Mense maio (Wortlaut)

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Enzyklika
Mense maio

unseres Heiligen Vaters
Paul VI.
an alle Bischöfe, die in Eintracht mit dem Apostolischen Stuhle leben
zum fünfzigsten Jahrestag der ersten Erscheinung in Fatima am 13. Mai 1917
über den Maimonat, das Konzil, den Friede]]n und Aufruf zum Rosenkranz
30. April 1965

(Offizieller lateinischer Text AAS 57 [1965] 353-358)

(Quelle: Veröffentlichung nach der deutschen Übersetzung der Katholischen Nachrichten-Agentur Bonn, Paulus Verlag Recklinghausen. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [1])

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Maria, die Mutter Jesu
Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen

Einleitung

1 Beim Nahen des Maimonats, den die Frömmigkeit der Gläubigen der heiligen Maria geweiht, freut sich Unsere Seele in Gedanken an das bewegende Schauspiel von Glaube und Liebe, das bald in der ganzen Welt zur Ehre der Himmelskönigin zu sehen sein wird. Es ist in der Tat der Monat, in dem in Kirche und Heim vom Herzen der Christen eifriger und herzlicher das Lob des Gebetes und der Verehrung zu Maria emporsteigt. Und es ist auch der Monat, in dem von ihrem Thron in Überfülle die Gaben der göttlichen Barmherzigkeit herabströmen.

2 So ist uns dieser fromme Brauch sehr willkommen und tröstlich, der der Jungfrau soviel Ehre und dem christlichen Volk soviel geistliche Früchte bringt. Maria ist immer die Straße, die zu Christus führt. Jede Begegnung mit ihr wird notwendig zu einer Begegnung mit Christus. Und was anderes bedeutet die immerwährende Zuflucht zu Maria, wenn nicht ein Suchen in ihr, durch sie und mit ihr nach Christus, unserem Heiland, in ihren Armen, zu dem die Menschen in den Irrungen und Gefahren hienieden wie zum Hafen des Heils und zum alle Begriffe übersteigenden Quell des Lebens sich wenden müssen und dessen Notwendigkeit sie immerdar spüren.

Zeitpunkt des besonderen Gebetes

3 Gerade weil der Monat Mai zu innigerem und vertrauensvollerem Gebet aufruft und weil in ihm unsere Fürbitten leichteren Zugang zum barmherzigen Herzen der Jungfrau finden, war es eine teure Gewohnheit Unserer Vorgänger, diesen Marienmonat zu wählen, um das christliche Volk zu öffentlichem Gebet einzuladen, sooft die Nöte der Kirche oder eine drohende Weltgefahr das verlangten. Und auch Wir, ehrwürdige Brüder, fühlen in diesem Jahr die Notwendigkeit, eine ähnliche Einladung an die ganze katholische Welt ergehen zu lassen. Wirklich, wenn wir die gegenwärtigen Bedürfnisse der Kirche und die Lage des Weltfriedens bedenken, dann haben wir schwerwiegende Gründe, zu glauben, dass die Stunde besonders ernst ist und mehr als je drängt, einen Aufruf zu gemeinsamem Gebet an das ganze christliche Volk ergehen zu lassen.

Erfordernis des Konzils

4 Das erste Motiv dieses Aufrufs wird Uns nahegelegt von dem historischen Moment, den die Kirche in dieser Periode des Ökumenischen Konzils durchschreitet. Das ist ein großes Ereignis, das der Kirche das enorme Problem ihrer passenden Modernisierung stellt und von dessen gutem Ausgang für lange Zeit die Zukunft der Braut Christi und das Los so vieler Seelen abhängen wird. Es ist die große Stunde Gottes im Leben der Kirche und in der Weltgeschichte.

Die bevorstehende Arbeit

5 Wenn man zurückblickt, ein wie großer Teil der Arbeit schon glücklich fertiggestellt ist, so erwarten euch dennoch ernste Aufgaben in der nächsten Sitzung, die den Abschluss bilden wird. Dann folgt der nicht weniger wichtige Zeitabschnitt der praktischen Durchführung der Konzilsbeschlüsse, und dieser wird wiederum die vereinte Bemühung von Klerus und Gläubigen verlangen, damit die während des Konzils ausgestreuten Same wirksam und nutzbringend aufgehen. Um Licht und göttlichen Segen zu erlangen für diese schwierige Arbeit, die unser wartet, setzen Wir Unser Vertrauen in jene, die Wir in der letzten Sitzung zu Unserer Freude als Mutter der Kirche proklamieren konnten. Sie, die uns ihren liebevollen Beistand vom Beginn des Konzils an geschenkt hat, wird sicher nicht fehlen, ihre Hilfe bis zum letzten Arbeitsabschnitt fortzusetzen.

