Theresa von Avila: Briefe

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Theresia von Jesus von Avila.JPG
Briefe
der Kirchenlehrerin Theresia von Avila

Quelle: aus der Sammlung: Sämtliche Schriften der Heiligen Theresia von Jesus (in Fraktur). Neue deutsche Ausgabe übersetzt und bearbeitet nach der spanischen kritischen Ausgabe des P. Silverio de S. Teresa O.C.D. von P. Aloysius Alkhofer O. Carm. Disc.; Dritter Band 1936 (640 Seiten. Imprimatur Monachii, die 27. Septembris 1936 F. Buchwieser Vic. Gen.). Die umfangreichen Anmerkungen sind in der Kathpedia weggelassen.

Gesamtwerk:


Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Herausgebers

Die Briefsammlung der heiligen Theresia, wie sie uns in dieser Neuausgabe vorliegt, hat eine große Änderung erfahren. Was die Reihenfolge der einzelnen Bände der Gesamtausgabe betrifft, werden die Briefe nun an das »Leben« und die »Klosterstiftungen« angeschlossen, da sie ja in gewissem Sinn mit diesen beiden Werken ein gemeinsames Ganzes bilden, ihr Leben und ihre Reformtätigkeit ergänzen und vollenden. Bezüglich des Inhaltes der Briefe hat der Herausgeber der spanischen Ausgabe alle ihm zugänglichen Quellen erforscht und nach den vorhandenen Originalen, Kopien und Manuskripten den Text genau geprüft. Dabei wurden manche Textänderungen notwendig, die bisher unberücksichtigt blieben; verschiedene Briefe wurden als unecht aus der Sammlung entfernt, mehrere hinwiederum den Forschungsergebnissen entsprechend an anderer Stelle eingereiht und eine große Anzahl neugefundener Briefe beigegeben: So erscheint die Briefsammlung in einem ganz neuen Kleide und wirft durch die den einzelnen Briefen beigefügten Anmerkungen ein viel klareres Licht in die damalige Zeitgeschichte. Auch die deutsche Übersetzung hat diese Korrekturen und Änderungen sich zu eigen gemacht. Besonderer Dank gebührt meinem liehen Mitbruder, Pater Ambrosius von der heiligen Theresia, der auf mein Ersuchen hin bereitwilligst eine Einführung in die Briefe der heiligen Theresia schrieb, die der Neuübersetzung zur besseren Orientierung eingefügt wurde. So wage ich es, mit dieser Ausgabe vor die Öffentlichkeit zu treten in der Hoffnung, dem Orden und auch dem Leserkreis, der Interesse für unsere große Ordensheilige hat, in etwa gedient zu haben.

Regensburg, am Feste Mariä Empfängnis 1934
Der Herausgeber

Einführung in die Briefe der hl. Theresia

Wenn der Verlag Josef Kösel & Friedrich Pustet bei der vorliegenden Neuausgabe der Schriften der heiligen Theresia von Ávila entgegen der bisherigen Gepflogenheit dem »Leben« und dem »Buche der Klosterstiftungen« der Heiligen unmittelbar deren Briefsammlung folgen lässt, so will der Verlag damit nicht nur der großen Nachfrage des interessierten Lesepublikums nach den Briefen Rechnung tragen, sondern m. E. damit zum Ausdruck bringen, dass die Briefe der heiligen Theresia nur eine Weiterführung und Vertiefung der aus der Autobiographie und der Reformtätigkeit gewonnenen Kenntnisse über die Lebensumstände unserer Heiligen sind. In diesen Briefen offenbart sich die Heilige in einem ganz neuen Licht. Wenn wir sie in ihrer Autobiographie und in den »Klosterstiftungen« als die große Reformatorin des Karmelitenordens und als die bewährte Klostergründerin schauen, im »Weg der Vollkommenheit« und in der »Seelenburg« als die unerreichte Lehrerin der Mystik, so lernen wir in ihren Briefen ihre unendlich feine weibliche Psyche kennen, ihre mütterlich besorgte Liebe zu ihren geistlichen Töchtern, ihr in echt menschlicher Liebe schlagendes Herz für alle jene, die ihr besonders nahestanden, ihre männliche Energie, kurz, die wunderbare Schönheit und den Zauber ihrer gotterfüllten Seele. Ihre rein menschliche Gestalt wird uns in den Briefen nähergerückt als in ihren übrigen Schriften, da sie sich darin, zumal in denen an ihre nächsten Freunde und Familienangehörigen, in ihrer entzückend ungezwungenen Natürlichkeit gibt.

Der Erste, der auf die eigenartige Schönheit und den hohen Wert der Briefe der heiligen Theresia aufmerksam machte, war der besondere Freund der Heiligen und ihr großer Helfer im Reformwerk des Karmelitenordens, Pater Hieronymus Gracián, der in seinen »Dialogen über den Tod der Mutter Theresia von Jesu« (verfaßt um 1590, erstmals veröffentlicht von Pater Silverio de S. Teresa C. D., Burgos 1913) schreibt: »Wenn man die Briefe, die unsere heilige Mutter Theresia von Jesu an die verschiedenen Personen richtete, mit all den Lehren und Mahnungen, die darin enthalten sind, zusammenstellen würde, ergäbe das eines der vorzüglichsten und schönsten Bücher, die je geschrieben wurden … Gleich einem Apostel Paulus … leitet sie die von ihr gegründeten Klöster, indem sie sich brieflich an die einzelnen Oberinnen wie Untergebenen wendet, und an alle, die bei ihr Rat und Trost suchten; indem sie auch an die Oberen und Religiosen (des männlichen Zweiges) ihres Ordens, zumal in den schweren Stürmen der jungen Reform, schreibt, die einen anfeuernd und lobend, die anderen zufriedenstellend oder aber warnend, und das mit so viel Zartgefühl und Höflichkeit, mit so viel Geist und verstehendem Sinn, dass ich in meinem Leben wenig Briefe gefunden habe, die eine gleiche Wertschätzung verdienten wie die ihrigen.«

Gleichwohl vergingen seit dem Tode der heiligen Theresia bis zur ersten Veröffentlichung eines kleinen Teiles ihrer Briefe an die achtzig Jahre. Was war der Grund hiervon? Einerseits legte man in damaliger Zeit der literarischen Bedeutung der Briefe keinen so großen Wert bei wie heutzutage. Anderseits ließen sich die Oberen der noch jungen Reform des Karmel, denen die Aussicht über eine möglichst lückenlose Veröffentlichung des hinterlassenen Schrifttums der heiligen Mutter oblag, von verschiedenen kleinlichen, heute nicht mehr verständlichen Rücksichten leiten. So wollte man z. B. nicht, dass die in den Briefen der heiligen Mutter des öfteren vorkommenden familiären Ausdrücke, zumal in denen an ihre besten Freunde und Familienangehörigen, gedruckt würden, weil man befürchtete, sie könnten Anstoß erregen und das Bild der Heiligen verdunkeln. Des weiteren wollte man Personen, die in den Briefen in wenig rühmlicher Weise erwähnt werden und die etwa noch am Leben waren, nicht kompromittieren. Endlich wollte man verhüten, dass der Streit zwischen den beiden Richtungen innerhalb des Karmelitenordens, den Mitgliedern der Theresianischen Reform und denen der alten Observanz, durch gelegentliche Bemerkungen der Heiligen in gewissen Briefen, die speziell jener heißen Kampfesperiode um Sein oder Nichtsein der Reform angehörten, neu angefacht werde. So kam es, dass erst 1658 in der von den Karmeliten zu Zaragoza veranstalteten Ausgabe erstmals 65 Briefe der Heiligen mit Anmerkungen des ehrwürdigen Bischofs Palafox veröffentlicht wurden. Diese Ausgabe brachte die Briefe nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern dem Geschmack jener Zeit entsprechend unter dem Gesichtspunkt der sozialen Zugehörigkeit des Standes der betreffenden Briefempfänger. So begann die Sammlung mit einem Brief an König Philipp II., brachte sodann eine Anzahl von solchen an Prälaten und illustre Persönlichkeiten; des weiteren folgten solche an Religiosen und Doktoren der Theologie; die 24 letzten waren an die geistlichen Töchter der Heiligen gerichtet. Diese Einteilung wurde auch in den folgenden Ausgaben beibehalten. Der Text war nicht einwandfrei wiedergegeben, vielfach verstümmelt und willkürlich geändert; zudem waren die Anmerkungen des frommen Bischofs, durchaus moralischaszetischen Inhalts, mehr für fromme Seelen bestimmt als für ein historisch sicheres Verständnis der Briefe berechnet. Doch fanden die Briefe mit ihren Anmerkungen großen Beifall und begeisterte Aufnahme. Weitere 108 Briefe der Heiligen wurden in einem neuen Band im spanischen Original 1674 zu Brüssel veröffentlicht mit Anmerkungen des Paters Petrus ab Annuntiatione, welch letztere denen des Bischofs Palafox weit vorzuziehen sind, da sie vor allem dem inhaltlichen und historischen Erfassen der Briefe dienen wollen. Leider war auch bei dieser Briefsammlung die Textgestaltung noch sehr mangelhaft und unvollständig. In der Folge wurden in der Madrider Ausgabe (Doblado) in den Jahren 1771 und 1778/82 weitere Briefe den bisherigen hinzugefügt und 1793 in einer neuen Sammlung desselben Verlags weitere 77 Briefe und 87 Bruchstücke. Beide Ausgaben hatten sich jedoch leider nicht die kostbaren kritischen Arbeiten und Untersuchungen des Paters Andreas von der Menschwerdung zunutze gemacht, die dieser in langwieriger Forschung behufs einer kritischen Neuausgabe der Werke der heiligen Theresia um die Mitte des 18. Jahrhunderts gemacht hatte. Die erste spanische Gesamtausgabe der Briefe S. Theresias, die auf den genannten Vorarbeiten des Paters Andreas fussten, war die des Don Vicente de la Fuente bei Rivadeneyra in Madrid (Biblioteca de autores españoles) von 1862, die im ganzen 403 Briefe enthielt, von denen allerdings nach den neuesten Forschungsresultaten des Paters Silverio verschiedene keinen Anspruch auf Echtheit erheben können.

Die verschiedenen Übersetzungen dieser Briefe, die in den einzelnen Kultursprachen erschienen, teilten natürlich mit den bisher genannten Originalausgaben auch deren Mängel, da sie sich von diesen vollständig abhängig machten. Eine rühmliche Ausnahme hiervon macht die französische Übersetzung der Briefe, die zuerst 1900 bei Poussielgue, Paris, dann 1906 bei Pustet in Rom durch Pater Gregorius vom heiligen Joseph besorgt wurde, der sich von den spanischen Ausgaben nahezu ganz frei hielt und fast ausschließlich nach Handschriften übersetzte, die er zu Rate zog. Außerdem war es ihm auch möglich, verschiedene bis dahin unedierte Briefe und Bruchstücke zu entdecken und seiner Ausgabe einzuverleiben, sowie verschiedene Daten der de la FuenteAusgabe richtigzustellen.

Einen Höhepunkt in der Veröffentlichung der Briefe der heiligen Theresia bildet unstreitig die Ausgabe des Paters Silverio de S. Teresa C. D. (Burgos, Tipogr. »El Monte carmelo«, 3 Bde. i. Gr. 8° 1922/24), der seine ganze Lebensarbeit einer möglichst einwandfreien Ausgabe der Schriften der heiligen Theresia und des heiligen Johannes vom Kreuz weiht, der zu diesem Zweck keine Arbeit und Mühe scheut, alle irgendwie erreichbaren Handschriften nach ihrem Ursprung und ihren Lesarten zu untersuchen. So gelang es ihm denn, wie bei den übrigen Schriften der Heiligen, auch bei deren Briefen unter Zurückstellung all der Vorurteile und Rücksichten der vergangenen Jahrhunderte den reinen und unverfälschten Text der Briefe herzustellen und in dieser prächtigen Ausgabe den Verehrern und Freunden der großen Heiligen darzubieten, genau so, wie sie einst der Feder der Heiligen entflossen sind. Die Liebe zur Wahrheit und die Hochachtung vor der Person der Reformatorin waren ihm hierbei Führer. So tritt uns in diesen Briefen die Heilige genau so entgegen, wie sie zur Zeit der Abfassung derselben in Wirklichkeit war, nicht geschmückt mit dem Strahlenkranz der Heiligkeit, mit dem wir sie zu sehen gewohnt sind, sondern als arme, schlichte Karmelitin. In reichlichen Einleitungen und Anmerkungen gibt er außerdem Rechenschaft über Fundort und Geschichte der Handschriften, gibt Nachricht über die in den Briefen erwähnten Persönlichkeiten und geschichtlichen Begebenheiten; er hat die chronologische Reihenfolge der Briefe neuerdings festgestellt bzw. die in den früheren Ausgaben aufgestellten Daten verbessert, wo es notwendig war; hat zudem in eifrigem Forschen und Suchen, zumal in den Frauenklöstern Spaniens, noch mehrere neue Briefe den früheren hinzufügen können, dagegen andere, die in Bezug auf ihre Echtheit der Kritik nicht standhalten konnten, aus den bisherigen Sammlungen weggelassen.

So entstand die mustergiltige Ausgabe der Briefe der heiligen Theresia, für die dem Herausgeber gewiss alle Verehrer der größten Spanierin dankbar sind. Ihm ist in der vorliegenden deutschen Neuausgabe auch Pater Aloysius ab Immaculata Conceptione gefolgt, indem er die Verbesserungen und neueren Forschungsergebnisse des Paters Silverio in den neuen Text aufnahm, nachdem seine erste Ausgabe (RegensburgPustet 1914/15) sich an die Ausgabe des De la Fuente und an die französische des Paters Gregorius anschloß. Darum hat auch diese neue deutsche Übersetzung mit der spanischen Vorlage des Paters Silverio den Vorzug einer möglichst genauen Textgestaltung und historischer Wahrheit gemein.

Freilich müssen wir bedauern, dass auch in den beiden genannten Neuausgaben noch lange nicht sämtliche Briefe der heiligen Theresia wiedergegeben sind. Allein das ist nicht die Schuld weder des spanischen Herausgebers noch des deutschen Übersetzers. Viele Briefe der Heiligen sind eben ein für allemal verloren. Aus der Zeit vor 1561 besitzen wir außer drei sogenannten Billetten, d. h. kurzen, mehr geschäftlichen Notizen, etwa unseren heutigen Postkarten vergleichbar, keinen Brief aus der Hand der Heiligen. Vielleicht weil sie bis dahin ohnedies immer, oder wenigstens mit nur ganz kurzen Unterbrechungen, in ihrer Vaterstadt Ávila weilte und infolgedessen ihre Verwandten nahe hatte; vielleicht auch, weil man in jener Zeit, in der ihre Person noch nicht wie später von Ruhm und allgemeiner Verehrung umgeben war, ihre Briefe, soferne sie wirklich solche geschrieben haben sollte, noch nicht in dem Maße schätzte wie später und deshalb nicht aufbewahrte. Aus der Zeit von 1561-1568 sind uns nur einige wenige erhalten. In die Periode dagegen von 1568-1575 fallen schon 84 der erhaltenen Briefe, ein Zeichen dafür, wie mit der Zunahme ihrer Neugründungen auch ihre Person in immer weiteren Kreisen bekannt wurde. Alle übrigen Briefe fallen in die Zeit von 1576-1582, also in die letzten Jahre vor ihrem Tode und zugleich in die Sturmesperiode um das Bestehen ihrer Reform. Sie war das Haupt der Reform. Um sie scharten sich auch ihre geistlichen Söhne, die in den gefährlichen Jahren jenes Kampfes keine Handlungen von Bedeutung unternahmen, ohne erst den Rat der heiligen Mutter gehört zu haben. Wir besitzen gerade aus dieser Periode Zeugnisse genug von Personen, die von Theresia Briefe erhalten haben; und doch fehlt uns von diesen Briefen jede Spur. Von den Briefen, die die Heilige an ihren ersten geistlichen Sohn, Johannes vom Kreuz, gerichtet hat, besitzen wir keinen einzigen. Und doch ist es über jeden Zweifel sicher, dass dieser viele solcher Briefe hatte. Ob diese Briefe bei dessen Gefangennahme im Jahre 1577 in die Hände seiner Feinde fielen, oder ob der Heilige sie später, wie einige wollen, selbst vernichtet hat, um dadurch auch den letzten Rest von irgendwelcher Anhänglichkeit an Theresia zu begraben, wollen wir dahingestellt sein lassen, da wir kein unwiderlegliches Zeugnis weder für die eine noch andere Annahme haben. Ebenso sind auch der uns erhaltenen Briefe an Pater Hieronymus Gracián verhältnismäßig wenige, obgleich wir aus seinen eigenen Angaben wissen, dass er deren zwei bedeutende Sammlungen hatte. Aus zuverlässigen Quellen wissen wir, dass die Heilige selbst in vielen Fällen, zumal während der Jahre der Verfolgung der Reform, einzelnen Empfängern ihrer Briefe nahegelegt hat, die Briefe nach Kenntnisnahme des Inhalts zu vernichten, um die Sache der Reform nicht zu gefährden. - Nachdem dann Theresia von Jesu 32 Jahre nach ihrem Tode (1614) von Papst Paul V. den Seligen offiziell eingereiht worden und erst gar, als sie 1622 von dessen Nachfolger Gregor XV. heiliggesprochen war, wollten natürlich alle Verehrer der Heiligen - und wo wären diese nicht gewesen? - Reliquien von der Heiligen haben. Da die geistlichen Töchter Theresias keinen Begriff hatten von der großen Bedeutung der Briefe ihrer heiligen Mutter für die Zukunft, schenkten sie vielfach solche als Reliquien weiter an andere Klöster oder auch an Privatpersonen, die der Heiligen im Leben nahegestanden waren. Auf diese Weise gingen wohl die meisten Briefe für immer verloren oder sie ruhen noch in irgendeiner Kirche oder einem Kloster in Form von Reliquien, wie deren erst jüngst wieder zwei in Karmelitinnenklöstern bei Neapel durch einen glücklichen Zufall entdeckt wurden.

So finden sich denn, wie angedeutet, die Originale vieler der uns erhaltenen und in vorliegender Sammlung dargebotenen Briefe Theresias z. T. einzeln in Klöstern, vorzugsweise in Spanien, aber auch in Frankreich und Belgien sowie Italien, wohin diese durch die ersten Töchter der Heiligen bei den ersten Klostergründungen mitgebracht wurden. Viele befinden sich in der spanischen Nationalbibliothek zu Madrid, wohin sie zumeist aus dem Ordensarchiv der spanischen Kongregation bei Aufhebung der Klöster (1834) verbracht wurden. Wieder andere finden sich in Sammlungen vereint. Die bedeutendsten davon sind die Sammlung von etwa 56 Briefen, fast durchwegs an Sr. Maria vom heiligen Joseph gerichtet, im Karmelitinnenkloster Valladolid, in kostbarem Silberreliquiar aufbewahrt. - Eine andere Sammlung ist die im Karmelitinnenkloster Sevilla, enthaltend sieben BriefOriginale an verschiedene Empfänger, während es deren ursprünglich über zwanzig waren und gesammelt waren durch Sr. Juliana von der Mutter Gottes, der Schwester des Paters Hieronymus Gracián. - Wohl die meisten Briefe aus der Feder der Heiligen erhielt, wie schon oben angedeutet, Pater Hieronymus Gracián, der beste Freund und bedeutendste Mitarbeiter der Heiligen an ihrem Reformwerk, Vertrauter ihrer Pläne, jahrelang ihr Beichtvater und zugleich ihr Vorgesetzter. Es gab keine Frage des geistlichen Lebens oder über die Angelegenheiten der Ordensreform und leitung, die Theresia mit diesem äußerst tüchtigen Manne nicht besprochen hätte. Die Korrespondenz mit ihm begann erst 1575. Von dieser Zeit an verband die beiden eine heilige Freundschaft und Seelenverwandtschaft. Kein Wunder darum, wenn Pater Hieronymus alle Briefe, die er von der heiligen Mutter erhalten hatte, sorgfältig aufbewahrte. Einen bedeutenden Teil dieser Briefe, in Buchform vereinigt, sandte Pater Hieronymus, nachdem er, infolge gemeiner Intriguen eines ehemaligen Untergebenen von seinem Orden ausgeschlossen, bei den Vätern der alten Observanz in Belgien wieder Aufnahme gefunden, 1610 von Brüssel aus seiner Schwester Sr. Maria vom heiligen Joseph nach Consuegra, von wo sie nach Alcalá de Henares wanderten. Dort wird noch ein kleiner Teil derselben aufbewahrt, während die übrigen meist als Reliquien in alle Winde zerstreut wurden. - Eine vierte Sammlung endlich von Originalbriefen der heiligen Theresia, enthaltend zumeist Briefe an ihren Bruder Don Laurentius de Cepeda, besitzen die Karmelitinnen von St. AnnaMadrid, von denen freilich auch, wie bei den übrigen Sammlungen, im Laufe der Zeit viele weggeschenkt wurden. Aus diesen Sammlungen sowie aus den in der Nationalbibliothek in Madrid hinterlegten Manuskripten, ferner aus den in den verschiedenen Klöstern aufbewahrten einzelnen Originalbriefen, außerdem aus authentischen Abschriften von Briefen, die im 18. Jahrhundert nach damals noch erhaltenen, heute aber leider verlorenen Originalen gemacht worden waren, ist das vorliegende Corpus der Briefe der heiligen Theresia entstanden mit seinen rund 450 Briefen, gewiss eine noch bedeutende Anzahl trotz der vielleicht noch größeren Zahl der verlorengegangenen; denn nach Berechnungen, die von fachkundiger Seite darüber angestellt wurden, müsste die wirkliche Zahl sämtlicher Briefe der Heiligen beiläufig an die Tausend gehen.

Wenn wir nur rein zahlenmäßig diese ungeheure Arbeit ins Auge fassen, möchte man es für kaum glaublich halten, dass sie von einer Frau geleistet werden konnte, die während dieser ganzen Periode, der diese Briefe angehören (1567-1582), fast immer krank, dazu vielfach in Sachen ihrer Klostergründungen und Visitationen kreuz und quer durch Spanien auf Reisen war; die dazu einen großen Teil ihrer Zeit im Sprechzimmer verbringen musste, weil viel in Anspruch genommen von Freunden und heilsbegierigen Seelen in Fragen des geistlichen Lebens; die während dieser gleichen Periode noch verschiedene andere geistliche Schriften von höchstem Werte verfasste; die endlich gewissenhaft die für die gemeinsamen Übungen des klösterlichen Lebens bestimmte Zeit diesen Übungen, wie z. B. dem Chorgebet, der Betrachtung, der gemeinsamen Erholung und Handarbeit, widmete. Physisch war eine solche Riesenleistung nur dadurch möglich, dass die Heilige, wie Augenzeugen des öfteren feststellen konnten und bei ihrem Seligsprechungsprozess eidlich aussagten, vielfach die Nachtruhe opferte, fast immer bis 2 und 3 Uhr des Nachts schrieb, um ihre Korrespondenz zu erledigen. Vom psychologischen Gesichtspunkt aus ist aber diese Leistung, die sich in ihrer Korrespondenz äußert, ein neuer Beweis ihrer unglaublichen Seelenstärke und ihrer unüberwindlichen Willenskraft.

Die Vielseitigkeit der Theresianischen Korrespondenz ist durch die Umstände von selbst gegeben. Als geistiges Haupt der jungen Ordensreform wird Theresia in allen auftauchenden wichtigen Angelegenheiten des Ordens von allen Seiten um ihren Rat gefragt, nicht nur von ihren geistlichen Töchtern bzw. den Oberinnen der neugegründeten Klöster, sondern auch von den Oberen des Männerordens. In den Wirken des Kampfes um die Erhaltung der Reform ist sie es vorzugsweise, die die anderen stützt und ermutigt; ist sie es, die mit dem König und dem Ordensgeneral und den Bischöfen verhandelt. So kommt es bisweilen vor, dass Theresia an ein und demselben Tag an den König Philipp II. schreibt, ihn um Hilfe bittend in Sachen der Stützung der Reform; dass sie an den General des Ordens schreibt, um das Verhalten ihrer geistlichen Söhne zu entschuldigen; dass sie an irgendeine adelige Persönlichkeit schreibt, um ihr zu danken für eine ihr erwiesene Wohltat; dass sie in einem anderen Briefe irgendeine Priorin zurechtweist ob eines nicht ganz korrekten Vorgehens. Nehmen wir dazu die zahlreichen Briefe, die ausschließlich über Angelegenheiten des geistlichen Lebens handeln, Richtlinien und Fingerzeige geben für größeren Fortschritt auf dem Wege der Vollkommenheit, oder Aufschluss geben über mystische Zustände und Vorgänge; rechnen wir dazu so viele Briefe, die an ihre Familienangehörigen gerichtet sind oder an gute Freunde, und in denen sie sich um deren alltäglichsten Angelegenheiten kümmert, so gestaltet sich aus all dem ein selten schönes Bild, das uns die Persönlichkeit dieser einzigartigen Frau in den schönsten Farben zeigt, das uns die Biegsamkeit ihres Geistes und die Anpassungsfähigkeit an alle Lebensformen, ihre hohe Intelligenz und ihre erstaunliche Willenskraft, die Anmut ihres liebenswürdigen Wesens wie ihre glühende Gottesliebe in gleicher Weise offenbart. Ungeachtet der Überfülle von Arbeit, die die heilige Reformatorin Jahr um Jahr zum Wohle der Erneuerung ihres Ordens zu leisten hat, verliert sie doch nie ihren angeborenen Frohsinn und ihren Opfermut, wie er sich in allen Zeilen ihrer Briefe ausprägt. Niemals lässt sie sich entmutigen, auch nicht in den schlimmsten Zeiten der Verfolgung, wo schon alles verloren zu sein scheint. Gerade in solchen Tagen finden sich oft in ihren Briefen eingestreut scharfsinnige Sentenzen, irgendein gelungener Scherz, ein geistreicher Einfall, manchmal eine boshafte Bemerkung, die nicht selten bei dem Empfänger des Briefes ein herzhaftes Lachen auslösen musste.

Im Zusammenhang damit sei noch einer interessanten Eigenart Erwähnung getan, die sich in den Briefen der Heiligen, und zwar ausschließlich in denen der Jahre 1577/79 findet. Da die Wege und zugleich die Überbringer der Briefe wenig verläßlich waren und darum die Gefahr bestand, es könnten ihre Briefe in unrechte Hände geraten, wandte Theresia für alle jene, von denen in diesen Briefen die Rede war, fingierte Namen an, die Nichteingeweihte irreführen mussten. So gebrauchte sie für Christus den Namen »Joseph«; »Angela« oder »Laurentia« ist sie selbst; die »Engel« sind die Inquisitoren; unter den »Schmetterlingen« versteht sie die Karmelitinnen der Reform; unter den »Zikaden« die Karmelitinnen der alten Observanz; »Ardapilla« ist der Lizentiat Padilla; »Elisaeus« ist Pater Hieronymus Gracián; »Johannes« ist der Ordensgeneral Rubeo; »Macarius« ist Pater Antonius von Jesu; »Mathusalem« der alte Nuntius Ormaneto; »Seneca« ist Johannes vom Kreuz, usw.

Sprache und Stil dieser Briefe sind rein und fehlerfrei, trotz der Eile, mit der die Heilige bisweilen ihre Briefe schreiben musste; sie sind oft geradezu von wunderbarer Eleganz und Feinheit, voll bezaubernder Fülle des Ausdrucks, ohne je in Trivialitäten abzugleiten, wenn schon sie auch von den gewöhnlichsten Dingen spricht. Manchmal wieder sind die Sätze wie in nervöser Hast hingeworfen, die Gedanken des öfteren unterbrochen, das Satzgefüge von außerordentlicher Kürze und überzeugender Schärfe. Ein andermal lässt sich die Schreiberin fortreißen von edler Entrüstung über Ungerechtigkeit, Doppelzüngigkeit und Verschmitztheit gewisser Personen, oder wieder, sie lässt sich tragen von den süßen Empfindungen ihres gotterfüllten Herzens und ergeht sich dann in weiten Satzgefügen, in denen wir einen gewissen majestätischen Wohllaut der Form bewundern. Kurz, auch rein formell gesehen sind und bleiben die Briefe der heiligen Theresia ein Juwel der spanischen Nationalliteratur.

Der Gepflogenheit jener Zeit entsprechend schrieb die Heilige ihre Briefe in der Regel auf große Doppelbogen von ungefähr 31:21 cm. Obwohl sie selber sich des öfteren lustig macht über gewisse konventionelle Finessen im schriftlichen und mündlichen Verkehr, wie sie besonders in den höheren Schichten der Gesellschaft üblich waren, kennt und beobachtet sie gleichwohl gewissenhaft den Kodex der Anstandsformen im Briefverkehr. Darum legt sie großen Wert darauf, die einzelnen Persönlichkeiten, mit denen sie zu verkehren hat, je nach dem Grade ihrer sozialen Stellung zu behandeln, und bekundet darin eine bis in die kleinsten Einzelheiten gehende große Gewandtheit. Sie achtet genau auf Gelegenheit und Umstände zum Briefschreiben, in einer Form, dass auch darin wieder ihre feine Erziehung zum Ausdruck kommt, die ihre Tugend wie mit zartem Schmelz umgibt. Oben lässt sie einen freien Raum von ungefähr 3 cm Breite, ebenso einen freien Rand links von 2 cm Breite. In der Mitte des Briefkopfes sieht in der Regel der Name Jesus (

Jhs

), der zugleich in Verbindung mit den auf der nächsten Zeile folgenden Worten den Gruß und die Einleitung des Briefes bildet, indem sie weiterfährt: »sei immerdar mit Ihnen« (sea con vuestra merced). An dessen Stelle finden sich auch Grußformeln wie diese: »Es sei mit Ihnen (oder Euerer Paternität) der Heilige Geist« oder »die Gnade des Heiligen Geistes«. In ähnlicher Weise schließt sie auch den Brief mit einem echt christlichen Gruß oder Wunsch, wie z. B. »Unser Herr sei Ihnen stets Licht und Führer«, und indem sie sich z. B. dem Gebete des Adressaten empfiehlt bzw. ihn ihres Gebetes versichert, unterzeichnet sie: »Da. Teresa de Ahumada« (bis 1562) oder (von 1567 an) «Teresa de Jesús«; in manchen Fällen fügt sie dem Namen noch hinzu: »Carmelita«. Darnach folgt in der Regel das Datum, wie etwa: »Es hoy vispera de san Agustín«, also »am Vorabend des Festes des heiligen Augustin« oder: »Son XXVII de setiembre«, d. i.: »es ist heute der 27. September« ohne Angabe des Jahres. Die Jahresdaten, wie sie sich in den modernen Briefsammlungen der Heiligen finden, wurden erst, wie schon erwähnt, von späteren Herausgebern hinzugefügt. Der fertige Brief wurde sodann geschlossen und mit einem Siegel, das den Namen Jesus (

Jhs

) trug, versehen und so dem Kurier zur Beförderung übergeben. Diese Briefboten waren entweder die königlichen Kuriere, die auf den spanischen Heerstraßen den Postdienst versahen, oder es waren gewöhnliche Boten, die auf Maultieren berufsmäßig Briefe und Postsendungen besorgten. In vielen Fällen bediente sich die Heilige auch etwa zufällig des Weges kommender bekannter Personen bzw. solcher, die eine Reise nach dem Bestimmungsort des Empfängers zu machen hatten. Das Briefporto wurde zur Hälfte von dem Absender bezahlt, was außen auf dem Briefe vermerkt war, zur anderen Hälfte musste es vom Empfänger bei Entgegennahme des Briefes beglichen werden.

So mögen denn die Briefe unserer heiligen Mutter auch in diesem neuen Kleide hinausgehen in die Welt, zu allen Freunden und Verehrern der Heiligen, und ihnen künden von der großen edlen Seele der großen Spanierin; und wie sie ehedem bei vielen Empfängern mit Freude und Verehrung entgegengenommen und begrüßt wurden als Botschaft einer treuen Freundin, so mögen sie auch jetzt wieder frohe Aufnahme finden überall, wohin sie kommen, und die Verehrung der großen Theresia von Jesu verbreiten!

Pater Ambrosius a S. Theresia O. C. D. (Rom)

Briefe der hl. Theresia von Jesu

1. Brief - An Don Alphons Venegrilla in Gotarrendura

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 12. August 1546

Getreide erhalten. Aufforderung zur Zahlung.

† Herr Venegrilla … García hat die zehn Scheffel Getreide gebracht. Wollen Sie ihm diese gütigst bezahlen, weil ich kein Geld habe. Don Martin de Guzmán wird Ihnen dafür dankbar sein und Ihnen Rückzahlung leisten. So verfahren wir gewöhnlich. Geschehen am 12. August.

Ihre Dienerin

Theresia de Ahumada

Senden Sie mir, bitte, einige Tauben.

2. Brief - An Don Laurentius de Cepeda, ihren Bruder, in Quito

Ávila, am 23. Dezember 1561

Eine Geldsendung des Laurentius aus Peru an seine Geschwister und die Verwendung des die heilige Theresia treffenden Anteiles zur Gründung des St. Josephsklosters in Ávila.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Gott vergelte Ihnen Ihre Sorgfalt, um allen, und zwar mit solchem Eifer, zu Hilfe zu kommen! Ich hoffe zur göttlichen Majestät, dass Sie dadurch viel vor dem Herrn gewonnen haben; denn das Geld kam gewiss allen, denen Sie es sandten, so gelegen, dass es mir zu großem Troste gereichte.

Nach meinem Dafürhalten ist es auf Anregung Gottes geschehen, dass Sie mir so viel geschickt haben; denn für eine Nonne wie ich, die sich’s, Gott sei gepriesen, schon zur Ehre anrechnet, einen geflickten Habit zu tragen, hätte das Geld, das Johann Peter de Espinosa und Parrona - so, glaube ich, heißt der andere Kaufmann - gebracht haben, hingereicht, um auf einige Jahre aus der Not zu kommen. Wie ich ihnen aber schon sehr ausführlich geschrieben habe, handelt es sich für jetzt um ein Unternehmen, wozu mir das von Ihnen gesandte Geld gute Dienste leistet. Ich kann mich diesem Unternehmen aus vielen Gründen und Ursachen nicht entziehen; weil sich aber diese in einem Briefe nicht mitteilen lassen - sie stützen sich nämlich auf göttliche Eingebungen -, so sage ich Ihnen nur das eine, dass heilige und gelehrte Männer der Ansicht sind, ich dürfte nicht zaudern, sondern sei verpflichtet, alles daranzusetzen, was in meinen Kräften stehe, um dieses Unternehmen auszuführen. Es handelt sich nämlich um die Stiftung eines Klosters, in dem nur fünfzehn Nonnen, deren Zahl nicht vermehrt werden darf, in strengster Abgeschiedenheit, dem Gebete und der Abtötung ergeben, zusammen leben sollen, so dass sie nie ausgehen dürfen und man sie nur verschleiert sehen und sprechen kann, wie ich Ihnen schon ausführlich geschrieben und noch schreiben werde, wenn Anton Morán zurückreist. Doña Guiomar, die auch an Sie schreibt, unterstützt mich. Sie war die Gemahlin des Franz Dávila, aus dem Geschlechte derer de la Sobralejo, wenn Sie sich noch erinnern. Es sind schon neun Jahre seit dem Tode ihres Mannes verflossen. Dieser hatte eine Million Einkommen. Sie selbst ist im Besitze eines Majorates und hat auch noch das ihres Mannes. Obwohl sie bei dem Tode ihres Gatten erst 25 Jahre alt war, hat sie doch nicht wieder geheiratet, sondern sich ganz dem Dienste Gottes gewidmet. Sie ist im geistlichen Leben sehr gefördert. Seit mehr als vier Jahren stehe ich mit ihr in innigerer Freundschaft als mit einer Schwester. Sie unterstützt mich zwar sehr viel, da sie mir einen großen Teil ihres Einkommens zukommen lässt; allein jetzt ist sie gerade ohne Geld. Was den Kauf und Umbau des Hauses betrifft, so nehme ich diese Angelegenheit mit Gottes Beistand auf mich.

Zwei Personen, die als Nonnen aufgenommen werden wollen, haben mir schon im voraus ihre Aussteuer gegeben, und ich habe das Haus bereits im geheimen gekauft; zur nötigen Einrichtung aber fehlen mir bisher die Mittel. Einzig im Vertrauen, dass Gott Fürsorge treffen werde, weil er die Ausführung meines Vorhabens will, bestellte ich die Arbeiter. Dies schien eine Torheit zu sein, aber siehe, da kommt Seine Majestät und veranlasst Sie, mir beizustehen; und was mich noch mehr in Staunen setzt, das sind die vierzig Pesos, die Sie beigelegt und die mir gerade überaus notwendig waren. Ich glaube, dass der heilige Joseph, dessen Namen das Kloster führen soll, dies bewirkt hat; er wird es Ihnen auch nach meiner Überzeugung vergelten. Ist das Haus auch ärmlich und klein, so hat es doch eine freundliche Aussicht und einen freien Platz, und auch in anderer Hinsicht wird sich alles noch gut machen.

Man ist schon um die Breven nach Rom gereist; denn obgleich das Kloster meinem eigenen Orden angehört, so stehen wir doch unter dem Gehorsam des Bischofs. Ich hoffe zum Herrn, dass das Kloster viel zu seiner Ehre beitragen wird, wenn er es zustandekommen lässt. Ich bin fest überzeugt, dass es diesen seinen Zweck erreichen wird; denn es treten in dies Kloster Seelen ein, die das beste Beispiel zu geben vermögen und ganz auserlesen sind sowohl in Hinsicht auf Demut als auch auf Buße und Gebet. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott; denn unter seinem Beistande wird alles schon zustandegebracht sein, wenn Anton Morán zurückreist.

Er kam hierher, und sein Besuch war für mich ein großer Trost; denn er scheint mir ein aufrichtiger, wahrheitsliebender und sehr verständiger Mann zu sein. Er vermochte mir auch von Ihnen ausführlich zu berichten, und fürwahr, eine der größten Gnaden, die mir der Herr erwiesen, besteht darin, dass er meine Geschwister erkennen ließ, was es um die Welt ist, und dass sie sich nach einem Leben der Ruhe sehnen. Ich sehe nun, dass Sie den Weg zum Himmel wandeln, und das war es, was ich am meisten zu erfahren verlangte, da ich bisher immer in Angst war. Ehre sei dem, der alles wirkt! Möge er verzeihen, dass Sie in seinem Dienste unablässig voranschreiten! Denn weil der Herr im Belohnen keine Grenze kennt, so dürfen wir auch nicht stillestehen in dem Bestreben, ihm zu dienen, sondern müssen uns bemühen, jeden Tag wenigstens ein bißchen voranzuschreiten, und zwar mit solchem Eifer, als wären wir, wie es auch wirklich der Fall ist, in einem beständigen Kriegszustand und als dürften wir nicht ruhen und sorglos sein, bis wir den Sieg errungen haben.

Alle, durch die Sie Geld gesendet haben, waren zuverlässige Männer; doch hat sich Anton Morán noch besonders ausgezeichnet, weil er das Gold, wie Sie erfahren werden, zu höherem Preise und ohne Unkosten umgewechselt hat und in eigener Person, obwohl er sehr leidend ist, von Madrid hierher gereist ist, um es zu übergeben. Heute geht es ihm besser; denn es war nur eine vorübergehende Erkrankung. Ich sehe zugleich, dass er aufrichtige Liebe zu Ihnen trägt. Auch das Geld des Parrona hat er mitgebracht und ist für alles sehr besorgt gewesen. Letzterer kam von Rodriguez gleichfalls hierher und entledigte sich seiner Aufgabe vortrefflich. Weil er vielleicht zurückreisen wird, so werden Sie wohl durch ihn diesen Brief empfangen. Anton Morán hat mir auch den Brief gezeigt, den Sie an ihn geschrieben haben. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich eine so große Sorgfalt nicht bloß für ein Werk Ihrer Tugend, sondern für eine besondere Eingebung Gottes halte.

Gestern schickte mir meine Schwester, Doña Maria, beiliegenden Brief. Wenn sie das andere Geld wird empfangen haben, wird sie mir wieder schreiben. Die Unterstützung ist ihr ganz zur rechten Zeit zuteil geworden. Sie ist eine vortreffliche, christliche Frau und hat viele Leiden zu ertragen, und wenn Johann de Ovalle gegen sie einen Prozess führen würde, so wäre dies zum Nachteile ihrer Kinder. Gewiss ist das, was er erfahren hat, auch nicht so arg, wie er meint, wiewohl Martin de Guzmán, Gott habe ihn selig, alles zugrunde gerichtet und schlecht verkauft hat. Aber auch er brachte seine Gründe vor, und die Sache ist zu seinen Gunsten entschieden worden. Ich halte zwar diese Entscheidung nicht für recht, dass man aber jetzt auch das zurückfordert, was mein Vater selig verkauft hat, das übersteigt meine Geduld. Übrigens würde auch, wie gesagt, meiner Schwester Doña Maria dadurch wehegetan. Gott bewahre mich vor einem solchen Eigennutz, der die eigenen Verwandten so sehr benachteiligt! Allein in der Welt ist es so, dass es ein Wunder ist, wenn der Vater dem Sohn und der Bruder dem Bruder einen Vorteil einräumt. Deshalb wundere ich mich auch nicht über Johann de Ovalle. Er hat noch gut gehandelt, dass er wenigstens aus Liebe zu mir für jetzt vom Prozesse abstand. Er ist von guter Gemütsart, allein in diesem Stücke kann man sich wohl auf ihn verlassen. Wenn Sie ihm daher die tausend Realen schicken, so setzen Sie ihm die Bedingung bei, dass er schriftlich erkläre, er werde an dem Tage, an dem er den Prozess wieder aufnehme, an Doña Maria fünfhundert Dukaten zahlen.

Die Häuser von Gotarrendura sind noch nicht verkauft; Martin de Guzmán hat aber dreitausend Maravedi dafür in Empfang genommen, und diese müssen billigerweise wieder zurückgegeben werden. Wenn Sie die tausend Pesos senden, wird dem Johann de Ovalle geholfen sein, und er kann dann hier leben. Jetzt ist er in Not, und würde ihm das Geld von Ihnen nicht zukommen, so könnte er hier nicht für ständig leben, sondern nur zu Zeiten und notdürftig.

Er ist gut verheiratet. Doña Johanna ist eben eine Frau von so hohem Werte und so geachtet, dass man Gott dafür preisen muss. Sie ist eine Engelsseele. Ich bin die mindeste von allen Geschwistern, und wie ich jetzt bin, würden Sie mich gar nicht als Ihre Schwester erkennen. Ich weiß nicht, wie man mich so sehr lieben kann. Dies sage ich in aller Wahrheit. Doña Johanna hat viele Leiden ausgestanden und sie mit großer Geduld ertragen. Wenn Sie, ohne selbst in Not zu geraten, ihr etwas schicken, so tun Sie es bald, wenn es auch nur nach und nach geschieht.

Das Geld, das Sie gesandt haben, ist, wie Sie aus den Briefen ersehen werden, nach Ihrem Willen verteilt worden. Toribia war schon gestorben; die für sie bestimmte Summe ist durch ihren Mann ihren Kindern gegeben worden, und es kam ihnen diese Unterstützung sehr zugute. Die heiligen Messen sind nach der von Ihnen angegebenen Meinung gelesen worden, und zwar von den besten und frömmsten Priestern, die ich gefunden habe. Einige dieser heiligen Messen wurden, wie ich glaube, schon gelesen, ehe das Geld ankam. Die Meinung, nach der Sie die heiligen Messen lesen ließen, hat mich sehr erbaut.

Während ich alle diese Geschäfte besorge, befinde ich mich im Hause der Doña Guiomar. Ich wurde nämlich auf Anordnung des Provinzials einer Tochter dieser Frau, die Nonne in unserem Kloster ist, als Begleiterin beim Besuche ihrer Mutter beigegeben. Der Aufenthalt in diesem Hause ist mir ein großer Trost, weil ich mehr bei denen sein kann, die mir von Ihnen erzählen, und ich bin hier um so lieber, als ich in allem dem, was ich unternehmen will, weit größere Freiheit habe als im Hause meiner Schwester. Auch lebe ich hier sehr zurückgezogen, und alle Unterhaltungen beziehen sich auf Gott. Ich werde so lange bleiben, bis mir der Gehorsam etwas anderes befehlen wird, obwohl gerade dieser Ort am geeignetsten ist, das besprochene Unternehmen zu betreiben.

Jetzt wollen wir noch von meiner geliebten Schwester, der Doña Johanna, reden, die, wenn sie auch zuletzt zur Sprache kommt, in meinem Herzen doch nicht den letzten Platz einnimmt; denn ich versichere Sie, dass ich sie ebensosehr Gott empfehle als Sie selbst. Ich küsse ihr tausendmal die Hand für eine so große Gnade, die sie mir erwiesen. Ich weiß nicht, wie ich ihr dafür anders dienen könnte, als dadurch, dass ich unseren Kleinen, wie es auch wirklich geschieht, Gott recht angelegentlich empfehle. Auch der heilige Pater Petrus de Alcántara, ein unbeschuhter Franziskaner, und ebenso die Theatiner und andere Personen, deren Gebet Gott erhören wird, lassen sich dies sehr angelegen sein. Seine Majestät mache den Sohn noch frömmer als die Eltern! Denn so gut diese auch immer sind, so wünsche ich ihm doch noch eine größere Heiligkeit. Schreiben Sie mir immer von dem Leben der Zufriedenheit und Eintracht, das Sie führen, es ist mir das ein großer Trost.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass ich Ihnen, wenn Anton Morán abreist, eine Abschrift von dem Aktenstücke senden werde, von dem man sagt, dass es gar nicht besser sein könnte. Ich werde es mit der größten Sorgfalt abschreiben. Und sollte diese Abschrift auf dem Wege verlorengehen, so werde ich immer wieder eine neue senden, bis Sie diese endlich erhalten. Bisher wurde das Aktenstück nur wegen einer Torheit nicht abgesendet; weil die Sache aber eine dritte Person berührt, die es nicht hat hergeben wollen, so sage ich weiter nichts davon. Auch einige Reliquien, die ich eben habe, werde ich mitsenden. Ihre Fassung hat geringen Wert. Für das Bild, das mein Bruder mir geschickt hat, küsse ich Ihm tausendmal die Hand; wäre noch die Zeit, in der ich Goldschmuck trug, so hätte ich große Lust, es zu behalten; denn es ist überaus schön. Da morgen der Vorabend des Jahres 1562 ist, so wünsche ich, dass Gott Sie beide uns noch lange erhalten und Ihnen glückselige Jahre verleihen wolle!

Weil ich mich mit Anton Morán aufgehalten habe, fing ich erst spät zu schreiben an. Ich möchte Ihnen gerne noch mehr mitteilen, allein er will morgen schon von hier wieder abreisen. Ich werde durch ihn auch an Don Hieronymus de Cepeda schreiben; aber da ich eilig schreiben muss, habe ich keine rechte Freude daran. Lesen Sie meine Briefe immer. Ich habe mir viele Mühe gegeben, dass die Tinte gut ist. Der Brief ward so eilig geschrieben, und es ist, wie gesagt, so spät, dass ich ihn nicht noch einmal lesen kann. Ich bin jetzt gesünder als sonst. Gott verleihe auch Ihnen Gesundheit an Leib und Seele, wie ich es wünsche! Amen. Den Herren Ferdinand de Ahumada und Peter de Ahumada schreibe ich diesmal nicht, weil ich nicht Zeit habe; ich werde es aber nächstens tun. Noch muss ich Ihnen mitteilen, dass einige sehr fromme Personen, denen unser Geheimnis, d. h. das Unternehmen, bekannt ist, es für ein Wunder hielten, dass Sie mir gerade zu dieser Zeit soviel Geld sandten. Sollte ich aber noch mehr Geld bedürfen, so hoffe ich zu Gott, er werde Sie, selbst wenn Sie es nicht wollen, veranlassen, mich zu unterstützen.

Ihre ganz getreue Dienerin

Doña Theresia de Ahumada

3. Brief. - An die Stadtverwaltung von Ávila

Ávila, am 7. Dezember 1563

Schwierigkeiten bezüglich einer Einsiedelei im Kloster zum heiligen Joseph.

Jhs

Sehr geehrte Herren!

Nach den uns gegebenen Aufschlüssen verursachten wir keinerlei Schädigung der Wasserleitung, als wir hier unsere kleinen Einsiedeleien errichteten, deren Notwendigkeit sich in hohem Grade fühlbar machte. Deshalb haben wir nie gedacht, dass Sie durch diese Bauten belästigt würden. Wie Sie selbst festgestellt haben, begeben wir uns dorthin einzig zu dem Zwecke, Gott zu loben; wir finden dort eine zum Beten günstige Einsamkeit, und wir lassen es uns besonders angelegen sein, dort Gott zu bitten, er möge diese Stadt gütigst in seinem Dienste bewahren.

Aber da diese Bauten Ihr Missfallen erregen, worüber wir ganz betrübt sind, so bitten wir Sie, diese zu besichtigen. Wir sind bereit, alle Vereinbarungen, Verträge und Schuldbriefe zu unterzeichnen, die Ihre Anwälte bestimmen werden; auf diese Weise werden Sie sich sicher stellen, dass Ihnen für die Zukunft nie irgendwie von unserer Seite Schaden zugefügt wird; das ist stets unsere Absicht gewesen.

Wenn Ihnen jedoch dieser Vorschlag nicht genügt, werden wir diese Bauten bereitwilligst einreißen. Aber bitte, stellen Sie zuvor persönlich fest, dass sie keinerlei Schaden verursachen und uns sehr nützlich sind. Lieber wollen wir auf den Trost verzichten, den wir dort finden, als Ihr Missfallen erregen. Jedoch gestehe ich, dass es für uns sehr schmerzlich wäre, die Freude opfern zu müssen, die wir dort genießen; denn sie ist rein geistig.

Möge Sie Gott beschützen, meine sehr geehrten Herren, und Sie stets in seinem Dienste erhalten! Amen.

In aller Hochachtung

Ihre unwürdigen Dienerinnen

die armen Schwestern von St. Joseph

4. Brief. - An Garcia de Toledo in Ávila

St. Joseph in Ávila, gegen Ende d. Jahres 1565

Sie schickt ihm das Buch des »Lebens«, um es durchzusehen und zu korrigieren und es dann an Magister Ávila zu senden.

Der Heilige Geist sei immer mit Euerer Gnaden! Amen.

Es wäre nicht unrecht, wenn ich schildern würde, was mich der Ihnen geleistete Dienst gekostet hat, um Sie zu verpflichten, mich recht eifrig unserem Herrn zu empfehlen; denn nachdem ich soviel ausgestanden, mich so beschrieben zu sehen und meine großen Armseligkeiten mir wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, hätte ich das Recht dazu. Dennoch kann ich in Wahrheit sagen, dass mir die Beschreibung der mir vom Herrn erwiesenen Gnaden schwerer gefallen ist als die Mitteilung der Beleidigungen, die ich Seiner Majestät zugefügt habe. Was Euere Gnaden mir befohlen, nämlich recht ausführlich zu sein, habe ich unter der Bedingung getan, dass Sie Ihr Versprechen halten und zerreißen werden, was Ihnen unrichtig erscheint. Ich hatte das Geschriebene noch nicht ganz durchgelesen, als Sie es schon abholen ließen. Es mag darum sein, dass manches vorkommt, was schlecht erklärt, anderes, was wiederholt gesagt ist; denn mir blieb immer so wenig Zeit, dass ich das, was ich schrieb, nicht mehr recht überlesen konnte. Deshalb bitte ich Euere Gnaden, Sie möchten verbessern, was zu verbessern ist, und das Ganze abschreiben lassen, wenn es dem Pater Magister Ávila zugeschickt werden soll, weil sonst jemand meine Schrift erkennen könnte. Ich wünschte sehr, dass der Genannte es zu lesen bekomme; denn mit dieser Absicht habe ich zu schreiben begonnen. Ist er der Ansicht, dass ich auf gutem Wege wandle, so wird mir dies zu großem Troste gereichen. Mir selbst bleibt nichts mehr zu tun übrig. Mögen Euere Gnaden in allem tun, wie Sie es für gut finden; aber bedenken Sie auch, dass Sie jener, die Ihnen ihre Seele so anvertraut, verbunden sind. Ich meinerseits werde Ihre Seele mein ganzes Leben lang unserem Herrn empfehlen. Wollen Sie deshalb, um mir eine Gnade zu erzeigen, nicht zögern, der göttlichen Majestät zu dienen; denn aus dem, was hier geschrieben ist, werden Sie ersehen, wie gut alle Mühe angewendet ist, wenn man wie Sie schon begonnen hat, sich ganz dem hinzugeben, der sich ohne Maß uns schenkt. Er sei gebenedeit in Ewigkeit! Ich hoffe zu seiner Barmherzigkeit, dass wir einander dort sehen werden, wo Sie und ich die großen Erbarmungen, die er uns erwiesen hat, klarer erkennen und ihn in Ewigkeit lobpreisen werden. Amen.

Dieses Buch wurde vollendet im Jahre 1562.

5. Brief. - An den Hochwürdigsten Herrn Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila

Ávila, im Juli 1567

Verschiedene Nachrichten.

… Alle Schwestern entbieten Euerer Gnaden ihre innige Verehrung. Schon ein ganzes Jahr erwarten wir Euere Gnaden, nachdem Don Bernardin uns versichert hatte, Sie würden zum Besuche der Doña Maria hierher kommen. Wir hatten uns schon recht sehr darauf gefreut, allein unser Herr hat dies nicht gewollt. Seine Majestät verleihe, dass ich Euere Gnaden da sehen möge, wo es keine Trennung mehr gibt. Die Rosenkränze wurden in diesem Jahre an demselben Tage wie früher gebetet, und so wird es auch in Zukunft mit großer Freude immer geschehen. Unser Herr halte Euere Gnaden immer in seiner Hand und erhalte Sie noch lange zu seiner größeren Ehre!

Herr Pater Garcia ist, Gott sei Dank, ganz wohl. Er erweist uns immer viel Liebe und ist mit jedem Tag Ihnen noch inniger ergeben. Im Auftrag des Provinzials übernahm er das Amt eines Novizenmeisters. Es ist dies bei dem Ansehen, in dem er steht, wohl ein sehr niedriges Amt; allein man hat es ihm nur deshalb übertragen, damit sein Geist und seine Tugend durch Erziehung der Novizen nach demselben Geiste dem Orden Nutzen schaffe. Die Demut, mit der er dieses Amt annahm, hat sehr erbaut. Er hat viele Arbeit. Heute ist der 6. Juli.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Euere Gnaden werden mir einen Gefallen erweisen, wenn Sie die Sache dieses Paters recht bald erledigen. Ein Brief von Ihnen wird vielleicht genügen.

6. Brief - An Magister Daza

Aleclá de Henares, 24. März 1568

Die Reliquien des heiligen Justus und Pastor. Die Nonnen sollen untereinander nicht über ihre Gebetsweise reden.

… Die Reliquien der heiligen kleinen Hirten, die man nach Alcalá brachte; es stimmt mich das zum Lobpreis unseres Herrn. Er sei gepriesen für alles! Denn sicherlich ist es für Seine Majestät leicht, Heilige zu gestalten. Deshalb verstehe ich nicht, wie man dort so erstaunt ist, dass Gott jenen Nonnen, die so abgeschieden von allem leben, einige Gnaden erweise. Gebe Gott, dass wir ihm zu dienen verstehen, da er aufs beste zu vergelten weiß!

Es hat mich recht gefreut, dass ich bei Ihnen Gnade gefunden… denn davon wird niemand genießen, der nicht wirklich versteht, wie süß der Herr ist. Möge es ihm gefallen, Sie mir noch viele Jahre für die dortigen Schwestern zu erhalten!

Geben Sie nicht zu, dass sie weder miteinander über ihre Gebetsweise reden, noch sich unberufen einmischen, noch auch ihre Ansichten sagen, da jede nur Albernheiten vorbringen will. Sie sollen davon lassen; denn wenn eine nicht soviel arbeiten kann, möge sie eine andere nehmen, und die Arbeit soll verteilt werden. Gott wird ihr zu essen geben, wie …

Ihre Schwester und Mutter erinnern sich wohl wenig an mich. An die Äbtissin werde ich schreiben, wenn es mir möglich ist. Möge Gott ihr die Gesundheit erhalten!

Bezüglich der Leinwand schreibe ich nach Madrid. Ich weiß nicht, ob ich etwas vergessen habe, wenigstens werde ich nicht vergessen, Sie Gott zu empfehlen. Tun Sie dasselbe und bitten Sie ihn, dass dieses Haus sich den Dienst Gottes angelegen sein lässt. Kommenden Dienstag werden wir, wie ich glaube, gewiss abreisen. Heute ist Vorabend von Maria Verkündigung.

An P. L… und Bruder Christoph viele Grüße sowie auch an Maria Díaz.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu, Karmelitin

7. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Malagón, am 18. Mai 1568

Stiftung des Klosters in Malagón. Bitte um Übersendung des Buches über ihr Leben an den seligen Johannes de Ávila. Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Ich wünschte mehr Zeit zu haben, um einen längeren Brief schreiben zu können. Weil ich mir dachte, ich werde heute Zeit zum Schreiben finden, habe ich es bis auf den letzten Tag verschoben; denn morgen, am 19. Mai, werde ich abreisen. Bisher hatte ich so viel zu tun, dass mir zum Schreiben keine Zeit blieb. Ich werde Ihnen durch den Pater Paulus Fernández wieder Nachricht geben. Wiewohl ich von ihm nichts mehr erfahren habe, seitdem er von hier abgereist ist, werde ich ihm doch mitteilen, was Sie mir aufgetragen haben. Ich habe unseren Herrn dafür gepriesen, dass die Reise so glücklich vonstatten ging; wir haben ihn hier recht angelegentlich darum gebeten. Möge es Seiner Majestät gefallen, auch alles übrige gut zu ordnen!

Ich befinde mich wohl und versöhne mich mit diesem Ort von Tag zu Tag besser. Auch allen übrigen gefällt es hier, und es ist unter ihnen keine, die noch ein Missbehagen hätte. Ich bin täglich zufriedener mit ihnen. Ich versichere Euere Gnaden, dass von den vier Schwestern, die hierher gekommen sind, drei eine hohe Stufe des Gebetes erreicht haben und auch sonst sehr vorgeschritten sind. Diese sind so in der Tugend befestigt, dass Sie sicher sein können, es werde auch nach meiner Abreise nicht im mindesten in der Übung der Vollkommenheit etwas fehlen, besonders unter der Leitung so heiligmäßiger Personen, die bei ihnen bleiben… Gott erhalte ihn uns noch viele Jahre hier! Denn solange die Schwestern ihn und den Pfarrer haben, bin ich über alles unbekümmert. Er empfiehlt sich Euerer Gnaden. Da Sie vergessen haben, ihm Grüße zu senden, so meldete ich ihm dem Austrag gemäß, den Sie mir gegeben, Ihre Empfehlungen. Wir verdanken ihm vieles.

Ich kann mir gar nicht denken, warum Euere Gnaden es unterlassen haben, meinen Lebensbericht sogleich an den Magister Ávila zu senden. Zögern Sie doch nicht mehr länger, sondern übersenden Sie ihm diesen um der Liebe des Herrn willen sofort durch einen eigenen Boten; denn wie man mir sagte, beträgt der Weg doch nur eine Tagreise. Auf Pater Salazar zu warten, wäre töricht. Denn wenn er Rektor ist, so kann er unmöglich zu Ihnen kommen, um Sie zu besuchen; um wie viel weniger wird er dann zu einem Besuch des Paters Ávila Zeit finden. Ich bitte Sie deshalb, das Buch sogleich fortzuschicken, wenn es nicht schon geschehen ist. Diese Zögerung hat mir wirklich Leid verursacht. Es scheint mir, der böse Feind sei hier mit im Spiele. Der Herr Lizentiat hat mir große Unruhe bereitet, da ich ihn doch ersucht hatte, das Manuskript mitzunehmen, wenn er zu Magister Ávila sich begibt; allein es scheint dem bösen Feinde zuwider zu sein, dass dieser Heilige es lese. Einen anderen Grund dieser Zögerung kann ich nicht erkennen… Nochmals also bitte ich Sie, die Übersendung sogleich zu besorgen und das zu tun, um was ich Sie in Toledo ersucht habe. Glauben Sie, es ist mehr daran gelegen, als Sie sich denken…

8. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Toledo, am 27. Mai 1568

Ermutigung zum Leiden. Ihre Rückkehr nach Toledo. Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Heute, am Tage der Himmelfahrt unseres Herrn, gab mir der Lizentiat Ihren Brief. Ich war, nachdem ich seine Ankunft erfahren, in nicht geringer Angst, bis ich den Brief zu lesen bekam; denn ich machte mir allerlei Gedanken, was wohl vorgefallen sein möge. Unser Herr sei gepriesen, dass Euere Gnaden sowie Don Johann und meine dortigen Herrschaften sich wohl befinden! Was das übrige betrifft, so seien Sie unbekümmert, wenngleich ich selbst es nicht bin, trotzdem ich so spreche. Ich habe darum auch dem Lizentiaten sein Unrecht vorgehalten. Darüber schien er sehr bestürzt zu sein, allein er versteht gewiss sich selber nicht. Einerseits will er Ihnen dienen und sagt, dass er Ihnen, wie es auch wirklich der Fall ist, in Liebe ergeben sei; anderseits ist er nicht Herr über sich selbst. Auch leidet er etwas an Melancholie, geradeso wie Alfons de Cabria. Ach, wie verkehrt steht es doch in dieser Welt! Dieser Lizentiat könnte Ihnen dienen und will es nicht; ich aber würde mich freuen, Ihnen zu dienen, und kann es nicht. Solche und noch schlimmere Erfahrungen müssen wir Menschen machen, und dennoch kommen wir zu keiner rechten Erkenntnis der Welt und wollen nicht von ihr lassen.

Es wundert mich nicht, dass Euere Gnaden sich grämen; ich begreife, dass Sie viel zu leiden haben, wenn ich Ihr Temperament ins Auge fasse; denn dies ist nicht von der Art, dass Sie sich mit allen Leuten verstehen. Weil Ihnen aber dadurch Gelegenheit gegeben ist, dem Herrn zu dienen, so tragen Sie dieses Leiden mit Ergebung in seinen Willen; er wird Sie nicht allein lassen. Hier kann niemand Ihre Abreise übel deuten, sondern jedermann muss Mitleid mit Ihnen haben. Suchen Sie sich zu zerstreuen und bedenken Sie, wie viel uns an Ihrer Gesundheit gelegen ist. Die meinige ist in diesen Tagen recht schlecht gewesen. Hätte ich nicht die vortreffliche Verpflegung in Ihrem Hause gefunden, wie Sie es anbefohlen haben, so wäre es mir noch schlimmer ergangen. Dieselbe war aber auch notwendig; denn bei der brennenden Sonnenhitze auf der Reise wurde der Schmerz, den ich litt, als Sie in Malagón waren, so heftig, dass man mir sogleich nach meiner Ankunft in Toledo zweimal Ader lassen musste. Die Schmerzen, die ich vom Rücken bis zum Gehirn empfand, waren so groß, dass ich mich im Bett nicht rühren konnte. Am anderen Tage musste ich ein Führmittel gebrauchen. Morgen, am Freitag, werden es acht Tage, dass ich angekommen bin; so lange habe ich mich dieser Krankheit wegen hier aufgehalten. Da man mir viel Blut genommen hat, so reise ich sehr geschwächt weiter; im übrigen befinde ich mich aber wohl. Ich fühlte mich sehr einsam, weil ich hier ohne meine Gebieterin und Freundin leben musste. Der Herr rechne alles zu seinem Dienste! Alle Ihre Leute, besonders Reolin, waren recht liebevoll gegen mich. Es war mir wirklich eine Freude, zu sehen, wie Euere Gnaden, obwohl in der Ferne weilend, mich hier so vortrefflich bewirten ließen. Ich empfehle Sie recht angelegentlich dem Herrn. Jetzt bin ich wieder wohl, wenn auch schwach.

Der Pfarrer von Malagón, dem ich außerordentlich zum Danke verpflichtet bin, begleitete mich hierher. Alfons de Cabria steht mit Ihrem Verwalter so gut, dass er keine Lust hatte, mich zu begleiten. Er sagte, dies würde dem Verwalter sehr unlieb sein. Weil ich so gute Gesellschaft hatte und er erst ganz ermüdet von seiner Reise zurückgekehrt war, so drang ich nicht weiter in ihn. Es diene Euerer Gnaden zur Kenntnis, dass der Verwalter seine Geschäfte ausgezeichnet gut besorgt; man sagt, es lasse sich dies gar nicht denken. Alfons de Cabria und alle übrigen können ihn nicht genug loben. Auch Don Ferdinand ist sehr zufrieden mit ihm.

Carleval reiste ab, und ich glaube, er wird nicht wiederkehren. Wenn man sagt, es sei Gottes Wille geschehen, dass Alfons de Cabria zur Stiftung des Klosters in Malagón mitwirkte und dass das Spital dazu Beiträge leistete, so spricht man die Wahrheit. Carlevals Bruder ist angekommen. Ich versichere Sie, dass es mir ein großer Trost war, diesen Mann dort lassen zu können; denn außer meinem Pater Paulus wüßte ich keinen, der so wäre wie er. Er ist für das Kloster von außerordentlichem Nutzen, weil er ein Mann des Gebetes ist und darin viele Erfahrung hat. Dabei ist er sehr genügsam; nur müssen Sie ihm noch ein kleines Häuschen einrichten. Weil ich Ihnen jedoch dies alles in Malagón schriftlich hinterlassen habe, so schreibe ich hier nichts weiter davon. Hier erzählt man sich über diesen Pater viel Rühmliches.

Die Schwestern leben ganz zufrieden. Wir sind übereingekommen, eine sehr fromme Frau, die unter der Leitung der Jesuiten steht, zu berufen. Das Kloster muss ihr die Kost geben; denn weil sie doch auch sonst Almosen zu geben hätten, so mag dies dafür gelten. Sie dagegen muss unentgeltlich junge Mädchen in weiblichen Arbeiten unterrichten, und dies soll als Gelegenheit dienen, sie in der christlichen Lehre zu unterweisen und sie zum Dienste des Herrn anzuleiten, was gewiss ein großer Gewinn ist. Ebenso haben Carlevals Bruder und Huerna, wie sie ihn heißen, einen jungen Menschen kommen lassen, der den Schwestern Dienste leisten soll. Ersterer und der Pfarrer werden Unterricht in der christlichen Lehre erteilen. Ich hoffe zu Gott, dass dies großen Nutzen schaffen werde. Ich bin wahrhaftig ganz zufrieden abgereist, und Sie sollen es auch sein und sich für überzeugt halten, dass meine Abwesenheit der klösterlichen Zucht dortselbst keinen Nachteil bringe; denn bei dem großen Eifer, der die Schwestern beseelt, und bei der Sorgfalt, die ihnen ein so trefflicher Beichtvater und auch der Pfarrer, der sie gewiss nicht vergessen wird, zuwenden, hoffe ich zu Gott, dass sie täglich größere Fortschritte machen werden. Darüber habe ich keinen Zweifel.

Was jenen anderen Kaplan anbetrifft, so findet sich niemand, der ihm sagte, er solle [den Schwestern] die Messe nicht mehr lesen. Wollen Euere Gnaden ihm dieses schreiben lassen. Zwar will Pater Paulus ihm dies mitteilen, allein ich möchte nicht, dass Sie es vergessen. Der Verwalter sagte, er werde ihn so gut unterbringen, dass er es viel besser habe als bisher. Weil er ihn aber trösten müsse, so wolle er ihm nicht selbst kündigen. Ich bitte Sie, hierin nicht zu säumen. Dem Lizentiaten wurde schon ein Dritteil ausbezahlt; Miranda hat es ihm gegeben. Lassen Sie Nachricht geben, wer dem Miranda diesen Dritteil wieder vergüten solle, damit nicht etwa der böse Feind etwas anzettle, wodurch wir einen solchen Mann verlieren würden; denn dazu wird der Arge alles Mögliche aufbieten, weil er den Schaden fürchtet, den er erleiden muss. Erwägen Sie dies wohl und lassen Sie nichts zu, was seine Pläne fördert.

Ich war heute so in Anspruch genommen, dass man mich nicht zum Schreiben kommen ließ. Jetzt ist’s tiefe Nacht, und ich bin noch sehr schwach. Ich nehme den Sattel mit, den Sie im Schlosse zurückgelassen, und bitte Sie, dies zu genehmigen. Einen anderen guten habe ich hier gekauft. Ich weiß es zum voraus, dass Sie sich freuen, wenn ich bei diesen Reisen den Ihnen gehörigen Sattel benütze, wie wenn Sie da wären; so reise ich wenigstens auf Ihrem Eigentum. Ich hoffe zum Herrn, mit dem Sattel wieder zurückzukehren; wenn nicht, so werde ich Ihnen denselben nach Ihrer Heimkehr zurückschicken.

In dem zu Malagón hinterlassenen Briefe habe ich Ihnen schon meine Befürchtung mitgeteilt, der Teufel möchte es verhindern, dass Pater Magister Ávila meinen Lebensbericht zu Gesichte bekomme. Ich wünschte nicht, dass er vorher sterbe. Dies wäre ein großes Missgeschick. Inständig bitte ich Sie darum, Sie möchten, da Sie ihm so nahe sind, das Buch versiegelt durch einen eigenen Boten an ihn senden und es ihm brieflich sehr empfehlen; denn er wird es gerne einsehen und lesen, sobald es ihm möglich ist. Pater Dominikus hat mir jetzt hierher geschrieben, ich möchte es ihm sogleich nach meiner Ankunft in Ávila durch einen eigenen Boten schicken. Ich bin da in großer Verlegenheit und weiß nicht, was ich tun soll; denn es würde mir, wie ich Ihnen schon gesagt habe, ein großer Nachteil sein, wenn diese Leute Kunde davon erhielten. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie daher, in dieser Sache sich zu beeilen! Bedenken Sie, dass es sich um seinen Dienst handelt, und reisen Sie selbst mutig durch diese fremden Gegenden, wobei Sie sich erinnern mögen, wie es unserer Lieben Frau und dem heiligen Vater Joseph erging, als sie nach Ägypten flohen.

Ich nehme den Weg über Eskalona, wo die Marquise sich aufhält. Sie schickte hierher, um mich einzuladen, zu ihr zu kommen. Ich ließ ihr sagen, dass Sie schon in liebevoller Weise alle Vorkehrungen zur Reise getroffen hätten und ihre Bemühung nicht mehr notwendig sei, dass ich sie aber auf der Durchreise besuchen würde. Ist es mir möglich, so werde ich nicht länger als einen halben Tag bei ihr bleiben, und auch dies nur darum, weil Pater García mir es eindringlich auftragen ließ; er sagt nämlich, er habe es ihr versprochen, und es sei dahin kein Umweg.

Don Ferdinand und Doña Anna sowie Don Petrus Niño und Doña Margareta haben mich mit ihrem Besuche beehrt. Auch die übrigen Freunde und andere Leute haben mich besucht. Einige davon ermüdeten mich sehr. Ihre Hausangehörigen leben in großer Zurückgezogenheit und sind immer für sich allein. Demütig bitte ich Sie, an die Frau Rektorin zu schreiben; Sie wissen schon, wie sehr Sie ihr verbunden sind. Leider war es mir nicht möglich, sie zu besuchen, um ihr für die mir zugeschickten Geschenke zu danken; denn ich war meistens im Bette. Die Frau Priorin werde ich morgen vor meiner Abreise besuchen, da sie mich gar dringend darum gebeten hat.

Weil ich mir dachte, Sie wüßten vielleicht noch nichts von dem Tode meiner Gebieterin, der Herzogin von Medinaceli, so wollte ich zuerst nichts darüber schreiben; nachher aber meinte ich, dass Sie die Kunde davon schon erhalten hätten, bis dieser Brief an Sie gelangen würde. Ich wünsche nicht, dass Sie sich darüber grämen, da ja der Herr allen, die sie liebten, eine große Gnade und ihr selbst eine noch größere erwiesen hat, indem er sie so bald zu sich rief; denn mit dem Übel, an dem sie gelitten, noch länger zu leben, wäre für sie ein tausendfältiges Sterben gewesen. Sie war so gut vorbereitet, dass sie nun ewig leben wird und auch wir, Sie und ich, werden im Verein mit ihr desselben Glückes teilhaftig werden. Diese Hoffnung ist es, die mir den Verlust eines so großen Gutes erträglich macht. Allen meinen dortigen Herrschaften küsse ich die Hand. Antonia empfiehlt sich Ihnen ehrerbietigst. Dem Herrn Don Johann sagen Sie viele Grüße von mir, ich empfehle ihn angelegentlich dem Herrn. Seine Majestät erhalte Sie mir und geleite Sie immer an ihrer Hand! Ich bin recht ermüdet und darum schreibe ich weiter nichts.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Unser ewiger Vater hat die Erlaubnis bereits erhalten. Die Sache ist so, dass es mir einerseits leid tut, während ich anderseits den Willen Gottes erkenne, dass es so sei und dass Sie Ihre Leiden allein tragen. Gewiss wird Ihnen dieser Pater schreiben, sobald er jemand findet, der den Brief überbringt. Ich hinterlasse diesen Brief der Doña Franziska, der ich die Absendung desselben recht angelegentlich empfohlen habe. Finde ich eine Gelegenheit, so werde ich Ihnen von Ávila aus schreiben. Ich habe vergessen, zu bemerken, dass unser Vater auch von einer Nonne mit mir sprach, die gut lesen kann und Eigenschaften besitzt, die ihn befriedigen. Sie hat zwar nicht mehr als zweihundert Dukaten; weil es aber den Schwestern an Zuwachs fehlt, und die Not eines Klosters, das erst gestiftet wurde, so groß ist, werde ich ihnen schreiben, sie sollen sie aufnehmen. Sie ist mir lieber, als ungeschickte Nonnen, und wenn ich noch eine finde, wie diese ist, nehme ich keine andere auf. Gott sei mit Ihnen, meine Gebieterin! Ich möchte gar nicht endigen und weiß nicht, wie ich so weit von der entfernt sein kann, die ich so innig liebe, und der ich zu so großem Danke verpflichtet bin.

9. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Ávila, am 9. Juni 1568

Nachricht von ihrer Rückkehr nach Ávila. Eintritt der Doña Theresia de Toledo, Tochter der Marquise de Velada.

Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Am Mittwoch vor Pfingsten bin ich hier in Ávila angekommen. Ich war recht ermüdet; denn wie ich Ihnen schon geschrieben habe, befand ich mich [in Toledo] so unwohl, dass ich nicht imstande war, meine Reise weiter fortzusetzen. Wir sind deshalb auch sehr langsam gereist. Der Pfarrer hat uns begleitet und mir viele Erleichterung verschafft; denn er ist geschickt zu allem. Es kam einer meiner Verwandten von der Reise, der als Knabe ein Steinleiden hatte und von dem Wasser der dortigen Quelle für immer geheilt wurde. Ich freute mich über diese gute Nachricht gar sehr; denn ich hoffe zu unserem Herrn, dass dem Herrn Don Johann dieselbe Heilung zuteil werde. Seine Majestät wolle es verleihen, wie wir sie hier demütig darum bitten! Ich küsse Euerer Gnaden und allen meinen dortigen Herrschaften vielmals die Hand.

Die Tochter der Marquise de Velada, Doña Theresia, traf ich schon als Nonne; sie ist vollkommen zufrieden. Bei der Marquise de Villena war ich am vergangenen Sonntag. Sie erzeigte sich mir gegenüber voll Liebe und Güte; da ich aber nur meine gute Frau Doña Luise benötige, lege ich wenig Wert darauf. Der Herr führe sie recht gesund und wohlbehalten zurück in meine Nähe! Was meine Angelegenheit betrifft, so bitte ich Sie aufs neue wieder, sie ja nicht zu vernachlässigen. Ich habe Ihnen die Gründe schon geschrieben, warum mir soviel daranliegt. Da ich schon von Malagón aus einen langen Brief und von Toledo aus einen noch längeren an Sie geschrieben, so hat dieser Brief keinen anderen Zweck, als Sie zu benachrichtigen, dass ich gut angekommen bin. Heute ist Mittwoch.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

10. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Andalusien

Ávila, am 23. Juni 1568

Stiftung des Klosters in Malagón und Mahnung, ihre Lebensbeschreibung zu senden.

Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Bei der großen Eile des Boten wüßte ich nicht Zeit zu finden, Ihnen auch nur diese wenigen Zeilen zu schreiben, wenn nicht die Liebe zu Ihnen mir eine Zeit herausfinden hälfe. O meine Gebieterin, wie unablässig gedenke ich Ihrer und Ihrer Leiden! Und so empfehle ich Sie immer recht angelegentlich unserem Herrn. Möge es Seiner Majestät gefallen, den dortigen Herrschaften recht bald die Gesundheit zu verleihen, so dass ich mich nicht mehr so ferne von Ihnen sehen muss! Ich würde schon zufrieden sein, wenn ich Sie nur wieder in Toledo wüßte. Ich bin, Gott sei Dank, wohl. Nach dem Feste des heiligen Petrus werde ich von hier nach Valladolid reisen.

Sehen Sie doch, dass Sie mir, nachdem ich Ihnen meine Seele anvertraut habe, das Buch so bald wie möglich zurücksenden; schicken Sie es aber nicht ohne Brief von dem heiligen Manne, damit wir seine Ansicht vernehmen, wie es Euere Gnaden und ich ersehnen. Wie man sagt, wird der Präsentatus, Pater Dominikus [Báñez], diesen Sommer hierher kommen; ich bin darum in Furcht, er möchte mich auf dem Diebstahl ertappen. Schicken Sie mir also um der Liebe des Herrn willen das Buch, sobald jener Heilige davon Einsicht genommen; wenn ich wieder nach Toledo komme, werden Sie Zeit finden, es mit mir zu lesen. Bemühen Sie sich nicht, es dem Pater Salazar zu zeigen, außer es kann ganz gelegentlich geschehen; denn mehr liegt mir daran, dass ich es bald wieder zurückerhalte.

Von den Schwestern Ihres Klosters höre ich, dass sie zufrieden sind und große Fortschritte in der Tugend machen, was ich auch gerne glaube. Hier haben es alle, die den Beichtvater kennen, für ein großes Glück gehalten, dass den Schwestern ein so vortrefflicher Mann geblieben ist. Sie wundern sich alle, und ich mit ihnen; denn ich weiß nicht, wie der Herr dies so gelenkt hat. Nach dem Nutzen zu urteilen, den dieser Mann, wie gesagt wird, stiftet und überall, wo er noch gewesen ist, schon gestiftet hat, halte ich dafür, dass dies zur Förderung der Seelen jenes Ortes geschehen ist. Hier steht das Kloster zu Malagón in großem Ansehen, und die Ordensbrüder sind damit sehr zufrieden. Der Herr wolle mich in Ihrer Gesellschaft wieder dahinführen! Die Schwestern dahier finde ich außerordentlich gefördert; alle lassen Sie grüßen. Meine Empfehlungen an Herrn Don Johann und meine dortige Gebieterin. Ich schließe, da man mir keine Zeit lässt, mehr zu schreiben. Morgen ist das Fest des heiligen Johannes.

Ihm werden wir unsere Patronin und Stifterin angelegentlich empfehlen und ebenso auch unseren Patron.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Hierher mögen Ihre Briefe und das Buch geschickt werden, wenn Sie nicht ihre Sendungen in Zukunft an die Oberin adressieren wollen.

11. Brief - An Don Alfons Ramírez, Bürger in Toldedo

Ávila, Ende Juni 1568

Stiftung des Klosters in Toledo.

Jhs

Sie hätten mich früher mehr in der Nähe gehabt; denn im Mai bin ich von Malagón hierher gereist. Unser Herr, der es so geordnet hat, wird gewusst haben, dass es so besser ist. Da alles, Ihr und mein Verlangen, einzig und allein auf seine Verherrlichung abzielt und also in seine Hände gelegt ist, so wird er es auch fügen, dass alles so zustande kommt, wie es am besten ist. Ich sende durch diesen Boten auch einen Brief an den Pfarrer von Malagón, den Herrn Lizentiaten Johannes Baptista, worin ich ihn ersuche, er möchte zu Ihnen sich begeben, um Ihren ganzen Plan zu erfahren und Ihnen, da er unser Beichtvater war und alles genau kennt, über unsere Lebensweise Auskunft zu geben, damit wir in einer so wichtigen Sache nicht blindlings zu Werke gehen. Ich glaube, er wird mir diesen Liebesdienst nicht verweigern; denn während meines Aufenthaltes im besagten Orte hat er sich in allem gefällig gegen mich erzeigt und mir sowohl im Geistigen wie im Zeitlichen Hilfe geleistet, wozu ihm der Herr die Fähigkeiten gegeben hat.«

Mit ihm können Sie alles besprechen, was Ihnen beliebt. Er kennt meine Absichten in allem, und was er Ihnen in meinem Namen sagt und mit Ihnen ausmacht, das können Sie ebenso hinnehmen, als hätte ich es selbst gesagt. Der Herr nehme alles in seine Hand und mache Sie zu einem so eifrigen Diener Seiner Majestät, wie ich sie fortan darum bitte! Die Nachrichten, die mir der Pater Guardian von den Werken mitgeteilt hat, die unser Herr durch Sie vollbringt, verpflichten mich dazu. Mehr noch aber sind Sie verpflichtet, den Pater Guardian unserem Herrn zu empfehlen…

Ávila, im St. Josephskloster, am . . . Juni 1568

Ihre unwürdige Dienerin Theresia von Jesu

12. Brief - An Don Franz de Salcedo, Edelmann in Ávila

Geschrieben zu Valladolid, Ende September 1568

Empfehlung des heiligen Johannes vom Kreuz.

Jesus sei mit Ihnen!

Gott sei Dank, dass mir nach sieben oder acht Geschäftsbriefen, die ich nicht aufschieben konnte, noch ein wenig Zeit der Ruhe bleibt, um diese Zeilen zu schreiben, aus denen Sie erfahren sollen, dass mir Ihr Brief großen Trost gewährte. Denken Sie ja nicht, es sei verlorene Zeit, wenn Sie mir schreiben; denn ich bedarf zu Zeiten dieses Trostes gar sehr. Ich will dies aber nur unter der Bedingung, dass Sie mir nicht immer so viel von Ihrem Alter reden; denn dies bringt mir in mein ganzes Denken Verwirrung, als wäre nämlich das Leben junger Leute in einer Versicherung. Gott erhalte Ihnen das Leben, bis ich sterbe! Nachher werde ich sorgen, dass unser Herr auch Sie bald zu sich nehme, damit ich dort nicht ohne Sie bin.

Reden Sie mit diesem Pater, ich bitte Sie darum, und stehen Sie ihm in seinem Unternehmen bei; denn obwohl er von Natur aus klein ist, so weiß ich doch, dass er groß ist in den Augen Gottes. Fürwahr, er wird uns hier abgehen; denn er ist verständig und für unsere Lebensweise geeignet, weshalb ich auch glaube, dass er von unserem Herrn dazu berufen ist. Alle Ordensbrüder ohne Ausnahme reden gut von ihm; denn obwohl er erst wenige Jahre zählt, so hat er doch stets ein Leben großer Buße geführt. Es scheint aber auch, der Herr halte ihn an seiner Hand. Obgleich sich hier bei den Geschäften so manche Gelegenheiten [zur Selbstüberwindung] boten und ich, die ich dazu selbst Anlass gab, manchmal ärgerlich gegen ihn war, haben wir doch niemals eine Unvollkommenheit an ihm wahrgenommen. Er hat Mut, weil er aber allein ist, bedarf er all der Tröstungen gar sehr, die der Herr ihm verleiht, damit er die Angelegenheit mit solchem Eifer betreibe, wie er ihn an den Tag legt. Er wird Ihnen berichten, wie es uns hier geht.

Der Preis von sechs Dukaten, den Sie daran gäben, mich zu sehen, kam mir nicht gering vor; ich könnte aber noch weit mehr zu geben mich entschließen, wenn ich Sie sehen könnte. Gewiss sind Sie eines höheren Preises für würdig zu erachten, aber wie will ich als armes Nönnchen so eine Schätzung vornehmen? Sie können Met und Kuchen, Rettiche und Salat geben; denn Sie haben einen Garten, und Sie selbst sind, wie ich weiß, der Diener, um uns Äpfel daraus zu holen. Sie sind also schon etwas höher zu schätzen. Der genannte Met soll zwar hier sehr gut sein; weil wir aber keinen Franz de Salcedo hier haben, so wissen wir auch nicht, wie er schmeckt, und werden es auch nicht dahin bringen, dass wir es beurteilen könnten.

Der Antonia sage ich, dass sie Ihnen schreibe, weil ich selbst nicht ausführlicher schreiben kann. Gott sei mit Ihnen! Die Doña Mencía und die Frau Ospedal lasse ich freundlich grüßen.

Der Herr gebe, dass die Besserung des verlobten Edelmannes voranschreite! Seien Sie nicht so ungläubig; denn das Gebet vermag alles, und die Blutsverwandtschaft mit Ihnen kann dem Kranken sehr zugute kommen. Wir dahier wollen auch unser Scherflein dazu beitragen. Möge der Herr, in dessen Macht es steht, ihm die volle Genesung verleihen! Die Krankheit seiner Braut halte ich sicher für weniger heilbar, aber der Herr kann alles heilen. Der Maria Diaz, der Flamländerin, und der Doña Maria de Ávila bitte ich, wenn Sie diese sehen, zu sagen, sie möchten mich und die Angelegenheiten des Klosters Gott empfehlen. Der letzteren hätte ich gerne ausführlich geschrieben; denn ich habe sie gewiss nicht vergessen. Seine Majestät erhalte sie mir noch viele Jahre! Amen. Da die Fürstin de Eboli so sehr drängt, könnte dieses Jahr leicht vorübergehen, ohne dass ich Sie wiedersehe.

Ihre unwürdige, treue Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Noch einmal bitte ich Sie wie um ein Almosen, Sie möchten mit diesem Pater reden und ihm raten, was Sie bezüglich seiner Lebensweise für gut halten. Mich hat der Geist, den ihm der Herr verliehen, uns, die Tugend, die er bei vielen Anlässen bewiesen, recht sehr zu der Hoffnung ermutigt, dass wir einen guten Anfang machen werden. Er hat außerordentlichen Gebetseifer und viel Verstand. Der Herr wolle ihn weiter fördern!

13. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Toledo

Valladolid, am 2. November 1568

Nachricht über den Empfang des Buches ihres Lebens und Empfehlungen an verschiedene Personen.

Jesus sei mit Ihnen, meine gnädige Frau und Freundin!

Entschuldigen Sie die Kühnheit, mit der ich Sie anrede; denn obgleich Doña Luise mehr meine Gebieterin ist, so ist sie doch in Wahrheit auch meine Freundin. Der Antonia habe ich aufgetragen, Ihnen über alles zu berichten, was hier vorgeht, über meine schlechte Gesundheit und über alles andere; denn mein Kopf ist so, dass ich nicht weiß, wie ich auch nur diese Zeilen zu schreiben imstande bin; die Nachricht jedoch, dass Sie und meine dortigen Herrschaften wohlbehalten angekommen sind, hat mich so getröstet, dass es nicht zu viel ist, wenn ich mich dazu ermutige. Der Herr sei gepriesen für alles! Denn ich habe ihm alle sehr angelegentlich empfohlen. Auch das gereichte mir zu großem Troste, dass Sie mit Ihrem Kloster so wohl zufrieden sind. Ich sehe aber auch, dass Sie allen Grund dazu haben; denn, wie ich erfahre, wird daselbst unserem Herrn in aller Wahrheit gedient. Möge es ihm gefallen, dass alle Schwestern so seien, wie die Pflicht der Dankbarkeit gegen Sie es erheischt! Möge unser Herr Sie mir erhalten und mir verleihen, dass ich Sie noch einmal sehe, ehe ich sterbe!

Was das Buch betrifft, so hätten Sie diese Angelegenheit nicht besser besorgen können, und so vergesse ich alle Verdrießlichkeiten, die Sie mir [durch die Verzögerung] verursacht hatten. Magister Ávila schreibt mir umständlich darüber. Er ist ganz zufrieden damit, nur bemerkt er, es möchten einige Stellen deutlicher erklärt und in anderen die Ausdrücke geändert werden, was leicht geschehen kann. Sie haben da ein gutes Werk getan. Der Herr wird es Ihnen nebst den anderen Gnaden und Guttaten, die Sie mir schon erwiesen haben, vergelten. Ich habe mich sehr gefreut über eine so gute Botschaft; denn sie ist von großer Wichtigkeit. Man sieht wohl, wer den Rat gegeben hat, sie zu schicken.

An meinen Vater Paulus Fernández möchte ich gerne recht vieles schreiben, allein es ist mir jetzt wirklich unmöglich. Ich denke, ich erweise ihm einen größeren Gefallen, wenn ich mein Unwohlsein nicht noch mehr verschlimmere. Ich bitte Sie, ihm zu sagen, wie es hier geht, damit er mich und alle unsere Angelegenheiten dem Herrn empfehle. Dasselbe will auch ich für ihn tun. Auch bitte ich Sie, den Brief von der Schwester Antonia an die Priorin von Malagón senden zu wollen und, wenn es Ihnen gefällt, auch diesen; wenn nicht, so lassen Sie ihr schreiben, sie möge in der Angelegenheit, in der ich ihr durch Michael geschrieben habe, nichts weiter mehr tun; denn der General hat mir aufs neue wieder geschrieben, und es hat den Anschein, dass die Angelegenheiten einen besseren Verlauf nehmen. Beachten Sie, dass an der Mitteilung dieser Nachricht viel gelegen ist.

Dem Don Johann und meinen dortigen gnädigen Damen entbiete ich meine ehrfurchtsvollsten Grüße. Alle seien mir hoch willkommen mit Ihnen. Es machte mir diese Ankunft eine große Freude, ich sage es wiederholt. Dem Don Ferdinand und der Doña Anna entrichten Sie viele freundliche Grüße, ebenso dem Alfons de Cabria und dem Alvaro de Lugo. Sie wissen doch wohl, dass ich mich aller ehrenden Auszeichnungen entschlagen und die Demut mir erwerben soll. Der Herr gebe, dass ich Sie wiedersehen möge! Denn ich habe ein großes Verlangen darnach. In dortiger Gegend bin ich gesünder, und es geht mir in allem besser als hier.

Wenn man das Kloster an einen anderen Platz verlegen will, so muss man sehr darauf sehen, eine gesunde Lage zu wählen. Sie wissen ja, wie es uns jetzt ergeht, da dieses nicht der Fall ist, obgleich das Haus selber durch Annehmlichkeit sich auszeichnet.

Ich habe mich sehr gefreut über die Aussteuer, die Sie dem genannten Fräulein geben. Handelt es sich um eine Person Ihrer Wahl, so gibt es immer Platz; denn das Ganze ist ja Ihr Werk. Die Doña Maria de Mendoza lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Schon ehe ich gelesen, was Sie mir zu sagen auftragen, hatte sie viel mit mir darüber gesprochen. Eben jetzt ist sie nicht zu Hause, ich werde es ihr aber noch sagen; denn diese Rücksicht gebührt ihr wohl. Unserem Vater, dem Lizentiaten Velasko, sagen Sie, was Sie für geeignet halten. Gott sei mit Ihnen! Er mache Sie so, wie ich es wünsche! Amen. Heute ist der Tag nach Allerheiligen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin.

14. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Toledo

Valladolid, am 13. Dezember 1568

Vorbereitungen zur Gründung eines Klosters in Toledo.

Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Es fehlt mir sowohl an Zeit als an Kraft, viel zu schreiben; deshalb schreibe ich jetzt an wenige Personen mit eigener Hand. Erst vor kurzem habe ich Ihnen einen Brief gesandt. Ich fühle mich sehr unwohl. Bei Ihnen und in der dortigen Gegend bin ich gesünder. Zwar sind die Leute auch hier, Gott sei es gedankt, nicht übel gesinnt; da aber meine Liebe bei Ihnen ist, so möchte ich, dass auch mein Körper dort wäre.

Was denken Sie davon, dass die göttliche Majestät alles so zu meiner Zufriedenheit ordnet? Gepriesen sei der Name des Herrn, der es durch Personen, die so eifrige Dienerinnen Gottes sind, so hat ordnen wollen, dass ich denken muss, Seine Majestät werde ein großes Wohlgefallen daran haben! Trachten Sie um der Liebe des Herrn willen darnach, die Erlaubnis zu bekommen; ich glaube aber, man sollte dem Verwalter nicht sagen, dass sie für mich, sondern für das Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen sei. Auch stelle man ihm den Nutzen vor, den diese überall stiften, wo sie sind; wenigstens machen uns, Gott sei Dank, die zu Malagón keine Schande. Sie werden sehen, wie bald dann Ihre Dienerin bei Ihnen sein wird; denn es ist, wie es scheint, nicht der Wille des Herrn, dass wir getrennt bleiben. Die göttliche Majestät verleihe, dass wir auch in der Glorie vereint seien mit allen meinen dortigen Herrschaften, in deren Gebete ich mich angelegentlich empfehle. Schreiben Sie mir doch, wie es mit Ihrer Gesundheit steht; Sie sind gar so saumselig, mir diese Gnade zu erweisen. Die Schwestern dahier küssen Ihnen die Hand. Sie können gar nicht glauben, wie viele Ablässe und geistliche Gnaden wir für die Gründerinnen dieser Klöster erlangt haben; sie sind ohne Zahl. Der Herr sei mit Ihnen! Heute ist der Tag der heiligen Lucia.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin.

15. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Valladolid, am 9. Januar 1569

Stiftung des Klosters in Toledo.

Der Heilige Geist sei immer in Ihrer Seele und verleihe Ihnen seine heilige Liebe und Furcht! Amen.

Pater Doktor Paulus Fernández hat mir von Ihrer Liebe und Freigebigkeit gegen mich geschrieben, dass Sie nämlich ein Kloster unseres heiligen Ordens errichten wollen. Ich glaube gewiss, unser Herr und seine glorreiche Mutter, meine Patronin und liebe Frau, haben Ihr Herz zu einem so heiligen Werke bewogen; denn ich hoffe, dass in diesem Kloster der göttlichen Majestät recht eifrig gedient und Ihnen selbst ein großer Gewinn an geistlichen Gütern erwachsen werde. Der Herr gebe es, wie ich und alle Schwestern dahier ihn demütig darum bitten und wie der ganze Orden fortan darum flehen wird! Das Anerbieten, das man mir macht, gereichte mir zu überaus großem Troste, und darum habe ich ein Verlangen, Sie kennenzulernen, um mich persönlich als Ihre Dienerin vorzustellen. Wollen Sie mich von jetzt an als solche betrachten.

Unser Herr hat es zugelassen, dass die Fieberanfälle von mir gewichen sind, und so werde ich mich nach allen Kräften beeilen, das Kloster nach meinem Wunsche zu errichten. Ich hoffe mit der Hilfe unseres Herrn, die Sache in kurzer Zeit zu vollenden. Ich verspreche Ihnen, dass ich keine Zeit verlieren und, wenn auch die Fieberanfälle wiederkehren sollten, auf meine schlechte Gesundheit keine Rücksicht nehmen werde, um sogleich zu kommen. Da Sie alles tun, so ist es billig, dass ich wenigstens das vollbringe, was für nichts zu achten ist, nämlich ein wenig Mühe auf mich zu nehmen. Wir haben ja doch um nichts anderes uns zu kümmern, als dass wir dem nachzufolgen trachten, der so ganz unschuldig unaufhörlich in Leiden lebte.

Ich hoffe von diesem Unternehmen nicht bloß einen Gewinn zu erlangen. Es hat mir nämlich mein Pater Paulus Fernández auch über Sie geschrieben, und demzufolge wird es auch für mich ein sehr großer Gewinn sein, Sie kennenzulernen. Die Gebete frommer Leute haben mich bis jetzt am Leben erhalten, und darum bitte ich auch Sie um der Liebe unseres Herrn willen, meiner in Ihren Gebeten nicht zu vergessen. Wenn Seine Majestät es nicht anders ordnet, so gedenke ich längstens zwei Wochen nach Beginn der Fasten in Toledo zu sein. Weil ich nämlich auch die Klöster, die der Herr mich in den letzten Jahren stiften ließ, besuchen will, so werde ich, obwohl wir bald von hier abreisen werden, doch einige Tage in jenen mich aufhalten müssen. Immerhin aber wird dieser Aufenthalt doch so kurz wie möglich sein, weil Sie meine baldige Ankunft wünschen. Da alles so gut in Ordnung und schon fertig ist, so werde ich nichts mehr zu tun haben, als es anzusehen und unseren Herrn dafür zu preisen. Die göttliche Majestät halte Sie immer an ihrer Hand und verleihe Ihnen Leben, Gesundheit und Mehrung der Gnade, um was ich zu ihr flehe! Amen. Heute ist der 9. Januar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

16. Brief - An Alfons Alvarez Ramírez, Bürger in Toledo

Valladolid, am 19. Februar 1569

Gründung des Klosters zu Toledo.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen und vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir durch Ihren Brief verschafft haben!

Er kam gerade zu der Zeit an, als ich ernstlich damit umging, an Sie zu schreiben, um Ihnen Nachricht von mir zu geben; denn es ist billig, dass ich es Ihnen gegenüber an nichts fehlen lasse. Ich werde erst etwas später ankommen, als ich in meinem Briefe zugesagt habe; jedoch versichere ich Sie, dass ich keine Stunde vergeuden will. Deshalb bin ich auch, nachdem wir das Haus bezogen hatten, keine vierzehn Tage in unserem Kloster geblieben. Der Einzug dorthin geschah in sehr feierlicher und andächtiger Prozession. Der Herr sei gepriesen für alles!

Seit Mittwoch bin ich bei Doña Maria de Mendoza, weil ich ihr einige notwendige Mitteilungen zu machen hatte; denn sie selbst konnte wegen Unwohlsein nicht zu mir kommen. Ich hatte vor, nur einen Tag bei ihr zu bleiben; da es aber so kalt geworden ist und mir wegen des vielen Schnees und Eises das Reisen nicht ratsam schien, so bin ich bis heute, Samstag, geblieben. Am Montag werde ich mit Gottes Hilfe gewiss nach Medina abreisen. Dort und im St. Josephskloster zu Ávila werde ich mich, wenn ich auch noch so sehr eilen will, doch über vierzehn Tage aufhalten müssen, weil ich einige notwendige Geschäfte zu besorgen habe; deshalb glaube ich, um so viel später anzukommen, als ich gesagt hatte. Sie werden mir verzeihen; denn aus den hier gegebenen Aufschlüssen werden Sie ersehen, dass ich nicht anders kann; es ist auch ohnehin die Verzögerung keine große. Mit dem Ankauf eines Hauses bitte ich noch zu warten, bis ich komme; denn ich wünsche, dass es zu unserem Zwecke geeignet sei, weil doch auch das Almosen von Ihnen und Ihrem verstorbenen Bruder, den Gott selig haben wolle, für uns bestimmt ist.

Was die nötigen Bewilligungen betrifft, so glaube ich, dass jene des Königs mit dem Beistande des Himmels trotz aller Hindernisse leicht zu erhalten sein werde. Ich weiß nämlich aus Erfahrung, dass der Teufel diese Klöster nicht ausstehen kann und deshalb immer Verfolgungen gegen uns heraufbeschwört; allein der Herr ist der Allmächtige, und vor ihm muss der Teufel mit Schande abziehen.

Hier erfuhren wir von den angesehensten Personen der Stadt den größten Widerspruch; aber es ist jetzt alles ausgeglichen. Denken Sie ja nicht, dass Sie unserem Herrn nur das geben werden, was Sie jetzt im Sinne haben, sondern noch weit mehr; denn Seine Majestät belohnt die guten Werke in der Weise, dass sie Gelegenheit zu noch besseren gibt. Geldspenden ist noch nichts; denn das tut nicht wehe. Wenn man uns, Sie, Ihren Herrn Schwiegersohn und alle, die sich an dem Unternehmen beteiligen, auch steinigen würde, wie es in Ávila bei der Stiftung des St. Josephsklosters bald geschehen wäre, dann stünde es um die Sache doch gut, und ich bin der Überzeugung, dass weder das Kloster noch wir, die wir solches zu erdulden hätten, etwas verlieren, denn im Gegenteil recht viel gewinnen würden. Der Herr leite alles, wie er es fürs beste hält! Haben Sie keine Sorge! Mir ist es nur leid, dass mein Vater nicht in Toledo ist; sollte es notwendig sein, so würden wir Sorge tragen, dass er komme; denn der Teufel fängt schon an, sich zu rühren. Gott sei gepriesen! Seien wir ihm gegenüber treu, und er wird uns keinen Mangel leiden lassen. Ich verlange wahrhaftig recht sehr, Sie zu sehen; denn ich glaube, es wird mir dies ein großer Trost sein. Alsdann werde ich mich auch für die Liebesdienste bedanken, die Sie mir in Ihrem Briefe erwiesen. Unser Herr gebe, dass ich Sie und Ihren Herrn Schwiegersohn in bester Gesundheit antreffe! Inzwischen empfehle ich mich angelegentlich Ihrem beiderseitigen Gebete; denn Sie sehen wohl, dass ich dessen auf diesen Reisen bei meiner so schlechten Gesundheit, wenn auch die Fieberanfälle nicht wiedergekehrt sind, gar sehr bedarf. Ich habe immer getan, was Sie mir anbefehlen, und ich vollziehe dies auch jetzt. Die Schwestern dahier tun dasselbe. Alle empfehlen sich Ihrem Gebete. Unser Herr halte Sie immer an seiner Hand! Amen. Heute ist Samstag, der 19. Februar. Geschrieben zu Valladolid.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Erweisen Sie mir die Liebe, den beiliegenden Brief an meine Doña Luise mit vielen Empfehlungen von mir übergeben zu lassen; ich habe keine Zeit, dem Herrn Didakus de Ávila zu schreiben. Selbst der Brief an Doña Luise ist nicht von meiner Hand. Ich bitte Sie, ihm zu sagen, wie es mit meiner Gesundheit steht, und dass ich zum Herrn hoffe, ihn bald zu sehen. Haben Sie keine Sorge wegen der Bewilligungen; denn ich hoffe zum Herrn, es werde sich alles ganz gut machen.

=== 17. Brief - An Doña Maria de Mendoza y Sarmiento, Gräfin de Ribadavia Toledo, im März 1569 ===

Stiftung des Klosters der unbeschuhten Karmelitinnen in Toledo.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Gnaden!

Die Reise hierher ist mir wirklich schwer gefallen. Ich fühle es schmerzlich, mich so weit von dort entfernen zu müssen, und überdies hatte mir auch der Herr Bischof geschrieben, Sie hätten ein großes Leid, das er mir jedoch nicht näher bezeichnete. Wäre nicht der Vorabend meiner Abreise gewesen, so hätte ich mich zuvor des Kummers zu entledigen gesucht, den mir diese Nachricht verursachte. Der Umstand jedoch, dass ich die Sache recht angelegentlich unserem Herrn empfahl, hat mir viel geholfen. Es kam mir, ich weiß nicht wie, der Gedanke, der Administrator habe etwas gegen meine Gebieterin, die Äbtissin, unternommen. Einigen Trost verschaffte mir die Erwägung, Gott lasse dieses ohne Zweifel zu, damit diese Frau um so größeren Nutzen für ihre Seele gewinne. Seine Majestät nehme alles in ihre Hände, wie ich darum flehe!

Es hat mich recht sehr gefreut, dass ich erfahren, Sie befänden sich ganz wohl. O dass Sie dieselbe Herrschaft über das Innere hätten wie über das Äußere, wie gering wurden Sie dann alles achten, was man hier Leiden nennt! Das einzige, was ich befürchte, ist dies, dass diese Trübsale Ihrer Gesundheit schaden möchten. Ich bitte Sie, mir doch recht umständlich schreiben zu lassen, was die Ursache dieses Leidens war. Es ist mir dies in Wahrheit eine große Herzensangelegenheit, und Boten zur Beförderung des Briefes werden sich dort genug finden.

Ich bin am Vorabend des Festes unserer Lieben Frau wohlbehalten hier angekommen. Doña Luise hat sich außerordentlich darüber gefreut. Wir bringen viele Zeit damit zu, dass wir von Ihnen reden, was mir kein geringer Genuss ist; und Doña Liuse, die Sie so sehr liebt, wird auch nicht müde [von Ihnen zu erzählen].

Ich kann Sie versichern, dass hier Ihr Ruf gerade so ist, wie ich wünsche, dass Sie mit Gottes Gnade in der Tat sein möchten. Man nennt Sie eine Heilige und man sagt mir von Ihnen allezeit nur Rühmliches. Der Herr sei gepriesen, dass Sie ein so gutes Beispiel geben! Wodurch aber glauben Sie wohl? Dadurch, dass Sie so große Leiden erdulden; diese zu senden, fängt unser Herr schon an, damit das Feuer der Liebe zu ihm, das er in Ihre Seele senkt, auch andere entflamme. Fassen Sie darum Mut! Bedenken Sie, was Unser Herr in dieser Zeit gelitten. Kurz ist das Leben, und nur einen Augenblick haben wir zu leiden. O mein Jesus! Wie gern opfere ich ihm dieses Geschiedensein von Ihnen und das peinigende Gefühl der Ungewissheit, wie es um Ihre Gesundheit steht, auf!

Die Stifter des hiesigen Klosters sind vortreffliche Männer. Sie sind eben daran, die Bewilligung zu erwirken. Ich möchte mich schon recht beeilen; denn wenn man uns die Erlaubnis bald gibt, so glaube ich, dass die Sache sehr gut vor sich gehe. Meiner verehrten Frau Beatrix und meinen verehrten Gräfinnen möchte ich gerne vieles sagen. Recht oft gedenke ich meines Engels, der Doña Eleonora; der Herr mache sie zu seiner Dienerin! Ich bitte Sie, dem Pater Prior von St. Paul und dem Pater Rektor meine Empfehlungen zu entrichten. Der Provinzial der Dominikaner predigt hier. Er hat großen Zulauf bei seinen Predigten, und dies mit Recht. Bis jetzt habe ich ihn noch nicht gesprochen. Unser Herr leite Sie an seiner Hand und erhalte Sie noch viele Jahre! Amen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

18. Brief - An Simon Ruiz, Bürger in Medina del Campo

Toledo, am 19. Oktober 1569

Eintritt seiner Nichte Elisabeth in das dortige Kloster und einige besondere Angelegenheiten.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Die Mutter Priorin hat mir schon geschrieben, welch guten Ausgang alles genommen, und auch andere Personen haben mir dasselbe mitgeteilt. Unser Herr sei immerdar dafür gepriesen! Es war mir dies ein großer Trost, aber zu noch größerem Troste als alles andere gereichten mir die Nachrichten, die ich von der Mutter Priorin über die Schwester Elisabeth von den Engeln erhielt. Möge es unserem Herrn gefallen, sie an seiner Hand zu halten und ebenso die Schwester vom heiligen Franziskus, mit der die Nonnen gleichfalls sehr zufrieden sind!

Es ist kein Wunder, dass der Eintritt Elisabeths ins Kloster zur Andacht gestimmt und die Gemüter heilsam erregt hat; denn infolge unserer Sünden ist die Welt so, dass nur wenige von denen, die nach ihrer Ansicht in ihr ein sorgenfreies Leben führen können, das Kreuz unseres Herrn umfassen, obwohl sie in der Welt ein noch viel größeres Kreuz zu tragen haben. Ich glaube, dass auch hier die Nachrichten, die wir von dort erhalten haben, uns nützen werden. An Ihrer und der Doña Maria Freude nehme ich herzlichsten Anteil. Ich empfehle mich in Ihre Gebete.

Man sieht wohl, in welch guter Umgebung Elisabeth gewesen, da sie die Wahrheit so gründlich kennengelernt hat. Übrigens ist es gewiss, dass in allem, womit unserem Herrn gedient wird, auch der Teufel unter dem Scheine des Guten seine Macht versucht. Hier hat er es sehr arg getrieben. In gewisser Beziehung sind die von ihm angeregten Befürchtungen begründet. Weil man nämlich in diesen Klöstern vom Almosen leben muss, so meint man, wir könnten leicht in Not geraten, wenn bekannt wird, dass vermögende Leute uns begünstigen. Vorübergehend mag dies schon möglich sein, aber bald wird man wieder die Wahrheit erkennen. Im übrigen sind dies wichtige Angelegenheiten, die sich nicht so schnell bereinigen lassen. Dem Herrn sei Ehre und Dank, dass alles einen so guten Ausgang genommen hat! Seine Majestät erhalte Sie noch viele Jahre, damit Sie die Freude an Ihrem Werke lange genießen und einem so großen König ein Haus bauen können, das er Ihnen, wie ich zu ihm hoffe, mit einem anderen vergelten wird, das kein Ende kennt!

Über den Pater Johannes de Montalvo erhielt ich sehr gute Nachrichten, obwohl ich den Brief, der von ihm ankam, noch nicht gesehen habe. Ich hatte gemeint, er befinde sich in Medina. Sie erweisen uns dadurch, dass Sie die Angelegenheit der Kaplanei in so gute Hände legen, einen großen Liebesdienst. Wenn der, von dem Sie mir schrieben, die notwendigen Eigenschaften hat, so liegt wenig daran, dass er noch jung ist. Unser Herr wolle auch diese Angelegenheit in Ordnung bringen, wie er das übrige geordnet hat!

Bezüglich der Nonnen haben Sie vollkommen recht; so muss es gehalten werden. Zurzeit können nur zwei aufgenommen werden. Der Mutter Priorin schreibe ich es schon; denn unsere Zahl ist auf dreizehn festgesetzt, und mit diesen zweien wird sie voll. Die göttliche Majestät wolle die rechten auswählen, Sie aber immer an ihrer Hand halten! Amen. Beiliegende Briefe bitte ich sogleich an die Mutter Priorin zu schicken. Heute ist der 19. Oktober. Gerade an diesem Tage hat man mir Ihren Brief übergeben.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

19. Brief - An Doña Johanna de Ahumada, Schwester der Heiligen, in Alba de Tormes

Toledo, am 19. Oktober 1569

Rückkehr ihres Bruders Don Laurentius de Cepeda aus Indien.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Nach Ávila schicke ich Geld, dass man Ihnen diesen Boten zusende. Die beiliegenden Briefe können Ihnen nur große Freude machen; mich wenigstens haben sie außerordentlich erfreut. Ich hoffe zum Herrn, Sie werden dadurch einige Erleichterung in Ihrem Leiden empfangen, und es werde Ihnen besonders die Nachricht von der Rückkehr meines Bruders zu großem Troste gereichen; denn so fromme Entschlüsse können nicht ohne segensreichen Erfolg bleiben. Ich wünschte weit mehr, meine Brüder möchten daheim in Ruhe leben, als solche Ämter auf sich nehmen; denn ich sehe in all diesen Dingen keinen Bestand. Gepriesen sei der Herr, der es so gefügt hat! Ich versichere Sie, dass ich mich wegen des Herrn Johann de Ovalle und, ich wiederhole es, auch Ihretwegen ganz besonders gefreut habe. An Ende richten meine Briefe doch noch etwas aus, wiewohl dies im Vergleich zu den Ihrigen nur wenig sein wird.

Dem kleinen Gonzalo habe ich durch den Inquisitor Soto einen Brief zugesandt; ich weiß aber nicht, ob man ihn ihm übergeben hat, da ich nichts von ihm erfahren habe. Sehen Sie jetzt nicht, was Gott an Laurentius de Cepeda wirkt? Mir kommt es vor, er sehe mehr darauf, wie seine Kinder leicht ihr Heil wirken können, als wie er ihnen ein großes Vermögen erwerbe. O Jesus, wie vielfach bin ich Dir verpflichtet und wie wenig diene ich Dir! Es gibt für mich keine Freude, die jener gleichkommt, die ich empfinde bei der Wahrnehmung, dass meine innigstgeliebten Geschwister das erkennen und erwählen, was für sie das beste ist. Sagte ich Ihnen und dem Herrn de Ovalle nicht, Sie sollten sich auf unsern Herrn verlassen, da er für alle Sorge trage? Und so sage ich Ihnen denn auch jetzt: Legen Sie Ihre Angelegenheiten in seine Hände; denn Seine Majestät wird in allem das tun, was uns am nützlichsten ist. Ich schreibe jetzt nicht ausführlicher, weil ich heute schon viel geschrieben habe und es schon spät an der Zeit ist. Wahrhaftig, ich bin ganz glücklich bei dem Gedanken an die Freude, die Sie beide haben werden. Der Herr verleihe uns jene Freude, die ewig dauert! Denn alle Freuden dieses Lebens sind unzuverlässig. Ich befinde mich wohl und eile sehr mit dem Ankauf des Hauses; die Unterhandlungen nehmen einen günstigen Verlauf. Der Beatrix empfehle ich mich. Heute ist der 19. Oktober. Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Den Brief von meinem Bruder habe ich geöffnet oder vielmehr, ich wollte ihn öffnen, wurde aber in meinem Gewissen beunruhigt. Finden Sie, dass etwas dort nicht angekommen ist, so benachrichtigen Sie mich.

20. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Toledo, anfangs Dezember des Jahres 1569

Verwahrung der Heiligen gegen die Tendenzen einiger ihrer Verwandten, die sie zu ihrem Vorteile auszubeuten suchten.

Jesus sei mit Ihnen!

Es wäre töricht, wollte ich mir bei einer so günstigen Botengelegenheit die Zeit nicht nehmen, an Sie zu schreiben, und Sie so der Freude berauben, die Sie an der Lesung eines Briefes von mir haben. Unser Herr, der es so gut geordnet hat, sei dafür gepriesen! Möge es Seiner Majestät gefallen, das, was noch fehlt, ebenso gut zu ordnen!

Sehen Sie nicht, welch notwendige Geschäfte meinen Bruder veranlasst haben, auch wider Willen hierher zu kommen? Und vielleicht wird er wiederholt hierher reisen müssen, um das Geld zu holen, wenn auch jemand zu bekommen wäre, um es ihm zu schicken. Er wird Nachrichten von Ihrem Sohne überbringen. Jetzt geht es in der Geldangelegenheit gut. Möchte es mit dem Gewinne der Seele ebenso gut gehen! Beichten Sie auf Weihnachten und empfehlen Sie mich Gott! Sehen Sie nicht, dass die göttliche Majestät, wie ich es auch anstellen mag, nicht will, dass ich arm sei? Ich versichere Sie, dass es mir einerseits sehr unangenehm ist, wenn ich etwas tun soll, und wäre es auch nur wegen der Gewissensangst, die ich empfinde. Ich gedenke daher jetzt einige Kleinigkeiten zu bezahlen, die mir Gewissensunruhe machten, und etwas oder das meiste zu Ausgaben für meinen Orden zu verwenden. Im übrigen will ich Sorge tragen, dass ich nicht mehr durch Verwendung dieser Gelder, außer für den Orden selbst, in Skrupel gerate. Denn wenn ich auch etwas habe, so werde ich doch bei der großen Not, in der ich das Kloster von der Menschwerdung sehe, nichts zurückbehalten können; ja selbst zu dem genannten Zwecke werden mir, mag ich auch noch so sehr sparen, nicht fünfzig Dukaten bleiben und diese werde ich nicht nach meinem eigenen Willen, sondern zur größeren Ehre Gottes verwenden. Dies ist gewiss. Die göttliche Majestät halte uns an ihrer Hand, mache Sie heilig und verleihe Ihnen glückselige Feiertage!

Solche Stellen, von denen mein Bruder spricht, gefallen mir nicht. Er müsste außer dem Hause leben, mehr ausgeben, als er einnimmt; er müsste Sie allein lassen, und alle würden beunruhigt werden. Warten wir jetzt ab, was der Herr tut. Sorgen Sie beide dafür, dass Sie ihm gefallen, dann wird er sich Ihrer Angelegenheiten annehmen. Vergessen Sie auch nicht, dass alles ein Ende nimmt. Haben Sie keine Sorge, dass Ihren Kindern das Notwendige fehlen werde, wenn Sie der göttlichen Majestät wohlgefallen. Der Beatrix empfehle ich mich. Der Herr wolle mir Sie alle erhalten! Amen.

Um eines bitte ich Sie noch in Liebe, nämlich dass Sie mich nicht aus weltlichen Rücksichten lieben, sondern damit ich Sie Gott empfehle; denn etwas anderes kann ich nicht tun, und es mir zumuten, wäre mir sehr peinlich, mag [auch] Herr Godinez dagegen sagen, was er will. Ich habe schon einen, der meine Seele leitet, und ich kann nicht dem Kopfe eines jeden folgen. Dies sage ich, damit Sie zu entgegnen wissen, wenn man Ihnen etwas Derartiges vorbringt. Bedenken Sie auch, dass nach den jetzigen Verhältnissen der Welt und in dem Stande, in den mich der Herr gesetzt hat, es besser für mich ist und mehr zum Dienste des Herrn gereicht, wenn die Leute denken, ich tue zu wenig für Sie. Denn obwohl ich soviel wie nichts tue, so würde man doch bei einer nur geringen Vermutung geradeso von mir reden, als man, wie ich hören kann, von anderen redet. Darum ist eben jetzt, da man mir dieses Wenige gebracht hat, Vorsicht notwendig.

Glauben Sie mir, dass ich große Liebe zu Ihnen trage und Ihnen hin und wieder etwas Weniges geben werde zu Zeiten, da es Ihnen erwünscht ist; nur sollen jene, die bei Ihnen über mich klagen, wissen, dass ich mein Besitztum für den Orden verwenden muss, dem es gehört. Es geht dies freilich andere nichts an; aber glauben Sie mir, wer so wie ich den Augen der Welt bloßgestellt ist, der muss selbst bei seinen Tugendwerken darauf achten, wie er sie übt. Sie können sich keine Vorstellung machen von dem, was ich leide; weil ich es aber im Dienste des Herrn leide, so wird Seine Majestät es mir dadurch vergelten, dass sie für Sie und Ihre Angelegenheiten Sorge tragen wird. Der Herr wolle Sie mir erhalten! Ich habe mich nun lange beim Schreiben verhalten; es hat schon zur Mette geläutet. Ich versichere Sie, so oft ich bei denen, die eintreten, etwas Schönes sehe, denke ich immer an Sie und an Beatrix; aber niemals habe ich es gewagt, etwas selbst gegen Bezahlung davon anzunehmen.

Ihre Theresia von Jesu, Karmelitin

21. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Quito

Toledo, am 17. Januar 1570

Nachrichten über ihre Verwandten und über die Verwendung des Geldes, das er ihr geschickt hatte.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Auf vier verschiedenen Wegen habe ich Briefe an Sie gesandt, und dem dritten war auch ein Brief an Herrn Hieronymus de Cepeda beigelegt. Ich werde darum, weil ich unmöglich glauben kann, dass nicht wenigstens einer dieser Briefe angekommen ist, nicht auf alles antworten, was Sie mir geschrieben haben; und auch auf den heilsamen Entschluss, den unser Herr Ihnen eingegeben hat, will ich diesmal nicht weiter eingehen. Dieser Entschluss scheint mir ganz vortrefflich zu sein, und ich habe die göttliche Majestät dafür gepriesen. Aus den Ursachen zu diesem Entschlusse, die Sie mir mitgeteilt haben, erkenne ich wenigstens einigermaßen auch die übrigen Gründe, die Sie dabei leiten konnten; ich hoffe zu unserem Herrn, dass diese Angelegenheiten gar sehr zu seinem Dienste gereichen werden. In allen unseren Klöstern betet man ganz besonders und unablässig für Sie, unser Herr wolle Sie, da es doch Ihre Absicht ist, ihm zu dienen, glücklich zu uns führen und alles so leiten, wie es zum Heile Ihrer Kinder am zweckdienlichsten ist.

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass wir jetzt sechs neugegründete Klöster für Nonnen haben und zwei für unbeschuhte Brüder, ebenfalls vom selben Orden. Diese schreiten sehr voran in der Vollkommenheit, und die Nonnenklöster sind alle geradeso wie das Kloster in Ávila, so dass sie eins mit demselben auszumachen scheinen. Es ermutigt mich, wenn ich sehe, mit welchem Eifer unser Herr in diesen Klöstern gepriesen und mit welcher Seelenreinheit ihm gedient wird.

Gegenwärtig befinde ich mich in Toledo. Am Vorabend des Festes unserer Lieben Frau, im März, wird es ein Jahr, dass ich hier angekommen bin. In der Zwischenzeit reiste ich jedoch nach einem dem Fürsten Ruy Gómez de Eboli gehörigen Flecken, wo zwei Klöster, eines für Brüder und eines für Nonnen, gestiftet wurden. Mit beiden Klöstern steht es sehr gut. Ich bin dann wieder hierhergekommen, um die Angelegenheiten des hiesigen Hauses vollends in Ordnung zu bringen. Es ist dies so beschaffen, dass es ein recht stattliches Kloster zu werden verspricht. Ich war auch während dieses Winters viel gesünder als sonst; denn das Klima dieses Landes ist vortrefflich, so dass darum manchmal der Wunsch in mir rege wird, Sie möchten hier Ihren Wohnsitz nehmen, wenn nur in anderer Beziehung, nämlich wegen Ihrer Kinder, der Ort nicht ungeeignet wäre. Indessen gibt es auch in der Umgegend von Ávila Orte, wo Sie ebenso wie andere während des Winters sich aufhalten könnten. Was aber meinen Bruder Hieronymus de Cepeda betrifft, so glaube ich, er würde hier gesünder sein, wenn Gott ihn zurückführte. Alles soll so geschehen, wie es der göttlichen Majestät gefällt. Ich glaube, seit vierzig Jahren erfreute ich mich keiner so guten Gesundheit mehr, obgleich ich dieselbe Lebensweise beobachtete wie alle anderen Schwestern und niemals Fleisch esse, außer im Falle einer großen Not.

Es wird fast ein Jahr sein, dass ich ein viertägiges Fieber hatte, worauf ich wieder gesünder wurde. Ich war damals bei der Klosterstiftung zu Valladolid, wo ich von Doña Maria de Mendoza, der Witwe des Sekretärs Cobos, die große Liebe zu mir trägt, so gut gehalten wurde, dass es mir zur Marter ward. So gibt der Herr, wenn er sieht, dass es zu unserem Heile ist, Gesundheit, und wenn diese uns nicht dazu dient, sendet er Krankheit. Er sei gepriesen für alles! Es tut mir leid, dass Sie an den Augen litten; denn es ist dies etwas Schmerzliches. Gott sei Dank, dass es so weit besser geworden ist! Johann de Ovalle hat Ihnen schon geschrieben, wie er von hier nach Sevilla gereist ist. Einer meiner Freunde gab ihm so gute Mittel und Wege an, dass er das Geld schon am Tage nach seiner Ankunft erhoben hat. Es wurde hierher gebracht, und am Ende dieses Monats Januar wird es verteilt werden. In meiner Gegenwart wurde Rechnung gestellt über die Steuern, die zu entrichten waren. Ich werde diese Rechnung mitsenden. Es hat mir nicht wenig Mühe gekostet, in diese Geschäfte Einsicht zu gewinnen. Übrigens bin ich, seitdem ich mich mit der Errichtung dieser Gottes und Ordenshäuser beschäftige, eine solche Händlerin geworden, dass ich von all diesen Sachen etwas verstehe; und weil ich Ihr Vermögen als etwas dem Herrn Geweihtes ansehe, so freut es mich, dass ich mich damit beschäftigen kann. Damit ich‘s nicht vergesse, gebe ich Ihnen zu wissen, dass seit meinem letzten Briefe der Sohn des Cueto noch sehr jung gestorben ist. Man kann sich in diesem Leben auf nichts verlassen, und darum ist es mir immer ein Trost, sooft ich mich daran erinnere, wie gründlich Sie diese Wahrheit erkennen.

Sobald ich mit meinen Geschäften hier fertig bin, wünschte ich nach Ávila zurückzukehren; denn ich bin noch immer Priorin des dortigen St. Josephsklosters, und ich möchte den dortigen Bischof, dem ich und der ganze Orden so viel verdanken, nicht beleidigen. Was dann der Herr hinsichtlich meiner noch weiter verfügen wird, weiß ich nicht; vielleicht werde ich nach Salamanka gehen, wo man mir ein Haus angeboten hat. So zuwider mir auch dies Umherreisen ist, so ist doch der Nutzen, den diese Klöster unter dem Volke überall, wo sie bestehen, stiften, so groß, dass es Gewissenssache für mich ist, so viele zu gründen, als ich kann. Auch segnet der Herr diese Unternehmungen so, dass ich immer wieder neuen Mut gewinne.

In meinen früheren Briefen vergaß ich, Ihnen von der günstigen Gelegenheit zu schreiben, die sich in Ávila zur Erziehung Ihrer Kinder bietet. Daselbst haben die Väter der Gesellschaft Jesu ein Kollegium, wo sie die Grammatik lehren. Die Knaben gehen alle acht Tage zur Beichte und werden so zur Tugend angeleitet, dass man unseren Herrn dafür preisen muss. Philosophie und Theologie werden im Kloster zum heiligen Thomas gelesen. Es ist somit nicht notwendig, zur Erlernung der Tugend und Wissenschaft anderswohin zu gehen. Auch herrscht in der ganzen Stadt ein so christlicher Sinn, dass alle Fremden, die dahin kommen, sich daran erbauen. Es wird viel gebetet, viel gebeichtet, und es gibt auch unter den Weltleuten viele, die ein Leben hoher Vollkommenheit führen. Einer von diesen ist der gute Franz de Salcedo.

Sie haben mir eine große Gefälligkeit erwiesen, dass Sie dem Cepeda ein so freundliches Geschenk zusandten. Dieser heilige Mann, den ich nicht zu überschätzen glaube, kann nicht genug dafür danken. Der alte Petrus del Peso ist etwa vor einem Jahre gestorben; er war reich an Verdiensten. Anna de Cepeda hat das Almosen, das Sie ihr schickten, hoch angeschlagen; mit diesem wird sie sich reich schätzen, da ihr auch andere Personen ihrer Tugend wegen viel Gutes tun. Es würde ihr nicht an Unterkunft fehlen, wenn sie nicht gar so sonderbar wäre und der Gesellschaft anderer sich anpassen würde. Aber Gott führt sie nun einmal diesen Weg. Ich habe es nie gewagt, sie in eines unserer Klöster aufzunehmen, nicht etwa, weil es ihr an Tugend fehlte, sondern weil ich sehe, dass ihre gegenwärtigen Verhältnisse besser für sie passen. Deshalb würde sie auch bei ihrer Eigenart weder mit Doña Maria noch mit einer anderen Verwandten recht gut zusammenleben können. Sie scheint so etwas Einsiedlerisches an sich zu haben, ist fromm wie immer und den Bußübungen sehr ergeben.

Der Sohn der Doña Maria, meiner Schwester, und des Martin de Guzmán hat Profeß abgelegt und macht in seiner Heiligkeit große Fortschritte. Dass Doña Beatrix und ihre Tochter gestorben sind, habe ich Ihnen schon geschrieben. Doña Magdalena, die jüngere Tochter, ist zur Erziehung in einem Kloster. Ich wünschte gar sehr, Gott möchte sie zum Ordensstande berufen. Sie ist ein sehr liebes Kind. Ich habe sie schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Eben jetzt trug man ihr eine Heirat mit einem Majoratsherrn an, der Witwer ist; ich weiß aber nicht, was aus der Sache werden wird. Ich habe Ihnen schon geschrieben, welche Wohltat Sie meiner Schwester so ganz zur rechten Zeit erwiesen haben. Ich staunte über die Leiden, die der Herr durch die Not, in der sie sich befand, über sie kommen ließ; aber sie hat sie so geduldig ertragen, dass ihr der Herr dafür diese Linderung verschaffen wollte. Ich meinerseits habe keine Not an etwas, sondern im Gegenteil Überfluss an allem. Darum werde ich von dem Almosen, das Sie mir zugesandt haben, meinen Schwestern mitteilen und das übrige zu guten Werken verwenden. Und das Verdienst davon wird Ihnen zugute kommen. Ein Teil des Geldes ist mir wegen gewisser Beängstigungen gut zustatten gekommen. Ich muss nämlich bei meinen Stiftungen verschiedene Ausgaben machen; und wiewohl ich damit sehr zurückhaltend bin und alles für unsere Klöster verwende, so könnte ich doch in Bezug auf gewisse Geschenke an Gelehrte, die ich in meinen Seelenangelegenheiten immer zu Rate ziehe, mich mehr einschränken, weil sie streng genommen nicht notwendig sind. Es war mir daher die Zusendung eine große Erleichterung; denn auf diese Weise war es nicht notwendig, Geld aufzunehmen, obwohl es mir an Kredit nicht gefehlt hätte. Es ist mir lieber, diesen Herren gegenüber frei zu sein, um ihnen immer auch meine Meinung sagen zu können. Die Welt ist so voll Habsucht, dass ich in Wahrheit erschrecken würde, wenn ich Geld behalten müsste. Darum werde ich von dem mir gesandten [Gelde] nichts behalten, außer etwas Weniges, um es dem Orden zuzuwenden. Da bleibt dann mein Gewissen frei von jedem Vorwurf, weil ich es nur zu diesem Zwecke behalte. Ich habe auch vom General und Provinzial alle mögliche Vollmacht, Nonnen aufzunehmen, in andere Klöster zu versetzen und einem Kloster mit dem Vermögen eines anderen aufzuhelfen.

Ich begreife nicht, wie die Leute so verblendet sein und mir ein so großes Vertrauen schenken können, dass man mir auch tausend und zweitausend Dukaten leihen würde. Gerade in der Zeit, da ich einen wahren Abscheu vor allem Gelde und allen Geldgeschäften habe, will der Herr, dass ich mit nichts anderem umgehe, und dies ist mir kein kleines Kreuz. Seine Majestät verleihe, dass ich ihr dadurch dienen möge! Denn auch dies alles wird vorübergehen.

Ich glaube wirklich, es werde mir eine Erleichterung sein, wenn ich Sie hier habe; denn alle irdischen Dinge trösten mich so wenig, dass vielleicht der Herr will, ich solle diesen Trost genießen, und dass wir beide uns miteinander vereinigen, um seine Ehre und Glorie mehr zu fördern und etwas zum Heile der Seelen beizutragen. Was mir tief das Herz verwundet, ist der Gedanke, dass so viele Seelen verlorengehen, und auch Ihre Indianer schmerzen mich nicht wenig. Der Herr sende ihnen Licht! Denn hier und dort herrscht großes Elend. Auf meinen Reisen durch so viele Gegenden und bei meinem Verkehr mit so vielen Leuten kann ich mir oftmals nichts anderes denken, als dass wir Menschen ärger seien als die unvernünftigen Tiere, weil wir die hohe Würde unserer Seele nicht erkennen, und wie tief wir uns dadurch erniedrigen, dass wir uns an so gemeine Dinge wie die irdischen hängen. Der Herr sende uns Licht!

Sie werden den Neffen des Vizekönigs, den Pater Garcia de Toledo, zu Rate ziehen können, einen Mann, den ich bei meinen Angelegenheiten gar sehr vermisse. Ist Ihnen in irgendeiner Sache der Beistand des Vizekönigs notwendig, so sollen Sie wissen, dass er ein sehr christlicher Mann ist und es ein großes Glück war, dass er dorthin hat gehen wollen. Einen Brief an ihn habe ich in die Pakete gelegt und ebenso in ein jedes Reliquien für Sie auf die Reise. Ich wünschte sehr, dass die Reliquien richtig ankämen.

Ich hatte nicht gedacht, mich so weit verbreiten zu wollen. Ich wünsche nur noch, Sie möchten die große Gnade erkennen, die Ihnen Gott dadurch erwiesen, dass er der Doña Johanna einen so seligen Tod verliehen hat. Hier hat man sie unserem Herrn empfohlen, und in allen Klöstern wurden die Seelengottesdienste für sie gehalten. Ich hoffe zur göttlichen Majestät, dass sie unserer Fürbitten nicht mehr bedarf. Bemühen Sie sich recht sehr, Ihren Schmerz zu mäßigen. Bedenken Sie, dass Sie sonst jenen gleichen würden, die nicht daran denken, dass es ein ewiges Leben gibt, und die darum so sehr um jene trauern, die aus diesem Elende scheiden, um in ein besseres Leben einzugehen. Meinem Bruder, dem Herrn Hieronymus de Cepeda, empfehle ich mich bestens. Er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben betrachten! Es hat mich außerordentlich gefreut, dass Sie schon Anstalten getroffen, um wenn möglich schon in einigen Jahren zu kommen. Ich wünschte, Sie möchten, wenn es sein kann, auch Ihre Kinder mitbringen, damit wir hier vereinigt seien und uns gegenseitig unterstützen können, um einst für alle Ewigkeit vereinigt zu werden. Heute ist der 17. Januar 1570.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Von den heiligen Messen sind schon viele gelesen, und auch die übrigen werden noch gelesen werden. Eine Nonne habe ich ohne alle Aussteuer aufgenommen und ihr auch das Bett geben wollen, und dies alles habe ich Gott aufgeopfert, dass er Sie und Ihre Kinder glücklich hierher führe. Empfehlen Sie mich ihnen. Die Aufnahme einer anderen unter gleichen Verhältnissen opfere ich für Herrn Hieronymus de Cepeda auf. Ich nehme überhaupt viele ohne Aussteuer auf, wenn sie nur dem geistlichen Leben ergeben sind. Unser Herr schickt dafür auch andere, wodurch sich alles wieder ausgleicht. So trat eine zu Medina mit 8000 Dukaten ein, und eine andere, die 9000 Dukaten hat, will hier eintreten. Dies boten sie an, ohne dass ich etwas von ihnen verlangte. Es sind so viele, die sich zur Aufnahme melden, dass man Gott dafür preisen muss. Ist eine dem Gebete ergeben, so will sie sozusagen nur in eines unserer Klöster aufgenommen werden. Indessen ist für jedes Kloster die Zahl der Nonnen nur auf dreizehn festgesetzt. Weil nämlich bei uns der Vorschrift unserer Satzungen gemäß keine Almosen gesammelt werden und wir nur von den Gaben leben, die uns an die Winde gebracht werden, was auch weitaus hinreicht, so können unser in den einzelnen Klöstern nicht viele sein. Ich glaube, es wird Sie sehr freuen, diese Klöster zu sehen. Über das, was man uns gibt, verlangt niemand Rechenschaft, und es hat auch niemand Einsicht in unsere Rechnungen zu nehmen als ich allein, und darum habe ich um so mehr Arbeit.

Dem Herrn Petrus de Ahumada senden Sie viele Empfehlungen von mir. Weil er durch Sie Nachricht von mir erhält und weil ich so wenig Zeit habe, darum schreibe ich ihm nicht. Um Augustin de Ahumada bin ich sehr besorgt, weil ich nicht weiß, wie er es mit unserem Herrn hält. Ich bete viel für ihn. Dem Herrn Ferdinand de Cepeda empfehle ich mich. Eine Tochter seiner Schwägerin hat sich eben jetzt sehr glücklich verheiratet.

22. Brief - An Pater Anton de Segura, Guardian der unbeschuhten Franziskaner im Kloster zu Cadalfo

Toledo, in der Fasten 1570

Klage darüber, dass sie von ihm vergessen sei.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater! Auf dieser Welt ist so wenig etwas zu achten, und ich erkenne noch so ungenügend die Wahrheit, dass ich gar nicht weiß, was ich darüber sagen soll. Dies schreibe ich deshalb, weil ich nie geglaubt, dass Sie Theresia von Jesu so ganz vergessen könnten. Obwohl Sie mir so nahe sind, so kann es doch nicht sein, dass Sie sich meiner erinnern, wenigstens scheint dies nur wenig der Fall zu sein, da Sie bei Ihrer jüngsten Anwesenheit hier nicht einmal dieses Ihr Kloster besuchten, um ihm den Segen zu erteilen.

Soeben empfange ich einen Brief von Pater Julian de Ávila, worin er mir mitteilt, Sie befänden sich als Guardian in Cadalfo. Da könnten Sie doch, wenn Sie auch nur ein wenig sich meiner erinnerten, zuweilen etwas von mir erfahren. Gebe der Herr, dass Sie mich nicht ebenso auch in Ihren Gebeten vergessen! Dann will ich alles andere gern ertragen. Ich meinerseits vergesse Sie in meinen Gebeten gewiss nicht, so armselig ich auch bin.

Pater Julian schreibt mir auch, mein Neffe komme wenigstens auf der Durchreise dorthin. Wenn er nicht schon abgereist ist, so bitte ich Sie, ihm zu sagen, er möchte mir wohl über sein inneres als äußeres Leben ausführlich schreiben; denn weil er im Gehorsam immer auf Reisen sein muss, so wird er entweder große Fortschritte machen oder ein sehr zerstreutes Leben führen. Gott stärke ihn! Denn man behandelt ihn nicht so, wie man nach meinem Dafürhalten eine Person behandelt, die mir so nahesteht. Ist es notwendig, dass ich ihn der Gunst seiner Vorgesetzten empfehle, so benachrichtigen Sie mich, denn da ich die Doña Maria de Mendoza und andere einflussreiche Personen für mich habe, so werde ich leicht erwirken können, dass man ihm wenigstens etwas Ruhe gönne.

Sollten Euere Hochwürden auf einer Reise wieder hierher kommen, so beachten Sie, dass Sie nicht unterlassen dürfen, dieses Ihr Kloster zu besuchen. Der Herr leite uns auf dem Wege zum Himmel! Ich befinde mich wohl, und es geht uns gut. Gott sei Dank! Weil ich nicht weiß, ob Pater Johannes von Jesu dort ist, so schreibe ich ihm nicht. Der Herr verleihe ihm immer Stärke! Denn er bedarf ihrer wohl. Er sei mit Ihnen! Unser Pater Bartholomäus von der heiligen Anna befindet sich während der ganzen Fastenzeit bei der Doña Luise in Paracuellos.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu, Karmelitin

23. Brief - An Didakus vom heiligen Petrus de la Palma, Bürger in Toledo

Toledo, am 15. Juli 1570

Eintritt seiner zwei Töchter in das dortige Karmelitinnenkloster.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihnen!

Da ich weiß, dass Ihre Töchter, unsere nunmehrigen Schwestern, schon lange nach dem Ordenskleid unserer Lieben Frau Verlangen tragen und Sie nicht dagegen sind, so habe ich mich entschlossen, es ihnen heute zu geben. Es geschah dies, weil ich den Geist und den Eifer gesehen, womit sie mich darum gebeten haben, und in der Überzeugung, es werde zur Verherrlichung des Herrn gereichen.

Ich bitte Sie in Liebe, das Geschehene zu genehmigen und die große Gnade zu beherzigen, die Ihnen die göttliche Majestät dadurch erwiesen hat, dass sie Ihnen solche Töchter gab, die sich der Herr zu seinen Bräuten auserwählte. Sie sind hocherfreut und nur darum bekümmert, dass dieser ihr Schritt Ihnen schwerfallen könnte. Wollen Sie doch um der Liebe unseres Herrn willen die für diesen Stand so vortrefflich geeigneten Seelen ja durch nichts beunruhigen. Sie werden Ihnen hier zum Troste gereichen und vielleicht mehr als anderswo. Alle Schwestern dieses Klosters können Sie beide als Ihre Dienerinnen und Fürbitterinnen ansehen. Unser Herr sei allezeit mit Ihrer Seele und halte Sie an seiner Hand! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

24. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Toledo, Mitte August 1570

Die in der Kirche der Karmelitinnen zu Toledo gestifteten Kaplaneien.

Jhs

Unser Herr verleihe Ihnen seine göttliche Gnade!

Ich habe sehr gewünscht, dass Sie mich in diesen Tagen besuchen möchten, und habe Sie deshalb auch darum bitten lassen. Nachdem Sie mir aber diese Liebe nicht erwiesen und die Zeit meiner Abreise herangekommen ist, die nach meinem Vorhaben morgen schon erfolgen soll, so möchte ich Ihnen noch sagen, was ich das letztemal über die gesungenen Messen an Sonn und Feiertagen mit Ihnen zu sprechen begonnen habe. Ich habe nämlich in diesen Tagen diese Sache näher ins Auge gefasst, was bei jener Besprechung weniger der Fall gewesen war, da ich es nicht für notwendig hielt, darüber zu verhandeln. Auch glaubte ich, meine Absicht sei in der hierüber gefertigten Schrift nicht klar ausgedrückt, die ich, wie man mir sagt, erklären müsse. Was ich gewollt, war dies, dass die Herren Kapläne verpflichtet sein sollten, an den Festtagen zu singen, denn an diesen Tagen sind die Messen nach den Vorschriften unserer Satzungen zu singen. Keineswegs aber wollte ich die Nonnen zum Gesange verpflichten, weil auch die Regel ihnen dazu keine Verpflichtung auflegt, die Vorschrift der Satzungen sie aber nicht unter Sünde verpflichtet. Urteilen Sie selbst, ob ich die Nonnen dazu hätte verpflichten sollen. Ich hätte dies um keinen Preis getan. Auch haben weder Sie noch sonst jemand ein solches Verlangen an mich gestellt, und ich sagte nur, es werde geschehen, wenn es uns gelegen sei. Befindet sich in dem schriftlichen Übereinkommen ein Irrtum, so kann man doch billigerweise jetzt nicht mit Gewalt von den Nonnen fordern, was ihrem freien Willen anheimgestellt ist; und da diese ja doch, um sich Ihnen gefällig zu zeigen, für gewöhnlich die Messen singen, so bitte ich Sie, ihnen gütigst zu gestatten, von ihrer Freiheit Gebrauch machen zu dürfen, wenn die Umstände es erheischen. Verzeihen Sie, dass ich durch eine fremde Hand schreiben lasse, da die Aderlässe mich geschwächt haben und der Kopf mir nicht erlaubt, mehr zu tun. Unser Herr erhalte Sie! Der Herr Martin Ramírez hat mir große Freude gemacht. Gott wolle ihn zu seinem eifrigen Diener machen und Sie zum Wohle aller erhalten! Sie werden mir einen großen Liebesdienst erweisen, wenn Sie mir erklären, wie es mit den genannten Messen zu halten sei. Weil die Messen fast täglich gesungen werden, ohne dass eine Verpflichtung dazu besteht, so wird es billig sein, dass Sie uns von dieser Beängstigung befreien und sowohl die Schwestern als auch mich in einer Sache, an der so wenig gelegen ist, zufriedenstellen, denn wir alle sind von dem Verlangen beseelt, Ihnen zu dienen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Don Didakus Ortiz, meinen Gebieter.

25. Brief - An Doña Katharina Hurtado, Bürgersfrau in Toledo

Ávila, am 31. Oktober 1570

Danksagung für einige dem Kloster gesandte Geschenke.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und erhalte Sie mir! Amen.

Gott vergelte Ihnen die Sorgfalt, womit Sie mich beschenken. Die Butter war vortrefflich, wie überhaupt alles, was von Ihrer Hand kommt. Und so will ich sie auch annehmen, damit Sie, wenn Sie wieder gute haben, sich meiner erinnern, denn sie bekommt mir sehr gut. Auch die Quitten waren ausgezeichnet. Es scheint, dass Sie keine andere Sorge haben, als mich mit Geschenken zu erfreuen. Eine Freude für mich war auch Ihr Brief mit der darin enthaltenen Nachricht, dass Sie sich wohl befinden. Ich selbst fühle mich jetzt nicht gar wohl, da ich Zahnschmerzen bekommen habe und mein Gesicht etwas geschwollen ist. Dies ist auch der Grund, warum dieser Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist. Übrigens glaube ich, dass dieses Unwohlsein nicht viel bedeuten werde.

Empfehlen Sie mich Gott und seien Sie überzeugt, dass es für mich keine geringe Freude ist, eine solche geistliche Tochter zu haben, wie sie sich bisher erwiesen und stets erweisen wird. Ich werde nicht vergessen, Sie Gott zu empfehlen, und die Schwestern tun desgleichen. Alle in diesem Kloster küssen Ihnen die Hand, besonders die Mutter Subpriorin, die Ihnen so vieles verdankt. Empfehlen Sie diese Gott; denn sie ist nicht gesund. Der Herr erhalte Sie mir und sende Ihnen seinen Heiligen Geist! Es ist der letzte Tag des Monats Oktober.

In das Gebet Ihrer Frauen Schwestern empfehle ich mich angelegentlich. Dem Kranken wolle der Herr, den ich inständig darum bitte, Gesundheit verleihen und Ihnen, meine Tochter, dieselbe erhalten!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

26. Brief - An Alfons Alvarez Ramírez, Bürger in Toledo

Alba de Tormes, am 5. Februar 1571

Die Stiftung in Toledo.

Jesus sei mit Ihnen!

Stände mir zum Briefschreiben so viele Zeit zu Gebote wie Ihnen, so würde ich nicht so nachlässig sein wie Sie, denn um Sie unserem Herrn zu empfehlen, versäume ich gewiss nichts. Indessen kann ich, da ich von anderer Seite her erfahre, dass Sie sich wohl befinden, diese Vernachlässigung brieflicher Mitteilungen ertragen. Unser Herr erhalte Ihnen die Gesundheit, denn er kann es und er lasse, wie ich es wünsche, Sie und Herrn Didakus Ortiz und Doña Franziska Ramírez die Freude an einem so rühmlichen Unternehmen, wie nach meinen Erfahrungen der Bau der Kirche und die Errichtung der Kaplaneien ist, [recht lange] genießen! Gott sei gepriesen in Ewigkeit!

Es hat mich gefreut, dass unser wohlehrwürdiger Pater General die Angelegenheit in so zufriedenstellender Weise bereinigt hat. Er ist ein weiser und heiliger Mann; Gott erhalte ihn! Seine Majestät weiß, wie gerne ich länger in dem dortigen Kloster geblieben wäre. Ich versichere Sie, dass ich nicht weiß, ob ich seit meiner Abreise von dort auch nur einen Tag ohne große Leiden hingebracht habe. Inzwischen wurden zwei Klöster gestiftet; Gott sei Dank dafür! Das hiesige Kloster ist von beiden das kleinere. Möge der göttlichen Majestät mit diesen Stiftungen wenigstens in etwa gedient sein!

