Sedisvakantismus: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
K
K
Zeile 11: Zeile 11:
  
 
== Argumentation ==
 
== Argumentation ==
Eine aktuelle Vakanz des Apostolischen Stuhls wird mit den durch das [[Konzil]] vorgenommen Änderungen, die aus Sicht der Sedisvakantisten unvereinbar mit der Lehre der Päpste vor dem Konzil und daher als [[Häresie]]n anzusehen seien. Infolgedessen seien Päpste, die die Lehren des 2. Vatikanischen Konzils verteidigten, somit [[Häretiker]]. Da der Papst laut katholischer Lehre in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbar ist, könne ein Häretiker auf keinen Fall (gültiger) Papst sein. Hierbei berufen sie sich auf die Theorie des ''papa hareticus'' von [[Robert Bellarmin]] oder die Theologie von [[Alfons Maria von Liguori]] sowie Lehren der [[Neuscholastik]], denen zufolge der Papst aufgrund ''absoluter Temerität des Lehramts'' sein Amt infolge einer [[Häresie]] [[ipso facto]] verliere. [[Matthias Joseph Scheeben|Scheeben]] vertrat diese Position ausdrücklich.
+
Eine aktuelle Vakanz des Apostolischen Stuhls wird mit den durch das [[Konzil]] vorgenommen Änderungen, die aus Sicht der Sedisvakantisten unvereinbar mit der Lehre der Päpste vor dem Konzil und daher als [[Häresie]]n anzusehen seien. Infolgedessen seien Päpste, die die Lehren des 2. Vatikanischen Konzils verteidigten, somit [[Häretiker]]. Da der Papst laut katholischer Lehre in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbar ist, könne ein Häretiker auf keinen Fall (gültiger) Papst sein. Hierbei berufen sie sich auf die Theorie des ''papa hareticus'' von [[Robert Bellarmin]] oder die Theologie von [[Alfons Maria von Liguori]] sowie Lehren der [[Neuscholastik]], denen zufolge der Papst aufgrund ''absoluter Temerität des Lehramts'' sein Amt infolge einer [[Häresie]] [[ipso facto]] verliere. [[Matthias Joseph Scheeben|Scheeben]] vertrat diese Position ausdrücklich. Die Begründung der aktuellen Sedisvakanz wird zwar unteschiedlich formuliert, <ref> Vgl. [http://www.arbeitskreis-katholischer-glaube.com/texte/priesterbruderschaft/Muss%20man%20gegenwaertig%20auf%20den%20Zustand%20der%20Sedisvakanz%20schliessen.htm ''Muss man gegenwärtig auf den Zustand der Sedisvakanz schließen?'']  (Stand: 12. Februar 2015). </ref> aber alle Sedisvakantisten befassen sich mit diesem Problem.
  
 
== Verbreitung ==
 
== Verbreitung ==
Zeile 20: Zeile 20:
  
 
Auch wenn die oben aufgezeigte Schlussfolgerung, die zum modernen Sedisvakantismus führt, in sich logisch ist, ist bei manchen derzeitigen Sedisvakantisten die Frage nicht gelöst, wie ein formal gültig gewählter Papst und ein formal korrekt einberufenes Konzil trotz der zugesagten Unfehlbarkeit Häresien lehren könnten und damit ungültig werden könnten. Überwiegend wird diese Frage jedoch von denjenigen Sedisvakantisten, die die Position vertreten, dass die Sedisvakanz ab dem Zweiten Vatikanum beginne, dahingehend beantwortet, dass Papst [[Paul VI.]] mit der (versuchten) Promulgation der Erklärung [[Dignitatis humanae]] konkludent sein Papstamt aufgegeben habe. Dasselbe gelte demzufolge für alle Bischöfe und Kleriker, die ihm folgten.
 
Auch wenn die oben aufgezeigte Schlussfolgerung, die zum modernen Sedisvakantismus führt, in sich logisch ist, ist bei manchen derzeitigen Sedisvakantisten die Frage nicht gelöst, wie ein formal gültig gewählter Papst und ein formal korrekt einberufenes Konzil trotz der zugesagten Unfehlbarkeit Häresien lehren könnten und damit ungültig werden könnten. Überwiegend wird diese Frage jedoch von denjenigen Sedisvakantisten, die die Position vertreten, dass die Sedisvakanz ab dem Zweiten Vatikanum beginne, dahingehend beantwortet, dass Papst [[Paul VI.]] mit der (versuchten) Promulgation der Erklärung [[Dignitatis humanae]] konkludent sein Papstamt aufgegeben habe. Dasselbe gelte demzufolge für alle Bischöfe und Kleriker, die ihm folgten.
 +
 +
== Bekannte Sedisvakantisten ==
 +
* Alois Hundhammer
 +
* Gerd-Klaus Kaltenbrunner <ref> Vgl. [http://jungefreiheit.de/service/archiv/?www.jf-archiv.de/archiv11/201117042238.htm ''Junge Freiheit'', 17/11, 22. April 2011] (Stand: 12. Februar 2015). </ref>
 +
* Reinhard Lauth
 +
* Paul Schoonbroodt
 +
* Wigand Siebel
 +
* Günther Storck
 +
* Pierre Martin Ngô Đình Thục
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
Zeile 29: Zeile 38:
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
 +
* [http://www.sedisvakantisten.de/ www.sedisvakantisten.de]
 