Der Friede in Gefahr

6 Der andere Grund Unseres Aufrufs ergibt sich aus der internationalen Lage, die – wie es Euch, ehrwürdige Brüder, bekannt ist – mehr als je dunkel und ungewiss ist, da neue schwere Bedrohungen das hohe Gut des Friedens in der Welt gefährden. Als ob die tragischen Erfahrungen der zwei Kriege, die die erste Hälfte unseres Jahrhunderts mit Blut getränkt haben, nichts gelehrt hätten, erleben Wir heute in einigen Teilen der Welt eine furchterregende Verschärfung der Gegensätze unter den Völkern und sehen Wir das gefährliche Spiel sich wiederholen, dass man – statt in Verhandlungen – in der Gewalt der Waffen seine Zuflucht sucht, um die Fragen zu lösen, die die streitenden Parteien auseinanderbringen. Das hat zur Folge, dass die Bevölkerung ganzer Nationen unsagbaren Leiden ausgesetzt ist, die durch Agitationen, Kleinkrieg und Kriegshandlungen verursacht werden, die sich immer mehr ausweiten und stärker werden und die jeden Augenblick einen neuen schweren Konflikt auslösen können.

An die weltlichen Führer

7 Angesichts dieser schweren Bedrohung des internationalen Lebens erachten Wir es für notwendig, im Bewusstsein Unserer Verantwortung als oberster Hirte, Unsere Sorge und Befürchtung zum Ausdruck zu bringen, damit die Streitigkeiten sich nicht derart zuspitzen, dass sie zum blutigen Konflikt ausarten. Wir bitten darum alle Verantwortlichen des öffentlichen Lebens inständig, nicht taub zu bleiben für das einmütige Verlangen der Menschheit nach Frieden. Sie sollen tun, was in ihrer Macht steht, um den bedrohten Frieden zu bewahren. Sie sollen fortfahren, Gespräche und Verhandlungen auf allen Ebenen und zu allen Zeiten zu fördern und zu begünstigen, nur um die gefahrbringende Zuflucht zu den Waffen mit all ihren traurigen materiellen, geistigen und moralischen Folgen aufzuhalten. Man trachte danach, auf dem Rechtsweg jede wahre und aufrichtige Verlangen nach Gerechtigkeit und Frieden ausfindig zu machen, um es zu ermutigen und zur Wirkung zu bringen, und man schenke jedem loyalen Akt guten Willens Vertrauen, so dass das positive Anliegen der Ordnung stärker sei als Unordnung und Ruin.

Verurteilung strafrechtlicher Taten

8 Leider müssen Wir in diesem schmerzlichen Augenblick mit großer Bitterkeit feststellen, dass man sehr oft die schuldige Achtung vergisst und zu Systemen und Haltungen seine Zuflucht nimmt, die in offenem Widerspruch stehen mit dem sittlichen Empfinden und den Gewohnheiten eines zivilisierten Volkes. Hier können Wir es nicht unterlassen, Unsere Stimme zu erheben in Verteidigung der menschlichen Würde und der christlichen Kultur, um Kleinkriege, Terrorismus, Gefangennahme von Geiseln und Repressalien gegen wehrlose Bevölkerung zu beklagen. Das sind Verbrechen, die, während sie den Fortschritt des Empfindens für Recht und Menschlichkeit aufhalten, die streitenden Parteien immer mehr erbittern und die noch offenen Wege des gegenseitigen guten Willens versperren oder wenigstens jene Verhandlungen immer mehr erschweren können, die, wenn sie offen und loyal geführt werden, zu einer vernünftigen Übereinkunft führen müssten.

Wohl der Völker

9 Diese Unsere Sorgen sind nicht, wie ihr, ehrwürdige Brüder, wisst, von Sonderinteressen bestimmt, sondern einzig vom Verlangen nach dem Schutz der Leidenden und nach dem wahren Wohl aller Völker. Wir wollen hoffen, dass das Bewusstsein der eigenen Verantwortung vor Gott und vor der Geschichte genügend Kraft besitzt, um die Regierungen zu veranlassen, fortzufahren in ihren großmütigen Bemühungen um die Erhaltung des Friedens und um soweit als möglich die wirklichen oder psychologischen Hindernisse zu beseitigen, die einer sicheren und aufrichtigen Verständigung im Wege stehen.

