid aus an Pater Mariano schrieb, also: Der Provinzial, Pater Angelus, sagte zu Pater Gracián, er könne ihn nicht im Kloster behalten, da er exkommuniziert sei; deshalb begab sich dieser in das Haus seines Vaters. Als dies der Nuntius erfuhr, ließ er den Pater Angelus rufen, machte ihm heftige Vorwürfe und erklärte ihm, dass es eine Beschimpfung seiner Person sei, wenn man jene, die auf sein Geheiß sich hier befänden, für exkommuniziert betrachte; wer dies behaupte, den werde er strafen. Sogleich begab sich Pater Gracián in das Kloster; er ist noch dort und predigt in der Hauptstadt.

Mein Vater und Herr, es ist jetzt nicht am Platze, gegen diese Männer in solcher Weise vorzugehen. Dieser Pater Gracián hat einen Bruder, der als Sekretär des Königs in dessen Nähe und bei ihm sehr beliebt ist. Der König selbst hat, wie ich erfahren habe, [nichts dagegen, dass die Reform Fortschritte macht]. Die beschuhten Väter sagen selbst, sie wüßten nicht, wie Euere Wohlehrwürden gegen so tugendhafte Männer auf diese Weise verfahren mögen; sie wollten gerne mit den »Beschaulichen« verkehren; allein sie würden daran gehindert durch die Exkommunikation, die Euere Wohlehrwürden verhängt. [Doch diese Leute bleiben nicht beim Worte.] Vor Ihnen spricht man so, hier spricht man wieder anders. Sie gehen zum Erzbischof und sagen ihm, dass man nicht strenge vorzugehen wage, da man sich sogleich an Euere Wohlehrwürden wenden würde. Es sind dies sonderbare Leute. Ich, mein Herr, erfahre alles, das eine wie das andere, und unser Herr weiß, dass ich die Wahrheit rede; denn ich habe die Überzeugung, dass die Unbeschuhten Ihre gehorsamsten Söhne sind und sein werden. Euere Wohlehrwürden sehen nicht, was hier vorgeht; ich aber sehe es und sage es, weil ich Ihre Heiligkeit kenne und weiß, wie sehr Sie die Tugend lieben.

[Unserer Sünden wegen liegen die Angelegenheiten des Ordens hierzulande so, dass ich, nachdem ich dies gesehen, unsere Brüder in Kastilien noch für sehr gut halte. Seitdem ich hier bin, hat sich sogar eine sehr peinliche Sache zugetragen. Die Polizei fand nämlich zwei Ordensmänner in einem Hause, das in keinem guten Rufe stand, und führte sie öffentlich ins Gefängnis, was sehr zu tadeln war. Über menschliche Schwachheiten entsetze ich mich nicht, aber ich wünschte, man sähe mehr auf die Ehre. Dies geschah, seitdem ich an Euere Wohlehrwürden geschrieben. Man sagt jedoch, es sei gut, dass man diese Leute ertappt habe.]

Einige der Beschuhten kamen zu mir, um mich zu besuchen. Diese scheinen mir gut zu sein, vor allem der Prior, der ein sehr ausgezeichneter Mann ist. Er kam, um sich die Vollmachtsbriefe zeigen zu lassen, kraft welcher ich hier die Stiftung vorgenommen habe. Er hätte gerne eine Abschrift davon mitnehmen mögen, [allein ich bat ihn, keinen Prozess anhängig zu machen]. Er erkannte wohl, dass ich die Stiftung rechtmäßig vornehmen konnte. Denn in dem letzten Briefe, den Euere Wohlehrwürden mir nach der Ankunft der Visitatoren in lateinischer Sprache zusandten, gaben Sie mir die Erlaubnis, allerorts Stiftungen vorzunehmen. So werden die Worte des Briefes von den Gelehrten verstanden, da Euere Wohlehrwürden weder ein bestimmtes Kloster noch ein Königreich bezeichnen, noch überhaupt eine bestimmte Grenze festsetzen, sondern einfach sagen »allerorts«. Dazu erteilen Sie mir noch den besonderen Auftrag, Klöster zu gründen, der mich veranlasste, mich mehr anzustrengen, als meine Kräfte es erlaubten; denn ich bin schon alt und sehr ermüdet. Doch dies alles achte ich nicht, auch nicht die Mühseligkeiten, die ich im Kloster der Menschwerdung ausstehen musste. [Ich bin nie gesund gewesen und hatte auch nicht den Wunsch, es zu sein, was das Verlangen betrifft, von dieser Verbannung befreit zu werden, so war es freilich sehr lebendig, weshalb] mir der Herr alle Tage größere Gnaden erweist. Er sei gepriesen für alles!

Was die Brüder betrifft, die man aufgenommen, so habe ich mit Pater Mariano darüber schon gesprochen. Er erwiderte mir, dass dieser Pater Piñuela sich hinterlistigerweise mit dem Habit der Unbeschuhten habe bekleiden lassen, er sei nach Pastrana gegangen mit der Behauptung, Vargas, der Visitator von Andalusien, habe ihn eingekleidet. Später habe sich herausgestellt, dass er den Habit selbst genommen. Man geht schon lange davon um, ihn auszustoßen, und so wird es sicher auch geschehen. Der andere ist nicht mehr bei den Unbeschuhten.

Die Klöster wurden auf Befehl des Visitators Vargas gegründet kraft der ihm eigenen apostolischen Vollmacht. Denn hier hält man bei der Reform des Ordens die Gründung von Klöstern der Unbeschuhten für die Hauptsache. Darum gab auch der Nuntius in seiner Eigenschaft als Reformator dem Pater Anton von Jesu die Vollmacht, Klöster zu errichten. Dieser Pater aber handelte vernünftiger [als Vargas], da er nichts unternahm, ohne vorher Euere Wohlehrwürden um die Erlaubnis hiezu gebeten zu haben. Und wenn Theresia von Jesu in Andalusien gewesen wäre, so hätte man vielleicht besser auf diesen Punkt geachtet. Denn man verhandelte in der Tat nie über die Errichtung eines Klosters ohne die Zustimmung Euerer Wohlehrwürden, sonst wäre ich mit aller Entschiedenheit dagegen aufgetreten. In dieser Beziehung ging Pater Petrus Fernández, der Visitator von Kastilien, sehr taktvoll zu Werke, und ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er darauf achtete, Euere Wohlehrwürden in keiner Weise zu betrüben.

Der Visitator von Andalusien dagegen hat diesen Vätern so viele Vergünstigungen und so weitgehende Vollmachten erteilt und sie noch dazu gebeten, von ihnen Gebrauch zu machen, dass Euere Wohlehrwürden bei ihrer näheren Kenntnis einsehen würden, dass jene keine so große Schuld trifft. Sie sagen auch, dass sie trotz inständiger Bitten den Pater Kaspar sowie andere nie hätten aufnehmen noch in ein Freundschaftsverhältnis mit ihm treten wollen. Das Kloster aber, das sie dem Orden entzogen, hatten sie ihm bald wieder zurückgegeben. Und so bringen sie gar vieles zu ihrer Entschuldigung vor, woraus ich ersehe, dass sie nicht böswillig verfahren sind. Wenn ich aber die großen Leiden, die sie erduldet haben, und die Bußwerke, die sie üben, betrachte und sie als wahre Diener Gottes erkenne, so tut es mir wehe, sehen zu müssen, dass Euere Wohlehrwürden ihnen Ihr Wohlwollen entziehen.

[Die Klöster sind gegründet worden durch den Visitator, der dorthin Ordensmänner gesendet und ihnen mit den strengsten Vorschriften angeordnet hat, ihre Weisungen nicht außer acht zu lassen. Der Nuntius hat dem Pater Gracián Vollmachtsbriefe erteilt, um Ordnung zu schaffen, und ihn beauftragt, über die Klöster der unbeschuhten Karmeliten zu wachen. Euere Wohlehrwürden sagen selbst, dass man sich an das halten müsse, was die Visitatoren vorschreiben, und wie Sie wissen, gibt der Papst denselben Auftrag im Breve, das sie von ihrem Amte entbindet. Auch begreife ich nicht, wie man jetzt alles vernichten will. Und das ist nicht alles: wir haben, sagt man, in unserer Konstitution einen Satz, der dieser Vorschrift entspricht und die Weisung gibt, dass in jeder Provinz Klöster der Reform sein sollten. Wenn der ganze Orden diesen Artikel beobachten soll, dann begreift man hier dieses Vorgehen nicht. Was diese Ordensmänner betrifft, so werden sie als Heilige angesehen, welchen Grad der Tugend sie auch erreicht haben, und sie sind in der Tat rechtschaffene Männer, die ein Leben der strengsten Zurückgezogenheit führen. Es befinden sich unter ihnen Personen von hoher Abkunft, die sich dem Gebetsleben widmen. Mehr als zwanzig unter ihnen haben die Hochschule besucht, oder wie man das nennt, ich weiß es nicht, die einen hörten die Vorlesungen des kanonischen Rechtes, die anderen der Theologie und sie sind sehr begabt.]

In diesem Kloster [zu Sevilla] und in jenen zu Granada und Peñuela sind, wie ich gehört zu haben glaube, zusammen mehr als siebzig. Ich weiß nicht, was aus all diesen Ordensmännern werden soll und auch aus dem Rufe, den sie vor aller Welt genießen, denn man betrachtet sie als Heilige. Und wenn man gegen sie strenge vorgehen wird, dann werden wir es vielleicht alle bitter entgelten müssen. Überdies stehen sie beim König in hohem Ansehen, und der Erzbischof von hier sagt, dass sie allein wahre Ordensmänner seien. Wenn sie jetzt die Reform verlassen sollten, weil Euere Wohlehrwürden sie nicht dulden wollen, so geht das nicht an. Glauben Sie mir, dass man Ihnen da nicht beipflichten werde, wenn Sie dafür auch die wichtigsten Gründe von der Welt hätten. Denn diese Brüder wollen weder selbst Ihrer Obhut entzogen werden, noch wäre dies von seiten Euerer Wohlehrwürden recht, noch würde unserem Herrn ein Dienst erwiesen werden. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Seiner Majestät und vergessen Sie als wahrer Vater das Geschehene! Bedenken Sie, dass Sie ein Diener der seligsten Jungfrau sind und dass es diese beleidigen müsste, wenn Sie jene von Ihrer Obhut ausschließen würden, die mit ihrem Schweiße ihren Orden verbreiten wollen. Die Angelegenheiten stehen nun so, dass eine ernstliche Überlegung notwendig ist…

78. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Sevilla, am 19. Juni 1575

Dank für ein Bild, das Doña Agnes ihr geschenkt.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Ihnen!

Ich habe die Wohltat nicht vergessen, die Sie mir mit dem Bilde unserer Lieben Frau erwiesen, es ist sehr gut und gefiel Herrn Albornoz überaus. Und so bitte ich Sie, es dem Abgesandten des Paters Gracián zu übergeben, der ihn beauftragen wird, es mir sicher zu überbringen.

Ich habe nach bestem Vermögen gebeten, dass man Ihren und des Herrn Albornoz Wunsch erfülle; da ich in so weiter Ferne mich befinde, so weiß ich nicht, ob man die Angelegenheit, von der Sie mir nach Valladolid geschrieben, weiter behandelt. Ich bin, Gott sei Dank, gesund, und es geht mir gut in dieser Gegend, wohin der Gehorsam mich gerufen hat. Ich wünsche sehr, dass auch Sie gesund seien und immer mehr voranschreiten auf dem guten Wege im Dienste des Herrn.

Möge es Seiner Majestät gefallen, dass Sie im Guten erstarken und vom Getümmel des Hoflebens befreit werden, wenn auch den, der Gott liebt, nichts stört! Heute ist der 19. Juni.

Kloster zum glorreichen heiligen Joseph in Sevilla.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

79. Brief - An Anton Gaytán, Edelmann in Alba

Sevilla, am 10. Juli 1575

Die Klosterstiftungen zu Sevilla und Caravacci.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein guter Stifter! Bis gestern war der Maultiertreiber noch nicht angekommen. Gott gebe, dass ihn der Lizentiat hierher sendet! Denn er hat es mir fest versprochen. Ich werde ihn wieder daran erinnern, da es mir viele Sorge gemacht hat. In dem Pakete sende ich der Priorin ein Geldstück und lasse ihr sagen, sie möge das übrige daraufzahlen. Jetzt sind wir reich, und es hat uns wahrlich nie etwas gefehlt, wenn nicht damals, als ich ein sehr großes Verlangen trug, etwas zu besitzen, nämlich bei Ihrer Abreise.

Der Erzbischof kam zu uns und gewährte alles, was ich verlangte. Er gibt uns auch Getreide und Geld und erweist sich uns gegenüber sehr gnädig. Man bittet uns, das Kloster und die Kirche von Bethlehem anzunehmen; ich weiß jedoch nicht, was wir tun werden. Die Angelegenheit geht bis jetzt gut voran, die Nonnen mögen darum ohne Sorge sein. Sagen Sie es ihnen sowie auch meiner Schwester, der ich nicht schreiben will, bis ich ihr eine gute Nachricht von den Brüdern melden kann. Unterlassen Sie nicht, uns zu schreiben; denn Sie wissen, welchen Trost uns das gewährt.

Ich bin gesund, ebenso sämtliche Schwestern und die Priorin. Es herrscht jetzt eine ziemlich große Hitze, doch ist sie leichter zu ertragen, als die Sommerhitze in der Herberge von Albino, da wir ein Sonnendach im Hofe haben, das uns gut zustatten kommt.

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass die Erlaubnis für die Stiftung in Caravaca in derselben Weise gegeben wurde wie für die Stiftung in Veas. Da Sie Ihr Wort gegeben haben, so sorgen Sie auch für ein Mittel, um dieses Werk gut zu Ende zu führen. Ich versichere Sie, dass es mit der Stiftung nicht vorwärtsgehen wird, wenn nicht die Klosterstifter die Nonnen von Segovia holen. Wir können nichts tun, bis wir sehen, wie die Verhandlungen bei Hof ausgehen. Unser guter Freund, Don Teutonio, nimmt sich um die Angelegenheit sehr eifrig an, und wie es scheint, geht alles gut voran. Empfehlen Sie dieses Anliegen Gott und beten Sie für mich! Melden Sie der Mutter Priorin, der Thomasina und [der Schwester] vom heiligen Franziskus meine Empfehlungen!

Schreiben Sie mir, wie Sie unser kleines Ungeziefer und Ihre Haushälterin angetroffen haben und ob Ihr Haus schon eingefallen ist. Meine Empfehlungen an alle, an die Sie es für gut finden. Gott sei mit Ihnen! Ich habe ein großes Verlangen, Sie zu sehen, wenn ich dabei auch große Beschwerden auf mich nehmen muss. Seine Majestät mache Sie so heilig, wie ich sie darum bitte!

Heute ist der 10. Juli.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Nachdem der Nuntius zu Madrid den Brief gelesen hatte, in dem ich ihn um einige Religiosen bat, sagte er, dass er keineswegs die Absicht habe, diese Bitte zu gewähren. Besuchen Sie um der Liebe Gottes willen die Frau Marquise und ihre Schwestern sowie auch die Doña Mayor.

80. Brief - An König Philipp II. in Madrid

Sevilla, am 19. Juli 1575

Bittgesuch an den König um dessen Vermittlung zur Errichtung einer eigenen Provinz für die unbeschuhten Karmeliten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Majestät!

Als ich in größter Betrübnis die Angelegenheiten des heiligen Ordens unserer Lieben Frau unserem Herrn empfahl und die große Gefahr erwog, es möchte das von Gott begonnene Werk der Reform wieder vereitelt werden, da kam mir der Gedanke, es sei das beste Mittel zu unserer Rettung, wenn Euere Majestät davon Kenntnis erhielten, auf welches sichere Fundament endlich dieses Gebäude gegründet werden könne, damit dadurch auch die beschuhten Karmeliten gefördert werden würden.

Ich lebe bereits vierzig Jahre in diesem Orden, und wenn ich alles erwäge, so sehe ich klar, dass der Orden großen Schaden leiden wird, wenn nicht in kürzester Zeit für die unbeschuhten Karmeliten eine eigene Provinz errichtet wird; und ich halte es für unmöglich, dass ohne diese Errichtung die Reform Fortschritte machen kann. Weil nun dies in der Macht Euerer Majestät liegt und weil ich sehe, dass die seligste Jungfrau, unsere Liebe Frau, Euere Majestät zum Beschützer und Förderer ihres Ordens hat auserwählen wollen, darum habe ich es gewagt, diese Schritte zu tun und Euere Majestät um der Liebe unseres Herrn und seiner glorreichen Mutter willen zu bitten, Sie möchten die Anordnung treffen, dass wir eine gesonderte Provinz bilden sollen; denn dem Teufel liegt sehr viel daran, dies zu verhindern, so dass er nicht wenige Unzukömmlichkeiten vorspiegelt, obwohl nichts zu befürchten, sondern in jeder Hinsicht nur Gutes zu erwarten ist.

Es wäre uns sehr gedient, wenn bei diesem Anfange einem unbeschuhten Karmeliten, Gracián mit Namen, das Vorsteheramt übertragen würde. Ich habe ihn erst unlängst kennengelernt; ist er auch noch jung, so haben mich doch die ausgezeichneten Gaben, die unser Herr diesem Manne verliehen, und die großen Werke, die Gott durch ihn zum Heile vieler vollbracht hat, gar sehr zum Lobe des Herrn gestimmt. Und daher habe ich die Überzeugung, Gott habe ihn zu einer ganz besonderen Stütze unseres Ordens erwählt. Unser Herr möge die Angelegenheiten so leiten, dass Euere Majestät sich bewogen fühlen, dem Herrn diesen Dienst zu erweisen und die diesbezüglichen Anordnungen zu treffen!

Für die Gunst, die Euere Majestät mir durch die Erlaubnis zur Gründung des Klosters in Caravaca erwiesen haben, entbiete ich Ihnen meine dankbare Verehrung, (küsse ich Ihnen vielmals die Hand). Um der Liebe Gottes willen bitte ich Euere Majestät, mir meine Vermessenheit verzeihen zu wollen; denn ich erkenne, dass sie sehr groß ist. Wenn ich aber bedenke, dass der Herr die Armen erhörte und Euere Majestät seine Stelle vertreten, so glaube ich nicht, dass Sie meine Bitten ungnädig aufnehmen werden. Gott verleihe Euerer Majestät einen solchen Frieden und so viele Lebensjahre, als ich ihn darum bitte und das Wohl der Christenheit es erfordert!

Heute ist der 19. Juli.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

81. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Sevilla, am 12. August 1575

Die Ankunft ihrer Brüder Laurentius und Petrus in Sanlúcar de Barrameda.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine liebe Freundin, und schenke Ihnen Freude an Ihren Brüdern, die schon in Sanlúcar angekommen sind!

Heute hat der Kanonikus Cueva y Castilla einen Brief von ihnen erhalten, worin sie ihn ersuchten, dem Herrn Johann de Ovalle in Alba und mir in Ávila Mitteilung zu machen; sie glaubten nämlich, dass ich mich dort befinden würde. Ich denke mir, sie werden sich sehr freuen, mich hier zu treffen; allein die Freuden dieses Lebens sind alle mit Bitterkeit vermengt, damit wir uns nicht in sie versenken.

Es diene Ihnen zur Nachricht, dass der gute Hieronymus de Cepeda in Nombre de Dios wie ein Heiliger gestorben ist. Es werden nur Laurentius de Cepeda und Petrus de Ahumada kommen, dessen Frau, wie man mir berichtete, auch gestorben ist. Über diesen Todesfall kann ich nicht trauern; denn ich kannte ihre Lebensweise. Sie hatte sich schon seit langem dem innerlichen Gebete ergeben, und so war auch ihr Tod derart, dass nach dem Berichte dessen, der mir diese Mitteilung machte, alle darüber voll Staunen waren. Auch einen Knaben hat Laurentius durch den Tod verloren, weshalb er nur drei und die kleine Theresia mitbringt. Sie sind, Gott sei Dank, wohlbehalten angekommen. Ich schreibe heute an sie und sende ihnen einige Kleinigkeiten.

Binnen zwei oder drei Tagen werden sie, wie man mir sagt, hier ankommen. Ich glaube, dass sie sich freuen, wenn sie mich so in der Nähe antreffen. Ich bewundere die Fügungen Gottes, dass er mir jene, die mir so weit entfernt zu sein schienen, eben jetzt hierher führt. Ich schrieb heute an unseren Vater Gracián nach Madrid, und auf diesem ganz sicheren Wege geht auch dieser Brief, damit Sie diese Nachricht bald erhalten. Weinen Sie nicht um den, der im Himmel ist, sondern danken Sie dem Herrn, dass er die anderen hergeführt hat.

Nach meiner Ansicht soll sich Herr Johann de Ovalle nicht auf den Weg machen, bis ich mit meinem Bruder gesprochen habe. Fürs erste ist jetzt die Hitze hier sehr groß, und dann weiß ich nicht, ob mein Bruder nicht Geschäfte hat, die ihn lange in Sevilla zurückhalten. Ist dies der Fall, dann wird er vielleicht wünschen, dass auch Sie mit Ihrem Manne kommen, um dann zusammen heimzukehren. Ich werde dem Herrn Johann de Ovalle bald wieder schreiben und ihm sagen, dass ich sein Erscheinen verhindert habe und er erst dann kommen solle, wenn die Hitze etwas nachgelassen hat. Sagen Sie ihm meine besten Grüße und bitten Sie ihn, diesen Brief auch als an ihn geschrieben zu betrachten.

Auch teile ich Ihnen mit, dass dem Pater Gracián die Amtsgewalt über alle unbeschuhten Brüder und Nonnen sowohl in Andalusien als auch in Kastilien übertragen worden ist. Ein größeres Glück hätte uns nicht zuteil werden können. Er ist ein Mann, wie ihn Herr Anton Gaytán geschildert hat. Diesem sagen Sie von mir viele Grüße. Auch er möge diesen Brief als an ihn geschrieben betrachten; denn ich kann nicht mehr schreiben. Auch lasse ich der Mutter Priorin und allen Schwestern, in deren Gebete ich mich angelegentlich empfehle, meine Grüße übermitteln. Besuchen Sie in meinem Namen die Marquise und sagen Sie ihr, dass ich gesund bin. Übermitteln Sie der Doña Mayor meinen Glückwunsch zur Ankunft des Herrn Petrus de Ahumada, der, wie ich glaube, ihr sehr ergeben war. Viele Grüße an alle Schwestern. Senden Sie der Priorin von Salamanka diese Neuigkeiten und teilen Sie ihr mit, dass der Herr schon wieder eine andere Schwester zu sich genommen hat.

Seine Majestät erhalte Sie mir, meine Gebieterin! Ich verspreche Ihnen, ausführlicher zu schreiben, um Ihnen einige Gründe zu sagen, damit Sie ruhig und fröhlich sein können.

Heute ist der 12. August.

Den beiliegenden Brief, den ich jetzt schrieb, damit Sie ihn weitersenden, habe ich mit dem Datum 10 bezeichnet, und heute ist, wie ich glaube, der 12., der Tag der heiligen Klara. Sollte Pater Gracián zu Ihnen kommen, so werde ich alle Liebe und Freundlichkeit, die Sie ihm entgegenbringen, als mir erwiesen betrachten.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

82. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, 28. August 1575

Ankunft der Brüder der Heiligen aus Indien. Tugend des Don Laurentius de Cepeda. Angelegenheiten des Klosters Medina del Campo sowie einiger Nonnen. Wertschätzung des Paters Gracián. Über den Weg der Vollkommenheit. Geistliche Ratschläge.

Jesus sei mit Ew. Ehrwürden, meine Tochter! Es ist sonderbar, dass außer Ihren Briefen mich fast alle anderen (ich rede nicht von den Briefen der Beichtväter) langweilen und noch mehr deren Beantwortung; bei Ihnen aber ist mir das eine wie das andere angenehm. Besonders tröstet es mich, dass Sie, wie Sie sagen, sich gesünder fühlen. Gott sei in allem gepriesen!

Sie werden schon erfahren haben, dass meine Brüder mit den letzten Schiffen ankamen. Laurentius de Cepeda ist mir vor allen anderen lieb; ich sage Ihnen, er verdient, wenn er auch nicht mein Bruder wäre, schon ob seiner Tugend und seines Eifers im Dienste Gottes meine Liebe. Er ist eine sehr edle Seele. Zwar kam er sehr schwach an, doch er wird sich wieder erholen. Gottes Vorsehung hat es gefügt, dass ich hier bin; darob freut er sich immer wieder. In vielen Dingen bin ich ihm geworden… Kurz und gut, ich ertrage es viel leichter. Theresia mag acht Jahre zählen, sie ist sehr reizend und liebenswürdig.

Er will den Winter über hierbleiben, um sich nicht von mir trennen zu müssen. Ich habe angeordnet, dass meine Schwester und ihr Gemahl zu ihm kommen und in seinem Hause Wohnung nehmen, wenn er sich nach Madrid begibt, was er unbedingt tun muss. Er hat hinreichende Mittel, um gut leben zu können, und fühlt Überdruss an allen Dingen. Seine Freude wäre die Einsamkeit. Gott schenkt ihm viele Gnaden. Beten Sie in Ihrem Kloster für ihn, dass Gott ihm ein ruhiges Plätzchen schenke… Ich will nun Ihren Brief beantworten, den ich… Es sind viele Briefe angekommen, die der Beantwortung harren, besonders von Medina.

Dieses Haus hat mir von jeher Sorge gemacht, und jetzt hat man sich an Asensio gewandt, er möchte die größere Kapelle nehmen, damit Doña Helene ihr Haus zu einer Kirche gestalte. Wir sind ihr zu vielem Dank verpflichtet, und es wäre für die Nonnen so notwendig, jenen Chor zu verlassen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll; wer hat den Nonnen in den Kopf gesetzt, sich in die Angelegenheiten fremder Häuser einzumischen?

Wenn auch Ew. Ehrwürden auf Ihr Haus sehr stolz sind, so möchte ich Ihnen doch sagen, dass man jene Nonne, von der Sie soviel zu reden wissen, nicht zurückhalten könne, wenn sie dort sich zurechtgefunden hat; denn was geschehen ist, ist von weit größerer Bedeutung. Seien Sie nicht so spitzfindig. Es genügt, wenn Sie sich um Ihr eigenes Haus kümmern. Sie würden großen Schaden stiften, wenn sie jene zurückhielten.

Seien Sie überzeugt, dass diese Rücksichten wenig Wert haben, wo es sich um den Gewinn vieler Seelen handelt. Wenn man sie dorthin schickt, wo man sie nicht kennt, so ist alles in Ordnung.

Glauben Sie ja nicht, dass sie überall alles findet, was sie sucht; es gäbe an manchen Orten keine Nonnen, wenn man soviel Rücksicht nähme. Im Anfang (der Gründungen) und aus finanziellen Gründen muss man bisweilen Nachsicht haben, wie es im Kloster zu Ávila und überall geschehen ist, und auch bei Ihnen muss man so handeln, sonst würden Sie keine Nonnen bekommen. Wenn ich es anfangs gewusst hätte, so hätte ich sie nicht aufgenommen; aber jetzt lässt sich nichts mehr ändern. Es war nicht gut, die anderen zu beunruhigen, ohne es mich wissen zu lassen. Sie wussten doch, dass ich sie aufgenommen habe, und es ist klar, dass ich mir bewusst war, dass Sie damit über die herkömmliche Zahl hinauskommen. Haben Sie kein Bedenken, dass es an einem Kloster fehle, wohin Sie diese schicken können.

Es ist doch sonderbar, dass Sie meinen, alles zu wissen, und dabei vorgeben, demütig zu sein. Sie haben nur Ihr eigenes Haus im Auge und nicht das, was für alle Häuser wichtig ist. Das ist der Anfang zur Unruhe und die Gefahr, alles zugrunde zu richten. Ich wollte diese Nonne nicht dorthin schicken, sondern eine Verwandte des Paters Olea, die nun nicht mehr gehen will. Es würde sich gut ausnehmen, ein Geschäft vornehmen zu müssen und darauf zu bestehen, um dann so hartnäckig zu sein, wie noch nie eine Priorin noch auch eine der übrigen Schwestern mir gegenüber war. Ich gestehe Ihnen, daran würde die Freundschaft in Brüche gehen.

Wissen Sie, es missfällt mir, wenn Sie meinen, niemand könne die Verhältnisse so überblicken wie Sie. Dies hat, wie ich sagte, darin seinen Grund, dass Sie nur Einblick in Ihr eigenes Haus haben und sich nicht… kümmern um das Wohl der vielen anderen. Es genügt nicht, dass Sie großmütig sind, Sie müssen auch den anderen zeigen, dass Sie so sind. Vielleicht ist sie heiliger als jede andere. Ich weiß nicht, wie man sich auf seinen vermeintlichen Geist so viel einbilden kann. Wenn Sie scheu würden, wie es hier steht, wenn man ein Amt inne hat oder Verkäufe machen muss, und wie die Schwestern mit großer Demut über sich selbst denken, Sie würden staunen. Es ist gut, alles im Auge zu behalten, aber nicht soviel Wesens daraus zu machen. Niemand wird es mir begreiflich machen können, dass dies von Demut kommt. Ich weiß nun, dass ich die ganze Schuld habe, da ich mir von ihm nicht Aufschluss geben ließ, wie sie sei. Da er mir schon eine ausgezeichnete Nonne gegeben hat, so glaubte ich, dass diese auch so sei. Alles hat sich zum Guten gewendet; denn sicher verdanken wir ihm viel.

… die Freundschaft, die mich mit ihm verbindet, so dass er sich wundern würde über das, was vorgeht. Ich konnte nicht anders handeln, und ich bereue es auch nicht. Wenn Sie an ihm Fehler finden, so kommt dies entweder daher, dass Sie ihn selber in der Nähe haben oder weil Sie wenig mit ihm verkehren. Ich sage Ihnen, dass er ein Heiliger, ein wenig unternehmungslustig, aber sehr bedächtig ist. Ich habe darüber schon meine Erfahrung, und in seine Obhut muss man mehr als Bücher geben. Er sagt, dass ich unter seiner Leitung nicht mehr an meinen Vater Pater Damian denke. Der Grund ist, weil der eine so verschieden ist vom anderen, dass … eine Freundschaft, die nur auf das Heil der Seele abzielt. Man verkehrt mit ihm wie mit einem Engel, und er ist es auch und war es immer. Und - wem auch der genannte Pater ebenso veranlagt ist, so weiß ich doch nicht, woher die Versuchung gekommen ist, dass ihr Einfluss so ganz verschieden ist. Gepriesen sei Gott, dass es ihm besser geht! Sagen Sie ihm meine Empfehlungen.

O welche Behandlung wird ihm von jener zuteil, die da sagt, dass es ihr dort schlimmer geht als mir! Ich sehe wohl ein, dass dies nur Befürchtungen von mir sind, Befürchtungen, er möchte die hl. Freiheit verlieren. Indessen weiß ich sicher, dass ich mir, falls es keine Undankbarkeit ist, nichts daraus machen würde, wie es mir auch nicht nahe geht, dass er sich jetzt dort befindet. Wissen Sie, seit ich dort war, erfreue ich mich einer größeren Sicherheit als damals, als er in meiner Nähe war. Es hat mir Vorteil gebracht und jeden Tag… denn diese Freundschaft gibt, wie ich sagte, mehr Freiheit. Es ist etwas ganz anderes, wenn ein Freundschaftsband nicht vom eigenen Willen kommt, sondern aus der Erkenntnis, dass man, wie schon erwähnt, den Willen Gottes vollzieht.

Warum sagen Sie mir nicht, ob das kleine Buch dem gefallen, der sagte, es sei das große gut gewesen. Geben Sie mir an, was weggelassen werden soll. Ich habe mich sehr gefreut, dass man sie nicht verbrannte, und ich würde mich freuen … vielen Seelen Nutzen schafft als mir. Denn was will ich denn sonst? Ich suche die Ehre meines Herrn, dass viele ihn verherrlichen, und es war gewiss mein Wunsch, dass man meine Armseligkeit kennenlerne.

Eines was mich hier zufrieden macht und es noch mehr machen soll, besteht darin, dass ich hier nicht wie dort jenem Schein der Heiligkeit ausgesetzt bin! Das lässt mich leben und handeln, ohne fürchten zu müssen, dass eines Tages dieses Luftschloß über mir zusammenstürzt.

Es würde mich indes betrüben, wenn es in anderer Beziehung schlimmer stünde. Grüßen Sie ihn vielmals. Ich sage Ihnen, dass es mich hart ankommt, dass ich ihm nicht schreiben kann. Er möge keine Furcht haben, dass jemand die Freundschaft störe, die mich soviel gekostet hat. Bezüglich der Angelegenheit der Katharina von Jesu wird Pater Gracián schon dort gewesen sein. Ich schrieb ihm, er möchte sie sich genau ansehen, und Ew. Ehrwürden werden mit ihm gesprochen haben.

Es gereicht mir zum größten Trost, dass er Rechenschaft gibt … Heute ist das Fest des hl. Augustin; damit Sie nicht das Datum suchen, füge ich es nochmal an.

Es will eine Kandidatin eintreten, die reich und fromm ist. Wenn sie eintritt, werden wir sogleich darangehen, ein Haus zu suchen. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass viele der hiesigen Schwestern sticken; jene, die eben eintrat, hat sehr geschickte Hände.

Ew. Ehrwürden

Theresia von Jesu, Karmelitin

Haben Sie acht, diese Heftchen wohl zu verwahren. In einigen stehen gute Anweisungen bezüglich der Profeß sowie auch, wie man sich bei Versuchungen zu verhalten hat. Lassen Sie diese meine Casilda lesen! Schicken Sie diesen Brief wohlverwahrt an Doña Guiomar; denn ich darf immer Briefe schreiben, und sie verschwinden wieder, und dann beklagt man sich… der Subpriorin… vom Kreuze wollen Sie mitteilen, dass ich viele Briefe schreiben musste, weshalb ich ermüdet bin…

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria Baptista.

83. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Kastilien

Sevilla, am 27. September 1575

Das diesem Pater durch den Nuntius übertragene Amt eines Visitators.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater! Weil Euere Paternität wahrscheinlich schon auf dem Wege hierher sein werden und dieser Brief Sie nicht mehr in Madrid antreffen wird, so will ich mich kurz fassen. Gestern war der Provinzial der beschuhten Karmeliten mit einem Magister bei uns. Bald darauf kam auch der Prior, und etwas später ein anderer Magister. Tags zuvor war Pater Kaspar Nieto da. Ich finde sie alle bereit, Euerer Paternität Gehorsam zu leisten und Ihnen bei Abstellung jedweden Missbrauches behilflich zu sein, wenn Sie nur nicht in anderen Stücken zu weit gehen. Ich versicherte sie, dass Euere Paternität, soweit ich Sie kenne, mit Milde verfahren werden, und sagte ihnen meine Ansicht.

Die Antwort, die sie auf das Motu proprio gegeben, hat mir nicht missfallen. Ich hoffe zu unserem Herrn, es werde sich alles gut machen. Der Pater Elias ist der ruhigste und hat auch am meisten Mut. Ich glaube, dass Euere Paternität vieles erreichen werden, wenn Sie ohne Geräusch und Milde zu Werke gehen. Man muss nicht alles an einem Tage fertig haben wollen. Ich halte dafür, dass sich unter den Beschuhten in Andalusien in der Tat sehr vernünftige Männer befinden; möchten auch die in Kastilien so sein! Es soll Ihnen zur Kenntnis dienen, dass Makarius, nach dem, was ich erfahren, sehr grimmig ist, so dass ich um sein Seelenheil sehr bekümmert bin. Man schreibt mir, er werde sich nach Toledo begeben. Ich habe mir gedacht, er werde vielleicht sich in seine Höhle begeben, weil dort die Visitation schon vorüber ist, um mit meinem Eliseus nicht zusammenzutreffen. Möchte letzteres auch nicht geschehen, bis er wieder mehr bei Vernunft ist! Wahrhaftig, ich gerate sehr in Furcht, wenn ich gute Seelen in solche Täuschung fallen sehe.

Betreffs der Theresita befragte man den Doktor Henriquez, einen der tüchtigsten Gelehrten der Gesellschaft Jesu. Dieser sagt, dass unter anderen Entscheidungen des Kardinalkollegiums zur Erklärung des Konzils, die man ihm zugesendet, auch die folgende sei: Es dürfe keiner Person unter zwölf Jahren das Ordenskleid gegeben werden, zur Erziehung jedoch dürften solche im Kloster sich aufhalten. Dasselbe hat auch der Dominikaner, Pater Balthasar, gesagt. Theresita ist nun schon mit dem Habit im Kloster gleichsam wie ein kleiner Poltergeist des Hauses. Ihr Vater weiß sich nicht zu fassen vor Freude, und alle Schwestern haben großes Wohlgefallen an ihr. Sie ist sozusagen wie ein Engel. In den Rekreationsstunden weiß sie die Schwestern vortrefflich zu unterhalten; sie erzählt ihnen von den Amerikanern und vom Meere besser, als ich es könnte. Es hat mich gefreut, dass sie ihnen nicht zur Last fällt. Ich wünsche schon, dass Euere Paternität sie sehen. Gott hat ihr eine große Gnade erwiesen, und sie hat dies wohl Ihnen zu verdanken. Nach meiner Ansicht gereicht es zur Ehre Gottes, dass diese Seele nicht inmitten der Eitelkeiten der Welt erzogen wird. Ich erkenne nun die Liebe, die Euere Paternität mir erwiesen haben; denn abgesehen davon, dass diese ohnehin schon groß iß, erscheint sie mir jetzt noch viel größer, da Sie mich vor Gewissensbissen bewahrt haben.

Jetzt glaube ich wohl einige Liebe zu haben; denn so peinlich mir auch Ihre Abwesenheit ist, so wäre es doch eine Freude für mich, wenn Sie noch einen Monat länger ausbleiben für den Fall, dass man Ihnen das Kloster der Menschwerdung zur Visitation zuwiese und es dadurch gefördert werden würde. Schon acht Tage würden genügen, wenn Sie den Pater Johannes vom Kreuze als Vikar dort ließen. Ich weiß genau, wie es mit diesem Kloster steht; sobald diese Nonnen ein Oberhaupt sehen, ergeben sie sich gleich, wenn sie auch anfangs viel Lärm dagegen erheben. Sie dauern mich sehr, und wenn der Nuntius ein großes Werk vollbringen will, so muss er auf diese Weise vorgehen. Gott wolle dort Hilfe schaffen! Denn er kann es.

Es ist jetzt bei Laurentia bezüglich ihrer Beichtväter nicht mehr so wie einstmals. Früher fand sie bei ihnen all ihren Trost, jetzt gar keinen mehr. In welch feiner Weise weiß unser Herr sie doch abzutöten! Sie fürchtet, sie werde die Leitung des Beichtvaters, den ihr der Herr gegeben, wenig genießen können wegen der vielen Schwierigkeiten, in denen er sich befindet.

Wir haben hier jetzt noch eine Hitze wie in Kastilien im Monat Juni, ja sie ist noch größer. Euere Paternität haben gut getan, dass Sie Ihre Reise hierher verschoben haben. Dem guten Padilla habe ich wegen des Klosters der Menschwerdung geschrieben. Ich bitte Sie, dies meinem Vater Olea sagen und ihm einen freundlichen Gruß von mir melden zu wollen. Drei Briefe habe ich an ihn geschrieben; fragen Sie ihn, ob er sie erhalten hat. O Jesus, wie wenig wäre notwendig, um so vielen Seelen zu helfen! Ich staune, wie ich jetzt wünschen kann, Euere Paternität in diesen Mühseligkeiten zu sehen. Denn das ist eines von den Dingen, vor denen ich mich immer am meisten entsetzte. Jetzt kann ich es leichter ertragen. Gott leihe dazu seine Hand und erhalte Euere Paternität.

Heute ist der 27. September.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

84. Brief - An Pater Gracián in Kastilien

Sevilla, im Oktober 1575

Empfehlungen, die Priorin im Amte zu belassen und Versetzungen nicht mehr zu gestatten.

… Meiner Ansicht nach ist es besser, eine beliebige Nonne dieses Klosters als Priorin zu nehmen, als sie von anderswoher kommen zu lassen….

Jegliche Erwägung muss zurückstehen hinter jener, die sich auf das Heil einer Seele bezieht. Aber wenn es sich um die körperliche Gesundheit handelt, so heißt es, großen Unannehmlichkeiten die Türe öffnen, wenn man diesen häufigen Wechsel von einem Kloster ins andere gestattet. Solche gibt es viele, wie ich Ihnen neulich geschrieben habe; ich habe Ihnen sogar angegeben, wie viele dieser Art ich fand…

85. Brief - An Pater Gracián in Toledo

Sevilla, im Oktober 1575

Einiges über die Leitung der Klöster der unbeschuhten Karmelitinnen.

….« Euere Paternität würden dem Kloster eine große Wohltat erweisen, wenn Sie dieselbe dort ließen, falls sie zu bleiben wünscht. Andernfalls versetzen Sie dieselbe hierher. Denn sie könnte dann mit den anderen Nonnen bis Malagón reisen. Ich wünsche wahrhaftig nicht, dass Sie mir einen solchen Gefallen erweisen. Kein Kloster bedarf so talentvoller Nonnen in dem Grade wie das zu Toledo. Die Priorin daselbst ist bald am Ende ihres Priorats. Allein ich glaube nicht, dass sich eine andere findet, die für dieses Kloster besser geeignet wäre als sie, obgleich es mit ihrer Gesundheit sehr schlecht steht. Sie ist voll Aufmerksamkeit und besitzt, wenn sie auch eine Freundin der Katzen ist, viele Tugenden. Weil ihr aber das heiße Klima offenbar verderblich ist, so kann sie, wenn Euere Paternität es für gut halten, auf ihr Amt verzichten, so dass man zu einer neuen Wahl schreiten wird. Ich weiß übrigens nicht, wer als Priorin dorthin gehen könnte; denn die Schwestern lieben sie fast alle so sehr, dass sie nach meinem Dafürhalten sich an keine andere gewöhnen, obwohl es an einer oder der anderen, die sich mit ihr schwer tut, nicht fehlen wird; denn solche gibt es.

Überlegen Sie dies, mein Vater, und seien Sie versichert, dass ich die weiblichen Schwachheiten besser kenne als Sie. Es ist durchaus nicht in der Ordnung, dass Euere Paternität irgendeine Nonne, sei es eine Priorin oder eine Untergebene, merken lassen, es gebe eine Misslichkeit, sie aus ihrem Kloster in ein anderes zu versetzen, es geschehe denn aus Anlass einer neuen Stiftung. Und selbst in diesem Falle richtet die Hoffnung auf eine Versetzung wahrhaftig so viel Unheil an, dass ich schon oft gewünscht habe, es möchten doch diese Stiftungen einmal ein Ende nehmen, damit alle für immer ruhig wären. Glauben Sie mir, dass dies Wahrheit ist, und auch nach meinem Tode soll man es nicht vergessen; denn der Teufel will bei Nonnen, die in Klausur leben, nichts mehr, als dass sie sich in den Kopf setzen, es sei so etwas möglich. Darüber gäbe es vieles zu sagen. Ich habe zwar von unserem Pater General, den ich darum ersuchte, die Vollmacht erhalten, eine Nonne, deren Gesundheit eine Gegend nicht zusagt, in eine andere versetzen zu dürfen; nachdem ich aber so viele dabei vorkommende Missstände gesehen, bin ich der Ansicht, es nicht zu gestatten, wenn nicht das Wohl des Ordens es erfordert. Denn es ist besser, dass einige sterben, als dass alle Schaden leiden.

Wir haben gegenwärtig noch kein einziges Kloster, in dem die Zahl schon voll wäre. In einigen gehen noch viele ab, in Segovia meines Wissens drei oder vier, und ich habe, wie ich meine, bisher streng darauf gesehen. Als wir von Malagón die Nonnen mitnahmen, die für die hiesige Stiftung notwendig waren, gab ich der Priorin, ich weiß nicht wie viele, Vollmachten zur Aufnahme anderer Nonnen und legte ihr sehr ans Herz, recht vorsichtig dabei zu Werke zu gehen. Nehmen Euere Paternität ihr diese Vollmachten! Denn es ist besser, dass man sich bei jeder Aufnahme an Sie wende. Glauben Sie mir, mein Vater, dass ich jetzt gar nicht mehr beunruhigt bin, da ich sehe, mit welcher Sorgfalt Sie sich darum annehmen. Denn es wird mir ein großer Trost sein, dieser Sorge für die Leitung der Klöster los zu werden. Wie jetzt die Verhältnisse liegen, kann man auch auf bessere Ordnung sehen; aber als man die Klöster gründete, ohne jemand zu haben, und man einige (Nonnen) bald da, bald dort nötig hatte, konnte man nicht anders, als denen manches nach Wunsch zu tun, die sich dazu herbeiließen. Seneka bekennt mit größter Freude, er habe an seinem Vorgesetzten mehr gefunden, als er sich hätte wünschen können. Er ist voll Dank gegen Gott, und was mich betrifft, so möchte ich nichts anderes tun als ihn lobpreisen. Die göttliche Majestät erhalte Sie uns noch viele Jahre! Ich versichere Sie, dass mir Ihr öfteres Stürzen unangenehm ist; es wäre gut, wenn man Sie festbinden würde, damit Sie nicht mehr vom Lasttiere stürzen können. Ich weiß nicht, was für einen Esel Euere Paternität als Reittier haben, noch auch, warum Sie zehn Meilen an einem Tage reisen müssen; es ist ja fast zum Umbringen, einen solchen Weg auf dem Saumsattel zu machen. Es tut mir leid, wenn Sie deswegen gestürzt sind, weil Sie wegen der schon beginnenden Kälte mehr Kleider mitschleppen mussten. Der Herr gebe, dass dieser Unfall Ihnen nicht geschadet habe! Weil Ihnen doch an der Förderung der Seelen viel gelegen ist, so bedenken Sie, welch ein Nachteil für viele daraus erfolgen müsste, wenn Sie erkrankten; darum sorgen Sie um der Liebe Gottes willen für Ihre Gesundheit. Elias ist jetzt furchtloser. Der Pater Rektor und Pater Rodrigo Alvarez haben die beste Hoffnung, dass alles sehr gut vonstatten geht. Mich hat alle meine frühere Furcht verlassen, und ich könnte keine mehr haben, wenn ich auch wollte. In diesen Tagen stand es mit meiner Gesundheit schlecht. Ich habe deshalb ein Führmittel eingenommen; denn es war nicht mehr zum Ertragen. Im übrigen war ich seit vier Monaten gesund.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

86. Brief - An einen ihrer Beichtväter in Salamanka

Sevilla, am 9. Oktober 1575

Bitte, sich um den Kauf eines Hauses für die Karmelitinnen in Salamanka anzunehmen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein lieber Vater und Lehrmeister!

Pater Julian de Ávila und Herr Magister haben mir bezüglich des Hauses des Johann de Ávila de la Vega geschrieben, das verkauft wird. Es gefällt uns sehr gut sowohl wegen des Preises, der, wie Pater Julian de Ávila mir mitteilt, etwas über tausend Dukaten beträgt, als auch wegen der Lage selbst, die für uns herrlich ist. Aber wie dem auch sei, es würde uns genügen, wenn wir bei Ihnen wären.

Das Mauerwerk ist meiner Meinung nach so alt, dass man es unverzüglich wird ausbessern lassen müssen. Das hat jedoch wenig Bedeutung, da wir Platz und auch einen Brunnen haben. Ich bitte Sie, sich dieser Angelegenheit ohne Verzug annehmen zu wollen; handeln Sie jedoch in der Weise, dass Sie kein großes Verlangen zeigen, [dieses Geschäft] abzuschließen, damit man den Preis nicht erhöht.

Mein Bruder begibt sich nach Madrid. Dort werden Sie ihm mitteilen können, er möge Ihnen die Vollmacht schicken. Gott leite alles! Für uns wäre es ein großer Trost, endlich in einem Hause zu sein, das uns gehört. Da ich viele Briefe zu schreiben habe, muss ich mich kurz fassen. Möge Sie Gott viele Jahre in meiner Liebe erhalten und mir gewähren, Sie zu sehen!

Mir scheinen die Dinge hier derartig schlecht zu stehen, dass ich fürchte, hier länger bleiben zu müssen. Meine Gesundheit ist vorzüglich.

Mein Bruder lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Heute ist der 9. Oktober.

Ihre unwürdige Dienerin und aufrichtige Freundin

Theresia von Jesu

87. Brief - An eine Verwandte der Heiligen in Ávila

Sevilla, am 24. Oktober 1575

Ankunft ihrer Verwandten in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Heute ist meine Schwester mit ihrem Manne und ihren Kindern hier angekommen, um meinen Bruder Laurentius zu besuchen. Dieser war aber in die Hauptstadt gereist, hatte jedoch seine Kinder hier gelassen und wird wieder zurückkehren, um hier den Winter zuzubringen. Von hier aus wird er unmittelbar nach Ávila sich begeben. Er kam recht schwach und krank dahier an, jetzt befindet er sich besser. Wir haben von Ihnen gesprochen. Augustin ist dort geblieben.

Die Schwester Beatrix von Jesu hat eine solche Liebe zur Priorin in Malagón, dass sie mich dringend bat, sie von dort nicht wegzunehmen. Sie war nie recht gesund; der Herr verleihe ihr gute Gesundheit! Alle sind mit ihr und ihren Eigenschaften sehr zufrieden. Nicht so bin ich es mit Herrn Ludwig de Cepeda, der mir wohl zuweilen Nachricht von sich zugehen lassen könnte. Von der Elisabeth vom heiligen Paulus habe ich heute einen Brief erhalten. Gott mache Sie und die Beatrix zu seinen Dienerinnen, und Sie erhalte er noch viele Jahre! Ich bin hier gesünder, als ich es dort gewesen. All den dortigen Herrschaften empfehle ich mich vielmals. Heute ist der 24. Oktober.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

88. Brief - An Doña Agnes Nieto in Alba de Tormes

Sevilla, am 31. Oktober 1575

Empfehlung ihres Neffen Don Gonzalo de Ovalle.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Den beiliegenden Brief habe ich schon vor mehreren Tagen geschrieben. Dieser enthält ein Bittgesuch an Herrn Albornoz, er möge die Güte haben, sich nach Kräften für meinen Neffen Gonzalo zu verwenden. Da ich weiß, dass auch Sie etwas zu erreichen vermögen für Ihre und Ihres Gemahls Dienerin, so bitte ich Sie sehr, mich in dieser Angelegenheit unterstützen zu wollen. Ich schrieb nämlich an meine Gebieterin, die Herzogin, und bat Ihre Exzellenz, den Gonzalo als Pagen anzunehmen; denn er scheint mir ganz geeignet dazu, und ich weiß, dass Herr Albornoz viel vermag. Da aber viele sich melden werden, so fürchte ich sehr, man werde ihn zu dieser Stelle nicht zulassen mit der Ausrede, dass er schon zu groß für einen Pagen sei. Würde ich erkennen, dass dies zur Ehre Gottes gereichte, so würde ich mir darüber keine Sorge machen; aber in Italien steht es gefährlich, weshalb er dorthin nicht kann. Die göttliche Majestät, in deren Macht es liegt, leite diese Angelegenheit und verleihe Ihnen eine glückliche Niederkunft!

Ich freute mich sehr, von meiner Schwester so ausführliche Nachrichten über Sie und Ihren lieben Engel zu erhalten. Gott wolle uns behüten und ihm und Ihnen das verleihen, um was ich ihn bitte! Je öfter ich das Bild, das Sie mir geschickt haben, betrachte, desto hübscher kommt es mir vor; die Krone ist ganz wunderlieb. Ich habe im Sinne, es mit mir zu nehmen, wenn ich wieder zurückkehre. Heute ist der letzte Oktobertag.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

89. Brief - An Pater Gracián in Sevilla

Sevilla, Mitte November 1575

Eine große Gewissensangst der Heiligen. Sie verlangt zu beichten, um kommunizieren zu können. Seelenleiden der Heiligen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater!

Oh, wenn Sie sähen, wie niedergeschlagen und von Ängstlichkeiten erfüllt ich heute bin! Ich versichere Sie, dass ich mich sehr elend fühle, und das Schlimmste ist, dass ich mich niemals bessere. Ich habe heute dem Bischof erzählt, was Pater Angelus in Alba angeordnet hat; er war der Ansicht, dass das keine Bedeutung habe. Und was hätten wir nach seiner Ansicht Übles zu fürchten, wenn dieser Pater die Leitung unserer Klöster bekäme? Worin könnte er uns schaden?

Ich hielt es außerdem für nötig, mit ihm darüber zu sprechen, was sich in Medina ereignet hat, in Anbetracht dessen, dass diese Patres nicht heimlich handeln; es war sehr vorteilhaft, dass er auch von anderer Seite über gewisse Dinge aufgeklärt wurde, weil er sie meiner Ansicht nach nicht genau kannte. Trotz alledem hat mich das in solche Gewissensängste gestürzt, dass ich nicht weiter die Kommunion empfangen kann, wenn nicht einer von den Patres kommt, mich beichtzuhören. Sehen Sie, welche Stütze ich jetzt inmitten aller Beschäftigungen an Ihren Sorgen habe!

Ich habe mit dem Bischof auch über die andere Angelegenheit gesprochen. Er war der Ansicht, dass Padilla mir hierüber geschrieben habe, und ich ließ ihn in diesem Glauben. Seiner Ansicht nach dürfen noch soviel kommen und dazu sogar der Erzbischof von Granada, mit dem diese Patres in sehr naher Verbindung stehen, man wird sie nicht zum Gehorsam bringen, wenn man sie nicht zur Unterwerfung zwingt. Er fügt bei, dass diese Patres, wenn sie mit ihm über etwas sprechen, es in der Absicht tun, um herauszubringen, ob seine Ansicht der ihrigen entspricht, dass man aber auf seinen Rat gar nichts gebe; er sei nicht verpflichtet, sie zum Gehorsam zu bringen; endlich füge er niemand ein Leid zu, wenn er sich in diese schwierige Angelegenheit nicht mischen wolle. Und warum wolle man ihn als Vermittler in einen Streit verwickeln, der aussichtslos sei? Es gebe andere Wege als seine Vermittlung, die Erfolg haben können.

Bezüglich eines Punktes, von dem er gesprochen, habe ich gedacht, dass diese Patres nur insoweit gehorchen würden, als sie dazu unter Strafe der Zensur gezwungen wären. Jedoch hat er das nicht klar ausgesprochen; legen Sie also, bitte, kein Gewicht auf diese Bemerkung; denn ich täusche mich vielleicht. Wir empfehlen diese Angelegenheit inständig Gott. Wenn man alles wohl überlegt, wäre Gehorsam besser; auf diese Weise würde das Ärgernis verschwinden, das man der Stadt gibt. Es soll nicht an Leuten fehlen, die sie unterstützen. Möge ihnen Gott seine Erleuchtung geben! Wenn sie nicht gehorchen, werden Euere Wohlehrwürden ihnen nicht gleich ein Exkommunikationsschreiben schicken dürfen; so werden sie Zeit finden, alles mit Muße zu prüfen. Das ist meine Ansicht. Aber Sie wissen alles besser als ich, welche Maßnahmen man füglich ergreifen muss. Trotz alledem würde ich wünschen, dass man sich nicht den Anschein gebe, als wolle man sie zwingen.

Der Ordensmann, fügte der Bischof bei, den man an den Hof schickte, ist nach Rom abgereist, ohne den Nuntius zu sprechen. Diese Patres müssen sich bewusst sein, dass ihre Sache keine gute ist.

Unterlassen Sie es nicht, mich über Ihre Gesundheit zu benachrichtigen. Wie ich sehe, fehlt es Ihnen nicht an Voreingenommenheit, und das macht mir viele Sorgen. Euere Paternität haben eine großartige Hilfe an einem so armseligen Geschöpfe, wie ich es bin. Möge Gott mich besser machen!

Trotzdem sagte mir der Bischof, als ich mit ihm über die Angelegenheit des Paters Angelus sprach - er beschäftigt sich mit der anderen Angelegenheit nicht und mischt sich nicht hinein -, ich sollte dem Nuntius, der unser höherer Vorgesetzter ist, Mitteilung machen. Indessen denke ich mehr daran, Euere Paternität möchte an unseren Pater General in aller Liebe schreiben; ich finde es so angemessener. Übrigens kann meiner Ansicht nach niemand diese Aufmerksamkeit missbilligen. Es ist schon übergenug, dass diese Dinge sich gegen seinen Wunsch vollziehen; warum soll man ihm keine guten Worte geben oder den Anschein erwecken, als ob man sich um ihn nicht kümmere? Bedenken Sie wohl, mein Vater, dass wir ihm Gehorsam versprochen haben; durch diesen Schritt können wir nichts verlieren.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Der beiliegende Brief wurde mir von meinem Bruder gesandt. Bitte, sagen Sie mir, wie es Ihrem Bruder geht. Sie teilen mir darüber nie etwas mit. Vergessen Sie nicht, mir morgen jemand zum Beichthören zu schicken. Seit langen Jahren hatte ich nicht so viel zu leiden, als seitdem wir uns mit dieser Reform beschäftigen. Hier und dort sage ich immer mehr, als was mir lieb ist, und doch sage ich nicht alles, was ich wünsche.

Anschrift: An unseren Pater Visitator.

90. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Sevilla, am 26. Dezember 1575

Eine gewisse Angelegenheit, in der sich die Heilige für ihn verwenden soll.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Amen. Gott sei gepriesen, dass Sie mit Ihrer ganzen Familie gesund sind! Dasselbe wünsche ich recht sehr für Herrn Alfons Alvarez Ramírez, den ich wahrhaftig recht innig im Herrn liebe, und den ich ebenso wie auch Sie Gott empfehle. Ich ermahne auch die hiesigen Schwestern, das gleiche zu tun. Ich küsse dem gnädigen Herrn die Hand; er möge diesen Brief als an ihn geschrieben ansehen und versichert sein, dass er an mir, wo ich auch immer sein möge, eine treue Dienerin haben werde. Der Doña Franziska Ramírez bitte ich dasselbe zu sagen. Weil ich durch die Mutter Priorin immer Nachricht von Ihnen erhalte, darum trage ich keine Sorge, an sie zu schreiben. Ich habe mich wirklich mit so vielen Dingen zu befassen, dass ich nicht schreiben kann. Hier ging es mit meiner Gesundheit gut. Gott sei Dank! Übrigens sagen mir die Leute in Kastilien besser zu; an die Leute in Sevilla kann ich mich weniger gewöhnen.

Mit unserem Pater Provinzial habe ich, wie Sie mir aufgetragen haben, über die bewusste Angelegenheit gesprochen. Er sagte, man müsste an Ort und Stelle sein; und weil auch jetzt sein Bruder schon seit längerer Zeit ernstlich krank zu Bette liege, so lasse sich in dieser Sache nichts machen. Ich habe mich hier darüber mit mehreren Personen besprochen, und auch diese meinen, es sei schwer, etwas zu erreichen. Darum sollen Sie, wenn die Angelegenheit in Toledo gerichtlich verhandelt werden könnte und eine Verzögerung nachteilig sein würde, dies ja nicht übersehen. Denn wo das Interesse auf dem Spiele sieht, habe ich bei Hof wenig Glück, wenn ich auch alles aufbieten wollte, was in meinen Kräften steht. Gott wolle es so fügen, wie er es für notwendig erkennt! Denn ich sehe ein, von welcher Bedeutung es für uns ist. Sie haben ohnehin so viele Arbeiten, und jetzt muss auch noch diese Angelegenheit dazukommen. Die göttliche Majestät bewahre Sie und halte Sie an seiner Hand! Amen. Herrn Alfons Ramírez desgleichen. Heute ist der 26.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

91. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, am 30. Dezember 1575

Der an sie ergangene Befehl, sich in ein Kloster zurückzuziehen, und einiges über ihren Bruder und ihre Familie.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter, und verleihe Ihnen noch so gute und so viele Jahre, wie ich ihn darum bitte!

Ich musste darüber lächeln, dass Sie schreiben, Sie wollen mir Ihre Ansicht über einige Dinge ein andermal sagen. Sicherlich haben Sie gute Ratschläge in Bereitschaft. Am letzten Weihnachtsfeiertag hat man mir den Brief überbracht, der über Medina kam; den anderen mit dem von meinem Vater hatte ich schon vorher erhalten. Der letzte Brief hat mich sehr gefreut wegen der guten Nachricht über die Doña Maria. Sie war, wie mir der Bischof schrieb, am Fieber erkrankt, weshalb ich sehr um sie besorgt war; wir alle haben sie sehr angelegentlich Gott empfohlen. Sagen Sie es ihr mit einem freundlichen Gruß von mir. Gott sei gepriesen, dass er ihr wieder Gesundheit verliehen! Empfehlen Sie mich auch ihrer Tochter und allen Schwestern daselbst.

Der Brief ist mehr mit Ehrfurcht als mit dem Verlangen, gefallen zu wollen, geschrieben. Es wäre mein Wunsch, ich könnte diesem Manne so weit gefällig sein, dass ihm wenigstens einige meiner Worte zusagen würden. Es ist wunderbar, wie die Liebe, die ich zu unserem anderen Vater habe, mir in gar nichts hinderlich ist, gleich als wäre er kein lebender Mensch. Er weiß das, was ich Ihnen hier schreibe, nur zum Teil. Mit seiner Gesundheit steht es gut. O welche Leiden ereilen uns bei diesen seinen Reformen! Mir werden weit mehr Widerwärtigkeiten als Freuden zuteil, seitdem er hier ist. Vorher ging es mir weit besser.

Hätte man mich hier fortgelassen, so wäre ich schon bei Euerer Ehrwürden. Man hat mir nämlich einen Befehl Seiner Wohlehrwürden zugesandt, kraft dessen ich mir ein Kloster zum beständigen Aufenthalt wählen und keine Klosterstiftungen mehr vornehmen sollte, weil mir durch das Konzil verboten sei, das Kloster zu verlassen. Man sieht wohl, dass nur der Verdruss über mein Hierherkommen diesen Befehl erwirkt hat, mit dem man mir ein großes Leid zuzufügen glaubte. In Wahrheit aber ist mir dies ein so erwünschtes Gut, dass ich nur befürchte, es nicht genießen zu dürfen. Ich habe mir Ihr Kloster wählen wollen, und dies aus mehreren Gründen, die ich dem Papier nicht anvertrauen kann. Ein Grund ist der, weil mein Vater und Euere Ehrwürden dort sind. Der Pater Visitator hat mich aber von hier nicht fortgehen lassen; derselbe hat nämlich für jetzt mehr Vollmacht als der wohlehrwürdige [Pater General]. Ich weiß nicht, wie es noch ausgehen wird.

Für mich wäre es sehr gut, wenn ich mich jetzt nicht inmitten dieser Reformunruhen befände; aber der Herr will nicht, dass ich von Leiden dieser Art frei bleibe, die mir so überaus peinlich sind. Unser Vater sagt, dass ich im Sommer gehen könne. Was das hiesige Kloster oder vielmehr dessen Stiftung betrifft, so liegt nichts daran, wenn ich auch fort bin. Meiner Gesundheit ist die dortige Gegend offenbar zuträglicher, und zum Teil habe ich auch dort mehr Ruhe, weil man nicht an den eitlen Ruhm denkt, den ihr hier mir angedichtet habt. Es gibt aber noch andere Gründe, um derentwillen ich es für besser erachte, meinen Aufenthalt dort zu nehmen. Ein Grund ist der, dass ich dort näher bei unseren Klöstern bin. Der Herr möge alles leiten! Denn ich will in nichts meinem eigenen Willen folgen, sondern zufrieden sein, wohin man mir zu gehen befiehlt.

Mein Bruder ist hier sehr leidend wieder angekommen, doch ist er jetzt frei vom Fieber. Er hat mit seiner Reise nichts ausgerichtet; weil aber das, was er hier hat, schon versichert ist, so kann er gut leben. Im Sommer wird er wieder zurückkehren; denn jetzt wäre die Zeit nicht dazu geeignet. Er ist mit seiner Schwester und mit Johann de Ovalle, die ihn pflegen und erfreuen, sehr zufrieden, und auch diese haben sehr große Freude an ihm. Er hat sich nur kurze Zeit bei mir aufgehalten, weshalb ich über die andere Angelegenheit mit ihm noch nicht gesprochen habe. Ich glaube aber, dass sonst nichts nötig ist, als es ihm zu sagen, und er wird es tun; denn seine Kinder haben einen Begleiter nötig, und so kommt ihnen ein Page ganz gelegen. Meine Schwester sagt, seine Mutter könne dafür sorgen, dass er bei ihr bleibe, wenn er hierher kommt; und wenn er Talent zeige und tugendhaft sei, so könne er mit den Söhnen des Bruders in St. Ägidius studieren, und es werde ihm besser gehen als anderswo. Johann de Ovalle, dem ich sagte, dass Euere Ehrwürden es wünschen, erklärte, sich der Sache mit allem Eifer annehmen zu wollen. Darüber musste ich lachen; denn mein Bruder tut mit Freuden alles, wovon er denkt, dass ich es wünsche. Und so sehe ich Johann de Ovalle und meine Schwester in so trauter Freundschaft mit ihm verbunden, dass ich zu Gott hoffe, jener werde viel gewinnen, indes dieser nichts verliert, da er bei ihnen volle Ruhe genießt.

Johann de Ovalle steht außerordentlich gut mit meinem Bruder; die Kinder können dies gar nicht genug loben. Ich sage dieses, damit Sie sehen, dass der von Ihnen empfohlene junge Mensch an diesen Leuten nur Tugendbeispiele sehen wird, wenn er hierher kommt. Ich sage, wenn er hierher kommt, und jene im April nicht schon in Ávila sich befinden. Könnte ich in dieser Angelegenheit alles in gute Ordnung bringen, so würde es mich sehr freuen, meinen Vater seiner Sorge zu entheben; denn in Anbetracht seiner Verhältnisse muss ich staunen, wie sehr er sich der Sache angenommen hat. Das war wohl Gottes Werk; denn da gab es sonst keine Hilfe. Es wäre mir gar nicht recht, wenn mein Vater nach Toledo ginge. Ich sehe nicht ein, warum er dort lieber sein will als in Madrid, und ich hoffe, es werde nicht geschehen. Gott wolle es so leiten, wie es mehr zu seiner Ehre gereicht! Denn dies ist hier die Hauptsache. Für Sie tut es mir leid [wenn er Valladolid verlässt], und es würde dies mein Verlangen, in Ihrem Kloster zu sein, bedeutend herabstimmen. Ich glaube aber wohl, man werde mich, wie schon erwähnt, in ein Kloster schicken, in dem ich am notwendigsten bin.

Was die Schwester des Edelknaben betrifft, so lässt sich darüber nicht reden, bis unser Vater dorthin kommt. Ich fürchte fürwahr, wir verursachen jenen nur mehr Unkosten, während wir sie ihnen ersparen wollen; denn ich kann mir nicht denken, wie ein Mädchen, das von seiner frühesten Kindheit an dort erzogen wurde, sich hier eingewöhnen könnte. Auch muss sie, wie ich halb und halb vernommen habe, nicht gut mit ihren Geschwistern auskommen. Sie scheint mir etwas eigensinnig zu sein. Möchte es nur keine Heiligkeit aus Melancholie sein! Kurz, unser Vater wird sich über alles erkundigen, und bis dahin lässt sich darüber nichts sagen.

Man wird Ihnen meinen Brief schon überbracht haben, worin ich Ihnen mitteilte, dass ich von hier eine Priorin nach Caravaca gesandt habe. Diese hat den Ihrigen mit großer Freude empfangen, und so schreibt mir auch die Priorin von Malagón, wo sie sich aufhielt, dass sie zufrieden sei. Ich sage Ihnen, dass sie eine gute Seele sein muss. Sie hat mir geschrieben, sie wünsche von Euerer Ehrwürden etwas zu erfahren. Sie spricht auch viel von dem, was sie Ihnen verdankt, und redet mit großer Liebe von Ihnen. Das Kloster in Caravaca wird, wenn ich mich nicht täusche, vor Weihnachten schon gegründet sein; ich habe jedoch noch nichts darüber erfahren.

Ich glaube, es wird gut sein, wenn Sie meinem Vater noch nichts von dem Edelknaben sagen, bis Sie mit meinem Bruder gesprochen haben. Teilen Sie mir mit, wie alt er ist und ob er lesen und schreiben kann; denn er muss mit den Söhnen meines Bruders die Studienanstalt besuchen. Empfehlen Sie mich vielmals der Maria vom Kreuze und allen Schwestern sowie der Dorothea. Warum schreiben Sie mir denn nichts vom Kaplan, wie es ihm geht? Sehen Sie, dass Sie ihn behalten können; denn er ist ein guter Mann. Wie steht es mit dem Entwurf des Stockwerkes, und befinden sich die Schwestern im Winter und im Sommer wohl? Was Sie auch immer von der Subpriorin sagen mögen, so sind Sie fürwahr doch nicht gehorsamer als sie. O Jesus, wie so wenig kennen wir uns selbst! Die göttliche Majestät erleuchte uns und erhalte Sie mir!

In Bezug auf das Kloster der Menschwerdung können Sie der Elisabeth vom Kreuze schreiben, dass ich von hier aus eher in der Lage bin, zu helfen, als von dort aus. Ich tue dies auch wirklich und hoffe zu Gott, es werde alles in Ordnung kommen, wenn der Allmächtige dem Papste, dem König, dem Nuntius und unserem Vater noch ein oder zwei Jahre das Leben schenkt. Stirbt einer von diesen, so sind wir verloren; denn unser wohlehrwürdiger [Pater General] ist nun einmal, wie er ist. Indessen kann der Herr auch auf andere Weise Hilfe schaffen. Ich habe eben im Sinne, an Pater Rubeo zu schreiben. Ich bin ihm jetzt noch mehr ergeben als zuvor; denn ich liebe ihn sehr und bin es ihm schuldig. Es ist mir recht leid, sehen zu müssen, was er auf falsche Berichte hin tut. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen sehr.

Wir sind nicht in der Stimmung, Gedichte zu machen. Meinen Sie, es sei dies möglich, wenn die Verhältnisse so liegen? Empfehlen Sie alle recht angelegentlich unseren Vater dem Herrn; denn es ist traurig, zu sehen, welche Beleidigungen Gottes jetzt vorkommen. Seine Majestät wolle Hilfe bringen und mich davor bewahren! Könnte ich doch Gott in etwa dienen! Aber mein Leben ist wenig, und ich möchte viele Leben haben. Morgen ist der Vorabend des neuen Jahres.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Mit dem Plane meines Bruders, in ein Kloster zu treten, ging es nicht vorwärts, und es wird auch nichts daraus werden.

92. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Sevilla, im Dezember 1575

Schwierigkeit, Kandidatinnen zu finden, die alle erforderlichen Eigenschaften besitzen.

Euere Paternität dürfen, wie ich Ihnen schon öfters geschrieben habe, nicht denken, dass man immer Kandidatinnen findet, die Geld mitbringen und zugleich auch alle erforderlichen Eigenschaften besitzen. Ich versichere Sie, dass ich mich wegen der geringen Anzahl von Kandidatinnen, die sich vorstellten, auf einen Vergleich habe einlassen müssen; auch werden Sie kaum eine Nonne finden, die alle Bedingungen zu erfüllen imstande ist.

93. Brief - An Pater Magister Ludwig de Granada aus dem Dominikanerorden in Lissabon

Sevilla, im Dezember 1575

Lob seiner Schriften und Tugenden. Empfehlung in sein Gebet.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen, mein Vater! Amen.

Unter die große Zahl jener Personen, die Euere Paternität im Herrn lieben, weil Sie so heilige und nützliche Unterweisungen geschrieben haben, und die der göttlichen Majestät dafür Dank sagen, dass Sie uns zum großen und allgemeinen Nutzen der Seelen gegeben wurden, gehöre auch ich. Soweit ich mich kenne, würde ich keine Mühe scheuen, Sie zu besuchen, da Ihre Worte mir so großen Trost gewähren; allein die Verhältnisse meines Standes und der Umstand, dass ich ein Weib bin, lassen dies nicht zu. Aber auch außerdem hatte ich lange Zeit mich bemüht, solche Männer wie Sie zu suchen, um mich von den Ängstlichkeiten zu befreien, in denen meine Seele sich längere Zeit befand. Da ich aber diese Gnade nicht verdiente, so war es für mich doch ein Trost, dass Herr Teutonio mir auftrug, Ihnen zu schreiben. Ich selbst hätte das nicht gewagt; allein im Vertrauen auf die Kraft des Gehorsams hoffe ich zu unserem Herrn, es werde mir dieser Brief dazu nützlich sein, dass Euere Paternität sich manchmal meiner erinnern und mich unserem Herrn empfehlen. Ich bedarf dessen sehr, weil ich, den Augen der Welt ausgesetzt, wenig Fähigkeit und eigentlich nichts habe, um in Wahrheit etwas von dem zustande zu bringen, was man sich von mir einbildet. Wenn Euere Paternität sich davon überzeugen könnten, so würden Sie mir ohne Verzug die Gnade gewähren, um die ich Sie bitte, nämlich die Almosenspende Ihres Gebetes. Sie wissen ja, was in der Welt alles vorkommt und welche Leiden eine Seele treffen, die wie ich früher ein sehr böses Leben geführt hat. Wenn ich auch jetzt noch so elend bin, so habe ich es doch gewagt, unseren Herrn recht oft zu bitten, er wolle Euerer Paternität ein langes Leben verleihen. Möge es Seiner Majestät gefallen, diese meine Bitte zu erhören, und möchten Sie wachsen in der Heiligkeit und in der Liebe zu Gott! Amen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Don Teutonio ist nach meiner Ansicht einer von denen, die sich in betreff meiner Person täuschen. Er sagt mir, dass er große Liebe zu Ihnen trage. Um ihm diese zu vergelten, sind Sie verpflichtet, ihn zu besuchen und ihm zu sagen, er möge nicht so leicht und ohne allen Grund glauben.

94. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, anfangs Januar 1576

Visitation der beschuhten Karmeliten und andere schon im vorigen Briefe erwähnte Angelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Ich wünschte nur mehr Zeit zu haben, um Ihnen zu schreiben. Wenn ich jetzt sehe, was ich alles gelesen und geschrieben habe, so muss ich staunen, wie ich es zustande bringen konnte. Ich habe mir vorgenommen, mich kurz zu fassen; Gott gebe, dass ich es kann!

Was meine Reise nach Valladolid betrifft, so frage ich: Waren die dortigen Schwestern bei Vernunft, als sie meinten, ich werde mir einen Ort wählen und nicht vielmehr dahin gehen, wohin man mir zu gehen befiehlt? Wenn von Valladolid die Rede war, so wollte es unser Vater aus gewissen Gründen, die aber jetzt hinfällig geworden sind; es war aber, soviel ich glaube, niemals seine Absicht, dass ich für immer dorthin ginge. Ein Grund unseres Vaters war der Ausspruch des Nuntius, dass ich in der Stiftung von Klöstern fortfahren sollte wie vorher. Er hatte nämlich, wie es scheint, den Nuntius über den Stand der Dinge unterrichtet, und er meint, dass dieser jetzt der nämlichen Ansicht sei wie er. Da man den Nuntius aufgeklärt hat, ist er so gegen uns gesinnt, wie ich schon erwähnt habe. Ich bin aber fest entschlossen, keine Stiftung mehr vorzunehmen, wenn er nicht selbst es befiehlt. Es genügt, was geschehen ist. Unser Vater befindet sich eben hier; denn es ist jetzt Zeit, dass er sogleich mit der Visitation der Brüder beginnt. Bis jetzt hat er noch nicht damit begonnen.

Meine Brüder setzen alles in Bewegung, damit ich mit ihnen gehe. Besonders Laurentius ist es, der sagt, er werde hier den Befehl unseres Vaters abwarten, der etwas nachgiebig zu sein scheint. Ich schweige nur und bitte den Herrn, er möge jenem das in den Sinn geben, was zur größeren Ehre Gottes dient und wodurch ich ihm besser gefalle. Dieses ist es, was mir Ruhe verschafft. Und dasselbe mögen auch um der Liebe willen meine Töchter dort tun. Sagen Sie ihnen, Gott werde ihnen ihre Freude [über mein Kommen zu ihnen] vergelten; sie sollen mir aber glauben und niemals ihre Freude in dem suchen, was vergänglich ist; denn sonst werden sie sich getäuscht finden. Meiner Casilda sagen Sie dasselbe; denn ich kann ihr nicht schreiben.

In einem Briefe, den die Priorin von Medina Euerer Ehrwürden zugesandt haben wird, berichtete ich Ihnen, dass ich Ihre Briefe und das Porto erhalten habe. Jetzt sollen Sie kein Porto mehr senden, bis ich es Ihnen sage… Diese Summe ist sehr gering, und wenn die Schwestern auch noch die Aussteuer und die Verpflegungskosten abziehen sollten, so wird fast nichts bleiben. Darum schrieb mir auch ihre Mutter wiederholt und versicherte mich, sie habe nicht aus diesem Zweck so gehandelt, sondern um dem Verlangen des kleinen Mädchens zu genügen. Ich fürchte aber, es möchte nicht aus Rücksicht auf dieses Verlangen, sondern vielleicht aus einem anderen Grunde gegeben werden. Ist die Sache aus Gott, so wird er uns Einsicht gewähren.

Mein Kummer über das Leiden meines Vaters ist groß. Ich fürchte, er habe seiner Gewohnheit gemäß in der Adventszeit irgendeine Bußübung vorgenommen, wie etwa das Schlafen auf bloßer Erde; denn diesem Leiden ist er sonst nicht unterworfen. Lassen Sie ihm etwas um die Füße wickeln! Es ist dies wirklich ein heftiger Schmerz, und wenn er öfters wiederkehrt und lange anhält, ist es eine böse Krankheit. Erkundigen Sie sich, ob er gut angezogen ist. Gott sei gepriesen, dass es jetzt besser geht! Es gibt nichts, das ich so sehr empfinde als heftigen Schmerz. Ich möchte diesen auch meinen Feinden nicht wünschen. Für jetzt verlange ich, dass Sie ihm meine Empfehlungen und einen recht freundlichen Gruß von mir übermitteln.

Der Knabe ist doch noch recht jung, wenn er erst elf Jahre alt ist. Er sollte doch wenigstens zwölf Jahre zählen. Ich wünschte, dass er schreiben könnte, bevor er hierher kommt; denn er muss mit den Söhnen meines Bruders in die Lehranstalt bei St. Ägidius gehen, um daselbst die Studien zu beginnen. Mein Bruder erklärt, er wolle den Knaben, wenn er ihn auch nicht notwendig habe, annehmen, weil es sich um einen Wunsch des Vaters Dominikus handle…

Ich wünschte sehr, dass die Laienschwester dort Aufnahme finde, aber ich sehe keine Möglichkeit dazu; denn der gute Asensio hat uns gebeten, wir möchten eine Dienerin von ihm aufnehmen, und ich muss deshalb eine Nonne von Medina wegnehmen, um sie in Ihr Kloster zu versetzen. Dieselbe ist so heilig wie Stephanie, obgleich sie das Ordenskleid noch nicht trägt. Fragen Sie nur die Alberta, ob es nicht so ist. Wenn Sie diese Heilige aufnehmen, so erweisen Sie mir einen Dienst, der mir wertvoller ist als mein Leben. Wüßte die Doña Maria, was dies für eine fromme Seele ist, sie würde mich ganz gewiss um sie bitten. Sie könnten sie anstatt der Doña Mariana aufnehmen, für deren Unterkunft in einem anderen Kloster ich mich bei unserem Vater verwenden würde.

Es ist mir auffallend, dass Sie mir nicht geschrieben, was unser Vater gesagt hat. Vielleicht weiß er nicht, wo er sie unterbringen soll. Erkundigen Sie sich genau, welche Eigenschaften sie hat; und wenn sie tüchtig ist, müssen wir sie aufnehmen, wenn auch jetzt kein Platz frei ist. Hier geht uns noch eine ab, und ich wünschte gar sehr eine von dort. Weil aber die Entfernung gar so groß ist, so weiß ich nicht, wie sich das ermöglichen lässt. Sie wissen, dass unser Vater viele und sehr arme Schwestern hat, und weil unsere Liebe Frau ihm seine Eltern genommen hat, die an ihm eine Stütze hatten, so müssen wir ihn ihr auch überlassen…

95. Brief - An Pater Johann Baptist Rubeo (Rossi), General des Ordens unserer Lieben Frau vom Berge Karmel in Rom

Sevilla, anfangs Februar 1576

Antwort auf die gegen sie erhobenen Anschuldigungen, Versuch einer Entschuldigung des Paters Gracián.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Wohlehrwürden!

Amen.

Seitdem ich hierher nach Sevilla gekommen bin, habe ich drei oder viermal an Euere Wohlehrwürden geschrieben. Ich habe es deshalb nicht öfters getan, weil die Patres, die vom Kapitel zurückgekehrt sind, mir gesagt hatten, Sie wären nicht in Rom, sondern seien von dort abgereist zur Visitation der mantuanischen Klöster. Gott sei gepriesen, dass diese Aufgabe vollendet ist! In meinem Briefe habe ich Euere Wohlehrwürden auch Rechenschaft gegeben über die Klöster, die im letzten Jahre gestiftet wurden. Es sind ihrer drei, nämlich das zu Veas, zu Caravaca und das hiesige. In diesen Klöstern haben Euere Wohlehrwürden Untergebene, die eifrige Dienerinnen Gottes sind. Die zwei ersteren haben bestimmtes Einkommen, das hiesige ist auf Armut gegründet. Wir haben zwar noch kein Haus, aber ich hoffe zum Herrn es werde sich eines finden. In der sicheren Voraussetzung, dass einige meiner Briefe in Ihre Hände gelangt seien, gebe ich Ihnen in diesem Briefe keine ins einzelne gehende Rechenschaft über das Ganze.

Ich sagte in diesen Briefen, dass es etwas ganz anderes sei, diese unbeschuhten Väter, Pater Magister Gracián und Pater Mariano, selbst reden zu hören, und etwas anderes, die Gerüchte über sie zu vernehmen. Die beiden sind gewiss wahre Söhne Euerer Wohlehrwürden, und ich wage zu behaupten, dass sie im wesentlichen hierin keiner von denen übertrifft, die sich so sehr ihrer Ergebenheit gegen Sie rühmen. Weil sie mich zu ihrer Vermittlerin machten, um ihnen Ihre Gewogenheit wieder zu erwirken - denn selbst wagten sie nicht mehr zu schreiben - so bat ich Euere Wohlehrwürden in jenen Briefen so inständig als möglich und flehe Sie um der Liebe unseres Herrn willen auch jetzt wieder an, Sie möchten mir die Gnade erweisen und mir doch einigen Glauben schenken. Ich habe ja doch gar keinen anderen Grund, als der vollen Wahrheit gemäß zu reden. Ja, selbst wenn ich es nicht für eine Beleidigung Gottes ansähe, die Wahrheit zu fälschen, so hielte ich es, ganz abgesehen von Gott, für einen schändlichen Verrat und für große Bosheit, einen Vater anzulügen, den ich so innig liebe.

Wenn wir vor dem Angesichte Gottes erscheinen, werden Euere Wohlehrwürden sehen, wie viel Sie Ihrer wahren Tochter Theresia von Jesu verdanken. Dies allein ist es, was mich in diesen Leiden tröstet. Denn ich kann mir leicht denken, dass andere das Gegenteil sagen werden. Ich aber werde mich nach Kräften bemühen, dass alle, die sich nicht von der Leidenschaft beherrschen lassen, einsehen und noch während meines irdischen Lebens zur Einsicht kommen, dass ich Ihre wahre Tochter bin. Ich habe Ihnen schon von dem Auftrage geschrieben, der dem Pater Gracián vom Nuntius zuteil wurde, und wie dieser ihn jetzt wieder zu sich beschieden hat. Euere Paternität werden auch schon wissen, dass er aufs neue den Auftrag zur Visitation der unbeschuhten Brüder und Nonnen sowie auch [der beschuhten Karmeliten] in der Provinz Andalusien erhalten hat. Ich weiß gewiss, dass er sich gegen den letzteren [Auftrag], soviel er nur konnte, gesträubt hat, und es ist dies Wahrheit, wenn man auch anders sagt. Auch sein Bruder, der Sekretär des Königs, hätte gewünscht, dass er davon verschont geblieben wäre, weil doch nur große Schwierigkeiten daraus erfolgen. Nun war die Sache einmal geschehen; und hätten mir die [beschuhten] Brüder geglaubt, so würde alles ganz wie unter Brüdern abgemacht worden sein, ohne dass etwas nach außen gedrungen wäre. Darauf arbeitete ich nach Kräften hin. Denn dies war billig, zumal diese Väter seit unserer Anwesenheit uns in allem unterstützten. Auch finde ich, wie ich Euerer Paternität schon geschrieben habe, unter ihnen Männer von ausgezeichnetem Talente und großer Gelehrsamkeit, so dass ich sehr wünschte, es möchte auch in unserer kastilischen Provinz solche geben.

Ich mache immer gerne aus der Not eine Tugend, wie man im Sprichworte sagt, und darum hätte ich gewünscht, die Väter würden, ehe sie sich zum Widerstande anschickten, zuvor überlegt haben, ob sie auch imstande wären, die Sache durchzusetzen. Andererseits wundere ich mich nicht, dass sie der vielen Visitationen und neuen Anordnungen, die ihnen um unserer Sünden willen schon seit vielen Jahren auferlegt werden, überdrüssig wurden. Der Herr gebe, dass wir Nutzen daraus ziehen! Denn Seine Majestät regt uns mächtig an. Indessen scheint doch jetzt dem Orden keine so große Schande zu erwachsen, da der Visitator demselben Orden angehört. Ich hoffe auch zu Gott, es werde alles gut ausgehen, wenn Euere Wohlehrwürden diesem Pater Ihre Gunst so zuwenden, dass man sieht, er stehe bei Ihnen in Gnaden. Er wird selbst an Sie schreiben und verlangt sehr nach dem, was ich sage, um Ihnen ja keinen Verdruss zu machen; denn er betrachtet sich als Ihren gehorsamen Sohn.

Auch in diesem Briefe bitte ich Sie wieder demütig um der Liebe unseres Herrn und seiner glorreichen Mutter willen, die Sie so sehr lieben, ihm ja mit Milde zu antworten; denn auch dieser Pater trägt eine so innige Liebe zu ihr, dass ihn seine große Verehrung gegen sie bestimmte, in diesen Orden zu treten. Vergessen Sie das Vergangene, wenn er auch einige Schuld gehabt haben sollte, und nehmen Sie ihn als Ihren ganz gehorsamen Sohn und Untergebenen auf; denn er ist es in Wahrheit. Auch der arme Mariano ist es, obgleich er manchmal nicht weiß, was er spricht. Ich wundere mich nicht, wenn er an Euere Wohlehrwürden anders geschrieben haben sollte, als er es im Sinne hatte, weil er sich nicht auszudrücken wusste. Er sagt, es sei niemals seine Absicht gewesen, Sie in Wort oder Tat zu beleidigen. Weil der Teufel soviel gewinnt, wenn man die Dinge so auffasst, wie es zu seinem Zwecke dienlich ist, darum muss er wohl darauf hingearbeitet haben, dass die Patres, ohne es zu wollen, über ihre Angelegenheiten nicht recht berichtet haben.

Bedenken aber Euere Wohlehrwürden, dass Kinder leicht fehlen und dass es Sache der Eltern ist, ihnen zu verzeihen und der Fehler nicht mehr zu gedenken. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, mir die Gnade zu erweisen und Milde walten zu lassen. Beachten Sie, dass dies aus vielen Gründen, die Sie vielleicht in der Ferne nicht so kennen wie ich hier, ratsam ist und dass wir Frauenspersonen, wenn wir auch zum Ratgeben nicht geeignet sind, doch manchmal das Richtige treffen. Ich sehe nicht ein, welcher Nachteil daraus entstehen könnte, wenn Sie jene wieder annehmen, die sich mit größter Freude Ihnen zu Füßen werfen würden, wenn sie bei Ihnen wären; dies dürfte im Gegenteil nur viele Vorteile bringen. Gott hört ja auch nicht auf, zu verzeihen. Und wie nützlich wäre es, wenn man merkte, dass Euere Paternität die Reform des Ordens durch einen Ihnen treu ergebenen Sohn gerne sehen und ihm dafür auch gerne verzeihen würden.

O wenn doch viele da wären, denen man dieses Geschäft übertragen könnte! Da sich aber dem Anscheine nach keine Männer von gleicher Tüchtigkeit, wie dieser Pater sie besitzt, finden - und ich weiß gewiss, dass Euere Wohlehrwürden ebenso sprächen, wenn Sie ihn sähen - , warum sollten Sie nicht kundgeben, dass es eine Freude für Sie ist, ihn zum Untergebenen zu haben? Daraus würden alle erkennen, dass die Reform, wenn sie gut durchgeführt wird, durch Sie, durch Ihre Ratschläge und Anweisungen zustande kam. Und merkt man, dass Sie daran Gefallen finden, dann werden sich alle Schwierigkeiten heben. Ich möchte über diesen Punkt noch gerne vieles sagen, allein ich will lieber zu unserem Herrn flehen, er wolle Sie erkennen lassen, was hierin ratsam ist. Denn schon seit langem geben Euere Wohlehrwürden auf meine Worte nichts. Übrigens bin ich mir gewiss, dass es nicht ein Irrtum des Willens ist, wenn ich in dieser Annahme fehlgehe.

Pater Antonius von Jesu ist hier. Er konnte nicht anders handeln, obwohl er sich wie die erwähnten Patres zu verteidigen begann. Er schreibt an Euere Wohlehrwürden; vielleicht hat er mehr Glück als ich, dass Sie ihm dann glauben, was in Hinsicht auf meine Worte das Geeignete ist. Unser Herr wolle es so lenken, wie er kann und sieht, dass es notwendig ist!

Ich habe von dem Beschlusse des Generalkapitels Kenntnis erhalten, nach dem ich ein Kloster, das ich einmal gewählt, nicht mehr verlassen sollte. Der Pater Provinzial, Pater Angelus, hat diesen Beschluss dem Pater Ulloa mit dem Auftrage zugeschickt, mir ihn mitzuteilen. Dieser meinte, ich werde großen Schmerz darüber empfinden, wie es auch die Absicht jener Väter gewesen ist, die diesen Beschluss erwirkt haben; darum hat er ihn zurückbehalten. Es wird aber schon mehr als ein Monat sein, dass ich auf den Vollzug dieses Beschlusses wartete; denn ich habe von anderer Seite Kenntnis davon erhalten.

Ich versichere Euere Paternität, dass ich, soweit ich mich selbst beurteilen kann, große Wonne und Freude empfunden hätte, wenn Sie mir in einem Briefe diesen Befehl zugeschickt hätten. Ich würde mir da gedacht haben, dass Sie mir wegen der großen Mühseligkeiten, die ich bei diesen Stiftungen zu erdulden hatte, aus Mitleid zu mir und zum Lohne [für diese Mühen] befohlen hätten, auszuruhen. Denn ich bin sehr untauglich für große Leiden. Aber auch, nachdem dieser Befehl auf dem erwähnten Wege an mich gelangt ist, hat es mir großen Trost gewährt, dass ich jetzt in meiner Ruhe bleiben kann.

Weil ich eine so große Liebe zu Euerer Wohlehrwürden trage, so hat es mich bei meiner großen Empfindlichkeit denn doch schmerzlich berührt, dass der Befehl an mich wie an eine sehr Ungehorsame geschickt wurde und Pater Angelus ihn zu Madrid kundbar machen konnte, ehe ich noch eine Silbe davon wusste. Er meinte, es würde mir ein großer Zwang angetan, und darum schrieb er mir, es könne dieser Befehl durch die päpstliche Kammer noch geändert werden, während er mir doch große Erleichterung gebracht hätte. Wahrhaftig, wenn das, was Euere Wohlehrwürden mir befehlen, auch die größte Qual für mich wäre, so könnte mir doch nie der Gedanke kommen, dass ich Ihnen den Gehorsam versagen wollte; Gott möge verhüten, dass ich je eine Zufriedenheit suche, die gegen Ihren Willen wäre! Denn ich kann in Wahrheit sagen, und unser Herr weiß es: Wo immer ich in Leiden, Beunruhigungen, Trübsalen und Schmähungen einige Erquickung fand, kam sie aus dem Bewusstsein, dass ich Ihren Willen erfülle und Ihnen Freude mache. So wird es mir auch jetzt ein Trost sein, dass ich vollziehe, was Sie mir befehlen. Ich wollte auch sogleich Ihrem Befehle nachkommen; weil aber das Weihnachtsfest war und der Weg so weit ist, so ließ man mich nicht reisen in der Voraussetzung, es sei nicht Ihr Wille, dass ich meine Gesundheit der Gefahr aussetze. So bin ich noch immer hier, aber nicht in der Absicht, immer in diesem Kloster zu bleiben, sondern nur bis der Winter vorüber ist; denn ich kann mit den Leuten in Andalusien nicht zurechtkommen. Ich bitte Euere Wohlehrwürden recht sehr um die Gnade, mir, wo auch immer ich mich befinden werde, zu schreiben. Ich fürchte nämlich, Sie möchten mich vergessen, weil ich mich zu meiner großen Freude mit nichts mehr zu beschäftigen habe. Allein ich werde es nicht soweit kommen lassen; denn wenn es Ihnen auch zum Überdruss sein sollte, so werde ich doch nicht unterlassen, zu meinem Troste an Sie zu schreiben.

Hier hat man es nie anders verstanden und versteht es auch setzt noch nicht anders, als dass das Konzil und das Motu proprio den Ordensobern die Vollmacht überlässt, zu befehlen, dass sich Nonnen zum Besten des Ordens in andere Klöster begeben, was gar oft vorkommen kann. Ich sage dies nicht in Hinsicht auf meine Person; denn ich tauge zu gar nichts mehr. Ich wollte gerne nicht bloß in einem Kloster, wo ich zu meinem großen Troste einige Ruhe und Stille genießen könnte, sondern sogar in einem Kerker mein ganzes Leben zubringen, wenn ich sähe, dass ich dadurch Euerer Wohlehrwürden Freude bereiten würde. Ich sage dies nur, damit Euere Paternität sich wegen der Vergangenheit nicht beunruhigen. Denn obwohl ich die von Ihnen ausgestellten Vollmachtsbriefe hatte, so habe ich mich doch zu keiner Klosterstiftung begeben - anderswohin konnte ich ja, wie es klar ist, ohnehin nicht gehen - ohne schriftlichen Befehl oder Erlaubnis des Obern. Die Erlaubnis für Veas und Caravaca gab mir Pater Angelus, und Pater Gracián gab sie mir für hier. Er hatte nämlich schon damals vom Nuntius dieselbe Kommission, wie er sie gegenwärtig hat, nur dass er keinen Gebrauch davon machte. Trotzdem hat Pater Angelus gesagt, ich sei als eine Abtrünnige hierher gekommen und deshalb in der Exkommunikation. Gott verzeihe es ihm! Euere Wohlehrwürden wissen es und sind mein Zeuge, dass ich immer bemüht war, ihm Ihre Gunst zu sichern und ihm, sofern es ohne Beleidigung Gottes geschehen konnte, Freude zu machen; und doch konnte er mir nie recht gut sein.

Es wäre ihm weit nützlicher, wenn er gegen Pater Waldemar so übel gesinnt wäre; denn als Prior von Ávila hat dieser die unbeschuhten Väter zum großen Ärgernisse des Volkes vom Kloster der Menschwerdung entfernt. Mit den Nonnen dieses Klosters, das in einem so guten Zustand sich befand, dass man Gott dafür lobpreisen musste, ist er in unschöner Weise verfahren; man muss über die große Unruhe, in die sie deshalb geraten sind, nur jammern. Indessen schreibt man mir, dass sie ihn noch dazu entschuldigen und alle Schuld sich beimessen. Jetzt sind die unbeschuhten Väter wieder zurückgekehrt, und wie man mir mitteilt, hat der Nuntius befohlen, dass keine anderen die Beichten der Nonnen hören sollen als die Karmeliten.

Die Trostlosigkeit jener Nonnen hat mich sehr geschmerzt; denn einerseits gibt man ihnen nichts zu essen als Brot, und andererseits beunruhigt man sie so, dass es zum Erbarmen ist. Möge Gott in allem Mittel und Wege zur Besserung schaffen und Euere Paternität uns viele Jahre erhalten!

Heute sagte man mir, dass der General der Dominikaner hierher komme. Möchte mir doch Gott die Gnade verleihen und es fügen, dass auch Euere Wohlehrwürden hierher kämen! Andererseits würde ich freilich wieder die Beschwerden, die Sie dabei auf sich nehmen müssten, schmerzlich empfinden. Daher werde ich mich vertrösten müssen bis zu jener endlosen Ewigkeit, wo Euere Wohlehrwürden sehen werden, wie viel Sie mir verdanken. Der Herr verleihe in seiner Barmherzigkeit, dass ich dahin zu gelangen gewürdigt werde!

Ich empfehle mich angelegentlich dem Gebete der dortigen Paternitäten, Ihrer ehrwürdigen Gefährten. Die hiesigen Untergebenen und Töchter bitten Euere Paternität um Ihren Segen, und ich bitte um ihn für mich.

96. Brief - An Rodrigo de Moya, Edelmann in Caravaca

Sevilla, am 19. Februar 1576

Die jüngst vollendete Klosterstiftung daselbst.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihr Brief hat mir großen Trost gewährt; denn ich ersah daraus, dass es dort doch ganz anders steht, als man hier erzählen hörte. Gott sei gepriesen für alles! Es hätte mich von der Priorin sehr gewundert und ich wäre böse über sie gewesen, wenn sie etwas gegen Ihren Willen unternommen hätte. Es ist mir so ziemlich klar, was Anlass zu jenem Gerede geben und wie man es für wahr halten konnte. Für mich war es schwer, es zu glauben, und deshalb habe ich Sie bitten lassen, mir zu berichten, was Sie selber erlebt haben. Denn die Mutter Priorin schreibt mir immer, wie viel sie Ihnen schuldet und welcher Trost es für sie sei, dass Sie sich in allem so huldvoll gegen sie erzeigen.

Über den Kaufpreis des Hauses bin ich nicht unzufrieden, und Sie sollen es auch nicht sein. Denn hat ein Haus eine günstige Lage, so liegt mir nichts daran, um ein Drittel mehr auszugeben, als es wert ist; ich habe sogar schon um die Hälfte mehr bezahlt. Eine gute Lage ist für ein Kloster von solcher Bedeutung, dass es gefehlt wäre, wenn man da noch auf den Preis sehen würde. Das Wasser und die Aussicht würde ich an einem anderen Orte recht gerne viel teuerer bezahlen, als es [dort] gekostet hat. Gott sei gepriesen, dass alles so gut zustande gekommen ist!

Haben Sie wegen des Provisors keine Sorge; denn er ist, wie Sie selbst auch sagen, nicht der Höchste. Das Kloster ist gegründet mit Erlaubnis des Ordensrates und auf Befehl des Königs, der mir hierin wegen des großen Vertrauens, das er auf diese Klöster setzt, viele Gnaden erweist. In Ermangelung eines solchen Befehles hatte sich die Stifterin von Veas zwölf Jahre vergebens bemüht, die Erlaubnis zur Stiftung eines anderen Klosters zu erhalten; denn von unserem Orden hatte sie damals noch keine Kenntnis. Ist aber ein Kloster einmal gegründet, so wird es nicht so leicht wieder aufgehoben. Es ist also hierin nichts zu fürchten.

Jetzt, glaube ich, dürften wohl alle Schriftstücke ausgefertigt sein bis auf eines, wovon ich im Briefe an Herrn Michael Caja Meldung getan. Ich werde Ihnen dieses Schriftstück schiefen, und wenn nicht, so liegt der Grund darin, dass der Bischof, wie er mir heute geschrieben, selbst dorthin kommen wird. Er wird in einer solchen Stimmung kommen, dass er die Stiftung sofort gewährt; denn er ist ein vortrefflicher Edelmann und hat Verwandte und Personen um sich, die mir zuliebe alles aufbieten würden. Es ist also an der Gewährung [der Erlaubnis zur Stiftung] nicht zu zweifeln.

Der Fehler war der, dass man es mir nicht sogleich sagte; denn da ich so oft geschrieben hatte, ich würde die Stiftung des Klosters nicht vornehmen ohne Erlaubnis des Bischofs, so war ich sicheren Glaubens, man besitze sie schon, sonst wäre ich nicht unbesorgt darum gewesen. Sie wird für jeden Fall notwendig sein. Ich habe hier erklärt, die Nonnen hätten 700 Dukaten jährliches Einkommen, wie mir die Mutter Priorin mitgeteilt hat. So hat man ihm auch geschrieben, er werde finden, dass es sich in Wahrheit damit so verhalte. Sollte diese Summe nicht genügen, so könnte man sie dadurch ergänzen, dass man eine Nonne aufnähme, die nur eine ganz unbedeutende Aussteuer hätte. Es lässt sich dies ganz gut machen. Haben Sie gar keine Sorge! Unser Herr will eben, dass wir etwas leiden. Früher war mir diese Stiftung verdächtig, weil sie so friedlich vor sich gegangen ist; denn bei allen Klöstern, in denen dem Herrn mit großem Eifer gedient werden soll, gibt es vieles zu leiden, weil der Teufel darüber Verdruss empfindet. Große Freude bereitete mir die Nachricht, dass unsere Schwester und Gebieterin sich besser befindet. Gott erhalte sie viele Jahre in bester Gesundheit und behüte Sie und Doña Constantia. Ich sende Ihnen meine Empfehlungen. Heute ist der Sonntag Septuagesima.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

97. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, am 29. April 1576

Verfolgungen, die sie in Sevilla erduldete.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine Tochter! Morgen reist der Bote ab, und ich hatte nicht gedacht, Ihnen zu schreiben, weil ich nichts Gutes zu berichten habe. Man ließ mir in der letzten Nacht, kurz bevor die Pforte geschlossen wurde, sagen, der bisherige Bewohner des Hauses erachte es nunmehr für gut, dass wir übermorgen einziehen. Es ist dies der Tag des heiligen Philippus und Jakobus. Daraus nehme ich ab, der Herr wolle uns allmählich von unseren Mühseligkeiten ausruhen lassen.

Senden Sie diesen Brief, sobald Sie können, der Mutter Priorin in Medina; denn sie wird wegen eines Briefes, den ich ihr schrieb, in Sorge sein, obwohl ich mich in der Darlegung unserer Leiden nur sehr kurz gefasst habe. Glauben Sie mir, dass seit der Stiftung des St. Josephsklosters alles soviel wie nichts war im Vergleich mit dem, was ich hier gelitten. Wüßten Sie es, so würden Sie einsehen, dass ich recht habe; denn es ist ein Werk der göttlichen Erbarmung, wenn wir diese Leiden glücklich überstehen. Doch kann man jetzt schon sagen, dass es so sein werde. Es ist etwas Entsetzliches um die Ungerechtigkeiten, die hierzulande gang und gäbe sind, wenig Wahrheit, lauter Falschheit. Ich versichere Sie, dass dieses Land mit Recht den schlechten Ruf hat, der ihm anhaftet. Gott sei gepriesen, dass aus allem für uns Gewinn erfolgt! Über den Anblick so vieler hier vereinten Widerwärtigkeiten war ich voll der höchsten Freude. Wäre mein Bruder nicht hier gewesen, so hätten wir uns in unserer Verlegenheit nicht helfen können.

Mein Bruder hat viel ausgestanden. Er bewies durch seine Freigebigkeit und durch Erduldung der Mühseligkeiten, deren er sich unseretwegen unterzog, einen Edelmut, der uns zum Lobpreise Gottes stimmte. Wohl mit Recht haben unsere Schwestern eine so große Liebe zu ihm; denn niemand außer ihm hat ihnen geholfen, und manche haben unsere Leiden nur vermehrt. Jetzt hat er sich unseretwegen in ein Asyl geflüchtet. Es war ein großes Glück, dass er nicht ins Gefängnis gesperrt wurde; denn dieses ist hier wie eine Hölle; alles geschieht ohne Gerechtigkeit. Man verlangt von uns und von ihm als Bürgen, was wir nicht schuldig sind. Die Angelegenheit muss dadurch geregelt werden, dass wir uns an den Hof wenden; denn sonst gibt es keinen Ausweg. Indessen hat mein Bruder sich gefreut, etwas für Gott leiden zu können. Er ist bei unserem Vater im Karmelitenkloster. Auf diesen regnet es Leiden in Menge. Ich muss mir Mühe geben, ihm die unsrigen geringer darzustellen, als sie wirklich sind. Dies ist auch billig; denn gerade diese Leiden haben ihn am meisten gequält.

Vernehmen Sie einiges davon! Sie wissen schon von den Aussagen jener Nonne, die aus dem Kloster getreten ist; ich habe Ihnen davon geschrieben. Dies ist aber nichts im Vergleich mit ihren Anklagen gegen uns. Sie können sich selbst eine Vorstellung davon machen. Ganz unerwartet kamen die Untersuchungsrichter zu jenen, denen sie es gesagt hatte, und dies nicht bloß einmal. Man wusste nicht, zu welchem Zwecke sie kamen; aber nach der Person zu urteilen, die man vorgeladen hatte, können wir mit Bestimmtheit sagen, dass es sich um diese Anklagen handelte. Was mich betrifft, so versichere ich Sie, dass mir Gott die Gnade erwies, mich noch zu freuen. Selbst die Vorstellung des großen Nachteils, der für alle unsere Klöster daraus erfolgen könnte, vermochte nicht das Übermaß meiner Freude abzuschwächen. Es ist etwas Großes um die Sicherheit des Gewissens und um die Freiheit des Geistes.

Die zweite trat in ein anderes Kloster. Gestern erhielt ich die Nachricht, dass sie den Verstand verloren habe, und dies aus keinem anderen Grunde, als weil sie uns verlassen hat. Da sehen Sie, wie wunderbar die Gerichte Gottes sind, der für die Wahrheit Zeugnis gibt. Jetzt wird man erkennen, dass alles, was sie sagte, unsinniges Geschwätz war. Sie sagte nämlich, dass wir die Nonnen an Händen und Füßen bänden und sie so geißelten, und wollte Gott, es wäre alles, was sie sagte, nur von dieser Art! Außer dieser schweren Verleumdung sagte sie noch tausend andere Dinge, so dass ich klar erkannte, der Herr wolle uns mit Betrübnis heimsuchen, um alles zu einem freudigen Ausgang zu führen. Haben Sie also keinen Kummer; denn ich hoffe zum Herrn, dass wir bald nach dem Einzug ins Haus abreisen können. Die Franziskaner sind nämlich nicht wieder gekommen, und wenn sie auch noch kommen würden, nachdem man vom Hause Besitz genommen, so hätte dies alles nichts zu bedeuten.

Erhabene Seelen sind es, die sich in diesem Kloster befinden, und die Priorin dahier hat einen weit größeren Mut als ich, über den ich nur staunen kann. Mir scheint, dass meine Anwesenheit für die Schwestern eine Erleichterung war; aber auf mich fielen die Streiche. Die Priorin hat auch einen scharfen Verstand. Ich versichere Sie, dass diese allem Anscheine nach sich vortrefflich für Andalusien eignet. O wie notwendig war es, nur auserlesene Nonnen hierher zu bringen! Ich bin gesund, jedoch noch nicht sehr lange. Ihr Sirup gibt mir Leben. Unser Vater kränkelt, aber nicht am Fieber. Er weiß nichts von diesem Brief. Empfehlen Sie ihn Gott und beten Sie, dass unser Herr uns aus allen diesen Streitigkeiten glücklich erlösen wolle. Ich vertraue auf ihn, dass er uns erhören werde. O welch ein Jahr habe ich hier verlebt!

Jetzt wollen wir von Ihren Ratschlägen sprechen. Was vor allem den Titel »Don« betrifft, so gibt man in Amerika allen denen, die Vasallen haben, diesen Titel. Als mein Bruder mit seinen Söhnen hierher kam, bat ich ihn, sie nicht so nennen zu lassen, und gab ihm auch Gründe dafür an. Es geschah dies, und alle waren damit zufrieden und stille. Als aber Johann de Ovalle und meine Schwester ankamen, reichten meine Gründe nicht mehr hin. Ich weiß nicht, was die Ursache davon war. Vielleicht wollten sie ihren Söhnen den Titel wahren. Und weil mein Bruder nicht hier, sondern lange Zeit verreist war und ich mit ihm nicht mehr zusammenkam, so redeten sie ihm nach seiner Rückkehr so vieles vor, dass mein Bemühen fruchtlos blieb. In Ávila ist dieser Titel wirklich so etwas Allgemeines, dass man ihn nicht beachtet. Er ist eine Schande. In Bezug auf diese Verwandten ist mir dieser Titel gewiss anstößig; was mich betrifft, so glaubte ich niemals, dass man darauf Obacht geben könne. Machen Sie sich auch nichts daraus, was Sie in dieser Hinsicht von mir gehört haben; denn im Vergleich mit anderen Dingen, die man von mir sagt, hat dies gar nichts zu bedeuten. Ich werde aus Liebe zu Ihnen mit dem Vater dieser Neffen nochmals reden; ich glaube aber nicht, dass es etwas nützen werde, weil ihr Oheim und ihre Tante dagegen sind und sie sich an diesen Titel schon so sehr gewöhnt haben. Es ist für mich jedesmal eine Abtötung, so oft ich ihn höre.

Dass Theresita an Padilla geschrieben habe, glaube ich nicht. Sie wird nur an die Priorin von Medina und an Sie geschrieben haben, um Ihnen beiden eine Freude zu machen; sonst hat sie an niemand geschrieben. An Padilla, glaube ich, hat sie nur einmal zwei oder drei Worte gerichtet. Sie bildet sich ein, ich sei ganz für Sie und meinen Bruder eingenommen, und dies bringe ich ihr nicht aus dem Kopf. Nach dem, wie Sie beide mir gesinnt sind, müsste dies auch der Fall sein, wenn ich anders wäre, als ich bin. Aber bedenken Sie, so sehr ich auch meinem Bruder zum Danke verpflichtet bin, so freute ich mich doch, dass er sich in ein Asyl zurückgezogen hat, weil er auf diese Weise nicht mehr so oft zu mir kommen kann; denn es ist wahr, dass er mir etwas hinderlich ist. Wenn er jedoch bei mir ist und unser Vater oder sonst jemand kommt, so folgt er doch wie ein Engel, sobald ich an ihn das Ansuchen stelle, sich zu entfernen. Deshalb liebe ich ihn aber nicht weniger - ich habe ihn wirklich sehr gerne -, sondern ich möchte nur allein sein. So ist es in Wahrheit; mag man nun denken, was man will, es ist wenig daran gelegen.

Wenn Padilla gesagt hat, er sei Visitator, so hat er dies nur im Scherze gesagt. Ich kenne ihn. Bei all dem leistet er uns große Hilfe, und wir verdanken ihm vieles. Niemand ist ohne Fehler. Was wollen Sie denn? Ich habe mich sehr gefreut, dass Doña Maria mit der erhaltenen Erlaubnis zufrieden ist. Erzählen Sie ihr recht vieles an meiner Statt! Weil es heute schon sehr spät ist, so schreibe ich ihr diesmal nicht. Wenn es mir auch leid tut, dass sie ohne die Frau Herzogin sein muss, so erkenne ich doch darin den Willen des Herrn, der verlangt, dass sie mit ihm allein sich unterhalte und bei ihm allein ihren Trost suche.

Von Ávila weiß ich nur, was Sie mir schreiben. Gott sei mit Ihnen! Der Casilda und allen Schwestern sowie meinem Vater, Pater Dominikus, empfehle ich mich vielmals. Ich wünschte gar sehr, es möchte letzterer seine Abreise von Ávila verschieben, bis ich daselbst angekommen sein werde. Da er aber will, dass es für mich in allen Stücken nur Kreuz geben soll, so möge es geschehen. Unterlassen Sie nicht, mir zu schreiben. Die Nonne, von der Sie sagen, dass sie so tüchtig sei, weisen Sie ja nicht ab. O wenn sie doch hierher kommen wollte! Ich möchte nämlich, wenn es möglich wäre, noch einige aus Kastilien hierher bringen; denn nach meiner Ansicht braucht man jetzt keinen Kummer mehr zu haben, da ich glaube, es werde alles gut ausgehen.

Vergessen Sie nicht, diesen Brief der Mutter Priorin von Medina zu senden, diese aber soll ihn an die Priorin in Salamanka weiterbefördern; denn er ist für alle drei (bestimmt). Gott mache Sie mir heilig! Ich gestehe Ihnen, dass mir das Volk dieses Landes nicht zusagt und ich mich, wenn Gott damit gedient ist, bald im Lande der Verheißung zu sehen wünsche. Würde ich jedoch erkennen, dass Gott mehr gedient werde, wenn ich hier bliebe, so würde ich auch ganz gerne hier verweilen. Der Herr wolle helfen! Heute ist der Weiße Sonntag.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Empfehlen Sie mich meiner lieben Maria vom Kreuze und der Subpriorin. Meiner lieben Maria vom Kreuze wollen Euere Ehrwürden diesen Brief vorlesen. Alle Schwestern mögen uns Gott empfehlen!

98. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Sevilla, am 9. Mai 1576

Genaue Beschreibung des Gebäudes, das man für das Nonnenkloster angekauft hat. Nachrichten über die Feindseligkeiten der Beschuhten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden! Mein Gott, wie gut verstehen Sie es doch, mich auf die Probe zu stellen! Meine Tugend muss, ich versichere Sie, groß sein, wenn ich diesen Brief an Sie schreibe. Das Schlimmste aber ist, dass ich befürchte, Sie möchten mit Ihrer Art auch meinen Vater, den Lizentiaten Padilla, angesteckt haben; denn auch er schreibt mir nicht und sendet mir nicht einmal Grüße, geradeso wie Euere Hochwürden. Gott verzeihe es Ihnen beiden! Gleichwohl verdanke ich dem Herrn Lizentiaten Padilla so viel, dass ich es trotz all seiner Nachlässigkeit nicht über mich bringen kann, mich nicht mehr um ihn zu bekümmern. Ich bitte ihn darum, er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben ansehen.

Wenn ich darüber nachdenke, welche Verlegenheiten Sie mir bereitet haben und wie Sie sich um nichts mehr kümmern, so weiß ich nicht, was ich anders denken soll als: »Verflucht sei der Mensch, der sein Vertrauen auf Menschen setzt.« Weil man aber Böses mit Gutem vergelten muss, darum wollte ich Ihnen schreiben, um Sie zu benachrichtigen, dass wir am Tage des heiligen Jakobus von dem erworbenen Hause Besitz genommen und die Brüder geschwiegen haben wie die Toten. Unser Vater hat mit Navarro gesprochen, und dieser, glaube ich, hat sie zum Schweigen gebracht.

Das Haus ist von der Art, dass die Schwestern Gott nicht genug dafür danken können. Er sei gepriesen für alles! Allgemein heißt es, dieses Haus sei wie geschenkt; und man versichert uns, dass es jetzt nicht um 20000 Dukaten gebaut würde. Die Lage sei eine der besten in Sevilla, sagt man. Der gute Prior de las Cuevas ist zweimal hierher gekommen und ist mit dem Hause sehr zufrieden. Auch Pater Bartholomäus de Aguilar war einmal hier, ehe er abreiste. Er ging nämlich, wie ich Euerer Hochwürden schon geschrieben habe, zum Kapitel. Es war ein außerordentliches Glück, ein solches Haus zu finden. Wegen der Steuer haben wir großen Streit; ich glaube, wir werden sie zuletzt ganz bezahlen müssen. Mein Bruder würde uns das Geld leihen; er nimmt sich um den Bau an und enthebt mich vieler Mühe. An der Irrung bezüglich der Steuer war der Notar schuld. Unser Vater und alle anderen sind mit dem Hause gleichfalls sehr zufrieden. Der Pater Soto war hier; er macht sich davon große Hoffnungen. Weil Sie mir nicht schreiben, so soll ich, wie er mir sagte, das gleiche tun. Der Vorbau wird zur Kirche eingerichtet, die ein sehr freundliches Aussehen gewinnen wird. Alles wird wie gegossen. Soviel über das Haus.

Was den Tostado betrifft, so sagte mir ein Ordensbruder, der eben hier ankam, er habe ihn im März zu Barcelona verlassen. Dieser Bruder, der aus dem hiesigen Kloster ist, hat von Tostado ein Patent, worin dieser sich den Titel »GeneralVikar von ganz Spanien« beilegt. Cota kam gestern hier an. Er hält sich im Hause des Don Hieronymus verborgen in der Hoffnung, es werde den Nachrichten zufolge Pater Augustin Suárez ankommen. Die ersten zwei Angaben sind wahr; denn ich habe das von Tostado ausgestellte Patent gesehen und weiß, dass Cota hier ist. Auch das vom Provinzial Gesagte soll gewiss sein. Er wird, wie es noch heißt, sein Amt wieder übernehmen und ein Motu proprio vom Papste mitbringen, das ganz nach dem Wunsche der Beschuhten sein soll. Auch der Prior sagte mir heute, dass er dies von einem, den jene ins Vertrauen gezogen, erfahren habe.

Seine bischöflichen Gnaden, unser guter Herr Erzbischof, sowie der Stadtrichter und der Staatsanwalt waren der Ansicht, unser Vater sollte sich heimlich entfernen, damit man ihm keine Anzeige von den Vorgängen machen könnte, bis man von Seiner Gnaden, dem hochwürdigsten Herrn Nuntius, die diesbezüglichen Befehle erfahren hätte. Sie hatten viele Gründe für ihre Meinung. Darum begab er sich nach Madrid, indem er die Visitation unterbrach und einen anderen Weg einschlug; denn eine Visitation bei den beschuhten Vätern wäre jetzt, da sie in der größten Aufregung sind, nicht geraten. Gott verzeihe denen, die etwas so Heilsames verhindern! Übrigens glaube ich, dass dies alles im Plane des Herrn zur Förderung eines noch größeren Gutes dient. Möge es Seiner Majestät gefallen, dass jenen doch noch geholfen werde! Bezüglich der Unbeschuhten zweifle ich nicht, dass sie große Fortschritte machen werden; denn der Herr leitet alles zum größeren Heile. Unser Vater ließ hier den Karmeliten-Prior Evangelista als Provinzvikar zurück; dieser hat nun den Hieb zu gewärtigen. Indessen sage ich Ihnen doch, man werde ihm, da er nicht das Oberhaupt ist, nichts anzeigen. Er hat guten Mut, und der Stadtrichter ist ganz darauf gefasst, ihm Hilfe zu gewähren, wenn etwas vorfallen sollte. Morgen reisen der Prior und der Subprior des Klosters de los Remedios nach Umbrete, weil sie der Erzbischof, der sich dort aufhält, zu sich beschieden hat. Wenn diese nicht den Beweis erbringen, dass das, was der Pater Visitator getan hat, ungültig ist, so ist schon viel geschehen; ich glaube aber nicht, dass sie diesen Beweis erbringen werden. Der Herr leite alles zu seiner Ehre! Euere Hochwürden aber und meinen Vater und Herrn, den Lizentiaten Padilla, bewahre er vor dem Sirenengesange! Mein Bruder übersendet Ihnen beiden seine Grüße. Ich möchte Sie unendlich gerne hier haben; denn ich glaube, Sie würden sich sehr über den guten Fortgang freuen, den unser Kloster genommen.

Wir zogen drei Tage, bevor der Stellvertreter des Stadtrichters abzog, in das Haus ein. Mit ihm und seiner Gemahlin wurden wir innig befreundet. Sie versorgten uns alle vortrefflich mit Speisen und zeigten sich sehr freundlich gegen uns. Der Stellvertreter sagt, es gebe in Sevilla kein besseres Haus und keine günstigere Lage. Es scheint mir auch, dass man dort die Hitze nicht so sehr empfindet. Der Hof ist wie aus Zuckerteig gemacht. Gegenwärtig gehen alle hinein, weil bis zur Vollendung des Kirchenbaues die Messe in einem Saale gelesen wird. So kann jedermann das Haus ansehen. Im inneren Hof sind vortreffliche Zimmer, in denen wir besser wohnen als im anderen Hause. Der Garten ist sehr anmutig, die Aussicht ausgezeichnet. Es hatte uns viele Mühe gekostet [bis wir das Haus bekamen], allein ich halte sie für gut angewendet; denn ich hätte nie gedacht, dass wir etwas so Vortreffliches erhalten würden. Die Mutter Priorin und alle Schwestern empfehlen sich angelegentlich in Ihr und meines Vaters Padilla Gebet. Ich empfehle mich auch in die Gebete des Paters Angelus, über den ich erstaunt war, dass er so bald wieder dort ankam. Gott gebe, dass das Kapitel zu seinem Dienste gereiche! Wenn es so geht, wie Euere Hochwürden sagen, dann wird es geschehen. Gott behüte Sie ungeachtet all Ihrer Fehler und mache Sie recht heilig! Heute ist der 9. Mai.

Lassen Euere Hochwürden mir doch Nachricht geben über die gegenwärtigen Vorgänge! Sie wissen ja, dass unser Vater jetzt nicht hier ist und ich niemanden habe, durch den ich etwas erfahren könnte. Ich wünschte, Euere Hochwürden möchten von Madrid nicht weggehen, bis Sie sehen, welchen Ausgang diese Angelegenheiten nehmen. Ich versichere Sie, dass ich Ihre Abwesenheit von hier sehr schmerzlich empfinde; denn Sie kennen sich aus, während wir alle vorsichtig und behutsam sein müssen. Dem Pater Vinzenz meine Empfehlungen; ich gratuliere ihm zu seiner Profeß.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

[Als unser Vater heimlich abreiste, behauptete man, dass er sich in unserem Kloster zu Sevilla verborgen habe.] O welche Lügen sind doch hier im Umlauf! Es ist zum Vergehen. Eben sagt man mir, in Carmona sei der Visitator der Beschuhten - denn so nennen sie ihn -, und in vielen Konventen hätten sie ihm schon Gehorsam geleistet.

Gleichwohl bin ich in Furcht wegen der Angelegenheiten in Rom; denn ich denke an das Geschehene, wenn ich auch nicht glaube, dass dies alles zu unserem Nachteil, sondern zu unserem Besten gereichen werde. Sie müssen sich auf etwas stützen können, sonst wären sie nicht so unbesonnen, dass sie hierher kämen; denn sie wissen noch nicht, dass unser Vater abgereist ist, sondern sind der Meinung, unser Vater befinde sich hier. Uns bringt man eine Menge Glückwünsche dar. Das ganze Stadtviertel ist voll Freude. Ich wünschte nun auch die Angelegenheit unserer unbeschuhten Brüder bereinigt zu sehen. Die Geduld des Herrn mit diesen Beschuhten wird auch eine Grenze und so viel Unheil doch einmal ein Ende haben.

99. Brief - An Pater Gracián in Sevilla

Malagón, am 15. Juni 1576

Plan, das Kloster Malagón nach Paracuellos zu verlegen. Nachrichten über ihre Reise nach Malagón und über den schlimmen Zustand des dortigen Klosters.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Es war für mich eine große Freude, als ich heute den Maultiertreiber ankommen sah. Ich fühle eine gewisse Erleichterung, wenn ich einen Brief durch eine so zuverlässige Person übersende, wie er ist. Ich gestehe Ihnen, mein Vater, der Gedanke, dass Sie schon in Sevilla waren, als man sich beeilte, Sie dorthin zu bringen, macht mir Angst. Das beste Mittel gegen alle diese Vorurteile wäre meiner Ansicht nach, wenn Sie selbst sich hier befänden. Wahrhaftig, wenn ich mir vorstelle, wie selten ich von Euerer Paternität Nachricht erhalten werde, so weiß ich nicht, wie es mir möglich sein wird, eine solche Prüfung auszuhalten. Möge Gott dabei mithelfen und mir die besondere Gnade schenken, dass ich Sie endlich vor diesen Leuten in Sicherheit sehe!

Ich weiß nicht, warum man Euere Paternität und uns alle mitten in die größten Unruhen hat stürzen wollen. Ach, es genügte schon vollständig die Exkommunikation des Paters Mariano und des Paters Prior! Etwas tröstet mich jedoch, nämlich dass Herr Doktor Arganda bei Ihnen ist. Bitte, grüßen Sie ihn ehrfurchtsvoll von mir und sagen Sie ihm, wie sehr ich wünschen würde, ihn wieder zu sehen. Vergessen Sie auch nicht, ihm mitzuteilen, dass ich ihn bitte, nicht so leichthin zu glauben, dass diese Patres aufhören werden, an der Rückeroberung ihrer Freiheit zu arbeiten; sie werden sie um jeden Preis erstreben. Wenigstens versichern sie, dass dies ihre Absicht ist, falls Euere Paternität zu ihnen zurückkehren würde. Um darum nie in ihre Hände zu fallen, ist es immer gut, sich im Voraus gegen das zu schützen, was an dem Tage eintreten könnte, an dem Sie sich mitten unter diesen von der Leidenschaft verblendeten Menschen befinden würden.

Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass ich sehr erfreut war, als ich Ihren Besuch erhielt; außerdem werde ich nie bedauern, dass Sie bei den Unruhen, die dort entstanden, nicht zugegen waren; denn diese Leute hätten nicht weniger angestellt, und das wäre eine mangelhafte Rücksicht auf Ihre Autorität und Ihre Person gewesen.

Ich wünsche sehr zu erfahren, ob es Ihnen gut geht in dem Augenblick, wo Sie Ihre langen Visitationsreisen wieder aufnehmen wollen. Bemühen sich Euere Paternität um der Liebe des Herrn willen, mir pünktlich zu schreiben und Ihre Briefe auf verschiedenen Wegen an mich zu befördern; denn wenn ich in Ávila sein werde, wird für mich darin eine weitere Prüfung liegen, dass ich nur in langen Zwischenräumen eine Nachricht von Ihnen erhalte. Senden Sie, bitte, Ihre Briefe über Madrid oder Segovia und ab und zu über Toledo. Sie sehen, welche Umwege sie machen müssen wegen der schwierigen Verhältnisse, in denen wir uns gegenwärtig befinden. Ja wahrhaftig, zu gewissen Stunden bin ich sehr ungeduldig, wenn ich keine Briefe erhalte, und habe Langeweile. Aber da Sie meine Besorgnis kennen, so wäre es von Ihnen, mein Vater, grausam, wenn Sie die Korrespondenz mit mir vernachlässigen würden; und wenn Sie mir auch keinen langen Brief schicken können, so geben Sie mir doch wenigstens Nachricht über Ihre Gesundheit. Möge sie Ihnen unser Herr schenken, da sie notwendig ist zum Wohle des Ordens!

Bitte, teilen Sie mir mit, wie die Verhältnisse stehen! Sagen Sie mir auch, ob Sie Freude darüber empfunden haben, das Kloster zum heiligen Joseph in solcher Vollendung errichtet zu sehen! Unterrichten Sie mich auch über den guten Ruf, den es sich durch die stattgefundene Festfeier erworben hat! Was mich betrifft, so habe ich eingesehen, dass Gott meinen Aufenthalt dort nicht zulassen würde, nachdem ich dieses Haus mit seiner eigenartigen Anlage für die Schwestern und ihr ruhiges Leben gesehen. Er sei immerdar gepriesen! Das Kloster unserer Schwestern in Malagón befindet sich in sehr traurigen Verhältnissen, und da ich von Sevilla hierher kam, so hat es noch mehr diesen Eindruck auf mich gemacht.

Der Mutter Priorin geht es besser, aber sie befindet sich noch nicht ganz wohl. Ihre Krankheit hat mich betrübt. Jedoch die Hoffnung, sie genesen zu sehen, hat meinen Schmerz gemildert; denn dieses Leiden ist gefährlich. Wenn sie sterben sollte, so werden wir an ihr das beste Ordensmitglied verlieren. Was die Fehler betrifft, die sie gemacht hat, so ist sie, wie es scheint, derart davon geheilt, dass sie jetzt nur mehr klug handeln wird. Ich habe sie sehr gerne; und was mich antreibt, sie noch mehr zu lieben, ist die Tatsache, dass sie voll Liebe für Euere Paternität ist und über Ihre Gesundheit wacht. Vergessen Sie nicht, sie inständig Gott zu empfehlen. Das Kloster zu Malagón wäre gewissermaßen verloren, wenn man annimmt, dass sie fehlen würde.

Ich habe soeben einen Boten an Doña Luise abgesandt. Ich erwarte seine Rückkunft. Falls sich die Angelegenheit nicht erledigen lässt, bin ich entschlossen, sie dringend zu bitten, sie möge die Nonnen in ihrem Hause zu Paracuellos unterbringen, bis das hiesige [Kloster] fertiggestellt ist. Paracuellos ist drei Meilen von Madrid und zwei von Alcalá entfernt. Der Ort ist, wie mir scheint, sehr gesund, und ich hätte gar sehr gewünscht, dass dort das Kloster errichtet worden wäre, aber Doña Luise hat es nie gewollt. Jetzt, nachdem die Nonnen einmal in Malagón sind, wünsche ich noch viel mehr, dass sie nicht mehr von hier weggehen, weil viele Fremde durchreisen. Allein da es nicht anders zu machen ist, so wolle Gott es fügen, dass Doña Luise auf meinen Vorschlag eingeht! Genehmigen Euere Paternität, dass wir die Erlaubnis nicht abwarten! Denn ich glaube sicher, dass Sie diese erhalten werden. Das Kloster aber aufzugeben wie das zu Pastrana, geht durchaus nicht an. Kommt auch jetzt von Doña Luise keine befriedigende Antwort, so werde ich mich nach Toledo begeben, um daselbst einige Personen zu gewinnen, die ihr die Sache vorstellen, und ich werde von dort nicht weggehen, bis auf die eine oder andere Weise die Angelegenheit geregelt ist. Seien Euere Paternität darüber ohne Sorge!

Ich bin gesund hier angekommen. Es war besser für mich, zu Fuß als zu Wagen zu reisen. Denn so konnte ich zu jeder Stunde reisen, wenn ich wollte, und war wohlverpflegt von meinem Bruder. Derselbe lässt Euere Paternität vielmals grüßen; er kam gesund hier an und ist es noch. Er ist ein herzensguter Mensch. Wenn er nur mich in Toledo allein lassen und weiterreisen würde, bis die dortige Angelegenheit in Ordnung wäre und wir von Euerer Paternität Nachricht erhielten! Aber er ist nicht dazu zu bewegen. Die kleine Theresia hat uns auf der Reise erheitert und ist uns gar nicht lästig geworden. O mein Vater, welches Missgeschick ist mir begegnet! Da wir in der Herberge nicht bleiben konnten, nahmen wir unsere Zuflucht zu einem Garbenhaufen in einer danebenstehenden Scheune. Da verkroch sich ein großer Salamander oder eine Eidechse in meinen Ärmel zwischen der Tunika und dem bloßen Arm; [der gütige Gott hat verhindert, dass er mir nicht anderswohin geriet, sonst glaube ich, wäre gestorben, so groß war mein Schrecken.] Mein Bruder erfasste ihn und schleuderte ihn weg, traf aber damit den Anton Ruiz auf den Mund. Derselbe hat uns auf dem Wege viel Gutes erwiesen und ebenso Didakus. Geben Sie diesem bald das Ordenskleid; denn er ist ein kleiner Engel. Ich meine, er habe eine Nonne zum Eintritt bei uns veranlasst, die mir viel lieber wäre als Katharina, die ich von hier wegnehmen muss. Dieselbe scheint sich jetzt besser zu befinden, nur hat sie inniges Verlangen, von hier fortzukommen. Die Kranke ist in einem hoffnungslosen Zustand. Euere Paternität können versichert sein, dass sie schwer krank war, als sie diesen schönen Streich spielte. Sie sagt indes selbst, sie habe dies zur größeren Ehre des Ordens getan.

Die Mutter Priorin empfiehlt sich Ihnen angelegentlich. Sie sagt, sie schreibe nicht, um Ihnen nicht lästig zu fallen. Sie ist wieder außer dem Bette; weil sie aber überall dabei sein möchte und so sehr für Reinlichkeit besorgt ist, so verzögert sie selbst ihre baldige Genesung. Wenn Euere Paternität in unser Kloster kommen, so seien Sie gegen [die Schwester Eleonora] vom heiligen Gabriel ja recht liebevoll. Denn sie war bei meiner Abreise sehr betrübt. Sie ist an Einfalt ein Engel und hat einen vortrefflichen Geist. Ich verdanke ihr vieles.

Verordnen Euere Paternität, dass man im Sprechzimmer zu Sevilla durchaus niemandem zu essen gebe; denn die Schwestern werden dadurch sehr beunruhigt. Sie tun es auch sehr ungern, wenn es nicht Euere Paternität betrifft; im Notfalle aber würde dies keine Rolle spielen. Mir ist es noch unangenehmer; denn es bringt viele Missstände mit sich, und deshalb habe ich es auch den dortigen Schwestern gesagt. Es genügt schon, dass sie, wenn sie anderen zu essen geben, selbst das Notwendige entbehren müssen; denn die Almosen sind spärlich. Da bleiben die Schwestern ungespeist, sagen aber kein Wort. Das ist jedoch noch der geringste Missstand. Während meines dortigen Aufenthaltes sorgte ich dafür, dass ihnen nichts mangelte und der Konvent keine Unkosten hatte, wenn man jemandem zu essen gab. Alles kommt auf den Anfang an. Dies aber ist ein Anfang, aus dem viel Unheil entstehen kann. Bedenken darum Euere Paternität, dass daran viel gelegen ist! Es wird den Schwestern ein großer Trost sein, wenn sie wissen, dass es Ihr Wille sei, die von Pater Petrus Fernández gegebenen und bestätigten Verordnungen zu beobachten. Alle Schwestern sind noch jung, und glauben Sie mir, mein Vater, es ist das sicherste, wenn sie nicht mit Brüdern verkehren. Nichts fürchte ich in diesen Klöstern so sehr als diesen Verkehr; denn ist auch jetzt alles heilig, so weiß ich doch, wohin es führen wird, wenn man nicht gleich von Anfang an Vorkehrungen dagegen trifft. Dies ist der Grund, warum ich so sehr dagegen bin. Verzeihen Sie mir, mein Vater, und Gott sei mit Ihnen!

Möge Seine Majestät Sie beschützen und mir Geduld in genügendem Maße verleihen, damit ich es ertragen kann, seit so vielen Tagen keinen Brief mehr von Ihnen bekommen zu haben!

Ich bin in diesem Kloster am zweiten Pfingsttage angekommen, und heute ist der darauffolgende Freitag. Ich habe in Almodóvar Pater Ambrosius gesehen, der mich mit der größten Freude empfangen hat; aber die Abreise des Paters Balthasar nach Toledo hat mich betrübt. Ich weiß nicht, warum Pater Mariano ihn veranlasst, sich noch einmal der Gefahr auszusetzen, selbst wenn nur von ferne Gefahren drohen. Gebe Gott, dass es mit diesem Kloster hier gut gehe! Ich glaube, dass diese Gründung sehr nutzbringend sein wird…

Ich war so weit in meinem Briefe, als man mir die Antwort der Doña Luise brachte. Sie sagt, sie werde in dieser Woche einen sehr guten Arbeiter schicken; aber sie hat mir Kummer gemacht.

Ich vergaß, Ihnen mitzuteilen, dass Pater Alfons nach Sevilla kam, um sich mit mir über die Angelegenheit des Paters Subprior zu besprechen, der wegen seines Kopfleidens ganz trostlos ist. Er sollte Euere Paternität bitten, ihn anderswohin zu senden. Er ist ein guter Mensch, und es wäre gerecht, ihm diesen Trost zu gewähren. Meiner Ansicht nach würde sich seine Gesundheit in Almodóvar bessern. Aber da der Prior schon fort ist, musste man einen Vikar ernennen. Pater Gregor könnte seine Stelle vertreten, und auf diese Weise würde alles aufs beste vonstatten gehen. Je öfter ich letzteren sehe, um so vollkommener finde ich ihn, wie es mir scheint. Sie werden dort selbst sehen, was passend ist.

Etwas möchte ich mir von Ihnen, mein Vater, als Gunst ausbitten, nämlich dass Sie sich schonen. Mein Wunsch ist, Sie möchten Ihre Gesundheit nicht bis zu dem Grade vernachlässigen, dass Sie uns alle einsam zurücklassen! Ich weiß, dass die hiesige Mutter Priorin nichts versäumen wird, was zu diesem Zwecke notwendig ist, und ich werde meinerseits jemanden ausfindig machen, der dort Sorge trägt. Ich teile Ihnen dies mit, damit Sie im Notfalle nicht verfehlen, sich an die Mutter Priorin zu wenden. Wir senden ihr heute sogar Geld und alles, was Sie nötig haben können; außerdem habe ich bei der Schwester [Eleonora] vom heiligen Gabriel eine Menge Kleinigkeiten zurückgelassen; aber was ich ihr zurückließ, war unbedeutend. Beachten Euere Paternität es wohl: Sie dürfen es nicht befremdend finden, wenn ich von der Erlaubnis nichts wissen will, dass andere Brüder [im Sprechzimmer] speisen; was Sie betrifft, so haben Sie es offenbar notwendig, sich zu schonen, und nicht ohne große Besorgnis sehe ich Sie leider in diesem Sommer [in Sevilla]. Was unsere Sorge hier betrifft, Ihnen das Nötige zu senden, so kommt sie nicht davon, dass die Priorin, die Subpriorin und die Schwestern sich Ihre Pflege nicht angelegen sein lassen, sondern davon, weil sie vielleicht nur wenig Almosen bekommen. Angesichts ihrer Not würden Sie sich sehr zurückhaltend zeigen. Möge Gott Sie gesund erhalten und in unserer Liebe bewahren! Während Ihrer Abwesenheit wollen wir geduldig sein, aber es wird uns schwer fallen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

100. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, 15. Juni 1576

Nachrichten über die Reise und Verhaltungsmaßregeln für die Priorin.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

O wie sehr wünschte ich, Ihnen recht ausführlich zu schreiben; weil ich aber noch andere Briefe zu besorgen habe, so finde ich keine Zeit dazu. Den Pater Gregor habe ich gebeten, er wolle Ihnen die ganze Reise ausführlich beschreiben. Im Grunde genommen ist aber wenig darüber zu berichten, weil unsere Reise sehr gut vonstatten ging und wir nicht viel Hitze zu ertragen hatten. Am zweiten Pfingsttage kamen wir, Gott sei Dank, wohlbehalten hier an. Die Mutter Priorin traf ich auf dem Wege der Besserung, obwohl sie noch nicht ganz gesund ist. Sie und die Schwestern sollen sie recht eifrig Gott empfehlen. Ich hatte große Freude an ihr. An den Überfluss, den Sie haben, denke ich oft. Gebe Gott, dass nichts fehle!

Um der Liebe willen bitte ich Sie, alle möglichen Wege zum Schreiben zu benützen, damit ich immer weiß, wie es den Schwestern geht. Schicken Sie die Briefe nach Toledo; ich werde die Priorin beauftragen, sie noch rechtzeitig hierher zu senden. Es kann auch sein, dass ich mich einige Tage dort aufhalte; denn ich fürchte, es werde noch Mühe kosten, bis ich die Angelegenheit mit Doña Luise in Ordnung gebracht habe. Die dortigen Schwestern sollen diese Angelegenheit Gott empfehlen. Grüßen Sie mir auch die Mutter Subpriorin und alle Schwestern! Seien Sie recht liebevoll gegen [die Schwester Eleonora] vom heiligen Gabriel; denn sie war bei meiner Abreise sehr betrübt. Dem García Alvarez wollen Sie mich gleichfalls vielmals empfehlen. Geben Sie uns Nachricht von dem Prozesse und von allem, vorzüglich aber von unserem Vater, wenn er angekommen ist. Im beiliegenden Briefe habe ich ihm angelegentlichst empfohlen, ja nicht zu dulden, dass irgend jemand [im Sprechzimmer] dort esse. Sehen Sie darauf, dass diese Gewohnheit nicht eingeführt werde! Ausgenommen ist nur unser Vater, weil er es so sehr bedarf und weil dies geschehen kann, ohne dass es jemand erfährt. Und sollte es auch jemand erfahren, so kennt doch jedermann den Unterschied zwischen einem Oberen und einem Untergebenen. Denn seine Gesundheit ist für uns so wichtig, dass alles, was wir zu ihrer Erhaltung tun können, wenig ist. Die Mutter Priorin wird durch Pater Gregor zu diesem Zwecke und zur Bestreitung des Notwendigen etwas Geld senden; denn sie hat in Wahrheit große Liebe zu ihm, und deshalb tut sie es gerne. Es wird gut sein, wenn er dies erfährt. Ich versichere Sie, dass die Schwestern wenig Almosen erhalten werden, und so könnte der Fall eintreten, dass sie, wenn sie anderen zu essen geben, selber nichts zu essen haben. Ich wünsche sehr, dass diese in keiner Weise beunruhigt werden, sondern ungestört unserem Herrn dienen mögen! Seine Majestät verleihe, dass es so werde, wie ich ihn darum anflehe. Die Schwester… vom heiligen Franziskus bitte ich, mir alles sorgfältig zu berichten, wie es mit den Ordensmännern steht.

Als ich von Ihrem Kloster hierher kam, fand ich dieses in einer schlimmen Lage. Die Schwestern haben vieles zu leiden. Die kleine Theresia war auf der Reise, besonders am ersten Tage, sehr traurig. Sie sagte, die Trennung von den Schwestern falle ihr so schwer. Sobald sie sich aber im hiesigen Kloster befand, war es, als hätte sie ihr ganzes Leben bei diesen Nonnen zugebracht. Sie war so voll Freude, dass sie am Abend unserer Ankunft fast nichts gegessen hat. Ich habe mich sehr gefreut; denn ich glaube, dass ihre Liebe zu den Schwestern tief in ihrem Herzen wurzelt. Durch Pater Gregor werde ich wieder einen Brief senden. Für heute schreibe ich Ihnen nichts mehr; der Herr möge Sie behüten und heilig machen, damit auch alle anderen es werden! Amen. Heute ist der Freitag nach Pfingsten. Den beiliegenden Brief wollen Sie unserem Vater sicher übergeben; und wenn er nicht dort sein sollte, so schicken Sie ihm denselben nur durch eine ganz zuverlässige Person; denn er ist von Wichtigkeit.

Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Die kleine Theresia schreibt Ihnen nicht, weil sie sehr beschäftigt ist. Sie sagt, sie sei auch eine Priorin, und empfiehlt sich Ihnen recht sehr.

101. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, am 18. Juni 1576

Aufnahme einiger Nonnen ins Kloster zu Sevilla und ihre Reise. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Wenn die dortigen Schwestern über meine Abwesenheit einigermaßen betrübt sind, so versichere ich sie, dass sie mir dies wohl schuldig sind. Gebe Gott, dass so viele Trübsale und Leiden, die mir die Trennung von so geliebten Töchtern verursacht, zu seinem Dienste gereichen und dass Euere Ehrwürden und alle bisher gesund geblieben sein möchten! Ich bin Gott sei Dank gesund. Sie werden die Briefe schon erhalten haben, die der Maultiertreiber mitgenommen hat. Dieser Brief wird sehr kurz ausfallen. Ich gedachte, hier längere Zeit zu bleiben; weil aber der Tag des heiligen Johannes auf einen Sonntag fällt, so habe ich meine Abreise früher angesetzt, und darum habe ich jetzt wenig Zeit. Da aber Pater Gregor den Brief mitnehmen wird, ist wenig daran gelegen.

Ich werde dafür Sorge tragen, dass Euere Ehrwürden mit der Bezahlung der Zinsen nicht in Bedrängnis kommen. Für das nächste Jahr wird sich der Herr schon jemand ausersehen haben, der sie bezahlt. Eine Schwester [der Elvira] vom heiligen Angelus, die hier ist, wird von der Mutter Priorin sehr gelobt, und sie würde sie lieber aufnehmen als die hier Eingetretene. Sie sagt, diese werde von der Aussteuer der letzteren, die im August ihr Noviziatsjahr vollendet, 300 Dukaten erhalten, und ebensoviel werde auch die andere mitbringen. Davon könnten dann für dieses Jahr die Zinsen bezahlt werden. Es ist das freilich sehr wenig; allein wenn das wahr ist, was man von ihr sagt, so ist sie so vortrefflich, dass man sie auch ohne Aussteuer aufnehmen könnte, zumal sie von hier ist. Reden Sie mit unserem Vater darüber, und wenn die Schwestern sich nicht anders zu helfen wissen, dann mögen sie zu diesem Mittel greifen. Der Übelstand ist nur der, dass sie erst vierzehn Jahre zählt, und darum sage ich, man soll sie aufnehmen, wenn man sich nicht anders helfen kann. Dort werden Sie sehen, was zu machen ist.

Ich glaube, dass es gut sein wird, wenn unser Vater die Bestimmung träfe, Beatrix solle sogleich Profeß ablegen. Ich habe dafür viele Gründe; einer davon besteht darin, dass die Versuchungen einmal ein Ende nehmen. Empfehlen Sie mich ihr und ihrer Mutter und allen, die Sie sehen, der Mutter Subpriorin und allen Schwestern, insbesondere meiner Krankenwärterin. Gott erhalte Sie mir, meine Tochter, und mache Sie recht heilig! Amen.

Mein Bruder hat neulich erst an die Schwestern geschrieben; er empfiehlt sich ihnen vielmals. Er bewahrt mehr Treue als [seine Tochter] Theresia, die es für ungeeignet findet, irgend jemand außer den dortigen Schwestern zu lieben. Weil die Mutter Priorin, an der ich mich in Wahrheit sehr erfreute, auch schreibt und Pater Gregor erzählen wird, was zu berichten ist, darum schreibe ich weiter nichts. Ich gedenke, einige Tage in Toledo zu bleiben. Schreiben Sie mir dorthin. Gestern war das Fest der heiligsten Dreifaltigkeit. Sorgen Sie dafür, dass mir ein Brief von unserem Vater oder ausführliche Nachrichten über ihn zugesendet werden; denn ich habe von ihm gar nichts mehr erfahren. Gott mache die Schwestern heilig! Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Was die Aufnahme der Nonne betrifft, so habe ich mich näher darüber erkundigt; jetzt kann man noch nichts darüber sagen.

102. Brief - An Pater Gracián in Sevilla

Malagón, Ende Juni 1576

Umtriebe der beschuhten Patres. Rat, Pater Gracián möge sein Amt als Visitator niederlegen.

… wenn ich gewiss weiß, dass Euere Paternität sich dort befinden. Der Prior von Carmona ist heute hier durchgereist mit einem anderen Ordensmann. Pater Gregor wird Ihnen einiges von dem erzählen, was vorgefallen ist. Dieser Pater Prior hat mir gesagt, dass nun Pater Cota in den Karmel wieder aufgenommen wurde, dass der Königliche Fiskalrat sich mit seinem Prozesse befasse und dem Rate die Angelegenheit unterbreitet sei. Das zeugt meiner Ansicht nach von einer großen Schwäche gegenüber diesen Ordensmännern nach all den Streichen, die sie gespielt haben. Dieser Prior erklärt selbst, er habe oft genug darauf hingewiesen, dass man sich an den Nuntius wenden solle, um ihn um die Bestrafung jener zu bitten, die so gehandelt haben, aber nicht um alle dafür verantwortlich zu machen. Er werde ihn schließlich auch darum bitten, das Euere Paternität nicht mehr Visitator bleiben, da niemand Ihnen gehorchen wolle, und dass einer ernannt werde, dem man Vertrauen entgegenbringe.

Ich habe mich gefragt, ob es nicht gut sei, wenn Euere Paternität selbst diese Bitte an den Nuntius und an den König richten und die feindselige Haltung dieser Patres darlegen würden sowie auch den geringen Nutzen, den Sie bei der großen Missstimmung gegen Ihre Person unter ihnen stiften. Diesen Schritt würde man auf beiden Seiten gerne sehen, ich möchte sagen auf seiten des Königs… wenn es Gott gefüllt… Überlegen Euere Paternität sich die Sache wohl! Es wäre eine wirkliche Genugtuung für jedermann. Aber gesetzt den Fall, dass sie Ihrer Bitte kein Gehör schenken würden, so wäre ich für meinen Teil sehr getröstet, wenn Euere Paternität das Ihrige getan haben, um diese Ordensmänner los zu werden. Der Gedanke, dass sie noch gehalten sind, Euerer Paternität zu gehorchen und dass sie ihre Umtriebe von neuem beginnen werden, ist mir nicht weniger schmerzlich als der Tod selbst. Denken Sie wohl darüber nach, mein Vater! Und wenn Sie Ihr Amt nicht niederlegen können, so werden Sie wenigstens in Kraft des Gehorsams verpflichtet sein, es weiterzuführen, und der Herr wird Ihnen die Hand reichen.

Diese [Religiosen] erklären, Pater Tostado habe es so angeordnet, dass sie sich mit ihrem Provinzial ins Benehmen setzten. Nun, der Herr möge es geschehen lassen! Es wäre gut, wenn man irgendwelche Maßregeln ergreifen würde gegen so verblendete Leute, nachdem Euere Paternität das Werk in so gute Wege geleitet haben. O Jesus, wie schmerzlich ist es, wenn man so weit entfernt ist und dabei alle diese Angelegenheiten regeln muss! Ich versichere Sie, es ist das für mich ein sehr schweres Kreuz. Ich reise nach Toledo und habe vor, dort zu bleiben, bis Doña Luise das Kloster hier etwas herstellt; sie hat mir eben geschrieben, dass sie einen Arbeiter schicken werde, aber sie hat es damit nicht besonders eilig. Meine Gesundheit ist gut…

103. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 2. Juli 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Dass Sie sich nach meiner Abreise, wie Sie sagen, recht einsam fühlen, bewegt mich sehr. Erst nachdem ich den Brief, der mit diesem folgt, schon geschrieben hatte, erhielt ich Ihre Briefe. Ich habe mich sehr darüber gefreut, so dass ich ganz gerührt war.

Dass Sie Abbitte geleistet haben, hat mir sehr gefallen. Unter der Bedingung, dass Sie mich fortan so lieben, wie ich Sie liebe, verzeihe ich Ihnen das Geschehene und was sich noch in Zukunft ereignen wird. Darüber habe ich jetzt noch am meisten zu klagen, dass Sie so wenig um mich sein mochten; ich sehe aber wohl ein, dass Sie deshalb keine Schuld trifft, und so habe ich es auch der Mutter Priorin in Malagón gesagt. Der Herr, der gewollt hat, dass jetzt so viele Leiden über mich kommen sollten, hat es so geordnet, dass ich des Trostes entbehren musste, den mir Ihr Umgang verschafft haben würde. Wenn nur jetzt Euere Ehrwürden und Ihre Schwestern einigermaßen in Ruhe leben können, so achte ich alle diese Leiden für gut angewendet, selbst wenn ihrer auch noch viel mehr gewesen wären. Glauben Sie mir, dass ich Sie innig liebe; und wenn ich bei Ihnen dieselbe Liebe finde, so gilt mir alles andere so wenig, dass ich es gar nicht beachte. In Sevilla aber, wo bald dies, bald jenes vorkam und wo ich mit Ihnen als meiner innigstgeliebten Tochter verkehrte, fiel es mir recht schwer, bei Ihnen nicht dieselbe Zutraulichkeit und Liebe zu finden. Durch diesen Ihren Brief aber haben Sie mir fürwahr alles Leid hinweggenommen, und meine Liebe bleibt. Diese ist so groß, dass ich mich Ihrer Verteidigung erinnern muss, damit sie nicht zu überschwenglich wird.

Unendlich habe ich mich darüber gefreut, dass alles einen so guten Ausgang nahm. Sorgen Sie ja dafür, dass der Vergleich zustande kommt, wenn man auch für die Zukunft keine große Sicherheit hat; denn es ist immer, besonders am Anfang, etwas Widerwärtiges, einen Prozess zu führen. Wir müssen Sorge tragen, dass wir meinem Bruder, der für uns die Steuer erlegt hat, sie bald zurückbezahlen. Ich bin deshalb sehr in Sorge und mehr noch oder ebensosehr, als ich es dort des Klosters wegen war. O wie freute er sich über Ihre Briefe! Er kann Ihre Einsicht und Klugheit nicht genug rühmen. Diese Briefe sind Ihnen gut gelungen. Je mehr es Euere Ehrwürden darauf absehen, einen Brief gut zu schreiben, desto schlechter gelingt er Ihnen. Weil mein Bruder und Theresia selber schreiben, so berichte ich über sie nichts weiter. An meinen Vater, den Prior de las Cuevas, hatte ich schon geschrieben. Heute werde ich nach Malagón wegen der dortigen Angelegenheiten und an unseren Vater schreiben, und so wird es schwer sein, auch noch den Schwestern zu antworten; denn die Besuche, die ich hatte, hörten gar nicht auf.

Ich glaube gerne, was der gute García Alvarez tut; denn seine Liebe [ist groß]. Sagen Sie ihm viele Grüße von mir. Über den Brief des Paters Prior freute ich mich. Meine Freunde erweisen mir einen großen Dienst, dass sie sich der Schwestern so liebevoll annehmen. Sehen Sie nur, dass Sie jene in ihrer freundlichen Gesinnung erhalten! Wenn sich einmal Gelegenheit bietet, etwas für Pater Mariano und Pater Anton zu tun, so benützen Sie diese! Denn ich möchte nicht, dass diese über Sie verdrießlich würden; es geschehe jedoch mit Maß. Gott verzeihe ihnen! Eine solche Verwirrung, wie sie unter diesen Brüdern hervorgebracht wurde, hätte wohl vermieden und die Sache auf eine andere Weise geregelt werden können. Unser Vater ist darüber sehr betrübt. Er ist gesund, und der Nuntius hält es für gut, dass er nicht mehr nach Andalusien zurückkehrt.

Sie werden gewiss nicht sagen können, dass ich Ihnen selten schreibe. Schreiben Sie mir nur ebensooft; denn ich freue mich über Ihre Briefe sehr. Ich wusste nichts von dem, was dort vorgefallen ist; denn unser Vater schrieb nur sehr kurz, wahrscheinlich weil er nicht mehr Zeit hatte. Gott sei mit Ihnen und mache Sie recht heilig! Gabriela schreibt mir, sie sei nicht wohl. Ich las erst ihren Brief, nachdem ich schon Vieles von diesem geschrieben; sie sagt, sie habe Magenschmerzen. Gebe Gott, dass das Übel nicht größer sei! Ich weiß nicht mehr, wem ich die Sorge für ihre Gesundheit anvertraut habe. Die Subpriorin soll aus Liebe zu mir diese Sorge übernehmen, und sie möge darauf achten, ihr zu gehorchen; denn es wäre mir unendlich leid, wenn sie der Gesundheit entbehrte. Der Herr wolle sie so gesund erhalten, wie ich darum zu ihm flehe! Ich empfehle mich der Mutter der Beatrix und dem Delgado recht sehr; die Priorin empfiehlt sich Euerer Ehrwürden. Alle Schwestern haben sich gefreut, dass es den dortigen gut geht. Möge es immer so sein! Ich meine, schon bemerkt zu haben, dass heute der Tag der Heimsuchung ist. Der Geistliche kam, als ich in der Messe war, und nachdem er Messe gelesen hatte, ging er wieder fort. Ich hatte ihn vorher noch gesprochen. Würde er sich länger hier aufgehalten haben, so hätte ich ihm etwas Gutes erwiesen; er sagte aber, dass er Gesellschaft habe und darum weiterreise. Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Gabriela schreibt mir auch, Euere Ehrwürden hätten das Kloster sehr schön eingerichtet. Ich möchte es gar zu gern sehen. Bis jetzt habe ich noch nicht nachsehen können, von welchen Schwestern die Briefe sind. Über den Brief unseres guten Vaters García Alvarez, hatte ich große Freude. Ich werde ihm gerne zurückschreiben; meine Töchter werden verzeihen, wenn ich meiner Verpflichtung gegen den nachkomme, der ihnen Gutes erweist.

104. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 11. Juli 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla und andere Ordensangelegenheiten im allgemeinen.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Sagen Sie ja nicht, dass ich Ihnen selten schreibe. Dieser Brief wird früher an Sie gelangen als jener, den ich Ihnen, wie ich glaube, vor drei oder vier Tagen geschrieben habe. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass ich für jetzt hier bleibe. Mein Bruder ist vorgestern abgereist, und ich ließ ihn die Theresia mitnehmen; denn ich weiß nicht, ob man mir nicht befiehlt, auf einem Umwege weiterzureisen, und da möchte ich durch dieses Mädchen nicht gehindert sein. Ich befinde mich wohl und bin seit der Abreise meines Bruders ungestört in meiner Ruhe geblieben; denn so sehr ich ihn auch liebe, so machte es mir doch Sorge, ihn fern von seiner Heimat zu sehen. Ich weiß nicht, wie lange ich hier bleiben werde, da ich nämlich immer hin und her denke, wie es mit dem Bau in Malagón am besten zu machen ist.

Ihr Leiden hat mir Kummer gemacht. Für diese Zeit scheint mir ein Führmittel unpassend. Geben Sie mir wieder Nachricht von Ihrer Gesundheit! Unser Herr verleihe Ihnen und allen meinen Töchtern daselbst so gutes Wohlergehen, wie ich es wünsche! Ich empfehle mich allen vielmals. Die Briefe dieser Schwestern haben mich gefreut. Auf einige habe ich schon geantwortet; jetzt will ich noch meiner Gabriela und [der Schwester Elisabeth] vom heiligen Franziskus schreiben, die das Übertreiben gut verstehen. Gott gebe, dass keine Unwahrheit vorkommt und dass mir ein andermal die eine nicht wieder erzählt, was mir die andere schon berichtet hat! Die Oktave des Fronleichnamsfestes, ich will sagen die Feier des Festes selbst, haben mir alle drei erzählt, und dennoch hat es mich nicht gelangweilt, weil ich sehr darüber erfreut war, dass dieses Fest so schön gefeiert wurde. Gott vergelte es unserem Vater García Alvarez! Entrichten Sie meinen freundlichen Gruß; ich habe ihm erst in den letzten Tagen geschrieben. Mein Bruder und ich haben uns gefreut, dass die Angelegenheit in betreff der für den Hauskauf zu entrichtenden Steuer bereinigt ist. Er hat außerordentliche Liebe zu den Schwestern, und auch ich nehme an dieser Liebe teil. Auch über die Bücher, die man den Schwestern schickte, und über die Liebe, die mein frommer Prior ihnen erweist, habe ich mich gefreut. Gott lohne es ihm!

Ich wünschte, Sie berichteten mir recht oft, wie es den armen Brüdern dort geht, und ob es nicht ein Mittel gebe, sie zu beruhigen, dann auch, wie es mit dem Verhältnis zu den Franziskanern steht. Die Schwestern sollen unseren Vater Gott empfehlen; denn er hat viele Mühe. Möge es Gott gefallen, der großen Bedrängnis dieser Väter einmal ein Ende zu machen! An den Pater Anton von Jesu und an Pater Mariano meine Empfehlungen mit der Bemerkung, dass ich jetzt auch nach der Vollkommenheit streben will, die sie schon besitzen, nämlich im Nichtschreiben. Dem Pater Mariano sagen Sie, Pater Balthasar und ich seien sehr gute Freunde. Gestern kam Johann Díaz von Madrid hierher. An einen Bau des Klosters ist nicht zu denken, weil Johann Díaz wieder nach Madrid zurückkehrt. Der König hat unseren Vater in den Angelegenheiten unseres Ordens an den Präsidenten des Königlichen Rates und an Quiroga gewiesen. Gebe Gott, dass es einen guten Ausgang nehme! Ich versichere Sie, dass dazu viel Gebet notwendig ist. Die Schwestern sollen auch unseren Pater General, der von einem Maultier fiel und sich ein Bein brach, Gott empfehlen. Es hat mich diese Nachricht sehr betrübt; denn er ist schon sehr alt. An alle meine Freunde und Freundinnen meine Grüße. Erfüllen Sie, was auf beiliegendem Zettel steht. O wie wohl tun mir die Unterkleider, die ich aus den Bettüchern gemacht habe! Die Schwestern dahier sagen, es sei, wie wenn man Leinwand trage. Gott mache die dortigen heilig und verleihe Euerer Ehrwürden Gesundheit! Sehen Sie recht auf sich selbst; denn es ist besser, sich gehörig zu pflegen, als krank zu sein. Heute ist der 11. Juli.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

105. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 24. Juli 1576

Hausordnung des Laurentius in Ávila.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!

Ach, wie lang waren diese vierzehn Tage! Gepriesen sei der Herr dafür, dass Sie gesund sind! Ich habe darüber großen Trost empfunden. Es scheint mir manches von dem überflüssig zu sein, was Sie mir über Ihre Bedienung und über das Haus schreiben, das Sie bewohnen. Herzlich musste ich über die Zeremonienmeisterin lachen. Ich sage Ihnen, dass mir dies sehr gefiel. Sie dürfen ihr wohl glauben; denn sie ist sehr fromm und verständig. Empfehlen Sie mich ihr bestens, wenn Sie mit ihr zusammenkommen; denn ich bin ihr und dem Franziskus de Salcedo großen Dank schuldig.

Ihr Unwohlsein geht mir sehr zu Herzen. Die Kälte beginnt schon früh nachteilig auf Sie einzuwirken. Ich befinde mich meines Erachtens besser als schon seit Jahren und habe eine hübsche Zelle, deren Fenster in den Garten geht. Sie ist ganz abgesondert. Von Besuchen werde ich sehr wenig in Anspruch genommen. Müsste ich nicht diese Anzahl von Briefen schreiben, so wäre ich so wohlauf, dass es unmöglich von längerer Dauer sein könnte; denn gewöhnlich, wenn es mir gut geht, tritt bald wieder eine Änderung ein. Hätte ich Sie hier, so ginge mir gar nichts ab. Da mir aber Gott die Gnade erweist, Ihnen Gesundheit zu verleihen, so wird sich diese Entbehrung leicht ertragen lassen. Gott vergelte Ihnen Ihre Sorge für meine Gesundheit! Denn mein Leid wegen Ihres Fernseins hat sich bedeutend verändert, als ich sah, wie zärtlich Sie dort für mich besorgt sind. Ich hoffe zu Gott, mein Befinden werde nicht so schlimm sein, dass mich die Kälte in Ávila von dort ferne hält; wenigstens werde ich mich wegen der Schädigung, die sie mir zufügen könnte, nicht bestimmen lassen, auch nur einen Tag später von hier abzureisen; denn Gott schenkt, wenn er will, allerorts Gesundheit. Aber wahrhaftig, weit mehr wünsche ich zu meiner Freude Ihre Gesundheit. Gott verleihe sie Ihnen; denn er kann es!

Johann de Ovalle hat mir einen sehr langen Brief geschrieben, worin er besonders seine Liebe zu Ihnen hervorhebt und sagt was er alles tun würde, um Ihnen zu dienen. Seine ganze Versuchung bestand darin, dass er meinte, Cimbrón gelte alles; er sei es, der Ihre Angelegenheiten ordne und das Geordnete wieder zerstöre, und deshalb sei auch meine Schwester nicht gekommen. Diese Eifersucht ist sein ganzer Schmerz, und ich glaube es fürwahr; denn sein Naturell ist so. Ich selbst habe mit ihm deshalb viel ausgestanden, weil Doña Guiomar und ich Freundinnen waren. Er beklagt sich nun über Cimbrón. In diesen Stücken ist er sehr kindisch. Übrigens hat er in Sevilla schön gehandelt und große Liebe gezeigt. Darum bitte ich Sie um Gottes willen, nachsichtig mit ihm zu sein. Ich habe ihm geschrieben, was ich meine und wie Sie ihn lieben. Er solle sich vielmehr freuen über das, was Cimbrón für Sie getan. Ich drang auch sehr darauf, dass er Sie zufriedenstelle und Ihnen das Geld sende, wenn Sie es verlangen. Es sei besser, jeder bleibe in seinem Hause, da vielleicht Gott es gerade so haben wolle. So schrieb ich ihm, indem ich die Schuld ihm beilegte und den Perálvarez entschuldigte. Das schlimmste ist jetzt, dass er, wie ich befürchte, hierher kommen wird. Alle meine Bemühungen, es ihm abzuraten, werden nichts helfen. Mit meiner Schwester habe ich großes Mitleid, und so müssen wir vieles ertragen. Dennoch würde ich darauf schwören, dass die Bereitwilligkeit des Johann de Ovalle, Ihnen Freude zu machen und zu dienen, groß ist. Gott hat ihm eben nicht mehr gegeben. Dafür gibt der Herr anderen die Gnade, solche Leute zu ertragen, und auch Sie sollten dasselbe tun.

Das Agnus Dei und die Ringe sind, wie mir scheint, in dem Kästchen, wenn sie nicht in dem Reisekoffer sich befinden. Der Subpriorin habe ich schon geschrieben, sie solle Ihnen dies zusenden, damit Sie daraus die Schriften über »die Klosterstiftungen« herausnehmen können. Bringen Sie diese Schriften in einen Papierumschlag, versiegeln Sie ihn und schicken Sie ihn wieder der Subpriorin; denn man muss auch meiner Begleiterin, ich weiß nicht was, und mir einen Mantel nachsenden, wozu wir dringenden Auftrag gegeben haben. Ich weiß nicht, was sonst noch für Schriften im Koffer sind, und ich möchte nicht, dass jemand sie sehe. Deshalb wünsche ich, dass Sie diese Schriften herausnehmen sowie auch die Schriften über »die Klosterstiftungen«; denn vor Ihnen habe ich kein Geheimnis. Der Schlüssel zum Kästchen ist abgebrochen; lassen Sie es aufmachen und verwahren Sie es dann in einem Kasten, bis der Schlüssel gemacht ist. In dem Kästchen befindet sich auch der Schlüssel zur Brieftasche, die ich ebenfalls Ihnen zu senden befohlen habe, weil darin auch einige Schriften sind, die, wie ich glaube, vom Gebete handeln. Diese dürfen Sie wohl lesen. Nehmen Sie auch ein Schriftstück heraus, worauf einiges über die Klosterstiftung in Alba geschrieben ist, und schicken Sie mir dies alles; denn der Pater Visitator hat mir aufgetragen, die »Klosterstiftungen« zu Ende zu führen; da muss ich nämlich nachsehen, was ich schon geschrieben habe, um das Angefangene weiter fortzusetzen. Ich vollziehe diesen Auftrag sehr ungern; denn die Zeit, die mir vom Schreiben der Briefe übrigbleibt, möchte ich mehr für mich verwenden, um mich der Einsamkeit und Ruhe hingeben zu können. Es ist dies, wie es scheint, nicht der Wille Gottes. Er verleihe, dass diese Arbeit zu seinem Dienste gereiche!

Die Priorin von Valladolid hat mir geschrieben, Doña Maria de Mendoza habe von dem Buche, das der Bischof hatte, eine Abschrift nehmen lassen, und diese sei jetzt im Besitze des Bischofs. Es hat mich dies um Ihretwillen gefreut; denn wenn ich komme, so können wir es uns geben lassen, damit Sie es sehen. Sagen Sie aber niemandem etwas davon. Wenn der Bischof nach Ávila kommt, können Sie ihn wohl um dieses Buch bitten.

Ich werde nach Sevilla schreiben, denn ich weiß nicht, ob man Ihnen den Brief übergeben hat. Was liegt an vier Realen? Jene haben sie nicht übergeben; und wenn der Überbringer gewusst hat, dass etwas darin war, so wird er sie auch nicht übergeben haben. Die Priorin dahier befindet sich besser als sonst gewöhnlich. Sie und alle Schwestern küssen Ihnen die Hand. Wir haben Sie angelegentlich Gott empfohlen, dass er Sie gesund erhalte. Ich sende Ihnen hier einige Quitten, damit Ihre Haushälterin sie Ihnen einmache und Sie nach dem Mittagsmahl davon genießen können. Auch zwei Schachteln Marmelade schicke ich mit, die eine für Sie, die andere für die Subpriorin im St. Josephskloster, die mir schrieb, dass sie an großer Schwäche leide. Sagen Sie ihr, sie solle diese Marmelade genießen, und Sie bitte ich, von der Ihrigen niemandem etwas mitzuteilen, sondern sie selbst zu genießen. Wenn sie zu Ende ist, so teilen Sie es mir mit; denn sie kostet hier nicht viel, und das Geld, das ich dafür ausgebe, ist nicht vom Konvente. Pater Gracián hat mir nämlich im Gehorsam aufgetragen, ich sollte wie immer verfahren; denn was ich hatte, gehörte nicht mir, sondern dem Orden. Dies ist mir einerseits schwergefallen, andererseits hat es mich gefreut; denn es gibt hier ohnehin schon so viele Ausgaben, wenn ich nur die Portoauslagen rechne. Diese Portoauslagen gehen mir zu Herzen, weil sie sich so hoch belaufen und so oft zu machen sind.

Belehrung über die Erziehung der Söhne des Don Laurentius

Ich möchte nicht, dass Sie Nachfolgendes vergessen; deshalb bemerke ich es hier. Ich habe große Furcht, Ihre Söhne könnten sich, wenn man nicht schon von jetzt an große Sorge für sie trägt, bald anderen leichtfertigen Knaben in Ávila anschließen. Darum müssen Sie diese alsbald zu den Vätern der Gesellschaft Jesu gehen lassen. Ich schreibe darüber, wie Sie aus Beiliegendem ersehen werden, an den Rektor. Wenn der gute Franz de Salcedo und der Magister Daza es für gut halten, so können sie auch Barette tragen. Die Tochter des Rodrigo hatte unter sechs Kindern nur einen einzigen Sohn, und es war gut für ihn, dass er immer zum Studium angehalten wurde. Er ist jetzt noch in Salamanka. Mit einem anderen Sohn des Don Didakus del Aguila hat man es ebenso gehalten. In Ávila selbst wird man sehen, was mit den Jungen zu machen ist. Gebe Gott, dass sie nicht durch die Schuld meiner Brüder recht leichtfertig werden!

Sie werden den Franz de Salcedo und den Magister nicht viel zu sehen bekommen, wenn Sie diese nicht in ihren Wohnungen aufsuchen; denn sie wohnen weit weg von Perálvarez. Es ist auch gut, wenn Sie sich mit ihnen allein besprechen. Vergessen Sie nicht, sich jetzt an einen bestimmten Beichtvater zu halten und so wenig Leute als möglich in Ihr Haus aufzunehmen; denn besser ist es, Sie nehmen jetzt wenige auf, als wenn Sie diese später wieder entlassen. Nach Valladolid habe ich schon geschrieben, dass der Edelknabe komme. Wenn Ihre Söhne eine Zeitlang auch ohne ihn sind, so liegt nicht viel daran; es sind ihrer ja zwei, und sie können miteinander gehen. Ich schreibe also, dass er komme.

Sie sind Ihrer Gewohnheit nach geneigt, viele Ehrenbezeigungen entgegenzunehmen. In diesem Punkte müssen Sie sich abtöten. Sie sollen auch nicht auf jedermann hören, sondern in allen Stücken das Gutachten der obengenannten zwei Männer einholen. Sie können, wenn Sie es für gut erachten, in wichtigen Angelegenheiten den Pater Muñoz aus der Gesellschaft Jesu zu Rate ziehen, wiewohl auch diese beiden Männer genügen. Was diese sagen, dabei sollen Sie bleiben. Bedenken Sie, dass man leicht etwas anfangen kann, ohne dass man gleich den Nachteil davon einsieht, und dass Sie und Ihre Kinder vor Gott und vor der Welt mehr gewinnen werden, wenn Sie Ihr Geld behalten, um Almosen geben zu können, als wenn Sie es der Welt opfern. Ihre Kinder werden davon größeren Nutzen haben. Für jetzt wünschte ich nicht, dass Sie eine Mauleselin kauften, sondern nur einen Klepper, den Sie auf Reisen und zu anderen Diensten brauchen können. Jetzt ist es nicht notwendig, dass Ihre Söhne sich anders als zu Fuß ins Freie begeben. Lassen Sie dieselben studieren!

106. Brief - An die unbeschuhten Karmelitinnen in Veas

Toledo, im Juli 1576

Aufmunterung zum Vertrauen auf Gott.

… Es zeugt doch wohl, wie mir scheint, von geringem Vertrauen auf unseren Herrn, dem Gedanken Raum zu geben, als könnte es uns an dem Notwendigen fehlen, da Seine Majestät auch für das kleinste Tierchen Sorge trägt und ihm seinen Unterhalt verschafft. Meine Töchter, wenden Sie doch Ihre Sorgfalt und Ihren Eifer unserem guten Jesus zu und bemühen Sie sich, ihm zu dienen, und ich versichere Sie, dass er es an nichts fehlen lassen und uns nicht verlassen werde. Auch ist das Kloster erst seit so kurzer Zeit gegründet, dass es nicht ratsam scheint, es jetzt schon zu verlegen. Warten Sie noch einige Jahre zu, und wenn dann unser Herr nicht Hilfe schafft, so soll uns dies ein Zeichen sein, dass dessen Verlegung sein Wille sei; dann mag geschehen, was die Vorgesetzten für gut erachten…

107. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, im August 1576

Armut des Geistes in den Klöstern. Vertrauen auf Gott. Angelegenheiten der Reform.

… Wenn es sich um einen Vorteil handelt, dann hören die Weltleute wenig auf ihre Vernunft. So ist es auch mit dieser Mutter Priorin, da sie an den Überfluss gewöhnt ist, den sie in Pastrana gefunden; es ist ihr wenig Geistesarmut geblieben. Dies hat mir wehe getan, und es wird mich immer schmerzen, wenn ich an unseren Nonnen diese Wahrnehmung mache. Denn diese Klöster sind zur Verherrlichung Gottes gegründet worden, einzig im Vertrauen auf ihn.

Sobald wir einmal anfangen, auf menschliche Hilfe zu vertrauen, fürchte ich, könnte es uns gar bald am göttlichen Beistande fehlen. Ich sage dies nicht in Bezug auf den vorliegenden Fall, allein ich weiß, dass jener Herr seine Tochter nicht in dieses Kloster bringen würde, wenn die Schwestern nicht den Geist der Selbstentäußerung hätten. Indessen sind wir ihm so wenig verpflichtet, dass es wohl nach Gottes Willen so geschehen muss.

Die Art und Weise, die Sie bei der Visitation der unbeschuhten Karmelitinnen verfolgen, scheint mir von Gott selbst eingegeben zu sein; er sei gepriesen für alles!

Euere Paternität haben nicht nötig, mir dies zu befehlen. Ich sehe Ihren Wunsch als Befehl an und werde darnach handeln. Wahrhaftig ich würde mich dieser Mühe gerne entziehen, wenn ich nicht fürchtete, es könnte sich in einige dieser Klöster mehr Habsucht einschleichen, als mir lieb ist. Gebe Gott, dass man Euere Paternität nicht mehr täusche als mich! Dieser Vorwurf hat mich meines Erachtens mehr geschmerzt als alles andere. Soweit ich mich selbst kenne, war ich schon damals, als Sie unser Oberer noch nicht waren, entschlossen, keine Nonne ohne Ihr Gutachten aufzunehmen, sei es nun, dass Sie in der Nähe oder weit entfernt waren. Man kann unmöglich in allem das Rechte treffen. Die Zeit wird es lehren [ob unser Verhalten gut war]. Machen wir uns aber um die Aussteuer Sorge, dann ist es noch schlimmer.

Beiliegende Angaben sind von der Mutter Priorin. Wenn ich mich über die Verhältnisse der Klöster gut zu unterrichten bemühe, so geschieht das in ihrem eigenen Interesse. Ich begreife nicht, wie man so etwas sagen kann. Möge Gott es nicht als Beleidigung auffassen und sein Licht verleihen, dass man es in Zukunft besser trifft! Doch was bringe ich nicht alles zu meiner Entschuldigung vor? Das Schlimmste ist, dass ich über jene, von der ich gesprochen, sehr ungehalten bin…

108. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, am 5. September 1576

Wahl des Doktor Velásquez zu ihrem Seelenführer während ihres Aufenthaltes in Toledo.

… Ich will Ihnen hier eine Mitteilung machen, weil der Bote so verlässig ist, dass ich es wagen darf. Sie wissen schon, dass Angela den Prior von la Sisla erwählt hat; denn sie kann nun einmal, glauben Sie es, eines Ratgebers nicht entbehren, den sie in vielen Dingen notwendig hat, um darin das Rechte zu treffen und ruhig sein zu können. Dieser Prior kam früher oft, um sie zu besuchen; seitdem sie ihn aber zum Beichtvater genommen, fast nie mehr. Die Priorin und ich konnten sich die Ursache dieser Veränderung nicht recht erklären. Als sich nun einmal die betrübte Angela in einer Unterredung mit Joseph befand, sagte ihr dieser, er selbst halte jenen ab; denn der Doktor Velásquez, der ein sehr gelehrter Kanonikus hier ist, sei geeigneter für sie. Bei ihm werde sie Trost finden. Er selbst werde auf ihn einwirken, dass er sie anhöre und verstehe. Es war nämlich zweifelhaft, ob er sich wegen seiner vielen Geschäfte um sie annehmen werde. Weil nun, wie Euere Paternität wissen, Joseph eine so hohe Autorität ist und weil Angela bei dergleichen Ratschlägen immer folgte, so wusste sie nicht, was sie tun sollte; denn einerseits hatte sie sich schon dem Prior, dem sie so vieles verdankt, anvertraut, andererseits aber fürchtete sie, den Joseph zu beleidigen.

In dieser Ratlosigkeit brachte sie einige Tage zu, und es war ihr leid, dass sie Euere Paternität nicht um Ihr Gutachten befragen konnte. Sie fürchtete auch, der neue Ratgeber könnte sie in Unruhe versetzen, und scheute es, sich mit so vielen zu besprechen. Da kam der Pater Salazar hierher, und sie entschloß sich zu tun, was dieser ihr sagen würde, obwohl ihr der Wechsel schwer fiel und sie sich bald über Joseph beklagt hätte, dass er sie nicht zuvor aufmerksam gemacht habe. Dem Pater Salazar sagte sie alles, was vorgefallen war. Als er früher einmal nach Toledo gekommen war, hatte er ihr den Rat gegeben, sie solle sich an den Prior von la Sisla wenden. Mit dem Pater Salazar kann sie, wie Euere Paternität wissen, über alles reden, denn er weiß schon alles. Dieser befahl ihr zu tun, was Joseph ihr rate, und so ist es auch geschehen. Die Worte Josephs aber haben sich als vollkommen wahr erwiesen. Denn als der Prior darauf ins Kloster kam, fragte ihn die Priorin um den Grund seines Fernbleibens. Er antwortete ihr, dass er selbst nicht wisse, was das sei. Obwohl er nichts so sehr wünsche, als oft zu kommen, und er recht gut einsehe, dass er dieses sein Nichtkommen noch bereuen werde, so wäre er hierin doch nicht Herr über sich selbst und könne nicht anders. Er sei darüber sehr erstaunt, allein er sei einmal hierin nicht Herr über sich.

Bei dem anderen bedurfte es weiter nichts, als dass ich ihn ersuchte. Er bemerkte, er wolle jede Woche kommen, wenn er auch noch so viele Geschäfte habe; dies sagte er mit einer Freude, als ob ihm das Erzbistum von Toledo angeboten worden wäre. Ja, ich glaube, es hätte ihn dies nicht so sehr gefreut, so gut ist er. Pater Ferdinand de Medina wird Ihnen Näheres berichten; vergessen Sie nicht, ihn darüber zu befragen. Damit Sie sehen, wie er die Sache auffasst, sende ich Ihnen beiliegendes Billet, das er mir schickte, als ich ihn einiger Zweifel wegen rufen ließ, die sich jedoch nicht auf das Gebet bezogen. Weil es zu weitläufig wäre, so will ich weiter davon nichts reden.

So ist, mein Vater, Angela ganz zufrieden, nachdem sie schon einmal bei ihm gebeichtet hat. Sie ist um soviel glücklicher, als ihre Seele, seit sie den Paulus kennengelernt, bei keinem anderen Erleichterung und Ruhe gefunden hatte; jetzt ist sie ruhig und zufrieden und fühlt sich zur Unterwerfung unter den Gehorsam geneigt, wenn auch nicht in dem Maße wie bei Ihnen. Dies bereitet ihr den größten Trost; denn da sie ihr ganzes Leben lang an den Gehorsam gewöhnt war, so konnte sie in allem, was sie tat, keine Beruhigung mehr finden, seitdem sie den Paulus nicht mehr hatte. Sie meinte nur, nicht das Rechte zu tun, und wenn sie auch einem anderen sich unterwerfen wollte, so war sie dazu nicht imstande. Glauben Sie es, dass jener, der das eine tat, auch das andere so gefügt hat. Auch sie ist erstaunt über das bisherige, ihr ganz neue Unvermögen, wie der Prior darüber verwundert war, dass es nicht in seiner Macht lag zu tun, was er selber wollte.

Euere Paternität dürfen sich recht über diesen Vorgang freuen, wenn Sie der Angela einigen Trost gewähren wollen. Sie vermisst ohnehin schon genug, dass sie ihn nicht in so vollem Maße genießt wie bei Paulus, wenn auch ihre Seele sich leichter fühlt. Ihrem neuen Führer war die Freundschaft zwischen Joseph und ihr nicht unbekannt; denn er hatte schon viel davon gehört, und es bringt ihn nichts außer Fassung. Weil er so gelehrt ist, findet er für alles die Begründung in der Heiligen Schrift. Es ist dies ein großer Trost für diese arme Seele, die der Herr auf jegliche Weise von allem losgerissen hat, was sie liebt. Er sei gepriesen in Ewigkeit!

Jetzt müssen wir sehen, dass wir in gutem Einvernehmen mit dem Prior von la Sisla bleiben. Er darf sonst nichts merken, als dass man wegen seines Zögerns manchmal dem anderen beichtet. Schreiben mir Euere Paternität, dass Angela tun soll, was dieser ihr sagen wird, geradeso, als wenn Sie es ihr nahelegen würden, damit ihre Seele ein Verdienst davon hat. Denn ich versichere Sie, ihr Verlangen ist so groß und die Antriebe, etwas für Gott zu tun, sind so mächtig, dass sie ihm, weil es ihr nicht möglich ist, etwas Großes zu vollbringen, wenigstens in dem mehr zu gefallen suchen muss, was sie vermag.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

109. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar del Campo

Toledo, am 5. September 1576

Ausfertigung einer Vollmacht von seiten des Königlichen Rates und Notwendigkeit einer Entsendung von Bevollmächtigten der Unbeschuhten nach Rom.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Heute habe ich durch den Generalbotenmeister einige Briefe an Sie abgesendet. Sie dürfen nicht vergessen, mir ihren Empfang anzuzeigen. Ich glaube, sie gehen sicherer von hier nach Sevilla, weil jener ein Bruder einer unserer Nonnen ist.

Ich habe Euerer Paternität geschrieben, dass Tostado an demselben Tage, an dem Sie hier ankamen, nach Portugal abgereist ist. Infante und noch ein anderer Prediger aus Andalusien haben ihn erwartet und einen Boten nach Madrid geschickt, der ihnen diese Neuigkeit gebracht hat. Gepriesen sei der Herr, der es so geordnet hat!

Die Herren des Königlichen Rates sagen, dem Gange des Prozesses gemäß könne die Erlaubnis nicht gegeben werden; denn es müsste unsere Sache mehr begründet werden. Wenn sie aber einen Brief vom Nuntius vor sich hätten, in dem er die Erlaubnis erteile, so würden sie diese ohne weiteren Rechtsstreit gewähren. Dies hat ein Assessor dem Don Petrus González aus Freundschaft mitgeteilt. Schreiben mir Euere Paternität durch die Patres, die vom Kapitel zurückkehren, welches Mittel man da anwenden müsse! Gut wird es sein, wenn Sie sich mit einigen Personen bei Hof, vielleicht mit dem Herzog oder mit anderen, darüber beraten. Mir ist der Verdacht gekommen, es könnten durch die Briefe aus Rom dem Nuntius die Hände gebunden sein, so dass er eine solche Erlaubnis nicht zu erteilen vermag. Dem Pater Antonius hat man sie, wie mir scheint, ohne Anstand erteilt. Ich habe mir auch gedacht, dass man den Beschuhten Breven gegen uns geben wird, soviel sie verlangen, wenn sie dem Papste solche unwahre Berichte vorlegen und niemand in Rom ist, der sich unserer Sache annimmt. Es ist darum von großer Wichtigkeit, dass einige von den Unsrigen sich in Rom aufhalten. Denn wenn man dort sieht, wie sie leben, so wird man zu der Einsicht kommen, dass nur die Leidenschaft sie so verleumden konnte. Bis dahin, glaube ich, können wir nichts tun. Diese Abgesandten würden dann auch die Erlaubnis zur Gründung einiger Klöster mitbringen. Glauben Sie, dass es wichtig für uns ist, vorbereitet zu sein auf das, was kommen kann.

Ich schreibe dies in Eile, und darum kann ich nichts weiter sagen, als dass sich alle Schwestern in die Gebete Euerer Paternität empfehlen. Ich empfehle mich in die Gebete aller dort anwesenden Väter, insbesondere des Paters Prior de los Remedios, obgleich ich über ihn zornig bin. Ich wünsche zu wissen, ob Pater Mariano gekommen ist; Gott behüte Euere Paternität und halte Sie an seiner Hand! Amen.

Es freut mich sehr, dass Sie so gutes Wetter zur Reise haben. Ich warte auf Antonius. Vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, welchen Namen der Mann, jener Diener Ihres Vaters, trägt, dem ich die Briefe nach Madrid zusenden soll, und teilen Sie mir mit, wie die Adresse an ihn lautet, sowie auch, ob man ihm das Porto für die Briefe geben kann.

Heute ist der 5. September. Wir sind gesund, und ich freue mich, dass ich hier nach meinem Dafürhalten gute Gelegenheit haben werde, Ihnen [öfters] zu schreiben.

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

Geben Sie doch acht, mein Vater, dass Sie das Papier nicht verlieren, das ich Ihnen gegeben habe. Sie haben gesagt, es in ein Futteral tun zu wollen, haben es aber nicht getan. Ich wünschte, Sie hätten noch eine Abschrift davon in Ihrer Kassette; denn es wäre sehr verhängnisvoll, wenn es verlorenginge.

110. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar del Campo

Toledo, am 6. September 1576

Zerwürfnisse mit den beschuhten Karmeliten und eine Angelegenheit des Klosters in Malagón.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Der Überbringer dieses Briefes ist eben angekommen und lässt mir wenig Zeit zum Schreiben, darum werde ich mich kurz fassen. Ich preise den Herrn, dass Euere Paternität gut angekommen sind. Ich habe Ihnen schon auf zwei Wegen Briefe gesandt, dass Peralta an demselben Donnerstag nach Portugal abgereist ist, an dem Sie hier ankamen. Santelmo hat mir heute geschrieben - den Brief werden Sie noch erhalten -, wir hätten nichts mehr zu befürchten; denn Mathusalem sei fest entschlossen, unserem Wunsche entsprechend die Adler zu trennen, weil er wohl einsehe, dass dies das beste sei.

Von Sevilla hat man mir heute über den Lärm geschrieben, den daselbst die Freude über die Veröffentlichung der Vollmachten des Peralta im Kloster der Beschuhten verursacht hat. In der ganzen Stadt sprengen diese aus, sie würden die Schmetterlinge ihrem Gehorsam unterwerfen. Wahrlich, was der Herr getan, war notwendig.

Er sei gepriesen in Ewigkeit! Infante ist zu mir gekommen, um mich zu sprechen; er wollte einen Brief für Paulus. Ich sagte ihm, dass ich meinerseits nichts tun werde, er solle selbst mit Ihnen sprechen. Er findet sich bei diesem Lärm schuldlos. Ich glaube, er würde sich nicht so unterwürfig zeigen, wenn er Hoffnung auf die Rückkehr des Peralta hätte.

Bezüglich dessen, was Euere Paternität über die Priorin in Malagón sagen, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist dies eine so wichtige Sache, dass Sie mir diese nicht allein überlassen dürfen. Dies geht einmal nicht an, und ich wage es auch nicht, dem, was Euere Paternität wollen, hinderlich in den Weg zu treten. Und so bitte ich Sie, zu tun, was Sie als das beste erachten, und sehen Sie, was für das dortige Kloster entsprechend ist. Es wird von ihr zu diesem Amte mehr gefordert als zum Amte einer Subpriorin. Ich wüßte hiefür keine andere als die Priorin von Salamanka; jene, die Euere Paternität nennen, kenne ich nicht, und sie ist noch viel zu kurze Zeit im Orden. Aber auch die von mir Bezeichnete wird die Stelle einer Priorin kaum ausfüllen. Die Angelegenheit macht mir großen Kummer. Empfehlen Sie dieselbe dem Herrn und lassen Sie es bei dem, was Sie anordnen werden. Es ist immer schwer, Nonnen aus einem Kloster zu nehmen und in ein anderes zu versehen. Der Herr leite Sie in dieser Angelegenheit! Not hat kein Gesetz. Heute ist Donnerstag, der 6. September. Um an meinen Vater, Pater Antonius, zu schreiben und auch Ihnen mehr zu berichten, habe ich keine Zeit mehr.

Euerer Hochwürden Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

111. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 7. September 1576

Häusliche Angelegenheiten des Klosters in Sevilla und andere Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

An Ihren Briefen habe ich, ich versichere Sie, solche Freude, dass ich mich immer darnach sehne. Ich weiß nicht, woher es kommt, dass ich eine so besondere Liebe zu Ihrem Kloster und zu dessen Bewohnerinnen trage. Vielleicht ist das der Grund, dass ich dort so viele Leiden erduldet habe. Ich bin Gott sei Dank gesund; denn die Fieberanfälle haben sich in einen starken Katarrh verwandelt.

Das Leiden, das Ihnen und den dortigen Schwestern durch die Reden und Handlungen jener Väter widerfahren wird, habe ich wohl vorausgesehen. Auch hier hat es an solchen Leiden nicht gefehlt. Nachdem uns aber Gott von diesem Tostado befreit hat, hoffe ich von Seiner göttlichen Majestät, dass sie uns auch aus allen anderen Bedrängnissen gnädig erretten werde. Es ist nicht nötig, die feindselige Gesinnung Tostados gegen die Unbeschuhten und gegen mich zu übertreiben, er hat Beweise genug davon gegeben. Wir müssen eifrig beten, dass Gott unseren Vater von diesen Menschen befreie, sie erleuchte und Frieden schaffe in diesen Angelegenheiten. Denn solange der wohlehrwürdige General so gegen uns eingenommen ist, werden wie, so versichere ich Sie, genug Anlass haben, durch Leiden uns Verdienste zu sammeln.

Weil Sie von unserem Vater alles erfahren werden, so will ich jetzt nicht weiter davon reden. Ich bitte Sie nur um der Liebe willen, mir alles sorgfältig zu berichten, was vorgeht, wenn nämlich unser Vater nicht schreiben kann, und ihm meine Briefe zu übergeben sowie die seinigen mir zu schicken. Sie sehen ja, welche Stürme sich erhoben, als er noch in Sevilla war; was wird es erst sein, wenn er fern von dort ist?

Der hiesige Generalbotenmeister ist ein Vetter einer unserer Nonnen in Segovia. Er hat mich besucht und mir gesagt, er wolle um dieser seiner Base willen uns jedmöglichen Dienst erweisen. Er ist, wie gesagt, Generalbotenmeister dahier und heißt Figueredo. Wir haben uns miteinander besprochen, und er sagt, dass ich fast in acht Tagen im Besitze der Briefe sein könnte, wenn Sie diese dort dem Generalbotenmeister übergeben. Sehen Sie, welch großer Vorteil dies für uns wäre! Er sagt auch, es könne keiner der Briefe, und seien es auch noch so viele, verlorengehen, wenn Sie das Briefpaket unter Kuvert legen mit der Adresse: »An Figueredo, den Generalbotenmeister in Toledo.« Es ist dies alles nur Plage für Euere Ehrwürden; ich weiß jedoch, dass Sie noch größere für mich auf sich nehmen würden, wie auch ich aus Liebe zu Ihnen vor keiner Mühe zurückschrecken würde. Seien Sie versichert, dass mich zu Zeiten ein so mächtiges Verlangen, Sie wieder zu sehen, ergreift, dass es scheint, als hätte ich an sonst nichts zu denken. Das ist volle Wahrheit.

Erkundigen Sie sich doch dort, wie wir diesen Generalbotenmeister titulieren sollen, ob man ihn »Magnifizenz« oder sonstwie nennt. Er besitzt einen sehr hohen Rang. Wegen der Leichtigkeit des Verkehrs mit Sevilla freue ich mich, hier bleiben zu können; denn in Ávila ist in dieser Hinsicht wenig Vorsorge getroffen. Ich habe übrigens auch noch andere Gründe, gerne hier zu sein. Nur wegen meines Bruders bedauere ich es, dass ich nicht dort bin; denn es fällt ihm das Fernsein von mir schwer. Sie handeln nicht recht, wenn Sie ihm nicht zuweilen schreiben. Aus beiliegendem Briefe, den er mir geschrieben, werden Sie ersehen, wie schlimm es um seine Gesundheit steht. Ich danke Gott, dass er doch vom Fieber frei ist.

Ich vergesse immer, die Briefe aufzubewahren, in denen man mir über die kleine Theresia schreibt. Alle bekennen, sie seien beschämt durch den Anblick ihrer Vollkommenheit und ihrer Vorliebe für niedrige Verrichtungen. Sie sagt, dass man sie deshalb, weil sie die Nichte der Stifterin sei, nicht höher, sondern geringer achten müsse. Die Schwestern lieben sie sehr und erzählen vieles von ihr. Ich berichte Ihnen dies, damit Sie deshalb den Herrn lobpreisen; denn Sie und Ihre Mitschwestern haben ihr zum Besitz einer solchen Gesinnung verholfen. Es freut mich sehr, dass Sie dieselbe der göttlichen Majestät empfehlen. Ich liebe sie und ihren Vater sehr; doch versichere ich Sie in aller Wahrheit, dass ich froh bin, fern von ihnen zu sein. Den Grund davon kann ich nicht recht begreifen, es wäre denn der, dass die Freuden dieses Lebens mir zum Überdrusse sind. Vielleicht ist es auch die Furcht, mich an Irdisches zu hängen, und dann ist es besser, der Gelegenheit aus dem Wege zu gehen. Indessen wünschte ich doch, um gegen meinen Bruder für das uns erwiesene Gute nicht undankbar zu sein, jetzt bei ihm zu sein, bis er einige Angelegenheiten in Ordnung gebracht hätte, mit deren Vereinigung er auf mich wartet.

Unterlassen Sie nicht, ihm und mir in Bezug auf die Hauskaufsteuer nach dem beiliegenden Zettel Nachricht zu geben. Ich kann mir leicht denken, dass Sie in Geldverlegenheit sind; darum habe ich mit Nikolaus unterhandelt, dass Ihnen sogleich die vierhundert Dukaten gegeben werden.

Nachdem ich die von ihm empfohlene Kandidatin abgewiesen habe, weil man mir sagte, sie habe einen, ich weiß nicht welchen, Fehler, schrieb mir Nikolaus wieder beiliegenden Brief. Unser Vater sagt, sie passe nicht für den Orden. Desungeachtet habe ich sie nicht aufs neue abgewiesen, weil Sie sich in einer solchen Not befindet, dass es ratsam wäre, sie doch zur Probe aufzunehmen. Vielleicht macht sie sich gut. Reden Sie dort mit unserem Vater, wenn Sie wirklich diese Kandidatin nötig haben, und erkundigen Sie sich um die Fehler, die sie hat. Denn ich habe nur wenig mit ihm darüber gesprochen. Ich sehe nämlich, dass Sie dort in Geldverlegenheit sind, da zu meiner Verwunderung Beatrix von ihrer Mutter nicht mehr als 1500 Dukaten erhalten hat; doch ist sie, wenn sie auch nichts erhalten hätte, ein großer Gewinn für das Kloster. Über das Strümpfestricken und über den dadurch erzielten Erwerb habe ich mich gefreut. Helfen sich die Schwestern selbst, so wird ihnen auch Gott helfen.

Um auf das zu kommen, was Sie von der Bezahlung der Zinsen und von deren Verkauf sagen, so ist es klar, dass es eine große Wohltat wäre, der Schuldenlast allmählich loszuwerden. Wenn man die Aussteuer der Bernarda, der Tochter des Paulus, [mit jener der Beatrix] zusammenwerfen würde, so dass die Geldsumme auf dreitausend Dukaten sich beliefe, so würde ich sie für jeden Fall annehmen. Es sollen sie zuerst Personen von Ansehen sprechen. Als man diese Bedingung stellte, sagte mir der Pater Mariano, sie habe keine Bedeutung, man könne das Geld annehmen, obgleich diese Bedingung gestellt sei, es sei kein Verstoß gegen die Gerechtigkeit. Erkundigen Sie sich über alles, bevor sie nach Abtragung der Zinsen mit dem Gelde im Kloster bleibt. Der Pater García Alvarez möge darüber mit einigen Männern sich besprechen, und Sie sollen die Angelegenheit mit unserem Vater verhandeln. Solange dieser in Sevilla ist, brauchen Sie sich in keiner Angelegenheit an mich zu wenden, sondern nur an ihn. Gebe Gott, dass der Eifer der Eleonora nicht abnehme! Berichten Sie mir, wie es ihr geht und wie sie sich beträgt; denn ich bin bezüglich ihres Geistes nicht beruhigt.

Was die Vanegas betrifft, so ist es schwer, sie jetzt ohne alle Aussteuer aufzunehmen, weil bis jetzt noch keine aufgenommen wurde, die dem Kloster ein Vermögen gebracht hätte. Nur wenn man sie um Gottes willen aufnehmen würde, könnte es angehen; denn da würde der Herr uns Hilfe schaffen und vielleicht in anderen den Beruf erwecken; dies aber nur für den Fall, dass man unseren Vater sehr bestürmen und er Ihnen sagen würde, man möge die Vanegas aufnehmen. Sprechen Sie da kein Wort dagegen! Überhaupt müssen Sie, meine Freundin, darauf achten, dass Sie sich bei Aufnahme von Nonnen nicht übereilen; denn es ist für Sie höchst wichtig, erst zu sehen, ob sie tauglich sind. Die von Nikolaus Empfohlene dürfte wohl keine andere Eigenschaft haben als die, dass sie ein gutes Kind ist.

Die Nichte oder Base des García Alvarez ist nach meinem Dafürhalten wirklich so, wie ich Ihnen geschrieben habe; Caballar hat es mit gesagt. Ich glaube nicht, dass es Doña Clementine sei, es ist wohl eine andere. Sie können es ganz offen dem García Alvarez sagen, dass Sie erfahren hätten, sie sei sehr melancholisch gewesen. Mir hat Caballar ohne Umschweif gesagt, sie sei eine Närrin, und darum habe ich nicht mehr mit ihr geredet. Nach meinem ganzen Dafürhalten glaube ich, mich nicht zu täuschen. Leute dieser Art sollen schön bei ihrem Vater bleiben. Übrigens werden Sie nichts dadurch gewinnen, sondern sich nur in einer Zwangslage befinden. Wäre dieses aber auch nicht der Fall, so darf man [doch] das Kloster jetzt nicht belasten, sondern muss es schuldenfrei machen. Warten wir ein wenig, denn bei dem Aufruhr jener Väter wundert es mich nicht, wenn keine eintreten will.

Merken Sie sich alles, was Sie an Porto ausgeben, damit es von den 40 Dukaten, die die Nonnen von St. Joseph in Ávila geschickt haben, abgezogen werde. Tun Sie das; denn anders zu handeln wäre nicht Höflichkeit, sondern Torheit. Ich habe Ursache, Ihnen diese Mahnung zu geben. Wie können Sie es wagen, mir jetzt Geld zu senden? Es kam mir das lächerlich vor, da ich hier nur immer in großen Sorgen bin, wie Sie dort mit Ihren Schwestern durchkommen werden. Indessen kam es gerade zur rechten Zeit an, weil ich damit die Briefportos bezahlen konnte. Gott belohne Sie dafür sowie auch für das Orangenblütenwasser, das sehr gut ankam; er belohne auch die Anna vom Kreuze für den Schleier! Übrigens wagen Sie es nicht mehr, so etwas zu tun; denn wofern ich etwas wünsche, werde ich es gewiss schreiben. Ich werde dies, wie ich meine, mit der größten Offenheit und Freude tun, da die dortigen Schwestern zu jenen gehören, denen ich am meisten vertraue; denn ich bin überzeugt, dass Euere Ehrwürden und die anderen Nonnen gerne Hilfe leisten.

Die Kandidatin mit der guten Stimme ist nicht wieder gekommen. Ich bin sehr besorgt, eine Person zu finden, die für Sie passt. O wie sehr wünschte ich, dass man Ihnen Wasser verschaffen könnte! Mein Wunsch ist so heftig, dass ich daran nicht zu glauben wage. Einige Zuversicht gibt mir der Umstand, dass Pater Mariano und unser Vater bei Pater Bonaventura, dem Oberen der Franziskaner, etwas vermögen. Der Herr wolle dazu helfen! Es wäre mir dies eine große Beruhigung. Die Schwestern werden wohl glauben, ich würde jetzt, da unser Vater nach Sevilla kommt, lieber bei ihnen sein als hier, wenn ich auch mit dem Bischof einige böse Stunden aushalten müsste. Ich kann nur darüber staunen, dass alle so zufrieden sind. Gott hat ihre Lage gebessert. Er sei für alles gepriesen und erhalte mir Euere Ehrwürden viele Jahre!

Um Sie nicht zu betrüben, wollte ich Ihnen von meinem Kummer wegen unserer Priorin in Malagón noch nichts mitteilen, wiewohl ihr der Herr einige Besserung verliehen hat. Abgesehen von der großen Liebe, die ich zu ihr trage, wäre uns ihr Verlust gerade in dieser Zeit etwas Schreckliches. Ich hätte sie hierher bringen lassen, allein der Doktor sagte mir, dass sie hier keinen Monat lang mehr leben würde, während sie da, wo sie jetzt ist, noch ein Jahr leben könne. Der Herr wolle Hilfe schaffen! Beten Sie recht für sie! Ihr Zustand ist hoffnungslos; denn man sagt, sie leide an der Schwindsucht.

Die Schwestern sollen ja kein SarsaparillenWasser trinken, wenn es auch gegen Unterleibsleiden gut sein mag. Die Priorin und die Schwestern empfehlen sich Ihnen. Das Leiden meines heiligen Priors hat mich sehr betrübt. Wir beten alle für ihn. Teilen Sie mir mit, wie es ihm geht und was aus Delgado geworden ist. Ebenso, ob die Mutter der Beatrix ihr und ihrer Schwester etwas hinterlassen hat, das für das Kloster bestimmt sein soll. Empfehlen Sie mich allen nach Ihrem Gutdünken! Ich bin nun schon weitläufig geworden. Gott sei mit Ihnen! Es war für mich eine große Freude, zu erfahren, dass die Schwestern wohl sind und besonders Euere Ehrwürden; denn wegen der Priorinnen bin ich in großer Sorge. Gott erhalte Sie, meine Tochter! Von Caravaca und Veas erhielt ich hier einigemal Briefe. In Caravaca fehlt es nicht an Leiden, allein ich hoffe zu Gott, er werde helfen. Heute ist der 7. September (1576-1577).

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wir wollen uns jetzt öfter schreiben. Seien Sie nur hierin nicht nachlässig und unterlassen Sie auch nicht, unseren Vater manchmal mit etwas zu laben; er denkt geradeso wie wir, und er will nicht, dass die dortigen Brüder in Ihrem Sprechzimmer essen. Wir haben bisher so wenig darauf geachtet, dass ich nicht wünsche, es käme hierin zum Äußersten; denn ich sehe ein, in welcher Not er ist und wie viel uns an seiner Gesundheit liegt.

Warum schreiben Sie mir denn nichts von Pater Gregor? Empfehlen Sie mich ihm vielmals und geben Sie mir Nachricht, wie es unseren Vätern dort geht; denn wenn nicht Sie mir über alles Aufschluss geben, so tut es niemand. Schreiben Sie mir auch, wie Sie mit Pater Anton von Jesu stehen.

Dem Nikolaus werde ich keine Antwort senden, bis Sie mir Nachricht gegeben haben. Sind es nur drei oder vier Briefe, so haben Sie nur einen halben Real Porto zu bezahlen. Sind es mehrere, so ist das Porto größer.

Weil ich weiß, was es ist, wenn man sich in Not befindet, und wie schwer man dort Geld bekommen kann, so habe ich es nicht gewagt, den Nikolaus jetzt gänzlich abzuweisen. Wenn Sie unseren Vater über irgend etwas um seine Meinung fragen, müssen Sie ihm zum Überlegen Zeit lassen, sonst wird er, weil er so beschäftigt ist, der Sache nicht die gehörige Aufmerksamkeit zuwenden.

112. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 9. September 1576

Verschiedene Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihre Briefe gewähren mir wahrhaftig einen großen Trost. Als ich jüngst den einen las, ohne zu wissen, dass noch ein zweiter dabei sei, fand ich beim Lesen des zweiten eine solche Freude, als ob ich den ersten noch nicht gelesen hätte. Ich war über mich selbst erstaunt. Daraus können Sie entnehmen, dass mir Ihre Briefe immer Freude machen werden. Das, was ich Ihnen beantworten soll, schreiben Sie mir immer auf einen besonderen Zettel, damit ich ja nichts übersehe.

Was Sie mir bezüglich der Aufnahme der Nonnen schreiben, so hat, wie ich meine, unser Vater schon die Erlaubnis gegeben, dass die Mutter der Beatrix eintreten könne. Es hat mich dies sehr gefreut. Sie tun also recht, wenn Sie diese aufnehmen, und Sie können sie gar wohl einkleiden; denn es bereitet mir das eine besondere Freude. Sagen Sie ihr, dass ich recht sehr wünschen würde, mit ihr im dortigen Kloster zusammen zu leben. Was die Profeß der Beatrix betrifft, so habe ich Ihnen schon geschrieben, dass Sie ihr deren Ablegung gestatten können. Ich werde dies unserem Vater berichten. Empfehlen Sie mich ihr vielmals und sagen Sie ihr, sie möge ja an ihrem Profeßtage meiner nicht vergessen.

Was die Basen des García Alvarez betrifft, so weiß ich nicht, ob Sie sich noch erinnern, dass man mir von der einen sagte, sie sei äußerst melancholisch und habe den Verstand verloren. Ich glaube aber nicht, dass es die Constantia gewesen ist. Besprechen Sie dies offen mit García Alvarez. Über seine Nichte weiß ich nichts. Seine Verwandten sind uns nur dann um so lieber, wenn sie für uns passen. Erkundigen Sie sich genau, und wenn Sie vollständig unterrichtet sind, dann schreiben Sie an unseren Vater um die Erlaubnis zur Aufnahme! Er wird jetzt noch in Almodóvar sein, wo, wie Sie wissen werden, ein Kapitel der Unbeschuhten abgehalten wird. Es ist dies sehr gut. Warum schreiben Sie mir denn nichts von der Erkrankung des Paters Gregor? Ich habe wirklich, als ich es erfahren, großes Leid darüber empfunden.

Um wieder auf die Aufnahme der Nonnen zurückzukommen, so ist jene nicht wieder gekommen, von der ich Ihnen schrieb, dass sie eine gute Stimme besitze. Man unterhandelt jetzt wegen einer anderen. Nikolaus bittet sehr für sie, und Pater Mariano spricht immer davon, wie viel Nikolaus für Ihr Kloster tun werde. Diese würde [uns] etwas mehr als vierhundert Dukaten und ihre Ausstattung mitbringen; das Geld würde aber sogleich erlegt werden. Deshalb dringe ich darauf, dass es verzinslich angelegt werde. Auch zur Zahlung der Hauskaufsteuer könnte es, wie es ausgemacht ist, dienen, damit die Schwestern nicht mehr belästigt werden.

Es ist mir sehr leid, dass der Vergleich noch nicht abgeschlossen war, als jener andere starb. Indessen ist es vielleicht so besser. Bedenken Sie aber immer, dass ein gütlicher Vergleich für uns ratsamer ist [als ein Prozess]. Vergessen Sie dies nicht! Unser Vater schrieb mir, ein gelehrter Jurist am Hofe habe ihm gesagt, dass wir nicht Recht bekämen, und wenn dies auch der Fall wäre, so sei doch das Prozessieren immer eine böse Sache. Vergessen Sie das ja nicht!

Man hat mir gesagt, dass die genannte Jungfrau, die Nonne werden will, sehr brav sei. Ich habe es dem Johann Diaz ernstlich aufgetragen, er möge sich diese Jungfrau ansehen; denn wenn das Mal, das sie im Gesichte haben soll und das ich nicht kenne, verunstaltend ist, so wird sie nicht aufgenommen. Das Geld dieser Kandidatin würde mich schon anlocken, weil man es Ihnen geben würde, sobald Sie es begehrten; denn ich möchte nicht, dass man das Geld der Mutter der Beatrix und das des Paulus angreife, weil es zur Tilgung der Hauptschuld dient und weil, wenn man dieses Geld durch anderweitige Verwendung vermindern würde, den Schwestern eine große Schuldenlast bliebe. Dies wäre fürwahr etwas Entsetzliches. Deshalb wünschte ich, dass man sich [für die laufenden Ausgaben] mit dem Gelde der erwähnten Kandidatin behelfe. Ich werde mich genau über sie erkundigen. Man lobt sie gar sehr, und zudem ist sie von hier. Ich werde mich bemühen, sie zu sehen. Es hat mich sehr gefreut, dass es dem Bischof gut geht, und in jenen Angelegenheiten tun Sie, was diese Männer Ihnen sagen; später geht dies jedoch nicht mehr an, da muss man sich nach den bestehenden Verordnungen richten, so sehr dies auch jene verdrießen mag.

Ich wiederhole meinen Wunsch, den ich schon ausgesprochen, nämlich, dass die Renten jener Schwester nicht verkauft werden. Wir müssen vielmehr anderswoher Geld zu bekommen suchen, sonst bleibt uns die Schuldenlast. Mit diesen Renten und mit dem Gelde des Paulus können wir einen großen Teil der Schulden auf einmal abtragen, wodurch die Schwestern einen großen Vorteil gewinnen werden.

O welche Freude hat uns der Brief von meinen Töchtern bereitet! Ich versichere Sie, dass wir ganz entzückt waren. Empfehlen Sie mich ihnen. Da ich an unseren guten García Alvarez schreiben muss, [so will ich mich nicht mehr weiter verbreiten]. Mich freut es sehr, dass er von solch heiterer Gemütsart ist. Indessen muss man ihm gegenüber doch zurückhaltend sein; denn er ist so vollkommen, dass er leicht an etwas Anstoß nehmen könnte, wodurch wir ihn zu erbauen meinen. Andalusien ist nicht das Land, wo große Offenherzigkeit ratsam ist. Außerordentlich hat es mich gefreut, dass der Bischof sich wohl befindet, und ich habe dem Herrn dafür gedankt. Sagen Sie es ihm, wenn Sie ihn sehen! Sollte dies auch nicht so oft geschehen, so machen Sie sich nichts daraus. Eben sind die Briefe ganz recht angekommen; jeder berichtete mir das nämliche, und doch haben sie mich sehr gefreut.

Der kleinen Theresia geht es gut. Man kann nur Gott preisen für die Vollkommenheit, die sie auf der Reise an den Tag gelegt hat. Es war wirklich zum Erstaunen. Sie wollte keine Nacht außer dem Kloster zubringen. Ich versichere Sie, dass sie den dortigen Schwestern Ehre macht für die Mühe, die sie mit ihr gehabt. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken für die gute Erziehung, die sie ihr angedeihen ließen, und ihr Vater desgleichen. Dieser befindet sich wohl. Ich habe einen Brief zerrissen, den uns Theresia geschrieben und der uns zum Lachen brachte. Mögen sie die Schwestern um der Liebe willen immer Gott empfehlen, und besonders bitte ich darum ihre Meisterin.

Von Ávila aus wurde mir geschrieben, dass sie immer noch Heimweh habe nach dem Kloster zu Sevilla und die dortigen Schwestern sehr lobe. Mit diesen Briefen werden wahrscheinlich noch einige an den Assistenten folgen; wenn sie setzt nicht fortkommen, so werde ich sie nachsenden. Heute habe ich mich nach Madrid an den Grafen de Olivares gewendet, um ihn zu bestimmen, dass er nach Sevilla schreibe. Das wäre ein großes Glück für uns. Möge Gott dazu seine Hand bieten!

Ich werde mich dieser Angelegenheit annehmen, soviel ich kann. Gott gebe, dass es nicht umsonst sei!

Es ist ein großer Trost für mich, dass Ihr Kloster kühl ist; dagegen tut mir hier die Wärme wohl. Um der Liebe willen bitte ich die Schwestern, mir ja nichts mehr zu schicken; denn der Transport kostet mehr, als die Sache wert ist. Von den Quitten kamen nur wenige gut an, die Fische dagegen alle. Den Thunfisch behielt man in Malagón; möge man ihn meinetwegen behalten! Weil man Ihnen von dort schreiben wird, darum berichte ich nichts von den Leiden und der schlechten Gesundheit der Priorin. Übrigens hat doch, Gott sei Dank, die Blutung aufgehört. Der Herr erhalte Sie mir alle, meine Töchter, und mache Sie heilig! Amen.

Man wagt es nach meiner Ansicht nicht, auf Ihren Brief zu antworten. Trotzdem sage ich Ihnen, dass Sie, da Sie jetzt Unterkleider aus Stramin tragen, ohne jegliche Unvollkommenheit solche aus Wollenstoff tragen könnten; diese sind nach meinem Dafürhalten besser als leinene!

Heute ist der 9. September.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wenn der Briefbote ein Maultiertreiber ist, kann ich das Porto mitsenden. Geschieht dies nicht, so wissen Sie schon, was diese Leute gewöhnlich tun. Die Briefe gehen nicht sicher. Darum mache ich Sie darauf aufmerksam, die Ihrigen ja nie der Gefahr auszusetzen.

113. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar

Toledo, am 9. September 1576

Reformangelegenheit und die Familie des Paters Gracián.

Jhs

Der Heilige Geist leite und erleuchte Sie, und die seligste Jungfrau begleite Sie!

Ich halte es für notwendig, dass Euere Paternität zur Ausführung dessen, was Sie anordnen werden, sich derer bedienen, die am wenigsten verschuldet haben. Wäre jener Provinzial nicht so unbesonnen gewesen, so wäre er gar nicht der unrechte Mann dazu. Ich habe jetzt weit mehr Mut als das vorige Mal.

Sie sollen wissen, dass mein guter Freund Salazar hier ist. Ich durfte ihm nur schreiben, dass ich notwendig mit ihm zu sprechen hätte, und er nahm keinen Anstand, einen Umweg von mehreren Meilen zu machen, um zu mir zu kommen. Er ist ein wahrer Freund, ich habe mich sehr über ihn gefreut. Er sagt, der große Engel habe eine besondere Freude darüber, dass er eine Nichte unter den Schmetterlingen habe, und er schätze diese sehr hoch. Auch hat er ihm von den Adlern erzählt, die er nicht genug loben konnte.

Die Priorin und die Schwestern hier empfehlen sich Ihnen vielmals. Sie beten recht innig für Sie zu Gott. Meine Elisabeth ist ganz liebenswürdig. Lesen Sie den beiliegenden Brief von meiner Gebieterin Doña Johanna. Sie ist mir ein großer Trost, obwohl es für mich eine schwere Abtötung ist, in diesem Hause mich ihren Wünschen nicht anbequemen zu können. Warum haben Sie jenen Rochus von meinen Briefen in Kenntnis gesetzt? Sie sehen schon, dass dies jener Name ist, den ich wissen wollte. Verzeihen Sie mir diesen langen Brief, der ein Trost für mich war. Gott sei mit Euerer Paternität! Gestern war das Fest unserer Lieben Frau. Heute ist Anton angekommen.

Ihre unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

Rodrigo Alvarez hat mir geschrieben und vieles auch von Ihnen. Unterlassen Sie nicht, mit diesen Vätern zu verkehren, wie Sie es ohnehin schon tun; ich bitte Sie um der Liebe willen.

Anschrift: An unseren Pater Fr. Hieronymus Gracián, apostolischer Kommissär der Karmeliten.

114. Brief - An Don Franz de Salcedo in Ávila

Toledo, am 13. September 1576

Ermutigung im Leiden. Dank. Sendung eines Kelches.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei stets mit Ihnen! Gott behandelt Sie, wie mir scheint, als eine starke Seele. [Er muss] wirklich wollen, dass [Ihre Seele] frei sei, nachdem er Sie Ihrer Güte beraubt. Er sei für alles gepriesen! So bereichert er jene, die er liebt; er erprobt ihre Tugend im Leiden.

Als ich es erfuhr, war ich darüber betrübt und erzählte es unserem Pater Visitator, der es schon durch den hochwürdigsten Herrn Präsidenten des Königlichen Ratskollegiums erfahren. Seitdem hielt ich alles für ganz gut. Es ist wirklich nicht möglich, [dass dieser letztere für Sie nicht sorgen] wird in Zukunft, wenn er sieht, dass Sie keinen Unterhalt haben. Möge Gott [diese Prüfung] zu Ihrem Besten wenden, damit Sie ihm treuer dienen! Das müssen wir alle wünschen, die wir Sie im Herrn lieben; denn das ist für Sie das beste. Ich bitte Gott darum inständig, und dasselbe tun die Schwestern des hiesigen Klosters. Die dortigen Schwestern werden es ihrerseits ebenfalls nicht fehlen lassen. Es ist unmöglich, dass Sie von Seiner Majestät das nicht bekommen, was für Sie das nützlichste ist. Seien Sie daher vertrauensvoll und frohen Mutes! Ich … Ihnen … hat mir gesagt, dass dies nichts bedeutet. Die Mutter Priorin hat mir in ihrem Fieber über diese Angelegenheit noch nicht schreiben können. Gott sei gepriesen, und er möge Sie belohnen für die väterliche Hingebung, die Sie immer für die Schwestern an den Tag legen! Denn Sie werden nie müde, ihnen beizustehen. Seine Majestät wird Ihnen dafür sicherlich Dank wissen. Zweifeln Sie nicht daran, er ist ein guter Vergelter. Ich tue nicht … und auf diese Weise konsekriert man den Kelch nicht. Man teilt mir mit, dass er bald eintreffen werde. Sobald er angekommen ist, werde ich dafür sorgen, dass er an Sie geschickt wird, damit man ihn dort herrichtet. Einstweilen bitte ich Sie, nicht zu vergessen, mich beim heiligen Opfer Gott zu empfehlen. Möge Seine Majestät Sie in meiner Liebe viele Jahre erhalten und Ihnen die Gesundheit verleihen, um die ich sie bitte! Amen.

Heute ist der 13. September 1576.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

115. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar

Toledo, am 20. September 1576

Ankunft der Mutter des Paters Gracián und Klosterangelegenheiten in Malagón.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Denken Sie doch nicht, mein Vater, dass Sie die Dinge mit einem Schlag vollkommen machen. Was können Sie wohl innerhalb zwei oder drei Tagen in diesen Klösterchen ausrichten, das nicht auch Pater Anton zustande brächte? Denn kaum sind Sie fort, so sind die Dinge wieder wie zuvor, und was Sie betrifft, so setzen Sie sich tausend Gefahren aus.

Doña Johanna ist fest überzeugt, dass Euere Paternität tun werden, um was ich Sie bitte. Gebe Gott, dass es in dieser Angelegenheit so sein möge! Die gnädige Frau war drei Tage hier; allein ich konnte ihre Gegenwart nicht so genießen, wie ich es gewünscht hätte; denn sie empfing viele Besuche, besonders vom Kanonikus, mit dem sie innigst befreundet wurde. Ich versichere Euere Paternität, dass Ihnen Gott in ihr das beste Gut beschieden hat. Ihr Talent und ihr Charakter sind von der Art, wie ich sie an wenigen Damen, ja ich glaube, an keiner in meinem Leben gefunden habe. Sie besitzt eine Offenheit und Lauterkeit, die mich mit Gewalt hingerissen haben. In dieser Beziehung übertrifft sie noch ihren Sohn. Es würde mir zu sehr großem Troste gereichen, an einem Orte zu leben, wo ich oft mit ihr mich besprechen könnte. Wir waren so vertraut miteinander, als ob wir unser Leben lang beieinander gewesen wären.

Sie sagte, der Aufenthalt hier habe ihr große Freude gemacht. Gott wollte es, dass sich in der Nähe des Klosters eine Wohnung bei einer Witwe fand, die mit ihrer weiblichen Dienerschaft allein lebt. Das war ihr sehr angenehm, und sie hielt es für ein großes Glück, so nahe bei uns zu sein. Von unserem Kloster brachte man ihr die zubereitete Speise. Es war ein außerordentlicher Trost für mich, dass Euere Paternität mir den Besitz von einigem Geld erlaubt hatten; denn so blieben dem Kloster Unkosten erspart. Da alles nur wenig war, was ich tat, so geschah es mit um so größerer Liebe.

Es war für mich ergötzlich, dass Euere Paternität mir schrieben, mich vor ihr zu entschleiern. Es scheint, dass Sie mich nicht kennen. Ihrer Mutter hätte ich das Innerste meines Herzens eröffnen mögen. Ihre Tochter, Doña Johanna, war bis zum letzten Tage bei ihr. Sie schien mir sehr liebenswürdig zu sein; es tut mir leid, sie unter jenen Fräulein zu sehen, weil sie, wie sie sagte, dort in Wahrheit ein viel härteres Leben hat als bei uns. Gerne hätte ich ihr das Ordenskleid wie ich es meinem Engelchen, ihrer Schwester, gegeben habe. Dieselbe hat ein so gutes Aussehen und ist so dick, wie man es selten sehen kann. Doña Johanna konnte bei ihrem Anblicke nicht genug staunen, und das Peterchen, ihr Bruder, vermochte sie mit seinem ganzen Verstande nicht zu erkennen. Sie ist meine ganze Erholung, die ich hier habe. Der Doña Johanna habe ich noch am letzten Tage vieles gesagt. Sie scheint davon etwas ergriffen gewesen zu sein, wie mir Anna de Zurita bestätigte. Dieser teilte sie mit, dass sie während der ganzen folgenden Nacht den Gedanken nicht losgebracht habe, ins Kloster zu treten, und diese Absicht ihr nicht sehr ferne liege; sie wolle sich die Sache noch reiflicher überlegen. Gott möge es fügen! Empfehlen Euere Paternität diese Angelegenheit dem Herrn; denn sie hat eine so auffallende Ähnlichkeit mit Ihnen, dass ich sie überaus gerne bei mir haben möchte.

Nachdem Doña Johanna die Zufriedenheit und den schwesterlichen Verkehr aller gesehen, ist sie entschlossen, dahin zu wirken, dass Doña Maria in kurzem nach Valladolid geschickt werde. Ich glaube auch, dass sie es bereut habe, Doña Adriana aus dem Kloster weggenommen zu haben. Sie war, wie mir schien, sehr vergnügt, und ich halte sie einer Verstellung gar nicht fähig. Gestern schrieb sie mir einen Brief mit tausend Liebesbezeigungen. Sie sagt darin, dass sie bei uns von ihrer Traurigkeit und ihren Leiden nichts empfunden habe. Man hat mir diesen Brief mit mehreren anderen zerrissen. Es ist nämlich in den letzten zwei Tagen eine Unzahl von Briefen an mich gekommen, dass ich davon ganz verwirrt wurde. Es tut mir recht leid, dass der von der Mutter abhanden gekommen ist; denn ich hätte diesen so gern geschickt. Jene schrieb mir auch, dass am Tage ihrer Abreise von hier dem Herrn Lucas Gracián das dreitägige Fieber verlassen habe und er jetzt ganz gesund sei. O welch ein liebenswürdiger Mensch ist doch Thomas Gracián, der gleichfalls hierher kam! Er macht mir große Freude; heute habe ich ihm geschrieben, dass Euere Paternität abreisen werden. Seine Gesundheit war gut.

Wenn ich mich frage, welche von uns beiden Sie, mein Vater, mehr lieben sollen, Doña Johanna oder die arme Laurentia, so finde ich, dass Doña Johanna von ihrem Gemahl und ihren Kindern geliebt wird, während die arme Laurentia auf der ganzen Welt niemand hat als diesen ihren Vater. Möge es Gott gefallen, ihn ihr zu erhalten! Ich werde sie zu trösten suchen. Laurentia sagt mir, Joseph habe sie aufs neue versichert, dass er [diesen Pater] ihr erhalten werde. So fließt ihr Leben inmitten vieler Leiden und ohne Erleichterung dahin.

Sprechen wir nun vom Kapitel. Die Väter kehrten ganz befriedigt davon zurück, und ich freue mich sehr darüber, dass es so gut verlaufen ist. Gott sei Dank! Wahrhaftig, mein Vater, diesmal kommen Sie nicht ohne großes Lob davon. Alles kommt aus der Hand des Herrn, und vielleicht haben auch, wie Sie sagen, die Gebete viel beigetragen. Dass man die Klöster einer Aufsicht unterstellen wolle, hat mich außerordentlich gefreut; denn es ist dies ein sehr gutes und heilsames Vorhaben. Dem Pater, von dem ich zu Anfang gesprochen, habe ich ans Herz gelegt, er möge ja recht auf Handarbeit dringen; denn es ist unendlich viel daran gelegen. Er sagte mir, es sei dies im Kapitel nicht verhandelt worden, worauf ich ihm antwortete, dass ich darüber an Eure Paternität schreiben werde. Zugleich bemerkte ich ihm, dass dies schon in den Satzungen und in der Regel stehe, und was er dann wolle, wenn er nicht auf die Beobachtung [dieser Dinge] dringe. Was mich am meisten befriedigte und was ich gar nicht erwartet hätte, ist dies, dass man jene aus dem Orden stieß, die man entfernt wissen wollte. Es will viel heißen, dass man dieses Mittel zu ergreifen vermochte.

Dieser Pater erzählte mir auch von dem Plane, durch unseren Pater General die Gründung einer eigenen Provinz zu erwirken. Dies müssen wir auf alle mögliche Weise betreiben; denn es ist ein unerträglicher Krieg, mit dem Oberen immer in Zwiespalt zu leben. Handelt es sich dabei nur um Aufnahme von Geld, das man den Abgesandten mitgibt, so wird Gott Fürsorge treffen. Ich bitte Euere Paternität um der Liebe Gottes willen, ernstlich dafür zu sorgen, dass diese mit ihrer Abreise nicht säumen. Halten Sie dies nicht für nebensächlich; denn es ist die Hauptsache. Wenn der Prior von Peñuela wirklich so gut mit dem Pater General steht, so wird er wohl mit dem Pater Mariano [nach Rom] gehen. Könnten diese beim General nichts erwirken, so sollen sie sich an den Papst wenden; besser wäre jedoch das erstere, weil jetzt die Verhältnisse sehr günstig sind. Erwägen wir dazu noch die freundliche Gesinnung des Mathusalem, so sehe ich nicht ein, warum wir die Sache noch aufschieben sollen. Denn so hätten wir hier nichts und würden selbst die gelegene Zeit zu unserem Schaden übersehen. Dieser Tage sagte mir ein Priester, der in freundschaftlicher Beziehung zu mir steht und seine Seelenangelegenheiten mit mir besprochen hatte, es sei ganz gewiss, dass Gilbert sehr bald, er meinte noch in diesem Jahre, sterben werde. Er habe auch bezüglich anderer Personen schon öfter eine solche Offenbarung erhalten und sei nie getäuscht worden. Wenn man auch auf eine solche Voraussage nichts geben kann, so ist dies doch möglich. Weil aber der Fall eintreten kann, so wird es gut sein, dass Euere Paternität die Möglichkeit im Auge behalten und unsere Angelegenheiten in Ordnung bringen. Die Visitation müssen Sie als etwas ansehen, was nur von kurzer Dauer ist.

Pater Petrus Fernández ließ alles, was er im Kloster der Menschwerdung zur Ausführung bringen wollte, durch Pater Angelus tun, während er selbst sich ferne hielt. Gleichwohl blieb er doch Visitator und waltete seines Amtes. Immer denke ich daran, was Ihnen jener Provinzial Gutes erwiesen hat, als Sie sich in seinem Kloster aufhielten, und ich wünschte, dass Sie sich, wenn es möglich wäre, nicht unerkenntlich dafür zeigten. Man beklagt sich darüber, dass Euere Paternität sich von Pater Evangelista leiten lassen. Gut wäre es auch, wenn Sie mit Vorsicht zu Werke gingen; denn wir sind nicht so vollkommen, dass wir uns nicht gegen die einen leidenschaftlich, gegen die anderen zu freundlich benehmen könnten; darum muss man auf alles achthaben. Die Priorin von Malagón befindet sich, Gott sei Dank, etwas besser; allein man darf, wie die Ärzte sagen, nicht viel darauf geben. Ich war sehr verwundert darüber, dass Euere Paternität meine Reise nach Malagón meinem Gutdünken anheimstellten und weiter nichts davon reden wollten. Mein Verwundern war wohl begründet. Vor allem hat die Reise keinen Zweck. Ich bin weder so gesund, noch habe ich soviel aufopfernde Liebe, dass ich Krankenpfege übernehmen könnte. Für das Kloster, d. h. für dessen Ausbau, tue ich hier weit mehr. Denn da Anton Ruiz dort ist, so haben sich die Nonnen um nichts zu kümmern. Wäre es auch sehr notwendig, so ist doch jetzt, wie Euere Paternität sehen, die Zeit für eine solche Reise ungeeignet.

Einen anderen wichtigen Grund finde ich darin, dass Sie sagen, Sie befehlen mir diese Reise nicht und sie schiene Ihnen auch nicht für gut, so dass ich tun könne, was ich als das beste erachte. Das wäre mir eine sonderbare Vollkommenheit, wenn ich dem Gedanken Raum gäbe, meine Ansicht sei besser als die Ihrige! Als man mir berichtete, die Priorin sei nicht mehr bei Bewusstsein und könne nicht mehr reden, was aber Übertreibung war, da ließ ich sagen, dass Johanna Baptista, die mir hiezu als die tauglichste schien, die Sorge für das Kloster übernehmen sollte. Es ist mir nämlich so unangenehm, von ferne her Nonnen kommen zu lassen, dass ich so lange zögere, bis ich nicht mehr anders kann. Ich schrieb auch an die Priorin für den Fall, dass sie meinen Brief lesen konnte, es sei nach meiner Ansicht diese Verfügung am besten; wenn sie aber anderer Meinung wäre, so könnte sie jene aufstellen, die nach ihrem Wunsche wäre; dazu habe sie vom Orden die Befugnis.

Die Priorin wollte nun Johanna Baptista nicht und stellte Beatrix von Jesu auf, von der sie sagte, dass sie viel tauglicher sei. Vielleicht ist sie es wirklich, allein mir scheint es nicht so. Sie wollte auch nicht, dass Elisabeth von Jesu Meisterin der Novizinnen werde, deren so viele sind, dass sie mir große Sorge machen. Jene, die bisher dieses Amt verwaltete, hat keine üblen Novizinnen herangezogen; denn wenn sie auch nicht so erfahren ist, so ist sie doch eine gute Nonne. Aber auch diese wollte weder die Priorin noch der Lizentiat, und so liegt die ganze Last auf der Schwester Beatrix, die sehr ermüdet ist. Wenn diese das Amt einer Novizenmeisterin nicht gut versehen kann, so muss man es anderen übertragen; für die Besorgung der Hausangelegenheiten aber passt, wie ich meine, jede im eigenen Kloster besser als jedwede andere, die von einem anderen Kloster dahin versetzt wird, wenn nur Gott die Priorin am Leben erhält. Ich habe wohl eingesehen, dass Euere Paternität es so geordnet haben, um die Priorin zufriedenzustellen. Wenn aber mir eine Versuchung, von hier fortzugehen, käme? Das wäre wirklich etwas Hartes; denn kaum kommt mir ein Gedanke, mich anderswohin zu begeben, so weiß es, wie mir scheint, schon die ganze Welt. Dennoch sage ich Ihnen, dass ich, wenn auf mein Wollen ankäme, einesteils doch gerne einige Tage in Malagón wäre.

Gestern war Doña Luise hier. Ich hoffe es bei ihr durchzusetzen, dass sie in diesem Jahre viertausend Dukaten gibt, obwohl sie nur zweitausend zu geben hätte. Wenn sie diese Summe bezahlt, so will der Stadtbaumeister, wie er sagt, bis auf Weihnachten übers Jahr den Bau soweit fertigstellen, dass die Nonnen um diese Zeit darin wohnen können. Man sieht also deutlich, dass Gott Euere Paternität leitet. Denn mein Aufenthalt hier wird noch großen Nutzen bringen, und mir selbst ist es angenehm, hier zu bleiben, um ferne von meinen Verwandten zu sein und die Last meines Amtes als Priorin von Ávila nicht tragen zu müssen.

Ich komme mir ganz sonderbar vor. Da ich sehe, dass Euere Paternität sich nichts daraus machen, mich hier zu lassen, obwohl Sie merken, dass ich nicht gerne hierbleiben will, so macht mir dies eine außerordentliche Freude. Es verleiht mir dies jene Freimütigkeit, mit der ich Ihnen meine Wünsche vollkommen darlegen und meine Gedanken vortragen kann, weil ich nämlich sehe, dass Ihnen meine Ansichten etwas Gleichgültiges sind.

Elisabeths Meisterin habe ich veranlasst, an Euere Paternität zu schreiben. Wenn Sie sich nicht an ihren Namen erinnern sollten, so müssen Sie wissen, dass der Brief von ihr ist. O welche Anmut gewinnt Elisabeth durch ihr Wachstum! Wie stark wird sie, und wie liebenswürdig ist sie! Gott mache sie heilig und behüte Euere Paternität weit mehr als mich! Verzeihen Sie, dass ich so weitläufig geworden bin, und haben Sie Geduld; denn Sie sind dort, und ich bin hier. Ich bin gesund. Heute ist der Vorabend von St. Matthäus. Die Angelegenheit in Rom bitte ich eiligst zu betreiben. Die Abgesandten sollen nicht bis zum Frühjahr warten; jetzt ist die Zeit gelegen, und glauben Sie mir, es ist notwendig.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Plagen sich doch Euere Paternität nicht wegen dieser Nonnen; denn es wird, wie Mathusalem sagt, nur mehr kurze Zeit dauern. Auch die Nachtvögel glauben so. Diese behaupten, Mathusalem habe dem Peralta gesagt, er solle sich beeilen, in zwei Monaten wiederzukommen. Er werde dann, wie sie auch sagen, alle Gewalt bekommen. O, dass ich doch unsere Angelegenheit beendigt sähe! Der Herr gebe es und befreie uns alle von dieser Angst!

116. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 20. September 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

An unseren Vater habe ich sehr ausführlich geschrieben; darum will ich Ihnen weiter nichts sagen, als dass ich eine Nachricht von Ihnen wünsche und dass es der Mutter Priorin von Malagón etwas besser geht. Mein Bruder lässt Sie fragen, ob Sie die Briefe von ihm empfangen haben; einem davon hat er vier Realen für eine von einem Apotheker erhaltene Salbe beigelegt, der neben Ihrem Kloster wohnt. Ich meine er habe diese Salbe damals erhalten, als er ein schlimmes Bein hatte. Sollte dieses Geld nicht angekommen sein, so bezahlen Sie diese Schuld und unterlassen Sie nicht, an meinen Bruder zu schreiben; denn wie mir scheint, wartet er darauf, obwohl ich ihm diese Empfehlungen übermittelt habe. Ich empfehle mich allen dortigen Schwestern sehr. Die Priorin wird Ihnen durch den Maultiertreiber einen Brief zusenden. Ich habe ihr gesagt, sie möge jetzt den Brief nicht mitsenden, weil ich mir dachte, es koste so weniger Porto; es sind diesmal mehr Briefe zusammengekommen, als ich geglaubt hatte, weswegen das Paket zu schwer werden würde.

Von meinem Vater, dem Prior de las Cuevas, möchte ich doch etwas erfahren und auch das, was in betreff des Wassers geschehen ist. Gott gebe, dass Sie es erhalten; denn er kann alles. Er behüte sie mir sowie alle dortigen Schwestern, denen Sie meine Empfehlungen übermitteln wollen! Um der Liebe willen bitte ich Sie, doch ja unseren Vater aufmerksam zu machen, dass er sich schone, und ihn gut zu bewirten, wenn er kommt. Bringen Sie alles auf Rechnung der 40 Dukaten und seien Sie nicht einfältig! Tun Sie, was ich Ihnen sage, und bezahlen Sie auch die Portoauslagen; ich werde schon herausfinden, was es ausmacht. Hier empfehle ich alle Schwestern, sie möchten eifrig für Sie beten, wiewohl ich sehe, dass diese Mahnung nicht notwendig ist. Heute ist der Vorabend von St. Matthäus.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

117. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 22. September 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Vor zwei Tagen habe ich Ihnen einen an den Generalbotenmeister adressierten Brief geschrieben. Deshalb habe ich Ihnen heute nur zu schreiben, was ich damals vergessen habe, nämlich dass mein Bruder jetzt gesund ist und die Schwestern ein so teueres Wollenzeug nicht kaufen wollen. Das Zeug, aus dem man hier die Röcke macht, ist dasselbe wie das, aus dem man der Theresia den ihrigen gemacht hat, nur etwas gröber. Je gröber man es bekommt, desto besser. Um der Liebe willen bitte ich Sie, mir Nachricht zu geben über unseren Vater, und zwar auf dem Wege, den ich Ihnen in dem Briefe angegeben habe, den er mitbrachte. Ich bin recht begierig, zu erfahren, ob er gut angekommen und wie es ihm ergangen ist. Sie können sich wohl denken, welche Sorge ich jetzt um ihn haben werde, da ich fern von ihm bin, wenn ich schon so besorgt um ihn war, als ich mich noch in seiner Nähe befand.

Ich wünschte sehr, dass Sie sich recht sorgfältig in acht nähmen, das Kloster nicht mit Nonnen anzufüllen, die dafür nicht passen und nicht imstande sind, die aus dessen Kaufe erwachsene Schuldenlast abtragen zu helfen. Ebenso wünschte ich, dass man sich erst über die für den Kauf des Klosters zu entrichtende Zinsschuld vereinbare. Ich versichere Euere Ehrwürden, dass ich großen Kummer habe wegen der Sorgen, in denen ich Sie dort sehe. Gott gebe, dass Sie bald von diesen Sorgen befreit werden und so gesund bleiben mögen, wie ich es wünsche! Allen Schwestern empfehle ich mich, besonders meiner Krankenwärterin, die ich wenigstens nachts nicht vergesse. An unseren Vater schreibe ich jetzt nicht wieder; denn ich habe, wie gesagt, erst vorgestern einen langen Brief an ihn gesandt. Ich denke mir, er werde so voll Arbeit sein, dass es gut sein dürfte, ihn nicht mit unnötigen Sorgen zu belästigen. Wir beten eifrig für ihn zu Gott; unterlassen Sie es dort auch nicht! Dem Pater Gregor einen herzlichen Gruß von mir. Warum berichten Sie mir nicht, ob er schon wieder gesund ist? Gestern war der Tag des heiligen Matthäus.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wir befinden uns alle wohl.

118. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 26. September 1576

Klosterangelegenheiten und Ankunft des Paters Mariano in Toledo. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Der Überbringer dieses Briefes eilt so sehr, dass ich Ihnen nichts schreiben kann, als dass ich gesund bin und dass Pater Mariano gestern spät abends ankam. Ihr Brief freute mich. Gott sei Dank, dass Schwestern gesund sind! Die Tochter des Portugiesen, oder was er ist, nehmen Sie nicht auf, wenn er nicht zuvor bei jemandem deponiert, was er ihr zu geben hat; denn ich habe erfahren, dass man nichts von ihm bekommen werde. Wir sind ja nicht in der Lage, jemand unentgeltlich aufzunehmen; darum hüten Sie sich, anders zu handeln, als ich Ihnen sage!

Geben Sie beiliegende Briefe unserem Pater Provinzial, und zwar eigenhändig! Sagen Sie ihm zugleich, er möge ohne Sorge sein; denn Pater Mariano und ich seien eben daran, uns über die dortigen Vorgänge zu beraten, auf dass, wenn es noch ein Mittel gebe, geschehe, was in unserer Macht liegt. Es ist nämlich Pater Mariano gekommen, nachdem diese Briefe schon geschrieben waren und der gute Anton Ruiz bereits die Reise nach Madrid angetreten hatte. Ich habe mich außerordentlich gefreut, ihn zu sehen und zu erfahren, wie der Herr die Angelegenheit so geordnet hat, dass jene Patres selbst aus dem Orden treten, bevor man sie ausstößt.

Schreiben mir Euere Ehrwürden um der Liebe willen bald und im einzelnen, was vorgeht! Verlassen Sie sich nicht auf unseren Vater; denn er wird keine Zeit haben. An den Herrn García Alvarez recht viele Grüße. Ich wünschte ihn wieder einmal zu sehen. Da sehen Sie, wie mein Wünschen nach dem scheinbar Unmöglichen geht! Gott vergelte ihm die Liebe, die er uns in allem erweist, und behüte ihn! Das gleiche wünsche ich unserem guten Prior. Wir haben ihn eifrig Gott empfohlen, und ich freue mich, dass er sich etwas besser befindet. Schreiben Sie mir auch, wie es mit Ihrer Gesundheit steht, und sagen Sie unserem Vater, dass ich sehr gewünscht hätte, Pater Mariano möchte auf ihn gewartet haben.