Ich weiß nicht, warum man den Leichnam des Herrn Martin Ramírez noch nicht in unsere Klosterkirche übertragen hat. Gott habe ihn selig, wie ich es wünsche und den Herrn darum bitte! Haben Sie die Güte, mich von der Ursache davon in Kenntnis zu setzen. Ebenso bitte ich Sie, mich wissen zu lassen, ob das von Ihnen beschlossene Unternehmen, wovon Sie mir einmal Mitteilung machten, weiter gediehen sei. O Gott, wie oft habe ich bei den hiesigen Unterhandlungen Ihrer gedacht und wie oft habe ich gewünscht, nichts damit zu schaffen zu haben! Denn hier hat sich erfüllt, was Sie mir einst, wenn auch nur im Scherze, gesagt haben. Der Herr erhalte Sie mir viele Jahre und lasse mich Ihrer erfreuen! Denn ich liebe Sie fürwahr sehr im Herrn. Es wäre gut, wenn mir Herr Didakus Ortiz manchmal schriebe. Wenn Sie nicht schreiben wollen, so veranlassen Sie ihn dazu. Ich küsse ihm vielmals die Hand und empfehle mich der Doña Franziska Ramírez und unseren lieben Engelein. Unser Herr erhalte Sie und besonders unseren Patron! Sie aber leite er an seiner Hand und verleihe Ihnen alles Gute, worum ich ihn demütig bitte! Amen. Heute ist der 5. Februar. Ich habe vergessen zu schreiben, dass Johann de Ovalle und meine Schwester Ihnen vielmals die Hand küssen. Johann de Ovalle kann nicht genug davon erzählen, wieviel er Ihnen verdankt. Was soll erst ich sagen?

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Von der Freude, die Sie mir dadurch erwiesen, dass Sie die Elisabeth vom heiligen Paulus so reich beschenkten, will ich gar nichts sagen; denn ich schulde Ihnen so vieles, dass ich es dem Herrn überlassen muss, den Dank und die Vergeltung dafür zu übernehmen. Es ist ein großes Almosen; der Herr sei gepriesen für alles! Den Herrn Didakus Ortiz bitte ich, er möchte doch nicht so lange säumen, die Statue meines heiligen Vaters Joseph über dem Portale der Kirche anbringen zu lassen.

27. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Salamanka, am 29. März 1571

Bitte um Aufklärung in einer Angelegenheit. Segenswunsch.

Jhs

Der Heilige Geist sei allezeit mit Ihrer Seele und vergelte Ihnen die Liebe und die Wohltat, die Sie mir mit Ihrem Briefe erwiesen haben!

Es wäre für Sie nicht Zeitvergeudung, mir öfters zu schreiben; denn es könnte uns zur gegenseitigen Aufmunterung im Dienste unseres Herrn gereichen. Seine Majestät weiß, wie gerne ich in Toledo wäre, und deshalb beeile ich mich sehr, hier [in Salamanka] ein Haus zu kaufen. Es ist dies zwar kein leichtes Geschäft, doch gibt es hier viele und billige Häuser, und so hoffe ich zu unserem Herrn, die Sache werde bald abgeschlossen sein; denn um den Trost zu genießen, den Herrn Alfons Ramírez zu sehen, muss ich mich nicht wenig beeilen. Ihm und der Doña Franziska Ramírez küsse ich die Hand.

Es kann wohl nicht anders sein, als dass Sie an Ihrer Kirche eine große Freude haben, da auch ich dahier durch die guten Nachrichten, die ich darüber erhalte, sehr erfreut werde. Unser Herr lasse Sie diese Freude noch viele Jahre lang genießen, um ihm so zu dienen, wie ich ihn darum bitte! Lassen Sie die göttliche Majestät walten und verlangen Sie nicht so eilig alles fertig zu sehen; denn große Gnade hat uns der Herr schon mit dem erwiesen, was seit zwei Jahren geschehen ist. Man schreibt mir von einem Prozesse zwischen dem Pfarrer und den Kaplänen. Ich weiß nicht, um was es sich handelt; wahrscheinlich betrifft es die Kirche der heiligen Justa. Ich bitte Sie, mich über den Sachverhalt aufzuklären. Dem Herrn Alfons Ramírez schreibe ich nicht; denn da ich Ihnen schreibe, so habe ich keinen Grund, auch ihm lästig zu fallen. Ich bin nicht imstande, zu vergelten, was ich Ihnen und ihm schulde; deshalb bitte ich unseren Herrn, er wolle es vergelten und Sie beide noch viele Jahre erhalten. Ihre Engelchen mache er recht heilig! Besonders meinen Patron; denn gerade einen solchen haben wir notwendig. Der Herr halte Sie immer an seiner Hand! Amen. Heute ist der 29. März.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Didakus Ortiz, meinen Gebieter.

28. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Salamanka, am 27. Mai 1571

Klosterangelegenheiten in Toledo.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Amen. Sie erweisen mir durch Ihre Briefe eine so große Gefälligkeit und Liebe, dass ich mich, selbst wenn der letzte noch viel schärfer gewesen wäre, doch für gut belohnt und für verpflichtet gehalten hätte, Ihnen aufs neue zu dienen. Sie sagen, Sie hätten den von Pater Mariano überbrachten Brief zu dem Zwecke gesendet, damit ich die Gründe erfahre, von denen Sie sich bei Ihrer Forderung leiten ließen. Ich bin dadurch eines Besseren belehrt worden; denn diese Gründe erscheinen mir so wichtig, und Sie wussten Ihre Wünsche so hervorzuheben, dass meinen Gründen wenig Gewicht mehr bleiben wird. Und so will ich mich denn auch nicht mehr mit Gründen verteidigen, sondern es wie jene machen, die einen schwach begründeten Rechtsstreit haben, indem ich Ihnen zurufe: Mögen Sie sich erinnern, dass Sie die Verpflichtung haben, jederzeit mehr diese Töchter zu begünstigen, die Waisen sind und minderjährig, als die Kapläne! Es gehört zwar zuletzt alles in gleicher Weise Ihnen zu; aber mehr geht Sie das Kloster und dessen Bewohnerinnen an als jene, die, wie Sie sagen, zum Teile mehr bemüht sind, mit der heiligen Messe bald fertig zu werden, als Andacht dabei zu haben.

Eine große Gnade erweisen Sie mir dadurch, dass Sie in betreff der Vesper nachgeben; denn in diesem Stücke könnte ich Ihnen nicht dienen. Was das übrige betrifft, schreibe ich der Mutter Priorin schon, dass sie nach Ihrer Anordnung sich richte, und ich sende ihr auch Ihren Brief. Vielleicht wird es das Zuträglichste für uns sein, wenn wir alles in Ihre Hände und in die des Herrn Alfons Ramírez Alvarez legen. Wollen Sie sich dort miteinander verständigen! Ich entbiete diesem Herrn vielmals meine Hochachtung. Die Nachricht von dem Seitenstechen, an dem er litt, hat mich sehr betrübt. Die Schwestern dieses Klosters haben ihn dem Herrn empfohlen, und ich unterlasse nicht, für Sie und Ihre Engelein zu beten, die Gott zu den Seinigen machen und bewahren wolle.

Ein Punkt scheint mir für die Schwestern sehr beschwerlich und lästig zu sein, nämlich wenn an Festtagen vor der Konventmesse die andere Messe gesungen werden soll. Wie man da zurechtkommt, besonders wenn auch eine Predigt ist, weiß ich nicht. Es wird Ihnen wenig darauf ankommen, wenn an einem Festtage mit gesungener Messe die Kaplaneimesse etwas früher stille gelesen wird. Es sind ohnehin wenige Tage, darum wollen Sie auch etwas gegen Ihren Willen zugeben und mir diese Gunst erweisen, wenigstens an jenen Festtagen, an denen nicht Sie die Kosten bestreiten. Bedenken Sie, dass für Sie gar nichts auf dem Spiele steht, während Sie, wenn Sie mir willfahren, ein großes Almosen spenden, ein gutes Werk vollbringen und mir einen großen Dienst erweisen.

Nachdem der Brief an unseren General schon abgegangen war, bemerkte ich erst, dass er unnötig war. Denn alles, was der Pater Visitator tut, hat weit mehr Kraft; es ist, als hätte es der Papst selbst getan, so dass kein General und kein Generalkapitel es umstoßen kann. Der Visitator ist ein sehr umsichtiger und gelehrter Mann, und Sie werden gerne mit ihm unterhandeln. Ich glaube, dass er in diesem Sommer unfehlbar auf Visitation kommen wird; da kann dann alles mit voller Rechtskraft abgeschlossen werden, was Sie wünschen und worum ich ihn hier bitten werde. Von dem, was Sie zur Bestätigung für gut halten, werde ich nicht abgehen und Ihnen in allem, wo es mir möglich ist, zu Diensten sein. Ich bedauere, Ihnen nicht von einem näher gelegenen Orte aus meine Ergebenheit an den Tag legen zu können.

In die Gebete der Doña Franziska Ramírez empfehle ich mich recht angelegentlich. Ich bin jetzt, Gott sei Dank, ohne Fieber. Sie dürfen mir immerhin schreiben, was Sie wollen; denn ich weiß schon, dass es aus gutem Herzen kommt. Nur das würde mir wehe tun, wenn ich Sie betrübte; denn dies möchte ich nicht, und ich wünschte auch nicht, dass es vom dortigen Kloster aus geschähe. Übrigens hat mir alles, was Sie sagten, nicht geschadet, und es wird mir auch nicht schaden. Unser Herr verleihe Ihnen so viele geistige Güter, als ich Seine Majestät darum bitte, und er halte Sie allezeit in seiner Hand! Heute ist der Sonntag nach Christi Himmelfahrt.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

29. Brief - An Herrn García vom heiligen Petrus in Toledo

Medina del Campo, im September 1571

Glückwunsch zu einer Nonne, die vor kurzem den Schleier empfing. Wie die Windnerinnen in den Klöstern der unbeschuhten Karmelitinnen sich verhalten sollen.

… Ich muss Ihnen Glück wünschen … mit Euerer Gnaden. Ich freute mich sowohl über das eine wie über das andere. Besuchen Sie, bitte, eines Tages die Neueingekleidete in meinem Namen und besprechen Sie sich mit ihr in längerer Unterredung. Unser Herr mache Sie immer heiliger sowie auch Doña Katharina … Euerer Gnaden meine Grüße.

Es ist für mich eine ungewohnte Abtötung, zu hören, dass wir für arm gehalten werden; denn wir sind, wie die Schwestern sagen, gut versorgt. Gewiss sind wir es bezüglich unserer Nahrung und sehr … und bequem eingerichtet. Einige kleine Sachen … aber nicht derart, dass es von Bedeutung wäre. Wir haben an allem Überfluss, so dass sehr … und wir senden es an unsere Mitbrüder … Pater Gregor, der sich hier befindet … grüßen … war nicht nötig.

Ich glaube, dass Sie Beatrix hochschätzen sollten, weil sie so sehr auf ihren Fortschritt bedacht ist. Was Sie sagen, tröstet mich sehr sowie auch, dass sie der Mutter Priorin keinen Kummer macht. Sie sagte mir, dass diese Schwester an der Winde nur wenig spreche. Wenn ich es vergessen sollte, so sagen Sie ihr, dass sie eine solche Schwester in ihrem Amte belassen soll. Denn die Pförtnerinnen in diesen Klöstern müssen sehr tugendhaft sein. Der Schwester Alberta, die hier Pförtnerin ist, habe ich verboten zu sprechen; sie soll nur hören und antworten. Und wenn man andere Dinge mit ihr redet oder darum fragt, so soll sie sagen, dass sie dazu keine Erlaubnis habe. Dadurch erbauen sie mehr als durch vieles Reden.

Da ich an die Mutter Priorin ausführlicher schreibe (ich habe zum Glück heute keine anderen Briefe zu erledigen, weshalb ich dies tun kann, und sie [kann] Ihnen [mitteilen], was ich ausgelassen), so will ich weiter nichts erwähnen und Sie nur bitten, mir manchmal zu schreiben, was mich sehr (freuen wird).

Gott gebe Ihnen das, was ich wünsche! Amen.

Theresia von Jesu, Karmelitin

30. Brief - An Katharina von Christus, Postulantin in Medina del Campo

Medina del Campo, am 5. Oktober 1571

Sie teilt ihr mit, dass sie abreisen müsse, ohne den Trost zu haben, sie einkleiden zu können.

Liebe Tochter und Jungfrau! Es ist viel besser, wenn Gott hilft, als wenn man sich selbst viel hilft. Sie werden in diesem Kloster von allen Schwestern sehr herzlich aufgenommen. Ich hätte den lebhaften Wunsch, Sie vor meiner Abreise einzukleiden. Allein es ist nicht möglich; denn ich reise morgen in aller Frühe ab. Ich werde eben noch Zeit haben, Sie dann kurz zu besuchen.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

31. Brief - An Doña Guiomar Pardo y Tavera, Tochter der Doña Luise de la Cerda

Kloster der Menschwerdung in Ávila, am 22. Oktober 1571

Tröstungen inmitten ihrer Leiden.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen!

Gott hat gewollt, mich die Freude kosten zu lassen, die ich beim Empfang Ihres Briefes hatte; denn der Grund, warum Sie schreiben, gestattet diese Freude nicht.

Gott sei für alles gepriesen! Man sieht sehr wohl, dass jedes Glied Ihrer Familie ihn liebt, da er Ihnen alle möglichen Trübsale sendet; er will, da Sie diese mit so großer Geduld ertragen, Gelegenheit bekommen, Ihnen noch größere Beweise seiner Gunst zu gewähren. Es wird eine sehr große Gnade sein, wenn Sie sich immer mehr von dem Gedanken durchdringen lassen, wie wenig Wert wir diesem Leben beimessen sollen, das uns in jedem Augenblick zu verstehen gibt, wie hinfällig es ist, und wenn Sie noch dazu das lieben und erstreben, was kein Ende nehmen soll.

Möge unser Herr der gnädigen Doña Luise und dem Don Johann die Gesundheit schenken, um die wir alle ihn bitten! Benachrichtigen Sie mich, bitte, sobald eine Besserung eintritt, damit ich von der Sorge befreit werde, in der ich mich befinde.

Ich empfehle mich in die Gebete der Damen Doña Elisabeth und Doña Katharina. Ermutigen Sie sich, um der Doña Luise Mut einflößen zu können. Bleiben Sie nicht länger an diesem Orte; das hieße sicher, Gott versuchen. Möge Seine Majestät Sie an seiner Hand halten und Ihnen all das Gute schenken, das ich Ihnen wünsche und erflehe! Amen. Dasselbe wünsche ich dem Fräulein Doña Katharina.

Heute ist der 22. Oktober, derselbe Tag, an dem ich Ihren Brief erhalten habe.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

32. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Kloster der Menschwerdung in Ávila, im Oktober 1571 Verschiedene Mitteilungen. Anweisungen fürs geistliche Leben. Jesus sei mit Euerer Gnaden!

Als man mir Ihren Brief überbrachte, hatte ich den beiliegenden schon geschrieben. Für die Gnade, die Sie mir in Ihrer Sorgfalt erwiesen, küsse ich Ihnen vielmals die Hand. Es ist dies Wohltun von Ihrer Seite nichts Ungewohntes. Seitdem ich hier bin, ging es mit meiner Gesundheit schlecht; jetzt bin ich wieder wohl, und weil ich hier Seine Gnaden zur Seite habe, so ertrage ich alles leicht. Freilich würde ich diese Ruhe noch vollkommener genießen, wenn auch Sie hier wären. Denn es wäre mir ein großer Trost, über manches mit Ihnen sprechen zu können; aber aus verschiedenen Gründen scheint mir das Bewusste nicht so bald ausgeführt werden zu können, als ich mir dachte.

Da Sie, wie man mir schrieb, die ganze Angelegenheit mit dem Pater Visitator besprechen werden, so bin ich damit ganz zufrieden. Der Pater Visitator ist voll Verehrung gegen Sie, und es war mir eine Freude, ihn mit solcher Liebe von Ihnen reden zu hören. Darum glaube ich auch, er werde Ihnen in allem willfährig entgegenkommen. Ich bitte Sie, ihm gegenüber sich recht gütig und so gnädig zu erzeigen, wie Sie es solchen Personen gegenüber gewohnt sind; denn er ist gegenwärtig unser höchster Vorgesetzter, und seine Seele muss vor unserem Herrn viel wert sein.

Was die Vorsicht in der Aufnahme jener Nonnen betrifft, so erkenne ich wohl die Gnade, die Sie mir erweisen. Wie mir aber Pater Suárez aus der Gesellschaft Jesu schreibt, ist kein Grund vorhanden, ihren Eintritt noch länger zu verschieben. Denn er hat mit ihnen gesprochen, sie über unseren Orden aufgeklärt und für tauglich befunden; deshalb bitte man den Pater Provinzial um die Erlaubnis, und Sie wollen befehlen, dass er sie aufnehme, oder, wenn es Ihnen lieber ist, sich an den Pater Visitator wende, der die Erlaubnis sogleich geben wird. Ich verständige mich besser mit diesem als mit dem Pater Provinzial, der mir, sooft ich ihm auch schreibe, nie eine Antwort geben mag.

Die Krankheit meiner Gebieterin, der Äbtissin, hat mir sehr leid getan. Gott sei gepriesen, dass immer auf die eine oder andere Weise Leiden über Sie kommen! Wir alle empfehlen die Frau Äbtissin und Euere Gnaden Gott. Es ist nicht notwendig, dass Sie mir dies befehlen; die Liebe ist die beste Mahnstimme hiezu. Unser Herr gebe, dass Ihr Übelbefinden nicht viel bedeute und dass Sie sich bald wieder wohl fühlen! Alle Schwestern dahier küssen Ihnen vielmals die Hand.

Man hat mir geschrieben, dass Sie ein ganz geistliches Leben führen. Damit hat man mir freilich nichts Neues gesagt; allein ich würde mich doch freuen, mehr in Ihrer Nähe zu sein, und da Sie nicht sind wie ich, mich mit Ihnen darüber zu unterhalten. Dieser Pater Visitator gibt mir das »Leben«; denn ich glaube nicht, dass er sich wie alle anderen an mir täuscht, da Gott ihn erkennen lassen will, wie schlimm ich bin. So ertappt er mich auf jedem Schritt auf Unvollkommenheiten. Dies ist mir ein großer Trost, und darum sorge ich auch dafür, dass er meine Unvollkommenheiten kennenlerne. Man fühlt sich sehr erleichtert, wenn man offen mit dem umgeht, der Gottes Stelle vertritt, und als solchem werde ich mich ihm anvertrauen, solange ich mit ihm beisammen bin. Euere Gnaden werden schon wissen, dass man den Pater Dominikus zum Prior in Trujillo erwählt hat. Die Patres in Salamanka haben an den Provinzial ein Bittgesuch gerichtet, er möchte ihnen denselben nicht nehmen. Man weiß noch nicht, was der Provinzial tun wird. Jene Gegend ist für seine Gesundheit sehr ungünstig. Wenn Sie den Pater Provinzial der Dominikaner sehen, so zanken Sie ihn aus, weil er mich in Salamanka nicht besucht hat, obgleich er sich lange genug dort aufhielt. In Wahrheit, ich liebe ihn nicht sehr.

Dieser Brief ist bereits so lang, dass ich Sie damit ermüden werde, und da ich auch schon den anderen geschrieben habe, so will ich jetzt schließen. Weil es mir zum Trost gereicht, mich mit Ihnen zu unterhalten, achte ich gar nicht auf meine Unbescheidenheit.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

33. Brief - An Doña Luise de la Cerda in Paracuellos

Kloster der Menschwerdung in Ávila, am 7. November 1571 Ermutigung in ihren Prüfungen. Glückliche Veränderungen im Kloster der Menschwerdung zu Ávila. Demut der Heiligen. Eitelkeit der Welt. Liebe zu Doña Luise.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden! Ich habe an Sie drei Briefe geschrieben, seitdem ich hier im Kloster der Menschwerdung bin, d. h. seit etwas mehr als drei Wochen, und es scheint, Sie haben keinen davon erhalten. Ich nehme dermaßen Anteil an Ihren Mühseligkeiten, dass ich infolge dieser Sorge, die sich zu meinen zahlreichen Prüfungen dahier gesellt hat, Gott nicht um andere zu bitten brauche. Er sei gepriesen für alles! Man sieht wohl, dass Euere Gnaden zu der Zahl jener Seelen gehören, die zum Genusse seines Reiches gelangen sollen, da er Ihnen den Kelch zum Trinken reicht, indem er Ihnen soviel Leiden schickt als Unterpfand seiner großen Liebe zu Ihnen.

Ich habe einmal in einem Buche gelesen, dass der Lohn der Leiden die Liebe Gottes ist. Wer sollte diese also nicht lieben, da sie einen so hohen Wert haben? Daher bitte ich Sie, die Leiden gerne zu haben. Bedenken Sie, dass alles hier auf Erden schnell vorübergeht, und bemühen Sie sich, von allen jenen Dingen sich loszumachen, die keinen dauernden Bestand haben.

Ich wusste schon, dass Sie leidend waren; deshalb habe ich heute schon Sorge dafür getroffen, Nachricht über Ihre Gesundheit zu bekommen. Der Herr sei dafür gepriesen, dass es Ihnen besser geht! Verlassen Sie doch diesen Ort aus Liebe zu Gott! Man sieht klar, wie schädlich er für jedermanns Gesundheit ist. Gott sei Dank ist meine Gesundheit im Vergleich zum gewöhnlichen Zustand gut; wenn nicht etwas Besserung vorhanden wäre, würde es mir unmöglich sein, so viele Sorgen zu ertragen.

Ich habe so peinlich dringende Geschäfte innerhalb und außerhalb des Klosters, dass ich kaum Zeit habe, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Möchte Ihnen der Herr das Wohlwollen, das Sie mir erwiesen, und den Trost, den Sie mir durch Ihren Brief verschafft haben, vergelten! Ich versichere Sie, manchmal brauche ich etwas Trost. Gnädige Frau! Wenn man sich von der Ruhe unserer Klöster umgeben sah und sich in der Aufregung dieses Klosters befindet, so weiß ich nicht, wie man leben kann. Auf alle mögliche Weise muss man leiden. Jedoch Ehre sei Gott dafür! Der Friede herrscht hier, und das heißt nicht wenig. Die Schwestern geben allmählich ihre Unterhaltungen und Freiheiten auf. Obgleich sie sehr gut sind und die Tugendübung in diesem Hause auf hoher Stufe steht, so bedeutet die Änderung der Gewohnheiten eine Art Tod für sie; sie ertragen dies wohl und erweisen mir viel Ehrfurcht; aber Sie werden begreifen, welche Mühe notwendig ist, um alles in Ordnung zu bringen in einem Hause, in dem hundertdreißig Nonnen sich befinden. Ich bin auch etwas voreingenommen für unsere Klöster; jedoch da ich nur aus Gehorsam hierher gekommen bin, so hoffe ich, dass der Herr in seiner Güte gnädig sie beschützen und nicht zulassen werde, dass sie mich vermissen.

Meine Seele scheint den Wirrwarr von diesem Babylon nicht zu empfinden; ich betrachte es als eine Gnade Gottes. Die Natur wird müde; aber alle Beschwerden sind gering in Anbetracht meiner schweren Beleidigungen Gottes.

Die Nachricht von dem Tode der guten Doña Johanna hat mich geschmerzt; möge sie Gott gnädig zu sich aufnehmen! Ja, er wird es auch tun, da sie eine treue Dienerin war. Wahrhaftig, ich weiß nicht, wie wir über jene weinen können, die die ewige Ruhe besitzen sollen und die Gott hinwegnimmt von den Gefahren und Eitelkeiten der Welt. Das bedeutet, dass wir hier uns selbst suchen und jene nicht lieben, die ein größeres Gut besitzen sollen.

Grüßen Sie, bitte, alle Damen, die bei Ihnen sind, ehrfurchtsvoll von mir. Was Sie betrifft, so vergesse ich Sie nicht. Es war nicht notwendig, mich in Ihrem Briefe daran zu erinnern; ich würde sogar gerne [meine Aufmerksamkeit] davon ein wenig ablenken, um nicht zu sehen, wie unvollkommen ich bin, wenn ich Ihre Leiden so lebhaft empfinde.

Möge der Herr Ihnen Zufriedenheit und den ewigen Frieden schenken! Was die irdischen Freuden betrifft, so haben Sie längst davon Abschied genommen, obgleich es Ihnen nicht scheint, dass Sie eine gute Belohnung als Bezahlung erhalten haben durch das Leiden, das Sie getroffen. Eines Tages werden Sie sehen, welchen Gewinn diese Prüfungen Ihnen gebracht haben, und für nichts in der Welt würden Sie wünschen, ihn verloren zu haben. Es ist ein großer Trost für mich, zu wissen, dass mein teuerer Pater Eduard bei Ihnen ist. Seitdem ich Ihnen nicht mehr zu Diensten sein kann, freut es mich, dass Sie eine so ausgezeichnete Stütze in Ihren Mühseligkeiten haben.

Der Bote ist da und wartet. Deshalb kann ich mich nicht mehr weiter verbreiten. Tausend ehrfurchtsvolle Grüße an alle dortigen Damen. Möge Sie der Herr an seiner Hand halten und Sie schnell vom Fieber befreien! Möge er Ihnen die Kraft geben, in allem Seine Majestät zufriedenzustellen, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Geschrieben im Kloster der Menschwerdung, am 7. November.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift. An die sehr erlauchte Frau Doña Luise de la Cerda, meine Gebieterin, in Paracuellos.

34. Brief - An Doña Elisabeth de Jimena in Segovia

Ávila, im Kloster der Menschwerdung zu Anfang des Jahres 1572 Beabsichtigter Eintritt dieser Dame in den Orden

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen allezeit und verleihe Ihnen Gnade, damit Sie erkennen, zu welch großem Danke Sie dem Herrn verpflichtet sind!

Da Sie in so bedenklichen Gefahren sich befinden, die da sind Ihr jugendliches Alter, Ihr Vermögen und Ihre Freiheit, so gibt er Ihnen die notwendige Erleuchtung, dass Sie diese Gefahren erkennen; er flößt Ihnen das Verlangen ein, ihnen zu entgehen. Was andere Seelen gewöhnlich zurückschreckt, nämlich die Klausur, die Bußstrenge und die Armut des klösterlichen Lebens, das ist Ihnen Anlass geworden, den hohen Wert dieses Lebens sowohl wie auch den Verlust, den Sie im Genuss der Freiheit erleiden konnten, zu erkennen. Der Herr sei gebenedeit und gepriesen für alles! Dies war es denn auch, wodurch ich mich leicht überzeugen konnte, dass Sie ganz tauglich und geeignet sind, eine Tochter unserer Lieben Frau zu werden und in ihren heiligen Orden einzutreten. Möchten Sie in Ihrem heiligen Vorhaben und in Ihren Werken mit Gottes Gnade solche Fortschritte machen, dass ich niemals eine Ursache habe, mich über den Pater Johann de León zu beklagen, durch dessen Bericht ich so vollständig befriedigt wurde, dass ich keine andere Auskunft mehr verlange! Ich empfinde innigen Trost bei dem Gedanken, dass Sie eine große Heilige zu werden versprechen, und ich wäre mit Ihrer Person allein schon ganz zufrieden.

Der Herr vergelte Ihnen das Almosen, das Sie dem Kloster zu geben gedenken, in das Sie eintreten werden. Es ist dies ein ansehnliches Almosen, und Sie können einen großen Trost dabei haben, da Sie nach dem Rate des Herrn sich ihm selbst und aus Liebe zu ihm das Ihrige den Armen schenken. Im Verhältnis zu dem, was Sie empfangen, können Sie freilich, wie ich glaube, nicht weniger tun, als Sie wirklich tun, weil Sie aber alles Ihnen Mögliche aufwenden, so vollbringen Sie kein kleines Werk, und es wird Ihnen dies auch nicht mit geringem Lohn vergolten werden.

Weil Sie von unseren Satzungen und unserer Regel schon Einsicht genommen haben, so habe ich Ihnen nichts weiter zu sagen, als dass Sie, wenn Sie bei Ihrem Entschlusse beharren, nach Belieben in jedes unserer Klöster eintreten können, denn in dieser Beziehung möchte ich mich meinem Vater Johann de León gefällig erzeigen, indem ich ihm die Auswahl überlasse. Ich wünschte zwar, dass Sie das Ordenskleid da nehmen möchten, wo ich mich befände, damit ich Sie wie ich in Wahrheit darnach verlange, persönlich kennenlernte; indessen möge unser Herr alles so leiten, wie ihm am meisten gedient wird und es zu seiner größeren Ehre gereicht! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An die hochherrliche Frau Doña Elisabeth de Jimena, meine Gebieterin.

35. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 4. Februar 1572

Nachrichten über persönliche und Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Man könnte meinen, Sie seien, seitdem Sie an jenem Orte weilen, in einer anderen Welt. Gott bewahre mich vor dem Aufenthalte daselbst und erlöse mich auch aus diesem Orte! Denn fast seit meiner Ankunft dahier steht es mit meiner Gesundheit schlecht, und nur um dieses nicht sagen zu müssen, wollte ich Ihnen nicht schreiben. Vor Weihnachten befiel mich Fieber und Halsleiden; ich musste mir zweimal Ader lassen und ein Führmittel einnehmen. Vor dem Feste der heiligen drei Könige bekam ich viertägiges Fieber, an dem ich jetzt noch leide, jedoch ohne Ekel an Speisen. Indessen unterlasse ich es nicht, an Tagen, an denen ich fieberfrei bin, mit den übrigen Schwestern in den Chor und manchmal auch ins Refektorium zu gehen. Ich denke, dass das Fieber nicht mehr lange anhält.

Weil ich sehe, wieviel der Herr zur Verbesserung dieses Klosters getan hat, so gebrauche ich Gewalt, außer Bett zu bleiben, wenn ich nicht gerade das Fieber habe, das die ganze Nacht andauert. Das Frieren fängt immer um zwei Uhr an, aber es ist nicht heftig. Sonst geht es mir aber gut trotz der Arbeiten und Sorgen; ich begreife nur nicht, wie ich dies ertragen kann. Die meiste Arbeit machen mir die Briefe. Nach Indien habe ich vier Briefe geschrieben, weil eben jetzt die Kriegsflotte abgeht. Ich muss staunen, wie Sie so unbekümmert um mich sein können, da Sie mich doch in so vielen Mühseligkeiten sehen. Man sagte, Herr Johann de Ovalle werde kommen, und täglich erwarte ich ihn, damit er nach Madrid ginge; denn es wäre von großer Bedeutung gewesen, meinem Bruder etwas zu schicken, worum er bitten ließ. Jetzt habe ich keine Zeit mehr dazu. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es soll Ihnen beiden alles nur so in die Hände laufen; wahrlich, das kann ich nicht für gut finden.

Man hat mir gesagt, Herr Johann de Ovalle und Herr Gonzalo de Ovalle würden gegen die Überlassung einer kleinen Gasse an das Kloster Einsprache erheben. Ich kann das nicht glauben und wünschte auch nicht, dass wir da in Streitigkeiten gerieten. Es ziemt sich nicht für Männer, mit Frauen Streit anzufangen, auch wenn diese Anlass dazu geben würden, und es würden diese Herren an Ansehen einbüßen, zumal es sich um etwas handelt, das mich angeht. Außerdem bin ich der Ansicht, dass die Nonnen wissentlich keine Veranlassung gegeben haben, wenn nicht etwa ihre Aufrichtigkeit eine Ursache ihres eigenen Schadens ist. Berichten Sie mir, was an der Sache ist; denn diese Nachrichten können, wie gesagt, auch falsch sein. Kümmern Sie sich nicht um mein Kranksein; denn ich glaube, es ist unbedeutend; wenigstens hindert es mich nicht viel, wenn es mir auch Leiden verursacht.

Ich vermisse Sie hier sehr und fühle mich recht einsam. Einige Realen könnte ich wohl brauchen; denn vom Kloster esse ich nichts als nur Brot. Sorgen Sie doch, mir einige zu schicken. Den dortigen Herren küsse ich die Hand; grüßen Sie mir meine Beatrix. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich Sie hier haben könnte. Dass Gonzalo sich wohl befindet, weiß ich schon; Gott erhalte ihn! Augustin de Ahumada ist beim Vizekönig; Pater García hat es mir geschrieben. Mein Bruder hat zwei seiner Nichten sehr gut verheiratet; er lässt sie bei seiner Abreise versorgt zurück. Es wird bald zwölf Uhr schlagen, und ich bin sehr ermüdet; darum höre ich auf zu schreiben. Gestern war der Tag des heiligen Blasius, vorgestern das Fest unserer Lieben Frau.

Ihre ergebenste Dienerin

Theresia von Jesu

36. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 7. März 1572

Nachrichten aus dem Kloster der Menschwerdung. Über die Aufnahme zweier Novizinnen im Kloster zu Valladolid, die nicht entsprachen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Recht oft habe ich mich in dieser rauhen Zeit Ihrer erinnert, und immer habe ich befürchtet, Sie könnten dabei Schaden leiden, was leider auch der Fall gewesen zu sein scheint. Gott sei gepriesen, dass unser eine Ewigkeit wartet, wo kein Wechsel der Zeiten mehr sein wird! Möge uns Seine Majestät verleihen, diese Zeit so zu verleben, dass wir zum Genusse eines so großen Gutes gelangen können! Auf mich hat die hiesige Gegend einen solchen Einfluss gehabt, dass man meinen möchte, hier wäre nicht mein Geburtsort; denn ich glaube, kaum eineinhalb Monate gesund gewesen zu sein. Es war dies gleich anfangs, nachdem ich hier angekommen war, weil der Herr wohl sah, dass ich ohne Gesundheit nichts würde ausrichten können; jetzt leitet alles Seine Majestät. Ich sorge nur dafür, dass ich mich pflege; seit drei Wochen ist dies besonders der Fall, da ich außer dem viertägigen Fieber auch noch an Seitenstechen und Halsentzündung leide. Jedes einzelne dieser Übel könnte den Tod bringen, wenn es Gottes Wille wäre; aber mir scheint der Herr dieses Gut noch nicht gewähren zu wollen. Nachdem mir dreimal Ader gelassen wurde, befinde ich mich jetzt besser. Das viertägige Fieber hat mich verlassen, allein der fieberhafte Zustand dauert noch an, und darum werde ich morgen ein Führmittel einnehmen. Es wird mir bereits zuwider, mich so herabgekommen zu sehen. Denn nur zur heiligen Messe kann ich aus meinem Winkel gehen. Ein Zahnschmerz, den ich schon beinahe eineinhalb Monate dulde, peinigt mich noch mehr.

Ich zähle Ihnen alle diese Leiden auf, damit Sie mich entschuldigen, weil ich nicht geschrieben habe, und die Gnaden kennenlernen, die der Herr mir dadurch erweist, dass er mir gibt, worum ich ihn immer bitte. Wahrlich, schon bald nach meiner Ankunft hier schien es mir bei meiner schlechten Gesundheit und schwächlichen Körperbeschaffenheit unmöglich, eine solche Last von Arbeit auf mich zu nehmen; denn außer den in unseren Klöstern vorkommenden Geschäften sind es noch viele andere auswärtige Angelegenheiten, deren Besorgung mich ermüdet. Sie sehen also daraus, dass man in Gott alles vermag, wie der heilige Paulus sagt. Der Herr gibt mir fortwährend schlechte Gesundheit, und wenn ich trotzdem alles tun kann, muss ich zuweilen darüber lachen. Zudem lässt er mich ohne Beichtvater und so ganz allein, dass ich keinen Menschen habe, mit dem ich mich zu meinem Troste besprechen könnte, vielmehr muss ich bedächtig sein in allem. Was übrigens die Pflege des Leibes betrifft, so hat es mir noch nicht an liebender Teilnahme und an solchen gefehlt, die Sorge für mich getragen. In der Stadt hat man mir viel Almosen gespendet; denn vom Kloster nehme ich nur Brot, möchte ihm aber auch diese Ausgabe ersparen. Das Almosen, das uns Doña Magdalena gegeben, geht jetzt zu Ende. Von diesem und dem übrigen Almosen, das sie und einige andere Personen spenden, haben wir bisher den Ärmsten die tägliche Mahlzeit gegeben.

Wenn ich sehe, wie die Nonnen so wahrhaft friedlich und gut sind, tut es mir wehe, sie in solcher Armut zu wissen. Die Veränderung, die unser Herr in ihnen wirkte, stimmt zum Lobe. Jene, die ehedem sich am wenigsten fügten, sind jetzt zufrieden und mir besser gesinnt. Während dieser Fastenzeit wird von den Nonnen kein Besuch angenommen, weder von Frauen noch von Männern, und wären es auch ihre eigenen Eltern; das ist für dieses Kloster eine außerordentliche Veränderung. Alles ertragen sie mit großer Zufriedenheit. Es gibt hier wahrlich sehr große Dienerinnen Gottes, und fast alle arbeiten an ihrer Vervollkommnung. Meine Priorin wirkt diese Wunder. Und damit man erkenne, dass es sich wirklich so verhalte, hat es unser Herr gefügt, dass ich mich in einem Zustande befinde, bei dem es den Anschein hat, ich sei nur gekommen, um der Bußübung zu entgehen und auf nichts anderes zu denken als auf die Pflege meines Leibes.

Damit nun Leiden aller Art über mich kommen, schreibt mir eben die Mutter Priorin Ihres Klosters, Sie wünschten die Aufnahme einer Nonne und seien darüber ungehalten, dass man Ihnen sagte, ich wolle sie nicht aufnehmen; sie bittet mich, die Erlaubnis zu schicken, dass man diese und noch eine andere, die Pater Ripalda empfohlen, aufnehmen dürfe. Ich habe mir gedacht, die Priorin sei falsch berichtet worden. Es würde mir sehr leid tun, wenn es wahr wäre und Sie mir wirklich zürnten. Denn Sie können mir Vorwürfe machen und befehlen; aber ich kann nicht glauben, dass Sie mir zürnen, ohne es mir zu sagen; ich glaube vielmehr, Sie haben sich nur so gezeigt, um der zudringlichen Bestürmungen jener los zu werden [die die beiden empfohlen haben]. Ist dies wirklich so, dann ist es mir ein großer Trost; denn mit den Vätern der Gesellschaft Jesu weiß ich mich schon zu verständigen. Diese würden gewiss nie mir zuliebe jemand in ihren Orden aufnehmen, der dafür nicht passt.

Wollen Sie die Aufnahme dieser Personen absolut befehlen, so sind Worte darüber überflüssig; denn es ist klar, dass Sie bezüglich dieses Klosters und aller übrigen befehlen können, und dass es mir zukommt, zu gehorchen. Ich werde dann an den Pater Visitator oder an den Pater General die Bitte richten, dass sie die Erlaubnis erteilen; denn es ist gegen unsere Satzungen, dass wir jemand mit diesem Gebrechen aufnehmen. Ich selbst kann eine Erlaubnis gegen die Satzungen nicht erteilen. Dies kann nur einer der Genannten. Die beiden Bittstellerinnen müssen zudem auch gut lateinisch lesen lernen; denn wir haben eine Verordnung, der gemäß keine aufgenommen werden darf, die dies nicht kann.

Um mein Gewissen zu beruhigen, muss ich Ihnen sagen, was ich in diesem Falle, nachdem ich die Sache dem Herrn empfohlen, tun würde. Ich sehe, wie gesagt, von Ihrem Wunsche ab. Denn um Ihnen keinen Verdruss zu machen, muss ich mich zu allem bereit erklären, und ich könnte somit nicht weiter davon reden. Ich bitte Sie daher, diese Angelegenheit wohl zu erwägen und Ihr Kloster mehr zu begünstigen; denn wenn Sie sehen, dass es mit ihm nicht mehr recht gut steht, werden Sie nur Verdruss haben. In einem zahlreich besetzten Kloster kann jedes Gebrechen leichter ertragen werden; befinden sich aber in einem so wenig Nonnen, so müssen sie billigerweise auserlesene sein. Ich habe auch immer wahrgenommen, dass dies Ihr Wille ist, und es war mir dies so gewiss, dass ich es nicht wagte, in dieses Ihr Kloster eine Nonne zu senden, obwohl ich für alle anderen Klöster genug finde; denn ich habe keine so vollkommene gefunden, wie ich es für Ihr Kloster wünschte. Darum meine ich, es soll keine von diesen beiden in dieses Kloster aufgenommen werden; denn ich kann an ihnen weder eine solche Heiligkeit und ausdauernde Kraft, noch einen so überwiegenden Verstand, noch überhaupt solche Fähigkeiten wahrnehmen, dass das Kloster an ihnen einen Gewinn hätte. Wenn aber das Kloster nur Schaden leidet, warum wünschen Sie dann ihre Aufnahme? Um sie zu versorgen, gibt es viele Klöster, in denen leichter etwas zu ertragen ist, eben weil, wie ich sagte, ihrer viele sind; in Ihrem Kloster aber muss jede, die aufgenommen wird, tauglich sein, Priorin zu werden und jedes Amt zu übernehmen, das man ihr überträgt.

Beherzigen Sie um der Liebe unseres Herrn willen dies recht sehr und bedenken Sie, dass man immer mehr auf das Wohl der Gesamtheit als der einzelnen sehen muss. Bedenken Sie auch, dass die Nonnen dort in strenger Klausur und gemeinsam miteinander leben, ihre Mängel gegenseitig ertragen und andere Beschwerden des Ordens auf sich nehmen müssen; da wäre doch dies das größte Übel, wenn sie nicht zusammenpassten. Darum seien Sie auch hierin uns gnädig, wie Sie in allen Stücken uns Gnade erweisen. Überlassen Sie, wenn es Ihnen beliebt, mir diese Angelegenheit; mit den Vätern der Gesellschaft Jesu werde ich mich, wie gesagt, schon verständigen. Wollen Sie es aber durchaus, so muss geschehen, was Sie befehlen, wie ich erwähnt habe: aber Sie werden es zu verantworten haben, wenn es einen schlechten Ausgang nimmt. Die von Pater Ripalda Empfohlene scheint mir für ein anderes Kloster nicht unpassend zu sein; das Ihrige aber steht erst in seinem Beginn, und darum muss man darauf sehen, dass sein Glanz nicht verdunkelt werde. Der Herr wolle die Sache so leiten, dass es zu seiner Ehre gereicht! Ihnen aber wolle er Licht geben, dass Sie das tun, was das beste ist! Er erhalte Sie uns noch viele Jahre, wie ich immer darum bitte! Denn hierin lasse ich es nicht fehlen, so schlecht es mir auch geht.

Meiner Gebieterin, Ihrer Exzellenz der Frau Herzogin, der gnädigen Doña Beatrix sowie der gnädigen Frau Gräfin und der Doña Eleonora küsse ich vielmals die Hand. Schreiben Sie mir oder vielmehr lassen Sie mir schreiben, was ich in der ganzen Angelegenheit nach Ihrem Wunsche tun soll. Ich glaube dadurch, dass ich Ihnen die Sache aufs Gewissen lege, mein eigenes zu beruhigen. Ich meine nicht, hierin zu wenig zu tun; denn in keinem unserer Klöster findet sich eine Nonne mit einem so auffallenden Gebrechen, und ich für meine Person würde auch um alles in der Welt keine aufnehmen. Eine solche würde nach meiner Ansicht für die anderen eine beständige Abtötung sein, da sie immer so nahe beisammen sind; und weil sie innige Liebe zueinander tragen, so wären sie in beständiger Betrübnis. Man hat dort an der guten Magdalena schon genug; und wollte Gott, die beiden wären auch nur wie diese. Heute ist der 7. März.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Die Mutter Subpriorin lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Ich komme gut mit ihr aus.

Anschrift: An die sehr erlauchte Herrin Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin.

37. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Kloster der Menschwerdung zu Ávila, am 8. März 1572

Aufnahme einer Kandidatin. Einige geistliche Ratschläge.

Der Heilige Geist sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Jhs

Da ich Ihnen gestern geschrieben habe, so hat der vorliegende Brief nur den Zweck, Ihnen mitzuteilen, dass ich heute Briefe von der Herzogin de Osuna und von Doktor Ayala empfangen habe. Beide drängen mich, eine dieser beiden Jungfrauen sofort aufzunehmen. Ein Pater von der Gesellschaft Jesu hat Erkundigungen über sie eingezogen und gibt mir günstige Auskunft. Die andere muss sich über die Strenge unserer Lebensweise entsetzt haben; denn man sagt mir nichts von ihr. Es wäre gut, wenn jene, die sich der Postulantinnen annehmen, ihnen vollständige Aufklärung über unseren Orden geben würden.

Ich habe bereits geschrieben, diese Jungfrau sogleich zu bringen, und berichtet, dass ich Ihnen die notwendigen Vorkehrungen angebe, damit ihr das Ordenskleid so bald wie möglich gegeben wird. Außerdem habe ich versprochen, Sie zu benachrichtigen, sobald man in Valladolid angekommen ist.

Ich setze unseren Pater Visitator in Kenntnis und teile ihm mit, dass Sie die Aufnahme dieser Postulantin wünschen. Zugleich bitte ich ihn, die Erlaubnis hierher zu senden, sobald er diesen Brief erhalten hat.

Ich glaube, dass er kein Bedenken tragen wird. Für den Fall, dass sich seine Antwort verzögern würde, müssten Sie sogleich an Seine Paternität schreiben, und zwar in der Weise, dass man nicht auf den Gedanken kommt, es sei irgendein Fehler unterlaufen. Soweit ich Einblick habe, wird der Pater Visitator nichts versäumen, um Euere Gnaden zufriedenzustellen. Möge uns Gott jene Befriedigung zuteil werden lassen, die beständig dauern soll! Möge er Sie immerfort an seiner Hand halten und in der Liebe zu mir bewahren!

Der hochwürdigste Herr Bischof hat mir heute mitgeteilt, dass es ihm besser gehe und er Sie besuchen wolle. Ich bitte Sie also, sich nicht zu beunruhigen. Wann werde ich Sie doch in größerer innerer Freiheit sehen? Möge Gott dazu mithelfen! Wahrhaftig, es tut uns not, uns gegenseitig zu unterstützen! Gebe Gott, dass ich Sie bei meinem Besuch mehr als Herrin Ihrer selbst finde! Sie besitzen genug innere Kraft, es zu sein. Meiner Meinung nach wäre es vorteilhaft für Sie, wenn ich bei Ihnen wäre, wie es für mich nutzbringend ist, dass ich unter dem Pater Visitator stehe. In seiner Eigenschaft als Oberer hält er mir meine Fehler vor, und ich, kühn, wie ich bin, und gewohnt, von Ihnen ertragen zu werden, würde Ihnen die Ihrigen sagen. Ich empfehle mich dem Gebet der gnädigen Frau Herzogin. Die Schwestern des hiesigen Klosters vergessen Sie nie in ihrem Gebet.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Sie sagen mir nie, wie es Ihnen unter der Leitung des Paters Johann Gutiérrez geht; ich mache es mir zur Aufgabe, es Ihnen einmal selbst zu erklären. Bitte, grüßen Sie ihn ergebenst von mir! Ich weiß noch nicht, ob seine Nichte die Profeß abgelegt hat. Von nun an wird der Pater Visitator allein den Novizinnen die Erlaubnis erteilen, ihre Gelübde abzulegen. Bitte, teilen Sie es der Mutter Priorin mit! Ich habe vergessen, sie zu benachrichtigen.

Anschrift: An die hocherlauchte Frau Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin.

38. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba

Ávila, Kloster der Menschwerdung, im März 1572

Geduld im Leiden.

Jhs

Der Herr sei mit Ihnen!

Der Maultiertreiber holt diesen Brief eben kurz vor seiner Abreise; daher habe ich keine Zeit, Ihnen viel mitzuteilen. Bedenken Sie doch, liebe, gnädige Frau, dass jene, die selig werden wollen, auf die eine oder andere Weise eine Menge von Prüfungen durchmachen müssen. Gott überlässt uns hierin nicht die Wahl. Vielleicht aber spart er für Sie die geringsten Prüfungen auf, weil Sie schwach sind. Ich kenne Ihre Leiden besser, als Sie es mir sagen oder in einem Briefe ausdrücken können. Deshalb liegt mir daran, Sie seiner Majestät zu empfehlen. Es scheint, dass ich Sie jetzt mehr als gewöhnlich liebe, obgleich meine Neigung für Sie stets sehr groß war. Man wird Ihnen noch einen anderen Brief von mir übergeben. Ich halte Sie nicht für unvollkommener als sonst, trotz allem, was Sie sagen. Aber ich bitte Sie um der Liebe Gottes und meiner Liebe willen, oft zu beichten. Der Herr sei mit Ihnen! Amen. Herr Johann de Ovalle wird Ihnen das übrige sagen. Er hat sich überraschend schnell von mir verabschiedet. Vergessen Sie nicht, mir Hühner zu schicken, da Sie so viele haben.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

39. Brief - An die Mutter Maria Baptista in Valladolid

Kloster der Menschwerdung in Ávila, Mitte Juni 1572

Der erbauliche Tod der Doña Eleonora de Cepeda, Schwester der M. Baptista.

Einen Tag vorher hörte ich von ihrem seligen Tode, und ich glaube, dass sie nicht ins Fegfeuer gekommen ist.

40. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Kloster der Menschwerdung in Ávila, am 27. August 1572

Familienangelegenheiten und Nachrichten über ihre Gesundheit.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich bin gesund, aber so mit Arbeit überladen, dass ich auch jetzt nicht schreiben wollte. Gott sei gepriesen, dass sich Herr Johann de Ovalle ebenfalls wohl befindet! Geben Sie durchaus nicht zu, dass er hierher reife; denn es wäre dies ein großes Wagnis. Die Briefe nach Indien wären sicherer auf dem Wege gegangen, auf dem er die Geschenke gesendet. Die von Ihnen gesandten Briefe sind niemals dort angekommen. Die Doña Magdalena befindet sich zu meiner Freude besser. Ich empfehle mich meinen lieben Kleinen …

Pater Didakus ist hier, ich habe ihn aber nur wenig gesehen. Ist es ihm möglich, so wird er auch zu Ihnen kommen. Die Mutter Priorin und meine Gefährtin sind wohl. Ich bin jetzt wieder so gut hergestellt, dass ich mich wundern würde, wenn es andauerte sollte. Der Herr handle nach seinem Wohlgefallen und sei mit Ihnen! Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Augustin. Es wäre recht ungeschickt, wenn Johann de Ovalle die Reise unternehmen wollte. Im Kloster der Menschwerdung…

Ihre ergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An meine Herrin und Schwester Doña Johanna de Ahumada.

41. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 27. September 1572 Verschiedene Nachrichten. Wohltaten, die der heilige Johannes vom Kreuz dem Kloster der Menschwerdung spendet.

Jesus sei mit Ihnen!

Gepriesen sei Gott, dass Herr Johann de Ovalle sich wohl befindet! Die Schwäche, an der er noch leidet, wird auch vorübergehen. Dieses dreitägige Fieber herrscht jetzt allgemein; hier gibt es nichts anderes mehr. Gegenwärtig bin ich davon frei, und es geht, gottlob, überhaupt mit jedem Tage besser. Während dieses Sommers war ich gesund; wie es im Winter gehen wird, weiß ich nicht, da jetzt mein Zustand schon etwas schlimmer werden will; solange ich indessen vom Fieber frei bleibe, lässt sich alles ertragen.

Bezüglich des Hauskaufes möchte ich gerne wissen, was geschehen ist. Von Oropesa schreibt man mir, dass die Nachricht eingetroffen sei, die Kriegsflotte stehe bei Sanlúcar, jedoch habe man noch keine volle Gewissheit darüber. Sobald ich etwas von meinem Bruder erfahre, werde ich es Ihnen berichten. Ich halte für ihn das Haus des Perálvarez bereit, damit er es beziehen kann.

Über dieses Fasten der Priorin bin ich ärgerlich. Sagen Sie ihr, dass ich deshalb nicht mehr an sie schreiben und mich nicht mehr um sie kümmern wolle. Gott bewahre mich vor Leuten, die lieber ihren eigenen Willen tun, als gehorchen wollen! Kann ich der Doña Anna in etwas dienen, so werde ich es um des Don Christoph willen gerne tun. Wir meinten, sie könne in dem Hause wohnen, das Doña Sancha bewohnt hatte; allein es passt nicht dazu. In unser Haus aber darf niemand gehen, außer bloß zur Pforte, und die Klosterdienerin darf sich von da nicht entfernen. Außerdem glaube ich, dass die Schwestern dieser Dame ihr nur wenig dienen könnten, auch wenn sie gerne wollten. Denn nachdem sie seit fünf Jahren keine andere Nahrung vom Kloster hatten als Brot, sind sie sehr abgemattet, und überdies ist Doña Agnes fast beständig krank; Dieses gänzliche Unvermögen, der Schwester zu helfen, fällt ihnen sehr schwer; was aber ich zu tun vermag, können Sie sich denken, wenn Sie die Vorschriften ins Auge fassen, die jene binden.

Viele Empfehlungen an die Mutter Subpriorin; ich habe keine Zeit mehr, ihr zu schreiben. Elisabeth Suárez ist jene, die von Malagón gekommen ist. Sie ging, wie sie sagte, sehr ungern von dort weg; weil sie aber einige Male sich geneigt erklärt hatte, so hat sie die Priorin, gesendet. Ich glaube, sie muss bald kommen. Ich habe viele Sorgen; Gott möge helfen! An Herrn Johann de Ovalle und meine Kleinen meine Empfehlungen. Sie schreiben mir ja nicht, woran Beatrix erkrankt war. Gott sei mit ihnen! Heute ist der 27. September.

Ihre

Theresia von Jesu

Der Unbeschuhte, der hier Beichtvater ist, wirkt mit großem Segen. Es ist dies Pater Johannes vom Kreuz.

42. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Kloster der Menschwerdung zu Ávila, Dezember 1572

Tröstung in ihren Prüfungen. Der heiligmäßige Tod der Marquise de Velada.

Jhs

Ihren Brief habe ich erhalten, und der Kaplan, der ihn überbrachte, ist zu mir gekommen, um mit mir zu sprechen. Unser Herr vergelte Ihnen das Wohlwollen, das Sie mir stets entgegenbringen! An Ihren Prüfungen nehme ich so innigen Anteil, dass Sie schon längst davon befreit sein müssten, wenn Abhilfe geschaffen werden könnte. Aber ach, weil ich so böse bin, so verdiene ich wenig vor den Augen unseres Herrn! Er sei gepriesen für alles! Da er diese Prüfung zulässt, so muss sie Ihnen wohl dazu dienen, eine um so größere Herrlichkeit zu erlangen. O meine Frau, wie erhaben sind doch die Gerichte unseres großen Gottes! Es wird eine Zeit kommen, in der Sie diese Leiden höher schätzen als all die Freuden, die Ihnen je in diesem Leben zuteil geworden sind. Jetzt schmerzt uns das Gegenwärtige; aber wenn wir den Weg betrachten, den unser Herr und alle jene in diesem Leben gegangen sind, die wir im Besitze seines Reiches wissen, dann sollten wir an nichts mehr Freude finden als am Leiden; und es kann uns auch nichts größere Sicherheit verschaffen, dass wir im Dienste Gottes auf gutem Wege wandeln, als das Leiden.

Das sind auch die Gedanken, die mich jetzt beim Tode dieser heiligen und teueren Frau, der Marquise de Velada, trösten. Ihr Hinscheiden hat mich sehr schmerzlich berührt. Ihr Anteil war fast während ihres ganzen Lebens nur das Kreuz, und so hoffe ich zu Gott, sie werde schon im Genusse jener seligen Ewigkeit sein, die kein Ende nimmt. Fassen Sie daher Mut! Denn sind diese Leiden einmal vorüber - und das wird mit Gottes Hilfe bald der Fall sein -, dann werden Sie und Herr Albornoz sich freuen, sie erduldet zu haben, und den Nutzen wahrnehmen, den sie Ihrer Seele bringen. Ich küsse Herrn Albornoz die Hand. Es wäre mein inniger Wunsch gewesen, Sie hier zu treffen, und ich würde dies für ein großes Glück gehalten haben. Unser Herr, der alles vermag, wolle Ihnen in dem Maße Gnade verleihen, wie ich ihn darum bitte!

Heute ist der 17. Dezember.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

43. Brief - An Herrn Maldonado Bocalán

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 1. Februar 1573

Danksagung für zweiundsechzig Stück Geflügel, die dem Kloster als Almosen gesandt wurden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen, und er vergelte Ihnen die Liebe und Sorgfalt, womit Sie das Almosen, das Don Franziskus spendete, ergänzten!

Möge es unserem Herrn gefallen, Sie viele Jahre zu erhalten und der begonnenen Besserung einen entsprechenden Fortgang zu verleihen! Weil ich nicht wusste, wohin ich den Brief schicken sollte, habe ich Sie nicht um Zusendung von Geflügel ersucht. Die Not dieses Hauses und insbesondere der Kranken ist so groß, dass dies Almosen recht notwendig war. Ich selbst bin sehr krank gewesen, befinde mich jetzt aber wieder wohl. Durch das Almosen, das uns jetzt aufs neue zugekommen ist, bin ich sehr getröstet. Gott sei gepriesen für alles! Der Überbringer hat sich seines Auftrages sehr gut entledigt.

Durch dieses Schreiben bekenne ich, dass ich heute, am Vorabend des Festes der Reinigung unserer Lieben Frau im Jahre 1573, zweiundsechzig Stück Geflügel erhalten habe. Dass es so sei, bestätige ich mit meiner Namensunterschrift. Unser Herr halte Sie allezeit an seiner Hand, und Seine Majestät verleihe Ihnen alles mögliche Gute! Amen.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu, Priorin

An Don Franziskus habe ich schon geschrieben, welche Sorge Sie für uns tragen und wie gut erhalten das Geflügel angekommen ist. Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Maldonado Bocalán, meinen Gebieter.

44. Brief - An Pater Caspar de Salazar in Cuenca

Kloster der Menschwerdung zu Ávila, 13. Februar 1573

Gehorsam und Sammlung im Kloster der Menschwerdung. Erbauung des Paters Visitator. Ämter der Unbeschuhten im Kloster der Beschuhten zu Ávila. Eintritt einer jungen Dame in den Orden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer Hochwürden! Es freut mich, dass sich Gelegenheit bietet, Sie über mein Befinden benachrichtigen zu können, da Sie so saumselig sind, etwas von sich hören zu lassen. Möge es unserem Herrn gefallen, dass es mit Ihrer Gesundheit so steht, wie ich es wünsche und erflehe!

Es sind schon viele Tage, ja Monate vergangen, seitdem ich von Euerer Hochwürden eine Fülle von Ratschlägen und Mahnungen erhalten habe. Der Rat kam zu einer Zeit, in der er mich sehr ermutigte, wenn mich auch Ihre Gebete mehr gefördert haben. Ich kann Ihnen mitteilen, dass der Herr dieses Kloster mit sehr großen Gnaden überschüttet hat, und kann Ihnen in aller Wahrheit sagen - und das macht mir Kummer -, dass die Übung des Gehorsams und der Sammlung keine größeren Schwierigkeiten macht als im St. Josephskloster. Der Herr scheint diesen Seelen ein solches Übermaß von Gnaden zu verleihen, dass ich in Staunen gerate. So erging es auch dem Pater Visitator, der vor einem Monat Visitation hielt; er fand nichts, was er zu bessern gehabt hätte. Im hiesigen Kloster der Beschuhten stellte er einen Prior, Subprior, Pförtner und Sakristan aus den Unbeschuhten auf. Und hier im Kloster der Menschwerdung wirkt ein heiliger Mann als Beichtvater. Er hat alle sehr gefördert, so dass sie meinen Wünschen vollkommen entsprechen. Dies war eine wichtige Sache, und wenn dieses Haus in solch gutem Zustande verbleibt, wie ich zum Herrn hoffe, dann halte ich es nicht mehr für notwendig, länger hier zu bleiben. Wollen Euere Hochwürden in dieser Meinung beten; es würde dann allem Übel abgeholfen sein. Ich hatte bisher viel Mühe und Arbeit, und im Winter war meine Gesundheit nicht gut, da dieses Kloster für meinen Gesundheitszustand nicht zuträglich ist. Aber ich halte alle Mühe für sehr gut angewendet, seitdem ich sehe, welch große Gnaden mir Seine Majestät erwiesen hat. Es war mein sehnlichster Wunsch, dass Sie von diesen Neuigkeiten Kenntnis bekämen, und wenn Sie sich davon selbst überzeugen könnten, würde es mir zu großem Troste gereichen. (Lesen Euere Hochwürden auf der anderen Seite weiter, weil ich schlechtes Papier genommen habe.) Gebe der Herr, dass ihm in allem gedient werde!

Der Bürgermeister von hier, dem ich mich sehr entgegenkommend zeigen möchte, kam zu mir und bat mich inständig, ich möchte Sie ersuchen, in einem dortigen Kloster - mir scheint, er sprach von den Unbeschuhten -, wo Sie großen Einfluss besitzen, Fürsprache einzulegen, dass man eine Tochter des Johann de Buedo und der Eleonore de Hermosa als Nonne aufnehme. Man sagt, dass diese Dame und ihre Eltern alle Eigenschaften besitzen, die erforderlich wären. Möchten Euere Hochwürden sich erkundigen, ob es so ist, und aus Liebe zu Gott es befürworten, da es zur Ehre Gottes gereicht. Sie erweisen mir dadurch einen großen Gefallen, da ich sie wegen Platzmangel in keines unserer Klöster aufnehmen kann. In Malagón geht es allen Schwestern gut. Priorin ist Brianda vom hl. Joseph, die frühere ist hierher in ihr Kloster gekommen. Da ich für gewiss halte, dass Sie tun, was in Ihren Kräften steht, sage ich weiter nichts mehr. Meine Gesundheit ist zur Zeit besser als sonst. Vergessen Sie mich nicht in Ihren Gebeten, was auch ich trotz meiner Armseligkeit tun werde. Ich beichte jetzt bei Pater Láriz.

Heute ist der 13. Februar 1573.

Ihre Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochwürdigen Herrn Caspar de Salazar, Rektor der Gesellschaft Jesu in Cuenca, meinen Herrn und Vater.

45. Brief - An die Mutter Agnes von Jesu, Priorin in Medina del Campo

Ávila, Kloster der Menschwerdung, im März 1573

Über eine vermeintlich vom bösen Geiste besessene Nonne, die der heilige Johannes vom Kreuz befreien sollte.

Meine Tochter! Die Krankheit der Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus geht mir sehr zu Herzen. Ich sende Ihnen hier den Pater Johannes vom Kreuz; denn Gott hat ihm die Gnade verliehen, die bösen Geister aus den von ihnen Besessenen auszutreiben. Hier in Ávila hat er eben von einer Person drei Legionen böser Geister ausgetrieben. Er hatte ihnen in der Kraft Gottes befohlen, ihm ihre Namen zu sagen, und augenblicklich gehorchten sie ihm …

46. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 9. März 1573

Bevorstehende Ankunft ihres Bruders Laurentius. Verschiedene Aufträge.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich hätte diesmal durch den Boten keinen Brief mehr geschickt; nun hat es mich aber sehr gefreut, dass er noch da ist, damit er den beiliegenden Brief meines Bruders überbringe. Gerade als ich in der Vesper war, hat man ihn mir übergeben. Gott sei Dank, dass sich mein Bruder wohl befindet und wir, wie Sie aus dem Briefe ersehen werden, seine Ankunft für sicher halten dürfen. Gebe Gott, dass auch Johann de Ovalle sich wohl fühlt. Ich wünschte, man möchte mir durch diesen Boten, der sich ganz zuverlässig erwies, einige Zeilen zukommen lassen, damit ich erfahre, wie es jenem geht. Ich bin gesund und sehe, dass alles, Gott sei Dank, gut geht. Es wäre recht, wenn man sogleich sich bemühte, diese Gelder zu erheben und sie in Besitz zu nehmen. Ich weiß nicht, wo die im Briefe genannte Stadt liegt und ob sie weit entfernt ist. Mein Bruder wird es wissen und sehen, wie die Sache bald zu erledigen ist. Weil von dort aus sozusagen jeden Augenblick ein Bote nach Madrid geht …, so wird das Geld bald erhoben sein, wenn man Sorge trägt, diesen Flores, der mit Gerichtssachen zu tun haben muss, ausfindig zu machen. Gott nehme alles in seine Hand und mache Sie recht heilig! Dieser Brief scheint mir von einem Schwager des Sohnes unseres Oheims Ruy Sánchez zu sein. Ich werde sehen, dass ich durch seine Vermittlung einen Brief übersende; denn er wird gewiss kommen. Sorgen auch Sie dafür, einen Brief dorthin zu senden. Heute ist der 9. März.

Meinen lieben Kleinen empfehle ich mich vielmals.

Euerer Ehrwürden,

Theresia von Jesu

47. Brief - An den König Philipp II. von Spanien

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 11. Juni 1573

Bitte um einige Begünstigungen für ihren Orden.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Majestät allezeit! Amen.

Ich glaube wohl, dass Euere Majestät von der beständigen Sorgfalt Kenntnis haben, mit der ich Euere Majestät in meinen armseligen Gebeten unserem Herrn empfehle. Ist dies auch, eben weil ich so armselig bin, nur ein geringer Dienst, so liegt doch auch darin ein solcher, dass ich die Schwestern der Klöster der unbeschuhten Karmelitinnen anhalte, dasselbe zu tun; denn ich weiß, dass sie dem Herrn dienen. Auch im Kloster, in dem ich mich gegenwärtig befinde, geschieht dies. Zugleich beten wir auch für die Königin, unsere Gebieterin, und für den Prinzen, dem Gott ein recht langes Leben verleihen wolle. An dem Tage, an dem man Seiner Hoheit den Eid der Treue geschworen, haben wir ganz besonders für Sie gebetet. Dies wird immer geschehen, und so werden Euere Majestäten einen um so größeren Gewinn vom Orden haben, je mehr er zunimmt.

Deshalb wage ich es auch, Euere Majestät um eine Gunst in einigen Angelegenheiten zu bitten, die der Lizentiat Johann de Padilla, dem ich die ganze Sache übergeben habe, vortragen wird. Wollen Euere Majestät ihm Glauben schenken! Das Bewusstsein seines frommen Eifers hat mich veranlasst, ihm diese Sache anzuvertrauen; die Öffentlichkeit könnte dem Zwecke, den man anstrebt, nur nachteilig sein; dieser ist kein anderer als die Ehre und Verherrlichung unseres Herrn. Die göttliche Majestät erhalte Sie noch so viele Jahre, als es für die Christenheit notwendig ist! Bei ihren Leiden und Verfolgungen ist es ein großer Trost, dass Gott, unser Herr, an Euerer Majestät einen so großen Verteidiger und eine so große Stütze seiner Kirche hat. Aus dem Kloster der Menschwerdung zu Ávila, den 11. Juni 1573.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An Seine Majestät, den König, unseren Herrn.

48. Brief - An Pater Ordóñez aus der Gesellschaft Jesu in Medina del Campo

Ávila, Kloster der Menschwerdung, am 27. Juli 1573

Gründung einer Erziehungsanstalt für adelige Mädchen zu Medina del Campo.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich wünschte mir viele Zeit und Gesundheit, um Ihnen einiges mitteilen zu können, was mir wichtig zu sein scheint. Ich befinde mich aber seit der Abreise des jungen Mannes ohne Vergleich noch schlechter als vorher, so dass es keine geringe Anstrengung ist, wenn ich diesen Brief schreibe. Auch fühle ich mich so unbehilflich, dass ich gewiss recht weitläufig sein werde, wie sehr ich mir auch vornehmen mag, mich kurz zu fassen. Der Aufenthalt in diesem Kloster der Menschwerdung ist meiner Gesundheit offenbar sehr nachteilig. Gott gebe, dass ich mir dadurch einiges Verdienst erwerbe!

Je mehr unsere Angelegenheit dem Ende entgegenzugehen scheint, desto mehr Sorge macht sie mir, insbesondere, seitdem ich heute den Brief des Paters Visitator zu Gesichte bekam, der die Sache dem Pater Magister Dominikus und mir übergibt. Er schreibt ihm nämlich, er übertrage uns hiezu seine Vollmacht. Ich bin aber immer in Angst, wenn ich in einer Sache entscheiden soll; denn da meine ich gleich, es sei alles verfehlt. Indessen habe ich es zuvor dem Herrn empfohlen, und hier haben die Schwestern dasselbe getan.

Ich glaube, mein Vater, wir müssen alle Übelstände, die sich ergeben könnten, wohl ins Auge fassen; denn wenn es schlimm ausgeht, dann wird, zweifeln Sie nicht daran, Gott und die Welt uns die Schuld geben. Achten Sie daher nicht darauf, ob die Sache vierzehn Tage früher oder später zum Abschluss kommt. Was Sie mir in Ihrem Briefe sagen, dass nämlich die Priorin nur bei diesen zwei Angelegenheiten beteiligt sein soll, hat mich sehr befriedigt; denn glauben Sie mir, es gehört viel dazu, es so einzurichten, dass durch das Zustandekommen eines guten Werkes nicht ein anderes leide, wie Sie selbst sagen.

Dass es so viele sein sollen, wie Euere Hochwürden mir sagen, war mir immer unangenehm; denn nach meiner Ansicht ist zwischen dem Unterrichte und der Belehrung vieler Mädchen, die zusammen leben, und dem Unterrichte der Knaben ein Unterschied wie zwischen Schwarz und Weiß. Bei einer so großen Anzahl gibt es der Übelstände, die eine ersprießliche Wirksamkeit hindern, so viele, dass ich sie jetzt unmöglich aufzählen kann. Ich sage indessen nur, dass die Zahl der Mädchen bestimmt sein müsse, und würde die Zahl vierzig überschritten, so wären ihrer zu viele, und es gäbe nur Wirrwarr. Die einen würden den anderen hinderlich sein, so dass nichts Gutes zustande käme. In Toledo sind, wie man mir berichtet hat, fünfunddreißig, und mehr dürfen es dort nicht sein. Ich versichere Euere Hochwürden, dass man durchaus nicht zulassen solle, so viele Mädchen aufzunehmen, die so großen Lärm machen. Wollen wegen dieser Beschränkung einige kein Almosen geben, so lassen Sie sich deshalb nicht beirren; gehen Sie langsam voran. Es hat keine Eile. Errichten Sie trotzdem Ihre fromme Genossenschaft! Gott wird helfen, und wegen des Almosens dürfen wir die Sache nicht aufgeben.

Ebenso wird es notwendig sein, dass bei der Auswahl derer, die eintreten wollen, nebst der Priorin immer noch zwei andere ihr Gutachten abgeben. Darauf muss genau geachtet werden. Wenn der Prior von St. Andreas und einer der Verwalter oder alle beide sich dazu herbeilassen wollten, so wäre es gut. Diese könnten wohl auch die Rechnungen über die Ausgaben übernehmen; denn die Priorin soll, wie ich gleich anfangs gesagt habe, nichts damit zu schaffen haben und davon weder etwas sehen noch hören. Es müsste auch Rücksicht genommen werden auf die Eigenschaften der Eintretenden und auf das erforderliche Alter. Dies werden Euere Hochwürden mit dem Pater Magister überlegen. Außerdem soll alles hierher Bezügliche mit dem Pater Provinzial der Gesellschaft Jesu und mit Pater Balthasar Alvarez beraten werden. Noch vieles andere wird zu beachten sein. Einiges haben wir schon besprochen, als ich in Medina war, insbesondere, dass die Zöglinge nicht ausgehen dürfen. Was mir aber von der größten Wichtigkeit scheint, das sind die zwei ersten Punkte; denn ich weiß aus Erfahrung, was es um das Zusammenleben vieler Frauenspersonen ist. Gott bewahre uns!

Wie mir, wenn ich nicht irre, die Priorin schreibt, sind Euere Hochwürden der Meinung, man solle die Jahresrente der Doña Hieronyma jetzt nicht einlösen. Bedenken Sie aber, dass sie nicht eintreten kann und ich die Erlaubnis zu ihrer Aufnahme nicht geben darf, es sei denn, dass die Rente zuvor eingelöst ist oder dass Doña Helene sie auf ihr Vermögen in der Weise übernehmen will, dass das Kloster durch den Bezug der Einkünfte keine Auslagen hat, sondern frei bleibt. Denn wie ich höre, hat der Pater Provinzial nur unter dieser Bedingung die Erlaubnis gegeben, und eine andere Handlungsweise wäre nach meiner Auffassung Betrug. Kurz, ich kann nicht darauf eingehen. Ich sehe wohl ein, dass dies alles für Doña Helene eine große Last ist; deshalb suche man einen Ausweg. Entweder setze man mit dem Bau der Kirche aus oder Doña Hieronyma verzögere ihren Eintritt. Letzteres wird das beste sein, denn so erlangt sie auch ein reiferes Alter.

Es kommt mir hier der Gedanke, dass man sich nicht zu sehr auf ein Fundament stützen soll, das so leicht einfallen kann, denn wir wissen ja nicht, ob diese Dame ausharren wird. Überlegen Euere Hochwürden dies alles wohl. Es ist besser, wenn das Werk erst in einigen Jahren zustande kommt und dauerhaft ist, als wenn man etwas unternimmt, was den Leuten Anlass zum Lachen gibt, daran wäre indessen wenig gelegen, wenn nicht die Tugend verächtlich gemacht würde. Nehmen wir zu diesem Ausweg unsere Zuflucht, so müssen wir auch daran denken, wie die Sache versichert werde, denn jetzt haben wir, wie mir scheint, noch gar keinen festen Anhaltspunkt, und der Pater Visitator könnte uns fragen, worauf wir uns bei Ausfertigung der Urkunden stützen wollen. Von all dem wäre ich frei geblieben, wenn der Pater Visitator sich darum angenommen hätte. Jetzt muss ich mich der Sache annehmen, obgleich mir dazu die Befähigung fehlt.

Ich bitte Euere Hochwürden demütig, mich dem Herrn Asensio Galiano vielmals zu empfehlen und ihm diesen Brief lesen zu lassen. Er war mir immer in jeder Hinsicht wohlgeneigt, und es hat mich sehr gefreut, dass meine Briefe sicher befördert wurden. Meine schlechte Gesundheit ist mir Anlass zu vielen Fehlern. Anna vom heiligen Petrus hängt zu sehr an ihren Töchtern, als dass sie diese dorthin schicken möchte. Es kommt ihr dies auch gar nicht in den Sinn. Übermorgen werde ich abreisen, wenn mich nicht wieder aufs neue ein Übel befällt. Es müsste indessen schon etwas Bedeutendes sein, wenn es mich aufhalten soll. Alle Briefe sind schon in St. Ägidius abgegeben worden, es ist aber noch keine Antwort erfolgt; morgen, Dienstag, wird man sie zu erhalten suchen. In die Gebete meines Paters Rektor empfehle ich mich sehr.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochherrlichen Hochw. Herrn Pater Ordóñez aus der Gesellschaft Jesu, meinen Gebieter.

49. Brief - An Petrus de la Banda, Edelmann in der Umgebung von Salamanka

Salamanka, am 2. August 1573

Kauf eines diesem Edelmann gehörigen Hauses.

Jhs

Ich bin hierher gekommen in der Absicht, um sogleich Anstalten zu treffen, die hiesigen Schwestern in einer guten und passenden Wohnung unterzubringen. Weil ich wenig Zeit habe und der zum Baue der Mauern geeignete Termin vorübergeht, darum war es mir leid, Sie hier nicht zu treffen. Das Einwilligungspatent des Königs ist eingetroffen, und nun muss alsbald der gerichtliche [Nützlichkeits]Beweis erbracht werden. Ich bitte Sie, bald gütigst kommen zu wollen; denn diese Angelegenheit ist von so großer Wichtigkeit, dass ich zu Gott hoffe, Sie werden sich unschwer mit mir verständigen. Der Herr wolle alles so leiten, wie es ihm gefällt, und er halte Sie allezeit an seiner Hand!

Das Haus scheint mir in gutem Zustande zu sein, obgleich mehr als fünfhundert Dukaten notwendig sind, um dort einziehen zu können. Indessen bin ich zufrieden und hoffe zu unserem Herrn, Sie werden es auch sein, wenn Sie Ihr Haus einem so guten Zweck gewidmet sehen. Der Herr erhalte Sie viele Jahre! Bedenken Sie, wie viel daran liegt, dass man noch bei geeigneter Zeit beginne; denn diese Tage gehen vorüber. Erzeigen Sie uns darum um der Liebe Gottes willen die Gnade, bald zu kommen, und sollten Sie zögern, so bitte ich um die Erlaubnis, dass wir mit dem Aufbau der Wände beginnen dürfen; es sind nämlich mehr als zweihundert notwendig. Dies schadet dem Hause in keiner Weise. Sollte nach Abschluss des Vertrages, was, wie ich zu Gott hoffe, bald geschehen wird, noch etwas fehlen, so trifft der Schaden uns. Wenn Sie kommen, wird alles in Ordnung gebracht werden. Seine Majestät verleihe Ihnen ein recht langes Leben, damit Sie immer mehr gewinnen für die Ewigkeit! Es ist heute der 2. August. Ich küsse Ihnen die Hand und bin Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

50. Brief - An Petrus de la Banda

Salamanka, am 6. Oktober 1573

Schwierigkeiten mit Petrus de la Banda.

Jhs

Alles, was Sie in Ihrer Zuschrift verlangten, ist in Ausführung begriffen. Nach dem Ausspruche aller bin ich nicht einmal zu so viel verpflichtet, bis die Erlaubnis ankommt; weil ich aber in das Haus eingezogen bin, so trägt dies viel dazu bei, dass Ihr Befehl geschieht. Gott gebe, dass wir durchwegs Ihre Zufriedenheit erlangen! Unser Herr verleihe Ihnen Ruhe, um ihm um so eifriger dienen zu können, und halte Sie immer an seiner Hand! Heute ist der 6. Oktober.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den erlauchten Herrn Petrus de la Banda, meinen Gebieter.

=== 51. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes Salamanka, 14. November 1573 ===

Verschiedene Mitteilungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Ich habe unseren Herrn gepriesen, dass sich Herr Johann de Ovalle ungeachtet dieser schlechten Witterung besser befindet. Möge es Seiner Majestät gefallen, seiner Genesung einen guten Fortgang zu verleihen!

Mein viertägiges Fieber dauert immer noch an, und das schlimmste ist, dass der Schmerz, den ich früher zu Winterszeiten gelitten, auch wiederkehrt. Deshalb konnte ich in der vergangenen Nacht nur sehr wenig schlafen. Ich glaube, man wird mir wieder Ader lassen. Gott fügt es, wie mir scheint, in dieser Weise, damit es nicht den Anschein hat, als ob der Aufenthalt im Kloster der Menschwerdung allein an diesem Übel schuld sei. Immerhin hat es in Wahrheit dort seinen Anfang genommen, und seither habe ich immer einige Nachwirkungen verspürt. Vielleicht wird es mir dort besser ergehen. Auch hier ist der Schmerz großenteils nicht so heftig wie in Ávila; und wäre er auch wieder von derselben Art, so könnte ich ihn doch leichter und mit weniger Beschwerde ertragen.

Die Verhandlungen mit Petrus de la Banda nehmen einen guten Verlauf; nur befürchte ich, sie möchten sich etwas zu weit hinausziehen. Sobald der gerichtliche Beweis erbracht ist, werde ich mich zu den Arbeitern begeben, die noch nicht fertig sind. Denn wie es scheint, will Gott, dass ich im Hause anwesend bin, weil niemand da ist, der Verständnis für die Arbeiten und Geschäfte hätte.

Gestern haben wir einer Jungfrau aus einer sehr guten Familie das Ordenskleid gegeben. Sie erhält, wie ich glaube, eine große Aussteuer, mit der sie uns aufhelfen kann. Gott sei Dank ist sie ganz für uns geschaffen. Sie ist die Tochter des Martin de Ávila Maldonado und der Doña Guiomar de Ledesma. Ihr Eintritt ist ein großes Glück für das Kloster. Sie ist hier vollkommen zufrieden, und ebenso sind wir es mit ihr.

Herr Johann de Ovalle wolle diesen Brief auch als an ihn geschrieben ansehen; empfehlen Sie mich ihm und meinen Töchtern recht freundlich. Doña Antonia, die jetzt von ihrem viertägigen Fieber genesen ist, empfiehlt sich Ihnen und der Priorin, und ich den dortigen Schwestern und der Kleinen [Minderjährigen]. Ich glaube nicht, dass ich ihnen noch schreiben kann, und weiß ihnen auch jetzt nichts zu sagen, als dass sie mich dem Herrn empfehlen sollen. Seine Majestät mache Sie heilig!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Der Herr vergelte Ihnen den guten Rat, den Sie mir gegeben haben! Die Nachricht von der Besserung des Herrn Johann de Ovalle, sowie von Ihrer und Ihrer lieben Engelein Gesundheit hat mich sehr gefreut.

52. Brief - An Pater Magister Dominikus Báñez in Valladolid

Salamanka, zu Anfang des Jahres 1574

Persönliches. Widerspruch gegen den Eintritt der Casilda de Padilla ins Kloster von seiten ihrer Angehörigen. Über die Fürstin de Eboli und die Nonnen in Pastrana.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und meiner Seele! Ich weiß nicht, wie es kam, dass Euere Hochwürden einen sehr langen Brief von mir nicht erhalten haben; ich habe ihn, obwohl ich unwohl war, geschrieben und über Medina an Sie gesendet. Darin schrieb ich Ihnen über Wohl und Wehe von mir. Auch jetzt möchte ich gerne ausführlich sein, allein ich habe noch mehrere andere Briefe zu schreiben und ich fühle etwas Frost; denn es ist heute der Fiebertag. Zweimal ist dieses Fieber wenigstens zur Hälfte ausgeblieben. Wenn übrigens nur der damit verbundene Schmerz nicht wiederkehrt, so hat alles nichts zu bedeuten.

Ich preise unseren Herrn für die Nachrichten, die ich über Ihre Predigten vernehme, und habe deshalb großen Neid. Da Sie jetzt Vorgesetzter unseres dortigen Klosters sind, hätte ich große Lust, auch dort zu sein. Doch wann haben Sie aufgehört, mein Vorgesetzter zu sein? Würde der hier ausgesprochene Wunsch in Erfüllung gehen, so wäre dies nach meiner Meinung eine neue Freude für mich; da ich jedoch nur Kreuz verdiene, so preise ich den, der es mir ohne Unterlass auf die Schultern legt.

Die beiliegenden Briefe des Paters Visitator haben mir und meinem Vater gefallen; denn jener Ihr Freund ist nicht nur ein heiliger Mann, sondern er weiß dies auch zu zeigen; und wenn seine Worte nicht im Widerspruch mit seinen Werken stehen, so handelt er hierin ganz vernünftig. Ist es aber auch wahr, was er sagt, so wird er doch die Stiftung noch gestatten; denn zwischen den einen und anderen Herren ist ein großer Unterschied.

Die Aufnahme der Fürstin de Eboli ist zu bedauern. Was aber die Aufnahme dieses Engels betrifft, so kann diese anderen Seelen nur von großem Nutzen sein, und zwar um so mehr, je größeren Lärm man darüber in Szene setzt. Ich finde in dieser Aufnahme gar nichts Bedenkliches. Es kann nur das einzige Schlimme daraus erfolgen, dass sie wieder aus dem Kloster treten muss. In diesem Falle aber würde der Herr, wie gesagt, in anderer Weise Gutes schaffen und vielleicht eine Seele erwecken, die ohne solches Beispiel der ewigen Verdammnis anheimfallen würde. Erhaben sind die Gerichte des Herrn, und wir dürfen nie einer Seele die Aufnahme versagen, die ihn so innig liebt und in der Gefahr schwebt, in der alle diese vornehmen Personen sich befinden; auch dürfen wir nicht davor zurückschrecken, etwas um eines so großen Gutes willen zu leiden, wenn man uns beunruhigt. Menschliche Mittel und gefällige Nachgiebigkeit gegen weltliche Bestrebungen würden diese Seele nur länger hinhalten und noch mehr peinigen; denn offenbar würde sie es nach dreißig Tagen, selbst wenn sie Reue fühlen sollte, doch nicht sagen. Wenn indessen dadurch, dass man sie so lange zurückhält, und durch Ihre Vermittlung diese Leute besänftigt werden und der guten Sache ihr Recht zuteil wird, so mag man sich in der Weise nachgiebig zeigen. Es wären jedoch alle diese Tage weiter nichts als eine ebenso lange Verzögerung. Gott sei mit ihr! Ganz gewiss wird er ihr, weil sie so vieles verlässt, auch vieles geben, da er sogar gegen uns, die wir [im Vergleich mit ihr] nichts verlassen haben, so freigebig ist. Es ist mir ein großer Trost, dass Euere Hochwürden dort sind; denn so können Sie die Priorin trösten und ihr in allem die richtigen Verhaltensmaßregeln angeben. Gepriesen sei der Herr, der dies alles so gefügt hat. Ich hoffe zur göttlichen Majestät, dass alles einen guten Ausgang nehmen wird.

Die Verhandlungen mit Petrus de la Banda nehmen kein Ende. Ich glaube, dass ich erst nach Alba gehen muss, um keine Zeit zu verlieren; denn weil er mit seiner Gattin in Streit ist, so ist die Sache doch nicht sicher.

Die Nonnen in Pastrana dauern mich sehr; denn obwohl die Fürstin wieder in ihr Haus gezogen ist, so sind sie doch wie Gefangene. So war neulich der Prior von Atocha dort und wagte es nicht, die Nonnen zu besuchen. Auch den dortigen Brüdern ist die Fürstin nicht gut gesinnt. Ich weiß nicht, wie man eine solche Sklaverei noch ertragen soll.

Mit dem Pater Medina geht es mir gut; ich glaube, wenn Sie mit ihm sprechen könnten, so würde er sich bald dazu verstehen. Er ist so beschäftigt, dass ich ihn fast gar nie sehe … Doña Maria Cosneza sagte mir, er sei ihr nicht so lieb wie Euere Hochwürden. Doña Beatrix befindet sich wohl. Am letzten Freitag hat sie sich vieles zu tun erboten; aber ich habe, gottlob, jetzt nichts von ihr nötig. Sie erzählte mir auch von den Gefälligkeiten, die Euere Hochwürden ihr erwiesen haben.

Die Liebe zu Gott erträgt vieles, und würde etwas nicht aus Liebe ertragen, so wäre es schon verloren. Wie es Euere Hochwürden schwer zu sein scheint, in Ihren Briefen weitläufig zu sein, so ist es mir schwer, mich kurz zu fassen. Trotzdem erweisen Sie mir eine große Liebe, damit ich mich nicht betrübe, wenn ich meine Briefpost durchsehe und kein Wort von Ihnen finde. Gott erhalte Sie! Es scheint, dass ich mit diesem Brief zu keinem Ende komme. … Gebe Gott, dass er Sie veranlasse, Ihr Schweigen zu brechen!

Ihre Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater und Herrn Magister Pater Dominikus Báñez.

53. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung, Priorin in Salamanka

Alba de Tormes, im Januar 1574

Ihr Aufenthalt in Alba. Erwähnung mehrerer Personen in Salamanka.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Geben Sie mir Nachricht, wie es Ihnen und allen dortigen Schwestern geht, und empfehlen Sie mich ihnen. Ich möchte gerne bei den Schwestern dort und hier zugleich sein können.

Ich glaube hier weniger Störungen erfahren zu müssen. Ich habe eine Einsiedelei, von der aus man den Fluss sieht. Auch wo ich schlafe, habe ich dieselbe Aussicht und kann sie sogar von meinem Bette aus genießen, was mir ein außerordentliches Vergnügen bereitet. Heute habe ich mich besser befunden als sonst gewöhnlich. Doña Guiteria, die am Fieber leidet, sagt, sie habe Euere Ehrwürden schwer vermisst. Sie sollen wissen, dass man für Doña Hieronyma, die noch immer krank ist, von hier einen Arzt holen ließ. Empfehlen Sie diese dort Gott, wie auch wir es hier tun. Ich habe Sorge um sie. Gott halte Euere Ehrwürden an seiner Hand!

Diese Forelle hat mir heute die Herzogin zugesendet. Sie scheint mir so vortrefflich zu sein, dass ich diesen Boten eigens bestellte, um sie meinem Vater, dem Pater Magister Bartholomäus de Medina, zu schicken. Kommt diese Forelle zur Tischzeit an, so übersenden sie Euere Ehrwürden ihm sogleich durch Michael nebst dem beiliegenden Brief; kommt sie später an, so unterlassen Sie die Übersendung gleichwohl nicht, um zu erfahren, ob der Pater nicht etwa einige Zeilen schreiben wolle.

Teilen mir Euere Ehrwürden ja mit, wie Sie sich befinden, und essen Sie in diesen Tagen Fleisch! Reden Sie über ihre Schwäche mit dem Doktor und empfehlen Sie mich ihm sehr. In allen Dingen sei Gott mit Ihnen immerdar! Amen. Empfehlen Sie mich auch meinem Vater Osma; ich werde ihn hier sehr schwer vermissen. Der Johanna von Jesu sagen Sie, sie möge mir Nachricht geben, wie sie sich befindet; am Tage meiner Abreise hatte sie ein gar eingefallenes Gesicht. Heute ist Mittwoch und 12 Uhr vorüber. Ich verbleibe

Euerer Ehrwürden (ergebene)

Theresia von Jesu

Erkundigen Sie sich in meinem Namen bei der Gräfin und der Frau des Bürgermeisters, wie sie sich befinden, und berichten Sie es mir! Ich werde schreiben, wie es Ihrer Schwester ergeht, sobald ich davon Kunde erhalte. Bis jetzt wollte ich den Navarro nicht absenden, weil ich auch für Sie etwas schicken möchte; dieser wird die 16 Reales bringen, wenn ich mich morgen daran erinnere; ich habe sie heute vergessen. Wenn Lescano etwas verlangt, so geben Sie es ihm; ich werde es wieder erstatten. Ich habe ihm nämlich gesagt, dass Euere Ehrwürden ihm etwas geben werden, wenn er etwas nötig habe; doch glaube ich nicht, dass er etwas verlangen werde.

54. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila

Alba de Tormes, im Februar des Jahres 1574

Verschiedene Nachrichten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer bischöfl. Gnaden!

Gott sei gepriesen, dass Sie gesund sind; möge es der göttlichen Majestät gefallen, Ihnen die Gesundheit auch ferner zu erhalten, um was ich zu ihr flehe! Es wäre mir ein großer Trost, zu einem längeren Brief an Sie Zeit zu finden; allein es steht mir so wenig [Zeit] zur Verfügung, dass ich gar nicht zu schreiben anfangen wollte. Maria Baptista wird Euerer Gnaden Nachricht von mir geben, da ich es selbst in diesem Briefe nicht kann. Sie gibt auch mir Nachricht von Ihnen, wenn sie schreibt, und berichtet mir Neues, was ich zu erfahren wünsche. Ich danke Gott dafür; denn so kann ich es ertragen, dass Sie mir so lange nicht schreiben. An Euere Gnaden habe ich mehrere Briefe geschrieben; von einem weiß ich, dass Sie ihn aus einer gewissen Ursache nicht erhalten haben; was mit den anderen geschehen ist, weiß ich nicht. Seitdem ich hier bin, ich will sagen in Salamanka, habe ich von Ihnen nur einen einzigen Brief erhalten.

Ihren Auftrag an die Herzogin habe ich ausgerichtet. Sie hat mir die ganze Angelegenheit erzählt und mich versichert, dass sie niemals gedacht hätte, Euere Gnaden würden sich an dem Ausgang dieser Angelegenheit beteiligt haben. Die Herzogin verdient es wahrlich nicht, dass Sie ihr Ihre Freundschaft entziehen. An meine Gebieterin Doña Maria kann ich jetzt nicht schreiben; ich küsse ihr vielmals die Hand. Unsere Liebe Frau scheint ihre Töchter besser zu verteidigen als sie Ihre Untergebenen; denn wie ich erfahre, hat sie bei deren Angelegenheiten nur geschwiegen. Der Herr helfe dem kleinen Engel! Es ist etwas in der Welt ganz Unerhörtes, was unser Herr jetzt für diese Seele tut. Ich denke mir, er füge es deshalb so, dass man sie bei ihren so großen Kämpfen allein lässt, damit sie sich selbst besser kennenlerne. Dies stimmt mich gar sehr zum Lobe der göttlichen Majestät.

Da Euere Gnaden dort so viele Heilige haben, so lernen Sie jetzt auch jene kennen, die es nicht sind, und deshalb vergessen Sie mich. Indessen hoffe ich, Sie werden einst im Himmel sehen, dass Sie dieser Sünderin mehr verdanken als Ihren Heiligen. Ich möchte meinen Gebieterinnen, der Doña Maria und der Gräfin, lieber zu etwas anderem Glück wünschen als zu ihrer Verlobung, obwohl es sehr tröstlich für mich ist, dass die Heirat so bald stattfinden soll. Unser Herr gebe, dass sie zu seiner Ehre gereiche und Euerer Gnaden und meiner Gebieterin Doña Maria viele Jahre Freude bringe! Meinen Gebieterinnen, der Doña Beatrix und der Herzogin, küsse ich vielmals die Hand. Unser Herr erhalte Sie allezeit unter seinem Schutze!

Euerer bischöflichen Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Ich bitte Euere Gnaden, mir Nachricht geben zu lassen, ob Sie vom Pater Visitator die Erlaubnis eingeholt haben, mich einige Tage im St. Josephskloster aufhalten zu dürfen. Die Priorin wird es mir schreiben.

=== 55. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid Segovia, am 14. Mai 1574 ===

Einige Angelegenheiten des Klosters in Valladolid.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Der von Ihnen gesandte Diener ist ein wahrer Schnelläufer. Ich dachte, er werde erst morgen von Madrid zurückkommen, wohin ich ihn gesandt hatte, weil ich niemand wusste, dem ich diese Geschäfte anvertrauen konnte; und siehe, er kam schon heute, Donnerstag, wieder zurück. Weil ich aber auch zugleich auf Briefe von Ávila antworten muss, so wird er erst morgen mittags abgefertigt werden können; denn weder meine Augen noch mein Kopf wollen ihre Dienste tun. Gott gebe, dass er wenigstens morgen fortkommt! Ihnen und der Doña Maria möchte ich recht mit Muße schreiben. Ich bin schon fast wieder gesund. Der Sirup, von dem ich unserem Vater geschrieben, hat mich von jener peinlichen Melancholie und, wie ich glaube, auch vom Fieber ganz befreit.

Über den Brief, den mir Pater Dominikus eigenhändig geschrieben, musste ich, als ich von meiner melancholischen Stimmung frei war, ein wenig lachen; sagen Sie es ihm aber nicht, da ich ihm selbst darüber recht scherzhaft schreibe. Vielleicht lässt er Ihnen meinen Brief lesen. Beide Briefe, der seinige und der Ihrige, haben mir wahrlich Freude gemacht; weit mehr jedoch der Ihrige, weil ich daraus vernahm, dass jene Heilige eines so seligen Todes gestorben und in die ewige Ruhe eingegangen ist. Da wundere ich mich nur, wie man über ein so großes Glück nur trauern kann und wie man nicht vielmehr die Dahingeschiedene beneiden muss. Ich bedauere, meine Tochter, dass Sie so große Mühe bei so vielen und schweren Geschäften gehabt haben und noch haben werden; denn ich weiß, was man da zu tragen hat. Allein ich meine nicht, dass Sie gesünder wären, wenn Sie Ruhe hätten, von der Sie sprechen; vielmehr habe ich die sichere Überzeugung, dass Sie dabei weniger gesund wären; denn ich kenne Ihre Körperbeschaffenheit. Darum ertrage ich es gerne, Sie in Mühen zu sehen; denn auf irgendeine Weise müssen Sie ja doch heilig werden, und das Verlangen nach Einsamkeit ist Ihnen nützlicher als die Einsamkeit selbst.

O könnten Sie doch die Rührigkeit sehen, die sich, wenn auch im stillen, zugunsten der Unbeschuhten bemerkbar macht! Es stimmt dies zur Lobpreisung des Herrn! Und dies alles haben die Väter angeregt, die nach Andalusien gereist sind, nämlich Gracián und Mariano. Was meine Freude hierüber herabstimmt, ist der Verdruss, den unser Pater General darüber haben wird; denn ich liebe ihn gar sehr. Andererseits aber sehe ich das Verderben, dem wir preisgegeben werden. Empfehlen Sie diese Sache Gott! Pater Dominikus wird Ihnen sagen, was vorgeht, und Sie können es auch aus einigen Papieren ersehen, die ich mitsende. Was Sie mir schreiben, das schicken Sie mir nur durch einen ganz zuverlässigen Boten, wenn auch Ihr Brief einige Tage dort liegenbleiben müsste. Es ist für uns ein großer Missstand, dass der Pater Visitator so weit entfernt ist; denn es gibt Angelegenheiten, um derentwillen ich ihm, auch wenn er noch weiter entfernt wäre, nach meinem Dafürhalten doch einen Boten senden müsste, weil der Vorgesetzte, den wir haben, dazu nicht bevollmächtigt ist. Möge er es noch viele Jahre sein!

Fürchten Sie nicht, dass mich das erregen könnte, was Pater Medina sagt, auch wenn es noch weit mehr wäre; ich musste im Gegenteil darüber lachen. Ein halbes Wort von Pater Dominikus würde ich schmerzlicher empfinden; denn Pater Medina hat gegen mich gar keine Verpflichtung, und ich mache mir gar nicht viel daraus, wenn er mir nicht dieselbe Freundschaft bewahrt wie jener. Er hat mit unseren Klöstern noch nichts zu schaffen gehabt und kennt ihre Verhältnisse nicht; auch darf er sich in der Liebe zu ihnen nicht mit Pater Dominikus messen, der sich um sie annimmt wie um seine eigene Sache und ihnen in Wahrheit eine Stütze geworden ist.

Hier hat man uns in eine Menge von Geschäften verwickelt; diese würde aber jede Schwester für ihr Kloster übernommen haben. Melden Sie der Doña Maria de Samago meine freundlichsten Grüße und sagen Sie ihr, diese Welt sei nun einmal so, dass wir uns allein auf Gott verlassen müssen. Ich glaube alles, was Ehrwürden mir von ihr und ihrer Schwester schreiben. Es ist aber gut, dass nicht mehr geschehen ist; denn wir sind ihnen verbunden, und es wäre dies ein großer Undank auch gegen den Bischof gewesen. Mit der Zeit wird der Herr diese Angelegenheit in anderer Weise ordnen, und man könnte auch jetzt schon etwas tun, um diese Damen zu befriedigen. Dass dies der Doña Maria nicht gefallen würde, sehe ich wohl ein. Ich hatte im Sinne, an sie zu schreiben; aber ich glaube nicht, dass ich dazu kommen werde. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass Doña Maria Cibrián gestorben ist; empfehlen Sie und Ihre Tochter dieselbe Gott! Der Priorin vom Kloster der Mutter Gottes wollen Sie meine beste Empfehlung sagen lassen; denn auf ihre Verwendung hin erweist man uns hier viele Liebesdienste. Sie möge verzeihen, dass ich jetzt nicht an sie schreibe; denn ich bin unwohl, weil ich an den Augen leide. Was Euere Ehrwürden betrifft, so sorgen Sie für Ihre Gesundheit! Denn ich möchte nicht, dass Sie für so viele Mühe und schlimme Nächte zu büßen hätten.

O wie sehr sehne ich mich darnach, einige Tage von hier abkommen zu können, um bei Ihnen zu sein, da wir nicht weit voneinander entfernt sind; aber ich sehe keine Möglichkeit dazu. Recht freundliche Grüße an meine Casilda. Wenn es Ihnen gut scheint, so möge sie den beiligenden Brief von ihrer Tante lesen, der ich jenen, den sie an mich geschrieben, zugesendet habe. Schon seit langer Zeit bin ich dieser Dame sehr ergeben und habe ein unbegrenztes Vertrauen zu ihr.

Ich werde wohl manches vergessen. Gott sei mit Ihnen und erhalte Sie mir! Denn Sie legen eine ganz besondere Freundschaft gegen mich an den Tag.

Ich weiß nicht, wie ich es ertragen kann, dass Sie mit meinem Vater so gut stehen. Da sehen Sie, wie er mich täuscht; ich denke mir aber, Sie seien eine sehr eifrige Dienerin Gottes. Der Herr mache Sie heilig! Heute ist der 14. Mai. Recht sehr wünschte ich, meine gute Maria vom Kreuze zu sehen. Sagen Sie ihr meine freundlichsten Grüße, sowie auch der Stephanie, über die Paul Fernández, und zwar mit Recht, voll Staunen war.

Ihre

Theresia von Jesu

Als ich von den Ratschlägen hörte, die Ihnen Elisabeth vom heiligen Paulus gab, musste ich über sie und ihre Klöster lachen. Sie hat mir in meiner Krankheit das Leben gerettet; denn ihr ganzes Wesen und ihre Heiterkeit haben mich in eine freudige Stimmung versetzt und mich so aufgerichtet, dass ich das Brevier beten konnte. Ich versichere Sie, dass sie in jeder Weise Ausgezeichnetes leisten wird; und wenn sie gesund bleibt, kann man ihr leicht ein Kloster anvertrauen.

56. Brief - An Pater Dominikus Báñez in Valladolid

Segovia, Ende Mai 1574

Aufnahme einer von diesem Pater empfohlenen Jungfrau in das Kloster zu Segovia.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und meiner Seele! Man hat sich über nichts zu wundern, was aus Liebe zu Gott geschieht, da die Liebe des Paters Dominikus so viel vermag, dass alles, was er für gut hält, auch mir gut scheint, und dass alles, was er will, auch ich will. Ich weiß nicht, wohin dieser Zauber noch führen soll.

Ihre »Braune« hat uns gefallen. Sie ist seit ihrem Eintritt ins Kloster vor Freude außer sich, so dass sie uns zum Lobe Gottes stimmt. Ich glaube, es nicht wagen zu dürfen, sie nur als Laienschwester zu behalten, da ich weiß, was Euere Hochwürden für sie getan haben; und so bin ich denn entschlossen, ihr einstweilen im Lesen Unterricht erteilen zu lassen, und dann werden wir tun, was ihren Fortschritten angemessen ist.

Mein Geist hat den ihrigen gar wohl erkannt, ehe ich noch mit ihr gesprochen hatte. Seit ihrem Eintritte hat sie den Gebetseifer einer Nonne in der Weise angeregt, dass diese ihm nicht mehr widerstehen kann. Glauben Sie mir, mein Vater, dass es mir jedesmal eine Wonne ist, eine aufzunehmen, die gar nichts mitbringt und einzig um Gottes willen aufgenommen wird. Und wenn ich dann sehe, dass diese Kinder nichts zur Aufnahme haben und aus Mangel an Vermögen ihren Beruf nicht erreichen können, so erkenne ich es als eine besondere Gnade von Gott, dass ich ihnen zum Heile behilflich sein kann. Stände es in meiner Macht, alle in dieser Weise aufzunehmen, so hätte ich dabei die größte Freude; indessen erinnere ich mich nicht, dass ich eine, wenn sie mir sonst gefiel, deshalb abgewiesen hätte, weil sie nichts mitbrachte.

Ein besonderer Trost war es mir, zu sehen, wie Gott Ihnen so große Gnaden erweist, dass er Sie zu solchen Geschäften verwendet, und es hat mich gefreut, dass diese Jungfrau gekommen ist. Sie sind Vater derer geworden, die ohne Vermögen sind, und die Liebe, die Ihnen der Herr zu diesem Amte gibt, erfüllt mich mit solcher Freude, dass ich zu allem bereit bin, um Sie bei solchen Werken zu unterstützen, wenn es in meinen Kräften steht. Das Weinen derer, die mit ihr kam, war derart, dass ich glaubte, es nehme gar kein Ende. Ich weiß nicht, warum Sie diese hierher zu mir gesendet haben.

Der Pater Visitator hat die Erlaubnis schon gegeben; es ist dies mit Gottes Hilfe der Anfang weiterer Zugeständnisse. Vielleicht kann ich dann auch noch jene Weinende aufnehmen, wenn es Euerer Hochwürden eine Freude macht; für Segovia habe ich schon mehr als genug.

Einen guten Vater hatte die »Braune« an Ihnen. Sie sagt, sie könne noch nicht glauben, dass sie hier sei. Ihre Freude stimmt zum Lobpreise Gottes. Ich habe ihn auch gepriesen beim Anblick Ihres kleinen Neffen, der mit Doña Beatrix gekommen ist; darüber freute ich mich sehr. Warum hatten Sie mir vorher nichts davon gesagt?

Von Wichtigkeit ist es mir auch, dass die aufgenommene Schwester sich bei meiner heiligen Freundin aufgehalten hat. Ihre Schwester schrieb mir und bot mir vieles an. Ich gestehe Ihnen, dass mich dies gerührt hat. Ich glaube sie jetzt inniger zu lieben, als da sie am Leben war. Sie werden schon wissen, dass Sie bei der Priorswahl in St. Stephan eine Stimme erhielten; alle übrigen fielen auf den Prior. Diese Eintracht der Brüder hat mich sehr erbaut.

Gestern habe ich ein Mitglied Ihres Ordens namens Melchior Cano getroffen. Ich habe ihm gesagt, man könnte die Klöster dieses Ordens zu beschaulichen umgestalten, wenn in ihnen viele Männer seines Geistes wären.

Nach Ávila habe ich geschrieben, es sollen doch jene, die das Kloster errichten wollen, den Mut nicht verlieren, wenn es dort an Mitteln fehlt; denn ich wünschte sehr, dass einmal der Anfang gemacht werde. Warum berichten Sie mir nicht, was Sie getan haben? Gott mache Sie so heilig, als ich es wünsche! Gerne möchte ich einmal mit Ihnen über die Befürchtungen reden, die Sie hegen und die doch nichts anderes sind als Zeitverlust. Sie wollen mir nicht glauben, weil Sie zu wenig demütig sind. Da ist Pater Melchior ein ganz anderer Mann. Er sagt, die einmalige Besprechung, die er mit mir in Ávila gehabt, sei ihm von Nutzen gewesen, und es vergehe, wie er glaube, keine Stunde, in der ich ihm nicht im Geiste gegenwärtig sei. O welch einen Geist besitzt er, und welch eine Seele hat Gott an ihm! Er gereichte mir zu außerordentlichem Troste. Es scheint, ich habe nichts anderes zu tun, als Ihnen vom Geiste anderer zu erzählen. Bleiben Sie in Gott und bitten Sie ihn, er wolle mir verleihen, in nichts von seinem Willen abzuweichen. Es ist Sonntag in der Nacht.

Euerer Hochwürden Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochwürdigen Herrn und meinen Vater Magister Pater Dominikus Báñez, meinen Gebieter.

57. Brief - An die Mutter Anna von der Menschwerdung =

Segovia, am 30. Mai 1574

Bitte, die Angelegenheiten des Don Fadrique Gott zu empfehlen. Die Reise der Brüder der Heiligen.

… Empfehlen Sie Ihre Angelegenheiten sowie die des Don Fadrique Gott! Von meinen Brüdern ist nichts bekannt. Sie haben mir eine große Liebe erwiesen, dass Sie daran denken, übers Meer zu kommen. Elisabeth von Jesu wird das Fehlende ergänzen. Sonst nichts weiter.

Es ist heute der Dreifaltigkeitssonntag.

Ihre

Theresia von Jesu

58. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, nach dem 11. Juni 1574

Heiliger Tod der Elisabeth von den Engeln. Spezielle Empfehlungen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Da Sie so lange nicht schreiben, so würde mich der Gedanke, ein Übelbefinden sei die Ursache davon, mit Kummer erfüllen, hätte mir nicht die Priorin von Medina Nachricht gegeben, dass Sie sich wohl befinden. Gott sei dafür gepriesen! Denn ich wünsche von ganzem Herzen, dass Sie gesund sind. Die anderen Schwestern mögen immerhin krank sein, wenn es zum Dienste Gottes ist; denn so werden sie Gelegenheit haben, sich Verdienste zu sammeln. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass der Herr Elisabeth von den Engeln, um derentwillen es in Medina Streitigkeiten gegeben, zu sich berufen hat. Sie starb eines so lieblichen Todes, dass man eine, die in solcher Weise stirbt, für eine Heilige halten möchte. Ganz gewiss ist sie zu Gott gelangt, und ich unnützes Geschöpf bleibe hier. Ich litt drei Wochen lang an einem fürchterlichen Schnupfen mit vielen anderen Unpäßlichkeiten. Jetzt befinde ich mich besser, obgleich mich das Übel noch nicht ganz verlassen hat; ich bin voll Freude über die Neuigkeiten, die ich an Pater Dominikus schreiben kann. Danken Sie alle miteinander unserem Herrn, wie wir es hier schon getan haben. Er sei gepriesen für alles!

Den beiliegenden Brief wollen Sie an die Priorin [des Klosters] von der Mutter Gottes schicken. Ich sende ihr hier eine Arznei, die mir, wie ich glaube, geholfen hat. An ihrer Krankheit nehme ich innigen Anteil; denn ich kenne sie, da auch ich diese Jahre hindurch an demselben Übel so sehr gelitten habe. Es ist dies ein Schmerz zum Erbarmen. - Was fällt denn der A. ein, dass sie mir Schwarzwurzel schickt? Kaum hatte ich davon gekostet, da befiel mich ein entsetzlicher Ekel vor solchen Süßigkeiten. Trotzdem habe ich ihre Sorge um mich hochgeschätzt; das Übersandte passt für die anderen, besonders für Elisabeth. Diese scheint die Artigkeit und Liebe selbst geworden zu sein.

Wie ungeschickt sind Sie doch, dass Sie mir Entschuldigungen vorbringen lassen wegen der Handarbeiten und des übrigen! Bis wir uns persönlich sehen, getraue ich mir nicht, Ihnen meine Meinung über das Ganze zu sagen. Sie sollen wissen, dass ich bezüglich jener Seele von Tag zu Tag immer freier werde und keine weiteren Befürchtungen hege, wenn ich nur sicher bin, dass sie vor der Beleidigung Gottes geschützt ist; denn in dieser Beziehung habe ich schon entsetzliche Fälle und Gefahren erlebt. Ich liebe diese Seele gar sehr und glaube, Gott habe mir diese liebende Sorge für sie eingegeben; allein je argloser sie ist, desto mehr bin ich in Furcht, und darum ist es mein innigster Wunsch, dass es ihr da, wo sie geborgen ist, gefallen möge. Übrigens ist es gewiss, dass es in diesem Leben nirgends eine volle Sicherheit gibt, und nie dürfen wir uns für sicher halten; denn wir stehen unablässig im Krieg und sind umringt von vielen Feinden.

Sehen Sie, meine Tochter, wenn ich frei bin von einem so großen Leiden, wie es mich hier betroffen hat, so setzt mich selbst eine kleine erste Regung über einen Vorfall in großen Schrecken. Dies sei jedoch nur für Sie allein gesagt; denn eine Seele, die mich noch nicht begreift, muss nach ihrer Gemütsart geleitet werden. Und gibt es je eine Person, die diese kleine erste Regung in mir hervorzubringen vermag, so ist es jene, an die ich schreibe. Aber dies Wenige geht einer freien Seele tief zu Herzen, und vielleicht will Gott, dass ich es so sehr empfinde, damit gesichert werde, was zu seinem Dienste notwendig ist. O meine Tochter, was ist dies doch für eine Welt, in der wir leben! Hätten Sie auch meine Jahre, so würden Sie diese doch immer noch zu wenig kennen. Ich weiß nicht, wozu ich dies schreibe, da ich doch zur Beförderung dieses Briefes keinen verlässigen Boten habe; ich würde einem solchen eine gute Entlohnung geben.

Was immer Sie für Doña Guiomar tun, ist wohlgetan; denn sie ist heiliger, als man weiß, und voll Leiden. Es heißt viel, dass die Bewusste so in Frieden gegangen ist. Gott gebe, dass es uns mit jener, die wir aufgenommen haben, besser ergehe! Meinerseits ist dies mit großer Furcht geschehen; denn solche, die von anderen Klöstern kommen, werden sich nicht so leicht in den unsrigen zurechtfinden. Übrigens scheint es bis jetzt nicht übel zu gehen. Elisabeth wird Ihnen darüber schreiben …

Bis hierher hatte ich schon geschrieben und noch keinen Boten ausfindig gemacht; jetzt sagt man mir, dass einer da sei und ich ihm die Briefe sogleich schicken sollte …

59. Brief - An Anton Gaytán in Alba

Segovia, anfangs Juni 1574

Belehrung über das innerliche Gebet. Über den Kauf eines Hauses zur Klosterstiftung in Segovia.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Sohn!

Ich bin nicht so glücklich, soviel Zeit herauszufinden, um Ihnen ausführlich zu schreiben; ich versichere Sie aber, dass ich dies recht sehr wünschte, zugleich auch, dass ich große Freude habe an Ihren Briefen und über die Mitteilung der Gnaden, die Ihnen der Herr in einer Weise verleiht, dass Sie mit jedem Tag größere von ihm erlangen. So vergilt er Ihnen jetzt schon, was Sie hienieden arbeiten.

Ängstigen Sie sich nicht wegen der Betrachtung und ermüden Sie sich dabei nicht mit zu vielem Nachdenken. Sie wissen ja, wenn Sie es noch nicht vergessen haben, was ich Ihnen über die Art des Verhaltens schon gesagt habe. Der beständige Lobpreis des Herrn ist eine sehr große Gnade von ihm. Dies und das Verlangen, alle Menschen möchten dasselbe tun, ist die erhabenste Frucht des Verkehres der Seele mit der göttlichen Majestät. Der Herr verleihe Ihnen und mir die Gnade, zu erkennen, wie wir ihm dienen sollten, damit wir ihm wenigstens etwas von dem abtragen, was wir ihm schulden! Er verschaffe uns recht viel Gelegenheit zu leiden, und sei es auch nur durch Plagen von Flöhen, von Poltergeistern und Reisebeschwerden!

Anton Sánchez kam schon, uns das Haus einzuräumen, ohne mit Ihnen weiter davon gesprochen zu haben. Ich begreife aber nicht, wo Sie und Pater Julian de Ávila die Augen gehabt haben, als Sie ein solches Haus ankaufen wollten. Ein großes Glück war es, dass der Eigentümer es nicht verkaufen wollte. Eben jetzt gehen wir damit um, eines in der Nähe von St. Franziskus in der Hauptstraße zu kaufen. Es steht am schönsten Platze der Stadt, nahe dem kleinen Markt, und ist in sehr gutem Zustande. Empfehlen wir diese Angelegenheit Gott. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen vielmals. Ich befinde mich besser und hätte fast gesagt, ich sei gesund; denn wenn ich nicht mehr zu dulden habe als meine gewöhnlichen Leiden, so ist bei mir die Gesundheit vortrefflich. Der Herr verleihe sie Ihnen und erhalte Sie uns!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

60. Brief - An Don Teutonio de Braganza, nachmaligen Erzbischof von Ebora, in Salamanka

Segovia, im Juni 1574

Das Projekt der Stiftung eines Klosters für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka und andere Einzelheiten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden! Dass Sie glücklich und gesund angekommen sind, hat mich sehr gefreut. Für eine so lange Reise war mir aber Ihr Brief zu kurz. Euere Gnaden sagen mir nicht einmal, ob erreicht wurde, was der Zweck Ihrer Reise war. Dass Sie mit sich selbst unzufrieden sind, befremdet mich nicht, und auch Sie dürfen sich nicht verwundern, wenn infolge der Reisebeschwerden und der Unmöglichkeit, die Zeit richtig einzuteilen, eine gewisse Lauheit eingetreten ist. Sind Sie einmal zu Ihrer häuslichen Ruhe zurückgekehrt, so wird auch in Ihrer Seele wieder Ruhe eintreten.

Ich bin jetzt im Vergleich zu meinem bisherigen Befinden ziemlich gesund; verstünde ich es aber, so zu klagen wie Sie, dann würden Sie Ihre Leiden für nichts halten. In den letzten zwei Monaten war mein großes Leiden bis aufs äußerste gestiegen. Es war von solcher Heftigkeit, dass es auch auf das Innere wirkte und ich wie ein wesenloses Ding wurde. Innerlich geht es mir wieder gut; äußerlich aber habe ich meine gewöhnlichen Leiden, bei denen ich jedoch durch Ihre Liebe gut verpflegt bin. Unser Herr vergelte Ihnen, was Sie geschickt haben! Es hat mir und einigen anderen Schwestern wohl getan. Diese kamen sehr leidend von Pastrana, wo sie in einem ganz feuchten Kloster gewohnt hatten. Diese Schwestern sind sehr gute Seelen und besser als ich. Euere Gnaden würden sich freuen, sie kennenzulernen, vorzüglich die Priorin.

Den Tod des Königs von Frankreich hatte ich schon erfahren. Es bereitet mir großes Leid, so viel Jammer anzusehen und wahrzunehmen, wie der Teufel fort und fort Seelen gewinnt. Gott wolle hier helfen! Denn an Gebeten, wenn anders sie etwas vermögen, und an inständigem Flehen zur göttlichen Majestät lassen wir es nicht fehlen. Ich bitte auch den Herrn, er wolle Ihnen die Sorgfalt vergelten, mit der Sie unserem Orden Ihre Huld und Gunst zuwenden. Der Pater Provinzial, ich will sagen der Visitator, ist so weit entfernt, dass ich in betreff der bewussten Angelegenheit nicht einmal brieflich mit ihm verkehren konnte.

Die Gründung eines Klosters für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka, wovon Sie mir schrieben, wäre ein sehr gutes Werk, wenn es nicht eben darum der Teufel verhindert. Die Gunst, die Sie uns erweisen, würde für das Gelingen eines solchen Unternehmens von großem Vorteile sein. Zudem käme uns jetzt der Umstand gut zustatten, dass die Visitatoren wieder in ihrem Amte bestätigt wurden, und zwar auf unbestimmte Zeit, und wie ich glaube, mit einer größeren Vollmacht als vorher, so dass sie auch die Gründung von Klöstern gestatten können. Deshalb hoffe ich zum Herrn, es werde sein Wille sein, dass dieses Werk zustande komme. Lassen nur Euere Gnaden um Gottes willen nicht ab davon!

Ich glaube, dass der Visitator bald in die Nähe kommen wird, und dann werde ich ihm schreiben. Man sagt, er werde auch nach Salamanka reisen. In diesem Falle wollen Sie mir die Gnade erweisen, mit ihm zu reden und ihm über alles Ihre Ansicht mitzuteilen. Sie können mit ihm ganz offen sprechen; denn er ist sehr gut und verdient es, dass man so mit ihm umgehe. Aus Rücksicht auf Euere Gnaden wird er sich vielleicht entschließen, die Genehmigung zu erteilen; bis dahin bitte ich Sie, die Sache ja nicht aufzugeben.

Die Mutter Priorin empfiehlt sich in Ihre Gebete. Es war und ist die Sorge aller Schwestern, für Sie zu unserem Herrn zu beten, und dasselbe werden auch die Nonnen in Medina und überall tun, wo Sie mir einen Gefallen erweisen wollen. Das Übelbefinden des Paters Rektor tut mir leid. Unser Herr wolle ihm die Gesundheit und Ihnen eine solche Heiligkeit verleihen, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Wollen Sie dem Pater Rektor sagen lassen, dass wir uns angelegen sein lassen, ihm vom Herrn die Gesundheit zu erbitten, und dass es mir mit Pater Santander gut geht. Nicht so verhält es sich mit den Franziskanern; denn diese haben gegen uns wegen des Kaufes eines in ihrer Nähe gelegenen Hauses, das zu unserem Zwecke ganz geeignet ist, einen Prozess anhängig gemacht, von dem ich noch nicht weiß, wie er ausgehen wird.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

61. Brief - An Don Teutonio de Braganza in Salamanka

Segovia, am 3. Juli 1574

Verschiedene Mitteilungen. Ratschläge in betreff der Übung des innerlichen Gebetes.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei mit Euerer Gnaden! Ich erkläre Ihnen allen Ernstes, dass ich Ihnen, wenn Sie nochmals eine solche Überschrift machen, nicht antworten werde. Ich weiß nicht, warum Sie mir Verdruss bereiten wollen; denn dies verdrießt mich jedesmal. Leider habe ich bis jetzt zu wenig darauf geachtet. Euere Gnaden können es vom Pater Rektor erfahren, wie man die Überschrift an mich macht, und außerdem dürfen Sie nichts hinzusetzen. Die von Ihnen gefertigte Adresse passt durchaus nicht für meinen Orden. - Ich freute mich darüber, dass der Pater Rektor wieder gesund ist; denn sein Unwohlsein hat mir Sorge gemacht. Ich bitte Sie, ihm meine Empfehlung zu übermitteln.

Es scheint, Sie haben wenig gutes Wetter für Ihre Kur. Der Herr gebe, dass sie von gutem Erfolg für Sie begleitet ist, wie ich ihn darum bitten werde! Die göttliche Majestät führe Ihre Diener glücklich zu Ihnen! Ich bitte sie auch darum, aber ich wünsche nicht, dass Sie so sehr darüber bekümmert seien. Was soll denn diese Besorgnis zu Ihrer Gesundheit beitragen? O wenn wir doch dergleichen Wahrheiten beachteten, wie wenig wäre das, was uns auf Erden betrüben würde! Ich habe den Brief sogleich übersandt und dem Pater Rektor geschrieben, wie viel mir daranliege, dass die Sache eifrig betrieben werde. Ich verdanke ihm sehr vieles. Er hat auch den Kauf eines Hauses vermittelt, das wir schon erworben haben. Gott sei dafür gepriesen! Sagen Sie es dem Pater Rektor. Das Haus ist ganz vortrefflich und hat eine gute Lage. Es steht neben dem, das wir jetzt bewohnen, und gehörte einem Edelmann namens Didakus de Porras. Der Pater Acosta wird Ihnen sagen, wie passend es ist. Ich bitte Euere Gnaden, auch ihm meine Empfehlungen zu entrichten und ihm zu sagen, dass seine Novizinnen von Tag zu Tag zufriedener seien und wir mit ihnen. Sie empfehlen sich in Ihre Gebete, desgleichen auch die übrigen Schwestern. Aber wie ungezogen bin ich, dass ich Sie mit solchen Aufträgen belästige! Wahrhaftig, Ihre Demut erträgt alles!

Kümmern Euere Gnaden sich nicht darüber, wenn der Wunsch nach Beendigung des Gebetes sich in Ihnen regt, sondern preisen Sie den Herrn für das Verlangen, das er Ihnen gibt, im Gebete auszuhalten! Denn seien Sie versichert, der Wille verlangt doch darnach und liebt es, in Gottes Gegenwart zu weilen. Es ist, wie mir scheint, nur die Melancholie, die sich über den Zwang beklagt, der ihr angetan wird. Sehen Sie zuweilen darauf, sich unter freiem Himmel zu ergehen, wenn Sie in gedrückter Stimmung sind; denn dies hindert nicht das Gebet, und wir müssen gegen unsere Schwäche in der Weise ankämpfen, dass die Natur nicht darunter erliegt. Auch dies ist ein Suchen Gottes; denn um seinetwillen nehmen wir ja zu solchen Mitteln unsere Zuflucht, und es ist nun einmal notwendig, dass wir unsere Seele sanft führen. In dieser Hinsicht und in allem übrigen wird mein Pater Rektor besser wissen, was das Rechte ist.

Man erwartet den Pater Visitator, der in die Nähe kommt. Sobald ich weiß, wo er sich befindet, werde ich es Ihnen schreiben. Das Wichtigste ist übrigens, dass Sie mit ihm sprechen; denn er wird auch nach Salamanka kommen. Gott vergelte Ihnen die Sorgfalt, mit der Sie uns Gnaden erweisen! Ich bin nun wohl, und der Herr gebe, dass auch Sie es seien und Ihnen die Kur recht wohl bekomme! Heute ist der 3. Juli.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Don Teutonio de Braganza, meinen Gebieter, in Salamanka.

62. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, am 16. Juli 1574

Angelegenheiten des Klosters in Valladolid und die Klosterstiftung von Segovia. Schwierigkeiten mit dem Kanonikatskapitel zu Segovia.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Ihren Verdruss finde ich ergötzlich; denn ich versichere Sie, dass es mir keineswegs ein großes Vergnügen ist, Sie nicht besuchen zu können; vielmehr ist mein Verlangen darnach so groß, dass ich mir schon gedacht habe, es wäre eine Unvollkommenheit, davon zu reden, weil ich keine zwingende Notwendigkeit dazu erkenne. Wie kann ich auch da noch vermisst werden, wo der Pater Magister ist! Darum werde ich nur kommen, wenn es mir befohlen wird, sonst aber werde ich gar nicht mehr davon reden. Es scheint mir zwar, ich könnte dort, wenn ich hingehe, etwas nützen, obgleich man meinen möchte, es gebe für mich nichts zu tun; weil Sie aber so verständig sind, hätte ich bei Ihnen vielleicht nichts anderes zu tun, als mich zu freuen; zu etwas anderem würde ich wohl kaum taugen.

Bezüglich der Laienschwester habe ich nichts mehr zu sagen; denn die Sache ist schon geschehen. Ich muss aber doch bemerken, dass es arg ist, wenn sozusagen drei Nonnen so viele Laienschwestern haben. Das geht doch ganz und gar nicht an. Ich glaube, man werde beim Visitator dahin wirken, dass er, wie bei den Nonnen, so auch hier die Zahl festsetze.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll, dass Sie mir von Ihrer schlechten Gesundheit, die mir sehr zu Herzen geht, gar nichts berichten. Es wäre doch recht ungeschickt, wenn Sie in Hinsicht auf die Pflege Ihrer Gesundheit stets nur auf das Vollkommenere sehen wollten, da Sie doch wissen, wie viel an Ihrer Gesundheit gelegen ist. Ich weiß nicht, was mein Vater dort tut; bedenken Sie aber, dass es mich sehr verdrießen würde, wenn Sie der Maria vom Kreuze hierin nicht folgen wollten. In solchen Stücken weiß ich für mich sehr gut zu unterscheiden, und ich hatte in Wahrheit immer nur wenig Vollkommenes an mir; jetzt aber glaube ich noch mehr Grund zu haben, da ich alt und schwach bin, so dass Sie staunen würden, wenn Sie mich sähen. Da ich in diesen Tagen an Magenschwäche litt, so kamen die Nüsse, die sehr vortrefflich sind, gerade recht an, obgleich ich noch Vorrat an jenen hatte, die man mir hierher sandte. Essen Sie aus Liebe zu mir die Ihnen gebliebenen selber, und übermitteln Sie der Gräfin de Osorno meine herzlichsten Grüße. Ich glaube von ihr nur einen einzigen Brief erhalten zu haben, so wie auch ich an sie nur einen geschrieben habe. Sobald ich kann, werde ich ihr schreiben, jetzt aber ist es mir unmöglich; denn ich habe heute wieder drei Pakete Briefe erhalten, nachdem man mir erst gestern ebenso viele gebracht hat. Zudem wartet mein Beichtvater am Gitter, und weil Sie wünschen, ich sollte den Boten bald abfertigen, so kann ich mich auch nicht weiter verbreiten.

Ach, wie trübselig ist der Brief von meinem Vater Erkundigen Sie sich sogleich bei ihm, ob er die Vollmacht vom Pater Visitator schriftlich erhalten habe; denn diese Kanoniker, die jetzt die Erlaubnis des Obern verlangen, dass wir uns zum Zins verpflichten, ermüden mich. Vorausgesetzt, dass mein Vater sie geben kann, muss es schriftlich geschehen, und zwar durch einen Notar, der bezeugen muss, dass er die Vollmacht in Augenschein genommen habe. Kann er die Erlaubnis geben, so wolle er sie mir um der Liebe willen sogleich zusenden wenn er nicht will, dass sie mich ganz aufreiben. Wir wären schon im Hause, wenn es sich nicht um diese armseligen dreitausend Maravedi handelte, und es würde mir vielleicht noch Zeit bleiben, Sie zu besuchen, wenn ich den Auftrag erhielte. Ich wünschte dies schon aus dem Grunde, um Ihre Nonne näher kennenzulernen. Der Maria vom Kreuze wollen Sie sagen, dass mich ihr Brief gefreut hat; denn das ist es gerade, was ich jetzt als Liebesdienst von ihr wünsche, die Liebe, die sie Euerer Ehrwürden erweist.

Unterlassen Sie nicht, mit dem Rektor der Theatiner zu verkehren; dem; ich versichere Sie, dass Sie an ihm vielleicht einen besseren Freund haben als an irgendeinem anderen, und am Ende nutzen diese Patres immerhin doch etwas. Der Rektor dahier hat den Kauf [des Hauses] zustande gebracht; er hat sich beim Kapitel verwendet und besorgt alles vortrefflich. Gott mache Sie gesund, meine Tochter, und seien Sie nicht böse über mich! Denn ich habe Ihnen schon gesagt, wie es sich bezüglich meines Verlangens, Sie zu besuchen, verhält, und ich würde lügen, wenn ich sagte, ich wollte Sie nicht besuchen. Freilich würde mir, wenn ich dorthin käme, der Verkehr mit so hohen Herrschaften und so viel Lärm recht lästig sein; aber dies alles wollte ich ertragen, um Sie zu sehen.

Gestern abend hatte ich Ihnen schon einige Zeilen geschrieben, und jetzt war es mir bei der Eile, die ich habe, nichts Geringes, diese zu schreiben. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen. Gott mache Sie heilig! Sehr witzig sind die Antworten, die Sie dem Briefe meines Vaters beigefügt haben; ich weiß nicht, wem ich glauben soll. Bemühen Sie sich nicht, ihn zu veranlassen, dass er mir schreibe, wenn Sie mir nur berichten, wie es mit seiner Gesundheit steht, kann ich es gar wohl ertragen, dass er mir nicht schreibt. Sagen Sie mir, woher er ist; denn wäre er von Medina, so würde es gar nicht schön von ihm sein, hier nicht durchzureisen. Der Bote kam heute, am 16. Juli, um 10 Uhr an, und am selben Tage um 4 Uhr habe ich ihn abgefertigt. Warum schreiben Sie mir nichts von den Angelegenheiten der Doña Maria? Grüßen Sie mir diese freundlichst! Gott erhalte Sie mir!

Ihre.

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Maria Baptista, meine Tochter, Priorin des Klosters zur unbefleckten Empfängnis.

63. Brief - An Matthäus de las Peñuelas in Ávila

Segovia, im September 1574

Die im Kloster der Menschwerdung herrschende Not.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihr Brief hat mir, ich versichere Sie, sehr gefallen; er hatte aber auch keinen anderen Zweck. Gott vergelte Ihnen die Liebe, die Sie mir durch ihn und durch alles, was Sie mir berichten, erwiesen haben! Übrigens sind Zeiten für mich gekommen, wo ich gar nicht mehr an mich selber, noch viel weniger an die Nahrung der Schwestern dachte. Wenn ich eine freie Zeit habe, dann macht mir, ich versichere Sie, das Kloster der Menschwerdung mehr Sorge, als da ich dort war. Ich weiß nicht, wie Sie sagen mögen, ich sollte die dortigen Schwestern ermutigen, da Sie es ja immer waren, der uns allen Mut zusprach, und so bitte ich Sie denn, dies auch jetzt zu tun.

Ein großes Leid ist es für mich, dass man anfängt, von dem Getreide zu nehmen, das zum Verkaufe bestimmt war; denn außer dem daraus zu erlösenden Gelde hatte ich kein anderes Mittel, um Kaution zu stellen. Ich fürchte man verliert auf der einen Seite, was man auf der anderen gewinnt. Ich lasse ihnen nun sagen, man solle für den Erlös des verkauften Getreides Brot kaufen. Ich musste mich geändert haben, wenn ich mich nicht bemühte, zu sammeln, um bei meiner Rückkehr etwas mitzubringen; ich hoffe aber zum Herrn, er werde es am Notwendigen nicht fehlen lassen. Erweisen Sie uns darum Ihre Gunst wie immer! Ich werde es Ihnen dadurch vergelten, dass ich Sie dem Herrn empfehle; tun Sie dasselbe auch für mich! Ich bin wohl, habe aber so viel zu schreiben, dass ich nicht mehr berichten kann.

Ihre

Theresia von Jesu, Karmelitin

Haben Sie die Güte, zu Herrn Franz de Salcedo zu gehen und ihm zu sagen, dass seine Krankheit mich betrübt habe. Dagegen hat mich die Mitteilung des jungen Menschen gefreut, dass ihm an dem Prozesse nichts liege; denn nachdem ich ihm geschrieben habe, sagte man mir, dass der Prozess mit Heftigkeit geführt werde, was mir leid tat. Er muss meinen Brief nicht erhalten haben. Geben Sie acht auf die Briefe, die man durch die Dörfer trägt, und bedenken Sie, dass daran viel gelegen ist.

64. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, am 11. September 1574

Abschluss der Stiftung in Segovia und ihre Rückkehr ins Kloster der Menschwerdung.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Aus dem Briefe an Pater Magister Dominikus werden Sie ersehen, wie es geht und wie der Herr die Verhältnisse so gefügt hat, dass ich nicht zu Ihnen kommen kann. Ich versichere Sie, dass mir dies schwer, recht schwer fällt; denn Sie zu sehen, würde mir jetzt Trost und Freude verschaffen. Doch auch dieses Leid wird vorübergehen wie alles andere in diesem Leben; und wenn ich dies erwäge, so kann ich jegliche Widerwärtigkeit leicht ertragen.

Meiner lieben Casilda empfehle ich mich vielmals. Es ist mir leid, auch sie nicht zu sehen. Ebenso empfehle ich mich der Maria vom Kreuze. Ein andermal wird der Herr es fügen, dass ich länger bei Ihnen sein kann, als es mir diesmal möglich wäre. Sorgen Sie für Ihre Gesundheit! Sie sehen ja, wie viel daran gelegen ist, und kennen meine Besorgnis hiefür; denn ich versichere Sie, dass dies notwendig ist, um die Last zu tragen, die Ihnen dort auferlegt ist. Das viertägige Fieber habe ich nicht mehr. Wenn der Herr will, dass ich etwas unternehme, verleiht er mir auch sogleich eine bessere Gesundheit.

Am Ende dieses Monats werde ich abreisen; ich bin aber noch immer in Furcht, die Schwestern möchten bei meiner Abreise noch nicht im Hause sein, weil mit dem Kapitel der Vertrag dahin lautend abgeschlossen wurde, dass wir sogleich sechshundert Dukaten erlegen. Wir haben zwar von einer Schwester ein sehr bedeutendes Kapital von sechshundertdreißig Dukaten ausständig; allein es findet sich niemand, der uns darauf leihen oder dafür Garantie leisten würde. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott! Denn es würde mich freuen, wenn die Schwestern ihr Haus als Eigentum besäßen, bevor ich sie verlasse. Wollte die Doña Maria das Geld hergeben, so wäre den Schwestern sehr damit gedient; denn das Kapital ist ganz sicher und gut. Benachrichtigen Sie mich, ob dies möglich wäre oder ob Sie jemanden wissen, der es als Hypothek annehmen oder uns auf gute Versicherungen, die mehr als tausend wert sind, etwas leihen wolle, und empfehlen Sie mich Gott, da ich eine so weite Reise und noch dazu im Winter machen muss!

Ich werde spätestens Ende dieses Monats in das Kloster der Menschwerdung zurückkehren. Wenn Sie mir bis dahin einen Auftrag geben wollen, so schreiben Sie mir und machen Sie sich keinen Kummer darüber, dass ich Sie nicht besuche; vielleicht würde es Sie sehr betrüben, mich so alt und entkräftet zu sehen. An alle Schwestern meine Empfehlungen. Ich hätte sehr gewünscht, die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus zu sehen. Ach, diese Kanoniker haben uns alle gepeinigt! Gott verzeihe es Ihnen!

Wenn Sie dort jemanden haben, der mir einige Realen zu leihen gäbe, so wollte ich sie nicht als Geschenk in Empfang nehmen, sondern sie von dem Gelde zurückbezahlen, das mein Bruder mir geschickt hat, und das, wie man mir berichtete, schon eingetroffen ist. Jetzt habe ich keinen Heller, und so in das Kloster zur Menschwerdung zurückzukehren, geht nicht an. Hier aber steht kein Geld zur Verfügung, weil man es zur Einrichtung des Hauses braucht. Besorgen Sie mir also etwas, sei es wenig oder viel.

Eben jetzt hat man uns zwei ganz tüchtige Jungfrauen genannt, die hier als Nonnen eintreten wollen und mehr als zweitausend Dukaten mitbringen. Von diesem Gelde wird etwas zur Bezahlung des Hauses verwendet, das viertausendsechshundert Dukaten und etwas darüber kostet. Ich sage dies, damit Sie den Herrn lobpreisen, der mir diese Gnade erwiesen hat und auch die, dass die Kandidatinnen so vortrefflich sind. Von den Angelegenheiten der Doña Maria habe ich noch nichts erfahren. Schreiben Sie mir doch darüber und schicken Sie ihr meinen Gruß, damit Sie erfahren, ob sie irgendeinen Auftrag zu geben hat.

Gott sei Dank, dass mein Vater, Pater Dominikus, wieder gesund angekommen ist. Wenn etwa Pater Magister Medina dorthin kommen sollte, so lassen Sie ihm meinen Brief übergeben; denn er ist einer Mitteilung des Paters Provinzial zufolge der Meinung, ich sei ungehalten über ihn wegen eines Briefes, den er an mich geschrieben.

Aber ich habe mehr Grund, ihm zu danken, als ungehalten zu sein. Er wird sich vielleicht auch denken, ich könnte etwa wissen, was er zur anderen Person gesprochen, obwohl ich dieser nichts gesagt habe. Unser Pater Visitator sagte mir, sie sei schon Nonne, habe aber nur tausend Dukaten als Aussteuer mitgebracht. Schreiben Sie mir, wie es ihr geht und was unser Vater sagt! Er wird wohl, weil sie in seinem Orden ist, Geduld haben.

Vor kurzer Zeit habe ich an Euere Ehrwürden einen Brief geschrieben, weiß aber nicht, ob Sie ihn empfangen haben. Es ist gar nicht schön von Ihnen, dass Sie mir so lange Zeit nicht schreiben, da Sie doch wissen, welche Freude Sie mir mit Ihren Briefen machen. Gott sei mit Ihnen! Es tut mir außerordentlich leid, Sie nicht besuchen zu können, obgleich ich es immer noch gehofft hatte. Heute ist der 11. September.

Euerer Ehrwürden ergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria Baptista.

65. Brief - An Don Teutonio de Braganza in Salamanka

Segovia, am 15. September 1574

Verschiedene Angelegenheiten.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Ich war sehr glücklich bei der Nachricht über Ihre Gesundheit. Möge es Gott gefallen, dass sie lange anhält! Möge er mich belohnen für alle Gebete, die wir für Sie mit so großer Innigkeit Seiner Majestät dargebracht haben, und mir auch eine so vollkommene Gesundheit wie Ihnen verleihen! Ich bedarf ihrer gar sehr für die großen Reisen, die ich unternehmen soll.

Ich schreibe an Pater Rektor und gebe ihm bekannt, was der Pater Visitator bezüglich meiner angeordnet hat. Euere Gnaden können ihn darüber befragen. Der Pater Visitator hat mir befohlen, Ihnen zu berichten, dass ich ins St. Josephskloster mich begeben soll. Er sagte mir unter anderem auch, der Pater Prior von Atocha habe ihm geschrieben, dass der Nuntius erklärt habe, er wolle, wenn es Seiner Paternität gut scheine, die Erlaubnis zur Gründung des Klosters geben. Dass ich Ihnen dies schreiben soll, hat mir der Pater Visitator nicht aufgetragen; denn wahrscheinlich dachte er, Sie wüßten es schon vom Nuntius. Ich habe bemerkt, dass er das verlangt hat, um Sie in allem zufriedenzustellen. Es würde mich dies sehr freuen und ebenso sehr, wenn jener Priester, falls er ihnen zusagt, in Ihrem Hause bleiben könnte.

Den Pater Gómez, habe ich hier mehrmals rufen lassen. Er scheint mir sehr tüchtig zu sein. Er wünscht zu wissen, ob jener, der von hier fortgegangen ist, bei Ihnen eine Stelle angenommen hat; er hatte nämlich erfahren, dass sich dieser dort aufhält. Ich habe ihn angelegentlich ersucht, er möchte Euere Gnaden Gott empfehlen, weil Sie krank seien, und er hat dies auch versprochen. Ebenso werden wir in der Angelegenheit, die Sie uns empfohlen, zu unserem Herrn flehen, dass er das Vollbringe, was mehr zu seiner Ehre gereicht. Seine Majestät wolle es tun, denn sie kann es, und wolle Euere Gnaden an seiner Hand halten! Ich hatte heute noch keine Zeit, Ihnen zu schreiben, und deshalb fasse ich mich hier so kurz. Heute ist der 15. September.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

66. Brief - An Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Segovia, Ende September 1574

Abschluss der Stiftung zu Segovia. Vorbereitungen zu der Klosterstiftung in Veas.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Für den Schmerz, den ich deshalb empfinde, weil ich abreisen muss, ohne Sie besuchen zu können, habe ich, wie es scheint, einen Trost in dem Schmerze, der Sie aus demselben Grunde quält. Übrigens kann der Herr die Dinge in kurzem so ordnen, wie wir es jetzt nicht vermuten, so dass ich auf längere Zeit zu Ihnen auf Besuch kommen kann, als mir dies von hier aus möglich gewesen wäre. Ein kurzes Zusammensein würde uns auch nur sehr ermüden. Da verginge die Zeit mit Entgegennahme von Besuchen, wir würden uns zu weiteren Unterredungen des Schlafes berauben; und da ich so große Freude hätte, mich mit Ihnen zu unterhalten, so würde es wohl auch an manchem mäßigen Worte nicht fehlen. Ich möchte Ihnen gerne mehreres sagen, aber ich kann es dem Papier nicht anvertrauen. Ein Punkt wäre der, dass ich bei dem Magister Medina nicht in Ungnade stehen möchte. Glauben Sie mir, ich habe meine Zwecke im Auge und auch schon einigen guten Erfolg davon wahrgenommen. Aus diesem Grunde wollen Sie nicht unterlassen, ihm den Brief zu senden. Im übrigen machen Sie sich nichts daraus, wenn er kein so großer Freund von uns ist; denn er hat keine solche Verbindlichkeit gegen uns. Es liegt auch gar nichts daran, was er über mich spricht. Warum aber teilen Sie mir nicht mit, was er sagt?

Ich mache Ihnen die Mitteilung, dass ich dem Pater Provinzial berichten, man habe sich viele Mühe gegeben, Ihnen die Samanó wegzunehmen. Wissen Sie, was ich mir bei dieser Sache denke? Gott will, dass die dortigen Schwestern ehrbare Arme seien, wie ihnen Gott in Casilda eine gegeben hat, die es wirklich ist und einen größeren Wert hat als alles Geld. Es scheint, dass diesen Gedanken auch der Pater Visitator gehabt habe und sich damit bei mir entschuldigen wollte; wenigstens hat er den Pater Orellana sehr in Schutz genommen, und so glaube ich, jene habe es selbst gewollt. Es ist mir bereits zuwider, von jener Gesegneten zu reden.

Nach dem Briefe, auf den Sie mir Antwort gaben, habe ich Ihnen noch einen Brief durch einen Theatiner, oder ich weiß nicht, durch wen, übersendet. Es war, wie ich mich erinnere, jener, durch den Sie die Briefe an die Priorin [des Klosters] von der Mutter Gottes zu senden pflegen. In jenem Briefe berichtete ich Ihnen, dass wir das notwendige Geld aufgetrieben haben und alles, Gott sei Dank, beendigt ist. Ich habe große Eile, damit wir in das Haus einziehen können, ehe ich abreise, weiß aber nicht, ob man es noch räumen werde. Der Umzug dorthin macht wenig Mühe, weil es in der Nähe des Hauses steht, das wir jetzt bewohnen. Haben Sie deshalb keine Sorge! Gott vergelte Ihnen Ihre guten Ratschläge! Ich meine, auch das Ausgestrichene recht gelesen zu haben. Sie sollen wissen, dass Veas nicht in Andalusien liegt, sondern noch fünf Meilen von der Grenze entfernt ist; denn dass ich in Andalusien kein Kloster gründen kann, weiß ich wohl.

Das Buch hatte ich, wie ich glaube, nach der Abreise des Bischofs nach Madrid nur noch zwei oder drei Tage hier. Ich sollte es ihm dorthin nachsenden, allein nachher wusste ich nicht, wo er dort Wohnung genommen. Man wird es Ihnen zustellen; übergeben Sie es ihm bei seiner Ankunft, wie es ist, vorher aber, und zwar gleich, den beiliegenden Brief. In ihm sende ich auch einen Gruß an Doña Maria.

Als Priorin werde ich die Anna von Jesu mitnehmen. Sie ist von Placencia und eine von denen, die wir im St. Josephskloster aufgenommen haben; von da kam sie nach Salamanka, wo sie noch ist. Für jetzt weiß ich keine andere, die für dort passen würde. Von der einen der beiden Stifterinnen erzählt man erstaunenswerte Dinge bezüglich ihrer Heiligkeit und Demut; indessen sind beide tüchtig. Da darf ich keine Nonne mitnehmen, die mit ihren Unvollkommenheiten sie anstecken könnte; denn es handelt sich hier um ein Kloster, dessen Gründung, wie man sagt, der Anfang zu vielem Guten sein wird. Dies sage ich in Bezug auf die Nonne, die Sie mir empfehlen. Es wird, wenn es Gott gefällt, bald noch ein anderes Kloster gestiftet werden. Allein eine Nonne, die sich mit Ihnen nicht vertragen kann, würde für eine anfängliche Stiftung ein schlechter Baustein sein. Außerdem hätte ich sehr gewünscht, Sie von ihr zu befreien. Von den Schwestern, die aus Pastrana gekommen sind, müssen vier mitgehen, und auch diese sind noch zu wenig. Denn mit den beiden, die jetzt bald eintreten werden, wären wir hier zweiundzwanzig, und wenn sechs gehen und die Priorin, die nicht von hier ist, und die Subpriorin, so bleibt immerhin noch eine ziemlich große Zahl hier. Auch sind vier Laienschwestern hier, die in Wahrheit recht tüchtig sind. Es müssen darum notwendig mehr Nonnen weggenommen werden; denn wie ich höre, wollen hier sehr vortreffliche Leute eintreten. Bedenken Sie also, wie man jetzt die Stiftung zu Veas unterlassen könnte; es ist sogar noch ein anderes Kloster notwendig. Von den beiden, die, wie ich sagte, bald eintreten werden, wird die eine, die 1500 Dukaten [Aussteuer] besitzt, schon am Samstag kommen. Diese setzt durch ihren Eifer alle in Staunen, und ich weiß nicht, wo das hinaus will. Die Schwestern hier sind, ich versichere Sie, ausgezeichnet.