Der Friede, ein Geschenk Gottes

10 Aber der Friede, ehrwürdige Brüder, ist nicht nur unser menschliches Werk, er ist auch vor allem eine Gabe Gottes. Der Friede kommt vom Himmel. Er wird unter den Menschen herrschen, wenn wir es wirklich verdienen, dass er von Gott dem Allmächtigen gegeben wird, der wie das Glück und das Geschick der Völker so auch die Herzen der Menschen in seinen Händen hält. Darum werden Wir fortfahren, um dieses hohe Gut zu bitten, beharrlich und wachsam, wie es die Kirche immer von Anfang an getan hat. In besonderer Weise nehmen wir unsere Zuflucht zur Fürsprache und zum Schutz der Jungfrau Maria, die die Königin des Friedens ist.

11 Zu Maria also, ehrwürdige Brüder, bringen wir in diesem Marienmonat unsere Anliegen, um mit Hingabe und Vertrauen ihre mächtige Fürbitte zu erlangen. Wenn wir die schwere Schuld der Menschen auf der Waage der Gerechtigkeit Gottes abwägen und die gerechte Strafe, die sie hervorruft, dann wissen wir auch, dass der Herr »der Vater der Barmherzigkeit und der Gott allen Trostes« (2 Kor 1, 3) ist, und dass gerade für Schätze seiner Barmherzigkeit Maria es gewesen ist, die ihm Dienerin und großherzige Ausspenderin war.

Bitte um die Hilfe Mariens

12 Sie, die die Sorgen und Ängste dieser Erde gekannt hat, die Müdigkeit der alltäglichen Arbeit, die Last und die Enge der Armut und die Schmerzen von Kalvaria, sie hilft auch in der Not der Kirche und der Welt. Sie hört in Güte den Ruf nach Frieden, der aus allen Teilen der Erde zu ihr dringt. Sie soll die erleuchten die das Schicksal der Völker lenken. Sie soll erreichen, dass Gott, der den Winden und Stürmen gebietet, auch die Stürme des menschlichen Herzens zur Ruhe bringt, und dass »er uns Frieden schenke in unseren Tagen«, den wahren Frieden, der sich gründet auf dem starken um dauerhaften Fundament der Gerechtigkeit und der Liebe; einer Gerechtigkeit, die der Schwache genauso erfährt wie der Starke, einer Liebe die die Verirrungen des Egoismus fernhält in einer Weise, die die Wahrung der Rechte eines jeden nicht entarten lässt in ein Vergessen oder eine Leugnung des Rechtes des anderen.

Aufruf zu besonderem Gebet

13 Ihr, ehrwürdige Brüder, bringt auch Unsere Wünsche und Ermahnungen Euren Gläubigen zur Kenntnis, so wie Ihr es am besten findet. Macht es so, dass während des kommenden Maimonats in den einzelnen Diözesen und Pfarreien besondere Gebete verrichtet werden. Ganz besonders aber soll das Fest Maria Königin ein feierliches öffentliches Bitten für die erwähnten Anliegen werden.

14 Ihr sollt wissen, dass Wir in besondere Weise mit den Gebeten der Unschuldigen und der Leidenden rechnen weil sie die Stimmen sind, die vor allem zum Himmel dringen und die göttliche Gerechtigkeit zurückhalten. Weil sich gerade eine gute Gelegenheit bietet, unterlasst es nicht, mit aller Liebe zum Rosenkranzgebet aufzufordern, zu dem Gebet, das der Gottesmutter so teuer ist und da von den Päpsten so empfohlen wurde. Dieses Gebet lässt die Gläubigen sehr leicht und wirksam das Gebot des göttlichen Meisters befolgen »Bittet, und es wird euch gegeben werden, sucht, und ihr werdet finden klopfet an, und es wird euch aufgetan« (Mt 7, 7).

15 In diesem Sinn und in der Hoffnung, dass Unsere Ermahnung alle offen und bereit finde, erteilen Wir von Herzen Euch, ehrwürdige Brüder, und allen Euren Gläubigen den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom, am 30. April 1965
Paul VI. PP.