Subjekt der Liturgie

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Schreiben
Subjekt der Liturgie
unseres Heiligen Vaters

Benedikt XVI.
An den verehrten Bruder Zenon KardinaI Grocholewski, Großkanzler des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik
Die Kirche ist das authentische Subjekt der Liturgie
13. Mai 2011

(Quelle: Osservatore Romano 17. Juni 2011, S. 8; Orig. ital. O.R. 1.6.2011)

Allgemeiner Hinweis: Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [1] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der Libreria Editrice Vaticana vom 21. Januar 2008).


Einhundert Jahre sind vergangen, seit mein heiliger Vorgdnger Pius X. die "Hochschule für Sakrale Musik" gegründet hat die ungelähr zwei Jahrzehnte später von Papst Pius XI. zum Päpstlichen Institut erhoben wurde. Dieses wichtige Jubiläum ist nicht nur für alle Liebhaber der Kirchenmusik ein Anlaß zut Freude, sondern allgemein für ail diejenigen, denen - angefangen natürlich bei den Hirten der Kirche - die würdevolle Feier der Liturgie am Herzen liegt deren integrierender Bestandteil der gottesdienstliche Gesang ist (vgl. II. Vat. Konzil, Konstitution Sacrosanctum concilium, 112). Deshalb ist es mir eine besondere Freude, meiner Gratulation zum Erreichen dieses Zieles Ausdruck zu verleihen und Sie, verehrter Mitbruder, den Dekan und die gesamte Gemeinschaft des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik von Herzen zu beglückwünschen.

Dieses Institut, das dem Heiligen Stuhl unterstellt ist, ist Teil der einzigartigen akademischen Landschaft der römischen Päpstlichen Universitäten. In besonderer Weise ist es mit der Hochschule "Sant' Anselmo" und dem Benediktinerorden verbunden, was auch durch die Tatsache bezeugt wird, dass der Lehrbetrieb 1983 in die Abtei "San Girolamo in Urbe" verlegt wurde, während der Rechtssitz am historischen Ort bei "Sant´Apollinare verblieb.

Anlässlich des 100. Jubiläums gehen die Gedanken zu all jenen - und nur der Herr kennt sie vollkommen -, die in irgend einer Weise zunächst an der Aktivität der Hochschule und dann des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik mitgewirkt haben: von den Oberen, die sich in der Leitung abgewechselt haben, über den Lehrkörper bis hin zu den Generationen von Studenten. Der Dank an Gott für die Gaben, die er so zahlreich geschenkt hat wird begleitet von der Anerkennung für das, was jeder von ihnen der Kirche gegeben hat, indem er die Kunst der Musik im Dienst Gottes pflegte.

Um Identität und Sendung des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik klar herauszustellen, muss man daran erinnern, dass der heilige Papst Pius X. dieses Institut gegründet hat nachdem er acht Jahre zuvor, am 22. November 1903, das Motu proprio Tra le sottecitudini erlassen hatte, mit dem er eine grundlegende Reform im Bereich der Kirchenmusik durchftihrte, wobei er sich auf die goße Tradition der Kirche bezog, gegen den Einfluss der weltlichen, vor allem der Opernmusik. Diese Intervention des Lehramtes brauchte zur Umsetzung in der Gesamtkirche ein Zentrum für Studium und Lehre, das in der Lage sein sollte, die vom Papst vorgegebenen Richtlinien treu und qualifiziert zu vermitteln, entsprechend der authentischen und ruhmreichen Tradition, die auf den heiligen Gregor den Großen zurückgeht. Im Lauf der letzen 100 Jahre hat sich daher diese Einrichtung die lehrmäßigen und pastoralen Inhalte der päpstlichen Dokumente wie auch die die Kirchenmusik befeffenden Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils zu eigen gemacht, hat sie ausgearbeitet und weitervermittelt, damit sie das Wirken der Komponisten, Chorleiter, Liturgiewissenschaftler, Musiker und alle Ausbilder in diesem Bereich erleuchten und leiten.

