Sacra propediem (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 10. Juni 2021, 16:23 Uhr

Enzyklika
Sacra propediem

von Papst
Benedikt XV.
zum Ausgang des siebten Jahrhunderts seit der Gründung des Dritten Ordens der Franziskaner
6. Januar 1921

(Offizieller lateinischer Text: AAS XIII [1921] 33-41)

(Quelle: Rundschreiben unseres Heiligen Vaters Benedikt XV. zum 700jährigen Jubiläum der Gründung des Dritten Ordens des hl. Franziskus von Assisi, Lateinischer und deutscher Text, Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1921. Imprimatur Friburgi Brisgoviae, die 28. Julii 1921 † Carolus, Apps.; in Fraktur abgedruckt; Die Nummerierung folgt der englischen Fassung)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen !
Die heiligen Patrone des dritten Ordens des heiligen Franziskus

Die Vollendung von sieben Jahrhunderten seit Gründung des Dritten Ordens der Buße demnächst mit heiliger Festfeier zu begehen, das erachten Wir für durchaus angemessen; und dass Wir dieselbe beim katholischen Erdkreis mit einer Empfehlung durch Unsere apostolische Autorität auszeichnen, das bewirkt zunächst der reich erfahrene und erhoffte Segen für das christliche Volk, dann aber auch etwas, was Unsere Person für sich angeht.

1. Als nämlich im Jahre 1882 alle Gutgesinnten gegen den Heiligen von Assisi allgemein vom Eifer entbrannt waren bei Anlass der Jahrhundertfeier seines Geburtstages, da wollten auch Wir, wie Wir Uns dankbar erinnern, zu den Jüngern des großen Erzvaters zählen und haben in der Kirche Marines auf dem Kapitol, dem berühmten Gotteshaus, dessen heiligen Dienst die Minoriten besorgen, das heilige Gewand des Titten Ordens gemäß der Regel erhalten.

2. Nunmehr nach Gottes Willen auf den Stuhl des Fürsten der Apostel erhoben, ergreifen Wir überaus gerne insbesondere gemäss Unserer Verehrung gegen den heiligen Franziskus die Gelegenheit, die sich bietet, um die Kinder der Kirche überall zu ermahnen, dass sie er Gründung dieses großen Heiligen, die auch in die heutige Zeitlage der menschlichen Gesellschaft wunderbar hineinpasst, sich eifrig zuwenden oder teilnahmsvoll an ihr festhalten.

3. Vor allem mögen einem jeden die wahren Grundzüge des Charakters des heiligen Franziskus vor Augen schweben. Nicht wenige Neueren stellen den Mann von Assisi dar als ein Gebilde, das in der Werkstätte der Modernisten gegossen worden ist, als dem Apostolischen Stuhle wenig ergeben, ja als Musterbild einer zerfahrenen und eitlen Religiosität; wahrlich weder Franziskus darf man dieses Gebilde mit Recht nennen noch einen Heiligen.

4. Zu den vortrefflichen und unvergänglichen Verdiensten des heiligen Franziskus um die Sache des Christseins - er wurde um ihretwillen in Wahrheit als Säule bezeichnet, die in höchst gefahrvoller Zeit von Gott der heiligen Kirche gegeben worden ist - trat vollends wie eine Krönung dieser Dritte Orden und nichts kann besser die Grösse und die Gewalt des ihn für die allseitige Verbreitung der Ehre Christi entflammenden Eifers beleuchten als dieser Orden.

5. Aus besorgter Betrachtung der Übelstände, an denen damals die Kirche litt, machte er sich mit unglaublicher Entschlossenheit daran, alles für das christliche Gesetz zu erneuern. Schon hatte Franziskus seinen doppelten Orden, einen für die Brüder, den andern für die Schwestern, gegründet, welche sich durch feierliche Gelübde zur Nachfolge der Demut des Kreuzes verpflichteten. Doch konnte er nicht alle in Klöster aufnehmen, welche von allen Seiten der Wunsch nach Führung durch ihn zu ihm herbeiführte. Da fasste er den Plan, für die mitten im Getümmel der Welt lebenden eine Gelegenheit zur Erlangung der christlichen Vollkommenheit zu schaffen und stiftete im vollen Sinne des Wortes einen Orden, den der Terziaren, nicht wie die beiden früheren durch das Band der Gelübde gebunden, wohl aber ausgestattet durch ähnliche Einfachheit des sittlichen Lebens und durch Bußeifer. Was nie vor ihm jemals ein Ordensstifter ersonnen hatte, nämlich das Ordensleben zu einer ganz allgemeinen Sache zu machen, das hat er als erster erfunden und mit Gottes Hilfe AusfG glücklichste durchgeführt. Thomas von Clean hat darüber das herrliche Wort gesprochen: "Ein vortrefflicher Künstler,, nach dessen Vorbild, Gesetz und Lehre zu künftigem Lobpreis in beiden Geschlechtern die Kirche sich erneuert und mit drei Heerscharen, die nach dem Heil trachten, triumphiert" (1 Cel. 15, 40).