* [http://www.einsicht-online.org/ ''Die Einsicht'']
 
* [http://www.einsicht-online.org/ ''Die Einsicht'']
 
* [http://kirche-und-sedisvakantismus.org/ ''Katholische Kirche und Sedisvakantismus'']
 
* [http://kirche-und-sedisvakantismus.org/ ''Katholische Kirche und Sedisvakantismus'']

Version vom 12. Februar 2015, 16:36 Uhr

Als Sedisvakantismus (lateinisch: "Lehre vom leeren Stuhl Petri") oder Sedisvakanzthese bezeichnet man die theologische Position, dass der päpstliche Stuhl derzeit vakant bzw. der aktuelle Bischof von Rom nicht rechtmäßiger Papst sei. Es regiere demnach nur ein Scheinpapst bzw. Putativpapst.

Geschichte

Zweifel an der Rechtmäßigkeit eines Papstes gab es in der Geschichte der Katholische Kirche immer wieder. So zeigt z. B. Dante Alighieri in seiner Göttlichen Komödie starke Zweifel an der Rechtmmäßigkeit von Papst Bonifatius VIII. Ähnlich verhielt es sich bei politisch-religiösen Situationen, die dazu führten, dass mehrere Päpste bzw. Gegenpäpste existierten. Der Sedisvakantismus ist hingegen eine anderes und sehr neues Phänomen, das bisher nicht existierte. Die sedisvakantistische Position beinhaltet nämlich nicht nur Zweifel, sondern die (feste) Überzeugung, dass der Stuhl Petri vakant bzw. illegitimerweise besetzt sei.

Klarzustellen ist, dass man hierbei von einer außerordentlichen Sedisvakanz ausgeht und nicht von einer ordentlichen. Letztere liegt immer in der Zeit vor, wenn ein Papst gestorben und sein Nachfolger noch nicht gewählt ist.

Nach dem II. Vatikanischen Konzil entstanden vermehrt Gruppierungen, die nur die Päpste bis Pius XII. (zum Teil sogar nur bis Pius XI.) als solche anerkennen und alle folgenden als illegitim. Der wahrscheinlich erste Sedisvakantist war der ehemalige Jesuit Joaquín Sáenz y Arriaga <ref> Vgl. die englische Wikipedia: Joaquín Sáenz y Arriaga (Stand: 12. Februar 2015). </ref> .

Die in Spanien verbreitete "Palmarianisch-katholische Kirche" hat, entgegen häufig zu lesender Behauptungen, nichts mit dem Sedisvakantismus zu tun, denn sie ging nie von einer Vakanz des Apostolischen Stuhls in Rom aus, sondern glaubte aufgrund einer pseudomystischen Privatoffenbarung, dass ihr Gründer als neuer Papst von Gott eingesetzt worden sei. Der Palmarianismus ist nur eine Folgeerscheinung obskurer Privatoffenbarungen, gegen die die Kirche nicht rechtzeitig und konsequent genug vorging.

Argumentation

Eine aktuelle Vakanz des Apostolischen Stuhls wird mit den durch das Konzil vorgenommen Änderungen, die aus Sicht der Sedisvakantisten unvereinbar mit der Lehre der Päpste vor dem Konzil und daher als Häresien anzusehen seien. Infolgedessen seien Päpste, die die Lehren des 2. Vatikanischen Konzils verteidigten, somit Häretiker. Da der Papst laut katholischer Lehre in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbar ist, könne ein Häretiker auf keinen Fall (gültiger) Papst sein. Hierbei berufen sie sich auf die Theorie des papa hareticus von Robert Bellarmin oder die Theologie von Alfons Maria von Liguori sowie Lehren der Neuscholastik, denen zufolge der Papst aufgrund absoluter Temerität des Lehramts sein Amt infolge einer Häresie ipso facto verliere. Scheeben vertrat diese Position ausdrücklich. Die Begründung der aktuellen Sedisvakanz wird zwar unteschiedlich formuliert, <ref> Vgl. Muss man gegenwärtig auf den Zustand der Sedisvakanz schließen? (Stand: 12. Februar 2015). </ref> aber alle Sedisvakantisten befassen sich mit diesem Problem.