Empfehlen Sie mich meinen Töchtern! Gott sei mit Ihnen, meine Freundin! Die Schwestern in Caravaca waren krank. Sie haben, wie mir [die dortige Priorin] berichtet, an Euere Ehrwürden geschrieben. Jetzt geht es ihnen gut, und sie sind eben daran, sich ein Haus zu kaufen. Weil ich den Brief dieser Schwestern noch nicht beantwortet habe, darum sende ich ihn nicht mit. Über den Brief von Veas habe ich mich gefreut, ebenso über die Rosenkranzperlen des Paters Gregor, dem ich noch schreiben werde. Die Mutter Priorin in Malagón ist [immer noch] sehr krank. Ich glaube, dass heute der 26. September ist.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

119. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 5. Oktober 1576

Verschiedene Angelegenheiten und Mitteilungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Wäre der Brief nicht angekommen, den Euere Paternität über Madrid gesandt haben, so würde ich übel daran sein. Denn heute ist bereits der Tag nach dem Feste des heiligen Franziskus, und Pater Anton ist noch immer nicht eingetroffen, und bis ich Ihren Brief gelesen, hatte ich noch nichts erfahren, ob Sie auch gut angekommen sind. Gelobt sei Gott, dass dem so ist und dass auch Paulus wohl und im Besitze des inneren Friedens ist. Es scheint in der Tat etwas Übernatürliches zu sein, da dergleichen Erlebnisse so mächtig zu unserer Verdemütigung und Selbsterkenntnis beitragen. Ich habe den Herrn inständig um diesen Frieden für ihn gebeten; denn ich glaube, dass die äußeren Leiden, die er zu tragen hat, genügen. Sagen Euere Paternität ihm dieses in meinem Namen.

Ich für meine Person bin gegenwärtig ohne jedes Leiden. Wo das hinaus will, weiß ich nicht. Man hat mir hier eine abgesonderte Zelle gegeben. Sie ist wie eine Einsiedelei und sehr freundlich. Ich bin gesund und fern von Verwandten, die mich allerdings durch Briefe zu finden wissen. Das einzige, was mir schwerfällt, ist der Kummer über die Verhältnisse in Sevilla. Wenn übrigens Euere Paternität willens waren, dass ich da bleibe, wo es mir gefällt, so versichere ich Sie, dass Sie es gut getroffen haben, indem Sie mir das hiesige Kloster zu meinem Aufenthaltsorte angewiesen haben. Und selbst in Hinsicht auf das Peinliche, von dem ich gesprochen, bin ich mehr beruhigt als sonst.

Gestern abends las ich die Geschichte über Moses und die Leiden, die er durch jene Plagen dem König und dem ganzen Reiche bereitete, ohne dass sich jemand an seiner Person vergriff. Da musste ich wirklich staunen, und es war mir eine Freude, zu sehen, wie niemand imstande ist, zu schaden, außer es sei Gottes Wille. Es war mir eine Freude, hinzuschauen auf das Note Meer, und ich dachte mir, wie weit weniger das ist, um was wir bitten, als was dort geschah. Es war mir eine Freude, diesen heiligen Mann auf Befehl Gottes in solchen Kämpfen zu sehen, und Jubel erfüllte meine Seele, als ich meinen Elisäus in ähnlicher Lage sah. Ich habe ihn aufs neue dem Herrn aufgeopfert. Ich gedachte der Gnaden, die mir Joseph erwiesen, und der Worte, die er zu mir gesprochen: »Noch weit Größeres wirst du schauen zur Ehre und Verherrlichung Gottes.« Ich verging fast vor Verlangen, mich in seinem Dienste in tausend Gefahren zu sehen. Unter solchen und ähnlichen Dingen fließt mein Leben dahin. Und so habe ich auch diese einfältigen Dinge, die Sie hier lesen, geschrieben.

Jetzt werde ich mit der Beschreibung der Klosterstiftungen beginnen; denn Joseph hat mich versichert, dass sie vielen Seelen zur Förderung dienen werden. Wenn Gott mir hilft, so will ich es hoffen. Übrigens war ich, abgesehen davon, was Joseph mir sagte, schon entschlossen, es zu tun, da Euere Paternität es mir befohlen hatten.

Es hat mich sehr gefreut, dass Sie im Kapitel einen so ausführlichen Bericht erstattet haben. Ich begreife nicht, wie man sich nicht schämt, das Gegenteil davon geschrieben zu haben. Es ist sehr gut, dass jene jetzt freiwillig gehen, die später vielleicht nur gezwungen gehen würden. Mir scheint, dass unser Herr die Leitung dieser Angelegenheiten selbst in die Hand nehme; möge er sie zu seiner Ehre und zum Heile jener Seelen gnädig zu Ende führen! Euere Paternität werden sehr gut tun, wenn Sie von Ihrem Kloster aus den Beschuhten befehlen, was geschehen muss, damit jene nicht darnach spähen, ob Sie in den Chor gehen oder nicht. Ich versichere Sie, dass alles besser werden wird. Hier lässt man es an Gebeten nicht fehlen. Es sind dies bessere Waffen als die, deren sich jene [beschuhten] Väter bedienen.

Durch Vermittlung des Generalbotenmeisters habe ich an Euere Paternität einen langen Brief gesandt. Bis ich weiß, ob Sie ihn erhalten haben, sende ich die Briefe nicht mehr auf diesem Wege, sondern über Madrid. Was die Angelegenheit des David betrifft, so glaube ich, er werde den Pater Esperanza hintergehen, wie er es gewöhnlich macht.

Es sind wieder alle beisammen, und sein Bruder unterstützt ihn. Pater Bonaventura wird gewiss viel vermögen, wenn er ins Mittel tritt; er ist sehr glücklich, dass Sie und er von dem Stand der Sache unterrichtet sind. Gott möge mir verzeihen! Aber ich wünschte sehr, dass dieser Pater in seinem ersten Berufe verbliebe, denn ich fürchte, er werde uns nur in Verlegenheit bringen. Seitdem ich hier bin, habe ich nichts anderes erfahren.

Euerer Paternität Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

120. Brief - An Pater Johannes von Jesu (Roca) im Kloster de la Roda

Toledo, am 5. Oktober 1576

Zwistigkeiten mit den Beschuhten und das Kapitel in Almodóvar.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ihr Kloster ist so ungewöhnlich weit entlegen, dass ich, so sehr ich es auch wünschte, niemanden fand, durch den ich Ihnen eine Antwort senden konnte, und so habe ich damit gewartet bis zur Abreise dieser Väter. Mit dem Austritt des Paters Antonius aus dem Orden hat uns Gott vielleicht eine Gnade erwiesen; denn wie ich höre, war er sehr von Melancholie beherrscht, die in Anbetracht unserer Lebensweise zu einem schlimmen Übel hätte ausarten können. Gott sei mit ihm! Fürwahr, mir scheint, dass an seinem Austritt mehr der Mangel an Gesundheit als an gutem Willen die Schuld trägt. Sein Weggang kann nicht geheim bleiben; denn man muss jetzt in Almodóvar an seiner Statt einen Prediger aufstellen. Gebe Gott, dass er wieder in seinen Orden zurückkehre; denn wegen solcher Ein und Austritte leidet der unsrige keinen Schaden.

Ich hatte mir gedacht, dass Euere Hochwürden auf Ihrer Rückreise hierher kommen würden; dazu hätten Sie nur einen kleinen Umweg machen müssen. Ihr Verlangen, mir einen Liebesdienst zu erweisen, muss nicht gar groß sein; denn als Sie früher hier waren, konnte ich Sie nur ganz kurze Zeit sprechen. Seien Sie versichert, dass ich nur wenig, und zwar sehr wenig in betreff dessen tun kann, was Sie mir von Ihrer Reise nach Rom schreiben; denn schon lange bitte ich darum, und noch ist es mir nicht gelungen, zu bewirken, dass man auch nur einen Brief an den geschrieben hätte, dem diese Rücksicht mit Recht gebührte. Tun wir, was wir zu tun schuldig sind, dann mag kommen, was immer wolle. Es liegt nicht an unserem Pater Visitator, der schon nach Rom geschrieben hat; aber es gibt so viele, die ihm anders raten, so dass ich nur wenig ausrichte. Es tut mir recht leid, dass ich nicht mehr tun kann. Ich hatte mir gedacht, es werde wegen dieser Reise, wie man mir sagte, im Kapitel ein Beschluss gefasst. Gott wolle diese Angelegenheit zu einem guten Ende führen! Ich bitte Euere Hochwürden um der Liebe willen, unterlassen Sie nicht, die Sache eifrig zu betreiben; denn Sie vermögen mehr als ich.

Die Briefe habe ich schon nach Sevilla und Almodóvar befördert. Allein obgleich es unverzüglich geschah, so war doch, wie ich glaube, der Pater Prior schon nach Madrid abgereist, wo er sich jetzt noch befindet. Auch den Brief von Caravaca habe ich mitgesendet; zum Glück ging eben ein Bote dahin ab; denn für jenes Land findet man nur wenige. Die Erkrankung des Paters Gabriel geht mir sehr zu Herzen. Wollen Euere Hochwürden ihm dies sagen und ihm meine Empfehlungen melden. Hier beten wir eifrig für ihn zu Gott. Er ist einer von jenen Vätern, zu denen ich große Liebe trage, die aber die Liebe schlecht erwidern.

Unser Vater hat mir geschrieben, er sei gut angekommen. Einige der beschuhten Väter, schrieb er mir auch, seien auf seine Seite getreten, und er habe das Kapitel zufriedengestellt, jedoch nicht mehr erreicht, als dass jene Väter nachgiebig geworden seien und sich mit Bitten an ihn gewendet hätten. Wenn Gott ihn uns erhält, so glaube ich, dass er viel Gutes stiften werde. Unterlassen Euere Hochwürden nicht, ihn sowie auch mich selbst Gott zu empfehlen. Allen dortigen Vätern meine Empfehlungen. Die Priorin empfiehlt sich ihnen. Gott mache Sie so heilig, wie ich darum zu ihm flehe! Amen.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

121. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 5. Oktober 1576

Angelegenheiten ihres Bruders Don Laurentius und des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Ich kann nicht begreifen, wie Sie den Maultiertreiber fortlassen konnten, ohne ihm einen Brief mitzugeben, zumal unser Vater bei Ihnen sich befindet, von dem wir täglich etwas erfahren möchten. Ich beneide die dortigen Schwestern sehr, dass sie ihn bei sich haben. Um der Liebe willen bitte ich Sie, handeln Sie nicht mehr so, sondern schreiben Sie mir alles, was dort vorgeht; denn unser Vater ist in seinen Briefen kurz. Hat er selbst keine Zeit, mir zu schreiben, so sollen doch wenigstens Euere Ehrwürden es nicht unterlassen. Ich habe Ihnen schon mitgeteilt auf welchen Wegen Sie oft an mich schreiben können. Der Brief, den Pater Mariano mir überbrachte, hat mich gefreut, weil ich daraus ersah, dass Sie und Ihre Schwestern gesund sind und dass man sich bezüglich der Hauskaufsteuer geneigt hat. Pater Anton ist noch nicht gekommen.

Mein Bruder ist jetzt wieder gesund. Er freut sich immer, wenn er etwas von Euerer Ehrwürden erfährt, und ich habe Ihnen schon gesagt, Sie möchten nicht unterlassen, ihm manchmal zu schreiben. Er hat in der Nähe von Ávila, ich glaube eineinhalb Meilen oder auch nicht so weit davon entfernt, ein Landgut gekauft, dasselbe, um das er schon unterhandelte, als er noch in Sevilla war. Es umfasst Weideplätze, Getreidefelder und Waldungen und kostete ihn vierzehntausend Dukaten. Die Verbriefungen sind jedoch noch nicht ausgefertigt. Er sagt, er sei in Sevilla gewitzigt worden und werde das Gut nicht eher in Besitz nehmen, als bis alles ganz sicher und richtig abgemacht sei, da er keinen Prozess wolle. Empfehlen Sie ihn und seine Kinder, die sich schon verehelichen sollen, immerdar Gott, auf dass sie ihm dienen.

Noch eines. Als ich hierher kam, dachte ich mir, wir würden alsbald wieder abreisen. Wir sandten also bei unserer Ankunft den Reisekoffer und alles Gepäck durch einen Fuhrmann nach Ávila. Nun weiß ich nicht, wie es geschah, dass man beim Auspacken das große Agnus Dei der Theresia und ihre zwei mit Smaragden besetzten Ringe nicht finden konnte. Ich erinnere mich auch nicht, wo ich diese Dinge hingetan und ob man sie mir übergeben hat. Es tut mir in Wahrheit sehr leid, sehen zu müssen, wie alles dazu angetan ist, der kleinen Theresia die Freude zu verderben. Sie dachte nämlich nicht anders, als dass sie mich bei sich in Ávila haben werde, und nun muss sie mich in vieler Hinsicht entbehren. Erkundigen Sie sich bei den Schwestern, ob diese Stücke im Kloster zurückgelassen wurden, als wir abreisten, und fragen Sie die Gabriela, ob sie sich nicht erinnere, wo ich sie hingetan habe. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott, damit die Sachen wieder zum Vorschein kommen.

Über das, was die Väter der Gesellschaft Jesu getan haben sollen, habe ich mich sehr gewundert. Diese staunen, wie es scheint, über unser allzu strenges Leben, weil jene Kandidatin es ihnen so schilderte. Es wäre gut, wenn unser Vater García Alvarez mit ihnen sprechen würde. Ihnen sowie allen meinen Töchtern und dem Prior de las Cuevas empfehle ich mich sehr. Für letzteren beten wir viel, dass Gott ihm wieder die Gesundheit verleihe. Möge es dem Herrn gefallen, sie ihm aufs neue zu schenken! Denn sein Leiden geht mir sehr zu Herzen. Bis ich weiß, dass er sich wieder besser befindet, schreibe ich ihm nicht. Geben Sie mir darüber Nachricht, wenn sich Ihnen Gelegenheit dazu bietet. Ungeachtet alles dessen, was geschehen, wird es doch gut sein, wenn Sie manchmal dafür Sorge tragen, dass die Schwestern einem Priester aus der Gesellschaft Jesu beichten; denn dies wird viel dazu beitragen, dass diese Väter ihre Furcht [vor unserer übergroßen Strenge] ablegen. Wenn möglich, wäre es sehr gut, dass sie beim Pater Acosta die Beichte ablegen würden. Gott verzeihe jenen; denn durch diese Kandidatin würde, wenn sie wirklich so reich ist, aller Not abgeholfen werden. Indessen wird der Herr, weil er sie uns nicht zugeführt hat, auf andere Weise Fürsorge treffen. Vielleicht war sie dort, wo sie eingetreten ist, notwendiger.

Ich hatte mir gedacht, es werde die Angelegenheit betreffs der Wasserleitung während der Anwesenheit des Paters Bonaventura in Sevilla mit besserem Erfolge betrieben werden; allein es scheint nicht, dass jene Patres den Schwestern soviel Gunst erweisen. Gott verhelfe diesen und mir dazu, dass wir das Haus bezahlen können; denn wenn Geld vorhanden ist, wird sich alles machen lassen. Die Schwestern mögen einstweilen damit zufrieden sein, dass sie gute Schöpfbrunnen haben. Wir in Toledo gäben viel darum, wenn wir einen solchen haben könnten; denn der Mangel an Wasser ist für uns ein schweres Kreuz.

Schreiben Sie mir doch, wie es dem Pater Bonaventura bei seiner Visitation ergeht und was man mit dem Kloster in der Nähe von Córdoba anfängt, das man niedergerissen hat; denn ich weiß von all dem nichts. Ich bin gesund und stehe sozusagen ganz zu Ihren Diensten. Schreiben Sie mir auch, ob unser Vater manchmal zum Essen kommt oder ob Sie ihm in anderer Weise eine Erquickung verschaffen können; denn in seinem Kloster wird dies nicht leicht möglich sein, und ich glaube, dass dies auch nicht ratsam wäre. Geben Sie mir über dies alles Nachricht, und Gott behüte Sie! Wir werden uns jetzt, wie es auch billig ist, oft schreiben.

Die alte Frau, die Sie dort haben, und die Art und Weise, wie sie die Treppe benützt, hat mir sehr gefallen. Teilen Sie mir mit, ob der junge Mann noch bei Ihnen ist oder wer Ihnen sonst die notwendigen Dienste leistet. Die Mutter Priorin von Malagón hat mir geschrieben, es gehe ihr besser, allein ihre Krankheit ist derart, dass mir ihre geringe Besserung wenig Freude macht. Empfehlen Sie diese beständig im Gebete! Die göttliche Majestät behüte Sie, meine Tochter, und mache Sie und alle [Schwestern] heilig! Amen. Aus dem beiliegenden Brief der Schwester Alberta werden Sie ersehen, wie es der Priorin in Caravaca geht. Große Freude hat mir der Brief von Veas bereitet, da ich schon seit langem von dort nichts mehr erfahren hatte. Besonders war es für mich ein Trost, dass jene Kandidatin, die sehr reich ist, dort eingetreten ist. Allmählich macht sich, Gott sei Dank, alles gut.

Alle bitte ich, dass sie ja unseren Vater und auch mich immer recht angelegentlich dem Herrn empfehlen; denn ich bedarf es sehr. Gestern war der Tag des heiligen Franziskus.

Diesem Brief habe ich das Porto beigelegt, das ziemlich viel ausmacht. Versäumen Sie nicht, mich zu benachrichtigen, wenn es Ihnen an Geld fehlt, um unseren Vater bei gegebener Gelegenheit zu bewirken, und schämen Sie sich nicht, Geld anzunehmen; es wäre das eine Torheit, da ich es Ihnen ja schicken kann. Sorgen Sie auch für Ihre Gesundheit, damit ich mich nicht allzusehr ängstigen muss; denn ich versichere Sie, dass mir schon meine Priorin von Malagón Kummer genug macht. Gott möge Besserung eintreten lassen und ihr die Gesundheit verleihen! Amen.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu, Karmelitin

Da Postgelegenheit ist, können Sie das Porto hierher senden. Geschieht es nicht, so wissen Sie, dass Sie für gewöhnlich die Briefe der Gefahr aussetzen.

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

122. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 13. Oktober 1576

Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihre Erkrankung hat mir großes Leid verursacht. Ich weiß nicht, was ich anfangen soll, damit mir die Krankheiten meiner Priorinnen nicht mehr so zu Herzen gehen. Das Befinden der Priorin von Malagón ist jetzt, Gott sei Dank, besser. Sorgen Sie ja für Ihre Gesundheit, aber gebrauchen weder Sie noch die Schwestern Sarsaparillenwasser. Wenden Sie doch um der Liebe Gottes willen Mittel gegen Ihr Fieber an, wenn es auch nicht gerade Führmittel sind. Einigen Trost gewährte mir die Erinnerung, dass die Schwestern schon manchmal meinten, sie hätten das Fieber, während ich indessen bemerkte, dass dies nicht der Fall sei. Gott erhalte Sie mir gesund, um was ich ihn bitte! Amen.

Durch Figueredo kamen die Briefpakete sehr gut an, und so werden die Briefe durch ihn immer gut ankommen. Das Geld für das Porto wird auf diese Weise sicher befördert. Auf der Adresse können Sie bemerken, wieviel Geld sich in dem Briefe befindet, aber unterlassen Sie nicht, das Porto hineinzulegen. Sie müssen mir auch schreiben, auf welchem Wege Sie meine Briefe erhalten; denn ich bin noch jetzt im Zweifel, ob Sie jene, die ich Ihnen übersandte, erhalten haben. Wenn die Briefe durch Figueredo gesendet werden, so kommen sie nicht in Gefahr; denn er ist vorsichtig und ein braver Mann. Obgleich Sie mir auf einige Briefe geantwortet haben, so weiß ich doch nicht mehr, in welchem Briefe ich hierüber schon an Sie geschrieben habe. Gott behüte Sie, denn Sie ordnen alles vortrefflich an. Was die Briefe betrifft, die man Ihnen für mich übergibt, so ist es nicht notwendig, dass Sie diese den Ihrigen beilegen; das ist nach meiner Ansicht zuviel Mühe für Sie.

O wie sehr beneide ich Sie und Ihre Töchter um jene Predigten und wie sehr wünschte ich bei Ihnen allen zu sein! Hier sagt man, ich würde größere Liebe zu Ihrem Kloster tragen als zu allen anderen. Und wahrhaftig, ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich Ihnen allen so sehr zugetan bin. Ich wundere mich darum nicht, dass auch Euere Ehrwürden mich lieben, da auch ich Sie immer geliebt habe; es freut mich, dass Sie dies auch aussprechen. Vom Vergangenen soll nicht mehr die Rede sein; denn es hing dies, wie ich gewiss glaube, nicht von Ihnen ab. Der Mut, den Sie an den Tag legen, gefällt mir, und so glaube ich auch, dass der Herr Ihnen beistehen werde. Möge es ihm gefallen, Ihnen Gesundheit zu verleihen, wie ich ihn darum bitte!

Über die Einkleidung und die Profeß habe ich mich sehr gefreut. Übermitteln Sie diesen Schwestern meine Glückwünsche. Die Schwester Elisabeth vom heiligen Franziskus hat mir mit ihren Briefen große Freude bereitet, und auch die Briefe der anderen Schwestern haben mich sehr getröstet. Sagen Sie ihnen, Sie möchten mir verzeihen, wenn ich ihnen nicht antworte. Die Briefe, die ich in Sevilla erhielt, lassen sich an Zahl gar nicht vergleichen mit jenen, die ich erhalte, seitdem ich hier bin. Es ist entsetzlich.

Bezüglich der Verwandten des García Alvarez tun Sie, was Sie für gut erachten. Er wird die Wahrheit sagen; und da es sich um Personen handelt, die zu seiner Familie gehören, so hat man nichts Schlimmes zu fürchten. Finde ich Zeit, so werde ich an ihn schreiben und ihn bitten, doch nicht zu unterlassen, die Beichten der Schwestern abzunehmen. Was Sie mir in dieser Hinsicht mitgeteilt, hat mir leid getan. Kann ich ihm nicht schreiben, so sagen Sie es ihm in meinem Namen. Die Krankheit unseres guten Paters Prior macht mir großen Kummer. Wir empfehlen ihn Gott. Ich fürchte, dass der Eilbote nicht abgeht, und darum schreibe ich ihm nicht. An ihm werden Sie viel verlieren, [wenn er stirbt], allein Gott, der kein Ende kennt, bleibt Ihnen immerdar.

Was das Gebet jener Schwestern betrifft, so schreibe ich an unseren Vater; er wird mit Ihnen darüber sprechen. Begegnet der Schwester [Elisabeth] vom heiligen Hieronymus etwas Außerordentliches, so schreiben Sie es mir. Mit Rodrigo Alvarez soll man es in keiner Weise besprechen, wohl aber mit Acosta. Senden Sie diesem einen schönen Gruß von mir; denn ich stehe sehr gut mit ihm, und wir verdanken ihm viel.

Sehr hat es mich gefreut, was Sie mir bezüglich der Hauskaufsteuer geschrieben haben. Mein Bruder hat nämlich das Landgut La Serna gekauft, ein abgegrenztes Gebiet in der Nähe von Ávila, das vortreffliche Weideplätze, Getreidefelder und Waldungen umfasst und wofür er vierzehntausend Dukaten bezahlt. Nun hat er jetzt nicht soviel Geld und muss einen Teil schuldig bleiben. Da wäre es sehr gut, wenn Sie ihm zur Bestreitung des täglichen Bedarfes den dritten Teil seines Guthabens zusenden könnten. Ich hoffe indessen zu Gott, er werde es nicht notwendig haben. Wenn die Verkäufer des Hauses sich mit Abschlagszahlungen begnügten, so wäre den Schwestern viel geholfen.

Sie schreiben mir ja nichts von der Frau des Stellvertreters des Bürgermeisters; empfehlen Sie mich diesen Herrschaften und allen Schwestern sowie auch dem Delgado und dem Blasius, und wen Sie sonst noch sehen. Gott sei mit Ihnen! Dem Pater Gregor senden Sie einen Gruß von mir; er möge mir immer über sein Befinden Nachricht geben. Gott verleihe Euerer Ehrwürden [gute] Gesundheit! Ihre Handarbeiten freuen mich; übrigens sollen Sie bei Ihrem Fieber nicht spinnen; denn Sie strengen dadurch Ihren Arm so sehr an und spinnen so viel, dass auf diese Weise das Fieber Sie nie verlassen wird. Meine Empfehlungen an Margaretha.

Wenn bei Ihnen eine Laienschwester aufzunehmen ist, so beachten Sie, dass eine Verwandte unseres Vaters uns sehr bestürmt. Geben Sie mir Nachricht, ob sie aufgenommen werden kann. Die Priorin von Valladolid hat sie gesehen und sagt, dass sie als Laienschwester schon geeignet wäre; wahrscheinlich kann sie nicht lesen. Unser Vater will nicht von ihr reden. Sein Schwesterchen ist ein außerordentliches Kind und von sanfterem Charakter als die kleine Theresia; sie hat seltene Talente. Ich habe an ihr große Freude.

Heute ist der 13. Oktober.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Priorin vom hl. Joseph in Sevilla, meine Tochter.

123. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, im Oktober 1576

Zwistigkeiten mit den beschuhten Karmeliten.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen und lohne Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir über das Wohlbefinden unseres guten Vaters, des Herrn Lizentiaten Padilla, übermittelt haben. Gebe Gott, dass dasselbe noch viele Jahre anhalte!

Wie mögen Sie mich doch Reverenda und Señora titulieren? Gott verzeihe es Ihnen! Es scheint fast, Euere Hochwürden und ich seien wieder Beschuhte geworden. Die Freundschaft des Reverendus, der zu Ihnen kam und Sie um Ihre Gewogenheit bat, hat mir gefallen. Er hat sich hierüber schon in Ávila mit mir besprochen. Gott verleihe ihm bessere Gesundheit! Zwölf Stunden sind im Tage, vielleicht hat er seine Ansicht schon wieder geändert.

Sehen Sie, was man mir erzählt hat, und es ist dies Wahrheit; Pater Tostado hat einen Eilboten mit Briefen hierher an den Pater Provinzial gesendet, und dieser will einen Religiosen nach Madrid schicken. Mir scheint, man setze viele Hebel in Bewegung. Es tut mir leid, dass Pater Bonaventura [von Andalusien] fortgeht, obwohl ich weiß, welchen Nutzen er in Madrid schaffen wird. Die Torheiten, die sie treiben, werden einen so guten Ausgang für ihn haben, dass nachher alle Welt sagen wird, Gott erweise ihm eine besondere Gnade. Sie sagen mir gar nicht, welche Maßnahmen man gegen die vergangenen Ausschreitungen getroffen hat. O Jesus, welche Dinge lässt du doch zu!

Ich wünsche sehr, es möchte dieses Häuschen schon bezogen sein; das übrige wird sich mit Gottes Hilfe später verwirklichen. Wahrlich, ich möchte nicht einmal die Klostermauern jener Leute ansehen, die uns so wenig lieben. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass durch einen einzigen Brief des Nuntius die ganze Sache abgetan wäre. Mein Vater, beeilen wir uns doch, soviel wir können, und betreiben Sie nach Kräften die Errichtung einer eigenen Provinz; denn wir wissen nicht, was kommen wird. Bei diesem Bestreben kann man nichts verlieren, wohl aber viel gewinnen. Ich bitte Sie um der Liebe willen, es mir zu schreiben, wenn Sie etwas Neues von unserem Vater erfahren; denn ich bin in Sorgen. Meine Empfehlungen an den Herrn Lizentiaten Padilla und an Pater Balthasar. Die Priorin empfiehlt sich ihnen ebenfalls sowie auch Euerer Hochwürden. Es freut mich, dass dieser gute Pater in Madrid ist. Gott sei mit ihm und Ihnen allezeit!

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater, Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt, Karmelit.

124. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 21. Oktober 1576

Feindseligkeiten der beschuhten Karmeliten und Projekt der Gründung eines Klosters der Unbeschuhten in Salamanka.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Gestern habe ich Ihnen geschrieben, wie beruhigt und ergeben diese Väter waren, so dass ich Gott lobpries. Sie sollen wissen, dass man ihnen den Auftrag und das Motu proprio des Nuntius noch nicht vorgelesen hatte. Ich war sehr in Furcht über das, was wirklich erfolgte. Heute nun war einer von ihnen bei mir und sagte mir, dass sie darüber äußerst entrüstet seien. Solange sie irgendeinen Grund für sich zu haben glauben, ist diese Erregung ganz erklärlich. Dasselbe, was ich dem Pater Mariano schon oft gesagt und vielleicht auch Euerer Paternität geschrieben habe, behaupten auch sie, dass es nämlich nicht angehe, als Vorgesetzter Verordnungen zu erlassen, ohne die Ermächtigung vorgezeigt zu haben, kraft der man dies tun kann. Was Euere Paternität in dem Briefe an Pater Mariano bezüglich der Gründe sagen, weswegen Sie das Breve nicht geschickt, so muss ich bemerken, dass es weit besser wäre, die etwaigen Bedenken vorher anzugeben. Möchte es doch dahin kommen, dass man Euerer Paternität diese Last abnähme und Ihnen nur noch uns unbeschuhte Brüder und Nonnen überließe.

Wie Pater Padilla Ihnen erzählen wird, behauptet Melchisedech, dass ich nach den Bestimmungen des Konzils keine Klostergründung mehr vornehmen könne; auch der wohlehrwürdige [Pater General] hat sich so ausgesprochen. Es wäre mein innigster Wunsch, Euere Paternität möchten, wenn es möglich ist, die betreffende Erklärung des Konzils nachsehen. Wenn Melchisedech sagt, dass ich immer Nonnen mit auf die Reise nehme, so möge er bedenken, dass dies nur mit Erlaubnis der Vorgesetzten geschieht. Ich habe die von ihm selbst erteilte Erlaubnis für Veas und Caravaca in Händen, dorthin Nonnen mitnehmen zu dürfen. Warum hat er damals nicht darauf geachtet, da doch diese Erklärung schon gegeben und veröffentlicht war? Möchte man mich doch in Ruhe lassen! Gott verleihe Ihnen, mein Vater, die Ruhe, die ich Ihnen wünsche! Vielleicht speien diese Väter jetzt ihr Gift aus und bessern sich nachher, wiewohl sie meines Erachtens schon nahe daran waren, sich dem Gehorsam zu fügen. Dieser Streit schien mir nicht nachteilig zu sein, vielmehr freue ich mich über solchen Widerspruch; denn es ist ein Zeichen, dass Gott eifrig werde gedient werden.

Die Veranlassung zur Sendung dieses Briefes an Euere Paternität ist die fragliche Gründung eines Männerklosters in Salamanka, worüber man Ihnen, wie mir scheint, schon Mitteilung gemacht hat. Ich schrieb dem Pater Mariano, dass ein solches Geschäft sich nicht für unbeschuhte Brüder schicke. Wenn sie durch ihre Predigten diese Mädchen dem Laster entreißen und dieser Zufluchtsstätte zuführen sollen, habe ich nichts dagegen. Sollen sie aber als Vikare wirken - und etwas anderes scheint man nicht zu wollen -, so kann ich das nicht gutheißen. Auch ist die Zeit von zwei Monaten zu kurz; der Bischof verlangt sie nicht und will sie auch dorthin nicht senden. Übrigens passen sie zu solchen Geschäften nicht. Ich wünschte, die unbeschuhten Brüder würden in Salamanka als Männer aus einer anderen Welt erscheinen und nicht als solche, die bei Frauenspersonen aus und ein gehen. Der Bischof ist uns so schon geneigt; vielleicht würden wir aus diese Weise seine Gunst verlieren. Ich weiß nicht, ob der gute Teutonio etwas erreichen wird; sein Einfluss ist gering, und er ist kein gewandter Geschäftsmann. Wäre ich dort, um die Sache zu betreiben, so glaube ich gewiss, dass sie gut ausgehen würde; vielleicht lässt sie sich aber auch so machen, wenn Euere Paternität diese Ansicht haben. Ich habe dies alles jenen Herren nach Salamanka geschrieben.

Die Priorin und die übrigen Schwestern empfehlen sich in Ihre Gebete und in die Gebete der dortigen Patres. Ich empfehle mich besonders in die Gebete des Paters Gregor. Meine Elisabeth ist gesund und recht liebenswürdig. Die Doña Johanna und alle Glieder ihres Hauses sind gesund. Entrichten Sie um der Liebe willen dem Herrn Staatsanwalt und dem Erzbischof von Zeit zu Zeit meine Empfehlungen, ebenso der Frau Delgado und Ihren Freundinnen, besonders der Bernarda. Ich bitte Sie jetzt hier ein für allemal darum. Ich muss schließen, da es schon sehr spät ist. Gott sei mit Ihnen!

Heute ist das Fest meines heiligen Vaters Hilarion.

Euerer Paternität Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

125. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, am 21. Oktober 1576

Zurückweisung zweier Kandidatinnen. Beabsichtigte Stiftung der Klöster in Madrid und Salamanka für unbeschuhte Karmeliten und andere Einzelheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden!

Sie scheinen nicht zu wissen, was ich dem Pater Olea verdanke und wie sehr ich ihn liebe, da Sie mir von Angelegenheiten berichten, die er mit mir verhandelt hat oder verhandeln wird. Sie wissen doch, wie ich glaube, dass ich nicht undankbar bin. Deshalb versichere ich Sie, dass die Sache schon geregelt wäre, wenn es sich dabei nur um meine Ruhe und Gesundheit handelte. Da sie aber eine Gewissenssache ist, so genügt die Freundschaft nicht; denn Gott gegenüber habe ich größere Verpflichtungen als gegen jeden anderen. Wollte Gott, es hätte nur an der Aussteuer gefehlt! Euere Hochwürden wissen es ja; und wenn Sie es nicht wissen sollten, so können Sie es erfahren, wie viele Nonnen in unseren Klöstern ohne jegliche Aussteuer aufgenommen wurden. Um wieviel mehr hätten wir dann eine Postulantin aufgenommen, die eine gute Aussteuer hat; denn sie erhält fünfhundert Dukaten, eine Summe, mit der sie in jedem Kloster Nonne werden kann.

Mein Vater Olea kennt die Nonnen in unseren Klöstern nicht, und darum wunderte ich mich nicht, dass er es nicht glauben will. Ich weiß, dass sie Dienerinnen Gottes sind, und kenne die Lauterkeit ihrer Seelen; ich kann darum nie glauben, dass sie ohne triftigen Grund einer Novizin den Habit nehmen, da ich weiß, mit welcher Ängstlichkeit sie dabei zu Werke gehen. Sie müssen also, da sie diese Entscheidung getroffen, wichtige Gründe gehabt haben.

Es sind unser in diesen Klöstern nur wenige; da müsste die Störung, die eine für den Orden untaugliche Nonne anrichten würde, so verderblich sein, dass selbst ein minder zartes Gewissen sich Skrupel machen würde, so etwas zu veranlassen. Um wieviel mehr müssten dann jene Bedenken tragen, die in keinem Stücke unserem Herrn missfallen wollen. Sagen mir doch Euere Hochwürden, wie ich oder irgendein Vorgesetzter diese Schwestern zwingen könne, eine Nonne aufzunehmen, wenn sie ihr die Stimme nicht geben wollen?

Denken Sie auch nicht, dass sich Pater Olea viel daraus macht. Er hat mir geschrieben, dass diese Person ihm nicht näherstehe als jede andere auf der Straße. Nur meine Sünden sind Ursache, dass er sich mit solchem Eifer für eine Sache verwendete, die nun einmal unmöglich ist; es hat mir sehr leid getan, dass ich ihm hierin nicht dienen konnte.

Vorausgesetzt nun, es wäre eine Möglichkeit vorhanden, so würde damit dieser Person kein Dienst erwiesen werden, wenn sie mit Nonnen zusammenleben müsste, die sie nun einmal nicht wollen. Ich habe für sie mehr getan, als recht und billig gewesen. Ich war Ursache, dass die Nonnen gegen ihren Willen sie noch ein Jahr lang behielten, um sie noch mehr zu prüfen und mich, wenn ich auf meiner Reise nach Salamanka in jenes Kloster käme, von allem noch besser zu unterrichten. Damit wollte ich mich dem Pater Olea gefällig erzeigen und ihn mehr zufriedenstellen. Denn ich weiß recht gut, dass diese Nonnen nicht lügen, und Euere Hochwürden wissen selbst, dass dies bei ihnen nicht einmal in unbedeutenden Dingen vorkommt. Ferner ist es auch gar nichts Neues, dass Novizinnen aus unseren Klöstern austreten; es ist dies etwas, was oft vorkommt, und keine verliert dadurch ihren guten Namen, wenn sie sagt, sie sei nicht gesund genug gewesen, um die Strenge unseres Ordens ertragen zu können. Ich habe auch noch nie gehört, dass eine deshalb weniger geachtet sei.

Es ist das für mich eine Mahnung, und ich werde in Zukunft hierin vorsichtiger sein. Und so wird denn auch die vom Herrn Nikolaus Empfohlene nicht aufgenommen werden, wie sehr sie auch Ihnen entsprechen mag. Ich habe mich anderwärts über sie erkundigt, und ich will uns keine Feindschaft dadurch zuziehen, dass ich meinen Herren und Freunden einen Dienst erweise.

Sonderbar ist es, wie Sie mich fragen können, warum ich mich um diese Sache überhaupt angenommen habe. Denn wenn man so etwas nicht mehr besprechen darf, so kann man ja gar keine Nonne mehr aufnehmen. Ich wollte dem Herrn Nikolaus einen Dienst erweisen, und man hatte mir anfangs diese Person ganz anders geschildert, als ich später erfuhr. Übrigens weiß ich, dass dem Herrn Nikolaus das Wohl dieser Klöster mehr am Herzen liegt als irgendein Privatinteresse, und so hat er sich denn auch zufriedengegeben.

Ich bitte Sie um der Liebe Gottes willen, reden Sie über diese Angelegenheit nicht mehr. Man gibt dieser Person eine bedeutende Aussteuer, mit der sie in einen anderen Orden eintreten kann. In ein Kloster, in dem nur so wenig [Nonnen] leben und in das man nur brauchbare, ja ganz auserlesene aufnehmen darf, soll sie nicht eintreten. Ist man bisher manchmal nicht mit dieser äußersten Vorsicht verfahren, so hatten wir, obgleich es selten geschah, darunter so viel zu leiden, dass man in Zukunft vorsichtiger sein muss. Veranlassen Sie den Herrn Nikolaus keineswegs, darauf zu bestehen; denn das hieße zwischen ihm und uns Unruhe säen, da wir uns von neuem weigern würden, seine Kandidatin aufzunehmen.

Lächeln musste ich über Ihre Erklärung, Sie würden sich mit dieser Person schon gleich beim ersten Anblick auskennen. Denn bei uns Frauenspersonen kennt man sich nicht so leicht aus. Manche waren schon viele Jahre lang Beichtväter weiblicher Personen und haben sich nach dieser langen Zeit darüber entsetzt, dass sie sich so schlecht ausgekannt haben. Der Grund ist der, dass diesen Beichtenden zu einem richtigen Bekenntnis ihrer Fehler die Selbsterkenntnis fehlt und dass die Beichtväter nur nach dem urteilen, was jene ihnen sagen. Wollen Sie, mein Vater, dass wir in diesen Klöstern Ihrem Wunsche entsprechen, so senden Sie uns brauchbare Leute, und Sie werden sehen, dass wir uns bezüglich der Aussteuer leicht einigen; ist aber dies nicht der Fall, so kann ich Ihrem Wunsche nicht willfahren.

Ich will Euerer Hochwürden sagen, dass es mir leicht erschien, in Madrid ein Haus für unsere unbeschuhten Brüder zu erhalten. Und da es sich nicht um ein Kloster handelte, so wäre es meiner Ansicht nach nicht zuviel, wenn man die Erlaubnis gäbe, darin die heilige Messe zu lesen. Man gibt ja weltlichen Edelleuten eine solche Erlaubnis. Allein unser Vater, den ich hievon benachrichtigt habe, gab mir zur Antwort, es gehe das nicht an; es hieße das soviel als die ganze Sache verderben. Er scheint mir hierin auch recht zu haben. Da Sie diesen seinen Willen kannten, so hätten Sie sich entschließen sollen, so viele Brüder dort zu versammeln und die Kirche einzurichten, als hätten Sie dazu schon die Erlaubnis. Ich musste darüber lachen. Nicht einmal ein Haus würde ich kaufen, bevor ich nicht vom Bischof die Erlaubnis hätte. In Sevilla habe ich das nicht beachtet, und Sie wissen schon, wie ich es büßen musste. Ich habe Ihnen schon öfters gesagt, man solle in dieser Angelegenheit nichts unternehmen, ohne die schriftliche Erlaubnis des Herrn Nuntius zu besitzen.

Als mir Don Hieronymus sagte, Sie hätten sich in dieser Angelegenheit an die beschuhten Väter gewendet, war ich darüber sehr erstaunt. Ich setze wenigstens jetzt kein so großes Vertrauen auf diese Patres, und damit Euere Hochwürden nicht etwa meinen, es sei das Gegenteil bei mir der Fall, darum rede ich mit Pater Waldemar nicht über die Angelegenheit; denn ich fürchte, dass er uns nicht so freundlich gesinnt ist, um uns Gutes zu erweisen, sondern dass er uns nur freundlich entgegenkommt, um auszuforschen, was er seinen Freunden mitteilen könnte. Mein Wunsch wäre, Sie möchten diese Befürchtung mit mir teilen und ihm weder Vertrauen schenken, noch durch solche Freunde diese Angelegenheit betreiben. Überlassen Sie diese jenem, den sie angeht, und dieser ist Gott. Seine Majestät wird zur rechten Zeit das Werk zustande bringen. Eilen Sie nicht so sehr, sonst könnte das Ganze vereitelt werden.

Ich muss Euerer Hochwürden sagen, dass Don Didakus Mejia ein sehr frommer Edelmann ist, der gewiss tun wird, was er verspricht. Da er sich nun entschlossen hat, mit seinem Vetter darüber zu reden, so dürfen Sie versichert sein, dass letzterer ihm willfahren werde. Glauben Sie mir doch, dass dieser Vetter das, was er für ihn nicht tut, um so weniger seiner Tante zuliebe tun wird. Darum ist es nicht notwendig, an diese Tante oder an sonst jemand zu schreiben; denn diese erwähnten Männer sind ja ganz nahe Blutsverwandte, und diese Verwandtschaft sowie die Freundschaft des Don Didakus Mejia ist hoch anzuschlagen. Ein gutes Anzeichen ist auch dies, dass der Archidiakon sich angeboten hat, unser Bittgesuch selbst zu übergeben; denn hätte er nicht die Hoffnung, etwas ausrichten zu können, so würde er sich damit gewiss nicht befassen. Die Sache ist jetzt in gutem Gange. Drängen Euere Hochwürden ja nicht mit Ungestüm, da uns dies nur schaden könnte. Wir wollen sehen, was Don Didakus und der Archidiakon erreichen werden. Einstweilen will ich hier zu erfahren suchen, ob sonst noch jemand sich dafür verwende. Vermag der Dekan etwas, so wird ihn Doña Luise dazu bestimmen.

Der ganze Gang dieser Angelegenheit gereicht mir nur sehr zur Befriedigung und bestärkt mich in dem Glauben, dass mit dieser Stiftung Gott ein großer Dienst erwiesen werde; denn es sind alle Vorbereitungen ohne uns getroffen worden. Es ist schon viel gewonnen, wenn wir ein Haus haben, die Erlaubnis kann dann früher oder später nachkommen. Hat sie einmal der Nuntius gegeben, dann ist schon alles in Ordnung. Unser Herr wolle ihm die Gesundheit verleihen! Denn er ist uns, wie Sie sehen, überaus notwendig. Ich versichere Sie, dass Tostado den Mut nicht verliert, und ich fürchte, er möchte durchführen, was der Pater General begonnen hat.

Ich komme wieder auf das Projekt von Salamanka. Pater Johannes von Jesu ist so fieberleidend, dass ich nicht weiß, was er zur Förderung [dieses Projektes] tun könnte. Euere Hochwürden sagen mir aber auch nicht, welche Arbeit man denn von unseren Brüdern dort erwartet. Um dort ein Kollegium gründen zu können, müssen wir mit dem beginnen, was das Wichtigste ist, nämlich dass wir vom Herrn Nuntius die Erlaubnis erbitten. Hat man einmal diese erlangt, dann ist das Projekt schon ausgeführt. Nimmt man aber eine Sache in verkehrter Weise in Angriff, dann schlägt alles fehl. Was der Bischof will, ist meines Erachtens nichts anderes, als dass unsere Patres an Stelle des Herrn Diaz, der, wie ich erfahren habe, in Madrid gefangen gesetzt wurde, die Leitung der Büßerinnen übernehmen sollten. Ich weiß nicht, ob sich dies mit unserem Ordensleben verträgt. Mir scheint es nicht passend zu sein; auch würde man sich, wenn es geschähe, nicht auf zwei Monate beschränken können, ohne den Bischof zu erzürnen. Zudem zweifle ich, ob unsere Patres für die Leitung solcher Leute geeignet sind. Sie könnten vielleicht meinen, diese Personen zu einer höheren Vollkommenheit anleiten zu müssen, und dies wäre hier ein vergebliches Bemühen. Kurz, ich weiß nicht, ob der Bischof Ordensleute zu ihrer Leitung haben will.

Ich versichere Euere Hochwürden, dass hier mehr notwendig ist, als Sie meinen; anstatt zu gewinnen, könnten wir leicht verlieren. Ich bin auch der Ansicht, es schade dem Ansehen unseres Ordens, wenn die Patres die Leitung solcher Personen übernehmen, und nur zu diesem Zwecke will man sie. Die Welt soll aber in diesen Vätern nur beschauliche Einsiedler erblicken und sie nicht im Verkehr mit dergleichen Frauenspersonen sehen. Denn wenn sie diese auch ihrem schlimmen Lebenswandel entreißen, so weiß ich doch nicht, ob man einen solchen Verkehr gut deuten werde. Ich hebe alle diese bedenklichen Umstände hervor, damit Euere Hochwürden sie wohl ins Auge fassen und sich dann für das entscheiden, was Ihnen am geeignetsten zu sein scheint. Ihrem Urteile unterwerfe ich mich; denn Sie werden das Richtige treffen. Lesen Sie diese Bedenken dem Herrn Lizentiaten Padilla und dem Herrn Johann Diaz vor! Ich für meine Person habe außer dem Gesagten hierüber nichts mehr zu erwähnen. Die Erlaubnis des Bischofs können wir wohl sicher erwarten. Außerdem habe ich kein großes Vertrauen auf die diesbezüglichen Unterhandlungen des Don Teutonio; denn er hat zwar den besten Willen, allein er vermag nur wenig zu tun.

Ich erwartete den Augenblick, wo ich selbst nach Madrid gehen könnte, um die dortige Angelegenheit zu betreiben; denn ich bin eine gute Unterhändlerin, wie es Ihnen mein Freund Waldemar sagen kann, wenn Sie es nicht glauben sollten; ich möchte nicht, dass dieses Werk uuterbliebe wegen verkehrter Maßregeln, die man dabei trifft. Ein Kloster in Madrid sowohl wie in Salamanka war immer der Hauptgegenstand meiner Wünsche.

Dass man das Vorhaben, auch in Ciudad Real ein Männerkloster zu gründen, auf eine geeignetere Zeit verschob, hat mich gefreut; denn ich sehe in keiner Weise ein, wie man jetzt zum Ziele kommen könnte. Wenn von zwei Übeln das kleinere zu wählen ist, so wäre es besser, in Malagón ein Kloster zu gründen. Doña Luise hat ein inniges Verlangen darnach und würde mit der Zeit dem Kloster große Vorteile verschaffen; auch liegen viele große Ortschaften in der Umgebung, so dass es den Brüdern am nötigen Unterhalt nicht fehlen würde. Es wäre das zugleich ein passender Vorwand, unter dem die Brüder die andere Stiftung aufgeben könnten. So würde man nie meinen, dass sie das Kloster ganz aufgeben, sondern nur so lange, bis ein Haus gebaut wäre. Denn es scheint dem Ansehen des Ordens wenig förderlich zu sein, wenn die Brüder ein Haus annehmen und es am anderen Tage wieder verlassen.

Den Brief an Don Didakus Mejia habe ich dem Herrn Hieronymus übergeben. Er wird ihn wohl mit den anderen, die ich an den Grafen de Olivares schickte, abgesendet haben. Sobald ich es für notwendig erachte, werde ich ihm wieder schreiben. Mahnen Sie ihn, dass er unsere Angelegenheit nicht vergißt. Ich sage Ihnen aber wiederholt, dass Sie sich auf sein Wort verlassen können, wenn er versprochen, sich der Sache anzunehmen, und wenn er gesagt hat, dass er mit dem Archidiakon darüber verhandelt habe und die Sache für erledigt halte.

Eben schreibt er mir über eine Kandidatin, die aufgenommen werden soll und über die sich die Mutter des Paters Visitator bereits erkundigt hat. Hätten doch jene, die wir abgewiesen haben, die Eigenschaften gehabt, die diese besitzt, wir würden kein Bedenken getragen haben, sie aufzunehmen. Während ich dies schreibe, fällt mir ein, es möchte vielleicht gut sein, dem Don Didakus auch von unserer Angelegenheit Mitteilung zu machen und sie ihm aufs neue zu empfehlen, da ich ihm ja so über die erwähnte Nonne Antwort geben muss. Ich werde dies auch tun. Lassen Sie ihm den beiliegenden Brief übergeben! Gott sei mit Ihnen!

Ich bin nun sehr weitläufig gewesen, gleich als ob ich an nichts anderes mehr zu denken hätte. An den Pater Prior schreibe ich jetzt nicht, da ich eine Menge anderer Briefe zu erledigen habe und weil Seine Paternität diesen als an ihn selbst geschrieben ansehen kann. An meinen Vater Padilla viele Empfehlungen. Ich preise unseren Herrn aus Herzensgrund, dass er sich wohl befindet; die göttliche Majestät sei allezeit mit Euerer Hochwürden!

Ich werde mir den Zettel zu verschaffen suchen, obgleich ich weiß, dass ich mit Waldemar so reden muss. Könnte ich es doch recht eindringlich tun! Denn ich glaube nicht, dass er sich für uns verwenden wird.

Heute ist das Fest der [elftausend] Jungfrauen.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Noch andere Briefe hat man mir heute von Ihnen überbracht, ehe Didakus ankam. Senden Sie doch bei der ersten Gelegenheit den beiliegenden Brief an unseren Vater ab; ich bitte darin um einige Vollmachten. Über unsere Angelegenheit habe ich ihm nichts geschrieben; unterlassen Sie darum nicht, ihm hierüber Aufklärung zu geben.

Damit Sie sehen, wie weit mehr meine Nonnen zuwege bringen als Sie, so sende ich Ihnen ein Stück von einem Briefe der Priorin von Veas. Da können Sie sehen, welch vortreffliches Haus sie für unsere Brüder in Peñuela gefunden hat. Dadurch hat sie mir in Wahrheit einen großen Gefallen erwiesen. Ich wollte wetten, Sie hätten dies nicht so bald zustande gebracht. In Veas hat man eine Nonne aufgenommen, deren Aussteuer siebentausend Dukaten beträgt. Zwei andere, die ebensoviel mitbringen, sind zum Eintritt entschlossen. Auch eine sehr vornehme Dame, die Nichte des Grafen de Tendilla, wurde aufgenommen. Was diese an Silbergeräten geschickt, macht allein schon mehr aus als die Aussteuer der genannten [Nonnen]. Darunter sind Leuchter, Weinkannen und viele andere Dinge, deren Aufzählung zu weit führen würde. Auch ein Reliquienkästchen und ein Kreuz von Kristall hat sie geschickt.

Wie Euere Hochwürden aus den beiliegenden Briefen ersehen werden, hat man jetzt gegen diese Nonnen einen Prozess anhängig gemacht. Erwägen Sie doch, was in dieser Angelegenheit zu tun ist. Von Erfolg könnte es sein, wenn man sich darüber mit Don Antonius bespräche. Geben Sie ihm auch die Höhe der Gitter an! Sagen Sie ihm, dass sie in dieser Höhe für uns bequemer sind und auf solche Weise auch niemandem beschwerlich fallen. Kurz, sehen Sie, was sich tun lässt!

126. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 23. Oktober 1576

Verschiedene geistliche Belehrungen und Verwahrung gegen die mannigfaltige Arglist des Teufels.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Durch den Generalbotenmeister habe ich heute drei Briefe von Ihnen erhalten und gestern jene, die mir Pater Alfons überbrachte. Unser Herr hat mir mein langes Warten gut bezahlt. Er sei allezeit dafür gepriesen, dass Euere Paternität sich einer guten Gesundheit erfreuen!

Als man mir die Pakete der Mutter Priorin überreichte, war ich anfangs recht betroffen, da sich weder in dem einen noch in dem anderen ein Brief von Ihnen fand. Sie können sich denken, wie leid mir dies tat. Aber bald kam es besser. Bemerken doch Euere Paternität in Zukunft immer, welche von meinen Briefen Sie empfangen haben. Denn oftmals antworten Sie auf etwas nicht, und dann vergessen Sie auch das Datum anzugeben.

In Ihren beiden Briefen fragen Sie mich, wie ich die Doña Johanna gefunden habe; ich habe Ihnen darüber durch den Eilboten von hier schon Nachricht gegeben. Ich hoffe, die Antwort darauf werde in dem Briefe folgen, den Sie, wie Sie sagen, über Madrid gesendet haben. Darum ängstige ich mich nicht sehr. Ich bin gesund, und meine Elisabeth bietet uns die trefflichste Unterhaltung. Ihre Anmut und Fröhlichkeit ist etwas Außerordentliches. Gestern schrieb mir Doña Johanna. Alle Ihre Angehörigen sind wohl.

Ich lobpreise den Herrn von ganzem Herzen, dass unsere Angelegenheiten einen so guten Fortgang nehmen; aber recht betroffen war ich wegen der Verleumdungen, die, wie mir Pater Alfons erzählt, über Euere Paternität in Umlauf gebracht wurden. Mein Gott, wie notwendig war doch Ihre Reise! Wenn sie auch keinen anderen Zweck gehabt hätte, so waren Sie nach meiner Ansicht schon um der Ehre des Ordens willen im Gewissen dazu verpflichtet, sich den Leuten zu zeigen. Ich begreife gar nicht, wie man solche verleumderische Aussagen in die Öffentlichkeit bringen konnte. Möge Gott diese Leute erleuchten! Wenn Euere Paternität einen Mann fänden, dem Sie vertrauen könnten, so wäre es sehr gut, dass man ihnen den Gefallen erwiese und ihnen einen anderen Prior gäbe. Allein da Sie niemanden haben, so wundere ich mich, wie man mir jenen nennen konnte, der ihnen den angedeuteten Rat gegeben hat; das heißt soviel als gar nichts tun. Eine schlimme Sache ist es, dass Sie dort einen Prior haben, der Ihnen in allem entgegen ist; schlimm wäre es auch, wenn er, falls Sie es für gut erachteten, zu resignieren sich weigern würde. Doch was wollen Sie? Diese Väter sind nicht gewohnt, nach Geringschätzung zu verlangen.

Ist das nicht staunenswert? Noch mehr aber wundert es mich, dass Paulus bei so vielen Geschäften, die er hat, bei Joseph einer so süßen Ruhe sich erfreuen kann. Ich lobpreise dafür den Herrn von ganzem Herzen. Sagen Euere Paternität dem Paulus, er möge sich endlich einmal mit seiner Gebetsweise beruhigen und sich nicht kümmern um Verstandestätigkeit, wenn ihm Gott die Gnade des Gebetes in anderer Weise verleiht; sagen Sie ihm auch, dass ich sehr damit zufrieden bin, was er mir hierüber schrieb. Die Sache verhält sich nämlich so. Bei diesen inneren und geistigen Zuständen ist jene Gebetsweise am vortrefflichsten und Gott am angenehmsten, die die besten Früchte hervorbringt. Ich meine damit nicht jene Gebetsweise, die sogleich eine Menge guter Regungen zeitigt; diese sind ohne Zweifel schützenswert, allein manchmal sind sie derart, wie unsere Eigenliebe sie uns vormalt. Ich meine hier solche Früchte, die sich durch nachfolgende gute Werke bewähren, insoferne nämlich das Verlangen nach der Verherrlichung Gottes sich dadurch offenbart, dass die Seele diese Verherrlichung des Herrn wirklich immer im Auge behält und ihr Gedächtnis und ihren Verstand nur damit beschäftigt, wie sie Gott gefallen und ihre Liebe zu ihm mehr an den Tag legen könne.

Gewiss, das ist das wahre Gebet und nicht jene Wonnegenüsse, die zu weiter nichts dienen, als unser persönliches Behagen zu befriedigen. Ist das Gebet von jenen genannten Wonnegenüssen begleitet, so bleibt in unserer Seele nur Schlaffheit, Furcht und Empfindlichkeit gegen jene zurück, die es an Achtung vor uns fehlen lassen. Ich für meine Person würde mir kein anderes Gebet wünschen als jenes, das mir Wachstum in den Tugenden verleiht. Ist es auch von heftigen Versuchungen, Trockenheiten und Trübsalen begleitet, so halte ich es für ein gutes Gebet, wenn ich dadurch demütiger werde. Denn jenes Gebet ist nach meiner Ansicht das bessere, durch das ich Gott wohlgefälliger werde. Man soll ja nicht glauben, dass einer, der leidet, nicht betet; er betet, sofern er seine Leiden dem Herrn aufopfert. Ja, oft betet er weit besser als jener, der in seiner Einsamkeit sich den Kopf zerbricht und meint, er besitze das wahre Gebet, wenn er sich einige Tränen ausgepreßt hat.

Verzeihen Euere Paternität diese so lange Belehrung. Die Liebe, die Sie zu Paulus tragen, nimmt dies willig hin; und wenn Ihnen das gut scheint, was ich gesagt habe, so teilen Sie es ihm mit, wenn nicht, so lassen Sie es sein! Ich sage nur, was ich für meine Person wünschen würde. Ich versichere Sie, es ist etwas Großes um ein werktätiges Leben und um ein gutes Gewissen.

Was Sie mir von Pater Johannes berichten, hat mir gefallen. Möglicherweise wollte der Teufel hier Unheil stiften, während Gott daraus Gutes hervorgehen ließ. Allein, in solchen Fällen ist die größte Vorsicht am Platze; denn ich glaube für gewiss, dass der Teufel nicht aufhören wird, alle möglichen Kniffe anzuwenden, um dem Elisäus zu schaden. Darum tut er gut, wenn er das für ein Werk des Teufels hält. Ich halte es nicht für unrecht, auf solche Dinge gar nicht zu merken. Man will, dass Johannes Buße tut; aber ist er nicht schon genug von Gott geprüft worden? Wenn er leiden musste, so war er nicht allein; und die drei, die ihm den Rat gegeben, haben nicht unterlassen, ihn sogleich schadlos zu halten.

Was Joseph damals für gewiss sagte, bestand darin, dass Clemens unschuldig war und man es seiner Krankheit zuschreiben musste, wenn ein Fehler vorkam; übrigens fühlt sich dieser Pater in jener Gegend, wohin man ihn geschickt hatte, zufrieden. Aber Joseph hatte gleich anfangs alle Prüfungen vorhergesagt, die über ihn kommen sollten. Was Laurentia betrifft, so hat sie nichts von Joseph erfahren, sondern sie weiß nur das, was man anderwärts allgemein darüber sagte. Ohne Zweifel teilt Joseph seine Geheimnisse nicht in dieser Weise mit; denn er ist sehr vorsichtig. Ich für meine Person bin der Meinung, dass man diesen Pater falsch beurteilt hat. Ferner höre ich sagen, dass er auch andererseits noch spricht, was Laurentia nicht beweisen konnte; aber das scheint mir eine Erfindung des Teufels zu sein. Ich habe schon gelacht, als ich sah, wo dieser böse Geist jetzt seine Fallen legt. Denn warum wollte sich Clemens von den frommen Seelen entfernen unter dem Vorwand, sein Heil zu suchen? Es wird ohne Zweifel gut sein, den Engel zu bitten, dass dieser Pater in Freiheit gesetzt wird; aber es wäre eine Freude für mich, wenn man den bösen Geist endlich aus diesem Hause verjagen würde durch Mittel, die man zu diesem Zweck gewöhnlich ergreift. Geben Sie acht, und Sie werden sehen, dass dieser Geist der Finsternis zeigen wird, wer er ist. Ich werde diese Angelegenheit Gott empfehlen, und Angela wird Ihnen in einem besonderen Briefe sagen, was sie von allen diesen Kunstgriffen des Teufels denkt. Man ist sehr klug verfahren, dass man diese Angelegenheit unter dem Siegel der Verschwiegenheit behandelte.

Was die Schwester [Elisabeth] vom heiligen Hieronymus betrifft, so wird es notwendig sein, dass man sie einige Tage Fleisch essen lässt und ihr die Übung des innerlichen Gebetes untersagt. Auch müssen Euere Paternität ihr befehlen, ihre Angelegenheiten nur mit Ihnen zu besprechen oder mir darüber zu schreiben; denn sie hat eine schwache Einbildungskraft; und was sie betrachtet, glaubt sie zu sehen oder zu hören. Indessen mag sie manchmal Gesichte und Ansprachen haben, und so war es auch schon in der Tat: denn sie ist eine sehr fromme Seele.

Dasselbe scheint mir bei der Beatrix der Fall zu sein. Übrigens halte ich das, was man mir bezüglich der Zeit ihrer Profeß schreibt, nicht für ein Trugbild, sondern es scheint mir so zu sein. Diese darf wenig auf Fasten sich verlegen. Tragen Euere Paternität dies der Priorin auf sowie auch, dass sie beide zuzeiten nicht dem Gebete obliegen lasse, sondern andere Beschäftigung ihnen zuteile, damit die Sache nicht noch schlimmer werde. Glauben Sie es mir, es ist das eine notwendige Vorsichtsmaßregel.

Dass Briefe verlorengegangen sind, hat mir leid getan. Sie sagen mir nicht, ob jene, die in die Hände des Peralta geraten sind, von großer Bedeutung waren. Ich sende Ihnen diesmal einen Eilboten. Die Nonnen habe ich sehr um das Glück beneidet, die Predigten Euerer Paternität zu hören. Es scheint wohl, dass sie dieser Gnade würdig waren, während ich nur Leiden verdiene; trotzdem bitte ich Gott, mir noch weit mehr zu schicken.

Dass Sie nach Granada reisen müssen, tut mir leid. Ich möchte gerne wissen, wie lange Sie dort bleiben werden und wie oder wohin ich Ihnen schreiben soll. Teilen Sie mir dieses doch um der Liebe Gottes willen mit! Ein Papierbogen mit Unterschrift ist nicht an mich gekommen; schicken Sie mir, bitte, ein paar davon, wenn ich sie auch nicht notwendig brauche. Ich kenne Ihre leidensvolle Lage und ich möchte sie Ihnen einigermaßen erträglich machen, bis Sie wieder etwas mehr Ruhe bekommen. Gott gebe Ihnen jene Ruhe, die ich Ihnen wünsche, und jene Heiligkeit, die er geben kann! Amen.

Heute ist der 23. Oktober.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

127. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, Mitte Oktober 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla und Nachrichten aus Toledo.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Auf Ihre Briefe, die mit dem Eilboten ganz richtig angekommen sind, habe ich schon geantwortet. Sie haben mir große Freude gemacht, nur Ihr Übelbefinden tut mir leid. Schreiben Sie mir doch um der Liebe willen bald, wie es mit Ihrer Gesundheit steht und was Sie von unserem Vater wissen. Um Ihre Generalbeichte beneide ich Sie, ich meine deshalb, weil Sie nicht soviel zu beichten haben wie ich; denn bei mir ginge es nicht so leicht. Gepriesen sei Gott, der uns alle liebt!

Mein Bruder teilte mir in einem Briefe, den ich heute empfing, mit, dass er an Sie geschrieben und einem die Vollmacht gegeben habe, das Drittel der Summe einzulösen, die Sie ihm schulden. Er ist gesund, und der Kauf von Serna ist abgeschlossen. Die Nonnen von St. Joseph [in Ávila] kommen nicht schlecht weg. Theresia schreibt mir, dass das Agnus Dei und die Ringe zum Vorschein gekommen seien. Gott sei Dank! Diese Angelegenheit hat mir anfangs Sorge gemacht. Ich bin gesund. Es wird gleich ein Uhr [nach Mitternacht] sein, und darum muss ich mich kurz fassen.

Ich wünschte von meinem guten Pater Prior de las Cuevas etwas zu erfahren. Den Thunfisch schickte man uns in der letzten Woche von Malagón. Er war noch in rohem Zustand; er war sehr gut und hat uns vortrefflich gemundet. Seit Kreuzerhöhung habe ich alle Tage die Fasten mitgehalten. Da sehen Sie, wie gesund ich bin. Unsere Priorin von Malagón schrieb mir, es gehe ihr besser. Diese fromme Seele aber schreibt nur so, um mir keinen Kummer zu machen; denn diese Besserung besagt nichts. Heute erhielt ich einen Brief von ihr, aus dem ich ersehe, dass ihr Befinden sehr schlimm ist. Sie hat großen Widerwillen gegen alle Nahrung, und das ist das schlimmste bei solcher Schwäche. Wir beten viel für sie; wenn nur meine großen Sünden der Erhörung nicht hinderlich wären! Ich lege es den Schwestern in allen Klöstern ans Herz, dass sie die Kranke Gott empfehlen; die dortigen tun es, wie ich weiß, ohnehin schon, und darum bedarf es hiezu keiner Mahnung.

Doña Guiomar ist heute getraut worden. Sie freut sich sehr, dass es Ihnen gut geht, und ebenso Doña Luise, die noch nie ein solches Übermaß von Liebe zu mir an den Tag gelegt und so für meine Erquickung gesorgt hat; denn, was sie für mich tut, ist nicht wenig. Empfehlen Sie diese beiden Gott; denn Sie sind es ihnen schuldig, und empfehlen Sie auch mich vielmals allen Schwestern! Ich bin sehr besorgt um diese Klöster in Andalusien, die unserem Vater unterstehen. Ich habe ihm schon die unbeschuhten Karmeliten angeboten und am liebsten möchte ich mich ihm selbst übergeben, damit die Visitationen glücklich verlaufen. Ich sagte ihm, dass er mich dauere, und er gab mir zur Antwort, dass Sie ihn in Ihrem Kloster mit Aufmerksamkeiten überhäufen. Gott erhalte Sie mir! Ich bitte Sie um der Liebe willen, sagen Sie doch unserem Vater, er möge ja nicht mit den beschuhten Brüdern zu Tische speisen. Ich weiß nicht, wozu er in ihr Kloster geht, als nur, um uns allen Leiden zu bereiten.

Ich habe Euerer Ehrwürden schon geschrieben, Sie möchten das, was Sie für ihn ausgeben, auf Rechnung dessen setzen, was man uns aus dem St. Josephskloster gesendet hat. Eine andere Handlungsweise wäre Torheit. Ich weiß, was ich sage. So können die Schwestern das, was sie diesem Kloster schulden, abtragen, ohne sich wehe zu tun. Handeln Sie ja nicht anders! Die gute Subpriorin soll darüber Rechnung führen, da sie ja auch das Wasser verrechnet, das verbraucht wird. Sagen Sie ihr dies in meinem Namen! Ihr und meiner Gabriela meine freundlichen Grüße. Gott sei mit Ihnen! Beeilen Sie sich mit dem, was die Schwester mitgebracht hat und was Sie sonst noch dazu legen können, die Verkäufer des Hauses zu befriedigen, damit man nicht so viele Zinsen zu zahlen hat; denn dies ist eine lästige Sache…

128. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 31. Oktober 1576

Die Vollendung des Buches der Klosterstiftungen; Abweisung von Novizinnen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Das Buch der Klosterstiftungen geht seiner Vollendung entgegen. Ich glaube, dass Sie sich freuen werden, wenn Sie es lesen; denn es enthält interessante Dinge. Da sehen Sie meinen Gehorsam! Jedesmal, wenn mir etwas befohlen wird, meine ich, diese Tugend zu besitzen. Selbst wenn man mir etwas im Scherze befiehlt, möchte ich es im Ernste ausführen. Ich habe diese »Klosterstiftungen« weit lieber geschrieben als diese Unzahl von Briefen, die mich fast zu Tode ermüden. Ich weiß gar nicht, woher ich die Zeit genommen, um so vieles zu schreiben. Ich habe doch auch manche Zeit für Joseph zu verwenden, der mir dann wieder Kraft gibt zu all meinen Arbeiten.

Auch ich beobachte strenges Fasten; denn hierzulande ist die Kälte weniger empfindlich, und sie tut mir darum nicht so wehe wie an anderen Orten. Ich bitte Sie um der Liebe willen, an meinen Pater Antonius einen recht freundlichen Gruß zu melden. Es wäre freilich besser, ihm womöglich nicht bekannt zu geben, dass ich an Sie so oft und an ihn so selten schreibe. Vielleicht aber schreibe ich ihm jetzt einen Brief.

Würde Santelmo die Angelegenheit seiner Nonne in derselben Weise betrieben haben wie Nikolaus, so hätte ich nicht soviel Mühe gehabt. Ich versichere Sie, dass ich nicht weiß, wie ich mich hierüber ausdrücken soll. Wir bringen es in diesem Leben nie dahin, dass wir vollendete Heilige sind. Wenn Sie doch wüßten, welche Eigenschaften die von Santelmo empfohlene Nonne hat und wie dieser Pater die Priorin bedrängt! Möchte es Gott gefallen, mein Vater, dass wir niemand mehr nötig hätten als nur ihn allein! Mir wird man nie etwas abgewinnen, wenn ich sehe, dass es gegen mein Gewissen ist, und wenn darüber auch die Welt in Trümmer ginge. Bei all dem sagt Santelmo, er habe an dieser Person nicht mehr Interesse als an jeder anderen auf der Straße. Sehen Sie, welch ein Leben auf der Erde! Was würde er erst tun, wenn er ein wirkliches Interesse an der Sache hätte? Ich muss mich immer fürchten, eine Person aufzunehmen, die er empfiehlt. Pater Mariano ist über das Benehmen des Santelmo ganz betroffen; und weil ich mir denke, er werde Euerer Paternität schreiben, so habe ich Ihnen dies mitgeteilt, damit Sie sich darüber nicht ängstigen. Denn man hat jetzt schon für Santelmo mehr getan, als man schuldig war. Schließlich wird er doch selber einsehen, wie die Sache sich in Wahrheit verhält, und wenn nicht, so ist wenig daran gelegen. Mein einziger Trost liegt in dem Vertrauen, Gott möge Euere Paternität erhalten und Ihnen zu großer Heiligkeit verhelfen!

Heute ist der Vorabend von Allerheiligen. Am Allerseelentage erhielt ich das Ordenskleid. Bitten Sie Gott, er möge aus mir eine wahre Nonne des Karmelitenordens machen; denn spät ist besser als gar nicht.

An den Fiskal, an Acosta und an den Rektor meine Grüße. Euerer Paternität unwürdige Dienerin und wahre Untergebene. Gepriesen sei Gott! Ich werde es jederzeit sein, komme auch, was immer wolle.

Theresia von Jesu

129. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 31. Oktober 1576

Krankheit der Priorin von Malagón und andere Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Suchen Sie doch um der Liebe Gottes willen in Erfahrung zu bringen, ob unser Vater meine Briefe empfängt. So oft ich an ihn Briefe sende, unterlasse ich fast nie, einen an Euere Ehrwürden beizulegen. Heute nun erhielt ich von Seiner Paternität einen vom 22. Oktober datierten Brief, worin er sich beklagt, dass er schon lange keinen Brief mehr von mir erhalten habe, und doch schreibe ich ihm beständig. Einen besonders langen Brief sandte ich ihm durch den Maultiertreiber. Ich wünschte zwar nicht, dass man meine Briefe auffängt; gehen sie aber verloren, so liegt nicht viel daran. Vielleicht werden sie im Hause des dortigen Generalbotenmeisters zurückbehalten; denn von hier aus gehen sie ganz sicher. Sie sollten von Zeit zu Zeit dort nachfragen lassen, ob nicht Briefe für Sie da seien.

Um es nicht zu vergessen, teile ich Ihnen mit, dass das große Agnus Dei und die Ringe zum Vorschein gekommen sind und dass sich in Ávila alle Nonnen wohl befinden, wie Sie aus den beiliegenden Briefen ersehen werden. Mein Bruder schreibt mir, er habe an Ihren Briefen, die er auch den Schwestern im Sankt Josephskloster gezeigt, große Freude gehabt und über sie herzlich gelacht. Er wird Ihnen ein anderes Mal schreiben. Seine Liebe zu Ihnen ist wirklich groß, und ich versichere Sie, dass es auch bei mir in dieser Hinsicht nicht fehlt.

Er schrieb mir, wieviel Gutes Nikolaus den Schwestern in Sevilla erweise und dass er auch ihre Beichte hören werde. Er ist ein vortrefflicher Mann. Zeigen Sie sich ihm entgegenkommend! Schreiben Sie mir auch, wie es mit Ihrer Gesundheit steht, und zwar offen und aufrichtig. Was die Gesundheit der guten Priorin von Malagón betrifft, so weiß ich nicht, was ich Ihnen schreiben soll. Ich kann nur sagen, dass sie sehr schlimm daran ist. Es ist jetzt davon die Rede, sie hierher zu bringen; allein unser Arzt sagt, dass man durch den Umzug ihren Tod beschleunigen würde. Ihr Leiden ist derart, dass Gott allein der wahre Arzt dafür ist; irdische Mittel nützen da nichts mehr. Ich warne die Schwestern wiederholt davor, ja kein Sarsaparillenwasser zu trinken. Ich habe darüber schon recht eindringlich an García Alvarez geschrieben und auch an unseren Vater. Teilen Sie mir alle Einzelheiten mit und sagen Sie mir auch, warum Sie unserem Vater nicht manchmal ein wenig Fleisch vorsetzen. Gott sei mit Ihnen! Da ich Ihnen erst vor kurzem geschrieben habe, so weiß ich sonst nichts zu sagen. Ich bitte Sie nur noch, mich allen Schwestern vielmals zu empfehlen.

Heute ist der Vorabend von Allerheiligen.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

130. Brief -An die Mutter Maria Baptista, Priorin zu Valladolid

Toledo, am 2. November 1576

Klosterangelegenheiten und andere wichtige Dinge.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Wenn Sie doch einmal glauben wollten, was ich Ihnen immer sage, so würden keine so großen Leiden über uns kommen. Ich habe Ihnen doch in einem früheren Briefe, wenn auch nur kurz, meinen Wunsch angedeutet, Sie möchten sich nicht mehr Ader lassen. Es ist dies bei Ihnen, ich versichere Sie, eine große Torheit, auch wenn es der Arzt sagt. Ihr Leiden macht mir darum soviel Kummer, weil es im Kopf seinen Sitz hat.

Und die [arme] Katharina, was muss doch diese ausstehen! Sie dürfen ja nicht vergessen, sie Gott zu empfehlen. Ich lege Ihnen dies nahe, obwohl sie von dort weggehen will; denn sie weiß ja, welch große Liebe die Schwestern zu ihr tragen. Ich versichere Sie, dass diese Frau eine hohe Vollkommenheit besitzt. Gebe Gott, dass sie Ihnen nicht jetzt, wie ich mir dachte, die große Liebe zu ihr vergelte, damit Sie nicht bereuen müssen, dass ich Ihnen dies gesagt habe!

Alle Ihre Briefe habe ich erhalten; auf diesem Wege kommen sie sicher hier an. Es ist unnütz, mir das Porto zu schicken; ich habe schon soviel, um es bezahlen zu können. Mein Bruder, dem ich in jeder Beziehung viel verdanke, gibt mir das Geld dazu. Der Pater Visitator befindet sich wohl, wie es mir ein Brief von ihm, den ich vor zwei Tagen erhalten habe, besagt. Er unterlässt es nicht, mir zu schreiben, und bis jetzt geht es ihm mit jenen Leuten sehr gut. Aber er behandelt sie auch mit großer Vorsicht und äußerster Freundlichkeit.

Was Sie von den Franziskanern sagen, datiert schon einige Zeit zurück. Sie haben ihren Visitator nicht ermordet. Die Nachricht vom Bischof Quiroga ist wahr; wir haben uns darüber sehr gefreut, weil er mit unserem Vater außerordentlich gut steht. Eben jetzt ist der Bischof sehr krank und auch der Nuntius. Empfehlen Sie und die dortigen Schwestern beide Gott; denn an diesen würden wir viel verlieren, und der Tod des Bischofs wäre ein Verlust für das ganze Reich. Empfehlen Sie aber auch Don Juán de Austria Gott, der inkognito als flämischer Bedienter nach Flandern abgereist ist.

O welche Freude haben Sie mir durch die Nachricht von dem Wohlbefinden des Paters Petrus Fernández erwiesen! Denn ich war fortwährend um ihn bekümmert, weil ich nur von seiner Krankheit, nie aber von seiner Genesung etwas hörte. Er scheint, ich versichere Sie, nicht so undankbar zu sein wie sein Freund; denn trotz seiner vielfachen Beschäftigungen sucht er immer sorgfältig eine Zeit heraus, um mir zu schreiben. Indessen ist er mir dies alles schuldig; allein wenn man von Schuldigkeit sprechen wollte, so hätte sein Freund mir gegenüber noch weit mehr Verpflichtungen.

Ich versichere Sie, dass diese Person Ihnen ihre Sorge so lange zuwenden werde, bis sie Ihnen eine andere vorzieht. Für jetzt brauchen Sie keine Furcht zu haben, so sehr Sie dies auch vermuten mögen. Wäre mir Gott nicht beigestanden, so hätte ich schon lange getan, was Sie tun wollten, allein der Herr ließ es nicht zu. Ich kenne ihn als einen Diener Gottes, und deshalb ist es ganz recht, wenn Sie ihn wie alle Diener Gottes auf Erden lieben; denn er verdient es. Wir wären sehr töricht, wenn wir glauben würden, viele Freunde zu haben. Übrigens ist kein Grund vorhanden, sein Betragen nachzuahmen; im Gegenteil müssen wir uns ihm gegenüber stets dankbarer erzeigen für das Gute, das er uns erwiesen hat. Und so müssen denn auch Euere Ehrwürden Ihre Empfindlichkeit beiseitesetzen und nicht unterlassen, ihm zu schreiben. Bemühen Sie sich allmählich, die Freiheit des Geistes zu erlangen, wie sie mir, Gott sei Dank, schon in hohem Grade zuteil geworden ist; aber sie ist nicht so groß, wie Sie voraussehen. Gepriesen sei der, der uns immer als treuer Freund zur Seite steht, wenn wir seine Freundschaft suchen!

Der Brief an Ludwig de Cepeda wird übergeben werden. Ich habe Euerer Ehrwürden schon geschrieben, dass auch sein Vater gestorben ist und dass wir ihn hier während seiner Krankheit Gott angelegentlich empfohlen haben.

Das Ablasskorn, das Sie, wie Sie sagen, für meinen Bruder verfertigt haben, wollen Sie mir schicken, da ich ihm schon jenes gegeben habe, das ich von der Doña Maria de Mendoza erhielt. Wollen Sie mir auch die anderen Ablasskörner schicken, ebenso auch alle Ihre Aufzeichnungen sowie auch einen Bericht über die Schwester Stephanie, sobald er fertig ist, ähnlich jenem, den Sie mir nach Ávila sandten und der sehr gut war. Er soll aber gut leserlich geschrieben sein, damit ich ihn hier nicht abschreiben muss. Übertragen Sie aber diese Arbeit nicht der Juliana; denn die Übertreibungen und Torheiten, die sie sich in dem Berichte über die Schwester Beatrix von der Menschwerdung erlaubte, waren unausstehlich; das war in Wahrheit zu stark. Sobald Sie vollkommen gesund sind, schreiben Sie selbst, was Sie wissen; der Pater Provinzial hat mir diesen Auftrag gegeben.

Ich bin, Gott sei Dank, gesund. Den Sirup del »Rey de los Medos« kann ich Ihnen, wenn Sie ein Führmittel nehmen müssen, nicht genug empfehlen. Mir hat diese Medizin das Leben gerettet, und sie wird Ihnen durchaus nicht schaden. Schicken Sie mir die Ablasskörner ja nicht durch den gewöhnlichen Eilboten; lassen Sie sich von diesem Gedanken nicht einnehmen, da wir so nichts erhalten würden, sondern senden Sie diese durch den Maultiertreiber, wenn es auch länger ansteht.

Was Ihre inneren Prüfungen betrifft, von denen Sie sprechen, so müssen Sie diese um so weniger achten, je mehr Sie davon zu leiden haben. Denn man sieht ja klar, dass sie von der Schwäche der Einbildungskraft und von krankhafter Körperbeschaffenheit herrühren. Und der Teufel muss, wenn er so etwas wahrnimmt, auch seinen Teil dazu beitragen. Haben Sie aber keine Furcht; denn der heilige Paulus sagt, Gott werde nicht gestatten, dass wir über unsere Kräfte versucht werden. Wenn es Ihnen auch vorkommt, als willigten Sie ein, es ist doch nicht so; sondern Sie gewinnen vielmehr aus dem Ganzen noch an Verdienst. Hören Sie doch um Gottes willen auf, weiter Medizin zu nehmen, und sehen Sie darauf, gut zu essen; hüten Sie sich, allein zu sein, und sinnen Sie über nichts nach! Zerstreuen Sie sich, soviel und so gut Sie können! Ich wünschte nur, bei Ihnen zu sein; denn ich hätte gar vieles zu besprechen, um Sie zu unterhalten.

Warum haben Sie mir nichts von dem Kummer des Don Franziskus mitgeteilt? Ich hätte ihm gerne geschrieben, da ich ihm viel verdanke. Wenn Sie die Gräfin von Osorno sehen, so grüßen Sie mir dieselbe! Empfehlen Sie mich auch meiner Maria vom Kreuze, der Casilda und Dorothea, dann auch der Subpriorin und ihrer Schwester! Ich weiß nicht, was man mit jener blinden Novizin tun soll. Ich versichere Sie, es ist das ein großes Kreuz. Pater Prádanos ist in der Tat ein guter Freund; Sie haben Grund, mit ihm zu verkehren, selbst wenn man jetzt den Oberen wechselt. Wenn man den Pater Domeneque nach Valladolid sendet, so wünschte ich sehr, dass Sie ihn bekommen würden. Schreiben Sie mir bald, wie es Ihnen geht, und Gott sei mit Ihnen! Die Priorin bedauert Ihr Leiden sehr. Wir alle werden Sie der göttlichen Majestät empfehlen. Unterlassen Sie nie, an Pater Dominikus meine Grüße zu schreiben, und berichten Sie mir, wie es ihm geht. Heute ist der Allerseelentag.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

131. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, am 3. November 1576

Einige Anträge des Paters Waldemar.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Heute war der gute Pater Waldemar bei mir. Ich glaube, es ist ihm ernst, wenn er von Freundschaft spricht; denn eben jetzt ist sie ihm vorteilhaft. Er sprach viel davon, wie der heilige Paulus anfangs die Christen verfolgte und was er nachher getan. Wenn er für Gott nur den zehnten Teil von dem tut, was der heilige Paulus vollbrachte, dann verzeihen wir ihm gern das Vergangene und auch, was er noch vollbringen wird. Er hat mir gesagt, ich möchte Euere Hochwürden bitten, dass man seinen Bruder aufnehme. Wenn er in der Tat so ist, wie ihn Waldemar schildert, so würde er Nutzen schaffen, da die Brüder Prediger nötig haben. Übrigens glaube ich, dass ihn unser Vater, der auf seinen Visitationen den Religiosen anderer Orden die Aufnahme versagt, nicht in seinen Orden aufnehmen werde. Ich gedenke die Freundschaft des Waldemar dadurch zu vergelten, dass ich ihn Gott empfehle; und dort unten wird man sehen, was das Geeignetste ist.

Wir beten viel um die Gesundheit jener Herren. Möge Gott sie ihnen verleihen, wie er es für notwendig erachtet! Ich habe großen Kummer wegen der Leiden unseres guten Vaters Padilla. Der Teufel kann nicht unterlassen, solch große Werke zu bekämpfen. Gott verleihe seinem Diener Kraft und Gesundheit! Sie aber und den Pater Magister wolle er zu großen Heiligen machen!

Von unserer Angelegenheit habe ich nichts mehr erfahren. Ich denke mir, man werde in Madrid vor mir Nachricht darüber erhalten. Morgen werde ich dem Pater Waldemar einen Brief für Euere Hochwürden mitgeben; denn er reist zu Ihnen. Sollte er dabei Fürsprache für seinen Bruder einlegen, so ist mein endgültiger Wille der, man möchte entscheiden, was mehr zur Verherrlichung Gottes gereicht.

Diese jungen Ordensmänner sind mir wie Heilige vorgekommen. Solche Seelen zu sehen, ist ein großer Trost; da können wir alle Trübsale ertragen, die über uns kommen mögen. Heute ist der 3. November.

Euerer Hochwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt.

132. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 4. November 1576

Angelegenheiten verschiedener Klöster.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Paternität! In diesen letzten Tagen habe ich Ihnen mehrmals geschrieben. Gott gebe, dass diese Briefe an Sie gelangen mögen! Denn es stimmt mich traurig, wenn ich bedenke, wie viele Briefe ich an Sie gerichtet, wie wenige aber Euere Paternität, wie Sie sagen, erhalten.

Heute hat man mir die beiliegenden Briefe von Valladolid gebracht. Man berichtet mir, von Rom sei die Erlaubnis eingetroffen, dass Casilda Profeß ablegen dürfe, worüber sie hocherfreut sei. Es scheint mir nicht ratsam, dass Euere Paternität mit der Erteilung der Erlaubnis jetzt noch warten, bis Sie ihr selbst den Schleier geben können; denn wir kennen die Zufälle dieses Lebens nicht, und das Gewisseste ist auch das Beste. Schicken Sie mir also um der Liebe willen, und zwar der Sicherheit halber auf mehreren Wegen, diese Erlaubnis sogleich, damit dieser kleine Engel, dem sein Beruf schon so viele Leiden kostete, vor Ungeduld nach Erfüllung seines Verlangens nicht vergehe. Man hat Euerer Paternität jene schon bezeichnet oder man wird sie Ihnen bezeichnen, denen Casilda diese Mitteilung gemacht hat; einer von ihnen ist Pater Dominikus. Indessen werde ich, wenn ich Zeit finde, die Briefe lesen und Ihnen meinen Bericht, wenn er vollständiger ist, senden.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass vor zwei Tagen Perucho mich hier besuchte. Er erzählte mir, wie der heilige Paulus die Christen verfolgte und wie er durch die Gnade Gottes berührt wurde. Dasselbe könne Gott auch an ihm tun und ihn umändern. Seine Bekehrung wird aber nach meinem Dafürhalten nur so lange währen, als er dabei sein eigenes Interesse findet. Er hält es für ganz gewiss, dass Paulus gegen sie alle vorgehen wird. Er werde, sagt er, der erste sein, der ihm freundliche Aufnahme zusichert. Er hat nämlich einen Bruder, den diese Nachtvögel ausgestoßen haben. Dieser ist nach seiner Beschreibung ein ganz heiliger Mann, ein vortrefflicher Prediger, kurz, ein Mann ohne Fehl. Er war früher Dominikaner und will nun bei den Adlern eintreten. Wenn er wirklich so ist [wie er sagt], so wird er nicht schaden, und als Prediger wäre er keine geringe Hilfe für uns. Leider kommt mir das Ganze wie eine Fabel vor. Ach, an diesem Mann soll ich einen guten Freund haben? Gott bewahre uns davor!

Jener, der den Platz zum Kloster schenkt, würde wünschen, dass in jeder Woche eine heilige Messe für ihn gelesen werde, dann würde er auch sechs gute Zellen herrichten lassen. Ich aber habe darauf geantwortet, Euere Paternität würden auf diesen Vorschlag nicht eingehen. Ich glaube, er ist auch mit weniger zufrieden, und vielleicht begnügt er sich, selbst wenn er nichts von allem erhält.

Ich fürchte, wir werden den Mathusalem verlieren. Sagen Sie mir nur, was Angela tun soll, falls er sterben wird. Sie würde sogleich von Gewissensangst gequält werden und fürchten, den Gehorsam zu verletzen, wenn sie sich das Kloster wählte, in dem sie sich aufhalten soll. Ich sehe wohl ein, dass dieses Haus zu weit entfernt ist und dass es der Laurentia dort wenigstens bezüglich ihrer Gesundheit viel schlimmer ergehen würde als in ihrem jetzigen Aufenthaltsort. Weil aber dort ihre Anwesenheit notwendiger ist, darum darf man darauf keine Rücksicht nehmen, wo es ihr besser gefällt; denn es wäre verkehrt, wenn man auf Erden darauf achten wollte. Am liebsten wäre es ihr freilich, bei ihrem Beichtvater Paulus sein zu können, da sie dort mehr Nutzen haben würde. Aber diesem Plane steht die beabsichtigte Klostergründung entgegen. Was die Besorgung der Angelegenheiten betrifft, so ist ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort weniger geeignet als Ávila. Wollen Euere Paternität ihr Ihren Entschluss kundgeben, sei es nun auf was immer für eine Weise; Sie kennen sie ja. Würde der Nuntius sterben, so könnte sie vielleicht Ihre Entscheidung nicht mehr abwarten, wenn ihre hiesigen Beichtväter ihr davon abraten würden, und dies wäre für sie eine große Qual.

Erwägen Euere Paternität auch, ob der Umstand, dass der frühere Visitator ihr schon einen Aufenthaltsort angewiesen hat, im Wege stünde, dass man ihr einen anderen bestimmen oder dass sie selbst sich einen wählen könnte. Ist ihr Aufenthalt in Malagón nicht notwendig, so wäre es vielleicht vollkommener, wenn sie sich den Ort bestimmen ließe, als wenn sie ihn selbst sich auswählte. Überlegen Sie sich, mein Vater, diese Sache recht wohl; denn mag ihre Entscheidung das Rechte treffen oder das Verkehrte, sie kommt doch in die Öffentlichkeit. Ich glaube, dass dies nicht lange dauern wird, da wir einen anderen Mathusalem bekommen werden; aber es kann auch das Gegenteil eintreten.

O mein Gott, welch einer Freiheit des Geistes erfreut sich diese Frau bei allen Vorkommnissen des Lebens! Sie kann gar nicht glauben, dass etwas hereinbrechen werde, was ihr oder ihrem Paulus schaden könnte. Etwas außerordentlich Großes sind die Ansprachen Josephs, da sie solche Zuversicht bewirken. Aber auch welch hohe Wissenschaft und welche Beredsamkeit besitzt nicht Paulus! Man muss Gott dafür preisen. Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn und antworten Sie mir um der Liebe willen. Diese Antwort kann nie schaden, allein großen Nachteil könnte es bringen, wenn man den Ansichten anderer folgen würde.

Wir empfehlen Gott eifrig den Mathusalem und den großen Engel, um den ich noch mehr bekümmert bin, ohne jedoch zu wissen, aus welchem Grunde. Die göttliche Majestät verleihe ihm Gesundheit! Euere Paternität aber wolle mir der Herr noch viele Jahre in großer Heiligkeit erhalten! Amen, Amen.

Heute ist der 4. November.

Euerer Paternität unwürdige Untergebene und wahre Tochter Theresia von Jesu

133. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, im November 1576

Geistiger Nutzen, den man aus dem Verluste zeitlicher Güter ziehen kann. Aufforderung zum Vertrauen auf Gott.

… Ich versichere Sie, diese Illusion muss aufgegeben werden; es kam zu einem solchen Spektakel unter ihnen bezüglich dieses Punktes, dass sie es nicht geheimhalten können.

Sie teilt mir jetzt mit, dass sie ihr Geld zurückbekommen habe; es liege im Kloster, aber sie wage es nicht fortzuschicken, bis Sie bestimmt hätten, an wen sie es schicken soll, und bis man ihr einen Brief von Ihnen übergehe. Sorgen Sie dafür, dieses Geld zu holen, oder besser, lassen Sie es durch den Maultiertreiber von Ávila überbringen, wenn er kommt, falls er ein Mann ist, der diesen Auftrag ausführen kann; das ist am besten.

Anton Ruiz muss sich jetzt in Geschäftsangelegenheiten nach Sevilla begeben; aber wenn ihm das nicht möglich wäre, sagt er, so könnte jemand von Malagón hinkommen. Es wäre ihm sehr angenehm, wenn er selbst hingehen könnte; und da man sich augenblicklich nicht mit Arbeiten an dem Hause beschäftigen kann, habe er jetzt in Malagón nichts zu tun, und es wäre besser, wenn er alles in Ordnung bringen würde. Man würde ihm dadurch eine große Wohltat erweisen; dadurch könnte er sich allmählich aus der unangenehmen Lage befreien, und Sie selbst würden dabei nichts verlieren.

Als ich mich daran machte, diesen Brief zu schreiben, habe ich, wie mir scheint, mehr an das Gute gedacht, das Sie diesen armen, guten Leuten erweisen können, als an Ihren eigenen Gewinn, den ich jedoch wünsche. Ich wollte sogar, Sie wären sehr reich, seitdem Sie einen so guten Gebrauch von Ihrem Vermögen machen. Erst heute morgen kam mir in den Sinn, Sie sollten Ihre Kinder nicht so früh verheiraten, um noch mehr am Heile Ihrer Seele arbeiten zu können. Wenn Sie einmal mit all diesen Ausgaben begonnen haben, werden Sie nicht mehr allem genügen können. Und nachdem Sie soviel gearbeitet haben, um diese Güter zu erwerben, wird Ihnen zum Schluss nur noch das Verdienst bleiben, sie soviel als möglich zur Ehre dessen angewendet zu haben, der Ihnen sein Reich schenken wird, das Ihnen der Tod nicht wird entreißen können. Möge Seine Majestät es Ihnen schenken, da sie es vermag!

… Um die inneren Seelenkämpfe durchzufechten, sind Sie in leiblicher und geistiger Hinsicht besser ausgestattet als er. Sie müssen ihm stets große Güte erzeigen, sonst bildet er sich sofort ein, er falle lästig. Vielleicht darf ich behaupten, dass ich seiner Person hier auf Erden in jeder Beziehung das meiste verdanke; denn er hat mir als der erste eine große Erleuchtung verschafft. Daher liebe ich ihn außerordentlich, und es schmerzt mich auch, wenn ich sehe, dass er keinen Mut mehr hat, um die Prüfung dieses Prozesses zu ertragen, den Gott ihm schickt; denn diese Prüfung kann meiner Ansicht nach nicht anderswoher kommen.

Beten Sie doch zu Gott, er möge es ihn verstehen lassen, damit er sich darüber nicht mehr ängstigt. Wenn wir traurig sind, so bedeutet das, dass wir uns nicht vollständig von allem losgelöst haben. Wir würden den größten geistigen Gewinn erzielen können, wenn wir die irdischen Güter verlieren, die so kurze Dauer haben und so wenig Achtung verdienen im Vergleich mit den ewigen. Aber ihr Verlust macht uns unruhig und nimmt uns das Verdienst, das wir dadurch besitzen würden, dass wir ihrer ledig sind. Wir müssen erwägen, dass der, dem Gott diese Tugend nicht verliehen hat, keinen Trost findet in der Darlegung dieses Gedankens; was ihn tröstet, ist unsere Teilnahme an seinem Schmerze.

Gerade heute dachte ich darüber nach, wie Gott die Güter verteilt nach seinem Willen. Ich fragte mich, wie ein Mann wie Don Franz, der ihm seit so vielen Jahren so treu dient und sich viel mehr um die Armen als um sein eigenes Interesse kümmert, so in Kummer geraten kann über den Verlust seiner Güter. Ich glaube, an seiner Stelle hätte ich mir wenig daraus gemacht; aber ich erinnere mich, welche Bestürzung mich damals in Sevilla erfasste, als wir das Geld, das Sie brachten, in Gefahr sahen. Tatsache ist, dass wir uns selbst nicht kennen. Das beste muss sein, wenn wir uns von allem vollständig losreißen. Deshalb wollen wir oft über diese Wahrheit nachdenken, damit unsere natürlichen Neigungen uns nicht zu Sklaven so gemeiner Dinge machen, wie es die vergänglichen Güter sind. Das müssen jene tun, die diese Entsagung nicht besitzen. Machen Sie es auch so und vergessen Sie es nicht, wenn Ihre Natur Sie mitfortreißen will…

134. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 8. November 1576

Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Es fehlt mir an Zeit, Ihnen alles mitzuteilen, was ich wünschte. Heute hat mir der Maultiertreiber Ihren Brief überbracht. Je länger so ein Brief von Ihnen ist, desto größer ist meine Freude darüber. Ich habe heute so viele Briefe erhalten, dass ich kaum Zeit finde, um diesen Brief zu schreiben und die Briefe unserer Schwestern zu lesen. Empfehlen Sie mich ihnen vielmals!

Dass Sie die Schwestern des García Alvarez aufnehmen sollen, habe ich Ihnen schon geschrieben. Ich denke mir, der Brief werde an Sie gekommen sein. Wenn sie wirklich so trefflich sind, dann ist kein Grund vorhanden, mit ihrer Aufnahme zu warten.

Es tut mir leid, dass Sie immer Nonnen aufnehmen, ohne die Schulden abzahlen zu können. Sehen Sie doch, dass Sie die dreihundert Dukaten erhalten, die Sie für dieses Jahr an Anton Ruiz zu bezahlen haben; denn er braucht das Geld für seine Viehherde in Malagón, die ihm zum Unterhalte dient. Ja, ich habe mich bemüht, einen zu finden, der ihm beisteht, und meinen Bruder ersucht, dass auch er etwas dazu beitrage. Ich halte dies, ich versichere Sie, für eine Gewissenssache, weil ich sehe, dass er von Sevilla wenig zu erwarten hat.

Die von Nikolaus empfohlene Kandidatin würde ich nicht abweisen, wenn sie auch nicht alle erwünschten Eigenschaften hat. Empfehlen Sie mich ihm und sagen Sie ihm, dass sein Vetter mich besucht und mir Almosen zugesendet habe.

Was ich über die Tochter des Paulus sagen soll, darüber bin ich mir selber noch nicht recht klar. Ich muss den Brief noch einmal lesen, da ich ihn noch nicht ganz verstanden habe. Warum drängen Sie denn gar so sehr? Können Sie denn nicht warten, bis das Noviziat vollendet ist? Gibt er Ihnen 2500 Dukaten und was er für dieses Jahr zu bezahlen hat, so verzichten Sie meinetwegen auf das übrige; denn diese Erbschaften haben für uns keinen Wert, und schließlich bleibt uns nichts. Lassen Sie sich auf einen solchen Erbanteil nicht ein! Paulus soll nur jenen Teil der Summe auf sich nehmen, die Sie für das Haus bezahlen müssen. Am Erbe sich zu beteiligen, soll Ihnen gar nicht einfallen. Erklären Sie entschieden, dass dies unmöglich sei, da die Schwestern keine Erlaubnis hätten, beständige Renten zu genießen. Sie brauchen mir über diese Angelegenheiten nicht mehr zu schreiben; Sie werden selber sehen, was da das beste ist. Mein Wunsch wäre, dass Sie von dieser Aussteuer und von der Mitgift der Beatrix nichts hinwegnehmen. Man soll diese beiden Summen beisammen lassen, sonst können Sie nicht zurechtkommen, da Sie alle Jahre soviel zu bezahlen haben. Glauben Sie gewiss, dass Sie sonst noch mehr sich schädigen würden, anstatt ihre Last zu erleichtern.

Bezüglich der Laienschwester werde ich nach Valladolid schreiben und Ihnen antworten; ich werde sobald als möglich wieder schreiben.

Ich bin gesund. Heute ist der 8. November.

Die Briefe an unseren Vater lege ich ohne Adresse bei. Die Adresse schreibe ich an Euere Ehrwürden und bezeichne sie mit zwei oder drei Kreuzen; es ist das besser als mit zwei oder nur mit einem einzigen. Denn es sind außerdem viele Briefe in dem Paket enthalten. Sagen Sie unserem Vater, er möge auf die Briefe, die er an mich schickt, nicht selbst die Adresse schreiben; das besorgen Sie, und er möge seine Briefe auf die nämliche Art bezeichnen. So kann die Korrespondenz leichter geheimgehalten werden, und es ist dies dem Verfahren vorzuziehen, das ich früher bestimmt habe. Gott gebe, dass Sie die Wahrheit reden, wenn Sie sagen, dass Sie gesund seien! Gott sei mit Ihnen!

Ihre

Theresia von Jesu

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass die Briefe meinem Bruder zugeschickt wurden und dass sie ihm große Freude bereiteten. Er befindet sich wohl. Der Zustand der Mutter Priorin von St. Joseph ist wie gewöhnlich.

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph.

135. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 11. November 1576

Besondere Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Schreiben Sie mir doch immer auf einen besonderen Zettel, was ich Ihnen beantworten soll. Ihre Briefe sind lang, sie scheinen mir aber nicht lang zu sein, wenn ich die Freude erwäge, die sie mir bereiten; wenn ich aber in der Eile Ihnen schreiben und sie wieder lesen soll, dann kommen sie mir doch zu lang vor.

Es war vor zwei, drei oder vier Tagen, dass ich Ihnen durch den Eilboten Briefe gesendet habe. Die Briefe an unseren Vater bezeichnete ich mit zwei Kreuzen; die Adresse richtete ich an Euere Ehrwürden. Geben Sie mir Nachricht, ob Sie meine Bemerkung hierüber gelesen haben; bis dahin werde ich diese Bezeichnung nicht mehr vornehmen.

Ihr Fieber macht mir, ich versichere Sie, großen Kummer. Warum schreiben Sie mir denn, dass Sie sich wohl befinden? Das verdrießt mich. Sehen Sie, ob dies nicht von Verstopfung herrührt. Gebrauchen Sie ein Gegenmittel und lassen Sie die Krankheit nicht feste Wurzel fassen! Hoffentlich wird das Fieber nicht anhaltend sein, und das tröstet mich. Wenden Sie einige Mittel zum Einreiben oder etwas Derartiges an, um die Hitze [des Fiebers] zu lindern, und unterlassen Sie nicht, den Arzt zu befragen. Sie lassen sich, wie ich glaube, alle Jahre Ader; vielleicht wird dies helfen, wie die Mutter Subpriorin meint. So darf es, ich sage es Ihnen, nicht bleiben, sonst könnte das Heilmittel umsonst sein. Möge Gott Besserung schaffen!

Von Malagón erhielt ich schon lange keine Nachricht mehr. Ich bin sehr in Sorge; denn die hiesigen Ärzte geben mir bezüglich der Rettung der Priorin keine Hoffnung. Alle Erscheinungen und Anzeichen weisen auf Schwindsucht hin. Der Herr ist das Leben und kann das Leben geben. Beten Sie doch ohne Unterlass für diese Kranke und auch für eine andere Person, der ich viel verdanke. Ermahnen Sie auch alle Schwestern dazu und entrichten Sie ihnen meine Empfehlungen! Die Briefe von ihnen haben mir große Freude gemacht. Ich weiß nicht, ob ich Zeit finde, ihnen zu antworten. Ich beneide Sie um das Glück und den Frieden, den Sie durch die Anwesenheit unseres Vaters genießen. Ein solches Glück verdiene ich nicht, und darum habe ich auch keinen Grund, mich zu beklagen. Dennoch freut es mich sehr, dass Sie diesen Trost haben; denn ich wüßte nicht, wie Sie ohne diesen Trost die vielen Widerwärtigkeiten ertragen könnten.

Trotz all Ihrer Gründe sagen Sie in meinem Namen der Subpriorin, es möchten alle Ausgaben für unseren Vater auf Rechnung der vierzig Dukaten geschrieben werden, die Sie dem St. Josephskloster schuldig sind. Handeln Sie ja nicht anders; es wäre nur zum Nachteil Ihres Klosters. Auf diese Weise zahlen Sie ab. Sehen Sie also, wie Sie mit dem, was Sie für ihn ausgeben, Ihre ganze Schuld abtragen können. Ich musste darüber lachen, dass die gute Subpriorin alles, sogar das Wasser verrechnet. Es ist dies übrigens ganz recht; und ich will es so, dass alles mit Ausnahme der kleinen Almosen, die die Schwestern erhalten, verrechnet werde. Es würde mich verdrießen, wenn man anders handelte.

Sie sagen mir nie, wer der Gefährte unseres Vaters ist. Das ist die einzige Sorge, die Sie mir jetzt bereiten. Es wäre mein Wunsch, dass es im Kloster unserer Lieben Frau de los Remedios nicht bekannt würde, wo unser Vater seine Mahlzeit einnimmt. Es freut mich sehr, dass Sie ihn so gut verpflegen und niemand etwas davon erfährt; denn diese Pforte dürfte für keinen anderen Vorgesetzten geöffnet werden. Glauben Sie es mir; wir müssen auf die Zukunft sehen, damit wir es nicht einst vor Gott zu verantworten haben, dass wir so etwas einführten.

Ich bin darüber bekümmert, dass die Nonnen, die Sie aufnehmen, von der Schuldenlast nichts abzahlen können. García Alvarez wird wohl den Brief erhalten haben, worin ich ihm mitteilte, dass seine Verwandten aufgenommen werden sollen. Euerer Ehrwürden habe ich schon geschrieben, Sie möchten dafür sorgen, dass sie einiges Geld mitbringen als Beisteuer zur Bezahlung der Zinsen; denn auf jene Erbschaft wird nicht zu rechnen sein. Ich möchte nämlich nicht, dass Sie zuwarten, bis Sie sich nicht mehr helfen können, sondern dass Sie Vorkehrungen treffen, bevor das Wasser über Ihrem Kopfe zusammenschlägt.

Ich habe in Salamanka eine Nonne aufgenommen, von der man mir sagte, sie bringe ihre Aussteuer mit. Von dieser Aussteuer hätte ich Ihnen dreihundert Dukaten schicken wollen, damit Sie abtragen, was Sie in Malagón schuldig sind, und auch dem Asensio Galiano die hundert Dukaten bezahlen könnten, allein diese Postulantin ist nicht gekommen. Bitten Sie Gott, dass er sie uns zuführe. Ich versichere Sie, Sie sind mir sehr verpflichtet wegen meines Verlangens, Sie sorgenfrei zu wissen.

Warum lassen Sie sich denn die Aussteuer der Johanna vom Kreuze nicht sogleich geben? Sie werden dann von keiner solchen Schuldenlast mehr niedergedrückt werden. Glauben Sie mir, man darf in diesem Punkte nicht gleichgültig sein. Sorgen Sie dafür, dass wenigstens jene Vanegas ihre Aussteuer mitbringt, damit Sie den Alfons Ruiz bezahlen können; denn es wäre, wie ich Ihnen schon geschrieben habe, eine Gewissenssache, wenn man ihm das Geld nicht bald geben würde, da man doch sieht, wie notwendig er es braucht.

Den Brief des Paulus habe ich wieder gelesen. Er soll ja nicht glauben, dass man seine Tochter aufnehmen wolle, wenn sie nicht [auf das Erbe] verzichtet. Seien Sie überzeugt, dass dies aus vielen Gründen das beste ist. Jene, die sich mit solchen Angelegenheiten beschäftigen, scheinen heute reiche Leute, und morgen haben sie nichts mehr. Sie vergrößern zwar ihr Vermögen um vieles mehr, als ihre Eltern besaßen, allein schließlich bleibt ihnen sehr wenig. Das beste wird sein, dass er die Zahlung dessen übernimmt, was Sie für das Kloster schuldig sind, vorausgesetzt, dass die Mitgift seiner Tochter 1500 Dukaten beträgt. Aber lassen Sie sich auf kein Erbe ein! Was die Mitgift betrifft, so dürfen Sie in keiner Weise auf einen Vergleich eingehen, der auf weniger lautet. Im Gegenteil, können Sie erreichen, dass die Mitgift größer wird, so lassen Sie sich darauf ein! Schicken Sie jemand zu ihm, der ihm folgendes mitteilt: »Warum wollen Sie denn Ihren Kindern dadurch einen Verdruss bereiten, dass Sie ihre Güter einem Kloster hinterlassen?« Selbst dann, wenn er zweitausend Dukaten gäbe, wäre es nicht zu viel.

Von jener Portugiesin sagt man, dass ihre Mutter ihr die Aussteuer mitgeben könne. Ich glaube, dass diese sich mehr eignet als die anderen. Übrigens werden Sie nie Mangel haben. Falls Sie nicht selbstsüchtig sind, wird Ihnen Gott eine senden, die mehr mitbringt, als man verlangt.

Wenn jener Hauptmann die große Kapelle für sich behalten will, so wäre das nicht übel. Senden Sie ihm Empfehlungen, um sich gegen ihn erkenntlich zu erzeigen, wenn Sie auch keinen Grund dazu haben.

Um es nicht zu vergessen, teile ich Ihnen mit, was ich von gewissen Abtötungen gehört habe, die man in Malagón übt. Da befiehlt nämlich die Priorin einer Schwester, der anderen unversehens eine Ohrfeige zu geben. Diese Unart hat man in Toledo selbst ausgedacht. Es scheint, dass der Teufel den Seelen offenbar unter dem Vorwand höherer Vollkommenheit Netze legt, damit sie Gott beleidigen. Befehlen Sie nie etwas Ähnliches! Lassen Sie auch nicht zu, dass sich die Schwestern wie in Malagón kneifen, was man mir auch von dort berichtete. Mit einem Worte, führen Sie Ihre Töchter nicht mit einer Strenge, wie Sie es in jenem Kloster wahrgenommen haben; denn die Nonnen sind keine Sklaven, und der Zweck jeder Abtötung ist, den Fortschritt der Seelen zu fördern. Ich versichere Sie, meine Tochter, dass man notwendigerweise achtgeben muss, was so kleinliche Priorinnen in ihrem Kopfe aussinnen. Denn ich erfahre jetzt Dinge, die ich sehr beklagen muss. Gott mache Sie mir heilig! Amen.

Mein Bruder ist wohl und ebenso Theresia. Der Brief, in dem Sie ihm von den vier Realen schrieben, ist nicht in seine Hände gekommen; die anderen hat er erhalten und sich sehr darüber gefreut. Die Nonnen von Sevilla sind ihm lieber als die von hier.

Heute ist der 11. November.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Mahnen Sie unseren Vater, dass er mir über die Angelegenheiten, über die ich im beiliegenden Briefe an ihn schreibe, eine Antwort gibt. Erinnern Sie ihn öfters daran, damit er es nicht vergißt. Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph.

136. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Einige Angelegenheiten in betreff der Visitationen, die dieser Pater vornahm.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

In der vergangenen Woche, nämlich in der Oktave von Allerheiligen, habe ich Ihnen geschrieben, wie sehr mich Ihr Brief trotz seiner Kürze gefreut hat. Es war dies der letzte, den ich von Ihnen erhalten habe. Gebe Gott, dass das, worüber Sie Ihrer Mitteilung gemäß nach Rom geschrieben haben, glücklich zustande komme. In dieser Angelegenheit soll es keine widersprechenden Meinungen geben.

Ich habe Ihnen auch meine große Freude ausgedrückt über die Briefe, die Sie an Pater Mariano geschrieben und die mir dieser auf mein Verlangen zugeschickt hat. Es ist dies eine Geschichte, die mich außerordentlich zum Lobpreise Gottes gestimmt hat. Ich muss nur staunen über ein so kluges und geschicktes Verfahren. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen dies eingibt! Denn offenbar ist es sein Werk. Wollen daher Euere Paternität stets die große Gnade im Auge behalten, die Ihnen der Herr erweist, und ja nicht auf sich selbst vertrauen! Als ich vernahm, dass Pater Bonaventura voll Selbstvertrauen sei und ihm alles leicht vorkomme, war ich, ich versichere Sie, darüber sehr erstaunt; denn es hat ihm das gar keinen Vorteil gebracht. Der große Gott Israels will in seinen Geschöpfen gepriesen werden. Daher müssen wir nach Ihrem Beispiele in allem seine Ehre und Verherrlichung suchen und mit möglichster Sorgfalt uns hüten, nach unserer persönlichen Ehre zu streben. Für unsere Ehre wird Seine Majestät, wenn es ihr gefällt, schon sorgen. Für uns ist es ersprießlich, dass wir von unserer Armseligkeit durchdrungen sind und dadurch seine Erhabenheit erhöhen. Aber wie töricht bin ich doch, und wie wird mein Vater lachen, wenn er dies liest!

Möge Gott den Schmetterlingen verzeihen, dass sie mit solchem Troste genießen, was ich nur um den Preis so großer Mühen erlangen konnte, als ich bei Ihnen war. Ich kann mich des Neides nicht erwehren, und dennoch macht es mir große Freude, den Eifer wahrzunehmen, womit sie ohne alles Aufsehen dem Paulus einige Erleichterung zu verschaffen suchen.

Ich habe ihnen schon mehrere alberne Ratschläge in meinen Briefen erteilt, wofür sie an mir Rache nehmen könnten. Soll ich mir etwa die Freude versagen, die ich darüber empfinde, dass der einige Labung erhält, der so große Not leidet und so viele Arbeit hat? Doch die Tugend meines Paulus ist erhaben über dies alles, und er kennt mich jetzt besser als ehedem. Damit Euere Paternität bei niemand den Anschein erwecken, als würden Sie Ihre Pflicht verletzen, bitte ich Sie in diesem Fall, nicht als Kaplan dort zu wohnen. Das geziemt sich. Ich versichere Sie, dass ich alle Leiden, die ich bei der dortigen Stiftung ausgestanden habe, für gut angewendet halten wurde, wenn auch die gelegentliche Verpflegung Euerer Paternität deren einzige Frucht gewesen wäre. Ich muss den Herrn immer aufs neue preisen für die Gnade, die er mir dadurch erwies, dass er Ihnen eine Zufluchtsstätte verschaffte, wo Sie von Weltleuten verschont bleiben und ausruhen können. Die dortigen Schwestern erweisen mir dadurch einen großen Gefallen - und das ist auch eine Wohltat für Euere Paternität -, dass sie mir alle Vorgänge so genau berichten. Sie sagen auch, dass Euere Paternität ihnen dazu den Auftrag gegeben; es ist dies eine große Gnade von Ihrer Seite und ein großer Trost für mich, da ich daraus ersehe, dass Sie mich nicht vergessen.

Doña Helene hat mit dem ausgemachten Vermögen ihrer Tochter auch das ihrige vereint im Falle, dass sie in den Orden tritt. Sie sagt, dass man dafür noch zwei Chor und zwei Laienschwestern aufnehmen müsse; dazu bleibe ihr noch soviel, dass nach dem Ausbau des Klosters auch eine fromme Stiftung gemacht werden könne wie in Alba. Sie überlässt dies indes dem Gutachten Euerer Paternität, dem des Paters Balthasar Alvarez und dem meinigen. Pater Alvares, hat mir beiliegendes Gutachten zugesandt; er will ihr nicht antworten, bis er meine Ansicht weiß. Ich habe wohl beachtet, mich darnach zu richten, was Sie als Ihren Willen erkennen ließen, und habe demgemäß nach vielem Überlegen und Beraten die hier beifolgende Antwort gegeben. Falls Euere Paternität damit nicht einverstanden sind, wollen Sie mich davon benachrichtigen. Nur bitte ich, zu beachten, dass ich bestimmte Einkünfte in den bereits als arm gestifteten Klöstern nicht haben möchte. Gott erhalte Sie mir!

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

137. Brief - An Pater Hieronymus Garcián in Sevilla

Toledo, am 19. November 1576

Missbilligung der Vorschriften des Paters Johannes von Jesu.

Projekt der Gründung zu Granada.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Sie können jetzt Einsicht nehmen von den lästigen Vorschriften, die uns Pater Johannes von Jesu [bei seiner Visitation] hinterlassen hat. Mir scheint, dass diese Verordnungen nichts anderes sind als eine Wiedergabe der von Euerer Paternität gegebenen Satzungen. Ich sehe nicht ein, wozu dies dienen soll. Das, was meine Nonnen fürchten, hat darin seinen Grund, es möchten [mit der Zeit] einige allzu strenge Vorgesetzte kommen, die sie recht überladen und drücken. Auf diese Weise richtet man nichts aus. Es ist sonderbar, dass man glaubt, ein Kloster visitiert zu haben, wenn man recht viele Verordnungen hinterlässt. Wenn die Ordensleute an den Kommuniontagen keine Rekreation haben sollen, dann werden wohl die Priester, die alle Tage Messe lesen, gar keine mehr haben? Wenn aber die Priester davon ausgenommen sind, warum sollen dann die anderen armen Brüder [oder Nonnen] an diese Vorschriften gebunden sein?

Dieser Pater schrieb mir, es sei eine solche Strenge notwendig gewesen, da in jenem Kloster noch keine Visitation gehalten worden sei; und so müsse es sein. In einigen Stücken musste er wohl einschreiten, allein mich hat schon die Lesung dieser Vorschriften müde gemacht; wie würde es mir erst ergehen, wenn ich sie beobachten müsste? Glauben Sie mir, unsere Regel verlangt keine strengen Visitatoren; denn sie ist schon selbst strenge genug.

Pater Salazar geht nach Granada. Der dortige Erzbischof, der sein intimer Freund ist, hat ihn gerufen. Er wünscht gar sehr, dortselbst ein Nonnenkloster unseres Ordens zu bekommen, und mir wäre es auch nicht unlieb; denn dies könnte errichtet werden, ohne dass ich mich persönlich dorthin begäbe. Ich wünschte aber vor allem, dass auch Cyrillus damit einverstanden wäre; indessen weiß ich nicht, ob die Visitatoren auch zur Stiftung von Nonnenklöstern ebenso die Erlaubnis geben können wie zur Stiftung von Männerklöstern. Ich spreche so, falls die Franziskaner nicht unseren Platz wegnehmen, wie es in Burgos geschehen ist.

Santelmo ist sehr böse über mich wegen der Novizin, die nunmehr ausgetreten ist; allein mein Gewissen erlaubte mir nicht, anders zu handeln, und auch Sie hätten nicht anders handeln können. Man hat getan, was man in einem solchen Falle tun konnte; und weil es sich hier um das Wohlgefallen Gottes handelte, so mag darüber die Welt zugrunde gehen. Ich habe mir nichts daraus gemacht, und auch Euere Paternität soll das nicht weiter berühren. Es gereicht uns nie zum Vorteil, wenn wir gegen den Willen unseres höchsten Gutes handeln. Ich kann Euerer Paternität versichern, dass ich mich nicht besser für sie hätte verwenden können, wenn sie die Schwester meines Paulus gewesen wäre. Und das ist wohl das höchste, was ich sagen kann. Santelmo blieb fest auf seiner Ansicht, ohne Vernunft anzunehmen. Was ihn gegen mich aufgebracht hat, das ist die Wahrnehmung, dass ich für wahr halte, was meine Nonnen sagen. Er meint nämlich, dass die Priorin sich von Leidenschaftlichkeit leiten lasse, und dass alles unwahr sei, was man über seine Novizin sage. Er hat sich jetzt entschlossen, sie mit einigen anderen, die am Hofe leben, in ein Kloster zu Talavera zu bringen, und darum ließ er sie abholen. Gott bewahre uns davor, dass wir der Geschöpfe bedürfen! Er gebe, dass wir nichts mehr nötig haben außer ihn!

Santelmo sagt, ich hätte so gehandelt, weil ich ihn nicht mehr nötig hätte, und vielleicht hat man ihm auch gesagt, dass ich solcher Unredlichkeit fähig sei. Bedenken Sie aber, dass er mir nie so notwendig war als gerade damals, als es sich um die Entlassung dieser Novizin handelte. Ach, wie wenig kennt man mich doch! Möge es dem Herrn gefallen, dass ich allezeit seinen Willen zu erfüllen weiß! Amen.

Heute ist der 19. November.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

138. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Einige Bemerkungen über seinen Verkehr mit den Nonnen.

… Mit der Zeit werden Euere Paternität von Ihrer gutmütigen Offenherzigkeit verlieren. Ich weiß zwar wohl, dass Ihre Absicht heilig ist; aber wie der Teufel nicht will, dass alle heilig seien, ebenso wünschen Leute, die so verdorben und böswillig sind wie ich, dass Sie auch jeden Scheingrund zur Klage meiden. Ich kann große Liebe zu Ihnen tragen und dies auch zeigen, und zwar aus verschiedenen Gründen; allein nicht alle Schwestern werden das vermögen. Und auch nicht alle Vorgesetzten werden sein wie mein Vater, sodass eine solche Offenherzigkeit ihnen gegenüber ratsam ist. Und weil Gott Ihnen diesen Schatz anvertraut hat, so dürfen Sie nicht meinen, dass alle ihn so bewachen wie Sie. Ich versichere Sie, ich befürchte weit mehr, dass die Menschen als die Teufel Ihnen diesen rauben. Ich weiß gar wohl, mit wem ich verkehre, und ich weiß auch, dass ich mit meinem Alter in solcher Weise verkehren kann. Wenn aber andere erfahren, wie ich rede und handle, so werden sie meinen, sie dürften dasselbe tun, und sie würden auch Grund zu dieser Meinung haben. Damit will ich nicht sagen, dass man davon ablassen soll, diese Nonnen zu lieben, sondern dass man sie recht innig lieben soll.

In meinem Wandel habe ich, trotzdem ich so verdorben bin, in Wahrheit die größte Zurückhaltung und Vorsicht beobachtet, seitdem ich Töchter als Untergebene habe. Ich dachte mir immer, der Teufel könnte ihnen durch mich eine Versuchung bereiten. Es gab meines Erachtens, Gott sei Dank, wenige bemerkenswerte Begebenheiten, in denen es sich um etwas Schweres gehandelt hätte; denn die göttliche Majestät hat mir hierin große Gnade erwiesen. Ich habe mich nämlich, ich bekenne es, beflissen, meine Unvollkommenheiten vor meinen Töchtern zu verbergen; indessen werden sie, da ich so viele Unvollkommenheiten an mir habe, mehrere davon wahrgenommen haben, z. B. die Liebe, die ich gegen Paulus trage, und meine Sorgfalt für seine Gesundheit. Oft stelle ich ihm vor Augen, was dem Orden notwendig und heilsam ist, und dass mein Betragen ein ganz anderes wäre, wenn es sich nicht um ihn handelte.

Aber wie lästig falle ich Ihnen? Lassen Sie es sich nicht verdrießen, mein Vater, dass ich eine solche Sprache führe. Denn Euere Paternität und ich sind mit einer schweren Bürde belastet, und wir haben uns zu verantworten vor Gott und der Welt. Weil Sie die Liebe kennen, die mich nötigt, so mit Ihnen zu sprechen, darum können Sie mir auch diese Freimütigkeit verzeihen. Sie werden mir [gewiss] auch die Gnade gewähren, um die ich Sie gebeten, nämlich dass Sie nie die Briefe öffentlich vorlesen, die ich an Sie richte. Bedenken Sie, dass die Geister verschieden sind und dass Vorgesetzte in manchen Stücken nicht so ganz offen zu Werke gehen dürfen. Mag ich die Briefe nun persönlich oder durch eine andere Hand an Sie richten, so wäre es doch nicht gut, wenn jemand davon Kenntnis erhielte. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob ich über Sie mit Ihnen selbst rede oder mit jemand anderem, und wäre es auch meine eigene Schwester. Wie es mir nicht angenehm wäre, dass mich jemand hörte, wenn ich mit Gott rede, oder dass mir jemand im Wege stünde, wenn ich mit ihm allein sein will, ebenso geht es mir, wenn ich mit Paulus rede…

139. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Zwei Bruchstücke. - Nachrichten über die kleine Schwester des Paters Gracián.

…Meine Elisabeth wird mit jedem Tag vortrefflicher. Komme ich zur Rekreation, was nicht oft der Fall ist, dann legt sie ihre Arbeit weg und fängt an zu singen:

»Die Mutter Stifterin
Kommt zur Rekreation;
Lasst uns tanzen, lasst uns singen,
Lasst uns ihr Musik machen!«

Dies dauert nur einen Augenblick. Außer der Rekreationsstunde ist sie in ihrer Einsiedelei in ihr Jesukind und in ihre Hirten, in ihre Arbeit und ihre Betrachtung, wie sie sagt, so vertieft, dass es zum Lobpreise des Herrn stimmt. Sie empfiehlt sich Euerer Paternität und lässt Ihnen sagen, dass sie für Sie betet. Auch hat sie ein großes Verlangen, Sie zu sehen. Die Doña Johanna und die anderen [Glieder der Familie] will sie nicht sehen. Diese seien Weltpersonen, sagt sie. Sie verschafft mir viel Unterhaltung; aber da ich soviel zu schreiben habe, so finde ich wenig Zeit, sie zu genießen…

140. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Nachrichten über Elisabeth.

…Unsere Elisabeth ist ein Engel geworden. Das ganze Wesen dieses Geschöpfes stimmt zum Lobpreise Gottes. Heute kam zufällig der Arzt durch ein Zimmer, in dem sie sich befand und das er für gewöhnlich nicht betritt. Sobald sie merkte, dass er sie gesehen, lief sie augenblicklich davon; aber, o Jammer, sie glaubte, sie sei exkommuniziert und man werde sie aus dem Kloster verstoßen. Sie verschafft uns viele Unterhaltung, und alle Schwestern haben große Liebe zu ihr, und zwar mit Recht…

141. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 19. November 1576

Angelegenheiten verschiedener Klöster und des Ordens, insbesondere den Habit und die Fußbekleidung der Nonnen betreffend.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Ihren Brief vom 3. November habe ich erhalten. Ich versichere Sie, dass mich Ihre Briefe durchaus nicht ermüden; sie bereiten mir im Gegenteil Erholung, wenn ich sonst ermüdet bin. Es gefällt mir, dass Sie jetzt auch das Datum auf Ihre Briefe setzen. Gott gebe, dass dies früher nicht deshalb unterlassen wurde, damit Sie vor Demütigung bewahrt bleiben wegen der schlecht geschriebenen Zahlen!

Um es nicht zu vergessen, bemerke ich gleich, dass mir der Brief für Pater Mariano sehr gefallen haben würde, wenn Sie darin Ihr Latein weggelassen hätten. Gott bewahre meine Töchter vor einer solchen Eitelkeit, dass sie sich als Kennerinnen des Lateins zeigen wollen! Dies soll bei Ihnen nie mehr vorkommen, und Sie dürfen es auch keiner anderen gestatten. Ich wünsche weit mehr, dass meine Töchter jene Einfalt an den Tag legten, die sich für Heilige geziemt, als dass sie sich so gewandt in der Rhetorik zeigten. Diesen Gewinn haben Sie also davon, dass Sie mir Ihre Briefe offen zusenden. Indessen werden Sie, da Sie unserem Vater gebeichtet haben, jetzt abgetöteter sein. Sagen Sie ihm, dass ich am anderen Tage bei dem Manne, von dem ich ihm geschrieben, eine Art Generalbeichte abgelegt und mir dies kaum den zwanzigsten Teil soviel Mühe gemacht habe wie damals, als ich bei ihm beichten sollte. Sehen Sie, welch garstige Versuchung!

Empfehlen Sie alle diesen meinen Beichtvater Gott! Ich bin bei ihm sehr befriedigt, und es ist gewiss nicht wenig nötig, mich zufriedenzustellen. Wie haben Sie doch so ganz recht getan, dass Sie den nicht [als Beichtvater] wählten, der mich so sehr gefoltert hat bei meiner Anwesenheit in Sevilla! Dass ich doch dort in gar keiner Weise eine Befriedigung finden konnte! Denn die Freude in der Gegenwart unseres Vaters war, wie Sie wissen, durch endlose Stürme getrübt. Euere Ehrwürden aber hätten mir Freude machen können, wenn Sie gewollt hätten. Jetzt aber freut es mich, dass Sie nicht gewollt und nun die Liebe erkennen, die ich zu Ihnen trug. Denn die Priorin von Caravaca - Gott verzeihe es ihr - bereut es jetzt auch, dass sie sich so gegen mich benommen hat. Eine solche Macht hat die Wahrheit. Heute hat sie mir einen Habit aus grobem Tuch gesendet, der mir bessere Dienste leistet als alle, die ich bisher getragen. Er ist sehr leicht und doch grob. Ich bin ihr sehr dankbar dafür; denn der andere war schon ganz abgenützt und schützte nicht mehr gegen die Kälte. Auch Hemden sandte sie mir, und das alles haben die Schwestern verfertigt. Doch trägt man hier den ganzen Sommer über keine Hemden; man denkt nicht viel daran, und es wird in diesem Kloster auch strenge gefastet. Jetzt bin ich daran, eine richtige Nonne zu werden; bitten Sie aber Gott, dass dies von Dauer sei!

Ich habe meinem Bruder mitteilen lassen, dass Sie ihm das Geld zur Verfügung stellen. Er wird es durch den Maultiertreiber von Ávila abholen lassen. Sie werden aber gut tun, wenn Sie es nicht ohne Quittung übergeben.

Erinnern Sie doch unseren Vater, dass er es sich angelegen sein lasse, sich mit dem Herzoge zu besprechen. Denn da er vielfach beschäftigt ist und ganz allein steht, weiß ich nicht, ob seine Kräfte ausreichen, wenn ihm Gott nicht wunderbarerweise beisteht. Mir ist es wohl nie in den Sinn gekommen, zu sagen, er möge nicht mehr bei den Schwestern im Sprechzimmer essen; denn ich weiß ja, dass er dessen sehr bedarf. Ich wollte, dass es, abgesehen vom Falle der Notwendigkeit, nicht oft geschehen sollte, damit es kein Aufsehen mache und man diese Erlaubnis nicht ganz zurücknehmen müsse. Die Schwestern erweisen mir im Gegenteil durch die Sorgfalt, womit sie Seine Paternität zu laben suchen, einen solchen Dienst, dass ich es ihnen gar nie vergelten kann. Sagen Sie dies den Schwestern; denn auch meine Gabriela hat mich, wie ich aus ihrem Briefe ersah, nicht recht verstanden. Empfehlen Sie mich besonders ihr, allen Nonnen und allen meinen Freunden! Schicken Sie auch einen herzlichen Gruß an Pater Anton von Jesu. Wir werden eifrig für ihn zu Gott beten, dass es mit der Heilung von seinem Übel, das mir und der Priorin recht zu Herzen gegangen ist, vorwärtsgehen möge. Dem Pater Gregor und dem Pater Bartholomäus wollen Sie mich gleichfalls empfehlen! Die Mutter Priorin von Malagón ist jetzt noch schlimmer daran als bisher. Indessen habe ich doch noch einigen Trost, weil sie sagt, die Lunge sei nicht angegriffen, sie sei nicht schwindsüchtig, und weil auch Anna von der Mutter Gottes, Nonne dahier, behauptet, sie habe dieselbe Krankheit gehabt und sei doch wieder gesund geworden. Gott kann alles.

Ich weiß nicht, was ich zu den großen Prüfungen sagen soll, womit Gott dieses Kloster zu Malagón heimgesucht hat; denn außer anderen Leiden befinden sie sich auch in großer Not. Sie haben weder Getreide noch Geld, sondern nur eine ganze Welt von Schulden. Unser Vater hat befohlen, dass man ihnen die vierhundert Dukaten, die ihnen das Kloster in Salamanka schuldig ist, zurückgeben soll. Gott gebe, dass dies hinreiche, damit sie von ihrer Not befreit werden! Ich habe schon jemand geschickt, der wenigstens einen Teil dieses Geldes in Empfang nimmt. Denn die Ausgaben in Malagón waren zahlreich und verschiedenartig. Darum wünschte ich, dass die Priorinnen in jenen Klöstern die bestimmtes Einkommen haben, und auch jene in armen Klöstern nicht zu freigebig seien; denn sonst bringt man es bald dahin, dass alles zugrundegeht.

Die arme Schwester Beatrix hatte die ganze Last zu tragen. Sie allein blieb gesund, und ihr obliegt die ganze Sorge für das Haus. Die Mutter Priorin hat sie, wie man sagt, in Ermangelung einer passenderen damit betraut.

Es freut mich sehr, dass die Schwestern in Sevilla keine Not zu leiden haben. Seien Sie nur nicht so ungeschickt, die Portoausgaben zu bestreiten und etwas anderes, als was ich Ihnen gesagt habe, auf eigene Rechnung zu schreiben. Es wäre das ein Verlust für Sie und eine Torheit.

Es macht mir Sorge, dass Fr. Andreas der Begleiter unseres Vaters ist; denn ich fürchte, dass er nicht zu schweigen weiß. Noch mehr bin ich darüber besorgt, dass unser Vater bei den Beschuhten speist. Um der Liebe Gottes willen bitte ich Sie, machen Sie ihn doch immer darauf aufmerksam und sagen Sie ihm, er möge in das Kloster de los Remedios gehen, wenn er seine Geschäfte beendigt hat. Denn es sieht das gerade so aus, als wollte man Gott versuchen. Ich habe noch viele Briefe zu schreiben [und muss darum schließen]. Die göttliche Majestät erhalte Sie mir und mache Sie alle heilig!

Heute ist der 19. November.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wenden Sie das Blatt um!

Die Briefe, die aus Indien und Ávila kamen, habe ich, wie ich Ihnen schon mitteilte, erhalten. Ich möchte gerne erfahren, wer Ihnen diese überbracht hat und wann die Flotte wieder abgeht, damit ich Antwort zurücksenden kann.

Ich freue mich, dass die Schwestern sich so leicht in die Armut fügen können und dass mein Gott in solcher Weise für sie Sorge trägt. Er sei immerdar gepriesen! Sie haben sehr vernünftig gehandelt, dass Sie die Tuniken unserem Vater gaben; denn ich habe sie nicht nötig. Was uns allen mehr not tut, ist dieses, dass Sie unseren Vater nicht mehr bei diesen Leuten essen lassen, und dass Seine Paternität in dieser Hinsicht vorsichtig sei; denn Gott erweist uns eine besondere Gnade, dass er ihn inmitten so vieler Arbeiten gesund erhält.

Die Verbindung von Flachs und Wolle bei einem Gewebe missbillige ich; denn dies hieße der Nichtbeachtung der Konstitutionen Tür und Tor öffnen. Lieber ist es mir, wenn man sich im Falle der Not reiner Leinwand bedient, da dies in einem solchen Falle die Satzungen erlauben. Dieses Mischgewebe würde fast ebenso warm sein wie Wollenzeug, und man hätte doch weder Wollenzeug noch die ausnahmsweise gestattete Leinwand. Man bleibe also bei dem Bisherigen! Was die Anfrage betrifft, ob die Strümpfe aus Werg oder aus grobem Wollenzeug sein sollen, so war dies nie gebräuchlich und ist mir auch zuwider. Reden Sie einmal darüber mit unserem Vater, damit [in den Satzungen] da, wo von den Strümpfen die Rede ist, nicht mehr der Stoff bezeichnet werde, aus dem sie sein sollen, sondern dass nur gesagt werde: Strümpfe, die sich für Arme schicken, oder was besser ist, einfach nur: Strümpfe, ohne jede weitere Bezeichnung des Stoffes. Vergessen Sie es nicht und schreiben Sie mir darüber!

Halten Sie unseren Vater von der Visitation der Provinz zurück, solange Sie können, bis man sieht, welchen Ausgang gewisse Angelegenheiten nehmen werden. Sehen Sie nicht, welche Freude der Brief unseres Vaters der kleinen Theresia bereitet hat? Die Schwestern [in Ávila] können ihr und ihrer Tugend gar nicht genug Lob spenden. Julian berichtet Staunenswertes von ihr, und dies will viel sagen. Lesen Sie den Brief, den meine Elisabeth an unseren Vater schreibt.

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla.

142. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 26. November 1576

Anfang der zweiten Verfolgung in Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Am Tage der Opferung unserer Lieben Frau brachte man mir zwei Briefe von Ihnen mit den Briefen unseres Vaters. Unterlassen Sie ja nicht aus dem Grunde, weil unser Vater mir schreibt, mir Mitteilung über alle Einzelheiten zu machen; denn er berichtet mir nur wenig, und im Hinblick auf seine vielfachen Arbeiten muss ich mich noch wundern, dass er mir überhaupt noch schreibt. Die von Ihnen über Madrid gesandten Briefe, denen, wie Sie sagen, auch der Bericht über den entstandenen Tumult beigelegt war, sind nicht angekommen. Von meinen Briefen ging, wie ich glaube, keiner verloren, außer der im ersten Paket, worin ich Ihnen mitteilte, dass meine kleine Elisabeth das Ordenskleid erhielt und ich sehr erfreut war, als ich ihre Mutter sah. Weil in diesem Paket auch Briefe von der Priorin und den Schwestern nebst einigen Fragen an unseren Vater enthalten waren und Sie mir keine Antwort gaben, so fürchte ich, sie seien verlorengegangen. Schreiben Sie mir bei der ersten besten Gelegenheit!

In jenem Briefe berichtete ich Ihnen auch, dass ich die kleine Elisabeth im Scherze fragte, ob sie schon verlobt sei, und dass sie mir ganz entschieden zur Antwort gab: »Ja, ich bin es!« Und als ich sie wieder fragte: »Mit wem?« da antwortete sie augenblicklich: »Mit unserem Herrn Jesus Christus bin ich verlobt.«

Die Schwestern, die nach Paterna abgereist sind, habe ich sehr beneidet, nicht etwa, weil sie mit unserem Vater reisen konnten - denn daran habe ich gar nicht gedacht -, sondern weil ich sehe, dass dies ein Gang ins Leiden ist. Gebe Gott, dass es ein Anfang von dem sei, wodurch er zeigt, dass er durch unsere Schwestern wirken will! Da diese nur wenige Schwestern in jenem Kloster finden werden, so glaube ich, dass sie nicht viel zu leiden haben werden, außer vielleicht etwas Hunger, da sie dort, wie man mir sagt, nicht einmal genug zu essen bekämen. Gott sei mit ihnen! Wir beten viel für sie. Senden Sie ihnen den beiliegenden Brief auf sicherem Wege; und wenn Sie Briefe von ihnen erhalten, so schicken Sie mir diese, damit ich sehe, wie es ihnen geht. Schreiben auch Sie fleißig an diese Schwestern, sprechen Sie ihnen Mut zu und geben Sie ihnen guten Rat! So allein zu fein, ist für sie eine große Prüfung. Solange ihrer nicht mehrere sind, sollen sie nach meiner Ansicht durchaus nicht singen; denn das würde uns alle in üblen Ruf bringen. Es freut mich sehr, dass die Basen des García Alvarez gute Stimmen haben. Sie haben diese in Anbetracht der jetzigen geringen Anzahl der Schwestern wohl aufnehmen müssen, obwohl sie nur eine unbedeutende Aussteuer mitbrachten.

Ich muss staunen über das unvernünftige Begehren des Beichtvaters, dass er auch einen anderen Priester nach seiner Wahl zum Beichthören senden könne. Das wäre mir ein schöner Brauch. Da ich das Schriftstück unseres Vaters nicht gesehen, kann ich nichts sagen. Ich ging aber mit dem Gedanken um, an García Alvarez zu schreiben und ihn zu bitten, er möge, falls er etwas zu beraten habe sich nicht an solche geistliche Führer wenden, die wenig Wissenschaft besitzen, sondern sich mit gelehrten Theologen besprechen; denn diese haben mich von vielen Seelenleiden befreit. Ich wundere mich nicht über das Leiden, von dem Sie mir berichten; denn auch ich habe vieles erduldet, da man mir sagte, es sei vom bösen Feinde, was in mir vorgehe. Sobald ich von dem erwähnten Schriftstück Einsicht genommen habe, werde ich sogleich an García Alvarez schreiben und Ihnen den Brief offen senden, damit Sie ihn auch dem Prior de las Cuevas zeigen können.

Wenn Sie sich mit Acosta darüber besprechen könnten, so wäre dies nach meiner Ansicht das beste. Lesen Sie diesen Brief und dann schicken Sie ihn an ihn! Es wäre gewiss kein geringer Gewinn, wenn der dortige Rektor der Gesellschaft Jesu, wie er sagt, die Mühe auf sich nehmen wollte, Sie Beichte zu hören. Es wäre dies in vieler Hinsicht von großem Nutzen für Sie. Diese Priester der Gesellschaft Jesu dringen aber auf Gehorsam, und darum müssen Sie sich ihnen auch unterwerfen. Denn wenn uns auch das, was sie verlangen, manchmal nicht so ganz zusagt, so ist es doch gut, sich zu fügen, weil an ihrer Leitung so viel gelegen ist. Sinnen Sie auf Fragen, die Sie an sie stellen können; denn dies ist ihnen sehr lieb. Diese Väter haben auch recht, dass sie das, womit sie sich befassen, gut verrichten wollen, und sie tun es auch wirklich, wenn sie die Leitung einer Seele übernehmen. An dem Verkehr mit ihnen muss Ihnen auch viel gelegen sein; denn wenn unser Vater einmal fort ist, wären die Schwestern ja ganz verlassen.

Mir ist es nie eingefallen, zu verlangen, dass man die von Nikolaus empfohlene Kandidatin aufnehmen solle, und ich habe diesen Rat nur gegeben, weil ich meinte, Sie seien in großer Geldnot. Wenn die tausend Dukaten, die die Basen des García Alvarez als Aussteuer bekommen, bares Geld wären, so wäre es wohl recht. Gut ist es, wenn diese Personen noch warten, wiewohl sie nach meinem Dafürhalten der Aussteuer wegen nicht ganz abzuweisen sind.

Ergötzlich kam mir der Plan vor, mich nach Indien zu schicken. Gott verzeihe es diesen Leuten! Das beste wäre, wenn sie so viel Lügen auf einmal über mich verbreiten könnten, dass man ihnen gar nicht mehr glaubte. Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass Sie das Geld nicht eher an meinen Bruder schicken sollten, bis er Ihnen schreibt. Mahnen Sie unseren Vater, dass er vollzieht, was Acosta im Verein mit dem sagt, der in Bälde als Rektor der Gesellschaft Jesu nach Sevilla kommt. Pater Salazar ist hier; er geht nach Granada, um dort zu bleiben, und wird, wie er sagt, vielleicht auch nach Sevilla kommen. Ich empfahl ihm, dort mit dem Provinzial zu reden. Sollte er auch zu Ihnen kommen, so seien Sie recht freundlich mit ihm und reden Sie mit ihm über alles, was Ihnen am Herzen liegt! Sie dürfen das ganz unbekümmert tun; denn er ist sehr erfahren.

Die Mutter Priorin von Malagón befindet sich, Gott sei Dank, besser. Ich habe jetzt viel mehr Hoffnung, dass sie wieder gesund wird; denn mir hat ein Arzt gesagt, sie könne am Leben erhalten werden, da die Lunge nicht angegriffen sei, wenn sie auch eine Wunde habe. Gott gebe dies, da er weiß, wie notwendig wir sie brauchen! Unterlassen Sie nicht, ihn darum zu bitten. Empfehlen Sie mich allen Schwestern! Ich muss schließen, weil ich noch viel zu schreiben habe. An meinen Prior de las Cuevas werde ich ein andermal schreiben, um ihm meine große Freude über seine Wiedergenesung auszudrücken. Gott erhalte ihn uns sowie auch Sie, meine Tochter! Sie sagen mir nicht, ob Sie auch ganz gesund sind, und das macht mir große Sorge. An Delgado und alle Freunde meine Grüße.

Heute ist der 26. November.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Geben Sie mir jedesmal Nachricht über das Befinden des Paters Anton! An ihn, an Pater Gregor und Pater Bartholomäus meine Empfehlungen. Wenn ich sehe, was unser Vater wirkt, so preise ich unseren Herrn aus ganzem Herzen dafür, Gott möge ihm Gesundheit verleihen! Ich hoffe zu ihm, meine Töchter werden ihr möglichstes dazu beitragen.

143. Brief - An Ludwig de Cepeda, ihren Großneffen, in Torrijos

Toledo, am 26. November 1576

Familienangelegenheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Ihre Briefe und die vier Dukaten habe ich erhalten. Noch in dieser Woche werden sie weiterbefördert werden. Unser Herr vergelte Ihnen Ihre liebende Sorgfalt für unsere Schwester im Kloster der Menschwerdung! Denn diese bedarf der Unterstützung am meisten. Die Schwester Beatrix von Jesu ist gegenwärtig mit der Leitung des Hauses in Malagón betraut, weil die Priorin krank ist. Sie hat viele Mühe und Arbeit, aber sie verwaltet, Gott sei Dank, ihr Amt vortrefflich. Ich hätte nie geglaubt, dass sie so fähig dazu wäre.

Es darf nicht wundernehmen, dass Sie bei Ihren so vielfachen Sorgen die Sammlung des Geistes nicht so recht bewahren können. Es liegt dies nicht in Ihrer Macht. Wenn Sie nur, nachdem Sie diese Geschäfte zu Ende gebracht haben, Ihre gewohnten frommen Übungen wieder aufnehmen, dann bin ich zufrieden. Gebe Gott, dass es Ihnen gut gehe! Kümmern Sie sich nicht darum, ob Sie etwas mehr oder weniger Glück haben; denn wenn Ihnen auch aus Ihren Geschäften ein großer Gewinn erwachsen würde, so hätte dies doch bald ein Ende. Ich empfehle mich in das Gebet der dortigen Damen, die Mutter Priorin empfiehlt sich in das Ihrige.

Heute ist der 26. November.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Ludwig de Cepeda, meinen Gebieter, in Torrijos.

144. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, Ende November 1576

Mitteilungen über die Reform des Klosters zu Paterna, über das Kloster in Sevilla und über den Orden im allgemeinen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Paternität, mein Vater, und erhalte Sie mir noch viele Jahre! Amen.

Wenn Gott nicht zu erkennen gäbe, dass alles Gute, das wir tun, von seiner Hand kommt, und das, was wir vermögen, so ganz unbedeutend ist, so könnte man, ich versichere Sie, leicht versucht werden, sich auf das etwas einzubilden, was Sie zustande bringen. Der Name des Herrn sei allezeit gebenedeit und gepriesen für immer und ewig! Amen. Es ist staunenswert, was jetzt geschieht. Was ich aber noch mehr bewundere, das ist die Ruhe, womit Euere Paternität zu Werke gehen, aus Feinden sich Freunde machen und sie zu Begründern oder, besser gesagt, zu Vollzugsorganen Ihrer Pläne machen.

Die Wahl des Paters Evangelista hat mir gefallen. Um der Liebe willen empfehlen Sie mich ihm und ebenso dem Pater Paulus, dem Gott die Freude vergelten wolle, die er uns durch seine Verse und durch den Brief der kleinen Theresia verschafft hat. Ich bin froh, dass das nicht auf Wahrheit beruht, was von den Heuschrecken und von der Ankunft der Schmetterlinge gesagt wurde. Ich hoffe, dass durch diese Schmetterlinge viel Gutes gewirkt werde, und ich glaube, dass ihre Zahl für dort genügt. Sie haben viele Neiderinnen; denn es erfüllt uns alle ein Verlangen nach Leiden. Gott helfe uns, wenn es wirklich dazu kommt! Die Reform dieses Klosters wäre eine mühevolle Arbeit, wenn dessen Geist ein schlechter wäre.

Jetzt sehen Euere Paternität, wie sehr geistliche Personen in jenem Lande zu bedauern sind. Gott sei gepriesen, dass Sie während jener Stürme zugegen waren! Was hätten die armen Nonnen ohne Sie angefangen? Und doch sind sie glücklich zu preisen; denn sie haben schon jetzt einigen Gewinn davon, und ich schlage das sehr hoch an, was Sie mir von dem Visitator schreiben, den der Erzbischof gesandt hat. Es ist unmöglich, dass dieses Kloster keinen großen Nutzen schafft, weil es uns so viel gekostet hat. Mir kommt es vor, als ob das, was Paulus jetzt leidet, unbedeutend sei im Vergleich mit dem, was er durch seine Furcht vor den Engeln ausgestanden hat.

Was Sie mir von Ihrem Betteln schrieben, hat mir sehr gefallen; Sie sagten mir aber noch nicht, wer Ihr Begleiter sei. Der Brief des Peralta, den Euere Paternität, wie Sie sagten, mit den Paketen schicken wollten, ist nicht mitgekommen, und jener, den Pater Mariano weiterbefördern sollte, ist mir nicht zugestellt worden, und er selbst schreibt mir nicht mehr; ich habe schon seit langer Zeit keinen Brief mehr von ihm erhalten. Als er mir dieser Tage einen Brief von Euerer Paternität schickte, schrieb er dazu kein Wort. Vielleicht behielt er jenen anderen Brief sowie auch das Schriftstück des García Alvarez. Einen oder zwei Briefe schickte er mir über Segovia. Anfangs glaubte ich, sie seien von Ihnen, obwohl die Adressen nicht von Ihrer Hand geschrieben waren; allein nachher sah ich, dass es nicht so war.

Zu den hiesigen Neuigkeiten gehört, dass Mathusalem, Gott sei Dank, sich viel besser befindet und auch fieberfrei ist. Es ist doch sonderbar von mir, dass mich kein Vorfall verwirren kann, so sicher hoffe ich auf einen guten Ausgang.

An Mariä Opferung habe ich zwei Briefe von Euerer Paternität erhalten, dann noch einen sehr kurzen, der mit dem Briefe an Doña Luise de la Cerda ankam. Diese war hocherfreut über Ihren Brief. In einem der angekommenen Pakete befand sich auch die Erlaubnis für Casilda. Ich habe diese schon weiterbefördert.

O wie gerne hätte Angela dem Paulus etwas zu essen gegeben, als er, wie er sagt, solchen Hunger hatte! Ich begreife nicht, wie er, nicht zufrieden mit den Leiden, wozu ihm Gott bei seinem Almosensammeln Gelegenheit gibt, noch andere sucht. Es scheint, er habe sieben Seelen, und ist ein Leben zu Ende, so beginnt ein anderes.

Mögen Euere Paternität ihn um der Liebe willen auszanken und ihm in meinem Namen für die Gnade danken, die er mir dadurch erweist, dass er so sehr besorgt ist, mir zu schreiben! Er möge dies um der Liebe Gottes willen auch fernerhin tun!

Theresia von Jesu

Was eben jetzt vorgeht, wird Esperanza, wie ich glaube, Ihnen schon gesagt haben…

145. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Verleumdung des Paters Gracián. Einige Ratschläge.

…Die Nachricht von den Verleumdungen, die gegen Euere Paternität geschleudert wurden, hat mich in Wahrheit sehr betrübt; zugleich aber war ich sehr gerührt, als ich erfuhr, wie vorsichtig Sie zu Werke gegangen sind. Ich versichere Sie, mein Vater, dass Gott Sie sehr liebt und dass Sie sein Beispiel gut befolgen. Freuen Sie sich also; denn Gott gibt Ihnen immer, um was Sie ihn bitten, nämlich Leiden. Er, der Gerechte, wird sich Ihrer annehmen. Er sei gepriesen immerdar!

Was jenes Fräulein oder jene Frau betrifft, so habe ich die feste Überzeugung, dass sie nicht so sehr unter dem Einflusse der Melancholie als vielmehr unter dem des Teufels handelt, der sie zu solchen Lügen verleitet. Etwas anderes ist es nicht. Nachdem er sie selbst schon betrogen, möchte er auch, wenn er könnte, Euere Paternität in eine Falle locken. Darum ist hier große Vorsicht notwendig, und Euere Paternität dürfen in keiner Weise ihr Haus betreten. Es darf Ihnen nicht ergehen, wie es der heiligen Marina, wenn ich nicht irre, ergangen ist, von der man sagte, sie sei die Mutter eines gewissen Kindes, und die deshalb vieles zu leiden hatte. Jetzt ist nicht die rechte Zeit für Euere Paternität, um eine solche Prüfung auf sich nehmen zu können. Soweit meine dürftige Einsicht reicht, sollten Sie sich von dieser Angelegenheit ganz lossagen. Es gibt andere, die sich mit dem Heile dieser Seele befassen können; Euere Paternität haben die Aufgabe, der großen Menge nützlich zu sein.

Beachten Sie, mein Vater, dass, wenn diese Person Ihnen den fraglichen Brief nicht als Beichtsache oder in der Beichte gegeben hat, diese Angelegenheit vor das Inquisitionsgericht gehört. Der Teufel ist voller Ränke. Nach dem, was ich habe sagen hören, ist jemand schon aus dem gleichen Grunde im Inquisitionsgefängnis gestorben. Ich glaube nun nicht, dass diese [von der ich spreche] den Brief dem Teufel übergeben hat, der ihn ihr nicht so bald wieder zurückgeben würde. Auch kann ich dem keinen Glauben schenken, was sie behauptet; denn sie ist sicherlich, Gott verzeihe es mir, eine Betrügerin, die nur daran Gefallen findet, mit Euerer Hochwürden zu verkehren. Vielleicht ist sie selbst die Urheberin dieser Verleumdung, wer weiß es? Immerhin wünschte ich, dass Sie anderswo wären, um diesem ganzen Gerede ein Ende zu machen.

Aber wie bin ich doch so boshaft! Das alles ist notwendig in diesem Leben. Denken Euere Paternität nicht daran, diese Angelegenheit in vier Monaten mehr oder weniger abzustellen. Bedenken Sie, welch eine gefährliche Sache dies ist! Es wird dort andere geben, die sich darum annehmen. Wenn etwas, wovon Sie außer der Beichte Kenntnis erlangt haben, von dieser Person zur Anzeige zu bringen ist, so seien Sie vorsichtig; denn ich fürchte, es werde sich die Sache noch mehr verbreiten und die ganze Schuld auf Euere Paternität fallen; man wird sagen, Sie hätten davon gewusst und dazu geschwiegen. Doch wie töricht bin ich! Denn Euere Paternität wissen dies ja selbst gar wohl…

146. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Ermahnung zur Vorsicht seinen vielen Feinden gegenüber.

…Durch den Eilboten habe ich in der vergangenen Woche einen Brief abgesendet, worin ich dem Paulus Antwort gab bezüglich der Zungen. Joseph, mit dem ich mich besprach, hat mir gesagt, ich sollte den Paulus darauf aufmerksam machen, dass er viele sichtbare und unsichtbare Feinde habe und er sich vor ihnen in acht nehmen müsse. Darum wünschte ich, dass er nicht so viel Vertrauen auf die Ägypter und auf die Nachtvögel setze. Bitte, sagen Sie ihm dies in meinem Namen…

147. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 3. Dezember 1576

Angelegenheiten verschiedener Klöster und Personen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Erst kürzlich habe ich auf Ihre Briefe geantwortet, die aber nie so zahlreich sind wie die meinigen, die ich an Euere Ehrwürden schreibe. Sie haben mir noch nichts über die Ordnung geschrieben, die unser Vater bei Vornahme der Visitation eingehalten hat; tun Sie dieses um der Liebe willen! Gott gebe, dass der Plan, den, wie unser Vater sagt, der Visitator des Erzbischofs und Seine Paternität für seine Nonnen entworfen haben, ausgeführt werde! Denn dies wäre ein großer Gewinn. Es ist unmöglich, dass die göttliche Majestät unserem Vater nicht beisteht, da ihn ein so heiliger Eifer beseelt.

Ich habe ein großes Verlangen, von meinen Nonnen in Paterna etwas zu erfahren. Ich glaube, dass es ihnen sehr gut gehen wird. Neuestens sagt man - unser Vater wird Ihnen dies mitteilen - , dass Tostado als Generalkommissär nicht anerkannt wird. Es lässt sich also hoffen, dass die Reform der beschuhten Nonnen durch die unbeschuhten nicht auf das Kloster Paterna allein sich beschränken wird. Gott erhalte unseren Vater! Denn die Art, wie jetzt die Sachen liegen, scheint wunderbar zu sein. Das Schriftstück, das unser Vater geschrieben, damit García es lese, hat mich sehr gefreut; aber es lässt sich wirklich nicht mehr sagen, als was darin enthalten ist.

Ich habe noch nicht erfahren, wer das Amt eines Rektors erhält. Gebe Gott, dass er das tun will, was Pater Acosta sagt! Da ich Ihnen schon letzthin darüber geschrieben habe, so unterlasse ich es jetzt; denn ich weiß sonst hierüber nichts Weiteres.

Von der Priorin in Malagón habe ich nichts anderes mehr erfahren, als was ich Ihnen bereits mitgeteilt habe. Man sagte mir nämlich damals, es gehe ihr besser. Von Anton Ruiz habe ich nur gehört, dass er wieder rückfällig geworden sei; wäre er gestorben, so hätte ich es, wie ich glaube, schon erfahren. Ich empfehle mich inständig dem Gebete aller meiner Töchter; wandeln Sie mit Gott! Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.

Den beiliegenden Brief schicke ich Ihnen, damit Sie von Ihrer Theresia etwas erfahren und die Schwestern sie Gott empfehlen. Seine Majestät erhalte Sie mir!

Die Schwester Alberta hat an Doña Luise geschrieben und ihr ein Kreuz geschickt; aber Sie haben ihr noch nicht geschrieben. Es ist unglaublich, welch große Freude sie an allem hat, was von ihren Nonnen kommt. Auch an Doña Guiomar, die bereits vermählt ist, haben Sie nicht geschrieben. Seien Sie in keiner Weise undankbar; Gott sei mit Ihnen!

Heute ist der 3. Dezember.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

148. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 7. Dezember 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla und Lob des Paters Gracián. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Heute, am Vorabend von Mariä Empfängnis, schickte mir der Maultiertreiber Ihre Briefe zu und ließ mir sagen, ich möchte mit der Antwort eilen. Darum müssen Sie, meine Tochter, verzeihen, wenn ich mich diesmal kurz fasse; denn es ist dies durchaus nicht mein Wille. Vielmehr möchte ich mich lange mit Ihnen befassen, da ich fürwahr eine große Liebe zu Ihnen trage. Jetzt insbesondere verpflichten Sie und Ihre Töchter mich um so mehr durch die Sorgfalt, mit der Sie unseren Vater verpflegen, wie er sagt; dadurch ist meine Liebe zu Ihnen noch inniger geworden. Dass Sie dies mit jener Umsicht tun, die ich Ihnen angeraten, freut mich sehr. Nach meiner Ansicht gibt es keinen Oberen und wird es auch keinen geben, mit dem man auf solche Weise verkehren könnte. Weil ihn der Herr für die Anfänge der Reform erwählt hat und dieser Anfangszustand nicht immer dauert, darum werden wir wohl nach meiner Ansicht nie mehr einen Mann erhalten, der ihm gleichkäme. Sind aber die Vorgesetzten nicht mehr so [heilig] wie er, dann würde durch ein solches Verhalten gegen sie der Unordnung Tür und Tor geöffnet werden, und dies wäre ein größeres Übel, als wir uns denken können. Es wird aber wohl nie mehr eine solche Notwendigkeit eintreten wie jetzt, wo wir mit größter Vorsicht zu Werke gehen müssen, da wir im Kriegszustande leben.

Gott vergelte Euerer Ehrwürden die Sorgfalt, mit der Sie mir die Briefe [unseres Vaters] zukommen lassen! Denn diese sind mein Leben. Diese Woche hat man mir alle drei Briefe, die Sie mir nach Ihrer Meldung geschrieben haben, überbracht. Kommen sie auch auf einmal, so werden sie doch nicht ungern angenommen. Der Brief der Schwester vom heiligen Franziskus hat mich zur Andacht gestimmt. Man könnte ihn drucken lassen. Was unser Vater zustande bringt, scheint fast unglaublich zu sein. Gepriesen sei der Herr, der ihm solche Fähigkeit verliehen hat! Ich wünsche von Herzen, dem Herrn gebührenden Dank erweisen zu können für die Gnaden, die er uns gewährte, insbesondere für die Wohltat, dass er uns diesen Mann zum Vater gegeben hat.

Ich begreife hier, meine Tochter, die Trübsal und die Vereinsamung, in der die dortigen Schwestern sich befinden. Gebe Gott, dass das Übel der Mutter Subpriorin nicht von Bedeutung sei! Es würde mir dies schon deshalb leid tun, weil dabei Euere Ehrwürden noch mehr auszustehen hätten. Sehr hat es mich gefreut, dass der Aderlass für Sie guten Erfolg hatte. Wenn der Arzt Ihre Krankheit erkennt, so wünschte ich nicht, dass Sie sich von einem anderen behandeln lassen. Gott möge dafür Sorge tragen!

Beiliegenden Brief von der Priorin in Malagón hat man mir heute gebracht; es ist schon viel, dass es nicht schlimmer mit ihr geht. Was ich nur immer zur Herstellung ihrer Gesundheit und zu ihrem Troste tun kann, will ich tun; denn abgesehen davon, dass ich ihr zu großem Danke verpflichtet bin, ist mir an ihrer Gesundheit viel gelegen. Aber noch weit mehr Interesse habe ich an der Gesundheit Euerer Ehrwürden. Glauben Sie mir dies gewiss und bedenken Sie selbst, ob ich nicht wünschen muss, dass Sie gesund seien.

Aus beiliegendem Blatte werden Sie ersehen, dass Pater Mariano Ihren Brief erhalten hat. Was den Brief meines Bruders betrifft, so habe ich Ihnen schon früher mitgeteilt, dass ich ihn mit anderen Briefen zerrissen haben muss; denn er lag offen da und konnte nicht anders abhanden gekommen sein. Es hat mir dies recht leid getan, und ich habe mir viele Mühe gegeben, ihn aufzusuchen, da er vortreffliche Einzelheiten enthielt. Eben hat mir mein Bruder mitgeteilt, er habe Ihnen durch den Maultiertreiber von Sevilla einen Brief übersandt. Darum schreibe ich nichts weiter von ihm, als dass seine Seele im innerlichen Gebet große Fortschritte gemacht hat und dass er viel Almosen gibt. Möchten Sie und Ihre Schwestern ihn sowie auch mich allezeit Gott empfehlen! Der Herr sei mit Ihnen, meine Tochter!

Es bereitet mir größeren Schmerz, zu erfahren, dass der Prior von Sevilla sein Amt nicht gut verwaltet, als zu wissen, dass er so kleinmütig ist. Unser Vater sollte ihn ernst zurechtweisen und ihm vor Augen stellen, wie sehr sein Verhalten zu tadeln ist. Er wird es gewiss auch tun. Empfehlen Sie mich allen, insbesondere dem Pater Gregor sowie dem Nikolaus, wenn er noch nicht abgereist ist, und allen meinen dortigen Töchtern! Die Briefe der Gabriela; grüßen Sie mir diese sowie auch die Subpriorin. O könnte ich Ihnen doch von jenen Nonnen, die sich hierzulande in Überzahl melden, einige zusenden! Doch Gott wird Ihnen Leute zur Verfügung stellen. Die Angelegenheit der Flotte will ich ihm gerne empfehlen. Ich erkenne gar wohl, was das Kloster ausstehen muss, und es macht mir dies große Sorge. Ich hoffe jedoch zu Gott, er werde für alles sorgen, wenn Sie nur gesund sind. Seine Majestät erhalte Sie mir und mache Sie recht heilig! Amen.

Es bereitet mir große Freude, dass Sie jeden Tag mehr erkennen, was Sie an unserem Vater haben. Ich habe ihn schon schätzen gelernt, als ich in Veas mit ihm zusammenkam. Von Veas und von Caravaca hat man mir heute einige Briefe gebracht. Den von Caravaca sende ich Ihnen hier, damit unser Vater und Sie ihn lesen mögen. Sie müssen ihn mir jedoch wieder mit demselben Maultiertreiber zurücksenden; denn ich habe ihn wegen der Angelegenheit der Aussteuer, von der darin die Rede ist, notwendig. In dem Brief, den man von diesem Kloster an die hiesige Priorin schrieb, beklagt man sich sehr über Euere Ehrwürden.

Nächstens werde ich an unsere Schwestern in Caravaca eine Statue unserer Lieben Frau senden, die sehr schön und groß, aber nicht bekleidet ist. Auch eine Statue des heiligen Joseph wird für sie angefertigt. Für diese beiden Statuen werden die Schwestern nichts zu bezahlen haben. Die dortige Priorin verwaltet ihr Amt sehr gut. Euere Ehrwürden haben sehr vernünftig gehandelt, dass Sie mich auf das Kneifen aufmerksam machten. Diese Unsitte rührt noch vom Kloster der Menschwerdung her.

Heute ist, wie schon erwähnt, der Vorabend von Mariä Empfängnis des Jahres 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Unser Vater hat mir auf alle Briefe vollständig geantwortet und mir die Vollmachten übersendet, um die ich ihn gebeten. Küssen Sie statt meiner die Hand Seiner Paternität!

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla.

149. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 7. Dezember 1576

Verschiedene merkwürdige Vorgänge bei seiner Visitation und seinen Reformen.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater! Sooft ich einen Brief von Ihnen erhalte, was jetzt so häufig der Fall ist, möchte ich Euerer Paternität aufs neue die Hand küssen; denn ich weiß nicht, wie es mir ohne diese Hilfe an dem Orte ergangen wäre, an dem Sie mich belassen haben. Gott sei gepriesen für alles! Am vergangenen Freitag habe ich einige Briefe von Ihnen beantwortet; die anderen, die Sie in Paterna und in Trigueros geschrieben, hat man mir heute überbracht. In diesem letzteren sind Sie so überaus besorgt, und zwar mit Recht.

So viele Gründe Sie auch für Ihr Verbleiben in Andalusien haben mögen, so wäre es doch mit Rücksicht auf den so sehr drängenden Brief des Engels mein Wunsch, Sie möchten nicht unterlassen, zu ihm zu reisen, sobald Sie die Angelegenheit mit dem Herrn Marquis und seiner Gemahlin zu Ende geführt haben, wenn es Ihnen auch einige Mühe kostet. Denn sollte der Engel auch nicht das Rechte treffen, so lässt sich doch über diese Sachen brieflich schwer verhandeln. Zudem verdanken wir ihm so vieles, und es scheint wirklich, Gott habe ihn zu unserem Beistand gesendet, so dass selbst eine Irrung, die infolge seines Gutachtens geschähe, uns heilbringend werden würde. Sehen Sie doch, mein Vater, darauf, dass Sie ihm in keiner Weise einen Verdruss bereiten; ich bitte Sie darum um der Liebe Gottes willen. Sie sind dort ganz verlassen von jedem guten Rat, und es würde mir recht leid tun, wenn Sie ihn betrübten.

Es schmerzt mich sehr, dass jener Santoya, wie mir die Priorin schreibt, sein Amt nicht gut verwaltet, und zwar mehr noch als sein Kleinmut. Reden ihm doch Euere Paternität um der Liebe Gottes willen so zu Herzen, dass er einsieht, es gebe auch für ihn eine Gerechtigkeit wie für andere.

Ich schrieb diesen Brief mit solcher Eile, dass ich nicht sagen konnte, was ich wollte. Als ich ihn anfangen wollte, kam ein unerwarteter Besuch; nun ist es völlig Nacht geworden, und man muss ihn dem Maultiertreiber übergeben. Da die Beförderung durch diesen Mann sehr sicher ist, so will ich nicht unterlassen, nochmal zu schreiben, was ich Ihnen schon mitgeteilt habe. Das Königliche Ratskollegium hat nämlich Verwahrung dagegen eingelegt, dass Tostado in den vier Provinzen visitiere, wie jener versicherte, der von dieser Verwahrung selbst Einsicht genommen; er berichtete dies hierher, und man hat mir seinen Brief vorgelesen. Ich halte zwar den, der mir diesen Brief vorlas, nicht für sehr wahrheitsliebend, allein ich glaube, dass er hierin die Wahrheit sagte, und ich habe auch verschiedene Gründe, anzunehmen, dass er mich nicht anlog. Sei es nun so oder anders, ich hoffe zu Gott, dass alles gut gehen werde, da er durch Paulus solche Wunderwerke vollbringt. Hätte ich auch sonst keinen Grund, Seiner Majestät treu zu dienen, so wäre diese Gunstbezeigung allein schon Grund genug. Ja, es ist wahrhaftig zum Erstaunen, wie alles sich so gut gestaltet. Schon seit langem hat Esperanza mir gegenüber dem Paulus kein Lob mehr gespendet, jetzt aber lässt sie mir Wunderdinge sagen und mich ersuchen, dass ich ihm Beifall spende. Was wird sie erst sagen, wenn sie erfährt, was in Paterna geschehen ist? Wahrhaftig, ich bin voll des Staunens, da ich sehe, wie der Herr nach der ihm eigentümlichen Weise Leiden mit Freuden vermengt; das ist in Wahrheit der Weg, auf dem er uns sicher führt.

Theresia von Jesu

Obwohl es mir einerseits große Freude bereitet, wenn Sie, mein Vater, von Ihren Leiden erzählen, so entsetze ich mich doch auch anderseits über jene falsche Anschuldigung, zwar nicht so sehr deshalb, weil sie Euere Paternität berührt, als vielmehr wegen der anderen Partei. Wenn diese Leute keinen Zeugen finden, so verfallen sie auf eine Person, von der sie glauben, dass sie kein Zeugnis abgeben werde. Allein, sie wird sich selbst und ihren Sohn Elisäus so verteidigen, dass alle Zeugen der ganzen Welt es nicht besser zu tun vermöchten.

Gestern erhielt ich einen Brief von einem Pater aus der Gesellschaft Jesu und von einer Dame aus Aguilar del Campo, einer kleinen Stadt, dreizehn Meilen von Burgos entfernt. Diese Dame ist Witwe, sechzig Jahre alt und hat keine Kinder. Sie wurde von einer schweren Krankheit heimgesucht und wollte ihr Vermögen, das aus einer Rente von sechshundert Dukaten nebst einem schönen Hause und Garten besteht, zu einem guten Werke verwenden. Dieser Pater erzählte ihr von unseren Klöstern, und was er ihr sagte, gefiel ihr so gut, dass sie in ihrem Testamente all ihr Vermögen zur Gründung eines solchen Klosters vermachte. Nun ist sie wieder gesund geworden und hat ein großes Verlangen, ihr Vorhaben noch bei Lebzeiten ins Werk zu setzen. Sie schrieb deshalb an mich und bat um Antwort. Der Ort scheint mir zwar weit entfernt, aber vielleicht ist es doch Gottes Wille, dass diese Gründung zustande kommt.

Auch gibt es in Burgos so viele Jungfrauen, die in unseren Orden eintreten möchten, dass es ein Jammer ist, sie abweisen zu müssen, da man kein Kloster hat, um sie aufzunehmen. Daher will ich dieser Dame einstweilen keine abschlägige Antwort geben, sondern ihr nur schreiben, dass ich mich vorerst noch genau erkundigen wolle. Dies werde ich sowohl bezüglich der Gegend als auch aller übrigen Verhältnisse tun. Inzwischen werde ich erfahren, was in dieser Beziehung Ihr Wille ist und ob Sie kraft Ihres Breves die Errichtung von Nonnenklöstern gestatten können. Wenn dann auch ich nicht hingehen kann, so werden Euere Paternität immerhin andere Nonnen zur Gründung senden können. Vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, was ich in dieser Hinsicht tun soll. In Burgos kenne ich schon Leute, die mir die nötigen Aufschlüsse geben können. Vorausgesetzt, dass diese Dame all ihr Eigentum herschenkt - und ich glaube auch, dass sie dies tun wird -, so mag es sich wohl auf neuntausend Dukaten belaufen und mit den Häusern selbst auf mehr. Auch ist der Ort nicht weit von Valladolid entfernt. Das Klima muss wohl sehr kalt sein, allein die Dame schreibt, dass man dagegen hinreichende Schutzmittel habe.

O wie gerne möchte ich, mein Vater, bei Ihnen sein, um Ihre Sorgen mit Ihnen zu teilen! O wie gut ist es für Sie, dass Sie Ihre Klagen vor jener laut werden lassen, die an Ihren Leiden so innigen Anteil nehmen muss! Wie sehr freut es mich, dass Sie sich um diese Heuschrecken so väterlich annehmen! Da müssen herrliche Früchte in jenem Kloster erblühen. Die Mutter [Elisabeth] vom heiligen Franziskus hat mir, ich versichere Sie, einen sehr geistreichen Brief geschrieben. Gott sei mit diesen seinen Dienerinnen! Dass sie mit solcher Liebe an Paulus hängen, bereitet mir große Freude, ja ich bin darüber noch mehr erfreut als über die Liebe, die Paulus zu ihnen trägt. Was die Nonnen von Sevilla betrifft, so liebte ich sie schon früher, aber jetzt liebe ich sie mit jedem Tag noch inniger, weil sie solche Sorgfalt auf die Verpflegung dessen verwenden, dem ich so gerne allezeit all meine Pflege und all meine Dienste widmen möchte. Gott sei gepriesen, dass er Ihnen eine so gute Gesundheit verleiht! Seien Sie doch, was das Essen in diesem Kloster betrifft, nicht sorglos, ich bitte Sie darum um der Liebe Gottes willen. Ich bin gesund, und es freut mich, dass ich von Euerer Paternität so häufig Nachricht bekomme. Seine Majestät erhalte Sie mir und mache Sie so heilig, wie ich sie darum bitte! Amen.

Heute ist der Vorabend der Empfängnis unserer Lieben Frau.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

150. Brief - An Pater Gracián in der Umgebung von Sevilla

Toledo, Ende November oder Dezember 1576

…Ich freue mich darüber, dass Euere Paternität nicht bei Pater Antonius sind. Da er sieht, dass ich an Sie so viele Briefe richte und an ihn so wenige, so ist ihm das, wie man mir sagt, peinlich. O Jesus, was ist es Großes um eine Seele, die eine andere versteht! Dieser Pater findet hier eine Gelegenheit zu tadeln und verliert darüber die Ruhe …

151. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Andalusien

Toledo, Mitte Dezember 1576

Reform der beschuhten Karmelitinnen zu Paterna und einige Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

O welch einen guten Tag habe ich heute gehabt, da Pater Mariano mir alle Briefe geschickt hat, die Euere Paternität an ihn geschrieben! Es ist nicht notwendig, dass Sie ihm hierzu einen Auftrag geben; er tut es jetzt schon selber, nachdem ich ihn darum gebeten. Kommen diese Briefe auch spät an mich, so gewähren sie mir doch großen Trost.

Indessen erweisen Sie mir dadurch einen großen Liebesdienst, dass Sie mir das Wesentliche der Vorkommnisse selber schreiben. Denn die Briefe, die Sie an Pater Mariano richten, kommen, wie gesagt, erst nach langer Zeit an mich, während jeder andere, den Sie durch seine Hand an mich gelangen lassen, sogleich von ihm befördert wird. Denn wir sind ganz gute Freunde.

Was mich zum Lobpreise unseres Herrn veranlasste, das ist die Art und Weise, die Anmut und vor allem die Vollkommenheit, die in Ihren Briefen zutage treten. O mein Vater, welch eine Majestät enthalten die Worte, die sich auf die Heiligkeit unseres Standes beziehen, und welch einen Trost verschaffen sie meiner Seele! Würden wir uns gegen Gott auch nicht um des Heiles willen getreu erweisen - denn daraus erwächst es uns ja -, sondern nur um des Ansehens willen, das er seinen Stellvertretern verleiht, so hätten wir schon den größten Gewinn davon. Da sehen Euere Paternität deutlich, dass Sie bei Seiner Majestät gut stehen. Der Herr sei gepriesen für alles, dass er mir so große Gnaden erweist und Ihnen so viel Licht und Kraft sendet! Ich weiß nicht, wie ich ihm das genügend ersetzen kann.

Der Brief, den Sie in betreff des Paters Tostado von Trigueros aus schrieben, war, ich muss es gestehen, vortrefflich. Sie haben gut gehandelt, dass Sie die Briefe zerrissen haben, in denen man wegen der bewussten Angelegenheit bei Ihnen Fürbitte einlegte. Kurz, mein Vater, Gott steht Ihnen bei und unterweist Sie, wie man sagt, klar, was Sie in allem zu tun haben. Seien Sie ohne Furcht, Ihr großes Werk wird segensreichen Erfolg haben. O welchen Neid habe ich darüber, dass Euere Paternität und Pater Anton so viele Sünden verhüten! Und ich habe dahier nur fromme Regungen.

Sagen Sie mir doch, worauf sich die Anklage gründet, die gegen die Ehre jener Jungfrau im Kloster erhoben wurde. Es scheint mir der größte Unsinn zu sein, eine solche Verleumdung auszusprechen. Aber das, was Sie mir tags darauf schrieben, geht doch über alles. O halten Sie es ja für keine kleine Gnade von Gott, dass Sie solche Prüfungen mit so vollkommener Ergebung zu ertragen vermögen. Ich versichere Sie, dass Ihnen der Herr auf diese Weise die Dienste bezahlt, die Sie ihm dort erweisen. Dies wird indessen nicht die einzige Gnade sein.

Ich bin erschrocken über jenes große Unglück, besonders insoferne es jene Messen betrifft. Ich begab mich sogleich in den Chor, um Gott für diese Seelen um Hilfe anzuflehen. Unmöglich kann die göttliche Majestät ein solch frevelhaftes Beginnen weiter um sich greifen lassen, nachdem schon die Wege zu dessen Aufdeckung eingeleitet sind.

Alle Tage lerne ich die Kraft des Gebetes mehr kennen und welch einen Wert eine Seele vor Gott haben muss, die einzig zu seiner Verherrlichung für andere betet. Ich bin überzeugt, und auch Sie, mein Vater, dürfen es glauben, dass mein Wunsch, weswegen diese Klöster gestiftet wurden, wirklich in Erfüllung geht, nämlich dass man unablässig zu Gott bete, er wolle denen beistehen, die zu seiner Ehre und in seinem Dienste arbeiten, da wir Frauenspersonen zu sonst nichts tauglich sind. Wenn ich das vollkommene Leben dieser Nonnen betrachte, so wundere ich mich nicht, dass sie so vieles vom Herrn erlangen. Es hat mich gefreut, den Brief zu lesen, den die Priorin in Paterna an Sie geschrieben, und daraus zu ersehen, welch große Geschicklichkeit Ihnen Gott zu allem verleiht. Ich hoffe zu ihm, dass diese Schwestern großen Nutzen schaffen werden, und es ist in mir ein inniges Verlangen erwacht, diese Stiftungen weiterzuführen.

Ich habe Euerer Paternität schon von dem Projekt einer Stiftung geschrieben. Nun schreibt mir die Priorin von Medina in betreff jener Stiftung beiliegenden Brief. Was die Stifterin geben will, sind nicht tausend Dukaten, sondern nur sechshundert. Es wäre schon möglich, dass jene Person, die die Stiftung wünscht, den Rest für jetzt zurückbehält. Ich habe diese Angelegenheit mit Doktor Velásquez besprochen, denn ich hatte noch Gewissenszweifel, ob ich in dieser Sache gegen den Willen des Generals handeln dürfe. Er hat mir sehr zugeredet, Doña Luise zu veranlassen, dass sie an den Gesandten schreibe, damit dieser die Erlaubnis vom General erwirke. Er sagt, der Gesandte werde dem General schon die nötige Aufklärung geben; sollte aber dieser die Erlaubnis verweigern, so möge man das Bittgesuch an den Papst selbst richten und darin hervorheben, dass diese Klöster Spiegel der Vollkommenheit für Spanien seien. So gedenke ich auch zu handeln, wenn Euere Paternität nicht etwas anderes für gut halten.

Ich habe geantwortet, dass ich warten werde, bis hinreichende Erkundigungen über das Projekt dieser Stiftung eingezogen wären; ich habe deshalb auch bereits an meinen guten Freund, Magister Ripalda, der sein Amt als Rektor des Jesuitenkollegiums zu Burgos beendigt, geschrieben, er möge sich erkundigen und mir dann Nachricht geben. Wenn das Projekt passend wäre, schrieb ich, dann würde ich Vertrauensmänner senden, um alles in Augenschein zu nehmen und über die Stiftung zu verhandeln. Wenn also Euere Paternität damit einverstanden sind, so könnten wohl Anton Gaytán und Julian de Ávila sich auf den Weg begeben, sobald die bessere Jahreszeit kommt. Euere Paternität müssten ihnen aber eine Vollmacht ausfertigen, damit sie alles in Ordnung bringen, wie es in Caravaca geschehen ist. Dann müsste ich nicht zur Stiftung hinreisen. Werden auch noch mehrere Nonnen zur Reformierung irgendeines Klosters gesendet, so reichen sie doch überall hin, wenn in den Klöstern wie in Sevilla nur wenige zurückbleiben. Ich bin auch der Ansicht, dass von den anderen Klöstern, in denen mehr Nonnen sich befinden als in Paterna, nicht bloß zwei gesendet werden, und ich hätte nichts dagegen, wenn in Paterna auch eine Laienschwester wäre, da wir ja so vortreffliche haben.

Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass es für Nonnenklöster kein Heil gibt, wenn nicht die Obern für Wahrung der Klausur im Innern sorgen. In dieser Beziehung steht das Kloster der Menschwerdung als Muster da, so dass man Gott dafür preisen muss. O wie sehr würde ich wünschen, dass alle diese Nonnen befreit wären von der Unterwürfigkeit unter die Beschuhten! Bilden wir einmal eine eigene Provinz, dann werde ich für die Aufrechterhaltung einer strengen Klausur mein Leben einsetzen; denn von dieser Seite kommt alles Unheil in diesen Klöstern, und da hilft nichts dagegen. Wenn auch in anderen Klöstern, die den Ordensobern unterstehen, die strenge Zucht erschlafft, so tritt dies doch nicht in so erschreckender Weise zutage wie in jenen, die den Bischöfen unterworfen sind; dass dies in letzteren der Fall ist, setzt mich in Staunen. Würden die Vorgesetzten bedenken, welch schwere Verantwortung auf ihnen lastet, und würden sie jene Sorgfalt anwenden wie Euere Paternität, dann stünde es um diese Klöster ganz anders. Es wäre gewiss kein geringer Erweis der göttlichen Barmherzigkeit, wenn von heiligen Seelen unaufhörlich Gebete für die Kirche Gottes zum Himmel emporstiegen.

Was Sie in betreff der Änderung des Habits sagen, scheint mir sehr gut zu sein. Innerhalb eines Jahres kann man den neuen Habit allen Schwestern des Klosters geben. Ist es einmal geschehen, so bleibt es geschehen, und gibt es auch Unruhe, so dauert es nur kurze Zeit. Werden einige bestraft, so werden alle anderen schweigen; denn Frauenspersonen sind zum großen Teil furchtsam. Um der Liebe willen bitte ich Sie, nicht zu gestatten, dass jene Novizinnen im Kloster verbleiben, da sie so schlecht das Ordensleben beginnen. Es muss uns viel daran gelegen sein, dass die Reform dieses Klosters gelingt, da es das erste ist, bei dem der Versuch gemacht wird. Ich versichere Sie, dass diese Nonnen Ihnen ihren Dank durch die Tat beweisen würden, wenn sie Ihre Freundinnen wären.

Die Strenge unseres Paters Antonius hat mir gefallen. Für einige Nonnen war sie, wie ich weiß, nicht unnütz. An einem strengen Verfahren ist außerordentlich viel gelegen; denn ich kenne die Frauennatur. Strenge hätte bisher vielleicht manches sündige Wort verhindert, und diese Nonnen wären auch gefügiger geworden. Strenge und Milde muss man anwenden; denn so tritt uns auch unser Herr vor Augen. Halsstarrigen Leuten gegenüber gibt es kein anderes Mittel als Strenge.

Ich wiederhole, dass unsere armen Nonnen in Paterna zu vereinsamt sind. Erkrankt eine von ihnen, so ist das Elend groß; doch Gott wird ihnen die Gesundheit erhalten, da er weiß, wie sehr sie ihrer bedürfen. Alle Ihre Töchter hierzulande befinden sich wohl. Nur die in Veas martert man mit Prozessen fast bis zu Tode. Man darf sich jedoch nicht wundern, wenn sie jetzt etwas zu leiden haben, nachdem die Gründung dortselbst ohne jede Schwierigkeit vor sich gegangen ist. Nie werde ich mehr so glückliche Tage haben als jene, die ich dort bei meinem Paulus verlebte. Es hat mir gefallen, dass er sich »Ihr geliebter Sohn« unterschrieben hat. Und als ich allein war, rief ich sogleich aus: »Er hat recht!« Es war eine große Freude für mich, als ich diesen Ausdruck las; noch mehr aber würde ich erfreut sein, wenn er seine Geschäfte so glücklich zu Ende gebracht hätte, dass er wieder zu uns käme. Ich hoffe zu Gott, dass dies in seiner Macht liegen wird.

Die Krankheit der Priorin in Sevilla macht mir großen Kummer; denn man würde nicht leicht eine andere finden, die so gut für dieses Land passt. Sorgen doch Euere Paternität dafür, dass sie gut gepflegt wird und dass sie Mittel gegen dieses andauernde Fieber anwendet.

O wie gut geht es mir mit meinem Beichtvater! Als Buße gibt er mir auf, dass ich alle Tage ein wenig mehr esse als gewöhnlich und dass ich mich gut pflege.

Meine Tochter Elisabeth ist eben bei mir und beklagt sich darüber, dass Euere Paternität sie so zum besten haben und ihr keine Antwort geben. Ich gab ihr dieser Tage ein Stück einer Melone; sie sagte mir, dass diese sehr kalt sei und sie sich damit die Kehle erfroren habe. Ich versichere Sie, dieses Kind ist so anmutig in seinen Reden, allezeit so heiter und freundlich, dass es mich sehr an meinen Vater erinnert. Möge Gott es weit mehr als mich behüten! Amen, Amen.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass die Schwestern in Sevilla eine übermäßige Furcht vor ihrer Priorin und dennoch die Gewohnheit haben, ihr manches zu sagen, was Vorgesetzten gegenüber unpassend ist. Was die Studierenden betrifft, die ihnen Dienste leisten, so muss man achthaben.

Die Tochter Euerer Paternität

Theresia von Jesu

152. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, am 12. Dezember 1576

Erklärung einiger Vorschriften in den Satzungen der Brüder und einige Aufschlüsse über damalige Vorfälle.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Die Briefe, mit denen Sie auch jenen von der Priorin in Paterna schickten, habe ich erhalten. Die vielen anderen Briefe, von denen Sie sprechen, werden vielleicht morgen, Donnerstag, ankommen; sie werden auf diesem Wege sicher eintreffen und nicht verlorengehen. Die übersandten Briefe sowie auch der von Euerer Hochwürden haben mich sehr gefreut. Gott sei gepriesen für alles!

O mein Vater, welch große Freude erfüllt mein Herz, wenn ich sehe, dass durch ein Glied unseres Ordens, in dem Gott so schwer beleidigt wurde, so Großes zur Ehre und Verherrlichung des Herrn und zur Verhütung so vieler Sünden gewirkt wird! Nur der Gedanke, dass ich zu gar nichts tauge, macht mich überaus traurig und erweckt heftigen Neid in mir; denn mein Verlangen geht dahin, von Gefahren und Mühseligkeiten umgeben zu sein, um teilnehmen zu können an der reichen Beute derer, die für die Sache Gottes streiten. Manchmal, wenn ich meine Armseligkeit betrachte, freue ich mich, hier in Ruhe zu sein; allein wenn ich dann wieder erfahre, welche Leiden und Mühseligkeiten andere ausstehen, möchte ich vergehen vor Verlangen, daran teilzunehmen, und ich beneide insbesondere unsere Schwestern in Paterna. Meine größte Freude besteht darin, dass Gott anfängt, sich der unbeschuhten Nonnen zu seiner Verherrlichung zu bedienen; und oftmals, wenn ich so mutige Seelen in diesen Klöstern sehe, meine ich, dass Gott ihnen unmöglich solchen Mut verleihen würde, wenn er nicht eine besondere Absicht dabei hätte. Und wenn auch die Schwestern, die im Kloster zu Paterna sich befinden, dortselbst nichts anderes erreichen, als dass diese Beleidigungen Gottes ein Ende nehmen, so bin ich schon ganz zufrieden. Um wieviel mehr muss ich mich aber freuen, da ich die Hoffnung habe, Seine Majestät werde sich ihrer bedienen, um noch größeren Nutzen zu schaffen.

Vergessen Euere Hochwürden nicht, zu veranlassen, dass in der Erklärung der Satzungen [für die Brüder] die Bestimmung beigefügt werde, man könne auch zur Stiftung von Nonnenklöstern die Erlaubnis geben. Hier habe ich den Doktor Velásquez, einen Kanonikus an der Domkirche, zum Beichtvater. Dieser ist ein sehr gelehrter Theologe und ein großer Diener Gottes, wie Sie es erfahren können. Er ist durchaus dagegen, dass man mit der Stiftung von Nonnenklöstern noch länger aussetze, und er hat mir befohlen, durch Vermittlung der Doña Luise den Gesandten in Rom zu bestimmen, dass er vom Pater General, und wenn es ihm bei diesem nicht gelinge, vom Papste selbst die Erlaubnis erwirke, dem man in diesem Falle vorstellen sollte, wie diese Klöster Spiegel der Vollkommenheit für ganz Spanien seien. Er selbst, sagt er, werde das Bittgesuch aufsetzen.

Ich habe Ihnen schon berichtet, dass uns eine Stiftung angeboten wurde; ich bitte Sie, mir hierüber und über den Vorschlag des Doktor Velásquez ihre Ansicht mitzuteilen. Mit dem mir zugesandten Billette haben Sie mir großen Trost bereitet. Gott vergelte es Ihnen! Übrigens war das, was Sie mir sagten, schon tief in meinem Herzen eingewurzelt. Aber warum berichten Sie mir denn gar nichts über Pater Balthasar? Entrichten Sie allen meine Empfehlungen!

Wenn Pater Johannes von Jesu sagt, es sei mein Wille, dass unsere Brüder barfuß gehen, so kommt mir dies sonderbar vor; denn gerade ich habe es dem Pater Anton immer untersagt. Da hätte er sich doch gewaltig geirrt, wenn er dies im entgegengesetzten Sinn verstanden hätte. Mein Verlangen ging dahin, es möchten tüchtige Männer in unseren Orden eintreten, die nicht durch allzugroße Strenge abgeschreckt würden. Was aber bezüglich der Kleidung neu eingeführt wurde, war notwendig, damit sich unsere Brüder von denen der milderen Observanz unterscheiden. Es könnte sein, dass ich einmal gesagt hätte, die Brüder würden mit Sandalen ebenso Frost leiden als ohne sie. Was ich aber in dieser Beziehung sicher sagte, besteht darin, dass es sich für unbeschuhte Brüder keineswegs schicke, sich stattlicher Maultiere zu bedienen. Dies dürfe nie gestattet werden, außer bei einer weiten Reise und im Falle einer großen Not; denn das eine passe nicht zum anderen. Es waren nämlich einige junge Brüder auf Maultieren hier angekommen, die nur eine kurze Strecke Weges zu machen hatten und wohl auch zu Fuß hätten gehen können. Ich behaupte immer wieder, dass es unpassend ist, wenn solch junge, unbeschuhte Brüder sich gut gesattelter Maultiere bedienen. Das andere aber ist mir gar nicht in den Sinn gekommen; denn unsere Brüder sind barfüßig genug, wenn sie auch Sandalen tragen. Machen Euere Hochwürden diese Brüder aufmerksam, sie sollen sich nur an das Gewöhnliche halten und schreiben Sie darüber an unseren Vater!

Was ich diesem besonders ans Herz legte, war dieses, dass er dafür sorgen möchte, den Brüdern reichliche Nahrung zukommen zu lassen. Ich denke immer daran, was Euere Hochwürden mir hierüber gesagt haben, und es macht mir dies oft großen Kummer. Erst gestern oder heute, bevor mir Ihr Brief zu Gesichte kam, fiel mir dieser Gedanke recht schwer. Denn es schien mir, dass die Reform bei einer solchen Lebensweise der Brüder in kurzer Zeit wieder in sich zusammenfallen würde. Um mich zu trösten, nahm ich meine Zuflucht zu Gott; denn er, der die Reform in die Wege geleitet hat, wird auch alles ordnen. Und so freute ich mich, zu sehen, dass Euere Hochwürden ganz derselben Ansicht sind.

Die andere Angelegenheit, die ich unserem Vater dringend ans Herz gelegt habe, betrifft die Handarbeiten, wenigstens während der Rekreationszeit, wenn man keine andere Zeit dazu findet. Mögen nun diese im Korbflechten oder in etwas anderem bestehen, so sind sie, wenn man nicht den Studien obliegt, etwas sehr Wichtiges. Sie müssen mich recht verstehen, mein Vater. Ich dringe auf alles, was die Tugend fördert, aber nicht auf körperliche Strengheiten, wie Sie dies in allen unseren Klöstern sehen können. Es mag dies daher kommen, weil ich selber so wenig bußfertig bin. Ich lobpreise den Herrn von ganzem Herzen, dass er Ihnen soviel Licht in so wichtigen Sachen verleiht. Es ist etwas Großes, in allen Dingen seine Ehre und Verherrlichung im Auge zu behalten. Möge uns Seine Majestät für ihre Verherrlichung tausendfachen Todes sterben lassen! Amen, Amen.

Heute ist Mittwoch, der 12. Dezember.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Sie erweisen mir durch Übersendung der Briefe, die Ihnen unser Vater schreibt, eine große Liebe; denn in den Briefen an mich fasst er sich immer sehr kurz; aber ich verdenke ihm das nicht, sondern bitte ihn sogar, so zu handeln. Ich lobpreise unseren Herrn, so oft ich seine Briefe lese, und auch Sie sind verpflichtet, ihn mit mir zu preisen; denn Sie waren ja der eigentliche Urheber jenes Werkes zu Paterna. Unterlassen Sie nicht, sich mit dem Archidiakon über jenes Werk zu besprechen. Wir haben auch den Dekan und andere Kanoniker auf unserer Seite; denn allmählich gewinne ich auch andere Freunde.

153. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 13. Dezember 1576

Einige Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Bis man mir nicht mitteilt, dass das Fieber Sie verlassen hat, werde ich immer in Sorgen um Sie sein. Sehen Sie, ob nicht Bleichsucht Ursache dieses Fiebers ist, wie es bei Personen vorkommt, die an Blutarmut leiden. Ich habe, obgleich ich dieser Gefahr selten ausgesetzt war, dennoch durch Fieber vieles ausgestanden. Mein Heilmittel bestand in Räucherungen von angezündetem Saufenchel, Koriander, Eierschalen mit etwas Öl, ein wenig Rosmarin und ein bißchen Lavendel, indem ich, im Bette liegend, diesen Rauch einatmete. Dieses hat mich, ich versichere Sie, wieder hergestellt. Es sei dieses nur für Sie allein gesagt; indessen halte ich es für gut, dass Sie es einmal probieren. Fast acht Monate wurde ich einmal vom Fieber gequält, und auf dieses Mittel hin hat es mich verlassen.

Ich kann Gott nicht genug dafür danken, dass Blasius in der Nacht anwesend war, als die »gute Alte« starb. Möge unser Herr diese Seele zu sich genommen haben, wie wir hier darum zu ihm gefleht haben! Es ist wohl nicht nötig, ihre Schwester und ihre Nichte zu trösten. Entrichten Sie diesen meine Empfehlungen! Sie haben Ursache, sich zu freuen, dass sie zum Genusse Gottes gelangt ist. Aber Beatrix handelt nicht recht mit ihrem Verlangen; sie soll sich in acht nehmen, dass sie durch ihr törichtes Benehmen sich nicht versündige. Sie haben mir eine große Liebe erwiesen, dass Sie mir über diesen Vorfall alles so ausführlich schrieben, und es hat mich sehr gefreut, dass die Schwestern eine so gute Erbschaft machten.

Es scheint, dass Sie der Teufel noch nie so in Kleinmut versetzt hat wie mich, als ich in Sevilla mich aufhielt. Jetzt sehe ich deutlich, dass er es war; denn hier ist mein früherer Mut wieder zurückgekehrt. Ist es wirklich wahr, was der Prior de las Cuevas an Pater Mariano schreibt, dass Sie durch ein Röhrchen gleich der Größe eines Strohhalms Wasser erhalten? Ich sehe nicht ein, wie dieses geht, allein es würde mich sehr freuen. Er nimmt sich in der Tat dieser Sache so an, als beträfe sie ihn selbst. Gepriesen sei der Herr, dass dieser Prior uns gegenüber so liebevoll ist! Hier lege ich einen Brief für ihn bei. Tausend Grüße an alle Schwestern, insbesondere an meine Gabriela, deren Briefe mir große Freude machen. Teilen Sie mir mit, ob sie das Amt einer Windnerin gut verwaltet, und vergessen Sie nie, mich der Delgada zu empfehlen. Schreiben Sie mir auch, ob der gute Pater Bartholomäus de Aguilar gesund ist. Ich begreife nicht, wie Sie noch krank sein können, da Sie doch unseren Vater bei sich haben. Es ist wirklich wahr, Gott verleiht uns jeden Tag Gnaden, die wir nicht zu benützen wissen.

Das Land, in dem mein Bruder sich aufhält, heißt Peru. Ich glaube aber, dass er jetzt noch weiter entfernt ist. Laurentius wird es mir schreiben. In jedem Fall hat er noch keinen bestimmten Wohnsitz, um sich mit unserer Angelegenheit beschäftigen zu können; denn er ist noch nicht verheiratet und befindet sich, wie man sagt, heute da, morgen dort. Ich habe meinem Bruder Laurentius Ihren Brief übersendet. Man könnte dem Augustin mitteilen, in welchem Lande sich jener Mann befindet, von dem Sie reden, und vielleicht würde er jemand wissen, durch den die Sache besorgt werden könnte. Erkundigen Sie sich darüber und schreiben Sie mir!

Es wäre gut, wenn von der Aussteuer der Beatrix das Haus bezahlt werden würde. Denn sie war, wie ich glaube, die Ursache, dass wir es bezogen haben. Sagen Sie der Gabriela, sie möge mir immer berichten, wie es den Schwestern in Paterna ergeht, damit nicht Sie diese Mühe haben. Man darf sich nicht wundern, dass diese Schwestern noch nicht vollkommen in Ruhe sind. Fragen Sie meinen Vater, ob es nicht gut wäre, wenn Margaretha nach Paterna gesandt würde. Diese hätte sicher Mut genug, um dorthin zu gehen. Und ich glaube auch, dass sie Profeß machen könnte, obwohl ich mich jetzt nicht erinnere, wann sie eingekleidet wurde. Denn diese beiden Schwestern scheinen mir ganz vereinsamt zu sein, und falls eine von ihnen krank werden würde, so wäre das eine schlimme Sache. In Sevilla wird es an Laienschwestern nicht fehlen. Gott sei mit Ihnen! Amen.

Heute ist das Fest der heiligen Lucia.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Aus beiliegendem Briefe des Arztes werden Sie sehen, wie es der Priorin von Malagón ergeht. Lesen Sie auch die zwei anderen Briefe! Damit Sie nicht selber tun, was ich der (Elisabeth) vom heiligen Franziskus auftrage, schicke ich den Brief an sie unverschlossen. Siegeln Sie die beiden Briefe. Wenn Ihnen Pater Prior die für mich bestimmten Kupferstiche gibt, so behalten Sie mir ja keinen davon zurück! Er wird Ihnen schon selbst so viele geben, als sie wünschen!

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph, Karmelitin.

154. Brief - An einen Wohltäter in Toledo

Toledo, am 16. Dezember 1576

Sendung einer Statue des heiligen Joseph und der allerseligsten Jungfrau nach Caravaca.

Jesus sei mit Ihnen und vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir auf so mannigfaltige Weise bereiten!

Ihr Schreiben enthält wirklich Dinge, die ich nie gehört habe und die mir gar nie in den Sinn gekommen sind. Gott sei gepriesen für alles! Was die Entschuldigung betrifft, dass Sie es in der Beichte bekennen müssten, wenn Sie mich besuchen würden, so scheint mir dies mehr Ängstlichkeit als Tugend zu sein. In dieser Beziehung bin ich mit Ihnen gar nicht zufrieden; aber irgendeinen Fehler müssen Sie begangen haben, da auch Sie ein Sohn Adams sind.

Es hat mich außerordentlich gefreut, dass die Statue meines heiligen Vaters Joseph so bald angekommen ist und dass Sie eine so große Verehrung zu diesem Heiligen tragen. Sie wird unseren Schwestern in Caravaca große Freude bereiten, da sie so vereinsamt sind und niemand haben, der sie trösten könnte. Übrigens bin ich der Überzeugung, dass ihnen der wahre Trost in ihrem Innern nicht fehlt. Haben Sie um der Liebe willen die Güte, das Maß von der Länge und Breite der Statue nehmen zu lassen. Es sollte dies aber gleich geschehen, damit morgen die Kiste gefertigt wird, da es am Dienstag wegen des Festes nicht geschehen kann und am Mittwoch in der Früh die Botenwagen abgehen.

Es ist für mich kein geringes Opfer, wenn ich die Statue unserer Lieben Frau so schnell abgebe; denn ich fühle mich ohne sie recht einsam. Sie müssen mir darum um der Liebe willen Ersatz bieten, indem Sie mir jene senden, die Sie mir für Weihnachten versprochen haben. Um das gewünschte Weihnachtsgeschenk werden wir unseren Herrn für Sie und die dortigen Herrschaften von Herzen gerne bitten. Entrichten Sie ihnen meinen Handkuss und bleiben Sie mit Gott!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Die drei Stifterinnen machen am Neujahrstage Profeß; der Besitz dieser Statuen wird für das Kloster ein Trost sein.

155. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 27. Dezember 1576

Einige Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla und andere unwesentliche Dinge.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Es ist gleich zwei Uhr, will sagen zwei Uhr nach Mitternacht, und darum kann ich nicht mehr viel schreiben. Aus diesem Grunde habe ich auch an den guten Nikolaus nicht geschrieben; wünschen Sie ihm in meinem Namen ein gutes neues Jahr! Heute war die Frau seines Vetters hier. Dieser bleibt seinem guten Vorsatz, ein Kloster zu stiften, treu; er wartet aber mit dessen Ausführung, bis die Angelegenheit am Hofe entschieden ist. Weil Pater Mariano noch nicht hierher gekommen ist, bleibt die Sache einstweilen auf sich beruhen.

Es hat mich gefreut, dass Sie eine so treffliche Nonne aufgenommen haben. Empfehlen Sie mich ihr und allen Schwestern bestens! Die Briefe meines Bruders, die Sie mir geschickt, haben mir gleichfalls großen Trost bereitet. Allein das betrübt mich, dass Sie mir nichts über Ihre Gesundheit mitteilen. Gott verleihe sie Ihnen, wie ich es wünsche! Der Herr erweist uns eine sehr große Gnade, dass er unseren Vater gesund erhält; er sei immerdar dafür gepriesen!

Der Maultiertreiber hat mir Ihre Briefe für Malagón überbracht; ich weiß nicht, ob er auch das Geld mitgenommen hat. Es wäre sehr töricht, wenn Sie jenes, das mein Bruder Ihnen geschickt hat, nicht angenommen hätten; ich wünschte nur, es wäre mehr gewesen. Es wäre gut, wenn Sie mir die Zuckerpillen senden würden, von denen Sie sagen, dass sie sehr gesund seien. Ich sehne mich sehr darnach, da ich sie zu einem gewissen Zwecke nötig habe.

Obgleich ich in den verflossenen Tagen vor Weihnachten etwas leidend, von Arbeiten überhäuft und sehr ermüdet war, so befinde ich mich doch jetzt wohl. Indessen habe ich doch die Adventfasten nicht gebrochen. Entrichten Sie an alle, bei denen Sie es für gut finden, besonders an Pater Anton von Jesu meine Empfehlungen! Hat letzterer etwa ein Gelübde gemacht, mir nicht zu antworten?

Auch dem Pater Gregor empfehle ich mich. Ich freue mich sehr, dass Sie das nötige Geld haben, um für dieses Jahr alles bezahlen zu können. Für das übrige wird Gott sorgen. Seine Majestät erhalte Sie! Ich wünschte schon wieder einen Brief von Ihnen.

Heute ist das Fest des heiligen Johannes, des Evangelisten.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

156. Brief - An die Mutter Brianda vom heiligen Joseph, Priorin in Malagón

Toledo, Ende Dezember 1576

Aufnahme und Profeß einiger Nonnen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und verleihe Ihnen für die bevorstehenden Festtage seine Liebe im vollsten Maße, damit Sie Ihr Leiden nicht so schwer empfinden mögen!

Gott sei gepriesen! Ach, wie viele wird es geben, die diese Tage in bester Gesundheit, in Freude und Genüssen zubringen, denen sie aber schlecht bekommen werden an jenem Tage, an dem sie vor Gott Rechenschaft geben müssen! Wegen dieser Rechenschaft dürfen Euere Ehrwürden jetzt ganz beruhigt sein; denn auf Ihrem Krankenbette können Sie sich von Tag zu Tag eine größere Glorie erwerben. Es ist schon sehr viel, dass Ihr Befinden bei dieser schlechten Witterung nicht schlimmer wurde. Über Ihre Schwäche dürfen Euere Ehrwürden sich nicht wundern, da Ihre Krankheit schon so lange dauert. Der Husten mag wohl von einer Erkältung herkommen. Auf den bloßen Bericht hin und ohne dass man weiß, woher das Übel kommt, kann man Ihnen unmöglich von hier aus ein Heilmittel angeben. Dies vermögen die dortigen Ärzte weit besser.

Für jetzt wünschte ich nicht, dass Sie eine Nonne aufnehmen. Angesichts der Not, in der Sie sich befinden, habe ich wohl gesagt, dass es gut wäre, wenn Sie eine von Medina aufnehmen würden, die, wie man mir versichert, sehr tüchtig ist. Da Sie aber sagen, mit den hundert Dukaten sei Ihnen geholfen, so ist es besser, keine aufzunehmen, bis Sie ein eigenes Haus haben.

Ich bin darüber erstaunt, dass man Ihnen zumutet, bei einer solchen Witterung das Bett zu verlassen. Tun Sie dies doch um der Liebe willen ja nicht; das wäre Ihr Tod. Denn diese Witterung ist schon für Gesunde und kräftige Naturen beschwerlich… Meine Empfehlungen an N…; sagen Sie ihm in meinem Namen, dass die Schwester Casilda sehr bestürmt wird, auf ihr Vermögen zu verzichten. Don Petrus hat mir davon Nachricht gegeben. Mein Beichtvater, Doktor Velásquez, sagt mir, man könne Casildas Willensbestimmung nicht umstoßen. Ich habe schließlich diese Angelegenheit dem Gewissen des Don Petrus überlassen und weiß nun nicht, wie die Sache enden wird. Man will ihr nur fünfhundert Dukaten geben und die Kosten für den Schleier übernehmen; da sehen Sie, welch erbärmliche Kosten man noch in Betracht zieht! Aber auch die fünfhundert Dukaten will man ihr jetzt noch nicht geben. Wahrhaftig, dieser Engel hat der Mutter [in zeitlicher Hinsicht] wenig zu verdanken. Wegen des großen Kummers, den dieses Kind hat, wünschte ich diese Angelegenheit nunmehr beendigt zu sehen. Darum werde ich an sie schreiben und sie bitten, sich nichts daraus zu machen, wenn man ihr auch gar nichts gibt.

Beatrix schreibt mir, dass sie gesund sei und wenig Beschwerden fühle. Es genügt, dass sie weiß, was Sie wünschen; ist sie auch krank, so glaubt sie doch, dass sie sich wohl fühle. So etwas habe ich nie gesehen. Der Lizentiat sagt… Ich bin gesund und der Herr gebe, dass auch Sie, meine Tochter, recht bald wieder gesund werden! Amen.

Die Ausstattung der Beatrix war sehr unbedeutend, wie ich aus dem Verzeichnis ersehe, das man mir geschickt hat. Ich habe gesagt, man sollte doch wenigstens die wollenen Decken, zwei Bettücher und einige Vorhangtücher für das Bett an Anton Ruiz nachschicken. Ich glaube aber, dass der Transport mehr kosten wird, als das Ganze wert ist. Wenn es Euere Ehrwürden wünschen, so werde ich es hier bezahlen. Ihre Schwester ließ mich um die Matratzen und andere Kleinigkeiten bitten…

157. Brief - An Don Antonius de Soria

Toledo, Ende Dezember 1576

Übersendung eines Bettes und anderer Geräte!

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Amen.

Die hundert Realen und alles andere habe ich durch den Überbringer dieses Briefes erhalten. Unser Herr wolle den Übersender [dieses Almosens] noch viele Jahre erhalten und ihm Gesundheit schenken, wie ich ihn darum bitte!

Das Bett bringt der Bote mit. Ist Herr Sotomayor dort, so bitte ich Sie, ihm zu sagen, er möge nachsehen lassen, ob daran durch den Transport nichts verdorben sei. Ich war selber bei der Verpackung und habe, wie es billig ist, die größte Sorgfalt darauf verwendet. Leider sind wir hier so schlecht bestellt, dass ich nicht alles auftreiben konnte, was Sie wünschen. Man hat, wie dieser Mann selbst Ihnen sagen wird, sehr sorgfältig nachgefragt und nur diese drei Stücke auffinden können; gebe Gott, dass wir Ihrem Wunsch entsprochen haben! Denn wir konnten über einen Teil Ihres Briefes nicht klar werden, da, wo Sie davon sprechen, wie diese Stoffe beschaffen sein sollen. Den bessern davon nennen wir hier »Yerba«, der andere ist nicht viel wert. Ich habe darüber nachgedacht, was wir wohl schicken könnten, das man dort nicht auch bekommen würde, habe aber nichts gefunden, womit Ihnen gedient wäre. Es hätte mir dies große Freude gemacht, sowie es mich immer freuen wird, wenn Sie mir andeuten, worin ich Ihnen einen Dienst erweisen kann, ohne dass Don Franziskus etwas davon erfährt. Unser Herr halte Sie immer an seiner Hand und mache Sie ganz zu seinem Eigentum!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Es folgen hier sieben Stücke, zwei von grünem Damast und fünf von Goldgewebe.

Anschrift: An den erlauchten Herrn A. de Soria, meinen Gebieter.

158. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Toledo, Ende Dezember 1576

Die Mitgift der Casilda de Padilla, verschiedene Ratschläge. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

…Es würde mich freuen, wenn Casilda ihr Majorat an ihre Mutter abtreten würde, wie sie es mit allem übrigen gemacht hat. Aber geben Sie wohl auf die Art und Weise acht, wie Sie sich mit ihr über das, was ich Ihnen sage, besprechen; sie wird darüber mit ihrer Mutter reden, und dem für Don Petrus hier beiliegenden Briefe zufolge wird man übel aufnehmen, was ich Ihnen schreibe. Sie können ihr jedoch mitteilen, dass ich das Ganze dem Gewissen des Don Petrus überlassen habe; ohnedies würde ich mich nicht einmischen, und das ist reine Wahrheit. Sehen Sie jetzt, was wirklich merkwürdig ist!

Nach Doktor Velásquez dürfte Don Petrus es nicht auf sein Gewissen nehmen, und sonderbar, es fehlt ihm nicht an Beratern, die ihm sagen, er könne es. Es ist so arg, dass die Jesuiten sein Vorgehen gebilligt haben; sie sind beleidigt darüber, dass sie scheinbar des Vorteils wegen sich hätten bestimmen lassen. Don Petrus ist, wie Sie sehen, mehr auf meinen Ruf bedacht als Sie, da Sie diese Angelegenheit auf mich abwälzen. Möge Ihnen Gott verzeihen, Sie in meiner Liebe erhalten und Ihnen ein glückliches neues Jahr schenken!

Ich fürchte immer, Sie werden schließlich die gnädige Doña Maria beleidigt haben. Deshalb soll sie diese Meinung von Euerer Ehrwürden haben. Wir sind alle gesund. Ich habe an den Pater Provinzial den Brief geschickt, in dem Euere Ehrwürden mitteilen, dass Doña Maria jetzt den Verzicht zugunsten des Klosters gemacht haben will. Ich weiß nicht, was ich über diese Welt sagen soll; denn sobald man sich vom Vorteil leiten lässt, ist keine Heiligkeit mehr vorhanden; deshalb habe ich einen Ekel vor allen irdischen Gütern. Ich begreife nicht, wie Sie sich bei diesen Schwierigkeiten eines Theatiners bedienen; nach der Meinung der Doña Katharina wäre dieser Mercado einer von ihnen. Sie wissen aber wohl, welches Interesse er und seine Mitbrüder daran haben. Pater Prádanos hat mir eine sehr große Freude bereitet. Dieser Mann besitzt meiner Ansicht nach einen hohen Grad der Vollkommenheit. Möge Gott auch uns diese Vollkommenheit schenken und Ihnen das Geld!

Ich empfehle mich allen Schwestern und der Casilda. Beeilen Sie sich, diese letztere die Ordensgelübde ablegen zu lassen, und halten Sie dieselbe nicht länger zurück; es hieße sie töten. Ich werde Ihren Brief an Pater Provinzial senden. Ich dachte mir wohl, dass Doña Maria auf Briefe von Don Petrus betreffs ihrer Angelegenheit wartete. Aber welchen Kummer verursachen Sie mir! Glauben Sie, dass ich von all dem mit dieser Dame gesprochen habe? Offenbar nicht; wenn ich ja sagen würde, würde ich darüber Skrupel bekommen. Wie dem auch sei, Sie haben einen Obern; meiner Meinung nach ist es besser, nichts zu bewilligen ohne seinen Rat. Sie wollen also auf das gar nichts geben, was ich Ihnen bezeichnet habe, außer wenn es sich darum handelt, Sie aufzuklären, welcher Entschluss der beste sei. Es tut mir leid, Sie damit noch mehr zu überlasten, nachdem Sie schon soviel Arbeit haben. Schreiben Sie alles, was vorgeht, an den Pater Magister; Sie können mir durch den Dominikanerpater Arellano mitteilen, ob Casilda in Frieden lebt; die gnädige Doña Maria wird ihn kommen lassen…

159. Brief - An Don Didakus de Guzmán y Cepeda, ihren Neffen

Toledo, Ende Dezember 1576

Trost über den jüngst erfolgten Tod seiner Gattin.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und verleihe Ihnen den Trost, der Ihnen notwendig ist bei dem Verluste, der uns jetzt so groß vorkommt! Allein der Herr, der dies getan und uns mehr liebt, als wir uns selbst lieben, wird einst einen Tag herbeiführen, an dem wir einsehen werden, dass dies das beste gewesen ist für meine Base und für uns alle, die wir sie lieb hatten; denn er nimmt die Seinigen immer dann von der Erde hinweg, wenn sie am besten vorbereitet sind.

Denken Sie sich das Leben nicht als ein langdauerndes, da alles, was so schnell ein Ende nimmt, nur kurze Zeit währt. Denken Sie vielmehr, dass die Zeit, die Sie jetzt allein auf dieser Erde zubringen müssen, nur ein Augenblick ist, und legen Sie alles in Gottes Hände! Seine Majestät wird gewiss das anordnen, was Ihnen zum Heile am förderlichsten ist. Ein überaus großer Trost ist es für uns, dass meine Base eines Todes gestorben ist, der uns die beste Zuversicht gibt, sie werde fortan für immer leben. Seien Sie überzeugt, dass sie jetzt, nachdem der Herr sie hinweggenommen hat, vor dem Angesichte Gottes Ihnen und Ihren Töchtern weit mehr helfen wird, als da sie noch auf Erden war. Möge Seine Majestät unsere flehentlichen Gebete, die wir für sie verrichten, erhören und Ihnen vollkommene Gleichförmigkeit Ihres Willens mit den göttlichen Anordnungen sowie auch das nötige Licht gewähren, um die kurze Dauer der Freuden und Leiden dieses vergänglichen Lebens einzusehen!

Ich schicke Ihnen hier zwei Melonen, wie ich sie gerade bekommen habe; sie sind nicht so gut, als ich es wünschte.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

160. Brief - An Don Didakus de Guzmán y Cepeda

Toledo, Ende Dezember 1576

Verschiedene Empfehlungen. Trost über den Tod einer seiner Töchter.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Den beiliegenden Brief hat mir der Herr Ahumada geschrieben; ich sende Ihnen diesen, damit Sie sehen, um was er Sie bittet. Versäumen Sie nicht, rechtzeitig seiner Bitte zu entsprechen; und weil Sie es bei Ihrer gegenwärtigen Trauer leicht vergessen könnten, so beauftragen Sie sogleich Doña Magdalena, sie möge Sie daran erinnern. Es wäre eine verdrießliche Sache, wenn man das Haus mieten würde, ohne es notwendig zu haben, oder wenn man es zu mieten unterließe, da man es braucht. Entrichten Sie der Doña Magdalena viele Empfehlungen von mir und sagen Sie ihr, sie möchte mir über ihr Befinden Nachricht geben.

Es scheint, unser Herr habe dieses Engelchen mit seiner Mutter in den Himmel führen wollen. Er sei gepriesen für alles! Die Kleine war ja, wie man mir sagte, ohnehin nicht recht gesund. Da erwies Gott uns allen eine große Gnade und besonders Ihnen, da Sie jetzt dort oben so viele Seelen haben, die Ihnen behilflich sind, die Leiden dieses Lebens ertragen zu können. Seine Majestät wolle Doña Katharina beschützen und Sie immer an ihrer Hand halten! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

161. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 2. Januar 1577

Familien und geistliche Angelegenheiten dieses Edelmannes.

Jesus sei mit Ihnen!

Serna drängt mich so sehr, dass ich nicht weitläufig sein möchte. Aber wenn ich an Sie zu schreiben beginne, weiß ich kein Ende mehr zu finden. Weil jedoch Serna nicht wiederkommt, habe ich die nötige Zeit.

Wenn ich an Sie einen Brief sende, so lesen Sie ihn dem Don Franz, nicht vor. Ich fürchte nämlich, er sei etwas melancholisch, und da ist es schon viel, wenn er sich mir gegenüber so offen ausspricht. Vielleicht sendet ihm Gott diese Skrupel, um ihn vor anderen Dingen zu bewahren. Damit er aber geheilt wird, ist es gut, dass er mir Vertrauen schenkt.

Es ist gewiss, dass ich Ihnen die Schrift nicht zugesendet habe; leider aber unterließ ich es, Ihnen dies mitzuteilen. Ich gab sie einer Schwester zum Abschreiben, und diese hat sie nicht mehr finden können. Sie müssen also warten, bis ich von Sevilla eine andere Abschrift erhalte, und diese werde ich Ihnen dann zusenden. Ich denke mir, dass Sie schon einen Brief erhalten haben, den ich über Madrid an Sie sandte. Für den Fall jedoch, dass er verlorengegangen sein sollte, will ich hier wiederholen, was ich darin bemerkt hatte, wenn es mir auch sehr widerstrebt, mich in diese Angelegenheit zu mischen.

Fürs erste habe ich Sie erinnert, nachzusehen, wie das Haus des Ferdinand Alvarez de Peralta, das Sie gemietet haben, aussieht; denn ich meine, gehört zu haben, dass ein Zimmer dem Einsturze nahe sei; sehen Sie also genau nach!

Fürs zweite habe ich Sie gebeten, mir das kleine Kästchen und alle meine anderen Schriften zu übersenden, die sich in den Paketen befinden; sie waren nämlich, wie ich meine, in einem Sack beisammen. Schicken Sie mir also diesen Sack gut verpackt zu! Wenn Doña Quiteria das für mich bestimmte Pater durch Serna schicken will, so könnte man es auch in diesem Sack verpacken. Schicken Sie mir auch mein Siegel; denn es widerstrebt mir, immer mit diesem Zeichen des Totenkopfes zu siegeln, ich möchte mit dem Namenszeichen des Herrn siegeln, dessen Bild ich meinem Herzen eingegraben wünsche, wie es dem Herzen des heiligen Ignatius eingeprägt war. Niemand außer Ihnen darf das Kästchen öffnen; denn es befindet sich in ihm, wie ich meine, jene Schrift über das Gebet. Aber auch Sie dürfen mit niemand davon reden, wenn Sie etwas darin lesen. Bedenken Sie wohl, dass ich dazu keine Erlaubnis gebe und dass sich dies überhaupt nicht schickt. Wenn Sie auch meinen, es diene dies zur Verherrlichung Gottes, so könnte es doch andere nachteilige Folgen haben, um derentwillen es unstatthaft wäre. Kurz, wenn ich erfahren müsste, dass Sie davon mit anderen reden, so würde ich mich in Zukunft hüten, Sie etwas lesen zu lassen.

Der Nuntius hat mich beauftragt, ihm eine Abschrift der Vollmachtsbriefe zu senden, kraft derer unsere Klöster gestiftet wurden. Auch sollte ich die Zahl dieser Klöster angeben und den Ort, wo sie bestehen, ferner die Zahl der Nonnen, den Ort ihrer Geburt, ihr Alter und endlich jene bezeichnen, die sich nach meiner Ansicht als Priorinnen eigneten. Die diesbezüglichen Schriften sind entweder in jenem Kästchen oder in dem Sacke; ich weiß es nicht genau. Kurz, ich habe alles nötig, was von meinen Schriften in Ávila aufbewahrt wird. Man sagt, der Nuntius verlange diese Auskunft, weil er die Unbeschuhten in eine gesonderte Provinz vereinigen wolle. Ich fürchte jedoch, er wolle diese Nonnen zur Reformierung anderer Klöster verwenden, wovon schon früher einmal die Rede war. Dies aber wäre nicht gut für uns und könnte höchstens nur für die Klöster unseres Ordens zugegeben werden. Sagen Sie dies der Subpriorin und teilen Sie ihr mit, mir die Namen der Nonnen ihres Klosters mit Angabe des Jahres ihrer Geburt und ihrer Profeß zu übersenden. Dieses alles soll sie in ein kleines QuartHeft gut leserlich zusammenschreiben und mit ihrer Unterschrift bestätigen. Doch es fällt mir eben ein, dass ich selbst noch Priorin von Ávila bin und in eigener Person das Heft unterzeichnen kann. Darum ist ihre Unterschrift nicht notwendig; sie soll mir nur das übrige senden, wenn es auch von ihrer Hand geschrieben ist, ich werde es dann abschreiben. Es ist nicht notwendig, dass die Nonnen davon Kenntnis erhalten. Ich lege Ihnen sehr ans Herz, für diese Sendung Sorge zu tragen, damit die Schriften nicht naß werden. Schicken Sie auch den Schlüssel!

Das Buch, in dem behandelt wird, was ich Ihnen sagte, ist jenes, worin ich das »Vaterunser« erklärte. Dort werden Sie vieles über die Gebetsweise finden, die Sie üben, wenn es auch nicht so ausführlich wie in dem anderen beschrieben ist. Es steht dies, wie ich glaube, in der Bitte: »Zukomme uns dein Reich.« Lesen Sie dieses Buch wiederholt, wenigstens die Erklärung des »Vaterunser«; vielleicht finden Sie etwas, was Ihnen zusagt.

Um es nicht zu vergessen, muss ich Sie fragen: Wie können Sie denn etwas geloben, ohne es mir zu sagen? Das wäre ein schöner Gehorsam! Mich hat dies verdrossen, wenn mir auch Ihre Entschlossenheit Freude machte. Ihr Gelübde scheint mir nämlich ein gefährliches Wagnis zu sein. Beraten Sie sich einmal mit andern darüber; denn eine Sache, die an und für sich eine lässliche Sünde ist, könnte infolge des Gelübdes eine Todsünde werden. Ich werde auch meinen Beichtvater darüber befragen, der ein sehr gelehrter Theologe ist. In jedem Falle scheint mir Ihr Gelübde sehr ungeschickt zu sein. Das Gelübde, das ich abgelegt habe, ist mit Vorbehalt gemacht worden. Ich würde es nicht wagen, ein solches Gelübde wie Sie zu machen, da ich weiß, dass selbst die Apostel lässliche Sünden begingen. Nur unsere Liebe Frau hat nie eine, wenn auch nur lässliche Sünde begangen. Ich will gerne glauben, Gott habe Ihre gute Absicht wohlgefällig aufgenommen; allein es scheint mir geraten zu sein, dass Sie Ihr Gelübde recht bald in eine andere Verpflichtung umwandeln lassen. Wenn man diese Umwandlung durch eine Bulle erlangen kann, so tun Sie es recht bald! Das gegenwärtige Jubiläum wäre gerade eine gute Gelegenheit dazu. Gott bewahre uns davor, dass wir uns durch ein Gelübde zur Meidung lässlicher Sünden verpflichten, die so leicht und fast, ohne dass man sie beachtet, begangen werden können, und die Gott auch nicht höher anrechnet, da er unsere [hinfällige] Natur gar wohl kennt. Nach meiner Ansicht muss hier baldigst Abhilfe geschaffen werden, und ich ermahne Sie, niemals mehr ein derartiges Gelübde abzulegen, da es [sehr] gefährlich ist. Ich glaube auch, dass es sehr angezeigt wäre, wenn Sie sich von Zeit zu Zeit mit Ihren Beichtvätern über Ihre Gebetsweise besprechen würden. Diese sind in Ihrer Nähe, können über jede Schwierigkeit bessere Auskunft erteilen, und Sie verlieren dabei nichts.

Ihre Beunruhigung über den Erwerb des Landgutes Serna kommt vom bösen Feind. Er will Sie daran hindern, dass Sie Gott Dank sagen für die große Gnade, die er Ihnen dadurch erwiesen hat. Sehen Sie doch endlich einmal ein, dass dies in vieler Hinsicht das beste für Sie war. Dadurch haben Sie Ihren Kindern ein Gut erworben, das allen anderen Gütern vorzuziehen ist, nämlich Ansehen und Ehre. Jeder, der davon hört, hält es für ein großes Glück. Meinen Sie denn, das Eintreiben der Zinsen gehe ohne Mühe vor sich? Da muss man immer mit richterlichem Zwang drohen. Halten Sie diese Beunruhigung für eine Versuchung und geben Sie ihr kein Gehör mehr, sondern preisen Sie Gott für die Ihnen erwiesene Gnade! Glauben Sie ja nicht, dass Sie mehr dem Gebete obliegen würden, wenn Sie viel Zeit hätten. Sehen Sie diesen Irrtum ein; denn bei guter Verwendung der Zeit - und das ist sicher der Fall, wenn Sie das für Ihre Kinder bestimmte Gut bewahren - leidet das Gebet keinen Schaden. Gar oft gibt Gott in einem Augenblick mehr, als wir uns nach langer Zeit erringen können. Seine Werke lassen sich durch die Zeit nicht messen.

Nehmen Sie sich gleich nach diesen Feiertagen Zeit, Ihre Urkunden einzusehen und sie in Ordnung zu bringen. Jede Zeit, die Sie dem Landgute Serna opfern, ist gut verwendet. Kommt der Sommer, so wird es Ihnen Vergnügen bereiten, dortselbst einige Tage verweilen zu können. Jakob war dennoch ein Heiliger, obgleich er die Aufsicht über seine Herden führte, ebenso Abraham und Joachim. Wollen wir Mühe und Arbeit fliehen, dann wird uns alles zur Last. So geht es auch mir, und darum will Gott, dass mir immer etwas in den Weg kommt, was meine Ruhe stört. Reden Sie über dieses alles mit Franz de Salcedo, der in Hinsicht auf diese zeitlichen Angelegenheiten mein Stellvertreter sein soll.

Es ist eine große Gnade von Gott, dass Ihnen gerade das zum Überdrusse wird, was anderen Vergnügen bereiten würde. Aber wegen dieses Überdrusses darf man nicht alles aufgeben; denn wir müssen Gott dienen, wie er es haben will, und nicht, wie wir es wollen. Was Sie nach meiner Ansicht noch aufgeben könnten, das ist die Voreingenommenheit für die Schafzucht im Verein mit A. Ruiz. Deshalb hatte ich eine gewisse Freude, als ich vernahm, dass Sie diesem Handelsgeschäfte ganz entsagt haben; denn dadurch muss man selbst in den Augen der Welt etwas an Ansehen verlieren. Ich meine, Sie dürften im Almosengeben etwas sparsamer sein. Gott hat Ihnen zwar soviel gegeben, dass sie davon leben und auch anderen mitteilen können, allein letzteres muss nicht in solchem Übermaße geschehen. Handelsgeschäfte nenne ich nicht die Bemühung, Ihr Landgut in Serna zu verbessern, was ja ganz lobenswert ist, sondern andere gewinnbringende Geschäfte. In all diesen Dingen sollen Sie, ich wiederhole es, dem Gutachten des Don Franz de Salcedo folgen, dann werden Sie von solchen besorgniserregenden Gedanken bewahrt bleiben. Empfehlen Sie mich diesem Freunde immer recht sehr sowie auch allen, bei denen Sie es für gut finden, besonders dem Petrus de Ahumada. Ich wünschte sehr, Zeit zu haben, um diesem schreiben zu können, damit ich auch von ihm wieder einen Brief erhielte; denn seine Briefe machen mir Freude.

Sagen Sie der Theresia, sie möge ja nicht fürchten, dass ich jemand so innig liebe wie sie. Die Bilder soll sie austeilen und einige davon auch ihren Brüdern geben. Jene aber, die ich für mich bestimmt habe, soll sie nicht weggeben. Ich habe ein [inniges] Verlangen, sie wiederzusehen. Was Sie über dieses Kind nach Sevilla berichteten, hat mich zur Andacht gestimmt. Man schickte mir nämlich Ihre Briefe von Sevilla zu, und ich und die Schwestern, die sie während der Rekreation lasen, hatten große Freude daran; denn wer meinem Bruder sein zuvorkommendes Wesen benehmen wollte, der müsste ihn ums Leben bringen. Da Sie sich an Heilige wenden, scheint Ihnen alles vollkommen. Ich halte in der Tat alle Nonnen unserer Klöster für wahre Heilige; sie beschämen mich in vielen Stücken.

Gestern hatten wir ein großes Fest, das der Verehrung des Namens Jesu galt. Gott vergelte Ihnen, was Sie uns übersandt haben! Ich weiß nicht, was ich Ihnen für die vielen Aufmerksamkeiten, die Sie mir erweisen, senden soll, wenn Sie nicht etwa diese von mir gedichteten Weihnachtslieder annehmen wollen. Mein Beichtvater hat mir aufgetragen, sie zur Erheiterung der Schwestern zu dichten. Ich habe die letzten Nächte mit dieser Arbeit zugebracht, weiß aber nicht, wie sie ausgefallen sind. Sie sind eben, wie sie sind, haben jedoch eine anmutige Melodie. Vielleicht könnte der kleine Franz sie singen. Sehen Sie, wie weit ich vorangeschritten bin! Bei all dem hat mir der Herr in diesen Tagen große Gnaden erwiesen.

Über die Gunstbezeigungen, die Ihnen der Herr beständig erweist, bin ich erstaunt. Er sei immerdar dafür gepriesen! Nun begreife ich, warum Sie sich die Andacht wünschen; es ist dies etwas Gutes. Nach einer Sache Verlangen tragen, ist etwas anderes, als um sie bitten. Seien Sie überzeugt: Das beste ist - und das tun Sie ja so -, dass Sie alles dem Willen Gottes anheimstellen und Ihre Angelegenheit in seine Hände legen. Er weiß, was uns heilsam ist. Seien Sie indessen stets bemüht, den Weg zu wandeln, den ich Ihnen vorgezeichnet habe, und bedenken Sie, dass daran mehr gelegen ist, als Sie verstehen.

Wenn Sie manchmal mit solchen göttlichen Antrieben erwachen, so werden Sie gut daran tun, wenn Sie sich eine Zeitlang im Bette aufsetzen. Sie müssen aber immer darauf sehen, dass Sie sich insoweit dem Schlafe hingeben, als es notwendig ist, um den Kopf nicht zu ermüden; denn sonst könnte es, ohne dass Sie es wahrnehmen, soweit kommen, dass Sie nicht mehr imstande sind, dem Gebete zu obliegen. Geben Sie auch acht, dass Sie sich nicht allzusehr der Kälte aussetzen, denn das wäre bei Ihrem häufigen Seitenstechen nicht geraten.

Ich begreife nicht, warum Sie noch nach Gefühlen der Furcht und des Schreckens Verlangen tragen, da Sie Gott auf dem Wege der Liebe führt. Dies war wohl anfangs notwendig. Sie müssen nicht glauben, dass jedesmal der Teufel es sei, der Sie im Gebete stört; manchmal ist es auch ein Werk der göttlichen Barmherzigkeit, dass es uns entzogen wird. Ich wage es zu behaupten, dass dies manchmal fast eine ebenso große Gnade ist, als wenn uns der Herr die Gabe eines erhabenen Gebetes gewähren würde. Ich habe dafür viele Gründe, die ich Ihnen aber jetzt aus Mangel an Zeit nicht auseinandersetzen kann. Das Gebet, das Gott Ihnen verleiht, steht unvergleichlich höher als das Betrachten über die Hölle. Deshalb werden Sie auch die letztgenannte Gebetsweise nicht üben können, selbst wenn Sie wollten, und ich möchte auch nicht, dass Sie es versuchten, weil dazu kein Grund vorhanden ist.

Einige Antworten der Schwestern brachten mich zum Lachen; andere aber sind vortrefflich und haben mir über die Sache Aufklärung verschafft; aber sie dürfen nicht glauben, dass ich es wisse. Ich habe Ihnen nur zufällig über das geschrieben, worüber ich noch mit Ihnen reden werde, wenn es Gottes Wille ist, dass ich mit Ihnen zusammenkomme.

Die Antwort des guten Franz de Salcedo gefällt mir sehr; seine Demut ist außerordentlich. Denn Gott führt ihn derart auf dem Wege der Furcht, dass er es vielleicht nicht billigen kann, wenn wir in dieser Weise über solche Gegenstände sprechen. Wir müssen uns dem anbequemen, was wir in den Seelen vorfinden. Ich versichere Sie, er ist ein Heiliger; allein Gott führt ihn nicht auf demselben Weg wie Sie. Ihn behandelt Gott wie eine starke Seele, uns aber wie schwächliche [Kinder]. Seine Antwort ist seinem Charakter ganz entsprechend.

Eben habe ich Ihren Brief wieder gelesen. Wenn Sie sagen, dass Sie sich in der Nacht erheben wollen, so verstehe ich das nur von dem Sichaufsetzen im Bette. Dieses scheint mir schon zu genügen; denn es ist von [großer] Bedeutung, dass Sie sich nicht des notwendigen Schlafes berauben. Ganz aufstehen dürfen Sie in keinem Fall, so mächtige Antriebe Sie auch empfinden mögen; und wenn Sie auch länger schlafen sollten als gewöhnlich, so seien Sie doch wegen dieses Schlafes unbekümmert! Wenn Sie doch vernehmen könnten, was Pater Petrus über diese Antriebe sagte, Sie würden sich gar nicht darüber wundern, selbst wenn Sie diese im wachen Zustande empfänden.

Ihre Briefe langweilen mich durchaus nicht, sondern gewähren mir großen Trost. Auch wäre es für mich sehr tröstlich, wenn ich Ihnen öfters schreiben könnte; allein ich habe so viel Arbeit, dass mir dies unmöglich ist. Diesen Abend bin ich durch Geschäfte sogar vom Gebete abgehalten worden. Dies beunruhigt mich jedoch nicht; nur tut es mir leid, dass ich so wenig Zeit habe. Gott verleihe uns Zeit, um sie stets zu seinem Dienste verwenden zu können! Amen. Diese Gegend ist so arm an Fischen, dass die Schwestern zu bedauern sind. Deshalb freute ich mich, dass Sie die Meerbrassen gesendet haben. Ich glaube, man könnte sie in Anbetracht der jetzigen Witterung auch senden, ohne sie mit Teig zu umhüllen. Sollten Sie gerade, wenn Serna wieder hierher reist, solche Fische oder frische Sardellen bekommen, so übergeben Sie diese der Subpriorin, damit sie die Sendung besorge; denn sie hat auch diese ganz gut besorgt. Für Leute, die kein Fleisch essen, ist der Aufenthalt dahier überaus beschwerlich, da man nicht einmal frische Eier bekommt. Trotzdem dachte ich mir heute, dass ich mich seit Jahren nicht mehr so wohl gefühlt habe, wie gegenwärtig. Zudem beobachte ich die Regel wie die übrigen Nonnen, was mir großen Trost gewährt.

Die beiliegenden Strophen, die nicht von meiner Hand geschrieben sind, sind auch nicht von mir verfasst, sondern von einer Schwester. Ich dachte mir, sie könnten dem kleinen Franz ebenso gefallen wie die Strophen der Nonnen des St. Josephsklosters. Während der Weihnachtsfeiertage vergnügten wir uns bei der Rekreation sehr mit diesen Liedern.

Heute ist der zweite Tag des neuen Jahres.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Ich habe mir gedacht, Sie würden mir Ihr Krippenlied senden. Die hiesigen Lieder haben weder Kopf noch Fuß, aber doch singt man sie. Soeben erinnere ich mich eines solchen Liedes, das ich eines Tages, ganz ins Gebet vertieft, gedichtet habe. Es schien mir, als ob dadurch meine Seele noch einen weit tieferen Frieden kostete. Es waren folgende Strophen, aber ich weiß nicht recht, ob sie gerade so lauteten. Ich schicke sie Ihnen, damit Sie sehen, dass ich Ihnen auch von hier aus Erheiterung verschaffen möchte.

O Schönheit, die du überstrahlest
Alles, was sonst Schönheit heißt,
Ohne Wunden machst du Schmerzen,
Machest ohne Schmerz die Liebe
Aller Kreatur zunichte.

O du Band, das du verbindest,
Zwei so ganz verschiedne Dinge;
Wie doch kommt’s, dass du dich lösest,
Da gebunden Kraft du leihest
Selbst das Übel gutzuheißen?

Was kein Sein hat, das verbindest
Mit dem Sein du, das nie endet;
Du vollendest, nie vollendend,
Liebest da, wo nichts zu lieben;
Unsrem Nichts verleihst du Größe.

An das übrige kann ich mich nicht mehr erinnern. Einen solchen Sinn hat die Klosterstifterin! Übrigens versichere ich Sie, dass ich glaubte, recht gut bei Sinnen zu sein, als ich diese Strophen dichtete. Gott verzeihe Ihnen, dass Sie Ursache sind an dieser Vergeudung meiner Zeit! Ich denke mir, diese Strophen werden Sie rühren und zur Andacht stimmen. Aber sagen Sie niemandem etwas davon! Doña Guiomar und ich waren damals, als ich sie dichtete, beisammen. Wollen Sie ihr meine Empfehlungen entrichten!

162. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 3. Januar 1577

Familien und Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ohne Zweifel werden meine Schwestern in Sevilla freudige Weihnachten und ein glückseliges neues Jahr gehabt haben, weil ja unser Vater bei Ihnen war. Wäre ich bei Ihnen gewesen, so hätte ich mich ebenso glücklich gefühlt. Es hat noch nicht den Anschein, als ob seine Arbeiten in Andalusien so bald ein Ende nehmen würden; deshalb fühle ich allmählich die Einsamkeit, die uns sein Fernsein von hier verursacht. O welch große Kälte müssen wir hier ausstehen! Es ist fast ebenso kalt wie in Ávila. Trotzdem bin ich gesund, allein ich sehne mich innig nach einem Brief aus Sevilla; denn mir scheint, dass ich schon seit langem keinen mehr von dort erhalten habe. Es ist ja wahr, dass die Boten viele Zeit nötig haben, bis sie hierher und wieder zurück kommen, allein wenn man etwas sehnsüchtig erwartet, dann scheint sich alles zu verzögern.

Aus dem, was Sie auf den Umschlag des Briefes geschrieben haben, ersehe ich, dass Sie sich seit dem Aderlass besser befinden. Ich möchte aber vor allem wissen, ob Sie fieberfrei sind. Ihr Brief hat mich sehr erfreut, allein noch größere Freude würde ich empfinden, wenn ich Sie wieder einmal sehen könnte. Gerade jetzt würde mir dieses einen besonderen Trost gewähren; denn wie ich glaube, sind wir die besten Freundinnen. Ich habe nur wenige, mit denen ich über gewisse Sachen so gerne reden möchte wie mit Ihnen; denn Sie sind fürwahr ganz nach meinem Sinn. Darum freut es mich sehr, aus Ihren Briefen wahrzunehmen, dass Sie mich verstanden haben. Möge Gott es fügen, dass wir uns einmal wiedersehen! Dann werden Sie nicht mehr so einfältig sein, nachdem Sie bis zur Genüge erfahren, wie sehr ich Sie liebe und welch innigen Anteil ich an Ihrer Krankheit nehme.

Mit der Krankheit der Mutter Priorin von Malagón kennt sich niemand aus. Man sagt, es gehe ihr besser, allein das heftige Fieber verlässt sie noch immer nicht, und sie kann das Bett noch nicht verlassen. Ich wünschte recht sehr, sie befände sich in so gutem Zustand, dass man sie hierher bringen könnte. Wollen Sie und Ihre Schwestern ja nicht unterlassen, sie recht inständig Gott zu empfehlen. Weil ich weiß, dass es nicht notwendig ist, Ihnen dies einzuschärfen, so schreibe ich es nicht jedesmal.

