Stille Nacht, heilige Nacht

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Jubiläumskarte von 1918

Stille Nacht, heilige Nacht ist ein Weihnachtslied aus Österreich. Weltweit gehört es zu den bekanntesten und beliebtesten geistlichen Liedern und in Österreich gehört es zum immateriellen Kulturgut.

Es steht im Gotteslob unter der Nummer 249.

Texter und Komponist

Der Liedtexter ist Joseph Mohr, Sohn des Musketiers Franz Mohr aus Mariapfarr und seiner Frau Anna Schoiber aus Salzburg, geboren am 11. Dezember 1792 in Salzburg, gestorben am 4. Dezember 1848 in Wagrain im Salzburgkreis, damals Kaisertum Österreich. Durch die finanzielle Unterstützung des Salzburger Domvikars Johann Nepomuk Hiernle, der Mohrs musikalisches Talent schätzte, konnte er zunächst am Akademischen Gymnasium Salzburg und von 1808 bis 1810 am Stiftsgymnasium Kremsmünster des Benediktinerstiftes in Oberösterreich studieren, um schließlich 1811 in Salzburg ein dreijähriges Studium der Theologie zu beginnen. Er wurde 1815 vom Passauer Weihbischof Karl Kajetan zum Priester geweiht. Nach zwei Stellen zur priesterlichen Mithilfe kam er im September 1817 nach Oberndorf bei Salzburg, um den Pfarrprovisor Josef Kessler zu unterstützen.<ref>Harry Beyer: Joseph Mohr. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 31–32.</ref>

Der Schöpfer der Musik des Liedes Stille Nacht ist der Komponist Franz Xaver Gruber, geboren am 25. November 1787 in Unterweitzberg in Hochburg-Ach, gestorben am 7. Juni 1863 in Hallein, damals Kaisertum Österreich. Gruber wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, und sollte das väterliche Weberhandwerk erlernen. Sein Lehrer Andreas Peterlechner erkannte die musikalische Begabung Franz Xavers und überzeugte dessen Vater, ihm eine Ausbildung zum Lehrer zu ermöglichen, die damals auch aus einer intensiven musikalischen Förderung bestand. Bereits 1805 hatte Gruber eine Orgel-Ausbildung beim Stadtorganisten Hartdobler im nahe gelegenen Burghausen begonnen, im folgenden Jahr absolvierte er seine Lehrerausbildung in Ried im Innkreis und legte 1806 dort und in Salzburg seine Prüfungen ab. Um seine finanzielle Lage zu verbessern, übernahm er 1816 von Arnsdorf aus den Kantoren- und Organisten-Dienst in der St. Nikolaus-Kirche zu Oberndorf. Franz Xaver Gruber konnte damit die oft kombinierte Tätigkeit als Lehrer, Organist und Mesner ausüben. 1817 heirate er die Witwe Elisabeth Fischinger, mit der er zwei Kinder hatte.<ref>Friedrich Wilhelm Bautz: Franz Xaver Gruber (Komponist). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 363.</ref>

Entstehung

1818 bat Joseph Mohr den Lehrer Franz Xaver Gruber, für sein bereits 1816 in Mariapfarr verfasstes Gedicht Stille Nacht, heilige Nacht eine passende Melodie zu komponieren. Bei der Christmette am 24. Dezember 1818 in der Sankt-Nikola-Kirche in Oberndorf erklang das Lied erstmals. Franz Xaver Gruber sang es und Joseph Mohr begleitete es mit der Gitarre.

Dass das Lied Stille Nacht bald bekannt wurde, wird dem Orgelbaumeister Karl Mauracher (1789–1844) aus Fügen zugeschrieben. Er reparierte die Orgel der St.-Nikolaus-Kirche in Oberndorf, hörte die Melodie und brachte das Lied nach Fügen. Dort übernahmen es die Geschwister Rainer aus dem dortigen Kirchenchor die es 1819 zur Christmette in Fügen sangen. 1822 trugen es die Rainer-Sänger dem Habsburger Kaiser Franz I. von Österreich und Zar Alexander I. von Russland im Kaiserzimmer im Schloss Fügen vor. Die Rainer-Sänger gaben es an die Geschwister Strasser weiter die es in Leipzig vortrugen. Der Erstdruck des Liedes erfolgte 1833 in Dresden auf einem Flugblatt.