6. Aus diesem Zeugnis des bedeutenden Mannes, der in jenen Zeiten lebte, ist leicht zu erkennen, wie tief und wie weit Franziskus durch diese Gründung die Völker anregte und welch große und heilsame Wandlung der Dinge er bei ihnen in Fluß brachte.

7. Wie man nicht zweifeln darf, dass Franziskus der Urheber des Dritten Ordens ebenso wie den ersten und zweiten ist, so ist er auch ohne allen Zweifel selbst dessen weiser Gesetzgeber gewesen. Dabei leistete ihm, wie wir Wissen, der Kardinal Ugolinus treffliche Dienste, jener, der nochmals unter dem Namen Gregor IX. diesen Apostolischen Stuhl zierte. Derselbe hat auch, nachdem er während seines Lebens mit dem Erzvater von Assisi vertrauten Verkehr gepflogen hatte, nachher dessen Garb mit dem schönen, großartigen Tempel umschlossen. Dass aber die Regel der Tertiären durch Unseren Vorgänger Nikolaus IV. rechtmäßig bestätigt worden ist, ist Algemein bekannt.

8. Doch darüber ist es, ehrwürdige Brüder, nicht nötig, weiteres hinzuzufügen. Denn hier obliegt es Uns vor allem, zu wirken, dass die Natur und der eigene Geist der Stiftung, wie man zu sagen pflegt, hervortrete, von dem die Kirche wie in den Tagen des Franziskus, so in den gegenwärtigen der Tugend und dem Glauben so feindseligen Zeiten für das christliche Volk sich vortreffliche Förderung verspricht. Mit richtigem Verständnis der Verhältnisse und der Zeit hat Unser Vorgänger Leo XIII. hochseligen Angedenkens, um die Vorschriften der Tertiarier für alle ohne Unterschied der Lebensstellung mehr anzupassen durch die Konstitution "Der barmherzige Sohn Gottes" im Jahre 1883 deren Satzungen oder Regel nach "den gegenwärtigen Verhältnissen der Gesellschaft" mit großer Klugheit gemildert, indem er an ihr einiges als minder bedeutsam oder weil es mit den heutigen Sitten zu wenig im Einklang war, abänderte, 9. "wodurch jedoch", wie er sagt, "an der Natur des Ordens selbst nichts gemindert gelten solle, der vielmehr, wie es sein Wille sei, ganz unverändert und unversehrt fortbestehen solle". Die ganze an dieser Sache vorgenommene Änderung ist nur äußerlich und berührt ihre Kraft und Natur nicht, diese besteht so weiterm wie der heilige Stifter sie gewollt hat. Der Geist des Dritten Ordens kann aber zur privaten und öffentlichen Verbesserung der Sitten, wie Wir glauben, sehr viel beitragen, da er ganz die Weisheit des Evangeliums atmet; nur muss er von neuem sich wieder verbreiten, wie einst, als Franziskus durch Tat und Wort überall das Reich Gottes predigte.

10. Denn seine allererste Forderung ist, dass in seinen Tertiariern gleichsam als ein Kennzeichen die brüderliche Liebe voll Eifer für Friede und Eintracht hervorrage. Indem er erkannte, dass dies Jesu Christi eigenes Gebot sei, das das ganze christliche Gesetz in sich schließe, so gestaltete er mit aller Sorgfalt die Herzen der Seinigen nach ihm. Dabei erreichte er es, dass der Dritte Orden ganz von selbst für die Gesellschaft der Menschen höchst heilsam sich erwies.

11. Die seraphische Glut, von der Franziskus für Gott und Menschen so sehr entbrannt war, konnte er nicht in seinem Herzen verschlossen halten; er musste sie nach außen, zu wem immer es ihm möglich war, ergießen. Nachdem er damit begonnen hatte, das private und häusliche Leben seiner Sodalen zu verbessern und in den christlichen Tugenden auszubilden, als ob er außerdem nichts im Auge hätte, glaubte er daher doch nicht dabei stehen bleiben zu dürfen, sondern es zeigte sich, dass er die Besserung der einzelnen wie ein Hilfsmittel brauchte, um den Eifer für die Christliche Lebensweisheit im Schoß der menschlichen Gesellschaft anzuregen und alle insgesamt für Jesus Christus zu gewinnen.