Sie glauben, meine Tochter, mir einen großen Dienst zu erweisen mit Ihrem Rate, dass ich jetzt nicht reisen soll. Dennoch muss es in diesem Winter geschehen, weil Gott es so gefügt hat; ich weiß nicht, wie es mir in diesen kalten Gegenden ergehen wird, nachdem ich erfahren, wie schlecht mir die Kälte hier bekommen ist. Glauben Sie ja nicht, dass es etwas Geringes war, was ich da ausgestanden habe. Es ist möglich, dass…

67. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Ávila, 25. Oktober 1574

Sorge wegen der Erkrankung des Lizentiaten Padilla und andere Sorgen. Bitte um verschiedene Auskünfte.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ich will Ihnen sagen, dass ich nicht weiß, wie wir in Frieden leben können, nachdem ich die Sorgen so schwer empfinde, die mir die Erkrankung des Lizentiaten Padilla sowie verschiedene andere Angelegenheiten bereiten. Der Grund scheint zu sein, dass man mir alles mitgeteilt hat. Seien Sie um der Liebe des Herrn willen nicht so grausam! Sagen Sie mir auch, wie es mit den Angelegenheiten in Andalusien und mit Pater Bonaventura steht, der mir viele Sorge macht. Möchten Ew. Hochwürden dem Pater Anton von Jesu mitteilen… und den Prediger ersetzen. Wenn Pater Prior Balthasar nicht dorthin kommt, so ist es, wie alle sagen, schwierig, einen anderen zu senden. Meinem Vater, dem Lizentiaten Padilla, viele Empfehlungen. Gebe Gott, dass sein Befinden sich gebessert hat! Möchten Ew. Hochwürden mich für jeden Fall davon benachrichtigen, sowie auch von allem übrigen! Sorgen Sie dafür, dass Sie sich für Malagón freimachen. Doña Liuse ist sehr froh und gibt uns alle Vollmachten, die wir brauchen. Don Anton Ruiz hat mich mit seinen Gründen wirklich zum Lachen gebracht.

Heute ist der 25. Oktober.

Ew. Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

68. Brief - An Pater Magister Dominikus Báñez in Valladolid

Ávila, am 3. Dezember 1574

Ihre inneren Leiden und die Wiederwahl der Priorin in Valladolid.

Jhs

Ich versichere Sie, mein Vater, dass nach meinem Dafürhalten meine Freuden nicht von dieser Welt sind; was ich will, habe ich nicht, und was ich habe, will ich nicht. Das Übel besteht darin, dass ich nicht mehr wie früher Trost bei meinen Beichtvätern finden kann; um mich zu trösten, bedarf es mehr als eines Beichtvaters. Was weniger ist als die Seele, befriedigt nicht ihr Verlangen. Dies zu schreiben, verschafft mir fürwahr einige Erleichterung. Gott verleihe Ihnen diese immerdar in der Liebe zu ihm!

Sagen Sie Ihrer »Wenigkeit« dort, die gar so sehr darum bekümmert ist, ob die Schwestern sie wählen oder nicht, sie überschreite hierin ihre Gewalt, und es sei dies ein Zeichen von geringer Demut; denn was Ihnen und uns, die wir das Wohl des Klosters im Auge haben, gut scheint, das muss geschehen, nicht aber, was eine Nonne für gut hält, da uns mehr daran liegt als jener. Über solche Sachen muss man die Nonnen aufklären. Wenn Sie Doña Maria sehen, so empfehlen Sie mich ihr vielmals; es ist schon lange her, dass ich keine Empfehlung mehr an sie geschrieben habe. Es heißt viel, dass sie sich bei so großer Kälte besser befindet. Ich glaube, es ist der 3. Dezember. Ich verbleibe Euerer Hochwürden Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

69. Brief - An Anton Gaytán in Alba

Valladolid, im Dezember 1574

Ratschläge, das innerliche Gebet betreffend.

Jesus sei mit Ihnen!

Gott vergelte Ihnen das Almosen, das Sie mit dem Buche mir gespendet, das ganz passend für mich ist! Um auf das zu antworten, was Sie mich in betreff des Gebetes fragten, hätte ich mehr Zeit notwendig, als mir zu Gebote steht. Das Wesentliche ist die ganz gewöhnliche Verfahrungsweise, die jene zu beobachten haben, die zur Beschauung gelangt sind; ich habe es Ihnen schon oft dargelegt, wenn Sie es noch nicht vergessen haben. Sie müssen wissen, dass es, wie in der äußeren Welt, so auch in der inneren verschiedene Witterungen gibt, und es kann dies auch nicht anders sein. Deshalb seien Sie ohne Sorge; denn es ist nicht Ihre Schuld.

Im übrigen habe ich keine Stimme, weil ich Richter und Partei bin. Auch mich drängt meine natürliche Neigung immer zur Einsamkeit, obgleich ich nie gewürdigt wurde, ein einsames Leben zu führen. Und weil dieses Leben unserem Orden ganz eigen ist, so könnte ich wohl einen Rat geben, der passend wäre für mich, aber nicht für Sie. Reden Sie hierüber recht offen mit dem Pater Rektor. Er wird Ihnen zu erkennen geben, was für Sie das beste ist. Sie selbst aber müssen achthaben, wozu Ihr Geist mehr hinneigt. Behüte Sie Gott! Ich habe so viele Briefe zu schreiben, dass ich nicht weiß, wie ich nur dies Wenige noch schreiben konnte. Der Bote wartet schon.

Von meiner Reise kann ich jetzt nichts Neues sagen. Ich weiß auch nicht, wie sie in diesem Jahre noch möglich sein sollte. Indessen bei Gott ist alles möglich. Empfehlen Sie mich recht angelegentlich Seiner Majestät, wie ich ihr auch Sie empfehle, und lassen Sie immer etwas von sich hören.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den sehr erlauchten Herrn Anton Gaytán, meinen Gebieter.

70. Brief - An Doña Anna Henríquez in Toro

Valladolid, am 21. und 23. Dezember 1574

Angelegenheiten des Klosters zu Valladolid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!

Es wäre für mich ein großer Trost gewesen, Sie hier zu treffen, und ich hätte die Beschwerden der Reise für gut angewendet gehalten, wenn ich hier Ihre Gegenwart länger als in Salamanka hätte genießen können. So aber habe ich diese Gnade von unserem Herrn nicht verdient. Er sei gepriesen in Ewigkeit! Die Priorin hier hat diese Freude voll genießen können; sie ist aber auch besser als ich und eine große Verehrerin von Ihnen.

Es hat mich recht sehr gefreut, dass Sie meinen Vater Balthasar Alvarez einige Tage bei sich behalten haben; so konnte er sich doch von seinen Anstrengungen etwas erholen. Der Herr sei gepriesen dafür, dass Sie sich jetzt einer besseren Gesundheit erfreuen als sonst gewöhnlich! Meine Gesundheit ist gegenwärtig viel besser als in den letzten Jahren, und dies heißt viel bei dieser Jahreszeit. In diesem Kloster habe ich Seelen gefunden, die mich zum Lobpreise des Herrn stimmten. Ist auch Stephanie in meinen Augen ganz gewiss eine Heilige, so haben mir doch auch die Geistesgaben der Casilda und die Gnaden, die ihr der Herr erweist, seitdem sie das Ordenskleid trägt, große Freude gemacht. Seine Majestät führe sie auf diesem Wege weiter voran! Denn Seelen, die der Herr schon so früh für sich erwählt, sind sehr hoch zu schätzen. Über die Einfalt der Stephanie in allen Dingen, die nicht auf Gott Bezug haben, kann ich nur staunen, wenn ich andererseits die tiefe Einsicht in die ewige Wahrheit bemerke, die sie in ihren Reden an den Tag legt.

Der Pater Provinzial hat das hiesige Kloster visitiert und auch die Wahlen vornehmen lassen. Die bisherige Priorin wurde wieder gewählt. Als Subpriorin kommt eine aus dem St. Josephskloster zu Ávila hierher, die man dazu erwählte, Antonie vom Heiligen Geiste mit Namen; sie ist im geistlichen Leben sehr gefördert. Doña Guiomar kennt sie.

Die Stiftung eines Klosters zu Zamora unterbleibt für jetzt, und ich schicke mich wieder an, auf dem weiten Wege zuzückzureisen. Ich hatte schon gedacht, mir die Freude zu machen, durch Toro zu reisen, um Ihnen meine Verehrung zu bezeigen. Schon lange Zeit habe ich von meinem Vater Balthasar Alvarez keinen Brief mehr erhalten und auch keinen mehr an ihn geschrieben, aber wahrlich nicht aus Abtötung; denn hierin, und ich glaube in allem, schreite ich niemals voran; der Grund dieser meiner Unterlassung liegt vielmehr darin, dass mir das Schreiben so vieler Briefe eine Qual ist, und wenn ich einen zu meinem Vergnügen schreiben möchte, so fehlt mir immer die Zeit dazu. Gepriesen sei Gott, den wir einst in Sicherheit ewig genießen werden! Hier, wo wir immer Abwesenheit und Veränderung zu bejammern haben, können wir uns auf nichts verlassen. Mit dieser Hoffnung auf das Ende fließt mein Leben dahin; man sagt mit Leiden, aber mir scheint es nicht so.

Hier erzählte mir die Mutter Priorin von meinem Wächter [Wärter], dessen Anmut ihr nicht weniger gefällt als mir. Unser Herr mache ihn recht heilig! Ich bitte Sie, ihm meine Empfehlungen zu sagen. Ich opfere ihn unzählige Male unserem Herrn auf und ebenso auch den Herrn Don Johannes Antonius. Vergessen Sie mich doch um der Liebe des Herrn willen nicht; denn ich habe es immer nötig, dass Sie mich ihm empfehlen. Bezüglich Doña Guiomar können wir nach dem, was Sie sagen und sie selbst versichert, außer Sorge sein. Ich wünschte recht sehr, ein Mittel zu finden, das einen so vortrefflichen Erfolg hat, um dasselbe zu erreichen und derselben Freude teilhaftig zu werden wie Sie. Unser Herr verleihe Ihrer Seele während dieser hohen Festtage eine so innige Freude, wie ich ihn darum anflehe.

Heute, am Feste des heiligen Thomas, hat Pater Dominikus hier eine Predigt gehalten, in der er den Wert der Leiden in einer Weise hervorhob, dass ich recht viele gehabt zu haben wünschte; möge sie mir der Herr auch in Zukunft senden! Ich habe an den Predigten dieses Paters eine außerordentliche Freude. Man hat ihn zum Prior gewählt; aber man weiß noch nicht, ob er bestätigt wird. Er ist so sehr mit Geschäften überhäuft, dass ich nur sehr kurze Zeit mit ihm verkehren konnte. Ich wäre zufrieden, wenn ich Sie nur ebenso lange sprechen könnte. Der Herr wolle es fügen und Ihnen soviel Gesundheit und Ruhe verleihen, als Ihnen zur Erlangung der ewigen Ruhe notwendig ist! Morgen ist der Vorabend von Weihnachten.

Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

71. Brief - An eine Dame

Valladolid, im Dezember 1574

Die Heilige stellte es ihr anheim, Tag und Stunde ihres Besuches zu bestimmen, um ihre Seelenangelegenheiten zu besprechen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Es war für mich nicht notwendig, Sie zu sehen, um eine recht große Gunstbezeigung von Ihnen zu empfangen, da Sie mir selbst Gelegenheit geben, Ihnen meine ehrfurchtsvollste Ergebenheit persönlich zu bekunden; denn seitdem ich erfahren, welche Hochachtung Sie vor der Tugend haben, habe ich mir das Vergnügen zu verschaffen gesucht, mit Ihnen zu sprechen, vorausgesetzt, dass es mir möglich ist.

Wollen Sie mich daher wirklich besuchen, so bitte ich Sie, zu glauben, dass Sie mir dadurch eine große Freude bereiten, die um so größer sein wird, falls Sie zu einer Zeit kommen, wo wir uns länger unterhalten können. Am Feste des heiligen Thomas hätte ich wenig Zeit gehabt, und es freute mich daher, dass ein Hindernis dazwischen kam, das Sie nötigte, Ihren Besuch auf einen anderen Tag zu verschieben.

Bezüglich dessen, was Sie mir mitteilen, bemerke ich, dass dies meine Freude eher vermehrt als gestört hätte; um die Angelegenheiten der Seele zu besprechen, wäre die Zeit zu bemessen gewesen, aber aus allem übrigen hatte man großen Gewinn gezogen. Diesen Gewinn ziehen Sie ohne Zweifel im Dienste unseres Herrn, da Ihnen ein so gründliches Wissen zu Gebote steht. Man sieht klar, dass Sie davon einen guten Gebrauch machen. Gebe Gott, dass Sie mit dieser armen Dienerin, wie ich bin, die Sie in Ihre Freundschaft aufnehmen wollen, nichts verlieren! Bedenken Sie darum wohl, was Sie tun; denn haben Sie ihr einmal diese Gunst erwiesen, dann sind Sie es sich selbst schuldig, ihr sie nicht mehr zu entziehen. Man gewinnt viel, wenn man in allen Dingen den Anfang wohl beachtet, damit auch das Ende gut sei. Für mich kann das Ende in diesem Fall offenbar nur von Nutzen sein. Wollen Sie darum nach eigenem Gutdünken den Tag und die Stunde bestimmen; es wird für mich eine große Gnade sein, mich mit Ihnen zu besprechen. Unser Herr sei immer Ihre Leuchte und Ihr Führer!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

72. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Valladolid, am 28. Dezember 1574

Aufnahme einer Nonne in das neugestiftete Kloster zu Valladolid.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Obwohl ich Ihnen bis jetzt nicht geschrieben, so können Sie doch versichert sein, dass ich Sie in meinen armseligen Gebeten vor unserem Herrn nicht vergessen habe und dass die Freude, die Sie haben, auch mir Freude gemacht hat. Möge es unserem Herrn gefallen, dass Sie diese noch viele Jahre in seinem Dienste genießen! Ich hoffe auch zu Seiner Majestät, sie werde Ihnen dies nicht versagen, wenn es auch Störungen geben sollte. Alle Dinge, die man in diesem elenden Leben Güter nennt, sind in Wahrheit nur Armseligkeiten. Es wird Ihnen zum großen Nutzen sein, die vergangenen Jahre im Dienste Gottes verlebt zu haben; so können Sie alles nach seinem entsprechenden Werte schätzen und das verachten, was so bald ein Ende haben muss.

Fräulein Elisabeth de Córdoba hat vor mehreren Tagen mit der Priorin des hiesigen Klosters sich besprochen. Die Priorin hält sie für eine eifrige Dienerin Gottes. Darum habe auch ich mit ihr zu reden gesucht. Sie sagte mir, sie sei mit Herrn Albornoz nahe verwandt, und dies war die Ursache, warum ich ihren Eintritt ins Kloster wünschte. Weil es aber erst im Werden begriffen ist, und Doña Maria de Mendoza es gestiftet hat, so bedarf sie zu ihrer Aufnahme einiger Aussteuer. Als sie mir sagte, Herr Albornoz habe ihr versprochen, er wolle ihr behilflich sein, damit sie Nonne werden könne, erwiderte ich ihr, dass er nach meiner Meinung es noch lieber tun werde, wenn sie in das hiesige Kloster eintrete. Wollte ich sie auch ohne Aussteuer aufnehmen, so könnte ich dies sowohl wegen Doña Maria als auch wegen der Nonnen wahrhaftig nicht, denn da ihre Zahl [vorschriftsmäßig] eine ganz kleine ist, sehr viele aber um Aufnahme nachsuchen und das Kloster, wie gesagt, in Not ist, so würde ich ein Unrecht gegen die Schwestern begehen, wenn ich ihnen die Aufnahme derer unmöglich machte, die ihnen aus der Not helfen könnten.

Fräulein Elisabeth sagte mir, sie habe ein Gut; allein sie besitzt es nur in der Weise, dass es, wie man sagt, nicht verkauft werden kann. Wenn es halbwegs angeht, so werde ich mein möglichstes tun, und sollte sie auch weniger mitbringen, als wir von anderen haben könnten. Denn ich habe das aufrichtige Verlangen, Ihnen und dem Herrn Albornoz zu dienen, wie ich es schuldig bin. Ich empfehle mich Ihrem Gebete, in dem meinigen, so armselig es auch ist, werde ich tun, was Sie mir anbefohlen haben.

Unser Herr belohne Sie für das Bild! Sie bleiben es mir schuldig. Ich bitte Sie, es mir sorgfältig aufzubewahren, bis ich es, wenn ich einmal in einem Kloster einen festeren Wohnsitz als jetzt haben werde, verlange, um mich an ihm zu erfreuen. Erweisen Sie mir die Liebe, mich in Ihren Gebeten nicht zu vergessen! Unser Herr verleihe Ihnen alle geistigen Güter, um die ich zu Ihm für Sie flehe! Amen. Heute ist der Tag der unschuldigen Kinder.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

73. Brief - An Don Teutonio de Braganza in Salamanka

Valladolid, am 6. Januar 1575

Neue Klosterstiftungen, die eben im Gange waren.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden, und er verleihe Ihnen noch so viele und gute Jahresanfänge, wie ich wünsche, und eine solche Heiligkeit, wie ich ihn darum bitte! Ich hatte ein großes Verlangen, einen Brief von Ihnen zu erhalten, um zu erfahren, dass Sie sich in Salamanka befinden, denn ich wusste nicht, wohin ich an Sie schreiben sollte. Jetzt aber weiß ich nicht, ob ich soviel Zeit haben werde, um Ihnen so ausführlich schreiben zu können, wie ich es wünsche, weil der Bote, der diesen Brief mitnimmt, sehr pünktlich abgeht.

Ich preise unseren Herrn, dass Euere Gnaden sich wohlbefinden. Ich war und bin gesund, was bei dieser Jahreszeit viel sagen will. Seine Majestät vergelte Ihnen den Eifer, womit Sie all das besorgt haben, um was ich Sie gebeten. Die seligste Jungfrau, unsere Liebe Frau, scheint sie als Beschützerin ihres Ordens ausersehen zu haben. Ich tröste mich mit dem Gedanken, sie werde Sie besser belohnen, als ich darum bitten kann, obwohl ich dies zu tun nicht unterlasse.

Die Klosterstiftung in Zamora unterbleibt einstweilen. Fürs erste ist jetzt nicht die Jahreszeit, diese würde sich besser eignen für Stiftungen in wärmeren Gegenden. Fürs zweite scheint sich jener, der uns das Haus gab, der Sache nicht gar sehr angenommen zu haben und ist auch abwesend. Er hat sich zwar von dem Unternehmen nicht losgesagt, allein ich habe bei mir erwogen, wie hart es für ein auf Armut gegründetes Kloster ist, einen Stifter zu haben, der sich um dieses nicht viel annimmt, besonders wenn er das Patronat haben soll. Da scheint es mir besser zu sein, in anderer Weise zu beginnen und ein Haus zu kaufen; dazu aber ist ein wenig mehr Zeit erforderlich. Der Herr wird es geben, wenn er will, dass es so geschehe.

Euere Gnaden haben mir eine große Gefälligkeit erwiesen, indem Sie mir für diesen Fall die gewünschte Erlaubnis erwirkten. Wollen Sie sich darauf berufen, wenn sich eine Gelegenheit bietet! Es ist aber nicht nötig, dass Sie einen eigenen Boten senden. Seien Sie nicht ungehalten über die Zurückhaltung einer Klosterstiftung in Torrijos. Dieser Ort ist, ich versichere Sie, durchaus nicht nach meinem Geschmacke. Nur wenn Sie diese Stiftung direkt verlangen würden, könnte ich mich dazu entschließen. Denn es wäre für unsere Klöster eine unerträgliche Lage, derartige Personen aufnehmen zu müssen, die sich uns durch ihr Vermögen aufdrängen und die wir dann nicht mehr entlassen könnten, wenn sie für den Orden keinen Beruf hätten.

Es tut mir leid, dass Sie den Zweck Ihrer Reise nicht vollkommen erreicht haben. Indessen hoffe ich zu Gott, dass Ihre Worte doch noch großen Nutzen schaffen werden, wenn man auch die Wirkung nicht augenblicklich gewahrt. Möge es dem Herrn gefallen, dass Ihre Angelegenheit in Rom einen guten Ausgang nehme! Ich bitte ihn angelegentlich darum, wenn sie zu seiner Ehre gereicht. Ich hoffe, dass es so geschehen wird, wenn der Herr es so ordnet; denn es wird ja in diesem Anliegen soviel gebetet.

Von dem Kloster, das die Gräfin gründen will, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Es ist schon lange her, dass man mit mir darüber gesprochen hat. Ich versichere aber Euere Gnaden, dass ich lieber vier Nonnenklöster stiften wollte, als diese frommen Personen, so heilig sie auch sein mögen, in unsere Lebensweise für sich allein einzuführen. Dies ist bei anderen Stiftungen nicht so schwer; denn da ist innerhalb vierzehn Tagen unsere Lebensweise schon vollständig eingeführt, da die Neueintretenden nur das zu üben haben, was sie von den anderen Schwestern sehen. Ich habe zwei von diesen Personen in Toledo gesprochen und auch gesehen, dass sie fromm sind und so, wie sie leben, auf gutem Wege wandeln; aber andererseits weiß ich wahrlich nicht, wie ich es wagen könnte, sie aufzunehmen, weil ich der Ansicht bin, dass sie mehr auf äußere Bußstrenge als auf innerliches Gebet und Abtötung sich verlegen. Ist es übrigens der Wille des Herrn, so werde ich mich noch näher erkundigen, weil Sie auch dafür sind.

Von größter Wichtigkeit ist, dass Sie den Marquis so für sich gewonnen haben; denn daran ist viel gelegen. Der Herr gebe, dass eine günstige Nachricht eintreffe; betreffs des hiesigen Klosters hoffe ich zu Seiner Majestät, dass alles gut gehen werde, da Sie sich dafür verwenden. Ich werde mich der Sorge, Briefe zu schreiben, die den Pater Olea verletzen möchten, entschlagen können, da man direkt an Euere Gnaden schreiben wird. Es hat mir leid getan, da man ihm vieles schuldet. Man muss wohl, wie mir scheint, meine Briefe an andere adressiert haben. Die Priorin von Segovia wird wohl nicht darauf geachtet und sich gedacht haben, es werde nicht soviel bedeuten.

Es freut mich jetzt, zu wissen, wohin ich die Briefe an Sie richten muss, wenn solche notwendigerweise zu schreiben sind, und dass sich bei meinen Reisen eine Gelegenheit bietet, Sie zu sprechen. Dieses Reisen ist etwas, was mir in diesem Leben am meisten zuwider ist und mir die größten Leiden verursacht, zumal ich bei alledem noch sehen muss, dass man es mir übel deutet. Oft schon habe ich mir gedacht, wie weit besser es für mich wäre, wenn ich in meiner Einsamkeit bleiben könnte und mir vom General diese Stiftungen nicht befohlen wären. Sehe ich aber dann wieder, wie eifrig dem Herrn in diesen Klöstern gedient wird, so mache ich mir aus allem wenig. Seine Majestät wolle mich so leiten, dass ich ihren Willen vollführe!

In unserem Kloster gibt es Seelen, die mich, ich versichere Sie, unablässig oder wenigstens sehr oft zum Lobe Gottes stimmen. Stephanie ist wahrlich ein Kleinod und nach meiner Ansicht eine Heilige; aber die Schwester Casilda von der Empfängnis setzt mich noch mehr in Staunen; denn sie ist gewiss eine Heilige, an deren Innerem und Äußerem ich nichts Tadelnswertes finde. Wenn Gott sie bewahrt, wird sie eine große Heilige werden; denn man sieht klar, dass Gott in ihr wirkt. Sie besitzt große Gaben, die man bei ihrem Alter für unmöglich halten möchte, und ist im innerlichen Gebete, womit sie der Herr seit ihrer Einkleidung begnadigt hat, sehr gefördert. Ihre Zufriedenheit und Demut ist außerordentlich groß, so dass man über sie überaus staunen muss. Beide sagen, dass sie Euere Gnaden unserem Herrn ganz besonders empfehlen werden. Ich wollte nicht, dass Casilda Ihnen schreibe, fürs erste, weil wir den Anschein vermeiden wollen, als bevorzugten wir sie, wenn auch ihre Einfalt eine solche Sorge gewiss nicht nötig macht; denn in dieser Hinsicht ist sie ein Bruder Juniperus. Fürs zweite wünsche ich nicht, dass Sie auf das etwas geben, was wir arme Nönnchen sagen mögen. Denn Sie haben einen guten Vater, der Sie aneifern und unterweisen wird, und einen guten Gott, der Sie liebt.

Was die Stiftung des Klosters in Madrid betrifft, so weiß ich nicht, warum ich ein so großes Widerstreben dagegen in mir fühle, obwohl ich einsehe, dass es für unsere Klöster gut wäre, wenn wir dort eine Niederlassung hätten. Es muss dies eine Versuchung sein. Vom Prior Covarrubias habe ich noch keinen Brief erhalten. Es wird schwer sein, dort ohne Erlaubnis des Bischofs ein Kloster zu gründen; denn dies verlangt mein Vollmachtsbrief und das Konzil. Ich glaube aber, dass wir eines bekommen werden, wenn außerdem nichts im Wege steht. Der Herr möge alles leiten!

Nach dem Feste der heiligen drei Könige werde ich von hier abreisen. Ich werde mich nach Ávila begeben, an jedem Orte, wie ich vorhabe, nicht länger als einen oder zwei Tage verweilen und dann sogleich nach Toledo gehen. Ich möchte die Klosterstiftung in Veas zum Abschluss bringen. Wo ich mich auch aufhalten werde, will ich Ihnen immer schreiben, wenn sich Gelegenheit zur Absendung des Briefes bietet. Empfehlen Sie mich um der Liebe willen unserem Herrn!

Seine Majestät vergelte Ihnen die Sorgfalt, mit der Sie sich der Schwestern in Salamanka annehmen! Es ist dies ein großes Liebeswerk, weil dabei Leiden nicht ausbleiben. Ich würde mich sehr freuen, dort sein zu können, allein wenn es sich nicht um eine Stiftung handelt, ist mir das Reisen sehr peinlich. Hätte ich keinen Auftrag, so würde ich nie reisen; auch habe ich mich immer nach dem zu richten, was gelehrte Männer mir sagen.

Das Haus, das Euere Gnaden im Auge haben, dürfte wohl zu weit entfernt sein. Ich glaube, dass der Besitzer des anderen Hauses zufrieden sein wird, wenn man ihm etwas mehr gibt. Die Lage ist vorzüglich, und die Schwestern können sich da ausbreiten. Auch die Kirche ist hübsch. Die Hauptsache ist doch die Lage; im übrigen mache ich mir wenig daraus, wenn man auch das ganze Gebäude abbrechen muss. Wollen Euere Gnaden mit dem Pater Rektor sich der Sache so annehmen, als ob sie sich auf unsere Liebe Frau selbst bezöge; wir werden uns dann darnach richten. Ich wünschte jedoch, dass Sie, bis ich von Veas zurückkomme, die Sache auf die eine oder andere Weise verzögern, so dass keine Nennung vorgenommen wird. Wenn möglich, werde ich im April kommen.

Über Ihre Unvollkommenheiten wundere ich mich nicht; denn ich finde an mir selber eine Menge, obgleich ich hier, was mir großen Trost gewährte, viel einsamer leben konnte als schon seit langem. Unser Herr gieße auch in Ihre Seele Trost, wie ich darum zu ihm flehe! Amen. Was jene Unvollkommenheit betrifft, von der Sie sprechen, so übertreiben Sie offenbar. Ich habe davon sowie auch von den übrigen schon etwas gehört. Aber meine Dankbarkeit und Ihr großer Eifer lassen mich über alles andere hinwegsehen, was ich in Wirklichkeit nicht bin. Gleichwohl will ich vorsichtig sein.

Die Priorin empfiehlt sich angelegentlich Ihrem Gebete. Es tut ihr leid, dass sie die Gnade so wenig erkannt hat, die ihr Gott dadurch erwies, dass Euere Gnaden sie besuchten. Jetzt erkennt sie diese. Heute ist der 6. Januar.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

74. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila

Veas, am 11. Mai 1575

Die Klosterstiftung in Sevilla, zu der sie sich auf Befehl des Paters Gracián begeben soll.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer Gnaden! Jeden Tag lerne ich die Gnade mehr schätzen, die mir der Herr dadurch erwies, dass er mir das große Gut zeigt, das im Leiden verborgen liegt. So wird es mir möglich, mit Ruhe die Dürftigkeit der Freuden ertragen zu können, die die Dinge dieser Welt gewähren; denn diese sind doch nur von kurzer Dauer.

Denken Sie sich; als ich eben in großer Eile mich anschickte, einen angenehmen Sommer entweder in Ávila oder in Valladolid zuzubringen, kam Pater Gracián hierher, der durch Verfügung des Nuntius Provinzial in Andalusien geworden ist, und den der Nuntius nach Erlass des Gegenbreves dahin sandte … Dieser Mann hat so vortreffliche Eigenschaften und ist so gut, dass es mich sehr freuen würde, wenn er Euerer Gnaden seine Verehrung bezeigen könnte, damit Sie sehen, ob ich mich an ihm täusche. Er selbst hat auch ein großes Verlangen, Sie kennenzulernen, seitdem ich mit ihm von dem Schutze sprach, den Sie dem Orden angedeihen lassen. Es war für mich ein großer Trost, an ihm einen so vortrefflichen Mann zu finden.

Wir werden am nächsten Montag nach Sevilla abreisen; die Entfernung beträgt fünfzig Meilen. Ich glaube wohl, dass Pater Gracián mich nicht mit Gewalt gedrängt hätte; allein er wünscht es so sehr, dass ich, wenn ich mich nicht seinem Wunsche fügen würde, voller Angst wäre, den Gehorsam zu übertreten, der mir immer teuer ist. Für mich ist diese Reise in der Tat etwas Beschwerliches, und ich habe wenig Freude, bei dieser Hitze den Sommer in Sevilla zuzubringen. Der Herr gebe, dass ihm dadurch gedient werde! Am anderen, was mich betrifft, liegt wenig. Ich bitte Euere Gnaden, mir den Segen zu erteilen, und vergessen Sie nicht, mich unserem Herrn zu empfehlen!

Von Sevilla aus, sagt man, fehle es mir nicht an Botengelegenheit, die ich hier vermisst habe, weil der Ort sehr abgelegen ist. Ich werde Ihnen von dort aus schreiben. Unser Herr gebe, dass Sie gesund bleiben, um was ich ihn immer bitte! Pater Julian, der mir sehr behilflich ist, tut dasselbe. Er entbietet Ihnen die ehrfurchtsvollsten Empfehlungen. Wir denken oft an Sie und an das Kloster zum heiligen Joseph sowie auch an die Ruhe, die ich dort genießen würde. Möge der Herr alles zu seinem Dienste gereichen lassen und Sie weit mehr als mich behüten!

Heute ist der Vorabend von Himmelfahrt.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Hier war ich gesund, ja ich bin Gott sei Dank noch gesunder als sonst gewöhnlich.

75. Brief - An die Mutter Agnes von Jesu, Priorin der unbeschuhten Karmelitinnen zu Medina del Campo

Veas, am 12. Mai 1575

Erste Zusammenkunft mit Pater Gracián und Vorbereitung zur Klosterstiftung in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Gepriesen sei Gott, dass Ihre Briefe hier angekommen sind! Denn ich hatte keine geringe Sehnsucht darnach. Daran erkenne ich, dass ich Sie mehr liebe als alle anderen Verwandten. Ihre Briefe kommen mir auch immer zu kurz vor. Es ist mir ein großer Trost, zu erfahren, dass Sie jetzt gesund sind. Der Herr erhalte Ihre Gesundheit, wie ich ihn darum bitte! Es tut mir sehr leid, dass Sie in dieser Beziehung immer geplagt sind neben den anderen Beschwerden, die das Amt mit sich bringt. Dieses Übel scheint mir jetzt ein anhaltendes zu werden, so dass die Anwendung eines außerordentlichen Mittels notwendig wird. Der Herr verleihe Ihnen, was Ihnen zum Besten ist!

O meine Mutter, wie sehr wünschte ich, dass Sie in diesen Tagen bei mir wären! Es ist keine Übertreibung, wenn ich Ihnen sage, dass diese Tage meines Erachtens die seligsten meines Lebens waren. Pater Magister Gracián war nämlich mehr als zwanzig Tage hier. Ich versichere Sie, dass ich den Wert dieses Mannes noch nicht ganz erkannt habe, so viel ich auch mit ihm verkehrte. In meinen Augen ist er ein ganz vollkommener Mann und für uns ein Gewinn, wie wir ihn nie hätten von Gott erbitten können. Euere Ehrwürden und alle Nonnen mögen darum Seine Majestät anflehen, dass sie uns ihn als Oberen gebe. Geschieht dies, dann kann ich die Leitung der Klöster ruhig seinen Händen anvertrauen. Ich habe in der Tat nie eine so hohe Vollkommenheit verbunden mit solcher Armut gesehen. Möge ihn Gott in seiner Hand halten und uns bewahren! Ich gäbe nicht um alles in der Welt das Glück hin, ihn gesehen und mit ihm solange verkehrt zu haben. Er wartete auf Pater Mariano, und wir freuten uns sehr, dass dieser solange nicht kam. Julian de Ávila und alle, die ihn gesehen, sind ganz entzückt über ihn. Er predigt wunderbar. Ich glaube ganz gewiss, dass er in der Vollkommenheit zugenommen hat, seitdem Sie ihn gesehen haben; die großen Prüfungen, die er durchzumachen hatte, mussten ihn sehr gefördert haben.

Der Herr hat die Dinge so geordnet, dass ich mit seiner Hilfe am kommenden Montag nach Sevilla reisen werde. Dem Pater Didakus werde ich Näheres darüber schreiben. Hier gebe ich nur den Grund meiner Abreise an. Das hiesige Kloster liegt in Andalusien, und Pater Magister Gracián ist für dieses Gebiet als Provinzial aufgestellt; ich bin ohne meine Absicht seine Untergebene geworden, und als solcher konnte er mir befehlen. Wir waren schon bereit, zur Klosterstiftung nach Caravaca zu gehen, da der Ordensrat die Erlaubnis dazu gegeben hatte. Allein da diese so gegeben war, dass sie für uns keinen Wert hatte, so wurde der Entschluss gefasst, sogleich die Reise nach Sevilla anzutreten. Es wäre für mich ein großer Trost, Sie mitnehmen zu können; allein ich erkenne, dass es abgesehen von anderen Unzukömmlichkeiten zum Nachteil Ihres Klosters wäre, wenn Sie es jetzt verlassen würden.

Ich denke, dass Pater Magister Gracián vor seiner Rückkehr Sie besuchen werde. Es hat ihn nämlich der Nuntius zu sich berufen, und bis Sie diesen Brief erhalten, wird er schon in Madrid sein. Ich bin gegenwärtig viel gesünder als gewöhnlich, und mein Befinden war hierzulande sehr gut. O wie weit angenehmer wäre der Sommer bei Ihnen als in der heißen Glut von Sevilla! Empfehlen Sie uns dem Herrn, sagen Sie allen Schwestern, sie möchten dasselbe tun, und bestellen Sie einen Gruß an sie!

In Sevilla wird es öfter Botengelegenheit geben als hier, und da werden wir uns auch häufiger schreiben. Ich schließe, indem ich Sie bitte, dem Pater Rektor und dem Lizentiaten meine Empfehlungen entrichten zu wollen. Sagen Sie ihnen, was im Gange ist, und bitten Sie diese Männer, für mich zu Gott zu beten. Ich empfehle mich allen Schwestern. Der Herr mache Sie heilig!

Heute ist der Tag der Himmelfahrt.

Die Schwester [Elisabeth vom] heiligen Hieronymus empfiehlt sich Ihnen. Sie geht mit noch fünf anderen sehr tüchtigen Nonnen nach Sevilla. Und jene, die als Priorin dort aufgestellt ist, eignet sich für dieses Amt vorzüglich.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Ich weiß nicht, warum man mit der Profeß der Schwester Johanna Baptista so sehr eilt. Warten Sie damit ein wenig; denn sie ist noch sehr jung. Wenn Sie jedoch anderer Meinung und mit ihr zufrieden sind, so mag sie Profeß ablegen. Ich meine aber, es wäre nicht unrecht, sie noch länger zu prüfen; denn sie schien mir etwas schwächlich zu sein.

76. Brief - An einen Herrn in Ávila

Sevilla, am 4. Juni 1575

Geldangelegenheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! In der Zeit der Not ist es etwas Vortreffliches, einen so guten Verwalter zu haben wie Sie. Eben setzt bin ich in großer Not. Darum bitte ich Sie, von dem Gelde, das Sie zur Verwahrung haben, dem Herrn Julian de Ávila soviel geben zu wollen, als Ihnen möglich ist. Es sind dies die Reisekosten, die man von ihm geliehen hat. Dieser Brief, mit meinem Namen unterzeichnet, mag als Empfangsbescheinigung gelten. Empfehlen Sie mich unserem Herrn, und auch ich werde trotz meiner Armseligkeit für Sie beten. Sagen Sie dies auch dem Herrn Magister und meiner guten Schwester, der Frau Katharina Daza. Ich fühle mich recht einsam in dieser Entfernung von denen, die ich so lieb habe. So muss man dieses Leben hinbringen. Wäre ich nicht zum beständigen Kreuztragen entschlossen, so würde mir das viele Beschwerden bereiten. Unser Herr verleihe Ihnen die Ruhe, die ich Ihnen wünsche, und große Heiligkeit!

Geschrieben am 4. Juni 1575 in diesem Kloster zum heiligen Joseph in Sevilla.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

77. Brief - An Pater Johann Baptist Rubeo (Rossi) von Ravenna, General der Karmeliten in Rom

Sevilla, am 18. Juni 1575

Bericht über die letzten Stiftungen. Verteidigung der unbeschuhten Karmeliten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Euerer Wohlehrwürden!

In der vorigen Woche habe ich an Sie zwei ausführliche Briefe von gleichem Inhalt geschrieben und auf zwei verschiedenen Wegen gesandt, weil ich wünsche, dass einer von ihnen in Ihre Hände gelange. Gestern, am 17. Juni, übergab man mir zwei Briefe von Ihnen, die ich mit großer Sehnsucht erwartet hatte, den einen datiert vom Oktober, den anderen vom Januar. Obgleich sie nicht mehr so neuen Datums waren, wie ich es wünschte, so bereiteten sie mir doch großen Trost und ließen mich wissen, dass Sie sich wohl befinden.

Unser Herr erhalte Ihnen diese Gesundheit, wie wir, Ihre Töchter, in diesen Klöstern ihn unablässig darum bitten! Jeden Tag wird im Chore ein besonderes Gebet für Sie verrichtet, und außerdem lassen sich dies alle Schwestern angelegen sein; denn da sie wissen, wie sehr ich Sie liebe, und keinen anderen als geistlichen Vater erkennen, so tragen Sie innige Liebe zu Ihnen. Und es ist dies immerhin noch wenig; denn auf Erden haben wir kein anderes Gut; und da alle so zufrieden sind, können sie Ihnen als dem Begründer dieser Reform nicht genug danken.

Ich schrieb Euerer Wohlehrwürden über die Klosterstiftung in Veas, und wie man auch in Caravaca ein solches Kloster verlangt; aber die für die letztere Stiftung erteilte Erlaubnis enthielt eine derartige Klausel [dass ich sie nicht annehmen konnte. Daraufhin gab man mir die Erlaubnis wie für die Stiftung von Veas; man nimmt an, dass die Nonnen unter der Jurisdiktion Euerer Wohlehrwürden stehen, und so wird es für alle gut sein, wenn es Gott gefällt]. Auch setzte ich in meinem Schreiben die Gründe auseinander, warum ich zur Stiftung nach Sevilla gekommen bin. Möge es unserem Herrn gefallen, dass ich den Zweck meiner Bemühungen erreiche, nämlich die Angelegenheiten dieser Unbeschuhten ins reine zu bringen und zu verhüten, dass sie Ihnen Verdruss bereiten! Um diese Gnade flehe ich zu Gott.

Es diene Euerer Wohlehrwürden zur Kenntnis, dass ich, als ich mich nach Veas begab, zuvor genau mich erkundigte, ob diese Stadt nicht zu Andalusien gehöre; denn ich hatte nie den Gedanken, dorthin zu gehen [weil ich voraussah, dass es mir bei jenem Volke nicht gut gefallen werde]. Nun aber ist die Sache so, dass Veas zwar nicht zu Andalusien, aber doch zur Ordensprovinz gleichen Namens gehört. Ich erfuhr dies erst mehr als einen Monat nach der Stiftung des Klosters. Weil ich mich aber mit meinen Nonnen schon dort befand, so hielt ich es nicht für gut, dieses Kloster wieder aufzugeben. Dies war zum Teil auch die Ursache meiner Reise hierher. Wenn ich aber Euerer Wohlehrwürden schrieb, so war mein Hauptgrund der, Sie über die misslichen Verhältnisse aufzuklären, in denen sich unsere Brüder befinden. Denn obwohl sie ihre Angelegenheit zu rechtfertigen wissen und ich auch an ihnen nichts anderes wahrnehme, als dass sie wahre Söhne Euerer Wohlehrwürden sind und das Verlangen haben, Ihnen keinen Verdruss zu bereiten, so kann ich doch nicht umhin, ihnen einige Schuld beizulegen. Sie scheinen jetzt selbst einzusehen, dass es besser gewesen wäre, einen anderen Weg einzuschlagen, um Euere Wohlehrwürden nicht zu betrüben.

Ich hatte einen heftigen Disput mit ihnen, besonders mit Pater Mariano, der eine große Gewandtheit besitzt; Gracián aber ist wie ein Engel. Wäre dieser allein gewesen, so würden sich die Dinge anders gestaltet haben. Er ist nur auf Befehl des Paters Balthasar hierher gekommen, der damals Prior in Pastrana war. Ich versichere Sie, dass Sie sich freuen würden, ihn unter ihre Söhne zählen zu dürfen, wenn Sie ihn kennen würden. Denn ich weiß, dass er es ist; übrigens ist auch Pater Mariano Ihr Sohn.

Dieser letztere ist ein tugendhafter, der Bußstrenge ergebener Mann und hat sich durch seine vortrefflichen Eigenschaften die Achtung aller erworben. Euere Wohlehrwürden dürfen sicher überzeugt sein, dass nur der Eifer für die Ehre Gottes und das Wohl des Ordens ihn geleitet haben. Indessen war, wie schon erwähnt, sein Eifer übermäßig und ohne die nötige Umsicht. Dass er aus Ehrsucht gehandelt, finde ich nicht. Allein der Teufel bringt, wie Euere Wohlehrwürden selbst sagen, Verwirrung in diese Angelegenheiten, und so lässt sich jener Pater zu manchen Worten hinreißen [deren Tragweite er nicht voraussieht]. Ich habe selbst mehrmals solche Worte von ihm hören müssen; weil ich aber weiß, dass er ein tugendhafter Mann ist, so gehe ich darüber hinweg. Würden Euere Wohlehrwürden alle Entschuldigungen hören, die er [vorbringt], so würden Sie damit zufrieden sein. Dieser Tage sagte er mir, er werde keine Ruhe finden, bis er sich Ihnen zu Füßen werfen könne.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, wie diese beiden Väter mich gebeten haben, an ihrer Stelle Ihnen zu schreiben und Sie zu entschuldigen; denn sie selbst wagen es nicht. Dies habe ich schon getan, und somit will ich hier nichts weiter sagen, als was ich für meine Pflicht erkenne.

Mögen Euere Wohlehrwürden um der Liebe unseres Herrn willen glauben, dass ich alle Unbeschuhten miteinander für nichts hielte, wenn sie nur im mindesten durch ihren Ungehorsam Sie betrüben würden. Dies ist in Wahrheit so, und ich würde es als Beleidigung meiner eigenen Person ansehen, wenn man Euerer Wohlehrwürden irgendeinen Verdruss verursachte. Diese Väter haben meine Briefe nicht gesehen und werden sie auch nicht zu sehen bekommen. Doch habe ich dem Pater Mariano gesagt, ich wisse, dass Sie Nachsicht mit ihnen haben werden, wenn sie sich gehorsam erzeigten. Pater Gracián ist nicht hier. [Der Nuntius hat ihn, wie ich Euerer Wohlehrwürden schon schrieb, zu sich berufen.] Seien Sie überzeugt, dass ich beide nie mehr sehen noch auch hören wollte, wenn ich sie ungehorsam fände. Ich aber kenne keine so gehorsame Tochter Euerer Wohlehrwürden, wie diese sich Ihnen als gehorsame Söhne erzeigen.

Gestatten Sie jetzt, dass ich Ihnen meine Ansicht sage; und wenn es eine Torheit von meiner Seite ist, so verzeihen Sie mir! Was die Exkommunikation betrifft, so verhält es sich, wie Pater Gracián von Madrid aus an Pater Mariano schrieb, also: Der Provinzial, Pater Angelus, sagte zu Pater Gracián, er könne ihn nicht im Kloster behalten, da er exkommuniziert sei; deshalb begab sich dieser in das Haus seines Vaters. Als dies der Nuntius erfuhr, ließ er den Pater Angelus rufen, machte ihm heftige Vorwürfe und erklärte ihm, dass es eine Beschimpfung seiner Person sei, wenn man jene, die auf sein Geheiß sich hier befänden, für exkommuniziert betrachte; wer dies behaupte, den werde er strafen. Sogleich begab sich Pater Gracián in das Kloster; er ist noch dort und predigt in der Hauptstadt.

Mein Vater und Herr, es ist jetzt nicht am Platze, gegen diese Männer in solcher Weise vorzugehen. Dieser Pater Gracián hat einen Bruder, der als Sekretär des Königs in dessen Nähe und bei ihm sehr beliebt ist. Der König selbst hat, wie ich erfahren habe, [nichts dagegen, dass die Reform Fortschritte macht]. Die beschuhten Väter sagen selbst, sie wüßten nicht, wie Euere Wohlehrwürden gegen so tugendhafte Männer auf diese Weise verfahren mögen; sie wollten gerne mit den »Beschaulichen« verkehren; allein sie würden daran gehindert durch die Exkommunikation, die Euere Wohlehrwürden verhängt. [Doch diese Leute bleiben nicht beim Worte.] Vor Ihnen spricht man so, hier spricht man wieder anders. Sie gehen zum Erzbischof und sagen ihm, dass man nicht strenge vorzugehen wage, da man sich sogleich an Euere Wohlehrwürden wenden würde. Es sind dies sonderbare Leute. Ich, mein Herr, erfahre alles, das eine wie das andere, und unser Herr weiß, dass ich die Wahrheit rede; denn ich habe die Überzeugung, dass die Unbeschuhten Ihre gehorsamsten Söhne sind und sein werden. Euere Wohlehrwürden sehen nicht, was hier vorgeht; ich aber sehe es und sage es, weil ich Ihre Heiligkeit kenne und weiß, wie sehr Sie die Tugend lieben.

[Unserer Sünden wegen liegen die Angelegenheiten des Ordens hierzulande so, dass ich, nachdem ich dies gesehen, unsere Brüder in Kastilien noch für sehr gut halte. Seitdem ich hier bin, hat sich sogar eine sehr peinliche Sache zugetragen. Die Polizei fand nämlich zwei Ordensmänner in einem Hause, das in keinem guten Rufe stand, und führte sie öffentlich ins Gefängnis, was sehr zu tadeln war. Über menschliche Schwachheiten entsetze ich mich nicht, aber ich wünschte, man sähe mehr auf die Ehre. Dies geschah, seitdem ich an Euere Wohlehrwürden geschrieben. Man sagt jedoch, es sei gut, dass man diese Leute ertappt habe.]

Einige der Beschuhten kamen zu mir, um mich zu besuchen. Diese scheinen mir gut zu sein, vor allem der Prior, der ein sehr ausgezeichneter Mann ist. Er kam, um sich die Vollmachtsbriefe zeigen zu lassen, kraft welcher ich hier die Stiftung vorgenommen habe. Er hätte gerne eine Abschrift davon mitnehmen mögen, [allein ich bat ihn, keinen Prozess anhängig zu machen]. Er erkannte wohl, dass ich die Stiftung rechtmäßig vornehmen konnte. Denn in dem letzten Briefe, den Euere Wohlehrwürden mir nach der Ankunft der Visitatoren in lateinischer Sprache zusandten, gaben Sie mir die Erlaubnis, allerorts Stiftungen vorzunehmen. So werden die Worte des Briefes von den Gelehrten verstanden, da Euere Wohlehrwürden weder ein bestimmtes Kloster noch ein Königreich bezeichnen, noch überhaupt eine bestimmte Grenze festsetzen, sondern einfach sagen »allerorts«. Dazu erteilen Sie mir noch den besonderen Auftrag, Klöster zu gründen, der mich veranlasste, mich mehr anzustrengen, als meine Kräfte es erlaubten; denn ich bin schon alt und sehr ermüdet. Doch dies alles achte ich nicht, auch nicht die Mühseligkeiten, die ich im Kloster der Menschwerdung ausstehen musste. [Ich bin nie gesund gewesen und hatte auch nicht den Wunsch, es zu sein, was das Verlangen betrifft, von dieser Verbannung befreit zu werden, so war es freilich sehr lebendig, weshalb] mir der Herr alle Tage größere Gnaden erweist. Er sei gepriesen für alles!

Was die Brüder betrifft, die man aufgenommen, so habe ich mit Pater Mariano darüber schon gesprochen. Er erwiderte mir, dass dieser Pater Piñuela sich hinterlistigerweise mit dem Habit der Unbeschuhten habe bekleiden lassen, er sei nach Pastrana gegangen mit der Behauptung, Vargas, der Visitator von Andalusien, habe ihn eingekleidet. Später habe sich herausgestellt, dass er den Habit selbst genommen. Man geht schon lange davon um, ihn auszustoßen, und so wird es sicher auch geschehen. Der andere ist nicht mehr bei den Unbeschuhten.

Die Klöster wurden auf Befehl des Visitators Vargas gegründet kraft der ihm eigenen apostolischen Vollmacht. Denn hier hält man bei der Reform des Ordens die Gründung von Klöstern der Unbeschuhten für die Hauptsache. Darum gab auch der Nuntius in seiner Eigenschaft als Reformator dem Pater Anton von Jesu die Vollmacht, Klöster zu errichten. Dieser Pater aber handelte vernünftiger [als Vargas], da er nichts unternahm, ohne vorher Euere Wohlehrwürden um die Erlaubnis hiezu gebeten zu haben. Und wenn Theresia von Jesu in Andalusien gewesen wäre, so hätte man vielleicht besser auf diesen Punkt geachtet. Denn man verhandelte in der Tat nie über die Errichtung eines Klosters ohne die Zustimmung Euerer Wohlehrwürden, sonst wäre ich mit aller Entschiedenheit dagegen aufgetreten. In dieser Beziehung ging Pater Petrus Fernández, der Visitator von Kastilien, sehr taktvoll zu Werke, und ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er darauf achtete, Euere Wohlehrwürden in keiner Weise zu betrüben.

Der Visitator von Andalusien dagegen hat diesen Vätern so viele Vergünstigungen und so weitgehende Vollmachten erteilt und sie noch dazu gebeten, von ihnen Gebrauch zu machen, dass Euere Wohlehrwürden bei ihrer näheren Kenntnis einsehen würden, dass jene keine so große Schuld trifft. Sie sagen auch, dass sie trotz inständiger Bitten den Pater Kaspar sowie andere nie hätten aufnehmen noch in ein Freundschaftsverhältnis mit ihm treten wollen. Das Kloster aber, das sie dem Orden entzogen, hatten sie ihm bald wieder zurückgegeben. Und so bringen sie gar vieles zu ihrer Entschuldigung vor, woraus ich ersehe, dass sie nicht böswillig verfahren sind. Wenn ich aber die großen Leiden, die sie erduldet haben, und die Bußwerke, die sie üben, betrachte und sie als wahre Diener Gottes erkenne, so tut es mir wehe, sehen zu müssen, dass Euere Wohlehrwürden ihnen Ihr Wohlwollen entziehen.

[Die Klöster sind gegründet worden durch den Visitator, der dorthin Ordensmänner gesendet und ihnen mit den strengsten Vorschriften angeordnet hat, ihre Weisungen nicht außer acht zu lassen. Der Nuntius hat dem Pater Gracián Vollmachtsbriefe erteilt, um Ordnung zu schaffen, und ihn beauftragt, über die Klöster der unbeschuhten Karmeliten zu wachen. Euere Wohlehrwürden sagen selbst, dass man sich an das halten müsse, was die Visitatoren vorschreiben, und wie Sie wissen, gibt der Papst denselben Auftrag im Breve, das sie von ihrem Amte entbindet. Auch begreife ich nicht, wie man jetzt alles vernichten will. Und das ist nicht alles: wir haben, sagt man, in unserer Konstitution einen Satz, der dieser Vorschrift entspricht und die Weisung gibt, dass in jeder Provinz Klöster der Reform sein sollten. Wenn der ganze Orden diesen Artikel beobachten soll, dann begreift man hier dieses Vorgehen nicht. Was diese Ordensmänner betrifft, so werden sie als Heilige angesehen, welchen Grad der Tugend sie auch erreicht haben, und sie sind in der Tat rechtschaffene Männer, die ein Leben der strengsten Zurückgezogenheit führen. Es befinden sich unter ihnen Personen von hoher Abkunft, die sich dem Gebetsleben widmen. Mehr als zwanzig unter ihnen haben die Hochschule besucht, oder wie man das nennt, ich weiß es nicht, die einen hörten die Vorlesungen des kanonischen Rechtes, die anderen der Theologie und sie sind sehr begabt.]

In diesem Kloster [zu Sevilla] und in jenen zu Granada und Peñuela sind, wie ich gehört zu haben glaube, zusammen mehr als siebzig. Ich weiß nicht, was aus all diesen Ordensmännern werden soll und auch aus dem Rufe, den sie vor aller Welt genießen, denn man betrachtet sie als Heilige. Und wenn man gegen sie strenge vorgehen wird, dann werden wir es vielleicht alle bitter entgelten müssen. Überdies stehen sie beim König in hohem Ansehen, und der Erzbischof von hier sagt, dass sie allein wahre Ordensmänner seien. Wenn sie jetzt die Reform verlassen sollten, weil Euere Wohlehrwürden sie nicht dulden wollen, so geht das nicht an. Glauben Sie mir, dass man Ihnen da nicht beipflichten werde, wenn Sie dafür auch die wichtigsten Gründe von der Welt hätten. Denn diese Brüder wollen weder selbst Ihrer Obhut entzogen werden, noch wäre dies von seiten Euerer Wohlehrwürden recht, noch würde unserem Herrn ein Dienst erwiesen werden. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Seiner Majestät und vergessen Sie als wahrer Vater das Geschehene! Bedenken Sie, dass Sie ein Diener der seligsten Jungfrau sind und dass es diese beleidigen müsste, wenn Sie jene von Ihrer Obhut ausschließen würden, die mit ihrem Schweiße ihren Orden verbreiten wollen. Die Angelegenheiten stehen nun so, dass eine ernstliche Überlegung notwendig ist…

78. Brief - An Doña Agnes Nieto in Madrid

Sevilla, am 19. Juni 1575

Dank für ein Bild, das Doña Agnes ihr geschenkt.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei immerdar mit Ihnen!

Ich habe die Wohltat nicht vergessen, die Sie mir mit dem Bilde unserer Lieben Frau erwiesen, es ist sehr gut und gefiel Herrn Albornoz überaus. Und so bitte ich Sie, es dem Abgesandten des Paters Gracián zu übergeben, der ihn beauftragen wird, es mir sicher zu überbringen.

Ich habe nach bestem Vermögen gebeten, dass man Ihren und des Herrn Albornoz Wunsch erfülle; da ich in so weiter Ferne mich befinde, so weiß ich nicht, ob man die Angelegenheit, von der Sie mir nach Valladolid geschrieben, weiter behandelt. Ich bin, Gott sei Dank, gesund, und es geht mir gut in dieser Gegend, wohin der Gehorsam mich gerufen hat. Ich wünsche sehr, dass auch Sie gesund seien und immer mehr voranschreiten auf dem guten Wege im Dienste des Herrn.

Möge es Seiner Majestät gefallen, dass Sie im Guten erstarken und vom Getümmel des Hoflebens befreit werden, wenn auch den, der Gott liebt, nichts stört! Heute ist der 19. Juni.

Kloster zum glorreichen heiligen Joseph in Sevilla.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

79. Brief - An Anton Gaytán, Edelmann in Alba

Sevilla, am 10. Juli 1575

Die Klosterstiftungen zu Sevilla und Caravacci.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein guter Stifter! Bis gestern war der Maultiertreiber noch nicht angekommen. Gott gebe, dass ihn der Lizentiat hierher sendet! Denn er hat es mir fest versprochen. Ich werde ihn wieder daran erinnern, da es mir viele Sorge gemacht hat. In dem Pakete sende ich der Priorin ein Geldstück und lasse ihr sagen, sie möge das übrige daraufzahlen. Jetzt sind wir reich, und es hat uns wahrlich nie etwas gefehlt, wenn nicht damals, als ich ein sehr großes Verlangen trug, etwas zu besitzen, nämlich bei Ihrer Abreise.

Der Erzbischof kam zu uns und gewährte alles, was ich verlangte. Er gibt uns auch Getreide und Geld und erweist sich uns gegenüber sehr gnädig. Man bittet uns, das Kloster und die Kirche von Bethlehem anzunehmen; ich weiß jedoch nicht, was wir tun werden. Die Angelegenheit geht bis jetzt gut voran, die Nonnen mögen darum ohne Sorge sein. Sagen Sie es ihnen sowie auch meiner Schwester, der ich nicht schreiben will, bis ich ihr eine gute Nachricht von den Brüdern melden kann. Unterlassen Sie nicht, uns zu schreiben; denn Sie wissen, welchen Trost uns das gewährt.

Ich bin gesund, ebenso sämtliche Schwestern und die Priorin. Es herrscht jetzt eine ziemlich große Hitze, doch ist sie leichter zu ertragen, als die Sommerhitze in der Herberge von Albino, da wir ein Sonnendach im Hofe haben, das uns gut zustatten kommt.

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass die Erlaubnis für die Stiftung in Caravaca in derselben Weise gegeben wurde wie für die Stiftung in Veas. Da Sie Ihr Wort gegeben haben, so sorgen Sie auch für ein Mittel, um dieses Werk gut zu Ende zu führen. Ich versichere Sie, dass es mit der Stiftung nicht vorwärtsgehen wird, wenn nicht die Klosterstifter die Nonnen von Segovia holen. Wir können nichts tun, bis wir sehen, wie die Verhandlungen bei Hof ausgehen. Unser guter Freund, Don Teutonio, nimmt sich um die Angelegenheit sehr eifrig an, und wie es scheint, geht alles gut voran. Empfehlen Sie dieses Anliegen Gott und beten Sie für mich! Melden Sie der Mutter Priorin, der Thomasina und [der Schwester] vom heiligen Franziskus meine Empfehlungen!

Schreiben Sie mir, wie Sie unser kleines Ungeziefer und Ihre Haushälterin angetroffen haben und ob Ihr Haus schon eingefallen ist. Meine Empfehlungen an alle, an die Sie es für gut finden. Gott sei mit Ihnen! Ich habe ein großes Verlangen, Sie zu sehen, wenn ich dabei auch große Beschwerden auf mich nehmen muss. Seine Majestät mache Sie so heilig, wie ich sie darum bitte!

Heute ist der 10. Juli.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Nachdem der Nuntius zu Madrid den Brief gelesen hatte, in dem ich ihn um einige Religiosen bat, sagte er, dass er keineswegs die Absicht habe, diese Bitte zu gewähren. Besuchen Sie um der Liebe Gottes willen die Frau Marquise und ihre Schwestern sowie auch die Doña Mayor.

80. Brief - An König Philipp II. in Madrid

Sevilla, am 19. Juli 1575

Bittgesuch an den König um dessen Vermittlung zur Errichtung einer eigenen Provinz für die unbeschuhten Karmeliten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Majestät!

Als ich in größter Betrübnis die Angelegenheiten des heiligen Ordens unserer Lieben Frau unserem Herrn empfahl und die große Gefahr erwog, es möchte das von Gott begonnene Werk der Reform wieder vereitelt werden, da kam mir der Gedanke, es sei das beste Mittel zu unserer Rettung, wenn Euere Majestät davon Kenntnis erhielten, auf welches sichere Fundament endlich dieses Gebäude gegründet werden könne, damit dadurch auch die beschuhten Karmeliten gefördert werden würden.

Ich lebe bereits vierzig Jahre in diesem Orden, und wenn ich alles erwäge, so sehe ich klar, dass der Orden großen Schaden leiden wird, wenn nicht in kürzester Zeit für die unbeschuhten Karmeliten eine eigene Provinz errichtet wird; und ich halte es für unmöglich, dass ohne diese Errichtung die Reform Fortschritte machen kann. Weil nun dies in der Macht Euerer Majestät liegt und weil ich sehe, dass die seligste Jungfrau, unsere Liebe Frau, Euere Majestät zum Beschützer und Förderer ihres Ordens hat auserwählen wollen, darum habe ich es gewagt, diese Schritte zu tun und Euere Majestät um der Liebe unseres Herrn und seiner glorreichen Mutter willen zu bitten, Sie möchten die Anordnung treffen, dass wir eine gesonderte Provinz bilden sollen; denn dem Teufel liegt sehr viel daran, dies zu verhindern, so dass er nicht wenige Unzukömmlichkeiten vorspiegelt, obwohl nichts zu befürchten, sondern in jeder Hinsicht nur Gutes zu erwarten ist.

Es wäre uns sehr gedient, wenn bei diesem Anfange einem unbeschuhten Karmeliten, Gracián mit Namen, das Vorsteheramt übertragen würde. Ich habe ihn erst unlängst kennengelernt; ist er auch noch jung, so haben mich doch die ausgezeichneten Gaben, die unser Herr diesem Manne verliehen, und die großen Werke, die Gott durch ihn zum Heile vieler vollbracht hat, gar sehr zum Lobe des Herrn gestimmt. Und daher habe ich die Überzeugung, Gott habe ihn zu einer ganz besonderen Stütze unseres Ordens erwählt. Unser Herr möge die Angelegenheiten so leiten, dass Euere Majestät sich bewogen fühlen, dem Herrn diesen Dienst zu erweisen und die diesbezüglichen Anordnungen zu treffen!

Für die Gunst, die Euere Majestät mir durch die Erlaubnis zur Gründung des Klosters in Caravaca erwiesen haben, entbiete ich Ihnen meine dankbare Verehrung, (küsse ich Ihnen vielmals die Hand). Um der Liebe Gottes willen bitte ich Euere Majestät, mir meine Vermessenheit verzeihen zu wollen; denn ich erkenne, dass sie sehr groß ist. Wenn ich aber bedenke, dass der Herr die Armen erhörte und Euere Majestät seine Stelle vertreten, so glaube ich nicht, dass Sie meine Bitten ungnädig aufnehmen werden. Gott verleihe Euerer Majestät einen solchen Frieden und so viele Lebensjahre, als ich ihn darum bitte und das Wohl der Christenheit es erfordert!

Heute ist der 19. Juli.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

81. Brief - An Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Sevilla, am 12. August 1575

Die Ankunft ihrer Brüder Laurentius und Petrus in Sanlúcar de Barrameda.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine liebe Freundin, und schenke Ihnen Freude an Ihren Brüdern, die schon in Sanlúcar angekommen sind!

Heute hat der Kanonikus Cueva y Castilla einen Brief von ihnen erhalten, worin sie ihn ersuchten, dem Herrn Johann de Ovalle in Alba und mir in Ávila Mitteilung zu machen; sie glaubten nämlich, dass ich mich dort befinden würde. Ich denke mir, sie werden sich sehr freuen, mich hier zu treffen; allein die Freuden dieses Lebens sind alle mit Bitterkeit vermengt, damit wir uns nicht in sie versenken.

Es diene Ihnen zur Nachricht, dass der gute Hieronymus de Cepeda in Nombre de Dios wie ein Heiliger gestorben ist. Es werden nur Laurentius de Cepeda und Petrus de Ahumada kommen, dessen Frau, wie man mir berichtete, auch gestorben ist. Über diesen Todesfall kann ich nicht trauern; denn ich kannte ihre Lebensweise. Sie hatte sich schon seit langem dem innerlichen Gebete ergeben, und so war auch ihr Tod derart, dass nach dem Berichte dessen, der mir diese Mitteilung machte, alle darüber voll Staunen waren. Auch einen Knaben hat Laurentius durch den Tod verloren, weshalb er nur drei und die kleine Theresia mitbringt. Sie sind, Gott sei Dank, wohlbehalten angekommen. Ich schreibe heute an sie und sende ihnen einige Kleinigkeiten.

Binnen zwei oder drei Tagen werden sie, wie man mir sagt, hier ankommen. Ich glaube, dass sie sich freuen, wenn sie mich so in der Nähe antreffen. Ich bewundere die Fügungen Gottes, dass er mir jene, die mir so weit entfernt zu sein schienen, eben jetzt hierher führt. Ich schrieb heute an unseren Vater Gracián nach Madrid, und auf diesem ganz sicheren Wege geht auch dieser Brief, damit Sie diese Nachricht bald erhalten. Weinen Sie nicht um den, der im Himmel ist, sondern danken Sie dem Herrn, dass er die anderen hergeführt hat.

Nach meiner Ansicht soll sich Herr Johann de Ovalle nicht auf den Weg machen, bis ich mit meinem Bruder gesprochen habe. Fürs erste ist jetzt die Hitze hier sehr groß, und dann weiß ich nicht, ob mein Bruder nicht Geschäfte hat, die ihn lange in Sevilla zurückhalten. Ist dies der Fall, dann wird er vielleicht wünschen, dass auch Sie mit Ihrem Manne kommen, um dann zusammen heimzukehren. Ich werde dem Herrn Johann de Ovalle bald wieder schreiben und ihm sagen, dass ich sein Erscheinen verhindert habe und er erst dann kommen solle, wenn die Hitze etwas nachgelassen hat. Sagen Sie ihm meine besten Grüße und bitten Sie ihn, diesen Brief auch als an ihn geschrieben zu betrachten.

Auch teile ich Ihnen mit, dass dem Pater Gracián die Amtsgewalt über alle unbeschuhten Brüder und Nonnen sowohl in Andalusien als auch in Kastilien übertragen worden ist. Ein größeres Glück hätte uns nicht zuteil werden können. Er ist ein Mann, wie ihn Herr Anton Gaytán geschildert hat. Diesem sagen Sie von mir viele Grüße. Auch er möge diesen Brief als an ihn geschrieben betrachten; denn ich kann nicht mehr schreiben. Auch lasse ich der Mutter Priorin und allen Schwestern, in deren Gebete ich mich angelegentlich empfehle, meine Grüße übermitteln. Besuchen Sie in meinem Namen die Marquise und sagen Sie ihr, dass ich gesund bin. Übermitteln Sie der Doña Mayor meinen Glückwunsch zur Ankunft des Herrn Petrus de Ahumada, der, wie ich glaube, ihr sehr ergeben war. Viele Grüße an alle Schwestern. Senden Sie der Priorin von Salamanka diese Neuigkeiten und teilen Sie ihr mit, dass der Herr schon wieder eine andere Schwester zu sich genommen hat.

Seine Majestät erhalte Sie mir, meine Gebieterin! Ich verspreche Ihnen, ausführlicher zu schreiben, um Ihnen einige Gründe zu sagen, damit Sie ruhig und fröhlich sein können.

Heute ist der 12. August.

Den beiliegenden Brief, den ich jetzt schrieb, damit Sie ihn weitersenden, habe ich mit dem Datum 10 bezeichnet, und heute ist, wie ich glaube, der 12., der Tag der heiligen Klara. Sollte Pater Gracián zu Ihnen kommen, so werde ich alle Liebe und Freundlichkeit, die Sie ihm entgegenbringen, als mir erwiesen betrachten.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

82. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, 28. August 1575

Ankunft der Brüder der Heiligen aus Indien. Tugend des Don Laurentius de Cepeda. Angelegenheiten des Klosters Medina del Campo sowie einiger Nonnen. Wertschätzung des Paters Gracián. Über den Weg der Vollkommenheit. Geistliche Ratschläge.

Jesus sei mit Ew. Ehrwürden, meine Tochter! Es ist sonderbar, dass außer Ihren Briefen mich fast alle anderen (ich rede nicht von den Briefen der Beichtväter) langweilen und noch mehr deren Beantwortung; bei Ihnen aber ist mir das eine wie das andere angenehm. Besonders tröstet es mich, dass Sie, wie Sie sagen, sich gesünder fühlen. Gott sei in allem gepriesen!

Sie werden schon erfahren haben, dass meine Brüder mit den letzten Schiffen ankamen. Laurentius de Cepeda ist mir vor allen anderen lieb; ich sage Ihnen, er verdient, wenn er auch nicht mein Bruder wäre, schon ob seiner Tugend und seines Eifers im Dienste Gottes meine Liebe. Er ist eine sehr edle Seele. Zwar kam er sehr schwach an, doch er wird sich wieder erholen. Gottes Vorsehung hat es gefügt, dass ich hier bin; darob freut er sich immer wieder. In vielen Dingen bin ich ihm geworden… Kurz und gut, ich ertrage es viel leichter. Theresia mag acht Jahre zählen, sie ist sehr reizend und liebenswürdig.

Er will den Winter über hierbleiben, um sich nicht von mir trennen zu müssen. Ich habe angeordnet, dass meine Schwester und ihr Gemahl zu ihm kommen und in seinem Hause Wohnung nehmen, wenn er sich nach Madrid begibt, was er unbedingt tun muss. Er hat hinreichende Mittel, um gut leben zu können, und fühlt Überdruss an allen Dingen. Seine Freude wäre die Einsamkeit. Gott schenkt ihm viele Gnaden. Beten Sie in Ihrem Kloster für ihn, dass Gott ihm ein ruhiges Plätzchen schenke… Ich will nun Ihren Brief beantworten, den ich… Es sind viele Briefe angekommen, die der Beantwortung harren, besonders von Medina.

Dieses Haus hat mir von jeher Sorge gemacht, und jetzt hat man sich an Asensio gewandt, er möchte die größere Kapelle nehmen, damit Doña Helene ihr Haus zu einer Kirche gestalte. Wir sind ihr zu vielem Dank verpflichtet, und es wäre für die Nonnen so notwendig, jenen Chor zu verlassen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll; wer hat den Nonnen in den Kopf gesetzt, sich in die Angelegenheiten fremder Häuser einzumischen?

Wenn auch Ew. Ehrwürden auf Ihr Haus sehr stolz sind, so möchte ich Ihnen doch sagen, dass man jene Nonne, von der Sie soviel zu reden wissen, nicht zurückhalten könne, wenn sie dort sich zurechtgefunden hat; denn was geschehen ist, ist von weit größerer Bedeutung. Seien Sie nicht so spitzfindig. Es genügt, wenn Sie sich um Ihr eigenes Haus kümmern. Sie würden großen Schaden stiften, wenn sie jene zurückhielten.

Seien Sie überzeugt, dass diese Rücksichten wenig Wert haben, wo es sich um den Gewinn vieler Seelen handelt. Wenn man sie dorthin schickt, wo man sie nicht kennt, so ist alles in Ordnung.

Glauben Sie ja nicht, dass sie überall alles findet, was sie sucht; es gäbe an manchen Orten keine Nonnen, wenn man soviel Rücksicht nähme. Im Anfang (der Gründungen) und aus finanziellen Gründen muss man bisweilen Nachsicht haben, wie es im Kloster zu Ávila und überall geschehen ist, und auch bei Ihnen muss man so handeln, sonst würden Sie keine Nonnen bekommen. Wenn ich es anfangs gewusst hätte, so hätte ich sie nicht aufgenommen; aber jetzt lässt sich nichts mehr ändern. Es war nicht gut, die anderen zu beunruhigen, ohne es mich wissen zu lassen. Sie wussten doch, dass ich sie aufgenommen habe, und es ist klar, dass ich mir bewusst war, dass Sie damit über die herkömmliche Zahl hinauskommen. Haben Sie kein Bedenken, dass es an einem Kloster fehle, wohin Sie diese schicken können.

Es ist doch sonderbar, dass Sie meinen, alles zu wissen, und dabei vorgeben, demütig zu sein. Sie haben nur Ihr eigenes Haus im Auge und nicht das, was für alle Häuser wichtig ist. Das ist der Anfang zur Unruhe und die Gefahr, alles zugrunde zu richten. Ich wollte diese Nonne nicht dorthin schicken, sondern eine Verwandte des Paters Olea, die nun nicht mehr gehen will. Es würde sich gut ausnehmen, ein Geschäft vornehmen zu müssen und darauf zu bestehen, um dann so hartnäckig zu sein, wie noch nie eine Priorin noch auch eine der übrigen Schwestern mir gegenüber war. Ich gestehe Ihnen, daran würde die Freundschaft in Brüche gehen.

Wissen Sie, es missfällt mir, wenn Sie meinen, niemand könne die Verhältnisse so überblicken wie Sie. Dies hat, wie ich sagte, darin seinen Grund, dass Sie nur Einblick in Ihr eigenes Haus haben und sich nicht… kümmern um das Wohl der vielen anderen. Es genügt nicht, dass Sie großmütig sind, Sie müssen auch den anderen zeigen, dass Sie so sind. Vielleicht ist sie heiliger als jede andere. Ich weiß nicht, wie man sich auf seinen vermeintlichen Geist so viel einbilden kann. Wenn Sie scheu würden, wie es hier steht, wenn man ein Amt inne hat oder Verkäufe machen muss, und wie die Schwestern mit großer Demut über sich selbst denken, Sie würden staunen. Es ist gut, alles im Auge zu behalten, aber nicht soviel Wesens daraus zu machen. Niemand wird es mir begreiflich machen können, dass dies von Demut kommt. Ich weiß nun, dass ich die ganze Schuld habe, da ich mir von ihm nicht Aufschluss geben ließ, wie sie sei. Da er mir schon eine ausgezeichnete Nonne gegeben hat, so glaubte ich, dass diese auch so sei. Alles hat sich zum Guten gewendet; denn sicher verdanken wir ihm viel.

… die Freundschaft, die mich mit ihm verbindet, so dass er sich wundern würde über das, was vorgeht. Ich konnte nicht anders handeln, und ich bereue es auch nicht. Wenn Sie an ihm Fehler finden, so kommt dies entweder daher, dass Sie ihn selber in der Nähe haben oder weil Sie wenig mit ihm verkehren. Ich sage Ihnen, dass er ein Heiliger, ein wenig unternehmungslustig, aber sehr bedächtig ist. Ich habe darüber schon meine Erfahrung, und in seine Obhut muss man mehr als Bücher geben. Er sagt, dass ich unter seiner Leitung nicht mehr an meinen Vater Pater Damian denke. Der Grund ist, weil der eine so verschieden ist vom anderen, dass … eine Freundschaft, die nur auf das Heil der Seele abzielt. Man verkehrt mit ihm wie mit einem Engel, und er ist es auch und war es immer. Und - wem auch der genannte Pater ebenso veranlagt ist, so weiß ich doch nicht, woher die Versuchung gekommen ist, dass ihr Einfluss so ganz verschieden ist. Gepriesen sei Gott, dass es ihm besser geht! Sagen Sie ihm meine Empfehlungen.

O welche Behandlung wird ihm von jener zuteil, die da sagt, dass es ihr dort schlimmer geht als mir! Ich sehe wohl ein, dass dies nur Befürchtungen von mir sind, Befürchtungen, er möchte die hl. Freiheit verlieren. Indessen weiß ich sicher, dass ich mir, falls es keine Undankbarkeit ist, nichts daraus machen würde, wie es mir auch nicht nahe geht, dass er sich jetzt dort befindet. Wissen Sie, seit ich dort war, erfreue ich mich einer größeren Sicherheit als damals, als er in meiner Nähe war. Es hat mir Vorteil gebracht und jeden Tag… denn diese Freundschaft gibt, wie ich sagte, mehr Freiheit. Es ist etwas ganz anderes, wenn ein Freundschaftsband nicht vom eigenen Willen kommt, sondern aus der Erkenntnis, dass man, wie schon erwähnt, den Willen Gottes vollzieht.

Warum sagen Sie mir nicht, ob das kleine Buch dem gefallen, der sagte, es sei das große gut gewesen. Geben Sie mir an, was weggelassen werden soll. Ich habe mich sehr gefreut, dass man sie nicht verbrannte, und ich würde mich freuen … vielen Seelen Nutzen schafft als mir. Denn was will ich denn sonst? Ich suche die Ehre meines Herrn, dass viele ihn verherrlichen, und es war gewiss mein Wunsch, dass man meine Armseligkeit kennenlerne.

Eines was mich hier zufrieden macht und es noch mehr machen soll, besteht darin, dass ich hier nicht wie dort jenem Schein der Heiligkeit ausgesetzt bin! Das lässt mich leben und handeln, ohne fürchten zu müssen, dass eines Tages dieses Luftschloß über mir zusammenstürzt.

Es würde mich indes betrüben, wenn es in anderer Beziehung schlimmer stünde. Grüßen Sie ihn vielmals. Ich sage Ihnen, dass es mich hart ankommt, dass ich ihm nicht schreiben kann. Er möge keine Furcht haben, dass jemand die Freundschaft störe, die mich soviel gekostet hat. Bezüglich der Angelegenheit der Katharina von Jesu wird Pater Gracián schon dort gewesen sein. Ich schrieb ihm, er möchte sie sich genau ansehen, und Ew. Ehrwürden werden mit ihm gesprochen haben.

Es gereicht mir zum größten Trost, dass er Rechenschaft gibt … Heute ist das Fest des hl. Augustin; damit Sie nicht das Datum suchen, füge ich es nochmal an.

Es will eine Kandidatin eintreten, die reich und fromm ist. Wenn sie eintritt, werden wir sogleich darangehen, ein Haus zu suchen. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass viele der hiesigen Schwestern sticken; jene, die eben eintrat, hat sehr geschickte Hände.

Ew. Ehrwürden

Theresia von Jesu, Karmelitin

Haben Sie acht, diese Heftchen wohl zu verwahren. In einigen stehen gute Anweisungen bezüglich der Profeß sowie auch, wie man sich bei Versuchungen zu verhalten hat. Lassen Sie diese meine Casilda lesen! Schicken Sie diesen Brief wohlverwahrt an Doña Guiomar; denn ich darf immer Briefe schreiben, und sie verschwinden wieder, und dann beklagt man sich… der Subpriorin… vom Kreuze wollen Sie mitteilen, dass ich viele Briefe schreiben musste, weshalb ich ermüdet bin…

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria Baptista.

83. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Kastilien

Sevilla, am 27. September 1575

Das diesem Pater durch den Nuntius übertragene Amt eines Visitators.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater! Weil Euere Paternität wahrscheinlich schon auf dem Wege hierher sein werden und dieser Brief Sie nicht mehr in Madrid antreffen wird, so will ich mich kurz fassen. Gestern war der Provinzial der beschuhten Karmeliten mit einem Magister bei uns. Bald darauf kam auch der Prior, und etwas später ein anderer Magister. Tags zuvor war Pater Kaspar Nieto da. Ich finde sie alle bereit, Euerer Paternität Gehorsam zu leisten und Ihnen bei Abstellung jedweden Missbrauches behilflich zu sein, wenn Sie nur nicht in anderen Stücken zu weit gehen. Ich versicherte sie, dass Euere Paternität, soweit ich Sie kenne, mit Milde verfahren werden, und sagte ihnen meine Ansicht.

Die Antwort, die sie auf das Motu proprio gegeben, hat mir nicht missfallen. Ich hoffe zu unserem Herrn, es werde sich alles gut machen. Der Pater Elias ist der ruhigste und hat auch am meisten Mut. Ich glaube, dass Euere Paternität vieles erreichen werden, wenn Sie ohne Geräusch und Milde zu Werke gehen. Man muss nicht alles an einem Tage fertig haben wollen. Ich halte dafür, dass sich unter den Beschuhten in Andalusien in der Tat sehr vernünftige Männer befinden; möchten auch die in Kastilien so sein! Es soll Ihnen zur Kenntnis dienen, dass Makarius, nach dem, was ich erfahren, sehr grimmig ist, so dass ich um sein Seelenheil sehr bekümmert bin. Man schreibt mir, er werde sich nach Toledo begeben. Ich habe mir gedacht, er werde vielleicht sich in seine Höhle begeben, weil dort die Visitation schon vorüber ist, um mit meinem Eliseus nicht zusammenzutreffen. Möchte letzteres auch nicht geschehen, bis er wieder mehr bei Vernunft ist! Wahrhaftig, ich gerate sehr in Furcht, wenn ich gute Seelen in solche Täuschung fallen sehe.

Betreffs der Theresita befragte man den Doktor Henriquez, einen der tüchtigsten Gelehrten der Gesellschaft Jesu. Dieser sagt, dass unter anderen Entscheidungen des Kardinalkollegiums zur Erklärung des Konzils, die man ihm zugesendet, auch die folgende sei: Es dürfe keiner Person unter zwölf Jahren das Ordenskleid gegeben werden, zur Erziehung jedoch dürften solche im Kloster sich aufhalten. Dasselbe hat auch der Dominikaner, Pater Balthasar, gesagt. Theresita ist nun schon mit dem Habit im Kloster gleichsam wie ein kleiner Poltergeist des Hauses. Ihr Vater weiß sich nicht zu fassen vor Freude, und alle Schwestern haben großes Wohlgefallen an ihr. Sie ist sozusagen wie ein Engel. In den Rekreationsstunden weiß sie die Schwestern vortrefflich zu unterhalten; sie erzählt ihnen von den Amerikanern und vom Meere besser, als ich es könnte. Es hat mich gefreut, dass sie ihnen nicht zur Last fällt. Ich wünsche schon, dass Euere Paternität sie sehen. Gott hat ihr eine große Gnade erwiesen, und sie hat dies wohl Ihnen zu verdanken. Nach meiner Ansicht gereicht es zur Ehre Gottes, dass diese Seele nicht inmitten der Eitelkeiten der Welt erzogen wird. Ich erkenne nun die Liebe, die Euere Paternität mir erwiesen haben; denn abgesehen davon, dass diese ohnehin schon groß iß, erscheint sie mir jetzt noch viel größer, da Sie mich vor Gewissensbissen bewahrt haben.

Jetzt glaube ich wohl einige Liebe zu haben; denn so peinlich mir auch Ihre Abwesenheit ist, so wäre es doch eine Freude für mich, wenn Sie noch einen Monat länger ausbleiben für den Fall, dass man Ihnen das Kloster der Menschwerdung zur Visitation zuwiese und es dadurch gefördert werden würde. Schon acht Tage würden genügen, wenn Sie den Pater Johannes vom Kreuze als Vikar dort ließen. Ich weiß genau, wie es mit diesem Kloster steht; sobald diese Nonnen ein Oberhaupt sehen, ergeben sie sich gleich, wenn sie auch anfangs viel Lärm dagegen erheben. Sie dauern mich sehr, und wenn der Nuntius ein großes Werk vollbringen will, so muss er auf diese Weise vorgehen. Gott wolle dort Hilfe schaffen! Denn er kann es.

Es ist jetzt bei Laurentia bezüglich ihrer Beichtväter nicht mehr so wie einstmals. Früher fand sie bei ihnen all ihren Trost, jetzt gar keinen mehr. In welch feiner Weise weiß unser Herr sie doch abzutöten! Sie fürchtet, sie werde die Leitung des Beichtvaters, den ihr der Herr gegeben, wenig genießen können wegen der vielen Schwierigkeiten, in denen er sich befindet.

Wir haben hier jetzt noch eine Hitze wie in Kastilien im Monat Juni, ja sie ist noch größer. Euere Paternität haben gut getan, dass Sie Ihre Reise hierher verschoben haben. Dem guten Padilla habe ich wegen des Klosters der Menschwerdung geschrieben. Ich bitte Sie, dies meinem Vater Olea sagen und ihm einen freundlichen Gruß von mir melden zu wollen. Drei Briefe habe ich an ihn geschrieben; fragen Sie ihn, ob er sie erhalten hat. O Jesus, wie wenig wäre notwendig, um so vielen Seelen zu helfen! Ich staune, wie ich jetzt wünschen kann, Euere Paternität in diesen Mühseligkeiten zu sehen. Denn das ist eines von den Dingen, vor denen ich mich immer am meisten entsetzte. Jetzt kann ich es leichter ertragen. Gott leihe dazu seine Hand und erhalte Euere Paternität.

Heute ist der 27. September.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

84. Brief - An Pater Gracián in Kastilien

Sevilla, im Oktober 1575

Empfehlungen, die Priorin im Amte zu belassen und Versetzungen nicht mehr zu gestatten.

… Meiner Ansicht nach ist es besser, eine beliebige Nonne dieses Klosters als Priorin zu nehmen, als sie von anderswoher kommen zu lassen….

Jegliche Erwägung muss zurückstehen hinter jener, die sich auf das Heil einer Seele bezieht. Aber wenn es sich um die körperliche Gesundheit handelt, so heißt es, großen Unannehmlichkeiten die Türe öffnen, wenn man diesen häufigen Wechsel von einem Kloster ins andere gestattet. Solche gibt es viele, wie ich Ihnen neulich geschrieben habe; ich habe Ihnen sogar angegeben, wie viele dieser Art ich fand…

85. Brief - An Pater Gracián in Toledo

Sevilla, im Oktober 1575

Einiges über die Leitung der Klöster der unbeschuhten Karmelitinnen.

….« Euere Paternität würden dem Kloster eine große Wohltat erweisen, wenn Sie dieselbe dort ließen, falls sie zu bleiben wünscht. Andernfalls versetzen Sie dieselbe hierher. Denn sie könnte dann mit den anderen Nonnen bis Malagón reisen. Ich wünsche wahrhaftig nicht, dass Sie mir einen solchen Gefallen erweisen. Kein Kloster bedarf so talentvoller Nonnen in dem Grade wie das zu Toledo. Die Priorin daselbst ist bald am Ende ihres Priorats. Allein ich glaube nicht, dass sich eine andere findet, die für dieses Kloster besser geeignet wäre als sie, obgleich es mit ihrer Gesundheit sehr schlecht steht. Sie ist voll Aufmerksamkeit und besitzt, wenn sie auch eine Freundin der Katzen ist, viele Tugenden. Weil ihr aber das heiße Klima offenbar verderblich ist, so kann sie, wenn Euere Paternität es für gut halten, auf ihr Amt verzichten, so dass man zu einer neuen Wahl schreiten wird. Ich weiß übrigens nicht, wer als Priorin dorthin gehen könnte; denn die Schwestern lieben sie fast alle so sehr, dass sie nach meinem Dafürhalten sich an keine andere gewöhnen, obwohl es an einer oder der anderen, die sich mit ihr schwer tut, nicht fehlen wird; denn solche gibt es.

Überlegen Sie dies, mein Vater, und seien Sie versichert, dass ich die weiblichen Schwachheiten besser kenne als Sie. Es ist durchaus nicht in der Ordnung, dass Euere Paternität irgendeine Nonne, sei es eine Priorin oder eine Untergebene, merken lassen, es gebe eine Misslichkeit, sie aus ihrem Kloster in ein anderes zu versetzen, es geschehe denn aus Anlass einer neuen Stiftung. Und selbst in diesem Falle richtet die Hoffnung auf eine Versetzung wahrhaftig so viel Unheil an, dass ich schon oft gewünscht habe, es möchten doch diese Stiftungen einmal ein Ende nehmen, damit alle für immer ruhig wären. Glauben Sie mir, dass dies Wahrheit ist, und auch nach meinem Tode soll man es nicht vergessen; denn der Teufel will bei Nonnen, die in Klausur leben, nichts mehr, als dass sie sich in den Kopf setzen, es sei so etwas möglich. Darüber gäbe es vieles zu sagen. Ich habe zwar von unserem Pater General, den ich darum ersuchte, die Vollmacht erhalten, eine Nonne, deren Gesundheit eine Gegend nicht zusagt, in eine andere versetzen zu dürfen; nachdem ich aber so viele dabei vorkommende Missstände gesehen, bin ich der Ansicht, es nicht zu gestatten, wenn nicht das Wohl des Ordens es erfordert. Denn es ist besser, dass einige sterben, als dass alle Schaden leiden.

Wir haben gegenwärtig noch kein einziges Kloster, in dem die Zahl schon voll wäre. In einigen gehen noch viele ab, in Segovia meines Wissens drei oder vier, und ich habe, wie ich meine, bisher streng darauf gesehen. Als wir von Malagón die Nonnen mitnahmen, die für die hiesige Stiftung notwendig waren, gab ich der Priorin, ich weiß nicht wie viele, Vollmachten zur Aufnahme anderer Nonnen und legte ihr sehr ans Herz, recht vorsichtig dabei zu Werke zu gehen. Nehmen Euere Paternität ihr diese Vollmachten! Denn es ist besser, dass man sich bei jeder Aufnahme an Sie wende. Glauben Sie mir, mein Vater, dass ich jetzt gar nicht mehr beunruhigt bin, da ich sehe, mit welcher Sorgfalt Sie sich darum annehmen. Denn es wird mir ein großer Trost sein, dieser Sorge für die Leitung der Klöster los zu werden. Wie jetzt die Verhältnisse liegen, kann man auch auf bessere Ordnung sehen; aber als man die Klöster gründete, ohne jemand zu haben, und man einige (Nonnen) bald da, bald dort nötig hatte, konnte man nicht anders, als denen manches nach Wunsch zu tun, die sich dazu herbeiließen. Seneka bekennt mit größter Freude, er habe an seinem Vorgesetzten mehr gefunden, als er sich hätte wünschen können. Er ist voll Dank gegen Gott, und was mich betrifft, so möchte ich nichts anderes tun als ihn lobpreisen. Die göttliche Majestät erhalte Sie uns noch viele Jahre! Ich versichere Sie, dass mir Ihr öfteres Stürzen unangenehm ist; es wäre gut, wenn man Sie festbinden würde, damit Sie nicht mehr vom Lasttiere stürzen können. Ich weiß nicht, was für einen Esel Euere Paternität als Reittier haben, noch auch, warum Sie zehn Meilen an einem Tage reisen müssen; es ist ja fast zum Umbringen, einen solchen Weg auf dem Saumsattel zu machen. Es tut mir leid, wenn Sie deswegen gestürzt sind, weil Sie wegen der schon beginnenden Kälte mehr Kleider mitschleppen mussten. Der Herr gebe, dass dieser Unfall Ihnen nicht geschadet habe! Weil Ihnen doch an der Förderung der Seelen viel gelegen ist, so bedenken Sie, welch ein Nachteil für viele daraus erfolgen müsste, wenn Sie erkrankten; darum sorgen Sie um der Liebe Gottes willen für Ihre Gesundheit. Elias ist jetzt furchtloser. Der Pater Rektor und Pater Rodrigo Alvarez haben die beste Hoffnung, dass alles sehr gut vonstatten geht. Mich hat alle meine frühere Furcht verlassen, und ich könnte keine mehr haben, wenn ich auch wollte. In diesen Tagen stand es mit meiner Gesundheit schlecht. Ich habe deshalb ein Führmittel eingenommen; denn es war nicht mehr zum Ertragen. Im übrigen war ich seit vier Monaten gesund.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

86. Brief - An einen ihrer Beichtväter in Salamanka

Sevilla, am 9. Oktober 1575

Bitte, sich um den Kauf eines Hauses für die Karmelitinnen in Salamanka anzunehmen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein lieber Vater und Lehrmeister!

Pater Julian de Ávila und Herr Magister haben mir bezüglich des Hauses des Johann de Ávila de la Vega geschrieben, das verkauft wird. Es gefällt uns sehr gut sowohl wegen des Preises, der, wie Pater Julian de Ávila mir mitteilt, etwas über tausend Dukaten beträgt, als auch wegen der Lage selbst, die für uns herrlich ist. Aber wie dem auch sei, es würde uns genügen, wenn wir bei Ihnen wären.

Das Mauerwerk ist meiner Meinung nach so alt, dass man es unverzüglich wird ausbessern lassen müssen. Das hat jedoch wenig Bedeutung, da wir Platz und auch einen Brunnen haben. Ich bitte Sie, sich dieser Angelegenheit ohne Verzug annehmen zu wollen; handeln Sie jedoch in der Weise, dass Sie kein großes Verlangen zeigen, [dieses Geschäft] abzuschließen, damit man den Preis nicht erhöht.

Mein Bruder begibt sich nach Madrid. Dort werden Sie ihm mitteilen können, er möge Ihnen die Vollmacht schicken. Gott leite alles! Für uns wäre es ein großer Trost, endlich in einem Hause zu sein, das uns gehört. Da ich viele Briefe zu schreiben habe, muss ich mich kurz fassen. Möge Sie Gott viele Jahre in meiner Liebe erhalten und mir gewähren, Sie zu sehen!

Mir scheinen die Dinge hier derartig schlecht zu stehen, dass ich fürchte, hier länger bleiben zu müssen. Meine Gesundheit ist vorzüglich.

Mein Bruder lässt Sie ehrfurchtsvoll grüßen. Heute ist der 9. Oktober.

Ihre unwürdige Dienerin und aufrichtige Freundin

Theresia von Jesu

87. Brief - An eine Verwandte der Heiligen in Ávila

Sevilla, am 24. Oktober 1575

Ankunft ihrer Verwandten in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Heute ist meine Schwester mit ihrem Manne und ihren Kindern hier angekommen, um meinen Bruder Laurentius zu besuchen. Dieser war aber in die Hauptstadt gereist, hatte jedoch seine Kinder hier gelassen und wird wieder zurückkehren, um hier den Winter zuzubringen. Von hier aus wird er unmittelbar nach Ávila sich begeben. Er kam recht schwach und krank dahier an, jetzt befindet er sich besser. Wir haben von Ihnen gesprochen. Augustin ist dort geblieben.

Die Schwester Beatrix von Jesu hat eine solche Liebe zur Priorin in Malagón, dass sie mich dringend bat, sie von dort nicht wegzunehmen. Sie war nie recht gesund; der Herr verleihe ihr gute Gesundheit! Alle sind mit ihr und ihren Eigenschaften sehr zufrieden. Nicht so bin ich es mit Herrn Ludwig de Cepeda, der mir wohl zuweilen Nachricht von sich zugehen lassen könnte. Von der Elisabeth vom heiligen Paulus habe ich heute einen Brief erhalten. Gott mache Sie und die Beatrix zu seinen Dienerinnen, und Sie erhalte er noch viele Jahre! Ich bin hier gesünder, als ich es dort gewesen. All den dortigen Herrschaften empfehle ich mich vielmals. Heute ist der 24. Oktober.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

88. Brief - An Doña Agnes Nieto in Alba de Tormes

Sevilla, am 31. Oktober 1575

Empfehlung ihres Neffen Don Gonzalo de Ovalle.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Den beiliegenden Brief habe ich schon vor mehreren Tagen geschrieben. Dieser enthält ein Bittgesuch an Herrn Albornoz, er möge die Güte haben, sich nach Kräften für meinen Neffen Gonzalo zu verwenden. Da ich weiß, dass auch Sie etwas zu erreichen vermögen für Ihre und Ihres Gemahls Dienerin, so bitte ich Sie sehr, mich in dieser Angelegenheit unterstützen zu wollen. Ich schrieb nämlich an meine Gebieterin, die Herzogin, und bat Ihre Exzellenz, den Gonzalo als Pagen anzunehmen; denn er scheint mir ganz geeignet dazu, und ich weiß, dass Herr Albornoz viel vermag. Da aber viele sich melden werden, so fürchte ich sehr, man werde ihn zu dieser Stelle nicht zulassen mit der Ausrede, dass er schon zu groß für einen Pagen sei. Würde ich erkennen, dass dies zur Ehre Gottes gereichte, so würde ich mir darüber keine Sorge machen; aber in Italien steht es gefährlich, weshalb er dorthin nicht kann. Die göttliche Majestät, in deren Macht es liegt, leite diese Angelegenheit und verleihe Ihnen eine glückliche Niederkunft!

Ich freute mich sehr, von meiner Schwester so ausführliche Nachrichten über Sie und Ihren lieben Engel zu erhalten. Gott wolle uns behüten und ihm und Ihnen das verleihen, um was ich ihn bitte! Je öfter ich das Bild, das Sie mir geschickt haben, betrachte, desto hübscher kommt es mir vor; die Krone ist ganz wunderlieb. Ich habe im Sinne, es mit mir zu nehmen, wenn ich wieder zurückkehre. Heute ist der letzte Oktobertag.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

89. Brief - An Pater Gracián in Sevilla

Sevilla, Mitte November 1575

Eine große Gewissensangst der Heiligen. Sie verlangt zu beichten, um kommunizieren zu können. Seelenleiden der Heiligen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater!

Oh, wenn Sie sähen, wie niedergeschlagen und von Ängstlichkeiten erfüllt ich heute bin! Ich versichere Sie, dass ich mich sehr elend fühle, und das Schlimmste ist, dass ich mich niemals bessere. Ich habe heute dem Bischof erzählt, was Pater Angelus in Alba angeordnet hat; er war der Ansicht, dass das keine Bedeutung habe. Und was hätten wir nach seiner Ansicht Übles zu fürchten, wenn dieser Pater die Leitung unserer Klöster bekäme? Worin könnte er uns schaden?

Ich hielt es außerdem für nötig, mit ihm darüber zu sprechen, was sich in Medina ereignet hat, in Anbetracht dessen, dass diese Patres nicht heimlich handeln; es war sehr vorteilhaft, dass er auch von anderer Seite über gewisse Dinge aufgeklärt wurde, weil er sie meiner Ansicht nach nicht genau kannte. Trotz alledem hat mich das in solche Gewissensängste gestürzt, dass ich nicht weiter die Kommunion empfangen kann, wenn nicht einer von den Patres kommt, mich beichtzuhören. Sehen Sie, welche Stütze ich jetzt inmitten aller Beschäftigungen an Ihren Sorgen habe!

Ich habe mit dem Bischof auch über die andere Angelegenheit gesprochen. Er war der Ansicht, dass Padilla mir hierüber geschrieben habe, und ich ließ ihn in diesem Glauben. Seiner Ansicht nach dürfen noch soviel kommen und dazu sogar der Erzbischof von Granada, mit dem diese Patres in sehr naher Verbindung stehen, man wird sie nicht zum Gehorsam bringen, wenn man sie nicht zur Unterwerfung zwingt. Er fügt bei, dass diese Patres, wenn sie mit ihm über etwas sprechen, es in der Absicht tun, um herauszubringen, ob seine Ansicht der ihrigen entspricht, dass man aber auf seinen Rat gar nichts gebe; er sei nicht verpflichtet, sie zum Gehorsam zu bringen; endlich füge er niemand ein Leid zu, wenn er sich in diese schwierige Angelegenheit nicht mischen wolle. Und warum wolle man ihn als Vermittler in einen Streit verwickeln, der aussichtslos sei? Es gebe andere Wege als seine Vermittlung, die Erfolg haben können.

Bezüglich eines Punktes, von dem er gesprochen, habe ich gedacht, dass diese Patres nur insoweit gehorchen würden, als sie dazu unter Strafe der Zensur gezwungen wären. Jedoch hat er das nicht klar ausgesprochen; legen Sie also, bitte, kein Gewicht auf diese Bemerkung; denn ich täusche mich vielleicht. Wir empfehlen diese Angelegenheit inständig Gott. Wenn man alles wohl überlegt, wäre Gehorsam besser; auf diese Weise würde das Ärgernis verschwinden, das man der Stadt gibt. Es soll nicht an Leuten fehlen, die sie unterstützen. Möge ihnen Gott seine Erleuchtung geben! Wenn sie nicht gehorchen, werden Euere Wohlehrwürden ihnen nicht gleich ein Exkommunikationsschreiben schicken dürfen; so werden sie Zeit finden, alles mit Muße zu prüfen. Das ist meine Ansicht. Aber Sie wissen alles besser als ich, welche Maßnahmen man füglich ergreifen muss. Trotz alledem würde ich wünschen, dass man sich nicht den Anschein gebe, als wolle man sie zwingen.

Der Ordensmann, fügte der Bischof bei, den man an den Hof schickte, ist nach Rom abgereist, ohne den Nuntius zu sprechen. Diese Patres müssen sich bewusst sein, dass ihre Sache keine gute ist.

Unterlassen Sie es nicht, mich über Ihre Gesundheit zu benachrichtigen. Wie ich sehe, fehlt es Ihnen nicht an Voreingenommenheit, und das macht mir viele Sorgen. Euere Paternität haben eine großartige Hilfe an einem so armseligen Geschöpfe, wie ich es bin. Möge Gott mich besser machen!

Trotzdem sagte mir der Bischof, als ich mit ihm über die Angelegenheit des Paters Angelus sprach - er beschäftigt sich mit der anderen Angelegenheit nicht und mischt sich nicht hinein -, ich sollte dem Nuntius, der unser höherer Vorgesetzter ist, Mitteilung machen. Indessen denke ich mehr daran, Euere Paternität möchte an unseren Pater General in aller Liebe schreiben; ich finde es so angemessener. Übrigens kann meiner Ansicht nach niemand diese Aufmerksamkeit missbilligen. Es ist schon übergenug, dass diese Dinge sich gegen seinen Wunsch vollziehen; warum soll man ihm keine guten Worte geben oder den Anschein erwecken, als ob man sich um ihn nicht kümmere? Bedenken Sie wohl, mein Vater, dass wir ihm Gehorsam versprochen haben; durch diesen Schritt können wir nichts verlieren.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Der beiliegende Brief wurde mir von meinem Bruder gesandt. Bitte, sagen Sie mir, wie es Ihrem Bruder geht. Sie teilen mir darüber nie etwas mit. Vergessen Sie nicht, mir morgen jemand zum Beichthören zu schicken. Seit langen Jahren hatte ich nicht so viel zu leiden, als seitdem wir uns mit dieser Reform beschäftigen. Hier und dort sage ich immer mehr, als was mir lieb ist, und doch sage ich nicht alles, was ich wünsche.

Anschrift: An unseren Pater Visitator.

90. Brief - An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo

Sevilla, am 26. Dezember 1575

Eine gewisse Angelegenheit, in der sich die Heilige für ihn verwenden soll.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen! Amen. Gott sei gepriesen, dass Sie mit Ihrer ganzen Familie gesund sind! Dasselbe wünsche ich recht sehr für Herrn Alfons Alvarez Ramírez, den ich wahrhaftig recht innig im Herrn liebe, und den ich ebenso wie auch Sie Gott empfehle. Ich ermahne auch die hiesigen Schwestern, das gleiche zu tun. Ich küsse dem gnädigen Herrn die Hand; er möge diesen Brief als an ihn geschrieben ansehen und versichert sein, dass er an mir, wo ich auch immer sein möge, eine treue Dienerin haben werde. Der Doña Franziska Ramírez bitte ich dasselbe zu sagen. Weil ich durch die Mutter Priorin immer Nachricht von Ihnen erhalte, darum trage ich keine Sorge, an sie zu schreiben. Ich habe mich wirklich mit so vielen Dingen zu befassen, dass ich nicht schreiben kann. Hier ging es mit meiner Gesundheit gut. Gott sei Dank! Übrigens sagen mir die Leute in Kastilien besser zu; an die Leute in Sevilla kann ich mich weniger gewöhnen.

Mit unserem Pater Provinzial habe ich, wie Sie mir aufgetragen haben, über die bewusste Angelegenheit gesprochen. Er sagte, man müsste an Ort und Stelle sein; und weil auch jetzt sein Bruder schon seit längerer Zeit ernstlich krank zu Bette liege, so lasse sich in dieser Sache nichts machen. Ich habe mich hier darüber mit mehreren Personen besprochen, und auch diese meinen, es sei schwer, etwas zu erreichen. Darum sollen Sie, wenn die Angelegenheit in Toledo gerichtlich verhandelt werden könnte und eine Verzögerung nachteilig sein würde, dies ja nicht übersehen. Denn wo das Interesse auf dem Spiele sieht, habe ich bei Hof wenig Glück, wenn ich auch alles aufbieten wollte, was in meinen Kräften steht. Gott wolle es so fügen, wie er es für notwendig erkennt! Denn ich sehe ein, von welcher Bedeutung es für uns ist. Sie haben ohnehin so viele Arbeiten, und jetzt muss auch noch diese Angelegenheit dazukommen. Die göttliche Majestät bewahre Sie und halte Sie an seiner Hand! Amen. Herrn Alfons Ramírez desgleichen. Heute ist der 26.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

91. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, am 30. Dezember 1575

Der an sie ergangene Befehl, sich in ein Kloster zurückzuziehen, und einiges über ihren Bruder und ihre Familie.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter, und verleihe Ihnen noch so gute und so viele Jahre, wie ich ihn darum bitte!

Ich musste darüber lächeln, dass Sie schreiben, Sie wollen mir Ihre Ansicht über einige Dinge ein andermal sagen. Sicherlich haben Sie gute Ratschläge in Bereitschaft. Am letzten Weihnachtsfeiertag hat man mir den Brief überbracht, der über Medina kam; den anderen mit dem von meinem Vater hatte ich schon vorher erhalten. Der letzte Brief hat mich sehr gefreut wegen der guten Nachricht über die Doña Maria. Sie war, wie mir der Bischof schrieb, am Fieber erkrankt, weshalb ich sehr um sie besorgt war; wir alle haben sie sehr angelegentlich Gott empfohlen. Sagen Sie es ihr mit einem freundlichen Gruß von mir. Gott sei gepriesen, dass er ihr wieder Gesundheit verliehen! Empfehlen Sie mich auch ihrer Tochter und allen Schwestern daselbst.

Der Brief ist mehr mit Ehrfurcht als mit dem Verlangen, gefallen zu wollen, geschrieben. Es wäre mein Wunsch, ich könnte diesem Manne so weit gefällig sein, dass ihm wenigstens einige meiner Worte zusagen würden. Es ist wunderbar, wie die Liebe, die ich zu unserem anderen Vater habe, mir in gar nichts hinderlich ist, gleich als wäre er kein lebender Mensch. Er weiß das, was ich Ihnen hier schreibe, nur zum Teil. Mit seiner Gesundheit steht es gut. O welche Leiden ereilen uns bei diesen seinen Reformen! Mir werden weit mehr Widerwärtigkeiten als Freuden zuteil, seitdem er hier ist. Vorher ging es mir weit besser.

Hätte man mich hier fortgelassen, so wäre ich schon bei Euerer Ehrwürden. Man hat mir nämlich einen Befehl Seiner Wohlehrwürden zugesandt, kraft dessen ich mir ein Kloster zum beständigen Aufenthalt wählen und keine Klosterstiftungen mehr vornehmen sollte, weil mir durch das Konzil verboten sei, das Kloster zu verlassen. Man sieht wohl, dass nur der Verdruss über mein Hierherkommen diesen Befehl erwirkt hat, mit dem man mir ein großes Leid zuzufügen glaubte. In Wahrheit aber ist mir dies ein so erwünschtes Gut, dass ich nur befürchte, es nicht genießen zu dürfen. Ich habe mir Ihr Kloster wählen wollen, und dies aus mehreren Gründen, die ich dem Papier nicht anvertrauen kann. Ein Grund ist der, weil mein Vater und Euere Ehrwürden dort sind. Der Pater Visitator hat mich aber von hier nicht fortgehen lassen; derselbe hat nämlich für jetzt mehr Vollmacht als der wohlehrwürdige [Pater General]. Ich weiß nicht, wie es noch ausgehen wird.

Für mich wäre es sehr gut, wenn ich mich jetzt nicht inmitten dieser Reformunruhen befände; aber der Herr will nicht, dass ich von Leiden dieser Art frei bleibe, die mir so überaus peinlich sind. Unser Vater sagt, dass ich im Sommer gehen könne. Was das hiesige Kloster oder vielmehr dessen Stiftung betrifft, so liegt nichts daran, wenn ich auch fort bin. Meiner Gesundheit ist die dortige Gegend offenbar zuträglicher, und zum Teil habe ich auch dort mehr Ruhe, weil man nicht an den eitlen Ruhm denkt, den ihr hier mir angedichtet habt. Es gibt aber noch andere Gründe, um derentwillen ich es für besser erachte, meinen Aufenthalt dort zu nehmen. Ein Grund ist der, dass ich dort näher bei unseren Klöstern bin. Der Herr möge alles leiten! Denn ich will in nichts meinem eigenen Willen folgen, sondern zufrieden sein, wohin man mir zu gehen befiehlt.

Mein Bruder ist hier sehr leidend wieder angekommen, doch ist er jetzt frei vom Fieber. Er hat mit seiner Reise nichts ausgerichtet; weil aber das, was er hier hat, schon versichert ist, so kann er gut leben. Im Sommer wird er wieder zurückkehren; denn jetzt wäre die Zeit nicht dazu geeignet. Er ist mit seiner Schwester und mit Johann de Ovalle, die ihn pflegen und erfreuen, sehr zufrieden, und auch diese haben sehr große Freude an ihm. Er hat sich nur kurze Zeit bei mir aufgehalten, weshalb ich über die andere Angelegenheit mit ihm noch nicht gesprochen habe. Ich glaube aber, dass sonst nichts nötig ist, als es ihm zu sagen, und er wird es tun; denn seine Kinder haben einen Begleiter nötig, und so kommt ihnen ein Page ganz gelegen. Meine Schwester sagt, seine Mutter könne dafür sorgen, dass er bei ihr bleibe, wenn er hierher kommt; und wenn er Talent zeige und tugendhaft sei, so könne er mit den Söhnen des Bruders in St. Ägidius studieren, und es werde ihm besser gehen als anderswo. Johann de Ovalle, dem ich sagte, dass Euere Ehrwürden es wünschen, erklärte, sich der Sache mit allem Eifer annehmen zu wollen. Darüber musste ich lachen; denn mein Bruder tut mit Freuden alles, wovon er denkt, dass ich es wünsche. Und so sehe ich Johann de Ovalle und meine Schwester in so trauter Freundschaft mit ihm verbunden, dass ich zu Gott hoffe, jener werde viel gewinnen, indes dieser nichts verliert, da er bei ihnen volle Ruhe genießt.

Johann de Ovalle steht außerordentlich gut mit meinem Bruder; die Kinder können dies gar nicht genug loben. Ich sage dieses, damit Sie sehen, dass der von Ihnen empfohlene junge Mensch an diesen Leuten nur Tugendbeispiele sehen wird, wenn er hierher kommt. Ich sage, wenn er hierher kommt, und jene im April nicht schon in Ávila sich befinden. Könnte ich in dieser Angelegenheit alles in gute Ordnung bringen, so würde es mich sehr freuen, meinen Vater seiner Sorge zu entheben; denn in Anbetracht seiner Verhältnisse muss ich staunen, wie sehr er sich der Sache angenommen hat. Das war wohl Gottes Werk; denn da gab es sonst keine Hilfe. Es wäre mir gar nicht recht, wenn mein Vater nach Toledo ginge. Ich sehe nicht ein, warum er dort lieber sein will als in Madrid, und ich hoffe, es werde nicht geschehen. Gott wolle es so leiten, wie es mehr zu seiner Ehre gereicht! Denn dies ist hier die Hauptsache. Für Sie tut es mir leid [wenn er Valladolid verlässt], und es würde dies mein Verlangen, in Ihrem Kloster zu sein, bedeutend herabstimmen. Ich glaube aber wohl, man werde mich, wie schon erwähnt, in ein Kloster schicken, in dem ich am notwendigsten bin.

Was die Schwester des Edelknaben betrifft, so lässt sich darüber nicht reden, bis unser Vater dorthin kommt. Ich fürchte fürwahr, wir verursachen jenen nur mehr Unkosten, während wir sie ihnen ersparen wollen; denn ich kann mir nicht denken, wie ein Mädchen, das von seiner frühesten Kindheit an dort erzogen wurde, sich hier eingewöhnen könnte. Auch muss sie, wie ich halb und halb vernommen habe, nicht gut mit ihren Geschwistern auskommen. Sie scheint mir etwas eigensinnig zu sein. Möchte es nur keine Heiligkeit aus Melancholie sein! Kurz, unser Vater wird sich über alles erkundigen, und bis dahin lässt sich darüber nichts sagen.

Man wird Ihnen meinen Brief schon überbracht haben, worin ich Ihnen mitteilte, dass ich von hier eine Priorin nach Caravaca gesandt habe. Diese hat den Ihrigen mit großer Freude empfangen, und so schreibt mir auch die Priorin von Malagón, wo sie sich aufhielt, dass sie zufrieden sei. Ich sage Ihnen, dass sie eine gute Seele sein muss. Sie hat mir geschrieben, sie wünsche von Euerer Ehrwürden etwas zu erfahren. Sie spricht auch viel von dem, was sie Ihnen verdankt, und redet mit großer Liebe von Ihnen. Das Kloster in Caravaca wird, wenn ich mich nicht täusche, vor Weihnachten schon gegründet sein; ich habe jedoch noch nichts darüber erfahren.

Ich glaube, es wird gut sein, wenn Sie meinem Vater noch nichts von dem Edelknaben sagen, bis Sie mit meinem Bruder gesprochen haben. Teilen Sie mir mit, wie alt er ist und ob er lesen und schreiben kann; denn er muss mit den Söhnen meines Bruders die Studienanstalt besuchen. Empfehlen Sie mich vielmals der Maria vom Kreuze und allen Schwestern sowie der Dorothea. Warum schreiben Sie mir denn nichts vom Kaplan, wie es ihm geht? Sehen Sie, dass Sie ihn behalten können; denn er ist ein guter Mann. Wie steht es mit dem Entwurf des Stockwerkes, und befinden sich die Schwestern im Winter und im Sommer wohl? Was Sie auch immer von der Subpriorin sagen mögen, so sind Sie fürwahr doch nicht gehorsamer als sie. O Jesus, wie so wenig kennen wir uns selbst! Die göttliche Majestät erleuchte uns und erhalte Sie mir!

In Bezug auf das Kloster der Menschwerdung können Sie der Elisabeth vom Kreuze schreiben, dass ich von hier aus eher in der Lage bin, zu helfen, als von dort aus. Ich tue dies auch wirklich und hoffe zu Gott, es werde alles in Ordnung kommen, wenn der Allmächtige dem Papste, dem König, dem Nuntius und unserem Vater noch ein oder zwei Jahre das Leben schenkt. Stirbt einer von diesen, so sind wir verloren; denn unser wohlehrwürdiger [Pater General] ist nun einmal, wie er ist. Indessen kann der Herr auch auf andere Weise Hilfe schaffen. Ich habe eben im Sinne, an Pater Rubeo zu schreiben. Ich bin ihm jetzt noch mehr ergeben als zuvor; denn ich liebe ihn sehr und bin es ihm schuldig. Es ist mir recht leid, sehen zu müssen, was er auf falsche Berichte hin tut. Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen sehr.

Wir sind nicht in der Stimmung, Gedichte zu machen. Meinen Sie, es sei dies möglich, wenn die Verhältnisse so liegen? Empfehlen Sie alle recht angelegentlich unseren Vater dem Herrn; denn es ist traurig, zu sehen, welche Beleidigungen Gottes jetzt vorkommen. Seine Majestät wolle Hilfe bringen und mich davor bewahren! Könnte ich doch Gott in etwa dienen! Aber mein Leben ist wenig, und ich möchte viele Leben haben. Morgen ist der Vorabend des neuen Jahres.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Mit dem Plane meines Bruders, in ein Kloster zu treten, ging es nicht vorwärts, und es wird auch nichts daraus werden.

92. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Sevilla, im Dezember 1575

Schwierigkeit, Kandidatinnen zu finden, die alle erforderlichen Eigenschaften besitzen.

Euere Paternität dürfen, wie ich Ihnen schon öfters geschrieben habe, nicht denken, dass man immer Kandidatinnen findet, die Geld mitbringen und zugleich auch alle erforderlichen Eigenschaften besitzen. Ich versichere Sie, dass ich mich wegen der geringen Anzahl von Kandidatinnen, die sich vorstellten, auf einen Vergleich habe einlassen müssen; auch werden Sie kaum eine Nonne finden, die alle Bedingungen zu erfüllen imstande ist.

93. Brief - An Pater Magister Ludwig de Granada aus dem Dominikanerorden in Lissabon

Sevilla, im Dezember 1575

Lob seiner Schriften und Tugenden. Empfehlung in sein Gebet.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen, mein Vater! Amen.

Unter die große Zahl jener Personen, die Euere Paternität im Herrn lieben, weil Sie so heilige und nützliche Unterweisungen geschrieben haben, und die der göttlichen Majestät dafür Dank sagen, dass Sie uns zum großen und allgemeinen Nutzen der Seelen gegeben wurden, gehöre auch ich. Soweit ich mich kenne, würde ich keine Mühe scheuen, Sie zu besuchen, da Ihre Worte mir so großen Trost gewähren; allein die Verhältnisse meines Standes und der Umstand, dass ich ein Weib bin, lassen dies nicht zu. Aber auch außerdem hatte ich lange Zeit mich bemüht, solche Männer wie Sie zu suchen, um mich von den Ängstlichkeiten zu befreien, in denen meine Seele sich längere Zeit befand. Da ich aber diese Gnade nicht verdiente, so war es für mich doch ein Trost, dass Herr Teutonio mir auftrug, Ihnen zu schreiben. Ich selbst hätte das nicht gewagt; allein im Vertrauen auf die Kraft des Gehorsams hoffe ich zu unserem Herrn, es werde mir dieser Brief dazu nützlich sein, dass Euere Paternität sich manchmal meiner erinnern und mich unserem Herrn empfehlen. Ich bedarf dessen sehr, weil ich, den Augen der Welt ausgesetzt, wenig Fähigkeit und eigentlich nichts habe, um in Wahrheit etwas von dem zustande zu bringen, was man sich von mir einbildet. Wenn Euere Paternität sich davon überzeugen könnten, so würden Sie mir ohne Verzug die Gnade gewähren, um die ich Sie bitte, nämlich die Almosenspende Ihres Gebetes. Sie wissen ja, was in der Welt alles vorkommt und welche Leiden eine Seele treffen, die wie ich früher ein sehr böses Leben geführt hat. Wenn ich auch jetzt noch so elend bin, so habe ich es doch gewagt, unseren Herrn recht oft zu bitten, er wolle Euerer Paternität ein langes Leben verleihen. Möge es Seiner Majestät gefallen, diese meine Bitte zu erhören, und möchten Sie wachsen in der Heiligkeit und in der Liebe zu Gott! Amen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Don Teutonio ist nach meiner Ansicht einer von denen, die sich in betreff meiner Person täuschen. Er sagt mir, dass er große Liebe zu Ihnen trage. Um ihm diese zu vergelten, sind Sie verpflichtet, ihn zu besuchen und ihm zu sagen, er möge nicht so leicht und ohne allen Grund glauben.

94. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, anfangs Januar 1576

Visitation der beschuhten Karmeliten und andere schon im vorigen Briefe erwähnte Angelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Ich wünschte nur mehr Zeit zu haben, um Ihnen zu schreiben. Wenn ich jetzt sehe, was ich alles gelesen und geschrieben habe, so muss ich staunen, wie ich es zustande bringen konnte. Ich habe mir vorgenommen, mich kurz zu fassen; Gott gebe, dass ich es kann!

Was meine Reise nach Valladolid betrifft, so frage ich: Waren die dortigen Schwestern bei Vernunft, als sie meinten, ich werde mir einen Ort wählen und nicht vielmehr dahin gehen, wohin man mir zu gehen befiehlt? Wenn von Valladolid die Rede war, so wollte es unser Vater aus gewissen Gründen, die aber jetzt hinfällig geworden sind; es war aber, soviel ich glaube, niemals seine Absicht, dass ich für immer dorthin ginge. Ein Grund unseres Vaters war der Ausspruch des Nuntius, dass ich in der Stiftung von Klöstern fortfahren sollte wie vorher. Er hatte nämlich, wie es scheint, den Nuntius über den Stand der Dinge unterrichtet, und er meint, dass dieser jetzt der nämlichen Ansicht sei wie er. Da man den Nuntius aufgeklärt hat, ist er so gegen uns gesinnt, wie ich schon erwähnt habe. Ich bin aber fest entschlossen, keine Stiftung mehr vorzunehmen, wenn er nicht selbst es befiehlt. Es genügt, was geschehen ist. Unser Vater befindet sich eben hier; denn es ist jetzt Zeit, dass er sogleich mit der Visitation der Brüder beginnt. Bis jetzt hat er noch nicht damit begonnen.

Meine Brüder setzen alles in Bewegung, damit ich mit ihnen gehe. Besonders Laurentius ist es, der sagt, er werde hier den Befehl unseres Vaters abwarten, der etwas nachgiebig zu sein scheint. Ich schweige nur und bitte den Herrn, er möge jenem das in den Sinn geben, was zur größeren Ehre Gottes dient und wodurch ich ihm besser gefalle. Dieses ist es, was mir Ruhe verschafft. Und dasselbe mögen auch um der Liebe willen meine Töchter dort tun. Sagen Sie ihnen, Gott werde ihnen ihre Freude [über mein Kommen zu ihnen] vergelten; sie sollen mir aber glauben und niemals ihre Freude in dem suchen, was vergänglich ist; denn sonst werden sie sich getäuscht finden. Meiner Casilda sagen Sie dasselbe; denn ich kann ihr nicht schreiben.

In einem Briefe, den die Priorin von Medina Euerer Ehrwürden zugesandt haben wird, berichtete ich Ihnen, dass ich Ihre Briefe und das Porto erhalten habe. Jetzt sollen Sie kein Porto mehr senden, bis ich es Ihnen sage… Diese Summe ist sehr gering, und wenn die Schwestern auch noch die Aussteuer und die Verpflegungskosten abziehen sollten, so wird fast nichts bleiben. Darum schrieb mir auch ihre Mutter wiederholt und versicherte mich, sie habe nicht aus diesem Zweck so gehandelt, sondern um dem Verlangen des kleinen Mädchens zu genügen. Ich fürchte aber, es möchte nicht aus Rücksicht auf dieses Verlangen, sondern vielleicht aus einem anderen Grunde gegeben werden. Ist die Sache aus Gott, so wird er uns Einsicht gewähren.

Mein Kummer über das Leiden meines Vaters ist groß. Ich fürchte, er habe seiner Gewohnheit gemäß in der Adventszeit irgendeine Bußübung vorgenommen, wie etwa das Schlafen auf bloßer Erde; denn diesem Leiden ist er sonst nicht unterworfen. Lassen Sie ihm etwas um die Füße wickeln! Es ist dies wirklich ein heftiger Schmerz, und wenn er öfters wiederkehrt und lange anhält, ist es eine böse Krankheit. Erkundigen Sie sich, ob er gut angezogen ist. Gott sei gepriesen, dass es jetzt besser geht! Es gibt nichts, das ich so sehr empfinde als heftigen Schmerz. Ich möchte diesen auch meinen Feinden nicht wünschen. Für jetzt verlange ich, dass Sie ihm meine Empfehlungen und einen recht freundlichen Gruß von mir übermitteln.

Der Knabe ist doch noch recht jung, wenn er erst elf Jahre alt ist. Er sollte doch wenigstens zwölf Jahre zählen. Ich wünschte, dass er schreiben könnte, bevor er hierher kommt; denn er muss mit den Söhnen meines Bruders in die Lehranstalt bei St. Ägidius gehen, um daselbst die Studien zu beginnen. Mein Bruder erklärt, er wolle den Knaben, wenn er ihn auch nicht notwendig habe, annehmen, weil es sich um einen Wunsch des Vaters Dominikus handle…

Ich wünschte sehr, dass die Laienschwester dort Aufnahme finde, aber ich sehe keine Möglichkeit dazu; denn der gute Asensio hat uns gebeten, wir möchten eine Dienerin von ihm aufnehmen, und ich muss deshalb eine Nonne von Medina wegnehmen, um sie in Ihr Kloster zu versetzen. Dieselbe ist so heilig wie Stephanie, obgleich sie das Ordenskleid noch nicht trägt. Fragen Sie nur die Alberta, ob es nicht so ist. Wenn Sie diese Heilige aufnehmen, so erweisen Sie mir einen Dienst, der mir wertvoller ist als mein Leben. Wüßte die Doña Maria, was dies für eine fromme Seele ist, sie würde mich ganz gewiss um sie bitten. Sie könnten sie anstatt der Doña Mariana aufnehmen, für deren Unterkunft in einem anderen Kloster ich mich bei unserem Vater verwenden würde.

Es ist mir auffallend, dass Sie mir nicht geschrieben, was unser Vater gesagt hat. Vielleicht weiß er nicht, wo er sie unterbringen soll. Erkundigen Sie sich genau, welche Eigenschaften sie hat; und wenn sie tüchtig ist, müssen wir sie aufnehmen, wenn auch jetzt kein Platz frei ist. Hier geht uns noch eine ab, und ich wünschte gar sehr eine von dort. Weil aber die Entfernung gar so groß ist, so weiß ich nicht, wie sich das ermöglichen lässt. Sie wissen, dass unser Vater viele und sehr arme Schwestern hat, und weil unsere Liebe Frau ihm seine Eltern genommen hat, die an ihm eine Stütze hatten, so müssen wir ihn ihr auch überlassen…

95. Brief - An Pater Johann Baptist Rubeo (Rossi), General des Ordens unserer Lieben Frau vom Berge Karmel in Rom

Sevilla, anfangs Februar 1576

Antwort auf die gegen sie erhobenen Anschuldigungen, Versuch einer Entschuldigung des Paters Gracián.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Wohlehrwürden!

Amen.

Seitdem ich hierher nach Sevilla gekommen bin, habe ich drei oder viermal an Euere Wohlehrwürden geschrieben. Ich habe es deshalb nicht öfters getan, weil die Patres, die vom Kapitel zurückgekehrt sind, mir gesagt hatten, Sie wären nicht in Rom, sondern seien von dort abgereist zur Visitation der mantuanischen Klöster. Gott sei gepriesen, dass diese Aufgabe vollendet ist! In meinem Briefe habe ich Euere Wohlehrwürden auch Rechenschaft gegeben über die Klöster, die im letzten Jahre gestiftet wurden. Es sind ihrer drei, nämlich das zu Veas, zu Caravaca und das hiesige. In diesen Klöstern haben Euere Wohlehrwürden Untergebene, die eifrige Dienerinnen Gottes sind. Die zwei ersteren haben bestimmtes Einkommen, das hiesige ist auf Armut gegründet. Wir haben zwar noch kein Haus, aber ich hoffe zum Herrn es werde sich eines finden. In der sicheren Voraussetzung, dass einige meiner Briefe in Ihre Hände gelangt seien, gebe ich Ihnen in diesem Briefe keine ins einzelne gehende Rechenschaft über das Ganze.

Ich sagte in diesen Briefen, dass es etwas ganz anderes sei, diese unbeschuhten Väter, Pater Magister Gracián und Pater Mariano, selbst reden zu hören, und etwas anderes, die Gerüchte über sie zu vernehmen. Die beiden sind gewiss wahre Söhne Euerer Wohlehrwürden, und ich wage zu behaupten, dass sie im wesentlichen hierin keiner von denen übertrifft, die sich so sehr ihrer Ergebenheit gegen Sie rühmen. Weil sie mich zu ihrer Vermittlerin machten, um ihnen Ihre Gewogenheit wieder zu erwirken - denn selbst wagten sie nicht mehr zu schreiben - so bat ich Euere Wohlehrwürden in jenen Briefen so inständig als möglich und flehe Sie um der Liebe unseres Herrn willen auch jetzt wieder an, Sie möchten mir die Gnade erweisen und mir doch einigen Glauben schenken. Ich habe ja doch gar keinen anderen Grund, als der vollen Wahrheit gemäß zu reden. Ja, selbst wenn ich es nicht für eine Beleidigung Gottes ansähe, die Wahrheit zu fälschen, so hielte ich es, ganz abgesehen von Gott, für einen schändlichen Verrat und für große Bosheit, einen Vater anzulügen, den ich so innig liebe.

Wenn wir vor dem Angesichte Gottes erscheinen, werden Euere Wohlehrwürden sehen, wie viel Sie Ihrer wahren Tochter Theresia von Jesu verdanken. Dies allein ist es, was mich in diesen Leiden tröstet. Denn ich kann mir leicht denken, dass andere das Gegenteil sagen werden. Ich aber werde mich nach Kräften bemühen, dass alle, die sich nicht von der Leidenschaft beherrschen lassen, einsehen und noch während meines irdischen Lebens zur Einsicht kommen, dass ich Ihre wahre Tochter bin. Ich habe Ihnen schon von dem Auftrage geschrieben, der dem Pater Gracián vom Nuntius zuteil wurde, und wie dieser ihn jetzt wieder zu sich beschieden hat. Euere Paternität werden auch schon wissen, dass er aufs neue den Auftrag zur Visitation der unbeschuhten Brüder und Nonnen sowie auch [der beschuhten Karmeliten] in der Provinz Andalusien erhalten hat. Ich weiß gewiss, dass er sich gegen den letzteren [Auftrag], soviel er nur konnte, gesträubt hat, und es ist dies Wahrheit, wenn man auch anders sagt. Auch sein Bruder, der Sekretär des Königs, hätte gewünscht, dass er davon verschont geblieben wäre, weil doch nur große Schwierigkeiten daraus erfolgen. Nun war die Sache einmal geschehen; und hätten mir die [beschuhten] Brüder geglaubt, so würde alles ganz wie unter Brüdern abgemacht worden sein, ohne dass etwas nach außen gedrungen wäre. Darauf arbeitete ich nach Kräften hin. Denn dies war billig, zumal diese Väter seit unserer Anwesenheit uns in allem unterstützten. Auch finde ich, wie ich Euerer Paternität schon geschrieben habe, unter ihnen Männer von ausgezeichnetem Talente und großer Gelehrsamkeit, so dass ich sehr wünschte, es möchte auch in unserer kastilischen Provinz solche geben.

Ich mache immer gerne aus der Not eine Tugend, wie man im Sprichworte sagt, und darum hätte ich gewünscht, die Väter würden, ehe sie sich zum Widerstande anschickten, zuvor überlegt haben, ob sie auch imstande wären, die Sache durchzusetzen. Andererseits wundere ich mich nicht, dass sie der vielen Visitationen und neuen Anordnungen, die ihnen um unserer Sünden willen schon seit vielen Jahren auferlegt werden, überdrüssig wurden. Der Herr gebe, dass wir Nutzen daraus ziehen! Denn Seine Majestät regt uns mächtig an. Indessen scheint doch jetzt dem Orden keine so große Schande zu erwachsen, da der Visitator demselben Orden angehört. Ich hoffe auch zu Gott, es werde alles gut ausgehen, wenn Euere Wohlehrwürden diesem Pater Ihre Gunst so zuwenden, dass man sieht, er stehe bei Ihnen in Gnaden. Er wird selbst an Sie schreiben und verlangt sehr nach dem, was ich sage, um Ihnen ja keinen Verdruss zu machen; denn er betrachtet sich als Ihren gehorsamen Sohn.

Auch in diesem Briefe bitte ich Sie wieder demütig um der Liebe unseres Herrn und seiner glorreichen Mutter willen, die Sie so sehr lieben, ihm ja mit Milde zu antworten; denn auch dieser Pater trägt eine so innige Liebe zu ihr, dass ihn seine große Verehrung gegen sie bestimmte, in diesen Orden zu treten. Vergessen Sie das Vergangene, wenn er auch einige Schuld gehabt haben sollte, und nehmen Sie ihn als Ihren ganz gehorsamen Sohn und Untergebenen auf; denn er ist es in Wahrheit. Auch der arme Mariano ist es, obgleich er manchmal nicht weiß, was er spricht. Ich wundere mich nicht, wenn er an Euere Wohlehrwürden anders geschrieben haben sollte, als er es im Sinne hatte, weil er sich nicht auszudrücken wusste. Er sagt, es sei niemals seine Absicht gewesen, Sie in Wort oder Tat zu beleidigen. Weil der Teufel soviel gewinnt, wenn man die Dinge so auffasst, wie es zu seinem Zwecke dienlich ist, darum muss er wohl darauf hingearbeitet haben, dass die Patres, ohne es zu wollen, über ihre Angelegenheiten nicht recht berichtet haben.

Bedenken aber Euere Wohlehrwürden, dass Kinder leicht fehlen und dass es Sache der Eltern ist, ihnen zu verzeihen und der Fehler nicht mehr zu gedenken. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, mir die Gnade zu erweisen und Milde walten zu lassen. Beachten Sie, dass dies aus vielen Gründen, die Sie vielleicht in der Ferne nicht so kennen wie ich hier, ratsam ist und dass wir Frauenspersonen, wenn wir auch zum Ratgeben nicht geeignet sind, doch manchmal das Richtige treffen. Ich sehe nicht ein, welcher Nachteil daraus entstehen könnte, wenn Sie jene wieder annehmen, die sich mit größter Freude Ihnen zu Füßen werfen würden, wenn sie bei Ihnen wären; dies dürfte im Gegenteil nur viele Vorteile bringen. Gott hört ja auch nicht auf, zu verzeihen. Und wie nützlich wäre es, wenn man merkte, dass Euere Paternität die Reform des Ordens durch einen Ihnen treu ergebenen Sohn gerne sehen und ihm dafür auch gerne verzeihen würden.

O wenn doch viele da wären, denen man dieses Geschäft übertragen könnte! Da sich aber dem Anscheine nach keine Männer von gleicher Tüchtigkeit, wie dieser Pater sie besitzt, finden - und ich weiß gewiss, dass Euere Wohlehrwürden ebenso sprächen, wenn Sie ihn sähen - , warum sollten Sie nicht kundgeben, dass es eine Freude für Sie ist, ihn zum Untergebenen zu haben? Daraus würden alle erkennen, dass die Reform, wenn sie gut durchgeführt wird, durch Sie, durch Ihre Ratschläge und Anweisungen zustande kam. Und merkt man, dass Sie daran Gefallen finden, dann werden sich alle Schwierigkeiten heben. Ich möchte über diesen Punkt noch gerne vieles sagen, allein ich will lieber zu unserem Herrn flehen, er wolle Sie erkennen lassen, was hierin ratsam ist. Denn schon seit langem geben Euere Wohlehrwürden auf meine Worte nichts. Übrigens bin ich mir gewiss, dass es nicht ein Irrtum des Willens ist, wenn ich in dieser Annahme fehlgehe.

Pater Antonius von Jesu ist hier. Er konnte nicht anders handeln, obwohl er sich wie die erwähnten Patres zu verteidigen begann. Er schreibt an Euere Wohlehrwürden; vielleicht hat er mehr Glück als ich, dass Sie ihm dann glauben, was in Hinsicht auf meine Worte das Geeignete ist. Unser Herr wolle es so lenken, wie er kann und sieht, dass es notwendig ist!

Ich habe von dem Beschlusse des Generalkapitels Kenntnis erhalten, nach dem ich ein Kloster, das ich einmal gewählt, nicht mehr verlassen sollte. Der Pater Provinzial, Pater Angelus, hat diesen Beschluss dem Pater Ulloa mit dem Auftrage zugeschickt, mir ihn mitzuteilen. Dieser meinte, ich werde großen Schmerz darüber empfinden, wie es auch die Absicht jener Väter gewesen ist, die diesen Beschluss erwirkt haben; darum hat er ihn zurückbehalten. Es wird aber schon mehr als ein Monat sein, dass ich auf den Vollzug dieses Beschlusses wartete; denn ich habe von anderer Seite Kenntnis davon erhalten.

Ich versichere Euere Paternität, dass ich, soweit ich mich selbst beurteilen kann, große Wonne und Freude empfunden hätte, wenn Sie mir in einem Briefe diesen Befehl zugeschickt hätten. Ich würde mir da gedacht haben, dass Sie mir wegen der großen Mühseligkeiten, die ich bei diesen Stiftungen zu erdulden hatte, aus Mitleid zu mir und zum Lohne [für diese Mühen] befohlen hätten, auszuruhen. Denn ich bin sehr untauglich für große Leiden. Aber auch, nachdem dieser Befehl auf dem erwähnten Wege an mich gelangt ist, hat es mir großen Trost gewährt, dass ich jetzt in meiner Ruhe bleiben kann.

Weil ich eine so große Liebe zu Euerer Wohlehrwürden trage, so hat es mich bei meiner großen Empfindlichkeit denn doch schmerzlich berührt, dass der Befehl an mich wie an eine sehr Ungehorsame geschickt wurde und Pater Angelus ihn zu Madrid kundbar machen konnte, ehe ich noch eine Silbe davon wusste. Er meinte, es würde mir ein großer Zwang angetan, und darum schrieb er mir, es könne dieser Befehl durch die päpstliche Kammer noch geändert werden, während er mir doch große Erleichterung gebracht hätte. Wahrhaftig, wenn das, was Euere Wohlehrwürden mir befehlen, auch die größte Qual für mich wäre, so könnte mir doch nie der Gedanke kommen, dass ich Ihnen den Gehorsam versagen wollte; Gott möge verhüten, dass ich je eine Zufriedenheit suche, die gegen Ihren Willen wäre! Denn ich kann in Wahrheit sagen, und unser Herr weiß es: Wo immer ich in Leiden, Beunruhigungen, Trübsalen und Schmähungen einige Erquickung fand, kam sie aus dem Bewusstsein, dass ich Ihren Willen erfülle und Ihnen Freude mache. So wird es mir auch jetzt ein Trost sein, dass ich vollziehe, was Sie mir befehlen. Ich wollte auch sogleich Ihrem Befehle nachkommen; weil aber das Weihnachtsfest war und der Weg so weit ist, so ließ man mich nicht reisen in der Voraussetzung, es sei nicht Ihr Wille, dass ich meine Gesundheit der Gefahr aussetze. So bin ich noch immer hier, aber nicht in der Absicht, immer in diesem Kloster zu bleiben, sondern nur bis der Winter vorüber ist; denn ich kann mit den Leuten in Andalusien nicht zurechtkommen. Ich bitte Euere Wohlehrwürden recht sehr um die Gnade, mir, wo auch immer ich mich befinden werde, zu schreiben. Ich fürchte nämlich, Sie möchten mich vergessen, weil ich mich zu meiner großen Freude mit nichts mehr zu beschäftigen habe. Allein ich werde es nicht soweit kommen lassen; denn wenn es Ihnen auch zum Überdruss sein sollte, so werde ich doch nicht unterlassen, zu meinem Troste an Sie zu schreiben.

Hier hat man es nie anders verstanden und versteht es auch setzt noch nicht anders, als dass das Konzil und das Motu proprio den Ordensobern die Vollmacht überlässt, zu befehlen, dass sich Nonnen zum Besten des Ordens in andere Klöster begeben, was gar oft vorkommen kann. Ich sage dies nicht in Hinsicht auf meine Person; denn ich tauge zu gar nichts mehr. Ich wollte gerne nicht bloß in einem Kloster, wo ich zu meinem großen Troste einige Ruhe und Stille genießen könnte, sondern sogar in einem Kerker mein ganzes Leben zubringen, wenn ich sähe, dass ich dadurch Euerer Wohlehrwürden Freude bereiten würde. Ich sage dies nur, damit Euere Paternität sich wegen der Vergangenheit nicht beunruhigen. Denn obwohl ich die von Ihnen ausgestellten Vollmachtsbriefe hatte, so habe ich mich doch zu keiner Klosterstiftung begeben - anderswohin konnte ich ja, wie es klar ist, ohnehin nicht gehen - ohne schriftlichen Befehl oder Erlaubnis des Obern. Die Erlaubnis für Veas und Caravaca gab mir Pater Angelus, und Pater Gracián gab sie mir für hier. Er hatte nämlich schon damals vom Nuntius dieselbe Kommission, wie er sie gegenwärtig hat, nur dass er keinen Gebrauch davon machte. Trotzdem hat Pater Angelus gesagt, ich sei als eine Abtrünnige hierher gekommen und deshalb in der Exkommunikation. Gott verzeihe es ihm! Euere Wohlehrwürden wissen es und sind mein Zeuge, dass ich immer bemüht war, ihm Ihre Gunst zu sichern und ihm, sofern es ohne Beleidigung Gottes geschehen konnte, Freude zu machen; und doch konnte er mir nie recht gut sein.

Es wäre ihm weit nützlicher, wenn er gegen Pater Waldemar so übel gesinnt wäre; denn als Prior von Ávila hat dieser die unbeschuhten Väter zum großen Ärgernisse des Volkes vom Kloster der Menschwerdung entfernt. Mit den Nonnen dieses Klosters, das in einem so guten Zustand sich befand, dass man Gott dafür lobpreisen musste, ist er in unschöner Weise verfahren; man muss über die große Unruhe, in die sie deshalb geraten sind, nur jammern. Indessen schreibt man mir, dass sie ihn noch dazu entschuldigen und alle Schuld sich beimessen. Jetzt sind die unbeschuhten Väter wieder zurückgekehrt, und wie man mir mitteilt, hat der Nuntius befohlen, dass keine anderen die Beichten der Nonnen hören sollen als die Karmeliten.

Die Trostlosigkeit jener Nonnen hat mich sehr geschmerzt; denn einerseits gibt man ihnen nichts zu essen als Brot, und andererseits beunruhigt man sie so, dass es zum Erbarmen ist. Möge Gott in allem Mittel und Wege zur Besserung schaffen und Euere Paternität uns viele Jahre erhalten!

Heute sagte man mir, dass der General der Dominikaner hierher komme. Möchte mir doch Gott die Gnade verleihen und es fügen, dass auch Euere Wohlehrwürden hierher kämen! Andererseits würde ich freilich wieder die Beschwerden, die Sie dabei auf sich nehmen müssten, schmerzlich empfinden. Daher werde ich mich vertrösten müssen bis zu jener endlosen Ewigkeit, wo Euere Wohlehrwürden sehen werden, wie viel Sie mir verdanken. Der Herr verleihe in seiner Barmherzigkeit, dass ich dahin zu gelangen gewürdigt werde!

Ich empfehle mich angelegentlich dem Gebete der dortigen Paternitäten, Ihrer ehrwürdigen Gefährten. Die hiesigen Untergebenen und Töchter bitten Euere Paternität um Ihren Segen, und ich bitte um ihn für mich.

96. Brief - An Rodrigo de Moya, Edelmann in Caravaca

Sevilla, am 19. Februar 1576

Die jüngst vollendete Klosterstiftung daselbst.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihr Brief hat mir großen Trost gewährt; denn ich ersah daraus, dass es dort doch ganz anders steht, als man hier erzählen hörte. Gott sei gepriesen für alles! Es hätte mich von der Priorin sehr gewundert und ich wäre böse über sie gewesen, wenn sie etwas gegen Ihren Willen unternommen hätte. Es ist mir so ziemlich klar, was Anlass zu jenem Gerede geben und wie man es für wahr halten konnte. Für mich war es schwer, es zu glauben, und deshalb habe ich Sie bitten lassen, mir zu berichten, was Sie selber erlebt haben. Denn die Mutter Priorin schreibt mir immer, wie viel sie Ihnen schuldet und welcher Trost es für sie sei, dass Sie sich in allem so huldvoll gegen sie erzeigen.

Über den Kaufpreis des Hauses bin ich nicht unzufrieden, und Sie sollen es auch nicht sein. Denn hat ein Haus eine günstige Lage, so liegt mir nichts daran, um ein Drittel mehr auszugeben, als es wert ist; ich habe sogar schon um die Hälfte mehr bezahlt. Eine gute Lage ist für ein Kloster von solcher Bedeutung, dass es gefehlt wäre, wenn man da noch auf den Preis sehen würde. Das Wasser und die Aussicht würde ich an einem anderen Orte recht gerne viel teuerer bezahlen, als es [dort] gekostet hat. Gott sei gepriesen, dass alles so gut zustande gekommen ist!

Haben Sie wegen des Provisors keine Sorge; denn er ist, wie Sie selbst auch sagen, nicht der Höchste. Das Kloster ist gegründet mit Erlaubnis des Ordensrates und auf Befehl des Königs, der mir hierin wegen des großen Vertrauens, das er auf diese Klöster setzt, viele Gnaden erweist. In Ermangelung eines solchen Befehles hatte sich die Stifterin von Veas zwölf Jahre vergebens bemüht, die Erlaubnis zur Stiftung eines anderen Klosters zu erhalten; denn von unserem Orden hatte sie damals noch keine Kenntnis. Ist aber ein Kloster einmal gegründet, so wird es nicht so leicht wieder aufgehoben. Es ist also hierin nichts zu fürchten.

Jetzt, glaube ich, dürften wohl alle Schriftstücke ausgefertigt sein bis auf eines, wovon ich im Briefe an Herrn Michael Caja Meldung getan. Ich werde Ihnen dieses Schriftstück schiefen, und wenn nicht, so liegt der Grund darin, dass der Bischof, wie er mir heute geschrieben, selbst dorthin kommen wird. Er wird in einer solchen Stimmung kommen, dass er die Stiftung sofort gewährt; denn er ist ein vortrefflicher Edelmann und hat Verwandte und Personen um sich, die mir zuliebe alles aufbieten würden. Es ist also an der Gewährung [der Erlaubnis zur Stiftung] nicht zu zweifeln.

Der Fehler war der, dass man es mir nicht sogleich sagte; denn da ich so oft geschrieben hatte, ich würde die Stiftung des Klosters nicht vornehmen ohne Erlaubnis des Bischofs, so war ich sicheren Glaubens, man besitze sie schon, sonst wäre ich nicht unbesorgt darum gewesen. Sie wird für jeden Fall notwendig sein. Ich habe hier erklärt, die Nonnen hätten 700 Dukaten jährliches Einkommen, wie mir die Mutter Priorin mitgeteilt hat. So hat man ihm auch geschrieben, er werde finden, dass es sich in Wahrheit damit so verhalte. Sollte diese Summe nicht genügen, so könnte man sie dadurch ergänzen, dass man eine Nonne aufnähme, die nur eine ganz unbedeutende Aussteuer hätte. Es lässt sich dies ganz gut machen. Haben Sie gar keine Sorge! Unser Herr will eben, dass wir etwas leiden. Früher war mir diese Stiftung verdächtig, weil sie so friedlich vor sich gegangen ist; denn bei allen Klöstern, in denen dem Herrn mit großem Eifer gedient werden soll, gibt es vieles zu leiden, weil der Teufel darüber Verdruss empfindet. Große Freude bereitete mir die Nachricht, dass unsere Schwester und Gebieterin sich besser befindet. Gott erhalte sie viele Jahre in bester Gesundheit und behüte Sie und Doña Constantia. Ich sende Ihnen meine Empfehlungen. Heute ist der Sonntag Septuagesima.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

97. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Sevilla, am 29. April 1576

Verfolgungen, die sie in Sevilla erduldete.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine Tochter! Morgen reist der Bote ab, und ich hatte nicht gedacht, Ihnen zu schreiben, weil ich nichts Gutes zu berichten habe. Man ließ mir in der letzten Nacht, kurz bevor die Pforte geschlossen wurde, sagen, der bisherige Bewohner des Hauses erachte es nunmehr für gut, dass wir übermorgen einziehen. Es ist dies der Tag des heiligen Philippus und Jakobus. Daraus nehme ich ab, der Herr wolle uns allmählich von unseren Mühseligkeiten ausruhen lassen.