Haben Sie noch nicht bemerkt, dass ich immer, wenn ich an unseren Vater schreibe, gerne auch einen Brief an Sie beilege, so sehr ich auch mit Arbeiten überhäuft bin? Es wundert mich, ich versichere Sie, sehr, dass Ihnen dies entgeht. Auch an meine Gabriela würde ich hie und da schreiben, wenn ich mehr Zeit hätte. Empfehlen Sie mich ihr sowie der Beatrix, ihrer Mutter und allen Schwestern vielmals.

Meinem Vater schrieb ich, dass es gut wäre, wenn man den Nonnen in Paterna, die an Schwestern, will sagen an Laienschwestern, Mangel haben, einige von den unsrigen senden würde; es wäre dies für unsere anderen Nonnen eine große Hilfe; denn ich versichere Sie, ihre Zahl ist zu gering. Schreiben Sie diesen Schwestern meine Empfehlungen und berichten Sie mir jedesmal, wie es ihnen geht. Pater Ambrosius schrieb mir, dass unser Vater sich sehr wohl befinde. Ich habe Euerer Ehrwürden schon meine Anerkennung ausgesprochen für die Verpflegung, die Sie ihm angedeihen lassen; denn ich glaube, dass diese großenteils zur Erhaltung seiner Gesundheit beiträgt. Gepriesen sei Gott, der uns eine solche Gnade erweist!

Empfehlen Sie mich dem Pater Anton! Weil er mir nie antwortet, so schreibe ich ihm auch nicht. Wenn möglich, lassen Sie ihn von unseren vielen Briefen nichts wissen. Sagen Sie auch meinem Vater, er möge darüber nicht mit ihm reden. An García Alvarez und an alle, die Sie noch sehen, meine Empfehlungen!

Eben kommt mir die Frage in den Sinn: Wie haben denn die Schwestern die Christnacht zugebracht? Teilen Sie es mir mit, und Gott sei mit Ihnen! Seine Majestät mache Sie so heilig, wie ich darum zu ihr flehe!

Heute ist der 3. Januar.

Mein Bruder hat mir gestern geschrieben; die Kälte hat ihm bisher nicht geschadet. Man muss Gott preisen für die Gnaden, die er ihm im Gebete erweist. Er sagt, er habe dieses den Gebeten der unbeschuhten Karmelitinnen zu verdanken. Er macht bedeutende Fortschritte in der Vollkommenheit und ist wohltätig gegen uns alle. Mögen die Schwestern in Sevilla seiner nicht vergessen!

Ihre

Theresia von Jesu, Karmelitin

Wenden Sie das Blatt um!

Ich übergab einer Schwester das Schriftstück, das unser Vater bezüglich des García Alvarez abgefasst hat, damit sie es abschreibe; denn es enthält sehr wichtige Ratschläge für jedes Kloster. Ich möchte nämlich eine Abschrift für Ávila; aber man findet es nicht mehr. Es scheint, der böse Feind habe dieses Schriftstück verschwinden lassen. Schicken Sie mir noch einmal eine andere, gut leserliche Abschrift davon; vergessen Sie es ja nicht!

163. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Andalusien

Toledo, am 9. Januar 1577

Ermahnung zur Mäßigung seines Eifers.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

O wie Viele Segenswünsche hat Ihre alte Tochter Ihnen gesendet wegen des Briefes, den mir heute, am 9. Januar, Pater Mariano zukommen ließ! Am Vorabend des Dreikönigsfestes hatte ich den Brief erhalten, in dem Sie mich mit der Angelegenheit in Caravaca beauftragten. Schon vor zwei Tagen habe ich einen zuverlässigen Boten mit diesem Auftrag an die Schwestern jenes Klosters gesendet, was mir große Freude bereitete.

Obwohl sich Euere Paternität so zurückhaltend über Ihr Leiden ausgesprochen haben, so war ich doch sehr niedergeschlagen. Gepriesen sei Gott für die große Gnade, die er mir dadurch erwies, dass er Ihnen wieder die Gesundheit verlieh! Ich habe sogleich an die Klöster geschrieben, an die ich schreiben konnte, dass man Sie Gott empfehle. Jetzt muss ich auch die Freudenbotschaft berichten; denn ich weiß kein anderes Mittel, um sie zu beruhigen. Es war sehr gut, dass dieser zweite Brief so bald ankam. Euere Paternität verpflichten mich von Tag zu Tag immer mehr zum Danke, da Sie es sich so angelegen sein lassen, mich zu beruhigen. Ich hoffe zu Gott, er werde Ihnen diese Sorgfalt vergelten.

Es kommt mir ganz sonderbar vor, dass Sie sich eben jetzt mit der Abfassung eines Beichtunterrichtes beschäftigen, gleich als ob Sie keine andere Arbeit hätten. Solch übermäßige Anstrengung scheint mir ein vermessentliches Rechnen auf übernatürliche Hilfe zu sein; wir dürfen aber von Gott kein Wunder verlangen. Euere Paternität müssen wohl bedenken, dass Sie nicht von Eisen sind und dass man in der Gesellschaft Jesu viele Männer zählt, die sich durch übermäßige Anstrengung des Kopfes für ein ferneres Wirken unfähig gemacht haben.

Das, was Sie über die Seelen sagen, die in den Orden treten, um Gott zu dienen, aber dennoch in der Vollkommenheit so weit zurückbleiben, bejammere ich schon seit langer Zeit. Es wäre ein vorteilhaftes Mittel für sie, wenn man ihnen gute Beichtväter geben würde. Suchen Euere Paternität in den Klöstern, in die man die unbeschuhten Nonnen zur Reform sendet, nicht auf diese Weise Hilfe zu schaffen, so fürchte ich, dass sie das nicht erreichen werden, was man hofft. Denn es ist eine entsetzliche Arbeit, im Äußeren Ordnung herzustellen, wenn niemand da ist, der für das Innere wirkt. Dies habe ich selbst im Kloster der Menschwerdung erfahren, bis unbeschuhte Väter als Beichtväter dahin kamen. Weil Euere Paternität diese Maßregel nur zum Heile der Seelen zu ergreifen entschlossen sind, so handeln Sie in Bälde und verschaffen Sie ihnen einen Beichtvater, der sie leitet; aber verbieten Sie überall, wo ein Brüderkloster sich befindet, dass ein Religiose in das zu reformierende Nonnenkloster sich begebe und diese Seelen in Unruhe versetze. Millan befindet sich, wie ich glaube, in Antequera. Vielleicht würde dieser sich zum Beichtvater eignen; wenigstens gefallen mir seine Briefe, die er an Euere Paternität schreibt, sehr gut. Möge der Herr all das in Ordnung bringen! Amen.

O welche Freude bereiten doch der Esperanza die Beweise so hoher Vollkommenheit, die aus Ihren Briefen hervorleuchten! Welch wichtige Wahrheit sprechen Sie doch aus, wenn Sie von den Eigenschaften derer, die reformieren wollen, sagen, dass man die Seelen nicht mit Waffengewalt erobern kann wie den Leib! Gott erhalte Sie mir; denn Sie bereiten mir große Freude! Ich möchte recht vollkommen sein, damit ich Sie recht inständig Gott empfehlen könnte, will sagen, damit er meine Wünsche erhöre und mir Mut verleihe. Gott sei Dank werde ich nicht leicht verzagt, wenn es sich um Paulus handelt.

O wie freute sich Angela über die Gefühle, denen er auf einem Blatte, das er einem Ihrer Briefe an sie beilegte, Ausdruck gab! Sie sagt, dass sie ihm vielmals die Hand küssen möchte und dass Euere Paternität ihm mitteilen sollten, er möge ganz ohne Sorgen sein; denn der Heiratsvermittler war so geschickt und hat den Knoten so eng geknüpft, dass das Band nur mit dem Leben endigt und nach dem Tode noch fester wird. Torheit gelangt nicht zu solcher Vollkommenheit; ja noch mehr, bei der Erinnerung an diese Vermählung wird Angela zum Lobpreis des Herrn gestimmt. Denn die Freiheit, in der sie früher lebte, hatte ihr nur Qual verursacht. Jetzt aber hat sie, wie sie meint, eine weit vollkommenere und Gott ganz wohlgefällige Unterwürfigkeit gewonnen, da sie einen gefunden hat, der ihr hilft, Seelen zu gewinnen, die den Herrn lobpreisen. Das verschafft ihr solchen Trost und solche Freude, dass auch ich das Glück habe, daran Anteil zu nehmen. Gott sei gepriesen für immer!

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

164. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, Mitte Januar 1577

Nachrichten über einige Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Welche Freude ist es für mich, erfahren zu haben, dass Sie gesund sind! Gott sei dafür immerdar gepriesen! Denn ich war in diesen letzten Tagen Ihretwegen sehr in Sorge. Sehen Sie doch um der Liebe Gottes willen auf ihre Gesundheit, dann wird alles gut gehen. Indessen erfahre ich erst recht, wie sehr ich Sie im Herrn liebe, wenn Sie krank sind oder wenn ein Leid Sie trifft.

Damit ich es nicht vergesse, bitte ich Sie doch jetzt, Don Nikolaus nicht nach Madrid kommen zu lassen, bevor jene Witwe in den Orden getreten ist. Sie würden sonst den Nonnen in Sevilla einen schlechten Dienst erweisen. Denn die Priorin dortselbst schreibt mir, der böse Feind bemühe sich, den Eintritt der Witwe zu verhindern, und Nikolaus verstehe sich vollkommen auf solche Dinge. Jene Witwe hat wohl große Lust, bei uns einzutreten, allein andere suchen sie wieder in Verwirrung zu bringen. Sie wissen überdies selbst, wieviel den Nonnen an ihrem Eintritt gelegen ist, da sie mit ihrer Aussteuer das Haus bezahlen könnten.

Ich habe mich sehr gefreut über den vortrefflichen Erzbischof, den uns Gott hier gegeben hat. Was Sie mir von den üblen Nachreden der beschuhten Brüder schrieben, macht mir keinen Kummer; es wird dasselbe der Fall sein wie bei den übrigen. Übrigens fallen sie über einen her, der darnach Verlangen trägt.

Heute habe ich Ihren Brief erhalten, und ich sandte sogleich dem Archidiakon den an ihn adressierten zu. Ich glaube, er werde nichts tun, und es wäre mein Wunsch, dass wir ihn weiter nicht mehr belästigen. Übrigens haben wir jetzt einen Erzbischof. Da die Sache schon allgemein bekannt ist, so habe ich mir gedacht, wir wenden uns an diesen selbst und bitten ihn, dass er mit den hiesigen Religiosen darüber rede. Wenn man mit Tostado so vorgeht, wie Sie sagen, dann seien Sie ohne Furcht; jene von Toledo, ich meine die [beschuhten] Brüder, werden die Sache nicht mehr hintertreiben.

Es freut mich, dass Sie die Doña Luise besuchen; denn wir verdanken ihr in jeder Hinsicht vieles. Mir schrieb sie, dass sie Ihren Besuch erwartet. Der Archidiakon ließ mir sagen, er werde dafür sorgen, dass baldige Antwort auf Ihren Brief erfolge und dass er mich besuchen werde. Ich werde die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen; die letzten Tage waren für [solche] Geschäfte nicht geeignet.

In den früheren Briefen habe ich es nicht gewagt, Ihnen gegenüber mich so offen auszusprechen. Jetzt aber teile ich Ihnen mit, dass es mein innigster Wunsch gewesen wäre, es möchte die Angelegenheit, womit Pater Johann Diaz diese guten Religiosen betraut hat, ihnen wieder abgenommen werden. Córdoba ist nämlich ein Vetter des Paters Waldemar, und der andere ist ein Freund des Priors und des Provinzials. Und alles, was diese beiden sagen - und das ist nicht von geringer Bedeutung -, das glauben sie. Ich bin wohl überzeugt, dass sie mit Wissen und Willen nicht betrügen wollen - denn beide sind sonst rechtschaffene Männer -, allein sie scheinen sich mit wenig Eifer um eine Sache anzunehmen, bei der man leicht die Gerechtigkeit verletzen kann.

Soviel wir erfahren konnten, ist unser Vater eben jetzt in Granada. Die Priorin ließ mir sagen, der Erzbischof habe ihn gebeten, wieder dorthin zurückzukehren. Mehr weiß ich nicht.

Danken Euere Hochwürden dem Nikolaus für alles, was er für die Nonnen getan hat. Lassen Sie ihn um der Liebe willen ziehen; wenn Gott ihn zu wichtigeren Geschäften nötig hat, als jene sind, womit der Erzbischof ihn betraut hat, so wird er einen anderen an seine Stelle setzen. Wenn ich indessen innigen Anteil an jedem Leide nehme, das ihn treffen kann, so ist dies nicht zu verwundern; denn wir verdanken ihm sehr viel. Schon seit langem hielt ich es für gewiss, dass der GroßInquisitor hier Erzbischof werde. Dies ist ein großes Glück für uns, wenn es auch in mancher Beziehung nicht so scheinen möchte. …

165. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, Mitte Januar 1577

Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Um es nicht zu vergessen, möchte ich Sie vor allem fragen: Warum schreiben Sie mir gar nie etwas von meinem Vater, dem Dominikaner Pater Bartholomäus de Aguilar? Ich versichere Sie, dass wir ihm viel verdanken. Denn er war es, der uns mit allen Nachteilen des Hauses, das wir schon gekauft hatten, vertraut machte und den ersten Anstoß gab, dass wir vom Kaufe wieder zurücktraten. Sooft ich daran denke, wie beschwerlich sich dort das Leben der Nonnen gestaltet hätte, kann ich Gott nicht genug dafür danken, [dass er uns davor verschont hat]. Er sei gepriesen für alles! Seien Sie überzeugt, dass Pater Bartholomäus ein sehr frommer Mann ist und in Ordenssachen mehr Erfahrung besitzt als irgendein anderer. Es wäre mein Wunsch, dass Sie ihn manchmal kommen ließen; denn er ist ein treuer Freund und sehr verständig. Ein Kloster verliert nichts, wenn es solche Männer zu Freunden hat. Ich lege hier einen Brief an ihn bei; schicken Sie ihm diesen!

Noch etwas, damit ich es nicht vergesse. Das Verzeichnis der empfangenen Almosen und der hauptsächlichsten Einnahmen, die Sie aus der Handarbeit gemacht, hat mir gefallen. Gebe Gott, dass dies alles auf Wahrheit beruht! Es würde mich sehr freuen; aber Sie sind überaus schlau, und ich denke mir, Sie bedienen sich hier einiger Umschweife. Das gleiche befürchte ich auch bezüglich dessen, was Sie mir über Ihre Gesundheit geschrieben haben, so groß auch im übrigen meine Freude über Ihre Nachricht ist.

Unsere Priorin in Malagón befindet sich immer im gleichen Zustand. Ich habe unseren Vater inständig gebeten, er möchte mir schreiben, ob das Wasser von Loja seine Heilkraft nicht verliere, wenn man es aus so weiter Ferne kommen lässt; ich möchte nämlich der kranken Priorin etwas davon senden. Erinnern Sie unseren Vater daran! Ich habe ihm heute durch einen Priester, der nur behufs Erledigung einer Angelegenheit zu ihm reiste, einen Brief übersendet; ich war sehr erfreut über diese gute Gelegenheit, die sich mir darbot, und darum schreibe ich ihm jetzt nicht wieder. Sie erweisen mir durch Zusendung seiner Briefe einen großen Liebesdienst; allein Sie dürfen überzeugt sein, dass die Ihrigen jederzeit willkommen sind, wenn sie auch ohne Briefe von unserem Vater ankommen. Seien Sie darüber unbekümmert. An Doña Johanna Dantisko habe ich Ihrem Auftrage gemäß alles abgesendet, aber noch keine Antwort von ihr erhalten. Es hat nichts zu sagen, wenn Sie für solche Personen etwas aus den Mitteln des Klosters aufwenden, zumal Sie sich jetzt nicht mehr in solcher Notlage befinden wie am Anfang. Ist das Kloster jedoch in Not, dann haben Sie Ihren Töchtern gegenüber eine größere Verpflichtung.

Wie stolz werden Sie jetzt sein, da Sie fast eine halbe Provinzoberin sind! Ich habe lachen müssen, als ich las, wie Sie in Ihrem Briefe mit solcher Geringschätzung bemerken: Hier sind die Lieder, die Ihnen die Schwestern schicken; denn wahrscheinlich ist fast alles von Ihnen selbst. Übrigens glaube ich, dass die Lieder nicht übel sein werden. Sie haben, wie Sie sagen, in Sevilla niemand, der Sie zurechtweisen würde; damit Sie nun nicht gar zu eitel werden, will ich das Werk der Zurechtweisung von hier aus besorgen. Wollen Sie wenigstens nicht mehr sagen und tun, was Ihnen selbst als einfältig erscheinen muss! Gebe Gott, dass Ihre Absicht immer auf die Ehre Gottes zielt, dann sind Sie keineswegs tadelnswert! Ich muss über mich selbst lachen, dass ich mir Zeit nehme, Ihnen so alberne Dinge zu schreiben, obwohl ich mich mit so vielen Briefen überhäuft sehe - Ihr Selbstlob, dass Sie die reiche Kandidatin zu gewinnen wissen werden, will ich Ihnen recht gerne verzeihen, wenn Ihnen dieses gelingen wird; denn ich wünsche sehr, Sie ohne Sorgen zu sehen, wenn auch mein Bruder so weit in der Tugend gefördert ist, dass er den Schwestern in all ihren Nöten beistehen würde.

Sie sind ja sehr artig, wenn Sie wünschen, es möge keine geben, die da wäre wie Theresia. Aber ich kann Sie in Wahrheit versichern, dass wir, wenn meine Bela dieselbe natürliche Begabung und übernatürliche Gnade hätte wie Theresia, in manchen Stücken ein besonderes Wirken Gottes an ihr wahrnehmen würden; denn sie hat mehr Verstand und Geschicklichkeit und besitzt auch eine sanftere Gemütsart als jene, so dass man sie leiten kann, wie man will. Die Geschicklichkeit dieses Kindes ist zum Erstaunen. Sie besitzt einige Statuen, die arme Hirten, kleine Nonnen und die allerseligste Jungfrau darstellen, und bei jeder Festzeit gibt sie mit diesen entweder in ihrer Einsiedelei oder im Rekreationszimmer eine neue Vorstellung. Dazu verfasst sie ein Lied und singt es in so lieblicher Weise, dass wir darüber staunen müssen. Nur eine Plage habe ich mit ihr; ich weiß nicht, wie ich ihren Mund regieren soll. Sie verzieht ihn gar nicht, lacht ganz ernsthaft und lacht überall, wo sie geht und steht. Einmal befehle ich ihr, den Mund zu öffnen, ein anderes Mal, ihn zu schließen, und dann wieder gar nicht zu lachen. Sie sagt, sie habe keine Schuld daran, sondern nur ihr Mund, und das beruht auch auf Wahrheit. Wenn man einmal die leibliche Anmut Theresiens und ihre übrigen Reize gesehen hat, so hat man ein Verlangen, sie wieder zu sehen; so ist es auch mit Bela, obwohl ich ihr dieses nicht sage. Teilen Sie das, was ich Ihnen hier geschrieben habe, niemandem mit! Sie hätten Ihre Freude daran, wenn Sie sehen würden, wie sehr ich mich bemühe, diesen Mund zu regieren. Ich glaube, dass sie nicht mehr so ernst sein wird, wenn sie einmal größer geworden ist; in ihren Reden ist sie es wenigstens nicht. Hier haben Sie ein Gemälde von Ihren zwei kleinen Zöglingen, damit Sie nicht glauben, ich lüge Sie an, wenn ich sage, Bela verdiene vor Theresia den Vorzug. Dieses habe ich Ihnen geschrieben, damit Sie etwas zum Lachen haben. Wenn ich Ihnen auch noch soviel Mühe mache mit der Übersendung und Besorgung der Briefe, so brauchen Sie doch nicht zu fürchten, dass ich Sie davon befreie.

Die Lieder, die von Sevilla an mich kamen, haben mir große Freude gemacht. Die ersteren und einige von den anderen habe ich meinem Bruder übersendet. Es sind nämlich nicht alle gleich gut geraten. Ich meine, Sie könnten diese Lieder auch dem heiligen Greise zeigen und ihm sagen, dass sie den Schwestern zur Rekreation dienen. Übrigens ist ja dies alles nur die Sprache der Vollkommenheit, und es ist wohl am Platze, dem Manne eine kleine Erheiterung zu verschaffen, dem wir so vieles verdanken. Seine treue Liebe zu uns kann ich immer nur bewundern.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass man von unserem Vater García Alvarez nicht gut spricht; man sagt nämlich, er mache die Schwestern sehr hoffärtig. Sagen Sie es ihm! Die Schwestern in Ávila sind jetzt in Besorgnis, was sie ihnen schreiben sollen; denn mein Bruder hat sie damit beauftragt, indem er ihnen den Brief übersandte, den sie an ihn geschickt haben.

Auch lasse ich Sie wissen, dass hier niemand dünnes Wollenzeug trägt oder getragen hat außer mir; denn auch bei dieser großen Kälte konnte ich wegen meines Nierenleidens, das ich sehr fürchte, nichts anderes tragen. Und darüber murrt man so viel, dass ich bald ängstlich werde. Weil aber mir mein Vater die alten Kleidungsstücke aus grobem Wollenstoff verboten hat, so weiß ich jetzt gar nicht mehr, was ich tun soll. Gott verzeihe unseren Nonnen! Übrigens kann ich Ihnen sagen, dass in Sevilla die Hitze nur mit dünnen Kleidern zu ertragen ist. Was den Habit betrifft, so nehme ich diesen aus, während an den übrigen Kleidungsstücken wenig gelegen ist.

Bis man mir überbracht hat, was mein heiliger Prior mir sendet, weiß ich nicht, was ich ihm schreiben soll; ich kann ihm doch nicht berichten, dass ich die Sendung erhalten habe. Sobald dies der Fall sein wird, werde ich ihm durch den Maultiertreiber einen Brief senden. O mein Jesus, wie sehr bin ich doch diesem heiligen Manne zum Danke verpflichtet für alles, was er für die Nonnen tut!

Wie sehr haben wir uns doch ergötzt über den Brief meiner Gabriela! Und wie hat uns nicht der Eifer erbaut, womit jene »Heiligen« meinen guten García Alvarez abtöten! Ich empfehle sie alle inständig Gott. Grüßen Sie mir die Gabriela und alle übrigen Schwestern! Ich habe sie alle so lieb, dass ich einer jeden eigens schreiben möchte. Ich liebe sie in der Tat alle in besonderer Weise und weiß nicht, wie es kommt.

Empfehlen Sie mich auch der Mutter der Portugiesin und der Delgada. Warum schreiben Sie mir denn nie etwas von der Bernarda López?

Lesen Sie diesen Brief, den ich nach Paterna sende, und wenn darin etwas nicht passt, so verbessern Sie es; denn Sie sind ja die Oberin dieses Klosters. Ich lasse Ihnen das Vorrecht in der Bestimmung dessen, was dort zuträglicher sein dürfte. Gott vergelte Ihnen, was Sie den Schwestern dieses Klosters Gutes tun! Es ist mir dies - ich spreche jetzt im Ernste - ein großer Trost. Aber welch ein Elend! Ich finde kein Ende, wenn ich Ihnen schreibe. Gott gebe, dass Sie nicht wie unser Vater zu bezaubern gelernt haben! Gott bezaubere Sie und entrücke Sie ganz zu sich! Amen, Amen.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Öffnen und lesen Sie den Brief an die Priorin von Paterna; denn es war nur ein Irrtum, dass er versiegelt wurde. Lesen Sie auch den Brief an den Prior de las Cuevas, dem ich doch noch geschrieben habe, wenn auch in solcher Eile, dass ich nicht weiß, was ich darin gesagt habe. Diesen Brief aber müssen Sie versiegeln.

166. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 17. Januar 1577

Verschiedene bemerkenswerte Ratschläge über die Leitung seiner Seele, sowie Nachrichten über ihren eigenen Seelenzustand und über die ihr von Gott erwiesenen Gnaden.

Jesus sei mit Ihnen!

In dem Briefe, den der Bote von Alba Ihnen überbracht hat, habe ich Ihnen berichtet, dass die Sardinen und das Backwerk zur rechten Zeit angekommen sind. Übrigens wäre es mein Wunsch, dass Sie das Beste für sich behalten möchten. Gott vergelte Ihnen diese Gaben! Schicken Sie mir von jetzt an nichts mehr; wenn ich etwas zu haben wünsche, werde ich Sie gewiss darum bitten. Ich wünsche Ihnen recht viel Glück, dass Sie in das Stadtviertel [unserer Schwestern von Sankt Joseph] übersiedeln; aber sehen Sie sich zuvor noch sorgfältig die Wohnung an, von der ich Ihnen geschrieben habe. Denn wenn sie nicht ausgebessert wird, so ist es gefährlich, darin zu wohnen; und der Ausbesserung bedarf sie wohl. Untersuchen Sie also alles genau!

Wenn ich Ihnen sagte, sie sollten das für sich behalten, was ich Ihnen in Bezug auf meine Person als Geheimnis anvertraut habe, so wollte ich Sie dadurch nicht unter einer Sünde verpflichten. Solche Verpflichtungen widerstreben mir, da man sich dabei leicht vergessen kann. Sie wissen, dass mir dies unlieb wäre; und dies ist genug.

Bezüglich Ihres Gelübdes hat mir mein Beichtvater gesagt, es sei ungültig, was mich sehr freut; denn dieses machte mir Kummer. Auch bezüglich des Gehorsams, den Sie mir zu leisten versprochen haben, redete ich mit ihm und bemerkte, dass mir dies unpassend erscheine. Er billigte indessen diesen Gehorsam, nur sollten Sie sich nicht durch ein Gelübde verpflichten, weder mir noch einem anderen gegenüber. Darum will ich auch diesen Gehorsam nicht in Kraft eines Gelübdes. Selbst dieser einfache Gehorsam widerstrebt mir; allein ich dulde ihn zu Ihrer Beruhigung unter der Bedingung, dass Sie niemandem gegenüber durch ein Gelübde sich zum Gehorsam verpflichten.

Sie gestehen zu - und das freut mich -, dass Pater Johannes Sie verstehe; er hat eben Erfahrung [in geistlichen Dingen]. Auch Don Franziskus hat ein wenig Erfahrung, allein in Hinsicht auf jene Gnaden, die Gott in Ihnen wirkt, hat er keine. Der Herr sei gepriesen für immer und ewig! Jetzt stehen wir beide gut bei ihm.

Unser Herr zeigt sich gegen uns voll Güte. Es scheint, er wolle seine Macht dadurch offenbaren, dass er so elende Geschöpfe, wie wir beide sind, mit so außerordentlichen Gnaden heimsucht; denn ich kenne niemanden, der elender wäre als Sie und ich. Ich will Ihnen sagen, dass ich schon über acht Tage in einem solchen Zustande mich befinde, dass ich meine vielfachen Geschäfte nicht mehr besorgen könnte, wenn er länger andauerte. Schon bevor ich Ihnen das letztemal schrieb, haben mich wieder Verzückungen befallen, die bis jetzt noch nicht aufhörten; zuweilen finden sie öffentlich statt, wie es auch schon bei der Matutin vorgekommen ist, und das ist für mich recht peinlich. Dagegen hilft aber kein Widerstreben, und man kann dies auch nicht verheimlichen. Ich empfinde darauf so tiefe Beschämung in meiner Seele, dass ich mich, ich weiß nicht wohin, verkriechen möchte. Ich habe Gott inständig gebeten, diese Gnaden mir doch nicht mehr in der Öffentlichkeit zu gewähren. Bitten auch Sie den Herrn für mich darum; denn es bereitet dies viel Ungelegenheiten, und diese Gunstbezeigungen scheinen mir keineswegs eine höhere Gebetsweise anzudeuten.

In den letzten Tagen gehe ich fast wie eine Betrunkene umher; aber ich erkenne wenigstens, dass die Seele sich glücklich fühlt in dem Zustand, in dem sie sich befindet. Und da ihre Kräfte gebunden sind, so ist es ihr peinlich, auf einen anderen Gegenstand ihr Augenmerk zu richten als auf den, den sie liebt.

Acht Tage vorher war ich fast beständig außerstande, auch nur einen guten Gedanken zu fassen. Es war dies eine entsetzliche Trockenheit. In einer Hinsicht aber habe ich darüber wirklich Freude empfunden. Denn vorher hatte ich mich schon in demselben Zustand befunden wie jetzt, und darum war es mir sehr erwünscht, mich klar davon zu überzeugen, wie wenig wir aus uns selbst vermögen. Gepriesen sei der, der alles vermag! Amen.

Ich habe jetzt genug gesagt; das übrige ist weder zur Mitteilung in einem Briefe geeignet, noch lässt es sich aussprechen. Billigerweise sollten wir füreinander unseren Herrn lobpreisen, wenigstens wollen Sie ihn für mich loben; denn ich bin nicht imstande, ihm den Dank abzustatten, den ich ihm schulde, und darum bedarf ich großer Hilfe.

Was ich Ihnen über die mir mitgeteilte Gunstbezeigung, die Ihnen zuteil geworden ist, sagen soll, weiß ich selbst nicht. Sie ist offenbar erhabener, als Sie denken, und vielleicht der Anfang einer großen Gnade, wenn Sie diese nicht durch eigene Schuld verscherzen. Ich habe dieselbe Gebetsweise durchgemacht. Nachher verharrt die Seele gewöhnlich in Ruhe, doch nimmt sie auch bisweilen zu Bußübungen ihre Zuflucht. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Antrieb der Liebe recht heftig ist; die Seele scheint es da nicht aushalten zu können, ohne dass sie etwas für Gott leidet. Es ist dies ein Stoß der Liebe, den die Seele empfängt, und wenn dieser in Ihnen noch mächtiger wird, so werden sie erfassen, was Sie, wie Sie sagen, in meinem Liede nicht verstehen. Es ist dies nämlich eine sehr große Pein und ein durchdringender Schmerz, verbunden mit einer überaus großen Wonne, ohne dass man die Ursache davon weiß. Und obwohl es in Wahrheit eine Wunde ist, die die Liebe Gottes der Seele schlägt, so weiß man doch nicht, woher und wie sie kommt; auch weiß man nicht, ob es eine Wunde ist, noch was es überhaupt ist. Die Seele fühlt einen wonnevollen Schmerz, worüber sie sich beklagt und ausruft:

»Ohne Wunde machst du Schmerzen,
Machest ohne Schmerz die Liebe
Aller Kreatur zunichte.«

Und in der Tat, ist die Seele wirklich von dieser Liebe verwundet, so wird ihr, und zwar ohne jegliche Pein, die Liebe zu den Geschöpfen derart benommen, dass sie an keine Liebe mehr gefesselt ist, was ohne diese Liebe nicht eintritt. Denn alles Geschöpfliche verursacht der Seele, wenn sie es heftig liebt, Pein, und die Trennung davon ist für sie noch weit qualvoller. Nimmt aber Gott die Seele in Besitz, so verleiht er ihr eine Herrschermacht über alles Geschaffene. Wenn auch diese Gegenwart Gottes in der Seele und diese Wonne sich wieder verlieren, als wäre in ihr gar nichts vorgegangen - und das ist es, worüber Sie sich beklagen - , so ist dies nur in Bezug auf die äußeren Sinne wahr, die nach Gottes Willen an dieser Wonne der Seele Anteil genommen haben; er selbst aber entzieht sich der Seele nicht, die diese Gnade beständig besitzt und damit überaus bereichert wird, wie man dies im Laufe der Zeit aus den Wirkungen der Liebe erkennen kann.

Aus den darauffolgenden Bedrängnissen, von denen Sie berichten, machen Sie sich gar nichts! Ich habe zwar dergleichen nie erfahren, da mich Gott in seiner Güte immer vor diesen Sinneseindrücken bewahrt hat, allein es muss dies meiner Ansicht nach daher kommen, dass die außerordentliche Wonne der Seele sich auch der sinnlichen Natur mitteilt. Mit Gottes Gnade wird sich dies verlieren, wenn Sie darauf nicht achten. Andere, mit denen ich darüber gesprochen, haben mir dies versichert. Auch jenes Zittern wird sich verlieren. Denn jetzt ist dies für die Seele noch etwas Neues, und darum ist sie darüber verwundert und hat auch guten Grund zu staunen. Wiederholen sich derartige Gunstbezeigungen öfters, dann erlangt die Seele immer mehr Befähigung dafür. Widerstehen Sie diesem Zittern und vermeiden Sie alles Auffallende im Äußeren, soviel Sie können, damit so etwas nicht zur Gewohnheit wird; denn es würde dies eher zum Hindernis als zur Förderung gereichen.

Was Sie mir betreffs der inneren Glut, die Sie empfinden, berichten, so ist diese ganz ohne Belang für die Frömmigkeit. Sie könnte nur der Gesundheit schaden, wenn sie sehr überhandnähme. Vielleicht aber wird sie auch vergehen wie das Zittern. Nach meiner Ansicht hängen derartige Erscheinungen mit der Naturbeschaffenheit des einzelnen zusammen. Weil Sie nämlich sanguinischen Charakter haben, so kann die gewaltige Erregung des Geistes im Verein mit der natürlichen Wärme, die aufwärts drängt und das Herz ergreift, solches bewirken. Allein das ist, wie schon erwähnt, kein Zeichen, das auf eine erhabenere Gebetsweise schließen lässt.

Ich glaube auf Ihre Bemerkung, dass Sie nach solchen Vorgängen sich wieder ebenso fühlen, als ob nichts vorgefallen wäre, schon geantwortet zu haben. Ich weiß nicht, ob da nicht jene Worte des heiligen Augustin Geltung haben, wenn er sagt: »Der Geist Gottes geht dahin, ohne eine Spur von sich zu hinterlassen, wie der Pfeil, der in der Luft auch keine Spur von sich zurücklässt.« Jetzt erinnere ich mich, Ihnen hierüber schon geantwortet zu haben. Wundern Sie sich nicht über diese meine Zerstreuung; denn ich habe seit der Ankunft Ihres Briefes eine Menge anderer erhalten, und ich muss jetzt noch viel beantworten, weil mir bisher die Zeit dazu fehlte.

Manchmal bleibt die Seele in einem solchen Zustand, dass sie mehrere Tage lang nicht mehr zu sich kommen kann. Da gleicht sie der Sonne, deren Strahlen überall Wärme verbreiten, obwohl man sie selber nicht sieht. Es hat dann den Anschein, als ob die Seele sich anderswo befände als der Leib und als ob sie den Leib beleben würde, ohne im Leibe zu sein. In solchen Fällen ist eines der Seelenvermögen gebunden.

Wenn Sie nicht gerade das Gebet der Ruhe genießen, so ist die Art und Weise, wie Sie Ihre Betrachtung halten, die rechte. Gott sei gepriesen!

Ich weiß nun nicht, ob ich auf alle Ihre Fragen geantwortet habe. Sonst lese ich Ihre Briefe, nachdem ich sie beantwortet habe, gewöhnlich noch einmal durch, obwohl ich sehr wenig Zeit dazu habe, allein heute konnte ich dies nur teilweise tun. Machen Sie sich doch nicht die Mühe, Ihre Briefe, die Sie an mich schreiben, jedesmal noch durchzulesen; ich lese die meinigen nie durch. Gehen einige Buchstaben ab, so setzen Sie diese ein! So mache ich es hier mit Ihren Briefen. Man versteht bald, was man sagen wollte, das übrige ist Zeitverlust und hat keinen Zweck.

Für den Fall, dass Sie sich während des Gebetes nicht recht sammeln möchten oder dass Sie gerne etwas für den Herrn tun können, sende ich Ihnen beiliegenden Bußgürtel. Er dient gar sehr zur Erweckung der Liebe; ich sende ihn Ihnen aber nur unter der Bedingung, dass Sie ihn in keiner Weise am bloßen Leibe und auch nicht während des Schlafes tragen. Sie können ihn auf jeder Seite gebrauchen, und zwar so, dass er Ihnen wenig unbequem wird. Ich gebe Ihnen diesen Rat nicht ohne einige Befürchtung; denn da Sie so vollblütig sind, könnte die geringste Unklugheit Ihr Blut in Aufregung bringen. Indessen bereitet es uns bei einem solchen Liebesdrange, den wir empfinden, große Freude, etwas, und sei es auch noch so wenig, für Gott zu tun. Darum möchte ich nicht, dass wir es unterließen, einen Versuch damit zu machen.

Ist der Winter vorüber, dann werden Sie eine andere kleine Übung vornehmen können; ich werde Sie nicht vergessen. Schreiben Sie mir, wie Sie mit dieser Kleinigkeit zurechtkommen. Wir können dies wirklich nicht anders nennen, wenn wir in Erinnerung dessen, was unser Herr gelitten, auch nur einigermaßen eine entsprechende Buße üben wollen. Ich muss über mich selbst lachen, dass ich Ihnen für die Sendung von Backwerk, Geld und anderen Geschenken nichts zu geben weiß als einen Bußgürtel.

Empfehlen Sie mich dem Aranda. Er soll von den beiliegenden Rauchkerzchen immer ein wenig in Ihrem Zimmer, oder wenn Sie sich gerade am Kohlenbecken wärmen, anzünden. Sie sind sehr heilsam und echt, und die unbeschuhten Karmelitinnen haben nicht so viele vortreffliche Dinge. So abgetötet Sie auch sein wollen, so können Sie doch den Rauch dieser Kerzchen einatmen. Für Rheumatismus und Kopfleiden ist er vorzüglich.

Das kleine Päckchen lassen Sie der Doña Maria de Cepeda im Kloster der Menschwerdung übergeben!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass für den Eintritt einer sehr vortrefflichen Dame in Ihr Kloster zu Sevilla schon alles vorbereitet ist. Sie hat sechstausend Dukaten und ist frei von jeder weiteren Verpflichtung. Schon vor ihrem Eintritt hat sie einige Goldplatten hergegeben im Werte von zweitausend Dukaten, und sie dringt so sehr darauf, mit der Bezahlung des Hauses aus ihrem Vermögen zu beginnen, dass die Priorin sich auch dazu herbeilässt. Diese schreibt mir, dass sie jetzt dreitausend Dukaten bezahlen werde. Darüber war ich sehr erfreut; denn diese Nonnen hatten an ihrer Schuld eine schwere Last zu tragen. Bei ihrer Profeß wird sogleich die ganze Schuld bezahlt, und vielleicht schon eher. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott und bitten Sie ihn, dass dieses Werk, das Sie begonnen haben, endlich einmal vollendet werde.

Unser Pater Visitator hat sich an den Unterhandlungen mit der erwähnten Dame beteiligt. Er befindet sich wohl und visitiert jetzt die Klöster. Es ist staunenswert, wie er in seiner Provinz alles so beruhigt hat und wie ihn alle so sehr lieben. Der Gebetseifer, die Tugend und die Geistesgaben, die Gott ihm verliehen, leuchten an ihm in hellem Glanze hervor. Gott sei mit Ihnen und erhalte Sie mir! Ich weiß zu keinem Schlusse zu kommen, wenn ich mich mit Ihnen unterhalte. Alle empfehlen sich Ihnen vielmals, auch ich mit ihnen. Dem Franz de Salcedo sagen Sie immer viele Grüße von mir! Sie haben Grund, ihn zu lieben; denn er ist ein Heiliger. Mit meiner Gesundheit geht es sehr gut.

Heute ist der 17. Januar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Erbitten Sie sich vom Bischof mein Buch, da mir vielleicht einmal der Gedanke kommt, es zu vollenden und die mir vom Herrn später erwiesenen Gnaden beizufügen. Nebst diesem könnte man noch ein anderes, umfangreiches Buch schreiben, wenn mir der Herr die Gnade verleiht, dass ich mich deutlich auszusprechen weiß. Geschieht das nicht, so ist der Verlust von geringer Bedeutung.

In dem Kästchen kamen auch einige der Theresia gehörige Kleinigkeiten mit an; ich schicke sie anbei zurück. Die Metallkugel ist für Petrus de Ahumada. Weil er viele Zeit in der Kirche zubringt, wird ihn an den Händen frieren. Unser Herr vergelte Ihnen Ihre liebende Sorgfalt und erhalte Sie mir! Amen. Die Geldangelegenheit können Sie gar wohl der Priorin in Valladolid übergeben. Sie wird sie ganz gut besorgen; denn es ist dort ein Kaufmann, der mit jenem Kloster und auch mit mir sehr befreundet ist; zudem ist er ein guter Christ.

167. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 17. Januar 1577

Reform des Klosters zu Paterna und die Abreise des Paters Gracián nach Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

O meine Tochter, welch erfreuliche Nachrichten enthält doch Ihr Brief sowohl über Ihre Gesundheit als auch über die Aufnahme der Nonne, die uns dadurch eine so große Wohltat erweist, dass sie das Haus bezahlt! Gebe Gott, dass kein Hindernis dazwischen kommt! Ich bitte ihn inständig darum; denn es macht mir die größte Freude, die Schwestern ohne Sorge zu sehen.

Tritt diese Kandidatin wirklich ein, so nehmen Sie doch um der Liebe Gottes willen alle mögliche Rücksicht auf sie; denn sie verdient es wohl. Ich habe eine große Sehnsucht, ihr ausführlich schreiben zu können; allein ich habe heute schon nach Ávila, nach Madrid und an andere Orte geschrieben, und mein Kopf ist sehr angestrengt. Die von Ihnen bezeichneten Briefe habe ich erhalten. Ein Brief von mir muss verlorengegangen sein, weil Sie nichts davon erwähnten. Es war der an meinen Vater, an den Prior de las Cuevas, den ich Ihnen unversiegelt sandte, damit Sie ihn lesen könnten.

Sie und Ihre Schwestern werden sich jetzt nach der Abreise unseres guten Vaters recht einsam fühlen. Sagen Sie dem Herrn García Alvarez, dass er jetzt noch mehr als früher verpflichtet sei, den Schwestern ein Vater zu sein. Dass seine Verwandte in den Orden getreten ist, hat mich gefreut. Empfehlen Sie mich ihm vielmals sowie auch den Schwestern in Paterna, denen ich sehr gerne schreiben möchte. Senden Sie ihnen wenigstens diesen Brief, damit sie sehen, dass ich gesund bin und mich ihr Brief sehr getröstet hat, in dem sie mir Nachricht gaben, dass sie mit Margareta und mit dem Beichtvater zufrieden sind. Sie sollten sich doch nicht wundern, wenn diese Nonnen in Paterna nicht gleich so sind wie die unsrigen; dies sogleich fordern zu wollen, wäre töricht. Man sollte nicht so sehr auf die Beobachtung des Stillschweigens und anderer Dinge dringen, da dies an und für sich keine Sünden sind; denn diese Schwestern haben andere Gewohnheiten, und anstatt die Fehler zu vermindern, würde man sie dadurch nur vermehren. Es ist dazu Zeit erforderlich, und man muss auch Gott wirken lassen, sonst würde man sie vollständig mutlos machen. Wir beten hier recht inständig für diese Nonnen.

Es wäre gefehlt, wenn Sie dulden würden, dass eine der Schwestern es an der nötigen Ehrfurcht gegen Sie fehlen ließe, außer Sie könnten sich den Anschein geben, als ob Sie es nicht bemerkten. Die Oberinnen sollen bedenken, dass mit Ausnahme der Klausur, für deren Beobachtung sie zu wachen gehalten sind, in allem übrigen Gott mitwirken wird, sowie dass sie mit großer Milde ihr Amt verwalten. Gott sei mit Ihnen, meine Tochter, und erhalte Sie mir und alle Schwestern, denen Sie meine Empfehlungen entrichten wollen!

Die Priorin in Paterna spricht in ihren Briefen gar nicht mehr von der [Schwester] Elisabeth vom heiligen Hieronymus. Es ist, als ob sie gar nicht mehr in Paterna wäre, und dennoch wirkt sie vielleicht mehr als die Priorin. Diese soll mir mitteilen, was sie von jener denkt, und Elisabeth soll mir auch schreiben. Beide sollten ihr Vertrauen auf Gott setzen, damit sie in allem das Rechte treffen, und ja nicht denken, dass sie etwas aus sich selbst zustande bringen können.

Ich bin gesund. Das Befinden der Priorin von Malagón ist wie immer. Schreiben Sie mir, ob unser Vater Geld für die Reise mitgenommen hat; denn ich habe gehört, er sei ohne Geld abgereist. Ich bitte Sie um der Liebe willen, beiliegenden Brief ganz sicher und recht bald an ihn zu senden; wählen Sie aber dazu einen ganz verlässigen Menschen. Es tut mir recht leid, dass der Staatsanwalt von Sevilla fortkommt. Gott will, wie es scheint, uns zur Einsicht bringen, dass er allein alles wirkt. Dem Prior vom Karmel entrichten Sie, bitte, meine Empfehlungen, ebenso auch meinem guten Pater Gregor und sagen Sie ihm, er möge mir schreiben.

Heute ist der 17. Januar des Jahres 1577.

Ich bin Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Die Art und Weise, wie Sie die Christnacht zugebracht haben, hat mir sehr gefallen. Ich glaube, dass es gut gehen wird, da der Herr immer, wenn die Not am größten ist, mit seiner Hilfe am nächsten ist. Unterlassen Sie nicht, an mich zu schreiben, wenngleich unser Vater nicht in Sevilla ist. Ich werde es nicht so oft tun, und der Grund ist der, um Ihnen die Portoausgaben zu ersparen.

168. Brief - An Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Toledo, am 21. Januar 1577

Profeß der Casilda de Padilla und Aufnahme einer anderen Nonne in jenes Kloster.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Viel Glück und Segen Ihnen und Ihrer geistlichen Tochter, die den Schleier empfangen hat! Gott gebe, dass Sie sich ihrer viele Jahre erfreuen können und dass Sie beide dem Herrn mit einer Vollkommenheit dienen, wie ich in diesen Tagen zu ihm gefleht habe! Amen.

Es wäre mein inniger Wunsch gewesen, Ihnen auf Ihre Briefe eine längere Antwort zu senden, und es böte sich eben jetzt auch eine günstige Gelegenheit dazu; allein da ich überaus ermüdet bin, so könnte mir dieses sehr schaden. Ich dachte mir darum, Ihnen erst zu schreiben, wenn ich mehr Zeit hätte. Indessen will ich Ihnen doch mitteilen, dass ich alle Ihre Briefe empfangen habe; sie kommen von dort ganz sicher an. Die päpstliche Erlaubnis sende ich Ihnen nicht mit. Sie ist nämlich lateinisch abgefasst, und ich habe niemanden gefunden, der sie übersetzt hätte; aber ich werde sie Ihnen später senden. Gestern, am Feste des heiligen Sebastian, hat man sie mir gebracht. Sie hat die Schwestern und auch mich recht sehr zur Andacht gestimmt. Gepriesen sei Gott, dass alles so gut ausgegangen ist! Ich bin sehr erfreut darüber, dass auch Doña Maria damit befriedigt ist. Sagen Sie ihr recht freundliche Grüße von mir, und meine Casilda umarmen Sie recht herzlich in meinem Namen. O wie gerne möchte ich dies selber tun! Es wäre für mich eine große Freude gewesen, wenn ich bei dieser Feierlichkeit selbst hätte anwesend sein können. Gut war es auch, dass Sie die Brüder eingeladen haben; das wird zur Erhöhung der Feierlichkeit beigetragen haben.

Was die Aussteuer jener anderen Person betrifft, so teilten Sie mir mit, dass Sie fünfzig Dukaten für die Reise davon abziehen mussten. Ich habe Ihnen schon gesagt, warum Sie denn die Summe auf sechshundert Dukaten angaben, wenn die Sache sich so verhält. Sie hätten sich nicht so ausdrücken sollen. Dass von einer Ausstattung die Rede gewesen, kann ich mich nicht erinnern. Wenn diese Person wirklich so beschaffen ist, wie man sagt, so liegt wenig daran, wenn auch die Aussteuer nicht so groß ist. Denn ich versichere Sie, wir haben Nonnen nötig, die Geschicklichkeit besitzen. Seien Sie überzeugt, dass wir nicht so sehr auf die Aussteuer sehen sollen, wenn die Kandidatinnen nur mitbringen, was sie haben, und die für unsere Lebensweise nötigen Eigenschaften besitzen. Wie man mir sagte und wie es auch wahr sein muss, stirbt die Pflegemutter dieser Kandidatin aus Gram darüber, dass man sie ihr entzieht, und deshalb wird sie jener wenig mehr nützen können. Ihr Pflegevater weiß, dass er sie wieder zurücknehmen muss, wenn sie nicht jene Eigenschaften besitzt, die man an ihr hervorhob. Die Aufnahme dieser Nonne machte mir so viel Schwierigkeit, dass ich schon dachte, es möchte dies eine Versuchung sein.

Lesen Sie beiliegenden Brief, siegeln Sie ihn und geben Sie ihn dem Augustin de Vitoria mit Empfehlungen von mir oder sonst jemandem, von dem Sie glauben, dass er ihn baldigst übergibt. Porto auszulegen ist hier nicht am Platze, und es muss der Brief auch sicher übergeben werden.

Der Pater Visitator dringt so sehr auf die Gründung jenes Klosters, dass ich, sobald Sie damit einverstanden sind, den Antonius Gaytán absenden werde, den jener für die Verbriefung bevollmächtigt hat. Nachdem es der Pater Visitator einmal angeordnet hat, dass man jene Frau, die alt und krank ist, nicht aus dem Hause vertreibe, so wird auch dafür gesorgt werden, dass die Nonnen sie ertragen können; etwas müssen sie ja doch zu leiden haben, da die Not, in der sich die Seelen dort befinden, groß ist. Gott möge diese Angelegenheit in seine Hand nehmen und Sie mir erhalten! Sie haben sich wunderbar aus der Klemme gezogen. Gepriesen sei Gott, der dies alles vollbringt! Denn Sie selbst wären dazu allzu schwach.

Heute ist der 21. Januar.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

169. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 26. Januar 1577

Dank für einige ihr zugesandte Geschenke.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ich gestehe Ihnen, dass auch ich den Lobeserhebungen, die Sie und Ihre Nonnen unserem Vater, und zwar mit Recht, spenden, noch einige beifügen könnte. Ich weiß nicht, welche Versuchung über mich gekommen ist, dass ich für Sie eine überaus große Liebe trage. Ich glaube, dass Sie mir diese durch Ihre Gegenliebe vergelten. Der Herr gebe, dass wir diese gegenseitige Liebe durch inständige Gebete an den Tag legen, die wir füreinander zur göttlichen Majestät emporsenden!

Gestern, am Tage der Bekehrung des heiligen Paulus, brachte mir der Maultiertreiber Ihre Briefe samt dem Gelde und allem übrigen. Die Verpackung war so geschickt, dass es eine Freude war, sie zu sehen; auch kam alles sehr gut an. Gott vergelte Ihnen die Freude, die Sie mir durch die Sendung an die Mutter unseres Vaters bereitet haben.

Noch keine von den Priorinnen hat soviel getan. Unser Vater hat darüber große Freude. Wie sollte ich Sie darum nicht recht innig lieben, da Sie nicht aufhören, mich zu erfreuen? Nur nach dem Agnus Dei hatte ich dieser Tage ein kleines Verlangen, da ich etwas zu haben wünschte, um damit dem Administrator ein Geschenk zu machen. Dieser Mann ist bereit zu jedem Dienste, den er mir erweisen kann, und er besorgt alles aufs beste. Insbesondere hat er für das Kloster in Malagón viel getan und wird sich dafür noch mehr kosten lassen. Dieses Kloster befindet sich jetzt in solcher Armut und so ohne alle Hilfe, dass ich darüber infolge meiner Gemütsart großes Leid empfinde. Ein kleines Kreuz hat zwar jedes unserer Klöster zu tragen, allein daran liegt wenig.

Gott erweist mir dadurch, dass die Prüfungen Ihres Klosters vorüber sind, eine große Gnade, und ich weiß nicht, worüber ich mich noch beklagen soll. Insbesondere bereitet es mir großen Trost, dass alles so gut steht und Hoffnung vorhanden ist, es werde ein Teil der Schuld, die auf dem Hause ruht, abgezahlt werden können. Denn solange ich mir denken muss, dass Sie jeden Tag mehr als einen Dukaten zu zahlen haben, kann ich nicht ohne Sorge sein. Das ist ein Grund für mich, Gott zu bitten, er möge die Schwestern von dieser Last befreien. Möge es Seiner Majestät gefallen, sie wenigstens zu vermindern! Amen.

Ich komme nochmals auf das Agnus Dei zurück. Da es seine Bestimmung schon hatte, so wollte ich dessen Übersendung nicht unterlassen; denn es verlieh den übrigen Dingen des Pakets, das sehr gut ankam, ein größeres Ansehen. Von dem Balsam nahm man hier ein wenig weg, da Elisabeth sagt, man habe bei ihr zu Hause einen größeren Vorrat. Auch drei Stücke vom Zuckergebäck behielt ich zurück, damit Sie nicht meinen, meine kleine Elisabeth sei das Kind einer Stiefmutter, so dass ich ihr nichts geben dürfte; das übrige wird übersandt, und es reicht hin. Gott vergelte Ihnen alles, meine Tochter! Amen. Amen, Amen. Er belohne Sie auch für die Kartoffeln, die ganz gut und zu einer Zeit angekommen sind, in der ich sehr wenig Appetit zum Essen habe, ebenso auch für die Orangen, die einigen Schwestern Freude machten, die zwar nicht schwer krank sind, aber sich doch unwohl fühlen! Alles übrige ist sehr gut; auch die Bonbons, von denen Sie eine ganze Menge gesendet haben, sind gut angekommen und munden vorzüglich. Ich habe von diesen auch einige der Doña Luise gegeben, die heute bei mir war. Hätte ich gedacht, dass sie diese so hochschätzte, so würde ich sie ihr in Ihrem Namen zugesendet haben; denn alles, was von uns kommt, macht ihr große Freude, und wir halten es darum auch für billig, solch hohen Damen etwas Weniges anzubieten. Mein Bruder hat mir die bessere Bonbonsschachtel zurückgesendet, die Sie an ihn geschickt haben. Es war für mich ein Trost, dass Sie dies alles nichts gekostet hat. Wo Sie es für gut finden, können Sie nach Belieben für eine bestimmte Person um etwas bitten, oder wenn man Ihnen etwas schenkt, können Sie sagen, dass sie es für irgend jemand oder für eine bestimmte Person annehmen; das sind dann keine Ausgaben, die vom Kloster gemacht werden.

Der Priorin von Malagón habe ich von den Bonbons, die mein Bruder mir zusandte, nichts geschickt. Da sie nämlich starkes Fieber hatte, so würden sie für sie schädlich gewesen sein. Es wäre auch mein Wunsch, dass Sie ihr nichts zum Geschenke machen, was die Fieberhitze vermehrt; schicken Sie ihr andere Dinge, etwa süße Orangen oder was sonst für Kranke geeignet ist; denn sie hat großen Ekel vor allen Speisen. Ich wünschte recht sehr, dass sie hierher nach Toledo gebracht würde. Jetzt habe ich Hoffnung auf das Wasser von Loja. Unserem Vater habe ich schon geschrieben, er möchte uns Nachricht geben, ob er sich an jenem Orte aufhalten werde; ich würde dann die nötigen Maßnahmen treffen, um etwas von diesem Wasser zu bekommen; denn ich glaube, die Kranke werde dadurch gesunden. Deshalb rate ich ihr auch den Gebrauch dieses Wassers recht dringend an. Das, woran sie jetzt am meisten Geschmack findet, sind kleine Butterbrezeln.

Auf Ihre Briefe, die ich alle erhalten habe, möchte ich gerne recht ausführlich antworten; allein der Maultiertreiber geht morgen schon wieder ab, und Sie sehen selbst, was ich hier an unseren Vater absenden muss. Entschuldigen Sie das Porto; die Sache ist nämlich so wichtig, dass man sich auch ein höheres gefallen lassen müsste. Suchen Sie doch in Bälde mit Pater Gregor sich zu besprechen und bitten Sie ihn in meinem Namen, er möge einen zuverlässigen Menschen, vielleicht den Didakus, wenn er dort ist, senden, damit er unserem Vater diese Briefe schleunigst überbringe. Er wird es aus Liebe zu mir gerne tun. Finden Sie aber keinen ganz zuverlässigen Menschen, der sich sogleich auf den Weg begibt, so übergeben Sie gar niemandem die Briefe. Denn es befinden sich unter ihnen einige, die ich gar nicht abzusenden gewagt hätte, wenn nicht der Maultiertreiber so zuverlässig wäre. Man kennt auch hier schon den Erlass des Paters General, den er mir bei meiner Anwesenheit in Sevilla zugestellt hatte. Diesem Erlasse gemäß ist es nicht bloß mir, sondern auch allen Nonnen überhaupt verboten, je ihr Kloster zu verlassen. Man kann sie darum in kein anderes Kloster senden, sei es nun, um das Amt einer Priorin zu verwalten, oder einer anderen Ursache wegen. Dieses Verbot wird den vollständigen Ruin unseres Ordens herbeiführen, wenn einmal das Kommissariat unseres Paters Gracián zu Ende geht. Wenn wir auch unter der Jurisdiktion der unbeschuhten Väter stehen, so ist dies doch nicht genügend; unser Vater muss darum, solange er noch apostolischer Kommissar ist, ausdrücklich erklären, dass wir auch wie vorher in andere Klöster gesendet werden können. Für die Nonnen und für mich genügt diese Erklärung. Doch wir können jede Stunde erfahren, dass sein Kommissariat zu Ende ist. Lassen Sie sich darum die Übersendung dieser Briefe angelegen sein. Ihr Überbringer kann auf die Erklärung unseres Vaters, die nur wenig Zeit erfordert, warten und sie Ihnen zurückbringen. Senden Sie mir aber diese nicht anders zu als durch den Maultiertreiber, und legen Sie ein gutes Porto bei! Sagen Sie unserem Vater, dass ich Ihnen geschrieben habe, er möge seine Erklärung Ihnen übersenden.

Es ist wahrhaft zum Erstaunen, wie einfältig wir gewesen sind! Der Administrator, ein tüchtiger Rechtsgelehrter, und Doktor Velásquez haben alles genau erwogen und behaupten, die Sache lasse sich so machen. Sie übersenden eine diesbezügliche Weisung. Möge Gott alles so lenken, dass es zu seiner größeren Ehre gereicht! Mich hat man beauftragt, die Angelegenheit ohne Verzug ins reine zu bringen, und darum beeile ich mich auch.

Es ist ein großes Glück, dass man das Geld dem Anton Ruiz noch nicht übergeben hat, da der Alkalde, der es erheben sollte, hier ist. Den Mann, der zur Bezahlung meiner Portogebühren Geld in Verwahrung hat, habe ich beauftragt, die zwanzig Realen zu bezahlen, um nicht so kleine Schulden hängen zu lassen. Indessen soll jetzt geschehen, was Euere Ehrwürden anordnen.

Von dem indischen Harz hat man hier auch einen kleinen Teil zurückbehalten; denn ich wollte Sie schon vorher um diesen Gegenstand bitten. Die Schwestern bereiten nämlich daraus Pastillen mit Rosenzucker vermischt, die mir bei meinem rheumatischen Leiden sehr gut bekommen. Es bleibt zur Sendung noch genug übrig. Am nächsten Donnerstag wird alles sicher an seinen Bestimmungsort befördert werden. Es war für mich eine große Freude, als ich von Ihnen die Nachricht erhielt, dass Sie wieder gesund sind. Beachten Sie jedoch, dass Sie sich nicht wie eine ganz gesunde Person benehmen, damit Sie den Rückfall vermeiden; denn Ihre Krankheit hat mir schon traurige Stunden bereitet. Der Subpriorin und allen empfehle ich mich. Durch den Boten werde ich Ihnen bald wieder Briefe senden; deshalb füge ich hier nur noch bei, dass Casilda bereits Profeß abgelegt hat. Gott erhalte Sie mir, meine Tochter, und mache Sie heilig! Amen.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Alles Gute an Herrn García Alvarez, an seine Base und an alle!

Anschrift: An meine Tochter, die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

170. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 6. Februar 1577

Nachrichten und Lob über Pater Gracián. Verhaltungsmaßregeln gegenüber Pater Tostado und den beschuhten Vätern. Verschiedene Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Bitte, setzen Sie nicht mehr den Titel »Herrin« an die Spitze Ihrer Briefe; denn derartige Ausdrücke ziemen sich nicht für uns. Es ist wirklich eine unangenehme Sache mit diesen Schlägereien in Andalusien.

Unser Vater schreibt mir nichts, außer dass es ihm gut geht trotz aller Unpäßlichkeiten, unter denen er bisweilen leidet. Aber er will sich heilen, indem er das Wasser trinkt, das sich bei Antequera befindet.

Ich kann jene Angelegenheit des Paters Bonaventura nicht begreifen. Denn meines Wissens haben Euere Hochwürden mir geschrieben, dass man ihn seines Amtes entsetzt habe. Wenn man ihn davon enthoben hat unter dem Vorwande, dass es gut sei, den Ordensmännern ein Beispiel zu geben, so sollte man ihn meines Erachtens wieder damit betrauen.

Gott hat uns eine große Gnade erwiesen, dass unser Vater die Prüfung mit solcher Ruhe ertragen hat. Wenn man ihm nicht die Hände bindet, wird er das begonnene Werk zum besten Ende führen. Ich vertraue auf Seine Majestät, die Euere Hochwürden, meinen Vater, erhalten möge!

Warum machen Sie sich, mein Vater, Sorgen über die Ankunft des Paters Tostado? Lassen Sie unsern Herrn walten! Diese Angelegenheit steht ihm zu, der weiß, aus allem den größten Gewinn zu ziehen. Ich habe in keinerlei Weise Sorge. Unsere Angelegenheiten, die eine unseren Wünschen entgegengesetzte Richtung zu nehmen scheinen, wickeln sich, wie ich sehe, besser ab als andere, die dem Anscheine nach auf guten Bahnen sich befinden. Gott wird seine Macht zeigen. Schwieriger ist die Tatsache, dass mit dem Abgang des Nuntius der Auftrag unseres Vaters erlischt.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass der Nuntius unseren Vater zu sich rufen ließ. Die beschuhten Väter hier sind ganz außer sich, dass Tostado solange nicht kommt. Ich glaube, sie werden einen Boten an Tostado senden, wenn sie es nicht schon getan haben; ihr Fehler, sagen sie, sei gewesen, dass sie niemanden an ihn geschickt hätten, um ihn zu rufen. Wohlan, er möge kommen! Wir wollen sehen, worauf dieses Abenteuer hinausgeht. Aber wenn der König und unsere Gönner sich ebenso verhalten wie vorher, dann hat dieser Pater wenig Aussicht auf Erfolg. Ändern sie aber ihre Ansicht, dann wird es noch besser sein.

Seien Sie, mein Vater, durchwegs ohne Sorge über den Vorschlag, den ich Ihnen machte; bleiben Sie in dem Hause, das man Ihnen gegeben hat! Suchen Sie nicht mehr nach einer guten Lage für eine Gründung! Ich kann es nicht ertragen, dass Sie mit diesen Vätern darüber in Unterhandlung treten und das Sichere um des Unsicheren willen aufgeben; nach einiger Zeit kommt ein anderer. Es möge bleiben, wie es jetzt ist. Es wäre meiner Ansicht nach viel besser gewesen, in Madrid ein Nonnenkloster zu gründen, als einen günstiger gelegenen Ort für ein Männerkloster zu suchen…

Ich habe dies selbst erfahren während der acht Tage, die ich in Madrid zugebracht habe. Seien wir auf der Hut vor ihnen, es sind wichtige Angelegenheiten; und wie Euere Hochwürden sagen, verstehen sie sich am besten darauf, eine Verfolgung gegen uns in Szene zu setzen. Und wer weiß, ob sie uns in diesem Augenblick nicht nützlicher wäre.

Ich bin sehr froh, dass unser Vater nicht in Sevilla ist; wie Euere Hochwürden bemerken, wäre es besser, wenn er hierher in unsere Nähe käme, obgleich wir in Granada ein Haus der unbeschuhten Karmeliten besitzen, in das er sich zurückziehen kann. Falls jedoch sein Amt als Visitator zu Ende gehen und Pater Tostado seine Befugnisse erhalten würde, wäre es gut, wenn sie einander nicht treffen würden. Die beschuhten Väter sagen nur, dass der letztere sich unverzüglich an den Hof begeben müsse; er ist also auf Befehl des Nuntius dorthin berufen worden. Diese Väter fügen bei, was auch wahr ist, dass er durch den König dorthin berufen wurde. Sie müssen diese Angelegenheit besser durchforscht haben, allein sie sind nicht eines Sinnes.

Pater Don Pedro González erzählte mir gestern, er habe in einem Briefe aus Rom gelesen, dass ein Internuntius ernannt worden sei.

Ich glaube, mein Vater, dass dieser Nuntius große Voreingenommenheit gegen uns an den Tag legen wird, wenn er kommt. Aber wenn Gott für uns ist, wer soll dann gegen uns sein? Pater Magister Petrus Fernández ist hier; er hat mich besucht, und ich glaube, dass er sich innerhalb eines Monats nicht an den Hof begeben wird. Seien Sie überzeugt, mein Vater, dass man nichts unternehmen werde gegen die Anordnungen der apostolischen Visitatoren. Sie werden sich dem Pater Tostado unterwerfen und ihm gehorchen müssen, aber nicht in dem, was zu unserem völligen Ruin gereicht. Daher müssen Sie gegen ihn, wenn er kommt, standhaft sein trotz aller Zeichen der Freundschaft, die er Ihnen gegenüber an den Tag legen wird, und niemand darf sich zu dem verleiten lassen, was schließlich unserm Pater General keinen Nutzen bringt; denn wir stehen unter seinem Gehorsam, und man muss uns als seine Töchter ansehen, wenn dies geschieht. Es würde unser Leben sein, wenn man das Werk der Reform wieder weiterführen würde, das berufen ist, so viel Gutes zu stiften. Ich fürchte, mein Vater, dass Gott uns diese Gnade noch nicht schenkt. Möge Seine Majestät alles zu seiner größern Ehre lenken! Dann mag kommen, was da wolle.

Hier liegt ein Brief bei für Pater Johann Diaz; ich bitte ihn, sich gütigst um eine Angelegenheit in Caravaca anzunehmen, wie Euere Hochwürden sehen werden. Ich sende dorthin den Bericht und die Empfehlungsbriefe, die dem Bischof von Cartagena übergeben werden sollen…

Ich bitte ihn außerdem, die Herzogin zu ersuchen, sie möchte einen ihrer Diener absenden… Ich will sie bitten, um der Liebe Gottes willen ja helfend einzugreifen.

Unser Herr sei stets mit Euerer Hochwürden! Amen. Heute ist der 6. Februar. Meine besten Empfehlungen an Pater Prior.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

171. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 10. Februar 1577

Heilsame Unterweisungen bezüglich seines inneren Lebens und Nachrichten über Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Nachdem ich mich von meiner Schwäche bereits am anderen Tage wieder erholt hatte, nahm ich, da ich meiner Ansicht nach zuviel Galle habe und deshalb fürchte, ich möchte die kommende vierzigtägige Fastenzeit nicht halten können, ein Führmittel ein. Leider aber hatte ich gerade an jenem Tage so viele Briefe zu schreiben und Geschäfte zu erledigen, dass ich bis nachts zwei Uhr schreiben musste, was für meinen Kopf sehr nachteilig war. Dennoch glaube ich, dass dies auch seinen Vorteil gehabt hat; denn der Arzt befahl mir daraufhin, nie mehr länger als bis zwölf Uhr zu schreiben und zuweilen durch eine andere Hand meine Briefe schreiben zu lassen.

Die Anstrengung war diesmal, besonders in dieser Winterszeit, wirklich maßlos, und ich habe da sehr gefehlt; denn um am folgenden Morgen frei zu sein, entzog ich mir den notwendigen Schlaf, und weil ich gleich nach dem Erbrechen zu schreiben begann, so half alles zusammen. An dem Tage, an dem ich die Medizin einnahm, war ich sehr elend; indessen scheint jetzt eine Besserung einzutreten. Haben Sie darum meinetwegen keine Sorge; denn ich pflege mich gut. Ich habe Ihnen dies deshalb mitgeteilt, damit Sie den Grund wissen, wenn manchmal ein Brief an Sie gelangt, der nicht von meiner Hand geschrieben ist, oder wenn meine Briefe an Sie kürzer sind wie gewöhnlich.

Ich Pflege mich gut, soweit ich es kann, allein ich war doch angehalten über das Geschenk, das Sie mir übersandten; denn es wäre mir lieber, wenn Sie diese Sachen selbst genießen würden da Süßigkeiten mir nicht zusagen. Wohl habe ich davon schon genossen und werde sie alle genießen; allein schicken Sie mir so etwas nicht mehr, sonst würde es mich sehr verdrießen. Sehen Sie denn nicht, dass ich Ihnen gar nie ein Gegengeschenk dafür gebe?

Ich weiß nicht, was diese »Vater unser« bedeuten, die Sie, wie Sie sagen, bei Vornahme der Geißelung beten; denn so etwas habe ich Ihnen nie geraten. Lesen Sie meinen Brief nochmals, und sie werden sich überzeugen. Wenden Sie auch die Geißelung in keiner Weise öfters an, als ich Ihnen dort erlaubt habe, nämlich zweimal in der Woche. Während der Fastenzeit können Sie auch noch an einem Tage in der Woche den Bußgürtel tragen. Dies erlaube ich Ihnen jedoch nur unter der Bedingung, dass Sie ihn wieder ablegen, wenn er Ihnen übel bekommt; denn da Sie so vollblütig sind, so fürchte ich sehr für Ihre Gesundheit. Aus dem gleichen Grunde erlaube ich Ihnen eine öftere Anwendung der Geißelung nicht, weil dies nachteilig auf die Sehkraft wirken könnte. Übrigens ist es jetzt im Anfang eine bessere Buße für Sie, Ihren Eigenwillen zu brechen und die Geißelung nur mäßig anzuwenden, als eigenmächtig sich zu geißeln. Wenn Sie finden, dass Ihnen der Gebrauch des Bußgürtels nicht gut bekommt, müssen Sie es mir schreiben.

Dieses Gebet, von dem Sie reden, ist das Gebet der Ruhe, über das Sie in dem kleinen Buche mehreres lesen können. Was jene sinnlichen Erregungen betrifft, so habe ich Ihnen schon mitgeteilt, wie Sie sich versuchsweise dabei verhalten sollen; denn ich erkenne es ganz sicher, dass diese nichts zu bedeuten haben und es das beste ist, gar nicht darauf zu achten. Mir erzählte einmal ein Gelehrter, es sei einst ein Mann in größter Betrübnis gekommen und habe ihm geklagt, dass jedesmal, so oft er kommuniziere, ihm eine schändliche Versuchung komme, etwas noch weit Schlimmeres, als was Sie erfahren, und man habe ihm infolgedessen befohlen, jährlich nur einmal die Kommunion zu empfangen, um die kirchliche Vorschrift zu erfüllen. Obwohl dieser Gelehrte im geistlichen Leben nicht erfahren war, erkannte er dennoch, dass dies nur von natürlicher Schwäche herrühre, und legte dem Geängstigten nahe, sich nichts daraus zu machen und alle acht Tage die Kommunion zu empfangen. Dieser wurde frei von seiner Angst und auch von seiner schändlichen Versuchung. Legen auch Sie solchen Versuchungen keine Bedeutung bei!

Mit Julian de Ávila können Sie sich über alles besprechen; denn er ist ein sehr tugendhafter Mann. Er schreibt mir, dass er zu Ihnen komme, was mich freut. Besuchen Sie ihn manchmal, und wenn Sie ihm eine Freude machen wollen, so geben Sie ihm ein Almosen; denn er ist sehr arm und allen Gütern der Welt abgestorben. Er ist nach meiner Ansicht einer der besten Priester in Ávila, und eine Unterhaltung mit solchen Seelen ist heilsam, da Sie doch nicht so ganz dem Gebete sich widmen können, dass Sie jedem Umgang entsagten.

Bezüglich des Schlafes rate ich Ihnen an und befehle es Ihnen sogar, dass Sie ihm nicht weniger als sechs Stunden widmen. Bedenken Sie, dass wir in unserem vorgerückten Alter auch dem Leib eine Sorgfalt angedeihen lassen müssen, damit der Geist nicht unterliege; denn dies wäre ein entsetzliches Leiden. Sie können gar nicht glauben, welches Missbehagen sich meiner in diesen Tagen bemächtigt hat. Ich wage weder mündlich zu beten noch zu lesen, obwohl ich mich, wie schon erwähnt, jetzt wieder besser befinde. Es soll mir dies, ich gestehe es Ihnen, zur Warnung dienen. Tun Sie also, was man Ihnen befiehlt, so erfüllen Sie den Willen Gottes. O wie einfältig sind Sie doch, wenn Sie glauben, dass Ihr Gebet von gleicher Art sei wie jenes, das mich am Schlafe hinderte! Das meinige war ganz anders; denn ich war weit mehr bemüht, zu schlafen, als wach zu bleiben.

Wahrhaftig, ich vermag unserem Herrn nicht genug zu danken für die Gnaden, die er Ihnen erweist, und für die Wirkungen, die Ihrer Seele daraus erwachsen. Da sehen Sie, wie groß Gott ist, da er Sie in einem Augenblicke mehr mit Tugenden bereichert, als Sie durch lange und mühsame Anstrengungen gewinnen könnten. Bei Ihnen kommt die Schwäche des Kopfes weder vom Essen noch vom Trinken. Glauben Sie mir und tun Sie, was ich Ihnen sage! Unser Herr erweist mir eine große Gnade, dass er Ihnen eine so gute Gesundheit verleiht. Möge es Seiner Majestät gefallen, sie Ihnen noch viele Jahre zu erhalten, damit Sie diese zu seinem Dienste verwenden können!

Jene Furcht, von der Sie sprechen, kommt meines Erachtens gewiss daher, dass Ihr Geist die Nähe des bösen Feindes gewahrt. Wenn Sie ihn auch nicht mit leiblichen Augen sehen, so wird ihn doch die Seele wahrnehmen und fühlen. Bewahren Sie immer Weihwasser in Ihrer Nähe; denn es gibt nichts, das er mehr fürchtet als dieses. Dies hat mir schon in vielen Fällen nützliche Dienste geleistet. Manchmal ließ er es bei der Furcht nicht bewenden, sondern er peinigte mich auch sonst in schrecklicher Weise. Dies teile ich nur Ihnen allein mit. Wenn ihn aber das Weihwasser nicht trifft, dann flieht er nicht; darum muss es ringsumher gesprengt werden.

Halten Sie es nicht für einen geringen Gnadenerweis Gottes, dass Sie so gut schlafen können; es ist dies vielmehr ein sehr großer. Darum wiederhole ich es: Suchen Sie ja den Schlaf nicht abzukürzen; denn Sie stehen nicht mehr in den Jahren, in denen man dies tun darf.

Ich halte es für ein Zeichen großer Liebe zu Gott, dass Sie Leiden auf sich nehmen und auf Wonnegenüsse verzichten wollen. Es ist schon eine besondere Gnade von Gott, dass er Ihnen diesen Gedanken einflößt. Andererseits ist es ein großer Unverstand und ein Zeichen geringer Demut, zu denken, Sie könnten sich zufrieden geben, wenn Sie die Tugenden des Don Franz de Salcedo hätten oder jene, die Ihnen der Herr verleiht ohne diese besondere Gebetsgnade. Glauben Sie mir und lassen Sie den Herrn des Weinbergs schalten nach seinem Wohlgefallen; denn er weiß, was einem jeden aus uns notwendig ist. Nie habe ich ihn um innere Leiden gebeten, wiewohl er mir schon viele und sehr schwere während meines Lebens geschickt hat. An diesen inneren Bedrängnissen haben die Beschaffenheit der Natur und die Gemütsart einen großen Anteil. Ich freue mich, dass Sie das Naturell jenes heiligen Mannes nach und nach kennenlernen; ich wünschte nur, dass Sie auch seinen Charakter großmütig ertragen würden.

Glauben Sie es mir, ich habe vorausgesehen, wie mein Gutachten über die verschiedenen Erklärungen aufgefasst wird, und ich wusste, dass ich dadurch Ihre empfindsame Seite berühren werde, allein ich konnte keine ernste Antwort geben; aber bedenken Sie wohl, ich habe nicht unterlassen, manches von Ihren Ausführungen lobend anzuerkennen. Es war mir nämlich, ohne eine Lüge zu begehen, unmöglich, auf Ihre Antwort anders zu erwidern. Ich versichere Sie, mein Kopf war damals so eingenommen, dass ich nicht weiß, wie ich selbst dieses fertigbrachte. Ich war nämlich an diesem Tage von Geschäften und Briefen ganz überhäuft; denn manchmal scheint mir der Teufel zu bewirken, dass die Arbeiten sich häufen, wie es an jenem Abend der Fall war, an dem ich Medizin einnahm und mich so übel fühlte. Es war ein Wunder, dass ich damals einen Brief, den ich an die Mutter des Paters Gracián geschrieben hatte, nicht an den Bischof von Cartagena absandte. Ich hatte nämlich die falsche Adresse auf den Brief geschrieben, der sich schon im Pakete befand, das für den Bischof bestimmt war. Ich kann Gott nicht genug danken, dass er mich noch zur rechten Zeit auf meine Zerstreuung aufmerksam machte. Ich hatte nämlich dieser Dame geschrieben, was zwischen den Nonnen von Caravaca und dem Generalvikar des Bischofs, den ich nie gesehen, vorgefallen war, und dass mir sein Verhalten als eine Torheit vorkomme. Meine weiteren Worte waren: »Der Generalvikar hat den Nonnen verboten, Messe lesen zu lassen, was aber wieder ausgeglichen ist. Ich habe die feste Hoffnung, dass auch das übrige gut vonstatten geht und die Stiftung anerkannt wird. Man kann gar nicht anders handeln.« Auch begleiteten meinen Brief einige Empfehlungsschreiben. Denken Sie sich doch, was das gewesen wäre! Und erst, wenn ich mich selbst dorthin begeben hätte!

Wir sind immer noch in Angst wegen dieses Tostado, der sich eben wieder an den Hof begibt. Wollen Sie diese Angelegenheit Gott empfehlen. Lesen Sie den beiliegenden Brief der Priorin von Sevilla. Sie sandte mir Ihren Brief, der mir Freude machte, sowie auch jenen, den Sie an die Nonnen geschrieben haben. Dieser letztere ist sehr liebevoll. Alle Nonnen empfehlen sich Ihnen vielmals. Sie hatten an dem Briefe große Freude, besonders meine Gefährtin, jene fünfzigjährige Nonne, die mit uns von Malagón gekommen ist. Sie ist äußerst gut und verständig; wenigstens ist sie sehr aufmerksam auf meine Pflege und eifrigst um mich besorgt.

Die Priorin von Valladolid schrieb mir, dass man sich mit aller nur möglichen Sorgfalt um jene in Frage stehende Angelegenheit annehme und dass Petrus de Ahumada sich dort aufhalte. Nach meiner Ansicht wird der Kaufmann, der sich um die Sache annimmt, sie auch glücklich zu Ende führen. Ich bin darüber ohne Sorge. Empfehlen Sie mich dem Petrus de Ahumada, meinen Kindern, und besonders dem Franziskus; ich möchte sie gerne wieder einmal sehen. Sie haben gut getan, dass Sie jenes Dienstmädchen entlassen haben, wenn Sie auch sonst keinen Grund gehabt hätten, als dass die Dienstboten einander im Wege stehen, wenn ihrer so viele sind. Der Doña Johanna, dem Petrus Alvarez und allen [meinen Freunden] wollen Sie immer meine Grüße entrichten!

Ich will Ihnen mitteilen, dass es mit meinem Kopfe weit besser geht als wie beim Beginn des Briefes. Vielleicht hat dies die Freude bewirkt, dass ich mit Ihnen mich unterhalten kann.

Heute war Doktor Velásquez, mein Beichtvater, bei mir. Ich teilte ihm mit, was Sie mir bezüglich Ihrer Silbergeräte und Wandteppiche geschrieben haben, die Sie zu verkaufen wünschten. Denn ich möchte nicht, dass Sie in Ermangelung meines Beistandes abließen, weitere Fortschritte im Dienste Gottes zu machen. Doch in manchen Dingen setze ich auf meine eigene Ansicht kein Vertrauen; übrigens ist Doktor Velásquez in dieser Hinsicht derselben Meinung wie ich. Er sagt, dass diese Dinge ganz gleichgültig seien, wenn Sie nur darauf achten, dass Sie keinen Wert auf sie legen und Ihr Herz nicht daranhängen. Da Sie Kinder haben, die verheiratet werden müssen, so ist es ganz billig, dass Sie eine Ihrem Stande entsprechende Hauseinrichtung haben. So müssen Sie denn einstweilen Geduld haben; denn Gott pflegt immer die geeignete Zeit zur Ausführung der guten Vorsätze herbeizuführen und so wird er auch in diesem Fall bei Ihnen handeln. Seine Majestät erhalte Sie mir und mache Sie recht heilig! Amen.

Heute ist der 10. Februar.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

172. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 11. Februar 1577

Zwistigkeiten mit den beschuhten Karmeliten und ihre Widersetzlichkeit gegen die Reform.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Ich wartete von Tag zu Tag auf den Brief des Priors des Karmelitenklosters; nichtsdestoweniger dankte ich Gott bei der Nachricht, dass man keinen Boten abgeschickt habe. Das war sehr gut; denn Didakus Pérez wird selbst diesen Brief überbringen. Ich habe unserem Herrn von Herzen gedankt, ihn so vorurteilsfrei zu finden. Er scheint mir ein wahrer Diener Gottes zu sein, da ihn unser Herr so sehr durch Leiden geprüft hat. Es ist traurig zu sehen, wie die Welt ist.

Sollten Sie zur Förderung Ihrer Angelegenheit einen Brief von der Doña Luise de la Cerda nötig haben, so kann ich jetzt [leider] nicht dienen. Man sagt mir, sie sei nicht hier, sondern in Paracuellos, das ganz in der Nähe von Madrid, nur drei Stunden davon entfernt, liegt. Dieser Pater Didakus [Pérez] hat mir sehr entsprochen; er muss für alles Gute vortreffliche Eigenschaften haben.

Die Erklärung des Karmelitenpriors geht, soviel mir heute Magister Córdoba in Gegenwart des Herrn Didakus Pérez gesagt hat, darauf hinaus, dass er sich mit allen Kräften der Gründung des Klosters widersetzen werde, solange man ihm nicht einen Brief unseres wohlehrwürdigen Generals vorzeige; es gebe, sagt er, keinen Reformator, der dazu berechtigt wäre, und der Nuntius könne hierin in eigener Person nichts tun. Pater Magister Córdoba ist von dieser Ansicht vollkommen überzeugt; er hält für sicher, dass die Unbeschuhten gegen den Gehorsam handeln, während die Beschuhten nicht gehalten seien, den Visitatoren zu folgen, sondern dem General. All meine Erwiderung hätte wenig geholfen, würde ihn nicht Pater Didakus Pérez eines Besseren belehrt haben. Pater Córdoba sagte auch, dass der König, nachdem er den Ungehorsam der Unbeschuhten gesehen, befohlen habe, ihretwegen das Edikt zu erlassen, das vom Königlichen Ratskollegium ausgegangen.

Ich versichere Euere Hochwürden, man kann nur Gott preisen, wenn man das Treiben dieser Väter gewahrt. Fast möchte man glauben, sie hätten, wie sie versicherten, ein neues Breve erhalten. Allein dem ist nicht so; sie haben nur den Beschluss des Generalkapitels, der ihnen vor eineinhalb Jahren zugestellt wurde. Pater Magister Córdoba hat diesen Beschluss heute mit eigenen Augen gesehen.

Aber soviel ich glaube, ist letzterer ein Vetter des Paters Alfons Fernández, und ich weiß nicht, warum dieser die dortigen Brüder vom Stande der Dinge nicht in Kenntnis setzt, da er doch in Madrid sich befindet. Falls die Antwort des Priors an Seine Gnaden vor dem Abgang meines Briefes ankommt, werde ich sie zu gleicher Zeit [mit dem Briefe] absenden; wenn nicht, so schreiben Sie mir, ob man den Brief an den Archidiakon schicken soll. Übrigens ist ja alles vergebens, solange das Edikt des Königs nicht widerrufen ist; wird es widerrufen, so muss man sofort handeln. Unterdessen wollen wir nicht so vielen Personen lästig fallen, die uns Hilfe leisten sollen. Pater Didakus Pérez kann Seiner Gnaden in eigener Person die Antwort des Priors übermitteln, da er sie selbst gehört hat. Nach meiner Ansicht wird der Archidiakon nicht so schnell darauf erwidern können, und es wird besser sein, dem Erzbischof von dem Vorfall Nachricht zu geben. Gebe Gott, dass Euere Hochwürden sich besser befinden, denn ich bin Ihretwegen sehr in Sorgen!

Heute ist Montag, der 11. Februar.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

173. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 16. Februar 1577

Besorgnis um die Krankheit dieses Paters. Einige Vorschläge bezüglich der Bildung einer eigenen Provinz der Unbeschuhten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Eurer Hochwürden, mein Vater!

Ich wundere mich nicht darüber, dass Sie noch krank sind, wohl aber, dass Sie noch leben, nachdem Sie dort innerlich und äußerlich so vieles leiden mussten. Es hat mir unendlich leid getan, als ich erfuhr, dass Sie bettlägerig seien; denn ich kenne Euere Hochwürden. Ich war aber sehr getröstet, als man mir mitteilte, dass Ihre Krankheit, wenn auch schmerzlich, doch nicht gefährlich sei. Ich habe mir gedacht, ob nicht Ihre Erkrankung von einer Verkältung herrühre, die Sie sich vielleicht auf Ihren langen Reisen zugezogen. Wollen mir doch Euere Hochwürden um der Liebe Gottes willen recht ausführlich schreiben, wie es Ihnen geht, und mir mitteilen, ob Sie etwas bedürfen; ich bin zufrieden, wenn der Brief auch nur von Pater Miseria geschrieben ist. Im übrigen machen Sie sich über nichts Sorge! Was mich betrifft, so bin ich, da die Angelegenheiten besser zu stehen scheinen, nie weniger unzufrieden als eben jetzt. Sie wissen ja, dass der Herr immer will, wir sollten zur Einsicht kommen, dass er selbst zustandebringt, was uns zum Heile gereicht. Damit wir besser einsehen und erkennen, dass dies sein Werk ist, pflegt er tausend Widersprüche zuzulassen. Gerade dann aber geht alles am besten vonstatten.

Es tut mir leid, dass Sie nichts von meinem Vater Padilla schreiben; er selbst lässt auch nichts mehr hören. Ich wünschte, dass er gesund sei, damit er sich Ihrer annehmen kann, wenn Pater Balthasar fortreisen muss. Möge unser Herr Euerer Hochwürden bald wieder die Gesundheit verleihen! An alle Väter in Madrid schreibe ich, was vorgefallen ist. Es scheint, dass dieser Bote keine andere Bestimmung hat, als meine Briefe zu befördern.

Hören Sie, mein Vater, was ich mir gedacht habe. Wir werden den guten Nuntius sehr vermissen; denn er ist ein wahrer Diener Gottes, und darum würde es mich überaus schmerzlich berühren, wenn er jetzt mit Tod abgehen müsste. Wenn er nicht alles getan hat, was wir wollten, so war der Grund der, dass ihm vielleicht die Hände mehr gebunden waren, als wir denken. Ich habe große Furcht über das, was in Rom angezettelt wird; und weil dort einige sind, die beständig [zugunsten der Beschuhten] agitieren, so muss der Nuntius große Schwierigkeiten haben. Der gute Nikolaus sagte, soviel ich mich erinnere, auf seiner Durchreise dahier, die Unbeschuhten sollten einen Kardinal zu ihrem Beschützer haben. Dieser Tage sprach ich mit einem meiner Verwandten, der ein sehr guter Mann ist, über diese Frage. Dieser sagte mir, er kenne in Rom einen Prokurator bei der päpstlichen Kurie, der ein kluger Mann sei und alles, was wir wünschten, besorgen würde, wenn wir ihn entsprechend bezahlten. Ich habe Ihnen schon geschrieben. Aus welchem Grunde ich wünschte, in Rom einen Mann zu haben, der gewisse Angelegenheiten mit unserem Pater General verhandeln würde. Überlegen Sie, ob es nicht gut wäre, wenn der Gesandte einige Bittgesuche zugunsten der Unbeschuhten an ihn richten würde.

Pater Petrus Fernández war hier. Nach seinen Worten gelten die Verordnungen der Visitatoren, wenn Tostado nicht Vollmachten über die Visitatoren selbst empfängt. Wenn aber seine Autorität eine größere ist, dann haben wir nichts zu sagen, wir müssen gehorchen und auf anderem Wege Hilfe suchen. Denn nach seiner Ansicht hätten dann die Kommissäre nicht die nötige Autorität, um eine eigene Provinz zu errichten und Definitoren zu ernennen, wenn sie nicht in diesem Augenblicke ausgedehntere Vollmachten besäßen als früher; man muss darum einen anderen Weg suchen, um sich aus dieser Klemme zu ziehen. Möge Gott uns helfen; denn er ist es, der alles tun muss! Möge er ihnen in seiner Barmherzigkeit baldmöglichst die Gesundheit wieder verleihen, um die ihn alle Schwestern inständig bitten!

Dieser Bote geht zu keinem anderen Zweck nach Madrid, als um zu erfahren, was man von mir verlangt, und um zu sehen, wie es Euerer Hochwürden geht.

Sagen Sie um der Liebe willen dem Pater Johannes Diaz, wie er die beiliegenden Briefe, die von großer Bedeutung für mich sind, an Pater Olea abgeben soll; wenn es aber anders nicht gut geht, so lassen Euere Hochwürden ihn rufen, und übergeben Sie ihm die Briefe ganz im geheimen.

Heute ist der 16. Februar.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

174. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 27. oder 28. Februar 1577

Unterweisung über Gebet und Abtötung und einige schon früher erteilte Belehrungen.

Jesus sei mit Ihnen!

Um es nicht wie sonst zu vergessen, so bitte ich Sie, dem Don Franz sagen zu wollen, er möchte mir einige gut geschnittene Schreibfedern schicken; denn die hiesigen sind schlecht, sie passen mir nicht und ermüden mich. Hindern Sie ihn ja nie daran, mir zu schreiben, da ihm dies vielleicht ein Bedürfnis ist; mit einem kleinen Briefe, der mir keine Mühe macht, ist er zufrieden.

Meine Krankheit gereicht mir, soviel ich glaube, zum Vorteil. Denn ich fange jetzt an, zum Schreiben mich einer fremden Hand zu bedienen; ich werde dabei bleiben und ich hätte dies schon früher tun können, wenigstens in Sachen, die von geringer Bedeutung sind. Seitdem ich einige Pillen genommen habe, befinde ich mich viel besser. Nach meiner Ansicht hat es mir geschadet, dass ich seit Beginn der Fastenzeit fastete. Denn ich hatte nicht allein Kopfschmerzen, sondern auch Herzleiden. In letzterer Hinsicht geht es mir jetzt um vieles besser, und seit zwei Tagen ist auch das Kopfleiden fast verschwunden. Ich schlage dies nicht gering an, denn gerade das Kopfleiden hat mir am meisten Sorge gemacht. Ich fürchtete nämlich, ich würde dadurch für immer zu allem unfähig sein. In diesem Zustand wäre es eine große Vermessenheit gewesen, mich dem innerlichen Gebete zu widmen. Glücklicherweise ist es unserem Herrn bekannt, wie sehr ich mir dadurch hätte schaden können; denn ich habe jetzt gar keine übernatürliche Sammlung mehr, und es scheint, als ob ich niemals eine solche gehabt hätte. Darüber wundere ich mich sehr, da es sonst gar nicht in meiner Macht lag, Widerstand zu leisten. Haben Sie indessen meinetwegen gar keine Sorge; denn mein Kopf wird allmählich wieder an Kraft gewinnen. Ich benütze jede Erleichterung, die ich zu meiner Wiedergenesung für notwendig erachte, und dies ist nicht wenig, sogar mehr, als andere sich hier [in ihrer Krankheit] gewöhnlich gestatten. Sonst könnte ich unmöglich der Übung des innerlichen Gebetes obliegen.

Ich habe ein großes Verlangen nach Wiedergenesung; denn mein Kranksein würden nur Sie zu büßen haben. Deshalb halte ich es auch für gut, mich in solcher Weise zu pflegen, da dies für meinen Zustand notwendig ist. Da das Schaffleisch so schlecht ist, so muss ich, um keinen Ekel zu bekommen, immer Geflügel essen; denn meine ganze Krankheit ist nur eine Folge der Schwäche, da ich trotz meines Alters und meiner vielfachen Geschäfte seit dem Feste Kreuzerhöhung, also seit September, gefastet habe. Überhaupt bin ich jetzt zu allen Arbeiten so wenig zu gebrauchen, und mein Körper hat mir immer übel mitgespielt und mich am Guten gehindert. Indessen ist meine Schwäche doch nicht so groß, dass ich es unterliege, Ihnen mit eigener Hand zu schreiben. Ich werde Ihnen heute zu einer Abtötung keine Gelegenheit geben, da der Brief nicht von einer fremden Hand geschrieben ist; übrigens würde diese Abtötung für mich selbst groß sein.

Dagegen müssen Sie mir jene Abtötung verzeihen, die ich Ihnen dadurch auferlege, dass ich Ihnen den Gebrauch des Bußgürtels nicht mehr gestatte; denn Sie dürfen in diesem Punkte nicht Ihrem Eigenwillen folgen. Was die Geißelung betrifft, so dürfen Sie diese nur selten anwenden; sie schmerzt dann um so mehr und schadet um so weniger. Wenden Sie dieselbe auch nicht so gewaltsam an; denn dies fördert wenig, ja ich möchte es vielmehr als ein Zeichen großer Unvollkommenheit ansehen. Um Ihrem Wunsche einigermaßen zu entsprechen, sende ich Ihnen einen anderen Bußgürtel, den Sie an zwei Tagen in der Woche tragen können; ich meine jedesmal vom Morgen bis zum Abend; aber Sie müssen ihn ablegen, wenn Sie sich zur Ruhe begeben. Ergötzlich war es für mich, zu sehen, mit welcher Genauigkeit Sie die Tage zählen. Das ist etwas Neues, und ich glaube nicht, dass die unbeschuhten Karmelitinnen es hierin schon so weit gebracht haben. Suchen Sie jedoch den anderen Bußgürtel nicht mehr zu gebrauchen und heben Sie ihn für jetzt auf!

Der Theresia schicke ich auch einen Bußgürtel nebst einer sehr scharfen Geißel, um welche sie mich bat. Lassen Sie ihr beides mit Empfehlungen von mir übergeben! Julian de Ávila schreibt mir viel Gutes über sie, was mich zum Preise des Herrn stimmt. Gott halte sie immer in seiner Hand! Er hat ihr und uns allen, die wir sie innig lieben, eine große Gnade erwiesen.

Ich hatte dieser Tage in der Tat den Wunsch, Sie möchten an sich erfahren, was eine geistige Trockenheit sei. Darum habe ich mich sehr gefreut, als ich Ihren Brief las, obwohl das, was Sie mir darin berichteten, eigentlich nicht Trockenheit genannt werden kann. Glauben Sie es mir, dieser Zustand ist in vieler Hinsicht sehr heilsam.

Wenn dieser Bußgürtel den ganzen Leib umschließt, so legen Sie über den Magen ein Stückchen Linnen, sonst würde er Ihnen sehr schädlich sein. Sollten Sie Schmerz an den Lenden verspüren, so machen Sie weder vom Bußgürtel noch von der Geißel Gebrauch, da Sie sich dadurch sehr schaden würden. Gott ist Ihre Gesundheit und Ihr Gehorsam lieber als Ihre Bußübungen. Denken Sie daran, was dem Saul gesagt wurde, und gehen Sie nicht von dem ab, was ich Ihnen vorschreibe! Sie werden kein geringes Werk vollbringen, wenn Sie das Temperament dieses Mannes ertragen; denn ich bin der Ansicht, dass alle seine großen Leiden und Plagen von der Melancholie herrühren, die ihn stark beherrscht. Darum ist in diesem ganzen Betragen nichts Sündhaftes, und wir sollten uns darüber nicht einsetzen, sondern vielmehr den Herrn preisen, dass er uns vor einer solchen Prüfung bewahrt hat.

Geben Sie sorgfältig darauf acht, dass Sie sich des notwendigen Schlafes nicht berauben und genügende Nahrung zu sich nehmen. Denn bei dem Verlangen, etwas für Gott zu tun, achtet man nicht auf die Fehler, die man in dieser Hinsicht begeht, und man merkt den Schaden erst dann, wenn er schon erfolgt ist. Ich versichere Sie, diese Erfahrung habe ich an mir selbst gemacht zur Warnung für mich und für andere. Den Bußgürtel alle Tage zu tragen, ist weniger ratsam; denn durch die Gewohnheit würde er allmählich seine Wirkung verlieren, wie Sie selber es bemerken; Sie sollten ihn auch nicht so fest an die Schultern anlegen, wie Sie es zu tun gewohnt sind. Sehen Sie bei all diesen Bußübungen darauf, dass Sie Ihrer Gesundheit nicht schaden! Dass Sie den Abgang des [Ihnen von Gott verliehenen] Gebetes so leicht ertragen, ist eine große Gnade Gottes. Es ist das ein Zeichen, dass Sie ergeben sind in seinen Willen, und diese Ergebung halte ich für das größte Gut, das die Übung des innerlichen Gebetes mit sich bringt.

Bezüglich meiner Schriften habe ich gute Nachrichten erhalten. Der Großinquisitor liest sie selbst, was noch nie vorgekommen ist. Es muss dies daher kommen, dass man sie ihm sehr empfohlen hat. Er teilte der Doña Luise mit, dass in ihnen nichts enthalten sei, was von den Inquisitoren zu beanstanden wäre; denn sie enthielten nur Gutes und nichts Verderbliches. Dann fragte er sie auch, warum ich nicht in Madrid ein Kloster gegründet habe. Er ist den Unbeschuhten sehr gewogen und eben jetzt zum Erzbischof von Toledo ernannt worden. Nach meiner Ansicht ist Doña Luise mit ihm an dem Orte zusammengetroffen, an dem er sich befindet, und hat ihm diese Angelegenheit sehr ans Herz gelegt; denn sie sind einander sehr befreundet. Sie hat mir selbst darüber geschrieben. Wenn sie kommt, was bald der Fall sein wird, werde ich Näheres erfahren. Sagen Sie dies dem Herrn Bischof, der Mutter Subpriorin und der Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus, aber ganz im Vertrauen, damit sie es niemandem mitteilen, sondern die Angelegenheit Gott empfehlen. Außer diesen sagen Sie es keiner Person. Es sind das sehr erfreuliche Nachrichten. Dass ich hier geblieben bin, war in jeder Beziehung gut, aber nicht für meinen Kopf, da ich hier mehr Briefe zu schreiben hatte als an einem anderen Orte.

Aus dem beiliegenden Brief der Priorin werden Sie ersehen, dass man bereits die Hälfte der auf dem Hause lastenden Schuld bezahlt hat und man mit Hilfe des Herrn bald den ganzen Rest abtragen wird, ohne die Mitgift der Beatrix und ihrer Mutter angreifen zu müssen. Darüber sowie über den Brief des Augustin, den ich gleichfalls beilege, habe ich mich sehr gefreut. Gott sei Dank, dass er nicht in der Festung war, als sie erstürmt wurde. Es hat mir nur leid getan, dass Sie Ihren Brief fortschickten, ohne auf den Meinigen zu warten. Ich hoffe jedoch, von der Marquise de Villena einen Brief an den Vizekönig zu erhalten, dessen Nichte sie ist und bei dem sie sehr viel gilt, und mit diesem Brief werde ich den meinigen an Augustin senden, sobald sich eine günstige Gelegenheit dazu bietet. Trotz alledem ist es für mich recht peinlich, den Bruder in einer solchen Stellung zu wissen. Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn, was ich auch meinerseits mir angelegen sein lassen werde.

Für meine Mitteilung über die Kraft des Weihwassers weiß ich keinen anderen Grund anzugeben als die Erfahrung, die ich gemacht. Ich habe mich darüber schon mit gelehrten Männern besprochen, und ich fand bei ihnen keinen Widerspruch. Es genügt uns, wie Sie selbst bemerken, dass die Kirche den Gebrauch desselben billigt.

So schlecht es auch den Schwestern ergehen mag, die zur Reform des Klosters nach Paterna gesandt wurden, sie verhindern doch viele Sünden.

Was Franz de Salcedo von der Frau Ospedal sagt, ist wahr, wenigstens wenn er behauptet, dass ich in dieser Hinsicht ebenso bin wie sie. Grüßen Sie mir ihn sowie den Peter de Ahumada recht freundlich!

Ich beschließe diesen Brief. Sehen Sie, ob Sie nicht dem Don Johann de Ovalle etwas Geld geben können zum Kaufe etlicher Schafe. Es wäre dieser Familie damit viel geholfen, und Sie würden dadurch ein großes Werk der Liebe tun; aber ich bitte Sie darum nur unter der Bedingung, dass Sie es leicht tun können.

Ich habe zum Schreiben dieses Briefes meine Feder so oft gewechselt, dass Ihnen meine Schrift schlechter vorkommen wird als sonst gewöhnlich. Wenn also die Buchstaben schlecht ausgefallen sind, so ist dies der Grund davon und nicht meine Krankheit.

Gestern schrieb ich diesen Brief, und heute bin ich, Gott sei Dank, wohler aufgestanden. Die Furcht, immer so armselig bleiben zu müssen, ist größer als die Krankheit selber.

Meine Gefährtin hat sich köstlich benommen in ihrer Unterredung mit dem Pflasterer; sie hat mir soviel von seiner Geschicklichkeit erzählt, dass ich ihr auftrug, es nach Ávila zu berichten. Übrigens glaube ich, dass er, wie die Priorin mich versichert, ein vortrefflicher Arbeiter ist; sie muss es wissen, dass er seine Arbeit nicht schlecht machen wird. Sie kennt diesen Arbeiter und auch den Vitoria; ich meinerseits habe letzteren immer für den geschicktesten in dieser Arbeit gehalten. Gott gebe, dass die Sache gut ausgehe! Er erhalte Sie in seinem Dienste, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 28. Februar.

Der Pater Visitator befindet sich wohl; Pater Tostado kommt, wie man sagt, jetzt wieder zurück. So muss denn die Welt die Angelegenheiten unseres Ordens erfahren; es kommt mir dies vor wie eine Komödie. Es wäre mein innigster Wunsch, dass der Pater Visitator endlich einmal von diesen Leuten befreit wäre. Der Herr wolle dies bewirken, wenn er es für notwendig erkennt!

Die Priorin und alle Schwestern empfehlen sich Ihnen. Die Priorinnen von Sevilla und von Salamanka sind voll Sorgfalt für meine Gesundheit. Auch die von Veas und Caravaca haben nicht unterlassen zu tun, was sie konnten; sie zeigen wenigstens ihren guten Willen. Ich wünschte nur, bei Ihnen zu sein, damit Sie sehen könnten, was man mir zusendet, und damit ich die Freude hätte, Ihnen einiges von ihren Geschenken mitzuteilen. Vor kurzem sind einige Alsen von Sevilla angekommen, die in Teig eingehüllt waren. Sie haben uns gut gemundet. Es hat mich diese Sendung recht gefreut, da hier der Mangel an Fischen groß ist. Der gute Wille, den diese Priorinnen dadurch an den Tag legen, rührt mich sehr.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

175. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 28. Februar 1577

Einige Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Infolge meines Unwohlseins, von dem im beiliegenden Briefe die Rede ist, konnte ich Ihnen nicht mehr so oft schreiben; ich wartete, bis ich mich wohler fühlte, um Sie und Ihre Nonnen nicht zu betrüben. Jetzt befinde ich mich wieder um vieles besser, wenn auch nicht so, dass ich mehr als einen ganz kurzen Brief schreiben könnte, weil ich sogleich wieder eine Verschlimmerung fühlen würde. Doch ist, Gott sei Dank, im Vergleich zu meinem früheren Zustand jetzt eine bedeutende Besserung eingetreten. Gott vergelte Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir gaben! Ich versichere Sie, dass diese für mich sehr tröstlich waren, wenigstens die Nachricht in betreff des Hauses; denn es ist für mich eine große Erleichterung, Sie ohne Sorge zu wissen. Ich habe hier in dieser Angelegenheit innig zum Herrn gefleht, und so will ich ihm auch jetzt freudigen Herzens das Opfer des Dankes entrichten. Möge Seine Majestät meine Bitte erhören! Jetzt bedürfen Sie bei Ihrem Reichtum, bei Ihrem Amte und bei all Ihren guten Erfolgen eines besonderen Beistandes von oben, damit Sie demütig bleiben. Ich glaube, dass dies die außerordentlichen Gnaden, mit denen Gott Sie überhäuft, in Ihnen bewirken werden. Er sei gepriesen für alles! Sie dürfen sicher sein, dass er es ist, der Sie leitet. Könnte ich doch in betreff Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus ebenso sicher sein! Diese Nonne macht mir wahrhaftig Kummer. Glauben Sie mir, diese hätte nicht von meiner Seite kommen fallen; wenigstens sollte sie unter einer Priorin stehen, vor der sie Furcht hat. Gott behüte uns davor, dass sich der böse Feind ihrer bedient, um uns Schwierigkeiten zu bereiten! Haben Euere Ehrwürden die Güte, die Priorin zu benachrichtigen, sie möchte ihr verbieten, irgendein Wort zu schreiben. Ihr selber aber sagen Sie, sie möge warten, bis ich ihr schreibe, da nach meiner Ansicht das, was in ihr vorgeht, die Folge einer starken Melancholie ist. Ist dies nicht der Fall, so steht die Sache noch schlimmer. Weil am nächsten Montag der Maultiertreiber abgeht, dem ich einen längeren Brief mitgeben werde, so will ich mich heute kurz fassen.

Aber, o großer Gott, wie reich sind Sie doch! Sie haben alle hiesigen Nonnen durch Ihre Sendung an mich in Staunen versetzt. Die Eßwaren kamen gut an, die übrigen Sachen sind sehr schön, besonders die Reliquien. Das größere Reliquienkästchen eignet sich besser für die Doña Luise als für uns. Das mittlere Glas kam gebrochen an; wir ließen es sehr geschmackvoll durch ein anderes ersetzen und auch einen eisernen Sockel dazu anfertigen. Ich werde Ihnen dies alles mehr im einzelnen berichten, wenn, wie gesagt, der Maultiertreiber abgeht. Gott sei mit Ihnen!

Es ist mir recht unangenehm, dass unser Vater die Unwahrheit aller wider uns ausgestreuten Verleumdungen, insoferne sie besonders unehrbare Dinge betreffen, durch eine gerichtliche Untersuchung feststellen lassen will, da sie doch nur Albernheiten sind. Am besten ist es, man lacht darüber und lässt die Verleumder reden. Ich für meinen Teil freue mich sogar in gewisser Beziehung darüber.

Große Freude verursachte mir Ihr Wohlbefinden. Gott erhalte Sie mir und alle Schwestern! Amen. Empfehlen Sie mich dem Herrn! Weil dieser Brief vielleicht früher ankommen wird als jeder andere, so wollte ich die Gelegenheit zum Schreiben nicht unbenützt vorübergehen lassen. An die Mutter Subpriorin werde ich auch schreiben; denn ihre Klagen haben mich ergötzt. Das Befinden der Mutter Priorin von Malagón ist sehr schlecht.

Heute ist der letzte Februar 1577.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Von der Mutter unseres Vaters habe ich schon seit mehreren Tagen die Antwort für Sie; am Montag werde ich sie Ihnen senden. Auch mir schrieb sie, welch große Freude Sie ihr bereiteten.

176. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 2. März 1577

Regeln für die geistliche Leitung der Nonnen dieses Klosters und des Klosters zu Paterna.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Die überaus erfreulichen Nachrichten und die vielen Geschenke, die Sie mir gesandt haben, würden billigerweise eine längere Antwort erfordern. Für mich wenigstens wäre es ein großes Vergnügen, Ihnen einen ausführlichen Brief zu schreiben. Allein ich habe Ihnen erst gestern geschrieben, und die Mühe, die ich in diesem Winter auf das Briefschreiben verwenden musste, hat meinen Kopf so geschwächt, dass ich deshalb sehr krank wurde. Jetzt ist zwar mein Zustand um vieles besser, allein des ungeachtet schreibe ich fast nie meine Briefe mit eigener Hand, da dies, wie man mir sagt, notwendig ist, um wieder vollkommen zu genesen.

O welch große Freude haben Sie mir mit den niedlichen Geschenken bereitet, die Sie mir für den Administrator gesendet haben! Sie können nicht glauben, welche Opfer dieser Wohltäter für die Nonnen in Malagón und für mich bringt. Meinen Sie ja nicht, dass es ihn geringe Mühe kostet, die Arbeiten glücklich zu Ende zu führen, da jeden Augenblick tausend Schwierigkeiten mit den Arbeitsleuten zutage treten. Ich gab ihm das kleine Reliquienkästchen. Beide sind sehr schön, aber das große gefällt mir noch mehr, besonders seitdem es von uns wieder hergestellt wurde. Als es ankam, war das Glas zerbrochen, wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe. Wir ließen wieder ein ganz gutes einsetzen. Das Fußgestell war verdreht, und es wurde ein Sockel aus Eisen dazu gemacht. Diese Gegenstände müssen immer so sein.

Auch den Becher, will sagen das kleine Krügelchen, habe ich dem Administrator gegeben; ein so schönes habe ich noch nie gesehen. Ich denke nicht, dass mir das Tragen der Wollenkleider so schädlich ist, dass ich aus einem so feinen Becher trinken müsste. Ich habe ihm auch das Parfümfläschchen angeboten, das Sie schickten. Er legt auf derlei Dinge großen Wert, da er ein Mann von hoher Abkunft ist. Kommen Sie doch auch endlich von Sevilla aus Ihrem Kloster Malagón zu Hilfe!

Das Orangenblütenwasser durfte ich nicht weggeben, weil es der Mutter Priorin ganz besonders wohl bekommt und auch mir sehr zuträglich ist. Bitten Sie in meinem Namen die Mutter der Portugiesin, sie möchte Ihnen etwas von diesem Wasser geben, und senden Sie es uns um der Liebe willen, d. h. unter der Bedingung, wie ich es hier gegeben habe.

O wie froh bin ich doch, dass Sie schon so viel von der Schuld Ihres Klosters abgetragen haben! Wir dürfen uns indessen nicht allzusehr freuen, bis jene Nonne einmal Profeß abgelegt hat. Sollte dies aber auch nicht geschehen, so wird Gott auf andere Weise Hilfe schaffen. Möchten doch die Nonnen inständig den Herrn bitten, dass er mich von meinem Kopfleiden befreie! Ich habe Ihnen schon durch den Eilboten, der heute abging, wenigstens teilweise die Ursachen dieses Leidens berichtet.

Ihre Gebetsweise gefällt mir sehr wohl. Die Wahrnehmung, dass Sie schon im Besitze dieses Gebetes sind und Gott sich so gnädig gegen Sie erweist, ist kein Mangel an Demut, wenn Sie nur, was Sie ja auch tun, eingedenk sind, dass es nicht Ihr Werk ist. Wenn das Gebet von Gott ist, dann verleiht er Ihnen auch diese Einsicht. Ich preise Seine Majestät von ganzem Herzen, dass Sie solche Fortschritte machen, und werde mich bemühen, den Herrn um das zu bitten, was Sie wünschen. Beten Sie auch für mich, dass ich der Erhörung für würdig befunden werden möge!

Auch ist es gut, dass Sie achthaben auf die Gebetsweise der Schwester Beatrix. Verhindern Sie aber nach Kräften, dass sie von derlei Dingen weder in der Unterhaltung noch auch sonst redet! Seien Sie überzeugt, dass in diesem Punkte viel an dem Verhalten der Priorinnen gelegen ist. Die Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus hat hier kein Wort über diese Dinge verloren; die Priorin brach die Rede jedesmal sogleich ab, gab ihr einen Verweis und brachte sie auf diese Weise zum Schweigen. Und Sie wissen auch, dass sie während meines Aufenthaltes in Sevilla nicht viel davon zur Sprache gebracht hat. Ich weiß nicht, ob wir gut gehandelt haben, dass wir sie von uns fortließen und nach Paterna schickten. Gebe Gott, dass alles gut ausgehe!

Denken Sie doch, welch ein Skandal es gewesen wäre, wenn das Schriftstück, in dem sie von ihren Offenbarungen sprach, nicht in die Hände der Priorin sondern der anderen Nonnen gekommen wäre! Gott verzeihe dem, der ihr den Auftrag zum Schreiben gegeben hat! Unser Vater ist der Ansicht, ich sollte dieser Schwester in dieser Angelegenheit einen ernsten Verweis erteilen. Lesen Sie den Brief, den ich an sie beigelegt, und wenn Sie es für gut halten, dann senden Sie ihr ihn.

Sie handeln sehr vernünftig, wenn Sie nicht gestatten, dass Ihre Nonnen über dergleichen Dinge mit jemand sprechen. So schreibt mir die Priorin von Veas, dass die Nonnen ihres Klosters mit dem Beichtvater nur von ihren Sünden sprechen und auf diese Weise alle in einer halben Stunde mit der Beichte fertig sind; auch fügt sie bei, man sollte es in allen Klöstern so halten. Da die Nonnen in Veas sehr zufrieden sind und große Liebe zu ihrer Priorin tragen, so wenden sie sich in ihren inneren Angelegenheiten an sie. Sie können Ihren Nonnen sagen, sie möchten sich, statt solche um Rat zu fragen, die in diesen Dingen vielleicht wenig erfahren sind, an mich wenden, da ich doch hierin einige Erfahrung besitze. Bei Ihnen in Sevilla muss man in dieser Hinsicht etwas vorsichtiger sein als sonst irgendwo.

Schreiben Sie der Schwester … vom heiligen Franziskus, dass sie, wenn die Fastenzeit vorüber ist, der Elisabeth vom heiligen Hieronymus Fleisch zu essen gebe und ihr nicht gestatte, zu fasten. Ich möchte wissen, was diese damit meint, wenn sie sagt, Gott tue ihr so große Gewalt an. Sie spricht sich darüber nicht aus. Bedenken Sie, wie lästig den Schwestern dieses Weinen fallen muss und auch das beständige Aufzeichnen [ihrer Offenbarungen], das sie ansehen müssen.

Suchen Sie das, was sie schreibt, zu bekommen, und senden Sie es mir! Nehmen Sie ihr auch alle Hoffnung, sich mit einem anderen darüber besprechen zu können, außer mit unserem Vater; denn derartige Besprechungen haben ihr sehr geschadet. Seien Sie überzeugt, dass man in Sevilla diese Sprache noch weniger versteht, als Sie meinen. In der Beichte und mit Pater Acosta könnte sie über solche Dinge reden, ohne dass es Schaden brächte. Allein dies nützt ihr nach meiner Ansicht weniger als jeder anderen.

Die Verordnung, dass den Nonnen in Paterna einige Freiheit zugestanden werde, ist gut, obwohl es besser gewesen wäre, wenn man sich gleich anfangs etwas weniger nachgiebig gezeigt und nur das Unvermeidliche gestattet hätte. Wenn sie durch ihr Ungestüm etwas erreichen in Dingen, die sich auf die Reform beziehen, so meinen sie gleich, sie könnten auf diese Weise alles erlangen, was sie wünschen. Sie haben sehr gut getan, dass Sie die zur Reform gesandten Schwestern anwiesen, den Übungen der Kommunität beizuwohnen.

Der Doña Luise habe ich bisher weder das Reliquienkästchen noch die Briefe übergeben, weil sie abwesend war und erst vorgestern wieder hierher kam; ich werde es aber tun, sobald sie ihre Besuche beendet hat. Empfehlen Sie diese und auch Doña Guiomar Gott; denn sie sind sehr von Leiden heimgesucht.

Da ich diesen Brief nicht ohne Unterbrechung schreiben konnte, so weiß ich nicht, ob ich nicht manche Ihrer Fragen zur Beantwortung vergessen habe. Diese Riegel, die ich mitsende, sind geradeso wie die an den hiesigen Chorgittern; es ist nach meiner Ansicht nicht notwendig, dass sie feiner gearbeitet sind. Ich weiß wohl, dass Sie damit nicht zufrieden sein werden; seien Sie wie die hiesigen Schwestern, die nicht so verwöhnt sind wie Sie. Übrigens sind diese Riegel die besten, die es gibt, und ich begreife nicht, wie Sie andere Schlösser verlangen können. Die Kruzifixe sind in der Arbeit. Nach meiner Ansicht wird jedes einen Dukaten kosten.

Alle Schwestern empfehlen sich Ihren Gebeten. Elisabeth hatte große Freude an den portugiesischen Süßigkeiten und an dem rauhen Wollenzeug. Gott vergelte es Ihnen! Ich bin jetzt vortrefflich mit Kleidern versehen. Meinen Sie etwa, es komme mich nicht schwer an, dass ich nichts habe, um Ihnen ein Gegengeschenk zu machen? Es fällt mir dies wahrhaftig sehr schwer. Die Unfruchtbarkeit unserer Gegend ist aber außerordentlich groß; es gibt nur zu gewissen Zeiten Quitten, und Sie bekommen in Sevilla viel bessere als hier. An dem Gewürz und an dem Balsam hatten die Schwestern große Freude. Ich hätte diese Sachen gerne verschenkt, allein man ließ es nicht zu, weil sie viele unserer Nonnen notwendig haben.

Hier folgen auch die Antworten auf die Frage, die ich meinem Bruder vorgelegt hatte. Die Verfasser dieser Antworten waren übereingekommen, sie in das St. Josephskloster zu senden, damit die Nonnen dortselbst ihr Urteil abgeben könnten. Bei der hierüber gepflogenen Beratung war auch der Bischof zugegen, und er befahl, diese Antworten mir zu übersenden, damit ich selbst darüber meine Ansicht äußerte. So musste ich denn gehorchen, obwohl ich wegen argen Kopfleidens kaum zu lesen vermochte. Wollen Sie diese Antworten dem Pater Prior und dem Herrn Nikolaus zeigen; Sie müssen ihnen aber den ganzen Hergang erzählen und mein Urteil nicht eher lesen lassen, bevor sie nicht diese Antworten kennengelernt haben. Ist es Ihnen möglich, so senden Sie mir alle diese Schriftstücke wieder zurück. Unser Vater wäre sehr erfreut, wenn er von ihnen Einsicht nehmen könnte. Wenn man sie übrigens nach Ávila sandte, so geschah es in der Absicht, sie ihm zu übergeben, obwohl diesen Weg kein Maultiertreiber nimmt.

Ich sende Ihnen auch einen Brief, den mir mein Bruder geschrieben hat. Von den Gnadenerweisungen, womit der Herr ihn bereichert, schreibt er mir vieles; ich habe aber gerade nur diesen Brief zur Hand. Ich denke, dass Sie darüber erfreut sein werden, da Sie große Liebe zu ihm tragen. Zerreißen Sie den Brief, wenn Sie ihn gelesen haben, und Gott sei mit Ihnen! Ich kann zu keinem Ende kommen, wenn ich an Sie schreibe, und doch ermüdet mich dies Schreiben sehr. Seine Majestät mache Sie heilig!

Soeben überbringt man mir einen Brief von unserem Vater, den er vor vierzehn Tagen in Malagón geschrieben hat. Er ist, Gott sei Dank, gesund.

Heute ist der 2. März.

Meine Empfehlungen an alle unsere Väter! Teilen Sie mir mit, wie es mit der Gesundheit des Paters Bartholomäus steht.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Seien Sie mir dankbar, dass ich Ihnen einen Brief mit eigener Hand schrieb; ich habe selbst an die Nonnen des St. Josephsklosters in Ávila nicht mehr eigenhändig geschrieben.

Gestern habe ich an Euere Ehrwürden und an unseren Vater durch den Eilboten einen Brief geschickt; das ist der Grund, warum ich heute einen anderen Weg gewählt habe.

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

177. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Alcalá de Henares

Toledo, im März 1577

Ratschläge für seinen Verkehr mit den Beschuhten.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Don Teutonio, der sich jetzt in Madrid befindet, schrieb mir heute, dass der Nuntius nicht abgereist sei. In diesem Falle ist es, vorausgesetzt, dass Sie nicht durch Krankheit in Alcalá zurückgehalten werden, durchaus unzulässig, dass Sie sich den Anschein geben, als wollten Sie ihm den Gehorsam verweigern. Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass nach allem, was ich merke, die beschuhten Väter mit uns wieder Freundschaft schließen wollen. Es ist gut, noch zuzuwarten, wie Euere Hochwürden es getan haben, bis man sieht, was Gott für Anordnungen trifft. Ich werfe die Schuld wahrhaftig nicht auf den Nuntius; aber der Teufel muss seine Geschütze so gut aufgestellt haben, dass ich mich über gar nichts mehr wundere. Haben Sie keine Furcht, weil niemand Sie zu verteidigen wagt; der Herr ist Ihr Beschützer. Nachdem der Herr uns die Gnade erwiesen hat, dass Euere Hochwürden bisher Ihren Unmut zurückhalten konnten, so tun Sie es auch fernerhin! Es soll das jetzt Ihr Kreuz sein, das freilich kein kleines sein mag. Würde Sie der Herr nicht auf ganz besondere Weise beschützt haben, so hätten Sie sich, glauben Sie es mir, nicht zurückhalten können.

Was die Antwort des Königlichen Ratskollegiums betrifft, so haben wir von dieser Seite nichts zu hoffen. Sehen Sie denn nicht, dass das nur lauter Komplimente sind? Welche Not drängt es denn, jenes Schriftstück von uns zu fordern und es hierher zu senden? Man hat ja doch in Madrid eine Abschrift davon, und man weiß auch, dass es authentisch ist. Die Stunde der Ruhe ist für uns noch nicht gekommen; warten wir ein wenig! Der Herr weiß besser, was er tut, als wir, was wir wollen.

Was halten Sie von der Art und Weise, wie man uns im beiliegenden Schriftstück behandelt? Ich weiß nicht, warum man die Falschheit solcher Verleumdungen dartun will. Unser Vater handelt hierin nicht recht; das heißt sich gar zu tief erniedrigen. Um der Liebe Gottes willen bitte ich Sie, dieses Schreiben ja niemandem zu zeigen. Man würde es für ein Zeichen geringer Klugheit halten, wenn wir solche Torheiten hoch anschlagen oder auch nur davon reden. In meinen Augen wäre das eine große Unvollkommenheit; denn über solche Dinge kann man doch wohl nur lachen.

Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass mir die vielen Briefe und so viele Geschäfte, die ich allein zu besorgen habe, ein so arges Sausen und solche Schwäche im Kopfe verursacht haben, dass es mir verboten wurde, meine Briefe, wenn es nicht wirklich notwendig ist, mit eigener Hand zu schreiben; darum verbreite ich mich nicht mehr weiter. Ich bemerke nur noch dies eine: Lassen Sie es sich ja nicht in den Sinn kommen, das, wovon Sie sprechen, beim König durchzusetzen, bis wir die Sache reiflich erwogen haben. Denn das würde nach meiner Ansicht nichts anderes bedeuten, als viel an Ansehen zu verlieren. Gott wird auf andere Weise helfen. Er erhalte Sie mir!

Euerer Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

178. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 15. März 1577

Verhaltungsmaßregeln für seinen Aufenthalt in Madrid.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ich kann mir nicht denken, warum Sie mir durch den Fuhrmann keinen Brief sandten und mir nicht anzeigten, ob Sie die Antwort des Königlichen Ratskollegiums erhalten haben, die ich Ihnen am vorigen Donnerstag zuschickte. Ich möchte gerne erfahren, wie es Ihnen in Madrid ergeht, da Sie nicht bei den beschuhten Karmeliten wohnen. Weil der Nuntius, wie Sie wissen, so sehr darauf besteht, so dürfen Sie ihn durchaus nicht beleidigen; dies darf von uns in keiner Weise geschehen. Es wäre mein innigster Wunsch, mit Euerer Hochwürden reden zu können; denn es gibt Dinge, die man wohl besprechen, aber nicht schreiben kann.

Bisher war, wie es scheint, Ihr Aufenthalt in Madrid durch die Erwartung, dort ein Kloster zu erhalten, gerechtfertigt. Allein jetzt noch länger, und zwar mit vier unbeschuhten Karmeliten daselbst zu verweilen, das wird niemand für gut halten; glauben Sie mir das, mein Vater! Dies wird nicht nur bei den beschuhten Vätern, auf die man übrigens nicht zu achten hat, großes Aufsehen machen, sondern auch bei allen Einwohnern. Mein Wunsch wäre es, jeden Verdacht zu vermeiden, der nur im geringsten ein schiefes Licht auf uns werfen könnte. Wenn der Marquis Ihnen sagt, den Nuntius würde es nicht verdrießen, so achten sie nicht darauf!

Auch bitte ich Euere Hochwürden, doch recht vorsichtig zu sein in Ihren Reden, wenn Sie sich über einen gewissen Jemand zu beklagen haben. Ich fürchte nämlich, Sie könnten bei ihrer allzu großen Offenheit nicht darauf achten. Gott gebe, dass Ihre Worte den beschuhten Karmeliten nicht zu Ohren gekommen sind! Bedenken Sie, dass alle Teufel sich gegen uns erheben und wir nur von Gott allein Schutz erwarten dürfen. Unsere Aufgabe ist es, zu gleicher Zeit gehorsam zu sein und zu leiden; alles andere nimmt er in seine Hand.

Es wäre nach meiner Ansicht sehr klug, wenn Euere Hochwürden und die übrigen Patres gleich nach dem Passionssonntage Madrid verlassen und nach Pastrana oder nach Alcalá sich begeben würden. Diese Zeit ist zu Unterhandlungen nicht geeignet, und wenn unsere Angelegenheiten auch dringend sind, so genügt uns der Herr Lizentiat Padilla, der sich immer unser angenommen hat. Es schickt sich nicht, dass sich Ordensleute in diesen Tagen außerhalb ihres Klosters aufhalten; dies wird niemand gefallen, am wenigsten dem Nuntius, der selbst so zurückhaltend ist. Es wäre ein großer Trost für mich, wenn Sie diesen meinen Rat befolgen würden. Überlegen Sie dies wohl und glauben Sie mir, dass Sie dazu Ihre Zuflucht nehmen müssen, außer Sie ziehen es vor, bei den beschuhten Karmeliten Wohnung zu nehmen, was ich aber für weniger gut halte.

Haben Sie den Erzbischof von dem beabsichtigten Unternehmen einmal in Kenntnis gesetzt, so hüten Sie sich wohl, noch weiter mit ihm darüber zu sprechen, mögen Sie auch noch so leicht Zutritt bei ihm haben; denn es schickt sich dies nicht. Seine Sache ist es, für das Weitere zu sorgen; geben wir uns damit zufrieden! Das beste für uns wird sein, zu schweigen und die Sache Gott anzuempfehlen.

Diesen Brief habe ich nach reiflicher Überlegung und nicht ohne ernste Gründe geschrieben, die ich jedoch nicht darlegen kann. Ich sehe aber ein, wie notwendig es ist, dass Sie meinem Wunsche sich fügen. Aus dieser Nachgiebigkeit kann sich durchaus kein Nachteil für uns ergeben; unterlassen Sie es aber, so kann uns großer Schaden erwachsen. Haben wir einmal wichtige Gründe für eine Sache, dann ist es nicht mehr notwendig, nach weiteren Anlässen zu fragen. Unser Herr gibt uns Gelegenheit genug, uns Verdienste zu sammeln. Ich kenne die Schwierigkeiten, die Ihnen in Madrid entgegentraten und die Sie noch erwarten, und ich muss mich wundern, wie Sie diese bei Ihrem cholerischen Temperament auf sich nehmen konnten. Aber jetzt ist kluge Vorsicht notwendig, und diese wird Gott uns verleihen, wie wir einen Beweis davon in der Angelegenheit mit dem Bischof haben. Er sei gepriesen für alles! Denn er wird schließlich auch für dieses Werk Sorge tragen.

Pater Tostado, sagt man mir, wird gewiss durch Andalusien kommen. Gott wolle ihn leiten, mag er dann sich benehmen, wie er will! Mit diesem Gegner lässt sich, wie ich glaube, leichter streiten als mit jenem, gegen den wir bisher den Kampf geführt haben. Gott gebe uns Licht, Sie aber und die Väter, die bei Ihnen sind, möge er behüten! Meine Gesundheit ist jetzt ein wenig besser.

Heute ist der 15. März.

Euerer Hochwürden

Theresia von Jesu

179. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 9. April 1577

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Durch den Eilboten habe ich Ihnen einen Brief übersandt, der nach meinem Dafürhalten früher ankommen wird als der gegenwärtige. Mit diesem Briefe folgen auch die Kruzifixe, die genau so sind wie die anderen; sie kosten, wie ich glaube, per Stück nicht mehr als neun Realen weniger einem Viertelreal. Man hatte mir indessen gesagt, dass das Stück nicht unter einem Dukaten abgegeben werde. Durch den Drechsler können Sie ihre Annagelung besorgen lassen; es ist dies eine leichte Arbeit. Wegen der Feiertage konnte dies hier nicht mehr geschehen, und so erhalten Sie die Kruzifixe, wie sie eben sind. Sie sind nicht teuer, und darum hätte ich Ihnen gerne mehrere geschickt.

Ich wünschte sehr, etwas von der guten Bernarda zu erfahren. Dass Gott eine Schwester aus diesem Kloster zu sich genommen hat, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist mir dies recht zu Herzen gegangen.

Was die Besprechung Ihrer Gebetsweise mit García Alvarez betrifft, so sehe ich keinen Grund, warum Sie dies unterlassen sollten; diese Gebetsweise ist nicht derart, dass man sie beanstanden könnte. Auch die übrigen Schwestern, die denselben Weg wandeln, können sich mit ihm darüber besprechen. Es schiene mir sonderbar, anders zu handeln, besonders da unser Pater Visitator dies vorgeschrieben hat. Empfehlen Sie mich dem García Alvarez vielmals!

O wie gerne möchte ich dem heiligen Prior de las Cuevas mein Büchlein zusenden, um das er mich gebeten hat! Wir sind ihm so vieles schuldig, dass ich ihm dieses Vergnügen bereiten möchte. Auch dem García Alvarez würde es, wie ich glaube, nicht schaden. Er könnte daraus großen Einblick in unsere Lebens und Gebetsweise gewinnen. Hätte ich doch das Büchlein! Ich würde es diesem heiligen Manne senden; denn wir können ihm nur dadurch einen ihm längst schuldigen Dienst erweisen, dass wir seinen Wünschen entgegenkommen. Vielleicht wird es einmal geschehen. Heute bin ich so sehr beschäftigt, dass ich Ihnen nicht ausführlicher schreiben kann.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass ich die vom Maultiertreiber überbrachten Geschenke erhalten habe; sie sind aber nicht gut angekommen. Jetzt ist infolge der Hitze nicht mehr die geeignete Zeit für derartige Sendungen. Schicken Sie mir also nichts mehr außer Orangenblütenwasser; die Flasche, in dem das mir übersandte sich befand, ist zerbrochen. Auch bitte ich Sie um eine kleine Quantität getrockneter und verzuckerter Orangenblüten, wenn Sie solche bekommen können. Die Kosten werde ich vergüten. Wenn Sie keine Orangenblüten bekommen können, so schicken Sie wenigstens Bonbons. Aber lieber wären mir Orangenblüten, kosten sie, was sie wollen, auch dann, wenn Sie nur eine geringe Quantität bekommen.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass eine Nonne von uns in den Himmel eingegangen ist, dass wir viele Leiden zu erdulden hatten und endlich, dass ich über den Eintritt des Herrn Nikolaus ins Noviziat sehr erfreut war. Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie den Schwestern in Paterna so viel Gutes erweisen. Sie schreiben mir von Ihrer Freigebigkeit. Glauben Sie es mir, es war gewiss ein Werk der göttlichen Vorsehung, dass Sie nach Sevilla als Priorin gekommen sind, da Sie so voll Liebe und Hingebung sind, um uns allen Gutes zu erweisen. Ich hoffe, dass Sie in dieser Tugend noch zunehmen werden.

An den Pater Prior de las Cuevas werde ich heute wohl nicht mehr schreiben können; ich werde es ein andermal tun. Sagen Sie ihm nichts von diesem Brief! Allen Schwestern, insbesondere meiner Schwester Gabriela, empfehle ich mich! Gerne möchte ich dieser noch schreiben. O wie sehr wünschte ich, jene Witwe im Kloster auch als Profeßschwester zu sehen! Gott möge diesen Wunsch erhören und Sie mir erhalten! Amen. Für Doña Luise habe ich Ihnen auch einen Brief geschickt.

Heute ist der letzte Osterfeiertag.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass man den Bruder der [Elisabeth] vom heiligen Franziskus aus der Gesellschaft Jesu ausgeschlossen hat; es hat mir dies leid getan. Ich habe es nicht gewagt, dies der armen Schwester zu schreiben, um ihr kein Leid zu verursachen. Aber vielleicht ist es besser, sie erfährt es durch uns. Auf beiliegendem Zettel eines Ihrer Freunde, der in Salamanka sich befindet, werden Sie ersehen, dass ich mir zuvor bei den Vätern der Gesellschaft Jesu darüber Auskunft verschafft habe. Ich schicke Ihnen auch den Brief, den mir die Priorin von Salamanka geschrieben hat. Ein Trost ist es, dass dieser arme Ordensmann einen Lebensunterhalt gefunden hat.

Es wird vielleicht so besser für ihn sein, selbst in Bezug auf den Dienst Gottes. Wenn Sie es für gut finden, so geben Sie dieser Schwester davon Nachricht und schicken Sie ihr diese Zeilen nebst beiliegendem Zettel.

Pater Bartholomäus de Aguilar versichert mich, dass er gerne öfters zu den Schwestern kommen würde, allein sie würden dies nicht verlangen. Man muss ihn also darum ersuchen, da er als einfacher Untergebener nicht anders kann. Unterlassen Sie es nicht, ihn manchmal zu einer Predigt und zu einem Besuche einzuladen; denn er ist ein vortrefflicher Ordensmann. Sie können ihm die beiliegenden Briefe lesen lassen. Wie sollte ich Ihnen das verbieten können?

180. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, im April 1577

Mahnung zur Vorsicht im Verkehr mit den Beschuhten. Pater Tostado und Pater Mariano.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

O wie gerne wollte ich Ihnen diesmal einen langen Brief schreiben, da mir der Ihrige so große Freude bereitet hat! Aber ich wurde gestern zur Ader gelassen, und auch heute wird dies nochmal geschehen; deshalb konnte ich nicht schreiben. Ich dachte nicht, dass der Bote so schnell abreisen müsste, und er dringt in mich, ihm diesen Brief zu geben. Der Aderlass hat meinem Kopfe wieder neues Leben verschafft. Ich werde bald wieder hergestellt sein, wenn es Gottes Wille ist.

Es hat mich sehr gefreut, dass Sie bei Ihrer Anwesenheit in Madrid bei den Beschuhten Wohnung genommen haben. Aber seien Sie, mein Vater, vorsichtig; man wird alle Ihre Worte abwägen. Seien Sie um der Liebe Gottes willen recht behutsam und sprechen Sie sich nicht offen aus! Was man von Tostado berichtet, glaube ich sehr gern; wenn er klug ist, wird er nicht kommen, bis er die Zustimmung des (Nuntius) hat, der sie ihm geben muss. Er wird sie darum durch Ihre Vermittlung zu erlangen suchen. Ich habe niemals etwas Spaßhafteres gesehen.

Die Briefe, die Sie nach Ihrer Aussage an mich abgesendet, habe ich schon erhalten, und gestern wurde mir auch der beiliegende Brief von unserem Vater zugestellt. Dem Pater Balthasar habe ich ganz bestimmt, und zwar mehr als einmal, geschrieben. Da Sie bei den Beschuhten wohnen, so wird es Ihnen in Madrid ganz gut gehen. Bemühen Sie sich nur immer, wie Sie es auch wirklich tun, den Nuntius zufriedenzustellen. Schließlich ist er ja doch unser Vorgesetzter, und der Gehorsam macht auf alle einen guten Eindruck. Jetzt habe ich keine Zeit mehr.

Euerer Hochwürden

Theresia von Jesu

181. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla =

Toledo, am 6. Mai 1577

Besondere Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden und vergelte Ihnen die vielen und schönen Geschenke!

Alles ist ganz frisch und gut angekommen. Ich will hierüber in dem Briefe, den ich durch den Maultiertreiber senden werde, mehreres berichten, für diesmal soll nur das Wichtigste zur Sprache kommen.

Jene Engelseele beneide ich. Gott sei gepriesen, dass sie schon so bald für würdig befunden wurde, ihn zu genießen, woran ich durchaus nicht zweifle. Was die übrigen Einzelheiten betrifft, von denen Sie sprechen, so seien Sie überzeugt, dass es offenbar nur Verrücktheit war; machen Sie sich nichts daraus und reden Sie mit niemandem darüber, auch nicht über das, was Ihnen Beatrix gesagt hat. An dieser Schwester schätze ich besonders die ausgezeichnete Liebe; danken Sie ihr in meinem Namen, und empfehlen Sie mich ihr sowie ihrer Mutter und allen Schwestern!

Ihr Fieber und die Krankheit der Subpriorin machen mir viele Sorge. Gepriesen sei der Herr, der uns in diesem Jahre so sehr prüfen und Sie mit so vielen Leiden heimsuchen will! Das Schlimmste ist eine zerrüttete Gesundheit; ist man gesund, so erträgt man alles leicht. Schreiben Sie mir recht bald, wie es sich mit Ihrem Fieber und der Krankheit der Subpriorin verhält! Der Herr gebe, dass das Übel nicht so lang andauere wie gewöhnlich! Denn da ihrer so wenig Schwestern sind, so weiß ich nicht, wie sie sich zurechtfinden. Möge Gott Fürsorge treffen, da er es vermag, denn ich bin darüber sehr in Sorge!

Was Sie in Hinsicht auf das Begräbnis der Schwestern bemerken, so haben Sie ganz recht getan. Auch wir in Toledo begraben sie innerhalb des Klosters; ich werde unseren Vater veranlassen, dass er dies durchwegs anordnet. Nonnen ohne Klausur mögen es anders halten! Pater García Alvarez hat also ganz richtig entschieden. Sagen Sie ihm meine Empfehlungen! Er kann in diesem Notfall die Klausur betreten, aber nicht in jenem bestimmten Fall, von dem Sie sprechen. Es wird also immer besser sein, den Pater García Alvarez um diesen Liebesdienst zu ersuchen, da das Kloster der unbeschuhten Karmeliten zu weit entfernt ist, so dass ich es nicht für angemessen halte, sie zu rufen. Ich ziehe auch den Pater García Alvarez vor, da er ganz der rechte Mann und zudem der beständige Beichtvater der Nonnen ist. Ich werde nächstens mit unserem Vater darüber sprechen und dem Pater García eine Vollmacht zusenden. So Gott will, werde ich unseren Vater noch vor Pfingsten sehen. Der Nuntius hat ihn schon eingeladen, zu kommen, und unsere Angelegenheiten nehmen, wie es scheint, einen guten Verlauf. Sie können sich denken, welche Freude mir [sein Wiedersehen] bereiten wird. Unser Vater ist nach Caravaca und Veas gereist; ich lege Ihnen hier einen Brief von der Mutter Alberta bei, damit Sie sehen, wie es den Schwestern in Caravaca ergeht. Wir sind mit dieser Klostergründung noch nicht zu Ende gekommen. Empfehlen Sie und Ihre Töchter diese Angelegenheit sowie auch die Nonnen in Veas Gott! Die Prozesse, die diese zu führen haben, sind mir recht unangenehm.

Ihren Brief habe ich gestern erhalten, und ich fand sogleich Gelegenheit, ihn an unseren Vater zu senden. Jetzt kann ich Ihnen die vielen Mühen, die Sie mit der Beförderung meiner Briefe gehabt haben, in etwa vergelten, solange nämlich unser Vater in unserer Nähe sein wird.

Nehmen Sie die Laienschwester nur auf, und Gott gebe, dass Ihnen mit ihr allein schon gedient ist! Ich habe unseren Vater schon benachrichtigt, dass ich Ihnen nahelegen werde, sie aufzunehmen.

Was die Verzichtleistung der guten Schwester Bernarda betrifft, so müssen Sie beachten, dass das Kloster nicht erbt, da die Eltern noch leben und diese die Erben sind. Wären diese vor ihr gestorben, so würde das Kloster das Erbe antreten. Dies ist gewiss, ich weiß es von sehr gelehrten Männern. Eltern und Großeltern sind gesetzliche Noterben und erst, wenn diese nicht mehr leben, erbt das Kloster. Die Eltern der Schwester Bernarda sind nur zur Herausgabe ihrer Aussteuer verpflichtet. Wenn dies die Eltern nicht wissen, so werden sie Gott danken, dass sich das Kloster wegen einer weiteren Forderung in keinen Prozess einlässt. Wenn sie nur geben, was sie zu zahlen versprochen haben, so ist das für uns von großer Bedeutung. Sehen Sie darauf, was sich in dieser Beziehung tun lässt! Es geht nicht an, dass man ihnen die Zahlung der ganzen Aussteuer erlässt. Pater Nikolaus wird sehen, was am besten ist. Empfehlen Sie mich ihm und dem Pater Gregor recht sehr! Grüßen Sie mir auch alle, wie Sie es für gut halten, und Gott sei mit Ihnen!

Seit einigen Tagen hat sich zwar mein Kopfleiden sehr gebessert, allein das ungestüme Sausen hat sich noch nicht verloren, und dies ist für mich sehr beschwerlich, wenn ich schreiben muss.

An der Mutter Priorin von Malagón habe ich eine sehr liebe Gefährtin, nur bedauere ich sehr, dass ihr Leiden so hoffnungslos ist. Zwar hat sich ihr Zustand schon um vieles gebessert, da sie mehr essen und sich auch außer Bett halten kann; allein solange das Fieber sie nicht verlässt, hat dies, wie der Arzt sagt, wenig Wert.

Gott vermag alles; er kann uns auch die Gnade schenken, ihr wieder die Gesundheit zu verleihen. Beten Sie nur mit den Schwestern inständig darum! Da Mutter Brianda selber schreibt, so sage ich weiter nichts von ihr.

Heute ist der 6. Mai.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

An meine Gabriela einen freundlichen Gruß; ihr Brief hat mir große Freude bereitet, und ebenso freut es mich, dass sie gesund ist. Gott verleihe auch allen Schwestern Gesundheit, denn er kann es! Amen, Amen.

182. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 9. Mai 1577

Ordensangelegenheiten, Misserfolg bei der beabsichtigten Klostergründung für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka. Jesus sei mit Euerer Hochwürden und vergelte Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir mitteilen! Denn diese scheinen mir in vielfacher Hinsicht sehr günstig für uns zu sein.

Der junge Mann, der Ihren Brief überbrachte, ist sogleich wieder abgereist. Gott möge alles zu seiner größeren Ehre leiten, da wir ja alle nichts anderes wollen!

Ich freue mich sehr, dass es Ihnen bei diesen Vätern so gut ergeht; aber ich versichere Sie, dass sie keine Gelegenheit versäumen, uns Hindernisse in den Weg zu legen. Pater Angelus habe, so sagt man mir nämlich, an den Bischof geschrieben, er möge keine Erlaubnis zu einer Klostergründung geben, und man habe einen Prozess herbeigeführt, geradeso wie hier in Toledo, nicht mehr und nicht weniger. O mein Vater, wie ungeschickt betreiben doch die unbeschuhten Karmeliten ihre Unternehmungen! Die Klosterstiftung wäre jetzt schon vollendet, wenn sie es verstanden hätten, die Sache richtig anzupacken; so aber hat dies Unternehmen nur dazu gedient, die unbeschuhten Karmeliten lächerlich zu machen. Glauben Sie mir, dass man niemals einen guten Erfolg erzielt, wenn die rechte Zeit übersehen wird.

Anderseits denke ich mir, dass dies der Wille des Herrn gewesen ist und ein tiefes Geheimnis darin verborgen sein muss. Dies wird sich eines Tages zeigen. Wenn geschieht, was Euere Hochwürden sagen, so ist der Erfolg gesichert. Gott vergelte Ihnen die gute Meinung, die Sie von meiner Ansicht haben; und er gebe, dass diese gute Meinung von Dauer sei! Aber nach meinem Dafürhalten braucht man da, wo man so richtige Ansichten hat wie Sie, auf die meinige kein Gewicht zu legen. Es ist für mich ein großer Trost, dass unsere Angelegenheiten so guten Händen anvertraut sind. Gepriesen sei der, der uns diese Gnade gewährt! Amen.

Warum schreiben Sie mir denn nie etwas von Pater Balthasar? Ich weiß nicht einmal, wo er ist. Entrichten Sie ihm sowie meinem Vater Padilla und dem Pater Johann Diaz meine Empfehlungen! Die Priorin von hier und Brianda, die Priorin von Malagón, empfehlen sich Euerer Hochwürden. Der Zustand der letzteren hat sich seit ihrer Ankunft dahier gebessert; die letzte Nacht hat er sich wieder verschlimmert. Trotzdem haben wir einige Hoffnung, sie am Leben zu erhalten. Gott möge ihr das Leben verlängern, wie er es für notwendig erachtet, und Euere Hochwürden behüten!

Seien Sie vorsichtig, mein Vater; denn diese Freundschaften [mit den Beschuhten] könnten nur so erzwungen sein; seien Sie daher beständig auf der Hut! Der wahre Freund, auf den wir uns allein verlassen können, ist Gott. Solange wir uns bemühen, seinen Willen zu tun, haben wir nichts zu fürchten.

Ich wünschte sehr, jene Antwort zu erfahren, von der Sie reden. Auch möchte ich, dass Sie und der Pater Magister einen Ort fänden, wo Sie denken könnten, herzlich aufgenommen zu werden. Wir mögen indessen tun, was wir wollen, es wird uns nie an Kreuz fehlen, solange wir leben, wenn wir dem Gekreuzigten angehören.

Was die Meinung des Anton Muñoz betrifft, so ist er im Irrtum; Doña Katharina de Otálora ist nicht Nonne bei uns und ist es auch nie gewesen. Diese Dame ist Witwe und hat zur Stiftung von Caravaca mitgeholfen, wo sie sich aber, wie ich glaube, jetzt nicht mehr aufhält. Übrigens kenne ich sie nicht einmal, und es ist nicht mein Beruf, mich mit dergleichen Angelegenheiten zu befassen. Wollen Euere Hochwürden ihm dies sagen! Es hat mich selbst die Bitte beunruhigt, die ich in dieser Sache an Sie gerichtet habe. Unter uns gesagt, ich kenne diesen Herrn nur wenig. Ich habe ihn, obwohl er so nahe mit mir verwandt ist, nur ein einziges Mal gesehen, und ich weiß nicht, welches Amt seiner Seele zuträglich sein könnte. Ich bitte also Euere Hochwürden, in dieser Angelegenheit sich nicht von meinen Ansichten leiten zu lassen, sondern seine persönlichen Anlagen ins Auge zu fassen. Sagen Sie ihm aber von dieser meiner Meinung nichts, damit Sie ihn nicht betrüben; denn ich habe Mitleid mit ihm. Melden Sie ihm meine Empfehlungen und sagen Sie ihm, dass ich ihm wegen meines Kopfleidens, das mich immer noch heftig quält, nicht schreiben kann. An seine Gattin, die Doña Beatrix, habe ich erst in den letzten Tagen geschrieben. Vergessen Sie auch nicht, ihm mitzuteilen, dass jene Dame, von der er spricht, nicht Nonne ist. Gott erhalte Sie, da wir Ihrer sehr bedürfen! Amen.

Heute ist der 9. Mai.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt. Eigenhändig zu übergeben.

183. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 15. Mai 1577

Einige Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine Tochter! Es wäre mir weit lieber gewesen, gute Nachrichten über Ihre Gesundheit zu erhalten als alle Geschenke, die Sie mir sandten, und wären sie auch Geschenke einer Königin. Unser Herr wolle Sie dafür belohnen!

Das Orangenblütenwasser ist ebenso vortrefflich als hinreichend, und es kam gerade zur rechten Zeit an. Die Korporalien sind sehr hübsch. Es scheint, Gott habe Sie zu dieser Sendung angeregt; denn sie passen zu der Palla, die mir die Priorin von Segovia geschickt hat. Als ich noch bei Ihnen in Sevilla war, habe ich, wenn Sie sich noch daran erinnern, jene bitten lassen, mir eine solche zu machen. Diese Palla ist ganz mit Gold durchwirkt und überdies mit kleinen Perlen und herrlichen Granaten geziert. Diese Handarbeit kostete sie, wie man sagt, dreißig Dukaten. Die Korporalien der Beatrix sind prachtvoll wie auch das kleine Kreuz, aber es wäre in der Schachtel noch Platz gewesen für andere. Die Korporalien sind so nett, dass sie meinem Geschmacke mehr zusagen als alles andere.

Das Orangenblütenwasser haben Sie so vortrefflich verpackt, dass es sehr gut angekommen ist; jetzt sind wir reichlich damit versehen. Ich habe nur den Wunsch, Ihnen Ihre Geschenke einigermaßen vergelten zu können, die im Grunde genommen nur Zeichen Ihrer Liebe zu mir sind. Aber mein Leben lang habe ich noch keine Gegend gesehen, die an Dingen, die Gefallen finden könnten, so arm wäre wie die Gegend von Toledo. Da ich aus dem reichgesegneten Andalusien kam, so ist mir diese Gegend noch unfruchtbarer vorgekommen, als sie wirklich ist.

Ich habe angeordnet, hier sogleich die 100 Dukaten zu zahlen, wofür mir Asensio Galiano eine Anweisung in Sevilla gegeben hatte. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern, dass man von dieser Summe 50 Dukaten nehmen musste, um die Ausgaben zu decken, die Pater Mariano für das Haus in Sevilla machte, als wir dorthin kamen; die anderen 50 Dukaten sind bestimmt zur Bezahlung des Mietzinses. Seitdem Asensio Galiano gestorben ist, war ich um die Bezahlung dieser Schuld besorgt, und ich werde es sein, bis ich Sie ganz frei von diesen Geldsorgen sehe. Die Leiden, die Ihnen der Herr sendet, reichen schon hin, und es berührt mich sehr schmerzlich, Sie und die Subpriorin seit Beginn des Sommers krank zu wissen. Gott möge Ihnen die Gesundheit verleihen! Denn ich weiß wahrhaftig nicht, was die Schwestern anfangen sollen.

Durch den Eilboten habe ich Ihnen schon geschrieben, dass Sie die Laienschwester aufnehmen und den Leichnam dieser kleinen Heiligen im Chore belassen sollen und dass unsere Schwestern innerhalb des Klosters nicht aber in der Kirche begraben werden sollen. Ebenso habe ich Ihnen geschrieben, dass der Vater und die Mutter dieser Heiligen, die noch am Leben sind, ihr Erbe antreten werden, obwohl sie zugunsten des Klosters auf alles Verzicht geleistet hat. Wären die Eltern vor ihr gestorben, so würde das Kloster erben; allein so sind sie verpflichtet, die sie treffende Aussteuer herauszugeben. Vergleichen Sie sich darum mit ihnen, so gut Sie können! Würde man alles herausgeben, was zugesichert wurde, so wäre das für uns ein großer Gewinn. Lassen Sie Ihre Bedenken in Bezug auf die Vollkommenheit beiseite, denn wir mögen tun, was wir wollen, man wird uns trotzdem für habsüchtig halten. Übrigens muss auch hier geschehen, was unser Vater befiehlt. Schreiben Sie ihm hierüber und gönnen Sie sich um der Liebe Gottes willen eine gute Pflege!

Der Zustand der Mutter Brianda geht mir sehr zu Herzen, wenn es ihr auch seit ihrer Ankunft dahier besser zu ergehen scheint. Ich habe große Freude, in ihrer Nähe zu sein. Weil sie, wie sie sagte, selbst schreiben wird, so berichte ich weiter nichts von ihr.

Sie werden schon wissen, dass der Nuntius unseren Vater zu sich beschieden hat. Unsere Angelegenheiten scheinen einen guten Fortgang zu nehmen. Empfehlen Sie diese Gott! Die göttliche Majestät erhalte Sie mir und mache Sie recht heilig! Die gute Bernarda habe ich beneidet. Man hat in unseren Klöstern viel für sie gebetet, obwohl ihr nach meinem Dafürhalten diese Gebete nicht mehr notwendig sind.

Heute ist der Vorabend von Christi Himmelfahrt. Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

An die Mutter Subpriorin, an meine Gabriela und an alle Ihre Töchter meine Empfehlungen! Schicken mir Euere Ehrwürden das Rezept zur Bereitung des Sirups, den die Schwester Theresia eingenommen hat; ihr Vater bittet darum. Vergessen Sie es aber ja nicht! Es handelt sich um den Sirup, den sie während des Tages beständig einnahm.

Anschrift: An die Mutter Priorin von Sevilla.

184. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 28. Mai 1577

Ankunft des Paters Gracián in Toledo. Bitte um das Gebet für die Anliegen des Ordens.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Möge Ihnen diese Gnade zu so guten Pfingstfeiertagen verhelfen haben, wie ich sie Ihnen gewünscht! Wir hatten sehr glückliche Pfingstfeiertage in Anbetracht der Ankunft unseres Vaters, der sich an den Hof begibt, wohin ihn der Nuntius berufen hat. Er kam sehr gesund an und hatte vortreffliches Aussehen. Gott sei dafür gepriesen! Euere Ehrwürden sollen wissen, dass man jetzt die Angelegenheiten des Ordens Gott recht angelegentlich empfehlen muss. Tun Sie das mit größtem Eifer und größter Sorgfalt; denn unsere Notlage ist ernst.

Pater Tostado befindet sich bereits am Hofe. Vor vier oder fünf Tagen ist er hier so eilig durchgereist, dass er sich nur drei bis vier Stunden Aufenthalt gönnte. Der Herr gebe, dass in allem das geschehe, was mehr zu seiner Ehre und Verherrlichung dient! Etwas anderes verlangen wir nicht. Empfehlen Sie Gott mein Kopfleiden, das mir noch immer viel zu schaffen macht.

Mit ihrer Leinwand hatten wir Unglück. Man durchlief halb Toledo und trug sie in den Häusern und Klöstern umher, um sie verkaufen zu können. Alle fanden den Preis von vier Realen zu hoch, und sie billiger zu verkaufen, wagten wir nicht auf unser Gewissen zu nehmen. Ich weiß nicht, was wir damit anfangen sollen. Überlegen dies Euere Ehrwürden und teilen Sie uns Ihren Wunsch hierüber mit! Unser Herr sei mit Ihnen!

Heute ist der letzte Pfingstfeiertag.

Unser Vater ist heute nicht hier. Er predigt da, wo seine Schwester sich befindet. Er kann Ihnen darum nicht schreiben, weil der Eilbote bei seiner Rückkehr wieder abgereist sein wird.

Ich möchte gerne wissen, wie es Euerer Ehrwürden und allen Nonnen geht. Schon seit langem sah ich von Ihnen keinen Brief mehr. Gott erhalte Sie mir! Die Mutter Brianda ist immer noch sehr leidend. Sie empfiehlt sich Ihnen und allen Schwestern sowie meinem Pater Gregor; übersenden Sie ihm sogleich diesen Brief! Jetzt ist der Augenblick, wo alle sich zum Gebete vereinigen sollen. Verdoppeln Sie alle Ihren Eifer; denn mit dem Beistande des Herrn werden wir entweder eine günstige Entscheidung vernehmen, oder es erfolgt das Gegenteil. Noch nie war das Gebet so notwendig wie jetzt. Gott erhalte Sie mir!

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.

185. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, am 13. Juni 1577

Zufriedenheit über den Empfang der Briefe des Paters Gracián. Erkrankung des Didakus Gracián. Verkaufssteuer der Nonnen in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Gestern empfing ich die Briefe. Wie gut hat mir doch der Herr die Mühe belohnt durch die Befriedigung, die sie mir gaben; er hat mir auch die Mühe belohnt, die ich in diesen Tagen mit jenen Briefen hatte, die der Überbringer dieses Briefes fortbrachte. Man dachte nicht, dass ich so schnell wieder zurückkehren werde, und so habe ich keine Veranlassung, mich weiter zu verbreiten.

Der Doña Johanna brauche ich nicht zu antworten. Gebe Gott, dass die Erkrankung des Herrn Gracián, die mir Kummer machte, nicht von Bedeutung sei!

Heute, am Oktavtag des Fronleichnamsfestes, hat Pater Balthasar hier gepredigt. Er sagt, dass in seinem Kloster große Unruhe herrsche über die Niederlassung, die man dort vornehmen wolle. Ich habe mich gewundert über die Exkommunikation. Ich glaube, dass ich Ihnen einen eigenen Boten schicken muss, um die Kontrakte zu unterzeichnen, die nach meinem Dafürhalten heute abgeschlossen werden.

Mein Bruder küßt Ihnen die Hand; es wäre höchst wichtig, dass Euere Paternität große Sorgfalt beim Streit über die Verkaufssteuer anwendeten und dem Prokurator Geld gäben, damit er es dorthin schicke und der Prozess beschleunigt werde; denn infolge einer großen Schwierigkeit, von der ich Ihnen schrieb, sollte er noch vor August abgeschlossen werden.

Es hat mich ungemein gefreut, dass der Freund des Elias den Grund einsieht. Es diene Euerer Paternität zur Kenntnis, dass ich sehr viel Gewicht darauf lege, es möchte der Anwalt zur Einsicht kommen und Ihnen sagen lassen, dass Sie nicht hingehen sollten, da ich es schon erledigt habe. Ich weiß nicht, ob sie die Briefe übergeben werden. Mehr kann ich nicht sagen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

186. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 28. Juni 1577

Besserung ihres Kopfleidens. Besondere Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei in der Seele Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ich bin sehr bekümmert über Ihre vielfachen Mühen und über Ihr anhaltendes Fieber. Allein wer heilig werden will, muss noch mehr als dies auf sich nehmen.

Unser Vater hat mir den Brief zugesandt, den Sie ihm am 10. dieses Monats geschrieben haben. Mit meinem Kopfleiden steht es immer noch schlecht; in diesen letzten Tagen hatte ich ein inniges Verlangen, etwas über Ihre Gesundheit und über das Befinden der Mutter Subpriorin zu erfahren, deren Leiden mir sehr zu Herzen geht. Die Mutter Brianda befindet sich zu Zeiten besser, aber ihre schlimmen Anfälle kehren immer wieder.

Die kleine Besserung bezüglich meines Kopfleidens besteht darin, dass ich keine so große Schwäche mehr verspüre. Ich kann jetzt wieder mehr schreiben und arbeiten als früher, allein das Sausen dauert immer fort und ist recht peinlich. Darum lasse ich allen Schwestern durch eine fremde Hand schreiben, ausgenommen es handelt sich um Vertrauenssachen oder um dringende Briefe an Personen, denen ich selbst schreiben muss. Sie müssen darum auch in dieser Hinsicht wie in allem übrigen Nachsicht mit mir haben.

Bis hierher war der Brief geschrieben, als mein Bruder ankam. Er empfiehlt sich inständig Ihren Gebeten. Ob er Ihnen schreiben wird, weiß ich nicht; ich spreche nämlich von meinem Bruder Laurentius. Er ist, Gott sei Dank, gesund und begibt sich zur Erledigung seiner Angelegenheiten nach Madrid. O welch innigen Anteil nimmt er an Ihren Leiden! Ich versichere Sie, all dieses kommt in Wahrheit über Sie, weil Gott Sie ganz vollkommen machen will. Haben Sie also Mut! Nach dieser Zeit wird eine andere kommen, und Sie werden sich dann freuen, Leiden erduldet zu haben.

Was die Aufnahme jener kleinen Sklavin ins Kloster betrifft, so legen Sie kein Hindernis in den Weg! In den ersten Zeiten des Bestehens dieser Klöster geschieht so manches, was später nicht mehr geschehen darf. Es ist nicht nötig, ihr besonderen Unterricht über das Leben der Vollkommenheit zu erteilen; die Hauptsache ist, dass sie mit gewissenhafter Treue dem Kloster dient, das übrige hat für eine Laienschwester weniger Bedeutung. Sie kann während ihres ganzen Lebens im Kloster bleiben, ohne Profeß abzulegen, wenn sie dazu nicht die nötigen Eigenschaften besitzt. Mit ihrer Schwester wird es mehr Schwierigkeiten haben. Aber nehmen Sie diese trotzdem auf, und erbitten Sie es von Gott, er möge sie brauchbar machen! Verlangen Sie weder von der einen noch von der anderen zuviel Vollkommenheit! Es genügt, wenn sie das Wesentliche getreu erfüllen. Die (beiden) Schwestern sind Ihnen zu großem Danke verpflichtet, und Sie befreien sie durch ihre Aufnahme aus einer misslichen Lage. Etwas wird man immerhin ertragen müssen; allein so ist es bei Beginn unserer Stiftungen überall, es lässt sich das nicht ändern.

Die andere Kandidatin nehmen Sie ohne Bedenken auf, wenn sie so tugendhaft ist, wie Sie schreiben. Es sind eben dort viele Schwestern notwendig, weil so viele wegsterben. Haben Sie über diese keine Sorge, da sie in den Himmel eingehen. Ich sehe jetzt schon die große Lücke, die der Tod der guten Subpriorin machen wird. Wir müssen darum trachten, dass die Schwestern von Paterna wieder zurückkommen, sobald die dortigen Verhältnisse einmal in Ordnung gebracht sind.

O welch ernste Briefe habe ich an Sie und an Pater Gregor geschrieben! Gebe Gott, dass sie auch wirklich ankommen! Welch entschiedenen Tadel habe ich gegen Sie beide ausgesprochen, da Sie Ihr Kloster verlegen wollen! Ich kann gar nicht begreifen, wie Sie beide eine solche Torheit zur Sprache bringen konnten.

Beten Sie für meinen Bruder, Sie, alle meine Freunde und meine Töchter! Weil er eben erst angekommen ist, so will ich weiter nichts über ihn schreiben. Gott erhalte Sie in guter Gesundheit! Denn Ihr Kranksein schmerzt mich mehr als alles übrige; pflegen Sie und meine Gabriela sich um der Liebe willen recht gut! Tragen Sie beide Leinwand und lassen Sie für diese Zeit des äußersten Notfalles ab von Ihrer strengen Lebensweise! Auch hier steht es mit der Gesundheit der Schwestern schlecht. Ich empfehle alle Ihren Gebeten! Gott erhalte Sie mir! Ich weiß nicht, woher es kommt, dass ich Sie so sehr liebe. Brianda empfiehlt sich Ihnen. Bei all ihrem Elend ist sie mir doch eine treue Gefährtin.

Heute ist der 28. Juni.

Nehmen Sie leihweise Geld auf, damit die Schwestern die nötige Nahrung bekommen; Sie werden es später schon wieder zurückgeben können. Die Schwestern sollen keinen Hunger leiden; das würde mich sehr schmerzlich berühren. Wir nehmen hier auch Geld zu leihen, und da sorgt Gott immer wieder für uns.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.

187. Brief - An die Mutter Anna vom heiligen Albert, Priorin in Caravaca

Toledo, am 2. Juli 1577

Besondere Angelegenheiten dieses Klosters und einige Mitteilungen über den Orden überhaupt.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Es ist für mich ein großer Trost, zu erfahren, dass Ihr Haus so kühl ist und die Schwestern nicht mehr das auszustehen haben wie im letzten Jahre um diese Zeit. Es würde mich sehr freuen, einige Tage bei Ihnen zubringen zu können, wenn es Gottes Wille wäre. Da fänden mich die Geschäfte und Briefe nicht so leicht, und ich könnte dann bei meinen kleinen Enten und am Wasser wohnen, wo Sie allem Anschein nach ein wahres Einsiedlerleben führen müssen. Ich verdiene dieses Glück freilich nicht; allein es freut mich sehr, dass Euere Ehrwürden es statt meiner genießen. Ich versichere Sie, ich dachte nicht, dass ich Sie so innig liebe; ich habe wirklich eine große Sehnsucht, Sie zu sehen. Vielleicht fügt es Gott doch noch so, dass es geschieht. Ich bete viel für Sie und gebe mich der sicheren Hoffnung hin, der Herr werde Ihnen in allem beistehen.

Ich glaube recht gerne, dass Sie die Ihnen anvertrauten Seelen zu recht hoher Vollkommenheit führen werden; allein bedenken Sie wohl, dass Sie nicht alle auf gleiche Weise leiten dürfen. Jene Schwester, die unser Vater eingekleidet hat, müssen Sie als eine Kranke behandeln. Machen Sie sich keine Sorge, wenn sich an ihr noch keine besondere Vollkommenheit zeigt. Es reicht hin, dass sie, wie man zu sagen pflegt, mit gutem Willen ihr Möglichstes tut und Gott nicht beleidigt.

In jedem Kloster gibt es, besonders im Anfang, viele Schwierigkeiten; solange ein Haus noch keinen festen Bestand hat, nehmen wir eben Leute auf, wie wir sie bekommen, wenn sie nur Vermögen besitzen, und auf diese Weise haben wir etwas, wovon die anderen leben können. Was jene arme Kranke betrifft, die als die erste zum Unterhalte Ihres Klosters beitrug, so haben Sie einen ganz besonderen Grund, ihr entgegenzukommen; leiten Sie, meine Tochter, diese mit aller nur möglichen Geduld! Wenn sie eine gute Seele hat, so bedenken Sie, dass diese eine Wohnstätte Gottes ist. Ich lobpreise jedesmal den Herrn, so oft ich daran denke, welch innige Freude Sie unserem Vater bereitet haben. Um Sie zu ermutigen, Ihr Amt würdig zu verwalten, wiederhole ich, was unser Vater mir gesagt hat; er versicherte mich, dass Sie eine der besten Priorinnen seien, die wir haben. Da Sie so ganz allein stehen, wird Seine Majestät Ihnen behilflich sein.

Haben Sie keine Sorge betreffs jener Angelegenheit des Klosters zu Malagón! Es genügt, den Betrag zu schicken, wenn Sie in der Lage sind.

Unser Vater befindet sich, Gott sei Dank, wohl, allein er ist in einer sehr schwierigen Lage; denn Sie müssen wissen, dass der Nuntius gestorben ist und Tostado, der von unserem wohlehrwürdigen Pater General zum Generalvikar ernannt worden ist, in Madrid weilt. Zwar hat ihm der König bisher noch nicht gestattet, eine Visitation vorzunehmen; allein wir wissen nicht, welchen Ausgang die Sache nehmen wird. Die Vollmachten unseres Vaters (als apostolischer Kommissär) sind noch nicht erloschen, obgleich der Nuntius gestorben ist; und darum ist er, ich weiß es bestimmt, noch Visitator wie zuvor. Soviel ich meine, befindet er sich jetzt in Pastrana. Wir müssen jetzt eifrig beten, damit geschehe, was zur größeren Ehre Gottes gereicht. Wir dahier lassen es daran nicht fehlen und haben auch schon Prozessionen gehalten. Mögen die Schwestern in Caravaca ja nicht sorglos sein; denn wir sind jetzt in großer Bedrängnis, wenn es auch den Anschein hat, dass alles einen guten Ausgang nimmt.

Trotz seiner vielfachen Arbeiten hat unser Vater doch nicht unterlassen, dem Kloster in Caravaca seine besondere Sorgfalt zuzuwenden; er hat in dieser Angelegenheit zweimal mit dem Bischof gesprochen. Dieser zeigte sich sehr gnädig gegen ihn und versprach ihm, den Wunsch sehr gerne erfüllen zu wollen. Er schrieb darum selbst an jene Dame, und in der vorigen Woche sandte er auch an mich einen Brief, worin er bemerkt, dass er nur noch auf etwas, ich weiß nicht auf was, warte, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Unser Vater ist darüber sehr zufrieden und versichert, dass die Sache einen sehr guten Ausgang nehme. Seien Sie ganz unbesorgt, wenn sich auch die Angelegenheit etwas verzögert; ich kann Sie versichern, dass man große Sorgfalt darauf verwendet hat. Der Bischof ist bezüglich des Einkommens nunmehr befriedigt, und darum hat man sich weiter nicht mehr zu kümmern; es wird in Bälde alles abgeschlossen sein.

Wenn Sie mit den Novizinnen, ich meine mit den Töchtern jener alten Frau, zufrieden sind, so dürfen Sie diese zur Profeß zulassen, sollten sie auch noch einige Mängel an sich haben; denn ganz fehlerfrei ist keine Frauensperson.

Mein Kopfleiden hat etwas nachgelassen, doch noch nicht so, dass ich längere Zeit mit eigener Hand schreiben könnte. Ich lasse nämlich an alle Klöster nur durch fremde Hand schreiben, außer es handelt sich um eine ganz besondere Angelegenheit; und so will ich auch jetzt mit diesem Brief Schluss machen.

Was soll ich Ihnen denn von meiner Besorgnis über den schlechten Gesundheitszustand der hiesigen Schwestern und besonders jener von Sevilla schreiben? Man wird Ihnen im beiliegenden Brief mehreres darüber berichten. Der Zustand der Schwester Anna von der Menschwerdung macht mir Sorge, wenn auch diese Leiden sich mit den Jahren allmählich verlieren. Empfehlen Sie mich ihr und allen Schwestern recht angelegentlich, besonders der Subpriorin und den Stifterinnen!

Die Vorsteherin von Malagón ist Anna von der Mutter Gottes; sie ist eine ausgezeichnete Nonne, die ihr Amt sehr gut verwaltet, ohne im geringsten von den Satzungen abzuweichen. Die Schwestern von Sevilla werden von großen Prüfungen heimgesucht. Die Subpriorin hat schon die Letzte Ölung empfangen, und die Priorin ist beständig fieberkrank; man kann darum jetzt von ihnen gar nichts verlangen. Behalten Sie im Gedächtnis, dass die Schwestern von Sevilla die Reisekosten bezahlen müssen. Sie werden jetzt Nonnen aufnehmen, und dann kann beglichen werden, was sie Ihnen schulden.

Was die Übersendung von Fischen betrifft, so war dies wohl nur ein Scherz, außer Sie lassen sie durch einen eigenen Boten überbringen. Denn die Übersendung hierher würde zu teuer kommen.

Die Tuchhabite, von denen unser Vater spricht, sollen Sie allmählich ablegen, wenn Sie nicht so viel Geld haben, um für alle Schwestern auf einmal anderen Stoff anzuschaffen; keine darf eine Ausnahme machen. Verkaufen Sie dieselben, so gut Sie können! Benehmen Sie sich ja jederzeit recht freundlich gegen Doña Katharina de Otálora und suchen Sie diese in allem zufriedenzustellen! Sie wissen selbst, wieviel wir ihr verdanken, und Undank wäre nicht zu entschuldigen. Wenn sie an eine Nonne schreibt, so übergeben Sie ihr den Brief und tragen Sie Sorge, dass sie ihn beantwortet. Unser Herr mache Sie recht heilig!

Die Mutter Brianda empfiehlt sich Ihren Gebeten! Es steht mit ihr sehr schlimm.

Heute ist der 2. Juli.

Ihre Mutter und Ihre Schwester befinden sich wohl.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Anna vom heiligen Albert.

188. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 11. Juli 1577

Verschiedene Angelegenheiten des Klosters in Sevilla. Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Seitdem Sie mir von einer kleinen Besserung Ihrer Gesundheit berichten können, scheint mir alles übrige leicht erträglich zu sein. Der Herr gebe, dass es mit der Besserung vorwärtsgehe, und er vergelte dem Arzte die Sorgfalt, womit er sich Ihrer angenommen hat! Ich bin ihm dafür wirklich zu großem Danke verpflichtet. Es ist eine große Gnade, dass die Subpriorin noch am Leben ist. Der sie erschaffen, kann ihr auch, nachdem er sie aus dem Nichts ins Dasein gerufen, die Gesundheit wieder verleihen. Der Herr sucht sie sehr durch Leiden heim, und so prüft er Sie alle, damit Sie fähig werden, nach Guinea und selbst noch weiter zu gehen. Indessen wäre es mein Wunsch, dass diese Leiden einmal zu Ende gingen; denn ich habe deshalb großes Mitleid mit Ihnen.

Da ich die Mutter Brianda ersucht habe, Ihnen alles mitzuteilen, was hier vorgefallen ist, so werde ich Ihnen nur das Allernotwendigste schreiben. Die Kupferstiche und den Brief, den Sie, wie Sie schrieben, für Doña Luise schickten, habe ich nicht erhalten. Auch teilen Sie mir nicht mit, ob Sie die Leinwand und die Kruzifixe empfangen haben. Berichten Sie mir darüber im nächsten Briefe! Empfehlen Sie die Mutter Brianda Gott! Ich freue mich sehr über deren Besserung.

Die fragliche Kandidatin nehmen Sie in Gottes Namen auf; ihre Aussteuer, von der Sie berichten, ist nicht unbedeutend. Bezüglich jener Witwe wünschte ich, dass sie jetzt schon eintreten möchte. Ich habe Ihnen schon neulich geschrieben, Sie sollten meinetwegen die kleine Schwarze und ihre Schwester aufnehmen; sie werden dem Kloster nicht zum Schaden sein. Sie teilen mir aber nicht mit, ob Sie diesen Brief erhalten haben. Die Krankheit des García Alvarez bedaure ich sehr; vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, wie er sich befindet und ob es mit Ihrer Besserung vorwärtsgeht. Die Kokusnüsse habe ich erhalten; es sind dies merkwürdige Früchte. Ich werde sie der Doña Luise senden. Jene, die Sie für mich bestimmt haben, ist sehr zierlich. Unser Vater wird sie morgen zerteilen.

Über die Angelegenheit in Paterna, meint unser Vater, lässt sich nichts sagen, bis er selbst hinkommt. Wir haben uns heute lange darüber beraten, und er behauptet mit Recht, dass eine allgemeine Verwirrung entstehen würde, wenn man annehme, dass er nicht mehr Visitator sei.

Gott vergelte Euerer Ehrwürden die reichlichen Geschenke, die Sie mir übersandten! Sie müssen [allem Anschein nach] sich träumen, eine Königin zu sein, da Sie auch noch das Porto bezahlen. Sehen Sie doch um der Liebe willen auf Ihre Gesundheit und gönnen Sie sich eine gute Pflege! Dadurch bereiten Sie auch mir Wohlgefallen. Die Schwestern und ich hatten eine große Freude, als wir die Kokosnüsse sahen. Gepriesen sei, der sie erschaffen hat! Sie sind wirklich sehenswert. Es gefiel mir, dass Sie bei all Ihren Leiden noch um solche Dinge sich kümmern. Der Herr weiß gar wohl, wem er Prüfungen senden soll.

Soeben habe ich mit unserem Vater über die vom Erzbischof empfohlene Kandidatin gesprochen. Es ist mir sehr unlieb, dass man diesem Herrn mit einer solchen Angelegenheit lästig fällt, da ihm doch so wenig daran gelegen sein muss. Nach der Meinung unseres Vaters ist sie eine melancholische Beatin, und wir wissen aus Erfahrung, was wir an derartigen Personen haben; es wäre noch schlimmer, sie nachher wieder entlassen zu müssen. Suchen Sie mit dieser Person einige Male zu sprechen und geben Sie acht, wie sie sich benimmt! Finden Sie, dass sie für unsere Lebensweise keinen Beruf zeigt, so dürfte es nach meiner Ansicht gut sein, wenn Pater Nikolaus mit dem Erzbischof redet und ihm erzählt, in welch missliche Lage wir mit derlei frommen Personen schon gekommen sind, oder besser wäre es noch, wenn Sie diese Angelegenheit in die Länge ziehen könnten.

Schon vor geraumer Zeit habe ich beiliegenden Brief an Pater Gregor geschrieben und ihn unserem Vater zur Weiterbeförderung geschickt, allein, er hat ihn mir jetzt wieder zurückgesendet. Er hat jetzt keine Bedeutung mehr, aber lesen sollen Sie ihn doch, damit Sie beide nie mehr der so unsinnigen Versuchung Gehör schenken, Ihr Kloster anderswohin zu verlegen.

Die große Mühe, die Sie mit jener Schwester haben, bedauere ich sehr, und ich habe auch mit der armen Dulderin selbst Mitleid. Möge Gott hier Hilfe schaffen! An alle Nonnen und an alle [unsere Freunde] meine Empfehlungen! Es wäre ein großer Trost für mich, Sie besuchen zu können; denn ich finde nur wenige, die mir so zusagen wie Sie, und ich liebe Sie sehr. Dem Herrn ist alles möglich.

Entrichten Sie dem Pater García Alvarez, der Beatrix und ihrer Mutter sowie allen Nonnen meine Empfehlungen! Es ist wohl notwendig, dass sie recht vollkommen seien, da sich der Herr ihrer für die ersten Zeiten dieser Stiftung bedient. Da er Sie jetzt Ihrer Stütze beraubt hat, so weiß ich nicht, wie Sie in allem zurechtkommen können. Indessen wären Sie noch übler daran, wenn Sie beschuhte Karmeliten zu ihrer Leitung hätten, wie es anderwärts geschehen ist. Denn die Nonnen Ihres Klosters gehen doch den Weg, den Sie ihnen anweisen.

Das schlimmste ist, dass Sie trotz Ihrer so schwachen Gesundheit diese Sorge auf sich nehmen müssen. Ich kenne dieses Elend aus eigener Erfahrung. Ist man gesund, so ist alles erträglich. Gott verleihe Ihnen, meine Tochter, eine solche Gesundheit, wie ich sie Ihnen wünsche und ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 11. Juli.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Als unser Vater hier war, öffnete er selbst das Paket und gab mir die Briefe, die für mich bestimmt waren, die Kupferstiche aber behielt er; ohne Zweifel hat er das vergessen. Denn wie ich heute zufällig erfuhr, gerieten er und Pater Anton darüber in Streit. Ich habe zwei davon gesehen; sie sind sehr schön.

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph.

189. Brief - An den Lizentiaten Kaspar de Villanueva, Kaplan der Nonnen zu Malagón

Toledo, im Juli 1577

Uneinigkeiten im Kloster zu Malagón. Die Schwestern Beatrix und Anna von Jesu.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihre Briefe haben mich sehr betrübt. Denn der Gedanke, dass es in einem unserer Klöster schlimmer stehe, als bei den beschuhten Nonnen in Andalusien, ist mir unerträglich. Mit diesem Kloster in Malagón hatte ich wenig Glück. Ich sehe nicht ein, was denn die Vorsteherin den Schwestern Übles zufügt, dass sie sich so gebärden, wie Sie in dem Briefe an die Mutter Priorin berichten. Das, was ihnen ein Oberer wie unser Vater gesagt hatte, hätte genügen sollen, um die Ruhe unter ihnen herzustellen. Nun zeigen aber diese Nonnen, wie wenig Verstand sie haben. Ich kann indessen nicht umhin, einen Teil der Schuld Ihnen zuzuschreiben, da ich weiß, wieviel Autorität Sie über die Nonnen haben. Hätten Sie gehandelt wie damals, als die Nonnen sich über die Mutter Brianda beschwerten, so würden sie sich jetzt anders benehmen. Was diese Nonnen durch ihr Betragen gewinnen, besteht darin, dass sie ihre bisherige Priorin, selbst wenn ihr Gott wieder die Gesundheit schenkt, nie mehr sehen werden und fortan auch auf Ihre Leitung verzichten müssen. So vergilt Gott denen, die ihm schlecht dienen. Sie werden sehen, welchen Ausgang es mit diesen widerspenstigen Nonnen nehmen wird, die mir beständig das Leben verbittern. Ich bitte Sie, dies der Schwester Beatrix in meinem Namen sagen zu wollen. Ich bin so unzufrieden mit ihr, dass ich nicht einmal ihren Namen hören will. Ferner bitte ich, ihr zu sagen, dass sie es schwer wird büßen müssen, wenn ich erfahre, dass sie sich untersteht, der Vorsteherin sich zu widersetzen oder sich in die Leitung des Hauses zu mischen.

Leiten Sie doch um der Liebe Gottes willen diese Nonnen, wie Sie es bisher immer getan, und belehren Sie dieselben, dass sie in der Vereinigung mit Gott leben sollen und kein so widerspenstiges Wesen an den Tag legen dürfen, wenn sie im Frieden bleiben wollen. Fürchten Sie etwa, dass es noch mehrere von der Art gibt wie Anna von Jesu? Aber ich kann Sie versichern, dass ich die Nonnen lieber in einem so traurigen Zustande sehen würde, in dem jene Schwester sich befand, als sie ungehorsam zu wissen. Denn an einer Nonne eine Beleidigung Gottes ertragen zu müssen, dazu reicht meine Geduld nicht hin, während mir zu allem anderen, wie mir scheint, der Herr große Geduld verliehen hat.

Ich gebe zu, dass Anna von Jesu kommunizieren kann; denn es ist gewiss sicher, dass man sie mit Sorgfalt geprüft hat. Aber da sie kommunizieren konnte, so wünsche ich, dass sie jetzt einen Monat lang sich davon enthalte. Wir werden dann sehen, wie es ihr geht. In dieser Beziehung entscheide ich mich für das, was die Mutter Priorin Ihnen schreibt. Man hat ganz und gar unrecht gehandelt, dass man Sie über den Zustand dieser Nonne nicht aufgeklärt hat. Da Sie diese aber nicht vollkommen kannten, so sind Sie ganz vernünftig zu Werke gegangen, dass Sie ihr die Kommunion reichten.

Für den Pfarrer bin ich in Furcht, wenn Pater Franz fortkommt; denn der Pater Provinzial will nicht, dass die Nonnen immer nur bei einem Beichtvater beichten, und ich bin derselben Ansicht. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass mir der häufige Verkehr der Nonnen mit dem Beichtvater missfällt; ich werde darüber Anordnungen treffen, da man in diesem Punkte recht vorsichtig sein muss.

Als mir vor einiger Zeit die Vorsteherin eine gewisse Angelegenheit berichten, schrieb sie mir auch, dass Sie sich gegen sie nicht besonders freundlich benehmen. Sie würden, wie sie mir zu verstehen gab, der Meinung sein, dass sie Ihnen gegenüber nicht mehr aufrichtig sei. Würde dies der Fall sein, so wäre das in meinen Augen ein großer Fehler von ihr. Ich schreibe ihr über diesen Punkt sowie auch über andere Angelegenheiten, aber so, dass sie nicht vermuten kann, ich sei darüber aufgeklärt worden. Es wäre gut, wenn Sie offen mit ihr reden und sich über ihr Benehmen der Anna von Jesu gegenüber beklagen würden. Zerhauen Sie den Knoten nicht, den der Teufel zu knüpfen begonnen hat, so wird es immer ärger werden, und es wird Ihnen unmöglich sein, die so notwendige Seelenruhe zu bewahren. So leid es mir auch tun würde, wenn Sie dem Kloster Ihre Leitung entzögen, so sehe ich doch sehr wohl ein, dass Sie mehr für Ihren inneren Frieden zu sorgen verpflichtet sind, als mir eine Gefälligkeit zu erweisen. Der Herr verleihe Ihnen diesen Seelenfrieden, da er es vermag! Amen.

Entrichten Sie den dortigen Herrschaften meine Empfehlungen! Man sagt mir, dass die Vollmachten unseres Vaters durch den Tod des Nuntius nicht erloschen seien, sondern dass er immer noch Visitator bleibe. Es tut mir das in gewisser Hinsicht sehr leid.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochherrlichen, Hochwürdigen Herrn Lizentiaten Villanueva.

190. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Toledo, am 14. Juli 1577

Dank der Heiligen für die guten Dienste in der Besorgung ihrer Korrespondenz mit Pater Gracián. Sie bietet ihm auch ihre Dienste an.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Unser Vater, Pater Magister Hieronymus Gracián, hat mir von der Liebe erzählt, die er zu Ihnen trägt und wie sehr er darauf vertraut, dass Sie mir bei allen sich darbietenden Gelegenheiten nach Möglichkeit behilflich sein werden, was in Anbetracht meiner Geschäfte von großer Bedeutung ist. Und so werde ich mich auch an Sie wenden mit Briefen, die für unseren Vater bestimmt sind, was mir das wichtigste zu sein scheint, aber nur unter der Bedingung, dass Sie weiter nichts zur Verfügung stellen als Ihre Arbeitskraft; für die Postauslagen werden wir in aller Gerechtigkeit selbst Sorge tragen. Sonst möchte ich diese Gunst nicht in Anspruch nehmen.

Falls ich Ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann, werde ich es sehr gerne tun, wenn ich überhaupt zu etwas tauglich bin. Schicken Sie, bitte, beiliegende Briefe an den abgehenden Boten!

Heute ist der 14. Juli.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

191. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, im Juli 1577

Schwierigkeiten bei den Klosterstiftungen. …Meinen Sie, mein Vater, dass die Umstände, bei denen ich mich gelegentlich unserer Klosterstiftungen wider meinen Willen auf Vergleiche habe einlassen müssen, selten waren? Im Gegenteil, sie waren sehr zahlreich. Man muss eben gar manches auf sich nehmen, um die Schwierigkeiten zu überwinden, denen man begegnet…

192. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Malagón

Ávila, im Juli 1577

Das zurückgezogene Leben der Karmelitinnen.

. . . Wenn einer unserer Patres in Malagón bleiben muss, so legen Sie ihm, bitte, eindringlich ans Herz, mit unseren Nonnen wenig zu verkehren. Beachten Sie, mein Vater, diesen Punkt wohl! Er ist von großer Bedeutung. Es wäre sogar mein Wunsch, dass der Lizentiat nicht soviel mit ihnen verkehren würde. Obwohl dort alles erbaulich ist, so sind doch schlecht gesinnte Leute gewohnt, eine Menge ungünstiger Urteile über diese Akte der Hingebung zu fällen. Dies kommt besonders in kleinen Orten wie Malagón vor; allein man kann diese Wahrnehmung überall machen.

Glauben Sie es mir, mein Vater; je weniger die Nonnen, so vollkommen sie auch sind, derartigen Verkehr pflegen, desto besser wird es sein selbst für den Frieden des Klosters. Wollen Sie das nicht aus dem Auge verlieren; das ist mein Wunsch . . .

193. Brief - An die Nonnen des Klosters in Toledo

Ávila, im Juli 1577

Zulassung der ehrwürdigen Maria von Jesu zur Einkleidung.

…Meine Töchter! Hier sende ich Ihnen diese Kandidatin mit ihren 5000 Dukaten Aussteuer. Aber ich versichere Sie, sie ist derart, dass ich für sie gerne 50.000 Dukaten geben würde. Achten Sie diese nicht wie andere; denn ich hoffe zu Gott, dass sie ein Wunder werden wird…

194. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Ávila, im Juli 1577

Leiden einiger Nonnen dieses Klosters

…Es schmerzt mich sehr und betrübt mich tief, wenn ich sehe, dass der Teufel nichts unversucht lässt, um uns Schaden zuzufügen. Möge unser Herr hier Hilfe schaffen und Ihnen die Gesundheit verleihen, die von großer Bedeutung ist!

Die Leiden der Schwester Maria vom Kreuze gehen mir sehr zu Herzen. Unser Herr will Euere Ehrwürden offenbar zu einer Heiligen machen, da er Ihnen soviel Kreuz aufbürdet. Wissen Sie, jene Personen, die an dem Übel leiden, womit diese Schwester behaftet zu sein glaubt, haben nie Fieber und empfinden auch nie Appetitlosigkeit, sondern fühlen sich vielmehr sehr kräftig und gesund. Es war ein großer Schaden für sie, dass der Beichtvater sie nicht verstand; ich habe dies schon gemerkt. Sagen Sie es dem Kaplan in meinem Namen und entrichten Sie viele Empfehlungen von mir!

Gestatten Sie der Stephanie nicht, so lange in der Einsamkeit zu verbleiben, und befehlen Sie ihr, mehr zu essen, wenn sie sich nicht aufreiben will wie Maria vom Kreuze.

Soeben habe ich einen Brief von Doña Anna Henriquez erhalten; ich habe großes Mitleid mit ihr wegen der Prüfungen, die sie auf sich nehmen muss. Aber diesen Weg der Prüfungen müssen hienieden jene Seelen wandeln, die sich am Genusse dessen erfreuen wollen, der das Leiden sich zum Anteil erwählt hat. Seine Majestät sei mit Euerer Ehrwürden und erhalte Sie mir! Amen. . . . . . .

Anschrift: An meine Tochter, Mutter Maria Baptista.

195. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila, in Olmedo

Ávila, im August 1577

Dank für die Zulassung der Unterwerfung des Klosters St. Joseph unter die Jurisdiktion des Ordens. Glücklicher Erfolg der Visitation des Paters Gracián. Verwendung zugunsten des Magisters Daza.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Ich habe mich jetzt von meinem Unwohlsein wieder erholt, jedoch nicht von meinem Kopfleiden; denn es quält mich beständig ein Sausen im Kopfe. Allein, da ich weiß, dass Euere Gnaden sich wohlbefinden, so will ich recht gerne noch größere Übel ertragen. Für die huldreiche Übersendung Ihrer Briefe, die uns allen großen Trost gewähren, küsse ich Euerer Gnaden vielmals die Hand. Unsere Mütter sind zu mir gekommen und haben mir voll Freude diese Briefe gezeigt; und sie haben wahrlich Grund, sich zu freuen über eine solche Aufmerksamkeit von Ihrer Seite.

Wenn Euere Gnaden gesehen hätten, wie notwendig es war, dass die Visitation durch einen Mann vorgenommen wurde, der die Satzungen zu erklären versteht und sie auch aus der Praxis kennt, ich glaube, Sie würden sich herzlich gefreut haben. Sie würden auch noch besser erkannt haben, welch großen Dienst Sie unserem Herrn und auch dem Kloster dadurch erwiesen haben, dass Sie es nicht länger unter der Leitung eines Mannes ließen, der nicht zu entdecken vermochte, wo der böse Feind eindringen konnte, und der nicht wahrnahm, dass er sich bereits Zugang zu verschaffen begann. Allerdings geschah dies bis jetzt ohne Schuld von seiten jenes Mannes, der nur gute Absichten hatte. Für diese Gnade kann ich Gott wahrhaftig nicht genug danken.

In Bezug auf die Not und den Mangel, den wir in diesem Kloster dadurch leiden werden, dass sich unser Bischof nicht mehr um unsere Angelegenheiten annimmt, wollen Euere Gnaden keine Sorge haben; denn die Klöster werden sich gegenseitig besser zu unterstützen vermögen, als wir dies von einem Bischof hoffen könnten, da wir nie mehr einen finden werden, der so große Liebe uns entgegenbringen wird wie Euere Gnaden. Was uns Schmerz bereitet, ist nur dies, dass wir auf Ihre Anwesenheit in dieser Stadt verzichten müssen.

Im übrigen scheint mir im Kloster keine Veränderung geschehen zu sein. Wir werden Ihnen ebenso untertan bleiben wie vorher; auch alle unsere Oberen werden Ihre ergebenen Diener bleiben, insbesondere Pater Gracián, dem wir, wie es scheint, die Liebe mitgeteilt haben, die wir zu Ihnen tragen. Heute habe ich ihm Ihren Brief übersendet; denn er ist eben nicht hier. Er hat sich nach Alcalá begeben, um jene Patres abzuschicken, die nach Rom reisen sollen. Die Schwestern sind sehr mit ihm zufrieden; denn er ist offenbar ein großer Diener Gottes. Da die Schwestern sehen, dass er sich in allem nach den Anordnungen Euerer Gnaden richtet, so wird ihre Zufriedenheit noch vermehrt.

Was jene Dame betrifft, von der Euere Gnaden sprechen, so werde ich mich Ihres Auftrages entledigen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Die Person, die mit mir über diese Sache sprach, kommt nämlich nicht für gewöhnlich in unser Haus. Soviel sich erkennen lässt, handelt es sich nicht um eine Verehelichung. Nachdem ich aber Ihren Brief gelesen, kam mir der Gedanke, ob es nicht doch so sei und ob jener Herr nicht irgendein Hindernis in den Weg zu legen suche. Ich glaube jedoch nicht, dass er sich von Menschenrücksicht bestimmen lässt; vielmehr scheint mir, dass er nur das allgemeine Wohl und die Ehre Gottes im Auge hat. Seine Majestät wolle alles zu ihrer größeren Ehre gereichen lassen! Jetzt aber liegen die Dinge so, dass Euere Gnaden, wenn auch wider Ihren Willen, sich damit beschäftigen müssen. Es ist für mich ein großer Trost, an Euere Gnaden eine solche Herrschaft über sich selbst zu gewahren, dass Sie darüber nicht mehr in Verwirrung geraten. Überlegen Sie, ob es nicht gut wäre, die Äbtissin davon in Kenntnis zu setzen und jenen Personen, die sich daran beteiligen, zu zeigen, dass Ihnen ihr Vorgehen missfalle. Vielleicht könnte durch dieses Mittel irgendein gutes Resultat erzielt werden; ich kann Sie versichern, dass mir die Sache dringend empfohlen worden ist.

Bezüglich des Bittgesuches des Magisters Daza kann ich Ihnen nur sagen, dass es mein inniger Wunsch wäre, Euere Gnaden möchten etwas für ihn tun. Ich weiß, dass er Ihnen ganz ergeben ist, und ich wäre hocherfreut, wenn Sie ihm auch nur eine ganz geringfügige Gefälligkeit erweisen würden. Er liebt Sie, wie er mir gesteht, so sehr, dass er jedes Bittgesuch unterlassen würde, wenn er sich denken könnte, Ihnen dadurch einen Verdruss zu bereiten. In diesem Falle wird er Ihnen nicht nur mit derselben Treue dienen, sondern sich auch hüten, etwas davon zu erwähnen, dass Euere Gnaden ihm eine Gunst erweisen sollten. Indessen empfindet er es bei seiner großen Liebe zu Ihnen doch in etwa und fühlt sich etwas unglücklich, wenn er sehen muss, dass Sie anderen schon so viele Gnaden erwiesen haben und noch erweisen.

Bezüglich eines Kanonikates schrieb er selbst an Euere Gnaden. Wenn er nur die Versicherung erhält, dass Sie ihm, wenn noch vor Ihrem Abzuge eine Stelle frei wird, diese gnädig zukommen lassen werden, so ist er schon zufrieden. Auch mich würde dies freuen, und ich glaube, dass dies von Gott und den Menschen gebilligt würde. Euere Gnaden sind ihm das in der Tat schuldig. Möge Gott irgendeinen günstigen Zufall herbeiführen, damit Euere Gnaden die ganze Welt zufriedenstellen können! Ist auch die Stelle geringer als ein Kanonikat, so wird er sie doch, wie ich glaube, sehr gerne annehmen.

Schließlich aber tragen doch nicht alle eine so uneigennützige Liebe zu Euerer Gnaden wie die unbeschuhten Karmelitinnen; denn wir verlangen nichts anderes, als dass Sie uns lieben und dass Gott Sie uns noch viele Jahre erhalte. Mein Bruder, der eben im Sprechzimmer ist, teilt mit uns dieselbe Liebe für Sie. Er küßt Ihnen vielmals die Hand und die [kleine] Theresia die Füße. Es hat uns alle sehr betrübt, dass Euere Gnaden uns aufs neue aufgetragen haben, Sie Gott zu empfehlen. Dies hätte sich von selbst verstanden, so dass Euere Gnaden durch Ihre Mahnung uns in etwa beleidigten.

Man drängt mich setzt, diesen Brief abzugeben, weshalb ich mich nicht weiter verbreiten kann. Ich wiederhole nur, dass nach meinem Dafürhalten Magister Daza zufrieden sein wird, wenn Euere Gnaden ihm die erste freie Stelle versprechen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An den sehr erlauchten, Hochwürdigsten Herrn, Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila, meinen Gebieter, in Olmedo.

196. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im August 1577

Aufnahme einer Tochter des Anton Gaytán ins Kloster zu Alba.

…Anton Gaytán war hier. Er kam, um mich zu bitten, man möchte seine Tochter, die im Alter meiner kleinen Elisabeth sein dürfte, in unser Kloster zu Alba aufnehmen. Die Nonnen schrieben mir, sie sei ein äußerst liebes Kind. Ihr Vater wird die Unterhaltskosten übernehmen und ihr später alles geben, was er außer ihrem Pflichtteil besitzt. Diese Summe, sagt man, betrage sechs bis siebenhundert Dukaten und vielleicht noch mehr. Das Gute, das dieser Mann dem Kloster zu Alba schon getan und was er dem Orden erwiesen hat, kann man gar nicht schätzen. Ich bitte darum Euere Paternität um der Liebe willen, mir sobald als möglich die Erlaubnis zur Aufnahme dieser Kleinen senden zu wollen; denn ich versichere Sie, solche kleine Engel dienen zu unserer Erbauung und Erheiterung. Hätte man in jedem Kloster einen solchen Engel, aber nicht mehrere, ich würde darin nichts Nachteiliges finden, sondern nur Nutzen für das Kloster…

197. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila und ernannter Bischof von Palencia, in Olmedo

Ávila, am 6. September 1577

Glückwunsch zur Verehelichung seiner Nichte und Danksagung für ein Almosen.

Jesus sei allezeit mit Euerer Gnaden!

Die Nachricht von der Verehelichung der Doña Maria hat mich sehr gefreut; ja meine Freude darüber war derart, dass ich es in Wahrheit nicht ganz, glauben konnte. Deshalb war es für mich ein großer Trost, durch Ihren Brief Gewissheit zu erlangen. Gott sei gepriesen, der mir eine so große Gnade verliehen hat! Besonders in den letzten Tagen war ich hierüber sehr unruhig und bekümmert und hatte ein inniges Verlangen, Euere Gnaden von dieser Sorge befreit zu sehen. Nun ist alles in Ordnung, und zwar mit so geringem Aufwand, wie man mir gesagt hat, und noch dazu durch eine so ehrenvolle Verbindung.

Übrigens kann nicht alles nach Wunsch ausfallen; ein weit größerer Übelstand wäre es, wenn der Gemahl noch sehr jung wäre. Die Frauen werden nämlich immer besser von jenen [Männern] behandelt, die schon ein gewisses Alter erreicht haben. Dies wird besonders ihre Nichte erfahren, die aus so vielen Ursachen geliebt zu werden verdient. Unser Herr verleihe zu dieser Verehelichung seinen Segen! Ich wüßte nicht, was mich gerade jetzt mehr erfreuen könnte als diese Nachricht.

Das Übelbefinden der Doña Maria hat mich betrübt. Unser Herr wird gnädig verhüten, dass es ihr so schlimm ergehe wie gewöhnlich. Die Nonnen dieses Klosters werden besonders in dieser Absicht eifriger als sonst beten.

Unser Herr vergelte Euerer Gnaden das Almosen, das gerade zur rechten Zeit ankam! Wir wussten schon nicht mehr, wohin wir unsere Zuflucht nehmen sollten, wenn ich auch deshalb nicht allzusehr in Sorgen war. Franz de Salcedo war mehr besorgt als wir; denn wir vertrauen immer auf Gott. Dieser Tage sagte er zu mir, er wolle Euerer Gnaden schreiben, aber nur folgende Worte in den Brief setzen: »Herr, wir haben kein Brot!« Ich gab es aber nicht zu; denn ich habe ein so großes Verlangen, Sie ohne Schulden zu sehen, dass ich es viel lieber ertrage, wenn wir Mangel leiden, als dass ich dazu beitrage, die Ausgaben Euerer Gnaden zu vermehren. Da Ihnen aber Gott eine so große Liebe verleiht, so hoffe ich zu Seiner Majestät, sie werde Ihnen auf eine andere Weise dafür Ersatz bieten. Möge Seine Majestät Euere Gnaden noch viele Jahre erhalten und mich dahin führen, wo ich mich in deren Genusse erfreuen kann!

Pater Gracián ist fest entschlossen, mich nicht in das Kloster der Menschwerdung zurückkehren zu lassen. Jetzt gäbe es nichts, was für uns nachteiliger wäre; indessen fürchte ich nichts als Gott allein. Es freut mich sehr, dass Euere Gnaden auf die Ihnen von Natur aus eigene Freigebigkeit achthaben und sich den Gelegenheiten, wie sie der kommende Jahrmarkt bietet, entziehen. Gebe Gott, dass Sie standhaft bleiben! Möge er Euere Gnaden sorgfältiger behüten als mich!

Heute ist der 6. September.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Die kleine Theresia küßt Euerer Gnaden die Hand und erfüllt alles, was Sie ihr befehlen. Wenn es bei ihr stünde, ginge sie gerne mit Ihnen.

198. Brief - An Philipp II., König von Spanien

Ávila, am 18. September 1577

Verteidigung des Paters Gracián und Klagen über die beschuhten Karmeliten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Majestät! Es ist mir zur Kenntnis gekommen, dass man Euerer Majestät eine Klageschrift gegen den Pater Magister Gracián vorgelegt hat. Ich kann nur staunen über die Ränke des Teufels und der beschuhten Väter. Dieser Ordensmann ist in Wahrheit ein Diener Gottes und hat alle Klöster, die er visitierte, so erbaut, dass unablässig Berichte an mich kommen, er habe in ihnen eine wunderbare Geisteserneuerung geschaffen. Die beschuhten Väter begnügen sich aber nicht damit, diesen Diener Gottes zu verleumden, sondern gehen jetzt auch darauf aus, die Klöster selbst, in denen Gott so eifrig gedient wird, in schlechten Ruf zu bringen.

Zu diesem Zwecke haben sie sich zweier unbeschuhter Karmeliten bedient. Der eine von ihnen diente, bevor er in den Orden trat, in unseren Klöstern und hat hinlänglich den Beweis geliefert, dass es ihm zuzeiten im Kopfe fehlt. Diesen Ordensmann nun gewannen die beschuhten Väter für ihre Zwecke, aber auch noch mehrere andere von der Leidenschaft verblendete Mitglieder des Ordens, die Pater Magister Gracián öfters zurechtweisen musste. Sie ließen diese (Männer) so alberne Aussagen bestätigen, dass ich über die Gerüchte, die man über die unbeschuhten Karmelitinnen verbreitet hat, nur lachen könnte, wenn ich nicht den Schaden fürchtete, den der Teufel dadurch stiften kann; denn was man den unbeschuhten Karmelitinnen in die Schuhe schiebt, geht wirklich ins Ungeheuerliche.

Ich bitte deshalb um der Liebe Gottes willen Euere Majestät, nicht gestatten zu wollen, dass man solche Verleumder bei Ihren Gerichtshöfen zulasse. Die Welt ist nun einmal so, dass wir, wenn auch unsere Unschuld vollkommen erwiesen ist, gar leicht in Verdacht kommen könnten, als hätten wir zu solchen Gerüchten Anlass gegeben; und es würde gewiss der Reform, die durch Gottes Gnade eine so großartige Erneuerung geschaffen hat, zum Nachteil gereichen, wenn man ihr eine Makel anhängt.

Was diese Reform bewirkt hat, davon können sich Euere Majestät nach Belieben selbst überzeugen, wenn Sie das Zeugnis lesen, das Pater Gracián von ebenso angesehenen als heiligen Männern, die mit unseren Nonnen in Verkehr stehen, über diese sich hat ausstellen lassen. Da außerdem Euere Majestät über die Beweggründe sich Aufschluss geben lassen können, die die Gegner zur Ausarbeitung der Klageschrift bestimmt haben, so bitte ich um der Liebe unseres Herrn willen, diese Angelegenheit als eine Sache betrachten zu wollen, die die Ehre und Verherrlichung Gottes betrifft. Denn sobald die Beschuhten sehen, dass man ihrem Zeugnisse eine Beachtung schenkt, werden sie noch so weit kommen, dass sie den Visitator, um seiner Visitation los zu werden, der Ketzerei anklagen; und wo es an der Furcht Gottes fehlt, da ist es schließlich nicht schwer, Beweise hiefür zu bringen.

Die Prüfungen dieses Dieners Gottes, der in seinem ganzen Wandel nur Gerechtigkeit und Vollkommenheit an den Tag legt, dauern mich. Und das veranlasst mich, Euere Majestät zu bitten, ihm Ihre Huld zuzuwenden oder Anweisungen zu treffen, dass er nicht mehr so großen Gefahren ausgesetzt ist. Er ist ja der Sohn eines Beamten Euerer Majestät, und er besitzt aus sich selbst eine Tugend, die den Adel der Geburt ersetzt. Mir erschien er in der Tat immer als ein Mann, der mir von Gott und seiner gebenedeiten Mutter gesandt ist. Seine große Andacht zur seligsten Jungfrau zog ihn in den Orden, um eine Stütze für mich zu sein. Denn mehr als siebzehn Jahre hatte ich die Verfolgungen von Seiten der Beschuhten allein zu tragen, und ich wusste nicht, wie ich dies fernerhin aushalten sollte, da meine schwachen Kräfte nicht mehr ausreichten.

Ich bitte Euere Majestät demütig, mir diese ausführliche Darlegung verzeihen zu wollen. Die große Liebe, die ich zu Euerer Majestät trage, hat mir hiezu den Mut verliehen, und ich habe mir dabei gedacht, Euere Majestät werden meine unbescheidenen Klagen gut aufnehmen, weil der Herr des Himmels selbst damit Nachsicht hat. Möge Gott all die Gebete erhören, die im Orden der unbeschuhten Brüder und Nonnen für Euere Majestät verrichtet werden, und Sie noch viele Jahre erhalten! Denn außer Euerer Majestät haben wir auf Erden keinen weiteren Schutz mehr. Gegeben im St. Josephskloster zu Ávila am 18. September des Jahres 1577.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Sonstige Pater Tostado bleiben wird, wie er jetzt ist, fürchte ich, dass die Visitation mehr schädlich als nützlich ist, besonders seitdem jener Prediger bei ihm ist, der vorher beschuhter Karmelit war.

Ich bitte, Euere Majestät, sich über das Leben des Paters Gracián Bericht erstatten zu lassen. Ist es notwendig, so werden alle unbeschuhten Nonnen bereit sein, eidlich zu beteuern, dass sie nie ein Wort von ihm gehört noch auch eine Handlung wahrgenommen haben, die sie nicht erbaut hätte. Gegen das Betreten unserer Klöster war er so entschieden, dass er selbst die Kapitel, bei denen man einen Eintritt ins Kloster für notwendig halten möchte, gewöhnlich nur am Sprechgitter abhielt.

199. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Oktober 1577

Notwendigkeit, sich den nötigen Schlaf zu gönnen.

Ich versichere Sie, Joseph hat recht, dass er Sie schlafen lässt. Diese Mitteilung hat mich sehr erfreut. Seit Ihrer Abreise habe ich ihn inständig darum gebeten und angefleht, weil mir der Schlaf für Sie notwendig erscheint. Etwas früher hätte ich geglaubt, er tue dies mir zuliebe, und jetzt bin ich vollständig davon überzeugt, weil ich Sie ihm in dieser Hinsicht so dringend empfohlen habe. Dieser Schlaf wird Ihnen wenigstens den Nutzen bringen, dass Sie Ihre Leiden ertragen können. Indessen scheint mir die Ruhe, der Sie sich nach Beendigung der Matutin hingeben, ungenügend; denn da Sie so frühe aufstehen, so weiß ich nicht, ob der Schlaf für Sie hinreicht…

200. Brief - An Don Johann de Ovalle in Alba de Tormes

Ávila, am 20. Oktober 1577

Familienangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Gestern abend überbrachte man mir einen Brief des Paters Magister Gracián, worin er mir meldet, dass die Bullen für den neuen Erzbischof von Toledo angekommen seien und dass sich dieser Kirchenfürst, wie er glaube, schon in Toledo befinde. Sicherlich hat er von seinem erzbischöflichen Stuhle schon Besitz genommen.

Zum guten Glück habe ich ebendiesen Boten gefunden, der mir verspricht, am Mittwoch mittags den Brief zu übergeben. Heute ist Sonntag, und wie ich glaube, der 19. Oktober. Weil es schon spät in der Nacht ist, so will ich mich nicht weiter verbreiten.

Meinem Bruder habe ich von dieser Botengelegenheit nichts sagen lassen, weil er wohl nichts an Sie zu senden hat. Diesem Boten habe ich drei Reale gegeben, und wenn er zurückkommt, wird er noch zwei erhalten. Geben Sie ihm auch zwei Reale; denn um sieben sind wir übereingekommen. Ich hatte ein wenig Bedenken, ihm schon hier die ganze Summe zu geben, ohne Sie vorher darüber befragt zu haben.

O wie sehr sind mir doch die Fesseln unserer Armut hinderlich! Möge es unserem Herrn gefallen, in anderer Weise Hilfe zu schaffen, da ich nichts tun kann, denn er vermag es! Ich werde den Brief, [den ich Ihnen mitgeben muss], bereit halten, damit Sie sich bei Ihrer Durchreise nicht aufhalten müssen; es wäre von großem Vorteil, wenn Sie jene Person in Toledo treffen würden. Gestern schrieb ich wiederholt an Doña Luise, bat sie, diese Angelegenheit nicht zu vergessen, und flehte auch die Priorin inständig an, sie daran zu erinnern. Wenn es Gottes Wille ist, werden diese Bemühungen und diese Huld hinreichen, um zum Ziele zu kommen. Wählen Sie sich ein Reitpferd, das gut läuft und nicht zu hoch ist, damit Ihnen das Reiten nicht zu lästig wird.

Die Nonnen im Kloster zur Menschwerdung haben noch keine Gelegenheit, eine Messe zu hören. Außerdem gibt es, was das Kloster und die sonstigen Angelegenheiten betrifft, nichts Neues; es geht gut. Lassen Sie der Priorin von der Ankunft dieses Boten Nachricht geben; vielleicht möchte sie mir schreiben. Meine Schwester soll diesen Brief als an sie geschrieben ansehen. Meine Empfehlungen an Beatrix. Hätte ich vorausgewusst, dass die Zeit so gelegen wäre, so würde ich Sie benachrichtigt haben, sie für Ihre Reise nach Toledo zu benutzen; aber sie ist noch günstig. Möge der Herr Ihnen das gewähren! Da es schon sehr spät ist, so schließe ich.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

201. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, Ende Oktober 1577

Widerruf des Fraters Michael und des Paters Balthasar. Feindseligkeiten der Beschuhten wegen der Wahl Theresias zur Priorin des Klosters zur Menschwerdung in Ávila.

Jesus sei allezeit mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Im verflossenen Monat sandte ich Ihnen durch einen Maultiertreiber von hier aus einen Brief, und dasselbe tat auch mein Bruder. Damals gab ich Ihnen Nachricht, dass sich unsere Angelegenheiten etwas stürmisch abgewickelt haben; Sie können das aus den Mitteilungen des Paters Gregor besser erkennen, als ich sie Ihnen zu schildern vermag. Jetzt steht es, Gott sei dafür gepriesen, wieder ganz gut und geht es von Tag zu Tag besser. Unser Vater befindet sich wohl und besitzt noch die Vollmachten als Kommissär. Ich wünschte freilich gar sehr, dass er mit diesen Leuten nichts mehr zu schaffen hätte; denn diese dichten ihm so vieles an, dass man es gar nicht beschreiben kann. Es ist nur gut, dass alles auf sie zurückfällt und sich zu unserem besten wendet.

Euere Ehrwürden werden schon wissen, dass Frater Michael und Pater Balthasar widerrufen haben. Frater Michael beschwört es selbst unter einem Eide, er habe von der Klageschrift wider uns nichts geschrieben und sei nur durch Gewalt und Drohung genötigt worden, sie zu unterschreiben. Dies und anderes bekräftigte er durch Zeugen vor einem Notar und vor dem allerheiligsten Sakramente. Der König ist zur Einsicht gekommen, dass alles nur Bosheit war, und so haben diese Leute, die uns verfolgen, nur sich selbst geschadet. Ich habe noch immer mein Kopfleiden; sagen Sie Ihren Schwestern, dass sie für mich beten sowie auch für jene Brüder, dass Gott sie erleuchte und sie ihre Seele retten. Es diene Euerer Ehrwürden zur Kenntnis, dass im hiesigen Kloster zur Menschwerdung etwas vorgefallen ist, dergleichen man wohl nach meiner Ansicht sonst nirgends erlebt hat. Auf Befehl des Paters Tostado kam heute vor vierzehn Tagen der Provinzial der Beschuhten in dieses Kloster, um dort die Wahl vorzunehmen. Gleich anfangs drohte er mit Kirchenstrafen und Exkommunikation allen jenen, die mir ihre Stimme geben würden. Allein, dies alles kümmerte sie nicht; es war gerade, als hätte man zu ihnen kein Wort gesagt; 55 Nonnen gaben mir ihre Stimme. Bei jedem Stimmzettel, der auf mich fiel, exkommunizierte und verfluchte er die Nonne, die ihm denselben gab. Er schlug mit der Faust auf die Stimmzettel, zerknitterte und verbrannte sie dann. Diese Nonnen sind nun seit vierzehn Tagen exkommuniziert. Es ist ihnen verboten, eine Messe zu hören und in den Chor zu gehen, auch wenn dort das göttliche Offizium nicht verrichtet wird. Sie dürfen auch weder mit ihrem Beichtvater noch mit ihren eigenen Eltern reden. Noch sonderbarer ist, dass am Tage nach dieser Wahl, bei der Faustschläge ertönten, der Provinzial die Nonnen, die für mich stimmten, aufs neue zur Wahl berief. Diese aber erklärten, sie hätten mit einer neuen Wahl nichts zu schaffen, da sie ihre Stimmen schon abgegeben hätten. Als er dies vernommen, exkommunizierte er sie ein zweites Mal. Nun rief er jene zusammen, die mir ihre Stimmen nicht gegeben hatten - es waren ihrer 44 - , ließ sie eine neue Priorin wählen und sandte den Wahlakt zur Bestätigung an Tostado. Nun ist die Bestätigung eingetroffen; allein, die übrigen stehen fest und erklären, der neuen Priorin nur als Vikarin Gehorsam leisten zu wollen.

Die Theologen behaupten, jene Nonnen seien nicht in der Exkommunikation, da die Ordensmänner im Widerspruch mit dem Konzil gehandelt hätten, indem sie eine Nonne als Priorin aufstellten, die nur mit wenigen Stimmen gewählt worden war. Die Nonnen, die mich wählten, haben dem Tostado erklären lassen, dass sie mich als Priorin wünschten; allein, dieser weigerte sich, ihrem Wunsche zu willfahren. Ich könnte mich zwar, wie er sagte, ins Kloster der Menschwerdung zurückziehen, aber das Amt einer Priorin zu verwalten, könne er mir nicht gestatten. Ich weiß nicht, was dies noch für einen Ausgang nehmen wird.

Das ist das hauptsächlichste von den hiesigen Vorgängen. Alles wundert sieh über diesen Vorfall und nimmt Anstoß daran. Ich würde den Nonnen, die mich wählten, gerne verzeihen, wenn sie mich nur jetzt in Ruhe ließen. Denn in diesem Babel möchte ich nicht wohnen, zumal mit meiner schlechten Gesundheit, die in diesem Kloster immer am meisten gelitten hat. Gott lenke alles zu seiner größeren Verherrlichung und halte mich ferne von diesen Nonnen!

Theresia befindet sich wohl und empfiehlt sich Euerer Ehrwürden. Sie ist überaus liebenswürdig und sehr gewachsen. Bitten Sie Gott, dass er sie zu seiner [treuen] Dienerin mache!

Geben Sie mir Nachricht, ob die Witwe, wie ich es wünschte, schon in Ihr Kloster eingetreten und ob ihre Schwester wieder nach Indien zurückgekehrt ist. Ich möchte gerne mehreres mit Ihnen besprechen; es wäre dies für mich ein großer Trost. Aber ein andermal werde ich mehr Zeit haben und einen verlässigeren Boten finden als diesmal.

Die Doña Luise unterstützt uns sehr und erweist sich uns in jeder Hinsicht gefällig. Empfehlen Sie diese Gott sowie auch den Erzbischof von Toledo; vergessen Sie ja nie, für den König zu beten.

Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.

202. Brief - An Alfons de Aranda, Priester in Ávila, in Madrid

Ávila, am 10. November 1577

Beunruhigung der Nonnen im Kloster der Menschwerdung wegen der Wahl der Heiligen zur Priorin daselbst. Bemühungen der Heiligen, den Frieden wieder herzustellen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater, und unser Herr lohne Ihnen den Trost, den Sie mir durch Ihre Briefe verschaffen! Das so günstige Urteil, das im Prozesse gefällt wurde, hat mich hoch erfreut, und ich habe unserem Herrn vielmals dafür gedankt. Ich weiß nicht, ob eine so große Freude an einer zeitlichen Sache ein Zeichen besonderer Vollkommenheit ist. Ich glaube, dass auch Sie darüber sehr erfreut waren, und ich möchte Ihnen hiezu nur Glück wünschen, was ich auch hier zum Ausdruck bringen will. Wir werden uns unter den jetzigen Verhältnissen sehr verlassen fühlen, wenn Sie nicht in Madrid sich aufhalten. Möge Gott unsere Angelegenheiten so ordnen, dass wir der Gunst der gnädigen Frau Marquise und Ihrer eifrigen Bemühung nicht mehr bedürfen!

Ich lasse Sie, mein Vater, wissen, dass die Nonnen des Klosters der Menschwerdung noch immer in einer Lage sich befinden, in der sie mein herzlichstes Mitleid erwecken. Es wäre mein innigster Wunsch, wenn sie sich in allem der Priorin, die als solche aufgestellt wurde, unterwerfen und ihr nicht bloß als Vikarin Gehorsam leisten würden. Sie sind überzeugt, dass das Wohl des Klosters von der Wahl abhängt, die sie vollzogen, aber Vielleicht irren sie sich hierin. Wenn ich nicht Priorin sei, sagen sie, so verfalle in kurzem das Kloster dem Ruin, da die Beschuhten schon dorthin zurückgekehrt sind. Sie hätten die Absicht, die Sache so lange hinauszuschieben, als sie nur könnten. Erkundigen Sie sich um der Liebe willen, ob es kein Mittel dagegen gebe oder ob nicht Pater Tostado oder der Provinzial oder selbst der Nuntius, wenn er nach Madrid kommt, diese Nonnen von der Exkommunikation lossprechen könnte. Denn wie die Sache liegt, vermögen die Nonnen nichts. Und wenn dieser Zustand noch länger dauern sollte, so wäre es doch recht hart. Besprechen Sie sich auch mit dem Lizentiaten Padilla und schreiben Sie an Pater Julian de Ávila, welche Maßregeln man anwenden müsse. Dieser hat großen Einfluss auf die Nonnen, und vielleicht kann er sie bestimmen, dass sie die [ihnen aufgedrängte] Doña Anna als Priorin anerkennen. Auf mich werden sie wenig achten, weil sie wissen, dass ich mich nicht zu ihnen begeben will.

Die gnädige Frau Marquise bitte ich inständig, sich doch für diese Angelegenheit verwenden zu wollen, soweit es ihr möglich ist. Es wäre ein großer Trost für mich, diese Nonnen wieder beruhigt zu sehen. An den Lizentiaten Padilla schreibe ich nicht, da er ohnehin schon durch seine vielen Arbeiten ermüdet ist. Fragen Sie ihn, was Tostado tut, ich möchte es gerne wissen. Auch bitte ich Sie, dem Lizentiaten alles zu sagen, was diese Nonnen besonders betrifft; denn es geht nicht an, sie länger in diesem Zustand zu lassen; ja, diese Lage sollte schon beendigt sein, da die Beunruhigung groß ist und es auf diese Weise nicht ohne Beleidigungen Gottes abgehen kann. Seine Majestät erhalte Sie! Ihre Töchter des St. Josephsklosters empfehlen sich Ihnen. Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Martin.

Finden Sie, nachdem Sie von allem unterrichtet sind und mit dem Lizentiaten Padilla diese Angelegenheit besprochen haben, keinen Boten, der sogleich abgeht, so wird Ihnen die gnädige Frau Marquise einen ihrer Diener zur Verfügung stellen; wenn Sie aber dies für zu umständlich halten, so senden Sie einen eigenen Eilboten ab, den wir hier bezahlen werden. Denn es geht nicht an, noch über die kommende Woche hinaus zu warten. Was aus einem Kloster wird, in dem die Verwirrung herrscht, das können Sie aus beiliegendem Billett ersehen, das mir eben heute Pater Johannes zuschickt. Wenn Sie einen eigenen Boten bestellen, so machen Sie den Herrn Lizentiaten Padilla und den Herrn Rochus de Huerta darauf aufmerksam; vielleicht haben sie einige Briefe von unserem Vater an uns zu schicken. Diese Ereignisse bereiten mir Kummer. Möge der Herr alles leiten und Sie erhalten.

Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Martin.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Dem Herrn Lizentiaten Padilla schreibe ich doch. Besprechen Sie daher mit ihm nur, welche Maßregeln in der besagten Angelegenheit zu ergreifen sind; denn hier kann nicht mehr zugewartet werden. Zeigen Sie ihm auch das Billett des Paters Johannes vom Kreuz.

203. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, im November 1577

Der Vertrag des Paulus. Offenbarung Josephs an Angela. …Ich halte es für eine sehr große Gnade Gottes, dass Paulus unter so gewaltigen Stürmen in seinen erhabenen Vorsätzen fest beharrt. Eine einzige Stunde im Monat diese erhabene Gnade genießen zu dürfen, das hat schon großen Wert, da es so viele Anlässe gibt, den Frieden zu verlieren. Ehre sei dem Urheber dieses Geschenkes!

Wenn Paulus nur jenen Vertrag erfüllt, dann habe ich zu meinem Troste sonst keinen Wunsch mehr; denn alle anderen Leiden müssen zuletzt doch zu Ende gehen; und wenn sie auch auf dieser Welt kein Ende nehmen, so liegt wenig daran. Wollen Euere Paternität ihm mitteilen, dass ich jenes Schriftstück aufbewahren werde, um ihn später beim Worte nehmen zu können, wenn er es an der Erfüllung jenes Vertrages fehlen ließe.

Ihr Schriftstück kam mir bei meinen Befürchtungen sehr gelegen; meine ganze Sorge besteht darin, Paulus möchte etwas tun, was gegen den Willen Gottes wäre. Darüber hat indessen Joseph der Angela die beste Versicherung gegeben, dass Paulus auf gutem Wege wandle und immer mehr und mehr Verdienste gewinne…

204. Brief - An die Mutter Maria Baptista

Ávila, im November 1577

Andacht der Heiligen zum heiligen Martin.

Heute ist das Fest des heiligen Martin, den ich sehr verehre, da ich in der Oktave dieses Festes oft große Gnaden vom Herrn empfangen habe; ich weiß nicht, was er vorhat.

205. Brief - An Doña Maria Henriquez, Herzogin von Alba, in Madrid

Ávila, am 2. Dezember 1577

Glückwunsch zur Verlobung ihres Sohnes und Bitte um Verwendung für die Klöster der Reform.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Exzellenz! Amen.

Man hat mir hier eine Neuigkeit mitgeteilt, die mich außerordentlich erfreut hat, nämlich dass die Verlobung des Don Fadrique mit der gnädigen Doña Maria de Toledo sich [nunmehr] verwirklicht hat. Ich begreife das Glück, das Euerer Exzellenz dadurch zuteil wurde; ich war selbst so glücklich, dass alle meine Leiden darob gemildert wurden. Zwar habe ich die Nachricht nicht von Personen erfahren, denen ich vollen Glauben schenken kann, indessen spricht doch vieles für ihre Glaubwürdigkeit. Ich bitte darum Euere Exzellenz, mir hierüber volle Gewissheit verschaffen zu wollen, damit meine Freude vollkommen werde. Möge es unserem Herrn gefallen, dass diese Verlobung zu seiner größeren Ehre und Verherrlichung gereiche! Ich hoffe dies auch zuversichtlich, da ja schon seit langer Zeit in dieser Absicht gebetet wird.

Hier hat man mir erzählt, welches Wohlwollen uns allen Seine Exzellenz, der Herr Herzog, erweist. Dieses ist so groß, dass wir niemals imstande sein werden, ihm dafür gebührend danken zu können …

…Durch diese Gunstbezeigung befreit uns der Herr Herzog in gewissem Sinne von der ägyptischen Gefangenschaft. Überdies hat man mir mitgeteilt, dass Seine Exzellenz dem Pater Magister Petrus Fernández den Auftrag erteilt habe, sich nach Madrid zur Erledigung dieser Angelegenheit zu begeben. Davon hängt alles Gute, das uns erwachsen kann, ab; dieser Pater kennt sowohl die Beschuhten wie die Unbeschuhten. Es scheint dies in der Tat eine vom Himmel gekommene Anordnung zu sein.

Möge es unserem Herrn gefallen, Seine Exzellenz zur Hilfe der Armen und Bedrängten zu erhalten! Ich küsse dem Herrn Herzog wegen dieser so großen uns erwiesenen Gnade und Gunstbezeigung vielmals die Hand; Euere Exzellenz aber bitte ich inständig um die Gnade, all Ihren Einfluss geltend zu machen, damit Pater Petrus Fernández sich an den Hof begibt, um diese Angelegenheit eifrig zu betreiben.

Bedenken Euere Exzellenz, dass es sich hier um etwas handelt, das unsere Liebe Frau betrifft. Diese bedarf jetzt in dem Kampfe, den der böse Feind gegen ihren Orden heraufbeschwört, des Schutzes so angesehener Personen. Viele Personen beiderlei Geschlechts würden nicht mehr in den Orden eintreten, wenn sie denken müssten, dass sie ihren Widersachern unterworfen sein würden. Seitdem wir jetzt unter der Leitung unserer unbeschuhten Väter stehen, sind wir weit mehr getröstet, und so hoffe ich zu unserem Herrn, dass die Sache einen guten Ausgang nehmen werde. Möge Seine Majestät Euere Exzellenz noch viele Jahre erhalten und Ihnen die Heiligkeit verleihen, um die ich sie ohne Unterlass bitte! Amen.

Gegeben im St. Josephskloster zu Ávila, am 2. Dezember.

Euerer Exzellenz Dienerin

Theresia von Jesu

206. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Dezember 1577

Vollkommenheit des Paters Gracián. Mahnung, sich die nötige Ruhe zu gönnen.

…Ich lobpreise den Herrn von ganzem Herzen, dass er Ihnen einen so tiefen Frieden und ein so lebendiges Verlangen, ihm in allem wohlzugefallen, verliehen hat. Dass er Sie manchmal einen Blick in so erhabene und kostbare Geheimnisse tun lässt, ist das Werk seiner großen Barmherzigkeit. Ganz gewiss wird Ihnen die göttliche Barmherzigkeit eine Hilfe gewähren, die mit Ihren Prüfungen im Verhältnis steht; wie diese groß sind, so sind es auch die Gnaden. Gepriesen sei sein Name in Ewigkeit!…

Ich versichere Sie, mein Vater, es wird gut sein, dass Sie sich den notwendigen Schlaf gönnen. Bedenken Sie, dass Sie viele Arbeit haben und die Schwäche nicht eher empfinden werden, als bis Ihr Kopf so eingenommen ist, dass keine Hilfe mehr möglich ist. Sie sehen ja wieviel an Ihrer Gesundheit gelegen ist. Folgen Sie in diesem Stücke, ich bitte Sie um der Liebe Gottes Willen, dem Gutachten anderer! Unterlassen Sie in der Zeit, die Sie dem Schlafe widmen sollten, die Ihnen obliegenden Arbeiten und verwenden Sie diese Zeit auch nicht zum Gebete! Erweisen Sie mir doch diese Gunst und bedenken Sie, dass der Teufel sehr oft, wenn er in uns Geisteseifer gewahrt, höchst wichtige Arbeiten und Beschäftigungen uns vorspiegelt, die zum Dienste Gottes geschehen sollen, um dadurch etwas Gutes hintanzuhalten, das er durch andere Mittel nicht verhindern konnte…

207. Brief - An den König Don Philipp II.

Ávila, am 4. Dezember 1577

Anrufung des königlichen Schutzes zugunsten der beschuhten Karmelitinnen der Menschwerdung und Klage wegen der Verhaftung des heiligen Johannes vom Kreuz und des Paters Germanus. Bitte um ihre Freiheit.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Majestät! Amen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Liebe Frau Euere Majestät auserwählt hat, um sich Ihrer als Stütze zum Heile ihres Ordens zu bedienen. Deshalb kann ich es nicht unterlassen, in den Angelegenheiten dieses Ordens mich an Euere Majestät zu wenden. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, mir diese Kühnheit zu verzeihen.

Euerer Majestät ist es wohl, wie ich glaube, schon zur Kenntnis gekommen, dass die Nonnen des Klosters der Menschwerdung mich in ihrer Mitte haben wollten in der Hoffnung, dadurch ein Mittel zu haben, um sich von der Aufdringlichkeit der Beschuhten zu befreien. Diese sind ihnen in der Tat nur ein großes Hindernis zur Vewahrung der Sammlung und der klösterlichen Zucht, die sie beobachten wollen. Wenn in diesem Kloster keine Observanz bestand, so tragen sie die Hauptschuld, obschon sie es nicht zugeben wollen. Solange diese Nonnen ihnen in der Weise unterstehen, dass sie bei ihnen ihre Beichte ablegen müssen und von ihnen visitiert werden, hat mein Aufenthalt bei ihnen keinen Wert, ich sage wenigstens keinen dauernden Wert. Ich habe dies wiederholt dem Pater Visitator aus dem Orden des heiligen Dominikus nahegelegt, und er hat dies auch wohl verstanden. Um hier einigermaßen Hilfe zu schaffen, ließ ich einen unbeschuhten Karmeliten kommen und ihn mit einem Begleiter in einem Hause [neben dem Kloster] Wohnung nehmen. Dieser Pater ist ein großer Diener Gottes, dass er alle Nonnen erbaut und die ganze Stadt ist erstaunt über den außerordentlichen Nutzen, den er unter ihnen gestiftet hat. Man hält ihn deshalb für einen Heiligen, und nach meiner Meinung ist er es auch und war es sein ganzes Leben lang.

Die Beschuhten hatten aber ihn und seinen Gefährten unter argen Beschimpfungen und zum großen Ärgernis der Stadt verjagt. Deshalb gebot der frühere Nuntius unter Strafe der Exkommunikation ebendiesen Beschuhten, die beiden Patres wieder in ihr Amt einzusetzen, nachdem er zuvor aber diese Vorgänge und über das Unheil, das die Beschuhten in diesem Kloster anrichteten, durch eine ausführliche Darlegung der Bürger der Stadt sich hatten Aufschluss geben lassen. Zugleich verbot er unter Androhung derselben Strafe jedem Beschuhten, sich in die Angelegenheiten des Klosters einzumischen sowie auch dort Messe zu lesen oder die Beichte der Nonnen zu hören. Er erlaubte dies nur den unbeschuhten Karmeliten und den Weltpriestern. Nach dieser Anordnung ging es im Kloster gut, bis der Nuntius starb; daraufhin kehrten die Beschuhten wieder ins Kloster der Menschwerdung zurück ohne nachzuweisen, aus welchem Rechtsgrund sie dies tun konnten, und so hat sich die Unruhe wieder erneuert.

Jetzt ist einer der Beschuhten in das Kloster gekommen, um die Nonnen von der Exkommunikation zu befreien. Er hat ihnen aber solche Beschwerden verursacht und ist so ohne Ordnung und Gerechtigkeit verfahren, dass die Nonnen ganz betrübt und, wie man mir sagte, von den über sie verhängten Strafen noch nicht frei sind. Überdies hat er ihnen auch ihre Beichtväter genommen, die er in seinem Kloster gefangen hält. Man sagt, dieser Mann sei als Provinzialvikar aufgestellt worden, und es muss auch so sein, da er es besser versteht als andere, diese unbeschuhten Brüder zu Märtyrern zu machen. Man hat ihre Zellen erbrochen und ihnen all ihre Pariere weggenommen. Es hat dies in der Stadt großes Ärgernis verursacht, und man fragt sich, wie ein Mensch, der kein Ordensoberer ist und keine Vollmacht vorzuweisen vermag, so etwas wagen dürfe in einer Stadt, die der Residenz Euerer Majestät so nahe liegt; denn diese beiden unbeschuhten Karmeliten unterstehen ja dem apostolischen Kommissär. Allein, diese Widersacher scheinen weder vor der [weltlichen] Gerechtigkeit noch vor Gott eine Furcht zu haben. Es ist für mich überaus schmerzlich, diese zwei Männer in der Gewalt solcher Menschen zu wissen. Schon seit langer Zeit hatten sie diesen Gewaltstreich im Sinne. Ich hielte es für besser, diese beiden Verfolgten wären in die Hände der Mauren gefallen, da diese vielleicht mehr Mitleid mit ihnen hätten. Der eine von diesen Vätern, ein großer Diener Gottes, ist infolge seiner vielen Leiden so geschwächt, dass ich für sein Leben fürchte.

Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich darum Euere Majestät, anordnen zu wollen, dass dieser Diener Gottes sogleich in Freiheit gesetzt werde, und eine Verfügung zu treffen, kraft welcher die beschuhten Karmeliten unseren unbeschuhten Vätern nicht mehr solche Misshandlungen zufügen dürfen. Die letzteren dulden nur und schweigen, und dabei gewinnen sie viel an Verdienst. Allein, durch diese Verfolgung wird dem Volke Ärgernis gegeben.

Derselbe beschuhte Karmelit, der hier solches Unwesen treibt, hat im vergangenen Sommer den Pater Anton von Jesu ohne irgendeinen Grund zu Toledo verhaften lassen; dieser ist ein ehrwürdiger, greiser Mann, der als der erste von allen die Reform annahm. So verfährt man mit diesen Männern, und man sagt es offen, dass die Reform ausgerottet werden müsse, da Pater Tostado es befohlen habe. Gott sei gepriesen! Leider werden jetzt jene, die es verhindern sollten, dass Gott beleidigt werde, die Ursache von so vielen Sünden; ihre Verwegenheit nimmt von Tag zu Tag mehr zu. Wenn Euere Majestät nicht anordnen, dass Abhilfe geschaffen werde, so weiß ich nicht, welchen Ausgang dies alles nehmen wird; außer Ihnen haben wir keinen Schutz auf Erden. Möge es unserem Herrn gefallen, Sie uns noch viele Jahre zu erhalten! Ich hoffe zu ihm, dass er uns diese Gnade erweisen werde, da wir nur wenige haben, die wie sie die Verherrlichung Gottes im Auge haben. Um dieses flehen unablässig zu Ihm alle Dienerinnen Euerer Majestät.

Gegeben im St. Josephskloster zu Ávila, am 4. Dezember 1577.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

208. Brief - An Pater Kaspar de Salazar aus der Gesellschaft Jesu in Granada

Ávila, am 7. Dezember 1577

Verleumdungen der Unbeschuhten und des Paters Gracián. Prüfungen der Nonnen des Klosters zur Menschwerdung.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater.

Heute am Vorabend des Festes der unbefleckten Empfängnis, brachte man mir einen Brief von Ihnen. Unser Herr belohne Sie für den Trost, den Sie mir dadurch bereitet haben! Ich bedarf dieses Trostes sehr; denn ich versichere Sie, dass sich allem Anschein nach schon seit mehr als drei Monaten ganze Scharen von bösen Geistern gegen die Brüder und Schwestern der Reform erhoben haben. Die Verfolgungen und Verleumdungen, die sich gegen uns Nonnen und gegen Pater Gracián richten, sind so vielfältig und so schändlicher Art, dass uns kein anderes Mittel mehr bleibt, als unsere Zuflucht allein bei Gott zu suchen. Ich glaube auch wirklich, er habe die Gebete erhört, die von so wahrhaft frommen Seelen zu ihm emporgesendet wurden. Jene, die beim König die Klageschriften über unsere gar hübsch erdichteten Schandtaten einreichten, haben widerrufen. Es ist doch etwas Großes um die Wahrheit; denn inmitten dieser Prüfungen haben die Schwestern mehr als je Trost empfunden. Was mich betrifft, so wundere ich mich nicht, dass ich guten Mutes blieb; denn Unempfindlichkeit gegen derlei Dinge ist mir durch die Gewohnheit bereits zur [zweiten] Natur geworden.

Zu guter Letzt kamen die Nonnen des Klosters der Menschwerdung überein, mir bei der Wahl der Priorin ihre Stimme zu geben. Obgleich ich um 14 oder 15 Stimmen mehr erhielt als die andere Nonne, so sind doch die Beschuhten überaus schlau zu Werke gegangen, um die andere mit der geringeren Anzahl von Stimmen als Priorin zu erklären und zu bestätigen. Durch dieses ihr Verfahren hätten sie mir eine große Wohltat erwiesen, wenn die Sache friedlich abgegangen wäre. Da aber die Nonnen der ihnen aufgedrungenen Priorin nur als Vikarin Gehorsam leisten wollten - es waren ihrer mehr als fünfzig -, so wurden sie alle exkommuniziert. In Wirklichkeit aber waren sie, wenigstens nach der Ansicht der Theologen, nicht der Exkommunikation verfallen. Desungeachtet durften sie zwei Monate lang weder eine Messe hören noch auch mit ihren Beichtvätern reden und wurden sehr bedrängt. Selbst jetzt, nachdem der Nuntius den Auftrag gegeben, sie von der Exkommunikation loszusprechen, sind sie noch in großer Bedrängnis.

Was ist doch das für ein Leben, wenn man dies alles so ansehen muss! Die Streitsache ist nun jetzt vor das Königliche Ratskollegium gebracht worden. So betrübend es auch ist, die Verhandlung dieser Angelegenheit vor dem weltlichen Gerichte sehen zu müssen, so wäre es für mich doch weit schmerzlicher, wenn man mir die Last des Priorates in dem genannten Kloster aufbürden würde. Empfehlen Sie um der Liebe willen diese Angelegenheit Gott! Bevor wir nicht eine eigene Provinz bekommen, werden diese Unruhen nach meiner Ansicht nie ein Ende nehmen; allein dies sucht der Teufel mit all seiner Macht zu verhindern.

O könnte ich doch jetzt mit Ihnen reden, um Ihnen mündlich eine Menge von Vorkommnissen zu erzählen. Was sich zugetragen hat und noch zuträgt, ist eine ganze Geschichte; ich weiß nicht, wie dies enden wird. Wenn ich wieder etwas Neues erfahre, werde ich Ihnen ausführlich schreiben, da die Briefe, wie man mir sagt, sicher nach Granada gehen. Es wäre ein großer Vorteil für mich gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie einen solchen Freund in Madrid haben. Vielleicht könnte dieser auch jetzt noch unserer Sache förderlich sein.

Von Toledo aus habe ich einen langen Brief an Sie geschrieben; Sie sagen mir aber nicht, ob Sie ihn empfangen haben. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn Sie jetzt, da ich hier bin, nach Toledo kämen, da ich an solches Missgeschick gewöhnt bin. Indessen wäre es doch ein großer Trost für meine Seele gewesen, wenn ich Sie dort getroffen hätte.

Peralta hat sich gegen Carillo sehr dankbar gezeigt für das Gute, das er seiner Verwandten erwiesen, nicht so sehr, weil ihm an dieser Verwandten etwas gelegen ist, sondern um ihm in allem einen Beweis zu geben, dass er den guten Willen belohne. Wenn Sie den Peralta sehen, so sagen Sie ihm dieses; denn schließlich gibt es nur wenige Freunde, die so treu sind wie Carillo. Man sieht klar, wer jene Person ist, die diese Freundschaft zustande gebracht hat.

Diese lässt Ihnen auch mitteilen, dass die Angelegenheit, weswegen sie an jene Person von Toledo aus geschrieben hat, noch nicht zu einem glücklichen Abschluss gekommen ist. Man weiß es gewiss, dass jenes Juwel in den Händen eines Mannes ist, der es sehr hoch anschlägt; deshalb wird er es auch nicht herausgeben, bis er sich satt daran gesehen hat; denn er will es, wie er sagt, mit Aufmerksamkeit betrachten. Wenn Herr Carillo hierher käme, so würde er, wie jene Person vorgibt, ein anderes Juwel sehen, das, soviel sich erkennen lässt, vor dem ersteren noch viele Vorzüge hat. Es ist nichts davon sichtbar als nur das Werk des Herrn. Sein Glanz ist nämlich viel zarter und die Arbeit viel feiner als beim ersteren; denn wie jene Person behauptet, versteht der Goldarbeiter, der es verfertigt hat, jetzt mehr von seiner Kunst als früher. Das dazu verwendete Gold ist von besserer Qualität als das frühere, aber die Edelsteine liegen nicht so offen vor Augen wie bei dem ersteren. Es ist im Auftrage des Juweliers gefertigt worden, und wie man sagt, ist die Arbeit gut gelungen.

Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich Sie mit einem so ausführlichen Bericht belästige. Aber es ist immer ein Fehler von mir, dass ich andere durch Langweile ermüde, selbst auf meine Kosten hin. Weil jedoch Carillo Ihr Freund ist, so wird es Ihnen nicht lästig fallen, ihm diese Einzelheiten mitzuteilen.

Die Ihnen bekannte Person sagt auch, sie habe Ihnen deshalb nicht durch Vermittlung einer anderen geschrieben, weil es nichts anderes wäre als eine bloße Höflichkeitsbezeigung.

