Missa sicca

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Die Missa Sicca (lateinisch: Trockene Messe ohne Gesang und Musik) war eine im Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert mögliche Form eines Gottesdienstes der katholischen Liturgie, die unter anderem für kirchliche Begräbnisfeiern und Trauungen, aber auch für die Krankenkommunion verwendet wurde.

Sie war wie eine Kommemoration oder eine Kurzform der heiligen Messe, bei der die Opfermesse entfiel. Die anderen Bestandteile waren im Wesentlichen mit denen der entsprechenden heiligen Messe identisch, und die veränderlichen Texte des Propriums wurden lediglich rezitiert. Bis zum Konzil von Trient haben Priester, wenn an einem Tag zwei Messformulare zusammentrafen, nach der Kommunion der ersten Messe das Messgewand abgelegt und an der Epistelseite die Texte des anderen Formulars gesprochen, beginnend mit dem Introitus und bis zum gesprochenen Glaubensbekenntnis und den Fürbitten. Offertorium, das Eucharistisches Hochgebet mit der Konsekration und Kommunion wurden ausgelassen.<ref>Josef Andreas Jungmann SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Band 1, Herder Verlag, Wien, Freiburg, Basel, 5. Auflage 1962, S. 493f.</ref>

Eine Missa sicca wurde als „Ersatz“ oft am Nachmittag oder an Tagen mit liturgischem Doppelcharakter gehalten, etwa wenn ein Heiligenfest mit dem Sonntag zusammenfiel, aber die Feier einer zweiten Heiligen Messe nicht möglich war, vor allem seit im Lauf des 11. und 12. Jahrhunderts die Bination eingeschränkt oder sogar verboten wurde.<ref>Josef Andreas Jungmann SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Band 1, Herder Verlag, Wien, Freiburg, Basel, 5. Auflage 1962, S. 292f.</ref> Der Priester konnte in bestimmten Fällen bei einer solchen Feier allerdings mitgebrachte, konsekrierte Hostien austeilen. Die Hostie konnte er während der Messfeier gegebenenfalls auch in das gewandelte Blut der Kelchkommunion getaucht haben, um die Kommunion in beiderlei Gestalt auszuteilen.<ref>Peter Browe: Die Eucharistie im Mittelalter, Kapitel Die Sterbekommunion im Altertum und Mittelalter, Unterkapitel 3: Der Ort des Empfangs, LIT Verlag, Münster, Neuauflage 2009, ISBN 978-3-8258-6233-6</ref>

Bis zur Reform der Karwochenliturgie in den 1950er-Jahren hatte die Palmweihe am Palmsonntag den Charakter der Missa sicca. Sie bestand aus einleitender Antiphon, einer Oration, Epistel, Antwortgesang und Evangelium. Es folgten dann eine weitere Oration, Präfation mit Sanctus und fünf abschließende Gebete, an die sich die Feier der heiligen Messe anschloss.

Die nach der durch das Zweite Vatikanische Konzil erneuerte Liturgie heute möglichen Wort-Gottes-Feiern, mancherorts mit anschließender Kommunionausteilung, sind nicht als Replik einer Missa Sicca zu verstehen. Ebenso trifft dies auf die Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag zu, die ohne Hochgebet, aber mit Kommunionfeier eine eigenständige, sehr alte Liturgieform darstellt.

Literatur

  • Johannes Pinsk: Missa Sicca, Dissertation, Breslau 1923.

Anmerkungen

<references />