12. Wie es also die Absicht des heiligen Franziskus war, dass die Tertiarier in den großen Zerwürfnissen und bürgerlichen Bewegungen jener Zeit sich als Boten und Herolde des Friedens bewiesen, so war es vor kurzem Unsere Absicht, als fast über den ganzen Erdkreis der schreckliche Krieg entbrannt war; und sie ist es jetzt wieder, wo der Brand noch nicht ganz erstickt ist, da allenthalben seine Überreste noch rauchen, ja an manchen Stellen noch lodern.

13. Zu diesem Nachteil tritt in den Staaten der innere Übelstand - den das lange Vergessen und Missachten der christlichen Grundsätze heraufbeschworen hat -, nämlich der scharfe Kampf der einzelnen Stände gegeneinander um die Verteilung der irdischen Güter, von dem das allgemeine Verderben mit Schrecken befürchten muss.

14. Als Stellvertreter "des Friedenskönigs" haben Wir daher Unsere besonderen Sorgen und Gedanken diesem Gebiete zugewandt und wünschen, dass doch alle, die dem christlichen Frieden zugetan sind,dafür ihren Eifer aufbieten, am allermeisten aber die Angehörigen des Dritten Ordens, die einen außerordentlich großen Einfluss zur Wiederversöhnung der Gemüter werden ausüben können, wenn ihre zahl und ihr Bemühen überall zunimmt. Somit ist es zu wünschen, dass keine Stadt, kein Dorf oder Flecken sich finde, ohne dass sie eine verhältnismäßige Zahl nicht gleichgültiger und mit dem bloßen Namen der Tertiarier sich begnügender, sondern unverdrossener, dem eigenen und dem fremden Heil eifrig dienender Modalen besitzen. Warum sollten nicht die vielfältigen und verschiedenen Vereinigungen von Jungmännern, von Arbeitern oder Frauen, welche überall bei den Katholiken aufblühen, sich an diesen Dritten Orden anschließen und, vom Eifer der heiligen Franziskus für Frieden und Liebe beseelt, für die Ehre Jesu Christi und für die Wohlfahrt seiner Kirche beharrlich sich einsetzen?

15. Denn nicht nach einem solchen Frieden, wie ihn die mühsam durchgesetzten Maßnahmen weltlicher Klugheit zustande bringen, verlangt das Menschengeschlecht, sondern nach jenem, den Christus verkündigte, als er die Versicherung gab: "Meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt (ihn) gibt, gebe ich euch" (Joh 14, 27). Denn jene gegenseitige Zusammenordnung der Staaten und bürgerlichen Stände, welche die Menschen aussäenken, kann weder lang dauern noch die Kraft wahren Frieden äußern, wenn sie nicht auf einer Beruhigung der Seelen selbst gründet. Eine solche kann aber nicht eintreten ohne Zügelung der Begierden wie durch einen Zaum der Pflicht. "Woher kommen die4 Kriege und Streitigkeiten unter euch? fragt der Apostel Jakobs, "nicht daher, nämlich aus euren Begierden, die in euren Gliedern kämpfen" (Jak 4, 1)? Wohlan, die rechte Ordnung von allen, was in der menschlichen Natur liegt, so dass der Mensch nicht seinen Begierden dient, sondern über sie herrscht, gehorsam und untertan gegen den göttlichen Willen, diese Ordnung, auf welcher als Grundlage aller Friede beruht, ist ein Werk der Tugend Christi, und diese zeigt ihre wunderbare Wirksamkeit gerade in der Gemeinschaft der Tertiarier vom heiligen Franziskus.

16. Denn diesem Orden ist es eigen, dass er seine Anhänger, obwohl sie mit den Sorgen des Weltlebens befasst sind, doch zur Vollkommenheit des christlichen Lebens anleitet - die Heiligung der Sitten ist ja von keiner Art und keiner Bahn des Lebens ausgeschlossen. - Wo daher eine größere Anzahl diese Lebensordnung richtig einhält, da tritt mit einer gewissen Notwendigkeitdas Ergebnis ein, dass sie allen, unter denen sie verkehren, ein Ansporn werden nicht zur Pflichterfüllung in jeder Art, sondern auch zur Erstrebung von etwas Höherem im Leben, als es das allgemeine Gesetz befiehlt. Das Lob, welches von Christus den Jüngern, die ihm in besonderen Weise anhingen, gespendet wurde, indem er sagte: "Von der Welt sind sie nicht, wie auch ich nicht von der Welt bin" (Joh 17, 16), muss man verdientermaßen den Jüngern des heiligen Franziskus spenden, welche die evangelischen Räte, soweit es in der Welt möglich ist, mit Herz und Sinn beobachten und in Wahrheit von sich sagen können, was der Apostel sagt: "Wir haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist" (1 Kor 2, 12).