In diesem Zusammenhang möchte ich einen grundlegenden Aspekt der mir besonders am Herzen liegt hervorheben: dass nlirnlich - auch bei einer selbstverständlichen Entfaltung - im Lehramt über die Litugische Musik vom hl. Pius X. bis heute eine grundlegende Kontinuität festzustellen ist. Insbesondere Paul VI. und Johannes Paul II. wollten im Licht der Konzilskonstitution Sacrosanctum Conclltum erneut das Ziel der Kirchenmusik unterstreichen: "die Ehre Gottes und die Heiligung der Gläubigen" (Nr. 1 12) sowie die grundlegenden Kriterien der Tradition, die ich nur kurz nennen will: den Geist des Gebetes, Sinn für Würde und Schönheit; die vollkommene Treue zu den liturgischen Texten und Handlungen; die tätige Teilnahme der Gemeinde und schließlich die legitime Anpassung an die örtliche Kultur unter gleichzeitiger Beibehaltung der Universalität der Ausdrucksweise; die Vorrangstellung des Gregorianischen Chorals als oberstes Modell der Kirchenmusik und die weise Nutzung anderer Ausdrucksformen, die Teil des historisch-liturgischen Erbes der Kirche sind, insbesondere, aber nicht nur, der Mehrstimmigkeit; die Bedeutung der schola cantorum vor allem in den Kathedralkirchen.

Das sind wichtige Kriterien, die auch heute gewissenhaft zu berücksichtigen sind. Denn zuweiien wurden diese Elemente, die in der Konstitution Sacrosanctum concilium zu finden sind - wie der hohe Wert des großen Schatzes der Kirchenmusik oder die Universalität als Merkmal des Gregorianischen Gesangs -, als Ausdrucksformen einer der Vergangenheit ansehörenden Auffassung angesehen, die es zu überwinden oder beiseite zulegen gelte, weil sie die Freiheit und Kreativität des einzelnen und der Gemeinde einschränkten. Aber wir müssen uns stets erneut fragen: Wer ist das authentische Subjekt der Liturgie? Die Antwort ist einfach: die Kirche. Nicht der einzelne oder eine Gruppe feiert die Liturgie, sonder sie ist primär Handeln Gottes durch die Kirche, die ihre Geschichte, ihre reiche Tradition und ihre Kreativität hat. Die Lirurgie und folglich auch die Kiichenmusik lebt von einer korrekten und ständigen Beziehung zwischen "sana traditio" und "legitima progressio", wobei immer zu berücksichtigen ist, dass diese beiden Begriffe - die die Konzilsväter klar hervorgehoben haben - einander ergänzen, denn "die Tradition ist eine lebendige Wirklichkeit und schließt daher in sich das Prinzip der Entwicklung, des Fortschritts ein" (Ansprache an die Mitglieder des Päpstlichen Liturgischen Instituts, 6. Mai 2011, in O.R. dt., Nr. 20, 20.5.2011, S. 16).

All dies, verehrter Mitbruder, ist im Leben und Arbeiten des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik sozusagen "täglich Brot". Auf der Grundlage dieser soliden und sicheren Elemente, zu denen eine mittlerweile hundertjährige Erfahrung kommt, ermutige ich euch, mit neuem Elan und Einsatz euren Dienst in der beruflichen Ausbildung der Studenten fortzusetzen, damit sie hohe professionelle Kompetenz in den verschiedenen Disziplinen der Kirchenmusik erwerben mögen.

So wird dieses lnstitut weiterhin einen bedeutenden Beitrag leisten können zur Ausbildung der Hirten und Laiengläubigen in den verschiedenen Teilkirchen auf diesem Gebiet und so auch ein angemessenes Unterscheidungsvermögen hinsichtlich der Qualität der in den Liturgiefeiern verwendeten musikalischen Kompositionen fördern. Im Hinblick auf diese wichtigen Ziele könnt ihr auf meine beständige fürsorgliche Aufmerksamkeit zählen, verbunden mit einem besonderen Gedenken im Gebet. Ich vertraue diese Ziele der himmlischen Fürsprache der seligsten Jungfrau Maria und der hl. Cäcilia an und erteile mit den besten Wünschen für eine an Früchten reiche Hundertiahrfeier von Herzen Ihnen, dem Dekan, den Dozenten, dem Personal und allen Studenten des Instituts einen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 13. Mai 2011
Benedikt XVI. PP.