Pro multis

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Datei:Blutüberströmter JESUS.JPG
Für alle Menschen vergossen
Für viele, die das Heil annehmen

Pro multis (Für viele) ist ein Teil der lateinischen Wandlungsworte in der Heiligen Messe: "qui pro vobis et pro multis effundetur in remissionem peccatorum" (dt.: Dies ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden). Papst Benedikt XVI. ordnete an, dass "pro multis" statt mit den Worten "für alle", mit "für viele" übersetzt werde.

Geschichtliches und Sinn der Übersetzung

In den 60er Jahren, als das Römische Missale unter der Verantwortung der Bischöfe in die deutsche Sprache zu übertragen war, bestand ein exegetischer Konsens darüber, daß das Wort „die vielen“, „viele“ in {{#ifeq: Jesaja | Pro multis |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 53{{#if:11f|,11f}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }} eine hebräische Ausdrucksform sei, um die Gesamtheit, „alle“ zu benennen. Das Wort „viele“ in den Einsetzungsberichten von Matthäus und Markus sei demgemäß ein Semitismus und müsse mit „alle“ übersetzt werden. Dies bezog man auch auf den unmittelbar zu übersetzenden lateinischen Text, dessen „pro multis“ über die Evangelienberichte auf Jes 53 zurückverweise und daher mit „für alle“ zu übersetzen sei. Dieser exegetische Konsens ist inzwischen zerbröckelt; er besteht nicht mehr. In der deutschen Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift steht im Abendmahlsbericht: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“ (Mk 14, 24: vgl. Mt 26, 28). Damit wird etwas sehr Wichtiges sichtbar: Die Wiedergabe von „pro multis“ mit „für alle“ war keine reine Übersetzung, sondern eine Interpretation, die sehr wohl begründet war und bleibt, aber doch schon Auslegung und mehr als Übersetzung ist.<ref>Brief an Robert Zollitsch 2012.</ref>

Das eucharistische Opfer "für viele" entspricht auch der Sicht des Johannesevangeliums, wonach der Herr sein Leben für seine Schafe gibt. Die eucharistische Hingabe Jesu wendet sich als Einladung zum Heil an alle Menschen, verwirklicht sich als Bundesgeschehen aber nur in denen, die gemäß dem ewigen Plan Gottes erwählt sind und die im Glauben, der von der Liebe geformt ist, das Selbstopfer Christi annehmen.<ref>Erzbischof Malcolm Ranjith im Vorwort des Buches von Manfred Hauke: "Für viele vergossen", 2. Auflage, S. 9, siehe Literatur.</ref>

In der Arbeit zur Erlangung des Lizentiats am päpstlichen Bibelinstitut in Rom, angenommen von Prof. Albert Vonhoye im April 1991, befasste sich Pater Franz Prosinger FSSP ausführlich mit dem Thema: Das Blut des Bundes - vergossen für viele? Zur Übersetzung und Interpretation des hyper pollôn in Mk 14, 24, welche Joseph Kardinal Ratzinger inspirierte.

In einem Schreiben von Kardinal Francis Arinze, dem damaligen Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung vom 17. Oktober 2006, wies der Heilige Stuhl im Auftrag von Papst Benedikt XVI. die Bischofskonferenzen an, die richtige Übersetzung des Ausdrucks pro multis ("für viele") bei den eucharistischen Wandlungsworten vorzubereiten. Die Messbücher sollen in den nächsten ein bis zwei Jahren geändert werden.<ref>Manfred Hauke: "Für viele vergossen", S. 7+8; vgl auch: Vatikan veröffentlicht 'Pro multis'-Klarstellung Kath.net am 20. November 2006.</ref> Der Vatikan stellt klar, dass die Worte „pro multis“ in allen Übersetzungen mit „für viele“ wiedergegeben werden sollen, da der ursprüngliche lateinische Ritus immer „pro multis“ und niemals „pro omnibus“ verwendet hat. In zahlreichen Sprachen wurde „pro multis“ mit „für alle“ übersetzt. Der Kardinal betonte, der Ausdruck „für viele“ gebe auch die Tatsache wieder, dass die Erlösung nicht in einer „mechanistischen Weise“ verstanden werden darf, sondern dass der Gläubige immer eingeladen ist, im Glauben das Geschenk anzunehmen, das geopfert wird. Auch in den verschiedenen orientalischen Riten werden die entsprechenden Wörter verwendet. Der Ausdruck „viele“ werde auch in den ursprünglichen Bibeltexten ({{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Pro multis |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 26{{#if:28|,28}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Evangelium nach Markus | Pro multis |{{#if: Mk|Mk|Evangelium nach Markus}}|{{#if: Mk |Mk|Evangelium nach Markus}}}} 14{{#if:24|,24}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}) im Zusammenhang mit der Opferung von Christus verwendet.<ref>Manfred Hauke: "Für viele vergossen", S. 7+8; vgl. auch: Vatikan veröffentlicht 'Pro multis'-Klarstellung Kath.net am 20. November 2006.</ref>