17. In weitester Entfernung vom Geist der Welt sich haltend, werden sie daher im Gegenteil bestrebt sein, in den Verkehr gewöhnlichen Lebens den Geist Jesu Christi, wo immer ihnen ein Weg offen steht, hineinzubringen.

18. Bei der heutigen so großen Verderbtheit der Sitten herrschen nun zwei Dinge: eine gewisse unbegrenzte Habsucht und eine unersättliche Vergnügungssucht. Daher hat dieses Zeitalter insbesondere die Makel und den Flecken sich zugezogen, dass es in allem, was zur Bequemlichkeit und Annehmlichkeit des Lebens gehört, fast fortwährend Fortschritte aufweist, während es in der wichtigeren Aufgabe, nämlich in Bezug auf die Pflicht, gut und recht zu leben, einen erbarmungswürdigen Rückschritt bis zu den Lastern des heidnischen Altertums zu schauen gibt. Denn je mehr vor den Menschen die ewigen Güter, die im Himmel sind, verblassen, desto mehr locken die vergänglichen Dinge sie und nehmen sie gefangen. Wenn aber einmal die Geister an die Erde sich weggeworfen haben, dann ist die Richtung gegeben, dass sich in ihnen nach und nach der Sinn für die Tugend abstumpft und während sie das verschmähen, was des Geistes ist, bewahren sie für nichts mehr Geschmack als für die Ergötzlichkeiten der Vergnügungen. Daher sehen wir ganz allgemein auf der einen Seite, dass man dem Erwerb und der Vermehrung des Vermögens kein Maß mehr zu setzen weiß, auf der andern Seite die alte Geduld in den Mühseligkeiten, welche die Armut und Geringelt begleiten, vermisst wird und dass, während zwischen den Besitzlosen und den Reichen jene Feindseligkeit entstanden ist, von der Wir oben gesprochen haben, den Neid der Ärmeren eine allzu reichliche Pflege des Leibes bei vielen, verbunden mit einer ganz unwürdigen Ausgelassenheit, noch weiter schürt.

19. In dieser Hinsicht können wir die Verblendung so vieler Frauen jeden Alters und jeder Stellung nicht genug beklagen, welche, von Gefallsucht betört, nicht einsehen, in welch hohem Grade jene unverständige Kleidertracht, deren sie sich bedienen, ihnen nicht nur das Missfallen gerade der Besten einträgt, sondern sie auch Gott beleidigen. Es genügt ihnen nicht, mit einem solchen Aufputz, den früher die meisten von ihnen als mit der christlichen Bescheidenheit allzu unvereinbar entrüstet von sich gewiesen hätten, öffentlich umherzugehen, ja sie scheuen sich selbst nicht einmal mehr die heiligen Orte (damit) zu betreten und der Feier des Gottesdienstes so beizuwohnen, ja sogar noch zum Tisch des Herrn, an welchem der göttliche Urheber der Keuschheit empfangen wird, die Reize der schändlichen Begierden hinzutragen. Wir ersparen es uns aber, hier auf jene Tänze einzugehen, welche neulich aus den Gebräuchen wilder Völker, einer schlechter als der andere, in die Sitten der eleganten Welt übergegangen sind und die das Beste sind, was man zur Zerstörung alles Schamgefühls erfinden kann.

20. Wenn die Mitglieder des Tertiarenordens das beachten, dann wertem sie verstehen, was die Zeit von ihnen, den Jüngern des heiligen Franziskus, fordert. Wahrlich, auf das Leben ihres Vaters sollen sie hinschauen; betrachten sollen sie seine große und ausgeprägte Ähnlichkeit mit Jesus Christus, zumal in der Flucht der Bequemlichkeiten dieser Welt und in der Übernahme von Leiden, der da den Namen des kleinen Armen sich erworben und an seinem Leid die Wundmale des Gekreuzigten empfing; sie mögen zeigen, dass soe von keiner Art nicht abgewichen sind, indem sie wenigstens die Armut im Geiste üben, sich selbst verleugnen und jeder sein Kreuz trägt.