Senden Sie diesen Brief, sobald Sie können, der Mutter Priorin in Medina; denn sie wird wegen eines Briefes, den ich ihr schrieb, in Sorge sein, obwohl ich mich in der Darlegung unserer Leiden nur sehr kurz gefasst habe. Glauben Sie mir, dass seit der Stiftung des St. Josephsklosters alles soviel wie nichts war im Vergleich mit dem, was ich hier gelitten. Wüßten Sie es, so würden Sie einsehen, dass ich recht habe; denn es ist ein Werk der göttlichen Erbarmung, wenn wir diese Leiden glücklich überstehen. Doch kann man jetzt schon sagen, dass es so sein werde. Es ist etwas Entsetzliches um die Ungerechtigkeiten, die hierzulande gang und gäbe sind, wenig Wahrheit, lauter Falschheit. Ich versichere Sie, dass dieses Land mit Recht den schlechten Ruf hat, der ihm anhaftet. Gott sei gepriesen, dass aus allem für uns Gewinn erfolgt! Über den Anblick so vieler hier vereinten Widerwärtigkeiten war ich voll der höchsten Freude. Wäre mein Bruder nicht hier gewesen, so hätten wir uns in unserer Verlegenheit nicht helfen können.

Mein Bruder hat viel ausgestanden. Er bewies durch seine Freigebigkeit und durch Erduldung der Mühseligkeiten, deren er sich unseretwegen unterzog, einen Edelmut, der uns zum Lobpreise Gottes stimmte. Wohl mit Recht haben unsere Schwestern eine so große Liebe zu ihm; denn niemand außer ihm hat ihnen geholfen, und manche haben unsere Leiden nur vermehrt. Jetzt hat er sich unseretwegen in ein Asyl geflüchtet. Es war ein großes Glück, dass er nicht ins Gefängnis gesperrt wurde; denn dieses ist hier wie eine Hölle; alles geschieht ohne Gerechtigkeit. Man verlangt von uns und von ihm als Bürgen, was wir nicht schuldig sind. Die Angelegenheit muss dadurch geregelt werden, dass wir uns an den Hof wenden; denn sonst gibt es keinen Ausweg. Indessen hat mein Bruder sich gefreut, etwas für Gott leiden zu können. Er ist bei unserem Vater im Karmelitenkloster. Auf diesen regnet es Leiden in Menge. Ich muss mir Mühe geben, ihm die unsrigen geringer darzustellen, als sie wirklich sind. Dies ist auch billig; denn gerade diese Leiden haben ihn am meisten gequält.

Vernehmen Sie einiges davon! Sie wissen schon von den Aussagen jener Nonne, die aus dem Kloster getreten ist; ich habe Ihnen davon geschrieben. Dies ist aber nichts im Vergleich mit ihren Anklagen gegen uns. Sie können sich selbst eine Vorstellung davon machen. Ganz unerwartet kamen die Untersuchungsrichter zu jenen, denen sie es gesagt hatte, und dies nicht bloß einmal. Man wusste nicht, zu welchem Zwecke sie kamen; aber nach der Person zu urteilen, die man vorgeladen hatte, können wir mit Bestimmtheit sagen, dass es sich um diese Anklagen handelte. Was mich betrifft, so versichere ich Sie, dass mir Gott die Gnade erwies, mich noch zu freuen. Selbst die Vorstellung des großen Nachteils, der für alle unsere Klöster daraus erfolgen könnte, vermochte nicht das Übermaß meiner Freude abzuschwächen. Es ist etwas Großes um die Sicherheit des Gewissens und um die Freiheit des Geistes.

Die zweite trat in ein anderes Kloster. Gestern erhielt ich die Nachricht, dass sie den Verstand verloren habe, und dies aus keinem anderen Grunde, als weil sie uns verlassen hat. Da sehen Sie, wie wunderbar die Gerichte Gottes sind, der für die Wahrheit Zeugnis gibt. Jetzt wird man erkennen, dass alles, was sie sagte, unsinniges Geschwätz war. Sie sagte nämlich, dass wir die Nonnen an Händen und Füßen bänden und sie so geißelten, und wollte Gott, es wäre alles, was sie sagte, nur von dieser Art! Außer dieser schweren Verleumdung sagte sie noch tausend andere Dinge, so dass ich klar erkannte, der Herr wolle uns mit Betrübnis heimsuchen, um alles zu einem freudigen Ausgang zu führen. Haben Sie also keinen Kummer; denn ich hoffe zum Herrn, dass wir bald nach dem Einzug ins Haus abreisen können. Die Franziskaner sind nämlich nicht wieder gekommen, und wenn sie auch noch kommen würden, nachdem man vom Hause Besitz genommen, so hätte dies alles nichts zu bedeuten.

Erhabene Seelen sind es, die sich in diesem Kloster befinden, und die Priorin dahier hat einen weit größeren Mut als ich, über den ich nur staunen kann. Mir scheint, dass meine Anwesenheit für die Schwestern eine Erleichterung war; aber auf mich fielen die Streiche. Die Priorin hat auch einen scharfen Verstand. Ich versichere Sie, dass diese allem Anscheine nach sich vortrefflich für Andalusien eignet. O wie notwendig war es, nur auserlesene Nonnen hierher zu bringen! Ich bin gesund, jedoch noch nicht sehr lange. Ihr Sirup gibt mir Leben. Unser Vater kränkelt, aber nicht am Fieber. Er weiß nichts von diesem Brief. Empfehlen Sie ihn Gott und beten Sie, dass unser Herr uns aus allen diesen Streitigkeiten glücklich erlösen wolle. Ich vertraue auf ihn, dass er uns erhören werde. O welch ein Jahr habe ich hier verlebt!

Jetzt wollen wir von Ihren Ratschlägen sprechen. Was vor allem den Titel »Don« betrifft, so gibt man in Amerika allen denen, die Vasallen haben, diesen Titel. Als mein Bruder mit seinen Söhnen hierher kam, bat ich ihn, sie nicht so nennen zu lassen, und gab ihm auch Gründe dafür an. Es geschah dies, und alle waren damit zufrieden und stille. Als aber Johann de Ovalle und meine Schwester ankamen, reichten meine Gründe nicht mehr hin. Ich weiß nicht, was die Ursache davon war. Vielleicht wollten sie ihren Söhnen den Titel wahren. Und weil mein Bruder nicht hier, sondern lange Zeit verreist war und ich mit ihm nicht mehr zusammenkam, so redeten sie ihm nach seiner Rückkehr so vieles vor, dass mein Bemühen fruchtlos blieb. In Ávila ist dieser Titel wirklich so etwas Allgemeines, dass man ihn nicht beachtet. Er ist eine Schande. In Bezug auf diese Verwandten ist mir dieser Titel gewiss anstößig; was mich betrifft, so glaubte ich niemals, dass man darauf Obacht geben könne. Machen Sie sich auch nichts daraus, was Sie in dieser Hinsicht von mir gehört haben; denn im Vergleich mit anderen Dingen, die man von mir sagt, hat dies gar nichts zu bedeuten. Ich werde aus Liebe zu Ihnen mit dem Vater dieser Neffen nochmals reden; ich glaube aber nicht, dass es etwas nützen werde, weil ihr Oheim und ihre Tante dagegen sind und sie sich an diesen Titel schon so sehr gewöhnt haben. Es ist für mich jedesmal eine Abtötung, so oft ich ihn höre.

Dass Theresita an Padilla geschrieben habe, glaube ich nicht. Sie wird nur an die Priorin von Medina und an Sie geschrieben haben, um Ihnen beiden eine Freude zu machen; sonst hat sie an niemand geschrieben. An Padilla, glaube ich, hat sie nur einmal zwei oder drei Worte gerichtet. Sie bildet sich ein, ich sei ganz für Sie und meinen Bruder eingenommen, und dies bringe ich ihr nicht aus dem Kopf. Nach dem, wie Sie beide mir gesinnt sind, müsste dies auch der Fall sein, wenn ich anders wäre, als ich bin. Aber bedenken Sie, so sehr ich auch meinem Bruder zum Danke verpflichtet bin, so freute ich mich doch, dass er sich in ein Asyl zurückgezogen hat, weil er auf diese Weise nicht mehr so oft zu mir kommen kann; denn es ist wahr, dass er mir etwas hinderlich ist. Wenn er jedoch bei mir ist und unser Vater oder sonst jemand kommt, so folgt er doch wie ein Engel, sobald ich an ihn das Ansuchen stelle, sich zu entfernen. Deshalb liebe ich ihn aber nicht weniger - ich habe ihn wirklich sehr gerne -, sondern ich möchte nur allein sein. So ist es in Wahrheit; mag man nun denken, was man will, es ist wenig daran gelegen.

Wenn Padilla gesagt hat, er sei Visitator, so hat er dies nur im Scherze gesagt. Ich kenne ihn. Bei all dem leistet er uns große Hilfe, und wir verdanken ihm vieles. Niemand ist ohne Fehler. Was wollen Sie denn? Ich habe mich sehr gefreut, dass Doña Maria mit der erhaltenen Erlaubnis zufrieden ist. Erzählen Sie ihr recht vieles an meiner Statt! Weil es heute schon sehr spät ist, so schreibe ich ihr diesmal nicht. Wenn es mir auch leid tut, dass sie ohne die Frau Herzogin sein muss, so erkenne ich doch darin den Willen des Herrn, der verlangt, dass sie mit ihm allein sich unterhalte und bei ihm allein ihren Trost suche.

Von Ávila weiß ich nur, was Sie mir schreiben. Gott sei mit Ihnen! Der Casilda und allen Schwestern sowie meinem Vater, Pater Dominikus, empfehle ich mich vielmals. Ich wünschte gar sehr, es möchte letzterer seine Abreise von Ávila verschieben, bis ich daselbst angekommen sein werde. Da er aber will, dass es für mich in allen Stücken nur Kreuz geben soll, so möge es geschehen. Unterlassen Sie nicht, mir zu schreiben. Die Nonne, von der Sie sagen, dass sie so tüchtig sei, weisen Sie ja nicht ab. O wenn sie doch hierher kommen wollte! Ich möchte nämlich, wenn es möglich wäre, noch einige aus Kastilien hierher bringen; denn nach meiner Ansicht braucht man jetzt keinen Kummer mehr zu haben, da ich glaube, es werde alles gut ausgehen.

Vergessen Sie nicht, diesen Brief der Mutter Priorin von Medina zu senden, diese aber soll ihn an die Priorin in Salamanka weiterbefördern; denn er ist für alle drei (bestimmt). Gott mache Sie mir heilig! Ich gestehe Ihnen, dass mir das Volk dieses Landes nicht zusagt und ich mich, wenn Gott damit gedient ist, bald im Lande der Verheißung zu sehen wünsche. Würde ich jedoch erkennen, dass Gott mehr gedient werde, wenn ich hier bliebe, so würde ich auch ganz gerne hier verweilen. Der Herr wolle helfen! Heute ist der Weiße Sonntag.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Empfehlen Sie mich meiner lieben Maria vom Kreuze und der Subpriorin. Meiner lieben Maria vom Kreuze wollen Euere Ehrwürden diesen Brief vorlesen. Alle Schwestern mögen uns Gott empfehlen!

98. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Sevilla, am 9. Mai 1576

Genaue Beschreibung des Gebäudes, das man für das Nonnenkloster angekauft hat. Nachrichten über die Feindseligkeiten der Beschuhten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden! Mein Gott, wie gut verstehen Sie es doch, mich auf die Probe zu stellen! Meine Tugend muss, ich versichere Sie, groß sein, wenn ich diesen Brief an Sie schreibe. Das Schlimmste aber ist, dass ich befürchte, Sie möchten mit Ihrer Art auch meinen Vater, den Lizentiaten Padilla, angesteckt haben; denn auch er schreibt mir nicht und sendet mir nicht einmal Grüße, geradeso wie Euere Hochwürden. Gott verzeihe es Ihnen beiden! Gleichwohl verdanke ich dem Herrn Lizentiaten Padilla so viel, dass ich es trotz all seiner Nachlässigkeit nicht über mich bringen kann, mich nicht mehr um ihn zu bekümmern. Ich bitte ihn darum, er möge diesen Brief auch als an ihn geschrieben ansehen.

Wenn ich darüber nachdenke, welche Verlegenheiten Sie mir bereitet haben und wie Sie sich um nichts mehr kümmern, so weiß ich nicht, was ich anders denken soll als: »Verflucht sei der Mensch, der sein Vertrauen auf Menschen setzt.« Weil man aber Böses mit Gutem vergelten muss, darum wollte ich Ihnen schreiben, um Sie zu benachrichtigen, dass wir am Tage des heiligen Jakobus von dem erworbenen Hause Besitz genommen und die Brüder geschwiegen haben wie die Toten. Unser Vater hat mit Navarro gesprochen, und dieser, glaube ich, hat sie zum Schweigen gebracht.

Das Haus ist von der Art, dass die Schwestern Gott nicht genug dafür danken können. Er sei gepriesen für alles! Allgemein heißt es, dieses Haus sei wie geschenkt; und man versichert uns, dass es jetzt nicht um 20000 Dukaten gebaut würde. Die Lage sei eine der besten in Sevilla, sagt man. Der gute Prior de las Cuevas ist zweimal hierher gekommen und ist mit dem Hause sehr zufrieden. Auch Pater Bartholomäus de Aguilar war einmal hier, ehe er abreiste. Er ging nämlich, wie ich Euerer Hochwürden schon geschrieben habe, zum Kapitel. Es war ein außerordentliches Glück, ein solches Haus zu finden. Wegen der Steuer haben wir großen Streit; ich glaube, wir werden sie zuletzt ganz bezahlen müssen. Mein Bruder würde uns das Geld leihen; er nimmt sich um den Bau an und enthebt mich vieler Mühe. An der Irrung bezüglich der Steuer war der Notar schuld. Unser Vater und alle anderen sind mit dem Hause gleichfalls sehr zufrieden. Der Pater Soto war hier; er macht sich davon große Hoffnungen. Weil Sie mir nicht schreiben, so soll ich, wie er mir sagte, das gleiche tun. Der Vorbau wird zur Kirche eingerichtet, die ein sehr freundliches Aussehen gewinnen wird. Alles wird wie gegossen. Soviel über das Haus.

Was den Tostado betrifft, so sagte mir ein Ordensbruder, der eben hier ankam, er habe ihn im März zu Barcelona verlassen. Dieser Bruder, der aus dem hiesigen Kloster ist, hat von Tostado ein Patent, worin dieser sich den Titel »GeneralVikar von ganz Spanien« beilegt. Cota kam gestern hier an. Er hält sich im Hause des Don Hieronymus verborgen in der Hoffnung, es werde den Nachrichten zufolge Pater Augustin Suárez ankommen. Die ersten zwei Angaben sind wahr; denn ich habe das von Tostado ausgestellte Patent gesehen und weiß, dass Cota hier ist. Auch das vom Provinzial Gesagte soll gewiss sein. Er wird, wie es noch heißt, sein Amt wieder übernehmen und ein Motu proprio vom Papste mitbringen, das ganz nach dem Wunsche der Beschuhten sein soll. Auch der Prior sagte mir heute, dass er dies von einem, den jene ins Vertrauen gezogen, erfahren habe.

Seine bischöflichen Gnaden, unser guter Herr Erzbischof, sowie der Stadtrichter und der Staatsanwalt waren der Ansicht, unser Vater sollte sich heimlich entfernen, damit man ihm keine Anzeige von den Vorgängen machen könnte, bis man von Seiner Gnaden, dem hochwürdigsten Herrn Nuntius, die diesbezüglichen Befehle erfahren hätte. Sie hatten viele Gründe für ihre Meinung. Darum begab er sich nach Madrid, indem er die Visitation unterbrach und einen anderen Weg einschlug; denn eine Visitation bei den beschuhten Vätern wäre jetzt, da sie in der größten Aufregung sind, nicht geraten. Gott verzeihe denen, die etwas so Heilsames verhindern! Übrigens glaube ich, dass dies alles im Plane des Herrn zur Förderung eines noch größeren Gutes dient. Möge es Seiner Majestät gefallen, dass jenen doch noch geholfen werde! Bezüglich der Unbeschuhten zweifle ich nicht, dass sie große Fortschritte machen werden; denn der Herr leitet alles zum größeren Heile. Unser Vater ließ hier den Karmeliten-Prior Evangelista als Provinzvikar zurück; dieser hat nun den Hieb zu gewärtigen. Indessen sage ich Ihnen doch, man werde ihm, da er nicht das Oberhaupt ist, nichts anzeigen. Er hat guten Mut, und der Stadtrichter ist ganz darauf gefasst, ihm Hilfe zu gewähren, wenn etwas vorfallen sollte. Morgen reisen der Prior und der Subprior des Klosters de los Remedios nach Umbrete, weil sie der Erzbischof, der sich dort aufhält, zu sich beschieden hat. Wenn diese nicht den Beweis erbringen, dass das, was der Pater Visitator getan hat, ungültig ist, so ist schon viel geschehen; ich glaube aber nicht, dass sie diesen Beweis erbringen werden. Der Herr leite alles zu seiner Ehre! Euere Hochwürden aber und meinen Vater und Herrn, den Lizentiaten Padilla, bewahre er vor dem Sirenengesange! Mein Bruder übersendet Ihnen beiden seine Grüße. Ich möchte Sie unendlich gerne hier haben; denn ich glaube, Sie würden sich sehr über den guten Fortgang freuen, den unser Kloster genommen.

Wir zogen drei Tage, bevor der Stellvertreter des Stadtrichters abzog, in das Haus ein. Mit ihm und seiner Gemahlin wurden wir innig befreundet. Sie versorgten uns alle vortrefflich mit Speisen und zeigten sich sehr freundlich gegen uns. Der Stellvertreter sagt, es gebe in Sevilla kein besseres Haus und keine günstigere Lage. Es scheint mir auch, dass man dort die Hitze nicht so sehr empfindet. Der Hof ist wie aus Zuckerteig gemacht. Gegenwärtig gehen alle hinein, weil bis zur Vollendung des Kirchenbaues die Messe in einem Saale gelesen wird. So kann jedermann das Haus ansehen. Im inneren Hof sind vortreffliche Zimmer, in denen wir besser wohnen als im anderen Hause. Der Garten ist sehr anmutig, die Aussicht ausgezeichnet. Es hatte uns viele Mühe gekostet [bis wir das Haus bekamen], allein ich halte sie für gut angewendet; denn ich hätte nie gedacht, dass wir etwas so Vortreffliches erhalten würden. Die Mutter Priorin und alle Schwestern empfehlen sich angelegentlich in Ihr und meines Vaters Padilla Gebet. Ich empfehle mich auch in die Gebete des Paters Angelus, über den ich erstaunt war, dass er so bald wieder dort ankam. Gott gebe, dass das Kapitel zu seinem Dienste gereiche! Wenn es so geht, wie Euere Hochwürden sagen, dann wird es geschehen. Gott behüte Sie ungeachtet all Ihrer Fehler und mache Sie recht heilig! Heute ist der 9. Mai.

Lassen Euere Hochwürden mir doch Nachricht geben über die gegenwärtigen Vorgänge! Sie wissen ja, dass unser Vater jetzt nicht hier ist und ich niemanden habe, durch den ich etwas erfahren könnte. Ich wünschte, Euere Hochwürden möchten von Madrid nicht weggehen, bis Sie sehen, welchen Ausgang diese Angelegenheiten nehmen. Ich versichere Sie, dass ich Ihre Abwesenheit von hier sehr schmerzlich empfinde; denn Sie kennen sich aus, während wir alle vorsichtig und behutsam sein müssen. Dem Pater Vinzenz meine Empfehlungen; ich gratuliere ihm zu seiner Profeß.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

[Als unser Vater heimlich abreiste, behauptete man, dass er sich in unserem Kloster zu Sevilla verborgen habe.] O welche Lügen sind doch hier im Umlauf! Es ist zum Vergehen. Eben sagt man mir, in Carmona sei der Visitator der Beschuhten - denn so nennen sie ihn -, und in vielen Konventen hätten sie ihm schon Gehorsam geleistet.

Gleichwohl bin ich in Furcht wegen der Angelegenheiten in Rom; denn ich denke an das Geschehene, wenn ich auch nicht glaube, dass dies alles zu unserem Nachteil, sondern zu unserem Besten gereichen werde. Sie müssen sich auf etwas stützen können, sonst wären sie nicht so unbesonnen, dass sie hierher kämen; denn sie wissen noch nicht, dass unser Vater abgereist ist, sondern sind der Meinung, unser Vater befinde sich hier. Uns bringt man eine Menge Glückwünsche dar. Das ganze Stadtviertel ist voll Freude. Ich wünschte nun auch die Angelegenheit unserer unbeschuhten Brüder bereinigt zu sehen. Die Geduld des Herrn mit diesen Beschuhten wird auch eine Grenze und so viel Unheil doch einmal ein Ende haben.

99. Brief - An Pater Gracián in Sevilla

Malagón, am 15. Juni 1576

Plan, das Kloster Malagón nach Paracuellos zu verlegen. Nachrichten über ihre Reise nach Malagón und über den schlimmen Zustand des dortigen Klosters.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Es war für mich eine große Freude, als ich heute den Maultiertreiber ankommen sah. Ich fühle eine gewisse Erleichterung, wenn ich einen Brief durch eine so zuverlässige Person übersende, wie er ist. Ich gestehe Ihnen, mein Vater, der Gedanke, dass Sie schon in Sevilla waren, als man sich beeilte, Sie dorthin zu bringen, macht mir Angst. Das beste Mittel gegen alle diese Vorurteile wäre meiner Ansicht nach, wenn Sie selbst sich hier befänden. Wahrhaftig, wenn ich mir vorstelle, wie selten ich von Euerer Paternität Nachricht erhalten werde, so weiß ich nicht, wie es mir möglich sein wird, eine solche Prüfung auszuhalten. Möge Gott dabei mithelfen und mir die besondere Gnade schenken, dass ich Sie endlich vor diesen Leuten in Sicherheit sehe!

Ich weiß nicht, warum man Euere Paternität und uns alle mitten in die größten Unruhen hat stürzen wollen. Ach, es genügte schon vollständig die Exkommunikation des Paters Mariano und des Paters Prior! Etwas tröstet mich jedoch, nämlich dass Herr Doktor Arganda bei Ihnen ist. Bitte, grüßen Sie ihn ehrfurchtsvoll von mir und sagen Sie ihm, wie sehr ich wünschen würde, ihn wieder zu sehen. Vergessen Sie auch nicht, ihm mitzuteilen, dass ich ihn bitte, nicht so leichthin zu glauben, dass diese Patres aufhören werden, an der Rückeroberung ihrer Freiheit zu arbeiten; sie werden sie um jeden Preis erstreben. Wenigstens versichern sie, dass dies ihre Absicht ist, falls Euere Paternität zu ihnen zurückkehren würde. Um darum nie in ihre Hände zu fallen, ist es immer gut, sich im Voraus gegen das zu schützen, was an dem Tage eintreten könnte, an dem Sie sich mitten unter diesen von der Leidenschaft verblendeten Menschen befinden würden.

Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass ich sehr erfreut war, als ich Ihren Besuch erhielt; außerdem werde ich nie bedauern, dass Sie bei den Unruhen, die dort entstanden, nicht zugegen waren; denn diese Leute hätten nicht weniger angestellt, und das wäre eine mangelhafte Rücksicht auf Ihre Autorität und Ihre Person gewesen.

Ich wünsche sehr zu erfahren, ob es Ihnen gut geht in dem Augenblick, wo Sie Ihre langen Visitationsreisen wieder aufnehmen wollen. Bemühen sich Euere Paternität um der Liebe des Herrn willen, mir pünktlich zu schreiben und Ihre Briefe auf verschiedenen Wegen an mich zu befördern; denn wenn ich in Ávila sein werde, wird für mich darin eine weitere Prüfung liegen, dass ich nur in langen Zwischenräumen eine Nachricht von Ihnen erhalte. Senden Sie, bitte, Ihre Briefe über Madrid oder Segovia und ab und zu über Toledo. Sie sehen, welche Umwege sie machen müssen wegen der schwierigen Verhältnisse, in denen wir uns gegenwärtig befinden. Ja wahrhaftig, zu gewissen Stunden bin ich sehr ungeduldig, wenn ich keine Briefe erhalte, und habe Langeweile. Aber da Sie meine Besorgnis kennen, so wäre es von Ihnen, mein Vater, grausam, wenn Sie die Korrespondenz mit mir vernachlässigen würden; und wenn Sie mir auch keinen langen Brief schicken können, so geben Sie mir doch wenigstens Nachricht über Ihre Gesundheit. Möge sie Ihnen unser Herr schenken, da sie notwendig ist zum Wohle des Ordens!

Bitte, teilen Sie mir mit, wie die Verhältnisse stehen! Sagen Sie mir auch, ob Sie Freude darüber empfunden haben, das Kloster zum heiligen Joseph in solcher Vollendung errichtet zu sehen! Unterrichten Sie mich auch über den guten Ruf, den es sich durch die stattgefundene Festfeier erworben hat! Was mich betrifft, so habe ich eingesehen, dass Gott meinen Aufenthalt dort nicht zulassen würde, nachdem ich dieses Haus mit seiner eigenartigen Anlage für die Schwestern und ihr ruhiges Leben gesehen. Er sei immerdar gepriesen! Das Kloster unserer Schwestern in Malagón befindet sich in sehr traurigen Verhältnissen, und da ich von Sevilla hierher kam, so hat es noch mehr diesen Eindruck auf mich gemacht.

Der Mutter Priorin geht es besser, aber sie befindet sich noch nicht ganz wohl. Ihre Krankheit hat mich betrübt. Jedoch die Hoffnung, sie genesen zu sehen, hat meinen Schmerz gemildert; denn dieses Leiden ist gefährlich. Wenn sie sterben sollte, so werden wir an ihr das beste Ordensmitglied verlieren. Was die Fehler betrifft, die sie gemacht hat, so ist sie, wie es scheint, derart davon geheilt, dass sie jetzt nur mehr klug handeln wird. Ich habe sie sehr gerne; und was mich antreibt, sie noch mehr zu lieben, ist die Tatsache, dass sie voll Liebe für Euere Paternität ist und über Ihre Gesundheit wacht. Vergessen Sie nicht, sie inständig Gott zu empfehlen. Das Kloster zu Malagón wäre gewissermaßen verloren, wenn man annimmt, dass sie fehlen würde.

Ich habe soeben einen Boten an Doña Luise abgesandt. Ich erwarte seine Rückkunft. Falls sich die Angelegenheit nicht erledigen lässt, bin ich entschlossen, sie dringend zu bitten, sie möge die Nonnen in ihrem Hause zu Paracuellos unterbringen, bis das hiesige [Kloster] fertiggestellt ist. Paracuellos ist drei Meilen von Madrid und zwei von Alcalá entfernt. Der Ort ist, wie mir scheint, sehr gesund, und ich hätte gar sehr gewünscht, dass dort das Kloster errichtet worden wäre, aber Doña Luise hat es nie gewollt. Jetzt, nachdem die Nonnen einmal in Malagón sind, wünsche ich noch viel mehr, dass sie nicht mehr von hier weggehen, weil viele Fremde durchreisen. Allein da es nicht anders zu machen ist, so wolle Gott es fügen, dass Doña Luise auf meinen Vorschlag eingeht! Genehmigen Euere Paternität, dass wir die Erlaubnis nicht abwarten! Denn ich glaube sicher, dass Sie diese erhalten werden. Das Kloster aber aufzugeben wie das zu Pastrana, geht durchaus nicht an. Kommt auch jetzt von Doña Luise keine befriedigende Antwort, so werde ich mich nach Toledo begeben, um daselbst einige Personen zu gewinnen, die ihr die Sache vorstellen, und ich werde von dort nicht weggehen, bis auf die eine oder andere Weise die Angelegenheit geregelt ist. Seien Euere Paternität darüber ohne Sorge!

Ich bin gesund hier angekommen. Es war besser für mich, zu Fuß als zu Wagen zu reisen. Denn so konnte ich zu jeder Stunde reisen, wenn ich wollte, und war wohlverpflegt von meinem Bruder. Derselbe lässt Euere Paternität vielmals grüßen; er kam gesund hier an und ist es noch. Er ist ein herzensguter Mensch. Wenn er nur mich in Toledo allein lassen und weiterreisen würde, bis die dortige Angelegenheit in Ordnung wäre und wir von Euerer Paternität Nachricht erhielten! Aber er ist nicht dazu zu bewegen. Die kleine Theresia hat uns auf der Reise erheitert und ist uns gar nicht lästig geworden. O mein Vater, welches Missgeschick ist mir begegnet! Da wir in der Herberge nicht bleiben konnten, nahmen wir unsere Zuflucht zu einem Garbenhaufen in einer danebenstehenden Scheune. Da verkroch sich ein großer Salamander oder eine Eidechse in meinen Ärmel zwischen der Tunika und dem bloßen Arm; [der gütige Gott hat verhindert, dass er mir nicht anderswohin geriet, sonst glaube ich, wäre gestorben, so groß war mein Schrecken.] Mein Bruder erfasste ihn und schleuderte ihn weg, traf aber damit den Anton Ruiz auf den Mund. Derselbe hat uns auf dem Wege viel Gutes erwiesen und ebenso Didakus. Geben Sie diesem bald das Ordenskleid; denn er ist ein kleiner Engel. Ich meine, er habe eine Nonne zum Eintritt bei uns veranlasst, die mir viel lieber wäre als Katharina, die ich von hier wegnehmen muss. Dieselbe scheint sich jetzt besser zu befinden, nur hat sie inniges Verlangen, von hier fortzukommen. Die Kranke ist in einem hoffnungslosen Zustand. Euere Paternität können versichert sein, dass sie schwer krank war, als sie diesen schönen Streich spielte. Sie sagt indes selbst, sie habe dies zur größeren Ehre des Ordens getan.

Die Mutter Priorin empfiehlt sich Ihnen angelegentlich. Sie sagt, sie schreibe nicht, um Ihnen nicht lästig zu fallen. Sie ist wieder außer dem Bette; weil sie aber überall dabei sein möchte und so sehr für Reinlichkeit besorgt ist, so verzögert sie selbst ihre baldige Genesung. Wenn Euere Paternität in unser Kloster kommen, so seien Sie gegen [die Schwester Eleonora] vom heiligen Gabriel ja recht liebevoll. Denn sie war bei meiner Abreise sehr betrübt. Sie ist an Einfalt ein Engel und hat einen vortrefflichen Geist. Ich verdanke ihr vieles.

Verordnen Euere Paternität, dass man im Sprechzimmer zu Sevilla durchaus niemandem zu essen gebe; denn die Schwestern werden dadurch sehr beunruhigt. Sie tun es auch sehr ungern, wenn es nicht Euere Paternität betrifft; im Notfalle aber würde dies keine Rolle spielen. Mir ist es noch unangenehmer; denn es bringt viele Missstände mit sich, und deshalb habe ich es auch den dortigen Schwestern gesagt. Es genügt schon, dass sie, wenn sie anderen zu essen geben, selbst das Notwendige entbehren müssen; denn die Almosen sind spärlich. Da bleiben die Schwestern ungespeist, sagen aber kein Wort. Das ist jedoch noch der geringste Missstand. Während meines dortigen Aufenthaltes sorgte ich dafür, dass ihnen nichts mangelte und der Konvent keine Unkosten hatte, wenn man jemandem zu essen gab. Alles kommt auf den Anfang an. Dies aber ist ein Anfang, aus dem viel Unheil entstehen kann. Bedenken darum Euere Paternität, dass daran viel gelegen ist! Es wird den Schwestern ein großer Trost sein, wenn sie wissen, dass es Ihr Wille sei, die von Pater Petrus Fernández gegebenen und bestätigten Verordnungen zu beobachten. Alle Schwestern sind noch jung, und glauben Sie mir, mein Vater, es ist das sicherste, wenn sie nicht mit Brüdern verkehren. Nichts fürchte ich in diesen Klöstern so sehr als diesen Verkehr; denn ist auch jetzt alles heilig, so weiß ich doch, wohin es führen wird, wenn man nicht gleich von Anfang an Vorkehrungen dagegen trifft. Dies ist der Grund, warum ich so sehr dagegen bin. Verzeihen Sie mir, mein Vater, und Gott sei mit Ihnen!

Möge Seine Majestät Sie beschützen und mir Geduld in genügendem Maße verleihen, damit ich es ertragen kann, seit so vielen Tagen keinen Brief mehr von Ihnen bekommen zu haben!

Ich bin in diesem Kloster am zweiten Pfingsttage angekommen, und heute ist der darauffolgende Freitag. Ich habe in Almodóvar Pater Ambrosius gesehen, der mich mit der größten Freude empfangen hat; aber die Abreise des Paters Balthasar nach Toledo hat mich betrübt. Ich weiß nicht, warum Pater Mariano ihn veranlasst, sich noch einmal der Gefahr auszusetzen, selbst wenn nur von ferne Gefahren drohen. Gebe Gott, dass es mit diesem Kloster hier gut gehe! Ich glaube, dass diese Gründung sehr nutzbringend sein wird…

Ich war so weit in meinem Briefe, als man mir die Antwort der Doña Luise brachte. Sie sagt, sie werde in dieser Woche einen sehr guten Arbeiter schicken; aber sie hat mir Kummer gemacht.

Ich vergaß, Ihnen mitzuteilen, dass Pater Alfons nach Sevilla kam, um sich mit mir über die Angelegenheit des Paters Subprior zu besprechen, der wegen seines Kopfleidens ganz trostlos ist. Er sollte Euere Paternität bitten, ihn anderswohin zu senden. Er ist ein guter Mensch, und es wäre gerecht, ihm diesen Trost zu gewähren. Meiner Ansicht nach würde sich seine Gesundheit in Almodóvar bessern. Aber da der Prior schon fort ist, musste man einen Vikar ernennen. Pater Gregor könnte seine Stelle vertreten, und auf diese Weise würde alles aufs beste vonstatten gehen. Je öfter ich letzteren sehe, um so vollkommener finde ich ihn, wie es mir scheint. Sie werden dort selbst sehen, was passend ist.

Etwas möchte ich mir von Ihnen, mein Vater, als Gunst ausbitten, nämlich dass Sie sich schonen. Mein Wunsch ist, Sie möchten Ihre Gesundheit nicht bis zu dem Grade vernachlässigen, dass Sie uns alle einsam zurücklassen! Ich weiß, dass die hiesige Mutter Priorin nichts versäumen wird, was zu diesem Zwecke notwendig ist, und ich werde meinerseits jemanden ausfindig machen, der dort Sorge trägt. Ich teile Ihnen dies mit, damit Sie im Notfalle nicht verfehlen, sich an die Mutter Priorin zu wenden. Wir senden ihr heute sogar Geld und alles, was Sie nötig haben können; außerdem habe ich bei der Schwester [Eleonora] vom heiligen Gabriel eine Menge Kleinigkeiten zurückgelassen; aber was ich ihr zurückließ, war unbedeutend. Beachten Euere Paternität es wohl: Sie dürfen es nicht befremdend finden, wenn ich von der Erlaubnis nichts wissen will, dass andere Brüder [im Sprechzimmer] speisen; was Sie betrifft, so haben Sie es offenbar notwendig, sich zu schonen, und nicht ohne große Besorgnis sehe ich Sie leider in diesem Sommer [in Sevilla]. Was unsere Sorge hier betrifft, Ihnen das Nötige zu senden, so kommt sie nicht davon, dass die Priorin, die Subpriorin und die Schwestern sich Ihre Pflege nicht angelegen sein lassen, sondern davon, weil sie vielleicht nur wenig Almosen bekommen. Angesichts ihrer Not würden Sie sich sehr zurückhaltend zeigen. Möge Gott Sie gesund erhalten und in unserer Liebe bewahren! Während Ihrer Abwesenheit wollen wir geduldig sein, aber es wird uns schwer fallen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

100. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, 15. Juni 1576

Nachrichten über die Reise und Verhaltungsmaßregeln für die Priorin.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

O wie sehr wünschte ich, Ihnen recht ausführlich zu schreiben; weil ich aber noch andere Briefe zu besorgen habe, so finde ich keine Zeit dazu. Den Pater Gregor habe ich gebeten, er wolle Ihnen die ganze Reise ausführlich beschreiben. Im Grunde genommen ist aber wenig darüber zu berichten, weil unsere Reise sehr gut vonstatten ging und wir nicht viel Hitze zu ertragen hatten. Am zweiten Pfingsttage kamen wir, Gott sei Dank, wohlbehalten hier an. Die Mutter Priorin traf ich auf dem Wege der Besserung, obwohl sie noch nicht ganz gesund ist. Sie und die Schwestern sollen sie recht eifrig Gott empfehlen. Ich hatte große Freude an ihr. An den Überfluss, den Sie haben, denke ich oft. Gebe Gott, dass nichts fehle!

Um der Liebe willen bitte ich Sie, alle möglichen Wege zum Schreiben zu benützen, damit ich immer weiß, wie es den Schwestern geht. Schicken Sie die Briefe nach Toledo; ich werde die Priorin beauftragen, sie noch rechtzeitig hierher zu senden. Es kann auch sein, dass ich mich einige Tage dort aufhalte; denn ich fürchte, es werde noch Mühe kosten, bis ich die Angelegenheit mit Doña Luise in Ordnung gebracht habe. Die dortigen Schwestern sollen diese Angelegenheit Gott empfehlen. Grüßen Sie mir auch die Mutter Subpriorin und alle Schwestern! Seien Sie recht liebevoll gegen [die Schwester Eleonora] vom heiligen Gabriel; denn sie war bei meiner Abreise sehr betrübt. Dem García Alvarez wollen Sie mich gleichfalls vielmals empfehlen. Geben Sie uns Nachricht von dem Prozesse und von allem, vorzüglich aber von unserem Vater, wenn er angekommen ist. Im beiliegenden Briefe habe ich ihm angelegentlichst empfohlen, ja nicht zu dulden, dass irgend jemand [im Sprechzimmer] dort esse. Sehen Sie darauf, dass diese Gewohnheit nicht eingeführt werde! Ausgenommen ist nur unser Vater, weil er es so sehr bedarf und weil dies geschehen kann, ohne dass es jemand erfährt. Und sollte es auch jemand erfahren, so kennt doch jedermann den Unterschied zwischen einem Oberen und einem Untergebenen. Denn seine Gesundheit ist für uns so wichtig, dass alles, was wir zu ihrer Erhaltung tun können, wenig ist. Die Mutter Priorin wird durch Pater Gregor zu diesem Zwecke und zur Bestreitung des Notwendigen etwas Geld senden; denn sie hat in Wahrheit große Liebe zu ihm, und deshalb tut sie es gerne. Es wird gut sein, wenn er dies erfährt. Ich versichere Sie, dass die Schwestern wenig Almosen erhalten werden, und so könnte der Fall eintreten, dass sie, wenn sie anderen zu essen geben, selber nichts zu essen haben. Ich wünsche sehr, dass diese in keiner Weise beunruhigt werden, sondern ungestört unserem Herrn dienen mögen! Seine Majestät verleihe, dass es so werde, wie ich ihn darum anflehe. Die Schwester… vom heiligen Franziskus bitte ich, mir alles sorgfältig zu berichten, wie es mit den Ordensmännern steht.

Als ich von Ihrem Kloster hierher kam, fand ich dieses in einer schlimmen Lage. Die Schwestern haben vieles zu leiden. Die kleine Theresia war auf der Reise, besonders am ersten Tage, sehr traurig. Sie sagte, die Trennung von den Schwestern falle ihr so schwer. Sobald sie sich aber im hiesigen Kloster befand, war es, als hätte sie ihr ganzes Leben bei diesen Nonnen zugebracht. Sie war so voll Freude, dass sie am Abend unserer Ankunft fast nichts gegessen hat. Ich habe mich sehr gefreut; denn ich glaube, dass ihre Liebe zu den Schwestern tief in ihrem Herzen wurzelt. Durch Pater Gregor werde ich wieder einen Brief senden. Für heute schreibe ich Ihnen nichts mehr; der Herr möge Sie behüten und heilig machen, damit auch alle anderen es werden! Amen. Heute ist der Freitag nach Pfingsten. Den beiliegenden Brief wollen Sie unserem Vater sicher übergeben; und wenn er nicht dort sein sollte, so schicken Sie ihm denselben nur durch eine ganz zuverlässige Person; denn er ist von Wichtigkeit.

Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Die kleine Theresia schreibt Ihnen nicht, weil sie sehr beschäftigt ist. Sie sagt, sie sei auch eine Priorin, und empfiehlt sich Ihnen recht sehr.

101. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, am 18. Juni 1576

Aufnahme einiger Nonnen ins Kloster zu Sevilla und ihre Reise. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Wenn die dortigen Schwestern über meine Abwesenheit einigermaßen betrübt sind, so versichere ich sie, dass sie mir dies wohl schuldig sind. Gebe Gott, dass so viele Trübsale und Leiden, die mir die Trennung von so geliebten Töchtern verursacht, zu seinem Dienste gereichen und dass Euere Ehrwürden und alle bisher gesund geblieben sein möchten! Ich bin Gott sei Dank gesund. Sie werden die Briefe schon erhalten haben, die der Maultiertreiber mitgenommen hat. Dieser Brief wird sehr kurz ausfallen. Ich gedachte, hier längere Zeit zu bleiben; weil aber der Tag des heiligen Johannes auf einen Sonntag fällt, so habe ich meine Abreise früher angesetzt, und darum habe ich jetzt wenig Zeit. Da aber Pater Gregor den Brief mitnehmen wird, ist wenig daran gelegen.

Ich werde dafür Sorge tragen, dass Euere Ehrwürden mit der Bezahlung der Zinsen nicht in Bedrängnis kommen. Für das nächste Jahr wird sich der Herr schon jemand ausersehen haben, der sie bezahlt. Eine Schwester [der Elvira] vom heiligen Angelus, die hier ist, wird von der Mutter Priorin sehr gelobt, und sie würde sie lieber aufnehmen als die hier Eingetretene. Sie sagt, diese werde von der Aussteuer der letzteren, die im August ihr Noviziatsjahr vollendet, 300 Dukaten erhalten, und ebensoviel werde auch die andere mitbringen. Davon könnten dann für dieses Jahr die Zinsen bezahlt werden. Es ist das freilich sehr wenig; allein wenn das wahr ist, was man von ihr sagt, so ist sie so vortrefflich, dass man sie auch ohne Aussteuer aufnehmen könnte, zumal sie von hier ist. Reden Sie mit unserem Vater darüber, und wenn die Schwestern sich nicht anders zu helfen wissen, dann mögen sie zu diesem Mittel greifen. Der Übelstand ist nur der, dass sie erst vierzehn Jahre zählt, und darum sage ich, man soll sie aufnehmen, wenn man sich nicht anders helfen kann. Dort werden Sie sehen, was zu machen ist.

Ich glaube, dass es gut sein wird, wenn unser Vater die Bestimmung träfe, Beatrix solle sogleich Profeß ablegen. Ich habe dafür viele Gründe; einer davon besteht darin, dass die Versuchungen einmal ein Ende nehmen. Empfehlen Sie mich ihr und ihrer Mutter und allen, die Sie sehen, der Mutter Subpriorin und allen Schwestern, insbesondere meiner Krankenwärterin. Gott erhalte Sie mir, meine Tochter, und mache Sie recht heilig! Amen.

Mein Bruder hat neulich erst an die Schwestern geschrieben; er empfiehlt sich ihnen vielmals. Er bewahrt mehr Treue als [seine Tochter] Theresia, die es für ungeeignet findet, irgend jemand außer den dortigen Schwestern zu lieben. Weil die Mutter Priorin, an der ich mich in Wahrheit sehr erfreute, auch schreibt und Pater Gregor erzählen wird, was zu berichten ist, darum schreibe ich weiter nichts. Ich gedenke, einige Tage in Toledo zu bleiben. Schreiben Sie mir dorthin. Gestern war das Fest der heiligsten Dreifaltigkeit. Sorgen Sie dafür, dass mir ein Brief von unserem Vater oder ausführliche Nachrichten über ihn zugesendet werden; denn ich habe von ihm gar nichts mehr erfahren. Gott mache die Schwestern heilig! Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Was die Aufnahme der Nonne betrifft, so habe ich mich näher darüber erkundigt; jetzt kann man noch nichts darüber sagen.

102. Brief - An Pater Gracián in Sevilla

Malagón, Ende Juni 1576

Umtriebe der beschuhten Patres. Rat, Pater Gracián möge sein Amt als Visitator niederlegen.

… wenn ich gewiss weiß, dass Euere Paternität sich dort befinden. Der Prior von Carmona ist heute hier durchgereist mit einem anderen Ordensmann. Pater Gregor wird Ihnen einiges von dem erzählen, was vorgefallen ist. Dieser Pater Prior hat mir gesagt, dass nun Pater Cota in den Karmel wieder aufgenommen wurde, dass der Königliche Fiskalrat sich mit seinem Prozesse befasse und dem Rate die Angelegenheit unterbreitet sei. Das zeugt meiner Ansicht nach von einer großen Schwäche gegenüber diesen Ordensmännern nach all den Streichen, die sie gespielt haben. Dieser Prior erklärt selbst, er habe oft genug darauf hingewiesen, dass man sich an den Nuntius wenden solle, um ihn um die Bestrafung jener zu bitten, die so gehandelt haben, aber nicht um alle dafür verantwortlich zu machen. Er werde ihn schließlich auch darum bitten, das Euere Paternität nicht mehr Visitator bleiben, da niemand Ihnen gehorchen wolle, und dass einer ernannt werde, dem man Vertrauen entgegenbringe.

Ich habe mich gefragt, ob es nicht gut sei, wenn Euere Paternität selbst diese Bitte an den Nuntius und an den König richten und die feindselige Haltung dieser Patres darlegen würden sowie auch den geringen Nutzen, den Sie bei der großen Missstimmung gegen Ihre Person unter ihnen stiften. Diesen Schritt würde man auf beiden Seiten gerne sehen, ich möchte sagen auf seiten des Königs… wenn es Gott gefüllt… Überlegen Euere Paternität sich die Sache wohl! Es wäre eine wirkliche Genugtuung für jedermann. Aber gesetzt den Fall, dass sie Ihrer Bitte kein Gehör schenken würden, so wäre ich für meinen Teil sehr getröstet, wenn Euere Paternität das Ihrige getan haben, um diese Ordensmänner los zu werden. Der Gedanke, dass sie noch gehalten sind, Euerer Paternität zu gehorchen und dass sie ihre Umtriebe von neuem beginnen werden, ist mir nicht weniger schmerzlich als der Tod selbst. Denken Sie wohl darüber nach, mein Vater! Und wenn Sie Ihr Amt nicht niederlegen können, so werden Sie wenigstens in Kraft des Gehorsams verpflichtet sein, es weiterzuführen, und der Herr wird Ihnen die Hand reichen.

Diese [Religiosen] erklären, Pater Tostado habe es so angeordnet, dass sie sich mit ihrem Provinzial ins Benehmen setzten. Nun, der Herr möge es geschehen lassen! Es wäre gut, wenn man irgendwelche Maßregeln ergreifen würde gegen so verblendete Leute, nachdem Euere Paternität das Werk in so gute Wege geleitet haben. O Jesus, wie schmerzlich ist es, wenn man so weit entfernt ist und dabei alle diese Angelegenheiten regeln muss! Ich versichere Sie, es ist das für mich ein sehr schweres Kreuz. Ich reise nach Toledo und habe vor, dort zu bleiben, bis Doña Luise das Kloster hier etwas herstellt; sie hat mir eben geschrieben, dass sie einen Arbeiter schicken werde, aber sie hat es damit nicht besonders eilig. Meine Gesundheit ist gut…

103. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 2. Juli 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Dass Sie sich nach meiner Abreise, wie Sie sagen, recht einsam fühlen, bewegt mich sehr. Erst nachdem ich den Brief, der mit diesem folgt, schon geschrieben hatte, erhielt ich Ihre Briefe. Ich habe mich sehr darüber gefreut, so dass ich ganz gerührt war.

Dass Sie Abbitte geleistet haben, hat mir sehr gefallen. Unter der Bedingung, dass Sie mich fortan so lieben, wie ich Sie liebe, verzeihe ich Ihnen das Geschehene und was sich noch in Zukunft ereignen wird. Darüber habe ich jetzt noch am meisten zu klagen, dass Sie so wenig um mich sein mochten; ich sehe aber wohl ein, dass Sie deshalb keine Schuld trifft, und so habe ich es auch der Mutter Priorin in Malagón gesagt. Der Herr, der gewollt hat, dass jetzt so viele Leiden über mich kommen sollten, hat es so geordnet, dass ich des Trostes entbehren musste, den mir Ihr Umgang verschafft haben würde. Wenn nur jetzt Euere Ehrwürden und Ihre Schwestern einigermaßen in Ruhe leben können, so achte ich alle diese Leiden für gut angewendet, selbst wenn ihrer auch noch viel mehr gewesen wären. Glauben Sie mir, dass ich Sie innig liebe; und wenn ich bei Ihnen dieselbe Liebe finde, so gilt mir alles andere so wenig, dass ich es gar nicht beachte. In Sevilla aber, wo bald dies, bald jenes vorkam und wo ich mit Ihnen als meiner innigstgeliebten Tochter verkehrte, fiel es mir recht schwer, bei Ihnen nicht dieselbe Zutraulichkeit und Liebe zu finden. Durch diesen Ihren Brief aber haben Sie mir fürwahr alles Leid hinweggenommen, und meine Liebe bleibt. Diese ist so groß, dass ich mich Ihrer Verteidigung erinnern muss, damit sie nicht zu überschwenglich wird.

Unendlich habe ich mich darüber gefreut, dass alles einen so guten Ausgang nahm. Sorgen Sie ja dafür, dass der Vergleich zustande kommt, wenn man auch für die Zukunft keine große Sicherheit hat; denn es ist immer, besonders am Anfang, etwas Widerwärtiges, einen Prozess zu führen. Wir müssen Sorge tragen, dass wir meinem Bruder, der für uns die Steuer erlegt hat, sie bald zurückbezahlen. Ich bin deshalb sehr in Sorge und mehr noch oder ebensosehr, als ich es dort des Klosters wegen war. O wie freute er sich über Ihre Briefe! Er kann Ihre Einsicht und Klugheit nicht genug rühmen. Diese Briefe sind Ihnen gut gelungen. Je mehr es Euere Ehrwürden darauf absehen, einen Brief gut zu schreiben, desto schlechter gelingt er Ihnen. Weil mein Bruder und Theresia selber schreiben, so berichte ich über sie nichts weiter. An meinen Vater, den Prior de las Cuevas, hatte ich schon geschrieben. Heute werde ich nach Malagón wegen der dortigen Angelegenheiten und an unseren Vater schreiben, und so wird es schwer sein, auch noch den Schwestern zu antworten; denn die Besuche, die ich hatte, hörten gar nicht auf.

Ich glaube gerne, was der gute García Alvarez tut; denn seine Liebe [ist groß]. Sagen Sie ihm viele Grüße von mir. Über den Brief des Paters Prior freute ich mich. Meine Freunde erweisen mir einen großen Dienst, dass sie sich der Schwestern so liebevoll annehmen. Sehen Sie nur, dass Sie jene in ihrer freundlichen Gesinnung erhalten! Wenn sich einmal Gelegenheit bietet, etwas für Pater Mariano und Pater Anton zu tun, so benützen Sie diese! Denn ich möchte nicht, dass diese über Sie verdrießlich würden; es geschehe jedoch mit Maß. Gott verzeihe ihnen! Eine solche Verwirrung, wie sie unter diesen Brüdern hervorgebracht wurde, hätte wohl vermieden und die Sache auf eine andere Weise geregelt werden können. Unser Vater ist darüber sehr betrübt. Er ist gesund, und der Nuntius hält es für gut, dass er nicht mehr nach Andalusien zurückkehrt.

Sie werden gewiss nicht sagen können, dass ich Ihnen selten schreibe. Schreiben Sie mir nur ebensooft; denn ich freue mich über Ihre Briefe sehr. Ich wusste nichts von dem, was dort vorgefallen ist; denn unser Vater schrieb nur sehr kurz, wahrscheinlich weil er nicht mehr Zeit hatte. Gott sei mit Ihnen und mache Sie recht heilig! Gabriela schreibt mir, sie sei nicht wohl. Ich las erst ihren Brief, nachdem ich schon Vieles von diesem geschrieben; sie sagt, sie habe Magenschmerzen. Gebe Gott, dass das Übel nicht größer sei! Ich weiß nicht mehr, wem ich die Sorge für ihre Gesundheit anvertraut habe. Die Subpriorin soll aus Liebe zu mir diese Sorge übernehmen, und sie möge darauf achten, ihr zu gehorchen; denn es wäre mir unendlich leid, wenn sie der Gesundheit entbehrte. Der Herr wolle sie so gesund erhalten, wie ich darum zu ihm flehe! Ich empfehle mich der Mutter der Beatrix und dem Delgado recht sehr; die Priorin empfiehlt sich Euerer Ehrwürden. Alle Schwestern haben sich gefreut, dass es den dortigen gut geht. Möge es immer so sein! Ich meine, schon bemerkt zu haben, dass heute der Tag der Heimsuchung ist. Der Geistliche kam, als ich in der Messe war, und nachdem er Messe gelesen hatte, ging er wieder fort. Ich hatte ihn vorher noch gesprochen. Würde er sich länger hier aufgehalten haben, so hätte ich ihm etwas Gutes erwiesen; er sagte aber, dass er Gesellschaft habe und darum weiterreise. Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Gabriela schreibt mir auch, Euere Ehrwürden hätten das Kloster sehr schön eingerichtet. Ich möchte es gar zu gern sehen. Bis jetzt habe ich noch nicht nachsehen können, von welchen Schwestern die Briefe sind. Über den Brief unseres guten Vaters García Alvarez, hatte ich große Freude. Ich werde ihm gerne zurückschreiben; meine Töchter werden verzeihen, wenn ich meiner Verpflichtung gegen den nachkomme, der ihnen Gutes erweist.

104. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 11. Juli 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla und andere Ordensangelegenheiten im allgemeinen.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Sagen Sie ja nicht, dass ich Ihnen selten schreibe. Dieser Brief wird früher an Sie gelangen als jener, den ich Ihnen, wie ich glaube, vor drei oder vier Tagen geschrieben habe. Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass ich für jetzt hier bleibe. Mein Bruder ist vorgestern abgereist, und ich ließ ihn die Theresia mitnehmen; denn ich weiß nicht, ob man mir nicht befiehlt, auf einem Umwege weiterzureisen, und da möchte ich durch dieses Mädchen nicht gehindert sein. Ich befinde mich wohl und bin seit der Abreise meines Bruders ungestört in meiner Ruhe geblieben; denn so sehr ich ihn auch liebe, so machte es mir doch Sorge, ihn fern von seiner Heimat zu sehen. Ich weiß nicht, wie lange ich hier bleiben werde, da ich nämlich immer hin und her denke, wie es mit dem Bau in Malagón am besten zu machen ist.

Ihr Leiden hat mir Kummer gemacht. Für diese Zeit scheint mir ein Führmittel unpassend. Geben Sie mir wieder Nachricht von Ihrer Gesundheit! Unser Herr verleihe Ihnen und allen meinen Töchtern daselbst so gutes Wohlergehen, wie ich es wünsche! Ich empfehle mich allen vielmals. Die Briefe dieser Schwestern haben mich gefreut. Auf einige habe ich schon geantwortet; jetzt will ich noch meiner Gabriela und [der Schwester Elisabeth] vom heiligen Franziskus schreiben, die das Übertreiben gut verstehen. Gott gebe, dass keine Unwahrheit vorkommt und dass mir ein andermal die eine nicht wieder erzählt, was mir die andere schon berichtet hat! Die Oktave des Fronleichnamsfestes, ich will sagen die Feier des Festes selbst, haben mir alle drei erzählt, und dennoch hat es mich nicht gelangweilt, weil ich sehr darüber erfreut war, dass dieses Fest so schön gefeiert wurde. Gott vergelte es unserem Vater García Alvarez! Entrichten Sie meinen freundlichen Gruß; ich habe ihm erst in den letzten Tagen geschrieben. Mein Bruder und ich haben uns gefreut, dass die Angelegenheit in betreff der für den Hauskauf zu entrichtenden Steuer bereinigt ist. Er hat außerordentliche Liebe zu den Schwestern, und auch ich nehme an dieser Liebe teil. Auch über die Bücher, die man den Schwestern schickte, und über die Liebe, die mein frommer Prior ihnen erweist, habe ich mich gefreut. Gott lohne es ihm!

Ich wünschte, Sie berichteten mir recht oft, wie es den armen Brüdern dort geht, und ob es nicht ein Mittel gebe, sie zu beruhigen, dann auch, wie es mit dem Verhältnis zu den Franziskanern steht. Die Schwestern sollen unseren Vater Gott empfehlen; denn er hat viele Mühe. Möge es Gott gefallen, der großen Bedrängnis dieser Väter einmal ein Ende zu machen! An den Pater Anton von Jesu und an Pater Mariano meine Empfehlungen mit der Bemerkung, dass ich jetzt auch nach der Vollkommenheit streben will, die sie schon besitzen, nämlich im Nichtschreiben. Dem Pater Mariano sagen Sie, Pater Balthasar und ich seien sehr gute Freunde. Gestern kam Johann Díaz von Madrid hierher. An einen Bau des Klosters ist nicht zu denken, weil Johann Díaz wieder nach Madrid zurückkehrt. Der König hat unseren Vater in den Angelegenheiten unseres Ordens an den Präsidenten des Königlichen Rates und an Quiroga gewiesen. Gebe Gott, dass es einen guten Ausgang nehme! Ich versichere Sie, dass dazu viel Gebet notwendig ist. Die Schwestern sollen auch unseren Pater General, der von einem Maultier fiel und sich ein Bein brach, Gott empfehlen. Es hat mich diese Nachricht sehr betrübt; denn er ist schon sehr alt. An alle meine Freunde und Freundinnen meine Grüße. Erfüllen Sie, was auf beiliegendem Zettel steht. O wie wohl tun mir die Unterkleider, die ich aus den Bettüchern gemacht habe! Die Schwestern dahier sagen, es sei, wie wenn man Leinwand trage. Gott mache die dortigen heilig und verleihe Euerer Ehrwürden Gesundheit! Sehen Sie recht auf sich selbst; denn es ist besser, sich gehörig zu pflegen, als krank zu sein. Heute ist der 11. Juli.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

105. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 24. Juli 1576

Hausordnung des Laurentius in Ávila.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen!

Ach, wie lang waren diese vierzehn Tage! Gepriesen sei der Herr dafür, dass Sie gesund sind! Ich habe darüber großen Trost empfunden. Es scheint mir manches von dem überflüssig zu sein, was Sie mir über Ihre Bedienung und über das Haus schreiben, das Sie bewohnen. Herzlich musste ich über die Zeremonienmeisterin lachen. Ich sage Ihnen, dass mir dies sehr gefiel. Sie dürfen ihr wohl glauben; denn sie ist sehr fromm und verständig. Empfehlen Sie mich ihr bestens, wenn Sie mit ihr zusammenkommen; denn ich bin ihr und dem Franziskus de Salcedo großen Dank schuldig.

Ihr Unwohlsein geht mir sehr zu Herzen. Die Kälte beginnt schon früh nachteilig auf Sie einzuwirken. Ich befinde mich meines Erachtens besser als schon seit Jahren und habe eine hübsche Zelle, deren Fenster in den Garten geht. Sie ist ganz abgesondert. Von Besuchen werde ich sehr wenig in Anspruch genommen. Müsste ich nicht diese Anzahl von Briefen schreiben, so wäre ich so wohlauf, dass es unmöglich von längerer Dauer sein könnte; denn gewöhnlich, wenn es mir gut geht, tritt bald wieder eine Änderung ein. Hätte ich Sie hier, so ginge mir gar nichts ab. Da mir aber Gott die Gnade erweist, Ihnen Gesundheit zu verleihen, so wird sich diese Entbehrung leicht ertragen lassen. Gott vergelte Ihnen Ihre Sorge für meine Gesundheit! Denn mein Leid wegen Ihres Fernseins hat sich bedeutend verändert, als ich sah, wie zärtlich Sie dort für mich besorgt sind. Ich hoffe zu Gott, mein Befinden werde nicht so schlimm sein, dass mich die Kälte in Ávila von dort ferne hält; wenigstens werde ich mich wegen der Schädigung, die sie mir zufügen könnte, nicht bestimmen lassen, auch nur einen Tag später von hier abzureisen; denn Gott schenkt, wenn er will, allerorts Gesundheit. Aber wahrhaftig, weit mehr wünsche ich zu meiner Freude Ihre Gesundheit. Gott verleihe sie Ihnen; denn er kann es!

Johann de Ovalle hat mir einen sehr langen Brief geschrieben, worin er besonders seine Liebe zu Ihnen hervorhebt und sagt was er alles tun würde, um Ihnen zu dienen. Seine ganze Versuchung bestand darin, dass er meinte, Cimbrón gelte alles; er sei es, der Ihre Angelegenheiten ordne und das Geordnete wieder zerstöre, und deshalb sei auch meine Schwester nicht gekommen. Diese Eifersucht ist sein ganzer Schmerz, und ich glaube es fürwahr; denn sein Naturell ist so. Ich selbst habe mit ihm deshalb viel ausgestanden, weil Doña Guiomar und ich Freundinnen waren. Er beklagt sich nun über Cimbrón. In diesen Stücken ist er sehr kindisch. Übrigens hat er in Sevilla schön gehandelt und große Liebe gezeigt. Darum bitte ich Sie um Gottes willen, nachsichtig mit ihm zu sein. Ich habe ihm geschrieben, was ich meine und wie Sie ihn lieben. Er solle sich vielmehr freuen über das, was Cimbrón für Sie getan. Ich drang auch sehr darauf, dass er Sie zufriedenstelle und Ihnen das Geld sende, wenn Sie es verlangen. Es sei besser, jeder bleibe in seinem Hause, da vielleicht Gott es gerade so haben wolle. So schrieb ich ihm, indem ich die Schuld ihm beilegte und den Perálvarez entschuldigte. Das schlimmste ist jetzt, dass er, wie ich befürchte, hierher kommen wird. Alle meine Bemühungen, es ihm abzuraten, werden nichts helfen. Mit meiner Schwester habe ich großes Mitleid, und so müssen wir vieles ertragen. Dennoch würde ich darauf schwören, dass die Bereitwilligkeit des Johann de Ovalle, Ihnen Freude zu machen und zu dienen, groß ist. Gott hat ihm eben nicht mehr gegeben. Dafür gibt der Herr anderen die Gnade, solche Leute zu ertragen, und auch Sie sollten dasselbe tun.

Das Agnus Dei und die Ringe sind, wie mir scheint, in dem Kästchen, wenn sie nicht in dem Reisekoffer sich befinden. Der Subpriorin habe ich schon geschrieben, sie solle Ihnen dies zusenden, damit Sie daraus die Schriften über »die Klosterstiftungen« herausnehmen können. Bringen Sie diese Schriften in einen Papierumschlag, versiegeln Sie ihn und schicken Sie ihn wieder der Subpriorin; denn man muss auch meiner Begleiterin, ich weiß nicht was, und mir einen Mantel nachsenden, wozu wir dringenden Auftrag gegeben haben. Ich weiß nicht, was sonst noch für Schriften im Koffer sind, und ich möchte nicht, dass jemand sie sehe. Deshalb wünsche ich, dass Sie diese Schriften herausnehmen sowie auch die Schriften über »die Klosterstiftungen«; denn vor Ihnen habe ich kein Geheimnis. Der Schlüssel zum Kästchen ist abgebrochen; lassen Sie es aufmachen und verwahren Sie es dann in einem Kasten, bis der Schlüssel gemacht ist. In dem Kästchen befindet sich auch der Schlüssel zur Brieftasche, die ich ebenfalls Ihnen zu senden befohlen habe, weil darin auch einige Schriften sind, die, wie ich glaube, vom Gebete handeln. Diese dürfen Sie wohl lesen. Nehmen Sie auch ein Schriftstück heraus, worauf einiges über die Klosterstiftung in Alba geschrieben ist, und schicken Sie mir dies alles; denn der Pater Visitator hat mir aufgetragen, die »Klosterstiftungen« zu Ende zu führen; da muss ich nämlich nachsehen, was ich schon geschrieben habe, um das Angefangene weiter fortzusetzen. Ich vollziehe diesen Auftrag sehr ungern; denn die Zeit, die mir vom Schreiben der Briefe übrigbleibt, möchte ich mehr für mich verwenden, um mich der Einsamkeit und Ruhe hingeben zu können. Es ist dies, wie es scheint, nicht der Wille Gottes. Er verleihe, dass diese Arbeit zu seinem Dienste gereiche!

Die Priorin von Valladolid hat mir geschrieben, Doña Maria de Mendoza habe von dem Buche, das der Bischof hatte, eine Abschrift nehmen lassen, und diese sei jetzt im Besitze des Bischofs. Es hat mich dies um Ihretwillen gefreut; denn wenn ich komme, so können wir es uns geben lassen, damit Sie es sehen. Sagen Sie aber niemandem etwas davon. Wenn der Bischof nach Ávila kommt, können Sie ihn wohl um dieses Buch bitten.

Ich werde nach Sevilla schreiben, denn ich weiß nicht, ob man Ihnen den Brief übergeben hat. Was liegt an vier Realen? Jene haben sie nicht übergeben; und wenn der Überbringer gewusst hat, dass etwas darin war, so wird er sie auch nicht übergeben haben. Die Priorin dahier befindet sich besser als sonst gewöhnlich. Sie und alle Schwestern küssen Ihnen die Hand. Wir haben Sie angelegentlich Gott empfohlen, dass er Sie gesund erhalte. Ich sende Ihnen hier einige Quitten, damit Ihre Haushälterin sie Ihnen einmache und Sie nach dem Mittagsmahl davon genießen können. Auch zwei Schachteln Marmelade schicke ich mit, die eine für Sie, die andere für die Subpriorin im St. Josephskloster, die mir schrieb, dass sie an großer Schwäche leide. Sagen Sie ihr, sie solle diese Marmelade genießen, und Sie bitte ich, von der Ihrigen niemandem etwas mitzuteilen, sondern sie selbst zu genießen. Wenn sie zu Ende ist, so teilen Sie es mir mit; denn sie kostet hier nicht viel, und das Geld, das ich dafür ausgebe, ist nicht vom Konvente. Pater Gracián hat mir nämlich im Gehorsam aufgetragen, ich sollte wie immer verfahren; denn was ich hatte, gehörte nicht mir, sondern dem Orden. Dies ist mir einerseits schwergefallen, andererseits hat es mich gefreut; denn es gibt hier ohnehin schon so viele Ausgaben, wenn ich nur die Portoauslagen rechne. Diese Portoauslagen gehen mir zu Herzen, weil sie sich so hoch belaufen und so oft zu machen sind.

Belehrung über die Erziehung der Söhne des Don Laurentius

Ich möchte nicht, dass Sie Nachfolgendes vergessen; deshalb bemerke ich es hier. Ich habe große Furcht, Ihre Söhne könnten sich, wenn man nicht schon von jetzt an große Sorge für sie trägt, bald anderen leichtfertigen Knaben in Ávila anschließen. Darum müssen Sie diese alsbald zu den Vätern der Gesellschaft Jesu gehen lassen. Ich schreibe darüber, wie Sie aus Beiliegendem ersehen werden, an den Rektor. Wenn der gute Franz de Salcedo und der Magister Daza es für gut halten, so können sie auch Barette tragen. Die Tochter des Rodrigo hatte unter sechs Kindern nur einen einzigen Sohn, und es war gut für ihn, dass er immer zum Studium angehalten wurde. Er ist jetzt noch in Salamanka. Mit einem anderen Sohn des Don Didakus del Aguila hat man es ebenso gehalten. In Ávila selbst wird man sehen, was mit den Jungen zu machen ist. Gebe Gott, dass sie nicht durch die Schuld meiner Brüder recht leichtfertig werden!

Sie werden den Franz de Salcedo und den Magister nicht viel zu sehen bekommen, wenn Sie diese nicht in ihren Wohnungen aufsuchen; denn sie wohnen weit weg von Perálvarez. Es ist auch gut, wenn Sie sich mit ihnen allein besprechen. Vergessen Sie nicht, sich jetzt an einen bestimmten Beichtvater zu halten und so wenig Leute als möglich in Ihr Haus aufzunehmen; denn besser ist es, Sie nehmen jetzt wenige auf, als wenn Sie diese später wieder entlassen. Nach Valladolid habe ich schon geschrieben, dass der Edelknabe komme. Wenn Ihre Söhne eine Zeitlang auch ohne ihn sind, so liegt nicht viel daran; es sind ihrer ja zwei, und sie können miteinander gehen. Ich schreibe also, dass er komme.

Sie sind Ihrer Gewohnheit nach geneigt, viele Ehrenbezeigungen entgegenzunehmen. In diesem Punkte müssen Sie sich abtöten. Sie sollen auch nicht auf jedermann hören, sondern in allen Stücken das Gutachten der obengenannten zwei Männer einholen. Sie können, wenn Sie es für gut erachten, in wichtigen Angelegenheiten den Pater Muñoz aus der Gesellschaft Jesu zu Rate ziehen, wiewohl auch diese beiden Männer genügen. Was diese sagen, dabei sollen Sie bleiben. Bedenken Sie, dass man leicht etwas anfangen kann, ohne dass man gleich den Nachteil davon einsieht, und dass Sie und Ihre Kinder vor Gott und vor der Welt mehr gewinnen werden, wenn Sie Ihr Geld behalten, um Almosen geben zu können, als wenn Sie es der Welt opfern. Ihre Kinder werden davon größeren Nutzen haben. Für jetzt wünschte ich nicht, dass Sie eine Mauleselin kauften, sondern nur einen Klepper, den Sie auf Reisen und zu anderen Diensten brauchen können. Jetzt ist es nicht notwendig, dass Ihre Söhne sich anders als zu Fuß ins Freie begeben. Lassen Sie dieselben studieren!

106. Brief - An die unbeschuhten Karmelitinnen in Veas

Toledo, im Juli 1576

Aufmunterung zum Vertrauen auf Gott.

… Es zeugt doch wohl, wie mir scheint, von geringem Vertrauen auf unseren Herrn, dem Gedanken Raum zu geben, als könnte es uns an dem Notwendigen fehlen, da Seine Majestät auch für das kleinste Tierchen Sorge trägt und ihm seinen Unterhalt verschafft. Meine Töchter, wenden Sie doch Ihre Sorgfalt und Ihren Eifer unserem guten Jesus zu und bemühen Sie sich, ihm zu dienen, und ich versichere Sie, dass er es an nichts fehlen lassen und uns nicht verlassen werde. Auch ist das Kloster erst seit so kurzer Zeit gegründet, dass es nicht ratsam scheint, es jetzt schon zu verlegen. Warten Sie noch einige Jahre zu, und wenn dann unser Herr nicht Hilfe schafft, so soll uns dies ein Zeichen sein, dass dessen Verlegung sein Wille sei; dann mag geschehen, was die Vorgesetzten für gut erachten…

107. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, im August 1576

Armut des Geistes in den Klöstern. Vertrauen auf Gott. Angelegenheiten der Reform.

… Wenn es sich um einen Vorteil handelt, dann hören die Weltleute wenig auf ihre Vernunft. So ist es auch mit dieser Mutter Priorin, da sie an den Überfluss gewöhnt ist, den sie in Pastrana gefunden; es ist ihr wenig Geistesarmut geblieben. Dies hat mir wehe getan, und es wird mich immer schmerzen, wenn ich an unseren Nonnen diese Wahrnehmung mache. Denn diese Klöster sind zur Verherrlichung Gottes gegründet worden, einzig im Vertrauen auf ihn.

Sobald wir einmal anfangen, auf menschliche Hilfe zu vertrauen, fürchte ich, könnte es uns gar bald am göttlichen Beistande fehlen. Ich sage dies nicht in Bezug auf den vorliegenden Fall, allein ich weiß, dass jener Herr seine Tochter nicht in dieses Kloster bringen würde, wenn die Schwestern nicht den Geist der Selbstentäußerung hätten. Indessen sind wir ihm so wenig verpflichtet, dass es wohl nach Gottes Willen so geschehen muss.

Die Art und Weise, die Sie bei der Visitation der unbeschuhten Karmelitinnen verfolgen, scheint mir von Gott selbst eingegeben zu sein; er sei gepriesen für alles!

Euere Paternität haben nicht nötig, mir dies zu befehlen. Ich sehe Ihren Wunsch als Befehl an und werde darnach handeln. Wahrhaftig ich würde mich dieser Mühe gerne entziehen, wenn ich nicht fürchtete, es könnte sich in einige dieser Klöster mehr Habsucht einschleichen, als mir lieb ist. Gebe Gott, dass man Euere Paternität nicht mehr täusche als mich! Dieser Vorwurf hat mich meines Erachtens mehr geschmerzt als alles andere. Soweit ich mich selbst kenne, war ich schon damals, als Sie unser Oberer noch nicht waren, entschlossen, keine Nonne ohne Ihr Gutachten aufzunehmen, sei es nun, dass Sie in der Nähe oder weit entfernt waren. Man kann unmöglich in allem das Rechte treffen. Die Zeit wird es lehren [ob unser Verhalten gut war]. Machen wir uns aber um die Aussteuer Sorge, dann ist es noch schlimmer.

Beiliegende Angaben sind von der Mutter Priorin. Wenn ich mich über die Verhältnisse der Klöster gut zu unterrichten bemühe, so geschieht das in ihrem eigenen Interesse. Ich begreife nicht, wie man so etwas sagen kann. Möge Gott es nicht als Beleidigung auffassen und sein Licht verleihen, dass man es in Zukunft besser trifft! Doch was bringe ich nicht alles zu meiner Entschuldigung vor? Das Schlimmste ist, dass ich über jene, von der ich gesprochen, sehr ungehalten bin…

108. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, am 5. September 1576

Wahl des Doktor Velásquez zu ihrem Seelenführer während ihres Aufenthaltes in Toledo.

… Ich will Ihnen hier eine Mitteilung machen, weil der Bote so verlässig ist, dass ich es wagen darf. Sie wissen schon, dass Angela den Prior von la Sisla erwählt hat; denn sie kann nun einmal, glauben Sie es, eines Ratgebers nicht entbehren, den sie in vielen Dingen notwendig hat, um darin das Rechte zu treffen und ruhig sein zu können. Dieser Prior kam früher oft, um sie zu besuchen; seitdem sie ihn aber zum Beichtvater genommen, fast nie mehr. Die Priorin und ich konnten sich die Ursache dieser Veränderung nicht recht erklären. Als sich nun einmal die betrübte Angela in einer Unterredung mit Joseph befand, sagte ihr dieser, er selbst halte jenen ab; denn der Doktor Velásquez, der ein sehr gelehrter Kanonikus hier ist, sei geeigneter für sie. Bei ihm werde sie Trost finden. Er selbst werde auf ihn einwirken, dass er sie anhöre und verstehe. Es war nämlich zweifelhaft, ob er sich wegen seiner vielen Geschäfte um sie annehmen werde. Weil nun, wie Euere Paternität wissen, Joseph eine so hohe Autorität ist und weil Angela bei dergleichen Ratschlägen immer folgte, so wusste sie nicht, was sie tun sollte; denn einerseits hatte sie sich schon dem Prior, dem sie so vieles verdankt, anvertraut, andererseits aber fürchtete sie, den Joseph zu beleidigen.

In dieser Ratlosigkeit brachte sie einige Tage zu, und es war ihr leid, dass sie Euere Paternität nicht um Ihr Gutachten befragen konnte. Sie fürchtete auch, der neue Ratgeber könnte sie in Unruhe versetzen, und scheute es, sich mit so vielen zu besprechen. Da kam der Pater Salazar hierher, und sie entschloß sich zu tun, was dieser ihr sagen würde, obwohl ihr der Wechsel schwer fiel und sie sich bald über Joseph beklagt hätte, dass er sie nicht zuvor aufmerksam gemacht habe. Dem Pater Salazar sagte sie alles, was vorgefallen war. Als er früher einmal nach Toledo gekommen war, hatte er ihr den Rat gegeben, sie solle sich an den Prior von la Sisla wenden. Mit dem Pater Salazar kann sie, wie Euere Paternität wissen, über alles reden, denn er weiß schon alles. Dieser befahl ihr zu tun, was Joseph ihr rate, und so ist es auch geschehen. Die Worte Josephs aber haben sich als vollkommen wahr erwiesen. Denn als der Prior darauf ins Kloster kam, fragte ihn die Priorin um den Grund seines Fernbleibens. Er antwortete ihr, dass er selbst nicht wisse, was das sei. Obwohl er nichts so sehr wünsche, als oft zu kommen, und er recht gut einsehe, dass er dieses sein Nichtkommen noch bereuen werde, so wäre er hierin doch nicht Herr über sich selbst und könne nicht anders. Er sei darüber sehr erstaunt, allein er sei einmal hierin nicht Herr über sich.

Bei dem anderen bedurfte es weiter nichts, als dass ich ihn ersuchte. Er bemerkte, er wolle jede Woche kommen, wenn er auch noch so viele Geschäfte habe; dies sagte er mit einer Freude, als ob ihm das Erzbistum von Toledo angeboten worden wäre. Ja, ich glaube, es hätte ihn dies nicht so sehr gefreut, so gut ist er. Pater Ferdinand de Medina wird Ihnen Näheres berichten; vergessen Sie nicht, ihn darüber zu befragen. Damit Sie sehen, wie er die Sache auffasst, sende ich Ihnen beiliegendes Billet, das er mir schickte, als ich ihn einiger Zweifel wegen rufen ließ, die sich jedoch nicht auf das Gebet bezogen. Weil es zu weitläufig wäre, so will ich weiter davon nichts reden.

So ist, mein Vater, Angela ganz zufrieden, nachdem sie schon einmal bei ihm gebeichtet hat. Sie ist um soviel glücklicher, als ihre Seele, seit sie den Paulus kennengelernt, bei keinem anderen Erleichterung und Ruhe gefunden hatte; jetzt ist sie ruhig und zufrieden und fühlt sich zur Unterwerfung unter den Gehorsam geneigt, wenn auch nicht in dem Maße wie bei Ihnen. Dies bereitet ihr den größten Trost; denn da sie ihr ganzes Leben lang an den Gehorsam gewöhnt war, so konnte sie in allem, was sie tat, keine Beruhigung mehr finden, seitdem sie den Paulus nicht mehr hatte. Sie meinte nur, nicht das Rechte zu tun, und wenn sie auch einem anderen sich unterwerfen wollte, so war sie dazu nicht imstande. Glauben Sie es, dass jener, der das eine tat, auch das andere so gefügt hat. Auch sie ist erstaunt über das bisherige, ihr ganz neue Unvermögen, wie der Prior darüber verwundert war, dass es nicht in seiner Macht lag zu tun, was er selber wollte.

Euere Paternität dürfen sich recht über diesen Vorgang freuen, wenn Sie der Angela einigen Trost gewähren wollen. Sie vermisst ohnehin schon genug, dass sie ihn nicht in so vollem Maße genießt wie bei Paulus, wenn auch ihre Seele sich leichter fühlt. Ihrem neuen Führer war die Freundschaft zwischen Joseph und ihr nicht unbekannt; denn er hatte schon viel davon gehört, und es bringt ihn nichts außer Fassung. Weil er so gelehrt ist, findet er für alles die Begründung in der Heiligen Schrift. Es ist dies ein großer Trost für diese arme Seele, die der Herr auf jegliche Weise von allem losgerissen hat, was sie liebt. Er sei gepriesen in Ewigkeit!

Jetzt müssen wir sehen, dass wir in gutem Einvernehmen mit dem Prior von la Sisla bleiben. Er darf sonst nichts merken, als dass man wegen seines Zögerns manchmal dem anderen beichtet. Schreiben mir Euere Paternität, dass Angela tun soll, was dieser ihr sagen wird, geradeso, als wenn Sie es ihr nahelegen würden, damit ihre Seele ein Verdienst davon hat. Denn ich versichere Sie, ihr Verlangen ist so groß und die Antriebe, etwas für Gott zu tun, sind so mächtig, dass sie ihm, weil es ihr nicht möglich ist, etwas Großes zu vollbringen, wenigstens in dem mehr zu gefallen suchen muss, was sie vermag.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

109. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar del Campo

Toledo, am 5. September 1576

Ausfertigung einer Vollmacht von seiten des Königlichen Rates und Notwendigkeit einer Entsendung von Bevollmächtigten der Unbeschuhten nach Rom.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Heute habe ich durch den Generalbotenmeister einige Briefe an Sie abgesendet. Sie dürfen nicht vergessen, mir ihren Empfang anzuzeigen. Ich glaube, sie gehen sicherer von hier nach Sevilla, weil jener ein Bruder einer unserer Nonnen ist.

Ich habe Euerer Paternität geschrieben, dass Tostado an demselben Tage, an dem Sie hier ankamen, nach Portugal abgereist ist. Infante und noch ein anderer Prediger aus Andalusien haben ihn erwartet und einen Boten nach Madrid geschickt, der ihnen diese Neuigkeit gebracht hat. Gepriesen sei der Herr, der es so geordnet hat!

Die Herren des Königlichen Rates sagen, dem Gange des Prozesses gemäß könne die Erlaubnis nicht gegeben werden; denn es müsste unsere Sache mehr begründet werden. Wenn sie aber einen Brief vom Nuntius vor sich hätten, in dem er die Erlaubnis erteile, so würden sie diese ohne weiteren Rechtsstreit gewähren. Dies hat ein Assessor dem Don Petrus González aus Freundschaft mitgeteilt. Schreiben mir Euere Paternität durch die Patres, die vom Kapitel zurückkehren, welches Mittel man da anwenden müsse! Gut wird es sein, wenn Sie sich mit einigen Personen bei Hof, vielleicht mit dem Herzog oder mit anderen, darüber beraten. Mir ist der Verdacht gekommen, es könnten durch die Briefe aus Rom dem Nuntius die Hände gebunden sein, so dass er eine solche Erlaubnis nicht zu erteilen vermag. Dem Pater Antonius hat man sie, wie mir scheint, ohne Anstand erteilt. Ich habe mir auch gedacht, dass man den Beschuhten Breven gegen uns geben wird, soviel sie verlangen, wenn sie dem Papste solche unwahre Berichte vorlegen und niemand in Rom ist, der sich unserer Sache annimmt. Es ist darum von großer Wichtigkeit, dass einige von den Unsrigen sich in Rom aufhalten. Denn wenn man dort sieht, wie sie leben, so wird man zu der Einsicht kommen, dass nur die Leidenschaft sie so verleumden konnte. Bis dahin, glaube ich, können wir nichts tun. Diese Abgesandten würden dann auch die Erlaubnis zur Gründung einiger Klöster mitbringen. Glauben Sie, dass es wichtig für uns ist, vorbereitet zu sein auf das, was kommen kann.

Ich schreibe dies in Eile, und darum kann ich nichts weiter sagen, als dass sich alle Schwestern in die Gebete Euerer Paternität empfehlen. Ich empfehle mich in die Gebete aller dort anwesenden Väter, insbesondere des Paters Prior de los Remedios, obgleich ich über ihn zornig bin. Ich wünsche zu wissen, ob Pater Mariano gekommen ist; Gott behüte Euere Paternität und halte Sie an seiner Hand! Amen.

Es freut mich sehr, dass Sie so gutes Wetter zur Reise haben. Ich warte auf Antonius. Vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, welchen Namen der Mann, jener Diener Ihres Vaters, trägt, dem ich die Briefe nach Madrid zusenden soll, und teilen Sie mir mit, wie die Adresse an ihn lautet, sowie auch, ob man ihm das Porto für die Briefe geben kann.

Heute ist der 5. September. Wir sind gesund, und ich freue mich, dass ich hier nach meinem Dafürhalten gute Gelegenheit haben werde, Ihnen [öfters] zu schreiben.

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

Geben Sie doch acht, mein Vater, dass Sie das Papier nicht verlieren, das ich Ihnen gegeben habe. Sie haben gesagt, es in ein Futteral tun zu wollen, haben es aber nicht getan. Ich wünschte, Sie hätten noch eine Abschrift davon in Ihrer Kassette; denn es wäre sehr verhängnisvoll, wenn es verlorenginge.

110. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar del Campo

Toledo, am 6. September 1576

Zerwürfnisse mit den beschuhten Karmeliten und eine Angelegenheit des Klosters in Malagón.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Der Überbringer dieses Briefes ist eben angekommen und lässt mir wenig Zeit zum Schreiben, darum werde ich mich kurz fassen. Ich preise den Herrn, dass Euere Paternität gut angekommen sind. Ich habe Ihnen schon auf zwei Wegen Briefe gesandt, dass Peralta an demselben Donnerstag nach Portugal abgereist ist, an dem Sie hier ankamen. Santelmo hat mir heute geschrieben - den Brief werden Sie noch erhalten -, wir hätten nichts mehr zu befürchten; denn Mathusalem sei fest entschlossen, unserem Wunsche entsprechend die Adler zu trennen, weil er wohl einsehe, dass dies das beste sei.

Von Sevilla hat man mir heute über den Lärm geschrieben, den daselbst die Freude über die Veröffentlichung der Vollmachten des Peralta im Kloster der Beschuhten verursacht hat. In der ganzen Stadt sprengen diese aus, sie würden die Schmetterlinge ihrem Gehorsam unterwerfen. Wahrlich, was der Herr getan, war notwendig.

Er sei gepriesen in Ewigkeit! Infante ist zu mir gekommen, um mich zu sprechen; er wollte einen Brief für Paulus. Ich sagte ihm, dass ich meinerseits nichts tun werde, er solle selbst mit Ihnen sprechen. Er findet sich bei diesem Lärm schuldlos. Ich glaube, er würde sich nicht so unterwürfig zeigen, wenn er Hoffnung auf die Rückkehr des Peralta hätte.

Bezüglich dessen, was Euere Paternität über die Priorin in Malagón sagen, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist dies eine so wichtige Sache, dass Sie mir diese nicht allein überlassen dürfen. Dies geht einmal nicht an, und ich wage es auch nicht, dem, was Euere Paternität wollen, hinderlich in den Weg zu treten. Und so bitte ich Sie, zu tun, was Sie als das beste erachten, und sehen Sie, was für das dortige Kloster entsprechend ist. Es wird von ihr zu diesem Amte mehr gefordert als zum Amte einer Subpriorin. Ich wüßte hiefür keine andere als die Priorin von Salamanka; jene, die Euere Paternität nennen, kenne ich nicht, und sie ist noch viel zu kurze Zeit im Orden. Aber auch die von mir Bezeichnete wird die Stelle einer Priorin kaum ausfüllen. Die Angelegenheit macht mir großen Kummer. Empfehlen Sie dieselbe dem Herrn und lassen Sie es bei dem, was Sie anordnen werden. Es ist immer schwer, Nonnen aus einem Kloster zu nehmen und in ein anderes zu versehen. Der Herr leite Sie in dieser Angelegenheit! Not hat kein Gesetz. Heute ist Donnerstag, der 6. September. Um an meinen Vater, Pater Antonius, zu schreiben und auch Ihnen mehr zu berichten, habe ich keine Zeit mehr.

Euerer Hochwürden Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

111. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 7. September 1576

Häusliche Angelegenheiten des Klosters in Sevilla und andere Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

An Ihren Briefen habe ich, ich versichere Sie, solche Freude, dass ich mich immer darnach sehne. Ich weiß nicht, woher es kommt, dass ich eine so besondere Liebe zu Ihrem Kloster und zu dessen Bewohnerinnen trage. Vielleicht ist das der Grund, dass ich dort so viele Leiden erduldet habe. Ich bin Gott sei Dank gesund; denn die Fieberanfälle haben sich in einen starken Katarrh verwandelt.

Das Leiden, das Ihnen und den dortigen Schwestern durch die Reden und Handlungen jener Väter widerfahren wird, habe ich wohl vorausgesehen. Auch hier hat es an solchen Leiden nicht gefehlt. Nachdem uns aber Gott von diesem Tostado befreit hat, hoffe ich von Seiner göttlichen Majestät, dass sie uns auch aus allen anderen Bedrängnissen gnädig erretten werde. Es ist nicht nötig, die feindselige Gesinnung Tostados gegen die Unbeschuhten und gegen mich zu übertreiben, er hat Beweise genug davon gegeben. Wir müssen eifrig beten, dass Gott unseren Vater von diesen Menschen befreie, sie erleuchte und Frieden schaffe in diesen Angelegenheiten. Denn solange der wohlehrwürdige General so gegen uns eingenommen ist, werden wie, so versichere ich Sie, genug Anlass haben, durch Leiden uns Verdienste zu sammeln.

Weil Sie von unserem Vater alles erfahren werden, so will ich jetzt nicht weiter davon reden. Ich bitte Sie nur um der Liebe willen, mir alles sorgfältig zu berichten, was vorgeht, wenn nämlich unser Vater nicht schreiben kann, und ihm meine Briefe zu übergeben sowie die seinigen mir zu schicken. Sie sehen ja, welche Stürme sich erhoben, als er noch in Sevilla war; was wird es erst sein, wenn er fern von dort ist?

Der hiesige Generalbotenmeister ist ein Vetter einer unserer Nonnen in Segovia. Er hat mich besucht und mir gesagt, er wolle um dieser seiner Base willen uns jedmöglichen Dienst erweisen. Er ist, wie gesagt, Generalbotenmeister dahier und heißt Figueredo. Wir haben uns miteinander besprochen, und er sagt, dass ich fast in acht Tagen im Besitze der Briefe sein könnte, wenn Sie diese dort dem Generalbotenmeister übergeben. Sehen Sie, welch großer Vorteil dies für uns wäre! Er sagt auch, es könne keiner der Briefe, und seien es auch noch so viele, verlorengehen, wenn Sie das Briefpaket unter Kuvert legen mit der Adresse: »An Figueredo, den Generalbotenmeister in Toledo.« Es ist dies alles nur Plage für Euere Ehrwürden; ich weiß jedoch, dass Sie noch größere für mich auf sich nehmen würden, wie auch ich aus Liebe zu Ihnen vor keiner Mühe zurückschrecken würde. Seien Sie versichert, dass mich zu Zeiten ein so mächtiges Verlangen, Sie wieder zu sehen, ergreift, dass es scheint, als hätte ich an sonst nichts zu denken. Das ist volle Wahrheit.

Erkundigen Sie sich doch dort, wie wir diesen Generalbotenmeister titulieren sollen, ob man ihn »Magnifizenz« oder sonstwie nennt. Er besitzt einen sehr hohen Rang. Wegen der Leichtigkeit des Verkehrs mit Sevilla freue ich mich, hier bleiben zu können; denn in Ávila ist in dieser Hinsicht wenig Vorsorge getroffen. Ich habe übrigens auch noch andere Gründe, gerne hier zu sein. Nur wegen meines Bruders bedauere ich es, dass ich nicht dort bin; denn es fällt ihm das Fernsein von mir schwer. Sie handeln nicht recht, wenn Sie ihm nicht zuweilen schreiben. Aus beiliegendem Briefe, den er mir geschrieben, werden Sie ersehen, wie schlimm es um seine Gesundheit steht. Ich danke Gott, dass er doch vom Fieber frei ist.

Ich vergesse immer, die Briefe aufzubewahren, in denen man mir über die kleine Theresia schreibt. Alle bekennen, sie seien beschämt durch den Anblick ihrer Vollkommenheit und ihrer Vorliebe für niedrige Verrichtungen. Sie sagt, dass man sie deshalb, weil sie die Nichte der Stifterin sei, nicht höher, sondern geringer achten müsse. Die Schwestern lieben sie sehr und erzählen vieles von ihr. Ich berichte Ihnen dies, damit Sie deshalb den Herrn lobpreisen; denn Sie und Ihre Mitschwestern haben ihr zum Besitz einer solchen Gesinnung verholfen. Es freut mich sehr, dass Sie dieselbe der göttlichen Majestät empfehlen. Ich liebe sie und ihren Vater sehr; doch versichere ich Sie in aller Wahrheit, dass ich froh bin, fern von ihnen zu sein. Den Grund davon kann ich nicht recht begreifen, es wäre denn der, dass die Freuden dieses Lebens mir zum Überdrusse sind. Vielleicht ist es auch die Furcht, mich an Irdisches zu hängen, und dann ist es besser, der Gelegenheit aus dem Wege zu gehen. Indessen wünschte ich doch, um gegen meinen Bruder für das uns erwiesene Gute nicht undankbar zu sein, jetzt bei ihm zu sein, bis er einige Angelegenheiten in Ordnung gebracht hätte, mit deren Vereinigung er auf mich wartet.

Unterlassen Sie nicht, ihm und mir in Bezug auf die Hauskaufsteuer nach dem beiliegenden Zettel Nachricht zu geben. Ich kann mir leicht denken, dass Sie in Geldverlegenheit sind; darum habe ich mit Nikolaus unterhandelt, dass Ihnen sogleich die vierhundert Dukaten gegeben werden.

Nachdem ich die von ihm empfohlene Kandidatin abgewiesen habe, weil man mir sagte, sie habe einen, ich weiß nicht welchen, Fehler, schrieb mir Nikolaus wieder beiliegenden Brief. Unser Vater sagt, sie passe nicht für den Orden. Desungeachtet habe ich sie nicht aufs neue abgewiesen, weil Sie sich in einer solchen Not befindet, dass es ratsam wäre, sie doch zur Probe aufzunehmen. Vielleicht macht sie sich gut. Reden Sie dort mit unserem Vater, wenn Sie wirklich diese Kandidatin nötig haben, und erkundigen Sie sich um die Fehler, die sie hat. Denn ich habe nur wenig mit ihm darüber gesprochen. Ich sehe nämlich, dass Sie dort in Geldverlegenheit sind, da zu meiner Verwunderung Beatrix von ihrer Mutter nicht mehr als 1500 Dukaten erhalten hat; doch ist sie, wenn sie auch nichts erhalten hätte, ein großer Gewinn für das Kloster. Über das Strümpfestricken und über den dadurch erzielten Erwerb habe ich mich gefreut. Helfen sich die Schwestern selbst, so wird ihnen auch Gott helfen.

Um auf das zu kommen, was Sie von der Bezahlung der Zinsen und von deren Verkauf sagen, so ist es klar, dass es eine große Wohltat wäre, der Schuldenlast allmählich loszuwerden. Wenn man die Aussteuer der Bernarda, der Tochter des Paulus, [mit jener der Beatrix] zusammenwerfen würde, so dass die Geldsumme auf dreitausend Dukaten sich beliefe, so würde ich sie für jeden Fall annehmen. Es sollen sie zuerst Personen von Ansehen sprechen. Als man diese Bedingung stellte, sagte mir der Pater Mariano, sie habe keine Bedeutung, man könne das Geld annehmen, obgleich diese Bedingung gestellt sei, es sei kein Verstoß gegen die Gerechtigkeit. Erkundigen Sie sich über alles, bevor sie nach Abtragung der Zinsen mit dem Gelde im Kloster bleibt. Der Pater García Alvarez möge darüber mit einigen Männern sich besprechen, und Sie sollen die Angelegenheit mit unserem Vater verhandeln. Solange dieser in Sevilla ist, brauchen Sie sich in keiner Angelegenheit an mich zu wenden, sondern nur an ihn. Gebe Gott, dass der Eifer der Eleonora nicht abnehme! Berichten Sie mir, wie es ihr geht und wie sie sich beträgt; denn ich bin bezüglich ihres Geistes nicht beruhigt.

Was die Vanegas betrifft, so ist es schwer, sie jetzt ohne alle Aussteuer aufzunehmen, weil bis jetzt noch keine aufgenommen wurde, die dem Kloster ein Vermögen gebracht hätte. Nur wenn man sie um Gottes willen aufnehmen würde, könnte es angehen; denn da würde der Herr uns Hilfe schaffen und vielleicht in anderen den Beruf erwecken; dies aber nur für den Fall, dass man unseren Vater sehr bestürmen und er Ihnen sagen würde, man möge die Vanegas aufnehmen. Sprechen Sie da kein Wort dagegen! Überhaupt müssen Sie, meine Freundin, darauf achten, dass Sie sich bei Aufnahme von Nonnen nicht übereilen; denn es ist für Sie höchst wichtig, erst zu sehen, ob sie tauglich sind. Die von Nikolaus Empfohlene dürfte wohl keine andere Eigenschaft haben als die, dass sie ein gutes Kind ist.

Die Nichte oder Base des García Alvarez ist nach meinem Dafürhalten wirklich so, wie ich Ihnen geschrieben habe; Caballar hat es mit gesagt. Ich glaube nicht, dass es Doña Clementine sei, es ist wohl eine andere. Sie können es ganz offen dem García Alvarez sagen, dass Sie erfahren hätten, sie sei sehr melancholisch gewesen. Mir hat Caballar ohne Umschweif gesagt, sie sei eine Närrin, und darum habe ich nicht mehr mit ihr geredet. Nach meinem ganzen Dafürhalten glaube ich, mich nicht zu täuschen. Leute dieser Art sollen schön bei ihrem Vater bleiben. Übrigens werden Sie nichts dadurch gewinnen, sondern sich nur in einer Zwangslage befinden. Wäre dieses aber auch nicht der Fall, so darf man [doch] das Kloster jetzt nicht belasten, sondern muss es schuldenfrei machen. Warten wir ein wenig, denn bei dem Aufruhr jener Väter wundert es mich nicht, wenn keine eintreten will.

Merken Sie sich alles, was Sie an Porto ausgeben, damit es von den 40 Dukaten, die die Nonnen von St. Joseph in Ávila geschickt haben, abgezogen werde. Tun Sie das; denn anders zu handeln wäre nicht Höflichkeit, sondern Torheit. Ich habe Ursache, Ihnen diese Mahnung zu geben. Wie können Sie es wagen, mir jetzt Geld zu senden? Es kam mir das lächerlich vor, da ich hier nur immer in großen Sorgen bin, wie Sie dort mit Ihren Schwestern durchkommen werden. Indessen kam es gerade zur rechten Zeit an, weil ich damit die Briefportos bezahlen konnte. Gott belohne Sie dafür sowie auch für das Orangenblütenwasser, das sehr gut ankam; er belohne auch die Anna vom Kreuze für den Schleier! Übrigens wagen Sie es nicht mehr, so etwas zu tun; denn wofern ich etwas wünsche, werde ich es gewiss schreiben. Ich werde dies, wie ich meine, mit der größten Offenheit und Freude tun, da die dortigen Schwestern zu jenen gehören, denen ich am meisten vertraue; denn ich bin überzeugt, dass Euere Ehrwürden und die anderen Nonnen gerne Hilfe leisten.

Die Kandidatin mit der guten Stimme ist nicht wieder gekommen. Ich bin sehr besorgt, eine Person zu finden, die für Sie passt. O wie sehr wünschte ich, dass man Ihnen Wasser verschaffen könnte! Mein Wunsch ist so heftig, dass ich daran nicht zu glauben wage. Einige Zuversicht gibt mir der Umstand, dass Pater Mariano und unser Vater bei Pater Bonaventura, dem Oberen der Franziskaner, etwas vermögen. Der Herr wolle dazu helfen! Es wäre mir dies eine große Beruhigung. Die Schwestern werden wohl glauben, ich würde jetzt, da unser Vater nach Sevilla kommt, lieber bei ihnen sein als hier, wenn ich auch mit dem Bischof einige böse Stunden aushalten müsste. Ich kann nur darüber staunen, dass alle so zufrieden sind. Gott hat ihre Lage gebessert. Er sei für alles gepriesen und erhalte mir Euere Ehrwürden viele Jahre!

Um Sie nicht zu betrüben, wollte ich Ihnen von meinem Kummer wegen unserer Priorin in Malagón noch nichts mitteilen, wiewohl ihr der Herr einige Besserung verliehen hat. Abgesehen von der großen Liebe, die ich zu ihr trage, wäre uns ihr Verlust gerade in dieser Zeit etwas Schreckliches. Ich hätte sie hierher bringen lassen, allein der Doktor sagte mir, dass sie hier keinen Monat lang mehr leben würde, während sie da, wo sie jetzt ist, noch ein Jahr leben könne. Der Herr wolle Hilfe schaffen! Beten Sie recht für sie! Ihr Zustand ist hoffnungslos; denn man sagt, sie leide an der Schwindsucht.

Die Schwestern sollen ja kein SarsaparillenWasser trinken, wenn es auch gegen Unterleibsleiden gut sein mag. Die Priorin und die Schwestern empfehlen sich Ihnen. Das Leiden meines heiligen Priors hat mich sehr betrübt. Wir beten alle für ihn. Teilen Sie mir mit, wie es ihm geht und was aus Delgado geworden ist. Ebenso, ob die Mutter der Beatrix ihr und ihrer Schwester etwas hinterlassen hat, das für das Kloster bestimmt sein soll. Empfehlen Sie mich allen nach Ihrem Gutdünken! Ich bin nun schon weitläufig geworden. Gott sei mit Ihnen! Es war für mich eine große Freude, zu erfahren, dass die Schwestern wohl sind und besonders Euere Ehrwürden; denn wegen der Priorinnen bin ich in großer Sorge. Gott erhalte Sie, meine Tochter! Von Caravaca und Veas erhielt ich hier einigemal Briefe. In Caravaca fehlt es nicht an Leiden, allein ich hoffe zu Gott, er werde helfen. Heute ist der 7. September (1576-1577).

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wir wollen uns jetzt öfter schreiben. Seien Sie nur hierin nicht nachlässig und unterlassen Sie auch nicht, unseren Vater manchmal mit etwas zu laben; er denkt geradeso wie wir, und er will nicht, dass die dortigen Brüder in Ihrem Sprechzimmer essen. Wir haben bisher so wenig darauf geachtet, dass ich nicht wünsche, es käme hierin zum Äußersten; denn ich sehe ein, in welcher Not er ist und wie viel uns an seiner Gesundheit liegt.

Warum schreiben Sie mir denn nichts von Pater Gregor? Empfehlen Sie mich ihm vielmals und geben Sie mir Nachricht, wie es unseren Vätern dort geht; denn wenn nicht Sie mir über alles Aufschluss geben, so tut es niemand. Schreiben Sie mir auch, wie Sie mit Pater Anton von Jesu stehen.

Dem Nikolaus werde ich keine Antwort senden, bis Sie mir Nachricht gegeben haben. Sind es nur drei oder vier Briefe, so haben Sie nur einen halben Real Porto zu bezahlen. Sind es mehrere, so ist das Porto größer.

Weil ich weiß, was es ist, wenn man sich in Not befindet, und wie schwer man dort Geld bekommen kann, so habe ich es nicht gewagt, den Nikolaus jetzt gänzlich abzuweisen. Wenn Sie unseren Vater über irgend etwas um seine Meinung fragen, müssen Sie ihm zum Überlegen Zeit lassen, sonst wird er, weil er so beschäftigt ist, der Sache nicht die gehörige Aufmerksamkeit zuwenden.

112. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 9. September 1576

Verschiedene Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihre Briefe gewähren mir wahrhaftig einen großen Trost. Als ich jüngst den einen las, ohne zu wissen, dass noch ein zweiter dabei sei, fand ich beim Lesen des zweiten eine solche Freude, als ob ich den ersten noch nicht gelesen hätte. Ich war über mich selbst erstaunt. Daraus können Sie entnehmen, dass mir Ihre Briefe immer Freude machen werden. Das, was ich Ihnen beantworten soll, schreiben Sie mir immer auf einen besonderen Zettel, damit ich ja nichts übersehe.

Was Sie mir bezüglich der Aufnahme der Nonnen schreiben, so hat, wie ich meine, unser Vater schon die Erlaubnis gegeben, dass die Mutter der Beatrix eintreten könne. Es hat mich dies sehr gefreut. Sie tun also recht, wenn Sie diese aufnehmen, und Sie können sie gar wohl einkleiden; denn es bereitet mir das eine besondere Freude. Sagen Sie ihr, dass ich recht sehr wünschen würde, mit ihr im dortigen Kloster zusammen zu leben. Was die Profeß der Beatrix betrifft, so habe ich Ihnen schon geschrieben, dass Sie ihr deren Ablegung gestatten können. Ich werde dies unserem Vater berichten. Empfehlen Sie mich ihr vielmals und sagen Sie ihr, sie möge ja an ihrem Profeßtage meiner nicht vergessen.

Was die Basen des García Alvarez betrifft, so weiß ich nicht, ob Sie sich noch erinnern, dass man mir von der einen sagte, sie sei äußerst melancholisch und habe den Verstand verloren. Ich glaube aber nicht, dass es die Constantia gewesen ist. Besprechen Sie dies offen mit García Alvarez. Über seine Nichte weiß ich nichts. Seine Verwandten sind uns nur dann um so lieber, wenn sie für uns passen. Erkundigen Sie sich genau, und wenn Sie vollständig unterrichtet sind, dann schreiben Sie an unseren Vater um die Erlaubnis zur Aufnahme! Er wird jetzt noch in Almodóvar sein, wo, wie Sie wissen werden, ein Kapitel der Unbeschuhten abgehalten wird. Es ist dies sehr gut. Warum schreiben Sie mir denn nichts von der Erkrankung des Paters Gregor? Ich habe wirklich, als ich es erfahren, großes Leid darüber empfunden.

Um wieder auf die Aufnahme der Nonnen zurückzukommen, so ist jene nicht wieder gekommen, von der ich Ihnen schrieb, dass sie eine gute Stimme besitze. Man unterhandelt jetzt wegen einer anderen. Nikolaus bittet sehr für sie, und Pater Mariano spricht immer davon, wie viel Nikolaus für Ihr Kloster tun werde. Diese würde [uns] etwas mehr als vierhundert Dukaten und ihre Ausstattung mitbringen; das Geld würde aber sogleich erlegt werden. Deshalb dringe ich darauf, dass es verzinslich angelegt werde. Auch zur Zahlung der Hauskaufsteuer könnte es, wie es ausgemacht ist, dienen, damit die Schwestern nicht mehr belästigt werden.

Es ist mir sehr leid, dass der Vergleich noch nicht abgeschlossen war, als jener andere starb. Indessen ist es vielleicht so besser. Bedenken Sie aber immer, dass ein gütlicher Vergleich für uns ratsamer ist [als ein Prozess]. Vergessen Sie dies nicht! Unser Vater schrieb mir, ein gelehrter Jurist am Hofe habe ihm gesagt, dass wir nicht Recht bekämen, und wenn dies auch der Fall wäre, so sei doch das Prozessieren immer eine böse Sache. Vergessen Sie das ja nicht!

Man hat mir gesagt, dass die genannte Jungfrau, die Nonne werden will, sehr brav sei. Ich habe es dem Johann Diaz ernstlich aufgetragen, er möge sich diese Jungfrau ansehen; denn wenn das Mal, das sie im Gesichte haben soll und das ich nicht kenne, verunstaltend ist, so wird sie nicht aufgenommen. Das Geld dieser Kandidatin würde mich schon anlocken, weil man es Ihnen geben würde, sobald Sie es begehrten; denn ich möchte nicht, dass man das Geld der Mutter der Beatrix und das des Paulus angreife, weil es zur Tilgung der Hauptschuld dient und weil, wenn man dieses Geld durch anderweitige Verwendung vermindern würde, den Schwestern eine große Schuldenlast bliebe. Dies wäre fürwahr etwas Entsetzliches. Deshalb wünschte ich, dass man sich [für die laufenden Ausgaben] mit dem Gelde der erwähnten Kandidatin behelfe. Ich werde mich genau über sie erkundigen. Man lobt sie gar sehr, und zudem ist sie von hier. Ich werde mich bemühen, sie zu sehen. Es hat mich sehr gefreut, dass es dem Bischof gut geht, und in jenen Angelegenheiten tun Sie, was diese Männer Ihnen sagen; später geht dies jedoch nicht mehr an, da muss man sich nach den bestehenden Verordnungen richten, so sehr dies auch jene verdrießen mag.

Ich wiederhole meinen Wunsch, den ich schon ausgesprochen, nämlich, dass die Renten jener Schwester nicht verkauft werden. Wir müssen vielmehr anderswoher Geld zu bekommen suchen, sonst bleibt uns die Schuldenlast. Mit diesen Renten und mit dem Gelde des Paulus können wir einen großen Teil der Schulden auf einmal abtragen, wodurch die Schwestern einen großen Vorteil gewinnen werden.

O welche Freude hat uns der Brief von meinen Töchtern bereitet! Ich versichere Sie, dass wir ganz entzückt waren. Empfehlen Sie mich ihnen. Da ich an unseren guten García Alvarez schreiben muss, [so will ich mich nicht mehr weiter verbreiten]. Mich freut es sehr, dass er von solch heiterer Gemütsart ist. Indessen muss man ihm gegenüber doch zurückhaltend sein; denn er ist so vollkommen, dass er leicht an etwas Anstoß nehmen könnte, wodurch wir ihn zu erbauen meinen. Andalusien ist nicht das Land, wo große Offenherzigkeit ratsam ist. Außerordentlich hat es mich gefreut, dass der Bischof sich wohl befindet, und ich habe dem Herrn dafür gedankt. Sagen Sie es ihm, wenn Sie ihn sehen! Sollte dies auch nicht so oft geschehen, so machen Sie sich nichts daraus. Eben sind die Briefe ganz recht angekommen; jeder berichtete mir das nämliche, und doch haben sie mich sehr gefreut.

Der kleinen Theresia geht es gut. Man kann nur Gott preisen für die Vollkommenheit, die sie auf der Reise an den Tag gelegt hat. Es war wirklich zum Erstaunen. Sie wollte keine Nacht außer dem Kloster zubringen. Ich versichere Sie, dass sie den dortigen Schwestern Ehre macht für die Mühe, die sie mit ihr gehabt. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken für die gute Erziehung, die sie ihr angedeihen ließen, und ihr Vater desgleichen. Dieser befindet sich wohl. Ich habe einen Brief zerrissen, den uns Theresia geschrieben und der uns zum Lachen brachte. Mögen sie die Schwestern um der Liebe willen immer Gott empfehlen, und besonders bitte ich darum ihre Meisterin.

Von Ávila aus wurde mir geschrieben, dass sie immer noch Heimweh habe nach dem Kloster zu Sevilla und die dortigen Schwestern sehr lobe. Mit diesen Briefen werden wahrscheinlich noch einige an den Assistenten folgen; wenn sie setzt nicht fortkommen, so werde ich sie nachsenden. Heute habe ich mich nach Madrid an den Grafen de Olivares gewendet, um ihn zu bestimmen, dass er nach Sevilla schreibe. Das wäre ein großes Glück für uns. Möge Gott dazu seine Hand bieten!

Ich werde mich dieser Angelegenheit annehmen, soviel ich kann. Gott gebe, dass es nicht umsonst sei!

Es ist ein großer Trost für mich, dass Ihr Kloster kühl ist; dagegen tut mir hier die Wärme wohl. Um der Liebe willen bitte ich die Schwestern, mir ja nichts mehr zu schicken; denn der Transport kostet mehr, als die Sache wert ist. Von den Quitten kamen nur wenige gut an, die Fische dagegen alle. Den Thunfisch behielt man in Malagón; möge man ihn meinetwegen behalten! Weil man Ihnen von dort schreiben wird, darum berichte ich nichts von den Leiden und der schlechten Gesundheit der Priorin. Übrigens hat doch, Gott sei Dank, die Blutung aufgehört. Der Herr erhalte Sie mir alle, meine Töchter, und mache Sie heilig! Amen.

Man wagt es nach meiner Ansicht nicht, auf Ihren Brief zu antworten. Trotzdem sage ich Ihnen, dass Sie, da Sie jetzt Unterkleider aus Stramin tragen, ohne jegliche Unvollkommenheit solche aus Wollenstoff tragen könnten; diese sind nach meinem Dafürhalten besser als leinene!

Heute ist der 9. September.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wenn der Briefbote ein Maultiertreiber ist, kann ich das Porto mitsenden. Geschieht dies nicht, so wissen Sie schon, was diese Leute gewöhnlich tun. Die Briefe gehen nicht sicher. Darum mache ich Sie darauf aufmerksam, die Ihrigen ja nie der Gefahr auszusetzen.

113. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar

Toledo, am 9. September 1576

Reformangelegenheit und die Familie des Paters Gracián.

Jhs

Der Heilige Geist leite und erleuchte Sie, und die seligste Jungfrau begleite Sie!

Ich halte es für notwendig, dass Euere Paternität zur Ausführung dessen, was Sie anordnen werden, sich derer bedienen, die am wenigsten verschuldet haben. Wäre jener Provinzial nicht so unbesonnen gewesen, so wäre er gar nicht der unrechte Mann dazu. Ich habe jetzt weit mehr Mut als das vorige Mal.

Sie sollen wissen, dass mein guter Freund Salazar hier ist. Ich durfte ihm nur schreiben, dass ich notwendig mit ihm zu sprechen hätte, und er nahm keinen Anstand, einen Umweg von mehreren Meilen zu machen, um zu mir zu kommen. Er ist ein wahrer Freund, ich habe mich sehr über ihn gefreut. Er sagt, der große Engel habe eine besondere Freude darüber, dass er eine Nichte unter den Schmetterlingen habe, und er schätze diese sehr hoch. Auch hat er ihm von den Adlern erzählt, die er nicht genug loben konnte.

Die Priorin und die Schwestern hier empfehlen sich Ihnen vielmals. Sie beten recht innig für Sie zu Gott. Meine Elisabeth ist ganz liebenswürdig. Lesen Sie den beiliegenden Brief von meiner Gebieterin Doña Johanna. Sie ist mir ein großer Trost, obwohl es für mich eine schwere Abtötung ist, in diesem Hause mich ihren Wünschen nicht anbequemen zu können. Warum haben Sie jenen Rochus von meinen Briefen in Kenntnis gesetzt? Sie sehen schon, dass dies jener Name ist, den ich wissen wollte. Verzeihen Sie mir diesen langen Brief, der ein Trost für mich war. Gott sei mit Euerer Paternität! Gestern war das Fest unserer Lieben Frau. Heute ist Anton angekommen.

Ihre unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

Rodrigo Alvarez hat mir geschrieben und vieles auch von Ihnen. Unterlassen Sie nicht, mit diesen Vätern zu verkehren, wie Sie es ohnehin schon tun; ich bitte Sie um der Liebe willen.

Anschrift: An unseren Pater Fr. Hieronymus Gracián, apostolischer Kommissär der Karmeliten.

114. Brief - An Don Franz de Salcedo in Ávila

Toledo, am 13. September 1576

Ermutigung im Leiden. Dank. Sendung eines Kelches.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei stets mit Ihnen! Gott behandelt Sie, wie mir scheint, als eine starke Seele. [Er muss] wirklich wollen, dass [Ihre Seele] frei sei, nachdem er Sie Ihrer Güte beraubt. Er sei für alles gepriesen! So bereichert er jene, die er liebt; er erprobt ihre Tugend im Leiden.

Als ich es erfuhr, war ich darüber betrübt und erzählte es unserem Pater Visitator, der es schon durch den hochwürdigsten Herrn Präsidenten des Königlichen Ratskollegiums erfahren. Seitdem hielt ich alles für ganz gut. Es ist wirklich nicht möglich, [dass dieser letztere für Sie nicht sorgen] wird in Zukunft, wenn er sieht, dass Sie keinen Unterhalt haben. Möge Gott [diese Prüfung] zu Ihrem Besten wenden, damit Sie ihm treuer dienen! Das müssen wir alle wünschen, die wir Sie im Herrn lieben; denn das ist für Sie das beste. Ich bitte Gott darum inständig, und dasselbe tun die Schwestern des hiesigen Klosters. Die dortigen Schwestern werden es ihrerseits ebenfalls nicht fehlen lassen. Es ist unmöglich, dass Sie von Seiner Majestät das nicht bekommen, was für Sie das nützlichste ist. Seien Sie daher vertrauensvoll und frohen Mutes! Ich … Ihnen … hat mir gesagt, dass dies nichts bedeutet. Die Mutter Priorin hat mir in ihrem Fieber über diese Angelegenheit noch nicht schreiben können. Gott sei gepriesen, und er möge Sie belohnen für die väterliche Hingebung, die Sie immer für die Schwestern an den Tag legen! Denn Sie werden nie müde, ihnen beizustehen. Seine Majestät wird Ihnen dafür sicherlich Dank wissen. Zweifeln Sie nicht daran, er ist ein guter Vergelter. Ich tue nicht … und auf diese Weise konsekriert man den Kelch nicht. Man teilt mir mit, dass er bald eintreffen werde. Sobald er angekommen ist, werde ich dafür sorgen, dass er an Sie geschickt wird, damit man ihn dort herrichtet. Einstweilen bitte ich Sie, nicht zu vergessen, mich beim heiligen Opfer Gott zu empfehlen. Möge Seine Majestät Sie in meiner Liebe viele Jahre erhalten und Ihnen die Gesundheit verleihen, um die ich sie bitte! Amen.

Heute ist der 13. September 1576.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu, Karmelitin

115. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Almodóvar

Toledo, am 20. September 1576

Ankunft der Mutter des Paters Gracián und Klosterangelegenheiten in Malagón.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Denken Sie doch nicht, mein Vater, dass Sie die Dinge mit einem Schlag vollkommen machen. Was können Sie wohl innerhalb zwei oder drei Tagen in diesen Klösterchen ausrichten, das nicht auch Pater Anton zustande brächte? Denn kaum sind Sie fort, so sind die Dinge wieder wie zuvor, und was Sie betrifft, so setzen Sie sich tausend Gefahren aus.

Doña Johanna ist fest überzeugt, dass Euere Paternität tun werden, um was ich Sie bitte. Gebe Gott, dass es in dieser Angelegenheit so sein möge! Die gnädige Frau war drei Tage hier; allein ich konnte ihre Gegenwart nicht so genießen, wie ich es gewünscht hätte; denn sie empfing viele Besuche, besonders vom Kanonikus, mit dem sie innigst befreundet wurde. Ich versichere Euere Paternität, dass Ihnen Gott in ihr das beste Gut beschieden hat. Ihr Talent und ihr Charakter sind von der Art, wie ich sie an wenigen Damen, ja ich glaube, an keiner in meinem Leben gefunden habe. Sie besitzt eine Offenheit und Lauterkeit, die mich mit Gewalt hingerissen haben. In dieser Beziehung übertrifft sie noch ihren Sohn. Es würde mir zu sehr großem Troste gereichen, an einem Orte zu leben, wo ich oft mit ihr mich besprechen könnte. Wir waren so vertraut miteinander, als ob wir unser Leben lang beieinander gewesen wären.

Sie sagte, der Aufenthalt hier habe ihr große Freude gemacht. Gott wollte es, dass sich in der Nähe des Klosters eine Wohnung bei einer Witwe fand, die mit ihrer weiblichen Dienerschaft allein lebt. Das war ihr sehr angenehm, und sie hielt es für ein großes Glück, so nahe bei uns zu sein. Von unserem Kloster brachte man ihr die zubereitete Speise. Es war ein außerordentlicher Trost für mich, dass Euere Paternität mir den Besitz von einigem Geld erlaubt hatten; denn so blieben dem Kloster Unkosten erspart. Da alles nur wenig war, was ich tat, so geschah es mit um so größerer Liebe.

Es war für mich ergötzlich, dass Euere Paternität mir schrieben, mich vor ihr zu entschleiern. Es scheint, dass Sie mich nicht kennen. Ihrer Mutter hätte ich das Innerste meines Herzens eröffnen mögen. Ihre Tochter, Doña Johanna, war bis zum letzten Tage bei ihr. Sie schien mir sehr liebenswürdig zu sein; es tut mir leid, sie unter jenen Fräulein zu sehen, weil sie, wie sie sagte, dort in Wahrheit ein viel härteres Leben hat als bei uns. Gerne hätte ich ihr das Ordenskleid wie ich es meinem Engelchen, ihrer Schwester, gegeben habe. Dieselbe hat ein so gutes Aussehen und ist so dick, wie man es selten sehen kann. Doña Johanna konnte bei ihrem Anblicke nicht genug staunen, und das Peterchen, ihr Bruder, vermochte sie mit seinem ganzen Verstande nicht zu erkennen. Sie ist meine ganze Erholung, die ich hier habe. Der Doña Johanna habe ich noch am letzten Tage vieles gesagt. Sie scheint davon etwas ergriffen gewesen zu sein, wie mir Anna de Zurita bestätigte. Dieser teilte sie mit, dass sie während der ganzen folgenden Nacht den Gedanken nicht losgebracht habe, ins Kloster zu treten, und diese Absicht ihr nicht sehr ferne liege; sie wolle sich die Sache noch reiflicher überlegen. Gott möge es fügen! Empfehlen Euere Paternität diese Angelegenheit dem Herrn; denn sie hat eine so auffallende Ähnlichkeit mit Ihnen, dass ich sie überaus gerne bei mir haben möchte.

Nachdem Doña Johanna die Zufriedenheit und den schwesterlichen Verkehr aller gesehen, ist sie entschlossen, dahin zu wirken, dass Doña Maria in kurzem nach Valladolid geschickt werde. Ich glaube auch, dass sie es bereut habe, Doña Adriana aus dem Kloster weggenommen zu haben. Sie war, wie mir schien, sehr vergnügt, und ich halte sie einer Verstellung gar nicht fähig. Gestern schrieb sie mir einen Brief mit tausend Liebesbezeigungen. Sie sagt darin, dass sie bei uns von ihrer Traurigkeit und ihren Leiden nichts empfunden habe. Man hat mir diesen Brief mit mehreren anderen zerrissen. Es ist nämlich in den letzten zwei Tagen eine Unzahl von Briefen an mich gekommen, dass ich davon ganz verwirrt wurde. Es tut mir recht leid, dass der von der Mutter abhanden gekommen ist; denn ich hätte diesen so gern geschickt. Jene schrieb mir auch, dass am Tage ihrer Abreise von hier dem Herrn Lucas Gracián das dreitägige Fieber verlassen habe und er jetzt ganz gesund sei. O welch ein liebenswürdiger Mensch ist doch Thomas Gracián, der gleichfalls hierher kam! Er macht mir große Freude; heute habe ich ihm geschrieben, dass Euere Paternität abreisen werden. Seine Gesundheit war gut.

Wenn ich mich frage, welche von uns beiden Sie, mein Vater, mehr lieben sollen, Doña Johanna oder die arme Laurentia, so finde ich, dass Doña Johanna von ihrem Gemahl und ihren Kindern geliebt wird, während die arme Laurentia auf der ganzen Welt niemand hat als diesen ihren Vater. Möge es Gott gefallen, ihn ihr zu erhalten! Ich werde sie zu trösten suchen. Laurentia sagt mir, Joseph habe sie aufs neue versichert, dass er [diesen Pater] ihr erhalten werde. So fließt ihr Leben inmitten vieler Leiden und ohne Erleichterung dahin.

Sprechen wir nun vom Kapitel. Die Väter kehrten ganz befriedigt davon zurück, und ich freue mich sehr darüber, dass es so gut verlaufen ist. Gott sei Dank! Wahrhaftig, mein Vater, diesmal kommen Sie nicht ohne großes Lob davon. Alles kommt aus der Hand des Herrn, und vielleicht haben auch, wie Sie sagen, die Gebete viel beigetragen. Dass man die Klöster einer Aufsicht unterstellen wolle, hat mich außerordentlich gefreut; denn es ist dies ein sehr gutes und heilsames Vorhaben. Dem Pater, von dem ich zu Anfang gesprochen, habe ich ans Herz gelegt, er möge ja recht auf Handarbeit dringen; denn es ist unendlich viel daran gelegen. Er sagte mir, es sei dies im Kapitel nicht verhandelt worden, worauf ich ihm antwortete, dass ich darüber an Eure Paternität schreiben werde. Zugleich bemerkte ich ihm, dass dies schon in den Satzungen und in der Regel stehe, und was er dann wolle, wenn er nicht auf die Beobachtung [dieser Dinge] dringe. Was mich am meisten befriedigte und was ich gar nicht erwartet hätte, ist dies, dass man jene aus dem Orden stieß, die man entfernt wissen wollte. Es will viel heißen, dass man dieses Mittel zu ergreifen vermochte.

Dieser Pater erzählte mir auch von dem Plane, durch unseren Pater General die Gründung einer eigenen Provinz zu erwirken. Dies müssen wir auf alle mögliche Weise betreiben; denn es ist ein unerträglicher Krieg, mit dem Oberen immer in Zwiespalt zu leben. Handelt es sich dabei nur um Aufnahme von Geld, das man den Abgesandten mitgibt, so wird Gott Fürsorge treffen. Ich bitte Euere Paternität um der Liebe Gottes willen, ernstlich dafür zu sorgen, dass diese mit ihrer Abreise nicht säumen. Halten Sie dies nicht für nebensächlich; denn es ist die Hauptsache. Wenn der Prior von Peñuela wirklich so gut mit dem Pater General steht, so wird er wohl mit dem Pater Mariano [nach Rom] gehen. Könnten diese beim General nichts erwirken, so sollen sie sich an den Papst wenden; besser wäre jedoch das erstere, weil jetzt die Verhältnisse sehr günstig sind. Erwägen wir dazu noch die freundliche Gesinnung des Mathusalem, so sehe ich nicht ein, warum wir die Sache noch aufschieben sollen. Denn so hätten wir hier nichts und würden selbst die gelegene Zeit zu unserem Schaden übersehen. Dieser Tage sagte mir ein Priester, der in freundschaftlicher Beziehung zu mir steht und seine Seelenangelegenheiten mit mir besprochen hatte, es sei ganz gewiss, dass Gilbert sehr bald, er meinte noch in diesem Jahre, sterben werde. Er habe auch bezüglich anderer Personen schon öfter eine solche Offenbarung erhalten und sei nie getäuscht worden. Wenn man auch auf eine solche Voraussage nichts geben kann, so ist dies doch möglich. Weil aber der Fall eintreten kann, so wird es gut sein, dass Euere Paternität die Möglichkeit im Auge behalten und unsere Angelegenheiten in Ordnung bringen. Die Visitation müssen Sie als etwas ansehen, was nur von kurzer Dauer ist.

Pater Petrus Fernández ließ alles, was er im Kloster der Menschwerdung zur Ausführung bringen wollte, durch Pater Angelus tun, während er selbst sich ferne hielt. Gleichwohl blieb er doch Visitator und waltete seines Amtes. Immer denke ich daran, was Ihnen jener Provinzial Gutes erwiesen hat, als Sie sich in seinem Kloster aufhielten, und ich wünschte, dass Sie sich, wenn es möglich wäre, nicht unerkenntlich dafür zeigten. Man beklagt sich darüber, dass Euere Paternität sich von Pater Evangelista leiten lassen. Gut wäre es auch, wenn Sie mit Vorsicht zu Werke gingen; denn wir sind nicht so vollkommen, dass wir uns nicht gegen die einen leidenschaftlich, gegen die anderen zu freundlich benehmen könnten; darum muss man auf alles achthaben. Die Priorin von Malagón befindet sich, Gott sei Dank, etwas besser; allein man darf, wie die Ärzte sagen, nicht viel darauf geben. Ich war sehr verwundert darüber, dass Euere Paternität meine Reise nach Malagón meinem Gutdünken anheimstellten und weiter nichts davon reden wollten. Mein Verwundern war wohl begründet. Vor allem hat die Reise keinen Zweck. Ich bin weder so gesund, noch habe ich soviel aufopfernde Liebe, dass ich Krankenpfege übernehmen könnte. Für das Kloster, d. h. für dessen Ausbau, tue ich hier weit mehr. Denn da Anton Ruiz dort ist, so haben sich die Nonnen um nichts zu kümmern. Wäre es auch sehr notwendig, so ist doch jetzt, wie Euere Paternität sehen, die Zeit für eine solche Reise ungeeignet.

Einen anderen wichtigen Grund finde ich darin, dass Sie sagen, Sie befehlen mir diese Reise nicht und sie schiene Ihnen auch nicht für gut, so dass ich tun könne, was ich als das beste erachte. Das wäre mir eine sonderbare Vollkommenheit, wenn ich dem Gedanken Raum gäbe, meine Ansicht sei besser als die Ihrige! Als man mir berichtete, die Priorin sei nicht mehr bei Bewusstsein und könne nicht mehr reden, was aber Übertreibung war, da ließ ich sagen, dass Johanna Baptista, die mir hiezu als die tauglichste schien, die Sorge für das Kloster übernehmen sollte. Es ist mir nämlich so unangenehm, von ferne her Nonnen kommen zu lassen, dass ich so lange zögere, bis ich nicht mehr anders kann. Ich schrieb auch an die Priorin für den Fall, dass sie meinen Brief lesen konnte, es sei nach meiner Ansicht diese Verfügung am besten; wenn sie aber anderer Meinung wäre, so könnte sie jene aufstellen, die nach ihrem Wunsche wäre; dazu habe sie vom Orden die Befugnis.

Die Priorin wollte nun Johanna Baptista nicht und stellte Beatrix von Jesu auf, von der sie sagte, dass sie viel tauglicher sei. Vielleicht ist sie es wirklich, allein mir scheint es nicht so. Sie wollte auch nicht, dass Elisabeth von Jesu Meisterin der Novizinnen werde, deren so viele sind, dass sie mir große Sorge machen. Jene, die bisher dieses Amt verwaltete, hat keine üblen Novizinnen herangezogen; denn wenn sie auch nicht so erfahren ist, so ist sie doch eine gute Nonne. Aber auch diese wollte weder die Priorin noch der Lizentiat, und so liegt die ganze Last auf der Schwester Beatrix, die sehr ermüdet ist. Wenn diese das Amt einer Novizenmeisterin nicht gut versehen kann, so muss man es anderen übertragen; für die Besorgung der Hausangelegenheiten aber passt, wie ich meine, jede im eigenen Kloster besser als jedwede andere, die von einem anderen Kloster dahin versetzt wird, wenn nur Gott die Priorin am Leben erhält. Ich habe wohl eingesehen, dass Euere Paternität es so geordnet haben, um die Priorin zufriedenzustellen. Wenn aber mir eine Versuchung, von hier fortzugehen, käme? Das wäre wirklich etwas Hartes; denn kaum kommt mir ein Gedanke, mich anderswohin zu begeben, so weiß es, wie mir scheint, schon die ganze Welt. Dennoch sage ich Ihnen, dass ich, wenn auf mein Wollen ankäme, einesteils doch gerne einige Tage in Malagón wäre.

Gestern war Doña Luise hier. Ich hoffe es bei ihr durchzusetzen, dass sie in diesem Jahre viertausend Dukaten gibt, obwohl sie nur zweitausend zu geben hätte. Wenn sie diese Summe bezahlt, so will der Stadtbaumeister, wie er sagt, bis auf Weihnachten übers Jahr den Bau soweit fertigstellen, dass die Nonnen um diese Zeit darin wohnen können. Man sieht also deutlich, dass Gott Euere Paternität leitet. Denn mein Aufenthalt hier wird noch großen Nutzen bringen, und mir selbst ist es angenehm, hier zu bleiben, um ferne von meinen Verwandten zu sein und die Last meines Amtes als Priorin von Ávila nicht tragen zu müssen.

Ich komme mir ganz sonderbar vor. Da ich sehe, dass Euere Paternität sich nichts daraus machen, mich hier zu lassen, obwohl Sie merken, dass ich nicht gerne hierbleiben will, so macht mir dies eine außerordentliche Freude. Es verleiht mir dies jene Freimütigkeit, mit der ich Ihnen meine Wünsche vollkommen darlegen und meine Gedanken vortragen kann, weil ich nämlich sehe, dass Ihnen meine Ansichten etwas Gleichgültiges sind.

Elisabeths Meisterin habe ich veranlasst, an Euere Paternität zu schreiben. Wenn Sie sich nicht an ihren Namen erinnern sollten, so müssen Sie wissen, dass der Brief von ihr ist. O welche Anmut gewinnt Elisabeth durch ihr Wachstum! Wie stark wird sie, und wie liebenswürdig ist sie! Gott mache sie heilig und behüte Euere Paternität weit mehr als mich! Verzeihen Sie, dass ich so weitläufig geworden bin, und haben Sie Geduld; denn Sie sind dort, und ich bin hier. Ich bin gesund. Heute ist der Vorabend von St. Matthäus. Die Angelegenheit in Rom bitte ich eiligst zu betreiben. Die Abgesandten sollen nicht bis zum Frühjahr warten; jetzt ist die Zeit gelegen, und glauben Sie mir, es ist notwendig.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Plagen sich doch Euere Paternität nicht wegen dieser Nonnen; denn es wird, wie Mathusalem sagt, nur mehr kurze Zeit dauern. Auch die Nachtvögel glauben so. Diese behaupten, Mathusalem habe dem Peralta gesagt, er solle sich beeilen, in zwei Monaten wiederzukommen. Er werde dann, wie sie auch sagen, alle Gewalt bekommen. O, dass ich doch unsere Angelegenheit beendigt sähe! Der Herr gebe es und befreie uns alle von dieser Angst!

116. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 20. September 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

An unseren Vater habe ich sehr ausführlich geschrieben; darum will ich Ihnen weiter nichts sagen, als dass ich eine Nachricht von Ihnen wünsche und dass es der Mutter Priorin von Malagón etwas besser geht. Mein Bruder lässt Sie fragen, ob Sie die Briefe von ihm empfangen haben; einem davon hat er vier Realen für eine von einem Apotheker erhaltene Salbe beigelegt, der neben Ihrem Kloster wohnt. Ich meine er habe diese Salbe damals erhalten, als er ein schlimmes Bein hatte. Sollte dieses Geld nicht angekommen sein, so bezahlen Sie diese Schuld und unterlassen Sie nicht, an meinen Bruder zu schreiben; denn wie mir scheint, wartet er darauf, obwohl ich ihm diese Empfehlungen übermittelt habe. Ich empfehle mich allen dortigen Schwestern sehr. Die Priorin wird Ihnen durch den Maultiertreiber einen Brief zusenden. Ich habe ihr gesagt, sie möge jetzt den Brief nicht mitsenden, weil ich mir dachte, es koste so weniger Porto; es sind diesmal mehr Briefe zusammengekommen, als ich geglaubt hatte, weswegen das Paket zu schwer werden würde.

Von meinem Vater, dem Prior de las Cuevas, möchte ich doch etwas erfahren und auch das, was in betreff des Wassers geschehen ist. Gott gebe, dass Sie es erhalten; denn er kann alles. Er behüte sie mir sowie alle dortigen Schwestern, denen Sie meine Empfehlungen übermitteln wollen! Um der Liebe willen bitte ich Sie, doch ja unseren Vater aufmerksam zu machen, dass er sich schone, und ihn gut zu bewirten, wenn er kommt. Bringen Sie alles auf Rechnung der 40 Dukaten und seien Sie nicht einfältig! Tun Sie, was ich Ihnen sage, und bezahlen Sie auch die Portoauslagen; ich werde schon herausfinden, was es ausmacht. Hier empfehle ich alle Schwestern, sie möchten eifrig für Sie beten, wiewohl ich sehe, dass diese Mahnung nicht notwendig ist. Heute ist der Vorabend von St. Matthäus.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

117. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 22. September 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Vor zwei Tagen habe ich Ihnen einen an den Generalbotenmeister adressierten Brief geschrieben. Deshalb habe ich Ihnen heute nur zu schreiben, was ich damals vergessen habe, nämlich dass mein Bruder jetzt gesund ist und die Schwestern ein so teueres Wollenzeug nicht kaufen wollen. Das Zeug, aus dem man hier die Röcke macht, ist dasselbe wie das, aus dem man der Theresia den ihrigen gemacht hat, nur etwas gröber. Je gröber man es bekommt, desto besser. Um der Liebe willen bitte ich Sie, mir Nachricht zu geben über unseren Vater, und zwar auf dem Wege, den ich Ihnen in dem Briefe angegeben habe, den er mitbrachte. Ich bin recht begierig, zu erfahren, ob er gut angekommen und wie es ihm ergangen ist. Sie können sich wohl denken, welche Sorge ich jetzt um ihn haben werde, da ich fern von ihm bin, wenn ich schon so besorgt um ihn war, als ich mich noch in seiner Nähe befand.

Ich wünschte sehr, dass Sie sich recht sorgfältig in acht nähmen, das Kloster nicht mit Nonnen anzufüllen, die dafür nicht passen und nicht imstande sind, die aus dessen Kaufe erwachsene Schuldenlast abtragen zu helfen. Ebenso wünschte ich, dass man sich erst über die für den Kauf des Klosters zu entrichtende Zinsschuld vereinbare. Ich versichere Euere Ehrwürden, dass ich großen Kummer habe wegen der Sorgen, in denen ich Sie dort sehe. Gott gebe, dass Sie bald von diesen Sorgen befreit werden und so gesund bleiben mögen, wie ich es wünsche! Allen Schwestern empfehle ich mich, besonders meiner Krankenwärterin, die ich wenigstens nachts nicht vergesse. An unseren Vater schreibe ich jetzt nicht wieder; denn ich habe, wie gesagt, erst vorgestern einen langen Brief an ihn gesandt. Ich denke mir, er werde so voll Arbeit sein, dass es gut sein dürfte, ihn nicht mit unnötigen Sorgen zu belästigen. Wir beten eifrig für ihn zu Gott; unterlassen Sie es dort auch nicht! Dem Pater Gregor einen herzlichen Gruß von mir. Warum berichten Sie mir nicht, ob er schon wieder gesund ist? Gestern war der Tag des heiligen Matthäus.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wir befinden uns alle wohl.

118. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 26. September 1576

Klosterangelegenheiten und Ankunft des Paters Mariano in Toledo. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Der Überbringer dieses Briefes eilt so sehr, dass ich Ihnen nichts schreiben kann, als dass ich gesund bin und dass Pater Mariano gestern spät abends ankam. Ihr Brief freute mich. Gott sei Dank, dass Schwestern gesund sind! Die Tochter des Portugiesen, oder was er ist, nehmen Sie nicht auf, wenn er nicht zuvor bei jemandem deponiert, was er ihr zu geben hat; denn ich habe erfahren, dass man nichts von ihm bekommen werde. Wir sind ja nicht in der Lage, jemand unentgeltlich aufzunehmen; darum hüten Sie sich, anders zu handeln, als ich Ihnen sage!

Geben Sie beiliegende Briefe unserem Pater Provinzial, und zwar eigenhändig! Sagen Sie ihm zugleich, er möge ohne Sorge sein; denn Pater Mariano und ich seien eben daran, uns über die dortigen Vorgänge zu beraten, auf dass, wenn es noch ein Mittel gebe, geschehe, was in unserer Macht liegt. Es ist nämlich Pater Mariano gekommen, nachdem diese Briefe schon geschrieben waren und der gute Anton Ruiz bereits die Reise nach Madrid angetreten hatte. Ich habe mich außerordentlich gefreut, ihn zu sehen und zu erfahren, wie der Herr die Angelegenheit so geordnet hat, dass jene Patres selbst aus dem Orden treten, bevor man sie ausstößt.

Schreiben mir Euere Ehrwürden um der Liebe willen bald und im einzelnen, was vorgeht! Verlassen Sie sich nicht auf unseren Vater; denn er wird keine Zeit haben. An den Herrn García Alvarez recht viele Grüße. Ich wünschte ihn wieder einmal zu sehen. Da sehen Sie, wie mein Wünschen nach dem scheinbar Unmöglichen geht! Gott vergelte ihm die Liebe, die er uns in allem erweist, und behüte ihn! Das gleiche wünsche ich unserem guten Prior. Wir haben ihn eifrig Gott empfohlen, und ich freue mich, dass er sich etwas besser befindet. Schreiben Sie mir auch, wie es mit Ihrer Gesundheit steht, und sagen Sie unserem Vater, dass ich sehr gewünscht hätte, Pater Mariano möchte auf ihn gewartet haben.

Empfehlen Sie mich meinen Töchtern! Gott sei mit Ihnen, meine Freundin! Die Schwestern in Caravaca waren krank. Sie haben, wie mir [die dortige Priorin] berichtet, an Euere Ehrwürden geschrieben. Jetzt geht es ihnen gut, und sie sind eben daran, sich ein Haus zu kaufen. Weil ich den Brief dieser Schwestern noch nicht beantwortet habe, darum sende ich ihn nicht mit. Über den Brief von Veas habe ich mich gefreut, ebenso über die Rosenkranzperlen des Paters Gregor, dem ich noch schreiben werde. Die Mutter Priorin in Malagón ist [immer noch] sehr krank. Ich glaube, dass heute der 26. September ist.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

119. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 5. Oktober 1576

Verschiedene Angelegenheiten und Mitteilungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Wäre der Brief nicht angekommen, den Euere Paternität über Madrid gesandt haben, so würde ich übel daran sein. Denn heute ist bereits der Tag nach dem Feste des heiligen Franziskus, und Pater Anton ist noch immer nicht eingetroffen, und bis ich Ihren Brief gelesen, hatte ich noch nichts erfahren, ob Sie auch gut angekommen sind. Gelobt sei Gott, dass dem so ist und dass auch Paulus wohl und im Besitze des inneren Friedens ist. Es scheint in der Tat etwas Übernatürliches zu sein, da dergleichen Erlebnisse so mächtig zu unserer Verdemütigung und Selbsterkenntnis beitragen. Ich habe den Herrn inständig um diesen Frieden für ihn gebeten; denn ich glaube, dass die äußeren Leiden, die er zu tragen hat, genügen. Sagen Euere Paternität ihm dieses in meinem Namen.

Ich für meine Person bin gegenwärtig ohne jedes Leiden. Wo das hinaus will, weiß ich nicht. Man hat mir hier eine abgesonderte Zelle gegeben. Sie ist wie eine Einsiedelei und sehr freundlich. Ich bin gesund und fern von Verwandten, die mich allerdings durch Briefe zu finden wissen. Das einzige, was mir schwerfällt, ist der Kummer über die Verhältnisse in Sevilla. Wenn übrigens Euere Paternität willens waren, dass ich da bleibe, wo es mir gefällt, so versichere ich Sie, dass Sie es gut getroffen haben, indem Sie mir das hiesige Kloster zu meinem Aufenthaltsorte angewiesen haben. Und selbst in Hinsicht auf das Peinliche, von dem ich gesprochen, bin ich mehr beruhigt als sonst.

Gestern abends las ich die Geschichte über Moses und die Leiden, die er durch jene Plagen dem König und dem ganzen Reiche bereitete, ohne dass sich jemand an seiner Person vergriff. Da musste ich wirklich staunen, und es war mir eine Freude, zu sehen, wie niemand imstande ist, zu schaden, außer es sei Gottes Wille. Es war mir eine Freude, hinzuschauen auf das Note Meer, und ich dachte mir, wie weit weniger das ist, um was wir bitten, als was dort geschah. Es war mir eine Freude, diesen heiligen Mann auf Befehl Gottes in solchen Kämpfen zu sehen, und Jubel erfüllte meine Seele, als ich meinen Elisäus in ähnlicher Lage sah. Ich habe ihn aufs neue dem Herrn aufgeopfert. Ich gedachte der Gnaden, die mir Joseph erwiesen, und der Worte, die er zu mir gesprochen: »Noch weit Größeres wirst du schauen zur Ehre und Verherrlichung Gottes.« Ich verging fast vor Verlangen, mich in seinem Dienste in tausend Gefahren zu sehen. Unter solchen und ähnlichen Dingen fließt mein Leben dahin. Und so habe ich auch diese einfältigen Dinge, die Sie hier lesen, geschrieben.

Jetzt werde ich mit der Beschreibung der Klosterstiftungen beginnen; denn Joseph hat mich versichert, dass sie vielen Seelen zur Förderung dienen werden. Wenn Gott mir hilft, so will ich es hoffen. Übrigens war ich, abgesehen davon, was Joseph mir sagte, schon entschlossen, es zu tun, da Euere Paternität es mir befohlen hatten.

Es hat mich sehr gefreut, dass Sie im Kapitel einen so ausführlichen Bericht erstattet haben. Ich begreife nicht, wie man sich nicht schämt, das Gegenteil davon geschrieben zu haben. Es ist sehr gut, dass jene jetzt freiwillig gehen, die später vielleicht nur gezwungen gehen würden. Mir scheint, dass unser Herr die Leitung dieser Angelegenheiten selbst in die Hand nehme; möge er sie zu seiner Ehre und zum Heile jener Seelen gnädig zu Ende führen! Euere Paternität werden sehr gut tun, wenn Sie von Ihrem Kloster aus den Beschuhten befehlen, was geschehen muss, damit jene nicht darnach spähen, ob Sie in den Chor gehen oder nicht. Ich versichere Sie, dass alles besser werden wird. Hier lässt man es an Gebeten nicht fehlen. Es sind dies bessere Waffen als die, deren sich jene [beschuhten] Väter bedienen.

Durch Vermittlung des Generalbotenmeisters habe ich an Euere Paternität einen langen Brief gesandt. Bis ich weiß, ob Sie ihn erhalten haben, sende ich die Briefe nicht mehr auf diesem Wege, sondern über Madrid. Was die Angelegenheit des David betrifft, so glaube ich, er werde den Pater Esperanza hintergehen, wie er es gewöhnlich macht.

Es sind wieder alle beisammen, und sein Bruder unterstützt ihn. Pater Bonaventura wird gewiss viel vermögen, wenn er ins Mittel tritt; er ist sehr glücklich, dass Sie und er von dem Stand der Sache unterrichtet sind. Gott möge mir verzeihen! Aber ich wünschte sehr, dass dieser Pater in seinem ersten Berufe verbliebe, denn ich fürchte, er werde uns nur in Verlegenheit bringen. Seitdem ich hier bin, habe ich nichts anderes erfahren.