Vergessen Sie nie, mir Nachricht zu geben, wie es mit Ihrer Gesundheit steht. Es hat mich in gewisser Hinsicht schon das getröstet, Sie ohne Sorge zu sehen. Bei mir ist dies nicht der Fall. Ich weiß nicht, wie ich dabei so ruhig sein kann; und, Gott sei Dank, diese Ruhe wird mir auch durch nichts geraubt. Nur das Sausen im Kopfe, mein gewöhnliches Leiden, fällt mir lästig. Vergessen Sie weder mich noch meinen Orden, der in großer Bedrängnis ist, Gott zu empfehlen! Seine Majestät erhalte Sie und mache Sie heilig, wie ich sie darum bitte! Amen.

Die hiesigen Nonnen empfehlen sich Ihnen vielmals; sie sind sehr gute Seelen. Alle und besonders ich betrachten sich als Ihre Töchter.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen, hochw. Herrn und meinen Vater in Granada.

209. Brief - An Johann de Ovalle und an Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, am 10. Dezember 1577

Familienangelegenheiten. Nachrichten über das Kloster der Menschwerdung.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich habe wenig Zeit zum Schreiben dieses Briefes; darum will ich Ihnen nur berichten, dass mir Ihre Angelegenheit große Sorge macht. Zweimal schon habe ich an Doña Luise geschrieben, und jetzt gedenke ich wieder einen Brief an sie zu senden. Sie scheint diesmal mit der Antwort zu zögern. Ich habe wirklich mein möglichstes getan und tue es noch [um ein Wort von ihr zu erlangen]. Möge Gott diese Angelegenheit so ordnen, dass sie mehr zum Heile Ihrer Seelen gereicht! Denn das ist die Hauptsache.

Ich sehe nicht ein, warum Sie dieser Dame irgend etwas geben; denn ich fürchte, dass alles verloren ist. Auch bin ich über den Aufwand für Ihre Reise nach Toledo ungehalten, da ich hierin keinen Erfolg erblicken kann. Es würde gut sein, an ihren Bruder irgendein Geschenk zu senden; denn er leitet alles. Sie verlieren dabei nichts. Diese Leute wollen eben nichts tun, außer sie haben Hoffnung aus irgendeinen kleinen Nutzen.

Alle Edelleute begeben sich zur Winterszeit auf ihre Landgüter; ich weiß nicht, warum es Ihnen gerade jetzt so schwer fällt, dorthin sich zu begeben. Was meine Schwester betrifft, so will ich ihr sagen, dass ich um sie weniger bekümmert bin, da sie ja als Begleiterin Doña Beatrix hat. Ich empfehle mich ihr vielmals! Meine Gesundheit ist nicht schlechter wie gewöhnlich, und das will schon viel heißen.

Die Nonnen des Klosters der Menschwerdung sind von der Exkommunikation befreit; aber sie sind noch ebenso fest in ihrer Haltung wie vorher. Ihre Leiden haben noch zugenommen, da man ihnen auch die unbeschuhten Karmeliten genommen hat. Ich weiß nicht, wie weit diese Beschuhten noch gehen werden. Sie verursachen mir großes Herzeleid, da sie ganz unsinnig handeln. Meine Brüder erfreuen sich einer guten Gesundheit; sie wissen nichts von diesem Briefe, wenigstens nichts von dieser Botengelegenheit, wenn nicht andere es ihnen gesagt haben. Theresia ist fieberfrei, hat aber den Schnupfen. Gott sei allezeit mit Ihnen allen!

Heute ist der 10. Dezember.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

210. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 10. Dezember 1577

Rückkehr der Nonnen von Paterna nach Sevilla. Vorgänge im Kloster der Menschwerdung. Gefangennahme der zwei Beichtväter. Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

O wie lange habe ich doch keinen Brief mehr von Ihnen erhalten, und wie weit von Ihnen entfernt scheine ich hier zu sein! Aber wenn ich auch in Ihrer Nähe gewesen wäre, so hätte ich Ihnen doch in der letzten Zeit nicht schreiben können infolge der entsetzlichen Wirren, von denen ich Ihnen hier erzählen will. Der Herr lässt mir, ich versichere Sie, nur wenig Muße.

Um es nicht zu vergessen, teile ich Ihnen bezüglich des Agnus Dei mit, dass es mein Wunsch wäre, es mit Perlen einfassen zu lassen. Wenn Euerer Ehrwürden etwas gefällt, so ist es nicht nötig, mich dazu um Erlaubnis zu bitten. Ich bin immer glücklich, Sie befriedigt zu sehen, und wünsche Ihnen alle Arten von Freuden.

Man teilt mir mit, dass die Provinz aufs neue in Aufruhr gebracht ist. Ich wünschte darum sehr, dass Sie sich beeilt hätten, unsere Nonnen von Paterna wieder zurückzurufen. Es ist das mein sehnlichstes Verlangen. Unser Vater berichtete mir, er habe Ihnen geschrieben, Sie möchten dies im Einvernehmen mit dem Erzbischof tun. Suchen Sie die Erlaubnis dazu zu erhalten, bevor ein anderes Hindernis dazwischentritt!

Die hiesigen Schwestern erinnern mich, Sie um ein wenig Karanaharz zu bitten, da es mir sehr wohl bekommt, es soll aber gutes sein. Vergessen Sie es also um der Liebe willen nicht! Sie können es gut verpackt der Sendung nach Toledo beilegen, und von da wird man es mir zuschicken, oder es genügt, wenn Sie zuwarten, bis der Bote von hier nach Sevilla kommt.

Unterlassen Euere Ehrwürden ja nicht, die Rückkehr unserer Nonnen von Paterna mit Eifer zu betreiben! Ich wünsche das im Interesse der Schwestern selbst; denn ich weiß nicht, wie sie so vieles dulden konnten. Es wäre dies jedoch auch mein Wunsch, wenn es sich nur um Ihre eigene Ruhe handelte. Meine Begleiterin wird Ihnen jetzt unsere Leiden erzählen.

Schreiben Sie mir doch, ob Sie das Haus schon bezahlt haben, ob den Schwestern noch Geld übrigbleibt und warum Sie es so eilig haben, Ihr Kloster anderswohin zu verlegen. Berichten Sie mir alles; denn der Prior de las Cuevas hat mir schon etwas davon geschrieben.

Ich teile Ihnen auch mit, dass jetzt die Nonnen des Klosters der Menschwerdung von der Exkommunikation losgesprochen sind, der sie, wie Sie vielleicht schon wissen werden, fast zwei Monate lang verfallen waren, und dass man sie sehr strenge behandelt hat. Der König hat dem Nuntius den Auftrag gegeben, sie absolvieren zu lassen. Pater Tostado und seine Ratgeber schickten nun zu diesem Zwecke den Prior von Toledo, und dieser absolvierte sie; aber er quälte sie so, dass es zu weit führen würde, Ihnen dies zu erzählen. Dann verließ er sie wieder in einem Zustande weit größerer Betrübnis und Trostlosigkeit, als sie vorher waren. Dies geschah alles, weil sie mich als Priorin haben wollten und nicht jene, die die Beschuhten verlangten. Auch hat man ihnen die beiden unbeschuhten Karmeliten, die vom apostolischen Kommissär und vom vorigen Nuntius zu ihrer Leitung bestellt waren, weggenommen und sie wie Übeltäter gefangengenommen. Ich empfinde über den Zustand dieser beiden Diener Gottes tiefen Schmerz, bis ich sie wieder aus den Händen dieser Menschen befreit weiß; ich würde sie lieber im Lande der Mauren sehen. Am Tage ihrer Gefangennahme soll man sie zweimal gegeißelt haben, und außerdem werden sie, wie man sagt, auf alle mögliche Weise misshandelt. Den Pater Johannes vom Kreuz nahm Maldonado, der Prior von Toledo, mit sich fort, um ihn dem Pater Tostado vorzuführen. Den Pater Germanus brachte der Prior von hier nach St. Paul in Moraleja, und als er hierher zurückgekehrt war, bemerkte er den Nonnen gegenüber, die auf seiner Seite standen, dass er diesen Verräter in Sicherheit gebracht habe; der letztgenannte Pater habe auch, so erzählt man, auf dem Wege das Blutbrechen bekommen.

Die Nonnen waren und sind über diese Vorgänge mehr betrübt als über ihre eigenen Prüfungen, obgleich diese sehr schwer sind. Empfehlen Sie doch um der Liebe willen diese Nonnen und jene heiligen Gefangenen Gott; denn morgen werden es acht Tage, dass sie im Kerker schmachten. Die Nonnen behaupten, dass sie Heilige seien; solange sie das Kloster geleitet, habe man an ihnen nichts bemerkt, das nicht von ihrer apostolischen Tätigkeit Zeugnis ablegte. Ich weiß nicht, wie weit diese Beschuhten mit ihren Torheiten noch gehen werden. Möge Gott in seiner Barmherzigkeit Abhilfe schaffen, da er sieht, wie notwendig es ist!

Den Pater Gregor grüße ich vielmals mit der Bitte, alle diese Leiden Gott zu empfehlen. Denn es muss großes Mitleid erwecken, wenn man diese Nonnen so vieles leiden sieht; sie sind wahre Märtyrinnen.

Da ich dem Pater Gregor erst vor kurzem geschrieben habe, so unterlasse ich es jetzt. Der Brief an ihn ging mit dem Ihrigen ab. Meiner Gabriela und allen Schwestern empfehle ich mich vielmals. Gott sei mit Ihnen allen!

Heute ist der 10. Dezember.

Ich kann nicht recht begreifen, mit welchem Geld Sie ein anderes Haus kaufen wollen; denn ich weiß nicht einmal, ob das von Ihnen gegenwärtig bewohnte schon bezahlt ist. Sie schrieben mir, soviel ich glaube, dass die Rente schon aufgehoben sei. Wenn aber jene Kandidatin nicht als Nonne eintritt, so ist es klar, dass sie ihr Geld wieder zurückerhält, zumal wenn sie ihre Schwester verehelichen soll. Schreiben Sie mir um der Liebe willen über dies alles ausführlich! Ihre Briefe gelangen sicher an mich durch Pater Padilla, falls Sie dieselben dem Erzbischof übergeben, oder durch unseren Vater, und sie kommen eher an als über Toledo.

Wenn Sie soviel Geld besitzen, so vergessen Sie nicht, dass Sie auch noch bei meinem Bruder eine Schuld haben. Dieser hat eben fünfhundert Dukaten Rente für ein Gut zu bezahlen, das er gekauft hat. Sie würden ihm einen großen Dienst erweisen, wenn Sie ihm zweihundert Dukaten zurückgeben könnten; denn aus Indien hat man ihm nichts geschickt.

Geben Sie mir auch Nachricht über den Aufruhr in der Provinz und wer als Vikar aufgestellt wurde. Grüßen Sie mir den Pater Evangelista und sagen Sie ihm, Gott gebe ihm gute Gelegenheit, um ein Heiliger zu werden. Schreiben Sie mir auch ausführlich, wie es mit Ihrer Gesundheit und jener der Schwestern steht. Wenn Sie keine Zeit haben, so wird mir dies meine Gabriele berichten. An Beatrix und an den Herrn García Alvarez viele Empfehlungen! Seine Krankheit geht mir sehr zu Herzen. Viele Grüße an alle Schwestern und an Pater Nikolaus! Gott erhalte Sie mir!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Geben Sie ja recht acht auf Ihre Gesundheit! Sie wissen schon, wieviel daran gelegen ist. Vielleicht werden die Schwestern in ein Haus ziehen, wo sie lebendig verbrennen. Bedenken Sie doch, dass das Haus, in dem Sie sich jetzt befinden, große Bequemlichkeiten bietet und ganz neu ist. Ich habe Sie dort trotz aller Schwierigkeiten eingeführt, weil es mein einziger Zweck war, Ihnen Ruhe zu verschaffen. Sie wissen, wie sehr man uns beglückwünschte, ein so gutes Haus zu haben.

211. Brief - An die Mutter vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 19. Dezember 1577

Gefangennahme des heiligen Johannes vom Kreuz und des Paters Germanus. Verschiedene Empfehlungen.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihren Brief habe ich erhalten und mit ihm die Kartoffeln, das Fäßchen und die sieben Zitronen. Alles ist gut angekommen, aber die Fracht ist so teuer, dass ich Sie bitte, mir so etwas nicht mehr zu schicken; es wäre dies ein Verstoß gegen mein Gewissen.

Schon vor etwas mehr als acht Tagen habe ich einen Brief an Sie über Madrid gesendet, und darum werde ich mich heute kurz fassen; denn bezüglich der Angelegenheiten, von denen ich Ihnen damals berichtete, gibt es nichts Neues. Sie berühren uns freilich sehr schmerzlich, da schon sechzehn Tage verflossen sind, seitdem man unsere beiden Mitbrüder gefangen gesetzt hat, und bis jetzt wissen wir noch nicht, ob man sie wieder losgelassen hat oder nicht. Übrigens vertrauen wir auf Gott, dass er Abhilfe schaffen werde. Da jetzt Weihnachten vor der Türe steht und die Gerichtsverhandlungen unterbleiben bis nach dem Dreikönigsfeste, so werden diese Diener Gottes, wenn ihre Angelegenheit nicht schon erledigt ist, noch lange Zeit zu leiden haben.

Auch die Lage der Nonnen des Klosters der Menschwerdung schmerzt mich tief; sie sind mit so vielen Prüfungen arg heimgesucht. Am schmerzlichsten ist es für sie, dass man ihnen jene heiligen Beichtväter genommen hat und beide mit solcher Strenge behandelt. Ich bitte Sie um der Liebe willen, empfehlen Sie alle diese Verfolgten Gott! Denn was sie leiden, ist wirklich zum Erbarmen.

Dass Euere Ehrwürden und alle Schwestern sich wohl befinden, freut mich, ebenso auch, dass das gute Werk, das Bernarda an uns getan, offenbar wurde. Gebe Gott, dass die Witwe verwirklicht, was Sie mir berichten, und das Geld von Ihnen nicht mehr zurückverlangt! An den Pater Prior de las Cuevas schrieb ich zu gleicher Zeit wie Ihnen einen Brief. Ich sandte ihn, wie gesagt, über Madrid. Da ich nicht weiß, ob der gegenwärtige Bote zuverlässig ist, so will ich weiter nichts sagen.

An Pater García Alvarez und an Pater Gregor meine Empfehlungen! Den Brief des letzteren, der mich freute, beantworte ich aus dem schon erwähnten Grunde nicht. Ich werde mich bemühen zu erfahren, ob hier sich nicht jemand findet, der den dortigen Rektor kennt, und werde Sorge tragen, dass man ihm schreibt. Meiner Gabriela empfehle ich mich vielmals; ihr Brief hat mir Freude bereitet. Auch an alle übrigen Schwestern meine Empfehlungen! Grüßen Sie mir ebenso Doña Eleonora in der Weise, wie Sie es für gut finden. Sagen Sie ihr, dass es für mich kein geringer Trost sei, zu vernehmen, welch große Liebe sie Ihrem Kloster entgegenbringt.

Damit Sie auch wissen, was vorgeht, so teile ich Ihnen mit, dass man für Ihre Sendung zwölf Realen als Fracht erhoben hat. Auch ist sie, ich weiß nicht warum, sehr schlecht verpackt angekommen. Gott sei mit Euerer Ehrwürden und verleihe allen Schwestern so glückliche Weihnachtsfeiertage, wie ich es wünsche!

Heute ist der 19. Dezember.

Theresia und alle Schwestern empfehlen sich recht inständig Ihrem Gebete. Mein Kopfleiden ist jetzt sehr arg, und ich verstehe nicht, wie man annehmen kann, dass dies unwahr sei. Dazu kommen noch so viele Arbeiten, dass ich zuzeiten ganz ermüdet bin. Ich weiß nicht, wann dieser Brief bei Ihnen ankommen wird und ob der Bote zuverlässig ist. Mein Bruder befindet sich wohl. Vergessen Sie nicht, alle Schwestern und auch jene von Paterna recht freundlich in meinem Namen zu grüßen! Über die Gesänge der letzteren musste ich lachen. Soweit wir es beurteilen können, werden ihre Hoffnungen bald vereitelt sein; sie werden dies klar einsehen. Sagen Sie ihnen in meinem Namen, was Sie für gut halten; ich gebe Ihnen dazu die Erlaubnis.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Beachten Sie, dass ich Ihnen allen Ernstes befehle, in allem, was Ihre Pflege betrifft, der Schwester Gabriela zu gehorchen. Dieser aber gebe ich den Auftrag, sorgfältig über Euere Ehrwürden zu wachen; denn Sie wissen, wieviel uns an Ihrer Gesundheit gelegen ist.

212. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Dezember 1577

Er soll dem Schlafe die nötige Zeit widmen. Ratschläge bezüglich des Gebetes.

Eben habe ich aufs neue den Brief des Paulus gelesen, worin er sagt, dass er sich des Schlafes beraube, um sich in seine Betrachtungen vertiefen zu können. Er will wohl sprechen von seinen Verzückungen im Gebete. Sagen Sie ihm, er soll sich nicht daran gewöhnen, auf einen so kostbaren Schatz zu verzichten, außer wenn er dem Leibe den notwendigen Schlaf gewähren muss; denn der Herr bereichert uns in diesem Gebete mit sehr großen Gütern, und es würde mich nicht in Erstaunen setzen, wenn der Teufel ihn dieser Güter berauben wollte. Weil man eine solche Gnade nicht immer empfängt, wenn man sie gerade gerne hätte, darum muss man sie hochschätzen, wenn Gott sie verleiht. In einem Augenblicke verleiht die göttliche Majestät mehr Erleuchtung, um ihm treu zu dienen, als unser Verstand ausfindig machen könnte; würde er sich bemühen, die Erleuchtung sich selbst zu verschaffen, so würde er sie verlieren. Glauben Sie mir, ich spreche die Wahrheit. So soll die Regel für Ihre Lebensweise sein, außer es handelt sich darum, irgendeine wichtige Angelegenheit zum Abschluss zu bringen. Denn dann könnten die Sorgen den Schlaf verhindern; aber wenn der Schlaf kommt, dann genießen Sie ihn! Sie werden immer noch Zeit finden, um darüber nachzudenken, was notwendig ist. In einem Buche, das ich gelesen, heißt es: Wenn wir Gott verlassen, wenn er uns ruft, so werden wir ihn auch nicht finden, wenn wir ihn haben wollen…

213. Brief - An Don Teutonio de Braganza, erwählten Erzbischof von Ebora

Ávila, am 16. Januar 1578

Aufmunterung zur Übernahme der Mühen und Leiden, die die neue Würde ihm bringt. Erklärung, dass es unmöglich sei, während der Verfolgung der Reform ein Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen in seiner Diözese zu errichten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Durchlauchtigsten Gnaden! Amen.

Es ist schon länger als zwei Monate, dass ich Ihren Brief erhalten habe. Ich hätte ihn gerne recht bald beantwortet, allein ich erwartete noch immer in den großen Leiden, die wir unbeschuhten Nonnen und Brüder seit dem Monat August zu erdulden haben, eine Änderung zum Besseren, um Ihnen darüber, wie Sie mir in Ihrem Briefe befohlen haben, Nachricht zu geben. Indessen ging es von Tag zu Tag schlimmer; ich werde Ihnen dies jetzt erzählen.

In diesem Augenblicke hätte ich den lebhaften Wunsch, bei Ihnen zu sein; denn brieflich werde ich Ihnen gegenüber der Freude nicht genügend Ausdruck verleihen können, die Sie mir durch einen Brief bereitet, den ich in dieser Woche durch Vermittlung des Paters Rektor erhalten habe. Schon vor mehr als drei Wochen hatte ich bestimmtere Nachrichten über Euere Gnaden erhalten, und diese sind mir später auch von anderer Seite zugekommen, so dass ich nicht begreife, wie Sie je denken konnten, so etwas werde geheim bleiben. Die göttliche Majestät wolle es zu ihrer Ehre und Verherrlichung gereichen lassen und Euerer Gnaden beistehen, dass Ihre hohe Heiligkeit stetig an Wachstum zunehme, wie ich es zuversichtlich hoffe! Seien Sie überzeugt, dass Gott das Gebet so heiliger Seelen, die in allem nur seinen Dienst im Auge haben, nicht unerhört lassen werde. Auch ich bete trotz meiner Armseligkeit stets für Sie, und das gleiche geschieht auch von Ihren Dienerinnen in all unseren Klöstern, wo ich täglich Seelen finde, die mich in Wahrheit tief beschämen. Diese scheint sich unser Herr auszuwählen, um sie in unsere Klöster zu führen, und zwar aus so weit entfernten Gegenden, dass ich nicht weiß, wer ihnen Kunde von unserer Lebensweise gibt.

So fassen Sie denn Mut und große Zuversicht, und zweifeln Sie nicht, dass Ihre Erhebung [auf den erzbischöflichen Stuhl] eine Fügung Gottes sei; ich halte das für durchaus sicher. Seine Majestät will, dass Sie jetzt das Verlangen, zu ihrer Ehre wirken zu können, ins Werk setzen. Sie haben lange Zeit Muße gehabt, und jetzt bedarf unser Herr eines Mannes, der die Tugend begünstigt. Denn wir, die wir trotz unseres guten Willens, Gott zu dienen und nichts anderes zu suchen, arme und schwache Wesen sind, vermögen nur wenig, wenn er nicht Männer erweckt, die uns beschützen. Die Bosheit hat jetzt einen solchen Grad erreicht, und dem Ehrgeiz wird von vielen, die die Ehre mit Füßen treten sollten, solcher Beifall gezollt, dass der Herr selbst seiner Geschöpfe sich bedienen zu wollen scheint, obwohl er mächtig genug ist, der Tugend auch ohne ihre Mitwirkung zum Siege zu verhelfen. Da jene, die er zum Schutze der Tugend auserwählt hat, es an Treue gegen ihn fehlen lassen, so sucht er sich nun Männer aus, von denen er weiß, dass sie ihn unterstützen können.

Bemühen sich Euere Gnaden, in dieser Hinsicht dem Willen des Herrn zu entsprechen! Ich zweifle nicht daran, dass Sie es hier nicht fehlen lassen. Gott wird Ihnen Kräfte und Gesundheit, und wie ich zu Seiner Majestät hoffe, auch seine Gnade geben, dass Sie in allem das Rechte treffen. Hier in diesem Kloster werden wir Ihnen durch unser anhaltendes Gebet zu Hilfe kommen. Möge es dem Herrn gefallen, Ihnen Männer an die Seite zu geben, die von Eifer für das Heil der Seelen erfüllt sind, damit Sie in dieser Hinsicht ohne Sorge sein können! Es ist für mich ein großer Trost, dass Sie der Gesellschaft Jesu so zugetan sind, da Sie an ihr in allem die kräftigste Stütze finden werden.

Dass die Angelegenheit meiner Gebieterin, der Marquise de Elche, einen guten Ausgang genommen hat, freut mich sehr. Sie lag mir sehr am Herzen und bereitete mir große Sorge, bis ich erfuhr, dass alles so glücklich verlaufen ist. Gott sei gepriesen! Immer, wenn der Herr eine solche Menge von Leiden auf einmal sendet, führt er gewöhnlich auch alles glücklich zu Ende. Da er unsere Schwäche kennt und alles zu unserem Heile lenkt, so sendet er auch die Leiden immer im Verhältnis zu unseren Kräften. Ebenso wird er auch, wie ich denke, bei unseren schon so lange andauernden Stürmen verfahren. Wäre ich nicht vollkommen davon überzeugt, dass die unbeschuhten Brüder und Nonnen darauf bedacht sind, aufrichtig und in Wahrheit nach ihrer Regel zu leben, so hätte ich schon einige Male gefürchtet, dass unsere Widersacher ihren Zweck erreichen würden. Ihr Zweck ist aber kein anderer als das Werk, das unter dem Schutze der seligsten Jungfrau begonnen wurde, zu zerstören. Der Teufel geht in der Tat hier mit solcher Arglist zu Werke, dass es den Anschein erweckt, als habe Gott ihm erlaubt, seine ganze Macht in dieser Verfolgung zu entfalten.

Man hat so Unerhörtes getan und solche Anstrengungen gemacht, um uns, besonders den Pater Gracián und mich, auf die zunächst die Streiche fielen, in üblen Ruf zu bringen; man hat so viele und so schwere Anklagen gegen diesen Pater und gegen die Klöster der unbeschuhten Nonnen erhoben, und die Klageschriften, die man dem König unterbreitete, enthielten so entsetzliche Verleumdungen, dass Euere Gnaden, falls Sie davon Kenntnis hätten, staunen würden, wie man denn eine so große Bosheit ersinnen könne. Es war dies indessen, wie ich erkenne, für uns ein großer Gewinn. Unsere Nonnen blieben dabei so heitern Gemütes, als ob sie dies gar nicht beträfe, und Pater Gracián legte eine Vollkommenheit an den Tag, über die ich staunte. Gott hat in dieser Seele einen großen Schatz verborgen. Dieser Pater betet besonders für seine Widersacher und erträgt ihre Verleumdungen so heiteren Sinnes wie ein zweiter heiliger Hieronymus. Nur die Verleumdungen, die über die unbeschuhten Nonnen ergehen, haben ihn betrübt; denn da er zwei Jahre lang ihre Klöster visitiert und sie dabei kennengelernt hatte, so hält er sie für Engel und nennt sie auch so. Nun hat es Gott gefügt, dass die Verleumder in jenen Punkten Widerruf geleistet haben, die uns Nonnen betreffen. Bezüglich der Aussagen wider Pater Gracián wurde auf Befehl des Königlichen Ratskollegiums eine Untersuchung angestellt, und die Wahrheit kam an den Tag. Auch in anderen Stücken haben die Verleumder widerrufen, und es wurde offenbar, wie viele Feinde wir am Hofe besaßen, die von der Leidenschaft geblendet waren. Seien Sie überzeugt, dass der böse Feind darauf ausging, das Gute, das diese Klöster stiften, zu zerstören.

Jetzt will ich Ihnen, ohne Sie über alle Vorkommnisse bei den armen Nonnen der Menschwerdung aufzuklären, die mich unglücklicherweise zu ihrer Priorin wählten, erzählen, dass die ganze Stadt aufgebracht ist über das, was sie erduldet haben und noch erdulden. Ich weiß nicht, wann diese Dinge ein Ende nehmen werden. Pater Tostado ist mit ausgesuchter Strenge gegen sie verfahren. Mehr als fünfzig Tage lang durften sie weder eine Messe hören noch jemandem reden; das letztere Verbot wird seit drei Monaten noch bis zur Stunde aufrechterhalten. Man erhebt fast täglich schwere Drohungen gegen sie und sagt, sie seien der Exkommunikation verfallen; allein, alle Theologen in Ávila behaupten, dass dies nicht der Fall sei; den Nonnen werde nämlich nur für den Fall die Exkommunikation angedroht, dass sie eine Auswärtige wählen würden; aber man hatte nicht erklärt, dass diese Zensur meinetwegen verhängt wurde. Einige Nonnen meinten jedoch, ich sei keine Auswärtige, da ich in diesem Kloster Profeß abgelegt und so viele Jahre dort gelebt hätte. Ich könnte tatsächlich heute, wenn ich wollte, in dieses Kloster zurückkehren, da in ihm sich noch meine Aussteuer befindet und ich keiner eigenen Provinz angehöre. Man bestätigte jedoch jene als Priorin, auf die weniger Stimmen fielen. Die Nonnen, die man in besagter Weise bestrafte, haben bei dem Königlichen Ratskollegium Beschwerde eingelegt, und ich weiß nicht, welchen Ausgang ihre Angelegenheit nehmen wird.

Es hat mich sehr geschmerzt, dass meinetwegen solche Verwirrung und so großes Ärgernis in der Stadt entstand und dass so viele Seelen beunruhigt wurden. Denn es waren mehr als 54 Nonnen der Exkommunikation verfallen. Mein einziger Trost war, dass ich mein möglichstes tat, um die Wahl meiner Person zu verhindern. Ich versichere Euere Gnaden, dass es für mich eines der größten Leiden wäre, die mich auf Erden treffen könnten, wenn ich in diesem Kloster sein müsste; denn während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes dortselbst hatte ich keine gesunde Stunde. Aber wenn ich auch inniges Mitleid mit jenen Seelen empfinde, von denen eine große Anzahl sehr vollkommen ist, wie man aus der Art und Weise, mit der sie ihre Leiden ertragen, ersehen konnte, so schmerzt es mich doch noch mehr, dass die Beschuhten vor mehr als einem Monat auf Anordnung des Paters Tostado die beiden unbeschuhten Karmeliten, die bis dahin Beichtväter der Nonnen der Menschwerdung waren, gefänglich eingezogen haben. Die beiden sind vortreffliche Ordensmänner und haben während ihres fünfjährigen Aufenthaltes dahier die ganze Stadt erbaut. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass das Kloster in dem guten Zustande, in dem ich es [nach Beendigung meines Priorates] verlassen hatte, erhalten blieb. Wenigstens den einen von ihnen, namens Pater Johannes vom Kreuz, halten die ganze Stadt und alle Nonnen für einen Heiligen; nach meinem Dafürhalten ist dies keine Übertreibung. In meinen Augen ist er ein Mann von überaus hohem Werte. Beide waren von dem apostolischen Visitator aus dem Dominikanerorden und vom vorigen Nuntius in dieses ihr Amt eingesetzt worden, und zu der Zeit, als man sie ergriff, standen sie unter dem Visitator Pater Gracián. Ihre Gefangennahme ist darum eine Torheit, die uns mit Staunen erfüllte. Was dies für einen Ausgang nehmen wird, weiß ich nicht. Es ist für mich peinlich, nicht einmal zu wissen, wohin man sie geführt hat. Man fürchtet, dass sie mit Strenge behandelt werden, und mir ist bange, es möchte ihnen irgendein Unheil zustoßen. Das Königliche Ratskollegium beschäftigt auch eine Klage, die man über diese Angelegenheit eingereicht hat. Möge Gott hier Hilfe schaffen!

Verzeihen Euere Gnaden, dass ich mich so weit verbreite; aber ich fühle mich überaus getröstet, wenn ich Ihnen alles, was sich zugetragen, der Wahrheit gemäß sagen kann, damit Sie davon Kenntnis haben, falls Pater Tostado zu Ihnen kommt. Der Nuntius hat ihn seit seiner Ankunft sehr begünstigt und dem Pater Gracián untersagt, weitere Visitationen vorzunehmen. Damit aber ist das Amt des letzteren als apostolischer Kommissär nicht erloschen, da der Nuntius seine Vollmachten noch nicht vorgezeigt noch auch dem Pater Gracián, wie er selbst sagt, die seinigen abgenommen hat. Trotzdem begab sich Pater Gracián sogleich nach Alcalá und von da nach Pastrana, wo er sich, von Schmerz niedergedrückt, in eine Höhle zurückgezogen hat. Wie ich schon erwähnt habe, leidet er sehr unter den falschen Aussagen der Verleumder; er macht von seinen Vollmachten als Kommissär keinen Gebrauch mehr; er hält sich dort auf, und alle unsere Angelegenheiten ruhen.

Er wünscht von ganzem Herzen, die Visitationen nicht wieder aufs neue beginnen zu müssen, und wir alle wünschen dasselbe; denn es wäre sehr schlimm für uns, wenn er Visitator bliebe, außer es würde uns Gott die Gnade erweisen, dass eine eigene Provinz gebildet wird. Geschieht dies nicht, dann weiß ich nicht, wohin die Dinge führen.

Gleich nach seiner Ankunft in Pastrana schrieb mir Pater Gracián, dass er bereit sei, dem Pater Tostado Gehorsam zu leisten, wenn er als Visitator komme, und dass wir alle dasselbe tun sollten. Pater Tostado ist aber bisher weder nach Pastrana noch hierher gekommen. Der Herr hat ihn wohl, wie ich glaube, zurückgehalten; durch seine böswillige Gesinnung, die er seitdem an den Tag gelegt, hätte er uns sicher viele Leiden verursacht.

Nichtsdestoweniger verbreiten die Beschuhten das Gerücht, dass er alles leitet und dass er zur Vornahme der Visitation kommen wird. Dies ist es, was uns am meisten quält. Denn er ist in der Tat der Urheber all der Wirren, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Es ist für mich eine wahre Erleichterung gewesen, Sie mit dem ganzen Hergang der Dinge bekannt gemacht zu haben, wenn Sie auch das Lesen dieses Berichtes etwas ermüden sollte. Sind Sie ja doch so sehr verpflichtet, unseren Orden in Schutz zu nehmen! Es geschah dies auch zu dem Zwecke, damit Sie die Schwierigkeiten einsehen, die sich unter solchen Verhältnissen Ihrem Wunsche, in Portugal ein Kloster zu gründen, entgegenstellen. Dazu kommt noch ein anderes Hindernis, von dem ich jetzt reden will.

Ich kann es nicht unterlassen, auf alle mir mögliche Weise dafür Sorge zu tragen, dass der gute Anfang, den die Reform des Ordens genommen, Bestand habe. Jeder Theologe würde mir in der Beichte denselben Rat geben. Deshalb sind nun die beschuhten Väter über mich äußerst aufgebracht, und sie haben bei unserem Pater General einen so ungünstigen Bericht über mich eingereicht, dass er ein Generalkapitel berief, in dem er auf das Gutachten der versammelten Väter hin verordnete, dass keine unbeschuhte Nonne mehr ihr Kloster verlassen dürfe, und zwar unter Strafe der Exkommunikation. Diese Verordnung betraf vor allem mich; nur ward mir erlaubt, nach meinem Belieben mir ein Kloster zum künftigen Aufenthalt zu wählen. Es tritt klar zutage, dass damit weitere Gründungen von Nonnenklöstern verhindert werden sollten. Aber es ist betrübend, sehen zu müssen, dass eine Menge von Personen in unsere Klöster einzutreten verlangt, die wir aber nicht aufnehmen können, da ihre Zahl so gering ist und das Verbot besteht, neue zu gründen. Obwohl mir nun der vorige Nuntius den Auftrag gegeben hatte, ungeachtet dieser Verordnung mit der Stiftung von Klöstern fortzufahren, und obwohl ich vom apostolischen Visitator dazu weitgehende Vollmachten in Händen habe, so bin ich doch fest entschlossen, keinen Gebrauch davon zu machen, außer es würden unser Pater General oder der Papst etwas anderes befehlen. Da nun diese Stiftungen ohne meine Schuld unterbleiben, so erweist mir Gott ohne Zweifel die Gnade, dass ich von meiner Ermüdung ausruhen kann. Könnte ich indessen durch die Stiftung eines Klosters Ihnen einen Dienst erweisen, so wäre dies für mich eine wahre Erleichterung; denn der Gedanke, Sie nicht mehr zu sehen, fällt mir so schwer, dass es mir große Freude machen würde, wenn man mir den Auftrag gäbe, die von Ihnen ersehnte Gründung vorzunehmen.

Gesetzt den Fall, es wäre die genannte Verordnung vom Generalkapitel nicht erlassen worden, so würden die mir von unserem Pater General übertragenen Vollmachten doch nur für die Reiche beider Kastilien Geltung haben, und ich hätte [für eine Stiftung in Portugal] eine neue Vollmacht nötig; jetzt aber - und davon bin ich fest überzeugt - würde sie unser Pater General gewiss nicht erteilen. Vom Papste wäre sie leicht zu erhalten, besonders wenn man ihm die Verteidigungsschrift vorlegen würde, die Pater Gracián über die Lebensweise in unseren Klöstern, über den Wandel, den die Nonnen daselbst führen, und über den Nutzen, den sie überall, wo sie sich niedergelassen haben, stiften. Diese Schrift würde allein, wie mir angesehene Männer bezeugen, zur Heiligsprechung dieser Nonnen genügen. Ich habe sie nicht gelesen, weil ich fürchte, sie enthalte allzuviel Lob über mich. Aber wenn die Stiftung in Portugal vor sich gehen soll, so wünschte ich sehr, dass man von unserem Pater General um Erlaubnis dazu nachsuchte, sowie auch, dass man sich mit der Bitte an ihn wendete, zur Fortsetzung der Stiftungen in Spanien seine Genehmigung zu erteilen; denn wenn auch ich das Kloster nicht verlasse, so finden sich doch Nonnen, die diese Stiftungen vornehmen können. Ist einmal ein Haus zubereitet, so kann man diese Nonnen dorthin senden; denn durch derlei Verordnungen entgeht den Seelen ein großer Gewinn. Vielleicht sind Euere Gnaden mit dem Protektor unseres Ordens bekannt, der, wie man mir versichert, ein Neffe des Papstes ist; dieser wird von unserem General alles erlangen. Nach meiner Ansicht werden Sie durch diese Vermittlung unserem Herrn einen großen Dienst und unserem Orden eine große Gefälligkeit erweisen.

Auf noch eine Schwierigkeit mache ich Sie aufmerksam; denn ich möchte gern, dass Sie von allem unterrichtet seien. Pater Tostado ist nämlich im Königreich Portugal als Generalvikar anerkannt, und es wäre eine böse Sache, in seine Hände zu fallen, besonders für mich. Übrigens wird er sich nach meinem Dafürhalten aus allen Kräften unserem Wunsche widersetzen. In Kastilien wird er, wie es gegenwärtig den Anschein hat, wohl nicht mehr das Amt eines Generalvikars ausüben; denn sein bisheriges amtliches Verhalten, besonders in der Angelegenheit des Klosters der Menschwerdung, wobei er nicht einmal seine Vollmachten vorgezeigt hat, ist sehr übel aufgenommen worden. Er musste darum auf eine Verordnung des Königs hin seine Vollmachten dem Königlichen Ratskollegium aushändigen, nachdem schon im vergangenen Sommer ein diesbezüglicher Befehl an ihn ergangen war. Man hat sie ihm nicht mehr zurückgegeben, noch wird er sie, wie ich glaube, jemals wieder zurückerhalten.

Wir haben überdies in unseren Klöstern Briefe von apostolischen Visitatoren, kraft derer wir nur von einem unbeschuhten Karmeliten, den der Pater General dazu ermächtigt, visitiert werden können. Von all dem hat man in Portugal nichts; dort würden wir den beschuhten Karmeliten unterstehen, und da wäre es bald vorbei mit der klösterlichen Vollkommenheit. Auch hier waren sie schon daran, großen Schaden zu stiften, wenn nicht die apostolischen Kommissäre dazwischengekommen wären.

Euere Gnaden werden nun sehen, wie man sich gegen all diese Missstände verwahren kann. An tüchtigen Nonnen, die Ihnen zu Diensten stünden, würde es nicht fehlen. Pater Julian de Ávila, der schon auf dem Wege [nach Portugal] zu sein scheint, küßt Ihnen die Hand. Er ist hoch erfreut über die Nachricht [von Ihrer Erhebung auf den erzbischöflichen Stuhl]; er wusste jedoch davon schon, bevor ich es ihm mitteilte. Er ist der Überzeugung, dass Sie mit Ihrem Vorhaben vor den Augen unseres Herrn sich viele Verdienste erwerben werden. Maria vom heiligen Hieronymus, die frühere Subpriorin dieses Klosters, küßt Ihnen die Hand. Sie würde sich, wie sie sagt, sehr gerne zu dieser Stiftung begeben, wenn es der Wille unseres Herrn wäre. Möge Seine Majestät alles leiten, wie es zu ihrer größeren Ehre gereicht! Möge sie Euere Gnaden erhalten und Ihnen großes Wachstum in seiner heiligen Liebe verleihen! Es ist nicht zu verwundern, dass Euere Gnaden jetzt nicht die Sammlung bewahren können, die Sie wünschen, da Ihnen in Ihrem Amte alles neu vorkommt. Unser Herr wird sie Ihnen bald in doppeltem Maße verleihen, wie er es zu tun pflegt, wenn man um seines Dienstes willen darauf verzichtet hat. Dennoch wünsche ich immer, dass Sie Sorge tragen, auch eine Zeit für sich zur inneren Sammlung zu gewinnen; denn darin liegt unser ganzes Heil. Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Ávila, am 16. Januar. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, mich doch nicht mehr mit derartigen Adressen zu quälen, die Sie auf die an mich gerichteten Briefe sehen.

Euerer Durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

214. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Januar 1578

Freude der Heiligen über das Lob, das Pater Gracián den unbeschuhten Nonnen spendet.

…Ich liebe diese Schwestern sehr, und darum freut es mich jedesmal innig, so oft sie Eure Paternität loben. Aber Sie erzeigen mir Ihre Dankbarkeit, gleich als ob ich selbst Ihnen einen Dienst erwiesen hätte…

215. Brief - An Pater Johann Suárez, Provinzial der Gesellschaft Jesu, in Kastilien

Ávila, am 10. Februar 1578

Vorhaben des Paters Kaspar Salazar, die Gesellschaft Jesu zu verlassen und in den Orden der unbeschuhten Karmeliten zu treten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Paternität! Amen

Der Pater Rektor hat mir einen Brief von Ihnen übergeben, der mich in Wahrheit sehr in Erstaunen setzte, weil Sie mir darin vorwerfen, werfen, ich hatte den Pater Kaspar de Salazar überreden wollen, die Gesellschaft Jesu zu verlassen und in unseren Orden vom Karmel einzutreten, und zwar unter dem Vorwande, dass unser Herr es so wolle und dies geoffenbart habe.

Was den ersten Punkt betrifft, so weiß es Seine Majestät, und es wird sich auch als wahr erzeigen, dass ich dies niemals verlangt und noch weniger mit ihm hierüber verhandelt habe. Ja, als ich einmal von diesem Plan Kenntnis erhielt - es geschah aber nicht durch einen Brief von diesem Pater - , ward ich darüber so entrüstet und so schmerzlich berührt, dass meine Gesundheit, die schon sehr schwächlich war, es schwer büßen musste. Da ich aber dies erst vor ganz kurzer Zeit erfuhr, so muss ich davon nach meinem Dafürhalten erst lange nach Ihnen Kenntnis erhalten haben.

Was nun die Offenbarung betrifft, von der Euere Paternität sprechen, so hat mir dieser Pater weder etwas geschrieben noch sonst etwas über diesen Entschluss mitgeteilt; ich weiß also nicht, ob ihm eine diesbezügliche Offenbarung zuteil geworden ist. Hätte ich aber selbst eine solche Träumerei, wie Euere Paternität sich ausdrücken, gehabt, so wäre ich doch nicht so leichtsinnig gewesen, dass ich auf einen solchen Grund hin eine so wichtige Veränderung gewollt oder dem Pater Salazar angeraten hätte; denn ich bin, Gott sei Dank, durch mehrere Personen über den Wert und den Glauben, der solchen Dingen beizumessen ist, belehrt worden. Ich glaube auch nicht, dass Pater Salazar, ohne einen anderen bestimmenden Grund dafür zu haben, darauf geachtet hätte; denn er ist sehr klug.

Wenn Euere Paternität ferner sagen, die Oberen müssten in dieser Sache nachforschen, so wird dies ganz gut sein, und Sie können diesem Pater Ihre diesbezüglichen Befehle zugehen lassen; denn es ist, soweit ich glaube, klar, dass dieser Pater nichts tun wird, ohne Ihre Erlaubnis und ohne Ihnen davon Mitteilung zu machen. Die innige Freundschaft, die zwischen Pater Salazar und mir besteht, und die mir erwiesenen Dienste werde ich nie verleugnen, wenn ich auch sicher annehmen kann, dass ihn mehr der Dienst unseres Herrn und seiner gebenedeiten Mutter bestimmt hat, mir Wohltaten zu erweisen, als unsere Freundschaft; denn wie ich glaube, ist es wohl schon länger als zwei Jahre, dass wir beide einander nicht mehr geschrieben haben. Da diese Freundschaft schon sehr alt ist und ich mich in früheren Zeiten in großer Notlage sah, so hätte ich damals, wie es wohl einleuchtend ist, eher dieses Vorhaben unterstützen können als jetzt. Denn damals zählte unser Orden nur zwei unbeschuhte Patres, während er, soviel ich glaube, jetzt, Gott sei Dank, mehr als zweihundert besitzt und unter ihnen Männer, die zur Leitung so armer Töchter genügende Befähigung haben. Mir ist noch nie der Gedanke gekommen, dass der Arm Gottes dem Orden seiner Mutter gegenüber kürzer sei als bezüglich anderer Orden.

Wenn Euere Paternität ferner bemerken, ich hätte in der Absicht geschrieben, um das Gerücht zu verbreiten, dass Sie diesem Wunsche des Paters Salazar hinderlich im Wege stünden, so möge Gott meinen Namen nicht in das Buch des Lebens schreiben, wenn mir je auch nur so ein Gedanke gekommen ist. Verzeihen Sie diese übermäßige Besteuerung: Sie scheint mir erlaubt, um Euere Paternität zu überzeugen, dass ich mit der Gesellschaft Jesu handle wie eine Person, der ihre Interessen am Herzen liegen und die für sie ihr Leben einsetzen würde, wenn sie sähe, dass der Dienst unseres Herrn es erforderte.

Die Geheimnisse Gottes sind unergründlich; aber wie ich bisher an dieser Angelegenheit keinen Anteil hatte - Gott ist mein Zeuge - , so wünschte ich auch, dass man mich für die Zukunft nicht hineinziehen möchte. Wirft man die Schuld auf mich, so ist es nicht das erstemal, dass ich unschuldig bin. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass unser Herr, wenn er zufriedengestellt ist, alles wieder in Ordnung bringt. Ich kann auch nie glauben, Seine Majestät werde gestatten, dass die Gesellschaft Jesu in wichtigen Sachen den Orden seiner Mutter bekämpfen werde, nachdem der Herr sich dieser Gesellschaft zur Wiederherstellung und Erneuerung dieses Ordens bedient hat. Viel weniger noch wird es der Herr einer so unbedeutenden Sache wegen zu Zerwürfnissen kommen lassen; und wenn er es wirklich zuließe, so fürchtete ich, dass man das, was man auf der einen Seite zu gewinnen glaubt, auf der anderen verlieren wird.

Wir sind alle Untertanen desselben Königs. Gott gebe, dass die Diener seines Sohnes und die Diener seiner Mutter als mutige Soldaten nur darauf sehen, wo die Fahne unseres Herrn weht, um seinen Willen zu vollziehen! Wenn wir Kinder des Karmel in der Tat einen solchen Wandel führen, dann können sich offenbar jene, die den Namen Jesu tragen, nicht von uns fernhalten, wie man mir schon so oft gedroht hat. Möge Gott Euere Paternität noch viele Jahre erhalten!

Ich kenne Ihre Huld, die Sie uns fortwährend entgegenbringen, und ich empfehle Sie darum trotz meiner Armseligkeit recht angelegentlich unserem Herrn. Ich bitte Euere Paternität, das gleiche auch für mich tun zu wollen; denn seit mehr als einem halben Jahre regnet es auf mich arme Greisin unablässig Leiden und Verfolgungen, und gerade die Angelegenheit des Paters Salazar rechne ich nicht zu den geringsten Prüfungen. Bei alldem gebe ich Euerer Paternität das Wort, dass ich diesem Pater nie sagen noch auch durch irgend jemand ihm zureden werde, diesen Schritt zu tun, sowie ich auch nie mit ihm darüber ein Wort gesprochen habe.

Heute ist der 10. Februar.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Brief des Paters Suárez an den Rektor der Gesellschaft Jesu in Ávila, der von diesem der Theresia von Jesu übergeben ist Jesus!

Wenn ich wüßte, dass ein Religiose eines anderen Ordens in die Gesellschaft Jesu eintreten wollte, und zwar in unsere Provinz, die sechsundzwanzig Niederlassungen und Kollegien zählt, und wenn ich es nicht für gut erachtete, ihn aufzunehmen, so würde ich an alle Oberen dieser Niederlassungen und Kollegien schreiben, die Vollmacht hätten, ihn aufzunehmen. Ein einziger Tag würde mir mit Hilfe unseres Herrn genügen, um an sie den brieflichen Befehl ergehen zu lassen, ihn nirgends aufzunehmen. Die meisten dieser Häuser würden den Befehl innerhalb acht Tagen erhalten, und die anderen binnen vierzehn Tagen. Wenn nun die Mutter Theresia es nicht für gut hält, in ihren Orden den Pater Salazar aufzunehmen, so soll sie allen Ernstes einen Brief an ihren Ordensoberen schreiben, der seinerseits die anderen Vorgesetzten benachrichtigte, oder sie soll sich direkt an die Oberen der einzelnen Häuser wenden, und in vierzehn Tagen werden alle davon verständigt sein. Es ist aber schon mehr als vierzehn Tage, dass die Mutter Theresia und die Mutter Priorin von Ávila von dieser Angelegenheit Kenntnis haben. Diese Maßregel würde mit Gottes Hilfe sehr wirksam sein.

Suárez

Brief des Paters Rektor Gonzalo in Ávila, als Begleitschreiben zum Briefe des Paters Suárez an die heilige Theresia von Jesu

Jesus sei mit Ihnen!

Gestern habe ich vom Pater Provinzial einen Brief erhalten. Es hat ihm, wie er schreibt, leid getan, dass er Sie durch seinen Brief gekränkt hat. Ich bitte Sie, diesen Brief zu lesen, wenn der erste schmerzliche Eindruck vorüber ist. Sie werden sehen, dass man ihn im besseren Sinn auffassen kann. Sie können an Pater Salazar, an Ihren Oberen oder an die Oberen des Ordens schreiben, welche die Vollmacht haben, ihn aufzunehmen oder abzuweisen und ihnen die Gründe auseinandersetzen, die hinreichend sind, um seinen Eintritt zu verhindern. Der Pater Provinzial gibt sich damit zufrieden, dadurch seine Pflicht erfüllt zu haben, dass er die beteiligten Parteien sogleich benachrichtigte, von dieser Angelegenheit Kenntnis zu haben. Er wollte sich vor der Kritik sicherstellen, falls der Plan des Paters Salazar sich verwirklichte oder falls man jene, die ihn begünstigten, dafür verantwortlich machen würde. Der Grund ist, das; man nicht die Schuld auf ihn werfe, indem man sagt, er habe um die Angelegenheit gewusst, sie aber niemandem bekannt gemacht. Er bittet Sie um der Liebe unseres Herrn willen, ihn in Ihren heiligen Gebeten Seiner Majestät zu empfehlen. Er wird, wenn es Gottes Wille ist, bald nach Ávila kommen und sich mit Ihnen mündlich besprechen, wenn in dieser Angelegenheit etwas anderes zu tun ist.

So schreibt mir der Pater Provinzial, der mir zugleich beiliegendes Schriftstück sandte, um es Ihnen zu übermitteln. Ich bitte Sie nun um der Liebe unseres Herrn willen, genau nach dem Wortlaute dieses Schreibens zu handeln und einen ernsten Brief an Pater Salazar zu schreiben, wie Sie der Pater Provinzial darum ersucht. Wie ich Ihnen heute selbst schon sagte, fürchte ich nämlich, dass jener Brief, den Sie ihm neulich sandten, nicht entschieden genug gewesen ist. Sie können ohne Bedenken dem Pater Salazar und den Oberen der unbeschuhten Karmeliten schreiben, indem Sie dem ersteren dringend ans Herz legen, von seinem Vorhaben abzustehen, den anderen aber, ihn nicht aufzunehmen, wenn er nicht eine ausdrückliche Erlaubnis vom Papste oder von seinem Ordensgeneral mitbringe. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass er diese nicht besitzt. Sie werden dadurch unseren Herrn keineswegs beleidigen, sondern vielmehr ihm überaus wohlgefallen.

Senden Sie mir, bitte, dieses Schriftstück des Paters Provinzial wieder zurück und teilen Sie mir mit, was Sie zu tun gedenken; denn nach meiner Ansicht ist es von großer Bedeutung für Sie, das zu erfüllen, um was wir Sie im Namen der Liebe bitten. Ihre Briefe wurden dem Pater Bartholomäus Sicilia übergeben.

216. Brief - An Pater Gonzalo de Ávila, Rektor der Gesellschaft Jesu in Ávila

Ávila, ungefähr am 12. Februar 1578

Angelegenheit des Paters Salazar.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen!

Den Brief des Paters Provinzial habe ich mehr als zweimal gelesen, aber immer fand ich darin zu wenig Aufrichtigkeit gegen mich.

Es wird darin etwas behauptet, was mir nie in den Sinn gekommen ist. Euere Paternität werden es mir daher nicht übelnehmen, wenn mich dies kränkt. Wäre ich nicht so unvollkommen, so müsste ich es mit Freuden hinnehmen, wenn Ihr Pater Provinzial mir eine Abtötung auferlegt; denn er hat das Recht dazu, da ich mich als seine Untergebene betrachte. Da aber auch Pater Salazar sein Untergebener ist, so kam mir der Gedanke, dass das beste Mittel zur Erledigung dieser Angelegenheit eine direkte Aussprache mit ihm selber wäre. Warum sollte denn ich, wie Sie wollen, an die Ordensmänner schreiben, die nicht meine Untergebenen sind, da dies doch die Aufgabe ihres Obern ist? Diese würden ja ganz recht handeln, wenn sie sich um meine Worte nicht kümmerten. Ich kann die Sache nicht anders auffassen, und ich begreife nicht, wie Sie sagen können, ich sollte dem Pater Salazar einen ernsten Brief schreiben; wenn ich nicht sagen soll, dass ich eine neue Offenbarung vom Himmel erhalten habe, diesen Schritt nicht zu unternehmen, dann bleibt mir nichts anderes mehr zu tun übrig. Es ist, wie ich Ihnen schon gesagt habe, kein Grund vorhanden, vor aller Welt Rechenschaft abzulegen, da ich einem Mann, dem ich aufrichtige Freundschaft schulde, ein großes Unrecht zufügen würde. Zudem bin ich, wie ich Ihnen gegenüber auch noch bemerkt habe, überzeugt, dass Pater Salazar nichts unternehmen werde, ohne den Pater Provinzial davon in Kenntnis gesetzt zu haben; er hat sich selbst in diesem Sinne geäußert, und ich nehme dies auch an. Wenn er Seiner Paternität nichts gesagt hat und nichts schreibt, so ist das ein Zeichen, dass er dieses Vorhaben aufgegeben hat. Da der Pater Provinzial ihn selbst davon abhalten und ihm die Erlaubnis verweigern kann, so würde ich, vorausgesetzt, dass man auf meine Worte Rücksicht nähme, einem so angesehenen Mann und großen Diener Gottes ein Unrecht zufügen, wenn ich ihn in all unseren Klöstern in üblen Ruf brächte; denn es wäre eine schwere Verleumdung, wenn ich behauptete, dieser Pater wolle etwas unternehmen, was er ohne Beleidigung Gottes nicht tun könne.

Ich habe mit Ihnen in aller Aufrichtigkeit geredet und meines Erachtens getan, was Ehrenhaftigkeit und christliche Denkungsart von mir fordern. Der Herr weiß, dass ich hierin die Wahrheit sage. Wollte ich mehr tun, als ich getan, so würde ich nach meinem Dafürhalten sowohl den einen wie den anderen verletzen. Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass mir der Herr, wenn ich etwas unternehme, was ich als meine Pflicht erkenne, auch Mut verleiht, mit seiner Hilfe all die schlimmen Folgen zu ertragen, die daraus entstehen. Wenigstens werde ich mich nicht darüber beklagen, dass mir diese Folgen nicht vorausgesagt würden, noch mir, ich wiederhole es, einen Vorwurf daraus machen, dass ich zu tun unterlassen, was in meiner Macht stand. Vielleicht haben Sie dadurch mehr gefehlt, dass Sie mir einen solchen Auftrag gegeben haben, als ich, dass ich ihn nicht vollzogen haben.

Auch bin ich überzeugt, dass man mir, wenn diese Angelegenheit nicht nach Ihrem Wunsche ausgeht, ebenso die Schuld beimessen wird, wie wenn ich gar nichts getan hätte, um diesen Pater von seinem Vorhaben abzubringen. Es genügt, dass wir davon gesprochen haben, damit die Prophezeiungen sich zu verwirklichen beginnen. Sind es Leiden, die man mir verkündet, so seien sie mir willkommen. Die Beleidigungen, die ich der göttlichen Majestät zugefügt, verdienen noch größere Leiden als alle jene, die über mich kommen können.

Doch glaube ich nicht, verdient zu haben, dass die Gesellschaft Jesu mir Leiden bereitet, selbst wenn ich an der Angelegenheit des Paters Salazar beteiligt gewesen wäre; denn ihre Fundamente stehen fester, als dass sie dadurch einen Schaden erleiden könnte. Möge der Herr mich so fest im Guten begründen, dass ich nie von der Erfüllung seines Willens abweiche! Ihnen aber verleihe der Herr allezeit Licht, um dasselbe zu tun! Es wäre ein großer Trost für mich, wenn unser Pater Provinzial hierher käme; denn schon seit langem hat es der Herr nicht mehr gefügt, dass ich mich der Gegenwart Seiner Paternität erfreuen konnte.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

217. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá oder in Pastrana

Ávila, am 16. Februar 1578

Die Angelegenheit des Paters Salazar. Übersendung der Briefe des Paters Provinzial und des Paters Rektor der Gesellschaft Jesu an Pater Gracián.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater, und verleihe Ihnen für die heilige Fastenzeit hinreichende Gesundheit, um die Arbeiten auf sich nehmen zu können, die, wie ich voraussehe, Ihrer warten!

Ich denke mir, dass Sie wieder bald an diesem, bald an jenem Orte predigen werden. Geben Sie ja acht, dass Sie auf Ihren Reisen nicht stürzen. Denn seitdem mein Arm gebrochen ist, bin ich in dieser Hinsicht noch mehr um Sie besorgt. Dieser Arm ist immer noch angeschwollen sowie auch die Hand. Es ist ein Safranpflaster übergelegt, das mir wie ein Harnisch vorkommt, so dass ich ihn wenig gebrauchen kann.

Eben jetzt herrscht große Kälte, wie wir sie nur im Anfang des Winters gehabt haben. Sonst war bisher die Witterung sehr gut. In Toledo war die Kälte weit empfindlicher, wenigstens hatte ich darunter mehr zu leiden als hier. Vielleicht kommt dies daher, dass nach Ihrer Anordnung an dem Zimmerchen, das neben jenem gelegen ist, das Sie zum Krankenzimmer bestimmt haben, eine Türe angebracht wurde, so dass es einer Wärmstube gleicht. Kurz, ich habe mich bei der gegenwärtigen Kälte außerordentlich wohl befunden. Euere Paternität treffen eben in Ihren Anordnungen immer das Rechte. Gott gebe, dass ich es auch Ihnen gegenüber im Gehorsam immer so treffen möge!

Ich möchte gerne wissen, ob die Besserung des Paters Anton von Jesu vorwärtsschreitet und wie es dem Pater Mariano geht, der mich so ganz vergessen hat. Dem Pater Bartholomäus bitte ich meine Empfehlungen zu entrichten.

Hier sende ich Ihnen einen Brief, den mir der Provinzial der Gesellschaft Jesu in der Angelegenheit des Carillo geschrieben hat. Dieser Brief hat mich so gekränkt, dass ich dem Pater Provinzial bald noch derber geantwortet hätte, als es wirklich geschehen ist. Denn ich bin mir bewusst, ihm gesagt zu haben, dass ich an dem Plane, den Orden zu wechseln, keinen Anteil hatte, und es ist dies auch Wahrheit. Als ich davon Kunde erhielt, empfand ich, wie ich Euerer Paternität schrieb, großes Leid, und es war mein sehnlichster Wunsch, es möchte die Sache keinen weiteren Fortgang nehmen. Ich schrieb dem Pater Salazar, so eindringlich ich nur konnte, wie ich es auch in der Antwort an den Pater Provinzial eidlich beteuert habe.

Diese Väter sind nämlich, wie mir schien, so gesinnt, dass sie mir nicht geglaubt haben würden, wenn ich nicht in so ernster Form gesprochen hätte. Es liegt aber sehr viel daran, dass sie mir Glauben schenken, da es in dem Briefe hieß, ich stützte mich aus vermeintliche Offenbarungen. Sie dürfen keineswegs denken, dass ich den Pater Salazar durch Mitteilung solcher Offenbarungen überredet habe. Das wäre eine große Lüge. Übrigens kann ich Euerer Paternität versichern, dass ich mich vor ihren Drohungen wenig fürchte; ich muss selbst staunen über die Freiheit, die mir Gott verleiht. Ich habe auch dem Pater Rektor erklärt, dass weder die gesamte Gesellschaft Jesu noch auch die ganze Welt imstande sein werden, mich von der Förderung eines Werkes abzuhalten, von dem ich erkenne, dass es zur Ehre Gottes gereicht.

Auch habe ich ihm angedeutet, dass ich an jenem Vorhaben des Paters Salazar keinen Anteil hatte und auch fernerhin nicht auf ihn einwirken werde, davon abzustehen. Daraufhin bat er mich, ich möchte dem Pater Salazar, wenn ich auch sonst nichts tun wollte, wenigstens einen Brief schreiben und ihm das sagen, was ich im beiliegenden Brief andeute, nämlich dass er sein Vorhaben nicht ausführen könne, ohne der Exkommunikation zu verfallen. Ich fragte nun den Pater Rektor: »Kennt dieser Pater die diesbezüglichen Breven?« »Besser als ich«, antwortete er darauf. »Nun gut«, erwiderte ich, »dann bin ich sicher, dass er nichts unternehmen wird, was er als eine Beleidigung Gottes erkennt« Daraufhin bemerkte der Pater Rektor noch: »Pater Salazar könnte sich immerhin von seiner großen Liebe zu unserem Orden täuschen und zur Ausführung seines Vorhabens mitfortreißen lassen.« Ich schrieb ihm deshalb auf demselben Wege einen Brief, auf dem er mir den beiliegenden zusandte.

Da sehen Euere Paternität meine Offenheit. Ich habe aus klaren Anzeichen erkannt, dass jene Väter meinen Brief an Pater Salazar gesehen haben, obwohl ich nichts davon merken ließ. In diesem Briefe sagte ich ihm nun, er möge seinen Mitbrüdern nicht trauen; Joseph habe es auch mit Brüdern zu tun gehabt. So habe ich mich ausgedrückt, weil ich wusste, dass jene meinen Brief zu Gesicht bekommen würden; denn ohne Zweifel waren es die eigenen Freunde des Paters Salazar, die den Pater Provinzial von seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt haben. Dies wundert mich auch nicht, da ein solcher Schritt für sie überaus peinlich wäre. Sie müssen nämlich fürchten, es könnte dies der Anfang zu nachfolgenden Übertritten in unseren Orden sein.

Ich fragte nun den Pater Rektor, ob noch kein Jesuit zu den Unbeschuhten übergetreten sei. Und er antwortete: »Ja, zu den Franziskanern, aber erst, nachdem man sie ausgestoßen und ihnen die Erlaubnis zum Übertritt gegeben hatte. Darauf entgegnete ich ihm, dass sie in diesem Falle dasselbe tun könnten. Allein das wollten sie nicht, und ich bin auch nicht willens, dem Pater Kaspar anzuraten, diesen Schritt zu unterlassen. Ich beschränke mich, wie ich es im beiliegenden Brief getan, nur darauf, ihn zu warnen, alles andere aber Gott zu überlassen. Ist es Gottes Werk, so werden die Väter der Gesellschaft Jesu ihre Einwilligung geben. Tun sie dies nicht, dann darf es, wie ich bemerkte und wie mir jene erklärten, die ich befragte, offenbar nicht geschehen. Sie müssen sich [wahrscheinlich] auf das allgemeine Recht berufen wie jener andere Rechtsgelehrte, der mich bei der Gründung von Pastrana überredete, ich könnte eine Augustinernonne aufnehmen; allein er täuschte sich. Dass jetzt der Papst die Erlaubnis gebe, glaube ich nicht, da man diesem Pater alle Wege zu ihm versperrt hat.

Wollen Euere Paternität sich selbst erkundigen und diesem Pater davon Mitteilung machen; denn es würde mir sehr leid tun, wenn er irgendwie Gott beleidigte. Allein ich bin überzeugt, dass er es nicht tun wird, sobald er davon Kenntnis bekommt.

Es macht mir diese Angelegenheit große Sorge. Soll er jetzt bei den Vätern der Gesellschaft Jesu bleiben, nachdem diese wissen, dass er gerne bei uns wäre, so wird er nie zu seinem früheren Ansehen kommen. Es geht auch nicht an, dass wir ihn aufnehmen, außer er tut diesen Schritt in ganz gesetzmäßiger Weise. Dabei kann ich aber nie vergessen, welchen Dank wir stets der Gesellschaft Jesu schuldig sind. Dass uns aber die Väter dieser Gesellschaft Schaden zufügen, kann ich nicht glauben, das wird ihnen Gott in keiner Weise gestatten. Ihn aus Furcht vor seinen Mitbrüdern nicht aufnehmen, obwohl wir es könnten, das hieße ihn schlecht behandeln und seine Liebe zu uns mit Undank lohnen. Möge Gott alles leiten! Er wird gewiss auch diese Angelegenheit in die Hand nehmen. Übrigens fürchte ich doch, er habe sich durch jene Offenbarungen, die er beim Gebete erhalten, zu sehr beeinflussen lassen; er hat ihnen, wie man mir sagte, allzu großen Glauben beigemessen. Ich habe ihm das oft vorgehalten, allein dies reicht nicht hin.

Auch bin ich darüber besorgt, ob nicht etwa die Nonnen von Veas ihm hierüber Mitteilung gemacht haben; denn Katharina von Jesu zeigte große Lust, ihn zu uns herüberzuziehen. Das beste von allem ist, dass Pater Salazar ein großer Diener Gottes ist; und wenn er sich auch täuscht, so meint er dabei doch, er vollziehe den Willen Gottes. Seine Majestät wird für ihn Sorge tragen. Immerhin aber hat er uns ins Gerede gebracht; und hätte ich nicht von Joseph vernommen, was ich Euerer Paternität schrieb, Sie dürften sicher glauben, dass ich alle meine Kraft darangesetzt hätte, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Allein, wenn ich auch auf solche Offenbarungen nicht soviel halte wie er, so empfinde ich doch ein großes Widerstreben in mir, ihm Hindernisse in den Weg zu legen. Kann ich denn wissen, ob das Seelenheil dieses Mannes dadurch nicht großen Schaden leidet? Denn, glauben mir Euere Paternität, Pater Salazar hat meines Erachtens nicht den Geist für jenen Stand, in dem er sich jetzt befindet, und ich habe mir immer gedacht, dass er noch bei uns eintreten muss.

Während diese Angelegenheit verhandelt wurde, schrieb mir Ardapilla, ich möchte die Raben bestimmen, sich an Johannes zu wenden und ihn zu ersuchen, jemand nach Ávila zu senden, der in dieser Angelegenheit eine Entscheidung treffe. Es würde mich sehr freuen, wenn dies ohne meine Mitwirkung geschehen könnte. Allein es zeigten sich so viele Schwierigkeiten, dass ich mich bei ihm entschuldigte, so gut ich es konnte. Ich sehe wohl ein, dass Ardapilla mir diesen Rat gab, um uns einen Dienst zu erweisen; allein, glauben mir Euere Paternität, wenn man dieses Übel nicht an der Wurzel angreift, dann ist eine Heilung unmöglich; dies kann nur geschehen, wenn Paulus die Sache in die Hand nimmt. Möge der Herr dies bewirken! Es ist dies mein innigster Wunsch. Es schmerzt mich sehr, sehen zu müssen, dass ich der Stein des Anstoßes bin, weswegen alle darunter zu leiden haben. Ich habe schon mehrmals gesagt, ob nicht etwa dadurch Abhilfe geschaffen werden könnte, wenn man mich wie den Jonas ins Meer werfen würde, damit der Sturm sich lege. Vielleicht sind meine Sünden schuld, dass er entstanden ist.

Die Priorin von Sevilla schreibt mir, ich möchte Euere Paternität bitten, dass Sie die Erlaubnis zur Aufnahme einer anderen Schwester der Portugiesin Blanka geben, die noch nicht das erforderliche Alter hat, sondern in dieser Hinsicht noch weit zurück sein muss. Ihre Aufnahme wäre für das Kloster von Nutzen, da es dadurch von der Last des Zinsenzahlens befreit würde; ich erinnere mich indessen nicht mehr, wieviel der zu zahlende Zins noch ausmacht. Tritt diese in den Orden ein oder leihen die Eltern, nachdem sie die Aussteuer für die erstere bezahlt haben, das dem Kloster, was für diese zweite zu bezahlen ist, oder bezahlen sie für deren Verpflegung den vom Kloster zu leistenden Zins, so wäre das nicht übel. Diese Nonnen können mir nicht genug davon erzählen, wie sehr sie dieser Portugiesin zum Danke verpflichtet sind. Euere Paternität werden diese Angelegenheit prüfen und anordnen, was Ihnen als das beste erscheinen wird.

Wenn ich an Sie schreibe, weiß ich an kein Ende zu kommen. Mein Bruder trägt mir immer [wenn er mir schreibt] freundliche Grüße an Euere Paternität auf. Wollen Sie diese jetzt alle miteinander annehmen sowie auch die Grüße sämtlicher Nonnen! Unser Herr erhalte Sie und führe Sie bald hierher! Es ist dies für meine Seele und in Bezug auf andere Dinge, die Ihnen alle bekannt sind und die ich deshalb hier nicht erwähne, sehr notwendig. Doña Guiomar ist krank; sie kommt selten ins Kloster; denn die Unpäßlichkeit, an der sie leidet, macht sie ganz elend.

Senden Euere Paternität beiliegenden Brief sobald als möglich an Pater Salazar, und zwar unter der Adresse des Priors von Granada, damit ihn dieser ihm im geheimen übergebe. Legen Sie ihm dies recht ans Herz; denn ich fürchte, Pater Salazar möchte wieder an mich oder an eine unserer Nonnen in betreff der Gesellschaft Jesu schreiben, und seine Schriftzüge sind sehr deutlich. Über Madrid wird der Brief auch sicher an ihn gelangen, wenn sie ihn dem Rochus besonders empfehlen und ein gutes Porto bezahlen, das Sie aber dem Maultiertreiber selbst übergeben müssen. Achten Sie, mein Vater, darauf, dass Sie hierin nichts vergessen! Dieser Brief ist notwendig, damit Pater Salazar in seiner Angelegenheit nichts weiter unternimmt, wenn er es nicht schon getan hat. Ratsam dürfte es meines Erachtens sein, dass Euere Paternität mit der Erteilung der Erlaubnis zögern; dies wird nur zu seinem Besten sein. Gott verleihe Euerer Hochwürden, mein Vater, seine Huld, wie ich sie Ihnen wünsche! Amen.

Heute ist der erste Sonntag in der Fasten. Der beiliegende Brief des Paters Provinzial samt der Antwort könnte für uns einmal noch von Bedeutung sein. Zerreißen Sie darum beide Schriftstücke nicht, wenn Sie nicht anderer Ansicht sind.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

218. Brief - An die unbeschuhten Karmelitinnen in Toledo

Ávila, im Februar 1578

Über die Profeß der Schwester Maria von Jesu, Novizin in Toledo.

…Bedenken Sie, meine Schwestern, was Sie tun. Wenn Sie Maria von Jesu nicht zur Profeß zulassen, nehme ich sie mit mir nach Ávila, da der Konvent, der sie besitzt, gewiss viel glücklicher ist als alle anderen. Wenn sie auch ihr ganzes Leben lang im Bette zubringen sollte, so wollte ich sie doch in meinem Hause haben…

219. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Ávila, am 2. März 1578

Verschiedene Ratschläge für das innere und äußere Leben dieses Paters. Angelegenheit des Paters Salazar. Skrupel des Paters Gracián.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Paternität, mein Vater! Vor kurzem habe ich zwei Briefe von Euerer Paternität erhalten, einen, den Sie am Fastnachtsdienstag schrieben, und den anderen, dem eine Schilderung des guten Hirten an die Schwestern beilag. Gebe Gott, dass wir in uns die Züge des guten Hirten ebenso zu verwirklichen verstehen, wie Sie ihn schildern! Übrigens glaube ich, dass er uns weit mehr gibt, als wir ihm geben können. Auch das kleine Heftchen ist vortrefflich. Ich begreife nicht, wie Paulus sagen kann, er wisse nichts vom Gebete der Vereinigung. Jene lichthelle Dunkelheit und jene Verzückungen [von denen er spricht,] lassen das Gegenteil erkennen. Nur weil dieser Zustand [schnell] vorübergeht und nicht gewöhnlich ist, weiß man es nachher nicht recht.

Ich beneide die Seelen sehr, deren Förderung Ihnen obliegt; und es ist zu bedauern, dass ich mich hier allein sehe, ohne etwas anderes zu tun als zu essen, zu schlafen und über jene Väter, die unsere Brüder sind, zu reden, wozu es, wie Sie aus beiliegendem Zettel ersehen werden, immer Gelegenheit gibt. Um mich nicht zu ermüden, und weil es schon spät ist, habe ich der Schwester Katharina den Auftrag gegeben, Ihnen zu schreiben; denn wir haben heute abend noch eine Predigt des Magisters Daza zu hören, der vortrefflich predigt. Die Dominikaner erweisen uns große Liebe; sie predigen jede Woche zweimal bei uns. Auch die Väter der Gesellschaft Jesu predigen bei uns wöchentlich einmal. Was die Predigten Euerer Paternität betrifft, so erinnere ich mich noch recht oft an sie.

Ich weiß nicht, welche Versuchung Sie veranlasst, dass Sie zum Predigen von Ort zu Ort reisen. Es hat mich wirklich recht peinlich berührt, was man deshalb über Sie ausgestreut hat. Gott behüte Sie, mein Vater! Aber die Zeiten sind jetzt so gefährlich, dass es große Vermessenheit ist, solche Reisen zu machen. Seelen, [denen Sie predigen können], gibt es ja überall. Gebe Gott, dass das, was großer Eifer zu sein scheint, nicht etwa eine Versuchung ist, die uns vielleicht teuer zu stehen kommt! An jenem Orte genügte die Katze, und es befinden sich dort, wie ich glaube, auch Dominikaner und Franziskaner. Ich kann mir übrigens nicht denken, dass jener gute Mann auch gut predigt. Entrichten Sie ihm meine Empfehlungen und teilen Sie mir mit, ob man ihn auch hören mag. Da sehen Sie, wie neugierig ich bin! Nein, sagen Sie es mir nicht und zerreißen Sie diesen Brief, damit er ihn nicht zur Sühne für meine Sünden zu lesen bekommt.

Aber wie haben wir doch über Ihr Essen im Spitale und über Ihre unschmackhaften Stockfischpasteten lachen müssen! Indessen erregt in mir das, was man sich über Euere Paternität erzählt, den Wunsch, Sie möchten nicht mehr so unvorsichtig sein.

Carillo hat recht, wenn er behauptet, ich hätte wenig Mut. Er hat mir nämlich auf meinen ersten Brief geantwortet, in dem ich ihm verschiedene Dinge ans Herz legte und vor allem, dass sein Vorhaben [bei uns einzutreten] eine Eingebung des bösen Feindes sei. Er sagte, mein Brief habe ihn zum Lachen gebracht, sonst aber gar keinen Eindruck auf ihn gemacht. Ich sei, bemerkt er, wie ein Mäuschen, das Furcht hat vor den Katzen. Er habe mit dem Allerheiligsten Sakrament in der Hand das Gelübde gemacht, und die ganze Welt sei nicht imstande, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Ich gestehe Ihnen, dies setzt mich in Staunen; denn seine Mitbrüder behaupten, dass nicht bloß er, sondern jeder, der ihm das Ordenskleid gebe, der Exkommunikation verfalle. Er gibt vor, er habe von seinem Provinzial bereits die Erlaubnis, und Euere Paternität hätten ihm einen Brief geschrieben. Obgleich Sie sich, so behauptet er, fürchten wie ein Menschenkind, so schreiben Sie doch wie ein Engel; und hierin hat er bezüglich jenes Briefes recht. Seine Mitbrüder fordern Unbilliges, wenn sie verlangen, dass man ihm die Aufnahme verweigere; wahrscheinlich meinen sie, es könne dies nicht geschehen. Sie werden, wie ich glaube, Euerer Paternität schon geschrieben haben, dass Sie allen Klöstern die Weisung geben, ihn nicht aufzunehmen; denn sie betreiben diese Sache sehr eifrig. Mich haben sie so gedrängt, dass ich ihnen schließlich erklärte, ich hätte an Euere Paternität geschrieben. Wahrhaftig, wenn es doch sein soll und geschehen kann, wie Carillo vorgibt, dann müsste man wohl wünschen, dass es schon geschehen wäre, ehe in unseren Klöstern dadurch eine solche Unruhe entsteht, dass man ihnen die Weisung gibt, ihn nicht aufzunehmen.

Ich sehe auch nicht ein, wie Euere Paternität eine solche Weisung erteilen können; denn wenn es geschehen kann, so scheint es Gewissenspflicht zu sein, ihn aufzunehmen. Ich glaube auch gerne, dass ihm auf jene Weise, wie er sich die Sache denkt, kein Mensch ein Hindernis in den Weg legt. Darum wird es, wenn nicht die Angelegenheit schon erledigt ist, immerhin gut sein, zu zögern. Möge der Herr die Sache in die Hand nehmen! Je mehr man Hindernisse in den Weg legt, desto mehr scheint mir die Ehre Gottes dadurch gefördert zu werden und desto mehr leuchtet mir ein, dass der Teufel die Sache verhindern will. Die Väter der Gesellschaft Jesu scheinen zu fürchten, Carillo sei nicht der einzige, der diesen Schritt im Sinne habe; aber selbst wenn alle jene, von denen Euere Paternität berichten, bei uns eintreten wollten, so würde das nur einen geringen Abgang für sie bedeuten, da ihr Orden ja so viele Religiosen zählt.

Was die Skrupel des Paulus betrifft, die sich darauf beziehen, ob er von seinen Vollmachten noch Gebrauch machen könne oder nicht, so hat er, wie mir scheint, etwas unter dem Eindruck der Melancholie gelitten, als er diesen Brief schrieb oder als ihm jene Skrupel kamen. Es geht dies aus den von ihm angeführten Gründen deutlich hervor. Darum wollte ich auch nicht aufs neue um Rat fragen. Übrigens werden diese Skrupel, wie mir Ardapilla schreibt, nur von kurzer Dauer sein; denn er sagt, der große Engel habe sein Gutachten über Gilbert schon abgesendet, und man erwarte es mit jedem Tag.

Ich habe wegen Ihrer Abwesenheit dieselben Befürchtungen wie Elias. Wer auf solchen Wegen geht, für den ist alles zu befürchten. Möge der Herr den Paulus aus allen Gefahren erretten! Denn die Verblendung der Gegner ist so groß, dass ich über keine Handlungsweise von ihrer Seite erstaunt bin. Aber darüber wundere ich mich, dass Paulus sich nicht fürchtet und ohne die geringste Veranlassung von einem Ort zum anderen reist. Ich komme nun wieder auf das zurück, wovon ich schon gesprochen. Vor längerer Zeit habe ich an Paulus geschrieben, was mir ein gelehrter Theologe aus dem Dominikanerorden geantwortet hat, dem ich alles erzählte, was Mathusalem vorgenommen. Soviel ich mich erinnere, sagte er, dass seine Anordnungen keine Rechtskraft besäßen, da er sich hätte ausweisen müssen, kraft welcher Vollmacht er so handelte. Darum haben wir hierüber kein Wort mehr zu verlieren.

Ich wollte Euerer Paternität auch den Brief der Priorin von Valladolid mitsenden, in dem sie mir von der Aufregung erzählt, die Carillos Angelegenheit hervorgerufen hat. Endlich sind ihrem Berichte zufolge die Väter der Gesellschaft Jesu mit mir und mit den unbeschuhten Karmelitinnen wieder ganz zufrieden. All ihre Drohungen scheinen spurlos vorüberzugehen. Was mich einzig beschäftigt und in Furcht erhält und was ich von Ihnen recht klar bewiesen wünschte, ist nur die Frage, ob Carillo, ohne Gott zu beleidigen und ohne der Exkommunikation zu verfallen, diesen Schritt tun könne. Wäre es wirklich so, wie die Väter der Gesellschaft Jesu sagen, so könnten Euere Paternität ihn durchaus nicht aufnehmen. Wenn der Graf de Tendilla nach Rom reist oder wenn er auch diese Reise unterlässt und man seinen Bericht sieht, den er dorthin sendet, so glaube ich gewiss, dass Carillo die Erlaubnis erhalten wird.

Ich habe mich über die gute Nachricht von der Reise des Grafen nach Rom sehr gefreut; denn jetzt können unsere Patres mit ihm reisen. Der Herr leite diese Angelegenheit und erhalte mir Euere Paternität!

Ich weiß nun nicht, ob ich auf all Ihre Fragen geantwortet habe; aber ich habe jetzt keine Zeit mehr. Doch, ist der Brief etwa allzu kurz ausgefallen für eine Person, die keine Zeit hat? Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen angelegentlich; sie haben sich über die Ämter, die Sie ihnen übertragen haben, sehr gefreut. Doña Guiomar habe ich nicht gesehen; sie kommt nur selten zu uns, da sie sehr leidend ist.

Heute ist der 2. März.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und wahre Tochter. - Ja, Ihre wahre Tochter; aber wie wenig bin ich es in den Augen gewisser Väter! -

Theresia von Jesu

Es tut mir recht leid, dass Pater Mariano so von Kräften gekommen ist. Sorgen Sie dafür, dass er kräftige Nahrung zu sich nimmt und sich in keiner Weise um die Reise nach Rom kümmert; denn an seiner Gesundheit ist mehr gelegen. O wie lange zögert doch Ihre Schwester, um hierher zu kommen! Wie sehnsüchtig wird sie erwartet! Meine kleine Elisabeth befindet sich, wie man mir schreibt, ganz wohl.

220. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, im März 1578

Die Festigkeit im Urteil der Heiligen.

Warum wollen Sie, dass ich diese meine Ansicht aufgebe? Wenn Sie mir bewiesen haben, dass ich Gott beleidige, wenn ich ihr folge, werde ich sie aufgeben; wenn nicht, dann vermögen mich alle Drohungen und alle Bemühungen der Welt nicht zu erschüttern.

221. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 9. März 1578

Prüfungen der Karmelitinnen im Kloster der Menschwerdung. Jesus sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Morgen, Montag, wird es acht Tage, dass ich Ihnen durch einen Fuhrmann von hier einen Brief übersandt habe, worin ich Ihnen über die Heldentaten des Paters Provinzials Madaleno Nachricht gab. Zugleich übersandte ich Ihnen eine Abschrift der [königlichen] Verfügung und Kundgebung, die ihm zugestellt wurde. Ich habe bis jetzt noch nicht erfahren, ob Sie dies alles erhalten haben. Ich wünschte sehr, dass Sie mir darüber Nachricht geben würden, da ich deshalb sehr besorgt bin. Was nachher geschehen ist, erfahren Sie aus beiliegenden Billetten. Mit diesen Nonnen habe ich innigstes Mitleid. Mein Schmerz ist so groß, dass ich es nicht sagen kann. Gott muss sie innig lieben, da er ihnen so viele und so lang andauernde Leiden zuschickt.

Seit zehn Tagen weilen der Pater Provinzial und Pater Waldemar hier; und während dieser ganzen Zeit haben sie alles mögliche aufgeboten, um die Nonnen durch Drohungen einzuschüchtern und Leute zu gewinnen, die ihnen nahelegen mussten, welche Strafen sie zu gewärtigen hätten, wenn sie ungehorsam wären und nicht so abstimmen würden, dass dadurch ihre frühere Wahl und die an das Königliche Ratskollegium eingesandte und von ihnen unterzeichnete Klageschrift hinfällig gemacht werde. Eben jetzt, da der Provinzial alles durchgesetzt hat, was er gewollt, beeilt er sich sehr, an den Hof zu kommen, um, wie man sagt, dem Königlichen Ratskollegium die von den Nonnen unterzeichnete Neuwahl vorzulegen. Ich bitte Sie um der Liebe willen, wenden Sie alles auf, damit die Wahrheit ans Licht kommt und man zur Einsicht gelangt, dass alles erzwungen ist! Es wäre das eine große Wohltat für diese armen Nonnen, damit die Mitglieder des Königlichen Ratskollegiums nicht die Ansicht bekommen, als beruhten die Berichte jener Patres auf Wahrheit, während doch alles nur Tyrannei gewesen ist. Zeigen Sie auch dem Herrn Padilla beiliegende Billette, wenn er Einsicht davon nehmen kann. Pater Madaleno hat für ganz gewiss behauptet, er sei im Besitze eines königlichen Auftrages, um sich Ihrer Person zu bemächtigen, wenn er Sie in Ávila antreffe. Er sei schon zwei Meilen von Madrid entfernt gewesen, als man ihn zurückberufen und ihm diesen Auftrag erteilt habe. Auch besitze Pater Tostado, so behauptet er, volle Gewalt über die Beschuhten und Unbeschuhten, und er habe den Pater Johannes vom Kreuz nach Rom geschickt. Möge Gott, der alles vermag, diesen Pater aus seinen Händen befreien! Ihnen aber verleihe er seine heilige Gnade!

Heute ist der 9. März.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Nochmals bitte ich Sie um der Liebe Gottes willen, sorgen Sie ja doch recht bald dafür, dass die Herren des Königlichen Ratskollegiums von dem gewaltsamen Vorgehen dieser Patres gegen die Nonnen Kenntnis erhalten! Das wird für diese Angelegenheit von großer Bedeutung sein. Ach, es findet sich niemand, dem die Leiden dieser Märtyrinnen zu Herzen gehen! Schon drei Tage sind vorüber, seitdem dieser Brief geschrieben wurde, und noch immer quält dieser Provinzial die Nonnen. Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Rochus de Huerta, königlicher Oberforstmeister.

222. Brief - An Pater Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes

Ávila, am 11. März 1578

Verfolgung der Nonnen im Kloster der Menschwerdung. Not und Bedrängnisse einiger Klöster der Reform.

Jesus sei mit meinem Vater und befreie ihn von diesen Ägyptern! Ich versichere Sie, dass mich das Verfahren dieser Beschuhten mit den armen Nonnen entsetzt. Ich habe sie zu bewegen gesucht, sich zu unterwerfen, da das Ärgernis schon einen hohen Grad erreicht hatte. Dies hielten viele andere, besonders die Dominikaner, in diesem Falle für das beste. Es ist mir nämlich der Verdacht gekommen, dass diese Beschuhten einander unterstützen, um mit vereinten Kräften die Reform dieses Klosters hintanzuhalten; ich war wirklich schon müde, ihr arges Lärmen und Geschrei zu hören. Diese Nonnen hatten in der Tat schon lange zu leiden gehabt. Dennoch aber würden sie, wie ich glaube, nicht nachgegeben haben, wenn ich ihnen nicht den Rat übersandt hätte, sich zu unterwerfen mit dem Hinweis darauf, dass sie dadurch ihre gerechte Sache keineswegs schädigen würden.

Seitdem die unbeschuhten Väter nicht mehr hier sind, ist die Angelegenheit der Nonnen wenig gefördert worden. Ich habe auch in der Tat an Rochus und an Padilla geschrieben, dass es nicht nötig sei, diese Angelegenheit beim Königlichen Ratskollegium zu beschleunigen, wenn die Sache der Unbeschuhten keine gute Wendung nehmen und die Beschuhten Visitatoren bleiben sollten; denn in diesem Falle hielte ich es für töricht, mich als Priorin in das Kloster zu begeben, selbst wenn der Prozess für die Nonnen gut ausgehen würde; andererseits schien es mir wieder sehr unrecht, dieses Amt nicht anzutreten und die Nonnen im Stiche zu lassen, nachdem sie meinetwegen so vieles ausgestanden hatten. Immerhin werde ich mich, wie ich glaube, nicht weigern können, wenn auch nach meiner Ansicht die Angelegenheit keinen guten Ausgang nimmt, falls der Herr diesen Seelen nicht irgendwie zu Hilfe kommt. Ich habe großes Mitleid mit ihnen; denn sie sind sehr betrübt, wie Sie aus beiliegenden Zetteln ersehen können.

Senden Sie doch um der Liebe willen diese Zettel an Pater Germanus, damit er diese Nonnen Gott empfehle! Es ist ein Glück, dass dieser Pater wieder in Freiheit gesetzt wurde. Aber die Leiden des Paters Johannes vom Kreuz gehen mir sehr zu Herzen. Wenn sie nur nicht wieder eine neue Verleumdung gegen ihn erheben! Gott verfährt doch recht schrecklich mit seinen Freunden; allein er tut ihnen in Wahrheit nicht unrecht, weil er ebenso auch mit seinem Sohne verfahren ist.

Lesen doch Euere Paternität den beiliegenden Brief, den mir ein Edelmann von CiudadRodrigo gebracht. Er kam zu keinem anderen Zweck, als um die Angelegenheit jener Nonne zu betreiben, von der er viel Lobenswertes berichtet. Wenn dies wirklich so ist, so wäre sie ein großer Gewinn für uns. Sie bringt vierhundert Dukaten mit und noch dazu eine bedeutende Ausstattung. Die Schwestern in Alba ersuchen mich, ihnen eine Nonne zu senden. Diese Postulantin wünscht in das Kloster Salamanka zu kommen; sie wird aber auch ins Kloster zu Alba eintreten, obwohl man sie in Salamanka notwendiger brauchen würde, da durch ihre Mitgift dem schlechten Zustand des Klosters abgeholfen werden könnte. Sie kann nur da eintreten, wohin Euere Paternität sie senden. Ich verspreche Ihnen, dass ich sie dazu bestimmen werde. Sie scheint mir für beide Häuser tauglich zu sein.

Ins hiesige Kloster zu Ávila wollen auch zwei Kandidatinnen aus Burgos eintreten, die, wie man sagt, sehr tugendhaft sein sollen; sie bringen fünfzehnhundert Dukaten mit. Diese Aussteuer wäre sehr notwendig für die Erweiterung des Klosters und für den Bau der Klostermauer. Käme noch eine Nonne mit solcher Aussteuer, so könnte man alles vollenden! Wollen Euere Paternität die Erlaubnis zur Aufnahme geben!

Sehen Sie doch auf den Lärm, den die Gesellschaft Jesu wegen der Schwester der Priorin von Veas in Szene setzt! Ich habe der Priorin von Malagón sagen lassen, sie möge sich erkundigen. Hier werden Sie sehen, was man sagt, und man muss noch viel mehr wissen. Überlegen darum Euere Paternität, was zu tun ist; denn ich versichere Sie, diese Naturanlage bleibt immer dieselbe. Wenn auch Anna von Jesu sie nur zwei oder dreimal gesehen hat, so muss man doch alles berichtet haben. Ich habe ihr so geantwortet, wie wenn ich schon alles gewusst hätte, was ich setzt weiß. Im Drange der Verhältnisse hat, wie ich sah, weder der Bruder noch die Schwester mit ihr geredet. Der Bruder ist nämlich ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, und da ist es mir leicht erklärlich, dass alle zusammenhelfen.

Es fällt mir sehr schwer, dass ich schon so lange nicht mehr bei Euerer Paternität beichten kann. Denn hier finde ich das nicht, was ich in Toledo hatte; und das ist eine große Prüfung für mich. - So weit schrieb ich gestern; heute erzählt man mir, mit welch großer Ungerechtigkeit die Beschuhten gegen die Nonnen des Klosters der Menschwerdung vorgehen; es ist dies wirklich zum Erbarmen. Einige Nonnen des Klosters zum heiligen Joseph sind, wie mir scheint, in Furcht, sie möchten in die Hände dieser Menschen fallen, und ich wundere mich nicht, dass sie dies befürchten; denn es ist Grund dazu vorhanden. Möge Gott ihnen zu Hilfe kommen und Euere Paternität erhalten! Es ist jetzt schon spät in der Nacht, und morgen früh wird der Bote abgehen.

Heute ist der 11. März.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

223. Brief - An Ludwig de Cepeda in Torrijos

Ávila, in der Fastenzeit 1578

Nachrichten über ihre Gesundheit und über den Tod einer Dame aus der Familie dieses Verwandten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Gott hat es gnädig gefügt, dass ich doch meinen rechten Arm nicht gebrochen habe, und so bin ich noch imstande, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Jetzt geht es, Gott sei Dank, wieder besser, und ich kann die Fasten halten. Bei den Erquickungen, die Sie mir immer zusenden, wird sich’s leicht ertragen lassen. Unser Herr vergelte es Ihnen! Sie senden sie zwar nur mir, allein die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus trägt eine so innige Liebe zu mir, dass Sie ihr noch mehr Freude bereiten als mir. Es ist für mich ein großer Trost, in ihrer Umgebung zu sein, denn sie kommt mir vor wie ein Engel. Dass Sie und die dortigen Damen wohl sind, ist für mich ebenso sehr tröstlich; ich küsse ihnen vielmals die Hand und empfehle diese sowie auch Sie recht oft unserem Herrn.

Der Tod dieser Dame, von der Sie sprechen, hat mich recht tief geschmerzt. Kurz zuvor hatte ich dem Don Teutonio Glück gewünscht zu ihrer Vermählung; ich antwortete ihm nämlich auf einen seiner Briefe, da ich ihm sehr verpflichtet bin. Über diese Herrschaften kommen doch so schwere Prüfungen! Da zeigt es sich klar, dass sie [wahre] Diener Gottes sind; denn Leiden sind das kostbarste Geschenk, das Gott uns auf dieser Erde geben kann. Wenn dieses ohnehin so kurze Leben überhaupt zu etwas nütze ist, so ist es, damit wir uns dadurch das ewige Leben erwerben. Ich preise unseren Herrn, dass Sie nicht unbekümmert um dieses ewige Leben sind, und bitte Sie sowie die dortigen Damen, dass Sie immer in dieser Gesinnung verharren. Don Laurentius de Cepeda empfiehlt sich jenen und auch Ihnen vielmals.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesus

224. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im März 1578

Erhabenheit des Begriffes, den Pater Gracián über unsern Herrn hat.

Der Begriff, den Paulus von der Größe Josephs zu haben vorgibt, ist erhaben; aber trotzdem gibt es in den Werken, die man zu seiner Ehre vollbringt, eine größere oder geringere Vollkommenheit. Es hängt dies von der rechten Meinung ab, von der wir nicht immer einen genauen Begriff haben. Darum muss man bei diesen Gunstbezeigungen mit derselben Vorsicht zu Werke gehen wie überall und auf sich selber wenig vertrauen.

Wie wird doch mein Vater über diese meine Torheiten lachen! Er wird glauben, dass ich immer an Paulus denke. Da Sie jedoch bei Ihren anderen Sorgen meine Vorstellungen vergessen könnten, darum halte ich es für gut, sie hier zu wiederholen; wenigstens schadet es nichts.

225. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Ávila, am 26. März 1578

Beileid beim Tode einer ihrer Verwandten und bei anderen Heimsuchungen.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Durchlauchtigsten Gnaden und verleihe Ihnen die notwendigen Kräfte zur Ertragung so großer Prüfungen!

Es war dies in der Tat ein harter Schlag, und der Schmerz, den Sie darüber empfinden, verursacht mir tiefes Herzeleid. Indessen bestärken mich die Gnaden, die Ihnen der Herr schon erwiesen hat, im Vertrauen, dass er nicht unterlassen wird, Sie inmitten dieser Trübsal zu trösten und Ihrem Gedächtnisse all die Leiden vorzuführen, die unser Herr und seine glorreiche Mutter in dieser heiligen Zeit erduldet haben. Würden wir, wie es billig ist, diese Leiden mitfühlen, so könnten wir alle Widerwärtigkeiten des Lebens leicht ertragen.

Ich wünsche recht sehr, da zu sein, wo es mir möglich wäre, Euerer Gnaden Gesellschaft zu leisten und Ihren Schmerz mittragen zu helfen, wenn ich auch hier großen Anteil daran nehme. Ich fand keinen anderen Trost, als dass ich den heiligen Joseph und unseren Herrn bat, Ihnen beizustehen. Auch haben wir nicht unterlassen, anderweitige Gebete für Euere Gnaden und jene heilige Seele zu verrichten, und ich hoffe zu unserem Herrn, dass er sie bereits zu seiner Anschauung zugelassen hat, da er sie aus dieser Welt nehmen wollte, ehe sie noch deren Eitelkeit besser kennenlernte. Geht doch alles so schnell vorüber, dass wir, wenn unsere Vernunft klar sehen und erkennen würde, unmöglich über jene trauern könnten, die dahingeschieden sind, um Gott zu schauen; wir müssten im Gegenteil uns freuen über das ihnen zuteil gewordene Glück.

Auch der Graf hat mein Bedauern im hohen Grade erregt, wenn ich das allein betrachte, was wir vor Augen haben. Allein die Gerichte Gottes sind erhaben, und seine Geheimnisse können wir nicht ergründen. Vielleicht ist es zu seinem ewigen Heile, dass er jetzt seiner Stellung beraubt ist. Nach meinem Dafürhalten wendet der Herr für alle Ihre Angelegenheiten besondere Sorgfalt auf; denn er ist ein sehr treuer Freund. Haben wir darum Vertrauen zu ihm, dass er das im Auge gehabt hat, was den Seelen ersprießlich ist; an allem anderen aber ist im Vergleich mit diesem wenig gelegen. Das ewige Heil und das ewige Weh ist es, was bei uns in die Waagschale fällt. Darum bitte ich Euere Gnaden um der Liebe unseres Herrn willen, nicht an das zu denken, was Ihnen Schmerz verursacht, sondern nur an das, was seiner Natur nach Ihnen Trost bereiten kann. Auf diese Weise gewinnt man viel, während man im Gegenteil verlieren würde. Auch könnten Sie Ihrer Gesundheit schaden, auf die zu achten Sie schon deshalb verpflichtet sind, weil für uns alle daran so viel gelegen ist. Gott schenke sie Ihnen viele Jahre lang, wie wir ihn alle darum bitten!

Die hiesigen Schwestern und die Mutter Priorin lassen Sie ehrerbietigst grüßen; ich entbiete meine Grüße der Doña Beatrix. Heute ist Mittwoch in der Karwoche.

Ich habe Ihnen deshalb nicht früher geschrieben, weil ich mir dachte, Euere Gnaden würden [infolge Ihres Schmerzgefühles] keine Lust haben, Briefe zu lesen.

Euerer Durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Durchlauchtigste Herrin Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin in Valladolid.

226. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 28. März 1578

Einige Aufträge an diese Priorin und Verhaltungsmaßregeln in Bezug auf die Leitung des Klosters.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter, und verleihe Ihnen und allen Ihren Töchtern so gute Osterfeiertage, wie ich ihn darum bitte! Es war für mich ein großer Trost, zu erfahren, dass Sie alle gesund sind. Mein Befinden ist wie gewöhnlich; mit meinem Arm steht es sehr schlimm und mit meinem Kopfleiden ebenso; ich weiß selbst nicht, welches Offizium man betet. Dieser Zustand muss wohl für mich der beste sein.

Es wäre ein großer Trost für mich, so viel Gesundheit zu haben, um Ihnen einen langen Brief schreiben und Ihnen und allen Ihren Töchtern die Beweise meiner innigsten Liebe entgegenbringen zu können. Grüßen Sie mir alle aufs beste, besonders die Schwester [Elisabeth] vom heiligen Franziskus, deren Briefe uns sehr große Freude bereiteten. Glauben Sie es mir, die Zeit, während der sie Priorin war, hat sie ermutigt, sich öffentlich zu zeigen. O mein Jesus, welch eine Vereinsamung ist es für mich, so weit von Ihnen entfernt zu sein! Möge uns Gott alle in jener Ewigkeit vereinigen! Dieser Gedanke tröstet mich, wenn ich sehe, dass alles hienieden sobald zu Ende geht.

Ihre Bemerkung betreffs der Fehler, die Sie an den Schwestern des Paters Bartholomäus gewahren, finde ich für sehr gut. Könnte man auch mit ihrer Aussteuer das Haus vollständig bezahlen, so blieben sie doch für das Kloster eine unerträgliche Last. Wenn es ihnen an Verstand fehlt, so nehmen Sie dieselben für keinen Fall auf! Es wäre dies ein Verstoß gegen die Satzungen, und dieses Übel ist unheilbar. Die andere Kandidatin, von der Sie sprechen, ist noch zu jung, da sie erst dreizehn Jahre alt ist; in diesem Alter sind die Mädchen allzusehr veränderlich. Sehen Sie selbst, was zu tun ist! Seien Sie überzeugt, dass ich in allem nur das Wohl des Klosters im Auge habe.

Damit ich es nicht vergesse, will ich hier bemerken, dass es mir nicht lieb ist, wenn die Schwestern aufzeichnen, was sie im Gebete erfahren. Es führt das zu vielen Missständen, über die ich mit Ihnen sprechen möchte. Seien Sie überzeugt, wenn dies auch nichts anderes wäre als Zeitverlust, so würde es schon genügen; allein die Seele wird dadurch auch in der Freiheit des Geistes gehemmt. Es können dabei vielerlei Vorspiegelungen zutage treten. Wenn ich mich daran erinnere, werde ich mit unserem Vater darüber sprechen; sollte ich es aber vergessen, so reden Sie mit ihm! Sind es Dinge von Bedeutung, die man im Gebete erfährt, so vergißt man sie niemals; vergißt man sie aber doch, so ist es nicht mehr notwendig, davon zu sprechen. Wenn die Schwestern unseren Vater sehen, so wird es genügen, ihm das zu sagen, woran sie sich erinnern. Sie wandeln, soweit ich es erkenne, auf sicherem Wege; und wenn ihnen etwas nachteilig sein kann, so ist der Grund der, weil sie zuviel Gewicht auf das legen, was sie im Gebete schauen oder vernehmen. Haben die Schwestern nur Gewissensskrupel, so können sie diese Euerer Ehrwürden eröffnen; denn ich halte Sie für eine Oberin, der Gott die notwendige Erleuchtung zur Leitung der Nonnen geben wird, vorausgesetzt, dass sie Vertrauen zu Ihnen haben. Ich kenne die Nachteile, die das Nachsinnen über das, was man aufschreiben will, mit sich bringt, und weiß, was der Teufel alles vorspiegeln kann. Darum bin ich so entschieden dagegen. Kommt etwas sehr Wichtiges vor, so können Euere Ehrwürden selbst es aufschreiben, ohne dass die Schwestern es erfahren. Hätte ich auf die Mitteilungen der Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus etwas gegeben, so wäre ich mit ihr niemals fertig geworden. Wenn mir auch einiges von dem, was sie mir mitteilte, gewiss erschien, so ging ich doch nicht weiter darauf ein. Glauben Sie es mir, das beste ist, den Herrn zu lobpreisen für das, was er gibt, und demütig zu sein, wenn er seine Gunstbezeigungen zurückzieht; dann wird die Seele gewiss daraus Nutzen ziehen.

Was Sie mir von der Schwester vom heiligen Elias berichten, ist gut; da ich aber nicht so gelehrt bin wie sie, so weiß ich nicht, was diese Assyrier bedeuten, von denen sie spricht. Empfehlen Sie mich ihr vielmals, denn ich habe sie sehr gern; ebenso der Beatrix und ihrer Mutter. Ich habe eine große Freude, wenn Sie mir von dieser erzählen und von allen Schwestern Gutes berichten. Gott verzeihe diesen Brüdern, die uns solche Leiden bereiten! Es ist nicht notwendig, dass Sie in Sevilla alles glauben, was man über unsere Angelegenheiten sagt; denn hier gibt man uns bessere Hoffnungen. Wir freuen uns dessen, wenn auch im Dunkel, wie die Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus sagt.

Nebst den Schmerzen meines Armes habe ich seit einigen Tagen wieder bedeutendes Herzleiden. Senden Sie mir etwas Orangenblütenwasser, aber sorgen Sie dafür, dass das Gefäß, in dem Sie es schicken, auf dem Wege nicht zerbricht. Weil ich dies befürchtete, habe ich nicht schon früher darum gebeten. Das Engelwasser war so kostbar, dass ich Bedenken trug, es für mich zu benützen; ich verwendete es deshalb für die Kirche, und hier hat es zur Verherrlichung des Festes des glorreichen heiligen Joseph gedient.

Wollen Sie, bitte, dem Prior de las Cuevas meine herzlichsten Grüße entrichten; denn ich trage eine große Liebe zu diesem heiligen Mann. Grüßen Sie mir ebenso den Pater García Alvarez und meine Gabriela, [sicher hat auch unsere Mutter einen Grund, sie »ihre« Gabriela zu nennen]. Da könnte fast Eifersucht entstehen, wenn unsere Liebe nicht derart wäre, dass wir sie im Herrn liebten, und wenn wir nicht wüßten, dass alle Liebe die wir Euerer Ehrwürden und Ihren Töchtern erzeigen, gut angewendet ist. Aber wo denkt denn die Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus hin, wenn sie sich Mühe gibt, uns darüber aufzuklären? Wäre diese auch zu keinem anderen Zwecke nach Sevilla gekommen, als um Euere Ehrwürden und alle dortigen Schwestern bis in die Wolken zu erheben, so hätte sie ihre Aufgabe vollkommen gelöst. Übrigens werden Sie, meine Mutter, wo Sie sich auch immer befinden, durch Ihre eigene Tugend gelobt. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen so viele Fähigkeiten und dazu die Gnade verliehen hat, sie gut anzuwenden!

Ich empfehle mich dem Gebete der Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus - mehr vermag ich nicht - sowie dem Gebete aller anderen Nonnen, insbesondere der Schwester vom heiligen Hieronymus. Theresia empfiehlt sich dem Gebete Euerer Ehrwürden. Der Herr Laurentius de Cepeda befindet sich wohl. Gebe Gott, dass Sie, meine Mutter, diesen Brief lesen können! Denn der Schreibapparat ist schlecht, und überdies hatte ich große Eile. Welche Mühe werden Sie dabei haben!

Heute ist Karfreitag.

Senden Sie mir von dem Orangenblütenwasser vorerst nur ganz wenig; ich will erst sehen, wie es ankommt.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

»Das Folgende schreibt die Sekretärin Elisabeth vom heiligen Paulus, Ihre und des ganzen Klosters Dienerin. Eben erinnere ich mich, meine Mutter, gehört zu haben, dass Sie in Sevilla sehr große und schöne Bilder auf Papier haben, die Julian de Ávila sehr lobte. Unsere Mutter sagt mir, ich sollte Euere Ehrwürden um ein Bild des heiligen Paulus bitten. Senden Sie mir also ein recht hübsches und verzeihen Sie mir diese Freiheit! Dieses Bild soll aber derart sein, dass sein Anblick mir Freude macht.«

227. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 15. April 1578

Mittel und Wege zur Errichtung einer eigenen Provinz der Unbeschuhten.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Nach der Abreise des Paters Prior von Mancera habe ich mit Magister Daza und mit Doktor Rueda über die Errichtung einer eigenen Provinz gesprochen. Ich möchte eben nicht, dass Euere Paternität etwas unternehmen, wovon man sagen könnte, es wäre verfehlt. Dies würde mich, selbst wenn es einen guten Ausgang nähme, mehr schmerzen als alles andere, was in Bezug auf unsere Angelegenheit ohne Schuld von unserer Seite übel ausfallen würde. Es scheint Ihre Aufgabe sehr schwierig zu sein, wenn sich in der Euerer Paternität ausgestellten Vollmacht nicht eine besondere Klausel befindet, die Ihnen gestattet, sie vollführen zu können. Insbesondere ist Doktor Rueda dieser Ansicht, und seinem Gutachten schließe ich mich ganz und gar an; denn ich sehe, dass er in allem das Rechte getroffen hat, und zudem ist er ein Mann von großer Gelehrsamkeit. Weil es sich hier um Übertragung einer Jurisdiktion handelt, so ist nach seiner Ansicht die Wahl eines Provinzials eine schwierige Sache. Gesetzt, der General oder der Papst würden dazu nicht die Erlaubnis geben, so könnten Sie keine Wahl vornehmen, da die Stimmen der Wählenden nicht gültig wären. Da dürften sich die Beschuhten, wie er sagt, nur an den Papst wenden und lautes Geschrei erheben, dass man sich dem Gehorsam entziehe und Obere wähle, ohne dazu ein Recht zu haben; dies würde einen üblen Eindruck machen. Nach seiner Ansicht wäre es viel schwieriger, vom Papste die Bestätigung einer solchen Wahl zu erlangen als die Erlaubnis zur Errichtung einer gesonderten Provinz. Diese Erlaubnis würde der Papst gern erteilen, wenn der König in dieser Angelegenheit nur einen einfachen Brief schreiben würde. Es ginge dies ganz leicht, wenn man dem Papste nahelegen würde, wie die Beschuhten ihre unbeschuhten Brüder behandeln. Der König würde uns vielleicht gerne diesen Dienst erweisen, wenn man an ihn das Ansuchen stellte. Damit hätte auch die Reform selbst viel gewonnen; denn dann würden die Beschuhten mehr Rücksicht auf uns nehmen und ihren Plan, die Reform gänzlich zu vernichten, endlich einmal aufgeben.

Vielleicht wird es gut sein, wenn Euere Paternität mit dem Pater Magister Chaves sich besprechen und ihm den Brief lesen lassen würden, den ich Ihnen durch den Pater Prior gesandt habe. Denn er ist ein sehr kluger Mann; und wenn er seinen Einfluss beim König benützt, so könnte er vielleicht in unserer Angelegenheit etwas erreichen. Diese Briefe des Königs könnten dann unsere Patres, die bestimmt sind, nach Rom zu reisen, mitnehmen. Würde dies aber auch nicht geschehen, so möchte ich doch auf keinen Fall, dass diese Reise unterbliebe, da es nach der Meinung des Doktors Rueda der sicherste Weg und das einfachste Mittel ist, sich direkt an den Papst oder an den General zu wenden. Ich versichere Sie, dass diese Angelegenheit schon in Ordnung wäre, wenn wir sie im Verein mit dem Pater Padilla beim König betrieben hätten. Auch Euere Paternität könnten selbst mit dem König und mit dem Erzbischof sich darüber besprechen. Denn wenn der Provinzial nach seiner Erwählung vom König bestätigt werden und dieser ihm seine Huld zuwenden soll, so ist es besser, wenn man sich schon jetzt darum bewirbt. Dieser Schritt kann nicht umsonst sein; dann könnten wir uns wenigstens die Schande und die Demütigung ersparen, die uns treffen würde, wenn die Wahl des Provinzials vollzogen und nicht bestätigt würde. Es wäre immer eine Schande für uns, wenn man etwas unternähme, wozu man nicht ermächtigt war und was man nicht überlegt hätte; Euere Paternität würden dadurch viel an Ansehen verlieren.

Nach der Ansicht des Doktors Rueda würde man auch weniger dagegen einzuwenden haben, wenn der Visitator aus dem Dominikanerorden oder ein anderer die Wahl leitete, als wenn die Unbeschuhten für sich allein ihre Oberen wählten. Denn in Sachen der Jurisdiktion ist es, wie ich schon erwähnt habe, von großer Bedeutung und Wichtigkeit, dass das leitende Oberhaupt von der gesetzlichen Autorität bevollmächtig ist. Wenn ich daran denke, dass man Euerer Paternität in dieser Angelegenheit mit Grund einen Fehler vorwerfen könnte, so verliere ich den Mut; würde man Sie aber ohne Grund anschuldigen, dann würde mein Mut nur um so mehr gestärkt werden. Ich habe die Stunde nicht erwarten können, Ihnen dies alles zu schreiben, damit Sie es wohl überlegen.

Wissen Sie, was mir in den Sinn gekommen ist? Ich habe mir gedacht, unser Pater General könnte sich vielleicht meiner Briefe, die übrigens voll Ehrfurcht abgefasst waren, zu unseren Ungunsten bedienen, und man habe sie den Kardinälen gezeigt. Und da habe ich mir vorgenommen, nichts mehr zu schreiben, bis diese Angelegenheiten geschlichtet sind. Aber es dürfte sich empfehlen, dem Nuntius gelegentlich irgendein Geschenk anzubieten. Ich sehe voraus, dass Sie, mein Vater, da Sie sich in Madrid befinden, an einem Tage vieles erreichen werden. Wenn Sie dort mit diesen und jenen sich besprechen, vorzüglich mit Ihren Bekannten im Palaste, und wenn auch Pater Antonius die Herzogin von der Sache unterrichtet, so könnte man dadurch viel gewinnen und vom König die Verwirklichung unserer Wünsche erreichen; denn er will die Erhaltung der Klöster der Reform. Aus Pater Mariano, der öfter Gelegenheit hat, mit dem König zu sprechen, könnte ihn von unserer Lage unterrichten, ihn um seine Huld bitten und ihm vor Augen stellen, wie lange der kleine Heilige, Pater Johannes vom Kreuz, schon im Gefängnisse schmachtet. Der König schenkt ja allen Gehört, und ich sehe nicht ein, warum ihm dies nicht besonders Mariano sagen und ihn um die gewünschte Gnade bitten sollte.

Aber wie gesprächig bin ich wieder und welch ungereimtes Zeug schreibe ich Euerer Paternität! Und das ertragen Sie alles an mir. Ich versichere Sie, ich härme mich ganz ab, dass mir die Freiheit fehlt, das selbst auszuführen, was ich anderen zu tun anrate. Da jetzt der König eine so weite Reise antritt, so wünschte ich, dass noch etwas zum Abschluss gebracht würde. Gott wolle dies verwirklichen, da er es kann!

Mit großer Sehnsucht erwarten wir diese Damen. Die hiesigen Nonnen sind fest entschlossen, Ihre Schwester nicht fortzulassen, sondern ihr hier das Ordenskleid zu geben. Euere Paternität sind ihnen zu großem Danke verpflichtet. Ich rechne ihnen dies hoch an. Es sind ihrer nämlich schon ziemlich viele, und sie leiden auch etwas Mangel; allein um des Wunsches willen, eine Ihrer Schwestern im Kloster zu haben, überwinden sie jedes Hindernis. Und was sagt und tut nicht alles die kleine Theresia! Auch ich würde mich über den Eintritt Ihrer Schwester ins hiesige Kloster freuen; denn da, wo sie hingeht, werde ich mich nicht so an ihr erfreuen können wie hier, und vielleicht werde ich sie nie mehr wiedersehen, da der Ort weit entlegen ist. Übrigens hängt diese Frage von mir ab, und ich werde die Nonnen von der Ausführung ihres Entschlusses abhalten; denn Ihre Schwester ist schon in Valladolid aufgenommen und wird sich dort ganz wohl fühlen. Es würde dies die dortigen Schwestern und besonders Casilda sehr verdrießen, wenn sie nicht dorthin ginge. Die Juliana gedenke ich hier zu behalten, wenn ich auch den Schwestern noch nichts davon sage; ich will sie nicht nach Sevilla schicken, da dies der Doña Johanna zu schwer fallen würde. Vielleicht würde es auch dieses Kind, wenn es einmal älter geworden, selbst schmerzlich empfinden. O wie bekümmert bin ich doch um Ihre andere Schwester, die sich im Dameninstitut befindet! Weil sie es nicht einsieht, kann ihr auch nicht geholfen werden. Bei uns würde sie gewiss viel ruhiger und vergnügter sein als da, wo sie ist.

Mein Bruder Laurentius, der Ihnen diesen Brief überbringt, begibt sich an den Hof und von da, wie ich glaube, nach Sevilla. Wollen Euere Paternität ihm doch die Erlaubnis geben, dass er das Kloster betrete, um da einen Kochherd in Augenschein zu nehmen, den die Priorin anfertigen ließ! Die Nonnen erzählen Wunderbares von diesem Herde; und wenn ihn mein Bruder nicht sieht, so können wir hier keinen solchen aufstellen lassen. Ist dieser Herd wirklich so, wie man ihn schildert, dann wäre er für alle Brüder und Nonnenklöster ein kostbarer Schatz. Ich schreibe der Mutter Priorin, sie möge meinen Bruder zu dem besagten Zwecke eintreten lassen. Wenn Euere Paternität dies nicht für einen genügenden Grund halten, so geben Sie mir, bitte, Nachricht; denn mein Bruder wird sich einige Zeit in Madrid aufhalten. Wüßten Sie, was man über diesen Herd schreibt, so würden Sie sich nicht wundern, dass man hier auch einen solchen zu haben wünscht. Man behauptet, er sei sogar vorzüglicher als die kleine Schmiede des Soto; mehr könnte man wohl nicht sagen.

Weil auch die Priorin, wie ich glaube, Ihnen schreiben wird, so füge ich nichts weiter bei, als dass Gott Euere Paternität behüten möge. Die Priorin von Alba ist sehr krank. Empfehlen Sie diese Gott! Mag man auch dieses oder jenes an ihr auszusetzen haben, man würde doch viel an ihr verlieren; denn sie ist sehr gehorsam; und wo dies der Fall ist, da bessert man auch alles, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird. Was haben doch die Nonnen von Malagón dadurch auszustehen, dass ihre Mutter Brianda nicht mehr bei ihnen ist! Indessen habe ich doch lachen müssen über ihren Wunsch, wieder nach Malagón zurückzukehren.

Doña Luise de la Cerda hat ihre jüngste Tochter durch den Tod verloren. Die Leiden, die Gott dieser Dame sendet, gehen mir sehr tief zu Herzen. Es bleibt ihr jetzt nur mehr die eine Tochter, die Witwe ist. Ich halte es für billig, dass Euere Paternität ihr schreiben und sie trösten, da wir ihr sehr viel verdanken.

Überlegen Sie es, ob nicht Ihre Schwester doch hier bleiben soll! Wenn Sie es für besser halten und die Doña Johanna sie gerne mehr in ihrer Nähe haben möchte, so will ich kein Hindernis in den Weg legen. Da sie jedoch schon entschlossen ist, nach Valladolid zu gehen, so fürchte ich, es möchte später eine Versuchung über sie kommen, wenn sie von den Annehmlichkeiten des dortigen Klosters erzählen hört, die hier nicht zu finden sind, sei es auch nur des Gartens wegen, im Vergleich zu dem der hiesige ein elender Boden zu nennen ist. Gott erhalte Sie, mein Vater, und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen, Amen. Mit meinem Arm beginnt es besser zu werden.

Heute ist der 15. April.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Doña Guiomar ist hier und befindet sich besser; sie hat großes Verlangen, Euere Paternität zu sehen. Sie und alle Nonnen beklagen ihren geliebten Pater Johannes vom Kreuz. Es war dies ein schwerer Schlag. Im Kloster der Menschwerdung geht allmählich alles wieder den gewohnten Gang.

228. Brief - An den Lizentiaten Kaspar de Villanueva in Malagón

Ávila, am 17. April 1578

Uneinigkeiten und Bedenken der Nonnen des Klosters zu Malagón. Jesus sei mit Ihnen, mein Vater!

Es wäre mein innigster Wunsch, Ihnen recht ausführlich schreiben zu können; allein ich versichere Sie, mein Kopfleiden nötigt mich zur Kürze. Durch Ihren Brief haben Sie mir eine große Freude bereitet.

Was die Angelegenheit Ihrer Schwester betrifft, die meine Tochter geworden ist, so freue ich mich, dass ihr ebensowenig wie Ihnen eine Schuld zufällt. Ich weiß nicht, was dieser Wirrwarr bedeutet, noch auch, worauf die Mutter Vorsteherin sich stützt. Die Mutter Priorin, Brianda vom heiligen Joseph, hat mir darüber geschrieben, und ich habe ihr geantwortet. Nach meiner Ansicht soll man in der Weise vorgehen, wie sie schreibt, wenn Sie es für gut halten; wenn nicht, so mag geschehen, was Sie befehlen; denn ich will in dieser Angelegenheit kein Wort mehr verlieren.

Betreffs der Schwester Marianna wünsche ich, dass sie, sobald ihre Zeit kommt, Profeß ablegt. Wenn sie nur die Psalmen lesen kann und auf das übrige aufmerkt, dann reicht es nach meiner Überzeugung aus; wir haben schon mehrere solche Schwestern zur Profeß zugelassen, und zwar nach dem Gutachten gelehrter Männer. Wenn Sie auch diese Ansicht haben, so werde ich in diesem Sinne der Mutter Vorsteherin schreiben; wenn nicht, dann füge ich mich in das, was Sie bestimmen werden.

Der Schwester Johanna Baptista und der Beatrix bitte ich meine Empfehlungen zu übermitteln. Warum wenden sich denn diese, da doch Sie bei ihnen sind, in ihren Seelenangelegenheiten an die Mutter Vorsteherin, wenn sie bei ihr, wie es scheint, keinen Trost finden? Sie sollten doch einmal mit ihren Klagen ein Ende machen! Denn diese Vorsteherin wird sie gewiss nicht bis zum Sterben plagen und auch das Kloster nicht in Unordnung bringen; sie gibt auch den Schwestern, was sie notwendig haben, und ist überaus liebevoll. Ich habe die Klagen dieser Schwestern gar wohl begriffen, allein es lässt sich nichts machen, bis der Pater Visitator dorthin kommt.

O mein Vater, was ist es doch für ein Kreuz für mich, wenn ich die Nonnen dieses Klosters so unbeständig sehe! Wie vieles schien ihnen unerträglich an derselben Person, die sie jetzt anbeten! Bei ihnen ist die Vollkommenheit des Gehorsams mit großer Eigenliebe vermischt; darum straft sie Gott gerade in dem, wodurch sie fehlen. Möge Seine Majestät uns in allem vervollkommnen! Diese Nonnen stehen noch immer auf den Anfangsstufen der Tugend; ich würde mich nicht wundern, wenn sie nicht unter Ihrer Leitung stünden. Unser Herr erhalte Sie mir! Unterlassen Sie nicht, mir zu schreiben; denn Ihre Briefe gereichen mir zum Troste, der mir sonst im geringen Maße zuteil wird.

[Heute ist] der 17. April.

Ich hatte mir vorgenommen, an die Schwester Marianna zu schreiben; allein ich vermag es nicht, da mein Kopf jetzt so angestrengt ist. Wollen Sie ihr sagen, dass wir mit ihrer Unbeholfenheit im Lesen Nachsicht haben, wenn sie handelt, wie sie schreibt. Ihr Brief hat mich sehr gefreut, und als Antwort sende ich ihr die Erlaubnis zur Ablegung der Profeß. Kann sie auch ihre Gelübde nicht in die Hände unseres Vaters ablegen, der vielleicht länger ausbleibt, so soll man doch nicht zuwarten, vorausgesetzt, dass Sie es für gut erachten. Ihre Hände sind wohl würdig, ihr den Schleier zu reichen. In dieser Beziehung braucht sie keine Sorge zu haben; denn im Grunde genommen legt sie ihre Gelübde ja doch in die Hände Gottes ab.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

229. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 17. April 1578

Ermahnung zur Vorsicht auf seinen Reisen, damit ihn nicht die beschuhten Väter gefänglich einziehen. Reise seiner Mutter und Schwester nach Valladolid.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

O wie übel haben Sie doch gehandelt, dass Sie mir einen so kurzen Brief sandten, nachdem Sie doch einen so verlässigen Boten wie Johann hatten! Ich habe mich wirklich gefreut, ihn zu sehen und von ihm ausführliche Nachrichten über Euere Paternität zu vernehmen. In dem Briefe, den Ihnen Pater Prior von Mancera überbrachte, hatte ich schon einige Punkte, worüber Sie meine Meinung zu hören verlangten, beantwortet. Sie haben mir in der Tat eine Abtötung auferlegt, wenn Sie so viel auf mich halten. Übrigens wird das, was Euere Paternität für gut finden, sicherlich auch das Richtige sein.

Seitdem ich sehe, dass der Teufel alles Gute ins Böse verkehrt, bin ich sehr in Furcht; ich wünschte, man möchte doch, bis einmal die Stunde für diese Väter vorüber ist, keinem eine Veranlassung geben, ferner etwas wider uns zu reden oder zu unternehmen. Denn es gelingt ihnen, wie ich schon öfters gesagt habe, alles so, dass ich mich nicht über das wundern werde, was sie vollbringen. Sie meinen nicht gegen den Willen Gottes zu handeln, weil sie die Oberen auf ihrer Seite haben; um den König kümmern sie sich nicht, weil sie sehen, dass er zu ihrer ganzen Handlungsweise schweigt. Wenn sie sich etwa erdreisten sollten, etwas gegen Euere Paternität zu unternehmen, so gerieten wir dadurch in eine sehr schlimme Lage; denn abgesehen von dem tiefen Schmerz und der großen Betrübnis, womit ein solches Ereignis uns alle erfüllte, würden wir alle Kraft und allen Mut verlieren. Möge Gott uns retten! Und er wird uns auch, wie ich hoffe, retten; aber er will, dass wir auch selbst uns helfen. Diese und andere Gründe, die ich Euerer Paternität schon mitgeteilt habe, nötigen mich, von der Bitte, Sie möchten hierherkommen, abzustehen, so sehr ich auch darnach Verlangen trage.

Die Priorin von Alba ist sehr krank; deshalb wäre es notwendiger, dass Euere Paternität sich dorthin begaben. Allein ich wünschte, dass Sie diese Reise mit mehr Ruhe zurücklegen könnten, als es jetzt möglich ist, sowie auch, dass Sie sich nicht von Madrid entfernen, bis die Verhältnisse mehr geordnet sind und dieser Peralta abgereist ist. Aus dem Umstand, dass der König den Pater Mariano zu sich beschieden hat, entnehme ich, was die Beschuhten getan haben, wie sie auch in der Tat in Madrid sich weniger erlauben als hier. Anderseits tut es mir weh, dass Sie Ihrer Mutter, und zwar einer solchen Mutter, die Freude des Wiedersehens nicht bereiten können. Ich weiß darum nichts anderes zu sagen, als dass man in dieser Welt gar nicht mehr leben kann.

Euere Paternität fragen, ob es nicht besser sei, einen anderen Weg zu nehmen, weil jener über Ávila allzu weit sei. Darauf antworte ich, dass ich große Sehnsucht habe, diese Damen zu sehen; allein wenn Sie diese begleiten wollen, würden Sie viel unbemerkter auf dem anderen Wege reisen, weil es dort keine Klöster jener guten beschuhten Väter gibt. Ich meine indessen nicht, dass Sie dies wirklich tun sollen; denn es würde mir schwerfallen, wenn Sie mich wegen eines Umweges von acht Meilen der Freude des Wiedersehens beraubten. Sie könnten dabei einige Tage hier ausruhen und zugleich auch den Schwestern den Trost, Sie zu sehen, bereiten, wonach sich alle sehnen. Ich habe Ihnen dies übrigens schon in dem Briefe geschrieben, den mein Bruder mitbringt, der heute nach Madrid abgereist ist.

Sie sagen drittens, Doña Johanna wolle selbst ihre Tochter bis nach Valladolid begleiten. Es ist mir sehr leid, dass die gnädige Frau gerade jetzt auf die Gefahr ihrer Gesundheit hin, an der so viel gelegen ist, einen Weg von achtzig Meilen zu machen entschlossen ist, da sie dies ja doch so leicht unterlassen kann. Ich habe selbst diesen Weg gemacht, begleitet von Doña Maria de Mendoza, die mir alle Sorgfalt und Aufmerksamkeit angedeihen ließ; aber dennoch ist er mir recht lang vorgekommen.

Wissen Sie, mein Vater, ich bin entschlossen, Doña Johanna nicht weiter als bis hierher reisen zu lassen; denn es ist in der Tat nicht notwendig, da Doña Maria ja so in Begleitung einer Frau und ihres Bruders reisen kann. Unsere Schwestern in Valladolid werden daran keinen Anstoß nehmen, und es wäre für Ihre Mutter ein großer Fehler, eine solche Anstrengung aus sich zu nehmen, nachdem sie ihre Tochter schon gesehen hat. Besser ist es, wenn sie ihre Reise bis auf das Schleierfest verschiebt. Bis dahin wird es, so Gott will, nicht mehr so gefährlich stehen, und dann können Euere Paternität Ihre Mutter leichter begleiten als jetzt. An ihrer Gesundheit ist so viel gelegen, dass ich es nicht wagen möchte, Ihrer Meinung bezüglich dieses Planes beizupflichten. Wenigstens werde ich tun, was ich kann, um sie hier in Ávila zurückzuhalten. Bis hierher ist die Reise weniger ermüdend, da die Witterung gut ist. Eben fällt mir ein, dass es, wenn sie die Reise per Wagen unternimmt, vorzuziehen ist, über Ávila zu reisen; auf diesem Wege gibt es nach meinem Dafürhalten keinen Engpaß wie auf dem anderen.

Gesetzt den Fall, dass Doña Johanna die Reise nicht unternimmt und Herr Thomas de Gracián seine Schwester allein begleitet, wäre es da nicht gut, wenn Pater Anton, der bereits wieder gesund ist, mit ihnen kommen würde? Euere Paternität werden wohl sagen, dass er auch ein Unbeschuhter sei. Doch seine weißen Haare schützen ihn vor jeder üblen Nachrede; und wenn nur Sie nicht dabei sind, so wird man nicht auf die Reisenden achten; denn auf Euere Paternität sind jetzt aller Augen gerichtet. Ich werde mich sehr freuen, diesen Pater wiederhergestellt zu sehen. Dies alles ist mir in den Sinn gekommen. Wenn es nicht zweckdienlich ist, so betrachten Sie es als törichtes Geschwätz! Ich weiß nicht mehr, als ich gesagt habe.

Ich wiederhole, dass es mich sehr freuen würde, Doña Johanna zu sehen; allein es scheint diese Reise für uns ein großes Wagnis zu sein, besonders wenn sie weiter als bis hierher reisen wollte. Möge Gott Erbarmen mit mir haben, da ich so wenig auf meine Ruhe achte! Der Herr verleihe mir einige ruhige Tage, in denen meine Seele sich längere Zeit mit Euerer Paternität geistig erquicken kann!

In dem Brief, den ich meinem Bruder für Sie mitgegeben, habe ich Ihnen schon mitgeteilt, welch große Schwierigkeit Doktor Rueda und Magister Daza in der Wahl der Prioren, die ohne Vollmacht des Papstes oder des Ordensgenerals vorgenommen würde, finden, da es sich hier um eine Sache der Jurisdiktion handelt. Weil ich Ihnen darüber schon ausführlich geschrieben habe, so will ich Sie jetzt nur bitten, um der Liebe unseres Herrn willen dies wohl zu erwägen. Es ist keine kleine Arbeit für Sie, bei so vielen Geschäften auf alles zu achten. Doch Gott wird Ihnen eine andere Zeit dafür geben.

Jetzt, mein Vater, müssen wir Gott bitten, dass er Sie behüte. Die Priorin und die Subpriorin sandten Ihnen durch meinen Bruder Briefe. Wenn es notwendig ist, dass Ihnen der Staatsrat Covarrubias einen Dienst erweisen soll, so müssen Sie es sagen; denn er ist mit meinem Bruder gut befreundet. Der Herr sei mit Euerer Paternität und erhalte Sie mir viele Jahre und lasse Sie zunehmen an Heiligkeit!

Heute ist der 17. April.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Wissen Sie, mein Vater, ich bin in peinlicher Verlegenheit, da ich nicht gedacht, dass Doña Johanna so bald kommen werde. Das Chor ist abgedeckt, die Arbeitsleute machen großen Lärm, und die Gitter sind entfernt. Es wäre schon eine große Freude für mich, wenn ich sie am Gitter sehen könnte. Sehen Sie da, welches Leben wir haben! Man konnte im Chor nicht mehr bleiben, weil es im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß war; jetzt aber wird es sehr gut hergerichtet. Sehen Sie, ob es nicht möglich ist, der Doña Maria die Erlaubnis zu geben, dass sie das Kloster betreten darf. Sie wird zwar alles in Unordnung finden; aber es wird ihr dann das Kloster, in das sie sich begeben will, besser gefallen.

230. Brief - An Doña Johanna Dantisko in Madrid

Ávila, am 17. April 1578

Ihre bevorstehende Reise nach Ávila.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen und vergelte Ihnen die Aufmerksamkeit, die Sie mir durch Ihren Brief und durch die freudige Nachricht erwiesen, dass Sie und Doña Maria hierherkommen!

Seien Sie mir herzlich willkommen! Sie haben wohl alle Ursache, sich zu freuen; denn ich weiß in der Tat nicht, welch höheres Glück Ihnen Gott hätte erweisen können, als dass er Ihre Tochter in einen Orden beruft, in dem sie, ganz dem Dienste Seiner Majestät obliegend, sich eines größeren Friedens erfreuen wird, als sie sich denken kann. Ich hoffe zum Herrn, dass dies zu seiner größten Verherrlichung gereiche.

Einerseits sehne ich mich recht innig nach Ihrer Ankunft, da ich schon seit langer Zeit an nichts mehr eine sonderliche Freude finde; andererseits fällt es mir schwer, wenn ich bedenke, dass Sie jetzt eine so weite Reise unternehmen, da Sie diese doch auch unterlassen könnten. Ihre Gesundheit gilt mir nämlich mehr als meine Freude. Ich schreibe zugleich auch an unseren Pater Visitator über diesen Punkt und über sein Vorhaben, Sie auf dieser Reise zu begleiten, und lege ihm meine vielen Bedenken nahe. Was jedoch Seine Paternität bestimmen, das wird das beste sein. Möge der Herr die Zeit vorübergehen lassen, in der wir uns auch der besten Handlungen wegen fürchten müssen, weil gewisse Augen mit so großer Leidenschaft auf uns gerichtet sind!

Den Brief, den Sie nach Ihrer Bemerkung an mich geschrieben, habe ich nicht erhalten. Alle hiesigen Schwestern und die Priorin entbieten Ihnen ihre Verehrung; sie sehnen sich gar sehr nach Ihrer und der Doña Maria Ankunft. Der Herr möge alles zu seiner größeren Ehre lenken! In Valladolid sind die Schwestern schon daran, das Wollenzeug für den Habit der Doña Maria zurechtzurichten. Die göttliche Majestät erhalte Sie und den Herrn Sekretär! Dem letzteren sowie auch allen dortigen Damen entbiete ich meine Grüße, besonders aber der Doña Adriana, wenn sie mich auch ganz vergißt.

Heute ist der 17. April.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Meine Elisabeth von Jesu hat mir schon geschrieben. Alle Schwestern sind mit ihr überaus zufrieden, und zwar mit Recht.

231. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 26. April 1578

Ankunft der Doña Johanna in Ávila.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater und mein Vorgesetzter, wie Sie sich nennen, worüber ich nicht wenig gelacht und mich gefreut habe! Sooft ich mich daran erinnere, gereicht es mir zur Erheiterung, zu sehen, mit welchem Ernste Sie mich zu mahnen scheinen, über meinen Vorgesetzten nicht abzuurteilen. Wie wenig hatten Sie, mein Vater, es nötig, zu schwören, nicht einmal wie ein Heiliger, geschweige denn wie ein Fuhrmann! Es ist eine Wahrheit, von der ich überzeugt bin: Wem Gott einen solchen Eifer und ein solches Verlangen nach dem Heile der Seelen gegeben hat wie Ihnen, der hätte die Sorge für seine Untergebenen nicht vernachlässigen sollen. Doch über diesen Punkt will ich weiter kein Wort mehr verlieren. Nur daran möchte ich Euere Paternität erinnern, dass Sie mir erlaubt haben, über Sie zu urteilen und zu denken, soviel ich will.

Doña Johanna kam gestern abend, den 25. April, Gott sei Dank, ganz wohlbehalten an. Es war schon spät und fast Nacht. Ich habe mich sehr gefreut, sie bei mir zu haben; denn ich liebe sie von Tag zu Tag mehr, und sie scheint mir täglich tugendhafter und verständiger.

Auch war ich sehr erfreut, unsere [neue] Nonne so glücklich zu sehen; ich kann Ihnen ihre Freude nicht beschreiben. Bei ihrem Eintritt in unser Kloster benahm sie sich so, als wäre sie schon ihr ganzes Leben lang da gewesen. Ich hoffe zu Gott, sie werde eine sehr tüchtige Nonne werden. Sie besitzt einen angenehmen Charakter und eine seltene Geschicklichkeit. Ich wünschte recht sehr, Doña Johanna möchte nicht weiterreisen; allein Euere Paternität haben diesen Engel mit einer solchen Vorliebe für Valladolid erfüllt, dass alle unsere Bitten nicht imstande waren, ihn zum Hierbleiben zu bestimmen. Gott sei gepriesen, und er beschütze Euere Paternität!

O was hat Theresia nicht alles getan und gesagt! Sie hat sich gut herausgeholfen, da sie sehr verständig ist. Sie hat mir versichert, sie werde tun, was ich wünschte; aber man konnte doch deutlich erkennen, dass sie auf unsere Absichten nicht einging. Ich habe noch ganz allein mit ihr gesprochen und ihr vieles von diesem Kloster erzählt, besonders dass es wie durch ein Wunder entstanden sei, und anderes mehr. Darauf entgegnete sie mir, dass es ihr einerlei sei, hier oder in Valladolid zu sein. Wir meinten nun schon etwas erreicht zu haben, allein ich bemerkte, dass sie traurig gestimmt war. Zuletzt redete sie noch insgeheim mit Doña Johanna und bat sie, sie nach Valladolid zu führen, ohne merken zu lassen, dass sie selbst es wünsche.

Der Doña Johanna und mir schien es durchaus notwendig, dass Ihre Schwester nicht in Ávila bleibe; denn wenn Doña Maria hier eingekleidet würde und dann nach Valladolid käme, so könnte das für sie ein Anlass zur Unzufriedenheit werden. Sie erklärte mir auch offen, dass es ihr schwerfallen würde und sie es nicht über sich bringen könnte, ein Kloster zu verlassen, in das sie eingetreten sei. So wird denn, wie ich glaube, Doña Johanna morgen nach Tisch mit ihrer Tochter abreisen. Ich hätte gewünscht, dass sie wenigstens noch bis Montag hierbleiben würde. Allein da ich all die Ausgaben sehe, die sie machen muss, so will ich ihr durch vieles Zureden nicht lästig fallen.

Sie wohnt im Hause meines Bruders, und Aranda sorgt sehr gut für sie. Gott geleite sie auf der Reise! Ich bin sehr besorgt um sie; obwohl sie schon den schwierigsten Teil des Weges zurückgelegt hat, kam sie doch sehr wohlbehalten hier an. Gott wird verhüten, dass ihr ein Übel zustößt; denn sie ist gesund und besitzt eine gute Körperkonstitution. Weil ich sie innig liebe, habe ich sie in dem Augenblick, als Doña Maria eintrat, an der Pforte umarmt. Möge sie Gott wieder wohlbehalten in ihr Heim zurückführen; denn ihre Gesundheit ist für uns kostbar!

232. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 7. Mai 1578

Einkleidung der Doña Maria. Zweite Einrichtung des gebrochenen Armes der Heiligen.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein guter Vater! Vorgestern erfuhr ich, dass Doña Johanna wohlbehalten nach Valladolid gekommen ist und dass Doña Maria am Vorabende des Festes des heiligen Angelus oder an diesem Feste selbst eingekleidet worden ist. Gebe Gott, dass dies zu seiner Ehre gereiche, und er mache die junge Nonne recht heilig! Auch die Priorin von Medina schreibt mir, man würde dort Ihre Schwester gern eingekleidet haben, wenn sie gewollt hätte; allein mir scheint, Doña Maria hat dies gar nicht im Sinne gehabt.

Wie ich Euerer Paternität geschrieben habe, waren die Nonnen von Valladolid schmerzlich berührt, dass Sie nicht dorthin [zur Einkleidungsfeier] gekommen sind. Ich habe ihnen aber schon mitgeteilt, dass dies mit Gottes Hilfe bald geschehen werde. Ihre Anwesenheit ist dort in der Tat sehr notwendig. Ist einmal Tostado abgereist, dann ist nichts zu fürchten.

Ich habe dem Pater Mariano geschrieben, er möge Sie mitnehmen, wenn er mit dem Sizilianer kommt; denn soll in dem, was er im beiliegenden Briefe schreibt, eine Verständigung erzielt werden, so ist diese Zusammenkunft unerlässlich. Wenn es so ist, wie dieser sizilianische Pater sagt, so versichere ich Euere Paternität, dass sich unsere Angelegenheiten auf diesem Wege mit unserem Pater General am besten in Ordnung bringen lassen; alle übrigen Mittel scheinen mir allzu umständlich zu sein. Ist dieser Schritt getan, und sehen wir, dass er keinen Erfolg hat, so bleibt uns noch immer Zeit, zu anderen Mitteln zu greifen. Der Herr möge alles leiten!

Falls dieser Pater nicht hierher kommen sollte, so wünschte ich, dass Euere Paternität mit ihm eine Zusammenkunft verabredeten. Für jeden Fall ist es nach meiner Ansicht notwendig, dass wir uns besprechen. Was indessen Euere Paternität tun, wird immer das richtigste sein.

Weil ich Ihnen erst vor kurzem einen langen Brief geschrieben habe, so beschränke ich mich hier auf das Gesagte, denn man hat mir auch heute Briefe von Caravaca gebracht, die ich beantworten muss; auch nach Madrid soll ich schreiben.

O mein Vater, was habe ich vergessen! Endlich ist die Frau gekommen, um meinen gebrochenen Arm wieder einzurichten. Freilich kostete sie das viele Mühe und mich viele Schmerzen. Die Priorin von Medina hat gut getan, sie mir zu senden. Weil schon eine lange Zeit verflossen war, seitdem ich gefallen bin, so war das Handgelenk schon zugrunde gerichtet. Und so wurde die Operation für diese Frau schwierig und für mich schrecklich schmerzlich. Trotzdem habe ich mich gefreut in dem Bewusstsein, etwas Weniges von dem zu kosten, was unser Herr gelitten. Es scheint nun, dass ich geheilt bin, wiewohl man bei dem Schmerze, den ich empfinde, nicht recht sagen kann, ob die Heilung eine vollständige ist. Ich kann zwar wieder die Hand ohne Mühe bewegen und den Arm bis zum Kopfe erheben; aber es wird noch lange dauern, bis der Arm wieder ganz hergestellt ist. Glauben Euere Paternität, dass ich krüppelhaft geblieben wäre, wenn man nur noch kurze Zeit zugewartet hätte. Aber es hätte mich in der Tat nicht besonders geschmerzt, wenn es so Gottes Wille gewesen wäre. Es gab so viele Menschen, die dieser Frau zuströmten, dass das Haus meines Bruders sie nicht fassen konnte.

Ich versichere Sie, mein Vater, dass ich seit Ihrer Abreise von hier von Leiden aller Art arg heimgesucht war. Manchmal scheint der Leib müde und die Seele etwas kleinmütig zu werden, wenn eine Prüfung auf die andere folgt, wenn auch der Wille in rechter Verfassung zu bleiben scheint. Gott sei allezeit mit Euerer Paternität!

Alle Ihre Töchter des hiesigen Klosters empfehlen sich Ihren Gebeten.

Heute ist der Vorabend von Himmelfahrt.

Doña Guiomar befindet sich besser; sie ist jetzt hier.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

233. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 8. Mai 1578

Pater Anton und die Karmelitinnen zu Malagón. Die Vorsteherin dieses Klosters.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Nachdem ich den hier beiliegenden Brief schon geschrieben hatte, erhielt ich heute am Himmelfahrtstage auf dem Wege über Toledo die Ihrigen, die mir großen Kummer bereitet haben.

Ich versichere Sie, mein Vater, diese Maßregel des Paters Anton ist sehr unklug. Zerreißen Euere Paternität sogleich den Brief, sobald Sie davon Einsicht genommen! Sie werden selbst sehen, was daraus entsteht, da er sich schon sehr über mich beklagt. Dieser Pater ist mir in der Tat sehr lästig, obwohl ich große, ja sehr große Liebe zu ihm trage; er ist ein heiliger Mann. Aber trotzdem muss ich wahrnehmen, dass ihm Gott zu diesem Amte keine Fähigkeit verliehen hat. Sehen Sie jetzt nicht, welches Vertrauen er jenen von der Leidenschaft eingenommenen Nonnen geschenkt hat und wie er ohne weitere Untersuchung zu Werke geht?

Ich sehe wohl ein, dass die Vorsteherin nicht die nötigen Eigenschaften zur Leitung des Klosters besitzt; allein ihre Fehler sind nicht derart, dass sie den Orden in Schande stürzen, da sie außerhalb des Klosters nicht bekannt werden. Ich habe den Nonnen schon geschrieben, dass Euere Paternität dorthin kommen werden, um alles in Ordnung zu bringen, sowie auch, dass sie ihre Versuchungen nicht der Vorsteherin, sondern dem Beichtvater vortragen sollten. Der Elisabeth von Jesu die Leitung des Klosters übertragen und ihr das Amt einer Subpriorin anvertrauen zu wollen, wäre eine große Torheit. Sie hat einige Tage während der Abwesenheit der Mutter Brianda das Kloster geleitet, und dieselben Nonnen konnten mit ihren Klatschereien und Spottreden zu keinem Ende kommen. Sie werden sie auch nie für dieses Amt haben wollen. Obwohl sie eine vortreffliche Nonne ist, so ist sie doch für dieses Amt untauglich. Andererseits wäre es ebenso töricht, der Anna von der Mutter Gottes wegen der paar Tage die Leitung des Klosters abzunehmen; denn Pater Anton hat es so eilig, dass er die Mutter Brianda ohne Verzug nach Malagón bringen will. Was mich betrifft, so kann ich nur sehr schwer diesem Vorhaben zustimmen; ich würde es nur tun, um sie bald wieder bei Gelegenheit einer Klosterstiftung von dort wegzunehmen. Denn ich könnte sie nur mit banger Furcht in jenem Kloster sehen, solange sich daselbst jener befindet, der gegenwärtig dort ist.

Dieser Pater wirft der Vorsteherin vor, dass sie nichts für die unbeschuhten Väter tue; allein ihr Verhalten gegen sie ist in allem der Verordnung entsprechend, die Euere Paternität erlassen haben. Man murrt über alle ihre Amtshandlungen; allein ich glaube nichts von dem, was man ihr nachsagt. Ich bin auch überzeugt, dass sie nicht mit neidischem Auge auf das sieht, was man für mich tut; ich kenne sie und weiß, dass sie durchaus nicht knauserig, sondern vielmehr sehr freigebig ist. Aber man muss, wie es scheint, alle ihre Worte abwägen. Euere Paternität wissen schon, dass mir Brianda geschrieben hat, ich möchte ihr befehlen, keinem Unbeschuhten etwas zu geben. Eine andere Nonne schrieb mir, man habe für diese Brüder mehr ausgegeben als für alle Kranken, deren es in jenem Jahre sehr viele gab. Ich glaube, mein Vater, dass diese Nonnen auch an der heiligen Klara eine Menge Fehler finden würden, wenn sie die Leitung dieses Klosters übernähme; der Grund ist die Gegenwart dessen, der sich dort befindet, und der Eigensinn der Schwestern.

Die Anschuldigung, dass die Vorsteherin die Kranken nicht gut pflege, ist eine arge Verleumdung; denn ihre Liebe ist sehr groß. Mit der früheren (Priorin oder Vorsteherin) kam ich, mein Vater, sehr in Verlegenheit; allein dies hat keine Bedeutung, wenn nur der Ruf nicht befleckt wird, besonders an einem Orte wie Malagón, durch den viele Menschen reisen. Das, was sie über ihren Ruf sagen, ist erbärmlich; denn die Priorin hat ihn in keiner Weise geschmälert, und sie verließ Malagón nur auf den Rat der Ärzte hin, um ihre Gesundheit wiederherzustellen. Ich weiß wahrhaftig nicht, was Euere Paternität hier tun sollen.

Ich finde es sehr nett, dass Pater Anton es für richtig gehalten, den Nonnen zu verbieten, dass sie den Namen Brianda aussprechen; er hätte nichts Besseres tun können. Überlegen Euere Paternität um der Liebe willen alles genau! Das geeignetste Mittel hierfür wäre wohl, nach Malagón eine Priorin wie Elisabeth vom heiligen Dominikus zu senden sowie eine gute Subpriorin und einige Nonnen aus diesem Kloster zu entfernen. Vor allem aber ist notwendig, dass Euere Paternität dem Pater Anton mitteilen, er möge keine Veränderung vornehmen, bis Sie alles sorgfältig geprüft haben. Ich werde ihm schreiben, dass man nichts tun könne, bis man sieht, welche Anordnungen Euere Paternität treffen. Auch werde ich ihn über mehrere Punkte aufklären.

Der Klosterbau dieser Nonnen macht mir Sorge, und es schmerzt mich, dass niemand ihnen zu Hilfe kommt. Sie müssen wohl schon einen kleinen Bau aufgeführt haben; ich wünschte aber, dass wenigstens zwei Stockwerke fertiggestellt würden und der Bau mit einer Klausurmauer umgeben werde, damit, wenn man jetzt nicht weiterarbeiten kann, nicht alles umsonst ist. Die Schwestern werden dann in diesem Neubau, auch wenn es nur kurze Zeit dauert, immerhin eine bessere Wohnstätte haben als da, wo sie jetzt sind. Wollen Euere Paternität ihnen dieses mitteilen!

Ich begreife nicht, mein Vater, wie Sie dem Pater Anton Ihre Vollmacht als Kommissär des Klosters zu Malagón übertragen konnten, ohne ihm zugleich eingehende Verhaltungsmaßregeln hierfür zu geben. Ich versichere Sie, dass ich darüber ganz verblüfft bin. Andererseits ist es nach meiner Ansicht eine große Schande für das Kloster, wenn man, und zwar so ganz ohne Grund, eine Nonne von ihrem Amte entfernt und dafür eine andere an ihre Stelle setzt. Könnte ich hoffen, dass dieser Pater N. sich bessert, so wäre es das beste für ihn, dass er sein Amt abgibt, aber den Titel Prior behält, bis es erlischt. Doch diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Indessen haben Pater Bartholomäus von Jesu, Pater Franz von der Empfängnis und Anton Ruiz so sehr auf sein Verbleiben im Amte gedrungen, dass ich es für gewagt hielt, gegen ihre Ansicht zu handeln. Wollen Euere Paternität sich erkundigen und eine Entscheidung treffen, die Ihnen der Herr eingibt! Dieses wird gewiss das richtigste sein. Ich werde ihn bitten, er möge Sie erleuchten. Es ist aber dringend notwendig, dass Sie dem Pater Anton sogleich schreiben, er möge davon erblassen, die Vorsteherin, die eine wahre Heilige ist, zu martern. Gott sei allezeit mit Ihnen!

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Die Mutter Elisabeth vom heiligen Dominikus wird sich, wie ich glaube, nicht weigern, nach Malagón zu gehen; sie könnte im dortigen Kloster wieder alles in Ordnung bringen. Nach Segovia könnte man dann Brianda oder Maria vom heiligen Hieronymus senden. Möge Gott hier Abhilfe schaffen! Das Klima des Landes ist wohl zu warm für die Gesundheit der Elisabeth vom heiligen Dominikus; allein die Nonnen werden nicht wagen, sich über sie zu beklagen, da sie eine so erprobte Vorsteherin ist. Ich habe diesen Brief aus Furcht, er möchte etwa verlorengehen, wieder geöffnet, um auszustreichen, was ich über Mariano gesagt hatte. Möge der Brief nicht verlorengehen! Ich bereite ihm arge Versuchungen.

234. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, am 14. Mai 1578

Verlangen, den Pater Gracián zu sehen. Einkleidung der Schwester Maria vom heiligen Joseph. Projekt der Gründung der Klöster zu Villanueva de la Jara und Madrid.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Ich hatte den beiliegenden Brief schon geschrieben und wollte ihn eben absenden, als die unbeschuhten Karmeliten hier ankamen und mir die Briefe von Ihnen überbrachten. Ich versichere Sie, diese Briefe haben mich wieder gesund gemacht. Denn seit gestern abend, wo ich die beiliegenden Briefe von Malagón erhielt, hat sich mein Katarrh noch verschlimmert, da ich mich mit Lesen und Schreiben so sehr abmühen musste. Ihre Briefe aber haben mich so erfreut, dass ich jetzt eine große Erleichterung verspüre. Gott sei dafür gepriesen, dass er Ihnen Gesundheit verleiht, um so vieles zu seiner Ehre zu vollbringen und das Heil so vieler Seelen zu fördern! Es ist das für mich ein überaus großer Trost.

Trotz alledem möchte ich, dass Sie hier wären. Denn da es in jener Gegend so lange nicht mehr geregnet hat, so muss es dort sehr ungesund sein, und ich sehe nicht ein, warum Sie es vorziehen, dort zu bleiben, als hierher zu kommen. Ohne Zweifel hat der Herr, der die Ereignisse voraussieht, diese Zeit zur Förderung der Seelen ausersehen; Ihre Mitwirkung musste notwendigerweise die reichlichsten Früchte bringen.

Ich habe vergessen, im beiliegenden Brief zu bemerken, wie unangenehm es mir war, dass Pater Ferdinand Medina unsere Nonne eingekleidet hat. Ich begreife nicht, wie diese kleine Priorin versucht sein kann, diesen beschuhten Vätern sich gefällig zu erzeigen. Aus dem Briefe des Paters Angelus werden Euere Paternität ersehen, dass jene schon gewusst hatten, dass Sie Ihre Schwester begleiten sollten. Deshalb hat es mich gefreut, dass Sie nicht gekommen sind; jetzt können Sie sehr gut kommen. Ich habe dem Ardapilla schon geschrieben, er möge dahin wirken, dass Sie kommen; auch machte ich ihn auf einige Gründe aufmerksam, die Ihre Anwesenheit bei uns notwendig erheischen. Wenn Sie auch nicht wollen, so müssen Sie sich am Ende doch dazu entschließen, da sich die Sache anders nicht machen lässt.

Ich habe mir schon gedacht, wie sehr meine Tochter Maria vom heiligen Joseph geeignet wäre, mir meine Last abzunehmen; durch ihre Schrift, ihre Geschicklichkeit und Heiterkeit könnte sie mir einige Erleichterung verschaffen. Gott kann dies fügen, wenn sie einmal Profeß abgelegt hat, wenn sich auch jüngere Leute mit alten gerade nicht so ganz leicht zurechtfinden; ich bin selbst erstaunt, dass Euere Paternität meiner nicht überdrüssig werden. Ohne Zweifel ist dies eine Fügung Gottes, damit mir das Leben noch erträglich ist, das mir so wenig Gesundheit und nur die einzige Freude gewährt, dass Sie mit mir so große Geduld haben. Ich glaube auch, dass ein Mann, der wie Sie mit Gnaden Gottes bereichert ist und Gott von ganzem Herzen liebt, auch Freude haben wird an einer Seele, die Gott zu dienen verlangt.

Es wäre mir recht unangenehm, wenn Ardapilla wieder mit seinem alten Liede von der Annahme des Priorats im Kloster der Menschwerdung käme. Ich ließ Euere Paternität fragen, ob er kraft seiner Vollmachten mir dieses Amt auferlegen könne, aber Sie haben mir keine Antwort gegeben. Ich erkläre Ihnen jetzt, dass ich mich aus allen Kräften dagegen sträuben werde. Denn dessen Annahme wäre eine Torheit, wenn man nicht die früheren Beichtväter wieder hinsendet und das Kloster vom Gehorsam der Beschuhten befreit. Verpflichtet er mich aber unter einer Sünde, dann können Sie schon erraten, welche Angst mich befallen wird. Schreiben Sie mir doch um der Liebe willen bestimmt, was ich tun soll und tun kann; in solchen Angelegenheiten dürfen Sie nicht so unklar antworten! Empfehlen Sie mich recht inständig Gott! Wenn auch meine Wünsche feurig sind, so bin ich doch schon alt und müde. Den Schwestern werde ich Ihre Empfehlungen entrichten. Ich wünschte, Euere Paternität kämen mit dem Prior von Mancera. Denn nach meiner Ansicht vergeuden Sie da, wo Sie jetzt sind, die Zeit, da wohl keine Predigten mehr zu halten sind.

Welchen Lärm machen doch diese Nonnen wegen der hundert Realen! Urteilen Sie, ob ich da nicht recht habe, wenn ich sage, dass man bei diesen Visitationen mit der größten Vorsicht zu Werke gehen soll! Es wird nach Ihnen wieder ein anderer Oberer kommen, und da ist es von Wichtigkeit, ihm keinen Anlass zu einer Klage zu geben. Diese Sache mit den Realen hat mich sehr verdrossen; denn jene Schwester, die Ihnen das Geld geliehen hat, hätte es Ihnen auch schenken können, da sie es ist, die in Wirklichkeit alles leitet; sie wäre dadurch nicht zu arm geworden. Die Angelegenheit mit Pater Anton ist ohne Bedeutung. Aber wenn er mich tadelt, um dadurch auch nur im geringsten meinen Paulus angreifen zu können, so kann ich es nicht ertragen; geht es jedoch nur mich allein an, dann mache ich mir wenig daraus.

Gott erhalte Sie, mein Vater! Er erweist mir dadurch eine große Gnade, dass Sie trotz Ihrer vielfachen Arbeiten doch ein so gutes Aussehen haben, wie mir diese Väter berichten. Er sei immerdar gepriesen! Doña Guiomar wird sich über Ihren Brief sehr freuen. Ihre Gesundheit ist gut.

Heute ist der 14. Mai; ich verbleibe

Euerer Paternität wahre Tochter

Theresia von Jesu

Alles, was ich hier geschrieben habe, verursacht mir nicht soviel Weh wie mein Brief nach Malagón; im Gegenteil fühle ich mich dadurch erleichtert. Was die Klosterstiftung in Villanueva betrifft, so ist es in keiner Weise zuträglich, wenn sich die Franziskaner eingemischt haben. Für sie ist der Ort geeignet; sie werden es verstehen, den Nonnen betteln zu helfen. Euere Paternität haben recht, wenn Sie sagen, dass es an so kleinen Orten für uns etwas Erschreckliches ist. Auf die Stiftung in Madrid müssen wir vor allem unser Augenmerk richten. Es sind schon alle Vorbereitungen getroffen, um die Stiftung, sobald wir können, ins Werk zu setzen. Glauben Sie mir, es ist dies eine Sache von Wichtigkeit sowie auch, dass man dem Huerta ein Geschenk gibt! Wenn ich mit Euerer Paternität zusammentreffe, werden wir dazu Anweisungen geben.

235. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 22. Mai 1578

Zwistigkeiten bezüglich des Vorhabens des Paters Salazar. Einige andere Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Da der Pater, der Ihnen diesen Brief überbringt, hier nur durchreist, so kann ich mich nicht länger fassen. Ich bedauere, dass man mir nicht schon gestern abend seine Abreise gemeldet hat. Meine Gesundheit hat sich gebessert und auch mein Arm. Was die Katze betrifft, mit der Sie zusammengetroffen sind, so bin ich erstaunt, dass sie so schlecht auf Esperanza zu sprechen ist. Gott verzeihe es ihr! Wenn dieser wirklich so schlecht wäre, als er hingestellt wird, so hätten sich seine Mitbrüder gewiss nicht so viel Mühe gegeben, ihn für sich zu erhalten. Ich bin wirklich froh, dass Euere Paternität den Brief nicht nach Sevilla gesendet haben; denn ich halte es für besser, diesen Vätern gegenüber ganz demütig zu sein, da sie wirklich viel für uns getan haben und viele von ihnen uns noch Gutes erweisen. Jener Pater scheint mir von den Angelegenheiten, die ich gesehen, nicht gut unterrichtet zu sein; und darum wünschte ich nicht, dass Sie sich allzuviel einlassen.

Auch von Toledo hat man mir geschrieben, dass sich die Väter der Gesellschaft Jesu sehr über mich beklagen. Und doch habe ich getan, was ich konnte, ja sogar noch mehr, als billig war. Ich kann mir darum keine andere Ursache der wider Euere Paternität und wider mich erhobenen Klagen denken, als dass wir uns so sehr in acht nehmen, um diesen Vätern keinen Verdruss zu bereiten. Ich glaube, dass sie schon zur Ruhe gekommen und mehr befriedigt wären, wenn sie Gott im Auge gehabt und nur zu seiner Ehre gehandelt hätten, wie es ein so lobenswertes Vorhaben erforderte. Der Herr würde selbst alles in Ordnung gebracht haben. Handelt man aber aus menschlichen Rücksichten, so wird das Ziel, das man sich vorgesetzt hat, nie erreicht; es geschieht eher das Gegenteil, wie es sich jetzt in der Tat zeigt. Wie? War denn das, was dieser vorhatte, eine Ketzerei? - so drückte ich mich diesen Vätern gegenüber aus -, aber sie empfanden es so peinlich, dass die Sache ruchbar geworden ist. Fürwahr, mein Vater, wir haben alle, sowohl sie als auch wir, in dieser Angelegenheit allzusehr nach irdischen Gesichtspunkten gehandelt. Dennoch bin ich zufrieden, dass es so ausgegangen ist. Ich wünschte nur, dass auch unser Herr damit zufrieden wäre.

Ich habe Euerer Paternität schon geschrieben, wie sehr die Väter der Gesellschaft Jesu dahier darauf dringen, dass Pater Mariano komme, um ihren Brunnen in Augenschein zu nehmen. Schon seit langer Zeit verlangen sie dringend nach ihm. Jetzt hat er ihnen geantwortet, er werde im Laufe dieses Monats kommen. Aber ich bitte Euere Paternität, ihm zu schreiben, er möge diesen Vorsatz ja ausführen. Vergessen Sie nicht, es ihm zu sagen!

Ich bin erstaunt über die Verzauberung des Paters Johannes vom Kreuz und über die Verzögerung unserer Angelegenheiten. Gott wolle da Abhilfe schaffen! Von Toledo schreibt man mir, Tostado sei schon abgereist, aber ich glaube es nicht. Er habe, sagt man, den Pater Angelus zurückgelassen, um seine Stelle zu vertreten. Ich weiß nicht, was ich denken soll, dass Euere Paternität nicht hierherkommen. Aber was sage ich? Sie haben ja Grund dazu. Doch die Zeit vergeht, ohne dass wir jemand nach Rom senden, und wir gehen bei unseren Hoffnungen, die uns tausend Jahre hinhalten, alle zugrunde. Ich begreife das nicht, und ich weiß auch nicht den Grund, warum Pater Nikolaus sich nicht zu dieser Reise entschließt. Seine Reise würde jener der anderen nicht im Wege stehen. Ich sehe es wohl ein, dass Ihnen diese Angelegenheit mehr am Herzen liegt als irgendeinem anderen; allein es kann auf keinen Fall schaden, die Sache mit dem General friedlich abzumachen, und dazu wäre jetzt die beste Gelegenheit. Geschieht dies nicht, so hat nach meiner Ansicht alles andere keinen dauernden Wert. Eifriges Betreiben einer Sache kann nie dadurch schlecht werden, dass man zu vielen Mitteln seine Zuflucht nimmt.

Es wäre ein guter Gedanke, dieses Kollegium »zum heiligen Joseph« zu nennen. Gott vergelte Ihnen das sowie auch den Eifer, womit Sie diese Stiftung betreiben! Sie wird dem Orden zu großem Nutzen gereichen.

Was Sie mir bezüglich der Angelegenheit in Toledo schreiben, billige ich sehr. Die Nonne ist recht eigensinnig und die Priorin höchst einfältig, wenn sie sagt, man könne, wenn Euere Paternität es wollen, einen Prozess anstrengen, da das Geld dem Kloster gehöre und die Summe sehr bedeutend sei.

Doña Guiomar war ebenso wie ich über Ihren Brief sehr erfreut, was mich gar nicht wundert.

Den Pater, von dem Sie sprechen, verdrießt der Vergleich, den die Schwestern von Guadalajara zwischen ihm und dem Paulus angestellt haben müssen. Der Unterschied zwischen beiden Persönlichkeiten ist in der Tat sehr groß; dieser Pater lässt sich von seinem Naturell leiten. Ich wünschte sehr, Euere Paternität wüßten sich zu beherrschen und sich liebevoll gegen diesen Mann zu erzeigen; denn ich finde in seinen Worten etwas Heftigkeit. Es ist eine große Kunst, jede Seele zu ertragen und sich ihrer Schwachheit anzubequemen. Möge uns Gott jene Kraft verleihen, die uns notwendig ist, um ihm wohlzugefallen! Amen.

Ich weiß nicht, was ich Euerer Paternität bezüglich der Angelegenheit jener Nonnen antworten soll. Vierhundert Dukaten für zweitausend. Wären es auch sechshundert, so möchte ich doch nicht. Man muss jetzt zuwarten und sehen, was Doña Maria de Mendoza tut; sie wird gewiss nicht unterlassen, alles aufs beste zu ordnen. Es ist mir immer sehr peinlich, wenn diese Frage der Einkünfte an mich herantritt.

Antonia hat uns hier so vieles über die Anordnungen, die Euere Paternität trafen, erzählt, dass wir uns alle ärgerten. Und darum habe ich einen Boten geschickt, um Sie selbst darüber zu befragen. Glauben Sie mir, mein Vater, mit diesen Klöstern steht es gut, und es ist nicht notwendig, die Schwestern noch mehr mit Zeremonien zu belasten. Es ist für sie wirklich jede neue Zumutung eine Last. Vergessen Euere Paternität dies nie und dringen Sie auf nichts weiter, als dass die Nonnen ihre Satzungen beobachten! Sie tun schon viel, wenn sie diese genau beobachten. In Angelegenheiten betreffs der Nonnen können Euere Paternität sich auf mich verlassen; denn aus dem, was ich hier sehe, kann ich auf das schließen, was anderwärts geschieht. Was man auch immer, und sei es noch so gering, den Nonnen auferlegt, wird für sie sehr beschwerlich; ich würde es in erster Linie selbst beschwerlich finden, außer Euere Paternität würden mir etwas im Namen Gottes selbst befehlen. Der Herr erhalte Sie viele Jahre!

Heute ist der 22. Mai.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

236. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 4. Juni 1578

Dank für verschiedene Geschenke. Verschiedene Angelegenheiten und Leiden im Kloster zu Sevilla. Auftrag zur Übersendung einer Sammlung von Predigten.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihre zwei Briefe habe ich in dieser Woche erhalten; der eine kam über Madrid, den anderen überbrachte mir der Maultiertreiber von Ávila. Sie haben so lange gezögert, mir zu schreiben, dass ich darüber verdrießlich wurde. Alles, was Sie mir gesandt haben, kam ganz gut und unversehrt an, auch das Orangenblütenwasser; es ist vortrefflich und reicht auch aus, so dass wir jetzt keines mehr nötig haben.

Die Krüglein, die Sie mir gesandt haben, gefallen mir; ihre Anzahl genügt. Da ich mich jetzt besser befinde, habe ich keine so ausgesuchten Sachen mehr nötig; ich muss auch wieder einmal anfangen, mich abzutöten. Mit meinem Arm geht es wieder besser, jedoch noch nicht so gut, dass ich mich wieder ankleiden könnte. Man sagt, dass er, sobald einmal die große Hitze kommt, ganz geheilt sein wird. Die Kiste sowie alles übrige war sehr gut erhalten. Denken Sie ja nicht, dass ich so viele eingemachte Sachen genieße; ich bin wirklich keine Liebhaberin davon; aber diese Ihre Freigebigkeit werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Da es uns an Prüfungen nicht fehlt und niemand eine so innige Liebe besitzt, um uns Gutes zu erweisen, wie mein Vater, der Prior de las Cuevas, und Pater García Alvarez, darum ist dies alles notwendig.

Über die Einrichtung des Kochherdes haben Sie meinem Bruder eine so genaue Aufklärung gegeben, dass er sich meiner Ansicht nach nicht irren kann. Man hat mit seiner Aufstellung schon begonnen. Alle Schwestern sind erstaunt über Ihre Geschicklichkeit und danken Ihnen mit mir von ganzem Herzen; aus dem Bestreben, mir in allem Freude zu machen, kann man auf die Liebe schließen, die Sie zu mir tragen. Ich bin von Ihrer Liebe zu mir überzeugt; indessen schulden Sie mir, ich versichere Sie, noch größere Liebe; denn ich kann nur staunen über das Übermaß meiner Liebe zu Ihnen. Seien Sie überzeugt, dass ich Sie hierin bevorzuge, da nicht alle Schwestern mir so zusagen wie Sie. Ich bedauere nur, dass ich daraus so wenig Nutzen ziehen kann, da ich so armselig bin; ich lasse mir aber sehr angelegen sein, Sie Gott zu empfehlen.

Ihr Herzleiden, von dem Sie mir schreiben, macht mir Kummer; es ist dies ein sehr schmerzliches Leiden. Ich wundere mich darüber nicht; denn Sie haben schreckliche Prüfungen ausgestanden und sie ganz allein tragen müssen. Ist auch der Herr so gnädig, dass er uns Kraft und Mut zu deren Ertragung verleiht, so empfindet sie die Natur doch. Über eines aber dürfen Sie sich freuen, dass nämlich Ihre Seele viel weiter in der Vollkommenheit vorangeschritten ist. Glauben Sie mir, ich sage dies nicht bloß zu Ihrem Troste, sondern weil ich es so erkenne. Einen solchen Fortschritt, meine Tochter, macht man nie ohne große Kosten.

Die Prüfung, die Sie jetzt alle betroffen, geht mir sehr zu Herzen; sie ist ein Gegenstand großer Beunruhigung für das ganze Kloster. Es ist schon viel wert, dass eine kleine Besserung eingetreten ist. Ich hoffe zum Herrn, dass diese Schwester wieder gesund wird; denn schon viele, die diese Anfälle hatten, sind wieder geheilt worden. Ein gutes Zeichen ist, dass sie sich der Heilkur unterzieht; gewiss wird Gott sie wieder gesunden lassen. Vielleicht will er Ihnen dieses Kreuz nur für kurze Zeit auferlegen, um daraus einen großen Gewinn hervorgehen zu lassen; und darum bitte ich ihn inständig.

Beachten Sie wohl, was ich Ihnen jetzt sage! Besuchen Sie diese Schwester so selten wie möglich, sonst könnten Sie sich bei Ihrem Herzleiden großen Schaden zuziehen. Halten Sie diese Vorschrift für einen Befehl, den ich Ihnen erteile! Wählen Sie zwei sehr beherzte Schwestern aus, die für die Kranke Sorge tragen sollen! Was die übrigen Schwestern betrifft, so sollen sie die Kranke nicht oder wenigstens nur sehr selten besuchen. Seien Sie alle heiter wie sonst auch und nicht mehr betrübt als über eine andere Kranke; ja man soll selbst weniger Mitleid mit ihr haben; denn Kranke dieser Art fühlen ihre Leiden nicht so wie jene, die von anderen Gebrechen heimgesucht sind.

Dieser Tage lasen wir hier, dass in einem Kloster unseres Ordens, in dem die heilige Euphrasia lebte, eine Nonne sich befand, die an derselben Krankheit litt wie jene zu Sevilla; sie unterwarf sich nur der Heiligen, die sie schließlich heilte. Vielleicht ist auch in Ihrem Kloster eine Nonne, vor der sich diese Kranke beugt. Würde uns in diesen unseren Klöstern nicht die Gesundheit zu schaffen machen, so hätten wir den Himmel schon auf Erden und könnten uns keine Verdienste sammeln. Vielleicht würde diese Schwester kein solches Geschrei erheben, wenn man sie die Rute fühlen ließe; schaden wird ihr dies gar nicht. Sie tun gut, wenn Sie dieselbe in sicherem Gewahrsam halten. Ich habe mir auch gedacht, sie könnte vielleicht zu vollblütig sein; sie hatte nämlich, wie ich meine, schon früher Rückenschmerzen. Möge Gott hier Hilfe schaffen!

Seien Sie überzeugt, so schwer dergleichen Zustände auch immer fallen, so kommen sie doch jenem Schmerze nicht gleich, den ich empfinden würde, wenn ich irgendeine Unvollkommenheit oder Unruhe an den Schwestern bemerken müsste. Doch das kommt bei Ihnen nicht vor, und darum betrüben mich die Leiden, denen der Körper unterworfen ist, nicht allzusehr. Sie wissen es schon: Wer sich am Gekreuzigten erfreuen will, der muss ihm das Kreuz nachtragen. Es ist aber nicht notwendig, ihn um Kreuz zu bitten, obgleich Pater Gregor der Ansicht ist, es sei dies von Wichtigkeit. Jene, die Gott lieb hat, führt er denselben Weg wie seinen eingeborenen Sohn.

An meinen Pater Prior de las Cuevas habe ich erst kürzlich geschrieben. Entrichten Sie ihm für diesmal meine herzlichen Grüße. Den beiliegenden Brief, den ich an Pater García Alvarez geschrieben, wollen Sie lesen und ihm übergeben, falls Sie es für gut finden. Das Sausen in meinem Kopf, das zwar etwas nachgelassen hat, aber doch noch sehr heftig ist, hindert mich immer, diesen beiden zu schreiben, die ich sehr liebe. Ersetzen Sie stets, was ich unterlasse!

Es hat mich gefreut, dass unser Vater den zwei Schwestern, die im Gebetsleben so weit vorangeschritten sind, den Auftrag gegeben hat, Fleisch zu essen. Wissen Sie, meine Tochter, was Sie mir betreffs dieser zwei Nonnen geschrieben haben, hat mich mit Furcht erfüllt. Wären Sie in meiner Nähe gewesen, so würde dieser Dinge wegen keine solche Verwirrung entstanden sein. Da diese außerordentlichen Dinge so häufig zutage treten, so kommen sie mir verdächtig vor. Mögen auch einige davon echt sein, so halte ich es doch für klüger, nicht viel darauf zu geben. Sowohl Euere Ehrwürden wie unser Vater sollen ihnen keineswegs ein Gewicht beilegen, sondern sie vielmehr verachten; man verliert dabei nichts, selbst wenn diese Dinge alle echt wären. Wenn ich sage, man solle diese außerordentlichen Vorgänge verachten, so meine ich, man möge diesen Schwestern nahelegen, dass Gott die Seelen auf verschiedenen Wegen führe, dass aber jener Weg, auf dem sie wandeln, nicht jener der größten Heiligkeit sei; das ist Wahrheit.

Was Pater Acosta über eine dieser Schwestern sagt, sowie die gute Meinung, die er von ihr hat, freute mich. Ich wünsche jedoch nicht, dass sie ihm viele solcher Offenbarungen mitteile, damit er, wenn etwas nicht in Erfüllung gehen sollte, seine gute Meinung von ihr nicht verliere, wie es bei mir der Fall gewesen, als ich in Sevilla war. Ich sage indessen nicht, dass sie dadurch an Achtung bei mir einbüßte; denn ich weiß gar wohl, dass dergleichen außerordentliche Zustände, wenn sie auch oftmals Gott zum Urheber haben, manchmal nur Gebilde der Phantasie sind. Ich habe den Zeitpunkt vergessen, an dem sich erfüllen soll, was mir die andere Schwester voraussagte. Berichten Sie mir, ob sich ihre Voraussetzung erfüllt hat oder nicht! Mit diesem Boten gehen Ihre Briefe sicher. Eben kommt mir der Gedanke, dass es besser sei, dem García Alvarez nicht zu antworten, bis Sie mich benachrichtigt haben, ob er etwas von diesen außerordentlichen Vorgängen wisse; ich werde ihm dann eine diesbezügliche Antwort geben. Entrichten Sie ihm einstweilen meine freundlichen Grüße und teilen Sie ihm mit, dass mich sein Brief, den ich noch beantworten werde, gefreut hat.

Was die zwei Kandidatinnen betrifft, die eintreten wollen, so überlegen Sie wohl, was Sie tun! Es ist von großem Werte, dass sie dem Pater Nikolaus gefallen. Unser Vater wird sich mit Hilfe des Herrn im Monat September und vielleicht schon eher nach Sevilla begeben. Er hat dazu den Auftrag erhalten, wie Sie wohl schon wissen werden. Vollführen Sie dann, was er befiehlt! Es tut mir nur sehr leid, ihn unter jenen Leuten zu wissen. Das Gebet ist jetzt sehr notwendig. Alle Schwestern bitten, sie inständig Gott zu empfehlen.

O wie hüpfte nicht Theresia vor Freude über das, was Sie ihr sandten! Ihre Liebe zu Ihnen ist außerordentlich groß. Ich glaube, sie verließ ihren Vater, um bei Ihnen sein zu können. Mit ihrem leiblichen Wachstum nimmt sie auch zu an Tugend und Verständnis. Sie geht jetzt schon zur heiligen Kommunion, und zwar mit großer Andacht.

Mein Kopf fängt an, müde zu werden; darum begnüge ich mich damit, Ihnen zu sagen, Gott möge Sie behüten, wie ich ihn darum bitte. Empfehlen Sie mich inständig dem Gebete aller Schwestern, insbesondere dem der Portugiesin und ihrer Mutter!

Suchen Sie jede Traurigkeit zu verscheuchen und schreiben Sie mir, wie es mit Ihrem Herzleiden steht! Das Orangenblütenwasser ist vortrefflich. Seit einigen Tagen geht es mir mit meinem Herzleiden besser. Nach allem zu schließen, will eben der Herr so viele Leiden nicht auf einmal über mich verhängen.

Heute ist der 4. Juni.

Lesen Sie das Bittgesuch oder die flehentliche Bitte, die ich auf beiliegendem Blatte an Sie richte! Verwenden Sie doch um der Liebe des Herrn willen auf diese Angelegenheit recht große Sorgfalt! Es handelt sich um eine Dienstleistung, die mir von einer Person empfohlen wurde, gegen die ich sehr große Verpflichtungen habe. Ich habe dieser Person auch gesagt, dass niemand als Euere Ehrwürden dies fertigbrächten, da mir Ihre Geschicklichkeit und zugleich auch Ihr Glück in all Ihren Unternehmungen bekannt sei. Lassen Sie sich also diese Sache recht angelegen sein! Sie werden mir dadurch sehr große Freude machen. Vielleicht kann Ihnen der Pater Prior de las Cuevas dabei behilflich sein, wenn ich auch auf Pater García Alvarez noch größeres Vertrauen setze. Zwar scheint die Sache schwierig zu sein; allein wenn Gott es will, dann lässt sich alles leicht machen. Es wäre ein großer Trost für mich, und nach meinem Dafürhalten würde auch unserem Herrn ein großer Dienst damit erwiesen; denn es handelt sich um eine Sache, die bestimmt ist zur Förderung der Seelen und niemandem Schaden bringen könnte.

Nun sehen Sie, was Sie besorgen sollen.

Einen vollständigen Jahrgang der Predigten des Paters Salucio aus dem Orden des heiligen Dominikus, aber (wohlgemerkt) die besten, die man haben kann. Ist es Ihnen nicht möglich, alle Predigten zu bekommen, so senden Sie davon, was erhältlich ist, wenn sie nur recht schön sind. Der vollständige Jahrgang der Predigten enthält: Fasten und Adventspredigten, Predigten auf die Feste unseres Herrn, unserer Lieben Frau und der Heiligen des Jahres, endlich Predigten von Hl. Dreikönig bis zur Fastenzeit und von Pfingsten bis zum Advent.

Es ist mir dies als Geheimnis anvertraut worden, und darum wünsche ich, dass Sie mit niemandem darüber reden außer mit solchen, die Ihnen Aufschluss geben können. Gott gebe, dass Sie so glücklich sind, um alle diese Predigten zu finden! Wenn Sie mir diese zuschicken, so geschehe es durch den Überbringer dieses Briefes, und legen Sie ein gutes Porto bei! Adressieren Sie auch die Briefe, solange ich hier bin, an das hiesige St.JosephsKloster und nicht an meinen Bruder! Es ist dies auch, selbst wenn sie für meinen Bruder bestimmt sind, besser und für den Fall, dass er nicht hier sein sollte, sicherer.

Ich empfehle Ihnen also nochmals die Besorgung dieser Predigten. Wenn Sie auch nicht alle bekommen können, so suchen Sie doch möglichst viele zu erhalten! Die guten Berichte, die mir Pater García Alvarez und Pater Gregor über Euere Ehrwürden und Ihre Töchter senden, gereichen mir zu großem Trost. Könnten sie aber als Beichtväter etwas anderes sagen? Gebe Gott, dass alles wirklich so sei!

Euerer Ehrwürden Dienerin.

237. Brief - An Pater Gonzalo Dávila, Rektor der Gesellschaft Jesu in Ávila, Beichtvater der Heiligen

Ávila, im Juni 1578

Demütiges Selbstgeständnis. Einige Ratschläge.

Jesus sei mit Ihnen!

Seit langer Zeit hatte ich keinen solchen Anlass mehr zur Abtötung wie heute beim Empfang Ihres Briefes. Denn ich bin noch nicht so demütig, dass ich es ertragen könnte, für so hoffärtig gehalten zu werden, Sie aber dürfen Ihre Demut nicht so sehr auf meine Kosten an den Tag legen. Noch nie hätte ich einen Brief von Ihrer Hand so gerne zerreißen mögen wie diesen. Ich versichere Sie, Sie verstehen es gut, mich abzutöten und mich zur Selbsterkenntnis zu führen, da Sie meinen, ich hätte die Ansicht, andere über mich belehren zu können. Gott bewahre mich davor! Dieser Gedanke soll mir ja nie in den Sinn kommen. Ich sehe wohl ein, dass die Schuld bei mir liegt; ich weiß jedoch nicht, ob nicht das Verlangen, Sie vollkommen zu sehen, dafür verantwortlich zu machen ist. Der Grund davon - ich wiederhole es - ist vielleicht eine kleine Schwäche von mir, die mich solche Torheiten vorbringen lasst, oder auch meine Liebe zu Ihnen, die mich antreibt, so freimütig zu Ihnen zu sprechen, ohne meine Worte genügend zu überlegen. Selbst nach meiner Unterhaltung mit Ihnen blieben mir einige Skrupel über gewisse Sachen. Müsste ich nicht fürchten, ungehorsam zu sein, so würde ich auf Ihren Befehl hin gar keine Antwort geben, so groß ist mein Widerstreben dagegen. Gott wolle dies annehmen! Amen.

Einer meiner großen Fehler besteht darin, dass ich in Sachen des Gebetes immer nach meiner eigenen Erfahrung hin urteile. Sie dürfen darum auf das, was ich Ihnen sage, kein Gewicht legen; denn Gott wird Ihnen sicherlich höhere Erleuchtung mitteilen als einer armseligen Frauensperson wie mir. Wenn ich die Gnade erwäge, die mir unser Herr dadurch erwiesen hat, dass ich seine Gegenwart so fühlbar genieße, und wenn ich andererseits die Menge der Geschäfte ins Auge fasse, die durch meine Hände gehen müssen, so finde ich, dass nichts, weder Verfolgungen noch Leiden, so sehr mich ablenken als ebendiese Angelegenheiten. Handelt es sich um eine Sache, die ich schnell erledigen kann, so trifft es sich manchmal, ja sehr häufig, dass ich mich erst um 1 oder 2 Uhr zu Bette begebe, damit nachher meine Seele frei von anderen Sorgen ungehinderter der Gegenwart Gottes sich hingeben kann. Meiner Gesundheit hat dies freilich geschadet, und darum fürchte ich, es möchte eine Versuchung sein, wiewohl die Seele, wie mir scheint, einer größeren Freiheit sich erfreut.

Ich komme mir vor wie einer, der ein sehr wichtiges und dringendes Geschäft hat; er erledigt schleunigst alle übrigen Arbeiten, damit sie ihn in dem nicht hindern, was er für das notwendigste hält. So freue ich mich, wenn ich irgendein Geschäft meinen Schwestern überlassen kann, obwohl es in gewisser Beziehung besser wäre, wenn ich es selbst erledigen würde. Sooft es aus dem angegebenen Grund nicht durch mich geschieht, ersetzt die göttliche Majestät das Mangelhafte, und ich schöpfe auffallenderweise um so mehr Nutzen für meine Seele, je mehr ich bemüht bin, mich von diesen Geschäften fernzuhalten. Ich sehe dies ganz klar ein, und doch achte ich sehr oft nicht darauf, merke aber den Schaden, der mir dadurch erwächst; ich könnte, wie ich wohl erkenne, immer mehr Sorgfalt auf diesen Punkt verwenden, und es würde viel besser mit mir stehen.

Das Gesagte gilt nicht von wichtigen Angelegenheiten, denen man sich nicht entziehen kann und worin ich ebenfalls manchmal fehlen mag. Ihre Geschäfte sind ohne Zweifel derart, und es wäre gefehlt, wenn Sie diese, wenigstens nach meiner Ansicht, durch andere verrichten ließen. Da ich aber weiß, dass Sie leidend sind, so wünschte ich, dass Sie weniger Arbeit hätten. Ich muss in der Tat unseren Herrn lobpreisen, wenn ich sehe, mit welchem Eifer Sie sich der Angelegenheiten Ihres Hauses annehmen; denn ich bin nicht so blind, dass ich die große Gnade, die Ihnen Gott durch diese Fähigkeit verlieh, und das große Verdienst, das Sie sich erwerben, nicht erkennen würde. Das erregt in mir großen Neid, und ich möchte gerne einen solchen Vorgesetzten wie Sie haben. Da Ihnen aber Gott wirklich meine Seele anvertraut hat, so wünschte ich, Sie möchten ihr ebensoviel Sorgfalt zuwenden wie dem Brunnen, den Sie im Kloster zu erhalten sich bemühen. Ich finde diesen Vergleich mit dem Brunnen sehr hübsch; denn ein Brunnen ist in Ihrem Kloster so notwendig, dass sich jede Mühe wohl lohnt, die Sie darauf verwenden.

Ich habe Ihnen nun weiter nichts mehr zu sagen. Ich habe gewiss mit Ihnen in aller Aufrichtigkeit wie mit Gott selbst gesprochen, und so bin ich überzeugt, dass der Obere, der alle seine Kräfte aufbietet, um sein Amt gut zu verwalten, Gott so angenehm ist, dass er in kurzer Zeit das von ihm empfängt, was er sonst erst nach langen Bemühungen erlangen würde. Ich weiß das ebensogut aus Erfahrung wie das eben Gesagte. Nur weil ich Sie immer so sehr mit Arbeiten überladen sehe, kam mir der Gedanke, mit Ihnen zu sprechen, wie ich es getan. Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto klarer sehe ich, wie schon erwähnt, den Unterschied ein, der zwischen mir und Ihnen besteht.

Ich will mich (in Zukunft) bessern und Ihnen nicht mehr gleich meine ersten Eindrücke mitteilen, da mich dies teuer zu stehen kommt. Wenn ich Sie vollkommen sehe, wird meine Versuchung aufhören. Der Herr verleihe Ihnen diese Gnade, da er es vermag! Dies ist mein einziger Wunsch.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

238. Brief - An Maria von Jesu, Novizin in Toledo

Ávila, im Juli 1578

Verwendung ihrer Aussteuer.

…Ich weiß schon, dass Ihnen unser Herr dasselbe zu verstehen gegeben hat wie mir. Aber Seine Majestät will Euer Lieb wissen lassen, dass auch ich davon Kenntnis gehabt habe. Bedenken Sie, dass Sie inmitten dieser Nonnen zur größeren Verherrlichung Ihres Bräutigams beitragen müssen. Es wird dies in besonderer Weise dadurch geschehen, dass ich mit den 5000 Dukaten Ihrer Mitgift mein Wort einlöse; ich habe nämlich am Tage des Hauskaufs versprochen, diese Summe zur Bezahlung des Klosters zu verwenden, in dem meine Töchter jetzt wohnen…

239. Brief - An Pater Dominikus Báñez

Ávila, am 28. Juli 1578

Sie legt ihm nahe, nicht nach Ávila zu kommen. Einkerkerung des Lizentiaten Padilla.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater!

Ich habe einen Brief von Ihnen erhalten und damit wieder einen Beweis von Ihrer Huld und Liebe. Ihre Gefälligkeit gegen mich ist so groß, dass ich nicht anders mich dafür dankbar erzeigen kann als dadurch, dass ich Gott bitte, er möge Ihnen dies und alles übrige vergelten.

Was die von Ihnen beabsichtigte Reise nach Ávila betrifft, so kann es mich, ich gestehe es Ihnen, nur schmerzen, dass Sie diese in Begleitung einer Person antreten wollen, die Ihnen so lästig fällt. Übrigens war auch Ihre Gesundheit in Ávila nicht besonders gut. Ich möchte Sie daher unter dem Vorwand, mir Freude zu bereiten, nicht bitten, hierher zu kommen und Ihre Ferien auf diese Weise zu opfern; es wäre dies nur notwendig, wenn ich mich in großer Notlage befände. Aber diese ist Gott sei Dank jetzt nicht vorhanden. An Arbeiten und Prüfungen fehlt es ja nie; diese ließen mir selbst nicht Zeit, den Trost Ihrer Gegenwart zu genießen, wie ich ihn wünschte. Darum bitte ich Sie vielmehr, nicht hierher zu kommen; richten Sie Ihr Augenmerk auf einen anderen Ort, wo Sie sich besser erholen können, und gehen Sie dorthin! Nachdem Sie ein ganzes Jahr gearbeitet haben, bedürfen Sie einer solchen Erholung gar sehr. Käme während Ihrer Anwesenheit dahier auch der Pater Visitator, so könnte ich aus Ihrer Gegenwart nur wenig Nutzen ziehen.

Glauben Sie es mir, mein Vater; denn ich erkenne ganz klar, dass mir nach dem Willen unseres Herrn in diesem Leben nichts anderes zuteil wird als Kreuz und wieder Kreuz! Was aber noch schmerzlicher ist, ein Teil der Kreuze fällt auch auf alle jene, die mir gerne Trost bringen möchten. Ich erkenne es wohl, dass Gott durch dieses Mittel meine Qual noch erhöhen will. Er sei gepriesen für alles!

Die Prüfung des Paters Padilla schmerzt mich sehr; denn ich halte ihn für einen (großen) Diener Gottes. Möge es dem Herrn gefallen, die Wahrheit ans Licht zu bringen! Wer so viele Feinde hat wie er, der hat auch viel zu leiden, und dem gleichen Schicksal sind wir alle unterworfen; aber es hätte nur wenig zu bedeuten, aus Liebe zu einem so guten Herrn das Leben und die Ehre verlieren zu müssen. Beten Sie immerdar für uns zu ihm; denn ich sage Ihnen, alles ist ganz in Verwirrung!

Mit meiner Gesundheit geht es ziemlich gut. Mein Arm ist noch immer so leidend, dass ich mich selbst nicht ankleiden kann; immerhin aber bessert sich sein Zustand. Ich wünschte nur, dieselben Fortschritte auch in der Liebe Gottes machen zu können. Seine Majestät erhalte Sie und verleihe Ihnen alle Heiligkeit, um die ich für Sie bitte! Amen.

Heute ist der 28. Juli.

Ihre unwürdige Dienerin und wahre Tochter

Theresia von Jesu

Alle Schwestern des hiesigen Klosters, Ihre Dienerinnen, empfehlen sich Ihnen recht sehr. Erlauben Sie doch der Priorin nicht, vom Fleischessen abzulassen! Sagen Sie ihr, sie möchte für ihre Gesundheit Sorge tragen!

240. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, anfangs August 1578

Trost in einer Prüfung. Mitleid mit seinen Prüfungen.

Der Heilige Geist sei immer mit Euerer Paternität, mein Vater, und verleihe Ihnen Kraft, diesen Kampf durchzukämpfen! Es gibt eben in unserer Zeit nur wenige, denen gegenüber der Herr eine solche Wut von seiten des Teufels und der Welt zulässt. Gepriesen sei der Name des Herrn, dessen Wille es ist, dass Euere Paternität so große Verdienste sich sammeln und für eine so heilige Sache leiden! Unsere Natur ist sicher nicht unempfindlich, aber ich versichere Sie, die Vernunft zeigt uns klar, welch guten Grund wir haben, uns zu freuen. Ich bin beruhigt darüber, dass Euere Paternität nicht davor erschrecken, der Exkommunikation verfallen zu sein; übrigens habe ich selbst dies niemals befürchtet…

Gott erhalte Euere Paternität und verleihe mir die Gnade, Sie wenigstens einen Tag in Ruhe zu sehen! Sie bedürfen ihrer sehr, wenn es auch nur wäre, um Kräfte zu neuen Leiden zu sammeln. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen vielmals. Gebe Gott, dass Sie mir auf alle meine Fragen antworten, denn Sie sind wieder ganz ein Biskayer geworden! Die Gelegenheit dazu hat Ihnen ja, wie ich weiß, nicht gefehlt; allein das war kein hinreichender Grund, da ich selbst soviel zu leiden hatte…

241. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, am 8. August 1578

Familienangelegenheiten. Unterwerfung der Unbeschuhten unter den Nuntius.

Jesus sei mit Ihnen!

Hier und in Alba sendet uns Gott Prüfungen. Er sei immerdar gepriesen! Haben Sie keine Sorge über die Abreise des Don Gonzalo mit dem kleinen Laurentius! Mein Bruder wird dies nie zugeben, und er erachtet es nicht als ersprießlich für Ihren Sohn. Ich habe ihm nicht geschrieben, da der Diener schon abgereist war, als man mir den Brief brachte. Ich empfehle Sie alle Gott in meinen Gebeten.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass jetzt die Leiden, so schwer sie nur immer möglich sein können, Schlag auf Schlag über uns kommen. Man hat nämlich ein Gegenbreve erwirkt, kraft dessen wir jetzt alle dem Nuntius unterworfen sein sollen. Mir ist dies nicht unangenehm, da dies in meinen Augen vielleicht der beste Weg ist, um eine eigene Provinz zu erhalten; wenigstens wird Pater Gracián davon befreit, inmitten dieser Leute sein zu müssen.

Ich habe solche Eile, dass ich kaum diese Zeilen zu schreiben weiß; denn ich muss noch den Klöstern (in Alba und Salamanka) über gewisse Dinge Anweisungen geben. Darum schließe ich und bitte Sie, mich Gott zu empfehlen! Mein Zustand ist nicht schlimmer als gewöhnlich; die Leiden sind für mich Gesundheit und Arznei. An Herrn Johann de Ovalle und an Doña Beatrix viele Grüße; die Schwestern des hiesigen Klosters grüßen Sie ebenfalls. Meine Brüder befinden sich wohl; sie wissen noch nicht, dass Petrus sich nach Alba begibt.

Heute ist der 8. August.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

242. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Valladolid

Ávila, am 8. und 9. August 1578

Angst in betreff des Paters Gracián. Der Nuntius alleiniger Oberer der Reform. Bekanntgabe des Gegenbreves in Ávila. Unterwerfung der Heiligen.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Gestern schrieb ich an Sie und sandte den Brief auf dem Wege über Mancera an den Subprior mit der Bitte, sich zu erkundigen, ob Euere Paternität, wie Sie mir mitteilten, sich noch in Peñaranda aufhalten. Ich trug ihm auf, niemandem etwas davon zu sagen, selbst nicht einem Ordensmann, sondern die Übersendung dieses Briefes als Geheimnis für sich zu bewahren. Gleichzeitig sandte ich Ihnen auch zwei Briefe des Rochus, in denen er sehr darauf dringt, dass Euere Paternität baldigst nach Madrid kommen. Er sagt zwar, dass er selbst an Sie schreiben werde, allein da ich fürchte, es möchten die Briefe aufgefangen werden, so teile ich Ihnen selbst mit, was vorgeht.

Falls Sie noch nicht dorthin abgereist sind, wohin Sie Ihrem Briefe gemäß sich begeben wollten, so werde ich einen Eilboten nach Valladolid senden, um der Priorin die Anweisung zu geben, was sie antworten soll. Rochus hält es für überaus wichtig, dass man überall dasselbe sage, da wir sonst verloren wären. Er schickte mir eine schriftliche Vorlage, die ich der Priorin übersende. Ich habe auch die übrigen Klöster davon verständigt. Gebe Gott, dass diese Vorsichtsmaßregel nicht notwendig werden möge!

Es wäre recht traurig, diese Seelen unter der Leitung eines Mannes zu sehen, der sie nicht versteht. Trotzdem aber ist es mein Paulus allein, der mir Kummer und Sorge macht. O wenn ich Sie doch frei wüßte! Ich weiß wirklich nicht warum, allein ich kann mich, wenn ich auch wollte, über alles andere nicht grämen. Der Herr wird für Sie sorgen; und wenn Sie sich in Kastilien in acht nehmen, dann werde ich zufrieden sein.

Mein Wunsch wäre, dass Sie nicht nach Madrid gingen; ich bin nämlich in großer Furcht, dass Sie, wenn Sie zum Messelesen gehen oder davon zurückkehren, in Gefahr kommen könnten. Ich bin erstaunt über die Art und Weise, wie die Dinge vor sich gehen, und ich wünschte, Sie hätten Valladolid schon verlassen und befänden sich an einem Ort, wo wir Ihretwegen ohne Furcht sein könnten. Teilen Sie mir doch um der Liebe willen mit, wo Sie sich aufhalten, damit ich nicht im ungewissen bin, wenn ich Ihnen über irgend etwas Nachricht geben will, wie ich es gegenwärtig bezüglich der Schriftzeichen bin, die Sie geändert haben, ohne mir davon Mitteilung zu machen. Es wäre mein inniger Wunsch, dass Sie immer einen Gefährten bei sich hätten, und wäre es auch nur ein Laienbruder.

Gestern war der Prior des St.ThomasKlosters bei mir. Nach seiner Ansicht würden Sie nicht übel handeln, wenn Sie vor Ihrer Abreise an den Hof noch die Antwort des Johannes und den Erfolg seiner Verwendung für unsere Angelegenheit abwarteten. Der Rektor der Gesellschaft Jesu und mein Bruder, denen ich mitgeteilt, was Sie an Johannes geschrieben haben, sind derselben Meinung. Da man Ihre Breven dem Präsidenten übergibt, sehe ich keinen Grund, warum man Sie so sehr drängt, nach Madrid zu gehen. Was mich betrifft, so würde ich dies wohl aus zwei Gründen wünschen: Fürs erste fürchte ich sehr, man möchte sich Ihrer Person, wenn Sie in Altkastilien blieben, bemächtigen, und wenn dies geschehen sollte - was Gott verhindern wolle -, so wäre es besser, Sie würden sich nach Madrid begeben; fürs zweite würden wir, bevor Sie mit dem König verhandeln, erfahren, was der Nuntius mit Ihnen vorhat; übrigens wird die Anwesenheit des Königs nicht ohne Einfluss sein.

Bis hierher habe ich gestern den Brief geschrieben; wollen Euere Paternität das Geschriebene sich genau ansehen! Ich bin überzeugt, dass Sie der Herr erleuchten wird, um das Rechte zu treffen, nachdem er Ihnen den Frieden zur Ertragung all dieser Leiden verliehen hat; ich habe dies bei Ihrem vertrauten Verkehr mit ihm wahrgenommen.

Als Neuigkeit kann ich Ihnen folgendes berichten: Am vorigen Sonntag, am dritten dieses Monats, machte man den Pater Mariano mit dem Inhalte eines Breves bekannt, das, soviel ich verstehe, wohl dasselbe ist, das man nach Valladolid gebracht hat. Übrigens hat sich Rochus darüber nicht klar ausgesprochen; er bemerkt nur, dass es sehr weitläufig sei und alles zurücknehme, was der vorige Nuntius angeordnet habe. Es muss wohl dasselbe sein, von dem Euere Paternität sprechen, aber man versteht es nicht. Rochus sagt, dies Breve sei vom Papste selbst; allein es ist nach meinem Dafürhalten sicherlich nur vom Nuntius, weil Pater Mariano in seiner Antwort bemerkt, man unterwerfe sich allem, was Seine Herrlichkeit anordnen. Auch fügt er bei, der Nuntius habe ihm befohlen, Euere Paternität nicht mehr als Vorgesetzten anzusehen, sondern einzig und allein dem Nuntius und keinem anderen zu gehorchen. Über diese letztere Anordnung habe ich mich gefreut. Vielleicht verleiht der Nuntius den beschuhten Vätern nicht mehr soviel Gewalt, als sie sich einbilden, und sicherlich wird er auch den König zufriedenstellen wollen. Wie Euere Paternität bemerken, will man mit diesen Reformen endlich Schluss machen; ich habe darüber nicht den geringsten Zweifel. Es wird für mich keine größere Freude geben, als Euere Paternität einmal frei zu wissen von dieser Last. Dann wird alles gut vonstatten gehen.

Hier und in Mancera ist uns noch nichts eröffnet worden. Da der Pater Provinzial von hier noch nicht abgereist ist, müssen diese Väter wohl noch auf etwas warten. Rochus bemerkt, dieses Breve müsse in allen Klöstern bekanntgemacht werden, aber er sagt nicht, ob bloß in den Männerklöstern oder auch in den Frauenklöstern.

Nach Alba habe ich schon geschrieben, die Priorin möchte jene Schwester, von der wir gesprochen haben, behalten; ebenso schrieb ich auch Theresia de Layz, sich damit zufriedengeben zu wollen. Die Gnade, die Ihnen Gott dadurch erweist, dass er Sie inmitten so vieler Arbeiten für einige Augenblicke Ruhe genießen lässt, erfüllt mich mit solchem Troste, dass ich nicht weiß, wie ich noch irgendeinen Schmerz empfinden kann.

Bis hierher war ich mit meinem Briefe gekommen, als der ehr- würdige Pater Rioja mit einem Notar an der Pforte erschien, um uns das Breve bekanntzugeben. Man rief nicht mich, sondern die Mutter Priorin. Soviel ich verstehe, ist dieses Breve dasselbe, das man nach Valladolid bringen musste und das sich, wie man sagt, in den Händen des Königlichen Ratskollegiums befindet. Gott verzeihe mir! Aber ich kann es nicht recht glauben, dass der Nuntius eine solche Anordnung getroffen, will sagen, in dieser Form sich ausgedrückt habe. Hätten Euere Paternität nicht nach dem Gutachten so vieler gelehrter Männer gehandelt, so würde ich mich nicht wundern, wenn Ihnen dieses Breve recht schmerzlich fiele. Da Sie aber in allem so gerecht vorgegangen sind, da Sie fast ein ganzes Jahr lang keine Visitationen mehr vorgenommen haben und sie erst wieder aufnahmen, nachdem Sie aus der Erklärung des Nuntius erfahren hatten, dass er Ihnen die Vollmacht, zu visitieren, nicht genommen habe, so begreife ich nicht, wie man jetzt eine solche Sprache führen kann. So schmerzlich mich übrigens auch diese Sache berührt, so stimmt sie mich doch andererseits zu großer Andacht, wenn ich bedenke, mit welcher Vorsicht und Mäßigung Euere Paternität bei diesen Visitationen zu Werke gegangen sind und wie Sie jetzt zum Lohne dafür solche Beschimpfungen erfahren. Ich versichere Sie, mein Vater, Gott liebt Sie sehr, und Sie ahmen das göttliche Vorbild getreu nach. Freuen Sie sich von ganzem Herzen; denn der Herr gibt Ihnen, um was Sie ihn bitten, nämlich Leiden! Er wird Ihr Verteidiger sein, da er gerecht ist. Er sei gepriesen für alles!

Alle Theologen von Ávila erklären, dass Sie nicht gehalten seien, dem Befehle des Nuntius zu gehorchen, solange er nicht zeige, woher seine Vollmacht stamme. O welch kostbare Schätze sind diese Leiden, mein Vater! Ihr Wert ist unschätzbar, da man durch sie eine so herrliche Krone gewinnt. Wenn ich bedenke, dass unser Herr selbst und alle seine Heiligen diesen Weg gegangen sind, so kann ich nicht umhin, Euere Paternität zu beneiden. Denn jetzt verdiene ich nicht mehr zu leiden; nur jenen Schmerz empfinde ich noch, den mir das Leiden dessen verursacht, den ich so sehr liebe, einen Schmerz, der mich mehr quält als alles, was ich sonst leiden könnte.

Morgen werden wir uns über die Absendung des Julian de Ávila nach Madrid beraten. Er soll übermorgen abreisen, um in unserem Namen dem Nuntius als unserem Obern die Aufwartung zu machen, um in Güte mit ihm zu verhandeln und ihn zu bitten, dass wir nicht der Jurisdiktion der Beschuhten unterstellt werden. Bei seiner Rückkehr werde ich auch an einige Personen schreiben und sie bitten, den Nuntius in Bezug auf Euere Paternität besänftigen zu wollen; ich werde ihnen einige Gründe angeben und ihnen sagen, dass Sie keine Amtshandlung mehr ausüben würden, bis Sie die von ihm gegebene Erklärung vernommen hätten. Ich werde auch beifügen, dass Sie jederzeit gerne bereit gewesen wären, ihm zu gehorchen, wenn Sie nicht erfahren hätten, dass Pater Tostado in der Absicht gekommen sei, um uns zu vernichten. Ich kann ihm in Wahrheit und in aller Aufrichtigkeit sagen, dass ich mit der Anordnung, die er getroffen, sehr zufrieden bin. Denn, wenn wir unbeschuhte Nonnen nur nicht den beschuhten Vätern unterworfen werden, so lässt sich alles übrige leicht ertragen.

Julian de Ávila muss den Nuntius auch um die Erlaubnis einiger Dinge bitten, die in unseren Klöstern notwendig sind, wie z. B. dass die Handwerksleute das Kloster betreten dürfen und dergleichen anderes. Denn man hat mir gesagt, dass wir von dem Augenblick an, wo wir ihn als unseren Obern anerkannt hätten, auch unter seinem Gehorsam stünden. Möge uns der Herr seinen Beistand gewähren!

Dazu kann man uns nicht verpflichten, dass wir ihn beleidigen. Mein heiliger Paulus bleibt mir in meinem Hause, und niemand kann mich hindern, das zu halten, was ich diesem Heiligen gelobt. Unsere Schwestern hat das, was in dem Breve über Euere Paternität gesagt wird, mehr beleidigt als alles andere. Sie empfehlen sich Ihnen recht angelegentlich. Unsererseits wird viel gebetet. Wir haben nichts zu fürchten, mein Vater, sondern im Gegenteil Grund, Gott zu loben, da er uns den Weg geführt hat, den sein eingeborner Sohn gegangen ist. Seine Majestät erhalte mir Euere Paternität und verleihe gnädig, dass ich Sie einmal wieder frei von diesen Kämpfen sehe!

Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Laurentius. Euerer Paternität unwürdige Dienerin und wahre Tochter

Theresia von Jesu

243. Brief - An Rochus de Huerta

Ávila, im August 1578

Schilderung und Begründung der Berechtigung der durch Pater Gracián vorgenommenen Visitationen.

Als der vorige Nuntius gestorben war, hielten wir es für gewiss, dass mit seinem Tode die Vollmachten des Visitators erloschen seien. Als wir aber Theologen und Rechtsgelehrte von Alcalá, von Madrid und einige von Toledo zu Rate zogen, erklärten uns diese, dass dies nicht der Fall sei, weil die Visitation schon begonnen habe. Die Vollmachten seien in diesem Falle trotz des Todes des Nuntius nicht erloschen, da die Visitation noch nicht zu Ende geführt sei. Wäre sie noch nicht begonnen gewesen, so würden die Vollmachten mit dem Tode dessen, der sie gegeben, erloschen sein. Auch der Präsident Covarrubias sagte wiederholt zu Pater Gracián, er solle mit der Visitation fortfahren, bis sie vollendet sei. Hierin waren alle einig.

Als sodann der jetzige Nuntius gleich nach seiner Ankunft von Pater Gracián verlangte, ihm seine Vollmachten und die Visitationsprotokolle vorzulegen, wollte dieser alle seine Vollmachten als Kommissär abgeben. Da stellte man ihm vor, dass dies eine Beleidigung des Königs sei, da er auch von diesem den Auftrag zur Visitation erhalten hätte. Nun begab sich Pater Gracián zum Erzbischof und teilte ihm alle Vorgänge mit. Der Erzbischof gab ihm einen Beweis und hielt ihm vor, dass er weniger Mut habe als eine Fliege; er solle sich zum König begeben und über alles Bericht erstatten. Als Pater Gracián entgegnete, er halte dies aus Rücksicht auf den Nuntius für ungeziemend, erklärte ihm der Erzbischof, dass jeder ein Recht habe, sich an einen höheren zu wenden, und hieß ihn zum König gehen.

Nun befahl der König dem Pater Gracián, sich in sein Kloster zurückzuziehen mit dem Bemerken, dass er selbst die Sache untersuchen werde. Einige Theologen und unter ihnen der angehende Magister Romero, den ich hier selbst über diese Angelegenheit befragte, gaben folgenden Bescheid: Solange der Nuntius die Vollmachten nicht vorzeige, kraft welcher er im gegenwärtigen Falle Anordnungen treffe, sei Pater Gracián nicht gehalten, die Visitation zu unterlassen, und hierfür brachten sie viele Gründe vor. Bis dahin aber hatte er sie noch nicht vorgezeigt, und auch bis jetzt ist dies nicht geschehen, es müsste denn erst in den letzten zehn Tagen der Fall gewesen sein; indessen weiß ich gewiss, dass er von seiten des Königs dazu aufgefordert worden ist.

Trotz all dieser Gutachten machte Pater Gracián ungefähr neun Monate lang keinen Gebrauch mehr von seinen Visitationsvollmachten, nicht einmal, um seinen Namen zu unterzeichnen. Dies tat er, obwohl er wusste, dass der Nuntius unter einem Eide aussagte, er habe dem Pater Gracián die Visitation nicht untersagt, was viele Zeugen bestätigen können. Der Nuntius selbst gab einem Ordensmann, der ihn ersuchte, dem Pater Gracián die Visitationsvollmacht zu entziehen, den Bescheid, es liege dies nicht in seiner Gewalt.

Nach diesen neun Monaten ließ der gegenwärtige Präsident des Königlichen Ratskollegiums den Pater Gracián zu sich rufen und gab ihm den Auftrag, die Visitation wieder fortzusetzen. Dieser nun bat inständig, ihm doch diesen Befehl nicht erteilen zu wollen; allein der Präsident erklärte ihm, dass dies der Wille Gottes und des Königs sei, der ihm selbst wider seinen Willen das Amt eines Präsidenten übertragen habe, und anderes mehr. Pater Gracián fragte ihn, ob er nicht zum Nuntius sich begeben solle, und der Präsident gab ihm zur Antwort: Nein, sondern er möge sich an ihn selbst wenden, wenn er etwas nötig haben sollte. Das Königliche Ratskollegium gab ihm hierauf noch mehrere Instruktionen, kraft welcher er sich überall zu seinem Schutze des weltlichen Armes bedienen konnte.

Man hatte immer geglaubt, dass der Nuntius nach dem, was man von ihm hörte, keine Vollmacht bezüglich der religiösen Orden habe. Und in der Tat hatte der Nuntius nichts mehr unternommen, nachdem der König darüber verdrießlich wurde, dass er so eilig, und ohne ihm davon Anzeige zu machen, gegen Pater Gracián vorging. Aus dem, was er jetzt tut, schließen wir, dass er besondere Vollmachten vom Papste erhalten habe; doch weiß man nichts davon, dass er sie dem Königlichen Ratskollegium oder sonst jemandem vorgezeigt habe.

Pater Gracián befand sich damals in sehr großer Verlegenheit. Hätte er sich an den Nuntius gewendet, ohne dem Befehle des Königs zu gehorchen, so würden wir alle die Gunst des letzteren verscherzt haben; denn der König ist es, der uns jetzt hält und sich beim Papste für uns verwendet. Andererseits wusste man gewiss, dass der Nuntius dahin wirkte, den Pater Tostado, einen beschuhten Karmeliten, zum Visitator zu ernennen; diesen hatte schon der General als seinen Vikar aufgestellt. Dieser Pater war, wie wir gleichfalls gewiss wussten, mit dem festen Entschluss gekommen, alle unsere Klöster aufzuheben; denn nach dem Beschlusse des Generalkapitels durfte man nur zwei oder drei bestehen lassen. Überdies verbot man den Unbeschuhten, Novizen aufzunehmen, und befahl ihnen, die gleiche Kleidung wie die Beschuhten zu tragen. Der Zweck, den Pater Gracián immer im Auge hatte, war nur der Fortbestand der Reform, und er hat nie eine Visitation ohne inneres Widerstreben vorgenommen.

Auch fiel es ihm sehr schwer, die Visitationsprotokolle über die Fehler der beschuhten Karmeliten Andalusiens auszuliefern, da ihm viele Missbräuche unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut worden waren; er setzte sich daher der Gefahr aus, alle zu beunruhigen und viele in üblen Ruf zu bringen. Zudem wusste er nicht, ob der Nuntius der rechtmäßige Obere war, um Abhilfe zu schaffen, weil dieser nie gezeigt hatte, woher seine Vollmachten stammten.

Dies alles ist volle Wahrheit. Ich könnte noch andere Dinge anführen, woraus man, wenn man es wüßte, klar erkennen würde, in welch ungerechter Weise man in jenem Breve gegen Pater Gracián vorgegangen ist. Er hat nie etwas unternommen, ohne das Gutachten tüchtiger Theologen einzuholen; denn obwohl er selbst ein sehr gelehrter Mann ist, so lässt er sich doch nie von seiner eigenen Ansicht leiten. Dass der Nuntius seine Vollmachten nicht vorzeigt, ist, wie er sagt, etwas Neues in Spanien; denn noch immer haben die Nuntien ihre Vollmachten vorgezeigt.

Erwägen Sie, ob es nicht gut wäre, wenn man diese Angaben schön abgeschrieben nach Madrid schicken und sie einigen Personen unterbreiten würde!

Theresia von Jesu

244. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, im August 1578

Mahnung, die Schriftstücke auf sichere Weise dem Nuntius zu übergeben.

Heute, so habe ich geglaubt, muss er wohl den König sprechen, da er gestern im Escorial angekommen ist. Geben Sie wohl darauf acht, dass die Schriftstücke sicher den Händen des Nuntius übergeben werden; denn ich finde, dass manches nur nach Willkür und nicht nach Recht geschieht! Die Errichtung einer gesonderten Provinz muss um jeden Preis angestrebt werden… Ich bitte Sie, diese Schriftstücke meinem Bruder eigens übergeben zu lassen…

245. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, am 14. August 1578

Betrübnis über die Prüfungen des Paters Gracián. Verhaltungsmaßregeln zur Vermeidung der Gefahren, die ihm von seiten der Beschuhten drohten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Wären Sie nicht hierher gekommen, so hätte ich mir aus all unseren Leiden nur wenig Verdienste gesammelt; denn mein Leiden war soviel wie nichts. Allein nachher musste ich alles auf einmal büßen. Bei Ihrem Anblick wurde ich, ich versichere Sie, von solchem Mitleid erfüllt, dass es mir gestern, am Mittwoch, den ganzen Tag das Herz zersprengen wollte. Ich konnte mir in meinem Schmerze gar nicht mehr helfen und hatte wohl guten Grund dazu; denn ich sehe, dass Ihnen überall Gefahr droht und Sie wie ein Übeltäter sich verbergen müssen. Indessen verlässt mich doch keinen Augenblick die Hoffnung auf einen guten Ausgang. Wahrhaftig, mein Vater, der Herr hat ein treffliches Mittel gefunden, um mir Leiden zu bereiten, insofern nach seinem Willen die Schläge gerade dahin fallen, wo sie für mich weit schmerzlicher sind, als wenn sie mich selbst träfen.

Heute, am Vorabend von Mariä Himmelfahrt, übersandte mir der gute Rochus eine Abschrift der [königlichen] Verordnung, die uns großen Trost gewährt hat. Da der König sich in dieser Weise der Sache annimmt, sind Euere Paternität von der Gefahr frei. Dies war für uns alle die einzige Pein, während ich bei allen übrigen Angelegenheiten die Wahrnehmung mache, dass unseren Schwestern der Mut nicht fehlt. Es war der Wille des Herrn, dass mein Schmerz nur von kurzer Dauer war. Ein Glück war es, dass Euere Paternität gerade um diese Zeit die Reise unternahmen und sich nach dem Escorial begaben.

Durch Peter, der mir als Bote dient, können Sie mir das Ergebnis Ihrer Besprechung im Escorial und wie es überhaupt mit unserer Angelegenheit dort steht, berichten. Lassen Sie auch dem Kloster in Valladolid Nachricht geben, da man dort um Sie besorgt ist! Ihr Bote ist angekommen, und sie haben vernommen, was dem Pater Johannes von Jesu widerfahren ist. Vergessen Sie dabei auch nicht, ob man nicht für Pater Johannes vom Kreuz etwas tun könne, und berichten Sie mir, ob es nicht ratsam sei, jemanden an den Nuntius zu senden, um ihm zu zeigen, wie es mit dem Gehorsam der Unbeschuhten stehe, nachdem wir uns alle seiner Autorität unterworfen haben. Über den letzteren Punkt werden auch wir uns dahier beraten und tun, was uns als das beste erscheint für den Fall, dass Euere Paternität nicht mehr in Madrid sein sollten. Denn der Gerechtigkeit unserer Sache kann ein solcher Schritt nicht schaden, nachdem wir den Nuntius einmal als unseren Oberen anerkannt haben. Heute habe ich Briefe von Valladolid und Medina erhalten; dort haben die Beschuhten noch nichts bekanntgegeben. Diese müssen schon gewusst haben, was vorgeht, sonst hätten sich nach meinem Dafürhalten diese meine Brüder nicht so saumselig benommen.

Darüber bin ich, mein Vater, etwas besorgt, dass weder in der königlichen Verfügung, noch auch bei diesem allgemeinen Aufruhr ein anderer Visitator genannt wird als Pater Gracián. Ich wünschte nämlich nicht, dass in Rom Einspruch gegen ihn erhoben werde. Es dürfte darum gut sein, dass Euere Paternität sich an jene Vision erinnern, die Paulus geschaut und die durch jene andere, die der Angela zuteil geworden, bekräftigt zu sein scheint. Entfernen Sie von diesem Feuer alles, was Sie noch entfernen können; nur hüten Sie sich, dem König zu missfallen, was auch Pater Mariano immer dagegen sagen mag! Denn Ihr Gewissen gestattet Ihnen nicht, in jenen Dingen ihm zu folgen, in denen Sie anderer Meinung sind, da Sie schon in Verwirrung geraten, wo nichts zu fürchten ist, wie dies in der letzten Zeit der Fall gewesen. Übrigens hätte alle Welt ein solches Verfahren gebilligt. Möchten sich doch diese Väter bezüglich ihrer Streitigkeiten vergleichen! Steht einmal alles fest und sicher, so werden Sie sich noch mancher Gefahr auszusetzen haben, ohne sich deshalb Skrupel zu machen. Ich versichere Sie, meine größte Pein in diesen Wirken war eine mir ganz unerklärliche Furcht, Sie von dem Amte eines Visitators noch nicht enthoben zu sehen. Will aber der Herr, dass Sie die Visitation weiterführen, so wird er Sie auch wie bisher beschützen; allein ich werde nie ohne Sorge sein.

Um sich von dem angedeuteten Feuer fernzuhalten, bedürfen Sie Ihrer ganzen Klugheit, damit Sie keine andere Furcht an den Tag legen außer jener, Gott zu beleidigen; und Sie haben auch in der Tat nichts anderes zu fürchten. Wenn Sie mit dem Nuntius sprechen können, so rechtfertigen Sie sich, falls er Sie anhören will; erklären Sie ihm, dass Sie sich stets gerne seiner Autorität fügen werden; wenn dies bisher nicht der Fall gewesen, so sei es geschehen, weil Sie gewusst hätten, dass Pater Tostado die Absicht gehabt habe, ein so gottgefälliges Werk wie die Reform in seinem Beginne zu zerstören. Sie können ihm auch sagen, er möge sich selber über den gegenwärtigen Stand der Klöster unterrichten lassen, und anderes mehr.

Außerdem müssen Sie die Errichtung einer eigenen Provinz mit allen möglichen Mitteln betreiben und sich auf alle Bedingungen einlassen, die man verlangt. Daran ist für uns und für das Gedeihen der Reform alles gelegen. Darüber sollte man mit dem König, mit dem Präsidenten, mit dem Erzbischof und allen anderen sich besprechen und ihnen begreiflich machen, dass alle Ärgernisse und Streitigkeiten darin ihren Grund haben, dass noch keine eigene Provinz errichtet wurde. Dies sei besonders in Kastilien der Fall, wo die Beschuhten tun, was sie wollen, weil über sie weder ein Visitator noch eine Autorität, die sie zurückhielte, gesetzt sei. Euere Paternität werden dies besser zu sagen wissen als ich, und ich bin so einfältig, dass ich Sie jetzt darauf aufmerksam mache; ich rede nur deshalb davon, weil Sie bei Ihren anderen Sorgen vielleicht das vergessen könnten.

Ich weiß nicht, ob Peter Ihnen diesen Brief bringen wird, da er kein Maultier bekommt; jedenfalls aber werde ich für einen zuverlässigen Boten sorgen. Um der Liebe willen bitte ich Sie, mir über alles Nachricht geben zu wollen, wenn Sie auch nur wenig Zeit haben sollten; teilen Sie mir auch mit, wie es dem Pater Mariano ergeht.

Die Schwestern des hiesigen Klosters empfehlen sich angelegentlich Ihrem Gebete. Könnten Sie sehen, mit welcher Teilnahme sie von Ihren Leiden reden, Sie würden gerührt werden; das alles geschieht meinem Vater zulieb. Die Schwestern in Veas und Caravaca dauern mich; wir haben einen Boten an sie gesandt. Diese sind jetzt wohl sehr betrübt, da sie nicht sobald andere Nachrichten erhalten werden. Die an sie gesandten Briefe enthalten zwar große Hoffnungen, aber zugleich auch die Nachricht von Ihrem Leiden, damit sie Euere Paternität um so angelegentlicher Gott empfehlen. Wenn Sie in Madrid jemand finden, durch den Sie ihnen Nachricht geben können, so sagen Sie es um der Liebe willen dem Rochus. Gestern habe ich ihm fünfzig Dukaten geschickt; heute sende ich ihm, was von den tausend Realen noch fehlt.

Es würde mir sehr leid tun, wenn Euere Paternität bei dieser Hitze in Madrid bleiben müssten und besonders da, wo Sie jetzt sind. Da sich die Untersuchung dieser Angelegenheit in die Länge ziehen wird, so wäre es wohl gut, wenn Sie sich nach Mancera begeben würden; sorgen Sie um der Liebe willen dafür, da Sie näher bei uns wären. Benachrichtigen Sie mich doch, was mit den Gefangenen in Pastrana geschehen ist. O wenn doch eine andere Schauung die Qual verdrängen würde, die Ihnen jene verursacht hat, die sie einst gehabt! Gott gebe dies und verleihe mir die Gnade, Sie in einem solchen Zustand zu sehen, dass ich nicht mehr so sehr um Sie besorgt sein muss! Amen.

Heute ist der Vorabend des Festes unserer Lieben Frau im August. Es ist dies mit einem Worte eines ihrer Feste, an denen wir die Leiden und Freuden als Geschenke ihrer Hand empfangen.

Euerer Paternität unwürdige Untergebene und Tochter

Theresia von Jesu

246. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 19. August 1578

Reformangelegenheiten. Pater Waldemar und die Karmelitinnen zu Medina. Pater Mariano und die Jesuiten in Ávila.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Wir haben uns außerordentlich über den Brief gefreut, den Peter gebracht hat. Er ist ja voll guter Hoffnungen, die allem Anscheine nach sich verwirklichen müssen. Möge unser Herr sie erfüllen, wie es zu seiner größeren Ehre gereicht! Indessen kann ich doch nicht ohne Sorge sein, bis ich weiß, dass Paulus mit Mathusalem gesprochen hat und wie es ihm dabei ergangen ist. Ich bitte Euere Paternität um der Liebe willen, mir davon Nachricht zu geben, sobald Sie es in Erfahrung gebracht haben!

Recht tief betrübt bin ich über die Nachricht von dem Tode des so katholischen Königs von Portugal, und ich bin sehr unwillig über jene geworden, die es zuließen, dass er einer so großen Gefahr sich aussetzte. Die Welt erteilt uns auf alle mögliche Weise die Lehre, dass wir nur geringe Sicherheit in den Freuden finden, außer wir suchen sie im Leiden.

Suchen Euere Paternität mit allen möglichen Mitteln, wie Sie es für gut finden, und ohne Rücksicht auf die gestellten Bedingungen die Errichtung einer eigenen Provinz zu erwirken! Es wird dann zwar nicht an anderen Prüfungen fehlen; allein wir hätten wenigstens Ruhe, und dies wäre schon etwas Großes. Wenn jetzt auch die Beschuhten den Nuntius in derselben Angelegenheit dringend ersuchen würden, und sie täten es, wie ich glaube, auch gerne, so wäre das von großer Bedeutung. Ich wünschte, dass Sie es nicht unterließen, einen Versuch zu machen; denn wenn der Nuntius keinen Widerspruch von seiten der Beschuhten sieht, so wird er gerne dazu bereit sein. Uns hat die Antwort sehr gefallen, die er ihnen bezüglich ihres Verhaltens in Medina und bezüglich ihrer dringenden Bitten, die Nonnen möchten sich unter den Gehorsam ihres Provinzials stellen, gegeben hat. Dort befindet sich nämlich Pater Waldemar als Vikar. Er hat die nötige Stimmenmehrheit als Prior nicht erhalten, und so ernannte ihn der Provinzial zum Vikar, um dem dortigen Kloster wieder aufzuhelfen. Seit jenem Verfalle ist er auf die Mutter Priorin Alberta sehr schlecht zu sprechen. Diese Väter verbreiten das Gerücht, dass sie die Schwestern leiten wollen und anderes mehr. Was die Schwestern betrifft, so sterben sie vor Furcht, so sehr scheuen sie den Pater Waldemar. Ich aber habe sie schon beruhigt.

Wenn Euere Paternität es für gut erachten, dass wir uns dem Nuntius gegenüber auf irgendeine Weise erkenntlich zeigen, so wollen Sie es uns gütigst mitteilen! Berichten Sie uns auch um der Liebe willen recht bald, wie es Ihnen in der Besprechung mit dem Nuntius ergangen ist! Denn bis dahin bin ich fortwährend in Sorge, obgleich ich zum Herrn hoffe, dass so viele Gebete Erfolg haben werden und dass alles einen guten Ausgang nimmt.

Es hat mich sehr gefreut, dass Euere Paternität eine so gute Wohnung haben. Dies alles war für Sie wirklich notwendig, nachdem so viele Prüfungen über Sie ergangen sind. Ich wünschte, dass Sie in Begleitung des Grafen de Tendilla sich zum Nuntius begäben, wenn Sie den ersten Besuch bei ihm machen. Falls letzterer Ihre Entschuldigung annimmt, können Sie sich leicht gegen alle Verleumdungen rechtfertigen, die man über Sie ausgestreut hat. Ich für meine Person glaube sicher, dass der Nuntius, wenn sich eine angesehene Person für den Pater Johannes bei ihm verwendete, sogleich die Anordnung treffen würde, ihn freizulassen und ihn in eines unserer Klöster zu schicken; man dürfte ihm nur sagen, er möchte sich über die Tugenden dieses Paters erkundigen, und ihm zeigen, auf welch ungerechte Weise man ihn gefangenhalte. Ich weiß nicht, wie es kommt, dass sich niemand um diesen heiligen Mann annimmt. Die Fürstin de Eboli würde sich wohl gerne für ihn verwenden, wenn Pater Mariano sie darum ersuchen würde.

Die Väter der Gesellschaft drängen sehr, dass Pater Mariano kommt; denn sie benötigen ihn recht sehr. Wenn seine Anwesenheit in Madrid nicht notwendig ist, so bitte ich Sie um der Liebe willen, ihn zu senden; sie haben nämlich schon seit langem um ihn gebeten. Sie reichen jetzt beim Nuntius ein Bittgesuch ein, damit er ihm die Erlaubnis gebe. Die ganze Reise hierher und wieder zurück beträgt nur fünf oder sechs Tage; hier braucht er nicht länger als einen halben oder höchstens einen Tag zu bleiben. Vergessen Euere Paternität dies nicht bei Ihren anderweitigen Geschäften! Halten Sie es für ein großes Glück, dass Sie ihm den Auftrag geben können, ihnen diese Gefälligkeit zu erweisen; wenn auch die Sache, um die es sich handelt, von geringer Bedeutung zu sein scheint, so ist doch diesen Vätern sehr viel daran gelegen.

Ich weiß nicht, womit wir dem Don Didakus die große Liebe vergelten können, die er Ihnen erweist. Die Bezahlung dafür muss von oben kommen. Entrichten Sie ihm eine recht freundliche Empfehlung von mir und sagen Sie ihm, dass ich ihn bitten würde, er möchte Sie nicht verlassen, bis er Sie in Sicherheit gebracht habe; denn ich bin noch in Schrecken über jene Todesgefahren, die Ihnen auf Ihren Reisen begegnet sind. Der Herr wolle Euere Paternität in seiner göttlichen Güte vor solchen Gefahren bewahren!

Ich empfehle mich in das Gebet der Doña Johanna; entrichten Sie dem Herrn Sekretär und den dortigen Damen meine Grüße! Ich wünschte recht sehr, dass wir ihnen nicht mehr zu so großen Leiden Ursache werden.

Ich teile Ihnen mit, dass unser Pater General an Doña Quiteria geschrieben hat, wie Sie aus beiliegendem Briefe ersehen werden. Gott verzeihe dem, der ihm in so übelwollender Weise berichtet hat! Erweist uns Seine Majestät die Gnade, dass eine eigene Provinz errichtet wird, so wird es angemessen sein, dass wir sogleich eine Deputation von einigen Patres an ihn senden, und ich glaube, dass wir noch seine besonderen Lieblinge werden. Seien wir indessen vor allem Lieblinge Gottes, dann mag kommen was da wolle! Der Herr behüte Euere Paternität! Amen.

Man läutet schon zur Mette; darum berichte ich nur noch, dass die Priorin und die Schwestern gesund sind. Alle leben in tiefem Frieden und empfehlen sich wie auch mein Bruder in Ihr Gebet. Sie sind sehr erfreut darüber, dass es mit unseren Angelegenheiten so gut vorangeht; die größte Freude für mich aber wäre, es möchte diese unselige Visitation, die mich soviel gekostet hat, einmal ein Ende nehmen, so dass Euere Paternität nichts mehr damit zu schaffen hätten. Aber trotz dieses sehnlichen Wunsches lebe ich immer in Furcht, es möchte ein so großes Glück nicht von langer Dauer sein.

Heute ist der 19. August.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

247. Brief - An Rochus de Huerta

Ávila, im August 1578

Sie wünscht Aufschluss darüber, ob Pater Gracián den Nuntius besucht hat. Mitleid mit dem guten alten Pater Antonius. Dankbarkeit gegen den Grafen de Tendilla.

…Kümmern Sie sich um nichts! Denn der Herr wird alles in Ordnung bringen gerade in dem Augenblick, in dem man nicht daran denkt. Ich vermute, und zwar sehr stark, dass unser Vater sich den Händen des Herrn Nuntius übergeben wird. Noch lieber wäre es mir gewesen, wenn er sich Gott überlassen und sich den Gefahren einer Reise nach Rom, auch wenn sie groß gewesen wären, ausgesetzt hätte; ja ich hätte gewünscht, dass er sich denen angeschlossen hätte, die dorthin gegangen sind. Vielleicht weiß ich nicht, was ich sage.

Teilen Sie mir um der Liebe willen in aller Kürze mit, was vorgeht, da wir alle in Angst sind, sowie auch, wie es dem Pater Antonius ergeht, über den ich sehr besorgt bin; denn es sind große Schläge für einen, der so krank und schwach ist.

Der Brief des Grafen hat mich sehr getröstet; mir scheint, dass sich Gott seiner bedient, um uns behilflich zu sein. Hier antworte ich, und dieser Brief ist von außerordentlicher Wichtigkeit. Ich möchte nicht, dass er in falsche Hände käme. Wenn Sie sich dort befinden, dann übergeben Sie ihm den Brief; wenn nicht, dann senden Sie ihn durch einen eigenen Boten! Bedenken Sie, dass es von großer Bedeutung ist, dass er nicht verlorengeht.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Rochus de Huerta, Königlicher Forstmeister der Berge, in Madrid.

248. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, Ende August 1578

Ratschläge bezüglich seines Benehmens in Madrid und Trost bei seiner Verfolgung.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Der Brief, den Sie mir geschrieben, ist so voll von Unmut und Melancholie, dass ich große Lust hätte, Ihnen einen recht langen Brief als Antwort zu schreiben. Allein ich musste glücklicherweise die anderen Briefe, die hier beiliegen, erledigen, und jetzt ist mein Kopf zu sehr geschwächt. Wollen Sie gütigst die Adresse aus das Schreiben an den Nuntius setzen; ich schrieb sie nicht selbst, weil ich fürchte, ich könnte mich irren. Lassen Sie diese von einer der dortigen Damen schreiben, deren Schrift der meinigen am ähnlichsten ist!

Was das erste betrifft, so ist mein Paulus recht ungeschickt, dass er sich solche Skrupel macht. Teilen Sie es ihm mit! Sonst habe ich Euerer Paternität nichts zu sagen, als dass alle Theologen erklären, Sie könnten im Gewissen ganz ruhig sein, bis man Ihnen das Breve bekanntgegeben hat. Es wäre daher töricht, sich den Händen des Nuntius zu übergeben, ehe der Präsident ihn besänftigt hat. Auch sollten Sie zum erstenmal womöglich in Begleitung des Präsidenten sich beim Nuntius vorstellen.

Geben Sie sich doch um der Liebe willen in Ihren Gedanken nicht soviel mit Prophezeiungen ab! Gott wird alles recht machen. Jetzt begreife ich, was mir Joseph bezüglich der Abwesenheit des Ardapilla gesagt, dass sie nämlich für unsere Angelegenheiten förderlich sei; und wenn er missliebig ist, zweifle ich auch nicht daran. Was jene Eremiten betrifft, so brauchen wir uns nicht zu kümmern; denn wie Gott das Böse an das Licht bringen will, so wird er auch das Gute offenbar machen.

Zum Messelesen sind Sie nicht verpflichtet; ich habe mich darüber befragt, und übrigens wissen Sie es ja selbst. Bleiben Sie in größter Verborgenheit dort, wo Sie sind! Dies ist die Sorge, die ich habe. Wenn Sie bei einem so bequemen Leben schon solchem Unmut Raum geben, wie wäre es Ihnen dann erst ergangen, wenn Sie das Los des Paters Johannes vom Kreuz getroffen hätte!

Das Geld wird dem Alfons Ruiz bezahlt werden. Wenn er noch nicht abgereist ist, so sagen Sie ihm, ich hätte schon nahezu hundert Fanegas Getreide. Das Geld für Malagón müsse bald gesendet werden; von dort werde er auch sein Getreide erhalten. Mein Kopf hält nicht mehr stand, mein guter Vater. Gott sei mit Ihnen! Da Sie im Dienste einer so erhabenen Frau, wie die allerseligste Jungfrau ist, stehen, so machen Sie sich durchaus keine Sorge, wenn Sie auch, wie ich sehe, Anlass dazu hätten. Herzlichen Gruß an Doña Johanna!

Theresia von Jesu

Lassen Sie dem Präsidenten sagen, dass wir eifrig für ihn zu Gott beten, er möge ihn gesund erhalten!

Anschrift: An meinen Vater, Pater Magister Hieronymus Gracián.

249. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, im August 1578

Leiden des Paters Johannes vom Kreuz im Gefängnis zu Toledo. Seine Befreiung.

… Mir schwebt, ich versichere Sie, immer vor Augen, wie man mit Pater Johannes vom Kreuz umgegangen ist. Ich begreife nicht, wie Gott so etwas zulässt. Euere Paternität aber wissen noch lange nicht alles. Neun Monate lang befand er sich in einem sehr engen Kerker, in dem er, so klein er auch an Gestalt ist, kaum aufrecht stehen konnte. Während dieser Zeit ließ man ihn, obgleich er todkrank war, nicht einmal das Unterkleid wechseln. Drei Tage vor seiner Flucht gab ihm der Subprior eines von seinen Unterkleidern und verabreichte ihm einige sehr scharfe Züchtigungen. Während der ganzen Zeit seiner Gefangenschaft hat ihn niemand besucht. Ich beneide diesen heiligen Mann recht sehr. Gepriesen sei unser Herr, der ihn zur Erduldung eines solchen Martyriums für fähig befunden hat! Aber es ist gut, dass dies alles bekannt ist, damit man sich in Zukunft vor diesen Leuten in acht nimmt. Gott verzeihe ihnen! Amen…

Man sollte einen Bericht verfassen, um dem Nuntius zu zeigen, wie diese Väter mit diesem heiligen Manne, Pater Johannes, verfahren sind, ohne dass er irgendeine Schuld hatte. Es ist dies in der Tat recht beklagenswert. Sagen Sie es dem Pater Germanus, dass er diesen Bericht verfasst; er ist ganz der rechte Mann dazu.

250. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, Mitte September 1578

Sorge für die Gesundheit des Paters Johannes vom Kreuz.

… Ich war recht schmerzlich berührt, als ich erfuhr, welche Leiden Pater Johannes erdulden musste; auch schmerzte es mich, dass man ihn sogleich nach Madrid reisen ließ, obwohl er so krank war. Gott gebe, dass er uns jetzt nicht wegstirbt! Sorgen doch Euere Paternität dafür, dass er in Almodóvar gut gepflegt wird und dass man ihn dort nicht fortlässt, wenn man mir einen Gefallen erweisen will. Unterlassen Sie ja nicht, diese Anordnung zu treffen, und vergessen Sie das nicht! Ich versichere Eure Paternität, dass Ihnen nur wenige bleiben, die ihm gleichen, wenn er stirbt…

251. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, im September 1578

Bitte an die Priorin, gegen den Kaplan des Klosters auch weiterhin nachsichtig zu sein.

…Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, meine Tochter, geduldig zu schweigen. Denken Sie nicht mehr daran, diesen Pater vom Kloster zu entfernen, so viele Leiden und Verdrießlichkeiten er ihnen auch bereiten mag, vorausgesetzt, dass Gott dadurch nicht beleidigt wird! Denn es ist mir unerträglich, mich gegen einen Mann undankbar zu erzeigen, der uns so viel Gutes erwiesen hat. Ich erinnere mich noch gut an jene Zeit, wo er uns, als man uns bei einem Hauskauf hintergehen wollte, vor dieser List bewahrte, und ich kann den Dienst, den er uns bei dieser Gelegenheit erwiesen, sowie die Schwierigkeiten, aus denen er uns befreit hat, nie vergessen. Immer hielt ich ihn für einen Diener Gottes und seine Absichten für gut. Ich sehe wohl ein, dass dies Bestreben, mich dankbar zu erzeigen, keine Vollkommenheit von mir ist; es ist dies ohne Zweifel eine Naturanlage; denn mit einer Sardine, die man mir schenkt, könnte man mich gewinnen…

252. Brief - An die Fräulein Agnes und Elisabeth de Osorno, die in den reformierten Karmel aufgenommen werden wollten

Ávila, im September 1578

Eitelkeit der Welt. Prüfungen der Reform. Ermunterung zum Gottvertrauen.

Jesus sei mit Ihnen!

Ihren Brief habe ich erhalten. Es macht mir immer Freude, wenn ich von Ihnen Nachricht erhalte und sehe, wie unser Herr Sie in Ihren guten Vorsätzen bewahrt. Es ist dies keine kleine Gnade, die er Ihnen in diesem Babylon gewährt, wo Sie immer Dinge zu hören bekommen, die mehr geeignet sind, die Seele zu zerstreuen als zu sammeln. Freilich wird eine kluge Einsicht beim Anblick so vieler und verschiedener Ereignisse sich mehr und mehr von der Eitelkeit und kurzen Dauer alles Irdischen überzeugen.

Seit mehr als einem Jahre nehmen die Angelegenheiten unseres Ordens einen derartigen Verlauf, dass man sich recht ängstigen müsste, wenn man darin nicht die Absichten Gottes erkennen würde. Sieht man aber ein, dass diese Prüfungen nur zur Läuterung der Seelen dienen und dass schließlich Gott doch wieder seinen Dienern beistehen wird, dann ist kein Grund vorhanden, sich zu betrüben, sondern man muss nur innig wünschen, dass die Leiden sich vermehren, und Gott preisen, dass er uns gewürdigt hat, um der Gerechtigkeit willen zu leiden. Preisen auch Sie ihn und vertrauen Sie auf den Herrn! Denn zu einer Zeit, wo Sie es nicht vermuten, werden Sie Ihre Wünsche erfüllt sehen. Seine Majestät erhalte Sie und verleihe Ihnen die Heiligkeit, um die ich für Sie zu ihr flehe! Amen.

253. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 29. September 1578

Mahnung zur Absendung von zwei unbeschuhten Karmeliten nach Rom, um die Errichtung einer eigenen Provinz zu erwirken.

… Dies alles ist von höchster Wichtigkeit; wenn diese beiden Väter nicht mitsammen nach Rom reisen können, so soll doch wenigstens einer sich dorthin begeben. Besser aber ist es, wenn beide miteinander die Reise machen. Beide sind mit den Vätern der Gesellschaft [Jesu] befreundet, was für die Verhandlung unserer Angelegenheiten von nicht geringem Einfluss sein dürfte. Schreiben Sie mir um der Liebe willen in jedem Falle bald, damit wir nicht mehr länger mit Erwartungen hingehalten werden. Die ganze Welt wundert sich, dass wir niemanden in Rom haben, der unsere Angelegenheiten vertritt; darum tun die Beschuhten, was sie nur immer wollen. Die zwei Väter sollen eine Denkschrift mit nach Rom nehmen zu dem Zwecke, um, wenn es möglich wäre, einen besonderen Protektor für die Unbeschuhten zu erlangen.