21. Die Tertiarierinnen ihrerseits mögen in dem, was sie besonders angeht, sich in der Kleidung und bei allen Aufwendungen für das Leben den andern Mädchen und Frauen als Beispiel der Züchtigkeit zeigen und glauben, dass sie um die Kirche und den Staat sich kein größeres Verdienst erwerben Konen, als wenn sie eine Besserung der verdorbenen Sitten hervorrufen.

22. Wenn die Mitglieder dieses Ordens zur Unterstützung der Armen in ihrer mannigfachen Not verschiedene Formen der Wohltätigkeit unternommen haben, so werden sie es sicher nicht zulassen, dass sie Brüder, die nicht an irdischen Gütern, sondern an viele höheren Dingen Not leiden, der Dienste ihrer Liebe berauben.

23. Da kommt uns das Mahnwort unseres Apostels Petrus an die Christen in den Sinn, sie möchten durch ein heiliges Leben den Heiden ein Beispiel geben aus dem Grunde, "dass jene euch nach den guten Werken schätzen und Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung" (1 Petr 2, 12). So müssen die Tertiarier des heiligen Franziskus durch unversehrten Glauben, ein rechtschaffenes Leben und unverdrossenen Eifer den Wohlgeruch Christi weit verbreiten und den Brüdern, die vom Wege abgekommen sind, zur Ermunterung und zur Einladung dienen, dass sie in sich gehen: das verlangt: das erwartet von ihnen die Kirche.

24. Wir geben uns aber dem Vertrauen hin, dass aus den demnächstigen Feierlichkeiten dieser Dritte Orden einen guten Zuwachs erhalten werde; und Wir zweifeln nicht, ehrwürdige Brüder, dass ihr und die übrigen Seelenhirten es mit aller Sorgfalt betreibt, dass die Ordensgemeinden der Tertiarier, wo sie etwa erschlafft sind, wieder erstarken und auch weitere, wo immer es möglich ist, ins Leben gerufen werden und dass alle blühen nicht minder durch Beobachtung der Regel als durch die Anzahl ihrer Mitglieder.

25. Denn zuletzt handelt es sich darum, dass möglichst vielen Menschen durch die Nachahmung des heiligen Franziskus der Weg und die Rückkehr zu Christus geebnet werde. In dieser Rückkehr beruht hauptsächlich die Hoffnung auf das gemeinsame Wohl. Denn das Wort des Apostel Paulus: "Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi" (1 Kor 11, 1), darf Franziskus mit Recht gebrauchen, da er durch Nachahmung Jesu Christi zu dessen allerneuestem Abbild und Spiegelbild geworden ist.

26. Daher verleihen Wir, damit die Feiern um so fruchtbringender werden, auf die dringende Bitte der obersten Vorsteher der drei Familien des erstes Ordens diese Gnadenerweise:

I. In allen Gotteshäusern, in welchen die Gemeinden des Dritten Ordens gesetzlich errichtet sind, sollen, wenn dort im Verlauf des nächsten 16. April ab aus Anlass dieser Jahrhundertfeier ein Triduum stattfindet, die Mitgliedern des Dritten Ordens an den einzelnen Tagen, die übrigen Gläubigen aber einmal einen Vollkommenen Ablass unter den gewöhnlichen Bedingungen gewinnen. Alle aber, welche an den gleichen Stättenals Allerheiligste Sakrament unter Reue ihrer Sünden besuchen, sollen einen Ablass von sieben Jahren bei jeder Besuchung erlangen.

II. Alle Altäre dieser Gotteshäuser sollen an diesen Tagen privilegiert wein; bei dem gleichen Triduum ist es jedem Priester erlaubt, die Heilige Messe vom heiligen Franziskus als Votivmesse in wichtiger Angelegenheit und bei öffentlichen Interesse zu lesen unter Beobachtung der allgemeinen Rubriken des Römischen Missale, wie sie in der neuesten vatikanischen Ausgabe dargelegt sind.

III. Alle Priester an solchen Kirchen können während dieser Tage Rosenkränze, Medaillen und ähnliche Gegenstände durch die Weihe mit apostolischen Ablässen versehen, desgleichen Kreuzherrenrosenkränze und solche der heiligen Birgitta weihen.

Als Unterpfand des göttlichen Segens und als Zeichen Unseres Wohlwollens erteilen Wir euch, ehrwürdige Brüder und allen Mitgliedern des Dritten Ordens in aller Liebe den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am Epiphanienfest 1921,
im siebten Jahre Unseres Pontifikates.
Benedikt XV. PP.

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