Euerer Paternität Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

120. Brief - An Pater Johannes von Jesu (Roca) im Kloster de la Roda

Toledo, am 5. Oktober 1576

Zwistigkeiten mit den Beschuhten und das Kapitel in Almodóvar.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ihr Kloster ist so ungewöhnlich weit entlegen, dass ich, so sehr ich es auch wünschte, niemanden fand, durch den ich Ihnen eine Antwort senden konnte, und so habe ich damit gewartet bis zur Abreise dieser Väter. Mit dem Austritt des Paters Antonius aus dem Orden hat uns Gott vielleicht eine Gnade erwiesen; denn wie ich höre, war er sehr von Melancholie beherrscht, die in Anbetracht unserer Lebensweise zu einem schlimmen Übel hätte ausarten können. Gott sei mit ihm! Fürwahr, mir scheint, dass an seinem Austritt mehr der Mangel an Gesundheit als an gutem Willen die Schuld trägt. Sein Weggang kann nicht geheim bleiben; denn man muss jetzt in Almodóvar an seiner Statt einen Prediger aufstellen. Gebe Gott, dass er wieder in seinen Orden zurückkehre; denn wegen solcher Ein und Austritte leidet der unsrige keinen Schaden.

Ich hatte mir gedacht, dass Euere Hochwürden auf Ihrer Rückreise hierher kommen würden; dazu hätten Sie nur einen kleinen Umweg machen müssen. Ihr Verlangen, mir einen Liebesdienst zu erweisen, muss nicht gar groß sein; denn als Sie früher hier waren, konnte ich Sie nur ganz kurze Zeit sprechen. Seien Sie versichert, dass ich nur wenig, und zwar sehr wenig in betreff dessen tun kann, was Sie mir von Ihrer Reise nach Rom schreiben; denn schon lange bitte ich darum, und noch ist es mir nicht gelungen, zu bewirken, dass man auch nur einen Brief an den geschrieben hätte, dem diese Rücksicht mit Recht gebührte. Tun wir, was wir zu tun schuldig sind, dann mag kommen, was immer wolle. Es liegt nicht an unserem Pater Visitator, der schon nach Rom geschrieben hat; aber es gibt so viele, die ihm anders raten, so dass ich nur wenig ausrichte. Es tut mir recht leid, dass ich nicht mehr tun kann. Ich hatte mir gedacht, es werde wegen dieser Reise, wie man mir sagte, im Kapitel ein Beschluss gefasst. Gott wolle diese Angelegenheit zu einem guten Ende führen! Ich bitte Euere Hochwürden um der Liebe willen, unterlassen Sie nicht, die Sache eifrig zu betreiben; denn Sie vermögen mehr als ich.

Die Briefe habe ich schon nach Sevilla und Almodóvar befördert. Allein obgleich es unverzüglich geschah, so war doch, wie ich glaube, der Pater Prior schon nach Madrid abgereist, wo er sich jetzt noch befindet. Auch den Brief von Caravaca habe ich mitgesendet; zum Glück ging eben ein Bote dahin ab; denn für jenes Land findet man nur wenige. Die Erkrankung des Paters Gabriel geht mir sehr zu Herzen. Wollen Euere Hochwürden ihm dies sagen und ihm meine Empfehlungen melden. Hier beten wir eifrig für ihn zu Gott. Er ist einer von jenen Vätern, zu denen ich große Liebe trage, die aber die Liebe schlecht erwidern.

Unser Vater hat mir geschrieben, er sei gut angekommen. Einige der beschuhten Väter, schrieb er mir auch, seien auf seine Seite getreten, und er habe das Kapitel zufriedengestellt, jedoch nicht mehr erreicht, als dass jene Väter nachgiebig geworden seien und sich mit Bitten an ihn gewendet hätten. Wenn Gott ihn uns erhält, so glaube ich, dass er viel Gutes stiften werde. Unterlassen Euere Hochwürden nicht, ihn sowie auch mich selbst Gott zu empfehlen. Allen dortigen Vätern meine Empfehlungen. Die Priorin empfiehlt sich ihnen. Gott mache Sie so heilig, wie ich darum zu ihm flehe! Amen.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

121. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 5. Oktober 1576

Angelegenheiten ihres Bruders Don Laurentius und des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Ich kann nicht begreifen, wie Sie den Maultiertreiber fortlassen konnten, ohne ihm einen Brief mitzugeben, zumal unser Vater bei Ihnen sich befindet, von dem wir täglich etwas erfahren möchten. Ich beneide die dortigen Schwestern sehr, dass sie ihn bei sich haben. Um der Liebe willen bitte ich Sie, handeln Sie nicht mehr so, sondern schreiben Sie mir alles, was dort vorgeht; denn unser Vater ist in seinen Briefen kurz. Hat er selbst keine Zeit, mir zu schreiben, so sollen doch wenigstens Euere Ehrwürden es nicht unterlassen. Ich habe Ihnen schon mitgeteilt auf welchen Wegen Sie oft an mich schreiben können. Der Brief, den Pater Mariano mir überbrachte, hat mich gefreut, weil ich daraus ersah, dass Sie und Ihre Schwestern gesund sind und dass man sich bezüglich der Hauskaufsteuer geneigt hat. Pater Anton ist noch nicht gekommen.

Mein Bruder ist jetzt wieder gesund. Er freut sich immer, wenn er etwas von Euerer Ehrwürden erfährt, und ich habe Ihnen schon gesagt, Sie möchten nicht unterlassen, ihm manchmal zu schreiben. Er hat in der Nähe von Ávila, ich glaube eineinhalb Meilen oder auch nicht so weit davon entfernt, ein Landgut gekauft, dasselbe, um das er schon unterhandelte, als er noch in Sevilla war. Es umfasst Weideplätze, Getreidefelder und Waldungen und kostete ihn vierzehntausend Dukaten. Die Verbriefungen sind jedoch noch nicht ausgefertigt. Er sagt, er sei in Sevilla gewitzigt worden und werde das Gut nicht eher in Besitz nehmen, als bis alles ganz sicher und richtig abgemacht sei, da er keinen Prozess wolle. Empfehlen Sie ihn und seine Kinder, die sich schon verehelichen sollen, immerdar Gott, auf dass sie ihm dienen.

Noch eines. Als ich hierher kam, dachte ich mir, wir würden alsbald wieder abreisen. Wir sandten also bei unserer Ankunft den Reisekoffer und alles Gepäck durch einen Fuhrmann nach Ávila. Nun weiß ich nicht, wie es geschah, dass man beim Auspacken das große Agnus Dei der Theresia und ihre zwei mit Smaragden besetzten Ringe nicht finden konnte. Ich erinnere mich auch nicht, wo ich diese Dinge hingetan und ob man sie mir übergeben hat. Es tut mir in Wahrheit sehr leid, sehen zu müssen, wie alles dazu angetan ist, der kleinen Theresia die Freude zu verderben. Sie dachte nämlich nicht anders, als dass sie mich bei sich in Ávila haben werde, und nun muss sie mich in vieler Hinsicht entbehren. Erkundigen Sie sich bei den Schwestern, ob diese Stücke im Kloster zurückgelassen wurden, als wir abreisten, und fragen Sie die Gabriela, ob sie sich nicht erinnere, wo ich sie hingetan habe. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott, damit die Sachen wieder zum Vorschein kommen.

Über das, was die Väter der Gesellschaft Jesu getan haben sollen, habe ich mich sehr gewundert. Diese staunen, wie es scheint, über unser allzu strenges Leben, weil jene Kandidatin es ihnen so schilderte. Es wäre gut, wenn unser Vater García Alvarez mit ihnen sprechen würde. Ihnen sowie allen meinen Töchtern und dem Prior de las Cuevas empfehle ich mich sehr. Für letzteren beten wir viel, dass Gott ihm wieder die Gesundheit verleihe. Möge es dem Herrn gefallen, sie ihm aufs neue zu schenken! Denn sein Leiden geht mir sehr zu Herzen. Bis ich weiß, dass er sich wieder besser befindet, schreibe ich ihm nicht. Geben Sie mir darüber Nachricht, wenn sich Ihnen Gelegenheit dazu bietet. Ungeachtet alles dessen, was geschehen, wird es doch gut sein, wenn Sie manchmal dafür Sorge tragen, dass die Schwestern einem Priester aus der Gesellschaft Jesu beichten; denn dies wird viel dazu beitragen, dass diese Väter ihre Furcht [vor unserer übergroßen Strenge] ablegen. Wenn möglich, wäre es sehr gut, dass sie beim Pater Acosta die Beichte ablegen würden. Gott verzeihe jenen; denn durch diese Kandidatin würde, wenn sie wirklich so reich ist, aller Not abgeholfen werden. Indessen wird der Herr, weil er sie uns nicht zugeführt hat, auf andere Weise Fürsorge treffen. Vielleicht war sie dort, wo sie eingetreten ist, notwendiger.

Ich hatte mir gedacht, es werde die Angelegenheit betreffs der Wasserleitung während der Anwesenheit des Paters Bonaventura in Sevilla mit besserem Erfolge betrieben werden; allein es scheint nicht, dass jene Patres den Schwestern soviel Gunst erweisen. Gott verhelfe diesen und mir dazu, dass wir das Haus bezahlen können; denn wenn Geld vorhanden ist, wird sich alles machen lassen. Die Schwestern mögen einstweilen damit zufrieden sein, dass sie gute Schöpfbrunnen haben. Wir in Toledo gäben viel darum, wenn wir einen solchen haben könnten; denn der Mangel an Wasser ist für uns ein schweres Kreuz.

Schreiben Sie mir doch, wie es dem Pater Bonaventura bei seiner Visitation ergeht und was man mit dem Kloster in der Nähe von Córdoba anfängt, das man niedergerissen hat; denn ich weiß von all dem nichts. Ich bin gesund und stehe sozusagen ganz zu Ihren Diensten. Schreiben Sie mir auch, ob unser Vater manchmal zum Essen kommt oder ob Sie ihm in anderer Weise eine Erquickung verschaffen können; denn in seinem Kloster wird dies nicht leicht möglich sein, und ich glaube, dass dies auch nicht ratsam wäre. Geben Sie mir über dies alles Nachricht, und Gott behüte Sie! Wir werden uns jetzt, wie es auch billig ist, oft schreiben.

Die alte Frau, die Sie dort haben, und die Art und Weise, wie sie die Treppe benützt, hat mir sehr gefallen. Teilen Sie mir mit, ob der junge Mann noch bei Ihnen ist oder wer Ihnen sonst die notwendigen Dienste leistet. Die Mutter Priorin von Malagón hat mir geschrieben, es gehe ihr besser, allein ihre Krankheit ist derart, dass mir ihre geringe Besserung wenig Freude macht. Empfehlen Sie diese beständig im Gebete! Die göttliche Majestät behüte Sie, meine Tochter, und mache Sie und alle [Schwestern] heilig! Amen. Aus dem beiliegenden Brief der Schwester Alberta werden Sie ersehen, wie es der Priorin in Caravaca geht. Große Freude hat mir der Brief von Veas bereitet, da ich schon seit langem von dort nichts mehr erfahren hatte. Besonders war es für mich ein Trost, dass jene Kandidatin, die sehr reich ist, dort eingetreten ist. Allmählich macht sich, Gott sei Dank, alles gut.

Alle bitte ich, dass sie ja unseren Vater und auch mich immer recht angelegentlich dem Herrn empfehlen; denn ich bedarf es sehr. Gestern war der Tag des heiligen Franziskus.

Diesem Brief habe ich das Porto beigelegt, das ziemlich viel ausmacht. Versäumen Sie nicht, mich zu benachrichtigen, wenn es Ihnen an Geld fehlt, um unseren Vater bei gegebener Gelegenheit zu bewirken, und schämen Sie sich nicht, Geld anzunehmen; es wäre das eine Torheit, da ich es Ihnen ja schicken kann. Sorgen Sie auch für Ihre Gesundheit, damit ich mich nicht allzusehr ängstigen muss; denn ich versichere Sie, dass mir schon meine Priorin von Malagón Kummer genug macht. Gott möge Besserung eintreten lassen und ihr die Gesundheit verleihen! Amen.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu, Karmelitin

Da Postgelegenheit ist, können Sie das Porto hierher senden. Geschieht es nicht, so wissen Sie, dass Sie für gewöhnlich die Briefe der Gefahr aussetzen.

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

122. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 13. Oktober 1576

Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihre Erkrankung hat mir großes Leid verursacht. Ich weiß nicht, was ich anfangen soll, damit mir die Krankheiten meiner Priorinnen nicht mehr so zu Herzen gehen. Das Befinden der Priorin von Malagón ist jetzt, Gott sei Dank, besser. Sorgen Sie ja für Ihre Gesundheit, aber gebrauchen weder Sie noch die Schwestern Sarsaparillenwasser. Wenden Sie doch um der Liebe Gottes willen Mittel gegen Ihr Fieber an, wenn es auch nicht gerade Führmittel sind. Einigen Trost gewährte mir die Erinnerung, dass die Schwestern schon manchmal meinten, sie hätten das Fieber, während ich indessen bemerkte, dass dies nicht der Fall sei. Gott erhalte Sie mir gesund, um was ich ihn bitte! Amen.

Durch Figueredo kamen die Briefpakete sehr gut an, und so werden die Briefe durch ihn immer gut ankommen. Das Geld für das Porto wird auf diese Weise sicher befördert. Auf der Adresse können Sie bemerken, wieviel Geld sich in dem Briefe befindet, aber unterlassen Sie nicht, das Porto hineinzulegen. Sie müssen mir auch schreiben, auf welchem Wege Sie meine Briefe erhalten; denn ich bin noch jetzt im Zweifel, ob Sie jene, die ich Ihnen übersandte, erhalten haben. Wenn die Briefe durch Figueredo gesendet werden, so kommen sie nicht in Gefahr; denn er ist vorsichtig und ein braver Mann. Obgleich Sie mir auf einige Briefe geantwortet haben, so weiß ich doch nicht mehr, in welchem Briefe ich hierüber schon an Sie geschrieben habe. Gott behüte Sie, denn Sie ordnen alles vortrefflich an. Was die Briefe betrifft, die man Ihnen für mich übergibt, so ist es nicht notwendig, dass Sie diese den Ihrigen beilegen; das ist nach meiner Ansicht zuviel Mühe für Sie.

O wie sehr beneide ich Sie und Ihre Töchter um jene Predigten und wie sehr wünschte ich bei Ihnen allen zu sein! Hier sagt man, ich würde größere Liebe zu Ihrem Kloster tragen als zu allen anderen. Und wahrhaftig, ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich Ihnen allen so sehr zugetan bin. Ich wundere mich darum nicht, dass auch Euere Ehrwürden mich lieben, da auch ich Sie immer geliebt habe; es freut mich, dass Sie dies auch aussprechen. Vom Vergangenen soll nicht mehr die Rede sein; denn es hing dies, wie ich gewiss glaube, nicht von Ihnen ab. Der Mut, den Sie an den Tag legen, gefällt mir, und so glaube ich auch, dass der Herr Ihnen beistehen werde. Möge es ihm gefallen, Ihnen Gesundheit zu verleihen, wie ich ihn darum bitte!

Über die Einkleidung und die Profeß habe ich mich sehr gefreut. Übermitteln Sie diesen Schwestern meine Glückwünsche. Die Schwester Elisabeth vom heiligen Franziskus hat mir mit ihren Briefen große Freude bereitet, und auch die Briefe der anderen Schwestern haben mich sehr getröstet. Sagen Sie ihnen, Sie möchten mir verzeihen, wenn ich ihnen nicht antworte. Die Briefe, die ich in Sevilla erhielt, lassen sich an Zahl gar nicht vergleichen mit jenen, die ich erhalte, seitdem ich hier bin. Es ist entsetzlich.

Bezüglich der Verwandten des García Alvarez tun Sie, was Sie für gut erachten. Er wird die Wahrheit sagen; und da es sich um Personen handelt, die zu seiner Familie gehören, so hat man nichts Schlimmes zu fürchten. Finde ich Zeit, so werde ich an ihn schreiben und ihn bitten, doch nicht zu unterlassen, die Beichten der Schwestern abzunehmen. Was Sie mir in dieser Hinsicht mitgeteilt, hat mir leid getan. Kann ich ihm nicht schreiben, so sagen Sie es ihm in meinem Namen. Die Krankheit unseres guten Paters Prior macht mir großen Kummer. Wir empfehlen ihn Gott. Ich fürchte, dass der Eilbote nicht abgeht, und darum schreibe ich ihm nicht. An ihm werden Sie viel verlieren, [wenn er stirbt], allein Gott, der kein Ende kennt, bleibt Ihnen immerdar.

Was das Gebet jener Schwestern betrifft, so schreibe ich an unseren Vater; er wird mit Ihnen darüber sprechen. Begegnet der Schwester [Elisabeth] vom heiligen Hieronymus etwas Außerordentliches, so schreiben Sie es mir. Mit Rodrigo Alvarez soll man es in keiner Weise besprechen, wohl aber mit Acosta. Senden Sie diesem einen schönen Gruß von mir; denn ich stehe sehr gut mit ihm, und wir verdanken ihm viel.

Sehr hat es mich gefreut, was Sie mir bezüglich der Hauskaufsteuer geschrieben haben. Mein Bruder hat nämlich das Landgut La Serna gekauft, ein abgegrenztes Gebiet in der Nähe von Ávila, das vortreffliche Weideplätze, Getreidefelder und Waldungen umfasst und wofür er vierzehntausend Dukaten bezahlt. Nun hat er jetzt nicht soviel Geld und muss einen Teil schuldig bleiben. Da wäre es sehr gut, wenn Sie ihm zur Bestreitung des täglichen Bedarfes den dritten Teil seines Guthabens zusenden könnten. Ich hoffe indessen zu Gott, er werde es nicht notwendig haben. Wenn die Verkäufer des Hauses sich mit Abschlagszahlungen begnügten, so wäre den Schwestern viel geholfen.

Sie schreiben mir ja nichts von der Frau des Stellvertreters des Bürgermeisters; empfehlen Sie mich diesen Herrschaften und allen Schwestern sowie auch dem Delgado und dem Blasius, und wen Sie sonst noch sehen. Gott sei mit Ihnen! Dem Pater Gregor senden Sie einen Gruß von mir; er möge mir immer über sein Befinden Nachricht geben. Gott verleihe Euerer Ehrwürden [gute] Gesundheit! Ihre Handarbeiten freuen mich; übrigens sollen Sie bei Ihrem Fieber nicht spinnen; denn Sie strengen dadurch Ihren Arm so sehr an und spinnen so viel, dass auf diese Weise das Fieber Sie nie verlassen wird. Meine Empfehlungen an Margaretha.

Wenn bei Ihnen eine Laienschwester aufzunehmen ist, so beachten Sie, dass eine Verwandte unseres Vaters uns sehr bestürmt. Geben Sie mir Nachricht, ob sie aufgenommen werden kann. Die Priorin von Valladolid hat sie gesehen und sagt, dass sie als Laienschwester schon geeignet wäre; wahrscheinlich kann sie nicht lesen. Unser Vater will nicht von ihr reden. Sein Schwesterchen ist ein außerordentliches Kind und von sanfterem Charakter als die kleine Theresia; sie hat seltene Talente. Ich habe an ihr große Freude.

Heute ist der 13. Oktober.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Priorin vom hl. Joseph in Sevilla, meine Tochter.

=== 123. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid ===

Toledo, im Oktober 1576

Zwistigkeiten mit den beschuhten Karmeliten.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen und lohne Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir über das Wohlbefinden unseres guten Vaters, des Herrn Lizentiaten Padilla, übermittelt haben. Gebe Gott, dass dasselbe noch viele Jahre anhalte!

Wie mögen Sie mich doch Reverenda und Señora titulieren? Gott verzeihe es Ihnen! Es scheint fast, Euere Hochwürden und ich seien wieder Beschuhte geworden. Die Freundschaft des Reverendus, der zu Ihnen kam und Sie um Ihre Gewogenheit bat, hat mir gefallen. Er hat sich hierüber schon in Ávila mit mir besprochen. Gott verleihe ihm bessere Gesundheit! Zwölf Stunden sind im Tage, vielleicht hat er seine Ansicht schon wieder geändert.

Sehen Sie, was man mir erzählt hat, und es ist dies Wahrheit; Pater Tostado hat einen Eilboten mit Briefen hierher an den Pater Provinzial gesendet, und dieser will einen Religiosen nach Madrid schicken. Mir scheint, man setze viele Hebel in Bewegung. Es tut mir leid, dass Pater Bonaventura [von Andalusien] fortgeht, obwohl ich weiß, welchen Nutzen er in Madrid schaffen wird. Die Torheiten, die sie treiben, werden einen so guten Ausgang für ihn haben, dass nachher alle Welt sagen wird, Gott erweise ihm eine besondere Gnade. Sie sagen mir gar nicht, welche Maßnahmen man gegen die vergangenen Ausschreitungen getroffen hat. O Jesus, welche Dinge lässt du doch zu!

Ich wünsche sehr, es möchte dieses Häuschen schon bezogen sein; das übrige wird sich mit Gottes Hilfe später verwirklichen. Wahrlich, ich möchte nicht einmal die Klostermauern jener Leute ansehen, die uns so wenig lieben. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass durch einen einzigen Brief des Nuntius die ganze Sache abgetan wäre. Mein Vater, beeilen wir uns doch, soviel wir können, und betreiben Sie nach Kräften die Errichtung einer eigenen Provinz; denn wir wissen nicht, was kommen wird. Bei diesem Bestreben kann man nichts verlieren, wohl aber viel gewinnen. Ich bitte Sie um der Liebe willen, es mir zu schreiben, wenn Sie etwas Neues von unserem Vater erfahren; denn ich bin in Sorgen. Meine Empfehlungen an den Herrn Lizentiaten Padilla und an Pater Balthasar. Die Priorin empfiehlt sich ihnen ebenfalls sowie auch Euerer Hochwürden. Es freut mich, dass dieser gute Pater in Madrid ist. Gott sei mit ihm und Ihnen allezeit!

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater, Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt, Karmelit.

124. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 21. Oktober 1576

Feindseligkeiten der beschuhten Karmeliten und Projekt der Gründung eines Klosters der Unbeschuhten in Salamanka.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Gestern habe ich Ihnen geschrieben, wie beruhigt und ergeben diese Väter waren, so dass ich Gott lobpries. Sie sollen wissen, dass man ihnen den Auftrag und das Motu proprio des Nuntius noch nicht vorgelesen hatte. Ich war sehr in Furcht über das, was wirklich erfolgte. Heute nun war einer von ihnen bei mir und sagte mir, dass sie darüber äußerst entrüstet seien. Solange sie irgendeinen Grund für sich zu haben glauben, ist diese Erregung ganz erklärlich. Dasselbe, was ich dem Pater Mariano schon oft gesagt und vielleicht auch Euerer Paternität geschrieben habe, behaupten auch sie, dass es nämlich nicht angehe, als Vorgesetzter Verordnungen zu erlassen, ohne die Ermächtigung vorgezeigt zu haben, kraft der man dies tun kann. Was Euere Paternität in dem Briefe an Pater Mariano bezüglich der Gründe sagen, weswegen Sie das Breve nicht geschickt, so muss ich bemerken, dass es weit besser wäre, die etwaigen Bedenken vorher anzugeben. Möchte es doch dahin kommen, dass man Euerer Paternität diese Last abnähme und Ihnen nur noch uns unbeschuhte Brüder und Nonnen überließe.

Wie Pater Padilla Ihnen erzählen wird, behauptet Melchisedech, dass ich nach den Bestimmungen des Konzils keine Klostergründung mehr vornehmen könne; auch der wohlehrwürdige [Pater General] hat sich so ausgesprochen. Es wäre mein innigster Wunsch, Euere Paternität möchten, wenn es möglich ist, die betreffende Erklärung des Konzils nachsehen. Wenn Melchisedech sagt, dass ich immer Nonnen mit auf die Reise nehme, so möge er bedenken, dass dies nur mit Erlaubnis der Vorgesetzten geschieht. Ich habe die von ihm selbst erteilte Erlaubnis für Veas und Caravaca in Händen, dorthin Nonnen mitnehmen zu dürfen. Warum hat er damals nicht darauf geachtet, da doch diese Erklärung schon gegeben und veröffentlicht war? Möchte man mich doch in Ruhe lassen! Gott verleihe Ihnen, mein Vater, die Ruhe, die ich Ihnen wünsche! Vielleicht speien diese Väter jetzt ihr Gift aus und bessern sich nachher, wiewohl sie meines Erachtens schon nahe daran waren, sich dem Gehorsam zu fügen. Dieser Streit schien mir nicht nachteilig zu sein, vielmehr freue ich mich über solchen Widerspruch; denn es ist ein Zeichen, dass Gott eifrig werde gedient werden.

Die Veranlassung zur Sendung dieses Briefes an Euere Paternität ist die fragliche Gründung eines Männerklosters in Salamanka, worüber man Ihnen, wie mir scheint, schon Mitteilung gemacht hat. Ich schrieb dem Pater Mariano, dass ein solches Geschäft sich nicht für unbeschuhte Brüder schicke. Wenn sie durch ihre Predigten diese Mädchen dem Laster entreißen und dieser Zufluchtsstätte zuführen sollen, habe ich nichts dagegen. Sollen sie aber als Vikare wirken - und etwas anderes scheint man nicht zu wollen -, so kann ich das nicht gutheißen. Auch ist die Zeit von zwei Monaten zu kurz; der Bischof verlangt sie nicht und will sie auch dorthin nicht senden. Übrigens passen sie zu solchen Geschäften nicht. Ich wünschte, die unbeschuhten Brüder würden in Salamanka als Männer aus einer anderen Welt erscheinen und nicht als solche, die bei Frauenspersonen aus und ein gehen. Der Bischof ist uns so schon geneigt; vielleicht würden wir aus diese Weise seine Gunst verlieren. Ich weiß nicht, ob der gute Teutonio etwas erreichen wird; sein Einfluss ist gering, und er ist kein gewandter Geschäftsmann. Wäre ich dort, um die Sache zu betreiben, so glaube ich gewiss, dass sie gut ausgehen würde; vielleicht lässt sie sich aber auch so machen, wenn Euere Paternität diese Ansicht haben. Ich habe dies alles jenen Herren nach Salamanka geschrieben.

Die Priorin und die übrigen Schwestern empfehlen sich in Ihre Gebete und in die Gebete der dortigen Patres. Ich empfehle mich besonders in die Gebete des Paters Gregor. Meine Elisabeth ist gesund und recht liebenswürdig. Die Doña Johanna und alle Glieder ihres Hauses sind gesund. Entrichten Sie um der Liebe willen dem Herrn Staatsanwalt und dem Erzbischof von Zeit zu Zeit meine Empfehlungen, ebenso der Frau Delgado und Ihren Freundinnen, besonders der Bernarda. Ich bitte Sie jetzt hier ein für allemal darum. Ich muss schließen, da es schon sehr spät ist. Gott sei mit Ihnen!

Heute ist das Fest meines heiligen Vaters Hilarion.

Euerer Paternität Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

125. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, am 21. Oktober 1576

Zurückweisung zweier Kandidatinnen. Beabsichtigte Stiftung der Klöster in Madrid und Salamanka für unbeschuhte Karmeliten und andere Einzelheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden!

Sie scheinen nicht zu wissen, was ich dem Pater Olea verdanke und wie sehr ich ihn liebe, da Sie mir von Angelegenheiten berichten, die er mit mir verhandelt hat oder verhandeln wird. Sie wissen doch, wie ich glaube, dass ich nicht undankbar bin. Deshalb versichere ich Sie, dass die Sache schon geregelt wäre, wenn es sich dabei nur um meine Ruhe und Gesundheit handelte. Da sie aber eine Gewissenssache ist, so genügt die Freundschaft nicht; denn Gott gegenüber habe ich größere Verpflichtungen als gegen jeden anderen. Wollte Gott, es hätte nur an der Aussteuer gefehlt! Euere Hochwürden wissen es ja; und wenn Sie es nicht wissen sollten, so können Sie es erfahren, wie viele Nonnen in unseren Klöstern ohne jegliche Aussteuer aufgenommen wurden. Um wieviel mehr hätten wir dann eine Postulantin aufgenommen, die eine gute Aussteuer hat; denn sie erhält fünfhundert Dukaten, eine Summe, mit der sie in jedem Kloster Nonne werden kann.

Mein Vater Olea kennt die Nonnen in unseren Klöstern nicht, und darum wunderte ich mich nicht, dass er es nicht glauben will. Ich weiß, dass sie Dienerinnen Gottes sind, und kenne die Lauterkeit ihrer Seelen; ich kann darum nie glauben, dass sie ohne triftigen Grund einer Novizin den Habit nehmen, da ich weiß, mit welcher Ängstlichkeit sie dabei zu Werke gehen. Sie müssen also, da sie diese Entscheidung getroffen, wichtige Gründe gehabt haben.

Es sind unser in diesen Klöstern nur wenige; da müsste die Störung, die eine für den Orden untaugliche Nonne anrichten würde, so verderblich sein, dass selbst ein minder zartes Gewissen sich Skrupel machen würde, so etwas zu veranlassen. Um wieviel mehr müssten dann jene Bedenken tragen, die in keinem Stücke unserem Herrn missfallen wollen. Sagen mir doch Euere Hochwürden, wie ich oder irgendein Vorgesetzter diese Schwestern zwingen könne, eine Nonne aufzunehmen, wenn sie ihr die Stimme nicht geben wollen?

Denken Sie auch nicht, dass sich Pater Olea viel daraus macht. Er hat mir geschrieben, dass diese Person ihm nicht näherstehe als jede andere auf der Straße. Nur meine Sünden sind Ursache, dass er sich mit solchem Eifer für eine Sache verwendete, die nun einmal unmöglich ist; es hat mir sehr leid getan, dass ich ihm hierin nicht dienen konnte.

Vorausgesetzt nun, es wäre eine Möglichkeit vorhanden, so würde damit dieser Person kein Dienst erwiesen werden, wenn sie mit Nonnen zusammenleben müsste, die sie nun einmal nicht wollen. Ich habe für sie mehr getan, als recht und billig gewesen. Ich war Ursache, dass die Nonnen gegen ihren Willen sie noch ein Jahr lang behielten, um sie noch mehr zu prüfen und mich, wenn ich auf meiner Reise nach Salamanka in jenes Kloster käme, von allem noch besser zu unterrichten. Damit wollte ich mich dem Pater Olea gefällig erzeigen und ihn mehr zufriedenstellen. Denn ich weiß recht gut, dass diese Nonnen nicht lügen, und Euere Hochwürden wissen selbst, dass dies bei ihnen nicht einmal in unbedeutenden Dingen vorkommt. Ferner ist es auch gar nichts Neues, dass Novizinnen aus unseren Klöstern austreten; es ist dies etwas, was oft vorkommt, und keine verliert dadurch ihren guten Namen, wenn sie sagt, sie sei nicht gesund genug gewesen, um die Strenge unseres Ordens ertragen zu können. Ich habe auch noch nie gehört, dass eine deshalb weniger geachtet sei.

Es ist das für mich eine Mahnung, und ich werde in Zukunft hierin vorsichtiger sein. Und so wird denn auch die vom Herrn Nikolaus Empfohlene nicht aufgenommen werden, wie sehr sie auch Ihnen entsprechen mag. Ich habe mich anderwärts über sie erkundigt, und ich will uns keine Feindschaft dadurch zuziehen, dass ich meinen Herren und Freunden einen Dienst erweise.

Sonderbar ist es, wie Sie mich fragen können, warum ich mich um diese Sache überhaupt angenommen habe. Denn wenn man so etwas nicht mehr besprechen darf, so kann man ja gar keine Nonne mehr aufnehmen. Ich wollte dem Herrn Nikolaus einen Dienst erweisen, und man hatte mir anfangs diese Person ganz anders geschildert, als ich später erfuhr. Übrigens weiß ich, dass dem Herrn Nikolaus das Wohl dieser Klöster mehr am Herzen liegt als irgendein Privatinteresse, und so hat er sich denn auch zufriedengegeben.

Ich bitte Sie um der Liebe Gottes willen, reden Sie über diese Angelegenheit nicht mehr. Man gibt dieser Person eine bedeutende Aussteuer, mit der sie in einen anderen Orden eintreten kann. In ein Kloster, in dem nur so wenig [Nonnen] leben und in das man nur brauchbare, ja ganz auserlesene aufnehmen darf, soll sie nicht eintreten. Ist man bisher manchmal nicht mit dieser äußersten Vorsicht verfahren, so hatten wir, obgleich es selten geschah, darunter so viel zu leiden, dass man in Zukunft vorsichtiger sein muss. Veranlassen Sie den Herrn Nikolaus keineswegs, darauf zu bestehen; denn das hieße zwischen ihm und uns Unruhe säen, da wir uns von neuem weigern würden, seine Kandidatin aufzunehmen.

Lächeln musste ich über Ihre Erklärung, Sie würden sich mit dieser Person schon gleich beim ersten Anblick auskennen. Denn bei uns Frauenspersonen kennt man sich nicht so leicht aus. Manche waren schon viele Jahre lang Beichtväter weiblicher Personen und haben sich nach dieser langen Zeit darüber entsetzt, dass sie sich so schlecht ausgekannt haben. Der Grund ist der, dass diesen Beichtenden zu einem richtigen Bekenntnis ihrer Fehler die Selbsterkenntnis fehlt und dass die Beichtväter nur nach dem urteilen, was jene ihnen sagen. Wollen Sie, mein Vater, dass wir in diesen Klöstern Ihrem Wunsche entsprechen, so senden Sie uns brauchbare Leute, und Sie werden sehen, dass wir uns bezüglich der Aussteuer leicht einigen; ist aber dies nicht der Fall, so kann ich Ihrem Wunsche nicht willfahren.

Ich will Euerer Hochwürden sagen, dass es mir leicht erschien, in Madrid ein Haus für unsere unbeschuhten Brüder zu erhalten. Und da es sich nicht um ein Kloster handelte, so wäre es meiner Ansicht nach nicht zuviel, wenn man die Erlaubnis gäbe, darin die heilige Messe zu lesen. Man gibt ja weltlichen Edelleuten eine solche Erlaubnis. Allein unser Vater, den ich hievon benachrichtigt habe, gab mir zur Antwort, es gehe das nicht an; es hieße das soviel als die ganze Sache verderben. Er scheint mir hierin auch recht zu haben. Da Sie diesen seinen Willen kannten, so hätten Sie sich entschließen sollen, so viele Brüder dort zu versammeln und die Kirche einzurichten, als hätten Sie dazu schon die Erlaubnis. Ich musste darüber lachen. Nicht einmal ein Haus würde ich kaufen, bevor ich nicht vom Bischof die Erlaubnis hätte. In Sevilla habe ich das nicht beachtet, und Sie wissen schon, wie ich es büßen musste. Ich habe Ihnen schon öfters gesagt, man solle in dieser Angelegenheit nichts unternehmen, ohne die schriftliche Erlaubnis des Herrn Nuntius zu besitzen.

Als mir Don Hieronymus sagte, Sie hätten sich in dieser Angelegenheit an die beschuhten Väter gewendet, war ich darüber sehr erstaunt. Ich setze wenigstens jetzt kein so großes Vertrauen auf diese Patres, und damit Euere Hochwürden nicht etwa meinen, es sei das Gegenteil bei mir der Fall, darum rede ich mit Pater Waldemar nicht über die Angelegenheit; denn ich fürchte, dass er uns nicht so freundlich gesinnt ist, um uns Gutes zu erweisen, sondern dass er uns nur freundlich entgegenkommt, um auszuforschen, was er seinen Freunden mitteilen könnte. Mein Wunsch wäre, Sie möchten diese Befürchtung mit mir teilen und ihm weder Vertrauen schenken, noch durch solche Freunde diese Angelegenheit betreiben. Überlassen Sie diese jenem, den sie angeht, und dieser ist Gott. Seine Majestät wird zur rechten Zeit das Werk zustande bringen. Eilen Sie nicht so sehr, sonst könnte das Ganze vereitelt werden.

Ich muss Euerer Hochwürden sagen, dass Don Didakus Mejia ein sehr frommer Edelmann ist, der gewiss tun wird, was er verspricht. Da er sich nun entschlossen hat, mit seinem Vetter darüber zu reden, so dürfen Sie versichert sein, dass letzterer ihm willfahren werde. Glauben Sie mir doch, dass dieser Vetter das, was er für ihn nicht tut, um so weniger seiner Tante zuliebe tun wird. Darum ist es nicht notwendig, an diese Tante oder an sonst jemand zu schreiben; denn diese erwähnten Männer sind ja ganz nahe Blutsverwandte, und diese Verwandtschaft sowie die Freundschaft des Don Didakus Mejia ist hoch anzuschlagen. Ein gutes Anzeichen ist auch dies, dass der Archidiakon sich angeboten hat, unser Bittgesuch selbst zu übergeben; denn hätte er nicht die Hoffnung, etwas ausrichten zu können, so würde er sich damit gewiss nicht befassen. Die Sache ist jetzt in gutem Gange. Drängen Euere Hochwürden ja nicht mit Ungestüm, da uns dies nur schaden könnte. Wir wollen sehen, was Don Didakus und der Archidiakon erreichen werden. Einstweilen will ich hier zu erfahren suchen, ob sonst noch jemand sich dafür verwende. Vermag der Dekan etwas, so wird ihn Doña Luise dazu bestimmen.

Der ganze Gang dieser Angelegenheit gereicht mir nur sehr zur Befriedigung und bestärkt mich in dem Glauben, dass mit dieser Stiftung Gott ein großer Dienst erwiesen werde; denn es sind alle Vorbereitungen ohne uns getroffen worden. Es ist schon viel gewonnen, wenn wir ein Haus haben, die Erlaubnis kann dann früher oder später nachkommen. Hat sie einmal der Nuntius gegeben, dann ist schon alles in Ordnung. Unser Herr wolle ihm die Gesundheit verleihen! Denn er ist uns, wie Sie sehen, überaus notwendig. Ich versichere Sie, dass Tostado den Mut nicht verliert, und ich fürchte, er möchte durchführen, was der Pater General begonnen hat.

Ich komme wieder auf das Projekt von Salamanka. Pater Johannes von Jesu ist so fieberleidend, dass ich nicht weiß, was er zur Förderung [dieses Projektes] tun könnte. Euere Hochwürden sagen mir aber auch nicht, welche Arbeit man denn von unseren Brüdern dort erwartet. Um dort ein Kollegium gründen zu können, müssen wir mit dem beginnen, was das Wichtigste ist, nämlich dass wir vom Herrn Nuntius die Erlaubnis erbitten. Hat man einmal diese erlangt, dann ist das Projekt schon ausgeführt. Nimmt man aber eine Sache in verkehrter Weise in Angriff, dann schlägt alles fehl. Was der Bischof will, ist meines Erachtens nichts anderes, als dass unsere Patres an Stelle des Herrn Diaz, der, wie ich erfahren habe, in Madrid gefangen gesetzt wurde, die Leitung der Büßerinnen übernehmen sollten. Ich weiß nicht, ob sich dies mit unserem Ordensleben verträgt. Mir scheint es nicht passend zu sein; auch würde man sich, wenn es geschähe, nicht auf zwei Monate beschränken können, ohne den Bischof zu erzürnen. Zudem zweifle ich, ob unsere Patres für die Leitung solcher Leute geeignet sind. Sie könnten vielleicht meinen, diese Personen zu einer höheren Vollkommenheit anleiten zu müssen, und dies wäre hier ein vergebliches Bemühen. Kurz, ich weiß nicht, ob der Bischof Ordensleute zu ihrer Leitung haben will.

Ich versichere Euere Hochwürden, dass hier mehr notwendig ist, als Sie meinen; anstatt zu gewinnen, könnten wir leicht verlieren. Ich bin auch der Ansicht, es schade dem Ansehen unseres Ordens, wenn die Patres die Leitung solcher Personen übernehmen, und nur zu diesem Zwecke will man sie. Die Welt soll aber in diesen Vätern nur beschauliche Einsiedler erblicken und sie nicht im Verkehr mit dergleichen Frauenspersonen sehen. Denn wenn sie diese auch ihrem schlimmen Lebenswandel entreißen, so weiß ich doch nicht, ob man einen solchen Verkehr gut deuten werde. Ich hebe alle diese bedenklichen Umstände hervor, damit Euere Hochwürden sie wohl ins Auge fassen und sich dann für das entscheiden, was Ihnen am geeignetsten zu sein scheint. Ihrem Urteile unterwerfe ich mich; denn Sie werden das Richtige treffen. Lesen Sie diese Bedenken dem Herrn Lizentiaten Padilla und dem Herrn Johann Diaz vor! Ich für meine Person habe außer dem Gesagten hierüber nichts mehr zu erwähnen. Die Erlaubnis des Bischofs können wir wohl sicher erwarten. Außerdem habe ich kein großes Vertrauen auf die diesbezüglichen Unterhandlungen des Don Teutonio; denn er hat zwar den besten Willen, allein er vermag nur wenig zu tun.

Ich erwartete den Augenblick, wo ich selbst nach Madrid gehen könnte, um die dortige Angelegenheit zu betreiben; denn ich bin eine gute Unterhändlerin, wie es Ihnen mein Freund Waldemar sagen kann, wenn Sie es nicht glauben sollten; ich möchte nicht, dass dieses Werk uuterbliebe wegen verkehrter Maßregeln, die man dabei trifft. Ein Kloster in Madrid sowohl wie in Salamanka war immer der Hauptgegenstand meiner Wünsche.

Dass man das Vorhaben, auch in Ciudad Real ein Männerkloster zu gründen, auf eine geeignetere Zeit verschob, hat mich gefreut; denn ich sehe in keiner Weise ein, wie man jetzt zum Ziele kommen könnte. Wenn von zwei Übeln das kleinere zu wählen ist, so wäre es besser, in Malagón ein Kloster zu gründen. Doña Luise hat ein inniges Verlangen darnach und würde mit der Zeit dem Kloster große Vorteile verschaffen; auch liegen viele große Ortschaften in der Umgebung, so dass es den Brüdern am nötigen Unterhalt nicht fehlen würde. Es wäre das zugleich ein passender Vorwand, unter dem die Brüder die andere Stiftung aufgeben könnten. So würde man nie meinen, dass sie das Kloster ganz aufgeben, sondern nur so lange, bis ein Haus gebaut wäre. Denn es scheint dem Ansehen des Ordens wenig förderlich zu sein, wenn die Brüder ein Haus annehmen und es am anderen Tage wieder verlassen.

Den Brief an Don Didakus Mejia habe ich dem Herrn Hieronymus übergeben. Er wird ihn wohl mit den anderen, die ich an den Grafen de Olivares schickte, abgesendet haben. Sobald ich es für notwendig erachte, werde ich ihm wieder schreiben. Mahnen Sie ihn, dass er unsere Angelegenheit nicht vergißt. Ich sage Ihnen aber wiederholt, dass Sie sich auf sein Wort verlassen können, wenn er versprochen, sich der Sache anzunehmen, und wenn er gesagt hat, dass er mit dem Archidiakon darüber verhandelt habe und die Sache für erledigt halte.

Eben schreibt er mir über eine Kandidatin, die aufgenommen werden soll und über die sich die Mutter des Paters Visitator bereits erkundigt hat. Hätten doch jene, die wir abgewiesen haben, die Eigenschaften gehabt, die diese besitzt, wir würden kein Bedenken getragen haben, sie aufzunehmen. Während ich dies schreibe, fällt mir ein, es möchte vielleicht gut sein, dem Don Didakus auch von unserer Angelegenheit Mitteilung zu machen und sie ihm aufs neue zu empfehlen, da ich ihm ja so über die erwähnte Nonne Antwort geben muss. Ich werde dies auch tun. Lassen Sie ihm den beiliegenden Brief übergeben! Gott sei mit Ihnen!

Ich bin nun sehr weitläufig gewesen, gleich als ob ich an nichts anderes mehr zu denken hätte. An den Pater Prior schreibe ich jetzt nicht, da ich eine Menge anderer Briefe zu erledigen habe und weil Seine Paternität diesen als an ihn selbst geschrieben ansehen kann. An meinen Vater Padilla viele Empfehlungen. Ich preise unseren Herrn aus Herzensgrund, dass er sich wohl befindet; die göttliche Majestät sei allezeit mit Euerer Hochwürden!

Ich werde mir den Zettel zu verschaffen suchen, obgleich ich weiß, dass ich mit Waldemar so reden muss. Könnte ich es doch recht eindringlich tun! Denn ich glaube nicht, dass er sich für uns verwenden wird.

Heute ist das Fest der [elftausend] Jungfrauen.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Noch andere Briefe hat man mir heute von Ihnen überbracht, ehe Didakus ankam. Senden Sie doch bei der ersten Gelegenheit den beiliegenden Brief an unseren Vater ab; ich bitte darin um einige Vollmachten. Über unsere Angelegenheit habe ich ihm nichts geschrieben; unterlassen Sie darum nicht, ihm hierüber Aufklärung zu geben.

Damit Sie sehen, wie weit mehr meine Nonnen zuwege bringen als Sie, so sende ich Ihnen ein Stück von einem Briefe der Priorin von Veas. Da können Sie sehen, welch vortreffliches Haus sie für unsere Brüder in Peñuela gefunden hat. Dadurch hat sie mir in Wahrheit einen großen Gefallen erwiesen. Ich wollte wetten, Sie hätten dies nicht so bald zustande gebracht. In Veas hat man eine Nonne aufgenommen, deren Aussteuer siebentausend Dukaten beträgt. Zwei andere, die ebensoviel mitbringen, sind zum Eintritt entschlossen. Auch eine sehr vornehme Dame, die Nichte des Grafen de Tendilla, wurde aufgenommen. Was diese an Silbergeräten geschickt, macht allein schon mehr aus als die Aussteuer der genannten [Nonnen]. Darunter sind Leuchter, Weinkannen und viele andere Dinge, deren Aufzählung zu weit führen würde. Auch ein Reliquienkästchen und ein Kreuz von Kristall hat sie geschickt.

Wie Euere Hochwürden aus den beiliegenden Briefen ersehen werden, hat man jetzt gegen diese Nonnen einen Prozess anhängig gemacht. Erwägen Sie doch, was in dieser Angelegenheit zu tun ist. Von Erfolg könnte es sein, wenn man sich darüber mit Don Antonius bespräche. Geben Sie ihm auch die Höhe der Gitter an! Sagen Sie ihm, dass sie in dieser Höhe für uns bequemer sind und auf solche Weise auch niemandem beschwerlich fallen. Kurz, sehen Sie, was sich tun lässt!

126. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 23. Oktober 1576

Verschiedene geistliche Belehrungen und Verwahrung gegen die mannigfaltige Arglist des Teufels.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

Durch den Generalbotenmeister habe ich heute drei Briefe von Ihnen erhalten und gestern jene, die mir Pater Alfons überbrachte. Unser Herr hat mir mein langes Warten gut bezahlt. Er sei allezeit dafür gepriesen, dass Euere Paternität sich einer guten Gesundheit erfreuen!

Als man mir die Pakete der Mutter Priorin überreichte, war ich anfangs recht betroffen, da sich weder in dem einen noch in dem anderen ein Brief von Ihnen fand. Sie können sich denken, wie leid mir dies tat. Aber bald kam es besser. Bemerken doch Euere Paternität in Zukunft immer, welche von meinen Briefen Sie empfangen haben. Denn oftmals antworten Sie auf etwas nicht, und dann vergessen Sie auch das Datum anzugeben.

In Ihren beiden Briefen fragen Sie mich, wie ich die Doña Johanna gefunden habe; ich habe Ihnen darüber durch den Eilboten von hier schon Nachricht gegeben. Ich hoffe, die Antwort darauf werde in dem Briefe folgen, den Sie, wie Sie sagen, über Madrid gesendet haben. Darum ängstige ich mich nicht sehr. Ich bin gesund, und meine Elisabeth bietet uns die trefflichste Unterhaltung. Ihre Anmut und Fröhlichkeit ist etwas Außerordentliches. Gestern schrieb mir Doña Johanna. Alle Ihre Angehörigen sind wohl.

Ich lobpreise den Herrn von ganzem Herzen, dass unsere Angelegenheiten einen so guten Fortgang nehmen; aber recht betroffen war ich wegen der Verleumdungen, die, wie mir Pater Alfons erzählt, über Euere Paternität in Umlauf gebracht wurden. Mein Gott, wie notwendig war doch Ihre Reise! Wenn sie auch keinen anderen Zweck gehabt hätte, so waren Sie nach meiner Ansicht schon um der Ehre des Ordens willen im Gewissen dazu verpflichtet, sich den Leuten zu zeigen. Ich begreife gar nicht, wie man solche verleumderische Aussagen in die Öffentlichkeit bringen konnte. Möge Gott diese Leute erleuchten! Wenn Euere Paternität einen Mann fänden, dem Sie vertrauen könnten, so wäre es sehr gut, dass man ihnen den Gefallen erwiese und ihnen einen anderen Prior gäbe. Allein da Sie niemanden haben, so wundere ich mich, wie man mir jenen nennen konnte, der ihnen den angedeuteten Rat gegeben hat; das heißt soviel als gar nichts tun. Eine schlimme Sache ist es, dass Sie dort einen Prior haben, der Ihnen in allem entgegen ist; schlimm wäre es auch, wenn er, falls Sie es für gut erachteten, zu resignieren sich weigern würde. Doch was wollen Sie? Diese Väter sind nicht gewohnt, nach Geringschätzung zu verlangen.

Ist das nicht staunenswert? Noch mehr aber wundert es mich, dass Paulus bei so vielen Geschäften, die er hat, bei Joseph einer so süßen Ruhe sich erfreuen kann. Ich lobpreise dafür den Herrn von ganzem Herzen. Sagen Euere Paternität dem Paulus, er möge sich endlich einmal mit seiner Gebetsweise beruhigen und sich nicht kümmern um Verstandestätigkeit, wenn ihm Gott die Gnade des Gebetes in anderer Weise verleiht; sagen Sie ihm auch, dass ich sehr damit zufrieden bin, was er mir hierüber schrieb. Die Sache verhält sich nämlich so. Bei diesen inneren und geistigen Zuständen ist jene Gebetsweise am vortrefflichsten und Gott am angenehmsten, die die besten Früchte hervorbringt. Ich meine damit nicht jene Gebetsweise, die sogleich eine Menge guter Regungen zeitigt; diese sind ohne Zweifel schützenswert, allein manchmal sind sie derart, wie unsere Eigenliebe sie uns vormalt. Ich meine hier solche Früchte, die sich durch nachfolgende gute Werke bewähren, insoferne nämlich das Verlangen nach der Verherrlichung Gottes sich dadurch offenbart, dass die Seele diese Verherrlichung des Herrn wirklich immer im Auge behält und ihr Gedächtnis und ihren Verstand nur damit beschäftigt, wie sie Gott gefallen und ihre Liebe zu ihm mehr an den Tag legen könne.

Gewiss, das ist das wahre Gebet und nicht jene Wonnegenüsse, die zu weiter nichts dienen, als unser persönliches Behagen zu befriedigen. Ist das Gebet von jenen genannten Wonnegenüssen begleitet, so bleibt in unserer Seele nur Schlaffheit, Furcht und Empfindlichkeit gegen jene zurück, die es an Achtung vor uns fehlen lassen. Ich für meine Person würde mir kein anderes Gebet wünschen als jenes, das mir Wachstum in den Tugenden verleiht. Ist es auch von heftigen Versuchungen, Trockenheiten und Trübsalen begleitet, so halte ich es für ein gutes Gebet, wenn ich dadurch demütiger werde. Denn jenes Gebet ist nach meiner Ansicht das bessere, durch das ich Gott wohlgefälliger werde. Man soll ja nicht glauben, dass einer, der leidet, nicht betet; er betet, sofern er seine Leiden dem Herrn aufopfert. Ja, oft betet er weit besser als jener, der in seiner Einsamkeit sich den Kopf zerbricht und meint, er besitze das wahre Gebet, wenn er sich einige Tränen ausgepreßt hat.

Verzeihen Euere Paternität diese so lange Belehrung. Die Liebe, die Sie zu Paulus tragen, nimmt dies willig hin; und wenn Ihnen das gut scheint, was ich gesagt habe, so teilen Sie es ihm mit, wenn nicht, so lassen Sie es sein! Ich sage nur, was ich für meine Person wünschen würde. Ich versichere Sie, es ist etwas Großes um ein werktätiges Leben und um ein gutes Gewissen.

Was Sie mir von Pater Johannes berichten, hat mir gefallen. Möglicherweise wollte der Teufel hier Unheil stiften, während Gott daraus Gutes hervorgehen ließ. Allein, in solchen Fällen ist die größte Vorsicht am Platze; denn ich glaube für gewiss, dass der Teufel nicht aufhören wird, alle möglichen Kniffe anzuwenden, um dem Elisäus zu schaden. Darum tut er gut, wenn er das für ein Werk des Teufels hält. Ich halte es nicht für unrecht, auf solche Dinge gar nicht zu merken. Man will, dass Johannes Buße tut; aber ist er nicht schon genug von Gott geprüft worden? Wenn er leiden musste, so war er nicht allein; und die drei, die ihm den Rat gegeben, haben nicht unterlassen, ihn sogleich schadlos zu halten.

Was Joseph damals für gewiss sagte, bestand darin, dass Clemens unschuldig war und man es seiner Krankheit zuschreiben musste, wenn ein Fehler vorkam; übrigens fühlt sich dieser Pater in jener Gegend, wohin man ihn geschickt hatte, zufrieden. Aber Joseph hatte gleich anfangs alle Prüfungen vorhergesagt, die über ihn kommen sollten. Was Laurentia betrifft, so hat sie nichts von Joseph erfahren, sondern sie weiß nur das, was man anderwärts allgemein darüber sagte. Ohne Zweifel teilt Joseph seine Geheimnisse nicht in dieser Weise mit; denn er ist sehr vorsichtig. Ich für meine Person bin der Meinung, dass man diesen Pater falsch beurteilt hat. Ferner höre ich sagen, dass er auch andererseits noch spricht, was Laurentia nicht beweisen konnte; aber das scheint mir eine Erfindung des Teufels zu sein. Ich habe schon gelacht, als ich sah, wo dieser böse Geist jetzt seine Fallen legt. Denn warum wollte sich Clemens von den frommen Seelen entfernen unter dem Vorwand, sein Heil zu suchen? Es wird ohne Zweifel gut sein, den Engel zu bitten, dass dieser Pater in Freiheit gesetzt wird; aber es wäre eine Freude für mich, wenn man den bösen Geist endlich aus diesem Hause verjagen würde durch Mittel, die man zu diesem Zweck gewöhnlich ergreift. Geben Sie acht, und Sie werden sehen, dass dieser Geist der Finsternis zeigen wird, wer er ist. Ich werde diese Angelegenheit Gott empfehlen, und Angela wird Ihnen in einem besonderen Briefe sagen, was sie von allen diesen Kunstgriffen des Teufels denkt. Man ist sehr klug verfahren, dass man diese Angelegenheit unter dem Siegel der Verschwiegenheit behandelte.

Was die Schwester [Elisabeth] vom heiligen Hieronymus betrifft, so wird es notwendig sein, dass man sie einige Tage Fleisch essen lässt und ihr die Übung des innerlichen Gebetes untersagt. Auch müssen Euere Paternität ihr befehlen, ihre Angelegenheiten nur mit Ihnen zu besprechen oder mir darüber zu schreiben; denn sie hat eine schwache Einbildungskraft; und was sie betrachtet, glaubt sie zu sehen oder zu hören. Indessen mag sie manchmal Gesichte und Ansprachen haben, und so war es auch schon in der Tat: denn sie ist eine sehr fromme Seele.

Dasselbe scheint mir bei der Beatrix der Fall zu sein. Übrigens halte ich das, was man mir bezüglich der Zeit ihrer Profeß schreibt, nicht für ein Trugbild, sondern es scheint mir so zu sein. Diese darf wenig auf Fasten sich verlegen. Tragen Euere Paternität dies der Priorin auf sowie auch, dass sie beide zuzeiten nicht dem Gebete obliegen lasse, sondern andere Beschäftigung ihnen zuteile, damit die Sache nicht noch schlimmer werde. Glauben Sie es mir, es ist das eine notwendige Vorsichtsmaßregel.

Dass Briefe verlorengegangen sind, hat mir leid getan. Sie sagen mir nicht, ob jene, die in die Hände des Peralta geraten sind, von großer Bedeutung waren. Ich sende Ihnen diesmal einen Eilboten. Die Nonnen habe ich sehr um das Glück beneidet, die Predigten Euerer Paternität zu hören. Es scheint wohl, dass sie dieser Gnade würdig waren, während ich nur Leiden verdiene; trotzdem bitte ich Gott, mir noch weit mehr zu schicken.

Dass Sie nach Granada reisen müssen, tut mir leid. Ich möchte gerne wissen, wie lange Sie dort bleiben werden und wie oder wohin ich Ihnen schreiben soll. Teilen Sie mir dieses doch um der Liebe Gottes willen mit! Ein Papierbogen mit Unterschrift ist nicht an mich gekommen; schicken Sie mir, bitte, ein paar davon, wenn ich sie auch nicht notwendig brauche. Ich kenne Ihre leidensvolle Lage und ich möchte sie Ihnen einigermaßen erträglich machen, bis Sie wieder etwas mehr Ruhe bekommen. Gott gebe Ihnen jene Ruhe, die ich Ihnen wünsche, und jene Heiligkeit, die er geben kann! Amen.

Heute ist der 23. Oktober.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

127. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, Mitte Oktober 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla und Nachrichten aus Toledo.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Auf Ihre Briefe, die mit dem Eilboten ganz richtig angekommen sind, habe ich schon geantwortet. Sie haben mir große Freude gemacht, nur Ihr Übelbefinden tut mir leid. Schreiben Sie mir doch um der Liebe willen bald, wie es mit Ihrer Gesundheit steht und was Sie von unserem Vater wissen. Um Ihre Generalbeichte beneide ich Sie, ich meine deshalb, weil Sie nicht soviel zu beichten haben wie ich; denn bei mir ginge es nicht so leicht. Gepriesen sei Gott, der uns alle liebt!

Mein Bruder teilte mir in einem Briefe, den ich heute empfing, mit, dass er an Sie geschrieben und einem die Vollmacht gegeben habe, das Drittel der Summe einzulösen, die Sie ihm schulden. Er ist gesund, und der Kauf von Serna ist abgeschlossen. Die Nonnen von St. Joseph [in Ávila] kommen nicht schlecht weg. Theresia schreibt mir, dass das Agnus Dei und die Ringe zum Vorschein gekommen seien. Gott sei Dank! Diese Angelegenheit hat mir anfangs Sorge gemacht. Ich bin gesund. Es wird gleich ein Uhr [nach Mitternacht] sein, und darum muss ich mich kurz fassen.

Ich wünschte von meinem guten Pater Prior de las Cuevas etwas zu erfahren. Den Thunfisch schickte man uns in der letzten Woche von Malagón. Er war noch in rohem Zustand; er war sehr gut und hat uns vortrefflich gemundet. Seit Kreuzerhöhung habe ich alle Tage die Fasten mitgehalten. Da sehen Sie, wie gesund ich bin. Unsere Priorin von Malagón schrieb mir, es gehe ihr besser. Diese fromme Seele aber schreibt nur so, um mir keinen Kummer zu machen; denn diese Besserung besagt nichts. Heute erhielt ich einen Brief von ihr, aus dem ich ersehe, dass ihr Befinden sehr schlimm ist. Sie hat großen Widerwillen gegen alle Nahrung, und das ist das schlimmste bei solcher Schwäche. Wir beten viel für sie; wenn nur meine großen Sünden der Erhörung nicht hinderlich wären! Ich lege es den Schwestern in allen Klöstern ans Herz, dass sie die Kranke Gott empfehlen; die dortigen tun es, wie ich weiß, ohnehin schon, und darum bedarf es hiezu keiner Mahnung.

Doña Guiomar ist heute getraut worden. Sie freut sich sehr, dass es Ihnen gut geht, und ebenso Doña Luise, die noch nie ein solches Übermaß von Liebe zu mir an den Tag gelegt und so für meine Erquickung gesorgt hat; denn, was sie für mich tut, ist nicht wenig. Empfehlen Sie diese beiden Gott; denn Sie sind es ihnen schuldig, und empfehlen Sie auch mich vielmals allen Schwestern! Ich bin sehr besorgt um diese Klöster in Andalusien, die unserem Vater unterstehen. Ich habe ihm schon die unbeschuhten Karmeliten angeboten und am liebsten möchte ich mich ihm selbst übergeben, damit die Visitationen glücklich verlaufen. Ich sagte ihm, dass er mich dauere, und er gab mir zur Antwort, dass Sie ihn in Ihrem Kloster mit Aufmerksamkeiten überhäufen. Gott erhalte Sie mir! Ich bitte Sie um der Liebe willen, sagen Sie doch unserem Vater, er möge ja nicht mit den beschuhten Brüdern zu Tische speisen. Ich weiß nicht, wozu er in ihr Kloster geht, als nur, um uns allen Leiden zu bereiten.

Ich habe Euerer Ehrwürden schon geschrieben, Sie möchten das, was Sie für ihn ausgeben, auf Rechnung dessen setzen, was man uns aus dem St. Josephskloster gesendet hat. Eine andere Handlungsweise wäre Torheit. Ich weiß, was ich sage. So können die Schwestern das, was sie diesem Kloster schulden, abtragen, ohne sich wehe zu tun. Handeln Sie ja nicht anders! Die gute Subpriorin soll darüber Rechnung führen, da sie ja auch das Wasser verrechnet, das verbraucht wird. Sagen Sie ihr dies in meinem Namen! Ihr und meiner Gabriela meine freundlichen Grüße. Gott sei mit Ihnen! Beeilen Sie sich mit dem, was die Schwester mitgebracht hat und was Sie sonst noch dazu legen können, die Verkäufer des Hauses zu befriedigen, damit man nicht so viele Zinsen zu zahlen hat; denn dies ist eine lästige Sache…

128. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 31. Oktober 1576

Die Vollendung des Buches der Klosterstiftungen; Abweisung von Novizinnen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität! Das Buch der Klosterstiftungen geht seiner Vollendung entgegen. Ich glaube, dass Sie sich freuen werden, wenn Sie es lesen; denn es enthält interessante Dinge. Da sehen Sie meinen Gehorsam! Jedesmal, wenn mir etwas befohlen wird, meine ich, diese Tugend zu besitzen. Selbst wenn man mir etwas im Scherze befiehlt, möchte ich es im Ernste ausführen. Ich habe diese »Klosterstiftungen« weit lieber geschrieben als diese Unzahl von Briefen, die mich fast zu Tode ermüden. Ich weiß gar nicht, woher ich die Zeit genommen, um so vieles zu schreiben. Ich habe doch auch manche Zeit für Joseph zu verwenden, der mir dann wieder Kraft gibt zu all meinen Arbeiten.

Auch ich beobachte strenges Fasten; denn hierzulande ist die Kälte weniger empfindlich, und sie tut mir darum nicht so wehe wie an anderen Orten. Ich bitte Sie um der Liebe willen, an meinen Pater Antonius einen recht freundlichen Gruß zu melden. Es wäre freilich besser, ihm womöglich nicht bekannt zu geben, dass ich an Sie so oft und an ihn so selten schreibe. Vielleicht aber schreibe ich ihm jetzt einen Brief.

Würde Santelmo die Angelegenheit seiner Nonne in derselben Weise betrieben haben wie Nikolaus, so hätte ich nicht soviel Mühe gehabt. Ich versichere Sie, dass ich nicht weiß, wie ich mich hierüber ausdrücken soll. Wir bringen es in diesem Leben nie dahin, dass wir vollendete Heilige sind. Wenn Sie doch wüßten, welche Eigenschaften die von Santelmo empfohlene Nonne hat und wie dieser Pater die Priorin bedrängt! Möchte es Gott gefallen, mein Vater, dass wir niemand mehr nötig hätten als nur ihn allein! Mir wird man nie etwas abgewinnen, wenn ich sehe, dass es gegen mein Gewissen ist, und wenn darüber auch die Welt in Trümmer ginge. Bei all dem sagt Santelmo, er habe an dieser Person nicht mehr Interesse als an jeder anderen auf der Straße. Sehen Sie, welch ein Leben auf der Erde! Was würde er erst tun, wenn er ein wirkliches Interesse an der Sache hätte? Ich muss mich immer fürchten, eine Person aufzunehmen, die er empfiehlt. Pater Mariano ist über das Benehmen des Santelmo ganz betroffen; und weil ich mir denke, er werde Euerer Paternität schreiben, so habe ich Ihnen dies mitgeteilt, damit Sie sich darüber nicht ängstigen. Denn man hat jetzt schon für Santelmo mehr getan, als man schuldig war. Schließlich wird er doch selber einsehen, wie die Sache sich in Wahrheit verhält, und wenn nicht, so ist wenig daran gelegen. Mein einziger Trost liegt in dem Vertrauen, Gott möge Euere Paternität erhalten und Ihnen zu großer Heiligkeit verhelfen!

Heute ist der Vorabend von Allerheiligen. Am Allerseelentage erhielt ich das Ordenskleid. Bitten Sie Gott, er möge aus mir eine wahre Nonne des Karmelitenordens machen; denn spät ist besser als gar nicht.

An den Fiskal, an Acosta und an den Rektor meine Grüße. Euerer Paternität unwürdige Dienerin und wahre Untergebene. Gepriesen sei Gott! Ich werde es jederzeit sein, komme auch, was immer wolle.

Theresia von Jesu

=== 129. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla ===

Toledo, am 31. Oktober 1576

Krankheit der Priorin von Malagón und andere Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Suchen Sie doch um der Liebe Gottes willen in Erfahrung zu bringen, ob unser Vater meine Briefe empfängt. So oft ich an ihn Briefe sende, unterlasse ich fast nie, einen an Euere Ehrwürden beizulegen. Heute nun erhielt ich von Seiner Paternität einen vom 22. Oktober datierten Brief, worin er sich beklagt, dass er schon lange keinen Brief mehr von mir erhalten habe, und doch schreibe ich ihm beständig. Einen besonders langen Brief sandte ich ihm durch den Maultiertreiber. Ich wünschte zwar nicht, dass man meine Briefe auffängt; gehen sie aber verloren, so liegt nicht viel daran. Vielleicht werden sie im Hause des dortigen Generalbotenmeisters zurückbehalten; denn von hier aus gehen sie ganz sicher. Sie sollten von Zeit zu Zeit dort nachfragen lassen, ob nicht Briefe für Sie da seien.

Um es nicht zu vergessen, teile ich Ihnen mit, dass das große Agnus Dei und die Ringe zum Vorschein gekommen sind und dass sich in Ávila alle Nonnen wohl befinden, wie Sie aus den beiliegenden Briefen ersehen werden. Mein Bruder schreibt mir, er habe an Ihren Briefen, die er auch den Schwestern im Sankt Josephskloster gezeigt, große Freude gehabt und über sie herzlich gelacht. Er wird Ihnen ein anderes Mal schreiben. Seine Liebe zu Ihnen ist wirklich groß, und ich versichere Sie, dass es auch bei mir in dieser Hinsicht nicht fehlt.

Er schrieb mir, wieviel Gutes Nikolaus den Schwestern in Sevilla erweise und dass er auch ihre Beichte hören werde. Er ist ein vortrefflicher Mann. Zeigen Sie sich ihm entgegenkommend! Schreiben Sie mir auch, wie es mit Ihrer Gesundheit steht, und zwar offen und aufrichtig. Was die Gesundheit der guten Priorin von Malagón betrifft, so weiß ich nicht, was ich Ihnen schreiben soll. Ich kann nur sagen, dass sie sehr schlimm daran ist. Es ist jetzt davon die Rede, sie hierher zu bringen; allein unser Arzt sagt, dass man durch den Umzug ihren Tod beschleunigen würde. Ihr Leiden ist derart, dass Gott allein der wahre Arzt dafür ist; irdische Mittel nützen da nichts mehr. Ich warne die Schwestern wiederholt davor, ja kein Sarsaparillenwasser zu trinken. Ich habe darüber schon recht eindringlich an García Alvarez geschrieben und auch an unseren Vater. Teilen Sie mir alle Einzelheiten mit und sagen Sie mir auch, warum Sie unserem Vater nicht manchmal ein wenig Fleisch vorsetzen. Gott sei mit Ihnen! Da ich Ihnen erst vor kurzem geschrieben habe, so weiß ich sonst nichts zu sagen. Ich bitte Sie nur noch, mich allen Schwestern vielmals zu empfehlen.

Heute ist der Vorabend von Allerheiligen.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

=== 130. Brief -An die Mutter Maria Baptista, Priorin zu Valladolid Toledo, am 2. November 1576 ===

Klosterangelegenheiten und andere wichtige Dinge.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Wenn Sie doch einmal glauben wollten, was ich Ihnen immer sage, so würden keine so großen Leiden über uns kommen. Ich habe Ihnen doch in einem früheren Briefe, wenn auch nur kurz, meinen Wunsch angedeutet, Sie möchten sich nicht mehr Ader lassen. Es ist dies bei Ihnen, ich versichere Sie, eine große Torheit, auch wenn es der Arzt sagt. Ihr Leiden macht mir darum soviel Kummer, weil es im Kopf seinen Sitz hat.

Und die [arme] Katharina, was muss doch diese ausstehen! Sie dürfen ja nicht vergessen, sie Gott zu empfehlen. Ich lege Ihnen dies nahe, obwohl sie von dort weggehen will; denn sie weiß ja, welch große Liebe die Schwestern zu ihr tragen. Ich versichere Sie, dass diese Frau eine hohe Vollkommenheit besitzt. Gebe Gott, dass sie Ihnen nicht jetzt, wie ich mir dachte, die große Liebe zu ihr vergelte, damit Sie nicht bereuen müssen, dass ich Ihnen dies gesagt habe!

Alle Ihre Briefe habe ich erhalten; auf diesem Wege kommen sie sicher hier an. Es ist unnütz, mir das Porto zu schicken; ich habe schon soviel, um es bezahlen zu können. Mein Bruder, dem ich in jeder Beziehung viel verdanke, gibt mir das Geld dazu. Der Pater Visitator befindet sich wohl, wie es mir ein Brief von ihm, den ich vor zwei Tagen erhalten habe, besagt. Er unterlässt es nicht, mir zu schreiben, und bis jetzt geht es ihm mit jenen Leuten sehr gut. Aber er behandelt sie auch mit großer Vorsicht und äußerster Freundlichkeit.

Was Sie von den Franziskanern sagen, datiert schon einige Zeit zurück. Sie haben ihren Visitator nicht ermordet. Die Nachricht vom Bischof Quiroga ist wahr; wir haben uns darüber sehr gefreut, weil er mit unserem Vater außerordentlich gut steht. Eben jetzt ist der Bischof sehr krank und auch der Nuntius. Empfehlen Sie und die dortigen Schwestern beide Gott; denn an diesen würden wir viel verlieren, und der Tod des Bischofs wäre ein Verlust für das ganze Reich. Empfehlen Sie aber auch Don Juán de Austria Gott, der inkognito als flämischer Bedienter nach Flandern abgereist ist.

O welche Freude haben Sie mir durch die Nachricht von dem Wohlbefinden des Paters Petrus Fernández erwiesen! Denn ich war fortwährend um ihn bekümmert, weil ich nur von seiner Krankheit, nie aber von seiner Genesung etwas hörte. Er scheint, ich versichere Sie, nicht so undankbar zu sein wie sein Freund; denn trotz seiner vielfachen Beschäftigungen sucht er immer sorgfältig eine Zeit heraus, um mir zu schreiben. Indessen ist er mir dies alles schuldig; allein wenn man von Schuldigkeit sprechen wollte, so hätte sein Freund mir gegenüber noch weit mehr Verpflichtungen.

Ich versichere Sie, dass diese Person Ihnen ihre Sorge so lange zuwenden werde, bis sie Ihnen eine andere vorzieht. Für jetzt brauchen Sie keine Furcht zu haben, so sehr Sie dies auch vermuten mögen. Wäre mir Gott nicht beigestanden, so hätte ich schon lange getan, was Sie tun wollten, allein der Herr ließ es nicht zu. Ich kenne ihn als einen Diener Gottes, und deshalb ist es ganz recht, wenn Sie ihn wie alle Diener Gottes auf Erden lieben; denn er verdient es. Wir wären sehr töricht, wenn wir glauben würden, viele Freunde zu haben. Übrigens ist kein Grund vorhanden, sein Betragen nachzuahmen; im Gegenteil müssen wir uns ihm gegenüber stets dankbarer erzeigen für das Gute, das er uns erwiesen hat. Und so müssen denn auch Euere Ehrwürden Ihre Empfindlichkeit beiseitesetzen und nicht unterlassen, ihm zu schreiben. Bemühen Sie sich allmählich, die Freiheit des Geistes zu erlangen, wie sie mir, Gott sei Dank, schon in hohem Grade zuteil geworden ist; aber sie ist nicht so groß, wie Sie voraussehen. Gepriesen sei der, der uns immer als treuer Freund zur Seite steht, wenn wir seine Freundschaft suchen!

Der Brief an Ludwig de Cepeda wird übergeben werden. Ich habe Euerer Ehrwürden schon geschrieben, dass auch sein Vater gestorben ist und dass wir ihn hier während seiner Krankheit Gott angelegentlich empfohlen haben.

Das Ablasskorn, das Sie, wie Sie sagen, für meinen Bruder verfertigt haben, wollen Sie mir schicken, da ich ihm schon jenes gegeben habe, das ich von der Doña Maria de Mendoza erhielt. Wollen Sie mir auch die anderen Ablasskörner schicken, ebenso auch alle Ihre Aufzeichnungen sowie auch einen Bericht über die Schwester Stephanie, sobald er fertig ist, ähnlich jenem, den Sie mir nach Ávila sandten und der sehr gut war. Er soll aber gut leserlich geschrieben sein, damit ich ihn hier nicht abschreiben muss. Übertragen Sie aber diese Arbeit nicht der Juliana; denn die Übertreibungen und Torheiten, die sie sich in dem Berichte über die Schwester Beatrix von der Menschwerdung erlaubte, waren unausstehlich; das war in Wahrheit zu stark. Sobald Sie vollkommen gesund sind, schreiben Sie selbst, was Sie wissen; der Pater Provinzial hat mir diesen Auftrag gegeben.

Ich bin, Gott sei Dank, gesund. Den Sirup del »Rey de los Medos« kann ich Ihnen, wenn Sie ein Führmittel nehmen müssen, nicht genug empfehlen. Mir hat diese Medizin das Leben gerettet, und sie wird Ihnen durchaus nicht schaden. Schicken Sie mir die Ablasskörner ja nicht durch den gewöhnlichen Eilboten; lassen Sie sich von diesem Gedanken nicht einnehmen, da wir so nichts erhalten würden, sondern senden Sie diese durch den Maultiertreiber, wenn es auch länger ansteht.

Was Ihre inneren Prüfungen betrifft, von denen Sie sprechen, so müssen Sie diese um so weniger achten, je mehr Sie davon zu leiden haben. Denn man sieht ja klar, dass sie von der Schwäche der Einbildungskraft und von krankhafter Körperbeschaffenheit herrühren. Und der Teufel muss, wenn er so etwas wahrnimmt, auch seinen Teil dazu beitragen. Haben Sie aber keine Furcht; denn der heilige Paulus sagt, Gott werde nicht gestatten, dass wir über unsere Kräfte versucht werden. Wenn es Ihnen auch vorkommt, als willigten Sie ein, es ist doch nicht so; sondern Sie gewinnen vielmehr aus dem Ganzen noch an Verdienst. Hören Sie doch um Gottes willen auf, weiter Medizin zu nehmen, und sehen Sie darauf, gut zu essen; hüten Sie sich, allein zu sein, und sinnen Sie über nichts nach! Zerstreuen Sie sich, soviel und so gut Sie können! Ich wünschte nur, bei Ihnen zu sein; denn ich hätte gar vieles zu besprechen, um Sie zu unterhalten.

Warum haben Sie mir nichts von dem Kummer des Don Franziskus mitgeteilt? Ich hätte ihm gerne geschrieben, da ich ihm viel verdanke. Wenn Sie die Gräfin von Osorno sehen, so grüßen Sie mir dieselbe! Empfehlen Sie mich auch meiner Maria vom Kreuze, der Casilda und Dorothea, dann auch der Subpriorin und ihrer Schwester! Ich weiß nicht, was man mit jener blinden Novizin tun soll. Ich versichere Sie, es ist das ein großes Kreuz. Pater Prádanos ist in der Tat ein guter Freund; Sie haben Grund, mit ihm zu verkehren, selbst wenn man jetzt den Oberen wechselt. Wenn man den Pater Domeneque nach Valladolid sendet, so wünschte ich sehr, dass Sie ihn bekommen würden. Schreiben Sie mir bald, wie es Ihnen geht, und Gott sei mit Ihnen! Die Priorin bedauert Ihr Leiden sehr. Wir alle werden Sie der göttlichen Majestät empfehlen. Unterlassen Sie nie, an Pater Dominikus meine Grüße zu schreiben, und berichten Sie mir, wie es ihm geht. Heute ist der Allerseelentag.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

131. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, am 3. November 1576

Einige Anträge des Paters Waldemar.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Heute war der gute Pater Waldemar bei mir. Ich glaube, es ist ihm ernst, wenn er von Freundschaft spricht; denn eben jetzt ist sie ihm vorteilhaft. Er sprach viel davon, wie der heilige Paulus anfangs die Christen verfolgte und was er nachher getan. Wenn er für Gott nur den zehnten Teil von dem tut, was der heilige Paulus vollbrachte, dann verzeihen wir ihm gern das Vergangene und auch, was er noch vollbringen wird. Er hat mir gesagt, ich möchte Euere Hochwürden bitten, dass man seinen Bruder aufnehme. Wenn er in der Tat so ist, wie ihn Waldemar schildert, so würde er Nutzen schaffen, da die Brüder Prediger nötig haben. Übrigens glaube ich, dass ihn unser Vater, der auf seinen Visitationen den Religiosen anderer Orden die Aufnahme versagt, nicht in seinen Orden aufnehmen werde. Ich gedenke die Freundschaft des Waldemar dadurch zu vergelten, dass ich ihn Gott empfehle; und dort unten wird man sehen, was das Geeignetste ist.

Wir beten viel um die Gesundheit jener Herren. Möge Gott sie ihnen verleihen, wie er es für notwendig erachtet! Ich habe großen Kummer wegen der Leiden unseres guten Vaters Padilla. Der Teufel kann nicht unterlassen, solch große Werke zu bekämpfen. Gott verleihe seinem Diener Kraft und Gesundheit! Sie aber und den Pater Magister wolle er zu großen Heiligen machen!

Von unserer Angelegenheit habe ich nichts mehr erfahren. Ich denke mir, man werde in Madrid vor mir Nachricht darüber erhalten. Morgen werde ich dem Pater Waldemar einen Brief für Euere Hochwürden mitgeben; denn er reist zu Ihnen. Sollte er dabei Fürsprache für seinen Bruder einlegen, so ist mein endgültiger Wille der, man möchte entscheiden, was mehr zur Verherrlichung Gottes gereicht.

Diese jungen Ordensmänner sind mir wie Heilige vorgekommen. Solche Seelen zu sehen, ist ein großer Trost; da können wir alle Trübsale ertragen, die über uns kommen mögen. Heute ist der 3. November.

Euerer Hochwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt.

132. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 4. November 1576

Angelegenheiten verschiedener Klöster.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Paternität! In diesen letzten Tagen habe ich Ihnen mehrmals geschrieben. Gott gebe, dass diese Briefe an Sie gelangen mögen! Denn es stimmt mich traurig, wenn ich bedenke, wie viele Briefe ich an Sie gerichtet, wie wenige aber Euere Paternität, wie Sie sagen, erhalten.

Heute hat man mir die beiliegenden Briefe von Valladolid gebracht. Man berichtet mir, von Rom sei die Erlaubnis eingetroffen, dass Casilda Profeß ablegen dürfe, worüber sie hocherfreut sei. Es scheint mir nicht ratsam, dass Euere Paternität mit der Erteilung der Erlaubnis jetzt noch warten, bis Sie ihr selbst den Schleier geben können; denn wir kennen die Zufälle dieses Lebens nicht, und das Gewisseste ist auch das Beste. Schicken Sie mir also um der Liebe willen, und zwar der Sicherheit halber auf mehreren Wegen, diese Erlaubnis sogleich, damit dieser kleine Engel, dem sein Beruf schon so viele Leiden kostete, vor Ungeduld nach Erfüllung seines Verlangens nicht vergehe. Man hat Euerer Paternität jene schon bezeichnet oder man wird sie Ihnen bezeichnen, denen Casilda diese Mitteilung gemacht hat; einer von ihnen ist Pater Dominikus. Indessen werde ich, wenn ich Zeit finde, die Briefe lesen und Ihnen meinen Bericht, wenn er vollständiger ist, senden.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass vor zwei Tagen Perucho mich hier besuchte. Er erzählte mir, wie der heilige Paulus die Christen verfolgte und wie er durch die Gnade Gottes berührt wurde. Dasselbe könne Gott auch an ihm tun und ihn umändern. Seine Bekehrung wird aber nach meinem Dafürhalten nur so lange währen, als er dabei sein eigenes Interesse findet. Er hält es für ganz gewiss, dass Paulus gegen sie alle vorgehen wird. Er werde, sagt er, der erste sein, der ihm freundliche Aufnahme zusichert. Er hat nämlich einen Bruder, den diese Nachtvögel ausgestoßen haben. Dieser ist nach seiner Beschreibung ein ganz heiliger Mann, ein vortrefflicher Prediger, kurz, ein Mann ohne Fehl. Er war früher Dominikaner und will nun bei den Adlern eintreten. Wenn er wirklich so ist [wie er sagt], so wird er nicht schaden, und als Prediger wäre er keine geringe Hilfe für uns. Leider kommt mir das Ganze wie eine Fabel vor. Ach, an diesem Mann soll ich einen guten Freund haben? Gott bewahre uns davor!

Jener, der den Platz zum Kloster schenkt, würde wünschen, dass in jeder Woche eine heilige Messe für ihn gelesen werde, dann würde er auch sechs gute Zellen herrichten lassen. Ich aber habe darauf geantwortet, Euere Paternität würden auf diesen Vorschlag nicht eingehen. Ich glaube, er ist auch mit weniger zufrieden, und vielleicht begnügt er sich, selbst wenn er nichts von allem erhält.

Ich fürchte, wir werden den Mathusalem verlieren. Sagen Sie mir nur, was Angela tun soll, falls er sterben wird. Sie würde sogleich von Gewissensangst gequält werden und fürchten, den Gehorsam zu verletzen, wenn sie sich das Kloster wählte, in dem sie sich aufhalten soll. Ich sehe wohl ein, dass dieses Haus zu weit entfernt ist und dass es der Laurentia dort wenigstens bezüglich ihrer Gesundheit viel schlimmer ergehen würde als in ihrem jetzigen Aufenthaltsort. Weil aber dort ihre Anwesenheit notwendiger ist, darum darf man darauf keine Rücksicht nehmen, wo es ihr besser gefällt; denn es wäre verkehrt, wenn man auf Erden darauf achten wollte. Am liebsten wäre es ihr freilich, bei ihrem Beichtvater Paulus sein zu können, da sie dort mehr Nutzen haben würde. Aber diesem Plane steht die beabsichtigte Klostergründung entgegen. Was die Besorgung der Angelegenheiten betrifft, so ist ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort weniger geeignet als Ávila. Wollen Euere Paternität ihr Ihren Entschluss kundgeben, sei es nun auf was immer für eine Weise; Sie kennen sie ja. Würde der Nuntius sterben, so könnte sie vielleicht Ihre Entscheidung nicht mehr abwarten, wenn ihre hiesigen Beichtväter ihr davon abraten würden, und dies wäre für sie eine große Qual.

Erwägen Euere Paternität auch, ob der Umstand, dass der frühere Visitator ihr schon einen Aufenthaltsort angewiesen hat, im Wege stünde, dass man ihr einen anderen bestimmen oder dass sie selbst sich einen wählen könnte. Ist ihr Aufenthalt in Malagón nicht notwendig, so wäre es vielleicht vollkommener, wenn sie sich den Ort bestimmen ließe, als wenn sie ihn selbst sich auswählte. Überlegen Sie sich, mein Vater, diese Sache recht wohl; denn mag ihre Entscheidung das Rechte treffen oder das Verkehrte, sie kommt doch in die Öffentlichkeit. Ich glaube, dass dies nicht lange dauern wird, da wir einen anderen Mathusalem bekommen werden; aber es kann auch das Gegenteil eintreten.

O mein Gott, welch einer Freiheit des Geistes erfreut sich diese Frau bei allen Vorkommnissen des Lebens! Sie kann gar nicht glauben, dass etwas hereinbrechen werde, was ihr oder ihrem Paulus schaden könnte. Etwas außerordentlich Großes sind die Ansprachen Josephs, da sie solche Zuversicht bewirken. Aber auch welch hohe Wissenschaft und welche Beredsamkeit besitzt nicht Paulus! Man muss Gott dafür preisen. Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn und antworten Sie mir um der Liebe willen. Diese Antwort kann nie schaden, allein großen Nachteil könnte es bringen, wenn man den Ansichten anderer folgen würde.

Wir empfehlen Gott eifrig den Mathusalem und den großen Engel, um den ich noch mehr bekümmert bin, ohne jedoch zu wissen, aus welchem Grunde. Die göttliche Majestät verleihe ihm Gesundheit! Euere Paternität aber wolle mir der Herr noch viele Jahre in großer Heiligkeit erhalten! Amen, Amen.

Heute ist der 4. November.

Euerer Paternität unwürdige Untergebene und wahre Tochter Theresia von Jesu

133. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, im November 1576

Geistiger Nutzen, den man aus dem Verluste zeitlicher Güter ziehen kann. Aufforderung zum Vertrauen auf Gott.

… Ich versichere Sie, diese Illusion muss aufgegeben werden; es kam zu einem solchen Spektakel unter ihnen bezüglich dieses Punktes, dass sie es nicht geheimhalten können.

Sie teilt mir jetzt mit, dass sie ihr Geld zurückbekommen habe; es liege im Kloster, aber sie wage es nicht fortzuschicken, bis Sie bestimmt hätten, an wen sie es schicken soll, und bis man ihr einen Brief von Ihnen übergehe. Sorgen Sie dafür, dieses Geld zu holen, oder besser, lassen Sie es durch den Maultiertreiber von Ávila überbringen, wenn er kommt, falls er ein Mann ist, der diesen Auftrag ausführen kann; das ist am besten.

Anton Ruiz muss sich jetzt in Geschäftsangelegenheiten nach Sevilla begeben; aber wenn ihm das nicht möglich wäre, sagt er, so könnte jemand von Malagón hinkommen. Es wäre ihm sehr angenehm, wenn er selbst hingehen könnte; und da man sich augenblicklich nicht mit Arbeiten an dem Hause beschäftigen kann, habe er jetzt in Malagón nichts zu tun, und es wäre besser, wenn er alles in Ordnung bringen würde. Man würde ihm dadurch eine große Wohltat erweisen; dadurch könnte er sich allmählich aus der unangenehmen Lage befreien, und Sie selbst würden dabei nichts verlieren.

Als ich mich daran machte, diesen Brief zu schreiben, habe ich, wie mir scheint, mehr an das Gute gedacht, das Sie diesen armen, guten Leuten erweisen können, als an Ihren eigenen Gewinn, den ich jedoch wünsche. Ich wollte sogar, Sie wären sehr reich, seitdem Sie einen so guten Gebrauch von Ihrem Vermögen machen. Erst heute morgen kam mir in den Sinn, Sie sollten Ihre Kinder nicht so früh verheiraten, um noch mehr am Heile Ihrer Seele arbeiten zu können. Wenn Sie einmal mit all diesen Ausgaben begonnen haben, werden Sie nicht mehr allem genügen können. Und nachdem Sie soviel gearbeitet haben, um diese Güter zu erwerben, wird Ihnen zum Schluss nur noch das Verdienst bleiben, sie soviel als möglich zur Ehre dessen angewendet zu haben, der Ihnen sein Reich schenken wird, das Ihnen der Tod nicht wird entreißen können. Möge Seine Majestät es Ihnen schenken, da sie es vermag!

… Um die inneren Seelenkämpfe durchzufechten, sind Sie in leiblicher und geistiger Hinsicht besser ausgestattet als er. Sie müssen ihm stets große Güte erzeigen, sonst bildet er sich sofort ein, er falle lästig. Vielleicht darf ich behaupten, dass ich seiner Person hier auf Erden in jeder Beziehung das meiste verdanke; denn er hat mir als der erste eine große Erleuchtung verschafft. Daher liebe ich ihn außerordentlich, und es schmerzt mich auch, wenn ich sehe, dass er keinen Mut mehr hat, um die Prüfung dieses Prozesses zu ertragen, den Gott ihm schickt; denn diese Prüfung kann meiner Ansicht nach nicht anderswoher kommen.

Beten Sie doch zu Gott, er möge es ihn verstehen lassen, damit er sich darüber nicht mehr ängstigt. Wenn wir traurig sind, so bedeutet das, dass wir uns nicht vollständig von allem losgelöst haben. Wir würden den größten geistigen Gewinn erzielen können, wenn wir die irdischen Güter verlieren, die so kurze Dauer haben und so wenig Achtung verdienen im Vergleich mit den ewigen. Aber ihr Verlust macht uns unruhig und nimmt uns das Verdienst, das wir dadurch besitzen würden, dass wir ihrer ledig sind. Wir müssen erwägen, dass der, dem Gott diese Tugend nicht verliehen hat, keinen Trost findet in der Darlegung dieses Gedankens; was ihn tröstet, ist unsere Teilnahme an seinem Schmerze.

Gerade heute dachte ich darüber nach, wie Gott die Güter verteilt nach seinem Willen. Ich fragte mich, wie ein Mann wie Don Franz, der ihm seit so vielen Jahren so treu dient und sich viel mehr um die Armen als um sein eigenes Interesse kümmert, so in Kummer geraten kann über den Verlust seiner Güter. Ich glaube, an seiner Stelle hätte ich mir wenig daraus gemacht; aber ich erinnere mich, welche Bestürzung mich damals in Sevilla erfasste, als wir das Geld, das Sie brachten, in Gefahr sahen. Tatsache ist, dass wir uns selbst nicht kennen. Das beste muss sein, wenn wir uns von allem vollständig losreißen. Deshalb wollen wir oft über diese Wahrheit nachdenken, damit unsere natürlichen Neigungen uns nicht zu Sklaven so gemeiner Dinge machen, wie es die vergänglichen Güter sind. Das müssen jene tun, die diese Entsagung nicht besitzen. Machen Sie es auch so und vergessen Sie es nicht, wenn Ihre Natur Sie mitfortreißen will…

134. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 8. November 1576

Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Es fehlt mir an Zeit, Ihnen alles mitzuteilen, was ich wünschte. Heute hat mir der Maultiertreiber Ihren Brief überbracht. Je länger so ein Brief von Ihnen ist, desto größer ist meine Freude darüber. Ich habe heute so viele Briefe erhalten, dass ich kaum Zeit finde, um diesen Brief zu schreiben und die Briefe unserer Schwestern zu lesen. Empfehlen Sie mich ihnen vielmals!

Dass Sie die Schwestern des García Alvarez aufnehmen sollen, habe ich Ihnen schon geschrieben. Ich denke mir, der Brief werde an Sie gekommen sein. Wenn sie wirklich so trefflich sind, dann ist kein Grund vorhanden, mit ihrer Aufnahme zu warten.

Es tut mir leid, dass Sie immer Nonnen aufnehmen, ohne die Schulden abzahlen zu können. Sehen Sie doch, dass Sie die dreihundert Dukaten erhalten, die Sie für dieses Jahr an Anton Ruiz zu bezahlen haben; denn er braucht das Geld für seine Viehherde in Malagón, die ihm zum Unterhalte dient. Ja, ich habe mich bemüht, einen zu finden, der ihm beisteht, und meinen Bruder ersucht, dass auch er etwas dazu beitrage. Ich halte dies, ich versichere Sie, für eine Gewissenssache, weil ich sehe, dass er von Sevilla wenig zu erwarten hat.

Die von Nikolaus empfohlene Kandidatin würde ich nicht abweisen, wenn sie auch nicht alle erwünschten Eigenschaften hat. Empfehlen Sie mich ihm und sagen Sie ihm, dass sein Vetter mich besucht und mir Almosen zugesendet habe.

Was ich über die Tochter des Paulus sagen soll, darüber bin ich mir selber noch nicht recht klar. Ich muss den Brief noch einmal lesen, da ich ihn noch nicht ganz verstanden habe. Warum drängen Sie denn gar so sehr? Können Sie denn nicht warten, bis das Noviziat vollendet ist? Gibt er Ihnen 2500 Dukaten und was er für dieses Jahr zu bezahlen hat, so verzichten Sie meinetwegen auf das übrige; denn diese Erbschaften haben für uns keinen Wert, und schließlich bleibt uns nichts. Lassen Sie sich auf einen solchen Erbanteil nicht ein! Paulus soll nur jenen Teil der Summe auf sich nehmen, die Sie für das Haus bezahlen müssen. Am Erbe sich zu beteiligen, soll Ihnen gar nicht einfallen. Erklären Sie entschieden, dass dies unmöglich sei, da die Schwestern keine Erlaubnis hätten, beständige Renten zu genießen. Sie brauchen mir über diese Angelegenheiten nicht mehr zu schreiben; Sie werden selber sehen, was da das beste ist. Mein Wunsch wäre, dass Sie von dieser Aussteuer und von der Mitgift der Beatrix nichts hinwegnehmen. Man soll diese beiden Summen beisammen lassen, sonst können Sie nicht zurechtkommen, da Sie alle Jahre soviel zu bezahlen haben. Glauben Sie gewiss, dass Sie sonst noch mehr sich schädigen würden, anstatt ihre Last zu erleichtern.

Bezüglich der Laienschwester werde ich nach Valladolid schreiben und Ihnen antworten; ich werde sobald als möglich wieder schreiben.

Ich bin gesund. Heute ist der 8. November.

Die Briefe an unseren Vater lege ich ohne Adresse bei. Die Adresse schreibe ich an Euere Ehrwürden und bezeichne sie mit zwei oder drei Kreuzen; es ist das besser als mit zwei oder nur mit einem einzigen. Denn es sind außerdem viele Briefe in dem Paket enthalten. Sagen Sie unserem Vater, er möge auf die Briefe, die er an mich schickt, nicht selbst die Adresse schreiben; das besorgen Sie, und er möge seine Briefe auf die nämliche Art bezeichnen. So kann die Korrespondenz leichter geheimgehalten werden, und es ist dies dem Verfahren vorzuziehen, das ich früher bestimmt habe. Gott gebe, dass Sie die Wahrheit reden, wenn Sie sagen, dass Sie gesund seien! Gott sei mit Ihnen!

Ihre

Theresia von Jesu

Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass die Briefe meinem Bruder zugeschickt wurden und dass sie ihm große Freude bereiteten. Er befindet sich wohl. Der Zustand der Mutter Priorin von St. Joseph ist wie gewöhnlich.

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph.

=== 135. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla ===

Toledo, am 11. November 1576

Besondere Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Schreiben Sie mir doch immer auf einen besonderen Zettel, was ich Ihnen beantworten soll. Ihre Briefe sind lang, sie scheinen mir aber nicht lang zu sein, wenn ich die Freude erwäge, die sie mir bereiten; wenn ich aber in der Eile Ihnen schreiben und sie wieder lesen soll, dann kommen sie mir doch zu lang vor.

Es war vor zwei, drei oder vier Tagen, dass ich Ihnen durch den Eilboten Briefe gesendet habe. Die Briefe an unseren Vater bezeichnete ich mit zwei Kreuzen; die Adresse richtete ich an Euere Ehrwürden. Geben Sie mir Nachricht, ob Sie meine Bemerkung hierüber gelesen haben; bis dahin werde ich diese Bezeichnung nicht mehr vornehmen.

Ihr Fieber macht mir, ich versichere Sie, großen Kummer. Warum schreiben Sie mir denn, dass Sie sich wohl befinden? Das verdrießt mich. Sehen Sie, ob dies nicht von Verstopfung herrührt. Gebrauchen Sie ein Gegenmittel und lassen Sie die Krankheit nicht feste Wurzel fassen! Hoffentlich wird das Fieber nicht anhaltend sein, und das tröstet mich. Wenden Sie einige Mittel zum Einreiben oder etwas Derartiges an, um die Hitze [des Fiebers] zu lindern, und unterlassen Sie nicht, den Arzt zu befragen. Sie lassen sich, wie ich glaube, alle Jahre Ader; vielleicht wird dies helfen, wie die Mutter Subpriorin meint. So darf es, ich sage es Ihnen, nicht bleiben, sonst könnte das Heilmittel umsonst sein. Möge Gott Besserung schaffen!

Von Malagón erhielt ich schon lange keine Nachricht mehr. Ich bin sehr in Sorge; denn die hiesigen Ärzte geben mir bezüglich der Rettung der Priorin keine Hoffnung. Alle Erscheinungen und Anzeichen weisen auf Schwindsucht hin. Der Herr ist das Leben und kann das Leben geben. Beten Sie doch ohne Unterlass für diese Kranke und auch für eine andere Person, der ich viel verdanke. Ermahnen Sie auch alle Schwestern dazu und entrichten Sie ihnen meine Empfehlungen! Die Briefe von ihnen haben mir große Freude gemacht. Ich weiß nicht, ob ich Zeit finde, ihnen zu antworten. Ich beneide Sie um das Glück und den Frieden, den Sie durch die Anwesenheit unseres Vaters genießen. Ein solches Glück verdiene ich nicht, und darum habe ich auch keinen Grund, mich zu beklagen. Dennoch freut es mich sehr, dass Sie diesen Trost haben; denn ich wüßte nicht, wie Sie ohne diesen Trost die vielen Widerwärtigkeiten ertragen könnten.

Trotz all Ihrer Gründe sagen Sie in meinem Namen der Subpriorin, es möchten alle Ausgaben für unseren Vater auf Rechnung der vierzig Dukaten geschrieben werden, die Sie dem St. Josephskloster schuldig sind. Handeln Sie ja nicht anders; es wäre nur zum Nachteil Ihres Klosters. Auf diese Weise zahlen Sie ab. Sehen Sie also, wie Sie mit dem, was Sie für ihn ausgeben, Ihre ganze Schuld abtragen können. Ich musste darüber lachen, dass die gute Subpriorin alles, sogar das Wasser verrechnet. Es ist dies übrigens ganz recht; und ich will es so, dass alles mit Ausnahme der kleinen Almosen, die die Schwestern erhalten, verrechnet werde. Es würde mich verdrießen, wenn man anders handelte.

Sie sagen mir nie, wer der Gefährte unseres Vaters ist. Das ist die einzige Sorge, die Sie mir jetzt bereiten. Es wäre mein Wunsch, dass es im Kloster unserer Lieben Frau de los Remedios nicht bekannt würde, wo unser Vater seine Mahlzeit einnimmt. Es freut mich sehr, dass Sie ihn so gut verpflegen und niemand etwas davon erfährt; denn diese Pforte dürfte für keinen anderen Vorgesetzten geöffnet werden. Glauben Sie es mir; wir müssen auf die Zukunft sehen, damit wir es nicht einst vor Gott zu verantworten haben, dass wir so etwas einführten.

Ich bin darüber bekümmert, dass die Nonnen, die Sie aufnehmen, von der Schuldenlast nichts abzahlen können. García Alvarez wird wohl den Brief erhalten haben, worin ich ihm mitteilte, dass seine Verwandten aufgenommen werden sollen. Euerer Ehrwürden habe ich schon geschrieben, Sie möchten dafür sorgen, dass sie einiges Geld mitbringen als Beisteuer zur Bezahlung der Zinsen; denn auf jene Erbschaft wird nicht zu rechnen sein. Ich möchte nämlich nicht, dass Sie zuwarten, bis Sie sich nicht mehr helfen können, sondern dass Sie Vorkehrungen treffen, bevor das Wasser über Ihrem Kopfe zusammenschlägt.

Ich habe in Salamanka eine Nonne aufgenommen, von der man mir sagte, sie bringe ihre Aussteuer mit. Von dieser Aussteuer hätte ich Ihnen dreihundert Dukaten schicken wollen, damit Sie abtragen, was Sie in Malagón schuldig sind, und auch dem Asensio Galiano die hundert Dukaten bezahlen könnten, allein diese Postulantin ist nicht gekommen. Bitten Sie Gott, dass er sie uns zuführe. Ich versichere Sie, Sie sind mir sehr verpflichtet wegen meines Verlangens, Sie sorgenfrei zu wissen.

Warum lassen Sie sich denn die Aussteuer der Johanna vom Kreuze nicht sogleich geben? Sie werden dann von keiner solchen Schuldenlast mehr niedergedrückt werden. Glauben Sie mir, man darf in diesem Punkte nicht gleichgültig sein. Sorgen Sie dafür, dass wenigstens jene Vanegas ihre Aussteuer mitbringt, damit Sie den Alfons Ruiz bezahlen können; denn es wäre, wie ich Ihnen schon geschrieben habe, eine Gewissenssache, wenn man ihm das Geld nicht bald geben würde, da man doch sieht, wie notwendig er es braucht.

Den Brief des Paulus habe ich wieder gelesen. Er soll ja nicht glauben, dass man seine Tochter aufnehmen wolle, wenn sie nicht [auf das Erbe] verzichtet. Seien Sie überzeugt, dass dies aus vielen Gründen das beste ist. Jene, die sich mit solchen Angelegenheiten beschäftigen, scheinen heute reiche Leute, und morgen haben sie nichts mehr. Sie vergrößern zwar ihr Vermögen um vieles mehr, als ihre Eltern besaßen, allein schließlich bleibt ihnen sehr wenig. Das beste wird sein, dass er die Zahlung dessen übernimmt, was Sie für das Kloster schuldig sind, vorausgesetzt, dass die Mitgift seiner Tochter 1500 Dukaten beträgt. Aber lassen Sie sich auf kein Erbe ein! Was die Mitgift betrifft, so dürfen Sie in keiner Weise auf einen Vergleich eingehen, der auf weniger lautet. Im Gegenteil, können Sie erreichen, dass die Mitgift größer wird, so lassen Sie sich darauf ein! Schicken Sie jemand zu ihm, der ihm folgendes mitteilt: »Warum wollen Sie denn Ihren Kindern dadurch einen Verdruss bereiten, dass Sie ihre Güter einem Kloster hinterlassen?« Selbst dann, wenn er zweitausend Dukaten gäbe, wäre es nicht zu viel.

Von jener Portugiesin sagt man, dass ihre Mutter ihr die Aussteuer mitgeben könne. Ich glaube, dass diese sich mehr eignet als die anderen. Übrigens werden Sie nie Mangel haben. Falls Sie nicht selbstsüchtig sind, wird Ihnen Gott eine senden, die mehr mitbringt, als man verlangt.

Wenn jener Hauptmann die große Kapelle für sich behalten will, so wäre das nicht übel. Senden Sie ihm Empfehlungen, um sich gegen ihn erkenntlich zu erzeigen, wenn Sie auch keinen Grund dazu haben.

Um es nicht zu vergessen, teile ich Ihnen mit, was ich von gewissen Abtötungen gehört habe, die man in Malagón übt. Da befiehlt nämlich die Priorin einer Schwester, der anderen unversehens eine Ohrfeige zu geben. Diese Unart hat man in Toledo selbst ausgedacht. Es scheint, dass der Teufel den Seelen offenbar unter dem Vorwand höherer Vollkommenheit Netze legt, damit sie Gott beleidigen. Befehlen Sie nie etwas Ähnliches! Lassen Sie auch nicht zu, dass sich die Schwestern wie in Malagón kneifen, was man mir auch von dort berichtete. Mit einem Worte, führen Sie Ihre Töchter nicht mit einer Strenge, wie Sie es in jenem Kloster wahrgenommen haben; denn die Nonnen sind keine Sklaven, und der Zweck jeder Abtötung ist, den Fortschritt der Seelen zu fördern. Ich versichere Sie, meine Tochter, dass man notwendigerweise achtgeben muss, was so kleinliche Priorinnen in ihrem Kopfe aussinnen. Denn ich erfahre jetzt Dinge, die ich sehr beklagen muss. Gott mache Sie mir heilig! Amen.

Mein Bruder ist wohl und ebenso Theresia. Der Brief, in dem Sie ihm von den vier Realen schrieben, ist nicht in seine Hände gekommen; die anderen hat er erhalten und sich sehr darüber gefreut. Die Nonnen von Sevilla sind ihm lieber als die von hier.

Heute ist der 11. November.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Mahnen Sie unseren Vater, dass er mir über die Angelegenheiten, über die ich im beiliegenden Briefe an ihn schreibe, eine Antwort gibt. Erinnern Sie ihn öfters daran, damit er es nicht vergißt. Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph.

136. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Einige Angelegenheiten in betreff der Visitationen, die dieser Pater vornahm.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

In der vergangenen Woche, nämlich in der Oktave von Allerheiligen, habe ich Ihnen geschrieben, wie sehr mich Ihr Brief trotz seiner Kürze gefreut hat. Es war dies der letzte, den ich von Ihnen erhalten habe. Gebe Gott, dass das, worüber Sie Ihrer Mitteilung gemäß nach Rom geschrieben haben, glücklich zustande komme. In dieser Angelegenheit soll es keine widersprechenden Meinungen geben.

Ich habe Ihnen auch meine große Freude ausgedrückt über die Briefe, die Sie an Pater Mariano geschrieben und die mir dieser auf mein Verlangen zugeschickt hat. Es ist dies eine Geschichte, die mich außerordentlich zum Lobpreise Gottes gestimmt hat. Ich muss nur staunen über ein so kluges und geschicktes Verfahren. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen dies eingibt! Denn offenbar ist es sein Werk. Wollen daher Euere Paternität stets die große Gnade im Auge behalten, die Ihnen der Herr erweist, und ja nicht auf sich selbst vertrauen! Als ich vernahm, dass Pater Bonaventura voll Selbstvertrauen sei und ihm alles leicht vorkomme, war ich, ich versichere Sie, darüber sehr erstaunt; denn es hat ihm das gar keinen Vorteil gebracht. Der große Gott Israels will in seinen Geschöpfen gepriesen werden. Daher müssen wir nach Ihrem Beispiele in allem seine Ehre und Verherrlichung suchen und mit möglichster Sorgfalt uns hüten, nach unserer persönlichen Ehre zu streben. Für unsere Ehre wird Seine Majestät, wenn es ihr gefällt, schon sorgen. Für uns ist es ersprießlich, dass wir von unserer Armseligkeit durchdrungen sind und dadurch seine Erhabenheit erhöhen. Aber wie töricht bin ich doch, und wie wird mein Vater lachen, wenn er dies liest!

Möge Gott den Schmetterlingen verzeihen, dass sie mit solchem Troste genießen, was ich nur um den Preis so großer Mühen erlangen konnte, als ich bei Ihnen war. Ich kann mich des Neides nicht erwehren, und dennoch macht es mir große Freude, den Eifer wahrzunehmen, womit sie ohne alles Aufsehen dem Paulus einige Erleichterung zu verschaffen suchen.

Ich habe ihnen schon mehrere alberne Ratschläge in meinen Briefen erteilt, wofür sie an mir Rache nehmen könnten. Soll ich mir etwa die Freude versagen, die ich darüber empfinde, dass der einige Labung erhält, der so große Not leidet und so viele Arbeit hat? Doch die Tugend meines Paulus ist erhaben über dies alles, und er kennt mich jetzt besser als ehedem. Damit Euere Paternität bei niemand den Anschein erwecken, als würden Sie Ihre Pflicht verletzen, bitte ich Sie in diesem Fall, nicht als Kaplan dort zu wohnen. Das geziemt sich. Ich versichere Sie, dass ich alle Leiden, die ich bei der dortigen Stiftung ausgestanden habe, für gut angewendet halten wurde, wenn auch die gelegentliche Verpflegung Euerer Paternität deren einzige Frucht gewesen wäre. Ich muss den Herrn immer aufs neue preisen für die Gnade, die er mir dadurch erwies, dass er Ihnen eine Zufluchtsstätte verschaffte, wo Sie von Weltleuten verschont bleiben und ausruhen können. Die dortigen Schwestern erweisen mir dadurch einen großen Gefallen - und das ist auch eine Wohltat für Euere Paternität -, dass sie mir alle Vorgänge so genau berichten. Sie sagen auch, dass Euere Paternität ihnen dazu den Auftrag gegeben; es ist dies eine große Gnade von Ihrer Seite und ein großer Trost für mich, da ich daraus ersehe, dass Sie mich nicht vergessen.

Doña Helene hat mit dem ausgemachten Vermögen ihrer Tochter auch das ihrige vereint im Falle, dass sie in den Orden tritt. Sie sagt, dass man dafür noch zwei Chor und zwei Laienschwestern aufnehmen müsse; dazu bleibe ihr noch soviel, dass nach dem Ausbau des Klosters auch eine fromme Stiftung gemacht werden könne wie in Alba. Sie überlässt dies indes dem Gutachten Euerer Paternität, dem des Paters Balthasar Alvarez und dem meinigen. Pater Alvares, hat mir beiliegendes Gutachten zugesandt; er will ihr nicht antworten, bis er meine Ansicht weiß. Ich habe wohl beachtet, mich darnach zu richten, was Sie als Ihren Willen erkennen ließen, und habe demgemäß nach vielem Überlegen und Beraten die hier beifolgende Antwort gegeben. Falls Euere Paternität damit nicht einverstanden sind, wollen Sie mich davon benachrichtigen. Nur bitte ich, zu beachten, dass ich bestimmte Einkünfte in den bereits als arm gestifteten Klöstern nicht haben möchte. Gott erhalte Sie mir!

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Dienerin

Theresia von Jesu

137. Brief - An Pater Hieronymus Garcián in Sevilla

Toledo, am 19. November 1576

Missbilligung der Vorschriften des Paters Johannes von Jesu.

Projekt der Gründung zu Granada.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Sie können jetzt Einsicht nehmen von den lästigen Vorschriften, die uns Pater Johannes von Jesu [bei seiner Visitation] hinterlassen hat. Mir scheint, dass diese Verordnungen nichts anderes sind als eine Wiedergabe der von Euerer Paternität gegebenen Satzungen. Ich sehe nicht ein, wozu dies dienen soll. Das, was meine Nonnen fürchten, hat darin seinen Grund, es möchten [mit der Zeit] einige allzu strenge Vorgesetzte kommen, die sie recht überladen und drücken. Auf diese Weise richtet man nichts aus. Es ist sonderbar, dass man glaubt, ein Kloster visitiert zu haben, wenn man recht viele Verordnungen hinterlässt. Wenn die Ordensleute an den Kommuniontagen keine Rekreation haben sollen, dann werden wohl die Priester, die alle Tage Messe lesen, gar keine mehr haben? Wenn aber die Priester davon ausgenommen sind, warum sollen dann die anderen armen Brüder [oder Nonnen] an diese Vorschriften gebunden sein?

Dieser Pater schrieb mir, es sei eine solche Strenge notwendig gewesen, da in jenem Kloster noch keine Visitation gehalten worden sei; und so müsse es sein. In einigen Stücken musste er wohl einschreiten, allein mich hat schon die Lesung dieser Vorschriften müde gemacht; wie würde es mir erst ergehen, wenn ich sie beobachten müsste? Glauben Sie mir, unsere Regel verlangt keine strengen Visitatoren; denn sie ist schon selbst strenge genug.

Pater Salazar geht nach Granada. Der dortige Erzbischof, der sein intimer Freund ist, hat ihn gerufen. Er wünscht gar sehr, dortselbst ein Nonnenkloster unseres Ordens zu bekommen, und mir wäre es auch nicht unlieb; denn dies könnte errichtet werden, ohne dass ich mich persönlich dorthin begäbe. Ich wünschte aber vor allem, dass auch Cyrillus damit einverstanden wäre; indessen weiß ich nicht, ob die Visitatoren auch zur Stiftung von Nonnenklöstern ebenso die Erlaubnis geben können wie zur Stiftung von Männerklöstern. Ich spreche so, falls die Franziskaner nicht unseren Platz wegnehmen, wie es in Burgos geschehen ist.

Santelmo ist sehr böse über mich wegen der Novizin, die nunmehr ausgetreten ist; allein mein Gewissen erlaubte mir nicht, anders zu handeln, und auch Sie hätten nicht anders handeln können. Man hat getan, was man in einem solchen Falle tun konnte; und weil es sich hier um das Wohlgefallen Gottes handelte, so mag darüber die Welt zugrunde gehen. Ich habe mir nichts daraus gemacht, und auch Euere Paternität soll das nicht weiter berühren. Es gereicht uns nie zum Vorteil, wenn wir gegen den Willen unseres höchsten Gutes handeln. Ich kann Euerer Paternität versichern, dass ich mich nicht besser für sie hätte verwenden können, wenn sie die Schwester meines Paulus gewesen wäre. Und das ist wohl das höchste, was ich sagen kann. Santelmo blieb fest auf seiner Ansicht, ohne Vernunft anzunehmen. Was ihn gegen mich aufgebracht hat, das ist die Wahrnehmung, dass ich für wahr halte, was meine Nonnen sagen. Er meint nämlich, dass die Priorin sich von Leidenschaftlichkeit leiten lasse, und dass alles unwahr sei, was man über seine Novizin sage. Er hat sich jetzt entschlossen, sie mit einigen anderen, die am Hofe leben, in ein Kloster zu Talavera zu bringen, und darum ließ er sie abholen. Gott bewahre uns davor, dass wir der Geschöpfe bedürfen! Er gebe, dass wir nichts mehr nötig haben außer ihn!

Santelmo sagt, ich hätte so gehandelt, weil ich ihn nicht mehr nötig hätte, und vielleicht hat man ihm auch gesagt, dass ich solcher Unredlichkeit fähig sei. Bedenken Sie aber, dass er mir nie so notwendig war als gerade damals, als es sich um die Entlassung dieser Novizin handelte. Ach, wie wenig kennt man mich doch! Möge es dem Herrn gefallen, dass ich allezeit seinen Willen zu erfüllen weiß! Amen.

Heute ist der 19. November.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

138. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Einige Bemerkungen über seinen Verkehr mit den Nonnen.

… Mit der Zeit werden Euere Paternität von Ihrer gutmütigen Offenherzigkeit verlieren. Ich weiß zwar wohl, dass Ihre Absicht heilig ist; aber wie der Teufel nicht will, dass alle heilig seien, ebenso wünschen Leute, die so verdorben und böswillig sind wie ich, dass Sie auch jeden Scheingrund zur Klage meiden. Ich kann große Liebe zu Ihnen tragen und dies auch zeigen, und zwar aus verschiedenen Gründen; allein nicht alle Schwestern werden das vermögen. Und auch nicht alle Vorgesetzten werden sein wie mein Vater, sodass eine solche Offenherzigkeit ihnen gegenüber ratsam ist. Und weil Gott Ihnen diesen Schatz anvertraut hat, so dürfen Sie nicht meinen, dass alle ihn so bewachen wie Sie. Ich versichere Sie, ich befürchte weit mehr, dass die Menschen als die Teufel Ihnen diesen rauben. Ich weiß gar wohl, mit wem ich verkehre, und ich weiß auch, dass ich mit meinem Alter in solcher Weise verkehren kann. Wenn aber andere erfahren, wie ich rede und handle, so werden sie meinen, sie dürften dasselbe tun, und sie würden auch Grund zu dieser Meinung haben. Damit will ich nicht sagen, dass man davon ablassen soll, diese Nonnen zu lieben, sondern dass man sie recht innig lieben soll.

In meinem Wandel habe ich, trotzdem ich so verdorben bin, in Wahrheit die größte Zurückhaltung und Vorsicht beobachtet, seitdem ich Töchter als Untergebene habe. Ich dachte mir immer, der Teufel könnte ihnen durch mich eine Versuchung bereiten. Es gab meines Erachtens, Gott sei Dank, wenige bemerkenswerte Begebenheiten, in denen es sich um etwas Schweres gehandelt hätte; denn die göttliche Majestät hat mir hierin große Gnade erwiesen. Ich habe mich nämlich, ich bekenne es, beflissen, meine Unvollkommenheiten vor meinen Töchtern zu verbergen; indessen werden sie, da ich so viele Unvollkommenheiten an mir habe, mehrere davon wahrgenommen haben, z. B. die Liebe, die ich gegen Paulus trage, und meine Sorgfalt für seine Gesundheit. Oft stelle ich ihm vor Augen, was dem Orden notwendig und heilsam ist, und dass mein Betragen ein ganz anderes wäre, wenn es sich nicht um ihn handelte.

Aber wie lästig falle ich Ihnen? Lassen Sie es sich nicht verdrießen, mein Vater, dass ich eine solche Sprache führe. Denn Euere Paternität und ich sind mit einer schweren Bürde belastet, und wir haben uns zu verantworten vor Gott und der Welt. Weil Sie die Liebe kennen, die mich nötigt, so mit Ihnen zu sprechen, darum können Sie mir auch diese Freimütigkeit verzeihen. Sie werden mir [gewiss] auch die Gnade gewähren, um die ich Sie gebeten, nämlich dass Sie nie die Briefe öffentlich vorlesen, die ich an Sie richte. Bedenken Sie, dass die Geister verschieden sind und dass Vorgesetzte in manchen Stücken nicht so ganz offen zu Werke gehen dürfen. Mag ich die Briefe nun persönlich oder durch eine andere Hand an Sie richten, so wäre es doch nicht gut, wenn jemand davon Kenntnis erhielte. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob ich über Sie mit Ihnen selbst rede oder mit jemand anderem, und wäre es auch meine eigene Schwester. Wie es mir nicht angenehm wäre, dass mich jemand hörte, wenn ich mit Gott rede, oder dass mir jemand im Wege stünde, wenn ich mit ihm allein sein will, ebenso geht es mir, wenn ich mit Paulus rede…

139. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Zwei Bruchstücke. - Nachrichten über die kleine Schwester des Paters Gracián.

…Meine Elisabeth wird mit jedem Tag vortrefflicher. Komme ich zur Rekreation, was nicht oft der Fall ist, dann legt sie ihre Arbeit weg und fängt an zu singen:

»Die Mutter Stifterin
Kommt zur Rekreation;
Lasst uns tanzen, lasst uns singen,
Lasst uns ihr Musik machen!«

Dies dauert nur einen Augenblick. Außer der Rekreationsstunde ist sie in ihrer Einsiedelei in ihr Jesukind und in ihre Hirten, in ihre Arbeit und ihre Betrachtung, wie sie sagt, so vertieft, dass es zum Lobpreise des Herrn stimmt. Sie empfiehlt sich Euerer Paternität und lässt Ihnen sagen, dass sie für Sie betet. Auch hat sie ein großes Verlangen, Sie zu sehen. Die Doña Johanna und die anderen [Glieder der Familie] will sie nicht sehen. Diese seien Weltpersonen, sagt sie. Sie verschafft mir viel Unterhaltung; aber da ich soviel zu schreiben habe, so finde ich wenig Zeit, sie zu genießen…

140. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Nachrichten über Elisabeth.

…Unsere Elisabeth ist ein Engel geworden. Das ganze Wesen dieses Geschöpfes stimmt zum Lobpreise Gottes. Heute kam zufällig der Arzt durch ein Zimmer, in dem sie sich befand und das er für gewöhnlich nicht betritt. Sobald sie merkte, dass er sie gesehen, lief sie augenblicklich davon; aber, o Jammer, sie glaubte, sie sei exkommuniziert und man werde sie aus dem Kloster verstoßen. Sie verschafft uns viele Unterhaltung, und alle Schwestern haben große Liebe zu ihr, und zwar mit Recht…

141. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 19. November 1576

Angelegenheiten verschiedener Klöster und des Ordens, insbesondere den Habit und die Fußbekleidung der Nonnen betreffend.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Ihren Brief vom 3. November habe ich erhalten. Ich versichere Sie, dass mich Ihre Briefe durchaus nicht ermüden; sie bereiten mir im Gegenteil Erholung, wenn ich sonst ermüdet bin. Es gefällt mir, dass Sie jetzt auch das Datum auf Ihre Briefe setzen. Gott gebe, dass dies früher nicht deshalb unterlassen wurde, damit Sie vor Demütigung bewahrt bleiben wegen der schlecht geschriebenen Zahlen!

Um es nicht zu vergessen, bemerke ich gleich, dass mir der Brief für Pater Mariano sehr gefallen haben würde, wenn Sie darin Ihr Latein weggelassen hätten. Gott bewahre meine Töchter vor einer solchen Eitelkeit, dass sie sich als Kennerinnen des Lateins zeigen wollen! Dies soll bei Ihnen nie mehr vorkommen, und Sie dürfen es auch keiner anderen gestatten. Ich wünsche weit mehr, dass meine Töchter jene Einfalt an den Tag legten, die sich für Heilige geziemt, als dass sie sich so gewandt in der Rhetorik zeigten. Diesen Gewinn haben Sie also davon, dass Sie mir Ihre Briefe offen zusenden. Indessen werden Sie, da Sie unserem Vater gebeichtet haben, jetzt abgetöteter sein. Sagen Sie ihm, dass ich am anderen Tage bei dem Manne, von dem ich ihm geschrieben, eine Art Generalbeichte abgelegt und mir dies kaum den zwanzigsten Teil soviel Mühe gemacht habe wie damals, als ich bei ihm beichten sollte. Sehen Sie, welch garstige Versuchung!

Empfehlen Sie alle diesen meinen Beichtvater Gott! Ich bin bei ihm sehr befriedigt, und es ist gewiss nicht wenig nötig, mich zufriedenzustellen. Wie haben Sie doch so ganz recht getan, dass Sie den nicht [als Beichtvater] wählten, der mich so sehr gefoltert hat bei meiner Anwesenheit in Sevilla! Dass ich doch dort in gar keiner Weise eine Befriedigung finden konnte! Denn die Freude in der Gegenwart unseres Vaters war, wie Sie wissen, durch endlose Stürme getrübt. Euere Ehrwürden aber hätten mir Freude machen können, wenn Sie gewollt hätten. Jetzt aber freut es mich, dass Sie nicht gewollt und nun die Liebe erkennen, die ich zu Ihnen trug. Denn die Priorin von Caravaca - Gott verzeihe es ihr - bereut es jetzt auch, dass sie sich so gegen mich benommen hat. Eine solche Macht hat die Wahrheit. Heute hat sie mir einen Habit aus grobem Tuch gesendet, der mir bessere Dienste leistet als alle, die ich bisher getragen. Er ist sehr leicht und doch grob. Ich bin ihr sehr dankbar dafür; denn der andere war schon ganz abgenützt und schützte nicht mehr gegen die Kälte. Auch Hemden sandte sie mir, und das alles haben die Schwestern verfertigt. Doch trägt man hier den ganzen Sommer über keine Hemden; man denkt nicht viel daran, und es wird in diesem Kloster auch strenge gefastet. Jetzt bin ich daran, eine richtige Nonne zu werden; bitten Sie aber Gott, dass dies von Dauer sei!

Ich habe meinem Bruder mitteilen lassen, dass Sie ihm das Geld zur Verfügung stellen. Er wird es durch den Maultiertreiber von Ávila abholen lassen. Sie werden aber gut tun, wenn Sie es nicht ohne Quittung übergeben.

Erinnern Sie doch unseren Vater, dass er es sich angelegen sein lasse, sich mit dem Herzoge zu besprechen. Denn da er vielfach beschäftigt ist und ganz allein steht, weiß ich nicht, ob seine Kräfte ausreichen, wenn ihm Gott nicht wunderbarerweise beisteht. Mir ist es wohl nie in den Sinn gekommen, zu sagen, er möge nicht mehr bei den Schwestern im Sprechzimmer essen; denn ich weiß ja, dass er dessen sehr bedarf. Ich wollte, dass es, abgesehen vom Falle der Notwendigkeit, nicht oft geschehen sollte, damit es kein Aufsehen mache und man diese Erlaubnis nicht ganz zurücknehmen müsse. Die Schwestern erweisen mir im Gegenteil durch die Sorgfalt, womit sie Seine Paternität zu laben suchen, einen solchen Dienst, dass ich es ihnen gar nie vergelten kann. Sagen Sie dies den Schwestern; denn auch meine Gabriela hat mich, wie ich aus ihrem Briefe ersah, nicht recht verstanden. Empfehlen Sie mich besonders ihr, allen Nonnen und allen meinen Freunden! Schicken Sie auch einen herzlichen Gruß an Pater Anton von Jesu. Wir werden eifrig für ihn zu Gott beten, dass es mit der Heilung von seinem Übel, das mir und der Priorin recht zu Herzen gegangen ist, vorwärtsgehen möge. Dem Pater Gregor und dem Pater Bartholomäus wollen Sie mich gleichfalls empfehlen! Die Mutter Priorin von Malagón ist jetzt noch schlimmer daran als bisher. Indessen habe ich doch noch einigen Trost, weil sie sagt, die Lunge sei nicht angegriffen, sie sei nicht schwindsüchtig, und weil auch Anna von der Mutter Gottes, Nonne dahier, behauptet, sie habe dieselbe Krankheit gehabt und sei doch wieder gesund geworden. Gott kann alles.

Ich weiß nicht, was ich zu den großen Prüfungen sagen soll, womit Gott dieses Kloster zu Malagón heimgesucht hat; denn außer anderen Leiden befinden sie sich auch in großer Not. Sie haben weder Getreide noch Geld, sondern nur eine ganze Welt von Schulden. Unser Vater hat befohlen, dass man ihnen die vierhundert Dukaten, die ihnen das Kloster in Salamanka schuldig ist, zurückgeben soll. Gott gebe, dass dies hinreiche, damit sie von ihrer Not befreit werden! Ich habe schon jemand geschickt, der wenigstens einen Teil dieses Geldes in Empfang nimmt. Denn die Ausgaben in Malagón waren zahlreich und verschiedenartig. Darum wünschte ich, dass die Priorinnen in jenen Klöstern die bestimmtes Einkommen haben, und auch jene in armen Klöstern nicht zu freigebig seien; denn sonst bringt man es bald dahin, dass alles zugrundegeht.

Die arme Schwester Beatrix hatte die ganze Last zu tragen. Sie allein blieb gesund, und ihr obliegt die ganze Sorge für das Haus. Die Mutter Priorin hat sie, wie man sagt, in Ermangelung einer passenderen damit betraut.

Es freut mich sehr, dass die Schwestern in Sevilla keine Not zu leiden haben. Seien Sie nur nicht so ungeschickt, die Portoausgaben zu bestreiten und etwas anderes, als was ich Ihnen gesagt habe, auf eigene Rechnung zu schreiben. Es wäre das ein Verlust für Sie und eine Torheit.

Es macht mir Sorge, dass Fr. Andreas der Begleiter unseres Vaters ist; denn ich fürchte, dass er nicht zu schweigen weiß. Noch mehr bin ich darüber besorgt, dass unser Vater bei den Beschuhten speist. Um der Liebe Gottes willen bitte ich Sie, machen Sie ihn doch immer darauf aufmerksam und sagen Sie ihm, er möge in das Kloster de los Remedios gehen, wenn er seine Geschäfte beendigt hat. Denn es sieht das gerade so aus, als wollte man Gott versuchen. Ich habe noch viele Briefe zu schreiben [und muss darum schließen]. Die göttliche Majestät erhalte Sie mir und mache Sie alle heilig!

Heute ist der 19. November.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Wenden Sie das Blatt um!

Die Briefe, die aus Indien und Ávila kamen, habe ich, wie ich Ihnen schon mitteilte, erhalten. Ich möchte gerne erfahren, wer Ihnen diese überbracht hat und wann die Flotte wieder abgeht, damit ich Antwort zurücksenden kann.

Ich freue mich, dass die Schwestern sich so leicht in die Armut fügen können und dass mein Gott in solcher Weise für sie Sorge trägt. Er sei immerdar gepriesen! Sie haben sehr vernünftig gehandelt, dass Sie die Tuniken unserem Vater gaben; denn ich habe sie nicht nötig. Was uns allen mehr not tut, ist dieses, dass Sie unseren Vater nicht mehr bei diesen Leuten essen lassen, und dass Seine Paternität in dieser Hinsicht vorsichtig sei; denn Gott erweist uns eine besondere Gnade, dass er ihn inmitten so vieler Arbeiten gesund erhält.

Die Verbindung von Flachs und Wolle bei einem Gewebe missbillige ich; denn dies hieße der Nichtbeachtung der Konstitutionen Tür und Tor öffnen. Lieber ist es mir, wenn man sich im Falle der Not reiner Leinwand bedient, da dies in einem solchen Falle die Satzungen erlauben. Dieses Mischgewebe würde fast ebenso warm sein wie Wollenzeug, und man hätte doch weder Wollenzeug noch die ausnahmsweise gestattete Leinwand. Man bleibe also bei dem Bisherigen! Was die Anfrage betrifft, ob die Strümpfe aus Werg oder aus grobem Wollenzeug sein sollen, so war dies nie gebräuchlich und ist mir auch zuwider. Reden Sie einmal darüber mit unserem Vater, damit [in den Satzungen] da, wo von den Strümpfen die Rede ist, nicht mehr der Stoff bezeichnet werde, aus dem sie sein sollen, sondern dass nur gesagt werde: Strümpfe, die sich für Arme schicken, oder was besser ist, einfach nur: Strümpfe, ohne jede weitere Bezeichnung des Stoffes. Vergessen Sie es nicht und schreiben Sie mir darüber!

Halten Sie unseren Vater von der Visitation der Provinz zurück, solange Sie können, bis man sieht, welchen Ausgang gewisse Angelegenheiten nehmen werden. Sehen Sie nicht, welche Freude der Brief unseres Vaters der kleinen Theresia bereitet hat? Die Schwestern [in Ávila] können ihr und ihrer Tugend gar nicht genug Lob spenden. Julian berichtet Staunenswertes von ihr, und dies will viel sagen. Lesen Sie den Brief, den meine Elisabeth an unseren Vater schreibt.

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla.

142. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 26. November 1576

Anfang der zweiten Verfolgung in Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Am Tage der Opferung unserer Lieben Frau brachte man mir zwei Briefe von Ihnen mit den Briefen unseres Vaters. Unterlassen Sie ja nicht aus dem Grunde, weil unser Vater mir schreibt, mir Mitteilung über alle Einzelheiten zu machen; denn er berichtet mir nur wenig, und im Hinblick auf seine vielfachen Arbeiten muss ich mich noch wundern, dass er mir überhaupt noch schreibt. Die von Ihnen über Madrid gesandten Briefe, denen, wie Sie sagen, auch der Bericht über den entstandenen Tumult beigelegt war, sind nicht angekommen. Von meinen Briefen ging, wie ich glaube, keiner verloren, außer der im ersten Paket, worin ich Ihnen mitteilte, dass meine kleine Elisabeth das Ordenskleid erhielt und ich sehr erfreut war, als ich ihre Mutter sah. Weil in diesem Paket auch Briefe von der Priorin und den Schwestern nebst einigen Fragen an unseren Vater enthalten waren und Sie mir keine Antwort gaben, so fürchte ich, sie seien verlorengegangen. Schreiben Sie mir bei der ersten besten Gelegenheit!

In jenem Briefe berichtete ich Ihnen auch, dass ich die kleine Elisabeth im Scherze fragte, ob sie schon verlobt sei, und dass sie mir ganz entschieden zur Antwort gab: »Ja, ich bin es!« Und als ich sie wieder fragte: »Mit wem?« da antwortete sie augenblicklich: »Mit unserem Herrn Jesus Christus bin ich verlobt.«

Die Schwestern, die nach Paterna abgereist sind, habe ich sehr beneidet, nicht etwa, weil sie mit unserem Vater reisen konnten - denn daran habe ich gar nicht gedacht -, sondern weil ich sehe, dass dies ein Gang ins Leiden ist. Gebe Gott, dass es ein Anfang von dem sei, wodurch er zeigt, dass er durch unsere Schwestern wirken will! Da diese nur wenige Schwestern in jenem Kloster finden werden, so glaube ich, dass sie nicht viel zu leiden haben werden, außer vielleicht etwas Hunger, da sie dort, wie man mir sagt, nicht einmal genug zu essen bekämen. Gott sei mit ihnen! Wir beten viel für sie. Senden Sie ihnen den beiliegenden Brief auf sicherem Wege; und wenn Sie Briefe von ihnen erhalten, so schicken Sie mir diese, damit ich sehe, wie es ihnen geht. Schreiben auch Sie fleißig an diese Schwestern, sprechen Sie ihnen Mut zu und geben Sie ihnen guten Rat! So allein zu fein, ist für sie eine große Prüfung. Solange ihrer nicht mehrere sind, sollen sie nach meiner Ansicht durchaus nicht singen; denn das würde uns alle in üblen Ruf bringen. Es freut mich sehr, dass die Basen des García Alvarez gute Stimmen haben. Sie haben diese in Anbetracht der jetzigen geringen Anzahl der Schwestern wohl aufnehmen müssen, obwohl sie nur eine unbedeutende Aussteuer mitbrachten.

Ich muss staunen über das unvernünftige Begehren des Beichtvaters, dass er auch einen anderen Priester nach seiner Wahl zum Beichthören senden könne. Das wäre mir ein schöner Brauch. Da ich das Schriftstück unseres Vaters nicht gesehen, kann ich nichts sagen. Ich ging aber mit dem Gedanken um, an García Alvarez zu schreiben und ihn zu bitten, er möge, falls er etwas zu beraten habe sich nicht an solche geistliche Führer wenden, die wenig Wissenschaft besitzen, sondern sich mit gelehrten Theologen besprechen; denn diese haben mich von vielen Seelenleiden befreit. Ich wundere mich nicht über das Leiden, von dem Sie mir berichten; denn auch ich habe vieles erduldet, da man mir sagte, es sei vom bösen Feinde, was in mir vorgehe. Sobald ich von dem erwähnten Schriftstück Einsicht genommen habe, werde ich sogleich an García Alvarez schreiben und Ihnen den Brief offen senden, damit Sie ihn auch dem Prior de las Cuevas zeigen können.

Wenn Sie sich mit Acosta darüber besprechen könnten, so wäre dies nach meiner Ansicht das beste. Lesen Sie diesen Brief und dann schicken Sie ihn an ihn! Es wäre gewiss kein geringer Gewinn, wenn der dortige Rektor der Gesellschaft Jesu, wie er sagt, die Mühe auf sich nehmen wollte, Sie Beichte zu hören. Es wäre dies in vieler Hinsicht von großem Nutzen für Sie. Diese Priester der Gesellschaft Jesu dringen aber auf Gehorsam, und darum müssen Sie sich ihnen auch unterwerfen. Denn wenn uns auch das, was sie verlangen, manchmal nicht so ganz zusagt, so ist es doch gut, sich zu fügen, weil an ihrer Leitung so viel gelegen ist. Sinnen Sie auf Fragen, die Sie an sie stellen können; denn dies ist ihnen sehr lieb. Diese Väter haben auch recht, dass sie das, womit sie sich befassen, gut verrichten wollen, und sie tun es auch wirklich, wenn sie die Leitung einer Seele übernehmen. An dem Verkehr mit ihnen muss Ihnen auch viel gelegen sein; denn wenn unser Vater einmal fort ist, wären die Schwestern ja ganz verlassen.

Mir ist es nie eingefallen, zu verlangen, dass man die von Nikolaus empfohlene Kandidatin aufnehmen solle, und ich habe diesen Rat nur gegeben, weil ich meinte, Sie seien in großer Geldnot. Wenn die tausend Dukaten, die die Basen des García Alvarez als Aussteuer bekommen, bares Geld wären, so wäre es wohl recht. Gut ist es, wenn diese Personen noch warten, wiewohl sie nach meinem Dafürhalten der Aussteuer wegen nicht ganz abzuweisen sind.

Ergötzlich kam mir der Plan vor, mich nach Indien zu schicken. Gott verzeihe es diesen Leuten! Das beste wäre, wenn sie so viel Lügen auf einmal über mich verbreiten könnten, dass man ihnen gar nicht mehr glaubte. Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass Sie das Geld nicht eher an meinen Bruder schicken sollten, bis er Ihnen schreibt. Mahnen Sie unseren Vater, dass er vollzieht, was Acosta im Verein mit dem sagt, der in Bälde als Rektor der Gesellschaft Jesu nach Sevilla kommt. Pater Salazar ist hier; er geht nach Granada, um dort zu bleiben, und wird, wie er sagt, vielleicht auch nach Sevilla kommen. Ich empfahl ihm, dort mit dem Provinzial zu reden. Sollte er auch zu Ihnen kommen, so seien Sie recht freundlich mit ihm und reden Sie mit ihm über alles, was Ihnen am Herzen liegt! Sie dürfen das ganz unbekümmert tun; denn er ist sehr erfahren.

Die Mutter Priorin von Malagón befindet sich, Gott sei Dank, besser. Ich habe jetzt viel mehr Hoffnung, dass sie wieder gesund wird; denn mir hat ein Arzt gesagt, sie könne am Leben erhalten werden, da die Lunge nicht angegriffen sei, wenn sie auch eine Wunde habe. Gott gebe dies, da er weiß, wie notwendig wir sie brauchen! Unterlassen Sie nicht, ihn darum zu bitten. Empfehlen Sie mich allen Schwestern! Ich muss schließen, weil ich noch viel zu schreiben habe. An meinen Prior de las Cuevas werde ich ein andermal schreiben, um ihm meine große Freude über seine Wiedergenesung auszudrücken. Gott erhalte ihn uns sowie auch Sie, meine Tochter! Sie sagen mir nicht, ob Sie auch ganz gesund sind, und das macht mir große Sorge. An Delgado und alle Freunde meine Grüße.

Heute ist der 26. November.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Geben Sie mir jedesmal Nachricht über das Befinden des Paters Anton! An ihn, an Pater Gregor und Pater Bartholomäus meine Empfehlungen. Wenn ich sehe, was unser Vater wirkt, so preise ich unseren Herrn aus ganzem Herzen dafür, Gott möge ihm Gesundheit verleihen! Ich hoffe zu ihm, meine Töchter werden ihr möglichstes dazu beitragen.

=== 143. Brief - An Ludwig de Cepeda, ihren Großneffen, in Torrijos Toledo, am 26. November 1576 ===

Familienangelegenheiten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Ihre Briefe und die vier Dukaten habe ich erhalten. Noch in dieser Woche werden sie weiterbefördert werden. Unser Herr vergelte Ihnen Ihre liebende Sorgfalt für unsere Schwester im Kloster der Menschwerdung! Denn diese bedarf der Unterstützung am meisten. Die Schwester Beatrix von Jesu ist gegenwärtig mit der Leitung des Hauses in Malagón betraut, weil die Priorin krank ist. Sie hat viele Mühe und Arbeit, aber sie verwaltet, Gott sei Dank, ihr Amt vortrefflich. Ich hätte nie geglaubt, dass sie so fähig dazu wäre.

Es darf nicht wundernehmen, dass Sie bei Ihren so vielfachen Sorgen die Sammlung des Geistes nicht so recht bewahren können. Es liegt dies nicht in Ihrer Macht. Wenn Sie nur, nachdem Sie diese Geschäfte zu Ende gebracht haben, Ihre gewohnten frommen Übungen wieder aufnehmen, dann bin ich zufrieden. Gebe Gott, dass es Ihnen gut gehe! Kümmern Sie sich nicht darum, ob Sie etwas mehr oder weniger Glück haben; denn wenn Ihnen auch aus Ihren Geschäften ein großer Gewinn erwachsen würde, so hätte dies doch bald ein Ende. Ich empfehle mich in das Gebet der dortigen Damen, die Mutter Priorin empfiehlt sich in das Ihrige.

Heute ist der 26. November.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Ludwig de Cepeda, meinen Gebieter, in Torrijos.

144. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, Ende November 1576

Mitteilungen über die Reform des Klosters zu Paterna, über das Kloster in Sevilla und über den Orden im allgemeinen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Paternität, mein Vater, und erhalte Sie mir noch viele Jahre! Amen.

Wenn Gott nicht zu erkennen gäbe, dass alles Gute, das wir tun, von seiner Hand kommt, und das, was wir vermögen, so ganz unbedeutend ist, so könnte man, ich versichere Sie, leicht versucht werden, sich auf das etwas einzubilden, was Sie zustande bringen. Der Name des Herrn sei allezeit gebenedeit und gepriesen für immer und ewig! Amen. Es ist staunenswert, was jetzt geschieht. Was ich aber noch mehr bewundere, das ist die Ruhe, womit Euere Paternität zu Werke gehen, aus Feinden sich Freunde machen und sie zu Begründern oder, besser gesagt, zu Vollzugsorganen Ihrer Pläne machen.

Die Wahl des Paters Evangelista hat mir gefallen. Um der Liebe willen empfehlen Sie mich ihm und ebenso dem Pater Paulus, dem Gott die Freude vergelten wolle, die er uns durch seine Verse und durch den Brief der kleinen Theresia verschafft hat. Ich bin froh, dass das nicht auf Wahrheit beruht, was von den Heuschrecken und von der Ankunft der Schmetterlinge gesagt wurde. Ich hoffe, dass durch diese Schmetterlinge viel Gutes gewirkt werde, und ich glaube, dass ihre Zahl für dort genügt. Sie haben viele Neiderinnen; denn es erfüllt uns alle ein Verlangen nach Leiden. Gott helfe uns, wenn es wirklich dazu kommt! Die Reform dieses Klosters wäre eine mühevolle Arbeit, wenn dessen Geist ein schlechter wäre.

Jetzt sehen Euere Paternität, wie sehr geistliche Personen in jenem Lande zu bedauern sind. Gott sei gepriesen, dass Sie während jener Stürme zugegen waren! Was hätten die armen Nonnen ohne Sie angefangen? Und doch sind sie glücklich zu preisen; denn sie haben schon jetzt einigen Gewinn davon, und ich schlage das sehr hoch an, was Sie mir von dem Visitator schreiben, den der Erzbischof gesandt hat. Es ist unmöglich, dass dieses Kloster keinen großen Nutzen schafft, weil es uns so viel gekostet hat. Mir kommt es vor, als ob das, was Paulus jetzt leidet, unbedeutend sei im Vergleich mit dem, was er durch seine Furcht vor den Engeln ausgestanden hat.

Was Sie mir von Ihrem Betteln schrieben, hat mir sehr gefallen; Sie sagten mir aber noch nicht, wer Ihr Begleiter sei. Der Brief des Peralta, den Euere Paternität, wie Sie sagten, mit den Paketen schicken wollten, ist nicht mitgekommen, und jener, den Pater Mariano weiterbefördern sollte, ist mir nicht zugestellt worden, und er selbst schreibt mir nicht mehr; ich habe schon seit langer Zeit keinen Brief mehr von ihm erhalten. Als er mir dieser Tage einen Brief von Euerer Paternität schickte, schrieb er dazu kein Wort. Vielleicht behielt er jenen anderen Brief sowie auch das Schriftstück des García Alvarez. Einen oder zwei Briefe schickte er mir über Segovia. Anfangs glaubte ich, sie seien von Ihnen, obwohl die Adressen nicht von Ihrer Hand geschrieben waren; allein nachher sah ich, dass es nicht so war.

Zu den hiesigen Neuigkeiten gehört, dass Mathusalem, Gott sei Dank, sich viel besser befindet und auch fieberfrei ist. Es ist doch sonderbar von mir, dass mich kein Vorfall verwirren kann, so sicher hoffe ich auf einen guten Ausgang.

An Mariä Opferung habe ich zwei Briefe von Euerer Paternität erhalten, dann noch einen sehr kurzen, der mit dem Briefe an Doña Luise de la Cerda ankam. Diese war hocherfreut über Ihren Brief. In einem der angekommenen Pakete befand sich auch die Erlaubnis für Casilda. Ich habe diese schon weiterbefördert.

O wie gerne hätte Angela dem Paulus etwas zu essen gegeben, als er, wie er sagt, solchen Hunger hatte! Ich begreife nicht, wie er, nicht zufrieden mit den Leiden, wozu ihm Gott bei seinem Almosensammeln Gelegenheit gibt, noch andere sucht. Es scheint, er habe sieben Seelen, und ist ein Leben zu Ende, so beginnt ein anderes.

Mögen Euere Paternität ihn um der Liebe willen auszanken und ihm in meinem Namen für die Gnade danken, die er mir dadurch erweist, dass er so sehr besorgt ist, mir zu schreiben! Er möge dies um der Liebe Gottes willen auch fernerhin tun!

Theresia von Jesu

Was eben jetzt vorgeht, wird Esperanza, wie ich glaube, Ihnen schon gesagt haben…

145. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Verleumdung des Paters Gracián. Einige Ratschläge.

…Die Nachricht von den Verleumdungen, die gegen Euere Paternität geschleudert wurden, hat mich in Wahrheit sehr betrübt; zugleich aber war ich sehr gerührt, als ich erfuhr, wie vorsichtig Sie zu Werke gegangen sind. Ich versichere Sie, mein Vater, dass Gott Sie sehr liebt und dass Sie sein Beispiel gut befolgen. Freuen Sie sich also; denn Gott gibt Ihnen immer, um was Sie ihn bitten, nämlich Leiden. Er, der Gerechte, wird sich Ihrer annehmen. Er sei gepriesen immerdar!

Was jenes Fräulein oder jene Frau betrifft, so habe ich die feste Überzeugung, dass sie nicht so sehr unter dem Einflusse der Melancholie als vielmehr unter dem des Teufels handelt, der sie zu solchen Lügen verleitet. Etwas anderes ist es nicht. Nachdem er sie selbst schon betrogen, möchte er auch, wenn er könnte, Euere Paternität in eine Falle locken. Darum ist hier große Vorsicht notwendig, und Euere Paternität dürfen in keiner Weise ihr Haus betreten. Es darf Ihnen nicht ergehen, wie es der heiligen Marina, wenn ich nicht irre, ergangen ist, von der man sagte, sie sei die Mutter eines gewissen Kindes, und die deshalb vieles zu leiden hatte. Jetzt ist nicht die rechte Zeit für Euere Paternität, um eine solche Prüfung auf sich nehmen zu können. Soweit meine dürftige Einsicht reicht, sollten Sie sich von dieser Angelegenheit ganz lossagen. Es gibt andere, die sich mit dem Heile dieser Seele befassen können; Euere Paternität haben die Aufgabe, der großen Menge nützlich zu sein.