Jetzt ist der Augenblick, wo wir ohne Verzug handeln müssen; Euere Paternität sehen, wie wenig Zeit wir haben. Sie können mir von Madrid aus Nachricht geben, ob es nicht schon zu spät ist; denn so sehr man sich auch beeilen mag, so scheint doch dieser ganze Monat notwendig zu sein. Ich muss über mich selber lachen; nimmt es sich ja doch so aus, als ob ich jene, die gesendet werden sollten, nur so bei der Hand hätte und als besäße ich die Mittel zur Bestreitung ihrer Reisekosten. Allein wenn man nicht anfängt, wird aus der Sache niemals etwas werden. Wir hätten schon damals anfangen sollen, als wir uns dem Breve unterwarfen.

Pater Antonius beklagt sich schrecklich darüber, dass wir ihm nichts gesagt haben, und er hat Grund dazu. Ich muss mich nur wundern über Rochus, dass er ihm nichts mitgeteilt hat, nachdem es doch so viele Botengelegenheiten von Madrid nach Granada gibt. Ich habe letzterem geschrieben, Euere Paternität müssen ihm davon Nachricht geben; denn solange er nichts wusste, konnte er ohne Bedenken von seinen Vollmachten Gebrauch machen. Ich weiß nicht, wohin ich seinen Brief gebracht habe; wenn ich ihn finde, werde ich ihn Ihnen zusenden.

Ich versichere Sie, es tut mir wehe, dass Euere Paternität unter den unbeschuhten Karmeliten Leute haben, die so wenig Treue bewahren; ich sage dies von dem, der mit Pater Balthasar gegangen ist. Da haben sich die Kerkermeister der Beschuhten doch noch besser gehalten. Gebe Gott, dass dieser Pater es nicht aus eigenem Antrieb tut, wenn er sich frei sieht! Übrigens ist es besser, wenn er draußen bleibt.

Ich fürchte immer, ob nicht die Beschuhten den Frater Johannes vom Elend gefangenhalten; denn seitdem diese erklärten, sie hätten ihn gesehen, ist er nicht mehr zum Vorschein gekommen. Der Herr wolle überall Abhilfe schaffen und Euere Paternität erhalten, wie ich und Ihre Töchter ihn darum bitten! Amen. Mit meiner Gesundheit steht es so ziemlich gut. Die Priorin von Salamanka hat mir geschrieben, sie habe Euerer Paternität von der Aufnahme der Postulantin schon Mitteilung gemacht.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Teilen Sie dem Pater Mariano mit, was Sie von diesem Briefe zur Mitteilung für geeignet halten; entrichten Sie ihm sowie auch dem Pater Bartholomäus meine Empfehlungen und geben Sie mir recht bald Nachricht über die Angelegenheit der Reise nach Rom! Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass sich in Madrid ein Pater der Gesellschaft Jesu befindet, der ein sehr treuer Freund von mir ist. Man sagt, er sei daselbst wegen des Präsidenten des Königlichen Ratskollegiums. Ich weiß nicht, ob er nicht ein Landsmann von ihm ist. Wenn Sie es für notwendig erachten, werde ich ihm schreiben; er heißt Paulus Fernández.

Dieser Brief wurde einem Fuhrmann zur Besorgung übergeben. Da man ihn aber krank zurückbrachte, händigte er ihn mir wieder aus. Ich öffnete ihn wieder, um zu sehen, was ich denn geschrieben. Es scheint mir gut zu sein, dass Euere Paternität ihn lesen, wenn Sie auch dabei müde werden sollten.

Anschrift: An meinen Vater und Magister Pater Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes.

254. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, im Oktober 1578

Verteidigung der Reform. Instruktion für die Unterhandlung mit dem Ordensgeneral, um seine Gunst zu gewinnen für die Errichtung einer gesonderten Provinz der Unbeschuhten.

…Sie haben ihm in der Tat genug Briefe geschrieben und erwiesen ihm dadurch eine große Ehre; indessen haben Sie das Gegenteil von dem erreicht, was Sie verlangten. Er selbst schreibt nicht an unsere Klöster und tritt mit ihnen in keinen Verkehr; er handelt, als ob er nicht unser Vorgesetzter wäre. Man sieht deutlich, dass man ihm Dinge über uns gesagt haben muss, die ihn zu einem so befremdenden Verhalten bestimmen.

Drei Dinge sind es, die wir von unserem wohlehrwürdigen Pater General zu erlangen wünschen und die für unsere Klöster von größter Bedeutung sind.

Das erste ist, dass man ihn von der Unwahrheit dessen überzeugt, was man ihm über Theresia von Jesu berichtet hat. Denn sie hat in der Tat nie etwas getan, was sich nicht für eine ganz gehorsame Tochter ziemte. Dies ist volle Wahrheit, und man wird nie etwas anderes an ihr entdecken. Er weiß übrigens, dass sie um keinen Preis in der Welt eine Lüge sagen würde. Er weiß auch, wozu jene fähig sind, die sich von der Leidenschaft beherrschen lassen und mit ihr nichts zu besprechen pflegen, wie er es selbst bestätigt gefunden. Er möge darum Erkundigungen einziehen und als Hirte nicht ein ganz ungerechtes Verdammungsurteil fällen, ohne die Parteien zu hören. Soll aber nur das Geltung haben, was man ihm hinterbracht hat, so möge er Theresia von Jesu ohne Verzug strafen und ihr eine Buße auferlegen, aber nicht mehr weiterhin zürnen; denn alles andere wird sie leichter ertragen, als den Obern über sie erzürnt zu sehen.

Wenn sonst die Väter ihren Kindern selbst die größten Vergehen verzeihen, so wird er um so mehr einer Tochter verzeihen können, die kein Vergehen sich zuschulden kommen ließ und bei Errichtung der Klöster die schwersten Mühseligkeiten auf sich nahm, weil sie glaubte, ihm dadurch Freude zu machen. Denn sie erkennt ihn nicht nur als ihren Obern an, sondern trägt auch die innigste Liebe zu ihm. Er möge doch nicht so vielen Dienerinnen Gottes seine Ungnade fühlen lassen, da niemand an ihnen eine Schuld findet! Möge er sie als seine Töchter betrachten, wie er sie immer dafür gehalten, und sie als solche anerkennen; denn ihre Werke machen sie dessen nicht unwürdig!

Ich komme nun zum zweiten Punkte. Nachdem die Vollmacht des apostolischen Visitators erloschen ist, stehen die Klöster der unbeschuhten Nonnen unmittelbar unter der Jurisdiktion des wohlehrwürdigen Ordensgenerals. Nun wolle dieser Vorgesetzte aufstellen, an die man sich wenden könne, sowohl bezüglich der Visitation als auch bei anderen Anlässen, die sich oft ergeben. Diese Vorgesetzten aber sollen aus den unbeschuhten Karmeliten der ursprünglichen Regel genommen werden, und er möge die Nonnen nicht der Leitung der beschuhten Väter unterstellen; denn die Lebensweise der einen ist in vielen Punkten sehr verschieden von jener der anderen, und es ist unmöglich, dass ein Mann, der nicht nach der gleichen Regel lebt, die vorkommenden Fehler würdigen und verbessern kann. Unser wohlehrwürdiger Pater General weiß es, welch üble Erfahrung unsere Nonnen bezüglich ihrer Leitung schon gemacht haben. Wenn ihm damit gedient wäre, so könnte man ihm zeigen, wie wenig Glück jener Pater in seiner Regierung hatte, dem er die Leitung dieser Klöster in der letzten Zeit anvertraut hatte; dennoch aber würden ihn die Schwestern als den besten wählen. Es war dies vielleicht nicht seine Schuld, da er nicht die Erfahrung besaß, die, wie ich schon sagte, notwendig ist; daraus aber entsteht großer Schaden. Überdies haben die zwei apostolischen Visitatoren, und zwar unter einem Gebote, verordnet, dass die Nonnen dem Ordensgeneral und einem von ihm beauftragten Stellvertreter untergeben seien; dieser letztere sollte aus der Zahl jener sein, die nach der ursprünglichen Regel leben, d. h. ein unbeschuhter Karmelit, da man den Schaden wahrgenommen, der aus einer gegenteiligen Wahl entspringt.

Gesetzt den Fall, dass der wohlehrwürdige Pater General auf diesen Plan nicht eingeht, so könnten Sie ihm zu verstehen geben, dass die Nonnen sich lieber den Bischöfen unterwerfen, als zugeben, dass sie von den Beschuhten visitiert und geleitet werden. Denn der General ist so weit entfernt, dass man, bevor ein Schaden wieder gutgemacht wird, noch Anlass zu weiteren Verwirrungen geben könnte, was ja, wie Sie wissen, schon vorgekommen ist. Das Gesagte ist auch ein Grund, warum sich die Nonnen den Visitatoren dieser Klöster nicht widersetzten, was sie als reformierte Karmelitinnen hätten tun können; denn sie waren bereits durch Schaden klug geworden, sich in ihrer Gewalt zu sehen. Doch darüber lässt sich nicht reden, bevor man nicht auf dem Vorhergehenden dringend bestanden ist. Ich möchte aber diesen Schritt nicht tun, außer er wäre notwendig, um sich vor dem Untergange zu retten. Denn es wäre in der Tat für die Nonnen eine entsetzliche Qual, dem Ordensgeneral nicht mehr unterworfen zu sein; sollte indessen dieser Fall eintreten, so würden sie überall Unterstützung finden. Abgesehen davon, dass sie ihrer Tugend wegen sowohl beim König als auch bei anderen hochgestellten Personen in sehr hohem Ansehen stehen, sind unter ihnen auch Nonnen von vornehmer Abkunft. Für das, was sie bedürfen, wird es ihnen nie an Geld fehlen, da alle diese Klöster zu einer Gemeinschaft vereinigt und nicht in Not sind. Einige davon haben Personen vom höchsten Range gegründet. Möge Gott es nie dahin kommen lassen, dass diese Nonnen sich in die Notlage versetzt sehen [von der Jurisdiktion eines so guten Hirten getrennt zu werden! Möge er jenem gnädig verzeihen, der das Unkraut gesät hat! Ein Punkt, der von der größten Bedeutung ist und auf den Sie um der Liebe unseres Herrn willen alle Ihre Kräfte verwenden sollen, besteht darin, dass für die unbeschuhten Karmeliten eine eigene Provinz errichtet werde.]

Die Nonnenklöster sollen immer der Leitung des Provinzials unterstehen. Indessen wäre es für diese Klöster, da sie nur mit Gott verkehren, zur Förderung der Abtötung und der Vollkommenheit von größerem Nutzen, wenn deren Leitung womöglich dem Pater Magister Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes übertragen würde; denn dieser hat die Klöster in den letzten Jahren visitiert und dabei ein solches Verständnis und solche Klugheit an den Tag gelegt und ist mit solcher Milde, mit so hoher Vollkommenheit und solchem Ernste verfahren, dass es den Anschein hat, die allerseligste Jungfrau habe ihn eigens dazu auserwählt, um diesen Nonnen zu großem Fortschritt in der Tugend zu verhelfen. Sie gestehen, dass durch jede Visitation ihr Eifer aufs neue entflammt und ihre Seelen überaus gefördert worden seien.

Könnte dies erreicht werden, so wäre es offenbar das beste, und alle Nonnen würden es billigen. Aber es scheint dies unmöglich zu sein; denn der wohlehrwürdige Pater General ist über Pater Gracián ebenso aufgebracht wie über Theresia von Jesu, ja noch mehr. Die Gründe dieser Missgunst werden in einem anderen Berichte angegeben werden. Pater Gracián ist nämlich vom vorigen Nuntius und vom König als apostolischer Visitator aufgestellt worden; und in Anbetracht der Verleumdungen, die man gegen ihn erhoben hat, wundere ich mich nicht, dass der Pater General mit ihm sehr unzufrieden ist.

Es würde gewiss unserem Herrn ein großer Dienst erwiesen, wenn die Ernennung des Paters Gracián zustande käme; allein es scheint dies, wie schon erwähnt, unmöglich zu sein. Darum muss man andere Namen nennen, und zwar entweder den angehenden Magister, Pater Anton von Jesu, oder den Pater Johannes vom Kreuz; denn diese beiden Väter waren die ersten unbeschuhten Karmeliten und sind sehr treue Diener Gottes. Will aber Seine Wohlehrwürden auch von diesen zwei Vätern nichts wissen, so mag er dieses Amt jedwedem anderen übertragen, wenn es nur kein Beschuhter und keiner aus Andalusien ist. Tun Sie, was in Ihren Kräften steht; mit der Zeit wird sich mit Hilfe des Herrn noch mehr erreichen lassen. Zunächst wird es schon genug sein, wenn wir frei bleiben von den Beschuhten.

Wer auch von den Erwähnten als Provinzial aufgestellt werden mag, wird es sich angelegen sein lassen, alljährlich die gewöhnlichen Taxen an den wohlehrwürdigen Pater General einzusenden. Es ist dies ganz billig, da es ein Zeichen der Anerkennung ist, dass er die Visitationsgewalt vom General empfängt. Tut er es nicht - er wird es aber tun, da er dazu verpflichtet ist -, so werden sie dafür die Klöster einsenden. Gibt man den Nonnenklöstern den Pater Hieronymus Gracián als Oberen, so sind sie bereit, das Doppelte, ja noch mehr zu geben; denn ihn als Vorgesetzten zu besitzen, ist ihnen so wichtig, dass ihnen, selbst wenn sie viel mehr geben würden, ein überaus großer Gewinn bliebe. Letzteres dürfte man aber nicht dem General selbst, sondern nur irgendeinem Pater aus seiner Umgebung mitteilen, nachdem man sich zuvor erkundigt hat, wer aus ihnen das meiste Vertrauen bei ihm genießt. Auch wäre es sehr ratsam, das bisher Gesagte zuerst mit diesem Vertrauensmann zu besprechen. Ein Punkt, der in meinen Augen von großer Bedeutung ist, besteht nämlich darin, dass man sich sowohl durch Worte als durch Taten die Umgebung des Generals geneigt macht, damit unsere Angelegenheit zu einem günstigen Abschluss kommt.

Das Dritte, was man vom General erwirken soll, ist, dass Seine Wohlehrwürden die Vollmacht des Oberen unserer Klöster nicht mehr beschränkt, wie dies bei keinem Oberen anderer Klöster der Fall ist. Diese haben, wenn ihnen ein Kloster oder Ordenshaus angeboten wird oder wenn sie selbst ein solches gründen wollen, immer auch die Vollmacht, Nonnen aus anderen Klöstern zu nehmen, um so ein Kloster anfänglich besetzen zu können. Gestattet man dies nicht, so kann sich der Orden nicht ausbreiten, und doch hat noch nie ein General der Ausbreitung seines Ordens Hindernisse in den Weg gelegt. Vielmehr unterstützen sie sonst die Vermehrung der Klöster ihres Ordens und freuen sich darüber, wie es auch bei unserem wohlehrwürdigen Pater General der Karmeliten der Fall war, bevor man ihm so falsche Ansichten über uns beigebracht hat. Ich begreife gar nicht, was man über so eifrige Nonnen, die ein so gutes Beispiel gegeben haben und noch geben, die in so ehrbarer und gottesfürchtiger Weise sich zur Gründung von Klöstern begaben, sagen konnte, dass man ihnen ein Recht nahm, das doch, wie gesagt, alle anderen Orden haben.

Es hat nämlich unser wohlehrwürdiger Pater General auf dem Generalkapitel (zu Piacenza) unter Androhung der Exkommunikation jeder Nonne, besonders der Theresia von Jesu, verboten, das Kloster zu verlassen. Überdies schrieb er allen Oberen vor, keine Erlaubnis dieser Art zu gewähren. Theresia von Jesu begab sich nun gemäß der ihr vom Ordensgeneral selbst erteilten Vollmachten jedesmal, wenn an einem Orte ein Kloster gegründet werden sollte, mit einigen Nonnen dorthin, um vom Kloster Besitz zu nehmen und das klösterliche Leben dort zu beginnen. Dies geschah immer mit solcher Frömmigkeit, dass alle, die davon Zeuge gewesen, erbaut wurden, worüber man sich, wenn es nötig sein sollte, durch Erkundigungen überzeugen kann…

255. Brief - An Pater Paulus Fernández aus der Gesellschaft Jesu in Madrid

Ávila, am 4. Oktober 1578

Prüfungen, die über die Reform und über Pater Gracián kamen. Bitte an Pater Fernández, die Reform beim Präsidenten des Königlichen Ratskollegiums und beim Nuntius verteidigen zu wollen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater!

Es wird ungefähr acht Tage sein, dass ich von der Priorin in Toledo, Anna von den Engeln, einen Brief erhielt, worin sie mir mitteilt, dass Sie in Madrid seien. Es hat mir dies großen Trost bereitet; denn es scheint mir, Gott habe Sie in diese Stadt geführt, damit ich einige Erleichterung in meinen Bedrängnissen finde. Ich versichere Sie, dass diese seit August vorigen Jahres so schwer und so mannigfaltig waren, dass es eine große Erquickung für mich gewesen wäre, wenn ich Sie hätte sehen und Ihnen einige davon erzählen können; denn alle zu schildern, wäre unmöglich. Den Höhepunkt haben diese Bedrängnisse eben jetzt erreicht, wo wir uns in einer Lage befinden, von der Ihnen der Überbringer dieses Briefes berichten wird. Er ist ein Mann, der wegen seiner großen Liebe zu uns viel darunter leiden muss und unseres vollen Vertrauens würdig ist.

Der Teufel kann es nicht ertragen, dass diese unbeschuhten Brüder und Nonnen unserem Herrn so treu dienen. Es wäre für Sie in der Tat ein Trost, zu sehen, welch ein vollkommenes Leben sie führen. Es bestehen bereits neun Klöster der unbeschuhten Väter, in denen sich viele sehr verdienstvolle Männer befinden. Da wir aber noch keine eigene Provinz besitzen, so haben wir so viele Beschwerden und Leiden von seiten der Beschuhten zu erdulden, dass es nicht zu beschreiben ist. Unser ganzes Wohl und Wehe liegt gerade jetzt nach Gott zunächst in den Händen des Nuntius. Um unserer Sünden willen aber haben ihm die Beschuhten so arge Berichte über uns hinterbracht, und er schenkt ihnen solchen Glauben, dass ich nicht weiß, welchen Ausgang dies alles noch nehmen werde. Über mich haben sie ausgesagt, ich sei eine Landstreicherin und ein unruhiges Weib, und die von mir errichteten Klöster seien ohne Erlaubnis des Papstes und des Ordensgenerals gegründet worden. Sagen Sie nun selbst: Kann man wohl eine ärgere und eines Christen unwürdigere Anschuldigung gegen mich vorbringen?

Auch noch vieles andere, was ich gar nicht wiederholen kann, sagen diese guten Väter mir und dem Pater Gracián nach, der ihr Visitator war. Man kann nur seufzen über so unerträgliche Verleumdungen. Indessen kann ich Sie versichern, dass Pater Gracián einer der eifrigsten Diener Gottes ist, mit denen ich je verkehrt habe, ein Mann von hohem sittlichen Ernst und großer Reinheit des Gewissens; glauben Sie mir, dass ich Ihnen hierin die Wahrheit sage! Zudem ist er, wie Sie wohl wissen, von frühester Jugend an in der Gesellschaft Jesu erzogen worden. Der Grund, warum der Nuntius gegen ihn so erbittert ist, rührt von Alcalá her. Wollte man ihn aber über diese Dinge, die man ihm vorwirft, vernehmen, so würde man finden, dass ihm deswegen nur geringe oder gar keine Schuld beigemessen werden kann. Ebenso verhält es sich auch mit mir; ich habe nichts getan, was sein Missfallen hätte erregen können, sondern habe mich sogleich dem Breve, das er hierher sandte, von Herzen gern unterworfen und ihm einen Brief geschrieben, so demütig, als ich ihn abfassen konnte.

Ich denke mir, dass diese Prüfung von oben kommt. Der Herr will, dass wir leiden, da niemand für die Wahrheit eintritt und ein Wort zu meiner Verteidigung spricht. Was mich betrifft, so versichere ich Sie in aller Wahrheit, dass dies alles mich in keiner Weise verwirrt oder quält, ich empfinde darüber im Gegenteil eine ganz besondere Freude. Allein nach meiner Ansicht würde der Nuntius, wenn er die Unwahrheit dessen erkennen würde, was diese Väter über mich sagen, vielleicht auch das nicht glauben, was diese dem Pater Gracián nachsagen; daran aber wäre uns am meisten gelegen. Da der Nuntius vorgibt, wir bestünden mit Unrecht, und unsere Klöster seien ohne Erlaubnis gegründet worden, so sende ich Ihnen hier eine Abschrift der Vollmachtsbriefe, die ich mit Siegel versehen in Händen habe. Ich sehe, dass der Teufel alles aufbietet, um diese Klöster in Misskredit zu bringen; und darum wäre es mein Wunsch, es möchten sich Diener Gottes finden, die für sie einstehen. O mein Vater, wie wenig Freunde hat man doch in der Zeit der Not!

Man sagt, Sie stünden beim Präsidenten in Ansehen und seien seinetwegen in Madrid. Ich glaube, dass er dies alles und auch andere Dinge vom Nuntius weiß. Es wäre uns viel damit gedient, wenn Sie ihn darüber aufklären würden. Sie können dies, da Sie Augenzeuge von allem sind und auch meinen Seelenzustand kennen. Seien Sie versichert, dass Sie dadurch unserem Herrn einen großen Dienst erweisen würden. Sagen Sie ihm, wieviel daran gelegen ist, dass die begonnene Reform unseres Ordens, der, wie Sie wissen, so tief herabgesunken war, sich weiter entwickle und befestige.

Man sagt, es sei dies ein neuer Orden und man wolle Neuerungen einführen. Aber man lese nur unsere ursprüngliche Regel nach; diese ist es, die wir ohne Milderung und in derselben Strenge befolgen, wie sie der Papst anfänglich gegeben hat. Man soll nur das für wahr halten, was man sieht, und darauf achten, wie wir und wie die Beschuhten leben, und soll nicht mehr auf diese hören. Ich weiß nicht, woher sie so viele Dinge nehmen, die sich gar nicht finden und womit sie uns bekämpfen. Ich bitte Sie, in meinem Namen mit dem Pater reden zu wollen, der des Nuntius Beichtvater ist. Empfehlen Sie mich ihm und legen Sie ihm die ganze Wahrheit dar, damit er den Nuntius im Gewissen verpflichte, so nachteilige Dinge nicht zu veröffentlichen, ehe er sich über den Tatbestand unterrichtet hat! Erklären Sie ihm, dass ich, obwohl sehr böse, doch nicht so vermessen bin, zu tun, was man mir andichtet! Dies alles können Sie ihm mitteilen, wenn Sie es für gut finden, wenn nicht, so mag es unterbleiben.

Sie können ihm auch, wenn Sie es für zweckdienlich erachten, die Vollmachtsbriefe vorzeigen, kraft derer ich die Stiftungen der Klöster vorgenommen habe. Einer davon enthält den ausdrücklichen Befehl, die Fortsetzung der Stiftungen nicht zu unterlassen. Als ich eines Tages unseren Pater General bat, diesen Befehl aufzuheben, gab er mir zur Antwort: »Ich wünsche, dass Sie so viele Klöster stiften, als Sie Haare auf dem Haupte haben.« Es ist darum nicht recht, dass man so viele Diener Gottes durch falsche Anschuldigungen ihres guten Namens beraubt. Da ich, wie man sagt, in der Gesellschaft Jesu meine Erziehung und mein Leben erhalten habe, so dürfte es nach meinem Dafürhalten ganz, in der Ordnung sein, wenn ein Mitglied dieser Gesellschaft einem Manne von solchem Ansehen, wie der Nuntius ist, die Wahrheit darlegen würde, damit er, da er ein Fremdling in unserem Land und deshalb nach Spanien gekommen ist, um die Orden zu reformieren, davon unterrichtet werde, was zu reformieren sei und wem er seine Gunst erweisen soll, und damit er jene strafe, die so empörende Lügen vorgebracht haben.

Sie werden selber sehen, was zu tun ist. Ich meinerseits bitte Sie um der Liebe unseres Herrn und seiner glorreichen Mutter willen inständig, uns in unserer jetzigen Not Ihre Huld zuzuwenden, nachdem Sie uns schon von dem Tage an, an dem Sie uns kennenlernten, Ihre Gunst erwiesen haben. Alle Glieder der Reform werden Ihnen dies reichlich lohnen. Übrigens sind Sie das der Liebe, die ich zu Ihnen trage, sowie auch der Wahrheit schuldig, der Sie zu ihrem Rechte verhelfen müssen, wie es Ihnen am geeignetsten erscheint.

Ich bitte Sie auch, mir über alles und besonders über Ihre Gesundheit Nachricht zu geben; mit der meinigen stand es in diesem Jahre sehr schlecht, da mich der Herr mit Leiden jeder Art heimgesucht hat. Indessen würden mich meine persönlichen Leiden nicht schmerzen, wenn ich nur nicht mitansehen müsste, was um meiner Sünden willen diese Diener Gottes leiden. Seine Majestät sei mit Ihnen und behüte Sie! Teilen Sie mir auch mit, ob Sie wirklich, wie man mir gesagt, längere Zeit in Madrid bleiben werden!

Heute ist das Fest des heiligen Franziskus.

Ihre unwürdige Dienerin und wahre Tochter

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An den hochherrlichen und hochwürdigen Herrn und meinen Vater Dr. Paul Fernández aus der Gesellschaft Jesu, meinen Gebieter in Madrid, eigenhändig zu übergeben.

256. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 15. Oktober 1578

Tod des Paters General. Pater Gracián und der Nuntius. Ratschläge für die Unterhandlungen in Rom.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Seitdem ich Sie frei weiß von den aufregenden Verdrießlichkeiten bei Vornahme der Visitation, bin ich in Bezug auf alles übrige ohne Sorge, und jetzt mag kommen, was da wolle. Ich war tief betrübt über die Nachricht, die Sie mir bezüglich unseres Paters General zukommen ließen; es hat mich diese Nachricht überaus angegriffen. Am ersten Tage hörte ich nicht auf zu weinen, ohne etwas anderes tun zu können. Es tat mir herzlich leid, dass wir ihm soviel Verdruss verursacht haben; er hat es wirklich nicht verdient. Hätten wir uns an ihn gewandt, so wären jetzt alle Schwierigkeiten beseitigt. Gott verzeihe denen, die dies immerfort verhindert haben! Denn mit Euerer Paternität hätte ich mich leicht verständigt, obwohl Sie mir in diesem Betreff wenig Glauben schenkten. Der Herr wird indessen alles zum Guten wenden. Allein der Verlust dessen, von dem ich rede, und die Leiden, die Euere Paternität ausgestanden, gehen mir noch immer tief zu Herzen. Was Sie mir in Ihrem ersten Briefe mitgeteilt, das sind in der Tat Todesängste; ich habe nämlich, seitdem Sie mit dem Nuntius sich besprochen, zwei Briefe von Ihnen erhalten.

Ich muss Ihnen schon sagen, mein Vater, dass ich sehr betrübt darüber war, dass Sie die bewussten Papiere nicht sogleich vorgezeigt haben. Es muss Ihnen das von jemand geraten worden sein, dem Ihre Leiden nur wenig zu Herzen gehen. Indessen freut es mich, dass Sie eine gute Erfahrung gemacht haben, die Sie belehrt, fortan den Gang der Geschäfte einzuhalten und nicht, wie ich immer sagte, gegen den Strom zu schwimmen. Es sind in der Tat Umstände eingetreten, die alles verhinderten. Doch es ist nicht nötig, sich mit dieser Angelegenheit weiter zu beschäftigen; denn Gott fügt die Ereignisse so, dass seine Diener etwas zu leiden haben.

Ich möchte Ihnen gerne noch vieles schreiben, allein man wird die Briefe noch diesen Abend abholen, und es ist schon bald Nacht. An den Bischof von Osma habe ich einen sehr langen Brief geschrieben und ihn gebeten, mit dem Präsidenten und mit Pater Mariano sich über das zu besprechen, wovon ich ihm schrieb; auch ersuchte ich ihn, Euerer Paternität davon Mitteilung zu machen.

Eben war mein Bruder bei mir, der sich angelegentlich in Ihr Gebet empfiehlt. Hier sind wir alle darüber einig, dass sich jetzt, da unser Pater General gestorben ist, die Patres nicht nach Rom begeben sollen, und das aus verschiedenen Gründen. Der erste Grund ist, weil die Sache nicht geheimgehalten werden kann. Vielleicht würden sie die beschuhten Väter gefangennehmen, bevor sie über Kastilien hinauskommen; man würde sie so der Todesgefahr aussetzen, und überdies gingen ihre Papiere und ihr Reisegeld verloren. Dann haben sie keine genügende Erfahrung im römischen Geschäftsgang. Würden sie jetzt nach dem Tode unseres Paters General nach Rom kommen, dann könnte man sie, wenn man sie auf der Straße erblickte, als Flüchtlinge auffangen, und niemand würde für sie einstehen, wie ich schon zu Pater Mariano sagte. Konnten wir hier in Spanien bei aller Gunst, die wir genießen, nicht einmal den Pater Johannes befreien, wie würde es ihnen dann erst in Rom ergehen?

Hier missbilligen alle die Absendung von Ordensmännern, besonders mein Bruder, der über die Art und Weise, wie man die unbeschuhten Karmeliten verfolgt, sehr betrübt ist. Man meint hier, man sollte jemanden mit dieser Angelegenheit betrauen, der die nötige Fähigkeit besitzt, sie zu betreiben; besonders ist mein Bruder, der die Beschuhten gut kennt, dieser Meinung, und er hält dies für sehr bedeutungsvoll. Man sollte die ganze Angelegenheit den Händen dessen übergeben, von dem ich Ihnen schon geschrieben habe. Doktor Rueda setzt so großes Vertrauen auf diesen Mann, dass nach seiner Ansicht eine Absendung unserer Väter ganz und gar unnötig ist.

Überlegen Euere Paternität alles reiflich, und wenn Sie und Pater Mariano es für gut halten, so senden Sie einen Boten nach Almodóvar, damit man dort nicht die Absendung der Väter nach Rom beschließe, und geben Sie mir baldigst Nachricht darüber! Der Mann, der von hier nach Rom reisen würde, ist ganz geeignet dazu, nur werden die Kosten ein wenig größer werden. Allein wenn man nur jetzt das Geld auftreiben könnte, so würden später die einzelnen Klöster zur Rückzahlung ihren Teil beisteuern. Man könnte auch von jener Erbschaft in Alcalá das Notwendige entlehnen und es dann später wieder zurückbezahlen; denn für den Augenblick wüßte ich nicht, wie man die nötige Summe austreiben könnte. Dies schreibe ich, wie Euere Paternität sehen werden, auch dem Pater Mariano.

Bleiben Sie mir gesund, mein Vater! Gott wird alles glücklich zu Ende führen. Er gebe, dass wir uns in dieser Angelegenheit einmal verständigen und jetzt nichts tun, wovon die Beschuhten Anlass nehmen könnten, uns zu quälen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Es ist entsetzlich, zu sehen, wie jetzt unsere Angelegenheiten stehen und wie der Teufel diesen Vätern zu Hilfe kommt. Ich versichere Sie, der böse Feind hat großen Vorteil daraus gezogen, dass der große Engel uns entrissen und an seine Stelle jener bedächtige Mann gesetzt wurde. Ich weiß nicht, wie man diese Ungeschicklichkeit begehen konnte; indessen glaube ich, dass man unter diesen Umständen noch größere Ungeschicklichkeiten begangen hätte, wenn Ardapilla zugegen gewesen wäre. Ich sehe setzt, mein Vater, welches Martyrium Sie inmitten so vieler sich widersprechenden Ansichten ausgestanden haben. Hätte man Sie Ihre eigenen Wege gehen lassen, so würde Sie offenbar Gott geleitet haben.

Alle Schwestern des hiesigen Klosters empfehlen sich Ihnen vielmals. Ich bin froh, dass Sie ihnen befohlen haben, niemandem etwas zu sagen. Gehen wir langsam zu Werke, damit die Angelegenheit in Rom zustande kommt; die Zeit beseitigt alle Schwierigkeiten, und dann wird man sich verständigen, wie Euere Paternität sagen. Ich wünschte nur mehr in Ihrer Nähe zu sein, wo wir uns öfter sehen könnten; es wäre dies ein großer Trost für meine Seele. Allein ich bin dieser Gnade nicht würdig; was ich verdiene, ist nur Kreuz über Kreuz. Falls es Ihnen erspart bleibt, dann möge es nur kommen; es wird gern angenommen werden.

Ich befinde mich so ziemlich wohl, wenn auch mein Kopf recht elend ist. Gott sei mit Ihnen allezeit! Lassen Sie sich’s um der Liebe willen nicht verdrießen, mir oft zu schreiben! Es freut mich sehr, dass man keinen Provinzial erwählt; nach dem, was Euere Paternität mir sagten, scheint mir diese Handlungsweise sehr klug zu sein. Da Pater Anton mir sagte, man könne, ohne eine Sünde zu begehen, nicht anders handeln, so widersprach ich ihm nicht. Ich denke mir, dass in Almodóvar alles beendet ist. Würde man aber der Bestätigung der Wahlen wegen nach Rom sich begeben, so müsste man trotzdem auf die Trennung von der Provinz hinarbeiten. Für den Fall, dass die Abgesandten über Ávila reisen, möge man mir über alle Beschlüsse Nachricht geben, die man dort gefasst hat.

Heute ist der 15. Oktober.

Ich verbleibe Ihre Untergebene und Tochter

Theresia von Jesu

257. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 24. Oktober 1578

Missbilligung des Kapitels zu Almodóvar. Verschiedene Anweisungen zum Verhalten nach demselben.

Jesus sei allezeit mit Ihnen!

Den Brief, den Sie am Tage des heiligen Lukas geschrieben, habe ich erhalten. Sie zeigen mir jedoch nicht an, ob Sie das Bittgesuch, das ich Ihnen zurückgesandt, erhalten haben, und ich bin deshalb in großer Sorge. Denn jener Brief, den Sie an mich geschickt haben, um sowohl vom Pater General als auch vom Visitator Pater Petrus Fernández aus dem Dominikanerorden und von Pater Angelus die erforderliche Erlaubnis zu erhalten, ist zwar von hier abgegangen, allein er scheint in die Hände des Bischofs von Osma gekommen zu sein. Es wäre unangenehm, wenn dieser Brief mit meinen anderen verlorengegangen wäre. Ich bitte Sie deshalb, mir darüber Nachricht geben zu wollen. Jetzt bin ich wenigstens nicht mehr so in Sorge, Sie möchten im Gewissen beängstigt sein, in dieser Angelegenheit eine Schuld begangen oder Anlass dazu gegeben zu haben.

Das Kapitel war durch ein Zirkular auf den 9. dieses Monats zusammenberufen worden. In diesem Schreiben, das ich selbst gelesen habe, heißt es, die Konstitutionen befehlen, acht zu haben, dass sich keiner, sei es im Großen oder auch nur im Kleinen, einer Übertretung oder Beleidigung Gottes schuldig mache. Auch bezüglich des Klosters zur heiligen Anna ist ein Verbot ergangen, das zugleich den Befehl enthielt, zu warten, bis nach Beendigung der Visitation die Ruhe in der Provinz wiederhergestellt sei.

Pater Anton von Jesu hat mir geschrieben, er habe gelehrte Männer um Rat befragt, und diese hätten ihm gesagt, er sei im Gewissen verpflichtet. Ich antworte ihm darauf, er könne tun, was er wolle, wenn Gott dadurch wirklich nicht beleidigt werde…

Der Erzbischof von Sevilla, dem wir billigerweise gehorchen müssen, beharrt fest auf seiner Aussage, dass er nicht anders gehandelt habe. Er hat in Wahrheit bei der ganzen Sache keinen Grund, sich über jene zu beklagen, die nur Gott zu gefallen und Gott zu dienen verlangten. Darum scheint es in Anbetracht der Zeugnisse und Berichte, die zu ihren Gunsten sprechen, sowie auch in Anbetracht der Personen am geratensten zu sein, sich mit jenem in keine Unterhandlungen einzulassen, sondern zu schweigen, bis sie sehen, was am besten ist.

O diese bedauernswerten Väter, die ihr Oberer zum Kapitel berufen hat! Dieser ist die einzige Ursache ihrer Gefangenschaft. Dem Pater Anton wurde oft genug geschrieben, er möge doch jetzt kein Kapitel zusammenrufen. Nunmehr bitte ich diese unglücklichen Väter um Gottes willen, sich ruhig zu verhalten, die Zeit abzuwarten und nicht voreilig in dieser Angelegenheit zu Werke zu gehen. Sie haben in Wahrheit dem Nuntius, der schon von Anfang an durch die Beschuhten mit Widerwillen gegen sie erfüllt wurde, allen Anlass zur Erbitterung gegeben.

Glauben Sie es mir, dieses Kapitel, das ich niemals billigen konnte, missfällt mir sehr. Daraus ersehen Sie, dass ich zu dieser Sache nichts beigetragen habe, und wie richtig jene geurteilt hatten, die die Sache besser erwogen hatten als ich.

Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, alles, was in Ihren Kräften steht, aufzubieten, dass ja keine solche Versammlung mehr stattfinde, bevor man die Sache nicht nach Rom berichtet hat. Es würde mich überaus schmerzen, wenn dies ohne Erlaubnis unseres Pater Generals und der übrigen Väter, die sich dort befinden, geschähe. Schicken Sie mir diese Erlaubnis gleich, wenn sie eingetroffen ist! Unserem Vater und dem Pater Anton habe ich geschrieben, einstweilen Geduld zu haben, bis Gott Hilfe schafft.

Halten Sie dies für eine Fügung Gottes, der will, dass seine Diener in der Geduld geprüft werden, und der auch Sie prüfen will, ob Sie nicht aus Verzagtheit ablassen, dafür Sorge zu tragen, was den Dienst Seiner Majestät betrifft. Vielleicht können Sie es dahin bringen, dass Pater Anton, der freilich alt und krank ist und dessen Hilfe und Anwesenheit unser Vater nur schwer entbehren kann, sich sogleich von Madrid entfernt, damit er nicht, wenn etwa der Nuntius nach den aus Andalusien ihm zugesandten Berichten ein Verhör anstellen sollte, in Ermangelung von Gegenbeweisen unterliege; denn dadurch könnte die Sache noch ärger werden. Es ist dies, wie Sie wohl selbst einsehen, eine Sache von höchster Wichtigkeit.

Ich lege hier einen Brief an Pater Didakus Chaves bei und ebenso die Verordnungen des Kapitels, die der, von dem gleichfalls ein Brief beiliegt, abgeschrieben und mir übergeben hat. Es darf aber diese Verordnungen niemand lesen außer Sie und Pater Mariano, der daran Interesse hat. Nachher soll sie Pater Chaves dem König verlegen, oder wenn er es für ratsamer hält, soll Pater Mariano selbst dem König über alles Bericht erstatten. Dabei soll er sowohl die Sache als auch die Personen entschuldigen und ihm darlegen, dass er wegen des bekanntgegebenen und streng abgefassten Ediktes mit aller Sorgfalt darauf bedacht gewesen sei, bei der ganzen Handlung keine Beleidigung Gottes zuzulassen. Pater Anton habe zwar nicht ganz recht gehandelt, allein es sei nicht vorsätzlich und auch nicht in böser Absicht geschehen. Ich weiß, dass dies gewiss ist, und darum wünschte ich, dass Sie und mit Ihnen auch die anderen in ihrer Aussage festblieben. Denn wenn Sie nicht mit uns und wenn wir nicht miteinander übereinstimmen, so wird uns daraus ein großes Übel erwachsen; und was andere von Ihnen Schlimmes denken werden, das wird auch Pater Mariano denken müssen. Ich habe jetzt keine Zeit mehr, diesem zu schreiben. Besser ist es, dass er, da nun einmal die anderen seinem Rate nicht haben folgen wollen, in aller Liebe annimmt, er habe keinen Grund, über sie zu zürnen. Dergleichen Widerwärtigkeiten kommen im menschlichen Leben gar viele vor. Ich … dass Pater Anton ganz niedergeschlagen sei … Es war bereits geschehen… Dem Grafen sind wir zu großem Dank verpflichtet. Er stimmt mich zum Lobe Gottes. Darum empfehlen wir ihn auch allezeit der göttlichen Majestät. Möge Gott ihn sowie auch Sie erhalten! Ich bitte Sie, von Ihren Bemühungen nicht abzulassen; denn nur wenige sind einer solchen Aufgabe gewachsen. Es ist nun genug geschehen, wenn Sie es nur noch durchsehen, dass Pater Anton, Pater Mariano und Pater Johannes von Jesu in Freiheit gesetzt werden. Der Herr sei mit Ihnen! Ängstigen Sie sich nicht weiter; denn Gott weiß aus Bösem Gutes hervorgehen zu lassen, und zwar ein um so größeres Gut, wenn man sich sorgfältig hütet, ihn irgendwie zu beleidigen.

Heute ist der 24. Oktober 1578.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Den dortigen Damen empfehle ich mich vielmals. In Ávila geht das Gerücht, dass der Papst gestorben sei. Hier weiß man jedoch nichts davon; es wird wohl nicht wahr sein. Übergeben Sie, bitte, diesen Brief unserem Vater und setzen Sie ihn über den ganzen Stand der Dinge in Kenntnis; aber geben Sie ja acht, dass dieser Brief sicher in seine Hände kommt! Suchen Sie auch den beiliegenden, an Pater Chaves gerichteten Brief wieder zu erhalten, damit auch Sie ihn lesen können! Pater Chaves wird Sie hinreichend aufklären und Ihnen von allen Leiden, die wir erdulden, berichten können. Vergessen Sie nicht, dem Pater Mariano von dem, was ihn angeht, Mitteilung zu machen! Wegen Mangel an Raum muss ich diesen Brief schließen …

258. Brief - An Rochus de Huerta

Ávila, im Oktober 1578

Rat in betreff der Angelegenheiten der Reform.

Sie müssen nicht so viel Gewicht auf meine Worte legen; denn ich verstehe wenig von Prozessen und wünsche, dass alles friedlich abgemacht werde. Aber ich glaube wie Sie, dass man uns, wenn Sie sich nicht dagegen wehren, noch mehr den Krieg erklärt. Es genügt übrigens schon, dass der Herr Graf de Tendilla auch Ihrer Ansicht ist . . .

259. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, im Oktober 1578

Trost in seinem Leiden. Sie sucht ihn von seinem Vorhaben, die Reform zu verlassen, abwendig zu machen.

… [Gott verleihe Ihnen Kraft] festzustehen in der Gerechtigkeit inmitten all der großen Gefahren, in denen Sie sich befinden! Glückselig die Prüfungen, wenn sie uns, so schwer sie auch sein mögen, in keiner Weise von der Gerechtigkeit ablenken! Ich wundere mich gar nicht, dass jene, die Sie lieben, Sie auch von diesen Gefahren befreit sehen möchten und dass sie nach Mitteln suchen, um dies zu erreichen. Allein es wäre nicht gut, den Orden der seligsten Jungfrau in dieser so großen Not zu verlassen. Sicherlich würde Ihnen Doña Johanna nicht dazu raten noch auch zu einer solchen Änderung ihre Zustimmung geben. Gott bewahre uns davor! Das hieße auch nicht den Leiden entgehen, sondern sich in sie hineinstürzen; denn die gegenwärtigen Prüfungen unseres Ordens werden mit Gottes Hilfe bald vorübergehen; die Leiden aber, die in einem anderen Orden auf Sie warten, würden vielleicht das ganze Leben lang dauern.

Je mehr ich an die Möglichkeit denke, dass man Euerer Paternität die Visitationsvollmachten wieder übertragen möchte, desto gefährlicher kommt es mir vor. Da müsste ich jeden Tag in Angst durchleben und Sie in tausendfache Streitigkeiten verwickelt sehen. Zudem sehe ich voraus, dass diese Visitationsvollmacht nur von so kurzer Dauer sein wird wie ein Bissen Brot im Munde; wir aber müssten Sie beständig in irgendeiner Gefahr sehen. Um der Liebe Gottes willen bitte ich Sie, sich auf alle mögliche Weise zu entschuldigen, wenn Ihnen der Nuntius aufs neue die Visitationsvollmachten übertragen würde…

260. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Dezember 1578

… O wie gut paßt für meinen Paulus dieser Name! Bald wird er fälschlich bezichtigt, bald befindet er sich in der Meerestiefe. Ich versichere Sie, wir haben wohl Ursache, uns zu rühmen im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi …

261. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, gegen Ende Dezember 1578

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Anbei folgt ein Brief an den Pater Magister Chaves. Darin teile ich ihm mit, dass Sie ihm sagen werden, wie es gegenwärtig mit unseren Angelegenheiten steht. Suchen Sie eine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und ihm diesen Brief persönlich zu übergeben! Geben Sie ihm Aufschluss über die Art und Weise, wie diese guten [beschuhten] Väter mit uns verfahren! Ich glaube, dass dieser Brief guten Erfolg haben wird. Ich bitte ihn darin inständig, mit dem König zu sprechen und ihm einige Ungerechtigkeiten zu erzählen, die wir unbeschuhte Nonnen von ihnen zu erdulden hatten, seitdem wir ihnen unterworfen waren. Gott verzeihe ihnen!

Auch Ihnen machen diese Männer so viele Arbeit, dass ich nicht weiß, woher Sie die Kraft dazu nehmen. Ich begreife es wohl, dass die Kosten für Sie sehr groß sind, und es fällt mir schwer, dass ich nicht leisten kann, was ich so gerne wollte, weil ich hier schon so viele Auflagen habe. So gern ich jene Väter für ihre Reise nach Rom mit Geld unterstützen möchte, sehe ich doch keine Möglichkeit dazu, da unsere Klöster den Boten bezahlen müssen, den ich sende. Es wird dies, wenn es einmal ein Ende nimmt, nicht wenig ausmachen, und ich werde alles für gut angewendet halten, wenn wir einmal in Ruhe sind. Wir werden dann meinen Wunsch dem gegenüber erfüllen können, dem wir so vieles schulden.

Aus beiliegendem Berichte werden Sie ersehen, wie wenig uns das königliche Dekret gegen die beschuhten Väter schützte. Ich weiß nicht, ob sie noch vor dem König selbst Achtung haben. Da sie daran gewöhnt sind, alles zu tun, was sie wollen - und dabei geht es ihnen hier sehr gut -, so halte ich den gegenwärtigen Zeitpunkt für überaus gefährlich, mit diesen Männern zu unterhandeln. Weil Sie mir berichten, dass die Nonnen in Pastrana und Alcalá Gehorsam geleistet haben, und ich nicht weiß, ob sie dieselbe Antwort geben wie wir, so bitte ich Sie um der Liebe willen, mir darüber Nachricht zu geben; denn unser Vater schreibt mir hierüber nichts. Ohne Zweifel war er noch nicht abgereist.

Alle Ihre Aktenstücke habe ich empfangen; für die anderen Klöster sind sie zu spät gekommen. Sagen Sie uns doch, wozu sie uns dienen können, da die Gerichtsbeamten nicht den Auftrag erhalten, diese Väter zu verbannen oder eine andere strenge Maßregel zu ergreifen. War das heute morgen eine Verhandlung! Alle, sowohl die Gerichtsbeamten als die Gelehrten und Edelleute, die sich dabei einfanden, waren entsetzt darüber, dass sie so wenig Gottesfurcht an den Tag legten. Mir hat es recht wehe getan, und ich hätte gerne gewollt, die ganze Welt möchte diese Väter hören,… aber keine von uns wagte ein Wort zu sagen. Glauben Sie, dass diese nicht in Wahrheit sagen können, sie hätten gesehen, dass wir etwas tun, was es auch immer sei. Es war nämlich Peter an der Pforte, und sobald er sie bemerkte, sagte er es meinem Bruder; als dieser mit dem Bürgermeister kam, schmerzte es mich sehr. Allein dies alles nützt uns wenig; denn man wird ohne Zweifel den Erfindungen ihrer Einbildungskraft mehr Glauben schenken als der Wahrheit unserer Worte. Teilen Sie um der Liebe willen unserem Vater alles mit; denn ich habe keine Zeit, ihm zu schreiben. Geben Sie mir Nachricht, wie es mit Ihrer und seiner Gesundheit steht!

Der Brief, den Sie, wie ich Ihnen neulich schrieb, lesen und an unseren Vater senden sollten, ist irrtümlicherweise verwechselt worden. Jener, den ich hätte fortschicken sollen, ist hiergeblieben. Darin fragte ich unseren Vater, wie es ihm bei der Visitation der Beschuhten ergangen sei, und erzählte ihm alles, was vorgefallen. Aber ich habe geschrieben, dass man Sie davon benachrichtigen solle; auch nach Medina habe ich geschrieben. Teilen Sie mir doch das Resultat der Besprechung des Paters Balthasar mit dem Nuntius mit, wenn Sie es erfahren können, und ob die Beschuhten die unbeschuhten Patres vor das Gericht fordern; denn nach dem Wortlaut des Breves hat nur der Provinzial die Vollmacht, einen Delegierten aufzustellen. Diese Ansicht hat man wenigstens hier; aber ich weiß nicht, ob sie richtig ist.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass mich die Beschuhten, wie man sagt, in ein anderes Kloster versetzen wollen. Müsste ich in eines der ihrigen, dann würden sie mir das Leben noch weit mehr verbittern als dem Pater Johannes vom Kreuz. Ich habe mir heute gedacht, dass man irgendeine Exkommunikation über mich verhängt habe, als man mir ein kleines Schriftstück zugleich mit einem anderen größeren überbrachte. Aber ich habe nicht die Verdienste des Paters Johannes vom Kreuz, um so viel zu leiden wie er. Indessen war es eine sehr große Freude für mich, dass dieser Pater … so schnell abgereist ist …

262. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 28. Dezember 1578

Eine für die Reform günstige Nachricht. Verschiedene Anweisungen.

Jesus sei allezeit mit Ihnen und verleihe Ihnen ebenso viele Freude zu einem glücklichen Ausgang der Weihnachtsfeiertage und zum Beginn des neuen Jahres, als Sie uns durch eine so gute Nachricht bereitet haben!

Die zwei ersten Feiertage waren für mich infolge der Nachrichten, die Petrus Ries überbrachte, wahre Leidenstage; aber als am Feste des heiligen Johannes frühmorgens der andere Fuhrmann kam, waren wir überaus getröstet. Gepriesen sei Gott für eine so große Gnade! Ich versichere Sie, dass mich jetzt alles übrige nicht mehr so schmerzt. Indessen wäre es ein großer Trost für mich, wenn ich die beiden Patres schon in Freiheit wüßte. Ich hoffe zum Herrn, er werde, nachdem er uns diese Gnade erwiesen, auch alles andere zum besten lenken. Was die Errichtung einer eigenen Provinz betrifft, so möge Seine Majestät es so ordnen, wie sie es für uns als notwendig erachtet!

Gott Vergelte es Ihnen, dass Sie dem Lizentiaten bezüglich des Geldes Nachricht gegeben haben, und er belohne Sie für alle Dienste, die Sie uns erweisen! Wenn sich die Angelegenheit auch in die Länge zöge, so machte ich mir doch nichts daraus; es reichte immerhin aus, bis wir Antwort erhalten haben. Wenn Sie das Geld dem Lizentiaten übergeben, dann teilen Sie es mir mit, und ich werde es Ihnen sogleich zurückerstatten; in diesem Punkte werde ich gewissenhaft sein.

Die beiliegenden Briefe bitte ich persönlich zu übergeben; denn so geziemt es sich. Bestätigen Sie mir auch immer den Empfang meiner Briefe; denn sonst bin ich immer in Sorgen, und zwar nicht ohne Grund. Treffen Sie ja Vorsorge, dass diese Briefe alle sicher befördert werden, da dies von großer Bedeutung ist!

Wenn ich nur unsere Väter wieder in Freiheit sehe, dann macht mir alles übrige wenig Sorge. Gott wird alles weit besser zustande bringen als wir, da es ja sein Werk ist. Entrichten Sie an Doña Agnes und an die dortigen Damen meine Empfehlungen!

Heute ist Sonntag, das Fest der unschuldigen Kinder.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

263. Brief - An Doña Johanna Dantisko in Madrid

Ávila, am 28. Dezember 1578

Trost wegen der Leiden ihres Sohnes.

… Sie wissen, teuere Frau, dass er schon seit langem in all seinen Gebeten Gott mit innigem Verlangen um Leiden bat. Ich habe es mit angesehen, wie Seine Majestät ihn allmählich für jene Leiden vorbereitete, die sie ihm senden wollte. Und wie schrecklich waren sie nicht! Gepriesen sei der Name des Herrn! Denn jetzt muss seine Seele so sehr gefördert sein, dass er sich selber nicht mehr kennt. Uns allen hat er Gelegenheit gegeben, uns viele Verdienste zu sammeln. Ich habe mir oft Ihren und Ihrer Familie Kummer vor Augen geführt; aber ich zweifle nicht daran, dass Sie alle auch daraus Nutzen gezogen haben.

Sobald ich den Pater Gracián und die anderen Patres, die noch gefangengehalten werden, in Freiheit sehe, wird meine Freude vollkommen sein. Und wir werden dies bald erleben, da sie jetzt nicht mehr so viele Ankläger haben. Was aber für uns die Hauptsache ist, ich habe die feste Überzeugung, dass unser Herr, wie schon erwähnt, besondere Sorge ihm zuwenden wird; denn es fehlt nicht an frommen Seelen, die ihn darum bitten. Er wird darum tun, was mehr zu seiner Ehre und zu seinem Dienste gereicht.

Seine Majestät halte Sie an seiner Hand und beschütze Sie sowie auch den Herrn Sekretär; ich küsse ihm und allen dortigen Damen die Hand. Die Schwestern dahier tun Ihnen gegenüber dasselbe. Sie sind voll Freude über das, was vorgefallen. Und ich habe noch mehr Zuversicht auf das, wovon ich gesprochen. Wir müssen eine Zeitlang Bußwerke verrichten, bis unser Vater die Freiheit erlangt hat und uns schreibt. Wir empfangen keine Briefe mehr von ihm, die unseren Seelen immer zu großem Nutzen gereichten. Sie wurden wie Predigten in Gegenwart aller Schwestern vorgelesen. Selbst um diesen Gewinn hat uns der Teufel bringen wollen; aber Gott waltet über allem.

Heute ist das Fest der unschuldigen Kinder.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

264. Brief - An Herrn Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 28. Dezember 1578

Anweisung zur Beförderung einiger Briefe.

Jesus sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Weil ich Ihnen die Antwort auf Ihren Brief bei anderer Gelegenheit zusende, so werde ich mich hier kurz fassen. Ich bitte Sie nur, durch diesen Boten mir Nachricht zukommen zu lassen, ob Sie die Briefe erhalten haben und wie viele es gewesen sind. Ich wünschte nicht, dass sie verlorengegangen wären; denn es ist viel daran gelegen. Ich bin darüber in Sorge, bis ich weiß, dass Sie in Ihre Hände gelangt sind. Darum bitte ich Sie, mir bei der ersten Botengelegenheit hierüber Nachricht zu geben. Erweisen Sie mir auch die Gnade, den an den Feldherrn Cepeda adressierten Brief zu befördern! Mein Bruder schickt ihm denselben. Vertrauen Sie ihn sicheren Händen an und geben Sie mir durch den Boten, durch den Sie diesen Brief erhalten, über alles Nachricht! Es ist dies, wie ich glaube, der sicherste Weg.

Unser Herr verleihe Ihnen seine heilige Gnade! Übermitteln Sie, bitte, der Doña Agnes und den dortigen Herrschaften meine Empfehlungen!

Heute ist Sonntag, der 28. Dezember.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochherrlichen Herrn Rochus de Huerta, Forstmeister Seiner Majestät in Madrid.

265. Brief - An die ehrw. Mutter Anna von Jesu, Priorin in Veas

Ávila, gegen Ende Dezember 1578

Tugend und Wissenschaft des heiligen Johannes vom Kreuz. Empfehlung, sich für die Leitung der Seelen an ihn zu wenden.

Es kommt mir lächerlich vor, dass Sie sich, meine Tochter, so ohne allen Grund beklagen können, da Sie ja dort doch meinen Vater Johannes vom Kreuz haben, der ein himmlischer und gotterleuchteter Mann ist. Ich versichere Sie, meine Tochter, dass ich, seitdem er sich dorthin begeben hat, in ganz Kastilien keinen mehr gefunden habe, der ihm gleich wäre und der die Seelen so sehr begeisterte, die Wege zum Himmel zu wandeln wie er. Sie können gar nicht glauben, wie einsam ich mich infolge seiner Abwesenheit fühle. Bedenken Sie wohl, dass Sie an diesem Heiligen einen großen Schatz besitzen! Alle Schwestern Ihres Klosters sollen sich mit ihm besprechen und die Angelegenheiten Ihrer Seele beraten; sie werden sehen, wie sehr sie dadurch gefördert werden, und finden, dass sie in allem, was das geistliche Leben und die Vollkommenheit betrifft, große Fortschritte machen. Dazu hat ihm unser Herr eine ganz besondere Gnade verliehen…

Ich versichere Sie, dass ich mich glücklich schätzte, wenn ich hier meinen Vater Johannes vom Kreuz haben könnte; denn er ist in Wahrheit der Vater meiner Seele und einer von denen, die durch ihre Worte meine Seele am meisten gefördert haben. Redet darum mit ihm, meine Töchter, in aller Offenheit! Denn Sie können, ich versichere Sie, geradeso mit ihm verkehren wie mit mir, und Sie werden durch ihn vollkommen befriedigt werden. Er ist ein großer Geistesmann und besitzt reiche Erfahrung und gediegenes Wissen. Hier vermissen ihn die Schwestern sehr, die durch ihn geleitet wurden. Danken Sie Gott, der es zuließ, dass Sie sich ganz in seiner Nähe befinden! Ich schreibe ihm, er möge Ihnen zu Hilfe kommen. Ich weiß, wie überaus liebevoll er ist; er wird jedesmal zu Ihnen kommen, so oft Sie seiner bedürfen.

266. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph in Sevilla

Ávila, Dezember 1578

Aufmunterung zum Streben nach Vollkommenheit.

…Meine Tochter! Es befällt mich große Beschämung und Verwirrung, wenn ich daran denke, welches Lob uns diese Herren gespendet haben; dadurch haben wir die schwere Verpflichtung übernommen, so zu werden, wie sie uns geschildert haben, damit wir sie nicht Lügen strafen…

267. Brief - An Don Ferdinand de Pantoja, Prior des Kartäuserklosters de las Cuevas in Sevilla

Ávila, am 31. Januar 1579

Prüfungen im Kloster zu Sevilla. Absetzung der Priorin. Ein stellenloser Diener. Bitte um Schutz der Nonnen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Was denken Euere Paternität wohl bei den Vorgängen im Kloster zum glorreichen heiligen Joseph in Sevilla? Wie ist man doch mit diesen Ihren Töchtern umgegangen, und wie verfährt man noch gegen sie? Dazu müssen sie schon seit langem geistige Leiden und Verdrießlichkeiten von seiten dessen auf sich nehmen, der sie trösten sollte. Wenn diese Nonnen Gott um viele Leiden gebeten haben, so sind sie nach meinem Dafürhalten genugsam erhört worden. Er sei gepriesen für alles!

Bezüglich jener Schwestern, die mit mir nach Sevilla gekommen sind, habe ich wahrhaftig sehr wenig Kummer; ja manchmal freue ich mich sogar, wenn ich an alle Verdienste denke, womit sie sich in diesem Kampfe, den der Teufel über sie heraufbeschworen hat, bereichern können. Über jene aber, die erst in Sevilla eingetreten sind, bin ich bekümmert. Jetzt, da sie sich bemühen sollen, den inneren Frieden sich zu erwerben und die Vorschriften des Ordens kennenzulernen, müssen sie in beständiger Unruhe dahinleben. Dies kann diesen Neulingen im Ordensleben nur großen Schaden bringen. Möge der Herr hier Abhilfe schaffen! Ich versichere Sie, mein Vater, dass der Teufel schon seit langem darauf ausgeht, diese Schwestern zu beunruhigen. Ich habe der Mutter Priorin schon geschrieben, sie möge Ihnen alle ihre Leiden mitteilen, aber sie hat es allem Anscheine nach nicht gewagt. Es wäre ein großer Trost für mich, bei Ihnen, mein Vater, mich recht offen aussprechen zu können. Allein, da es nur schriftlich geschehen kann, so wage ich es nicht; und wenn der Bote nicht so verlässig wäre, würde ich auch dieses nicht schreiben.

Dieser junge Mensch kam zu mir und bat mich, ihn zu empfehlen, wenn ich in Sevilla jemand kennen würde, der ihm durch gütige Fürsprache zu einem Dienste verhelfen könnte. Weil das Klima hier kalt und die Kälte seiner Gesundheit nachteilig ist, so kann er, obwohl er von hier gebürtig ist, doch nicht hier bleiben. Bisher war er bei einem Kanonikus dieser Stadt, der mein Freund ist, im Dienste, und dieser versichert mich, dass er tugendhaft und treu sei, dass er eine schöne Handschrift habe und gut rechnen könne. Wenn sich darum eine Gelegenheit, ihn unterzubringen, ergibt, so bitte ich Euere Paternität, mir um der Liebe unseres Herrn willen diese Gnade und Seiner Majestät diesen Dienst zu erweisen. Sie können, wenn es zu seiner Empfehlung notwendig ist, all die Eigenschaften erwähnen, die ich hier angeführt habe; denn der, von dem ich diese Aufschlüsse habe, wird mir nie etwas anderes als nur die lautere Wahrheit sagen.

Ich freute mich, als dieser Mensch zu mir kam, weil sich mir eine Gelegenheit bot, bei Euerer Paternität mir Trost zu erholen und Sie zu bitten, diesen Brief der früheren Priorin und den Nonnen, die von Kastilien nach Sevilla gekommen sind, zum Lesen zu geben. Sie werden schon wissen, dass man die Priorin abgesetzt hat und mit ihrem Amte eine von jenen betraut hat, die erst in Sevilla eingetreten sind. Sie werden auch von den anderen Verfolgungen wissen, welche diese Schwestern ausgestanden haben; man ging sogar so weit, dass man ihnen die Briefe abforderte, die ich ihnen geschrieben. Diese Briefe befinden sich jetzt in den Händen des Nuntius. Die armen Nonnen hatten durchaus niemand, der ihnen durch Rat beigestanden wäre. Die Theologen dahier sind ganz erstaunt über die Handlungen, wozu man diese Nonnen, um nicht der Exkommunikation zu verfallen, genötigt hat.

Ich fürchte nur, dass sie dadurch ihr Gewissen sehr beschwert haben. Sie müssen offenbar nicht verstanden haben, was sie sagten; denn in den Prozessakten kommen ganz unwahre Aussagen über Dinge vor, von denen mir nicht im mindesten etwas bekannt ist, obwohl ich zur Zeit, wo sie geschehen sein sollten, selbst in Sevilla anwesend war. Aber ich wundere mich nicht, dass man diesen Nonnen den Kopf verwirrt hat; denn eine von ihnen verhörte man sechs Stunden lang, und eine Person, die nicht viel Verständnis besitzt, wird da leicht alles unterschreiben, was man von ihr verlangt. Wir haben aus diesem Prozesse so viel gelernt, dass wir aufmerksam prüften, was wir unterschrieben, und so konnte man auch nichts gegen uns aussagen.

Seit eineinhalb Jahren hat uns unser Herr auf alle mögliche Weise heimgesucht; allein ich habe das festeste Vertrauen, dass Seine Majestät seine Diener und Dienerinnen auch verteidigen wird, und dass die Wirren, die der Teufel in diesem Kloster heraufbeschworen hat, wieder beseitigt werden. Der glorreiche heilige Joseph wird die volle Wahrheit ans Tageslicht bringen und die Tugend jener Nonnen, die von Kastilien nach Sevilla gekommen sind, offenbar werden lassen. Jene, die erst in Sevilla eingetreten sind, kenne ich nicht; ich weiß nur, dass sie bei jenem mehr Gehör finden, der mit ihnen unterhandelt, und das war in vieler Hinsicht ein großer Schaden.

Ich bitte nun Euere Paternität um der Liebe unseres Herrn willen, diese Nonnen nicht zu verlassen und ihnen durch Ihr Gebet in ihrer Trübsal beizustehen. Sie haben sonst keine Hilfe als Gott allein; auf Erden ist niemand mehr, bei dem sie Trost finden könnten. Allein Seine Majestät, die ihre Tugend kennt, wird sie beschützen und Euere Paternität mit Liebe erfüllen, um dasselbe zu tun.

Den beiliegenden Brief sende ich offen. Besteht für diese Nonnen noch das Gebot, die Briefe, die sie von mir erhalten, dem Provinzial auszuliefern, so wollen Euere Paternität dafür sorgen, dass ihnen jemand diesen Brief vorliest; denn es könnte ihnen doch einigen Trost gewähren, von mir einen Brief zu sehen.

Man meint, der Provinzial wolle diese Nonnen aus dem Kloster vertreiben, und man sagt, dass in diesem Falle auch die Novizinnen mit ihnen nach Kastilien gehen wollten. Soviel ich merke, kann es der Teufel nicht ausstehen, dass sich in Sevilla unbeschuhte Brüder und Nonnen befinden, und darum führt er einen so heftigen Krieg gegen sie. Ich habe jedoch die Zuversicht auf den Herrn, dass der böse Feind wenig erreichen wird.

Bedenken Euere Paternität, dass Sie allein die Nonnen seit ihrer Niederlassung in Sevilla erhalten haben; und darum wollen Sie auch jetzt wieder, wo ihre Not am größten ist, mit dem heiligen Joseph ihnen beistehen! Möge Seine Majestät Sie noch viele Jahre zum Schutze dieser armen Nonnen erhalten! Denn ich kenne schon die Ergebenheit, die Sie den dortigen unbeschuhten Vätern erzeigt haben. Möge der Herr Sie immer mehr an Heiligkeit zunehmen lassen, worum ich ihn stets bitte! Amen.

Heute ist der letzte Tag des Januar.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht, können Sie den bei- liegenden Brief an die Schwestern selbst lesen.

Anschrift: An den hochherrlichen, hochwürdigen Herrn, meinen Dr. Ferdinand, Prior de las Cuevas, meinen Gebieter in Sevilla.

268. Brief - An die unbeschuhten Karmelitinnen zu Sevilla

Ávila, am 31. Januar 1579

Ermunterung zum gottergebenen und freudigen Ausharren in der Verfolgung. Verschiedene Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Töchter und Schwestern!

Ich kann Ihnen gestehen, dass ich Sie noch nie so geliebt habe wie jetzt, und noch nie waren Sie so verpflichtet, unserem Herrn zu dienen, als in diesem Augenblicke, da er Ihnen die große Gnade erweist, etwas von seinem Kreuze und seiner gänzlichen Verlassenheit zu verkosten, die er am Kreuze empfunden hat. Glückselig der Tag, an dem Sie nach Sevilla gekommen sind! Schon damals war Ihnen diese glückselige Zeit vorbehalten. O wie sehr beneide ich Sie doch! Dies ist volle Wahrheit. Ich habe all die Veränderungen, die vorgekommen sind, erfahren, da man mir alles ganz umständlich berichtete, auch dies, dass man Sie aus Ihrem Kloster vertreiben wollte, sowie andere Einzelheiten; aber weit entfernt, dass mich dies schmerzte, habe ich vielmehr die größte innere Freude empfunden, weil ich sah, dass Ihnen unser Herr, ohne das Meer durchwandeln zu müssen, einige Minen ewiger Schätze öffnen wollte, wodurch Sie, wie ich zu Seiner Majestät hoffe, sich selbst überaus bereichern und auch uns, Ihren Schwestern in Kastilien, davon mitteilen können. Ich habe nämlich die größte Zuversicht auf die göttliche Erbarmung, dass sie Ihnen die Gnade zuteil werden lasse, dies alles zu leiden, ohne den Herrn in irgendeinem Stücke zu beleidigen; betrüben Sie sich aber nicht darüber, dass Sie diese Leiden schmerzlich empfinden! Der Herr will Ihnen nämlich zu verstehen geben, dass Sie noch nicht soviel Kraft in sich hatten, wie Sie meinten, als Sie so großes Verlangen nach Leiden in sich verspürten.

Mut, Mut, meine Töchter! Bedenken Sie, dass Gott keinem Menschen mehr Leiden schickt, als er ertragen kann, und dass er denen nahe ist, die sich in der Trübsal befinden. Da dies gewiss ist, so hat man nichts zu fürchten; man muss vielmehr von seiner Barmherzigkeit hoffen, dass er in allen Dingen die Wahrheit offenbare. Er wird auch gewisse Umtriebe aufdecken, die der Teufel verborgen hält, um alles in Unordnung zu bringen, und die mir noch mehr Kummer machten als Ihre gegenwärtigen Prüfungen.

Betet, betet, meine Schwestern! Jetzt soll Ihre Demut und Ihr Gehorsam im hellsten Lichte erglänzen. Alle, die von hier nach Sevilla gekommen sind, und ganz besonders die frühere Mutter Priorin müssen zeigen, dass keine der anderen Sie an Demut und Unterwürfigkeit gegenüber der neuaufgestellten Vikarin übertrifft. O wie günstig ist doch die Zeit, in der Sie die Früchte der Entschlüsse, unserem Herrn zu dienen, einernten können! Bedenken Sie, dass der Herr die Seelen oft nur prüfen will, ob Ihre Werke mit Ihren Entschlüssen und Worten übereinstimmen! Machen Sie den Töchtern der seligsten Jungfrau durch Ihren Mut in Ertragung dieser schweren Verfolgung Ehre; helfen Sie sich selbst, und der gute Jesus wird Ihnen auch zu Hilfe eilen. Scheint er auch auf dem Meere zu schlafen, so wird er doch, wenn der Sturm entfesselt ist, den Winden Ruhe gebieten. Er will, dass wir ihn bitten, und er liebt uns so innig, dass er unablässig nach Mitteln sucht, uns zum Fortschritt zu verhelfen. Gepriesen sei immerdar sein Name! Amen, Amen, Amen.

In all unseren Klöstern wird viel für Sie zu Gott gebetet, und so hoffe ich denn von seiner Güte, dass er bald all diesen Übeln abhelfen wird. Bemühen Sie sich darum, die Freude zu bewahren, und bedenken Sie, dass, im rechten Lichte betrachtet, alles nur wenig ist, was man für einen so guten Gott dulden kann, der soviel für uns gelitten hat; denn Ihr Blut haben Sie ja doch noch nicht um seinetwillen vergossen. Sie leben inmitten Ihrer Schwestern und nicht als Sklavinnen in Algier. Lassen Sie Ihren Bräutigam walten, und Sie werden sehen, dass in kurzem das Meer ebenso wie den König Pharao auch jene verschlingt, die uns bekämpfen, und dem Volke Gottes die Freiheit bringt. Dann werden wir alle nach neuen Leiden Verlangen tragen, wenn wir sehen, welch großen Gewinn uns die bereits erduldeten brachten.

Ihren Brief habe ich erhalten und ich wünschte nur, dass Sie das, was Sie aufgeschrieben, nicht verbrannt hätten; denn diese Berichte wären für uns von großer Bedeutung gewesen. Die Auslieferung meiner Briefe hätten Sie, wie mir hier die Theologen sagten, verweigern können; es ist indessen wenig daran gelegen. Möge es der göttlichen Majestät gefallen, dass man alle Schuld auf mich allein werfe, wenn mich auch die Leiden derer, die so ganz ohne Schuld gelitten haben, schon schwer drückten.

Sehr zu beklagen ist, dass in dem Untersuchungsprozesse, den der Pater Provinzial dort führte, einige Aussagen vorkommen, von denen ich weiß, dass sie auf falscher Grundlage beruhen; denn ich war damals, als diese Dinge sich der Aussage gemäß ereignet haben sollen, in Sevilla. Suchen Sie um der Liebe unseres Herrn willen genau zu erforschen, ob irgendeine Schwester diese Aussagen aus Furcht oder aus Verwirrung gemacht hat! Wenn keine Beleidigung Gottes vorgekommen ist, dann ist alles von keiner Bedeutung; allein Lügen und Aussagen zum Nachteile anderer sind für mich eine wahre Marter. Übrigens kann ich das, was mir berichtet wurde, doch nicht recht glauben; denn alle kennen ja den sittlich reinen Wandel und die Tugend, die der Pater Magister Gracián im Verkehre mit uns an den Tag legte; und alle wissen, wie sehr er uns förderte und uns behilflich war, im Dienste unseres Herrn voranzuschreiten. So verhält es sich in der Tat, und darum ist es ein großer Fehler, ihn anzuklagen, selbst wenn man nur geringfügige Dinge über ihn aussagen würde. Machen Sie um der Liebe willen jene Schwestern darauf aufmerksam und bleiben Sie unter dem Schutze der heiligsten Dreifaltigkeit! Amen.

Alle Schwestern dieses Klosters empfehlen sich inständig in Ihre Gebete. Sie hoffen, die Schwester … vom heiligen Franziskus werde ihnen, wenn sich einmal die Wolken zerstreut haben, alles zu erzählen wissen. Der guten Schwester Gabriela empfehle ich mich und ich bitte sie, ganz beruhigt zu sein. Ich kann mir die Betrübnis leicht vergegenwärtigen, die sie beim Anblick der ungerechten Behandlung der Mutter Maria vom heiligen Joseph empfunden haben wird. Die Schwester . . . vom heiligen Hieronymus bedauere ich nicht, wenn ihr Verlangen nach Leiden ihr wirklich von Herzen gekommen ist; wäre dies nicht der Fall, so würde ich sie mehr bedauern als alle anderen.

Morgen ist der Vorabend von Mariä Lichtmess. Mit dem Herrn García Alvarez würde ich mich lieber besprechen als ihm schreiben, und da ich dem Papier nicht alles anvertrauen kann, was ich ihm sagen möchte, darum sehe ich vom Schreiben ab. Den übrigen Schwestern, denen Sie Mitteilung von diesem Briefe machen zu dürfen glauben, sagen Sie meine Empfehlungen.

Euerer Lieb unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

269. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Ávila, am 4. Februar 1579

Trost in ihren Prüfungen. Gefangennahme des Herrn Albornoz.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen und verhelfe Ihnen dazu, dass Sie aus diesen Prüfungen Nutzen ziehen!

Mir sind diese Leiden sehr zu Herzen gegangen, und darum empfehle ich diese Angelegenheit unserem Herrn. Andererseits erkenne ich sie als Gnaden, die Seine Majestät denen zusendet, die sie innig liebt. Sie will uns dadurch aufmuntern, dass wir die Dinge dieses Lebens, die so veränderlich und unbeständig sind, verachten und [großmütig] das ewige Leben zu erstreben suchen. Welch schreckliche Stürme und Verleumdungen kommen nicht in diesem Jahre vor! Ich war im ersten Augenblicke sehr bestürzt, als ich die Gefangennahme des Herrn Albornoz erfuhr. Da mir aber nachher zu Ohren gekommen ist, dass es sich um die Angelegenheit des Don Fadrique handle, hoffe ich zu Gott, dass diese Prüfung nur von kurzer Dauer sei. Dem edlen Gefangenen meine besten Empfehlungen! Es wird eine Zeit kommen, in der er seine Eisenfesseln mit den herrlichsten Goldketten der Welt nicht vertauschen möchte. Gott möge ihm Gesundheit schenken, da man mit dieser alle Leiden leichter ertragen kann! Über Sie bin ich weniger in Sorge, da Ihnen nach meinem Dafürhalten unser Herr soviel Kraft verliehen hat, um auch noch andere größere Leiden zu ertragen. Möge Seine Majestät in Ihnen die Gnade vermehren und Sie noch viele Jahre erhalten! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

270. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, am 20. Februar 1579

Verschiedene Ratschläge bezüglich der in Rom zu besorgenden Angelegenheiten.

… So sehr wir auch wünschen, dass die Angelegenheit ernstlich betrieben werde, so will ich doch nicht, dass man etwas unternehme, was wir nicht leicht zustande bringen können. Auch müsste man, wenn jetzt auch Gelegenheit dazu gegeben wäre, in Rom ein Kloster zu gründen, doch wohl in Erwägung ziehen, ob es auch ersprießlich sei, bevor die Reform sich mehr gekräftigt hat; denn würden dort die Beschuhten den Unbeschuhten feindselig entgegentreten, so wäre das in nächster Nähe des Papstes für uns alle eine große Unklugheit. Falls Euere Hochwürden den Brief an den Kanonikus des Königs senden, müssen Sie ihm auch den Mann angeben, der zum Provinzial ernannt werden soll.

Für jetzt wünschte ich nicht, dass Euere Hochwürden diese Reise nach Rom unternehmen; denn es scheint alles in so guter Ordnung zu sein, dass ich sie nicht für notwendig halte. Freilich ist es nicht recht, dass hier alle büßen müssen, ohne dass sich jemand ihrer annimmt. Sollten Sie wirklich nach Rom reisen müssen, so wäre es besser, das Generalkapitel abzuwarten, und Sie könnten sich dann, wenn Gott Sie wirklich zu unserem Oberen macht, als Provinzial dorthin begeben, wie es auch Ihre Pflicht wäre. Die Patres, die jetzt nach Rom sich begeben, könnten Sie dort erwarten, und alle drei würden dann unsere Reform in Ehren vertreten. Möge unser Herr alles zu seiner größeren Ehre leiten! Möge er Euere Hochwürden erhalten und Sie zunehmen lassen an Heiligkeit!

Ich hatte noch keine Zeit, noch weiter etwas zu sagen, was Sie, und zwar mit vollem Rechte, über mich unwillig machen könnte. Bezüglich des Paters Mariano fürchte ich, der Nuntius werde nicht streng gegen ihn vorgehen, da ihn Gott für zu schwach hält. Seine Majestät verleihe uns die Kraft, um für unseren Herrn und Gott zu sterben! Dieser Kampf war offenbar eine Fügung seiner Barmherzigkeit.

Heute ist der 20. Februar.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Dieser Brief, der so voll von Ratschlägen ist, ist ganz so, wie er sich von einer alten Person, die wenig Demut besitzt, nicht anders denken lässt. Gebe Gott, dass ich einigermaßen das Richtige getroffen habe! Ist dies nicht der Fall, so bleiben wir dennoch so gute Freunde wie zuvor.

271. Brief - An Herrn Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 12. März 1579

Ermutigung. Versicherung, dass die unbeschuhten Karmeliten siegreich aus der Prüfung hervorgehen werden. Verschiedene Ratschläge.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Die Sorge, die Ihnen die Ordensangelegenheiten verursachen, hat mir Kummer gemacht. Aber ich will Ihnen sagen, dass ich mich nicht wie Sie durch diese Ereignisse niederdrücken lasse. Ich erkenne, dass sie Gott gewollt hat und dass Seine Majestät mit größerer Sorgfalt über sie wacht als wir. Darum bin ich zufrieden, was auch immer kommen mag, weil ich sie im Verein mit heiligen Seelen ihm ständig empfohlen habe; was uns aber mit seiner Ehre am meisten im Widerspruch zu sein scheint, ist für ihn vielleicht das entsprechendste. Betrüben Sie sich also in keiner Weise! Die Welt geht noch nicht ihrem Ende entgegen.

Seitdem ich weiß, dass es unseren Vätern gut ergeht und man sie gerecht behandeln will, ist keine Befürchtung mehr gegeben; aber selbst dann, wenn man ihnen nicht Gerechtigkeit widerfahren ließe, könnten wir keine günstigere Zeit bekommen als jene, in der wir ohne ein Verschulden unsererseits zu leiden hätten. Noch mehr. Man sagt mir, dass der Herr Nuntius ein großer Diener Gottes ist; er wird sich also allmählich über alles informieren sowie auch die anderen Richter. Da man unseren Vätern keinen Brief zukommen lassen kann, und sie sich auch nicht auszusprechen vermögen, so ist es unnütz, ihnen zu schreiben, trotz meines Verlangens, sie zu trösten und ihnen zu erklären, wie sehr ich sie beneide.

Ich habe den Brief erhalten, der über Toledo angekommen ist, sowie auch jenen, den Peter Ries gebracht hat. Der letztere war so voll Mutlosigkeit, dass ich darüber gelacht habe; aber ich habe unserem Herrn gedankt, als ich sah, wie groß Ihre Mildtätigkeit ist und wie sehr Sie sich unsere Angelegenheiten zu Herzen nehmen. Eines Tages werden wir es Ihnen vergelten können. Was die Richter betrifft, so haben sie nur zu guten Grund, zu erklären, dass sie aus Gefälligkeit nichts tun werden; sie würden sich auch gegen die Gerechtigkeit verfehlen, wenn sie sich mehr von Gunst als von der Wahrheit leiten ließen.

Die Briefe, die dem Herrn Kanonikus übergeben wurden, genügen nicht, um den Streit zu beendigen, und Doña Maria de Montoya hat keinen Grund, anzunehmen, dass wir uns so etwas einbilden. Hier muss Gott selbst eingreifen; aber derartige Briefe sind gewöhnlich so beschaffen, dass sie die Bittsteller vertrauenswürdig machen; sie zeigen, dass es sich wirklich um Ordenspersonen handelt, die als solche in Spanien anerkannt sind; je zahlreicher sie sind, desto besser wird es sein.

Die beiliegenden Briefe wurden mir von Doktor Rueda übersandt, damit Sie diese dem König übergeben. Überreichen Sie, bitte, diese persönlich und entbieten Sie ihm die Huldigung von uns allen! Ich wollte gerne dem Grafen schreiben; vergessen Sie nicht, Seiner Gnaden meine ehrfurchtsvollsten Empfehlungen zu übermitteln! Es hat uns sehr gefreut, dass sein Sohn gesund ist. Teilen Sie ihm dies mit und versichern Sie ihn, dass es für uns ein großer Trost ist zu wissen, dass er an den Hof zurückgekehrt ist.

Lassen Sie den Brief an Pater Prior von St. Augustin durch jemanden eigenhändig übergeben! Aber man darf nicht wissen, dass er von mir kommt, und auch nicht, dass Sie ihn übermittelt haben; glauben Sie es mir, diese Vorsicht kann nicht schaden.

Den Brief für den unbeschuhten Franziskanerpater sollen Sie ebenfalls durch eine zuverlässige Person übersenden; denn dieser Pater ist mir sehr ergeben.

Der andere Brief, den ich Ihnen übersende, ist von meinem Bruder; ich bitte Sie, ihn dem Adressaten zu übergeben und ihn zu ersuchen, er möge Ihnen die Antwort darauf geben, die Sie dann an mich selbst adressieren sollen. Entschuldigen Sie mich gütigst für all das! Abgesehen von diesem letzteren Brief sind alle anderen sehr wichtig für unsere Angelegenheiten.

Die Briefträger sind, wie ich sehe, immer sehr zuverlässig in der Beförderung meiner und Ihrer Briefe. Es ist deshalb nicht notwendig, so große Umwege zu machen. Seitdem die Beschuhten haben, was sie wollen, werden sie uns nicht mehr so stark überwachen wie vorher. Achten Sie aber doch darauf, die Briefe, die Sie an mich senden, gut zu versiegeln!

Glauben Sie mir, wenn ich unseren Pater Gracián seines Amtes enthoben sehe, werden wir, wie mir scheint, alles übrige ertragen können. Dies ist ein Punkt, der mich immerfort quält. Möge man uns einen Visitator aus einem beliebigen Orden geben, ich werde damit sehr zufrieden sein, vorausgesetzt, dass man ihn nicht aus unseren beschuhten Vätern erwählt. Möge Gott diese Angelegenheit regeln, da er es vermag, und Sie und die dortigen Damen beschützen, deren Gebeten ich mich angelegentlich empfehle!

Heute ist der 12. (März).

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

272. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Ávila, im März 1579

Ein guter Rat.

… Die Briefe von Alcalá, besonders jener von Euerer Paternität, haben mich in Schrecken versetzt; dies alles hat mich wirklich tief betrübt. O mein Gott, wie weit sind wir davon entfernt, uns selbst zu erkennen! Ich versichere Sie, mein Vater, dass ich, wie ich Ihnen schon einmal geschrieben habe, so viel Furcht selbst in Hinsicht auf die vergangenen Ereignisse habe, dass ich nicht wünschte, Sie hier zu sehen. Ich glaube, dass Sie diesem Rat Folge leisten sollten, der in dem Wunsche besteht, Sie möchten wieder bei den Katzen Wohnung nehmen. Die Drohung ist gut …

273. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, anfangs April 1579

Abschluss der Verfolgungen. Pater Angelus de Salazar zum Generalvikar der Reform ernannt. Vorbereitung zur Absendung zweier Patres nach Rom.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater, und er vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir durch die Hoffnung, Sie zu sehen, bereitet haben! Dies wäre wahrhaftig eine sehr große Freude für mich. Darum bitte ich Sie um der Liebe unseres Herrn willen, Ihre Reise so einzurichten, dass dies möglich ist; denn wie der Verzicht auf eine Freude, auf die man nicht mehr hofft, schon peinlich ist, so ist es noch schmerzlicher, auf eine Freude verzichten zu müssen, mit der man rechnet. Ich bin überzeugt, dass unsere Zusammenkunft Seiner Majestät zur Ehre gereichen wird. Da mich der Gedanke, Sie bald wieder zu sehen, so sehr erfreute, habe ich die Wahl des neuen Vorgesetzten gerne hingenommen. Möge es unserem Herrn gefallen, dass er nur kurze Zeit dieses Amt zu verwalten hat! Ich meine jedoch damit nicht, dass er bald sterben soll; er hat offenbar unter den Beschuhten die meiste Befähigung und wird rücksichtsvoll gegen uns verfahren, da er Einsicht und Klugheit besitzt und wohl erkennt, wie weit er gehen darf. In gewisser Beziehung ist den Beschuhten diese Wahl ebenso unlieb als uns. Denn als Personen, die nach Vollkommenheit streben, können wir uns nichts Besseres wünschen, als den Herrn Nuntius zum Oberen zu haben, da er uns allen Gelegenheit gegeben hat, Verdienste zu sammeln.

Dass Pater Gregor schon in seinem Kloster ist, dafür preise ich unseren Herrn, und ich werde dasselbe tun, wenn Sie es dahinbringen, dass die Priorin in Sevilla wieder in ihr Amt eingesetzt wird; denn das ist notwendig. Sollte dies nicht geschehen, so wäre Elisabeth vom heiligen Franziskus die geeignete Person. Denn jene, die jetzt dem Kloster vorsteht, ist eine lächerliche Figur, die das Kloster zugrunde richten kann. Der Herr leite diese Angelegenheit, wie es ihm am wohlgefälligsten ist, und vergelte Euerer Hochwürden die Sorgfalt, die Sie diesen armen Fremden zuwenden! Wenn ihnen nur der Provinzial der Beschuhten nichts zu befehlen hat, so ist dies schon ein großer Trost für sie; sie können dann wenigstens wieder Briefe schreiben und empfangen. Durch Vermittlung des Priors de las Cuevas habe ich ihnen einen Brief gesandt, und ich werde mich keineswegs aufregen, wenn er in die Hände des Provinzials fällt. Ich habe mit dieser Möglichkeit schon beim Schreiben gerechnet.

Unser Bote hat schon alles in Ordnung gebracht; je öfter ich mich mit ihm bespreche, desto mehr Hoffnung gewinne ich, dass er sich seines Auftrages mit bestem Erfolg entledigen werde. Hier waren indessen unsere Ansichten geteilt; ich wünschte nämlich, dass man von dem Briefe des Königs eine Abschrift nehme und sie sogleich mit dem ersten Eilboten an den Kanonikus Montoya sende, sowie auch einen Brief von mir, den ich an seine Mutter adressiere. Dem Kanonikus schreibe ich, dass ihm dieser Brief des Königs direkt oder durch die zwei Patres zugesandt werde, die nach Rom reisen, um unserem Pater Generalvikar den Gehorsam zu leisten. Da es sich um eine so wichtige Sache handelt, ist es nach meinem Dafürhalten besser, sie auf zwei verschiedenen Wegen zu betreiben. Denn wir haben keine Gewissheit darüber, ob unsere Deputation guten Erfolg erzielen wird; es wäre nämlich für uns bei unseren gegenwärtigen Verhältnissen peinlich, auf eine weitere Absendung von Patres zu warten. Da der Kanonikus uns schon seine Vermittlung in dieser Angelegenheit zugesichert hat, so wäre es auch nicht gut, ihn ganz beiseite zu setzen; denn er könnte uns als guter Freund im Laufe der Zeit noch viele Dienste erweisen. Auch wird sich die Sache gerade nicht so leicht machen lassen, und die Vermittlung des Kanonikus kann nie schaden. Ich würde es sogar vorziehen, wenn er die Angelegenheit für sich allein betriebe und die beiden Patres sich direkt zum Generalvikar begäben, da ich wenig Vertrauen habe, dass alles geheim bleiben wird. Wenn die beiden Patres mit diesem oder jenem verhandeln, so könnte der Pater Generalvikar es erfahren und sich vielleicht beleidigt fühlen, dass sie sich nicht sogleich an ihn wandten, was beim Kanonikus nicht zu befürchten ist.

Pater Johannes behauptet, es sei für ihn nicht mehr nötig, nach Rom zu reisen, wenn der Kanonikus sich um die Angelegenheiten annimmt. Aber es gibt so viele Gründe zur Reise, dass man wohl die beiden angegebenen Wege einschlagen muss. Wollte Gott, dass dieser Pater bei seiner Ankunft in Rom schon alles in Ordnung fände! Er und sein Gefährte werden dort durch ihre Anwesenheit nicht wenig Nutzen schaffen, wenn die Ordensobern in Rom sehen, dass diese unbeschuhten Väter mehr klösterliche Zucht an den Tag legen und achtenswerter sind als jene, die sie dort kennenzulernen Gelegenheit hatten. Überdies könnten diese beiden Ordensmänner dem Pater Generalvikar über alles Rechenschaft geben…

274. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im April 1579

Eine unglückselige Vikarin.

… Über jene zwei Seelen muss ich staunen, und ich kann sie nur bedauern. Es scheint wirklich nicht anders zu sein, als dass alle Furien der Hölle in diesem Kloster zu Sevilla sich vereinigt haben, um alle sowohl innerhalb als außerhalb zu täuschen und zu verblenden. Wissen Sie, mein Vater, die ganze Betrübnis, die mich befiel, als Sie mir von jenem Prozesse in Sevilla Nachricht gaben, hatte ihren Grund in der Furcht, man mischte, wie wir es jetzt auch wirklich sehen, eine Verleumdung gegen Paulus schleudern. Diese unglückselige Vikarin hat immer einige schwere Anschuldigungen ausgestreut; ich war schon lange darüber betrübt. O Jesus, wie schwer ist mir nicht dies gefallen! Alle Leiden, die wir erduldet haben, waren im Vergleich damit soviel wie nichts. Gott gibt uns hier eine eindringliche Lehre, wie wenig wir uns auf die Geschöpfe verlassen können, so vortrefflich sie auch sein mögen; er zeigt uns, dass wir mit Vorsicht zu Werke gehen müssen und nicht alles offen sagen dürfen, was wir wissen. Gebe Gott, dass diese Lehre für Paulus und für mich hinreicht! …

275. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá oder in Madrid

Ávila, am 21. April 1579

Das Ende der Verfolgung und die Profeß der Schwester des Paters Gracián. Die Nonnen in Sevilla und Pater García Alvarez.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Den hier beiliegenden Brief hatte ich schon geschrieben, als ich Ihre Briefe erhielt. Unser Herr wird Ihnen wohl so freudige Osterfeiertage geschenkt haben, wie ich es wünsche und wie alle Ihre geistlichen Töchter des hiesigen Klosters ihn darum gebeten haben. Gott sei gepriesen, der unsere Angelegenheiten in einer Weise lenkt, dass dieses Fernsein zwischen uns doch einmal ein Ende nimmt und die arme Angela sich wieder über die Angelegenheiten ihrer Seele besprechen kann! Denn seit Ihrer Abwesenheit konnte sie sich nie so darüber besprechen, dass sie einen Trost empfunden hätte. Nachdem wir Leiden jeglicher Art erduldet haben, wird es uns gewiss an Stoff zur Unterhaltung nicht fehlen. Mir scheint aber, dass Euere Paternität durch diese Prüfungen am meisten gewonnen haben, da unser Herr Sie sobald belohnt hat, indem er Ihnen Gelegenheit gab, so vielen Seelen nützlich zu sein.

Doña Johanna schrieb mir in betreff unserer Schwester Maria vom heiligen Joseph einen Brief, ohne auch nur Ihren Namen zu nennen. Wenn sie auch, wie sie gesteht, in Eile schrieb, so kann ich mich doch nicht so beruhigen, dass ich mich nicht beklagen müsste. Der Priorin von Valladolid schrieb ich, dass Ihre Schwester sogleich Profeß ablegen sollte, sobald das Probejahr vorüber sei. Sie gab mir zur Antwort, dass ihr nie ein anderer Gedanke gekommen sei, als noch zuzuwarten, bis ich ihr den Auftrag gegeben hätte. Ich hatte auch wirklich gemeint, es komme wenig darauf an, weil dann auch Euere Paternität daran teilnehmen könnten. Allein es ist so besser; denn da wir so sichere Hoffnung haben, eine eigene Provinz zu erhalten, so rechne ich gewiss darauf, dass auch alles andere gut ausgehen wird.

Mein Bruder lässt sich Euerer Paternität empfehlen. Die kleine Theresia ist sehr vergnügt und ein [gutes] Kind wie immer.

In Bezug auf die Angelegenheit in Sevilla bin ich jetzt ein wenig ruhiger, weil die Nonnen dortselbst mit den Beschuhten nichts mehr zu tun haben. Der Erzbischof schrieb mir, die unbeschuhten Väter seien sehr betrübt gewesen, als die Beschlüsse ankamen; jetzt aber freuten sie sich um so mehr. Sie sind Beichtväter der Nonnen, und der Pater Vikar Angelus de Salazar schreibt mir, dass Pater Nikolaus innerhalb eines Monats nach Sevilla kommen werde, um der Mutter Maria vom heiligen Joseph wieder Sitz und Stimme zu geben und die Wahl vorzunehmen. Aus den Briefen des Paters Nikolaus ersehe ich, dass diese Nonnen große Klugheit an den Tag legen müssen und ihr Betragen dem ganzen Orden zum Vorbild dienen soll. Vor seiner Abreise muss er zu mir kommen. Es ist dies notwendig, damit wir die Vorgänge in Sevilla besser verstehen und damit ich ihm für die Mutter Maria vom heiligen Joseph gewisse Verhaltungsmaßregeln gebe, wenn man sie wieder wählen sollte. García Alvarez kommt nicht mehr ins Kloster, weil es ihm, wie er sagt, der Erzbischof verboten hat. Möge Gott in allem Abhilfe schaffen und mir die Gnade gewähren, mit Ihnen längere Zeit verschiedene Angelegenheiten besprechen zu können! Wie ich merke, müssen Sie beim Vater Joseph sehr gut stehen; daran ist alles gelegen.

Ich habe lachen müssen, als ich vernahm, dass Sie jetzt schon wieder nach Leiden Verlangen tragen. Lassen Sie uns doch um der Liebe Gottes willen ein wenig von den Leiden ausruhen, da Sie diese ja nicht allein zu tragen haben, [wenn uns solche aufs neue treffen]. Wer einmal von dieser Nahrung gekostet hat, der wird, wie ich weiß, wohl einsehen, dass es keine bessere Nahrung für die Seele gibt. Allein da ich nicht weiß, ob nicht vielleicht auch andere Personen diese Prüfungen treffen als nur jene, die darnach Verlangen trägt, darum kann ich sie nicht herbeiwünschen. Ich will damit sagen, dass es ganz verschieden ist, ob man allein für sich leidet oder ob man auch den Nächsten leiden sieht. Dies ist eine Frage, die mir Euere Paternität beantworten wollen, wenn wir uns wiedersehen. Möge unser Herr uns die Gnade verleihen, ihm in rechter Weise in dem zu dienen, was auch immer sein Wille sein mag! Möge er Euere Paternität noch viele Jahre erhalten und Ihnen jene Heiligkeit verleihen, um die ich ihn für Sie bitte! Amen.

Ich habe der Priorin von Valladolid aufgetragen, sie möge nicht schreiben, um von Doña Johanna das Geld zu verlangen; es würde doch erst nach der Profeß übergeben werden, und auch dann wäre ich noch im Zweifel, ob es geschehe. Da nämlich Ihre Schwester ohne Aussteuer aufgenommen wurde, so könnten die Nonnen gar nichts sagen, wenn sie keine Mitgift bringen würde. Sie sollten es machen wie die anderen Klöster und auf Gott ihr ganzes Vertrauen setzen. Ich wollte sonst nichts berühren und sandte der Priorin nur den Brief, den Euere Paternität an Doña Johanna adressiert hatten. Die Angelegenheit wird also auf diese Weise in Ordnung sein.

Ich wünschte auch nicht, dass Doña Johanna hierüber ein Wort mit Pater Angelus redete; denn es ist kein Grund dazu vorhanden und ist auch nicht notwendig, wenn er auch mit ihr sehr befreundet ist. Zudem wissen Euere Paternität, dass solche Freundschaften gar bald wieder ein Ende nehmen. Die Welt ist nun einmal so. Meines Wissens haben Sie mir das schon einmal in einem Briefe zu verstehen gegeben; es kann aber auch sein, dass Sie damals noch nicht an das dachten, wovon ich spreche. Teilen Sie dies in jedem Fall der Doña Johanna mit, und Gott sei mit Ihnen! Vergessen Sie nicht bei Ihren Sorgen für so viele Seelen, mich der göttlichen Majestät zu empfehlen; denn Sie wissen ja, dass Sie Gott für meine Seele Rechenschaft geben müssen.

Heute ist der letzte Osterfeiertag.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Teilen Euere Paternität der Doña Johanna den Tag mit, an dem die Profeß stattfindet; denn ich habe jetzt keine Zeit, ihr einen Brief zu senden. Ich schreibe an sie immer mit großer Furcht über die Angelegenheit, von der die Rede ist, und ich werde dies, obwohl ich ihr ohnehin selten schreibe, noch seltener tun. Meiner Tochter Maria vom heiligen Joseph habe ich schon geantwortet. Es wäre für mich ein großer Trost, sie in meiner Nähe zu haben, allein unser Herr will mir in keiner Weise einen Trost zukommen lassen. Anschrift: An meinen Paulus in der Höhle des Elias.

276. Brief - An die Mutter Anna von Jesu, Priorin in Veas

Ávila, im Mai 1579

Dank für ein gutes Werk.

Meine Tochter und meine Krone, ich kann Gott nicht genug danken, dass er Euere Ehrwürden in unseren Orden geführt hat. Ebenso wie der Herr vor den Kindern Israels, als er sie aus Ägypten führte, eine wunderbare Säule einhergehen ließ, die ihnen bei Nacht leuchtete und die Wege wies, bei Tag aber sie vor der Sonne schützte, ebenso scheint er auch mit unserem Orden zu verfahren. Sie, meine Tochter, sind diese Säule, die uns führt, die uns leuchtet und uns beschützt. Alles, was Euere Ehrwürden für diese Ordensmänner getan, war sehr gut. Man sieht klar, dass Gott in Ihrer Seele wohnt, da alles, was Sie tun, mit solcher Liebenswürdigkeit und Herzensgüte geschieht. Der Herr, für den Sie es getan, vergelte es Ihnen und verleihe unseren Angelegenheiten einen ersprießlichen Ausgang!

277. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 2. Mai 1579

Reise des Paters Johannes (Roca) nach Rom und Ernennung der vier Assessoren.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihren Brief sowie auch die Briefe des Joseph Bullón habe ich erhalten. Unser Herr wolle ihn auf seiner Reise beschützen! Es fällt mir schwer, ihn so weit fortreisen zu sehen, allein da dies so dringend notwendig ist, muss man schon etwas mit in den Kauf nehmen. Wir alle sind ihm zu großem Danke verpflichtet; er hat Tugend und Fähigkeiten, die ihm ein Ansehen verschaffen; Gott führe ihn mit guten Nachrichten wieder zurück! Ich bitte Sie, mir den Tag und die Art und Weise seiner Abreise mitzuteilen. Ich kann die Stunde nicht erwarten, in der er diese Länder verlässt; da er so verkleidet sich auf die Reise begibt, so fürchte ich, es möchte uns etwas Schlimmes begegnen. Das wäre unter den gegenwärtigen Umständen etwas Erschreckliches für uns.

Unser Herr belohne Sie für die guten Nachrichten, die Sie mir mitteilen! Ich will Ihnen sagen, dass ich keine Sorge mehr für unsere Angelegenheiten habe, seitdem diese beiden Herren und meine Väter aus dem Dominikanerorden zu Assessoren des Nuntius ernannt worden sind; denn ich kenne diese vier Männer und bin überzeugt, dass sie in ihrem Amte als Assessoren alles zur Ehre und Verherrlichung Gottes beilegen werden. Dies ist es ja, was wir alle sehnlichst verlangen.

Was mir jetzt großen Kummer macht, das sind die Väter der Reform; man verleumdet sie so schändlich, dass ich und alle Schwestern, die das Ordenskleid der allerseligsten Jungfrau tragen, in die tiefste Trauer versetzt werden. Gott möge helfend eingreifen! Er erhalte Sie und lohne Ihnen Ihre Liebe zu diesem Orden und alles, was Sie für ihn getan! Dies veranlasst mich wirklich zum Lobpreise unseres Herrn. Wo immer heilige Liebe im Herzen wohnt, da gibt Seine Majestät auch Gelegenheit, sie im Werke zu zeigen. Gott wolle Sie und Doña Maria erhalten! Ich werde nicht unterlassen, ihn darum zu bitten, obwohl ich so armselig bin. Er verleihe Ihnen beiden einen hohen Grad der Heiligkeit!

Heute ist der 2. Mai.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

278. Brief - An die Mutter Elisabeth vom heiligen Hieronymus und an die Mutter Maria vom heiligen Joseph in Sevilla

Ávila, am 3. Mai 1579

Zuneigung zur früheren Priorin. Der Kaplan. Die Schwestern Beatrix und Margareta. Verschiedene Ratschläge.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihren Brief und auch jenen meiner Schwestern habe ich vorgestern erhalten. O mein Jesus, welch ein Trost wäre es für mich, wenn ich jetzt in Ihrem Kloster sein könnte! Nicht minder groß wäre der Trost gewesen, wenn ich schon in den letzten Zeiten bei Ihnen hätte sein können, um teilzunehmen an den Schätzen, womit der Herr Sie in so überfließender Weise bereichert hat. Er sei immerdar gepriesen! Amen.

Die große Liebe, die ich stets zu den Schwestern in Sevilla und besonders zu Euerer Ehrwürden getragen habe, hat sich außerordentlich gesteigert, weil Sie diejenige waren, die am meisten gelitten hat. Aber Sie dürfen sicher glauben, dass es für mich eine ganz besondere Freude war, als ich erfuhr, dass man Ihnen Sitz, Stimme und Amt abgenommen habe; denn obwohl ich weiß, dass meine Tochter Josepha ein armseliges Geschöpf ist, so habe ich doch die Überzeugung, dass sie Gott fürchtet und sich nicht gegen Seine Majestät verfehlt hat, wodurch sie eine solche Strafe verdient hätte.

Ich habe meinen Töchtern durch Vermittlung des Paters Prior de las Cuevas einen Brief gesandt, den er ihnen übergeben sollte. Ich möchte gerne wissen, ob Seine Paternität diesen sowie den an ihn selbst gerichteten Brief erhalten und wem er ihn zur Besorgung übergeben hat; falls er nicht in Ihre Hände gelangt ist, werde ich von neuem schreiben. Als Pater Nikolaus erfuhr, was mit dem Briefe seines Bruders geschah, zerriss er ihn. Euere Ehrwürden verdanken ihm sehr viel; Sie haben mehr Glück gehabt, seine Achtung zu gewinnen als jene des Paters García Alvarez. Dass letzterer in Ihrem Kloster nicht mehr Messe liest, tut mir sehr leid, aber auch sonst ist sein Fernbleiben für das Kloster ein Verlust. Ihm selber bleibt freilich eine große Mühe erspart. Wir sind ihm offenbar zu großem Danke verpflichtet, allein ich weiß kein Mittel für Sie, um ihn wieder zurückzuführen; denn da ihn der hochwürdigste Herr Erzbischof nicht einmal auf Ansuchen des Paters Prior de las Cuevas und des Paters Mariano in seinem Amte beließ, so weiß ich nicht, wer ihn dazu bewegen könnte. Diese bewussten Schriftstücke des Paters Mariano haben mich zum Teil verdrossen; denn ich begreife nicht, wie er sich denken konnte, eine solche Neuerung in Ihrem Kloster einzuführen, noch weniger, dass er sie in Ausführung gebracht hat. Offenbar ist der Teufel voll Wut gegen uns; er hat uns auf alle mögliche Weise bedrängen wollen, besonders in dem, was wir leiden müssen … und das ist die allergrößte Marter.

Nun aber hat es den Anschein, dass ihm unser Herr nicht so ganz volle Freiheit gewährt, und ich hoffe zu Seiner Majestät, sie werde es so ordnen, dass die Wahrheit an den Tag kommt. In Ihrem Kloster wurde auf die Wahrheit wenig Rücksicht genommen, und das ist es, was mich so sehr schmerzte, als ich von den im Prozesse gemachten Aussagen Kenntnis erhielt; einige Behauptungen waren durchaus falsch. Ich weiß das, weil ich mich zu der Zeit, als sie vorgefallen sein sollten, in Sevilla befand. Jetzt aber, da ich erfahren habe, wie sich jene Schwestern verhielten, danke ich unserem Herrn aus tiefstem Herzen, dass er ihnen nicht gestattete, noch weitere Verleumdungen zu erfinden.

Über jene zwei Seelen bin ich bekümmert, und wir alle müssen recht innig zu Gott flehen, dass er sie erleuchte. Seitdem Pater García Alvarez sich in der bekannten Weise benahm, befürchtete ich immer, was ich jetzt vor Augen sehe, und ich habe Ihnen, wenn Euere Ehrwürden sich erinnern, zweimal geschrieben, dass nach meinem Dafürhalten die ganze Schuld am Kloster liegt. Ich nannte Ihnen nur eine dieser beiden Schwestern - an Margareta hatte ich nie gedacht - und mahnte Sie, mit ihr vorsichtig zu sein; ich war mit ihrem Geiste nie recht zufrieden, obwohl ich dies manchmal nur für eine Versuchung oder für eine Folge meiner Armseligkeit hielt. Ich habe mich mit Pater Magister Gracián, der sehr viel mit ihr verkehrte, darüber besprochen, damit er auf sie acht habe. Nun wundere ich mich nicht gar sehr über das, was vorgefallen ist. Ich halte sie indessen nicht für böswillig, sondern für eine Betrogene, für eine Person von schwacher Einbildungskraft, die für teuflische Vorspiegelungen empfänglich ist, wie wir es gesehen haben; denn der böse Feind versteht es gut, das Naturell und die geringe Einsicht einer Person zu seinem Vorteile auszunützen. Darum darf man dieser Nonne nicht so viel Schuld beimessen, sondern muss innigstes Mitleid mit ihr haben. Deshalb bitte ich nun Euere Ehrwürden und alle Nonnen, aus Liebe zu mir sich genau nach dem zu richten, was ich Ihnen sagen werde; es ist dies, glauben Sie es mir, nach meiner Ansicht das beste.

Preisen Sie unseren Herrn von ganzem Herzen dafür, dass er dem Teufel nicht gestattet hat, eine von Ihnen so heftig zu versuchen; denn wir müssten, wie der heilige Augustin bemerkt, denken, dass wir in diesem Falle noch Schlimmeres getan hätten. Wollen Sie, meine Töchter, nicht wieder verlieren, was Sie in dieser Leidenszeit gewonnen haben! Erinnern Sie sich an die heilige Katharina von Siena und an ihr Verhalten gegen jene Person, die von ihr ausgesagt hatte, sie sei ein schlechtes Weib. Fürchten wir, meine Töchter, fürchten wir, Gott könnte seine Hand von uns zurückziehen, und zu welchen Schlechtigkeiten wären wir dann nicht fähig! Glauben Sie mir, dass diese Nonne weder so viel Einsicht noch auch Fähigkeit besitzt, um selbst solche Verleumdungen zu erfinden. Darum hat der Teufel es zuwege gebracht, dass sie auch eine Gefährtin fand, und er hat sie gewiss beeinflusst. Gott sei mit ihr!

In erster Linie lege ich darum Ihnen, meine Töchter, ans Herz, Sie möchten es sich recht angelegen sein lassen, in all Ihren Gebeten, und wenn es Ihnen möglich ist, diese Seele jeden Augenblick Seiner Majestät zu empfehlen. Auch wir in diesem Kloster werden dies tun, damit uns Gott die Gnade verleihe, sie zu erleuchten, und der Teufel sie aus diesem Zauberschlaf, in dem er sie gefangen hält, erwachen lasse. Ich betrachte sie als eine Person, die teilweise ihrer selbst nicht mächtig ist. Wie Sie wissen, gibt es ja, wenn auch nicht in unseren Klöstern, Personen von so schwacher Einbildungskraft, dass sie alles, was ihnen einfällt, wirklich zu schauen vermeinen; dabei muss wohl auch der Teufel mit im Spiele sein. So wird er auch, was ich befürchte, auf diese Nonne eingewirkt haben, dass sie zu sehen glaubte, was nach seinem Ermessen geeignet gewesen wäre, das Kloster zugrunde zu richten. Vielleicht hat sie keine so große Schuld, als wir meinen. Es ist ja auch ein Narr nicht strafbar, der sich einbildet, er sei in Wahrheit Gott der Vater; niemand wird ihm wohl diese Idee aus dem Kopfe schlagen können. Hierin, meine Schwestern, müssen Sie Ihre Liebe zu Gott zeigen und mit ihr innigstes Mitleid haben, wie wenn sie die Tochter Ihres Vaters wäre. Sie ist ja auch in der Tat die Tochter dieses wahren Vaters, dem wir so vieles verdanken und dem dieses arme Wesen ihr ganzes Leben lang zu dienen verlangt hat. Beten wir, meine Schwestern, beten wir für sie! Viele Heilige sind gefallen und haben sich doch wieder vom Falle erhoben. Vielleicht war diese Täuschung notwendig, um sie zu demütigen. Wenn uns Gott die Gnade erweisen würde, dass sie wieder zur besseren Einsicht käme und widerriefe, was sie gesagt, so hätten wir alle aus diesem Leiden Gewinn gezogen; dasselbe könnte auch bei ihr der Fall sein; denn der Herr weiß auch aus Bösem Gutes zu ziehen.

An zweiter Stelle verlange ich von meinen Schwestern, sie möchten für jetzt den Gedanken aufgeben, dass diese Nonne das Kloster verlassen müsse; denn dies wäre die größte Torheit und in keiner Weise schicklich. Sie meinen auf diese Weise der Gefahr zu entgehen, allein Sie würden sich nur in eine noch größere stürzen. Lassen Sie die Zeit vorübergehen! Die gegenwärtige Stunde ist zu einer solchen Änderung nicht geeignet, und zwar aus vielen Gründen, die ich angeben könnte. Es wundert mich, dass Euere Ehrwürden sie nicht einsehen. Denken Sie selber darüber nach, und Gott wird Sie diese Gründe erkennen lassen! Vertrauen Sie auf Seine Majestät und auf uns alle, die wir noch reiflicher überlegen müssen, was Ihrem Kloster am zuträglichsten ist! Für jetzt aber sollen sich die Schwestern hüten, von der Entfernung dieser Unglücklichen zu reden, und womöglich nicht einmal daran denken.

Drittens ermahne ich die Schwestern, in keiner Weise gegen sie Groll zu hegen; vielmehr sollte jene, die an der Spitze des Klosters steht, gegen sie sowie auch gegen jene andere überaus liebevoll sein, und auch alle Schwestern sollten ihr gegenüber Entgegenkommen und schwesterliche Liebe an den Tag legen. Sie müssen das Geschehene vergessen, und eine jede aus Ihnen sollte bedenken, welche Behandlung sie wünschen würde, wenn sie in einer ähnlichen Lage sich befände. Glauben Sie mir, dass diese Seele sehr gequält wird, wenn auch in ihrem Äußeren nichts davon zu bemerken ist. Denn der Teufel wird sich an ihr noch rächen wollen, weil er nicht mehr erreicht hat. Er könnte sie dazu veranlassen, sich selbst ein Übel zuzufügen, wodurch sie ihre Seele und ihren Verstand verlieren würde; denn um den Verstand zu verlieren, wäre vielleicht gar nicht viel nötig. Dies müssen wir jetzt alle im Auge behalten und nicht, was sie getan hat. Vielleicht hat ihr der Teufel eingegeben, sie rette dadurch ihre Seele und erweise Gott einen überaus großen Dienst. Auch in Gegenwart ihrer Mutter, die mich recht gedauert hat, soll man kein Wort von diesen Dingen reden. Warum schreiben Sie mir denn keine Silbe darüber, wie sie alle diese Dinge erträgt und was sie dazu gesagt hat? Ich hätte dies gern erfahren wollen sowie auch, ob sie von dem Komplott ihrer Tochter Kenntnis gehabt. Ich fürchte, der Teufel werde jetzt diese armen Schwestern aufs neue in andere Versuchungen stürzen und ihnen vorspiegeln, man habe keine Liebe zu ihnen und behandle sie schlecht. Es würde mich daher sehr verdrießen, wenn Sie dazu auch nur den geringsten Anlass gäben. Man hat mich hier schon benachrichtigt, dass die Väter der Gesellschaft es missbilligten, wenn man die beiden nicht gut behandelte. Gehen Sie daher sehr vorsichtig zu Werke!

Das Vierte, worauf ich dringen muss, besteht darin, dass man dieser Schwester und auch einer anderen nicht gestatte, mit auswärtigen Personen über diese Vorkommnisse zu sprechen außer in Gegenwart einer anderen Nonne, die diesem Gespräche zuhöre. Auch lasse man sie nur bei einem unbeschuhten Karmeliten, den sie sich jedoch von allen auswählen wolle, die Beichte ablegen; denn der Pater Generalvikar hat verordnet, dass die Unbeschuhten die Beichten der Nonnen des dortigen Klosters entgegennehmen sollten. Man sorge auch dafür, ohne es sie jedoch merken zu lassen, dass diese beiden Nonnen nicht viel im geheimen miteinander reden, und behandle sie in keiner Weise mit Strenge, da wir auch schwache Frauenspersonen sind, sondern man warte zu, bis der Herr selbst sie allmählich heilt. Auch wäre es gar nicht gefehlt, der ersteren, um sie zu beschäftigen, irgendein Amt zu übertragen, wenn dieses nur nicht von der Art ist, dass sie mit auswärtigen Personen verkehren muss, sondern sich nur auf die Tätigkeit im Innern des Hauses bezieht; denn die Abgeschiedenheit von allen und das Hinbrüten für sich allein könnte ihr großen Schaden bringen. Darum sollten die Schwestern, die ihr behilflich sein zu können glauben, von Zeit zu Zeit sich mit ihr unterhalten.

Ich rechne damit, den Pater Nikolaus noch zu sehen, bevor er nach Sevilla reist. Ich wünschte, dass dies bald geschehen möchte; wir werden uns dann über alles des näheren besprechen. Halten Sie sich einstweilen um der Liebe willen an das, was ich Ihnen angeraten habe! Auf keinen Fall werden die, die in Wahrheit nach Leiden Verlangen tragen, Groll gegen jene hegen, die ihnen Übles zugefügt, sie werden sie vielmehr nur noch mehr lieben. Daran werden alle erkennen, ob ihnen die Leidenszeit Nutzen gebracht hat. Ich hoffe von der Güte unseres Herrn, dass er in Bälde alles in Ordnung bringen werde und dass das Kloster die frühere Blüte wieder erlangen, ja in noch höherem Glanze dastehen werde wie zuvor; denn Seine Majestät zahlt immer Hundert für Eins.

Ich bitte Sie alle nochmal recht inständig, ja nie mehr miteinander über die vergangenen Ereignisse zu sprechen; dies kann durchaus keinen Nutzen, sondern nur vielfachen Schaden bringen. In der Zukunft müssen Sie sehr sorgfältig zu Werke gehen; denn ich bin, wie schon erwähnt, in Furcht, es möchte der Teufel diese kleine arme Beatrix zum Äußersten treiben und sie veranlassen, aus dem Kloster zu entfliehen. Um die andere bin ich weniger in Sorge, da sie etwas verständiger ist. Auf Beatrix aber müssen Sie besonders während der Nacht wohl achtgeben; denn der Teufel hat es ganz darauf abgesehen, diese Klöster in üblen Ruf zu bringen, und da macht er zuweilen das scheinbar Unmögliche möglich.

Würde das innige Band, das diese zwei Schwestern miteinander verbindet, getrennt und gäbe es eine Gelegenheit, dass die eine mit der anderen sich entzweite, dann würde man den Grund der Vorkommnisse besser erkennen, und dies wäre dann für sie ein Mittel, um den Irrtum einzusehen. Euere Ehrwürden werden es begreiflich finden, dass diese beiden Nonnen um so mehr einander unterstützen werden, um neue Ränke zu schmieden, je innigere Freundschaft sie miteinander verbindet. Das Gebet vermag indessen viel, und darum hoffe ich zu unserem Herrn, er werde diese armen Nonnen noch erleuchten. Ich habe inniges Mitleid mit ihnen.

Würde es den Schwestern Trost bereiten, alle Vorkommnisse aufzuschreiben, so wäre das nicht zu verurteilen; denn wir könnten dann aus der traurigen Erfahrung, die wir um meiner Sünden willen, d. h. nicht auf fremde, sondern auf eigene Kosten gemacht haben, eine heilsame Lehre ziehen. Sollte sich die Schwester vom heiligen Franziskus mit der Auszeichnung dieser Tatsachen befassen, so möge sie ja nichts übertreiben, sondern alle Vorkommnisse ganz schlicht und aufrichtig erzählen. Meine Tochter Gabriele könnte diesen Bericht dann abschreiben.

Ich möchte gerne an jede einzelne von Ihnen schreiben, allein die Ermüdung meines Kopfes erlaubt es nicht; ich habe alle vielmals gesegnet. Der Segen der seligsten Jungfrau, unserer Lieben Frau, und der ganzen heiligsten Dreifaltigkeit komme über Sie alle herab! Sie haben sich den ganzen Orden verbindlich gemacht, insbesondere gilt dies von jenen, die ihre heiligen Gelübde noch nicht abgelegt haben; denn diese haben sich als wahre Töchter der seligsten Jungfrau erwiesen. Damit sie es aber auch fernerhin bleiben, so bitte ich die anderen Schwestern, sie möchten sie Gott empfehlen. Jene, die mir geschrieben haben, mögen diesen Brief auch als an sie gerichtet betrachten, obwohl er zunächst an die Mutter Maria vom heiligen Joseph und an die Mutter Vikarin adressiert ist; denn ich hatte die Absicht, er möge für jede einzelne von Ihnen Geltung haben.

An meine liebe Schwester Hieronyma hätte ich auch gerne schreiben wollen. Sagen Sie ihr, sie habe mehr Ursache, den Verlust des guten Namens, den das Kloster durch die Entfernung des Paters García Alvarez auf sich nehmen muss, als ihn selbst zu bedauern; denn er ist in Sevilla wohlbekannt. Allein die armen Nonnen aus der Fremde trifft alles. Offenbar können die Nonnen, wenn man dem Pater García Alvarez irgendeine Schuld zuschreibt, nicht ohne Schuld bleiben; denn ich bin, wie gesagt, überzeugt, dass seine Tugend allgemein bekannt ist. Übrigens wird er von einer großen Last befreit; denn was er bei uns ausgestanden und was wir ihm schulden, kann offenbar nicht hoch genug angeschlagen werden; nur Gott allein vermag ihn dafür gebührend zu belohnen. Übermitteln Sie ihm meine besten Empfehlungen! Ich habe ihm einen langen Brief schreiben wollen, allein mein Kopf gestattet es nicht; auch kann man nicht gut einem Briefe anvertrauen, was ich ihm gerne sagen möchte. Ich werde ihm also gar nicht schreiben, weil immerhin einige Klagen mit unterlaufen könnten. Denn da andere die großen Übelstände kannten, die nach Aussage jener guten Nonnen im Kloster geherrscht haben sollten, so hätte er mich doch einmal davon benachrichtigen können; es wäre das nicht zuviel gewesen, zumal er diese Übelstände am meisten bedauern musste. Er hätte nicht warten sollen, bis jene Abhilfe schaffen würden, die, wie alle Welt weiß, so wenig Liebe zu uns tragen. Kurzum, die Wahrheit kann leiden, aber sie geht nicht unter; und so hoffe ich denn, der Herr werde sie noch mehr ans Licht bringen.

Meine Empfehlungen an den guten Serrano. Ich wünschte, es möchte die Zeit kommen, in der wir ihm all das Gute, das wir ihm schulden, vergelten können. An meinen heiligmäßigen Prior de las Cuevas meinen freundlichsten Gruß! O könnte ich mich doch einen ganzen Tag lang mit ihm unterhalten! Gott beschütze Sie alle und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Die Schwestern des St.JosephsKlosters haben über Ihre Leiden mehr Tränen vergossen als ich; sie empfehlen sich Ihnen vielmals. Ich werde Ihnen bald wieder schreiben. Die Angelegenheit der Mutter Maria vom heiligen Joseph, die Sie mir anempfohlen haben, ist vielleicht schon erledigt, bis dieser Brief zu Ihnen gelangt. Sie können jetzt zufrieden sein und brauchen nicht zu eilen. Es ist auch kein Grund vorhanden, die Wahl eher vorzunehmen, als bis es Ihnen von hier aus befohlen wird; man wird mit der Erledigung dieser Angelegenheit nicht säumen.

Wenn Pater Mariano sich in Sevilla befinden sollte, so übergeben Sie ihm diesen Brief mit der Bitte, Ihnen denselben wieder zurückzustellen; denn da ihn, wie ich glaube, ein Brief von mir in Sevilla nicht antreffen wird, so schreibe ich auch jetzt nicht. An Pater Gregor entrichten Sie, bitte, meine besten Grüße; ich sehne mich nach einem Briefe von ihm.

In betreff der Messe weiß ich nicht, was ich Ihnen sagen soll; indessen brauchen Sie sich nicht zu beeilen. Wenn sich niemand findet, der sie Ihnen täglich liest, so grämen Sie sich nicht und seien Sie zufrieden mit der Sonntagsmesse, bis der Herr weiter sorgen wird! Sie haben da Gelegenheit, sich Verdienste zu sammeln. Meine Gesundheit ist ziemlich gut.

Dem Pater Julian de Ávila gingen Ihre Leiden sehr zu Herzen. Ich glaube, er würde sich gerne nach Sevilla begeben, wenn er hoffen könnte, Sie davon zu befreien. Er empfiehlt sich Ihnen vielmals. Gott verleihe Ihnen Kraft, immer mehr zu leiden! Denn bis jetzt hat noch keine von Ihnen ihr Blut für den vergossen, der sein Blut bis auf den letzten Tropfen für Sie hingegeben hat. Ich versichere Sie, dass wir hier nicht untätig gewesen sind. Heute ist das Fest des [heiligen] Kreuzes.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin.

Theresia von Jesu

O welches Mitleid empfand nicht mein Bruder mit Ihren Prüfungen! Wir mussten ihn trösten. Empfehlen Sie ihn Gott! Denn Sie sind es ihm wohl schuldig. Der Mutter Vikarin, Elisabeth vom heiligen Hieronymus, sagen Sie, dass mir alle ihre Ratschläge, die sie in ihrem Briefe erwähnt, als sehr klug erschienen und von größerer Seelenstärke Zeugnis ablegen, als sie bei der Mutter Maria vom heiligen Joseph zu finden ist. Empfehlen Sie mich der Schwester Beatrix von der Mutter Gottes und sagen Sie ihr, dass ich sehr darüber erfreut sei, sie frei von ihrer Bürde zu wissen. Denn in einem ihrer Briefe schrieb sie mir, welch große Last man ihr durch das ihr übertragene Amt auferlegte. Viele Grüße an die Schwester Johanna vom Kreuze!

Anschrift: An die Mutter Elisabeth vom heiligen Hieronymus und an die Mutter Maria vom heiligen Joseph, bei den unbeschuhten Karmelitinnen zum heiligen Joseph in Sevilla.

279. Brief - An die Mutter Priorin und die unbeschuhten Nonnen des Klosters zu Valladolid

Ávila, Ende Mai 1579

Bitte um zweihundert Dukaten für die Reise der unbeschuhten Karmeliten nach Rom. Mitgift der Schwester des Paters Gracián.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Mutter, und mit Ihnen allen, meine lieben Schwestern!

Ich möchte Sie erinnern, dass ich Sie meines Wissens seit der Errichtung Ihres Klosters niemals gebeten habe, eine Nonne ohne Mitgift aufzunehmen; auch habe ich nie etwas von größerem Werte von Ihnen verlangt. Bei den anderen Klöstern ist das nicht der Fall gewesen; denn eines von ihnen hat elf Nonnen ohne Aussteuer aufgenommen, und es ist dadurch nicht ärmer geworden; ja, es befindet sich im Gegenteil im besten Zustand.

Heute nun möchte ich Sie um etwas bitten, wozu Sie in Hinsicht auf das Wohl des Ordens und auch aus anderen Gründen verpflichtet sind. Obgleich es zu Ihrem eigenen Besten gereicht, so will ich es doch als eine mir erwiesene Wohltat annehmen, und Sie können bei Spendung dieser Gabe die Absicht haben, als schenkten Sie diese mir persönlich. Ich bin nämlich sehr in Sorge, es möchte wegen Mangel an Geld etwas unterbleiben, was so sehr zur Verherrlichung Gottes und zur Beruhigung unserer Gemüter beiträgt.

Aus den beiliegenden Briefen, die der Prior der unbeschuhten Karmeliten von Calvario aus Rom gesandt, wo er vor kurzem angekommen ist, werden Sie ersehen, wie dringend er um Übersendung von zweihundert Dukaten bittet. Die unbeschuhten Väter können jetzt nichts leisten, da sie keinen Oberen haben. Dem Pater Prior von Pastrana und dem Pater Johannes von Jesu, die ebenfalls nach Rom gereist sind, deren Ankunft dortselbst ich noch nicht erfahren habe, konnten die unbeschuhten Väter so wenig geben, dass außer meinem Beitrag das Kloster zu Veas noch hundertfünfzig Dukaten beisteuerte. Es ist eine große Gnade von unserem Herrn, dass einige unserer Klöster dieser Not abhelfen können. Schließlich kommt ja doch so etwas nur einmal im Leben vor.

Von Madrid aus schreibt mir Pater Nikolaus, er habe eine Person gefunden, die ihm zuliebe von der Aussteuer der Schwester Maria vom heiligen Joseph zweihundert Dukaten zur Bezahlung übernähme, wenn das Kloster zu Valladolid ihm einen Schuldschein zusenden würde. Damit gibt sich jene Person zufrieden, wenn sie auch das Geld erst nach längerer Zeit zurückerhält. Ich habe dies für ein großes Glück angesehen, und so bitte ich Sie um der Liebe willen, gleich nach der Ankunft dieses Briefes einen Notar kommen zu lassen; dieser möge eine rechtskräftige Beglaubigungsurkunde über die Profeß dieser Schwester ausfertigen - denn ohne diese lässt sich nichts machen -, und Sie sollen mir diese Urkunde mit dem Zahlungsschein sogleich senden. Diese beiden Schriftstücke sollen aber nicht auf ein und demselben Papier, sondern getrennt abgefasst sein. Sie werden selbst sehen, wie viel daran liegt, dass dies möglichst bald geschieht.

Wenn Sie vielleicht meinen, dass man von Ihnen zuviel verlange, und fragen, warum denn nicht alle Klöster beisteuern, so antworte ich darauf, dass jedes so viel gibt, als es vermag; und wenn eines von ihnen nichts beisteuern kann wie das hiesige, so gibt es nichts. Eben deshalb tragen wir alle dasselbe Ordenskleid, damit wir einander unterstützen. Denn was einem Kloster gehört, ist Eigentum aller; und jenes Kloster gibt viel, das so viel gibt, als es vermag. Zudem sind die jetzigen Ausgaben so groß, dass Sie staunen würden, wenn Sie davon Kenntnis hätten. Die Schwester Katharina von Jesu kann Ihnen davon erzählen; wenn die Klöster nicht zusammenhalten, so kann ich mit meinem lahmen Arme das Geld nicht aufbringen, das wir bedürfen; es fällt mir schon schwer genug, zu betteln und das Geld einzutreiben. Ja, es ist dies für mich eine wahre Qual, die ich nur um Gottes willen auf mich nehmen kann.

Außer dieser Summe muss ich jetzt noch zweihundert Dukaten zusammenbringen, die ich dem Kanonikus Montoya versprochen habe; dieser hat uns [durch seine Dienste] gleichsam das Leben gerettet. Gott gebe, dass dies hinreicht und wir mit unseren Zahlungen endlich fertig werden! Es ist ein großes Werk der göttlichen Erbarmung, dass wir uns durch Geld vollständigen Frieden erkaufen können.

Was ich hier gesagt habe, ist durchaus notwendig; was ich aber jetzt noch erwähne, bleibt Ihrem guten Willen anheimgestellt; ich mache Sie nur darauf aufmerksam, dass dies billig zu sein scheint und Gott und die Welt daran Gefallen haben werden.

Sie wissen es selbst, dass Sie die Schwester Maria vom heiligen Joseph mit Rücksicht auf ihren Bruder, unseren Pater Gracián, ohne Aussteuer in Ihr Kloster aufgenommen haben. Ihre Mutter, die, wie ich erfahren, in großer Not sich befand, hatte den Eintritt der Tochter ins Kloster bis auf die Zeit verschoben, in der sie imstande sein würde, die von ihr versprochenen vierhundert Dukaten aufzubringen. Nun hat sie gedacht, dass Sie in Anbetracht der großen Liebe, die Sie dem Pater Gracián erwiesen, noch weiter gehen werden, damit sie mit diesem Gelde ihrer Dürftigkeit abhelfen könnte. Denn ich versichere Sie, dass sie dieses Geld wohl zu verwenden weiß. Ich wundere mich nicht, dass ihr eben jetzt diese Ausgabe schwerfällt. Sie ist ja so dankbar, dass sie ihrer Erkenntlichkeit nicht genug Ausdruck verleihen kann für das Gute, das Sie ihr erwiesen. Euere Ehrwürden wissen schon, dass die hundert Dukaten, von denen Pater Magister Gracián in dem Briefe redet, den ich Ihnen gesandt habe, von der Mitgift abgezogen werden müssen; denn, wie er sagt, sind die Ausgaben, welche die Mutter für ihre Tochter schon gemacht hat, bis zur Höhe von hundert Dukaten gestiegen. Die Quittung, die Sie mir schicken sollen, muss somit auf dreihundert Dukaten lauten. Ob die Tochter gesetzlich noch als Erbin eintreten werde oder nicht, darum kümmern Sie sich nicht; denn die ganze Familie hat nur eine ausreichende Besoldung durch den König, aber kein Vermögen; und stirbt der Sekretär, dann hat sie gar nichts mehr. Bleibt aber etwas übrig, so sind die Kinder so zahlreich, dass jedes nur sehr wenig erhält, wie mir Doña Johanna nach der Profeß ihrer Tochter selbst schrieb. Ich weiß nicht, ob ich diesen Brief aufbewahrt habe; wenn ich ihn finde, werde ich ihn Ihnen zusenden. Kurz, die Quittung muss wenigstens auf dreihundert Dukaten lauten.

Ich bemerke indessen, dass es gut wäre, wenn Sie einen Zahlungsschein von vierhundert Dukaten ausstellen würden; denn die Mutter wird Ihnen auch die anderen hundert Dukaten zusenden, wenn sie diese auftreibt; sollte dies aber nicht der Fall sein, so hat sie dieses Geld wohl abverdient durch die schrecklichen Prüfungen, die sie um ihres Sohnes willen jetzt und schon früher, seitdem er mit der Visitation unserer Klöster begonnen, ausgestanden hat. Von dem, was wir unserem Pater Gracián schulden, will ich gar nicht reden. Da wir aber schon so viele Nonnen ohne Aussteuer in unseren Orden aufgenommen haben, so ist es doch mehr als billig, dass eine auch ihm zuliebe in dieser Weise aufgenommen werde.

Als die Nonnen von Toledo seine andere Schwester in das Kloster aufnahmen, verlangten sie weder Bett noch Ausstattung noch sonst etwas, und sie hat auch von all dem nichts mitgebracht. Und sie würden auch von Herzen gerne Maria vom heiligen Joseph unter denselben Bedingungen aufgenommen haben, wenn sie bei ihnen hätte eintreten wollen. Denn Gott hat diesen beiden Schwestern so vortreffliche Anlagen und Fähigkeiten verliehen, dass sie ihnen lieber sind als andere mit Aussteuer. Bezüglich der hundert Dukaten können Sie es, wie gesagt, machen, wie Sie es für gut finden; was das übrige betrifft, so lässt sich nicht anders verfahren, da Doña Johanna in großer Dürftigkeit sich befindet.

Sind einmal unsere Angelegenheiten in Ordnung, so muss vor allem darauf geachtet werden, welche Summe jedes Kloster zu zahlen hat, und man muss jenen Klöstern, die mehr vorgestreckt haben, als sie trifft, den Überschuß wieder zurückerstatten. Dies wird auch bei Ihrem Kloster zutreffen. Jetzt müssen wir einander aushelfen, so gut wir können. Die Mutter Priorin bitte ich, den Schwestern kein Hindernis in den Weg zu legen in dem, was sie geben wollen; denn ich habe das feste Vertrauen zu ihnen, dass sie ebenso gute Töchter des Ordens sind wie die anderen, die so viel geben, als sie vermögen. Gott mache sie alle so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Die Schwester Katharina von Jesu soll auf jeden Fall diesen Brief allen Schwestern vorlesen; denn es würde mich sehr verdrießen, wenn man etwas davon ausließe. Sie soll ihnen auch die anderen Briefe aus Rom vorlesen, die hier mitfolgen.

Anschrift: An die Mutter Priorin und die Nonnen, meine Töchter vom Berge Karmel, im Kloster zu Valladolid.

280. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Ávila, im Juni 1579

Art der Heiligen bei Leitung der Klöster.

… Wissen Sie, ich handle in der Art und Weise, ein Kloster zu leiten, nicht mehr so, wie ich es gewohnt war; mit Liebe geht alles. Ich weiß nicht, ob das davon kommt, dass man mir keine Gelegenheit mehr gibt, anders zu handeln, oder davon, dass ich sagen hörte, es sei dies die beste Art…

281. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Ávila, am 9. Juni 1579

Danksagung für die Beisteuer zur Reise nach Rom. Güte des Paters Angelus de Salazar. Mitgift der Doña Casilda de Padilla.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden und belohne Sie und alle Schwestern dafür, dass Sie mir durch die bereitwillige Übersendung der Quittung so freudige Pfingstfeiertage verschafft haben! Sie ist gerade zur rechten Zeit angekommen; der Bote von Madrid war noch nicht abgereist, und man hatte mir eben geschrieben, ich möchte mich mit der Einsendung dieses Zahlungsscheines beeilen. So hielt ich dessen Empfang für ein sehr großes Glück.

Ich kann Ihnen sagen, dass meine Dankbarkeit nicht größer hätte sein können, wenn dieses Geld für meine persönlichen Bedürfnisse bestimmt gewesen wäre. Sie haben dadurch alle sehr großmütig gehandelt und aufrichtiges Wohlwollen gegen mich bekundet. Der Heilige Geist wolle es Ihnen lohnen! Gott gibt Ihnen, ich versichere Sie, weit Größeres, als Sie mir gegeben haben. Lesen Sie diese Stelle meines Briefes den Schwestern vor! Ich empfehle mich recht angelegentlich in Ihre Gebete. Ich habe den Vätern in Madrid gegenüber dieselben Ausdrücke gebraucht, die Sie anwendeten, damit sie sehen, was sie an Ihnen und Ihrem Kloster haben.

Ich habe heute schon so viel geschrieben, und es ist jetzt bereits so spät, dass ich nur mehr weniges berichten kann. Vor allem bitte ich Sie um der Liebe willen, sich die notwendige Pflege zu gönnen, damit ich Sie, wenn mich der Herr zu Ihnen führt, gesund antreffe. Der Pater Vikar, Angelus de Salazar, hat mir in einem seiner Briefe schon halb und halb Hoffnung gemacht, dass ich zu Ihnen kommen werde. Es soll dies aber nur auf so kurze Zeit geschehen, dass ich darüber gar keine Freude empfinden kann; denn ich müsste so viele Meilen weit reisen mit dem Schmerzgefühl, Sie so schnell wieder verlassen zu müssen. Er meint nämlich, wie er mir schrieb, ich könnte mir Verdienste sammeln, wenn er mich mit einer Vollmacht, die er mir zuschicken werde, nach Malagón sende; ja ich könnte mir mehr Verdienste verschaffen, als wenn ich dieses Kloster gründen müsste. Er will auch, dass ich mich auf den Weg zu den Herrschaften nach Valladolid begebe, um sie zu trösten, da sie ihn darum gebeten, und er sendet mir dazu den Brief des Bischofs. Von dort sollte ich sogleich nach Salamanka reisen, um dort das Haus für die Nonnen zu kaufen. Seien Sie versichert, meine Tochter, dass dies für unsere Schwestern am notwendigsten ist, und dennoch schweigen sie, als wären sie gestorben; dies aber bestimmt mich noch mehr, ihnen diesen Dienst zu erweisen. Jetzt stellen Sie sich diese arme alte Nonne vor, die sogleich nach Malagón reisen soll! Ich sage Ihnen, dass ich darüber lachen musste; indessen fehlt mir der Mut auch zu noch größeren Strapazen nicht. Gott möge alles leiten!

Es wäre möglich, dass noch vor der Vereinigung der Angelegenheit in Salamanka die erwarteten Beschlüsse von Rom ankämen; dann könnte ich mich länger bei Ihnen aufhalten. Die Angelegenheit in Malagón kann eine andere Nonne in Ordnung bringen.

Man vermutet, und zwar nicht ohne Grund, dass die Beschuhten mich gerne weit von Ávila entfernt sähen; und man hat Beweise dafür. Auch Seiner Paternität scheint es nicht unlieb zu sein, wenn ich ferne vom Kloster der Menschwerdung bin. Übrigens ist zur Ordnung der Angelegenheit dieser Klöster Zeit vonnöten, und so hat man keinen solchen Anlass, meine Abreise von hier zu bekritteln, als wenn ich für nichts und wieder nichts mich entfernen würde. Der Herr leite alles, wie es am meisten zu seiner Ehre gereicht!

Pater Angelus schreibt mir in seinem Briefe, er sehe das, was er mir darin mitteile, nur als einen Entwurf seines Planes an; er müsse sich darüber noch mit Pater Petrus Fernández besprechen, und bis dahin dürfe man nichts unternehmen. Vielleicht wird er sich in dem Briefe, den er an den Herrn Bischof schreibt, noch näher erklären. Er möchte sich ebendiesen Herren in allem gefällig erzeigen und ist in der Tat nicht imstande, ihnen eine abschlägige Antwort zu geben, da er von Natur aus äußerst wohlwollend ist.

Die Errichtung des Kollegiums der unbeschuhten Väter hat er zugegeben, aber nicht die Gründung des Klosters für die Nonnen. Bezüglich des letzteren war für seine Entscheidung nur allein das Gutachten des Paters Anton von Jesu und des Priors von Atocha, die eine solche Gründung nicht für geeignet hielten, maßgebend. Mich hat diese Entscheidung gefreut, da ich immer schon gegen die Gründung dieses Klosters war, in das acht Beatinnen eintreten sollten. Da wollte ich lieber vier andere Klöster gründen.

Wie man mir mitteilt, sieht Pater Petrus Fernández sehr darauf, dass wir uns mit keiner neuen Klostergründung befassen, bis wir eine eigene Provinz bilden, selbst wenn wir dazu die Erlaubnis hätten; er gibt für diese seine Meinung stichhaltige Gründe an. Denn da der Nuntius sehr empfindlich sei und es nicht an solchen fehle, die vor ihm gegen uns sprechen, so könnte dies schlimme Folgen für uns haben.

Dass man wegen der Mitgift der Casilda einen solchen Lärm gemacht hat, war mir unangenehm. Es wird wohl darauf hinausgehen, dass man den Nonnen nichts gibt. Ich versichere Sie, man hätte nichts anderes tun sollen, als Ihnen die versprochenen 2500 Dukaten oder wenigstens 2000 Dukaten zu geben. Wozu also dieser Lärm? Nie hat man wegen einer so geringfügigen Sache so etwas getan…

282. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, am 10. Juni 1579

Sehnsucht nach der Errichtung einer eigenen Provinz. Bevorstehende Abreise der Heiligen. Charakter der Priorin von Valladolid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Diese Pfingstfeiertage werden Ihnen, wie ich wünsche, so viele Güter und Gaben verschafft haben, als Ihnen notwendig sind, um Seiner Majestät in der Weise zu dienen, wie Sie dazu verpflichtet sind; denn es ist der Wille des Herrn, dass Sie jetzt, nachdem er so viele Opfer von Ihnen verlangt, sein Volk wieder im Genusse des Friedens sehen. Gott sei für alles gepriesen! Man darf wahrhaftig daran wohl denken, und man sollte die ganze Verfolgungsgeschichte beschreiben. Wenn ich auch die Einzelheiten des Abschlusses dieser Sache nicht kenne, so sehe ich doch, dass alles sehr gut ausgegangen sein muss. Wenn uns der Herr nun noch die Gnade erweist, dass wir eine eigene Provinz erhalten, dann ist wohl noch nie etwas in Spanien zustandegekommen, dem man so viel Gewicht beigelegt und auf das man eine so tiefgehende Untersuchung verwendet hat. Daraus können wir abnehmen, dass der Herr die unbeschuhten Karmeliten zu größeren Dingen ausersehen hat, als wir uns denken. Möge es Seiner Majestät gefallen, den Paulus noch viele Jahre zu erhalten, damit er daran sich erfreuen und weiter wirken könne! Ich werde vom Himmel aus zusehen, wenn ich diesen Ort verdiene.

Den Zahlungsschein von Valladolid hat man mir bereits geschickt. Ich freue mich sehr, dass jetzt dieses Geld abgehen wird. Der Herr möge alle Verhältnisse so leiten, dass sie bald zum Abschlusse kommen! Wenn wir auch jetzt einen sehr tüchtigen Oberen haben, so vermag er doch nicht alles so in Ordnung zu bringen, wie es nötig wäre. Und schließlich hat man ihn uns doch nur geliehen.

Aus beiliegendem Briefe werden Euere Paternität ersehen, was man bezüglich der armen Alten beschlossen hat. Ich kann mich zwar täuschen, allein allem Anschein nach wünschen diese meine beschuhten Brüder meine Abreise mehr deshalb, weil sie mich fern von sich haben wollen, und nicht, weil das Kloster in Malagón meiner bedarf. Dies hat mich ein wenig verdrossen. Im übrigen empfinde ich nicht das geringste Widerstreben dagegen, ich meine nämlich gegen die Reise nach Malagón. Nur wenn ich als Priorin dorthin gehen müsste, würde es mir schwerfallen; denn ich tauge nicht dazu und fürchte, im Dienste unseres Herrn es fehlen zu lassen. Beten doch Euere Paternität für mich zu ihm, dass ich stets die Treue bewahre; im übrigen mag kommen, was da wolle; je mehr Leiden, desto mehr Gewinn. Zerreißen Euere Paternität für jeden Fall den beiliegenden Brief, sobald Sie ihn gelesen haben!

Es ist für mich ein großer Trost, dass Euere Paternität gesund sind; nur wäre es mir lieb, wenn Sie bei dieser Hitze nicht an jenem Orte verweilen müssten. O wie vereinsamt fühlt sich meine Seele, und das mit jedem Tag mehr bei dem Gedanken, von Euerer Paternität so weit entfernt zu sein! Wohl scheint ihr der Vater Joseph immer nahe zu sein, und so vermag sie denn auch, von allen Freuden dieser Erde entblößt und in beständiger Qual das Leben zu ertragen. Euere Paternität müssen wohl nicht mehr auf dieser Erde leben, nachdem Ihnen der Herr alles genommen, was Sie an sie fesseln könnte, und Ihnen mit vollen Händen zugeteilt hat, was zum Himmel erhebt. Wahrhaftig, je mehr ich an diesen Sturm denke und an die Mittel, die der Herr zu dessen Beendigung angewendet hat, um so mehr muss ich staunen. Und wenn es dem Herrn gefiele, jene Väter in Andalusien wieder etwas zur Besinnung zu führen, so würde ich es für eine ganz besondere Gnade ansehen, wenn dies nicht durch Euere Paternität geschähe; denn es steht Ihnen nicht zu, mit Strenge gegen sie vorzugehen, obwohl diese früher für sie sehr angemessen war. Ich habe dies allezeit gewünscht.

Was mir Pater Nikolaus hierüber schreibt, hat mir gefallen; darum schicke ich Ihnen seinen Brief. Alle hiesigen Schwestern empfehlen sich recht angelegentlich in Ihr Gebet. Sie empfinden es sehr schmerzlich, dass ich mich von ihnen trennen muss. Ich werde Euerer Paternität darüber Nachricht geben, was geschehen wird. Empfehlen Sie um der Liebe willen diese Angelegenheit recht inständig unserem Herrn! Sie werden sich wohl noch an die üblen Nachreden erinnern, die infolge meiner Reisen gegen mich erhoben wurden, und kennen auch deren Urheber. Sehen Sie da, welch ein Leben ich führe! Doch dies alles hat nur wenig Bedeutung.

Dem Pater Vilar habe ich geschrieben, wie unpassend es wäre, wenn ich [in Malagón] das Priorat übernehmen müsste, da ich die gemeinsamen Übungen nicht mitmachen könnte. Sonst würde es mir nicht schwerfallen; denn wenn der Gehorsam es forderte, würde ich auch bis an das äußerste Ende der Erde gehen. Im Gegenteil, je größer die Mühseligkeiten wären, um so mehr würde ich mich, wie mir scheint, freuen, auch nur etwas Geringfügiges für diesen großen Gott zu vollbringen, dem ich so viel schulde. Insbesondere bin ich der Ansicht, dass ihm dadurch am meisten gedient wird, wenn man nur im Gehorsam handelt. Wie verhielt es sich nur mit dem Gehorsam gegen meinen Paulus? Wenn er mir befahl, konnte ich jedes Werk mit Freuden zustande bringen. Ich könnte ihm darüber vieles sagen, was ihn freuen müsste; allein ich wage dies nicht in einem Briefe anzuführen, zumal es sich um Angelegenheiten der Seele handelt.

Damit Euere Paternität etwas zum Lachen haben, schicke ich Ihnen beiliegende Verse, die mir die Nonnen der Menschwerdung übersandt haben. Übrigens ist es mehr zum Weinen als zum Lachen, wenn man an die Verhältnisse dieses Klosters denkt; allein durch derlei Unterhaltung suchen diese armen Nonnen ihren Kummer zu verscheuchen. Es wird ihnen sehr schwerfallen, mich von hier scheiden zu sehen; denn sie haben noch immer Hoffnung - und ebenso auch ich -, dass die Verhältnisse in ihrem Kloster geordnet werden.

Die Nonnen von Valladolid geben mir sehr bereitwillig die zweihundert Dukaten. Die Priorin war von derselben Liebe erfüllt; sie würde das Geld, wenn sie es nicht gehabt hätte, zu bekommen gesucht haben. Sie sandte den Zahlungsschein für sämtliche vierhundert Dukaten, was ich ihr, da sie sehr haushälterisch umgeht, hoch anrechne. Ich habe ihr aber auch diese Angelegenheit recht eindringlich ans Herz gelegt. Über Doña Johanna musste ich lachen, als ich sah, dass sie diese gut kennt; zugleich aber musste ich staunen, da sie mir schrieb, sie sei darüber etwas beunruhigt, dass die Priorin das Geld schickte, ohne ihr etwas zu sagen. Ich habe in der Tat die Priorin immer zu allem vollkommen bereit gefunden, was die Schwester Maria vom heiligen Joseph betrifft. Kurz, man erkennt die große Liebe, die sie zu Ihnen trägt. Gott erhalte Sie, mein Vater! Amen. Amen.

An den Pater Rektor sowie an den Pater, der mir gestern schrieb, meine Empfehlungen!

Gestern war der letzte Pfingstfeiertag. Mein Pfingstfest ist noch nicht gekommen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

283. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung, Priorin in Salamanka

Ávila, am 18. Juni 1579

Nachricht über den erhaltenen Befehl, nach Salamanka und Valladolid zu reisen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden!

Heute, am Fronleichnamsfeste, sandte mir der Pater Vikar, Angelus de Salazar, beiliegenden Brief an Euere Ehrwürden und einen ausdrücklichen Befehl, mich in Ihr Kloster zu begeben. Gehe Gott, dass dies nicht von Ihnen selbst ausgehe! Denn wie mir gesagt wurde, hat man mir diesen Auftrag auf Bitten des Don Ludwig Manrique gegeben. Doch sei dem, wie ihm wolle; kann ich etwas zu Ihrer Ruhe beitragen, so werde ich es von Herzen gerne tun, und es wäre mein Wunsch, mich sogleich zu Ihnen begeben zu können; allein Seine Paternität befiehlt mir, zuerst nach Valladolid zu gehen. Er konnte wohl die Sache nicht anders anordnen; in jedem Fall habe ich keine Anregung dazu gegeben; vielmehr habe ich, unter uns gesagt, alles getan, was ich mit gutem Gewissen tun konnte, um von dieser Reise verschont zu bleiben, die nach meinem Dafürhalten jetzt nicht notwendig ist. Allein er, der Gottes Stelle vertritt, weiß besser als ich, was zuträglich ist.

Seine Paternität schreibt mir vor, nur kurze Zeit in Valladolid zu bleiben; allein so kurz dieser Aufenthalt dortselbst auch sein mag, so wird doch der kommende Monat dazu erforderlich sein, und gebe Gott, dass er hinreicht! Ich meine, dass diese Verzögerung für Ihre Angelegenheit ohne Bedeutung ist. Euere Ehrwürden müssen aber dieses alles vor Petrus de la Vanda geheimhalten; denn dieser würde uns mit seinen Vorschlägen gleich zu Tode quälen. Für uns ist es das beste, auf gar keinen Vorschlag einzugehen.

Wenn Euere Ehrwürden mir etwas mitzuteilen haben, so können Sie mir nach Valladolid schreiben. Ihre Briefe sind nicht angekommen, und der Student wird von seinem Vater überall gesucht. Machen Sie sich über meine Reise nach Valladolid keinen Kummer! Ich komme ja in die Nähe des Paters Balthasar Alvarez. Der Bischof von Salamanka ist, wie ich erfahren habe, schon wieder gesund, was mich [sehr] gefreut hat.

Sagen Sie der Schwester Elisabeth von Jesu, dass mir ihre Krankheit sehr zu Herzen gegangen ist. Der Priorin von Segovia habe ich geschrieben, sie möge dem Herrn Andreas de Jimena sagen, dass er, wenn er mich sprechen wolle, sogleich dorthin kommen solle. Ich weiß nun nicht, was er tun wird. Der Pater Vikar schreibt mir, er gebe die Erlaubnis, um diese Angelegenheit zu regeln. Ich wünsche, dass er komme, damit wir mit Hilfe des Herrn einig werden; denn ich verlange nichts anderes, als ihm gefällig zu sein und ihn zufriedenzustellen.

Meine Elisabeth von Jesu möchte ich freilich nicht in schwächlichem Zustand antreffen; ich wünsche ihr die Gesundheit des Leibes; bezüglich des Zustandes ihrer Seele bin ich zufrieden. Sagen Sie ihr dieses! Der Überbringer dieses Briefes wartet schon auf mich. Darum kann ich nichts mehr beifügen als nur die Bitte, Gott möge Sie behüten! Meine Empfehlungen an alle Schwestern! Heute ist das Fronleichnamsfest.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

284. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Ávila, am 21. Juni 1579

Bevorstehende Abreise nach Valladolid.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

So gerne ich den Briefboten alsogleich abgefertigt hätte, so verzögert sich doch seine Abreise infolge der Sonntagsmesse, der ich beiwohnen muss; auch hat mich die Ankunft des Paters Nikolaus, die mir große Freude bereitete, etwas aufgehalten.

Ihren Brief habe ich schon an unseren Pater Nikolaus übersandt und ihm die Vorteile oder die Gründe auseinandergesetzt, weswegen er nach meiner Ansicht die Erlaubnis geben soll; auch schrieb ich ihm, warum man Anna von Jesu nicht in Ihr Kloster aufgenommen hat. Ich bin zwar immer etwas in Furcht, wenn jemand viel Geld mitzubringen verspricht, allein nach den Berichten, die Sie mir über diese Jungfrau zukommen ließen, scheint es, dass Gott sie an sich ziehe. Gebe Gott, dass dies zu seinem Dienste gereiche! Amen. Grüßen Sie mir dieselbe recht freundlich und sagen Sie ihr, dass ich mich freue, sie so bald zu sehen.

Die Krankheit der Doña Maria geht mir sehr zu Herzen. Möge ihr Gott die Gesundheit wieder schenken, um die ich ihn bitte! Ich sehe in der Tat, wie zärtlich ich sie liebe, wenn ich ferne von ihr bin. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass mir unser Pater Vikar am Fronleichnamsfeste einen Befehl zusandte, kraft dessen ich mich unter Androhung schärfster Strafe in Ihr Kloster begeben soll. Damit ist nun der Wille des Herrn Bischofs und die Bitte, die er an Seine Paternität gerichtet hat, vollkommen erfüllt, und so gedenke ich denn, einen oder zwei Tage nach dem Feste des heiligen Johannes von hier abzureisen.

Ich bitte Sie um der Liebe willen, einen Brief, den unser Vikar Ihnen übersenden wird, an das Kloster in Medina zu schicken, da ich ihn bei meiner Anwesenheit dortselbst vorfinden muss. Schreiben Sie auch den Nonnen von Medina, sie möchten ja keine Empfangsfestlichkeiten veranstalten, und an Euere Ehrwürden richte ich dieselbe Bitte; denn ich versichere Sie, dass Sie mich dadurch nur martern, anstatt erfreuen würden. Wahrhaftig, wenn ich solche Dinge gewahre, möchte ich immer [vor Scham] vergehen, da ich erkenne, dass ich ihrer unwürdig bin; und je weiter man hierin geht, um so peinlicher wird es mir. Sehen Sie also wohl darauf, dass Sie nicht gegen diesen meinen ausgesprochenen Willen handeln, wenn Sie mir nicht Anlass zu schmerzlicher Abtötung geben wollen.

Auf Ihre übrigen Fragen will ich Ihnen jetzt keine Antwort geben, da ich Sie doch mit der Gnade des Herrn bald sehen werde. In Medina werde ich mich nur drei bis vier Tage aufhalten, weil ich wieder dorthin zurückkehren muss, um von da aus nach Salamanka zu reisen, wie der Pater Vikar mir befohlen hat. Er will auch, dass ich mich in Valladolid nur kurze Zeit aufhalte.

Wollen Sie, bitte, Doña Maria und den Herrn Bischof von dem, was vorgeht, benachrichtigen. Diese Herrschaften haben Ursache, sich zu freuen, dass man das Amt eines Generalvikars unserem Vater übertragen hat, der vom wahren Wunsche beseelt ist, ihnen entgegenzukommen, und der deshalb alle Hindernisse, die meiner Reise entgegenstanden und die keineswegs gering waren, aus dem Wege geräumt hat. Auch Euere Ehrwürden erlangen alles, was Sie begehren. Gott verzeihe Ihnen! Beten Sie, es möge mein Aufenthalt bei Ihnen von Nutzen sein und dazu dienen, dass Euere Ehrwürden mehr Ihren Willen brechen lernen. Ich halte dies zwar für unmöglich, allein Gott vermag alles. Seine Majestät mache Sie so vollkommen, wie ich sie darum bitte! Amen.

Ihre Grüße an die Schwestern habe ich noch nicht übermittelt. In der Angelegenheit der Casilda wollen Sie nichts tun, bis ich komme. Wenn wir dann sehen, wozu ihre Mutter entschlossen ist, wollen wir es Seiner Paternität berichten. Ist ihre Krankheit nur ein einfaches dreitägiges Fieber, so braucht man darüber keine Sorge zu haben. Empfehlen Sie mich ihr und allen übrigen Schwestern! Heute ist der Sonntag innerhalb der Fronleichnamsoktav. Der Überbringer dieses Briefes kam heute früh um 5 Uhr an, und wir fertigten ihn etwas vor 12 Uhr ab.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

285. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph in Sevilla

Ávila, am 24. Juni 1579

Tugend des Paters Nikolaus. Aufforderung zur Annahme des Priorats, das man ihr abgenommen hatte.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ich weiß nicht, warum meine Töchter in Sevilla gerade jetzt, wo ich jeden Augenblick erfahren möchte, wie es ihnen geht, mir gegenüber vollständiges Stillschweigen beobachten. Ich versichere Sie, dass ich bezüglich dessen, was Ihr Kloster betrifft, nicht schweigen kann. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Pater Nikolaus hier ist. Er ist jetzt zum Prior von Pastrana ernannt worden und kam zu mir zum Besuche. Die Unterredung mit ihm war für mich ein großer Trost, und ich habe den Herrn dafür gepriesen, dass er unserem Orden einen so verdienstvollen und tugendhaften Mann geschenkt hat. Es scheint, dass Seine Majestät sich seiner bedient hat, um die Verhältnisse in Ihrem Kloster wieder in Ordnung zu bringen, da er für Sie so vieles erduldet und ausgestanden hat. Empfehlen Sie ihn alle recht inständig dem Herrn! Denn Sie sind es ihm schuldig.

Lassen Sie doch, meine Tochter, endlich einmal ab von Ihren falschen Vorstellungen über die Vollkommenheit, die darin bestehen, dass Sie das Priorat nicht mehr annehmen wollen! Wir alle wünschen es und arbeiten darauf hin, dass Sie wieder Priorin werden, und Sie befassen sich mit Kindereien; denn Ihre Einwendungen sind ja in der Tat nichts anderes. Es ist dies keineswegs eine Privatsache, die nur Sie allein betrifft, sondern vielmehr eine Angelegenheit des ganzen Ordens; weil damit Gott so sehr gedient wird, so wünschte ich, sie wäre schon erledigt. Zudem ist dabei auch die Ehre Ihres Klosters und des Paters Gracián mit im Spiele. Selbst wenn Sie zu diesem Amte ganz untauglich wären, dürften Sie sich nicht weigern, vielmehr müssten Sie es annehmen, da wir, wie das Sprichwort sagt, mangels fähiger Leute keine bessere haben. Wenn uns also Gott diese Gnade erweist [und die Wahl auf Sie lenkt], so müssen Sie stillschweigend gehorchen und dürfen kein Wort der Widerrede verlauten lassen; sonst würden Sie mich sehr betrüben. Was Sie schon gesagt haben, genügt, um uns zu überzeugen, dass Sie dieses Amt nicht wünschen. Wer selbst schon Erfahrung besitzt, dem braucht man es nicht zu sagen, um zur Einsicht zu kommen, welch schweres Kreuz man sich damit aufladet. Gott wird Ihnen beistehen; zudem ist jetzt der Sturm vorüber.

Ich möchte gerne wissen, ob die beiden Nonnen zur Einsicht gekommen oder ob sie noch etwas widerspenstig sind, und wie es ihnen geht; denn ich bin in betreff ihres Seelenzustandes sehr in Angst. Berichten Sie mir doch um der Liebe willen dies alles in ausführlicher Weise. Sie dürfen Ihre Briefe nur durch den Erzbischof an Rochus de Huerta senden, der sie dann an meinen jeweiligen Aufenthaltsort gelangen lassen wird.

Die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus wird am Ende dieses Briefes alles schreiben, was hier vorgeht, da ich dazu keine Zeit habe.

An meine Tochter Blanka viele Empfehlungen! Ich bin mit ihr sehr zufrieden und ihrem Vater und ihrer Mutter überaus verbunden für die vielen Dienste, die sie Euerer Ehrwürden erwiesen. Danken Sie ihnen in meinem Namen! Alles, was sich in Ihrem Kloster ereignet hat, ist, ich versichere Sie, eine Geschichte, über die ich staunen muss; ich wünschte nur, dass die Schwestern dies alles mit voller Klarheit und Wahrheit aufzeichnen würden. Für jetzt bitte ich um ganz genauen Bericht, wie die erwähnten Schwestern sich verhalten; denn ich bin, wie gesagt, um sie sehr bekümmert.

Grüßen Sie mir recht freundlich alle Schwestern! Die Mutter Vikarin möge diesen Brief als an sie selber geschrieben ansehen. Meiner Gabriela empfehlen Sie mich ganz besonders! Ich kann noch nicht verstehen, wie sich die Schwester vom heiligen Franziskus bei diesen Schwierigkeiten benommen hat.

Eben ruft man mich [ins Sprechzimmer] zu Pater Nikolaus, und morgen reise ich nach Valladolid. Unser Pater Generalvikar hat mir nämlich den ausdrücklichen Befehl zugehen lassen, mich sogleich dorthin zu begeben und von da nach Salamanka zu reisen. Meine Anwesenheit in Valladolid würde wohl nicht so notwendig sein, allein Doña Maria und der Bischof haben den Vikar darum ersucht. In Salamanka dagegen steht die Sache anders, und dort ist die Not groß; denn die dortigen Schwestern wohnen in dem ungesunden Hause und haben noch dazu von seiten des Verkäufers vieles auszustehen. Dieser verbittern ihnen das Leben und stellt jeden Tag neue Anforderungen an sie. Kurz, er hat ihnen schon viele Leiden bereitet, die sich ohne Unterlass wiederholen. Bitten Sie unseren Herrn, dass ein gutes Haus, und zwar um billigen Preis, gekauft werden könne. Seine Majestät erhalte Sie, meine Tochter, und gestatte mir, Sie noch einmal zu sehen, bevor ich sterbe!

Heute ist der 24. Juni.

Ich reise morgen ab. Meine Geschäfte sind so dringend, dass ich keine Zeit mehr habe, an meine Töchter in Sevilla zu schreiben noch auch mich weiter zu verbreiten. Teilen Sie mir mit, ob sie einen Brief von mir erhalten haben!

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph im Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen zu Sevilla.

286. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Valladolid, am 7. Juli 1579

Verschiedene Angelegenheiten des Ordens, speziell der Klöster in Valladolid, Alba und Salamanka. Hoffnungen, die die Heilige auf Pater Nikolaus Doria setzt.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Vor vier Tagen bin ich, Gott sei Dank, gesund und ohne Ermüdung in Valladolid angekommen, da die Witterung sehr kühl war. Es ist erstaunlich, wie sehr die hiesigen Nonnen und die Herrschaften über meine Ankunft erfreut waren, und ich weiß doch nicht warum. Alle empfehlen sich in Ihr Gebet. Die Mutter Priorin sagt, dass sie Ihnen nicht schreiben wolle; denn da sie sehr gerne redet, so will sie mit Stummen sich nicht unterhalten. Meine Schwester Maria vom heiligen Joseph habe ich ganz wohl und zufrieden angetroffen, und alle Nonnen sind auch mit ihr vollkommen zufrieden. Ich habe mich gefreut, sie zu sehen und zugleich mich zu überzeugen, in welch gutem Zustand sich diese Klöster befinden; ich dachte daran, in welch großer Armut sie gegründet wurden. Der Herr sei allezeit dafür gepriesen!

Hier in diesem Kloster ist jetzt ein Fräulein eingetreten, das aus guter Familie stammt und treffliche Anlagen besitzt. Ihr Vermögen beläuft sich auf 20000 Dukaten; allein wir denken, dass sie uns im Vergleich zu dem, was sie leisten könnte, nur eine geringe Mitgift überlassen wird, da sie zu sehr an ihren Schwestern hängt. Indessen wird sie doch eine bedeutende Aussteuer mitbringen, und so wird in Verbindung mit dem Gelde, das die Priorin schon besitzt, nur noch wenig fehlen zu einer ausreichenden Rente für das Kloster; denn alle wollen, dass es ein bestimmtes Einkommen habe.

Die von Paulus beabsichtigte Reise nach Rom ist eine Torheit; es wäre zwecklos, darüber ein Wort zu verlieren, und überflüssig, selbst daran zu denken. Ich fürchte vielmehr, er werde, wenn er zum Provinzial erwählt wird, zum Generalkapitel reisen müssen. Denken Sie gar nicht an den Rat, den Ihnen jener so entschlossene Pater gegeben hat, ohne zu sagen wozu und wie! Preisen Sie vielmehr den Herrn, dass er die Angelegenheit in einer Weise geordnet hat, die diese Reise des Paulus unnötig macht! Es würde uns jetzt sonst nichts mehr fehlen, um uns von überstandenen Leiden zu erholen, als dieses Kreuz. Es wäre mein Wunsch, dass Euere Paternität keinen Augenblick einem solchen Gedanken Raum gäben.

Pater Nikolaus war drei oder vier Tage bei mir in Ávila. Es war ein großer Trost für mich, als ich sah, dass Euere Paternität an ihm einen Mann besitzen, mit dem Sie die Angelegenheiten des Ordens beraten können, der fähig ist, Ihnen beizustehen und meinen Wünschen entspricht; denn bisher hat es mir große Sorge gemacht, Sie in dieser Hinsicht so allein im Orden zu sehen. Er scheint mir in der Tat ein verständiger Mann, ein guter Berater und auch ein frommer Diener Gottes zu sein. Wohl hat er nicht jenes gefällige und einnehmende Wesen, wie Seine Majestät es dem Paulus in so hohem Maße verliehen hat - denn Gott gewährt solche Eigenschaften auf einmal nur wenigen Personen -, allein er ist doch ein begabter, sehr demütiger und bußfertiger Mann, der die Wahrheit liebt und die Herzen zu gewinnen weiß. Er wird auch den Wert des Paulus recht zu schätzen wissen und ist, was mir große Freude machte, fest entschlossen, ihm in allem zu folgen. Möchte doch Paulus sich mit ihm verstehen! Er wird dies, wie ich glaube, auch fertigbringen, wenn auch nur, um mir Freude zu bereiten. Möchten beide immer eins sein! Dann werden wir in vieler Beziehung große Vorteile gewinnen; und das ist für mich ein großer Trost.

Sooft ich daran denke, was Euere Paternität von jenen zu leiden hatten, die Sie hätten unterstützen sollen, kommt mir dies in gewisser Beziehung als die schwerste Prüfung vor, die Sie auf sich nehmen mussten. Darum, mein Vater, entzweien Sie sich nicht mit ihm; denn entweder habe ich mich an ihm sehr getäuscht, oder er wird uns in mancher Beziehung großen Nutzen bringen. Wir haben lange miteinander gesprochen und viele Pläne gemacht. Möge der Herr endlich den Tag kommen lassen, an dem wir diese Pläne verwirklichen und jene Herde der allerseligsten Jungfrau, die dem Paulus so viel gekostet hat, vollständig in Ordnung bringen können.

Ich lobpreise unseren Herrn, dass Euere Paternität sich so wohl befinden. Um der Liebe willen bitte ich Sie um die Gnade, bei dieser Hitze nur möglichst kurze Zeit in Alcalá sich aufzuhalten. Ich weiß nicht, wie lange ich hier bleiben werde; denn die Sorge um die Angelegenheit in Salamanka lässt mir keine Ruhe. Indessen befinde ich mich zu meiner Freude wohl; wie könnte ich auch in Wahrheit sagen, dass ich in irgendeinem Stücke missvergnügt bin? Ich werde aber doch aus allen Kräften darnach trachten, hier nicht länger als einen Monat zu bleiben. Denn es könnte sonst jemand zu unserem Schaden das Haus kaufen, das man uns in Salamanka anbietet, und das, wenn auch etwas teuer, doch für uns ganz passend ist. Gott wird jedoch auch in diesem Stücke für uns sorgen.

Um Euerer Paternität keinen Verdruss zu bereiten, wollte ich Ihnen noch immer verschweigen, wie unerträglich die Tochter des Lizentiaten Godoy ist, die sich im Kloster zu Alba befindet. Ich habe alles mögliche getan und sie in jeder Hinsicht geprüft, allein man kann sie durchaus nicht ertragen. Da es ihr an Einsicht fehlt, so begreift sie nichts. Sie muss sehr missvergnügt sein, da sie öfters laut aufschreit. Sie sagt, Herzleiden sei die Ursache davon, allein ich glaube es nicht. Ich ersuchte die Priorin, mir einiges von dem, was sie mir über sie mitgeteilt hatte, aufzuschreiben, damit ich es dem Lizentiaten vorlegen könne, worauf sie mir beiligenden Brief übersandte. Nachher hielt ich es jedoch für besser, diesem Herrn den Brief nicht zu zeigen, sondern ihm nur im allgemeinen zu erklären, dass seine Tochter keinen Beruf für unsere Lebensweise habe. Es fällt mir dies freilich recht schwer, denn wir sind diesem Manne zu großem Danke verpflichtet; allein man wird sie in keiner Weise ertragen können.

Ich werde nächstens selbst nach Alba kommen und alles in Erfahrung bringen; es wird dies jedoch wenig nützen, da diese Novizin den Mitteilungen gemäß, die man mir über sie zukommen ließ, keinen Verstand hat. Da sie ihren Vater fürchtet, so wird sie wohl bei ihm am besten aufgehoben sein. Bisher habe ich ihn noch nicht gesehen. In einem Briefe, den er mir nach Ávila sandte, bittet er mich, man möge seine Tochter so lange in Alba behalten, bis er für sie einen anderen Aufenthaltsort ausfindig gemacht habe; so wird es auch geschehen. Ich habe immer gezaudert, sie aufzunehmen, weil ich mir dachte, wie schwer es dem Vater fallen werde, wenn man sie wieder entlassen würde. Wir haben bisher unser möglichstes getan. Gebe Gott, dass ihr Vater dies auch einsieht!

An Pater Bartholomäus bitte ich meine besten Empfehlungen zu entrichten! Sein Brief hat mir große Freude bereitet. Er möge es sich nicht verdrießen lassen, mir diese Liebe öfters zu erweisen. Wenn ich ihm eben jetzt nicht antworte, so liegt der Grund darin, dass ich durch den Besuch so vieler Damen, den ich heute empfangen, zu sehr ermüdet bin. Gestern war die Gräfin de Oforno bei mir. Der Bischof von Palencia ist hier. Euere Paternität und wir alle sind ihm zu großem Danke verpflichtet. Ich empfehle mich auch dem Pater Rektor! Der Herr erhalte Euere Paternität in jener Heiligkeit, um die ich ihn für Sie bitte!

Heute ist der 7. Juli.

Euerer Paternität wahre Tochter

Theresia von Jesu

287. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Valladolid, am 18. Juli 1579

Der Lizentiat Godoy und seine Tochter. Plan einer Klostergründung für die unbeschuhten Karmeliten nahe bei Valladolid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Nachdem ich meinen letzten Brief an Sie abgesandt hatte, kam der Lizentiat Godoy zu mir. Er scheint mir ein vortrefflicher Mann zu sein. Über die Angelegenheit seiner Tochter, die im Kloster ist, besprachen wir uns lange. Gott hat es gefügt, dass sie in einem Kloster der Bernhardinerinnen, ich glaube zu Valderas, Aufnahme findet. Wir kamen darin überein, dass ich, wenn ich mich einmal in Alba befinde, über alles mich erkundigen werde; er dagegen würde, wenn ich der Ansicht wäre, dass sie durchaus nicht bleiben könne, sie in jenes andere Kloster führen. Darüber ward ich sehr erfreut; denn es war mir dies eine peinliche Sache. Nach den bereits eingezogenen Erkundigungen hielt ich jedoch ihren sofortigen Austritt aus dem Kloster für besser, und dies um so mehr, weil uns, wenn wir sie noch länger behalten würden, die sich darbietende günstige Gelegenheit entgehen könnte. Der Lizentiat erträgt diese Prüfung als wahrer Christ. Gleich am anderen Tage Ergriff ihn das dreitägige Fieber, und obwohl es nicht heftig ist, jammert er doch sehr. Empfehlen ihn Euere Paternität Gott!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass der hiesige Abt ein besonderer Freund des Bischofs von Palencia ist. Ich habe schon mit ihm gesprochen, und er ist sehr freundlich gegen mich. Er hat bereits einen anderen Provisor. Wenn uns Gott die notwendigen Mittel gewährt, so sind wir der Erlaubnis zur Errichtung eines Klosters [unserer unbeschuhten Väter] bei St. Alexius sicher. Die Priorin, die hierher kam, ist krank; sie besteht fest auf ihrem Vorhaben. Da sie schon dem Tode nahe war, hat sie den Lizentiaten Godoy zum Testamentsvollstrecker ernannt und alle ihre Verfügungen unumstößlich gemacht. Die göttliche Majestät, die alles vermag, möge uns behilflich sein, diese Stiftung zu verwirklichen, was mein innigster Wunsch ist!

Meine Schwester Maria vom heiligen Joseph befindet sich wohl und wird von allen sehr geliebt; sie ist eine kleine Heilige. Casilda befindet sich gleichfalls wohl. Alle Schwestern empfehlen sich in Ihr Gebet, besonders die Mutter Priorin! Meine Gesundheit ist erträglich, und es geht mir hier gut. Ich werde alles aufbieten, um bald weiterzureisen; denn die Angelegenheit in Salamanka liegt mir am Herzen; aber immerhin werde ich noch länger als diesen Monat hierbleiben.

Ich möchte Ihnen gerne eine Versuchung erzählen, die mich gestern bezüglich des Elisäus befiel und heute noch fortdauert. Mir scheint, es sei ihm manchmal gleichgültig, ob er in allem die volle Wahrheit sage oder nicht. Er tut dies zwar, wie ich sehe, nur in Sachen von geringfügiger Bedeutung; allein ich wünschte doch, dass er es in dieser Hinsicht recht genau nähme. Ich bitte Euere Paternität, ihm dies in meinem Namen recht eindringlich ans Herz zu legen; denn ich begreife nicht, wie sich die wahre Vollkommenheit mit einer solchen Sorglosigkeit verträgt. Sehen Sie da, um welche Sachen ich mich kümmere, als hätte ich sonst keine Sorgen. Vergessen Euere Paternität es ja nicht, mich Gott zu empfehlen! Denn ich bedarf es sehr. Gott sei mit Ihnen! Da ich auch noch an andere Personen geschrieben habe, so bin ich ermüdet.

Heute ist der 18. Juli.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Grüßen Sie mir den Pater Rektor und den Pater Bartholomäus! Ich bitte Sie um der Liebe Gottes willen, mir zu schreiben, wie Sie sich bei dieser Hitze befinden.

288. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Valladolid, am 22. Juli 1579

Einige Ratschläge für diese Priorin nach der Wiedereinsetzung in ihr Amt.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Mit welch großem Rechte kann ich Sie doch so nennen! Ich habe wohl schon immer innige Liebe zu Ihnen getragen; allein diese ist jetzt so groß, dass ich darüber staunen muss. Darum habe ich ein inniges Verlangen, Sie zu sehen und zu umarmen. Gott, von dem alles Gute kommt, sei gepriesen, dass er Euere Ehrwürden aus einem so harten Kampfe siegreich herausgeführt hat! Ich schreibe diesen Sieg nicht Ihrer Tugend, sondern den vielen Gebeten zu, die in unseren Klöstern Kastiliens für das Ihrige verrichtet wurden. Möge Seine Majestät uns in den Stand setzen, ihr für die uns erwiesene Gnade gebührend Dank zu sagen!

Aus dem Briefe der Schwestern, den mir der Pater Provinzial übersandt, und aus dem Ihrigen, den mir Pater Nikolaus übermittelt hat, habe ich ersehen, dass Euere Ehrwürden jetzt wieder in Ihr Amt eingesetzt sind; das hat mich außerordentlich gefreut. Jedes andere Mittel wäre vergebens gewesen, um die Seelen wieder zu beruhigen. Haben Sie darum Geduld! Da Ihnen der Herr ein so inniges Verlangen, zu leiden, gegeben hat, so freuen Sie sich, dieses Verlangen jetzt stillen zu können! Denn dieses Amt ist, wie ich wohl weiß, kein kleines Kreuz. Wollten wir uns die Kreuze, die nach unserem Geschmacke sind, selbst auswählen und die anderen von uns weisen, so hieße das nicht, unserem Bräutigam nachfolgen, der im bittersten Gefühle seines Leidens am Ölberge sein Gebet mit den Worten schloß: Fiat voluntas tua. Diesen Willen des Vaters müssen wir immer vollziehen, mag er über uns verfügen, was er will.

Ich habe den Pater Nikolaus gebeten, er möge Sie über alles belehren, was er als notwendig erkennt; er ist sehr verständig und kennt Sie. Ich verweise Sie darum auf das, was er Ihnen schreiben wird. Nur um das eine bitte ich Sie, dafür Sorge tragen zu wollen, dass Sie und Ihre Nonnen die Angelegenheiten der Seele nur mit unseren unbeschuhten Vätern und nicht mit anderen besprechen. Wenn diese manchmal gerade nicht zu haben sind und infolgedessen die Kommunionen seltener werden, so machen Sie sich deshalb keine Sorge! Denn von größerer Bedeutung ist, dass wir nicht mehr in eine so traurige Lage kommen wie zur Zeit der Verfolgung. Wollen die Nonnen oder nur eine von ihnen zuweilen einem anderen aus unseren unbeschuhten Vätern beichten, so soll ihnen das nicht versagt werden.

Ich habe so wenig Zeit, dass ich nicht glaubte, Ihnen schreiben zu können. Empfehlen Sie mich allen recht sehr und danken Sie ihnen in meinem Namen, dass sie ein so gesundes Urteil an den Tag gelegt haben; sie haben es so gut verstanden, mir Freude zu bereiten. Die allerseligste Jungfrau belohne sie, segne sie und mache sie zu Heiligen!

Sie werden sich nach meiner Ansicht der Aufnahme der älteren Tochter des Heinrich Freyle wohl nicht entziehen können; ihm verdanken wir vieles. Folgen Sie hierin dem Rate des Paters Nikolaus! Die jüngere Schwester kann jetzt für keinen Fall aufgenommen werden, schon darum nicht, weil sie noch zu jung ist und weil es überhaupt nicht gut ist, dass drei leibliche Schwestern in ein und demselben Kloster sich befinden; am wenigsten ist das für unsere Klöster zu empfehlen, wo die Zahl der Nonnen so gering ist. Betrüben Sie indessen die Eltern nicht, sondern vertrösten Sie diese einstweilen mit dem Bemerken, dass ihre Tochter noch nicht das erforderliche Alter habe!

Wenn es möglich ist, so bezahlen Sie meinem Bruder nach und nach, was Sie ihm schuldig sind; denn ich weiß, dass er jetzt Geld nötig hat, da er auf einmal viele Ausgaben zu machen hat. Vergessen Sie nicht, was Sie ihm schuldig sind! O wenn Sie wüßten, welche Teilnahme er an Ihren Prüfungen zeigte! Gott verleihe Ihnen den Frieden, der überaus notwendig ist, um ihm zu gefallen!

Geben Sie mir über alles ausführlich Nachricht, besonders über jene zwei armen Schwestern; denn ich bin sehr um sie besorgt. Zeigen Sie sich freundlich gegen sie und wenden Sie alle möglichen Mittel an, die Ihnen geeignet erscheinen, um Sie zur Erkenntnis ihrer Schuld zu bringen!

Ich werde, so Gott will, am Feste der heiligen Anna von hier abreisen und in Salamanka mich einige Zeit aufhalten. Ihre Briefe können Sie an Rochus de Huerta adressieren. Alle Schwestern des hiesigen Klosters empfehlen sich angelegentlichst in Ihre und aller dortigen Schwestern Gebete. Sie sind ihnen zu großem Dank verpflichtet.

Die Klöster in Kastilien befinden sich in jeder Hinsicht in so gutem Zustand, dass man den Herrn lobpreisen muss. Empfehlen Sie alle Seiner Majestät die Angelegenheit in Malagón und auch jene, die mich nach Salamanka ruft, und vergessen Sie keinen der Wohltäter, die uns besonders in den letzten Zeiten Gutes getan haben!

Heute ist das Fest der heiligen Magdalena.

Ich bin hier so vielseitig beschäftigt, dass ich gar nicht weiß, wie ich Ihnen diesen Brief schreiben konnte; ich musste es mit mehreren Unterbrechungen tun. Das ist auch der Grund, warum ich dem Pater Gregor nicht schrieb, wie ich mir anfangs dachte. Schreiben Sie ihm einen freundlichen Gruß von mir; ich bin zufrieden mit ihm; denn nachdem ihm ein so guter Teil in diesem Kampfe zugefallen ist, wird er jetzt auch Anteil haben an der Beute. Teilen Sie mir auch mit, wie es unserem guten Vater, dem Prior de las Cuevas, ergeht, damit ich weiß, wie ich ihm über unsere Angelegenheit schreiben muss.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

289. Brief - An Don Teutonio de Braganza, Erzbischof von Ebora

Valladolid, am 22. Juli 1579

Bitte, den »Weg der Vollkommenheit« und das »Leben des heiligen Albertus« drucken zu lassen. Drohender Krieg zwischen Portugal und Spanien.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer durchlauchtigsten Gnaden!

In der vorigen Woche schrieb ich an Euere Gnaden einen langen Brief und sandte Ihnen mein kleines Buch. Der heutige Brief wird darum nur kurz ausfallen, und ich schreibe ihn nur deshalb, weil ich im vorigen vergessen habe, Euere Gnaden zu bitten, Sie möchten mit diesem kleinen Buche auch das Leben des heiligen Albertus drucken lassen, das Sie in einem kleinen Hefte desselben Buches finden werden. Es wäre dies für uns alle ein großer Trost; denn dieses Leben ist nur in lateinischer Sprache gedruckt. Aus Liebe zu mir hat es ein Pater aus dem Dominikanerorden übersetzt; er ist einer der gelehrtesten Männer dahier und ein großer Diener Gottes. Dieser meinte selbst, man sollte es drucken lassen; denn er hat von seinem Provinzial keine Erlaubnis dazu und bewarb sich auch nicht darum. Es wird das wohl wenig kosten, vorausgesetzt, dass Ihnen die Übersetzung zusagt und Sie deren Druck anordnen.

In dem Briefe, von dem ich gesprochen, gab ich Euerer Gnaden Nachricht von dem guten Fortgang, den unsere Angelegenheiten nehmen; auch teilte ich Ihnen mit, dass man mir den Auftrag gab, mich von diesem Kloster aus nach Salamanka zu begeben, wo ich einige Zeit zu verbleiben gedenke. Von dort werde ich wieder an Euere Gnaden schreiben. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, nicht zu unterlassen, mir Nachricht über den Stand Ihrer Gesundheit zu geben, sei es auch nur zum Ersatze dafür, dass ich mich in genannter Stadt ohne Sie so einsam fühlen werde.

Teilen Sie mir auch mit, ob man in Portugal in betreff des Friedens keine neue Nachricht hat; denn was ich hier sagen höre, betrübt mich sehr, wie ich Ihnen schon geschrieben habe. Ach, wenn sich meiner Sünden wegen aus dieser Sache ein Krieg entspinnt, so befürchte ich das größte Unheil für Ihr Königreich, und auch für das unsrige kann großes Verderben nicht ausbleiben.

Man sagt, es sei der Herzog von Braganza, der auf Krieg dringe; und dies tut mir, weil er Ihr Verwandter ist, von anderen Gründen ganz abgesehen, in der Seele wehe. Suchen doch Euere Gnaden um der Liebe unseres Herrn willen dahin zu wirken, dass eine Einigung erzielt werde, da Sie ja doch, wie mit gutem Grunde zu erwarten ist, beim Herzog in dieser Angelegenheit großen Einfluss haben werden. Man sagt, unser König tue alles, was ihm möglich sei, und dies spricht nicht wenig für die Gerechtigkeit seiner Sache. Möchte man doch das große Unheil, das, wie schon erwähnt, ein Krieg mit sich bringt, wohl im Auge behalten, und möchten Euere Gnaden nur auf die Ehre Gottes schauen, ohne sich von anderen Rücksichten leiten zu lassen! Ich bin überzeugt, dass Sie so handeln werden. Möge Seine Majestät hier ins Mittel treten, wie wir alle zu ihr flehen! Dies alles betrübt mich so sehr, dass ich lieber zu sterben wünschte, um es nicht sehen zu müssen, wenn Gott ein solches Unheil über uns sollte hereinbrechen lassen. Der Herr erhalte Euere Gnaden viele Jahre zum Wohle seiner Kirche und verleihe Ihnen jene Heiligkeit, um die ich zu ihm flehe! Er schenke Ihnen die notwendige Gnade, um die Angelegenheit zu seiner Ehre beilegen zu können! Hierzulande sagt man allgemein, dass unser König im Rechte sei und alle mögliche Sorgfalt aufgeboten habe, um es festzustellen. Der Herr sende sein Licht, dass man zur Erkenntnis der Wahrheit gelange! Man wird sich dann nicht der Gefahr eines Krieges aussetzen, der das Leben so vieler Menschen kostet. In einer Zeit, in der es so wenige Christen gibt, wäre es sehr traurig, wenn selbst diese einander ums Leben bringen würden.

Alle Ihnen bekannten Schwestern dahier, die Ihre Dienerinnen sind, befinden sich wohl und schreiten meines Erachtens täglich mehr in der Vollkommenheit voran. Alle lassen es sich angelegen sein, Euere Gnaden Gott zu empfehlen, und auch ich bete trotz meiner Armseligkeit unablässig für Sie.

Heute ist das Fest der heiligen Magdalena.

Aus unserem Karmelkloster zur Empfängnis in Valladolid.

Euerer durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

290. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Valladolid, am 23. Juli 1579

Übersendung von Briefen an ihren Bruder und an Pater Gracián. Jesus sei mit Ihnen!

Ihren Brief habe ich erhalten und mich sehr über die darin enthaltene freundliche Mitteilung gefreut. Die Briefe, die dieser Bote mitbringt, sind für meinen Bruder bestimmt. Falls er nicht in Madrid sein sollte, ist er von mir verständigt, sich zu Ihnen zu begeben. Ich bitte Sie also, dieses Paket zu öffnen, das an ihn gerichtet ist, und aus ihm ein anderes herauszunehmen, das an unseren Vater, Magister Gracián, adressiert ist. Erkundigen Sie sich, ob dieser sich in Toledo oder in Alcalá aufhält - ich vermute, dass er sich in Alcalá befindet - , und senden Sie diesen Boten mit dem Paket an ihn, wo er sich auch immer aufhalten mag; denn es handelt sich um etwas sehr Wichtiges, und ich habe diesen Mann zu keinem anderen Zwecke gesandt. Sorgen Sie um der Liebe Gottes willen dafür, dass er sich baldigst auf den Weg macht; denn es liegt, wie gesagt, viel daran, und an einem der beiden Orte, entweder in Toledo oder in Alcalá, ist Pater Gracián ganz sicher. Da dieser Brief keinen anderen Zweck hat, so füge ich nichts weiter bei als die Bitte, Gott möge mit Ihnen sein und Sie behüten!

Gestern war das Fest der heiligen Magdalena.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

291. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Valladolid, am 25. Juli 1579

Freude über seine Gesundheit. Abreise nach Salamanka.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Ich war seit der Ankunft dieses Briefboten so beschäftigt, dass ich nicht glaubte, auch nur die wenigen Zeilen schreiben zu können, ohne dringende Geschäfte zu versäumen. Doña Johanna sagte mir, Sie seien krank, hätten einen Ausschlag, und man wolle Ihnen zur Ader lassen. Dieser Bruder aber sagt mir, dass Sie ganz wohl seien und ein gutes Aussehen hätten, was mich von meinem Kummer wieder befreit. Ich denke wohl, dass diese Unpäßlichkeit, wie ich schon befürchtet hatte, von der Hitze kommt. Bleiben darum Euere Paternität um der Liebe willen nur möglichst kurze Zeit in Alcalá!

Mir geht es ziemlich gut. Am nächsten Donnerstag reise ich von hier nach Salamanka. Ich freue mich sehr über die Art und Weise, wie unser Herr die Angelegenheiten leitet. Er sei gepriesen für immer und wolle gnädig gewähren, dass Euere Paternität wieder reden dürfen, wenn auch nur zu dem Zwecke, um Ihnen einigen Trost inmitten so vieler Prüfungen zu verschaffen!

Von hier aus habe ich Euerer Paternität zweimal geschrieben. Unsere Schwester Maria vom heiligen Joseph befindet sich wohl und ist ein Engel. Den Nonnen dahier geht es sehr gut, und nachdem jetzt wieder eine Novizin eingetreten ist, wird es ihnen wohl am nötigen Einkommen nicht mehr fehlen. Auch letztere ist ein Engel und ist vollkommen zufrieden. Unser Herr sei mit Euerer Paternität! Mein Kopf ist nun recht ermüdet.

Ich versichere Sie, ich muss lachen, wenn ich bedenke, dass man Ihnen eine Buße auferlegte, die nur zu Ihrer Ruhe dient, und dass Sie uns allein gelassen haben, um den Kampf zu beendigen. Gott gebe, dass wir bald den Sieg erleben, und er verleihe Ihnen die Gesundheit! Denn diese ist von großer Bedeutung. Die Mutter Priorin empfiehlt sich recht angelegentlich in Ihr Gebet. Sie wird Ihnen, wie sie sagt, nicht mehr schreiben, bis Sie ihr nicht eine Antwort gegeben haben. Sie hat viel mehr Verstand als ich.

Heute ist das Fest des heiligen Jakobus.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und wahre Tochter

Theresia von Jesu

292. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Valladolid, am 26. Juli 1579

Freude über die guten Nachrichten, die vom König und von Rom eintrafen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Amen. Ihren Brief habe ich erhalten, und die Nachrichten, die Sie mir bezüglich der günstigen Antwort des Königs mitgeteilt, gereichten mir zu großem Troste. Gott erhalte den König noch viele Jahre sowie auch die vier Herren, die er zu Assessoren ernannt hat.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Doña Maria de Montoya bei der Ankunft Ihres Briefes, in dem Sie mir mitteilten, dass sie hier sei, schon nach Madrid abgereist war. Es tat mir überaus leid, dass ich vorher von ihrer Anwesenheit nichts erfuhr; denn ich hätte sie gerne sehen wollen.

Berichten Sie mir doch, was bezüglich des Zahlungsscheines geschehen ist, da ich darüber sehr besorgt bin! Unser Herr gebe, dass die Angelegenheiten einen so guten Ausgang nehmen, wie Sie es wünschen!

Der Überbringer des Briefes hat mir dadurch großen Trost bereitet, dass er mir mitteilte, wie es unseren Vätern, die nach Rom reisten, ergeht; ich war nämlich deshalb sehr in Sorge. Gepriesen sei Gott, der sie vor so großen Gefahren behütet und sie in einen sicheren Hafen geführt hat! Wenn mir auch Pater Nikolaus über die Angelegenheiten des Ordens Nachricht gibt, so muss ich Ihnen doch sagen, dass es mir erwünscht ist, auch von Ihnen etwas darüber zu erfahren; denn was einem so große Freude macht, das fällt nicht lästig, wenn man es auch noch so oft hört. Unser Herr verleihe gnädig, dass wir bald das ersehnte Ziel erreichen, und Ihnen schenke er seine heilige Gnade!

[Heute ist] der 26. Juli.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

293. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Valladolid, am 27. Juli 1579

Ankauf eines schönen Kelches. Ermahnung zur Geduld. Erfreuliche Nachrichten aus Sevilla und Rom.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Dieser Verwandte, der mich hier besuchte, war mir wirklich lästig. So geht es nun einmal im Leben. Wenn selbst wir, die wir billigerweise nichts mehr mit der Welt zu tun haben sollten, noch so viel mit ihr zu schaffen haben, so dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Ihnen dasselbe begegnet. Seitdem ich hier bin, hatte ich noch keine Zeit gefunden, mit den einzelnen Schwestern - ich meine mit jeder im besonderen - zu reden, so sehr es auch einige von ihnen wünschten. Ich werde, so Gott will, am Donnerstag sicher von hier abreisen. Auch werde ich ein, wenn auch nur kurzes, Schriftstück für Sie zurücklassen, damit es jener, der Ihnen gewöhnlich das Geld bringt, auch mitnimmt.

Es liegen, wie man mir sagt, dreitausend Realen bereit, was mich sehr freute, sowie auch ein sehr schöner Kelch; ich halte es nicht für notwendig, dass er reicher verziert sei. Er wiegt, wie ich glaube, zwölf Dukaten und einen Real. Die Arbeit kostet vierzig Realen, und so kommt der Kelch auf sechzehn Dukaten weniger drei Realen. Er ist ganz von Silber; ich bin überzeugt, dass er Ihnen gefallen wird. Man hat mir hier einen Kelch gezeigt, der aus dem Metalle gefertigt ist, von dem Sie gesprochen haben, allein obwohl er erst wenige Jahre gebraucht wird und vergoldet ist, so kann man schon deutlich erkennen, aus welchem Material er ist. Sein Fuß ist inwendig ganz schwarz, so dass er Ekel verursacht. Ich habe mich sogleich dazu entschlossen, keinen solchen zu kaufen; denn da Sie selbst auf Silbergeschirr speisen, so geziemt es sich nicht, dass man für Gott ein minderwertigeres Metall auswähle. Ich hatte nicht gedacht, einen so wohlfeilen und doch so schönen Kelch zu bekommen. Es ist dies der Umsicht der hiesigen Priorin zu verdanken, die ihn, gleich als ob er für dieses Kloster gehörte, mit Hilfe eines Freundes gekauft hat. Sie empfiehlt sich inständig in Ihr Gebet. Weil ich Ihnen schreibe, so unterlässt sie es. Die Art und Weise, wie sie das Kloster regiert, und die Fähigkeit, die sie dazu besitzt, stimmen zum Lobpreise Gottes.

Meine Gesundheit ist hier wie in Ávila, ja sogar etwas besser. Bezüglich dessen, wovon Sie sprechen, ist es das beste, darauf nicht zu achten. Es ist besser, dass seine Melancholie - denn etwas anderes wird es nicht sein - sich auf diese als auf eine andere schlimmen Weise kundgibt. Dass Ávila nicht gestorben ist, darüber bin ich erfreut. Da er eine so gute Gesinnung besitzt, so hat ihm Gott die Gnade erwiesen, dass er an einem Orte erkrankte, wo er eine vortreffliche Pflege fand.

Über Ihr Missbehagen wundere ich mich nicht; aber darüber bin ich erstaunt, dass Sie bei Ihrem so innigen Verlangen, Gott zu dienen, ein so kleines Kreuz für so beschwerlich finden. Sie werden natürlich gleich mit der Antwort zur Hand sein, dass Sie nur deshalb von diesem Kreuze befreit zu sein wünschten, um Seiner Majestät besser dienen zu können. O mein Bruder, wie schlecht kennen wir uns doch selbst! In all diesem steckt immer noch ein Stück von Eigenliebe.

Dass Franz sich so verändert hat, darf Sie nicht wundern; es kommt dies vom Alter; und wenn es auch nicht so wäre, so dürfen Sie doch nicht meinen, dass jeder Mensch es so genau in allem nimmt wie Sie. Preisen wir Gott, dass er keine anderen Fehler an sich hat!

In Medina werde ich drei bis vier Tage bleiben, in Alba nicht ganz acht Tage. Von Medina nach Alba brauche ich zwei Tage, und dann begebe ich mich sogleich nach Salamanka.

Aus beiliegendem Brief von Sevilla werden Sie ersehen, dass man die Priorin wieder in ihr Amt eingesetzt hat, was mir zu großer Freude gereichte. Wenn Sie der Priorin schreiben wollen, so senden Sie mir Ihren Brief nach Salamanka! Ich habe ihr ans Herz gelegt, Ihnen nach und nach das Geld zu bezahlen, da Sie es nötig hätten. Ich werde dafür Sorge tragen, dass es geschieht.

Pater Johannes von Jesu ist schon in Rom angekommen; mit unseren Angelegenheiten steht es gut, sie werden bald erledigt sein. Der Kanonikus Montoya, der unsere Sache vertreten hat, ist hier angekommen, um dem Erzbischof von Toledo den Kardinalshut zu überbringen. Er wird uns jederzeit treu zur Seite stehen.

Besuchen Sie doch um der Liebe willen den Herrn Franz de Salcedo und sagen Sie ihm, wie es mir geht! Ich habe mich sehr gefreut, dass er wieder so weit hergestellt ist, um Messe lesen zu können. Gott gebe, dass er wieder ganz gesund werde! Die Schwestern dahier empfehlen ihn Seiner Majestät. Gott sei mit Ihnen!

Mit der Schwester Maria vom heiligen Hieronymus können Sie, wenn Sie es wünschen, über alles ganz offen reden. Manchmal wünschte ich, Theresia möchte hier sein, besonders wenn wir uns im Garten ergehen. Gott mache sie heilig, und auch Ihnen verleihe er dieselbe Gnade! Meine Empfehlungen an Petrus de Ahumada!

Gestern war das Fest der heiligen Anna. Ich habe mich hier daran erinnert, dass Sie eine besondere Andacht zu dieser Heiligen tragen und ihr zu Ehren eine Kirche erbauen lassen wollten, wenn dies nicht schon geschehen ist. Diese Erinnerung hat mich sehr gefreut.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

294. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Salamanka, am 4. Oktober 1579

Glückliche Nachrichten. Hausangelegenheit in Salamanka. Klage über die Priorin in Sevilla, die ihr bisheriges Haus verlassen will.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Angela konnte sich bisher noch nicht ganz loswinden von dem Verdacht, den sie geschöpft hat. Es ist dies nicht zu verwundern; denn sie findet in nichts anderem einen Trost, und sie will auch keinen anderen haben. Zudem kommen, wie sie sagt, viele Prüfungen über sie, und ihre Natur ist schwach; darum betrübt sie sich auch, wenn sie sieht, dass ihr so schlecht vergolten wird. Sagen doch Euere Paternität um der Liebe willen jenem Edelmann, er möge, wenn er auch von Natur aus vergesslich ist, wenigstens der Angela gegenüber nicht so sein; denn die Liebe kann da, wo sie sich findet, nicht so lange schlafen. Doch lassen wir das!

Ihr Kopfleiden geht mir sehr zu Herzen. Mäßigen Sie doch um Gottes willen Ihren Arbeitsdrang! Sie müssen beizeiten Vorsorge treffen, sonst werden Sie die Erfahrung machen, dass dem Übel nicht mehr abzuhelfen ist, auch wenn Sie es wollten. Lernen Sie sich selbst beherrschen, alles Übermaß vermeiden und werden Sie durch den Schaden anderer klug! Denn es handelt sich um die Ehre Gottes, und Sie sehen es ja selbst, wie notwendig Ihre Gesundheit für uns alle ist.

Ich muss Seine Majestät von ganzem Herzen lobpreisen, wenn ich sehe, welch guten Ausgang unsere Angelegenheiten nehmen. Dank seiner Erbarmungen dürfen wir sie nunmehr als abgeschlossen ansehen, und zwar werden sie auf eine solche Autorität gegründet, dass es klar ersichtlich ist, Gott selbst habe sie so geordnet. Wenn ich von der Hauptsache absehe, so freue ich mich besonders um Ihretwillen. Sie werden jetzt die Früchte Ihrer Mühen sehen; denn dadurch haben Sie sich, ich versichere Sie, diesen Ruhm verdient. Herrscht einmal in allem Friede, dann wird Ihnen große Freude und Ihrem Nachfolger ein kostbarer Gewinn erwachsen.

O mein Vater, wieviel Kummer macht mir doch dieses Haus in Salamanka! Nachdem schon alles abgeschlossen war, wusste es der Teufel dahin zu bringen, dass wir jetzt wieder ohne Haus sind. Es passte uns von allen Häusern in Salamanka am besten, und auch der Verkäufer fand dabei genügenden Vorteil. Ach, man kann doch diesen Kindern Adams gar keinen Glauben schenken. Der Verkäufer hat uns das Haus selbst angeboten, und er ist ein Edelmann, der allgemein im Rufe steht, dass sein Wort ebensoviel gelte als ein schriftlich abgefasster Vertrag. Er hat aber nicht bloß sein Wort gegeben, sondern es auch vor Zeugen mit seiner Namensunterschrift bekräftigt, und dies alles vor einem Notare, den er selbst beigezogen; trotzdem stößt er jetzt den Vertrag wieder um. Alles ist über eine solche Handlungsweise erstaunt, abgesehen von einigen Edelleuten, die ihn entweder aus eigenem Interesse oder zum Vorteil ihrer Verwandten dazu veranlasst hatten; sie haben bei ihm mehr vermocht als jene, die ihre Vernunftgründe dagegen vorbrachten. Einer seiner Brüder, der diese Angelegenheit überaus entgegenkommend mit uns behandelt hat, ist sehr betrübt darüber. Wir haben nun die Sache dem Herrn empfohlen, und das wird das zuträglichste für uns sein. Es tut mir nur leid, dass ich in ganz Salamanka kein Haus finde, das etwas taugt!

O wenn die hiesigen Schwestern ein solches Haus hätten wie die in Sevilla, so würden sie meinen, im Himmel zu sein! Trotzdem macht mir die Priorin wegen ihrer Torheit großen Kummer; sie hat dadurch an Vertrauen bei mir sehr viel eingebüßt. Ich fürchte nur, es möchte der Teufel sich in dieses Kloster eingeschlichen haben, um es ganz zu zerstören.

[Wenn Euere Paternität mit jener Dame, von der Sie mir durch Doña Johanna einen Brief übersandten, zufrieden sind, dann bin ich es, ich versichere Sie, auch meinerseits; man hat sie mir hier schon als eine Person von großer Tugend geschildert, was in mir den Wunsch zeitigte, ihren Willen zu erfüllen. Aber man wird sie in Sevilla aufnehmen, wenn es Gottes Wille ist, dass sie aufgenommen wird.] Ich gewahre in diesem Kloster ein so kindisches Wesen, dass ich es nicht ertragen kann, und die dortige Priorin besitzt mehr Weltklugheit, als es sich für ihren Stand geziemt. Deshalb fürchte ich, dass sie, wie ich es ihr schon früher bei meinem Aufenthalt in Sevilla sagte, mir gegenüber niemals aufrichtig gewesen sei. Ich hatte mit ihr, ich versichere Sie, während meiner Anwesenheit dortselbst einen schweren Stand. Da sie indessen später in ihren Briefen öfters innige Reue darüber bekundete, so glaubte ich, sie habe sich wenigstens, den Anzeichen nach zu schließen, gebessert. Es reicht schon hin, die armen Nonnen vor Einbildung krank zu machen, wenn sie ihnen beibringt, dass das Haus ganz ungesund sei. Ich habe ihr furchtbar ernste Briefe geschrieben, aber diese haben nicht mehr gefruchtet als ein Schlag ins Wasser. Sehen Euere Paternität, was mir eben Pater Nikolaus im beiliegenden Briefe schreibt! Wenn Sie glauben, dass Sie mehr Einfluss bei ihr haben, so lassen Sie ihr um der Liebe Gottes willen durch einen Pater schreiben! Nach meiner Ansicht wäre es für uns gut, nach Sevilla einige Nonnen zu schicken, die mehr Ansehen besitzen und so wichtige Geschäfte in entsprechender Weise führen können. Lassen doch Euere Paternität sogleich durch Pater Nikolaus an den Pater Prior schreiben, dass er dieser Priorin nicht mehr gestatte, darüber zu sprechen; denn wie es scheint, trifft auch den Pater Prior dabei viel Schuld. Nach meinem Dafürhalten bringt man dieses Haus sicher in schlechten Ruf, wenn man sagt, es sei ungesund. Denn die Nonnen wohnen dort am Ufer eines Flusses und würden, wie sie mir selbst berichten, nie mehr eine so herrliche Aussicht bekommen wie jetzt; und das ist doch für sie die beste Unterhaltung. In der ganzen Stadt hat ihr Haus die schönste Aussicht, und die hiesigen Nonnen beneiden sie sehr darum. Möge Gott hier Abhilfe schaffen!

Pater Nikolaus überbrachte mir einen Gruß von Ihnen; ich wünschte jedoch, Sie möchten nicht vergessen, mich unserem Herrn zu empfehlen; denn Sie könnten so sehr beschäftigt sein, dass Sie nicht daran dächten. Mit meiner Gesundheit steht es ziemlich gut. Die Mutter Priorin und alle Schwestern des hiesigen Klosters empfehlen sich Euerer Paternität recht angelegentlich. Gott behüte Sie und verleihe mir die Gnade, Sie wiederzusehen! Es ist schon über drei Uhr [nach Mitternacht].

Heute ist das Fest des heiligen Franziskus.

Euere Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

295. Brief - An Doña Elisabeth Osorio in Madrid

Toledo, am 19. November 1579

Bitte, den Eintritt in den Orden bis zur Gründung eines Klosters in Madrid zu verschieben. Nachrichten über ihre Schwester, die Novizin in Toledo war.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich glaubte nicht, dass ich an Sie schreiben könnte. Jetzt aber, da die Mutter Priorin geschrieben, will ich Ihnen nur berichten, dass Pater Nikolaus fest darauf besteht, Sie sollten nirgends anders eintreten als in das Kloster, das mit Hilfe des Herrn in Madrid, und zwar, wie wir zu Seiner Majestät hoffen, bald gegründet werden soll. Nachdem Sie den Eintritt in den Orden schon so lange verschoben haben, könnten Sie doch auch soviel Geduld haben, um noch die kurze Zeit zu warten. Indessen ist es nicht nötig, mit jemandem über Ihr Vorhaben noch auch über die beabsichtigte Klostergründung in Madrid zu sprechen; denn es ist von großer Bedeutung, dass dies geheimgehalten werde.

Die Nonnen des Klosters zu Salamanka haben Sie schon aufgenommen. Dieses sage ich Ihnen, damit Sie sicher wissen, dass Sie bei ihnen eintreten können, falls Ihnen die Aufnahme in Madrid zweifelhaft erscheinen sollte. Pater Nikolaus ist indessen aus vielen Gründen der Meinung, es werde zur größeren Ehre unseres Herrn gereichen, wenn Sie zur Gründung des Klosters in Madrid mithelfen würden. Etwas anderes wollen wir ja alle nicht. Pater Nikolaus wird bald von Sevilla zurückkehren, und bis dahin können Sie überlegen, was Ihnen mehr zusagt. Seine Majestät leite alles nach Ihrem Wunsche und erfülle Ihre Seele mit dem Verlangen nach dem, was mehr zur Ehre und Verherrlichung Gottes dient! Amen.

Es war mir ein großer Trost, unsere und Ihre Schwester Agnes von der Menschwerdung so ganz zufrieden anzutreffen. Wenn Sie auch eine so tüchtige Nonne werden wie sie, dann können wir zufrieden sein; sie ist in der Tat ein Engel. Sie hat sich sehr gefreut auf mein Verweilen [in Toledo].

Heute ist der 19. November.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

296. Brief - An Rochus de Huerta

Toledo, im November 1579

Bedauern darüber, dass sie mit ihm nicht zusammentreffen konnte. Sendung mehrerer Briefe.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen und vergelte Ihnen die Liebe, die Sie mir heute erwiesen haben!

Ich hoffte, Sie sprechen zu können, zwar nicht um mich zu beklagen - ich hatte ja keinen Grund dazu -, sondern um bei Ihnen mir Trost zu erholen. Vergessen Sie mich nicht in Ihrem Gebete! Das meinige ist sehr armselig, aber dennoch verpflichten Sie mich mehr als je, Ihrer zu gedenken.

[Ich bitte Sie, die beiliegenden Briefe sehr sorgfältig zu bestellen und sie dem Pater Lárez zu übergeben. Es sind einige dabei, die eine sehr wichtige Angelegenheit betreffen.] Der Herr sei mit Ihnen!

[Wollen Sie gütigst unserem Pater Provinzial sagen, dass ich ihn bitte, er möge durch eine zuverlässige Person gewisse Briefe überbringen lassen, die ich nach Medina sende und die eine Angelegenheit betreffen, von der ich schon früher mit ihm gesprochen habe! Ohne diese Vorsichtsmaßregel setzen wir uns großen Unannehmlichkeiten aus und entstehen für den Dienst Gottes viele Hindernisse! Sollte man keine zuverlässige Person finden, so senden Sie mir diese Briefe wieder zurück, und in diesem Fall übergebe man sie dem Pater Ordóñez, damit er sie sogleich weiterbefördere.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Brief des Paters Hieronymus Gracián an die Herzogin von Alba in Uceda

Alcalá, am 1. Dezember 1579.

Jesus und Maria!

Exzellenz! Sobald ich hier in Alcalá angekommen war, hatte ich die Eilbriefe abgehen lassen, welche die Assessoren benötigten, um zu beweisen, dass ich meine Befugnisse nicht überschritten habe. Diese Herren haben es nicht für nötig gehalten, sie dem Nuntius zu zeigen noch auch, sich darum anzunehmen, dem Pater Anton und mir die volle Aktionsfreiheit zurückzugeben bis zum Abgang der hauptsächlichsten Aktenstücke dieses Prozesses nach Rom. Aber Gott sei Dank sind diese Aktenstücke schon unterwegs und zuverlässigen Händen anvertraut! Weiter weiß ich nichts.

Mutter Theresia von Jesus hat den Gebirgspaß überschritten und ist infolge schlechten Wetters sehr ermüdet in Toledo eingetroffen. Sie hat mir geschrieben, dass dies keine Bedeutung habe; ich kann jedoch meine Befürchtung nicht aufgeben, bis ich Nachricht von ihr habe.

Als ich hierher in dieses Kloster kam, fand ich den Pater Rektor in den letzten Zügen, so sehr litt er an Seitenstechen. Gott hat gewollt, dass er am Leben blieb und dass wir vier Kranke im Bette haben, die Rekonvaleszenten nicht miteingerechnet. Er wollte uns überdies eine Prüfung auferlegen, indem er uns in die größte Armut geraten ließ. Gott sei dafür gepriesen! Amen. Ich hatte Jangue schon beauftragt, Euere Exzellenz um einige Kohlen als Almosen zu bitten, damit unsere Rekonvaleszenten sich vor der Kälte schützen könnten. Da ich weiß, dass wir arme Leute Sie durch unsere Bitten nicht unwillig machen, so nehme ich mir die Freiheit, meine Bitte wiederum vorzutragen.

Die Besserung meines Herrn Herzogs hat mir große Freude bereitet. Die Bewohner dieses Klosters werden unaufhörlich zu unserem Herrn flehen, er möge Euere Exzellenz so viel an Gnade und Eifer verleihen, als Sie wünschen und wir nötig haben. Wir werden täglich darum flehen.

Alcalá, am 1. Dezember 1579.

Ich bin, Exzellenz, Euerer Hoheiten Fürbitter bei Gott und Diener im Herrn

Frater Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes

297. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Malagón, im November 1579

Tadel über den geringen Grad von Entgegenkommen einer Priorin.

… Ich war erstaunt beim Anblick des Ehrgeizes dieser Nonnen. Ich erwähne nur die dortige Priorin.

… Sie muss sich ohne Zweifel selbst nicht verstehen. Wenn sie aber sonst ihr Amt gut erfüllt, so sehen Sie ein wenig über ihre Fehler hinweg und entmutigen Sie dieselbe nicht…

288. Brief - An Doña Elisabeth Osorio in Madrid

Malagón, am 3. Dezember 1579

Ihr Beruf. Plan der Klostergründung zu Madrid. Pater Nikolaus, Pater Prior und Pater Valentin.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum alle Tage bitte!

Ich habe durch den Prior von la Roda zwei Briefe von Ihnen erhalten; den einen glaube ich in Toledo empfangen zu haben. Ich lobpreise unseren Herrn, wenn ich Ihr Verlangen sehe, die Welt zu verlassen; denn eine solche Enttäuschung kann nur von oben kommen. Darum hoffe ich zur göttlichen Erbarmung, dass Sie dem Herrn mit Treue dienen werden, sowie auch, dass Sie Ihre frommen Wünsche durch Werke betätigen, die einer Tochter der allerseligsten Jungfrau, unserer Frau und Patronin, würdig sind. Wahrhaftig, eine so ausfallende Berufung möchte ich auch nicht einen einzigen Tag hinausschieben. Wenn ich aber trotzdem so handle, so möchte ich Ihnen, da Sie meine Gebieterin und jetzt schon unsere Schwester sind, mit voller Offenheit meine Absicht kundtun, die mich hierin leitet.

Es ist schon einige Jahre her, dass mehrere Personen inständig in mich drangen, in Madrid ein Kloster zu gründen. Als ich einmal auf einer Reise nach Pastrana mich acht Tage dortselbst aufhielt und durch die vielen Besuche vornehmer Damen recht ermüdet [und verstimmt] war, schlug ich dieses Gesuch ab. Jetzt aber, nachdem so viele Prüfungen über uns gekommen sind und ich sehe, dass für die anderen Klöster Umstände eintreten können, die eine Niederlassung in Madrid für wichtig erscheinen lassen, hat man mich für diese Gründung gewonnen. Indessen steht diesem Plane ein großes Hindernis im Wege. Man versichert mich nämlich, dass der Erzbischof seine Erlaubnis nicht gebe, außer es werde das Kloster mit gesichertem Einkommen gegründet. Es finden sich zwar dortselbst einige Personen, die dem Kloster ein gutes Einkommen zubringen könnten und schon seit Jahren diesen Wunsch im Herzen tragen; allein sie können vor ihrem Eintritt in den Orden über ihr Vermögen nicht frei verfügen. Weil Sie nun dabei große Hilfe zu leisten imstande sind, so haben Pater Nikolaus und ich gemeint, Sie sollten noch einige Tage zuwarten. Denn ich glaube, es werde diese Verzögerung mit Gottes Hilfe nicht länger dauern, als Sie selbst es angedeutet haben. Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn! Sollten Sie aber anderer Ansicht sein, dann meinetwegen; ich gebe gerne meine Zustimmung; schreiben Sie mir nur, und Sie können eintreten, wann es Ihnen beliebt. Aber in diesem Falle laufen wir Gefahr, diese Stiftung nicht verwirklichen zu können. Dagegen halte ich es für etwas Großes, wenn durch Ihre Mithilfe ein so wichtiges Werk zustande kommt. Möge unser Herr alles so leiten, wie es zu seiner größeren Ehre gereicht!

Der Pater Prior kam so spät an, dass ich mit ihm über diese Angelegenheit nur wenig reden konnte. Morgen werde ich mit ihm länger sprechen und Ihnen dann seine Ansicht hierüber mitteilen. Ich schreibe dies in der Nacht; morgen werde ich in einer Angelegenheit, von der Pater Prior Ihnen berichten wird, viel zu tun haben.

Meine Gesundheit ist, Gott sei Dank, ziemlich gut, wiewohl ich ermüdet ankam und sich hier sogleich neuer Anlass zur Ermüdung bot.

Möge Seiner Majestät damit gedient sein, und möge dieselbe Sie noch viele Jahre erhalten, damit Sie diese ganz zum Dienste dieses großen Gottes und unseres Herrn verwenden können! Meinem lieben Pater Valentin bitte ich einen freundlichen Gruß von mir zu entrichten! Alle Tage empfehle ich ihn Seiner Majestät; ich bitte ihn, sich mir dafür erkenntlich zu zeigen. Wenn er mir auch nur einen geringen Liebesdienst erweist, so bin ich mit dieser Vergeltung, da ich so elend bin, überaus zufrieden.

Heute ist der 3. Dezember.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Behalten Sie all das, was ich hier gesagt habe, für sich allein! Ich kann mich nicht erinnern, jemandem so viel anvertraut zu haben. Wir haben heute sehr lange über Ihre Angelegenheit gesprochen. Es wird wohl nicht anders gehen, als ich gesagt habe. Die Unterredung mit Pater Prior gereichte mir zu großem Troste; er wird Ihnen über alles berichten. Teilen Sie mir auch mit, was Sie mit ihm abmachen werden! Es wird dies ohne Zweifel das beste sein.

299. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Malagón, vor dem 12. Dezember 1579

Übersiedelung der Nonnen zu Malagón in ein neues Kloster. Vollkommenheit der neuen Priorin. Verantwortlichkeit des Paulus und der Heiligen, des Lizentiaten und des Paters Philipp. Tod des Paters Germanus.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Teile Ihnen mit, dass ich schon in Malagón mich befand, als man mir den Brief des Paulus überbrachte, und so konnte ich nicht länger in Toledo bleiben, wozu er mir in jenem Brief den Auftrag gab. Es war aber so besser, da am Feste der unbefleckten Empfängnis die Schwestern in das neue Kloster einzogen. Ich befand mich schon seit acht Tagen bei ihnen, und während dieser Zeit waren meine Beschwerden nicht geringer als auf der Reise; denn ich hatte viel zu tun und mühte mich sehr ab, damit die Schwestern an diesem so schönen Festtage ihr neues Haus beziehen konnten. Trotzdem aber befinde ich mich jetzt besser als sonst. Ich nehme innigen Anteil an Ihrem Leiden; das ist alles, was ich vermag.

Der Umzug gestaltete sich zu einem großen Freudenfest. Die Nonnen begaben sich in Prozession in ihr neues Kloster, wobei das Allerheiligste aus ihrem früheren Hause mitgetragen wurde. Sie hatten eine große Freude; sie schienen den Eidechsen ähnlich, die im Frühling hervorkommen, um sich zu sonnen. In ihrer früheren Wohnung hatten sie wirklich viel auszustehen; und wenn auch das neue Kloster noch nicht ganz ausgebaut ist und nur elf Zellen besitzt, so kann man doch viele Jahre darin wohnen, ohne weitere bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen.

O mein Vater, wie notwendig war doch meine Ankunft dahier, sowohl zu diesem Umzug, der mir nicht so schnell vonstatten zu gehen schien, als mich in anderer Beziehung! Gott hätte wohl auch auf andere Weise helfen können; allein ich sehe bis jetzt noch nicht ein, was für ein Mittel sonst zu Gebote gestanden hätte, um diesen Zauber zu brechen, in dem die Nonnen sich befanden. Sie haben jetzt eingesehen, auf welch verkehrtem Wege sie wandelten. Und je mehr ich die Art und Weise der Leitung jener kennenlerne, die bisher an der Spitze stand, um so mehr überzeuge ich mich, dass es ein großes Wagnis wäre, sie in irgendeinem Kloster als Oberin aufzustellen. Dieser arme Lizentiat scheint mir ein großer Diener Gottes zu sein, und nach meiner Ansicht trägt er auch die geringere Schuld; aber jene Person bringt durch ihr unruhiges Wesen alles in Unordnung. Der Lizentiat nimmt mit voller Bereitwilligkeit alles an, was ich als geeignet für dieses Kloster erkläre. Er ist so demütig und bedauert so sehr, zu diesen Missständen Veranlassung gegeben zu haben, dass er mich sehr erbaute. Wir aber, Paulus und ich, haben eine große Verantwortung. Sagen Euer Hochwürden dies dem Paulus, dass er es beichte; was mich betrifft, habe ich es schon getan! Wir beide waren wirklich Ursache, dass gewisse Dinge vorgekommen sind; wir hätten diesen jungen Leuten nicht so viel Vertrauen schenken sollen, so heilig sie auch gewesen; vielmehr hätten wir uns auf sie gar nicht verlassen sollen. Da sie keine Erfahrung besitzen, können sie beim besten Willen großes Unheil anrichten. Das soll uns, mein Vater, für die Zukunft als Lehre dienen.

Ich hoffe zu unserem Herrn, dass jetzt wieder alles gut werden wird! Denn die Priorin , die wir an diese Stelle versetzt haben, ist sehr gottesfürchtig und verständig und leitet das Haus so vorzüglich, dass schon alle Schwestern ihr sehr zugetan sind. Sie empfiehlt sich recht dringend in Ihre Gebete. Sie ist Ihre ganz ergebene Tochter. Ich glaube nicht, dass man eine bessere Nonne zur Leitung dieses Hauses hätte auswählen können. Gebe Gott, dass es immer so weitergehe! Die andere [Priorin] erfüllte auch, wie es scheint, ihr Amt sehr gut.

Oh, es ist entsetzlich, welchen Schaden eine Oberin anrichten kann! Obwohl die Schwestern mit eigenen Augen Fehler sehen, an denen sie sich stoßen - und dies ist hier oft vorgekommen -, so meinen sie doch, sie dürften diese nicht übel auslegen, da sie sonst gegen den Gehorsam sich verfehlten. Ich versichere Sie, mein Vater, in dieser Beziehung soll der Visitator der Klöster mit großer Umsicht zu Werke gehen, damit nicht der Teufel aus kleinen Anlässen große Unordnung anrichtet.

Gott habe den Pater Germanus selig im Himmel! Er hatte gute Eigenschaften, allein sein Geist gelangte nicht zu einem tieferen Verständnis der Vollkommenheit. Unser Herr scheint auf eine Weise zu handeln, dass er uns gewisse Dinge nicht verstehen lässt. Gebe Gott, dass mich deshalb keine Schuld trifft, weil ich so sehr darauf drang, den Pater Philipp als Beichtvater zu berufen, und möge auch dieser nicht dadurch gefehlt haben, dass er die Nonnen verteidigte! Der Pater Vikar tat schließlich zwar, was ich von ihm verlangte, allein ich muss ihm sehr großen Verdruss bereitet haben; er sagte selbst zu einer Person, die ihn krank und im Bette liegend antraf, dass ich daran schuld sei. Allerdings hatte ich nur das Beste des Klosters im Auge, und ich war der Ansicht, soviel wie nichts für dasselbe getan zu haben, wenn ich nicht einen Beichtvater dorthin brächte; ein anderer aber stand nicht zur Verfügung. Dennoch bin ich deshalb in Furcht. Sollte ich irgendeinen Fehler begangen haben, so teilen Sie mir Ihre Ansicht mit; denn ich habe niemanden, den ich fragen und der mich beruhigen könnte.

Durch Pater Gabriel sandte ich kürzlich einen Brief an den Pater Rektor, damit Euer Hochwürden etwas von mir erfahren; denn ich wagte es nicht, Ihnen selbst zu schreiben, obwohl ich es, wie ich glaube, hätte tun können. Pater Gabriel ist hierher gekommen, und ich kann nicht begreifen warum, wenn er auch über eine Klostergründung in Villanueva de la Jara unterhandeln wollte. Ich habe mich jetzt über diese Gründung genau unterrichtet und kann Sie versichern, dass es die größte Torheit von der Welt wäre, diese Stiftung anzunehmen. Nichtsdestoweniger bestehen Pater Gabriel und Pater Anton auf deren Annahme. Ich habe alles ihrem Gewissen überlassen und weiß nun nicht, was sie tun werden.

Pater Gabriel nimmt sich auch der Angelegenheit der Doña Elisabeth Osorio an, die eine Schwester jener Novizin ist, die er nach Toledo gebracht hat. Allein diese Angelegenheit wurde bereits zwischen ihr und mir und Pater Nikolaus verhandelt. Pater Gabriel gefiel mir besser als sonst; er zeigte in gewissen Dingen eine große Einfalt, so dass ich darüber erstaunt war. Man hat ihn zum Definitor erwählt, schreibt mir der Pater Vikar, um den Unbeschuhten eine große Ehre zu erweisen; wenigstens lässt er so etwas in seinem Briefe durchblicken. Ich sehe nicht ein, welcher Nachteil sich für die Beschuhten aus dieser Wahl [des Paters Gabriel] ergeben könnte, noch auch, welche Schuld man ihm beimessen sollte, dass er gewählt wurde, zumal man seine Wahl ganz geheim gehalten hatte.

Don Ludwig Manrique eröffnete dem Pater Gabriel, dass die Akten schon nach Rom abgegangen seien. Ich fragte ihn, ob sie für das Generalkapitel abgesandt worden seien, und er antwortete mir, es sei die Absendung auf Verlangen des Königs geschehen, da man bis zur Abhaltung des Kapitels nicht mehr warte. Er war nur einen Tag hier. In der Meinung, ich sei in Toledo, begab er sich dorthin, und als er mich nicht traf, kam er hierher.

Über den Stolz des Paulus musste ich lachen; da war er gut angewendet. Er soll ja nicht meinen, dass mich das verdrieße oder dass es ihm schade; es wäre dies eine große Torheit, die bei ihm nicht vorkommt. Er möge nur an die Schöpfeimer am Wasserrade denken, die sich ebenso schnell wieder leeren, als sie angefüllt wurden. Ich dachte schon oft an unsere Reise von Toledo nach Ávila, bei der ich mich sehr wohl fühlte und mir kein Übel zustieß. Es ist doch etwas Großes um die Zufriedenheit! So scheint mir jetzt auch sein Brief in meinen Leiden Linderung verschafft zu haben. Danken ihm Euere Paternität dafür!

Ich glaube nicht, dass ich Zeit habe, den ganzen Monat Januar hier bleiben zu können. Das hiesige Kloster wäre zwar für mich nicht übel gelegen, da ich hier nicht mit so vielen Briefen und Geschäften überhäuft werde. Allein da der Pater Vikar so sehr die Stiftung eines Klosters in Arenas wünscht und mit mir zusammentreffen will, so wird er mir meiner Ansicht nach befehlen, dass ich hier bald zu Ende komme. Es ist auch in der Tat das meiste hier schon getan. Euere Paternität können gar nicht glauben, was ich diesem Manne schulde. Er ist mir überaus gewogen. Ich versichere Sie, dass ich ihm sehr verbunden bleiben werde, wenn auch seine Amtsverwaltung zu Ende ist.

Lesen Sie den beiliegenden Brief des guten Velasko! Wenn seine Schwester keine große Lust zeigt, Nonne zu werden, und sich dennoch vorstellt, so geben Sie wohl acht, dass Sie sich in keine Unterhandlung mit ihm einlassen. Denn es wäre mir sehr peinlich, wenn ein Missverständnis entstehen würde, da ich diesen Mann so sehr liebe und so glücklich bin, dass er diese Stelle einnimmt. Zudem verdanken wir ihm, sowie dem Pater Magister Petrus Fernández und dem Don Ludwig alles Gute, das uns zuteil geworden. Gott verleihe auch Ihnen, mein Vater, alles Gute, wie ich ihn darum bitte, und beschütze Sie noch viele Jahre! Amen. Amen.

Heute ist der 12. Dezember.

Gott verleihe Ihnen glückliche Weihnachtsfeiertage und so viel Wachstum in der Heiligkeit, wie ich ihn darum bitte!

Euerer Paternität wahre Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater, Pater Magister Hieronymus Graciáin von der Mutter Gottes in Alcalá.

300. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Malagón, am 18. Dezember 1579

Ruhe und Friede im Kloster zu Malagón. Tugend des Lizentiaten, ihres früheren Beichtvaters.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Erst vor kurzer Zeit sandte ich einen langen Brief über Toledo an Sie; darum werde ich mich diesmal kurz fassen. Auch meldete man mir zu spät, dass der Bote, der Schwager des Anton Ruiz, morgen schon vor Tagesanbruch abreisen wird. Ich hätte sehr gewünscht, durch ihn einen Brief von Euerer Paternität zu erhalten. Doch hat er mir auch so durch seinen Bericht über Ihre Gesundheit und über die segensreichen Wirkungen Ihrer Predigten in Alcalá große Freude bereitet. Er hat mir auch von Ihrer Predigt am Feste des heiligen Eugenius erzählt. Gott, von dem alles Gute kommt, sei gepriesen! Eine große Gnade erweist der Herr dem, dessen er sich zur Heiligung der Seelen bedient.

Ich habe vergessen, Euerer Paternität mitzuteilen, dass die Schwester Anna von Jesu sich ganz wohl befindet und auch die übrigen Nonnen, wie es scheint, ganz ruhig und zufrieden sind. Ich gestatte jenem Priester nicht, mit irgendeiner Nonne zu sprechen oder sie Beichte zu hören. Außerdem bin ich ihm gegenüber sehr freundlich gewesen, wie es sich auch geziemt; ich habe schon öfters mit ihm gesprochen. Heute hat er uns eine Predigt gehalten; er ist ein vortrefflicher Mann, der gewiss niemanden böswillig schaden wird. Allein ich habe die Überzeugung gewonnen, dass die Nonnen unserer Klöster mit solchen Männern, so heilig sie auch sein mögen, nur wenig verkehren sollen. Gott wird sie selber unterweisen. Abgesehen von den Belehrungen von der Kanzel aus werden diese häufigen Unterredungen, so gut sie auch gemeint sein mögen, und selbst wenn sie mit Paulus stattfänden, keineswegs einen Nutzen, sondern vielmehr Schaden bringen und zum Teil auch die Achtung, die man billigerweise vor solchen Männern haben sollte, untergraben. O mein Vater, wie viel Verdruss haben mir diese Dinge zuzeiten schon gemacht!

O wie lebhaft erinnere ich mich an die Leiden, die ich vor einem Jahr in den Tagen vor der Weihnachtsnacht beim Lesen eines Ihrer Briefe ausgestanden habe! Gott sei gepriesen, dass er uns bessere Zeiten gegeben hat! Aber die Angst war so schrecklich, dass ich sie nie mehr vergessen werde, würde ich auch noch so viele Jahre leben.

Ich befinde mich nicht schlechter als gewöhnlich, fühle mich im Gegenteil in diesen Tagen gesunder. Im neuen Kloster geht es uns gut. Ist es einmal ausgebaut, so wird es vortrefflich, aber selbst jetzt schon kann man dort sehr gut leben.

Die Priorin und alle Schwestern empfehlen sich angelegentlich in Ihre Gebete, und ich empfehle mich [auch] in die Gebete des Paters Rektor. Es wird schon Nacht, und darum bemerke ich nur noch, dass es für mich eine ganz besondere Weihnachtsfreude wäre, wenn ich die Predigten hören könnte, die Sie an diesen Festtagen halten werden. Möge Gott, wie ich es wünsche, diese Weihnachtstage und noch viele andere für Sie recht freudig gestalten!

Heute ist das Fest unserer Lieben Frau vom [großen] O.

Ich bin Euerer Paternität Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

301. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Malagón, im Dezember 1579

Glück, in Malagón zu sein.

… Ich versichere Sie, dass ich mich hier einer großen Ruhe erfreue, wie ich sie mir schon seit vielen Jahren gewünscht habe. Wohl fühle ich mich etwas vereinsamt, da ich von jenem entfernt bin, der mir sonst Trost verschaffte; jedoch meine Seele ist in Ruhe. Es denkt hier nämlich kein Mensch mehr an Theresia von Jesu, und es ist, als ob sie gar nicht mehr in der Welt wäre. Dies ist auch ein Grund, der mich bestimmt, von hier nicht fortzugehen, es sei denn, dass man es mir befiehlt. Denn so unsinniges Zeug, wie ich dort, wo Sie sind, einige Male hören musste, verdrießt mich; man sagte nämlich, Theresia von Jesu sei eine Heilige. Sie wird es wohl geworden sein ohne Fuß und ohne Kopf. Man wird dort wohl lachen, wenn ich von ihnen verlange, sie möchten eine andere Person heilig machen; denn es kostet sie weiter nichts, als dass sie es sagen …

302. Brief - An Pater Nikolaus von Jesu Maria (Doria) in Sevilla

Malagón, am 21. Dezember 1579

Umzug der Nonnen in ihr neues Kloster. Ihr Glück. Die Karmelitinnen zu Sevilla und zu Malagón.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden! Heute, am Feste des heiligen Thomas, kam Serrano hier an. Ich habe Ihren Brief mit großer Freude empfangen; denn ich wünschte zu wissen, wie Sie in Sevilla angekommen sind. Gott sei gepriesen für die uns erwiesene große Gnade, dass Sie glücklich eingetroffen sind! Möge er Sie auch ebenso glücklich wieder zurückgeleiten! Sie werden wohl nicht mit jener Freude zurückreisen, die die Beschwerden der Reise erleichtert. Meiner Berechnung nach müssen Sie schon zwei Briefe oder wenigstens einen erhalten haben, den ich Ihnen fast gleich nach meiner Ankunft dahier, am Feste der heiligen Katharina, übersandte. Beide schickte ich an Herrn Franz Doria.

Am Feste der Empfängnis der allerseligsten Jungfrau sind wir mit Gottes Gnade in das neue Kloster eingezogen. Es hat viele Arbeit gekostet; denn es gab noch viel zu tun, um es beziehen zu können. Ich war darum acht Tage vor diesem Einzuge recht ermüdet. Indessen halte ich diese Mühe für gut angewendet; und wenn auch bis zum Ausbau des Hauses noch manches fehlt, so finden sich doch die Schwestern darin ganz wohl. Das übrige hat der Herr besser gelenkt, als ich es verdiene.

Ich muss staunen, wenn ich bedenke, welches Verderben der Teufel in diesen Seelen angerichtet hat, die unter einer schlechten Leitung standen, und welche Furcht er den Nonnen dahier eingejagt oder welches Schreckbild er ihnen vorgegaukelt hat. Sie sind in der Tat alle fromme Seelen und streben eifrig nach Vollkommenheit. Die meisten von ihnen, ja fast alle, waren wegen der Fehler, die sie wahrnahmen, in großer Unruhe; allein sie fanden kein Mittel, sie abzustellen. Jetzt sind sie dem bisherigen Zauber entrissen, und ich halte für gewiss, dass keine einzige nach anderen Verhältnissen Verlangen trägt, als die jetzigen sind; sie wünschen selbst nicht die Schwester der Mutter Brianda. Was diese [letztere] betrifft, so freute sie sich sehr, nicht wieder zurückkehren zu müssen.

Ich versichere Sie, mein hochwürdiger Vater, man muss sehr darauf achten, wem man solche Ämter überträgt. Denn die Nonnen sind äußerst unterwürfig, und es bereitete ihnen die größte Gewissensunruhe, weil sie das, was die Oberin tat, nicht für gut hielten; und es war dies in der Tat von ihrer Seite unrecht. Jetzt sind sie mit ihrer [neuen] Priorin überaus zufrieden, und sie haben auch allen Grund dazu. Mit Ausnahme von zwei oder drei Nonnen, denen die Entfernung des Beichtvaters schwerfiel, waren die anderen - ich glaube fast alle - darüber sehr erfreut. Gleich bei meiner Ankunft erklärte ich ihnen, dass es nun nicht mehr gestattet sei, bei ihm zu beichten. Doch sorgte ich dafür, dass alles Aufsehen nach außen hin vermieden wurde; mit ihm aber sprach ich ganz offen. Dabei erkannte ich, dass er wirklich ein Diener Gottes ist und in keiner Weise böswillig gehandelt hat. Da er weit von unserem Kloster entfernt wohnt und viel zu tun hat, so ist die Sache ohne jedes Aufsehen abgegangen. Ich habe ihn ersucht, bei uns zu predigen, und ich sehe ihn auch sonst manchmal.

Etwas aber macht mir noch Kummer, nämlich die vielen Schulden des Klosters. Es ist dort infolge der schlechten Leitung, die zu lange dauerte, alles in Unordnung gekommen; die Nonnen sahen wohl ein, dass es so kommen müsse, allein man gewährte ihnen nur wenig Einblick in die Angelegenheiten. Da jene Vikarin noch nicht lange Nonne war, so wird sie es wohl nicht besser verstanden haben. Will man aber nur seiner eigenen Ansicht folgen, so verursacht man großen Schaden.

Haben Euere Hochwürden die Güte, der Priorin, die jetzt aufs neue dieses Amt antritt, zu sagen, sie möge sich genau über alle Verpflichtungen dem Orden gegenüber unterrichten, ihnen nachkommen und die Satzungen beobachten; wenn dies geschieht, dann kann man nicht irregehen. Handeln die Oberinnen anders, dann lässt Gott zu, dass ihre besten Freundinnen ihre Anklägerinnen werden. Die Oberinnen dürfen nicht meinen, sie könnten nach Belieben schalten und walten wie die Eheleute. Wollen Euere Hochwürden diesen Brief der Priorin zeigen! Manchmal wurde ich verdrießlich über sie und auch über die anderen, die ich von hier nach Sevilla mitgenommen habe. Sie haben mir nie ein Wort gesagt von dem, was vorfiel; wohl war damals manches noch nicht geschehen, was später geschah.

Ich antworte nun auf die Frage, die Euere Hochwürden mir vorgelegt haben. Will eine der Nonnen einem anderen Pater als dem von Ihnen bezeichneten gewöhnlichen Beichtvater beichten, so erlaube man es ihr, wenn es nur einer aus dem Kloster de los Remedios, und zwar ein solcher ist, den Sie für geeignet halten. Die Nonnen in Malagón hatten bisher in dieser Beziehung große Qual auszustehen; diese Seelen hatten viel gelitten und Schweres ertragen müssen.

Die Nonnen von Sevilla, sagt man mir, hätten an die von Malagón geschrieben und sie aufgefordert, fest darauf zu bestehen, dass Brianda zurückkehre; durch dieses Mittel hätte man in Sevilla etwas erreicht, und man würde ebenso auch in Malagón etwas erreichen. Legen Euere Hochwürden der Priorin eine ordentliche Buße auf! Sie hätte bedenken sollen, dass ich keine so schlechte Christin bin, um mich ohne wichtige Gründe der Rückkehr der Brianda entgegenzusetzen, und dass ich keine so großen Ausgaben für den Ankauf des Klosters gemacht haben würde, wenn mir der Nutzen nur gering vorgekommen wäre. Ich verzeihe den Nonnen, was sie in dieser Beziehung geurteilt haben mögen; möge ihnen auch Gott verzeihen! Wäre es der Wille Seiner Majestät gewesen, dass ich in der Rückkehr der Brianda irgendeinen Vorteil für die Nonnen gefunden hätte, ich würde ebenso dafür gearbeitet haben, wie ich auch für die Wiedereinsetzung der Priorin in Sevilla gewirkt habe. Aber ich versichere Euren Hochwürden, dass es um den Frieden des Hauses vollständig geschehen ist, wenn sie wieder zurückkehrt; von anderen schlimmen Folgen rede ich gar nicht. In einer so wichtigen Sache hätte man von der Ferne aus nicht das Verdammungsurteil über eine Person fällen sollen, die bereit wäre, ihre Ruhe zum Opfer zu bringen für das Wohl und den Frieden einer einzigen Seele.

Von Pastrana erfuhr ich vor einigen Tagen, dass die dortigen Väter krank seien; mehr habe ich seitdem nicht mehr gehört. Sie werden wohl jetzt wieder gesund sein. Machen sich Euere Hochwürden deshalb keine Sorge und unterlassen Sie nicht, in Sevilla alle jene Maßregeln zu treffen, die Sie für notwendig erachten! Das, was bis zum Feste der Heiligen Drei Könige nicht fertig gebracht ist, wird wohl ein längeres Verweilen dortselbst erfordern. Wenn aber Gott es fügt, dass von Rom das Erwartete eintrifft, so müssen Sie schon beizeiten in Kastilien sein.

Vor dem Feste der Empfängnis kam der Prior von la Roda, Pater Gabriel, hierher, um mich zu besuchen. Er gab mir zu verstehen, dass er wegen der Angelegenheit der Doña Elisabeth Osorio gekommen sei. Ich schiebe den Eintritt dieser Dame noch hinaus, um zu sehen, ob sie uns nicht mit ihrem Vermögen bei der beabsichtigten Stiftung in Madrid behilflich sein kann; denn die Frau Doña Luise sagte mir, dass der Erzbischof die Erlaubnis nicht erteile, bis das Kloster ein gesichertes Einkommen habe. Ich weiß aber noch immer nicht, wie man das bewerkstelligen sollte, selbst wenn Doña Elisabeth ihr ganzes Vermögen opfern würde; denn da müssten wir jemand haben, der uns über ihr ganzes Barvermögen, das sie mitbringen wird, eine Versicherung gibt, da sie vor ihrem Eintritt nicht frei verfügen kann. Wir werden uns, wenn Sie hierher kommen, darüber besprechen.

Die so geheimgehaltene Absendung eines Geschäftsträgers nach Rom gefällt mir. Pater Gabriel sagt mir, dass er schon abgereist sei; diese Mitteilung habe ihm Don Ludwig gemacht. Er hat die Überzeugung, dass man, wenn der König einmal ein Bittgesuch einreicht, ohne Verzug Antwort erhalten und man nicht erst das Kapitel abwarten werde. Gebe Gott, dass es so geschehe! Ich tat, als ob mir seine Mitteilung etwas Neues wäre. Er behauptet, dass er darüber sehr erfreut sei, und er hat wahrlich auch Grund dazu. Das übrige mündlich, wenn wir uns treffen.

Die Priorin von Veas sandte mir Briefe für Casademonte, worin sie ihm erklärt, dass sie auf eine Anweisung warte, an wen sie die hundert Dukaten abgeben sollte, die dort bereitlägen. Wir brauchen somit hierfür keine Sorge mehr zu haben.

Was Euere Hochwürden mir vom Erzbischof berichten, gereicht mir zu großem Trost. Sie haben gar nicht gut gehandelt, dass Sie ihm nicht meine ehrfurchtsvollsten Empfehlungen übermittelten; tun Sie das jetzt! Sie können ihm auch sagen, dass ich ihn alle Tage bei der heiligen Kommunion unserem Herrn besonders empfehle. Seine Majestät erhalte Euere Hochwürden und führe Sie recht gesund hierher zurück! Denken Sie ja nicht, dass ich Sie so bald wieder von hier fortlassen werde! Die Priorin empfiehlt sich Ihnen angelegentlich. Einige von den übrigen Schwestern sehnen sich sehr nach Ihrer Ankunft.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Pater Philipp versieht sein Amt als Beichtvater vortrefflich. An Pater Gregor viele Empfehlungen von mir und seiner Schwester; sie ist eine ausgezeichnete Nonne und könnte nicht zufriedener sein. Überlegen Euere Hochwürden, ob es nicht gut sei, das Amt der Novizenmeisterin für jetzt der Priorin anzuvertrauen. Da es nämlich in diesem Kloster so viele Veränderungen gegeben hat, so darf sich die Liebe der Schwestern nicht zersplittern, sondern soll einzig der Priorin zugewendet werden. Sie könnte sich eine Schwester an die Seite stellen, die sie im Unterricht der Novizinnen unterstützt. Was die inneren Schwierigkeiten in Bezug auf das Gebet und die Versuchungen betrifft, so sagen Sie ihr, sie möge keine Eröffnung des Gewissens verlangen, sondern sich mit dem zufrieden geben, was ihr die Schwestern gerne anvertrauen, wie es in der Unterweisung heißt, die Euere Hochwürden bestätigen ließen; es ist dies ein Punkt von Wichtigkeit. Dass der Prior de las Cuevas befriedigt ist, hat mich sehr gefreut. Es ist doch etwas Großes um die Wahrheit! Übermitteln ihm Euere Hochwürden meine Empfehlungen!

303. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Malagón, gegen Ende des Jahres 1579

Mehrere Ratschläge, die Aufnahme von Postulantinnen betreffend.

… Ich versichere Euere Paternität und bitte Sie, um der Liebe Gottes willen stets zu beachten - wenn Sie nicht den Untergang unserer Klöster wollen -, dass die Lebensbedürfnisse immer teuerer werden, so dass ein jedes Kloster, um von drückender Armut frei zu bleiben, eine Rente von 300000 Maravedi nötig hat. Zweifeln Sie nicht daran, dass die Nonnen mit dem, was man dem in Frage stehenden Kloster gibt, vor Hunger sterben werden, da man meint, es besitze hinreichendes Einkommen …

Beachten Sie wohl, mein Vater, dass es durchaus nicht mein Wille ist, es möchten jene Klöster, die auf Armut gegründet sind, ein bestimmtes Einkommen haben. Denn es ist meine Überzeugung, es lehrt dies auch die Erfahrung, und ich werde stets an dem Grundsatz festhalten: Lassen es die Nonnen in der Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegen Gott nicht fehlen, so sind sie weit mehr von Sorgen befreit; sind sie aber untreu in ihren Pflichten, so sollen ihre Klöster zu bestehen aufhören; denn es gibt ja ohnehin Klöster genug, in denen die Ordenszucht erschlafft ist …

Gott verzeihe jenen, die neue Klostergründungen verhindert haben! Denn das wäre ein Mittel gewesen, um allen Übeln abzuhelfen. Aber da unsere Klöster noch keinen festen Bestand hatten, so erwuchsen daraus viele Übelstände; es konnte auch nicht anders sein. Seine Majestät möge Abhilfe schaffen! Bis dahin aber sollen Euere Paternität in Erteilung der Erlaubnis zur Aufnahme von Nonnen recht vorsichtig zu Werke gehen, so dass Sie ohne dringende Notwendigkeit, und wenn nicht der Eintritt einer Postulantin dem Kloster zu großem Nutzen gereicht, die Erlaubnis nicht geben. Denn das Wohl der Klöster erfordert, dass man nicht mehr Nonnen aufnimmt, als man ernähren kann. Und wenn man darauf nicht wohl achtet, dann werden wir bald in einen so elenden Zustand geraten, dass wir uns daraus nicht mehr erretten können …

Es ist weit besser, die Stiftung eines Klosters zu unterlassen als Melancholische aufzunehmen; denn derartige Nonnen sind der Ruin der Klöster …

304. Brief - An die Mutter Anna vom heiligen Albert, Priorin in Caravaca

Malagón, gegen Ende Dezember 1579

Empfehlung des Paters Johannes vom Kreuz.

Meine Tochter, ich werde Sorge tragen, dass Pater Johannes vom Kreuz zu Ihnen kommt. Nehmen Sie ihn so auf, als wäre ich es selbst! Die Nonnen mögen sich mit ihm in aller Offenheit über ihre Seelenangelegenheiten besprechen. Mögen seine Worte Ihnen Trost bringen! Er ist eine Seele, der Gott seinen Geist mitgeteilt hat.

305. Brief - An die Mutter Anna vom heiligen Albert, Priorin in Caravaca

Malagón, gegen Ende Dezember 1579

Nachricht von der Ankunft des Paters Johannes vom Kreuz. Meine Tochter, Pater Johannes vom Kreuz kommt nach Caravaca! Alle Schwestern des Klosters sollen ihm die Anliegen ihrer Seele mit derselben Offenheit darlegen, als ob ich es wäre; er hat den Geist unseres Herrn.

306. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, vor Mitte Januar 1580

Angelegenheiten der Klöster zu Malagón und Sevilla. Wahl der Subpriorin. Schuldforderung des Laurentius. Die Schwester Beatrix.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

In dem Brief an meinen Pater Nikolaus habe ich mich des längeren über mehrere Punkte verbreitet, die ich hier nicht wiederholen will, da Sie ohnehin Kenntnis davon erhalten werden. Ihr Brief ist so liebevoll und demütig abgefasst, dass er eine lange Antwort verdiente. Da ich aber Ihrem Wunsche gemäß auch an den guten Pater Rodrigo Alvarez schreibe, so kann ich, wenn ich auch wollte, wegen meines Kopfleidens nicht leicht mehr zustande bringen. Serrano sagt, er werde diese Briefe jemandem geben, durch den sie sicher weiterbefördert werden. Gebe Gott, dass es wirklich so geschehe! Ich freute mich über seine Ankunft, und doch tut es mir leid, dass er sich von Sevilla fortbegeben hat. Ich bin ihm so dankbar für die Dienste, die er uns in der Zeit so großer Bedrängnis erwiesen hat, dass eine Erinnerung daran von Ihrer Seite nicht notwendig war. Ich werde mich bemühen, ihn zu bewegen, dass er wieder nach Sevilla zurückkehrt; denn es ist viel daran gelegen, in jenem Lande einen Mann zu haben, auf den wir uns verlassen können.

Hier geht es mir mit meiner Gesundheit weniger schlecht als an anderen Orten. Dass Ihre Gesundheit, wie mir die Schwester Gabriela schreibt, nicht gut ist, bedauere ich sehr. Ihre Prüfungen waren eben so groß, dass sie nachteilig auf Ihre Gesundheit einwirken mussten, selbst wenn Ihr Herz von Stein gewesen wäre. Es wäre mein Wunsch, ich hätte zu diesen Leiden nicht beigetragen. Aber verzeihen Sie mir; denn ich bin gegen eine Seele, die ich so innig liebe, unduldsam, wenn es sich um einen Fehler handelt, von dem ich sie frei zu sehen wünschte. So ist es mir auch mit der Mutter Brianda ergangen, an die ich schreckliche Briefe geschrieben, womit ich aber nicht viel erreicht habe. Wahrhaftig, was der Teufel im hiesigen Kloster angestellt hat, halte ich zum Teil noch für verderblicher als die Verfolgung in Sevilla, und zwar fürs erste, weil das Unheil länger andauerte, fürs zweite, weil das Ärgernis nach außen hin weit verderblicher war, und schließlich muss ich mich auch fragen, ob die Sache auch so gut ausfällt wie jene Verfolgung in Sevilla. Ich glaube es nicht, obwohl im Hause die Ordnung wiederhergestellt und die Unruhe entfernt ist. Der Herr hat alles wieder geordnet; er sei dafür gepriesen! Die Nonnen trugen an der ganzen Unordnung wenig Schuld; aber über die Schwester Beatrix von Jesu war ich am meisten aufgebracht. Sie hat mir nie davon ein Wort gesagt, und auch jetzt noch, da sie doch sieht, dass alle Nonnen mir von ihren vergangenen Prüfungen erzählen und ich von allem Kenntnis habe, sagt sie mir nichts. In diesem Benehmen liegt nach meiner Ansicht sehr wenig Tugend und Einsicht. Sie meint vielleicht, auf diese Weise die Regeln der Liebe zu beobachten; im Grunde genommen aber ist dies nichts anderes als große parteiische Anhänglichkeit. Die wahre Liebe darf die Fehler nicht verbergen, denen man ohne großen Nachteil abhelfen kann; hüten Sie sich darum um der Liebe Gottes willen, je etwas zu tun, was Ärgernis erregt, wenn man es erfährt! Lassen wir doch einmal die guten Absichten beiseite, die uns so teuer zu stehen kommen!

Sagen Sie ja darüber, dass jener Pater aus der Gesellschaft Jesu in Ihrem Kloster gespeist hat, niemandem etwas, auch nicht unsern unbeschuhten Vätern; denn sobald sie es erfahren, wird der Teufel, wie es ja seine Art ist, Aufruhr unter ihnen hervorrufen. Sie dürfen nicht meinen, dass es mich wenig gekostet hat, den Pater Rektor und die übrigen Patres, die hier sind, zu beruhigen; ich habe mir im Gegenteil viele Mühe geben und sogar nach Rom schreiben müssen, wo ich glaube, Hilfe gefunden zu haben. Dem Pater Rodrigo Alvarez, diesem heiligen Manne, und dem Pater Soto habe ich meinen innigsten Dank ausgesprochen für alles, was sie für uns getan. Grüßen Sie mir den letzteren und sagen Sie ihm, dass er meiner Ansicht nach mehr durch Werke als durch Worte seine Freundschaft offenbare; denn noch nie hat er mir geschrieben oder auch nur einen Gruß gesendet.

Ich begreife nicht, wie Sie sagen können, Pater Nikolaus habe Sie bei mir in schiefes Licht gesetzt; denn Sie haben nirgends in der Welt einen trefflicheren Verteidiger als ihn. Er hat mir nur die Wahrheit gesagt, damit ich über die Schäden in Ihrem Kloster, die er kannte, nicht im Irrtum sei. O meine Tochter, von welch geringer Bedeutung ist es doch, dass Sie sich in dem entschuldigen, was meine Person betrifft! Es ist mir, ich versichere Sie in Wahrheit, gleichgültig, ob sich meine Töchter um mich kümmern oder nicht, wenn ich nur höre, dass sie genau erfüllen, was ihre Pflicht ist. Sie haben meine Handlungsweise nicht verstanden; denn es scheint mir, dass mir die Schwestern, während ich mich mit so großer Liebe und Sorgfalt um alle ihre Bedürfnisse kümmere, nicht Glauben schenken und infolgedessen nicht tun, was sie tun sollten, so dass ich mich vergeblich abmühe. Diese Wahrnehmung hat mich so verdrossen, dass ich alles vollständig aufgeben wollte. Denn ich muss Ihnen sagen, es schien mir - und es ist dies auch in Wahrheit so - , dass ich doch nichts erreichen würde. Doch die Liebe, die ich zu meinen Töchtern trage, ist so groß, dass ich diesen Entschluss nicht ausführen könnte, selbst wenn ich nur einen ganz geringen Erfolg meiner Bemühungen sehen würde; doch reden wir darüber nicht weiter!

Serrano hat mir mitgeteilt, dass wieder eine Nonne aufgenommen wurde. Es sind aber, wie er meint, im Kloster zwanzig, und damit wäre die höchste Zahl erreicht. Ist dies wirklich so, dann kann niemand die Erlaubnis geben, noch mehr aufzunehmen; denn der Pater Vikar kann nichts genehmigen, was gegen die Verordnungen der apostolischen Kommissäre wäre. Sehen Sie doch um der Liebe Gottes willen ja recht darauf, [dass die festgesetzte Zahl nicht überschritten werde]; denn Sie würden sich über den Schaden entsetzen, der aus der übergroßen Zahl von Nonnen in diesen Klöstern entstünde, selbst wenn ihnen die nötigen Einkünfte und der entsprechende Lebensunterhalt nicht fehlen würden. Ich kann nicht begreifen, wie Sie alle Jahre so viele Zinsen zahlen mögen, da Sie doch die Mittel besitzen, um die Schuld abzutragen. Über die Geldsendung aus Indien habe ich mich sehr gefreut; Gott sei dafür gepriesen!

Ich komme nun auf die Subpriorin zu sprechen. Da Sie wegen Ihrer schlechten Gesundheit Ihren Verpflichtungen im Chor nicht nachkommen können, so haben Sie eine Schwester nötig, die Ihre Stelle wohl zu vertreten versteht. Gabriela scheint zwar noch zu jung dafür zu sein, allein das hat wenig zu bedeuten. Denn sie ist schon lange im Orden, und die Tugenden, die sie besitzt, sind hier die Hauptsache. Sollte sie sich in den Angelegenheiten mit auswärtigen Personen nicht ganz zurechtfinden, so kann ihr ja die Schwester vom heiligen Franziskus zur Seite stehen. In jedem Fall ist sie gehorsam, so dass sie nichts gegen Ihre Anordnungen tun wird. Zudem hat sie eine gute Gesundheit und wird infolgedessen nie im Chore fehlen, was für eine Subpriorin sehr notwendig ist. Die Schwester vom heiligen Hieronymus dagegen ist nicht gesund. Man kann also dem Gewissen nach nichts Besseres tun, als dieses Amt der Schwester Gabriela anzuvertrauen. Weil sie schon unter der Amtsführung der unglücklichen Vikarin den Chor leitete, so konnten die Schwestern schon sehen, wie gut sie dieses Amt versah, und werden ihr um so lieber ihre Stimme geben. Übrigens kommt bei der Wahl einer Subpriorin mehr die Fähigkeit als das Alter in Betracht.

Was Sie in betreff der Novizenmeisterin schrieben, hat meinen Beifall gefunden, und ich habe dies bereits dem Prior von Pastrana mitgeteilt. Ich möchte, dass nur wenige Nonnen in einem Kloster sich befanden; denn eine allzu große Zahl ist, wie ich schon erwähnt habe, in jeder Hinsicht ein großer Übelstand. Es gibt nichts, wodurch die Klöster so leicht in Verfall kommen als gerade diese Überfüllung.

Da Sie so viel besitzen, um den Bedürfnissen des Ordens abhelfen zu können, so wäre es mein innigster Wunsch, Sie möchten allmählich von dem Gelde, das in Toledo hinterlegt ist, meinen Bruder bezahlen; denn er ist in der Tat in einer Notlage. Er muss noch immer Geld auf Zinsen aufnehmen, um alljährlich die fünfhundert Dukaten für das Erbgut zu bezahlen, das er erworben; eben jetzt will er etwas verkaufen, was in Sevilla einen Wert von tausend Dukaten hätte. Er hat schon mehrmals mit mir über diese Schuld gesprochen, und er hat nach meiner Ansicht auch recht, sein Geld zurückzufordern; zahlen Sie ihm daher, wenn auch nicht alles auf einmal, so doch etwas zurück! Sehen Sie, was zu tun ist!

Es ist ein großes Almosen, das der heiligmäßige Prior de las Cuevas spendet, indem er das Kloster mit Brot versorgt. Würde den Schwestern zu Malagón auch eine solche Unterstützung zuteil, so könnten sie durchkommen. So aber weiß ich nicht, was zu tun ist. Sie haben bisher nur Nonnen ohne Vermögen aufgenommen.

Bezüglich der von Ihnen erwähnten Stiftung in Portugal drängt mich der Erzbischof sehr; allein ich denke nicht daran, so bald dorthin zu reisen. Ist es mir möglich, so werde ich ihm heute noch schreiben. Sorgen Euere Ehrwürden dafür, ihm den Brief bald zu übersenden, und zwar durch einen zuverlässigen Boten!

Ich wünschte, die Schwester Beatrix möchte in ihrer Selbsterkenntnis so weit kommen, dass sie um des Heiles ihrer Seele willen zurücknähme, was sie dem García Alvarez mitgeteilt. Doch ich fürchte sehr, dass sie allein nicht zur Einsicht kommt und nur Gott sie dazu führen kann. Der Herr mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte, und er erhalte Sie mir! Trotz Ihrer Unvollkommenheiten wünschte ich mehrere Nonnen zu haben, die so wären wie Sie.

Ich weiß wirklich nicht, was ich anfangen soll, wenn jetzt ein Kloster gestiftet wird; denn ich finde keine Nonne, die für das Amt einer Priorin tauglich wäre. Wohl müssen sich solche noch finden, allein sie besitzen keine Erfahrung; und wenn ich bedenke, was sich hier zugetragen, dann befällt mich jedesmal große Furcht. Denn fehlt es an Erfahrung, so wird uns der Teufel trotz der besten Absichten täuschen und seinen Nutzen daraus ziehen. Darum ist es notwendig, dass wir stets in der Furcht Gottes wandeln, auf ihn uns verlassen und auf unsere eigene Einsicht wenig Vertrauen setzen. Sonst wird Gott zulassen, dass wir, so gut auch unsere Absichten sein mögen, selbst in dem, wo wir das Rechte zu treffen meinen, Fehlgriffe machen.

Die Vorgänge im hiesigen Kloster, die Sie ja kennen, mögen Ihnen zur Warnung dienen! Denn ich versichere Sie, dass der Teufel sich gewiss bei Ihnen hätte einschleichen wollen. Deshalb musste ich über manches, was Sie schrieben und so sehr betonten, staunen. Wo hatten Sie denn damals Ihren Kopf? Und was soll ich sagen von der Schwester vom heiligen Franziskus? O mein Gott, welche Albernheiten fanden sich nicht in ihrem Brief! Und dies alles, um ihr erwünschtes Ziel zu erreichen. Unser Herr gebe uns sein Licht! Denn ohne dieses haben wir nur Fähigkeit und Kraft zum Bösen.

Es freut mich, dass Sie in dieser Hinsicht so sehr enttäuscht worden sind. Es wird Ihnen dies in vieler Beziehung von Nutzen sein. Dadurch, dass man sich geirrt hat [und den Irrtum einsieht], wird man viel gewinnen, um in der Folge das Rechte zu treffen; man erwirbt sich nämlich auf diese Weise Erfahrung. Gott behüte Sie! Ich hätte nicht gedacht, dass ich so vieles schreiben könnte.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Die Priorin und alle Schwestern empfehlen sich angelegentlich in Ihr Gebet.

307. Brief - An die Priorin und die unbeschuhten Karmelitinnen zu Sevilla

Malagón, 13. Januar 1580

Die Gelübdeablegung der Neuprofessen und die Kandidatinnen. Glückwunsch zur Wahl der Priorin. Ratschläge.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Schwestern und Töchter!

Mit Ihren Briefen haben Sie mir eine große Freude bereitet, und ich möchte gerne einer jeden von Ihnen eigens ausführlicher antworten; allein es fehlt mir dazu die Zeit, da meine vielen Beschäftigungen mich so sehr in Anspruch nehmen. Haben Sie darum Nachsicht mit mir und geben Sie sich mit meinem guten Willen zufrieden! Es würde mir zu großer Freude gereichen, jene kennenzulernen, die erst in jüngster Zeit ihre Gelübde abgelegt haben, sowie jene, die neuerdings ins Kloster eingetreten sind. Möchten die ersteren sich recht glücklich fühlen, Bräute eines so großen Königs zu sein! Seine Majestät mache sie so heilig, wie ich es wünsche und den Herrn darum bitte, auf dass sie in jener Ewigkeit, die kein Ende nimmt, sich seiner erfreuen mögen!

Die Schwester Hieronyma unterzeichnet sich als »Mistgrube«. Gebe Gott, dass diese Demut keine bloße Redensart sei! Der Schwester Gabriela teile ich mit, dass ich das Bild des heiligen Paulus erhalten habe. Es ist sehr hübsch; und weil die Statur dieses Heiligen so klein war wie die ihrige, gefiel es mir um so mehr. Ich hoffe zu Gott, er werde sie vor seinem Angesichte noch groß machen. Es hat wirklich den Anschein, der Herr wolle Sie alle zu höherer Vollkommenheit führen als die Nonnen in Kastilien, da er Ihnen so große Prüfungen gesendet hat; aber sorgen Sie dafür, dass Sie das Verdienst durch Ihre Schuld nicht verlieren! Der Herr sei gepriesen für alles, vorzüglich auch dafür, dass Sie es in der Wahl der Priorin so gut getroffen haben! Es war dies für mich ein großer Trost. Hier in Kastilien hat uns die Erfahrung gezeigt, dass Gott jenen Nonnen, die er als die ersten Oberinnen einer Stiftung aufstellt, auf besondere Weise mit seiner Gnade beisteht und ihnen zum Wohle des Klosters und ihrer Töchter ein reichlicheres Maß von Liebe schenkt als jenen, die später erwählt werden. So gelingt es ihnen auch mehr, die Seelen auf dem Wege der Vollkommenheit voranzuführen. Nach meiner Ansicht soll man daher in unseren Klöstern, wenn man an der zuerst aufgestellten Oberin nicht bedeutende Fehler wahrnimmt, keine Änderung vornehmen; denn es hat dies weit schlimmere Folgen, als Sie sich denken können. Der Herr erleuchte Sie, damit Sie in allem seinen Willen erfüllen! Amen.

Die Schwester Beatrix von der Mutter Gottes und die Schwester Margareta bitte ich ebenso, wie ich es schon früher den anderen Schwestern gegenüber getan habe, sie möchten doch ja nicht mehr von den vergangenen Vorkommnissen reden außer mit unserem Herrn und mit dem Beichtvater. Sind sie auch früher einer Selbsttäuschung verfallen, indem sie nicht mit jener Aufrichtigkeit und Liebe, zu der uns Gott verpflichtet, zu Werke gegangen sind, so sollen sie sich doch jetzt alle Mühe geben, aufrichtig zu sein und von der Wahrheit nicht mehr abzuweichen. Was zur schuldigen Genugtuung gegen andere getan werden muss, das soll geschehen; sonst könnten sie nie zum Frieden gelangen, und der Teufel würde sie immerfort versuchen. Haben sie sich mit dem Herrn ausgesöhnt, so sollen sie sich wegen der Vergangenheit nicht mehr beunruhigen; denn der Teufel hat es in seiner Wut darauf abgesehen, dass dieses in seinem Beginne heilige Werk keine weiteren Fortschritte mache. Doch darüber darf man sich nicht wundern, sondern vielmehr darüber, dass er uns überall nicht noch größeren Schaden zugefügt hat.

Gar oft lässt der Herr einen Fall zu, damit die Seele um so demütiger werde. Erhebt sich die Seele wieder zur Rechtschaffenheit und Selbsterkenntnis, dann macht sie in der Folge im Dienste unseres Herrn um so größere Fortschritte, wie wir dies an vielen Heiligen sehen. Da Sie also, meine Töchter, Kinder der allerseligsten Jungfrau und untereinander Schwestern sind, so seien Sie einander gegenüber recht liebevoll und vergessen Sie das Vergangene, gleich als ob es nicht geschehen wäre! Ich sage dies zu allen.

Ich habe mit ganz besonderer Sorgfalt jene Gott empfohlen, die meinen, ich sei gegen sie aufgebracht. Es hat mich aber wirklich betrübt und würde mich stets schmerzen, wenn sie das zu tun unterlassen, um was ich sie um der Liebe unseres Herrn willen bitte. Meine liebe Schwester Johanna vom Kreuze schwebte mir immer vor Augen; allein ich denke mir, dass sie durch jene Verfolgung an Verdiensten immer reicher geworden ist. Da sie den Namen »vom Kreuze« angenommen hat, so ist ihr auch ein guter Teil vom Kreuze zugefallen. Sie möge mich unserem Herrn empfehlen und nicht denken, dass er um ihrer oder um meiner Sünden willen, die noch viel größer sind, allen diese Prüfung auferlegt hat. Alle aber bitte ich um das eine, meiner im Gebete nicht zu vergessen; denn Sie schulden mir weit mehr als die Nonnen in Kastilien. Unser Herr mache Sie so heilig, wie ich es wünsche! Amen.

Euerer Lieb Dienerin

Theresia von Jesu

308. Brief - An Pater Nikolaus von Jesu Maria in Sevilla

Malagón, am 13. Januar 1580

Verlust einiger Briefe. Angelegenheiten des Klosters in Sevilla. Zahlung an Casademonte. Plan einer Klostergründung in Villanueva. Verschiedene Ratschläge.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden!

Vor drei oder vier Tagen habe ich Ihren Brief, datiert vom 30. Dezember, und vorher jene erhalten, die Serrano brachte. Die letzteren habe ich sehr ausführlich beantwortet; auch an die Mutter Priorin sowie an Rodrigo Alvarez habe ich geschrieben. Ich habe alle diese Briefe dem Serrano übergeben und ihm deren Besorgung sehr ans Herz gelegt. Nachher wurde mir mitgeteilt, dass sie dem Eilboten gewiss übergeben worden seien. Außerdem habe ich seit meiner Ankunft in Malagón noch zwei Briefe an Euere Hochwürden geschrieben, die ich an Herrn Doria nach Toledo sandte, damit er diese an Sie befördere. Es hat mich wirklich verdrossen, als man mir mitteilte, dass alle diese Briefe verlorengegangen seien. Gebe Gott, dass es mit diesem nicht auch so gehe! Ich sende ihn Ihnen durch Velasko.

Euere Hochwürden berufen sich in allem auf die Mutter Priorin von Sevilla, und diese sagt mir kein Wort. Wenn sie nur wenigstens gesund ist; im übrigen werden Euere Hochwürden wohl alles in Ordnung gebracht haben, besonders da Sie einen so guten Verwalter zur Seite hatten. Was doch die Liebe alles vermag! Dieser Mann lässt es sich sehr angelegen sein, für diese Armen Sorge zu tragen. Ich empfehle mich recht angelegentlich in seine Gebete. Warum sagen mir denn Euere Hochwürden gar nichts von unserer Lukretia? Größen Sie sie in meinem Namen recht freundlich!

Um es nicht zu vergessen, will ich hier bemerken, dass die Priorin von Veas dem Casademonte sagen ließ, sie habe die 100 Dukaten bereit und lasse ihn fragen, wohin sie diese schicken solle. Er gab ihr den Auftrag, sie nach Madrid zu senden. Ich habe Ihnen davon schon in einem anderen Briefe geschrieben. Sie dürfen also in dieser Hinsicht keine Sorge haben!

Glauben Sie es mir, dieser Ort hier ist so abgelegen, dass Sie nicht erwarten dürfen, ich könnte Sie über die Angelegenheiten so auf dem laufenden halten, als ob ich in Sevilla wäre; dort konnte es zum wenigsten weit besser geschehen. Aber hier in Malagón gibt es nur Botengelegenheiten nach Toledo, und diese nur sehr selten; dazu gehen, wie ich sehe, auf diesem Wege die Briefe verloren. Ich bemerke dies aus dem Grunde, weil Sie schreiben, ich möchte Ihnen mitteilen, wann Sie kommen sollten, und Ihnen berichten, was sich zugetragen. Dem Velasko habe ich geschrieben, dass man in keiner Weise auf mich rechnen könne, solange ich in Malagón sei.

Wenn Euere Hochwürden noch lange in Sevilla bleiben, so könnte es leicht sein, dass Sie mich hier nicht mehr treffen; denn es wird, soviel ich glaube, die Stiftung in Villanueva nahe bei la Roda vorgenommen werden, wohin ich mich mit den Nonnen möglicherweise begeben werde. Wenn meine Anwesenheit für irgendeine Stiftung notwendig war, so ist sie es gewiss für diese. Pater Antonius von Jesu und der Pater Prior von la Roda bestürmen und drängen mich schon seit langem derart zu dieser Stiftung, dass ich nicht umhin kann, ihren Bitten zu willfahren. Ohne Zweifel muss dies der Wille unseres Herrn sein. Ich weiß es indessen noch nicht gewiss, ob ich mitgehen werde; ist dies der Fall, dann werde ich noch vor der Fastenzeit abreisen. Es würde mir aber leid tun, wenn ich nicht mehr zuvor mit Ihnen sprechen könnte; denn ich glaubte immer, diesen Trost noch in Malagón zu haben.

Über meine Gesundheit habe ich nicht zu klagen. Auch in Hinsicht auf das hiesige Kloster geht alles so vortrefflich, dass ich Gott für seine Fügung, der gemäß ich hierher gekommen bin, nicht genug danken kann. In Bezug auf die geistlichen Angelegenheiten steht es sehr gut; die Schwestern leben sehr ruhig und friedlich beisammen. Auch in zeitlicher Hinsicht wird allmählich wieder alles gut gemacht, was verdorben war. Gott sei gepriesen für alles! Was Sie mir von unserem wohlehrwürdigen Pater General sagten, hat mich so erfreut, dass ich wünschte, es wäre schon geschehen. Ich habe es darum auch dem Herrn Velasko und dem Einsiedler in der Höhle geschrieben. Nun habe ich ein Bedenken, es möchte ein Zweifel darüber entstehen, ob diese Amtseinsetzung bleibende Geltung haben werde oder nicht. Es waren nämlich nach dem Tode des Nuntius die Meinungen geteilt, ob die Vollmachten eines Kommissärs, die er dem Pater Gracián übertragen hatte, noch in Kraft bestünden oder nicht; wir sehen uns deshalb in viele Streitigkeiten verwickelt. Es wird darum gut sein, dass die Frage mit Ja oder Nein entschieden wird. Sofern uns Gott die Gnade erweist, die Sache zu einem guten Ende zu führen, müssen wir noch die nötigen Vorkehrungen treffen, solange unser vorzüglichster Schutzherr noch am Leben ist. Alle Gründe, die Euere Hochwürden für diese Sache vorbringen, scheinen mir vortrefflich und weit besser zu sein als meine Ansichten. Es ist also unnütz, bei diesem Punkte weiter zu verweilen.

Wenn Euere Hochwürden in Sevilla warten, könnten Sie uns, falls nicht alles nach unserem Wunsch geht, gerade zu der Zeit abgehen, wo wir Ihrer notwendig bedürften. Ich schreibe dies auch dem Herrn Velasko, auf dessen Meinung ich mich verlasse. Gesetzt den Fall, dass es Sie nicht zu große Mühe kostete, hielte ich es für besser, Sie kämen hierher; Sie könnten dann wieder nach Sevilla zurückkehren. Denn es wäre eine gewagte Sache, so schnell hierher zu reisen. Es scheint zwar da, wo Velasko sich befindet, Ihre Anwesenheit nicht gerade notwendig zu sein - ich habe ihm dies auch geschrieben -; allein es ist doch von großer Bedeutung, dass Sie beide die Angelegenheiten miteinander besprechen. Aber trotzdem könnte der Fall eintreten, wo Ihre Abwesenheit sehr nachteilig wäre; wenigstens könnte Velasko, obgleich wir in innigster Freundschaft miteinander verbunden sind, sich doch sehr gekränkt fühlen. Ist auch Pater Gracicán wieder in Freiheit, so kann er sich doch in die Verhandlung dieser Angelegenheit nicht einlassen. Würden wir in der Folge wirklich erreichen, was wir jetzt vorhaben, so könnte man sagen, er habe schon zuvor gewusst, wofür er sich verwendete. Wenn auch daran wenig gelegen wäre, so muss man doch jeden Anlass zu solch einem Gerede vermeiden.

Gesetzt den Fall, es würde der Einsiedler in der Höhle nicht Provinzial werden, weil man ihm ein anderes Amt übertragen möchte, so habe ich mir gedacht, es eignete sich hiefür wohl Pater Anton von Jesu, der schon einmal Provinzial gewesen ist. Hätte er einen Vorgesetzten über sich und besonders einen klugen Amtsgenossen an seiner Seite, so würde er gewiss sein Amt gut verwalten; er hat davon schon Zeugnis abgelegt, als der Visitator von Salamanka ihm einen Auftrag erteilte. So würden wir dieser Versuchung und dieses kleinlichen Parteigeistes, wenn er überhaupt existiert, los werden; denn dessen Vorhandensein wäre ein größeres Übel als die Fehler, die Pater Anton als Provinzial begehen könnte. Ich sage Ihnen dies, weil ich nicht weiß, wann ich Ihnen wieder etwas Neues berichten kann, da ich mit meinen Briefen so wenig Glück habe. Den gegenwärtigen wenigstens habe ich Ihnen übersandt mit dem Auftrage, sorgfältig darauf achtzugeben.

Ich möchte doch wissen, woher dieser neue Wirrwarr in Sevilla kommt, von dem Sie sprechen. Gebe Gott, dass dieses Unwesen in Audalusien einmal ein Ende nehme! Der Herr behüte Sie! Ich bin müde, da ich viele Briefe geschrieben. Bin ich auch gesünder als in Sevilla, so verlässt mich doch mein Kopfleiden nie. Wenn der Pater Prior von Almodóvar in Sevilla sein sollte, so grüßen Sie ihn recht freundlich! Ich bemühe mich viel für seine Freunde. Ich nehme auf die Empfehlung eines jeden von ihnen hin eine Nonne auf. Gebe Gott, dass er mir dafür dankbar sei! Die eine ist mir von Johann Vásquez, die andere durch seinen Freund de Cantalapiedra empfohlen worden; die letztere ist jene, die aus dem Kloster zu Veas austrat, und, wie man mir sagte, beim Pater Prior sehr in Gunst steht.

Die Priorin empfiehlt sich in Ihr Gebet. Alle Schwestern flehen für Sie zu unserem Herrn; besonders aber ich, und ich vergesse es nie. Ich kann nicht umhin, einen Verdacht gegen Sie zu hegen; es scheint mir nämlich, dass Sie sich freuen, irgendeinen Anlass zu haben, um in Sevilla bleiben zu können. Ist dieser Verdacht unbegründet, so möge mir Gott verzeihen! Seine Majestät mache Sie recht heilig und erhalte Sie noch viele Jahre! Amen.

Heute ist der 13. Januar.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

309. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Malagón, am 14. Januar 1580

Ein mustergültiger Beichtvater. Bußübungen für Pater Gracián. Plan für die kommenden Wahlen. Kleine Schwächen des Makarius, des Paters Gabriel und der Herzogin von Alba.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Vor kurzem erhielt ich einen Brief von Doña Johanna, worin sie mir mitteilt, dass man von Tag zu Tag die Aufhebung des Ihnen auferlegten Verbotes, mit uns zu verkehren, erwartet. Gott gebe, dass die Angelegenheiten in Toledo und Medina bereinigt seien, wenn Sie diesen Brief erhalten!

Pater Philipp ist zum Beichtvater ganz wie geschaffen. Er ist jetzt von einem Extrem ins andere gefallen; denn er spricht mit den Nonnen nur in der Beichte. Er ist ein vortrefflicher Mann. Denken Sie sich die Freude der Nonnen zu Medina, als man ihnen sagte, Euere Paternität dürften mit ihnen wieder frei verkehren! Sie sind unseren Nonnen zu außerordentlichem Danke verpflichtet. Eine Laienschwester des hiesigen Klosters hat sich für Euere Paternität hundertmal gegeißelt. Dies alles muss Ihnen ohne Zweifel von Nutzen sein und dazu beitragen, dass Sie in der Förderung der Seelen so vieles erreichen.

Gestern brachte man mir den beiliegenden Brief des Paters Nikolaus. Es freut mich sehr, dass sich sein Vorschlag ausführen lässt. Denn die Angelegenheiten in Salamanka haben mir schon einige Male Sorge gemacht; ich sehe jedoch keinen besseren Ausweg. Jetzt werden Sie viel zu tun bekommen; denn es ist klar, dass Sie sich mehr den Angelegenheiten des Ordens als fremden widmete müssen. In Toledo besprach ich mit Pater Nikolaus einige Übelstände, die vorkamen, jedoch nicht alle, die mir bekannt waren, und dies hatte einen sehr guten Erfolg. [Um aber wieder auf das zu kommen, was Pater Nikolaus in seinem Briefe vorschlägt], so glaube ich, dass unser wohlehrwürdiger Pater General alles tun wird, was uns zum Wohle gereicht. Es bleibt mir nur noch der Zweifel, ob nämlich die Vollmachten, die der vorige Nuntius Euerer Paternität gegeben hat, mit seinem Tode erloschen sind oder nicht. Sie wissen ja, dass die Meinungen hierüber auseinandergehen, und es wäre für uns sehr peinlich, wenn in einer so wichtigen Sache noch ein Zweifel bestünde. Schreiben Sie mir hierüber Ihre Ansicht! Ein anderes Hindernis finde ich nicht; vielmehr sähe ich es als ein Geschenk des Himmels an, wenn es uns, wie Pater Nikolaus in seinem Briefe bemerkt, erlaubt werden würde, alles unter uns auszumachen. Möge uns der Herr, der alles kann, diese Gnade gewähren!

Ich weiß nicht, ob ein längeres Zuwarten des Paters Nikolaus in Sevilla vorteilhaft ist, falls nicht alles nach unserem Wunsche geht; denn dann entbehren wir in allem der nötigen Hilfe. Allerdings wird Velasko viel tun; allein es würde nicht schaden, wenn er einen Gehilfen hätte. Euere Paternität dürfen sich an dieser Angelegenheit mit keinem Worte beteiligen, damit man Ihnen, wenn der erwähnte Plan sich verwirklichen wird, keinen Vorwurf machen kann, als hätten Sie selbst dessen Ausführung veranlasst. Überhaupt muss man mit Vorsicht zu Werke gehen, um ja niemandem einen Anlass zu geben, sich über Sie zu beklagen, besonders so lange Mathusalem seine Stelle noch innehat; denn dieser wird nach meiner Ansicht große Schwierigkeiten machen, wenn man dem Paulus dieses Amt anvertrauen will.

Eben kommt mir noch ein anderes Bedenken, ob Sie nämlich dieses Amt innehaben und zugleich Provinzial sein können. Es ist das jedoch meines Erachtens von geringer Bedeutung; denn wenn Sie auch nicht Provinzial sind, so werden Sie doch alle Autorität haben. Ja, es wäre, wenn es möglich sein könnte sogar gut, den Makarius zum Provinzial zu erwählen, da er in seiner melancholischen Stimmung darnach Verlangen trägt. Wir würden dadurch endlich erreichen, dass er in Frieden sterben kann; er aber würde diesen Ehrgeiz verlieren, der ihn beherrscht. Es wäre dies ganz in der Ordnung, da er schon einmal Provinzial gewesen ist. Da er dann einen Vorgesetzten über sich hätte, so könnte er auch keinen Schaden anrichten. Teilen mir Euere Paternität um der Liebe willen Ihre Ansicht hierüber mit! Es ist dies freilich etwas, was noch der Zukunft angehört; wenn es aber eintritt, so brauchen Sie hierüber kein Bedenken zu tragen.

Aus dem beiliegenden Brief des Paters Gabriel können Sie ersehen, wie schlecht er auf mich zu sprechen ist. Trotzdem habe ich nicht unterlassen, ihm zu schreiben, so oft sich mir Gelegenheit zur Übersendung eines Briefes bot. Sehen Sie nur, wie leidenschaftlich er zu Werke geht! Er habe, sagt er, aus den Briefen, die Sie ihm zeigten, ersehen, dass ich anderen schreibe, ihn aber vergesse. Es würde mich sehr freuen, wenn bei der Ankunft dieses Briefes Ihre Angelegenheit bereinigt wäre, damit Sie mir dann ausführlich antworten könnten.

Ich habe vergessen, von der herzoglichen Familie mit Ihnen zu sprechen. Am Vorabend des neuen Jahres sandte mir die Herzogin einen eigenen Boten mit beiliegendem Brief und einem anderen, worin sie sich nach mir erkundigte. In dem letzteren schreibt sie, Euere Paternität hätten zu ihr gesagt, dass ich den Herrn Herzog mehr liebe als sie. Ich wollte mich damit nicht einverstanden erklären, sondern antwortete ihr, dass Euere Paternität wohl diese Meinung von mir haben konnten, da Sie mir so viel Gutes über den Herrn Herzog, besonders über seine Neigung zum geistlichen Leben berichteten. Ich erklärte ihr, dass ich Gott allein um seiner selbst willen liebe; an ihr aber fände ich nichts, weswegen ich sie nicht lieben sollte, auch hätte ich größere Zuneigung zu ihr als zum Herrn Herzog. Dies alles sagte ich in weit besserer Form als hier.

Das Buch, von dem Pater Medina, wie Sie mir schrieben, eine Abschrift machen ließ, muss meiner Ansicht nach das große sein. Teilen Sie mir mit, was Sie hierüber erfahren haben, und vergessen Sie es nicht! Es würde mich sehr freuen, wenn diese Abschrift nicht verlorenginge, da sie die einzige ist und das Exemplar sich in Händen der Engel befindet. Ich bin indessen der Meinung, dass jenes Buch, das ich später geschrieben, diesem vorzuziehen ist, wenn auch Pater Dominikus Báñez sagt, das es nicht gut sei. Wenigstens hatte ich mehr Erfahrung, als ich es verfasste. An den Herzog habe ich schon zweimal geschrieben, ja weit öfter, als Euere Paternität mir aufgetragen haben. Gott behüte Sie!

Um jetzt irgend etwas zu haben, was mir Freude bereitet, wünsche ich endlich einmal den Paulus zu sehen. Will mir aber Gott diese Gnade nicht gewähren, so sei er dafür gepriesen, und er möge mir Kreuz über Kreuz senden! Beatrix empfiehlt sich recht angelegentlich in Ihr Gebet.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

und wahre Tochter

Theresia von Jesu

310. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Malagón, am 15. Januar 1580

Predigten des Paters Anton. Schwierigkeiten betreffs der Auswahl geeigneter Nonnen für Villanueva und Madrid.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Paternität, mein Vater! Da mir in diesem Bruder ein so zuverlässiger Bote zur Verfügung steht, so will ich es nicht unterlassen, diese Zeilen zu schreiben, obwohl ich Ihnen erst gestern einen sehr langen Brief durch Johannes Vasquez von Almodóvar zugesandt habe.

Pater Anton von der Mutter Gottes war hier und hielt drei Predigten, die mir sehr gefielen. Er scheint mir ein vortrefflicher Mann zu sein. Es ist für mich immer ein großer Trost, wenn ich unter unseren Patres solche Männer kennenlernt. Über den Tod des guten Paters Franziskus war ich sehr betrübt. Gott möge ihm den Himmel schenken!

O mein Vater, welche Sorge macht mir doch die Vornahme der Stiftung in Villanueva! Ich finde keine Priorin und auch keine Nonnen, die mich zufriedenstellen. Die Schwester vom heiligen Schutzengel, die wir hier haben, scheint zwar, wie ich Euerer Paternität schon mitgeteilt habe, gute Eigenschaften zu besitzen; allein da sie inmitten der Freiheiten dieses Klosters herangebildet wurde, so bin ich doch in Bezug auf sie in großer Furcht; auch ist sie sehr leidend. Wollen Sie mir hierüber Ihre Meinung sagen! Beatrix scheint mir nicht alle Eigenschaften zu haben, die ich wünsche, wenn sie auch das hiesige Kloster im Frieden erhalten hat. Nachdem die Sorge mit dem Kloster in Malagón vorüber ist, drückt mich nun diese andere.

Für Arenas scheint mir die Flamländerin passend zu sein. Sie ist, seitdem sie ihre Töchter versorgt hat, ganz ruhig und besitzt sehr gute Eigenschaften. Kommt mit Gottes Hilfe die Stiftung in Madrid zustande, so habe ich [als Priorin] Agnes von Jesu im Auge. Empfehlen Euere Paternität alle diese Angelegenheiten Seiner Majestät! Denn in diesen ersten Zeiten der Reform ist es höchst wichtig, das Rechte zu treffen. Auch bitte ich Sie um der Liebe willen, mir Ihre Ansicht hierüber zu schreiben. Unser Herr erhalte Sie und verleihe Ihnen jene Heiligkeit, um die ich ihn für Sie bitte! Amen.

Heute ist der 15. Januar.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

und Untergebene

Theresia von Jesu

311. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, am 1. Februar 1580

Liebe und Fürsorge bezüglich der Nonnen dieses Klosters. Wahl der Priorin und Subpriorin. Ihre bevorstehende Abreise nach Villanueva. Verschiedene Ratschläge. Stand des Klosters zu Malagón.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Heute, am Vorabend des Lichtmesstages, empfing ich Ihren Brief sowie auch jene meiner Schwestern in Sevilla. Meine Freude war sehr groß, und ich weiß nicht, warum ich Sie so sehr lieben muss, obwohl Sie mir immer so viel Verdruss bereiten; ich vergesse eben alles gleich wieder, was geschehen ist. Jetzt aber, nachdem Ihr Kloster so großen geistigen Nutzen aus den vergangenen Stürmen gezogen, liebe ich es noch mehr. Gott sei gepriesen, dass er alles zu einem so glücklichen Ende geführt hat!

Ihre Gesundheit muss jetzt wohl etwas besser sein, da Ihre Töchter diesmal das gewohnte Jammerlied nicht mehr anstimmen. Dass Sie auch im Sommer das wollene Unterkleid tragen, ist eine Torheit; und wenn Sie mir einen Gefallen erweisen wollen, so legen Sie dieses nach dem Empfang dieses Briefes ab, so sehr Sie sich durch diesen Gehorsamsakt auch abtöten müssen! Alle Nonnen wissen ja, dass dieses für Sie notwendig ist, und sie werden deshalb auch daran keinen Anstoß nehmen. Unser Herr selbst wird daran sein Wohlgefallen haben, weil Sie es aus Gehorsam gegen mich tun. Handeln Sie ja nicht anders; denn ich weiß aus Erfahrung, wie brennend die Sonnenhitze in Sevilla ist. Es ist doch offenbar besser, wenn alle Nonnen den gemeinsamen Übungen beiwohnen können, als wenn sie krank sind. Ich sage dies auch von allen anderen, von denen Sie glauben, dass sie dasselbe Bedürfnis haben.

Ich habe unseren Herrn gepriesen, dass die Wahl so gut ausgefallen ist. Denn wenn sie auf diese Weise vor sich ging, so hat sie, wie man sagt, der Heilige Geist geleitet. Freuen Sie sich über die Leiden, die dieses Amt mit sich bringt, und lassen Sie nicht zu, dass der Teufel Sie mit Widerwillen dagegen erfüllt! Es ist sehr schön von Ihnen, wenn Sie mir jetzt mitteilen, Sie würden sich glücklich schätzen, wüßten Sie, dass ich Sie unserem Herrn empfehle. Nun so sage ich Ihnen, dass ich schon seit einem Jahre nicht bloß für Sie bete, sondern auch alle unsere Klöster dazu auffordere; und vielleicht ist gerade um dieses Gebetes willen alles so gut ausgegangen. Möge Seine Majestät ihre Werke noch vervollkommnen!

Ich wusste schon voraus, dass durch die Reise des Paters Nikolaus nach Sevilla alles aufs beste in Ordnung gebracht werden würde. Allein kurz bevor Sie darum gebeten und er den Auftrag erhielt, dorthin sich zu begeben, hätten Sie uns bald alle zugrunde gerichtet. Sie hatten nur die Interessen Ihres Klosters allein im Auge, er aber war mit gewissen Angelegenheiten des Ordens beschäftigt, die von ihm abhingen. Gott hat in seiner Güte dazu seine Hand geboten. Ich wünschte, Pater Nikolaus könnte zugleich in Sevilla und hier in Malagón sein, bis diese so wichtige Angelegenheit ganz zum Abschluss gebracht ist. Auch wäre es mein Wunsch, seine Rückkehr fiele in eine Zeit, in der wir uns miteinander besprechen könnten. Allein, es wird dies nicht mehr möglich sein; denn Euere Ehrwürden sollen wissen, dass mir vor etwa fünf Tagen der Pater Generalvikar ein Patent übersandt hat mit dem Auftrag, mich zur Stiftung eines Klosters nach Villanueva de la Jara, nahe bei la Roda, zu begeben. Schon seit vier Jahren werden wir vom Magistrate dieses Ortes sowie von anderen Personen und besonders vom Inquisitor von Cuenca bestürmt, diese Stiftung vorzunehmen; letzterer war früher Staatsanwalt in Sevilla. Ich fand aber in diesem Plane zahllose Schwierigkeiten, die mich von dessen Verwirklichung abhielten. Nichtsdestoweniger begaben sich Pater Anton von Jesu und der Prior von la Roda an Ort und Stelle und brachten es so weit, dass diese Stiftung nun zustande kommt. Dieser Ort ist 28 Meilen von hier entfernt. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn ich meinen Weg über Sevilla nehmen könnte; ich würde Sie dann sehen und könnte meinen Unwillen über Sie vollends ausgießen, oder, besser gesagt, wir könnten uns miteinander friedlich unterhalten; denn Sie müssen wohl infolge der vielen Prüfungen, die über Sie gekommen sind, schon ganz vollkommen sein.

Ich muss, wenn es Gottes Wille ist, noch vor Ostern hierher zurückkehren; denn ich habe nur die Erlaubnis, bis zum Feste des heiligen Joseph dort zu bleiben. Sagen Sie dies dem Pater Prior, damit er, wenn er etwa nach Villanueva kommen sollte, mich dort treffe. Ich habe von hier aus über Madrid einen Brief an ihn gesandt und hätte ihm und auch Ihnen gerne öfters geschrieben; allein ich habe es nicht gewagt aus Furcht, die Briefe könnten verlorengehen. Es hat mich darum sehr gefreut, zu erfahren, dass keiner meiner Briefe verlorenging, und zwar um so mehr, da ich Ihnen in einem von diesen meine Ansicht bezüglich der Wahl der Subpriorin schrieb. Was indessen diese Angelegenheit betrifft, so werden Sie wohl selbst besser beurteilen können, was für Ihr Kloster zuträglich ist; allein ich muss Ihnen nochmal sagen, dass es ein großer Missstand ist, wenn in einem Kloster neben der kranken Priorin sich auch eine kranke Subpriorin befindet. Ein anderer Missstand ist es, wenn die Subpriorin nicht gut zu lesen und den Chor zu leiten versteht; es wäre das auch ein Verstoß gegen die Satzungen. Wer kann Ihnen denn verbieten, jede beliebige Schwester ans Sprechgitter zu senden, um irgendein Geschäft abzumachen? Und was werden Sie tun, wenn Sie einmal sehr krank werden? Nach meinem Dafürhalten wird Gabriela nie über das hinausgehen, was Sie ihr auftragen; und wenn Sie ihre Befugnis und ihr Ansehen erhöhen, dann wird sie so viel Tugend besitzen, um kein böses Beispiel zu geben. Darum war ich erfreut, wahrzunehmen, dass Sie selbst eine Neigung für sie haben. Möge Gott alles aufs beste ordnen!

Ihre Bemerkung, man dürfe nicht alles glauben, was die Schwester vom heiligen Hieronymus sagt, macht mir Spaß, da ich Ihnen doch das gleiche schon so oft geschrieben habe. In einem Briefe an García Alvarez, den Euere Ehrwürden zerrissen, habe ich Ihnen mit allem Nachdruck ans Herz gelegt, dem Geiste dieser Nonne keinen Glauben zu schenken. Bei all dem ist sie, ich versichere Sie, doch eine gute Nonne; und wenn sie nicht außer Fassung ist, kann man sie mit Beatrix gar nicht vergleichen. Sie mag wohl aus Mangel an Einsicht, aber nicht aus Bosheit fehlen; ich kann mich indessen auch täuschen. Lassen Sie diese bei keinem anderen Priester als nur bei den Vätern unseres Ordens beichten, und es wird alles wieder vergehen. Will sie aber von Zeit zu Zeit bei Rodrigo Alvarez beichten, so teilen Sie ihm mit, was ich von dieser Nonne denke! Vergessen Sie nie, ihm meine Empfehlungen zu entbieten!

Ich habe mich gefreut, aus den Briefen der Schwestern zu erfahren, wie sehr sie Ihnen zugetan sind, und das ist nach meiner Ansicht sehr gut. Ihr Brief aber war für mich in der Tat eine Erquickung und ein Wonnegenuss. Dadurch ward mein Missmut wegen der Schwester vom heiligen Franziskus verscheucht, deren Brief mir wenig Demut und Gehorsam zu verraten schien. Sehen Sie also daraus, dass es mit ihr besser wird und sie in ihren Briefen nicht allzusehr übertreibt!

Es muss ihr noch etwas von Paterna geblieben sein. Wenn sie auch meint, durch ihre Umschweife beim Erzählen nicht zu lügen, so ist doch ihr Stil ganz und gar der Vollkommenheit zuwider, die billigerweise nur erlaubt, sich klar auszudrücken. Dadurch setzt man die Oberen der Gefahr aus, eine Menge Unklugheiten zu begehen. Sagen Euere Ehrwürden ihr dies als Antwort auf den Brief, den sie mir geschrieben, sowie auch, dass ich mit ihr erst dann zufrieden sein werde, wenn sie diesen Fehler verbessert hat. Mein Wunsch wäre indessen, dass wir unserem großen Gott gefallen möchten; um mich aber soll man sich nur wenig kümmern.

O meine Töchter, hätte ich doch Zeit und könnte es mein Kopf ertragen, Ihnen in diesem Briefe einen ausführlichen Bericht über die Vorkommnisse dieses Klosters zu senden, wieviel würden Sie dadurch an Erfahrung gewinnen! Sie würden selbst Gott um Verzeihung bitten, dass Sie mich nicht benachrichtigt haben. Denn ich habe erfahren, dass Ihnen einige Vorkommnisse nicht unbekannt waren, die - und ich wollte es wagen, eine Wette einzugehen - selbst in jenen Klöstern nicht zutage treten, deren Ordenszucht am meisten in ganz Spanien gelockert ist. Einige davon entschuldigt zwar die gute Absicht, aber bei anderen genügt sie nicht zur Entschuldigung. Lassen Euere Ehrwürden sich das zur Warnung dienen und beobachten Sie genau die Satzungen, die sonst bei Ihnen soviel gelten, außer Sie wollen wegen eines unbedeutenden Gewinnes an Weltgunst bei Gott alles verlieren!

Jetzt erkennen alle Schwestern die verderblichen Wege, die sie gewandelt, und bekennen dies auch offen. Nur Beatrix von Jesu bildet hierin eine Ausnahme, die aus lauter Gefälligkeit gegen die Schwestern mir nie etwas anzeigte und auch jetzt noch mit keiner Silbe davon spricht, obwohl sie weiß, dass ich davon Kenntnis habe. Dadurch hat sie bei mir viel an Achtung verloren.

Seit meiner Ankunft dahier hört der bisherige Beichtvater nicht mehr die Beichten der Nonnen, und ich glaube auch, dass er dies nie mehr tun wird. Er gebrauchte diese Vorsichtsmaßregel wegen des Volkes, das sehr gegen ihn aufgebracht war. Desungeachtet aber ist er ein vorzüglicher Mann, der anderswo sehr gut wirken wird. Gott verzeihe dem, der Ursache war, dass er dem Kloster verlorenging! Er hätte selbst große Fortschritte in der Tugend gemacht, und auch die Schwestern würden unter seiner Leitung [viel] gewonnen haben. Er sieht auch wohl ein, dass ich recht gehandelt habe, indem ich so verfuhr; er hat mich besucht, und ich zeigte mich gegen ihn, wie es auch billig ist, recht entgegenkommend. Was mich an ihm besonders erfreut, ist seine Aufrichtigkeit; aber Mangel an Alter und Erfahrung richtet viel Unheil an. O meine Mutter, wie ist doch die Welt so voll Bosheit, dass sie nichts mehr gut auslegt! Wenn wir uns nach der Erfahrung, die wir jetzt gemacht haben, nicht [besser] in acht nehmen, dann wird es vom Schlimmen zu noch Schlechterem kommen. Möchten Sie doch um der Liebe Gottes willen in Zukunft ein reiferes Urteil in allem an den Tag legen, da Sie bei all diesen Vorkommnissen am meisten an Erfahrung gewonnen haben! Ich werde dasselbe tun.

Es ist mir aufgefallen, dass mir die Nonnen kein einziges Festlied sandten; denn bei Gelegenheit Ihrer Wahl sind doch gewiss mehrere verfasst worden. Mich freut es immer, wenn die Schwestern in Ihrem Kloster sich mäßig erheitern; und wenn ich mich irgend jemals anders geäußert hatte, so tat ich dies aus besonderen Gründen. Die Schuld daran trägt meine Schwester Gabriela. Größen Sie diese vielmals; ich würde ihr gerne schreiben!

Als Subpriorin für das neue Kloster in Villanueva nehme ich die Schwester vom heiligen Angelus mit, und als Priorin wähle ich mir eine von den Schwestern in Toledo aus; aber ich bin mir noch nicht klar, welche Wahl ich treffen werde. Empfehlen Sie alle diese Stiftung recht angelegentlich dem Herrn, damit sie zu seiner Ehre gereiche! Vergessen Sie in Ihrem Gebete auch die Beatrix nicht, mit der man inniges Mitleid haben muss! Die Versicherung der Schwester Margareta freut mich, wenn sie wirklich so bleibt, wie sie sagt. Die Zeit wird alles ausgleichen, wenn diese Schwestern nur sehen, dass Euere Ehrwürden Liebe zu ihnen tragen.

Ich bin ganz verwirrt, wenn ich an die Verpflichtungen denke, die wir gegen den guten Pater Prior de las Cuevas haben. Senden Sie ihm die freundlichsten Grüße von mir! Sagen Sie allen Schwestern, sie möchten mich unserem Herrn empfehlen, und vergessen auch Sie mich nicht in Ihrem Gebete; denn ich bin sehr alt und entkräftet! Es ist nicht viel, wenn der Pater Prior mich liebt, da er mir diese Liebe schuldig ist. Gott möge ihn uns erhalten! An ihm haben wir einen kostbaren Schatz, und wir sind verpflichtet, für ihn eifrig zu beten. Seine Majestät sei mit Euerer Ehrwürden und erhalte Sie mir! Amen.

Die Antwort der Mutter Priorin und der Beatrix teile ich Ihnen nicht mit, da ich sehr ermüdet bin. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass mein Bruder mir schon zwei Briefe hierher gesandt hat. Er ersucht mich, Ihnen die Not zu schildern, in der er sich befindet und die, wie er meint, größer ist als die Ihrige. Sie würden ihm eine große Wohltat erweisen, wenn Sie ihm für jetzt wenigstens die Hälfte von dem, was Sie ihm noch schulden, zurückbezahlten. Ich übergab die Briefe einer unserer Nonnen, um sie Ihnen zu übersenden, allein man konnte sie nicht mehr finden. Aus diesen Briefen sollten Sie ersehen, dass ich Sie nicht drängen würde, wenn nicht mein Bruder mich bestürmt hätte. Sie können sich die Geldverlegenheit, in der mein Bruder sich befindet, denken, wenn ich Ihnen sage, dass er einen guten Teil der Renten, die er von Sevilla bezieht, zu verkaufen genötigt war. Wenn Sie ihm darum jetzt auch nur einen geringen Teil von dem bezahlten, was Sie ihm schulden, so wäre ihm damit viel geholfen. Ich würde ihm von hier aus die Summe vorgestreckt haben, allein hier sind alle Quellen vertrocknet.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Aus der Länge dieses Briefes können Sie abnehmen, wie gern ich Ihnen geschrieben habe. Er wiegt leicht alle vier Briefe auf, die ich an die Priorinnen in Kastilien sandte; überhaupt schreibe ich selten Briefe mit eigener Hand. Ich habe mich sehr gefreut über die gute Ordnung, die der Pater Prior in Ihre Vermögensverhältnisse gebracht hat, damit Sie durch das keinen Schaden erleiden, was Sie meinem Bruder schulden, selbst dann nicht, wenn auch wir in Not geraten sollten. Hier sind alle Nonnen mit ihrer Priorin sehr zufrieden, und sie haben auch allen Grund dazu; sie ist, ich versichere Sie, eine der besten Priorinnen, die wir in unseren Klöstern haben, und zudem erfreut sie sich einer guten Gesundheit, was von großer Bedeutung ist. Das Kloster ist jetzt wie ein Paradies. Was den erlittenen Verlust an Vermögen betrifft, so habe ich den Nonnen einige Erwerbsquellen angegeben, so dass sie sich durchhelfen können. Gott gebe, dass ihnen damit geholfen ist! Durch die Priorin geht wenigstens nichts zugrunde, da sie die Leitung des Hauswesens vorzüglich versteht.

An Pater Gregor recht viele Grüße; ich lasse ihn fragen, ob er mich denn ganz vergessen habe. Grüßen Sie mir auch den Pater Soto! Seine Freundschaft hat Ihnen sehr viel genützt… ein anderer ebenso guter an seiner Stelle… Ihr Kloster muss ihn Gott empfehlen; er ist sehr gut bedacht worden. Ich wünschte, er möchte wieder zu Ihnen zurückkehren; ich halte ihn für einen tugendhaften und treuergebenen Mann.

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla, Karmelitin.

312. Brief - An die Mutter Maria von Jesu in Veas

Malagón, anfangs Februar 1580

Klage über die Nachlässigkeit dieser Nonne im Briefschreiben. Die Stiftung des Klosters zu Villanueva de la Jara.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Tochter!

Wenn Sie ein solches Kopfleiden und so viele Geschäfte hätten wie ich, dann würden Sie eine Entschuldigung dafür haben, dass Sie mir so lange nicht mehr geschrieben. Da aber dies nicht der Fall ist, so kann ich nicht umhin, mich über Sie und meine geliebte Schwester Katharina von Jesu zu beklagen. Dieses Zeichen der Vergesslichkeit von Ihrer Seite habe ich doch wahrlich nicht verdient. Wäre es mir möglich, so würde ich so oft an Sie schreiben, dass Sie von dieser Vergesslichkeit aufmachen müssten. Ich tröste mich mit dem Bewusstsein, dass Sie gesund und zufrieden sind, sowie auch damit, dass Sie, wie man mir berichtet, unserem Herrn treu dienen. Gebe Gott, dass es wirklich so ist! Ich bitte ihn beständig darum. Es wäre mein Wunsch, mich jetzt in Ihrem Kloster von den vielen Mühseligkeiten und Leiden erholen zu können, die ich in den letzten Jahren auf so mannigfache Weise erdulden musste. Dieser Wunsch hat seinen Grund in meiner sinnlichen Natur; aber wenn ich vernünftig denke, sehe ich wohl ein, dass ich nur Kreuz und wieder Kreuz verdiene. Unser Herr verleiht mir eine große Gnade, wenn er mir nichts anderes sendet.

Die Mutter Priorin wird es Euerer Lieb schon gesagt haben, dass man mir den Auftrag gab, mich zur Stiftung eines Klosters zu begeben, gegen die ich mich schon seit mehreren Jahren gesträubt habe. Da man aber so beharrlich darnach verlangt und auch unser Oberer sie billigt, so habe ich die feste Zuversicht, es werde diese Stiftung zur Ehre unseres Herrn gereichen. Bitten Euere Lieb ihn um diese Gnade sowie auch darum, dass er mir behilflich sei, jederzeit seinen Willen zu vollziehen!

Entbieten Sie den Schwestern Katharina von Jesu, Elisabeth von Jesu und Eleonora vom Erlöser meine Empfehlungen! Ich wünschte, mehr Zeit und weniger Beschwerden an meinem Kopfe zu haben, um Ihnen einen längeren Brief schreiben zu können. Sie aber sollen sich nicht zu kurz fassen, wenn Sie schreiben, und sich nicht wundern, wenn ich nicht sogleich antworte! Seien Sie versichert, dass ich mich über Ihre Briefe freue und nicht vergesse, Sie unserem Herrn zu empfehlen. Seine Majestät mache Sie so heilig, wie ich es wünsche, [und verleihe Euerer Lieb ihren Heiligen Geist mit der Fülle seiner göttlichen Gaben! Amen.]

Euerer Lieb unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

313. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, am 8. und 9. Februar 1580

Betrübnis über einen Unfall des Paters Pantoja. Verschiedene Ratschläge zur guten Leitung des Klosters in Sevilla. Ankauf eines neuen Hauses. Sonstige Angelegenheiten dieses Klosters.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Heute, am 8. Februar, erhielt ich den Brief, den Sie mir zuletzt geschrieben haben und der vom 21. Januar datiert ist. Die Nachricht von dem Unfall, der unserem heiligen Prior zugestoßen ist, hat mich aufs tiefste betrübt, und es würde mich, wie ich glaube, mehr schmerzen, wenn er an den Folgen dieses Unfalles sterben müsste, als wenn ihn Gott infolge seines hohen Alters oder einer Krankheit zu sich nähme. Doch ich erkenne, dass dies ein törichtes Gerede ist; denn je mehr er zu leiden hat, um so mehr Gewinn wird er daraus ziehen. Allein wenn ich bedenke, wieviel ich ihm schulde und wieviel Gutes er uns erwiesen hat, so muss ich es sehr bedauern, dass bald wieder ein Heiliger von dieser Erde scheidet, während jene, die nur Gott zu beleidigen wissen, am Leben bleiben. Seine Majestät verleihe ihm, was seiner Seele am meisten zuträglich ist! Um dies sollen wir, die wir ihm so vieles verdanken, den Herrn bitten, anstatt an den Verlust zu denken, den Ihr Kloster durch seinen Tod erleidet. Wir alle werden ihn recht angelegentlich Gott empfehlen. Es tut mir nur leid, dass ich nicht weiß, wie Sie nach la Roda oder nach dem nahe dabei gelegenen Villanueva de la Jara über sein Befinden Nachricht geben können. Es wäre ein Wunder, wenn Gott ihn wieder aufkommen ließe.

Sie nehmen an, dass unsere Klöster Ihnen gegenüber es an der nötigen Aufmerksamkeit fehlen ließen, weil sie Ihnen nicht geschrieben haben; doch wenn sie es getan hätten, so wäre es nur eine Art Kompliment gewesen, dergleichen bei uns vermieden werden muss. Aber seien Sie überzeugt, dass alle Schwestern sich sehr angelegen sein ließen, Sie Gott zu empfehlen, und alle großes Mitleid mit Ihren Prüfungen hatten. Als ich ihnen aber mitgeteilt hatte, dass der Herr in allem wieder seine hilfreiche Hand geboten habe, waren sie alle hocherfreut. Es ist jedoch auch so viel gebetet worden, dass ich mich der frohen Hoffnung hingeben kann, man werde jetzt in Ihrem Kloster mit neuem Eifer dem Herrn dienen; denn das Gebet bringt immer Nutzen.

Die Krankheit der neuen Subpriorin bedauere ich sehr. Weil ich meinte, sie sei noch so gesund wie früher, so hatte ich den Wunsch, sie sollte dieses Amt übernehmen, damit Sie ihr einen Teil Ihrer Mühe und Arbeit übertragen könnten. Wie ich von einem erfahrenen Arzte vernommen habe, trinken die Leute, die hier an diesem Übel leiden, vier oder fünf Schluck Rosenwasser, und zwar so oft, als es wiederkehrt, und es soll ihnen sehr wohl bekommen. Ich selbst habe seine guten Wirkungen schon erfahren, während mir der Genuss des Orangenblütenwassers sehr geschadet hat. Daran riechen, ist zwar herzstärkend, aber trinken kann ich es nicht. Empfehlen Sie mich dieser Schwester recht sehr! Aber trotz ihres Leidens hoffe ich zu Gott, dass sie ihr Amt gut versehen werde. Geben Sie ihr nur immer Ihre Vollmacht, wenn Sie am gemeinschaftlichen Leben nicht teilnehmen können, und strafen Sie die Nonnen, wenn sie ihr nicht gehorchen, ebenso als wenn sie sich Ihnen widersetzten; denn dies wird ihr Ansehen heben und ist durchaus notwendig.

Um die Schwester Eleonora war ich immer etwas besorgt. Sie tun gut, wenn Sie ihr gegenüber vorsichtig sind, ich will sagen, wenn Sie sich in acht nehmen. Denn sie könnte mit ihrer Base gemeinsame Sache machen. Die Alte, die mich am meisten dauert, scheint mir sehr aufrichtig zu sein. Empfehlen Sie mich ihr vielmals!

Dem Serrano gab ich einen langen Brief an Euere Ehrwürden mit; er will bald wieder nach Sevilla zurückkehren, weil er sich, wie er mir sagte, hier nicht niederlassen kann. Nehmen Sie sich seiner an! Er hat nämlich dem Lizentiaten, wie ich von ihm erfuhr, seine Absicht, nach Indien zu gehen, mitgeteilt; dies würde mir recht leid tun, da es eine Torheit wäre. Ich kann ihm nie genug danken für die treuen Dienste, die er Ihnen zur Zeit jener großen Prüfungen erwiesen hat. Durch ihn sandte ich auch einen Brief an Pater Nikolaus, der nach meinem Dafürhalten noch nicht abgereist ist; ich habe indessen seine Briefe nicht in Händen, um mich dessen zu versichern. Über die Klosterstiftung, zu der ich mich begebe, habe ich Ihnen schon ausführlich Mitteilung gemacht.

In einem meiner Briefe an Pater Prior glaube ich erwähnt zu haben, dass man über den Ankauf eines Hauses nicht in Unterhandlung treten sollte, bis es Euere Ehrwürden in Augenschein genommen und genau geprüft hätten; dazu wird Ihnen unser Oberer ohne Anstand die Erlaubnis erteilen. Denken Sie nur daran, wie es uns das erstemal in Sevilla ergangen ist, und vergessen Sie nicht, wie wenig die dortigen Patres es verstehen, ein Haus auszusuchen, das für uns passend ist. Alles will seine Zeit haben, und mit Recht sagt das Sprichwort: Zuvor getan und nach bedacht…

Behalten Sie immer die Fallstricke im Auge, die der Teufel zur Vernichtung Ihres Klosters gelegt, sowie auch, was wir erdulden mussten, um es zu erhalten! Unternehmen Sie darum nichts, ohne vorher sich hinreichend bei anderen erkundigt und die Sache reiflich überlegt zu haben! Dem Prior in Sevilla würde ich bei derlei Geschäftsangelegenheiten wenig Vertrauen schenken. Denken Sie ja nie, dass es einen Menschen gebe, der sich über die Besserung Ihrer Lage so sehr freuen könnte wie ich. Aber beachten Sie stets, dass eine gute Aussicht einer schönen Lage vorzuziehen ist und womöglich auch ein Garten erworben werden soll.

Die unbeschuhten Franziskanerinnen von Valladolid glaubten sehr klug zu handeln, als sie ihr früheres Kloster verließen und dafür ein anderes in der Nähe des Gerichtshofes bezogen. Aber sie sind noch bis zum heutigen Tage mit Schulden überlastet und in größter Bedrängnis. Sie sind gleichsam in einer Höhle eingeschlossen, wissen nicht, was sie anfangen sollen, und können sich kaum rühren, ohne dass man sie hört. Ich liebe Sie wahrhaftig mehr, als Sie sich denken, ja ich liebe Sie zärtlich, und darum wünsche ich, dass Sie es in allem, besonders in einer so wichtigen Sache, gut treffen möchten. Das schlimmste ist nur dies, dass ich an einer Person um so weniger einen Fehler ertragen kann, je mehr ich sie liebe. Ich sehe wohl ein, dass dies eine Torheit ist; denn durch Fehler gewinnt man an Erfahrung. Allein wenn die Fehler groß sind, muss man auch deren Folgen auf sich nehmen; darum ist es gut, wenn man mit Furcht zu Werke geht.

Ich bedauere sehr, dass Sie noch Renten zu bezahlen haben; es ist dies eine große Last, und man kommt dabei nicht vorwärts. Allein weil der Pater Prior dies für gut hält, muss es wohl das bessere sein. Möge der Herr hier bald Hilfe schaffen! Diese Lage führt zu großer Beunruhigung. Ich wünschte sehr, dass mein Bruder mit der Bezahlung noch zuwarten könnte, und ich bin überzeugt, dass er es auch tun würde, wenn er Sie in Not sähe, auch wenn die seinige noch größer wäre. Ich versichere Sie, dass ich niemals etwas von der Unterstützung gesagt habe, die Sie aus Indien erhalten haben. Er musste in Valladolid viel Geld aufnehmen, das er jetzt zu verzinsen hat, und er hat einen Teil der Renten von den 1000 Dukaten, die er von Sevilla bezieht, verkauft, so dass er jetzt um 100 Dukaten weniger Einkommen hat. Darum hat er sich auf das von ihm erworbene Landgut zurückgezogen, um dort einfacher leben zu können. Da er viele Auslagen hat, an Überfluss gewohnt ist und sein Stand es ihm nicht erlaubt, jemand um etwas zu bitten, so ist er voll Kummer. Schon in zwei Briefen, die ich in Malagón erhielt, hat er mir diese seine Not geklagt. Ich bin daher sehr erfreut über das, was Euere Ehrwürden gaben, obwohl er nur um die Hälfte der Summe bat, und zwar unter der Bedingung, dass es Ihnen auf keine Weise schwerfiele. Empfehlen Sie ihn recht angelegentlich dem Gebete des Paters Prior!

Sie haben sich sehr freigebig gezeigt in Ihrer Spende für die Bedürfnisse des Ordens. Gott vergelte es Ihnen! In keinem Kloster hat man soviel beigesteuert außer in Valladolid, wo um 50 Dukaten mehr gespendet wurde. Ihr Geld kam gerade zur rechten Zeit an; denn ich wusste nicht mehr, was ich für unsere Väter tun sollte, die in Rom sich befinden. Sie klagen sehr, und gerade jetzt ist der Augenblick, wo ihre Anwesenheit in Rom überaus notwendig ist. Gott sei gepriesen für alles!

Senden Sie die Briefe an Pater Gracián! Er hat, wie er mir schrieb, dem Pater Nikolaus von dieser Angelegenheit Mitteilung gemacht. Es ist für mich ein großer Trost, dass wir wenigstens wieder an ihn schreiben können. Wenn er nach Sevilla kommt, so seien Sie, meine Tochter, ja in allem, was Sie tun, vorsichtig! Bedenken Sie, dass im Kloster sich jemand findet, der Sie beobachtet! Erinnern Sie sich, in welchen Gefahren wir uns wegen Mangel an Vorsicht befunden, obwohl wir dabei nur eine gute Absicht hatten! Wenn wir jetzt durch die Erfahrung, die uns so teuer zu stehen kam, noch nicht gewitzigt worden sind, dann weiß ich nicht, was aus uns noch werden wird. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, ja nicht anders zu handeln, als ich gesagt habe. Seitdem Pater Gracián nicht mehr Visitator ist, haben wir nichts mehr für ihn zu fürchten in betreff der Nahrung, die man ihm geben wird. Es ist darum nicht notwendig, [ihm Speise vorzusetzen] wie damals, als er noch Visitator war.

Ich weiß nicht, wie Sie sagen können, ich hätte es im Geiste vorausgesehen, dass Sie mir Korporalien verfertigen. Sie haben mir dies ja selber geschrieben in dem Briefe, den mir Serrano überbracht hat. Schicken Sie mir jedoch diese noch nicht, bis ich sehe, ob wir sie nötig haben! Sie sorgen doch für alles. Gott behüte Sie und mache Sie recht heilig! Hindern Sie den Pater Prior nicht, zu kommen, und seien Sie nicht betrübt über seine Abreise! So lange die so wichtige Angelegenheit nicht zum Abschluss gekommen ist, wäre es unrecht, auf Ihr persönliches Interesse allein Rücksicht zu nehmen. Empfehlen Sie und Ihre Töchter diese Angelegenheit unablässig Gott, und beten Sie auch für mich! Ich bedarf jetzt mehr als sonst des Gebetes, damit die neue Stiftung zustande kommt. Nehmen Sie die Grüße von der Priorin und den Schwestern als empfangen an, da mich das Schreiben allzusehr ermüdet.

Heute ist der 9. Februar.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Wenn Pater Nikolaus schon abgereist ist, um zu uns zu kommen, so zerreißen Sie, bitte, den beiliegenden Brief! Sie können ihn zwar lesen, wenn Sie wollen, aber dann zerreißen Sie ihn sofort! Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

314. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Serna bei Ávila

Malagón, im Februar 1580

Bezahlung der Schulden an Don Laurentius. Krankheit des Pater Prior de las Cuevas.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Obgleich ich Ihnen in der letzten Zeit mehrmals geschrieben habe, so würde ich es doch jetzt noch häufiger tun, wenn ich Botengelegenheit hätte. Da ich nicht weiß, ob mir diese Gelegenheit in Villanueva zu Gebote steht, so schreibe ich diesen Brief noch von hier aus. Ich hatte gemeint, wir würden um diese Zeit schon von hier abgereist sein; man unterlässt zwar nicht, uns abzuholen; aber es ist mir doch unangenehm, in der Fastenzeit reisen zu müssen.

Die Priorin von Sevilla teilt mir mit, dass sie Ihre Schuld abtragen will, und das freut mich. Sie wird Ihnen in kurzem nahezu vierhundert Dukaten auf einmal zahlen, wie Sie aus dem beiliegenden Zettel ersehen werden. Ich würde Ihnen die ganzen Briefe zugesandt haben; allein da sie einen so weiten Weg zu machen haben, so wagte ich es nicht. Von Ihnen erhielt ich zwei Briefe, in denen Sie mich baten, das Geld von ihr zu verlangen. Meinen Brief, in dem ich Ihnen davon Mitteilung machte, werden Sie wohl erhalten haben, bevor ich ihr von neuem schrieb. Ich habe ihr schon erklärt, dass Sie sich auch mit der Hälfte der Summe begnügen würden und dass Sie, falls Sie das Kloster in Sevilla selbst in Not sähen, gern Ihre eigene Not ertragen würden, ohne etwas zu verlangen. Ich weiß nicht, ob es nicht besser wäre, dieses Geld in Sevilla aufzubewahren; denn Sie wollten es ja immer zum Baue einer Kapelle verwenden; und wenn Sie diese Summe einmal angreifen, so werden Sie bald alles ausgegeben haben. Da Sie es für Gott verwenden wollen, so bitte ich den Herrn, er möge Ihnen behilflich sein, daraus Nutzen zu ziehen. Wie ich Ihnen schon in früheren Briefen mitteilte, bin ich hier gesünder als in Ávila, wenn auch meine gewöhnlichen Anfälle nicht ausbleiben.

Pater Nikolaus wird nächstens nach Pastrana kommen. Haben Sie die Güte, ihm zu schreiben, da Sie ihm näher sind als ich. Sobald ich seine Ankunft in Pastrana erfahre, werde ich ihm die Weisung geben, dass man Ihnen das Geld schicke, von dem Sie reden. Die Priorin von Toledo ist mit der Einziehung Ihrer dortigen Geldausstände beauftragt. Ich schreibe ihr jetzt, dass sie das Geld, das sie dort einzieht, sogleich an Sie sende.

In Sevilla geht es den Nonnen gut. Die alte Dame, die in Indien gestorben ist, hinterließ ihnen achthundert Dukaten, die man ihnen jetzt zugesendet hat… Sonst weiß ich nichts Neues, als dass der Prior de las Cuevas infolge eines Sturzes dem Tode sehr nahe ist. Empfehlen Sie ihn Gott, da wir ihm zu großem Danke verpflichtet sind! Denn was er für die Nonnen in Sevilla tut, ist wirklich staunenswert. Diese werden sehr viel verlieren, wenn er sterben sollte. Seine Majestät gebe, dass Sie sich in Ihrer Einsamkeit viele Reichtümer für die Ewigkeit sammeln! Alles andere ist doch nur eine Ausgabe für den Hausgebrauch. Da Sie es indessen so gut zu verwenden wissen, so ist es doch nicht übel angebracht… Ich küsse Ihnen vielmals die Hand.

Heute ist der … Februar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

315. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Malagón, Mitte Februar 1580

Lob des Paters Ambrosius vom heiligen Petrus und Verteidigung des heiligen Johannes vom Kreuz. Nachrichten über Elisabeth.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Pater Ambrosius hier ist und auf Pater Gabriel wartet, um sich mit ihm zu besprechen; dieser soll uns nach Villanueva begleiten. Pater Ambrosius scheint mir, mein Vater, wirklich ein rechtschaffener und verständiger Mann zu sein. Ich habe mich zwar noch nicht weder über unbedeutende noch über wichtige Angelegenheiten vor ihm ausgesprochen; denn ich gehe mit ihm sehr vorsichtig um und begnüge mich, mit ja oder nein zu antworten. Allein es hat mich, ich versichere Sie, sehr gefreut, von ihm zu vernehmen, dass jene kleinen Parteistreitigkeiten, wenn sie überhaupt jemals ernstlich existierten, nunmehr beseitigt seien. Bezüglich des Paters Johannes vom Kreuz könnte ich eidlich beteuern, dass ihm die Versuchung [sich zu wiedersetzen] nie in den Sinn gekommen ist, vielmehr unterstützte er nach Kräften die nach Rom abgesandten Väter, und er würde, wenn es notwendig wäre, selbst sein Leben für Euere Paternität einsetzen; das ist reine Wahrheit.

Dieser Pater Ambrosius ist von großem Eifer für das Wohl des Ordens erfüllt, und darum wird er nach meinem Dafürhalten nichts tun, was unrecht wäre. Er kommt von Sevilla und hat gesehen, wie es dort zugeht. Pater Nikolaus hat mit jenen Leuten Andalusiens nicht wenig ausgestanden… Meine Elisabeth traf ich in bester Gesundheit, und sie hatte ein so blühendes Aussehen, dass ich Gott lobpreisen musste. Auch Ihre Verwandten in Madrid sowie Ihre Schwester Doña Johanna sind, wie ich kürzlich erfahren habe, gesund.

Vergessen Sie nicht, mir die Erlaubnis für das Töchterlein des Anton Gaytán zu senden! Aber Pater Mariano bin ich in Wahrheit erzürnt, weil er mir die Papiere nicht schickt, die Sie ihm für mich zugesendet haben. Gott möge ihm verzeihen!

Die Priorin und alle Schwestern empfehlen sich in Ihre Gebete… Der Herr erhalte Sie mir und verleihe Ihnen zum Lohne für das Gute, das Sie uns erweisen, alles, was Sie am meisten bedürfen, und reichliche Gnade inmitten dieser Bedrängnisse! Amen.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

316. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Malagón, am 12. Februar 1580

Abreise zur Gründung des Klosters zu Villanueva de la Jara. Pater Anton und seine Liebe zur Heiligen. Plan zur Gründung von Madrid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Heute sind Pater Anton und der Prior von la Roda hier angekommen, um uns abzuholen. Sie führten eine Kutsche und einen Wagen mit; den Nachrichten zufolge, die sie brachten, wird es mit der Stiftung in Villanueva gut gehen. Empfehlen Euere Paternität diese Angelegenheit unserem Herrn! Der gute Pater Anton kann seine Liebe zu mir nicht verleugnen, da er trotz seines hohen Alters heute hierher kam. Ich habe Ihnen schon den Grund angegeben, weswegen es mir schwerfällt, mich von hier zu entfernen. Pater Anton ist ganz gesund und kräftig hier angekommen; es scheint, dass unsere Väter in diesem Jahre trotz all ihrer Trübsale ein besseres Aussehen haben.

Sagen Euere Paternität dem Herrn Velasko, dass ich seine Briefe erhalten habe; ich möchte ihm gerne antworten, allein ich weiß nicht, ob ich Zeit dazu finde, da ich mit Arbeiten sehr überladen bin. Gott lohne ihm seine Bemühung, durch die er uns erwirkt hat, dass wir wieder frei mit Euerer Paternität verkehren dürfen! Alle Schwestern und ich empfehlen ihn recht angelegentlich unserem Herrn. Ich möchte gerne den Mann kennenlernen, der uns so große Wohltaten erwiesen hat. Wenn die Herren Velasko und Don Ludwig Manrique ein Mittel ausfindig machen könnten, um vom Erzbischof die Erlaubnis zur Gründung eines Klosters in Madrid zu erwirken, dann könnte ich auf der Rückreise von Villanueva de la Jara sogleich zur Gründung dieses Klosters schreiten, und kein Mensch würde etwas davon erfahren, bis es vollendet wäre. Ich weiß schon jemanden, der mir das Geld zum Ankauf eines Hauses geben würde. Will dann der Erzbischof, dass das Kloster bestimmte Einkünfte habe, so wissen Euere Paternität bereits, dass die Töchter des Ludwig Guillamas sogleich eintreten werden; diese haben ein jährliches Einkommen von vierhundert Dukaten, das hinreichend ist für dreizehn Nonnen. Der Pater Vikar würde mir die Erlaubnis sogleich geben. Vielleicht sind diese Herren mit einem Freunde des Erzbischofs bekannt, der dessen Erlaubnis erwirken könnte. In jedem Fall bitte ich Sie, falls Sie es für gut finden, sich um die Angelegenheit anzunehmen; sollte der Erzbischof wirklich seine Erlaubnis erteilen, so wird es notwendig sein, mich sogleich davon zu verständigen. Suchen Sie auch einen Boten zu finden, um mir Ihre Briefe zusenden zu können, damit ich über Ihre Gesundheit Nachricht erhalte! Unser Herr, der es vermag, verleihe Ihnen eine so gute Gesundheit, wie ich ihn darum bitte!

Heute ist der 12. Februar.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

317. Brief - An Dona Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Toledo, im März 1580

Ermahnung zur Geduld im Leiden. Verlangen, sie zu sehen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, meine Schwester! Wenn ich mein Vergnügen suchen wollte, so würde es mich Mühe kosten; denn wir leben immer so weit voneinander getrennt. Aber da wir auf fremder Erde uns befinden, so müssen wir Geduld haben, bis uns unser Herr an jenen Ort führt, wo wir die ganze Ewigkeit hindurch einander sehen werden.

Ich habe Ihnen vor kurzem in einem Briefe, den ich an meinen Bruder adressierte, geschrieben, dass ich, Gott sei Dank, fieberfrei bin; den Brief habe ich an die Mutter Priorin von Medina geschickt. Ich habe es in der Tat schmerzlich empfunden, dass ich in Malagón keinen Boten fand, um Ihnen öfters zu schreiben; es hat mich das sehr verdrossen. Wie nun der Herr Lizentiat, der mir den beiliegenden Brief überbrachte, bemerkte, hätte ich dies oft tun und ihm meine Briefe übergeben können. Allein ich habe ihn nicht gekannt bis jetzt, wo ich eine seiner Schwägerinnen in eines unserer Klöster aufnehmen soll. Antworten Sie mir auf jeden Fall sogleich! Sollte ich nicht mehr hier sein, dann wird man den Brief dorthin senden, wo ich mich befinde.

Ich werde, so Gott will, am Mittwoch in der heiligen Woche abreisen. In Medina werde ich mich acht Tage oder auch nicht so lange aufhalten, da ich Eile habe; ebenso bleibe ich auch acht Tage in Ávila. Es würde mich sehr freuen, wenn ich dort wenigstens einen Tag bei Ihnen verbringen könnte…

318. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 3. April 1580

Erkrankung der Heiligen. Stand der Ordensangelegenheiten und einige Ratschläge in betreff der Leitung des Klosters in Sevilla. Gute Nachrichten von Rom. Hauskauf in Sevilla. Bevorstehende Gründung in Palencia und andere Mitteilungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Sie dürfen mir gewiss glauben, dass es mich freuen würde, Ihnen einen recht langen Brief schreiben zu können; allein es ist mir dies unmöglich, da ich seit einigen Tagen sehr leidend bin. Ich muss es jetzt allem Anscheine nach entgelten, dass ich in Malagón, in Villanueva und auf meinen Reisen so gesund gewesen bin, wie dies seit langer Zeit, ja ich glaube, seit vielen Jahren nicht mehr der Fall war. Unser Herr hat mir dadurch eine große Gnade erwiesen; für jetzt ist mir die Gesundheit nicht mehr so notwendig.

Am Gründonnerstag erlitt ich plötzlich einen Schlaganfall, und es befiel mich ein so heftiges Herzleiden wie noch nie in meinem Leben. Das Fieber, das ich seitdem hatte, hat mich zwar verlassen; aber ich befinde mich in einem solchen Schwächezustand, dass ich nur mit Mühe am Sprechgitter mit Pater Nikolaus reden konnte, der seit zwei Tagen hier ist. Die Unterhaltung mit ihm, bei der auch Sie nicht vergessen wurden, gewährte mir große Freude. Ich muss nur staunen, wie er sich bezüglich Ihrer so täuschen konnte; ich bestärkte ihn in dieser Täuschung, da sie meiner Ansicht nach Ihrem Kloster keinen Nachteil bringen kann. Das schlimmste ist, dass diese Täuschung auch bei mir zu wirken scheint. Gott gebe, meine Tochter, dass Sie nie etwas tun, was mir diese Täuschung nehmen könnte, und er halte Sie an seiner Hand!

Über all das Gute, das Sie mir von den neuaufgenommenen Nonnen Ihres Klosters erzählten, war ich hocherfreut, und ich wünschte sehr, sie kennenzulernen. Sagen Sie ihnen dies und grüßen Sie mir dieselben recht freundlich! Empfehlen Sie ihnen, für die Angelegenheiten in Portugal zu Gott zu beten sowie auch dafür, dass Doña Guiomar Nachkommenschaft erhalte; denn Mutter und Tochter sind ganz untröstlich darüber, dass sie diese nach immer entbehren. Die Nonnen sollen sich dies recht angelegen sein lassen, da sie dieser Dame zu großem Danke verpflichtet sind; sie ist zwar eine sehr gute Christin; aber sie empfindet es sehr schmerzlich, kinderlos zu sein.

Ich habe von Ihnen mehrere Briefe erhalten; der längste aber ist jener, den mir der Pater Prior von Pastrana überbracht hat. Dass er die Angelegenheiten Ihres Klosters so gut geordnet zurückgelassen hat, ist für mich ein großer Trost; und da nun Pater Gracián zu Ihnen nach Sevilla kommt, so kann Ihnen nichts mehr fehlen. Seien Sie nur recht vorsichtig, meine Tochter, damit Sie alles vermeiden, was irgendwie Anlass zu üblen Nachreden geben könnte; denn es finden sich Leute, die mehr aussagen, als was Sie tun; und ich glaube gewiss, dass Pater Gracián darunter leidet. Ich konnte über das, was Pater Nikolaus mir erzählt hat, nur staunen. Heute übergab er mir den Bericht über Ihre Prüfungen, den ich nach und nach lesen werde. Ich bin sehr besorgt um jene Nonne, von der Sie sprechen. Gott möge Hilfe schaffen! Die Ihnen von Pater Nikolaus angegebene Verhaltungsmaßregel gegenüber dieser Schwester scheint mir ganz angemessen zu sein. Seien Sie aber auch wegen der anderen nicht ganz unbekümmert!

Pater Nikolaus hat mir auch erzählt, wie reichlich Sie für die Bedürfnisse des Ordens beigesteuert haben. Gott vergelte es Ihnen! Ich hätte nicht gewusst, was ich anfangen sollte; nun ist die Hauptsache geschehen, und man erwartet hier jeden Tag die Depesche, die angekommen ist und sehr gute Nachrichten enthält. Danken Sie alle unserem Herrn! Da der Pater Prior Ihnen hierüber ausführlich schreiben wird, so begnüge ich mich mit dieser kurzen Andeutung.

Bezüglich des Hauses, das man an Sie verkaufen will, ist es meiner Ansicht nach von großer Bedeutung, dass es eine schöne Aussicht und einen Garten hat; dies ist für unsere Lebensweise höchst wichtig, besonders wenn man bestimmte Einkünfte hat, wie sie Ihr Kloster mit der Zeit noch bekommen wird. Nur das scheint mir ein Übelstand zu sein, dass das Haus vom Kloster der unbeschuhten Karmeliten de los Remedios so weit entfernt ist, da ja diese die Beichten der Nonnen hören müssen; es ist, wie Sie sagen, zwar nicht außerhalb der Stadt, aber doch ganz am entgegengesetzten Ende. Auf jeden Fall aber unterhandeln Sie ja nicht über den Kauf des Hauses, bevor Sie von ihm in Begleitung von zwei Nonnen, die Sie für die verständigsten halten, Einsicht genommen haben. Zu einem solchen Ausgang wird Ihnen jeder Obere die Erlaubnis geben. Verlassen Sie sich in dieser Beziehung auf keinen unserer Väter noch auf sonst jemand. Sie wissen ja, welchen Streich uns diese früher gespielt haben. Ich habe Ihnen hierüber schon einmal geschrieben, weiß aber nicht, ob Sie diesen Brief erhalten haben.

Ich lege hier die Antwort auf den Brief bei, den Sie an meinen Bruder geschrieben haben. Aus Versehen habe ich ihn erbrochen, aber weiter nichts als den Anfang gelesen. Da er nicht an mich gerichtet war, habe ich ihn sogleich wieder versiegelt. Der Pater Prior hat in diesem Kloster die zur Erhebung des hiesigen Geldes nötigen Schriftstücke hinterlassen. Es fehlt mir aber noch die Vollmacht, die Rochus de Huerta hat. Dieser befindet sich gegenwärtig auf einer Geschäftsreise nach Sevilla. Senden Sie diese Vollmacht sowie auch jene, um die Sie der Pater Prior für die Angelegenheit in Valladolid gebeten hat! Sie können beide an die Priorin dieses Klosters schicken. Wenn Gott mir nur ein wenig Gesundheit schenkt, werde ich kaum länger als diesen Monat in Toledo bleiben. Ich habe nämlich den Auftrag erhalten, nach Segovia zu reisen, und von dort werde ich mich nach Valladolid begeben, um ein Kloster in Palencia zu gründen, das vier Meilen von Valladolid entfernt ist.

Ich habe die Nonnen von Villanueva gebeten, Ihnen die Beschreibung dieser Stiftung zu senden, und darum berichte ich Ihnen hier nur, dass sich alle Nonnen wohl befinden und nach meinem Dafürhalten unserem Herrn dort eifrig gedient wird. Als Priorin für jene Stiftung nahm ich eine Tochter der Beatrix de la Fuente aus dem hiesigen Kloster. Die Wahl scheint ausgezeichnet zu sein. Diese Nonne ist so geeignet für die dortige Bevölkerung wie Euere Ehrwürden für Andalusien. Die Schwester vom heiligen Angelus aus dem Kloster zu Malagón ist in Villanueva Subpriorin; sie versieht ihr Amt vortrefflich, und auch die anderen zwei Nonnen, die ich dorthin mitgenommen habe, sind sehr fromme Seelen.

Möchten doch die Nonnen von Sevilla unseren Herrn bitten, dass diese Stiftungen zu seiner Ehre gereichen, und Gott sei mit Ihnen! Ich kann mich jetzt nicht weiter mehr verbreiten. Das Fieber hat zwar nachgelassen, aber das Herzleiden ist noch heftig; vielleicht hat es nichts zu bedeuten. Ich bitte alle Ihre Töchter, mich Gott zu empfehlen! Beatrix von Jesu wird beifügen, wie es der Mutter Brianda ergeht.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesus

Unsere Mutter und ich kamen am Vorabend des Palmsonntags hier an. Wir trafen die Mutter Brianda so krank, dass man ihr die Letzte Ölung geben wollte; sie hatte ein äußerst bedenkliches Blutbrechen. Jetzt fühlt sie sich etwas besser, allein von Zeit zu Zeit wirft sie noch immer Blut aus und hat beständig Fieber; an manchen Tagen kann sie sich wieder vom Bette erheben. Da sehen Euere Ehrwürden, was geschehen wäre, wenn man sie nach Malagón gebracht hätte. Sie und das Kloster wären verloren gewesen; wenigstens hätte man infolge der äußersten Not des Klosters schwer darunter gelitten.

Unsere Mutter hat von diesem Kloster noch zwei Nonnen mitgenommen, und Gott gebe, dass diese zwei hinreichend sind! Lassen Euere Ehrwürden für sie sowie auch für mich beten; denn ich bedarf es gar sehr! Auch die Wahl eines neuen Generals möge das ganze Kloster Gott empfehlen, damit sie zur größeren Ehre Seiner Majestät gereiche. Hier traf ich den Pater Gracián. Er befindet sich wohl. Bezüglich des kleinen Backofens teilen wir Ihnen mit, dass er uns fast auf hundert Realen zu stehen kam, und doch taugte er nichts. Er verzehrt mehr Holz, als er uns Nutzen schafft, und darum haben wir ihn wieder abgebrochen. Beauftragen Sie jemand mit dem Besuche des Paters Prior de las Cuevas, und lassen Sie ihm meine freundlichsten Grüße überbringen! Infolge meines schlechten Gesundheitszustandes kann ich ihm leider nicht schreiben. Unterlassen Sie ja nicht, in Zukunft öfters nach seinem Befinden sich zu erkundigen; sonst hätte es den Anschein, als würden wir ihn jetzt vergessen, da er das Amt des Priors nicht mehr versieht, das ihm erlaubte, uns Almosen zu schicken; und das würde keinen guten Eindruck machen…

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin der unbeschuhten Karmelitinnen.

319. Brief - An Doña Elisabeth Osorio in Madrid

Toledo, am 8. April 1580

Nachricht über ihre Gesundheit. Verlangen, sie in Madrid zu sehen. Auftrag an Pater Balthasar Alvarez. Lob der Novizin Agnes von der Menschwerdung.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Fräulein!

Am Vorabend des Palmsonntags bin ich in Toledo angekommen; und obwohl der Weg, den ich bis hierher zurücklegen musste, dreißig Meilen beträgt, so wurde ich doch nicht müde; meine Gesundheit war vielmehr besser als gewöhnlich. Seitdem ich aber hier bin, geht es schlechter; ich glaube indessen, dass dies nichts zu bedeuten hat.

Sehr erfreut war ich, als ich hier die Nachricht erhielt, dass Ihre Gesundheit sich gebessert habe. Man hat mir einen Brief von Ihnen überbracht, worin Sie mir mitteilen, dass alle Prüfungen, die Sie erdulden mussten, Sie nicht von Ihrem frommen Entschlusse hätten abbringen können. Gott sei gepriesen für alles! Ich hoffe zu Seiner Majestät, es werde, sobald Sie einmal vollkommen hergestellt sind, um Ihr heiliges Vorhaben ins Werk setzen zu können, auch das schon zustande gekommen sein, was ich Ihnen mitgeteilt habe. Sollte dies nicht der Fall sein, so wird man auf andere Mittel sinnen, die zur Erfüllung Ihres frommen Vorhabens führen. Seien Sie versichert, dass ich, wenn Gott mir Gesundheit verleiht, in nicht langer Zeit nach Madrid kommen werde. Ich wünschte jedoch, dass davon niemand etwas erfahre. Ich weiß noch nicht, wie wir es anstellen werden, um uns miteinander besprechen zu können, allein ich werde Ihnen heimlich Nachricht geben, wo ich mich aufhalte. Schreiben Sie mir hierüber Ihre Ansicht, und vergessen Sie nicht, mich unserem Herrn zu empfehlen! Grüßen Sie mir den Pater Valentin, aber sagen Sie niemandem etwas von meiner beabsichtigten Reise nach Madrid!

Man teilt mir mit, dass der neuerwählte Provinzial der Jesuiten für die Provinz Madrid bald in diese Stadt kommen werde, wenn er nicht schon dort ist. Er ist einer meiner vertrautesten Freunde und war jahrelang mein Beichtvater. Sehen Sie, dass Sie ihn sprechen können! Er ist ein heiliger Mann. Haben Sie auch die Güte, ihm beiliegenden Brief zu übergeben, wenn er ankommt. Denn ich weiß keinen sichereren Weg, um ihm diesen übersenden zu können. Unser Herr leite Sie in all Ihren Unternehmungen! Amen.

Unsere Schwester Agnes von der Menschwerdung hatte, als ich sie traf, ein so gutes Aussehen, dass ich staunen musste. Es war ein großer Trost für mich, in ihr eine so eifrige Dienerin Gottes zu sehen. Der Herr halte sie an seiner Hand! Die Übungen des Gehorsams vollführt sie in hervorragender Weise; überhaupt zeichnet sie sich in jeder Tugend aus.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Der Pater Prior befindet sich immer wohl. Ihren Gruß habe ich ihm übermittelt. Sie verdanken ihm vieles. Ich bitte Sie, mir auf beiliegenden Brief Antwort verschaffen zu wollen und sie mir auf sicherem Wege zu übersenden; denn es ist viel daran gelegen.

Heute ist der 8. April.

320. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in la Serna bei Ávila

Toledo, am 10. April 1580

Empfehlung ihres Bruders Petrus de Ahumada, der infolge seines melancholischen Wesens das Haus seines Bruders Laurentius verlassen hatte. Ihre bevorstehende Reise nach Segovia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Gott scheint, ich versichere Sie, zuzulassen, dass wir bezüglich dieses armen Mannes in dieser Weise versucht werden, damit wir erkennen, wie weit unsere Liebe zu ihm geht. Wahrhaftig, mein Bruder, meine Liebe zu ihm ist so schwach, dass ich darüber sehr betrübt bin; wäre er auch nicht mein Bruder, sondern nur mein Nächster, so sollte mir billigerweise sein Elend zu Herzen gehen, allein ich habe so wenig Mitleid. Um diese Herzensstimmung zu überwinden, bedenke ich immer sogleich, was ich zu tun habe, um Gott zu gefallen; wenn dann der Gedanke an Seine Majestät zwischen mich und meinen Bruder tritt, bin ich immer wieder bereit zur Übernahme jeglicher Überwindung für ihn. Ohne dieses Hilfsmittel würde ich, ich versichere Sie, seiner Reise nach Sevilla nichts in den Weg legen; denn mein Wunsch, ihn außer Ihrem Hause zu wissen, war so groß, dass jetzt die Freude darüber mein Mitleid mit seinem Elende weit übertrifft. So bitte ich Sie denn um der Liebe unseres Herrn willen, mir den Gefallen zu erweisen, dass Sie ihn nicht mehr in Ihr Haus aufnehmen! Lassen Sie sich weder durch seine Bitten noch durch seine Not bestimmen, ihn wieder zu sich zu nehmen, damit ich Ruhe habe! Der Gedanke, bei Ihnen zu sein, macht ihn in der Tat zu einem Narren, wenn er es auch in anderen Stücken nicht ist. Ich weiß von gelehrten Männern, dass dies sehr wohl der Fall sein kann. Dieser Zustand kommt nicht her von seinem Aufenthalt in Serna; denn schon bevor er daran dachte, dorthin sich zu begeben, war er so. Die Ursache davon ist allein seine schwere Krankheit, und ich befürchtete deshalb schon früher gar sehr ein Unheil.

Er gesteht zu, dass Sie mit Recht sehr verdrießlich sind; allein er behauptet, dass er nicht anders könne. Er sieht es gut ein, dass sein Verhalten nicht vernünftig ist, und das muss ihm selbst sehr schmerzlich fallen; er möchte, wie er sagt, lieber sterben, als in diesem Zustande verbleiben, in dem er sich befindet. Er ist bereits mit einem Maultiertreiber übereingekommen, dass er ihn morgen nach Sevilla bringe; allein ich weiß nicht, zu welchem Zweck er sich dorthin begeben will; denn in Anbetracht seines schlimmen Zustandes würde ein einziger heißer Sommertag auf der Reise genügen, ihn zu töten, zumal er schon mit Kopfschmerzen hier angekommen ist. In Sevilla aber könnte er nichts anderes beginnen, als sein Geld verbrauchen und dann um Gottes willen betteln gehen. Ich habe zwar gemeint, er würde an dem Bruder der Doña Mayor eine Stütze haben; allein dieser hat selbst nichts. Das beste schien mir darum zu sein, dass ich ihn um Gottes willen bestimmte, zu warten, bis eine Antwort von Ihnen auf diesen Brief ankäme. Er ist zwar der festen Überzeugung, dass dies nichts nützen werde; allein da er sein Elend einsieht, wartet er schließlich noch. Antworten Sie mir darum um der Liebe willen sogleich und senden Sie Ihren Brief an die Priorin von Ávila, der ich schon geschrieben habe, sie möchte mir den Brief gleich mit der ersten Botengelegenheit zusenden.

Die so plötzliche Traurigkeit, von der Sie mir schreiben, hat nach meinem Dafürhalten ihren Grund in der Abreise des Bruders. Gott ist sehr getreu. Ist Ihr Bruder in diesem Stücke wirklich ein Narr - und davon bin ich überzeugt -, so sind Sie um so mehr verpflichtet, nach Möglichkeit sich seiner anzunehmen; dies fordert wenigstens die Vollkommenheit, nach der Sie streben. Sie dürfen ihn nicht dahinsterben lassen, sondern müssen einige Ihrer gewöhnlichen Almosen unterlassen und sie ihm zuwenden; denn gegen ihn haben Sie eine größere Verpflichtung, da er Ihr Blutsverwandter ist! Außer diesem haben Sie nach meiner Ansicht keinen Verpflichtungsgrund. Joseph (in Ägypten) hatte noch weniger Verpflichtungen seinen Brüdern gegenüber.

Glauben Sie es mir: Wenn Gott einem Menschen solche Gnaden erweist wie Ihnen, so will er auch, dass der Begnadigte große Werke vollbringe; und Ihre Gnaden sind sehr erhaben. Gesetzt nun den Fall, Ihr Bruder verfiele auf der Reise nach Sevilla dem Tode, dann würden Sie, ich versichere Sie, ganz gewiss, Ihrer Gemütsart zufolge, untröstlich sein, und Gott könnte Sie vielleicht dafür strafen. Darum müssen wir wohl achthaben, dass wir uns nicht in einer Sache täuschen, deren Folgen nicht mehr gutgemacht werden können. Wenn Sie, wie Sie es schuldig sind, die Sache vor Gott überlegen, so werden Sie finden, dass Sie durch die Unterstützung, die Sie Ihrem Bruder zukommen lassen, nicht ärmer werden; Seine Majestät wird Ihnen dies wieder in anderer Weise vergelten.

Sie gaben ihm zweihundert Realen, um sich kleiden zu können; dazu hatte er auch bei Ihnen Kost, und außerdem ist ihm in Ihrem Hause noch so manches zugute gekommen. Wenn auch dies scheinbar nicht viel ausmacht, so belaufen sich doch die Ausgaben hierfür weit höher, als Sie denken. Von dem, was Sie ihm gegeben, kann er in diesem Jahre leben, wo er will. Würden Sie ihm außer den zweihundert Realen, die er für Bekleidung schon von Ihnen erhalten hat, noch jährlich zweihundert Realen zum Lebensunterhalt geben, so könnte er sich bei meiner Schwester, die ihn seiner Aussage gemäß eingeladen hat, oder bei Didakus Guzmán aufhalten. Letzterer gab ihm hundert Realen, die er auf diesen Reisen verbrauchen wird. Sollten Sie ihm für nächstes Jahr wiederum zweihundert Realen geben, so wird es wohl ratsam sein, ihm die ganze Summe nicht auf einmal zu verabreichen, sondern von Zeit zu Zeit an jene auszuzahlen, die für seinen Unterhalt Sorge tragen; nach meinem Dafürhalten wird er nie lange an einem Orte bleiben. Es ist dies zwar sehr zu bedauern; allein es ist dies immerhin noch das Bessere, wenn er nur nicht in Ihrem Hause bleibt.

Denken Sie dabei, Sie geben einen Teil von dem, was Sie ihm zukommen lassen, mir - und Sie würden dies gewiss tun, wenn Sie mich in Not sähen -, ich würde es geradeso ansehen, als ob Sie es mir in der Tat gäben; übrigens wünschte ich, ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen. Ich hätte, seien Sie dessen sicher, schon längst gewünscht, Ihr Bruder möchte Ihr Haus verlassen; denn die Belästigungen, die er Ihnen verursachte, und die Befürchtungen, von denen ich sprach, gingen mir bisweilen sehr zu Herzen.

Mein Brief hat keinen anderen Zweck als diesen. Die Depeschen werde ich mir von Pater Nikolaus geben lassen, wenn er mich seinem Versprechen gemäß besucht; er wird sie, wie ich glaube, von Sevilla mitbringen. Es ist eine große Freude für mich, dass der kleine Laurentius so nahe bei mir ist. Gott sei mit ihm! Ich werde trachten, von hier bald wieder fortzukommen, da meine Gesundheit hier nicht so gut ist wie anderwärts. Wenn es Gottes Wille ist, reise ich von hier nach Segovia. Pater Antonius von Jesu teilt mir mit, er werde über Ávila reisen, wenn auch nur, um Sie besuchen zu können. Pater Gracián hat Toledo wieder verlassen. An Don Franziskus meine Empfehlungen!

Heute ist der Sonntag Quasimodo.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

321. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in la Serna bei Ávila

Toledo, am 15. April 1580

Petrus de Ahumada und seine Melancholie.

Jesus sei mit Ihnen!

Da man Ihnen schon einen langen Brief von mir über die Angelegenheit des Petrus de Ahumada überbracht haben wird, so bitte ich Sie heute, mir nur recht bald eine Antwort zukommen zu lassen und den Brief der Mutter Priorin übergeben zu wollen; denn in Ávila gibt es viele Boten, die hierher kommen. Unser armer Bruder verzehrt hier sein Geld, und er muss seinem Aussehen nach recht bekümmert sein. Es würde mir recht leid tun, wenn vor meiner Abreise, die, wie ich glaube, bald erfolgen wird, keine Antwort mehr von Ihnen käme.

Es geht mir jetzt besser als bisher. Schließlich wird alles nur ein Überbleibsel meiner früheren Krankheiten sein, und man darf sich darüber nicht wundern; aber darüber bin ich erstaunt, dass mein Befinden nicht schlechter ist. Was mich in Ávila gesund erhielt, war wohl nach meinem Dafürhalten der Umstand, dass ich nicht mit so vielen Briefen und Geschäften überhäuft war.

Von Rom haben wir wiederholt Nachrichten erhalten. Unsere Angelegenheiten nehmen einen sehr guten Verlauf, obwohl es nicht an Widersprüchen fehlt. Empfehlen Sie diese Gott und flehen Sie auch zu ihm, er möge Sie erkennen lassen, was mit Petrus de Ahumada zu tun ist; Seine Majestät wird Sie erleuchten, um zu erkennen, was das beste ist.

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass ich die vierhundert Realen, die Sie dem Bruder gegeben, als mir geschenkt ansehe. Was er verausgabt und schon ausgegeben hat, muss wohl von dem Gelde sein, das ihm Didakus Guzmán gegeben hat. In Anbetracht meiner Gemütsanlage ist es für mich, ich versichere Sie, recht peinlich, dass ich ihm mit gutem Gewissen nichts geben kann. Könnte ich es tun, so wäre dies für mich schon deshalb, weil Sie dieser Last enthoben würden, das größte Vergnügen. Möge der Herr hier Hilfe schaffen!

Ich bedauere recht sehr, dass Sie außer an den Festtagen keine heilige Messe hören können. Ich sinne fortwährend darüber nach, wie da zu helfen wäre, und finde kein Mittel. Petrus de Ahumada sagt mir, dass Ihr Haus in Serna viel besser sei als das in Ávila; besonders rühmt er die Schlafzimmer; dies freut mich sehr. Indessen scheinen mir doch die Ackerknechte, die auch in diesem Hause sind, viel Lärm zu machen. Würden Sie ein kleines Häuschen nebenan bauen, so wären Sie dieser großen Unruhe enthoben. Warum haben Sie denn nicht, wie wir es abmachten, die Küche durch eine Zwischenwand abgesperrt? Doch über was alles komme ich zu sprechen! Ich sehe ja, dass jedes in seinem eigenen Hause die besten Anordnungen zu treffen weiß.

Serna, der diese Briefe überbringt, wird nach seinem Dafürhalten heut über acht Tage wieder hierher zurückkehren. Haben Sie die Antwort noch nicht abgesendet, so lassen Sie diese durch ihn überbringen! Bis dahin werde ich von hier nicht abreisen; und sollte ich auch abreisen müssen, so werde ich doch warten.

Sie fragen mich, ob Petrus de Ahumada sich nicht etwa in einem Kloster unserer Mitbrüder aufhalten könnte; er hat selbst schon mit mir davon gesprochen, allein dies geht durchaus nicht an, da man Weltleute dort nicht aufnimmt. Auch könnte er die Kost, die man ihm dort geben würde, nicht vertragen. Er kann ja auch jetzt im Gasthaus das Fleisch nicht genießen, wenn es ihm nicht recht mürbe und weich gekocht vorgesetzt wird, und muss sich mit einer Pastete begnügen. Wenn es mir möglich ist, schicke ich ihm etwas Weniges; allein es geschieht dies selten. Ich wüßte nicht, wer imstande wäre, ihn mit Geduld zu ertragen und seine Wünsche so genau zu erfüllen.

Es ist doch etwas Entsetzliches um diese Gemütsart! Dadurch fällt der Mensch sich selbst und allen, die in seiner Umgebung sind, zur Last. Gott verleihe Ihnen all das Gute, um das ich zu ihm flehe, und bewahre Sie vor der Rückkehr des Petrus in Ihr Haus! Außerdem wünsche ich, dass man alle Mittel anwende, damit wir uns beide, wenn er sterben sollte, keine Vorwürfe zu machen brauchen!

An Don Franziskus und an Aranda viele Empfehlungen! Gott behüte Sie und mache Sie recht heilig! Amen. Warum schreiben Sie mir denn nicht, wie Ihnen das Leben in der Einsamkeit gefällt?

Heute ist der 15. April.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

322. Brief - An die Mutter Maria von Christus, Priorin in Ávila

Toledo, am 16. April 1580

Geldrückforderung. Sendung von Briefen.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Gestern habe ich Ihnen geschrieben, und bald darauf bot sich eine Gelegenheit, mehrere Briefe an unseren Pater Vikar zu senden. Bei Ihrer Armut ist es freilich nicht gut, so viel Porto zu zahlen; allein es lässt sich nicht gut anders machen. Senden Sie um der Liebe willen diesen Brief samt jenem, den Sie früher erhalten haben, an meinen Bruder. Er soll daraus ersehen, dass Pater Nikolaus hier angekommen ist. Er kam heute spät an, und ich sprach mit ihm gleich über Ihr Geld, worauf er mir erwiderte, er werde mir hinreichende Vollmacht zurücklassen, damit die Priorin es erheben und Ihnen senden könne. Diese aber sagte mir, dass die Person, bei der das Geld ausstehe, ihr erklärt habe, sie sei bereit, es auszuhändigen, und zwar, wie ich verstanden habe, auch wenn es sogleich zurückgesendet werden sollte. Bezüglich des Geldes in Valladolid hat Pater Nikolaus, wie man mir sagt, nach Sevilla geschickt, um gewisse Maßnahmen zur Rückforderung zu treffen, und man wird es erhalten; wenn nicht, so wird man es in anderer Weise ausbezahlen. Dieser Pater ist indessen der Meinung, dass Ihnen das Geld sicher sei.

An die Mutter Maria vom heiligen Hieronymus meine Empfehlungen! Schreiben Sie mir doch, wie es ihr geht! Grüßen Sie mir ebenso Elisabeth vom heiligen Paulus, Theresia und die übrigen Schwestern! Gott sei mit Euerer Ehrwürden und mache Sie alle heilig! Suchen Sie mir auf jeden Fall die Antwort des Paters Vikar und die meines Bruders zu senden, wie ich es Ihnen schon früher geschrieben habe! Ist der Pater Vikar von Ávila schon abgereist, so berichten Sie mir, wo er sich befindet, und senden Sie mir die beiliegenden Briefe wieder zurück!

Heute ist der 16. April.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

323. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá

Toledo, am 5. Mai 1580

Billigung der Entscheidung dieses Paters über einen Gewissensfall. Gute Nachrichten aus Rom. Verlangen, ihn zu sehen. Eine Postulantin und die Gründung von Madrid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Gestern habe ich Ihre Briefe erhalten. Sie kamen nach jenem an, der die Angelegenheit des Rektors von Alcalá enthielt. Ich habe mich über diese Angelegenheit schon mit Doña Luise und hier mit dem Lizentiaten Serrano besprochen. Die Antwort des letzteren sende ich Ihnen auf beiliegendem Zettel.

Was den Streit über die Schulmeinungen betrifft, von dem Sie mir berichten, so hat es mich sehr gefreut, dass Sie der sicheren Ansicht folgen. Die anderen Väter mögen vielleicht genügende Gründe für ihre Meinung haben; aber es wäre doch etwas Erschreckliches, wenn man in der letzten Stunde nicht durchwegs für das Sicherste sich entscheiden, sondern sich noch von der Weltehre bestimmen lassen wollte; in diesem Augenblicke hört die Ehre der Welt auf und beginnt man einzusehen, wie wichtig es ist, die Ehre Gottes allein vor Augen zu haben. Vielleicht fürchteten diese Väter, es möchte durch diesen Versöhnungsversuch die alte Feindschaft wieder aufleben, [so dass das Übel nur um so größer würde]. Doch Gott steht uns ganz gewiss mit seiner Gnade bei, wenn wir entschlossen sind, etwas allein um seinetwillen zu tun. Euere Paternität haben keine Ursache, sich über Ihre Meinung in dieser Frage zu beunruhigen. Es dürfte indessen gut sein, wenn Sie irgendeinen Grund zur Entschuldigung jener Väter anführen würden.

Mehr als Euere Paternität über diese Ihre Meinung war ich beunruhigt über Ihren Aufenthalt an dem Orte, wo das Scharlachfieber so allgemein herrscht. Gott sei dafür gepriesen, dass er Sie gesund erhalten hat! Mein Übel hat, wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe, jetzt nichts mehr zu bedeuten. Ich fühle nur noch einige Schwäche; ich musste nämlich einen schrecklichen Monat durchmachen, obwohl ich die längste Zeit außer Bett mich befand. Da ich an Leiden gewöhnt bin, so dachte ich, das Übel werde auch so wieder vorübergehen. Freilich war es so heftig, dass ich zu sterben vermeinte, obwohl ich es doch nicht so recht glauben konnte; übrigens war mir Leben oder Sterben einerlei. Es ist dies eine Gnade Gottes, die ich für sehr groß erachte; denn ich gedenke noch der Furcht, die ich in früheren Jahren vor dem Sterben hatte.

Den Brief aus Rom habe ich mit Freude gelesen. Wenn auch jetzt das Breve über die Trennung nicht so bald kommen sollte, so scheint die Sache doch gewiss. Ich sehe nicht ein, warum bei dessen Ankunft Unruhe entstehen sollte. Gut ist es, dass Euere Paternität auf unseren Generalvikar Pater Angelus warten, selbst wenn Sie keinen anderen Grund hätten. Auf diese Weise würde es nicht den Anschein haben, als könnten Sie die Stunde nicht erwarten, um von dem Ihnen übertragenen Amte Gebrauch zu machen; Pater Angelus wird nämlich auf alles achthaben.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass ich den Schwestern von Veas und dem Pater Johannes vom Kreuze geschrieben habe, Sie würden dorthin kommen; zugleich erwähnte ich auch das Amt, mit dem Sie Pater Angelus, wie er mir schrieb, betraut hat. Ich dachte zwar eine Weile darüber nach, ob ich nicht besser schweigen sollte; da mich aber der Pater Vikar selbst davon benachrichtigt hat, so glaube ich keinen Grund zu haben, Ihnen diese Mitteilung vorzuenthalten. Ich wünschte recht sehr, dass man die Zeit nicht unnütz verstreichen ließe. Da aber unsere Depeschen bald ankommen werden, so ist es ohne Vergleich besser, zu warten; denn dann wird alles, wie Sie selbst bemerken, mit viel größerer Freiheit geordnet werden.

Wenn Sie auch keinen Grund haben, mich zu besuchen, so halte ich es doch für einen Beweis großer Liebe zu mir, dass Sie mir schreiben, Sie würden kommen, wenn ich es wünsche. Es wäre dies freilich eine recht große Freude für mich; allein ich fürchte, unsere guten Brüder möchten es merken; auch würden Sie, da Sie ohnehin so viele Reisen machen müssen, dadurch sehr ermüdet werden. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass Sie doch einmal hierher kommen müssen. Alsdann wünschte ich mir einige freie Zeit, um mich mit Euerer Paternität über meine inneren Angelegenheiten zu besprechen und daraus Trost für meine Seele zu schöpfen.

Sobald ich ein wenig besser bei Kräften bin, werde ich trachten, mit dem Erzbischof zu sprechen. Gibt er mir die Erlaubnis zu einer Klosterstiftung in Madrid, so wird es ohne Vergleich besser sein, die Schwester des Don Johann López de Velasko dort aufzunehmen, als sie in ein anderes Kloster zu senden. Denn unsere Nonnen sind recht empfindlich, wenn nicht geschieht, was Sie wünschen; es ist das für mich ein wahres Kreuz. Dies ist auch der Grund, warum ich der Priorin von Segovia nicht schreibe, bevor ich über diese Stiftung sicher bin. Ich habe auch hier noch nicht im Ernste davon gesprochen, man möchte dieses Fräulein aufnehmen, wenn ich auch überzeugt bin, dass alle Nonnen mit Ausnahme der Priorin, die allerdings nicht sonderlich viel Lust dazu hat, sich bereit erklären würden. Um diese Angelegenheit hier noch in Ordnung zu bringen, ist es freilich zu spät; denn nach der Weisung des Paters Vikar darf ich hier nur so lange bleiben, bis ich wieder zu reisen imstande bin; und ich würde Gewissensbedenken bekommen, gegen diesen seinen ausdrücklichen Willen länger zu bleiben.

Ein weiterer Grund, warum ich nicht geschrieben habe, ist auch der, weil in Segovia ohnehin schon viele Nonnen sind und man eben wieder eine Novizin aufnehmen will, obwohl es kein großer Nachteil für das Kloster wäre, wenn man auch noch dieser Kandidatin die Aufnahme gewährte, da sie ja doch nur vorübergehend dort bleiben soll. Indes werde ich, wenn Sie es für gut finden, doch an die Priorin von Segovia schreiben; und wenn ihr dann auch Euere Paternität zu verstehen geben, wie sehr Sie über die Aufnahme dieser Kandidatin erfreut wären, so wird dies eine gute Wirkung haben. Zudem hat das Kloster in Segovia wenig oder fast nichts beigetragen zur Bestreitung der Reisekosten nach Rom. Großen Eindruck wird es auch machen, wenn Sie auf die Verpflichtungen hinweisen, die wir gegen Herrn Velasko haben.

Die Nonnen von Toledo zahlen jetzt fünfhundert Dukaten an das Kloster zum heiligen Joseph in Ávila. Ich habe sie selbst darum gebeten. Es war eine ganze Verwirrung entstanden, wovon ich Ihnen später noch Mitteilung machen werde; niemand trug daran eine Schuld, sonst würde ich schon zur rechten Zeit davor gewarnt haben.

Ich weiß wirklich nicht, ob es gut wäre, in Segovia über unser Projekt zu reden, bevor ich mich mit dem Erzbischof ins Benehmen gesetzt habe. Teilen Sie mir doch recht bald Ihre Ansicht hierüber mit! Es kommen viele Fuhrleute hierher, die Ihre Antwort mitnehmen, wenn Sie ein gutes Porto bezahlen. Es ginge auch nicht an, diese Kandidatin ohne Wissen und Willen der Nonnen nach Segovia zu schicken; denn nur unter dieser Bedingung hat mir Pater Angelus die Erlaubnis gegeben, ihr die Pforten ihres Klosters zu öffnen. Ich habe ihm nicht gesagt, um was es sich handelt. Was mich betrifft, so wünsche ich noch weit mehr ihren Eintritt als Sie. Meiner Ansicht nach ist es besser, wenn ich mit dem Erzbischof in seiner eigenen Wohnung spreche. Ich werde mich in die Kirche begeben, wo er die Messe hört, und mich dort bereit halten; von dem Resultate meiner Besprechung werde ich Sie dann in Kenntnis setzen.

Und jetzt noch ein Wort. Gott möge Sie behüten und Ihnen jene Gnaden gewähren, um die ich ihn für Sie bitte!

Heute ist der 5. Mai.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

324. Brief - An Petrus Johannes de Casademonte in Medina

Toledo, am 6. Mai 1580

Nachrichten über ihre Gesundheit und über die Patres, die sich nach Rom begaben. Guter Fortgang der Angelegenheiten in Rom.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!

Da ich längere Zeit krank war, habe ich es unterlassen, an Sie zu schreiben, obwohl ich sehnlichst zu erfahren wünschte, wie es mit Ihrer Gesundheit steht. Ich bin, Gott sei Dank, auf dem Wege der Besserung, wenn auch die Schwäche noch groß und der Kopf sehr leidend ist; deshalb ist dieser Brief auch nicht mit eigener Hand geschrieben. Ich bitte Sie, mir zu schreiben und mir über Ihre und der Doña Maria Gesundheit Nachricht zu geben. Wollen Sie ihr die freundlichsten Grüße von mir sagen! In Madrid sind die zweihundert Dukaten ausbezahlt worden; es hat mich dies sehr gefreut sowie auch die Nachricht, dass unsere Väter in Rom gesund sind und unsere Angelegenheiten einen guten Verlauf nehmen. Teilen Sie mir doch mit, was Sie von unserem Freund, dem Lizentiaten Padilla, erfahren haben!

Ich weiß nicht, wo mich die Antwort auf diesen Brief treffen wird; denn ich gedenke nur noch kurze Zeit hier zu bleiben. Sie können den Brief nach Segovia adressieren. Der Herr erhalte Sie und verleihe Ihnen die Heiligkeit, die ich Ihnen wünsche! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

325. Brief - An Doña Maria Henriquez, Herzogin von Alba

Toledo, am 8. Mai 1580

Freude und Betrübnis. Fürbitte zugunsten der verfolgten Jesuiten in Pamplona.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Exzellenz!

Seitdem ich erfahren, dass Sie nach Hause zurückgekehrt sind, hatte ich den innigsten Wunsch, Ihnen zu schreiben; allein meine Gesundheit war seit dem Gründonnerstag sehr schlecht; erst seit acht Tagen hat mich das Fieber verlassen, und doch war dieses Leiden von allen, die ich in dieser Zeit zu erdulden hatte, noch das geringste. Nach Aussage der Ärzte hat sich ein Geschwür an der Leber gebildet. Nach verschiedenen Aderlässen und durch Einnahme von Führmitteln bin ich endlich mit Gottes Hilfe diesem Meere von Leiden entronnen. Möge es Seiner Majestät gefallen, so schwere Leiden nur mir allein zu senden und Sie damit zu verschonen! Denn es würde mich mehr schmerzen, andere dulden zu sehen, als selbst von Leiden betroffen zu werden.

Die Angelegenheiten Euerer Exzellenz haben, wie es scheint, einen glücklichen Ausgang genommen. Ich kann Ihnen darum nur sagen, dass unser Herr will, wir sollten keine Freude ohne Beimischung von Leiden genießen. Dies werden, wie ich mir denke, eben jetzt auch Sie erfahren, da Sie von dem getrennt leben müssen, den Sie so sehr lieben. Allein dies wird unser Herr deshalb so gefügt haben, damit der Herr Herzog sich große Verdienste sammle und Sie später auf einmal mit der Fülle des Trostes begnadigt werden. Möge Seine Majestät die Dinge so leiten, wie ich sie darum bitte und wie sie alle Nonnen unserer Klöster mit größtem Eifer darum anflehen! Ich habe Ihnen alles ans Herz gelegt, gerade jetzt den glücklichen Ausgang des gegenwärtigen Unternehmens besonders im Auge zu behalten: Ich selbst, so elend ich auch bin, werde stets in dieser Absicht beten, und so werden wir fortfahren, bis wir die erwünschten Nachrichten erhalten.

Ich kann mir [leicht] vorstellen, wie viele Wallfahrten Sie jetzt vornehmen und wie viele Gebete Sie verrichten werden; ohne Zweifel wird Ihnen oft das Leben im Gefängnisse noch angenehmer vorkommen. O mein Gott, wie armselig sind doch die Eitelkeiten der Welt! Wahrhaftig, das beste ist, weder Ruhe noch sonst etwas von ihr zu verlangen, sondern alles, was uns betrifft, in die Hände Gottes zu legen; er weiß besser, was uns zuträglich ist, als wir es von ihm verlangen können. Ich sehne mich sehr darnach, zu erfahren, wie es mit Ihrer Gesundheit steht und wie es im übrigen geht; ich bitte Sie, mir darüber Nachricht geben zu wollen. Es liegt nichts daran, ob der Brief von Ihrer oder von fremder Hand geschrieben ist. Da ich schon lange keinen Brief mehr von Ihnen empfangen habe, so musste ich mich zufrieden geben mit den Grüßen, die mir Pater Magister Gracián von Ihnen übersandte. Ich schreibe Ihnen jetzt nichts von dem Orte, wohin ich mich, wenn ich wieder zu reisen imstande bin, begeben muss, noch auch von anderen Einzelheiten; denn Pater Antonius wird, wie ich glaube, nach Alba kommen und Euerer Exzellenz alles berichten.

Nur um eine Gnade bitte ich jetzt noch, die mir Euere Exzellenz jedenfalls gewähren müssen; denn es liegt mir viel daran, dass man erfahre, wie gnädig Sie sich in jeder Hinsicht gegen mich erweisen. Es ist nämlich in jüngster Zeit in Pamplona im Königreich Navarra ein Kollegium der Väter der Gesellschaft Jesu gegründet worden, und sie sind dort schon in Ruhe und Frieden eingezogen. Aber bald darauf erhob sich eine so heftige Verfolgung gegen sie, dass man sie schon aus der Stadt weisen wollte. Sie haben deshalb den Schutz des Kronfeldherrn angerufen, und Seine Gnaden hat sehr liebevoll mit ihnen gesprochen und sich sehr gnädig gegen sie gezeigt. Mögen mir darum Euere Exzellenz die Gefälligkeit erweisen, an diesen Herrn zu schreiben, ihm zu danken für das, was er getan, und ihn zu bitten, auch weiterhin diese Väter zu beschützen und ihnen in allen Fällen, in denen sie des Schutzes bedürfen, seine Huld und Gnade angedeihen zu lassen.

Weil ich um meiner Sünden willen aus eigener Erfahrung weiß, welch ein Jammer es ist, wenn Ordensleute sich verfolgt sehen, so habe ich diese Väter recht bedauert. Ich bin überzeugt, dass jeder, der diesen Vätern Gunst und Hilfe erweist, in den Augen Seiner Majestät sich viele Verdienste sammelt; darum wünschte ich, dass Euere Exzellenz an diesem Gewinn Anteil hätten. Von der Gottgefälligkeit dieses Werkes bin ich so vollkommen überzeugt, dass ich es auch wagen würde, dem Herrn Herzog selbst diese Bitte vorzutragen, wenn er hier im Lande wäre.

Die Bürger dieser Stadt geben vor, dass ihnen um so weniger bleibe, als diese Väter bekommen, und doch hat ein Edelmann diesen Vätern das Haus gebaut und ihnen ein sehr gutes Einkommen verschafft, so dass sie nicht vom Almosen leben müssen. Wäre dies aber auch der Fall, so ist es doch das Zeichen eines sehr schwachen Glaubens, wenn man dem großen Gott nicht so viel Macht zutraut, dass er denen die notwendige Nahrung geben könne, die ihm dienen. Seine Majestät behüte Sie und verleihe Ihnen ein solches Maß von Liebe zu ihr, dass Sie die Trennung von Ihrem Gemahle wenigstens mit Gelassenheit ertragen können! Denn ohne Schmerz sie zu ertragen, wird wohl nicht möglich sein.

Ich ersuche Euere Exzellenz, auch das erbetene Schreiben an den Kronfeldherrn mitzusenden, wenn Sie den gegenwärtigen Brief beantworten. Es soll dies aber nicht wie ein gewöhnliches Bittgesuch abgefasst sein, sondern nur den Wunsch Euerer Exzellenz zum Ausdruck bringen. Aber wie ungestüm kann ich doch bitten! Doch da ich schon so vieles für Sie erduldet habe und noch erdulde, müssen Sie schon diese Vermessenheit ertragen.

Heute ist der 8. April. Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Toledo. Ich wollte sagen, heute ist der 8. Mai.

Euerer Exzellenz unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

326. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, am 30. Mai 1580

Aufnahme der Doña Velasko in Segovia und ihre bevorstehende Reise nach Segovia Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Gestern, am Feste der heiligsten Dreifaltigkeit, sandte ich Ihnen einen Brief, als ich jenen erhielt, worin Sie mir mitteilen, dass Sie gleichzeitig an mich und an Pater Nikolaus schrieben. Heute erhielt ich alle übrigen Briefe, und ich ersehe aus ihnen, wie notwendig die Anwesenheit dieser Väter an jenem Orte war, da die Verwirrung so groß war. Gepriesen sei der Herr, der alles leitet!

Ich schreibe Ihnen heute, damit Sie unbesorgt sein können, die anderen Briefe möchten etwa verlorengegangen sein. Es tut mir nur leid, dass Doña Johanna soviel Porto ausgeben musste. Ich empfehle mich in ihre Gebete!

Heute habe ich auch einen Brief der Priorin von Segovia erhalten, worin sie mir mitteilt, Johanna López möge nur mit mir kommen; denn alle Nonnen würden sie sehr gerne aufnehmen. Ich hatte ihr aber auch in einem Tone geschrieben, der jede andere Antwort unmöglich machte. Der Priorin gegenüber war dies ja weniger nötig, da diese sowohl Euere Paternität als auch mir eine Gefälligkeit erweist. Gott sei gepriesen, dass ich mit all diesen Schwierigkeiten, die sich mir aufdrängten, zu Ende bin, sowie auch mit den übrigen Geschäften, die ich zu vollführen hatte! Denn ich versichere Sie, mein Vater, ich musste dabei mit großer Sorgfalt zu Werke gehen, da jede Priorin nur um ihr eigenes Kloster besorgt ist und nicht denkt, dass auch auf die anderen Rücksicht genommen werden müsse.

Es wird wohl unbedingt notwendig sein, dass man für diese Kandidatin ein Bett und Geld für ihre Aussteuer beschafft. Ich hätte gewünscht, alle diese Kosten auf mich nehmen zu können; allein ich befinde mich gerade jetzt in der größten Armut, deren Ursache ich Euerer Paternität sagen werde, wenn Sie mich besuchen. Wenn Sie es nicht für gut halten, diese Angelegenheit jetzt zur Sprache zu bringen, so werden wir uns anders zu helfen suchen, obwohl mir für jetzt wirklich die Mittel dazu fehlen. Wenn die Stiftung in Madrid zustande kommt, wird sich die Sache betreffs der Aussteuer besser gestalten.

Aus vielen Gründen halte ich dafür, dass es nichts schaden würde, wenn Euere Paternität noch vor dem Fronleichnamsfeste nach Toledo kämen, wir könnten dann die Reise nach Segovia mitsammen machen. Sie werden nicht allzusehr ermüdet werden, wenn Sie auf einem Wagen fahren. Es wird zwar auch Pater Antonius mit mir reisen; allein dieser ist so schwach, dass er uns viel zu schaffen machen wird. Nach dem Fronleichnamsfeste könnte uns gar nichts mehr aufhalten als nur die Erlaubnis des Erzbischofs, die wir noch immer nicht erlangen können. Über die Nachricht betreffs der Beatrix habe ich mich sehr gefreut. Warum drängt denn Pater Nikolaus so sehr, dass Sie dorthin reisen? Gerade die Gründe, die er dafür hat, sprechen nach meinem Dafürhalten für das Gegenteil; er sieht dies jetzt selber ein. Übrigens wäre für Sie die Anstrengung zu groß, wenn auch sonst kein Nachteil daraus entstände. Aber dies und anderes werden wir, so Gott will, mündlich besprechen! Darum für jetzt genug.

Euerer Paternität Dienerin

Theresia von Jesu

327. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Toledo, am 3. Juni 1580

Bittgesuch an den Erzbischof von Toledo. Wiedergenesung des Paters Anton. Die Prinzessin de Eboli. Bevorstehende Abreise nach Segovia. Verschiedene Angelegenheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Ich weiß nicht, was unser Herr vorhat, dass er mir so viele Hindernisse in den Weg legt, die mir die Abreise von hier und die Unterredung mit diesem Engel unmöglich machen.

Heute habe ich auf den Rat meiner Freunde hin an den Erzbischof selbst eine Art Bittgesuch gerichtet. Wir wollen warten, um noch vor der Abreise zu sehen, wozu er sich entschließt, ob er die Gründung von Madrid genehmigt oder nicht. Nun aber kommt ein weiteres Hindernis; ich fürchte nämlich, wir werden den Pater Angelus auf dem Wege nicht treffen, da er mir geschrieben hat, dass er nach den Festtagen sich nach Madrid begeben werde. Wir werden uns indessen deshalb, soviel ich glaube, von der Reise nicht länger abhalten lassen, wenn die Angelegenheit mit dem Erzbischof geregelt ist, sondern am nächsten Dienstag uns auf den Weg begeben.

Pater Anton befindet sich jetzt wieder bedeutend besser, so dass er Messe lesen kann. Sie können darum bleiben und wohl zufrieden sein. Wir werden uns in Madrid sprechen, und wenn nicht, uns im Himmel wiedersehen. Der Grund, warum ich Ihre Ankunft hauptsächlich gewünscht, war der, weil Pater Anton so krank war, dass ich es nicht gewagt hätte, mit ihm allein zu reisen; ich hätte gefürchtet, er bliebe mir auf dem Wege. Was aber meinen Schmerz noch etwas vermehrte, war der Gedanke, der Freude beraubt zu sein, den Ihre Begleitung mir verschafft hätte; aber ich weiß nicht, wie es kommt, dass jedesmal, so oft ich mir in diesem Leben eine Freude verschaffen will, das Gegenteil eintritt. Da Pater Anton so krank war, hätten Sie wohl eine gute Gelegenheit gehabt, zu seinem Besuche hierher zu kommen; es würde dies jedermann gebilligt haben. Übrigens wäre es sehr am Platze, wenn Sie ihm schreiben würden, dass Sie sich über seine Wiedergenesung freuten; denn er befand sich auch in einem Zustand großer Verlassenheit des Geistes.

Pater Ferdinand von Kastilien ist in Toledo. Man hatte mir gesagt, die Fürstin de Eboli sei in ihrem Hause zu Madrid, und jetzt berichtet man mir, sie befinde sich in Pastrana. Ich weiß nicht, ob das eine oder das andere auf Wahrheit beruht; indessen wäre beides sehr gut für sie.

Meine Gesundheit ist, Gott sei Dank, gut. Benachrichtigen Sie mich doch, wenn Pater Angelus in Madrid angekommen sein wird! Die fahrenden Boten bringen die Briefe am schnellsten und am sichersten. Ich habe Euerer Paternität zweimal geschrieben und Ihnen mitgeteilt, dass ich den Brief des Paters Nikolaus und die übrigen, die zugleich mit diesem ankamen, erhalten habe. Jenen, den Sie am Dienstag vor dem Fronleichnamsfeste geschrieben, übergab man mir heute am Freitag nach diesem Feste. Ich sende die Antwort darauf durch einen Bruder der Mutter Brianda. Letztere befindet sich wohl. Alle Schwestern empfehlen sich in Ihre Gebete und ich auch in das Gebet des Herrn Velasko, dem ich jetzt nicht schreibe, da ich es erst vor kurzem getan habe. Ich wünschte recht sehr, es möchte mein Brief an ihn nicht verlorengegangen sein; er war deshalb wichtig, weil ich darin diesen Herrn bat, es möchte seine Schwester sich in Madrid einfinden, wenn ich dort durchreisen würde.

Pater Nikolaus hat, wie er mir schrieb, in Sevilla achthundert Dukaten zum Aufbewahren hinterlegt, die nach Aussage der Priorin dort bleiben sollen, um damit die notwendigen Ausgaben für die Angelegenheiten des Ordens bestreiten zu können. Dies sage ich Ihnen deshalb, damit jener, der Ihnen die hundert Dukaten leihen wird, sicher sein kann, sein Geld bald wieder zurückzuerhalten. Sollte da, wo Sie sich befinden, eine Anleihe nicht möglich sein, so darf ich nur an Casademonte schreiben, und er wird sogleich das Geld senden. Möge Gott alles leiten, da er sieht, in welcher Not wir uns befinden, und Euere Paternität behüten, wie ich ihn darum bitte!

Euerer Paternität Dienerin

Theresia von Jesu

Senden Sie, bitte, beiliegenden Brief an Pater Nikolaus und erkundigen Sie sich im Kloster der Karmeliten, was man dort über den Pater Generalvikar weiß! Geben Sie mir dann, wenn möglich, darüber Nachricht! Jedenfalls werden wir nach meinem Dafürhalten am Dienstag oder Mittwoch von hier abreisen, falls nicht aufs neue etwas dazwischentritt; ich komme mir nämlich wie bezaubert vor, [weil ich immer wieder hingehalten werde].

228. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in la Serna bei Ávila

Segovia, am 15. Juni 1580

Besorgnis der Heiligen über das Befinden ihres Bruders. Zweifelhafter Beruf.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen!

Ich bin jetzt in Segovia, und zwar äußerst bekümmert, bis ich Nachricht über Ihre Gesundheit erhalte. Ich kann nicht begreifen, wie es kommt, dass ich seit der Abreise des Petrus de Ahumada nichts mehr von Ávila hörte. Damals erhielt ich wohl einen Brief; aber jetzt bin ich in Furcht, Sie möchten krank sein, weswegen mir auch die Schwestern des St.JosephsKlosters nicht zu schreiben wagten. Diesen Brief überbringt Ihnen Pater Antonius von Jesu. Er wird Sie besuchen und Ihnen über alles Nachricht geben. Deshalb will ich mich kurz fassen; übrigens bin ich auch mit anderweitigen Geschäften überladen, aber ich überlasse alles Seiner Paternität.

Die Verehelichung mit dem Edelmanne, von der Sie mir schrieben, kam nicht zustande. Hier in Segovia war man dagegen. Die Priorin erzählte mir so viel Gutes von jener jungen Dame, dass ich es für ein großes Glück ansehen würde, wenn sie in unsere Verwandtschaft käme. Sie ist mit der Priorin innig befreundet und wird kommen, um mich zu besuchen. Wir werden ein geeignetes Mittel suchen, damit die Mutter Priorin sie prüfe, um zu erfahren, ob es geraten sei, dass Sie sich mit dieser Angelegenheit noch weiter beschäftigen. Der Herr füge es so, wie es am meisten zu seiner Ehre gereicht, und behüte Sie!

Geben Sie mir bald Nachricht über Ihre Gesundheit! In Toledo ließ ich einen Brief an Sie zurück, weiß aber nicht, ob Sie ihn erhalten haben. Die freundlichsten Grüße an Don Franz; auch Pater Gracián, der hier ist, sendet Ihnen seine Grüße. Gott behüte Sie und mache Sie recht heilig! Amen. Wir kamen vorgestern hier an.

Heute ist der 15. Juni.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

329. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in la Serna bei Ávila

Segovia, am 19. Juni 1580

Ermunterung zum Gottvertrauen. Verschiedene Ratschläge.

Jesus sei mit Ihnen!

Man berichtet mir die Ankunft dieses Boten… Es hätte mir sehr leid getan, wenn… … Ich Verstehe nicht, woher Sie wissen, dass Sie bald sterben werden, und warum Sie solch grundlosen Gedanken nachhängen und sich mit dem ängstigen, was doch nicht geschehen wird. Vertrauen Sie auf Gott! Er ist der treueste Freund, der weder Sie noch auch Ihre Kinder verlassen wird. Ich wünschte recht sehr, Sie wären imstande, hierher zu kommen, da es mir nicht möglich ist, nach Ávila mich zu begeben. Besuchen Sie wenigstens öfters das St.JosephsKloster, da Sie so nahe bei diesem wohnen! Es wird Ihnen das nur förderlich sein. Es war gar nicht gut für Sie, dass Sie sich so lange ferne gehalten haben und immer allein geblieben sind. Tun Sie das um der Liebe willen nicht mehr, und geben Sie mir Nachricht über Ihre Gesundheit! Seitdem ich hier in Segovia bin, befinde ich mich weit besser, und die kleinen Fieberanfälle, die ich früher hatte, haben mich verlassen. Um die Angelegenheit, über die ich Ihnen geschrieben, habe ich mich seitdem nicht mehr bekümmert; ich werde auch weiter nichts tun können, bis Pater Angelus, der noch acht Tage hier bleiben wird, abgereist ist.

Die Mutter Priorin, Pater Gracián und die Schwester [Anna] vom heiligen Bartholomäus empfehlen sich Ihnen recht sehr! Grüßen Sie mir Don Franz und geben Sie mir um der Liebe willen Nachricht über Ihre Gesundheit! Gott sei mit Ihnen! Um Ihnen mehr zu schreiben, habe ich jetzt keine Zeit. Heute ist der 19. Juni.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Vielleicht wird es nötig sein, dass ich Ihnen einen eigenen Boten sende. Es ist nämlich in der Angelegenheit, von der ich Ihnen schon geschrieben habe, etwas zutage getreten, was Aussicht auf guten Erfolg gewährt. Allein bis zur Abreise des Paters Angelus lässt sich nichts regeln.

330. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Segovia, am 4. Juli 1580

Ankündigung des Todes ihres Bruders Laurentius. Verschiedene Verhaltungsmaßregeln bezüglich der Behandlung jener Nonne, die die Verfolgung in Sevilla veranlasst hatte. Die Galeeren und die Mauren. Angelegenheiten der Karmelitinnen zu Salamanka und Didakus López de Zúñiga.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Mutter!

Es scheint nicht der Wille unseres Herrn zu sein, dass ich lange ohne Leiden bleibe. Ich muss Ihnen darum berichten, dass es ihm gefallen hat, seinen treuen Freund und Diener, Don Laurentius de Cepeda, zu sich zu nehmen. Es überfiel ihn ein so heftiger Blutsturz, dass er innerhalb sechs Stunden daran erstickte. Zwei Tage zuvor hatte er noch die heilige Kommunion empfangen; er starb bei vollem Bewusstsein, indem er sich unserem Herrn empfahl. Ich hoffe zu seiner unendlichen Barmherzigkeit, dass er schon zum Genusse der himmlischen Güter eingegangen ist. Denn er war schon lange in einer solchen Verfassung, dass ihn alles anekelte, was sich nicht auf den Dienst Gottes bezog. Darum hielt er sich gerne auf seinem von Ávila eine Meile entfernten Landgute auf, da er, wie er sich ausdrückte, vor den Höflichkeitsbezeigungen der Welt einen Abscheu hatte. Er pflegte unablässig das Gebet und wandelte beständig in der Gegenwart Gottes. Seine Majestät gewährte ihm so erhabene Gnaden, dass er mich öfters in Staunen versetzte. Für körperliche Bußübungen hatte er besondere Vorliebe, und so tat er in dieser Hinsicht mehr, als ich gewünscht hätte. Er teilte mir nämlich alles mit und hatte ein so großes Vertrauen zu mir, dass er sich genau an jedes Wort hielt, das ich ihm sagte. Dies hatte ohne Zweifel seinen Grund in der großen Liebe, die er zu mir trug. Ich vergelte ihm dies damit, dass ich mich freue über sein Scheiden aus diesem armseligen Leben und über die Sicherheit seines Zustandes, in dem er sich nun befindet. Es ist dies nicht eine bloße Redensart; vielmehr erfreut sich mein Herz jedesmal, sooft ich an ihn denke. Seine Kinder dauern mich zwar; allein ich denke, Gott werde ihnen um ihres Vaters willen beistehen.

Ich habe dies Euerer Ehrwürden so ausführlich erzählt, um Sie zu trösten, weil ich weiß, wie schmerzlich Sie seinen Tod empfinden; denn Sie und alle meine Schwestern verdanken ihm vieles. Sie können nicht glauben, welche Teilnahme er an Ihren Prüfungen zeigte und welche Liebe er zu Ihnen trug. Jetzt ist die Zeit, ihm die schuldige Dankbarkeit zu erzeigen. Empfehlen Sie ihn daher unserem Herrn, aber unter der Bedingung, es möchten Ihre guten Werke, falls seine Seele diese nicht mehr nötig hätte, jenen Seelen zugute kommen, die ihrer am meisten bedürfen und Nutzen davon haben; ich habe die feste Überzeugung, und mein Glaube lässt mich annehmen, [dass er bereits im Lande der Seligen ist].

Kurz vor seinem Tode hat er mir an meinen jetzigen Aufenthaltsort im St. Josephs-Kloster zu Segovia geschrieben, das zwölf Meilen von Ávila entfernt ist. In diesem Schreiben drückte er sich derart aus, dass ich daraus schließen zu müssen glaubte, er wisse gewiss, dass er nur mehr kurze Zeit leben werde; ich war darüber sehr erstaunt. Es scheint mir, meine Tochter, alles so schnell vorüberzugehen, dass wir mehr an die Mittel denken müssen, um gut zu sterben als um gut zu leben. Gebe Gott, dass ich, wenn ich nun noch in dieser Welt bleiben muss, ihm wenigstens einigermaßen diene! Ich bin um vier Jahre älter, als mein Bruder war, und kann doch immer nicht sterben. Im Gegenteil, ich bin von der Krankheit, die mich befiel, wieder genesen, wenn auch die gewöhnlichen Anfälle, insbesondere die Kopfschmerzen, nicht ausbleiben.

Sagen Sie, bitte, dem Pater Gregor, er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten und meines Bruders eingedenk sein, der an den Prüfungen des Ordens die innigste Teilnahme bekundete. Ich weiß wohl, wie schwer sein Amt auf ihm lastet, allein er möge Geduld haben, und das gilt auch für Euere Ehrwürden. Denn von Tag zu Tag erwarten wir das Breve von Rom. Unser Vater ist jetzt hier beschäftigt, da seine Anwesenheit notwendig ist. Seine Gesundheit ist, Gott sei Dank, gut. Er hat in Begleitung des Paters Vikar, Frater Angelus, das hiesige Kloster visitiert. Wir reisen beide übermorgen nach Ávila; ich weiß aber nicht, wie lange wir dort bleiben müssen, um abzuwarten, welche Maßnahmen betreffs des Erbteiles der Theresia getroffen wurden. Die Arme hat durch den Tod ihres Vaters viel verloren und das ganze Kloster mit ihr. Möge Gott es zum besten wenden!

Die Geldanweisungen, die Sie für die vierhundert Dukaten ausgestellt haben, bedeuten soviel wie nichts; das Guthaben in Toledo wenigstens wird nicht so bald ausbezahlt werden, und Gott gebe, dass es überhaupt ausbezahlt wird! Ich habe den Schwestern von Toledo die Sorge um dasselbe anheimgestellt. Betreffs des Geldes in Valladolid werde ich an Pater Nikolaus schreiben, dass er mir die diesbezüglichen Papiere sendet; wenn ich in Ávila fertig bin, wird man mir meines Erachtens den Auftrag zur Klostergründung in Palencia erteilen, wohin ich mich eigentlich direkt von hier aus schon begeben sollte. Wenn ich die Papiere erhalten habe, werde ich sehen, ob wir etwas erreichen können. Jetzt aber wird jener, der als Vormund der Kinder meines Bruders aufgestellt wird, schon mehr darauf dringen, dass das Geld eingehoben wird, als dies von unserer Seite geschehen ist. Gehen Sie mit sich wohl zu Rate, wie Sie Ihre Schuld zahlen können; und wenn eine vorzügliche Kandidatin eintreten wollte, so wäre es nicht gefehlt, sie aus diesem Grunde aufzunehmen. Sie wird Ihnen auch dazu verhelfen, dass Sie leichter die Ausgaben decken, die Sie für die Angelegenheiten in Rom machten. Möge Gott alles auf das beste ordnen!

Für jetzt fürchte ich, es möchte der heilige Prior de las Cuevas auch mit Tod abgehen; Sie würden ihn gewiss sehr vermissen. Bei alledem freue ich mich, dass man ihn endlich einmal in Ruhe lässt. Sagen Sie ihm dies in meinem Namen, und melden Sie ihm meine Empfehlungen und die besten Grüße! Dasselbe bitte ich auch meinem Vater Rodrigo Alvarez gegenüber zu tun. Dem letzteren bitte ich, sagen zu wollen, dass sein Brief gerade zur rechten Zeit angekommen ist. Er handelte nur von dem großen Vorteil der Leiden; und es scheint mir, als wirke Gott durch diesen Mann schon während seines Lebens Wunder. Was wird dann erst nach seinem Tode geschehen?

Für ein solches Wunder würde ich auch das halten, was er an dieser armen [Beatrix] getan, wenn ihre Selbsterkenntnis so aufrichtig wäre, wie Sie mir berichten. Die Schwestern finden es für sehr gut, dass sie die Schuld auf Garcia Alvarez werfe, allein ich halte das für ganz gefehlt. Ich würde dem, was Beatrix über ihn aussagt, wenig Glauben schenken; denn ich halte ihn für einen Mann, der ein richtiges Gewissen hat; und nach meiner Ansicht hat ihn Beatrix so in Verwirrung gestürzt. Wenn auch diese Schwester noch nicht so ist, wie wir es wünschen, so habe ich mich doch über ihre Einkehr in sich selbst gefreut. Hier in diesen kastilianischen Klöstern wurde viel für sie gebetet, und vielleicht hat sich der Herr doch ihrer erbarmt. Es hat mir indessen recht wehe getan, als ich beim Lesen Ihrer Briefe erfuhr, dass man ihr die Kommunion erlaubt habe. Ich muss Ihnen, meine Mutter, sagen, dass es nicht recht ist, derartige Vorkommnisse ungestraft hingeben zu lassen. Es wäre gut gewesen, wenn man sie mit beständiger Haft, die man, wie Sie sagen, für sie schon bestimmt hatte, bestraft und nicht mehr daraus entlassen hätte.

Ihr Brief kam so spät in meine Hände, dass meine Antwort in diesem Falle wohl nicht mehr zur rechten Zeit eintreffen wird; denn ich weiß nicht, wann dieser Brief nach Sevilla abgehen wird. Den Ihrigen, der vom Mai, und zwar, wie ich glaube, vom 15. Mai datiert war, überbrachte man mir erst am Vorabend von Peter und Paul; und so weiß ich nicht, was ich darauf antworten soll. Es wäre indes eine Torheit, zu warten, bis Pater Gracián kommt, um diese Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Das beste wird sein, dass Beatrix schon vorher ihre Aussagen zurücknehme und alle Lügen widerrufe, damit es nicht den Anschein gewinne, als sei sie von ihm dazu beredet worden. Es wundert mich nur, dass nicht Sie selbst schon auf diesen Gedanken gekommen sind. Wenn diese Nonne Verleumdungen ausgesprochen hat, die in der Zukunft noch Schaden bringen könnten, so wird es notwendig sein, dass mein Vater Rodrigo Alvarez sich umsehe, was zu tun sei. Diese Nonne muss widerrufen und den Widerruf eigenhändig unterzeichnen. Möge dies, meine Tochter, mit Gottes Hilfe in der Weise geschehen, dass ihm dadurch Genugtuung verschafft werde und diese Seele nicht verlorengehe!

Seine Majestät tröste auch diesen armen Paulus! Er muss wohl ein frommer Mann sein, da ihn Gott mit so vielen Leiden heimsucht. Halten Sie es für etwas Unbedeutendes, in einem Kloster zu sein, von dem aus man die Galeeren sehen kann? Die Schwestern in Kastilien beneiden Sie darum sehr. Denn dies ist ein großer Behelf zum Lobpreise unseres Herrn. Ich versichere Sie, dass die Schwestern es sehr bedauern werden, wenn sie dieses Haus verlassen.

Eben meldet man mir, die Mauren hätten sich zu einem Überfall auf die Stadt Sevilla verschworen. Da würden ja die Schwestern eine vortreffliche Gelegenheit haben, die Marterkrone zu erlangen. Suchen Sie sich darüber Gewissheit zu verschaffen, und die Mutter Subpriorin möge uns dann das Nähere berichten! Über deren gute Gesundheit bin ich sehr erfreut; allein es schmerzt mich, zu erfahren, dass Ihr Gesundheitszustand kein besonders guter ist. Sorgen Sie doch um der Liebe willen ja recht für Ihre Gesundheit! Ein sehr gutes Mittel gegen Nierenleiden, sagt man mir, seien reife Hagebutten, die man dörrt und zu Pulver stößt; man nehme davon jeden Morgen so viel, als ein halber Real wiegt. Fragen Sie darüber einen Arzt, und lassen Sie es um der Liebe willen nicht mehr so lange anstehen, bis Sie mir schreiben!

Allen Schwestern empfehle ich mich vielmals, besonders der Schwester vom heiligen Franziskus. Die Schwestern des hiesigen Klosters und die Mutter Priorin senden Ihnen freundliche Grüße. Es muss sich doch recht sonderbar ausnehmen, inmitten dieser Fahnen und Vorbereitungen zum Kriege sich zu befinden! Suchen Sie nur aus all diesem Nutzen für Ihre Seelen zu ziehen und im inneren Leben zuzunehmen inmitten dieses Kriegsgeschreies, das Sie hören! Sie müssen wohl recht über sich selbst wachen, dass Sie sich nicht zerstreuen! Ich habe nämlich ein inniges Verlangen, Sie alle recht heilig zu sehen.

Wie schön wäre es doch, wenn die Stiftung in Portugal zustande käme! Nach Aussage des Don Teutonio, des Erzbischofs von Ebora, soll dieser Ort nur vierzig Meilen von Sevilla entfernt sein. Es wäre wahrlich eine große Freude für mich, dorthin mich begeben zu können. Ich versichere Sie, dass mich schon während meines ganzen Lebens das Verlangen beseelte, etwas zur Ehre Gottes zu tun; und da mein Leben nur mehr kurze Zeit währen wird, so möchte ich die noch, übrigen Tage nicht so in Untätigkeit hinbringen, wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Da bezog sich alles nur auf inneres Leiden, im übrigen ist nichts von Wichtigkeit geschehen. Bitten Sie alle unseren Herrn, er möge mir die Kraft verleihen, wenigstens einigermaßen in seinem Dienste tätig sein zu können!

Ich habe Ihnen schon nahegelegt, diesen Brief meinem lieben Pater Gregor übergeben zu wollen, der ihn auch als an ihn selbst geschrieben ansehen möge. Sagen Sie ihm auch, dass ich ihn im Herrn liebe und ihn wieder einmal zu sehen wünschte! Mein Bruder starb am Sonntag nach dem Feste des heiligen Johannes.

Erkundigen Sie sich doch um der Liebe willen, wann die Flotte ankommt, und suchen Sie genau in Erfahrung zu bringen, wer jene sind, die von der Stadt der Heiligen Drei Könige zurückkehren, und ob Didakus López de Zúñiga noch am Leben oder schon gestorben ist! Ist er wirklich gestorben, so lassen Sie vor einem Notare eine Urkunde über sein Ableben abfassen und senden Sie mir diese auf ganz sicherem Wege zu! Sorgen Sie wo möglich dafür, dass zwei oder drei Zeugen die Urkunde bestätigen; mit einem Worte, suchen Sie die Sache möglichst gut in Ordnung zu bringen! Wir werden nämlich, wenn López wirklich gestorben ist, sogleich einige Häuser für die Schwestern in Salamanka kaufen; dies ist zwischen seinen Erben und mir schon abgemacht. Denn in dem Hause, in dem die Nonnen jetzt wohnen, führen sie das beklagenswerteste Dasein von der Welt, und ich wundere mich nur, dass sie noch am Leben sind.

Dieser Didakus López ist ein Edelmann aus Salamanka, der schon seit vielen Jahren in der Stadt der Heiligen Drei Könige wohnt. Sollte er noch am Leben sein, so müssen mir Euere Ehrwürden ebenso über den Zeitpunkt, wann die Flotte wieder zurückkehrt, Nachricht geben, weil ich ihm einige Briefe senden will. Bedenken Sie wohl, dass es sich um eine wichtige Angelegenheit handelt und deshalb große Sorgfalt am Platze ist! Dieser Edelmann musste schon über fünfundsiebzig Jahre alt gewesen sein und war beständig leidend. Es ist darum wohl anzunehmen, dass er schon im Himmel ist.

Sie können mir Ihre Briefe über Madrid senden und sie an Doña Johanna Dantisko, die Mutter des Paters Gracián, adressieren. Ich werde bemüht sein, Ihnen bald wieder zu schreiben. Gott gebe, dass dieser Brief nicht verlorengehe! Seine Majestät behüte Sie und mache Sie so, wie ich es wünsche!

Heute ist der 4. Juli.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Karmel zu Sevilla.

331. Brief - An eine unbekannte Dame

Medina del Campo, am 6. August 1580

Trostgründe bei der Betrübnis dieser Dame. Aufmunterung zum Vertrauen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und verleihe Ihnen die nötigen Geistes und Körperkräfte, um einen so harten Schlag wie diesen Trauerfall ertragen zu können! Wäre dieser Schlag nicht von einer unendlich barmherzigen und gerechten Hand gekommen, so hätte ich nicht gewusst, wie ich Sie trösten sollte, da er mir so sehr zu Herzen ging. Aber ich weiß, wie sehr uns dieser große Gott liebt, und wie gründlich Sie das Elend und die Unbeständigkeit dieses armseligen Lebens schon erkannt haben; deshalb hoffe ich zu unserem Herrn, er werde Sie immer mehr und mehr erleuchten, um die Gnade zu erkennen, die er der Seele, die diese Wahrheiten einsieht, dadurch erweist, dass er sie von dieser Welt wegnimmt. Sie dürfen nach unserem heiligen Glauben gewiss versichert sein, dass diese heilige Seele den ihr gebührenden Lohn empfangen wird für die vielen Prüfungen, die über sie gekommen sind und die sie mit so standhafter Geduld ertragen hat.

Um diese Gnade habe ich unseren Herrn recht innig angefleht und auch alle Nonnen dieses Klosters aufgefordert, dasselbe zu tun. Auch flehten wir zu ihm, er möge Ihnen Trost und Gesundheit gewähren, damit Sie den Kampf in dieser armseligen Welt aufs neue wieder aufnehmen können. Selig jene, die schon in Sicherheit sind! Es scheint mir jetzt nicht der rechte Augenblick zu einem längeren Brief zu sein; es wird wohl besser sein, ich bespreche mich mit unserem Herrn und bitte ihn, er wolle Sie trösten; denn bei einem solchen Leid vermögen die Geschöpfe, besonders ein so sündhaftes wie ich, gar wenig Trost zu spenden. Möge Seine Majestät, deren Macht unendlich ist, meine Bitten erhören und in Zukunft Ihre Begleiterin sein, die Ihnen Ersatz bietet für den Verlust jener, die Ihnen so teuer war!

Heute ist der Vorabend der Verklärung [Christi].

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

332. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Medina del Campo, am 6. August 1580

Das Erbe des Don Laurentius. Die Kapelle im St.JosephsKloster zu Ávila. Brief des Paters Johannes aus Rom. Geldangelegenheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Sie werden bereits einen Brief von mir erhalten haben, in dem ich Ihnen berichtete, dass Gott meinen guten Bruder Don Laurentius de Cepeda zu sich genommen hat und dass ich mich nach Ávila begeben werde, um mich nach meiner [Nichte] Theresia und ihrem Bruder umzusehen, die sich jetzt recht verlassen fühlen. Ich befinde mich zur Zeit in Medina del Campo, bereit zur Abreise nach Valladolid, wohin ich mich einem Aufträge gemäß begeben soll. Sie können mir dorthin oft schreiben, da ein regelmäßiger Postverkehr besteht. Sie wissen ja schon, wie sehr mich Ihre Briefe erfreuen. Ich nehme meinen Neffen Don Franz mit, weil in Valladolid einige Schriftstücke in Ordnung gebracht werden müssen. Ich sage Ihnen, dass wir beide, er ebenso wie ich, nicht wenig Mühe haben werden, bis alles geregelt ist. Hätte man mir nicht versichert, dass ich Gott einen großen Dienst erweise, wenn ich mich dieser Kinder annehme, ich würde mich um diese Angelegenheiten nicht gekümmert haben, da ich so großen Widerwillen dagegen empfinde. Don Franz ist indes sehr tugendhaft.

Euere Ehrwürden müssen mir in den anderen Schwierigkeiten beistehen, die wir in Indien in Ordnung zu bringen haben. Ich bitte Sie deshalb um der Liebe Gottes willen, sich bei Ankunft der Flotte aus Indien sorgfältig erkundigen zu wollen, ob sie eine Geldanweisung an meinen seligen Bruder mitbringt, und mir Nachricht zu geben, damit ich das Geld erheben lassen kann! Versäumen Sie dies ja nicht! Erkundigen Sie sich auch, ob nicht Briefe an ihn mitgekommen sind, und suchen Sie sich, wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe, Gewissheit zu verschaffen, ob Didakus López de Zúñiga, der in der Stadt der Heiligen Drei Könige wohnte, gestorben ist.

Mein Bruder hat zur Erbauung einer Kapelle im St.JosephsKloster zu Ávila, die zugleich seine Grabstätte sein soll, das Geld bestimmt, das ihm das Kloster in Sevilla noch schuldet. Ich habe Euerer Ehrwürden schon geschrieben, dass die Wechsel, die Sie mir geschickt haben, so schwer einzulösen sind, dass ich nicht weiß, ob man auch nur etwas davon erheben kann. Das Geld in Toledo, dessen Erhebung ich den dortigen Schwestern recht ans Herz gelegt habe, wird wohl erst nach und nach und wahrscheinlich erst recht spät ausbezahlt werden, wenn überhaupt eine Bezahlung erfolgt. Der Schuldner des Geldes sagt nämlich, es müssten erst ich weiß nicht was für Rechnungen in Ordnung gebracht werden, und überdies habe er Briefe, oder wie er sich ausdrückt, durch die er sich ausweisen könne, dass er schon einen Teil der Summe bezahlt habe. Zudem ist er ein Mann von so hohem Ansehen, dass niemand ihn zum Zahlen zwingen möchte. Was man in Valladolid noch schuldet, werde ich in kurzem erfahren, wenn Pater Nikolaus die Papiere sendet. Da ich Testamentsvollstreckerin bin, muss ich mich auch um den Einzug der Gelder kümmern, so unangenehm mir dieses Geschäft auch ist. Sorgen also Euere Ehrwürden dafür, dass Ihre Schuld beglichen wird! Wenn Sie, um diese Summe sowie auch jene, die Sie für den Orden aufgewendet haben, zahlen zu können, eine tüchtige Nonne finden, so wäre das nicht unrecht!

Der beiliegende Brief an den Präsidenten der Handelskammer in Sevilla ist von seinem Freund, dem Bischof von Kanaria. In diesem ersucht ihn der Bischof, das Geld, das etwa aus Indien kommen sollte, in sicherem Verwahr zu halten. Sorgen Sie dafür, dass dieser Brief durch eine zuverlässige Person dem Präsidenten eigenhändig übergeben werde, und entledigen Sie sich, meine Tochter, der Ihnen von mir erteilten Aufträge recht gut! Es soll dies eine Gegengabe sein für die gute Nachricht, die ich Ihnen jetzt mitteilen will.

Vor fünf Tagen erhielt unser Pater Hieronymus Gracián, der jetzt hier ist, mich hierher begleitete und mir in meinen gegenwärtigen Geschäften große Hilfe geleistet hat, durch Pater Johannes von Jesu einen Brief aus Rom. Letzterer teilt ihm darin mit, dass das Breve bezüglich unserer Ordensangelegenheiten dem königlichen Gesandten schon übergeben sei, damit er es an den König sende, und dass der Eilbote, der diesen Brief überbringe, auch das Breve zu übergeben habe. Wir dürfen also versichert sein, dass das Breve jetzt schon in den Händen des Königs ist. Pater Johannes teilt uns auch den wesentlichen Inhalt dieses Schriftstückes mit, das sehr weitgehende Vollmachten umfasst. Gott sei gepriesen, dass er uns eine solche Gnade erwies! Jetzt können ihm die Schwestern wohl danken.

Pater Hieronymus wird, wie er mir sagte, dem Pater Gregor schreiben. Ich weiß aber nicht, ob er es tun kann, da er heute predigt. Wartet der Eilbote so lange, so wird er gewiss schreiben; wenn nicht, so berichten Sie ihm diese Neuigkeiten sowie auch meine Empfehlungen! Gott schenke ihm die Gesundheit! Denn die Nachricht von seiner Erkrankung hat mich recht betrübt. Teilen Sie mir doch bald mit, ob er schon wieder genesen ist; denn bevor ich dies nicht weiß, schreibe ich ihm nicht! Ich habe nämlich vor, ihn zu ersuchen, er möchte Sie unterstützen, um jene Erkundigungen einziehen zu können, die ich Ihnen ans Herz gelegt habe.

Schreiben Sie mir auch, wie Sie sich in diesem Sommer befinden; denn bei der großen Hitze, die auch hier herrscht, fürchte ich für Ihre Gesundheit! Ebenso möchte ich gerne wissen, wie es der Schwester Beatrix und allen übrigen ergeht. Grüßen Sie mir alle recht freundlich, besonders aber die Mutter Subpriorin!

Pater Nikolaus ist, Gott sei Dank, gesund, und auch ich befinde mich ziemlich wohl. Sorgen und Mühen habe ich freilich in Menge, allein diese achte ich wenig. Die göttliche Majestät sei mit Euerer Ehrwürden und erhalte Sie mir! Ich erachte es für ein großes Glück, dass ich Sie in Sevilla weiß; denn ich bin überzeugt, dass Sie unsere Angelegenheiten in Indien sehr gut besorgen werden. Schreiben Sie mir auch, ob Sie, falls irgendeine Geldsumme aus Indien kommt, diese erheben und in Ihrem Kloster aufbewahren können, wenn ich Ihnen dazu die Vollmacht sende! Über Ihr Befinden bitte ich mir recht ausführliche Mitteilung zukommen zu lassen! Gott verleihe Ihnen Gesundheit, wie ich es wünsche und wie er es für notwendig hält! Amen.

Heute ist das Fest der Verklärung Christi.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Karmel zu Sevilla.

333. Brief - An Theresia von Jesu, Nichte der Heiligen, im St.JosephsKloster zu Ávila

Medina del Campo, am 7. August 1580

Verhaltungsmaßregeln bei Trockenheiten und Versuchungen. Verschiedene Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Tochter!

Ihr Brief hat mich sehr erfreut; und dass auch meine Briefe Ihnen Freude machen, dient mir, da wir nun doch einmal nicht beisammen sein können, zu großer Beruhigung.

Was Ihre Trockenheiten betrifft, so scheint unser Herr mit Ihnen schon zu verfahren wie mit einer Seele, die er für stark hält. Er will Sie prüfen, um zu sehen, ob Ihre Liebe zu ihm in der Trockenheit ebenso standhalte wie in den Tröstungen. Ich halte diese Trockenheiten für eine große Gnade Gottes. Machen Sie sich darüber keinen Kummer! Denn nicht in fühlbaren Wonnegenüssen besteht die Vollkommenheit, sondern in den Tugenden. Die Andacht wird zu einer Zeit wiederkommen, wo Sie gar nicht daran denken.

In Bezug auf die Angelegenheit mit jener Schwester, von der Sie mir berichten, wird es gut sein, gar nicht daran zu denken und jeden derartigen Gedanken abzuweisen. Halten Sie einen Gedanken, der Ihnen in den Sinn kommt, nicht gleich für Sünde, selbst wenn er sehr böse wäre! Das aber, was Sie mir sagen, hat nichts zu bedeuten. Ich wünschte, dass auch jene Schwester von derselben Trockenheit heimgesucht würde; denn ich weiß nicht, ob sie sich selbst kennt. Wir könnten ihr dies zu ihrer eigenen Förderung wünschen. Kommt Ihnen ein böser Gedanke, so machen Sie das Kreuzzeichen, beten Sie ein Vaterunser oder schlagen Sie an Ihre Brust und suchen Sie an etwas anderes zu denken! Dadurch erwerben Sie sich sogar ein Verdienst, da Sie der Versuchung widerstehen.

Der Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus möchte ich gerne antworten, allein es fehlt mir an Zeit. Grüßen Sie mir diese recht freundlich! Sie weiß schon, dass ich Sie mehr bevorzuge. Auch an Romero und an Maria vom heiligen Hieronymus meine Empfehlungen! Da die letztere mir gar nicht schreibt, wie es mit ihrer Gesundheit steht, so wünschte ich, dass mir wenigstens eine andere Schwester darüber Nachricht gäbe.

Don Franz ist wie ein Engel, und seine Gesundheit ist gut. Gestern ging er mit seiner Dienerschaft zur heiligen Kommunion. Morgen reisen wir nach Valladolid; von dort aus wird er Ihnen schreiben, da ich ihm von der heutigen Botengelegenheit nichts gesagt habe. Gott erhalte Sie mir, meine Tochter, und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen. Meine Empfehlungen an alle Schwestern!

Heute ist das Fest des heiligen Albertus.

Theresia von Jesu

Anschrift: An meine liebe Tochter, Schwester Theresia von Jesu, in Ávila.

334. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Valladolid, am 9. August 1580

Trost im Leiden. Ordnung der Vermögensverhältnisse des Don Laurentius. Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Die Erinnerung an den Schmerz, den Sie empfinden, hat den meinigen um vieles vermehrt. Aber Gott sei gepriesen, dass er uns auf so mannigfache Weise Gnaden erweist! Seien Sie überzeugt, meine Schwester, die Prüfungen sind eine große Gnade. Bedenken Sie, dass alles, wie Sie gesehen haben, schnell ein Ende nimmt! Fassen Sie Mut und vergessen Sie nicht, dass der Gewinn unvergänglich ist!

Weil Herr Johann de Ovalle den Brief selbst überbringt und berichten wird, was wir besprochen haben, und es überdies bald ein Uhr nach Mitternacht ist, will ich mich kurz fassen. Wenn es möglich ist, werde ich Don Franz veranlassen, gleich mit Herrn de Ovalle zu reisen; und wenn es jetzt nicht geschehen kann, werde ich Sorge tragen, dass er bald abreist. Ich werde alles, was mir möglich ist, tun, ohne dass Sie es mir anzuempfehlen brauchen.

Aber mit Verehelichungsangelegenheiten mich zu befassen, ist mir äußerst unangenehm. Für jetzt bin ich mit den ermüdenden Geschäften, die ich zu besorgen hatte, fertig; aber ich war dies alles jenem schuldig, der jetzt im Himmel ist; und überdies sagte man mir, dass der Dienst Gottes dies erfordere. Beten Sie zu Seiner Majestät um glücklichen Erfolg! Ich werde Sie von dem, was hier geschehen soll, benachrichtigen. Viele Grüße an meinen Neffen und meine Nichte! Ich empfehle sie Gott, der allein imstande ist, sie nach Verdienst zu belohnen. Auf Geschöpfe sein Vertrauen zu setzen, nützt wenig. Seine Majestät sei mit Ihnen und erhalte Sie mir!

An die Mutter Priorin meine Empfehlungen! Sagen Sie ihr, dass ich mich wohl befinde! Vor mir liegen mehrere Briefe von ihr; allein ich konnte sie seit meiner Ankunft, die gestern erfolgte, nicht lesen, da ich so viele Besuche empfangen und so mannigfache Geschäfte zu besorgen habe. Deshalb kann ich ihr auch nicht schreiben.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

335. Brief - An Don Didakus de Mendoza

Valladolid, am 21. August 1580

Freude über den Empfang seines Briefes. Mahnung, für sein Seelenheil Sorge zu tragen. Verschiedene Angelegenheiten.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Ich versichere Sie, ich kann den Grund nicht begreifen, warum unsere Schwestern und ich über Ihren Brief so erfreut und getröstet sind. Wir erhalten zwar viele Briefe und sind es auch gewohnt, Gunstbezeigungen und Wohlwollen von angesehenen Personen zu empfangen; allein dies alles macht auf uns keinen so tiefen Eindruck wie Ihr Brief. Es muss da eine geheime Ursache vorhanden sein, die wir nicht zu entdecken vermögen. Ich habe diese Wirkung in der Tat bei den Schwestern und bei mir genau beobachtet.

Man gibt uns nur eine Stunde Zeit zur Antwort, da, wie man sagt, der Bote sogleich wieder abreist; die Schwestern aber wünschten nach meiner Ansicht mehr Zeit zu haben, um den ihnen von Euerer Gnaden erteilten Auftrag mit Sorgfalt ausführen zu können. Ihre Base meint, dass ihre Worte Eindruck bei Ihnen machen. Freilich, wenn die Wirkung der guten Absicht entsprechen würde, womit sie dies sagt, dann wäre ich vollkommen überzeugt, dass ihre Worte den von ihr beabsichtigten Zweck hervorbrächten; allein das ist Sache unseres Herrn, und Seine Majestät allein kann die Herzen rühren. Der Herr erweist uns schon dadurch eine sehr große Gnade, dass er Sie erleuchtet, um den wahren Wert dieser irdischen Dinge zu erkennen, und in Ihnen das Verlangen erweckt, davon frei zu sein. Beides aber muss doch wohl bei einem so einsichtsvollen Mann wie Sie allmählich die erhabensten Wirkungen hervorbringen. Ich kann Ihnen in aller Wahrheit sagen, dass ich mit Ausnahme der Angelegenheiten des Herrn Bischofs zur Zeit nichts weiß, was meine Seele mit innigerer Freude erfüllen könnte, als das Bewusstsein, dass Sie Herr über sich selbst sind. Ich habe mir auch wirklich gedacht, dass nur Gott allein das Verlangen Ihrer hochherzigen Seele erfüllen könne. Darum hat Ihnen Seine Majestät schon eine Gnade erwiesen, indem sie zuließ, dass jene unbekümmert um Sie sind, die auf Erden noch einen Ihrer Wünsche hätten erfüllen können. Verzeihen Euere Gnaden, dass ich eine so unbesonnene Sprache führe! Aber so ist es eben: Die Verwegensten und Schlimmsten sind immer am unbesonnensten; erweist man ihnen auch nur eine geringe Freiheit, dann nehmen sie sich gleich allzuviel.

Pater Hieronymus Gracián freute sich sehr über Ihren Gruß. Ich kenne seine Liebe zu Ihnen und sein Verlangen, Ihnen zu dienen, und ich glaube, dass dieses Verlangen noch größer ist, als es sein sollte. Frommen Seelen, mit denen er verkehrt, legt er ans Herz, für Sie zu unserem Herrn zu flehen; und sein Wunsch, Sie möchten daraus Nutzen ziehen, ist so groß, dass ich zu Seiner Majestät hoffe, sie werde ihn erhören. Er ist nämlich, wie er mir eines Tages sagte, nicht damit zufrieden, dass Sie recht fromm sind, er will Sie auch recht heilig sehen.

Meine Wünsche aber sind viel bescheidener; ich wäre schon damit zufrieden, dass Sie sich mit dem begnügten, was für Sie allein notwendig ist, und dass Ihre Liebe nicht allzusehr auf die Sorge um das Wohl anderer bedacht sei. Würden Sie nämlich einzig auf Ihre Ruhe bedacht sein, so könnten Sie diese jetzt schon genießen und sich dann mit dem Erwerbe ewiger Güter befassen. Sie könnten sich dann ganz dem Dienste dessen weihen, der Sie ewig bei sich haben und ohne Unterlass mit seinen Freuden erfüllen will.

Wir wussten schon, auf welchen Tag das Fest des Heiligen fällt, von dem Euere Gnaden reden. Wir sind alle übereingekommen, an diesem Tage die heilige Kommunion für Sie aufzuopfern. So können wir etwas von unserer Schuld abtragen. Wir werden uns an diesem Tage recht um Ihretwillen freuen und ihn auf die bestmögliche Weise zu heiligen suchen. Die guten Dienste, die Sie mir erweisen, sind für mich das Unterpfand dafür, dass ich Sie noch um viele andere bitten darf, wenn ich sie benötige. Aber unser Herr weiß es, dass Sie mir die größte Gnade erweisen würden, wenn Sie sich da befanden, wo Sie mir trotz des besten Willens keinen jener Dienste mehr erweisen könnten, von denen Sie sprechen. Immerhin aber werde ich mich, wenn ich in Not bin, an Euere Gnaden als an den Herrn dieses Klosters wenden.

Ich begreife jetzt, in welcher Verlegenheit sich die Schwestern Maria, Elisabeth und Ihre Base befinden, wenn sie Ihnen antworten sollen. Die kleine Elisabeth vom heiligen Judas, die das Schreiben nicht gewohnt ist, schweigt; und ich weiß nicht, was sie in ihrer Stellung Ihnen sagen könnte. Ich habe mir vorgenommen, kein Wort in den Briefen unserer Nonnen zu verbessern; Euere Gnaden müssen die Fehler hinnehmen, da Sie ihnen den Auftrag zum Schreiben gegeben haben. Freilich ist es keine kleine Abtötung für Sie, ihre Albernheiten zu lesen, wie es auch kein geringer Beweis Ihrer Demut ist, dass Sie sich für so unbedeutende Persönlichkeiten interessieren. Unser Herr möge uns so machen, dass Ihr gutes Werk nicht unbelohnt bleibe und wir Seine Majestät in würdiger Weise um Belohnung Ihrer Person zu bitten wissen!

Heute ist Sonntag; ich weiß aber nicht, ob es der 20. August ist.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und wahre Tochter

Theresia von Jesu

336. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Valladolid, am 8. September 1580

Nachrichten über Ordensangelegenheiten und über den Stand ihrer Gesundheit.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!

Da der Pater Rektor und die Priorin Ihnen sagen werden, wie es uns hier ergangen ist, so werde ich mich in diesem Briefe kurz fassen. Ich wünschte recht sehr, über Ihr Befinden und über Ihre Angelegenheiten Nachricht zu erhalten. Wenn ich meine freie Zeit recht zu benützen wüßte, hätte ich hier ein wenig mehr Gelegenheit als sonstwo, um Sie Gott zu empfehlen. Unser Herr gebe, dass meine Gebete Ihnen von Nutzen seien! Wenigstens fehlt mir das Verlangen nicht, Sie recht heilig und gesund zu sehen. Ich bin hier viel gesunder als dort, obwohl die gewöhnlichen Anfälle und besonders die Lähmung noch fortdauern. Ja, ich befinde mich sogar sehr wohl, da das Fieber nachgelassen hat und auch die Appetitlosigkeit nicht mehr anhält wie in Segovia.

Bei meiner Abreise von Ávila sagte man mir, dass die Depeschen von Rom angekommen und ganz nach unserem Wunsche seien. Weiteres habe ich nicht erfahren. Da dieser Bote wieder zurückkehren muss, so bitte ich Sie, mir über alles, vorzüglich über Ihre Gesundheit, Nachricht geben zu wollen. Die Priorin befindet sich wohl und empfiehlt sich recht angelegentlich in Ihre Gebete! Sie verwaltet ihr Amt vortrefflich.

Unser Herr mache Sie zu einem recht großen Heiligen!

Heute ist der 8. (September 1580).

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

337. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Medina

Valladolid, am 4. Oktober 1580

Das Erbe des Don Laurentius. Leiden der Heiligen. Petrus de Ahumada und ihr Neffe. Der Beruf des Don Franz. Das kleine Maultier des Paters Grarián.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit meinem Vater! Amen.

Heute, am Feste des heiligen Franziskus, habe ich zwei Briefe von Euerer Paternität erhalten. Diese haben mir große Freude gemacht, da ich daraus erfuhr, dass es mit Ihrer Genesung vorwärtsgeht. Gebe Gott, dass es immer so bleibe, wie ich ihn darum bitte!

Über den Vergleich habe ich mich sehr gefreut, da er überaus vorteilhaft ist; und wäre er auch weniger günstig, so würde ich mich doch glücklich schätzen, weil sich eben Prozesse für uns nicht schicken.

Man kann sagen, dass es mit meiner Gesundheit gut steht und der Appetit besser ist als vorher. Auch die Schwäche ist nicht mehr groß, da ich allmählich wieder etwas zu Kräften komme; aber eigenhändig zu schreiben, wage ich noch nicht. Nach und nach werde ich mich schon wieder erholen; haben darum Euere Paternität wegen meines Übelbefindens keinen Kummer! Der bisherige genügt hinreichend. O wie bekümmert war ich doch, dass die Mutter Priorin in ihrem Briefe keine Nachricht gab über Don Ludwig und auch nicht berichtete, ob Doña Johanna wieder gesund ist. Unsere Maria vom heiligen Joseph erhebt sich schon wieder vom Bette und ist fieberfrei; sie ist so heiter, dass man meinen sollte, sie sei gar nicht krank gewesen.

Was den Brief des Petrus de Ahumada betrifft, so soll man kein Gewicht darauf legen; ich dachte mir, er wäre noch schlimmer; es war sehr unrecht, dass er das nicht sandte, um was man ihn ersuchte. Don Franz wird mit ihm nicht zurechtkommen, wenn er seine Angelegenheiten nicht mir überlässt; vor mir hat er wenigstens noch einige Achtung. Man wird wohl viel an jenem Besitztum verlieren; da aber der Hauptsache nach doch ein Gewinn daraus erzielt wird, so ist wenig daran gelegen. Wenn mein Gesundheitszustand wieder besser ist, werden mir diese Angelegenheiten nicht mehr so viele Beschwerden machen. Die Krankheit muss wohl den Mut sehr schwächen, besonders wenn man ein Herz hat wie ich; denken Sie indessen nicht, dass ich unter dieser Last erliege!

Der Brief der kleinen Theresia hat mich sehr erfreut wie auch die Nachricht von der Zufriedenheit und Gesundheit des Don Franz. Möge sie Gott an seiner Hand halten! Falls Petrus de Ahumada sich auf einem schlechten Reitpferd nach Serna begeben will, so möge es Don Franz bei sich behalten und seinem Onkel ein gemietetes Maultier auf die Reise mitgeben. Allein er ist so empfindlich, dass er nach meinem Dafürhalten sich nicht damit zufrieden geben wird, obwohl er ein Pferd, das ihm nur Unkosten bereitet, nicht nötig hat. Don Franz soll ihm kurzweg erklären, dass er in Serna nicht Wohnung nehmen könne und ihm dort Ein und Ausgang verwehrt sei. Er soll sich von ihm losmachen, so gut er kann, und ihm weder Geld noch irgendeine Unterschrift geben. Überdies möge er ihm bedeuten, dass ihm die Rente, die mein Bruder für ihn bestimmt und die gerichtlich sehr gut geregelt ist, jederzeit zu Gebot stehe. Ich begreife nicht, wie er sagen kann, man habe ihm nichts gegeben, nachdem ihm doch die Leute in Serna auf Verwenden der Priorin hundert Realen zukommen ließen. Diese seine Melancholie ist doch etwas recht Peinliches für uns.

Obwohl ich diesen Brief nicht mit eigener Hand schreibe - denn ich vermag es nicht -, so macht mir doch mein Kopf so viel zu schaffen, dass ich mich nicht so lange mit Ihnen unterhalten kann, wie ich es gerne wünschte. Gott behüte Sie und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Grüßen Sie mir, bitte, die dortigen Herrschaften sowie die Mutter Priorin, Agnes von Jesu! Die Schwester vom heiligen Bartholomäus empfiehlt sich in Ihre Gebete. Es gereicht ihr zu großem Troste, dass Euere Paternität gesund sind.

Ich wünschte sehr, dass Don Franz sich gegen Petrus de Ahumada strenge zeigen und ihn tadeln möge, da er sich mit Perálvarez bezüglich der Verwaltung des Gutes nicht verständigte. Einer verlässt sich auf den anderen, und so tut keiner etwas; wenn auch Petrus de Ahumada vorgibt, er nehme sich darum an, so ist dies in der Tat nicht der Fall. Es muss sowohl für dieses Besitztum als auch für die fromme Stiftung, die Franz de Salcedo den Nonnen vermacht hat, ein Verwalter aufgestellt werden. So können wir uns dieser Sorgen einigermaßen entschlagen.

Don Franz soll dem Petrus de Ahumada gegenüber keine Nachgiebigkeit zeigen, sondern ihm offen erklären, und zwar womöglich mit allem Nachdruck, dass er im Sinne habe, seinen Stand zu ändern. Die Sache lässt sich, wie Euere Paternität mit Recht bemerken, nicht mehr verheimlichen, da jener kleine Page es in Valladolid schon jedem, der es hören wollte, gesagt hat und es in Ávila noch weiter verbreiten wird; er versteht es ja zu übertreiben. Mir sagte es hier der Lizentiat Godoy; er hat es von dem ehemaligen Bürgermeister von Ávila gehört. Auch noch andere Leute berichten mir davon. Somit ist die Sache schon offenkundig, und wozu soll dann, was doch geschehen muss, noch geheimgehalten werden? Und weiß man einmal, dass sich die Sache wirklich so verhält, dann redet kein Mensch mehr davon. Übrigens scheint mir Don Franz von solcher Gemütsart zu sein, dass er auf derartiges Gerede kein Gewicht legt. Mir schrieb er einen Brief, der mich zum Lobpreise Gottes gestimmt hat. Der Herr sei mit Euerer Paternität!

Ich fürchte, jenes kleine Maultier passe nicht für Sie; und es wird nach meinem Dafürhalten gut sein, wenn Sie sich ein besseres kaufen. Verstehen Sie sich dazu, so wird sich gewiss jemand finden, der Ihnen zu diesem Zwecke Geld vorstreckt; wenn ich hier Geld erhalte, werde ich es Ihnen zusenden. Man kann auch das alte Reitpferd des Petrus de Ahumada an Sie verkaufen, vorausgesetzt, dass er es zugibt. Ich fürchte nur, dass man ein Tier kauft, das meinen Vater abwirft; von diesem kleinen Maultier fürchtete ich weniger für Sie. Ich halte es auch nicht für gut, dass Don Franz, wenn er in den Orden eintritt, die Reise mit einem Reitpferd macht, das er dem Kloster nicht überlassen kann. Handeln Euere Paternität in allem, wie es Ihnen am besten erscheint, und seien Sie nicht so zurückhaltend! Dadurch martern Sie mich zu Tode.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

Lesen Euere Paternität dem Don Franz vor, was ich über Petrus de Ahumada gesagt habe! Glauben Sie mir, es wird das beste sein, diesen Mann zu mir zu senden; hier werden wir uns dann schon verständigen!

338. Brief - An die Priorin und die Nonnen des St.JosephsKlosters in Ávila

Valladolid, am 7. Oktober 1580

Verfügung über das Erbe des Don Laurentius. Erklärung über das Testament, insoweit es den jungen Don Laurentius betrifft. Guter Rat betreffs der Verwaltung des Gutes Serna.

Jhs

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Mit meiner Gesundheit steht es nicht besonders gut; allein wenn ich auch ganz gesund wäre, so ist dies doch kein Grund, mich in diesem Leben sicher zu fühlen, in dem alles so schnell vorübergeht. Darum hielt ich es für gut, Ihnen schriftlich folgende Bestimmung bezüglich dessen zu hinterlassen, was zu geschehen hat, falls Don Franz mit Gottes Hilfe die Ordensgelübde ablegt.

Die Urkunden bezüglich der Erbschaft des dortigen Klosters sind in voller rechtlicher Form ausgefertigt. Gott weiß es, wie viel Mühe und Sorge es mich gekostet hat, bis die Angelegenheit so weit gediehen war. Er sei dafür gepriesen, dass alles so glücklich abgeschlossen ist! Die diesbezüglichen Aktenstücke sind unumstößlich. Sie werden in diesem Kloster in dem mit drei Schlüsseln verschließbaren Kasten aufbewahrt. Weil ich sie manchmal brauche, darum schicke ich sie jetzt nicht. Bei ihnen befindet sich auch das Testament meines seligen Bruders und alle übrigen Papiere, die zur Protokollaufnahme der Aktenstücke notwendig waren. Von hier wird man sie Ihnen später schicken; denn es ist unumgänglich notwendig, dass sie im St.JosephsKloster in dem mit drei Schlüsseln verschließbaren Kasten wohlverwahrt werden.

Falls Don Franz die Profeß ablegt, muss man wissen, welches Testament er macht, und ihm von den Einkünften des Jahres alles geben, was er nicht verbraucht hat. Er kann nämlich nur über die Einkünfte dieses Jahres, und wie ich glaube, auch über die Einrichtungsgegenstände eine Verfügung treffen. Unmittelbar nach seiner Profeß muss das Vermögen zwischen Laurentius und Theresia von Jesu geteilt werden. Diese kann bis zur Ablegung ihrer Gelübde über den ihr zukommenden Erbteil nach Belieben verfügen. Es ist klar, dass sie hierin Ihrem Rate folgen wird; aber es ist billig, dass sie auch an ihre Tante Doña Johanna denkt, die sich in sehr großer Not befindet. Hat sie einmal Profeß abgelegt, dann gehört alles dem Kloster.

Der Erbteil des Don Laurentius wird demselben Verwalter anvertraut werden, der über alle Ausgaben eine spezielle Rechnung führen wird. Bezüglich der Ausgaben selbst muss er sich mit der Priorin und den Schwestern ins Benehmen setzen, die sich nach den Bestimmungen des Testamentes zu richten haben.

Vor allem müssen Sie eine Kapelle bauen, wie es mein Bruder, Gott hab‘ ihn selig, angeordnet hat. Sollten die hierzu bestimmten vierhundert Dukaten, die unsere Nonnen in Sevilla noch zu zahlen schuldig sind, nicht ausreichen, so muss das Fehlende aus dem Anteil des Don Laurentius ergänzt werden. Es soll auch ein Altarbild, ein Gitter und alles, was sonst noch notwendig ist, angeschafft werden. Die Priorin von Sevilla hat mir sagen lassen, dass sie in Bälde wenigstens zweihundert Dukaten senden werde.

Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich meine, dass es im Testamente heißt, ich könnte über die dem Don Laurentius zukommenden Erträgnisse bei deren Verteilung zum Teil nach Belieben verfügen. Ich berufe mich darauf, weil ich weiß, dass dies der Wille meines Bruders war; Sie selbst wissen, dass er das Gewölbe der großen Kapelle erhöhen wollte, da Sie den Plan gesehen haben, den er selbst entworfen hat. Darum erkläre ich in diesem mit meinem Namen unterzeichneten Briefe: Es ist mein Wille, dass bei Gelegenheit des Baues der Kapelle meines seligen Bruders auch das erwähnte Gewölbe in der großen Kapelle hergestellt und ein eisernes Gitter angefertigt werde, das zwar nicht sehr teuer, aber doch schön und sehr passend sein soll.

Ist es Gottes Wille, den Don Laurentius kinderlos zu sich zu nehmen, so muss die große Kapelle so gebaut werden, wie es das Testament anordnet. Seien Sie vorsichtig, und setzen Sie kein zu großes Vertrauen auf den Verwalter! Tragen Sie vielmehr Sorge, dass Ihre Kapläne öfters in Serna nachsehen, um zu erfahren, wie dieses Gut bewirtschaftet wird! Denn es könnte viel Gewinn abwerfen. Wenn man ihm aber nicht viel Sorgfalt zuwendet, wird der Ertrag bald nichts mehr zu bedeuten haben. Sie sind im Gewissen verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass es in gutem Stande erhalten bleibt.

O meine Töchter, wie groß ist doch die Ermüdung, die diese zeitlichen Güter mit sich bringen, und welche Streitigkeiten rufen sie nicht hervor! Ich habe mir das schon immer gedacht, und jetzt sehe ich es aus eigener Erfahrung. Meines Erachtens haben mich all die Sorgen, die ich bei den Klosterstiftungen auf mich nehmen musste, in gewisser Beziehung nicht so mit Widerwillen erfüllt und ermüdet wie diese Erbschaftsstreitigkeiten. Vielleicht sind daran meine schweren Krankheiten schuld, ich weiß es nicht; sie könnten indessen dazu beigetragen haben. Bitten Euere Ehrwürden Gott, es möge dies zu seiner Ehre gereichen; denn hauptsächlich um Ihretwillen ist mir diese Angelegenheit so sehr am Herzen gelegen. Empfehlen Sie mich recht angelegentlich Seiner Majestät! Ich hätte nie gedacht, dass meine Liebe zu Ihnen so groß wäre. Der Herr möge alles so leiten, dass es zu seiner größeren Ehre und Verherrlichung gereiche! Möchten doch die irdischen Reichtümer uns nicht der Armut des Geistes berauben!

Heute ist der 7. Oktober des Jahres 1580.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Diese Erklärung soll in dem mit drei Schlüsseln verschließbaren Kasten aufbewahrt werden.

339. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Valladolid, im Oktober 1580

Zwistigkeiten zwischen den Nonnen von Alba und der Stifterin dieses Klosters. Anordnungen der Heiligen in Bezug auf den Schleier und das Sprechgitter.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden! Amen.

Aus beiliegendem Briefe werden Euere Hochwürden ersehen, was die Nonnen von Alba von seiten ihrer Stifterin zu leiden haben. Sie beginnen bereits, sie zu fürchten; denn sie hat sie genötigt, Nonnen aufzunehmen, wodurch das Kloster in große Bedrängnis geraten muss. Ich weiß nicht, wie man diese Dame zur Vernunft bringen kann. Es ist darum notwendig, dass Euere Hochwürden sich über alles erkundigen.

Vergessen Sie nicht eine ausdrückliche Vorschrift darüber zu erlassen, was in Bezug auf die Schleier in allen Klöstern beobachtet werden muss, und zu erklären, welchen Personen gegenüber die Satzungen eine Ausnahme gestatten, damit es nicht den Anschein gewinne, als wolle man die Nonnen zu sehr einschränken; denn ich fürchte mehr als alles andere den Verlust des tiefen Friedens, den unser Herr den Nonnen gewährt. Ich weiß nämlich, was es um eine unzufriedene Nonne ist. Solange sie nicht mehr Anlass zu größerer Einschränkung geben wie bisher, soll man von ihnen auch nicht mehr fordern, als was sie gelobt haben.

Die Beichtväter und die Ordensleute überhaupt, zumal die unbeschuhten Karmeliten, sollen die Nonnen nie ohne Schleier sehen. Man könnte erklären, dass die Nonnen, wenn sie keinen Vater mehr haben, vor ihrem Onkel, der sich ihrer angenommen, unverschleiert erscheinen dürfen, sowie auch vor anderen ganz nahen Verwandten, wenn derselbe Grund vorhanden ist. Man könnte dies auch noch einer Herzogin, einer Gräfin oder einer anderen hochadeligen Person gegenüber erlauben und endlich jedesmal, wenn keine Gefahr zu befürchten, sondern im Gegenteil ein Gewinn zu erwarten ist. Außer diesen Fällen sollen sie sich nicht entschleiern. Besteht in irgendeinem Falle ein Zweifel, so wende man sich an den Provinzial und bitte ihn um Erlaubnis, ohne die es nie geschehen darf. Ich fürchte nur, der Provinzial möchte allzu leicht dazu die Erlaubnis geben. Über die Angelegenheiten der Seele kann man sich meines Erachtens auch verschleiert besprechen. Euere Hochwürden werden sehen, was hier das beste ist.

Ich wünschte recht sehr, es möchte in Alba bald eine Kandidatin eintreten, von deren Vermögen man die Baukosten bezahlen kann. Gott möge alles leiten, da er weiß, in welcher Not sich die Nonnen befinden! Hier geht es den Nonnen in zeitlicher Hinsicht gut, da sie an allem Überfluss haben. Freilich trägt dies zur inneren Zufriedenheit, die in der Armut leichter bewahrt wird, wenig bei. Seine Majestät wolle uns diese Wahrheit recht erkennen lassen und Euere Hochwürden recht heilig machen! Amen.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

340. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Valladolid, am 25. Oktober 1580

Sorge um ihre Gesundheit. Eine allgemeine Epidemie. Auftrag bezüglich der Angelegenheiten in Indien. Verschiedene Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihre Briefe und den der Mutter Subpriorin habe ich empfangen. Obgleich diese Briefe schon älteren Datums sind, so freute ich mich doch, als ich Ihre Schrift wieder sah. Allein diese Freude wurde sehr herabgestimmt durch die Nachricht von Ihrem Übelbefinden. Indessen hat mich einer Ihrer Briefe, den Sie am 1. Oktober an Pater Nikolaus schrieben, wieder sehr getröstet, da Sie in diesem berichten, dass Ihr Zustand sich gebessert habe. Gebe Gott, dass diese Besserung noch weiter voranschreite! Denken Sie nicht, dass Anschwellungen immer von der Wassersucht kommen müssen! Auch in unseren kastilianischen Klöstern litten und leiden noch mehrere an diesem Übel. Gegenwärtig sind einige davon schon genesen, andere befinden sich auf dem Wege der Besserung. Unterwerfen Sie sich indessen doch der ärztlichen Behandlung und enthalten Sie sich alles dessen, was der Arzt als nachteilig erklärt! Tun Sie dies wenigstens, um mir eine Freude zu machen und um mir die Sorgen nicht zu vermehren, die ich hier auf mich nehmen muss! Auch ich hatte seit meiner Ankunft in Valladolid über meine schwache Gesundheit zu klagen. Dies ist auch der Grund, warum ich Ihnen [so lange] nicht geschrieben habe. Auch jetzt leide ich noch an einer solchen Kopfschwäche, dass ich nicht weiß, wann ich Ihnen wieder mit eigener Hand werde schreiben können. Indessen ist die Schwester, die mir als Sekretärin dient, so tüchtig, dass ich mich ganz und gar auf sie verlassen kann.

Ich war so krank, dass man glaubte, ich käme nicht mehr mit dem Leben davon. Jetzt aber bin ich schon längere Zeit ohne Fieber; ich weiß nicht, warum mich Gott noch am Leben lässt; vielleicht ist es sein Wille, dass ich in diesem Jahre Zeuge von dem Hinscheiden seiner treuen Diener sei, die zu meinem größten Schmerze das Zeitliche segneten. Der Tod des Paters Soto hat mich nicht besonders schmerzlich berührt; größeren Schmerz bereiteten mir die Leiden des Paters Gregor und der unbeschuhten Väter im Kloster de los Remedios. Diese Epidemie herrschte überall, und darum dürfen wir uns über solche Fälle nicht wundern, sondern müssen vielmehr Gott preisen, da keine einzige unbeschuhte Nonne gestorben ist, wenn auch unsere Klöster mit schweren Prüfungen heimgesucht wurden. Die gute Schwester Maria vom heiligsten Sakrament hat vor kurzem in Alba die Letzte Ölung empfangen. Empfehlen Sie diese sowie auch mich recht angelegentlich Gott, damit ich Seiner Majestät, da sie mich noch auf dieser Erde lässt, doch noch in etwa dienen kann!

Was Sie mir von dem früheren Prior de las Cuevas berichteten, habe ich sehr bedauert. Trösten Sie ihn doch um der Liebe Gottes willen, soweit Sie es vermögen, und grüßen Sie ihn recht freundlich in meinem Namen! Da ich so schwach bin, schreibe ich ihm nicht. Auch für Pater Rodrigo Alvarez bitte ich einen recht höflichen Gruß zu ersinnen und ihm diesen an meiner Statt zu übersenden! Es gewährt mir großen Trost, zu sehen, welch innige Liebe der Pater Prior von Pastrana zu unseren Nonnen in Sevilla trägt; und so wird er wohl nicht unterlassen, ihnen öfters über die Vorgänge in den kastilianischen Klöstern Nachricht zu geben.

Bezüglich der Angelegenheit der Schwester Beatrix haben Euere Ehrwürden ganz recht getan, dass Sie jenes Schriftstück verbrannten; und es wird gut sein, weder mit ihr noch mit sonst jemand darüber zu sprechen. Gewährt uns Gott die Gnade, dass für uns eine eigene Provinz errichtet wird, dann wird man zu entscheiden haben, was mit dieser Schwester geschehen soll; denn es ist, wie ich Ihnen schon mehrmals geschrieben habe, nicht gut, so etwas ungestraft hingehen zu lassen.

Ich wundere mich sehr, dass aus Indien gar keine Sendung an meinen seligen Bruder gekommen ist. Es scheint mir unmöglich, dass man selbst Briefe zu schreiben unterlassen hat. Teilen Sie mir mit, wann die Flotte wieder abgeht; und wenn Sie sich noch an das erinnern können, was ich Ihnen von Segovia aus geschrieben habe, so erkundigen Sie sich, ob ein Edelmann aus Salamanka, namens Didakus López de Zúñiga, der sich in der Stadt der Heiligen Drei Könige aufhielt, noch am Leben ist! Sollte er schon gestorben sein, so suchen Sie zwei Zeugen zu gewinnen, die dies bestätigen. Dieser Edelmann hat sich nämlich verpflichtet, an uns ein Haus für die Nonnen in Salamanka zu verkaufen. Diese haben noch kein eigenes Haus, und ich fürchte, es möchte aus diesem Grunde jenes Kloster aufgegeben werden.

Ersuchen Sie den Herrn Horatius Doria recht freundlich, Ihnen hierüber Aufschluss geben zu wollen, und bitten Sie ihn auch in meinem Namen! Ich empfehle mich in seine Gebete und werde ihn auch in den meinigen nicht vergessen. Ich füge bei, dass es sich um die Ehre Gottes handelt; und deshalb bitte ich ihn, sich dieser Angelegenheit annehmen zu wollen! Suchen Sie mir einen zuverlässigen Boten zu verschaffen, durch den ich Briefe nach der Stadt der Heiligen Drei Könige in Peru und nach Quito senden kann, und vergessen Sie nicht, mich noch vor Abgang der Flotte davon zu benachrichtigen! [Es besteht ja zwischen hier und Sevilla ein regelmäßiger Postverkehr; ich erhielt während meines Aufenthaltes in Sevilla gar häufig Briefe von Valladolid.] Sie können auch an Pater Nikolaus schreiben, damit er mich davon in Kenntnis setzt. Ich schicke diesen Brief an ihn, damit Sie ihn sicher erhalten.

Mein Kopf ist so schwach, dass mich selbst das Diktieren ermüdet; denn es ist dies heute nicht der einzige Brief, den ich zu schreiben habe. Die Appetitlosigkeit war derart groß, dass sie mich mehr schwächte als das Fieber. An die Mutter Subpriorin und an alle Schwestern recht viele Grüße! Ich habe ein großes Verlangen, sie alle wiederzusehen. Seine Majestät behüte Sie, wie ich ihn darum bitte, und mache Sie recht heilig! Schreiben Sie mir, ob die Anschwellung und der Durst schon etwas nachgelassen haben! Alle Schwestern dieses Klosters empfehlen sich Ihnen vielmals. Was Sie von den Mauren berichteten, hat ihnen gut gefallen. Seien Sie ganz unbesorgt, wenn Sie mir auch nicht mit eigener Hand schreiben können; denn auf die Subpriorin können Sie sich vollständig verlassen!

Am 25. Oktober.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

An die Schwester vom heiligen Franziskus herzliche Grüße! Ihr Brief hat uns große Erheiterung bereitet. Auch der Schwester Johanna vom Kreuz und der Portugiesin empfehle ich mich sehr! Sagen doch Euere Ehrwürden allen Schwestern, sie möchten für Pater Petrus Fernández zu Gott flehen; denn er ist seiner Auflösung ganz nahe! Bedenken Sie, wie viel wir ihm verdanken, und gerade jetzt werden wir ihn sehr vermissen. Der Gesundheitszustand meines lieben Paters Gregor betrübt mich sehr; es wäre mein Wunsch, ihm schreiben zu können. Sagen Sie ihm, dass auf solche Weise die Heiligen erzogen werden, und Ihnen, meine Tochter, sage ich dasselbe. Ich kann mich leider nicht daran gewöhnen, nicht mit eigener Hand zu schreiben.

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

Postskriptum des Paters Nikolaus

Jesus, Maria!

Die Mutter schickte mir diesen Brief unverschlossen. Ich habe ihn gelesen und sende ihn Eueres Ehrwürden zugleich mit einem anderen, den sie mir geschrieben hat, damit Sie Kenntnis davon erhalten, wie es mit unseren Angelegenheiten steht. Bezüglich dessen, was die Mutter über Don Franz, den Sohn des Herrn Laurentius de Cepeda, sagt, hatten wir uns nicht mehr zu kümmern; denn er hat den Orden bereits wieder verlassen. Flehen Sie in unseren Anliegen und um Erhaltung des Lebens des Paters Petrus Fernández zu Gott! Er wäre für uns noch so notwendig. Freilich würde es ein Wunder sein, wenn er uns erhalten bliebe, allein sie allerseligste Jungfrau kann uns dies leicht gewähren; ich hoffe es von ihrer Güte, wenn jene, die sich als ihre Töchter bekennen, sie eifrig darum bitten. Da ich Ihnen schon von Madrid aus einen langen Brief geschrieben habe und ich heute, am Feste Allerheiligen, in Pastrana bin, fasse ich mich kurz.

Euerer Ehrwürden Diener

Frater Nikolaus

341. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Valladolid, am 20. November 1580

Austritt des Don Franz aus dem Kloster zu Pastrana. Schwere Erkrankung des Paters Petrus Fernández.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität!

Da ich heute schon einen langen Brief nach Ávila geschrieben habe und mein Kopf ermüdet ist, so ist dieser Brief nicht von meiner Hand. Gestern sandte ich Ihnen durch Vermittlung der Doña Johanna Dantisko einen Brief, und vorher schon habe ich Ihnen auf demselben Wege ein sehr langes Schreiben zukommen lassen. Gebe Gott, dass diese sicherer nach Sevilla gekommen sind als Ihre Briefe nach Valladolid, wenn Sie überhaupt einen geschrieben haben! Ich bin sehr um Sie bekümmert, bis ich erfahre, ob Sie gesund und wohl in Sevilla angekommen sind.

Diesen gegenwärtigen Brief schreibe ich, um Ihnen mitzuteilen, dass von Sevilla ein Eilbote hierher geht; unterlassen Sie darum nicht, mir durch diesen einen Brief zu senden! Ich befinde mich, Gott sei Dank, wohl, und auch die Schwester Maria vom heiligen Joseph ist wieder fieberfrei.

Mein Brief von gestern berichtete Ihnen die Geschichte des Don Franz, der uns alle in Staunen setzt. Man hat ihn, wie es scheint, in einen ganz anderen Menschen umgestaltet und seinen Sinn verändert. Dass er zu seinen Verwandten zurückgekehrt ist, wundert mich nicht; aber darüber muss ich staunen, dass Gott eine Seele von sich weist, die ihm so gerne dienen will. O wie erhaben sind doch seine Gerichte! Ich habe inniges Mitleid empfunden, als ich diesen jungen Menschen wieder sah. Er betreibt nun mit Eifer die Verwaltung seines Gutes und hat große Freude daran; dabei aber erfüllt ihn eine solche Scheu vor dem Verkehr mit den unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen, dass er allem Anscheine nach uns, besonders mich, nicht mehr sehen will. Wie man mich versichert und wie er selbst sich geäußert hat, fürchtet er, es möchte die Sehnsucht nach dem Ordensleben wiederkehren. Daraus kann man annehmen, wie heftig die Versuchung gewesen ist. Ich bitte Euere Paternität, ihn Gott zu empfehlen und Mitleid mit ihm zu haben! Er geht jetzt mit dem Gedanken um, sich zu verehelichen, aber nur in Ávila. Es wird das eine sehr armselige Heirat werden, die mannigfache Betrübnis über ihn bringen wird. Ohne Zweifel muss zu seinem Austritt aus dem Orden der Umstand beigetragen haben, dass Euere Paternität und Pater Nikolaus so schnell wieder abgereist sind. Vielleicht hat auch das Kloster von Pastrana nicht den besten Eindruck auf ihn gemacht. Wie dem auch sei, ich bin nach meinem Dafürhalten von einer großen Last befreit. Die Frage betreffs der Kapelle wird aufs neue aufgerollt. Gestern hat mir Pater Angelus hierüber geschrieben, was mich sehr ermüdet. Dieser Pater ist gar nicht nach Madrid gekommen; er begibt sich jetzt in das Kloster zum heiligen Paulus nach Moraleja. Der General hat ihm, wie man mir sagt, die Akten des Kapitels geschickt. Pater Petrus Fernández ist noch nicht gestorben, allein sein Zustand ist sehr schlimm. Hier sind alle Schwestern gesund und wünschen zu erfahren, wie es Euerer Paternität ergeht. Meine Sekretärin und die Mutter Agnes von Jesu entbieten Ihnen ihre ehrfurchtvollen Empfehlungen.

Ich meine, Sie sind über die Bezahlung des Geldes an Godoy in Sorgen; allein ich will Ihnen sagen, dass ich den Auftrag gab, eine höhere Summe zu zeichnete, als wir ihm geliehen haben; so ist er mein Schuldner geworden.

Es ist schon die Mette vorüber, und wir stehen am Vorabend des Festes Mariä Opferung. Diesen Tag werde ich nie vergessen; an ihm entstand nämlich jener bekannte Streit, als Euere Paternität mir im Kloster zu Sevilla das Breve vorzeigten. Gott behüte Sie und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Gott gebe, dass Sie diesen in so großer Eile geschriebenen Brief doch lesen können! Unser Don Franz ist in großer Unruhe, und wie ich erfahren, hat er ein starkes Magen und Kopfleiden; auch sein Herz ist sehr schwach. Gott hat mir eine große Gnade erwiesen, dass er das Ordenskleid nicht genommen hat. In Ávila hat er mir oft gesagt, dass niemand ihn zwinge. Ich versichere Sie, mein Vater, ich habe immer gefürchtet, was ich jetzt mit eigenen Augen sehe. Ich weiß nicht, welche Vorahnung ich hatte; jetzt fühle ich mich ganz erleichtert, da ich nicht mehr für ihn zu sorgen habe. Er wird zwar, wie er mir sagt, betreffs seiner Verehelichung nie anders als nach meinem Wunsche handeln, allein ich fürchte, dass er sich nicht glücklich fühlen wird; so würde ich ihn ganz sich selber überlassen, wenn ich dadurch nicht den Anschein erwecken würde, als sei ich ungehalten über das Vergangene. Wenn Sie die Briefe lesen könnten, die er mir von Alcalá und von Pastrana aus schrieb, so würden Sie staunen über die Freude und den Eifer, womit er mich bat, ihm die Aufnahme in den Orden zu erwirken. Es muss eine heftige Versuchung über ihn gekommen sein; übrigens habe ich mit ihm über diese Angelegenheit kein Wort gesprochen, da er sehr ergriffen und ein Verwandter bei ihm war. Es muss dies wohl für ihn eine große Demütigung sein. Möge Gott ihm helfen und Euere Paternität behüten! Nach meinem Dafürhalten wäre Don Franz ein Heiliger unter Heiligen geworden. Ich hoffe jedoch von der Güte Gottes, dass er sein Heil findet; denn er fürchtet sich vor jeder Beleidigung Gottes.

Ihre Reisegefährtin, Anna vom heiligen Bartholomäus, empfiehlt sich Ihnen vielmals. Sie ist sehr bekümmert um Sie und wünscht zu erfahren, wie es Ihnen auf den übrigen Reisen ohne uns ergangen ist. Was uns betrifft, so fühlen wir uns hier ohne Sie so vereinsamt, als ob wir in einer Wüste wären. Die Schwester Casilda von der Empfängnis empfiehlt sich in Ihre Gebete. Unser Herr erhalte Sie und verleihe uns den Trost, Sie, mein Vater, recht bald wiederzusehen! Um Sie nicht zu ermüden, will ich weiter nichts sagen.

Euerer Paternität unwürdige Untergebene

Anna vom heiligen Bartholomäus

Sollten Euere Paternität etwas vom guten Pater Bartholomäus von Jesu erfahren, so geben Sie mir, bitte, davon Nachricht! Denn es wird mir dies großen Trost gewähren.

342. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Valladolid, am 21. November 1580

Nachrichten über ihre Gesundheit. Sorge betreffs der Regelung einiger Schulden. Ermahnung zur Vorsicht.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Amen. Mit größter Sehnsucht erwarte ich Nachricht über Ihr Befinden. Sehen Sie doch um der Liebe Gottes willen ja recht auf Ihre Gesundheit! Denn diese macht mir Sorge. Schreiben Sie mir, wie Sie sich fühlen und ob Sie nicht jetzt innige Freude darüber empfinden, unseren Vater Gracián so nahe bei sich zu haben! Ich wenigstens bin wahrhaft glücklich, zu wissen, welche Erleichterung Euere Ehrwürden durch seine Anwesenheit in allem dort finden werden.

Mir geht es, Gott sei Dank, besser, und ich komme allmählich wieder zu Kräften, obwohl es bei meinen beständigen Krankheiten und Sorgen, die mir nie fehlen, immer etwas zu leiden gibt. Empfehlen Sie mich alle dem Herrn, und schreiben mir Euere Ehrwürden, was ich mit den Schriftstücken, die Sie mir zugesendet haben, anfangen soll, da sie zur Erhebung des Geldes keinen Wert haben! Denken Sie auf Mittel und Wege, wie da zu helfen ist, und trachten Sie, eine Kandidatin aufzunehmen, mit deren Aussteuer Sie das Geld für die Kapelle meines Bruders herausbezahlen können; denn man kann den Beginn des Baues nicht länger hinausschieben. Hier habe ich kein Mittel zur Abhilfe, was mir sehr leid tut; ich kann die ganze Angelegenheit nur Gott empfehlen, dass er in seiner Macht Hilfe schaffe.

Über unsere Ordensangelegenheiten weiß ich gegenwärtig nichts Neues zu berichten. Gibt es etwas, so wird es Ihnen unser Vater Gracián mitteilen. Allen Schwestern empfehle ich mich vielmals; Gott gebe, dass alle so gesund seien, wie ich es wünsche!

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass der Mann in Toledo, der Ihnen das Geld schuldet, mit der Bezahlung sehr zögert; er ist Rat des Erzbischofs, und ich weiß nicht, wie man es anders eintreiben kann als mit Güte. Wollte Pater Nikolaus, wenn er nach Toledo kommt, sich einige Tage dort aufhalten und an ihn eine Anfrage richten, so würde er vielleicht etwas erreichen. Ich hatte mir schon gedacht, Ihrer Not in etwa abhelfen zu können, falls Don Franz dem Orden treu geblieben wäre; nun aber ist mir jede Aussicht genommen. Möge Gott in seiner Macht sich dieser Sache annehmen und Ihnen die Gesundheit verleihen, um die ich ihn für Sie bitte!

Da von Sevilla aus regelmäßig ein Eilbote hierher nach Valladolid geht, so unterlassen Sie es ja nicht, sich seiner zu bedienen und mir zu schreiben! Mahnen Sie auch unseren Vater, dasselbe zu tun! Die Mutter Subpriorin möge mir berichten, wie die Schwestern sich bei ihm fühlen und ob er gesund ist; und zwar soll sie mir über alles genauen Bericht zugehen lassen, damit Sie selbst dieser Mühe enthoben sind!

Möchten doch die Schwestern um der Liebe willen ja recht vorsichtig sein, da sie eine Nonne im Kloster haben, der auch das, was nichts ist, als etwas Bedeutendes vorkommt! Schreiben Sie mir, wie es dieser Armen und dem Pater Prior de las Cuevas ergeht! Reden Sie unserem Vater zu, dass er ihn besucht und ihm einen recht freundlichen Gruß von mir übermittelt! Senden Sie auch einen Gruß an Pater Rodrigo Alvarez! Der seinige hat mich recht gefreut. Mein Kopfleiden gestattet mir nicht, an ihn zu schreiben. Teilen Sie mir auch mit, wie es der Schwester vom heiligen Hieronymus ergeht, und entbieten Sie ihr sowie auch der Schwester vom heiligen Franziskus meine Empfehlungen!

Heute ist das Fest Mariä Opferung.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Beten Sie alle recht eifrig für die Angelegenheiten des Ordens!

343. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung, Priorin in Salamanka

Valladolid, anfangs Dezember 1580

Rat in einer Angelegenheit.

Jhs

Nachdem ich bereits einen Brief, den Sie empfangen werden, abgesandt hatte, erhielt ich beiliegenden vom Pater García Manrique. Zögern Sie nicht, und haben Sie keine Furcht, das zu tun, was er hier verlangt! Als ich den vorigen Brief schrieb, war ich über das jüngste Vorkommnis ganz erstaunt. Ich dachte mir nämlich, Petrus de la Vanda habe irgendeine schriftliche Erklärung verlangt, von der Sie dem Pater Gattin Manrique keine Mitteilung gemacht hätten. Deshalb schrieb ich Ihnen, man möchte mir Nachricht geben, wenn wieder etwas Neues vorfallen würde. Ich finde in dem Briefe, den ich Ihnen beilege, nichts Ungeeignetes, was Sie von der Erfüllung seines Wunsches abhalten könnte. Auch die Mutter Agnes und die Priorin sind der Meinung, man sollte ihn sogleich in Ausführung bringen. Ich bitte Sie deshalb um der Liebe willen, dies ohne Zögern zu tun. Sollte sich auch irgendeine Schwierigkeit ergeben, so genügt es schon, dass der Vertrag bereits abgeschlossen ist. Wir haben es nicht für ganz schön gefunden, dass jene Edelleute von Salamanka das uns gegebene Wort nicht hielten; hierin aber wollen wir sie nicht nachahmen. Da ich Ihnen in dem bezeichneten Briefe schon ausführlich geschrieben habe, so wünsche ich nur noch, Gott möge Ihnen ein reichliches Maß seiner Liebe verleihen!

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

344. Brief - An einige Fräulein in Ávila, die unbeschuhte Karmelitinnen werden wollten

Valladolid, im Dezember 1580

Ein Vorbild. Ermunterung, noch kurze Zeit zu warten und sich in der Tugend zu vervollkommnen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihren Seelen und verleihe Ihren heiligen Vorsätzen Kraft und Ausdauer!

Es scheint mir, meine Damen, Doña Marianna, die Tochter des Franz Suárez, habe mehr Starkmut gehabt als Sie. Denn es ist schon fast sechs Jahre lang, dass sie die Ungnade ihres Vaters und ihrer Mutter erträgt und die meiste Zeit in einem Dorfe zu wohnen gezwungen ist; für die Freiheit, in St. Ägidius beichten zu können, sie Ihnen zu Gebote steht, hätte sie viel gegeben.

Es ist keine so leichte Sache, wie Sie vielleicht meinen, unter diesen Verhältnissen das Ordenskleid zu nehmen; wenn Sie auch jetzt in Ihrem Vorsatze feststehen, so halte ich Sie doch nicht für so heilig, dass Sie es später nicht schmerzen könnte, wenn Sie bei einem Vater in Ungnade fallen würden. Darum wird es das beste sein, diese Angelegenheit einstweilen unserem Herrn zu empfehlen und ihn zu bitten, er möge die Hindernisse entfernen. Er kann die Herzen ändern und Mittel und Wege zur Erfüllung Ihres heiligen Verlangens angeben. Ja, wenn wir es am wenigsten vermuten, wird er alle Dinge zu Ihrer und der Eltern größten Zufriedenheit lenken. Für jetzt, glaube ich, wird es gut sein, noch zuzuwarten. Seine Urteile sind ganz verschieden von den unsrigen.

Beruhigen Sie sich damit, dass für Sie die Plätze aufbewahrt bleiben, und überlassen Sie diese Angelegenheit den Händen Gottes, damit sein Wille an Ihnen in Erfüllung gehe! Darin besteht die Vollkommenheit, alles andere kann nur eine Versuchung sein. Seine Majestät leite alles so, wie es ihr am meisten gefällt! Hinge es nur von mir ab, so würde ich augenblicklich Ihren Wunsch erfüllen; allein Sie müssen, wie schon erwähnt, auf vieles Rücksicht nehmen!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

345. Brief - An einen Beichtvater ihrer geistlichen Töchter

Valladolid, im Dezember 1580

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Ich versichere Sie, Sie verstehen es gut, mich abzutöten. Meinen Sie etwa, dass ich infolge der weiten Entfernung nichts mehr von dem erfahre, was Sie tun, und unempfindlich dagegen bin? Nein, gewiss nicht; ich bin vielmehr über Ihren Entschluss um so mehr betrübt, weil ich weiß, welch großen Trost die Nonnen dieses Klosters dadurch empfinden, dass Sie sich ihrer annehmen, und welch tiefer Friede sie erfüllt, wenn sie bei Ihnen ihre Beichte ablegen. Darum schreibt mir auch die Mutter Priorin, dass sie über Ihren Entschluss sehr betrübt sei, und sie hat recht.

Wenn auch der Pater Provinzial jetzt dort ist und die Beichten der Nonnen hört, so werden doch vielleicht nicht alle bei ihm die Beichte ablegen wollen. Dass Sie von Natur aus so gute Gaben besitzen, ist kein Grund, sich von diesem Amte zurückzuziehen. Ich bedauere nur, dass Sie damals nicht Beichtvater des Klosters waren, als ich mich dort befand; ich hätte dann selbst aus diesen Ihren Gaben Nutzen ziehen können. Ich empfehle mich angelegentlich in Ihre Gebete!

Wenn der Pater Provinzial es so für gut findet, so genügt es mir erst recht, einen Freund wie Sie für sehr gut zu halten. Da ich von der Mutter Priorin Nachricht über Sie und Sie von ihr über mich erhalten, so schreibe ich Ihnen nicht öfters; auch habe ich so viele Angelegenheiten zu besorgen, dass meine Beschäftigungen, die ich dort auf mich nehmen musste, nur eine Erholung waren im Vergleich mit jenen, die hier meiner harren. Aber in meinen armseligen Gebeten werde ich Sie nie vergessen; wollen Sie, bitte, auch Ihrerseits meiner im Gebete gedenken!…

346. Brief - An Don Laurentius de Cepeda, ihren Neffen, in Quito

Valladolid, ungefähr am 28. Dezember 1580

Der heilige Tod seines Vaters Don Laurentius de Cepeda. Verehelichung seines Bruders Don Franz mit Doña Orofrisia de Mendoza y Castilla. Familiennachrichten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Sohn!

Sie können es mir wohl glauben, dass mir die traurige Nachricht, die ich Ihnen in diesem Briefe mitteilen muss, recht tief zu Herzen geht. Wenn ich jedoch bedenke, dass Sie diese von anderer Seite her erfahren könnten und man Ihnen das Trostvolle dieser so schmerzlichen Prüfung nicht berichten würde, so will ich lieber, dass Sie diese Nachricht von mir erhalten. Wenn wir die Armseligkeiten dieses Lebens recht betrachten, so müssen wir uns über die Seligkeit jener freuen, die sich schon im Genusse Gottes erfreuen. Es hat Seiner Majestät gefallen, meinen guten Bruder Laurentius de Cepeda zwei Tage nach dem Feste des heiligen Johannes zu sich zu nehmen. Es ging sehr schnell, da er an einem Blutsturz starb. Am Feste des heiligen Johannes hatte er eben noch gebeichtet und kommuniziert. Ich halte es in Anbetracht seiner Gemütsverfassung für eine große Gnade, dass er so schnell abgerufen wurde; sein Seelenzustand war ja, wie ich weiß, derart, dass er immer gut auf den Tod vorbereitet war. Noch acht Tage vor seinem Hinscheiden hat er mir einen Brief geschrieben, worin er bemerkte, dass er nur mehr kurze Zeit leben werde, obwohl er den Tag seines Todes nicht genau wusste.

Er starb, indem er sich in die Hände Gottes empfahl, wie ein Heiliger. So können wir auch unserem Glauben gemäß annehmen, er sei nur kurze Zeit oder gar nicht in den Reinigungsort gekommen. Er war, wie Sie selbst es wissen, immer ein treuer Diener Gottes, in der letzten Zeit aber in solchem Grade, dass er von irdischen Dingen nichts mehr wissen, sondern nur mit Personen verkehren wollte, die mit ihm sich über Gott unterhielten; alles andere fiel ihm so lästig, dass ich große Mühe hatte, ihn zu trösten. Um mehr für sich sein zu können, zog er sich auf sein Landgut Serna zurück, wo er auch starb oder, besser gesagt, wo er zu leben anfing. Könnte ich Ihnen einige Einzelheiten aus seinem inneren Leben mitteilen, so würden Sie daraus erkennen, wie sehr Sie Gott danken müssen, dass er Ihnen einen so frommen Vater gegeben hat, und wie sehr Sie verpflichtet sind, sich als würdiger Sohn eines solchen Vaters zu bezeigen; doch in einem Briefe kann ich nicht mehr sagen. Trösten Sie sich über diesen Tod und seien Sie gewiss überzeugt, dass Ihnen der Vater an dem Orte, wo er sich jetzt befindet, mehr Gutes erweisen kann als auf Erden.

Dieser Todesfall hat mir mehr Kummer bereitet als alles übrige; auch die gute Teresita von Jesu wurde sehr schmerzlich davon betroffen. Doch Gott hat diesem Kinde so viel Verständnis verliehen, dass sie diese Prüfung wie ein Engel hingenommen hat. Sie ist auch wirklich ein Engel und eine vortreffliche Nonne, die in ihrem Stande sehr glücklich ist. Ich hoffe zu Gott, sie werde ihrem Vater ähnlich werden.

Andererseits hat es mir nicht an Leiden gefehlt, bis ich Don Franz versorgt sah; denn da wir, wie Sie selber wissen, nur wenig Verwandte haben, so fühlte er sich recht verlassen.

In Ávila hätte man vielfach gewünscht, er möchte sich mit einem Mädchen dieser Stadt verehelichen; allein ich fürchtete, er könnte sich eine Braut nehmen, die für ihn nicht passte. Er hat sich nun, Gott sei Dank, am Tage der Empfängnis (Mariä) mit einem Fräulein aus Madrid verheiratet, deren Mutter noch am Leben ist, während der Vater schon das Zeitliche gesegnet hat. Die Mutter wünschte diese Ehe so sehr, dass wir sehr darüber staunen mussten. Denn in Anbetracht ihrer vornehmen Abkunft hätte dieses Mädchen eine weit bessere Verbindung eingehen können. Ihre Aussteuer ist zwar gering; allein keine von jenen, die wir in Ávila im Auge hatten, hätte ihm auch beim besten Willen so viel mitbringen können. Sie heißt Doña Orofrisia de Mendoza y Castilla und ist noch nicht fünfzehn Jahre alt, aber schön und sehr verständig. Ihre Mutter ist eine Base des Herzogs de Albuquerque und eine Nichte des Herzogs del Infantado sowie mehrerer anderer hochangesehener Herren. Kurz, sie stammt, wie man sagt, sowohl väterlicher wie mütterlicherseits aus dem höchsten Adel Spaniens. In Ávila ist sie nahe verwandt mit dem Marquis de las Navas, mit dem Marquis de Velada und vor allem mit der Gemahlin des Don Ludwig Mosén Rubi.

Man hat ihr viertausend Dukaten als Aussteuer gegeben. Don Franz schreibt mir, er sei sehr zufrieden, und dies ist die Hauptsache. Mich freut es, dass Doña Beatrix, die Mutter der jungen Frau, sehr willensstark und verständig ist; sie ist imstande, beide zu regieren, und man wird es, wie man sagt, zuwege bringen, dass sie sich mit einem mäßigen Aufwand begnügen. Doña Orofrisia hat nur einen Bruder, der Majoratsherr ist, und eine Schwester, die als Nonne in einem Kloster lebt. Hinterlässt der Majoratsherr keine Kinder, so tritt sie das Erbe an, und dies könnte wohl möglich sein.

Ich finde sonst nichts Fehlerhaftes an dieser Ehe, als dass Don Franz wenig Vermögen hat; denn sein Gut ist so verschuldet, dass ich nicht weiß, wovon er leben soll, wenn er nicht bald das erhält, was man ihm noch in Indien schuldig ist. Sorgen Sie deshalb um der Liebe Gottes willen für die Zusendung dieser Summe, damit diese beiden, nachdem Gott eine so ehrenvolle Verbindung herbeigeführt hat, wenigstens nicht an dem ihrem Stande entsprechenden Lebensunterhalt Mangel leiden müssen.

Don Franz war bisher sehr tugendhaft, und ich hoffe zu Gott, dass er auch in Zukunft so bleiben wird; er ist ein sehr guter Christ. Gott gebe, dass ich auch über Sie so günstige Nachrichten erhalte! Sie sehen schon, mein Sohn, dass alles auf Erden ein Ende nimmt; nur das Gute oder das Böse, das wir in diesem Leben vollbracht, wird ewige und endlose Folgen haben.

Petrus de Ahumada befindet sich wohl, ebenso auch meine Schwester und ihre Kinder. Diese sind jetzt in sehr große Not geraten, da sie durch den Tod meines Bruders - Gott habe ihn selig! - eine große Stütze verloren haben. Vor kurzem war Don Gonzalo, der Sohn meiner Schwester, hier. Er sowie auch andere Personen lieben Sie sehr. Sie sind aber bezüglich der hohen Meinung, die Sie von Ihrer Tugend zurückließen, auf irrigem Wege; denn ich für meine Person hätte Sie besser sehen mögen. Gebe Gott, dass Sie es jetzt sind! Seine Majestät verleihe Ihnen jene Tugend und Heiligkeit, um die ich für Sie bitte! Amen.

Sie können Ihre Briese an das Nonnenkloster in Sevilla senden; es ist dort noch dieselbe Priorin wie zu jener Zeit, als ich mich dort aufhielt. Alle Kämpfe dieses Klosters sind, Gott sei Dank, glücklich beendigt. Ich schreibe diesen Brief in unserem Kloster zu Valladolid. Die Priorin sendet Ihnen ihre Empfehlungen, und ich lasse auch alle Herren und Damen, die mit uns verwandt sind, bestens grüßen.

Theresia von Jesu

347. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Valladolid, am 28. Dezember 1580

Auftrag in Bezug auf die Angelegenheit eines neuen Hauses in Salamanka. Bestimmung des Geldes, das das Kloster in Sevilla dem Don Laurentius noch schuldete.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Möchte Ihnen Seine Majestät so heilige Weihnachtsfeiertage geschenkt haben, wie ich es Ihnen gewünscht habe! Ich hätte Ihnen so gerne mit eigener Hand geschrieben, allein mein Kopfleiden und die vielen Beschäftigungen, die mir die Vorbereitung auf die Reise zur Klosterstiftung in Palencia verursacht haben, gestatten es mir nicht. Empfehlen Sie uns Gott, damit dieses Unternehmen zu seiner größeren Verherrlichung gereiche! Ich befinde mich, Gott sei Dank, besser, und es ist für mich ein Trost, von Ihnen dasselbe zu erfahren. Sehen Sie doch um der Liebe Gottes willen ja recht auf Ihre Gesundheit und nehmen Sie sich bezüglich des Trinkens in acht, da Ihnen dies, wie Sie aus Erfahrung wissen, schädlich ist! Ein Aufguß von Rhabarber hat bei zwei Schwestern, die auch an solchen Anschwellungen litten und mehrere Tage hindurch früh morgens dieses Mittel gebrauchten, großen Erfolg gehabt. Fragen Sie darüber den Arzt, und wenn er es für gut hält, dann gebrauchen auch Sie dieses Mittel!

Ihre beiden Briefe habe ich erhalten. In dem einen sprechen Sie von der Freude, die Ihnen die Anwesenheit unseres Vaters Gracián bereitet. Ich bin glücklich darüber und freue mich, dass Sie jemanden haben, bei dem Sie Trost und guten Rat finden können; denn Sie haben nun schon lange genug Ihre Leiden allein getragen.

In dem anderen Briefe berichten Sie mir über die Angelegenheiten in Indien. Ich habe mich recht gefreut, zu erfahren, dass Sie jemand gefunden haben, der sich mit Eifer dieser Sache annimmt; denn das Kloster in Salamanka hat in seiner misslichen Lage kein anderes Mittel [als jenes, von dem ich mit Ihnen schon gesprochen habe]. Würde vor Ablauf der Zeit, zu der sie das bisher bewohnte Haus verlassen müssen, keine günstige Antwort kommen, dann befänden wir uns in großer Bedrängnis.

Senden Sie deshalb um der Liebe Gottes willen beiliegenden Brief sicher an seine Adresse ab, da sich darin der Vertrag befindet, der über den Verkauf des fraglichen Hauses abgeschlossen wurde! Für den Fall, dass etwa jene, an die dieses Briefpaket gerichtet ist, schon gestorben wären, schreiben Sie an die Personen, die Sie mir bezeichnet haben, und bitten Sie diese, sich jener Angelegenheit annehmen zu wollen! Sollten aber die Adressaten noch am Leben sein und in den Besitz dieser Briefe gelangen, dann könnten die bereits genannten Personen zugleich mit diesen Briefen die Sache betreiben. Vielleicht werden sie es mit größerem Eifer tun als jene und uns bald Antwort geben, woran viel gelegen ist. Dies müssen Sie ihnen recht ans Herz legen und Ihren Briefen an sie eine Abschrift des Kontraktes beifügen, der in diesem Briefpaket enthalten ist, und zwar müssen Sie, wenn es nötig ist, für jeden Adressaten eine eigene senden! Flehen Sie alle zu Gott, dass diese Briefe glücklich dort ankommen und unsere Angelegenheit endlich einmal geregelt werde!

Bezüglich des Geldes zur Erbauung der Kapelle dürfen Sie ohne Sorge sein, wenn Sie es auch nicht so schnell schicken können, als ich es wünschte; denn ich habe Sie nur deshalb darum gebeten, weil es zu dem bezeichneten Zweck bestimmt ist.

Den Brief aus Indien habe ich zugleich mit dem Ihrigen erhalten. Befördern Sie auch den beifolgenden an meinen Neffen Don Laurentius und sorgen Sie dafür, dass er sicher an seine Adresse gelangt! Die besten Grüße an die Mutter Subpriorin und an die Schwestern. Ich freue mich, dass sie wieder gesund sind. Wenn sie bedenken, was die Schwestern hierzulande erdulden und wie viele Krankheiten sie auf sich nehmen mussten, dann werden sie zur Einsicht kommen, dass es ihnen nicht ganz schlecht ergangen ist. Was mich betrifft, so bin ich noch immer nicht recht bei Kräften.

Der Brief an Don Laurentius soll nicht in das Paket zu den an- deren kommen, da er weit von jenen Personen entfernt lebt. Suchen Sie jemand, der sich in jene Stadt oder Provinz - ich weiß nicht recht, wie man da sagen muss - begibt, wo er sich aufhält. Sehen Sie, meine Tochter, ja darauf, dass Sie die Sache gut besorgen! In dem Paket befindet sich auch noch eine andere Denkschrift über den Vertrag betreffs des Hauses. Sie können gar nicht glauben, was diese Schwestern in Salamanka ausstehen und welch große Beschwerden sie schon erduldet haben. Geben Euere Ehrwürden dem Don Laurentius genau den Ort an, wo sich Ihr Kloster zum heiligen Joseph befindet, damit er auf seinen Brief die richtige Adresse schreibe; denn vielleicht erinnert er sich nicht mehr daran!

Von dem Gelde, das Sie zu bezahlen schuldig sind, soll nach dem Auftrage meines Bruders eine Kapelle im St.JosephsKloster erbaut werden, wo er auch begraben liegt. Sie dürfen aber dasselbe nicht an Don Franz senden, sondern an mich, und ich werde mir von ihm darüber eine Quittung ausstellen lassen. Ich fürchte nämlich, er könnte das Geld zu etwas anderem verwenden, zumal jetzt, da er verheiratet ist. Ich möchte jedoch nicht, dass Sie wegen dieser Bezahlung in Verlegenheit kämen. Da jetzt, wie unser Vater mir schreibt, einige Nonnen in Ihr Kloster eintreten werden, so verschaffen Sie sich von deren Mitgift das nötige Geld!

Es wäre mein Wunsch, dass Ihr Kloster einen größeren Garten hätte, damit die Schwester Beatrix sich mehr beschäftigen könnte. Ich bin unmöglich imstande, ihre Entschuldigungen anzunehmen; denn Gott kann sie nicht täuschen, und ihre Seele muss all die Verleumdungen, die Ihnen bekannt sind, büßen sowie auch alle anderen, die sie vor den Schwestern ausgesprochen hat, wie diese mir berichteten. Wer sagt die Wahrheit? Sie oder die Schwestern?

Entrichten Sie mir dem Pater Rodrigo Alvarez und dem guten Prior de las Cuevas einen Gegengruß! O welchen Gefallen erweisen Sie mir, dass Sie um letzteren so sehr besorgt sind! An den guten Serrano und an alle meine Töchter viele Empfehlungen! Gott erhalte Sie mir! Befragen Sie ja den Arzt wegen des Rhabarbers! Denn dieses Heilmittel ist sehr erprobt.

Heute ist der letzte Weihnachtsfeiertag.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Karmel zu Sevilla.

348. Brief - An Pater Johannes von Jesu (Roca) in Pastrana

Palencia, am 4. Januar 1581

Abweisung einer Postulantin. Nachrichten über die Klosterstiftung in Palencia. Verhältnisse in Palencia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden!

Es macht mir jedesmal große Freude, so oft ich erfahre, dass es Ihnen wohl ergeht. Gott sei dafür gepriesen, dass er uns so große Gnaden erweist!

Ich möchte Ihnen gern einen Dienst erweisen und Ihnen den erwünschten Brief vom Erzbischof erwirken; allein ich habe mit seiner Schwester noch nie ein Wort gesprochen und kenne sie auch nicht. Auch wissen Euere Hochwürden, wie wenig der Erzbischof meinen Brief beachtete, als ich Ihrem Auftrage gemäß vor Ihrer Abreise nach Rom an ihn schrieb. Ich habe auch gar keine Lust, jemanden zu drängen, wenn dies voraussichtlich nichts nützt. Zudem werde ich mich selbst in kurzem an den Erzbischof wenden müssen, um von ihm die Erlaubnis zur Klosterstiftung in Madrid zu erbitten. Diese Stiftung wünschte ich um der Ehre dessen willen, dem wir so vieles zu verdanken haben, recht sehr; allein ich weiß wahrhaftig nicht, wie wir hier zum Ziele kommen.