Papst Benedikt XVI. hat mit Datum vom 14. April 2012 einen Brief an die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz verfasst und bei der Veröffentlichung der neuen Ausgabe des „Gotteslobs“ die Formel "für viele" bei der Hl. Eucharistie eingefordert. Der Brief erging auch an den Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn. Der Papst hat eine Katechese vorgesehen (wie schon die Gottesdienstkongregation 2006), die erklären solle, "was es eigentlich heißt, dass Christus für uns gestorben ist".<ref>Brief an Robert Zollitsch 2012.</ref>

Christus stirbt für alle – Christus stirbt für viele

„Christus stirbt für alle.“ – „Christus stirbt für viele.“ Beide Aussagen sind wahr, aber in verschiedenem Sinn. Christus stirbt für alle in dem Sinn, dass er durch seine unbegrenzte Sühne allen Menschen wieder den Himmel erschließen will. Er will das Heil aller Menschen. „Gott, dessen Wille es ist, dass alle Menschen gerettet werden, ...“ (1Tim 2,4): (uneingeschränktes Heilsangebot). Christus stirbt für alle auch in dem Sinn: Er sühnt für die ganze Menschheit, d.h. er zahlt das Lösegeld für die gesamte Sündenschuld, um der göttlichen Gerechtigkeit Genugtuung zu leisten (uneingeschränkte Satisfaktion). Er tut es aus übergroßer Barmherzigkeit, stellvertretend für die Menschen – unabhängig davon, ob der einzelne Mensch will oder nicht. Christus stirbt für alle schließlich auch in dem Sinn, dass sein Sühneopfer zur Rettung aller Menschen ausreichen würde. Es ist also nicht so, dass für den Letzten nicht mehr genügend Satisfaktion vorhanden wäre oder dass die Sündenschuld eines Menschen so groß sein könnte, dass Christi Sühne dafür nicht hinreichen würde (uneingeschränkte Heilsgenügsamkeit). Christus stirbt jedoch nicht für alle, sondern nur für viele<ref>vgl. auch {{#ifeq: Evangelium nach Markus | Pro multis |{{#if: Mk|Mk|Evangelium nach Markus}}|{{#if: Mk |Mk|Evangelium nach Markus}}}} 10{{#if:45|,45}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }} - pollôn: Anmerkung in der Enzyklopädie</ref> in dem Sinn, dass nicht allen tatsächlich die Sünden vergeben werden. Nicht alle erlangen effektiv das Heil. Zu Christi größtem Schmerz gibt es Menschen, an deren Seele sein Opfertod nicht wirksam wird (eingeschränkte Heilswirksamkeit). Woran liegt es, dass der Opfertod Christi nicht an allen wirksam wird? An Gott liegt es nicht. Er hat von seiner Seite alles getan. Es liegt am einzelnen Menschen, an seiner Entscheidung aus freiem Willen.<ref>wörtlich aus: Michael Wildfeuer: Über pro multis (UNA VOCE Jan/Febr 2006) Rundbrief Pro Missa Tridentina Nr. 31, März 2006.</ref>

Päpstliches

Paul VI.

Johannes Paul II.

Benedikt XVI.

Literatur

Neue liturgische Bewegung

Weblinks

Anmerkungen

<references />