Beachten Sie, mein Vater, dass, wenn diese Person Ihnen den fraglichen Brief nicht als Beichtsache oder in der Beichte gegeben hat, diese Angelegenheit vor das Inquisitionsgericht gehört. Der Teufel ist voller Ränke. Nach dem, was ich habe sagen hören, ist jemand schon aus dem gleichen Grunde im Inquisitionsgefängnis gestorben. Ich glaube nun nicht, dass diese [von der ich spreche] den Brief dem Teufel übergeben hat, der ihn ihr nicht so bald wieder zurückgeben würde. Auch kann ich dem keinen Glauben schenken, was sie behauptet; denn sie ist sicherlich, Gott verzeihe es mir, eine Betrügerin, die nur daran Gefallen findet, mit Euerer Hochwürden zu verkehren. Vielleicht ist sie selbst die Urheberin dieser Verleumdung, wer weiß es? Immerhin wünschte ich, dass Sie anderswo wären, um diesem ganzen Gerede ein Ende zu machen.

Aber wie bin ich doch so boshaft! Das alles ist notwendig in diesem Leben. Denken Euere Paternität nicht daran, diese Angelegenheit in vier Monaten mehr oder weniger abzustellen. Bedenken Sie, welch eine gefährliche Sache dies ist! Es wird dort andere geben, die sich darum annehmen. Wenn etwas, wovon Sie außer der Beichte Kenntnis erlangt haben, von dieser Person zur Anzeige zu bringen ist, so seien Sie vorsichtig; denn ich fürchte, es werde sich die Sache noch mehr verbreiten und die ganze Schuld auf Euere Paternität fallen; man wird sagen, Sie hätten davon gewusst und dazu geschwiegen. Doch wie töricht bin ich! Denn Euere Paternität wissen dies ja selbst gar wohl…

146. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, im November 1576

Ermahnung zur Vorsicht seinen vielen Feinden gegenüber.

…Durch den Eilboten habe ich in der vergangenen Woche einen Brief abgesendet, worin ich dem Paulus Antwort gab bezüglich der Zungen. Joseph, mit dem ich mich besprach, hat mir gesagt, ich sollte den Paulus darauf aufmerksam machen, dass er viele sichtbare und unsichtbare Feinde habe und er sich vor ihnen in acht nehmen müsse. Darum wünschte ich, dass er nicht so viel Vertrauen auf die Ägypter und auf die Nachtvögel setze. Bitte, sagen Sie ihm dies in meinem Namen…

147. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 3. Dezember 1576

Angelegenheiten verschiedener Klöster und Personen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Erst kürzlich habe ich auf Ihre Briefe geantwortet, die aber nie so zahlreich sind wie die meinigen, die ich an Euere Ehrwürden schreibe. Sie haben mir noch nichts über die Ordnung geschrieben, die unser Vater bei Vornahme der Visitation eingehalten hat; tun Sie dieses um der Liebe willen! Gott gebe, dass der Plan, den, wie unser Vater sagt, der Visitator des Erzbischofs und Seine Paternität für seine Nonnen entworfen haben, ausgeführt werde! Denn dies wäre ein großer Gewinn. Es ist unmöglich, dass die göttliche Majestät unserem Vater nicht beisteht, da ihn ein so heiliger Eifer beseelt.

Ich habe ein großes Verlangen, von meinen Nonnen in Paterna etwas zu erfahren. Ich glaube, dass es ihnen sehr gut gehen wird. Neuestens sagt man - unser Vater wird Ihnen dies mitteilen - , dass Tostado als Generalkommissär nicht anerkannt wird. Es lässt sich also hoffen, dass die Reform der beschuhten Nonnen durch die unbeschuhten nicht auf das Kloster Paterna allein sich beschränken wird. Gott erhalte unseren Vater! Denn die Art, wie jetzt die Sachen liegen, scheint wunderbar zu sein. Das Schriftstück, das unser Vater geschrieben, damit García es lese, hat mich sehr gefreut; aber es lässt sich wirklich nicht mehr sagen, als was darin enthalten ist.

Ich habe noch nicht erfahren, wer das Amt eines Rektors erhält. Gebe Gott, dass er das tun will, was Pater Acosta sagt! Da ich Ihnen schon letzthin darüber geschrieben habe, so unterlasse ich es jetzt; denn ich weiß sonst hierüber nichts Weiteres.

Von der Priorin in Malagón habe ich nichts anderes mehr erfahren, als was ich Ihnen bereits mitgeteilt habe. Man sagte mir nämlich damals, es gehe ihr besser. Von Anton Ruiz habe ich nur gehört, dass er wieder rückfällig geworden sei; wäre er gestorben, so hätte ich es, wie ich glaube, schon erfahren. Ich empfehle mich inständig dem Gebete aller meiner Töchter; wandeln Sie mit Gott! Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.

Den beiliegenden Brief schicke ich Ihnen, damit Sie von Ihrer Theresia etwas erfahren und die Schwestern sie Gott empfehlen. Seine Majestät erhalte Sie mir!

Die Schwester Alberta hat an Doña Luise geschrieben und ihr ein Kreuz geschickt; aber Sie haben ihr noch nicht geschrieben. Es ist unglaublich, welch große Freude sie an allem hat, was von ihren Nonnen kommt. Auch an Doña Guiomar, die bereits vermählt ist, haben Sie nicht geschrieben. Seien Sie in keiner Weise undankbar; Gott sei mit Ihnen!

Heute ist der 3. Dezember.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

148. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 7. Dezember 1576

Klosterangelegenheiten in Sevilla und Lob des Paters Gracián. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

Heute, am Vorabend von Mariä Empfängnis, schickte mir der Maultiertreiber Ihre Briefe zu und ließ mir sagen, ich möchte mit der Antwort eilen. Darum müssen Sie, meine Tochter, verzeihen, wenn ich mich diesmal kurz fasse; denn es ist dies durchaus nicht mein Wille. Vielmehr möchte ich mich lange mit Ihnen befassen, da ich fürwahr eine große Liebe zu Ihnen trage. Jetzt insbesondere verpflichten Sie und Ihre Töchter mich um so mehr durch die Sorgfalt, mit der Sie unseren Vater verpflegen, wie er sagt; dadurch ist meine Liebe zu Ihnen noch inniger geworden. Dass Sie dies mit jener Umsicht tun, die ich Ihnen angeraten, freut mich sehr. Nach meiner Ansicht gibt es keinen Oberen und wird es auch keinen geben, mit dem man auf solche Weise verkehren könnte. Weil ihn der Herr für die Anfänge der Reform erwählt hat und dieser Anfangszustand nicht immer dauert, darum werden wir wohl nach meiner Ansicht nie mehr einen Mann erhalten, der ihm gleichkäme. Sind aber die Vorgesetzten nicht mehr so [heilig] wie er, dann würde durch ein solches Verhalten gegen sie der Unordnung Tür und Tor geöffnet werden, und dies wäre ein größeres Übel, als wir uns denken können. Es wird aber wohl nie mehr eine solche Notwendigkeit eintreten wie jetzt, wo wir mit größter Vorsicht zu Werke gehen müssen, da wir im Kriegszustande leben.

Gott vergelte Euerer Ehrwürden die Sorgfalt, mit der Sie mir die Briefe [unseres Vaters] zukommen lassen! Denn diese sind mein Leben. Diese Woche hat man mir alle drei Briefe, die Sie mir nach Ihrer Meldung geschrieben haben, überbracht. Kommen sie auch auf einmal, so werden sie doch nicht ungern angenommen. Der Brief der Schwester vom heiligen Franziskus hat mich zur Andacht gestimmt. Man könnte ihn drucken lassen. Was unser Vater zustande bringt, scheint fast unglaublich zu sein. Gepriesen sei der Herr, der ihm solche Fähigkeit verliehen hat! Ich wünsche von Herzen, dem Herrn gebührenden Dank erweisen zu können für die Gnaden, die er uns gewährte, insbesondere für die Wohltat, dass er uns diesen Mann zum Vater gegeben hat.

Ich begreife hier, meine Tochter, die Trübsal und die Vereinsamung, in der die dortigen Schwestern sich befinden. Gebe Gott, dass das Übel der Mutter Subpriorin nicht von Bedeutung sei! Es würde mir dies schon deshalb leid tun, weil dabei Euere Ehrwürden noch mehr auszustehen hätten. Sehr hat es mich gefreut, dass der Aderlass für Sie guten Erfolg hatte. Wenn der Arzt Ihre Krankheit erkennt, so wünschte ich nicht, dass Sie sich von einem anderen behandeln lassen. Gott möge dafür Sorge tragen!

Beiliegenden Brief von der Priorin in Malagón hat man mir heute gebracht; es ist schon viel, dass es nicht schlimmer mit ihr geht. Was ich nur immer zur Herstellung ihrer Gesundheit und zu ihrem Troste tun kann, will ich tun; denn abgesehen davon, dass ich ihr zu großem Danke verpflichtet bin, ist mir an ihrer Gesundheit viel gelegen. Aber noch weit mehr Interesse habe ich an der Gesundheit Euerer Ehrwürden. Glauben Sie mir dies gewiss und bedenken Sie selbst, ob ich nicht wünschen muss, dass Sie gesund seien.

Aus beiliegendem Blatte werden Sie ersehen, dass Pater Mariano Ihren Brief erhalten hat. Was den Brief meines Bruders betrifft, so habe ich Ihnen schon früher mitgeteilt, dass ich ihn mit anderen Briefen zerrissen haben muss; denn er lag offen da und konnte nicht anders abhanden gekommen sein. Es hat mir dies recht leid getan, und ich habe mir viele Mühe gegeben, ihn aufzusuchen, da er vortreffliche Einzelheiten enthielt. Eben hat mir mein Bruder mitgeteilt, er habe Ihnen durch den Maultiertreiber von Sevilla einen Brief übersandt. Darum schreibe ich nichts weiter von ihm, als dass seine Seele im innerlichen Gebet große Fortschritte gemacht hat und dass er viel Almosen gibt. Möchten Sie und Ihre Schwestern ihn sowie auch mich allezeit Gott empfehlen! Der Herr sei mit Ihnen, meine Tochter!

Es bereitet mir größeren Schmerz, zu erfahren, dass der Prior von Sevilla sein Amt nicht gut verwaltet, als zu wissen, dass er so kleinmütig ist. Unser Vater sollte ihn ernst zurechtweisen und ihm vor Augen stellen, wie sehr sein Verhalten zu tadeln ist. Er wird es gewiss auch tun. Empfehlen Sie mich allen, insbesondere dem Pater Gregor sowie dem Nikolaus, wenn er noch nicht abgereist ist, und allen meinen dortigen Töchtern! Die Briefe der Gabriela; grüßen Sie mir diese sowie auch die Subpriorin. O könnte ich Ihnen doch von jenen Nonnen, die sich hierzulande in Überzahl melden, einige zusenden! Doch Gott wird Ihnen Leute zur Verfügung stellen. Die Angelegenheit der Flotte will ich ihm gerne empfehlen. Ich erkenne gar wohl, was das Kloster ausstehen muss, und es macht mir dies große Sorge. Ich hoffe jedoch zu Gott, er werde für alles sorgen, wenn Sie nur gesund sind. Seine Majestät erhalte Sie mir und mache Sie recht heilig! Amen.

Es bereitet mir große Freude, dass Sie jeden Tag mehr erkennen, was Sie an unserem Vater haben. Ich habe ihn schon schätzen gelernt, als ich in Veas mit ihm zusammenkam. Von Veas und von Caravaca hat man mir heute einige Briefe gebracht. Den von Caravaca sende ich Ihnen hier, damit unser Vater und Sie ihn lesen mögen. Sie müssen ihn mir jedoch wieder mit demselben Maultiertreiber zurücksenden; denn ich habe ihn wegen der Angelegenheit der Aussteuer, von der darin die Rede ist, notwendig. In dem Brief, den man von diesem Kloster an die hiesige Priorin schrieb, beklagt man sich sehr über Euere Ehrwürden.

Nächstens werde ich an unsere Schwestern in Caravaca eine Statue unserer Lieben Frau senden, die sehr schön und groß, aber nicht bekleidet ist. Auch eine Statue des heiligen Joseph wird für sie angefertigt. Für diese beiden Statuen werden die Schwestern nichts zu bezahlen haben. Die dortige Priorin verwaltet ihr Amt sehr gut. Euere Ehrwürden haben sehr vernünftig gehandelt, dass Sie mich auf das Kneifen aufmerksam machten. Diese Unsitte rührt noch vom Kloster der Menschwerdung her.

Heute ist, wie schon erwähnt, der Vorabend von Mariä Empfängnis des Jahres 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Unser Vater hat mir auf alle Briefe vollständig geantwortet und mir die Vollmachten übersendet, um die ich ihn gebeten. Küssen Sie statt meiner die Hand Seiner Paternität!

Anschrift: An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla.

149. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Sevilla

Toledo, am 7. Dezember 1576

Verschiedene merkwürdige Vorgänge bei seiner Visitation und seinen Reformen.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater! Sooft ich einen Brief von Ihnen erhalte, was jetzt so häufig der Fall ist, möchte ich Euerer Paternität aufs neue die Hand küssen; denn ich weiß nicht, wie es mir ohne diese Hilfe an dem Orte ergangen wäre, an dem Sie mich belassen haben. Gott sei gepriesen für alles! Am vergangenen Freitag habe ich einige Briefe von Ihnen beantwortet; die anderen, die Sie in Paterna und in Trigueros geschrieben, hat man mir heute überbracht. In diesem letzteren sind Sie so überaus besorgt, und zwar mit Recht.

So viele Gründe Sie auch für Ihr Verbleiben in Andalusien haben mögen, so wäre es doch mit Rücksicht auf den so sehr drängenden Brief des Engels mein Wunsch, Sie möchten nicht unterlassen, zu ihm zu reisen, sobald Sie die Angelegenheit mit dem Herrn Marquis und seiner Gemahlin zu Ende geführt haben, wenn es Ihnen auch einige Mühe kostet. Denn sollte der Engel auch nicht das Rechte treffen, so lässt sich doch über diese Sachen brieflich schwer verhandeln. Zudem verdanken wir ihm so vieles, und es scheint wirklich, Gott habe ihn zu unserem Beistand gesendet, so dass selbst eine Irrung, die infolge seines Gutachtens geschähe, uns heilbringend werden würde. Sehen Sie doch, mein Vater, darauf, dass Sie ihm in keiner Weise einen Verdruss bereiten; ich bitte Sie darum um der Liebe Gottes willen. Sie sind dort ganz verlassen von jedem guten Rat, und es würde mir recht leid tun, wenn Sie ihn betrübten.

Es schmerzt mich sehr, dass jener Santoya, wie mir die Priorin schreibt, sein Amt nicht gut verwaltet, und zwar mehr noch als sein Kleinmut. Reden ihm doch Euere Paternität um der Liebe Gottes willen so zu Herzen, dass er einsieht, es gebe auch für ihn eine Gerechtigkeit wie für andere.

Ich schrieb diesen Brief mit solcher Eile, dass ich nicht sagen konnte, was ich wollte. Als ich ihn anfangen wollte, kam ein unerwarteter Besuch; nun ist es völlig Nacht geworden, und man muss ihn dem Maultiertreiber übergeben. Da die Beförderung durch diesen Mann sehr sicher ist, so will ich nicht unterlassen, nochmal zu schreiben, was ich Ihnen schon mitgeteilt habe. Das Königliche Ratskollegium hat nämlich Verwahrung dagegen eingelegt, dass Tostado in den vier Provinzen visitiere, wie jener versicherte, der von dieser Verwahrung selbst Einsicht genommen; er berichtete dies hierher, und man hat mir seinen Brief vorgelesen. Ich halte zwar den, der mir diesen Brief vorlas, nicht für sehr wahrheitsliebend, allein ich glaube, dass er hierin die Wahrheit sagte, und ich habe auch verschiedene Gründe, anzunehmen, dass er mich nicht anlog. Sei es nun so oder anders, ich hoffe zu Gott, dass alles gut gehen werde, da er durch Paulus solche Wunderwerke vollbringt. Hätte ich auch sonst keinen Grund, Seiner Majestät treu zu dienen, so wäre diese Gunstbezeigung allein schon Grund genug. Ja, es ist wahrhaftig zum Erstaunen, wie alles sich so gut gestaltet. Schon seit langem hat Esperanza mir gegenüber dem Paulus kein Lob mehr gespendet, jetzt aber lässt sie mir Wunderdinge sagen und mich ersuchen, dass ich ihm Beifall spende. Was wird sie erst sagen, wenn sie erfährt, was in Paterna geschehen ist? Wahrhaftig, ich bin voll des Staunens, da ich sehe, wie der Herr nach der ihm eigentümlichen Weise Leiden mit Freuden vermengt; das ist in Wahrheit der Weg, auf dem er uns sicher führt.

Theresia von Jesu

Obwohl es mir einerseits große Freude bereitet, wenn Sie, mein Vater, von Ihren Leiden erzählen, so entsetze ich mich doch auch anderseits über jene falsche Anschuldigung, zwar nicht so sehr deshalb, weil sie Euere Paternität berührt, als vielmehr wegen der anderen Partei. Wenn diese Leute keinen Zeugen finden, so verfallen sie auf eine Person, von der sie glauben, dass sie kein Zeugnis abgeben werde. Allein, sie wird sich selbst und ihren Sohn Elisäus so verteidigen, dass alle Zeugen der ganzen Welt es nicht besser zu tun vermöchten.

Gestern erhielt ich einen Brief von einem Pater aus der Gesellschaft Jesu und von einer Dame aus Aguilar del Campo, einer kleinen Stadt, dreizehn Meilen von Burgos entfernt. Diese Dame ist Witwe, sechzig Jahre alt und hat keine Kinder. Sie wurde von einer schweren Krankheit heimgesucht und wollte ihr Vermögen, das aus einer Rente von sechshundert Dukaten nebst einem schönen Hause und Garten besteht, zu einem guten Werke verwenden. Dieser Pater erzählte ihr von unseren Klöstern, und was er ihr sagte, gefiel ihr so gut, dass sie in ihrem Testamente all ihr Vermögen zur Gründung eines solchen Klosters vermachte. Nun ist sie wieder gesund geworden und hat ein großes Verlangen, ihr Vorhaben noch bei Lebzeiten ins Werk zu setzen. Sie schrieb deshalb an mich und bat um Antwort. Der Ort scheint mir zwar weit entfernt, aber vielleicht ist es doch Gottes Wille, dass diese Gründung zustande kommt.

Auch gibt es in Burgos so viele Jungfrauen, die in unseren Orden eintreten möchten, dass es ein Jammer ist, sie abweisen zu müssen, da man kein Kloster hat, um sie aufzunehmen. Daher will ich dieser Dame einstweilen keine abschlägige Antwort geben, sondern ihr nur schreiben, dass ich mich vorerst noch genau erkundigen wolle. Dies werde ich sowohl bezüglich der Gegend als auch aller übrigen Verhältnisse tun. Inzwischen werde ich erfahren, was in dieser Beziehung Ihr Wille ist und ob Sie kraft Ihres Breves die Errichtung von Nonnenklöstern gestatten können. Wenn dann auch ich nicht hingehen kann, so werden Euere Paternität immerhin andere Nonnen zur Gründung senden können. Vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, was ich in dieser Hinsicht tun soll. In Burgos kenne ich schon Leute, die mir die nötigen Aufschlüsse geben können. Vorausgesetzt, dass diese Dame all ihr Eigentum herschenkt - und ich glaube auch, dass sie dies tun wird -, so mag es sich wohl auf neuntausend Dukaten belaufen und mit den Häusern selbst auf mehr. Auch ist der Ort nicht weit von Valladolid entfernt. Das Klima muss wohl sehr kalt sein, allein die Dame schreibt, dass man dagegen hinreichende Schutzmittel habe.

O wie gerne möchte ich, mein Vater, bei Ihnen sein, um Ihre Sorgen mit Ihnen zu teilen! O wie gut ist es für Sie, dass Sie Ihre Klagen vor jener laut werden lassen, die an Ihren Leiden so innigen Anteil nehmen muss! Wie sehr freut es mich, dass Sie sich um diese Heuschrecken so väterlich annehmen! Da müssen herrliche Früchte in jenem Kloster erblühen. Die Mutter [Elisabeth] vom heiligen Franziskus hat mir, ich versichere Sie, einen sehr geistreichen Brief geschrieben. Gott sei mit diesen seinen Dienerinnen! Dass sie mit solcher Liebe an Paulus hängen, bereitet mir große Freude, ja ich bin darüber noch mehr erfreut als über die Liebe, die Paulus zu ihnen trägt. Was die Nonnen von Sevilla betrifft, so liebte ich sie schon früher, aber jetzt liebe ich sie mit jedem Tag noch inniger, weil sie solche Sorgfalt auf die Verpflegung dessen verwenden, dem ich so gerne allezeit all meine Pflege und all meine Dienste widmen möchte. Gott sei gepriesen, dass er Ihnen eine so gute Gesundheit verleiht! Seien Sie doch, was das Essen in diesem Kloster betrifft, nicht sorglos, ich bitte Sie darum um der Liebe Gottes willen. Ich bin gesund, und es freut mich, dass ich von Euerer Paternität so häufig Nachricht bekomme. Seine Majestät erhalte Sie mir und mache Sie so heilig, wie ich sie darum bitte! Amen.

Heute ist der Vorabend der Empfängnis unserer Lieben Frau.

Euerer Paternität unwürdige Tochter

Theresia von Jesu

150. Brief - An Pater Gracián in der Umgebung von Sevilla

Toledo, Ende November oder Dezember 1576

…Ich freue mich darüber, dass Euere Paternität nicht bei Pater Antonius sind. Da er sieht, dass ich an Sie so viele Briefe richte und an ihn so wenige, so ist ihm das, wie man mir sagt, peinlich. O Jesus, was ist es Großes um eine Seele, die eine andere versteht! Dieser Pater findet hier eine Gelegenheit zu tadeln und verliert darüber die Ruhe …

151. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Andalusien

Toledo, Mitte Dezember 1576

Reform der beschuhten Karmelitinnen zu Paterna und einige Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

O welch einen guten Tag habe ich heute gehabt, da Pater Mariano mir alle Briefe geschickt hat, die Euere Paternität an ihn geschrieben! Es ist nicht notwendig, dass Sie ihm hierzu einen Auftrag geben; er tut es jetzt schon selber, nachdem ich ihn darum gebeten. Kommen diese Briefe auch spät an mich, so gewähren sie mir doch großen Trost.

Indessen erweisen Sie mir dadurch einen großen Liebesdienst, dass Sie mir das Wesentliche der Vorkommnisse selber schreiben. Denn die Briefe, die Sie an Pater Mariano richten, kommen, wie gesagt, erst nach langer Zeit an mich, während jeder andere, den Sie durch seine Hand an mich gelangen lassen, sogleich von ihm befördert wird. Denn wir sind ganz gute Freunde.

Was mich zum Lobpreise unseres Herrn veranlasste, das ist die Art und Weise, die Anmut und vor allem die Vollkommenheit, die in Ihren Briefen zutage treten. O mein Vater, welch eine Majestät enthalten die Worte, die sich auf die Heiligkeit unseres Standes beziehen, und welch einen Trost verschaffen sie meiner Seele! Würden wir uns gegen Gott auch nicht um des Heiles willen getreu erweisen - denn daraus erwächst es uns ja -, sondern nur um des Ansehens willen, das er seinen Stellvertretern verleiht, so hätten wir schon den größten Gewinn davon. Da sehen Euere Paternität deutlich, dass Sie bei Seiner Majestät gut stehen. Der Herr sei gepriesen für alles, dass er mir so große Gnaden erweist und Ihnen so viel Licht und Kraft sendet! Ich weiß nicht, wie ich ihm das genügend ersetzen kann.

Der Brief, den Sie in betreff des Paters Tostado von Trigueros aus schrieben, war, ich muss es gestehen, vortrefflich. Sie haben gut gehandelt, dass Sie die Briefe zerrissen haben, in denen man wegen der bewussten Angelegenheit bei Ihnen Fürbitte einlegte. Kurz, mein Vater, Gott steht Ihnen bei und unterweist Sie, wie man sagt, klar, was Sie in allem zu tun haben. Seien Sie ohne Furcht, Ihr großes Werk wird segensreichen Erfolg haben. O welchen Neid habe ich darüber, dass Euere Paternität und Pater Anton so viele Sünden verhüten! Und ich habe dahier nur fromme Regungen.

Sagen Sie mir doch, worauf sich die Anklage gründet, die gegen die Ehre jener Jungfrau im Kloster erhoben wurde. Es scheint mir der größte Unsinn zu sein, eine solche Verleumdung auszusprechen. Aber das, was Sie mir tags darauf schrieben, geht doch über alles. O halten Sie es ja für keine kleine Gnade von Gott, dass Sie solche Prüfungen mit so vollkommener Ergebung zu ertragen vermögen. Ich versichere Sie, dass Ihnen der Herr auf diese Weise die Dienste bezahlt, die Sie ihm dort erweisen. Dies wird indessen nicht die einzige Gnade sein.

Ich bin erschrocken über jenes große Unglück, besonders insoferne es jene Messen betrifft. Ich begab mich sogleich in den Chor, um Gott für diese Seelen um Hilfe anzuflehen. Unmöglich kann die göttliche Majestät ein solch frevelhaftes Beginnen weiter um sich greifen lassen, nachdem schon die Wege zu dessen Aufdeckung eingeleitet sind.

Alle Tage lerne ich die Kraft des Gebetes mehr kennen und welch einen Wert eine Seele vor Gott haben muss, die einzig zu seiner Verherrlichung für andere betet. Ich bin überzeugt, und auch Sie, mein Vater, dürfen es glauben, dass mein Wunsch, weswegen diese Klöster gestiftet wurden, wirklich in Erfüllung geht, nämlich dass man unablässig zu Gott bete, er wolle denen beistehen, die zu seiner Ehre und in seinem Dienste arbeiten, da wir Frauenspersonen zu sonst nichts tauglich sind. Wenn ich das vollkommene Leben dieser Nonnen betrachte, so wundere ich mich nicht, dass sie so vieles vom Herrn erlangen. Es hat mich gefreut, den Brief zu lesen, den die Priorin in Paterna an Sie geschrieben, und daraus zu ersehen, welch große Geschicklichkeit Ihnen Gott zu allem verleiht. Ich hoffe zu ihm, dass diese Schwestern großen Nutzen schaffen werden, und es ist in mir ein inniges Verlangen erwacht, diese Stiftungen weiterzuführen.

Ich habe Euerer Paternität schon von dem Projekt einer Stiftung geschrieben. Nun schreibt mir die Priorin von Medina in betreff jener Stiftung beiliegenden Brief. Was die Stifterin geben will, sind nicht tausend Dukaten, sondern nur sechshundert. Es wäre schon möglich, dass jene Person, die die Stiftung wünscht, den Rest für jetzt zurückbehält. Ich habe diese Angelegenheit mit Doktor Velásquez besprochen, denn ich hatte noch Gewissenszweifel, ob ich in dieser Sache gegen den Willen des Generals handeln dürfe. Er hat mir sehr zugeredet, Doña Luise zu veranlassen, dass sie an den Gesandten schreibe, damit dieser die Erlaubnis vom General erwirke. Er sagt, der Gesandte werde dem General schon die nötige Aufklärung geben; sollte aber dieser die Erlaubnis verweigern, so möge man das Bittgesuch an den Papst selbst richten und darin hervorheben, dass diese Klöster Spiegel der Vollkommenheit für Spanien seien. So gedenke ich auch zu handeln, wenn Euere Paternität nicht etwas anderes für gut halten.

Ich habe geantwortet, dass ich warten werde, bis hinreichende Erkundigungen über das Projekt dieser Stiftung eingezogen wären; ich habe deshalb auch bereits an meinen guten Freund, Magister Ripalda, der sein Amt als Rektor des Jesuitenkollegiums zu Burgos beendigt, geschrieben, er möge sich erkundigen und mir dann Nachricht geben. Wenn das Projekt passend wäre, schrieb ich, dann würde ich Vertrauensmänner senden, um alles in Augenschein zu nehmen und über die Stiftung zu verhandeln. Wenn also Euere Paternität damit einverstanden sind, so könnten wohl Anton Gaytán und Julian de Ávila sich auf den Weg begeben, sobald die bessere Jahreszeit kommt. Euere Paternität müssten ihnen aber eine Vollmacht ausfertigen, damit sie alles in Ordnung bringen, wie es in Caravaca geschehen ist. Dann müsste ich nicht zur Stiftung hinreisen. Werden auch noch mehrere Nonnen zur Reformierung irgendeines Klosters gesendet, so reichen sie doch überall hin, wenn in den Klöstern wie in Sevilla nur wenige zurückbleiben. Ich bin auch der Ansicht, dass von den anderen Klöstern, in denen mehr Nonnen sich befinden als in Paterna, nicht bloß zwei gesendet werden, und ich hätte nichts dagegen, wenn in Paterna auch eine Laienschwester wäre, da wir ja so vortreffliche haben.

Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass es für Nonnenklöster kein Heil gibt, wenn nicht die Obern für Wahrung der Klausur im Innern sorgen. In dieser Beziehung steht das Kloster der Menschwerdung als Muster da, so dass man Gott dafür preisen muss. O wie sehr würde ich wünschen, dass alle diese Nonnen befreit wären von der Unterwürfigkeit unter die Beschuhten! Bilden wir einmal eine eigene Provinz, dann werde ich für die Aufrechterhaltung einer strengen Klausur mein Leben einsetzen; denn von dieser Seite kommt alles Unheil in diesen Klöstern, und da hilft nichts dagegen. Wenn auch in anderen Klöstern, die den Ordensobern unterstehen, die strenge Zucht erschlafft, so tritt dies doch nicht in so erschreckender Weise zutage wie in jenen, die den Bischöfen unterworfen sind; dass dies in letzteren der Fall ist, setzt mich in Staunen. Würden die Vorgesetzten bedenken, welch schwere Verantwortung auf ihnen lastet, und würden sie jene Sorgfalt anwenden wie Euere Paternität, dann stünde es um diese Klöster ganz anders. Es wäre gewiss kein geringer Erweis der göttlichen Barmherzigkeit, wenn von heiligen Seelen unaufhörlich Gebete für die Kirche Gottes zum Himmel emporstiegen.

Was Sie in betreff der Änderung des Habits sagen, scheint mir sehr gut zu sein. Innerhalb eines Jahres kann man den neuen Habit allen Schwestern des Klosters geben. Ist es einmal geschehen, so bleibt es geschehen, und gibt es auch Unruhe, so dauert es nur kurze Zeit. Werden einige bestraft, so werden alle anderen schweigen; denn Frauenspersonen sind zum großen Teil furchtsam. Um der Liebe willen bitte ich Sie, nicht zu gestatten, dass jene Novizinnen im Kloster verbleiben, da sie so schlecht das Ordensleben beginnen. Es muss uns viel daran gelegen sein, dass die Reform dieses Klosters gelingt, da es das erste ist, bei dem der Versuch gemacht wird. Ich versichere Sie, dass diese Nonnen Ihnen ihren Dank durch die Tat beweisen würden, wenn sie Ihre Freundinnen wären.

Die Strenge unseres Paters Antonius hat mir gefallen. Für einige Nonnen war sie, wie ich weiß, nicht unnütz. An einem strengen Verfahren ist außerordentlich viel gelegen; denn ich kenne die Frauennatur. Strenge hätte bisher vielleicht manches sündige Wort verhindert, und diese Nonnen wären auch gefügiger geworden. Strenge und Milde muss man anwenden; denn so tritt uns auch unser Herr vor Augen. Halsstarrigen Leuten gegenüber gibt es kein anderes Mittel als Strenge.

Ich wiederhole, dass unsere armen Nonnen in Paterna zu vereinsamt sind. Erkrankt eine von ihnen, so ist das Elend groß; doch Gott wird ihnen die Gesundheit erhalten, da er weiß, wie sehr sie ihrer bedürfen. Alle Ihre Töchter hierzulande befinden sich wohl. Nur die in Veas martert man mit Prozessen fast bis zu Tode. Man darf sich jedoch nicht wundern, wenn sie jetzt etwas zu leiden haben, nachdem die Gründung dortselbst ohne jede Schwierigkeit vor sich gegangen ist. Nie werde ich mehr so glückliche Tage haben als jene, die ich dort bei meinem Paulus verlebte. Es hat mir gefallen, dass er sich »Ihr geliebter Sohn« unterschrieben hat. Und als ich allein war, rief ich sogleich aus: »Er hat recht!« Es war eine große Freude für mich, als ich diesen Ausdruck las; noch mehr aber würde ich erfreut sein, wenn er seine Geschäfte so glücklich zu Ende gebracht hätte, dass er wieder zu uns käme. Ich hoffe zu Gott, dass dies in seiner Macht liegen wird.

Die Krankheit der Priorin in Sevilla macht mir großen Kummer; denn man würde nicht leicht eine andere finden, die so gut für dieses Land passt. Sorgen doch Euere Paternität dafür, dass sie gut gepflegt wird und dass sie Mittel gegen dieses andauernde Fieber anwendet.

O wie gut geht es mir mit meinem Beichtvater! Als Buße gibt er mir auf, dass ich alle Tage ein wenig mehr esse als gewöhnlich und dass ich mich gut pflege.

Meine Tochter Elisabeth ist eben bei mir und beklagt sich darüber, dass Euere Paternität sie so zum besten haben und ihr keine Antwort geben. Ich gab ihr dieser Tage ein Stück einer Melone; sie sagte mir, dass diese sehr kalt sei und sie sich damit die Kehle erfroren habe. Ich versichere Sie, dieses Kind ist so anmutig in seinen Reden, allezeit so heiter und freundlich, dass es mich sehr an meinen Vater erinnert. Möge Gott es weit mehr als mich behüten! Amen, Amen.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass die Schwestern in Sevilla eine übermäßige Furcht vor ihrer Priorin und dennoch die Gewohnheit haben, ihr manches zu sagen, was Vorgesetzten gegenüber unpassend ist. Was die Studierenden betrifft, die ihnen Dienste leisten, so muss man achthaben.

Die Tochter Euerer Paternität

Theresia von Jesu

152. Brief - An Pater Ambrosius Mariano vom heiligen Benedikt in Madrid

Toledo, am 12. Dezember 1576

Erklärung einiger Vorschriften in den Satzungen der Brüder und einige Aufschlüsse über damalige Vorfälle.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Die Briefe, mit denen Sie auch jenen von der Priorin in Paterna schickten, habe ich erhalten. Die vielen anderen Briefe, von denen Sie sprechen, werden vielleicht morgen, Donnerstag, ankommen; sie werden auf diesem Wege sicher eintreffen und nicht verlorengehen. Die übersandten Briefe sowie auch der von Euerer Hochwürden haben mich sehr gefreut. Gott sei gepriesen für alles!

O mein Vater, welch große Freude erfüllt mein Herz, wenn ich sehe, dass durch ein Glied unseres Ordens, in dem Gott so schwer beleidigt wurde, so Großes zur Ehre und Verherrlichung des Herrn und zur Verhütung so vieler Sünden gewirkt wird! Nur der Gedanke, dass ich zu gar nichts tauge, macht mich überaus traurig und erweckt heftigen Neid in mir; denn mein Verlangen geht dahin, von Gefahren und Mühseligkeiten umgeben zu sein, um teilnehmen zu können an der reichen Beute derer, die für die Sache Gottes streiten. Manchmal, wenn ich meine Armseligkeit betrachte, freue ich mich, hier in Ruhe zu sein; allein wenn ich dann wieder erfahre, welche Leiden und Mühseligkeiten andere ausstehen, möchte ich vergehen vor Verlangen, daran teilzunehmen, und ich beneide insbesondere unsere Schwestern in Paterna. Meine größte Freude besteht darin, dass Gott anfängt, sich der unbeschuhten Nonnen zu seiner Verherrlichung zu bedienen; und oftmals, wenn ich so mutige Seelen in diesen Klöstern sehe, meine ich, dass Gott ihnen unmöglich solchen Mut verleihen würde, wenn er nicht eine besondere Absicht dabei hätte. Und wenn auch die Schwestern, die im Kloster zu Paterna sich befinden, dortselbst nichts anderes erreichen, als dass diese Beleidigungen Gottes ein Ende nehmen, so bin ich schon ganz zufrieden. Um wieviel mehr muss ich mich aber freuen, da ich die Hoffnung habe, Seine Majestät werde sich ihrer bedienen, um noch größeren Nutzen zu schaffen.

Vergessen Euere Hochwürden nicht, zu veranlassen, dass in der Erklärung der Satzungen [für die Brüder] die Bestimmung beigefügt werde, man könne auch zur Stiftung von Nonnenklöstern die Erlaubnis geben. Hier habe ich den Doktor Velásquez, einen Kanonikus an der Domkirche, zum Beichtvater. Dieser ist ein sehr gelehrter Theologe und ein großer Diener Gottes, wie Sie es erfahren können. Er ist durchaus dagegen, dass man mit der Stiftung von Nonnenklöstern noch länger aussetze, und er hat mir befohlen, durch Vermittlung der Doña Luise den Gesandten in Rom zu bestimmen, dass er vom Pater General, und wenn es ihm bei diesem nicht gelinge, vom Papste selbst die Erlaubnis erwirke, dem man in diesem Falle vorstellen sollte, wie diese Klöster Spiegel der Vollkommenheit für ganz Spanien seien. Er selbst, sagt er, werde das Bittgesuch aufsetzen.

Ich habe Ihnen schon berichtet, dass uns eine Stiftung angeboten wurde; ich bitte Sie, mir hierüber und über den Vorschlag des Doktor Velásquez ihre Ansicht mitzuteilen. Mit dem mir zugesandten Billette haben Sie mir großen Trost bereitet. Gott vergelte es Ihnen! Übrigens war das, was Sie mir sagten, schon tief in meinem Herzen eingewurzelt. Aber warum berichten Sie mir denn gar nichts über Pater Balthasar? Entrichten Sie allen meine Empfehlungen!

Wenn Pater Johannes von Jesu sagt, es sei mein Wille, dass unsere Brüder barfuß gehen, so kommt mir dies sonderbar vor; denn gerade ich habe es dem Pater Anton immer untersagt. Da hätte er sich doch gewaltig geirrt, wenn er dies im entgegengesetzten Sinn verstanden hätte. Mein Verlangen ging dahin, es möchten tüchtige Männer in unseren Orden eintreten, die nicht durch allzugroße Strenge abgeschreckt würden. Was aber bezüglich der Kleidung neu eingeführt wurde, war notwendig, damit sich unsere Brüder von denen der milderen Observanz unterscheiden. Es könnte sein, dass ich einmal gesagt hätte, die Brüder würden mit Sandalen ebenso Frost leiden als ohne sie. Was ich aber in dieser Beziehung sicher sagte, besteht darin, dass es sich für unbeschuhte Brüder keineswegs schicke, sich stattlicher Maultiere zu bedienen. Dies dürfe nie gestattet werden, außer bei einer weiten Reise und im Falle einer großen Not; denn das eine passe nicht zum anderen. Es waren nämlich einige junge Brüder auf Maultieren hier angekommen, die nur eine kurze Strecke Weges zu machen hatten und wohl auch zu Fuß hätten gehen können. Ich behaupte immer wieder, dass es unpassend ist, wenn solch junge, unbeschuhte Brüder sich gut gesattelter Maultiere bedienen. Das andere aber ist mir gar nicht in den Sinn gekommen; denn unsere Brüder sind barfüßig genug, wenn sie auch Sandalen tragen. Machen Euere Hochwürden diese Brüder aufmerksam, sie sollen sich nur an das Gewöhnliche halten und schreiben Sie darüber an unseren Vater!

Was ich diesem besonders ans Herz legte, war dieses, dass er dafür sorgen möchte, den Brüdern reichliche Nahrung zukommen zu lassen. Ich denke immer daran, was Euere Hochwürden mir hierüber gesagt haben, und es macht mir dies oft großen Kummer. Erst gestern oder heute, bevor mir Ihr Brief zu Gesichte kam, fiel mir dieser Gedanke recht schwer. Denn es schien mir, dass die Reform bei einer solchen Lebensweise der Brüder in kurzer Zeit wieder in sich zusammenfallen würde. Um mich zu trösten, nahm ich meine Zuflucht zu Gott; denn er, der die Reform in die Wege geleitet hat, wird auch alles ordnen. Und so freute ich mich, zu sehen, dass Euere Hochwürden ganz derselben Ansicht sind.

Die andere Angelegenheit, die ich unserem Vater dringend ans Herz gelegt habe, betrifft die Handarbeiten, wenigstens während der Rekreationszeit, wenn man keine andere Zeit dazu findet. Mögen nun diese im Korbflechten oder in etwas anderem bestehen, so sind sie, wenn man nicht den Studien obliegt, etwas sehr Wichtiges. Sie müssen mich recht verstehen, mein Vater. Ich dringe auf alles, was die Tugend fördert, aber nicht auf körperliche Strengheiten, wie Sie dies in allen unseren Klöstern sehen können. Es mag dies daher kommen, weil ich selber so wenig bußfertig bin. Ich lobpreise den Herrn von ganzem Herzen, dass er Ihnen soviel Licht in so wichtigen Sachen verleiht. Es ist etwas Großes, in allen Dingen seine Ehre und Verherrlichung im Auge zu behalten. Möge uns Seine Majestät für ihre Verherrlichung tausendfachen Todes sterben lassen! Amen, Amen.

Heute ist Mittwoch, der 12. Dezember.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Sie erweisen mir durch Übersendung der Briefe, die Ihnen unser Vater schreibt, eine große Liebe; denn in den Briefen an mich fasst er sich immer sehr kurz; aber ich verdenke ihm das nicht, sondern bitte ihn sogar, so zu handeln. Ich lobpreise unseren Herrn, so oft ich seine Briefe lese, und auch Sie sind verpflichtet, ihn mit mir zu preisen; denn Sie waren ja der eigentliche Urheber jenes Werkes zu Paterna. Unterlassen Sie nicht, sich mit dem Archidiakon über jenes Werk zu besprechen. Wir haben auch den Dekan und andere Kanoniker auf unserer Seite; denn allmählich gewinne ich auch andere Freunde.

=== 153. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla ===

Toledo, am 13. Dezember 1576

Einige Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Bis man mir nicht mitteilt, dass das Fieber Sie verlassen hat, werde ich immer in Sorgen um Sie sein. Sehen Sie, ob nicht Bleichsucht Ursache dieses Fiebers ist, wie es bei Personen vorkommt, die an Blutarmut leiden. Ich habe, obgleich ich dieser Gefahr selten ausgesetzt war, dennoch durch Fieber vieles ausgestanden. Mein Heilmittel bestand in Räucherungen von angezündetem Saufenchel, Koriander, Eierschalen mit etwas Öl, ein wenig Rosmarin und ein bißchen Lavendel, indem ich, im Bette liegend, diesen Rauch einatmete. Dieses hat mich, ich versichere Sie, wieder hergestellt. Es sei dieses nur für Sie allein gesagt; indessen halte ich es für gut, dass Sie es einmal probieren. Fast acht Monate wurde ich einmal vom Fieber gequält, und auf dieses Mittel hin hat es mich verlassen.

Ich kann Gott nicht genug dafür danken, dass Blasius in der Nacht anwesend war, als die »gute Alte« starb. Möge unser Herr diese Seele zu sich genommen haben, wie wir hier darum zu ihm gefleht haben! Es ist wohl nicht nötig, ihre Schwester und ihre Nichte zu trösten. Entrichten Sie diesen meine Empfehlungen! Sie haben Ursache, sich zu freuen, dass sie zum Genusse Gottes gelangt ist. Aber Beatrix handelt nicht recht mit ihrem Verlangen; sie soll sich in acht nehmen, dass sie durch ihr törichtes Benehmen sich nicht versündige. Sie haben mir eine große Liebe erwiesen, dass Sie mir über diesen Vorfall alles so ausführlich schrieben, und es hat mich sehr gefreut, dass die Schwestern eine so gute Erbschaft machten.

Es scheint, dass Sie der Teufel noch nie so in Kleinmut versetzt hat wie mich, als ich in Sevilla mich aufhielt. Jetzt sehe ich deutlich, dass er es war; denn hier ist mein früherer Mut wieder zurückgekehrt. Ist es wirklich wahr, was der Prior de las Cuevas an Pater Mariano schreibt, dass Sie durch ein Röhrchen gleich der Größe eines Strohhalms Wasser erhalten? Ich sehe nicht ein, wie dieses geht, allein es würde mich sehr freuen. Er nimmt sich in der Tat dieser Sache so an, als beträfe sie ihn selbst. Gepriesen sei der Herr, dass dieser Prior uns gegenüber so liebevoll ist! Hier lege ich einen Brief für ihn bei. Tausend Grüße an alle Schwestern, insbesondere an meine Gabriela, deren Briefe mir große Freude machen. Teilen Sie mir mit, ob sie das Amt einer Windnerin gut verwaltet, und vergessen Sie nie, mich der Delgada zu empfehlen. Schreiben Sie mir auch, ob der gute Pater Bartholomäus de Aguilar gesund ist. Ich begreife nicht, wie Sie noch krank sein können, da Sie doch unseren Vater bei sich haben. Es ist wirklich wahr, Gott verleiht uns jeden Tag Gnaden, die wir nicht zu benützen wissen.

Das Land, in dem mein Bruder sich aufhält, heißt Peru. Ich glaube aber, dass er jetzt noch weiter entfernt ist. Laurentius wird es mir schreiben. In jedem Fall hat er noch keinen bestimmten Wohnsitz, um sich mit unserer Angelegenheit beschäftigen zu können; denn er ist noch nicht verheiratet und befindet sich, wie man sagt, heute da, morgen dort. Ich habe meinem Bruder Laurentius Ihren Brief übersendet. Man könnte dem Augustin mitteilen, in welchem Lande sich jener Mann befindet, von dem Sie reden, und vielleicht würde er jemand wissen, durch den die Sache besorgt werden könnte. Erkundigen Sie sich darüber und schreiben Sie mir!

Es wäre gut, wenn von der Aussteuer der Beatrix das Haus bezahlt werden würde. Denn sie war, wie ich glaube, die Ursache, dass wir es bezogen haben. Sagen Sie der Gabriela, sie möge mir immer berichten, wie es den Schwestern in Paterna ergeht, damit nicht Sie diese Mühe haben. Man darf sich nicht wundern, dass diese Schwestern noch nicht vollkommen in Ruhe sind. Fragen Sie meinen Vater, ob es nicht gut wäre, wenn Margaretha nach Paterna gesandt würde. Diese hätte sicher Mut genug, um dorthin zu gehen. Und ich glaube auch, dass sie Profeß machen könnte, obwohl ich mich jetzt nicht erinnere, wann sie eingekleidet wurde. Denn diese beiden Schwestern scheinen mir ganz vereinsamt zu sein, und falls eine von ihnen krank werden würde, so wäre das eine schlimme Sache. In Sevilla wird es an Laienschwestern nicht fehlen. Gott sei mit Ihnen! Amen.

Heute ist das Fest der heiligen Lucia.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Aus beiliegendem Briefe des Arztes werden Sie sehen, wie es der Priorin von Malagón ergeht. Lesen Sie auch die zwei anderen Briefe! Damit Sie nicht selber tun, was ich der (Elisabeth) vom heiligen Franziskus auftrage, schicke ich den Brief an sie unverschlossen. Siegeln Sie die beiden Briefe. Wenn Ihnen Pater Prior die für mich bestimmten Kupferstiche gibt, so behalten Sie mir ja keinen davon zurück! Er wird Ihnen schon selbst so viele geben, als sie wünschen!

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph, Karmelitin.

154. Brief - An einen Wohltäter in Toledo

Toledo, am 16. Dezember 1576

Sendung einer Statue des heiligen Joseph und der allerseligsten Jungfrau nach Caravaca.

Jesus sei mit Ihnen und vergelte Ihnen den Trost, den Sie mir auf so mannigfaltige Weise bereiten!

Ihr Schreiben enthält wirklich Dinge, die ich nie gehört habe und die mir gar nie in den Sinn gekommen sind. Gott sei gepriesen für alles! Was die Entschuldigung betrifft, dass Sie es in der Beichte bekennen müssten, wenn Sie mich besuchen würden, so scheint mir dies mehr Ängstlichkeit als Tugend zu sein. In dieser Beziehung bin ich mit Ihnen gar nicht zufrieden; aber irgendeinen Fehler müssen Sie begangen haben, da auch Sie ein Sohn Adams sind.

Es hat mich außerordentlich gefreut, dass die Statue meines heiligen Vaters Joseph so bald angekommen ist und dass Sie eine so große Verehrung zu diesem Heiligen tragen. Sie wird unseren Schwestern in Caravaca große Freude bereiten, da sie so vereinsamt sind und niemand haben, der sie trösten könnte. Übrigens bin ich der Überzeugung, dass ihnen der wahre Trost in ihrem Innern nicht fehlt. Haben Sie um der Liebe willen die Güte, das Maß von der Länge und Breite der Statue nehmen zu lassen. Es sollte dies aber gleich geschehen, damit morgen die Kiste gefertigt wird, da es am Dienstag wegen des Festes nicht geschehen kann und am Mittwoch in der Früh die Botenwagen abgehen.

Es ist für mich kein geringes Opfer, wenn ich die Statue unserer Lieben Frau so schnell abgebe; denn ich fühle mich ohne sie recht einsam. Sie müssen mir darum um der Liebe willen Ersatz bieten, indem Sie mir jene senden, die Sie mir für Weihnachten versprochen haben. Um das gewünschte Weihnachtsgeschenk werden wir unseren Herrn für Sie und die dortigen Herrschaften von Herzen gerne bitten. Entrichten Sie ihnen meinen Handkuss und bleiben Sie mit Gott!

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Die drei Stifterinnen machen am Neujahrstage Profeß; der Besitz dieser Statuen wird für das Kloster ein Trost sein.

155. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 27. Dezember 1576

Einige Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla und andere unwesentliche Dinge.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Es ist gleich zwei Uhr, will sagen zwei Uhr nach Mitternacht, und darum kann ich nicht mehr viel schreiben. Aus diesem Grunde habe ich auch an den guten Nikolaus nicht geschrieben; wünschen Sie ihm in meinem Namen ein gutes neues Jahr! Heute war die Frau seines Vetters hier. Dieser bleibt seinem guten Vorsatz, ein Kloster zu stiften, treu; er wartet aber mit dessen Ausführung, bis die Angelegenheit am Hofe entschieden ist. Weil Pater Mariano noch nicht hierher gekommen ist, bleibt die Sache einstweilen auf sich beruhen.

Es hat mich gefreut, dass Sie eine so treffliche Nonne aufgenommen haben. Empfehlen Sie mich ihr und allen Schwestern bestens! Die Briefe meines Bruders, die Sie mir geschickt, haben mir gleichfalls großen Trost bereitet. Allein das betrübt mich, dass Sie mir nichts über Ihre Gesundheit mitteilen. Gott verleihe sie Ihnen, wie ich es wünsche! Der Herr erweist uns eine sehr große Gnade, dass er unseren Vater gesund erhält; er sei immerdar dafür gepriesen!

Der Maultiertreiber hat mir Ihre Briefe für Malagón überbracht; ich weiß nicht, ob er auch das Geld mitgenommen hat. Es wäre sehr töricht, wenn Sie jenes, das mein Bruder Ihnen geschickt hat, nicht angenommen hätten; ich wünschte nur, es wäre mehr gewesen. Es wäre gut, wenn Sie mir die Zuckerpillen senden würden, von denen Sie sagen, dass sie sehr gesund seien. Ich sehne mich sehr darnach, da ich sie zu einem gewissen Zwecke nötig habe.

Obgleich ich in den verflossenen Tagen vor Weihnachten etwas leidend, von Arbeiten überhäuft und sehr ermüdet war, so befinde ich mich doch jetzt wohl. Indessen habe ich doch die Adventfasten nicht gebrochen. Entrichten Sie an alle, bei denen Sie es für gut finden, besonders an Pater Anton von Jesu meine Empfehlungen! Hat letzterer etwa ein Gelübde gemacht, mir nicht zu antworten?

Auch dem Pater Gregor empfehle ich mich. Ich freue mich sehr, dass Sie das nötige Geld haben, um für dieses Jahr alles bezahlen zu können. Für das übrige wird Gott sorgen. Seine Majestät erhalte Sie! Ich wünschte schon wieder einen Brief von Ihnen.

Heute ist das Fest des heiligen Johannes, des Evangelisten.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

156. Brief - An die Mutter Brianda vom heiligen Joseph, Priorin in Malagón

Toledo, Ende Dezember 1576

Aufnahme und Profeß einiger Nonnen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter, und verleihe Ihnen für die bevorstehenden Festtage seine Liebe im vollsten Maße, damit Sie Ihr Leiden nicht so schwer empfinden mögen!

Gott sei gepriesen! Ach, wie viele wird es geben, die diese Tage in bester Gesundheit, in Freude und Genüssen zubringen, denen sie aber schlecht bekommen werden an jenem Tage, an dem sie vor Gott Rechenschaft geben müssen! Wegen dieser Rechenschaft dürfen Euere Ehrwürden jetzt ganz beruhigt sein; denn auf Ihrem Krankenbette können Sie sich von Tag zu Tag eine größere Glorie erwerben. Es ist schon sehr viel, dass Ihr Befinden bei dieser schlechten Witterung nicht schlimmer wurde. Über Ihre Schwäche dürfen Euere Ehrwürden sich nicht wundern, da Ihre Krankheit schon so lange dauert. Der Husten mag wohl von einer Erkältung herkommen. Auf den bloßen Bericht hin und ohne dass man weiß, woher das Übel kommt, kann man Ihnen unmöglich von hier aus ein Heilmittel angeben. Dies vermögen die dortigen Ärzte weit besser.

Für jetzt wünschte ich nicht, dass Sie eine Nonne aufnehmen. Angesichts der Not, in der Sie sich befinden, habe ich wohl gesagt, dass es gut wäre, wenn Sie eine von Medina aufnehmen würden, die, wie man mir versichert, sehr tüchtig ist. Da Sie aber sagen, mit den hundert Dukaten sei Ihnen geholfen, so ist es besser, keine aufzunehmen, bis Sie ein eigenes Haus haben.

Ich bin darüber erstaunt, dass man Ihnen zumutet, bei einer solchen Witterung das Bett zu verlassen. Tun Sie dies doch um der Liebe willen ja nicht; das wäre Ihr Tod. Denn diese Witterung ist schon für Gesunde und kräftige Naturen beschwerlich… Meine Empfehlungen an N…; sagen Sie ihm in meinem Namen, dass die Schwester Casilda sehr bestürmt wird, auf ihr Vermögen zu verzichten. Don Petrus hat mir davon Nachricht gegeben. Mein Beichtvater, Doktor Velásquez, sagt mir, man könne Casildas Willensbestimmung nicht umstoßen. Ich habe schließlich diese Angelegenheit dem Gewissen des Don Petrus überlassen und weiß nun nicht, wie die Sache enden wird. Man will ihr nur fünfhundert Dukaten geben und die Kosten für den Schleier übernehmen; da sehen Sie, welch erbärmliche Kosten man noch in Betracht zieht! Aber auch die fünfhundert Dukaten will man ihr jetzt noch nicht geben. Wahrhaftig, dieser Engel hat der Mutter [in zeitlicher Hinsicht] wenig zu verdanken. Wegen des großen Kummers, den dieses Kind hat, wünschte ich diese Angelegenheit nunmehr beendigt zu sehen. Darum werde ich an sie schreiben und sie bitten, sich nichts daraus zu machen, wenn man ihr auch gar nichts gibt.

Beatrix schreibt mir, dass sie gesund sei und wenig Beschwerden fühle. Es genügt, dass sie weiß, was Sie wünschen; ist sie auch krank, so glaubt sie doch, dass sie sich wohl fühle. So etwas habe ich nie gesehen. Der Lizentiat sagt… Ich bin gesund und der Herr gebe, dass auch Sie, meine Tochter, recht bald wieder gesund werden! Amen.

Die Ausstattung der Beatrix war sehr unbedeutend, wie ich aus dem Verzeichnis ersehe, das man mir geschickt hat. Ich habe gesagt, man sollte doch wenigstens die wollenen Decken, zwei Bettücher und einige Vorhangtücher für das Bett an Anton Ruiz nachschicken. Ich glaube aber, dass der Transport mehr kosten wird, als das Ganze wert ist. Wenn es Euere Ehrwürden wünschen, so werde ich es hier bezahlen. Ihre Schwester ließ mich um die Matratzen und andere Kleinigkeiten bitten…

157. Brief - An Don Antonius de Soria

Toledo, Ende Dezember 1576

Übersendung eines Bettes und anderer Geräte!

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Amen.

Die hundert Realen und alles andere habe ich durch den Überbringer dieses Briefes erhalten. Unser Herr wolle den Übersender [dieses Almosens] noch viele Jahre erhalten und ihm Gesundheit schenken, wie ich ihn darum bitte!

Das Bett bringt der Bote mit. Ist Herr Sotomayor dort, so bitte ich Sie, ihm zu sagen, er möge nachsehen lassen, ob daran durch den Transport nichts verdorben sei. Ich war selber bei der Verpackung und habe, wie es billig ist, die größte Sorgfalt darauf verwendet. Leider sind wir hier so schlecht bestellt, dass ich nicht alles auftreiben konnte, was Sie wünschen. Man hat, wie dieser Mann selbst Ihnen sagen wird, sehr sorgfältig nachgefragt und nur diese drei Stücke auffinden können; gebe Gott, dass wir Ihrem Wunsch entsprochen haben! Denn wir konnten über einen Teil Ihres Briefes nicht klar werden, da, wo Sie davon sprechen, wie diese Stoffe beschaffen sein sollen. Den bessern davon nennen wir hier »Yerba«, der andere ist nicht viel wert. Ich habe darüber nachgedacht, was wir wohl schicken könnten, das man dort nicht auch bekommen würde, habe aber nichts gefunden, womit Ihnen gedient wäre. Es hätte mir dies große Freude gemacht, sowie es mich immer freuen wird, wenn Sie mir andeuten, worin ich Ihnen einen Dienst erweisen kann, ohne dass Don Franziskus etwas davon erfährt. Unser Herr halte Sie immer an seiner Hand und mache Sie ganz zu seinem Eigentum!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Es folgen hier sieben Stücke, zwei von grünem Damast und fünf von Goldgewebe.

Anschrift: An den erlauchten Herrn A. de Soria, meinen Gebieter.

158. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Toledo, Ende Dezember 1576

Die Mitgift der Casilda de Padilla, verschiedene Ratschläge. Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

…Es würde mich freuen, wenn Casilda ihr Majorat an ihre Mutter abtreten würde, wie sie es mit allem übrigen gemacht hat. Aber geben Sie wohl auf die Art und Weise acht, wie Sie sich mit ihr über das, was ich Ihnen sage, besprechen; sie wird darüber mit ihrer Mutter reden, und dem für Don Petrus hier beiliegenden Briefe zufolge wird man übel aufnehmen, was ich Ihnen schreibe. Sie können ihr jedoch mitteilen, dass ich das Ganze dem Gewissen des Don Petrus überlassen habe; ohnedies würde ich mich nicht einmischen, und das ist reine Wahrheit. Sehen Sie jetzt, was wirklich merkwürdig ist!

Nach Doktor Velásquez dürfte Don Petrus es nicht auf sein Gewissen nehmen, und sonderbar, es fehlt ihm nicht an Beratern, die ihm sagen, er könne es. Es ist so arg, dass die Jesuiten sein Vorgehen gebilligt haben; sie sind beleidigt darüber, dass sie scheinbar des Vorteils wegen sich hätten bestimmen lassen. Don Petrus ist, wie Sie sehen, mehr auf meinen Ruf bedacht als Sie, da Sie diese Angelegenheit auf mich abwälzen. Möge Ihnen Gott verzeihen, Sie in meiner Liebe erhalten und Ihnen ein glückliches neues Jahr schenken!

Ich fürchte immer, Sie werden schließlich die gnädige Doña Maria beleidigt haben. Deshalb soll sie diese Meinung von Euerer Ehrwürden haben. Wir sind alle gesund. Ich habe an den Pater Provinzial den Brief geschickt, in dem Euere Ehrwürden mitteilen, dass Doña Maria jetzt den Verzicht zugunsten des Klosters gemacht haben will. Ich weiß nicht, was ich über diese Welt sagen soll; denn sobald man sich vom Vorteil leiten lässt, ist keine Heiligkeit mehr vorhanden; deshalb habe ich einen Ekel vor allen irdischen Gütern. Ich begreife nicht, wie Sie sich bei diesen Schwierigkeiten eines Theatiners bedienen; nach der Meinung der Doña Katharina wäre dieser Mercado einer von ihnen. Sie wissen aber wohl, welches Interesse er und seine Mitbrüder daran haben. Pater Prádanos hat mir eine sehr große Freude bereitet. Dieser Mann besitzt meiner Ansicht nach einen hohen Grad der Vollkommenheit. Möge Gott auch uns diese Vollkommenheit schenken und Ihnen das Geld!

Ich empfehle mich allen Schwestern und der Casilda. Beeilen Sie sich, diese letztere die Ordensgelübde ablegen zu lassen, und halten Sie dieselbe nicht länger zurück; es hieße sie töten. Ich werde Ihren Brief an Pater Provinzial senden. Ich dachte mir wohl, dass Doña Maria auf Briefe von Don Petrus betreffs ihrer Angelegenheit wartete. Aber welchen Kummer verursachen Sie mir! Glauben Sie, dass ich von all dem mit dieser Dame gesprochen habe? Offenbar nicht; wenn ich ja sagen würde, würde ich darüber Skrupel bekommen. Wie dem auch sei, Sie haben einen Obern; meiner Meinung nach ist es besser, nichts zu bewilligen ohne seinen Rat. Sie wollen also auf das gar nichts geben, was ich Ihnen bezeichnet habe, außer wenn es sich darum handelt, Sie aufzuklären, welcher Entschluss der beste sei. Es tut mir leid, Sie damit noch mehr zu überlasten, nachdem Sie schon soviel Arbeit haben. Schreiben Sie alles, was vorgeht, an den Pater Magister; Sie können mir durch den Dominikanerpater Arellano mitteilen, ob Casilda in Frieden lebt; die gnädige Doña Maria wird ihn kommen lassen…

159. Brief - An Don Didakus de Guzmán y Cepeda, ihren Neffen

Toledo, Ende Dezember 1576

Trost über den jüngst erfolgten Tod seiner Gattin.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und verleihe Ihnen den Trost, der Ihnen notwendig ist bei dem Verluste, der uns jetzt so groß vorkommt! Allein der Herr, der dies getan und uns mehr liebt, als wir uns selbst lieben, wird einst einen Tag herbeiführen, an dem wir einsehen werden, dass dies das beste gewesen ist für meine Base und für uns alle, die wir sie lieb hatten; denn er nimmt die Seinigen immer dann von der Erde hinweg, wenn sie am besten vorbereitet sind.

Denken Sie sich das Leben nicht als ein langdauerndes, da alles, was so schnell ein Ende nimmt, nur kurze Zeit währt. Denken Sie vielmehr, dass die Zeit, die Sie jetzt allein auf dieser Erde zubringen müssen, nur ein Augenblick ist, und legen Sie alles in Gottes Hände! Seine Majestät wird gewiss das anordnen, was Ihnen zum Heile am förderlichsten ist. Ein überaus großer Trost ist es für uns, dass meine Base eines Todes gestorben ist, der uns die beste Zuversicht gibt, sie werde fortan für immer leben. Seien Sie überzeugt, dass sie jetzt, nachdem der Herr sie hinweggenommen hat, vor dem Angesichte Gottes Ihnen und Ihren Töchtern weit mehr helfen wird, als da sie noch auf Erden war. Möge Seine Majestät unsere flehentlichen Gebete, die wir für sie verrichten, erhören und Ihnen vollkommene Gleichförmigkeit Ihres Willens mit den göttlichen Anordnungen sowie auch das nötige Licht gewähren, um die kurze Dauer der Freuden und Leiden dieses vergänglichen Lebens einzusehen!

Ich schicke Ihnen hier zwei Melonen, wie ich sie gerade bekommen habe; sie sind nicht so gut, als ich es wünschte.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

160. Brief - An Don Didakus de Guzmán y Cepeda

Toledo, Ende Dezember 1576

Verschiedene Empfehlungen. Trost über den Tod einer seiner Töchter.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Den beiliegenden Brief hat mir der Herr Ahumada geschrieben; ich sende Ihnen diesen, damit Sie sehen, um was er Sie bittet. Versäumen Sie nicht, rechtzeitig seiner Bitte zu entsprechen; und weil Sie es bei Ihrer gegenwärtigen Trauer leicht vergessen könnten, so beauftragen Sie sogleich Doña Magdalena, sie möge Sie daran erinnern. Es wäre eine verdrießliche Sache, wenn man das Haus mieten würde, ohne es notwendig zu haben, oder wenn man es zu mieten unterließe, da man es braucht. Entrichten Sie der Doña Magdalena viele Empfehlungen von mir und sagen Sie ihr, sie möchte mir über ihr Befinden Nachricht geben.

Es scheint, unser Herr habe dieses Engelchen mit seiner Mutter in den Himmel führen wollen. Er sei gepriesen für alles! Die Kleine war ja, wie man mir sagte, ohnehin nicht recht gesund. Da erwies Gott uns allen eine große Gnade und besonders Ihnen, da Sie jetzt dort oben so viele Seelen haben, die Ihnen behilflich sind, die Leiden dieses Lebens ertragen zu können. Seine Majestät wolle Doña Katharina beschützen und Sie immer an ihrer Hand halten! Amen.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

161. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 2. Januar 1577

Familien und geistliche Angelegenheiten dieses Edelmannes.

Jesus sei mit Ihnen!

Serna drängt mich so sehr, dass ich nicht weitläufig sein möchte. Aber wenn ich an Sie zu schreiben beginne, weiß ich kein Ende mehr zu finden. Weil jedoch Serna nicht wiederkommt, habe ich die nötige Zeit.

Wenn ich an Sie einen Brief sende, so lesen Sie ihn dem Don Franz, nicht vor. Ich fürchte nämlich, er sei etwas melancholisch, und da ist es schon viel, wenn er sich mir gegenüber so offen ausspricht. Vielleicht sendet ihm Gott diese Skrupel, um ihn vor anderen Dingen zu bewahren. Damit er aber geheilt wird, ist es gut, dass er mir Vertrauen schenkt.

Es ist gewiss, dass ich Ihnen die Schrift nicht zugesendet habe; leider aber unterließ ich es, Ihnen dies mitzuteilen. Ich gab sie einer Schwester zum Abschreiben, und diese hat sie nicht mehr finden können. Sie müssen also warten, bis ich von Sevilla eine andere Abschrift erhalte, und diese werde ich Ihnen dann zusenden. Ich denke mir, dass Sie schon einen Brief erhalten haben, den ich über Madrid an Sie sandte. Für den Fall jedoch, dass er verlorengegangen sein sollte, will ich hier wiederholen, was ich darin bemerkt hatte, wenn es mir auch sehr widerstrebt, mich in diese Angelegenheit zu mischen.

Fürs erste habe ich Sie erinnert, nachzusehen, wie das Haus des Ferdinand Alvarez de Peralta, das Sie gemietet haben, aussieht; denn ich meine, gehört zu haben, dass ein Zimmer dem Einsturze nahe sei; sehen Sie also genau nach!

Fürs zweite habe ich Sie gebeten, mir das kleine Kästchen und alle meine anderen Schriften zu übersenden, die sich in den Paketen befinden; sie waren nämlich, wie ich meine, in einem Sack beisammen. Schicken Sie mir also diesen Sack gut verpackt zu! Wenn Doña Quiteria das für mich bestimmte Pater durch Serna schicken will, so könnte man es auch in diesem Sack verpacken. Schicken Sie mir auch mein Siegel; denn es widerstrebt mir, immer mit diesem Zeichen des Totenkopfes zu siegeln, ich möchte mit dem Namenszeichen des Herrn siegeln, dessen Bild ich meinem Herzen eingegraben wünsche, wie es dem Herzen des heiligen Ignatius eingeprägt war. Niemand außer Ihnen darf das Kästchen öffnen; denn es befindet sich in ihm, wie ich meine, jene Schrift über das Gebet. Aber auch Sie dürfen mit niemand davon reden, wenn Sie etwas darin lesen. Bedenken Sie wohl, dass ich dazu keine Erlaubnis gebe und dass sich dies überhaupt nicht schickt. Wenn Sie auch meinen, es diene dies zur Verherrlichung Gottes, so könnte es doch andere nachteilige Folgen haben, um derentwillen es unstatthaft wäre. Kurz, wenn ich erfahren müsste, dass Sie davon mit anderen reden, so würde ich mich in Zukunft hüten, Sie etwas lesen zu lassen.

Der Nuntius hat mich beauftragt, ihm eine Abschrift der Vollmachtsbriefe zu senden, kraft derer unsere Klöster gestiftet wurden. Auch sollte ich die Zahl dieser Klöster angeben und den Ort, wo sie bestehen, ferner die Zahl der Nonnen, den Ort ihrer Geburt, ihr Alter und endlich jene bezeichnen, die sich nach meiner Ansicht als Priorinnen eigneten. Die diesbezüglichen Schriften sind entweder in jenem Kästchen oder in dem Sacke; ich weiß es nicht genau. Kurz, ich habe alles nötig, was von meinen Schriften in Ávila aufbewahrt wird. Man sagt, der Nuntius verlange diese Auskunft, weil er die Unbeschuhten in eine gesonderte Provinz vereinigen wolle. Ich fürchte jedoch, er wolle diese Nonnen zur Reformierung anderer Klöster verwenden, wovon schon früher einmal die Rede war. Dies aber wäre nicht gut für uns und könnte höchstens nur für die Klöster unseres Ordens zugegeben werden. Sagen Sie dies der Subpriorin und teilen Sie ihr mit, mir die Namen der Nonnen ihres Klosters mit Angabe des Jahres ihrer Geburt und ihrer Profeß zu übersenden. Dieses alles soll sie in ein kleines QuartHeft gut leserlich zusammenschreiben und mit ihrer Unterschrift bestätigen. Doch es fällt mir eben ein, dass ich selbst noch Priorin von Ávila bin und in eigener Person das Heft unterzeichnen kann. Darum ist ihre Unterschrift nicht notwendig; sie soll mir nur das übrige senden, wenn es auch von ihrer Hand geschrieben ist, ich werde es dann abschreiben. Es ist nicht notwendig, dass die Nonnen davon Kenntnis erhalten. Ich lege Ihnen sehr ans Herz, für diese Sendung Sorge zu tragen, damit die Schriften nicht naß werden. Schicken Sie auch den Schlüssel!

Das Buch, in dem behandelt wird, was ich Ihnen sagte, ist jenes, worin ich das »Vaterunser« erklärte. Dort werden Sie vieles über die Gebetsweise finden, die Sie üben, wenn es auch nicht so ausführlich wie in dem anderen beschrieben ist. Es steht dies, wie ich glaube, in der Bitte: »Zukomme uns dein Reich.« Lesen Sie dieses Buch wiederholt, wenigstens die Erklärung des »Vaterunser«; vielleicht finden Sie etwas, was Ihnen zusagt.

Um es nicht zu vergessen, muss ich Sie fragen: Wie können Sie denn etwas geloben, ohne es mir zu sagen? Das wäre ein schöner Gehorsam! Mich hat dies verdrossen, wenn mir auch Ihre Entschlossenheit Freude machte. Ihr Gelübde scheint mir nämlich ein gefährliches Wagnis zu sein. Beraten Sie sich einmal mit andern darüber; denn eine Sache, die an und für sich eine lässliche Sünde ist, könnte infolge des Gelübdes eine Todsünde werden. Ich werde auch meinen Beichtvater darüber befragen, der ein sehr gelehrter Theologe ist. In jedem Falle scheint mir Ihr Gelübde sehr ungeschickt zu sein. Das Gelübde, das ich abgelegt habe, ist mit Vorbehalt gemacht worden. Ich würde es nicht wagen, ein solches Gelübde wie Sie zu machen, da ich weiß, dass selbst die Apostel lässliche Sünden begingen. Nur unsere Liebe Frau hat nie eine, wenn auch nur lässliche Sünde begangen. Ich will gerne glauben, Gott habe Ihre gute Absicht wohlgefällig aufgenommen; allein es scheint mir geraten zu sein, dass Sie Ihr Gelübde recht bald in eine andere Verpflichtung umwandeln lassen. Wenn man diese Umwandlung durch eine Bulle erlangen kann, so tun Sie es recht bald! Das gegenwärtige Jubiläum wäre gerade eine gute Gelegenheit dazu. Gott bewahre uns davor, dass wir uns durch ein Gelübde zur Meidung lässlicher Sünden verpflichten, die so leicht und fast, ohne dass man sie beachtet, begangen werden können, und die Gott auch nicht höher anrechnet, da er unsere [hinfällige] Natur gar wohl kennt. Nach meiner Ansicht muss hier baldigst Abhilfe geschaffen werden, und ich ermahne Sie, niemals mehr ein derartiges Gelübde abzulegen, da es [sehr] gefährlich ist. Ich glaube auch, dass es sehr angezeigt wäre, wenn Sie sich von Zeit zu Zeit mit Ihren Beichtvätern über Ihre Gebetsweise besprechen würden. Diese sind in Ihrer Nähe, können über jede Schwierigkeit bessere Auskunft erteilen, und Sie verlieren dabei nichts.

Ihre Beunruhigung über den Erwerb des Landgutes Serna kommt vom bösen Feind. Er will Sie daran hindern, dass Sie Gott Dank sagen für die große Gnade, die er Ihnen dadurch erwiesen hat. Sehen Sie doch endlich einmal ein, dass dies in vieler Hinsicht das beste für Sie war. Dadurch haben Sie Ihren Kindern ein Gut erworben, das allen anderen Gütern vorzuziehen ist, nämlich Ansehen und Ehre. Jeder, der davon hört, hält es für ein großes Glück. Meinen Sie denn, das Eintreiben der Zinsen gehe ohne Mühe vor sich? Da muss man immer mit richterlichem Zwang drohen. Halten Sie diese Beunruhigung für eine Versuchung und geben Sie ihr kein Gehör mehr, sondern preisen Sie Gott für die Ihnen erwiesene Gnade! Glauben Sie ja nicht, dass Sie mehr dem Gebete obliegen würden, wenn Sie viel Zeit hätten. Sehen Sie diesen Irrtum ein; denn bei guter Verwendung der Zeit - und das ist sicher der Fall, wenn Sie das für Ihre Kinder bestimmte Gut bewahren - leidet das Gebet keinen Schaden. Gar oft gibt Gott in einem Augenblick mehr, als wir uns nach langer Zeit erringen können. Seine Werke lassen sich durch die Zeit nicht messen.

Nehmen Sie sich gleich nach diesen Feiertagen Zeit, Ihre Urkunden einzusehen und sie in Ordnung zu bringen. Jede Zeit, die Sie dem Landgute Serna opfern, ist gut verwendet. Kommt der Sommer, so wird es Ihnen Vergnügen bereiten, dortselbst einige Tage verweilen zu können. Jakob war dennoch ein Heiliger, obgleich er die Aufsicht über seine Herden führte, ebenso Abraham und Joachim. Wollen wir Mühe und Arbeit fliehen, dann wird uns alles zur Last. So geht es auch mir, und darum will Gott, dass mir immer etwas in den Weg kommt, was meine Ruhe stört. Reden Sie über dieses alles mit Franz de Salcedo, der in Hinsicht auf diese zeitlichen Angelegenheiten mein Stellvertreter sein soll.

Es ist eine große Gnade von Gott, dass Ihnen gerade das zum Überdrusse wird, was anderen Vergnügen bereiten würde. Aber wegen dieses Überdrusses darf man nicht alles aufgeben; denn wir müssen Gott dienen, wie er es haben will, und nicht, wie wir es wollen. Was Sie nach meiner Ansicht noch aufgeben könnten, das ist die Voreingenommenheit für die Schafzucht im Verein mit A. Ruiz. Deshalb hatte ich eine gewisse Freude, als ich vernahm, dass Sie diesem Handelsgeschäfte ganz entsagt haben; denn dadurch muss man selbst in den Augen der Welt etwas an Ansehen verlieren. Ich meine, Sie dürften im Almosengeben etwas sparsamer sein. Gott hat Ihnen zwar soviel gegeben, dass sie davon leben und auch anderen mitteilen können, allein letzteres muss nicht in solchem Übermaße geschehen. Handelsgeschäfte nenne ich nicht die Bemühung, Ihr Landgut in Serna zu verbessern, was ja ganz lobenswert ist, sondern andere gewinnbringende Geschäfte. In all diesen Dingen sollen Sie, ich wiederhole es, dem Gutachten des Don Franz de Salcedo folgen, dann werden Sie von solchen besorgniserregenden Gedanken bewahrt bleiben. Empfehlen Sie mich diesem Freunde immer recht sehr sowie auch allen, bei denen Sie es für gut finden, besonders dem Petrus de Ahumada. Ich wünschte sehr, Zeit zu haben, um diesem schreiben zu können, damit ich auch von ihm wieder einen Brief erhielte; denn seine Briefe machen mir Freude.

Sagen Sie der Theresia, sie möge ja nicht fürchten, dass ich jemand so innig liebe wie sie. Die Bilder soll sie austeilen und einige davon auch ihren Brüdern geben. Jene aber, die ich für mich bestimmt habe, soll sie nicht weggeben. Ich habe ein [inniges] Verlangen, sie wiederzusehen. Was Sie über dieses Kind nach Sevilla berichteten, hat mich zur Andacht gestimmt. Man schickte mir nämlich Ihre Briefe von Sevilla zu, und ich und die Schwestern, die sie während der Rekreation lasen, hatten große Freude daran; denn wer meinem Bruder sein zuvorkommendes Wesen benehmen wollte, der müsste ihn ums Leben bringen. Da Sie sich an Heilige wenden, scheint Ihnen alles vollkommen. Ich halte in der Tat alle Nonnen unserer Klöster für wahre Heilige; sie beschämen mich in vielen Stücken.

Gestern hatten wir ein großes Fest, das der Verehrung des Namens Jesu galt. Gott vergelte Ihnen, was Sie uns übersandt haben! Ich weiß nicht, was ich Ihnen für die vielen Aufmerksamkeiten, die Sie mir erweisen, senden soll, wenn Sie nicht etwa diese von mir gedichteten Weihnachtslieder annehmen wollen. Mein Beichtvater hat mir aufgetragen, sie zur Erheiterung der Schwestern zu dichten. Ich habe die letzten Nächte mit dieser Arbeit zugebracht, weiß aber nicht, wie sie ausgefallen sind. Sie sind eben, wie sie sind, haben jedoch eine anmutige Melodie. Vielleicht könnte der kleine Franz sie singen. Sehen Sie, wie weit ich vorangeschritten bin! Bei all dem hat mir der Herr in diesen Tagen große Gnaden erwiesen.

Über die Gunstbezeigungen, die Ihnen der Herr beständig erweist, bin ich erstaunt. Er sei immerdar dafür gepriesen! Nun begreife ich, warum Sie sich die Andacht wünschen; es ist dies etwas Gutes. Nach einer Sache Verlangen tragen, ist etwas anderes, als um sie bitten. Seien Sie überzeugt: Das beste ist - und das tun Sie ja so -, dass Sie alles dem Willen Gottes anheimstellen und Ihre Angelegenheit in seine Hände legen. Er weiß, was uns heilsam ist. Seien Sie indessen stets bemüht, den Weg zu wandeln, den ich Ihnen vorgezeichnet habe, und bedenken Sie, dass daran mehr gelegen ist, als Sie verstehen.

Wenn Sie manchmal mit solchen göttlichen Antrieben erwachen, so werden Sie gut daran tun, wenn Sie sich eine Zeitlang im Bette aufsetzen. Sie müssen aber immer darauf sehen, dass Sie sich insoweit dem Schlafe hingeben, als es notwendig ist, um den Kopf nicht zu ermüden; denn sonst könnte es, ohne dass Sie es wahrnehmen, soweit kommen, dass Sie nicht mehr imstande sind, dem Gebete zu obliegen. Geben Sie auch acht, dass Sie sich nicht allzusehr der Kälte aussetzen, denn das wäre bei Ihrem häufigen Seitenstechen nicht geraten.

Ich begreife nicht, warum Sie noch nach Gefühlen der Furcht und des Schreckens Verlangen tragen, da Sie Gott auf dem Wege der Liebe führt. Dies war wohl anfangs notwendig. Sie müssen nicht glauben, dass jedesmal der Teufel es sei, der Sie im Gebete stört; manchmal ist es auch ein Werk der göttlichen Barmherzigkeit, dass es uns entzogen wird. Ich wage es zu behaupten, dass dies manchmal fast eine ebenso große Gnade ist, als wenn uns der Herr die Gabe eines erhabenen Gebetes gewähren würde. Ich habe dafür viele Gründe, die ich Ihnen aber jetzt aus Mangel an Zeit nicht auseinandersetzen kann. Das Gebet, das Gott Ihnen verleiht, steht unvergleichlich höher als das Betrachten über die Hölle. Deshalb werden Sie auch die letztgenannte Gebetsweise nicht üben können, selbst wenn Sie wollten, und ich möchte auch nicht, dass Sie es versuchten, weil dazu kein Grund vorhanden ist.

Einige Antworten der Schwestern brachten mich zum Lachen; andere aber sind vortrefflich und haben mir über die Sache Aufklärung verschafft; aber sie dürfen nicht glauben, dass ich es wisse. Ich habe Ihnen nur zufällig über das geschrieben, worüber ich noch mit Ihnen reden werde, wenn es Gottes Wille ist, dass ich mit Ihnen zusammenkomme.

Die Antwort des guten Franz de Salcedo gefällt mir sehr; seine Demut ist außerordentlich. Denn Gott führt ihn derart auf dem Wege der Furcht, dass er es vielleicht nicht billigen kann, wenn wir in dieser Weise über solche Gegenstände sprechen. Wir müssen uns dem anbequemen, was wir in den Seelen vorfinden. Ich versichere Sie, er ist ein Heiliger; allein Gott führt ihn nicht auf demselben Weg wie Sie. Ihn behandelt Gott wie eine starke Seele, uns aber wie schwächliche [Kinder]. Seine Antwort ist seinem Charakter ganz entsprechend.

Eben habe ich Ihren Brief wieder gelesen. Wenn Sie sagen, dass Sie sich in der Nacht erheben wollen, so verstehe ich das nur von dem Sichaufsetzen im Bette. Dieses scheint mir schon zu genügen; denn es ist von [großer] Bedeutung, dass Sie sich nicht des notwendigen Schlafes berauben. Ganz aufstehen dürfen Sie in keinem Fall, so mächtige Antriebe Sie auch empfinden mögen; und wenn Sie auch länger schlafen sollten als gewöhnlich, so seien Sie doch wegen dieses Schlafes unbekümmert! Wenn Sie doch vernehmen könnten, was Pater Petrus über diese Antriebe sagte, Sie würden sich gar nicht darüber wundern, selbst wenn Sie diese im wachen Zustande empfänden.

Ihre Briefe langweilen mich durchaus nicht, sondern gewähren mir großen Trost. Auch wäre es für mich sehr tröstlich, wenn ich Ihnen öfters schreiben könnte; allein ich habe so viel Arbeit, dass mir dies unmöglich ist. Diesen Abend bin ich durch Geschäfte sogar vom Gebete abgehalten worden. Dies beunruhigt mich jedoch nicht; nur tut es mir leid, dass ich so wenig Zeit habe. Gott verleihe uns Zeit, um sie stets zu seinem Dienste verwenden zu können! Amen. Diese Gegend ist so arm an Fischen, dass die Schwestern zu bedauern sind. Deshalb freute ich mich, dass Sie die Meerbrassen gesendet haben. Ich glaube, man könnte sie in Anbetracht der jetzigen Witterung auch senden, ohne sie mit Teig zu umhüllen. Sollten Sie gerade, wenn Serna wieder hierher reist, solche Fische oder frische Sardellen bekommen, so übergeben Sie diese der Subpriorin, damit sie die Sendung besorge; denn sie hat auch diese ganz gut besorgt. Für Leute, die kein Fleisch essen, ist der Aufenthalt dahier überaus beschwerlich, da man nicht einmal frische Eier bekommt. Trotzdem dachte ich mir heute, dass ich mich seit Jahren nicht mehr so wohl gefühlt habe, wie gegenwärtig. Zudem beobachte ich die Regel wie die übrigen Nonnen, was mir großen Trost gewährt.

Die beiliegenden Strophen, die nicht von meiner Hand geschrieben sind, sind auch nicht von mir verfasst, sondern von einer Schwester. Ich dachte mir, sie könnten dem kleinen Franz ebenso gefallen wie die Strophen der Nonnen des St. Josephsklosters. Während der Weihnachtsfeiertage vergnügten wir uns bei der Rekreation sehr mit diesen Liedern.

Heute ist der zweite Tag des neuen Jahres.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Ich habe mir gedacht, Sie würden mir Ihr Krippenlied senden. Die hiesigen Lieder haben weder Kopf noch Fuß, aber doch singt man sie. Soeben erinnere ich mich eines solchen Liedes, das ich eines Tages, ganz ins Gebet vertieft, gedichtet habe. Es schien mir, als ob dadurch meine Seele noch einen weit tieferen Frieden kostete. Es waren folgende Strophen, aber ich weiß nicht recht, ob sie gerade so lauteten. Ich schicke sie Ihnen, damit Sie sehen, dass ich Ihnen auch von hier aus Erheiterung verschaffen möchte.

O Schönheit, die du überstrahlest
Alles, was sonst Schönheit heißt,
Ohne Wunden machst du Schmerzen,
Machest ohne Schmerz die Liebe
Aller Kreatur zunichte.

O du Band, das du verbindest,
Zwei so ganz verschiedne Dinge;
Wie doch kommt’s, dass du dich lösest,
Da gebunden Kraft du leihest
Selbst das Übel gutzuheißen?

Was kein Sein hat, das verbindest
Mit dem Sein du, das nie endet;
Du vollendest, nie vollendend,
Liebest da, wo nichts zu lieben;
Unsrem Nichts verleihst du Größe.

An das übrige kann ich mich nicht mehr erinnern. Einen solchen Sinn hat die Klosterstifterin! Übrigens versichere ich Sie, dass ich glaubte, recht gut bei Sinnen zu sein, als ich diese Strophen dichtete. Gott verzeihe Ihnen, dass Sie Ursache sind an dieser Vergeudung meiner Zeit! Ich denke mir, diese Strophen werden Sie rühren und zur Andacht stimmen. Aber sagen Sie niemandem etwas davon! Doña Guiomar und ich waren damals, als ich sie dichtete, beisammen. Wollen Sie ihr meine Empfehlungen entrichten!

162. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 3. Januar 1577

Familien und Klosterangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ohne Zweifel werden meine Schwestern in Sevilla freudige Weihnachten und ein glückseliges neues Jahr gehabt haben, weil ja unser Vater bei Ihnen war. Wäre ich bei Ihnen gewesen, so hätte ich mich ebenso glücklich gefühlt. Es hat noch nicht den Anschein, als ob seine Arbeiten in Andalusien so bald ein Ende nehmen würden; deshalb fühle ich allmählich die Einsamkeit, die uns sein Fernsein von hier verursacht. O welch große Kälte müssen wir hier ausstehen! Es ist fast ebenso kalt wie in Ávila. Trotzdem bin ich gesund, allein ich sehne mich innig nach einem Brief aus Sevilla; denn mir scheint, dass ich schon seit langem keinen mehr von dort erhalten habe. Es ist ja wahr, dass die Boten viele Zeit nötig haben, bis sie hierher und wieder zurück kommen, allein wenn man etwas sehnsüchtig erwartet, dann scheint sich alles zu verzögern.

Aus dem, was Sie auf den Umschlag des Briefes geschrieben haben, ersehe ich, dass Sie sich seit dem Aderlass besser befinden. Ich möchte aber vor allem wissen, ob Sie fieberfrei sind. Ihr Brief hat mich sehr erfreut, allein noch größere Freude würde ich empfinden, wenn ich Sie wieder einmal sehen könnte. Gerade jetzt würde mir dieses einen besonderen Trost gewähren; denn wie ich glaube, sind wir die besten Freundinnen. Ich habe nur wenige, mit denen ich über gewisse Sachen so gerne reden möchte wie mit Ihnen; denn Sie sind fürwahr ganz nach meinem Sinn. Darum freut es mich sehr, aus Ihren Briefen wahrzunehmen, dass Sie mich verstanden haben. Möge Gott es fügen, dass wir uns einmal wiedersehen! Dann werden Sie nicht mehr so einfältig sein, nachdem Sie bis zur Genüge erfahren, wie sehr ich Sie liebe und welch innigen Anteil ich an Ihrer Krankheit nehme.

Mit der Krankheit der Mutter Priorin von Malagón kennt sich niemand aus. Man sagt, es gehe ihr besser, allein das heftige Fieber verlässt sie noch immer nicht, und sie kann das Bett noch nicht verlassen. Ich wünschte recht sehr, sie befände sich in so gutem Zustand, dass man sie hierher bringen könnte. Wollen Sie und Ihre Schwestern ja nicht unterlassen, sie recht inständig Gott zu empfehlen. Weil ich weiß, dass es nicht notwendig ist, Ihnen dies einzuschärfen, so schreibe ich es nicht jedesmal.

Haben Sie noch nicht bemerkt, dass ich immer, wenn ich an unseren Vater schreibe, gerne auch einen Brief an Sie beilege, so sehr ich auch mit Arbeiten überhäuft bin? Es wundert mich, ich versichere Sie, sehr, dass Ihnen dies entgeht. Auch an meine Gabriela würde ich hie und da schreiben, wenn ich mehr Zeit hätte. Empfehlen Sie mich ihr sowie der Beatrix, ihrer Mutter und allen Schwestern vielmals.

Meinem Vater schrieb ich, dass es gut wäre, wenn man den Nonnen in Paterna, die an Schwestern, will sagen an Laienschwestern, Mangel haben, einige von den unsrigen senden würde; es wäre dies für unsere anderen Nonnen eine große Hilfe; denn ich versichere Sie, ihre Zahl ist zu gering. Schreiben Sie diesen Schwestern meine Empfehlungen und berichten Sie mir jedesmal, wie es ihnen geht. Pater Ambrosius schrieb mir, dass unser Vater sich sehr wohl befinde. Ich habe Euerer Ehrwürden schon meine Anerkennung ausgesprochen für die Verpflegung, die Sie ihm angedeihen lassen; denn ich glaube, dass diese großenteils zur Erhaltung seiner Gesundheit beiträgt. Gepriesen sei Gott, der uns eine solche Gnade erweist!

Empfehlen Sie mich dem Pater Anton! Weil er mir nie antwortet, so schreibe ich ihm auch nicht. Wenn möglich, lassen Sie ihn von unseren vielen Briefen nichts wissen. Sagen Sie auch meinem Vater, er möge darüber nicht mit ihm reden. An García Alvarez und an alle, die Sie noch sehen, meine Empfehlungen!

Eben kommt mir die Frage in den Sinn: Wie haben denn die Schwestern die Christnacht zugebracht? Teilen Sie es mir mit, und Gott sei mit Ihnen! Seine Majestät mache Sie so heilig, wie ich darum zu ihr flehe!

Heute ist der 3. Januar.

Mein Bruder hat mir gestern geschrieben; die Kälte hat ihm bisher nicht geschadet. Man muss Gott preisen für die Gnaden, die er ihm im Gebete erweist. Er sagt, er habe dieses den Gebeten der unbeschuhten Karmelitinnen zu verdanken. Er macht bedeutende Fortschritte in der Vollkommenheit und ist wohltätig gegen uns alle. Mögen die Schwestern in Sevilla seiner nicht vergessen!

Ihre

Theresia von Jesu, Karmelitin

Wenden Sie das Blatt um!

Ich übergab einer Schwester das Schriftstück, das unser Vater bezüglich des García Alvarez abgefasst hat, damit sie es abschreibe; denn es enthält sehr wichtige Ratschläge für jedes Kloster. Ich möchte nämlich eine Abschrift für Ávila; aber man findet es nicht mehr. Es scheint, der böse Feind habe dieses Schriftstück verschwinden lassen. Schicken Sie mir noch einmal eine andere, gut leserliche Abschrift davon; vergessen Sie es ja nicht!

163. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Andalusien

Toledo, am 9. Januar 1577

Ermahnung zur Mäßigung seines Eifers.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

O wie Viele Segenswünsche hat Ihre alte Tochter Ihnen gesendet wegen des Briefes, den mir heute, am 9. Januar, Pater Mariano zukommen ließ! Am Vorabend des Dreikönigsfestes hatte ich den Brief erhalten, in dem Sie mich mit der Angelegenheit in Caravaca beauftragten. Schon vor zwei Tagen habe ich einen zuverlässigen Boten mit diesem Auftrag an die Schwestern jenes Klosters gesendet, was mir große Freude bereitete.

Obwohl sich Euere Paternität so zurückhaltend über Ihr Leiden ausgesprochen haben, so war ich doch sehr niedergeschlagen. Gepriesen sei Gott für die große Gnade, die er mir dadurch erwies, dass er Ihnen wieder die Gesundheit verlieh! Ich habe sogleich an die Klöster geschrieben, an die ich schreiben konnte, dass man Sie Gott empfehle. Jetzt muss ich auch die Freudenbotschaft berichten; denn ich weiß kein anderes Mittel, um sie zu beruhigen. Es war sehr gut, dass dieser zweite Brief so bald ankam. Euere Paternität verpflichten mich von Tag zu Tag immer mehr zum Danke, da Sie es sich so angelegen sein lassen, mich zu beruhigen. Ich hoffe zu Gott, er werde Ihnen diese Sorgfalt vergelten.

Es kommt mir ganz sonderbar vor, dass Sie sich eben jetzt mit der Abfassung eines Beichtunterrichtes beschäftigen, gleich als ob Sie keine andere Arbeit hätten. Solch übermäßige Anstrengung scheint mir ein vermessentliches Rechnen auf übernatürliche Hilfe zu sein; wir dürfen aber von Gott kein Wunder verlangen. Euere Paternität müssen wohl bedenken, dass Sie nicht von Eisen sind und dass man in der Gesellschaft Jesu viele Männer zählt, die sich durch übermäßige Anstrengung des Kopfes für ein ferneres Wirken unfähig gemacht haben.

Das, was Sie über die Seelen sagen, die in den Orden treten, um Gott zu dienen, aber dennoch in der Vollkommenheit so weit zurückbleiben, bejammere ich schon seit langer Zeit. Es wäre ein vorteilhaftes Mittel für sie, wenn man ihnen gute Beichtväter geben würde. Suchen Euere Paternität in den Klöstern, in die man die unbeschuhten Nonnen zur Reform sendet, nicht auf diese Weise Hilfe zu schaffen, so fürchte ich, dass sie das nicht erreichen werden, was man hofft. Denn es ist eine entsetzliche Arbeit, im Äußeren Ordnung herzustellen, wenn niemand da ist, der für das Innere wirkt. Dies habe ich selbst im Kloster der Menschwerdung erfahren, bis unbeschuhte Väter als Beichtväter dahin kamen. Weil Euere Paternität diese Maßregel nur zum Heile der Seelen zu ergreifen entschlossen sind, so handeln Sie in Bälde und verschaffen Sie ihnen einen Beichtvater, der sie leitet; aber verbieten Sie überall, wo ein Brüderkloster sich befindet, dass ein Religiose in das zu reformierende Nonnenkloster sich begebe und diese Seelen in Unruhe versetze. Millan befindet sich, wie ich glaube, in Antequera. Vielleicht würde dieser sich zum Beichtvater eignen; wenigstens gefallen mir seine Briefe, die er an Euere Paternität schreibt, sehr gut. Möge der Herr all das in Ordnung bringen! Amen.

O welche Freude bereiten doch der Esperanza die Beweise so hoher Vollkommenheit, die aus Ihren Briefen hervorleuchten! Welch wichtige Wahrheit sprechen Sie doch aus, wenn Sie von den Eigenschaften derer, die reformieren wollen, sagen, dass man die Seelen nicht mit Waffengewalt erobern kann wie den Leib! Gott erhalte Sie mir; denn Sie bereiten mir große Freude! Ich möchte recht vollkommen sein, damit ich Sie recht inständig Gott empfehlen könnte, will sagen, damit er meine Wünsche erhöre und mir Mut verleihe. Gott sei Dank werde ich nicht leicht verzagt, wenn es sich um Paulus handelt.

O wie freute sich Angela über die Gefühle, denen er auf einem Blatte, das er einem Ihrer Briefe an sie beilegte, Ausdruck gab! Sie sagt, dass sie ihm vielmals die Hand küssen möchte und dass Euere Paternität ihm mitteilen sollten, er möge ganz ohne Sorgen sein; denn der Heiratsvermittler war so geschickt und hat den Knoten so eng geknüpft, dass das Band nur mit dem Leben endigt und nach dem Tode noch fester wird. Torheit gelangt nicht zu solcher Vollkommenheit; ja noch mehr, bei der Erinnerung an diese Vermählung wird Angela zum Lobpreis des Herrn gestimmt. Denn die Freiheit, in der sie früher lebte, hatte ihr nur Qual verursacht. Jetzt aber hat sie, wie sie meint, eine weit vollkommenere und Gott ganz wohlgefällige Unterwürfigkeit gewonnen, da sie einen gefunden hat, der ihr hilft, Seelen zu gewinnen, die den Herrn lobpreisen. Das verschafft ihr solchen Trost und solche Freude, dass auch ich das Glück habe, daran Anteil zu nehmen. Gott sei gepriesen für immer!

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

164. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, Mitte Januar 1577

Nachrichten über einige Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Welche Freude ist es für mich, erfahren zu haben, dass Sie gesund sind! Gott sei dafür immerdar gepriesen! Denn ich war in diesen letzten Tagen Ihretwegen sehr in Sorge. Sehen Sie doch um der Liebe Gottes willen auf ihre Gesundheit, dann wird alles gut gehen. Indessen erfahre ich erst recht, wie sehr ich Sie im Herrn liebe, wenn Sie krank sind oder wenn ein Leid Sie trifft.

Damit ich es nicht vergesse, bitte ich Sie doch jetzt, Don Nikolaus nicht nach Madrid kommen zu lassen, bevor jene Witwe in den Orden getreten ist. Sie würden sonst den Nonnen in Sevilla einen schlechten Dienst erweisen. Denn die Priorin dortselbst schreibt mir, der böse Feind bemühe sich, den Eintritt der Witwe zu verhindern, und Nikolaus verstehe sich vollkommen auf solche Dinge. Jene Witwe hat wohl große Lust, bei uns einzutreten, allein andere suchen sie wieder in Verwirrung zu bringen. Sie wissen überdies selbst, wieviel den Nonnen an ihrem Eintritt gelegen ist, da sie mit ihrer Aussteuer das Haus bezahlen könnten.

Ich habe mich sehr gefreut über den vortrefflichen Erzbischof, den uns Gott hier gegeben hat. Was Sie mir von den üblen Nachreden der beschuhten Brüder schrieben, macht mir keinen Kummer; es wird dasselbe der Fall sein wie bei den übrigen. Übrigens fallen sie über einen her, der darnach Verlangen trägt.

Heute habe ich Ihren Brief erhalten, und ich sandte sogleich dem Archidiakon den an ihn adressierten zu. Ich glaube, er werde nichts tun, und es wäre mein Wunsch, dass wir ihn weiter nicht mehr belästigen. Übrigens haben wir jetzt einen Erzbischof. Da die Sache schon allgemein bekannt ist, so habe ich mir gedacht, wir wenden uns an diesen selbst und bitten ihn, dass er mit den hiesigen Religiosen darüber rede. Wenn man mit Tostado so vorgeht, wie Sie sagen, dann seien Sie ohne Furcht; jene von Toledo, ich meine die [beschuhten] Brüder, werden die Sache nicht mehr hintertreiben.

Es freut mich, dass Sie die Doña Luise besuchen; denn wir verdanken ihr in jeder Hinsicht vieles. Mir schrieb sie, dass sie Ihren Besuch erwartet. Der Archidiakon ließ mir sagen, er werde dafür sorgen, dass baldige Antwort auf Ihren Brief erfolge und dass er mich besuchen werde. Ich werde die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen; die letzten Tage waren für [solche] Geschäfte nicht geeignet.

In den früheren Briefen habe ich es nicht gewagt, Ihnen gegenüber mich so offen auszusprechen. Jetzt aber teile ich Ihnen mit, dass es mein innigster Wunsch gewesen wäre, es möchte die Angelegenheit, womit Pater Johann Diaz diese guten Religiosen betraut hat, ihnen wieder abgenommen werden. Córdoba ist nämlich ein Vetter des Paters Waldemar, und der andere ist ein Freund des Priors und des Provinzials. Und alles, was diese beiden sagen - und das ist nicht von geringer Bedeutung -, das glauben sie. Ich bin wohl überzeugt, dass sie mit Wissen und Willen nicht betrügen wollen - denn beide sind sonst rechtschaffene Männer -, allein sie scheinen sich mit wenig Eifer um eine Sache anzunehmen, bei der man leicht die Gerechtigkeit verletzen kann.

Soviel wir erfahren konnten, ist unser Vater eben jetzt in Granada. Die Priorin ließ mir sagen, der Erzbischof habe ihn gebeten, wieder dorthin zurückzukehren. Mehr weiß ich nicht.

Danken Euere Hochwürden dem Nikolaus für alles, was er für die Nonnen getan hat. Lassen Sie ihn um der Liebe willen ziehen; wenn Gott ihn zu wichtigeren Geschäften nötig hat, als jene sind, womit der Erzbischof ihn betraut hat, so wird er einen anderen an seine Stelle setzen. Wenn ich indessen innigen Anteil an jedem Leide nehme, das ihn treffen kann, so ist dies nicht zu verwundern; denn wir verdanken ihm sehr viel. Schon seit langem hielt ich es für gewiss, dass der GroßInquisitor hier Erzbischof werde. Dies ist ein großes Glück für uns, wenn es auch in mancher Beziehung nicht so scheinen möchte. …

165. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, Mitte Januar 1577

Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Um es nicht zu vergessen, möchte ich Sie vor allem fragen: Warum schreiben Sie mir gar nie etwas von meinem Vater, dem Dominikaner Pater Bartholomäus de Aguilar? Ich versichere Sie, dass wir ihm viel verdanken. Denn er war es, der uns mit allen Nachteilen des Hauses, das wir schon gekauft hatten, vertraut machte und den ersten Anstoß gab, dass wir vom Kaufe wieder zurücktraten. Sooft ich daran denke, wie beschwerlich sich dort das Leben der Nonnen gestaltet hätte, kann ich Gott nicht genug dafür danken, [dass er uns davor verschont hat]. Er sei gepriesen für alles! Seien Sie überzeugt, dass Pater Bartholomäus ein sehr frommer Mann ist und in Ordenssachen mehr Erfahrung besitzt als irgendein anderer. Es wäre mein Wunsch, dass Sie ihn manchmal kommen ließen; denn er ist ein treuer Freund und sehr verständig. Ein Kloster verliert nichts, wenn es solche Männer zu Freunden hat. Ich lege hier einen Brief an ihn bei; schicken Sie ihm diesen!

Noch etwas, damit ich es nicht vergesse. Das Verzeichnis der empfangenen Almosen und der hauptsächlichsten Einnahmen, die Sie aus der Handarbeit gemacht, hat mir gefallen. Gebe Gott, dass dies alles auf Wahrheit beruht! Es würde mich sehr freuen; aber Sie sind überaus schlau, und ich denke mir, Sie bedienen sich hier einiger Umschweife. Das gleiche befürchte ich auch bezüglich dessen, was Sie mir über Ihre Gesundheit geschrieben haben, so groß auch im übrigen meine Freude über Ihre Nachricht ist.

Unsere Priorin in Malagón befindet sich immer im gleichen Zustand. Ich habe unseren Vater inständig gebeten, er möchte mir schreiben, ob das Wasser von Loja seine Heilkraft nicht verliere, wenn man es aus so weiter Ferne kommen lässt; ich möchte nämlich der kranken Priorin etwas davon senden. Erinnern Sie unseren Vater daran! Ich habe ihm heute durch einen Priester, der nur behufs Erledigung einer Angelegenheit zu ihm reiste, einen Brief übersendet; ich war sehr erfreut über diese gute Gelegenheit, die sich mir darbot, und darum schreibe ich ihm jetzt nicht wieder. Sie erweisen mir durch Zusendung seiner Briefe einen großen Liebesdienst; allein Sie dürfen überzeugt sein, dass die Ihrigen jederzeit willkommen sind, wenn sie auch ohne Briefe von unserem Vater ankommen. Seien Sie darüber unbekümmert. An Doña Johanna Dantisko habe ich Ihrem Auftrage gemäß alles abgesendet, aber noch keine Antwort von ihr erhalten. Es hat nichts zu sagen, wenn Sie für solche Personen etwas aus den Mitteln des Klosters aufwenden, zumal Sie sich jetzt nicht mehr in solcher Notlage befinden wie am Anfang. Ist das Kloster jedoch in Not, dann haben Sie Ihren Töchtern gegenüber eine größere Verpflichtung.

Wie stolz werden Sie jetzt sein, da Sie fast eine halbe Provinzoberin sind! Ich habe lachen müssen, als ich las, wie Sie in Ihrem Briefe mit solcher Geringschätzung bemerken: Hier sind die Lieder, die Ihnen die Schwestern schicken; denn wahrscheinlich ist fast alles von Ihnen selbst. Übrigens glaube ich, dass die Lieder nicht übel sein werden. Sie haben, wie Sie sagen, in Sevilla niemand, der Sie zurechtweisen würde; damit Sie nun nicht gar zu eitel werden, will ich das Werk der Zurechtweisung von hier aus besorgen. Wollen Sie wenigstens nicht mehr sagen und tun, was Ihnen selbst als einfältig erscheinen muss! Gebe Gott, dass Ihre Absicht immer auf die Ehre Gottes zielt, dann sind Sie keineswegs tadelnswert! Ich muss über mich selbst lachen, dass ich mir Zeit nehme, Ihnen so alberne Dinge zu schreiben, obwohl ich mich mit so vielen Briefen überhäuft sehe - Ihr Selbstlob, dass Sie die reiche Kandidatin zu gewinnen wissen werden, will ich Ihnen recht gerne verzeihen, wenn Ihnen dieses gelingen wird; denn ich wünsche sehr, Sie ohne Sorgen zu sehen, wenn auch mein Bruder so weit in der Tugend gefördert ist, dass er den Schwestern in all ihren Nöten beistehen würde.

Sie sind ja sehr artig, wenn Sie wünschen, es möge keine geben, die da wäre wie Theresia. Aber ich kann Sie in Wahrheit versichern, dass wir, wenn meine Bela dieselbe natürliche Begabung und übernatürliche Gnade hätte wie Theresia, in manchen Stücken ein besonderes Wirken Gottes an ihr wahrnehmen würden; denn sie hat mehr Verstand und Geschicklichkeit und besitzt auch eine sanftere Gemütsart als jene, so dass man sie leiten kann, wie man will. Die Geschicklichkeit dieses Kindes ist zum Erstaunen. Sie besitzt einige Statuen, die arme Hirten, kleine Nonnen und die allerseligste Jungfrau darstellen, und bei jeder Festzeit gibt sie mit diesen entweder in ihrer Einsiedelei oder im Rekreationszimmer eine neue Vorstellung. Dazu verfasst sie ein Lied und singt es in so lieblicher Weise, dass wir darüber staunen müssen. Nur eine Plage habe ich mit ihr; ich weiß nicht, wie ich ihren Mund regieren soll. Sie verzieht ihn gar nicht, lacht ganz ernsthaft und lacht überall, wo sie geht und steht. Einmal befehle ich ihr, den Mund zu öffnen, ein anderes Mal, ihn zu schließen, und dann wieder gar nicht zu lachen. Sie sagt, sie habe keine Schuld daran, sondern nur ihr Mund, und das beruht auch auf Wahrheit. Wenn man einmal die leibliche Anmut Theresiens und ihre übrigen Reize gesehen hat, so hat man ein Verlangen, sie wieder zu sehen; so ist es auch mit Bela, obwohl ich ihr dieses nicht sage. Teilen Sie das, was ich Ihnen hier geschrieben habe, niemandem mit! Sie hätten Ihre Freude daran, wenn Sie sehen würden, wie sehr ich mich bemühe, diesen Mund zu regieren. Ich glaube, dass sie nicht mehr so ernst sein wird, wenn sie einmal größer geworden ist; in ihren Reden ist sie es wenigstens nicht. Hier haben Sie ein Gemälde von Ihren zwei kleinen Zöglingen, damit Sie nicht glauben, ich lüge Sie an, wenn ich sage, Bela verdiene vor Theresia den Vorzug. Dieses habe ich Ihnen geschrieben, damit Sie etwas zum Lachen haben. Wenn ich Ihnen auch noch soviel Mühe mache mit der Übersendung und Besorgung der Briefe, so brauchen Sie doch nicht zu fürchten, dass ich Sie davon befreie.

Die Lieder, die von Sevilla an mich kamen, haben mir große Freude gemacht. Die ersteren und einige von den anderen habe ich meinem Bruder übersendet. Es sind nämlich nicht alle gleich gut geraten. Ich meine, Sie könnten diese Lieder auch dem heiligen Greise zeigen und ihm sagen, dass sie den Schwestern zur Rekreation dienen. Übrigens ist ja dies alles nur die Sprache der Vollkommenheit, und es ist wohl am Platze, dem Manne eine kleine Erheiterung zu verschaffen, dem wir so vieles verdanken. Seine treue Liebe zu uns kann ich immer nur bewundern.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass man von unserem Vater García Alvarez nicht gut spricht; man sagt nämlich, er mache die Schwestern sehr hoffärtig. Sagen Sie es ihm! Die Schwestern in Ávila sind jetzt in Besorgnis, was sie ihnen schreiben sollen; denn mein Bruder hat sie damit beauftragt, indem er ihnen den Brief übersandte, den sie an ihn geschickt haben.

Auch lasse ich Sie wissen, dass hier niemand dünnes Wollenzeug trägt oder getragen hat außer mir; denn auch bei dieser großen Kälte konnte ich wegen meines Nierenleidens, das ich sehr fürchte, nichts anderes tragen. Und darüber murrt man so viel, dass ich bald ängstlich werde. Weil aber mir mein Vater die alten Kleidungsstücke aus grobem Wollenstoff verboten hat, so weiß ich jetzt gar nicht mehr, was ich tun soll. Gott verzeihe unseren Nonnen! Übrigens kann ich Ihnen sagen, dass in Sevilla die Hitze nur mit dünnen Kleidern zu ertragen ist. Was den Habit betrifft, so nehme ich diesen aus, während an den übrigen Kleidungsstücken wenig gelegen ist.

Bis man mir überbracht hat, was mein heiliger Prior mir sendet, weiß ich nicht, was ich ihm schreiben soll; ich kann ihm doch nicht berichten, dass ich die Sendung erhalten habe. Sobald dies der Fall sein wird, werde ich ihm durch den Maultiertreiber einen Brief senden. O mein Jesus, wie sehr bin ich doch diesem heiligen Manne zum Danke verpflichtet für alles, was er für die Nonnen tut!

Wie sehr haben wir uns doch ergötzt über den Brief meiner Gabriela! Und wie hat uns nicht der Eifer erbaut, womit jene »Heiligen« meinen guten García Alvarez abtöten! Ich empfehle sie alle inständig Gott. Grüßen Sie mir die Gabriela und alle übrigen Schwestern! Ich habe sie alle so lieb, dass ich einer jeden eigens schreiben möchte. Ich liebe sie in der Tat alle in besonderer Weise und weiß nicht, wie es kommt.

Empfehlen Sie mich auch der Mutter der Portugiesin und der Delgada. Warum schreiben Sie mir denn nie etwas von der Bernarda López?

Lesen Sie diesen Brief, den ich nach Paterna sende, und wenn darin etwas nicht passt, so verbessern Sie es; denn Sie sind ja die Oberin dieses Klosters. Ich lasse Ihnen das Vorrecht in der Bestimmung dessen, was dort zuträglicher sein dürfte. Gott vergelte Ihnen, was Sie den Schwestern dieses Klosters Gutes tun! Es ist mir dies - ich spreche jetzt im Ernste - ein großer Trost. Aber welch ein Elend! Ich finde kein Ende, wenn ich Ihnen schreibe. Gott gebe, dass Sie nicht wie unser Vater zu bezaubern gelernt haben! Gott bezaubere Sie und entrücke Sie ganz zu sich! Amen, Amen.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Öffnen und lesen Sie den Brief an die Priorin von Paterna; denn es war nur ein Irrtum, dass er versiegelt wurde. Lesen Sie auch den Brief an den Prior de las Cuevas, dem ich doch noch geschrieben habe, wenn auch in solcher Eile, dass ich nicht weiß, was ich darin gesagt habe. Diesen Brief aber müssen Sie versiegeln.

166. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 17. Januar 1577

Verschiedene bemerkenswerte Ratschläge über die Leitung seiner Seele, sowie Nachrichten über ihren eigenen Seelenzustand und über die ihr von Gott erwiesenen Gnaden.

Jesus sei mit Ihnen!

In dem Briefe, den der Bote von Alba Ihnen überbracht hat, habe ich Ihnen berichtet, dass die Sardinen und das Backwerk zur rechten Zeit angekommen sind. Übrigens wäre es mein Wunsch, dass Sie das Beste für sich behalten möchten. Gott vergelte Ihnen diese Gaben! Schicken Sie mir von jetzt an nichts mehr; wenn ich etwas zu haben wünsche, werde ich Sie gewiss darum bitten. Ich wünsche Ihnen recht viel Glück, dass Sie in das Stadtviertel [unserer Schwestern von Sankt Joseph] übersiedeln; aber sehen Sie sich zuvor noch sorgfältig die Wohnung an, von der ich Ihnen geschrieben habe. Denn wenn sie nicht ausgebessert wird, so ist es gefährlich, darin zu wohnen; und der Ausbesserung bedarf sie wohl. Untersuchen Sie also alles genau!

Wenn ich Ihnen sagte, sie sollten das für sich behalten, was ich Ihnen in Bezug auf meine Person als Geheimnis anvertraut habe, so wollte ich Sie dadurch nicht unter einer Sünde verpflichten. Solche Verpflichtungen widerstreben mir, da man sich dabei leicht vergessen kann. Sie wissen, dass mir dies unlieb wäre; und dies ist genug.

Bezüglich Ihres Gelübdes hat mir mein Beichtvater gesagt, es sei ungültig, was mich sehr freut; denn dieses machte mir Kummer. Auch bezüglich des Gehorsams, den Sie mir zu leisten versprochen haben, redete ich mit ihm und bemerkte, dass mir dies unpassend erscheine. Er billigte indessen diesen Gehorsam, nur sollten Sie sich nicht durch ein Gelübde verpflichten, weder mir noch einem anderen gegenüber. Darum will ich auch diesen Gehorsam nicht in Kraft eines Gelübdes. Selbst dieser einfache Gehorsam widerstrebt mir; allein ich dulde ihn zu Ihrer Beruhigung unter der Bedingung, dass Sie niemandem gegenüber durch ein Gelübde sich zum Gehorsam verpflichten.

Sie gestehen zu - und das freut mich -, dass Pater Johannes Sie verstehe; er hat eben Erfahrung [in geistlichen Dingen]. Auch Don Franziskus hat ein wenig Erfahrung, allein in Hinsicht auf jene Gnaden, die Gott in Ihnen wirkt, hat er keine. Der Herr sei gepriesen für immer und ewig! Jetzt stehen wir beide gut bei ihm.

Unser Herr zeigt sich gegen uns voll Güte. Es scheint, er wolle seine Macht dadurch offenbaren, dass er so elende Geschöpfe, wie wir beide sind, mit so außerordentlichen Gnaden heimsucht; denn ich kenne niemanden, der elender wäre als Sie und ich. Ich will Ihnen sagen, dass ich schon über acht Tage in einem solchen Zustande mich befinde, dass ich meine vielfachen Geschäfte nicht mehr besorgen könnte, wenn er länger andauerte. Schon bevor ich Ihnen das letztemal schrieb, haben mich wieder Verzückungen befallen, die bis jetzt noch nicht aufhörten; zuweilen finden sie öffentlich statt, wie es auch schon bei der Matutin vorgekommen ist, und das ist für mich recht peinlich. Dagegen hilft aber kein Widerstreben, und man kann dies auch nicht verheimlichen. Ich empfinde darauf so tiefe Beschämung in meiner Seele, dass ich mich, ich weiß nicht wohin, verkriechen möchte. Ich habe Gott inständig gebeten, diese Gnaden mir doch nicht mehr in der Öffentlichkeit zu gewähren. Bitten auch Sie den Herrn für mich darum; denn es bereitet dies viel Ungelegenheiten, und diese Gunstbezeigungen scheinen mir keineswegs eine höhere Gebetsweise anzudeuten.

In den letzten Tagen gehe ich fast wie eine Betrunkene umher; aber ich erkenne wenigstens, dass die Seele sich glücklich fühlt in dem Zustand, in dem sie sich befindet. Und da ihre Kräfte gebunden sind, so ist es ihr peinlich, auf einen anderen Gegenstand ihr Augenmerk zu richten als auf den, den sie liebt.

Acht Tage vorher war ich fast beständig außerstande, auch nur einen guten Gedanken zu fassen. Es war dies eine entsetzliche Trockenheit. In einer Hinsicht aber habe ich darüber wirklich Freude empfunden. Denn vorher hatte ich mich schon in demselben Zustand befunden wie jetzt, und darum war es mir sehr erwünscht, mich klar davon zu überzeugen, wie wenig wir aus uns selbst vermögen. Gepriesen sei der, der alles vermag! Amen.

Ich habe jetzt genug gesagt; das übrige ist weder zur Mitteilung in einem Briefe geeignet, noch lässt es sich aussprechen. Billigerweise sollten wir füreinander unseren Herrn lobpreisen, wenigstens wollen Sie ihn für mich loben; denn ich bin nicht imstande, ihm den Dank abzustatten, den ich ihm schulde, und darum bedarf ich großer Hilfe.

Was ich Ihnen über die mir mitgeteilte Gunstbezeigung, die Ihnen zuteil geworden ist, sagen soll, weiß ich selbst nicht. Sie ist offenbar erhabener, als Sie denken, und vielleicht der Anfang einer großen Gnade, wenn Sie diese nicht durch eigene Schuld verscherzen. Ich habe dieselbe Gebetsweise durchgemacht. Nachher verharrt die Seele gewöhnlich in Ruhe, doch nimmt sie auch bisweilen zu Bußübungen ihre Zuflucht. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Antrieb der Liebe recht heftig ist; die Seele scheint es da nicht aushalten zu können, ohne dass sie etwas für Gott leidet. Es ist dies ein Stoß der Liebe, den die Seele empfängt, und wenn dieser in Ihnen noch mächtiger wird, so werden sie erfassen, was Sie, wie Sie sagen, in meinem Liede nicht verstehen. Es ist dies nämlich eine sehr große Pein und ein durchdringender Schmerz, verbunden mit einer überaus großen Wonne, ohne dass man die Ursache davon weiß. Und obwohl es in Wahrheit eine Wunde ist, die die Liebe Gottes der Seele schlägt, so weiß man doch nicht, woher und wie sie kommt; auch weiß man nicht, ob es eine Wunde ist, noch was es überhaupt ist. Die Seele fühlt einen wonnevollen Schmerz, worüber sie sich beklagt und ausruft:

»Ohne Wunde machst du Schmerzen,
Machest ohne Schmerz die Liebe
Aller Kreatur zunichte.«

Und in der Tat, ist die Seele wirklich von dieser Liebe verwundet, so wird ihr, und zwar ohne jegliche Pein, die Liebe zu den Geschöpfen derart benommen, dass sie an keine Liebe mehr gefesselt ist, was ohne diese Liebe nicht eintritt. Denn alles Geschöpfliche verursacht der Seele, wenn sie es heftig liebt, Pein, und die Trennung davon ist für sie noch weit qualvoller. Nimmt aber Gott die Seele in Besitz, so verleiht er ihr eine Herrschermacht über alles Geschaffene. Wenn auch diese Gegenwart Gottes in der Seele und diese Wonne sich wieder verlieren, als wäre in ihr gar nichts vorgegangen - und das ist es, worüber Sie sich beklagen - , so ist dies nur in Bezug auf die äußeren Sinne wahr, die nach Gottes Willen an dieser Wonne der Seele Anteil genommen haben; er selbst aber entzieht sich der Seele nicht, die diese Gnade beständig besitzt und damit überaus bereichert wird, wie man dies im Laufe der Zeit aus den Wirkungen der Liebe erkennen kann.

Aus den darauffolgenden Bedrängnissen, von denen Sie berichten, machen Sie sich gar nichts! Ich habe zwar dergleichen nie erfahren, da mich Gott in seiner Güte immer vor diesen Sinneseindrücken bewahrt hat, allein es muss dies meiner Ansicht nach daher kommen, dass die außerordentliche Wonne der Seele sich auch der sinnlichen Natur mitteilt. Mit Gottes Gnade wird sich dies verlieren, wenn Sie darauf nicht achten. Andere, mit denen ich darüber gesprochen, haben mir dies versichert. Auch jenes Zittern wird sich verlieren. Denn jetzt ist dies für die Seele noch etwas Neues, und darum ist sie darüber verwundert und hat auch guten Grund zu staunen. Wiederholen sich derartige Gunstbezeigungen öfters, dann erlangt die Seele immer mehr Befähigung dafür. Widerstehen Sie diesem Zittern und vermeiden Sie alles Auffallende im Äußeren, soviel Sie können, damit so etwas nicht zur Gewohnheit wird; denn es würde dies eher zum Hindernis als zur Förderung gereichen.

Was Sie mir betreffs der inneren Glut, die Sie empfinden, berichten, so ist diese ganz ohne Belang für die Frömmigkeit. Sie könnte nur der Gesundheit schaden, wenn sie sehr überhandnähme. Vielleicht aber wird sie auch vergehen wie das Zittern. Nach meiner Ansicht hängen derartige Erscheinungen mit der Naturbeschaffenheit des einzelnen zusammen. Weil Sie nämlich sanguinischen Charakter haben, so kann die gewaltige Erregung des Geistes im Verein mit der natürlichen Wärme, die aufwärts drängt und das Herz ergreift, solches bewirken. Allein das ist, wie schon erwähnt, kein Zeichen, das auf eine erhabenere Gebetsweise schließen lässt.

Ich glaube auf Ihre Bemerkung, dass Sie nach solchen Vorgängen sich wieder ebenso fühlen, als ob nichts vorgefallen wäre, schon geantwortet zu haben. Ich weiß nicht, ob da nicht jene Worte des heiligen Augustin Geltung haben, wenn er sagt: »Der Geist Gottes geht dahin, ohne eine Spur von sich zu hinterlassen, wie der Pfeil, der in der Luft auch keine Spur von sich zurücklässt.« Jetzt erinnere ich mich, Ihnen hierüber schon geantwortet zu haben. Wundern Sie sich nicht über diese meine Zerstreuung; denn ich habe seit der Ankunft Ihres Briefes eine Menge anderer erhalten, und ich muss jetzt noch viel beantworten, weil mir bisher die Zeit dazu fehlte.

Manchmal bleibt die Seele in einem solchen Zustand, dass sie mehrere Tage lang nicht mehr zu sich kommen kann. Da gleicht sie der Sonne, deren Strahlen überall Wärme verbreiten, obwohl man sie selber nicht sieht. Es hat dann den Anschein, als ob die Seele sich anderswo befände als der Leib und als ob sie den Leib beleben würde, ohne im Leibe zu sein. In solchen Fällen ist eines der Seelenvermögen gebunden.

Wenn Sie nicht gerade das Gebet der Ruhe genießen, so ist die Art und Weise, wie Sie Ihre Betrachtung halten, die rechte. Gott sei gepriesen!

Ich weiß nun nicht, ob ich auf alle Ihre Fragen geantwortet habe. Sonst lese ich Ihre Briefe, nachdem ich sie beantwortet habe, gewöhnlich noch einmal durch, obwohl ich sehr wenig Zeit dazu habe, allein heute konnte ich dies nur teilweise tun. Machen Sie sich doch nicht die Mühe, Ihre Briefe, die Sie an mich schreiben, jedesmal noch durchzulesen; ich lese die meinigen nie durch. Gehen einige Buchstaben ab, so setzen Sie diese ein! So mache ich es hier mit Ihren Briefen. Man versteht bald, was man sagen wollte, das übrige ist Zeitverlust und hat keinen Zweck.

Für den Fall, dass Sie sich während des Gebetes nicht recht sammeln möchten oder dass Sie gerne etwas für den Herrn tun können, sende ich Ihnen beiliegenden Bußgürtel. Er dient gar sehr zur Erweckung der Liebe; ich sende ihn Ihnen aber nur unter der Bedingung, dass Sie ihn in keiner Weise am bloßen Leibe und auch nicht während des Schlafes tragen. Sie können ihn auf jeder Seite gebrauchen, und zwar so, dass er Ihnen wenig unbequem wird. Ich gebe Ihnen diesen Rat nicht ohne einige Befürchtung; denn da Sie so vollblütig sind, könnte die geringste Unklugheit Ihr Blut in Aufregung bringen. Indessen bereitet es uns bei einem solchen Liebesdrange, den wir empfinden, große Freude, etwas, und sei es auch noch so wenig, für Gott zu tun. Darum möchte ich nicht, dass wir es unterließen, einen Versuch damit zu machen.

Ist der Winter vorüber, dann werden Sie eine andere kleine Übung vornehmen können; ich werde Sie nicht vergessen. Schreiben Sie mir, wie Sie mit dieser Kleinigkeit zurechtkommen. Wir können dies wirklich nicht anders nennen, wenn wir in Erinnerung dessen, was unser Herr gelitten, auch nur einigermaßen eine entsprechende Buße üben wollen. Ich muss über mich selbst lachen, dass ich Ihnen für die Sendung von Backwerk, Geld und anderen Geschenken nichts zu geben weiß als einen Bußgürtel.

Empfehlen Sie mich dem Aranda. Er soll von den beiliegenden Rauchkerzchen immer ein wenig in Ihrem Zimmer, oder wenn Sie sich gerade am Kohlenbecken wärmen, anzünden. Sie sind sehr heilsam und echt, und die unbeschuhten Karmelitinnen haben nicht so viele vortreffliche Dinge. So abgetötet Sie auch sein wollen, so können Sie doch den Rauch dieser Kerzchen einatmen. Für Rheumatismus und Kopfleiden ist er vorzüglich.

Das kleine Päckchen lassen Sie der Doña Maria de Cepeda im Kloster der Menschwerdung übergeben!

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass für den Eintritt einer sehr vortrefflichen Dame in Ihr Kloster zu Sevilla schon alles vorbereitet ist. Sie hat sechstausend Dukaten und ist frei von jeder weiteren Verpflichtung. Schon vor ihrem Eintritt hat sie einige Goldplatten hergegeben im Werte von zweitausend Dukaten, und sie dringt so sehr darauf, mit der Bezahlung des Hauses aus ihrem Vermögen zu beginnen, dass die Priorin sich auch dazu herbeilässt. Diese schreibt mir, dass sie jetzt dreitausend Dukaten bezahlen werde. Darüber war ich sehr erfreut; denn diese Nonnen hatten an ihrer Schuld eine schwere Last zu tragen. Bei ihrer Profeß wird sogleich die ganze Schuld bezahlt, und vielleicht schon eher. Empfehlen Sie diese Angelegenheit Gott und bitten Sie ihn, dass dieses Werk, das Sie begonnen haben, endlich einmal vollendet werde.

Unser Pater Visitator hat sich an den Unterhandlungen mit der erwähnten Dame beteiligt. Er befindet sich wohl und visitiert jetzt die Klöster. Es ist staunenswert, wie er in seiner Provinz alles so beruhigt hat und wie ihn alle so sehr lieben. Der Gebetseifer, die Tugend und die Geistesgaben, die Gott ihm verliehen, leuchten an ihm in hellem Glanze hervor. Gott sei mit Ihnen und erhalte Sie mir! Ich weiß zu keinem Schlusse zu kommen, wenn ich mich mit Ihnen unterhalte. Alle empfehlen sich Ihnen vielmals, auch ich mit ihnen. Dem Franz de Salcedo sagen Sie immer viele Grüße von mir! Sie haben Grund, ihn zu lieben; denn er ist ein Heiliger. Mit meiner Gesundheit geht es sehr gut.

Heute ist der 17. Januar.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Erbitten Sie sich vom Bischof mein Buch, da mir vielleicht einmal der Gedanke kommt, es zu vollenden und die mir vom Herrn später erwiesenen Gnaden beizufügen. Nebst diesem könnte man noch ein anderes, umfangreiches Buch schreiben, wenn mir der Herr die Gnade verleiht, dass ich mich deutlich auszusprechen weiß. Geschieht das nicht, so ist der Verlust von geringer Bedeutung.

In dem Kästchen kamen auch einige der Theresia gehörige Kleinigkeiten mit an; ich schicke sie anbei zurück. Die Metallkugel ist für Petrus de Ahumada. Weil er viele Zeit in der Kirche zubringt, wird ihn an den Händen frieren. Unser Herr vergelte Ihnen Ihre liebende Sorgfalt und erhalte Sie mir! Amen. Die Geldangelegenheit können Sie gar wohl der Priorin in Valladolid übergeben. Sie wird sie ganz gut besorgen; denn es ist dort ein Kaufmann, der mit jenem Kloster und auch mit mir sehr befreundet ist; zudem ist er ein guter Christ.

167. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 17. Januar 1577

Reform des Klosters zu Paterna und die Abreise des Paters Gracián nach Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden!

O meine Tochter, welch erfreuliche Nachrichten enthält doch Ihr Brief sowohl über Ihre Gesundheit als auch über die Aufnahme der Nonne, die uns dadurch eine so große Wohltat erweist, dass sie das Haus bezahlt! Gebe Gott, dass kein Hindernis dazwischen kommt! Ich bitte ihn inständig darum; denn es macht mir die größte Freude, die Schwestern ohne Sorge zu sehen.

Tritt diese Kandidatin wirklich ein, so nehmen Sie doch um der Liebe Gottes willen alle mögliche Rücksicht auf sie; denn sie verdient es wohl. Ich habe eine große Sehnsucht, ihr ausführlich schreiben zu können; allein ich habe heute schon nach Ávila, nach Madrid und an andere Orte geschrieben, und mein Kopf ist sehr angestrengt. Die von Ihnen bezeichneten Briefe habe ich erhalten. Ein Brief von mir muss verlorengegangen sein, weil Sie nichts davon erwähnten. Es war der an meinen Vater, an den Prior de las Cuevas, den ich Ihnen unversiegelt sandte, damit Sie ihn lesen könnten.

Sie und Ihre Schwestern werden sich jetzt nach der Abreise unseres guten Vaters recht einsam fühlen. Sagen Sie dem Herrn García Alvarez, dass er jetzt noch mehr als früher verpflichtet sei, den Schwestern ein Vater zu sein. Dass seine Verwandte in den Orden getreten ist, hat mich gefreut. Empfehlen Sie mich ihm vielmals sowie auch den Schwestern in Paterna, denen ich sehr gerne schreiben möchte. Senden Sie ihnen wenigstens diesen Brief, damit sie sehen, dass ich gesund bin und mich ihr Brief sehr getröstet hat, in dem sie mir Nachricht gaben, dass sie mit Margareta und mit dem Beichtvater zufrieden sind. Sie sollten sich doch nicht wundern, wenn diese Nonnen in Paterna nicht gleich so sind wie die unsrigen; dies sogleich fordern zu wollen, wäre töricht. Man sollte nicht so sehr auf die Beobachtung des Stillschweigens und anderer Dinge dringen, da dies an und für sich keine Sünden sind; denn diese Schwestern haben andere Gewohnheiten, und anstatt die Fehler zu vermindern, würde man sie dadurch nur vermehren. Es ist dazu Zeit erforderlich, und man muss auch Gott wirken lassen, sonst würde man sie vollständig mutlos machen. Wir beten hier recht inständig für diese Nonnen.

Es wäre gefehlt, wenn Sie dulden würden, dass eine der Schwestern es an der nötigen Ehrfurcht gegen Sie fehlen ließe, außer Sie könnten sich den Anschein geben, als ob Sie es nicht bemerkten. Die Oberinnen sollen bedenken, dass mit Ausnahme der Klausur, für deren Beobachtung sie zu wachen gehalten sind, in allem übrigen Gott mitwirken wird, sowie dass sie mit großer Milde ihr Amt verwalten. Gott sei mit Ihnen, meine Tochter, und erhalte Sie mir und alle Schwestern, denen Sie meine Empfehlungen entrichten wollen!

Die Priorin in Paterna spricht in ihren Briefen gar nicht mehr von der [Schwester] Elisabeth vom heiligen Hieronymus. Es ist, als ob sie gar nicht mehr in Paterna wäre, und dennoch wirkt sie vielleicht mehr als die Priorin. Diese soll mir mitteilen, was sie von jener denkt, und Elisabeth soll mir auch schreiben. Beide sollten ihr Vertrauen auf Gott setzen, damit sie in allem das Rechte treffen, und ja nicht denken, dass sie etwas aus sich selbst zustande bringen können.

Ich bin gesund. Das Befinden der Priorin von Malagón ist wie immer. Schreiben Sie mir, ob unser Vater Geld für die Reise mitgenommen hat; denn ich habe gehört, er sei ohne Geld abgereist. Ich bitte Sie um der Liebe willen, beiliegenden Brief ganz sicher und recht bald an ihn zu senden; wählen Sie aber dazu einen ganz verlässigen Menschen. Es tut mir recht leid, dass der Staatsanwalt von Sevilla fortkommt. Gott will, wie es scheint, uns zur Einsicht bringen, dass er allein alles wirkt. Dem Prior vom Karmel entrichten Sie, bitte, meine Empfehlungen, ebenso auch meinem guten Pater Gregor und sagen Sie ihm, er möge mir schreiben.

Heute ist der 17. Januar des Jahres 1577.

Ich bin Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Die Art und Weise, wie Sie die Christnacht zugebracht haben, hat mir sehr gefallen. Ich glaube, dass es gut gehen wird, da der Herr immer, wenn die Not am größten ist, mit seiner Hilfe am nächsten ist. Unterlassen Sie nicht, an mich zu schreiben, wenngleich unser Vater nicht in Sevilla ist. Ich werde es nicht so oft tun, und der Grund ist der, um Ihnen die Portoausgaben zu ersparen.

168. Brief - An Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Toledo, am 21. Januar 1577

Profeß der Casilda de Padilla und Aufnahme einer anderen Nonne in jenes Kloster.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Viel Glück und Segen Ihnen und Ihrer geistlichen Tochter, die den Schleier empfangen hat! Gott gebe, dass Sie sich ihrer viele Jahre erfreuen können und dass Sie beide dem Herrn mit einer Vollkommenheit dienen, wie ich in diesen Tagen zu ihm gefleht habe! Amen.

Es wäre mein inniger Wunsch gewesen, Ihnen auf Ihre Briefe eine längere Antwort zu senden, und es böte sich eben jetzt auch eine günstige Gelegenheit dazu; allein da ich überaus ermüdet bin, so könnte mir dieses sehr schaden. Ich dachte mir darum, Ihnen erst zu schreiben, wenn ich mehr Zeit hätte. Indessen will ich Ihnen doch mitteilen, dass ich alle Ihre Briefe empfangen habe; sie kommen von dort ganz sicher an. Die päpstliche Erlaubnis sende ich Ihnen nicht mit. Sie ist nämlich lateinisch abgefasst, und ich habe niemanden gefunden, der sie übersetzt hätte; aber ich werde sie Ihnen später senden. Gestern, am Feste des heiligen Sebastian, hat man sie mir gebracht. Sie hat die Schwestern und auch mich recht sehr zur Andacht gestimmt. Gepriesen sei Gott, dass alles so gut ausgegangen ist! Ich bin sehr erfreut darüber, dass auch Doña Maria damit befriedigt ist. Sagen Sie ihr recht freundliche Grüße von mir, und meine Casilda umarmen Sie recht herzlich in meinem Namen. O wie gerne möchte ich dies selber tun! Es wäre für mich eine große Freude gewesen, wenn ich bei dieser Feierlichkeit selbst hätte anwesend sein können. Gut war es auch, dass Sie die Brüder eingeladen haben; das wird zur Erhöhung der Feierlichkeit beigetragen haben.

Was die Aussteuer jener anderen Person betrifft, so teilten Sie mir mit, dass Sie fünfzig Dukaten für die Reise davon abziehen mussten. Ich habe Ihnen schon gesagt, warum Sie denn die Summe auf sechshundert Dukaten angaben, wenn die Sache sich so verhält. Sie hätten sich nicht so ausdrücken sollen. Dass von einer Ausstattung die Rede gewesen, kann ich mich nicht erinnern. Wenn diese Person wirklich so beschaffen ist, wie man sagt, so liegt wenig daran, wenn auch die Aussteuer nicht so groß ist. Denn ich versichere Sie, wir haben Nonnen nötig, die Geschicklichkeit besitzen. Seien Sie überzeugt, dass wir nicht so sehr auf die Aussteuer sehen sollen, wenn die Kandidatinnen nur mitbringen, was sie haben, und die für unsere Lebensweise nötigen Eigenschaften besitzen. Wie man mir sagte und wie es auch wahr sein muss, stirbt die Pflegemutter dieser Kandidatin aus Gram darüber, dass man sie ihr entzieht, und deshalb wird sie jener wenig mehr nützen können. Ihr Pflegevater weiß, dass er sie wieder zurücknehmen muss, wenn sie nicht jene Eigenschaften besitzt, die man an ihr hervorhob. Die Aufnahme dieser Nonne machte mir so viel Schwierigkeit, dass ich schon dachte, es möchte dies eine Versuchung sein.

Lesen Sie beiliegenden Brief, siegeln Sie ihn und geben Sie ihn dem Augustin de Vitoria mit Empfehlungen von mir oder sonst jemandem, von dem Sie glauben, dass er ihn baldigst übergibt. Porto auszulegen ist hier nicht am Platze, und es muss der Brief auch sicher übergeben werden.

Der Pater Visitator dringt so sehr auf die Gründung jenes Klosters, dass ich, sobald Sie damit einverstanden sind, den Antonius Gaytán absenden werde, den jener für die Verbriefung bevollmächtigt hat. Nachdem es der Pater Visitator einmal angeordnet hat, dass man jene Frau, die alt und krank ist, nicht aus dem Hause vertreibe, so wird auch dafür gesorgt werden, dass die Nonnen sie ertragen können; etwas müssen sie ja doch zu leiden haben, da die Not, in der sich die Seelen dort befinden, groß ist. Gott möge diese Angelegenheit in seine Hand nehmen und Sie mir erhalten! Sie haben sich wunderbar aus der Klemme gezogen. Gepriesen sei Gott, der dies alles vollbringt! Denn Sie selbst wären dazu allzu schwach.

Heute ist der 21. Januar.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

169. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 26. Januar 1577

Dank für einige ihr zugesandte Geschenke.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ich gestehe Ihnen, dass auch ich den Lobeserhebungen, die Sie und Ihre Nonnen unserem Vater, und zwar mit Recht, spenden, noch einige beifügen könnte. Ich weiß nicht, welche Versuchung über mich gekommen ist, dass ich für Sie eine überaus große Liebe trage. Ich glaube, dass Sie mir diese durch Ihre Gegenliebe vergelten. Der Herr gebe, dass wir diese gegenseitige Liebe durch inständige Gebete an den Tag legen, die wir füreinander zur göttlichen Majestät emporsenden!

Gestern, am Tage der Bekehrung des heiligen Paulus, brachte mir der Maultiertreiber Ihre Briefe samt dem Gelde und allem übrigen. Die Verpackung war so geschickt, dass es eine Freude war, sie zu sehen; auch kam alles sehr gut an. Gott vergelte Ihnen die Freude, die Sie mir durch die Sendung an die Mutter unseres Vaters bereitet haben.

Noch keine von den Priorinnen hat soviel getan. Unser Vater hat darüber große Freude. Wie sollte ich Sie darum nicht recht innig lieben, da Sie nicht aufhören, mich zu erfreuen? Nur nach dem Agnus Dei hatte ich dieser Tage ein kleines Verlangen, da ich etwas zu haben wünschte, um damit dem Administrator ein Geschenk zu machen. Dieser Mann ist bereit zu jedem Dienste, den er mir erweisen kann, und er besorgt alles aufs beste. Insbesondere hat er für das Kloster in Malagón viel getan und wird sich dafür noch mehr kosten lassen. Dieses Kloster befindet sich jetzt in solcher Armut und so ohne alle Hilfe, dass ich darüber infolge meiner Gemütsart großes Leid empfinde. Ein kleines Kreuz hat zwar jedes unserer Klöster zu tragen, allein daran liegt wenig.

Gott erweist mir dadurch, dass die Prüfungen Ihres Klosters vorüber sind, eine große Gnade, und ich weiß nicht, worüber ich mich noch beklagen soll. Insbesondere bereitet es mir großen Trost, dass alles so gut steht und Hoffnung vorhanden ist, es werde ein Teil der Schuld, die auf dem Hause ruht, abgezahlt werden können. Denn solange ich mir denken muss, dass Sie jeden Tag mehr als einen Dukaten zu zahlen haben, kann ich nicht ohne Sorge sein. Das ist ein Grund für mich, Gott zu bitten, er möge die Schwestern von dieser Last befreien. Möge es Seiner Majestät gefallen, sie wenigstens zu vermindern! Amen.

Ich komme nochmals auf das Agnus Dei zurück. Da es seine Bestimmung schon hatte, so wollte ich dessen Übersendung nicht unterlassen; denn es verlieh den übrigen Dingen des Pakets, das sehr gut ankam, ein größeres Ansehen. Von dem Balsam nahm man hier ein wenig weg, da Elisabeth sagt, man habe bei ihr zu Hause einen größeren Vorrat. Auch drei Stücke vom Zuckergebäck behielt ich zurück, damit Sie nicht meinen, meine kleine Elisabeth sei das Kind einer Stiefmutter, so dass ich ihr nichts geben dürfte; das übrige wird übersandt, und es reicht hin. Gott vergelte Ihnen alles, meine Tochter! Amen. Amen, Amen. Er belohne Sie auch für die Kartoffeln, die ganz gut und zu einer Zeit angekommen sind, in der ich sehr wenig Appetit zum Essen habe, ebenso auch für die Orangen, die einigen Schwestern Freude machten, die zwar nicht schwer krank sind, aber sich doch unwohl fühlen! Alles übrige ist sehr gut; auch die Bonbons, von denen Sie eine ganze Menge gesendet haben, sind gut angekommen und munden vorzüglich. Ich habe von diesen auch einige der Doña Luise gegeben, die heute bei mir war. Hätte ich gedacht, dass sie diese so hochschätzte, so würde ich sie ihr in Ihrem Namen zugesendet haben; denn alles, was von uns kommt, macht ihr große Freude, und wir halten es darum auch für billig, solch hohen Damen etwas Weniges anzubieten. Mein Bruder hat mir die bessere Bonbonsschachtel zurückgesendet, die Sie an ihn geschickt haben. Es war für mich ein Trost, dass Sie dies alles nichts gekostet hat. Wo Sie es für gut finden, können Sie nach Belieben für eine bestimmte Person um etwas bitten, oder wenn man Ihnen etwas schenkt, können Sie sagen, dass sie es für irgend jemand oder für eine bestimmte Person annehmen; das sind dann keine Ausgaben, die vom Kloster gemacht werden.

Der Priorin von Malagón habe ich von den Bonbons, die mein Bruder mir zusandte, nichts geschickt. Da sie nämlich starkes Fieber hatte, so würden sie für sie schädlich gewesen sein. Es wäre auch mein Wunsch, dass Sie ihr nichts zum Geschenke machen, was die Fieberhitze vermehrt; schicken Sie ihr andere Dinge, etwa süße Orangen oder was sonst für Kranke geeignet ist; denn sie hat großen Ekel vor allen Speisen. Ich wünschte recht sehr, dass sie hierher nach Toledo gebracht würde. Jetzt habe ich Hoffnung auf das Wasser von Loja. Unserem Vater habe ich schon geschrieben, er möchte uns Nachricht geben, ob er sich an jenem Orte aufhalten werde; ich würde dann die nötigen Maßnahmen treffen, um etwas von diesem Wasser zu bekommen; denn ich glaube, die Kranke werde dadurch gesunden. Deshalb rate ich ihr auch den Gebrauch dieses Wassers recht dringend an. Das, woran sie jetzt am meisten Geschmack findet, sind kleine Butterbrezeln.

Auf Ihre Briefe, die ich alle erhalten habe, möchte ich gerne recht ausführlich antworten; allein der Maultiertreiber geht morgen schon wieder ab, und Sie sehen selbst, was ich hier an unseren Vater absenden muss. Entschuldigen Sie das Porto; die Sache ist nämlich so wichtig, dass man sich auch ein höheres gefallen lassen müsste. Suchen Sie doch in Bälde mit Pater Gregor sich zu besprechen und bitten Sie ihn in meinem Namen, er möge einen zuverlässigen Menschen, vielleicht den Didakus, wenn er dort ist, senden, damit er unserem Vater diese Briefe schleunigst überbringe. Er wird es aus Liebe zu mir gerne tun. Finden Sie aber keinen ganz zuverlässigen Menschen, der sich sogleich auf den Weg begibt, so übergeben Sie gar niemandem die Briefe. Denn es befinden sich unter ihnen einige, die ich gar nicht abzusenden gewagt hätte, wenn nicht der Maultiertreiber so zuverlässig wäre. Man kennt auch hier schon den Erlass des Paters General, den er mir bei meiner Anwesenheit in Sevilla zugestellt hatte. Diesem Erlasse gemäß ist es nicht bloß mir, sondern auch allen Nonnen überhaupt verboten, je ihr Kloster zu verlassen. Man kann sie darum in kein anderes Kloster senden, sei es nun, um das Amt einer Priorin zu verwalten, oder einer anderen Ursache wegen. Dieses Verbot wird den vollständigen Ruin unseres Ordens herbeiführen, wenn einmal das Kommissariat unseres Paters Gracián zu Ende geht. Wenn wir auch unter der Jurisdiktion der unbeschuhten Väter stehen, so ist dies doch nicht genügend; unser Vater muss darum, solange er noch apostolischer Kommissar ist, ausdrücklich erklären, dass wir auch wie vorher in andere Klöster gesendet werden können. Für die Nonnen und für mich genügt diese Erklärung. Doch wir können jede Stunde erfahren, dass sein Kommissariat zu Ende ist. Lassen Sie sich darum die Übersendung dieser Briefe angelegen sein. Ihr Überbringer kann auf die Erklärung unseres Vaters, die nur wenig Zeit erfordert, warten und sie Ihnen zurückbringen. Senden Sie mir aber diese nicht anders zu als durch den Maultiertreiber, und legen Sie ein gutes Porto bei! Sagen Sie unserem Vater, dass ich Ihnen geschrieben habe, er möge seine Erklärung Ihnen übersenden.