Bezüglich dessen, was Sie über die Satzungen bemerken, schrieb mir Pater Gracián, man habe ihm dasselbe gesagt, was Sie vernommen. Er hat die Satzungen der Nonnen schon in Händen. Der Hauptsache nach wird so wenig zu bemerken sein, dass man Ihnen bald davon Mitteilung geben kann. In erster Linie aber wird man sich mit Ihnen, ehrwürdige Väter, beraten müssen; denn was mir auf der einen Seite als geeignet erscheint, finde ich auf der anderen wieder als unpassend, und so komme ich zu keiner endgültigen Entscheidung. Es ist durchaus notwendig, dass alles fertiggestellt sei, damit von unserer Seite keine Verzögerung statthabe.

Eben schreibt mir Herr Casademonte, es sei von einem, der das Recht dazu habe, der Befehl ergangen, man dürfe nicht gestatten, dass sich Tostado in irgendeine Angelegenheit der unbeschuhten Karmeliten mische; diese Anordnung ist sehr gut. Es ist erstaunlich, wie sehr es sich dieser Ihr Freund angelegen sein lässt, uns jede freudige Nachricht mitzuteilen und uns von allem in Kenntnis zu setzen. Wir schulden ihm in der Tat vieles.

Das Vermögen, das jene Postulantin, wie Sie schreiben, haben soll, kommt mir sehr unbedeutend vor, da es in liegenden Gütern besteht und der Preis, den man bei deren Verkauf erzielt, vielleicht ein noch viel geringerer sein wird. Auch wird die Ausbezahlung erst nach langer Zeit und mit Verlust erfolgen. Deshalb kann ich mich nicht entschließen, sie nach Villanueva de la Jara zu schicken, da in diesem Kloster ohnehin schon mehr Nonnen sich befinden, als mir lieb ist. Auch hat mir Pater Gabriel eine seiner Verwandten empfohlen, die wir, da wir ihr vieles schulden, billigerweise Ihrer Kandidatin vorziehen müssen, obgleich sie nicht so viel Vermögen hat. Als ich Ihnen bezüglich der von Ihnen empfohlenen Kandidatin schrieb, hatte ich den Brief des Paters Gabriel, in dem er seine Verwandte empfiehlt, noch nicht erhalten. Wollen also Euere Hochwürden mit dieser Angelegenheit sich nicht mehr weiter befassen! Denn die Schwestern in Villanueva werden in ihrer Umgebung Kandidatinnen finden, die ihnen mehr zusagen; und wenn sie ihr Kloster noch weiter belasten müssen, ist es besser, Nonnen aus dem Orte selbst zu nehmen, wo sie sich befinden.

Wir reisten am Feste der Unschuldigen Kinder zur Klosterstiftung nach Palencia ab. Die erste Messe wurde im neugegründeten Kloster am Feste des Königs David in aller Stille gelesen, weil wir fürchteten, es könnte sich irgendein Widerspruch erheben. Der gute Bischof von hier, Don Alvaro de Mendoza, hatte alles so vortrefflich vorbereitet, dass weder ein Widerspruch sich erhob, noch auch jemand in der Stadt sich fand, der nicht seiner Freude darüber Ausdruck gegeben hätte; denn sie lebten im Glauben, Gott werde unsertwegen der Stadt große Gnaden erweisen. Diese Tatsache steht in meiner bisherigen Erfahrung ganz einzigartig da. Ich würde das für ein schlimmes Zeichen halten, wenn ich nicht wüßte, dass schon vorher sich Widerspruch dagegen erhob, da viele der Ansicht waren, es würde uns hier nicht gut gehen. Deshalb habe ich auch so lange gezögert, hierher zu kommen, bis der Herr mir endlich Licht und festeren Glauben verlieh.

Dieses Kloster wird meines Erachtens eines der besten werden und bei den Gläubigen am meisten in Achtung stehen. Wir haben nämlich ein Haus erworben, das mit einer Kapelle unserer Lieben Frau in Verbindung steht und im schönsten Teile der Stadt gelegen ist. Die ganze Bevölkerung der Stadt und der Umgegend trägt die innigste Andacht zu diesem Heiligtum, und das Kapitel hat uns erlaubt, in der Kirche ein Gitter anzubringen, was sehr hoch anzuschlagen ist. Man tut dies alles auf Anregung des Bischofs hin. Man kann gar nicht sagen, mit welcher Sorgfalt er sich um unsere Angelegenheiten annimmt und was ihm unser Orden zu verdanken hat. Er lässt uns auch das Brot zukommen, das wir nötig haben.

Wir befinden uns einstweilen in einem Hause, das ein Edelmann dem Pater Gracián zur Verfügung gestellt hat, als dieser hier war; aber wir werden mit Hilfe des Herrn bald das unserige beziehen. Sie würden gewiss alle große Freude empfinden, wenn Sie sehen würden, wie hier alles so günstig und bequem ist. Gott sei gepriesen für alles!

Der Erzbischof von Burgos hat mir schon die Erlaubnis erteilt, in jener Stadt ein Kloster zu gründen. Sobald die Angelegenheit in Palencia geregelt ist, werde ich, wenn es Gottes Wille ist, direkt dorthin zur Klosterstiftung mich begeben; denn der Weg wäre zu weit, wenn ich von Madrid wieder hierher reisen müsste. Auch fürchte ich, der Pater Vikar könnte mir die Erlaubnis zu einer so langen Reise verweigern; ich wünschte jedoch, es möchte noch vorher unser Breve von Rom ankommen.

Dass ich mich im Winter in einer Gegend befinde, wo die Kälte heftig, und im Sommer in einer anderen, wo die Hitze sehr groß ist, kann mir nur erwünscht sein; auf diese Weise werde ich etwas zu leiden haben. Pater Nikolaus wird wohl sogleich über mich murren; ich habe wirklich herzlich gelacht, als ich sah, wie viele Gründe er dazu hat.

Zeigen Euere Hochwürden ihm diesen Brief, damit er sieht, wie es mit dieser Stiftung steht, und er mit Ihnen unseren Herrn lobpreist! Wollte ich Ihnen alles erzählen, was hier vorgeht, so würde Sie das zur Andacht stimmen; allein es ermüdet mich das zu sehr. In der Kapelle der Einsiedelei werden täglich zwei Stiftmessen gelesen und dazu noch viele andere. Die Zahl der Leute, die gewöhnlich hierher kommen, ist so groß, dass daraus für uns ein Hindernis entstand.

Falls Euere Hochwürden dort eine Botengelegenheit nach Villanueva finden, bitte ich um der Liebe willen, den Nonnen daselbst Nachricht zu geben, wie diese Stiftung vor sich gegangen ist. Die Mutter Agnes von Jesu hat viel dazu beigetragen; was Theresia von Jesu betrifft, so taugt sie zu sonst nichts mehr, als dass sie von sich reden macht. Möge Gott der Herr alles gnädig annehmen und Euere Hochwürden behüten! Die Mutter Agnes von Jesu empfiehlt sich angelegentlich in Ihr Gebet, und ich empfehle mich allen meinen Mitbrüdern Ihres Klosters!

Morgen ist der Vorabend von Heiligdreikönig. Drei Kanoniker haben uns ihre hilfreiche Hand geboten, besonders einer von ihnen, namens Reinoso, der ein wahrer Heiliger ist. Empfehlen Sie um der Liebe willen ihn und auch den Bischof Gott! Alle Leute aus den höheren Ständen sind äußerst gütig gegen uns, und die Freude ist fast beim ganzen Volke außerordentlich groß, was besonders zu bemerken ist. Ich weiß nicht, was dies für einen Ausgang nehmen wird.

Euerer Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater, Pater M. Johannes von Jesu in Pastrana.

349. Brief - An Doña Johanna Dantisko in Madrid

Palencia, anfangs Januar 1581

Nachrichten über das Befinden ihrer beiden Töchter.

… Gestern erhielt ich einen Brief aus Valladolid. Unsere Schwester Maria vom heiligen Joseph befindet sich ganz wohl. Von meiner Elisabeth von Jesu schreibt man mir Dinge, die mich zum Lobpreise unseres Herrn stimmen. Preisen auch Sie ihn, da Sie zwei Engel haben, die Sie unaufhörlich Seiner Majestät empfehlen!

350. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Palencia, am 6. Januar 1581

Auftrag betreffs einer Angelegenheit in Salamanka. Die Predigten des Paters Gracián. Die Schuld von 200 Dukaten. Nachrichten über Palencia. Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Amen.

Sie erweisen mir einen großen Liebesdienst durch die Übersendung Ihrer Briefe, die ich alle vor meiner Abreise von Valladolid beantwortet habe; auch die Verfügung betreffs der Angelegenheit in Salamanka habe ich Ihnen geschickt, und ich denke, Sie werden sie schon erhalten haben, bis dieser Brief ankommt. Wir haben jene große Sorgfalt nötig, die Sie anwenden, damit die Antwort rechtzeitig ankommt. Gott füge es, wie er es für notwendig erachtet, und verleihe Ihnen jene Gesundheit, die ich Ihnen wünsche! Es ist nicht schön von Ihnen, dass Sie mir in Ihrem letzten Briefe gar nichts über Ihr Befinden mitteilten; Sie wissen doch, wie sehr ich in dieser Hinsicht bekümmert bin. Gott gebe, dass Ihr Zustand sich gebessert hat!

Wir haben herzlich über das lachen müssen, was jene alten Frauen von Sevilla über unseren Vater sagen, und ich danke für das Gute, das er durch seine Predigten und seinen heiligen Wandel wirkt. Seine Heiligkeit ist so groß, dass ich mich über den Erfolg nicht wundere, den sie in jenen Seelen zeitigte. Schreiben mir Euere Ehrwürden hierüber das Nähere; denn es wird mir große Freude bereiten, davon Kenntnis zu nehmen! Gott erhalte ihn uns, denn wir bedürfen seiner! Darum haben Sie ganz recht, wenn Sie sagen, er solle sich in seinen Predigten etwas mehr mäßigen. Da er so oft predigt, könnte ihm diese Anstrengung schaden.

Es wird eine große Freude für mich sein, wenn ich die zweihundert Dukaten erhalte, deren Übersendung Sie mir ankündigen. Wir werden dann das Werk in Angriff nehmen können, dessen Ausführung mein Bruder - Gott habe ihn selig - testamentarisch angeordnet hat. Schicken Sie aber das Geld nicht an Casademonte, und adressieren Sie es auch nicht an Pater Nikolaus; denn er könnte - es sei dies nur unter uns gesagt - in Pastrana zu etwas anderem verwenden und mich leer ausgehen lassen. Schicken Sie es nach Medina del Campo; dort haben die Schwestern einen bekannten Kaufmann, dem man die Vollmacht, es in Empfang zu nehmen, geben muss. Durch diesen kommt das Geld weit sicherer an, ohne dass uns dadurch Unkosten erwachsen. Sie können es aber auch nach Valladolid senden oder mir, bevor Sie es absenden, schreiben, damit ich Ihnen Anweisung gebe, auf welchem Wege es an mich kommen soll.

Ich fühle mich ziemlich wohl, allein die vielen Besuche nehmen mich so in Anspruch, dass ich, wenn ich auch wollte, diesen Brief nicht mit eigener Hand schreiben könnte. Anbei sende ich Ihnen auch den Bericht über die Vorgänge bei dieser Klosterstiftung. Wenn ich bedenke, was sich dabei zugetragen, und die Liebe, den guten Willen und die Freude sehe, die die Einwohner dieser Stadt an den Tag legen, so stimmt mich dieses zum Lobpreise Gottes. Ihm sei Dank dafür gesagt! Auch alle Schwestern mögen ihm danken für die Gnade, die er uns erwiesen hat! Entrichten Sie an alle meine besten Empfehlungen! Die Schwestern dieses Klosters empfehlen sich in Ihre Gebete, besonders die Sekretärin, die innige Freude darüber empfindet, dass Sie ihr so geneigt sind, weil sie daraus entnimmt, dass Sie dieselbe Gott empfehlen; denn sie bedarf dessen sehr.

Unserem Vater habe ich den Grund geschrieben, warum ich wünsche, dass dieses Geld in meine und nicht in andere Hände komme: Mir sind seit dem Tode meines Bruders meine Verwandten so lästig geworden, dass ich jeden Streit mit ihnen vermeiden möchte. Was mir unser Vater über die Teuerung in dortiger Gegend geschrieben hat, geht mir wirklich recht zu Herzen; denn ich weiß nicht, wie die Schwestern bestehen können. Auch tut es mir leid, dass Sie gerade jetzt das Geld erlegen müssen, und es wäre mir lieber, wenn Sie es wieder zurückbekämen. Möge Gott hier Hilfe schaffen und Ihnen die Gesundheit verleihen! Denn mit dieser lässt sich alles leicht ertragen. Dass ich Sie aber so kränklich und zudem in so großer Not sehen muss, betrübt mich sehr. Ich fürchte immer, das heiße Klima jener Gegend sei für Sie schädlich; allein ich weiß keinen Ausweg, wie Sie von dort wieder fortkommen könnten. Der Herr wolle alles zu Ihrem Besten lenken! Sie haben ihn um Leiden gebeten, und er hat Ihr Gebet wohl erhört.

Sagen Sie der Schwester vom heiligen Franziskus, es sei mir noch gar nie in den Sinn gekommen, ihr böse zu sein; vielmehr sei ich ihr so gut gesinnt, dass es mir schwerfalle, so weit von ihr entfernt leben zu müssen! Allen Schwestern und besonders der Mutter Subpriorin empfehle ich mich recht sehr. Gott sei mit Ihnen! Mein Kopfleiden zwingt mich, kurz zu sein, obwohl es mir nicht an Stoff fehlen würde, Sie auszuzanken. Was Sie dem Pater Nikolaus gesagt haben, hat mir sehr gefallen. Einerseits sehe ich wohl ein, wie notwendig es wäre, dass Sie noch mehrere Nonnen aufnähmen, andererseits weiß man aus der Erfahrung, die man hier in Kastilien gemacht hat, wie beschwerlich es ist und wie viele Unannehmlichkeiten es mit sich bringt, wenn einmal die kleine Zahl überschritten wird. Gott möge Ihnen eine Nonne zuführen, die der Verstorbenen ähnlich ist! Dadurch wäre allem abgeholfen. Der Herr erhalte Sie mir!

Heute ist das Fest der Heiligen Drei Könige.

Die Briefe nach Indien habe ich mit der letzten Post abgesendet. Man teilte mir mit, Pater García de Toledo, an den die Briefe adressiert sind, komme wieder nach Spanien zurück. Darum müssen Sie das Paket einer anderen Person jenes Landes übergeben für den Fall, dass Ludwig de Tapia, an den die Briefe gleichfalls adressiert sind, gestorben wäre.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

351. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Palencia, am 13. Januar 1581

Wert der Leiden. Nachrichten über die Klosterstiftung in Palencia. Petrus de Ahumada. Die Verehelichung des Don Franz.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine Schwester!

Ich hatte ein inniges Verlangen, zu erfahren, wie es Ihnen geht und wie Sie mit den Ihrigen die Weihnachtsfeiertage zugebracht haben. Sie dürfen es mir glauben, dass ich mich schon seit vielen Jahren nicht mehr so lebhaft an Sie und Ihre ganze Familie erinnerte wie an diesen Festtagen, um Sie alle Gott zu empfehlen und Anteil zu nehmen an Ihren Leiden. Er, der zu keinem anderen Zwecke in diese Welt gekommen ist, als um zu leiden, sei gepriesen! Und weil nach meiner Überzeugung einer, der ihm durch Beobachtung seiner Gebote am treuesten auf dem Leidenswege nachfolgt, auch die größte Herrlichkeit erlangen wird, so gereicht mir dieser Gedanke zu großem Trost; er würde aber noch größer sein, wenn ich selbst diese Prüfungen zu tragen hätte und Ihnen die Belohnung dafür bliebe, oder auch, wenn ich an einem Orte wäre, wo ich mit Ihnen öfters verkehren könnte. Da es aber der Herr anders angeordnet hat, so sei er für alles gepriesen!

Am Feste der Unschuldigen Kinder verließ ich in Begleitung meiner Gefährtinnen Valladolid, um mich hierher nach Palencia zu begeben. Die Witterung war sehr rauh; allein trotzdem ist mein Befinden nicht schlimmer. Freilich fehlte es nicht an mancherlei Unpäßlichkeiten, allein diese lassen sich, da ich ohne Fieber bin, leichter ertragen. Wir kamen bei Nacht hier an; zwei Tage darauf brachte ich die kleine Glocke an, und ein neues Kloster zum heiligen Joseph war gegründet. Die Freude des ganzen Volkes war so groß, dass ich wirklich staunen musste. Zu dieser Freude hat nach meinem Dafürhalten wohl auch die Überzeugung beigetragen, dass man dadurch dem Bischof einen Gefallen erweise; er ist hier sehr beliebt und erweist uns viele Wohltaten. Die Angelegenheiten nehmen einen so guten Verlauf, dass ich zu Gott hoffe, dieses Kloster werde eines der besten werden, die wir besitzen.

Von Don Franz weiß ich nur, dass seine Schwiegermutter mir mitteilte, man habe ihn zweimal zur Ader gelassen. Sie ist sehr zufrieden mit ihm, und er mit ihr und ihrer Tochter, seiner Frau. Das Befinden des Petrus de Ahumada muss wohl nach dem, was er mir schreibt, kein besonders gutes sein; Don Franz möchte einerseits gerne bei seiner Schwiegermutter bleiben, andererseits wird es schwer gehen, dass auch Petrus de Ahumada sich bei ihm aufhält. Es ist ein Elend, dass dieser arme Bruder nirgends Ruhe findet. Er schrieb mir, dass er jetzt wieder gesund sei und sich am Dreikönigstage nach Ávila begeben werde, um zu sehen, wie er sein Geld in Sevilla bekommen könne, da man ihm nichts gegeben habe.

Je mehr ich aus Madrid über die Verehelichung des Don Franz erfahre, um so mehr finde ich, dass wir Ursache haben, uns zu freuen. Besonders rühmt man Doña Orofrisia als eine sehr verständige und tugendhafte Frau. Gott segne beide Eheleute und verleihe ihnen die Gnade, ihm zu dienen! Denn alle Erdenfreuden haben bald ein Ende. Wenn Sie Ihren Brief nach Alba an die Mutter Priorin senden, damit diese ihn nach Salamanka befördere, so wird er sicher ankommen, da zwischen Palencia und Salamanka ein regelmäßiger Postverkehr stattfindet. Unterlassen Sie doch um der Liebe willen nicht, mir zu schreiben; Sie sind es mir wohl schuldig, da ich in diesen Tagen so oft an Sie alle gedacht habe, ja selbst öfter, als es mir lieb war! Herr Johann de Ovalle möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben ansehen; ich möchte gerne wissen, wie es mit seiner Gesundheit steht. Meine Empfehlungen an Doña Beatrix. Gott behüte Sie alle und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 13. Januar.

Unterlassen Sie nicht, dem Don Franz, wie es auch recht und billig ist, zu schreiben. Dass er Ihnen über seine Verehelichung nichts mitgeteilt hat, daran trägt er keine Schuld; er war eben so in Anspruch genommen, dass er dazu keine Zeit fand. Der Mutter Agnes von Jesu geht es gut, und sie empfiehlt sich Ihnen allen vielmals.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

352. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung, Priorin in Salamanka

Palencia, im Januar 1581

Die zwei Nonnen, die von Salamanka nach Palencia kamen. Dank für die übersandten Geschenke. Nachrichten über Palencia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden!

Es fällt mir recht schwer, von Ihrem Kloster jene Nonnen wegzunehmen, die man Ihnen bezeichnet hat; allein es kann einmal nicht anders sein. Da man Ihnen auch eine nimmt, mit der Sie unzufrieden sind, so ertragen Sie es mit Geduld! Empfehlen Sie diese alle Gott, damit sie dem Zweck, weswegen sie hierher gekommen sind, entsprechen und so Ihr Kloster durch sie seinen guten Ruf nicht verliert! Ich hoffe, dass sie sich auf diese Weise verhalten, da sie in Palencia vortreffliche Nonnen finden werden.

Euere Ehrwürden sind, wie es scheint, noch immer nicht frei von Ihren Unpäßlichkeiten. Indessen ist es schon eine große Gnade Gottes, dass Sie wieder auf den Beinen sind. Geben Sie doch um der Liebe Gottes willen ja recht auf sich selber acht! Möchte er mir doch gnädig gewähren, Sie und Ihre Töchter außer dem Hause zu wissen, das Sie jetzt bewohnen; denn diese Angelegenheit macht mir wirklich große Sorge! Es scheint der Wille Seiner Majestät zu sein, dass Euere Ehrwürden auf alle mögliche Weise in die Leidensschule geführt werden. Der Herr sei gepriesen für alles und belohne Sie für die Übersendung der Zitronen! Sie haben mir durch dieses Geschenk eine große Freude bereitet, da ich tags vorher sehr elend war. Nicht minder erfreut war ich über den Schleier; denn ich habe jenen, den ich auf dem Kopfe trug, so gerichtet, dass er über diesem zu liegen kommt; auch sind die Schleier, die ich von Ihnen bekomme, sehr schön. Indessen bitte ich Sie um der Liebe willen, mir nichts mehr zu schicken, bis ich Sie darum ersuche. Es ist mir lieber, wenn Sie selber etwas für Ihre Bedürfnisse verwenden.

Bei dieser Stiftung geht uns alles so nach Wunsch, dass ich nicht weiß, wie das endigen wird. Flehen Sie und Ihre Töchter zum Herrn, er möge uns ein gutes Haus verschaffen! Die Einsiedelei haben wir aufgegeben. Es gibt hier viele und passende Häuser, und eine große Zahl von Freunden ist eifrig damit beschäftigt, uns eines zu suchen. Auch der Bischof ist stets voll Entgegenkommen gegen uns. Empfehlen Sie ihn um der Liebe willen Gott sowie auch alle jene, die uns behilflich sind!

Schreiben Euere Ehrwürden, falls ich es nicht tun sollte, dem Pater Dominikus ein Brieflein, damit er von dieser Stiftung Kenntnis erhalte! Ich werde mich zwar bemühen, ihm zu schreiben, sollte es aber nicht geschehen, so entrichten Sie ihm meine freundlichen Grüße!

Es hat mir überaus gefallen, dass Sie die Schwestern, die von Salamanka gekommen sind, so gut ausgestattet haben; so handeln nicht alle. Übrigens war dies sehr vernünftig, besonders der Schwester Elisabeth von Jesu gegenüber, der Sie alle Aufmerksamkeit schuldig sind. Diese scheint mir sehr zufrieden zu sein. Da Elisabeth und die übrigen Schwestern Ihnen berichten werden, was vorgeht, und ich noch andere Briefe zu schreiben habe, so schließe ich mit dem Wunsche: Unser Herr möge Sie mir erhalten und Ihnen jene Heiligkeit verleihen, um die ich ihn für Sie bitte! Amen. Die Messbücher sind sehr schön, allein sie sind so teuer, dass ich nicht weiß, wann wir sie bezahlen können.

Ich bin Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Der Pater Mondiago wird die beifolgenden Briefe meinen lieben Dominikanern in Salamanka übersenden; wollen Euere Ehrwürden ihn darum ersuchen!

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Salamanka.

353. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Palencia, am 17. Februar 1581

Wohlmeinender Rat in betreff des Paters Gabriel. Ratschläge für das kommende Kapitel. Mahnung zur klugen Mäßigung in seinen Arbeiten.

…………

Nach meiner Ansicht wird Makarius seine Versuchung nicht verbergen können. Dass Pater Gabriel in la Roda bleibt, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist dies meiner Ansicht nach ein großes Glück für das Nonnenkloster in Villanueva. Er hat für die Schwestern ein anderes Haus mitten in der Stadt gekauft, das, wie man sagt, ganz vortrefflich sein soll. Ich bin jedoch in Sorge, weil ich glaube, es habe weder eine gute Aussicht noch einen freien Platz. Erkundigen Sie sich bei ihm, wie wenn dies von Ihnen ausgehen würde, und erzeigen Sie sich freundlich gegen ihn! Denn er ist ein guter Mann, der vortreffliche Eigenschaften besitzt; und wenn er Ihnen gegenüber auch ein etwas unfreundliches Wesen zeigt, so kommt dies meiner Ansicht nach daher, weil er in der Meinung lebt, Sie würden andere mehr als ihn lieben.

Mir ist auch der Gedanke gekommen, Sie sollten, falls Sie zum Provinzial erwählt werden, dafür Sorge tragen, den Pater Nikolaus als Gefährten zu bekommen; denn für diese Anfänge ist es sehr wichtig, dass Sie beide zusammen wirken, da ja Pater Bartholomäus infolge seiner Kränklichkeit notwendig Fleisch essen muss und ihn deshalb einige schon mit schiefen Augen anschauen. Ich werde jedoch dem apostolischen Kommissär nichts davon sagen. Dieser Vorschlag würde, ich versichere Sie, wenigstens für den Anfang von großer Bedeutung sein, da Pater Nikolaus in allem einen guten Rat zu geben weiß. Wer wie Sie andere zu ertragen hat, der kann sich nur freuen, einen Gefährten zu haben, von dem er nichts zu erdulden haben wird.

Entrichten Sie, bitte, meine besten Grüße an Pater Bartholomäus! Nach meinem Dafürhalten muss er wohl infolge seiner Kränklichkeit in Ihrer Begleitung recht müde geworden sein, da Euere Hochwürden gar niemals ausruhen. Es ist das eine Marter für Sie und für den, der bei Ihnen ist. Ich habe schon oft daran gedacht, wie krankhaft Ihr Aussehen vor einem Jahre in der Karwoche war. Mäßigen Sie doch um der Liebe Gottes willen in der kommenden Fastenzeit Ihren Eifer mit Ihren Predigten, und genießen Sie keine Fische, die schwer zu verdauen sind! Die nachteiligen Folgen werden sich bald einstellen, wenn Sie es auch nicht eingestehen wollen, und dann kommen die Versuchungen.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass man sich mit der Kapelle des Sancho de Ávila noch immer beschäftigt. Die Ansichten der Theologen sind in diesem Punkte geteilt; wenn sie auch die Kapelle uns schenken, so verlieren sie doch nichts von ihrem Erbe. Nach meiner Ansicht wird ein Prozess daraus entstehen. Ich habe erklärt, man möge sich mit dieser Angelegenheit nicht beschäftigen, bis wir einen Provinzial haben. Ich bemerke dies hier, obwohl es nicht passend zu sein scheint; aber Euere Hochwürden sollten den Provinzial, der erwählt wird, darauf aufmerksam machen, in dieser Sache keine Anordnungen zu treffen, ohne sich vorher nach Alba zu begeben und alles genau in Augenschein zu nehmen. Denn die Sache ist für jenes Kloster sehr wichtig. Don Sancho de Ávila gibt jetzt schon mehr, als er müsste; andererseits sind die Nonnen mit dieser Kapelle in einer solchen Notlage, dass man sie nach meiner Ansicht bauen muss. Jedenfalls ist es gut, Bedingungen zu stellen und verschiedene andere Punkte genau zu bestimmen, weshalb es nötig sein wird, mit mir die Angelegenheit zu besprechen und davon Einsicht zu nehmen.

Hier geht es, Gott sei Dank, mit jedem Tage besser. Wir stehen eben in Unterhandlungen betreffs des Kaufes eines sehr passenden Hauses. Das Haus neben der Einsiedelei zu unserer Lieben Frau ist nicht so gut und überdies auch sehr teuer; darum nehmen wir es nicht. Das andere hat eine sehr gute Lage.

Meine Gesundheit ist besser als gewöhnlich, und auch alle Schwestern sind wohl. Die Schwester vom heiligen Bartholomäus und die Mutter Agnes von Jesu senden Ihnen die freundlichsten Grüße. So sehr auch Euere Hochwürden der Ihnen drohenden Bürde des Provinzialats zu entkommen sich bemühen, so ist die letztgenannte Nonne, wie sie sagt, doch davon überzeugt, dass man sie Ihnen infolge des Fürbittgebetes der Karmelitinnen auferlegen werde. Der Herr leite alles so, dass Euere Hochwürden ihm um so treuer dienen mögen! An allem übrigen ist wenig gelegen, sollte es auch für uns noch so schmerzlich sein.

Ich wollte mich kurz fassen; aber da sehen Sie, wie schlecht mir dies glückt. Den Pater Mariano habe ich bereits heftig getadelt wegen seiner Versuchung, den Makarius zu wählen, wovon er mir geschrieben hatte. Ich begreife diesen Mann nicht; übrigens möchte ich mich betreffs dieses Falles mit keinem anderen verständigen als mit Ihnen. Darum bewahren Sie das, was ich Ihnen hierüber geschrieben habe, für sich allein; denn es ist dies von großer Bedeutung! Unterlassen Sie nicht, sich an Pater Nikolaus zu wenden, und geben Sie allen Vätern zu verstehen, dass Sie das Amt des Provinzials für sich nicht wünschen! Ich weiß wirklich nicht, wie die Väter mit gutem Gewissen einem anderen ihre Stimme geben können außer einem von Ihnen beiden.

Ihren Brief habe ich schon an die Klöster gesendet. Alle Nonnen sind darüber hoch erfreut, und ich noch am meisten. Ich werde Ihnen die Berichte, die diese mir schickten, zusenden. Wenn einige Klöster ihren Bericht Ihnen unmittelbar zuschicken, so tun Sie damit, was Ihnen beliebt, und verwerfen Sie, was Ihnen nicht zusagt! Gott behüte Sie und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 17. Februar.

Wenn uns bezüglich unserer Klöster noch mehr einfällt, so werde ich Ihnen davon Mitteilung machen. Denn die Angelegenheiten des Kapitels werden offenbar nicht so schnell geregelt werden, dass uns nicht noch Zeit bliebe.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

354. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Palencia, im Februar 1581

Vorschläge betreffs der Beichtväter der Nonnenklöster. Verschiedene Ratschläge betreffs der Person, die als Provinzial erwählt werden soll.

… Setzen Sie für immer fest, dass die Vikare der Nonnen nicht deren Beichtväter sein können; auf diesen Punkt muss ich sehr dringen!

Es ist dies nämlich für unsere Klöster überaus wichtig; denn trotz des großen Nutzens, den unsere Nonnen, wie Euere Paternität bemerken und wie ich selber gestehen muss, daraus ziehen würden, dass sie bei unseren Vätern beichten, wäre es mir viel lieber, es bliebe alles beim alten, und sie dürften bei diesen gar nicht mehr beichten, als dass jeder Beichtvater Vikar des Klosters würde. Daraus ergeben sich viele Missstände, wovon ich mit Euerer Paternität sprechen werde, wenn wir uns treffen. Ich bitte Sie, mir in diesem Punkte Glauben schenken zu wollen! Als man das Kloster zum heiligen Joseph gründete, wurde diese Frage ernstlich erwogen, und einer von den Gründen, weswegen mehrere Männer mit mir es für gut hielten, das Kloster dem Bischof zu unterstellen, war folgender: Man verhinderte dadurch, dass der Vikar zugleich Beichtvater der Nonnen wurde. Es ergeben sich in den Klöstern, wo diese Einrichtung besteht, große Missstände; ich weiß dies aus Erfahrung; und für mich war schon ein einziges Kloster, wo ich diese Einrichtung genau sehen konnte, hinreichend, um dagegen zu sein. Denn wenn der Vikar sich mit einer Nonne im Gespräche unterhalten will, so kann ihn die Priorin nicht hindern, mit dieser so oft zu reden, als es ihm beliebt, weil er ihr Oberer ist; daraus aber entsteht tausenderlei Unheil.

Aus diesen und noch vielen anderen Gründen ist es notwendig, dass die Nonnen auch den Prioren nicht unterstellt werden. Da könnte nämlich einer, der wenig Verständnis hat, kommen und den Nonnen Vorschriften geben, die alle in Verwirrung bringen würden. Denn nicht alle gehen so klug zu Werke wie mein Vater Gracián, und wir müssen auch die Zukunft ins Auge fassen. Die eigene Erfahrung, die wir schon gemacht haben, legt uns die Pflicht auf, alle möglichen Gefahren in diesem Punkte zu beseitigen. Es wäre für uns die größte Wohltat, wenn im Kapitel die Verordnung erlassen würde, dass die Beichtväter mit den Nonnen über nichts anderes zu verhandeln haben, als ihre Sünden anzuhören. Das Amt eines Beichtvaters reicht hin, um die Zurückgezogenheit zu überwachen und dem Provinzial darüber Bericht zu erstatten.

Dies alles habe ich bemerkt für den Fall, dass etwa einer der Väter oder der Pater Kommissär selbst anderer Ansicht wäre. Der letztere wird jedoch nicht gegen diesen meinen Vorschlag handeln, da die Patres seines Ordens auch in vielen Klöstern Beichtväter ihrer Nonnen, aber in keinem zugleich Vikare sind. Unsere ganze zukünftige Existenz hängt von der Abwendung der Gefahr ab, dass durch Finsterlinge und Frömmler das Werk der Gnade in den Bräuten Christi zerstört werde. Man muss immer die schlimmsten Fälle, die eintreten könnten, im Auge behalten, um der drohenden Gefahr zuvorzukommen; denn solche Gelegenheiten benützt der Teufel, um sich allmählich unbemerkt einzuschleichen. Dies sowie die Aufnahme einer großen Anzahl von Nonnen in unsere Klöster hat mich immer mit quälender Furcht erfüllt, es möchte dadurch unserem Orden das größte Unheil erwachsen. Darum bitte ich Euere Paternität, mit aller Entschiedenheit darauf dringen zu wollen, dass diese beiden Punkte in die Satzungen aufgenommen werden und Gesetzeskraft erhalten. Erweisen Sie mir diese Gnade!

Ich begreife nicht, wie Sie jetzt sagen können, wir sollten schweigen in der Angelegenheit betreffs der Patres, die unsere Beichten abnehmen sollten. Sie wissen ja doch, wie sehr wir durch die Verordnung des Paters Petrus Fernández gebunden sind; meine Ansicht dagegen ist, dass es notwendig ist, über diesen Punkt zu reden. Auch begreife ich nicht, warum Euere Hochwürden nicht zur Sprache bringen sollten, was sich auf uns Karmelitinnen bezieht. Ich habe in dem Briefe an den Pater Kommissär den außerordentlichen Nutzen, den Ihre Visitation uns gebracht hat, rühmend hervorgehoben; und dies ist auch volle Wahrheit; Sie können darum wohl verlangen, was Sie zu unseren Gunsten wollen. Sie sind dies auch allen Nonnen schuldig, die Ihretwegen schon so viele Tränen vergossen haben. Es wäre vor allem mein Wunsch, dass nur Euere Hochwürden und Pater Nikolaus sich mit dieser Angelegenheit beschäftigen; denn es ist nicht notwendig, im Kapitel über unsere Satzungen und über die verschiedenen Verordnungen, die Sie in Bezug auf uns treffen werden, zu verhandeln und die anderen dort versammelten Väter davon in Kenntnis zu setzen. Pater Petrus Fernández - Gott habe ihn selig! - hat sich darüber nur mit mir allein besprochen. Wenn Ihnen auch einige von den acht Punkten, die ich mit Ihnen besprochen habe, als unbedeutend erscheinen, so dürfen Sie doch versichert sein, dass wirklich viel daran gelegen ist. Darum wünschte ich, dass man keinen davon streichen würde. Denn in dem, was die Nonnen betrifft, darf ich doch wohl auch ein Wort mitreden; ich habe ja so vieles beobachtet, wodurch die Klöster, wenn man es für unbedeutend hält, allmählich zugrunde gehen werden.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass ich den Pater Prior und Kommissär auch bitten lassen wollte, er möchte aus den ehrwürdigen Vätern jene, die dazu die erforderliche Gelehrsamkeit hätten, mit dem Titel und der Würde eines Magisters oder Präsentatus betrauen; denn es ist dies aus vielen Gründen notwendig, da man sich dann nicht immer an den General wenden müsste. Aber da Euere Hochwürden mir zu verstehen gaben, dass der Kommissär nur die Vollmacht habe, auf dem Kapitel den Vorsitz zu führen und die Satzungen zu verfassen, bin ich von diesem Gedanken wieder abgegangen.

Man hat, wie mir scheint, nicht alles gewährt, um was ich gebeten habe. Es wäre dies indes sehr vorteilhaft für uns gewesen, da wir uns dann für einige Jahre nicht nach Rom hätten wenden müssen.

Es wird wohl notwendig sein, dass die Väter sogleich einen recht demütigen Brief an den General schreiben, worin sie ihm über alle Vorkommnisse Bericht erstatten und sich ihm, wie es auch billig ist, als seine Untergebenen empfehlen. Euere Hochwürden sollten auch an Pater Angelus schreiben, da Sie ihm dies schuldig sind; danken Sie ihm auch für all das Gute, das er Ihnen erwiesen hat, und bitten Sie ihn, er möge Sie stets als seinen Sohn betrachten! Unterlassen Sie ja nicht, dies zu tun!

Jetzt wollen wir noch den von Ihnen geäußerten Wunsch besprechen, zum Provinzial weder erwählt noch als solcher bestätigt zu werden. Ich habe über diese Angelegenheit an den Pater Kommissär geschrieben. Aber in diesem Punkte, mein Vater, erkläre ich Ihnen gegenüber offen: Wenn mich das Verlangen beseelte, Sie frei von diesen Ämtern zu sehen, so hatte dies seinen Grund mehr in der Liebe, die ich im Herrn zu Ihnen trage, als in der Sorge für das allgemeine Wohl des Ordens; aus dieser Liebe stammt auch die natürliche Schwachheit, bei der es mir so schwerfällt, wenn ich sehen muss, dass nicht alle erkennen, wieviel sie Euerer Hochwürden zu verdanken haben für all die Mühseligkeiten, die Sie auf sich genommen. Darum kann ich auch kein Wort hören, das man wider Sie spricht; es ist mir dies etwas Unerträgliches. Wenn ich indessen die Sache im rechten Lichte betrachte, so hat bei mir die Rücksicht auf das allgemeine Wohl des Ordens alle anderen Rücksichten überwogen.

Wenn Euere Hochwürden stets mit Pater Nikolaus, falls er zum Provinzial erwählt wird, Hand in Hand gehen, so würde dadurch, wie mir scheint, das eine wie das andere in Erfüllung gehen. Ich sehe indessen wohl ein, dass es für das erstemal in jeder Hinsicht weit vorteilhafter wäre, wenn Euere Hochwürden diese Bürde auf sich nehmen würden; darum habe ich auch in diesem Sinne an den Pater Kommissär geschrieben. Sollten nicht Sie Provinzial werden, schrieb ich ihm, sondern Pater Nikolaus, so würden Sie diesem mit Ihrer Erfahrung und Kenntnis der einzelnen Ordensmitglieder, sowohl der Brüder wie der Nonnen, zur Seite stehen; Makarius aber habe nach der Erfahrung, die wir mit ihm gemacht, nicht die erforderlichen Eigenschaften zu diesem Amte, wofür ich ihm auch schwerwiegende Gründe anführte. Ebenso bemerkte ich ihm gegenüber, dass auch Pater Petrus Fernández derselben Ansicht gewesen sei, der es indessen früher gerne gesehen hätte, wenn dem Makarius die Oberleitung über die Reform anvertraut worden wäre. Aber welchen Schaden würde er jetzt anrichten!

Ich habe dem Pater Kommissär auch den Pater Johannes von Jesu in Vorschlag gebracht, damit es nicht den Anschein habe, als würde ich mich bloß auf zwei beschränken. Indessen erklärte ich dem Pater Kommissär, dass dem letzteren die Gabe zur Leitung der Provinz fehle; denn nach meinem Dafürhalten hat er sie auch wirklich nicht. Würde ihm aber einer von den beiden anderen Vätern zur Seite gegeben werden, so könnte es noch gut gehen. Dieser Pater ist in der Tat sehr verständig, und er wird nach meinem Dafürhalten gewiss auch guten Rat annehmen. Stünden Euere Hochwürden ihm zur Seite, so würde er in keiner Weise von dem abgehen, was Sie ihm raten, und so könnte er sein Amt auch gut verwalten. Allein ich bin überzeugt, dass er nicht gewählt werden wird. Möge der Herr diese Angelegenheit so leiten, wie sie am meisten zu seiner Ehre und Verherrlichung gereicht! Ich habe auch die feste Hoffnung, dass er dies tun wird, nachdem er einmal das Wichtigste zustande gebracht hat. Sehr zu bedauern ist…

Entrichten Sie dem Pater Antonius von Jesu viele Empfehlungen von mir und sagen Sie ihm, ich hätte ihm den Brief nicht zu dem Zwecke geschrieben, dass er mir darauf die Antwort schuldig bleibe! Es kommt mir vor, als rede ich mit einem Taubstummen, wenn ich ihm schreibe, und darum unterlasse ich es lieber; er ist jedoch damit zufrieden, dass dem Pater Mariano ein Teil seiner Einnahmen übergeben werde, die dazu dienen, dass unseren Vätern eine reichlichere Nahrung zuteil werde als sonst gewöhnlich. Ich sage Ihnen, dass man sehen wird, wohin wir kommen, wenn in dieser Hinsicht nicht in allen Klöstern Vorsorge getroffen wird. Die Väter sollen ja auf dem Kapitel die Verordnung erlassen, dass die Prioren ihren Untergebenen hinreichende Nahrung geben. Denn der Herr wird uns nie das Notwendige vorenthalten. Geben aber die Prioren ihren Religiosen wenig, so wird Gott auch ihnen wenig zukommen lassen…

Um der Liebe willen bitte ich Euere Hochwurden, dahin wirken zu wollen, dass bezüglich der Betten und der Tischtüchlein auf Reinlichkeit gesehen werde, sollte es auch größere Unkosten verursachen. Denn es ist etwas Entsetzliches, wenn es in diesem Punkte fehlt. Es wäre mein Wunsch, es möchte dieser Punkt in die Satzungen aufgenommen werden, aber ich bin in Sorge, ob dies in Anbetracht der Gewohnheit etwas helfen wird…

Wie unangenehm ist mir doch die Überschrift »Ehrwürden«, die man auf die an mich adressierten Briefe setzt. Ich wünschte, Euere Paternität möchten es allen Ihren Untergebenen verbieten, mich in dieser Weise zu titulieren; denn dies ist nicht notwendig, um zu wissen, an welche Person der Brief gerichtet ist. Überdies ist es auch meiner Ansicht nach ungeziemend, uns gegenseitig in dieser Weise zu ehren und uns überflüssiger Worte zu bedienen…

Stellen doch Euere Paternität das, was ich Ihnen bezüglich der Schleier gesagt habe, in allen Klöstern als Verpflichtung auf! Sie können sagen - und es ist auch volle Wahrheit -, dass die unbeschuhten Karmelitinnen selbst darum gebeten hätten, obwohl sie ein so zurückgezogenes Leben führen…

Gott verhüte, mein Vater, das Unheil, das über diese Klöster kommen würde, wenn sie sich Ihrer Leitung beraubt sähen! Denn unsere Nonnen bedürfen gar sehr einer bis ins kleinste gehenden Leitung und eines Obern, der jede Angelegenheit im besondern zu beurteilen weiß. Sie sind Dienerinnen Gottes; Seine Majestät wird über sie wachen…

355. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Palencia, am 21. Februar 1581

Bemerkungen, die im bevorstehenden Kapitel berücksichtigt werden sollten. Allgemeiner Wunsch der Karmelitinnen, Pater Hieronymus möchte zum Provinzial erwählt werden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Ihren Brief, den Sie mir von Alcalá aus geschrieben, habe ich erhalten, und es hat mich alles, was Sie mir darin berichten, insbesondere die Nachricht über Ihren guten Gesundheitszustand, recht gefreut. Gott sei dafür gepriesen, der mir diese große Gnade erweist, nachdem Sie so beschwerliche Reisen gemacht und so viele Mühseligkeiten auf sich genommen haben! Was mich betrifft, so befinde ich mich wohl. Ich habe Ihnen auf zwei verschiedenen Wegen meine Briefe zugesendet und Ihnen meine Berichte überbringen lassen, gleich als ob ich eine Person von Bedeutung wäre. Ich habe vergessen, Sie auf einen Punkt aufmerksam zu machen, von dem ich in dem beiliegenden Brief an den Pater Kommissär geschrieben. Lesen Euere Paternität den Brief, den ich Ihnen offen schicke, damit ich mir die Ermüdung durch nochmaliges Schreiben erspare. Versiegeln Sie ihn hernach mit einem Siegel, der dem meinigen ähnlich ist, und übergeben Sie ihn dem Kommissär!

Die Priorin von Segovia hat mich auf die unseren Nonnen zugestandene Freiheit, auch andere Patres als die unsrigen zum Predigen einladen zu dürfen, aufmerksam gemacht; ich habe dies als etwas Selbstverständliches empfunden und daraufhin auch diese Freiheit bestehen lassen. Aber wir müssen, mein Vater, nicht bloß auf die jetzt lebenden Oberen Rücksicht nehmen, sondern auch daran denken, dass Obere kommen können, die gegen diese Freiheit und auch gegen andere Gewohnheiten Widerspruch erheben können. Erweisen uns darum Euere Paternität die Liebe, mit allen Kräften dahin zu wirken, dass dieser Punkt und auch jene anderen Gegenstände, von denen ich Ihnen vor kurzem schrieb, dem Pater Kommissär recht klar und deutlich dargelegt werden; denn wenn er uns diese Freiheit nehmen würde, müssten wir uns nach Rom wenden. Nach meinem Dafürhalten trägt sie nämlich zum Troste dieser Seelen sehr viel bei. Es bleiben ihnen dadurch gar viele Betrübnisse erspart, die über die Nonnen anderer Klöster kommen, weil sie in Bezug auf das geistliche Leben allzusehr eingeschränkt sind. Eine derart gebundene Seele kann nie Gott so recht von Herzen dienen, und der böse Feind versucht sie gerade in dieser Beziehung. Haben dagegen die Nonnen diese Freiheit, so kümmern sie sich oftmals gar nicht darum und haben auch kein Verlangen darnach.

Wenn der Pater Kommissär die Vollmacht hat, die Satzungen zu verbessern und ihnen entsprechende Bestimmungen beizufügen, so wäre es mein Wunsch, dass man das wegnähme und hinzusetzte, was wir eben jetzt verlangen. Allein niemand wird diese Arbeit übernehmen, wenn nicht Euere Paternität und Pater Nikolaus sich die Sache angelegen sein lassen. Es ist, wie Sie sagen und wie ich Ihnen in meinem Briefe mitgeteilt zu haben glaube, nicht notwendig, die anderen Patres in die Angelegenheiten einzuweihen, die uns Karmelitinnen betreffen. Auch Pater Fernández hat ihnen nie davon ein Wort gesagt. Die Verordnungen, die er festsetzte, wurden stets zwischen ihm und mir besprochen; er entschied nie etwas, ohne mir davon Mitteilung zu machen; ich muss ihm hierin Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Wenn man die Vollmacht hat, neue Verordnungen den Satzungen beizufügen oder einige zu beseitigen, so sehen Sie darauf, dass man nicht ausdrücklich bestimmt, die Strümpfe müssten aus Werg oder aus grobwollenem Tuche sein, sondern dass man nur erkläre, die Nonnen könnten Strümpfe tragen. Denn sonst nehmen die Skrupel kein Ende. Statt »Kopfbedeckung von Hanf« sage man »Kopfbedeckung von Leinwand«. Wenn Sie es für gut halten, kann auch die Verordnung des Paters Petrus Fernández wegbleiben, die verbietet, an den Fasttagen Eier und zur Kollation Brot zu genießen. Ich konnte ihn nie bestimmen, diese zwei Punkte wegzulassen, und doch wäre es genug, sich hierin an das Gebot der Kirche zu halten, ohne eine weitere Verpflichtung auf sich zu nehmen; sonst verursacht man den Nonnen nur Skrupel und schadet dadurch ihrer Gesundheit, da einige leicht meinen könnten, sie bedürften dessen nicht, was ihnen doch sehr notwendig wäre.

Man hat uns mitgeteilt, dass das Generalkapitel jüngst mehrere Verordnungen bezüglich des Chorgebets erlassen und neu eingeführt habe, zweimal in der Woche das FerialOffizium zu beten. Wenn Sie es für gut finden, so könnte man erklären, dass wir zu so vielen Änderungen nicht gehalten seien, sondern unser Chorgebet wie bisher zu verrichten hätten.

Bedenken Euere Paternität auch die vielen Unannehmlichkeiten, die für die unbeschuhten Karmeliten daraus entstehen, dass sie [auf ihren Reisen] immer in den Klöstern des Ordens Wohnung nehmen müssen, wenn es in den betreffenden Orten solche gibt. Vielleicht könnte diese Verordnung so gegeben werden, dass die Unbeschuhten nicht in die Klöster der Beschuhten zu gehen verpflichtet seien, wenn sie ein Haus finden, in dem sie, ohne Anstoß zu nehmen, bleiben können.

Nach unseren Satzungen sollten die Nonnen vom Almosen leben und kein bestimmtes Einkommen haben. Da ich nun sehe, dass alle unsere Klöster darauf hinarbeiten, ein bestimmtes Einkommen zu erhalten, so erwägen Sie, ob es nicht gut wäre, diese Bestimmung und alles, was darauf Bezug hat, zu streichen, damit jene, die davon Einsicht nehmen, nicht die Ansicht gewinnen, wir seien schon in kurzer Zeit der Lauheit verfallen. Der Pater Kommissär könnte auch noch erklären, er erlaube den Nonnen, ein bestimmtes Einkommen zu haben, da das Konzil von Trient dies gestatte.

Es wäre auch mein Wunsch, dass diese Satzungen gedruckt würden, da die verschiedenen Abschriften voneinander abweichen, und manche Priorin lässt beim Abschreiben etwas weg oder fügt etwas hinzu, was sie für gut hält, ohne zu bedenken, dass daran etwas gelegen ist. Man sollte eine strenge Vorschrift erlassen, dass niemand das Recht habe, etwas davon zu beseitigen oder hinzuzufügen, damit die Nonnen wissen, wozu sie verpflichtet sind.

Euere Paternität werden in diesen kleinen Punkten, ich meine in all dem, was sich auf uns Nonnen bezieht, das tun, was Sie für gut halten. Auch Pater Nikolaus soll über dies alles sein Urteil abgeben; dann hat es nicht den Anschein, als ob Sie allein sich mit dieser Arbeit befassten. Auch Pater Johannes von Jesu wird sich, wie ich glaube, in Liebe um das annehmen, was sich auf uns bezieht. Ich möchte mich gerne noch länger mit Ihnen unterhalten, allein es ist fast schon Nacht, und man wird die Briefe abholen. Auch muss ich noch an unsere Freunde schreiben.

Ich war wirklich gerührt, als Sie mich fragten, was mit den unbeschuhten Nonnen geschehen soll. Sie wenigstens werden ihr wahrer Vater sein und auch von ihnen gewiss als solcher angesehen. Würden Sie immer am Leben bleiben und würden die Nonnen keinen anderen Obern bekommen als Sie, so könnte gewiss manches von dem, was wir jetzt in die Satzungen aufgenommen wissen wollen, weggelassen werden. O wie sehnlich wünschen diese Nonnen, dass Sie zum Provinzial erwählt werden! Es ist, wie ich glaube, sonst nichts imstande, sie zu befriedigen. Gott erhalte Sie uns! Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen.

Heute ist der 21. Februar.

Ich bin Euerer Paternität wahre Tochter

Theresia von Jesu

Ich lege hier die Berichte bei, die man mir überbracht hat. Sobald ich die anderen erhalte, werde ich sie Ihnen zusenden. Ich weiß nicht, ob sie jetzt gut sind; aber es war notwendig, dass sie, wie Sie angeordnet hatten, mir zur Einsicht vorgelegt wurden. Gott behüte Sie!

Nur der Bericht Ihrer Freundin Elisabeth vom heiligen Dominikus war ganz entsprechend; er liegt unverändert bei.

356. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Palencia, am 27. Februar 1581

Die Berichte der Nonnen. Die Nonnen zu Ávila. Anträge und Bemerkungen bezüglich der Satzungen. Wunsch der Heiligen, es möchte in der Einsiedelei zu St. Alexius und in Salamanka ein Männerkloster errichtet werden.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Sie werden wohl, wie ich mir denke, wenig Zeit haben, um Briefe zu lesen. Gott gebe, dass ich mich diesmal kurz fassen kann! Anbei folgen die noch rückständigen Berichte. Euere Hochwürden haben gut getan, dass Sie die Anordnung trafen, die Nonnen sollten ihre Berichte und Bittgesuche zuerst an mich senden. Denn die Schwestern des St.JosephsKlosters in Ávila haben derartige Wünsche vorgebracht, dass sie sich, wenn sie in Erfüllung gingen, in nichts von den Nonnen des Klosters zur Menschwerdung unterscheiden würden. Ich bin entsetzt darüber, was dort der Teufel treibt; doch fast alle Schuld fällt auf den Beichtvater, so vortrefflich er sonst auch ist. Er hat immer darauf hingearbeitet, dass alle Schwestern Fleisch essen dürfen, und dies war eine von den Bitten, die sie stellten. Sehen Sie doch, welch sonderbares Verlangen! Es tut mir recht weh, sehen zu müssen, wieviel dieses Kloster von seiner ursprünglichen Vollkommenheit verloren hat; und mir bangt vor der großen Mühe, die notwendig sein wird, um das Kloster wieder auf seinen früheren Stand zurückzuführen, obwohl vortreffliche Nonnen sich dort befinden. Und um ihren Wünschen größeren Nachdruck zu verleihen, bitten sie auch noch den Provinzial, Pater Angelus, um die Erlaubnis, dass jene, die eine schwächliche Gesundheit haben, zu ihrer Erleichterung Eßwaren in ihrer Zelle aufbewahren dürfen; und diese Bitte bringen sie in einer Weise vor, dass ich mich gar nicht wundern würde, wenn er ihnen die Erlaubnis gäbe. Da können Sie sehen, wer sie beeinflusste, eine solche Bitte an Pater Angelus zu stellen. Auf diese Weise muss das klösterliche Leben allmählich schwinden.

Darum habe ich gebeten, es möge in die Satzungen die Verordnung aufgenommen werden, dass keine Oberin den Nonnen erlauben könne, irgend etwas für sich zu besitzen. Diese Verordnung sollte mit allem Nachdruck eingeschärft werden. Auch die Kranken sollten an diese Verordnung gebunden sein, während die Krankenwärterin dafür Sorge zu tragen hat, dass sie für die Nacht in der Zelle zurücklässt, was die einzelnen bedürfen. Dies geschieht auch in all unseren Klöstern mit großer Liebe und Sorgfalt, wenn es die Krankheit erfordert.

Einen Punkt habe ich vergessen; zum Glücke haben mich andere Schwestern, die mir schrieben, daran erinnert. Es sollte nämlich auf dem Kapitel festgesetzt werden, was die unbeschuhten Väter für eine jede unserer Nonnen, die mit Tod abgeht, zu beten haben. Sorgen Euere Paternität dafür, dass dies geregelt werde, und wir werden für Ihre Verstorbenen das gleiche tun wie Sie für die unsrigen.

Soviel ich weiß, beten die unbeschuhten Väter nur das Totenoffizium, und sie haben bis jetzt noch keine Messe für unsere Verstorbenen gelesen; hier in diesem Kloster wird, wenn einer unserer Brüder stirbt, eine Messe gesungen und vom Konvente im Chor ein Totenoffizium gebetet. Es ist dies, wie ich glaube, eine Verordnung der alten Satzungen; denn so hielt man es auch im Kloster der Menschwerdung. Vergessen Sie diesen Punkt nicht!

Ebenso sollte entschieden werden, ob das Motuproprio des Papstes noch verpflichtend sei, das ein Verlassen der Klausur verbietet, sei es nun, um in die Kirche zu gehen oder um die äußere Pforte zu verschließen. Dies muss beobachtet werden, wo es immer leicht geschehen kann, wenn auch kein päpstliches Verbot bestünde; es ist das am sichersten. Indessen ist es besser, dass dies jetzt ausdrücklich als Verpflichtung festgesetzt und zugleich erklärt wird, was zu geschehen hat, wenn dies nicht beobachtet werden kann, wie z. B. in den ersten Anfängen einer Gründung. Ich glaube auch, dass dies in allen Klöstern so gehalten werden wird, wenn man einmal weiß, dass es nicht anders geschehen darf. Unterlassen Sie um der Liebe willen nicht, dies zu regeln! Die Priorinnen von Toledo und Segovia haben die Türe, die in die Kirche führt, schon geschlossen, und zwar ohne es mir zu sagen. Diese beiden Priorinnen sind eifrige Dienerinnen Gottes und sehr verständig, so dass ich wünschte, ihr Beispiel möchte mich aneifern, da ich weit hinter ihnen zurückstehe. Übrigens wird dieser Punkt in allen Klöstern, die Klausur haben, beobachtet.

Der von mir gestellte Antrag, »dass jene Nonnen, die ihre Klöster verlassen, um ein anderes zu gründen, dort bleiben sollen, wenn sie nicht in dem Kloster, aus dem sie gekommen sind, zu Priorinnen erwählt werden«, ist zu beschränkt; lassen darum Euere Paternität noch beifügen: »oder wenn nicht eine andere Notwendigkeit eine Ausnahme begründet«. Ich glaube, Euerer Paternität schon geschrieben zu haben, dass es gut wäre, wenn man die Verordnungen der apostolischen Visitatoren mit den Satzungen womöglich zu einem Ganzen vereinigen würde. Denn da diese in einigen Punkten voneinander abweichen, so werden jene Nonnen, die davon weniger unterrichtet sind, verwirrt. Ich bitte Sie um der Liebe Gottes willen, sich doch trotz Ihrer vielfachen Beschäftigungen Zeit nehmen zu wollen, dass alles recht verständlich und klar gefasst werde! Denn da ich meine Anträge in so vielen Briefen zerstreut vorgelegt habe, so fürchte ich, Sie möchten dadurch zu sehr in Anspruch genommen werden und dabei das Wichtigste vergessen.

Da Sie mir weder über den Empfang der Ihnen übersandten Berichte noch auch über den Empfang meines Briefes Mitteilung gemacht haben, so wurde ich zu dem Gedanken versucht, der Teufel möchte verhindert haben, dass die hauptsächlichsten Anträge, die darin enthalten waren, und die für unseren Pater Kommissär bestimmten Briefe in Ihre Hände gelangten. Würde dies unglücklicherweise der Fall sein - was sehr traurig wäre - , so bitte ich Euere Paternität, mir sogleich durch einen eigenen Boten, den ich bezahlen werde, davon Mitteilung machen zu wollen. Ich halte indessen diese Befürchtung nur für eine Versuchung; denn der hiesige Eilbote ist unser Freund und hat sich die Besorgung der Briefe angelegen sein lassen.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass einige Väter, die im Kapitel Stimmrecht besitzen, den Pater Makarius als Provinzial wählen wollen; ich habe das in Erfahrung gebracht. Läßt Gott dies zu, nachdem in dieser Angelegenheit so viel gebetet wurde, so ist es gewiss das beste. Seine Urteile sind unergründlich. Einen von denen, die mir diese Nachricht hinterbracht haben, finde ich geneigt, dem Pater Nikolaus die Stimme zu geben; und wenn jene ihre Meinung ändern, dann wird der letztere gewählt werden. Gott leite diese Angelegenheit und erhalte Sie! Wie schlimm auch immer die Wahl ausfallen mag, die Hauptsache bleibt doch immer, dass sie geschehen ist. Gott sei gepriesen für immer!

Es wäre mein Wunsch, Euere Hochwürden möchten sich die Hauptsache von dem, was ich Ihnen geschrieben habe, auf einem kleinen Zettel vermerken und meine Briefe dann verbrennen, denn bei Ihren so vielfachen Beschäftigungen könnten sie leicht in fremde Hände fallen, und das wäre höchst unangenehm.

Alle Schwestern dieses Klosters, insbesondere meine Gefährtinnen, empfehlen sich Ihnen recht sehr.

Morgen ist der letzte Tag des Monats; heute ist, wie ich glaube, der 27.

Uns geht es hier gut, ja jeden Tag noch besser. Wir sind eben in Unterhandlungen betreffs des Kaufes eines sehr gut gelegenen Hauses. Es wäre mein Wunsch, mit meinen Beschäftigungen bald zu Ende zu kommen, um nicht so weit von Ihnen entfernt zu sein.

Sehen Sie ja dem Erwerb der Einsiedelei zum heiligen Alexius kein Hindernis entgegen! Wenn sie auch ein wenig von der Stadt entfernt liegt, so wird man doch für jetzt keinen besser gelegenen Platz finden. Mir hat sie, als ich auf meiner Reise vorbeikam, sehr gut gefallen; zudem hat sie uns jene Frau durch ihre Tränen erworben. Es wäre mein Wunsch, dass Sie dieses Kloster und jenes zu Salamanka zuerst gründen würden; es sind dies nämlich sehr bedeutende Städte. Man darf nicht zu wählerisch sein, da unsere Patres kein Geld haben. Hat man einmal Besitz ergriffen, so hilft Gott weiter. In Salamanka muss man nämlich die Häuser mit teuerem Gelde kaufen, und wir wissen selbst kein Mittel, um eines für die Nonnen zu bekommen. Glauben Sie mir um der Liebe willen in diesem Punkte; denn ich habe hierin Erfahrung! Nehmen Sie, ich wiederhole es, davon Besitz, und Gott wird alles glücklich zu Ende führen! Muß man auch an so bedeutenden Orten nur mit einem Winkel beginnen, so ist doch schon viel geschehen, wenn überhaupt der Anfang gemacht ist. Seine Majestät führe alles zu jenem Ende, das notwendig ist zu seiner Verherrlichung! Amen.

Es wäre mein innigster Wunsch, wenn die Stiftung des Klosters zu St. Alexius recht bald zustande käme. Abgesehen von den überaus wichtigen Gründen, die ich für dieses Projekt habe, würde das Kloster der Patres auch in unserer Nähe sein. Diese sollen aber nicht nach Valladolid kommen, bis sie die Erlaubnis des Abtes erlangt haben. Denn der Bischof steht jetzt auf besserem Fuße mit ihm, und seine Schwester wird diese Erlaubnis erwirken. Sagen Sie dies in meinem Namen jenen Vätern, die diese Stiftung betreiben müssen, und geben Sie ihnen auch zu verstehen, dass sie, wenn sie in so bedeutenden Städten anfangs zu viel Zeit in der Wahl eines geeigneten Platzes verlieren, zuletzt leer ausgehen werden.

357. Brief - An Petrus Johannes de Casademonte in Madrid

Palencia, im März 1581

Dank für alle guten Dienste. Bitte, ihr sogleich über die Verhandlungen des Kapitels Nachricht zu geben.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, und er verleihe Ihnen geistiges und leibliches Wohlergehen, um das alle Schwestern für Sie bitten! Wir beten recht eifrig in dieser Absicht; aber Sie dürfen sich dafür nicht erkenntlich zeigen, da wir Ihnen ja zu so großem Danke verpflichtet sind. Die gleiche Gnade erflehen wir auch für Doña Maria, in deren Gebete ich mich recht angelegentlich empfehle.

Unser Herr belohne Sie dafür, dass Sie mir bei jeder Gelegenheit so erfreuliche Nachrichten zusenden! Jetzt warte ich von Tag zu Tag auf jene, die noch fehlen. Diese werden gewiss auch ankommen, und ich bin vollkommen überzeugt, dass Sie sorgfältig darauf bedacht sein werden, uns recht bald darüber Mitteilung zukommen zu lassen. Diese Ihre Sorgfalt, in der Sie nicht ermüden, uns Liebesdienste und gütiges Entgegenkommen zu erweisen, stimmt uns wahrhaftig zum Lobpreise Gottes.

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass ich das Briefpaket unseres Provinzials, Pater Angelus de Salazar, erhalten und ihm geantwortet habe; jetzt schrieb ich ihm wiederum. Sollte er nicht in Madrid sein, so bitte ich Sie um der Liebe willen, ihm diese meine Briefe durch einen zuverlässigen Boten zustellen zu lassen, sobald Sie einen finden! Sie brauchen sich keine Sorge zu machen bezüglich einer Antwort von ihm; antwortet er Ihnen nicht, so ist es nicht notwendig, ihn darum zu ersuchen.

In den letzten Tagen hatte ich wieder viel zu leiden unter meinen gewöhnlichen Anfällen; jetzt befinde ich mich wieder besser und bin selbst ganz vergnügt, wenn ich an die Freude denke, die meine Väter [im Kapitel] haben werden. Unser Herr gebe, dass ich sie vollkommen befriedigt sehe und dass ihre Verordnungen uns behilflich sind, ihm mit größerem Eifer dienen zu können!

Wenn Sie Herrn López de Velasko sehen, so bitte ich Sie, ihm sagen zu wollen, dass ich seine über Valladolid gesandten Briefe erhalten habe; ebenso ersuche ich Sie, ihm Mitteilung zu machen, dass die Briefe mit der gewöhnlichen Post sicherer hierher gelangen, da der Postmeister mein Freund ist. Ich werde tun, was er von mir verlangt.

Hier wird es, wie ich glaube, einige Zeit noch viel zu tun geben; sollte dies auch nicht der Fall sein, so gedenke ich doch, wenn der Gehorsam mir nichts anderes befiehlt, hier zu bleiben, bis ich unsere Angelegenheiten beendigt sehe. Gott möge in seiner Allmacht alles zu einem glücklichen Ende führen und Sie in zeitlichem und geistigem Frieden erhalten, wie ich und alle Schwestern ihn darum bitten!

Die Mutter Agnes von Jesu empfiehlt sich in Ihr Gebet. Verzeihen Sie mir diesmal, dass dieser Brief nicht durch eine fremde Hand geschrieben ist! Es war mir ein großer Troß, dass ich so viel Zeit hatte, um mit eigener Hand schreiben zu können; ich wünschte, es wäre immer so.

Palencia, aus unserem Kloster zum heiligen Joseph.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

358. Brief - An Doña Anna Henriquez in Valladolid

Palencia, am 4. März 1581

Freude über das Kapitel. Geduld in Prüfungen. Nachrichten über die Gründung in Palencia. Vereinsamung der Heiligen seit dem Tode des Paters Balthasar Alvarez. Der Lehrstuhl des Paters Báñez in Salamanka.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen!

Wäre es nur auf mein Verlangen, Ihnen zu schreiben, angekommen, so würde ich diesem schon mehrmals entsprochen und nicht gewartet haben, bis Sie mir mit Ihrem Brief zuvorgekommen sind. Allein ich hatte in den letzten Tagen so viele Briefe zu schreiben und so vielfache Geschäfte in Bezug auf die Errichtung einer eigenen Provinz zu besorgen, auch war mein Gesundheitszustand so armselig, dass ich mich wundern muss, wie mein Kopf es ertragen konnte.

Die Mutter Maria Baptista hat mir geschrieben, welch innige Freude Sie über die Gnade empfänden, die Gott uns durch die Abhaltung dieses Kapitels erweist; diese Mitteilung wäre indessen nicht notwendig gewesen. Selbst wenn diese Angelegenheit nicht Ihre Ihnen treu ergebenen Dienerinnen beträfe, so würde, um Sie zu erfreuen, meines Wissens schon der Umstand hingereicht haben, dass es sich dabei um das Interesse Gottes handelt, zu dessen Haus und Königreich Sie gehören. Dieses Gotteswerk gereicht mir, ich versichere Sie, zu großem Troste; denn fortan wird, wie ich hoffe, Friede sein, und das ist ein großer Gewinn. Überdies werden jene, die sich dieser Reform angeschlossen haben, nicht mehr beunruhigt werden durch Obere, die nach einer ganz verschiedenen Regel leben, und werden nun wissen, was sie zu tun haben. Der Herr sei gepriesen für alles!

Ich weiß nicht, wann ich es einmal erleben werde, dass Sie irgendeinen Trost genießen. Gott will Ihnen, wie es scheint, alle Freude für jene nie endende Ewigkeit aufbewahren, damit Sie dort einer um so größeren Glückseligkeit teilhaftig werden. Ihre schwächliche Gesundheit ist noch das geringste Ihrer Leiden. Vielleicht wird jetzt, wenn die Witterung angenehmer wird, auch Ihr Gesundheitszustand sich bessern. Seine Majestät möge Ihnen diese Gnade verleihen, da sie es vermag! Seitdem meine Seitenschmerzen vorüber sind, fühle ich mich wohler; ich weiß indessen nicht, wie lange dies anhalten wird.

Wir sind hier sehr zufrieden und sehen jeden Tag mehr ein, wie gut wir es mit dieser Klosterstiftung getroffen haben. Die Leute sind sehr liebevoll, ganz offen und ohne Verstellung, was mir sehr gefällt. Der Bischof - Gott möge ihn erhalten! - hat zu diesem unserem Wohlergehen viel beigetragen; er erweist uns in ganz besonderer Weise seine Gunst. Ich bitte Sie, manchmal seiner zu gedenken und ihn unserem Herrn zu empfehlen!

Mit der Übersendung Ihres Bildes haben Sie uns eine große Ehre erwiesen. Es steht auf dem Hauptaltar und ist so schön und groß, dass es gar nicht notwendig ist, andere Bilder anzubringen. Wir haben für das hiesige Kloster eine vortreffliche Priorin und ebenso tüchtige Nonnen mitgebracht, und so befindet es sich in einem so guten Zustande, wie wenn es schon längst gestiftet worden wäre. Bei all dem fühle ich mich bezüglich meiner eigenen Seelenangelegenheiten recht einsam; denn es befindet sich hier kein Pater der Gesellschaft Jesu, den ich kenne. Im Grunde genommen aber fühle ich diese Verlassenheit überall. Solange unser Heiliger noch lebte, glaubte ich immer, mochte er auch ferne von mir sein, mich in seiner Gesellschaft zu befinden; ich konnte ihm doch brieflich manche Seelenangelegenheit mitteilen. Jetzt aber leben wir in der Verbannung, und es ist gut, dass wir dies fühlen.

Was sagen Sie dazu, dass Pater Báñez seinen Lehrstuhl auf so ehrenvolle Weise erhalten hat? Gott wolle ihn behüten! Es hat nur sehr wenig gefehlt, und er hätte ihn nicht bekommen. An Arbeit und Mühe wird es ihm in seinem neuen Amte nicht fehlen, da die Ehre teuer zu stehen kommt.

Der Doña Maria bitte ich, meine Empfehlungen entrichten zu wollen. Es wäre mein inniger Wunsch, sie recht gesund zu sehen; allein meine Gebete haben nur den Erfolg, dass die Leiden, die man schon zu tragen hat, nur noch vermehrt werden; Sie können das an sich selber erfahren.

Falls Pater Garcia Manrique in Valladolid ist, bitte ich, ihm zu sagen, wie sehr ich wünschte, ihn in Palencia zu sehen; er möge mich doch in seinen Gebeten nicht vergessen!

Wir kommen immer noch nicht dazu, den Ankauf unseres Hauses dahier zum Abschluss zu bringen, so sehr ich es auch wünschte. Ich möchte nämlich mit der Gnade Gottes die gute Witterung, die jetzt kommt, benützen und mich zur Stiftung nach Burgos begeben, aber dann sogleich wieder von dort zurückkehren, um länger bei Ihnen bleiben zu können. Seine Majestät möge es in seiner Macht so fügen und Ihnen in dieser heiligen Zeit überreichen geistigen Trost verleihen, da Ihnen zeitliche Freuden so ganz versagt zu sein scheinen! Dem Don Ludwig küsse ich die Hand; ich bitte Gott, er möge ihn recht heilig machen.

Aus dem Kloster zum heiligen Joseph [in Palencia].

Heute ist der 4. März.

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

359. Brief - An Don Hieronymus Reinoso, Kanonikus in Palencia

Palencia, im März 1581

Erkundigung betreffs seines Befindens und Bitte, das beabsichtigte Haus zu kaufen. Ratschläge und Dank.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Sagen Sie, bitte, dem Überbringer dieses Briefes, wie es Ihnen in der letzten Nacht ergangen ist und ob Sie nicht recht ermüdet sind! Bei mir ist dies nicht der Fall, und ich bin ganz vergnügt. Je öfter ich an das Haus denke, [das wir in Augenschein genommen haben], um so mehr gewinne ich die Überzeugung, dass das andere sich für uns nicht eignet. Schon der Hof allein wird für uns von Nutzen sein; und wenn man uns das andere Häuschen auch noch zum Kaufe überlässt, dann würden die Nonnen viele Jahre lang eine passende, ja sehr gute Wohnung haben. Fassen Sie nur, bitte, sogleich den Kauf dieses Häuschens ins Auge und suchen Sie darauf hinzuwirken, dass man es uns, wenn wir es auch nicht käuflich erwerben können, wenigstens auf einige Jahre zur Miete überlässt; denn wir haben es nötig als Wohnung für die Frau, die uns bedient.

Dem Tamayo können Sie sagen, dass wir ihm, wenn wir sein Haus nur allein kaufen, auch mehr dafür bezahlen werden; wenn wir aber beide Häuser zusammen erwerben müssten, dann könnten wir eine so große Summe erst im Laufe der Zeit erlegen. Es wird wohl, vorausgesetzt, dass Sie es für gut halten, besser sein, ihm nicht die Meinung beizubringen, als ob das Haus uns missfallen hätte, sondern ihn im Glauben zu belassen, man werde es ihm mit der Zeit schon noch abkaufen. Eine der Schwestern hat die witzige Bemerkung gemacht, jene würden in der Karwoche wieder Freunde werden, so dass der Kauf bald zum Abschluss kommen könnte. Die Priorin und die Nonnen küssen Ihnen die Hand, da Sie ihnen ein so vortreffliches Haus ausgesucht haben. Sie sind sehr vergnügt und haben auch allen Grund dazu, da für uns alles wie geschaffen ist. Die Aussicht, es allmählich erweitern zu können, wenn man noch Grund dazu kauft, ist ein großer Trost. Sehr erwünscht wäre es mir, wenn man nach Ostern mit dem Abbruch der Wände beginnen könnte. Der Herr leite alles und erhalte Sie, wie wir alle ihn darum bitten!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

360. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Palencia, am 12. März 1581

Eine melancholische Nonne. Projekt der Gründung von Burgos. Einladung zum Besuch des Don Franz. Lob des Paters Angelus de Salazar.

…Man darf die Priorin nicht beleidigen, da sie ihre Nonnen in guter Zucht hält; sie möchte nicht, dass diese Nonne dem Kloster schade. In Medina gibt es ohnehin viele, die an Melancholie leiden, und in jedem anderen Kloster würde man sich besinnen, eine solche aufzunehmen, was mich auch gar nicht wundert. Indessen müssen sich die Nonnen gegenseitig unterstützen. Meiner Ansicht nach geht es nicht an, diese Schwester in eine Neugründung zu schicken. Ich hatte auch schon den Gedanken, sie mit nach Burgos zu nehmen, zwar nicht als Stifterin, sondern als Büßerin. Kommt diese Stiftung wirklich zustande, so gedenke ich, die Mutter Agnes von Jesu als Priorin dort zurückzulassen. Sie geht doch lieber nach Burgos als nach Madrid, obgleich sie sich sehr gegen dieses Amt sträubt. Als Subpriorin werde ich ihr die Subpriorin von Valladolid beigeben, weil beide ganz damit einverstanden sind. Zudem kennen diese die genannte Schwester und werden in deren Behandlung mit Klugheit zu Werke gehen, obgleich es für die Mutter Agnes von Jesu sehr peinlich sein wird, sie annehmen zu müssen. Überlegen Euere Hochwürden um der Liebe Gottes willen, was hier das beste sein wird! Denn man muss schleunigst ein geeignetes Mittel anwenden, damit sie nicht ganz unheilbar wird. Bis jetzt ist sie aus ihrer Zelle noch nicht gekommen, und es wäre auch nicht gut, wenn sie diese verlassen würde.

Euere Hochwürden werden wohl meiner Ansicht nach viel Arbeit haben, und darum halte ich es nicht für gut, Ihnen einen ausführlichen Brief zu schreiben. Aus diesem Grunde verweigerte ich auch der Priorin die Erlaubnis, an Sie zu schreiben; nehmen Sie den Brief, den sie schicken wollte, als empfangen an! Sie empfiehlt sich recht angelegentlich in Ihr Gebet, und ich empfehle mich auch in das des Paters Mariano und aller übrigen Väter.

Ich möchte Sie gerne um eine Gunst bitten. Falls Sie nach Madrid kommen, würde ich Sie ersuchen, dem Don Franz und seiner Gemahlin einen Besuch abstatten zu wollen. Er schrieb mir, wie sehr er über die jüngsten Ereignisse erfreut sei; aber er schämt sich sehr und wird es nicht wagen, bei Euerer Paternität vorzusprechen. Haben darum Sie die Güte, ihn zu besuchen, um ihn zum Dienste Gottes zu ermahnen, und geben Sie sich nicht den Anschein, als ob Sie über ihn ungehalten seien, weil er den Orden verlassen hat. Er muss meiner Ansicht nach wohl große Geldverluste erleiden, da er wenig Fähigkeit hat, seine Güter zu verwalten. In dieser Hinsicht sind seine Frau und seine Schwiegermutter gar nicht gut versorgt. Es wäre mein sehnlichster Wunsch, diese Leute los zu sein; allein die Schwiegermutter meines Neffen liebt mich sehr und frägt mich um allerlei Dinge, die ich zu beantworten gezwungen bin, obwohl es mir recht unangenehm ist. Auf diese Weise, wie sie zu Werke geht, läuft sie Gefahr, das ganze Hab und Gut zu verlieren. Man hat ihr nämlich beigebracht, mein Neffe habe eine Jahresrente von zweitausend Dukaten. Ich habe ihr in diesem Punkte die Wahrheit gesagt, damit man sieht, wieviel ausgegeben werden darf. Pater Angelus de Salazar hat sie sogleich nach seiner Ankunft in Madrid besucht, ohne dass ich ihn darum gebeten hätte. Darum würde es, wie gesagt, von Ihrer Seite als ein Zeichen von Feindseligkeit angesehen werden, wenn Sie diesen Besuch unterließen. Unser Herr behüte Sie!

Unterlassen Sie es doch nicht, mir zu schreiben! Denn Sie wissen ja, welch großen Trost mir Ihre Briefe bereiten. Teilen Sie mir auch recht ausführlich mit, wie sich Makarius benommen hat, und zerreißen Sie diesen Brief sogleich, wenn Sie ihn gelesen haben!

Wir kommen mit dem Ankauf des Hauses nicht zum Abschluss, aber wir arbeiten immer darauf hin. Ich habe, wie ich es sonst gewöhnlich tat, zwei Laienschwestern ausgenommen; ich bediente mich nur der Erlaubnis, die mir meine Vollmachtsbriefe erteilen, um mich nicht an jenen wenden zu müssen, der doch nur noch so kurze Zeit unser Oberer war. Ich kann Gott nicht genug danken wegen der Güte, die dieser Pater, wie Sie mir sagen, an den Tag gelegt hat, und wegen der Umsicht, womit er sein Amt verwaltet hat.

Heute ist der 12. März.

Euerer Hochwürden Dienerin, Tochter und Untergebene - und wie gerne bin ich dies!

Theresia von Jesu

Mit Ausnahme meiner gewöhnlichen Leiden befinde ich mich wohl. Den Brief der Juliana finde ich nicht. Ihr ganzes Verlangen geht darauf hinaus, dass sie nicht mehr in das Kloster der Menschwerdung zurückkehren will, weil ihr das als ein Rückschritt erscheinen würde. Sie hat einzig nur in diesem Sinne geschrieben, weil sie sah, dass die Priorin und ich es wünschten. Es ist darum nicht nötig, ihren Worten einen Wert beizulegen.

351. Brief - An Don Alfons Velásquez, Bischof von Osma und früheren Beichtvater der Heiligen, in Toledo

Palencia, am 21. März 1581

Dankesbezeigungen. Projekt einer Klostergründung.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden!

Trotz meines Verlangens, Ihnen einen langen Brief zu senden, habe ich unglücklicherweise nicht die nötige Zeit dazu. Gleichwohl hat mich der Edelmann, der mir Ihren Brief brachte und einen Tag hier blieb, beständig dazu veranlassen wollen. Euere Gnaden bezeigen mir doch Ihre Huld auf alle mögliche Weise. Ich habe Ihnen schon auf einem anderen Wege einen Brief zugesendet, den Sie, wie ich glaube, wohl schon erhalten haben werden. Gegenwärtig habe ich Ihnen sonst nichts Neues zu berichten außer den Verdrießlichkeiten betreffs des Erwerbes eines Hauses, weswegen ich, wie ich befürchte, genötigt sein werde, diesen Sommer hier in Palencia zuzubringen.

Die Angelegenheit, von der Euere Gnaden sprechen, wäre sehr vorteilhaft für uns alle. Ich weiß jedoch nicht, ob ich wünschen darf, Sie solch schrecklichen Widerwärtigkeiten ausgesetzt zu sehen, wie sie derartige Unternehmungen mit sich bringen. Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn! Seine Majestät möge alles leiten!

Ich bin gesund, und es nimmt anscheinend alles einen guten Verlauf. Möge der Herr Euere Gnaden immer in bester Gesundheit erhalten! Man drängt mich so sehr zur Eile, dass ich Ihnen nicht ausführlicher schreiben kann.

Heute ist der Dienstag in der Karwoche.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

362. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Palencia, am 23. und 24. März 1581

Freude über den Abschluss des Kapitels. Schwierigkeiten, in Palencia ein Haus zu finden. Der heilige Johannes vom Kreuz. Gründung zu St. Alexius.

Jesus sei mit Euerer Paternität und vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir durch Übersendung der guten Nachrichten und besonders durch das Breve verschafft haben, das ich nun gedruckt sehen konnte! Zur Vollendung des Ganzen würde nun nichts mehr fehlen als die Drucklegung der Satzungen. Gott wird dafür Sorge tragen; es wird Ihnen schon dies, wie ich wohl einsehe, viele Mühe gekostet haben, und es musste für Euere Paternität keine kleine Arbeit gewesen sein, dies alles so in Ordnung zu bringen. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen solche Fähigkeit zu allem verliehen hat!

Mir kommt diese ganze Sache vor wie ein Traum; denn trotz all unseres Hin und Hersinnens hätten wir dies nie zu einem so guten Ende führen können, wie es Gott jetzt selbst zuwege gebracht hat. Er sei für alles gepriesen in Ewigkeit!

Ich habe bis jetzt sozusagen nichts von dem Breve gelesen; denn was in lateinischer Sprache abgefasst ist, verstehe ich nicht. Ich werde darum warten, bis die heilige Zeit vorüber ist, und es mir dann von jemandem erklären lassen. Gestern, am Mittwoch in der Karwoche, hat man mir Ihr Paket überbracht. Um meinen Kopf nicht anzustrengen und um mit den Schwestern, deren nur wenige sind, dem Chorgebete beiwohnen zu können, habe ich es nicht gewagt, mehr zu lesen als Ihre Briefe. Ich möchte gern erfahren, wohin Sie sich von Madrid aus zu begeben gedenken; denn es wird der Schwierigkeiten halber, die vorkommen können, notwendig sein, zu wissen, wo Sie sich befinden.

Auch möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich mir bisher immer Mühe gegeben habe und noch damit beschäftigt bin, für uns ein passendes Haus zu suchen; aber ich habe nur ein sehr teueres gefunden, das zudem auch sehr unbequem ist. Wir werden nun wohl darangehen müssen, die Häuser neben der Einsiedelei zu unserer Lieben Frau zu kaufen, obgleich auch diese viele Mängel haben. Gibt uns das Domkapitel einige große Hofräume, so bekommen wir, wenn wir mit der Zeit die Mittel haben, um sie zu bezahlen, einen schönen Garten. Eine Kirche mit zwei Kaplaneien besteht dort schon. Bezüglich des Preises ist man bereits auf vierhundert Dukaten heruntergegangen, und ich hoffe, dass man ihn noch mehr erniedrigen wird.

Ich versichere Euere Paternität, dass ich über die Leute dieser Stadt wirklich staunen muss, da sie uns so reichliches Almosen spenden. Finden wir nur die notwendige Nahrung - die gottesdienstlichen Verrichtungen in der Kirche kommen nämlich teuer zu stehen -, so wird dieses Kloster wohl eines Ihrer besten. Werden noch einige sehr hohe Terrassen abgetragen, so wird, wie man sagt, das Kloster sehr hell. Zum Wohnen sind mehr Räumlichkeiten vorhanden, als notwendig sind. Müge Gott daran sein Wohlgefallen haben und Euere Paternität behüten! Ich kann mich heute nicht weiter verbreiten, da Karfreitag ist.

Ich habe vergessen, mir von Ihnen etwas zu meinem Osterkuchen zu erbitten. Gott gebe, dass Sie meiner Bitte Gehör schenken! Ich habe den Pater Johannes vom Kreuz in seiner Trübsal getröstet, die er durch sein Verweilen in Andalusien empfindet; er kommt mit den Bewohnern dieses Landes gar nicht zurecht. Ich habe ihm versprochen, mich für ihn zu verwenden, dass er wieder nach Kastilien komme, falls uns Gott die Gnade zur Errichtung einer eigenen Provinz schenken würde. Jetzt bittet er mich, mein Versprechen einzulösen, da er fürchtet, man werde ihn in Baeza zum Prior wählen. Auch schreibt er mir, ich möchte bei Ihnen Fürbitte einlegen, dass Sie diese Wahl nicht bestätigen. Es ist billig, ihm diesen Trost zu gewähren, wenn es in Ihrer Macht liegt; denn er muss sehr viel ausstehen. Fürwahr, mein Vater, ich wünschte, wir hätten in Andalusien nur wenige Klöster; denn ich bin der Ansicht, dass sie den Klöstern in Kastilien nur nachteilig sein werden.

Jene Priorin von St. Alexius ist, wie man mir sagt, vor Freude ganz außer sich. Es ist wirklich ganz merkwürdig, zu sehen, wie sie sich infolge ihrer Freude benimmt. Auch die unbeschuhten Karmelitinnen zu Palencia können dem Ausdruck ihrer Freude, die sie darüber empfinden, dass sie einen so guten Vater haben, kein Ziel setzen. Ihre Freude ist Vollkommen. Gott gebe uns jene Freude, die kein Ende nimmt, und Euerer Paternität verleihe er recht glückliche Osterfeiertage! Entrichten Sie auch den Herrschaften dort dieselben guten Wünsche! Diese werden gewiss sehr glücklich sein, wenn Sie an diesen Tagen in ihrer Mitte verweilen. Alle Schwestern, besonders meine Begleiterinnen, empfehlen sich Ihnen angelegentlich. Das übrige schreibe ich in meinem Briefe an Pater Nikolaus. O welch eine Freude ist es für mich, dass Sie an ihm einen so trefflichen Gefährten haben! Ich möchte gern erfahren, was aus Pater Bartholomäus geworden ist. Er würde sich sehr gut zum Amt eines Priors für eine neue Gründung eignen.

Euerer Hochwürden Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

363. Brief - An Doña Anna Henriquez, Marquise de Alcañicas in Valladolid

Palencia, im März 1581

Almosen des Don Alvaro de Mendoza. Streit über ein Reliquiarium.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allzeit mit Ihnen! Amen. Ich teile Ihnen mit, dass uns der Bischof gestern zwölf Fanegas Getreide zugesendet hat. Da uns dieses Almosen auf Ihr Verwenden hin zuteil geworden ist, so ist es gut, dass Sie davon Kenntnis haben, falls Sie den Herrn Bischof treffen. Ich bitte Sie, mir Nachricht zu geben, wie es Ihnen in dieser nassen Zeit, die schon einige Tage andauert, ergeht, und ob Sie an dem Feste dieses Heiligen, der eine große Glorie besitzt, gebeichtet haben; es ist ganz billig, dass Sie zu ihm eine besondere Andacht tragen, da Sie ja eine so große Freundin der Armen sind.

Doña Maria ließ mir sagen, sie halte sich nicht eher für das Reliquiarium bezahlt, als bis Sie es mir gegeben haben. Sie spricht davon wie von ihrem Eigentum. Aber mir scheint es, dass auch Sie daraus ein Recht haben. Da der Herr es ist, der Sie für diese und andere uns erwiesene Wohltaten belohnen muss, so wird er wohl auch die Hindernisse dieses Streites beseitigen und der Wahrheit gemäß entscheiden. Seine Majestät halte Sie an ihrer Hand und leite Sie noch viele Jahre! Die Mutter Priorin und die Schwestern dieses Klosters empfehlen sich in Ihre Gebete.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

364. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Palencia, im März 1581

Antwort bezüglich ihrer Abreise nach Burgos.

…Ich habe allem Anscheine nach niemals verstanden, dass Joseph von mir verlangte, ich sollte sogleich mich zur Gründung nach Burgos begeben. Er sagte weder »nach langer Zeit« noch sogleich; er gibt mir nur zu verstehen, dass ich keine andere Nonne mit dieser Gründung betrauen sollte, da Sie daran dachten…

365. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Palencia, im März 1581

Freude darüber, dass alle Schwierigkeiten der Reform beseitigt sind. Verlangen zu sterben.

…………

Jetzt, meine Tochter, kann ich die Worte des heiligen Greises Simeon wiederholen; denn ich sehe den Orden der allerseligsten Jungfrau in einem Zustand, wie ich es gewünscht habe. Ich bitte und beschwöre Euch darum alle, keine Gebete und Bitten um Verlängerung meines Lebens an Gott zu richten! Lasset mich die Ruhe genießen; denn ich bin hienieden nicht mehr vonnöten…

366. Brief - An Anton Gaytán in Alba de Tormes

Palencia, am 28. März 1581

Glückwunsch zu seinem neuen Stande. Klage darüber, dass er ihr über die gegen ihre Nichte ausgesprochene Verleumdung keine Mitteilung machte. Schwierigkeiten betreffs der Mitgift seiner Tochter.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Einen Brief von Ihnen habe ich erhalten, und wäre es nur auf mein Wollen angekommen, so hätte ich Ihnen seither schon öfter geschrieben; allein die Arbeiten und Geschäfte haben mich in den letzten Jahren so sehr in Anspruch genommen, dass ich kaum all meinen Verpflichtungen nachkommen konnte. Gott sei Dank, dass er uns aus allen Schwierigkeiten so gut herausgeführt hat!

Die Mutter Priorin wird Ihnen sagen, wie sehr ich Sie zu der großen Freude beglückwünsche, die Sie in Ihrem neuen Stande, in den Sie Gott geführt hat, empfinden. Gebe Gott, dass Sie ihm darin mit Treue dienen! Es gibt ja in diesem Stande ebensogut Heilige wie in anderen Ständen, und Sie werden, wenn Sie es an sich selbst nicht fehlen lassen, auch einer werden.

Die Klage, die ich gegen Sie vorbringen könnte, besteht darin, dass Sie mir von jener anderen Angelegenheit, nachdem Sie davon Kenntnis erhalten hatten, keine Mitteilung machten. Vielleicht hätten wir in Bezug auf einige Unachtsamkeiten Abhilfe schaffen können, so dass das Unheil nicht so groß geworden wäre, das der Teufel dadurch verursacht hat, dass die Verleumdung allgemein bekannt wurde. Würde auch alles der Wahrheit entsprochen haben, was diese Dame ersonnen hat, so hätte sie sich in Anbetracht ihres Standes doch anders betragen und meine Nichte nicht mit solcher Verwegenheit in üblen Ruf bringen sollen. Beim Gerichte Gottes wird alles offenbar werden, worüber wir hier auf Erden kein Urteil fällen können, ohne ihn schwer zu beleidigen. Die Freundschaft zwischen beiden Familien war eine so innige und hatte schon so lange bestanden, dass jene Dame, wenn sie nicht von reiner Bosheit geleitet worden wäre, keinen Grund zu einer so schweren Verleumdung gehabt hätte.

Meine Schwester ist jedem Menschen gegenüber von Natur aus so liebenswürdig, dass sie, wenn sie auch wollte, meiner Ansicht nach gegen niemand hart sein könnte. Andererseits habe ich an ihrer Tochter nie eine so große Ausgelassenheit wahrnehmen können, die sie zur Strenge genötigt hätte, sondern im Gegenteil ein sehr stilles und bescheidenes Betragen.

Ich habe in Wahrheit mit jener Dame und ihrer Mutter nur wenig Verkehr gehabt, aber ich habe einen sehr heftigen Schmerz über die Beleidigung Gottes empfunden, die jene begangen haben müssen, die die Verleumdung weiter verbreitet haben. Meine Schwester schwöret mir hoch und teuer, dass dies nur eine Verleumdung sei, und ich glaube es ihr auch, da sie nicht lügt. Niemand in Alba würde auch das Recht haben, sie so schändlich zu behandeln; nur ihre Armut ist die Ursache, dass man sie allgemein so gering achtet. Gott lässt dies so zu, damit sie durch Leiden aller Art geprüft werde; sie ist in der Tat eine Martyrin in diesem Leben. Möge Gott ihr Geduld verleihen! Käme es auf mich an, so würde ich, obwohl das Ganze nur eine Verleumdung ist, sicherlich alle Anlässe dazu entfernen; allein ich vermag in dieser Hinsicht so wenig. Nur ein Mittel stünde mir, falls ich etwas tun wollte, zu Gebote, nämlich diese Angelegenheit Gott zu empfehlen. Aber in Anbetracht meiner Armseligkeit bin ich, wie Sie sehen, zu gar nichts nutz. Es hat selbst mir nichts genützt, Ihre Dienerin zu sein, da Sie mir, ich wiederhole es, nicht schon gleich von Anfang an von dieser Angelegenheit Mitteilung machten.

Wenn Sie sagen, ich sei mit Ihnen nicht mehr so wie früher, so weiß ich nicht, wie Sie auf eine solche Meinung kommen können; denn ich nehme noch immer an allen Ihren Angelegenheiten den regsten Anteil; und was ich nicht im Werke zur Ausführung bringen kann, das spreche ich in Worten aus, indem ich immer die großen Verdienste hervorhebe, die Sie sich um uns erworben haben; das ist volle Wahrheit. Sie haben sich in einer Weise mir entfremdet, dass ich darüber staunen muss. Freilich verdiene ich nichts anderes.

Sie haben der Mutter Priorin, wie sie mir mitteilte, gesagt, Sie wären mit mir bezüglich der Aussteuer jenes kleinen Engels, der sich im Kloster zu Alba befindet, schon übereingekommen. Es mag dies wohl sein, aber ich kann mich daran nicht mehr erinnern; nur das ist mir noch gegenwärtig, dass Sie erklärten, Sie wollten alle Ihre Güter diesem Kinde vorbehalten und könnten ihm siebenhundert Dukaten frei von jeder Belastung geben; dies habe ich noch lebhaft im Gedächtnis, weil ich Ihnen eine Gefälligkeit erweisen wollte, und ich freute mich über eine so reiche Aussteuer, weil ich vom damaligen Visitator, Pater Gracián, die Erlaubnis zur Aufnahme zu erhalten wünschte. Darum schrieb ich ihm auch in diesem Sinne und verwendete mich nach Kräften für diese Angelegenheit. Denn mit Ausnahme der Casilda, der Teresita und einer kleinen Schwester des Paters Gracián ist nie ein so junges Mädchen in unsere Klöster eingetreten, und ich hätte auch nie meine Zustimmung dazu gegeben. Jetzt habe ich nicht mehr dieselben Vollmachten bezüglich der Klöster wie früher; jetzt hängen derlei Dinge nach dem Wortlaut der uns gegebenen Satzungen von der Abstimmung der Nonnen selbst ab. Man kann Ihrer Tochter das Ordenskleid nicht geben, bevor sie nicht das zwölfte Lebensjahr vollendet hat, und sie auch vor dem sechzehnten Lebensjahr zur Profeß nicht zulassen. Wir können darum jetzt nicht weiter darüber reden.

Suchen Sie die Nonnen bezüglich der Verpflegungskosten Ihrer Tochter in etwa sicherzustellen! Denn sonst könnten Sie, da Sie auch noch andere Ausgaben zu machen haben, leicht in die Lage kommen, dass Sie diese nicht aufzubringen vermögen, wenn Sie wollen. Wie die Nonnen mir berichten, ist es schon, ich weiß nicht wie lange her, dass Sie ihnen nichts mehr gegeben haben, und darum könnten sie leicht auf den Gedanken kommen, es möchte mit der Aussteuer das gleiche geschehen. Läge es an mir, so würde ich Ihnen in dieser Beziehung sicher nicht viel Mühe machen. Unser Herr verleihe Ihnen die Ruhe, die ich Ihnen wünsche! Amen.

Aus dem St.JosephsKloster zu Palencia, am letzten Osterfeiertage. Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

367. Brief - An eine Nonne eines anderen Ordens, die unbeschuhte Karmelitin werden wollte

Palencia, im April 1581

Unmöglichkeit, sie in den Karmelitenorden aufzunehmen. Regel, um in ihrem Orden zur Vollkommenheit zu gelangen.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich kann Ihnen in keiner Weise dienen bezüglich des Hauptpunktes, von dem Sie mir berichten. Wir haben nämlich eine [von mir selbst erbetene] Vorschrift in unseren Satzungen, die uns verbietet, eine Nonne aus einem anderen Orden in unsere Klöster aufzunehmen. Viele haben schon gebeten und bitten noch, bei uns eintreten zu dürfen, so dass wir uns nur freuen könnten, die eine oder die andere von ihnen aufzunehmen; allein das hieße Unannehmlichkeiten die Türe öffnen. Ich kann Ihnen weiter nichts sagen; denn es ist unmöglich, und das Verlangen, Ihnen in diesem Punkte entgegenkommen zu können, dient nur dazu, meinen Schmerz zu vermehren.

Bevor ich die Gründung dieser Klöster begann, befand ich mich fünfundzwanzig Jahre lang in einem Kloster, in dem 180 Nonnen lebten. Da ich es eilig habe, so will ich Ihnen nur sagen, dass für eine gottliebende Seele, wie Sie sind, all das, wovon Sie sprechen, ein gewinnbringendes Kreuz werden und Ihnen keinerlei Schaden bringen kann. Denken Sie daher stets, Sie und Gott seien allein im Kloster; und wenn Sie kein Amt haben, das Sie verpflichtet, auf andere Dinge zu achten, so kümmern Sie sich nicht um das, was um Sie herum vorgeht! Suchen Sie sich die Tugend anzueignen, die Sie an jeder einzelnen Schwester beobachten, und lieben Sie die Schwester um ihrer Tugend willen! Die Fehler aber, die Sie an anderen entdecken, beachten Sie in keiner Weise, dann werden Sie für sich Nutzen ziehen.

Dieses Verhalten brachte mir so großen Vorteil, dass mich die vielen Nonnen, unter denen ich lebte, so wenig beirrten, als wäre keine andere dagewesen; es diente mir dies nur zum Fortschritt auf dem Wege der Vollkommenheit. Denn schließlich können wir, meine Frau, unseren großen Gott überall lieben, und er sei dafür gepriesen, dass uns niemand daran hindern kann!

368. Brief - An Don Hieronymus Reinoso in Palencia

Palencia, am 24. April 1581

Über den Kauf einiger Häuser für die Gründung in Palencia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Ihren Brief habe ich erhalten und ich habe mich mit dem Herrn Kanonikus Salinas ins Benehmen gesetzt. Das Haus gehört nach Ihrer Aussage Don Ludwig Osorio, und Sie bemerken, dass es mitten im Lärm des Platzes liegt und auf allen Seiten von wenig angesehenen Bewohnern umgeben ist. Sollten Sie es gemietet haben, so lässt sich weiter darüber nicht reden, da es sich nicht anders machen lässt; es soll damit sein Bewenden haben. Ist es aber noch nicht gemietet, so bitte ich Sie, zurückhaltend zu sein und es nicht zu nehmen, bis Sie sehen, ob Sie nicht ein anderes in der Nähe bekommen, das unserem Vorhaben mehr entspricht. Von besonderem Vorteil wäre es, wenn man die in einer Parkanlage sich befindlichen Häuser des Franz de Burgos, des Augustin de Torquemada oder andere ähnliche bekommen könnte.

Ich berate mich im Sprechzimmer mit dem Herrn Kanonikus, und so sage ich jetzt nicht mehr, als dass der heilige Joseph es nicht in die Wege leiten möge, bis wir sehen, wie die Verhältnisse dort liegen. Die hiesigen Schwestern werden diesen Brief vollenden. Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Markus.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Der Frau Katharina de Tolosa, meiner Gebieterin, küsse ich die Hand.

369. Brief - An die Mutter Anna vom heiligen Augustin, Stifterin des Klosters Villanueva de la Jara

Palencia, am 22. Mai 1581

Freude an ihren Briefen. Versicherung, dass sie den Pater Gabriel zur geistlichen Leitung erhalten werde.

Jesus sei mit Euerer Lieb und erhalte Sie mir! Amen.

Er mache Sie so heilig, wie ich es wünsche!

Durch Ihre Versicherung, für mich beten zu wollen, haben Sie mir eine große Freude bereitet. Pater Gabriel schreibt mir im selben Sinne. Seine Majestät gebe, dass Sie nie vergessen, für mich zu beten! Denn ich weiß nicht, ob Sie mich ebenso lieben, wie ich Sie liebe, und ob ich und Pater Gabriel in Bezug auf Sie uns nicht täuschen. Darum lassen Sie es sich angelegen sein, meiner im Gebete zu gedenken!

Gott segne Sie! Sie bereiten mir durch Ihre Briefe gewiss eine solche Freude, dass Sie es gar nicht glauben können. Unterlassen Sie es ja nicht, immer wieder an mich zu schreiben und mir mitzuteilen, wie es Ihnen mit Pater Gabriel ergeht! Ich denke mir, der Herr habe ihn Ihretwegen wieder nach la Roda geführt. Ich wünschte dies sehr, ja ich wollte, er wäre aufs neue wieder zum Prior ernannt worden, damit Sie ihn um so sicherer bei sich haben könnten. In jedem Fall wird er Ihnen mit Gottes Hilfe für jetzt erhalten bleiben, und ich bin überzeugt, dass er Ihnen in jeder Hinsicht Gutes erweisen wird. Denn wer eine so große Liebe zu den Schwestern trägt wie er, dem wird es nicht an Gelegenheit fehlen, sie im Werke zu zeigen. Ich werde alles aufbieten, was in meinen Kräften steht, damit er Ihnen erhalten bleibt. Denn ich liebe ihn wirklich sehr, und seine Versetzung würde mich recht schmerzen.

Teilen Sie ihm, wenn Sie ihn sehen, mit, dass die Schwester vom heiligen Bartholomäus sich recht angelegentlich in sein Gebet empfehle und sich sehr freue, dass er sie vor Gott nicht vergesse. Sie bittet ihn um der Liebe willen, er möge sie Gott empfehlen, da auch sie, obwohl armselig und elend, für ihn bete. Die gleiche Bitte richtet sie auch an Euere Lieb; unterlassen Sie nicht, sie Gott zu empfehlen, da Sie ihr vieles schulden und Sie beide innige Freundinnen sind. Gott sei mit Ihnen, und Seine Majestät mache Sie recht heilig!

Palencia, am Tage nach dem Feste der heiligsten Dreifaltigkeit.

Euerer Lieb Dienerin

Theresia von Jesu

370. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Valladolid

Palencia, am 24. Mai 1581

Klage über seine so schnelle Abreise. Beruf des Paters Johann Díaz. Aufzeichnungen des Benefiziaten. Vereinsamung der Laurentia. Schwierigkeiten mit den Studenten.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater! Sehen Sie jetzt nicht, von welch kurzer Dauer meine Freude war? Ich sehnte mich schon nach der Reise, und ich glaube, sie wäre mir zu schnell vorübergegangen, wenn ich sie in der ersehnten Begleitung hätte machen können, wie das bei anderen Reisen dieser Art der Fall war. Doch Gott sei gepriesen! Wie mir scheint, fange ich an, verdrießlich zu werden. Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass nach alledem das Fleisch schwach ist und sich mehr der Traurigkeit überlassen hat, als mir lieb war; meine Betrübnis war wirklich sehr groß. Sie hätten Ihre Abreise wenigstens bis zum bevorstehenden Umzug in unser Kloster verschieben können; denn acht Tage hätten Sie noch leicht zuwarten können. Auch haben Sie uns hier recht einsam zurückgelassen. Gebe Gott, dass jener, der Ihre Abreise so sehr beschleunigte, es Ihnen besser vergelte, als ich befürchtet! Gott bewahre uns vor solcher Eilfertigkeit! Was wird dieser Mann nachher von uns Karmelitinnen sagen! Ich kann Ihnen in der Tat heute nichts Erfreuliches mitteilen; denn ich bin dazu gar nicht aufgelegt.

Etwas vermindert in diesem Augenblick meinen Kummer. Die Furcht, die mich befallen könnte und auch wirklich schon befallen hat, man möchte sich an diesem Sancta Sanctorum vergreifen, ist, wie ich sehe, eine große Versuchung, und ich versichere Sie, dass ich in dieser Beziehung recht geängstigt werde. Wenn nur dies nicht geschieht, dann bin ich bereit, alles zu ertragen, was über mich kommt; und es treffen mich wirklich viele Schläge. Dies erfahre ich eben jetzt wieder in einer Weise, dass mir alles zum Ekel werden möchte; denn meine Seele empfindet es, um es kurz zu sagen, schmerzlich, dass sie niemanden zur Seite hat, der sie leitet und tröstet. Möge alles zur Verherrlichung Gottes gereichen! Dann haben wir uns über nichts zu beklagen, so groß auch die Leiden sein mögen.

Ich teile Ihnen mit, dass ich bei Ihrer Anwesenheit dahier unterlassen habe, über eine Angelegenheit betreffs des Priesters Johann Díaz mich mit Ihnen zu besprechen; ich wollte damit bis zu Ihrer Rückkehr warten, um mehr Zeit zu haben, sie Gott zu empfehlen. Da mich dieser Priester dringend gebeten hatte, mit Ihnen hierüber Rücksprache zu nehmen, so tat es mir sehr leid, dass Sie nicht mehr zurückgekommen sind; denn er war eigens in dieser Angelegenheit hierher gereist. Hören Sie nun, um was es sich handelt! Dieser Priester ist bereits entschlossen, seinen Stand zu ändern und entweder in unseren Orden oder in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Aber seit einiger Zeit hat er, wie er vorgibt, mehr Neigung zu unserem Orden; er möchte gern unsere beiderseitige Meinung vernehmen und bittet uns, ihn Gott zu empfehlen. Ich glaubte, ihm gegenüber meine Meinung aussprechen zu müssen, und erklärte ihm, dass der Eintritt in unseren Orden ihm großen Gewinn bringen werde, wenn er darin ausharre; anderenteils aber würde ihm ein großer Nachteil erwachsen, da seine Werke, die er eben drucken lasse, dadurch an Ansehen verlieren würden. Diese Ansicht habe ich auch jetzt noch; übrigens bin ich seinetwegen jetzt weniger mehr in Furcht, da er schon seit langem unserem Herrn in Treue dient. Er hat endlich viel zu leiden und wird sein Leben heiligmäßig beschließen, mag er sich nun entschließen, bei uns oder bei den Vätern der Gesellschaft Jesu einzutreten. Er wird auch, wie er sagt, dem Kloster, in das er eintritt, alle Werke geben, die er von Pater Magister Ávila besitzt. Diese Werke sind alle so wie der kleine Teil, den er mir zu lesen gegeben hat, und die Veröffentlichung seiner Predigten wird für jene, die kein so tiefes Wissen haben wie Euere Hochwürden, von großem Nutzen sein. Er ist überdies ein Mann, der überall ein gutes Beispiel geben wird, wo er sich auch befindet. Desungeachtet ist noch vieles in Erwägung zu ziehen, und ich werde mich mit Pater Nikolaus darüber des näheren besprechen. Ich habe Ihnen dies jetzt mitgeteilt, damit Sie mir, wenn er diese Angelegenheit mit Ihnen noch nicht besprochen hätte, den Gefallen erweisen, ihm zu sagen, ich hätte Ihnen die Sache bereits mitgeteilt; sonst würde er Ursache haben, sich über mich zu beklagen, dass ich Sie davon noch nicht in Kenntnis gesetzt. Empfehlen Sie gütigst diese Angelegenheit Gott! Da Sie diesen Mann besser kennen als ich, so werden Sie auch wissen, was Sie ihm zu antworten haben. Geben Sie mir dann hierüber auch Nachricht! Aber werden Sie auch einen Boten finden, um mir zu schreiben? Das ist eine weitere Sorge für mich.

Hier lege ich Ihnen auch einen Brief bei, den mir der Bischof von Osma zugesendet hat, und einen Zettel, den ich für ihn geschrieben habe; ich hatte nämlich keine Zeit, mich weiter zu verbreiten.

Nach meiner Ansicht sollten Euere Hochwürden nicht ohne den Pater Nikolaus nach Alba reisen, da sich dieser in jenen verwickelten Aufzeichnungen der Almosen, die der Benefiziat zurückgelassen hat, besser zurechtfindet. Da Sie selbst nicht kommen konnten, so haben Sie mir durch die Sendung dieses Paters einen großen Dienst erwiesen. Denn es war ein Mann notwendig, der reden konnte und mehr Ansehen hat als ein junger. O mein Vater, preisen Sie Gott, dass jene, die mit Ihnen verkehren, sich so sehr zu Ihnen hingezogen fühlen! Nach meiner Ansicht könnte Sie mir kein anderer ersetzen. Ach, wie gereicht doch der armen Laurentia alles zum Überdruss! Sie empfiehlt sich recht angelegentlich in Ihr Gebet. Ihre Seele, sagt sie, könne nirgends Ruhe und Frieden finden außer bei Gott und bei Männern, die sie verstehen, wie es bei Euerer Hochwürden der Fall ist. Alles andere ist für sie ein so drückendes Kreuz, dass sie es nicht beschreiben kann.

Die Schwester vom heiligen Bartholomäus ist sehr betrübt. Sie empfiehlt sich vielmals in Ihr Gebet. Geben Sie uns Ihren Segen und empfehlen Sie uns recht angelegentlich Seiner Majestät! Der Herr behüte Sie und halte Sie an seiner Hand! Amen. Ich muss Ihnen noch mitteilen, dass man da, wo Sie sind, auch eine außerordentliche Furcht vor der Priorin hat; man ist gewohnt, den Obern über niemand etwas zu sagen. Die Angelegenheit in betreff der Studenten, die dem Kloster Dienste erweisen, muss ernstlich in Erwägung gezogen werden. Gott behüte Sie!

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

371. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Valladolid

Palencia, am 27. Mai 1581

Programm für den Umzug der Nonnen von Palencia ins neugekaufte Haus. Wunsch, Pater Gracián möchte dieser Feier anwohnen. Ein guter Freund.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Ich bin ermüdet, und die Nacht ist schon weit vorgerückt. Darum teile ich Ihnen nur mit, dass der Bischof gestern angekommen ist. Heute ist entschieden worden, dass die Prozession zu unserem neuen Kloster morgen stattfinden soll; es war dies keine kleine Arbeit. Die Prozession wird abends mit der größtmöglichen Feierlichkeit abgehalten werden; wir begeben uns von unserem Hause nach St. Lazarus. Die Geistlichkeit dieser Pfarrei hält morgen keine weitere Feierlichkeit ab, außer dass das Allerheiligste Sakrament in unsere Kirche getragen wird. Wir werden, wie ich glaube, in St. Klara einziehen. Alles wäre recht, wenn nur mein Vater dieser Feierlichkeit beiwohnen würde; sonst weiß ich nichts weiter zu sagen.

Heute früh kamen auch Abgesandte von Soria, um uns abzuholen; allein ich glaube, sie werden auf uns warten müssen bis zum Montag. Meine Gesundheit ist gut. Der Bischof blieb den ganzen Nachmittag bei uns. Sein Verlangen, unserem Orden Gutes zu erweisen, ist so groß, dass es wirklich zum Lobpreise Gottes stimmt. Seine Majestät behüte Euere Hochwürden! Empfehlen Sie mich dem Priester Johannes Diaz. Alle Schwestern dieses Klosters empfehlen sich angelegentlich in Ihr Gebet.

Pater Nikolaus befindet sich wohl und ich ebenso. Heute hielt er eine vortreffliche Ansprache an uns.

Ich war sehr glücklich, mich mit Pater Johannes von Jesu (Roca) unterhalten zu können. So oft ich merke, welch innige Liebe er zu Ihnen trägt, fühle ich mich besonders zu ihm hingezogen. Zeigen Sie sich ja nicht unfreundlich gegen ihn! Denn heutzutage muss man einen guten Freund hochschätzen.

Euerer Hochwürden Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Die Schwester Elisabeth von Jesus wird diesen Brief überbringen. Seien Sie doch um der Liebe willen recht gut gegen sie!

372. Brief - An Don Kaspar de Quiroga, Erzbischof von Toledo und Kardinal der heiligen römischen Kirche

Soria, am 16. Juni 1581

Bitte um Erlaubnis, in Madrid ein Kloster für unbeschuhte Nonnen errichten zu dürfen. Berufung seiner Nichte Doña Helena de Quiroga.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer durchlauchtigsten Gnaden!

Ich erwarte schon lange von Euerer durchlauchtigsten Gnaden eine Antwort auf einen Brief, den man Ihnen, wie man mir berichtete, in der Karwoche oder etwas später übergeben hat. Ich bat darin Euere durchlauchtigste Gnaden, mir gütigst die Erlaubnis zur Gründung eines Klosters in Madrid gewähren zu wollen. Sie hatten mir nämlich schon früher erklärt, dass Ihnen die Gründung eines Klosters dortselbst angenehm wäre. Aber Sie haben damals die Erteilung der Erlaubnis eines gewissen Hindernisses wegen, das unser Herr unterdessen entfernt hat, verschoben. Ich weiß nun nicht, ob Sie sich noch an Ihr Versprechen erinnern, mir diese Gunst zu erweisen, sobald das Hindernis entfernt sei. Ich habe darum in der sicheren Hoffnung, die Erlaubnis zu erhalten, schon einige Anstalten bezüglich der Klosterstiftung getroffen, damit sie leichter vor sich gehe, bevor Seine Majestät nach Madrid zurückkehrt, und wir um billigeren Preis ein Haus zu kaufen bekommen.

Gegenwärtig bin ich in Soria, wo wir eben ein Kloster gegründet haben. Der Bischof dieser Stadt hat mich hierher gerufen, und nun ist diese Stiftung, Gott sei Dank, recht glücklich verlaufen. Ich möchte nicht gerne von hier abreisen, bevor ich von Euerer durchlauchtigsten Gnaden die erbetene Erlaubnis erhalten habe; sonst müsste ich einen Umweg von vielen Meilen machen. Außerdem sind in Madrid, wie ich Ihnen schon berichtet habe, mehrere Personen, die die Verwirklichung dieses Planes sehnsüchtig erwarten und eine längere Verzögerung sehr bedauern würden. Da nun Euere durchlauchtigste Gnaden allezeit jenen Ihre hilfreiche Hand bieten, die einzig nur unserem Herrn zu dienen verlangen, und da das beabsichtigte Werk nach meiner Ansicht wirklich zur Ehre Gottes und unserem Orden zu großem Nutzen gereichen wird, so bitte ich Sie demütigst, die Erteilung dieser Erlaubnis, wenn es Ihnen gefällig ist, nicht länger mehr hinausschieben zu wollen.

Doña Helena ist beharrlich in ihrem Vorhaben. Allein es wird ihr wenig nützen, solange sie nicht von Euerer durchlauchtigsten Gnaden die Erlaubnis zu dessen Ausführung erhält. Sie ist so heilig und so losgeschält von allem, dass sie sich, wie man mir sagt, glücklich schätzen würde, in das neuzuerrichtende Kloster in Madrid eintreten zu dürfen, wenn sie auch damit rechnet, Sie bisweilen sehen zu können, was mich auch nicht wundert. Dieses Verlangen trage auch ich beständig, und jeden Tag lasse ich es mir besonders angelegen sein, Euere durchlauchtigste Gnaden unserem Herrn zu empfehlen, und beauftrage alle unsere Klöster, dass dort dasselbe geschehe. Möge Seine Majestät unsere Bitten erhören, Sie noch recht viele Jahre erhalten und Ihnen steten Zuwachs an Heiligkeit verleihen, um was ich für Sie bitte! Amen. Geschrieben zu Soria in unserem Karmelkloster zur heiligsten Dreifaltigkeit am 16. Juni.

Euerer durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

373. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Soria, am 16. Juni 1581

Aufforderung zur Sorge für ihre Gesundheit.

…Setzen Sie doch um der Liebe willen auf Ihr gutes Aussehen geringes Vertrauen und sorgen Sie für Ihre Gesundheit! Der Mutter Johanna vom Kreuze, der Mutter Subpriorin und der Schwester vom heiligen Franziskus lege ich es ans Herz, darüber zu wachen und mir Nachricht zu geben, wenn Sie sich nicht genau an diese meine Vorschrift halten. Erst vor kurzem hat mir der Pater Provinzial aufs neue eine Vollmacht für gewisse Angelegenheiten erteilt, kraft der ich Ihnen befehle, zu tun, was Sie für Ihre Gesundheit als zweckdienlich erachten und was Ihnen meine liebe Johanna vom Kreuze sagen wird. Sie beide sollen mir über die Ausführung dieses meines Auftrages berichten. Wenn Sie sich darnach nicht richten, werde ich Ihnen zur Buße nicht mehr schreiben. Jetzt möchten wir Sie nicht als Büßerin haben und wünschen auch nicht, dass Sie durch Ihre Krankheiten allen Nonnen zur Last fallen, sondern dass Sie mir gehorchen und mich nicht zu Tode ängstigen. Ich sage Ihnen in Wahrheit, dass mir der Verlust einer anderen nicht so zu Herzen gehen würde, als wenn ich Sie verlieren müsste. Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich Sie so sehr liebe…

274. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Soria, am 27. Juni 1581

Eine Schwierigkeit. Bitte um Nachricht. Gute Lage am Tormes. …Sollte es notwendig sein, dass ich mich nach Ávila begebe, so müssen wir unser Vorhaben aufgeben, und es wird dann allem Anschein nach dessen Verwirklichung für immer unterbleiben. Es kommt mir nun der Gedanke: Falls Pater Gregor dort bleibt und ich Priorin werde, so könnte es wohl einige Monate guttun, wenn ich abwesend bin. Ich wünschte recht sehr, Euere Hochwürden mehr in der Nähe zu haben, wenn diese Angelegenheit entschieden werden soll. Gebe Gott, dass dieser Brief recht bald an Sie gelange! Sie können mir die Antwort über Ávila zusenden; denn Pater Nikolaus versprach mir, einen eigenen Eilboten zu senden; Sie können auch Ihren Brief über Palencia und Valladolid senden, obwohl die Briefe auf diesem Wege später an mich gelangen. Schreiben Sie mir daher aus einem von diesen zwei angegebenen Wegen!

Gott gebe, dass Ihre Gesundheit standhalte! Denn eine so schlechte Wohnung bei dieser Hitze ist eine schlimme Sache. Indessen wohnen Sie in der Nähe des Flusses, worum ich Sie beneide. Ich habe diese Lage immer für eine günstige gehalten, wenigstens zur Besitzergreifung. Hier haben wir von Zeit zu Zeit eine sehr große Hitze, besonders jetzt, da ich diesen Brief schreibe; aber morgens und abends ist es angenehm. Alle Schwestern befinden sich wohl. Die Priorin versieht ihr Amt sehr gut. Diese Dame ist bewunderungswürdig in ihrer Liebe zu uns. Gott wolle dieser Stiftung, die wir allem Anschein nach gut getroffen haben, weiteres Gedeihen verleihen und Euere Paternität uns erhalten! Amen.

Heute ist der 27. Juni.

375. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Soria, im Juni 1581

Pest in Sevilla. Bedauern darüber, dass sie ihm nur wenig Geld zur Gründung des Klosters in Salamanka schicken könne.

…Die Nachricht, dass die Angelegenheit in Andalusien so gut in Ordnung gebracht worden ist, hat mich sehr gefreut; trotzdem wird es notwendig sein, dass Euere Hochwürden im kommenden Winter, wenn die Pest vollständig gewichen ist, dort Visitation halten. Ich war sehr erfreut, dass diese Plage, wie mir Casademonte schrieb, schon jetzt nicht mehr in Sevilla herrscht. Sie glauben gar nicht, wie sehr ich wünschte, Ihnen recht viel Geld schicken zu können. Da ich Sie in so großer Armut sehe, so müssen in der Tat alle Klöster zu dieser Gründung beisteuern, weil sie dem Orden so großen Nutzen bringt. Ich sinne immer auf Mittel, um Ihnen zu Hilfe zu kommen; aber ich weiß nicht, wieviel Geld ich Ihnen geben kann; wahrscheinlich wird es nur sehr wenig sein. Hier herrscht eine große Hitze. Geben Sie ja acht, dass Sie sich mit den Bauarbeiten nicht zuviel zu schaffen machen! Denn die Hitze beginnt schon, unerträglich zu werden.

Euerer Hochwürden Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

376. Brief - An den Lizentiaten Dionysius Ruiz de la Peña, Beichtvater des Kardinals de Quiroga, in Toledo

Soria, am 30. Juni 1581

Verteidigung gegen den Vorwurf, als hätte sie Doña Helena gegen den Willen des Kardinals zum Eintritt in den Karmel aufgefordert.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich hatte vor einem Tage einen eigenen Boten, durch den mir meine Gebieterin Doña Luise einen Brief übersandte, abgefertigt, als man mir den Ihrigen überbrachte. Es hat mir dies sehr leid getan, da ich Ihnen gerne sogleich auf Ihren Brief geantwortet hätte. Nun weiß ich nicht, wann ich diesen Brief abschicken kann, da zwischen Soria und Madrid kein gewöhnlicher Postverkehr besteht. Es wäre mein Wunsch, dass es recht bald geschähe, damit Sie sich überzeugen, dass nur eine geringe oder vielmehr gar keine Schuld in dieser Beziehung mich trifft. Dies ist volle Wahrheit. Eben aus Rücksicht auf die von Ihnen erwähnte Verwandtschaft dieser Dame mit Seiner durchlauchtigsten Gnaden habe ich dem Kardinal nichts gesagt von den Anstrengungen, die es mich gekostet hat, den Eintritt seiner Nichte in eines unserer Klöster zu verhindern. Wenn Pater Balthasar Alvarez, der Provinzial der Gesellschaft Jesu in der Provinz Toledo war, noch am Leben wäre, so hätte ich einen vollgültigen Zeugen von der Wahrheit dessen, was ich behaupte. An diesen stellte ich nämlich die Bitte, er möchte diese Dame, da sie zu ihm mehr Vertrauen hatte als zu jedem anderen, von ihrem Vorhaben abbringen; er hatte mir versprochen, in diesem Sinne zu handeln.

Schon seit einigen Jahren habe ich mich diesem Vorhaben widersetzt, und dies, glauben Sie es mir, nicht etwa deshalb, weil ich dachte, Seine durchlauchtigste Gnaden verweigere seine Einwilligung, sondern weil ich befürchtete, es möchte uns hier dasselbe begegnen, was wir an einer anderen Dame erlebten, die unter Zurücklassung ihrer Töchter in eines unserer Klöster eingetreten ist. Man hat diese ohne meine Zustimmung aufgenommen, da ich damals fern von jener Stadt mich befand, wo sie ins Kloster trat. Seitdem sind nun zehn Jahre verflossen, und ich kann Sie versichern, dass diese Jahre voll von Unruhe und großer Trübsale waren. Gleichwohl ist diese Dame eine große Dienerin Gottes, und ich kann mir nur denken, Gott lasse dies zu, damit sie samt ihren Töchtern und den Nonnen dafür büße, dass man die Ordnung, die die Liebe erforderte, nicht beachtete. In dieser Weise habe ich mich auch in unseren Klöstern hierüber ausgesprochen, und ich weiß gewiss, dass die Priorin von Medina jedesmal recht schmerzlich berührt wird, so oft ihr der Gedanke kommt, es möchte der Eintritt der Doña Helena sich verwirklichen. Es ist dies volle Wahrheit, woraus Sie erkennen mögen, dass der Teufel selbst die Ursache davon ist, wenn man mir das Gegenteil nachsagt.

Unser Herr pflegt mir die Gnade zu erweisen, dass ich mich freue über solche Anschuldigungen, die man gegen mich erhebt und deren es im Laufe meines Lebens nicht wenige gegeben hat. Diesmal aber hat mich die Anschuldigung förmlich geschmerzt; dazu hätte ich schon Grund genug, wenn Seine durchlauchtigste Gnaden mir auch keine andere Gnade und Huld erwiesen hätte, als dass er mir gestattete, bei meiner Durchreise durch Toledo seine Hand zu küssen; allein der Kardinal hat mir noch viele andere Gunstbezeigungen zuteil werden lassen und unter diesen auch solche, von denen er nicht einmal weiß, dass sie mir zur Kenntnis gekommen sind. Da müsste ich doch, nachdem ich seinen Willen bezüglich der Angelegenheit seiner Nichte gekannt habe, den Verstand verloren haben, wenn ich in einer so wichtigen Sache nicht mit ihm übereinstimmen würde. Es wäre indessen möglich, dass ich dieser Dame zur Beschwichtigung ihrer Tränen bei der Vorstellung der Schwierigkeiten ihres Eintrittes, wodurch ich sie von ihrem Vorhaben abzubringen suchte, ein und das andere Mal einige Hoffnungen bezüglich ihrer Aufnahme gemacht hätte; dies mag sie vielleicht auch auf die Meinung gebracht haben, als billigte ich ihren Eintritt; allein ich erinnere mich an nichts Bestimmtes in dieser Beziehung.

Fürwahr, ich trage große Liebe zu dieser Dame, und ich bin ihr diese Liebe auch schuldig. Darum wünschte ich, abgesehen von dem, was uns Karmelitinnen betrifft, dass sie in allem Erfolg habe, selbst dann, wenn es um meiner Sünden willen zur Ausführung ihres Vorhabens kommen sollte. Gestern sagte mir die Priorin des hiesigen Klosters, die von Medina hierher versetzt wurde und mit der jene Dame viel verkehrte, dass Doña Helena ihr mitgeteilt, sie habe das Gelübde gemacht, bei uns einzutreten, unter der Bedingung, dass es ihr möglich sei; würde man ihr aber erklären, dass Gott mehr gedient sei, wenn sie den Eintritt unterließe, so würde sie ihr Vorhaben aufgeben. Da diese Dame noch Kinder zu versorgen hat und ihre Schwiegertochter noch ganz jung ist, so bin ich doch der Ansicht, dass sie ihr Gelübde jetzt noch nicht erfüllen kann. Wenn Sie es für gut halten, so sagen Sie es, bitte, Seiner durchlauchtigsten Gnaden, damit sie wisse, von welcher Art das Gelübde ist. Einige Theologen, mit denen seine Nichte sich beraten hat, versetzen sie in Unruhe; und für eine Person von solcher Heiligkeit genügt das geringste Wort, um sie zu beruhigen.

Hätte ich Ihren Brief vor dem Schreiben der Frau Doña Luise empfangen, so würde er mir großes Herzeleid verursacht haben. Nun aber habe ich durch diese Freundin erfahren, dass Seine durchlauchtigste Gnaden von meiner Unschuld in diesem Punkte vollständig überzeugt ist. Gepriesen sei Gott für die mir erwiesene Gnade, dass ohne mein Wissen die Wahrheit ans Tageslicht kam! Denn nie in meinem Leben habe ich mich selbst zu rechtfertigen gesucht, so schuldlos ich mich auch halten mochte. Ich danke Ihnen von Herzen für die Nachricht, die Sie mir in dieser Hinsicht zukommen ließen; ich halte das für einen ganz besonderen Gnadenerweis und fühle mich aufs neue verpflichtet, Ihnen mit meinem armseligen Gebet um so eifriger zu dienen, obwohl ich bis zu dieser Stunde nie unterlassen habe, für Sie zu beten. Was die Erlaubnis zur Stiftung eines Klosters in Madrid betrifft, so habe ich Seine durchlauchtigste Gnaden darum gebeten, weil ich glaube, dadurch zur Ehre unseres Herrn beizutragen. Überdies sind die Karmeliten und Karmelitinnen der Reform in mich gedrungen, diese Stiftung zu verwirklichen, weil sie alle der Ansicht sind, dass es für unsere Interessen von großer Wichtigkeit ist, in dieser Stadt ein Kloster zu besitzen. Da aber Seine durchlauchtigste Gnaden der Stellvertreter Gottes ist, so würde es mich gar nicht schmerzen, wenn sie diese Stiftung nicht für gut hielte. Ich würde dann annehmen, es gereiche dies mehr zur Ehre Gottes, weil sie dann nicht durch meine Scheu vor Beschwerden und Mühsalen unterbliebe; denn diese fehlen, ich versichere Sie, bei keiner unserer Stiftungen.

Was mich sehr tief schmerzen würde, wäre der Gedanke, Seine durchlauchtigste Gnaden sei in Bezug auf die Anschuldigungen, die man gegen mich erhoben hat, noch nicht Vollkommen zufriedengestellt; denn ich liebe Seine Gnaden innig im Herrn. Mag auch dem Kardinal wenig daran gelegen sein, so ist es für mich doch ein Trost, dass er es wisse. So ist es auch mit unserer Liebe zu unserem Herrn, und doch will er nichts anderes als Liebe; wo aber wahre Liebe ist, da zeigt sie sich auch sogleich in Werken und in der Vermeidung alles dessen, was gegen seinen Willen ist. In Werken kann ich nunfreilich Seiner durchlauchtigsten Gnaden nicht dienen, wenn ich mich auch nie dem widersetzen werde, was ich als seinen Willen erkenne; seien Sie dessen versichert!

Vergessen Sie mich nicht in Ihren heiligen Opfern! Denn darüber sind wir miteinander übereingekommen. Da Sie die Mutter Priorin über meine Reisen wohl auf dem laufenden erhielt, so schreibe ich nichts davon. Hier in Soria bin ich, Gott sei Dank, gesünder als sonst gewöhnlich; und es ist für mich immer ein großer Trost, wenn ich erfahre, dass auch Seine durchlauchtigste Gnaden sich wohl befindet. Gott verleihe auch Ihnen die Gesundheit und jene Heiligkeit, um die ich ihn für Sie bitte! Amen.

Aus unserem Kloster zur heiligsten Dreifaltigkeit in Soria am letzten Juni.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Lizentiaten Peña, Beichtvater Seiner Eminenz des Kardinalerzbischofs von Toledo, meinen Gebieter.

377. Brief - An den Lizentiaten Dionysius Ruiz de la Peña

Soria, am 8. Juli 1581

Pater Didakus de Alderete entscheidet, dass Doña Helena gegen den Willen des Kardinals nicht in den Karmel aufgenommen werden dürfe.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Erst vor kurzem habe ich Ihren Brief beantwortet; allein weil die Briefe von hier einen so großen Umweg machen müssen und der gegenwärtige vielleicht noch vor dem früheren ankommen wird, so wollte ich nochmal schreiben.

Ich wage nicht, an den durchlauchtigsten Kardinal so oft zu schreiben, obwohl ich mir gerne diesen Trost verschaffen möchte. Wollen Sie darum Seiner durchlauchtigsten Gnaden sagen, ich hätte seit der Absendung meines letzten Briefes mit Pater Didakus de Alderete, dem Prior des hiesigen Dominikanerklosters, eine Unterredung gehabt, wobei wir uns sehr eingehend über die Angelegenheit meiner Gebieterin, Doña Helena, besprochen hätten. Ich erzählte Seiner Paternität, dass diese Dame sich vor wenigen Tagen hier eingefunden habe und mit noch größerer Beunruhigung bezüglich der Ausführung ihres Vorhabens fortgegangen sei. Dieser Ordensmann hat ebensowenig Lust als ich, sich für den Eintritt dieser Dame in den Orden auszusprechen; mehr kann ich nicht sagen. Nachdem er die misslichen Folgen eines solchen Schrittes, die ich ihm vor Augen geführt und auch in Wahrheit sehr befürchte, erwogen hatte, kam er zu dem Schluss, es sei besser, wenn diese Dame bei ihrer Familie verbliebe; denn da wir sie nicht aufnehmen wollten, so sei sie ihres Gelübdes enthoben. Sie habe zwar den Eintritt in unseren Orden gelobt, sei aber nicht zu mehr verpflichtet, als um Aufnahme nachzusuchen. Diese Antwort hat mich sehr getröstet, da ich davon noch keine Kenntnis hatte.

Dieser Prior ist schon seit acht Jahren in dieser Stadt und gilt als ein sehr heiliger und gelehrter Mann; auch ich habe diesen Eindruck von ihm gewonnen. Er ist ein Mann, der ein sehr bußstrenges Leben führt. Früher hatte ich nie Gelegenheit, ihn kennenzulernen, und darum war es für mich ein großer Trost, bei diesem Anlasse mit ihm bekannt zu werden.

Seine Ansicht im vorliegenden Fall ist diese: Da ich und das ganze Kloster zu Medina fest entschlossen seien, Doña Helena nicht aufzunehmen, so müsse man ihr kurzweg erklären, dass sie nie Karmelitin werden könne, damit sie sich beruhige; denn solange man sie mit guten Worten vertröstet wie bisher, wird sie stets in Unruhe bleiben. Es würde in der Tat Gott kein Dienst erwiesen, wenn sie ihre Kinder verließe; auf diese Weise sprach sich der Prior mir gegenüber aus. Er bemerkte nur noch, dass man ihm auf eine Anfrage hin erzählt habe, diese Dame hätte die Zustimmung eines sehr gelehrten Theologen für sich, so dass er es früher nicht wagte, diesem zu widersprechen.

Seine durchlauchtigste Gnaden kann darum bezüglich dieser Angelegenheit beruhigt sein. Sollte der Kardinal seine Erlaubnis geben, so habe ich unsere Schwestern schon angewiesen, sie nicht aufzunehmen, und ich werde davon auch den Provinzial benachrichtigen. Wollen Sie Seiner Gnaden das mitteilen, was Ihrer Ansicht nach zu keinem Verdrusse Anlass gibt, und ihr meine ehrfurchtsvollsten Empfehlungen entrichten! Gott erhalte Sie noch viele Jahre und verleihe Ihnen eine so große Liebe zu ihm, wie ich es wünsche und ihn darum bitte!

Soria, am 8. Juli.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

378. Brief - An Don Hieronymus Reinoso, Kanonikus zu Palencia

Soria, am 13. Juli 1581

Gründe, die sie noch abhalten, die Stiftung in Burgos vorzunehmen. Dank für seine Liebe. Bitte um Nachrichten über das Kloster in Palencia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihr Brief hat mir großen Trost bereitet. Möge unser Herr Sie dafür belohnen! Er kam mir durchaus nicht zu lang vor; ich wünschte nur, Ihnen hier recht ausführlich schreiben zu können; allein es ist mir dies jetzt nicht möglich. Denn da wir hier in Soria nur von Zeit zu Zeit Botengelegenheit haben, so muss ich viele Briefe auf einmal erledigen. Es wäre meines Erachtens besser für mich, wenn ich mich an einem Orte befände, wo ein regelmäßiger Postverkehr statthat; wenn man indessen nach Gottes Willen etwas zu leiden haben soll, so nützt es nichts, davor zu fliehen.

Aus dem Briefe, den ich an Katharina de Tolosa schreibe und den Ihnen meinem Auftrage gemäß die Mutter Priorin Agnes von Jesu zeigen soll, werden Sie die offenkundigen Gründe ersehen (weswegen ich jetzt die Gründung von Burgos nicht in Angriff nehmen kann); ich werde Ihnen und der Mutter Priorin aber auch noch die übrigen Gründe mitteilen, da Sie, wie Sie sich geäußert haben, die Ursachen erfahren möchten, die mich zu diesem Verhalten bestimmen; das ist auch ganz billig von Ihrer Seite. Handeln es sich um eine Angelegenheit des ganzen Ordens, wie es z. B. bei der Errichtung der Provinz der Fall war, so könnte man sich über alle Schwierigkeiten hinwegsetzen; in diesem Falle aber sind die Schwierigkeiten ohne Zweifel keine geringen, die ich aber aus Mangel an Zeit nicht alle aufzählen kann. Es ließe sich zwar dieses Projekt noch annehmen, wenn es sich nur um einen Umweg von einer Tagreise handelte; aber so viele Meilen aufs Ungewisse hin machen, dafür kann mein Verstand keinen Grund finden; denn unser Orden ist nicht so herabgesunken, dass er dieser Stiftung notwendig bedürfte.

Seitdem ich hier bin, hat man mir schon wieder zwei Stiftungen angeboten, die eine in Ciudad Rodrigo, die andere in Orduña, wohin ich mich aber ebensowenig zu begeben gedenke. Auf das, was der Erzbischof tun wird, kann man meines Erachtens nicht bauen; denn ohne gerade misstrauisch zu sein, haben wir doch sichere Gründe, dies anzunehmen. Er erinnere sich, so sagt er, noch ganz gut jenes Aufruhrs, der bei Gelegenheit der Gründung des ersten Klosters entstanden sei; und obwohl er wisse, dass daraus großes Heil hervorgegangen, so sei er es doch seinem Kleide schuldig, zu verhindern, dass ähnliche Vorkommnisse entstehen. So schreibt mir der Kanonikus Johannes Alfons. Was könnte man sich da für Hoffnungen machen, da wir ihn zurückschrecken sehen vor dem, was vielleicht gar nicht eintreten wird? Offenbar würde er die Erlaubnis verweigern, wenn der Teufel einen heftigen Aufruhr erregen würde; man würde es für eine große Leichtfertigkeit meinerseits halten, wenn ich mich in dieses Unternehmen einließe.

Der Erzbischof hat auch einem Pater der Gesellschaft Jesu gegenüber erklärt, die Stadt gebe ihre Einwilligung nicht, und so werde auch er seine Erlaubnis verweigern, bis wir die Zustimmung der Stadtbehörde und ein bestimmtes Einkommen hätten. Zwei glaubwürdige Personen haben mir erzählt, der Erzbischof sei von Natur aus sehr furchtsam. Ist dies wirklich der Fall, dann brächten wir ihn nur in die größte Verlegenheit, und er würde für uns doch nichts tun, wie er auch bisher nichts getan hat. Nachdem der Bischof von Palencia in dieser Hinsicht sich so viel bemüht hat, hätte er doch alles wagen sollen, da es sich ja doch nicht um ein Werk handelt, wodurch Gott beleidigt wird. Ich trage Ihnen, mein Vater, hier meine Gründe vor. Sollte dieses Projekt weiter verfolgt werden und muss man um Einwilligung der Stadtbehörde nachsuchen, so ist es besser, man verhandelt aus der Ferne und übereilt nichts; da sich so etwas nicht in acht Tagen und vielleicht auch nicht in einem Monat abmachen lässt, so würde die arme Klosterstifterin, die diese ganze Zeit in einem weltlichen Hause zubringen müsste, der schärfsten Kritik der Menschen ausgesetzt sein. Nach meiner Ansicht ist es besser, diese Reise von vielen Meilen für später zu verschieben und wieder hierher zurückzukehren, als sich all den Ungelegenheiten auszusetzen, die daraus entstehen können. Liegt dieser Plan im Willen Gottes, so lässt er sich auf diese Weise viel leichter ausführen als durch gewaltsames Vorgehen; und diese Stiftung wird, so unangenehm sie auch dem Teufel sein mag, zustande kommen.

Ich glaube, in diesem Stücke alles getan zu haben, was in meinen Kräften stand, und ich kann Ihnen in aller Wahrheit versichern, dass ich für den ersten Augenblick nicht einmal schmerzlich betroffen wurde, sondern vielmehr mich freute; ich weiß nicht, wie dies gekommen ist. Nur das eine wünschte ich sehnlichst, dass das Verlangen der gottseligen Katharina de Tolosa befriedigt würde, die diese Stiftung, wie ich aus ihren Briefen ersehe, gern abgeschlossen wissen möchte.

Die Anordnungen Gottes können wir nicht ergründen, und vielleicht ist es zuträglicher, wenn ich mich jetzt anderswohin begebe; denn in dem heftigen Widerstand des Erzbischofs, der, wie ich sicher glaube, die Stiftung doch wünscht, liegt etwas Geheimnisvolles. Ich habe davon dem hiesigen Bischof noch nichts gesagt, da er so mit Arbeiten überladen ist, dass er in den letzten Tagen nicht zu mir kommen konnte. Übrigens fühlte ich ein solches Widerstreben in mir, davon mit ihm zu reden, dass ich seinen Besuch auch nicht für notwendig hielt. Mich wundert es nur, wie noch jemand es billigen kann, dass ich jetzt, nachdem das Verhalten des Erzbischofs gegen den Bischof von Palencia bekannt ist, nach Burgos reisen soll. Ich sage davon nichts in dem Briefe, den ich nach Burgos schreibe; ich spreche nur von dem, was ich für gewiss halte. Stellen Sie sich nur das kalte Klima der dortigen Gegend und die nachteilige Wirkung vor, die eine Reise zu Anfang des Winters bezüglich meiner Gesundheit hervorbringen müsste. Dem Erzbischof schreibe ich, dass ich ihm nicht im geringsten Anlass zu Misshelligkeiten geben wolle, bevor ich nicht mit der Stadtbehörde unterhandelt hätte, und danke ihm für die mir erwiesene Huld. Der Herr wolle diese Angelegenheit ordnen, wie es zu seiner größeren Ehre gereicht!

Der Präbendar hat es aus gewissen Gründen nicht für gut gehalten, die Antwort auf die Botschaft dem Boten, der sie überbracht hat, anzuvertrauen, und so haben wir den gegenwärtigen abgewartet, der sicher nach Valladolid geht. Schreiben Sie mir in aller Wahrheit, was Sie von den hier angeführten Gründen halten und ob sie wohl begründet sind! Ich hätte außer diesen noch viele andere, und ich bin fest überzeugt, dass Sie derselben Ansicht wären wie ich, wenn ich sie Ihnen mündlich vortragen könnte.

Ich bedauere sehr, dass Sie so viel Mühe haben mit dem Sammeln des Almosens; da aber dies alles für die Armen bestimmt ist, so wird es Ihnen, wie ich denke, nicht gar schwerfallen. Ihre Almosen sowie die Ihrer Freunde werden durch das Almosen jener Personen vermehrt werden, die Gott dazu anregen wird, und so werden unsere Nonnen allmählich aus ihrer bedrängten Lage herauskommen. Ich wünschte nicht, dass man die Almosensammlungen in den Dörfern unterließe; aber es hätte einer unserer Patres dort predigen sollen. Da dies nicht geschehen ist, so wird wohl die Sammlung in diesem Jahre nicht so reichlich ausfallen.

Gott belohne Sie für die Vorschläge bezüglich der Einkünfte dieses Klosters! Schon ehe Pater Nikolaus abreiste, waren die Verbriefungen abgeschlossen, und er hatte die Sache so gut betrieben, dass uns nun ganz gegen mein Erwarten ein Jahreszins von zwanzig vom Tausend gegeben wird, während ich mir nicht einmal dachte, ein Anrecht auf vierzehn vom Tausend haben zu können. Die Urkunde ist schon ausgefertigt, und Pater Nikolaus nahm sie mit sich, um sie im Namen des Klosters aufzubewahren.

Danken Sie dem Präbendar, diesem kleinen Heiligen, für alles, was er uns zu Liebe getan hat! Es freut ihn sehr, dass ich Ihnen dies sage. Diese Seele kennt man wohl zu wenig; in einer so großen Demut muss gewiss ein kostbarer Schatz verborgen sein. Sie erlauben mir gewiss weit lieber, dass ich diesen Brief beendige, als ich Ihnen dies gestatten würde. Um eines bitte ich Sie noch, nämlich mir in aller Aufrichtigkeit sagen zu wollen, was Sie von der Priorin halten, wie sie ihr Amt erfüllt, ob man sie auf irgend etwas aufmerksam machen muss und wie sie sich Ihnen gegenüber verhält! Sie kann mir gar nicht genug erzählen, wieviel sie Ihnen verdankt. Unser Herr erhalte Sie und verleihe mir die Gnade, dass ich Sie, wenn es sein heiliger Wille ist, einmal wiedersehe! Meine Gesundheit ist gut.

Heute ist der 13. Juli.

Ich nenne mich, obwohl Sie das betrübt,

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Die besten Grüße an Don Franz; empfehlen Sie mich in Liebe allen jenen, denen gegenüber Sie es für gut halten, besonders dem heiligen Michael!

Es ist wenig daran gelegen, wenn die Änderung der Sakristeitüre noch verschoben wird. Ich preise unseren Herrn dafür, dass die Kirche immer frühzeitig geschlossen wird. Es wäre mein Wunsch, dass das Gitter schon angebracht wäre. Ich hoffe von der Güte des Herrn, dass in diesem Kloster unserer Lieben Frau der allerseligsten Jungfrau und ihrem göttlichen Sohne mit größerer Reinheit gedient werde.

Man könnte von Burgos noch mehrere Gitter kommen lassen, wenn es nötig wäre. Falls die kleine Kapelle unserer Lieben Frau erbaut wird, wird man dort wohl das kleinste dieser Gitter anbringen müssen. Ich werde dafür sorgen, dass die Gitter bezahlt werden, wenn die dortigen Schwestern dazu nicht imstande sein sollten. Von Tag zu Tag nimmt meine Liebe zu diesem Kloster zu, und ich weiß nicht, wie das kommt.

379. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Valladolid

Soria, am 14. Juli 1581

Berufung der Doña Helena de Quiroga. Verzögerung der Gründung von Burgos. Projekt der Gründung in Madrid. Reise nach Rom, um dem General die ehrfurchtsvolle Ergebenheit zu bekunden. Angelegenheit ihrer Nichte Beatrix.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ich erhielt von Ihnen einen Brief, der vom Feste des heiligen Johannes datiert war, und einen zweiten, der mit jenem des Paters Nikolaus ankam. Ein dritter, der, wie Sie sagen, sehr ausführlich sein soll, ist nicht angekommen. Waren auch die zwei anderen kurz gefasst, so bereiteten sie mir doch keine geringe Freude, da ich so besorgt um Sie war und so gerne Nachricht über Ihr Befinden erfahren wollte. Möge unser Herr Ihnen die Gesundheit erhalten, da er alles vermag!

Ich habe Ihnen mehrere Briefe geschrieben; in einem von ihnen bat ich, der Doña Helena die Erlaubnis zum Eintritt in unseren Orden nicht zu geben. Es wäre mir unlieb, wenn dieser verlorengegangen wäre. Eben sagt man mir, dass der gegenwärtige Bote ganz zuverlässig sei. Er begibt sich nach Valladolid, wo Sie Ihren Mitteilungen zufolge sich setzt wohl befinden werden. Weil das Kloster zum heiligen Alexius so nahe bei dieser Stadt liegt, so hielt ich es für gut, auch die beiliegenden Briefe von Toledo mitzugeben, damit Sie daraus ersehen, wie sehr der Erzbischof gegen uns aufgebracht ist. Meines Erachtens dürfen wir ihm keinerlei Anlass geben, dass er uns feindselig gesinnt wird. Abgesehen davon, kann ich nie vom Eintritt der Doña Helena in unseren Orden reden hören, ohne ein großes Widerstreben dagegen in mir zu fühlen. Denn da Mutter und Tochter sowie viele andere Verwandte von ihr in Toledo wohnen, so fürchte ich, diese Dame werde, soweit ich sie bisher kenne, die Schwestern in große Unruhe versetzen und wenig zufrieden werden. Darum habe ich, bevor ich mit dem Erzbischof selbst sprechen wollte, den Pater Balthasar Alvarez gebeten, er möchte ihren Eintritt verhindern, was er mir auch versprochen hat; er war derselben Ansicht wie ich und kennt überdies Doña Helena gut. Daraus können Sie entnehmen, inwiefern mein Verfahren einer Überredung dieser Dame glich. Ich habe dem Kardinal geschrieben, dass ich Euere Hochwürden davon in Kenntnis setzen werde; er möge sich beruhigen, da seine Nichte nicht aufgenommen werde; und sollte es doch anders gehen, so würde mir dies sehr leid tun. Sie wissen schon, dass das, was ich Ihnen in diesem Briefe anvertraue, geheim zu halten ist. Denn es soll niemand erfahren, dass wir nicht des Kardinals wegen seine Nichte abweisen, sondern weil die Aufnahme weder für sie noch für ihre Kinder gut ist, was auch der Wahrheit entspricht. Wir haben mit solchen Witwen schon Erfahrung genug gemacht.

Um es nicht zu vergessen, bemerke ich gleich hier, dass ich fürchte, es werde der Druck unserer Satzungen nicht mehr vollendet werden. Seien doch Euere Hochwürden um der Liebe willen in dieser Hinsicht nicht sorglos und bedenken Sie, dass viel daran gelegen ist. Man hätte bis jetzt schon ein großes Geschichtswerk drucken können.

Sprechen wir nun von der Gründung in Burgos! Ich lege Ihnen hier die Antwort bei, die ich erhalten habe. Ich wundere mich, wie es Leute gibt, die meinen, ich sollte mich ohne weitere Umstände nach Burgos begeben. Ich habe nun dem Bischof [von Palencia] geantwortet, Euere Hochwürden hätten mir in Anbetracht meiner Kränklichkeit verboten, dorthin zu gehen, wenn ich während des Winters dort bleiben müsste; Sie haben mir auch in der Tat einmal so geschrieben. Den guten Willen des Erzbischofs setzte ich in keiner Weise in Zweifel, damit ja das gute Einvernehmen zwischen ihm und dem Bischof von Palencia nicht gestört werde. Ich befürchte, ihm einen Verdruss zu bereiten, wenn die Stadt, die sich um mich wohl wenig kümmern würde, ihre Einwilligung zur Gründung nicht geben werde, weswegen ich die Sache auf sich beruhen lassen wollte, bis sich die Stadt bestimmt darüber ausgesprochen hätte. Für diese Stiftung scheint die Stunde noch nicht gekommen zu sein. Die von Pater Balthasar vorgeschlagene Stiftung wird allem Anscheine nach noch früher sich verwirklichen lassen. So geht es in der Welt.

Gegenwärtig ist es uns hauptsächlich darum zu tun, die Stiftung in Madrid ins Werk zu setzen. Sieht der Erzbischof von Toledo, dass wir seinem Willen gemäß handeln, so wird er nach meinem Dafürhalten die Erlaubnis dazu bald geben. Der Bischof von hier versicherte mir, er werde, wenn er sich im September nach Toledo begebe, die Erlaubnis erwirken.

Unter Gottes Beistand werde ich bis Mitte August mit der hiesigen Stiftung zu Ende kommen. Da ich dann hier nichts mehr zu tun habe, werde ich nach Mariä Himmelfahrt, falls Euere Hochwürden es für gut halten, nach Ávila zurückkehren, wo sich, wie mir scheint, die Schwestern nicht offen mit Pater Nikolaus ausgesprochen haben. Ein großer Trost wäre es aber für mich, wenn ich dort, außer im Falle großer Not, das Amt einer Priorin nicht mehr übernehmen müsste; denn ich tauge nicht mehr dazu. Es gibt in dieser Stellung mehr zu tun, als meine Kräfte vermögen, und ich wäre beständig in Unruhe. Würde Pater Gregor von Nazianz dort bleiben, so genügte, wie ich Euerer Hochwürden schon geschrieben habe, die gegenwärtige Priorin, da man dort keine andere hat. Doch wenn ich sage, sie genügte, so glaube ich die Unwahrheit zu sprechen; denn für die Leitung der inneren Angelegenheiten hat sie durchaus keine Befähigung. Euere Hochwürden werden dort selber sehen, was in dieser Beziehung das beste ist. Ich bin um dieses Kloster so bekümmert, dass mir keine Beschwerde als zu groß erscheinen würde, um es wieder zur Vollkommenheit zurückzuführen. Vielleicht wäre es doch von Nutzen, wenn ich so lange in Ávila bliebe, bis Gott die Angelegenheit betreffs der Stiftung in Madrid geordnet hat. Freilich wird es meine Natur schmerzlich empfinden, an einem Orte zu verweilen, wo ich meine Freunde und meinen Bruder nicht mehr finde und wo ich mich, was noch schlimmer ist, inmitten jener sehe, die mir geblieben sind.

Was die Reise nach Rom betrifft, so halte ich sie für sehr notwendig. Überdies haben wir nichts zu fürchten, wenn wir dem General den Gehorsam leisten. Sie werden dazu wohl Ordensmänner auserwählen, deren Gegenwart hier nicht so dringend notwendig ist. Den Pater Nikolaus würden Euere Hochwürden sehr vermissen, wenn er auch ganz der Mann dazu wäre, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wenn der General unseren Gehorsam sieht und wir ihm von Zeit zu Zeit unsere Ergebenheit bekunden, so wird er meines Erachtens den Schwierigkeiten, die in der Zukunft entstehen können, kein Gewicht beilegen. Letzteres ist aber von großer Bedeutung, damit der General sieht, dass die Unbeschuhten seine Untergebenen sind, und damit diese wissen, dass er ihr Oberer ist. Wir dürfen nicht mehr so handeln wie früher; auch darf kein so großer Aufwand mehr für die Reise gemacht werden, da dies eine große Last für die Klöster wäre.

Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, wie sehr mich das Abkommen bezüglich der Kapelle erfreut hat; es ist dies wirklich vortrefflich. Gott sei Dank, dass der Aufschub so viel genützt hat.

Diese Tochter der Flamländerin wird uns, wie ich befürchte, ihr ganzes Leben lang viel zu schaffen machen, ebenso wie ihre Mutter. Gott gebe, dass es nicht noch schlimmer werde! Glauben Sie es mir, ich fürchte eine missvergnügte Nonne mehr als eine Menge böser Geister. Gott verzeihe jener, die sie wieder aufgenommen hat! Geben Euere Hochwürden ja nicht die Erlaubnis zu ihrer Profeß, bis ich, so Gott will, nach Ávila komme! Dem Pater (Nikolaus) schreibe ich, er möge mir Nachricht geben, ob sich dort Gelegenheit finde, nach Ávila zu kommen; denn hier finde ich wenig. Gott wolle alles so leiten, wie es zu seiner größeren Ehre gereicht!

Gott gebe, dass Sie etwas erreichen könnten bezüglich der Angelegenheit der Beatrix, die mir schon seit langer Zeit schweren Kummer macht! Ich schrieb an sie und an ihre Mutter mehrere Briefe, die auf sie einen Eindruck hätten machen können, da ich in sehr ernsten Worten zu ihnen sprach. Wenn sie auch keine Schuld hatten, so stellte ich ihnen doch die Gefahren vor Augen, denen sie sich vor Gott und vor der Welt aussetzten. In meinen Augen sind sie nicht ohne Schuld; allein die Eltern haben nach meinem Dafürhalten eine größere Schuld, da sie es so weit kommen ließen, dass die Tochter ihnen gebietet. Es ist dies eine schlimme Sache, und ich bin überzeugt, dass das Übel möglicherweise sich noch vergrößert, wenn man die Gelegenheit nicht gänzlich entfernt. Die Verletzung der Ehre ist sehr groß, ja ich halte diese für verloren. Ich will mich damit noch trösten, obwohl es mir schwerfällt; aber wenn nur nicht die Seelen verlorengingen! Da nun die Eltern und die Tochter so hilflos sind, weiß ich hier keinen Rat, um sie aus dieser Lage zu befreien. Gott möge hier Hilfe schaffen und Euerer Hochwürden die Gnade verleihen, dass Sie einen Ausweg finden. Ich weiß keinen anderen Rat, als die Nichte in ein Kloster zu bringen, sehe aber nicht ein, wie sich dies in Anbetracht des geringen Vermögens ihrer Eltern verwirklichen lassen könnte. Es wäre ein großes Glück für sie, wenn sie in Ávila sein könnte. Ich bitte Euere Hochwürden, mir zu schreiben, was beschlossen worden ist, und ob Sie der Ansicht sind, dass ich mich gleich von hier aus nach Ávila begebe. Da es in dieser Gegend nur selten Botengelegenheit gibt und Euere Hochwürden sich kurz fassen, so ist es notwendig, dass Sie Ihren Brief zur rechten Zeit absenden. Gott erhalte Sie und verleihe Ihnen jene Heiligkeit, um die ich ihn für Sie bitte! Amen, Amen.

Heute ist der 14. Juli.

Der Bischof ist vor zehn Tagen abgereist, ohne eine Synode abzuhalten. Die Stifterin hat mir viele Grüße an Sie aufgetragen. Nehmen Sie diese sowie auch die Grüße aller Schwestern als empfangen an. Ich bin ermüdet, aber meine Gesundheit ist gut. Eurerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Untergebene (wie gerne nenne ich mich so!)

Theresia von Jesu

Wenn Pater Nikolaus abwesend ist, so wollen Sie, bitte, von dem beiliegenden Briefe, der an ihn gerichtet ist, Einsicht nehmen! Anschrift: An unseren Vater, Provinzial der unbeschuhten Karmeliten in Valladolid.

380. Brief - An Hieronymus Reinoso, Kanonikus in Palencia

Soria, 8. August 1581

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden! Vor kurzem habe ich an Sie und Herrn Kanonikus Salinas über Burgos geschrieben. Gott möge verhüten, dass ich nicht immer Umwege gebrauchen muss, um Briefe zu schreiben und von Ihnen etwas zu erfahren! Gebe Gott, dass Sie gesund sind! Ich und die übrigen Schwestern erfreuen uns der Gesundheit, und es geht uns in allem gut.

Ich habe Eile mit der Erledigung der Briefe, da man mir sagte, dass ein Bote nach Madrid abgehe; auf diesem Wege sende ich die Briefe. Ich schreibe auch an den Herrn Provisor und füge die Bitte bei, mir vom Kapitel die Erlaubnis zu erwirken, mir im August für 20 Tage (oder noch besser für 30 Tage, wenn es sich verwirklichen ließe) den Präbendar Ribera zu überlassen. Denn ich muss Ihnen sagen, dass ich in dieser Gegend niemand habe, der mich begleiten könnte; um diese Zeit wird die Einrichtung des Hauses vollendet sein. Heute gingen wir durch den gedeckten Gang zur Kirche, der jetzt als Chor dient und in eine Kapelle verwandelt wird. Es wird nicht mehr länger dauern als acht bis zehn Tage, dann müssen wir uns auf den Weg machen, wenn ich auch jetzt nicht weiß, wohin mich der Wille des Herrn führt. Ich bitte Euere Hochwürden, das in die Wege leiten zu wollen, was zur größeren Ehre Gottes dient! Suchen Sie mit dem Herrn Kanonikus Salinas bezüglich der genannten Erlaubnis zu tun, was in Ihren Kräften steht, da es sehr notwendig ist! Bedenken Sie, dass ich hier niemand habe, der sich um unsere Angelegenheiten so gut annimmt, wie dies hier geschehen ist!

Ich küsse Ihnen die Hand; behalten Sie diese Mitteilung für sich! Ich habe keine Zeit mehr, mich weiter zu verbreiten. Denn was wir dem Präbendar schulden und wie sehr er uns seine Gunst angedeihen ließ, könnte ich mit kurzen Worten nicht sagen und auch nicht dem Papier anvertrauen, das so klein ist. Kurz, es ist Sache von Palencia.

Was soll man da weiter tun?

Unser Herr mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen. Entrichten Sie an Herrn Suero de Vega, an Doña Elvira sowie an den Herrn Kanonikus Santa Cruz meine Empfehlungen!

Soria, am 8. August 1581.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An den erlauchten Herrn Kanonikus Reinoso, meinen Gebieter.

381. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Segovia, am 26. August 1581

Ankündigung ihrer Rückkehr nach Ávila und Bitte um ihren Besuch.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Am Vorabend von St. Bartholomäus kam ich, Gott sei Dank, gesund, aber infolge des schlechten Weges sehr ermüdet hier in Segovia an. Ich werde hier sechs bis sieben Tage ausruhen und dann, so Gott will, nach Ávila reisen. Es wäre nicht zu viel verlangt, wenn Johann de Ovalle mir den Gefallen erweisen würde, Ihnen und Ihrer Tochter zu erlauben, dass Sie mich besuchen. Gäbe es auch Hindernisse auf dieser Reise und müsste Johann de Ovalle auch zur Bewachung des Hauses daheim bleiben, so könnte er mich an einem andern Tage besuchen; ich bitte ihn um diese Gunst, da ich aus so weiter Ferne komme. Dringen Sie mit der Bitte in ihn, meinem Wunsche zu willfahren, und sagen Sie ihm, er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten! Da Sie ihm diesen Brief wohl zum Lesen geben werden, so schreibe ich ihm nicht eigens, allein es wäre mein inniger Wunsch, wenn er mir diesen Gefallen erwiese.

Sie können bei Petrus de Ahumada Wohnung nehmen (und ich werde selbst bezahlen, was die Saumtiere auf der Hin und Rückreise kosten). Da ich noch eine weite Reise unternehmen muss, so möchte ich nicht abreisen, ohne Sie alle gesehen zu haben. Ich habe die zuversichtliche Hoffnung, dass man meinem Wunsche entspreche; ich habe sonst nichts mehr zu sagen, als dass ich Sie vor dem Feste Mariä Geburt erwarte.

An Don Gonzalo und an Doña Beatrix viele Empfehlungen! Gott wolle Sie alle erhalten und Sie so heilig machen, als ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 26. August.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Da ich zu Gott hoffe, dass wir uns bald sehen werden, so schreibe ich nichts weiter. An die Frau Doña Mayor viele Empfehlungen!

382. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Villacastín, am 5. September 1581

Nachrichten über ihre Reise, über Pater Gracián und Pater Nikolaus. Die zweihundert Dukaten und die Kapelle des Don Laurentius

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Gestern abend, am 4. September, kam ich hier in Villacastín sehr ermüdet von der Reise an. Ich komme nämlich von der Klosterstiftung in Soria; von dort bis Ávila, wohin ich mich jetzt begebe, ist ein Weg von mehr als vierzig Meilen. An Mühseligkeiten und Gefahren auf der Reise fehlte es uns nicht. Meine Gesundheit ist, Gott sei Dank, gut, und mit der neuen Gründung geht es vorzüglich. Möchten alle Leiden, die ich ausgestanden habe, zur Verherrlichung Gottes gereichen! Ich halte sie für gut angewendet. Hier in der Herberge erhielt ich den Besuch des Paters Acatius García, den die Schwester vom heiligen Franziskus gut kennt. Er kam gerade, als schon alles zur Abreise bereit war, und teilte mir mit, dass er einen zuverlässigen Boten nach Sevilla habe; ich schreibe nun diese Zeilen, damit meine lieben Töchter etwas von mir erfahren.

Es freut mich sehr, zu wissen, dass die Pest vorüber ist und die Schwestern sich wohl befinden. Es ist das ein Zeichen, dass der Herr sie liebt. Unser Vater ist wohl und befindet sich in Salamanka. Pater Nikolaus erwartet mich in Ávila. Er begibt sich, was ich sehr bedaure, nach Rom, um unsere Angelegenheiten noch sicherer zu stellen, weil es der König so wünscht. Dieser Pater lag am Scharlachfieber krank darnieder, befindet sich aber jetzt wieder ganz wohl. Wollen Sie und Ihre Schwestern ihn angelegentlich Gott empfehlen! Denn Sie verdanken ihm alles.

Meine Tochter! Die zweihundert Dukaten sind nicht in meine Hände gelangt. Man sagt mir, der Herr Horatius de Oria besitze sie. Wenn dies wahr ist, dann sind sie in guten Händen. Ich habe Euerer Ehrwürden schon nahegelegt, sie mir über Medina zu senden. Ich möchte jetzt mit dem Baue der Kapelle meines Bruders - Gott habe ihn selig! - beginnen, da man mir dies aufs Gewissen gelegt hat. Geben Euere Ehrwürden den Auftrag, dass man mir diese Summe zusendet! Geschieht dies nicht, so kann ich sie nicht in Rechnung bringen. Unser Herr erhalte Sie mir und alle Schwestern und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen, Amen. Möge er mir auch die Gnade verleihen, Sie alle wiederzusehen!

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin der unbeschuhten Karmelitinnen hinter dem Kloster der Franziskaner zu Sevilla.

383. Brief - An Don Hieronymus Reinoso, Kanonikus in Palencia

Ávila, am 9. September 1581

Nachricht über ihre Ankunft in Ávila und über ihr leibliches und geistiges Befinden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich bin gegenwärtig hier in Ávila, mein Vater, und wäre von Herzen gern Ihre geistliche Tochter, wenn Sie sich hier befänden; denn ich fühle mich an diesem Orte sehr vereinsamt, weil ich niemand habe, der meiner Seele Trost verschaffen könnte. Gott möge mir hierin zu Hilfe kommen! Je älter ich werde, desto weniger Trost finde ich in diesem Leben.

Ich bin hier nicht ganz wohl angekommen, da ich ein leichtes Fieber mitbrachte; das ich mir zufälligerweise zugezogen hatte. Jetzt bin ich wieder gesund, und mein Körper fühlt darin eine kleine Erleichterung, dass er sich nicht sogleich wieder auf die Reise begeben muss; denn diese Reisen sind, ich versichere Sie, sehr beschwerlich. Dies gilt indessen nicht von der Reise von Palencia nach Soria; diese war vielmehr eine wahre Erholung für mich, da der Weg eben war und wir oftmals am Ufer von Flüssen reisten, deren Anblick mich sehr ergötzte. Unser guter Präbendar wird Ihnen erzählt haben, was wir auf unserer letzten Reise von Soria bis hierher ausgestanden haben.

Es ist zum Erstaunen, dass alle, die mir einen Liebesdienst erweisen wollen, große Leiden auf sich nehmen müssen; allein Gott verleiht allen so viel Liebe, dass sie alles mit Freuden ertragen, wie Sie selbst es erfahren haben. Unterlassen Sie nicht, mir von Zeit zu Zeit zu schreiben, wenn sich Ihnen Gelegenheit dazu bietet! Es mag Ihnen dies zwar lästig fallen, allein ich versichere Sie, dass wir in diesem Leben nur sehr wenig Ruhe, aber viele Beschwerden finden.

Die Nachricht über den Eintritt der Dionysia hat mich gefreut. Ich bitte Sie, dies ihrem Vetter, dem Generalbotenmeister, sagen und ihn in meinem Namen grüßen zu wollen! Vergessen Sie nicht, mich Gott zu empfehlen! Da ich erst vor kurzem hier angekommen bin, fehlt es nicht an Besuchen, und darum finde ich nur wenig Zeit, um mir den Trost zu verschaffen, an Sie zu schreiben. Dem Don Franz küsse ich die Hand. Unser Herr wolle Sie behüten und so an Heiligkeit zunehmen lassen, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 9. September.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

384. Brief - An den Lizentiaten Don Dionysius de la Peña

Ávila, am 13. September 1581

Bitte, sich beim Kardinal verwenden zu wollen betreffs der Erlaubnis zur Gründung in Madrid. Beruf und Betrübnis der Doña Helena de Quiroga.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, und die göttliche Majestät belohne Sie für den Liebesdienst und den Trost, den Sie mir durch Ihren Brief erwiesen haben!

Ich habe diesen Brief noch in Soria erhalten. Jetzt bin ich in Ávila, wo mir der Pater Provinzial zu bleiben befohlen hat, bis nach dem Wohlgefallen unseres Herrn der durchlauchtigste Kardinal uns die Erlaubnis zur Gründung eines Klosters in Madrid geben wird. Ich werde wohl sehr lange warten müssen, bis Seine durchlauchtigsten Gnaden nach Madrid kommen. Denn da sich vorher noch die Bischöfe in Toledo versammeln, so wird wohl, wie ich höre, bis dahin die Fastenzeit vorüber sein. Ich hoffe daher, Seine durchlauchtigsten Gnaden werden mir die Erlaubnis wenigstens noch vorher erteilen, damit ich nicht während des Winters an einem Orte verweilen muss, wo die Kälte, die auf meine Gesundheit immer sehr nachteilig einzuwirken pflegt, ebenso groß ist wie in Ávila. Ich bitte Sie darum, von Zeit zu Zeit Seine durchlauchtigsten Gnaden an sein Versprechen erinnern zu wollen! In dem Briefe, den ich in Soria empfangen habe, sprechen Seine Gnaden nicht von einem noch in so weiter Ferne gelegenen Zeitraum.

Eben schreibe ich dem Kardinal in der Angelegenheit betreffs der Doña Helena, die mir recht zu Herzen geht. Ich sende ihm auch einen Brief mit, den diese mir geschrieben hat und in dem sie die Bemerkung macht, sie wolle bei den Franziskanerinnen eintreten, wenn wir sie nicht in unseren Orden aufnehmen. Das würde mir sehr leid tun, weil sie dadurch nie glücklich werden würde; denn ihr Geist ist, soweit ich sie kenne, mehr für unseren Orden geeignet. Dazu hat sie in diesem Orden eine Tochter und würde so auch bei ihren anderen Kindern sein. Ich bitte Sie, diese Angelegenheit unserem Herrn empfehlen und bewirken zu wollen, dass mir Seine durchlauchtigste Gnaden Antwort geben; denn Doña Helena ist äußerst betrübt. Da ich sie innig liebe, so geht mir diese Angelegenheit recht tief zu Herzen, und ich weiß nicht, wie da zu helfen ist. Dies sei jedoch für Sie allein gesagt. Unser Herr erhalte Ihre erlauchte Person und verleihe Ihnen einen solchen Zuwachs an Heiligkeit, wie ich ihn darum für Sie bitte!

Geschrieben im St.JosephsKloster am 13. September.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

385. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, am 17. September 1581

Casilda de Padilla und ihr Austritt aus dem Karmel. Schwierigkeiten betreffs ihrer Mitgift.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ich habe Ihnen schon einen Brief über Toledo zugesendet; heute überbrachte man mir beiliegenden Brief von Valladolid. Die darin mir mitgeteilte Neuigkeit hat mich für den ersten Augenblick in Schrecken versetzt; bald aber habe ich mir den Gedanken vergegenwärtigt, dass die Urteile Gottes erhaben sind und dass er trotzdem unseren Orden liebt und auch durch diesen Vorfall etwas Gutes fördern oder etwas Schlimmes verhindern wird, was wir jetzt nicht einsehen. Ich bitte Sie um der Liebe Gottes willen, betrüben Sie sich nicht allzusehr über diese Angelegenheit! Mit dem armen Mädchen habe ich großes Mitleid; es ist am meisten zu bedauern. Denn es ist eitles Geschwätz, wenn man sagt, sie habe aus Missvergnügen den Orden verlassen, nachdem sie doch immer so seelenvergnügt darin gelebt hatte. Es scheint nicht der Wille der göttlichen Majestät zu sein, dass wir bei den Großen dieser Erde unsere Ehre suchen, sondern bei den Armen und Geringen, wie die Apostel waren; darum sollen wir unbesorgt sein betreffs dieses Vorfalles. Und weil die Verwandten der Casilda auch die andere Tochter aus dem Kloster zur heiligen Katharina von Siena herausgenommen haben, um sie wieder zu sich zurückzuführen, so bewahrt uns das vor jeglichem Nachteile, ich meine vor aller Verurteilung von seiten der Welt; es ist vielleicht das bessere, unser Auge auf niemand anders zu richten als auf Gott allein.

Gott beschütze dieses arme Kind; aber uns bewahre er vor den Großen dieser Welt, die allvermögend und doch dabei so außerordentlich wankelmütig sind! Die Arme wird wohl nicht verstanden haben, wozu man sie veranlasste; wenigstens wird sie sich sehr täuschen, falls sie glauben sollte, wieder in den Orden zurückkehren zu können; denn ihre Wiederaufnahme wäre nach meinem Dafürhalten für uns gar nicht gut. Wenn aus diesem Vorfall irgendein Nachteil für uns entstehen könnte, so wäre es der, dass solche Dinge schon in diesen ersten Anfängen vorkommen. Wäre Casilda wirklich so unzufrieden gewesen wie die Flamländerin im hiesigen Kloster, dann würde ich mich über diesen Schritt nicht wundern; aber dann hätte sie sich nach meinem Dafürhalten unmöglich so lange verstellen können.

[Dieses Komplott muss wohl seinen Anfang genommen haben, seitdem die Subpriorin von Palencia sich mit der Priorin (von Valladolid) entzweit hat. Ihr Beichtvater war ein Pater aus der Gesellschaft Jesu, welcher der Doña Maria de Acuña sehr ergeben war. Ich erfuhr, dass dieser den Nonnen riet, nicht der Subpriorin (Dorothea), sondern der Priorin die Stimme zu geben. Denn Doña Acuña war ihr abgeneigt, da man auf den Erbteil noch nicht Verzicht geleistet hatte und diese Dame ihn für ein Kollegium verwenden wollte. Alle diese Gründe mitsammen mögen vielleicht dazu beigetragen haben. Denn wenn man diese Nonne für glücklich hielt, dann hätte man nach meinem Dafürhalten nicht in dieser Weise verfahren dürfen. Möge uns Gott vor solcher Arglist bewahren!

Trotzdem scheint es mir nicht klug zu sein, auch nur im geringsten eine Änderung in Bezug auf die Väter der Gesellschaft Jesu zu machen; es wäre dies aus verschiedenen Gründen nicht gut. Ein Grund davon ist der, dass sie uns in dieser Gegend den größten Teil der Schwestern zugeschickt haben; und wenn diese hätten denken müssen, dass sie diese Väter nicht mehr um Rat fragen könnten, dann würden sie nicht eingetreten sein. Aber es wäre von großer Bedeutung, wenn wir unsere Patres (als Beichtväter) haben könnten, da wir uns dann allmählich von jenen lossagen könnten. Möge Gott Euere Paternität erleuchten! Da der Bote im Begriffe ist, abzureisen, so schreibe ich nichts weiter.

Ihr Kreuz ist hier geblieben, und ich weiß nicht, wie ich es Ihnen schicken soll, ohne dass es zerbricht. Nehmen Sie ein Kreuz von unseren Schwestern in Toledo, und wir werden diesen von hier aus das Ihrige zuschicken.]

Ich habe Mitleid mit der armen Priorin, die so viel leiden muss, ebenso mit unserer Maria vom heiligen Joseph; schreiben ihr doch Euere Hochwürden um der Liebe willen!

Es fällt mir wirklich recht schwer, Sie jetzt so weit von uns entfernt zu sehen; ich weiß nicht, wie mir zumute ist. Gott führe Sie wieder glücklich zurück! Entrichten Sie, bitte, an Pater Nikolaus meine Empfehlungen! Alle Schwestern dieses Klosters empfehlen sich Ihnen und jenem Pater.

Heute ist der 17. September.

Euerer Hochwürden Untergebene und Tochter

Theresia von Jesu

Doña Maria de Acuña schrieb an die Priorin und brachte in ihrem Briefe viele Entschuldigungen vor; sie habe, wie sie sagt, nicht anders handeln können und bittet, die Verpflegungskosten für ihre Tochter zu berechnen. Sie gedenkt, den Pflichtteil zu behalten, und zwar deshalb, weil man annehmen muss, dass Casilda vor der Zeit ihre Gelübde abgelegt hat. Da sie aber durch ein päpstliches Breve dazu die Erlaubnis erhielt, so weiß ich nicht, wie man sich eines solchen Vorwandes bedienen mag.

Ich bedauere die arme Casilda; denn ihre Liebe zum Orden war wirklich außerordentlich groß. Ich weiß nicht, welcher böse Geist sie verwirrt hat. Gott sei mit ihr!

386. Brief - An Don Sancho Dávila in Alba de Tormes

Ávila, am 9. Oktober 1581

Die Heilige tröstet ihn wegen des Todes seiner Mutter und gibt ihm einige Ratschläge fürs geistliche Leben. Angelegenheit der Doña Beatrix, ihrer Nichte.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Es war zwar für mich eine große Gnade und ein besonderes Vergnügen, Ihre Schrift zu sehen; da ich Sie aber dieser Tage selbst erwartete und nun sehe, dass mir dieses Vergnügen nicht zuteil werden wird, so ist mir die Freude, die Ihr Brief mir bereitete, verbittert worden. Unser Herr sei gepriesen!

Was Sie als Fehler ansehen, halte ich für eine große Gnade; denn jenes übermäßige Leid kann weder der Seele noch der leiblichen Gesundheit Nutzen bringen. Somit können Euere Gnaden Seiner Majestät dankbar sein; denn durch die Wegnahme dieser Trauer wird der Dienst Gottes nicht behindert, und das ist die Hauptsache. Euere Gnaden fühlen in sich nicht jenen festen Entschluss, den Herrn nicht zu beleidigen; aber wenn sich Gelegenheit bietet, ihm zu dienen oder sich von jenen abzuwenden, die ihm missfallen, so fühlen Sie sich stark: Dies ist meines Erachtens ein sicherer Beweis, dass auch das Verlangen, ihn nicht zu beleidigen, in Ihnen sich findet. Die geistige Freude, die Sie beim täglichen Empfang der heiligen Kommunion empfinden, sowie die Betrübnis, wenn sie daran verhindert sind, deuten darauf hin, dass Sie eine innigere und keine gewöhnliche Freundschaft, von der Sie sprechen, mit Gott verbindet.

Denken Sie doch immer an die Gnaden, die Sie aus der Hand des Herrn empfangen, damit die Liebe in Ihnen zunehme, und quälen Sie sich nicht mit jenen Armseligkeiten ab, die sich bei uns allen, zumal bei mir, in recht großer Zahl vorfinden.

Was meine Zerstreuungen beim göttlichen Offizium betrifft, so will ich, obwohl ich vielleicht die ganze Schuld daran trage, doch denken, dass sie von der Schwäche des Kopfes herrühren; denken darum auch Euere Gnaden ebenso! Der Herr weiß es ja, dass wir, wenn wir beten, auch recht gut beten möchten. Heute habe ich dies dem Pater Magister Dominikus gebeichtet, und er sagte mir, ich sollte dies nicht beachten; und so bitte ich auch Euere Gnaden, es ebenso zu halten; es ist dies meiner Ansicht nach ein unheilbares Übel.

Bezüglich Ihrer Zahnschmerzen habe ich mit Ihnen das innigste Mitleid, da ich aus Erfahrung weiß, welch empfindlicher Schmerz das ist. Haben Euere Gnaden einen kranken Zahn, so ist der Schmerz derart, als ob alle krank wären oder wenigstens als ob alle schmerzen würden; ich fand kein besseres Mittel, als den schadhaften Zahn herausnehmen zu lassen; ist es jedoch rheumatisches Zahnweh, dann nützt auch dies nichts. Möge Gott Sie davon befreien, wie ich ihn darum bitten werde!

Sie haben gut getan, ein so heiliges Leben zu beschreiben; ich könnte gut Zeugnis geben von der Wahrheit Ihres Berichtes. Ich küsse Ihnen die Hand dafür, dass Sie mich diese Lebensbeschreibung lesen lassen. Mein Befinden ist jetzt besser, und im Vergleich mit dem, was ich im vorigen Jahre ausgestanden habe, kann ich sagen, dass ich gesund bin, wenn auch nur wenige Augenblicke ohne Leiden. Da ich einsehe, dass Leiden das beste ist auf Erden, so ertrage ich es gern, wenn man doch einmal leben muss.

Ich möchte gerne wissen, ob der Herr Marquis bei Ihnen ist, sowie auch, wie es seiner Tochter, der Doña Johanna de Toledo, und der Frau Marquise ergeht. Ich ersuche Euere Gnaden, diesen Herrschaften sagen zu wollen, dass ich es, obgleich ich so ferne von ihnen bin, doch nicht vergesse, sie in meinen armseligen Gebeten unserem Herrn zu empfehlen. Für Euere Gnaden tue ich nicht zu viel; denn Sie sind mein Vater und Gebieter.

[Ich danke Euerer Gnaden von Herzen, dass Sie mir die Versicherung geben, zu tun, um was ich Sie bitten würde; ich will nun davon Gebrauch machen, da ich das feste Vertrauen habe, dass Sie Wort halten, wenn Sie sehen, dass es zweckdienlich ist. Euerer Gnaden allein will ich den großen Kummer mitteilen, der mich seit beinahe einem Jahre quält; vielleicht könnten Sie mir in etwa behilflich sein.]

[Ich denke, Euere Gnaden werden schon wissen - man sagt nämlich, es sei meiner Sünden wegen allgemein bekannt -, von welch großer Leidenschaft die Gemahlin des Don Gonzalo erfasst worden ist. Man hat ihr nämlich gesagt, oder sie hat es sich selbst eingebildet, dass ihr Gemahl mit Doña Beatrix, der Tochter meiner Schwester, schlechten Umgang habe, und sie versichert das und sagt es so öffentlich, dass die meisten ihr Glauben schenken. Was die Ehre des Mädchens betrifft, so scheint sie schon so vernichtet zu sein, dass nichts mehr daran zu ändern ist.] Aber dass Gott dadurch so schwer beleidigt wird [und dass eine meiner Verwandten Gelegenheit dazu gibt], das schmerzt mich tief. Ich habe mir schon Mühe gegeben, ihre Eltern zu bewegen, dass sie diese von Alba entfernen; denn einige Geistliche sagten mir, sie seien dazu verpflichtet; und wenn sie es auch nicht wären, so halte ich es dennoch für klug, vor der Zunge eines leidenschaftlichen Weibes zu fliehen wie vor einem wilden Tiere. Allein andere sagen ihnen, es würde das den Anschein haben, als ob wahr wäre, was eine Lüge ist, weshalb sie keine Änderung treffen sollten. Man teilte mir mit, dass Mann und Frau geschieden seien. Auch höre ich, dass hier in Ávila durch ihre Schwester die Sache bereits bekannt geworden ist und dass viele Lügen ausgestreut werden; auch in Salamanka weiß man es schon. Das Übel nimmt immer mehr zu, ohne dass weder von der einen noch von der anderen Seite Abhilfe geschaffen wird. Ihre Eltern achten in keiner Weise auf das, was ich sage, und ich habe schon viel darüber geschrieben; sie erwidern nur, dass man mich täusche. Ich bitte nun Euere Gnaden, mir mitteilen zu wollen, welches Mittel ich wohl anwenden könnte, damit die Beleidigungen Gottes ein Ende nehmen. Denn die Ehre lässt sich, wie gesagt, in der öffentlichen Meinung nicht mehr retten. Ich dachte an ein Mittel, aber ich finde keine Unterstützung dazu. Wenn Euere Gnaden etwa irgendeine Verbindung hätten mit Don Gonzalo, so könnten Sie ihm vielleicht den Vorschlag machen, er möge, da er ja doch den Schaden sehe, der seinetwegen dem Mädchen erwachse, und auch anderswo einen passenden Wohnsitz habe, sich dorthin begeben; wenigstens sollte er für ein Jahr oder ein halbes sich entfernen, bis seine Frau wieder zur Besinnung käme. Inzwischen könnte es ja der Herr fügen, dass Beatrix sich nicht mehr dort befinde, wenn er zurückkäme. Falls dies nicht geschieht, so befürchte ich nach der jetzigen Lage der Dinge ein großes Übel; übrigens ist das Übel jetzt schon schlimm genug.

Ich bitte darum Euere Gnaden, mir, wenn möglich, diese Gunst zu erweisen und mich von diesem Leide zu befreien! Möge der Herr handeln, wie er es vermag, Euerer Gnaden aber verleihe er die Heiligkeit, um die ich zu ihm flehe! Amen.

Heute ist der 9. Oktober.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Dürfte ich Euere Gnaden nicht bitten, dem Don Fadrique und meiner Gebieterin Doña Maria meine Empfehlungen zu übermitteln?

Mein Kopfleiden hindert mich nämlich, an diese Herrschaften zu schreiben. Verzeihen mir dies Euere Gnaden um der Liebe Gottes willen!

Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Don Sancho Dávila, meinen Gebieter in Alba.

387. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka oder in der Umgebung von dieser Stadt

Ávila, am 26. Oktober 1581

Angelegenheiten der Klöster in Ávila und Villanueva. Unzufriedenheit mit Julian de Ávila. Charakteristik des Don Castro.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden!

Abgesehen von der Vereinsamung, die ich dadurch fühle, dass ich so lange nichts mehr von Ihnen erfahren habe, fällt es mir auch recht schwer, dass ich gar nicht weiß, wo Sie sich befinden; denn wenn etwas Wichtiges vorkäme, wäre ich in großer Verlegenheit, da ich Sie nicht um Rat fragen könnte. Aber auch außerdem ist mir dies recht peinlich. Gott gebe, dass Sie sich einer guten Gesundheit erfreuen! Auch ich bin gesund und jetzt eine große Priorin geworden, wie wenn ich mich sonst um nichts zu bekümmern hätte. Die kleinen Hefte sind schon fertig, und alle Nonnen haben große Freude daran.

Der Tochter der Anna vom heiligen Petrus habe ich erklärt, dass es ihr nicht erlaubt sei, heimlich die Profeß der Reform abzulegen. Sie bemerkte auch, dass ich entschlossen war, sie nicht Profeß ablegen zu lassen außer im Kloster der Menschwerdung, worauf sie wieder zu uns zurückkehren könne. Für diesen Fall bin ich mit ihrer Mutter darin übereingekommen, dass sie einen Teil ihrer Aussteuer im St.JosephsKloster, den anderen im Kloster der Menschwerdung übergeben solle. Übrigens erklärte mir niemand anders als ihre Mutter aufs entschiedenste, dass sie nicht geeignet sei zum Leben in der Reform. Dies nahm sich die Tochter sehr zu Herzen; sie erklärte, man möge sie prüfen so viele Jahre lang, als man wolle, sie werde mit den Beichtvätern, die man ihr gebe, zufrieden sein; und wenn man sie dann nach dieser Prüfung wieder ins Kloster der Menschwerdung zurückschicke, so werde sie sich freudig unterwerfen. Kurz, es ist seit einigen Tagen - es mögen höchstens vierzehn Tage sein - eine solche Veränderung in ihr vorgegangen, dass wir alle staunten. Ihre Seelenängste haben sie fast ganz verlassen, und sie ist so heiter, dass sie allem Anschein nach zufrieden und gesund ist. Wenn dieser Zustand andauert, dann kann man ihr mit gutem Gewissen die Ablegung der Profeß nicht vorenthalten. Ich habe mit ihr selbst gesprochen und auch bei ihren Beichtvätern mich erkundigt; und nach ihrer Aussage seien diese Gewissensunruhen nicht in ihrem Wesen begründet, erst seit eineinhalb Jahren leide sie hier daran; man hatte mir aber damals gesagt, dass sie sich immer in diesem Zustand befunden habe. Ich habe mit ihr nie darüber gesprochen und war nie in Ávila, seitdem sie sich in diesem Kloster befindet. Sie scheint auch jetzt etwas offener zu sein. Empfehlen sie Euere Hochwürden um der Liebe willen Gott! Manchmal habe ich mir schon gedacht, ob nicht der Teufel diese innere Ruhe, die sie jetzt genießt, verursacht habe, um uns zu täuschen und uns dann in tausend Schwierigkeiten mit ihr und ihrer Mutter zu verwickeln. Übrigens geht es ihrer Mutter gegenwärtig sehr gut. Mein Vorschlag, die Novizin ins Kloster der Menschwerdung zu schicken, gefiel ihrer Mutter und auch anderen Schwestern.

Diese Novizin wollte den Ihnen bekannten schriftlichen Vertrag umstoßen und dem hiesigen Kloster etwas mehr zuwenden. Sie bat mich, mit Doktor Castro sich besprechen zu dürfen, ohne mir zu sagen, zu welchem Zwecke. Dieser hat mir mitgeteilt, worum es sich handelte, und die Bemerkung gemacht, dass er von dem schriftlichen Vertrag Einsicht genommen habe und dass dieser in ganz rechtlicher Form abgefasst sei. Sie bat ihn um sein Gutachten bezüglich ihres Vorhabens. Er aber weigerte sich, seine Ansicht auszusprechen, und gab ihr den Bescheid, einen anderen zu fragen, da er ein Freund der Theatiner sei und auch mit uns auf gutem Fuße stehe. Nun habe ich ihm erklärt, dass infolgedessen alle weiteren Unterhandlungen mit ihm überflüssig seien; denn um ihres Vermögens willen würden wir uns weder entschließen, sie zur Profeß zuzulassen, wenn sie für unseren Orden nicht tauglich ist, noch auch sie zu entlassen, wenn sie tauglich ist.

Sagen Sie mir doch Ihre Ansicht über diesen Mann und ob man ihm Vertrauen schenken darf; denn sein Verstand, sein gefälliges Wesen und seine klare Aussprache gefallen mir. Vielleicht kommt dies daher, dass er mit Ihnen so innig befreundet ist. Er kam schon mehrere Male in unser Kloster und predigt auch an einem Tage der Oktav von Allerheiligen bei uns. Er will niemanden Beicht hören, und doch scheint es mir, als hätte er Lust, meine Beichte abzunehmen. Ich vermute jedoch, dass dies nur Neugierde ist, da er sonst keine Freude an diesem Dienste hat. Nach seiner Aussage ist er ein großer Gegner aller Offenbarungen, und er schenkt selbst jenen der heiligen Brigitta keinen Glauben. Dies hat er jedoch nicht mir mitgeteilt, sondern nur in Gegenwart der Mutter Maria von Christus sich so ausgesprochen. Wäre dies zu einer anderen Zeit geschehen, so würde ich sogleich Mittel und Wege gesucht haben, um mich mit ihm über die Angelegenheiten meiner Seele zu besprechen; denn ich hatte eine besondere Vorliebe für Männer, die solcher Ansicht waren. Ich dachte mir nämlich, sie könnten mich, wenn ich in einer Täuschung befangen wäre, sicherer davon befreien als andere. Da ich aber jetzt von solchen Begünstigungen frei bin, so habe ich kein besonderes, sondern nur ein schwaches Verlangen, ihn zu Rate zu ziehen. Falls ich keinen anderen Beichtvater bekäme und Euere Hochwürden es für gut hielten, würde ich ihn als solchen erwählen. Übrigens habe ich, weil ich beruhigt bin, nur wenig mehr über meine Seelenangelegenheiten zu sprechen; ich rede darüber bloß noch mit meinen früheren Beichtvätern.

Beifolgend sende ich Ihnen einen Brief von Villanueva. Die Priorin des dortigen Klosters dauert mich, weil sie so viel mit ihrer Subpriorin auszustehen hat. Fast ebenso war es auch in Malagón. Personen von solcher Charaktereigenschaft geben allen Schwestern Anlass zu schrecklichen Unruhen und stören den Frieden; darum scheue ich immer davor zurück, solche Leute zur Profeß zuzulassen.

Es wäre mein innigster Wunsch, dass Euere Hochwürden Villanueva de la Jara besuchen würden. Kommt die Gründung in Granada zustande, so wäre es gewiss nicht gefehlt, die Subpriorin mit einer oder zwei Laienschwestern dorthin zu versetzen. Unter der Leitung der Schwester Anna von Jesu und an einem größeren Orte würden sie sich leichter zurechtfinden; zudem befinden sich auch dort Patres aus unserem Orden zum Beichthören der Nonnen. Trotzdem hoffe ich, dass das Kloster in Villanueva gedeihliche Fortschritte machen wird; denn es befinden sich in ihm fromme Seelen; und wenn man auch die zwei Verwandten des Pfarrers, wie dieser es wünscht, aufnehmen würde, so wäre das für das Kloster sehr gut, vorausgesetzt, dass er sie mit dem ausstattet, was er versprochen hat.

Pater Nikolaus wünscht sehr, dass Sie sich nach Sevilla begeben; es handelt sich um eine Angelegenheit, worüber ihm sein Bruder geschrieben hat; doch scheint die ganze Sache nicht von Bedeutung zu sein. Ich habe ihm darum schon geschrieben, wie gut es den Schwestern in Sevilla geht, was ich einem Briefe entnahm, den die dortige Priorin schrieb. Auch habe ich ihm mitgeteilt, dass Euere Hochwürden unmöglich von Salamanka abkommen könnten.

Hier habe ich verordnet, dass im Falle der Erkrankung einer Schwester nie mehrere Schwestern mitsammen sie besuchen dürfen, sondern dass immer beim Eintritt einer Schwester die andere sich entfernen muss, außer es wäre die Krankheit derart, dass mehrere Schwestern zugegen sein müssten. Dieses Zusammensein von mehreren Nonnen verursacht allerlei große Missstände; das Stillschweigen wird gebrochen, und es entsteht auch eine Störung in den gemeinschaftlichen Übungen, da unser so wenige sind. Mitunter könnte ein solches Zusammensein auch Anlass geben zu üblen Nachreden. Wenn Sie diese Anordnung für gut halten, so treffen Sie diese auch für Salamanka, wenn nicht, dann geben Sie mir, bitte, Nachricht!

O mein Vater, wie Verdrießlich zeigt sich doch Julian! Es ist unmöglich, der Schwester Marianna zu verbieten, mit ihm zu sprechen, so oft sie will; man muss sie vielmehr bitten, mit ihm sich zu beraten. Es ist dieser Verkehr gewiss ganz heilig; aber Gott bewahre mich vor Beichtvätern, die dieses Amt schon so viele Jahre versehen! Es wird sehr schwierig sein, diesen Missstand ganz abzustellen. Was würde wohl geschehen, wenn diese Seelen nicht ganz fromm wären?

Ich hatte diesen Brief schon geschrieben, als ich Gelegenheit fand, an einer Schwester Dinge zu bemerken, die mich sehr verdrossen haben. Aus diesem Grunde habe ich Ihnen dies mitgeteilt, wenn ich es auch anfangs nicht im Sinne hatte. Man wird hier dadurch Abhilfe schaffen, dass man die Schwestern, um die es sich handelt, nach Madrid versetzt, wenn diese Stiftung zustande kommt; ich kann eben diese Unterredungen, so heilig sie auch sein mögen, nicht ertragen. Gott mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen. Er erhalte Sie uns!

Es ist heute der Vorabend von St. Vinzenz, morgen der Vorabend der zwei Apostel [Simon und Judas].

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Der Überbringer dieses Briefes wird mich, wie mir die Priorin von Toledo schrieb, wahrscheinlich morgen noch bitten, bei Euerer Hochwürden Fürbitte für ihn einzulegen, dass Sie ihn in den Orden aufnehmen. Ich stelle somit diese Bitte an Sie. Ordnen Euere Hochwürden überall, wo Sie sich befinden, die Gebete für die Schwester Maria Magdalena an, die Gott zu sich genommen hat, und benachrichtigen Sie auch die anderen Klöster!

388. Brief - An Don Kaspar de Quiroga, Kardinal und Erzbischof von Toledo

Ávila, am 30. Oktober 1581

Nachricht über die Einkleidung der Doña Helena. Gebetsversicherung.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer durchlauchtigsten Gnaden!

Die zwei Briefe, die ich von Euerer durchlauchtigsten Gnaden empfangen habe, waren für mich ein großer Trost und eine besondere Gunstbezeigung. Ich küsse Ihnen dafür vielmals die Hand. Ich habe befolgt, was Euere durchlauchtigste Gnaden mir in einem Ihrer Briefe befohlen haben, und habe unserer innigst geliebten Schwester Helena von Jesu das Ordenskleid geben lassen, wie Sie aus ihrem beifolgenden Briefe ersehen werden. Ich hoffe zu unserem Herrn, es werde dies zu seiner größeren Ehre und zum Wohle des heiligen Ordens seiner glorwürdigen Mutter gereichen. Die geliebte Schwester wird Ihnen fortan um so mehr durch ihre Gebete dienen; denn je mehr sie an Heiligkeit zunehmen wird, um so wohlgefälliger werden ihre Gebete vor dem Angesichte Gottes sein.

Für die Nachricht von Ihrem Wohlbefinden sage ich Seiner Majestät tausendmal Dank. Möge Ihnen der Herr die Gesundheit noch viele Jahre erhalten, wie wir alle, als Ihre Untergebenen, ihn darum bitten werden! Auf das Gebet dieser Seelen hin wird uns der Herr, wie ich zu ihm hoffe, diese Gnade erweisen; denn ich weiß, wie fromm diese Nonnen sind. Was mich betrifft, so setze ich, da ich so böse bin, auf mein Gebet wenig Vertrauen. Indessen unterlasse ich keinen Tag, für Euere durchlauchtigste Gnaden zu beten, besonders wenn ich mich in Gottes Gegenwart befinde.

Unser Pater Provinzial ist eigens nach [Medina del Campo] gereist, um Doña Helena einzukleiden. Er hat mir auch geschrieben, welch große Freude er dabei empfunden.

Ávila, aus unserem Kloster zum heiligen Joseph, am 30. Oktober. Euerer durchlauchtigsten Gnaden Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

389. Brief - An Doña Maria Henriquez, Herzogin von Alba

Ávila, anfangs November 1581

Bitte, ihr die Kopie des Buches, das sie ihr geschickt hatte, für einige Zeit zu überlassen. Trost in ihren Prüfungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Exzellenz!

Sie haben mir durch Übersendung des Buches eine Gunst erwiesen, für die ich mich nicht genug erkenntlich zeigen kann. Ich danke Ihnen dafür von ganzem Herzen, und ich werde mein Wort halten, wie Sie mich darum bitten. Indessen werde ich, wenn Sie es erlauben, das Buch bis zu Ihrer Rückkehr nach Alba behalten; denn ich weiß nicht, ob es während Ihrer langen Reise sicher bei Ihnen aufgehoben ist. Sollten aber Euere Exzellenz dennoch anderer Meinung sein, so wollen Sie nur der Priorin den Auftrag geben, mir zu schreiben, dass Sie das, um was ich Sie ersuchen oder vielmehr demütig bitten ließ, nicht für gut finden. Falls mir diese hierüber nichts schreiben wird, nehme ich an, dass Euere Exzellenz mir die erbetene Gnade erweisen wollen.

Möge es unserem Herrn gefallen, Euere Exzellenz in so vollkommener Gesundheit zu erhalten, wie wir ihn, als Ihre Untergebenen, alle darum bitten! Ich muss aber dem Herrn ein großes Opfer bringen; denn Seine Majestät allein weiß es, wie schwer es mir fällt, Sie abreisen zu sehen, ohne das Glück zu haben, Ihnen mündlich meinen herzlichsten Dank abstatten zu können. Der Herr sei dafür gepriesen, der nun einmal will, dass ich so wenig Freuden auf Erden habe! Sein Wille geschehe in allem! Denn ich sehe es gar wohl ein, dass ich es nicht besser verdiene. So sehr mir auch der Kummer zu Herzen ging, den ich während meines Aufenthaltes bei Ihnen in Alba beim Anblick Ihrer Prüfungen empfand, so würde ich doch diesen dem Schmerze vorziehen, den ich dadurch fühle, dass ich bei Ihrer Abreise nicht zugegen sein kann, um Ihnen meine tiefste Verehrung auszusprechen …

Die Gesundheit des Herrn Herzogs ist, wie ich vermute, nicht sehr gut. Gott verleihe ihm vollkommene Gesundheit, wie ich ihn darum bitte, und erhalte Sie noch viele Jahre, wenigstens länger als mich! Der Schnupfen, an dem Sie leiden, hat mich die Freude an Ihrem Briefe nicht ungetrübt genießen lassen. Ich bitte Euere Exzellenz, mir keine Freude mehr zu bereiten, die mir so teuer zu stehen kommt. Es wäre für mich schon zuviel gewesen, wenn Sie einfach Ihrem Sekretär den Auftrag gegeben hätten, mir einige Worte zu schreiben. Um letzteres bitte ich Euere Exzellenz, damit ich doch manchmal Nachricht erhalte über Ihre Gesundheit und über die des Herrn Don Fadrique. Möge es dem Herrn gefallen, Seine Gnaden sowie die Frau Herzogin gesund zu erhalten! Sollten Ihre Gnaden auch meiner vergessen, so werde ich doch nicht unterlassen, in meinen armseligen Gebeten für Sie und für jenen, der Euerer Exzellenz so teuer ist, zu tun, was ich schuldig bin.

Der Pater Provinzial teilt mit, dass er gute Aussichten habe bezüglich unserer Angelegenheiten in Salamanka; diese Nachricht gereichte mir zu großem Trost. Auch schrieb er mir, welch große Gnade Euere Exzellenz ihm dadurch erwiesen haben, dass Sie ihn einluden, Sie auf Ihrer Reise zu begleiten; es wird wohl keine Sünde sein, wenn ich darüber Neid empfinde. Er wünschte, wie er mir schreibt, gar sehr, dass ihm diese Ehre zuteil werde. Allein ich bitte Euere Exzellenz um der Liebe unseres Herrn willen, ihm dies seht nicht zuzumuten; er ist eben mit dem Drucke der Satzungen beschäftigt, deren Mangel sich sehr fühlbar macht; die Klöster warten auf ihr Erscheinen…

390. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 8. November 1581

Armut des Klosters in Ávila. Pater Garcia de Toledo. Das Erbe des Don Laurentius. Die zweihundert Dukaten des Paters Nikolaus. Vorwürfe. Anordnungen für die Klausur. Pater Rodrigo Alvarez und die »Seelenburg«. Verlegung des Klosters in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihr Brief hat mir großen Trost bereitet; es ist dies aber nichts Neues; denn wenn die Briefe mancher Schwestern mich auch ermüden, so bereiten mir die Ihrigen immer wieder eine Erholung. Wenn Sie mich lieben, so versichere ich Sie meiner Gegenliebe, und es freut mich, dass Sie mir dies sagen. Wie tief liegt doch in unserer Natur das Verlangen nach Vergeltung! Es kann dies wohl nichts Böses sein, da auch unser Herr von uns Vergeltung will, obgleich zwischen der Liebe, die wir ihm schuldig sind und die Seine Majestät verdient, und jener Liebe, die wir ihm entgegenbringen, ein unendlicher Abstand ist. Suchen wir ihm doch einigermaßen ähnlich zu werden!

Von Soria aus habe ich einen sehr langen Brief an Sie geschrieben; allein ich weiß nicht, ob ihn Pater Nikolaus Ihnen zugesandt hat. Ich war immer in Furcht, Sie möchten ihn nicht erhalten haben. Hier wurde viel für Sie und Ihre Töchter gebetet, und darum wundere ich mich nicht, dass es Ihnen wohlergeht und Sie im Frieden leben; ja ich bin im Gegenteil überrascht, dass Sie noch nicht heilig sind. So lange Sie in großen Bedrängnissen sich befanden, wurde in unseren Klöstern unaufhörlich für Sie gebetet; jetzt aber, da Sie von diesen Leiden frei sind und über uns, zumal über das St.JosephsKloster in Ávila, so große Drangsale gekommen sind, sollen Sie uns dies wieder vergelten. Hier haben mich die Schwestern zur Priorin erwählt einzig deshalb, weil sie in äußerster Armut leben. Urteilen Sie, ob ich bei meinen Jahren und bei meinen so vielfachen Beschäftigungen fähig bin, eine solche Last zu tragen!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass ein Edelmann aus Ávila den Schwestern ein gewisses Besitztum vermacht hat, welches ihnen nicht den vierten Teil von dem einträgt, was sie notwendig zum Leben brauchen, und sie treten erst im nächsten Jahr dessen Genuss an. Unmittelbar darauf haben sie fast gar kein Almosen mehr erhalten von den Leuten aus der Stadt, die ihnen bisher solche zuschickten. Ich weiß nicht, was aus ihnen werden wird, wenn ich die Schulden bedenke, die auf dem Kloster lasten. Empfehlen Sie alle diese Angelegenheiten und mich Gott! Denn meine Natur sträubt sich, zumal gegen das Amt einer Priorin bei so zerrütteten Verhältnissen. Wenn indessen dadurch Gott gedient wird, so achte ich dies alles für nichts.

Es tut mir recht leid, dass Sie mir in etwa gleichen; denn bei mir ist alles schlecht, ja sehr schlecht, besonders meine Gesundheit. Es hat mich indessen nicht besonders aufgeregt, als man mir von Ihrem Herzleiden berichtete; wenn es auch in seinen heftigen Ausbrüchen peinlich ist, so muss es doch zur Hebung anderer Leiden beitragen, und schließlich ist es auch nicht gefährlich. Ich habe dies sogar als Wohltat für Sie betrachtet, da man, wie man mir sagte, eine Wassersucht befürchtete. Man muss hierbei nicht eine Menge von Heilmitteln auf einmal anwenden; aber notwendig ist, dass man die Krisis zu beseitigen sucht.

Ich lege Ihnen in diesem Briefe ein Rezept für Pillen bei, die von vielen Ärzten empfohlen worden sind und die auch mir ein sehr geschickter Arzt verordnet hat. Ich bin überzeugt, dass der Gebrauch dieser Pillen Ihr Leiden in hohem Grade lindern wird, selbst dann, wenn Sie nur alle vierzehn Tage eine Pille nehmen. Ich habe dadurch große Erleichterung gefunden, und es geht mir viel besser, trotzdem ich immer meine Erbrechungsanfälle und mehrere andere Krankheiten habe; aber ich wiederhole es, diese Pillen bekommen mir außerordentlich gut und sind auch nicht schwer zu nehmen. Unterlassen Sie es ja nicht, einen Versuch damit zu machen!

Ich wusste schon, dass meine Gabriela schwer erkrankt war, jetzt aber sich wieder auf dem Wege der Besserung befindet, da ich es von unserem Vater erfahren habe, der eben hier war, als man ihm Ihren Brief übergab. Diese Nachricht war für mich und für Theresia, die immer noch eine große Liebe zu den Schwestern in Sevilla trägt, sehr betrübend. Sie empfiehlt sich dem Gebete Euerer Ehrwürden und aller Schwestern. Sie würden alle Gott lobpreisen, wenn Sie diese sehen und von ihrer Auffassung der Vollkommenheit des christlichen Lebens, ihrem Verständnis und ihrer Tugend sich überzeugen könnten. Flehen Sie doch um der Liebe willen zu Gott, er möge sie auf diesem Wege weiterführen; denn wie es nun einmal in der Welt geht, kann man auf nichts Vertrauen setzen. Wir empfehlen sie Gott inständig. Er sei gepriesen dafür, dass er sie hier bei mir gelassen hat! Beten Sie recht innig für sie und für die anderen Schwestern! Der Schwester vom heiligen Franziskus bitte ich zu sagen, dass ihr Brief mich gefreut hat, und ihr mitzuteilen, dass Acatius García gestorben ist, damit sie zu Gott für dessen Seelenruhe betet.

Ich habe zu meiner sehr großen Freude erfahren, dass mein guter Pater García bei Ihnen in Sevilla war. Gott vergelte Ihnen all die guten Nachrichten, die Sie mir zukommen lassen! Man hatte mir allerdings seine Rückkehr schon angekündigt; allein ich konnte es nicht recht glauben, so sehr ich es auch wünschte. Mögen sich alle Schwestern recht liebevoll gegen ihn erzeigen! Denn sie sollen wohl bedenken, dass er Mitbegründer unseres Ordens ist, bei dessen Reform er mir große Hilfe geleistet hat. Darum ist es nicht angebracht, dass die Schwestern sich vor ihm verschleiern; vor allen anderen aber und besonders vor den Unbeschuhten dürfen sie nicht anders als verschleiert erscheinen, wie das in allen unseren Klöstern üblich ist.

Aus Indien schickt man nichts. Als man etwas absenden wollte, kam daselbst die Nachricht von dem Tode meines Bruders - Gott habe ihn selig - an. Es wird darum notwendig sein, dass man eine Anweisung [seines Sohnes] Don Franz hinsendet, um das Geld zu erhalten. Laurentius ist [in Westindien] verheiratet und befindet sich in sehr guten Verhältnissen. Er soll mehr als sechstausend Dukaten jährliches Einkommen haben. Wundern Sie sich nicht darüber, dass er Ihnen noch nicht geschrieben hat! Denn er hat eben erst die Nachricht von dem Tode seines Vaters erhalten. Ach, wüßte er doch, in welch armseliger Lage sich sein Bruder befindet und welche Verdrießlichkeiten ich mit all unseren Verwandten habe! Deshalb vermeide ich es soviel wie möglich, mich mit irgendeiner ihrer Angelegenheiten zu befassen. In diesem Sinne habe ich mich auch dem Pater Nikolaus gegenüber ausgesprochen. Dieser ließ mir nämlich während meines Aufenthaltes in Palencia sagen, ich möchte meine Zustimmung geben, dass man ihm das Geld ausbezahle, das das Kloster in Sevilla meinem Bruder selig schuldete; er meinte, es könne später hier wieder ersetzt werden. Ich erklärte ihm aber, dass ich dies in keiner Weise zugeben werde. Deshalb habe ich Ihnen auch geschrieben, Sie möchten das Geld nicht über Madrid schicken, weil ich fürchtete, es könnte geschehen, was jetzt wirklich eingetreten ist. Es hat mir dies gar nicht gefallen; denn ich liebe die Offenheit. Jetzt hat mir Pater Nikolaus wieder sagen lassen, er werde 100 Dukaten senden, die anderen 100 werde er von jemand erheben, dem man sie nicht so bald erlegen müsse. Ich schrieb ihm nun zurück, indem ich mich über Sie recht ungehalten zeigte, und fügte bei, es scheine fast, dass Sie beide im Einverständnis miteinander gehandelt hätten. Dieser Gedanke ist mir auch wirklich gekommen, nachdem ich Ihnen doch die bestimmte Weisung gegeben und Sie trotzdem taten, was geschehen ist. Sie hätten auf diese Weise wirklich verdient, die Zahlung zweimal leisten zu müssen, was auch notwendig sein wird, wenn man mir das Geld nicht übergibt. Horatius [Doria] hat durchaus kein Recht auf das Geld; denn wenn Sie es an Pater Nikolaus gesandt haben, damit er es mir übergebe, so hatte er keinen genügenden Grund, es ohne Ihre Erlaubnis seinem Bruder auszuhändigen, damit dieser sich auf diese Weise bezahlt mache.

Pater Nikolaus sagt, sein Bruder werde von dem Almosen im Betrage von 1500 Dukaten, das er zu geben verpflichtet ist, dem Kloster in Sevilla tausend Dukaten zuwenden. Davon könnten Sie dann das übrige wegnehmen und bezahlen, was zu zahlen ist. Ich habe ihm geschrieben, er möge doch auch dem hiesigen Kloster etwas zuwenden, da es in äußerster Not sich befindet. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, so bitten Sie ihn Ihrerseits um etwas für uns; denn so ein Bruder versteht das Betteln auch sehr gut. Aber erledigen Sie beide die Angelegenheit miteinander, um mir meine 200 Dukaten zurückzubezahlen; denn ich habe es satt, mit Pater Nikolaus weiter darüber zu verhandeln, und werde künftighin kein Wort mehr mit ihm davon sprechen.

Den Bau der Kapelle hat man noch nicht begonnen. Wenn man sie, solange ich in Ávila bin, nicht baut oder wenigstens mit deren Bau beginnt, so weiß ich nicht, wie und wann sie erbaut werden soll. Ich hoffe nämlich, wenn Gott es will, von hier aus mich zur Stiftung nach Madrid begeben zu können.

Sie werden wissen, dass in dem Testamente meines Bruders, wie ich glaube, vierhundertdreißig Dukaten stehen. Ich erinnere mich nur so halb und halb, von Ihnen gehört zu haben, dass mein Bruder die dreißig Dukaten Ihrem Kloster geschenkt habe, als das Testament schon fertig war und er nach Sevilla kam. Da er nun späterhin nicht die geringste Bestimmung bezüglich dieses Punktes hinterlassen hat, so weiß ich nicht, ob man dieses Geld von Ihrer Schuldsumme abziehen soll. Erkundigen Sie sich in Sevilla über diesen Punkt! Um mich nicht zu ermüden, werde ich das Testament nicht noch einmal lesen. Gehören die dreißig Dukaten noch dazu, so werden Sie es dort schon erfahren. Angenommen, dieses Geld würde mir gehören oder mir zur Verfügung stehen, so würde ich mich, Sie dürfen es mir gewiss glauben, dieser Angelegenheit lieber nicht annehmen. Ach, wenn Sie sehen würden, in welch traurigem Zustand sich das Eigentum meines Bruders befindet! Sein armer Sohn war nur zum Dienste Gottes berufen. Ich wollte mich nicht mehr in seine Angelegenheit einmischen; allein man sagte mir, ich sei im Gewissen dazu verpflichtet. Der Kummer über den Verlust eines so guten Bruders war nichts im Vergleich zu den Sorgen, die mir die Überlebenden verursacht haben; ich weiß nicht, wohin dies führen wird.

Was den Pater Nikolaus betrifft, so glaubte er, das Geld werde von unseren Klöstern in Kastilien sogleich eingesammelt und mir übergeben werden; es hat mich aber verdrossen, zu sehen, dass er sich mir gegenüber so hartnäckig benommen hat und dass auch Sie selbst wider meinen Willen ihm die Hand boten. Will ich mich auch jetzt wirklich darüber hinwegsetzen, so weiß ich nicht, von welchem Kloster ich dieses Geld werde bekommen können. Einige Klöster werden die Ausgaben für die Provinz, die sie treffen, bezahlen, und sie bringen auch allmählich die Summe auf, die ihnen zugeteilt wurde; andere aber werden sie nicht so bald aufbringen können, und es sind manche unter ihnen, die so schon vieles beigesteuert haben. Da hätte doch der Bruder des Paters Nikolaus viel besser getan, noch zuzuwarten, als mich auf diese Weise zu hindern, jene Kapelle zu erbauen, die mir mein Bruder selig aufgetragen hat. Angenommen, ich sterbe, dann wird der Bau überhaupt unterbleiben infolge der Notlage, in der sich sein Sohn befindet; das Geld wird wahrscheinlich ausgegeben werden, und nach dem, was ich sehe, kann man es sogar als sicher annehmen. Unterlassen Sie nicht, mir zu schreiben, wie es Ihnen im geistlichen Leben geht! Sie bereiten mir dadurch eine Freude. Nach so vielen Leiden muss Ihr innerer Zustand ein vortrefflicher sein; senden Sie mir auch Ihre Gedichte! Es hat mich sehr gefreut, dass Sie die Schwestern aufzuheitern suchen; denn sie haben es sehr nötig. Teilen Sie mir auch mit, ob die Gesundheit der Mutter Subpriorin wieder vollständig hergestellt ist. Gott sei in allem gepriesen, da er sie uns noch gelassen hat!

Die Komplet und die Rekreation finden wie gewöhnlich statt. Ich habe darüber Theologen um Rat gefragt und ihnen die Missstände dargelegt, die damit verbunden sind. Ich habe ihnen außerdem gesagt, dass die Regel anordne, man müsse das Stillschweigen nur bis »Pretiosa« beobachten, während man es in Ávila den ganzen Tag hindurch hält. Unserem Vater hat dies nicht übel gefallen.

Die Türen der Sakristeien, die zur Kirche führen, müssen mit einer Mauer verschlossen werden. Man darf also nicht mehr durch sie in die Kirche gehen. Denn nach dem Motu proprio würde man der Exkommunikation verfallen; dasselbe gilt auch von der Pforte, die auf die Straße führt. An Orten, wo es möglich ist, soll die Dienerin auf der inneren Seite bleiben und die äußere Tür abschließen. Da diese Einrichtung hier nicht möglich ist, haben wir ein Schloß bestellt, das sich von innen und außen schließen und öffnen lässt. Der Hausdiener schließt jeden Abend von außen und öffnet jeden Morgen; wir haben einen zweiten Schlüssel, um von innen zu öffnen und hinauszugehen, falls ein Unglück sich ereignen sollte. Die Kirche wird von nun an nicht mehr so reinlich sein; es ist schade darum, allein es lässt sich nicht anders machen.

Für die Sakristei muss eine Winde angeschafft und ein tüchtiger Sakristan angestellt werden. Die Exkommunikation des Papstes bezieht sich auf die Sakristei und auf die Pforte der Klausur, und deshalb muss man sich diesen Anordnungen fügen. Für uns würde es übrigens genügen, zu wissen, dass dies ein Punkt unserer Satzungen ist; die Erfahrung hat zur Genüge gezeigt, welche Gefahr damit verbunden ist, wenn man sie nicht beobachtet. Wenn man eine einzige Satzung aus Gewohnheit übertritt, begeht man eine Todsünde.

Es sind, wie ich glaube, mehr als vierzehn Tage, seitdem ich diesen Brief begonnen habe. Ich habe eben einen anderen von Euerer Ehrwürden und einen von Pater Rodrigo Alvarez erhalten. Ich bin ihm zu großem Danke verpflichtet für das Gute, das er Ihrem Kloster erwiesen hat; und ich würde ihm gerne antworten, weiß aber nicht, wie es mir möglich sein wird. Manches, um was er mich bittet, eignet sich nicht für einen Brief; aber wenn ich ihn treffen könnte, würde ich mich nicht weigern, alle seine Fragen zu beantworten, da er meine Seele kennt. Ich würde mich im Gegenteil überaus freuen, da ich in Ávila niemand habe, bei dem ich mich so aussprechen und etwas Trost finden könnte. Würde mir Gott den Pater García hierher senden, so fände ich große Hilfe in der gegenwärtigen Lage. O welchen Kummer haben Sie mir doch bereitet, dass Sie mir in Ihrem Briefe nichts von ihm berichteten! Er soll, wie man mir mitgeteilt hat, nach Madrid abgereist sein; deshalb schreibe ich ihm nicht, wenn ich auch den innigsten Wunsch hege, einen Brief an ihn zu senden und einen von ihm zu erhalten. Er würde sehr überrascht sein, wenn er wüßte, wieviel ich ihm schulde.

Ich komme wieder auf das zurück, was ich schon sagte, vorausgesetzt, dass es Euere Ehrwürden für gut halten. Unser Vater hat mir gesagt, dass er bei Ihnen ein von mir geschriebenes Buch zurückgelassen habe, das Sie vielleicht nicht zu lesen geneigt sind. Wollen Sie, bitte, dem Pater Rodrigo Alvarez, wenn er in Ihr Kloster kommt, unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses, wie er es in seiner Bescheidenheit selbst verlangt, die »letzte Wohnung« vorlesen, und zwar nur Sie allein! Teilen Sie ihm mit, dass die ihm bekannte Person an jenem Punkte angelangt sei und sich eines Friedens erfreue, von dem dort die Rede ist.

Sie lebt in tiefem Frieden, und mehrere Theologen haben ihr versichert, dass sie auf gutem Wege wandle. Für den Fall, dass Sie diesen Abschnitt nicht im Kloster vorlesen, senden Sie ihm in keiner Weise das Buch! Es könnte daraus irgendeine Unannehmlichkeit entstehen. Solange er mir seine Meinung in diesem Punkt nicht mitteilt, werde ich ihm keine Antwort geben. Grüßen Sie ihn bestens von mir!

Was Ihre Absicht, in das Kloster zum heiligen Bernhard überzusiedeln, betrifft, so bin ich erstaunt, dass sich jemand, der Sie so innig liebt, so gewaltig täuschen konnte. Alle Schwestern des hiesigen Klosters und auch ich waren so erfreut darüber, dass wir die Stunde kaum erwarten konnten, in der die Schwestern dort einziehen durften. Dieser Pater muss ohne Zweifel dieses Haus nicht gut geprüft und auch nicht gewusst haben, dass es in der Nähe des Stadtviertels der Morisken liegt. Ich selbst würde mich darüber gefreut haben, da ich Sie so innig liebe. Ich versichere Sie, meine Tochter, ich werde nichts dagegen haben, dass Sie in ein anderes Haus übersiedeln, falls Sie ein besseres als das gegenwärtige finden und keine Schulden mehr haben. Allein in Sevilla habe ich die Häuser sehr teuer gefunden. Ihr Plan scheint mir darum unmöglich zu sein, und ein anderes Haus, das Ihnen vielleicht geeigneter erscheint, wird noch mehr Mängel haben als das gegenwärtige. Ich war wirklich recht zufrieden mit dem, das Sie jetzt bewohnen. Wir brauchen weiter nicht mehr darüber zu reden, und auch Pater Nikolaus wird nicht mehr davon sprechen; ich habe ihm in diesem Sinne geschrieben. Sie dürfen es mir jedoch glauben, dass er meint, er habe sein Ziel vollständig erreicht; da er mir so vieles Gute von diesem Hause erzählte und ich sah, dass alle Schwestern gern aus dem jetzigen Hause ausziehen wollten, so pries ich Gott. Möge er uns erleuchten, dass wir in allem das Rechte treffen!

Pater Nikolaus ist gegenwärtig gar nicht wohl. Beten Sie für ihn zu Gott, er möge ihn uns erhalten; denn wir würden an ihm viel verlieren und ihr Kloster am meisten. Gott sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und mit allen Schwestern! Möge er uns alle heilig machen!

Heute ist der 8. November.

Schon bevor ich Ihren Brief erhielt, hatte man mir über das Haus, in das Sie ziehen wollten, so vieles erzählt, dass ich staunen musste. Ich habe vom Karannaharz schon so viel verteilt, dass mir fast nichts mehr bleibt. Es leistet mir sehr gute Dienste sowie auch mehreren Schwestern. Senden Sie mir, bitte, wieder solches Harz, wenn sich Gelegenheit dazu schickt! Flehen Sie alle zu Gott, er möge mir die nötigen Mittel zum Unterhalte des hiesigen Klosters verschaffen! Denn ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Alle Schwestern empfehlen sich recht angelegentlich in Ihr Gebet.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen in Sevilla.

391. Brief - An Don Martin Alfons Salinas, Kanonikus in Palencia

Ávila, am 13. November 1581

Bitte, sich um die Stiftung in Burgos annehmen zu wollen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Um sich von Ihren anstrengenden Beschäftigungen zu erholen, würden Sie gut tun, mir von Zeit zu Zeit zu schreiben. Für mich ist in Wahrheit der Anblick eines jeden Ihrer Briefe eine große Wohltat und ein Trost, obgleich in mir dadurch das schmerzliche Gefühl, Sie in so weiter Ferne zu wissen, aufs neue wachgerufen wird und mir meine so große Verlassenheit in Ávila recht klar vor Augen tritt. Gott sei gepriesen für alles! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen, dass er Ihnen die Gesundheit erhält und Ihre Herren Brüder wohlbehalten von ihrer Reise zurückgekehrt sind.

Da sich diese gegenwärtig in Burgos befinden, so dürfen wir es, vorausgesetzt, dass Sie es für gut finden, nicht versäumen, unsere Gründung tatkräftig zu fördern, da Gott Doña Katharina [de Tolosa] so mächtig für diese Angelegenheit begeistert hat. Vielleicht stehen wir hier vor einem Geheimnis. Sie hat mir einen Brief geschrieben, den ich jetzt beantworte; auch schreibe ich an eine Person, wozu sie mir den Auftrag gegeben. Ich bitte Sie, den von der Mutter Priorin gewünschten Brief sowie auch alle übrigen zu schreiben, die nach Ihrer Ansicht von Bedeutung sein werden. Vielleicht ist unsere Befürchtung unbegründet; denn wie mir Doña Katharina mitteilt, hat die Stadt, seitdem von dieser Gründung die Rede ist, tatsächlich schon die Errichtung mehrerer anderer Klöster zugegeben. Ich sehe nicht ein, warum man einem Kloster mit dreizehn Nonnen - gewiss eine sehr geringe Zahl - so viele Schwierigkeiten bereiten sollte, außer es wird der Teufel darüber in große Wut versetzt.

Das, was Sie anraten, scheint mir ungeeignet zu sein; aber es wird dort später an Unannehmlichkeiten nicht fehlen. Wenn diese Gründung ein Werk Gottes ist und Gott die Errichtung des Klosters will, werden schließlich alle Anstrengungen des Teufels vereitelt werden. Möge Seine Majestät die Angelegenheit so leiten, wie es zu seiner höchsten Ehre gereicht, und Sie behüten und Ihnen jene Heiligkeit verleihen, um die ich ihn, obwohl so armselig, jeden Tag bitte! Da ich so viele Briefe zu erledigen habe, so schreibe ich Ihnen nicht so ausführlich, wie ich es gerne wünschte. Mit meiner Gesundheit geht es besser als gewöhnlich, und ich merke nicht, dass mir die Kälte übel bekommt, obwohl so viel Schnee gefallen ist.

Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Ávila am 13. November.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Ich bitte, mir den Gefallen zu erweisen, an Herrn Suero de Vega sowie an Doña Elvira die freundlichsten Grüße zu entrichten. Sagen Sie ihnen, dass ich es niemals vergesse, sie und ihre kleinen Engel unserem Herrn zu empfehlen.

392. Brief - An Don Johann de Ovalle in Alba de Tormes

Ávila, am 14. November 1581

Aufklärung über die Notwendigkeit, Doña Beatrix weit von Alba zu entfernen. Nachrichten über ihre Verwandten in Indien.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Sie dürfen es mir gewiss glauben, dass ich nicht ohne Befürchtung bin und sein werde, solange ich Sie in Alba weiß. Ich wünsche daher zu erfahren, welche Entscheidung Sie in dieser Angelegenheit treffen. Lassen Sie ja die Ausführung unseres Planes nicht aus dem Auge, da die Gelegenheit noch durchaus nicht entfernt ist! Seien Sie um der Liebe unseres Herrn willen darüber nicht unbekümmert! Übrigens ist der Winter so streng, dass es Ihnen keineswegs übel angerechnet wird, wenn Sie Ihrer Gewohnheit gemäß sich an einen Ort begeben, wo das Klima milder ist. Glauben Sie es mir, der Teufel schläft nicht; ich habe das erfahren. Es ist dies volle Wahrheit, und darum fürchte ich, es werde keine Zeit mehr sein, diesem Übel abzuhelfen, wenn wir es wünschen; das Schweigen dieser Person ist meiner Ansicht nach kein gutes Zeichen.

Aber, mein Herr, abgesehen von diesen wichtigen Gründen, deren Bedeutung man nicht genug betonen kann, ist das angegebene Mittel sicher entsprechend zum Schutze Ihres Kindes; denn es kann ja doch nicht immer bei seinen Eltern bleiben. Wenn Herr Gonzaliáñez mir vielleicht nicht antwortet, so kommt dies davon, dass er sein Haus nicht an Sie vermieten will. Das entbindet Sie aber nicht von der Verpflichtung, nach Galinduste zu gehen und von da, wie es abgemacht wurde, nach Ávila zu kommen. Machen Sie doch um der Liebe Gottes willen dieser meiner Todesangst auf die eine oder andere Weise ein Ende! Meiner Schwester empfehle ich mich. Ich bin ziemlich gesund.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass ich von Indien Briefe, aber kein Geld erhalten habe. Man war daran, es zu schicken, als man den Tod meines Bruders - Gott habe ihn selig - erfuhr, und man forderte bestimmte Pariere, um es mir senden zu können. Augustin de Ahumada teilte mir mit, dass er in einem Jahre, aber ohne Geld, zurückkehren werde und dass er auf die Gunst des Königs rechne. Er ist dessen sicher, wie man sagt, weil er große Dienste geleistet hat, und besitzt auch die Gunst des Vizekönigs, der zurückgekehrt ist.

Don Laurentius hat die Tochter eines Obergerichtsrates geheiratet und durch dessen Vermittlung erreicht, dass die Indier ihm die Rente bezahlen, die der König ihm gewährte. Man hat sie ihm unter so ausgezeichneten Bedingungen überlassen, dass er, wie man mir sagte, jährlich gegen 7000 Dukaten einnimmt. Seine Frau ist sehr angesehen, und er soll ein sehr verständiger und rechtschaffener Mann sein. In dem Brief an seinen Bruder lässt er Sie, Ihre Frau und Doña Beatrix bestens grüßen.

Da er, wie er sagt, soeben große Ausgaben gemacht hat, kann er Ihnen augenblicklich kein Geld geben. Er wird Ihnen durch Augustin etwas übersenden, der mit der nächsten Flotte zurückkommen wird. Gebe Gott, dass er etwas schicke! So klein auch die Summe ist, so wird sie Ihnen doch von großem Nutzen sein. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich ihn inständig bitten, dass er es Ihnen sendet. Es wäre nicht übel, wenn Sie ihm danken und mir Ihren Brief zukommen lassen würden. Meine herzlichsten Grüße an Don Gonzalo! Sagen Sie ihm, er möge nicht vergessen, was er versprochen hat! Meine Empfehlungen auch an Doña Beatrix. Ich weiß nicht, wann sie mir alle Gebete zurückbezahlen kann, die ich für sie zu Gott emporsandte. Seine Majestät sei mit Ihnen allen und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 14. November.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

393. Brief - An Don Petrus de Castro y Nero, Kanonikus von Ávila

Ávila, am 19. November 1581

Freude über das Urteil, das er über das Buch ihres »Lebens« abgegeben. Verlangen, mit ihm zu sprechen. Glückwunsch.

Jesus sei mit Ihnen!

Euere Hochwürden haben mir durch Ihren Brief eine Gnade erwiesen, die mich derart überraschte, dass ich zuerst, bevor ich Ihnen meinen Dank aussprechen konnte, unserem Herrn mit einem Tedeum dankte; denn eine solche Gnade schien mir aus der Hand dessen zu kommen, der mir schon viele andere erwiesen hat. Nun will ich Ihnen tausend und abertausendfach danken, und ich möchte Ihnen meinen Dank noch besser zum Ausdruck bringen als durch Worte. Wie wunderbar ist doch die Barmherzigkeit Gottes! Ungeachtet meiner Übeltaten in meinem Leben fühlen Sie sich zum Guten angetrieben, und dies nicht ohne Grund, weil Sie sehen, dass ich der Hölle entronnen bin, die ich seit langem schon mit Recht verdient habe. Deshalb habe ich diese Schrift betitelt: »Das Buch von den Erbarmungen Gottes.«

Der Herr sei immerdar gepriesen! Ich habe nie im geringsten eine Gnade von ihm erhofft wie jene, die er mir soeben erwiesen hat. Dazu war ich wegen eines jeden unvernünftigen Wortes besorgt, das dieses Buch enthält. Ich möchte mich in diesem Briefe nicht mehr weiter erklären und darum bitte ich Sie, mich morgen, am Vorabend von Mariä Opferung, besuchen zu wollen. Ich werde Ihnen eine Seele vorführen, die schon oft ganz verwirrt war, und Sie sollen in ihr alles zustande bringen, was Sie für geeignet halten, um sie dem Herrn angenehm zu machen. Ich erhoffe von Seiner Majestät die Gnade, Ihnen während meines ganzen Lebens gehorsam sein zu können. Ich denke nicht, dass das Fernsein von Ihnen mir meine Freiheit zurückgeben kann; übrigens wünsche ich diese auch nicht, da ich die üblen Folgen des Verlangens nach einer solchen Freiheit zur Genüge kennengelernt habe. Mein Vertrauen auf Sie kann mir nur nützlich sein, wenn Sie mich nicht verlassen, und Sie werden es nicht tun. Als Unterpfand werde ich dieses Billett aufbewahren, obwohl ich noch ein anderes besseres Unterpfand besitze.

Die Gnade, um die ich Sie um der Liebe unseres Herrn willen bitte, besteht darin, dass Sie stets im Auge behalten wollen, was ich bin, und nicht auf die Gnadenerweisungen Rücksicht nehmen, mit denen mich Gott überhäuft, außer nur zu dem Zwecke, um sich von meiner ganzen Armseligkeit überzeugen zu können; denn ich diene dem Herrn aus so unvollkommne Weise, dass ich, wie es auch klar ist, nur meine Schuld gegen ihn vergrößere. Aber ziehen Sie diesen Herrn meiner Seele zur Rechenschaft! Seine Majestät will mich nur dadurch strafen, dass er mich mit Gnaden überhäuft, und das ist keine kleine Strafe für eine Person, die sich kennt.

Wenn Sie diese Schriften gelesen haben, werde ich Ihnen andere geben; bei deren Lektüre müssen Sie unbedingt Abscheu bekommen vor einer Seele, die ganz anders sein sollte, als sie wirklich ist. Sie werden sie jedoch, wie ich glaube, gerne lesen. Möge unser Herr Ihnen seine Freude schenken, um die ich ihn bitte! Amen.

Sie haben bei mir nichts eingebüßt bezüglich des Stiles Ihrer Briefe; ich muss Sie im Gegenteil beglückwünschen wegen der gefälligen Art, mit der Sie schreiben. Alles trägt bei zur Verherrlichung Gottes, wenn man ihm aus dem Grunde des Herzens dienen will. Er sei gepriesen für alles! Amen. Ich habe noch nie eine so große Befriedigung gefunden als heute nacht. Ich danke Ihnen vielmals für den Titel, den Sie mir geben; er ist für mich viel zu ehrenvoll.

An den Herrn Doktor Castro y Nero.

394. Brief - An Don Petrus de Castro y Nero, Kanonikus in Ávila

Ávila, vor dem 28. November 1581

Bedauern über die Verweigerung einer Predigt zur Profeß der Schwester Anna von den Engeln.

Jesus sei mit Ihnen!

Trotz aller Anstrengung meiner Phantasie kann ich den Grund der abschlägigen Antwort nicht verstehen, die Sie mir eben zugehen lassen. Sie hatten gestern abend viel mehr Erleuchtung als ich, indem Sie die Unruhe errieten und zu entfernen wussten, in der diese arme Kleine sich befand, die einen schweren Tag durchzumachen hatte; das ist indes nicht der einzige, sie hat viele dieser Art.

Ich brauche mich ihrer Mutter gegenüber nicht mehr weiter auszusprechen, sondern werde mich nach den Verhaltungsmaßregeln richten, die Sie mir vorgezeichnet haben, und mich auf diese Weise als Ihre Untergebene erweisen. Aber bestünde auch dieses Verhältnis nicht, so widerspricht es doch meinem ganzen Wesen, etwas von jemand zu verlangen, was ihm lästig ist; ich würde es lieber selbst tun.

Man hat mir eben mitgeteilt, dass Anna vom heiligen Petrus dem Don Alfons sagen ließ, er möge sich zu Ihnen begeben und Sie bitten, die Predigt zu halten. Dieser Auftrag wurde erteilt, bevor Ihr Brief kam. Ich würde in keiner Weise dazu meine Zustimmung gegeben haben, nachdem ich ihn erhalten. Die Predigt wird also unterbleiben, wenn nicht etwa der Pater Provinzial kommt. Ich sehe ja ein, dass man nicht in jemand dringen kann, der nicht gerne predigen will. Aber den Ausfall der Predigt wird man meines Erachtens mehr bedauern als den Verlust der Rebhühner, die man dem Prediger schenken wollte. Ich weiß nicht, was man tun wird. Möge Sie der Herr so heilig machen, wie ich ihn darum bitte! Ich wünschte, dieser Brief möchte vor Don Alfons bei Ihnen ankommen; denn ich will nicht, dass Sie auch nur einen Augenblick denken, ich handle gegen Ihren Willen. Ich bemerke nur noch, dass ich über die Falle sehr unzufrieden bin.

Ihre Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

395. Brief - An Don Petrus de Castro y Nero, Kanonikus in Ávila

Ávila, am 28. November 1581

Wunsch, ihn am Heile der Seelen arbeiten zu sehen. Dank für die Predigt. Pater Johannes vom Kreuz.

Jesus sei mit Ihnen!

Die göttliche Majestät belohne Sie für die Freude, die Sie mir heute bereitet, und für die Hilfe, die Sie mir verschafft haben! Aber an all das knüpft sich ein Wunsch. Wenn Sie Ihrerseits nicht Ihr möglichstes tun, um ihn zu verwirklichen, so wäre es mir, glaube ich, lieber, Sie überhaupt nicht kennengelernt zu haben, so nahe geht er mir. Der Gegenstand meiner Besorgnis besteht darin, dass ich mich nicht damit zufrieden geben kann, Sie allein in den Himmel eingehen zu sehen; Sie sollen vielmehr der Kirche Gottes noch große Dienste leisten. Ich habe heute inständig zum Herrn gefleht, er möge nicht zugeben, dass Ihr hervorragendes Verständnis einem anderen Zwecke diene als diesem.

Alle Schwestern lassen Ihnen ihren Dank aussprechen; Ihre Predigt hat sie überaus getröstet. Lassen Sie mich, bitte, wissen, ob Sie ermüdet sind und wie es Ihnen geht, aber nicht auf schriftlichem Wege. Trotz der Freude, die ich empfinde, wenn ich einen Brief von Ihnen sehe, möchte ich Sie doch so wenig wie möglich ermüden; es wird wohl schon das zu viel Mühe machen, mich über Ihr Befinden überhaupt zu benachrichtigen. Was mich betrifft, so empfand ich großen Trost, als ich heute nachmittag einen Pater aus unserem Orden sah, obgleich mich das hinderte, einen Boten an die Marquise zu senden, der über Eskalona reist. Der Brief geht auf sicherem Wege nach Alba.

Ich bin Ihre wahre Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

396. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 28. November 1581

Bitte, zwei gute Nonnen ihres Klosters für die Stiftung in Granada auszuwählen. Bevorstehende Abreise nach Burgos.

Jesus erhalte Euere Ehrwürden!

Ich habe Ihnen heute einen sehr langen Brief geschrieben, und deshalb werde ich mich in diesem kurz fassen; denn ich bin infolge der Profeßfeier, die heute morgen stattfand, überaus beschäftigt und auch sehr ermüdet.

Ich habe Sie gebeten, für die Gründung in Granada zwei Schwestern aus Ihrem Kloster abzugeben; ich setze auf Sie das Vertrauen, dass Sie mir nicht die schlechtesten geben. Ich bitte Sie darum um der Liebe Gottes willen; denn Sie sehen, wie wichtig es ist, dass sie wirklich vollkommen und geeignet sind. Sie werden dann mehr freie Plätze bekommen, um Postulantinnen aufnehmen und mir Ihre Schuld früher bezahlen zu können. Es kommt mich recht schwer an, das hiesige Kloster verlassen zu müssen, um mich nach Burgos zu begeben, ohne den Bau der Kapelle meines Bruders auch nur begonnen zu haben; man hat mir dies doch auf mein Gewissen gebunden. Ich teile Ihnen dies mit, damit Sie sehen, dass ich mit dem Beginn dieses Baues nicht mehr lange zuwarten kann. Tun Sie also Ihr möglichstes, um mir Geld zu schicken, und empfehlen Sie mich Gott! Denn ich muss unmittelbar nach dem Weihnachtsfeste nach Burgos reisen, um die dortige Gründung vorzunehmen. Die dortige Gegend ist um diese Zeit sehr kalt; aber wenn ich auf der Reise dorthin durch die Stadt kommen müsste, in der Sie sich befinden, so würde ich die Kälte gern ertragen, um das Vergnügen zu haben, Sie besuchen zu können. Der Herr wird mir dieses Glück wohl eines Tages schenken.

Ich bin, Gott sei Dank, ziemlich gesund. Mögen Ihre und Ihrer Schwestern Gebete mir vom Herrn die nötige Hilfe erflehen, damit ich die Anstrengungen ertragen kann! Theresia empfiehlt sich Ihnen und allen Schwestern. Möge Seine Majestät Euere Ehrwürden mir erhalten und Sie so heilig machen, wie er es vermag! Amen.

Aus unserem Kloster zu Ávila am 28. November. An alle Schwestern viele Empfehlungen!

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

397. Brief - An Don Johann de Ovalle in Alba de Tormes

Ávila, am 29. November 1581

Verlangen, ihre Schwester vor der Abreise nach Burgos zu sehen. Vorschläge und Wünsche für Beatrix.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Amen.

Ich habe Ihnen vor einigen Tagen geschrieben und wünsche recht sehr zu erfahren, was Sie nach meinen Vorschlägen zu tun gedenken. Heute hat man mir einen Brief überbracht, in dem mir mitgeteilt wird, dass mir die Stadt (Burgos) soeben die Erlaubnis erteilt hat, dort ein Kloster zu gründen. Da ich die Genehmigung des Erzbischofs schon habe, so gedenke ich, diese Gründung noch vor jener in Madrid vorzunehmen. Aber es fällt mir schwer, abreisen zu müssen, ohne meine Schwester zu sehen; denn es ist möglich, dass ich von Burgos mich sogleich nach Madrid begebe.

Es ist mir ein vorzüglicher Gedanke in den Sinn gekommen. Wenn Doña Beatrix wirklich Nonne werden wollte, würde ich sie, nachdem ich sie hier eingekleidet, mit nach Burgos nehmen und sie dann nach Madrid führen; denn es wäre eine große Freude für sie, unsere Klostergründungen zu sehen. Auf diese Weise wäre sie eine Stifterin, noch bevor sie ihre Ordensgelübde abgelegt hat. Sie würde, ohne es zu merken, in einen Stand treten, an dem sie die größte Freude fände, und später könnte sie dann in Alba eintreten. Unser Herr weiß, wie glücklich ich sie zu sehen wünsche. Überdies wäre es für Sie und meine Schwester ein großer Trost, zu wissen, dass sie sich Gott weiht. Überlegen Sie sich dies wohl und empfehlen Sie diese Angelegenheit Seiner Majestät! Ich meinerseits flehe unablässig in diesem Sinne zu ihr. Möge Seine Majestät alles zu ihrer größeren Verherrlichung lenken! Amen. Der Herr behüte auch Sie! Meine Schwester möge diesen Brief auch als an sie gerichtet betrachten! Die besten Grüße an meinen Neffen und meine Nichte! Theresia lässt Ihnen allen auch die herzlichsten Grüße übermitteln.