Das älteste erhaltene Autograph von Joseph Mohr wurde im Jahr 1995 in Salzburg wieder aufgefunden. Es ist datiert auf die Zeit um 1823 und stellt das älteste Dokument für die Entstehungsgeschichte des Liedes dar. Es befindet sich heute im Besitz des Salzburger Museumsvereines und wird im Salzburg Museum aufbewahrt. Heute gibt es Übersetzungen des Liedes in mehr als 300 Sprachen und Dialekte.<ref>Stille Nacht, heilige Nacht - Ein Lied geht in die Welt Tiroler Heimatblätter, Zeitschrift für Geschichte, Natur- und Volkskunde, 31. Jahrgang, Jänner - März 1956, S. 1 - 3.</ref>

Rezeption (Auswahl)

  • Max Bruch verwendete die Melodie 1872 in seinem Stück Das Lied von der Glocke, ein Oratorium nach Friedrich Schiller op. 45, Nr. 22 im Terzett Holder Friede.
  • Max Reger komponierte das Klavierstück Weihnachtstraum für Klavier, Fantasie über „Stille Nacht, heilige Nacht“, zwei- bzw. vierhändig.
  • Arthur Honegger schrieb 1953 das Stück Une Cantate de Noël für Chor, Kinderchor, Bariton-Solo, Orgel und Orchester.
  • Bertold Hummel komponierte 1974 das Werk Stille Nacht – 3 Variationen und ein Nachsatz aus der Ferne für Sprecher und 8-stimmig gemischten Chor a cappella.
  • Alfred Schnittke schrieb 1978 ein Kammermusikwerk über Stille Nacht für Violine und Klavier.
  • Krzysztof Penderecki verwendete das Motiv in seiner 2. Sinfonie, der Weihnachtssinfonie für Orchester, entstanden in den Kahren 1979–1980.

Literatur

  • Hansjakob Becker u. a. (Hrsg.): Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-48094-2.
  • Franz Xaver Erni, Heinz Alexander Erni: Stille Nacht, Heilige Nacht. Die schönsten Weihnachtslieder. Herder, Freiburg 2002, ISBN 3-451-27859-6.
  • Friedrich Haarhaus: Stille Nacht, Heilige Nacht: Wissenswertes zu den schönsten Advents- und Weihnachtsliedern. St. Benno-Verlag, Leipzig 2005, ISBN 3-7462-1872-1.
  • Wolfgang Herbst: Stille Nacht, heilige Nacht. Die Erfolgsgeschichte eines Weihnachtsliedes. Atlantis Musikbuch, Zürich/Mainz 2002, ISBN 3-254-00261-X.
  • Ernst Hintermaier (Hrsg.): Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Die autographen Fassungen und die zeitgenössischen Überlieferungen, Denkmäler der Musik in Salzburg, Einzelausgaben, Heft 4. Comes, Bad Reichenhall 1987, ISBN 3-88820-004-0.
  • Thomas Hochradner, Gerhard Walterskirchen (Hrsg.): 175 Jahre „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Symposiumsbericht, Veröffentlichungen zur Salzburger Musikgeschichte 5. Selke, Salzburg 1994, ISBN 3-901353-09-7.
  • Thomas Hochradner (Hrsg.): "Stille Nacht! Heilige Nacht!" zwischen Nostalgie und Realität. Joseph Mohr – Franz Xaver Gruber – Ihre Zeit, Salzburg Studien. Forschungen zu Geschichte, Kunst und Kultur, 4. Band zum Joseph Mohr Symposium 1999 Wagrain. Freunde der Salzburger Geschichte, Salzburg 2002, ISBN 3-9500712-7-X.
  • Thomas Hochradner (Hrsg.): Stille Nacht. Die Autographen von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber. Strube, München 2008, ISBN 978-3-89912-119-3.

Weblinks

Anmerkungen

<references />