Es ist wahrhaft zum Erstaunen, wie einfältig wir gewesen sind! Der Administrator, ein tüchtiger Rechtsgelehrter, und Doktor Velásquez haben alles genau erwogen und behaupten, die Sache lasse sich so machen. Sie übersenden eine diesbezügliche Weisung. Möge Gott alles so lenken, dass es zu seiner größeren Ehre gereicht! Mich hat man beauftragt, die Angelegenheit ohne Verzug ins reine zu bringen, und darum beeile ich mich auch.

Es ist ein großes Glück, dass man das Geld dem Anton Ruiz noch nicht übergeben hat, da der Alkalde, der es erheben sollte, hier ist. Den Mann, der zur Bezahlung meiner Portogebühren Geld in Verwahrung hat, habe ich beauftragt, die zwanzig Realen zu bezahlen, um nicht so kleine Schulden hängen zu lassen. Indessen soll jetzt geschehen, was Euere Ehrwürden anordnen.

Von dem indischen Harz hat man hier auch einen kleinen Teil zurückbehalten; denn ich wollte Sie schon vorher um diesen Gegenstand bitten. Die Schwestern bereiten nämlich daraus Pastillen mit Rosenzucker vermischt, die mir bei meinem rheumatischen Leiden sehr gut bekommen. Es bleibt zur Sendung noch genug übrig. Am nächsten Donnerstag wird alles sicher an seinen Bestimmungsort befördert werden. Es war für mich eine große Freude, als ich von Ihnen die Nachricht erhielt, dass Sie wieder gesund sind. Beachten Sie jedoch, dass Sie sich nicht wie eine ganz gesunde Person benehmen, damit Sie den Rückfall vermeiden; denn Ihre Krankheit hat mir schon traurige Stunden bereitet. Der Subpriorin und allen empfehle ich mich. Durch den Boten werde ich Ihnen bald wieder Briefe senden; deshalb füge ich hier nur noch bei, dass Casilda bereits Profeß abgelegt hat. Gott erhalte Sie mir, meine Tochter, und mache Sie heilig! Amen.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Alles Gute an Herrn García Alvarez, an seine Base und an alle!

Anschrift: An meine Tochter, die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

170. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 6. Februar 1577

Nachrichten und Lob über Pater Gracián. Verhaltungsmaßregeln gegenüber Pater Tostado und den beschuhten Vätern. Verschiedene Empfehlungen.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Bitte, setzen Sie nicht mehr den Titel »Herrin« an die Spitze Ihrer Briefe; denn derartige Ausdrücke ziemen sich nicht für uns. Es ist wirklich eine unangenehme Sache mit diesen Schlägereien in Andalusien.

Unser Vater schreibt mir nichts, außer dass es ihm gut geht trotz aller Unpäßlichkeiten, unter denen er bisweilen leidet. Aber er will sich heilen, indem er das Wasser trinkt, das sich bei Antequera befindet.

Ich kann jene Angelegenheit des Paters Bonaventura nicht begreifen. Denn meines Wissens haben Euere Hochwürden mir geschrieben, dass man ihn seines Amtes entsetzt habe. Wenn man ihn davon enthoben hat unter dem Vorwande, dass es gut sei, den Ordensmännern ein Beispiel zu geben, so sollte man ihn meines Erachtens wieder damit betrauen.

Gott hat uns eine große Gnade erwiesen, dass unser Vater die Prüfung mit solcher Ruhe ertragen hat. Wenn man ihm nicht die Hände bindet, wird er das begonnene Werk zum besten Ende führen. Ich vertraue auf Seine Majestät, die Euere Hochwürden, meinen Vater, erhalten möge!

Warum machen Sie sich, mein Vater, Sorgen über die Ankunft des Paters Tostado? Lassen Sie unsern Herrn walten! Diese Angelegenheit steht ihm zu, der weiß, aus allem den größten Gewinn zu ziehen. Ich habe in keinerlei Weise Sorge. Unsere Angelegenheiten, die eine unseren Wünschen entgegengesetzte Richtung zu nehmen scheinen, wickeln sich, wie ich sehe, besser ab als andere, die dem Anscheine nach auf guten Bahnen sich befinden. Gott wird seine Macht zeigen. Schwieriger ist die Tatsache, dass mit dem Abgang des Nuntius der Auftrag unseres Vaters erlischt.

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass der Nuntius unseren Vater zu sich rufen ließ. Die beschuhten Väter hier sind ganz außer sich, dass Tostado solange nicht kommt. Ich glaube, sie werden einen Boten an Tostado senden, wenn sie es nicht schon getan haben; ihr Fehler, sagen sie, sei gewesen, dass sie niemanden an ihn geschickt hätten, um ihn zu rufen. Wohlan, er möge kommen! Wir wollen sehen, worauf dieses Abenteuer hinausgeht. Aber wenn der König und unsere Gönner sich ebenso verhalten wie vorher, dann hat dieser Pater wenig Aussicht auf Erfolg. Ändern sie aber ihre Ansicht, dann wird es noch besser sein.

Seien Sie, mein Vater, durchwegs ohne Sorge über den Vorschlag, den ich Ihnen machte; bleiben Sie in dem Hause, das man Ihnen gegeben hat! Suchen Sie nicht mehr nach einer guten Lage für eine Gründung! Ich kann es nicht ertragen, dass Sie mit diesen Vätern darüber in Unterhandlung treten und das Sichere um des Unsicheren willen aufgeben; nach einiger Zeit kommt ein anderer. Es möge bleiben, wie es jetzt ist. Es wäre meiner Ansicht nach viel besser gewesen, in Madrid ein Nonnenkloster zu gründen, als einen günstiger gelegenen Ort für ein Männerkloster zu suchen…

Ich habe dies selbst erfahren während der acht Tage, die ich in Madrid zugebracht habe. Seien wir auf der Hut vor ihnen, es sind wichtige Angelegenheiten; und wie Euere Hochwürden sagen, verstehen sie sich am besten darauf, eine Verfolgung gegen uns in Szene zu setzen. Und wer weiß, ob sie uns in diesem Augenblick nicht nützlicher wäre.

Ich bin sehr froh, dass unser Vater nicht in Sevilla ist; wie Euere Hochwürden bemerken, wäre es besser, wenn er hierher in unsere Nähe käme, obgleich wir in Granada ein Haus der unbeschuhten Karmeliten besitzen, in das er sich zurückziehen kann. Falls jedoch sein Amt als Visitator zu Ende gehen und Pater Tostado seine Befugnisse erhalten würde, wäre es gut, wenn sie einander nicht treffen würden. Die beschuhten Väter sagen nur, dass der letztere sich unverzüglich an den Hof begeben müsse; er ist also auf Befehl des Nuntius dorthin berufen worden. Diese Väter fügen bei, was auch wahr ist, dass er durch den König dorthin berufen wurde. Sie müssen diese Angelegenheit besser durchforscht haben, allein sie sind nicht eines Sinnes.

Pater Don Pedro González erzählte mir gestern, er habe in einem Briefe aus Rom gelesen, dass ein Internuntius ernannt worden sei.

Ich glaube, mein Vater, dass dieser Nuntius große Voreingenommenheit gegen uns an den Tag legen wird, wenn er kommt. Aber wenn Gott für uns ist, wer soll dann gegen uns sein? Pater Magister Petrus Fernández ist hier; er hat mich besucht, und ich glaube, dass er sich innerhalb eines Monats nicht an den Hof begeben wird. Seien Sie überzeugt, mein Vater, dass man nichts unternehmen werde gegen die Anordnungen der apostolischen Visitatoren. Sie werden sich dem Pater Tostado unterwerfen und ihm gehorchen müssen, aber nicht in dem, was zu unserem völligen Ruin gereicht. Daher müssen Sie gegen ihn, wenn er kommt, standhaft sein trotz aller Zeichen der Freundschaft, die er Ihnen gegenüber an den Tag legen wird, und niemand darf sich zu dem verleiten lassen, was schließlich unserm Pater General keinen Nutzen bringt; denn wir stehen unter seinem Gehorsam, und man muss uns als seine Töchter ansehen, wenn dies geschieht. Es würde unser Leben sein, wenn man das Werk der Reform wieder weiterführen würde, das berufen ist, so viel Gutes zu stiften. Ich fürchte, mein Vater, dass Gott uns diese Gnade noch nicht schenkt. Möge Seine Majestät alles zu seiner größern Ehre lenken! Dann mag kommen, was da wolle.

Hier liegt ein Brief bei für Pater Johann Diaz; ich bitte ihn, sich gütigst um eine Angelegenheit in Caravaca anzunehmen, wie Euere Hochwürden sehen werden. Ich sende dorthin den Bericht und die Empfehlungsbriefe, die dem Bischof von Cartagena übergeben werden sollen…

Ich bitte ihn außerdem, die Herzogin zu ersuchen, sie möchte einen ihrer Diener absenden… Ich will sie bitten, um der Liebe Gottes willen ja helfend einzugreifen.

Unser Herr sei stets mit Euerer Hochwürden! Amen. Heute ist der 6. Februar. Meine besten Empfehlungen an Pater Prior.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

171. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 10. Februar 1577

Heilsame Unterweisungen bezüglich seines inneren Lebens und Nachrichten über Ordensangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Nachdem ich mich von meiner Schwäche bereits am anderen Tage wieder erholt hatte, nahm ich, da ich meiner Ansicht nach zuviel Galle habe und deshalb fürchte, ich möchte die kommende vierzigtägige Fastenzeit nicht halten können, ein Führmittel ein. Leider aber hatte ich gerade an jenem Tage so viele Briefe zu schreiben und Geschäfte zu erledigen, dass ich bis nachts zwei Uhr schreiben musste, was für meinen Kopf sehr nachteilig war. Dennoch glaube ich, dass dies auch seinen Vorteil gehabt hat; denn der Arzt befahl mir daraufhin, nie mehr länger als bis zwölf Uhr zu schreiben und zuweilen durch eine andere Hand meine Briefe schreiben zu lassen.

Die Anstrengung war diesmal, besonders in dieser Winterszeit, wirklich maßlos, und ich habe da sehr gefehlt; denn um am folgenden Morgen frei zu sein, entzog ich mir den notwendigen Schlaf, und weil ich gleich nach dem Erbrechen zu schreiben begann, so half alles zusammen. An dem Tage, an dem ich die Medizin einnahm, war ich sehr elend; indessen scheint jetzt eine Besserung einzutreten. Haben Sie darum meinetwegen keine Sorge; denn ich pflege mich gut. Ich habe Ihnen dies deshalb mitgeteilt, damit Sie den Grund wissen, wenn manchmal ein Brief an Sie gelangt, der nicht von meiner Hand geschrieben ist, oder wenn meine Briefe an Sie kürzer sind wie gewöhnlich.

Ich Pflege mich gut, soweit ich es kann, allein ich war doch angehalten über das Geschenk, das Sie mir übersandten; denn es wäre mir lieber, wenn Sie diese Sachen selbst genießen würden da Süßigkeiten mir nicht zusagen. Wohl habe ich davon schon genossen und werde sie alle genießen; allein schicken Sie mir so etwas nicht mehr, sonst würde es mich sehr verdrießen. Sehen Sie denn nicht, dass ich Ihnen gar nie ein Gegengeschenk dafür gebe?

Ich weiß nicht, was diese »Vater unser« bedeuten, die Sie, wie Sie sagen, bei Vornahme der Geißelung beten; denn so etwas habe ich Ihnen nie geraten. Lesen Sie meinen Brief nochmals, und sie werden sich überzeugen. Wenden Sie auch die Geißelung in keiner Weise öfters an, als ich Ihnen dort erlaubt habe, nämlich zweimal in der Woche. Während der Fastenzeit können Sie auch noch an einem Tage in der Woche den Bußgürtel tragen. Dies erlaube ich Ihnen jedoch nur unter der Bedingung, dass Sie ihn wieder ablegen, wenn er Ihnen übel bekommt; denn da Sie so vollblütig sind, so fürchte ich sehr für Ihre Gesundheit. Aus dem gleichen Grunde erlaube ich Ihnen eine öftere Anwendung der Geißelung nicht, weil dies nachteilig auf die Sehkraft wirken könnte. Übrigens ist es jetzt im Anfang eine bessere Buße für Sie, Ihren Eigenwillen zu brechen und die Geißelung nur mäßig anzuwenden, als eigenmächtig sich zu geißeln. Wenn Sie finden, dass Ihnen der Gebrauch des Bußgürtels nicht gut bekommt, müssen Sie es mir schreiben.

Dieses Gebet, von dem Sie reden, ist das Gebet der Ruhe, über das Sie in dem kleinen Buche mehreres lesen können. Was jene sinnlichen Erregungen betrifft, so habe ich Ihnen schon mitgeteilt, wie Sie sich versuchsweise dabei verhalten sollen; denn ich erkenne es ganz sicher, dass diese nichts zu bedeuten haben und es das beste ist, gar nicht darauf zu achten. Mir erzählte einmal ein Gelehrter, es sei einst ein Mann in größter Betrübnis gekommen und habe ihm geklagt, dass jedesmal, so oft er kommuniziere, ihm eine schändliche Versuchung komme, etwas noch weit Schlimmeres, als was Sie erfahren, und man habe ihm infolgedessen befohlen, jährlich nur einmal die Kommunion zu empfangen, um die kirchliche Vorschrift zu erfüllen. Obwohl dieser Gelehrte im geistlichen Leben nicht erfahren war, erkannte er dennoch, dass dies nur von natürlicher Schwäche herrühre, und legte dem Geängstigten nahe, sich nichts daraus zu machen und alle acht Tage die Kommunion zu empfangen. Dieser wurde frei von seiner Angst und auch von seiner schändlichen Versuchung. Legen auch Sie solchen Versuchungen keine Bedeutung bei!

Mit Julian de Ávila können Sie sich über alles besprechen; denn er ist ein sehr tugendhafter Mann. Er schreibt mir, dass er zu Ihnen komme, was mich freut. Besuchen Sie ihn manchmal, und wenn Sie ihm eine Freude machen wollen, so geben Sie ihm ein Almosen; denn er ist sehr arm und allen Gütern der Welt abgestorben. Er ist nach meiner Ansicht einer der besten Priester in Ávila, und eine Unterhaltung mit solchen Seelen ist heilsam, da Sie doch nicht so ganz dem Gebete sich widmen können, dass Sie jedem Umgang entsagten.

Bezüglich des Schlafes rate ich Ihnen an und befehle es Ihnen sogar, dass Sie ihm nicht weniger als sechs Stunden widmen. Bedenken Sie, dass wir in unserem vorgerückten Alter auch dem Leib eine Sorgfalt angedeihen lassen müssen, damit der Geist nicht unterliege; denn dies wäre ein entsetzliches Leiden. Sie können gar nicht glauben, welches Missbehagen sich meiner in diesen Tagen bemächtigt hat. Ich wage weder mündlich zu beten noch zu lesen, obwohl ich mich, wie schon erwähnt, jetzt wieder besser befinde. Es soll mir dies, ich gestehe es Ihnen, zur Warnung dienen. Tun Sie also, was man Ihnen befiehlt, so erfüllen Sie den Willen Gottes. O wie einfältig sind Sie doch, wenn Sie glauben, dass Ihr Gebet von gleicher Art sei wie jenes, das mich am Schlafe hinderte! Das meinige war ganz anders; denn ich war weit mehr bemüht, zu schlafen, als wach zu bleiben.

Wahrhaftig, ich vermag unserem Herrn nicht genug zu danken für die Gnaden, die er Ihnen erweist, und für die Wirkungen, die Ihrer Seele daraus erwachsen. Da sehen Sie, wie groß Gott ist, da er Sie in einem Augenblicke mehr mit Tugenden bereichert, als Sie durch lange und mühsame Anstrengungen gewinnen könnten. Bei Ihnen kommt die Schwäche des Kopfes weder vom Essen noch vom Trinken. Glauben Sie mir und tun Sie, was ich Ihnen sage! Unser Herr erweist mir eine große Gnade, dass er Ihnen eine so gute Gesundheit verleiht. Möge es Seiner Majestät gefallen, sie Ihnen noch viele Jahre zu erhalten, damit Sie diese zu seinem Dienste verwenden können!

Jene Furcht, von der Sie sprechen, kommt meines Erachtens gewiss daher, dass Ihr Geist die Nähe des bösen Feindes gewahrt. Wenn Sie ihn auch nicht mit leiblichen Augen sehen, so wird ihn doch die Seele wahrnehmen und fühlen. Bewahren Sie immer Weihwasser in Ihrer Nähe; denn es gibt nichts, das er mehr fürchtet als dieses. Dies hat mir schon in vielen Fällen nützliche Dienste geleistet. Manchmal ließ er es bei der Furcht nicht bewenden, sondern er peinigte mich auch sonst in schrecklicher Weise. Dies teile ich nur Ihnen allein mit. Wenn ihn aber das Weihwasser nicht trifft, dann flieht er nicht; darum muss es ringsumher gesprengt werden.

Halten Sie es nicht für einen geringen Gnadenerweis Gottes, dass Sie so gut schlafen können; es ist dies vielmehr ein sehr großer. Darum wiederhole ich es: Suchen Sie ja den Schlaf nicht abzukürzen; denn Sie stehen nicht mehr in den Jahren, in denen man dies tun darf.

Ich halte es für ein Zeichen großer Liebe zu Gott, dass Sie Leiden auf sich nehmen und auf Wonnegenüsse verzichten wollen. Es ist schon eine besondere Gnade von Gott, dass er Ihnen diesen Gedanken einflößt. Andererseits ist es ein großer Unverstand und ein Zeichen geringer Demut, zu denken, Sie könnten sich zufrieden geben, wenn Sie die Tugenden des Don Franz de Salcedo hätten oder jene, die Ihnen der Herr verleiht ohne diese besondere Gebetsgnade. Glauben Sie mir und lassen Sie den Herrn des Weinbergs schalten nach seinem Wohlgefallen; denn er weiß, was einem jeden aus uns notwendig ist. Nie habe ich ihn um innere Leiden gebeten, wiewohl er mir schon viele und sehr schwere während meines Lebens geschickt hat. An diesen inneren Bedrängnissen haben die Beschaffenheit der Natur und die Gemütsart einen großen Anteil. Ich freue mich, dass Sie das Naturell jenes heiligen Mannes nach und nach kennenlernen; ich wünschte nur, dass Sie auch seinen Charakter großmütig ertragen würden.

Glauben Sie es mir, ich habe vorausgesehen, wie mein Gutachten über die verschiedenen Erklärungen aufgefasst wird, und ich wusste, dass ich dadurch Ihre empfindsame Seite berühren werde, allein ich konnte keine ernste Antwort geben; aber bedenken Sie wohl, ich habe nicht unterlassen, manches von Ihren Ausführungen lobend anzuerkennen. Es war mir nämlich, ohne eine Lüge zu begehen, unmöglich, auf Ihre Antwort anders zu erwidern. Ich versichere Sie, mein Kopf war damals so eingenommen, dass ich nicht weiß, wie ich selbst dieses fertigbrachte. Ich war nämlich an diesem Tage von Geschäften und Briefen ganz überhäuft; denn manchmal scheint mir der Teufel zu bewirken, dass die Arbeiten sich häufen, wie es an jenem Abend der Fall war, an dem ich Medizin einnahm und mich so übel fühlte. Es war ein Wunder, dass ich damals einen Brief, den ich an die Mutter des Paters Gracián geschrieben hatte, nicht an den Bischof von Cartagena absandte. Ich hatte nämlich die falsche Adresse auf den Brief geschrieben, der sich schon im Pakete befand, das für den Bischof bestimmt war. Ich kann Gott nicht genug danken, dass er mich noch zur rechten Zeit auf meine Zerstreuung aufmerksam machte. Ich hatte nämlich dieser Dame geschrieben, was zwischen den Nonnen von Caravaca und dem Generalvikar des Bischofs, den ich nie gesehen, vorgefallen war, und dass mir sein Verhalten als eine Torheit vorkomme. Meine weiteren Worte waren: »Der Generalvikar hat den Nonnen verboten, Messe lesen zu lassen, was aber wieder ausgeglichen ist. Ich habe die feste Hoffnung, dass auch das übrige gut vonstatten geht und die Stiftung anerkannt wird. Man kann gar nicht anders handeln.« Auch begleiteten meinen Brief einige Empfehlungsschreiben. Denken Sie sich doch, was das gewesen wäre! Und erst, wenn ich mich selbst dorthin begeben hätte!

Wir sind immer noch in Angst wegen dieses Tostado, der sich eben wieder an den Hof begibt. Wollen Sie diese Angelegenheit Gott empfehlen. Lesen Sie den beiliegenden Brief der Priorin von Sevilla. Sie sandte mir Ihren Brief, der mir Freude machte, sowie auch jenen, den Sie an die Nonnen geschrieben haben. Dieser letztere ist sehr liebevoll. Alle Nonnen empfehlen sich Ihnen vielmals. Sie hatten an dem Briefe große Freude, besonders meine Gefährtin, jene fünfzigjährige Nonne, die mit uns von Malagón gekommen ist. Sie ist äußerst gut und verständig; wenigstens ist sie sehr aufmerksam auf meine Pflege und eifrigst um mich besorgt.

Die Priorin von Valladolid schrieb mir, dass man sich mit aller nur möglichen Sorgfalt um jene in Frage stehende Angelegenheit annehme und dass Petrus de Ahumada sich dort aufhalte. Nach meiner Ansicht wird der Kaufmann, der sich um die Sache annimmt, sie auch glücklich zu Ende führen. Ich bin darüber ohne Sorge. Empfehlen Sie mich dem Petrus de Ahumada, meinen Kindern, und besonders dem Franziskus; ich möchte sie gerne wieder einmal sehen. Sie haben gut getan, dass Sie jenes Dienstmädchen entlassen haben, wenn Sie auch sonst keinen Grund gehabt hätten, als dass die Dienstboten einander im Wege stehen, wenn ihrer so viele sind. Der Doña Johanna, dem Petrus Alvarez und allen [meinen Freunden] wollen Sie immer meine Grüße entrichten!

Ich will Ihnen mitteilen, dass es mit meinem Kopfe weit besser geht als wie beim Beginn des Briefes. Vielleicht hat dies die Freude bewirkt, dass ich mit Ihnen mich unterhalten kann.

Heute war Doktor Velásquez, mein Beichtvater, bei mir. Ich teilte ihm mit, was Sie mir bezüglich Ihrer Silbergeräte und Wandteppiche geschrieben haben, die Sie zu verkaufen wünschten. Denn ich möchte nicht, dass Sie in Ermangelung meines Beistandes abließen, weitere Fortschritte im Dienste Gottes zu machen. Doch in manchen Dingen setze ich auf meine eigene Ansicht kein Vertrauen; übrigens ist Doktor Velásquez in dieser Hinsicht derselben Meinung wie ich. Er sagt, dass diese Dinge ganz gleichgültig seien, wenn Sie nur darauf achten, dass Sie keinen Wert auf sie legen und Ihr Herz nicht daranhängen. Da Sie Kinder haben, die verheiratet werden müssen, so ist es ganz billig, dass Sie eine Ihrem Stande entsprechende Hauseinrichtung haben. So müssen Sie denn einstweilen Geduld haben; denn Gott pflegt immer die geeignete Zeit zur Ausführung der guten Vorsätze herbeizuführen und so wird er auch in diesem Fall bei Ihnen handeln. Seine Majestät erhalte Sie mir und mache Sie recht heilig! Amen.

Heute ist der 10. Februar.

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

172. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 11. Februar 1577

Zwistigkeiten mit den beschuhten Karmeliten und ihre Widersetzlichkeit gegen die Reform.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

Ich wartete von Tag zu Tag auf den Brief des Priors des Karmelitenklosters; nichtsdestoweniger dankte ich Gott bei der Nachricht, dass man keinen Boten abgeschickt habe. Das war sehr gut; denn Didakus Pérez wird selbst diesen Brief überbringen. Ich habe unserem Herrn von Herzen gedankt, ihn so vorurteilsfrei zu finden. Er scheint mir ein wahrer Diener Gottes zu sein, da ihn unser Herr so sehr durch Leiden geprüft hat. Es ist traurig zu sehen, wie die Welt ist.

Sollten Sie zur Förderung Ihrer Angelegenheit einen Brief von der Doña Luise de la Cerda nötig haben, so kann ich jetzt [leider] nicht dienen. Man sagt mir, sie sei nicht hier, sondern in Paracuellos, das ganz in der Nähe von Madrid, nur drei Stunden davon entfernt, liegt. Dieser Pater Didakus [Pérez] hat mir sehr entsprochen; er muss für alles Gute vortreffliche Eigenschaften haben.

Die Erklärung des Karmelitenpriors geht, soviel mir heute Magister Córdoba in Gegenwart des Herrn Didakus Pérez gesagt hat, darauf hinaus, dass er sich mit allen Kräften der Gründung des Klosters widersetzen werde, solange man ihm nicht einen Brief unseres wohlehrwürdigen Generals vorzeige; es gebe, sagt er, keinen Reformator, der dazu berechtigt wäre, und der Nuntius könne hierin in eigener Person nichts tun. Pater Magister Córdoba ist von dieser Ansicht vollkommen überzeugt; er hält für sicher, dass die Unbeschuhten gegen den Gehorsam handeln, während die Beschuhten nicht gehalten seien, den Visitatoren zu folgen, sondern dem General. All meine Erwiderung hätte wenig geholfen, würde ihn nicht Pater Didakus Pérez eines Besseren belehrt haben. Pater Córdoba sagte auch, dass der König, nachdem er den Ungehorsam der Unbeschuhten gesehen, befohlen habe, ihretwegen das Edikt zu erlassen, das vom Königlichen Ratskollegium ausgegangen.

Ich versichere Euere Hochwürden, man kann nur Gott preisen, wenn man das Treiben dieser Väter gewahrt. Fast möchte man glauben, sie hätten, wie sie versicherten, ein neues Breve erhalten. Allein dem ist nicht so; sie haben nur den Beschluss des Generalkapitels, der ihnen vor eineinhalb Jahren zugestellt wurde. Pater Magister Córdoba hat diesen Beschluss heute mit eigenen Augen gesehen.

Aber soviel ich glaube, ist letzterer ein Vetter des Paters Alfons Fernández, und ich weiß nicht, warum dieser die dortigen Brüder vom Stande der Dinge nicht in Kenntnis setzt, da er doch in Madrid sich befindet. Falls die Antwort des Priors an Seine Gnaden vor dem Abgang meines Briefes ankommt, werde ich sie zu gleicher Zeit [mit dem Briefe] absenden; wenn nicht, so schreiben Sie mir, ob man den Brief an den Archidiakon schicken soll. Übrigens ist ja alles vergebens, solange das Edikt des Königs nicht widerrufen ist; wird es widerrufen, so muss man sofort handeln. Unterdessen wollen wir nicht so vielen Personen lästig fallen, die uns Hilfe leisten sollen. Pater Didakus Pérez kann Seiner Gnaden in eigener Person die Antwort des Priors übermitteln, da er sie selbst gehört hat. Nach meiner Ansicht wird der Archidiakon nicht so schnell darauf erwidern können, und es wird besser sein, dem Erzbischof von dem Vorfall Nachricht zu geben. Gebe Gott, dass Euere Hochwürden sich besser befinden, denn ich bin Ihretwegen sehr in Sorgen!

Heute ist Montag, der 11. Februar.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

173. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 16. Februar 1577

Besorgnis um die Krankheit dieses Paters. Einige Vorschläge bezüglich der Bildung einer eigenen Provinz der Unbeschuhten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Eurer Hochwürden, mein Vater!

Ich wundere mich nicht darüber, dass Sie noch krank sind, wohl aber, dass Sie noch leben, nachdem Sie dort innerlich und äußerlich so vieles leiden mussten. Es hat mir unendlich leid getan, als ich erfuhr, dass Sie bettlägerig seien; denn ich kenne Euere Hochwürden. Ich war aber sehr getröstet, als man mir mitteilte, dass Ihre Krankheit, wenn auch schmerzlich, doch nicht gefährlich sei. Ich habe mir gedacht, ob nicht Ihre Erkrankung von einer Verkältung herrühre, die Sie sich vielleicht auf Ihren langen Reisen zugezogen. Wollen mir doch Euere Hochwürden um der Liebe Gottes willen recht ausführlich schreiben, wie es Ihnen geht, und mir mitteilen, ob Sie etwas bedürfen; ich bin zufrieden, wenn der Brief auch nur von Pater Miseria geschrieben ist. Im übrigen machen Sie sich über nichts Sorge! Was mich betrifft, so bin ich, da die Angelegenheiten besser zu stehen scheinen, nie weniger unzufrieden als eben jetzt. Sie wissen ja, dass der Herr immer will, wir sollten zur Einsicht kommen, dass er selbst zustandebringt, was uns zum Heile gereicht. Damit wir besser einsehen und erkennen, dass dies sein Werk ist, pflegt er tausend Widersprüche zuzulassen. Gerade dann aber geht alles am besten vonstatten.

Es tut mir leid, dass Sie nichts von meinem Vater Padilla schreiben; er selbst lässt auch nichts mehr hören. Ich wünschte, dass er gesund sei, damit er sich Ihrer annehmen kann, wenn Pater Balthasar fortreisen muss. Möge unser Herr Euerer Hochwürden bald wieder die Gesundheit verleihen! An alle Väter in Madrid schreibe ich, was vorgefallen ist. Es scheint, dass dieser Bote keine andere Bestimmung hat, als meine Briefe zu befördern.

Hören Sie, mein Vater, was ich mir gedacht habe. Wir werden den guten Nuntius sehr vermissen; denn er ist ein wahrer Diener Gottes, und darum würde es mich überaus schmerzlich berühren, wenn er jetzt mit Tod abgehen müsste. Wenn er nicht alles getan hat, was wir wollten, so war der Grund der, dass ihm vielleicht die Hände mehr gebunden waren, als wir denken. Ich habe große Furcht über das, was in Rom angezettelt wird; und weil dort einige sind, die beständig [zugunsten der Beschuhten] agitieren, so muss der Nuntius große Schwierigkeiten haben. Der gute Nikolaus sagte, soviel ich mich erinnere, auf seiner Durchreise dahier, die Unbeschuhten sollten einen Kardinal zu ihrem Beschützer haben. Dieser Tage sprach ich mit einem meiner Verwandten, der ein sehr guter Mann ist, über diese Frage. Dieser sagte mir, er kenne in Rom einen Prokurator bei der päpstlichen Kurie, der ein kluger Mann sei und alles, was wir wünschten, besorgen würde, wenn wir ihn entsprechend bezahlten. Ich habe Ihnen schon geschrieben. Aus welchem Grunde ich wünschte, in Rom einen Mann zu haben, der gewisse Angelegenheiten mit unserem Pater General verhandeln würde. Überlegen Sie, ob es nicht gut wäre, wenn der Gesandte einige Bittgesuche zugunsten der Unbeschuhten an ihn richten würde.

Pater Petrus Fernández war hier. Nach seinen Worten gelten die Verordnungen der Visitatoren, wenn Tostado nicht Vollmachten über die Visitatoren selbst empfängt. Wenn aber seine Autorität eine größere ist, dann haben wir nichts zu sagen, wir müssen gehorchen und auf anderem Wege Hilfe suchen. Denn nach seiner Ansicht hätten dann die Kommissäre nicht die nötige Autorität, um eine eigene Provinz zu errichten und Definitoren zu ernennen, wenn sie nicht in diesem Augenblicke ausgedehntere Vollmachten besäßen als früher; man muss darum einen anderen Weg suchen, um sich aus dieser Klemme zu ziehen. Möge Gott uns helfen; denn er ist es, der alles tun muss! Möge er ihnen in seiner Barmherzigkeit baldmöglichst die Gesundheit wieder verleihen, um die ihn alle Schwestern inständig bitten!

Dieser Bote geht zu keinem anderen Zweck nach Madrid, als um zu erfahren, was man von mir verlangt, und um zu sehen, wie es Euerer Hochwürden geht.

Sagen Sie um der Liebe willen dem Pater Johannes Diaz, wie er die beiliegenden Briefe, die von großer Bedeutung für mich sind, an Pater Olea abgeben soll; wenn es aber anders nicht gut geht, so lassen Euere Hochwürden ihn rufen, und übergeben Sie ihm die Briefe ganz im geheimen.

Heute ist der 16. Februar.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

174. Brief - An Don Laurentius de Cepeda in Ávila

Toledo, am 27. oder 28. Februar 1577

Unterweisung über Gebet und Abtötung und einige schon früher erteilte Belehrungen.

Jesus sei mit Ihnen!

Um es nicht wie sonst zu vergessen, so bitte ich Sie, dem Don Franz sagen zu wollen, er möchte mir einige gut geschnittene Schreibfedern schicken; denn die hiesigen sind schlecht, sie passen mir nicht und ermüden mich. Hindern Sie ihn ja nie daran, mir zu schreiben, da ihm dies vielleicht ein Bedürfnis ist; mit einem kleinen Briefe, der mir keine Mühe macht, ist er zufrieden.

Meine Krankheit gereicht mir, soviel ich glaube, zum Vorteil. Denn ich fange jetzt an, zum Schreiben mich einer fremden Hand zu bedienen; ich werde dabei bleiben und ich hätte dies schon früher tun können, wenigstens in Sachen, die von geringer Bedeutung sind. Seitdem ich einige Pillen genommen habe, befinde ich mich viel besser. Nach meiner Ansicht hat es mir geschadet, dass ich seit Beginn der Fastenzeit fastete. Denn ich hatte nicht allein Kopfschmerzen, sondern auch Herzleiden. In letzterer Hinsicht geht es mir jetzt um vieles besser, und seit zwei Tagen ist auch das Kopfleiden fast verschwunden. Ich schlage dies nicht gering an, denn gerade das Kopfleiden hat mir am meisten Sorge gemacht. Ich fürchtete nämlich, ich würde dadurch für immer zu allem unfähig sein. In diesem Zustand wäre es eine große Vermessenheit gewesen, mich dem innerlichen Gebete zu widmen. Glücklicherweise ist es unserem Herrn bekannt, wie sehr ich mir dadurch hätte schaden können; denn ich habe jetzt gar keine übernatürliche Sammlung mehr, und es scheint, als ob ich niemals eine solche gehabt hätte. Darüber wundere ich mich sehr, da es sonst gar nicht in meiner Macht lag, Widerstand zu leisten. Haben Sie indessen meinetwegen gar keine Sorge; denn mein Kopf wird allmählich wieder an Kraft gewinnen. Ich benütze jede Erleichterung, die ich zu meiner Wiedergenesung für notwendig erachte, und dies ist nicht wenig, sogar mehr, als andere sich hier [in ihrer Krankheit] gewöhnlich gestatten. Sonst könnte ich unmöglich der Übung des innerlichen Gebetes obliegen.

Ich habe ein großes Verlangen nach Wiedergenesung; denn mein Kranksein würden nur Sie zu büßen haben. Deshalb halte ich es auch für gut, mich in solcher Weise zu pflegen, da dies für meinen Zustand notwendig ist. Da das Schaffleisch so schlecht ist, so muss ich, um keinen Ekel zu bekommen, immer Geflügel essen; denn meine ganze Krankheit ist nur eine Folge der Schwäche, da ich trotz meines Alters und meiner vielfachen Geschäfte seit dem Feste Kreuzerhöhung, also seit September, gefastet habe. Überhaupt bin ich jetzt zu allen Arbeiten so wenig zu gebrauchen, und mein Körper hat mir immer übel mitgespielt und mich am Guten gehindert. Indessen ist meine Schwäche doch nicht so groß, dass ich es unterliege, Ihnen mit eigener Hand zu schreiben. Ich werde Ihnen heute zu einer Abtötung keine Gelegenheit geben, da der Brief nicht von einer fremden Hand geschrieben ist; übrigens würde diese Abtötung für mich selbst groß sein.

Dagegen müssen Sie mir jene Abtötung verzeihen, die ich Ihnen dadurch auferlege, dass ich Ihnen den Gebrauch des Bußgürtels nicht mehr gestatte; denn Sie dürfen in diesem Punkte nicht Ihrem Eigenwillen folgen. Was die Geißelung betrifft, so dürfen Sie diese nur selten anwenden; sie schmerzt dann um so mehr und schadet um so weniger. Wenden Sie dieselbe auch nicht so gewaltsam an; denn dies fördert wenig, ja ich möchte es vielmehr als ein Zeichen großer Unvollkommenheit ansehen. Um Ihrem Wunsche einigermaßen zu entsprechen, sende ich Ihnen einen anderen Bußgürtel, den Sie an zwei Tagen in der Woche tragen können; ich meine jedesmal vom Morgen bis zum Abend; aber Sie müssen ihn ablegen, wenn Sie sich zur Ruhe begeben. Ergötzlich war es für mich, zu sehen, mit welcher Genauigkeit Sie die Tage zählen. Das ist etwas Neues, und ich glaube nicht, dass die unbeschuhten Karmelitinnen es hierin schon so weit gebracht haben. Suchen Sie jedoch den anderen Bußgürtel nicht mehr zu gebrauchen und heben Sie ihn für jetzt auf!

Der Theresia schicke ich auch einen Bußgürtel nebst einer sehr scharfen Geißel, um welche sie mich bat. Lassen Sie ihr beides mit Empfehlungen von mir übergeben! Julian de Ávila schreibt mir viel Gutes über sie, was mich zum Preise des Herrn stimmt. Gott halte sie immer in seiner Hand! Er hat ihr und uns allen, die wir sie innig lieben, eine große Gnade erwiesen.

Ich hatte dieser Tage in der Tat den Wunsch, Sie möchten an sich erfahren, was eine geistige Trockenheit sei. Darum habe ich mich sehr gefreut, als ich Ihren Brief las, obwohl das, was Sie mir darin berichteten, eigentlich nicht Trockenheit genannt werden kann. Glauben Sie es mir, dieser Zustand ist in vieler Hinsicht sehr heilsam.

Wenn dieser Bußgürtel den ganzen Leib umschließt, so legen Sie über den Magen ein Stückchen Linnen, sonst würde er Ihnen sehr schädlich sein. Sollten Sie Schmerz an den Lenden verspüren, so machen Sie weder vom Bußgürtel noch von der Geißel Gebrauch, da Sie sich dadurch sehr schaden würden. Gott ist Ihre Gesundheit und Ihr Gehorsam lieber als Ihre Bußübungen. Denken Sie daran, was dem Saul gesagt wurde, und gehen Sie nicht von dem ab, was ich Ihnen vorschreibe! Sie werden kein geringes Werk vollbringen, wenn Sie das Temperament dieses Mannes ertragen; denn ich bin der Ansicht, dass alle seine großen Leiden und Plagen von der Melancholie herrühren, die ihn stark beherrscht. Darum ist in diesem ganzen Betragen nichts Sündhaftes, und wir sollten uns darüber nicht einsetzen, sondern vielmehr den Herrn preisen, dass er uns vor einer solchen Prüfung bewahrt hat.

Geben Sie sorgfältig darauf acht, dass Sie sich des notwendigen Schlafes nicht berauben und genügende Nahrung zu sich nehmen. Denn bei dem Verlangen, etwas für Gott zu tun, achtet man nicht auf die Fehler, die man in dieser Hinsicht begeht, und man merkt den Schaden erst dann, wenn er schon erfolgt ist. Ich versichere Sie, diese Erfahrung habe ich an mir selbst gemacht zur Warnung für mich und für andere. Den Bußgürtel alle Tage zu tragen, ist weniger ratsam; denn durch die Gewohnheit würde er allmählich seine Wirkung verlieren, wie Sie selber es bemerken; Sie sollten ihn auch nicht so fest an die Schultern anlegen, wie Sie es zu tun gewohnt sind. Sehen Sie bei all diesen Bußübungen darauf, dass Sie Ihrer Gesundheit nicht schaden! Dass Sie den Abgang des [Ihnen von Gott verliehenen] Gebetes so leicht ertragen, ist eine große Gnade Gottes. Es ist das ein Zeichen, dass Sie ergeben sind in seinen Willen, und diese Ergebung halte ich für das größte Gut, das die Übung des innerlichen Gebetes mit sich bringt.

Bezüglich meiner Schriften habe ich gute Nachrichten erhalten. Der Großinquisitor liest sie selbst, was noch nie vorgekommen ist. Es muss dies daher kommen, dass man sie ihm sehr empfohlen hat. Er teilte der Doña Luise mit, dass in ihnen nichts enthalten sei, was von den Inquisitoren zu beanstanden wäre; denn sie enthielten nur Gutes und nichts Verderbliches. Dann fragte er sie auch, warum ich nicht in Madrid ein Kloster gegründet habe. Er ist den Unbeschuhten sehr gewogen und eben jetzt zum Erzbischof von Toledo ernannt worden. Nach meiner Ansicht ist Doña Luise mit ihm an dem Orte zusammengetroffen, an dem er sich befindet, und hat ihm diese Angelegenheit sehr ans Herz gelegt; denn sie sind einander sehr befreundet. Sie hat mir selbst darüber geschrieben. Wenn sie kommt, was bald der Fall sein wird, werde ich Näheres erfahren. Sagen Sie dies dem Herrn Bischof, der Mutter Subpriorin und der Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus, aber ganz im Vertrauen, damit sie es niemandem mitteilen, sondern die Angelegenheit Gott empfehlen. Außer diesen sagen Sie es keiner Person. Es sind das sehr erfreuliche Nachrichten. Dass ich hier geblieben bin, war in jeder Beziehung gut, aber nicht für meinen Kopf, da ich hier mehr Briefe zu schreiben hatte als an einem anderen Orte.

Aus dem beiliegenden Brief der Priorin werden Sie ersehen, dass man bereits die Hälfte der auf dem Hause lastenden Schuld bezahlt hat und man mit Hilfe des Herrn bald den ganzen Rest abtragen wird, ohne die Mitgift der Beatrix und ihrer Mutter angreifen zu müssen. Darüber sowie über den Brief des Augustin, den ich gleichfalls beilege, habe ich mich sehr gefreut. Gott sei Dank, dass er nicht in der Festung war, als sie erstürmt wurde. Es hat mir nur leid getan, dass Sie Ihren Brief fortschickten, ohne auf den Meinigen zu warten. Ich hoffe jedoch, von der Marquise de Villena einen Brief an den Vizekönig zu erhalten, dessen Nichte sie ist und bei dem sie sehr viel gilt, und mit diesem Brief werde ich den meinigen an Augustin senden, sobald sich eine günstige Gelegenheit dazu bietet. Trotz alledem ist es für mich recht peinlich, den Bruder in einer solchen Stellung zu wissen. Empfehlen Sie diese Angelegenheit dem Herrn, was ich auch meinerseits mir angelegen sein lassen werde.

Für meine Mitteilung über die Kraft des Weihwassers weiß ich keinen anderen Grund anzugeben als die Erfahrung, die ich gemacht. Ich habe mich darüber schon mit gelehrten Männern besprochen, und ich fand bei ihnen keinen Widerspruch. Es genügt uns, wie Sie selbst bemerken, dass die Kirche den Gebrauch desselben billigt.

So schlecht es auch den Schwestern ergehen mag, die zur Reform des Klosters nach Paterna gesandt wurden, sie verhindern doch viele Sünden.

Was Franz de Salcedo von der Frau Ospedal sagt, ist wahr, wenigstens wenn er behauptet, dass ich in dieser Hinsicht ebenso bin wie sie. Grüßen Sie mir ihn sowie den Peter de Ahumada recht freundlich!

Ich beschließe diesen Brief. Sehen Sie, ob Sie nicht dem Don Johann de Ovalle etwas Geld geben können zum Kaufe etlicher Schafe. Es wäre dieser Familie damit viel geholfen, und Sie würden dadurch ein großes Werk der Liebe tun; aber ich bitte Sie darum nur unter der Bedingung, dass Sie es leicht tun können.

Ich habe zum Schreiben dieses Briefes meine Feder so oft gewechselt, dass Ihnen meine Schrift schlechter vorkommen wird als sonst gewöhnlich. Wenn also die Buchstaben schlecht ausgefallen sind, so ist dies der Grund davon und nicht meine Krankheit.

Gestern schrieb ich diesen Brief, und heute bin ich, Gott sei Dank, wohler aufgestanden. Die Furcht, immer so armselig bleiben zu müssen, ist größer als die Krankheit selber.

Meine Gefährtin hat sich köstlich benommen in ihrer Unterredung mit dem Pflasterer; sie hat mir soviel von seiner Geschicklichkeit erzählt, dass ich ihr auftrug, es nach Ávila zu berichten. Übrigens glaube ich, dass er, wie die Priorin mich versichert, ein vortrefflicher Arbeiter ist; sie muss es wissen, dass er seine Arbeit nicht schlecht machen wird. Sie kennt diesen Arbeiter und auch den Vitoria; ich meinerseits habe letzteren immer für den geschicktesten in dieser Arbeit gehalten. Gott gebe, dass die Sache gut ausgehe! Er erhalte Sie in seinem Dienste, wie ich ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 28. Februar.

Der Pater Visitator befindet sich wohl; Pater Tostado kommt, wie man sagt, jetzt wieder zurück. So muss denn die Welt die Angelegenheiten unseres Ordens erfahren; es kommt mir dies vor wie eine Komödie. Es wäre mein innigster Wunsch, dass der Pater Visitator endlich einmal von diesen Leuten befreit wäre. Der Herr wolle dies bewirken, wenn er es für notwendig erkennt!

Die Priorin und alle Schwestern empfehlen sich Ihnen. Die Priorinnen von Sevilla und von Salamanka sind voll Sorgfalt für meine Gesundheit. Auch die von Veas und Caravaca haben nicht unterlassen zu tun, was sie konnten; sie zeigen wenigstens ihren guten Willen. Ich wünschte nur, bei Ihnen zu sein, damit Sie sehen könnten, was man mir zusendet, und damit ich die Freude hätte, Ihnen einiges von ihren Geschenken mitzuteilen. Vor kurzem sind einige Alsen von Sevilla angekommen, die in Teig eingehüllt waren. Sie haben uns gut gemundet. Es hat mich diese Sendung recht gefreut, da hier der Mangel an Fischen groß ist. Der gute Wille, den diese Priorinnen dadurch an den Tag legen, rührt mich sehr.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

175. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 28. Februar 1577

Einige Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Infolge meines Unwohlseins, von dem im beiliegenden Briefe die Rede ist, konnte ich Ihnen nicht mehr so oft schreiben; ich wartete, bis ich mich wohler fühlte, um Sie und Ihre Nonnen nicht zu betrüben. Jetzt befinde ich mich wieder um vieles besser, wenn auch nicht so, dass ich mehr als einen ganz kurzen Brief schreiben könnte, weil ich sogleich wieder eine Verschlimmerung fühlen würde. Doch ist, Gott sei Dank, im Vergleich zu meinem früheren Zustand jetzt eine bedeutende Besserung eingetreten. Gott vergelte Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir gaben! Ich versichere Sie, dass diese für mich sehr tröstlich waren, wenigstens die Nachricht in betreff des Hauses; denn es ist für mich eine große Erleichterung, Sie ohne Sorge zu wissen. Ich habe hier in dieser Angelegenheit innig zum Herrn gefleht, und so will ich ihm auch jetzt freudigen Herzens das Opfer des Dankes entrichten. Möge Seine Majestät meine Bitte erhören! Jetzt bedürfen Sie bei Ihrem Reichtum, bei Ihrem Amte und bei all Ihren guten Erfolgen eines besonderen Beistandes von oben, damit Sie demütig bleiben. Ich glaube, dass dies die außerordentlichen Gnaden, mit denen Gott Sie überhäuft, in Ihnen bewirken werden. Er sei gepriesen für alles! Sie dürfen sicher sein, dass er es ist, der Sie leitet. Könnte ich doch in betreff Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus ebenso sicher sein! Diese Nonne macht mir wahrhaftig Kummer. Glauben Sie mir, diese hätte nicht von meiner Seite kommen fallen; wenigstens sollte sie unter einer Priorin stehen, vor der sie Furcht hat. Gott behüte uns davor, dass sich der böse Feind ihrer bedient, um uns Schwierigkeiten zu bereiten! Haben Euere Ehrwürden die Güte, die Priorin zu benachrichtigen, sie möchte ihr verbieten, irgendein Wort zu schreiben. Ihr selber aber sagen Sie, sie möge warten, bis ich ihr schreibe, da nach meiner Ansicht das, was in ihr vorgeht, die Folge einer starken Melancholie ist. Ist dies nicht der Fall, so steht die Sache noch schlimmer. Weil am nächsten Montag der Maultiertreiber abgeht, dem ich einen längeren Brief mitgeben werde, so will ich mich heute kurz fassen.

Aber, o großer Gott, wie reich sind Sie doch! Sie haben alle hiesigen Nonnen durch Ihre Sendung an mich in Staunen versetzt. Die Eßwaren kamen gut an, die übrigen Sachen sind sehr schön, besonders die Reliquien. Das größere Reliquienkästchen eignet sich besser für die Doña Luise als für uns. Das mittlere Glas kam gebrochen an; wir ließen es sehr geschmackvoll durch ein anderes ersetzen und auch einen eisernen Sockel dazu anfertigen. Ich werde Ihnen dies alles mehr im einzelnen berichten, wenn, wie gesagt, der Maultiertreiber abgeht. Gott sei mit Ihnen!

Es ist mir recht unangenehm, dass unser Vater die Unwahrheit aller wider uns ausgestreuten Verleumdungen, insoferne sie besonders unehrbare Dinge betreffen, durch eine gerichtliche Untersuchung feststellen lassen will, da sie doch nur Albernheiten sind. Am besten ist es, man lacht darüber und lässt die Verleumder reden. Ich für meinen Teil freue mich sogar in gewisser Beziehung darüber.

Große Freude verursachte mir Ihr Wohlbefinden. Gott erhalte Sie mir und alle Schwestern! Amen. Empfehlen Sie mich dem Herrn! Weil dieser Brief vielleicht früher ankommen wird als jeder andere, so wollte ich die Gelegenheit zum Schreiben nicht unbenützt vorübergehen lassen. An die Mutter Subpriorin werde ich auch schreiben; denn ihre Klagen haben mich ergötzt. Das Befinden der Mutter Priorin von Malagón ist sehr schlecht.

Heute ist der letzte Februar 1577.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Von der Mutter unseres Vaters habe ich schon seit mehreren Tagen die Antwort für Sie; am Montag werde ich sie Ihnen senden. Auch mir schrieb sie, welch große Freude Sie ihr bereiteten.

176. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 2. März 1577

Regeln für die geistliche Leitung der Nonnen dieses Klosters und des Klosters zu Paterna.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Die überaus erfreulichen Nachrichten und die vielen Geschenke, die Sie mir gesandt haben, würden billigerweise eine längere Antwort erfordern. Für mich wenigstens wäre es ein großes Vergnügen, Ihnen einen ausführlichen Brief zu schreiben. Allein ich habe Ihnen erst gestern geschrieben, und die Mühe, die ich in diesem Winter auf das Briefschreiben verwenden musste, hat meinen Kopf so geschwächt, dass ich deshalb sehr krank wurde. Jetzt ist zwar mein Zustand um vieles besser, allein des ungeachtet schreibe ich fast nie meine Briefe mit eigener Hand, da dies, wie man mir sagt, notwendig ist, um wieder vollkommen zu genesen.

O welch große Freude haben Sie mir mit den niedlichen Geschenken bereitet, die Sie mir für den Administrator gesendet haben! Sie können nicht glauben, welche Opfer dieser Wohltäter für die Nonnen in Malagón und für mich bringt. Meinen Sie ja nicht, dass es ihn geringe Mühe kostet, die Arbeiten glücklich zu Ende zu führen, da jeden Augenblick tausend Schwierigkeiten mit den Arbeitsleuten zutage treten. Ich gab ihm das kleine Reliquienkästchen. Beide sind sehr schön, aber das große gefällt mir noch mehr, besonders seitdem es von uns wieder hergestellt wurde. Als es ankam, war das Glas zerbrochen, wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe. Wir ließen wieder ein ganz gutes einsetzen. Das Fußgestell war verdreht, und es wurde ein Sockel aus Eisen dazu gemacht. Diese Gegenstände müssen immer so sein.

Auch den Becher, will sagen das kleine Krügelchen, habe ich dem Administrator gegeben; ein so schönes habe ich noch nie gesehen. Ich denke nicht, dass mir das Tragen der Wollenkleider so schädlich ist, dass ich aus einem so feinen Becher trinken müsste. Ich habe ihm auch das Parfümfläschchen angeboten, das Sie schickten. Er legt auf derlei Dinge großen Wert, da er ein Mann von hoher Abkunft ist. Kommen Sie doch auch endlich von Sevilla aus Ihrem Kloster Malagón zu Hilfe!

Das Orangenblütenwasser durfte ich nicht weggeben, weil es der Mutter Priorin ganz besonders wohl bekommt und auch mir sehr zuträglich ist. Bitten Sie in meinem Namen die Mutter der Portugiesin, sie möchte Ihnen etwas von diesem Wasser geben, und senden Sie es uns um der Liebe willen, d. h. unter der Bedingung, wie ich es hier gegeben habe.

O wie froh bin ich doch, dass Sie schon so viel von der Schuld Ihres Klosters abgetragen haben! Wir dürfen uns indessen nicht allzusehr freuen, bis jene Nonne einmal Profeß abgelegt hat. Sollte dies aber auch nicht geschehen, so wird Gott auf andere Weise Hilfe schaffen. Möchten doch die Nonnen inständig den Herrn bitten, dass er mich von meinem Kopfleiden befreie! Ich habe Ihnen schon durch den Eilboten, der heute abging, wenigstens teilweise die Ursachen dieses Leidens berichtet.

Ihre Gebetsweise gefällt mir sehr wohl. Die Wahrnehmung, dass Sie schon im Besitze dieses Gebetes sind und Gott sich so gnädig gegen Sie erweist, ist kein Mangel an Demut, wenn Sie nur, was Sie ja auch tun, eingedenk sind, dass es nicht Ihr Werk ist. Wenn das Gebet von Gott ist, dann verleiht er Ihnen auch diese Einsicht. Ich preise Seine Majestät von ganzem Herzen, dass Sie solche Fortschritte machen, und werde mich bemühen, den Herrn um das zu bitten, was Sie wünschen. Beten Sie auch für mich, dass ich der Erhörung für würdig befunden werden möge!

Auch ist es gut, dass Sie achthaben auf die Gebetsweise der Schwester Beatrix. Verhindern Sie aber nach Kräften, dass sie von derlei Dingen weder in der Unterhaltung noch auch sonst redet! Seien Sie überzeugt, dass in diesem Punkte viel an dem Verhalten der Priorinnen gelegen ist. Die Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus hat hier kein Wort über diese Dinge verloren; die Priorin brach die Rede jedesmal sogleich ab, gab ihr einen Verweis und brachte sie auf diese Weise zum Schweigen. Und Sie wissen auch, dass sie während meines Aufenthaltes in Sevilla nicht viel davon zur Sprache gebracht hat. Ich weiß nicht, ob wir gut gehandelt haben, dass wir sie von uns fortließen und nach Paterna schickten. Gebe Gott, dass alles gut ausgehe!

Denken Sie doch, welch ein Skandal es gewesen wäre, wenn das Schriftstück, in dem sie von ihren Offenbarungen sprach, nicht in die Hände der Priorin sondern der anderen Nonnen gekommen wäre! Gott verzeihe dem, der ihr den Auftrag zum Schreiben gegeben hat! Unser Vater ist der Ansicht, ich sollte dieser Schwester in dieser Angelegenheit einen ernsten Verweis erteilen. Lesen Sie den Brief, den ich an sie beigelegt, und wenn Sie es für gut halten, dann senden Sie ihr ihn.

Sie handeln sehr vernünftig, wenn Sie nicht gestatten, dass Ihre Nonnen über dergleichen Dinge mit jemand sprechen. So schreibt mir die Priorin von Veas, dass die Nonnen ihres Klosters mit dem Beichtvater nur von ihren Sünden sprechen und auf diese Weise alle in einer halben Stunde mit der Beichte fertig sind; auch fügt sie bei, man sollte es in allen Klöstern so halten. Da die Nonnen in Veas sehr zufrieden sind und große Liebe zu ihrer Priorin tragen, so wenden sie sich in ihren inneren Angelegenheiten an sie. Sie können Ihren Nonnen sagen, sie möchten sich, statt solche um Rat zu fragen, die in diesen Dingen vielleicht wenig erfahren sind, an mich wenden, da ich doch hierin einige Erfahrung besitze. Bei Ihnen in Sevilla muss man in dieser Hinsicht etwas vorsichtiger sein als sonst irgendwo.

Schreiben Sie der Schwester … vom heiligen Franziskus, dass sie, wenn die Fastenzeit vorüber ist, der Elisabeth vom heiligen Hieronymus Fleisch zu essen gebe und ihr nicht gestatte, zu fasten. Ich möchte wissen, was diese damit meint, wenn sie sagt, Gott tue ihr so große Gewalt an. Sie spricht sich darüber nicht aus. Bedenken Sie, wie lästig den Schwestern dieses Weinen fallen muss und auch das beständige Aufzeichnen [ihrer Offenbarungen], das sie ansehen müssen.

Suchen Sie das, was sie schreibt, zu bekommen, und senden Sie es mir! Nehmen Sie ihr auch alle Hoffnung, sich mit einem anderen darüber besprechen zu können, außer mit unserem Vater; denn derartige Besprechungen haben ihr sehr geschadet. Seien Sie überzeugt, dass man in Sevilla diese Sprache noch weniger versteht, als Sie meinen. In der Beichte und mit Pater Acosta könnte sie über solche Dinge reden, ohne dass es Schaden brächte. Allein dies nützt ihr nach meiner Ansicht weniger als jeder anderen.

Die Verordnung, dass den Nonnen in Paterna einige Freiheit zugestanden werde, ist gut, obwohl es besser gewesen wäre, wenn man sich gleich anfangs etwas weniger nachgiebig gezeigt und nur das Unvermeidliche gestattet hätte. Wenn sie durch ihr Ungestüm etwas erreichen in Dingen, die sich auf die Reform beziehen, so meinen sie gleich, sie könnten auf diese Weise alles erlangen, was sie wünschen. Sie haben sehr gut getan, dass Sie die zur Reform gesandten Schwestern anwiesen, den Übungen der Kommunität beizuwohnen.

Der Doña Luise habe ich bisher weder das Reliquienkästchen noch die Briefe übergeben, weil sie abwesend war und erst vorgestern wieder hierher kam; ich werde es aber tun, sobald sie ihre Besuche beendet hat. Empfehlen Sie diese und auch Doña Guiomar Gott; denn sie sind sehr von Leiden heimgesucht.

Da ich diesen Brief nicht ohne Unterbrechung schreiben konnte, so weiß ich nicht, ob ich nicht manche Ihrer Fragen zur Beantwortung vergessen habe. Diese Riegel, die ich mitsende, sind geradeso wie die an den hiesigen Chorgittern; es ist nach meiner Ansicht nicht notwendig, dass sie feiner gearbeitet sind. Ich weiß wohl, dass Sie damit nicht zufrieden sein werden; seien Sie wie die hiesigen Schwestern, die nicht so verwöhnt sind wie Sie. Übrigens sind diese Riegel die besten, die es gibt, und ich begreife nicht, wie Sie andere Schlösser verlangen können. Die Kruzifixe sind in der Arbeit. Nach meiner Ansicht wird jedes einen Dukaten kosten.

Alle Schwestern empfehlen sich Ihren Gebeten. Elisabeth hatte große Freude an den portugiesischen Süßigkeiten und an dem rauhen Wollenzeug. Gott vergelte es Ihnen! Ich bin jetzt vortrefflich mit Kleidern versehen. Meinen Sie etwa, es komme mich nicht schwer an, dass ich nichts habe, um Ihnen ein Gegengeschenk zu machen? Es fällt mir dies wahrhaftig sehr schwer. Die Unfruchtbarkeit unserer Gegend ist aber außerordentlich groß; es gibt nur zu gewissen Zeiten Quitten, und Sie bekommen in Sevilla viel bessere als hier. An dem Gewürz und an dem Balsam hatten die Schwestern große Freude. Ich hätte diese Sachen gerne verschenkt, allein man ließ es nicht zu, weil sie viele unserer Nonnen notwendig haben.

Hier folgen auch die Antworten auf die Frage, die ich meinem Bruder vorgelegt hatte. Die Verfasser dieser Antworten waren übereingekommen, sie in das St. Josephskloster zu senden, damit die Nonnen dortselbst ihr Urteil abgeben könnten. Bei der hierüber gepflogenen Beratung war auch der Bischof zugegen, und er befahl, diese Antworten mir zu übersenden, damit ich selbst darüber meine Ansicht äußerte. So musste ich denn gehorchen, obwohl ich wegen argen Kopfleidens kaum zu lesen vermochte. Wollen Sie diese Antworten dem Pater Prior und dem Herrn Nikolaus zeigen; Sie müssen ihnen aber den ganzen Hergang erzählen und mein Urteil nicht eher lesen lassen, bevor sie nicht diese Antworten kennengelernt haben. Ist es Ihnen möglich, so senden Sie mir alle diese Schriftstücke wieder zurück. Unser Vater wäre sehr erfreut, wenn er von ihnen Einsicht nehmen könnte. Wenn man sie übrigens nach Ávila sandte, so geschah es in der Absicht, sie ihm zu übergeben, obwohl diesen Weg kein Maultiertreiber nimmt.

Ich sende Ihnen auch einen Brief, den mir mein Bruder geschrieben hat. Von den Gnadenerweisungen, womit der Herr ihn bereichert, schreibt er mir vieles; ich habe aber gerade nur diesen Brief zur Hand. Ich denke, dass Sie darüber erfreut sein werden, da Sie große Liebe zu ihm tragen. Zerreißen Sie den Brief, wenn Sie ihn gelesen haben, und Gott sei mit Ihnen! Ich kann zu keinem Ende kommen, wenn ich an Sie schreibe, und doch ermüdet mich dies Schreiben sehr. Seine Majestät mache Sie heilig!

Soeben überbringt man mir einen Brief von unserem Vater, den er vor vierzehn Tagen in Malagón geschrieben hat. Er ist, Gott sei Dank, gesund.

Heute ist der 2. März.

Meine Empfehlungen an alle unsere Väter! Teilen Sie mir mit, wie es mit der Gesundheit des Paters Bartholomäus steht.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Seien Sie mir dankbar, dass ich Ihnen einen Brief mit eigener Hand schrieb; ich habe selbst an die Nonnen des St. Josephsklosters in Ávila nicht mehr eigenhändig geschrieben.

Gestern habe ich an Euere Ehrwürden und an unseren Vater durch den Eilboten einen Brief geschickt; das ist der Grund, warum ich heute einen anderen Weg gewählt habe.

Anschrift: An die Mutter Priorin vom heiligen Joseph in Sevilla.

177. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Alcalá de Henares

Toledo, im März 1577

Ratschläge für seinen Verkehr mit den Beschuhten.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Don Teutonio, der sich jetzt in Madrid befindet, schrieb mir heute, dass der Nuntius nicht abgereist sei. In diesem Falle ist es, vorausgesetzt, dass Sie nicht durch Krankheit in Alcalá zurückgehalten werden, durchaus unzulässig, dass Sie sich den Anschein geben, als wollten Sie ihm den Gehorsam verweigern. Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass nach allem, was ich merke, die beschuhten Väter mit uns wieder Freundschaft schließen wollen. Es ist gut, noch zuzuwarten, wie Euere Hochwürden es getan haben, bis man sieht, was Gott für Anordnungen trifft. Ich werfe die Schuld wahrhaftig nicht auf den Nuntius; aber der Teufel muss seine Geschütze so gut aufgestellt haben, dass ich mich über gar nichts mehr wundere. Haben Sie keine Furcht, weil niemand Sie zu verteidigen wagt; der Herr ist Ihr Beschützer. Nachdem der Herr uns die Gnade erwiesen hat, dass Euere Hochwürden bisher Ihren Unmut zurückhalten konnten, so tun Sie es auch fernerhin! Es soll das jetzt Ihr Kreuz sein, das freilich kein kleines sein mag. Würde Sie der Herr nicht auf ganz besondere Weise beschützt haben, so hätten Sie sich, glauben Sie es mir, nicht zurückhalten können.

Was die Antwort des Königlichen Ratskollegiums betrifft, so haben wir von dieser Seite nichts zu hoffen. Sehen Sie denn nicht, dass das nur lauter Komplimente sind? Welche Not drängt es denn, jenes Schriftstück von uns zu fordern und es hierher zu senden? Man hat ja doch in Madrid eine Abschrift davon, und man weiß auch, dass es authentisch ist. Die Stunde der Ruhe ist für uns noch nicht gekommen; warten wir ein wenig! Der Herr weiß besser, was er tut, als wir, was wir wollen.

Was halten Sie von der Art und Weise, wie man uns im beiliegenden Schriftstück behandelt? Ich weiß nicht, warum man die Falschheit solcher Verleumdungen dartun will. Unser Vater handelt hierin nicht recht; das heißt sich gar zu tief erniedrigen. Um der Liebe Gottes willen bitte ich Sie, dieses Schreiben ja niemandem zu zeigen. Man würde es für ein Zeichen geringer Klugheit halten, wenn wir solche Torheiten hoch anschlagen oder auch nur davon reden. In meinen Augen wäre das eine große Unvollkommenheit; denn über solche Dinge kann man doch wohl nur lachen.

Ich will Ihnen sagen, mein Vater, dass mir die vielen Briefe und so viele Geschäfte, die ich allein zu besorgen habe, ein so arges Sausen und solche Schwäche im Kopfe verursacht haben, dass es mir verboten wurde, meine Briefe, wenn es nicht wirklich notwendig ist, mit eigener Hand zu schreiben; darum verbreite ich mich nicht mehr weiter. Ich bemerke nur noch dies eine: Lassen Sie es sich ja nicht in den Sinn kommen, das, wovon Sie sprechen, beim König durchzusetzen, bis wir die Sache reiflich erwogen haben. Denn das würde nach meiner Ansicht nichts anderes bedeuten, als viel an Ansehen zu verlieren. Gott wird auf andere Weise helfen. Er erhalte Sie mir!

Euerer Hochwürden Dienerin

Theresia von Jesu

178. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 15. März 1577

Verhaltungsmaßregeln für seinen Aufenthalt in Madrid.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden, mein Vater!

Ich kann mir nicht denken, warum Sie mir durch den Fuhrmann keinen Brief sandten und mir nicht anzeigten, ob Sie die Antwort des Königlichen Ratskollegiums erhalten haben, die ich Ihnen am vorigen Donnerstag zuschickte. Ich möchte gerne erfahren, wie es Ihnen in Madrid ergeht, da Sie nicht bei den beschuhten Karmeliten wohnen. Weil der Nuntius, wie Sie wissen, so sehr darauf besteht, so dürfen Sie ihn durchaus nicht beleidigen; dies darf von uns in keiner Weise geschehen. Es wäre mein innigster Wunsch, mit Euerer Hochwürden reden zu können; denn es gibt Dinge, die man wohl besprechen, aber nicht schreiben kann.

Bisher war, wie es scheint, Ihr Aufenthalt in Madrid durch die Erwartung, dort ein Kloster zu erhalten, gerechtfertigt. Allein jetzt noch länger, und zwar mit vier unbeschuhten Karmeliten daselbst zu verweilen, das wird niemand für gut halten; glauben Sie mir das, mein Vater! Dies wird nicht nur bei den beschuhten Vätern, auf die man übrigens nicht zu achten hat, großes Aufsehen machen, sondern auch bei allen Einwohnern. Mein Wunsch wäre es, jeden Verdacht zu vermeiden, der nur im geringsten ein schiefes Licht auf uns werfen könnte. Wenn der Marquis Ihnen sagt, den Nuntius würde es nicht verdrießen, so achten sie nicht darauf!

Auch bitte ich Euere Hochwürden, doch recht vorsichtig zu sein in Ihren Reden, wenn Sie sich über einen gewissen Jemand zu beklagen haben. Ich fürchte nämlich, Sie könnten bei ihrer allzu großen Offenheit nicht darauf achten. Gott gebe, dass Ihre Worte den beschuhten Karmeliten nicht zu Ohren gekommen sind! Bedenken Sie, dass alle Teufel sich gegen uns erheben und wir nur von Gott allein Schutz erwarten dürfen. Unsere Aufgabe ist es, zu gleicher Zeit gehorsam zu sein und zu leiden; alles andere nimmt er in seine Hand.

Es wäre nach meiner Ansicht sehr klug, wenn Euere Hochwürden und die übrigen Patres gleich nach dem Passionssonntage Madrid verlassen und nach Pastrana oder nach Alcalá sich begeben würden. Diese Zeit ist zu Unterhandlungen nicht geeignet, und wenn unsere Angelegenheiten auch dringend sind, so genügt uns der Herr Lizentiat Padilla, der sich immer unser angenommen hat. Es schickt sich nicht, dass sich Ordensleute in diesen Tagen außerhalb ihres Klosters aufhalten; dies wird niemand gefallen, am wenigsten dem Nuntius, der selbst so zurückhaltend ist. Es wäre ein großer Trost für mich, wenn Sie diesen meinen Rat befolgen würden. Überlegen Sie dies wohl und glauben Sie mir, dass Sie dazu Ihre Zuflucht nehmen müssen, außer Sie ziehen es vor, bei den beschuhten Karmeliten Wohnung zu nehmen, was ich aber für weniger gut halte.

Haben Sie den Erzbischof von dem beabsichtigten Unternehmen einmal in Kenntnis gesetzt, so hüten Sie sich wohl, noch weiter mit ihm darüber zu sprechen, mögen Sie auch noch so leicht Zutritt bei ihm haben; denn es schickt sich dies nicht. Seine Sache ist es, für das Weitere zu sorgen; geben wir uns damit zufrieden! Das beste für uns wird sein, zu schweigen und die Sache Gott anzuempfehlen.

Diesen Brief habe ich nach reiflicher Überlegung und nicht ohne ernste Gründe geschrieben, die ich jedoch nicht darlegen kann. Ich sehe aber ein, wie notwendig es ist, dass Sie meinem Wunsche sich fügen. Aus dieser Nachgiebigkeit kann sich durchaus kein Nachteil für uns ergeben; unterlassen Sie es aber, so kann uns großer Schaden erwachsen. Haben wir einmal wichtige Gründe für eine Sache, dann ist es nicht mehr notwendig, nach weiteren Anlässen zu fragen. Unser Herr gibt uns Gelegenheit genug, uns Verdienste zu sammeln. Ich kenne die Schwierigkeiten, die Ihnen in Madrid entgegentraten und die Sie noch erwarten, und ich muss mich wundern, wie Sie diese bei Ihrem cholerischen Temperament auf sich nehmen konnten. Aber jetzt ist kluge Vorsicht notwendig, und diese wird Gott uns verleihen, wie wir einen Beweis davon in der Angelegenheit mit dem Bischof haben. Er sei gepriesen für alles! Denn er wird schließlich auch für dieses Werk Sorge tragen.

Pater Tostado, sagt man mir, wird gewiss durch Andalusien kommen. Gott wolle ihn leiten, mag er dann sich benehmen, wie er will! Mit diesem Gegner lässt sich, wie ich glaube, leichter streiten als mit jenem, gegen den wir bisher den Kampf geführt haben. Gott gebe uns Licht, Sie aber und die Väter, die bei Ihnen sind, möge er behüten! Meine Gesundheit ist jetzt ein wenig besser.

Heute ist der 15. März.

Euerer Hochwürden

Theresia von Jesu

179. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 9. April 1577

Klosterangelegenheiten in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Durch den Eilboten habe ich Ihnen einen Brief übersandt, der nach meinem Dafürhalten früher ankommen wird als der gegenwärtige. Mit diesem Briefe folgen auch die Kruzifixe, die genau so sind wie die anderen; sie kosten, wie ich glaube, per Stück nicht mehr als neun Realen weniger einem Viertelreal. Man hatte mir indessen gesagt, dass das Stück nicht unter einem Dukaten abgegeben werde. Durch den Drechsler können Sie ihre Annagelung besorgen lassen; es ist dies eine leichte Arbeit. Wegen der Feiertage konnte dies hier nicht mehr geschehen, und so erhalten Sie die Kruzifixe, wie sie eben sind. Sie sind nicht teuer, und darum hätte ich Ihnen gerne mehrere geschickt.

Ich wünschte sehr, etwas von der guten Bernarda zu erfahren. Dass Gott eine Schwester aus diesem Kloster zu sich genommen hat, habe ich Ihnen schon geschrieben. Es ist mir dies recht zu Herzen gegangen.

Was die Besprechung Ihrer Gebetsweise mit García Alvarez betrifft, so sehe ich keinen Grund, warum Sie dies unterlassen sollten; diese Gebetsweise ist nicht derart, dass man sie beanstanden könnte. Auch die übrigen Schwestern, die denselben Weg wandeln, können sich mit ihm darüber besprechen. Es schiene mir sonderbar, anders zu handeln, besonders da unser Pater Visitator dies vorgeschrieben hat. Empfehlen Sie mich dem García Alvarez vielmals!

O wie gerne möchte ich dem heiligen Prior de las Cuevas mein Büchlein zusenden, um das er mich gebeten hat! Wir sind ihm so vieles schuldig, dass ich ihm dieses Vergnügen bereiten möchte. Auch dem García Alvarez würde es, wie ich glaube, nicht schaden. Er könnte daraus großen Einblick in unsere Lebens und Gebetsweise gewinnen. Hätte ich doch das Büchlein! Ich würde es diesem heiligen Manne senden; denn wir können ihm nur dadurch einen ihm längst schuldigen Dienst erweisen, dass wir seinen Wünschen entgegenkommen. Vielleicht wird es einmal geschehen. Heute bin ich so sehr beschäftigt, dass ich Ihnen nicht ausführlicher schreiben kann.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass ich die vom Maultiertreiber überbrachten Geschenke erhalten habe; sie sind aber nicht gut angekommen. Jetzt ist infolge der Hitze nicht mehr die geeignete Zeit für derartige Sendungen. Schicken Sie mir also nichts mehr außer Orangenblütenwasser; die Flasche, in dem das mir übersandte sich befand, ist zerbrochen. Auch bitte ich Sie um eine kleine Quantität getrockneter und verzuckerter Orangenblüten, wenn Sie solche bekommen können. Die Kosten werde ich vergüten. Wenn Sie keine Orangenblüten bekommen können, so schicken Sie wenigstens Bonbons. Aber lieber wären mir Orangenblüten, kosten sie, was sie wollen, auch dann, wenn Sie nur eine geringe Quantität bekommen.

Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass eine Nonne von uns in den Himmel eingegangen ist, dass wir viele Leiden zu erdulden hatten und endlich, dass ich über den Eintritt des Herrn Nikolaus ins Noviziat sehr erfreut war. Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie den Schwestern in Paterna so viel Gutes erweisen. Sie schreiben mir von Ihrer Freigebigkeit. Glauben Sie es mir, es war gewiss ein Werk der göttlichen Vorsehung, dass Sie nach Sevilla als Priorin gekommen sind, da Sie so voll Liebe und Hingebung sind, um uns allen Gutes zu erweisen. Ich hoffe, dass Sie in dieser Tugend noch zunehmen werden.

An den Pater Prior de las Cuevas werde ich heute wohl nicht mehr schreiben können; ich werde es ein andermal tun. Sagen Sie ihm nichts von diesem Brief! Allen Schwestern, insbesondere meiner Schwester Gabriela, empfehle ich mich! Gerne möchte ich dieser noch schreiben. O wie sehr wünschte ich, jene Witwe im Kloster auch als Profeßschwester zu sehen! Gott möge diesen Wunsch erhören und Sie mir erhalten! Amen. Für Doña Luise habe ich Ihnen auch einen Brief geschickt.

Heute ist der letzte Osterfeiertag.

Euerer Ehrwürden Dienerin

Theresia von Jesu

Es diene Ihnen zur Kenntnis, dass man den Bruder der [Elisabeth] vom heiligen Franziskus aus der Gesellschaft Jesu ausgeschlossen hat; es hat mir dies leid getan. Ich habe es nicht gewagt, dies der armen Schwester zu schreiben, um ihr kein Leid zu verursachen. Aber vielleicht ist es besser, sie erfährt es durch uns. Auf beiliegendem Zettel eines Ihrer Freunde, der in Salamanka sich befindet, werden Sie ersehen, dass ich mir zuvor bei den Vätern der Gesellschaft Jesu darüber Auskunft verschafft habe. Ich schicke Ihnen auch den Brief, den mir die Priorin von Salamanka geschrieben hat. Ein Trost ist es, dass dieser arme Ordensmann einen Lebensunterhalt gefunden hat.

Es wird vielleicht so besser für ihn sein, selbst in Bezug auf den Dienst Gottes. Wenn Sie es für gut finden, so geben Sie dieser Schwester davon Nachricht und schicken Sie ihr diese Zeilen nebst beiliegendem Zettel.

Pater Bartholomäus de Aguilar versichert mich, dass er gerne öfters zu den Schwestern kommen würde, allein sie würden dies nicht verlangen. Man muss ihn also darum ersuchen, da er als einfacher Untergebener nicht anders kann. Unterlassen Sie es nicht, ihn manchmal zu einer Predigt und zu einem Besuche einzuladen; denn er ist ein vortrefflicher Ordensmann. Sie können ihm die beiliegenden Briefe lesen lassen. Wie sollte ich Ihnen das verbieten können?

180. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, im April 1577

Mahnung zur Vorsicht im Verkehr mit den Beschuhten. Pater Tostado und Pater Mariano.

Jesus sei mit Euerer Hochwürden!

O wie gerne wollte ich Ihnen diesmal einen langen Brief schreiben, da mir der Ihrige so große Freude bereitet hat! Aber ich wurde gestern zur Ader gelassen, und auch heute wird dies nochmal geschehen; deshalb konnte ich nicht schreiben. Ich dachte nicht, dass der Bote so schnell abreisen müsste, und er dringt in mich, ihm diesen Brief zu geben. Der Aderlass hat meinem Kopfe wieder neues Leben verschafft. Ich werde bald wieder hergestellt sein, wenn es Gottes Wille ist.

Es hat mich sehr gefreut, dass Sie bei Ihrer Anwesenheit in Madrid bei den Beschuhten Wohnung genommen haben. Aber seien Sie, mein Vater, vorsichtig; man wird alle Ihre Worte abwägen. Seien Sie um der Liebe Gottes willen recht behutsam und sprechen Sie sich nicht offen aus! Was man von Tostado berichtet, glaube ich sehr gern; wenn er klug ist, wird er nicht kommen, bis er die Zustimmung des (Nuntius) hat, der sie ihm geben muss. Er wird sie darum durch Ihre Vermittlung zu erlangen suchen. Ich habe niemals etwas Spaßhafteres gesehen.

Die Briefe, die Sie nach Ihrer Aussage an mich abgesendet, habe ich schon erhalten, und gestern wurde mir auch der beiliegende Brief von unserem Vater zugestellt. Dem Pater Balthasar habe ich ganz bestimmt, und zwar mehr als einmal, geschrieben. Da Sie bei den Beschuhten wohnen, so wird es Ihnen in Madrid ganz gut gehen. Bemühen Sie sich nur immer, wie Sie es auch wirklich tun, den Nuntius zufriedenzustellen. Schließlich ist er ja doch unser Vorgesetzter, und der Gehorsam macht auf alle einen guten Eindruck. Jetzt habe ich keine Zeit mehr.

Euerer Hochwürden

Theresia von Jesu

181. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla =

Toledo, am 6. Mai 1577

Besondere Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden und vergelte Ihnen die vielen und schönen Geschenke!

Alles ist ganz frisch und gut angekommen. Ich will hierüber in dem Briefe, den ich durch den Maultiertreiber senden werde, mehreres berichten, für diesmal soll nur das Wichtigste zur Sprache kommen.

Jene Engelseele beneide ich. Gott sei gepriesen, dass sie schon so bald für würdig befunden wurde, ihn zu genießen, woran ich durchaus nicht zweifle. Was die übrigen Einzelheiten betrifft, von denen Sie sprechen, so seien Sie überzeugt, dass es offenbar nur Verrücktheit war; machen Sie sich nichts daraus und reden Sie mit niemandem darüber, auch nicht über das, was Ihnen Beatrix gesagt hat. An dieser Schwester schätze ich besonders die ausgezeichnete Liebe; danken Sie ihr in meinem Namen, und empfehlen Sie mich ihr sowie ihrer Mutter und allen Schwestern!

Ihr Fieber und die Krankheit der Subpriorin machen mir viele Sorge. Gepriesen sei der Herr, der uns in diesem Jahre so sehr prüfen und Sie mit so vielen Leiden heimsuchen will! Das Schlimmste ist eine zerrüttete Gesundheit; ist man gesund, so erträgt man alles leicht. Schreiben Sie mir recht bald, wie es sich mit Ihrem Fieber und der Krankheit der Subpriorin verhält! Der Herr gebe, dass das Übel nicht so lang andauere wie gewöhnlich! Denn da ihrer so wenig Schwestern sind, so weiß ich nicht, wie sie sich zurechtfinden. Möge Gott Fürsorge treffen, da er es vermag, denn ich bin darüber sehr in Sorge!

Was Sie in Hinsicht auf das Begräbnis der Schwestern bemerken, so haben Sie ganz recht getan. Auch wir in Toledo begraben sie innerhalb des Klosters; ich werde unseren Vater veranlassen, dass er dies durchwegs anordnet. Nonnen ohne Klausur mögen es anders halten! Pater García Alvarez hat also ganz richtig entschieden. Sagen Sie ihm meine Empfehlungen! Er kann in diesem Notfall die Klausur betreten, aber nicht in jenem bestimmten Fall, von dem Sie sprechen. Es wird also immer besser sein, den Pater García Alvarez um diesen Liebesdienst zu ersuchen, da das Kloster der unbeschuhten Karmeliten zu weit entfernt ist, so dass ich es nicht für angemessen halte, sie zu rufen. Ich ziehe auch den Pater García Alvarez vor, da er ganz der rechte Mann und zudem der beständige Beichtvater der Nonnen ist. Ich werde nächstens mit unserem Vater darüber sprechen und dem Pater García eine Vollmacht zusenden. So Gott will, werde ich unseren Vater noch vor Pfingsten sehen. Der Nuntius hat ihn schon eingeladen, zu kommen, und unsere Angelegenheiten nehmen, wie es scheint, einen guten Verlauf. Sie können sich denken, welche Freude mir [sein Wiedersehen] bereiten wird. Unser Vater ist nach Caravaca und Veas gereist; ich lege Ihnen hier einen Brief von der Mutter Alberta bei, damit Sie sehen, wie es den Schwestern in Caravaca ergeht. Wir sind mit dieser Klostergründung noch nicht zu Ende gekommen. Empfehlen Sie und Ihre Töchter diese Angelegenheit sowie auch die Nonnen in Veas Gott! Die Prozesse, die diese zu führen haben, sind mir recht unangenehm.

Ihren Brief habe ich gestern erhalten, und ich fand sogleich Gelegenheit, ihn an unseren Vater zu senden. Jetzt kann ich Ihnen die vielen Mühen, die Sie mit der Beförderung meiner Briefe gehabt haben, in etwa vergelten, solange nämlich unser Vater in unserer Nähe sein wird.

Nehmen Sie die Laienschwester nur auf, und Gott gebe, dass Ihnen mit ihr allein schon gedient ist! Ich habe unseren Vater schon benachrichtigt, dass ich Ihnen nahelegen werde, sie aufzunehmen.

Was die Verzichtleistung der guten Schwester Bernarda betrifft, so müssen Sie beachten, dass das Kloster nicht erbt, da die Eltern noch leben und diese die Erben sind. Wären diese vor ihr gestorben, so würde das Kloster das Erbe antreten. Dies ist gewiss, ich weiß es von sehr gelehrten Männern. Eltern und Großeltern sind gesetzliche Noterben und erst, wenn diese nicht mehr leben, erbt das Kloster. Die Eltern der Schwester Bernarda sind nur zur Herausgabe ihrer Aussteuer verpflichtet. Wenn dies die Eltern nicht wissen, so werden sie Gott danken, dass sich das Kloster wegen einer weiteren Forderung in keinen Prozess einlässt. Wenn sie nur geben, was sie zu zahlen versprochen haben, so ist das für uns von großer Bedeutung. Sehen Sie darauf, was sich in dieser Beziehung tun lässt! Es geht nicht an, dass man ihnen die Zahlung der ganzen Aussteuer erlässt. Pater Nikolaus wird sehen, was am besten ist. Empfehlen Sie mich ihm und dem Pater Gregor recht sehr! Grüßen Sie mir auch alle, wie Sie es für gut halten, und Gott sei mit Ihnen!

Seit einigen Tagen hat sich zwar mein Kopfleiden sehr gebessert, allein das ungestüme Sausen hat sich noch nicht verloren, und dies ist für mich sehr beschwerlich, wenn ich schreiben muss.

An der Mutter Priorin von Malagón habe ich eine sehr liebe Gefährtin, nur bedauere ich sehr, dass ihr Leiden so hoffnungslos ist. Zwar hat sich ihr Zustand schon um vieles gebessert, da sie mehr essen und sich auch außer Bett halten kann; allein solange das Fieber sie nicht verlässt, hat dies, wie der Arzt sagt, wenig Wert.

Gott vermag alles; er kann uns auch die Gnade schenken, ihr wieder die Gesundheit zu verleihen. Beten Sie nur mit den Schwestern inständig darum! Da Mutter Brianda selber schreibt, so sage ich weiter nichts von ihr.

Heute ist der 6. Mai.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

An meine Gabriela einen freundlichen Gruß; ihr Brief hat mir große Freude bereitet, und ebenso freut es mich, dass sie gesund ist. Gott verleihe auch allen Schwestern Gesundheit, denn er kann es! Amen, Amen.

182. Brief - An Pater Ambrosius Mariano in Madrid

Toledo, am 9. Mai 1577

Ordensangelegenheiten, Misserfolg bei der beabsichtigten Klostergründung für unbeschuhte Karmeliten in Salamanka. Jesus sei mit Euerer Hochwürden und vergelte Ihnen die guten Nachrichten, die Sie mir mitteilen! Denn diese scheinen mir in vielfacher Hinsicht sehr günstig für uns zu sein.

Der junge Mann, der Ihren Brief überbrachte, ist sogleich wieder abgereist. Gott möge alles zu seiner größeren Ehre leiten, da wir ja alle nichts anderes wollen!

Ich freue mich sehr, dass es Ihnen bei diesen Vätern so gut ergeht; aber ich versichere Sie, dass sie keine Gelegenheit versäumen, uns Hindernisse in den Weg zu legen. Pater Angelus habe, so sagt man mir nämlich, an den Bischof geschrieben, er möge keine Erlaubnis zu einer Klostergründung geben, und man habe einen Prozess herbeigeführt, geradeso wie hier in Toledo, nicht mehr und nicht weniger. O mein Vater, wie ungeschickt betreiben doch die unbeschuhten Karmeliten ihre Unternehmungen! Die Klosterstiftung wäre jetzt schon vollendet, wenn sie es verstanden hätten, die Sache richtig anzupacken; so aber hat dies Unternehmen nur dazu gedient, die unbeschuhten Karmeliten lächerlich zu machen. Glauben Sie mir, dass man niemals einen guten Erfolg erzielt, wenn die rechte Zeit übersehen wird.

Anderseits denke ich mir, dass dies der Wille des Herrn gewesen ist und ein tiefes Geheimnis darin verborgen sein muss. Dies wird sich eines Tages zeigen. Wenn geschieht, was Euere Hochwürden sagen, so ist der Erfolg gesichert. Gott vergelte Ihnen die gute Meinung, die Sie von meiner Ansicht haben; und er gebe, dass diese gute Meinung von Dauer sei! Aber nach meinem Dafürhalten braucht man da, wo man so richtige Ansichten hat wie Sie, auf die meinige kein Gewicht zu legen. Es ist für mich ein großer Trost, dass unsere Angelegenheiten so guten Händen anvertraut sind. Gepriesen sei der, der uns diese Gnade gewährt! Amen.

Warum schreiben Sie mir denn nie etwas von Pater Balthasar? Ich weiß nicht einmal, wo er ist. Entrichten Sie ihm sowie meinem Vater Padilla und dem Pater Johann Diaz meine Empfehlungen! Die Priorin von hier und Brianda, die Priorin von Malagón, empfehlen sich Euerer Hochwürden. Der Zustand der letzteren hat sich seit ihrer Ankunft dahier gebessert; die letzte Nacht hat er sich wieder verschlimmert. Trotzdem haben wir einige Hoffnung, sie am Leben zu erhalten. Gott möge ihr das Leben verlängern, wie er es für notwendig erachtet, und Euere Hochwürden behüten!

Seien Sie vorsichtig, mein Vater; denn diese Freundschaften [mit den Beschuhten] könnten nur so erzwungen sein; seien Sie daher beständig auf der Hut! Der wahre Freund, auf den wir uns allein verlassen können, ist Gott. Solange wir uns bemühen, seinen Willen zu tun, haben wir nichts zu fürchten.

Ich wünschte sehr, jene Antwort zu erfahren, von der Sie reden. Auch möchte ich, dass Sie und der Pater Magister einen Ort fänden, wo Sie denken könnten, herzlich aufgenommen zu werden. Wir mögen indessen tun, was wir wollen, es wird uns nie an Kreuz fehlen, solange wir leben, wenn wir dem Gekreuzigten angehören.

Was die Meinung des Anton Muñoz betrifft, so ist er im Irrtum; Doña Katharina de Otálora ist nicht Nonne bei uns und ist es auch nie gewesen. Diese Dame ist Witwe und hat zur Stiftung von Caravaca mitgeholfen, wo sie sich aber, wie ich glaube, jetzt nicht mehr aufhält. Übrigens kenne ich sie nicht einmal, und es ist nicht mein Beruf, mich mit dergleichen Angelegenheiten zu befassen. Wollen Euere Hochwürden ihm dies sagen! Es hat mich selbst die Bitte beunruhigt, die ich in dieser Sache an Sie gerichtet habe. Unter uns gesagt, ich kenne diesen Herrn nur wenig. Ich habe ihn, obwohl er so nahe mit mir verwandt ist, nur ein einziges Mal gesehen, und ich weiß nicht, welches Amt seiner Seele zuträglich sein könnte. Ich bitte also Euere Hochwürden, in dieser Angelegenheit sich nicht von meinen Ansichten leiten zu lassen, sondern seine persönlichen Anlagen ins Auge zu fassen. Sagen Sie ihm aber von dieser meiner Meinung nichts, damit Sie ihn nicht betrüben; denn ich habe Mitleid mit ihm. Melden Sie ihm meine Empfehlungen und sagen Sie ihm, dass ich ihm wegen meines Kopfleidens, das mich immer noch heftig quält, nicht schreiben kann. An seine Gattin, die Doña Beatrix, habe ich erst in den letzten Tagen geschrieben. Vergessen Sie auch nicht, ihm mitzuteilen, dass jene Dame, von der er spricht, nicht Nonne ist. Gott erhalte Sie, da wir Ihrer sehr bedürfen! Amen.

Heute ist der 9. Mai.

Euerer Hochwürden unwürdige Dienerin Theresia von Jesu

Anschrift: An meinen Vater Dr. Pater Mariano vom heiligen Benedikt. Eigenhändig zu übergeben.

183. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 15. Mai 1577

Einige Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, meine Tochter! Es wäre mir weit lieber gewesen, gute Nachrichten über Ihre Gesundheit zu erhalten als alle Geschenke, die Sie mir sandten, und wären sie auch Geschenke einer Königin. Unser Herr wolle Sie dafür belohnen!

Das Orangenblütenwasser ist ebenso vortrefflich als hinreichend, und es kam gerade zur rechten Zeit an. Die Korporalien sind sehr hübsch. Es scheint, Gott habe Sie zu dieser Sendung angeregt; denn sie passen zu der Palla, die mir die Priorin von Segovia geschickt hat. Als ich noch bei Ihnen in Sevilla war, habe ich, wenn Sie sich noch daran erinnern, jene bitten lassen, mir eine solche zu machen. Diese Palla ist ganz mit Gold durchwirkt und überdies mit kleinen Perlen und herrlichen Granaten geziert. Diese Handarbeit kostete sie, wie man sagt, dreißig Dukaten. Die Korporalien der Beatrix sind prachtvoll wie auch das kleine Kreuz, aber es wäre in der Schachtel noch Platz gewesen für andere. Die Korporalien sind so nett, dass sie meinem Geschmacke mehr zusagen als alles andere.

Das Orangenblütenwasser haben Sie so vortrefflich verpackt, dass es sehr gut angekommen ist; jetzt sind wir reichlich damit versehen. Ich habe nur den Wunsch, Ihnen Ihre Geschenke einigermaßen vergelten zu können, die im Grunde genommen nur Zeichen Ihrer Liebe zu mir sind. Aber mein Leben lang habe ich noch keine Gegend gesehen, die an Dingen, die Gefallen finden könnten, so arm wäre wie die Gegend von Toledo. Da ich aus dem reichgesegneten Andalusien kam, so ist mir diese Gegend noch unfruchtbarer vorgekommen, als sie wirklich ist.

Ich habe angeordnet, hier sogleich die 100 Dukaten zu zahlen, wofür mir Asensio Galiano eine Anweisung in Sevilla gegeben hatte. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern, dass man von dieser Summe 50 Dukaten nehmen musste, um die Ausgaben zu decken, die Pater Mariano für das Haus in Sevilla machte, als wir dorthin kamen; die anderen 50 Dukaten sind bestimmt zur Bezahlung des Mietzinses. Seitdem Asensio Galiano gestorben ist, war ich um die Bezahlung dieser Schuld besorgt, und ich werde es sein, bis ich Sie ganz frei von diesen Geldsorgen sehe. Die Leiden, die Ihnen der Herr sendet, reichen schon hin, und es berührt mich sehr schmerzlich, Sie und die Subpriorin seit Beginn des Sommers krank zu wissen. Gott möge Ihnen die Gesundheit verleihen! Denn ich weiß wahrhaftig nicht, was die Schwestern anfangen sollen.

Durch den Eilboten habe ich Ihnen schon geschrieben, dass Sie die Laienschwester aufnehmen und den Leichnam dieser kleinen Heiligen im Chore belassen sollen und dass unsere Schwestern innerhalb des Klosters nicht aber in der Kirche begraben werden sollen. Ebenso habe ich Ihnen geschrieben, dass der Vater und die Mutter dieser Heiligen, die noch am Leben sind, ihr Erbe antreten werden, obwohl sie zugunsten des Klosters auf alles Verzicht geleistet hat. Wären die Eltern vor ihr gestorben, so würde das Kloster erben; allein so sind sie verpflichtet, die sie treffende Aussteuer herauszugeben. Vergleichen Sie sich darum mit ihnen, so gut Sie können! Würde man alles herausgeben, was zugesichert wurde, so wäre das für uns ein großer Gewinn. Lassen Sie Ihre Bedenken in Bezug auf die Vollkommenheit beiseite, denn wir mögen tun, was wir wollen, man wird uns trotzdem für habsüchtig halten. Übrigens muss auch hier geschehen, was unser Vater befiehlt. Schreiben Sie ihm hierüber und gönnen Sie sich um der Liebe Gottes willen eine gute Pflege!

Der Zustand der Mutter Brianda geht mir sehr zu Herzen, wenn es ihr auch seit ihrer Ankunft dahier besser zu ergehen scheint. Ich habe große Freude, in ihrer Nähe zu sein. Weil sie, wie sie sagte, selbst schreiben wird, so berichte ich weiter nichts von ihr.

Sie werden schon wissen, dass der Nuntius unseren Vater zu sich beschieden hat. Unsere Angelegenheiten scheinen einen guten Fortgang zu nehmen. Empfehlen Sie diese Gott! Die göttliche Majestät erhalte Sie mir und mache Sie recht heilig! Die gute Bernarda habe ich beneidet. Man hat in unseren Klöstern viel für sie gebetet, obwohl ihr nach meinem Dafürhalten diese Gebete nicht mehr notwendig sind.

Heute ist der Vorabend von Christi Himmelfahrt. Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

An die Mutter Subpriorin, an meine Gabriela und an alle Ihre Töchter meine Empfehlungen! Schicken mir Euere Ehrwürden das Rezept zur Bereitung des Sirups, den die Schwester Theresia eingenommen hat; ihr Vater bittet darum. Vergessen Sie es aber ja nicht! Es handelt sich um den Sirup, den sie während des Tages beständig einnahm.

Anschrift: An die Mutter Priorin von Sevilla.

184. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 28. Mai 1577

Ankunft des Paters Gracián in Toledo. Bitte um das Gebet für die Anliegen des Ordens.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Möge Ihnen diese Gnade zu so guten Pfingstfeiertagen verhelfen haben, wie ich sie Ihnen gewünscht! Wir hatten sehr glückliche Pfingstfeiertage in Anbetracht der Ankunft unseres Vaters, der sich an den Hof begibt, wohin ihn der Nuntius berufen hat. Er kam sehr gesund an und hatte vortreffliches Aussehen. Gott sei dafür gepriesen! Euere Ehrwürden sollen wissen, dass man jetzt die Angelegenheiten des Ordens Gott recht angelegentlich empfehlen muss. Tun Sie das mit größtem Eifer und größter Sorgfalt; denn unsere Notlage ist ernst.

Pater Tostado befindet sich bereits am Hofe. Vor vier oder fünf Tagen ist er hier so eilig durchgereist, dass er sich nur drei bis vier Stunden Aufenthalt gönnte. Der Herr gebe, dass in allem das geschehe, was mehr zu seiner Ehre und Verherrlichung dient! Etwas anderes verlangen wir nicht. Empfehlen Sie Gott mein Kopfleiden, das mir noch immer viel zu schaffen macht.

Mit ihrer Leinwand hatten wir Unglück. Man durchlief halb Toledo und trug sie in den Häusern und Klöstern umher, um sie verkaufen zu können. Alle fanden den Preis von vier Realen zu hoch, und sie billiger zu verkaufen, wagten wir nicht auf unser Gewissen zu nehmen. Ich weiß nicht, was wir damit anfangen sollen. Überlegen dies Euere Ehrwürden und teilen Sie uns Ihren Wunsch hierüber mit! Unser Herr sei mit Ihnen!

Heute ist der letzte Pfingstfeiertag.

Unser Vater ist heute nicht hier. Er predigt da, wo seine Schwester sich befindet. Er kann Ihnen darum nicht schreiben, weil der Eilbote bei seiner Rückkehr wieder abgereist sein wird.

Ich möchte gerne wissen, wie es Euerer Ehrwürden und allen Nonnen geht. Schon seit langem sah ich von Ihnen keinen Brief mehr. Gott erhalte Sie mir! Die Mutter Brianda ist immer noch sehr leidend. Sie empfiehlt sich Ihnen und allen Schwestern sowie meinem Pater Gregor; übersenden Sie ihm sogleich diesen Brief! Jetzt ist der Augenblick, wo alle sich zum Gebete vereinigen sollen. Verdoppeln Sie alle Ihren Eifer; denn mit dem Beistande des Herrn werden wir entweder eine günstige Entscheidung vernehmen, oder es erfolgt das Gegenteil. Noch nie war das Gebet so notwendig wie jetzt. Gott erhalte Sie mir!

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.

185. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, am 13. Juni 1577

Zufriedenheit über den Empfang der Briefe des Paters Gracián. Erkrankung des Didakus Gracián. Verkaufssteuer der Nonnen in Sevilla.

Jesus sei mit Euerer Paternität!

Gestern empfing ich die Briefe. Wie gut hat mir doch der Herr die Mühe belohnt durch die Befriedigung, die sie mir gaben; er hat mir auch die Mühe belohnt, die ich in diesen Tagen mit jenen Briefen hatte, die der Überbringer dieses Briefes fortbrachte. Man dachte nicht, dass ich so schnell wieder zurückkehren werde, und so habe ich keine Veranlassung, mich weiter zu verbreiten.

Der Doña Johanna brauche ich nicht zu antworten. Gebe Gott, dass die Erkrankung des Herrn Gracián, die mir Kummer machte, nicht von Bedeutung sei!

Heute, am Oktavtag des Fronleichnamsfestes, hat Pater Balthasar hier gepredigt. Er sagt, dass in seinem Kloster große Unruhe herrsche über die Niederlassung, die man dort vornehmen wolle. Ich habe mich gewundert über die Exkommunikation. Ich glaube, dass ich Ihnen einen eigenen Boten schicken muss, um die Kontrakte zu unterzeichnen, die nach meinem Dafürhalten heute abgeschlossen werden.

Mein Bruder küßt Ihnen die Hand; es wäre höchst wichtig, dass Euere Paternität große Sorgfalt beim Streit über die Verkaufssteuer anwendeten und dem Prokurator Geld gäben, damit er es dorthin schicke und der Prozess beschleunigt werde; denn infolge einer großen Schwierigkeit, von der ich Ihnen schrieb, sollte er noch vor August abgeschlossen werden.

Es hat mich ungemein gefreut, dass der Freund des Elias den Grund einsieht. Es diene Euerer Paternität zur Kenntnis, dass ich sehr viel Gewicht darauf lege, es möchte der Anwalt zur Einsicht kommen und Ihnen sagen lassen, dass Sie nicht hingehen sollten, da ich es schon erledigt habe. Ich weiß nicht, ob sie die Briefe übergeben werden. Mehr kann ich nicht sagen.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

186. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 28. Juni 1577

Besserung ihres Kopfleidens. Besondere Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei in der Seele Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ich bin sehr bekümmert über Ihre vielfachen Mühen und über Ihr anhaltendes Fieber. Allein wer heilig werden will, muss noch mehr als dies auf sich nehmen.

Unser Vater hat mir den Brief zugesandt, den Sie ihm am 10. dieses Monats geschrieben haben. Mit meinem Kopfleiden steht es immer noch schlecht; in diesen letzten Tagen hatte ich ein inniges Verlangen, etwas über Ihre Gesundheit und über das Befinden der Mutter Subpriorin zu erfahren, deren Leiden mir sehr zu Herzen geht. Die Mutter Brianda befindet sich zu Zeiten besser, aber ihre schlimmen Anfälle kehren immer wieder.

Die kleine Besserung bezüglich meines Kopfleidens besteht darin, dass ich keine so große Schwäche mehr verspüre. Ich kann jetzt wieder mehr schreiben und arbeiten als früher, allein das Sausen dauert immer fort und ist recht peinlich. Darum lasse ich allen Schwestern durch eine fremde Hand schreiben, ausgenommen es handelt sich um Vertrauenssachen oder um dringende Briefe an Personen, denen ich selbst schreiben muss. Sie müssen darum auch in dieser Hinsicht wie in allem übrigen Nachsicht mit mir haben.

Bis hierher war der Brief geschrieben, als mein Bruder ankam. Er empfiehlt sich inständig Ihren Gebeten. Ob er Ihnen schreiben wird, weiß ich nicht; ich spreche nämlich von meinem Bruder Laurentius. Er ist, Gott sei Dank, gesund und begibt sich zur Erledigung seiner Angelegenheiten nach Madrid. O welch innigen Anteil nimmt er an Ihren Leiden! Ich versichere Sie, all dieses kommt in Wahrheit über Sie, weil Gott Sie ganz vollkommen machen will. Haben Sie also Mut! Nach dieser Zeit wird eine andere kommen, und Sie werden sich dann freuen, Leiden erduldet zu haben.

Was die Aufnahme jener kleinen Sklavin ins Kloster betrifft, so legen Sie kein Hindernis in den Weg! In den ersten Zeiten des Bestehens dieser Klöster geschieht so manches, was später nicht mehr geschehen darf. Es ist nicht nötig, ihr besonderen Unterricht über das Leben der Vollkommenheit zu erteilen; die Hauptsache ist, dass sie mit gewissenhafter Treue dem Kloster dient, das übrige hat für eine Laienschwester weniger Bedeutung. Sie kann während ihres ganzen Lebens im Kloster bleiben, ohne Profeß abzulegen, wenn sie dazu nicht die nötigen Eigenschaften besitzt. Mit ihrer Schwester wird es mehr Schwierigkeiten haben. Aber nehmen Sie diese trotzdem auf, und erbitten Sie es von Gott, er möge sie brauchbar machen! Verlangen Sie weder von der einen noch von der anderen zuviel Vollkommenheit! Es genügt, wenn sie das Wesentliche getreu erfüllen. Die (beiden) Schwestern sind Ihnen zu großem Danke verpflichtet, und Sie befreien sie durch ihre Aufnahme aus einer misslichen Lage. Etwas wird man immerhin ertragen müssen; allein so ist es bei Beginn unserer Stiftungen überall, es lässt sich das nicht ändern.

Die andere Kandidatin nehmen Sie ohne Bedenken auf, wenn sie so tugendhaft ist, wie Sie schreiben. Es sind eben dort viele Schwestern notwendig, weil so viele wegsterben. Haben Sie über diese keine Sorge, da sie in den Himmel eingehen. Ich sehe jetzt schon die große Lücke, die der Tod der guten Subpriorin machen wird. Wir müssen darum trachten, dass die Schwestern von Paterna wieder zurückkommen, sobald die dortigen Verhältnisse einmal in Ordnung gebracht sind.

O welch ernste Briefe habe ich an Sie und an Pater Gregor geschrieben! Gebe Gott, dass sie auch wirklich ankommen! Welch entschiedenen Tadel habe ich gegen Sie beide ausgesprochen, da Sie Ihr Kloster verlegen wollen! Ich kann gar nicht begreifen, wie Sie beide eine solche Torheit zur Sprache bringen konnten.

Beten Sie für meinen Bruder, Sie, alle meine Freunde und meine Töchter! Weil er eben erst angekommen ist, so will ich weiter nichts über ihn schreiben. Gott erhalte Sie in guter Gesundheit! Denn Ihr Kranksein schmerzt mich mehr als alles übrige; pflegen Sie und meine Gabriela sich um der Liebe willen recht gut! Tragen Sie beide Leinwand und lassen Sie für diese Zeit des äußersten Notfalles ab von Ihrer strengen Lebensweise! Auch hier steht es mit der Gesundheit der Schwestern schlecht. Ich empfehle alle Ihren Gebeten! Gott erhalte Sie mir! Ich weiß nicht, woher es kommt, dass ich Sie so sehr liebe. Brianda empfiehlt sich Ihnen. Bei all ihrem Elend ist sie mir doch eine treue Gefährtin.

Heute ist der 28. Juni.

Nehmen Sie leihweise Geld auf, damit die Schwestern die nötige Nahrung bekommen; Sie werden es später schon wieder zurückgeben können. Die Schwestern sollen keinen Hunger leiden; das würde mich sehr schmerzlich berühren. Wir nehmen hier auch Geld zu leihen, und da sorgt Gott immer wieder für uns.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.

187. Brief - An die Mutter Anna vom heiligen Albert, Priorin in Caravaca

Toledo, am 2. Juli 1577

Besondere Angelegenheiten dieses Klosters und einige Mitteilungen über den Orden überhaupt.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Es ist für mich ein großer Trost, zu erfahren, dass Ihr Haus so kühl ist und die Schwestern nicht mehr das auszustehen haben wie im letzten Jahre um diese Zeit. Es würde mich sehr freuen, einige Tage bei Ihnen zubringen zu können, wenn es Gottes Wille wäre. Da fänden mich die Geschäfte und Briefe nicht so leicht, und ich könnte dann bei meinen kleinen Enten und am Wasser wohnen, wo Sie allem Anschein nach ein wahres Einsiedlerleben führen müssen. Ich verdiene dieses Glück freilich nicht; allein es freut mich sehr, dass Euere Ehrwürden es statt meiner genießen. Ich versichere Sie, ich dachte nicht, dass ich Sie so innig liebe; ich habe wirklich eine große Sehnsucht, Sie zu sehen. Vielleicht fügt es Gott doch noch so, dass es geschieht. Ich bete viel für Sie und gebe mich der sicheren Hoffnung hin, der Herr werde Ihnen in allem beistehen.

Ich glaube recht gerne, dass Sie die Ihnen anvertrauten Seelen zu recht hoher Vollkommenheit führen werden; allein bedenken Sie wohl, dass Sie nicht alle auf gleiche Weise leiten dürfen. Jene Schwester, die unser Vater eingekleidet hat, müssen Sie als eine Kranke behandeln. Machen Sie sich keine Sorge, wenn sich an ihr noch keine besondere Vollkommenheit zeigt. Es reicht hin, dass sie, wie man zu sagen pflegt, mit gutem Willen ihr Möglichstes tut und Gott nicht beleidigt.

In jedem Kloster gibt es, besonders im Anfang, viele Schwierigkeiten; solange ein Haus noch keinen festen Bestand hat, nehmen wir eben Leute auf, wie wir sie bekommen, wenn sie nur Vermögen besitzen, und auf diese Weise haben wir etwas, wovon die anderen leben können. Was jene arme Kranke betrifft, die als die erste zum Unterhalte Ihres Klosters beitrug, so haben Sie einen ganz besonderen Grund, ihr entgegenzukommen; leiten Sie, meine Tochter, diese mit aller nur möglichen Geduld! Wenn sie eine gute Seele hat, so bedenken Sie, dass diese eine Wohnstätte Gottes ist. Ich lobpreise jedesmal den Herrn, so oft ich daran denke, welch innige Freude Sie unserem Vater bereitet haben. Um Sie zu ermutigen, Ihr Amt würdig zu verwalten, wiederhole ich, was unser Vater mir gesagt hat; er versicherte mich, dass Sie eine der besten Priorinnen seien, die wir haben. Da Sie so ganz allein stehen, wird Seine Majestät Ihnen behilflich sein.

Haben Sie keine Sorge betreffs jener Angelegenheit des Klosters zu Malagón! Es genügt, den Betrag zu schicken, wenn Sie in der Lage sind.

Unser Vater befindet sich, Gott sei Dank, wohl, allein er ist in einer sehr schwierigen Lage; denn Sie müssen wissen, dass der Nuntius gestorben ist und Tostado, der von unserem wohlehrwürdigen Pater General zum Generalvikar ernannt worden ist, in Madrid weilt. Zwar hat ihm der König bisher noch nicht gestattet, eine Visitation vorzunehmen; allein wir wissen nicht, welchen Ausgang die Sache nehmen wird. Die Vollmachten unseres Vaters (als apostolischer Kommissär) sind noch nicht erloschen, obgleich der Nuntius gestorben ist; und darum ist er, ich weiß es bestimmt, noch Visitator wie zuvor. Soviel ich meine, befindet er sich jetzt in Pastrana. Wir müssen jetzt eifrig beten, damit geschehe, was zur größeren Ehre Gottes gereicht. Wir dahier lassen es daran nicht fehlen und haben auch schon Prozessionen gehalten. Mögen die Schwestern in Caravaca ja nicht sorglos sein; denn wir sind jetzt in großer Bedrängnis, wenn es auch den Anschein hat, dass alles einen guten Ausgang nimmt.

Trotz seiner vielfachen Arbeiten hat unser Vater doch nicht unterlassen, dem Kloster in Caravaca seine besondere Sorgfalt zuzuwenden; er hat in dieser Angelegenheit zweimal mit dem Bischof gesprochen. Dieser zeigte sich sehr gnädig gegen ihn und versprach ihm, den Wunsch sehr gerne erfüllen zu wollen. Er schrieb darum selbst an jene Dame, und in der vorigen Woche sandte er auch an mich einen Brief, worin er bemerkt, dass er nur noch auf etwas, ich weiß nicht auf was, warte, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Unser Vater ist darüber sehr zufrieden und versichert, dass die Sache einen sehr guten Ausgang nehme. Seien Sie ganz unbesorgt, wenn sich auch die Angelegenheit etwas verzögert; ich kann Sie versichern, dass man große Sorgfalt darauf verwendet hat. Der Bischof ist bezüglich des Einkommens nunmehr befriedigt, und darum hat man sich weiter nicht mehr zu kümmern; es wird in Bälde alles abgeschlossen sein.

Wenn Sie mit den Novizinnen, ich meine mit den Töchtern jener alten Frau, zufrieden sind, so dürfen Sie diese zur Profeß zulassen, sollten sie auch noch einige Mängel an sich haben; denn ganz fehlerfrei ist keine Frauensperson.

Mein Kopfleiden hat etwas nachgelassen, doch noch nicht so, dass ich längere Zeit mit eigener Hand schreiben könnte. Ich lasse nämlich an alle Klöster nur durch fremde Hand schreiben, außer es handelt sich um eine ganz besondere Angelegenheit; und so will ich auch jetzt mit diesem Brief Schluss machen.

Was soll ich Ihnen denn von meiner Besorgnis über den schlechten Gesundheitszustand der hiesigen Schwestern und besonders jener von Sevilla schreiben? Man wird Ihnen im beiliegenden Brief mehreres darüber berichten. Der Zustand der Schwester Anna von der Menschwerdung macht mir Sorge, wenn auch diese Leiden sich mit den Jahren allmählich verlieren. Empfehlen Sie mich ihr und allen Schwestern recht angelegentlich, besonders der Subpriorin und den Stifterinnen!

Die Vorsteherin von Malagón ist Anna von der Mutter Gottes; sie ist eine ausgezeichnete Nonne, die ihr Amt sehr gut verwaltet, ohne im geringsten von den Satzungen abzuweichen. Die Schwestern von Sevilla werden von großen Prüfungen heimgesucht. Die Subpriorin hat schon die Letzte Ölung empfangen, und die Priorin ist beständig fieberkrank; man kann darum jetzt von ihnen gar nichts verlangen. Behalten Sie im Gedächtnis, dass die Schwestern von Sevilla die Reisekosten bezahlen müssen. Sie werden jetzt Nonnen aufnehmen, und dann kann beglichen werden, was sie Ihnen schulden.

Was die Übersendung von Fischen betrifft, so war dies wohl nur ein Scherz, außer Sie lassen sie durch einen eigenen Boten überbringen. Denn die Übersendung hierher würde zu teuer kommen.

Die Tuchhabite, von denen unser Vater spricht, sollen Sie allmählich ablegen, wenn Sie nicht so viel Geld haben, um für alle Schwestern auf einmal anderen Stoff anzuschaffen; keine darf eine Ausnahme machen. Verkaufen Sie dieselben, so gut Sie können! Benehmen Sie sich ja jederzeit recht freundlich gegen Doña Katharina de Otálora und suchen Sie diese in allem zufriedenzustellen! Sie wissen selbst, wieviel wir ihr verdanken, und Undank wäre nicht zu entschuldigen. Wenn sie an eine Nonne schreibt, so übergeben Sie ihr den Brief und tragen Sie Sorge, dass sie ihn beantwortet. Unser Herr mache Sie recht heilig!

Die Mutter Brianda empfiehlt sich Ihren Gebeten! Es steht mit ihr sehr schlimm.

Heute ist der 2. Juli.

Ihre Mutter und Ihre Schwester befinden sich wohl.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Mutter Anna vom heiligen Albert.

188. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Toledo, am 11. Juli 1577

Verschiedene Angelegenheiten des Klosters in Sevilla. Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

Seitdem Sie mir von einer kleinen Besserung Ihrer Gesundheit berichten können, scheint mir alles übrige leicht erträglich zu sein. Der Herr gebe, dass es mit der Besserung vorwärtsgehe, und er vergelte dem Arzte die Sorgfalt, womit er sich Ihrer angenommen hat! Ich bin ihm dafür wirklich zu großem Danke verpflichtet. Es ist eine große Gnade, dass die Subpriorin noch am Leben ist. Der sie erschaffen, kann ihr auch, nachdem er sie aus dem Nichts ins Dasein gerufen, die Gesundheit wieder verleihen. Der Herr sucht sie sehr durch Leiden heim, und so prüft er Sie alle, damit Sie fähig werden, nach Guinea und selbst noch weiter zu gehen. Indessen wäre es mein Wunsch, dass diese Leiden einmal zu Ende gingen; denn ich habe deshalb großes Mitleid mit Ihnen.

Da ich die Mutter Brianda ersucht habe, Ihnen alles mitzuteilen, was hier vorgefallen ist, so werde ich Ihnen nur das Allernotwendigste schreiben. Die Kupferstiche und den Brief, den Sie, wie Sie schrieben, für Doña Luise schickten, habe ich nicht erhalten. Auch teilen Sie mir nicht mit, ob Sie die Leinwand und die Kruzifixe empfangen haben. Berichten Sie mir darüber im nächsten Briefe! Empfehlen Sie die Mutter Brianda Gott! Ich freue mich sehr über deren Besserung.

Die fragliche Kandidatin nehmen Sie in Gottes Namen auf; ihre Aussteuer, von der Sie berichten, ist nicht unbedeutend. Bezüglich jener Witwe wünschte ich, dass sie jetzt schon eintreten möchte. Ich habe Ihnen schon neulich geschrieben, Sie sollten meinetwegen die kleine Schwarze und ihre Schwester aufnehmen; sie werden dem Kloster nicht zum Schaden sein. Sie teilen mir aber nicht mit, ob Sie diesen Brief erhalten haben. Die Krankheit des García Alvarez bedaure ich sehr; vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, wie er sich befindet und ob es mit Ihrer Besserung vorwärtsgeht. Die Kokusnüsse habe ich erhalten; es sind dies merkwürdige Früchte. Ich werde sie der Doña Luise senden. Jene, die Sie für mich bestimmt haben, ist sehr zierlich. Unser Vater wird sie morgen zerteilen.

Über die Angelegenheit in Paterna, meint unser Vater, lässt sich nichts sagen, bis er selbst hinkommt. Wir haben uns heute lange darüber beraten, und er behauptet mit Recht, dass eine allgemeine Verwirrung entstehen würde, wenn man annehme, dass er nicht mehr Visitator sei.

Gott vergelte Euerer Ehrwürden die reichlichen Geschenke, die Sie mir übersandten! Sie müssen [allem Anschein nach] sich träumen, eine Königin zu sein, da Sie auch noch das Porto bezahlen. Sehen Sie doch um der Liebe willen auf Ihre Gesundheit und gönnen Sie sich eine gute Pflege! Dadurch bereiten Sie auch mir Wohlgefallen. Die Schwestern und ich hatten eine große Freude, als wir die Kokosnüsse sahen. Gepriesen sei, der sie erschaffen hat! Sie sind wirklich sehenswert. Es gefiel mir, dass Sie bei all Ihren Leiden noch um solche Dinge sich kümmern. Der Herr weiß gar wohl, wem er Prüfungen senden soll.

Soeben habe ich mit unserem Vater über die vom Erzbischof empfohlene Kandidatin gesprochen. Es ist mir sehr unlieb, dass man diesem Herrn mit einer solchen Angelegenheit lästig fällt, da ihm doch so wenig daran gelegen sein muss. Nach der Meinung unseres Vaters ist sie eine melancholische Beatin, und wir wissen aus Erfahrung, was wir an derartigen Personen haben; es wäre noch schlimmer, sie nachher wieder entlassen zu müssen. Suchen Sie mit dieser Person einige Male zu sprechen und geben Sie acht, wie sie sich benimmt! Finden Sie, dass sie für unsere Lebensweise keinen Beruf zeigt, so dürfte es nach meiner Ansicht gut sein, wenn Pater Nikolaus mit dem Erzbischof redet und ihm erzählt, in welch missliche Lage wir mit derlei frommen Personen schon gekommen sind, oder besser wäre es noch, wenn Sie diese Angelegenheit in die Länge ziehen könnten.

Schon vor geraumer Zeit habe ich beiliegenden Brief an Pater Gregor geschrieben und ihn unserem Vater zur Weiterbeförderung geschickt, allein, er hat ihn mir jetzt wieder zurückgesendet. Er hat jetzt keine Bedeutung mehr, aber lesen sollen Sie ihn doch, damit Sie beide nie mehr der so unsinnigen Versuchung Gehör schenken, Ihr Kloster anderswohin zu verlegen.

Die große Mühe, die Sie mit jener Schwester haben, bedauere ich sehr, und ich habe auch mit der armen Dulderin selbst Mitleid. Möge Gott hier Hilfe schaffen! An alle Nonnen und an alle [unsere Freunde] meine Empfehlungen! Es wäre ein großer Trost für mich, Sie besuchen zu können; denn ich finde nur wenige, die mir so zusagen wie Sie, und ich liebe Sie sehr. Dem Herrn ist alles möglich.

Entrichten Sie dem Pater García Alvarez, der Beatrix und ihrer Mutter sowie allen Nonnen meine Empfehlungen! Es ist wohl notwendig, dass sie recht vollkommen seien, da sich der Herr ihrer für die ersten Zeiten dieser Stiftung bedient. Da er Sie jetzt Ihrer Stütze beraubt hat, so weiß ich nicht, wie Sie in allem zurechtkommen können. Indessen wären Sie noch übler daran, wenn Sie beschuhte Karmeliten zu ihrer Leitung hätten, wie es anderwärts geschehen ist. Denn die Nonnen Ihres Klosters gehen doch den Weg, den Sie ihnen anweisen.

Das schlimmste ist, dass Sie trotz Ihrer so schwachen Gesundheit diese Sorge auf sich nehmen müssen. Ich kenne dieses Elend aus eigener Erfahrung. Ist man gesund, so ist alles erträglich. Gott verleihe Ihnen, meine Tochter, eine solche Gesundheit, wie ich sie Ihnen wünsche und ihn darum bitte! Amen.

Heute ist der 11. Juli.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Als unser Vater hier war, öffnete er selbst das Paket und gab mir die Briefe, die für mich bestimmt waren, die Kupferstiche aber behielt er; ohne Zweifel hat er das vergessen. Denn wie ich heute zufällig erfuhr, gerieten er und Pater Anton darüber in Streit. Ich habe zwei davon gesehen; sie sind sehr schön.

Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph.

189. Brief - An den Lizentiaten Kaspar de Villanueva, Kaplan der Nonnen zu Malagón

Toledo, im Juli 1577

Uneinigkeiten im Kloster zu Malagón. Die Schwestern Beatrix und Anna von Jesu.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Ihre Briefe haben mich sehr betrübt. Denn der Gedanke, dass es in einem unserer Klöster schlimmer stehe, als bei den beschuhten Nonnen in Andalusien, ist mir unerträglich. Mit diesem Kloster in Malagón hatte ich wenig Glück. Ich sehe nicht ein, was denn die Vorsteherin den Schwestern Übles zufügt, dass sie sich so gebärden, wie Sie in dem Briefe an die Mutter Priorin berichten. Das, was ihnen ein Oberer wie unser Vater gesagt hatte, hätte genügen sollen, um die Ruhe unter ihnen herzustellen. Nun zeigen aber diese Nonnen, wie wenig Verstand sie haben. Ich kann indessen nicht umhin, einen Teil der Schuld Ihnen zuzuschreiben, da ich weiß, wieviel Autorität Sie über die Nonnen haben. Hätten Sie gehandelt wie damals, als die Nonnen sich über die Mutter Brianda beschwerten, so würden sie sich jetzt anders benehmen. Was diese Nonnen durch ihr Betragen gewinnen, besteht darin, dass sie ihre bisherige Priorin, selbst wenn ihr Gott wieder die Gesundheit schenkt, nie mehr sehen werden und fortan auch auf Ihre Leitung verzichten müssen. So vergilt Gott denen, die ihm schlecht dienen. Sie werden sehen, welchen Ausgang es mit diesen widerspenstigen Nonnen nehmen wird, die mir beständig das Leben verbittern. Ich bitte Sie, dies der Schwester Beatrix in meinem Namen sagen zu wollen. Ich bin so unzufrieden mit ihr, dass ich nicht einmal ihren Namen hören will. Ferner bitte ich, ihr zu sagen, dass sie es schwer wird büßen müssen, wenn ich erfahre, dass sie sich untersteht, der Vorsteherin sich zu widersetzen oder sich in die Leitung des Hauses zu mischen.

Leiten Sie doch um der Liebe Gottes willen diese Nonnen, wie Sie es bisher immer getan, und belehren Sie dieselben, dass sie in der Vereinigung mit Gott leben sollen und kein so widerspenstiges Wesen an den Tag legen dürfen, wenn sie im Frieden bleiben wollen. Fürchten Sie etwa, dass es noch mehrere von der Art gibt wie Anna von Jesu? Aber ich kann Sie versichern, dass ich die Nonnen lieber in einem so traurigen Zustande sehen würde, in dem jene Schwester sich befand, als sie ungehorsam zu wissen. Denn an einer Nonne eine Beleidigung Gottes ertragen zu müssen, dazu reicht meine Geduld nicht hin, während mir zu allem anderen, wie mir scheint, der Herr große Geduld verliehen hat.

Ich gebe zu, dass Anna von Jesu kommunizieren kann; denn es ist gewiss sicher, dass man sie mit Sorgfalt geprüft hat. Aber da sie kommunizieren konnte, so wünsche ich, dass sie jetzt einen Monat lang sich davon enthalte. Wir werden dann sehen, wie es ihr geht. In dieser Beziehung entscheide ich mich für das, was die Mutter Priorin Ihnen schreibt. Man hat ganz und gar unrecht gehandelt, dass man Sie über den Zustand dieser Nonne nicht aufgeklärt hat. Da Sie diese aber nicht vollkommen kannten, so sind Sie ganz vernünftig zu Werke gegangen, dass Sie ihr die Kommunion reichten.

Für den Pfarrer bin ich in Furcht, wenn Pater Franz fortkommt; denn der Pater Provinzial will nicht, dass die Nonnen immer nur bei einem Beichtvater beichten, und ich bin derselben Ansicht. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass mir der häufige Verkehr der Nonnen mit dem Beichtvater missfällt; ich werde darüber Anordnungen treffen, da man in diesem Punkte recht vorsichtig sein muss.

Als mir vor einiger Zeit die Vorsteherin eine gewisse Angelegenheit berichten, schrieb sie mir auch, dass Sie sich gegen sie nicht besonders freundlich benehmen. Sie würden, wie sie mir zu verstehen gab, der Meinung sein, dass sie Ihnen gegenüber nicht mehr aufrichtig sei. Würde dies der Fall sein, so wäre das in meinen Augen ein großer Fehler von ihr. Ich schreibe ihr über diesen Punkt sowie auch über andere Angelegenheiten, aber so, dass sie nicht vermuten kann, ich sei darüber aufgeklärt worden. Es wäre gut, wenn Sie offen mit ihr reden und sich über ihr Benehmen der Anna von Jesu gegenüber beklagen würden. Zerhauen Sie den Knoten nicht, den der Teufel zu knüpfen begonnen hat, so wird es immer ärger werden, und es wird Ihnen unmöglich sein, die so notwendige Seelenruhe zu bewahren. So leid es mir auch tun würde, wenn Sie dem Kloster Ihre Leitung entzögen, so sehe ich doch sehr wohl ein, dass Sie mehr für Ihren inneren Frieden zu sorgen verpflichtet sind, als mir eine Gefälligkeit zu erweisen. Der Herr verleihe Ihnen diesen Seelenfrieden, da er es vermag! Amen.

Entrichten Sie den dortigen Herrschaften meine Empfehlungen! Man sagt mir, dass die Vollmachten unseres Vaters durch den Tod des Nuntius nicht erloschen seien, sondern dass er immer noch Visitator bleibe. Es tut mir das in gewisser Hinsicht sehr leid.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den Hochherrlichen, Hochwürdigen Herrn Lizentiaten Villanueva.

190. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Toledo, am 14. Juli 1577

Dank der Heiligen für die guten Dienste in der Besorgung ihrer Korrespondenz mit Pater Gracián. Sie bietet ihm auch ihre Dienste an.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen! Unser Vater, Pater Magister Hieronymus Gracián, hat mir von der Liebe erzählt, die er zu Ihnen trägt und wie sehr er darauf vertraut, dass Sie mir bei allen sich darbietenden Gelegenheiten nach Möglichkeit behilflich sein werden, was in Anbetracht meiner Geschäfte von großer Bedeutung ist. Und so werde ich mich auch an Sie wenden mit Briefen, die für unseren Vater bestimmt sind, was mir das wichtigste zu sein scheint, aber nur unter der Bedingung, dass Sie weiter nichts zur Verfügung stellen als Ihre Arbeitskraft; für die Postauslagen werden wir in aller Gerechtigkeit selbst Sorge tragen. Sonst möchte ich diese Gunst nicht in Anspruch nehmen.

Falls ich Ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann, werde ich es sehr gerne tun, wenn ich überhaupt zu etwas tauglich bin. Schicken Sie, bitte, beiliegende Briefe an den abgehenden Boten!

Heute ist der 14. Juli.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

191. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Toledo, im Juli 1577

Schwierigkeiten bei den Klosterstiftungen. …Meinen Sie, mein Vater, dass die Umstände, bei denen ich mich gelegentlich unserer Klosterstiftungen wider meinen Willen auf Vergleiche habe einlassen müssen, selten waren? Im Gegenteil, sie waren sehr zahlreich. Man muss eben gar manches auf sich nehmen, um die Schwierigkeiten zu überwinden, denen man begegnet…

192. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Malagón

Ávila, im Juli 1577

Das zurückgezogene Leben der Karmelitinnen.

. . . Wenn einer unserer Patres in Malagón bleiben muss, so legen Sie ihm, bitte, eindringlich ans Herz, mit unseren Nonnen wenig zu verkehren. Beachten Sie, mein Vater, diesen Punkt wohl! Er ist von großer Bedeutung. Es wäre sogar mein Wunsch, dass der Lizentiat nicht soviel mit ihnen verkehren würde. Obwohl dort alles erbaulich ist, so sind doch schlecht gesinnte Leute gewohnt, eine Menge ungünstiger Urteile über diese Akte der Hingebung zu fällen. Dies kommt besonders in kleinen Orten wie Malagón vor; allein man kann diese Wahrnehmung überall machen.

Glauben Sie es mir, mein Vater; je weniger die Nonnen, so vollkommen sie auch sind, derartigen Verkehr pflegen, desto besser wird es sein selbst für den Frieden des Klosters. Wollen Sie das nicht aus dem Auge verlieren; das ist mein Wunsch . . .

193. Brief - An die Nonnen des Klosters in Toledo =

Ávila, im Juli 1577

Zulassung der ehrwürdigen Maria von Jesu zur Einkleidung.

…Meine Töchter! Hier sende ich Ihnen diese Kandidatin mit ihren 5000 Dukaten Aussteuer. Aber ich versichere Sie, sie ist derart, dass ich für sie gerne 50.000 Dukaten geben würde. Achten Sie diese nicht wie andere; denn ich hoffe zu Gott, dass sie ein Wunder werden wird…

194. Brief - An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid

Ávila, im Juli 1577

Leiden einiger Nonnen dieses Klosters

…Es schmerzt mich sehr und betrübt mich tief, wenn ich sehe, dass der Teufel nichts unversucht lässt, um uns Schaden zuzufügen. Möge unser Herr hier Hilfe schaffen und Ihnen die Gesundheit verleihen, die von großer Bedeutung ist!

Die Leiden der Schwester Maria vom Kreuze gehen mir sehr zu Herzen. Unser Herr will Euere Ehrwürden offenbar zu einer Heiligen machen, da er Ihnen soviel Kreuz aufbürdet. Wissen Sie, jene Personen, die an dem Übel leiden, womit diese Schwester behaftet zu sein glaubt, haben nie Fieber und empfinden auch nie Appetitlosigkeit, sondern fühlen sich vielmehr sehr kräftig und gesund. Es war ein großer Schaden für sie, dass der Beichtvater sie nicht verstand; ich habe dies schon gemerkt. Sagen Sie es dem Kaplan in meinem Namen und entrichten Sie viele Empfehlungen von mir!

Gestatten Sie der Stephanie nicht, so lange in der Einsamkeit zu verbleiben, und befehlen Sie ihr, mehr zu essen, wenn sie sich nicht aufreiben will wie Maria vom Kreuze.

Soeben habe ich einen Brief von Doña Anna Henriquez erhalten; ich habe großes Mitleid mit ihr wegen der Prüfungen, die sie auf sich nehmen muss. Aber diesen Weg der Prüfungen müssen hienieden jene Seelen wandeln, die sich am Genusse dessen erfreuen wollen, der das Leiden sich zum Anteil erwählt hat. Seine Majestät sei mit Euerer Ehrwürden und erhalte Sie mir! Amen. . . . . . .

Anschrift: An meine Tochter, Mutter Maria Baptista.

195. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila, in Olmedo

Ávila, im August 1577

Dank für die Zulassung der Unterwerfung des Klosters St. Joseph unter die Jurisdiktion des Ordens. Glücklicher Erfolg der Visitation des Paters Gracián. Verwendung zugunsten des Magisters Daza.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Gnaden! Amen.

Ich habe mich jetzt von meinem Unwohlsein wieder erholt, jedoch nicht von meinem Kopfleiden; denn es quält mich beständig ein Sausen im Kopfe. Allein, da ich weiß, dass Euere Gnaden sich wohlbefinden, so will ich recht gerne noch größere Übel ertragen. Für die huldreiche Übersendung Ihrer Briefe, die uns allen großen Trost gewähren, küsse ich Euerer Gnaden vielmals die Hand. Unsere Mütter sind zu mir gekommen und haben mir voll Freude diese Briefe gezeigt; und sie haben wahrlich Grund, sich zu freuen über eine solche Aufmerksamkeit von Ihrer Seite.

Wenn Euere Gnaden gesehen hätten, wie notwendig es war, dass die Visitation durch einen Mann vorgenommen wurde, der die Satzungen zu erklären versteht und sie auch aus der Praxis kennt, ich glaube, Sie würden sich herzlich gefreut haben. Sie würden auch noch besser erkannt haben, welch großen Dienst Sie unserem Herrn und auch dem Kloster dadurch erwiesen haben, dass Sie es nicht länger unter der Leitung eines Mannes ließen, der nicht zu entdecken vermochte, wo der böse Feind eindringen konnte, und der nicht wahrnahm, dass er sich bereits Zugang zu verschaffen begann. Allerdings geschah dies bis jetzt ohne Schuld von seiten jenes Mannes, der nur gute Absichten hatte. Für diese Gnade kann ich Gott wahrhaftig nicht genug danken.

In Bezug auf die Not und den Mangel, den wir in diesem Kloster dadurch leiden werden, dass sich unser Bischof nicht mehr um unsere Angelegenheiten annimmt, wollen Euere Gnaden keine Sorge haben; denn die Klöster werden sich gegenseitig besser zu unterstützen vermögen, als wir dies von einem Bischof hoffen könnten, da wir nie mehr einen finden werden, der so große Liebe uns entgegenbringen wird wie Euere Gnaden. Was uns Schmerz bereitet, ist nur dies, dass wir auf Ihre Anwesenheit in dieser Stadt verzichten müssen.

Im übrigen scheint mir im Kloster keine Veränderung geschehen zu sein. Wir werden Ihnen ebenso untertan bleiben wie vorher; auch alle unsere Oberen werden Ihre ergebenen Diener bleiben, insbesondere Pater Gracián, dem wir, wie es scheint, die Liebe mitgeteilt haben, die wir zu Ihnen tragen. Heute habe ich ihm Ihren Brief übersendet; denn er ist eben nicht hier. Er hat sich nach Alcalá begeben, um jene Patres abzuschicken, die nach Rom reisen sollen. Die Schwestern sind sehr mit ihm zufrieden; denn er ist offenbar ein großer Diener Gottes. Da die Schwestern sehen, dass er sich in allem nach den Anordnungen Euerer Gnaden richtet, so wird ihre Zufriedenheit noch vermehrt.

Was jene Dame betrifft, von der Euere Gnaden sprechen, so werde ich mich Ihres Auftrages entledigen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Die Person, die mit mir über diese Sache sprach, kommt nämlich nicht für gewöhnlich in unser Haus. Soviel sich erkennen lässt, handelt es sich nicht um eine Verehelichung. Nachdem ich aber Ihren Brief gelesen, kam mir der Gedanke, ob es nicht doch so sei und ob jener Herr nicht irgendein Hindernis in den Weg zu legen suche. Ich glaube jedoch nicht, dass er sich von Menschenrücksicht bestimmen lässt; vielmehr scheint mir, dass er nur das allgemeine Wohl und die Ehre Gottes im Auge hat. Seine Majestät wolle alles zu ihrer größeren Ehre gereichen lassen! Jetzt aber liegen die Dinge so, dass Euere Gnaden, wenn auch wider Ihren Willen, sich damit beschäftigen müssen. Es ist für mich ein großer Trost, an Euere Gnaden eine solche Herrschaft über sich selbst zu gewahren, dass Sie darüber nicht mehr in Verwirrung geraten. Überlegen Sie, ob es nicht gut wäre, die Äbtissin davon in Kenntnis zu setzen und jenen Personen, die sich daran beteiligen, zu zeigen, dass Ihnen ihr Vorgehen missfalle. Vielleicht könnte durch dieses Mittel irgendein gutes Resultat erzielt werden; ich kann Sie versichern, dass mir die Sache dringend empfohlen worden ist.

Bezüglich des Bittgesuches des Magisters Daza kann ich Ihnen nur sagen, dass es mein inniger Wunsch wäre, Euere Gnaden möchten etwas für ihn tun. Ich weiß, dass er Ihnen ganz ergeben ist, und ich wäre hocherfreut, wenn Sie ihm auch nur eine ganz geringfügige Gefälligkeit erweisen würden. Er liebt Sie, wie er mir gesteht, so sehr, dass er jedes Bittgesuch unterlassen würde, wenn er sich denken könnte, Ihnen dadurch einen Verdruss zu bereiten. In diesem Falle wird er Ihnen nicht nur mit derselben Treue dienen, sondern sich auch hüten, etwas davon zu erwähnen, dass Euere Gnaden ihm eine Gunst erweisen sollten. Indessen empfindet er es bei seiner großen Liebe zu Ihnen doch in etwa und fühlt sich etwas unglücklich, wenn er sehen muss, dass Sie anderen schon so viele Gnaden erwiesen haben und noch erweisen.

Bezüglich eines Kanonikates schrieb er selbst an Euere Gnaden. Wenn er nur die Versicherung erhält, dass Sie ihm, wenn noch vor Ihrem Abzuge eine Stelle frei wird, diese gnädig zukommen lassen werden, so ist er schon zufrieden. Auch mich würde dies freuen, und ich glaube, dass dies von Gott und den Menschen gebilligt würde. Euere Gnaden sind ihm das in der Tat schuldig. Möge Gott irgendeinen günstigen Zufall herbeiführen, damit Euere Gnaden die ganze Welt zufriedenstellen können! Ist auch die Stelle geringer als ein Kanonikat, so wird er sie doch, wie ich glaube, sehr gerne annehmen.

Schließlich aber tragen doch nicht alle eine so uneigennützige Liebe zu Euerer Gnaden wie die unbeschuhten Karmelitinnen; denn wir verlangen nichts anderes, als dass Sie uns lieben und dass Gott Sie uns noch viele Jahre erhalte. Mein Bruder, der eben im Sprechzimmer ist, teilt mit uns dieselbe Liebe für Sie. Er küßt Ihnen vielmals die Hand und die [kleine] Theresia die Füße. Es hat uns alle sehr betrübt, dass Euere Gnaden uns aufs neue aufgetragen haben, Sie Gott zu empfehlen. Dies hätte sich von selbst verstanden, so dass Euere Gnaden durch Ihre Mahnung uns in etwa beleidigten.

Man drängt mich setzt, diesen Brief abzugeben, weshalb ich mich nicht weiter verbreiten kann. Ich wiederhole nur, dass nach meinem Dafürhalten Magister Daza zufrieden sein wird, wenn Euere Gnaden ihm die erste freie Stelle versprechen.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An den sehr erlauchten, Hochwürdigsten Herrn, Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila, meinen Gebieter, in Olmedo.

196. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im August 1577

Aufnahme einer Tochter des Anton Gaytán ins Kloster zu Alba.

…Anton Gaytán war hier. Er kam, um mich zu bitten, man möchte seine Tochter, die im Alter meiner kleinen Elisabeth sein dürfte, in unser Kloster zu Alba aufnehmen. Die Nonnen schrieben mir, sie sei ein äußerst liebes Kind. Ihr Vater wird die Unterhaltskosten übernehmen und ihr später alles geben, was er außer ihrem Pflichtteil besitzt. Diese Summe, sagt man, betrage sechs bis siebenhundert Dukaten und vielleicht noch mehr. Das Gute, das dieser Mann dem Kloster zu Alba schon getan und was er dem Orden erwiesen hat, kann man gar nicht schätzen. Ich bitte darum Euere Paternität um der Liebe willen, mir sobald als möglich die Erlaubnis zur Aufnahme dieser Kleinen senden zu wollen; denn ich versichere Sie, solche kleine Engel dienen zu unserer Erbauung und Erheiterung. Hätte man in jedem Kloster einen solchen Engel, aber nicht mehrere, ich würde darin nichts Nachteiliges finden, sondern nur Nutzen für das Kloster…

197. Brief - An Don Alvaro de Mendoza, Bischof von Ávila und ernannter Bischof von Palencia, in Olmedo

Ávila, am 6. September 1577

Glückwunsch zur Verehelichung seiner Nichte und Danksagung für ein Almosen.

Jesus sei allezeit mit Euerer Gnaden!

Die Nachricht von der Verehelichung der Doña Maria hat mich sehr gefreut; ja meine Freude darüber war derart, dass ich es in Wahrheit nicht ganz, glauben konnte. Deshalb war es für mich ein großer Trost, durch Ihren Brief Gewissheit zu erlangen. Gott sei gepriesen, der mir eine so große Gnade verliehen hat! Besonders in den letzten Tagen war ich hierüber sehr unruhig und bekümmert und hatte ein inniges Verlangen, Euere Gnaden von dieser Sorge befreit zu sehen. Nun ist alles in Ordnung, und zwar mit so geringem Aufwand, wie man mir gesagt hat, und noch dazu durch eine so ehrenvolle Verbindung.

Übrigens kann nicht alles nach Wunsch ausfallen; ein weit größerer Übelstand wäre es, wenn der Gemahl noch sehr jung wäre. Die Frauen werden nämlich immer besser von jenen [Männern] behandelt, die schon ein gewisses Alter erreicht haben. Dies wird besonders ihre Nichte erfahren, die aus so vielen Ursachen geliebt zu werden verdient. Unser Herr verleihe zu dieser Verehelichung seinen Segen! Ich wüßte nicht, was mich gerade jetzt mehr erfreuen könnte als diese Nachricht.

Das Übelbefinden der Doña Maria hat mich betrübt. Unser Herr wird gnädig verhüten, dass es ihr so schlimm ergehe wie gewöhnlich. Die Nonnen dieses Klosters werden besonders in dieser Absicht eifriger als sonst beten.

Unser Herr vergelte Euerer Gnaden das Almosen, das gerade zur rechten Zeit ankam! Wir wussten schon nicht mehr, wohin wir unsere Zuflucht nehmen sollten, wenn ich auch deshalb nicht allzusehr in Sorgen war. Franz de Salcedo war mehr besorgt als wir; denn wir vertrauen immer auf Gott. Dieser Tage sagte er zu mir, er wolle Euerer Gnaden schreiben, aber nur folgende Worte in den Brief setzen: »Herr, wir haben kein Brot!« Ich gab es aber nicht zu; denn ich habe ein so großes Verlangen, Sie ohne Schulden zu sehen, dass ich es viel lieber ertrage, wenn wir Mangel leiden, als dass ich dazu beitrage, die Ausgaben Euerer Gnaden zu vermehren. Da Ihnen aber Gott eine so große Liebe verleiht, so hoffe ich zu Seiner Majestät, sie werde Ihnen auf eine andere Weise dafür Ersatz bieten. Möge Seine Majestät Euere Gnaden noch viele Jahre erhalten und mich dahin führen, wo ich mich in deren Genusse erfreuen kann!

Pater Gracián ist fest entschlossen, mich nicht in das Kloster der Menschwerdung zurückkehren zu lassen. Jetzt gäbe es nichts, was für uns nachteiliger wäre; indessen fürchte ich nichts als Gott allein. Es freut mich sehr, dass Euere Gnaden auf die Ihnen von Natur aus eigene Freigebigkeit achthaben und sich den Gelegenheiten, wie sie der kommende Jahrmarkt bietet, entziehen. Gebe Gott, dass Sie standhaft bleiben! Möge er Euere Gnaden sorgfältiger behüten als mich!

Heute ist der 6. September.

Euerer Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Die kleine Theresia küßt Euerer Gnaden die Hand und erfüllt alles, was Sie ihr befehlen. Wenn es bei ihr stünde, ginge sie gerne mit Ihnen.

198. Brief - An Philipp II., König von Spanien

Ávila, am 18. September 1577

Verteidigung des Paters Gracián und Klagen über die beschuhten Karmeliten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Majestät! Es ist mir zur Kenntnis gekommen, dass man Euerer Majestät eine Klageschrift gegen den Pater Magister Gracián vorgelegt hat. Ich kann nur staunen über die Ränke des Teufels und der beschuhten Väter. Dieser Ordensmann ist in Wahrheit ein Diener Gottes und hat alle Klöster, die er visitierte, so erbaut, dass unablässig Berichte an mich kommen, er habe in ihnen eine wunderbare Geisteserneuerung geschaffen. Die beschuhten Väter begnügen sich aber nicht damit, diesen Diener Gottes zu verleumden, sondern gehen jetzt auch darauf aus, die Klöster selbst, in denen Gott so eifrig gedient wird, in schlechten Ruf zu bringen.

Zu diesem Zwecke haben sie sich zweier unbeschuhter Karmeliten bedient. Der eine von ihnen diente, bevor er in den Orden trat, in unseren Klöstern und hat hinlänglich den Beweis geliefert, dass es ihm zuzeiten im Kopfe fehlt. Diesen Ordensmann nun gewannen die beschuhten Väter für ihre Zwecke, aber auch noch mehrere andere von der Leidenschaft verblendete Mitglieder des Ordens, die Pater Magister Gracián öfters zurechtweisen musste. Sie ließen diese (Männer) so alberne Aussagen bestätigen, dass ich über die Gerüchte, die man über die unbeschuhten Karmelitinnen verbreitet hat, nur lachen könnte, wenn ich nicht den Schaden fürchtete, den der Teufel dadurch stiften kann; denn was man den unbeschuhten Karmelitinnen in die Schuhe schiebt, geht wirklich ins Ungeheuerliche.

Ich bitte deshalb um der Liebe Gottes willen Euere Majestät, nicht gestatten zu wollen, dass man solche Verleumder bei Ihren Gerichtshöfen zulasse. Die Welt ist nun einmal so, dass wir, wenn auch unsere Unschuld vollkommen erwiesen ist, gar leicht in Verdacht kommen könnten, als hätten wir zu solchen Gerüchten Anlass gegeben; und es würde gewiss der Reform, die durch Gottes Gnade eine so großartige Erneuerung geschaffen hat, zum Nachteil gereichen, wenn man ihr eine Makel anhängt.

Was diese Reform bewirkt hat, davon können sich Euere Majestät nach Belieben selbst überzeugen, wenn Sie das Zeugnis lesen, das Pater Gracián von ebenso angesehenen als heiligen Männern, die mit unseren Nonnen in Verkehr stehen, über diese sich hat ausstellen lassen. Da außerdem Euere Majestät über die Beweggründe sich Aufschluss geben lassen können, die die Gegner zur Ausarbeitung der Klageschrift bestimmt haben, so bitte ich um der Liebe unseres Herrn willen, diese Angelegenheit als eine Sache betrachten zu wollen, die die Ehre und Verherrlichung Gottes betrifft. Denn sobald die Beschuhten sehen, dass man ihrem Zeugnisse eine Beachtung schenkt, werden sie noch so weit kommen, dass sie den Visitator, um seiner Visitation los zu werden, der Ketzerei anklagen; und wo es an der Furcht Gottes fehlt, da ist es schließlich nicht schwer, Beweise hiefür zu bringen.

Die Prüfungen dieses Dieners Gottes, der in seinem ganzen Wandel nur Gerechtigkeit und Vollkommenheit an den Tag legt, dauern mich. Und das veranlasst mich, Euere Majestät zu bitten, ihm Ihre Huld zuzuwenden oder Anweisungen zu treffen, dass er nicht mehr so großen Gefahren ausgesetzt ist. Er ist ja der Sohn eines Beamten Euerer Majestät, und er besitzt aus sich selbst eine Tugend, die den Adel der Geburt ersetzt. Mir erschien er in der Tat immer als ein Mann, der mir von Gott und seiner gebenedeiten Mutter gesandt ist. Seine große Andacht zur seligsten Jungfrau zog ihn in den Orden, um eine Stütze für mich zu sein. Denn mehr als siebzehn Jahre hatte ich die Verfolgungen von Seiten der Beschuhten allein zu tragen, und ich wusste nicht, wie ich dies fernerhin aushalten sollte, da meine schwachen Kräfte nicht mehr ausreichten.

Ich bitte Euere Majestät demütig, mir diese ausführliche Darlegung verzeihen zu wollen. Die große Liebe, die ich zu Euerer Majestät trage, hat mir hiezu den Mut verliehen, und ich habe mir dabei gedacht, Euere Majestät werden meine unbescheidenen Klagen gut aufnehmen, weil der Herr des Himmels selbst damit Nachsicht hat. Möge Gott all die Gebete erhören, die im Orden der unbeschuhten Brüder und Nonnen für Euere Majestät verrichtet werden, und Sie noch viele Jahre erhalten! Denn außer Euerer Majestät haben wir auf Erden keinen weiteren Schutz mehr. Gegeben im St. Josephskloster zu Ávila am 18. September des Jahres 1577.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

Sonstige Pater Tostado bleiben wird, wie er jetzt ist, fürchte ich, dass die Visitation mehr schädlich als nützlich ist, besonders seitdem jener Prediger bei ihm ist, der vorher beschuhter Karmelit war.

Ich bitte, Euere Majestät, sich über das Leben des Paters Gracián Bericht erstatten zu lassen. Ist es notwendig, so werden alle unbeschuhten Nonnen bereit sein, eidlich zu beteuern, dass sie nie ein Wort von ihm gehört noch auch eine Handlung wahrgenommen haben, die sie nicht erbaut hätte. Gegen das Betreten unserer Klöster war er so entschieden, dass er selbst die Kapitel, bei denen man einen Eintritt ins Kloster für notwendig halten möchte, gewöhnlich nur am Sprechgitter abhielt.

199. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Oktober 1577

Notwendigkeit, sich den nötigen Schlaf zu gönnen.

Ich versichere Sie, Joseph hat recht, dass er Sie schlafen lässt. Diese Mitteilung hat mich sehr erfreut. Seit Ihrer Abreise habe ich ihn inständig darum gebeten und angefleht, weil mir der Schlaf für Sie notwendig erscheint. Etwas früher hätte ich geglaubt, er tue dies mir zuliebe, und jetzt bin ich vollständig davon überzeugt, weil ich Sie ihm in dieser Hinsicht so dringend empfohlen habe. Dieser Schlaf wird Ihnen wenigstens den Nutzen bringen, dass Sie Ihre Leiden ertragen können. Indessen scheint mir die Ruhe, der Sie sich nach Beendigung der Matutin hingeben, ungenügend; denn da Sie so frühe aufstehen, so weiß ich nicht, ob der Schlaf für Sie hinreicht…

=== 200. Brief - An Don Johann de Ovalle in Alba de Tormes Ávila, am 20. Oktober 1577 ===

Familienangelegenheiten.

Jesus sei mit Ihnen!

Gestern abend überbrachte man mir einen Brief des Paters Magister Gracián, worin er mir meldet, dass die Bullen für den neuen Erzbischof von Toledo angekommen seien und dass sich dieser Kirchenfürst, wie er glaube, schon in Toledo befinde. Sicherlich hat er von seinem erzbischöflichen Stuhle schon Besitz genommen.

Zum guten Glück habe ich ebendiesen Boten gefunden, der mir verspricht, am Mittwoch mittags den Brief zu übergeben. Heute ist Sonntag, und wie ich glaube, der 19. Oktober. Weil es schon spät in der Nacht ist, so will ich mich nicht weiter verbreiten.

Meinem Bruder habe ich von dieser Botengelegenheit nichts sagen lassen, weil er wohl nichts an Sie zu senden hat. Diesem Boten habe ich drei Reale gegeben, und wenn er zurückkommt, wird er noch zwei erhalten. Geben Sie ihm auch zwei Reale; denn um sieben sind wir übereingekommen. Ich hatte ein wenig Bedenken, ihm schon hier die ganze Summe zu geben, ohne Sie vorher darüber befragt zu haben.

O wie sehr sind mir doch die Fesseln unserer Armut hinderlich! Möge es unserem Herrn gefallen, in anderer Weise Hilfe zu schaffen, da ich nichts tun kann, denn er vermag es! Ich werde den Brief, [den ich Ihnen mitgeben muss], bereit halten, damit Sie sich bei Ihrer Durchreise nicht aufhalten müssen; es wäre von großem Vorteil, wenn Sie jene Person in Toledo treffen würden. Gestern schrieb ich wiederholt an Doña Luise, bat sie, diese Angelegenheit nicht zu vergessen, und flehte auch die Priorin inständig an, sie daran zu erinnern. Wenn es Gottes Wille ist, werden diese Bemühungen und diese Huld hinreichen, um zum Ziele zu kommen. Wählen Sie sich ein Reitpferd, das gut läuft und nicht zu hoch ist, damit Ihnen das Reiten nicht zu lästig wird.

Die Nonnen im Kloster zur Menschwerdung haben noch keine Gelegenheit, eine Messe zu hören. Außerdem gibt es, was das Kloster und die sonstigen Angelegenheiten betrifft, nichts Neues; es geht gut. Lassen Sie der Priorin von der Ankunft dieses Boten Nachricht geben; vielleicht möchte sie mir schreiben. Meine Schwester soll diesen Brief als an sie geschrieben ansehen. Meine Empfehlungen an Beatrix. Hätte ich vorausgewusst, dass die Zeit so gelegen wäre, so würde ich Sie benachrichtigt haben, sie für Ihre Reise nach Toledo zu benutzen; aber sie ist noch günstig. Möge der Herr Ihnen das gewähren! Da es schon sehr spät ist, so schließe ich.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

201. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, Ende Oktober 1577

Widerruf des Fraters Michael und des Paters Balthasar. Feindseligkeiten der Beschuhten wegen der Wahl Theresias zur Priorin des Klosters zur Menschwerdung in Ávila.

Jesus sei allezeit mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Im verflossenen Monat sandte ich Ihnen durch einen Maultiertreiber von hier aus einen Brief, und dasselbe tat auch mein Bruder. Damals gab ich Ihnen Nachricht, dass sich unsere Angelegenheiten etwas stürmisch abgewickelt haben; Sie können das aus den Mitteilungen des Paters Gregor besser erkennen, als ich sie Ihnen zu schildern vermag. Jetzt steht es, Gott sei dafür gepriesen, wieder ganz gut und geht es von Tag zu Tag besser. Unser Vater befindet sich wohl und besitzt noch die Vollmachten als Kommissär. Ich wünschte freilich gar sehr, dass er mit diesen Leuten nichts mehr zu schaffen hätte; denn diese dichten ihm so vieles an, dass man es gar nicht beschreiben kann. Es ist nur gut, dass alles auf sie zurückfällt und sich zu unserem besten wendet.

Euere Ehrwürden werden schon wissen, dass Frater Michael und Pater Balthasar widerrufen haben. Frater Michael beschwört es selbst unter einem Eide, er habe von der Klageschrift wider uns nichts geschrieben und sei nur durch Gewalt und Drohung genötigt worden, sie zu unterschreiben. Dies und anderes bekräftigte er durch Zeugen vor einem Notar und vor dem allerheiligsten Sakramente. Der König ist zur Einsicht gekommen, dass alles nur Bosheit war, und so haben diese Leute, die uns verfolgen, nur sich selbst geschadet. Ich habe noch immer mein Kopfleiden; sagen Sie Ihren Schwestern, dass sie für mich beten sowie auch für jene Brüder, dass Gott sie erleuchte und sie ihre Seele retten. Es diene Euerer Ehrwürden zur Kenntnis, dass im hiesigen Kloster zur Menschwerdung etwas vorgefallen ist, dergleichen man wohl nach meiner Ansicht sonst nirgends erlebt hat. Auf Befehl des Paters Tostado kam heute vor vierzehn Tagen der Provinzial der Beschuhten in dieses Kloster, um dort die Wahl vorzunehmen. Gleich anfangs drohte er mit Kirchenstrafen und Exkommunikation allen jenen, die mir ihre Stimme geben würden. Allein, dies alles kümmerte sie nicht; es war gerade, als hätte man zu ihnen kein Wort gesagt; 55 Nonnen gaben mir ihre Stimme. Bei jedem Stimmzettel, der auf mich fiel, exkommunizierte und verfluchte er die Nonne, die ihm denselben gab. Er schlug mit der Faust auf die Stimmzettel, zerknitterte und verbrannte sie dann. Diese Nonnen sind nun seit vierzehn Tagen exkommuniziert. Es ist ihnen verboten, eine Messe zu hören und in den Chor zu gehen, auch wenn dort das göttliche Offizium nicht verrichtet wird. Sie dürfen auch weder mit ihrem Beichtvater noch mit ihren eigenen Eltern reden. Noch sonderbarer ist, dass am Tage nach dieser Wahl, bei der Faustschläge ertönten, der Provinzial die Nonnen, die für mich stimmten, aufs neue zur Wahl berief. Diese aber erklärten, sie hätten mit einer neuen Wahl nichts zu schaffen, da sie ihre Stimmen schon abgegeben hätten. Als er dies vernommen, exkommunizierte er sie ein zweites Mal. Nun rief er jene zusammen, die mir ihre Stimmen nicht gegeben hatten - es waren ihrer 44 - , ließ sie eine neue Priorin wählen und sandte den Wahlakt zur Bestätigung an Tostado. Nun ist die Bestätigung eingetroffen; allein, die übrigen stehen fest und erklären, der neuen Priorin nur als Vikarin Gehorsam leisten zu wollen.

Die Theologen behaupten, jene Nonnen seien nicht in der Exkommunikation, da die Ordensmänner im Widerspruch mit dem Konzil gehandelt hätten, indem sie eine Nonne als Priorin aufstellten, die nur mit wenigen Stimmen gewählt worden war. Die Nonnen, die mich wählten, haben dem Tostado erklären lassen, dass sie mich als Priorin wünschten; allein, dieser weigerte sich, ihrem Wunsche zu willfahren. Ich könnte mich zwar, wie er sagte, ins Kloster der Menschwerdung zurückziehen, aber das Amt einer Priorin zu verwalten, könne er mir nicht gestatten. Ich weiß nicht, was dies noch für einen Ausgang nehmen wird.

Das ist das hauptsächlichste von den hiesigen Vorgängen. Alles wundert sieh über diesen Vorfall und nimmt Anstoß daran. Ich würde den Nonnen, die mich wählten, gerne verzeihen, wenn sie mich nur jetzt in Ruhe ließen. Denn in diesem Babel möchte ich nicht wohnen, zumal mit meiner schlechten Gesundheit, die in diesem Kloster immer am meisten gelitten hat. Gott lenke alles zu seiner größeren Verherrlichung und halte mich ferne von diesen Nonnen!

Theresia befindet sich wohl und empfiehlt sich Euerer Ehrwürden. Sie ist überaus liebenswürdig und sehr gewachsen. Bitten Sie Gott, dass er sie zu seiner [treuen] Dienerin mache!

Geben Sie mir Nachricht, ob die Witwe, wie ich es wünschte, schon in Ihr Kloster eingetreten und ob ihre Schwester wieder nach Indien zurückgekehrt ist. Ich möchte gerne mehreres mit Ihnen besprechen; es wäre dies für mich ein großer Trost. Aber ein andermal werde ich mehr Zeit haben und einen verlässigeren Boten finden als diesmal.

Die Doña Luise unterstützt uns sehr und erweist sich uns in jeder Hinsicht gefällig. Empfehlen Sie diese Gott sowie auch den Erzbischof von Toledo; vergessen Sie ja nie, für den König zu beten.

Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.

202. Brief - An Alfons de Aranda, Priester in Ávila, in Madrid

Ávila, am 10. November 1577

Beunruhigung der Nonnen im Kloster der Menschwerdung wegen der Wahl der Heiligen zur Priorin daselbst. Bemühungen der Heiligen, den Frieden wieder herzustellen.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater, und unser Herr lohne Ihnen den Trost, den Sie mir durch Ihre Briefe verschaffen! Das so günstige Urteil, das im Prozesse gefällt wurde, hat mich hoch erfreut, und ich habe unserem Herrn vielmals dafür gedankt. Ich weiß nicht, ob eine so große Freude an einer zeitlichen Sache ein Zeichen besonderer Vollkommenheit ist. Ich glaube, dass auch Sie darüber sehr erfreut waren, und ich möchte Ihnen hiezu nur Glück wünschen, was ich auch hier zum Ausdruck bringen will. Wir werden uns unter den jetzigen Verhältnissen sehr verlassen fühlen, wenn Sie nicht in Madrid sich aufhalten. Möge Gott unsere Angelegenheiten so ordnen, dass wir der Gunst der gnädigen Frau Marquise und Ihrer eifrigen Bemühung nicht mehr bedürfen!

Ich lasse Sie, mein Vater, wissen, dass die Nonnen des Klosters der Menschwerdung noch immer in einer Lage sich befinden, in der sie mein herzlichstes Mitleid erwecken. Es wäre mein innigster Wunsch, wenn sie sich in allem der Priorin, die als solche aufgestellt wurde, unterwerfen und ihr nicht bloß als Vikarin Gehorsam leisten würden. Sie sind überzeugt, dass das Wohl des Klosters von der Wahl abhängt, die sie vollzogen, aber Vielleicht irren sie sich hierin. Wenn ich nicht Priorin sei, sagen sie, so verfalle in kurzem das Kloster dem Ruin, da die Beschuhten schon dorthin zurückgekehrt sind. Sie hätten die Absicht, die Sache so lange hinauszuschieben, als sie nur könnten. Erkundigen Sie sich um der Liebe willen, ob es kein Mittel dagegen gebe oder ob nicht Pater Tostado oder der Provinzial oder selbst der Nuntius, wenn er nach Madrid kommt, diese Nonnen von der Exkommunikation lossprechen könnte. Denn wie die Sache liegt, vermögen die Nonnen nichts. Und wenn dieser Zustand noch länger dauern sollte, so wäre es doch recht hart. Besprechen Sie sich auch mit dem Lizentiaten Padilla und schreiben Sie an Pater Julian de Ávila, welche Maßregeln man anwenden müsse. Dieser hat großen Einfluss auf die Nonnen, und vielleicht kann er sie bestimmen, dass sie die [ihnen aufgedrängte] Doña Anna als Priorin anerkennen. Auf mich werden sie wenig achten, weil sie wissen, dass ich mich nicht zu ihnen begeben will.

Die gnädige Frau Marquise bitte ich inständig, sich doch für diese Angelegenheit verwenden zu wollen, soweit es ihr möglich ist. Es wäre ein großer Trost für mich, diese Nonnen wieder beruhigt zu sehen. An den Lizentiaten Padilla schreibe ich nicht, da er ohnehin schon durch seine vielen Arbeiten ermüdet ist. Fragen Sie ihn, was Tostado tut, ich möchte es gerne wissen. Auch bitte ich Sie, dem Lizentiaten alles zu sagen, was diese Nonnen besonders betrifft; denn es geht nicht an, sie länger in diesem Zustand zu lassen; ja, diese Lage sollte schon beendigt sein, da die Beunruhigung groß ist und es auf diese Weise nicht ohne Beleidigungen Gottes abgehen kann. Seine Majestät erhalte Sie! Ihre Töchter des St. Josephsklosters empfehlen sich Ihnen. Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Martin.

Finden Sie, nachdem Sie von allem unterrichtet sind und mit dem Lizentiaten Padilla diese Angelegenheit besprochen haben, keinen Boten, der sogleich abgeht, so wird Ihnen die gnädige Frau Marquise einen ihrer Diener zur Verfügung stellen; wenn Sie aber dies für zu umständlich halten, so senden Sie einen eigenen Eilboten ab, den wir hier bezahlen werden. Denn es geht nicht an, noch über die kommende Woche hinaus zu warten. Was aus einem Kloster wird, in dem die Verwirrung herrscht, das können Sie aus beiliegendem Billett ersehen, das mir eben heute Pater Johannes zuschickt. Wenn Sie einen eigenen Boten bestellen, so machen Sie den Herrn Lizentiaten Padilla und den Herrn Rochus de Huerta darauf aufmerksam; vielleicht haben sie einige Briefe von unserem Vater an uns zu schicken. Diese Ereignisse bereiten mir Kummer. Möge der Herr alles leiten und Sie erhalten.

Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Martin.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Dem Herrn Lizentiaten Padilla schreibe ich doch. Besprechen Sie daher mit ihm nur, welche Maßregeln in der besagten Angelegenheit zu ergreifen sind; denn hier kann nicht mehr zugewartet werden. Zeigen Sie ihm auch das Billett des Paters Johannes vom Kreuz.

203. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Madrid

Ávila, im November 1577

Der Vertrag des Paulus. Offenbarung Josephs an Angela. …Ich halte es für eine sehr große Gnade Gottes, dass Paulus unter so gewaltigen Stürmen in seinen erhabenen Vorsätzen fest beharrt. Eine einzige Stunde im Monat diese erhabene Gnade genießen zu dürfen, das hat schon großen Wert, da es so viele Anlässe gibt, den Frieden zu verlieren. Ehre sei dem Urheber dieses Geschenkes!

Wenn Paulus nur jenen Vertrag erfüllt, dann habe ich zu meinem Troste sonst keinen Wunsch mehr; denn alle anderen Leiden müssen zuletzt doch zu Ende gehen; und wenn sie auch auf dieser Welt kein Ende nehmen, so liegt wenig daran. Wollen Euere Paternität ihm mitteilen, dass ich jenes Schriftstück aufbewahren werde, um ihn später beim Worte nehmen zu können, wenn er es an der Erfüllung jenes Vertrages fehlen ließe.

Ihr Schriftstück kam mir bei meinen Befürchtungen sehr gelegen; meine ganze Sorge besteht darin, Paulus möchte etwas tun, was gegen den Willen Gottes wäre. Darüber hat indessen Joseph der Angela die beste Versicherung gegeben, dass Paulus auf gutem Wege wandle und immer mehr und mehr Verdienste gewinne…

204. Brief - An die Mutter Maria Baptista

Ávila, im November 1577

Andacht der Heiligen zum heiligen Martin.

Heute ist das Fest des heiligen Martin, den ich sehr verehre, da ich in der Oktave dieses Festes oft große Gnaden vom Herrn empfangen habe; ich weiß nicht, was er vorhat.

205. Brief - An Doña Maria Henriquez, Herzogin von Alba, in Madrid

Ávila, am 2. Dezember 1577

Glückwunsch zur Verlobung ihres Sohnes und Bitte um Verwendung für die Klöster der Reform.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Exzellenz! Amen.

Man hat mir hier eine Neuigkeit mitgeteilt, die mich außerordentlich erfreut hat, nämlich dass die Verlobung des Don Fadrique mit der gnädigen Doña Maria de Toledo sich [nunmehr] verwirklicht hat. Ich begreife das Glück, das Euerer Exzellenz dadurch zuteil wurde; ich war selbst so glücklich, dass alle meine Leiden darob gemildert wurden. Zwar habe ich die Nachricht nicht von Personen erfahren, denen ich vollen Glauben schenken kann, indessen spricht doch vieles für ihre Glaubwürdigkeit. Ich bitte darum Euere Exzellenz, mir hierüber volle Gewissheit verschaffen zu wollen, damit meine Freude vollkommen werde. Möge es unserem Herrn gefallen, dass diese Verlobung zu seiner größeren Ehre und Verherrlichung gereiche! Ich hoffe dies auch zuversichtlich, da ja schon seit langer Zeit in dieser Absicht gebetet wird.

Hier hat man mir erzählt, welches Wohlwollen uns allen Seine Exzellenz, der Herr Herzog, erweist. Dieses ist so groß, dass wir niemals imstande sein werden, ihm dafür gebührend danken zu können …

…Durch diese Gunstbezeigung befreit uns der Herr Herzog in gewissem Sinne von der ägyptischen Gefangenschaft. Überdies hat man mir mitgeteilt, dass Seine Exzellenz dem Pater Magister Petrus Fernández den Auftrag erteilt habe, sich nach Madrid zur Erledigung dieser Angelegenheit zu begeben. Davon hängt alles Gute, das uns erwachsen kann, ab; dieser Pater kennt sowohl die Beschuhten wie die Unbeschuhten. Es scheint dies in der Tat eine vom Himmel gekommene Anordnung zu sein.

Möge es unserem Herrn gefallen, Seine Exzellenz zur Hilfe der Armen und Bedrängten zu erhalten! Ich küsse dem Herrn Herzog wegen dieser so großen uns erwiesenen Gnade und Gunstbezeigung vielmals die Hand; Euere Exzellenz aber bitte ich inständig um die Gnade, all Ihren Einfluss geltend zu machen, damit Pater Petrus Fernández sich an den Hof begibt, um diese Angelegenheit eifrig zu betreiben.

Bedenken Euere Exzellenz, dass es sich hier um etwas handelt, das unsere Liebe Frau betrifft. Diese bedarf jetzt in dem Kampfe, den der böse Feind gegen ihren Orden heraufbeschwört, des Schutzes so angesehener Personen. Viele Personen beiderlei Geschlechts würden nicht mehr in den Orden eintreten, wenn sie denken müssten, dass sie ihren Widersachern unterworfen sein würden. Seitdem wir jetzt unter der Leitung unserer unbeschuhten Väter stehen, sind wir weit mehr getröstet, und so hoffe ich zu unserem Herrn, dass die Sache einen guten Ausgang nehmen werde. Möge Seine Majestät Euere Exzellenz noch viele Jahre erhalten und Ihnen die Heiligkeit verleihen, um die ich sie ohne Unterlass bitte! Amen.

Gegeben im St. Josephskloster zu Ávila, am 2. Dezember.

Euerer Exzellenz Dienerin

Theresia von Jesu

206. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Dezember 1577

Vollkommenheit des Paters Gracián. Mahnung, sich die nötige Ruhe zu gönnen.

…Ich lobpreise den Herrn von ganzem Herzen, dass er Ihnen einen so tiefen Frieden und ein so lebendiges Verlangen, ihm in allem wohlzugefallen, verliehen hat. Dass er Sie manchmal einen Blick in so erhabene und kostbare Geheimnisse tun lässt, ist das Werk seiner großen Barmherzigkeit. Ganz gewiss wird Ihnen die göttliche Barmherzigkeit eine Hilfe gewähren, die mit Ihren Prüfungen im Verhältnis steht; wie diese groß sind, so sind es auch die Gnaden. Gepriesen sei sein Name in Ewigkeit!…

Ich versichere Sie, mein Vater, es wird gut sein, dass Sie sich den notwendigen Schlaf gönnen. Bedenken Sie, dass Sie viele Arbeit haben und die Schwäche nicht eher empfinden werden, als bis Ihr Kopf so eingenommen ist, dass keine Hilfe mehr möglich ist. Sie sehen ja wieviel an Ihrer Gesundheit gelegen ist. Folgen Sie in diesem Stücke, ich bitte Sie um der Liebe Gottes Willen, dem Gutachten anderer! Unterlassen Sie in der Zeit, die Sie dem Schlafe widmen sollten, die Ihnen obliegenden Arbeiten und verwenden Sie diese Zeit auch nicht zum Gebete! Erweisen Sie mir doch diese Gunst und bedenken Sie, dass der Teufel sehr oft, wenn er in uns Geisteseifer gewahrt, höchst wichtige Arbeiten und Beschäftigungen uns vorspiegelt, die zum Dienste Gottes geschehen sollen, um dadurch etwas Gutes hintanzuhalten, das er durch andere Mittel nicht verhindern konnte…

207. Brief - An den König Don Philipp II.

Ávila, am 4. Dezember 1577

Anrufung des königlichen Schutzes zugunsten der beschuhten Karmelitinnen der Menschwerdung und Klage wegen der Verhaftung des heiligen Johannes vom Kreuz und des Paters Germanus. Bitte um ihre Freiheit.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Majestät! Amen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Liebe Frau Euere Majestät auserwählt hat, um sich Ihrer als Stütze zum Heile ihres Ordens zu bedienen. Deshalb kann ich es nicht unterlassen, in den Angelegenheiten dieses Ordens mich an Euere Majestät zu wenden. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, mir diese Kühnheit zu verzeihen.

Euerer Majestät ist es wohl, wie ich glaube, schon zur Kenntnis gekommen, dass die Nonnen des Klosters der Menschwerdung mich in ihrer Mitte haben wollten in der Hoffnung, dadurch ein Mittel zu haben, um sich von der Aufdringlichkeit der Beschuhten zu befreien. Diese sind ihnen in der Tat nur ein großes Hindernis zur Vewahrung der Sammlung und der klösterlichen Zucht, die sie beobachten wollen. Wenn in diesem Kloster keine Observanz bestand, so tragen sie die Hauptschuld, obschon sie es nicht zugeben wollen. Solange diese Nonnen ihnen in der Weise unterstehen, dass sie bei ihnen ihre Beichte ablegen müssen und von ihnen visitiert werden, hat mein Aufenthalt bei ihnen keinen Wert, ich sage wenigstens keinen dauernden Wert. Ich habe dies wiederholt dem Pater Visitator aus dem Orden des heiligen Dominikus nahegelegt, und er hat dies auch wohl verstanden. Um hier einigermaßen Hilfe zu schaffen, ließ ich einen unbeschuhten Karmeliten kommen und ihn mit einem Begleiter in einem Hause [neben dem Kloster] Wohnung nehmen. Dieser Pater ist ein großer Diener Gottes, dass er alle Nonnen erbaut und die ganze Stadt ist erstaunt über den außerordentlichen Nutzen, den er unter ihnen gestiftet hat. Man hält ihn deshalb für einen Heiligen, und nach meiner Meinung ist er es auch und war es sein ganzes Leben lang.

Die Beschuhten hatten aber ihn und seinen Gefährten unter argen Beschimpfungen und zum großen Ärgernis der Stadt verjagt. Deshalb gebot der frühere Nuntius unter Strafe der Exkommunikation ebendiesen Beschuhten, die beiden Patres wieder in ihr Amt einzusetzen, nachdem er zuvor aber diese Vorgänge und über das Unheil, das die Beschuhten in diesem Kloster anrichteten, durch eine ausführliche Darlegung der Bürger der Stadt sich hatten Aufschluss geben lassen. Zugleich verbot er unter Androhung derselben Strafe jedem Beschuhten, sich in die Angelegenheiten des Klosters einzumischen sowie auch dort Messe zu lesen oder die Beichte der Nonnen zu hören. Er erlaubte dies nur den unbeschuhten Karmeliten und den Weltpriestern. Nach dieser Anordnung ging es im Kloster gut, bis der Nuntius starb; daraufhin kehrten die Beschuhten wieder ins Kloster der Menschwerdung zurück ohne nachzuweisen, aus welchem Rechtsgrund sie dies tun konnten, und so hat sich die Unruhe wieder erneuert.

Jetzt ist einer der Beschuhten in das Kloster gekommen, um die Nonnen von der Exkommunikation zu befreien. Er hat ihnen aber solche Beschwerden verursacht und ist so ohne Ordnung und Gerechtigkeit verfahren, dass die Nonnen ganz betrübt und, wie man mir sagte, von den über sie verhängten Strafen noch nicht frei sind. Überdies hat er ihnen auch ihre Beichtväter genommen, die er in seinem Kloster gefangen hält. Man sagt, dieser Mann sei als Provinzialvikar aufgestellt worden, und es muss auch so sein, da er es besser versteht als andere, diese unbeschuhten Brüder zu Märtyrern zu machen. Man hat ihre Zellen erbrochen und ihnen all ihre Pariere weggenommen. Es hat dies in der Stadt großes Ärgernis verursacht, und man fragt sich, wie ein Mensch, der kein Ordensoberer ist und keine Vollmacht vorzuweisen vermag, so etwas wagen dürfe in einer Stadt, die der Residenz Euerer Majestät so nahe liegt; denn diese beiden unbeschuhten Karmeliten unterstehen ja dem apostolischen Kommissär. Allein, diese Widersacher scheinen weder vor der [weltlichen] Gerechtigkeit noch vor Gott eine Furcht zu haben. Es ist für mich überaus schmerzlich, diese zwei Männer in der Gewalt solcher Menschen zu wissen. Schon seit langer Zeit hatten sie diesen Gewaltstreich im Sinne. Ich hielte es für besser, diese beiden Verfolgten wären in die Hände der Mauren gefallen, da diese vielleicht mehr Mitleid mit ihnen hätten. Der eine von diesen Vätern, ein großer Diener Gottes, ist infolge seiner vielen Leiden so geschwächt, dass ich für sein Leben fürchte.

Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich darum Euere Majestät, anordnen zu wollen, dass dieser Diener Gottes sogleich in Freiheit gesetzt werde, und eine Verfügung zu treffen, kraft welcher die beschuhten Karmeliten unseren unbeschuhten Vätern nicht mehr solche Misshandlungen zufügen dürfen. Die letzteren dulden nur und schweigen, und dabei gewinnen sie viel an Verdienst. Allein, durch diese Verfolgung wird dem Volke Ärgernis gegeben.

Derselbe beschuhte Karmelit, der hier solches Unwesen treibt, hat im vergangenen Sommer den Pater Anton von Jesu ohne irgendeinen Grund zu Toledo verhaften lassen; dieser ist ein ehrwürdiger, greiser Mann, der als der erste von allen die Reform annahm. So verfährt man mit diesen Männern, und man sagt es offen, dass die Reform ausgerottet werden müsse, da Pater Tostado es befohlen habe. Gott sei gepriesen! Leider werden jetzt jene, die es verhindern sollten, dass Gott beleidigt werde, die Ursache von so vielen Sünden; ihre Verwegenheit nimmt von Tag zu Tag mehr zu. Wenn Euere Majestät nicht anordnen, dass Abhilfe geschaffen werde, so weiß ich nicht, welchen Ausgang dies alles nehmen wird; außer Ihnen haben wir keinen Schutz auf Erden. Möge es unserem Herrn gefallen, Sie uns noch viele Jahre zu erhalten! Ich hoffe zu ihm, dass er uns diese Gnade erweisen werde, da wir nur wenige haben, die wie sie die Verherrlichung Gottes im Auge haben. Um dieses flehen unablässig zu Ihm alle Dienerinnen Euerer Majestät.

Gegeben im St. Josephskloster zu Ávila, am 4. Dezember 1577.

Euerer Majestät unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu, Karmelitin

208. Brief - An Pater Kaspar de Salazar aus der Gesellschaft Jesu in Granada

Ávila, am 7. Dezember 1577

Verleumdungen der Unbeschuhten und des Paters Gracián. Prüfungen der Nonnen des Klosters zur Menschwerdung.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater.

Heute am Vorabend des Festes der unbefleckten Empfängnis, brachte man mir einen Brief von Ihnen. Unser Herr belohne Sie für den Trost, den Sie mir dadurch bereitet haben! Ich bedarf dieses Trostes sehr; denn ich versichere Sie, dass sich allem Anschein nach schon seit mehr als drei Monaten ganze Scharen von bösen Geistern gegen die Brüder und Schwestern der Reform erhoben haben. Die Verfolgungen und Verleumdungen, die sich gegen uns Nonnen und gegen Pater Gracián richten, sind so vielfältig und so schändlicher Art, dass uns kein anderes Mittel mehr bleibt, als unsere Zuflucht allein bei Gott zu suchen. Ich glaube auch wirklich, er habe die Gebete erhört, die von so wahrhaft frommen Seelen zu ihm emporgesendet wurden. Jene, die beim König die Klageschriften über unsere gar hübsch erdichteten Schandtaten einreichten, haben widerrufen. Es ist doch etwas Großes um die Wahrheit; denn inmitten dieser Prüfungen haben die Schwestern mehr als je Trost empfunden. Was mich betrifft, so wundere ich mich nicht, dass ich guten Mutes blieb; denn Unempfindlichkeit gegen derlei Dinge ist mir durch die Gewohnheit bereits zur [zweiten] Natur geworden.

Zu guter Letzt kamen die Nonnen des Klosters der Menschwerdung überein, mir bei der Wahl der Priorin ihre Stimme zu geben. Obgleich ich um 14 oder 15 Stimmen mehr erhielt als die andere Nonne, so sind doch die Beschuhten überaus schlau zu Werke gegangen, um die andere mit der geringeren Anzahl von Stimmen als Priorin zu erklären und zu bestätigen. Durch dieses ihr Verfahren hätten sie mir eine große Wohltat erwiesen, wenn die Sache friedlich abgegangen wäre. Da aber die Nonnen der ihnen aufgedrungenen Priorin nur als Vikarin Gehorsam leisten wollten - es waren ihrer mehr als fünfzig -, so wurden sie alle exkommuniziert. In Wirklichkeit aber waren sie, wenigstens nach der Ansicht der Theologen, nicht der Exkommunikation verfallen. Desungeachtet durften sie zwei Monate lang weder eine Messe hören noch auch mit ihren Beichtvätern reden und wurden sehr bedrängt. Selbst jetzt, nachdem der Nuntius den Auftrag gegeben, sie von der Exkommunikation loszusprechen, sind sie noch in großer Bedrängnis.

Was ist doch das für ein Leben, wenn man dies alles so ansehen muss! Die Streitsache ist nun jetzt vor das Königliche Ratskollegium gebracht worden. So betrübend es auch ist, die Verhandlung dieser Angelegenheit vor dem weltlichen Gerichte sehen zu müssen, so wäre es für mich doch weit schmerzlicher, wenn man mir die Last des Priorates in dem genannten Kloster aufbürden würde. Empfehlen Sie um der Liebe willen diese Angelegenheit Gott! Bevor wir nicht eine eigene Provinz bekommen, werden diese Unruhen nach meiner Ansicht nie ein Ende nehmen; allein dies sucht der Teufel mit all seiner Macht zu verhindern.

O könnte ich doch jetzt mit Ihnen reden, um Ihnen mündlich eine Menge von Vorkommnissen zu erzählen. Was sich zugetragen hat und noch zuträgt, ist eine ganze Geschichte; ich weiß nicht, wie dies enden wird. Wenn ich wieder etwas Neues erfahre, werde ich Ihnen ausführlich schreiben, da die Briefe, wie man mir sagt, sicher nach Granada gehen. Es wäre ein großer Vorteil für mich gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie einen solchen Freund in Madrid haben. Vielleicht könnte dieser auch jetzt noch unserer Sache förderlich sein.

Von Toledo aus habe ich einen langen Brief an Sie geschrieben; Sie sagen mir aber nicht, ob Sie ihn empfangen haben. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn Sie jetzt, da ich hier bin, nach Toledo kämen, da ich an solches Missgeschick gewöhnt bin. Indessen wäre es doch ein großer Trost für meine Seele gewesen, wenn ich Sie dort getroffen hätte.

Peralta hat sich gegen Carillo sehr dankbar gezeigt für das Gute, das er seiner Verwandten erwiesen, nicht so sehr, weil ihm an dieser Verwandten etwas gelegen ist, sondern um ihm in allem einen Beweis zu geben, dass er den guten Willen belohne. Wenn Sie den Peralta sehen, so sagen Sie ihm dieses; denn schließlich gibt es nur wenige Freunde, die so treu sind wie Carillo. Man sieht klar, wer jene Person ist, die diese Freundschaft zustande gebracht hat.

Diese lässt Ihnen auch mitteilen, dass die Angelegenheit, weswegen sie an jene Person von Toledo aus geschrieben hat, noch nicht zu einem glücklichen Abschluss gekommen ist. Man weiß es gewiss, dass jenes Juwel in den Händen eines Mannes ist, der es sehr hoch anschlägt; deshalb wird er es auch nicht herausgeben, bis er sich satt daran gesehen hat; denn er will es, wie er sagt, mit Aufmerksamkeit betrachten. Wenn Herr Carillo hierher käme, so würde er, wie jene Person vorgibt, ein anderes Juwel sehen, das, soviel sich erkennen lässt, vor dem ersteren noch viele Vorzüge hat. Es ist nichts davon sichtbar als nur das Werk des Herrn. Sein Glanz ist nämlich viel zarter und die Arbeit viel feiner als beim ersteren; denn wie jene Person behauptet, versteht der Goldarbeiter, der es verfertigt hat, jetzt mehr von seiner Kunst als früher. Das dazu verwendete Gold ist von besserer Qualität als das frühere, aber die Edelsteine liegen nicht so offen vor Augen wie bei dem ersteren. Es ist im Auftrage des Juweliers gefertigt worden, und wie man sagt, ist die Arbeit gut gelungen.

Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich Sie mit einem so ausführlichen Bericht belästige. Aber es ist immer ein Fehler von mir, dass ich andere durch Langweile ermüde, selbst auf meine Kosten hin. Weil jedoch Carillo Ihr Freund ist, so wird es Ihnen nicht lästig fallen, ihm diese Einzelheiten mitzuteilen.

Die Ihnen bekannte Person sagt auch, sie habe Ihnen deshalb nicht durch Vermittlung einer anderen geschrieben, weil es nichts anderes wäre als eine bloße Höflichkeitsbezeigung.

Vergessen Sie nie, mir Nachricht zu geben, wie es mit Ihrer Gesundheit steht. Es hat mich in gewisser Hinsicht schon das getröstet, Sie ohne Sorge zu sehen. Bei mir ist dies nicht der Fall. Ich weiß nicht, wie ich dabei so ruhig sein kann; und, Gott sei Dank, diese Ruhe wird mir auch durch nichts geraubt. Nur das Sausen im Kopfe, mein gewöhnliches Leiden, fällt mir lästig. Vergessen Sie weder mich noch meinen Orden, der in großer Bedrängnis ist, Gott zu empfehlen! Seine Majestät erhalte Sie und mache Sie heilig, wie ich sie darum bitte! Amen.

Die hiesigen Nonnen empfehlen sich Ihnen vielmals; sie sind sehr gute Seelen. Alle und besonders ich betrachten sich als Ihre Töchter.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Anschrift: An den hochherrlichen, hochw. Herrn und meinen Vater in Granada.

209. Brief - An Johann de Ovalle und an Doña Johanna de Ahumada in Alba de Tormes

Ávila, am 10. Dezember 1577

Familienangelegenheiten. Nachrichten über das Kloster der Menschwerdung.

Jesus sei mit Ihnen!

Ich habe wenig Zeit zum Schreiben dieses Briefes; darum will ich Ihnen nur berichten, dass mir Ihre Angelegenheit große Sorge macht. Zweimal schon habe ich an Doña Luise geschrieben, und jetzt gedenke ich wieder einen Brief an sie zu senden. Sie scheint diesmal mit der Antwort zu zögern. Ich habe wirklich mein möglichstes getan und tue es noch [um ein Wort von ihr zu erlangen]. Möge Gott diese Angelegenheit so ordnen, dass sie mehr zum Heile Ihrer Seelen gereicht! Denn das ist die Hauptsache.

Ich sehe nicht ein, warum Sie dieser Dame irgend etwas geben; denn ich fürchte, dass alles verloren ist. Auch bin ich über den Aufwand für Ihre Reise nach Toledo ungehalten, da ich hierin keinen Erfolg erblicken kann. Es würde gut sein, an ihren Bruder irgendein Geschenk zu senden; denn er leitet alles. Sie verlieren dabei nichts. Diese Leute wollen eben nichts tun, außer sie haben Hoffnung aus irgendeinen kleinen Nutzen.

Alle Edelleute begeben sich zur Winterszeit auf ihre Landgüter; ich weiß nicht, warum es Ihnen gerade jetzt so schwer fällt, dorthin sich zu begeben. Was meine Schwester betrifft, so will ich ihr sagen, dass ich um sie weniger bekümmert bin, da sie ja als Begleiterin Doña Beatrix hat. Ich empfehle mich ihr vielmals! Meine Gesundheit ist nicht schlechter wie gewöhnlich, und das will schon viel heißen.

Die Nonnen des Klosters der Menschwerdung sind von der Exkommunikation befreit; aber sie sind noch ebenso fest in ihrer Haltung wie vorher. Ihre Leiden haben noch zugenommen, da man ihnen auch die unbeschuhten Karmeliten genommen hat. Ich weiß nicht, wie weit diese Beschuhten noch gehen werden. Sie verursachen mir großes Herzeleid, da sie ganz unsinnig handeln. Meine Brüder erfreuen sich einer guten Gesundheit; sie wissen nichts von diesem Briefe, wenigstens nichts von dieser Botengelegenheit, wenn nicht andere es ihnen gesagt haben. Theresia ist fieberfrei, hat aber den Schnupfen. Gott sei allezeit mit Ihnen allen!

Heute ist der 10. Dezember.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

210. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 10. Dezember 1577

Rückkehr der Nonnen von Paterna nach Sevilla. Vorgänge im Kloster der Menschwerdung. Gefangennahme der zwei Beichtväter. Angelegenheiten des Klosters zu Sevilla.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!

O wie lange habe ich doch keinen Brief mehr von Ihnen erhalten, und wie weit von Ihnen entfernt scheine ich hier zu sein! Aber wenn ich auch in Ihrer Nähe gewesen wäre, so hätte ich Ihnen doch in der letzten Zeit nicht schreiben können infolge der entsetzlichen Wirren, von denen ich Ihnen hier erzählen will. Der Herr lässt mir, ich versichere Sie, nur wenig Muße.

Um es nicht zu vergessen, teile ich Ihnen bezüglich des Agnus Dei mit, dass es mein Wunsch wäre, es mit Perlen einfassen zu lassen. Wenn Euerer Ehrwürden etwas gefällt, so ist es nicht nötig, mich dazu um Erlaubnis zu bitten. Ich bin immer glücklich, Sie befriedigt zu sehen, und wünsche Ihnen alle Arten von Freuden.

Man teilt mir mit, dass die Provinz aufs neue in Aufruhr gebracht ist. Ich wünschte darum sehr, dass Sie sich beeilt hätten, unsere Nonnen von Paterna wieder zurückzurufen. Es ist das mein sehnlichstes Verlangen. Unser Vater berichtete mir, er habe Ihnen geschrieben, Sie möchten dies im Einvernehmen mit dem Erzbischof tun. Suchen Sie die Erlaubnis dazu zu erhalten, bevor ein anderes Hindernis dazwischentritt!

Die hiesigen Schwestern erinnern mich, Sie um ein wenig Karanaharz zu bitten, da es mir sehr wohl bekommt, es soll aber gutes sein. Vergessen Sie es also um der Liebe willen nicht! Sie können es gut verpackt der Sendung nach Toledo beilegen, und von da wird man es mir zuschicken, oder es genügt, wenn Sie zuwarten, bis der Bote von hier nach Sevilla kommt.

Unterlassen Euere Ehrwürden ja nicht, die Rückkehr unserer Nonnen von Paterna mit Eifer zu betreiben! Ich wünsche das im Interesse der Schwestern selbst; denn ich weiß nicht, wie sie so vieles dulden konnten. Es wäre dies jedoch auch mein Wunsch, wenn es sich nur um Ihre eigene Ruhe handelte. Meine Begleiterin wird Ihnen jetzt unsere Leiden erzählen.

Schreiben Sie mir doch, ob Sie das Haus schon bezahlt haben, ob den Schwestern noch Geld übrigbleibt und warum Sie es so eilig haben, Ihr Kloster anderswohin zu verlegen. Berichten Sie mir alles; denn der Prior de las Cuevas hat mir schon etwas davon geschrieben.

Ich teile Ihnen auch mit, dass jetzt die Nonnen des Klosters der Menschwerdung von der Exkommunikation losgesprochen sind, der sie, wie Sie vielleicht schon wissen werden, fast zwei Monate lang verfallen waren, und dass man sie sehr strenge behandelt hat. Der König hat dem Nuntius den Auftrag gegeben, sie absolvieren zu lassen. Pater Tostado und seine Ratgeber schickten nun zu diesem Zwecke den Prior von Toledo, und dieser absolvierte sie; aber er quälte sie so, dass es zu weit führen würde, Ihnen dies zu erzählen. Dann verließ er sie wieder in einem Zustande weit größerer Betrübnis und Trostlosigkeit, als sie vorher waren. Dies geschah alles, weil sie mich als Priorin haben wollten und nicht jene, die die Beschuhten verlangten. Auch hat man ihnen die beiden unbeschuhten Karmeliten, die vom apostolischen Kommissär und vom vorigen Nuntius zu ihrer Leitung bestellt waren, weggenommen und sie wie Übeltäter gefangengenommen. Ich empfinde über den Zustand dieser beiden Diener Gottes tiefen Schmerz, bis ich sie wieder aus den Händen dieser Menschen befreit weiß; ich würde sie lieber im Lande der Mauren sehen. Am Tage ihrer Gefangennahme soll man sie zweimal gegeißelt haben, und außerdem werden sie, wie man sagt, auf alle mögliche Weise misshandelt. Den Pater Johannes vom Kreuz nahm Maldonado, der Prior von Toledo, mit sich fort, um ihn dem Pater Tostado vorzuführen. Den Pater Germanus brachte der Prior von hier nach St. Paul in Moraleja, und als er hierher zurückgekehrt war, bemerkte er den Nonnen gegenüber, die auf seiner Seite standen, dass er diesen Verräter in Sicherheit gebracht habe; der letztgenannte Pater habe auch, so erzählt man, auf dem Wege das Blutbrechen bekommen.

Die Nonnen waren und sind über diese Vorgänge mehr betrübt als über ihre eigenen Prüfungen, obgleich diese sehr schwer sind. Empfehlen Sie doch um der Liebe willen diese Nonnen und jene heiligen Gefangenen Gott; denn morgen werden es acht Tage, dass sie im Kerker schmachten. Die Nonnen behaupten, dass sie Heilige seien; solange sie das Kloster geleitet, habe man an ihnen nichts bemerkt, das nicht von ihrer apostolischen Tätigkeit Zeugnis ablegte. Ich weiß nicht, wie weit diese Beschuhten mit ihren Torheiten noch gehen werden. Möge Gott in seiner Barmherzigkeit Abhilfe schaffen, da er sieht, wie notwendig es ist!

Den Pater Gregor grüße ich vielmals mit der Bitte, alle diese Leiden Gott zu empfehlen. Denn es muss großes Mitleid erwecken, wenn man diese Nonnen so vieles leiden sieht; sie sind wahre Märtyrinnen.

Da ich dem Pater Gregor erst vor kurzem geschrieben habe, so unterlasse ich es jetzt. Der Brief an ihn ging mit dem Ihrigen ab. Meiner Gabriela und allen Schwestern empfehle ich mich vielmals. Gott sei mit Ihnen allen!

Heute ist der 10. Dezember.

Ich kann nicht recht begreifen, mit welchem Geld Sie ein anderes Haus kaufen wollen; denn ich weiß nicht einmal, ob das von Ihnen gegenwärtig bewohnte schon bezahlt ist. Sie schrieben mir, soviel ich glaube, dass die Rente schon aufgehoben sei. Wenn aber jene Kandidatin nicht als Nonne eintritt, so ist es klar, dass sie ihr Geld wieder zurückerhält, zumal wenn sie ihre Schwester verehelichen soll. Schreiben Sie mir um der Liebe willen über dies alles ausführlich! Ihre Briefe gelangen sicher an mich durch Pater Padilla, falls Sie dieselben dem Erzbischof übergeben, oder durch unseren Vater, und sie kommen eher an als über Toledo.

Wenn Sie soviel Geld besitzen, so vergessen Sie nicht, dass Sie auch noch bei meinem Bruder eine Schuld haben. Dieser hat eben fünfhundert Dukaten Rente für ein Gut zu bezahlen, das er gekauft hat. Sie würden ihm einen großen Dienst erweisen, wenn Sie ihm zweihundert Dukaten zurückgeben könnten; denn aus Indien hat man ihm nichts geschickt.

Geben Sie mir auch Nachricht über den Aufruhr in der Provinz und wer als Vikar aufgestellt wurde. Grüßen Sie mir den Pater Evangelista und sagen Sie ihm, Gott gebe ihm gute Gelegenheit, um ein Heiliger zu werden. Schreiben Sie mir auch ausführlich, wie es mit Ihrer Gesundheit und jener der Schwestern steht. Wenn Sie keine Zeit haben, so wird mir dies meine Gabriele berichten. An Beatrix und an den Herrn García Alvarez viele Empfehlungen! Seine Krankheit geht mir sehr zu Herzen. Viele Grüße an alle Schwestern und an Pater Nikolaus! Gott erhalte Sie mir!

Ihre Dienerin

Theresia von Jesu

Geben Sie ja recht acht auf Ihre Gesundheit! Sie wissen schon, wieviel daran gelegen ist. Vielleicht werden die Schwestern in ein Haus ziehen, wo sie lebendig verbrennen. Bedenken Sie doch, dass das Haus, in dem Sie sich jetzt befinden, große Bequemlichkeiten bietet und ganz neu ist. Ich habe Sie dort trotz aller Schwierigkeiten eingeführt, weil es mein einziger Zweck war, Ihnen Ruhe zu verschaffen. Sie wissen, wie sehr man uns beglückwünschte, ein so gutes Haus zu haben.

211. Brief - An die Mutter vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 19. Dezember 1577

Gefangennahme des heiligen Johannes vom Kreuz und des Paters Germanus. Verschiedene Empfehlungen.

Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

Ihren Brief habe ich erhalten und mit ihm die Kartoffeln, das Fäßchen und die sieben Zitronen. Alles ist gut angekommen, aber die Fracht ist so teuer, dass ich Sie bitte, mir so etwas nicht mehr zu schicken; es wäre dies ein Verstoß gegen mein Gewissen.

Schon vor etwas mehr als acht Tagen habe ich einen Brief an Sie über Madrid gesendet, und darum werde ich mich heute kurz fassen; denn bezüglich der Angelegenheiten, von denen ich Ihnen damals berichtete, gibt es nichts Neues. Sie berühren uns freilich sehr schmerzlich, da schon sechzehn Tage verflossen sind, seitdem man unsere beiden Mitbrüder gefangen gesetzt hat, und bis jetzt wissen wir noch nicht, ob man sie wieder losgelassen hat oder nicht. Übrigens vertrauen wir auf Gott, dass er Abhilfe schaffen werde. Da jetzt Weihnachten vor der Türe steht und die Gerichtsverhandlungen unterbleiben bis nach dem Dreikönigsfeste, so werden diese Diener Gottes, wenn ihre Angelegenheit nicht schon erledigt ist, noch lange Zeit zu leiden haben.

Auch die Lage der Nonnen des Klosters der Menschwerdung schmerzt mich tief; sie sind mit so vielen Prüfungen arg heimgesucht. Am schmerzlichsten ist es für sie, dass man ihnen jene heiligen Beichtväter genommen hat und beide mit solcher Strenge behandelt. Ich bitte Sie um der Liebe willen, empfehlen Sie alle diese Verfolgten Gott! Denn was sie leiden, ist wirklich zum Erbarmen.

Dass Euere Ehrwürden und alle Schwestern sich wohl befinden, freut mich, ebenso auch, dass das gute Werk, das Bernarda an uns getan, offenbar wurde. Gebe Gott, dass die Witwe verwirklicht, was Sie mir berichten, und das Geld von Ihnen nicht mehr zurückverlangt! An den Pater Prior de las Cuevas schrieb ich zu gleicher Zeit wie Ihnen einen Brief. Ich sandte ihn, wie gesagt, über Madrid. Da ich nicht weiß, ob der gegenwärtige Bote zuverlässig ist, so will ich weiter nichts sagen.

An Pater García Alvarez und an Pater Gregor meine Empfehlungen! Den Brief des letzteren, der mich freute, beantworte ich aus dem schon erwähnten Grunde nicht. Ich werde mich bemühen zu erfahren, ob hier sich nicht jemand findet, der den dortigen Rektor kennt, und werde Sorge tragen, dass man ihm schreibt. Meiner Gabriela empfehle ich mich vielmals; ihr Brief hat mir Freude bereitet. Auch an alle übrigen Schwestern meine Empfehlungen! Grüßen Sie mir ebenso Doña Eleonora in der Weise, wie Sie es für gut finden. Sagen Sie ihr, dass es für mich kein geringer Trost sei, zu vernehmen, welch große Liebe sie Ihrem Kloster entgegenbringt.

Damit Sie auch wissen, was vorgeht, so teile ich Ihnen mit, dass man für Ihre Sendung zwölf Realen als Fracht erhoben hat. Auch ist sie, ich weiß nicht warum, sehr schlecht verpackt angekommen. Gott sei mit Euerer Ehrwürden und verleihe allen Schwestern so glückliche Weihnachtsfeiertage, wie ich es wünsche!

Heute ist der 19. Dezember.

Theresia und alle Schwestern empfehlen sich recht inständig Ihrem Gebete. Mein Kopfleiden ist jetzt sehr arg, und ich verstehe nicht, wie man annehmen kann, dass dies unwahr sei. Dazu kommen noch so viele Arbeiten, dass ich zuzeiten ganz ermüdet bin. Ich weiß nicht, wann dieser Brief bei Ihnen ankommen wird und ob der Bote zuverlässig ist. Mein Bruder befindet sich wohl. Vergessen Sie nicht, alle Schwestern und auch jene von Paterna recht freundlich in meinem Namen zu grüßen! Über die Gesänge der letzteren musste ich lachen. Soweit wir es beurteilen können, werden ihre Hoffnungen bald vereitelt sein; sie werden dies klar einsehen. Sagen Sie ihnen in meinem Namen, was Sie für gut halten; ich gebe Ihnen dazu die Erlaubnis.

Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Beachten Sie, dass ich Ihnen allen Ernstes befehle, in allem, was Ihre Pflege betrifft, der Schwester Gabriela zu gehorchen. Dieser aber gebe ich den Auftrag, sorgfältig über Euere Ehrwürden zu wachen; denn Sie wissen, wieviel uns an Ihrer Gesundheit gelegen ist.

212. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Dezember 1577

Er soll dem Schlafe die nötige Zeit widmen. Ratschläge bezüglich des Gebetes.

Eben habe ich aufs neue den Brief des Paulus gelesen, worin er sagt, dass er sich des Schlafes beraube, um sich in seine Betrachtungen vertiefen zu können. Er will wohl sprechen von seinen Verzückungen im Gebete. Sagen Sie ihm, er soll sich nicht daran gewöhnen, auf einen so kostbaren Schatz zu verzichten, außer wenn er dem Leibe den notwendigen Schlaf gewähren muss; denn der Herr bereichert uns in diesem Gebete mit sehr großen Gütern, und es würde mich nicht in Erstaunen setzen, wenn der Teufel ihn dieser Güter berauben wollte. Weil man eine solche Gnade nicht immer empfängt, wenn man sie gerade gerne hätte, darum muss man sie hochschätzen, wenn Gott sie verleiht. In einem Augenblicke verleiht die göttliche Majestät mehr Erleuchtung, um ihm treu zu dienen, als unser Verstand ausfindig machen könnte; würde er sich bemühen, die Erleuchtung sich selbst zu verschaffen, so würde er sie verlieren. Glauben Sie mir, ich spreche die Wahrheit. So soll die Regel für Ihre Lebensweise sein, außer es handelt sich darum, irgendeine wichtige Angelegenheit zum Abschluss zu bringen. Denn dann könnten die Sorgen den Schlaf verhindern; aber wenn der Schlaf kommt, dann genießen Sie ihn! Sie werden immer noch Zeit finden, um darüber nachzudenken, was notwendig ist. In einem Buche, das ich gelesen, heißt es: Wenn wir Gott verlassen, wenn er uns ruft, so werden wir ihn auch nicht finden, wenn wir ihn haben wollen…

213. Brief - An Don Teutonio de Braganza, erwählten Erzbischof von Ebora

Ávila, am 16. Januar 1578

Aufmunterung zur Übernahme der Mühen und Leiden, die die neue Würde ihm bringt. Erklärung, dass es unmöglich sei, während der Verfolgung der Reform ein Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen in seiner Diözese zu errichten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Durchlauchtigsten Gnaden! Amen.

Es ist schon länger als zwei Monate, dass ich Ihren Brief erhalten habe. Ich hätte ihn gerne recht bald beantwortet, allein ich erwartete noch immer in den großen Leiden, die wir unbeschuhten Nonnen und Brüder seit dem Monat August zu erdulden haben, eine Änderung zum Besseren, um Ihnen darüber, wie Sie mir in Ihrem Briefe befohlen haben, Nachricht zu geben. Indessen ging es von Tag zu Tag schlimmer; ich werde Ihnen dies jetzt erzählen.

In diesem Augenblicke hätte ich den lebhaften Wunsch, bei Ihnen zu sein; denn brieflich werde ich Ihnen gegenüber der Freude nicht genügend Ausdruck verleihen können, die Sie mir durch einen Brief bereitet, den ich in dieser Woche durch Vermittlung des Paters Rektor erhalten habe. Schon vor mehr als drei Wochen hatte ich bestimmtere Nachrichten über Euere Gnaden erhalten, und diese sind mir später auch von anderer Seite zugekommen, so dass ich nicht begreife, wie Sie je denken konnten, so etwas werde geheim bleiben. Die göttliche Majestät wolle es zu ihrer Ehre und Verherrlichung gereichen lassen und Euerer Gnaden beistehen, dass Ihre hohe Heiligkeit stetig an Wachstum zunehme, wie ich es zuversichtlich hoffe! Seien Sie überzeugt, dass Gott das Gebet so heiliger Seelen, die in allem nur seinen Dienst im Auge haben, nicht unerhört lassen werde. Auch ich bete trotz meiner Armseligkeit stets für Sie, und das gleiche geschieht auch von Ihren Dienerinnen in all unseren Klöstern, wo ich täglich Seelen finde, die mich in Wahrheit tief beschämen. Diese scheint sich unser Herr auszuwählen, um sie in unsere Klöster zu führen, und zwar aus so weit entfernten Gegenden, dass ich nicht weiß, wer ihnen Kunde von unserer Lebensweise gibt.

So fassen Sie denn Mut und große Zuversicht, und zweifeln Sie nicht, dass Ihre Erhebung [auf den erzbischöflichen Stuhl] eine Fügung Gottes sei; ich halte das für durchaus sicher. Seine Majestät will, dass Sie jetzt das Verlangen, zu ihrer Ehre wirken zu können, ins Werk setzen. Sie haben lange Zeit Muße gehabt, und jetzt bedarf unser Herr eines Mannes, der die Tugend begünstigt. Denn wir, die wir trotz unseres guten Willens, Gott zu dienen und nichts anderes zu suchen, arme und schwache Wesen sind, vermögen nur wenig, wenn er nicht Männer erweckt, die uns beschützen. Die Bosheit hat jetzt einen solchen Grad erreicht, und dem Ehrgeiz wird von vielen, die die Ehre mit Füßen treten sollten, solcher Beifall gezollt, dass der Herr selbst seiner Geschöpfe sich bedienen zu wollen scheint, obwohl er mächtig genug ist, der Tugend auch ohne ihre Mitwirkung zum Siege zu verhelfen. Da jene, die er zum Schutze der Tugend auserwählt hat, es an Treue gegen ihn fehlen lassen, so sucht er sich nun Männer aus, von denen er weiß, dass sie ihn unterstützen können.

Bemühen sich Euere Gnaden, in dieser Hinsicht dem Willen des Herrn zu entsprechen! Ich zweifle nicht daran, dass Sie es hier nicht fehlen lassen. Gott wird Ihnen Kräfte und Gesundheit, und wie ich zu Seiner Majestät hoffe, auch seine Gnade geben, dass Sie in allem das Rechte treffen. Hier in diesem Kloster werden wir Ihnen durch unser anhaltendes Gebet zu Hilfe kommen. Möge es dem Herrn gefallen, Ihnen Männer an die Seite zu geben, die von Eifer für das Heil der Seelen erfüllt sind, damit Sie in dieser Hinsicht ohne Sorge sein können! Es ist für mich ein großer Trost, dass Sie der Gesellschaft Jesu so zugetan sind, da Sie an ihr in allem die kräftigste Stütze finden werden.

Dass die Angelegenheit meiner Gebieterin, der Marquise de Elche, einen guten Ausgang genommen hat, freut mich sehr. Sie lag mir sehr am Herzen und bereitete mir große Sorge, bis ich erfuhr, dass alles so glücklich verlaufen ist. Gott sei gepriesen! Immer, wenn der Herr eine solche Menge von Leiden auf einmal sendet, führt er gewöhnlich auch alles glücklich zu Ende. Da er unsere Schwäche kennt und alles zu unserem Heile lenkt, so sendet er auch die Leiden immer im Verhältnis zu unseren Kräften. Ebenso wird er auch, wie ich denke, bei unseren schon so lange andauernden Stürmen verfahren. Wäre ich nicht vollkommen davon überzeugt, dass die unbeschuhten Brüder und Nonnen darauf bedacht sind, aufrichtig und in Wahrheit nach ihrer Regel zu leben, so hätte ich schon einige Male gefürchtet, dass unsere Widersacher ihren Zweck erreichen würden. Ihr Zweck ist aber kein anderer als das Werk, das unter dem Schutze der seligsten Jungfrau begonnen wurde, zu zerstören. Der Teufel geht in der Tat hier mit solcher Arglist zu Werke, dass es den Anschein erweckt, als habe Gott ihm erlaubt, seine ganze Macht in dieser Verfolgung zu entfalten.

Man hat so Unerhörtes getan und solche Anstrengungen gemacht, um uns, besonders den Pater Gracián und mich, auf die zunächst die Streiche fielen, in üblen Ruf zu bringen; man hat so viele und so schwere Anklagen gegen diesen Pater und gegen die Klöster der unbeschuhten Nonnen erhoben, und die Klageschriften, die man dem König unterbreitete, enthielten so entsetzliche Verleumdungen, dass Euere Gnaden, falls Sie davon Kenntnis hätten, staunen würden, wie man denn eine so große Bosheit ersinnen könne. Es war dies indessen, wie ich erkenne, für uns ein großer Gewinn. Unsere Nonnen blieben dabei so heitern Gemütes, als ob sie dies gar nicht beträfe, und Pater Gracián legte eine Vollkommenheit an den Tag, über die ich staunte. Gott hat in dieser Seele einen großen Schatz verborgen. Dieser Pater betet besonders für seine Widersacher und erträgt ihre Verleumdungen so heiteren Sinnes wie ein zweiter heiliger Hieronymus. Nur die Verleumdungen, die über die unbeschuhten Nonnen ergehen, haben ihn betrübt; denn da er zwei Jahre lang ihre Klöster visitiert und sie dabei kennengelernt hatte, so hält er sie für Engel und nennt sie auch so. Nun hat es Gott gefügt, dass die Verleumder in jenen Punkten Widerruf geleistet haben, die uns Nonnen betreffen. Bezüglich der Aussagen wider Pater Gracián wurde auf Befehl des Königlichen Ratskollegiums eine Untersuchung angestellt, und die Wahrheit kam an den Tag. Auch in anderen Stücken haben die Verleumder widerrufen, und es wurde offenbar, wie viele Feinde wir am Hofe besaßen, die von der Leidenschaft geblendet waren. Seien Sie überzeugt, dass der böse Feind darauf ausging, das Gute, das diese Klöster stiften, zu zerstören.

Jetzt will ich Ihnen, ohne Sie über alle Vorkommnisse bei den armen Nonnen der Menschwerdung aufzuklären, die mich unglücklicherweise zu ihrer Priorin wählten, erzählen, dass die ganze Stadt aufgebracht ist über das, was sie erduldet haben und noch erdulden. Ich weiß nicht, wann diese Dinge ein Ende nehmen werden. Pater Tostado ist mit ausgesuchter Strenge gegen sie verfahren. Mehr als fünfzig Tage lang durften sie weder eine Messe hören noch jemandem reden; das letztere Verbot wird seit drei Monaten noch bis zur Stunde aufrechterhalten. Man erhebt fast täglich schwere Drohungen gegen sie und sagt, sie seien der Exkommunikation verfallen; allein, alle Theologen in Ávila behaupten, dass dies nicht der Fall sei; den Nonnen werde nämlich nur für den Fall die Exkommunikation angedroht, dass sie eine Auswärtige wählen würden; aber man hatte nicht erklärt, dass diese Zensur meinetwegen verhängt wurde. Einige Nonnen meinten jedoch, ich sei keine Auswärtige, da ich in diesem Kloster Profeß abgelegt und so viele Jahre dort gelebt hätte. Ich könnte tatsächlich heute, wenn ich wollte, in dieses Kloster zurückkehren, da in ihm sich noch meine Aussteuer befindet und ich keiner eigenen Provinz angehöre. Man bestätigte jedoch jene als Priorin, auf die weniger Stimmen fielen. Die Nonnen, die man in besagter Weise bestrafte, haben bei dem Königlichen Ratskollegium Beschwerde eingelegt, und ich weiß nicht, welchen Ausgang ihre Angelegenheit nehmen wird.

Es hat mich sehr geschmerzt, dass meinetwegen solche Verwirrung und so großes Ärgernis in der Stadt entstand und dass so viele Seelen beunruhigt wurden. Denn es waren mehr als 54 Nonnen der Exkommunikation verfallen. Mein einziger Trost war, dass ich mein möglichstes tat, um die Wahl meiner Person zu verhindern. Ich versichere Euere Gnaden, dass es für mich eines der größten Leiden wäre, die mich auf Erden treffen könnten, wenn ich in diesem Kloster sein müsste; denn während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes dortselbst hatte ich keine gesunde Stunde. Aber wenn ich auch inniges Mitleid mit jenen Seelen empfinde, von denen eine große Anzahl sehr vollkommen ist, wie man aus der Art und Weise, mit der sie ihre Leiden ertragen, ersehen konnte, so schmerzt es mich doch noch mehr, dass die Beschuhten vor mehr als einem Monat auf Anordnung des Paters Tostado die beiden unbeschuhten Karmeliten, die bis dahin Beichtväter der Nonnen der Menschwerdung waren, gefänglich eingezogen haben. Die beiden sind vortreffliche Ordensmänner und haben während ihres fünfjährigen Aufenthaltes dahier die ganze Stadt erbaut. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass das Kloster in dem guten Zustande, in dem ich es [nach Beendigung meines Priorates] verlassen hatte, erhalten blieb. Wenigstens den einen von ihnen, namens Pater Johannes vom Kreuz, halten die ganze Stadt und alle Nonnen für einen Heiligen; nach meinem Dafürhalten ist dies keine Übertreibung. In meinen Augen ist er ein Mann von überaus hohem Werte. Beide waren von dem apostolischen Visitator aus dem Dominikanerorden und vom vorigen Nuntius in dieses ihr Amt eingesetzt worden, und zu der Zeit, als man sie ergriff, standen sie unter dem Visitator Pater Gracián. Ihre Gefangennahme ist darum eine Torheit, die uns mit Staunen erfüllte. Was dies für einen Ausgang nehmen wird, weiß ich nicht. Es ist für mich peinlich, nicht einmal zu wissen, wohin man sie geführt hat. Man fürchtet, dass sie mit Strenge behandelt werden, und mir ist bange, es möchte ihnen irgendein Unheil zustoßen. Das Königliche Ratskollegium beschäftigt auch eine Klage, die man über diese Angelegenheit eingereicht hat. Möge Gott hier Hilfe schaffen!

Verzeihen Euere Gnaden, dass ich mich so weit verbreite; aber ich fühle mich überaus getröstet, wenn ich Ihnen alles, was sich zugetragen, der Wahrheit gemäß sagen kann, damit Sie davon Kenntnis haben, falls Pater Tostado zu Ihnen kommt. Der Nuntius hat ihn seit seiner Ankunft sehr begünstigt und dem Pater Gracián untersagt, weitere Visitationen vorzunehmen. Damit aber ist das Amt des letzteren als apostolischer Kommissär nicht erloschen, da der Nuntius seine Vollmachten noch nicht vorgezeigt noch auch dem Pater Gracián, wie er selbst sagt, die seinigen abgenommen hat. Trotzdem begab sich Pater Gracián sogleich nach Alcalá und von da nach Pastrana, wo er sich, von Schmerz niedergedrückt, in eine Höhle zurückgezogen hat. Wie ich schon erwähnt habe, leidet er sehr unter den falschen Aussagen der Verleumder; er macht von seinen Vollmachten als Kommissär keinen Gebrauch mehr; er hält sich dort auf, und alle unsere Angelegenheiten ruhen.

Er wünscht von ganzem Herzen, die Visitationen nicht wieder aufs neue beginnen zu müssen, und wir alle wünschen dasselbe; denn es wäre sehr schlimm für uns, wenn er Visitator bliebe, außer es würde uns Gott die Gnade erweisen, dass eine eigene Provinz gebildet wird. Geschieht dies nicht, dann weiß ich nicht, wohin die Dinge führen.

Gleich nach seiner Ankunft in Pastrana schrieb mir Pater Gracián, dass er bereit sei, dem Pater Tostado Gehorsam zu leisten, wenn er als Visitator komme, und dass wir alle dasselbe tun sollten. Pater Tostado ist aber bisher weder nach Pastrana noch hierher gekommen. Der Herr hat ihn wohl, wie ich glaube, zurückgehalten; durch seine böswillige Gesinnung, die er seitdem an den Tag gelegt, hätte er uns sicher viele Leiden verursacht.

Nichtsdestoweniger verbreiten die Beschuhten das Gerücht, dass er alles leitet und dass er zur Vornahme der Visitation kommen wird. Dies ist es, was uns am meisten quält. Denn er ist in der Tat der Urheber all der Wirren, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Es ist für mich eine wahre Erleichterung gewesen, Sie mit dem ganzen Hergang der Dinge bekannt gemacht zu haben, wenn Sie auch das Lesen dieses Berichtes etwas ermüden sollte. Sind Sie ja doch so sehr verpflichtet, unseren Orden in Schutz zu nehmen! Es geschah dies auch zu dem Zwecke, damit Sie die Schwierigkeiten einsehen, die sich unter solchen Verhältnissen Ihrem Wunsche, in Portugal ein Kloster zu gründen, entgegenstellen. Dazu kommt noch ein anderes Hindernis, von dem ich jetzt reden will.

Ich kann es nicht unterlassen, auf alle mir mögliche Weise dafür Sorge zu tragen, dass der gute Anfang, den die Reform des Ordens genommen, Bestand habe. Jeder Theologe würde mir in der Beichte denselben Rat geben. Deshalb sind nun die beschuhten Väter über mich äußerst aufgebracht, und sie haben bei unserem Pater General einen so ungünstigen Bericht über mich eingereicht, dass er ein Generalkapitel berief, in dem er auf das Gutachten der versammelten Väter hin verordnete, dass keine unbeschuhte Nonne mehr ihr Kloster verlassen dürfe, und zwar unter Strafe der Exkommunikation. Diese Verordnung betraf vor allem mich; nur ward mir erlaubt, nach meinem Belieben mir ein Kloster zum künftigen Aufenthalt zu wählen. Es tritt klar zutage, dass damit weitere Gründungen von Nonnenklöstern verhindert werden sollten. Aber es ist betrübend, sehen zu müssen, dass eine Menge von Personen in unsere Klöster einzutreten verlangt, die wir aber nicht aufnehmen können, da ihre Zahl so gering ist und das Verbot besteht, neue zu gründen. Obwohl mir nun der vorige Nuntius den Auftrag gegeben hatte, ungeachtet dieser Verordnung mit der Stiftung von Klöstern fortzufahren, und obwohl ich vom apostolischen Visitator dazu weitgehende Vollmachten in Händen habe, so bin ich doch fest entschlossen, keinen Gebrauch davon zu machen, außer es würden unser Pater General oder der Papst etwas anderes befehlen. Da nun diese Stiftungen ohne meine Schuld unterbleiben, so erweist mir Gott ohne Zweifel die Gnade, dass ich von meiner Ermüdung ausruhen kann. Könnte ich indessen durch die Stiftung eines Klosters Ihnen einen Dienst erweisen, so wäre dies für mich eine wahre Erleichterung; denn der Gedanke, Sie nicht mehr zu sehen, fällt mir so schwer, dass es mir große Freude machen würde, wenn man mir den Auftrag gäbe, die von Ihnen ersehnte Gründung vorzunehmen.

Gesetzt den Fall, es wäre die genannte Verordnung vom Generalkapitel nicht erlassen worden, so würden die mir von unserem Pater General übertragenen Vollmachten doch nur für die Reiche beider Kastilien Geltung haben, und ich hätte [für eine Stiftung in Portugal] eine neue Vollmacht nötig; jetzt aber - und davon bin ich fest überzeugt - würde sie unser Pater General gewiss nicht erteilen. Vom Papste wäre sie leicht zu erhalten, besonders wenn man ihm die Verteidigungsschrift vorlegen würde, die Pater Gracián über die Lebensweise in unseren Klöstern, über den Wandel, den die Nonnen daselbst führen, und über den Nutzen, den sie überall, wo sie sich niedergelassen haben, stiften. Diese Schrift würde allein, wie mir angesehene Männer bezeugen, zur Heiligsprechung dieser Nonnen genügen. Ich habe sie nicht gelesen, weil ich fürchte, sie enthalte allzuviel Lob über mich. Aber wenn die Stiftung in Portugal vor sich gehen soll, so wünschte ich sehr, dass man von unserem Pater General um Erlaubnis dazu nachsuchte, sowie auch, dass man sich mit der Bitte an ihn wendete, zur Fortsetzung der Stiftungen in Spanien seine Genehmigung zu erteilen; denn wenn auch ich das Kloster nicht verlasse, so finden sich doch Nonnen, die diese Stiftungen vornehmen können. Ist einmal ein Haus zubereitet, so kann man diese Nonnen dorthin senden; denn durch derlei Verordnungen entgeht den Seelen ein großer Gewinn. Vielleicht sind Euere Gnaden mit dem Protektor unseres Ordens bekannt, der, wie man mir versichert, ein Neffe des Papstes ist; dieser wird von unserem General alles erlangen. Nach meiner Ansicht werden Sie durch diese Vermittlung unserem Herrn einen großen Dienst und unserem Orden eine große Gefälligkeit erweisen.

Auf noch eine Schwierigkeit mache ich Sie aufmerksam; denn ich möchte gern, dass Sie von allem unterrichtet seien. Pater Tostado ist nämlich im Königreich Portugal als Generalvikar anerkannt, und es wäre eine böse Sache, in seine Hände zu fallen, besonders für mich. Übrigens wird er sich nach meinem Dafürhalten aus allen Kräften unserem Wunsche widersetzen. In Kastilien wird er, wie es gegenwärtig den Anschein hat, wohl nicht mehr das Amt eines Generalvikars ausüben; denn sein bisheriges amtliches Verhalten, besonders in der Angelegenheit des Klosters der Menschwerdung, wobei er nicht einmal seine Vollmachten vorgezeigt hat, ist sehr übel aufgenommen worden. Er musste darum auf eine Verordnung des Königs hin seine Vollmachten dem Königlichen Ratskollegium aushändigen, nachdem schon im vergangenen Sommer ein diesbezüglicher Befehl an ihn ergangen war. Man hat sie ihm nicht mehr zurückgegeben, noch wird er sie, wie ich glaube, jemals wieder zurückerhalten.

Wir haben überdies in unseren Klöstern Briefe von apostolischen Visitatoren, kraft derer wir nur von einem unbeschuhten Karmeliten, den der Pater General dazu ermächtigt, visitiert werden können. Von all dem hat man in Portugal nichts; dort würden wir den beschuhten Karmeliten unterstehen, und da wäre es bald vorbei mit der klösterlichen Vollkommenheit. Auch hier waren sie schon daran, großen Schaden zu stiften, wenn nicht die apostolischen Kommissäre dazwischengekommen wären.

Euere Gnaden werden nun sehen, wie man sich gegen all diese Missstände verwahren kann. An tüchtigen Nonnen, die Ihnen zu Diensten stünden, würde es nicht fehlen. Pater Julian de Ávila, der schon auf dem Wege [nach Portugal] zu sein scheint, küßt Ihnen die Hand. Er ist hoch erfreut über die Nachricht [von Ihrer Erhebung auf den erzbischöflichen Stuhl]; er wusste jedoch davon schon, bevor ich es ihm mitteilte. Er ist der Überzeugung, dass Sie mit Ihrem Vorhaben vor den Augen unseres Herrn sich viele Verdienste erwerben werden. Maria vom heiligen Hieronymus, die frühere Subpriorin dieses Klosters, küßt Ihnen die Hand. Sie würde sich, wie sie sagt, sehr gerne zu dieser Stiftung begeben, wenn es der Wille unseres Herrn wäre. Möge Seine Majestät alles leiten, wie es zu ihrer größeren Ehre gereicht! Möge sie Euere Gnaden erhalten und Ihnen großes Wachstum in seiner heiligen Liebe verleihen! Es ist nicht zu verwundern, dass Euere Gnaden jetzt nicht die Sammlung bewahren können, die Sie wünschen, da Ihnen in Ihrem Amte alles neu vorkommt. Unser Herr wird sie Ihnen bald in doppeltem Maße verleihen, wie er es zu tun pflegt, wenn man um seines Dienstes willen darauf verzichtet hat. Dennoch wünsche ich immer, dass Sie Sorge tragen, auch eine Zeit für sich zur inneren Sammlung zu gewinnen; denn darin liegt unser ganzes Heil. Aus unserem Kloster zum heiligen Joseph in Ávila, am 16. Januar. Um der Liebe unseres Herrn willen bitte ich Sie, mich doch nicht mehr mit derartigen Adressen zu quälen, die Sie auf die an mich gerichteten Briefe sehen.

Euerer Durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

214. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im Januar 1578

Freude der Heiligen über das Lob, das Pater Gracián den unbeschuhten Nonnen spendet.

…Ich liebe diese Schwestern sehr, und darum freut es mich jedesmal innig, so oft sie Eure Paternität loben. Aber Sie erzeigen mir Ihre Dankbarkeit, gleich als ob ich selbst Ihnen einen Dienst erwiesen hätte…

215. Brief - An Pater Johann Suárez, Provinzial der Gesellschaft Jesu, in Kastilien

Ávila, am 10. Februar 1578

Vorhaben des Paters Kaspar Salazar, die Gesellschaft Jesu zu verlassen und in den Orden der unbeschuhten Karmeliten zu treten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Paternität! Amen

Der Pater Rektor hat mir einen Brief von Ihnen übergeben, der mich in Wahrheit sehr in Erstaunen setzte, weil Sie mir darin vorwerfen, werfen, ich hatte den Pater Kaspar de Salazar überreden wollen, die Gesellschaft Jesu zu verlassen und in unseren Orden vom Karmel einzutreten, und zwar unter dem Vorwande, dass unser Herr es so wolle und dies geoffenbart habe.

Was den ersten Punkt betrifft, so weiß es Seine Majestät, und es wird sich auch als wahr erzeigen, dass ich dies niemals verlangt und noch weniger mit ihm hierüber verhandelt habe. Ja, als ich einmal von diesem Plan Kenntnis erhielt - es geschah aber nicht durch einen Brief von diesem Pater - , ward ich darüber so entrüstet und so schmerzlich berührt, dass meine Gesundheit, die schon sehr schwächlich war, es schwer büßen musste. Da ich aber dies erst vor ganz kurzer Zeit erfuhr, so muss ich davon nach meinem Dafürhalten erst lange nach Ihnen Kenntnis erhalten haben.

Was nun die Offenbarung betrifft, von der Euere Paternität sprechen, so hat mir dieser Pater weder etwas geschrieben noch sonst etwas über diesen Entschluss mitgeteilt; ich weiß also nicht, ob ihm eine diesbezügliche Offenbarung zuteil geworden ist. Hätte ich aber selbst eine solche Träumerei, wie Euere Paternität sich ausdrücken, gehabt, so wäre ich doch nicht so leichtsinnig gewesen, dass ich auf einen solchen Grund hin eine so wichtige Veränderung gewollt oder dem Pater Salazar angeraten hätte; denn ich bin, Gott sei Dank, durch mehrere Personen über den Wert und den Glauben, der solchen Dingen beizumessen ist, belehrt worden. Ich glaube auch nicht, dass Pater Salazar, ohne einen anderen bestimmenden Grund dafür zu haben, darauf geachtet hätte; denn er ist sehr klug.

Wenn Euere Paternität ferner sagen, die Oberen müssten in dieser Sache nachforschen, so wird dies ganz gut sein, und Sie können diesem Pater Ihre diesbezüglichen Befehle zugehen lassen; denn es ist, soweit ich glaube, klar, dass dieser Pater nichts tun wird, ohne Ihre Erlaubnis und ohne Ihnen davon Mitteilung zu machen. Die innige Freundschaft, die zwischen Pater Salazar und mir besteht, und die mir erwiesenen Dienste werde ich nie verleugnen, wenn ich auch sicher annehmen kann, dass ihn mehr der Dienst unseres Herrn und seiner gebenedeiten Mutter bestimmt hat, mir Wohltaten zu erweisen, als unsere Freundschaft; denn wie ich glaube, ist es wohl schon länger als zwei Jahre, dass wir beide einander nicht mehr geschrieben haben. Da diese Freundschaft schon sehr alt ist und ich mich in früheren Zeiten in großer Notlage sah, so hätte ich damals, wie es wohl einleuchtend ist, eher dieses Vorhaben unterstützen können als jetzt. Denn damals zählte unser Orden nur zwei unbeschuhte Patres, während er, soviel ich glaube, jetzt, Gott sei Dank, mehr als zweihundert besitzt und unter ihnen Männer, die zur Leitung so armer Töchter genügende Befähigung haben. Mir ist noch nie der Gedanke gekommen, dass der Arm Gottes dem Orden seiner Mutter gegenüber kürzer sei als bezüglich anderer Orden.

Wenn Euere Paternität ferner bemerken, ich hätte in der Absicht geschrieben, um das Gerücht zu verbreiten, dass Sie diesem Wunsche des Paters Salazar hinderlich im Wege stünden, so möge Gott meinen Namen nicht in das Buch des Lebens schreiben, wenn mir je auch nur so ein Gedanke gekommen ist. Verzeihen Sie diese übermäßige Besteuerung: Sie scheint mir erlaubt, um Euere Paternität zu überzeugen, dass ich mit der Gesellschaft Jesu handle wie eine Person, der ihre Interessen am Herzen liegen und die für sie ihr Leben einsetzen würde, wenn sie sähe, dass der Dienst unseres Herrn es erforderte.

Die Geheimnisse Gottes sind unergründlich; aber wie ich bisher an dieser Angelegenheit keinen Anteil hatte - Gott ist mein Zeuge - , so wünschte ich auch, dass man mich für die Zukunft nicht hineinziehen möchte. Wirft man die Schuld auf mich, so ist es nicht das erstemal, dass ich unschuldig bin. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass unser Herr, wenn er zufriedengestellt ist, alles wieder in Ordnung bringt. Ich kann auch nie glauben, Seine Majestät werde gestatten, dass die Gesellschaft Jesu in wichtigen Sachen den Orden seiner Mutter bekämpfen werde, nachdem der Herr sich dieser Gesellschaft zur Wiederherstellung und Erneuerung dieses Ordens bedient hat. Viel weniger noch wird es der Herr einer so unbedeutenden Sache wegen zu Zerwürfnissen kommen lassen; und wenn er es wirklich zuließe, so fürchtete ich, dass man das, was man auf der einen Seite zu gewinnen glaubt, auf der anderen verlieren wird.

Wir sind alle Untertanen desselben Königs. Gott gebe, dass die Diener seines Sohnes und die Diener seiner Mutter als mutige Soldaten nur darauf sehen, wo die Fahne unseres Herrn weht, um seinen Willen zu vollziehen! Wenn wir Kinder des Karmel in der Tat einen solchen Wandel führen, dann können sich offenbar jene, die den Namen Jesu tragen, nicht von uns fernhalten, wie man mir schon so oft gedroht hat. Möge Gott Euere Paternität noch viele Jahre erhalten!

Ich kenne Ihre Huld, die Sie uns fortwährend entgegenbringen, und ich empfehle Sie darum trotz meiner Armseligkeit recht angelegentlich unserem Herrn. Ich bitte Euere Paternität, das gleiche auch für mich tun zu wollen; denn seit mehr als einem halben Jahre regnet es auf mich arme Greisin unablässig Leiden und Verfolgungen, und gerade die Angelegenheit des Paters Salazar rechne ich nicht zu den geringsten Prüfungen. Bei alldem gebe ich Euerer Paternität das Wort, dass ich diesem Pater nie sagen noch auch durch irgend jemand ihm zureden werde, diesen Schritt zu tun, sowie ich auch nie mit ihm darüber ein Wort gesprochen habe.

Heute ist der 10. Februar.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Brief des Paters Suárez an den Rektor der Gesellschaft Jesu in Ávila, der von diesem der Theresia von Jesu übergeben ist Jesus!

Wenn ich wüßte, dass ein Religiose eines anderen Ordens in die Gesellschaft Jesu eintreten wollte, und zwar in unsere Provinz, die sechsundzwanzig Niederlassungen und Kollegien zählt, und wenn ich es nicht für gut erachtete, ihn aufzunehmen, so würde ich an alle Oberen dieser Niederlassungen und Kollegien schreiben, die Vollmacht hätten, ihn aufzunehmen. Ein einziger Tag würde mir mit Hilfe unseres Herrn genügen, um an sie den brieflichen Befehl ergehen zu lassen, ihn nirgends aufzunehmen. Die meisten dieser Häuser würden den Befehl innerhalb acht Tagen erhalten, und die anderen binnen vierzehn Tagen. Wenn nun die Mutter Theresia es nicht für gut hält, in ihren Orden den Pater Salazar aufzunehmen, so soll sie allen Ernstes einen Brief an ihren Ordensoberen schreiben, der seinerseits die anderen Vorgesetzten benachrichtigte, oder sie soll sich direkt an die Oberen der einzelnen Häuser wenden, und in vierzehn Tagen werden alle davon verständigt sein. Es ist aber schon mehr als vierzehn Tage, dass die Mutter Theresia und die Mutter Priorin von Ávila von dieser Angelegenheit Kenntnis haben. Diese Maßregel würde mit Gottes Hilfe sehr wirksam sein.

Suárez

Brief des Paters Rektor Gonzalo in Ávila, als Begleitschreiben zum Briefe des Paters Suárez an die heilige Theresia von Jesu

Jesus sei mit Ihnen!

Gestern habe ich vom Pater Provinzial einen Brief erhalten. Es hat ihm, wie er schreibt, leid getan, dass er Sie durch seinen Brief gekränkt hat. Ich bitte Sie, diesen Brief zu lesen, wenn der erste schmerzliche Eindruck vorüber ist. Sie werden sehen, dass man ihn im besseren Sinn auffassen kann. Sie können an Pater Salazar, an Ihren Oberen oder an die Oberen des Ordens schreiben, welche die Vollmacht haben, ihn aufzunehmen oder abzuweisen und ihnen die Gründe auseinandersetzen, die hinreichend sind, um seinen Eintritt zu verhindern. Der Pater Provinzial gibt sich damit zufrieden, dadurch seine Pflicht erfüllt zu haben, dass er die beteiligten Parteien sogleich benachrichtigte, von dieser Angelegenheit Kenntnis zu haben. Er wollte sich vor der Kritik sicherstellen, falls der Plan des Paters Salazar sich verwirklichte oder falls man jene, die ihn begünstigten, dafür verantwortlich machen würde. Der Grund ist, das; man nicht die Schuld auf ihn werfe, indem man sagt, er habe um die Angelegenheit gewusst, sie aber niemandem bekannt gemacht. Er bittet Sie um der Liebe unseres Herrn willen, ihn in Ihren heiligen Gebeten Seiner Majestät zu empfehlen. Er wird, wenn es Gottes Wille ist, bald nach Ávila kommen und sich mit Ihnen mündlich besprechen, wenn in dieser Angelegenheit etwas anderes zu tun ist.

So schreibt mir der Pater Provinzial, der mir zugleich beiliegendes Schriftstück sandte, um es Ihnen zu übermitteln. Ich bitte Sie nun um der Liebe unseres Herrn willen, genau nach dem Wortlaute dieses Schreibens zu handeln und einen ernsten Brief an Pater Salazar zu schreiben, wie Sie der Pater Provinzial darum ersucht. Wie ich Ihnen heute selbst schon sagte, fürchte ich nämlich, dass jener Brief, den Sie ihm neulich sandten, nicht entschieden genug gewesen ist. Sie können ohne Bedenken dem Pater Salazar und den Oberen der unbeschuhten Karmeliten schreiben, indem Sie dem ersteren dringend ans Herz legen, von seinem Vorhaben abzustehen, den anderen aber, ihn nicht aufzunehmen, wenn er nicht eine ausdrückliche Erlaubnis vom Papste oder von seinem Ordensgeneral mitbringe. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass er diese nicht besitzt. Sie werden dadurch unseren Herrn keineswegs beleidigen, sondern vielmehr ihm überaus wohlgefallen.

Senden Sie mir, bitte, dieses Schriftstück des Paters Provinzial wieder zurück und teilen Sie mir mit, was Sie zu tun gedenken; denn nach meiner Ansicht ist es von großer Bedeutung für Sie, das zu erfüllen, um was wir Sie im Namen der Liebe bitten. Ihre Briefe wurden dem Pater Bartholomäus Sicilia übergeben.

216. Brief - An Pater Gonzalo de Ávila, Rektor der Gesellschaft Jesu in Ávila

Ávila, ungefähr am 12. Februar 1578

Angelegenheit des Paters Salazar.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Ihnen!

Den Brief des Paters Provinzial habe ich mehr als zweimal gelesen, aber immer fand ich darin zu wenig Aufrichtigkeit gegen mich.

Es wird darin etwas behauptet, was mir nie in den Sinn gekommen ist. Euere Paternität werden es mir daher nicht übelnehmen, wenn mich dies kränkt. Wäre ich nicht so unvollkommen, so müsste ich es mit Freuden hinnehmen, wenn Ihr Pater Provinzial mir eine Abtötung auferlegt; denn er hat das Recht dazu, da ich mich als seine Untergebene betrachte. Da aber auch Pater Salazar sein Untergebener ist, so kam mir der Gedanke, dass das beste Mittel zur Erledigung dieser Angelegenheit eine direkte Aussprache mit ihm selber wäre. Warum sollte denn ich, wie Sie wollen, an die Ordensmänner schreiben, die nicht meine Untergebenen sind, da dies doch die Aufgabe ihres Obern ist? Diese würden ja ganz recht handeln, wenn sie sich um meine Worte nicht kümmerten. Ich kann die Sache nicht anders auffassen, und ich begreife nicht, wie Sie sagen können, ich sollte dem Pater Salazar einen ernsten Brief schreiben; wenn ich nicht sagen soll, dass ich eine neue Offenbarung vom Himmel erhalten habe, diesen Schritt nicht zu unternehmen, dann bleibt mir nichts anderes mehr zu tun übrig. Es ist, wie ich Ihnen schon gesagt habe, kein Grund vorhanden, vor aller Welt Rechenschaft abzulegen, da ich einem Mann, dem ich aufrichtige Freundschaft schulde, ein großes Unrecht zufügen würde. Zudem bin ich, wie ich Ihnen gegenüber auch noch bemerkt habe, überzeugt, dass Pater Salazar nichts unternehmen werde, ohne den Pater Provinzial davon in Kenntnis gesetzt zu haben; er hat sich selbst in diesem Sinne geäußert, und ich nehme dies auch an. Wenn er Seiner Paternität nichts gesagt hat und nichts schreibt, so ist das ein Zeichen, dass er dieses Vorhaben aufgegeben hat. Da der Pater Provinzial ihn selbst davon abhalten und ihm die Erlaubnis verweigern kann, so würde ich, vorausgesetzt, dass man auf meine Worte Rücksicht nähme, einem so angesehenen Mann und großen Diener Gottes ein Unrecht zufügen, wenn ich ihn in all unseren Klöstern in üblen Ruf brächte; denn es wäre eine schwere Verleumdung, wenn ich behauptete, dieser Pater wolle etwas unternehmen, was er ohne Beleidigung Gottes nicht tun könne.

Ich habe mit Ihnen in aller Aufrichtigkeit geredet und meines Erachtens getan, was Ehrenhaftigkeit und christliche Denkungsart von mir fordern. Der Herr weiß, dass ich hierin die Wahrheit sage. Wollte ich mehr tun, als ich getan, so würde ich nach meinem Dafürhalten sowohl den einen wie den anderen verletzen. Ich habe Ihnen schon mitgeteilt, dass mir der Herr, wenn ich etwas unternehme, was ich als meine Pflicht erkenne, auch Mut verleiht, mit seiner Hilfe all die schlimmen Folgen zu ertragen, die daraus entstehen. Wenigstens werde ich mich nicht darüber beklagen, dass mir diese Folgen nicht vorausgesagt würden, noch mir, ich wiederhole es, einen Vorwurf daraus machen, dass ich zu tun unterlassen, was in meiner Macht stand. Vielleicht haben Sie dadurch mehr gefehlt, dass Sie mir einen solchen Auftrag gegeben haben, als ich, dass ich ihn nicht vollzogen haben.

Auch bin ich überzeugt, dass man mir, wenn diese Angelegenheit nicht nach Ihrem Wunsche ausgeht, ebenso die Schuld beimessen wird, wie wenn ich gar nichts getan hätte, um diesen Pater von seinem Vorhaben abzubringen. Es genügt, dass wir davon gesprochen haben, damit die Prophezeiungen sich zu verwirklichen beginnen. Sind es Leiden, die man mir verkündet, so seien sie mir willkommen. Die Beleidigungen, die ich der göttlichen Majestät zugefügt, verdienen noch größere Leiden als alle jene, die über mich kommen können.

Doch glaube ich nicht, verdient zu haben, dass die Gesellschaft Jesu mir Leiden bereitet, selbst wenn ich an der Angelegenheit des Paters Salazar beteiligt gewesen wäre; denn ihre Fundamente stehen fester, als dass sie dadurch einen Schaden erleiden könnte. Möge der Herr mich so fest im Guten begründen, dass ich nie von der Erfüllung seines Willens abweiche! Ihnen aber verleihe der Herr allezeit Licht, um dasselbe zu tun! Es wäre ein großer Trost für mich, wenn unser Pater Provinzial hierher käme; denn schon seit langem hat es der Herr nicht mehr gefügt, dass ich mich der Gegenwart Seiner Paternität erfreuen konnte.

Ihre unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

217. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá oder in Pastrana

Ávila, am 16. Februar 1578

Die Angelegenheit des Paters Salazar. Übersendung der Briefe des Paters Provinzial und des Paters Rektor der Gesellschaft Jesu an Pater Gracián.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen, mein Vater, und verleihe Ihnen für die heilige Fastenzeit hinreichende Gesundheit, um die Arbeiten auf sich nehmen zu können, die, wie ich voraussehe, Ihrer warten!

Ich denke mir, dass Sie wieder bald an diesem, bald an jenem Orte predigen werden. Geben Sie ja acht, dass Sie auf Ihren Reisen nicht stürzen. Denn seitdem mein Arm gebrochen ist, bin ich in dieser Hinsicht noch mehr um Sie besorgt. Dieser Arm ist immer noch angeschwollen sowie auch die Hand. Es ist ein Safranpflaster übergelegt, das mir wie ein Harnisch vorkommt, so dass ich ihn wenig gebrauchen kann.

Eben jetzt herrscht große Kälte, wie wir sie nur im Anfang des Winters gehabt haben. Sonst war bisher die Witterung sehr gut. In Toledo war die Kälte weit empfindlicher, wenigstens hatte ich darunter mehr zu leiden als hier. Vielleicht kommt dies daher, dass nach Ihrer Anordnung an dem Zimmerchen, das neben jenem gelegen ist, das Sie zum Krankenzimmer bestimmt haben, eine Türe angebracht wurde, so dass es einer Wärmstube gleicht. Kurz, ich habe mich bei der gegenwärtigen Kälte außerordentlich wohl befunden. Euere Paternität treffen eben in Ihren Anordnungen immer das Rechte. Gott gebe, dass ich es auch Ihnen gegenüber im Gehorsam immer so treffen möge!

Ich möchte gerne wissen, ob die Besserung des Paters Anton von Jesu vorwärtsschreitet und wie es dem Pater Mariano geht, der mich so ganz vergessen hat. Dem Pater Bartholomäus bitte ich meine Empfehlungen zu entrichten.

Hier sende ich Ihnen einen Brief, den mir der Provinzial der Gesellschaft Jesu in der Angelegenheit des Carillo geschrieben hat. Dieser Brief hat mich so gekränkt, dass ich dem Pater Provinzial bald noch derber geantwortet hätte, als es wirklich geschehen ist. Denn ich bin mir bewusst, ihm gesagt zu haben, dass ich an dem Plane, den Orden zu wechseln, keinen Anteil hatte, und es ist dies auch Wahrheit. Als ich davon Kunde erhielt, empfand ich, wie ich Euerer Paternität schrieb, großes Leid, und es war mein sehnlichster Wunsch, es möchte die Sache keinen weiteren Fortgang nehmen. Ich schrieb dem Pater Salazar, so eindringlich ich nur konnte, wie ich es auch in der Antwort an den Pater Provinzial eidlich beteuert habe.

Diese Väter sind nämlich, wie mir schien, so gesinnt, dass sie mir nicht geglaubt haben würden, wenn ich nicht in so ernster Form gesprochen hätte. Es liegt aber sehr viel daran, dass sie mir Glauben schenken, da es in dem Briefe hieß, ich stützte mich aus vermeintliche Offenbarungen. Sie dürfen keineswegs denken, dass ich den Pater Salazar durch Mitteilung solcher Offenbarungen überredet habe. Das wäre eine große Lüge. Übrigens kann ich Euerer Paternität versichern, dass ich mich vor ihren Drohungen wenig fürchte; ich muss selbst staunen über die Freiheit, die mir Gott verleiht. Ich habe auch dem Pater Rektor erklärt, dass weder die gesamte Gesellschaft Jesu noch auch die ganze Welt imstande sein werden, mich von der Förderung eines Werkes abzuhalten, von dem ich erkenne, dass es zur Ehre Gottes gereicht.

Auch habe ich ihm angedeutet, dass ich an jenem Vorhaben des Paters Salazar keinen Anteil hatte und auch fernerhin nicht auf ihn einwirken werde, davon abzustehen. Daraufhin bat er mich, ich möchte dem Pater Salazar, wenn ich auch sonst nichts tun wollte, wenigstens einen Brief schreiben und ihm das sagen, was ich im beiliegenden Brief andeute, nämlich dass er sein Vorhaben nicht ausführen könne, ohne der Exkommunikation zu verfallen. Ich fragte nun den Pater Rektor: »Kennt dieser Pater die diesbezüglichen Breven?« »Besser als ich«, antwortete er darauf. »Nun gut«, erwiderte ich, »dann bin ich sicher, dass er nichts unternehmen wird, was er als eine Beleidigung Gottes erkennt« Daraufhin bemerkte der Pater Rektor noch: »Pater Salazar könnte sich immerhin von seiner großen Liebe zu unserem Orden täuschen und zur Ausführung seines Vorhabens mitfortreißen lassen.« Ich schrieb ihm deshalb auf demselben Wege einen Brief, auf dem er mir den beiliegenden zusandte.

Da sehen Euere Paternität meine Offenheit. Ich habe aus klaren Anzeichen erkannt, dass jene Väter meinen Brief an Pater Salazar gesehen haben, obwohl ich nichts davon merken ließ. In diesem Briefe sagte ich ihm nun, er möge seinen Mitbrüdern nicht trauen; Joseph habe es auch mit Brüdern zu tun gehabt. So habe ich mich ausgedrückt, weil ich wusste, dass jene meinen Brief zu Gesicht bekommen würden; denn ohne Zweifel waren es die eigenen Freunde des Paters Salazar, die den Pater Provinzial von seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt haben. Dies wundert mich auch nicht, da ein solcher Schritt für sie überaus peinlich wäre. Sie müssen nämlich fürchten, es könnte dies der Anfang zu nachfolgenden Übertritten in unseren Orden sein.

Ich fragte nun den Pater Rektor, ob noch kein Jesuit zu den Unbeschuhten übergetreten sei. Und er antwortete: »Ja, zu den Franziskanern, aber erst, nachdem man sie ausgestoßen und ihnen die Erlaubnis zum Übertritt gegeben hatte. Darauf entgegnete ich ihm, dass sie in diesem Falle dasselbe tun könnten. Allein das wollten sie nicht, und ich bin auch nicht willens, dem Pater Kaspar anzuraten, diesen Schritt zu unterlassen. Ich beschränke mich, wie ich es im beiliegenden Brief getan, nur darauf, ihn zu warnen, alles andere aber Gott zu überlassen. Ist es Gottes Werk, so werden die Väter der Gesellschaft Jesu ihre Einwilligung geben. Tun sie dies nicht, dann darf es, wie ich bemerkte und wie mir jene erklärten, die ich befragte, offenbar nicht geschehen. Sie müssen sich [wahrscheinlich] auf das allgemeine Recht berufen wie jener andere Rechtsgelehrte, der mich bei der Gründung von Pastrana überredete, ich könnte eine Augustinernonne aufnehmen; allein er täuschte sich. Dass jetzt der Papst die Erlaubnis gebe, glaube ich nicht, da man diesem Pater alle Wege zu ihm versperrt hat.

Wollen Euere Paternität sich selbst erkundigen und diesem Pater davon Mitteilung machen; denn es würde mir sehr leid tun, wenn er irgendwie Gott beleidigte. Allein ich bin überzeugt, dass er es nicht tun wird, sobald er davon Kenntnis bekommt.

Es macht mir diese Angelegenheit große Sorge. Soll er jetzt bei den Vätern der Gesellschaft Jesu bleiben, nachdem diese wissen, dass er gerne bei uns wäre, so wird er nie zu seinem früheren Ansehen kommen. Es geht auch nicht an, dass wir ihn aufnehmen, außer er tut diesen Schritt in ganz gesetzmäßiger Weise. Dabei kann ich aber nie vergessen, welchen Dank wir stets der Gesellschaft Jesu schuldig sind. Dass uns aber die Väter dieser Gesellschaft Schaden zufügen, kann ich nicht glauben, das wird ihnen Gott in keiner Weise gestatten. Ihn aus Furcht vor seinen Mitbrüdern nicht aufnehmen, obwohl wir es könnten, das hieße ihn schlecht behandeln und seine Liebe zu uns mit Undank lohnen. Möge Gott alles leiten! Er wird gewiss auch diese Angelegenheit in die Hand nehmen. Übrigens fürchte ich doch, er habe sich durch jene Offenbarungen, die er beim Gebete erhalten, zu sehr beeinflussen lassen; er hat ihnen, wie man mir sagte, allzu großen Glauben beigemessen. Ich habe ihm das oft vorgehalten, allein dies reicht nicht hin.

Auch bin ich darüber besorgt, ob nicht etwa die Nonnen von Veas ihm hierüber Mitteilung gemacht haben; denn Katharina von Jesu zeigte große Lust, ihn zu uns herüberzuziehen. Das beste von allem ist, dass Pater Salazar ein großer Diener Gottes ist; und wenn er sich auch täuscht, so meint er dabei doch, er vollziehe den Willen Gottes. Seine Majestät wird für ihn Sorge tragen. Immerhin aber hat er uns ins Gerede gebracht; und hätte ich nicht von Joseph vernommen, was ich Euerer Paternität schrieb, Sie dürften sicher glauben, dass ich alle meine Kraft darangesetzt hätte, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Allein, wenn ich auch auf solche Offenbarungen nicht soviel halte wie er, so empfinde ich doch ein großes Widerstreben in mir, ihm Hindernisse in den Weg zu legen. Kann ich denn wissen, ob das Seelenheil dieses Mannes dadurch nicht großen Schaden leidet? Denn, glauben mir Euere Paternität, Pater Salazar hat meines Erachtens nicht den Geist für jenen Stand, in dem er sich jetzt befindet, und ich habe mir immer gedacht, dass er noch bei uns eintreten muss.

Während diese Angelegenheit verhandelt wurde, schrieb mir Ardapilla, ich möchte die Raben bestimmen, sich an Johannes zu wenden und ihn zu ersuchen, jemand nach Ávila zu senden, der in dieser Angelegenheit eine Entscheidung treffe. Es würde mich sehr freuen, wenn dies ohne meine Mitwirkung geschehen könnte. Allein es zeigten sich so viele Schwierigkeiten, dass ich mich bei ihm entschuldigte, so gut ich es konnte. Ich sehe wohl ein, dass Ardapilla mir diesen Rat gab, um uns einen Dienst zu erweisen; allein, glauben mir Euere Paternität, wenn man dieses Übel nicht an der Wurzel angreift, dann ist eine Heilung unmöglich; dies kann nur geschehen, wenn Paulus die Sache in die Hand nimmt. Möge der Herr dies bewirken! Es ist dies mein innigster Wunsch. Es schmerzt mich sehr, sehen zu müssen, dass ich der Stein des Anstoßes bin, weswegen alle darunter zu leiden haben. Ich habe schon mehrmals gesagt, ob nicht etwa dadurch Abhilfe geschaffen werden könnte, wenn man mich wie den Jonas ins Meer werfen würde, damit der Sturm sich lege. Vielleicht sind meine Sünden schuld, dass er entstanden ist.

Die Priorin von Sevilla schreibt mir, ich möchte Euere Paternität bitten, dass Sie die Erlaubnis zur Aufnahme einer anderen Schwester der Portugiesin Blanka geben, die noch nicht das erforderliche Alter hat, sondern in dieser Hinsicht noch weit zurück sein muss. Ihre Aufnahme wäre für das Kloster von Nutzen, da es dadurch von der Last des Zinsenzahlens befreit würde; ich erinnere mich indessen nicht mehr, wieviel der zu zahlende Zins noch ausmacht. Tritt diese in den Orden ein oder leihen die Eltern, nachdem sie die Aussteuer für die erstere bezahlt haben, das dem Kloster, was für diese zweite zu bezahlen ist, oder bezahlen sie für deren Verpflegung den vom Kloster zu leistenden Zins, so wäre das nicht übel. Diese Nonnen können mir nicht genug davon erzählen, wie sehr sie dieser Portugiesin zum Danke verpflichtet sind. Euere Paternität werden diese Angelegenheit prüfen und anordnen, was Ihnen als das beste erscheinen wird.

Wenn ich an Sie schreibe, weiß ich an kein Ende zu kommen. Mein Bruder trägt mir immer [wenn er mir schreibt] freundliche Grüße an Euere Paternität auf. Wollen Sie diese jetzt alle miteinander annehmen sowie auch die Grüße sämtlicher Nonnen! Unser Herr erhalte Sie und führe Sie bald hierher! Es ist dies für meine Seele und in Bezug auf andere Dinge, die Ihnen alle bekannt sind und die ich deshalb hier nicht erwähne, sehr notwendig. Doña Guiomar ist krank; sie kommt selten ins Kloster; denn die Unpäßlichkeit, an der sie leidet, macht sie ganz elend.

Senden Euere Paternität beiliegenden Brief sobald als möglich an Pater Salazar, und zwar unter der Adresse des Priors von Granada, damit ihn dieser ihm im geheimen übergebe. Legen Sie ihm dies recht ans Herz; denn ich fürchte, Pater Salazar möchte wieder an mich oder an eine unserer Nonnen in betreff der Gesellschaft Jesu schreiben, und seine Schriftzüge sind sehr deutlich. Über Madrid wird der Brief auch sicher an ihn gelangen, wenn sie ihn dem Rochus besonders empfehlen und ein gutes Porto bezahlen, das Sie aber dem Maultiertreiber selbst übergeben müssen. Achten Sie, mein Vater, darauf, dass Sie hierin nichts vergessen! Dieser Brief ist notwendig, damit Pater Salazar in seiner Angelegenheit nichts weiter unternimmt, wenn er es nicht schon getan hat. Ratsam dürfte es meines Erachtens sein, dass Euere Paternität mit der Erteilung der Erlaubnis zögern; dies wird nur zu seinem Besten sein. Gott verleihe Euerer Hochwürden, mein Vater, seine Huld, wie ich sie Ihnen wünsche! Amen.

Heute ist der erste Sonntag in der Fasten. Der beiliegende Brief des Paters Provinzial samt der Antwort könnte für uns einmal noch von Bedeutung sein. Zerreißen Sie darum beide Schriftstücke nicht, wenn Sie nicht anderer Ansicht sind.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter

Theresia von Jesu

218. Brief - An die unbeschuhten Karmelitinnen in Toledo

Ávila, im Februar 1578

Über die Profeß der Schwester Maria von Jesu, Novizin in Toledo.

…Bedenken Sie, meine Schwestern, was Sie tun. Wenn Sie Maria von Jesu nicht zur Profeß zulassen, nehme ich sie mit mir nach Ávila, da der Konvent, der sie besitzt, gewiss viel glücklicher ist als alle anderen. Wenn sie auch ihr ganzes Leben lang im Bette zubringen sollte, so wollte ich sie doch in meinem Hause haben…

219. Brief - An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares

Ávila, am 2. März 1578

Verschiedene Ratschläge für das innere und äußere Leben dieses Paters. Angelegenheit des Paters Salazar. Skrupel des Paters Gracián.

Jhs

Der Heilige Geist sei mit Euerer Paternität, mein Vater! Vor kurzem habe ich zwei Briefe von Euerer Paternität erhalten, einen, den Sie am Fastnachtsdienstag schrieben, und den anderen, dem eine Schilderung des guten Hirten an die Schwestern beilag. Gebe Gott, dass wir in uns die Züge des guten Hirten ebenso zu verwirklichen verstehen, wie Sie ihn schildern! Übrigens glaube ich, dass er uns weit mehr gibt, als wir ihm geben können. Auch das kleine Heftchen ist vortrefflich. Ich begreife nicht, wie Paulus sagen kann, er wisse nichts vom Gebete der Vereinigung. Jene lichthelle Dunkelheit und jene Verzückungen [von denen er spricht,] lassen das Gegenteil erkennen. Nur weil dieser Zustand [schnell] vorübergeht und nicht gewöhnlich ist, weiß man es nachher nicht recht.

Ich beneide die Seelen sehr, deren Förderung Ihnen obliegt; und es ist zu bedauern, dass ich mich hier allein sehe, ohne etwas anderes zu tun als zu essen, zu schlafen und über jene Väter, die unsere Brüder sind, zu reden, wozu es, wie Sie aus beiliegendem Zettel ersehen werden, immer Gelegenheit gibt. Um mich nicht zu ermüden, und weil es schon spät ist, habe ich der Schwester Katharina den Auftrag gegeben, Ihnen zu schreiben; denn wir haben heute abend noch eine Predigt des Magisters Daza zu hören, der vortrefflich predigt. Die Dominikaner erweisen uns große Liebe; sie predigen jede Woche zweimal bei uns. Auch die Väter der Gesellschaft Jesu predigen bei uns wöchentlich einmal. Was die Predigten Euerer Paternität betrifft, so erinnere ich mich noch recht oft an sie.

Ich weiß nicht, welche Versuchung Sie veranlasst, dass Sie zum Predigen von Ort zu Ort reisen. Es hat mich wirklich recht peinlich berührt, was man deshalb über Sie ausgestreut hat. Gott behüte Sie, mein Vater! Aber die Zeiten sind jetzt so gefährlich, dass es große Vermessenheit ist, solche Reisen zu machen. Seelen, [denen Sie predigen können], gibt es ja überall. Gebe Gott, dass das, was großer Eifer zu sein scheint, nicht etwa eine Versuchung ist, die uns vielleicht teuer zu stehen kommt! An jenem Orte genügte die Katze, und es befinden sich dort, wie ich glaube, auch Dominikaner und Franziskaner. Ich kann mir übrigens nicht denken, dass jener gute Mann auch gut predigt. Entrichten Sie ihm meine Empfehlungen und teilen Sie mir mit, ob man ihn auch hören mag. Da sehen Sie, wie neugierig ich bin! Nein, sagen Sie es mir nicht und zerreißen Sie diesen Brief, damit er ihn nicht zur Sühne für meine Sünden zu lesen bekommt.

Aber wie haben wir doch über Ihr Essen im Spitale und über Ihre unschmackhaften Stockfischpasteten lachen müssen! Indessen erregt in mir das, was man sich über Euere Paternität erzählt, den Wunsch, Sie möchten nicht mehr so unvorsichtig sein.

Carillo hat recht, wenn er behauptet, ich hätte wenig Mut. Er hat mir nämlich auf meinen ersten Brief geantwortet, in dem ich ihm verschiedene Dinge ans Herz legte und vor allem, dass sein Vorhaben [bei uns einzutreten] eine Eingebung des bösen Feindes sei. Er sagte, mein Brief habe ihn zum Lachen gebracht, sonst aber gar keinen Eindruck auf ihn gemacht. Ich sei, bemerkt er, wie ein Mäuschen, das Furcht hat vor den Katzen. Er habe mit dem Allerheiligsten Sakrament in der Hand das Gelübde gemacht, und die ganze Welt sei nicht imstande, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Ich gestehe Ihnen, dies setzt mich in Staunen; denn seine Mitbrüder behaupten, dass nicht bloß er, sondern jeder, der ihm das Ordenskleid gebe, der Exkommunikation verfalle. Er gibt vor, er habe von seinem Provinzial bereits die Erlaubnis, und Euere Paternität hätten ihm einen Brief geschrieben. Obgleich Sie sich, so behauptet er, fürchten wie ein Menschenkind, so schreiben Sie doch wie ein Engel; und hierin hat er bezüglich jenes Briefes recht. Seine Mitbrüder fordern Unbilliges, wenn sie verlangen, dass man ihm die Aufnahme verweigere; wahrscheinlich meinen sie, es könne dies nicht geschehen. Sie werden, wie ich glaube, Euerer Paternität schon geschrieben haben, dass Sie allen Klöstern die Weisung geben, ihn nicht aufzunehmen; denn sie betreiben diese Sache sehr eifrig. Mich haben sie so gedrängt, dass ich ihnen schließlich erklärte, ich hätte an Euere Paternität geschrieben. Wahrhaftig, wenn es doch sein soll und geschehen kann, wie Carillo vorgibt, dann müsste man wohl wünschen, dass es schon geschehen wäre, ehe in unseren Klöstern dadurch eine solche Unruhe entsteht, dass man ihnen die Weisung gibt, ihn nicht aufzunehmen.

Ich sehe auch nicht ein, wie Euere Paternität eine solche Weisung erteilen können; denn wenn es geschehen kann, so scheint es Gewissenspflicht zu sein, ihn aufzunehmen. Ich glaube auch gerne, dass ihm auf jene Weise, wie er sich die Sache denkt, kein Mensch ein Hindernis in den Weg legt. Darum wird es, wenn nicht die Angelegenheit schon erledigt ist, immerhin gut sein, zu zögern. Möge der Herr die Sache in die Hand nehmen! Je mehr man Hindernisse in den Weg legt, desto mehr scheint mir die Ehre Gottes dadurch gefördert zu werden und desto mehr leuchtet mir ein, dass der Teufel die Sache verhindern will. Die Väter der Gesellschaft Jesu scheinen zu fürchten, Carillo sei nicht der einzige, der diesen Schritt im Sinne habe; aber selbst wenn alle jene, von denen Euere Paternität berichten, bei uns eintreten wollten, so würde das nur einen geringen Abgang für sie bedeuten, da ihr Orden ja so viele Religiosen zählt.

Was die Skrupel des Paulus betrifft, die sich darauf beziehen, ob er von seinen Vollmachten noch Gebrauch machen könne oder nicht, so hat er, wie mir scheint, etwas unter dem Eindruck der Melancholie gelitten, als er diesen Brief schrieb oder als ihm jene Skrupel kamen. Es geht dies aus den von ihm angeführten Gründen deutlich hervor. Darum wollte ich auch nicht aufs neue um Rat fragen. Übrigens werden diese Skrupel, wie mir Ardapilla schreibt, nur von kurzer Dauer sein; denn er sagt, der große Engel habe sein Gutachten über Gilbert schon abgesendet, und man erwarte es mit jedem Tag.

Ich habe wegen Ihrer Abwesenheit dieselben Befürchtungen wie Elias. Wer auf solchen Wegen geht, für den ist alles zu befürchten. Möge der Herr den Paulus aus allen Gefahren erretten! Denn die Verblendung der Gegner ist so groß, dass ich über keine Handlungsweise von ihrer Seite erstaunt bin. Aber darüber wundere ich mich, dass Paulus sich nicht fürchtet und ohne die geringste Veranlassung von einem Ort zum anderen reist. Ich komme nun wieder auf das zurück, wovon ich schon gesprochen. Vor längerer Zeit habe ich an Paulus geschrieben, was mir ein gelehrter Theologe aus dem Dominikanerorden geantwortet hat, dem ich alles erzählte, was Mathusalem vorgenommen. Soviel ich mich erinnere, sagte er, dass seine Anordnungen keine Rechtskraft besäßen, da er sich hätte ausweisen müssen, kraft welcher Vollmacht er so handelte. Darum haben wir hierüber kein Wort mehr zu verlieren.

Ich wollte Euerer Paternität auch den Brief der Priorin von Valladolid mitsenden, in dem sie mir von der Aufregung erzählt, die Carillos Angelegenheit hervorgerufen hat. Endlich sind ihrem Berichte zufolge die Väter der Gesellschaft Jesu mit mir und mit den unbeschuhten Karmelitinnen wieder ganz zufrieden. All ihre Drohungen scheinen spurlos vorüberzugehen. Was mich einzig beschäftigt und in Furcht erhält und was ich von Ihnen recht klar bewiesen wünschte, ist nur die Frage, ob Carillo, ohne Gott zu beleidigen und ohne der Exkommunikation zu verfallen, diesen Schritt tun könne. Wäre es wirklich so, wie die Väter der Gesellschaft Jesu sagen, so könnten Euere Paternität ihn durchaus nicht aufnehmen. Wenn der Graf de Tendilla nach Rom reist oder wenn er auch diese Reise unterlässt und man seinen Bericht sieht, den er dorthin sendet, so glaube ich gewiss, dass Carillo die Erlaubnis erhalten wird.

Ich habe mich über die gute Nachricht von der Reise des Grafen nach Rom sehr gefreut; denn jetzt können unsere Patres mit ihm reisen. Der Herr leite diese Angelegenheit und erhalte mir Euere Paternität!

Ich weiß nun nicht, ob ich auf all Ihre Fragen geantwortet habe; aber ich habe jetzt keine Zeit mehr. Doch, ist der Brief etwa allzu kurz ausgefallen für eine Person, die keine Zeit hat? Alle Schwestern empfehlen sich Ihnen angelegentlich; sie haben sich über die Ämter, die Sie ihnen übertragen haben, sehr gefreut. Doña Guiomar habe ich nicht gesehen; sie kommt nur selten zu uns, da sie sehr leidend ist.

Heute ist der 2. März.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin und wahre Tochter. - Ja, Ihre wahre Tochter; aber wie wenig bin ich es in den Augen gewisser Väter! -

Theresia von Jesu

Es tut mir recht leid, dass Pater Mariano so von Kräften gekommen ist. Sorgen Sie dafür, dass er kräftige Nahrung zu sich nimmt und sich in keiner Weise um die Reise nach Rom kümmert; denn an seiner Gesundheit ist mehr gelegen. O wie lange zögert doch Ihre Schwester, um hierher zu kommen! Wie sehnsüchtig wird sie erwartet! Meine kleine Elisabeth befindet sich, wie man mir schreibt, ganz wohl.

220. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, im März 1578

Die Festigkeit im Urteil der Heiligen.

Warum wollen Sie, dass ich diese meine Ansicht aufgebe? Wenn Sie mir bewiesen haben, dass ich Gott beleidige, wenn ich ihr folge, werde ich sie aufgeben; wenn nicht, dann vermögen mich alle Drohungen und alle Bemühungen der Welt nicht zu erschüttern.

221. Brief - An Rochus de Huerta in Madrid

Ávila, am 9. März 1578

Prüfungen der Karmelitinnen im Kloster der Menschwerdung. Jesus sei allezeit mit Ihnen! Amen.

Morgen, Montag, wird es acht Tage, dass ich Ihnen durch einen Fuhrmann von hier einen Brief übersandt habe, worin ich Ihnen über die Heldentaten des Paters Provinzials Madaleno Nachricht gab. Zugleich übersandte ich Ihnen eine Abschrift der [königlichen] Verfügung und Kundgebung, die ihm zugestellt wurde. Ich habe bis jetzt noch nicht erfahren, ob Sie dies alles erhalten haben. Ich wünschte sehr, dass Sie mir darüber Nachricht geben würden, da ich deshalb sehr besorgt bin. Was nachher geschehen ist, erfahren Sie aus beiliegenden Billetten. Mit diesen Nonnen habe ich innigstes Mitleid. Mein Schmerz ist so groß, dass ich es nicht sagen kann. Gott muss sie innig lieben, da er ihnen so viele und so lang andauernde Leiden zuschickt.

Seit zehn Tagen weilen der Pater Provinzial und Pater Waldemar hier; und während dieser ganzen Zeit haben sie alles mögliche aufgeboten, um die Nonnen durch Drohungen einzuschüchtern und Leute zu gewinnen, die ihnen nahelegen mussten, welche Strafen sie zu gewärtigen hätten, wenn sie ungehorsam wären und nicht so abstimmen würden, dass dadurch ihre frühere Wahl und die an das Königliche Ratskollegium eingesandte und von ihnen unterzeichnete Klageschrift hinfällig gemacht werde. Eben jetzt, da der Provinzial alles durchgesetzt hat, was er gewollt, beeilt er sich sehr, an den Hof zu kommen, um, wie man sagt, dem Königlichen Ratskollegium die von den Nonnen unterzeichnete Neuwahl vorzulegen. Ich bitte Sie um der Liebe willen, wenden Sie alles auf, damit die Wahrheit ans Licht kommt und man zur Einsicht gelangt, dass alles erzwungen ist! Es wäre das eine große Wohltat für diese armen Nonnen, damit die Mitglieder des Königlichen Ratskollegiums nicht die Ansicht bekommen, als beruhten die Berichte jener Patres auf Wahrheit, während doch alles nur Tyrannei gewesen ist. Zeigen Sie auch dem Herrn Padilla beiliegende Billette, wenn er Einsicht davon nehmen kann. Pater Madaleno hat für ganz gewiss behauptet, er sei im Besitze eines königlichen Auftrages, um sich Ihrer Person zu bemächtigen, wenn er Sie in Ávila antreffe. Er sei schon zwei Meilen von Madrid entfernt gewesen, als man ihn zurückberufen und ihm diesen Auftrag erteilt habe. Auch besitze Pater Tostado, so behauptet er, volle Gewalt über die Beschuhten und Unbeschuhten, und er habe den Pater Johannes vom Kreuz nach Rom geschickt. Möge Gott, der alles vermag, diesen Pater aus seinen Händen befreien! Ihnen aber verleihe er seine heilige Gnade!

Heute ist der 9. März.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

Nochmals bitte ich Sie um der Liebe Gottes willen, sorgen Sie ja doch recht bald dafür, dass die Herren des Königlichen Ratskollegiums von dem gewaltsamen Vorgehen dieser Patres gegen die Nonnen Kenntnis erhalten! Das wird für diese Angelegenheit von großer Bedeutung sein. Ach, es findet sich niemand, dem die Leiden dieser Märtyrinnen zu Herzen gehen! Schon drei Tage sind vorüber, seitdem dieser Brief geschrieben wurde, und noch immer quält dieser Provinzial die Nonnen. Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Rochus de Huerta, königlicher Oberforstmeister.

222. Brief - An Pater Hieronymus Gracián von der Mutter Gottes

Ávila, am 11. März 1578

Verfolgung der Nonnen im Kloster der Menschwerdung. Not und Bedrängnisse einiger Klöster der Reform.

Jesus sei mit meinem Vater und befreie ihn von diesen Ägyptern! Ich versichere Sie, dass mich das Verfahren dieser Beschuhten mit den armen Nonnen entsetzt. Ich habe sie zu bewegen gesucht, sich zu unterwerfen, da das Ärgernis schon einen hohen Grad erreicht hatte. Dies hielten viele andere, besonders die Dominikaner, in diesem Falle für das beste. Es ist mir nämlich der Verdacht gekommen, dass diese Beschuhten einander unterstützen, um mit vereinten Kräften die Reform dieses Klosters hintanzuhalten; ich war wirklich schon müde, ihr arges Lärmen und Geschrei zu hören. Diese Nonnen hatten in der Tat schon lange zu leiden gehabt. Dennoch aber würden sie, wie ich glaube, nicht nachgegeben haben, wenn ich ihnen nicht den Rat übersandt hätte, sich zu unterwerfen mit dem Hinweis darauf, dass sie dadurch ihre gerechte Sache keineswegs schädigen würden.

Seitdem die unbeschuhten Väter nicht mehr hier sind, ist die Angelegenheit der Nonnen wenig gefördert worden. Ich habe auch in der Tat an Rochus und an Padilla geschrieben, dass es nicht nötig sei, diese Angelegenheit beim Königlichen Ratskollegium zu beschleunigen, wenn die Sache der Unbeschuhten keine gute Wendung nehmen und die Beschuhten Visitatoren bleiben sollten; denn in diesem Falle hielte ich es für töricht, mich als Priorin in das Kloster zu begeben, selbst wenn der Prozess für die Nonnen gut ausgehen würde; andererseits schien es mir wieder sehr unrecht, dieses Amt nicht anzutreten und die Nonnen im Stiche zu lassen, nachdem sie meinetwegen so vieles ausgestanden hatten. Immerhin werde ich mich, wie ich glaube, nicht weigern können, wenn auch nach meiner Ansicht die Angelegenheit keinen guten Ausgang nimmt, falls der Herr diesen Seelen nicht irgendwie zu Hilfe kommt. Ich habe großes Mitleid mit ihnen; denn sie sind sehr betrübt, wie Sie aus beiliegenden Zetteln ersehen können.

Senden Sie doch um der Liebe willen diese Zettel an Pater Germanus, damit er diese Nonnen Gott empfehle! Es ist ein Glück, dass dieser Pater wieder in Freiheit gesetzt wurde. Aber die Leiden des Paters Johannes vom Kreuz gehen mir sehr zu Herzen. Wenn sie nur nicht wieder eine neue Verleumdung gegen ihn erheben! Gott verfährt doch recht schrecklich mit seinen Freunden; allein er tut ihnen in Wahrheit nicht unrecht, weil er ebenso auch mit seinem Sohne verfahren ist.

Lesen doch Euere Paternität den beiliegenden Brief, den mir ein Edelmann von CiudadRodrigo gebracht. Er kam zu keinem anderen Zweck, als um die Angelegenheit jener Nonne zu betreiben, von der er viel Lobenswertes berichtet. Wenn dies wirklich so ist, so wäre sie ein großer Gewinn für uns. Sie bringt vierhundert Dukaten mit und noch dazu eine bedeutende Ausstattung. Die Schwestern in Alba ersuchen mich, ihnen eine Nonne zu senden. Diese Postulantin wünscht in das Kloster Salamanka zu kommen; sie wird aber auch ins Kloster zu Alba eintreten, obwohl man sie in Salamanka notwendiger brauchen würde, da durch ihre Mitgift dem schlechten Zustand des Klosters abgeholfen werden könnte. Sie kann nur da eintreten, wohin Euere Paternität sie senden. Ich verspreche Ihnen, dass ich sie dazu bestimmen werde. Sie scheint mir für beide Häuser tauglich zu sein.

Ins hiesige Kloster zu Ávila wollen auch zwei Kandidatinnen aus Burgos eintreten, die, wie man sagt, sehr tugendhaft sein sollen; sie bringen fünfzehnhundert Dukaten mit. Diese Aussteuer wäre sehr notwendig für die Erweiterung des Klosters und für den Bau der Klostermauer. Käme noch eine Nonne mit solcher Aussteuer, so könnte man alles vollenden! Wollen Euere Paternität die Erlaubnis zur Aufnahme geben!

Sehen Sie doch auf den Lärm, den die Gesellschaft Jesu wegen der Schwester der Priorin von Veas in Szene setzt! Ich habe der Priorin von Malagón sagen lassen, sie möge sich erkundigen. Hier werden Sie sehen, was man sagt, und man muss noch viel mehr wissen. Überlegen darum Euere Paternität, was zu tun ist; denn ich versichere Sie, diese Naturanlage bleibt immer dieselbe. Wenn auch Anna von Jesu sie nur zwei oder dreimal gesehen hat, so muss man doch alles berichtet haben. Ich habe ihr so geantwortet, wie wenn ich schon alles gewusst hätte, was ich setzt weiß. Im Drange der Verhältnisse hat, wie ich sah, weder der Bruder noch die Schwester mit ihr geredet. Der Bruder ist nämlich ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, und da ist es mir leicht erklärlich, dass alle zusammenhelfen.

Es fällt mir sehr schwer, dass ich schon so lange nicht mehr bei Euerer Paternität beichten kann. Denn hier finde ich das nicht, was ich in Toledo hatte; und das ist eine große Prüfung für mich. - So weit schrieb ich gestern; heute erzählt man mir, mit welch großer Ungerechtigkeit die Beschuhten gegen die Nonnen des Klosters der Menschwerdung vorgehen; es ist dies wirklich zum Erbarmen. Einige Nonnen des Klosters zum heiligen Joseph sind, wie mir scheint, in Furcht, sie möchten in die Hände dieser Menschen fallen, und ich wundere mich nicht, dass sie dies befürchten; denn es ist Grund dazu vorhanden. Möge Gott ihnen zu Hilfe kommen und Euere Paternität erhalten! Es ist jetzt schon spät in der Nacht, und morgen früh wird der Bote abgehen.

Heute ist der 11. März.

Euerer Paternität unwürdige Dienerin

Theresia von Jesu

223. Brief - An Ludwig de Cepeda in Torrijos

Ávila, in der Fastenzeit 1578

Nachrichten über ihre Gesundheit und über den Tod einer Dame aus der Familie dieses Verwandten.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!

Gott hat es gnädig gefügt, dass ich doch meinen rechten Arm nicht gebrochen habe, und so bin ich noch imstande, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Jetzt geht es, Gott sei Dank, wieder besser, und ich kann die Fasten halten. Bei den Erquickungen, die Sie mir immer zusenden, wird sich’s leicht ertragen lassen. Unser Herr vergelte es Ihnen! Sie senden sie zwar nur mir, allein die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus trägt eine so innige Liebe zu mir, dass Sie ihr noch mehr Freude bereiten als mir. Es ist für mich ein großer Trost, in ihrer Umgebung zu sein, denn sie kommt mir vor wie ein Engel. Dass Sie und die dortigen Damen wohl sind, ist für mich ebenso sehr tröstlich; ich küsse ihnen vielmals die Hand und empfehle diese sowie auch Sie recht oft unserem Herrn.

Der Tod dieser Dame, von der Sie sprechen, hat mich recht tief geschmerzt. Kurz zuvor hatte ich dem Don Teutonio Glück gewünscht zu ihrer Vermählung; ich antwortete ihm nämlich auf einen seiner Briefe, da ich ihm sehr verpflichtet bin. Über diese Herrschaften kommen doch so schwere Prüfungen! Da zeigt es sich klar, dass sie [wahre] Diener Gottes sind; denn Leiden sind das kostbarste Geschenk, das Gott uns auf dieser Erde geben kann. Wenn dieses ohnehin so kurze Leben überhaupt zu etwas nütze ist, so ist es, damit wir uns dadurch das ewige Leben erwerben. Ich preise unseren Herrn, dass Sie nicht unbekümmert um dieses ewige Leben sind, und bitte Sie sowie die dortigen Damen, dass Sie immer in dieser Gesinnung verharren. Don Laurentius de Cepeda empfiehlt sich jenen und auch Ihnen vielmals.

Ihre unwürdige Dienerin

Theresia von Jesus

224. Brief - An Pater Hieronymus Gracián

Ávila, im März 1578

Erhabenheit des Begriffes, den Pater Gracián über unsern Herrn hat.

Der Begriff, den Paulus von der Größe Josephs zu haben vorgibt, ist erhaben; aber trotzdem gibt es in den Werken, die man zu seiner Ehre vollbringt, eine größere oder geringere Vollkommenheit. Es hängt dies von der rechten Meinung ab, von der wir nicht immer einen genauen Begriff haben. Darum muss man bei diesen Gunstbezeigungen mit derselben Vorsicht zu Werke gehen wie überall und auf sich selber wenig vertrauen.

Wie wird doch mein Vater über diese meine Torheiten lachen! Er wird glauben, dass ich immer an Paulus denke. Da Sie jedoch bei Ihren anderen Sorgen meine Vorstellungen vergessen könnten, darum halte ich es für gut, sie hier zu wiederholen; wenigstens schadet es nichts.

225. Brief - An Doña Maria de Mendoza in Valladolid

Ávila, am 26. März 1578

Beileid beim Tode einer ihrer Verwandten und bei anderen Heimsuchungen.

Jhs

Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Durchlauchtigsten Gnaden und verleihe Ihnen die notwendigen Kräfte zur Ertragung so großer Prüfungen!

Es war dies in der Tat ein harter Schlag, und der Schmerz, den Sie darüber empfinden, verursacht mir tiefes Herzeleid. Indessen bestärken mich die Gnaden, die Ihnen der Herr schon erwiesen hat, im Vertrauen, dass er nicht unterlassen wird, Sie inmitten dieser Trübsal zu trösten und Ihrem Gedächtnisse all die Leiden vorzuführen, die unser Herr und seine glorreiche Mutter in dieser heiligen Zeit erduldet haben. Würden wir, wie es billig ist, diese Leiden mitfühlen, so könnten wir alle Widerwärtigkeiten des Lebens leicht ertragen.

Ich wünsche recht sehr, da zu sein, wo es mir möglich wäre, Euerer Gnaden Gesellschaft zu leisten und Ihren Schmerz mittragen zu helfen, wenn ich auch hier großen Anteil daran nehme. Ich fand keinen anderen Trost, als dass ich den heiligen Joseph und unseren Herrn bat, Ihnen beizustehen. Auch haben wir nicht unterlassen, anderweitige Gebete für Euere Gnaden und jene heilige Seele zu verrichten, und ich hoffe zu unserem Herrn, dass er sie bereits zu seiner Anschauung zugelassen hat, da er sie aus dieser Welt nehmen wollte, ehe sie noch deren Eitelkeit besser kennenlernte. Geht doch alles so schnell vorüber, dass wir, wenn unsere Vernunft klar sehen und erkennen würde, unmöglich über jene trauern könnten, die dahingeschieden sind, um Gott zu schauen; wir müssten im Gegenteil uns freuen über das ihnen zuteil gewordene Glück.

Auch der Graf hat mein Bedauern im hohen Grade erregt, wenn ich das allein betrachte, was wir vor Augen haben. Allein die Gerichte Gottes sind erhaben, und seine Geheimnisse können wir nicht ergründen. Vielleicht ist es zu seinem ewigen Heile, dass er jetzt seiner Stellung beraubt ist. Nach meinem Dafürhalten wendet der Herr für alle Ihre Angelegenheiten besondere Sorgfalt auf; denn er ist ein sehr treuer Freund. Haben wir darum Vertrauen zu ihm, dass er das im Auge gehabt hat, was den Seelen ersprießlich ist; an allem anderen aber ist im Vergleich mit diesem wenig gelegen. Das ewige Heil und das ewige Weh ist es, was bei uns in die Waagschale fällt. Darum bitte ich Euere Gnaden um der Liebe unseres Herrn willen, nicht an das zu denken, was Ihnen Schmerz verursacht, sondern nur an das, was seiner Natur nach Ihnen Trost bereiten kann. Auf diese Weise gewinnt man viel, während man im Gegenteil verlieren würde. Auch könnten Sie Ihrer Gesundheit schaden, auf die zu achten Sie schon deshalb verpflichtet sind, weil für uns alle daran so viel gelegen ist. Gott schenke sie Ihnen viele Jahre lang, wie wir ihn alle darum bitten!

Die hiesigen Schwestern und die Mutter Priorin lassen Sie ehrerbietigst grüßen; ich entbiete meine Grüße der Doña Beatrix. Heute ist Mittwoch in der Karwoche.

Ich habe Ihnen deshalb nicht früher geschrieben, weil ich mir dachte, Euere Gnaden würden [infolge Ihres Schmerzgefühles] keine Lust haben, Briefe zu lesen.

Euerer Durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene

Theresia von Jesu

Anschrift: An die Durchlauchtigste Herrin Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin in Valladolid.

226. Brief - An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Ávila, am 28. März 1578

Einige Aufträge an diese Priorin und Verhaltungsmaßregeln in Bezug auf die Leitung des Klosters.

Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter, und verleihe Ihnen und allen Ihren Töchtern so gute Osterfeiertage, wie ich ihn darum bitte! Es war für mich ein großer Trost, zu erfahren, dass Sie alle gesund sind. Mein Befinden ist wie gewöhnlich; mit meinem Arm steht es sehr schlimm und mit meinem Kopfleiden ebenso; ich weiß selbst nicht, welches Offizium man betet. Dieser Zustand muss wohl für mich der beste sein.

Es wäre ein großer Trost für mich, so viel Gesundheit zu haben, um Ihnen einen langen Brief schreiben und Ihnen und allen Ihren Töchtern die Beweise meiner innigsten Liebe entgegenbringen zu können. Grüßen Sie mir alle aufs beste, besonders die Schwester [Elisabeth] vom heiligen Franziskus, deren Briefe uns sehr große Freude bereiteten. Glauben Sie es mir, die Zeit, während der sie Priorin war, hat sie ermutigt, sich öffentlich zu zeigen. O mein Jesus, welch eine Vereinsamung ist es für mich, so weit von Ihnen entfernt zu sein! Möge uns Gott alle in jener Ewigkeit vereinigen! Dieser Gedanke tröstet mich, wenn ich sehe, dass alles hienieden sobald zu Ende geht.

Ihre Bemerkung betreffs der Fehler, die Sie an den Schwestern des Paters Bartholomäus gewahren, finde ich für sehr gut. Könnte man auch mit ihrer Aussteuer das Haus vollständig bezahlen, so blieben sie doch für das Kloster eine unerträgliche Last. Wenn es ihnen an Verstand fehlt, so nehmen Sie dieselben für keinen Fall auf! Es wäre dies ein Verstoß gegen die Satzungen, und dieses Übel ist unheilbar. Die andere Kandidatin, von der Sie sprechen, ist noch zu jung, da sie erst dreizehn Jahre alt ist; in diesem Alter sind die Mädchen allzusehr veränderlich. Sehen Sie selbst, was zu tun ist! Seien Sie überzeugt, dass ich in allem nur das Wohl des Klosters im Auge habe.

Damit ich es nicht vergesse, will ich hier bemerken, dass es mir nicht lieb ist, wenn die Schwestern aufzeichnen, was sie im Gebete erfahren. Es führt das zu vielen Missständen, über die ich mit Ihnen sprechen möchte. Seien Sie überzeugt, wenn dies auch nichts anderes wäre als Zeitverlust, so würde es schon genügen; allein die Seele wird dadurch auch in der Freiheit des Geistes gehemmt. Es können dabei vielerlei Vorspiegelungen zutage treten. Wenn ich mich daran erinnere, werde ich mit unserem Vater darüber sprechen; sollte ich es aber vergessen, so reden Sie mit ihm! Sind es Dinge von Bedeutung, die man im Gebete erfährt, so vergißt man sie niemals; vergißt man sie aber doch, so ist es nicht mehr notwendig, davon zu sprechen. Wenn die Schwestern unseren Vater sehen, so wird es genügen, ihm das zu sagen, woran sie sich erinnern. Sie wandeln, soweit ich es erkenne, auf sicherem Wege; und wenn ihnen etwas nachteilig sein kann, so ist der Grund der, weil sie zuviel Gewicht auf das legen, was sie im Gebete schauen oder vernehmen. Haben die Schwestern nur Gewissensskrupel, so können sie diese Euerer Ehrwürden eröffnen; denn ich halte Sie für eine Oberin, der Gott die notwendige Erleuchtung zur Leitung der Nonnen geben wird, vorausgesetzt, dass sie Vertrauen zu Ihnen haben. Ich kenne die Nachteile, die das Nachsinnen über das, was man aufschreiben will, mit sich bringt, und weiß, was der Teufel alles vorspiegeln kann. Darum bin ich so entschieden dagegen. Kommt etwas sehr Wichtiges vor, so können Euere Ehrwürden selbst es aufschreiben, ohne dass die Schwestern es erfahren. Hätte ich auf die Mitteilungen der Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus etwas gegeben, so wäre ich mit ihr niemals fertig geworden. Wenn mir auch einiges von dem, was sie mir mitteilte, gewiss erschien, so ging ich doch nicht weiter darauf ein. Glauben Sie es mir, das beste ist, den Herrn zu lobpreisen für das, was er gibt, und demütig zu sein, wenn er seine Gunstbezeigungen zurückzieht; dann wird die Seele gewiss daraus Nutzen ziehen.

Was Sie mir von der Schwester vom heiligen Elias berichten, ist gut; da ich aber nicht so gelehrt bin wie sie, so weiß ich nicht, was diese Assyrier bedeuten, von denen sie spricht. Empfehlen Sie mich ihr vielmals, denn ich habe sie sehr gern; ebenso der Beatrix und ihrer Mutter. Ich habe eine große Freude, wenn Sie mir von dieser erzählen und von allen Schwestern Gutes berichten. Gott verzeihe diesen Brüdern, die uns solche Leiden bereiten! Es ist nicht notwendig, dass Sie in Sevilla alles glauben, was man über unsere Angelegenheiten sagt; denn hier gibt man uns bessere Hoffnungen. Wir freuen uns dessen, wenn auch im Dunkel, wie die Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus sagt.

Nebst den Schmerzen meines Armes habe ich seit einigen Tagen wieder bedeutendes Herzleiden. Senden Sie mir etwas Orangenblütenwasser, aber sorgen Sie dafür, dass das Gefäß, in dem Sie es schicken, auf dem Wege nicht zerbricht. Weil ich dies befürchtete, habe ich nicht schon früher darum gebeten. Das Engelwasser war so kostbar, dass ich Bedenken trug, es für mich zu benützen; ich verwendete es deshalb für die Kirche, und hier hat es zur Verherrlichung des Festes des glorreichen heiligen Joseph gedient.

Wollen Sie, bitte, dem Prior de las Cuevas meine herzlichsten Grüße entrichten; denn ich trage eine große Liebe zu diesem heiligen Mann. Grüßen Sie mir ebenso den Pater García Alvarez und meine Gabriela, [sicher hat auch unsere Mutter einen Grund, sie »ihre« Gabriela zu nennen]. Da könnte fast Eifersucht entstehen, wenn unsere Liebe nicht derart wäre, dass wir sie im Herrn liebten, und wenn wir nicht wüßten, dass alle Liebe die wir Euerer Ehrwürden und Ihren Töchtern erzeigen, gut angewendet ist. Aber wo denkt denn die Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus hin, wenn sie sich Mühe gibt, uns darüber aufzuklären? Wäre diese auch zu keinem anderen Zwecke nach Sevilla gekommen, als um Euere Ehrwürden und alle dortigen Schwestern bis in die Wolken zu erheben, so hätte sie ihre Aufgabe vollkommen gelöst. Übrigens werden Sie, meine Mutter, wo Sie sich auch immer befinden, durch Ihre eigene Tugend gelobt. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen so viele Fähigkeiten und dazu die Gnade verliehen hat, sie gut anzuwenden!

Ich empfehle mich dem Gebete der Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus - mehr vermag ich nicht - sowie dem Gebete aller anderen Nonnen, insbesondere der Schwester vom heiligen Hieronymus. Theresia empfiehlt sich dem Gebete Euerer Ehrwürden. Der Herr Laurentius de Cepeda befindet sich wohl. Gebe Gott, dass Sie, meine Mutter, diesen Brief lesen können! Denn der Schreibapparat ist schlecht, und überdies hatte ich große Eile. Welche Mühe werden Sie dabei haben!

Heute ist Karfreitag.

Senden Sie mir von dem Orangenblütenwasser vorerst nur ganz wenig; ich will erst sehen, wie es ankommt.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

»Das Folgende schreibt die Sekretärin Elisabeth vom heiligen Paulus, Ihre und des ganzen Klosters Dienerin. Eben erinnere ich mich, meine Mutter, gehört zu haben, dass Sie in Sevilla sehr große und schöne Bilder auf Papier haben, die Julian de Ávila sehr lobte. Unsere Mutter sagt mir, ich sollte Euere Ehrwürden um ein Bild des heiligen Paulus bitten. Senden Sie mir also ein recht hübsches und verzeihen Sie mir diese Freiheit! Dieses Bild soll aber derart sein, dass sein Anblick mir Freude macht.«

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