Ich sende diesen Brief durch einen eigenen Boten, der sich nach Salamanka begibt, um von unserem Provinzial die Erlaubnis zu einer bestimmten Verzichtleistung zu erhalten. Er muss auf dem Hin und Rückwege über Alba reisen. Halten Sie Ihre Antwort bereit und übergeben Sie Ihren Brief der Mutter Priorin! Sagen Sie aber jetzt noch niemand etwas über die Gründung von Burgos!

Heute ist der 29. November.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Wenden Sie das Blatt um!

Vorausgesetzt dass unser Plan sich verwirklicht, wird es für Sie nicht nötig sein, den Aufenthaltsort zu ändern. Da ich eine so lange Reise unternehmen muss, habe ich einen hinreichenden Grund, meine Schwester zu besuchen und zu erklären, dass ich meine Nichte mitnehmen wollte, und es wird niemand etwas dagegen einzuwenden haben. Wenn es Ihnen angenehm ist, werde ich Ihnen den bestimmten Tag meiner Abreise angeben. Wenn Sie aber noch vor dieser Zeit kommen würden, läge auch nicht viel daran.

Ich habe noch nie etwas erfahren über das Befinden der Doña Mayor und doch würde ich es wünschen. Es war mir nicht möglich, ihr alle Kopfbedeckungen zu senden. Da das Paket so schwer ist, will niemand es mitnehmen. Grüßen Sie mir dieselbe und geben Sie mir Nachricht über ihr Befinden! Mir geht es ziemlich gut. Anschrift: Zu Händen des hochherrlichen Herrn Don Johann de Ovalle oder meiner Schwester in Alba.

398. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Ávila, am 29. November 1581

Abreise der Gründerinnen nach Granada. Die acht Taler des Anton Ruiz und die Versuchung der Heiligen. Die Gründung in Burgos. Befürchtungen bezüglich ihrer Nichten Theresia und Beatrix. Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Die Schwestern haben uns heute verlassen. Die Trennung fiel mir sehr schwer, und ich fühle mich recht einsam. Den Abreisenden ist nicht so zumute, vor allem nicht der Schwester Maria von Christus, die am meisten darauf drang, zur Gründung [nach Granada] gehen zu dürfen. Es war schon allgemein kund geworden, und die andere Schwester wäre, wie Sie wissen, nicht geeignet gewesen zu diesem Werke. Da Sie mir jedoch geschrieben hatten, ich solle sie dorthin senden, so hatte ich große Gewissensängste, sie zurückzubehalten. Aber Doktor Castro hat mich wieder davon befreit.

Pater Johannes vom Kreuz hätte Ihnen gerne Geld gegeben; er hat sicher darauf gerechnet, einiges von dem, was ihm für seine Reise gegeben worden war, zu erübrigen; allein es war ihm nicht möglich. Er wird, wie ich denke, alles aufbieten, um Ihnen später Geld senden zu können.

Don Anton Ruiz ist vor drei oder vier Tagen hier angekommen und dachte sehr ernstlich daran, mich nach Burgos zu begleiten. Er hatte ein großes Verlangen, Euere Hochwürden hier zu treffen, und er will Ihnen selbst schreiben. Ich habe von ihm zwei Geldstücke erhalten, um sie Ihnen zu geben; und nach meiner Ansicht besitzt jedes von ihnen einen Wert von vier Talern. Ich behalte sie, bis ich einen zuverlässigen Boten finde, um sie Ihnen zu senden. Es fällt mir schwer, sie abzugeben; denn bei der jetzigen Lage der Dinge wäre es nicht zu verwundern, wenn ich der Versuchung, sie zu stehlen, unterliegen würde.

Beiliegenden Brief nebst anderen, die sie selbst schrieb, sandte mir Agnes von Jesu; unsere Abreise wird frühestens nach den Weihnachtsfeiertagen stattfinden. Ich habe ihr dies schon geschrieben und zugleich Ihre Ankunft in Palencia mitgeteilt, damit sich die Damen dort gedulden. Diese gute Mutter muss allem Anscheine nach deshalb so drängen, weil sie sieht, wie sehr die Damen für die Gründung begeistert sind. Verpflichten sich darum Euere Hochwürden nach Ablauf des Advents keineswegs, anderswo zu predigen, da Sie hier ein Feld finden werden, wo Sie Ihren Eifer betätigen können!

Doktor Castro wünscht sehr, dass Sie während der Weihnachtsfeiertage zu ihm kommen; auch ich erwarte Sie, aber meine Wünsche werden sich kaum erfüllen.

Ich kann jetzt wohl nicht umhin, die kleine Theresia mit mir zu nehmen. Es ist dies auch die Meinung des Doktors Castro, der meine Ansicht in hohem Grade billigt. Meine Abreise geht ihr so zu Herzen, besonders seit die anderen Schwestern fort sind, dass dies notwendig sein dürfte. Sie ist sehr traurig, und ich weiß nicht, was sie tun würde, wenn sich irgendeine Gelegenheit ergäbe. Ich hielt es darum für gut, ihr einige Hoffnung zu machen, trotzdem es mir sehr schwerfällt. Gott sei die Ehre, der will, dass alle Unwetter auf mich einstürmen!

Ich prüfe mit der größten Sorgfalt, welche Schwester ich hier als meine Stellvertreterin zurücklassen soll, und ich kann keine bestimmte Wahl treffen. Wenn ich bedenke, wie weit sich das Verlangen der Schwester Anna vom heiligen Petrus, uns zu verlassen, schon verbreitet hat, so kann ich mich, obgleich sie gegenwärtig die vorzüglichste ist, nicht entschließen, ihr dieses Amt zu übertragen; es ist dies etwas Schreckliches. Die Schwester Marianna wäre meiner Ansicht nach zu diesem Amte geeignet, wenn man die vielen Fähigkeiten in Betracht zieht, die sie besitzt; aber Pater Julian dürfte nicht hier sein. Er zieht sich indessen jetzt mehr zurück und mischt sich in nichts mehr ein. Gott wird Euere Hochwürden erleuchten, und wir werden dann über dies alles bei Ihrer Ankunft sprechen.

Gestern war das Schleierfest. Mutter und Tochter sind ganz außer sich vor Freude. Dies alles hat mich sehr ermüdet, und zudem konnte ich erst um zwei Uhr mich zur Ruhe begeben. Von den Schwestern, die ich für Granada bestimmt habe, sind drei von hier, drei sowie die Mutter Anna von Jesu, die das Amt der Priorin bekleiden wird, sind von Veas, zwei Schwestern von Sevilla und zwei Laienschwestern von Villanueva de la Jara; alle sind vorzügliche Nonnen. Die Mutter Priorin des letztgenannten Klosters schrieb mir, dass es passend sei, diese zu nehmen, da sie fünf Laienschwestern habe. Sie hat recht gehabt, und es dient dies zur Entlastung dieses Klosters; auch setzt man auf Granada große Hoffnungen. Anna von Jesu wird wohl etwas dagegen sein, da sie selbst alle Anordnungen hätte treffen wollen. Wenn Ihnen diese Ergebnisse meiner Wahl zusagen, dann dringen Sie darauf, dass man sich füge, da man keine besseren Schwestern finden wird; im anderen Falle aber treffen Sie, bitte, selbst die Wahl! Gott sei mit Ihnen! Weil ich mich erst um zwei Uhr nach Mitternacht zur Ruhe begab und in aller Frühe wieder aufstand, ist mein Kopf in schlimmer Verfassung.

Es kommt mir eben in den Sinn, dass es vielleicht Unannehmlichkeiten mit sich bringen könnte, wenn ich Theresia und Beatrix zugleich mit nach Burgos nehmen würde; es ist durchaus nicht möglich, dass beide mitsammen mich begleiten, da mir dies beschwerlich fallen würde. Andererseits könnte mir Theresia etwas behilflich sein, da sie das Breviergebet sehr gut verrichten kann. Darum werde ich ihr gar nichts sagen; und Beatrix wird sich hüten, mich in diese Verlegenheit zu bringen. Es schickt sich meiner Ansicht nach nicht, dass Sie mit Mutter Thomasina kommen.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

399. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Ávila, am 1. Dezember 1581

Sendung von acht Talern. Strenge Kälte in Salamanka. Frostbeulen des Paters Gracián.

Jhs

Pater Ambrosius überbringt Ihnen die acht Taler, die mir Anton Ruiz für Sie übergeben hat. Es gelang mir, noch zwei weitere Taler zu erhalten, indem ich mich überzeugender Gründe bediente, aber mehr konnte ich nicht erlangen. Es scheint, ich werde eine Bettlerin; das ist etwas ganz Neues für mich, und es fiel mir durchaus nicht schwer. Denn wenn es sich um Ordensangehörige handelt, mache ich mir wirklich nicht viel daraus. Möge Sie der Herr recht heilig machen, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Entrichten Sie, bitte, der Mutter Priorin meine besten Grüße! Wenn schon die unbeschuhten Väter in dem Hause, das sie kauften, so große Kälte ausstehen müssen, wie wird es dann erst den armen Schwestern ergehen? Ihr Vertrauen wird sie retten; was mich betrifft, so habe ich wirklich wenig Vertrauen bezüglich dieses Hauses.

Heute ist der 1. Dezember.

Teilen Sie mir, bitte, mit, wie es mit Ihren Füßen steht! Sie müssen wohl sehr unter der Kälte leiden, da Sie Frostbeulen haben. Glücklicherweise hat dieses Übel keine weiteren Folgen. Ich bin ziemlich gesund, aber überarbeitet. Alle Schwestern empfehlen sich in Ihr Gebet und besonders Theresia. Sie hat große Freude an ihrem Brevier und die andere Schwester an ihren Büchern. Euerer Hochwürden Dienerin, Untergebene und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An unseren Pater Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes, Provinzial der unbeschuhten Karmeliten, meinen Vater, in Salamanka.

400. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Ávila, am 4. Dezember 1581

Schwierigkeiten der Karmelitinnen in Salamanka. Testament des Don Laurentius. Nachrichten über Teresita.

…Es geht nicht an, dieses Geld auf Zinsen anzulegen; denn man ist gezwungen, ein Haus zu kaufen, sei es nun ein geeignetes oder ein ungeeignetes. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber ich kann es nicht begreifen, dass man sich über den Kauf des Hauses des Monroy nicht einigt; nach meinem Dafürhalten werden diese armen Schwestern dort, wo sie sind, umkommen. Man baut nicht alle Klöster dorthin, wo man es wünscht, sondern an solche Orte, wo man kann. Euere Hochwürden werden schließlich selbst sehen, was das beste ist. Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, wenn Sie sagen, dass Sie mit meiner Schwester kommen werden, noch auch, welche Zeit Sie für die Reise haben werden.

Der beiliegende Brief wurde mir von der Schwiegermutter des Don Franz geschickt. Vor zwei Tagen hat man ihn mir überbracht. Es tat mir sehr wehe, als ich sah, welch böswillige Absichten diese Dame hat. Nach der Ansicht der hiesigen Theologen kann man das Testament nicht für ungültig erklären, ohne eine schwere Sünde zu begehen. Nach meiner Ansicht wird es notwendig sein, dieses arme Kind nicht von mir zu trennen. Übrigens können die Verwandten hierin nichts ausrichten, und wir werden entschieden Widerspruch dagegen erheben. Wenn sie das Kloster verlassen würde, wäre ich nicht ohne Furcht. Sie leidet an einem starken Katarrh und hat Fieber. Sie und alle Schwestern empfehlen sich Euerer Hochwürden recht angelegentlich. Gott sei mit Ihnen! Es schlägt schon zwölf Uhr nachts. Was die nötigen Vorkehrungen für die Reise der Schwestern betrifft, so teilen Sie es ihnen, bitte, mit oder geben Sie mir Nachricht!

Anna vom heiligen Bartholomäus schreibt unaufhörlich Briefe und ist für mich eine große Stütze; sie lässt Sie ergebenst grüßen. Wissen Sie, ich habe noch niemand, der mich auf der Reise begleiten wird. Denken Sie daher nicht daran, meine Erwartung zu täuschen.

Heute ist der 4. Dezember.

401. Brief - An Doña Beatrix de Mendoza y Castilla, Schwiegermutter des Don Franz, in Madrid

Ávila, ungefähr anfangs Dezember 1581

Erklärung über die Schwierigkeiten des Nachlasses des Don Laurentius. Wunsch nach einer Verständigung.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei stets mit Ihnen!

Es scheint, dass der Punkt, bezüglich dessen ich Sie gebeten habe, mir nicht zu schreiben, gerade jener ist, der diese Angelegenheiten betrifft. Es wäre töricht, wenn ich sagen wollte, dass Ihre Briefe mir kein Vergnügen bereiten; ich weiß im Gegenteil die große Gunst zu schätzen, wenn Sie mir diese gütigst erweisen. Aber es schmerzt mich sehr, wenn man mit mir von Dingen spricht, die ich mit gutem Gewissen nicht annehmen kann, sowie von Sachen, die nach meinem und mehrerer anderer Leute Urteile dem Don Franz nicht zustehen. Wenn man Ihnen das Gegenteil sagt, müssen Sie wohl an meinem guten Willen zweifeln, und das ist für mich sehr schmerzlich; darum ist es mein innigster Wunsch, es möchten diese Angelegenheiten möglichst bald geregelt werden. Möge unser Herr seine Hand dazu bieten und sie zu seiner größeren Verherrlichung lenken, wie Sie es selbst wünschen! Ich habe nie, auch nicht für einen Augenblick, ein anderes Verlangen gehabt, und es war immer mein Wunsch, Sie zufrieden zu sehen; übrigens weiß ich das große Verdienst der Doña Orofrisia wohl zu schätzen.

Ich habe ihr, wie Sie sagen, in einem Briefe mitgeteilt, dass Gott ihr Kinder schenken würde; ich halte aufrecht, was ich gesagt habe, und hoffe von Seiner Majestät, dass es so geschehen wird. Den Bestrebungen und Absichten, von denen Petrus de Ahumada sprach, habe ich immer wenig Bedeutung beigelegt, und diese Gesinnung habe ich noch immer. Ich empfinde so großen Widerwillen, mich in irgend etwas einzumischen, dass ich alles aufgeben würde, wenn man es mir nicht zur Gewissenspflicht gemacht hätte; ich war dazu schon entschlossen, aber Perálvarez erklärte mir, dass Ihnen das als ein Fehler erschiene, weil diese Angelegenheit das Kloster zum heiligen Joseph betreffe, zu dessen Priorin ich eben wegen meiner Sünden erwählt wurde, und ich sehe, dass Sie recht haben. Das Kloster darf also mit vollem Rechte seine Ansprüche behaupten, damit die Kapelle möglichst bald erbaut wird. Die Ansicht der Gelehrten ist folgende: Selbst wenn die Kinder meines Bruders - Gott habe ihn selig! - das Testament als hinfällig betrachten würden, behielte das Kloster noch alle seine Rechte; man kann nicht wissen, wer das Testament eröffnet hat; es wäre also ein Anlass zu vielen Prozessen gegeben. Sie haben recht, wenn Sie die Angelegenheit ins reine bringen wollen; es ist sehr lästig und macht bedeutende Kosten, wenn man zu den Rechtsgelehrten seine Zuflucht nehmen muss. Möge unser Herr alles ordnen, da er es vermag, und Sie viele Jahre zum Besten Ihrer Kinder erhalten. Amen.

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Die Schwester Theresia von Jesu lässt Sie ergebenst grüßen. Ich hoffe von der Güte Gottes, dass wir beide Sie in kurzem persönlich begrüßen können. Wir empfehlen uns beide vielmals dem Don Franz.

402. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Salamanka

Ávila, im Dezember 1581

Freude, ihn bald zu sehen. Gewisse Heilige, die man nicht versteht. Ungewissheit über die Zukunft der Beatrix. Kanonikus Castro und das »kostbare« Buch. Dank.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ihr Brief mit den Skapulieren, den man mir gestern abend überbrachte, hat mich sehr gefreut und ebenso auch die Nachricht, dass Sie so fest entschlossen sind, mich bald zu besuchen. Möge Ihnen, mein Vater, Gott eine glückliche Reise schenken! Wenn noch etwas fehlen sollte beim Druck der Satzungen, so beauftragen Sie jemand, sich darum anzunehmen. Wenn Sie am ersten Weihnachtsfeiertage predigen sollten, bitte ich Sie um der Liebe willen, erst am folgenden Tage wieder abzureisen, damit Sie nicht krank werden; ich weiß nicht, woher Sie Ihre Kraft nehmen. Gepriesen sei der, der sie Ihnen schenkt! Ich habe lachen müssen, als Sie mir mitteilten, dass Sie reich werden. Möge Sie Gott mit Reichtümern für die Ewigkeit überhäufen!

Jetzt will ich Ihnen sagen, dass ich gewisse Heilige nicht verstehe; ich meine jenen, der an Euere Hochwürden nicht schreibt, und den anderen, der vorgibt, dass alles nach seinen persönlichen Ansichten gehen müsse. Das war für mich wirklich eine Versuchung. O mein Jesus, wie wenig Vollkommenheit gibt es doch in diesem Leben! Da der Bote sogleich abgehen wird, werde ich mich nur kurz fassen; ich habe soeben einen langen Brief an die Marquise de Villena geschrieben, auf den ein eigener Bote wartet.

Ich halte es für gut, dass Sie mir, sobald meine Schwester nach Alba zurückgekehrt ist, einen Eilboten schicken, wenn Sie es für gut finden, dass ich sie kommen lasse. Falls jedoch diese Kleine unter jenen Bedingungen aufgenommen werden sollte, die Sie kennen, so gestehe ich Ihnen, dass ich keine Lust habe, sie hierher zu bringen; ich weiß auch nicht, warum sie hierher kommen sollte, außer um mir lästig zu fallen. Sie in das Kloster zur Menschwerdung zu tun, ist wohl ein Spaß, da dies meiner Ansicht nach nicht gut für sie ist; dazu wären auch noch die Kosten sehr bedeutend. Gott sei mit ihr und ihrer Mutter! Sie lassen mich ein herrliches Leben führen.

Theresia ist schon wieder gesund; wir können, wie ich glaube, ihretwegen beruhigt sein. Sie hat, wie Sie wissen, ihren Wunsch, Ordensschwester zu werden, klar an den Tag gelegt. Ich bin ziemlich gesund.

Die Herzogin hat mir wieder durch ihren Kaplan schreiben lassen. Ich habe ihr nur in Kürze geantwortet und ihr mitgeteilt, dass ich Ihnen einen langen Brief für sie gesandt hätte. Ich sage Ihnen das, damit Sie ihr diesen Brief zukommen lassen, der übrigens sonst nichts Bedeutendes enthält außer der Nachricht, dass Euere Hochwürden die geplante Reise mit ihr nicht unternehmen werden.

Lassen Sie, bitte, beiliegenden Brief meiner Schwester überbringen, wenn Sie es für gut finden! Gott wird vielleicht der Beatrix, wenn sie zurückgekehrt ist, bessere Gesinnung beibringen, falls sie nicht nach Ávila kommen sollte. Wenn sie und ihre Eltern immer auf dem Lande bleiben würden, hätte ich wenig Sorge; aber wenn der Sommer wieder kommt, werden sie alle nach Alba zurückkehren, und dann geht die alte Geschichte von neuem an.

Mehrere Personen werden morgen nach Madrid abreisen; ich werde bei dieser Gelegenheit alle Ihre Aufträge mitgeben lassen. Die Skapuliere sind geeignet, zur Erbauung beizutragen, und stimmen zur Andacht. Don Franz bat seine Schwester um eines; er tut mir leid. Ich erinnere Sie nochmal daran, es nicht zu unterlassen, mir irgendwie Nachricht zu geben, wenn Sie es für notwendig erachten, dass ich diese Familie kommen lasse. Gott sei mit Ihnen! Es ist schon sehr spät.

Ich will Ihnen mitteilen, dass wir für Sie ein Zimmerchen hergerichtet haben; allein Doktor Castro wird nach meinem Dafürhalten seine Zustimmung nicht geben, dass Sie bei uns bleiben. Ich bin mit ihm sehr zufrieden. Ich habe ihm einen Teil des Buches zu lesen gegeben, den ich hier hatte. Was das andere Buch betrifft, so kommt er fortwährend auf den Nutzen zu sprechen, den er daraus gezogen hat. Ich selbst kann keine Worte finden, um auszusprechen, wie glücklich ich bin, dass er mit Euerer Hochwürden befreundet ist; alles geht also ausgezeichnet. Um meinen Seelenzustand zu begreifen und ihn ohne irgendeine Befürchtung zu beurteilen, hat meiner Ansicht nach ein Beichtvater kein besseres Mittel, als wenn er diese meine Schriften liest; das erspart mir außerdem eine große Unannehmlichkeit. Möge Ihnen Gott den Frieden geben, um den ich ihn für Sie bitte, und Sie behüten! Amen, Amen.

Euerer Hochwürden Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Ich schreibe Ihnen nicht ausführlicher; denn meine innige Freude über Ihr Kommen erlaubt es mir nicht. Ich will Ihnen nur meinen ehrfurchtsvollen Gruß entbieten und Ihnen danken sowohl für die Besorgnis, die Sie für meine Gesundheit tragen, als auch für die sorgsame Pflege, die Sie mir haben angedeihen lassen. Es geht mir gut, und überdies habe ich Hoffnung, Sie bald zu sehen. Sie haben mir durch Übersendung des Breviers eine große Freude bereitet. Möge Gott Sie dafür belohnen, wie ich ihn darum bitte! Der Auftrag der Theresia hat mir sehr gefallen; für den Augenblick kann ich Ihnen nach meiner Ansicht keine bessere Nachricht senden als die Versicherung unserer Liebe. Möge Gott seine Liebe und sich selbst uns schenken!

403. Brief - An Don Laurentius de Cepeda, ihren Neffen, in Amerika

Ávila, am 15. Dezember 1581

Glückwunsch zu seiner Verehelichung und Aufforderung, an Doña Orofrisia zu schreiben. Vollkommenheit der kleinen Theresia. Armut des Klosters zum heiligen Joseph. Rat für Augustin de Ahumada.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Sohn! Ihren Brief habe ich erhalten. So hoch mich auch die Nachricht von dem großen Glück, das Ihnen Gott zuteil werden ließ, erfreute, so hat sich doch mein Kummer wieder erneuert angesichts des Schmerzes, den Sie billigerweise [über den Tod Ihres Vaters] empfinden. Da ich Ihnen schon ausführlich über den Tod meines Bruders - Gott habe ihn selig! - Nachricht gegeben habe, so will ich diesmal die schmerzlichen Wunden nicht wieder aufreißen. Es tat mir sehr leid, sehen zu müssen, dass die Angelegenheiten in einer meinen Wünschen ganz entgegengesetzten Weise sich abwickelten. Dem Don Franz ist es indessen, wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe, geglückt, eine ausgezeichnete Ehe zu schließen, und das war für mich ein großer Trost; denn seine Gemahlin ist nicht nur nach allen Seiten hin mit den vornehmsten Familien Spaniens verwandt, sie ist auch persönlich mit Eigenschaften ausgestattet, die allein schon hinreichen, die Wahl eine glückliche zu nennen. Schreiben Sie ihr, bitte, in aller nur möglichen Liebenswürdigkeit, und bezeigen Sie ihr Ihre Hochachtung durch irgendein Geschenk! Denn sie verdient es. Hätte Don Franz nur ein großes Vermögen, so wäre er, ich versichere Sie, sehr glücklich in seiner Ehe. Allein nachdem er die testamentarischen Bestimmungen seines seligen Vaters erledigt, die Mitgift der Theresia und die Schulden ausbezahlt hatte, blieb ihm nur ein geringes Vermögen, und ich weiß nicht, wie er leben kann, wenn Gott nicht Hilfe schafft.

Gott sei immerdar dafür gepriesen, dass er Ihnen eine so große Gnade erwiesen hat, indem er Ihnen eine Gemahlin zuführte, mit der Sie in vollkommenem Frieden leben können. Ich beglückwünsche Sie von ganzem Herzen; es ist für mich ein großer Trost, denken zu können, dass Sie glücklich sind. Der Doña Maria entbiete ich stets meine ehrfurchtsvollen Grüße; sie besitzt hier jemanden, der für sie betet, und eine Menge Schwestern, die sie Gott empfehlen. Wir hätten den innigsten Wunsch, uns an ihrer Gegenwart erfreuen zu können. Aber wenn sie zu diesem Zwecke unsere Leiden teilen müsste, so wäre es mir lieber, sie dort in Frieden als hier in Ávila leiden zu sehen.

An Ihrer [Schwester] Theresia von Jesu erlebe ich nur Freude. Sie ist bereits eine vollkommene Frau und nimmt beständig an Tugend zu. Sie dürfen ihre guten Ratschläge wohl annehmen. Ich musste unwillkürlich lachen, als ich den Brief sah, den sie an Sie richtete. Gott legt ihr in der Tat die Worte in den Mund, und sie handelt genau so, wie sie spricht. Möge Gottes Hand sie führen! Sie ist für alle Schwestern ein Gegenstand der Erbauung. Ihr Urteil ist sicher, und sie scheint zu allem geeignet zu sein. Unterlassen Sie nicht, ihr zu schreiben, da sie sehr verlassen ist! Wenn ich an die Liebe und an die Zärtlichkeiten denke, die ihr Vater ihr erwies, so empfinde ich inniges Mitleid mit ihr, da niemand mehr an sie denkt, um ihr Liebe zu erweisen; Don Franz liebt sie zwar sehr, aber er kann weiter nichts für sie tun.

Didakus Suárez hat sich in seinem Briefe weit mehr verbreitet als Sie und Ihr Bruder, um uns von den Eigenschaften der Doña Maria und von all Ihren Erfolgen zu erzählen. In Anbetracht Ihrer so weiten Entfernung von uns sind Ihre Briefe all zu kurz. Es ist ein großes Werk der Barmherzigkeit Gottes, dass Sie es so gut getroffen haben und Sie sich so bald verheiraten konnten. Denn Sie begannen schon frühzeitig mutwillig zu werden, so dass uns mit Ihnen große Schwierigkeiten erwachsen wären. Darin erkenne ich, wie sehr ich Sie liebe. Ich bin gewiss tief betrübt über die Beleidigung, die Gott zugefügt wurde; aber wenn ich bedenke, dass dieses Mädchen Ihnen so sehr gleicht, muss ich es bewillkommnen und innig lieben. Es ist auffallend, wie sehr dieses Kind an die Geduld der Theresia erinnert, so klein es auch ist. Möge Gott aus ihm eine treue Dienerin machen! Denn es trägt keine Schuld. Sie dürfen darum nichts vernachlässigen, damit es gut erzogen wird. Wenn dieses Kind älter wäre, würde es da nicht gut erzogen werden, wo es sich fest befindet; bei seiner Tante wäre es besser aufgehoben. Wir wollen abwarten, um zu sehen, was Gott mit ihm vorhat. Sie können von Zeit zu Zeit eine gewisse Summe Geldes hierher senden, da Ihnen ja Gott solches gegeben hat. Man würde es anlegen und die Zinsen zum Unterhalte dieses Kindes verwenden. Sobald es zwölf Jahre alt ist, wird Gott bestimmen, was mit ihm zu geschehen hat. Denn es ist etwas Großes für eine Seele, wenn sie tugendhaft erzogen wird. Wir hätten also auf diese Weise hier ein Einkommen, um für die Bedürfnisse dieses Kindes zu sorgen. Gewiss verdient es diese Sorge; denn es ist sehr artig, und so klein es auch ist, so möchte es doch nicht fort von hier.

Es wäre nicht nötig gewesen, uns Geld für diesen Zweck zu senden, wenn sich das Kloster augenblicklich nicht in der größten Not befinden würde. Denn der verstorbene Don Franz de Salcedo - Gott habe ihn selig! - hat uns zwar ein Vermächtnis hinterlassen, aber es ist für unseren Unterhalt ganz unbedeutend und reicht nicht einmal hin, um das Nachtessen zu bestreiten; sobald diese Bestimmung bekannt wurde, nahmen alle bisherigen Almosen ein Ende. Mit der Zeit wird sich diese Lage wohl bessern; aber bis jetzt hat man uns noch nichts gebracht, und wir leiden viel. Mit der Mitgift der Theresia wird uns sehr viel geholfen, wenn ihr Gott die Gnade verleiht, die Ordensgelübde abzulegen, wonach sie großes Verlangen trägt.

Was mich betrifft, so geht es mir manchmal besser als sonst gewöhnlich. Gott hat seit Ihrer Abreise ein Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen in Palencia, ein weiteres in Soria und neuestens eines in Granada gegründet. Nach Weihnachten werde ich von hier abreisen, um das Kloster in Burgos zu gründen; ich hoffe mit Gottes Hilfe, bald wieder nach Ávila zurückzukommen. Augenblicklich erwarte ich meine Schwester und ihre Tochter. Sie befinden sich in solcher Armut, dass Sie das innigste Mitleid mit ihnen haben müssten. Ich bedauere Doña Beatrix aufrichtig; sie möchte gerne Nonne werden, allein sie hat keine Mitgift. Es wäre ein großes Almosen für sie, wenn Sie ihr etwas schicken könnten; mag es auch noch so wenig sein, so hat es doch für sie eine große Bedeutung. Ich brauche kein Geld; ich benötige nur die Hilfe Ihres Gebetes, um von Gott die Gnade für mich zu erlangen, seinen Willen in allem zu vollziehen. Möge er Sie beide zu hoher Heiligkeit führen! Alles andere geht bald vorüber.

Alle Schwestern des hiesigen Klosters und besonders Mutter [Maria] vom heiligen Hieronymus lassen Sie herzlichst grüßen; wir werden nicht unterlassen, Sie Gott zu empfehlen. Da Sie den Namen eines so ausgezeichneten Vaters tragen, so bemühen Sie sich auch, mein Sohn, Werke zu vollbringen, die seiner würdig sind!

Wenn dieser Brief bei Ihnen ankommt, wird mein Bruder Augustin de Ahumada Ihren Mitteilungen gemäß wohl schon auf der Rückreise sich befinden. Möge Gott ihn glücklich heimführen! Sollte er noch nicht abgereist sein, so bitte ich, ihm diesen Brief zu übersenden; heute gestattet mir mein Kopf nicht mehr zu schreiben. Wenn er nicht die nötigen Mittel zu seinem Lebensunterhalt mitbringt, so wird er, ich versichere Sie, in große Verlegenheit kommen; er wird auf niemand rechnen können, der für seine Bedürfnisse aufkommt. Für mich aber wird es sehr schmerzlich sein, ihm nicht helfen zu können.

Der Vizekönig ist schon zurückgekehrt. Dem Pater García geht es gut, aber ich habe ihn noch nicht gesehen. Es ist sehr unklug von meinem Bruder Augustin, dass er bei seinem vorgerückten Alter noch eine so gefahrvolle Expedition unternimmt, bloß zu dem Zwecke, um sich Vermögen zu erwerben; er sollte setzt an sonst nichts denken, als sich auf die Reise in den Himmel vorzubereiten. Möge uns Gott dorthin führen und Sie so heilig machen, wie ich ihn darum bitte! Amen, Amen. Meine herzlichsten Grüße an alle dortigen Herren und Damen! Weiter will ich Ihnen nichts mitteilen, sondern mich berufen auf den Brief der Theresia von Jesu. Tun Sie, was sie Ihnen rät, und ich werde zufrieden sein!

Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Ávila am 15. Dezember des Jahres 1581.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

404. Brief - An eine unbekannte Person

Ávila, im Dezember 1581

Unmöglichkeit, dem Wunsche einer Schwester zu entsprechen.

… Wenn es zu einer Zeit wäre, in der ich nicht durch unsere Vorschriften gebunden wäre, würde ich das Verlangen dieser Schwester sogleich erfüllen. Allein jetzt lässt sich über diesen Punkt nicht mehr sprechen.

405. Brief - An die Mutter Katharina von Christus, Priorin in Soria, und an ihre Tochter

Ávila, am 28. Dezember 1581

Dank für das dem Kloster zu Ávila gespendete Almosen. Trost in ihren Leiden. Ratschläge bezüglich des bevorstehenden Eintrittes der Doña Eleonora.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden und mit allen meinen geliebten Töchtern!

Sie dürfen es mir glauben, dass ich jeder von Ihnen eigens schreiben wollte; allein ich bin so von Briefen und Geschäften, die an mich herantreten, überhäuft, dass es schon viel heißt, wenn ich an Sie diese wenigen Worte schreiben kann. Ich habe um so weniger Zeit, als wir uns am Vorabend unserer Abreise befinden. Bitten Sie unseren Herrn, dass alles und besonders diese Gründung in Burgos zu seiner Ehre gereichen möge!

Es ist für mich ein großer Trost, Ihre Briefe zu lesen und besonders in Ihren Werken und Worten die innige Liebe wahrzunehmen, die Sie zu mir tragen. Sie sind jedoch, wie ich glaube, noch weit im Rückstand, um mir die Liebe zu vergelten, die ich gegen Sie hege. Nichtsdestoweniger aber muss ich sagen, dass Sie wirklich sehr freigebig waren mit der Unterstützung, die Sie mir eben zugesandt haben. Angesichts der Not, in der ich mich befinde, war sie mir überaus kostbar. Unser Herr wird Sie dafür belohnen; man sieht klar, dass Sie ihm treu dienen, da Sie ein so schönes Almosen für die armen Nonnen des hiesigen Klosters geben konnten. Sie lassen Ihnen dafür ihren herzlichsten Dank zum Ausdruck bringen und werden nicht unterlassen, Sie unserem Herrn zu empfehlen. Ich tue das beständig und kann Ihnen sonst nichts anbieten.

Es hat mich sehr gefreut zu sehen, dass Ihnen alles nach Wunsch geht und besonders, dass Sie einige Gelegenheit haben, unter der Verleumdung zu leiden, ohne dazu Veranlassung gegeben zu haben. Das ist eine sehr kostbare Prüfung, um so mehr, da Sie bei der Gründung Ihres Klosters so wenig Gelegenheit hatten, sich Verdienste zu sammeln.

Bezüglich unseres Vaters Vallejo sage ich Ihnen nur, dass unser Herr nicht verfehlen wird, die hervorragenden Verdienste, die man Seiner Majestät erweist, durch große Leiden zu vergelten; da dieser Mann so vieles für Ihr Kloster getan, so wundere ich mich nicht, dass ihm der Herr jetzt Gelegenheit verschafft, seine Verdienste immer mehr und mehr zu vergrößern.

Bedenken Sie, meine Töchter, wohl, welches Benehmen Sie zu beobachten haben, wenn diese heilige Frau in den Orden eintritt! Es ist billig, dass die Mutter Priorin und die Schwestern sich recht freundlich und liebenswürdig gegen sie zeigen; da sie schon so fest in der Tugend begründet ist, wird man sie zu nichts drängen müssen. Es wird für sie genügen, zu sehen, was Sie tun, und unter der Leitung eines so guten Vaters zu stehen, und ich glaube, dass Sie von ihr lernen können. Möge Gott Sie behüten, Ihnen Gesundheit und so glückliche Jahre schenken, wie ich ihn darum bitte!

Es freut mich sehr, dass die Mutter Subpriorin sich wieder besser befindet. Wenn sie immer Fleischspeisen genießen muss, so hat das wenig Bedeutung, selbst wenn es in der Fastenzeit geschieht. Es ist kein Verstoß gegen die Regel, wenn Notwendigkeit vorliegt; seien Sie nicht streng in diesem Punkte! Ich bitte unseren Herrn, er möge Ihnen allen feste Tugenden, vor allem Demut und gegenseitige Liebe schenken; denn das ist die Hauptsache. Gebe Gott, dass ich Sie in diesen Tugenden zunehmen sehe! Bitten Sie ihn um die gleiche Gnade auch für mich!

Heute ist der Vorabend des Festes des Königs David und der Jahrestag unserer Ankunft zur Gründung in Palencia. Grüßen Sie mir recht freundlich meine lieben Kleinen! Es freut mich sehr, dass sie immer gesund und so artig sind. Übermitteln Sie außerdem meine ergebenen Grüße den Herrschaften Ayans! Die Besserung in der Gesundheit der Mutter Maria von Christus macht mir große Freude sowie auch die Verschönerungen, die Sie in so kurzer Zeit ausführen konnten.

Euerer Lieb Dienerin

Theresia von Jesu

Unterlassen Sie nie, sooft Sie mir schreiben, mir mitzuteilen, wie es Ihrer Hochgeboren geht!

Beten Sie doch alle für die Schwester Theresia von Jesu und die Mutter Subpriorin, die das Bett hüten! Die Subpriorin ist sehr leidend.

406. Brief - An eine unbekannte Person

Ávila, im Dezember 1581

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Ich sehe wohl ein, dass ich die Gunst nicht verdiene, die Sie mir dadurch erweisen, dass Sie mir verzeihen, weil ich so lange mit meiner Antwort gewartet habe; aber ich kenne mein inniges Verlangen, Sie recht heilig zu sehen…

Die Mutter Priorin schreibt mir jetzt nichts mehr über Doña Marianna; deshalb nehme ich an, dass sie verreist ist; aber ich hoffe, dass sie, wo immer sie auch sein mag, Seiner Majestät in Treue dienen wird. Ich wünsche, das gleiche tun zu können; so werden wir uns da wiederfinden, wo wir keine Befürchtungen mehr haben werden, getrennt zu werden; ich wünsche Sie selbst dort zu sehen, wo…

407. Brief - An den Lizentiaten Don Dionysius Riuz de la Peña, Beichtvater des Kardinals de Quiroga, in Toledo

Medina del Campo, am 8. Januar 1582

Gute Nachrichten über die Schwester Helena de Quiroga. Reise nach Burgos.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Ich bin zwei Tage vor dem Feste der Heiligen Drei Könige in Medina del Campo angekommen und wollte nicht weiterreisen, ohne Ihnen zuvor noch Nachricht zu geben, wohin ich reise, falls Sie mir irgendeinen Auftrag mitzuteilen hätten. Übermitteln Sie, bitte, meine ehrfurchtsvollen Empfehlungen an Seine durchlauchtigste Gnaden und teilen Sie ihr auch mit, dass ich unsere Schwester Helena von Jesu und alle ihre anderen Verwandten sehr gesund angetroffen habe. Sie ist so ungemein glücklich, dass ich zum Lobpreise des Herrn gestimmt wurde; sie ist auch körperlich kräftiger geworden. Alle ihre Verwandten sind sehr glücklich, und man kann klar erkennen, dass sie sich in dem Stande befinden, zu dem unser Herr sie berufen hat. Er sei allezeit dafür gepriesen! Sie lassen sich Seiner Durchlauchtigsten Gnaden ehrfurchtsvoll empfehlen. Ich und die anderen Schwestern lassen es sich stets angelegen sein, zu Gott zu flehen, er möge uns Seine Durchlauchtigste Gnaden noch viele Jahre erhalten.

Ich freue mich sehr über die guten Nachrichten, die ich hier über den Kardinal erhalte. Möge ihn Seine Majestät stets an Heiligkeit zunehmen lassen! Schwester Helena von Jesu hat sich an unsere religiösen Übungen gut gewöhnt und erfüllt sie mit der größten Vollkommenheit; man möchte meinen, sie wäre schon seit vielen Jahren im Kloster. Möge Gott sie und die anderen Verwandten des Kardinals an seiner Hand halten! Denn solche Seelen muss man wirklich schätzen.

Ich hatte in keiner Weise daran gedacht, Ávila zu verlassen, außer nur, um mich zur Gründung nach Madrid zu begeben. Aber es hat unserem Herrn gefallen, einige Personen aus Burgos mit einem solchen Verlangen nach der Gründung eines Klosters dortselbst zu erfüllen, dass sie die Erlaubnis des Erzbischofs und der Stadt erhalten haben. Ich reise also mit einigen Schwestern dorthin, um diese Gründung vorzunehmen; denn so verlangt es der Gehorsam, und unser Herr will, dass mich diese mehr Mühe kostet, als ich gedacht hatte. Ich befand mich ganz in der Nähe von Burgos, als ich in Palencia verweilte; und es war nicht sein Wille, dass man damals diesen Plan verwirklichte, der erst später nach meiner Rückkehr nach Ávila zur Ausführung kommen sollte; es ist keine kleine Mühe für mich, jetzt diese lange Reise zu unternehmen. Flehen Sie zu Seiner Majestät, dass diese Gründung zu seiner Ehre und Verherrlichung gereichen möge! Und dann: Je mehr wir zu leiden haben, desto besser wird es sein.

Unterlassen Sie nicht, mir über die Gesundheit Seiner Durchlauchtigsten Gnaden sowie auch über die Ihrige Mitteilung zu machen! Je mehr unsere Klöster an Zahl zunehmen, um so mehr ergebene Dienerinnen werden Seine Durchlauchtigsten Gnaden haben, die sie Gott, unserem Herrn, empfehlen werden. Möge Seine Majestät den Kardinal erhalten, da wir seiner so sehr bedürfen!

Morgen reisen wir nach Burgos.

Möge Ihnen der Herr ein so hohes Maß von Liebe verleihen, wie ich und alle Schwestern ihn darum bitten! Vergessen Sie mich um der Liebe unseres Herrn willen nicht bei Ihren heiligen Messopfern und haben Sie die Güte, der Doña Luise de la Cerda, wenn Sie diese treffen, zu sagen, dass ich gesund bin. Ich habe nun keine Zeit mehr, Ihnen weitere Mitteilungen zu machen.

Heute ist der 8. Januar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

408. Brief - An die Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit, Novizin im Kloster zu Soria

Palencia, zwischen dem 12. und 26. Januar 1582 Trost in ihren Prüfungen. Mahnung zur Großmut im Dienste Gottes.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, meine Tochter!

O wie sehr wünschte ich, keine anderen Briefe mehr schreiben zu müssen, um Ihnen auf den Brief Antwort geben zu können, den Sie mir durch die Väter der Gesellschaft Jesu übersandt haben, sowie auch auf jenen, den ich eben erhalten habe. Glauben Sie mir, meine Tochter, dass ich jedesmal, wenn ich Ihre Handschrift sehe, eine ganz besondere Freude empfinde. Darum wünsche ich nicht, es möchte Ihnen der Teufel die Versuchung eingehen, mir nicht mehr zu schreiben. Die Versuchung, in der Euere Ehrwürden sich jetzt befinden und der gemäß Sie glauben, keine Fortschritte zu machen, wird Ihnen im Gegenteil dazu dienen, im Guten weit voranzuschreiten; Sie werden das mit der Zeit erfahren. Gott leitet Sie schon, wie ich sehe, wie jemand, den er in seinen Palast eingeführt hat; er weiß, dass Sie ihn niemals verlassen werden, und will Ihnen Gelegenheit geben, immer mehr Verdienste sich zu sammeln. Vielleicht genossen Sie bis jetzt mehr Wonnegefühl in seinem Dienste; dies war damals notwendig, da Gott Sie von allen Geschöpfen losmachen wollte.

Ich erinnere mich an eine Heilige, die ich in Ávila gekannt habe. Ich gebe ihr diesen Namen, da sie wirklich das Leben einer Heiligen geführt hat. Sie hatte für Gott alles geopfert, was sie besaß; es blieb ihr nur eine Decke, um sich zu bedecken, und auch diese verschenkte sie. Gott belohnte sie dafür alsogleich mit einer Reihe von schrecklichen inneren Prüfungen und mit Trockenheit des Geistes. Darüber beklagte sie sich bitter und sprach: »Du bist Herr dieser Güter, aber wie kommt das? Nachdem du mich von allen Dingen entblößt hast, willst auch du mich verlassen!« So, meine Tochter, verfährt Seine Majestät mit seinen Kindern; er belohnt die größten Liebesdienste mit Leiden, und eine bessere Belohnung kann es nicht geben. Denn der den Leiden entsprechende Lohn ist die Liebe Gottes.

Ich lobpreise den Herrn, dass Sie innerlich so große Fortschritte in den Tugenden machen. Überlassen Sie Gott Ihre Seele, seine Braut; er wird für sie sorgen und sie führen auf dem Wege, der für sie der beste ist. Die neue Lebensweise, die Sie führen, und die gemeinsamen Übungen scheinen Ihnen den Frieden zu rauben, den Sie früher genossen; haben Sie jedoch Geduld, und alles wird sich auf einmal einstellen. Seien Sie darüber unbesorgt! Wissen Sie es zu schätzen, wie ruhmreich es ist, Gott das Kreuz tragen zu helfen, und verlangen Sie nicht allzusehr nach himmlischen Tröstungen! Denn nur gemeinen Soldaten ist es eigen, am Schlusse eines jeden Tages den Lohn zu fordern. Dienen Sie ihm umsonst, wie es die Großen der Erde ihrem König gegenüber zu tun gewohnt sind, und der König des Himmels sei mit Ihnen!

Ich beantworte die Frage der Doña Beatrix bezüglich meiner Reise nach Burgos.

Ihre Doña Josepha ist eine gute Seele, und sie scheint in der Tat ganz für uns geschaffen zu sein; aber sie erweist diesem Kloster so große Dienste, dass ich vielleicht unrecht handle, wenn ich ihr behilflich bin, es zu verlassen. Deshalb werde ich mich diesem Vorhaben so viel wie möglich widersetzen; übrigens fürchte ich, dass ich mir allmählich Feindseligkeiten heraufbeschwöre. Wenn es Gottes Wille ist, wird sich ihr Plan verwirklichen.

Grüßen Sie mir jene Herren, die Brüder Euerer Ehrwürden, ehrfurchtsvoll! Möge Gott Sie behüten und Sie so fördern, wie ich es wünsche!

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Ich vergaß, Ihnen mitzuteilen, wie sehr unser Vater über Euere Lieb erfreut ist. Er lobt sie immerfort und empfiehlt der Mutter Priorin beständig, dass es gut wäre, wenn man den Speisesaal nach unten verlegen und einen Fußboden anbringen würde. Denn es ist für die Schwestern, die kochen, eine große Mühe, das Holz, das Wasser und alles übrige hinaufschaffen zu müssen. Es wäre das meiner Ansicht nach eine große Bequemlichkeit für sie.

409. Brief - An Doña Katharina de Tolosa, Stifterin des Klosters zu Burgos

Palencia, am 16. Januar 1582

Ankündigung ihrer Ankunft in Burgos und Anordnungen dafür. Gute Nachrichten über ihre Töchter.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Kaum war ich in Valladolid angekommen, als ich der Mutter Priorin den Auftrag gab, Ihnen mitzuteilen, dass ich da sei. Ich blieb in diesem Kloster vier Tage, da ich sehr unwohl war. Zu meinem starken Katarrh kam noch ein leichter rheumatischer Schmerz. Trotz alledem habe ich mich, sobald es mir etwas besser ging, wieder auf den Weg gemacht. Ich fürchtete nämlich, Sie und die dortigen Damen, die ich ehrfurchtsvoll grüßen lasse, seien sehr bekümmert. Ich bitte Sie alle, mir keinen Vorwurf zu machen, dass ich mich verspätet habe. Wenn Sie wüßten, in welchem Zustand sich die Wege befinden, würden Sie mir eher einen Vorwurf machen, dass ich gekommen bin.

Augenblicklich bin ich noch etwas leidend, aber ich hoffe von der Güte unseres Herrn, dass mich das nicht hindern wird, in Bälde abzureisen, vorausgesetzt, dass das Wetter sich etwas bessert. Der Weg von Palencia nach Burgos soll sehr beschwerlich sein. Deshalb weiß ich nicht, ob der Pater Provinzial trotz seines innigen Wunsches es wagen wird, die Reise fortzusetzen, solange es mir nicht besser geht. Er lässt Sie grüßen und wünscht sehnlichst, Sie kennenzulernen, und fühlt sich sehr verpflichtet, Sie Gott zu empfehlen für all das Gute, das Sie unserem Orden erweisen.

Falls Sie uns irgendeinen Auftrag mitzuteilen hätten, so senden Sie mir, bitte, einen Eilboten, wofür die Kosten im hiesigen Kloster bezahlt werden; für derlei Angelegenheiten darf man auch die Auslagen nicht scheuen. Wenn sich das Wetter bessert wie heute, dann werden wir wahrscheinlich am Freitag früh abreisen; unter dieser Voraussetzung würde Ihr Brief, wenn Sie ihn dem gewöhnlichen Boten übergeben, nicht mehr rechtzeitig ankommen. Wenn Sie keinen Brief senden, reisen wir ab. Bei unserer Ankunft in Burgos werden wir folgende Ordnung beobachten:

Seine Paternität wünscht, dass wir es keineswegs unterlassen, dem wunderbaren Kruzifix in Burgos einen Besuch zu machen; wir werden ihm deshalb, wie er sagt, unsere Verehrung entgegenbringen, bevor wir zu Ihnen kommen. Von da aus oder sogar noch früher werden Sie Nachricht von uns erhalten, und dann begeben wir uns so unbemerkt wie möglich in Ihr Haus; wenn nötig, werden wir dann sogar warten, bis es Nacht wird. Hierauf wird sich unser Vater zum Bischof begeben und ihn für uns um seinen Segen sowie um die Erlaubnis bitten, am folgenden Tage die erste heilige Messe feiern zu dürfen. Es wird sicherlich das beste sein, wenn niemand etwas von unserem Vorhaben erfährt, bis dies alles geschehen ist. Dieses Verhalten habe ich fast gewöhnlich beobachtet. Sooft ich bedenke, wie Gott uns immer beigestanden ist, muss ich stets staunen, und ich erkenne, dass wir unsere Gründungen dem Gebete verdanken. Der Herr sei allezeit gepriesen! Möge er Sie beschützen! Für ein so gutes Werk wird er Ihnen gewiss einen großen Lohn vorbehalten.

Seien Sie überzeugt, dass es mich nicht wenig gekostet hat, die Schwester von der Himmelfahrt mitzunehmen, da ich soviel Widerspruch fand. Aber soviel ich glaube, kommt sie gern. Ihre Schwester befindet sich wohl. Ich habe ihr versprochen, dass wir sie ihr in kurzem wieder zurückbringen würden. Die Priorin von Palencia und die Schwestern, die mit mir kommen, lassen Sie grüßen. Letztere, fünf an der Zahl, sind dazu bestimmt, in Burgos zu bleiben; außerdem habe ich noch zwei Begleiterinnen bei mir. Im ganzen sind wir also acht. Machen Sie sich ja keine Mühe, für uns Betten herzurichten; wir werden uns schon irgendwie behelfen, bis wir eine Niederlassung gegründet haben. Ich finde Ihre Engel recht gesund und fröhlich. Gott erhalte sie sowie auch Sie viele Jahre! Haben Sie keinerlei Sorge wegen meiner Unpäßlichkeit! Denn dieser Zustand ist bei mir nichts Seltenes, und er geht gewöhnlich wieder schnell vorüber.

Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Antonius.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

410. Brief - An Doña Beatrix de Ovalle, ihre Nichte, in Ávila

Burgos, im Januar 1582

Freude, sie in Ávila bei ihrem Onkel Perálvarez zu wissen.

…Es ist klar, dass Ihre Befürchtungen ganz verschieden sind von den meinigen. Dass ich Ihnen nichts mehr sandte, hat seinen Grund darin, dass ich nicht mehr konnte. Es war für mich ein großer Trost, und ich habe Gott dafür gedankt, dass es Ihnen im Hause Ihres Onkels Perálvarez so gut geht. Grüßen Sie ihn mir recht herzlich und sagen Sie ihm, dass ich sehr dankbar bin für das gute Werk, das er und seine Gemahlin uns erweisen! Ich habe augenblicklich keine Zeit, ihnen zu schreiben, aber ich werde es ein anderes Mal tun, wenn der Bote abgeht. Gott hat Ihnen eine große Gnade erwiesen, dass er Sie dem Pesthauche jener Frau entzog« …

411. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Burgos, am 6. Februar 1582

Schwierigkeiten betreffs der Gründung. Theresia und die Gründerinnen. Beschwerden der Reise. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden und erhalte Sie mir, meine Tochter! Amen.

Ich schreibe Ihnen diesen Brief von Burgos aus, wo ich mich eben befinde. Zwölf Tage sind schon verflossen seit unserer Ankunft dahier, und es ist bis jetzt noch nichts für die Klostergründung geschehen; denn es erhebt sich ein Widerstand, der einigermaßen jenem gleicht, den wir in Sevilla fanden. Ich erkenne hieraus, wie eifrig dem Herrn in diesem Kloster gedient werden wird; und alle Prüfungen, die wir setzt zu erdulden haben, werden zu unserem Vorteil ausschlagen: Man wird die unbeschuhten Karmelitinnen besser kennenlernen. Da diese Stadt wie ein Königreich ist, so hätte sich vielleicht niemand darum gekümmert, wenn wir im geheimen eingezogen wären; allein all dieser Lärm und Widerspruch wird uns nicht schaden, und es haben mehrere Kandidatinnen die Absicht, bei uns einzutreten, obwohl das Kloster noch nicht gegründet ist. Empfehlen Sie und Ihre Schwestern diese Angelegenheit Gott!

Der Überbringer dieses Briefes ist der Bruder einer Dame, die uns in ihrem Hause beherbergt. Sie ist das Werkzeug, dessen Gott sich bedient hat, um uns nach Burgos zu führen. Wir verdanken ihr viel. Vier ihrer Töchter sind Nonnen in unseren Klöstern; und die beiden anderen, die sie bei sich hat, werden nach meinem Dafürhalten auch dem Beispiel ihrer Schwestern folgen. Ich teile Ihnen das mit, um Sie zu veranlassen, sich dem Überbringer dieses Briefes gegenüber recht liebevoll zu erzeigen, wenn er nach Sevilla kommt; sein Name ist Petrus de Tolosa. Sie können mir durch ihn Antwort zukommen lassen und ihm sogar das Geld anvertrauen, von dem wir gesprochen haben. Tun Sie um der Liebe willen alles, was in Ihren Kräften steht, und senden Sie die ganze Summe; denn ich habe schon einen Vertrag eingegangen, sie in diesem Jahre zu bezahlen. Senden Sie mir das Geld nicht auf gleichem Wege wie früher, sonst werde ich Euerer Ehrwürden böse sein. Diese Summe wird, wie schon erwähnt, sicher an uns gelangen, wenn Sie diese dem Petrus de Tolosa anvertrauen. Sie dürfen sie ihm nur übergeben, und er wird sie mir hier aushändigen. Falls Sie ihm irgendeine Gefälligkeit erweisen können, so tun Sie es um der Liebe willen; wir werden dabei keinen Schaden haben, und überdies sind wir es ihm wohl schuldig mit Rücksicht auf seine Schwester.

Unser Vater hat uns nach Burgos begleitet und uns in allen auftauchenden Schwierigkeiten große Dienste geleistet. Er fühlt sich wohl. Möge Gott ihn uns erhalten, da wir seiner so sehr bedürfen! Auch die kleine Theresia habe ich mit mir genommen. Da man mir nämlich erzählte, dass ihre Verwandten sie aus dem Kloster nehmen wollten, so wagte ich nicht, sie in Ávila zurückzulassen. Sie hat sehr große Fortschritte in der Vollkommenheit gemacht. Sie empfiehlt sich Euerer Ehrwürden und allen Schwestern. Grüßen Sie mir diese recht freundlich und legen Sie ihnen nahe, mich Gott zu empfehlen! Die Schwestern, die ich mitgebracht habe, empfehlen sich Ihnen ebenfalls. Es sind dies vorzügliche Nonnen, und sie ertragen die Prüfungen im wahrsten Geiste des Glaubens. Auf der Reise hatten wir große Gefahren zu bestehen; denn es herrschte solches Regenwetter, dass die Bäche und Flüsse über die Ufer getreten waren; und es war eine Waghalsigkeit von uns, sie überschreiten zu wollen. Das alles musste für meine Gesundheit nachteilige Folgen haben. Auch schleppe ich von Valladolid her ein arges Halsleiden mit mir, das trotz der angewandten Heilmittel nicht verschwinden will. Es geht mir zwar besser; aber ich kann noch immer keine Nahrung zu mir nehmen, die gekaut werden muss. Die Schwestern sollen sich deshalb keine Sorge machen. Dieses Übel wird mit Hilfe Gottes rasch vergehen, wenn Sie mich Gott empfehlen. Da ich leidend bin, ist der vorliegende Brief nicht von mir geschrieben. Die Schwester, die ihn schreibt, bittet Sie um der Liebe willen, Sie möchten sie Gott empfehlen. Möge Gott Euere Ehrwürden erhalten und heilig machen! Amen.

Heute ist der 6. Februar.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Schreiben Sie mir ja einen langen Brief! Sie können dies leicht tun und ihn dem Überbringer dieses Briefes anvertrauen. Schon seit langem habe ich keinen Brief mehr von Ihnen erhalten. Ich empfehle mich der Mutter Subpriorin und allen Schwestern. Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph der unbeschuhten Karmelitinnen hinter dem Kloster der Franziskaner in Sevilla.

412. Brief - An den Lizentiaten Don Martin Alfons de Salinas, Kanonikus in Palencia

Burgos, am 1. März 1582

Aufschub der Gründung bis zum Erwerb eines Hauses. Schwierigkeiten mit den Jesuiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Es geht uns, Gott sei Dank, gut im Hospital. Ich denke dabei an die zahllosen Verdienste, die Sie sich in Ihrem Hospital erwerben. Es ist etwas Großes, sich einem solchen Werke zu widmen. Gepriesen sei Gott, der sich so der Armen annimmt! Es gereicht mir das zum größten Troste.

Der Erzbischof hat jemanden geschickt, um mich zu besuchen und mich zu fragen, was ich wünsche. Zu meinem Troste ließ er mir sagen, dass er mir mit Rücksicht auf den Bischof von Palencia, mit Rücksicht auf mich und jene, die ihn darum gebeten haben, die Erlaubnis geben werde, wenn wir ein eigenes Haus haben; an eine Rückkehr in das Haus zu denken, in dem wir waren, sei nutzlos. Das lässt vermuten, dass man ihn darum gebeten hat.

Diese Väter verteidigen sich heftig, indem sie vorgeben, dass sie nie so etwas getan hätten; und sie beklagen sich über mich, weil ich dem Herrn Kanonikus geschrieben habe. Ich weiß nicht, wer ihnen über meinen Brief Auskunft erteilen konnte; allein es liegt weniger daran. Sie begaben sich sogleich zu Katharina de Tolosa, nachdem wir ihr Haus verlassen hatten, und ließen mir sagen, dass meine Bemühungen, sie zu einem Besuche bei uns zu veranlassen, fruchtlos seien; denn wenn nicht ein Auftrag vom Ordensgeneral in Rom komme, würden sie sich fernehalten, bis wir ein Kloster hätten, da sie nicht Veranlassung geben möchten zu der Annahme, als bildeten ihr Orden und der unsrige nur einen. Sehen Sie, wie diese Leute zu Werke gehen! Sie behaupten, die ganze Stadt Palencia sei wegen meines Schreibens in Aufruhr. Ich teile Ihnen dies mit, damit Sie den Herrn Kanonikus Reinoso davon in Kenntnis setzen, und ersuche Sie beide, sich dieser Angelegenheit nicht mehr anzunehmen. Die Väter müssen sich gegenseitig gut verstehen; aber eines Tages werden andere kommen, die anderer Gesinnung sein werden.

Die Schwierigkeit besteht jetzt darin, dass wir uns zuerst ein Haus verschaffen müssen, wenn wir die Gründung in Ausführung bringen wollen. Wir warten zunächst, bis die beiden Schwestern von Palencia uns ihre Verzichtleistung auf ihr Vermögen übersenden. Denn sonst kann Katharina de Tolosa trotz ihres Verlangens keine weiteren Schritte tun. Sogar hier im Hospital erweist sie uns alle Aufmerksamkeit und Sorgfalt.

Gegenwärtig stehen wir in Unterhandlungen bezüglich eines Hauses, das man uns, wie man sagt, um 2000 Dukaten überlassen will. Es ist sehr billig, da es sehr gut gebaut ist und für lange Zeit fast keiner Reparatur bedarf; die Lage jedoch ist schlecht. Der Besitzer heißt Hulano de Mena. Man soll jedoch keineswegs wünschen, allzusehr den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt zu sein; und da in Burgos ein großer Mangel an gut gelegenen Häusern ist, so haben wir ein großes Verlangen, es zu kaufen, wenn es auch manches zu wünschen übrig lässt.

Ich hatte bis hierher den Brief geschrieben, als man mir die Nachricht brachte, dass wir außer den 2000 Dukaten noch 9000 Maravedis Rente und 600 Dukaten zur Abzahlung dieser Rente aufbringen müssten. Diese Nachricht hat uns entmutigt. Könnten wir dieses Geld bezahlen, so wäre der Kauf noch immer ein großer Vorteil, da dieses Haus für viele Jahre keine Ausgaben erfordern würde und zudem ein niedliches Kirchlein sich vorfindet. Teilen Sie mir, bitte, Ihre Ansicht mit, und geben Sie mir Nachricht über Ihr Befinden! Ich war gewohnt, von Ihnen öfters Briefe zu erhalten, und ich kann darum Ihr Schweigen nicht mehr länger ertragen. Herr Kanonikus Reinoso möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten! Möge unser Herr Sie erhalten, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 1. Februar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

413. Brief - An Pater Nikolaus Doria, Prior in Pastrana

Burgos, im März 1582

Schmerz über die Abreise des Paters Gracián. Verhalten bei Schwierigkeiten.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Es ist für mich sehr schmerzlich, dass unser Vater so weit fortreist, und zwar ohne Euere Hochwürden; ich war darüber sehr bekümmert. Möge ihm Gott Gesundheit schenken! Ihre Anwesenheit muss in jenem Kloster höchst notwendig gewesen sein, sonst würde sich unser Vater nicht darauf eingelassen haben, sich von Ihnen zu trennen. Ich habe mich sehr erbaut an der Demut, die Sie in Ihrem Briefe bekunden; aber ich habe in keiner Weise die Absicht, zu tun, was Sie mir nahelegen; Sie müssen leiden lernen. Wissen Sie, mein Vater, aller Anfang ist schwer, und so wird es jetzt auch bei Ihnen sein.

Was Sie mir über die schlimmen Folgen sagen, die die Gelehrsamkeit mit sich bringt, so wäre es ein großes Übel, wenn diese sich bei Leuten einstellen würden, die noch so wenig Gelehrsamkeit besitzen. Es wäre besser, es gäbe bei uns gar keine Gelehrsamkeit, wenn sie so bald schon mit solchen Ansprüchen hervortritt.

Die Kunst, andere gut zu leiten, besteht, mein lieber Vater, nicht darin - und Sie dürfen davon überzeugt sein -, dass man beständig seine Armseligkeiten vor Augen hat; man muss sich vielmehr oft selbst vergessen und sich erinnern, dass man Gottes Stelle vertritt, um seine Pflicht zu tun. Er wird ersetzen, was uns mangelt, wie er allen Oberen gegenüber verfährt; denn es wird sich keiner finden, der durchwegs vollkommen ist.

Lassen Sie sich nicht hinreißen zu einer unangebrachten Demut, und unterlassen Sie nicht, unserem Vater alles zu schreiben, wie Sie es sich denken. Vor kurzem habe ich ihm einen anderen Brief durch Vermittlung der Doña Johanna gesendet. Gott erhalte Sie und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen. Euerer Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

414. Brief - An Maria vom heiligen Joseph und an Elisabeth von der Dreifaltigkeit, Töchter der Katharina de Tolosa und Novizinnen im Karmel zu Palencia

Burgos, im März 1582

Dank für die Verzichtleistung auf ihr Vermögen, die den Kauf eines Hauses ermöglichte.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Lieb, meine Töchter! Ich habe Ihren Brief samt der Urkunde Ihrer Verzichtleistung erhalten. So oft Sie mir schreiben, wird es für mich eine Freude sein, und ich würde Ihnen mit derselben Freude antworten, wenn ich nicht soviel Arbeit hätte; aus diesem Grunde wird es mir nicht immer möglich sein.

Es ist ein Vergnügen für mich, dass Sie jetzt schon Klosterstifterinnen geworden sind. Würden Sie uns nicht aus dieser Not geholfen haben, so hätte ich - ich kann Sie dessen versichern - nicht gewusst, welches Mittel ich zum Kaufe des Hauses hätte anwenden können. Trotz ihres besten Willens hätte die Frau Katharina de Tolosa weiter nichts tun können. Es ist also wirklich der Vorsehung Gottes zuzuschreiben, dass Euere Lieb dieses Almosen schicken konnten. Da der Erzbischof die Erlaubnis nicht geben wollte, bis wir ein eigenes Haus hätten, und uns die Hauptsache, nämlich das Geld, zum Kaufe fehlte, so sehen Sie, in welcher Lage wir waren. Aber jetzt werden wir, so Gott will, auf Ihre Verzichtleistungsurkunde hin ein gutes Haus kaufen können, wenn man auch nur einen Teil der Summe sogleich abgibt. Lobpreisen Sie, meine Töchter, den Herrn von ganzem Herzen, dass er Sie zu Grundsteinen eines solchen Werkes auserwählt hat! Denn nicht alle verdienen diese Gnade, die er Ihnen und Ihrer Mutter erwiesen hat. Seien Sie unbekümmert um das, was wir hier ausgestanden haben; denn es ist das ein sicheres Zeichen, dass der Teufel über diese Niederlassung erbost ist, und diese Widerwärtigkeiten dienen nur dazu, dem Kloster mehr Ansehen zu verschaffen. Ich hoffe zu Gott, dass der Erzbischof seine Erlaubnis erteilen wird, nachdem wir ein eigenes Haus erworben haben. Betrüben Sie sich nie, meine Töchter, über unsere Leiden; denn diese verschaffen uns den größten Vorteil.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass die kleine Helena von Jesu eine vortreffliche Nonne werden wird. Sie ist bei uns, und wir freuen uns darüber sehr. Der Theresia geht es gut; sie empfiehlt sich angelegentlich Ihren Gebeten, ebenso auch die Mutter Thomasina mit allen anderen Schwestern. Sie sprechen Ihnen ihren innigsten Dank für Ihr Almosen aus und werden nicht unterlassen, Sie Gott zu empfehlen. Seine Majestät erhalte Sie beide! Amen, und mache Sie heilig!

Euerer Lieb [ergebene]

Theresia von Jesu

Anschrift: An meine geliebten Töchter, Schwester Maria vom heiligen Joseph und Elisabeth von der Dreifaltigkeit, Karmelitinnen.

415. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Burgos, am 17. März 1582

Lob dieser Priorin und Wunsch, sie an ihrer Stelle als Stifterin ernannt zu sehen.

…Es war ergötzlich für mich, zu erfahren, wie berühmt Sie mit Ihrem Glockenturm geworden sind. Wenn er Ihnen wirklich so gut gelungen ist, wie Sie sagen, dann haben Sie recht getan, ihn zu bauen.

Ich hoffe von der Güte Gottes, dass die Schwestern sehr große Fortschritte machen werden, weil so viele Prüfungen über sie gekommen sind. Sie beschreiben alles vortrefflich. Wenn man mich um meine Meinung fragen würde, so würden Sie erwählt, um mich nach meinem Tode als Stifterin zu ersetzen. Selbst wenn man Sie noch zu meinen Lebzeiten dazu ernennt, gebe ich von Herzen gerne dazu meine Zustimmung. Sie verstehen viel mehr davon als ich und sind auch würdiger als ich. Das ist reine Wahrheit. Jedoch habe ich vor Ihnen den Vorteil einer etwas reicheren Erfahrung voraus. Aber augenblicklich ist mit mir nur mehr wenig anzufangen. Sie würden staunen, wenn Sie sehen könnten, wie sehr ich gealtert und wie untauglich ich zu allem bin…

416. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Alcalá

Burgos, am 18. März 1582

Kauf eines Hauses. Schritte, um vom Nuntius die Erlaubnis zur Darbringung des heiligen Messopfers im neuerworbenen Hause zu erlangen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater! Ich habe Ihnen vor kurzem geschrieben, und unser Vater wird Ihnen das Ergebnis unserer Unterhandlungen mit dem Erzbischof schon berichtet haben, dessen ausgesprochener Wille es war, uns zum Kaufe eines Hauses zu veranlassen. Wir haben, Gott sei Dank, dieses Haus jetzt gekauft; es ist sehr schön. Wir sehnen uns darnach, dieses Hospital verlassen zu können, weil wir da zu sehr eingeengt sind; und außerdem möchten wir gerne wissen, welchen Ausgang diese Angelegenheit nehmen wird. Der Erzbischof hielt das Haus für geeignet und schien zufrieden zu sein. Allein man fürchtet allgemein, er werde auch in Zukunft nicht mehr tun, als er bisher getan hat. Daher wünschte ich vom Nuntius die Erlaubnis zu erhalten, dass in unserem Hause die Messe gelesen werden dürfe; dann könnten wir dieses langweilige Zaudern leicht ertragen. Deshalb schreibe ich beiliegenden Brief an die Herzogin und bitte sie, uns ein Empfehlungsschreiben zu geben. Lesen Euere Hochwürden diesen Brief und schicken Sie ihn um der Liebe willen an die Herzogin, nachdem Sie ihn versiegelt haben! Suchen Sie bald eine Antwort zu erhalten und senden Sie diese nach Madrid an Pater Nikolaus oder an Johann López nebst einer Anweisung, welchen Weg sie einschlagen sollten, um die erwünschte Ermächtigung möglichst bald zu erhalten! Sie würden uns dadurch einen sehr großen Dienst erweisen; denn obgleich in unserer Nähe eine Kirche ist, so ist es doch recht unangenehm für uns, unsere Wohnung verlassen zu müssen, um der heiligen Messe beiwohnen zu können.

Wenn Sie glauben, dass der Herzog diesen Auftrag selbst auf sich nehmen würde, so bitten Sie ihn darum in meinem Namen! Dann würde man vielleicht schneller ans Ziel kommen, und es wäre meiner Ansicht nach auch leicht zu erreichen. Wie ich in meinem Briefe an die Herzogin bemerkte, befindet sich in dem Hause eine Kapelle, die nur zur Feier der heiligen Messe gedient hat. Es befand sich sogar in dem Hause, in dem wir das Kloster gründen wollen, vierzehn Jahre lang das Allerheiligste Sakrament, als es nämlich im Besitze der Gesellschaft Jesu war; aber trotzdem gestattete der Erzbischof nicht, darin die heilige Messe zu lesen. Wenn Sie seine schönen Worte hörten, womit er uns gegenüber seinen Wunsch nach Errichtung dieser Stiftung ausspricht, so müssten Sie glauben, man könne weiter nichts mehr verlangen. Meiner Ansicht nach hängt dies aber nicht von ihm ab. Offenbar ist der Teufel sehr über uns aufgebracht; allein es ist nicht recht, dass er durchdringt, da wir ein Haus besitzen. Was die Erlaubnis betrifft, so werden wir wohl noch lange zuwarten müssen; man wird es aber doch satt bekommen und sie uns schließlich erteilen.

Ich wünsche sehr zu erfahren, ob Sie meine Briefe jenen Herren übergeben haben und ob man etwas getan hat. Auf jeden Fall werden wir bei diesem Schritte, von dem ich eben gesprochen habe, nichts verlieren. Erweisen mir doch Euere Hochwürden um der Liebe willen diesen Dienst!

Das Vorgehen des Paters Anton hat mich in solche Verlegenheit gebracht, dass ich mich entschloß, ihm beiliegenden Brief zu senden. Wenn Sie glauben, dass er darüber nicht allzusehr aufgebracht werde, so versiegeln Sie ihn mit den anderen und schicken Sie dieselben ab! Ich weiß keinen anderen Weg, um sie ihm zu senden. Herzliche Grüße an den Lizentiaten Padilla und an Pater Anton von der Mutter Gottes. Die Schwestern des hiesigen Klosters senden Ihnen ihre Empfehlungen. Möge Gott Sie behüten und Sie so heilig machen, wie ich ihn darum bitte!

Burgos, am 18. März.

Euerer Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

417. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Palencia

Burgos, am 13. April 1582

Dank für den an den Erzbischof von Burgos gerichteten Brief und seine erfolgreiche Mitwirkung zur Lösung der Schwierigkeiten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer durchlauchtigsten Gnaden!

Der Erzbischof war so sehr erfreut über den Brief von Euerer Gnaden, dass er sogleich den Auftrag gab, es möchte diese Gründung noch vor Ostern zustande kommen, ohne dass ihn jemand darum gebeten hatte. Er will sogar selber kommen, um die Kirche zu benedizieren und die erste Messe darin zu lesen. Aus diesem Grunde werden wir wohl meiner Ansicht nach bis zum letzten Osterfeiertag warten müssen, da die anderen Tage schon ausgefüllt sind.

Die Protokolle, die der Generalvikar gefordert hat, werden bereits ausgearbeitet; es fehlt fast keines mehr. Es ist dies etwas ganz Neues für mich. Man hat die Herren der ersten Pfarrei kommen lassen, um sie zu fragen, ob unsere Stiftung ihnen keinen Nachteil brächte. Ihre Erklärung lautete, dass sie zu allen möglichen Dienstleistungen bereit seien. Wir können also diese Schwierigkeit für beendet betrachten, und darum habe ich dem Erzbischof meinen aufrichtigen Dank aussprechen lassen. Gott sei gepriesen! Allen schien diese Gründung für unmöglich, ich aber hielt sie nicht nur für möglich, sondern ich hatte auch immer die Gewissheit, sie verwirklicht zu sehen; darum hatte ich auch am wenigsten zu leiden.

Alle Schwestern danken Euerer durchlauchtigsten Gnaden von ganzem Herzen dafür, dass Sie uns aus einer so schweren Prüfung befreit haben. Sie waren so voll Freude und dankten unserem Herrn so innig, dass es für mich ein Trost gewesen wäre, wenn Sie Zeuge ihres Glückes hätten sein können. Der Herr sei allezeit gepriesen, der Ihnen eine solche Liebe zu uns verliehen und Sie gewissermaßen gezwungen hat, jenen zweiten Brief an den Bischof zu schreiben! Da der Teufel das Gute voraussah, dessen Quelle diese Gründung sein soll, so erregte er die heftigsten Widersprüche. Allein seine Anstrengungen haben ihm wenig genützt; unser allmächtiger Herr und Gott wird tun, was ihm gefällt.

Möchte Ihnen Seine Majestät in den letzten Tagen die nötige Gesundheit geschenkt haben, um so viele Arbeiten auf sich zu nehmen! Ich habe oft daran gedacht, für Sie zu beten, und die Schwestern haben innig zum Herrn gefleht, Ihnen beizustehen. Die Einberufung einer Synode ist zweifellos eine aufreibende Arbeit; allein Euere Gnaden vollbringen dadurch ein gutes Werk, und Gott wird Ihnen zu allem Kraft verleihen.

Es ist für die Schwestern von Palencia ein großer Gewinn, sich in Ihrer Nähe zu befinden; aber es fehlt nicht an solchen, die sie darum beneiden. Ich freue mich über die schönen Osterfeiertage, die sie haben werden. Unser Herr wolle auch Ihnen diese Osterfreuden schenken und Ihre Gesundheit so lange erhalten, als es für unseren Orden notwendig ist!

Heute ist der Freitag des Kreuzes.

Mit Gottes Hilfe wird man die erste Messe in unserer Kirche am letzten Osterfeiertage lesen; vielleicht früher, wenn der Erzbischof nicht verhindert ist.

Euerer durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

418. Brief - An Don Fadrique Alvarez de Toledo, Herzog von Huéscar und nachmaligen Herzog von Alba

Burgos, am 18. April 1582

Trost in seinen Betrübnissen und Beruhigung in seinen Befürchtungen.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer durchlauchtigsten Gnaden!

Ich habe so innigen Anteil genommen an Ihrer Freude, dass mir daranlag, Ihnen davon Mitteilung zu machen; mein Jubel war wirklich groß. Möge Seine Majestät meine Freude vollkommen machen, indem sie der gnädigen Frau Herzogin eine glückliche Niederkunft gewährt und Sie noch viele Jahre erhält! Ihrer Exzellenz, der Frau Herzogin, entbiete ich meine ehrfurchtsvollen Grüße; ich bitte sie, keine Befürchtungen zu hegen, sondern im Gegenteil das größte Vertrauen zu haben, dass unser Herr, der unsere Bitten bereits erhört hat, auch unsere Wünsche krönen wird. Die Schwestern des hiesigen Klosters und ich werden Seine Majestät um diese Gnade ganz besonders anflehen.

Meine vielen Arbeiten sowie die schlechte Gesundheit seit meinem letzten Brief an Euere Exzellenz und der Umstand, dass ich auf anderem Wege über Ihr und der Frau Herzogin Wohlbefinden Nachricht erhalten habe, mögen auf mich den Verdacht geworfen haben, als kümmere ich mich nicht mehr um Sie. Allein ich habe Sie gewiss nie vergessen, sondern Sie stets inständig dem Herrn empfohlen in meinen armseligen Gebeten, die ebensoviel wert sind, wie sie sind, und ich werde niemals unterlassen, dies auch in Zukunft zu tun. Die Nachricht von Ihrer Erkrankung hat mich sehr schmerzlich berührt. Möge Gott Sie vollständig genesen lassen und die erlauchte Person Euerer Gnaden noch viele Jahre erhalten!

Burgos, am 18. April.

Euerer durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

419. Brief - An die Mutter Anna von den Engeln, Priorin von Toledo

Burgos, am 23.April 1582

Erfolg bei der Gründung in Burgos. Empfehlung an Doña Luise de la Cerda.

Die Ankunft des Königs scheint sich zu verzögern. Teilen Sie ihr, bitte, mit, wie gut die Gründung (in Burgos) gelungen ist trotz der durch den Erzbischof verursachten Verzögerung; suchen Sie schließlich alle dortigen Angelegenheiten aufs beste zu ordnen! Wenn Doña Luise nicht da ist, dann schreiben Sie ihr in meinem Namen diese Neuigkeiten! Ich habe augenblicklich keine Zeit, dies zu tun. Sagen Sie ihr, welch innigen Anteil ich an ihren Prüfungen nehme! Möge Gott Euerer Ehrwürden die Ruhe schenken, die ich Ihnen wünsche! Sie sind doch eine gute alte Freundin von mir, und deshalb kommt es Sie so hart an, mich inmitten dieser Arbeiten zu sehen. Aber Sie schulden mir wohl diesen Beweis der Liebe. Heute ist das Fest des heiligen Georg.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Ich empfehle mich inständig dem Gebete der Mutter Brianda vom heiligen Joseph . . .

420. Brief - An den Kanonikus Montoya in Rom

Burgos, im Mai 1582

Gebet für ihn. Trost im Leiden.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Seit Ihrer Abreise aus Spanien war ich von Geschäften so in Anspruch genommen und meine Gesundheit so erschüttert, dass ich entschuldigt werden darf, wenn ich Ihnen noch nicht geschrieben habe. Ich habe aber gewiss teilgenommen an der Freude, die Ihnen Gott verschafft hat, indem er Ihnen, wie mir Doña Maria geschrieben hat, einen so liebenswürdigen Schwager schenkte. Sie bat mich gleichzeitig, Gott mehrere Ihrer Anliegen zu empfehlen; denn wie ich sehe, hat es bei Ihnen an Prüfungen nicht gefehlt. Gott sei für alles gepriesen! Ich und die Schwestern des hiesigen Klosters haben in dieser Absicht gebetet, und ich möchte gerne wissen, ob der Sturm schon vorüber ist. Ich habe mir dies immer angelegen sein lassen, da ich dazu verpflichtet bin, und werde es auch daran nicht fehlen lassen, so elend ich auch bin. Es ist meiner Ansicht nach nicht schlimm, wenn Gott uns mitten im Glück irgendeine Widerwärtigkeit schickt; denn das ist der Weg, auf dem er alle seine Auserwählten geführt hat.

Es scheint, dass wir uns jetzt hier im Frieden befinden, wie Sie durch die Mitteilung des Paters Nikolaus von Jesu Maria ersehen werden, der Ihnen diesen Brief überbringt. Da Sie von ihm alles erfahren werden, was ich Ihnen hier sagen könnte, so will ich mich nicht weiter verbreiten. Möge unser Herr Ihre erlauchte Person erhalten und Sie in seinem Dienste groß werden lassen!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Ich habe von unserem guten Bischof der Kanarischen Inseln nur wenige Tage vor seiner Einschiffung etwas erfahren; damals war er wohl.

421. Brief - An Don Petrus Manso, Kanonikus in Burgos und späteren Bischof von Calahorra

Burgos, am 4. Mai 1582

Abreise des Paters Gracián nach Soria. Vereinsamung und kindliche Liebe. Einkleidungsfeier, die der Erzbischof selbst hielt.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Unser Pater Provinzial hat mich beauftragt, Sie zu benachrichtigen, dass er einen Brief erhalten habe, in dem man ihm mitteilte, dass sein Vater vor seiner Abreise nach Rom nach Soria kommen werde, um ihn zu sprechen, und er sich deshalb nicht mehr länger hier aufhalten könnte. Er musste heute morgen abreisen und hat es sehr bedauert, dass er Sie nicht mehr treffen konnte. Allein gestern war es ihm unmöglich, da er so sehr in Anspruch genommen war. Er bittet, seiner im Gebete bei Gott gedenken zu wollen. Seit seiner Abreise sind wir sehr vereinsamt. Ich bitte Sie deshalb, stets zu bedenken, dass Sie hier Ihnen treu ergebene Töchter haben. Ich selbst bin so elend, dass Sie mich nie in Ihren Gebeten vergessen dürfen. Die Mutter Priorin und alle Schwestern lassen Sie ehrfurchtsvoll grüßen.

Die Einkleidung soll am Freitag stattfinden. Seine durchlauchtigste Gnaden wird die Feier selbst vornehmen. Möge Gott selbst sich uns schenken, damit wir jene Vereinsamung nicht mehr fühlen, in der die Geschöpfe uns zurücklassen! Möge er Sie erhalten und Ihnen großen Zuwachs an Heiligkeit verleihen!

Bevor Sie mit einem Geistlichen verhandeln, der bei uns die Kaplanstelle übernehmen soll, muss ich noch mit Ihnen sprechen. Sollte sich indessen Gelegenheit zu einer guten Wahl bieten, so versäumen Sie diese nicht!

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

422. Brief - An die Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit, Novizin im Karmel zu Soria

Burgos, im Mai 1582

Ermahnung, dem Pater Gracián Rechenschaft über ihren Seelenzustand abzulegen. Dank an ihre Eltern. Plan einer Gründung in Pamplona.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Lieb, meine Tochter!

Es ist schon 1 Uhr nach Mitternacht; allein ich will doch nicht unterlassen, diesen Brief an Sie zu schreiben. Ich wünschte einen Boten zu bekommen, der nach Soria geht, und ich habe auch geschrieben; aber ich weiß nicht, was aus meinen Briefen wird, und die Schwestern in Soria kümmern sich wenig darum, mir Nachricht zu geben. Der Überbringer dieses Briefes ist über alle hiesigen Vorgänge so gut unterrichtet, dass er Ihnen ausführlich darüber berichten kann. Es wäre mein Wunsch, dass Euere Ehrwürden Ihrem geistlichen Vater Rechenschaft über Ihren Seelenzustand in aller Offenheit ablegen würden und bei ihm Trost finden möchten. Er weiß wirklich in allen Anliegen Trost zu spenden. Es hat mich sehr gefreut, dass Euere Lieb ihn kennenlernten.

Da der junge Mann, der diesen Brief überbringt, nach Burgos zurückkommen muss, so bitte ich Euere Ehrwürden, mir mitteilen zu wollen, wie Sie zufrieden sind und wie es Ihnen überhaupt geht. Ich meinerseits empfehle Sie unaufhörlich Gott. Teilen Sie mir auch mit, was Don Franz gemacht hat. Er soll, wie man mir sagt, noch nicht entschlossen sein, sich wieder zu verheiraten; das hat mich sehr gewundert. Es wäre mein Wunsch, dass er einen Stand erwählte, in dem er unserem Herrn treu dienen kann.

Die Tochter der Doña Maria de Beamonte ist seit einiger Zeit krank. Schreiben Sie ihr sowie auch der Doña Johanna! Danken Sie ihr für das Almosen, das sie uns gespendet hat, und Gott sei mit Ihnen! Mein Kopf erlaubt mir nicht, mich weiter zu verbreiten. Grüßen Sie mir den Pater Vallejo recht freundlich! Bitten Sie ihn in meinem Namen, er möge unserem Vater alles mitteilen, was er im Kloster für reformbedürftig hält.

Euerer Lieb Dienerin

Theresia von Jesu

Sie können mit unserem Vater über die Gründung in Pamplona verhandeln. Möge Gott Sie leiten, wenn Sie zu seiner Ehre beitragen sollen! Für den Fall, dass man alles von Grund aus bauen müsste, würde mir diese Gründung nicht als geeignet erscheinen.

Anschrift: An die Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit in Soria.

423. Brief - An Petrus Johann de Casademonte in Madrid

Burgos, am 14. Mai 1582

Trost in seinen Leiden. Glücklicher Erfolg der Gründung in Burgos. Plan einer Gründung in Madrid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Vor drei Tagen habe ich einen Brief von Ihnen erhalten, und es freute mich sehr, zu erfahren, dass Sie sich wohl befinden. Der Herr möge Ihnen die Gesundheit erhalten, wie ich ihn darum bitte! Es ist nicht notwendig, mir etwas ans Herz zu legen, wozu ich in vielfacher Hinsicht verpflichtet bin. Von der schwachen Gesundheit der Doña Maria will ich nicht reden; denn unser Herr will, wie mir scheint, Sie beide inmitten einer so andauernden Prüfung heilig machen. Ich musste manche Leiden in dieser Stadt hier auf mich nehmen, allein die Ihrigen gehen mir weit mehr zu Herzen. Es traf mich jedoch ein recht widerwärtiges Leiden, von dem ich noch nicht frei bin.

Ich glaube es gerne, dass Sie erfreut sein müssen über all das Gute, das unserem Orden zukommt. Möge unser Herr Sie dafür belohnen, wie er es vermag! Wüßten Sie, welche Prüfungen wir auf uns nehmen mussten, Sie hätten noch mehr Freude über den glücklichen Erfolg der hiesigen Gründung. Gepriesen sei der, der einen so guten Abschluss herbeigeführt hat!

Grüßen Sie mir recht freundlich Doña Maria! Es wäre mein sehnlichster Wunsch, die Gründung in Madrid verwirklicht zu sehen, und ich betreibe sie mit aller mir möglichen Sorgfalt. Wenn es unserem Herrn gefällt, wird sie zustande kommen; bis jetzt vermag ich wenig.

Beiliegende Briefe übersandte man mir von Granada für Sie. Unser Herr möge Sie noch viele Jahre erhalten!

Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Burgos am 14. Mai.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

424. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Burgos, am 18. Mai 1582

Besorgnis um Pater Gracián.

Jesus sei mit Ihnen!

Da ich nicht weiß, wo Casademonte sich befindet, so muss ich Sie bitten, Sie möchten sich die Mühe nehmen…

Unser Vater, der in der letzten Woche hier war, erfreut sich einer guten Gesundheit. Er ist nach Soria abgereist; von dort aus muss er einige Reisen machen. Ich bin sehr besorgt um ihn, da eine geraume Zeit vergehen wird, bis wir wieder Nachricht von ihm erhalten…

Heute ist der 18. Mai.

425. Brief - An Don Hieronymus Reinoso, Kanonikus in Palencia

Burgos, am 20. Mai 1582

Zwistigkeiten mit den Jesuiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Jedesmal, wenn ich einen Brief von Ihnen erhalte, empfinde ich Trost. Aber andererseits tut es mir leid, dass ich mir nicht oft die Befriedigung verschaffen kann, an Sie zu schreiben. Ich weiß, dass Ihnen dies nicht unbekannt ist; aber trotzdem kommt es mich schwer an, dass ich nicht öfter dazu imstande bin.

Aus beiliegendem Briefe, den Ihnen die Mutter Priorin zum Lesen übergeben wird und der an Pater Rektor Johann del Aguila gerichtet ist, werden Sie erfahren, was hier betreffs der Gesellschaft [Jesu] vorgeht. Es scheint wirklich, dass diese Väter eine offene Feindschaft beginnen. Der böse Feind treibt sie dazu, und man rechnet mir als Schuld an, wofür man mir dankbar sein sollte; außerdem überhäufen sie mich mit argen Verleumdungen. Allem Anschein nach können mehrere von ihnen gewisse Dinge bezeugen, die ich gesagt, gewollt und gesucht habe; und es ist viel, dass man nicht auch noch beifügt, was ich gedacht habe. Es handelt sich durchwegs nur um gemeine zeitliche Interessen. Aber da ich überzeugt bin, dass sie nicht lügen werden, so sehe ich wohl ein, dass der Teufel dieses Netz gesponnen haben muss. Diese Väter fürchten, wie sie eben der Katharina de Tolosa gegenüber erklärt haben, es möchte sich unsere Gebetsweise weiter verbreiten; sie möchten deshalb, dass niemand mit den unbeschuhten Karmelitinnen in Verkehr treten sollte. Es muss dem Teufel viel daran gelegen sein, uns in Misskredit zu bringen, da er sich sehr geschäftig zeigt.

Auch bemerkten sie der Doña Katharina gegenüber, dass ihr Ordensgeneral nach Spanien komme und sogar schon gelandet sei. Bei dieser Nachricht erinnerte ich mich, dass dieser ein Freund des Don Franz sei. Durch seine Vermittlung könnte man vielleicht diesen hinterlistigen Anschlag zunichte machen und ihnen Stillschweigen auferlegen. Man würde ein sehr verdienstvolles Werk vor Gott vollbringen, wenn dadurch die Wahrheit ans Licht käme; denn es ist traurig, dass sich so ernste Männer mit solchen Albernheiten abgeben. Prüfen Sie diese Angelegenheit und schaffen Sie Abhilfe, wie Sie es für angemessen finden!

Diese schriftlichen Nachrichten müssen Ihnen wohl recht unangenehm sein. Senden Sie mir, bitte, diese wieder zurück, und zwar gewiss, wenn sich eine ganz sichere Gelegenheit dazu findet. Empfehlen Sie mich gütigst unserem Herrn! Seine Majestät erhalte Sie, wie ich sie darum bitte! Amen.

Heute ist der 20. Mai.

Die ehrfurchtsvollsten Grüße an Don Franz und an Ihre Tanten.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

426. Brief - An die Mutter Anna von Jesu, Priorin in Granada, und an die Nonnen dieses Klosters

Burgos, am 30. Mai 1582

Tadel wegen verschiedener Fehlgriffe, die bei der Gründung von Granada vorkamen.

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden!

Ihr ungestümes Wesen, womit Sie sich über unseren Pater Provinzial beklagen, nimmt sich neben dessen Vernachlässigung ganz sonderbar aus, da Sie ihm von dem Tage an, wo Sie ihm die erfolgte Gründung von Granada anzeigten, keine Nachricht mehr zukommen ließen. Geradeso haben Sie es auch mit mir gemacht.

Seine Paternität hat uns am Feste Kreuzauffindung besucht, und er wusste nichts von Ihnen, außer was ich ihm selbst auf Grund eines Briefes der Priorin von Sevilla mitgeteilt habe, worin sie mir berichtet, dass Sie ein Haus um 12000 Dukaten gekauft haben sollen. Da Ihre Verhältnisse so gut stehen, so ist es nicht zu viel, wenn man Ihnen nur eine bedingte Erlaubnis gab. Aber dass Sie sich auf so schlaue Weise dem Gehorsam zu entziehen verstanden haben, darüber war ich sehr betrübt; denn Ihr Betragen wird sich im ganzen Orden sehr schlecht ausnehmen. Freiheiten dieser Art können leicht zu Gewohnheiten ausarten, und den Priorinnen fehlt es nicht an Gründen, um sich reinzuwaschen.

Da diese Herrschaften, wie Sie sagen, so wenig Hilfsmittel besaßen, so war es sehr unklug von Ihnen, dass Sie so viele Nonnen mitgenommen haben; und nachdem diese armen Kleinen nach einer so langen Reise kaum angekommen waren, haben Sie dieselben wieder zurückgeschickt. Ich weiß nicht, wie Sie das Herz dazu hatten, so zu handeln. Jene, die von Veas gekommen waren, hätten in ihr Kloster zurückkehren können; auch hätten andere mit ihnen abreisen können. Es war ein vollständiger Mangel an Zartgefühl, in so großer Anzahl zu bleiben, besonders wenn Sie fühlten, dass Sie Ihren Gastgebern lästig fielen. Sie hätten keine Schwestern von Veas mitnehmen sollen, da Sie wussten, dass Sie kein eigenes Haus hätten. Ich staune wirklich über die Geduld, die man mit Ihnen hatte. Die ganze Sache war von Anfang an verfehlt. Da das einzige Mittel zur Abhilfe das ist, von dem Sie sprechen, so wenden Sie es an, bevor das Ärgernis noch größer wird! Nach Ihnen besteht das Ärgernis nur darin, dass man eine Schwester zuviel aufgenommen hat; aber das kommt mir meiner Ansicht nach als eine zu große Spitzfindigkeit vor in einer so stark bevölkerten Stadt.

Ich musste herzlich lachen, als ich sah, dass Sie uns die Furcht einflößen wollten, der Erzbischof könnte das Kloster aufheben. Er hat dort nichts mehr nachzusehen, und ich weiß nicht, warum Sie ihm soviel Gewalt zuerkennen; er würde eher unterliegen als Erfolg haben. Für den Fall, dass das Kloster so weiterführt wie jetzt und unter uns die Grundsätze eines wenig gewissenhaften Gehorsams einführt, wäre es viel besser, wenn es gar nicht bestehen würde. Denn unser Gewinn besteht nicht darin, dass wir viele Klöster besitzen, sondern darin, dass deren Bewohnerinnen heilig leben. Ich weiß nicht, wann man die Briefe, die Sie senden, unserem Vater übergeben kann. Ich fürchte, dass es vor eineinhalb Monaten nicht möglich sein wird, und dann weiß ich auch nicht, wem man sie anvertrauen soll, damit sie sicher an ihn gelangen. Er ist von hier nach Soria abgereist, und von dort aus hält er an so vielen Orten Visitation, dass man den Ort nicht genau weiß, wo er sich aufhält, noch auch, wann wir Nachricht von ihm erhalten werden. Meiner Berechnung nach dürfte er in Villanueva sein wegen der Ankunft dieser armen Nonnen. Der Schmerz und die Demütigung, die ihm dies verursachen wird, geht mir sehr zu Herzen. Denn der Ort ist so klein, dass die Rückkehr der Nonnen nicht geheim bleiben kann; und so wird Ihr unkluges Handeln uns viel schaden, wenn es einmal bekannt ist. Sie hätten sie ganz gut nach Veas senden und unseren Vater davon in Kenntnis setzen können. Denn Sie hatten keine Erlaubnis, sie in das Kloster zu senden, in das sie zurückgekehrt sind; und sie hätten dem Provinzial nicht unter die Augen treten sollen, da sie seiner Anordnung gemäß Konventualinnen des Klosters zu Granada waren. Nach meiner Ansicht hätte sich ein Mittel finden lassen, um alles in Ordnung zu bringen. Die Schuld liegt ganz allein bei Euerer Ehrwürden, da Sie ihm nicht mitteilten, welche Schwestern Sie von Veas mitnehmen würden und ob sich unter ihnen auch eine Laienschwester bestände. Sie haben sich um ihn nicht mehr gekümmert, als ob er Ihr Vorgesetzter nicht wäre.

Nach dem, was ich von ihm selbst vernommen habe, ist es ihm vor dem Winter unmöglich, nach Granada zu reisen, da er sehr in Anspruch genommen ist. Gebe Gott, dass der Provinzialvikar dorthin sich begeben kann! Man hat mir eben mehrere Briefe von Sevilla überbracht, und die Priorin teilt mir mit, dass die Pest dort wütet, obwohl man davon nichts verlauten lässt. Der Pater Provinzialvikar und Pater Bartholomäus von Jesu wurden davon ergriffen, was mich sehr schmerzt. Ich teile Ihnen dies mit für den Fall, dass Sie es nicht wissen sollten. Empfehlen Sie und Ihre Töchter diese beiden Gott; denn der Orden würde an ihnen viel verlieren! Dem Pater Vikar geht es, wie mir die Mutter Priorin auf dem Briefumschlag mitteilt, etwas besser, allein er ist noch nicht außer Gefahr. Unsere Schwestern in Sevilla müssen sehr bekümmert sein und nicht ohne Grund. Sie sind Märtyrinnen, da sie in ihrem Kloster andere Prüfungen auf sich nehmen mussten als Sie; und doch beklagten sie sich nicht wie Sie. Sie sind gesund und haben das Nötige zum Leben, und es ist darum nicht so schrecklich, wenn Sie etwas in der Klemme sind. Außerdem sind Sie mit so vielen Predigten beglückt, und ich weiß nicht, worüber Sie sich so sehr beklagen; alles kann denn doch nicht nach Wunsch gehen.

Die Mutter Beatrix von Jesu schreibt an den Pater Provinzial, dass man den Pater Vikar erwartet, um die Schwestern von Veas und von Sevilla in ihre entsprechenden Klöster zurückzubringen. In Sevilla ist man nicht gewillt, sie aufzunehmen, und es ist dieses Kloster auch zu weit entfernt; zudem schickt sich dies in keiner Weise. Ist die Not wirklich so groß, wie Sie schreiben, so wird unser Vater es schon selbst sehen. Was die Rücksendung der Schwestern von Veas betrifft, so bin ich sehr dafür; wenn ich nicht fürchten würde, Ihnen Gelegenheit zu geben, Gott durch Ungehorsam zu beleidigen, so würde ich Ihnen einen ausdrücklichen Befehl geben, sie abreisen zu lassen. Denn in Bezug auf die unbeschuhten Karmelitinnen habe ich in allem von unserem Pater Provinzial die weitgehendsten Vollmachten. Auf Grund dieser Vollmachten sage und befehle ich Ihnen, sobald als möglich Anstalten zu treffen, dass die Schwestern von Veas, mit Ausnahme der Mutter Priorin Anna von Jesu, in ihr Kloster zurückgeschickt werden, und dies selbst dann, wenn Sie schon ein eigenes Haus bezogen haben. Ich nehme nur den Fall aus, wenn Sie schon das nötige Einkommen hätten, um sich aus ihrer Not zu helfen; denn es ist in keiner Weise ratsam, mit so vielen Nonnen eine Gründung zu beginnen; im Gegenteil ist die Maßnahme, von der ich eben spreche, aus vielen anderen Gründen gut.

Ich habe in den letzten Tagen diese Angelegenheit immer unserem Herrn empfohlen, und deshalb wollte ich Ihnen nicht gleich Antwort auf Ihren Brief geben. Nun habe ich erkannt, dass diese Entscheidung zur Ehre Seiner Majestät gereicht. Je schmerzlicher die Schwestern es empfinden, desto mehr wird Gott verherrlicht. Denn jede Art besonderer Anhänglichkeit, selbst an die Oberin, ist ganz gegen den Geist der unbeschuhten Karmelitinnen; dadurch würde man jeden Fortschritt im geistlichen Leben verhindern. Gott will, dass seine Bräute frei seien und ihm allein mit ganzer Seele anhängen. Ich wünsche nicht, dass Ihr Kloster einen ähnlichen Anfang nimmt wie das zu Veas. Ich kann den Brief nie vergessen, den mir die Nonnen jenes Klosters schrieben, als Sie Ihr Amt als Priorin niederlegten; selbst eine beschuhte Karmelitin hätte nie einen solchen Brief schreiben dürfen. Das ist der Anfang des Parteigeistes und mehrerer anderer sehr bedeutender Missstände, die man anfänglich kaum merkt. Ich bitte Sie deshalb um der Liebe willen, für diesmal einzig meiner Ansicht sich fügen zu wollen. Wenn Sie in Granada festeren Fuß gefasst haben und die Schwestern von Veas ihre Anhänglichkeit mehr verloren haben, werden sie wieder zurückkommen können, wenn man es für gut findet.

Ich kenne wirklich jene nicht, die mit Ihnen gezogen sind; Sie haben es mir und unserem Vater gegenüber sehr gut zu verheimlichen vermocht. Auch vermutete ich nicht, dass Sie so viele von Veas mitgenommen hätten; ich glaube aber, dass diese große Anhänglichkeit an Euere Ehrwürden haben. Ach, der wirkliche Geist des Gehorsams kennt kein Widerstreben gegen die Liebe zu den Vorgesetzten; ihm genügt es, jemand die Stelle Gottes einnehmen zu sehen. Um der Liebe Gottes willen bitte ich Sie, zu beachten, dass Sie Seelen erziehen, die Bräute des Gekreuzigten sein sollen. Kreuzigen Sie darum diese in der Weise, dass sie keinen Eigenwillen mehr haben und sich nicht mehr mit Kindereien befassen! Bedenken Sie, dass Sie unseren Orden in ein neues Königreich verpflanzen, und aus diesem Grunde sind Sie und Ihre Töchter in höherem Grade verpflichtet, sich als tapfere Männer und nicht als schwächliche Frauen zu erzeigen.

Was, meine Mutter, Sie kümmern sich darum, ob Sie der Pater Provinzial Vorsteherin, Priorin oder Anna von Jesu nennt? Was soll das bedeuten? Es ist selbstverständlich, dass er, falls Sie nicht Vorsteherin wären, keinen Grund gehabt hätte, Ihnen einen höheren Titel zu geben als den anderen; denn manche von Ihnen sind auch schon Priorinnen gewesen wie Sie. Sie haben ihm so wenig Mitteilungen gemacht, dass er nicht einmal weiß, ob man die Wahl der Priorin vorgenommen hat oder nicht. Es ist wirklich eine Schmach für mich, dass unbeschuhte Karmelitinnen auf solche Kleinigkeiten noch etwas halten mögen, ja dass sie sich damit im Geiste beschäftigen, sich darüber besprechen und dass die Mutter Maria von Christus dieser Sache eine solche Wichtigkeit beilegt. Entweder sind die Nonnen in ihren Widerwärtigkeiten um den Versand gekommen, oder es führt der Teufel in unserem Orden höllische Grundsätze ein. Trotzdem rühmt die Mutter Maria von Christus Ihren Mut, als ob die Demut Ihnen das Verdienst rauben könnte. Möge Gott meine unbeschuhten Karmelitinnen recht demütig, gehorsam und unterwürfig machen! Denn ohne diese Tugenden ist alle Tatkraft nur die Quelle großer Unvollkommenheiten.

Eben fällt mir ein, dass Sie mir in einem früheren Briefe mitteilten, Sie hätten eine Nonne von Veas mitgenommen, weil sie in Granada Verwandte habe, weswegen sie Ihnen nützlich sein könnte. Ist dies wirklich so, so soll sie die Mutter Priorin, wenn sie es für gut findet, behalten; ich überlasse es ihrem Gewissen, die anderen aber soll sie nicht in Granada lassen.

Ich bin überzeugt, dass Euere Ehrwürden bei diesen ersten Anfängen vieles auszustehen haben werden. Wundern Sie sich nicht darüber; denn ein so erhabenes Werk kann nicht ohne Widerwärtigkeiten zustande kommen; aber der Lohn, der darauf folgt, ist groß. Gebe Gott, dass die Unvollkommenheiten, denen ich selbst bei diesen Gründungen unterworfen bin, nicht mehr Strafe als Lohn eintragen! Das ist beständig der Gegenstand meiner Befürchtung.

Der Priorin von Veas schreibe ich, sie möge zur Bestreitung der Reisekosten beitragen, da Sie selbst wenig Mittel haben. Ich teile ihr auch mit, dass ich, wenn Ávila so nahe bei Granada wäre wie Veas, mit der größten Freude meine Schwestern wieder zurückkommen lassen würde. Das wird sich mit Gottes Hilfe später ausführen lassen. Sie dürfen ihnen sagen, dass sie, wenn die Gründung einmal vollendet ist, wieder in ihr Kloster zurückkehren sollten, vorausgesetzt dass infolge der Aufnahme mehrerer Novizinnen ihre Gegenwart in Granada nicht mehr notwendig ist.

Vor kurzem habe ich einen langen Brief an Euere Ehrwürden, an alle Mütter in Granada und an Pater Johannes [vom Kreuz] gesendet. Da ich Ihnen darin über die Vorgänge in Burgos Bericht erstattete, so hielt ich es für gut, diesmal an Sie alle auf einmal zu schreiben. Gebe Gott, dass Sie sich in Anbetracht dieser Umstände nicht darüber beschweren, wie Sie es getan, als unser Vater Sie Vorsteherin nannte! Bis zum Tage der Wahl, zu der unser Vater hierher kam, nannten wir jene, die an der Spitze der Gemeinschaft stand, auch Vorsteherin und nicht Priorin. Es ist dies ja doch ganz gleich.

Ich vergesse immer, wenn ich Ihnen schreibe, Ihnen mitzuteilen, dass die Schwestern in Veas, wie man mir sagte, auch nach dem Kapitel noch immer sich zur Kirche begeben, um sie zu zieren. Ich kann nicht begreifen, dass man so handelt, da selbst der Provinzial diese Erlaubnis nicht erteilen kann. Das Verbot geht aus von einem motu proprio des Papstes, das dessen Übertretung mit der schweren Strafe der Exkommunikation belegt, abgesehen von den Satzungen, die dies ausdrücklich verbieten. Diese Maßnahme war uns anfangs sehr unangenehm, jetzt aber sind wir darüber sehr froh. Auch darf man jetzt nicht mehr hinausgehen, um das Straßentor zu schließen. Die Schwestern in Ávila wissen sehr gut, dass dies verboten ist; und ich begreife nicht, warum sie Ihnen dies nicht mitgeteilt haben. Fügen sich Euere Ehrwürden um der Liebe willen diesem Verbote, und Gott wird Ihnen jemand schicken, der die Ausschmückung der Kirche besorgt; man kann sich immer helfen…

Es fällt mir jedesmal schwer, wenn ich daran denke, wie sehr sich diese Herrschaften belästigt fühlen müssen. Sehen Sie sich doch, wie ich Ihnen neulich geschrieben habe, um ein Haus um, wenn es auch nicht ganz passend und bequem ist! So ungenügend auch die Wohnungsverhältnisse darin sein mögen, so werden Sie doch nicht so gebunden sein. Aber wäre dies auch der Fall, so ist es doch besser, wenn Sie leiden als jene, die Ihnen so viel Gutes erweisen. Ich schreibe an Doña Anna; denn ich möchte ihr meine innige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für die Wohltaten, die sie uns erwiesen hat. Sie wird bei unserem Herrn nichts verlieren, und das ist die Hauptsache.

Wenn Sie unseren Vater um etwas bitten, so bedenken Sie, dass Sie ihm lange nicht mehr geschrieben haben! Ich werde ihm, ich wiederhole es, Ihre Briefe nicht so bald übersenden können. Doch werde ich mir dies angelegen sein lassen. Er muss von Villanueva nach Daimiel reisen, um vom dortigen Kloster Besitz zu ergreifen; dann wird er sich nach Malagón und Toledo begeben. Von da wird er unmittelbar nach Salamanka und Alba reisen und muss, ich weiß nicht, bei wie vielen Priorinnenwahlen den Vorsitz führen. Er sagte mir, dass er vor August nicht nach Toledo zu kommen gedenke. Es macht mir große Sorge, dass er in so heißen Gegenden so lange Reisen unternehmen muss. Mögen ihn alle Schwestern Gott empfehlen! Tragen Sie Sorge, ihm, soweit es Ihnen möglich ist, durch Vermittlung Ihrer Freunde ein Zimmer bereitzustellen! Die Schwestern könnten ganz gut in Granada bleiben, bis man ihm von allem Nachricht gegeben hat und er sieht, was das Geeignetste ist. Denn man hat ihm darüber noch gar nichts mitgeteilt, und niemand hat ihm den Grund angegeben, warum man sie nicht behalten kann. Gott möge uns erleuchten, da wir so wenig Aussicht auf Erfolg haben, und Euere Ehrwürden behüten! Amen.

Heute ist der 30. Mai.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Der Mutter Priorin von Veas schreibe ich bezüglich der Reise der Nonnen und ersuche sie, diese möglichst geheimzuhalten. Aber wenn man davon Kenntnis erhält, liegt auch nicht viel daran. Lassen Euere Ehrwürden diesen Brief auch der Mutter Subpriorin, Ihren Begleiterinnen und auch dem Pater Johannes vom Kreuze lesen! Mein Kopf erlaubt mir nicht, noch mehrere Mitteilungen zu machen.

427. Brief - An den Lizentiaten Don Dionysius Ruiz de la Peña

Burgos, am 4. Juni 1582

Verlangen, vom Kardinal endlich die Erlaubnis zur Gründung in Madrid zu erhalten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Mögen die Pfingstfeiertage Ihnen seine Liebe in Fülle bringen, wie ich ihn darum bitte! Außerdem bitte ich ihn, Sie für die Gunst zu belohnen, die Sie mir durch Ihre Briefe erweisen; es ist dies sicher eine ganz besondere Gunst wie jene, die Sie mir eben erwiesen haben.

Es würde mich sehr freuen, wenn mit Gottes Hilfe während Ihrer Anwesenheit in Madrid die Gründung in dieser Stadt zustande kommen würde. Ich könnte dann öfters mit Ihnen verkehren und befände mich ganz in der Nähe Seiner durchlauchtigsten Gnaden. Es hat mich wirklich gefreut, dass Sie in Toledo nicht die heiße Jahreszeit abgewartet haben, und ich lobpreise unseren Herrn, der Seine Gnaden gesund erhält. Möge er Seine Gnaden noch viele Jahre erhalten! Kaum ist ein Kloster gegründet, so beginnen wir in dieser Absicht zu beten.

Die Gründung in Burgos ist, Gott sei Dank, schon vollendet. Dort war mein Gesundheitszustand immer schlecht, und doch wollte ich mich nicht entfernen, außer nur um das Kloster in Madrid zu gründen. Ich schreibe an Seine durchlauchtigste Gnaden, und wenn es Gott gefällt, wird dies meine letzte Reise sein; denn ich bin sehr gealtert und gebrechlich.

Einige Freunde in Burgos behaupten, dass der König nach Madrid zurückkehren wird; andere versichern, dass dies nicht so bald geschehen wird. Aber nach meiner Ansicht wäre es besser, wenn unser Kloster vor seiner Ankunft gegründet würde, vorausgesetzt dass der Kardinal damit einverstanden ist. Ich vertraue darauf, dass Seine Majestät ihn darüber erleuchten wird, was das geeignetste ist. Seine durchlauchtigste Gnaden wünschten mir eine Freude zu machen, allein ich möchte sie nicht belästigen inmitten so vielfacher Arbeiten. Andererseits ist es meine Absicht, dass diese Gründung, die, wie ich glaube, sicher zur Ehre Gottes beitragen wird, durch meine Saumseligkeit nicht aufgegeben werde; deshalb dränge ich Seine Gnaden von neuem zur Ausführung. Ich bin überzeugt, dass Gott den Kardinal erleuchten wird, um zu entscheiden, was das beste ist, und um den günstigen Augenblick zu wählen. Möge Seine Majestät Sie behüten, wie ich sie darum bitte! Amen.

Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Burgos, am zweiten Pfingstfeiertag.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

428. Brief - An Pater Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes

Burgos, am 25. Juni 1582

Wunsch, er möchte nicht nach Sevilla sich begeben, wo die Pest herrschte. Vollkommenheit der Karmelitinnen in Burgos. Ihre Armut. Pater Philipp. Die Priorin von Toledo. Schwierigkeiten, in denen die Karmelitinnen von Salamanka sich befinden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ich habe noch keine Antwort erhalten auf die Briefe, die ich Ihnen durch einen eigenen Boten zugesandt habe, und doch erwarte ich sie mit größter Sehnsucht, um zu erfahren, wie es mit Ihrer Gesundheit steht. Was mich einigermaßen getröstet hat, war der Umstand, dass wir bis heute fast beständig kühles Wetter hatten. Ich hoffe, dass Sie an dem Orte, wo Sie sich befinden, nicht die Hitze auszuhalten haben, die dort gewöhnlich herrscht. Möge der Herr alles leiten! Er sieht, in welcher Notlage wir sind. Ich versichere Sie, es ist etwas sehr Schmerzliches, dass Sie gerade um diese Zeit diese Reisen machen müssen und wir nicht öfter Nachricht von Ihnen erhalten können. Mein innigster Wunsch wäre es, dass Sie keinen Aufenthalt nehmen und nicht einmal daran denken, nach Sevilla zu reisen, wenn es auch notwendig sein sollte; denn ganz sicher wütet dort die Pest. Unterliegen Sie um der Liebe unseres Herrn willen ja nicht der Versuchung, dorthin reisen zu wollen! Das wäre der Untergang für uns alle, wenigstens für mich. Gott hat Ihnen zwar die Gesundheit geschenkt; aber sie der Gefahr aussetzen, wäre dazu geeignet, mich um das Leben zu bringen.

Die Klostergemeinde in Burgos befindet sich in so gutem Zustande, dass Sie entzückt wären, wenn Sie sie sehen würden. [Nichtsdestoweniger fehlt es uns nicht an Gelegenheit, Gott Opfer zu bringen. Seine Majestät weiß es, in welcher Not wir uns manchmal befinden, da es vorkommt, dass wir am Notwendigsten Mangel leiden. Jene heilige Frau, Doña Katharina, hat uns trotz ihrer anderweitigen Verpflichtungen bis jetzt so viel geschenkt, dass man daran Ärgernis nahm und es ihr zur Gewissenspflicht machte, weiterhin nicht mehr so zu handeln. Gewöhnliche Leute, die, wie Euerer Hochwürden bekannt ist, von der vom Kloster unterzeichneten Verzichtleistung nichts wissen, bilden sich ein, dass wir Einkünfte haben, und unterlassen es allmählich, uns mit Almosen zu unterstützen, und tragen sie zu anderen Armen; es geziemt sich jedoch, von unserer guten Freundin nichts zu sagen.]

Ich habe nicht wenig zu tun, um das Geld aufzutreiben und die Kosten für das Kloster zu bezahlen. Katharina wünscht alles in bestmöglicher Vollendung, und ihr Bruder kann uns jetzt nichts schenken. Sehen Sie, was das für ein Luxus ist für arme Leute, wie wir es sind! Sehen Sie, bitte, ob sich nicht in Malagón jemand findet, der uns 50 Dukaten leihen möchte; ich will sagen, fragen Sie die Priorin, ob sie diese nicht zur Verfügung hat! Ich würde sie gerne annehmen, und es wäre dies für eine so große Zahl von Nonnen nicht zu viel. Ich bin überzeugt, mein Vater, dass uns in Zukunft hier nichts fehlen wird; allein augenblicklich werden wir in dieser Beziehung etwas geprüft.

Wir wissen keinen Geistlichen zu finden, der uns hier die Messe lesen würde. Es ist die Ansicht aller unserer Freunde, dass man für einige Zeit einen unserer Patres hierher kommen lassen sollte. Wir haben uns darum alle sehr gefreut, als Euere Hochwürden in einem Briefe davon sprachen. Ich wüßte keinen, der sich so eignen würde, wie Pater Philipp. Ich weiß, dass er sich dort sehr unglücklich fühlt; denn er schreibt mir unaufhörlich. Man darf ihn deshalb nicht länger ungetröstet lassen. Sagen Sie ihm, er möge kommen, und er wird nicht nur Messe lesen, sondern auch unsere Beichten abnehmen können; hier wird es ihm besser gefallen als in Granada…

Ich teile Ihnen mit, mein Vater, dass die Priorin in Toledo, wie sie mir schreibt, sehr leidend ist; ich mache mir gewiss ein Gewissen aus ihrem Leiden, denn dieses Klima ist ihr Tod. Ich habe mir nun gedacht, Euere Paternität sollten sie, falls Sie es für gut finden, nach Ávila mitnehmen, wenn die Schwestern sie auch wieder zur Priorin wählen; dies kann man nicht verhindern, ohne eine tiefe Erregung zu verursachen. Auf diese Weise könnte man einen doppelten Zweck erreichen. Zunächst würde sich die Gesundheit dieser Priorin bessern, und dann könnte man auch sehen, wie die Vorsteherin, die sie selbst ausgewählt hat, ohne den Titel einer Priorin ihr Amt erfüllen würde. In diesem Zustand der Krankheit wäre sie freilich für unsere Schwestern in Ávila eine große Last; allein andererseits könnte sie sich erholen und würde den Nonnen zu großem Nutzen gereichen. Übrigens schulden ihr die letzteren gar wohl dieses Zeichen der Dankbarkeit, da sie jährlich ihretwegen acht Dukaten erhalten, seitdem das Kloster zum heiligen Joseph gegründet ist. Es wird wohl mit großen Schwierigkeiten verbunden sein, diesen Plan in Ausführung zu bringen. Aber da diese Priorin so vieles für den Orden getan hat, so wäre ich untröstlich, wenn ich sie sterben lassen müsste, ohne dieses Mittel versucht zu haben.

Wenn Euere Hochwürden einmal nach Toledo kommen, werden Sie sehen, was das beste ist. Es liegt mir indes daran, Sie aufmerksam zu machen, dass diese Priorin versucht war zu glauben, Sie stünden nicht gut mit ihr. Da Sie ihr schrieben, dass weder sie noch die Schwestern das Geld anrühren dürften, so bildete sie sich ein, Sie würden sie für eine Verschwenderin halten. Ich habe ihr in diesem Betreff schon Antwort gegeben und ihr mitgeteilt, dass Sie den Wunsch hätten, es möchte das Kloster Einkünfte besitzen und die Kirche allmählich erbaut werden. Sie haben zwar, mein Vater, viele Verdrießlichkeiten mit all diesen Nonnen, allein Sie sind ihnen wirklich zum Danke verpflichtet; denn sie haben den größten Anteil an Ihren Leiden genommen, besonders die Nonnen von Toledo…

[Körperlich bin ich in Burgos; aber mit meinen Sorgen, ich möchte beinahe gesagt haben mit meinen Befürchtungen, in Salamanka; denn ich fürchte in der Tat, dass diese meine Töchter auf der Straße bleiben müssen], so schwierig ist es, ein passendes Haus aufzutreiben. Es kommt so weit, dass wir nicht mehr wissen, was wir mit diesem Kloster anfangen sollen. Es ist große Gefahr, dass die Nonnen das Geld verbrauchen, das sie zum Kaufe eines Hauses haben. Schließlich habe ich den Nonnen geschrieben, sie dürften den Christoph Juárez nicht entlassen, bis Sie kommen würden; und wenn Sie einmal in Salamanka seien, würden Sie die Angelegenheiten auf das beste ordnen. Die Mauern sind jetzt vollendet; nur eine ist aus Lehm gebaut, es ist die oberste, die anderen werden aus Kalk und Steinen aufgeführt.

Möge Gott Euere Hochwürden mir erhalten! Ich kann an kein Ende kommen, wenn ich an Sie schreibe. Mit meinem Halsleiden geht es wie gewöhnlich, aber nicht schlechter, und das heißt viel. Außerdem befinde ich mich wohl, und es geht hier alles, Gott sei Dank, gut. Seien Sie unbesorgt wegen meines Leidens! Wenn ich bedenke, was ich Gott schuldig bin, und die neuen Beweise der Gnade sehe, die ich tagtäglich erhalte, so ist es wohl billig, dass ich auch etwas aus Liebe zu ihm leide. Ich wiederhole meine Bitte bezüglich des Paters Philipp. Wenn er nicht kommt, dann unterlassen Sie nicht, uns einen anderen zu senden, der die gleichen Eigenschaften besitzt! Die Nonnen des hiesigen Klosters sind sehr fromme Seelen und erfreuen sich eines tiefen Friedens.

Heute ist der 25. Juni. Gestern war das Fest des heiligen Johannes des Täufers. All unseren Freunden geht es gut.

Euerer Hochwürden Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

429. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Burgos, am 6. Juli 1582

Dank für die Nachrichten aus Sevilla. Billigung des Verhaltens dieser Priorin. Nachrichten über Burgos. Teresita ist eine kleine Heilige.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden! Amen, Amen.

Gestern erhielt ich einen Brief von Euerer Ehrwürden; er enthielt zwar nur einige Zeilen, allein ich war darüber höchst erfreut. Ich befand mich in großer Furcht, da man mir sagte, es würde eine Menge Leute der Pest erliegen. Ich empfehle Sie und Ihre Töchter recht angelegentlich Gott; und alle Klöster, an die ich heute ein Bittgesuch gerichtet habe, tun dasselbe. Jeden Augenblick befällt mich neue Angst, wenn ich bedenke, dass Sie sich in solchen Gefahren befinden.

Die Nachricht über den Tod des Paters Didakus habe ich schon erfahren, und ich danke Gott, dass er uns den Pater Bartholomäus erhalten hat. Sein Tod hätte mich wirklich sehr geschmerzt, da er für Euere Ehrwürden ein empfindlicher Verlust gewesen wäre. Gott sei gepriesen für alles, was er tut! Ich hätte nur gewünscht, dass Sie mir diese Nachricht früher mitgeteilt hätten, dann würde ich Ihnen diesen Brief eigenhändig geschrieben haben. Ich erhielt erst Kunde davon in dem Augenblicke, als der Bote abgehen wollte; und überdies habe ich sehr arges Kopfleiden, weil ich den ganzen Nachmittag Briefe schreiben musste. Aber wenn auch der gegenwärtige Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist, so wollte ich doch nicht unterlassen, Ihnen einige Zeilen zu senden.

Ich habe Ihnen nicht mitgeteilt, wie sehr mir Ihre Klage gegen die Priorin von Granada gefallen hat und mit welch gutem Rechte Sie diese vorgebracht haben. Sie hätte Ihnen danken sollen für das, was Sie getan haben, als Sie die Schwestern auf so ehrenvolle Weise und nicht auf kleinen Eseln zu ihr geschickt haben, um Sie Gott und aller Welt zur Schau auszusetzen. Wenn man Ihnen wenigstens den Vorwurf gemacht hätte, dass Sie die Schwestern auf Sänften reisen ließen. Aber selbst dann würde ich Sie nicht tadeln, vorausgesetzt, dass Ihnen kein anderes Mittel zur Verfügung gestanden wäre. Möge Gott Sie behüten, meine Tochter! Sie haben sehr gut gehandelt. Wenn andere nicht dieser Ansicht sind, so machen Sie sich darüber keine Sorge! Das sind Geschmacklosigkeiten. Diese Priorin sollte darüber unzufrieden sein, dass sich die Angelegenheiten der Gründung nicht so abgewickelt haben, wie man sie ihr dargestellt hat. Indes glaube ich, dass alles einen guten Fortgang nehmen wird; und wenn man dabei auch etwas zu leiden hat, so steht es deshalb nicht schlimmer.

Das Kloster in Burgos befindet sich in sehr gutem Zustand und ist vorzüglich eingerichtet; es ist bezahlt, und man wird auf viele Jahre hinaus keine Reparatur vornehmen lassen müssen, und so hoffe ich dann allmählich nach Ávila zurückkehren zu können. Empfehlen Sie und Ihre Töchter mich Gott! Mit meinem Halsleiden und meinen übrigen Unpäßlichkeiten geht es wie gewöhnlich. Grüßen Sie mir den Pater Bartholomäus und alle Schwestern recht herzlich! Theresia und die Schwestern dieses Klosters empfehlen sich in Ihre Gebete. Beten Sie alle für Theresia! Sie ist wirklich eine kleine Heilige und hat ein inniges Verlangen, die Ordensgelübde abzulegen. Gott führe sie an seiner Hand, Euere Ehrwürden aber erhalte er und leite Sie zu hoher Heiligkeit!

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom hl. Joseph der unbeschuhten Karmelitinnen, hinter dem Kloster der Franziskaner in Sevilla.

430. Brief - An die Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit, Novizin in Soria

Burgos, am 7. Juli 1582

Wunsch, sie möge für ihre Gesundheit Sorge tragen. Bedauern, mit ihr nicht persönlich sich unterhalten zu können.

Jesus sei mit Euerer Lieb, meine Tochter! Er erhalte Sie mir und verleihe Ihnen die Gesundheit, die ich Ihnen wünsche!

Es tat mir sehr leid, dass Euere Lieb krank waren. Erweisen Sie mir die Liebe, sich doch recht gut zu pflegen! Die Schwestern erzählen mir, was sie in dieser Beziehung für Sie tun; das freut mich sehr. Würden sie es nicht tun, so würden sie nicht schön handeln. Mögen sie nun Euerer Lieb eine sorgfältige Pflege angedeihen lassen oder nicht, so sollten Sie doch eine gleichmäßige Zufriedenheit an den Tag legen. Der Gehorsam muss Ihre Bedürfnisse beurteilen, und er wird dabei nicht fehlgehen. Möge Gott verhüten, dass das Übel ärger werde! Teilen Sie, bitte, den Schwestern mit, sie möchten mir durch den nächsten Boten Nachricht geben, ob Ihr Zustand sich gebessert habe; sonst werde ich in Sorge sein.

Was ich Ihnen in meinem letzten Briefe mitgeteilt habe, möchte ich tausendmal in Ihrer Gegenwart wiederholen; allein dieser Trost wird mir für lange Zeit nicht zuteil werden. Der Kardinal hat mir wirklich geschrieben und mir die Erlaubnis zur Gründung gegeben, sobald der König zurückgekehrt ist. Man spricht schon von seiner Rückkehr; aber so schnell er auch kommen mag, so wird er doch erst im September oder vielleicht noch später eintreffen. Machen Sie sich deshalb keine Sorge! Es würde mich ebenso freuen, Sie zu sehen, als Sie erfreut wären durch meine Anwesenheit. Wenn uns dieses Glück für den Augenblick versagt ist, wird es uns Gott auf einem anderen Wege gewähren. Mein Gesundheitszustand ist jetzt so schlecht, dass ich weder nach Soria noch anderswohin zu reisen imstande bin. Doch geht es mir wieder besser als in den letzten Tagen. Gott sei dafür gepriesen!

Ich habe einige Pillen eingenommen, und deshalb ist dieser Brief nicht von meiner Hand; ich wagte es nicht, ihn eigenhändig zu schreiben. Gott gebe Ihnen, meine Tochter, die Fülle seiner Gnaden! Vergessen Sie mich nicht in Ihren Gebeten!

Heute ist der 7. Juli.

Euerer Lieb Dienerin

Theresia von Jesu

431. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Burgos, am 14. Juli 1582

Freude darüber, dass die Karmelitinnen in Sevilla und Pater Bartholomäus von der Pest verschont blieben. Pflicht, für Katharina de Tolosa zu beten. Bevorstehende Reise nach Palencia. Vorbereitung der kleinen Theresia auf die Ablegung der Ordensgelübde. Pater Gracián in Daimiel und Malagón. Pater Nikolaus in Genua.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und erhalte Sie in allen Drangsalen und bewahre Sie vor dem Tode!

Es war für mich ein großer Trost, als ich durch Ihren Brief erfuhr, dass die Schwestern nicht krank seien und nicht einmal Kopfschmerzen hätten. Man hat aber auch in jedem unserer Klöster soviel für Sie gebetet, dass ich mich nicht wundere, wenn Sie sich wohl fühlen. Ja, nach so vielen Gebeten sollten Sie eigentlich schon heilig sein. Ich wenigstens lass es mir immer angelegen sein, Sie alle Gott zu empfehlen, und ich werde nicht vergessen, dies auch fernerhin zu tun. Glauben sie es mir, da keine unter Ihnen gestorben ist, als Gott eine Menge Leute von Sevilla vor seinen Richterstuhl rief, so ist das ein Zeichen, dass Sie noch nicht bereit sind. Möge er Sie alle miteinander behüten, besonders aber Euere Ehrwürden! Es wäre gewiss der größte Schmerz für mich, Sie sterben zu sehen. Der Tod des Paters Vikar ging mir sehr zu Herzen; aber noch mehr hätte es mir leid getan, wenn Pater Bartholomäus der Pest erlegen wäre, da dies ein schwerer Verlust für Ihr Kloster gewesen wäre. Gott sei gepriesen für alles! Er verpflichtet uns, ihm auf tausendfache Weise dankbar zu sein.

Ich habe einen Brief von Peter de Tolosa gelesen, der mir von seiner Schwester übergeben wurde. Nach diesem Briefe soll die Pest in Sevilla nachlassen; auch erfuhr ich daraus bessere Nachrichten als aus dem Euerer Ehrwürden. Ich habe seine Schwester gebeten, ihm in meinem Namen zu danken für die guten Dienste, die er Ihrem Kloster erweist. Beten Sie ja recht eifrig für ihn sowie auch für seine Schwester Katharina de Tolosa! Dazu ist unser ganzer Orden verpflichtet. Nächst Gott verdanken wir dieser Frau die Gründung des hiesigen Klosters, in dem Gott nach meinem Dafürhalten eifrig gedient werden wird. Wenn Don Peter Sie besuchen wird, so grüßen Sie ihn herzlich von mir! Empfehlen Sie mich Gott! Mit meiner Gesundheit geht es wie gewöhnlich.

Ich gedenke mit Gottes Hilfe Ende dieses Monats nach Palencia abzureisen. Unser Vater hat den Schwestern versprochen, dass ich einen Monat dort bleiben darf. Dann werde ich sogleich abreisen, um die Ablegung der Ordensgelübde der Theresia entgegenzunehmen. Sie wird bald am Ende ihres Noviziatsjahres sein und hätte den Wunsch, dass es schon vollendet wäre. Empfehlen Sie und Ihre Töchter während dieser Zeit diese Schwester ganz besonders Gott, damit er ihr seine Gnade schenke! Bedenken Sie, dass sie ihrer sehr bedarf; wenn sie auch hervorragende Eigenschaften hat, so ist sie doch bei alledem noch sehr jung.

Ich habe Ihren Brief an Pater Petrus von der Reinigung gesendet, der das Amt eines Vizerektors in Alcalá versieht, wo ihn unser Vater erst vor kurzem bei seiner Durchreise zurückgelassen hat. Ich glaube, dass er ihn arg vermissen wird. Man hat mir eben mitgeteilt, dass unser Vater in Daimiel war, und ich vermute, dass er schon in Malagón angekommen ist. Er ist, Gott sei Dank, gesund.

Grüßen Sie mir recht herzlich alle Schwestern, und melden Sie meine innigste Teilnahme allen jenen, deren Eltern vom Tode dahingerafft wurden! Sie dürfen sie versichern, dass ich für sie zu Gott beten werde. Besonders herzliche Grüße an die Mutter Subpriorin und an die Schwestern vom heiligen Hieronymus und vom heiligen Franziskus. Es würde mich sehr freuen, wenn ich ihnen schreiben könnte. Doch mein Gesundheitszustand reicht dazu nicht hin, und aus diesem Grunde ist auch der vorliegende Brief nicht von mir selbst geschrieben. Es geht mir zwar nicht schlechter als sonst gewöhnlich; allein da ich große Müdigkeit in meinem Kopfe verspüre, so wage ich es nicht, mich zu diesen Briefen zu zwingen; außerdem habe ich auch andere Höflichkeitsbriefe, die ich unbedingt erledigen muss.

Gott sei gepriesen, und er schenke Euerer Ehrwürden seine Gnade! Amen.

Heute ist der 14. Juli.

Vom guten Pater Nikolaus habe ich einen Brief erhalten, der mir große Freude machte. Er ist glücklich in Genua angekommen und hat sich auf seiner Seereise ganz wohl gefühlt. Er hat erfahren, dass unser wohlehrwürdiger Pater General binnen zehn Tagen sich nach Genua begeben muss. Hier wird er mit ihm über alle Angelegenheiten des Ordens Verhandlungen pflegen und wieder zurückkehren, ohne weiterzureisen. Diese Nachricht hat mich in hohem Grade befriedigt. Empfehlen Sie und Ihre Töchter ihn Gott! Beten Sie auch für seine Mutter, die soeben gestorben ist! Er bittet mich inständig, Ihnen dies mitzuteilen, und Ihr Kloster schuldet ihm dies wohl.

Unterlassen Sie um der Liebe willen nicht, mir zu schreiben, wie es Ihnen und den Schwestern geht! Sie wissen, wie bekümmert ich in dieser Beziehung bin. Man wird mir Ihre Briefe von Burgos aus zusenden. Möge mir der Herr die Gnade verleihen, Sie alle in vorzüglicher Gesundheit zu erhalten! Möge er besonders Euere Ehrwürden beschützen! Alle Schwestern des hiesigen Klosters befinden sich wohl und sind glücklich; sie empfehlen sich Ihren Gebeten.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Übermitteln Sie dem Pater Bartholomäus meine herzlichsten Grüße!

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph im Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen zu Sevilla hinter dem Kloster der Franziskaner.

432. Brief - An die Mutter Thomasina vom heiligen Johannes dem Täufer, Priorin in Burgos

Palencia, am 3. August 1582

Vorschrift bezüglich eines Punktes, die Klausur betreffend. Vorzüglicher Zustand des Klosters in Palencia. Zusammenkunft des Paters Nikolaus mit dem Pater General in Genua.

Jesus sei mit Ihnen, meine Mutter, und mache Sie heilig!

Ihr Brief hat mir große Freude bereitet; es war mir, als hätte ich Sie schon lange nicht mehr gesehen. Gott möge Ihnen die Gesundheit schenken und Sie mir erhalten sowie auch die Schwester Beatrix von Jesu, deren Krankheit mir großen Kummer bereitet! Ich empfehle sie Gott. Sagen Sie es ihr und grüßen Sie mir dieselbe recht freundlich!

Bei der Abreise der Doña Katharina de Tolosa müssen Sie Sorge tragen, dass die Öffnung geschlossen wird, die im Sprechzimmer zur Zeit der Überschwemmung angebracht wurde. Aber nehmen Sie keine Änderungen vor, solange sie bleibt! Außer jenen Damen lassen Sie niemand anderen diesen Ort betreten! Wenn Doña Katharina später dahin zurückkehren möchte, so brauchten Sie nur eine Wand zu entfernen, und Sie könnten ihr dieses Zimmer geben für den Fall, dass sie es wünscht. Aber das Fenster soll in der Weise angebracht werden, dass man nicht in den Garten sehen kann. Man hat uns schon genug gesehen.

Mit meinem Halsleiden geht es jetzt besser, und ich fühlte mich seit langer Zeit nicht mehr so wohl. Ich kann essen, ohne Beschwerde zu fühlen; und da heute Vollmond ist, so finde ich das ausgezeichnet. Das Zimmer, das ich bewohne, ist kühl und freundlich, und das ganze Kloster erscheint mir weit besser, als ich mir gedacht habe. Alles ist so schön eingeteilt, dass man nichts auszusetzen hat.

Die kleine Theresia empfiehlt sich in Ihr Gebet. Sie kam mir in Burgos kräftiger vor als hier. Die Schwestern sowie auch die Mutter Priorin befinden sich wohl und empfehlen sich Ihnen. Ich empfehle mich auch der Mutter Subpriorin und allen Ihren Töchtern sowie auch der Frau Katharina de Tolosa, der Beatrix und dem Lesmitos, der Doña Katharina und ihrer Mutter, überhaupt allen unseren Freunden. Die Schwester vom heiligen Bartholomäus empfiehlt sich Ihnen und allen Schwestern sowie auch den gnädigen Fräulein gar sehr. Unterlassen Sie nie, unsere Freunde aufs herzlichste zu grüßen! Selbst dann, wenn ich es nicht eigens erwähne, gebe ich Ihnen die Erlaubnis, ihnen in meinem Namen meine Grüße zu übermitteln.

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass hier zwei Schwestern zur Besorgung der Wäsche genügen. In Burgos könnte man es vielleicht ebenso machen, wenn Maria eintritt, und Sie hätten dann weniger Ausgaben. Überlegen Euere Ehrwürden dies wohl; denn ich möchte Ihnen nur anraten, was für Sie am vorteilhaftesten ist. Das Wasser, das Sie haben, ist ganz vorzüglich. Elisabeth würde sich nützlich machen, wenn sie der Maria beim Waschen behilflich wäre.

Von Pater Nikolaus habe ich einen Brief erhalten. Er teilte mir darin mit, dass der Pater General, wie ich im vorhergehenden Briefe schrieb, genau nach zehn Tagen nach Genua gekommen ist; er zeigte sich sehr liebevoll und hat ihm mit großer Herablassung und Güte alle Bittgesuche gewährt, die er an ihn richtete. Er hat ihm sein Wohlwollen dadurch bekundet, dass er ihn zu seinem Prokurator für die ganze Provinz der unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen ernannte, so dass jetzt alles, was an den Ordensgeneral gelangen soll, zuerst durch seine Hand gehen und seinem Gutachten unterbreitet werden muss.

Die Brüder des Paters Nikolaus haben sich gegen den Pater General sehr liebevoll benommen, so dass dieser höchst befriedigt abreiste. Als die beschuhten Karmeliten den Pater Nikolaus in ihr Kloster kommen und um Gastfreundschaft bitten sahen, glaubten sie, er wolle beschuhter Karmelit werden. Sie baten ihn, in ihrem Kloster zu bleiben, und versprachen ihm, dass sie ihn zum Prior wählen würden. Wenn er nur Abneigung hat gegen dieses Amt! Vielleicht ist er jetzt in Spanien; denn er teilte mir mit, dass er abreisen werde, sobald er einen Platz auf einem Schiffe finden würde. Beten Sie für ihn inständig zu Gott und danken Sie ihm alle dafür, dass Seine Majestät uns eine so große Gnade erwiesen hat, indem sie uns beim General so in Gunst setzte. Veranstalten Sie eine Prozession und singen Sie etwas, um dem Herrn Ihre Dankbarkeit zu bezeigen! Von nun an fehlt uns weiter nichts mehr, als dass wir recht heilig sind und aus solchen Wohltaten Nutzen ziehen, um Gott treuer zu dienen. Der Herr sei mit Euerer Ehrwürden und verleihe Ihnen seine Gnade! Heute ist der 3. August.

Um meinen Freunden die schuldige Ehrfurcht zu bezeigen, hätte ich mich nicht einer fremden Hand bedienen sollen. Da ich nicht an meinen Doktor schreibe, so mag er wohl glauben, dass es mir nicht möglich ist. Grüßen Sie ihn herzlich und teilen Sie ihm auch die Neuigkeit mit, die mich mit großer Freude erfüllt! Auch die Schwestern sollen sich um der Liebe willen freuen, da Gott uns so große Gnaden erwiesen hat. Möge er Sie behüten, meine liebe Freundin, und Sie heilig machen!

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Thomasina Baptista in Burgos.

433. Brief - An Doña Katharina de Tolosa in Burgos

Palencia, 3. August 1582

Sie freut sich über den Brief, den ihr Doña Katharina geschrieben. Die Engelchen der Doña Katharina. Einige Dukaten der Äbtissin von St. Dorothea. Kleine Besserung des Halsleidens.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Beim Anblick Ihres Briefumschlages war ich Ihnen dankbar, dass Sie das »Erlaucht« weggelassen haben; denn so kann ich Ihnen antworten.

Ich möchte Ihnen sagen, dass mir und allen mein Lesmes sehr gefallen hat. Möge Gott ihn behüten und heilig machen! Diese zwei Engel machen mir Freude. Maruka habe ich gebeten, mir beim Gebete behilflich zu sein. Sie ist Pförtnerin, die alles gut vollzieht. Beide haben das Verlangen, Sie zu sehen, ebenso wie ich.

Möge der Herr uns diesen Wunsch erfüllen und Ihnen die Freude vergelten, die Sie mir durch Ihren Brief bereitet, da ich wegen Ihres Befindens in Sorge war! Ich habe schon wieder den Wunsch nach einem anderen Brief mit guten Nachrichten über die Besserung meiner Beatrix. Möge Gott sie ihr verleihen! Die Neuigkeiten, die ich mitgebracht, habe ich noch nicht weitergegeben, da ich warte, bis … von Ihnen … kommt. Denn es reichte mir das nicht hin, um alles mitzuteilen, was sie getan. Auch in einer Novene, die Sie zu Hause gehalten, hatte sie niemand gesehen. Ich sagte ihr, wie schlimm es in der Stadt ausgelegt wurde. Ich werde es mir sehr angelegen sein lassen, die Briefe zu übergeben, wenn ich kann. Gebe Gott, dass man sie nicht wieder anderswohin schickt! Sagen Sie dies der Elisabeth de Trazanos und übermitteln Sie ihr meine Grüße!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass die Äbtissin von St. Dorothea mir zwei Dukaten gab, ohne zu wissen, dass … Nachdem ich sie gesehen, - erschien … an Sie, an Theresia und Beatrix.

Gott sei mit Ihnen! Ich habe viel zu tun … Briefe.

In meinem Halsleiden ist eine Besserung eingetreten. Ich weiß nicht, ob sie andauern wird.

Heute ist Freitag. Ich …

434. Brief - An Doña Theresia de Layz, Stifterin des Klosters zu Alba

Palencia, am 6. August 1582

Unmöglichkeit für Thomasina, nach Alba zurückzukehren. Priorinnen dieses Klosters. Rat bezüglich des Kaplans.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihren Brief habe ich erhalten. Was die Angelegenheit betrifft, von der Sie mir erzählen, so vermag ich wenig. Ich habe zwar mit der Mutter Thomasina Baptista gesprochen, allein schon der bloße Gedanke, nach Alba zurückzukehren, machte, wie sie mir sagte, einen solchen Eindruck auf sie, dass sie vom Kopf bis zu den Füßen darüber erschauderte. Außerdem gibt sie bezüglich ihres Seelenfriedens so entsprechende Gründe an, dass kein Oberer ihr befehlen wird, nach Alba zurückzukehren. Gegenwärtig genießt sie einen tiefen Frieden; ihre Klostergemeinde ist in gutem Zustande, und es gefällt ihr im Kloster zu Burgos. Wenn Sie diese [Schwester] lieben, so müssen Sie sich über ihr Glück freuen und dürfen sie nicht zwingen, wider ihren Willen bei Ihnen zu sein. Gott verzeihe Ihnen! Aber ich wünsche so sehr, Sie zufriedenzustellen, dass ich gerne alles mögliche für Sie tun wollte. Betrüben Sie sich um der Liebe Gottes willen nicht! Denn im Orden gibt es genug Nonnen, die die Lücke ausfüllen werden, die Thomasina bei Ihnen zurücklässt.

Sind Sie betrübt bei dem Gedanken, dass die Mutter Johanna vom Heiligen Geiste zur Priorin erwählt wird, so kann ich Sie beruhigen. Sie hat mir tatsächlich geschrieben, dass sie um nichts in der Welt dieses Amt wieder annehmen will. Ich weiß nicht, was ich von den Schwestern dieses Klosters sagen soll; ich fürchte sehr, dass eine Priorin nie lange in ihrem Amte bleiben wird, da alle diese Würde fliehen.

Ich bitte Sie, aufmerksam zu erwägen, dass dieses Kloster das Ihrige ist und dass man Gott nicht treu dienen kann mitten in der Verwirrung. Es ist alles sehr am Platze, dass Sie in keiner Weise für die Schwestern Partei ergreifen. Wenn sie wären, was sie sein sollten, was würde dann daranliegen, ob sie diese oder jene zur Priorin haben? Das sind Kindereien und Zeichen persönlicher Anhänglichkeit, die keineswegs im Einklang stehen mit der Vollkommenheit, in der unbeschuhte Karmelitinnen leben sollten. Man trifft diese Dinge in keinem unserer Klöster. Ich glaube ungefähr jene herausfinden zu können, die die anderen Schwestern beunruhigen. Wenn mir Gott die Gesundheit schenkt, werde ich sobald wie möglich nach Alba kommen, um mich von diesen Umtrieben zu überzeugen.

Es tut mir dies sehr leid, da ich aus sicherer Quelle weiß, dass man den Religiosen eines anderen Ordens etwas erzählt hat, was man ihnen hätte vorenthalten sollen; man hat es dann wieder weiter erzählt an Laien außerhalb Albas. Ist es gut, wenn die Nonnen ihrem Orden durch ihre Kindereien und Unvollkommenheiten so großen Schaden zufügen, dass man denken muss, es seien alle Karmelitinnen so wie diese? Ich bitte Sie daher, ihnen dies zu sagen und sich um die Wiederherstellung des Friedens zu bemühen; denn unser Vater wird unverzüglich nach Alba reisen. Ich bitte Sie, mir diesen Dienst zu erweisen; jede Priorin, wer sie auch immer sei, wird Ihnen dafür dankbar sein.

Hätte ich doch etwas von dem, was man mir eben mitgeteilt hat, gekannt, so würde ich, ich versichere Sie, Abhilfe geschaffen haben; von jetzt ab werde ich zu diesem Zwecke alles aufbieten. Zeigen Sie, bitte, diesen Brief dem Pater Petrus Sánchez und grüßen Sie ihn herzlich von mir! Bitten Sie ihn auch, er möchte die Schuldigen zurechtweisen und sie nicht so oft zur Kommunion gehen lassen. Sie sollen ja nicht denken, dass es etwas Geringes ist, ein Kloster in Verwirrung zu bringen und mit Personen von außen über Dinge zu sprechen, die so schädlich sind für Seelen, die die Welt jetzt für Spiegel der Tugend betrachtet. Ach, meine Frau, wie ist es doch da ganz anders bestellt, wo der wahre Geist des Glaubens herrscht! Möge Gott ihnen diesen schenken und Sie viele Jahre in der Gesundheit erhalten, die ich Ihnen wünsche! Heute ist das Fest der Verklärung [Christi].

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

435. Brief - An die Mutter Thomasina, Priorin in Burgos

Palencia, am 9. August 1582

Sorge für die Kranken. Zweckmäßigkeit, Almosen zu sammeln, um nicht das Missfallen des Erzbischofs zu erregen. Empfehlungen an den Lizentiaten Aguiar und an Doktor Manso. Pater Gracián befiehlt die Reise nach Alba.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Ich versichere Sie, es tut mir sehr leid, dass die genannte Schwester krank ist, nicht nur weil sie eine vorzügliche Nonne ist, sondern auch weil sich Ihre Arbeit unter den gegenwärtigen Umständen gehäuft hat. Geben Sie mir immer Nachricht über ihre Gesundheit und hüten Sie sich, der kranken Schwester zu nahe zu kommen, da dies nicht notwendig ist, um sie zu pflegen und zu heilen; vergessen Sie diesen Rat nicht! Ich habe Ihnen schon geschrieben, wie viel Liebe man für die Kranken haben muss. Ich weiß zwar, dass Euere Ehrwürden es nicht daran fehlen lassen, aber ich sage es immer wieder allen Schwestern.

Was die Angelegenheit des Almosensammelns betrifft, so wurde ich darüber außerordentlich betrübt. Ich weiß nicht, warum Sie mich um etwas fragen, von dem ich wünsche, dass es geschehen soll. Als ich noch in Burgos war, habe ich Ihnen oft gesagt, es sei nicht angezeigt, dass die Leute wüßten, dass wir keine Einkünfte besitzen, noch viel weniger, dass wir zum Almosensammeln gehen. Auch in den Satzungen heißt es, wie ich glaube, dass man in großer Not sein muss, um zum Almosenbetteln gehen zu können. Bei Ihnen ist es aber nicht so weit; denn Frau Katharina de Tolosa hat mir geschrieben, dass sie Ihnen nach und nach den Erbteil ihrer Töchter geben werde. Wenn man weiß, dass das Kloster keine Einkünfte besitzt, dann kann man meinetwegen Almosen sammeln. Doch sprechen Sie nicht weiter davon! Möge Gott verhüten, dass Sie jetzt zum Almosensammeln gehen! Das wäre kein Gewinn für Sie; was Sie auf der einen Seite bekämen, würden Sie auf der anderen vielfach wieder verlieren. Sprechen Sie doch in meinem Namen mit den uns befreundeten Herren und setzen Sie ihnen Ihre Notlage auseinander! Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass Sie diese immer bestens von mir grüßen sollen. Von jetzt an sei es für immer gesagt, dass ich alle Grüße billige, die Sie ihnen von mir übermitteln, und auf diese Weise werden Sie keine Lüge sagen.

Hier ist es schrecklich heiß, wenn es auch morgens etwas frisch ist. Ich freute mich über diese schöne Zeit mit Rücksicht auf Ihre Kranke; denn Sie werden in Burgos ebenso heißes Wetter haben.

Teilen Sie dem Lizentiaten Aguiar, der jeden Tag in Ihr Kloster kommt, mit, dass es mir sehr leid tut, ihn nicht mehr zu sehen, und dass mich sein Brief sehr gefreut hat. Ich schreibe ihm nicht, weil es ihm lieb sein wird, keine Gelegenheit zu haben, um mir so bald zu antworten. Sagen Sie dies auch dem Doktor Manso, dem ich aus dem gleichen Grunde nicht schreibe. Unterlassen Sie nie, ihn zu grüßen und mir Nachricht über seine Gesundheit zu geben! Grüßen Sie mir auch den Pater Magister Mata! Die Schwestern von hier beneiden Sie sehr um Ihren vortrefflichen Beichtvater.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass der Geistliche von Arévalo unseren Erwartungen nicht entsprach; auch teilte er mir mit, dass er abreisen werde. Ich habe gestern mit ihm gesprochen, und das war gut.

Teilen Sie, bitte, der Subpriorin, der Beatrix und meiner kleinen Dicken mit, dass mich ihre Briefe sehr gefreut haben. Sie wissen schon, dass sie mich entschuldigen müssen, wenn ich ihnen keine Antwort gebe, da ich nicht immer einen Anlass dazu habe. Grüßen Sie mir herzlich die Tochter des Petrus! Gott sei mit Ihnen, meine Tochter! Seine Majestät behüte Sie und schenke Ihnen jene Heiligkeit, um die ich für Sie bitte! Amen. Amen.

Heute ist der Vorabend von St. Laurentius.

Unser Vater hat mir von Almodóvar aus geschrieben, dass es ihm gut gehe; aber Sie müssen ihn Gott empfehlen, damit er nicht nach Andalusien geht, da er diesen Gedanken noch nicht aufgegeben hat. Er gab mir gegenüber seinem Wunsche Ausdruck, dass ich mich nach Alba und Salamanka begeben sollte, bevor ich nach Ávila zurückkehre. Ich habe den Schwestern von Alba geschrieben, dass ich diesen Winter über in ihrem Kloster bleiben werde; das kann wohl möglich sein, aber gewiss ist, dass ich bin

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

436. Brief - An Don Sancho Dávila in Alba de Tormes

Palencia, am 12. August 1582

Verlangen, ihn zu sehen. Lebensbeschreibung der Marquise de Velada. Beatrix de Ovalle.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Wenn ich gewusst hätte, dass Sie sich am dortigen Platze befänden, hätte ich schon eher Antwort auf Ihren Brief gegeben. Es wäre dies mein innigster Wunsch gewesen, um Ihnen meine große Befriedigung zum Ausdrucke zu bringen, den er mir verschafft hat. Die göttliche Majestät vergelte Ihnen das mit geistigen Gütern, um die ich immer für Sie bitte!

In der Zeit, als die Gründung in Burgos sich vollzog, gab es so viele Verdrießlichkeiten; auch war ich so wenig gesund und so sehr mit Arbeiten überladen, dass mir kaum Zeit blieb, um mir den Trost zu verschaffen, Ihnen einen Brief zu schreiben. Gott sei Dank dafür! Die Gründung ist abgeschlossen, und zwar in vortrefflicher Weise. Es wäre mein innigster Wunsch, in jene Stadt zu reisen, in der Sie sind, und es würde mich sehr freuen, mich persönlich mit Ihnen über gewisse Dinge zu besprechen, die man in einem Briefe schwerlich gut auseinandersetzen kann. Aber unser Herr erlaubt mir selten, meinem Willen zu folgen. Möge darum der Wille Seiner Majestät geschehen! Denn das ist die Hauptsache.

Ich wünschte sehr, die Lebensbeschreibung der gnädigen Frau Marquise zu sehen. Die Frau Äbtissin, ihre Schwester, wird vielleicht meinen Brief mit etwas Verspätung erhalten, und sie hat mir diese wohl nicht zugeschickt, weil sie zuvor selbst sie lesen will. Sie hatten ganz recht getan, dieses Denkmal zurückzulassen zum Andenken an ein so heiliges Leben. Gebe Gott, dass Sie sich an alle Begebenheiten erinnern, die es da zu erzählen gibt! Aber ich fürchte, dass ihr Bericht zu kurz ist.

Ach Gott! Was habe ich nicht gelitten, um die Eltern meiner Nichte dahin zu bringen, dieses Kind in Ávila zu lassen bis zu meiner Rückkehr von Burgos! Als sie mich schließlich ganz unbeugsam sahen, habe ich es zuwege gebracht. Gott möge Sie behüten, da Sie sich so sehr bemühen, sie in allem zu begünstigen! Ich hoffe, dass sie an Ihnen eine sichere Zuflucht finden werden. Möge Sie Gott viele Jahre erhalten und Ihnen jene Heiligkeit verleihen, um die ich unaufhörlich für Sie bitte! Amen.

Palencia, am 12. August 1582.

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

437. Brief - An die Mutter Anna von den Engeln, Priorin in Toledo

Valladolid, am 26. August 1582

Empfehlung, sich gegen Don Alvaro de Mendoza liebevoll zu benehmen. Die Kirche und das Kloster in Toledo.

Jesus möge Euerer Ehrwürden seine Gnade schenken!

Ihr Brief erreichte mich in Palencia zu einer Zeit, da es mir unmöglich war, Ihnen Antwort zu geben. Ich tue es jetzt, und zwar in großer Eile; denn der Bischof, der diesen Brief überbringt, will abreisen. Wenn er in Ihr Kloster kommt, so zeigen Sie und Ihre Töchter um der Liebe willen sich ja recht zuvorkommend gegen ihn! Euere Ehrwürden werden auch öfters jemand zu ihm senden, um ihm Ihre Aufwartung zu machen; denn wir verdanken ihm vieles.

Was das Haus betrifft, so billige ich durchaus, was Didakus Ortiz will, und auch den Plan, den er vorlegt; wenn er es kauft, wird es sehr gut sein. Er hat dabei mehr Geschick als wir, weil er es unter den gestellten Bedingungen nicht annimmt. Machen Sie sich keine Sorge wegen seiner Verdrießlichkeit; er ist immer verstimmt. Verzögern Sie die Sache, solange Sie können!

Die Schwester der Mutter Brianda vom heiligen Joseph eignet sich weder als Laien noch auch als Chorschwester. Es fehlt ihr zwar nicht an Verständnis, an gutem Geist und an innerer Ruhe - und in dieser Beziehung wäre sie mir ganz recht -, allein sie ist zu etwas anderem nicht mehr fähig außer zu dem, was sie eben tut; ihre Kraft ist vollkommen erschöpft. Sie sagt, dass man sie nicht hindern dürfe, sich Gott hinzugeben und alle Gebete zu verrichten, wie es ihr gefalle; das sei ihr Beruf. Kein Wunder, dass sie von manchen Prüfungen heimgesucht wird; doch solche gibt es überall und noch größere.

Wie es mir für den Augenblick möglich sein sollte, eine Reise nach Toledo zu machen, weiß ich nicht. Sie und Ihre Töchter würden erschrecken, wenn Sie wüßten, welche Arbeiten ich hier habe und wie viele Geschäfte ich besorgen muss, die mich todmüde machen. Doch Gott vermag alles. Empfehlen Sie daher diese Reise Seiner Majestät! Meine herzlichsten Grüße an eine jede von Ihnen; ich habe es sehr eilig [und dies ist auch der Grund, warum ich nichts mehr weiter berichte und warum dieser Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist].

Heute ist der 26. August.

Ende dieses Monats werde ich, wenn es Gottes Wille ist, in Ávila sein. Die Reise des Paters Provinzial zu dieser Jahreszeit hat mich besorgt gemacht. Gott sei mit ihm! Ich habe an Pater Anton von Jesu einen Eilboten gesandt, um ihm die Vollmachten zu überbringen. Wenn er zusagt und nach Toledo reisen will, kann er alles auf das beste anordnen.

Ich versichere Sie, dass ich mit dem vorgelegten Plan vollauf zufrieden bin. Aber Sie sagen mir nicht, womit Sie Didakus Ortiz beim Kaufe des Hauses unterstützen wollen. Was Sie geben, wird gut angewendet sein, wenn Sie nicht verschwenderisch sind. Jene Vereinbarung, nach der man uns die Kirche frei übergeben würde, ist wirklich der früheren vorzuziehen; Sie können sich darum sogleich damit befassen. Selbst wenn die Kirche sich langsam erheben würde, da nach dem Willen des Provinzials die Einkünfte allein zum Baue dienen sollen, wird Didakus Ortiz damit zufrieden sein; er hat großes Interesse an allem, was zur Förderung des Klosters dient. Das wird man übrigens später sehen. Man darf indes jetzt nach meinem Dafürhalten den Kauf des Hauses nicht unterlassen, weil man mit der Kirche beschäftigt ist; hernach werden Sie mit Didakus Ortiz ganz gut ins reine kommen. Aber zunächst müssen Sie sorgfältig prüfen, ob das, was er Ihnen geben will, genügen wird.

Berichten Sie mir, bitte, dies alles in eingehender Weise! Ich werde hier bis nach dem Feste unserer Lieben Frau im September bleiben und dann nach Medina reisen, um dort den Rest des Monats zu verbringen. An diese beiden Orte können Sie mir Briefe senden. An alle meine besten Grüße. Ich habe es sehr eilig.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

438. Brief - An die Mutter Thomasina Baptista, Priorin in Burgos

Valladolid, am 27. August 1582

Schmerz über ihre Abreise von Burgos. Rat bezüglich einiger Schwestern, der Katharina de Tolosa und des Paters Rektor.

Jesus schenke Ihnen seine Gnade! Er erhalte Sie und verleihe Ihnen die nötigen Kräfte, um die vielfachen Beschwerden ertragen zu können, die er Ihnen sendet! Ich sage Ihnen, meine Mutter, dass man Sie wie eine starke Seele behandelt. Gott sei in allem gepriesen!

Meine Gesundheit ist verhältnismäßig gut und besser als gewöhnlich. Ich werde, soviel ich glaube, nur wenige Tage hier bleiben. Ich erwarte den Boten, und sobald er angekommen ist, werde ich abreisen. Empfehlen Sie mich Gott! Es fällt mir sehr schwer, dass ich mich von Euerer Ehrwürden und Ihrem Kloster trennen muss. Machen Sie sich keine Sorge bezüglich der Schwester Katharina von der Mutter Gottes! Es ist das eine Versuchung, die vorübergehen wird. Lassen Sie diese an niemanden schreiben! Wenn sie an mich oder an die Schwester Anna schreiben will, dann meinetwegen, allein an sonst niemanden. Sie könnten ihr, um sie zu trösten, höchstens erlauben, die Briefe zu schreiben, aber fortschicken dürfen Sie dieselben nicht. Es freut mich, dass der Pater Rektor Sie besucht hat. Zeigen Sie sich ihm gegenüber recht zuvorkommend, beichten Sie von Zeit zu Zeit bei ihm und bitten Sie ihn, Ihnen einige Predigten zu halten!

Wundern Sie sich nicht darüber, dass Katharina de Tolosa so sehr geprüft wird, Sie sollen sie vielmehr trösten. Wenn sie auch heute so spricht, ein andermal wird sie wieder anderer Meinung sein.

Der Lizentiat verpflichtet mich auf alle mögliche Weise. Gott möge ihn behüten! Warum erzählen Sie Ihren Schwestern nicht, was Sie von unserem Vater wissen? Die Mutter Subpriorin schreibt mir, sie möchte wissen, wo er ist. Grüßen Sie mir diese und alle Schwestern herzlich! Das Übel der Schwester Maria macht mir Sorge. Gott sei dafür gepriesen, dass Sie jetzt eine andere Schwester zu Ihrer Unterstützung haben! Teilen Sie mir mit, wie sie sich anstellt!

Ich weiß nicht, ob es mir möglich ist, an den Lizentiaten zu schreiben. Da ich ihn innig liebe, so wäre es für mich eine Erholung, wenn ich Zeit hätte, ihm einen Brief zu senden. Grüßen Sie ihn recht freundlich, und dem Herrn Doktor teile ich mit, dass ich von den schwersten Leiden und Bitterkeiten aller Art heimgesucht bin, und ich bitte ihn, mich Gott zu empfehlen. Ich versichere Euere Ehrwürden, dass mir selbst dann, wenn mich Gott von dem Kummer befreien würde, Ihre Tochter krank zu sehen, noch eine Menge anderer Leiden blieben. Sobald ich Zeit habe, werde ich Ihnen über einige berichten.

Ich teile Ihnen mit, dass ich hier wahrscheinlich nur bis zum Marienfeste sein werde. Senden Sie die Bücher baldigst an die Priorin von Palencia, damit diese sie mir ins hiesige Kloster schicken kann. Gott erhalte Sie mir! Ich habe eben noch Zeit, Sie zu bitten, Sie möchten ja immer vorsichtig sein, dass Sie die Novizinnen nicht allzusehr beschäftigen, solange Sie nicht wissen, ob ihr Geist zur Übernahme solcher Arbeiten fähig ist. Ich mache Sie darauf aufmerksam wegen der Schwester Katharina, die zu stark überladen war; und ich wundere mich nicht, wenn sie auf den Gedanken kommt, sie sei unfähig, dies zu ertragen. In Worten müssen Sie recht liebevoll sein, und denken Sie nicht, dass alle Ihren Geist besitzen müssen; Sie würden sich dabei sehr täuschen. Glauben Sie mir, was ich Ihnen sage: Sie übertreffen mich an Tugend, aber ich besitze mehr Erfahrung als Sie. Es wäre mein Wunsch, Sie möchten mehrere Ratschläge, die ich Ihnen gegeben habe, nicht vergessen. Möge Gott Sie mir erhalten! Da ich Ihnen diese Ratschläge erteile, als gälten sie mir selber wie meinem zweiten Ich, so bedenken Sie wohl, dass sie nicht unbegründet sind. Ich lasse Ihnen, wie ich schon erwähnt habe, vollständige Freiheit, alle unsere Freunde von mir zu grüßen, sooft Sie diese treffen.

Heute ist der 27. August.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

439. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Valladolid, am 1. September 1582

Schmerz über seine Abwesenheit. Schwierigkeiten bezüglich des Testamentes des Don Laurentius. Pater Anton wieder ausgesöhnt. Rat, sich einen Begleiter zu nehmen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden! Die Briefe, die Sie mir öfters schreiben, reichen nicht hin, um mich von meinem Kummer zu befreien; sie haben ihn aber in etwa gemildert, da Sie mir mitteilten, dass Sie wohl sind und dass die Gegend, in der Sie sich aufhalten, gesund ist. Gott gebe, dass Ihre Gesundheit weiter erhalten bleibt! Ihre Briefe habe ich, soviel ich glaube, alle erhalten.

Die Gründe, die Sie zur Abreise bestimmten, scheinen mir nicht hinreichend. Sie hätten ganz gut von hier aus die Studienordnung an die Religiosen erlassen und sie beauftragen können, die Beichten der Beatinnen nicht mehr zu hören. Die dortigen Klöster hätten nur zwei Monate warten brauchen, und in dieser Zeit hätten Sie die Angelegenheiten der Klöster Kastiliens ins reine bringen können. Ich verstehe darum den Grund Ihrer Abreise nicht. Aber Ihre Abwesenheit habe ich unter den gegenwärtigen Umständen so sehr empfunden, dass mir selbst das Verlangen, Ihnen zu schreiben, vergangen ist. Deshalb habe ich es bis jetzt verschoben, wo mich die Notwendigkeit dazu zwingt. Heute ist Vollmond. Ich habe mich diese Nacht recht elend gefühlt, und auch mein Kopf ist sehr leidend. Nichtsdestoweniger ging es seit einiger Zeit besser mit meiner Gesundheit; morgen, wenn der Vollmond abzunehmen beginnt, wird auch, wie ich hoffe, dieses Unwohlsein ein Ende nehmen. Mit meinem Halsleiden geht es besser, aber es ist immer noch nicht ganz verschwunden.

Ich hatte hier viel zu leiden von der Schwiegermutter des Don Franz; sie ist merkwürdig. Sie wollte um jeden Preis einen Prozess, um das Testament meines Bruders umzustoßen. Obgleich sie unrecht hat, so genießt sie doch großes Ansehen; manche bekräftigen sie sogar im Glauben, dass sie im Rechte sei. Man hat mir zu einem Vergleich geraten, um Don Franz vor dem vollständigen Ruin zu bewahren und uns selbst Kosten zu ersparen. Es ist dies zwar zum Nachteil des Klosters St. Joseph; allein ich hoffe von der Güte Gottes, dass dieses doch schließlich alles erben wird, da seine Ansprüche fest begründet sind. Diese Angelegenheit machte mir großen Kummer und bekümmert mich noch, obwohl es der Theresia gut geht. Aber wie schmerzlich fiel es ihr, als sie hörte, dass Euere Hochwürden nicht kommen! Wir hatten es ihr bis jetzt noch nicht mitgeteilt. Einesteils freue ich mich darüber; denn dadurch wird sie einsehen lernen, dass man sich nur auf Gott verlassen darf; diese Widerwärtigkeit hat auch mir keinen Schaden gebracht.

Beiliegend werden Sie auch einen Brief finden, den mir Pater Anton von Jesu geschrieben hat. Ich bin erstaunt darüber, dass er so bald wieder mein Freund geworden ist. Ich habe ihn in der Tat immer als solchen betrachtet, und es wird sich alles wieder gut machen, wenn wir uns gegenseitig aussprechen. Selbst wenn er nicht mein Freund wäre, könnten Sie um keinen Preis einen anderen zum Vorsitzenden bei den Wahlen ernennen. Ich verstehe nicht, wie Euere Hochwürden weder daran gedacht noch auch bemerkt haben, dass jetzt nicht die Zeit zu einer Klostergründung in Rom ist. Denn Euere Hochwürden sind jetzt in großer Notlage, da es Ihnen an Männern fehlt, um die hiesigen Klöster zu versorgen. Den Pater Nikolaus werden Sie sehr vermissen; meiner Ansicht nach sind Sie allein nicht imstande, so viele Angelegenheiten in Ordnung zu bringen.

Pater Johannes de las Cuevas, den ich schon mehrmals gesprochen, hat sich in diesem Sinne geäußert. Er wünscht von ganzem Herzen, dass Euere Hochwürden in allem das Rechte treffen; er liebt Sie so innig, dass ich ihm wirklich zum Danke verpflichtet bin. Er hat betont, dass Sie gegen die im Kapitel aufgestellten Vorschriften handeln, wonach ein Provinzial, wenn er seinen gewöhnlichen Amtsgenossen nicht mehr hat, sich sogleich einen anderen wählen muss. Ich weiß nun nicht, ob dieser Pater nicht auch sagte, es müsse dies nach dem Gutachten der Prioren geschehen. Nach seiner Ansicht könnten Sie unmöglich alle diese Angelegenheiten erledigen. Moses, sagte er auch, habe sich, ich weiß nicht wie viele Männer auserwählt, die ihn unterstützen sollten. Ich gab ihm zur Antwort, dass hierfür keine Leute vorhanden wären und Sie nicht einmal die geeigneten Männer finden könnten, um die Stellen der Prioren zu besetzen. Ich sagte, dass dies die Hauptsache sei.

Man macht, wie man mir nach meiner Ankunft dahier erzählte, die Bemerkung, dass Sie nicht gern einen Mann von Ansehen um sich hätten. Ich sehe wohl ein, dass Sie nicht mehr tun können; allein da die Zeit des Kapitels sich nähert, so möchte ich nicht, dass man Euerer Hochwürden dies zum Vorwurf machen könnte. Beachten Sie dies um der Liebe Gottes willen und seien Sie vorsichtig bei Ihren Predigten in Andalusien! Ich habe nie gewünscht, dass Sie lange in diesem Lande verweilen. Da Sie mir vor kurzem in Ihrem Briefe von jenen berichteten, die dort so vieles ausgestanden haben, so bitte ich Gott, mir den Schmerz zu ersparen, Sie inmitten solcher Leiden zu sehen. Sie bemerken übrigens sehr wohl, dass der Teufel nicht schläft. Glauben Sie es mir wenigstens, dass ich die ganze Zeit, die Sie in diesem Lande zubringen, überaus besorgt bin.

Ich weiß auch nicht, warum Sie so lange in Sevilla bleiben müssen. Man hat mir mitgeteilt, dass Sie erst zur Zeit des Kapitels kommen würden, und diese Nachricht hat meinen Kummer sehr vergrößert. Ich bin darüber sogar noch mehr bekümmert, als wenn Sie nach Granada zurückkehren würden. Möge der Herr diese Angelegenheit zu seiner größeren Ehre leiten! Es wäre wirklich ein Vikar für diese Gegend sehr notwendig. Wenn Pater Anton sein Amt gut versieht, so könnten Euere Hochwürden ihn nach Andalusien senden, und gerade von hier aus könnten Sie alles übersehen. Denken Sie wenigstens nicht daran, ein Andalusier zu werden; denn Ihre Natur ist nicht dazu geschaffen, in diesem Lande zu leben. Wenn Sie auch nur selten predigen, so bitte ich Sie nochmals, ja vorsichtig zu sein mit dem, was Sie sagen.

Machen Sie sich keine Sorge in Bezug auf die Angelegenheiten in Kastilien! Was die Angelegenheit jenes Religiosen betrifft, so hatte sie nicht die Bedeutung, die man sich vorstellte, und Gott hat alles auf das beste geregelt; es ist gar nichts nach außen gedrungen. Die Priorin schreibt an Euere Hochwürden, dass die unbeschuhten Väter in Valladolid sehr krank seien, und gibt Ihnen den Grund an, warum sie die Bevollmächtigungsurkunde nicht an Pater Johannes von Jesu gesandt hat; da er allein gesund ist und alles versteht, so wäre es unmenschlich, wenn er die anderen verlassen würde. Ich habe ihr Kloster besucht, als ich hierher kam; ich habe alles in bester Ordnung gefunden, und die Väter genießen großes Ansehen in jener Stadt.

Über die Schwierigkeiten in Salamanka gibt es vieles zu erzählen. Diese haben mir trübe Stunden verursacht, und gebe Gott, dass endlich Abhilfe geschaffen werde! Wegen der bevorstehenden Profeß der Theresia war es mir nicht möglich, dorthin zu reisen; mitnehmen kann ich sie nicht und hier zurücklassen noch weniger. Ich müsste außerdem mehr Zeit haben, als mir zur Verfügung steht, um nach Salamanka zu reisen und dann nach Alba und von da nach Ávila zurückzukehren. Ich war darum sehr glücklich, als ich hier den Petrus de la Banda und Manrique traf. Ich habe das Haus für ein weiteres Jahr gemietet, um die Priorin zu beruhigen. Gebe Gott, dass es mir gelungen ist!

Die Priorin führt mich, ich versichere Sie, an der Nase herum. Sie hat wirklich den Charakter eines Weibes. Sie behandelt alle Angelegenheiten genau so, als ob sie Ihre Erlaubnis dazu schon hätte; dem Pater Rektor sagt sie, dass sie auf meine Anordnung hin handle, obwohl ich vom Hauskauf nichts weiß und ihn, wie Euerer Hochwürden bekannt ist, auch nicht will. Andererseits aber sagt sie, dass der Pater Rektor nach Ihren Anordnungen handle. Das ist ein Ränkespiel des Teufels, und ich kann nicht begreifen, worauf diese Priorin sich stützt; denn ich bin sicher, dass sie nicht lügen will; aber sie hat ein so heftiges Verlangen nach dem Kaufe dieses leidigen Hauses, dass dadurch ihr Kopf ganz verwirrt sein muss.

Gestern kam Pater Didakus, einer von denen, die sich hier befanden, als Sie Visitation hielten. Er erzählte mir, dass der Rektor von St. Lazarus sich nur gezwungenerweise und aus Liebe zu mir dieser Angelegenheit annahm. Er hat sogar zur Priorin gesagt, dass er sich jedesmal, sooft er sich damit beschäftige, in der Beichte darüber anklagen müsse, da er fürchte, Gott zu beleidigen; aber gegenüber der Zudringlichkeit der Priorin könne er nicht anders. Die ganze Stadt Salamanka ist ungehalten über den Kauf des Hauses. Nach der Ansicht des Doktors Solis kann man es mit dem Gewissen nicht vereinbaren, es zu kaufen, weil es nicht haltbar ist. Die Mutter Priorin ist aber dabei mit solcher Eile zu Werke gegangen, dass sie meiner Ansicht nach mit List handelt, damit ich nichts davon erfahre. Aus dem beiliegenden Briefe werden Sie ersehen, dass das Haus mit den Verkaufsunkosten auf 6000 Dukaten zu stehen kommt. Man sagt allgemein, dass es nicht 2500 wert ist, und man fragt sich, wie denn arme Nonnen auf unnütze Weise so viel Geld ausgeben können. Das schlimmste ist, dass sie keinen Pfennig haben. Offenbar liegt hier eine List des Teufels vor, dessen einzige Absicht es ist, das Kloster gänzlich zu verderben. Deshalb beabsichtigt man gegenwärtig, Zeit zu gewinnen, um dieses Machwerk allmählich zu zerstören.

Ich habe an Christoph Suárez geschrieben und ihn gebeten, die Verhandlungen bis zu meiner Ankunft in Salamanka, die gegen Ende Oktober erfolgen wird, einzustellen. Manrique hat ebenfalls in gleichem Sinne an den Vorstand der Kathedralschule, seinen vertrauten Freund, geschrieben. Dem Christoph Suárez gegenüber bemerkte ich, dass ich gerne wissen möchte, womit man das Haus bezahlen könnte; da er, wie man mir mitteilte, Bürgschaft für die Nonnen leistet, so würde es mir leid tun, wenn er dabei Schaden erleiden müsste. Ich gab ihm zu verstehen, dass man keine Geldmittel habe, um ihn bezahlen zu können; allein er gab mir keine Antwort. Ich ließ ihn auch durch Pater Anton von Jesu bitten, den Kauf zu hintertreiben. Gott wollte, dass unsere Nonnen ihr Geld Euerer Hochwürden geliehen haben, sonst hätten sie es schon mit dem des Anton de la Fuente ausgegeben.

Eben erhalte ich einen anderen Brief, in dem mir die Mutter Priorin mitteilt, dass Christoph Suárez für sie die 1000 Dukaten aufgetrieben habe, die sie brauchen, bis Anton de la Fuente ihnen zurückzahlt, was er ihnen schuldet. Ich fürchte, man hat ihnen diese schon übergeben. Empfehlen Euere Hochwürden diese Angelegenheit Gott! Ich meinerseits werde alles tun, was in meinen Kräften steht.

Noch ein weiterer Missstand ist vorhanden. Wenn die Schwestern in das Haus des Christoph Suárez einziehen, werden Ihre Studenten in das neue Haus St. Lazarus übersiedeln müssen, was geeignet ist, sie zu belästigen. Ich schreibe an den Pater Rektor, er möge seine Zustimmung dazu nicht geben, und werde darauf mein Augenmerk richten.

Was die 800 Dukaten betrifft, die die Patres den Nonnen schulden, so machen Sie sich darüber keine Sorge; sie werden sie vor Ablauf eines Jahres von Don Franz erhalten. Das beste ist, dass man sie den Schwestern noch nicht zurückzahlen kann, die sie sogleich ausgeben würden. Fürchten Sie nicht, dass ich die Patres dränge, sie möchten diese Summe zurückbezahlen! Es ist doch wichtiger, dass Ihre Studenten gut untergebracht sind, als dass die Nonnen ein so großes Haus besitzen. Woher sollten sie denn außerdem das Geld nehmen, um die Miete zu bezahlen? Mir kommt die Sache ganz unsinnig vor. Wenn Euere Hochwürden ihnen wirklich die Erlaubnis gegeben haben, wie kommt es dann, dass Sie die Angelegenheit an mich zurückverweisen, nachdem sie abgeschlossen ist? Wenn Sie die Erlaubnis nicht erteilt haben, wie können Sie dann Geld vorschießen? Sie haben der Tochter des Schwiegersohnes des Monroy 500 Dukaten zurückbezahlt. Wie können Sie außerdem sagen, dass die Sache so gut abgeschlossen sei, dass sie, wie mir die Mutter Priorin schreibt, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann? Möge Gott hier Abhilfe schaffen! Ich hoffe, dass er nicht säumen wird. Seien Euere Hochwürden unbesorgt; wir werden alle Maßnahmen treffen, die uns zu Gebote stehen.

Seien Sie ja um der Liebe Gottes willen vorsichtig in allem, was Sie tun! Trauen Sie ja diesen Nonnen nicht! Wenn sie nach etwas Verlangen tragen, so stellen sie Ihnen tausenderlei vor, um ihren Zweck zu erreichen. Es ist besser, wenn sich unsere Schwestern in Salamanka mit einem kleinen Hause begnügen, wie es armen Leuten zusteht, und hier in aller Demut einziehen, als wenn sie sich mit zahlreichen Schulden belasten; später können sie dann ihr Haus vergrößern. Wenn mir Ihre Abreise wenigstens einigermaßen Befriedigung verschaffen konnte, so war es deshalb, weil ich Sie sicher sah vor so vielen Unannehmlichkeiten; gewiss ist es besser, dass ich sie allein über mich ergehen lasse.

Auf die Schwestern in Alba hat es einen sehr großen Eindruck gemacht, als ich ihnen mitteilte, dass ich über sie sehr ungehalten sei und sicher bald ankommen werde. Es wäre sehr vorteilhaft, wenn wir mit Gottes Hilfe Ende dieses Monats nach Ávila zurückkehren könnten. Glauben Sie mir, es geht nicht an, dass ich dieses Kind noch länger von einem Ort zum anderen herumschleppe! Ach, mein Vater, in welcher Bedrängnis befand ich mich doch in den letzten Tagen! Aber all meine Sorgen wurden zerstreut, als ich erfuhr, dass es Ihnen gut geht. Möge Ihnen Gott immer seinen Beistand angedeihen lassen!

Grüßen Sie, bitte, die Mutter Priorin und alle Schwestern! Ich schreibe ihnen nicht eigens, da sie aus diesem Briefe Nachricht über mich erhalten werden. Es freut mich, sie gesund zu wissen, und ich bitte sie sehr, sie möchten Euere Hochwürden nicht verwöhnen, aber Ihnen doch die aufmerksamste Pflege angedeihen lassen! Grüßen Sie auch den Pater Johannes vom Kreuz! Die Schwester vom heiligen Bartholomäus lässt Sie ebenfalls ergebenst grüßen. Unser Herr behüte Sie, wie ich ihn darum bitte, und bewahre Sie vor jeder Gefahr! Amen.

Heute ist der 1. September.

Euerer Hochwürden Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

440. Brief - An die Mutter Anna von den Engeln, Priorin in Toledo

Valladolid, am 2. September 1582

Entgegenkommen gegen Don Alvaro de Mendoza. Billigung des Planes des Didakus Ortiz. Die Schwester der Mutter Brianda. Schwierige Lage der Karmelitinnen in Salamanka.

Jesus schenke Euerer Ehrwürden seine Gnade!

Ihr Brief hat mich in Palencia erreicht zu einer Zeit, wo ich keine Antwort geben konnte, da ich im Begriffe war, abzureisen; ich habe Ihnen deshalb von hier aus einen Brief geschrieben; allein ich fürchte, er sei nicht in Ihren Besitz gelangt. Ich hatte ihn nämlich an den Bischof gesandt, als er eben abreiste, damit er ihn Ihnen zukommen ließe; aber in Anbetracht seiner vielen Beschäftigungen würde es mich nicht wundern, wenn er ihn vergessen hätte. Deshalb wiederhole ich hier, was ich Ihnen schon im anderen Briefe erzählt habe.

Zunächst bitte ich Sie, jemand zum Bischof zu schicken, um dort seine Aufwartung zu machen; tun Sie dies öfters während seines Aufenthaltes in Toledo! Wenn er in Ihr Kloster kommt, sollen sich die Schwestern ihm gegenüber sehr zuvorkommend zeigen; denn wir verdanken ihm alles.

Bezüglich des Hauses gefällt mir besser, was Didakus Ortiz vorhat, und sein Plan ist sehr gut, wenn er es kauft. In Wirklichkeit finde ich, dass er mehr Vorteil hat als wir, wenn er sich nicht an die getroffene Vereinbarung, es für uns zu kaufen, hält.

Die Schwester der Mutter Brianda eignet sich weder als Laien noch als Chorschwester. Es fehlt ihr zwar nicht an Verständnis, am guten Geist und an innerer Ruhe - und in dieser Beziehung wäre sie mir ganz recht -, aber sie ist zu etwas anderem nicht fähig außer zu dem, was sie eben tut; ihre Kraft ist vollkommen erschöpft. Sie sagt, dass man sie nicht hindern dürfe, sich Gott hinzugeben und alle Gebete zu verrichten, wie es ihr gefalle, da dies ihr Beruf sei. Kein Wunder, dass sie von manchen Prüfungen heimgesucht wird; doch solche gibt es überall und noch größere.

Wie es mir für den Augenblick möglich sein sollte, nach Toledo zu reisen, weiß ich nicht. Sie und Ihre Töchter würden erschrecken, wenn Sie wüßten, welche Arbeiten ich hier habe und wie viele Geschäfte ich besorgen muss, die mich todmüde machen. Doch Gott vermag alles. Empfehlen Sie daher diese Reise Gott! Meine herzlichsten Grüße an eine jede von Ihnen; ich habe es sehr eilig, und dies ist der Grund, warum ich nichts weiter berichte und warum dieser Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist.

Valladolid, am 2. September.

Mein Befinden ist ziemlich gut, und ich gedenke am Montag nach dem Feste unserer Lieben Frau abzureisen. Ich werde unsere Schwestern in Medina nur vorübergehend besuchen, um rechtzeitig in Ávila sein zu können, wo ich nur einige Tage zu bleiben gedenke; dann muss ich mich nach Salamanka begeben, wo infolge des Hauskaufes alles in Verwirrung ist. Meine Anwesenheit ist dort sehr notwendig. Möge Gott Hilfe schaffen und Euere Ehrwürden mir erhalten! Amen.

Theresia und die Schwester vom heiligen Bartholomäus empfehlen sich Euerer Ehrwürden recht angelegentlich.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Der Überbringer dieses Briefes ist Pater Johannes de las Cuevas. Er hat mir mitgeteilt, dass er Sie besuchen werde; nehmen Sie ihn daher recht liebevoll auf!

441. Brief - An Petrus Sánchez, Kaplan und Beichtvater zu Alba de Tormes

Valladolid, am 5. September 1582

Freude über den Eifer, den er auf die Vervollkommnung der Karmelitinnen in Alba verwendet. Beweise der Ehrfurcht. Theresia de Layz, Gründerin des Klosters.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen, mein Vater! Ihr Brief hat mir großen Trost verschafft. Gott behüte Sie! Denn Sie sind nicht schuld daran, wenn das Kloster irgendwie Schaden genommen hat. Sie verstehen es sehr wohl, es zu entschuldigen, und ich finde es nicht übel, dass Sie in jeder Hinsicht Vaterstelle vertreten. Sie verdanken alles den Schwestern, und diese erzählen mir soviel Gutes von Ihnen. Im Grunde genommen sind sie gute Seelen; und wenn auch der Teufel die Gelegenheit wahrnimmt, um sie in Verwirrung zu bringen, so verlässt sie doch Gott nicht und stützt sie mit seiner Hand. Sein Name sei gebenedeit! Er lässt zu jeder Zeit gegenüber seinen Geschöpfen seine Barmherzigkeit walten. Sie selbst haben sich mir gegenüber überaus barmherzig gezeigt, indem Sie mich von der Sorge befreiten, die mir dieses Haus bereitete. Da Sie der Beichtvater dieser Nonnen sind, so freut mich das, was Sie mir erzählen, mehr als alles übrige. Ich werde nicht säumen, mit Gottes Hilfe nach Alba zu reisen, und wir werden uns dann mit Muße besprechen können. Empfehlen Sie mich Gott! Angesichts der vielen Geschäfte, die sich hier einstellten, habe ich kaum Zeit, zu schreiben.

Grüßen Sie, bitte, Frau Theresia de Layz! Ich glaube, dass ich keine Zeit finden werde, ihr zu schreiben. Sie können ihr mitteilen, dass ihr Brief mich erfreut hat und dass die Angelegenheiten mit Gottes Hilfe sich gut abwickeln werden. Gott schenke Ihnen seine Gnade!

Valladolid, am 5. September.

Euerer Hochwürden Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater, Petrus Sánchez, Beichtvater der Karmelitinnen zu Alba. Er ist mein Vater.

442. Brief - An die Mutter Katharina von Christus, Priorin in Soria

Valladolid und Medina del Campo, am 15. September 1582

Rat, die Profeß von zwei Schwestern aufzuschieben. Die Gründung in Pamplona kann erst ausgeführt werden, wenn sichere Einkünfte vorhanden sind. Ankunft in Medina.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und erhalte Sie mir!

Ihre Briefe habe ich erhalten, und sie bereiteten mir überaus große Freude. Es hätte mich sehr gefreut, wenn man die Küche und den Speisesaal ausgebessert hätte, allein Sie sind besser imstande als ich, die geeigneten Anordnungen zu treffen; handeln Sie also, wie Sie es für gut halten!

Es freut mich sehr, zu erfahren, dass die Tochter des Rochus de Huerta vorzügliche Eigenschaften besitzt. Es scheint mir vorteilhaft, mit der Profeß zu warten bis zu der Zeit, die Sie angeben; sie ist noch jung, und es hat keine Eile. Wundern Sie sich nicht, an ihr einige Verkehrtheiten des Charakters zu finden! Für ihr Alter ist dies nicht von Bedeutung. Sie wird dies ablegen, und gewöhnlich werden solche Leute bußfertiger als andere.

Sagen Sie der Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit, dass ich, um ihr eine Freude zu machen, gern ihre Bitte erfüllen möchte und noch mehr! Gebe Gott, dass es mir möglich sei, zu ihrer Profeß zu kommen! Ich würde dies sehr gerne tun, und es wäre mir weit angenehmer, als mich mit all den Schwierigkeiten hierzulande abzugeben…. Möge Gott diesen Plan verwirklichen, wenn er zu seiner Ehre beiträgt!

Was die Klostergründung betrifft, so werde ich dazu meine Einwilligung nicht geben, wenn nicht sichere Einkünfte vorhanden sind. Wir müssen in dieser Weise verfahren, da nach meiner Ansicht der Wohltätigkeitssinn nicht groß ist und wir bei der großen Entfernung dieses Ortes von all unseren anderen Klöstern uns nicht niederlassen können, wenn wir nicht in entsprechender Weise für das Nötige Sorge tragen. In Kastilien unterstützen sich die Klöster gegenseitig, wenn eines von ihnen in Not gerät. Es ist aber erfreulich, dass ein so guter Anfang vorhanden ist, dass man von dieser Angelegenheit spricht und dass allmählich wohltätige Leute sich finden. Wenn Gott dieses Werk will, wird er selbst die Herzen rühren und uns mehr Hilfe verschaffen, als wir augenblicklich finden.

Ich werde kurze Zeit in Ávila bleiben; denn ich darf nicht säumen, nach Salamanka zu reisen, wohin Sie mir schreiben können. Wenn jedoch die Gründung in Madrid sich verwirklichen sollte, wie ich es tagtäglich erwarte, so würde ich lieber dorthin mich begeben, um Ihrem Kloster näher zu sein. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott!

Es wäre mein Wunsch, dass diese Nonne, von der Sie mir erzählen, nach Palencia sich begeben würde, wenn sie es wünscht; denn man braucht sie gerade in diesem Kloster. Ich schreibe daher an die Mutter Agnes von Jesu, damit sie miteinander die Sache vereinbaren.

Was die Angelegenheit mit den Theatinern betrifft, so hat es mich gefreut, dass Sie Ihr möglichstes taten; denn das tut not…. Der Doña Beatrix bitte ich in meinem Namen alles mitzuteilen, was Sie für gut erachten. Ich würde ihr gerne schreiben, aber wir sind eben daran, abzureisen, und ich habe so viele Arbeiten zu erledigen, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Gott möge alles zu seiner Ehre gereichen lassen!

Wenn ich Ihnen empfehle, die Profeß jener genannten Novizin aufzuschieben, so geschieht dies - Sie dürfen es mir glauben - nicht, um einer anderen vor dieser den Vorzug zu geben; denn das sind weltliche Eitelkeiten, die mich sehr betrüben; ich mischte nicht, dass Euere Ehrwürden auf solche Dinge Rücksicht nehmen. Aber diese Maßregel gefällt mir, da diese Schwester noch sehr jung ist und so Gelegenheit hat, sich noch mehr abzutöten. Für den Fall, dass man eine andere Absicht als diese vermuten sollte, würde ich Ihnen befehlen, sie sogleich zur Profeß zuzulassen. Es ist wirklich gut, die Demut, die wir gelobt haben, auch im Werke zu zeigen. Das hatte ich Ihnen zuerst sagen wollen. Die Demut der Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit kenne ich; sie ist über alle diese kleinlichen Ehrenpünktlein der Welt erhaben. Es freut mich deshalb sehr, dass Sie die Zeit der Profeßablegung dieses Kindes noch hinausschieben.

Sonst kann ich Ihnen nichts berichten; wir reisen nach Medina ab. Mit meiner Gesundheit steht es wie gewöhnlich. Meine Begleiterinnen empfehlen sich Euerer Ehrwürden. Schwester Anna hat Ihnen vor einigen Tagen geschrieben, was hier vorgeht. Ich bitte alle Schwestern inständig, für mich zu beten. Gott möge sie heilig machen und Euerer Ehrwürden die gleiche Gnade schenken! Valladolid, am 15. September.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Wir sind in Medina angekommen; ich habe soviel zu tun, dass mir gerade soviel Zeit erübrigt, um Ihnen mitzuteilen, dass wir eine gute Reise hinter uns haben. Wenn Sie die Profeß der Schwester Elisabeth aufschieben, so suchen Sie nicht den Anschein zu erwecken, als geschehe es, um einer anderen einen Vorzug zu gewähren; denn das ist nicht der entscheidende Grund für diese Maßregel.

Anhang

1. Briefsammlung des Marquis de S. Juan de Piedras Albas

1. Brief - An Doña Elvira de Cepeda, Tante der Heiligen

Ávila, Kloster der Menschwerdung, 6. Juli 1541

Regelung einer Rechnung in Sotarrendura. Es ist ihr unangenehm, sich in weltliche Angelegenheiten einzumischen.

Meine liebe Tante Elvira! Haben Sie die Güte, morgen zu meinem guten Vater, Herrn Don Alphons de Cepeda zu gehen, um so die Angelegenheiten von Gotarrendura zu regeln! Suchen Sie diese so zu ordnen, wie es Ihnen am besten dünkt! Denn Sie wissen recht wohl, dass ich zufrieden sein werde mit dem, was Sie miteinander abmachen, und ich nehme es als gut vollzogen an. Diese Rechnungen bereiten mir viele Unannehmlichkeiten, und Gott weiß es, dass ich diese Schritte nicht so rasch getan hätte; aber der Gehorsam zwingt mich dazu! So muss ich trotz meines Bedauerns Sie bitten, mir behilflich zu sein, damit die Angelegenheiten bald erledigt werden. Verwenden Sie alles dazu, was Sie gegeben und was Sie von Herrn Venegrilla erhielten, wie es in der Vollmacht steht, die ich meinem Vater schicke. Es tut mir arg leid, ihn mit diesen Geschäften plagen zu müssen. Seine göttliche Majestät wird ihn belohnen ebenso wie Sie. So flehe ich immer in meinen Gebeten.

Heute ist der 6. Juli 1541

Ihre Dienerin

Theresia de Ahumada

2. Brief - An Doña Johanna de Ahumada, Schwester der Heiligen

Ávila, 29. November 1561

Rat an ihre Schwester, sich in ihren Nöten vertrauensvoll an Doña Guiomar zu wenden. Wunsch, etwas über ihren Bruder Don Laurentius zu erfahren.

Jhs

Der Heilige Geist und seine Gnade sei mit Ihnen, meine liebe Schwester!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Doña Guiomar Ihnen sehr gerne den Weizen sowie alles geben wird, was Sie benötigen. So hat sie zu mir gesagt, und Sie wissen sehr wohl, wie gerne sie sich um unsere Angelegenheiten annimmt. Sagen Sie das alles Ihrem guten Herrn Gemahl, Don Johann de Ovalle, damit er sich nicht in Bürgschaften mit anderen entlässt! Er möge kein Bedenken tragen, alles, was ihm mangelt, von Doña Guiomar sich zu erbitten, da er recht gut weiß, dass sie mir beistehen will und uns innige Freundschaft miteinander verbindet. Bitten Sie recht innig die göttliche Majestät, damit wir bald etwas von unserem Herrn Bruder, Don Laurentius, erfahren und wir sobald wie möglich unsere Angelegenheiten erledigt sehen.

Heute ist der Vorabend von St. Andreas 1561.

Ihre ergebenste Dienerin

Theresia de Ahumada

3. Brief - An eine unbekannte Person

Im Jahre 1562

Rat der Heiligen, die Diener der Doña Guiomar de Ulloa möchten der Maria Díaz mehr Achtung entgegenbringen.

Jhs

Diese gute Frau besitzt große Heiligkeit, und man bringt ihr wenig Liebe von seiten der Diener der Doña Guiomar entgegen. Darum wäre es gut, wenn die Frau (Guiomar) es erfahren würde, damit alle ihr Achtung erweisen und sie nach ihrer Weise leben lassen, da sie nur auf das Heil ihrer Seele bedacht ist. Unterlassen Sie nicht, es ihr zu sagen; denn Sie tun damit ein gutes Werk!

Es küßt Ihnen die Hand

Ihre Dienerin

Theresia de Ahumada

4. Brief - An Doña Agnes Nieto

Valladolid, 10. November 1568

Sie tröstet Doña Agnes über den Verlust ihrer beiden Söhne in der Schlacht in Friesland.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Ihnen, Doña Agnes, und stärke Ihre körperlichen Kräfte, um diesen so harten Schlag zu überstehen, den Sie durch die Niederlage in Friesland erlitten! Auch mich hat er erschüttert, und ich war wie regungslos bei dieser Nachricht; denn ich liebte Ihre Söhne, Don Didakus und Don Johann, die mit soviel Freude nach Flandern zogen, aufrichtig. Ich weiß nicht, wie ich Sie trösten soll, da auch mein Schmerz groß ist. Sie hatten das Elend dieses Lebens zur Genüge erfahren, und so hoffe ich, unser Herr werde Sie auch erleuchten, um die Gnade zu erkennen, die er denen erweist, die er aus dieser Welt nimmt. Nach unserem Glauben werden die Seelen, die für Ihren König und unseren heiligen Glauben sterben, mit Gott in der Glorie weilen und von ihm den besten Lohn erhalten, den wir Geschöpfe ersehnen können. Unsere Schwestern sowie auch ich bitten den Herrn um Trost und Gesundheit für Sie. Möge Seine göttliche Majestät Sie stets begleiten, so dass Sie die verlorenen Güter nicht vermissen! Heute ist der Vorabend von St. Martin 1568.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

5. Brief - An Doña Johanna Lobera

Toledo, 28. März 1569

Dank der Heiligen für das Chirurgiebuch des Johann Lobera.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und belohne Sie für die Besorgung und Sendung des Chirurgiebuches, das der Herr Johann Lobera, Ihr guter Vater, schrieb! Ich wünschte es für einen gewissen Chirurgen, einen Freund und Wohltäter dieses heiligen Hauses. Als ich es ihm gab, war er sehr erfreut und befriedigt; denn er hatte es in Alcalá sowohl als hier in Toledo mit großem Interesse zu kaufen gesucht; es war aber nicht mehr zu haben, da alle Bücher schon verkauft sind. Denn nach allgemeinem Urteil ist es das beste Buch über Chirurgie, das hierzulande geschrieben worden ist. Ich bin Ihnen deshalb sehr verbunden; auch habe ich erfahren, dass Sie nebst dem Buche den dortigen Schwestern auch Öl geschickt haben. Wir werden alle die göttliche Majestät bitten, Sie so zu belohnen, dass Sie schnell voranschreiten auf gutem Wege und im Dienste unseres Herrn.

Heute ist der Vorabend von Pfingsten 1569.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

6. Brief - An Doña Aldonza

Ávila, Kloster der Menschwerdung, November 1572

Don Alvaro de Mendoza erhört eine Bitte der Heiligen für Magister Daza.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immer mit Ihnen, Doña Aldonza! Der hochwürdigste Herr Bischof sagt mir, dass er sehr gerne den Wunsch erfülle, den ich ihm von Olmedo aus zugunsten Ihres Verwandten, des Magisters Daza, nahegelegt habe, so dass Sie ihn in Bälde jene Stelle einnehmen sehen, wie wir es so sehr wünschen. Wenn Sie mit dem Bischof reden, so sagen Sie ihm, er möge kein Bedenken tragen, ihn anzunehmen, da er diese Stelle durch seine Güte und sein Wissen wirklich verdient. Er hat nichts zu befürchten und möge es niemanden wissen lassen, wer in dieser Angelegenheit vermittelt hat, bis sie erledigt ist. Beten Sie viel, dass Seine göttliche Majestät unserem hochwürdigsten guten Herrn Bischof langes Leben schenke für das viele Gute, das er uns erweist, indem er uns bei allen unseren Unternehmungen in besonderer Weise seine Gunst angedeihen lässt!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

7. Brief - An Doña Katharina

Salamanka, Oktober 1573

Dankbarkeit gegen Doña Katharina und die Gräfin de Monterrey.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, Doña Katharina! Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Ihre Hochgeboren, die Gräfin von Monterrey , sich sehr freute über Ihren Brief und Ihre Nachrichten. Sie versprach mir, Ihnen zu schreiben und alles für uns zu tun, was in ihren Kräften steht. Wir wohnen nahe bei ihrem Palaste, und so wird es leicht sein, sie zu besuchen, wenn wir etwas benötigen. Einer ihrer Diener brachte mir das Geld und ein großes Almosen, so dass wir ihr, ihren hochgeborenen Verwandten sowie auch Ihnen sehr verpflichtet sind. Gott wird Ihre guten Werke für diese armen Weiblein belohnen, die in ihren Gebeten zu Gott flehen, dass er Ihnen seine Herrlichkeit schenke.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

8. Brief - An Doña Katharina

Veas, 26. Februar 1575

Über die Gründung in Veas und die Familien, die sie dort erwarteten.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immer mit Ihnen, Doña Katharina! Als ich mit Ihrer Base sprach, sagte sie mir, dass es ihr sehr leid tue, weil Sie nicht kamen, um den guten Zustand dieses Hauses in Augenschein zu nehmen. Das nämliche sagte sie mir von ihren Verwandten in Granada, die auch nicht kommen konnten. Bezüglich der Schriftstücke, die Sie zu haben wünschen, bemerkt sie, dass alles, was Ihre Verwandten, die Salazar und Méndez, angeht, in Granada und dort in Ávila liege. Sie besitze nur die der Mendoza und die ihrigen, und diese seien die nämlichen, die ich selbst an Sie schicke. Gott sei Dank, es hat mir an nichts gefehlt, weil Doña Katharina Godinez alles gut vorbereitet hatte. Gleichwohl bin ich Ihnen dankbar für den guten Willen, dass man mir die drei Dukaten übergab. Vorgestern, am Tage des hl. Matthias, wurde in diesem neuen Heim der Täubchen (Taubenschlag) zu Veas die erste heilige Messe gefeiert, und es herrschte große Freude und Befriedigung. Gott sei die Ehre! Möchten die Seelen, die hierher ihre Zuflucht nahmen, jeden Tag weiter vorwärts schreiten auf dem Wege der Vollkommenheit ebenso wie Sie! Darum bitte ich Seine göttliche Majestät.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

9. Brief - An Doña Maria

Malagón, 17. Juni 1576

Umzug der unbeschuhten Karmelitinnen zu Sevilla in ein neues Haus.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immer mit Ihnen, Doña Maria! Ich halte die Hitze und alle vergangenen Mühen für sehr gut angebracht; und wären sie auch noch größer gewesen, würde ich mich freuen, weil keines unserer Häuser so geehrt worden ist wie dieses. Der heiligmäßige und große Prälat trug mit großer Feierlichkeit von einer Pfarrkirche her das Allerheiligste Sakrament. Musik wechselte mit Gesängen. Viele Ordensleute und Adelige begleiteten die Prozession. Man hatte so etwas nie gesehen, wie mir Ihr Verwandter, Don García Alvarez, der uns sehr viel geholfen hat, sowie der heiligmäßige Prior de las Cuevas erzählten. Unsere Kirche war sehr schön geschmückt mit Tüchern, wohlriechenden Blumen, farbigen Blumenschalen, von denen eine mit Zitronenblüten gestillt war. All das gab reiche Abwechslung. Auch die Altäre waren sehr schön. Es wurden viele Salven abgegeben, so dass es ein Ereignis wurde, das mit seiner Erhabenheit die Herzen erfreute. Gott sei die Ehre! Möchte es Seiner Majestät gefallen, die Seelen großmütig zu machen, die hier wohnen, sowie auch Sie und alle, die mir bei dieser Gründung so treu zur Seite gestanden sind. Heute ist Vorabend des Festes der heiligen Paula, 1576.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

10. Brief - An Doña Agnes Nieto

Unbekannten Datums

Begegnung mit Philipp II.

…Bedenken Sie, Doña Agnes, was dieses arme Weiblein fühlen musste, als es einen so großen König vor sich sah! Ganz verwirrt begann ich mit ihm zu reden, weil sein durchdringender Blick, einer von denen, die bis zur Seele dringen, fest auf mich gerichtet war. Er schien mich zu durchbohren, so dass ich die Augen senkte und in aller Kürze ihm meine Wünsche vortrug. Als ich ihn in die Angelegenheit eingeweiht hatte, blickte ich ihm wieder ins Antlitz, das wie verändert war. Sein Blick war sanfter und ruhiger. Er fragte mich, ob ich noch mehr wünsche. Ich antwortete ihm, dass das Erbetene schon viel sei. Dann sagte er zu mir: »Gehen Sie ruhig heim! Alle Ihre Wünsche werden erfüllt werden.« Beim Anhören dieser Worte war ich sehr getröstet. Ich kniete mich nieder, um ihm für seine große Gnade zu danken. Er hieß mich aufstehen, und nachdem er dieser armen Nonne, seiner unwürdigen Dienerin, eine so freundliche Verbeugung machte, wie ich sie nie gesehen, reichte er mir wieder die Hand, die ich küßte. Ich ging von dort voll Jubel hinweg und dankte der göttlichen Majestät in meinem Herzen für all das Gute, das der König mir zu gewähren versprach. Beim Betreten des anderen Zimmers, in dem der Herr Herzog sich befand, näherte sich mir Ihr guter Gemahl, dem ich so viel schulde, und sagte, dass der König, unser Herr, ihm befohlen habe, alle meine Bitten aufzuschreiben, damit sie bald erledigt würden, wie es mein Wunsch war. Und so geschah es auch; ich sprach, und Herr Albornoz schrieb. Nachdem dies geschehen war, kehrte ich zurück in dieses Haus des glorreichen heiligen Joseph in Ávila, wo ich hoffe, die Angelegenheit erledigt zu sehen, die so gute Sachwalter hat. Ich wünsche aufrichtig, Sie möchten gesund bleiben, und Gott schenke Ihnen seine Herrlichkeit für alles, was Sie für mich tun! Darum bitte ich ihn in meinen armseligen Gebeten.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

11. Brief - An Doña Maria Vela

Im Jahre 1580

Erlaubnis zur Gründung des Nonnenklosters in Burgos.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, Doña Maria! Der Brief wurde Ihrem hochgeborenen Verwandten, dem Herrn Erzbischof von Burgos, übergeben durch den Herrn Prälaten von Palencia, Ihrem großen Freunde; denn diese Bitte hatte ich an ihn gestellt, als ich ihn um die Erlaubnis für diese Gründung bat. Der Herr Erzbischof wohnte nicht in der Stadt; er blieb im Kloster des heiligen Hieronymus, so dass man ihm dort den Brief überreichte. Nachdem er ihn gelesen, bemerkte er, dass es ihn sehr freue, die Erlaubnis geben zu können. Er kenne mich, da ich in jener Stadt in seiner Nachbarschaft wohnte und seine hochgeborenen Eltern und die meinigen, die mit Gott im Himmel ruhen, in inniger Freundschaft zueinander standen; er würde alles tun, sowie man es erbeten habe. Seine göttliche Majestät wird die Mithilfe belohnen, die Euere Hochgeboren dem neuen Haus zuteil werden ließen. In ihm werden vom Herrn berufene Seelen in ihren Gebeten für Sie flehen, damit Sie nach diesem Leben sich mit ihm in der Glorie erfreuen mögen. Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

12. Brief - An Don Johann de Orduña

3. Mai 1582

Dank für eine Geldspende.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, Herr Orduña! Bedenken Sie, dass Gott seinen Dienern viel Trost verleiht, um sie um so mehr an sich zu ziehen, damit sie in seinem Dienste verharren. Ich sage Ihnen dies, weil Ihre gute Schwester, Doña Blanka, als sie Ihren Brief erhielt, sofort von Mena in diese Stadt kam und die fünf Dukaten brachte, die sie mir versprochen hatte. Als sie meinen schlimmen Gesundheitszustand sah und erfuhr, wie es mir ging, gab sie mir noch mehr Geld und diesen Schwestern viele Almosen. Sie werden in diesem heiligen Hause die göttliche Majestät bitten, Sie beide zu belohnen und Ihnen das große Gut der Gesundheit zu schenken und Ihren Familien viele Freude. In derselben Weise wird auch flehen in ihren Gebeten Ihre unwürdige Dienerin.

Heute ist der Vorabend des Festes der heiligen Monika 1582.

Theresia von Jesu, Karmelitin

Doña Katharina de Tolosa hat sich sehr gefreut, Ihre Schwester, Doña Blanka, zu sehen, und küßt Ihnen die Hand.

2. Unterschobene Briefe

1. Brief - An Don Christoph Rodriguez de Moya

Ávila, am 28. Juni 1568

Lobrede auf die Gesellschaft Jesu und ihre Freundschaft mit der Heiligen.

…Unser Herr beruft in diese Klöster Leute, die mich in Staunen setzen und tief beschämen; denn nur solche können ausgewählt werden, die dem Gebete ergeben und für unsere Lebensweise geeignet sind; sonst nehmen wir sie nicht. Gott verleiht ihnen aber auch eine so beständige Zufriedenheit und Freude, dass so ein Kloster ein Paradies auf Erden zu sein scheint. Dies ist wirklich so, wie Sie von verschiedenen Personen und insbesondere von einigen hiesigen Vätern der Gesellschaft Jesu erfahren können, wenn Sie zu ihnen kommen sollten. Diese Männer kennen mich und haben sich von dem Gesagten selbst überzeugt. Sie sind meine Väter, und ihnen verdankt meine Seele nächst dem Herrn alles Gute, das sie besitzt, wenn es so genannt werden kann. Einer der Gründe, die mich für jene Damen geneigt stimmen, ist der Umstand, dass sie bei diesen Vätern verkehrten, sowie mein Verlangen, Ihnen in allem zu dienen, worin es mir möglich ist. Denn nicht alle Personen, die ein geistliches Leben führen, sagten mir zur Aufnahme in unsere Klöster zu, sondern nur solche, die unter der Seelenleitung dieser Väter stehen. Von dieser Art sind fast alle unsere Nonnen. Soviel ich mich augenblicklich erinnere, habe ich von diesen keine aufgenommen, die nicht ein Beichtkind von ihnen gewesen wäre. Solche Personen passen für uns; wie diese Väter meine eigene Seele gefördert haben, so hat mir der Herr auch die Gnade erwiesen, dass ihr Geist auch in unsere Klöster verpflanzt wurde. Wenn Sie ihre Ordensregel kennen, so werden Sie finden, dass unsere Satzungen in vielen Stücken damit übereinstimmen. Ich habe nämlich ein Päpstliches Breve erwirkt, kraft dessen ich diese Satzungen verfassen konnte. Jetzt hat auch unser wohlehrwürdiger Pater General, als er hierher kam, sie approbiert und verordnet, dass sie in allen Klöstern, die ich stiften werde, beobachtet werden sollen. Auch gab er die Erlaubnis, dass die Väter der Gesellschaft Jesu uns predigen dürften, und verbot allen Oberen, dies zu verhindern. Ebenso gestattete er, dass jene, wenn sie wollen, unsere Beichten entgegennehmen können. Aber sie haben eine Vorschrift, die ihnen dies nur in Ausnahmefällen erlaubt; darum können wir sie nicht als ständige Beichtväter haben. Im übrigen verkehren sie bei uns sehr häufig; sie geben uns guten Rat und fördern uns außerordentlich. Dasselbe Verlangen wie jene Damen hatte auch ich. Auch ich wünschte und strebte danach, das Kloster, in dem ich mich befinde, der Leitung der Väter der Gesellschaft Jesu zu unterstellen. Ich weiß aber ganz gewiss, dass sie kein Kloster, und wäre es auch das einer Prinzessin, zur Leitung übernehmen; sie hätten sonst schon viele im Reiche. Es ist also die Erfüllung dieses Verlangens eine Unmöglichkeit. Ich preise unseren Herrn für die Freiheit, bei diesen Männern aus und ein gehen zu dürfen; kein anderer Orden erfreut sich ihrer. Es ist dies eine Freiheit, die uns niemand nimmt oder je nehmen wird. Eben jetzt werden unter dem Beistande unseres Herrn Männerklöster nach unserer ursprünglichen Regel wie die bereits gestifteten gegründet, in denen das innerliche Gebet und die Abtötung geübt werden; ihrer Jurisdiktion sollen wir unterstellt werden. Unser wohlehrwürdiger Pater General hat schon die Erlaubnis dazu gegeben, und es fehlt nicht an Personen und auch nicht an Brüdern, die den entschiedenen Beruf in sich fühlen, in diese Klöster einzutreten, während es Häuser in übergroßer Zahl dafür gibt. Sehe ich, dass ein Ort geeignet ist, so werde ich vielleicht Sorge tragen, dass auch dort ein Kloster errichtet werde; denn es steht dies bei mir. Dazu habe ich die Vollmacht, und zwar in der Weise, dass die Klöster, die ich stifte, nur dem Ordensgeneral und jenem unterworfen seien, den er als seinen Stellvertreter ernennt. Es ist eine Sache von großer Wichtigkeit, dass diese Klöster mit Hilfe des Herrn in ihrer Vollkommenheit immer erhalten bleiben. Sie dürfen mir glauben, dass die Klöster der gemilderten Regel und jene, in denen das innerliche Gebet nicht geübt wird, mich sehr wenig befriedigen; deshalb habe ich auf alle mögliche Weise zur Erhaltung des Begonnenen Vorsorge zu treffen gesucht. Ich bitte Sie und ebenso auch jene Damen um der Liebe unseres Herrn willen, im Gebete meiner nicht zu vergessen! Das beabsichtigte Unternehmen empfehle ich fortan ihrer besonderen Obsorge. Ist es zum Dienste unseres Herrn, so wird es zustande kommen, und wenn nicht, so möge es unterbleiben! Auch wir werden hier in unseren Gebeten Ihrer eingedenk sein…

2. Brief - An Anna von Jesu, Priorin in Veas, und ihre Mitschwestern

In der Nähe von Toledo, am 6. August 1576

Eine Erscheinung des heiligen Joseph. Einkleidung der Tochter des Doktors und Geschenke der Heiligen.

Jesus, Maria und Joseph mögen die Seelen meiner innigstgeliebten Töchter des Klosters zu Veas entzünden! Seitdem ich unterwegs bin, habe ich keinen Augenblick Ruhe gehabt. Der liebe Gott sei dafür gepriesen! Da ich, liebe Mutter Priorin, den Befehl von Euerer Ehrwürden ausführen und auch unsere Töchter trösten will, so teile ich Ihnen mit, dass ich kurz nach meiner Ankunft bei Doña Maria Fajardo am ganzen Körper solchen Schmerz verspürte, dass es mir schien, man reiße mir die Seele aus dem Leibe. Trotzdem wurde ich überaus getröstet, da ich den glorreichen heiligen Joseph neben mir sah, der mich ermunterte und mir zur Fortsetzung meines Weges Mut einflößte, dass ich mich gehorsam erzeigte.

Meine Töchter, ich werde morgen bestimmt abreisen. Ich weiß, dass der Teufel wütend ist, wenn er sieht, wohin ich gehe, weil es sich darum handelt, zwei Seelen aus seinen Händen zu befreien, die unter seiner Herrschaft stehen und einst zum Wohle der Kirche wirken sollen.

Nehmen Sie also, meine Töchter, Ihre Zuflucht zu Gott und beschwören Sie ihn, mir in dieser Angelegenheit beizustehen! Richten Sie es, meine Mutter Priorin, so ein, dass Sie am nächsten Donnerstag die Tochter des Doktors einkleiden. Was ihr an Aussteuer fehlt, wird durch ihre Tugend ersetzt. Ich lege Ihnen außerdem ans Herz, über Ihre Kranken zu wachen. Sorgen Sie auf alle mögliche Weise für sie! Glauben Sie mir, meine Mutter, an dem Tage, an dem Sie keine Kranken mehr haben, werden Sie an allem Mangel leiden. Sagen Sie den Schwestern, dass sie während des ganzen Monats die Kommunion für mich aufopfern sollen; denn ich befinde mich sehr schlecht. Wissen Sie wohl, der Anschein täuscht Sie bei mir; beurteilen Sie mich deshalb nicht so! Meine Begleiterin hat ein Augenleiden, was mir vielen Kummer bereitet. Am Donnerstag sende ich Ihnen Früchte als Geschenk, damit Sie sich mit der neuen Schwester erquicken können. Geben Sie ihr den Namen Maria vom heiligen Joseph! Möge Gott Sie alle so heilig machen, wie ich es wünsche!

Vom Hause der Doña Maria Fajardo aus.

Heute ist Montag, der 6. August.

Theresia von Jesu

3. Brief - An Pater Mariano in Alcalá

Toledo, am 11. Oktober 1578

Mut im Leiden und Vertrauen auf Gott. Verschiedene Empfehlungen.

Jesus, Maria, Joseph!

Ihr Brief, mein Vater Mariano, hat mir wirklich Kummer gemacht. Sie erzählen mir, wie es Ihnen beim Nuntius ergangen ist. Er sollte die Aufhebung der Reform anordnen, sagen Sie; auf Drängen der beschuhten Väter hin hätte Seine Gnaden bereits eine vorläufige Entscheidung in diesem Sinne getroffen. Außerdem teilen Sie mir mit, dass man sich des Paters Johannes von Jesu in Valladolid bemächtigen wollte, dass er sehr traurig am Hofe ankam und Sie alle sich in dieser Stimmung befänden, da Sie mich für gefangen hielten.

Gott sei immerdar gepriesen, dass er es so will! Aber jetzt, mein Vater, da ich Welt und Hölle sich gegen meine Söhne erheben sehe, habe ich die festeste Zuversicht, dass Seine Majestät und der heilige Vater Joseph sich dieser Angelegenheit annehmen werden. Von diesem Augenblicke an können Sie sich nicht als besiegt, sondern als Sieger betrachten. Luzifer sinnt auf nichts weniger als auf die Vernichtung dieser kleinen Herde der allerseligsten Jungfrau. Es wird ihm jedoch nicht gelingen, wie er denkt; im Gegenteil, mein Sohn, gerade jene, die uns jetzt verfolgen, werden uns ihre Gunst zuwenden.

Hören Sie also auf zu weinen und freuen Sie sich! Mich betrübt nur, dass meine Söhne einer Sünderin wegen, wie ich es bin, so vieles zu leiden haben, dass sie zerstreut und verfolgt werden; deshalb weine und seufze ich. Im übrigen bin ich des Sieges sicher; denn wir verteidigen ja die Sache Gottes.

Deshalb können Sie dem Pater Johannes von Jesu sagen, er soll nach Valladolid in das Haus der Doña Maria de Mendoza zurückkehren und es nicht eher verlassen, als bis ich ihm darüber Nachricht gebe. Übergeben Sie ihm diesen Brief, dessen Übermittlung er übernehmen soll, und legen Sie ihm ans Herz, nicht über Segovia, sondern über Buitrago zu reisen, weil dies vorteilhaft ist. Sie aber, mein Vater, wollen beiliegenden Brief sogleich dem König überbringen und ihm über den Stand unserer Angelegenheiten Aufschluss geben, obgleich ich ihn darüber selbst aufkläre. Sie werden sehen, wie er sich die Sache angelegen sein lässt, um Gott zu gefallen. Benehmen Sie sich recht demütig vor dem König und lassen Sie kein Gefühl der Erbitterung über jene merken, die uns Gelegenheit gegeben haben, Verdienste zu sammeln! Wir müssen in allem viel Geduld zeigen. Ich teile Ihnen dies mit, damit Sie unterrichtet sind, falls man vielleicht diesen Punkt berührt. Auf diese Weise werden die Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt.

Den anderen Brief, den ich Ihnen sende, sollen Sie dem Herrn Nuntius erst drei Tage später übergeben, damit der König Zeit hat, mit ihm zu sprechen. Dann werden Sie sehen, mein Vater, was geschieht; aber haben Sie Vertrauen und lassen Sie sich nicht zu der Schwachheit hinreißen, zu sagen, dass wir nicht mehr länger leiden können! Denn wenn Christus uns hilft, vermögen wir alles.

Haben Sie also einen lebendigen Glauben! Denn damit verwirklicht man die großen Werke Gottes. Ich rede in diesem Tone zu Ihnen, damit wir von nun an unser Vertrauen auf ihn zu setzen wissen.

Machen Sie, bitte, in meinem Namen einen Besuch bei der Prinzessin de Pastrana und teilen Sie ihr mit, dass ich unverzüglich das ausgeführt habe, um was sie mich gebeten hat! Sagen Sie ihr auch, sie möge nicht darüber in Sorge sein, dass ich gefangengehalten werde; denn ich verdiene noch viel mehr als das. Übrigens werden wir uns bald wiedersehen. Wenn wir uns wieder treffen, werde ich Ihnen die übrigen Anweisungen geben.

Meine Gefährtin hat keinen Appetit; empfehlen Sie diese Gott! Sie lässt den Bruder Johannes vom Elend durch Euere Hochwürden bitten, er möge ihr das versprochene Bild des heiligen Joseph malen. Nehmen Sie, bitte, diesen Auftrag auf sich! Ich wünschte, dass mein heiliger Joseph von der ganzen Welt verehrt würde. Meine Gesundheit ist gut; ich bin sogar etwas stärker geworden; nur mein Geist ist sehr schwach. Ich habe mich nur damit beschäftigt, mich zu pflegen, nicht aber Buße zu tun. Welch ein Jammer, mich so zu sehen! Wenden Sie sich an Gott, mein Vater, und bitten Sie ihn, mich fromm zu machen! Gepriesen sei Seine Majestät in allem und für alles! Ihnen aber verleihe der Herr seine Gnade und seinen Geist!

Toledo, 11. Oktober 1578

Theresia von Jesu

4. Brief - An Pater Johannes von Jesu (Roca) in Valladolid

Toledo, am 25. März 1579

Freude inmitten von Leiden. Vision, die den bevorstehenden Triumph der Reform ankündigt.

Jesus und Maria seien in der Seele meines Vaters Johannes von Jesu!

Ich habe den Brief von Euer Hochwürden im Gefängnis hier erhalten, wo ich sehr glücklich bin; denn ich erdulde alle Entbehrungen für meinen Gott und meine Ordensfamilie. Mich quält nur, mein Vater, der Kummer, den Sie um meinetwillen empfinden; das ist mein Schmerz. Betrüben Sie sich darum nicht mehr, mein Sohn, und auch die übrigen Väter sollen sich nicht betrüben! Ohne die Heiligkeit eines Paulus zu besitzen, kann ich wohl mit ihm sagen: Das Gefängnis, die Beschwerden, die Verfolgungen, die Qualen, die Verleumdungen und Beschimpfungen, die ich für Christus erdulde und für meine Ordensfamilie, sind für mich eine Ursache zur Freude.

Ich bin den Prüfungen gegenüber nie weniger empfindlich gewesen als jetzt. Es ist eben Gott eigen, seine Gunst den Bedrängten und Gefangenen zu erweisen, indem er ihnen beisteht und sie unterstützt. Ich danke ihm tausendmal dafür, und es ist auch billig, dass wir alle ihm unsere Dankbarkeit bezeigen für die Tröstungen, womit er mich hier im Gefängnisse [gleichsam] überschüttet. O mein lieber Sohn und Vater, worüber sollte man mehr jubeln, worin mehr Glück und Süßigkeit finden, als wenn man für einen so guten Gott leidet? Wann haben denn die Heiligen in ihrem Innern den wahren Frieden gefunden? Doch dann, wenn sie für ihren Erlöser und Gott gelitten haben. Das ist der sichere, ja der geradeste Weg, zu ihm zu gelangen, da das Kreuz all unsere Freude und all unser Glück ausmacht. Suchen wir also das Kreuz, mein Vater; umarmen wir die Leiden! Denn von dem Tage an, wo sie uns fehlen, sieht es schlimm um die Reform, schlimm um uns.

Sie teilen mir in Ihrem Briefe mit, dass der Herr Nuntius schon angeordnet habe, man dürfe kein Kloster der Unbeschuhten mehr gründen und die bereits gegründeten sollten unterdrückt werden; er sei sehr ungehalten über mich und halte mich für ein unruhiges und unbeständiges Weib. Die Welt sei im Kampfe gegen mich, und meine Kinder verbergen sich in die am meisten unzugänglichen Höhlen der Berge oder in die abgelegensten Häuser, um nicht entdeckt und in das Gefängnis geworfen zu werden; das beweine ich, und das verursacht mir Leid. Eines aber zerreißt mir das Herz, dass nämlich für eine arme Sünderin und schlechte Nonne, wie ich es bin, meine Söhne so viele Verfolgungen und Beschwerden auf sich nehmen müssen. Davon aber bin ich überzeugt, dass sie, wenn sie auch von den Menschen verlassen werden, doch nicht von Gott verlassen sind. Nein, Gott wird jene nicht verlassen und von sich stoßen, die ihn so sehr lieben.

Um Sie, mein Sohn, und alle Ihre Mitbrüder zu erfreuen, will ich Ihnen etwas sehr Tröstliches mitteilen. Das soll aber ein Geheimnis bleiben zwischen Euerer Hochwürden, Pater Mariano und mir. Sie würden mich betrüben, wenn andere es erfahren würden. Es diene Ihnen zur Kenntnis, mein Vater, dass eine Nonne des hiesigen Klosters, als sie sich einmal am Vorabend des Festes meines heiligen Vaters Joseph beim Gebete befand, diesen großen Heiligen und die allerseligste Jungfrau sah, wie sie ihren göttlichen Sohn für die Reform anflehten. Unser Herr sprach zur Nonne, dass die Hölle und eine große Anzahl von Menschen auf Erden sich freuten, weil sie glaubten, mit der Reform sei es jetzt zu Ende; aber eben als der Nuntius die Weisung gegeben hatte, die Reform zu unterdrücken, hatte Gott sie bestätigt. Er empfahl ihr außerdem, zum König ihre Zuflucht zu nehmen; man würde an ihm einen Vater finden für die Verteidigung all unserer Interessen. Die seligste Jungfrau und der heilige Joseph sagten ihr das gleiche und noch vieles andere, was man einem Briefe nicht anvertrauen kann. Sie fügten bei, dass ich mit Gottes Hilfe in zwanzig Tagen das Gefängnis verlassen würde. Freuen wir uns also alle! Denn von heute an wird die Reform des Karmelitenordens immer mehr zunehmen.

Sie müssen, mein Vater, im Hause der Doña Maria de Mendoza bleiben, bis ich Ihnen eine andere Weisung zukommen lasse. Pater Mariano soll diesen Brief dem König übergeben und den anderen der Herzogin de Pastrana. Geben Sie, mein Vater, nicht auf, damit man Sie nicht verhaftet! Und bald werden wir uns in Freiheit sehen. Meine Gesundheit ist gut; ich bin sogar etwas stärker als gewöhnlich. Gott sei dafür gepriesen! Aber meine Gefährtin hat keinen Appetit. Empfehlen Sie diese Gott und lesen Sie eine Dankesmesse zu Ehren meines heiligen Vaters Joseph! Schreiben Sie mir nicht, bis ich Sie in Kenntnis setze! Möge Gott aus Ihnen einen Heiligen und einen vollkommenen unbeschuhten Karmeliten machen!

Heute ist Mittwoch, der 25. März 1579.

Ich habe dem Pater Mariano schon mitgeteilt, dass Sie und Pater Hieronymus [Gracián] von der Mutter Gottes unsere Angelegenheit mit dem Herzog del Infantado ins reine bringen sollen.

Theresia von Jesu

5. Brief - An Don Alfons Velásquez, Bischof von Osma, in Toledo

Palencia, im Mai 1581

Verschiedene Ratschläge in Bezug aus das Gebet.

Ehrwürdigster Vater meiner Seele!

Eine der größten Gnaden, die ich unserem Herrn zu verdanken habe, ist das mir von Seiner Majestät verliehene Verlangen, gehorsam zu sein. In der Übung dieser Tugend finde ich das größte Wohlgefallen und den innigsten Trost, da sie uns der Herr am meisten anempfohlen hat.

Euere Gnaden haben mir unlängst aufgetragen, Sie Gott zu empfehlen. Obwohl mir dies schon immer eine Herzensangelegenheit ist, so verpflichtet mich doch Ihr Auftrag zu noch größerem Eifer. Ich fahre darum fort, für Sie zu beten, ohne auf meine Armseligkeit zu achten, indem ich nur Ihren Auftrag ins Auge fasse. Ich wage von der Güte Gottes zu hoffen, dass Sie erlangen werden, um was ich für Sie beten zu müssen glaubte, sowie auch, dass Sie meinen guten Willen gnädig annehmen, da er ja aus dem Gehorsam entspringt.

Ich stellte da unserem Herrn die Gnaden vor, womit er Sie meines Wissens schon beschenkt hat, die Demut und die Liebe, den großen Seeleneifer und das innige Verlangen, zu seiner Ehre zu wirken. Da ich weiß, worauf Ihr ganzes Streben gerichtet ist, so bat ich unseren Herrn um Vermehrung und Vervollkommnung all dieser Tugenden, damit Sie zu jener Vollkommenheit gelangen, die der erhabene Stand, in den Sie Gott gesetzt hat, von Ihnen verlangt. Da ward mir gezeigt, dass Ihnen das für diese Tugenden unumgänglich notwendige Fundament fehlt; und ist dieses nicht vorhanden, dann ist das Tugendgebäude nicht festgegründet und fällt zusammen. Es fehlt Ihnen der Gebetsgeist, jene brennende Lampe, die man die Leuchte des Glaubens nennt. Es fehlt Ihnen auch die Ausdauer im Gebete und die notwendige Kraft, um das zu entfernen, was der Vereinigung, d. i. der Salbung des Heiligen Geistes, hinderlich ist. Von diesem Mangel kommt alle Trockenheit und alle Zerstreuung der Seele.

Sie müssen mit Geduld den Andrang der zerstreuenden Gedanken und die lästigen Vorstellungen der Einbildungskraft sowie auch das Ungestüm der natürlichen Regungen ertragen, von denen die einen aus der Trockenheit oder der Zerstreuung der Seele, die anderen aus dem Mangel an der Unterwürfigkeit des Leibes unter den Geist entstehen. Wenn wir auch meinen, wir seien frei von Unvollkommenheiten, so werden wir doch dieselben klar erkennen, sobald Gott die Augen unserer Seele öffnet, wie er es beim Gebete zu tun pflegt.

Über die Art und Weise, wie man sich beim Beginn des Gebetes zu verhalten hat, wurde ich folgendermaßen belehrt: Nachdem Sie das Zeichen des Kreuzes gemacht haben, klagen Sie sich aller Sünden an, die Sie seit der letzten Beichte begangen haben! Reißen Sie sich los von allen Dingen, als wenn Sie jetzt in dieser Stunde sterben müssten! Erwecken Sie dann wahre Reue über die begangenen Sünden und beten Sie zur Buße dafür den Psalm Miserere! Hierauf können Sie zum Herrn sagen: »In deine Schule, o Herr, komme ich, um zu lernen und nicht um zu lehren. Ich will reden zu deiner Majestät, obwohl ich Staub und Asche und ein elender Erdenwurm bin.« Dann können Sie noch sagen: »Zeige, o Herr, an mir deine Macht, obwohl ich eine armselige Ameise bin!« Dann opfern Sie sich Gott zum beständigen Brandopfer auf! Stellen Sie sich vor die Augen des Geistes oder vor die leiblichen Augen Jesus Christus, den Gekreuzigten, und dann betrachten und erwägen Sie in der Ruhe und Liebe Ihrer Seele alle Einzelheiten!

Zuerst betrachten Sie die göttliche Natur des ewigen Wortes vom Vater in ihrer Vereinigung mit der menschlichen Natur, die aus sich nicht bestehen könnte, wenn nicht Gott ihr das Dasein gegeben hätte! Erwägen Sie jene unaussprechliche Liebe und jene tiefe Selbsterniedrigung, die einen Gott veranlassten, sich in solcher Weise selbst zu entäußern, dass er Mensch wurde, um den Menschen der Gottheit teilhaftig zu machen! Erwägen Sie ferner jene Herrlichkeit und unendliche Freigebigkeit, deren Gott sich bedient, um den Menschen seine Macht zu offenbaren und sie teilhaftig zu machen seiner Glorie, seiner Macht und Erhabenheit!

Versetzt Sie diese Erwägung in Staunen, das ja die Seele gewöhnlich erfasst, so halten Sie sich dabei auf! Denn Sie können nicht genug jene Erhabenheit betrachten, die sich so sehr erniedrigt, und jene Niedrigkeit, die so hoch erhoben wird.

Beim Anblick des mit Dornen gekrönten Hauptes können Sie an die Unwissenheit und Blindheit unseres Geistes denken; bitten Sie unseren Herrn, er wolle in seiner Güte Ihnen die Augen der Seele öffnen und Ihren Verstand mit dem Lichte des Glaubens erleuchten, damit Sie in Demut erkennen, was Gott ist und was wir sind! Diese demütige Erkenntnis wird uns dazu verhelfen, seine Gebote und Räte zu beobachten und in allem seinen Willen zu tun. Beim Anblick der angenagelten Hände erwägen Sie seine Freigebigkeit und unsere Dürftigkeit, indem Sie seine Gaben mit dem vergleichen, was wir ihm geben!

Beim Anblick seiner durchstochenen Füße können Sie den Liebeseifer betrachten, mit dem er uns sucht, und die Trägheit, mit der wir nach ihm verlangen. Betrachten Sie ferner sein geöffnetes Herz! Da offenbart er uns sein Herz und damit seine unendliche Liebe, die er zu uns getragen hat, da nach seinem Willen dieses Herz für uns ein Nestchen und eine Zufluchtsstätte sein und als Pforte dienen soll, durch die wir in der Stunde der uns überflutenden Versuchungen und Trübsale in diese Arche eintreten können. Bitten Sie ihn, er möge, nachdem er seine Seite zum Zeichen seiner Liebe zu uns öffnen ließ, auch bewirken, dass unsere Seite sich öffne, damit wir unser Herz vor ihm aufdecken, unsere Nöten ihm offenbaren und so Hilfe und Heilung zu erlangen vermögen!

Euere Gnaden müssen sich mit voller Abhängigkeit und Unterwürfigkeit sowie mit dem Vorsatz, den Weg zu wandeln, den Gott Sie führt, zum Gebete begeben und sich vollständig seiner Majestät anvertrauen. Vernehmen Sie mit Aufmerksamkeit die Unterweisung, die der Herr Ihnen geben wird, mag er Ihnen nun den Rücken zuwenden oder Ihnen sein Antlitz zeigen, d. h. mag er Ihnen das Tor verschließen und Sie draußen stehen lassen, oder Sie bei der Hand nehmen und in das Innere seines Palastes führen! Ertragen Sie alles mit Gleichmut, und wenn er Ihnen Zurechtweisungen erteilt, so betrachten Sie sein Urteil als gerecht und billig und demütigen Sie sich unter dasselbe! Verleiht er Ihnen Tröstungen, so halten Sie sich ihrer für unwürdig, und lobpreisen Sie seine Güte, die ihn veranlasste, sich den Menschen zu offenbaren und sie seiner Macht und Güte teilhaftig zu machen! Man fügt Gott das größte Unrecht zu, wenn man an seiner Bereitwilligkeit in Erteilung von Gnaden zweifelt; denn er will mehr seine Allmacht durch Offenbarung seiner Freigebigkeit als durch Kundgebung seiner Gerechtigkeit erglänzen lassen. Wäre es schon eine schreckliche Gotteslästerung, seine Macht in der Bestrafung der ihm zugefügten Beleidigungen zu leugnen, so würde diese Lästerung noch größer sein, wenn man ihm jene Macht abspräche, die er in besonderer Weise offenbaren will, nämlich seine Macht in Spendung von Gnaden. Würde man seinen Verstand im Gebete nicht unterwerfen, so hieße das nichts anderes als Gott belehren und nicht von ihm belehrt werden wollen; und doch ist es gerade das letztere, was man im Gebete zunächst anstreben muss. Wer immer dies außer acht lässt, der handelt gegen den Zweck und die Absicht, die man beim Gebete verfolgen soll.

Bekennt man sich als Staub und Asche, so muss man sich auch als Staub und Asche vor ihm benehmen, da diese beiden Dinge ihrer Natur nach auf der Erde liegen. Es wäre aber gegen die Natur des Staubes, wenn er sich nicht so hoch erheben würde, als der Wind ihn bläst; wird er auf diese Weise erhoben, so steigt er aufwärts, so lange der Wind ihn trägt und hält; er fällt wieder auf die Erde zurück, wenn der Wind zu wehen aufhört. So muss auch die Seele, die sich mit Staub und Asche vergleicht, die Eigenschaften dieser Dinge an sich haben. Sie muss beim Gebet in aufrichtiger Selbsterkenntnis sich verdemütigen; und wenn das sanfte Wehen des Heiligen Geistes sie erhebt, zum Herzen Gottes emporträgt und dort festhält, um ihr die Güte Gottes zu zeigen und seine Macht zu offenbaren, so muss sie die Gnade mit Danksagung zu genießen wissen; denn da erzeigt ihr der Herr seine innigste Liebe; er drückt sie als seine geliebte Braut an sein Herz und hat als ihr Bräutigam seine Wonne an ihr.

Es wäre gewiss ein sehr schlimmer Streich und ein Zeichen von Unverschämtheit, wenn die königliche Braut, die der König aus niedrigem Stand erwählt und vor allen anderen ausgezeichnet hat, an dem Tage, an dem der König es verlangt, nicht in seinem Palaste und an seinem Hofe erscheinen wollte, wie die Königin Vasthi es getan hat; dies fasste der König, wie die Heilige Schrift erzählt, sehr übel auf. Ebenso pflegt unser Herr mit den Seelen zu verfahren, die sich von ihm zurückziehen; Seine Majestät hat dies mit den Worten zu erkennen gegeben: Meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein. Hielten sich alle Seelen von Gott ferne, so würden sie ihn dadurch seiner Wonne berauben; selbst der Vorwand der Demut würde nicht von Unklugheit, Unartigkeit und einer gewissen Art von Verachtung entschuldigen, wenn man von der Hand des Herrn nicht annähme, was er anbietet. Man würde es als Torheit erklären, wenn ein Mensch das, was zur Erhaltung seines Lebens notwendig ist, abweisen wollte, nachdem es ihm angeboten würde.

Ich habe ferner gesagt, Sie müssten sich verhalten wie ein Erdenwurm. Dem Wurme ist es eigen, mit dem Bauche stets auf der Erde zu liegen, in tiefster Erniedrigung dem Schöpfer und den Geschöpfen unterworfen zu sein und sich nicht zu erheben, ob er auch mit Füßen getreten oder von den Vögeln angepickt wird. So wie der Wurm wird auch der Betende gleichsam mit Füßen getreten, wenn sich zur Zeit des Gebetes das Fleisch wider den Geist erhebt und ihm unter tausend trügerischen Vorstellungen und Beunruhigungen eingibt, er könnte auf andere Weise noch mehr Nutzen schaffen, z. B. wenn er dem Nächsten in seinen Nöten zu Hilfe käme, sich auf die Predigt vorbereiten oder seinen Berufspflichten nachkommen würde. Auf solche Einwendungen kann man antworten: Die eigene Not ist das Wichtigste, und ihr abzuhelfen die erste Pflicht; die vollkommene Liebe fängt mit sich selbst an; der Hirte, der seinen Dienst gut versehen will, muss sich auf einen erhabenen Standpunkt stellen, von dem aus er seine ganze Herde überschauen und sogleich wahrnehmen kann, wenn Raubtiere sie anfallen. Dieser erhabene Standpunkt aber ist die Pflege des innerlichen Gebetes.

Der Betende vergleicht sich aber auch darum mit einem Erdenwurm, weil dieser, wenn ihn auch die Vögel des Himmels anpicken, sich doch nicht von der Erde erhebt und in seinem Gehorsam und seiner Unterwürfigkeit unter dem Schöpfer verharrt, von dem er die Bestimmung erhalten, an dem Orte zu bleiben, an den er ihn gesetzt hat. So muss auch der Mensch standhaft an dem Orte verweilen, wohin der Herr ihn versetzt hat, und das ist der Ort des Gebetes, wenn ihn auch die Vögel des Himmels, d. i. die bösen Geister, mit lästigen Vorstellungen und Gedanken und allerlei Beunruhigungen zur Zeit des Gebetes anspielen und quälen, seinen Geist aufregen und seine Aufmerksamkeit bald dahin, bald dorthin lenken, wobei auch das Herz dem umherschweifenden Verstande folgt; es ist keine geringe Frucht des Gebetes, all diese Belästigungen und Beunruhigungen mit Geduld ertragen zu können. Das heißt sich in der Tat zum Brandopfer darbringen, weil dadurch das ganze Opfer vom Feuer der Versuchung verzehrt wird, ohne dass davon etwas übrigbleibt. Gibt man sich so ganz rückhaltlos Gott hin, so ist dies kein Zeitverlust, sondern vielmehr der größte Gewinn; denn da arbeitet man ohne alles Eigeninteresse ganz und allein zur Ehre und Verherrlichung unseres Herrn. Sie meinen vielleicht für den Augenblick, es sei dies verlorene Mühe, allein Sie täuschen sich. Die Seele gleicht da den Kindern, die aus den Gütern ihres Vaters arbeiten; sie bekommen zwar am Abend keinen Taglohn, aber am Ende des Jahres erhalten sie allen Lohn auf einmal zusammen.

So ein Gebet hat große Ähnlichkeit mit dem Gebete unseres Herrn Jesu Christi im Ölgarten, wo er flehte, es möchte die Bitterkeit und schwere Last, die die Überwindung der menschlichen Natur mit sich bringt, von ihm genommen werden. Er bat nicht, von den Leiden, sondern nur von dem Widerstreben befreit zu werden, das die menschliche Natur dagegen erfasste. In seiner Bitte für den niederen Teil der Menschennatur flehte Christus, es möge die Kraft des Geistes sich dem Fleische mitteilen, so dass auch dieses sich bereitwillig zeige zur Übernahme der Leiden. Es wurde ihm zu verstehen gegeben, dass dies nicht zulässig sei, sondern dass er den Kelch trinken, d. h. das Widerstreben und die Schwäche des Fleisches überwinden müsse. Daraus erkennen wir, dass Christus, obwohl wahrer Gott, doch auch wahrer Mensch war, weil er die Leiden ebenso fühlte wie die anderen Menschen.

Wer der Übung des innerlichen Gebetes sich widmet, muss emsig sein wie die Ameise. Diese ermüdet nicht, während des Sommers und des schönen Wetters zu arbeiten, um Lebensmittel zu haben für die Zeit des Winters und der Regengüsse; sie sammelt Vorrat zu ihrem Unterhalte, um nicht Hungers zu sterben wie die anderen Tiere, die keine Vorsorge treffen; auf gleiche Weise muss auch der Mensch sich vorbereiten für die gewaltigen Fluten des Todes und des Gerichtes.

Will man sich zum Gebete begeben, so muss man mit dem hochzeitlichen Kleide, mit dem Festgewande erscheinen, nämlich mit jenem, das man an den Ruhetagen und nicht an den Arbeitstagen trägt. An allen Hauptfesten sehen alle, dass sie im schönsten Festschmuck erscheinen; und um eine Festlichkeit recht feierlich zu begehen, macht man gerne große Ausgaben und betrachtet sie als gut angewendet, wenn alles nach Wunsch abgelaufen ist. Ein großer Gelehrter und ein feiner Hofmann kann man nur werden, wenn man es sich viel Geld und Mühe kosten lässt. Ebenso kann einer nur dann ein himmlischer Hofherr werden und sich übernatürliche Wissenschaft erwerben, wenn er viel Zeit darauf verwendet und geistige Anstrengung nicht scheut.

Hiermit will ich beschließen, was ich Euerer Gnaden sagen wollte. Ich bitte um Vergebung für die Anmaßung, womit ich Ihnen diese meine Gedanken vorgetragen habe. Wenn dieses Schriftstück auch voll von Fehlern und Ungeschicklichkeiten ist, so fehlt mir doch der Eifer nicht, der mich in Ihrem Dienste beseelen muss, da ich ja eines Ihrer wahren Schäflein bin. Ich empfehle mich in Ihr heiliges Gebet. Unser Herr erhalte Euere Gnaden und verleihe Ihnen einen großen Zuwachs an Gnade! Amen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

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