Verbreitung

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. zählt nicht zu den Sedisvakantisten, da sie die Päpste seit dem 2. Vatikanum als gültig anerkennt, auch wenn sie dem Papst den Gehorsam verweigert. Ebensowenig ist Bischof Williamson zu den Sedisvkantisten zu zählen. In den letzten Jahren haben sich aber immer wieder von der Priesterbruderschaft getrennt, weil sie die These von der Sedisvakanz vertreten, und manche verfechten diese Position auch offen. <ref> Vgl. P. Zaby und seine Gruppe, die eine Internetseite betreiben und eine Zeitschrift herausgeben: www.antimodernist.org. </ref> In tradionsorientierten Kreisen findet heute eine kritische Auseinandersetzung mit dem Sedisvakantismus statt, weil er immer mehr Zulauf bekommt. <ref> Vgl. die Aktivitäten von P. O. Schenker: https://poschenker.wordpress.com/category/sedisvakantisten/ (Stand: 12. Februar 2015). </ref> Schon zu Beginn der 1980er Jahre hat sich der Großteil der Kleriker des amerikanischen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X. abgespalten <ref> Vgl. Erzbischof Lefebvre und die Sedisvakantismus-Krise von 1983 (Stand: 12. Februar 2015). </ref> und die sedisvakantistische Priesterbruderschaft St. Pius V. gegründet. <ref> Vgl. deren Internetpräsenz (Stand: 12. Februar 2015). </ref>

Beurteilung

Der Gehorsam dem Papst gegenüber, nicht nur in Glaubens- und Sittenfragen, sondern auch in disziplinären Angelegneheiten, ist für den Katholiken eine schwere Verpflichtung, eng verknüpft mit dem 1. Gebot. Dies wurde nicht zuletzt beim 1. und beim 2. Vatikanischen Konzil bekräftigt. Ein Sedisvakantist macht sich daher objektiv gesehen der Sünde des Schismas schuldig. Subjektiv liegt hingegen eine Art Putativnotstand vor, wenn ein Sedisvakantist zu einem überlegten Gewissensentscheid gelangt.

Auch wenn die oben aufgezeigte Schlussfolgerung, die zum modernen Sedisvakantismus führt, in sich logisch ist, ist bei manchen derzeitigen Sedisvakantisten die Frage nicht gelöst, wie ein formal gültig gewählter Papst und ein formal korrekt einberufenes Konzil trotz der zugesagten Unfehlbarkeit Häresien lehren könnten und damit ungültig werden könnten. Überwiegend wird diese Frage jedoch von denjenigen Sedisvakantisten, die die Position vertreten, dass die Sedisvakanz ab dem Zweiten Vatikanum beginne, dahingehend beantwortet, dass Papst Paul VI. mit der (versuchten) Promulgation der Erklärung Dignitatis humanae konkludent sein Papstamt aufgegeben habe. Dasselbe gelte demzufolge für alle Bischöfe und Kleriker, die ihm folgten.

Bekannte Sedisvakantisten

  • Alois Hundhammer
  • Gerd-Klaus Kaltenbrunner <ref> Vgl. Junge Freiheit, 17/11, 22. April 2011 (Stand: 12. Februar 2015). </ref>
  • Reinhard Lauth
  • Paul Schoonbroodt
  • Wigand Siebel
  • Günther Storck
  • Pierre Martin Ngô Đình Thục

Literatur

  • Paul Natterer: Wie müssen wir zum Papst stehen? (Schluß), in: Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X., Nr. 161 (Juni 1992), S. 30-37. (Kritik des Sedisvakantismus)
  • Andreas Pitsch: Die ekklesiologischen Irrlehren von Marcel Lefebvre. Entstehungsgeschichte, Rechtfertigung und Auswirkungen, Müstair 2008, ISBN 978-3-909065-29-5.
  • Johannes Rothkranz: Die Konzilserklärung über die Religionsfreiheit. Ein Dokument des Zweiten Vatikanums und seine Folgen. Anton Schmid, Durach 1995, Gesamt-ISBN 3-88096-898-5.
  • Johannes Rothkranz: Papsttreue – Heilige Pflicht jedes Katholiken. Anton Schmid, Durach 1997, ISBN 3-932352-24-6.
  • Johannes Rothkranz: Die Sedisvakanzthese widerlegt? Antwort auf eine untaugliche Kritik von P. Gérard Mura. Anton Schmid, Durach 1999, ISBN 3-932352-38-6.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />